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praxiswissen - Hartmann

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das Warmhalten der Extremität durch<br />

einen Wattestiefel die lokale Durchblutungssituation<br />

stimulieren.<br />

Die Maßnahmen werden fortgesetzt,<br />

bis die Wunde vollständig sauber ist.<br />

Häufig ist dabei die Konstellation vorzufinden,<br />

daß ein Teil der Wunde bereits<br />

granuliert, während sich andere<br />

Partien noch in der Reinigungsphase<br />

befinden. Dann ist bei einer eventuell<br />

noch erforderlichen Wunddesinfektion<br />

sowie bei mechanischer Reinigung um<br />

das Granulationsgewebe herum besondere<br />

Vorsicht geboten.<br />

Phase II: Aufbau von Granulationsgewebe/Wundkonditionierung<br />

Zur Förderung der Granulation, vor<br />

allem aber um ein heilungshemmendes<br />

Austrocknen der Wunde zu vermeiden,<br />

wird die feuchte Wundbehandlung fortgesetzt.<br />

Spülungen erfolgen nur noch<br />

mit Ringerlösung, Antiseptika sind abzusetzen.<br />

Der Verbandwechsel kann auf 1x<br />

täglich reduziert werden. Als Wundauflagen<br />

können bei sauberer Granulation<br />

jetzt auch semiokklusive Wundauflagen<br />

wie Hydrokolloide (z. B. Hydrocoll)<br />

oder Hydrogele (z. B. Hydrosorb) zur<br />

Anwendung kommen.<br />

Bei schmieriger, schlaffer oder stagnierender<br />

Granulation sind die bisherigen<br />

Behandlungsmaßnahmen zu<br />

überprüfen. Mögliche Ursachen für die<br />

Defizite im Aufbau von Granulationsgewebe<br />

können z. B. eine Blutminderversorgung<br />

im Wundgebiet, eine<br />

schädliche Druckbelastung oder eine<br />

mangelhafte Wundreinigung sein.<br />

Phase III: Epithelisierung<br />

Auch das sich bildende Epithel ist<br />

permanent feucht zu halten, um Traumatisierungen<br />

und Zellstripping beim<br />

Verbandwechsel zu vermeiden, weshalb<br />

weiterhin eine feuchte Wundbehandlung<br />

zu praktizieren ist, ggf. mit<br />

Hydrokolloiden oder Hydrogelen. Möglich<br />

ist auch eine Versorgung mit Salbenkompressen.<br />

REHABILITATION UND PRÄVENTION<br />

Schwerpunkt rehabilitativer Maßnahmen<br />

ist eine orthopädische Schuhversorgung,<br />

um über eine individuell an<br />

den Fußzustand angepaßte Druckverteilung<br />

neuen Läsionen vorzubeugen.<br />

Mindestens so bedeutsam ist aber<br />

auch eine intensive Schulung des Patienten,<br />

um seine Eigenverantwortung<br />

12a 12b<br />

Abb. 12a/b<br />

Malum perforans in<br />

Abheilung, Z. n. Vorfußamputation<br />

und gefäßchirurgischer<br />

Intervention.<br />

links.<br />

Abb. 13<br />

Unterschenkelamputation.<br />

zu stärken und ihm vor allem zu einem<br />

„neuen Fußbewußtsein“ zu verhelfen.<br />

Da viele Patienten nicht mehr über die<br />

wichtige Schmerzwahrnehmung verfügen,<br />

muß diese durch eine disziplinierte<br />

Selbstkontrolle ersetzt werden. Der<br />

Patient muß lernen, selbst minimale<br />

Risikofaktoren zu erkennen und ernst<br />

zu nehmen. Er sollte dazu angehalten<br />

werden<br />

� täglich die Füße auf Hornhautschwielen,<br />

Rhagaden, Nagelmykosen,<br />

Bagatellverletzungen und Anzeichen<br />

beginnender Ulcera zu inspizieren,<br />

� sorgsame Haut- und Fußpflege zu<br />

betreiben sowie zur Fußpflege keine<br />

schneidenden Werkzeuge zu benutzen<br />

(am sichersten erfolgt die Fußpflege<br />

durch professionelle Fußpfleger<br />

/-innen),<br />

� extreme Temperaturen zu vermeiden<br />

(z. B. nur körperwarme Fußbäder),<br />

� saubere, gut sitzende Strümpfe zu<br />

tragen und täglich zu wechseln,<br />

� auf gut passendes, nicht einengendes<br />

Schuhwerk ohne drückende<br />

Nähte zu achten (falls nicht ohnehin<br />

eine orthopädische Schuhversorgung<br />

angezeigt ist),<br />

� Barfußlaufen zu unterlassen (exponierte<br />

Stellen werden verstärkt beansprucht).<br />

13<br />

TITELTHEMA<br />

Unerläßlich ist des weiteren, wie bereits<br />

beschrieben, die Sicherung möglichst<br />

normnaher Blutzuckerspiegel sowie<br />

der zielstrebige Abbau von Risikofaktoren<br />

wie Übergewicht, Rauchen<br />

und Alkoholkonsum. Denn nur durch<br />

eine umfassende und konsequent<br />

durchgeführte Sekundärprävention lassen<br />

sich erneute diabetische Ulcerationen<br />

und in Folge Amputationen drastisch<br />

reduzieren.<br />

Eine Schlüsselrolle bei der Prävention<br />

kommt dabei dem Hausarzt zu.<br />

Ihm obliegt die Basisdiagnostik, die<br />

Einstellung des Diabetes, die Minimierung<br />

der Risikofaktoren, die Schulung<br />

des Patienten und auch die Kontrollfunktion<br />

hinsichtlich Fußpflege und<br />

Überprüfung des Schuhwerks.<br />

Dr. med. J. Tautenhahn<br />

Klinik für Allgemein-, Visceral- und<br />

Gefäßchirurgie, Zentrum für Chirurgie,<br />

Medizinische Fakultät Otto-von-<br />

Guericke-Universität<br />

Leipziger Straße 44<br />

D-39120 Magdeburg<br />

HARTMANN WundForum 4/98<br />

17

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