Judo-Magazin 10/2016
Serie mit Johanna Müller: „Mein Jahr in der Nationalmannschaft“
Serie mit Johanna Müller: „Mein Jahr in der Nationalmannschaft“
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Serie: Mein Jahr in der Nationalmannschaft<br />
Weiter geht’s!<br />
Johanna Müller trainiert wieder und kennt ihre Ziele:<br />
„Auch wenn es mit Rio nicht geklappt hat, gebe ich nicht auf und<br />
habe Olympia immer noch im Blick, dieses Mal in Tokio“<br />
Foto: Micha Neugebauer<br />
Von Johanna Müller<br />
Wie heißt es so schön: Nach<br />
den Spielen ist vor den Spielen!<br />
Die Olympischen Spiele in Rio de<br />
Janeiro sind gerade erst zu Ende<br />
gegangen, und trotzdem trainieren<br />
alle weiter. Warum?<br />
Natürlich heißt es für die<br />
Olympioniken, erst einmal<br />
pausieren, Urlaub machen,<br />
Verletzungen<br />
auskurieren<br />
und die Seele baumeln<br />
lassen. Das haben<br />
sie sich mehr als verdient!<br />
Doch leider darf ja nicht jeder<br />
bei den Spielen dabei sein.<br />
Was macht der Rest der Nationalmannschaft<br />
also so kurz danach? Genau.<br />
Nachdem wir uns wieder von den Olympia-Bildschirmen<br />
wegbewegen können,<br />
geht es nahtlos weiter. Jeder weiß, wo<br />
seine Defizite liegen oder hat eine neue<br />
Technik bei den Spielen entdeckt, die er<br />
übernehmen möchte. Also heißt es von<br />
Neuem: ans Werk!<br />
Zuvor habe aber auch ich mir zwei<br />
Wochen Urlaub gegönnt. Jeder, ob Olympionike<br />
oder auf Olympia Hoffender,<br />
„Jeder hat seinen<br />
Fahrplan.“<br />
hat in den vergangenen Wochen, Monaten<br />
und Jahren alles gegeben und auch<br />
oft zurückgesteckt. Da war der Urlaub<br />
mehr als verdient. Doch mehr als ein,<br />
zwei Wochen waren auch dieses Mal<br />
nicht drin. Im <strong>Judo</strong> geht es direkt weiter:<br />
World Cups, Grand Prix und Grand<br />
Slams stehen bis Ende des Jahres auf dem<br />
Plan. Wir <strong>Judo</strong>kas haben keine echte Saison;<br />
wir haben von Januar bis Dezember<br />
Wettkämpfe und Trainingslager in<br />
der ganzen Welt. Und die beste<br />
Zeit, um Weltranglistenpunkte<br />
zu sammeln, ist die<br />
nach den Spielen, wenn die<br />
Topjudokas pausieren oder<br />
gar aufhören. Natürlich<br />
muss man auch dann gegen<br />
Topathletinnen und -athleten<br />
gewinnen. Doch die Ausgangslage<br />
auf einem Setzplatz ist etwas angenehmer.<br />
Selbst wenn die nächste Olympiaqualifikation<br />
erst in zwei Jahren beginnt,<br />
ist der Platz, den man sich bis dahin erkämpft<br />
hat, nicht zu unterschätzen.<br />
Sein nächstes Ziel anvisieren<br />
Aber natürlich ist nicht alles auf Turniere<br />
ausgelegt. Die Planung, wie das Jahr weitergehen<br />
soll, liegt ganz beim Bundestrainer.<br />
Er besetzt die Turniere und erkennt<br />
auch, bei wem und wann es Zeit ist, eine<br />
Wettkampfpause einzulegen und an anderen<br />
Dingen zu arbeiten. Denn nicht<br />
nur zum Punktesammeln ist die Zeit nach<br />
den Spielen geeignet, auch zum Kraftaufbau,<br />
zum Feilen an neuen und alten<br />
Techniken sowie um konditionelle Fähigkeiten<br />
zu verbessern.<br />
Jeder in der Nationalmannschaft hat<br />
also seinen „Fahrplan“, der vom Bundestrainer<br />
und den Landestrainern mit den<br />
Sportlern zu besprechen ist. Das ist natürlich<br />
zeitintensiv, doch ohne diese Besprechung<br />
geht es nicht. Danach hat der eine<br />
den Fahrplan, Punkte zu sammeln, um in<br />
der Weltrangliste aufzusteigen. Ein anderer,<br />
vielleicht schon recht weit vorne im<br />
Ranking platziert, bekommt ein spezielles<br />
Programm, um Defizite zu minimieren<br />
oder neue Techniken ins Profil zu übernehmen.<br />
So können die Trainingspläne recht<br />
unterschiedlich gestaltet sein, aber jeder<br />
weiß, woran er arbeiten muss und was seine<br />
nächsten Ziele sind. Und je nachdem,<br />
wie die Olympioniken sich entscheiden,<br />
also ob sie dabeibleiben oder ihre Karriere<br />
in der Nationalmannschaft beenden, sind<br />
sie auch bald wieder dabei. Es gibt da einige,<br />
die schon kurze Zeit nach Olympia<br />
vom <strong>Judo</strong> wieder nicht genug bekommen<br />
können und schnell auf der Matte stehen,<br />
um ihr nächstes Ziel anzuvisieren. •<br />
Das Jahr von Johanna Müller<br />
Die Serie<br />
Eine besondere Serie im <strong>Judo</strong> <strong>Magazin</strong>:<br />
Nationalmannschaftskämpferin<br />
Johanna Müller berichtet ein ganzes<br />
Jahr lang in jeder Ausgabe von<br />
ihren Wettkämpfen, ihrem Training<br />
und ihren Erfahrungen im Nationalteam.<br />
Die 57-Kilo-Athletin vom PSV<br />
Olympia Berlin lässt die Leserinnen<br />
und Leser an ihren Eindrücken und<br />
Gedanken teilhaben und ermöglicht<br />
so Blicke hinter die Kulissen des Spitzensports.<br />
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<strong>Judo</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>10</strong>/16 31