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Dezember - Algarve Vida

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22<br />

KULTUR<br />

Große Kunst<br />

in kleinen<br />

Kreisen<br />

30 Jahre CCSL.<br />

Was ist geblieben,<br />

wie geht es weiter?<br />

Das Jahr begann mit einem neuen<br />

Abenteuer. Jaroslaw Flicinski,<br />

ein polnischer Maler, seit<br />

kurzem hier ansässig, ist ein sympathischer,<br />

kluger Mann, ein außerordentlich<br />

konsequenter Künstler, außerdem<br />

praktisch ein Nachbar von mir, sollte<br />

die Galerie verwandeln. Er liebt große<br />

Wände. Seine Kunst besteht darin,<br />

Bilder direkt auf die Wand zu malen. So<br />

einfach es sich anhört, ist es aber nicht.<br />

Um des Bildes würdig zu sein, muss die<br />

Wand von allen Unreinheiten und Unebenheiten<br />

befreit werden.<br />

JaroSlaW und sein liebenswerter<br />

polnischer Assistent, ein genialer<br />

Handwerker, machten sich an die<br />

Arbeit. Es wurde geputzt, geebnet,<br />

verputzt. Die Galerie war eine einzige<br />

Baustelle. Nach einer<br />

Woche bekamen<br />

die Wände einen<br />

ganz neuen feinen<br />

Putz. Und dann ist<br />

es so weit: Das Bild<br />

erwuchs der Wand<br />

und enthüllte sich.<br />

Schwebende Linien<br />

in ganz fein abgestimmten<br />

Farben<br />

breiteten sich aus.<br />

Die Räume erhielten<br />

eine neue Leichtigkeit, einen Glanz,<br />

eine Schönheit, denen alle verfielen.<br />

Ein intensiver Dialog zwischen Kunst<br />

und Betrachter entstand.<br />

Zu den SChÖnen Ereignissen<br />

zählten auch ein sonniger Sonntag im<br />

Mai, als wir die Eröffnung einerAusstellung<br />

vier holländischer Künstler<br />

feierten. Außer den Künstlern und ihren<br />

zahlreichen Fans waren die nette Frau<br />

Konsul und der Herr Botschafter, der<br />

extra aus Lissabon gekommen war, anwesend.<br />

Er sprach über die essentielle<br />

Rolle der Kunst in unserer Welt. Wir<br />

waren von seinen Worten beeindruckt<br />

und konnten nur zustimmen. Es wurde<br />

ein großes Fest mit holländischen Spezialitäten<br />

und portugiesischem Wein.<br />

Dann ging es zurück nach Portugal<br />

mit „Instantés“, einer Ausstellung, die<br />

sieben junge portugiesische, gegen-<br />

Jaroslaw Flicinski spielt mit Farben<br />

ständliche Künstler zeigte. Einer, Juliano<br />

Gomes, malte monatelang kleine<br />

Frauenporträts, die in ihrer Qualität<br />

an Rembrandt erinnerten. Ein anderer,<br />

Tomas Colaço, bemalte große Leinwände,<br />

die wie Tapisserien an der Wand<br />

hingen. Eines dieser skurrilen Bilder<br />

stellte einen Esel (Mula Algarvia) dar,<br />

der, wie selbstverständlich in einem<br />

geräumigen Empfangssalon steht, mit<br />

feinem Teppich und barockem Interieur.<br />

Ein französischer Besucher, ehemaliger<br />

Politiker, betrachtete das Bild, erkannte<br />

darin einen Salon, in dem Staatsempfänge<br />

gefeiert wurden und fragte: „Was<br />

will uns der Künstler sagen? Glaubt er,<br />

dass alle Politiker Esel sind?“<br />

Fotos: Cineterra, CCSL<br />

Zu den schönen Momenten des Jahres<br />

zählten auch die Ausstellungen von<br />

Nuno Santiago und Gervásio, zwei portugiesischen<br />

Malern, deren Entwicklung<br />

wir seit Jahren verfolgen und die<br />

eine wunderbare künstlerische Reife<br />

erreicht haben.<br />

MuSik SPielt im Leben des Centros<br />

eine wichtige Rolle. Im Juni feierte die<br />

Associação dos Amigos de São Lourenço,<br />

ein Verein, der unsere Konzerte<br />

unterstützt, 30 Jahre CCSL mit einer<br />

Gala auf der Terrasse. Es gab Musik<br />

aus New Orleans und argentinisches<br />

Essen mit Tango-Tänzen. Es war ein<br />

fröhlicher farbenprächtiger Abend.<br />

In der diesjährigen Konzertreihe hatten<br />

wir unter anderem das Vergnügen zwei<br />

wunderbare Pianisten zu hören, den<br />

Australier Piers Lane und die Chinesin<br />

Sa Chen. Im September kamen russische<br />

Musiker. Überraschung: die Geigerin<br />

war hochschwanger und erwartete<br />

Zwillinge. Aber das tat ihrem Spiel<br />

keinen Abbruch, alle waren von der hohen<br />

Musikalität des Trios begeistert.<br />

eS gab in dieSeM Jahr leider auch<br />

weniger fröhliche Ereignisse: ein Brunnen<br />

von Philippe Claisse, der fröhlich<br />

den ganzen Sommer unter der Palme<br />

plätscherte, wurde gestohlen. Philippe<br />

machte sich sofort an die Arbeit und<br />

erschuf einen zweiten Brunnen. Doch<br />

auch der wurde wenige Wochen später<br />

gestohlen. Die Brunnen bestanden aus<br />

Musikinstrumenten aus Kupfer. Wurden<br />

sie wegen des Kupfers gestohlen?<br />

Zum Jahresende wollen wir der Krise<br />

die Stirn bieten und stellen Werke aus,<br />

die unter 1000 Euro kosten. Einige sind<br />

stark reduziert. Die Künstler machen<br />

mit, sie verkaufen ihr letztes Hemd.<br />

The artist’s last shirt heißt deshalb<br />

die Ausstellung, die am 17. <strong>Dezember</strong><br />

eröffnet wird.<br />

Marie Huber<br />

Eine feste Größe im CCSL:<br />

die Marmor-Skulptur von João<br />

Cutileiro; Libertar, Acryl-Bild<br />

von João Paramés<br />

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