Besonderheiten des Imports in Brasilien-02-HS
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1 <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> Importes <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong><br />
Autor: Dipl.-Ing. Karlhe<strong>in</strong>z K. Naumann, São Paulo<br />
Wer nach <strong>Brasilien</strong> exportieren will, hört von se<strong>in</strong>en Importeuren unweigerlich, dass der Import <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> extrem<br />
bürokratisch gehandhabt werde und sehr teuer sei. In der Tat ist 2012 der Import <strong>Brasilien</strong>s um 2 %<br />
zurückgegangen, aber der Europas sogar um 6 %. Trotzdem importierte <strong>Brasilien</strong> 2012 immer noch Güter für 233<br />
Mrd. US$ und nahm damit weltweit mit e<strong>in</strong>em Anteil von 1,6 % den 21. Platz unter den Importnationen e<strong>in</strong>. 2010<br />
lag die Zuwachsrate der brasilianischen Importe gegenüber dem Vorjahr noch bei 43 % und 2011 immer noch bei<br />
24 %. Trotz aller H<strong>in</strong>dernisse importiert <strong>Brasilien</strong> also weiterh<strong>in</strong> im großen Maßstab, was die e<strong>in</strong>heimische<br />
Industrie, deren Anteil am BIP <strong>in</strong> den letzten Jahren ständig zurückg<strong>in</strong>g, veranlasste, die Regierung um<br />
Schutzmaßnahmen zu bitten. E<strong>in</strong>e dieser Maßnahmen bestand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Erhöhung der IPI - Steuer auf<br />
<strong>in</strong>dustrialisierte Produkte um 30 Prozentpunkte für importierte Autos. Außerdem sollen 2013 temporäre<br />
Sonderzölle (Safeguards) für 100 noch nicht def<strong>in</strong>ierte Produktgruppen e<strong>in</strong>geführt werden und für besonders<br />
bedrohte e<strong>in</strong>heimische Industrien wie die Textil- und Chemie<strong>in</strong>dustrie wird erwogen, diesen den Zugang zur<br />
vere<strong>in</strong>fachten Veranlagung nach dem Simples Nacional - Steuersystem zu gewähren; Importkont<strong>in</strong>gente<br />
e<strong>in</strong>zuführen und, wie für die Auto<strong>in</strong>dustrie bereits geschehen, e<strong>in</strong> INOVAR – Programm zu schaffen, mit dem<br />
diese Industrien die IPI – Steuer durch Erhöhung ihrer Wertschöpfung und Investitionen <strong>in</strong> F&E reduzieren<br />
können. Anstelle der IPI – Reduzierung könnte auch e<strong>in</strong>e Beseitigung der PIS – und Cof<strong>in</strong>s – Abgaben beim Kauf<br />
<strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> produzierter Vorprodukte und der Anmietung von Anlagen treten. Außerdem hat der M<strong>in</strong>isterrat <strong>des</strong><br />
Außenhandels Rates CAMEX im Februar 2013 <strong>in</strong>sgesamt 618 Zollpositionen <strong>in</strong> die Ex – Tariff – Liste<br />
aufzunehmen, dadurch werden vorübergehende Zollsenkungen beim Import von Kapitalgütern und<br />
Dienstleistungen, die nicht <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> gefertigt bzw. erbracht werden, möglich, was die Industrieproduktion<br />
stärken soll.<br />
1.1 Transportwege nach <strong>Brasilien</strong><br />
<strong>Brasilien</strong> grenzt an fast alle südamerikanischen Länder an, nämlich Uruguay, Argent<strong>in</strong>ien, Paraguay, Bolivien,<br />
Peru, Kolumbien, Venezuela, Guyana, Sur<strong>in</strong>am und Französisch – Guyana, mit Ausnahme von Ekuador und<br />
Chile, wobei der Landweg wegen der großen Entfernungen und schwierigen Straßenverhältnisse sicher nicht<br />
immer der e<strong>in</strong>fachste für Importe ist. So müssen Lastwagen aus Chile die Anden überqueren, selbst im Sommer<br />
e<strong>in</strong>e gefährliche Fahrt. Aber <strong>Brasilien</strong> grenzt auch an den Atlantischen Ozean und hat e<strong>in</strong>e Küste von ungefähr<br />
7.500 km und naturgemäß e<strong>in</strong>e Unmenge von Seehäfen. Wegen der Größe <strong>des</strong> Amazonas kann selbst der Hafen<br />
von Manaus, e<strong>in</strong>e Millionenstadt und die e<strong>in</strong>zige Freihandelszone <strong>Brasilien</strong>s, von seegängigen Schiffen<br />
angelaufen werden. <strong>Brasilien</strong> ist das fünftgrößte Land der Erde; da ist es natürlich, dass die Luftfracht ebenfalls<br />
e<strong>in</strong>e überragende Rolle spielt.<br />
Neben der überragenden Rolle der Seefracht, der Luftfracht und <strong>des</strong> zwischenstaatlichen Straßenverkehrs dürfen<br />
andere Modi nicht vergessen werden, denn <strong>Brasilien</strong> importiert auch unter Benutzung <strong>des</strong> Schienenverkehrs, der<br />
B<strong>in</strong>nenschifffahrt, von Hochspannungsleitungen, Viadukten und Pipel<strong>in</strong>es.<br />
1.2 Rolle <strong>des</strong> Zolldeklaranten<br />
Wer <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> importieren will, muss e<strong>in</strong>en sogenannten Despachante Aduaneiro e<strong>in</strong>schalten. Dies ist e<strong>in</strong><br />
Zolldeklarant, der zur Ausübung se<strong>in</strong>er Tätigkeit e<strong>in</strong>e Prüfung erfolgreich ablegen und als solcher e<strong>in</strong>getragen se<strong>in</strong><br />
muss. Neben diesem Zolldeklaranten gibt es noch den Despachante für die Kfz – Zulassung, der Despachante<br />
Documentalista genannt wird und den Despachante de Trânsito, der sich u.a. um die Dokumente juristischer und<br />
natürlicher Personen kümmert.<br />
Zolldeklaranten s<strong>in</strong>d immer selbständig oder als Angestellte e<strong>in</strong>er Firma tätig, d.h. nur e<strong>in</strong>e natürliche Person kann<br />
Zolldeklarant se<strong>in</strong>, nie e<strong>in</strong>e juristische Person, und übernehmen im Namen <strong>des</strong> Importeurs alle Zollformalitäten<br />
beim Import. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>fuhrerklärung kann z.B. nur vom Inhaber der importierenden Firma, se<strong>in</strong>em Prokuristen oder<br />
dem Zolldeklaranten unterschrieben werden. Damit der Zolldeklarant dies tun kann, muss der Importeur ihm für<br />
se<strong>in</strong>e Tätigkeit e<strong>in</strong>e Vollmacht erteilen, die zwischen e<strong>in</strong>em und drei Jahren gültig se<strong>in</strong> kann, dazu muss der<br />
Gesellschaftsvertrag <strong>des</strong> Importeurs e<strong>in</strong>gereicht werden, se<strong>in</strong>e RADAR – Registrierung mit Nennung <strong>des</strong><br />
gesetzlichen Firmenvertreters und e<strong>in</strong>e Erklärung dieses Verantwortlichen. Alle Dokumente und Unterschriften<br />
müssen von e<strong>in</strong>em Cartório (e<strong>in</strong>e Art Notar) beglaubigt se<strong>in</strong>. Die RADAR – Registrierung mit dem Namen <strong>des</strong><br />
