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Inklusion im Kirschgarten - Thomas Faupel

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GÖPPINGEN<br />

<strong>Inklusion</strong> <strong>im</strong> <strong>Kirschgarten</strong><br />

Sie machen gemeinsame Sache. Unter der Regie des Salacher<br />

Theaterpädagogen <strong>Thomas</strong> <strong>Faupel</strong> spielen Behinderte und Nicht-Behinderte<br />

zusammen Theater. Im Herbst wird Tschechows <strong>Kirschgarten</strong> aufgeführt.<br />

Autor: HANS STEINHERR | 03.08.2012<br />

Behinderte und nicht-behinderte Laiendarsteller machen seit November unter der<br />

Leitung des Salacher Sozial- und Theaterpädagogen <strong>Thomas</strong> <strong>Faupel</strong> inklusives<br />

Theater. Foto: privat<br />

Marc m<strong>im</strong>t den Gutsverwalter Jepichodow. "Ich bin aber auch ein Pechvogel",<br />

klagt er, weil er ein Unheil nach dem anderen erleidet, und schlägt voller<br />

Bedauern seine Arme wie Flügel auf und nieder. Vorsichtig geht Marc auf und ab<br />

und setzt behutsam einen Fuß vor den anderen. Jeden seiner Schritte begleitet<br />

<strong>Thomas</strong> <strong>Faupel</strong> mit einer knarrenden Rätsche. Jepichodow trägt neue Stiefel, und<br />

die quietschen noch recht laut.<br />

Marc hat sichtlich Spaß an seiner Rolle, aber auch Probleme sich zu artikulieren.<br />

Marc spricht etwas undeutlich. Da hat es Christian, der in die Rolle des Gehilfen<br />

Grisha geschlüpft ist und außerhalb des Kreises sitzt, den die Schauspieler<br />

gebildet haben, nicht nur leichter, sondern auch wesentlich bequemer. Er räkelt<br />

sich auf einem Stuhl. Ständig auf dem Sprung knöpft er seine dicke Jacke <strong>im</strong>mer<br />

nur auf und zu, zieht sie aus und wieder an. Ganz so wie es ihm sein Herr, der<br />

reiche Kaufmann Lopachin, befiehlt. Christian hat keinen Text. Er könne wohl<br />

auch keinen lernen, sagt <strong>Thomas</strong> <strong>Faupel</strong>.<br />

Seit November 2011 macht der Salacher Sozial- und Theaterpädagoge <strong>Thomas</strong><br />

<strong>Faupel</strong> mit mehr als einem Dutzend behinderter und nicht-behinderter<br />

Laiendarstellern inklusives Theater. "Inklusiv kommt von <strong>Inklusion</strong>", weiß <strong>Thomas</strong>


<strong>Faupel</strong>, "und das bedeutet, dass alle Menschen zwar unterschiedlich sind, jeder<br />

aber - ob behindert oder nicht - mitspielen kann." <strong>Faupel</strong> setzt ein Theaterprojekt<br />

um, das von der Stiftung Haus Lindenhof angestoßen wurde und durch die<br />

"Aktion Mensch" sowie in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung<br />

und der Volkshochschule gefördert wird. Einmal die Woche wird <strong>im</strong><br />

Bewegungsraum der VHS in Göppingen geprobt.<br />

Den russischen Schriftsteller Anton Tschechow habe er ausgesucht, weil der gute<br />

Geschichten erzählen könne. Gute zum Nachspielen und zum Zuschauen.<br />

Gespielt wird Tschechows letztes Stück "Der <strong>Kirschgarten</strong>". Sieben der 15<br />

Akteure sind wie Marc und Christian behindert. "Es geht um sprachliche,<br />

körperliche und sinnliche Übungen auf der Grundlage der Heil- und<br />

Theaterpädagogik", erklärt <strong>Thomas</strong> <strong>Faupel</strong>. Weil es mehr Akteure gab als Rollen<br />

zu verteilen waren, hat er interveniert. Die Rolle der Babuschka kommt <strong>im</strong><br />

<strong>Kirschgarten</strong> überhaupt nicht vor. Jetzt aber gibt es sie, und Seda, das türkische<br />

Mädchen, freut sich, die Figur spielen zu dürfen. Ein großes Problem sei das<br />

Lernen der Texte, räumt <strong>Faupel</strong> ein. Deshalb braucht die Vorbereitung auch so<br />

viel Zeit. Und ohne die Helferinnen Alina Barth, Jessica Weselek und Sabine<br />

Hubert geht es nicht.<br />

Wenn am Freitag, den 16. November, um 20 Uhr <strong>im</strong> Alten E-Werk in Göppingen<br />

die Premiere steigt, sind sie als dirigierende Souffleusen <strong>im</strong> Hintergrund mit<br />

dabei.

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