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Allgemeinbildung in der Grundschule und der Bildungsauftrag des ...

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Wolfgang Klafki, Universität Marburg<br />

www.wi<strong>der</strong>streit-sachunterricht.de/Ausgabe Nr. 4/März 2005<br />

<strong>Allgeme<strong>in</strong>bildung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Bildungsauftrag</strong> <strong>des</strong> Sachunterrichts<br />

Vorbemerkungen<br />

Liebe Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen, me<strong>in</strong>e Damen <strong>und</strong> Herren!<br />

Zunächst möchte ich Ihnen me<strong>in</strong>en Glückwunsch dazu aussprechen, daß Sie auf dieser Tagung die Gesellschaft<br />

für die Didaktik <strong>des</strong> Sachunterrichts gründen werden. Der Aufbau e<strong>in</strong>es solchen kont<strong>in</strong>uierlichen Forums<br />

zur wechselseitigen Information, zum Austausch, zur kontroversen Diskussion <strong>und</strong> zur Konsenssuche über Forschung,<br />

Theoriebildung <strong>und</strong> Praxis im komplexen Feld <strong>des</strong> Sachunterrichts - <strong>der</strong> m.E., wenngleich immer noch<br />

unzulänglich, eigentlich m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens durch die Doppelformel „Sach- <strong>und</strong> Sozialunterricht“ gekennzeichnet werden<br />

sollte - war seit langem mehr als wünschenswert, vielmehr dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich. Denn es handelt sich,<br />

wenn ich recht sehe, beim Sachunterricht <strong>der</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> um den Unterrichtsbereich, <strong>der</strong>, verglichen mit den<br />

an<strong>der</strong>en Fel<strong>der</strong>n <strong>des</strong> Gr<strong>und</strong>schulunterrichts <strong>und</strong> den Fächern o<strong>der</strong> fächerübergreifenden Unterrichtsdiszipl<strong>in</strong>en<br />

aller an<strong>der</strong>en Schulstufen, den höchsten Grad an Komplexität aufweist. Didaktik <strong>des</strong> Sachunterrichts ist daher<br />

nach me<strong>in</strong>er Auffassung e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> schwierigsten Aufgabenfel<strong>der</strong> unter allen Fach- <strong>und</strong> Bereichsdidaktiken überhaupt,<br />

wenn nicht gar das schwierigste, damit freilich, für anspruchsvolle Leute, auch e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> <strong>in</strong>teressantesten.<br />

Und weil Sachunterricht <strong>und</strong> die Ansprüche an e<strong>in</strong>e Didaktik <strong>des</strong> Sachunterrichts so hochkomplex s<strong>in</strong>d, <strong>des</strong>halb<br />

ist e<strong>in</strong> Diskussions- <strong>und</strong> Entwicklungsforum, wie Sie es mit Ihrer Gesellschaft schaffen wollen, so sehr vonnöten.<br />

Wenn die Initiatoren dieser Veranstaltung mich als e<strong>in</strong>en Vertreter <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Erziehungswissenschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Didaktik nun aufgefor<strong>der</strong>t haben, am Eröffnungstage e<strong>in</strong>en Vortrag zu halten, so deute ich<br />

das als Ausdruck <strong>der</strong> Überzeugung, daß Fach- o<strong>der</strong> Bereichsdidaktiken das Gespräch mit <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Didaktik<br />

brauchen, weil <strong>in</strong> ihnen, den Fach- <strong>und</strong> Bereichsdidaktiken selbst, implizit o<strong>der</strong> explizit immer schon<br />

Elemente didaktischer Theorie enthalten s<strong>in</strong>d, die über das jeweilige Fach, den jeweiligen Unterrichtsbereich<br />

h<strong>in</strong>ausweisen. Fach- <strong>und</strong> Bereichsdidaktiken können nicht ausschließlich aus sich selbst heraus, schon gar nicht<br />

alle<strong>in</strong> aus ihrem Verhältnis zu ihren jeweiligen sogenannten Bezugswissenschaften begründet werden. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

liegt mir von vornhere<strong>in</strong> daran, auch die Umkehrung zu betonen: Allgeme<strong>in</strong>e Didaktik ist überhaupt nicht<br />

denkbar o<strong>der</strong> bleibt formal <strong>und</strong> unfruchtbar, wenn sie die Fach- <strong>und</strong> Bereichsdidaktiken nicht ständig als e<strong>in</strong>en<br />

<strong>der</strong> unverzichtbaren Quellgründe ihres Denkens <strong>und</strong> als ständige Erprobungs- <strong>und</strong> Korrekturfel<strong>der</strong> ihrer generalisierenden<br />

Aussagen <strong>und</strong> Konzepte ernst nimmt. Ich habe diese Auffassung schon vor jetzt genau 30 Jahren<br />

vertreten 1 .<br />

Bildungstheoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Der Titel me<strong>in</strong>es Vortrages deutet an, daß ich nach wie vor von folgen<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>auffassung ausgehe: Ich halte es<br />

sowohl für theoriegeschichtlich als auch für systematisch gut begründet, nach wie vor am Bildungsbegriff als<br />

übergreifen<strong>der</strong> Orientierungskategorie für pädagogisches Denken <strong>und</strong> pädagogische Praxis, zumal für die Didaktik<br />

festzuhalten. An dieser Stelle kann ich das nicht ausführlicher erläutern. 2 Ich beschränke mich vielmehr darauf,<br />

folgen<strong>des</strong> <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung zu rufen: Der Bildungsbegriff <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Auslegung als „Allgeme<strong>in</strong>e Bildung“ ist −<br />

von Gr<strong>und</strong>gedanken <strong>der</strong> europäischen Aufklärungsbewegung ausgehend − <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie- <strong>und</strong> Realgeschichte<br />

<strong>der</strong> Pädagogik im deutschsprachigen Raum erstmalig etwa im Zeitraum zwischen 1770 <strong>und</strong> 1830/40 zu e<strong>in</strong>em<br />

Zentralbegriff pädagogischer Reflexion geworden. In <strong>der</strong> Folgezeit lassen sich dann neben e<strong>in</strong>er Entwicklungsl<strong>in</strong>ie,<br />

die man im wesentlichen als Verfallsgeschichte jenes „klassischen“ Bildungsbegriffs bezeichnen muß, auch<br />

Versuche <strong>des</strong> Weiterdenkens <strong>der</strong> ursprünglichen Denkimpulse beobachten, <strong>in</strong> unserem Jahrhun<strong>der</strong>t vor allem <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Geisteswissenschaftlichen Pädagogik vor <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> Zeit nationalsozialistischer Herrschaft.<br />

1 Vgl. me<strong>in</strong>en Aufsatz „Das Problem <strong>der</strong> Didaktik“ (Klafki 1963), bes. S. 26 ff – Zum <strong>der</strong>zeitigen Problemstand vgl. Klafki 1993<br />

2 Vgl. dazu ausführlicher die beiden ersten Abhandlungen me<strong>in</strong>er „Neuen Studien zur Bildungstheorie <strong>und</strong> Didaktik – Zeitgemäße <strong>Allgeme<strong>in</strong>bildung</strong><br />

<strong>und</strong> kritisch-konstruktive Didaktik“ (Klafki 1991a): „Die Bedeutung <strong>der</strong> klassischen Bildungstheorien für e<strong>in</strong> zeitgemäßes<br />

Konzept allgeme<strong>in</strong>er Bildung“ <strong>und</strong> „Gr<strong>und</strong>züge e<strong>in</strong>es neuen <strong>Allgeme<strong>in</strong>bildung</strong>skonzepts. Im Zentrum: Epochaltypische Schlüsselprobleme“.<br />

1


2<br />

www.wi<strong>der</strong>streit-sachunterricht.de/Ausgabe Nr. 4/März 2005<br />

Nun galt man <strong>in</strong> den letzten zweie<strong>in</strong>halb Jahrzehnten, wenn man jene Ansätze weiterzuverfolgen versuchte,<br />

etlichen Zeit- <strong>und</strong> Zunftgenossen allerd<strong>in</strong>gs als historisch etwas zurückgeblieben. Hier zeichnen sich seit e<strong>in</strong>igen<br />

Jahren offensichtlich Wandlungsprozesse ab. Gewiß kann es nicht darum gehen, die klassischen Bildungskonzepte<br />

unhistorisch <strong>und</strong> unkritisch e<strong>in</strong>fach fortschreiben zu wollen. Es gilt vielmehr, sie konstruktiv auf die Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>und</strong> Möglichkeiten unserer Zeit h<strong>in</strong> weiterzudenken <strong>und</strong> dabei auch die Grenzen <strong>der</strong> „klassischen“<br />

Vordenker zu überw<strong>in</strong>den, etwa die Schwächen jener Theorien h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Analyse <strong>des</strong> Zusammenhanges<br />

zwischen Bildung <strong>und</strong> politisch-gesellschaftlichen Verhältnissen o<strong>der</strong> die e<strong>in</strong>seitige Konzentration <strong>der</strong> bildungstheoretischen<br />

Klassiker auf die männliche Hälfte <strong>der</strong> Menschheit.<br />

Im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> kritischen <strong>und</strong> konstruktiven Anknüpfung an das aufklärerische <strong>und</strong> das klassische Bildungsdenken<br />

lege ich den Begriff <strong>der</strong> Bildung als <strong>Allgeme<strong>in</strong>bildung</strong> bzw. allgeme<strong>in</strong>e Bildung heute <strong>in</strong> zweifacher<br />

Dimensionierung aus, <strong>und</strong> zwar für alle Bildungsstufen, von <strong>der</strong> vorschulischen Erziehung <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong><br />

bis zur Erwachsenenbildung:<br />

In e<strong>in</strong>er ersten Dimension muß <strong>Allgeme<strong>in</strong>bildung</strong> heute m.E. als Zusammenhang von Selbstbestimmungs-,<br />

Mitbestimmungs- <strong>und</strong> Solidaritätsfähigkeit ausgelegt werden:<br />

• als Fähigkeit zur Selbstbestimmung je<strong>des</strong> e<strong>in</strong>zelnen über se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuellen Lebensbeziehungen <strong>und</strong><br />

