praxiswissen - Hartmann
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PRAXISWISSEN<br />
Abb. 2a<br />
Patient mit Zustand nach Exzision eines<br />
malignen Melanoms (pT2-Tumor) am<br />
Rücken paravertebral links. Farbliche<br />
Markierung (rot) der Lymphabstrombahnen<br />
aus dem ehemaligen Tumorgebiet und des<br />
Wächterlymphknotens in der linken Axilla<br />
in 2 Ebenen. Geplantes Nachexzisionsgebiet<br />
(schwarz).<br />
sche Alternative für bestimmte Untergruppen<br />
darstellt, wird in randomisierten<br />
Studien geklärt. Wegen teilweise<br />
widersprüchlicher Ergebnisse sollte<br />
nach gegenwärtigem Kenntnisstand<br />
die Indikation zur ELND nicht voreilig,<br />
den wissenschaftlichen Ergebnissen<br />
dieser Studien vorgreifend, ausschließlich<br />
von dieser speziellen Untersuchung<br />
abhängig gemacht werden.<br />
Die diagnostische Methode des<br />
„lymphatic mapping“ mit „sentinel<br />
lymph node biopsy“ bei Patienten mit<br />
malignem Melanom wurde am Beginn<br />
der 90er Jahre von Morten et al. inauguriert.<br />
Das theoretische Konzept dieser<br />
Methode fußt auf der Hypothese, daß<br />
bei primär lymphogener Metastasierung<br />
die Melanomzellen aus dem Tumorgebiet<br />
über exakt definierte Lymphabstrombahnen<br />
zu der entsprechenden<br />
regionären Lymphknotenstation<br />
wandern und hier zunächst auf einen<br />
vorgeschalteten, den zuerst drainierenden<br />
Lymphknoten, den sog. Wächterlymphknoten<br />
(sentinel lymph node:<br />
SLN) treffen. Dieser wird als Vorposten<br />
und „Auffangbecken“ der initialen<br />
lymphogenen Metastasierung betrachtet.<br />
Erst wenn diese entscheidende<br />
Filterstation metastatisch aufgebraucht<br />
ist, ist mit einem Befall auch<br />
der nachgeschalteten regionären<br />
Lymphknoten zu rechnen. Nach intrakutaner<br />
Injektion einer Farbstofflösung<br />
peritumoral ist die farbliche Markierung<br />
der ableitenden Lymphbahnen<br />
aus dem Tumorgebiet sowie die des<br />
initialen Lymphknotens (SLN) der entsprechenden<br />
regionären Lymphknotenstation<br />
möglich.<br />
28 HARTMANN WundForum 4/ 98<br />
Abb. 2b<br />
Nach intrakutaner Injektion von Patentblau<br />
um die Operationsnarbe herum<br />
Darstellung der farblich markierten<br />
Lymphabstrombahn und des Wächterlymphknotens<br />
(Sondenspitze) in der<br />
linken Axilla.<br />
Neben der Farbstoffinjektionstechnik<br />
haben sich für die Identifikation des<br />
SLN auch lymphoszintigraphische Methoden,<br />
insbesondere die 1984 von<br />
Winter et al. inaugurierte Lymphabstromszintigraphie<br />
bewährt.<br />
Bei allen Melanompatienten, sowohl<br />
bei Patienten mit noch vorhandenem<br />
Primärtumor als auch nach vorheriger<br />
Exzision desselben, wird einen Tag vor<br />
dem geplanten operativen Eingriff oder<br />
am Operationstag eine Lymphabstromszintigraphie<br />
durchgeführt (Abb.<br />
2a). Neben der zweidimensionalen<br />
farblichen Markierung der individuell<br />
sehr variablen Lymphabstrombahnen<br />
aus dem Tumorgebiet auf der Haut erfolgt<br />
in unserem Hause schon seit 1984<br />
die zusätzliche Anzeichnung der topographischen<br />
Lage des Wächterlymphknotens<br />
der entsprechenden regionären<br />
Lymphknotenstation auf der Haut<br />
ebenfalls in zwei Ebenen. Als Radiopharmakon<br />
hat sich 99 mTc-markiertes<br />
Nanokolloid bewährt.<br />
Im Operationssaal werden vor Operationsbeginn,<br />
analog zu den radioaktiven<br />
Depots, 6-8 intrakutane Depots mit<br />
insgesamt 1-2 ml Patentblau V unmittelbar<br />
peritumoral gesetzt. Anschließend<br />
wird mit einer speziellen Detektorsonde<br />
das Punctum maximum der<br />
Radioaktivität über der regionären<br />
Lymphknotenstation gemessen und<br />
somit die lymphabstromszintigraphische<br />
Markierung des SLN überprüft.<br />
10-15 Minuten nach der Farbstoffinjektion<br />
beginnt der operative Eingriff<br />
mit einem Schrägschnitt neben bzw.<br />
über der lymphabstromszintigraphisch<br />
markierten Lymphabstrombahn<br />
Abb. 2c<br />
Nach Exstirpation des Wächterlymphknotens<br />
gezielte Exzision der Transitstrecke<br />
zusammen mit der farblich<br />
markierten Lymphabstrombahn aus<br />
dem ehemaligen Tumorgebiet und<br />
anschließender Nachexzision.<br />
vor der zugehörigen regionären<br />
Lymphknotenstation in Nähe des angezeichneten<br />
Wächterlymphknotens.<br />
Nach Aufsuchen der mittels Mapping<br />
farblich dargestellten Bahn und Verfolgen<br />
derselben bis zum angefärbten<br />
SLN, der noch zusätzlich mittels Detektorsonde<br />
identifiziert wird, erfolgt<br />
dessen gezielte Exstirpation (Abb.<br />
2b). Bei Anfärbung mehrerer Lymphknoten<br />
sollte die Rangfolge der exstirpierten<br />
Lymphknoten nach dem Grad<br />
ihrer radioaktiven Speicherkapazität<br />
bestimmt werden.<br />
Handelt es sich um Tumorlokalisationen<br />
am Rumpf, Oberarm und Oberschenkel<br />
sowie in der Kopf-Halsregion,<br />
wird zusätzlich die Transitstrecke bis<br />
zum Tumorgebiet zusammen mit<br />
der lymphabstromszintigraphisch und<br />
farblich markierten Lymphabstrombahn(en)<br />
exzidiert (kontinuierliches<br />
Vorgehen) und die Nachexzision mit<br />
definitivem Sicherheitsabstand vorgenommen<br />
(Abb. 2c). Eine ELND erfolgt<br />
nur bei pT3-Tumoren. Abschließend<br />
wird die Vollständigkeit der Lymphknotendissektion<br />
ebenfalls mit der Detektorsonde<br />
überprüft.<br />
Die umfassende Untersuchung des<br />
exstirpierten SLN ist hinsichtlich einer<br />
möglichen lymphogenen Metastasierung<br />
von zentraler Bedeutung. Das<br />
Ergebnis dieser Untersuchung ist entscheidend<br />
für ein weiteres therapeutisches<br />
Vorgehen (ggf. selektive Lymphknotendissektion<br />
unter therapeutischer<br />
Intention) und ermöglicht darüber hinaus<br />
eine prognostische Einschätzung.<br />
Die histopathologische Befundung<br />
anhand von Stufenschnitten sollte