Naumann: <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> <strong>Imports</strong> <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong><br />
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Verantwortlichen muss über das Certificado Digital e-CPF (CPF = Cadastro da Pessoa Física) geschehen. Alle<br />
Dokumente werden vom Despachanten bei der Secretaria da Receita Federal, dem Bun<strong>des</strong>f<strong>in</strong>anzamt, e<strong>in</strong>gereicht,<br />
er bereitet die Dokumente auch unterschriftsfertig vor.<br />
Der Despachante wird nicht direkt für se<strong>in</strong>e Tätigkeit entlohnt, sondern er erhält se<strong>in</strong> Honorar, HDA oder SDA<br />
genannt, vom zuständigen Syndikat (SDA - S<strong>in</strong>dicato dos Despachantes Aduaneiros, siehe auch<br />
www.sdaprsc.com.br) se<strong>in</strong>es Berufsstan<strong>des</strong> nach Abzug der E<strong>in</strong>kommensquellensteuer. Das gilt sowohl für den<br />
selbständigen als auch für den angestellten Zolldeklaranten. Er kann nur bei e<strong>in</strong>er Firma für<br />
Außenhandelsdienstleistungen angestellt se<strong>in</strong> und nicht beim Importeur und erhält auch <strong>in</strong> diesem Fall das<br />
Honorar vom Syndikat. Das Honorar kann üblicherweise zwischen e<strong>in</strong>em und zehn M<strong>in</strong><strong>des</strong>tlöhnen betragen und<br />
hat als Berechnungsbasis den CIF – Wert <strong>des</strong> Importes.<br />
HINWEIS<br />
E<strong>in</strong>e Firma <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> kann nur importieren, wenn der Import im Gesellschaftszweck erwähnt wird und die<br />
Firma autorisiert ist, über ihren Zolldeklaranten das SISCOMEX (Sistema Integrado de Comércio Exterior )<br />
– System zu benutzen.<br />
Die Firma muss dazu die RADAR (Ambiente de Registro e Rastreamento de Atuação dos Intervenientes<br />
Aduaneiros) – Zulassung haben. Der Importwert wird bei Erstimporten limitiert, diese Beschränkung wird<br />
nur bei regelmäßiger Importtätigkeit und Nachweis der f<strong>in</strong>anziellen Befähigung zur Bezahlung der Importe<br />
aufgehoben.<br />
Im Internet wird (leider nur auf Portugiesisch) vom Bun<strong>des</strong>f<strong>in</strong>anzamt unter<br />
http://www.receita.fazenda.gov.br/manuaisweb/importacao/guia/DI/default.htm ausführlich erklärt, was beim<br />
Import zu beachten ist. Der Exporteur muss unbed<strong>in</strong>gt darauf achten, dass der Importeur se<strong>in</strong>er Ware die<br />
rechtlichen Voraussetzungen für den Import erfüllt. Ist dies nicht der Fall, wird die Ware bestenfalls<br />
zurückgeschickt und ist schlimmstenfalls verloren und wird <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> von den Behörden versteigert.<br />
Wenn der Kunde <strong>des</strong> Exporteurs nicht importieren kann oder will (was auch vorkommt – wer will sich schon<br />
freiwillig mit bürokratischen Behörden herumschlagen), muss den Weg über e<strong>in</strong>e Trad<strong>in</strong>gfirma gehen.<br />
1.3 Zölle<br />
Nach <strong>Brasilien</strong> kann man nicht exportieren wegen der prohibitiv hohen Strafzölle von 65 bis 70 %! Das hört man<br />
immer wieder von Exporteuren, die gerne ihre Waren <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> verkaufen würden. Das stimmt so sicher nicht,<br />
denn Deutschland hat 2011 für 11,166 Mrd. € Waren nach <strong>Brasilien</strong> exportiert, im 2010 betrug der Wert 10,401<br />
Mrd. €. Also kann man nach <strong>Brasilien</strong> exportieren! 2012 importierte <strong>Brasilien</strong> <strong>in</strong>sgesamt Waren für 223 Mrd. US$<br />
fob, der deutsche Anteil ist also gar nicht so überwältigend. Was ist also dran am Strafzoll?<br />
• Die 65 bis 70 % als Faustwert stimmen, aber nicht als Strafzoll, sondern als Zuschlag auf den C+F - Wert<br />
von nach <strong>Brasilien</strong> exportierten Gütern, um zu den landed cost zu kommen<br />
• Dieser Zuschlag setzt sich hauptsächlich zusammen aus II = Imposto de Importação (Zoll), IPI = Imposto<br />
sobre Produtos Industrializados (Industrialisierungssteuer), ICMS = Imposto sobre Circulação de<br />
Mercadorias e Serviços (Waren- und Dienstleistungsumlaufsteuer), PIS/Cof<strong>in</strong>s = Programa da Integração<br />
Social / Contribuição para o F<strong>in</strong>anciamento do Seguro Social; dazu kommen noch AFRMM = Adicional ao<br />
Frete para Renovação da Mar<strong>in</strong>ha Mercante (Abgabe zur Modernisierung der Handelsmar<strong>in</strong>e, beträgt 25<br />
% der Seefracht <strong>des</strong> importierten Gutes und kommt nur Firmen, die Erdöl oder Derivate im<br />
Amazonasgebiet befördern, zugute), dann die Vergütung <strong>des</strong> Despachante (Zolldeklarant) und etwaige<br />
Lagerkosten<br />
Und jetzt kommt die große Überraschung – für <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> hergestellte Ware müssen beim Verkauf auch IPI,<br />
ICMS und PIS/Cof<strong>in</strong>s bezahlt werden, damit schmilzt der Unterschied bei gleichem Werksabgabepreis zusammen<br />
und wegen der durchweg wesentlich höheren Produktivität <strong>in</strong> Deutschland sollte der Lohnkostenvorteil <strong>Brasilien</strong>s<br />
ke<strong>in</strong>e (große) Rolle mehr spielen.<br />
Und so sieht <strong>in</strong> der Praxis die vollständige Berechnung der Importkosten, hier durch den Kontraktlogistiker Fiorde<br />
<strong>in</strong> São Paulo gemacht, aus:<br />
Naumann: <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> <strong>Imports</strong> <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong>
Aus FOB 6.912,80 € bzw. 7.884,16 € CFR wurden also nach der Verzollung 13.925,<strong>02</strong> € Landed Cost!<br />
Bei Seefracht sieht es so aus:<br />
Naumann: <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> <strong>Imports</strong> <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong><br />
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Aus FOB 34.800 € bzw. CFR 36.655 € wurden 64.004,55 € Landed Cost.<br />
Naumann: <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> <strong>Imports</strong> <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong>
In unserem Luftfrachtbeispiel gilt also Landed Cost = 1,776 * CFR, bei der Seefracht gilt Landed Cost = 1,746 *<br />
CFR, der Unterschied ist also hier marg<strong>in</strong>al.<br />
HINWEIS<br />
Neben Zöllen muss der Importeur bei der E<strong>in</strong>fuhr auch kaskadenförmig (Steuern auf Steuern) Steuern und<br />
Abgaben zahlen, wobei bei deren Berechnung die Transportkosten voll mit berücksichtigt werden. Der<br />
Zollsatz hängt vom Geme<strong>in</strong>samen Außenzollsatz (TEC – Tarifa Externa Comum) ab. Zur Klassifizierung<br />