S<strong>in</strong>ndeutungen zwischenmenschlicher, beruflicher, ethischer, religiöser Art;<br />

• als Mitbestimmungsfähigkeit, <strong>in</strong>sofern jede <strong>und</strong> je<strong>der</strong> Anspruch, Möglichkeit <strong>und</strong> Verantwortung für<br />

die Gestaltung unserer geme<strong>in</strong>samen kulturellen, gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen Verhältnisse hat;<br />

• als Solidaritätsfähigkeit, <strong>in</strong>sofern <strong>der</strong> eigene Anspruch auf Selbst- <strong>und</strong> Mitbestimmung nur gerechtfertigt<br />

werden kann, wenn er nicht nur mit <strong>der</strong> Anerkennung, son<strong>der</strong>n mit dem E<strong>in</strong>satz für diejenigen <strong>und</strong><br />

dem Zusammenschluß mit ihnen verb<strong>und</strong>en ist, denen eben solche Selbst- <strong>und</strong> Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

aufgr<strong>und</strong> gesellschaftlicher Verhältnisse, Unterprivilegierung, politischer E<strong>in</strong>schränkungen<br />

o<strong>der</strong> Unterdrückungen vorenthalten o<strong>der</strong> begrenzt werden.<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Dimension ergibt sich e<strong>in</strong>e Bedeutungsdifferenzierung dreifacher Art. Bildung muß verstanden<br />

werden<br />

• als Bildung für alle; die <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> <strong>und</strong> die Gesamtschule s<strong>in</strong>d, schulorganisatorisch gesehen, bislang<br />

die konsequentesten Formen <strong>der</strong> Annäherung an dieses Pr<strong>in</strong>zip;<br />

• als Bildung im Medium <strong>des</strong> Allgeme<strong>in</strong>en, d.h. als Aneignung <strong>der</strong> die Menschen geme<strong>in</strong>sam angehenden<br />

Frage- <strong>und</strong> Problemstellungen ihrer geschichtlich gewordenen Gegenwart <strong>und</strong> <strong>der</strong> sich abzeichnenden<br />

Zukunft sowie als Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit diesen geme<strong>in</strong>samen Aufgaben <strong>und</strong> Problemen <strong>und</strong> den<br />

<strong>in</strong> ihnen steckenden Gefahren <strong>und</strong> Möglichkeiten;<br />

• als Bildung <strong>in</strong> allen Gr<strong>und</strong>dimensionen menschlicher Interessen <strong>und</strong> Fähigkeiten, also<br />

- <strong>der</strong> kognitiven Möglichkeiten,<br />

- <strong>der</strong> handwerklich-technischen Produktivität,<br />

- <strong>der</strong> Ausbildung zwischenmenschlicher Beziehungsmöglichkeiten, m.a.W.: <strong>der</strong> Sozialität <strong>des</strong> Menschen,<br />

- <strong>der</strong> ästhetischen Wahrnehmungs-, Gestaltungs- <strong>und</strong> Urteilsfähigkeit,<br />

- schließlich <strong>und</strong> nicht zuletzt <strong>der</strong> ethischen <strong>und</strong> politischen Entscheidungs- <strong>und</strong> Handlungsfähigkeit.<br />

Ich unterstreiche noch e<strong>in</strong>mal: Dieses Bildungsverständnis müßte m.E. auch als Orientierungsmaßstab für die<br />

<strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> <strong>und</strong> damit für die Gr<strong>und</strong>schuldidaktik anerkannt werden. Ich halte es also für möglich <strong>und</strong> für notwendig,<br />

e<strong>in</strong>e Vorstellung von k<strong>in</strong>dlicher Bildung − hier speziell im Blick auf das Gr<strong>und</strong>schulalter − zu entwickeln,<br />

m.a.W. e<strong>in</strong>e Vorstellung von jenen Möglichkeiten <strong>des</strong> Welt- <strong>und</strong> <strong>des</strong> Selbstverstehens <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er darauf<br />

gestützten Handlungsfähigkeit, die heutige K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter den Bed<strong>in</strong>gungen unserer Zeit <strong>und</strong> im Blick auf die<br />

vorhersehbare Zukunft mit angemessener pädagogischer Hilfe entwickeln können <strong>und</strong> entwickeln sollten <strong>und</strong> die<br />

ihnen die weitere Entwicklung auf nachfolgenden Bildungsstufen offenhalten, Selbstverständlich ist diese Auffassung<br />

nur haltbar, wenn gezeigt werden kann, daß <strong>und</strong> wie jene allgeme<strong>in</strong>en Bestimmungen auf die Bed<strong>in</strong>gungen<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>des</strong> Gr<strong>und</strong>schulalters h<strong>in</strong> ausgelegt werden können: zum e<strong>in</strong>en auf die aktuellen Erfahrungen,<br />

Bedürfnisse <strong>und</strong> Interessen von Gr<strong>und</strong>schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n, zum an<strong>der</strong>en auf die potentiellen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

<strong>in</strong>nerhalb dieser Stufe 3 .<br />

Insofern die För<strong>der</strong>ung so verstandener Bildungsprozesse durch Schulen zugleich e<strong>in</strong> rechtsgültiger Anspruch<br />

je<strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> <strong>in</strong> unserer Gesellschaft <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche Anfor<strong>der</strong>ung ist <strong>und</strong> <strong>in</strong>sofern die Gr<strong>und</strong>schulphase<br />

e<strong>in</strong>e Stufe <strong>der</strong> pädagogisch unterstützten Gesamtentwicklung aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> darstellt o<strong>der</strong> darstellen sollte, die von<br />

den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n als <strong>in</strong> sich selbst s<strong>in</strong>nvoll <strong>und</strong> zugleich als Zugang zu weiteren Bildungsstufen erfahren werden<br />

kann, darf man sie treffend auch als „Anfang <strong>der</strong> <strong>Allgeme<strong>in</strong>bildung</strong>“ (Glöckel 1988, S. 18) bezeichnen o<strong>der</strong> als<br />

Stufe <strong>der</strong> „Gr<strong>und</strong>bildung“ bzw. <strong>der</strong> „gr<strong>und</strong>legenden Bildung“, so schon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Begründungsdokumente<br />

<strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>en deutschen <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> (vgl. Preußische Richtl<strong>in</strong>ien für die <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> (1921) zit. nach Reble<br />

1971, S. 527f.) <strong>und</strong> bis heute h<strong>in</strong> immer wie<strong>der</strong>, beispielsweise bei Ilse Lichtenste<strong>in</strong>-Rother (Rother 1980, S.<br />

3 Vgl. dazu auch me<strong>in</strong>en Aufsatz „Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schulreform“ (Klafki 1986).


www.wi<strong>der</strong>streit-sachunterricht.de/Ausgabe Nr. 4/März 2005<br />

185-195) o<strong>der</strong>, um im hier versammelten Kreise zu bleiben, bei Walter Köhnle<strong>in</strong> (Köhnle<strong>in</strong> 1990, S. 40-60) <strong>und</strong><br />

etlichen an<strong>der</strong>en Autoren.<br />

Solche Bestimmungen weisen implizit o<strong>der</strong> explizit auf e<strong>in</strong>e polare Beziehung h<strong>in</strong>, angesichts <strong>der</strong>er wir unsere<br />

pädagogischen Aufgaben <strong>in</strong> Angriff nehmen müssen. Schleiermacher hat diese Polarität von Gegenwarts- <strong>und</strong><br />

Zukunftsbezug im pädagogischen Handeln, verstanden als Hilfe zum selbsttätigen Vollzug bildenden Lernens,<br />

zum erstenmal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> pädagogischen Theorie präzis formuliert. Ich zitiere aus se<strong>in</strong>en pädagogischen<br />

Vorlesungen <strong>des</strong> Jahres 1826: „Die Lebenstätigkeit, die ihre Beziehung auf die Zukunft hat, muß zugleich<br />

auch ihre Befriedigung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegenwart haben; so muß auch je<strong>der</strong> pädagogische Moment, <strong>der</strong> als solcher se<strong>in</strong>e<br />

Beziehung auf die Zukunft hat, zugleich auch Befriedigung se<strong>in</strong> für den Menschen, wie er gerade ist. Je mehr<br />

sich bei<strong>des</strong> durchdr<strong>in</strong>gt, um so sittlich vollkommener ist die pädagogische Tätigkeit. Es wird sich aber bei<strong>des</strong><br />

<strong>des</strong>to mehr durchdr<strong>in</strong>gen, je weniger das e<strong>in</strong>e dem an<strong>der</strong>en aufgeopfert wird.“ (Schleiermacher 1957, S. 48)<br />

Natürlich kann ich <strong>in</strong> diesem Vortrag nur ausgewählte Aspekte e<strong>in</strong>er Bildungskonzeption für e<strong>in</strong>e gegenwarts-<br />

<strong>und</strong> zukunftsorientierte <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> diesem Rahmen e<strong>in</strong>ige Überlegungen über Bildungsaufgaben<br />

<strong>des</strong> Sachunterrichts entwickeln. Dabei beanspruche ich größtenteils nicht, beson<strong>der</strong>s orig<strong>in</strong>ell zu se<strong>in</strong>. In me<strong>in</strong>e<br />

Erwägungen s<strong>in</strong>d viele Anregungen <strong>und</strong> Argumente an<strong>der</strong>er Autor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Autoren, die für Gr<strong>und</strong>schulfragen<br />

<strong>und</strong> zumal für den Fragenkreis <strong>der</strong> Didaktik <strong>des</strong> Sachunterrichts gewiß kompetenter s<strong>in</strong>d als ich, e<strong>in</strong>gegangen,<br />

