30.08.2016 Aufrufe

Coopers Welt - Leadership für eine neue Zeit - Leseprobe ISBN 9783950423303

Coopers Welt ist eine erfrischende Einladung zur Beschäftigung mit Selbstorganisation und Komplexität im Raum des neuen Denkens der Wirtschaft und der Führungsarbeit. Es richtet sich an engagierte Führungskräfte, die aus alten, nicht mehr funktionierenden Strukturen ausbrechen und neue Perspektiven einnehmen wollen. Eine neue Menschlichkeit, Herz und Hirn bilden nun die gesunde Basis für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens. Tauchen Sie ein in Coopers Welt, dem Management- und Leadership-Buch, das inspiriert und gute Laune macht!

Coopers Welt ist eine erfrischende Einladung zur Beschäftigung mit Selbstorganisation und Komplexität im Raum des neuen Denkens der Wirtschaft und der Führungsarbeit. Es richtet sich an engagierte Führungskräfte, die aus alten, nicht mehr funktionierenden Strukturen ausbrechen und neue Perspektiven einnehmen wollen. Eine neue Menschlichkeit, Herz und Hirn bilden nun die gesunde Basis für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens. Tauchen Sie ein in Coopers Welt, dem Management- und Leadership-Buch, das inspiriert und gute Laune macht!

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Allen erkenntnishungrigen<br />

Führungskräften gewidmet<br />

2


<strong>Coopers</strong><br />

<strong>Welt</strong><br />

<strong>Leadership</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>neue</strong> <strong>Zeit</strong><br />

Edition Summerhill<br />

3


Impressum:<br />

1. Auflage, 2016<br />

Copyright © 2016 Edition Summerhill e.U., St. Margarethen/Raab, Österreich<br />

Wir danken dem Amalthea Signum Verlag <strong>für</strong> die Rückgabe der Rechte<br />

an der Cooper-Erzählung aus "K. Völkl, H. P. Wallner, D. Kresse, 2008,<br />

Das LILA-Management Prinzip, 1. Auflage" an die Autorin.<br />

Umschlaggestaltung: Dodo Kresse, Wien, Österreich<br />

Coverfotos: istock.com,<br />

Satz, Grafiken und Fotos: Dodo Kresse,<br />

Korrektorat: www.professionelles-lektorat.de<br />

Druck und Bindung: Druckerei Bösmüller, Stockerau, NÖ.<br />

Printed in Austria<br />

<strong>ISBN</strong> 978-3-9504233-0-3 (Hardcover)<br />

<strong>ISBN</strong> 978-3-9504233-1-0 (ebook)<br />

www.summerhill.at.<br />

www.cooperswelt.de<br />

office@summerhill.at<br />

Besuchen Sie uns auf Facebook und Pinterest: Edition Summerhill<br />

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags. Kein Teil<br />

des Werkes darf in irgend<strong>eine</strong>r Form (durch Fotografie, Mikrofilm und andere<br />

Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter<br />

Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet<br />

werden.<br />

4


Wir leben Nachhaltigkeit!<br />

Edition Summerhill – Eco-Premium Books<br />

Edition Summerhill bietet Inspirationen <strong>für</strong> ein schöneres Leben. Ein<br />

Aspekt dabei ist die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft und der Gesellschaft.<br />

Wir möchten sicherstellen, dass unsere Bücher und Leistungen den<br />

Menschen Unterstützung leisten, sich ganzheitlich zu entwickeln. Ganzheitlich<br />

betrachtet aber müssen unsere Bücher in der Produktion ebenso<br />

<strong>eine</strong>n Beitrag zu <strong>eine</strong>r besseren <strong>Welt</strong> leisten. Das erkennen wir an <strong>eine</strong>r<br />

nachgewiesenen ökologischen Nebenwirkungsarmut und <strong>eine</strong>m sozialen<br />

Wirkungsreichtum. In der Produktion dürfen unsere Produkte die<br />

Umwelt nicht belasten. Wir wollen Ihnen, lieber Leserin, lieber Leser, in<br />

dieser Frage jeden Zweifel nehmen!<br />

Daher arbeiten wir mit <strong>eine</strong>m Druckpartner, der alle denkmöglichen Auswirkungen<br />

auf die Umwelt berücksichtigt und minimiert.<br />

• Klimaneutrale Produktion mit CO2 Ausgleich,<br />

• ausgewählte Recyclingpapiere,<br />

• giftstofffreie Farben<br />

Ein regionaler Ansatz in der Wertschöpfung ist ebenso wichtig, damit<br />

Transportkosten minimiert werden. Wir drucken daher in Österreich. In<br />

der Produktion ist der Umgang mit Menschen und der Gesellschaft wichtig:<br />

• Gesunde Arbeitsbedingungen,<br />

• faire Entlohnung,<br />

• <strong>eine</strong> inspirierende Atmosphäre,<br />

• und ein Geist der Nachhaltigkeit.<br />

Auch das haben wir bei unserem Druckpartner Bösmüller gefunden.<br />

Überzeugen Sie sich selbst: www.boesmueller.at/zertifikate/<br />

Natürlich haben Eco-Premium Books ihren Preis. Welchen Sinn aber hätte<br />

es, mit billigen Büchern aus schlechten Produktionsbedingungen unseren<br />

Planeten zu belasten? Wir bedanken uns bei Ihnen <strong>für</strong> Ihren fairen Beitrag<br />