der Ware wird die NCM - Nomenclatura Comum do Mercosul benutzt. Diese stimmt nicht immer mit dem<br />
Geme<strong>in</strong>samen Europäischen Zolltarif (TARIC) übere<strong>in</strong>.<br />
Wenn Reisende beim E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> mehr als den erlaubten Warenwert <strong>in</strong> ihrem Gepäck mit sich<br />
führen, entfallen auf den darüber h<strong>in</strong>ausgehenden Wert 50 % Zoll.<br />
1.4 Zahlungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
Voraussetzung für den Import ist das sogenannte RADAR, ohne diese Registrierung kann e<strong>in</strong> Unternehmen nicht<br />
importieren und auch ke<strong>in</strong>e Devisen zur Begleichung von Importrechnungen über e<strong>in</strong>en Kursmakler bei der<br />
Zentralbank kaufen. Fremdwährungskonten s<strong>in</strong>d nach wie vor <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> nicht zugelassen. Die staatliche Banco<br />
do Brasil hat e<strong>in</strong>e Außenhandelsabteilung, SECEX, die fast nur juristischen Personen diese Erlaubnis zum Import<br />
erteilt. Der Zahlungsverkehr im Außenhandel wird streng kontrolliert, Unregelmäßigkeiten können den Verlust der<br />
Importerlaubnis, Geldstrafen und Strafprozesse wegen Devisenschmuggels nach sich führen.<br />
In <strong>Brasilien</strong> wird zwischen zwei Importmodalitäten unterschieden, nämlich mit oder ohne Cobertura Cambial, also<br />
mit und ohne Kurssicherung. Beim Import ohne Kurssicherung wird die Ware vom Importeur nicht im Ausland<br />
bezahlt, sondern <strong>in</strong> nationaler Währung, also <strong>in</strong> Reais, bezahlt und es wird ke<strong>in</strong> Exchange-Vertrag abgeschlossen.<br />
Ohne Beweislast gehören dazu ausländische Investitionen <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> oder Spenden, Kredite und Sendungen für<br />
Versuche. Mit Beweislast s<strong>in</strong>d es Mieten, Darlehen gegen Zahlung, Leas<strong>in</strong>g und Importe <strong>in</strong> nationaler Währung.<br />
Ausnahmen s<strong>in</strong>d Sendungen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zollfreilager verbleiben. Diese werden nach dem Verlassen <strong>des</strong><br />
Zollfreilagers als Operation mit Kurssicherung behandelt.<br />
Operationen mit Kurssicherung s<strong>in</strong>d solche, bei denen der ausländische Lieferant direkt vom Importeur bezahlt<br />
wird. Dies kann als Barzahlung oder mit e<strong>in</strong>er Frist bis zu 360 Tagen geschehen, letzteres kann <strong>in</strong> der<br />
Importerklärung DI – Declaração de Importação vermerkt werden. Wenn bei Teilzahlung Z<strong>in</strong>sen vere<strong>in</strong>bart<br />
wurden, müssen diese <strong>in</strong> der selben Währung wie die Ware bezahlt werden.<br />
S<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Ausnahmefällen mehr als 360 Tage Zahlungsziel gewährt worden, muss vor der Ausfertigung der<br />
Importerklärung die Operation bei der Zentralbank registriert werden. Dazu dient das ROF – Registro de<br />
Operações F<strong>in</strong>anceiras. Erst anschließend darf importiert und dürfen Z<strong>in</strong>sen bezahlt werden. Über das<br />
SISCOMEX-System schickt der Importeur se<strong>in</strong>e Erklärung an das SISBACEN – Sistema de Informações do<br />
Banco Central und teilt auf diese Weise mit, wer an der Operation beteiligt ist, welche Zahlungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
vere<strong>in</strong>bart wurden e<strong>in</strong>schließlich der Zahlungsfristen für die Begleichung <strong>des</strong> Warenwertes und der<br />
F<strong>in</strong>anzierungskosten, dazu die Daten <strong>des</strong> Gläubigers. Im Normalfall werden die vere<strong>in</strong>barten Bed<strong>in</strong>gungen<br />
automatisch akzeptiert oder aber auch vor Genehmigung durch die regionalen zuständigen Zentralbankfilialen<br />
analysiert. Sollte sich die Zentralbank nicht <strong>in</strong>nerhalb von 5 Tagen äußern, gilt die Transaktion als genehmigt. Das<br />
ROF gilt für 180 Tage, damit die Ware <strong>in</strong>s Land kommen kann. Um Bezahlen zu können, müssen die<br />
Zahlungsbed<strong>in</strong>gungen im ROF nach der Zollabfertigung <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> aufgenommen worden se<strong>in</strong>.<br />
Es gibt grundsätzlich drei verschiedene Zahlungsformen:<br />
• Vorauszahlung:<br />
• E<strong>in</strong>zug<br />
a. Überweisung 1 ohne Tratte<br />
b. Barzahlungs<strong>in</strong>kasso oder Dokumenten<strong>in</strong>kasso mit Barzahlung<br />
c. Inkasso mit Zahlungsziel oder Dokumenten<strong>in</strong>kasso mit Zahlungsziel<br />
• Kreditbrief<br />
1<br />
Rimesse<br />
Naumann: <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> <strong>Imports</strong> <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong><br />
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Barzahlung wird sowohl für den Dokumentenversand per Banke<strong>in</strong>zug als auch für die Verwendung von<br />
Kreditbriefen immer vor dem Warenversand durchgeführt. Der Vorauszahlungsmodus muss <strong>in</strong> der Importerklärung<br />
aufgeführt se<strong>in</strong>.<br />
Bei Zahlung mit Ziel bis zu 360 Tagen muss der Bank als Beweis für den erfolgten Import die Importbestätigung<br />
(comprovante de importação) vorgelegt werden, die über das Siscomex-System ausgestellt wird. Der Kursschluss<br />
muss vorher erfolgen. Ausnahmen s<strong>in</strong>d Importe von Erdöl oder Erdölderivaten sowie Drawback-Operationen und<br />
Importe unterhalb 10.000 US$.<br />
1.5 Importdokumente<br />
Den Importdokumenten kommt allergrößte Bedeutung zu, denn (nicht nur) brasilianische Zöllner s<strong>in</strong>d rigoros,<br />
wenn die Dokumente und die <strong>Imports</strong>endung nicht übere<strong>in</strong>stimmen, wird der Importvorgang unter- oder sogar<br />
abgebrochen!<br />
Seit 1993 gibt es das SISCOMEX – System, welches für Sistema Integrado de Comercio Exterior steht, für den<br />
Export und seit 1997 auch für den Import. Dieses <strong>in</strong>tegrierte System erlaubt es den Behörden, nämlich<br />
Wirtschaftm<strong>in</strong>isterium, Zoll, Zentralbank und Banco do Brasil, den Außenhandel lückenlos zu überwachen. Zugang<br />
zu diesem System haben auch die Importeure bzw. deren Zolldeklaranten und Spediteure über eigene Term<strong>in</strong>als.<br />
Der Zugang ist auch über öffentliche Term<strong>in</strong>als bei der Banco do Brasil und bei den Zollämtern möglich.<br />
Zur Verzollung müssen immer die Orig<strong>in</strong>aldokumente vorgelegt werden. Wichtige Dokumente s<strong>in</strong>d der Frachtbrief,<br />