<strong>und</strong> ich bitte Sie zu entschuldigen, wenn ich, schon aus Zeitgründen, nur ab <strong>und</strong> an auf die Arbeiten solcher<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen h<strong>in</strong>weisen kann. Schließlich: Je mehr Gesichtspunkte ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Argumentation<br />

anspreche, die Sie als Elemente e<strong>in</strong>es bereits weith<strong>in</strong> erreichten, gut begründeten Konsenses unter den Gr<strong>und</strong>schulpädagog<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> -pädagogen <strong>und</strong> den Vertreter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Vertretern <strong>der</strong> Sachunterrichtsdidaktik e<strong>in</strong>schätzen,<br />

um so lieber soll es mir se<strong>in</strong>.<br />

Zwei psychosoziale Voransetzungen<br />

Ich möchte zunächst zwei psycho-soziale Voraussetzungen hervorheben, die <strong>in</strong> den folgenden Gedankengang<br />

e<strong>in</strong>gehen.<br />

Erstens: Schule <strong>und</strong> Unterricht − <strong>und</strong> selbstverständlich auch die Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> − s<strong>in</strong>d unausweichlich<br />

von gesellschaftlichen Faktoren geprägt <strong>und</strong> auf sie bezogen, <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Lehrer s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem, was<br />

sie an Möglichkeiten, Schwierigkeiten, Fähigkeiten, Interessen <strong>und</strong> Problemen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule zeigen, immer<br />

schon durch e<strong>in</strong>en gesellschaftlich bed<strong>in</strong>gten Sozialisationsprozeß bee<strong>in</strong>flußt - nicht unausweichlich determ<strong>in</strong>iert,<br />

aber eben doch zunächst e<strong>in</strong>mal vorgeprägt, <strong>und</strong> sie werden weiterh<strong>in</strong> dadurch geprägt. Je<strong>der</strong> Versuch also,<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> schulischen Lernprozessen zu för<strong>der</strong>n, muß ihre schon mitgebrachte Gesellschaftlichkeit berücksichtigen,<br />

so <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch ihre sozial bed<strong>in</strong>gt unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen <strong>und</strong> ihre Bee<strong>in</strong>flussung<br />

durch e<strong>in</strong>e von starken Reizen gekennzeichnete Lebenswelt: durch den Verkehr, das Fernsehen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Massenmedien, durch zahlreiche Konsumreize usf., meistens bei gleichzeitigem Mangel an k<strong>in</strong>dgemäßen, freien<br />

Spielräumen i.w.S.d.W.<br />

Zweitens: K<strong>in</strong><strong>der</strong> leben − m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens <strong>in</strong> unserer Zeit − viel weniger naiv, <strong>in</strong> harmonischer E<strong>in</strong>heit mit ihrer<br />

gegenständlichen <strong>und</strong> sozialen Umwelt <strong>und</strong> viel weniger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er noch <strong>und</strong>ifferenzierten E<strong>in</strong>heit ihrer kognitiven,<br />

emotionalen, praktischen <strong>und</strong> sozialen Möglichkeiten, als das im klassisch-reformpädagogischen Bild vom<br />

Gr<strong>und</strong>schuldk<strong>in</strong>d zum Ausdruck kam. Die verschiedenen Dimensionen <strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Persönlichkeit haben sich<br />

meistens bereits zu differenzieren begonnen, <strong>und</strong> sie stehen oft <strong>in</strong> Spannung zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, offenbaren Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

<strong>und</strong> Unstimmigkeiten. In e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Beispiel verdeutlicht: Man kann mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n dieses Alters z.T. auf<br />

beachtlich differenziertem Niveau über Aggressionen, ihre Ersche<strong>in</strong>ungsformen, Anlässe <strong>und</strong> mögliche Ursachen<br />

sprechen, aber das bedeutet ke<strong>in</strong>eswegs zugleich, daß sie ihre eigenen Aggressionen bereits praktisch zu<br />

beherrschen vermögen, <strong>und</strong> sie wissen oft um diese Diskrepanz. (Am Rande: Ist das bei uns Erwachsenen eigentlich<br />

pr<strong>in</strong>zipiell an<strong>der</strong>s?)<br />

Die eben angesprochene Erkenntnis bedeutet e<strong>in</strong>erseits, daß K<strong>in</strong><strong>der</strong> heute wahrsche<strong>in</strong>lich vielfach kognitiv<br />

anspruchsvoller geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> gefor<strong>der</strong>t werden können, als man das früher annahm, daß ihnen Wi<strong>der</strong>spruchserfahrungen<br />

die Anbahnung von kritischer Reflexion, wenn sie anhand konkreter Beispiele <strong>und</strong> <strong>in</strong> angemessenen<br />

Verarbeitungs- <strong>und</strong> Ausdrucksformen erfolgt, möglich machen, daß es aber zugleich schwieriger geworden ist,<br />

den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n dazu zu verhelfen, ihre Möglichkeiten <strong>und</strong> Bedürfnisse <strong>in</strong> den verschiedenen Fähigkeitsdimensionen<br />

immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e auch sie selbst befriedigende Balance br<strong>in</strong>gen zu können. Solche Schwierigkeiten s<strong>in</strong>d<br />

den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n natürlich nicht als Schuld anzurechnen, <strong>und</strong> sie s<strong>in</strong>d auch nicht, wie manche konservativen Zeit-<br />

<strong>und</strong> Erziehungskritiker uns weismachen wollen, Folge allzu liberaler o<strong>der</strong> laxer Erziehung. Jene Schwierigkeiten<br />

resultieren daraus, daß unsere K<strong>in</strong><strong>der</strong> − wie wir − <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er komplexen, von etlichen Wi<strong>der</strong>sprüchen, z.T. hohen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen, starken externen Reizen <strong>und</strong> angsterzeugenden Krisen gekennzeichneten Welt aufwachsen.<br />

Jedenfalls wäre es illusorisch, <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> heute als Modell e<strong>in</strong>er heilen K<strong>in</strong><strong>der</strong>welt, e<strong>in</strong>er pädagogischen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>prov<strong>in</strong>z, e<strong>in</strong>es abgeson<strong>der</strong>ten K<strong>in</strong>dheitsschutzraumes gestalten zu wollen. Und dennoch sollte sie e<strong>in</strong><br />

k<strong>in</strong>dgemäßer Erfahrungsraum se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Raum, <strong>in</strong> dem sie lernen können, mitgebrachte Erfahrungen zu verarbei-<br />

3


4<br />

www.wi<strong>der</strong>streit-sachunterricht.de/Ausgabe Nr. 4/März 2005<br />

ten, neue Gegenstands- <strong>und</strong> Sozialerfahrungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>und</strong> außerhalb <strong>des</strong> Schulraumes zu gew<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> zu<br />

bedenken, vielseitiges Können zu entwickeln, Anfänge e<strong>in</strong>er offenen, realistisch-kritischen, vom Vertrauen <strong>in</strong><br />

die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten getragenen <strong>und</strong> handlungsbezogenen E<strong>in</strong>stellung zu den Gegenständen<br />

<strong>und</strong> Phänomenen, den Menschen <strong>und</strong> den Verhältnissen ihres Erfahrungsraumes aufzubauen.<br />

Konsequenzen aus dem bildungstheoretischen Ansatz für die Richtl<strong>in</strong>iengestaltung:<br />

Die erste Orientierungsdimension e<strong>in</strong>es zeitgemäßen Sachunterrichts: Epochaltypische Schlüsselprobleme<br />

Zum damit umschriebenen Fragenkomplex möchte ich im folgenden e<strong>in</strong>ige Überlegungen <strong>und</strong> Thesen vortragen.<br />

Zunächst umreiße ich e<strong>in</strong>en lehrplantheoretischen Argumentationsgang.<br />

An früherer Stelle me<strong>in</strong>es Vortrages habe ich drei generelle Bestimmungen e<strong>in</strong>es zeitgemäßen <strong>und</strong> zukunftsbezogenen<br />

Begriffs allgeme<strong>in</strong>er Bildung genannt. An die zweite <strong>und</strong> dritte Bestimmung knüpfe ich nun an. Denn<br />

sie enthalten − so me<strong>in</strong>e erste These − die beiden Leitpr<strong>in</strong>zipien auch für die <strong>in</strong>haltliche Strukturierung <strong>des</strong><br />

Sachunterrichts <strong>der</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong>.<br />

An dieser Stelle muß ich e<strong>in</strong>e Zwischenbemerkung e<strong>in</strong>schieben: Ich bitte Sie, das Befremden zunächst e<strong>in</strong>mal<br />

auszuhalten, das sich vermutlich angesichts <strong>des</strong> Anspruchs- <strong>und</strong> Abstraktionsniveaus e<strong>in</strong>stellen wird, auf dem<br />

ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Argumentationsschritt die folgenden Aussagen formulieren muß; es geht ja um übergreifende<br />

Zielperspektiven, <strong>und</strong> man muß die Notwendigkeit immer implizit mitdenken, daß diese Perspektiven <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

didaktisch reflektierte Folge von Stufen übersetzt werden müssen, an <strong>der</strong>en Anfang die Bildungsstufe <strong>des</strong><br />

Gr<strong>und</strong>schulk<strong>in</strong><strong>des</strong> steht.<br />

Die zweite jener generellen Bestimmungen e<strong>in</strong>es neuen <strong>Allgeme<strong>in</strong>bildung</strong>sbegriffs − Bildung im Medium <strong>des</strong><br />

Allgeme<strong>in</strong>en − bedeutet, e<strong>in</strong> Bewußtse<strong>in</strong> von zentralen Problemen <strong>der</strong> Gegenwart <strong>und</strong>, soweit voraussehbar, <strong>der</strong><br />

Zukunft zu gew<strong>in</strong>nen, E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die Mitverantwortlichkeit aller angesichts solcher Probleme <strong>und</strong> Bereitschaft,<br />

an ihrer Bewältigung mitzuwirken. Abkürzend kann man von <strong>der</strong> Konzentration auf epochaltypische Schlüsselprobleme<br />

unserer Gegenwart <strong>und</strong> <strong>der</strong> vermutlichen Zukunft sprechen.<br />

E<strong>in</strong> Aufriß solcher Schlüsselprobleme würde so etwas wie e<strong>in</strong>e „Theorie <strong>des</strong> gegenwärtigen Zeitalters <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>er Potenzen <strong>und</strong> Risiken im H<strong>in</strong>blick auf die Zukunft“ erfor<strong>der</strong>n. Hier müssen e<strong>in</strong>ige, freilich zentrale Beispiele<br />

genügen. Ich bedauere, sie hier nur jeweils ganz kurz bezeichnen zu können, ohne wenigstens erste Schritte<br />

e<strong>in</strong>er genaueren Analyse anzudeuten. 4 Die Reihenfolge, <strong>in</strong> <strong>der</strong> ich die Beispiele nenne, ist nicht als Rangfolge<br />

geme<strong>in</strong>t.<br />

Als erstes Schlüsselproblem nenne ich die Frage von Krieg <strong>und</strong> Frieden angesichts <strong>der</strong> nach wie vor ungeheuren<br />

