Freiräume Vorpommern-Rügen

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BIER-STARS DIE RÜGENER INSEL-BRAUEREI KANN SICH MIT DEN WELTWEIT BESTEN BIEREN MESSEN rst seit knapp anderthalb Jahren gibt es die Insel-Brauerei. Trotzdem ist sie schon ein Star unter dem Brauhimmel, hat bei den World Beer Awards 2016 in London gleich acht Goldmedaillen für ihre Biere eingeheimst. Baltic Dubbel, Insel Saison, Überseehopfen und Insel Kreide heißen die Gewinner. Letztere serviert Braumeister Markus Berberich im Champagnerglas und empfiehlt es als Empfangsbier bei festlichen Anlässen. Den besonderen Kick verleiht hier die Champagnerhefe. Für jede der insgesamt zwölf Biersorten verwenden die Brauer eine eigene Hefe, zunächst bei der offenen Gärung im Bottich, später bei der Flaschenreifung mit abgezählten Hefezellen – „stets naturbelassen und ungefiltert“, erklärt Berberich. Er hatte die Idee, mit der Herstellung von ganz neuen, charaktervollen Bieren noch einmal durchzustarten. 4 Für <strong>Rügen</strong> als Standort entschied er sich, weil fast jeder mit der Insel etwas verbinden kann, ein Bild vor sich hat. Erfahrung in seinem Metier hat der gebürtige Saarländer mehr als genug. So studierte er das Brauhandwerk in der Forschungsbrauerei in Weihenstephan, lebt seit zwanzig Jahren in <strong>Vorpommern</strong> und hat hier die benachbarte Brauerei in Stralsund als Störtebeker Braumanufaktur groß gemacht. Irgendwann war Zeit für etwas Neues. Die zunächst in Nordamerika gestartete Bierrevolution faszinierte Berberich. Immerhin seien an die 4.000 neue Brauereien in den USA entstanden. Andere Länder, wie Großbritannien, Dänemark und Italien, begannen ebenfalls, sich wieder alten Braustilen hinzuwenden. „Während in Deutschland noch vor wenigen Jahren niemand das Gefühl hatte, in der hiesigen Bierkultur würde etwas fehlen, hat sich der Trend innerhalb der letzten drei bis vier Jahre gewandelt.“ Handwerklich gebraute Craft-Biere sind so gefragt wie nie. Markus Berberich ist mit seinem Team auf diesen Zug aufgesprungen – mit ungeahntem Erfolg: „Nach nur drei Monaten war unsere Produktion ausgelastet.“ Heute werden 300.000 Flaschen im Monat überall in Deutschland verkauft. Sorgfältig in Papier eingewickelt, je nach Bierart mit unterschiedlichen Grafiken und Malereien bedruckt, stehen sie in Holzkisten für den Verkauf bereit – zu schade zum Durstlöschen, aber, so Berberich, genau richtig zum Genießen.
olz spielt hier offensichtlich eine besondere Rolle: Die Wände in dem kleinen Laden in der Stralsunder Innenstadt sind fast komplett damit beplankt. „Jede Schraube hier trägt unsere Handschrift“, erzählt Marius Drüding. Zusammen mit Frank Mersmann hat er fast alles selbst gemacht. Seit vergangenem Juli präsentieren sie an diesem Ort ihre Kreationen unter dem Label „Treibholz“. Und da ist es wieder: Holz. Daraus nämlich bestehen auch die von ihnen hergestellten Produkte: handgefertigte Longboards. Das sei im Grunde so eine Art Skateboard, nur mit etwas anderen Dimensionen, größeren Rollen, größeren Achsabständen, der sogenannten wheelbase. Alles in allem eben etwas größer, berichtet Marius Drüding. Das schaffe mehr Fahrsicherheit, ein gutes Fahrgefühl. Und genau diesem sind die beiden jungen Männer irgendwie verfallen. Dabei fing alles recht harmlos an: Bei einem Freund aus Braunschweig hatte Frank Mersmann das Longboarden gesehen und es dann auch schnell selbst ausprobiert. Während des Studiums in Stralsund begleitete ihn das Hobby weiter – bis ihm sein Board geklaut wurde. Er versuchte, sich selbst ein neues zu bauen und hatte Spaß daran. In der heimischen Holzwerkstatt des Vaters probierte und verfeinerte er die Techniken, baute Boards, die schließlich auch Freunde und Bekannte haben wollten. So blieb auch Marius Drüding das Talent des Studienkollegen nicht verborgen. Seitdem cruisen sie zusammen entspannt durch die Straßen der Hansestadt. Schnell entstand die Idee, das leidenschaftliche Hobby zum Beruf zu machen. Gemeinsam entwickelten sie ein Geschäftskonzept, beantragten ein Gründerstipendium und SURFER DER STRASSE EIN STARTUP AUS STRALSUND MISCHT DIE LONGBOARD-SZENE AUF legten los. Seit knapp zwei Jahren sind sie „Außerdem fühlen wir uns hier sehr wohl. mit ihren Longboards nun auf dem Markt. Das ist doch das Wichtigste.“ Etwa 150 davon sind in ganz Deutschland Mittlerweile haben sie Werkstatt und unterwegs. Dass Stralsund der richtige Ort Laden unter einem Dach. Dort setzt Frank für ihr Startup ist, daran haben die beiden Mersmann nicht nur die eigenen Ideen um, aus Hamburg und Papenburg stammenden 27-Jährigen nie gezweifelt. sche und baut Einzelanfertigungen. Auch sondern erfüllt auch spezielle Kundenwün- „In der Großstadt wären wir welche von an anderen Varianten zur Erweiterung der vielen. Hier sind wir mit unserer coolen Produktpalette tüftelt er. Besonders wichtig ist den beiden aber stets das edle De- Idee etwas Besonderes“, sagt Marius Drüding. „Für uns ist der Standort sogar ein sign – aus Holz, versteht sich. Wenngleich Imageträger.“ Das Feedback spricht dafür. nicht, wie der Name vermuten lässt, aus „Stralsund hat zwar keine große Longboard-Szene. Dafür können wir hier noch Metapher doch zu den beiden, für die es Treibholz. Dennoch: Irgendwie passt die viele Leute damit begeistern“, stellen beide immer wieder fest. den Küstenstraßen treiben zu ein Lebensgefühl ist, sich wie Surfer auf lassen. 5
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