der e<strong>in</strong>e detaillierte Warenbeschreibung enthalten muss, außerdem ist es empfehlenswert, die Warentarifnummer<br />
anzugeben, sowie – falls nötig – die Importlizenz, mit der die Namen <strong>des</strong> Herstellers und <strong>des</strong> Exporteurs, das<br />
Ursprungsland, der Name und die Steuernummer <strong>des</strong> Importeurs, die Warennummer <strong>des</strong> Zolltarifs (NBM oder<br />
TEC), das Gewicht, die Warenbeschreibung, der Bestimmungs(flug)hafen und die Lieferbed<strong>in</strong>gungen nach<br />
Incoterms angegeben werden. Die Verladung darf nicht vor dem Ausstellungsdatum und nicht nach dem<br />
Verfalldatum der Importlizenz geschehen. Zuwiderhandlungen können gesalzene Geldstrafen zur Folge haben.<br />
Die Importlizenz wird ausschließlich über das SISCOMEX – System erteilt.<br />
Im Seefrachtbrief oder <strong>in</strong> der AWB muss zw<strong>in</strong>gend der Frachtbetrag als Ziffer und <strong>in</strong> Worten angegeben werden.<br />
Der Frachtbetrag dient dem Zoll zur Berechnung <strong>des</strong> CFR – Wertes, der die Grundlage für die Verzollung ist. Auf<br />
ke<strong>in</strong>en Fall sollten Frachtnebenkosten im Frachtbetrag enthalten se<strong>in</strong>, dies führt zu höheren Importkosten!<br />
1.5.1 Übersicht über Importdokumente<br />
• E<strong>in</strong>kaufsauftrag<br />
• Pro-forma-Rechnung <strong>des</strong> Exporteurs für die Ausstellung der Importlizenz, die von Ausnahmen abgesehen<br />
automatisch erteilt wird<br />
• Kreditbrief (falls damit der Import bezahlt werden soll)<br />
• Vorläufige Versicherungsanmeldung (wird obligatorisch bei CIF oder CIP)<br />
• Verschiffungs- und Inkassodokumente<br />
o Ziehung (saque)<br />
o Handelsrechnung<br />
o AWB (Airway Bill) bei Luftfracht bzw. BL (Bill of Lad<strong>in</strong>g) bei Seefracht bzw. CTR (Conhecimento<br />
de Transporte Rodoviário)<br />
• Endgültige Versicherungsanmeldung unter Beachtung der Term<strong>in</strong>vorgaben der Versicherungsgesellschaft<br />
• Wechselkursvertrag<br />
• Siscomex - Importerklärung<br />
1.6 E<strong>in</strong>fuhr gebrauchter Güter<br />
Häufig hat das Mutterhaus nicht ausgelastete oder sogar stillgelegte Anlagen, die von der Tochter <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong><br />
gebraucht werden – aber ke<strong>in</strong>er denkt <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> an e<strong>in</strong>en Import dieser Anlagen, denn gebrauchte<br />
Produktionsmittel, das weiß jeder, dürfen <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> nicht importiert werden. Schade, weil jetzt unnötigerweise<br />
e<strong>in</strong>e neue und teure Anlage für <strong>Brasilien</strong> beschafft werden muss, was nicht nur Geld, sondern auch Zeit kostet.<br />
Und die Anlage im Mutterhaus ist vielleicht unverkäuflich und kann nur noch verschrottet werden.<br />
Naumann: <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> <strong>Imports</strong> <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong>
Diese Verschwendung kann verh<strong>in</strong>dert werden und das sogar ganz legal gemäß der Portaria SECEX nº 23/11 <strong>des</strong><br />
M<strong>in</strong>istério do Desenvolvimento, Indústria e Comércio Exterior, also der Verordnung Nr. 23/11 <strong>des</strong> M<strong>in</strong>isterium für<br />
Entwicklung, Industrie und Außenhandel. Denn entgegen der allgeme<strong>in</strong> gebräuchlichen Auffassung können<br />
gebrauchte Anlagegüter durchaus importiert werden, wenn die Voraussetzungen dafür vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />
Konsumgüter allerd<strong>in</strong>gs dürfen nur neu importiert werden!<br />
Was ist für e<strong>in</strong>en solchen Import nötig? Zunächst muss e<strong>in</strong>e komplette technische Beschreibung <strong>des</strong> gebrauchten<br />
Gutes an se<strong>in</strong>em aktuellen Aufenthaltsort angefertigt werden. Dann muss e<strong>in</strong> Projekt eröffnet werden, welches<br />
von verschiedenen Stellen genehmigt werden muss, nämlich der Außenhandels Abteilung (Departamento de<br />
Operações de Comércio Exterior – DECEX) <strong>des</strong> erwähnten M<strong>in</strong>isteriums, dem Masch<strong>in</strong>en- und<br />
Anlagenbauerverband (Associação Brasileira da Indústria de Máqu<strong>in</strong>as e Equipamentos – ABIMAQ) für den Fall,<br />
dass gebrauchte Produktionsmittel importiert werden sollen, und <strong>des</strong> Sekretariates für Produktionsentwicklung<br />
(Secretaria do Desenvolvimento da Produção – SDP). Wenn das Projekt genehmigt und der Import e<strong>in</strong>geleitet ist,<br />
muss dann noch die Verzollung <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> auch unter technischen Aspekten durchgeführt werden, bis endlich<br />
das gebrauchte Gut an se<strong>in</strong>em Bestimmungsort e<strong>in</strong>getroffen ist.<br />
Unter gebrauchtem Gut werden Masch<strong>in</strong>en, Ausrüstungen, Apparate, Instrumente, Werkzeuge, Formen und<br />
Behälter, die e<strong>in</strong>e Transporte<strong>in</strong>heit darstellen, unter der Voraussetzung verstanden, dass diese nicht <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong><br />
hergestellt oder nicht durch <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> hergestellte gleichwertige ersetzt werden können.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus können gebrauchte Produktionsl<strong>in</strong>ien oder –zellen und ganze Fabriken importiert werden, auch<br />
wenn diese Produkte enthalten, die ähnlich (similar nacional) <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> hergestellt werden. Für diese Fälle muss<br />
e<strong>in</strong>e Abmachung mit dem den nationalen Hersteller repräsentierenden brasilianischen Unternehmerverband<br />
(ABIMAQ, SINDIMAQ, ABDIB, ABINEE, etc.) vorliegen, <strong>in</strong> der sich der Importeur verpflichtet, <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong><br />
hergestellte Güter im m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens gleichen Wert zu kaufen. Diese Vere<strong>in</strong>barung muss vom SECEX / DECEX<br />
homologiert werden.<br />
1.6.1 Schritte für den Import gebrauchter Anlagengüter<br />
• Erstellung e<strong>in</strong>es technischen Memorandums zur Beschreibung und korrekten Klassifizierung <strong>des</strong><br />
Anlagengutes<br />
• Erstellung e<strong>in</strong>es Wertgutachtens (Laudo Técnico de Vistoria e Avaliação) nach Begutachtung <strong>des</strong><br />
Anlagengutes durch e<strong>in</strong>en Sachverständigen<br />
• Erstellung der Importlizenz mit Spezifikationen <strong>des</strong> Anlagengutes und der Zollklassifizierung; diese Lizenz<br />