<strong>für</strong> <strong>eine</strong> bessere <strong>Welt</strong>!<br />

5


Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird,<br />

wenn es anders wird, aber soviel kann ich sagen:<br />

es muss anders werden, wenn es gut werden soll.<br />

Georg Christoph Lichtenberg<br />

6


Vorwort<br />

<strong>Leadership</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>neue</strong> <strong>Zeit</strong>: Viel wird darüber gesprochen, geschrieben<br />

und diskutiert. Die Kernbotschaft lautet: Zunehmende Komplexität und<br />

steigende Dynamik erfordern agile Unternehmen und damit <strong>eine</strong> veränderte<br />

Form der Führung. Doch was wir derzeit in der Wirtschaftswelt<br />

beobachten, lässt sich durchaus mit Hyperaktivität beschreiben. Traditionelle<br />

Unternehmen kaufen Startups, um schnell ein digitales Geschäftsmodell<br />

mit jugendlichem Drive zu erhalten. Softwareentwickler gelten<br />

mit Methoden wie Scrum und Co als <strong>neue</strong> Gurus der Selbstorganisation<br />

und diese Praktiken werden von anderen Unternehmensbereichen hastig<br />

als Blaupause übernommen. CEOs legen ihre Krawatten ab und pilgern<br />

scharenweise ins Silicon Valley. Wer heute nicht schon agil, innovativ und<br />

digital als Schlagworte auf Website und im Werbematerial anführt, gilt als<br />

hoffnungslos rückständig.<br />

Diese Entwicklung hat im Grunde viel Positives. Endlich weichen verkrustete<br />

Strukturen auf. Es kommt Bewegung in starre Systeme. Warum<br />

sollte deshalb Skepsis angebracht sein? Die Vorbehalte richten sich vor<br />

allem gegen die Oberflächlichkeit, mit der oft versucht wird, Veränderung<br />

zu bewirken. Das liegt vor allem daran, dass Agilität mit Aktivität verwechselt<br />

wird. Dabei liegt der Schlüssel <strong>für</strong> Agilität im Wesen der Organisation<br />

und weniger in dem, was sie tut. Führungskräfte müssen deshalb<br />

tief tauchen, um ihre Unternehmen erfolgreich in <strong>eine</strong> <strong>neue</strong> Form des<br />

Arbeitens und Organisierens zu begleiten. Das beginnt bei der eigenen<br />

Person. Und gerade das ist wohl der schwierigste Teil des Weges. Noch<br />

immer gilt Innehalten und Reflexion im Management als Schwäche und<br />

<strong>Zeit</strong>verschwendung.<br />

Auch der Irrglaube, dass Organisationen wie Maschinen funktionieren<br />

hält sich hartnäckig. Mitarbeiter werden dabei als Rädchen betrachtet, an<br />

denen die Manager einfach drehen müssen, um etwas zu verändern. Das<br />

Erstaunen ist groß, wenn das so gar nicht mehr funktioniert. Mittlerweile<br />

7


eitet sich in den Führungsetagen Ratlosigkeit aus, auch wenn dies nur<br />

hinter verschlossenen Türen zugegeben wird. Schließlich gilt nach wie<br />

vor Stärke als hohe Managementtugend. Wer will da schon als Zauderer<br />

und Zweifler dastehen?<br />

Jedoch sind Führungskräfte heute mehr denn je gut beraten, einfach einmal<br />

stehen zu bleiben und aufzublicken von ihrem gewohnten Spielfeld.<br />

Dabei sollten sie all ihre Glaubenssätze und Einstellungen zur Seite legen,<br />

die ihnen unmerklich die Sicht in die Zukunft verstellen. Zugegeben: Das<br />

ist k<strong>eine</strong> einfache Übung. Mit diesem Buch zeigen Dodo Kresse, Kurt Völkl<br />

und Heinz Peter Wallner auf fabelhafte Weise, wie es dennoch gelingen<br />

kann. So gar nicht in der Management- und Beraterdiktion verfasst, ist<br />

der Einstieg in <strong>Coopers</strong> <strong>Welt</strong> fast ein wenig unbequem. Doch gerade darin<br />

liegt das Besondere.<br />

Der argentinische Autor Jorge Bucay hat es treffend formuliert: Kindern<br />

erzählt man Geschichten zum Einschlafen, Erwachsenen, damit sie aufwachen.<br />

Das gilt wohl auch <strong>für</strong> <strong>Coopers</strong> <strong>Welt</strong>. Die Einladung lautet: Lassen<br />

Sie sich ein auf diese Geschichte, die gleichzeitig <strong>eine</strong> Reise ist. Lassen<br />

