Sachwert Magazin Ausgabe 47
Bonos Weg zum Milliardär, Michael Mross: Zurück an der Börse, Marcel Remus: Krisenfreies Mallorca
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Gastbeitrag<br />
Von Michael Ladwig<br />
Mises ist das Zentralgestirn der Österreichischen<br />
Schule der Nationalökonomie<br />
und mithin ein Großmeister der Geld- und<br />
Konjunkturtheorie. Die Geldtheorie nahm<br />
immer einen Schwerpunkt in seinen Untersuchungen<br />
ein, weil aus ihr heraus die<br />
meisten aller gesellschaftlichen Verwerfungen<br />
erklärt werden konnten und erklärt<br />
werden können.<br />
Geld ist das Schmiermittel der arbeitsteiligen<br />
Wirtschaft. Ohne Geld gibt es diese<br />
arbeitsteilige Wirtschaft nicht. Ohne Arbeitsteilung<br />
kein Fortschritt.<br />
Ohne Fortschritt nur Rückschritt.<br />
Weiter will ich das gar<br />
nicht denken.<br />
Was Geld ist, oder was es sein<br />
sollte; darüber gibt es viele<br />
Ansichten und Meinungen.<br />
Für alle Vertreter der Österreichischen<br />
Schule ist Geld ganz<br />
einfach das liquideste Tauschmittel<br />
im Markt. Es wird am<br />
häufigsten gegen andere Dinge<br />
oder Dienstleistungen hergegeben<br />
respektive empfangen.<br />
Allein sein Besitz macht<br />
niemanden vermögend, obwohl<br />
dies gängige Meinung<br />
ist. Geld ist nicht essbar (wenn<br />
wir davon absehen wollen,<br />
dass Geld auch eine essbare<br />
Ware sein könnte), es stiftet<br />
keinen weiteren Nutzen als die<br />
Kaufkraft, die ihn ihm steckt.<br />
Deshalb wird es wertgeschätzt und jederzeit<br />
akzeptiert. Geld ist ein Konzept zur<br />
Erleichterung des menschlichen Lebens, es<br />
ist weder stabil, noch neutral, es ist auch<br />
nicht schuld an den unterschiedlichsten<br />
Katastrophen dieser und vergangener<br />
Zeiten, es sei denn . . . Politik schwingt sich<br />
zum Hegemon des Geldes auf.<br />
Das Gesetz der Interventionsspirale<br />
Eine vom Markt entkoppelte Entität kann<br />
unter Umständen den lebenserleichternden<br />
Charakter des Geldes derart verändern,<br />
dass die Nutzwirkung des Geldes<br />
in Teilen oder in Gänze verloren geht.<br />
Die Antwort des Marktes (die Summe aller<br />
menschlichen Handlungen) lässt nicht<br />
lange auf sich warten. Es erfolgen Korrekturen,<br />
die entweder sich ausleben dürfen<br />
(als kurze Bereinigungskrise) oder aber der<br />
politische Vormund verhindert diese Korrektur<br />
durch unterschiedlichste Eingriffe.<br />
Ludwig von Mises entwickelte dafür den<br />
Begriff der Interventionsspirale. Sie besagt,<br />
dass ein marktfremder Eingriff immer<br />
einen weiteren provoziert und am Ende<br />
dieser Interventionskette findet man sich<br />
im Sozialismus wieder. Der vollständigen<br />
Verstaatlichung aller Produktionsmittel.<br />
Politiker unterscheiden sich in diesem<br />
Ein marktfremder Eingriff<br />
provoziert immer einen<br />
weiteren und am Ende<br />
dieser Interventionskette<br />
findet man sich im<br />
Sozialismus wieder . . .<br />
Politiker unterscheiden sich<br />
in diesem Punkt in keiner<br />
Weise von einem Junkie.<br />
Punkt in keiner Weise von einem Junkie.<br />
Sie können nicht aufhören die Spirale weiterzudrehen,<br />
bis zum bitteren Ende, dem<br />
Ende der Arbeitsteilung.<br />
Profiteure der Geldvermehrung<br />
Ein vernunftbegabter Mensch würde<br />
wohl niemals ernsthaft behaupten, dass<br />
die Ausweitung der Geldmenge eine<br />
Volkswirtschaft reicher mache. Dennoch<br />
geschieht es. Und das, obwohl die weisesten<br />
Geldversteher in den Banketagen<br />
und der EZB sitzen. Wenn die Geldvermehrung<br />
aber schädlich ist, warum gibt<br />
es so viele Befürworter unter Politikern<br />
und Beamten?<br />
Die Frage dürfte vielmehr lauten, wer<br />
wohl die Profiteure der Geldmengenaus<br />
weitung sind. Sie, meine lieben Leser,<br />
gehören wahrscheinlich nicht dazu. Sie<br />
finden die Nutznießer jedoch schmatzend<br />
am fiskalischen Stehimbiss, direkt neben<br />
dem Futtertrog der Macht. Es sind diejenigen,<br />
die dem Geldhahn am nächsten sind,<br />
also niemand, den Sie wahrscheinlich persönlich<br />
kennen, weil es schlichtweg sehr<br />
wenige Menschen und Unternehmen<br />
sind. Die Lasten freilich tragen wir alle,<br />
auch die Profiteure (aber die nur zu einem<br />
winzigen Bruchteil).<br />
Die Mär vom „stabilen Geld“<br />
Der politische Eingriff sucht nicht<br />
den Ausgleich im Marktverkehr,<br />
er ist schlichtweg ein Befehl. Die<br />
Politik strebt offiziell „stabiles<br />
Geld“ an. Wie das allerdings bei<br />
Geldmengenausweitung gehen<br />
soll, wird wohl das Geheimnis<br />
der Geldversteher bleiben. „Stabil“<br />
lautet dabei die Parole und<br />
produziert einen extremen Konservatismus.<br />
Um auf unser Geldbeispiel<br />
zurückzukommen, kann<br />
man konstatieren, dass Geld<br />
nicht mehr seine Dynamik ausleben<br />
darf – so dynamisch wie<br />
auch die menschlichen Bedürfnisse<br />
sind –, es soll, ja es muss<br />
„stabiles Geld“ bleiben oder<br />
werden. Diese Geldstabilität ist<br />
eine Chimäre. Eine Illusion, die<br />
nicht nur Bundesbank- und EZB-<br />
Präsidenten für möglich halten.<br />
Eigentlich schon peinlich, diese Tatsachen<br />
hier kurz anführen zu müssen, aber<br />
scheinbar ist es unumgänglich allen Stabilitäts-<br />
und Sicherheitsfreunden zuzurufen:<br />
Niemand von uns macht jeden Tag,<br />
ja stündlich das gleiche, kauft die gleichen<br />
Dinge, hilft der Oma über die Straße, ist<br />
immer gutgelaunt, verhält sich im Straßenverkehr<br />
der StVO entsprechend, fährt<br />
jedes Jahr zur gleichen Zeit zum immergleichen<br />
Urlaubsort etc. pp. Aber uns<br />
möchte man erklären, dass Geld anhand<br />
eines Warenkorbes messbar sei, so wie<br />
man eine Sekunde messen kann. Geld<br />
mit unveränderlicher Kaufkraft existiert<br />
nicht, weil es keine unveränderlichen<br />
Menschen gibt!