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Dezember - Algarve Vida

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20<br />

KULTUR<br />

Grabsäule in Luz de Tavira<br />

Amphoren in Mertola<br />

Torre de Aires<br />

Das Erbe<br />

der Römer<br />

Kastell in Silves<br />

Brücke in<br />

Moncarapacho<br />

Sie waren nicht die Ersten und auch nicht die Letzten,<br />

die ihre Spuren im Süden Portugals hinterlassen<br />

haben. Phönizier, Kelten, Westgoten, Mauren,<br />

und – natürlich – die Römer. Das Erbe der Römer<br />

findet sich praktisch überall: in der portugiesischen<br />

Sprache, in architektonischen Hinterlassenschaften<br />

und den auch heute noch wichtigen landwirtschaftlichen<br />

Erzeugnissen der Region.<br />

Fotos: Cineterra, Privat<br />

Tempel in Milreu<br />

isch und<br />

F<br />

Oliven bildeten in Lusitanien<br />

die ökonomische Basis.<br />

Prachtvolle Mosaiken belegen<br />

den Wohlstand der ansässigen römisch<br />

geprägten Bewohner. Heute laden<br />

archäologisch ausgegrabene Villen, wie<br />

in Milreu bei Estoi den Besucher ein,<br />

sich ein Bild vom Leben in der römischen<br />

Zeit zu machen. Einen Eindruck<br />

vom Glanz vergangener Tage hinterlässt<br />

das Wasserheiligtum der Villa in Milreu<br />

mit seinen reichen Mosaiken.<br />

DiE RöMiSChE Besiedlung begann<br />

im 2. Jahrhundert v. Chr. Belegt<br />

sind Auseinandersetzungen mit den<br />

ansässigen Lusitanern seit 194 v. Chr.,<br />

die erst durch Caesar endeten und unter<br />

Augustus zur Gründung der Provinz<br />

Lusitania führten. Metallgewinnung,<br />

Fisch zur Herstellung von Garum, der<br />

römischen Würzsoße schlechthin, Oliven<br />

zur Ölgewinnung und Wein zogen<br />

eine wirtschaftliche Blüte nach sich,<br />

die sich in den Bauphasen der prachtvollen<br />

römischen Villen widerspiegelt.<br />

Auch der Ausbau der Handelswege<br />

zu Land prosperierte, wie heute noch<br />

nutzbare römische Brücken aus Stein<br />

zeigen, so z.B. in Moncarapacho. Den<br />

Export von Olivenöl und Garum bis in<br />

die germanischen Provinzen am Rhein<br />

zeigen die immensen Mengen von<br />

dort gefundenen Amphoren, deren<br />

lusitanische Hersteller und Herstellungsorte<br />

durch Stempelmarken in der<br />

Keramik nachweisbar sind.<br />

DiE hEuTE ViEL befahrene Landstraße<br />

E.N. 125 folgt dem Verlauf einer<br />

alten Römerstraße, welche die Siedlungen<br />

an der Küste miteinander verband.<br />

Sie dienten unter anderem als<br />

Grabung in Laranjeiro<br />

Umschlagplatz dieser Güter und ihr<br />

heutiger Name lässt den römischen<br />

Ursprung erahnen. Portus Hanibalis<br />

bzw. Magnus wurde Portimão in römischer<br />

Zeit genannt.<br />

Verschiedene deutsche Universitäten<br />

wie Jena und Frankfurt engagieren<br />

sich seit Jahren in Zusammenarbeit<br />

mit dem portugiesischen Bodendenkmalamt,<br />

die Hinterlassenschaften der<br />

Römer zu erforschen und dem interessierten<br />

Publikum zu präsentieren.<br />

Archäologische Grabungen bringen<br />

immer wieder spannende neue Details<br />

ans Tageslicht, wie die äußerst lukrative<br />

Produktion des Farbstoffes Purpur<br />

in Cerro da Villa, heute direkt neben<br />

dem Yachthafen von Vilamoura gelegen<br />

und als museale Anlage für die<br />

Öffentlichkeit zugänglich.<br />

DiE BERÜhMTE Badekultur der<br />

Römer hat ebenfalls Spuren hinterlassen.<br />

In den Bergen von Monchique<br />

finden sich die Überreste einer ausgedehnten<br />

römischen Thermenanlage<br />

und Caldas de Monchique ist bis<br />

heute für sein ausgezeichnetes Wasser<br />

bekannt und wird weiterhin als<br />

Kurort genutzt. Daneben wurde hier<br />

Kupfer- und Eisenerz abgebaut und<br />

exportiert und ein ausgeklügeltes System<br />

von Wasserleitungen versorgte<br />

die Landwirtschaft. Das nahe gelegene<br />

Städtchen Silves, Hauptstadt<br />

der Region in maurischer Zeit, war<br />

auch in römischer Zeit besiedelt. Der<br />

damals noch schiffbare Fluss Arade<br />

stellte einen guten Handelsweg für die<br />

regionalen Produkte des Hinterlandes<br />

zur Küste dar. Aktuelle Ausgrabungen<br />

der Universität Jena erforschen dort<br />

die Reste einer römischen Villa Rustica<br />

und ihrer landwirtschaftlichen<br />

Produktion. Auch Laien können<br />

an dieser Grabung in<br />

der Sommerkampagne 2012<br />

gegen Gebühr an einem einwöchigen<br />

Kurs unter professioneller<br />

Leitung teilnehmen.<br />

Eine Entwicklung, die immer<br />

mehr in der aktiven Archäologie Einzug<br />

hält und dem großen Interesse von<br />

Nicht-Profis Rechnung trägt und einen<br />

viel gehegten Kindheitstraum für eine<br />

begrenzte Zeit wahr werden lässt.<br />

Vera Schulze, Hardy Prison<br />

unsere Autoren für<br />

historische Themen<br />

VERA SChuLzE M.A.<br />

Vera studierte Vor- und Frühgeschichtliche<br />

Archäologie, Alte<br />

und Mittelalterliche Geschichte<br />

an der Universität Bonn.<br />

Forschungsobjekt ihrer Magisterarbeit<br />

war die fast 20-jährige<br />

Grabungsdokumentation der<br />

römischen Villa von Milreu/Estoi<br />

zum Aufbau einer wissenschaftlichen<br />

Datenbank.<br />

hARDy PRiSON M.A. studierte<br />

Vor- und Frühgeschichtliche<br />

Archäologie, Mittelalterliche und<br />

Neuere Geschichte und<br />

Ethnologie an der Universität<br />

Bonn. Die Römische Kaiserzeit<br />

in der Germania libera gehört<br />

zu seinen Arbeitsschwerpunkten.<br />

Seit vier Jahren ist die<br />

Archäologie in Ostfriesland sein<br />

Wirkungskreis und Basis seiner<br />

Promotion.<br />

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