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KULTUR<br />
Grabsäule in Luz de Tavira<br />
Amphoren in Mertola<br />
Torre de Aires<br />
Das Erbe<br />
der Römer<br />
Kastell in Silves<br />
Brücke in<br />
Moncarapacho<br />
Sie waren nicht die Ersten und auch nicht die Letzten,<br />
die ihre Spuren im Süden Portugals hinterlassen<br />
haben. Phönizier, Kelten, Westgoten, Mauren,<br />
und – natürlich – die Römer. Das Erbe der Römer<br />
findet sich praktisch überall: in der portugiesischen<br />
Sprache, in architektonischen Hinterlassenschaften<br />
und den auch heute noch wichtigen landwirtschaftlichen<br />
Erzeugnissen der Region.<br />
Fotos: Cineterra, Privat<br />
Tempel in Milreu<br />
isch und<br />
F<br />
Oliven bildeten in Lusitanien<br />
die ökonomische Basis.<br />
Prachtvolle Mosaiken belegen<br />
den Wohlstand der ansässigen römisch<br />
geprägten Bewohner. Heute laden<br />
archäologisch ausgegrabene Villen, wie<br />
in Milreu bei Estoi den Besucher ein,<br />
sich ein Bild vom Leben in der römischen<br />
Zeit zu machen. Einen Eindruck<br />
vom Glanz vergangener Tage hinterlässt<br />
das Wasserheiligtum der Villa in Milreu<br />
mit seinen reichen Mosaiken.<br />
DiE RöMiSChE Besiedlung begann<br />
im 2. Jahrhundert v. Chr. Belegt<br />
sind Auseinandersetzungen mit den<br />
ansässigen Lusitanern seit 194 v. Chr.,<br />
die erst durch Caesar endeten und unter<br />
Augustus zur Gründung der Provinz<br />
Lusitania führten. Metallgewinnung,<br />
Fisch zur Herstellung von Garum, der<br />
römischen Würzsoße schlechthin, Oliven<br />
zur Ölgewinnung und Wein zogen<br />
eine wirtschaftliche Blüte nach sich,<br />
die sich in den Bauphasen der prachtvollen<br />
römischen Villen widerspiegelt.<br />
Auch der Ausbau der Handelswege<br />
zu Land prosperierte, wie heute noch<br />
nutzbare römische Brücken aus Stein<br />
zeigen, so z.B. in Moncarapacho. Den<br />
Export von Olivenöl und Garum bis in<br />
die germanischen Provinzen am Rhein<br />
zeigen die immensen Mengen von<br />
dort gefundenen Amphoren, deren<br />
lusitanische Hersteller und Herstellungsorte<br />
durch Stempelmarken in der<br />
Keramik nachweisbar sind.<br />
DiE hEuTE ViEL befahrene Landstraße<br />
E.N. 125 folgt dem Verlauf einer<br />
alten Römerstraße, welche die Siedlungen<br />
an der Küste miteinander verband.<br />
Sie dienten unter anderem als<br />
Grabung in Laranjeiro<br />
Umschlagplatz dieser Güter und ihr<br />
heutiger Name lässt den römischen<br />
Ursprung erahnen. Portus Hanibalis<br />
bzw. Magnus wurde Portimão in römischer<br />
Zeit genannt.<br />
Verschiedene deutsche Universitäten<br />
wie Jena und Frankfurt engagieren<br />
sich seit Jahren in Zusammenarbeit<br />
mit dem portugiesischen Bodendenkmalamt,<br />
die Hinterlassenschaften der<br />
Römer zu erforschen und dem interessierten<br />
Publikum zu präsentieren.<br />
Archäologische Grabungen bringen<br />
immer wieder spannende neue Details<br />
ans Tageslicht, wie die äußerst lukrative<br />
Produktion des Farbstoffes Purpur<br />
in Cerro da Villa, heute direkt neben<br />
dem Yachthafen von Vilamoura gelegen<br />
und als museale Anlage für die<br />
Öffentlichkeit zugänglich.<br />
DiE BERÜhMTE Badekultur der<br />
Römer hat ebenfalls Spuren hinterlassen.<br />
In den Bergen von Monchique<br />
finden sich die Überreste einer ausgedehnten<br />
römischen Thermenanlage<br />
und Caldas de Monchique ist bis<br />
heute für sein ausgezeichnetes Wasser<br />
bekannt und wird weiterhin als<br />
Kurort genutzt. Daneben wurde hier<br />
Kupfer- und Eisenerz abgebaut und<br />
exportiert und ein ausgeklügeltes System<br />
von Wasserleitungen versorgte<br />
die Landwirtschaft. Das nahe gelegene<br />
Städtchen Silves, Hauptstadt<br />
der Region in maurischer Zeit, war<br />
auch in römischer Zeit besiedelt. Der<br />
damals noch schiffbare Fluss Arade<br />
stellte einen guten Handelsweg für die<br />
regionalen Produkte des Hinterlandes<br />
zur Küste dar. Aktuelle Ausgrabungen<br />
der Universität Jena erforschen dort<br />
die Reste einer römischen Villa Rustica<br />
und ihrer landwirtschaftlichen<br />
Produktion. Auch Laien können<br />
an dieser Grabung in<br />
der Sommerkampagne 2012<br />
gegen Gebühr an einem einwöchigen<br />
Kurs unter professioneller<br />
Leitung teilnehmen.<br />
Eine Entwicklung, die immer<br />
mehr in der aktiven Archäologie Einzug<br />
hält und dem großen Interesse von<br />
Nicht-Profis Rechnung trägt und einen<br />
viel gehegten Kindheitstraum für eine<br />
begrenzte Zeit wahr werden lässt.<br />
Vera Schulze, Hardy Prison<br />
unsere Autoren für<br />
historische Themen<br />
VERA SChuLzE M.A.<br />
Vera studierte Vor- und Frühgeschichtliche<br />
Archäologie, Alte<br />
und Mittelalterliche Geschichte<br />
an der Universität Bonn.<br />
Forschungsobjekt ihrer Magisterarbeit<br />
war die fast 20-jährige<br />
Grabungsdokumentation der<br />
römischen Villa von Milreu/Estoi<br />
zum Aufbau einer wissenschaftlichen<br />
Datenbank.<br />
hARDy PRiSON M.A. studierte<br />
Vor- und Frühgeschichtliche<br />
Archäologie, Mittelalterliche und<br />
Neuere Geschichte und<br />
Ethnologie an der Universität<br />
Bonn. Die Römische Kaiserzeit<br />
in der Germania libera gehört<br />
zu seinen Arbeitsschwerpunkten.<br />
Seit vier Jahren ist die<br />
Archäologie in Ostfriesland sein<br />
Wirkungskreis und Basis seiner<br />
Promotion.<br />
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