Vernichtungspotentiale <strong>der</strong> ABC-Waffen, aber auch konventioneller Waffensysteme. Friedenserziehung als<br />

kritische Bewußtse<strong>in</strong>sbildung <strong>und</strong> als Anbahnung entsprechen<strong>der</strong> Entscheidungs- <strong>und</strong> Handlungsfähigkeit wird<br />

e<strong>in</strong>e langfristige pädagogische Aufgabe bleiben.<br />

E<strong>in</strong> zweites Schlüsselproblem ist die Umweltfrage o<strong>der</strong> die ökologische Frage, d.h. die heute mit Recht vieldiskutierte<br />

<strong>und</strong> wie<strong>der</strong>um <strong>in</strong> globalem Maßstab zu durchdenkende Frage nach Zerstörung o<strong>der</strong> Erhaltung <strong>der</strong><br />

natürlichen Gr<strong>und</strong>lagen menschlicher Existenz <strong>und</strong> damit nach <strong>der</strong> Verantwortbarkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kontrollierbarkeit<br />

<strong>der</strong> wissenschaftlich-technologischen Entwicklung.<br />

Die beiden bisher genannten Schlüsselprobleme s<strong>in</strong>d vielfach <strong>und</strong> wechselseitig verflochten mit e<strong>in</strong>em dritten<br />

Problemkreis: dem rapiden Wachstum <strong>der</strong> Weltbevölkerung, wobei dieses Wachstum fast ausschließlich durch<br />

exponentiell zunehmende Geburtenraten gerade <strong>in</strong> den am wenigsten entwickelten, den ärmsten Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Welt, bed<strong>in</strong>gt ist.<br />

E<strong>in</strong> viertes, nach wie vor unbewältigtes Zentralproblem stellt die gesellschaftlich produzierte Ungleichheit<br />

dar, <strong>und</strong> zwar zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>nerhalb unserer <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Gesellschaften als Ungleichheit<br />

• zwischen sozialen Klassen <strong>und</strong> Schichten,<br />

• zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen,<br />

• zwischen beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten <strong>und</strong> nicht-beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen,<br />

• zwischen Menschen, die e<strong>in</strong>en Arbeitsplatz haben, <strong>und</strong> denen, für die das nicht gilt,<br />

• zwischen Auslän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>heimischen Bevölkerung, aber auch zwischen verschiedenen Volksgruppen<br />

e<strong>in</strong>er Nation, positiv formuliert: es geht um die Aufgabe multi- <strong>und</strong> <strong>in</strong>terkultureller Erziehung;<br />

zum an<strong>der</strong>en geht es um die Ungleichheit <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationaler Perspektive; das eklatanteste Beispiel dafür ist das<br />

Macht- <strong>und</strong> Wohlstands-Ungleichgewicht zwischen sogenannten entwickelten <strong>und</strong> wenig entwickelten Län<strong>der</strong>n.<br />

E<strong>in</strong> fünftes Schlüsselproblem bilden die Gefahren <strong>und</strong> die Möglichkeiten <strong>der</strong> neuen technischen Steuerungs-,<br />

Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsmedien im H<strong>in</strong>blick auf die Weiterentwicklung <strong>des</strong> Produktionssystems, <strong>der</strong><br />

Arbeitsteilung o<strong>der</strong> aber ihrer schrittweisen Zurücknahme, <strong>der</strong> möglichen Vernichtung von Arbeitsplätzen durch<br />

e<strong>in</strong>e ausschließlich ökonomisch-technisch verstandene „Rationalisierung“, <strong>der</strong> Folgen für verän<strong>der</strong>te Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Basis- <strong>und</strong> Spezialqualifikationen, für die Verän<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Freizeitbereichs <strong>und</strong> <strong>der</strong> zwischenmensch-<br />

4 Vgl. ausführlicher die <strong>in</strong> Anm. 2 genannte Abhandlung „Gr<strong>und</strong>züge e<strong>in</strong>es neuen <strong>Allgeme<strong>in</strong>bildung</strong>skonzepts...“ (Klafki 1991a)


www.wi<strong>der</strong>streit-sachunterricht.de/Ausgabe Nr. 4/März 2005<br />

lichen Kommunikationsbeziehungen. Wir brauchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zukunftsorientierten Bildungssystem auf allen<br />

Schulstufen <strong>und</strong> <strong>in</strong> allen Schulformen e<strong>in</strong>e gestufte, kritische <strong>in</strong>formations- <strong>und</strong> kommunikationstechnologische<br />

Gr<strong>und</strong>bildung als Moment e<strong>in</strong>er neuen <strong>Allgeme<strong>in</strong>bildung</strong>; „kritisch“, d.h. so, daß die E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Nutzung<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> elementarisiertes Verständnis <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen, elektronisch arbeitenden Kommunikations-, Informations-<br />

<strong>und</strong> Steuerungsmedien immer mit <strong>der</strong> Reflexion über ihre Wirkungen auf die sie benutzenden Menschen,<br />

auf die möglichen sozialen Folgen <strong>des</strong> E<strong>in</strong>satzes solcher Medien <strong>und</strong> auf den möglichen Mißbrauch verb<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

Schließlich nenne ich e<strong>in</strong> sechstes Schlüsselproblem, bei dem die Subjektivität <strong>des</strong> e<strong>in</strong>zelnen <strong>und</strong> das Phänomen<br />

<strong>der</strong> Ich-Du-Beziehungen <strong>in</strong>s Zentrum <strong>der</strong> Betrachtung rücken, die Erfahrung <strong>der</strong> Liebe, <strong>der</strong> menschlichen<br />

Sexualität, <strong>des</strong> Verhältnisses zwischen den Geschlechtern − jeweils <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spannung zwischen <strong>in</strong>dividuellem<br />

Glücksanspruch, zwischenmenschlicher Verantwortung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anerkennung <strong>des</strong> bzw. <strong>der</strong> jeweiligen An<strong>der</strong>en.<br />

Me<strong>in</strong> Vorschlag, die Orientierung an solchen epochaltypischen Schlüsselproblemen als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> zentralen <strong>in</strong>haltlichen<br />

Dimensionen e<strong>in</strong>er zeitgemäßen <strong>Allgeme<strong>in</strong>bildung</strong>skonzeption auch für die <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> <strong>und</strong> hier <strong>in</strong><br />

beson<strong>der</strong>em Maße für den sogenannten Sachunterricht zu betrachten <strong>und</strong> sie auf ihre curricularen, methodischen<br />

<strong>und</strong> unterrichtsorganisatorischen Konsequenzen h<strong>in</strong> durchzuarbeiten, bedarf noch e<strong>in</strong>iger Erläuterungen.<br />

Zunächst: Sicherlich umschreibt me<strong>in</strong>e Aufzählung von sechs Fragenkomplexen noch ke<strong>in</strong>en vollständigen<br />

Katalog <strong>der</strong> Schlüsselprobleme, die für jene historische Epoche, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wir stehen <strong>und</strong> <strong>in</strong> die heutige K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendliche h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wachsen, konstitutiv s<strong>in</strong>d. Aber die Anzahl solcher Schlüsselprobleme ist doch ke<strong>in</strong>eswegs<br />

beliebig erweiterbar, sofern man das Kriterium beachtet, daß es sich um epochaltypische Strukturprobleme von<br />

gesamtgesellschaftlicher, meistens übernationaler bzw. weltumspannen<strong>der</strong> Bedeutung handelt, die gleichwohl<br />

jeden e<strong>in</strong>zelnen zentral betreffen. Mit dem Stichwort „epochaltypisch“ wird zugleich angedeutet, daß es sich um<br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> die Zukunft h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> wandelbaren Problemkanon handelt. Jedoch darf <strong>der</strong> Vorschlag ke<strong>in</strong>esfalls als Plädoyer<br />

für das Bemühen um „Aktualität“ im gängigen, vor<strong>der</strong>gründigen Worts<strong>in</strong>ne mißverstanden werden. „Aktuell“<br />

ist heute dieses, morgen jenes; darum geht es hier wahrlich nicht!<br />

Nun setze ich hei me<strong>in</strong>em Vorschlag voraus, daß e<strong>in</strong> weitgehen<strong>der</strong> Konsens über die gravierende Bedeutung<br />

solcher Schlüsselprobleme diskursiv − z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> didaktischen Diskussion o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Curriculumkommissionen −<br />

erarbeitet werden kann, nicht aber, daß das auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Wege zur Lösung solcher Probleme von vornhere<strong>in</strong><br />

notwendig ist. Im H<strong>in</strong>blick auf die Frage <strong>der</strong> Lösungswege ist vielmehr zu betonen: Zur bildenden Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

gehört zentral die − an exemplarischen Beispielen zu erarbeitende − E<strong>in</strong>sicht, daß <strong>und</strong> warum die<br />

Frage nach Lösungen <strong>der</strong> großen Gegenwarts- <strong>und</strong> Zukunftsprobleme verschiedene Antworten ermöglicht, über<br />

<strong>der</strong>en Geltungsgrad freilich selbst, auch im Unterricht, rational diskutiert werden muß.<br />

Implizit habe ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en bisherigen Aussagen bereits die Antwort auf e<strong>in</strong>e naheliegende Frage angedeutet,<br />

auf die Frage nämlich: S<strong>in</strong>d jene Fragen, die mit den Schlüsselproblemen aufgeworfen werden, nicht Erwachsenenprobleme,<br />

liegen sie nicht jenseits <strong>des</strong> Fragen- <strong>und</strong> Interessenhorizonts von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>des</strong> Gr<strong>und</strong>schulalters?<br />

Die Frage zu bejahen hieße m.E., erstens die Lebensrealität heutiger K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu verkennen, zweitens aber die<br />

polare Beziehung von Gegenwart <strong>und</strong> Zukunftsbezug im Bildungsprozeß <strong>und</strong> im pädagogisch verantwortlichen<br />