Sie Fragen und auch Irritation zu. Versuchen Sie, zu beobachten, ohne<br />

gleich zu beurteilen. Sie werden da<strong>für</strong> mit <strong>eine</strong>m Perspektivenwechsel<br />

belohnt, der ein wertvoller Begleiter auf Ihrem persönlichen Weg in die<br />

<strong>neue</strong>n <strong>Zeit</strong>en sein kann.<br />

Mag. Eva-Maria Ayberk<br />

Leiterin des Hernstein Instituts <strong>für</strong> Management und <strong>Leadership</strong><br />

www.hernstein.at<br />

8


9


10


Inhalt<br />

SEI DANKBAR FÜR DAS CHAOS 13<br />

Neues Denken:<br />

Reise ins Land des Unplanbaren 23<br />

Erstes Gleichnis: WASSER UND BROT 24<br />

Neue Haltung:<br />

Darwin und Spencer<br />

auf dem falschen Dampfer 39<br />

Zweites Gleichnis: FLEISCH UND BLUT 40<br />

Neues Tun:<br />

Das Ende der Einsamkeit 55<br />

Drittes Gleichnis: WORT UND TAT 56<br />

Neue Erkenntnis:<br />

Das Bessere möglich machen 69<br />

Viertes Gleichnis:<br />

TRAUM UND WIRKLICHKEIT 70<br />

<strong>Leadership</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>neue</strong> <strong>Zeit</strong><br />

Das Geheimnis der liegenden Acht 81<br />

COOPERS RÜCKBLICK 82<br />

Theorie zum<br />

Lernen in der liegenden Acht 85<br />

DIE VIER PHASEN DER ENTWICKLUNG 85<br />

DIE FÜNF PRINZIPIEN ERFOLGREICHER VERÄNDERUNG 87<br />

Vertiefung 89<br />

11


12


<strong>Leadership</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>neue</strong> <strong>Zeit</strong><br />

SEI DANKBAR FÜR DAS CHAOS<br />

Cooper verließ das Firmengebäude in der Wiener Innenstadt und steuerte<br />

auf den Naschmarkt zu. Das Gespräch mit s<strong>eine</strong>m Vorgesetzten hatte<br />

ihn zusätzlich zu den Schwierigkeiten in der Firma verstimmt. Die sonst<br />

so angenehme Szenerie des Marktes ließ ihn daher heute seltsam kalt.<br />

Die Preisfeilscherei der Gemüsehändler konnte ihn ebenso wenig erheitern<br />

wie der beleibte Gurkenverkäufer, der sich die Seele aus dem Leib<br />

schrie, um s<strong>eine</strong> Essiggurken an den Mann zu bringen. Im Gegenteil,<br />

das Geplärre erschien ihm wie ein Sinnbild <strong>für</strong> s<strong>eine</strong> eigene Situation. Er<br />

strengte sich ebenso an, s<strong>eine</strong> Mitarbeiter zu mehr Engagement anzufeuern<br />

und s<strong>eine</strong>n Leuten klarzumachen, dass sie mehr Eigenverantwortung<br />

übernehmen sollten. Und was war das Ergebnis? – Sie sahen ihn genauso<br />

unbeeindruckt an, wie er gerade eben den Gurkenhändler anschaute<br />

– unbeteiligt, unberührt und versunken in die eigene Gedankenwelt.<br />

Warum kam er nicht heran an s<strong>eine</strong> Leute? Warum war es so schwierig,<br />

ihre Lust auf Entwicklung, auf Bildung und Verantwortung zu wecken?<br />

Zugegeben, heute war ihm dieser Gusto ebenfalls vergangen. Der CEO,<br />

dem er ansonsten unbedingten Respekt und beinahe so etwas Ähnliches<br />

wie Freundschaft entgegenbrachte, hatte ihn heute eindringlich gebeten,<br />

die Selbstverantwortung s<strong>eine</strong>s Teams anzuheben. Zukünftig hätte sich<br />

alles um <strong>eine</strong> höhere Agilität zu drehen, hatte er gesagt. Einfach so, als<br />

verfügte Cooper über <strong>eine</strong>n Zauberstab, mit dem er so etwas herbeihexen<br />

könnte. Das war ja bei vielen der Grund, weshalb sie überhaupt in s<strong>eine</strong>r<br />

Organisation arbeiteten – weil sie sich selbst k<strong>eine</strong>n „Job organisieren“<br />

wollten. Oder konnten? Darüber war sich Cooper auch nicht im Klaren.<br />

S<strong>eine</strong> Leute waren es gewohnt, im „alten System“ zu funktionieren: Von<br />

oben kommen die Befehle, die Ziele, die Ideen, die Kontrolle, die Verantwortung<br />

– einfach alles … und unten „funktioniert man eben“ wie ein<br />

Zahnrädchen – präzise greift eins ins andere. Präzise? Cooper seufzte und<br />

schnupperte an <strong>eine</strong>r Ananas. Sie duftete nach gar nichts und er legte sie<br />

enttäuscht zurück. Können sich Zahnrädchen selbst organisieren? Cooper<br />

suchte nach <strong>eine</strong>r Antwort und fand nur weitere Fragen. Er kannte sich<br />

13


<strong>Coopers</strong> <strong>Welt</strong><br />

nicht aus, und das mochte er gar nicht. Es passte einfach nicht zu ihm,<br />

k<strong>eine</strong>n klaren Kopf zu haben.<br />

Er fühlte sich, als wären s<strong>eine</strong> Schultern zehn Zentimeter schmäler und<br />

sein Gang angestrengter geworden. Was war zu tun? Nicht einmal ein<br />

Therapeut könnte ihm hier weiterhelfen. Man kann schwerlich <strong>eine</strong> ganze<br />