muss vor dem Import vorliegen und wird nicht automatisch erteilt<br />
• Registrierung der Importlizenz im SISCOMEX<br />
• Analyse durch das DECEX, ob vergleichbare brasilianische Produkte existieren (exame de similaridade),<br />
dazu werden im Internet unter www.mdic.gov.br die Importlizenzanträge veröffentlicht, zu denen sich<br />
etwaige brasilianische Hersteller <strong>in</strong>nerhalb von 30 Tagen äußern müssen, um zu beweisen, dass sie<br />
vergleichbare Produkte im Lande herstellen<br />
• Durchführung <strong>des</strong> Importes<br />
• Nach der Ankunft <strong>des</strong> importierten gebrauchten Gutes <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> wird die Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>des</strong><br />
physischen Anlagengutes mit der Beschreibung <strong>in</strong> der Importlizenz vom Zoll geprüft, außerdem wird der<br />
deklarierte Wert nachgeprüft<br />
Bei der Begründung <strong>des</strong> Importes gebrauchter Anlagengüter ist es wichtig, nachzuweisen, welche Vorteile<br />
<strong>Brasilien</strong> durch diesen Import hat, z.B. Schaffung von Arbeitsplätzen, Produktivitätsgew<strong>in</strong>n, Kapazitätserhöhung,<br />
Qualitätsverbesserung, Kostenreduzierung, Schaffung von Exportmöglichkeiten, Produktion neuer Produkte oder<br />
Übernahme <strong>in</strong>novativer Technologien. Diese Begründung darf nicht nur qualitativ se<strong>in</strong>, sondern sollte quantifiziert<br />
und nachvollziehbar se<strong>in</strong>, um anerkannt zu werden.<br />
HINWEIS<br />
Gebrauchte Masch<strong>in</strong>en und Anlagen können unter bestimmten Voraussetzungen legal importiert werden.<br />
Der Import gebrauchter Konsumgüter ist aber verboten, auch der von Gebrauchtfahrzeugen! E<strong>in</strong>e Firma,<br />
die seit über 30 Jahren beim Import gebrauchter Produktionsanlagen hilft – z.B. beim Import <strong>des</strong><br />
gebrauchten VW-Motorenwerkes <strong>in</strong> São Carlos – ist Araujo & Associados - Engenharia & Consultoria Ltda.<br />
<strong>in</strong> São Paulo, über die Sie mehr unter www.araujoeng.com.br f<strong>in</strong>den.<br />
Naumann: <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> <strong>Imports</strong> <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong><br />
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1.7 Temporäre E<strong>in</strong>fuhr<br />
Die vorübergehende E<strong>in</strong>fuhr von Gütern, die nach Ablauf e<strong>in</strong>er bestimmten Periode wieder exportiert werden,<br />
kann völlig oder teilweise von den beim Import normalerweise fälligen Abgaben befreit werden.<br />
Damit der Import von Objekten für wissenschaftliche, kulturelle, künstlerische, wirtschaftliche oder sportliche<br />
Veranstaltungen, für Hilfeleistungen und Rettungsaktionen, für die Verpackung und den Transport anderer Güter<br />
sowie für Versuche und Erprobungen erleichtert wird, werden diese komplett von Importabgaben befreit. Dies gilt<br />
<strong>in</strong>sbesondere für Kongresse, Messen und Ausstellungen.<br />
Masch<strong>in</strong>en und Ausrüstungen für wirtschaftliche Zwecke, d.h. für die Produktion anderer Güter oder für die<br />
Erbr<strong>in</strong>gung von Dienstleistungen, die <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> vermietet, verliehen oder sonst wie zu gewerblicher Nutzung<br />
überlassen werden, werden teilweise von den beim normalen Import fälligen Angaben befreit, zahlen aber pro rata<br />
temporis gemäss der Verweildauer <strong>des</strong> Gutes <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong>.<br />
Güter, die <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> aktiv verbessert werden sollen, z.B. durch Montage, Erneuerung, Wiederaufbereitung,<br />
Reparatur, Restaurierung, s<strong>in</strong>d komplett von Importabgaben befreit.<br />
Der Importeur muss sich verpflichten, die gültigen Bed<strong>in</strong>gungen für die vorübergehende E<strong>in</strong>fuhr e<strong>in</strong>zuhalten; tut es<br />
dies nicht, werden Geldstrafen fällig! Falls das Importgut im Lande verbleibt, müssen die bei e<strong>in</strong>er normalen<br />
E<strong>in</strong>fuhr fälligen Abgaben voll nachentrichtet werden. Also kann e<strong>in</strong> Aussteller se<strong>in</strong>e Exponate auf e<strong>in</strong>er Messe<br />
ruhig ohne e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen Schaden befürchten zu müssen, verkaufen, wenn der Käufer die Kosten e<strong>in</strong>es<br />
normalen Importes übernimmt.<br />
HINWEIS<br />
Der temporäre Import ist <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> gebräuchlich und möglich. Sollte aus irgendwelchen Gründen e<strong>in</strong>e<br />
Umwandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en endgültigen Import erwünscht se<strong>in</strong>, kann dies unter Bezahlung der Importgebühren<br />
problemlos <strong>in</strong>nerhalb der vere<strong>in</strong>barten Frist für den vorübergehenden Import geschehen.<br />
Die maximale Verweildauer bei e<strong>in</strong>em temporären Import für Erprobungszwecke beträgt 1 Jahr, diese Frist<br />
kann von den Zollbehörden um höchstens weitere 4 Jahre verlängert werden. Nur <strong>in</strong> außergewöhnlichen<br />
Fällen können diese 5 Jahre überschritten werden. E<strong>in</strong>e gewöhnliche oder außergewöhnliche Verlängerung<br />
hängt ausschließlich von den Kriterien der Behörde ab.<br />
Die Verweildauer von verliehenen, vermieteten oder sonst wie überlassenen Gütern zur Erbr<strong>in</strong>gung von<br />
Wirtschaftsleistungen richtet sich nach den Vertragsbed<strong>in</strong>gungen zwischen Eigentümer und Besitzer /<br />
Benutzer.<br />
Gebrauchte Güter dürfen normalerweise nicht temporär importiert werden, es gibt aber Ausnahmen.<br />
1.8 Drawbackverfahren<br />
Über das Drawbackverfahren (Zollrückvergütungsverfahren) können Materialien importabgabenfrei e<strong>in</strong>geführt<br />
werden, wenn diese Bestandteil von <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> hergestellten Gütern werden, die dann exportiert werden. Da nicht<br />
nur der brasilianische Staat ungern auf Steuern und Abgaben verzichtet, wird Drawback streng und mit hohem<br />
bürokratischen Aufwand überwacht. Es gibt drei verschiedenen Drawback-Modalitäten:<br />
• Befreiung (isenção)<br />
• Suspendierung (suspensão)<br />
• Erstattung (restituição)<br />
Die Erstattung bezahlter Importabgaben für späteren Export wird <strong>in</strong> der Praxis kaum noch benutzt.<br />
Die Befreiung bedeutet, dass für den Import e<strong>in</strong>es Gutes, welches <strong>in</strong> identischer Menge und zu identischem Wert<br />