Handeln außer acht zu lassen. Betroffen s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>der</strong> heute von allen genannten Schlüsselproblemen allemal, teils<br />

direkt, teils <strong>in</strong>direkt. Und selbst dann, wenn sie eben diesen Tatbestand noch nicht selbst formulieren können<br />

o<strong>der</strong> könnten o<strong>der</strong> als verme<strong>in</strong>tlich selbstverständlich o<strong>der</strong> als unbee<strong>in</strong>flußbares Schicksal h<strong>in</strong>nehmen würden −<br />

Umweltzerstörung, Hunger <strong>in</strong> den Entwicklungslän<strong>der</strong>n, Kriege, Arbeitslosigkeit bestimmter Menschen <strong>und</strong><br />

Menschengruppen, Vorurteile gegenüber Menschen an<strong>der</strong>er Kulturen, an<strong>der</strong>er Hautfarbe usf., naive Technikbegeisterung<br />

−: Schule hat immer auch den Auftrag, Aufklärung über noch nicht Bewußtgewordenes, noch Unbefragtes,<br />

noch verme<strong>in</strong>tlich Selbstverständliches zu leisten, sofern daraus Folgen für heutiges <strong>und</strong> späteres Handeln,<br />

vor allem Folgen für an<strong>der</strong>e Menschen resultieren o<strong>der</strong> resultieren können. Gewiß, Schule ist dabei an die<br />

kognitiven, die emotionalen <strong>und</strong> die moralischen Verstehens- <strong>und</strong> Verarbeitungsmöglichkeiten <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Entwicklungsstufe geb<strong>und</strong>en.<br />

Nun gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schul- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sachunterrichtspraxis <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> entsprechenden Literatur <strong>der</strong> letzten<br />

10 bis 15 Jahre bereits e<strong>in</strong>e erhebliche Anzahl von überzeugenden Exempeln, wie Gr<strong>und</strong>schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> sich im<br />

Zusammenspiel von kognitiven, emotionalen <strong>und</strong> handelnden Umgangs- <strong>und</strong> Zugangsweisen mit Schlüsselproblemen<br />

<strong>der</strong> genannten Art bzw. mit wesentlichen Teilaspekten solcher Schlüsselprobleme ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen können.<br />

Ich er<strong>in</strong>nere z.B. an die e<strong>in</strong>drucksvolle Serie von Beiträgen zur Dritte-Welt-Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitschrift<br />

„<strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong>“ o<strong>der</strong> an die bereits zahlreichen Bespiele zur E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Umweltproblematik, bei<strong>des</strong> Beispielbereiche,<br />

<strong>in</strong> denen vielfach auch schon die Schrittfolge vom Wahrnehmen von Problemen über erste Stufen<br />

<strong>des</strong> kognitiven Begreifens bis zu k<strong>in</strong>dgemäßen Handlungsformen durchgehalten worden ist. Wieweit es für an<strong>der</strong>e<br />

Schlüsselprobleme bereits Beispiele für gr<strong>und</strong>schulgemäße Zugänge gibt, z.B. für die Problematik <strong>der</strong> unbeabsichtigten<br />

Folgen technischer Entwicklungen, vermag ich nicht zu sagen; Sie überschauen das wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

besser.<br />

Was ich mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> konstitutive Teilaspekte e<strong>in</strong>es Schlüsselproblems me<strong>in</strong>e, will ich noch kurz am<br />

Beispiel <strong>der</strong> Frage von Krieg <strong>und</strong> Frieden verdeutlichen. Wenn ich recht sehe, so ergibt e<strong>in</strong>e kategoriale Prob-<br />

5


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lemanalyse, daß dieser Fragenkomplex m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens drei Aspekte <strong>in</strong> sich birgt: Es geht zum e<strong>in</strong>en um die Frage<br />

nach makrosoziologischen <strong>und</strong> makropolitischen Ursachen von Friedensgefährdung o<strong>der</strong> aktuellen Kriegshandlungen,<br />

d.h. um ökonomische Interessen als mögliche Kriegsursachen, nationalistisch o<strong>der</strong> rassistisch o<strong>der</strong> f<strong>und</strong>amentalistisch<br />

motivierte Imperialismen, um Ungleichverhältnisse, also auch um all das, was <strong>der</strong> norwegische<br />

Friedensforscher Johan Galtung als Verhältnisse o<strong>der</strong> Formen „struktureller Gewalt“ bezeichnet hat. E<strong>in</strong> zweiter<br />

Aspekt betrifft die durch solche makrosoziologischen <strong>und</strong> makropolitischen Bed<strong>in</strong>gungen vermittelten gruppen-<br />

<strong>und</strong> massenpsychologischen Ursachen aktueller o<strong>der</strong> potentieller Friedlosigkeit, also kollektive Aggressionen,<br />

Fe<strong>in</strong>dbil<strong>der</strong>, Stereotypen, Vorurteile. − Drittens aber muß Friedenserziehung − auf den eben genannten Zusammenhang<br />

von makrosoziologischen bzw. makropolitischen <strong>und</strong> gruppen- bzw. massenpsychologischen Kriegsursachen<br />

bzw. Voraussetzungen von Kriegsbereitschaft o<strong>der</strong>, gegenläufig, von Friedensbereitschaft <strong>und</strong> Friedensengagement<br />

bezogen − die Frage aufwerfen, ob es heute noch moralische Rechtfertigungen für Kriege gehen<br />

kann: als sogenannte ultima ratio <strong>in</strong> bestimmten Konfliktsituationen, als sogenannte „gerechte“ o<strong>der</strong> „heilige“<br />

Kriege, als Kriege um <strong>der</strong> sogenannten nationalen Würde willen, als Bestrafungskriege, Verteidigungskriege usf.<br />

Diese Rechtfertigungsfrage aber muß reflektiert werden angesichts <strong>der</strong> historisch beispiellosen Vernichtungswirkung<br />

mo<strong>der</strong>ner Waffensysteme <strong>und</strong> <strong>der</strong> weitgehend unmöglichen Begrenzung dieser Wirkungen auf sogenannte<br />

„kriegswichtige Ziele“.<br />

So viel skizzenhaft zu e<strong>in</strong>er übergreifenden Kategorialanalyse. Ich vermute nun, aber ich behaupte es damit<br />

nicht als erwiesen, daß die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> ersten <strong>und</strong> dritten Problemdimension über die Möglichkeiten<br />

von Gr<strong>und</strong>schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n h<strong>in</strong>ausgeht. Wohl aber halte ich es für möglich <strong>und</strong> für s<strong>in</strong>nvoll, didaktisch zu<br />

durchdenken <strong>und</strong> unterrichtlich zu erproben, e<strong>in</strong>führende Schritte <strong>in</strong> die zweite Problemdimension zu tun, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>in</strong> den gruppenpsychologischen Aspekt von Kriegsbereitschaft bzw. Friedensbereitschaft <strong>und</strong> Friedensengagement.<br />

− Dieses Beispiel verweist überdies auf e<strong>in</strong>e generelle Konsequenz <strong>des</strong> Schlüsselproblem-Konzepts<br />

als e<strong>in</strong>es die verschiedenen Bildungsstufen übergreifenden Pr<strong>in</strong>zips, nämlich auf e<strong>in</strong>e mehrfache, schrittweise<br />

vertiefende <strong>und</strong> erweiternde Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit solchen Problemen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Spiralcurriculums.<br />

Schließlich drängt sich von den bisherigen Ausführungen her noch e<strong>in</strong>e unterrichtsorganisatorische Konsequenz<br />

auf: Dem Teil <strong>des</strong> Unterrichts, <strong>der</strong> sich auf Schlüsselprobleme im angedeuteten S<strong>in</strong>ne konzentriert, ist die<br />

45-M<strong>in</strong>uten-Schulst<strong>und</strong>en-Schablone ersichtlich unangemessen. Selbst die Blockung zu Doppelst<strong>und</strong>en kann nur<br />

e<strong>in</strong> − wenngleich vielfach bereits begrüßenswerter − Zwischenschritt se<strong>in</strong>. Die angemessene Form ist <strong>der</strong> Epochalunterricht.<br />

St<strong>und</strong>enplantechnisch heißt das: Durch den Schulvormittag von Halbtags- o<strong>der</strong> Ganztagsschulen<br />

müßte sich an allen o<strong>der</strong> den meisten Tagen <strong>der</strong> Schulwoche e<strong>in</strong> Band von m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens zwei Schulst<strong>und</strong>en, besser<br />

vielleicht noch: etwa zwei Zeitst<strong>und</strong>en ziehen, das <strong>in</strong> erheblichem Umfang <strong>und</strong> <strong>in</strong> epochalem Wechsel <strong>der</strong><br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Themen, die an Schlüsselproblemen orientiert s<strong>in</strong>d, vorbehalten wäre.<br />

Die zweite Orientierungsdimension <strong>des</strong> Sachunterrichts: Vielseitige Interessen- <strong>und</strong> Fähigkeitsför<strong>der</strong>ung<br />

An früherer Stelle me<strong>in</strong>es Vortrages hatte ich betont, daß neben dem bisher erörterten Schlüsselproblem-<br />

Gedanken auch für den Sachunterricht <strong>der</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong>, die Auswahl <strong>und</strong> Akzentuierung se<strong>in</strong>er Themen, e<strong>in</strong><br />

weiteres Pr<strong>in</strong>zip Geltung erhalten o<strong>der</strong> behalten muß. Ich bezeichne es als „vielseitige Interessen- <strong>und</strong> Fähigkeitsför<strong>der</strong>ung<br />

durch die Entwicklung von elementaren Kategorien <strong>und</strong> Formen <strong>des</strong> Wirklichkeits- <strong>und</strong> Selbstverständnisses<br />

von Gr<strong>und</strong>schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n“. Dieses Pr<strong>in</strong>zip bildet die m.E. notwendige, polare Ergänzung zum<br />

Schlüsselproblempr<strong>in</strong>zip. Denn so notwendig die zeitweilige Konzentration auf jene risikobehafteten Schlüsselprobleme<br />

unserer mo<strong>der</strong>nen Welt schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> ist, so würde sie, wenn man sie zum alle<strong>in</strong>igen Auswahlpr<strong>in</strong>zip<br />

erklären wollte, doch die Gefahr von Fixierungen, Blickverengungen, mangeln<strong>der</strong> Offenheit heraufbeschwören.<br />