Organisation auf die Couch legen, um sie zu coachen. Im Lauf s<strong>eine</strong>r Karriere<br />

hatte er <strong>eine</strong> Menge Sachliteratur durchgeackert, aber nur weniges<br />

hatte ihn wirklich berührt oder gar bereichert. Stets war er nur s<strong>eine</strong>m<br />

Instinkt gefolgt und damit nicht schlecht gefahren. Er hatte sich immer<br />

als amikaler Abteilungsleiter gesehen. Als <strong>eine</strong>r, zu dem man Vertrauen<br />

haben kann. Er hatte es genossen, wenn er zu fühlen glaubte, dass die<br />

Menschen zu ihm aufblickten und ihn ins Vertrauen zogen. Und er hatte<br />

sich immer als absolut kompetent empfunden. Wo war diese verdammte<br />

Weggabelung gewesen, an der er begonnen hatte, die Kontrolle zu verlieren?<br />

Hatte sich etwa die <strong>Welt</strong> verändert, ohne dass er es bemerkt hatte?<br />

Waren das Zeichen des Älterwerdens oder schlimmer noch - des Alters?<br />

Wohl kaum, denn sein Käpt’n war um die zehn Jahre älter und ansch<strong>eine</strong>nd<br />

entdeckte jener die Veränderungen der <strong>Zeit</strong> sehr wohl - und darüber<br />

hinaus auch die Notwendigkeit, darauf zu reagieren, und zwar ohne<br />

Aufschub.<br />

Cooper kratzte sich den Nacken, während er zögernd den einkaufenden<br />

Männern und Frauen auswich und ein paar Rempler einstecken musste.<br />

Vielleicht, dachte er weiter, hatte sich die <strong>Zeit</strong> verändert, aber s<strong>eine</strong> Leute<br />

nicht. Waren sie einfach stehen und stecken geblieben – mit ihm? Wegen<br />

ihm? Die trüben Gedanken bauten <strong>eine</strong> gläserne Wand zwischen ihm und<br />

dem Treiben des Marktes. Er hätte so gerne an diesem lebendigen Pulsieren<br />

teilgehabt, sich an den Farben der Pfirsiche, Melonen und Papayas<br />

erfreut, über den eckigen Schädel des Knurrhahns und über die Stacheln<br />

des Seeigels gestaunt und die Heiterkeit des wolkenlosen Himmels in sich<br />

aufgesogen. Alles plätscherte an ihm vorbei. Der Tag fand ohne ihn statt.<br />

Ein jäher Schmerz ließ ihn zusammenzucken. Er rieb sich das Schienbein<br />

und konnte gerade noch den Schatten des Geschäftsmannes, des-<br />

14


<strong>Leadership</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>neue</strong> <strong>Zeit</strong><br />

sen Aktenkoffer ihn getroffen hatte, bemerken. K<strong>eine</strong> Entschuldigung.<br />

Wahrscheinlich hatte ihn der eilige Typ gar nicht bemerkt. Wo war s<strong>eine</strong><br />

Kraft geblieben? S<strong>eine</strong> Zuversicht und sein Humor, <strong>für</strong> den er in der Firma<br />

geradezu berüchtigt war? Cooper war froh, dass solche Tage in der<br />

Minderheit blieben. Mehrere hintereinander von dieser Sorte konnte und<br />

wollte er sich gar nicht vorstellen. Denn allzu deutlich spürte er diese f<strong>eine</strong><br />

Grenzlinie – unsichtbar, aber real. Wenn er diese überschreiten würde,<br />

wäre er imstande, einfach alles hinzuwerfen – s<strong>eine</strong> Arbeit, s<strong>eine</strong> Ehe, s<strong>eine</strong><br />

Familie, sein Leben in der Stadt. Er wusste, dass er sich diese Grenze<br />

am besten gar nicht genauer ansehen sollte. Es genügte, von ihrer Existenz<br />

zu wissen, um sich ganz schnell wieder zur Ordnung zu rufen. Um<br />

Lösungen zu suchen und zu finden, um die Gedanken zu strukturieren<br />

und „normal“ zu bleiben. Er mochte s<strong>eine</strong>n Job. Er mochte die Menschen<br />

mit ihren Schrulligkeiten, mit ihren Wünschen und Träumen. Und sie<br />

mochten ihn – zumindest war das bis heute so gewesen.<br />

<strong>Coopers</strong> Magen knurrte. Er lehnte sich an <strong>eine</strong>n der beiden Stehtische<br />

vor <strong>eine</strong>m kl<strong>eine</strong>n italienischen Delikatessenladen und bestellte ein Glas<br />

Merlot und <strong>eine</strong> Kleinigkeit zu essen. Ich muss dringend etwas ändern,<br />

dachte er und leerte sein Glas. Sorgsam fegte er die Krümel s<strong>eine</strong>s Mortadella-Weckerls<br />

von der Tischplatte und erschrak, als sich <strong>eine</strong> Hand auf<br />

die s<strong>eine</strong> legte. Er zuckte zurück und erkannte in dem Mann, der nun<br />

lachend hervortrat, s<strong>eine</strong>n alten Freund Professor Edu Art.<br />

