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Sport<br />
Sonntag, <strong>11</strong>. September <strong>2016</strong><br />
Der Herausforderer<br />
Novak Djokovic begegnet Finalgegner Stan Wawrinka mit Respekt: „Er glaubt an sich“<br />
Martin Schulz ist der erste<br />
ParalympicsSieger im Triathlon<br />
überhaupt. Foto:dpa<br />
Fakten zu<br />
Kerber<br />
Steffi Graf und Torben Beltz, linke<br />
und rechte Hand sowie die Königin<br />
der Asse: Wissenswertes über Angelique<br />
Kerber zum USOpenFinale<br />
gegen Karolina Pliskova, das inder<br />
Nacht zum Sonntag stattfand.<br />
BREMEN, KIEL UND PUSZCZYKO<br />
WO: Kerber lebt und trainiert mittlerweile<br />
die meiste Zeit impolnischen<br />
Puszczykowo in der Nähe<br />
von Posen, wo auch ihre Großeltern<br />
wohnen. Der Rest der Familie<br />
lebt in Kiel. Geboren wurde die<br />
28Jährige in Bremen.<br />
LINKS STATTRECHTS: Die Norddeutsche<br />
ist eigentlich Rechtshänderin.<br />
Nur Tennis spielt sie mit links. Das<br />
sei ganz natürlich, sagt sie.<br />
KAROLINA PLISKOVA: Die Tschechin<br />
bezwingt im Halbfinale der US<br />
Open Serena Williams und macht<br />
Kerber damit zur Nummer eins.<br />
Beim Turnier in Cincinnati kurz vor<br />
den US Open gewinnt sie das Endspiel<br />
gegen Kerber. Die 1,86 Meter<br />
große Athletin schlägt indieser Saison<br />
bislang 446 Asse.<br />
TORBEN BELTZ UND CATHRIN JUN<br />
KER: Torben Beltz führt Kerber als<br />
Trainer in die TopTen. Doch erst<br />
im zweiten Anlauf (nach einem<br />
Intermezzo mit Benjamin Ebrahimzadeh)<br />
klappt esmit dem ersten<br />
GrandSlamTitel in Melbourne.<br />
Seit dieser Saison ist auch Physiotherapeutin<br />
Cathrin Junker im<br />
KerberTeam oft dabei.<br />
US OPEN: 20<strong>11</strong> erreicht Kerber als<br />
Weltranglisten92. völlig überraschend<br />
das Halbfinale der US<br />
Open. Nachdem sie zuvor über ein<br />
Karriereende nachdenkt, gibt ihr<br />
der Erfolg den dringend benötigten<br />
Schub. Fünf Jahre später krönt sie<br />
sich –wieder inNew York –zur<br />
Nummer eins.<br />
STEFFI GRAF: Schon als kleines<br />
Mädchen verfolgt Kerber die Matches<br />
von Steffi Graf vor dem Fernseher.<br />
Die frühere Nummer eins ist<br />
ihr Idol und inzwischen auch eine<br />
gelegentliche Bezugsperson. Mit<br />
Graf und deren Mann Andre Agassi<br />
trainiert Kerber ab und an in Las<br />
Vegas und holt sich von ihnen Rat<br />
und Zuspruch.<br />
Novak Djokovic und<br />
Stan Wawrinka bestreiten<br />
das Endspiel der US<br />
Open. Der Serbe gewann<br />
gegen Gael Monfils<br />
und erreichte zum<br />
siebten Mal das Endspiel<br />
in New York. Wawrinka<br />
entschied das<br />
zweite Halbfinale gegen<br />
Kei Nishikori für sich.<br />
Von Wolfang Müller<br />
Stan Wawrinka fordert die Nummer eins heraus. Der Schweizer<br />
trifft im Finale der US Open auf Novak Djokovic. Foto:dpa<br />
NEW YORK.Boris Becker saß<br />
entspannt in der hintersten<br />
Ecke des Spielergartens. Während<br />
Angelique Kerber in acht<br />
verschiedene Fernsehkameras<br />
über ihre Rolle als neue Nummer<br />
eins im Damen-Tennis redete,<br />
machte sich Novak Djokovic<br />
vor den Augenseines prominenten<br />
Trainers mit der roten<br />
Trainingsjacke und der roten<br />
Schirmmütze gewissenhaft<br />
warm. Bis zum Halbfinal-Tag<br />
der US Open war der Weltranglisten-Erste<br />
aus Serbien ja praktisch<br />
nicht gefordert worden.<br />
Die Statistikexperten der ATP<br />
fanden sogar heraus, dass Djokovic<br />
dererste Spieler in der Geschichte<br />
des Profitennis war,<br />
der bei einem Grand-Slam-Turnier<br />
nach drei Absagen oder<br />
Aufgaben das Halbfinale erreichte.<br />
In der zweiten Runde<br />