Vor allem aber: Die Konzentration auf Schlüsselprobleme ist notwendigerweise mit Anspannungen,<br />

Belastungen, Anfor<strong>der</strong>ungen kognitiver, emotionaler <strong>und</strong> moralischer Art verb<strong>und</strong>en, die vor allem auch für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> zur Überfor<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> zur E<strong>in</strong>schränkung ihrer gegenwärtigen <strong>und</strong> zukünftigen Möglichkeiten werden<br />

könnten, wenn sie die Bildungsprozesse ausschließlich bestimmen würden. Es bedarf also <strong>der</strong> polaren Ergänzung<br />

durch e<strong>in</strong>e Bildungsdimension, <strong>der</strong>en Themen <strong>und</strong> Lernformen nicht primär durch ihren Beitrag zur Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit zentralen Zeit- <strong>und</strong> Zukunftsproblemen gerechtfertigt s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n die auf die Mehrdimensionalität<br />

menschlicher Aktivität <strong>und</strong> Rezeptivität abzielen, auf die breite Entwicklung <strong>der</strong> kognitiven, emotionalen,<br />

ästhetischen, sozialen, praktisch-technischen Fähigkeiten <strong>des</strong> jungen Menschen sowie se<strong>in</strong>er Möglichkeiten,<br />

das eigene Leben an <strong>in</strong>dividuell wählbaren S<strong>in</strong>ndeutungen zu orientieren. Dabei me<strong>in</strong>t die hier vorgeschlagene<br />

Unterscheidung zweier bildungstheoretischer bzw. didaktischer Orientierungspr<strong>in</strong>zipien ke<strong>in</strong>e schematische<br />

Abgrenzung, schließt Berührungsflächen <strong>und</strong> Übergangszonen nicht aus.<br />

Noch e<strong>in</strong>mal: In <strong>der</strong> jetzt <strong>in</strong>teressierenden Perspektive sollen Zugänge zu unterschiedlichen Möglichkeiten<br />

menschlichen Selbst- <strong>und</strong> Weltverständnisses <strong>und</strong> zu verschiedenen kulturellen Aktivitäten geöffnet werden, von<br />

<strong>der</strong> subjektiven Seite aus <strong>und</strong> im Vorblick auf spätere Bildungsstufen betrachtet: zur Vielzahl möglicher, relativ<br />

frei wählbarer <strong>in</strong>dividueller Interessenschwerpunkte.<br />

Ich versuche, den Umkreis solcher Lernprozesse zur Entwicklung elementaren Welt- <strong>und</strong> Selbstverstehens an<br />

e<strong>in</strong>igen Fragen zu verdeutlichen, die Gr<strong>und</strong>schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> stellen, sei es von sich aus, sei es durch unterrichtlich


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arrangierte Beobachtungen <strong>und</strong> Problemstellungen dazu angeregt. Natürlich sage ich Ihnen <strong>in</strong> den folgenden<br />

Beispielen nichts Neues; sie s<strong>in</strong>d eher als Vergewisserung über e<strong>in</strong>en vermuteten Konsens zwischen uns geme<strong>in</strong>t:<br />

Wie es früher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule gewesen ist <strong>und</strong> warum es, wie die Eltern o<strong>der</strong> die Großeltern erzählen o<strong>der</strong><br />

wie man es <strong>in</strong> Geschichten lesen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Fernsehstücken sehen kann, damals an<strong>der</strong>s war als heute? −Was e<strong>in</strong><br />

Polizist eigentlich alles darf <strong>und</strong> was er nicht darf? − Warum man auf e<strong>in</strong>em Fahrrad schneller als auf e<strong>in</strong>em<br />

Roller fahren kann? − Warum im Gewächshaus die Pflanzen meistens früher <strong>und</strong> schneller wachsen als im Garten?<br />

− Wo eigentlich das schmutzige Wasser vom Küchenabwasch, aus dem Klo, aus den vielen Fabriken bleibt,<br />

<strong>und</strong> ob es stimmt, daß aus diesem Schmutzwasser wie<strong>der</strong> sauberes Wasser gemacht werden kann? Aber wie soll<br />

das denn gehen? − Warum <strong>der</strong> Mond manchmal r<strong>und</strong> <strong>und</strong> manchmal nur halb <strong>und</strong> manchmal nur wie e<strong>in</strong>e<br />

schmale Sichel <strong>und</strong> manchmal gar nicht zu sehen ist, auch wenn am Nachthimmel gar ke<strong>in</strong>e Wolken s<strong>in</strong>d? − Bei<br />

welchen Gelegenheiten <strong>und</strong> aus welchen Gründen es unter K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zum Streit kommt <strong>und</strong> wie man Streitigkeiten<br />

regeln könnte? − Was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Familie an<strong>der</strong>s wird, wenn Vater o<strong>der</strong> Mutter o<strong>der</strong> sogar beide arbeitslos werden?<br />

− Warum sich die Erwachsenen eigentlich streiten, ob e<strong>in</strong>e neue, große Straße durch die Stadt h<strong>in</strong>durchgebaut<br />

werden soll o<strong>der</strong> außen herum o<strong>der</strong> überhaupt nicht? − Warum manche K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule öfters Angst<br />

haben <strong>und</strong> ob man das nicht än<strong>der</strong>n kann? − Was das Wort „Gastarbeiter“ eigentlich bedeutet <strong>und</strong> warum es<br />

türkische, italienische, spanische, portugiesische, jugoslawische K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> deutschen Schulen gibt? − Die zuletzt<br />

genannten Beispiele liegen übrigens schon <strong>in</strong> jenen vorher angesprochenen Überschneidungsfel<strong>der</strong>n zwischen<br />

den beiden übergreifenden Auswahlpr<strong>in</strong>zipien.<br />

Übergreifende didaktische Pr<strong>in</strong>zipien<br />

An dieser Stelle gehe ich zu e<strong>in</strong>em vorletzten Abschnitt me<strong>in</strong>er Argumentation über. Denn mit den folgenden<br />

Überlegungen werden Fragen angesprochen, die für die beiden <strong>in</strong> diesem Vortrag angesprochenen Aufgabendimensionen<br />

<strong>des</strong> Sach- <strong>und</strong> Sozialunterrichts − Schlüsselproblem-Unterricht <strong>und</strong> vielseitige Interessen- <strong>und</strong> Fähigkeitsentwicklung<br />

− gelten. Zunächst wende ich mich <strong>in</strong> <strong>der</strong> hier notwendigen Kürze e<strong>in</strong>er Programmformel zu,<br />

die seit etwa 20 Jahren erhebliche Auswirkungen auch auf die Zielüberlegungen, die Richtl<strong>in</strong>ienplanung, die<br />

<strong>in</strong>haltliche Auswahl <strong>und</strong> auf methodische Empfehlungen für den Gr<strong>und</strong>schulunterricht <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Rahmen<br />

für den Sachunterricht gehabt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e bis heute nicht abgeschlossene Diskussion ausgelöst hat. Ich me<strong>in</strong>e die<br />

For<strong>der</strong>ung nach „Wissenschaftsorientierung <strong>des</strong> Lehren <strong>und</strong> Lernens“, e<strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>zip, das bekanntlich mit dem<br />

Anspruch, für alle Stufen <strong>des</strong> Bildungswesens gültig zu se<strong>in</strong>, formuliert worden ist. 5 An dieser Stelle muß ich<br />

mich auf sehr knappe Bemerkungen beschränken.<br />

Wo das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Wissenschaftsorientierung für die <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> letztlich im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er vorgezogenen<br />

Verselbständigung von alten o<strong>der</strong> neuen Schulfächern verstanden worden ist o<strong>der</strong> noch verstanden wird <strong>und</strong> wo<br />

<strong>in</strong>nerhalb solcher Fachaspekte nun e<strong>in</strong>e wie auch immer geartete, tatsächlich o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens verme<strong>in</strong>tlich von<br />

e<strong>in</strong>er bestimmten Wissenschaftsdiszipl<strong>in</strong> abgeleitete Systematik zugr<strong>und</strong>egelegt wird − etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong> mengentheoretisch<br />

orientierten Gr<strong>und</strong>schul-Mathematiklehrgang o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Elementarlehrgang zur E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong><br />

exakt-naturwissenschaftliches Denken usf.−, da liegt, didaktisch gesehen, e<strong>in</strong> Kurzschluß, e<strong>in</strong> Mißverständnis<br />

<strong>des</strong> Pr<strong>in</strong>zips <strong>der</strong> Wissenschaftsorientierung vor. Und das gleiche gilt dort, wo e<strong>in</strong> fächerübergreifen<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

besser: vorfachlicher Unterrichtsbereich wie <strong>der</strong> Sachunterricht <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> <strong>in</strong> bestimmten Lehrplänen<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den von etlichen Schulbuchverlagen herausgebrachten Schülerarbeitsheften <strong>und</strong> den erläuternden Lehrerhandreichungen<br />

(die, so fürchte ich, <strong>in</strong> vielen Klassen die dom<strong>in</strong>ierenden Steuerungsmedien für das s<strong>in</strong>d, was<br />

im Unterricht geschieht <strong>und</strong> wie es geschieht) letztlich doch ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>fällt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Anzahl von verselbständigten<br />

Lehrgängen unter historischem, erdk<strong>und</strong>lichem, sozialk<strong>und</strong>lichem, biologischem, physikalischem, chemischem<br />

Aspekt. Die Addition von Lehrgängen, die tatsächlich ja auch gar nicht jeweils an „<strong>der</strong>“ Struktur e<strong>in</strong>er<br />

wissenschaftlichen Diszipl<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n bestenfalls an bestimmten wissenschaftlichen Auffassungen von dieser<br />

Struktur orientiert s<strong>in</strong>d, för<strong>der</strong>t ke<strong>in</strong>eswegs ohne weiteres die E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> <strong>in</strong> das Verstehen se<strong>in</strong>er<br />