„Ein bisschen schreckhaft heute, was, Cooper?“, meinte er. Edu Art stand<br />

neben ihm - im eleganten Nadelstreifanzug, dem man s<strong>eine</strong> Nadelstreifen<br />

kaum ansah. Dazu trug er meisterlich saloppe Maßschuhe und k<strong>eine</strong> Krawatte.<br />

Er hatte die Angewohnheit, mühelos elegant zu wirken, ohne dabei<br />

im Mindesten etwas Schnöseliges an den Tag zu legen. Cooper wusste<br />

nicht genau, wie er das eigentlich anstellte, aber da Edu Art auch in s<strong>eine</strong>m<br />

Inneren so war – nämlich blitzgescheit, ohne dabei den Humor zu<br />

verlieren –, hatte es sich Cooper angewöhnt, Edu Art als <strong>eine</strong> Art Naturwunder<br />

zu betrachten, das man nicht weiter hinterfragt. Er freute sich<br />

über die Begegnung, den ersten Lichtblick des Tages.<br />

15


<strong>Coopers</strong> <strong>Welt</strong><br />

„Bist du nur hier, um die ‚Urbanek-Regel’ zu bestätigen, oder was führt<br />

dich hierher?“, fragte Cooper.<br />

„Regel?“<br />

„Die ‚Hier-trifft-man-die-richtigen-Leute’-Regel.“<br />

Edu Art legte s<strong>eine</strong>m Freund den Arm um die Schulter und raunte: „Wer<br />

weiß schon zu sagen, wer der oder die Richtige ist?“<br />

„Wie wahr, Professor“, stimmte Cooper zu und bestellte noch zwei Gläser<br />

Merlot. „Dennoch bist du wahrscheinlich heute der Richtige, um mir bei<br />

<strong>eine</strong>r verzwickten Sache zu helfen. Ich steh wie vor <strong>eine</strong>r Wand. Und sei<br />

sie nur aus Papier, so kann ich sie trotzdem weder eintreten noch zerreißen<br />

oder sonstwie entfernen.“<br />

„Beziehungsschwierigkeiten?“<br />

„Das fehlt mir gerade noch. Es kommt schließlich immer alles zusammen.“<br />

„So melancholisch kenne ich dich gar nicht, altes Haus.“<br />

Cooper runzelte die Stirn. „Melancholisch ist nicht das richtige Wort. Ich<br />

bin ratlos.“<br />

„Kurzfristig ratlos, wie ich annehmen möchte?“ Edu Art zog die linke<br />

Braue hoch.<br />

„Gewiss, wir sind doch richtige Burschen!“, Copper lächelte. „Aber im<br />

Ernst: Ich weiß nicht, was ich tun soll. Du kennst doch m<strong>eine</strong>n Käpt’n?“<br />

„Nennst du ihn immer noch Käpt’n, d<strong>eine</strong>n Chef, und bist ihm so zugetan?“,<br />

amüsierte sich Edu Art. „Ich mag d<strong>eine</strong> romantische Huckleberry-Finn-Ader.<br />

Die hält dich elastisch, in jeder Hinsicht. Also ja, natürlich<br />

kenne ich Fen O’Men, ein prächtiger Mensch, sehr belesen. So wie<br />

man sich <strong>eine</strong>n CEO nur wünschen kann.“<br />

„Klar sind wir uns zugetan, wie du so hübsch sagst. Das ändert aber<br />

nichts daran, dass ich ihn derzeit überhaupt nicht verstehen kann. Niemand,<br />

zur Hölle, weiß, was der Kerl von mir will!“ Cooper hieb mit der<br />

16


<strong>Leadership</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>neue</strong> <strong>Zeit</strong><br />

Faust auf das fragile Stehtischchen.<br />

Edu Art hielt den Tisch in Balance und meinte: „Eventuell will er, dass du<br />

dich um d<strong>eine</strong> Leute kümmerst. Das ist so üblich bei <strong>eine</strong>m Abteilungsleiter.“<br />

„D<strong>eine</strong>n Humor in Ehren, aber…“ Cooper schüttelte den Kopf. „Egal.<br />

Wenn der Käpt’n Chinesisch reden würde, könnte es mir nicht unverständlicher<br />

sein.“<br />

„Was will er denn so Ungewöhnliches?“<br />

„Du weißt ja, er ist unheimlich bewandert in diesen modernen Wissenschaften“,<br />

erklärte Cooper..„Immer wieder fängt er davon an, etwa mit<br />

Bionik. ‚Cooper‘, sagt er dann, ‚mein lieber Cooper! Wir müssen das in<br />

unsere Organisation tragen – fliegen wie die Zugvögel, organisieren wie<br />

die Insekten, bauen wie die Ameisen, Schwärme bilden wie die Fische.‘<br />

Sind wir ein Tiergarten? Als ob das alles so einfach umzusetzen wäre!<br />

Außerdem bin ich froh, wenn sich k<strong>eine</strong> Schwärme bilden – in der Cafeteria<br />