konnte der Tscheche Jiri Vesely<br />
wegen einer Verletzung am<br />
Arm nicht spielen. In der dritten<br />
Runde gab der Russe Michail<br />
Juschni im ersten Satz wegen<br />
einer Oberschenkelblessur auf,<br />
und im Viertelfinalemussteder<br />
Franzose Jo-Wilfried Tsonga<br />
nach zwei Sätzen wegen Knieproblemen<br />
das Match beenden.<br />
So richtig wussten also weder<br />
Becker noch die Fans in New<br />
York oder Djokovic selbst, das<br />
Leistungsvermögen des 29-Jährigen<br />
einzuschätzen. Zumal der<br />
Titelverteidiger zuletzt von<br />
Problemen am Handgelenk und<br />
am Ellbogen geplagt wurde und<br />
sportlich auch nicht überzeugen<br />
konnte. Gegen den Franzosen<br />
Gael Monfils stand also mal<br />
wieder ein echter Härtetest an -<br />
„Er liebt es, auf<br />
den großen Bühnen<br />
gegen die Großen<br />
zu spielen.“<br />
Novak Djokovic über seinen<br />
Finalgegner Stan Wawrinka<br />
und Djokovic bewältigte ihn<br />
trotz eines kleinen Wacklers in<br />
Satz drei, eines zerrissenen T-<br />
Shirts und zweierSchultermassagen<br />
amEnde souverän mit<br />
6:3, 6:2, 3:6, 6:2.<br />
In seinem siebten US-Open-Finale<br />
und dem insgesamt 21.<br />
Grand-Slam-Endspiel strebt<br />
Djokovic heute nun gegen Stan<br />
Wawrinka seinen 13. Major-Titel<br />
und den dritten in New York<br />
an. „Er liebt es, auf den großen<br />
Bühnen gegen die Großen zu<br />
spielen. Ich habe das Gefühl,<br />
dass er sich dann noch steigert“,<br />
sagte Djokovic über den<br />
Schweizer. „Er glaubt an sich.“<br />
Im zweiten Halbfinale besiegte<br />
Wawrinka den Japaner Kei<br />
Nishikorimit 4:6, 7:5, 6:4, 6:2. Im<br />
direktenVergleich mitDjokovic<br />
liegt der 31-Jährige zwar 4:19 zurück,<br />
doch auf dem Wegzuseinen<br />
beiden bislang einzigen<br />
Grand-Slam-Siegen hat Wawrinka<br />
den Serben geschlagen:<br />
im Viertelfinale der Australian<br />
Open 2014 und im Endspiel der<br />
French Open 2015. Wer also am<br />
Sonntag als Favorit in das Arthur-Ashe-Stadium<br />
einmarschiert,<br />
ist nur schwer einzuschätzen.<br />
Djokovic sicherte sich indiesem<br />
Jahr die Titel bei den Australian<br />
Open und den French<br />
Open, patzte dann aber in<br />
Wimbledon und Rio. Wegen seiner<br />
körperlichen Probleme reiste<br />
er skeptisch nach New York.<br />
Monfils nervte ihn im dritten<br />
Satz derart, dasservor Wut im<br />
Stile des „Unglaublichen Hulk“<br />
sein weißes Oberteil zerfetzte.<br />
„Mal siehst du einen zerbrochenen<br />
Schläger, mal ein zerrissenes<br />
Shirt. Soetwas passiert in<br />
der Hitze des Gefechts“, beschwichtigte<br />
Djokovic. Sein Finalgegner<br />
Wawrinka dagegen<br />
blieb gegen Nishikori ruhig -<br />
und rechnet sich nun gegen<br />
Djokovic durchaus Chancen<br />
aus. (dpa)<br />
Drama mit<br />
Happy End<br />
Triathlon: Gold für Martin Schulz<br />
RIO DE JANEIRO. Noch vor<br />
der Ziellinie bleibt er kurz stehen,<br />
brüllt die Freude heraus,<br />
jubelt. Dann lässt sich Martin<br />
Schulz fallen. Um <strong>11</strong>.03 Uhr Ortszeit<br />
hat er am Samstag in Rio de<br />
Janeiro Geschichte geschrieben.<br />
Er ist der erste Paralympische<br />
Goldmedaillengewinner<br />
im Triathlon. Im Ziel hat er mit<br />
einer Siegerzeit von 1,02:37<br />
Stunden zwar 28 Sekunden Vorsprung<br />
vor dem Kanadier Stefan<br />
Daniel. Doch hinter ihm<br />
liegt ein Drama, das den Goldtraum<br />
fast zerstört hätte.<br />
Der Leipziger, dem der linke<br />
Unterarm fehlt, weint. Er findet<br />
kaum Worte. „Das ist unbeschreiblich,<br />
ich hatte so viele<br />
Probleme heute beim Laufen.“<br />
Ein Wechselbad der Gefühle:<br />
Nach 750 Meter Schwimmen<br />