Erfahrungswelt <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er selbst. Denn <strong>der</strong>en unleugbare Bee<strong>in</strong>flussung durch Wissenschaften kann nicht zulänglich<br />

als e<strong>in</strong>e Summierung von direkten Anwendungen e<strong>in</strong>zelwissenschaftlicher Methoden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelwissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse gedeutet werden.<br />

Die Lösung <strong>der</strong> zweifellos schwierigen Aufgabe, das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Wissenschaftsorientierung − hier: für die<br />

<strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> − didaktisch angemessen zu lösen, dürfte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ansatz liegen, <strong>des</strong>sen verschiedene Varianten<br />

unter den Begriffen <strong>des</strong> mehrperspektivischen <strong>und</strong> problemorientierten Unterrichts erörtert <strong>und</strong> an etlichen Beispielen<br />

verdeutlicht worden s<strong>in</strong>d. 6 Im Zentrum e<strong>in</strong>es solchen Unterrichts stehen Probleme, die entwe<strong>der</strong> aus dem<br />

5<br />

Vgl. dazu me<strong>in</strong>en Aufsatz „Thesen zur ‚Wissenschaftsorientierung‘ <strong>des</strong> Unterrichts“ <strong>in</strong> dem <strong>in</strong> Anmerkung 2 genannten Band „Neue Studien<br />

zur Bildungstheorie <strong>und</strong> Didaktik ...“ (Klafki 1991b).<br />

6<br />

Vgl. u. a. Giel/Hiller/Krämer (1974; 1975) − Dazu die entsprechenden, seit 1976 im Klett-Verlag erschienenen Teilcurricula mit „Lehrpaketen“<br />

zu den Themen „Schule/E<strong>in</strong>schulung“, „Post“, „Supermarkt“, „Geburtstag“, „Technischer Überwachungsvere<strong>in</strong>“, „Sprudelfabrik“,<br />

„Fernsehen“ u. a. − Dallmann/Grabowski-Pamlitschka 1973 − Renner/Kle<strong>in</strong>/Blumenstock 1983 − Renner 1982 − Vgl. auch folgende Unterrichtse<strong>in</strong>heiten<br />

<strong>und</strong> -konzepte aus <strong>der</strong> Reihe „Marburger Gr<strong>und</strong>schulprojekt − Unterrichtse<strong>in</strong>heiten, -konzepte <strong>und</strong> -hilfen“ (We<strong>in</strong>heim 1980<br />

7


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Erfahrungs- <strong>und</strong> Interessenkreis <strong>der</strong> Schüler stammen o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Bedeutsamkeit für ihr eigenes Wirklichkeits-<br />

<strong>und</strong> Selbstverständnis ihnen von den Lehrer<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Lehrern verständlich gemacht, für die ihr Interesse also<br />

geweckt werden kann, Man denke an die vorher stichwortartig genannten Beispiele, etwa den Streit um die Straßenführung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Stadt. E<strong>in</strong> erstes Durchsprechen <strong>des</strong> Problems kann hier bis zur Grenze <strong>des</strong>sen,<br />

was man sozusagen mit dem k<strong>in</strong>dlichen Alltagsverstand zur Sache sagen o<strong>der</strong> vermuten kann, führen. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus führt bereits die Formulierung von offenen Fragen, die rahmenhafte Benennung von Informationen, die<br />

man e<strong>in</strong>holen müßte, schließlich die E<strong>in</strong>sicht, daß die meisten Probleme unserer Lebenswirklichkeit von mehreren<br />

Perspektiven aus betrachtet werden können <strong>und</strong> betrachtet werden müssen: In Kontroversen um die Verkehrsplanung<br />

etwa stecken nicht nur technische Probleme, son<strong>der</strong>n wirtschaftliche Interessen, sozialpsychologische<br />

Gesichtspunkte, so etwa <strong>in</strong> dem Anspruch von Bürgern auf e<strong>in</strong>e relativ lärmfreie Wohnzone o<strong>der</strong> auf die<br />

Erhaltung e<strong>in</strong>es historisch gewachsenen Stadtteils, <strong>und</strong> es werden dar<strong>in</strong> stadtgeografische Bed<strong>in</strong>gungen angesprochen.<br />

− Eben diesen Sachverhalt <strong>der</strong> Mehrperspektivität können Gr<strong>und</strong>schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> durchaus anhand konkreter<br />

Beispiele, die e<strong>in</strong>en nicht zu hohen Komplexitätsgrad aufweisen, begreifen bzw. entdecken, <strong>und</strong> sie können<br />

anhand gründlich durchgearbeiteter, exemplarischer Fälle verallgeme<strong>in</strong>erbare, übertragbare Analyse- <strong>und</strong> Verstehensgesichtspunkte<br />

gew<strong>in</strong>nen.<br />

Hier liegt <strong>der</strong> Übergang zu e<strong>in</strong>em letzten Abschnitt nahe, <strong>in</strong> dem ich auf vier Unterrichtspr<strong>in</strong>zipien h<strong>in</strong>weisen<br />

möchte, die <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Vortrag mehrfach anklangen; diese Gr<strong>und</strong>sätze gelten, wechselseitig mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en,<br />

wie<strong>der</strong>um für die beiden von mir unterschiedenen Bildungs-Dimensionen.<br />

Erstens: Das Pr<strong>in</strong>zip <strong>des</strong> exemplarischen Lehrens <strong>und</strong> Lernens, d.h. also die Gestaltung e<strong>in</strong>es Unterrichts, <strong>in</strong><br />

dem Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler sich jeweils an wenigen, <strong>in</strong> ihrem Erfahrungsbereich liegenden o<strong>der</strong> <strong>in</strong> ihn e<strong>in</strong>zuführenden<br />

Beispielen das Verständnis mehr o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong> verallgeme<strong>in</strong>erbarer Pr<strong>in</strong>zipien, E<strong>in</strong>sichten, Gesetzmäßigkeiten,<br />

Zusammenhänge erarbeiten können. 7 Erst vom exemplarischen Lehren <strong>und</strong> Lernen her wird orientieren<strong>der</strong><br />

bzw. <strong>in</strong>formieren<strong>der</strong> Unterricht s<strong>in</strong>nvoll. Im H<strong>in</strong>blick auf das exemplarische Lehren <strong>und</strong> Lernen ist es<br />

m.E. dr<strong>in</strong>gend notwendig, die Wagensche<strong>in</strong>‘sche Frage nach übergreifenden, sogenannten „Funktionszielen“<br />

<strong>und</strong> ihrer Konkretisierung auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Verstehens- <strong>und</strong> Verarbeitungsmöglichkeiten von Gr<strong>und</strong>schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

systematisch − als kont<strong>in</strong>uierliches Arbeits- <strong>und</strong> Kooperationsvorhaben <strong>der</strong> Sachunterrichts − wie<strong>der</strong> aufzunehmen.<br />

Zweitens: Methodenorientiertes Lernen, also die Aneignung von übertragbaren Verfahrensweisen <strong>des</strong> Lernens<br />

<strong>und</strong> Erkennens sowie <strong>der</strong> Übersetzung von Erkenntnissen <strong>in</strong> praktische Konsequenzen.<br />

Drittens: Handlungsorientierter Unterricht, heute oft „praktisches Lernen“ genannt. 8 Präziser gefaßt, handelt<br />

es sich um die Verknüpfung zweier, polar aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bezogener Elemente: Auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite geht es um<br />

• das Probieren <strong>und</strong> Experimentieren mit Materialien <strong>und</strong> gegenständlichen Prozessen,<br />

• das Montieren <strong>und</strong> Demontieren,<br />

• das Beobachten, das Pflegen <strong>und</strong> den Umgang mit Pflanzen <strong>und</strong> Tieren,<br />

• die mimische, gestische, situative <strong>und</strong> szenische Gestaltung,<br />

• das Zeichnen, Skizzieren, Anlegen von Tabellen;<br />

• das Modellieren, Basteln, gegenständliche Herstellen,<br />

• die Bildcollage, das Fotografieren <strong>und</strong> ggf., die Videoaufnahme, das Umgehen mit Tonband <strong>und</strong> Kassette,<br />

• das Erk<strong>und</strong>en <strong>in</strong>nerhalb <strong>und</strong> außerhalb <strong>der</strong> Schule,<br />

• die Durchführung von kle<strong>in</strong>eren o<strong>der</strong> längerfristigen Projekten.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite aber muß es immer auch um die reflexive Verarbeitung <strong>des</strong> im praktischen Zugang Erfahrenen<br />

gehen − <strong>in</strong> argumentieren<strong>der</strong> Erörterung <strong>und</strong> ggf. <strong>in</strong> kontroverser Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung − <strong>und</strong> dabei jeweils<br />

um erste Schritte <strong>der</strong> Verallgeme<strong>in</strong>erung. Sie werden im Gr<strong>und</strong>schulalter wohl vorwiegend auf jener Stufe kognitiver<br />

Verarbeitung erfolgen müssen, die Jerome Bruner „ikonisch“ genannt hat, d.h. also im Medium e<strong>in</strong>er<br />

bildhaften Sprache, etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form von Vergleichen <strong>und</strong> Analogien, im Aufweis von Ähnlichkeiten bis zu<br />

Wenn-Dann-Beziehungen, weiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachen, noch bildartigen Strukturschemata, etwa vom Kreislauf <strong>des</strong> Wassers<br />

o<strong>der</strong> vom spiralförmigen Sich-Aufschaukeln von Frustration <strong>und</strong> Aggression zwischen zwei mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

streitenden K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppen, <strong>in</strong> gegenständlichen Funktionsmodellen, etwa vom Funktionieren e<strong>in</strong>er Pumpe o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Steuerung, weiter <strong>in</strong> Rollenspielen o<strong>der</strong> ähnlichen Formen <strong>der</strong> vorbegrifflichen Symbolisierung.<br />

Schließlich nenne ich als vierten Unterrichtsgr<strong>und</strong>satz die Verb<strong>in</strong>dung von sachbezogenem <strong>und</strong> sozialem<br />