…“<br />

„Wirst du jetzt zynisch auf d<strong>eine</strong> alten Tage?“ Edu Art deutete <strong>eine</strong>m der<br />

Kellner, ihm nachzuschenken, was prompt geschah.<br />

„… und dann doziert er“, Cooper ignorierte Edu Arts Zwischenfrage,<br />

„von dieser und von jener <strong>neue</strong>sten Erkenntnis aus der Hirnforschung,<br />

aus der Kybernetik, der Quantentheorie, der Systemtheorie, der Soziologie,<br />

et cetera … Er spricht von Nichtlinearität, Komplexität, Agilität,<br />

Kohärenz und kollektivem Denken - und all das möge zum Schlüssel <strong>für</strong><br />

die Probleme in unserer Organisation werden. Immer wieder sagt er: ‚Du<br />

weißt schon, was ich m<strong>eine</strong>, nicht wahr?’ Und ich nicke nur stumm und<br />

hab’ k<strong>eine</strong> Ahnung. Wahrscheinlich schau ich so gscheit aus, dass er k<strong>eine</strong>n<br />

Verdacht schöpft. M<strong>eine</strong> hohe Stirn führt ihn vielleicht in die Irre …“<br />

„D<strong>eine</strong> hohe Stirn? Das könnte sein“, pflichtete Edu Art ihm bei und ordnete<br />

s<strong>eine</strong> Manschetten.<br />

„Dann sagt er noch: ‚Das wird unsere verstaubte Firma in <strong>eine</strong> moder-<br />

17


<strong>Coopers</strong> <strong>Welt</strong><br />

ne, agile Organisation verwandeln, auf die wir beide stolz sein werden.<br />

Und du wirst das umsetzen, Cooper! Ich weiß, dass ich mich auf dich<br />

verlassen kann. Darüber hinaus möchte ich, dass du mich erstaunst, mich<br />

geradezu verblüffst!‘ Also, ich kann dir sagen, mein Käpt’n wäre mehr<br />

als erstaunt, wenn er wüsste, wie ahnungslos ich bin. Ich hab mich in der<br />

vorherigen Firma bereits <strong>für</strong> das Arbeiten in großen Gruppen engagiert,<br />

das war wirklich hip damals, aber in den meisten Fällen ist davon nur ein<br />

schaler Nachgeschmack geblieben. Begeistert waren bloß die Beratungsunternehmen.<br />

Bei uns blieb <strong>eine</strong> bestenfalls irritierte, in den meisten Fällen<br />

aber emotional völlig unberührte Gruppe zurück. Wer will sich schon<br />

freiwillig entwickeln? Ohne ein dringendes Muss, ob in Form von Krankheit<br />

oder <strong>eine</strong>r anderen Not, sind doch alle Menschen ziemlich träge und<br />

faul. All<strong>eine</strong> die Kunst der Reflexion ist nur wenigen gegeben. Wer denkt<br />

schon ein bisschen weiter als bis zur eigenen Nasenspitze? Und immer<br />

wieder empfiehlt er mir die <strong>neue</strong>sten Bücher, mein Käpt’n. Tolle Bücher,<br />

zugegeben, aber ich hab k<strong>eine</strong>n Klon, der sich ein Jahr Urlaub nimmt, auf<br />

<strong>eine</strong> einsame Insel zieht und alles studieren kann, um dann daraus s<strong>eine</strong><br />

Schlüsse zu ziehen. Wann soll ich das lesen – während ich schlafe? Und<br />

verstehen! Ich kann’s ja gar nicht verstehen. Wirklich, Professor, das ist<br />

mir alles zu kompliziert! Zu theoretisch. Es klingt ja recht faszinierend ab<br />

und zu. Aber wenn es zur Pflicht wird, das alles zu durchschauen, dann<br />

läuft mir die Gänsehaut über den Nacken. Selbstorganisation und Lebendigkeit,<br />

klar, darüber habe ich auch einiges gelesen, schon vor Jahren. Was<br />

hilft mir das? Sind doch m<strong>eine</strong> Leute oft so wenig selbstorganisiert, dass<br />

sie zu mir laufen, nur wenn sie ein Formular <strong>für</strong> die Spesenabrechnung<br />

ausfüllen müssen. Gerade so, dass ich ihnen nicht die Hand mit dem Kuli<br />

führen muss. Und Lebendigkeit? Wann habe ich schon Freude auf ihren<br />

Gesichtern gesehen? Vielleicht, wenn sich das Wochenende nähert.“<br />

Edu Art legte s<strong>eine</strong>n Kopf leicht in den Nacken und sah Cooper unter halb<br />

geschlossenen Lidern an. Das machte er immer, wenn er etwas Wesentliches<br />

zu sagen hatte.<br />

Cooper horchte also.<br />

18


<strong>Leadership</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>neue</strong> <strong>Zeit</strong><br />

„Alles Entscheidende entsteht trotzdem, Cooper“, sagte Edu Art und<br />

nickte dazu.<br />

„Nietzsche?“ Cooper erinnerte sich an Edu Arts Vorliebe <strong>für</strong> den Philosophen.<br />

„Exakt“, bemerkte Edu Art. „Und ich m<strong>eine</strong>, dass Nietzsche recht hatte.<br />