Vierter, entwickelt sich beim<br />
20,9 Kilometer langen Radfahren<br />
ein Zweikampf zwischen<br />
dem Briten George Peasgood<br />
und Schulz. Er macht Runde<br />
um Runde Boden gut, von 22<br />
sinkt der Rückstand auf 13Sekunden.<br />
Beim Wechsel zum Laufen<br />
liegt der Leipziger erstmals<br />
vorn. Schulz spricht vom besten<br />
Radrennen seiner Karriere.<br />
Doch dann kommt das Laufen,<br />
fünf quälende Kilometer. „Es<br />
lief überhaupt nicht beim Laufen“,<br />
berichtet Schulz im Ziel.<br />
Erst hat er einen großen Vorsprung.<br />
Denn Peasgood bricht<br />
völlig ein, über eine Minute liegt<br />
Schulz zeitweise vorn. „In der<br />
zweiten Runde hatte ich dann<br />
aber so Seitenstechen. Ichdachte,<br />
du kannst das doch nicht<br />
einen Kilometer vorm Zielnoch<br />
aus der Hand geben.“Irgendwie<br />
geht es dann mit Gold vor Augen<br />
noch einmal besser, tausende<br />
Zuschauer tragen ihn zu dem<br />
historischen Triumph.<br />
Damit bescherte Schulz der<br />
deutschen Mannschaft einen<br />
glänzenden Start in den dritten<br />
Wettkampftag. Am Nachmittag<br />
gewann die Schützin Natascha<br />
Hiltrop auch noch Silber mit<br />
dem Luftgewehr. In der Nacht<br />
zu Samstag hatten bereits<br />
Schwimmerin Denise Grahl<br />
mit Europarekord Silber gewonnen,<br />
die Leichtathleten Felix<br />
Streng über 100 Meter, Katrin<br />
Müller-Rottgardt über 100 Meter<br />
und Frances Herrmann holten<br />
im Speerwerfen jeweils<br />
Bronze. (dpa)<br />
Nairo Quintana<br />
pariert Angriffe<br />
Nairo Quintana hat die letzten Angriffe<br />
auf das Rote Trikot pariert<br />
und steht heute vor seinem ersten<br />
Gesamtsieg bei der SpanienRundfahrt.<br />
Der kolumbianische Radprofi<br />
verteidigte auf der schweren Bergetappe<br />
zum Alto deAitana seinen<br />
Vorsprung in der Gesamtwertung<br />
von nun 1:23 Minuten auf Christopher<br />
Froome. (dpa)<br />
Marco Wittmann<br />
auf Titelkurs<br />
Marco Wittmann ist mit einem<br />
StartZielSieg auf dem Nürburgring<br />
ein großer Schritt auf dem<br />
Weg zuseinem zweiten Titel im<br />
Deutschen Tourenwagen Masters<br />
gelungen. „Unglaublich. Supertolles<br />
Rennen“, sagte der Champion<br />
von 2014 nach dem Erfolg<br />
vor seinem Markenkollegen Tom<br />
Blomqvist. (dpa)<br />
„<br />
Wir wollten es so<br />
sehr. Es ist eine<br />
weitere Belohnung<br />
für vier Jahre<br />
„<br />
harte<br />
Arbeit.<br />
Kira Walkenhorst<br />
Mit letzter Kraft zur Krönung<br />
Golden Girls Ludwig/Walkenhorst machen dritte Meisterschaft perfekt<br />
Meisterinnen ihres BeachvolleyballFachs: Kira Walkenfort (l.) und<br />
Laura Ludwig. Foto: dpa<br />
Der Siegerpokal bekam von<br />
Laura Ludwig und Kira Walkenhorst<br />
einen langen Kuss.<br />
Denn die dritte gemeinsame<br />
deutsche Meisterschaft war<br />
auch ein Sieg gegen die eigene<br />
Skepsis.<br />
TIMMENDORFER STRAND.<br />
„Es war ein überraschend gutesWochenende“,<br />
sagte die als<br />
beste Turnier-Spielerin geehrte<br />
Walkenhorst. Denn nach<br />
dem Olympia-Triumph von<br />
Rio de Janeiro und einem<br />
kräftezehrenden Jubel- und<br />
Ehrungsmarathon waren<br />
sich die Golden Girls alles andere<br />
als sicher gewesen, dass<br />
es mit der erfolgreichen Titelverteidigung<br />
an der Ostsee<br />
wirklich klappt.<br />
„Es waren harte Wochen. Ich<br />
hätte nicht gedacht, dasswir es<br />
so durchziehen können“, betonte<br />
die 25-jährige Walkenhorst,<br />
die beim knappen 2:0<br />
(22:20, 23:21) gegen Chantal Laboureur<br />
und Julia Sude (Stuttgart/Friedrichshafen)<br />
ihre fünf<br />
Jahre ältere und erfahrenere<br />
Partnerin in den entscheidenden<br />
Momenten noch einmal<br />
mitgerissen hatte. (dpa)