Lernen, die e<strong>in</strong>e Skala von Aufgaben <strong>und</strong> Möglichkeiten umfaßt; ich deute die wichtigsten wenigstens an:<br />

ff.): Waechter 1980 − Waechter 1982 − Stöcker 1980 − Grüber/Koch-Priewe 1984 − Koch-Priewe/Stöcker/Klafki 1982 − Ausführlichere<br />

Überlegungen zur didaktischen Begründung <strong>und</strong> zum Entstehungsprozeß dieser E<strong>in</strong>heiten enthält das Buch von W. Klafki u. a. (Klafki<br />

1982).<br />

7 Vgl. dazu W. Klafki: „Exemplarisches Lehren <strong>und</strong> Lernen“ (Klafki 1991c).<br />

8 Vgl. Fauser/F<strong>in</strong>telmann/Flitner (Hrsg.) 1983 − Münz<strong>in</strong>ger/Liebau 1987 − Gidion/Rumpf/Schweitzer 1987 − Gidion/Rumpf/Schweitzer<br />

1989 − Heftschwerpunkt „Praktisches Lernen“ <strong>der</strong> Zeitschrift für Pädagogik, 11. 6/1988, S. 729-797, bes. den Beitrag von Lersch (Lersch<br />

1988) − Edelhoff/Liebau 1988.


www.wi<strong>der</strong>streit-sachunterricht.de/Ausgabe Nr. 4/März 2005<br />

• das kooperiende Lernen <strong>in</strong> Partner- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen; 9<br />

• die Fähigkeit, an<strong>der</strong>en sachgemäß bei Schwierigkeiten im Lernprozeß helfen zu können; man muß allerd<strong>in</strong>gs<br />

zugeben, daß e<strong>in</strong>e praktisch hilfreiche Didaktik für Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrer, das Helfen zu lehren,<br />

weitgehend erst erarbeitet werden muß;<br />

• das Erlernen von rationalen Formen <strong>der</strong> Konfliktbewältigung;<br />

• die Fähigkeit, sich auch <strong>in</strong> größere Gruppen mit Anregungen, Kritik, eigenen Argumentationen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

zu können.<br />

Oft bedarf e<strong>in</strong> solches, zugleich gegenstandsorientiertes <strong>und</strong> soziales Lernen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> den umfassenden<br />

Zusammenhang e<strong>in</strong>es erfahrungsstiftenden Schullebens; man denke z.B. an den Aufgabenbereich <strong>der</strong> multikulturellen<br />

Erziehung im Zusammenleben von deutschen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ausländischer Herkunft.<br />

Abschluß<br />

Ich komme zum Schluß, Ihnen wird sich längst die Frage aufgedrängt haben, was denn <strong>der</strong> Gesamtzusammenhang<br />

<strong>der</strong> hier skizzierten Überlegungen, sofern er h<strong>in</strong>reichend begründet ersche<strong>in</strong>t, h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Aufgaben <strong>der</strong><br />

Lehrerbildung e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Lehrerfortbildung bedeuten müßte, <strong>und</strong> dies angesichts <strong>der</strong> faktisch gegebenen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen. Aber damit wäre das Thema für e<strong>in</strong>en neuen Vortrag bezeichnet.<br />

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit <strong>und</strong> wünsche Ihrer Gesellschaft, die heute noch aus <strong>der</strong> Taufe gehoben<br />

werden soll <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Entwicklung ich im Rahmen me<strong>in</strong>er Möglichkeiten mit lebhaftem Interesse begleiten<br />

möchte, e<strong>in</strong>en guten Start.<br />

9<br />

Vgl. dazu auch den Sammelband von Klafki/Meyer/Weber (Hrsg.) 1981 <strong>und</strong> me<strong>in</strong>en Aufsatz „Lernen <strong>in</strong> Gruppen − E<strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>zip demokratischer<br />

<strong>und</strong> humaner Bildung <strong>in</strong> allen Schulen“ (Klafki 1992).<br />

9


Literatur<br />

10<br />

www.wi<strong>der</strong>streit-sachunterricht.de/Ausgabe Nr. 4/März 2005<br />

Dallmann, Gerhard/Grabowski-Pamlitschka, Silvia (1973): Sachunterricht − Erfahrung <strong>und</strong> Emanzipation. Düsseldorf<br />

Edelhoff, Chr./Liebau, F. (1988): Über die Grenze. Praktisches Lernen im fremdsprachlichen Unterricht. We<strong>in</strong>heim/Basel<br />

Fauser, P./F<strong>in</strong>telmann, K. J./Flitner, A. (Hrsg.) (1983): Lernen mit Kopf <strong>und</strong> Hand. We<strong>in</strong>heim<br />

Giel, Klaus/Hiller, Gotthilf G./Krämer, Hermann (1974; 1975): Stücke zu e<strong>in</strong>em mehrperspektivischen Unterricht. Aufsätze zur Konzeption<br />

1 <strong>und</strong> 2. Stuttgart<br />

Gidion, J./Rumpf, H./Schweitzer, F. (1987): Gestalten <strong>der</strong> Sprache. Deutschunterricht <strong>und</strong> praktisches Lernen. We<strong>in</strong>heim/Basel<br />

Gidion, J./Rumpf, H./Schweitzer, F. (1989): Gestalten <strong>der</strong> Sprache. Deutschunterricht <strong>und</strong> praktisches Lernen. We<strong>in</strong>heim/Basel<br />

Glöckel, Hans (1988): Was ist „Gr<strong>und</strong>legende Bildung“. In: Schorch, G. (Hrsg.) (1988): Gr<strong>und</strong>legende Bildung. Erziehung <strong>und</strong> Unterricht <strong>in</strong><br />

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Grüber, Gabriele/Koch-Priewe, Barbara (1984): Bohren <strong>und</strong> Bohrer. Praktische <strong>und</strong> berufsorientierte Erfahrungen mit mo<strong>der</strong>nen Handbohrgeräten<br />

im 4. Schuljahr. Marburger Gr<strong>und</strong>schulprojekt − Unterrichtse<strong>in</strong>heiten, -konzepte <strong>und</strong> -hilfen, H. 8. We<strong>in</strong>heim<br />

Klafki, Wolfgang (1993): Zum Verhältnis von Allgeme<strong>in</strong>er Didaktik <strong>und</strong> Fachdidaktik. In: Meyer, M./Plöger, W. (Hrsg) (1993): Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Didaktik <strong>und</strong> Fachunterricht. We<strong>in</strong>heim<br />

Klafki, Wolfgang (1992): Lernen <strong>in</strong> Gruppen − E<strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>zip demokratischer <strong>und</strong> humaner Bildung <strong>in</strong> allen Schulen. In: Pädagogik 1992, S. 6-<br />

11<br />

Klafki, Wolfgang (1991a): Neuen Studien zur Bildungstheorie <strong>und</strong> Didaktik – Zeitgemäße <strong>Allgeme<strong>in</strong>bildung</strong> <strong>und</strong> kritisch-konstruktive<br />

Didaktik. 2. erw. Aufl. We<strong>in</strong>heim<br />

Klafki, Wolfgang (1991b): Thesen zur ‚Wissenschaftsorientierung‘ <strong>des</strong> Unterrichts. In: Klafki, Wolfgang (1991a): a.a.O., S. 162-172<br />

Klafki. Wolfgang (1991c): Exemplarisches Lehren <strong>und</strong> Lernen. In: Klafki, Wolfgang (1991a): a.a.O., S. 141-161<br />

Klafki, Wolfgang (1986): Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>schule</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schulreform. In: Erziehungswissenschaft – Erziehungspraxis, 1986, S. 3-<br />

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Klafki, Wolfgang u. a. (1982): Schulnahe Curriculumentwicklung <strong>und</strong> Handlungsforschung, Forschungsbericht <strong>des</strong> Marburger Gr<strong>und</strong>schulprojekts.<br />

We<strong>in</strong>heim<br />

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Klafki, Wolfgang (1963): Das Problem <strong>der</strong> Didaktik. In: 3. Beiheft <strong>der</strong> Zeitschrift für Pädagogik. We<strong>in</strong>heim, S. 19-62 (nachgedruckt <strong>in</strong>:<br />

Klafki, Wolfgang (1975): Studien zur Bildungstheorie <strong>und</strong> Didaktik. 11. erg. Aufl. We<strong>in</strong>heim, S. 82-125, bes. S. 89 ff.)<br />

Koch-Priewe, Barbara/Stöcker, Hermann/Klafki, Wolfgang (1982): Zur Geschichte <strong>des</strong> Bohrens <strong>und</strong> <strong>des</strong> Bohrers. Marburger Gr<strong>und</strong>schulprojekt<br />

− Unterrichtse<strong>in</strong>heiten, -konzepte <strong>und</strong> -hilfen, H. 9. We<strong>in</strong>heim<br />

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Lersch, R. (1988): Praktisches Lernen <strong>und</strong> Bildungsreform. Zur Dialektik von Nähe <strong>und</strong> Distanz <strong>der</strong> Schule zum Leben. In: Zeitschrift für<br />

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Renner, Erich (1982): Entwurf e<strong>in</strong>er sozialisationsorientierten Konzeption von Sachunterricht − zugleich e<strong>in</strong> Beleg für die Notwendigkeit <strong>der</strong><br />

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Rother, Ilse (1980): Inhalte gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> Bildung zwischen Fachanspruch <strong>und</strong> Erziehungsauftrag. In: Haarmann, Dieter (Hrsg.) (1980): Die<br />

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Schleiermacher, F. D. (1957): Die Vorlesungen von 1826. In: Weniger, E. unter Mitarbeit von Schulze, Th. (Hrsg.) (1957): Pädagogische<br />

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Waechter, Hartmut (1982): Konstruieren, Kooperieren, Selbstgesteuert Lernen. Bauen mit Bauste<strong>in</strong>en. Marburger Gr<strong>und</strong>schulprojekt −<br />

Unterrichtse<strong>in</strong>heiten, -konzepte <strong>und</strong> -hilfen, H. 6. We<strong>in</strong>heim<br />

Waechter, Hartmut (1980): Wie e<strong>in</strong>er zum Räuber wird. Marburger Gr<strong>und</strong>schulprojekt − Unterrichtse<strong>in</strong>heiten, -konzepte <strong>und</strong> -hilfen, H. 5.<br />

We<strong>in</strong>heim

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