vorher unter Zahlung aller Importabgaben e<strong>in</strong>geführt wurde und welches dieses Gut ersetzen soll und <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
Exportgut e<strong>in</strong>fließt, ke<strong>in</strong>e Importabgaben zu entrichten s<strong>in</strong>d.<br />
Naumann: <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> <strong>Imports</strong> <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong>
Für den Importeur ist die Suspendierung der Importabgaben für Güter, die als Bestandteil von Produkten exportiert<br />
werden sollen, am <strong>in</strong>teressantesten, weil er hier ke<strong>in</strong>e Vorleistung erbr<strong>in</strong>gen muss. Bei der Suspendierung werden<br />
4 Fälle unterschieden:<br />
• Drawback genérico oder Allgeme<strong>in</strong>er Drawback, d.h. mit nur allgeme<strong>in</strong>er Beschreibung der zu<br />
importierenden Ware<br />
• Drawback sem cobertura cambial oder Drawback ohne Kurssicherung.d.h. der zu bezahlende Importwert<br />
richtet sich nach dem aktuellen Kurs<br />
• Drawback solidário oder Solidarischer Drawback,d.h. es s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 2 Industriefirmen solidarisch am<br />
Import beteiligt<br />
• Drawback para fornecimento no mercado <strong>in</strong>terno oder Drawback für die Belieferung <strong>des</strong> B<strong>in</strong>nenmarkes,<br />
d.h. Import von Rohmaterial, Halbzeug oder Fertigteil zur Industrialisierung von Masch<strong>in</strong>en oder Anlagen<br />
<strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> zur Belieferung <strong>des</strong> B<strong>in</strong>nenmarkes aufgrund e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Ausschreibung<br />
Im Befreiungsmodus geht es um den Ersatz von nationalen Rohstoffen durch importierte für die Fertigung von<br />
Exportgütern.<br />
In beiden Fällen, Befreiung und Suspendierung, wird noch zwischen Drawback Intermediário und Drawback para<br />
Embarcação unterschieden. Im ersten Fall ist der Importeur der Hersteller von Zwischenprodukten, die vom<br />
Hersteller <strong>des</strong> Exportgutes bezogen werden. Im zweiten Fall geht es um den Import von Gütern für die<br />
Industrialisierung von Schiffen für den B<strong>in</strong>nenmarkt.<br />
HINWEIS<br />
Das Drawbackverfahren erlaubt die Verwendung von importabgabefreier Drittlandsware bei der aktiven<br />
Veredelung von Exportgütern, deren Import zollmäßig nach dem Nichterhebungs- oder dem<br />
Zollrückvergütungsverfahren behandelt wird. Beide Verfahren beziehen sich auf II, IPI, ICMS (nur für<br />
Materiale<strong>in</strong>satz), PIS, COFINS und AFRMM.<br />
Bei der passiven Veredelung werden die zu behandelnden Güter zeitweise ausgeführt, wobei beim<br />
Reimport nur der Wertzuwachs, z.B. durch e<strong>in</strong>e Reparatur oder Generalüberholung, zollmäßig<br />
berücksichtigt wird. In solchen Fällen ist es ratsam, den Zustand <strong>des</strong> exportierten Gutes vor dem<br />
Verlassen <strong>Brasilien</strong>s genau zu dokumentieren, z.B. auch fotografisch, und sich diesen vom Zoll bestätigen<br />
zu lassen.<br />
1.9 Weiterexport <strong>in</strong> andere Mercosul-Länder<br />
Der Mercosul, wie er <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> genannt wird, heißt <strong>in</strong> den anderen Mitgliedsländern und häufig auch <strong>in</strong><br />
Deutschland Mercosur und hat als Vollmitglieder <strong>Brasilien</strong>, Paraguay, Uruguay, Argent<strong>in</strong>ien und seit dem<br />
31.7.2012 auch Venezuela. Dazu kommen die assoziierten Mitglieder Chile, Bolivien, Peru, Kolumbien und<br />
Ekuador. Mexiko verhandelte Anfang 2013 noch über e<strong>in</strong>e Assoziation.<br />
Wer statistische Daten über den Außenhandel <strong>Brasilien</strong>s wissen will, kann diese auf Portugiesisch, Spanisch und<br />
Englisch bei http://aliceweb.<strong>des</strong>envolvimento.gov.br f<strong>in</strong>den. Wichtig ist dabei, dass man die NCM – Nummer der<br />
Ware kennt, über die man sich <strong>in</strong>formieren will. Nach diesen Daten ist Argent<strong>in</strong>ien, das e<strong>in</strong>zige wirtschaftlich mit<br />
<strong>Brasilien</strong> e<strong>in</strong>igermaßen vergleichbare Mitgliedsland <strong>des</strong> Mercosuls, e<strong>in</strong> wichtiger Handelspartner. Aber auch e<strong>in</strong><br />
Handelspartner, der sich der Entwicklung <strong>des</strong> Mercosuls entgegenstemmt, um die heimische Wirtschaft vor der<br />
starken Konkurrenz aus <strong>Brasilien</strong> zu schützen. Deshalb ist der Mercosul weit davor entfernt, se<strong>in</strong>em Ziel e<strong>in</strong>es<br />
freien Güterverkehrs zwischen den Mitgliedsländern mit geme<strong>in</strong>samen Außenzoll auch nur nahe zu kommen,<br />
dazu gibt es zu viele Ausnahmeregeln, Quoten, fehlende Harmonisierung und andere Handelsh<strong>in</strong>dernisse. Und<br />
dies ist der auch der Grund, warum Chile ke<strong>in</strong> Vollmitglied ist, denn dort ist man schon viel weiter, was den Abbau<br />
von Zöllen und nicht tarifären Handelsh<strong>in</strong>dernissen angeht und würde sich durch e<strong>in</strong>e Vollmitgliedschaft<br />
verschlechtern. Das heißt mit anderen Worten, der Weiterexport <strong>in</strong> andere Mercosulländer muss praktisch so<br />
behandelt werden wie der Export von <strong>Brasilien</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> beliebiges Land.<br />
Naumann: <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> <strong>Imports</strong> <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong><br />
9
Wer Spanisch oder Portugiesisch versteht, kann im offiziellen Website <strong>des</strong> Mercosuls unter www.mercosur.<strong>in</strong>t<br />
mehr Informationen f<strong>in</strong>den.<br />
HINWEIS<br />
Der Mercosul hat zwar hehre Ziele, ist aber weit davon entfernt, e<strong>in</strong>e echte geme<strong>in</strong>same Wirtschaftszone<br />
wie die der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaft zu se<strong>in</strong>. In absehbarer Zeit ist auch nicht mit tiefgreifenden<br />
Änderungen zu rechnen, dazu gibt es zu viele Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten und Eigen<strong>in</strong>teressen.<br />
1.10 Weiterverkauf importierter Waren<br />
E<strong>in</strong> zu Recht besorgtes Unternehmen <strong>in</strong> Deutschland fragte, ob es denn stimme, dass Importeure auf<br />
<strong>in</strong>nerbrasilianischen Verkaufsrechnungen an ihre Kunden den E<strong>in</strong>kaufspreis ausweisen müssten. Dadurch würde<br />
sich zwar der ICMS-Steuersatz, der heute zwischen 7 und 19 % liegt, auf 4 % reduzieren, aber das Problem sei,<br />