Worauf wartest du? Auf <strong>eine</strong>n leichten Weg? Willst du d<strong>eine</strong>m Boss ein<br />

Konzept vorlegen, das er an jeder Straßenecke <strong>für</strong> ein paar Euro kaufen<br />

kann? Sei dankbar <strong>für</strong> die störrische Organisation, <strong>für</strong> alle St<strong>eine</strong>, die dir<br />

im Weg liegen, <strong>für</strong> jede kleinkrämerische, spießige Meldung aus dem<br />

Mund d<strong>eine</strong>s Teams. Für jede Plage und Mühe, die sie dir durch ihre<br />

Unmündigkeit, Faulheit und Verantwortungslosigkeit bereiten.“<br />

Cooper betrachtete ihn ungläubig. Was redete er da? War das ansteckend?<br />

Jetzt faselte Professor Edu Art auch schon unverständliches Zeug. Hatte<br />

sich denn die ganze <strong>Welt</strong> gegen ihn verschworen? Oder lag es einfach an<br />

ihm – wurde er verrückt? Fühlte sich das so an?<br />

„Wenn du nun denkst, ich hätte ein wenig zu viel Merlot genossen“, sagte<br />

Edu Art, als er <strong>Coopers</strong> Blick auffing, „so irrst du dich. Ich m<strong>eine</strong> das<br />

ganz ernst. Würde ein Zahnarzt <strong>eine</strong>n Patienten fortschicken, weil dieser<br />

ein schlechtes Gebiss hat? Sicher nicht. Da erst ist sein ganzes Geschick,<br />

all das, was er über die Jahre an Theorie und Praxis erfahren hat, richtig<br />

gefordert. So ist es auch bei dir, Cooper. Du bist gefordert. Jetzt! Und die<br />

Praxis in all d<strong>eine</strong>n Jahren als Abteilungsleiter in dieser Organisation wird<br />

dir nun dabei helfen, aus der tatsächlich schon sehr verstaubten Bude <strong>eine</strong><br />

moderne, dynamische Organisation zu machen, die wirklich zukunftsfähig<br />

ist. Das hast du d<strong>eine</strong>m Käpt’n nämlich voraus, die Nähe zur Praxis.<br />

Wenn er auch vieles gelesen und gedacht haben mag – du bist der Mann<br />

vor Ort! Du bist der Umsetzer, ohne dich wird nichts geschehen. Ohne<br />

dich bleibt der Baum des Lebens grau. Es ist an dir, ihn saftig grün zu<br />

machen. Du bist der, der dieser Organisation <strong>neue</strong>s Leben einhauchen<br />

wird. Vertraue auf dich und vertraue besonders auf dein Bauchgefühl,<br />

auf d<strong>eine</strong> Intuition.“<br />

19


<strong>Coopers</strong> <strong>Welt</strong><br />

Jetzt wusste Cooper wieder, warum er Professor Edu Art so mochte. Es<br />

gab Menschen, denen man nur zuzuhören brauchte, um <strong>neue</strong> Kraft und<br />

Energie zu finden. Edu Art war <strong>eine</strong>r dieser seltenen und inspirierenden<br />

Menschen.<br />

Cooper fühlte, wie ihn der Gedanke an s<strong>eine</strong> Möglichkeiten, die Organisation<br />

mit <strong>neue</strong>m Leben zu erfüllen, erfrischte und aufmunterte. Ja, das<br />

war doch damals der Grund gewesen, diese berufliche Laufbahn einzuschlagen.<br />

Diffus erinnerte er sich an ein Sachbuch über dynamische Systeme<br />

und über Selbstorganisation im Management, das ihn vor vielen Jahren<br />

tief beeindruckt hatte. Er hatte es nicht wirklich verstanden, aber es<br />

gab ihm <strong>eine</strong> Ahnung, ein unscharfes Bild, wie ‚es‘ gehen könnte. Damals<br />

hatte er sich mit diesem unscharfen Bild zufriedengegeben. ‚Fuzzylogik‘<br />

wird reichen, hatte er gehofft und war in die Organisations- und Personalentwicklung<br />

gegangen. Irgendwo auf diesem Weg war ihm die ‚Idee‘<br />

der Selbstorganisation dann entfallen, so zwischen Kaffee und Budget. Er<br />

konnte sich nicht mehr erinnern. Aber das war jetzt auch nicht wichtig.<br />

Wichtiger war, dass er wieder <strong>neue</strong> Hoffnung schöpfte.<br />

Langsam verflüchtigte sich der schlammfarbene Nebel, der den ganzen<br />

Tag über s<strong>eine</strong>r Stimmung gelegen hatte. Die ersten mutigen Gedanken<br />

tauchten auf wie zartblaue Streifen, die den dunklen Regenhimmel<br />

durchbrechen.<br />

„Ich brauche jemanden, der mir dabei hilft“, sagte Cooper. „Jeder, der<br />

Großes tun will, braucht Hilfe.“<br />

„Nun“, meinte Edu Art, „ich wüsste schon jemanden, der dir da enorm<br />

weiterhelfen könnte.“<br />

„Wen?“<br />

Edu Art zögerte sichtlich, den Namen preiszugeben. Er sah Cooper lange<br />

an, wiegte den Kopf hin und her und klopfte mit s<strong>eine</strong>m Siegelring sachte<br />

auf die Tischplatte. Cooper hatte ein gespaltenes Verhältnis zu Siegelringen.<br />

