praxiswissen - Hartmann
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TITELTHEMA<br />
THERAPIEPLANUNG – KLASSIFIKATION NACH WAGNER (TAB. 3)<br />
14 HARTMANN WundForum 4/ 98<br />
Grad 0: keine Läsion,<br />
ggf. Fußdeformität oder Cellulitis<br />
Behandlung: spezielles Schuhwerk,<br />
Patientenaufklärung und -schulung, ggf.<br />
orthopädische Korrektur der Fußdeformität,<br />
bei Weichteilentzündung systemisch<br />
Antibiotika<br />
Grad 1: oberflächliches Ulcus<br />
Behandlung: Nekrosenabtragung, lokale<br />
Wundbehandlung, systemische Antibiotikatherapie,<br />
röntgenologischer Osteomyelitisausschluß,<br />
Druckentlastung<br />
Grad 2: tiefes Ulcus bis zur Gelenkkapsel,<br />
zu Sehnen oder Knochen<br />
Behandlung: stationär, sorgfältiges chirurgisches<br />
Débridement, lokale Wundbehandlung<br />
(Konditionierung), systemische<br />
Antibiotikatherapie, röntgenologischer<br />
Osteomyelitisausschluß, Druckentlastung,<br />
ggf. Grenzzonenamputation<br />
Grad 3: tiefes Ulcus mit Abszedierung,<br />
Osteomyelitis, Infektion der Gelenkkaspel<br />
Behandlung: frühzeitige chirurgische Intervention<br />
mit Inzision und Drainage zur<br />
Sekretableitung, gründliche Exzision infizierten<br />
und nekrotischen Gewebes, lokale<br />
Wundbehandlung (Konditionierung), systemisch<br />
Antibiotika, ggf. Minoramputation<br />
Grad 4: begrenzte Vorfuß- oder Fersennekrose<br />
Behandlung: ausgiebiges Débridement,<br />
Vorfußteilamputation, im Fersenbereich<br />
ggf. plastische Deckung, systemische Antibiotikatherapie<br />
Grad 5: Nekrose des gesamten Fußes<br />
Behandlung: Majoramputation<br />
sen Hypertonie und Hyperlipoproteinämie<br />
therapiert werden.<br />
Rheologische Behandlung<br />
Als konservative Maßnahme zur Verbesserung<br />
der Mikrozirkulation ist die<br />
medikamentöse Therapie rheologischer<br />
Störungen bedeutungsvoll. So<br />
kann beispielsweise die Senkung des<br />
Hämatokrits (Aderlaß, iso- bzw. hypervolämische<br />
Hämodilution), die Reduktion<br />
der Plasmaviskosität (Fibrinogensenkung<br />
durch low-dose-Fibrinolyse)<br />
eine Thrombozytenaggregationshemmung<br />
bzw. Antikoagulation erforderlich<br />
werden.<br />
Patienten mit diabetischem Fußsyndrom<br />
bedürfen der Immobilisation und<br />
sind daher thrombosegefährdet. Die<br />
Thromboseneigung ist außerdem bei<br />
Hyperglycämie und Entzündungsreaktionen<br />
durch den Anstieg der Fibrinogenkonzentration<br />
gesteigert. Durch<br />
eine Thrombozytenfunktionshemmung<br />
(ASS) und/oder Antikoagulation (Heparin<br />
s.c/i.v.) kann eine wirksame Verbesserung<br />
der hämorheologischen Situation<br />
erreicht werden.<br />
Bei Hämatokritwerten über 48% besteht<br />
eine signifikante Zunahme der<br />
Plasmaviskosität bzw. Fluidität. Die periphere<br />
Sauerstoffutilisation nimmt ab<br />
durch Abnahme der Mikrozirkulation.<br />
Unter Beachtung der Kontraindikationen<br />
kann die Hämodilution eine Verbesserung<br />
der Blutfließeigenschaften<br />
erreichen. Wegen der gesteigerten Kapillarpermeabilität,<br />
die zu einer Ansammlung<br />
von Hydroxyäthylstärke und<br />
zu einem interstitiellen Ödem in der<br />
Endstrombahn führt, ist bei neuropathischen<br />
Ulcera isotone Ringerlösung vorzuziehen.<br />
Ödeme als Folge der fokalen<br />
Entzündung oder einer gesteigerten<br />
Kapillarpermeabilität sollten primär neben<br />
der antibiotischen Therapie einer<br />
manuellen Lymphdrainage unterzogen<br />
werden.<br />
Die lokale oder systemische Fibrinolyse<br />
hat als Ziel, perikapilläre Fibrinmanschetten<br />
aufzulösen und über eine<br />
Erniedrigung des Fibrinogens eine Verbesserung<br />
der Flußbedingungen zu erzielen.<br />
Kontrollierte Studien stehen allerdings<br />
noch aus.<br />
Die Wirksamkeit von Prostaglandinen<br />
ist in zahlreichen pharmakologischen<br />
Studien belegt. Der Nutzen anderer<br />
Rheologika und vasoaktiver Substanzen<br />
ist hingegen zweifelhaft. Eine<br />
eindeutig negative Wirkung zeigen Di-