dass durch die Preisgabe <strong>des</strong> E<strong>in</strong>kaufspreises an den Kunden sich dieser die Gew<strong>in</strong>nspanne bzw.<br />
Kostendeckungsspanne <strong>des</strong> Importeurs, wenn dieser als re<strong>in</strong>es Handelsunternehmen arbeitete, leicht errechnen<br />
könne. Das könne die Existenzgrundlage <strong>des</strong> Importeurs <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> gefährden. Die Frage zeigt, wie leicht der<br />
brasilianische Gesetzgeber Firmen <strong>in</strong>nerhalb und ausserhalb <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> verunsichern kann. Böse Zungen<br />
behaupten, dah<strong>in</strong>ter stünde e<strong>in</strong> System – man schaffe Probleme, um sie anschließend, natürlich nicht ohne<br />
Gegenleistung, zu beseitigen. Auf jeden Fall kann man davon ausgehen, dass viele behördliche Maßnahmen<br />
angeordnet werden, die ansche<strong>in</strong>end nicht b<strong>in</strong> zur letzten Konsequenz durchdacht worden s<strong>in</strong>d. Stellt sich dann<br />
heraus, dass e<strong>in</strong>e solche Anordnung von den Betroffenen „nicht angenommen würde“, wird sie eben<br />
zurückgezogen oder e<strong>in</strong>fach vergessen. Schlimm ist die Experimentierfreudigkeit <strong>des</strong> Gesetzgebers oder der<br />
Regierung, wenn mehr Ideologie als Sachverstand dah<strong>in</strong>tersteht.<br />
Den ICMS-Steuersatz <strong>in</strong> %, der normalerweise für den Verkauf über Bun<strong>des</strong>staatgrenzen h<strong>in</strong>weg oder <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>es Bun<strong>des</strong>staates gilt, kann man dieser Tabelle entnehmen:<br />
AC AL AM AP BA CE DF ES GO MA MT MS MG PA PB PR PE PI RN RS RJ RO RR SC SP SE TO<br />
AC 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
AL 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
AM 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
AP 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
BA 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
CE 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
DF 12 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
ES 12 12 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
GO 12 12 12 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
MA 12 12 12 12 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
MT 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
MS 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
MG 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 18 7 7 12 7 7 7 12 12 7 7 12 12 7 7<br />
PA 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
PB 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
PR 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 12 7 7 18 7 7 7 12 12 7 7 12 12 7 7<br />
PE 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
PI 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
RN 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12 12 12 12<br />
RS 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 12 7 7 12 7 7 7 17 12 7 7 12 12 7 7<br />
RJ 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 12 7 7 12 7 7 7 12 19 7 7 12 12 7 7<br />
RO 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12 12<br />
RR 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 17 12 12 12 12<br />
SC 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 12 7 7 12 7 7 7 12 12 7 7 17 12 7 7<br />
Naumann: <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> <strong>Imports</strong> <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong>
SP 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 12 7 7 12 7 7 7 12 12 7 7 12 18 7 7<br />
SE 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 17 12<br />
TO 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 17<br />
Die Abkürzungen <strong>in</strong> der Kopfzeile stehen für die Bun<strong>des</strong>staaten, wo der Kunde sitzt; die <strong>in</strong> der ersten Spalte<br />
aufgeführten Bun<strong>des</strong>staaten beherbergen die Lieferanten.<br />
Zurück zum Sachverhalt, was ist tatsächlich dran an der e<strong>in</strong>gangs zitierten Meldung? Sie stimmt! Leider, wenn<br />
auch mit E<strong>in</strong>schränkungen:<br />
• Die 4 % gelten nur für Operationen zwischen Bun<strong>des</strong>staaten<br />
• Der Senat hat festgelegt, dass dieser Wert für Importware gilt, wenn diese nach der Nationalisierung<br />
(Verzollung) nicht <strong>in</strong>dustriell <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> weiterverarbeitet wurde oder wenn nach e<strong>in</strong>er Weiterbearbeitung<br />
<strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> der Importgehalt über 40 % beträgt<br />
• Auch wenn der Versand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en anderen Bun<strong>des</strong>staat nicht unmittelbar nach der Verzollung geschieht,<br />
gelten die 4 %<br />
• Also beträgt der ICMS-Wert ab dem 1.1.2013 für alle Operationen zwischen Bun<strong>des</strong>staaten für Ware mit<br />
e<strong>in</strong>em Importgehalt über 40 % unabhängig vom Datum <strong>des</strong> Importes 4 %, also auch für Importware, die<br />
am 31.12.2012 Lagerbestand e<strong>in</strong>er Firma <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> war<br />
• Für Importware ohne vergleichbare brasilianische Produkte (siehe CAMEX-Liste); für Ware, die <strong>in</strong><br />
Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Grundproduktionsprozessen hergestellt wurde und für importiertes Naturgas<br />
gelten allerd<strong>in</strong>gs weiterh<strong>in</strong> für Operationen zwischen Bun<strong>des</strong>staaten 7 bzw. 12 % gemäß der gezeigten<br />
Tabelle<br />
• Der Importgehalt ist der Quotient aus "Wert <strong>des</strong> importierten Anteiles" / "Gesamtwert der Ware" für den<br />
Fall e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dustriellen Weiterverarbeitung<br />
• Der Importgehalt ist je<strong>des</strong> mal zu ermitteln, wenn e<strong>in</strong> neuer Verarbeitungsprozess dazu kommt<br />
• Der Wert <strong>des</strong> importierten Anteiles ist der Wert <strong>des</strong> Importes, der als Ausgangsbasis für die ICMS-<br />
Berechnung beim Import galt<br />
• Der Gesamtwert der Ware beim Verlassen e<strong>in</strong>es Bun<strong>des</strong>staates ist der vollständige Warenwert mit allen<br />
Steuern und Abgaben<br />
• Wenn e<strong>in</strong>e Importware weiterverarbeitet wurde, muss darüber e<strong>in</strong>e Erklärung abgegeben werden: FCI -<br />
Ficha de Conteúdo de Importação<br />
• In dieser FCI müssen die folgenden Informationen enthalten se<strong>in</strong>: Beschreibung der Ware nach der<br />
