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TITEL<br />

ENGAGIERTE STADT<br />

Die „Flohkiste“ in „Uns Huus“<br />

Wie die Arbeiterwohlfahrt bürgerschaftliches Engagement in Ahrensburg organisiert<br />

bDie „Mutter“ der Arbeiterwohlfahrt (AWO)<br />

heißt Marie Juchacz. Im ersten Weltkrieg war<br />

die sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete<br />

Mitglied der sogenannten „Lebensmittelkommission“,<br />

die Anbauverträge mit örtlichen Bauern<br />

schloss, um den Hunger in der Rheinprovinz<br />

zu lindern. Nach Kriegsende gründete sie 1919<br />

die AWO.<br />

Um Hunger geht es heute nicht mehr. Ein<br />

gutes Beispiel, wie sich aus diesem Wohlfahrtsverband<br />

ein „Netzwerk für bürgerschaftliches<br />

Engagement“ entwickelte, bietet die<br />

AWO im schleswig-holsteinischen Ahrensburg:<br />

Die Kleinstadt mit ihren gut 30.000 Einwohnern<br />

ist gerade zur „Engagierten Stadt“ geworden<br />

– auf Initiative der AWO. Damit ist<br />

Ahrensburg eine von 55 Kommunen, die<br />

vom Bundesfamilienministerium<br />

und fünf<br />

Stiftungen<br />

FUSSBALLTRAINER<br />

Erik Wellnitz (50), Berlin<br />

zur Förderung kommunaler Bürgerbeteiligung<br />

unterstützt werden.<br />

Etwa 250 Freiwillige aus allen möglichen Berufen<br />

sind für die verschiedenen AWO-Projekte<br />

in Ahrensburg aktiv. Besonders engagiert ist<br />

dabei die Altersgruppe der über 55-Jährigen.<br />

Zwei Häuser vor Ort bieten Treffpunkte: „Uns<br />

Huus“, das beinahe einmal der Spitzhacke geopfert<br />

worden wäre, dann aber saniert und der<br />

„Ich war in meiner Jugend selbst Leistungssportler. Unglaublich gute Trainer haben<br />

mir damals den Spaß am Sport vermittelt. Ich habe mir gesagt: Das musst du weitergeben,<br />

schon aus Dankbarkeit.“<br />

Erik Wellnitz trainiert die Junioren und die 2. Männermannschaft des TSC Berlin.<br />

Nach Dienstschluss steht der Maschinenbauingenieur sechs Tage in der Woche<br />

auf dem Platz. „Drei bis vier Stunden mindestens“, sagt der 50-Jährige. „Der beste<br />

Trainer, den ich bislang hatte“, sagt Jonathan Reichel, 18, der gerade den Sprung in<br />

die Männermannschaft geschafft hat. Wellnitz lebt als Single: „In einer Beziehung<br />

wäre es kaum möglich, so viel Zeit auf dem Fußballplatz zu verbringen.“<br />

„Ich wünschte mir, dass der Deutsche Fußballbund mehr Mittel für den Breitensport<br />

zur Verfügung stellt.“ Schließlich sei der DFB der größte Sportverband der<br />

Welt, „da muss es doch möglich sein, eine akzeptable Ausstattung der Vereine zu<br />

gewährleisten!“c<br />

NICK REIMER<br />

www.berlinertsc.de/fussball<br />

AWO von einem sozial engagierten Ehepaar geschenkt<br />

wurde. Hier gibt es Räume für selbst organisierte<br />

Gruppen, etwa die Ahrensburger NaturFreunde,<br />

die Alzheimer-Gesellschaft, den Sozialverband,<br />

den Mieterbund, dazu noch eine<br />

eigene AWO-Schuldnerberatung. Außerdem gibt<br />

es eine „Flohkiste“, in der die Kleinsten erste Erfahrungen<br />

in der Gruppe sammeln können sowie<br />

eine „Kinderkiste“ für Second-Hand-Kinderbekleidung.<br />

Auch ein ehrenamtlich betreuter<br />

Buchladen ist dabei.<br />

Ergänzt wird „Uns Huus“ vom Peter-Rantzau-Haus,<br />

dass die Stadt als Träger pachtete.<br />

In diesem Bürgerhaus werden Angebote für alle<br />

Altersgruppen organisiert, zum Beispiel Gesprächskreise,<br />

Spiele-Nachmittage, PC-Kurse, Lesungen,<br />

Gedächtnistrainings oder Laienspiele.<br />

Ein preiswerter Mittagstisch ist beliebter Treffpunkt<br />

vor allem für Senioren. Das gilt auch für<br />

das Programm-Café.<br />

Ganz neu: die „Fundgrube mit Herz“<br />

Sowohl die Erfahrung als auch die Sozialforschung<br />

haben die AWO gelehrt, dass freiwillig<br />

Engagierte heute eher für die Mitarbeit in<br />

Projekten als für die Mitgliedschaft in Verbänden<br />

zu gewinnen sind. Viele solcher<br />

Projekte sind erfolgreich angeleiert worden<br />

und haben ihre Engagierten gefunden.<br />

Zuletzt wurde eine „Fundgrube mit<br />

Herz“ eingerichtet, die Kleidung und<br />

Haushaltsbedarf als Sachspenden sammelt<br />

und gegen einen kleinen Obolus<br />

an Flüchtlinge und andere Bedürftige verkauft.<br />

Gemeinsam mit einem Verein Flüchtlingshilfe<br />

wurde auch eine Fahrradwerkstatt<br />

eingerichtet, um Mobilität für Flüchtlinge<br />

und andere Bedürftige zu ermöglichen.<br />

Auch dort engagieren sich viele Freiwillige.<br />

Ahrensburgs AWO-Vorsitzender<br />

und NaturFreund Jürgen Eckert<br />

wirbt für die „Engagierte Stadt“:<br />

„Wir wollen ein Netzwerk von<br />

gemeinnützigen Organisationen<br />

und kompetenten Ehrenamtlichen<br />

aufbauen, das alle<br />

erforderlichen Hilfen für<br />

Menschen in schwierigen<br />

oder unsicheren Lebenslagen<br />

anbietet. Dabei setzen wir<br />

auf Engagement und die Bereitschaft,<br />

nicht alles alleine<br />

machen zu wollen.“c<br />

<br />

ECKART KUHLWEIN<br />

TTwww.awo-ahrensburg.de<br />

SEITE 8 NATURFREUNDiN 3-2016

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