Sie kamen ihm anachronistisch vor, doch Edu Art konnte sich das<br />

leisten. Der Teufel allein wusste, warum.<br />

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<strong>Leadership</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>neue</strong> <strong>Zeit</strong><br />

„Nun komm schon! Wenn du mir auch nur irgendjemanden nennen<br />

kannst, der sich auf diesem Gebiet ein paar Lorbeeren verdient hat, dann<br />

sprich. Ich zahle gut, wie du weißt. Alles hat s<strong>eine</strong>n Preis.“<br />

„Dieser Preis ist tatsächlich hoch“, sprach Edu Art leise. „Ich bin mir nicht<br />

sicher, ob du ihn bezahlen kannst oder willst.“<br />

„Was soll das heißen?“, fragte Cooper. „Tu nicht so geheimnisvoll.“<br />

„Das hat tatsächlich mit Geheimnissen zu tun“, gab sich Edu Art weiter<br />

zugeknöpft.<br />

„Also, wie heißt der Knabe?“<br />

„Es ist kein Knabe.“<br />

„Dann halt Typ, Meister, Guru, hochherrschaftlicher Know-how-Kaiser,<br />

ist doch egal!“, knurrte Cooper ungeduldig.<br />

„Ich denke nicht, dass es gleichgültig ist, wie man jemanden nennt,<br />

Cooper. Der Name bestimmt den Inhalt mit“, sagte Edu Art mit gedämpfter<br />

Stimme.<br />

„Genug! Wie heißt er?“ Cooper lehnte sich so weit nach vorn, dass sein<br />

Gesicht von Edu Arts Kopf nur noch wenige Zentimeter entfernt war.<br />

„Er ist mitnichten ein Er“, antwortete Edu Art und grinste. „Durch enge<br />

Freunde weiß ich“, setzte er fort und senkte s<strong>eine</strong> Stimme, „dass <strong>eine</strong> Art<br />

Beraterin in ein paar bedeutenden Unternehmen zu tiefgreifenden Änderungen<br />

beigetragen hat. Ihr Wissen und vor allem ihre Intuition sind<br />

erstaunlich. Aber sie spricht in Gleichnissen, die man erst entschlüsseln<br />

muss, um hinter deren Geheimnisse zu kommen. Doch es hat sich bisher<br />

in jedem Fall ausgezahlt. So sagt man jedenfalls. Wenn du d<strong>eine</strong>n Käpt’n<br />

dazu bringen kannst, sich darauf einzulassen, dann will ich gerne den<br />

Kontakt zu Madame Dim En Sion herstellen.“<br />

„Und wie heißt sie im wirklichen Leben, diese Madame Dim En Sion?“,<br />

wollte Cooper wissen.<br />

Edu Art leerte sein Glas, stellte es sorgsam ab und sagte: „Belassen wir es<br />

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<strong>Coopers</strong> <strong>Welt</strong><br />

bei diesem Namen. Es ist wohl systemimmanent, dass sich Personen mit<br />

geheimem Wissen gern bedeckt geben. Ich muss dir aber noch etwas dazu<br />

sagen, Cooper. Es werden Reisen zu eventuell weit entfernten Orten notwendig<br />

sein. Ich weiß auch nichts Näheres, lediglich, dass diese Gleichnisse<br />

an bestimmten Orten übermittelt werden, bei denen Madame Dim<br />

En Sion die Koordinaten festlegt.“<br />

„Wenn ich noch dazu in der Lage wäre“, erwiderte Cooper, „würde ich<br />

gerne darauf anstoßen, alter Freund. Ich bin es aber leider nicht. Lass uns<br />

daher ein einfaches Glas Wasser auf die Reisen der Erkenntnis trinken, wo<br />

auch immer sie uns hinführen werden.“<br />

„Kolossaler Gedanke, Cooper! Wasser, so klar wie die Erkenntnis!“ Mit<br />

<strong>eine</strong>m Mal wirkte Edu Art stocknüchtern, verriet sich aber durch <strong>eine</strong>n<br />

zweiten offenen Hemdknopf.<br />

Man trank also noch zwei Gläser Wasser und danach trennten sich die<br />

beiden mit <strong>Coopers</strong> Versprechen, Professor Edu Art anzurufen, sobald er<br />

mit s<strong>eine</strong>m Käpt’n gesprochen hatte.<br />

Die Sonne stand tief, als Cooper die Ringstraße überquerte und in sein<br />

Büro zurückschlenderte. Aus der <strong>eine</strong>n Stunde Mittagspause waren nun<br />

doch zwei geworden. Aber Cooper spürte, er hatte etwas ganz Wichtiges<br />

vor sich und so etwas wie <strong>eine</strong>n heimlichen Joker in der Tasche.<br />

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<strong>Leadership</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>neue</strong> <strong>Zeit</strong><br />

Neues Denken:<br />

Reise ins Land des Unplanbaren<br />

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