Industrialisierung, Warentarifnummer NCM/SH gemäß Mercosulnomenklatur, GTIN-Kode (Numeração<br />
Global de Ítem Comercial, falls vorhanden) der Ware; Maße<strong>in</strong>heit, Wert <strong>des</strong> Importanteiles,<br />
Gesamtwarenwert beim Verlassen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>staates, <strong>in</strong> dem die Industrialisierung stattfand und der<br />
Inhalt <strong>des</strong> Importes<br />
• Diese Erklärung muss digital an die zuständige Bun<strong>des</strong>e<strong>in</strong>heit geschickt werden und digital<br />
unterschrieben se<strong>in</strong>, der Verkäufer erhält anschliessend e<strong>in</strong>e Quittung mit e<strong>in</strong>er Kontrollnummer, die <strong>in</strong><br />
den Fiskaldokumenten beim Warenversand angegeben werden muss<br />
• Der Beg<strong>in</strong>n dieser Regelung wurde zeitlich auf den 1.5.2013 verschoben<br />
• Ebenfalls ab dem 1.5.2013 muss auf der elektronischen Rechnung NF-e die FCI-Nummer angegeben<br />
werden<br />
• Die FCI-Erklärung muss immer dann neu e<strong>in</strong>gereicht werden, wenn sich der Importanteil um mehr als 5 %<br />
verändert<br />
• In der NF-e, also der elektronischen Rechnung (Nota Fiscal Eletrônica) muss der Wert <strong>des</strong> Imortanteiles,<br />
die FCI-Nummer und der prozentuale Importanteil am Warenwert abgegeben werden, wenn die Ware<br />
beim Aussteller der Rechnung <strong>in</strong>dustriell weiterverarbeitet wurde<br />
• Für den Fall re<strong>in</strong>er Handelsware ohne <strong>in</strong>dustrielle Weiterverarbeitung muss der Importwert angegeben<br />
werden<br />
Naumann: <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> <strong>Imports</strong> <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong><br />
11
• Da die NF-e noch nicht (war auch nicht anders zu erwarten) an diese neue Regelung angepasst wurde,<br />
müssen diese Informationen unter "Zusätzliche Informationen" aufgeführt werden<br />
• Die Códigos de Situação Tributária – CST wurden an die neue Situation angepasst: 0 = national, 1 =<br />
Direktimport, 2 = <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> gekaufte Importware, 3 = <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> weiterverarbeitete Importware mit<br />
e<strong>in</strong>em Importgehalt über 40 %, 4 = brasilianische Ware, die <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit den produktiven<br />
Grundprozessen nach Decreto Lei 288/67 und den Gesetzen 8.248/91, 8.387/91, 10.176/01 und<br />
11.484/07 hergestellt wurden, 5 = nationale Ware mit e<strong>in</strong>em Importgehalt bis zu 40 %, 6 = Direktimport<br />
ohne entsprechende nationale Ware nach CAMEX-Liste, 7 = <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> gekaufte Importware ohne<br />
entsprechende nationale Ware nach CAMEX-Liste<br />
• Firmen, die nach dem SIMPLES NATIONAL - Verfahren besteuert werden, brauchen diese Vorschriften<br />
nicht zu berücksichtigen und zahlen weiterh<strong>in</strong> zwischen 1,25 und 3,95 % ICMS<br />
Viele Importeure und Wiederverkäufer wehren sich gegen diese Regelung mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>stweiligen Verfügung, die<br />
leider immer nur für den Antragsteller gilt, d.h. jede betroffene Firma muss selbst e<strong>in</strong> solches mandato de<br />
segurança für sich beantragen. Die Wartezeit beträgt bis zur Erteilung ca. 3 Wochen.<br />
HINWEIS<br />
Man muss nicht alles widerspruchslos h<strong>in</strong>nehmen, aber jede juristische Maßnahme kostet Zeit und Geld<br />
und br<strong>in</strong>gt Verdruss. Wenn es irgend geht, leben Sie mit den bestehenden Vorschriften und halten Sie sich<br />
akribisch an den Buchstaben <strong>des</strong> Gesetzes. Dann funktioniert auch der Import ohne Überraschungen – es<br />
sei denn, Ihre Ware bleibt im Zoll liegen, weil gerade mal wieder gestreikt wird, bei Zoll, beim F<strong>in</strong>anzamt<br />
oder bei der Zentralbank. Das ist höhere Gewalt. Wer als Exporteur aber se<strong>in</strong>er Sendung Bonbons als<br />
Überraschung für den Empfänger beifügt, ohne diese <strong>in</strong> den Warenbegleitpapieren zu erwähnen, oder wer<br />
aus 3 x 1,99 € <strong>in</strong> der Summe 6,00 € macht – beide Fälle s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Praxis <strong>des</strong> Autors vorgekommen – der<br />
leidet wohl, weil es ihm Freude bereitet. Ob der Importeur sich dann auch freut, sei dah<strong>in</strong>gestellt.<br />
Gesetze und Verordnungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> nicht für die Ewigkeit gemacht. Rechnen Sie mit häufigen<br />
Veränderungen, nur der Wandel hat Bestand. Damit Sie nicht <strong>in</strong>’s H<strong>in</strong>tertreffen geraten, sollten Sie sich<br />
guter Ratgeber bedienen. Sparen Sie nicht am falschen Platz!<br />
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Karlhe<strong>in</strong>z K. Naumann ist Geschäftsführender Gesellschafter der Eurolat<strong>in</strong>a Ltda. <strong>in</strong> São Paulo und begleitet mit se<strong>in</strong>er Firma<br />
ausländische Unternehmen auf ihrem Weg nach <strong>Brasilien</strong>. Nach leitender Tätigkeit <strong>in</strong> Deutschland im Werkzeugmasch<strong>in</strong>enbau<br />
und <strong>in</strong> der Kfz-Zulieferbranche, zuletzt als Technologieentwicklungsleiter, leitete er deutsche Autoteileproduzenten <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong>,<br />
Südafrika und Mexiko als Geschäftsführer. Zurück <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> spezialisierte er sich nach langjähriger Tätigkeit als<br />
Geschäftsführender Partner e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Beratungsfirma auf die Vermittlung von Geschäftspartnern und Beteiligungen<br />
sowie die Gründung und den Aufbau von Tochterfirmen ausländischer Unternehmen. Seit 1997 leitet er auch den Firmenpool<br />
<strong>Brasilien</strong> / Mercosur der IHK Essen, wo er regelmässig <strong>Brasilien</strong><strong>in</strong>teressierte berät. Neben e<strong>in</strong>er regen Vortragstätigkeit<br />
publiziert er seit 2006 den Blog „<strong>Brasilien</strong> Aktuell“ und hat das Sachbuch „Wirtschaftsboom am Zuckerhut“ über se<strong>in</strong>e<br />
Berufserfahrungen als Geschäftsentwickler <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> geschrieben. Er vertritt die ausländischen Gesellschafter zahlreicher<br />
von ihm gegründeter Unternehmen <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong> als Bevollmächtigter.<br />
Naumann: <strong>Besonderheiten</strong> <strong>des</strong> <strong>Imports</strong> <strong>in</strong> <strong>Brasilien</strong>