Urlaubsmagazin 2017
Neues, Wissenswertes und Informatives rund um Ihren Urlaubsort Wenningstedt-Braderup.
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04 05<br />
andere Sitte, etwa das so<br />
genannte Aufsitzen: Es war<br />
Usus, dass sich Nachbarn<br />
ohne Vorankündigung gegenseitig<br />
besuchten. Dann<br />
saß man in der Wohnstube<br />
beisammen, erzählte sich<br />
im Schein der Öllampen<br />
wunderliche Sagen und von<br />
Erlebnissen aus der Seefahrt,<br />
während die Frauen<br />
strickten und die Männer<br />
an ihren Tabakspfeifen sogen.<br />
Bei den jungen Leuten beliebt<br />
waren Visiten anderer<br />
Art: Die Burschen, scherzhaft<br />
„Halbdunkelgänger“<br />
genannt, „machten sich<br />
mitten in der Nacht auf, um<br />
die ihnen bekannten Mädchen<br />
mit einem Besuche<br />
zu beehren“, notierte ein<br />
Sylter Chronist, und weiter:<br />
„Die Lustbarkeiten bestehen<br />
sonst nur darin, dass<br />
sich die jungen Leute des<br />
Winters einmal die Woche<br />
am Abend zu einem Tanz<br />
versammeln und nach einer<br />
Violine recht nach Herzenslust<br />
tanzen.“<br />
Hochzeiten wurden bis<br />
ins 18. Jahrhundert hinein<br />
fast ausnahmslos an dem<br />
Donnerstag vor dem ersten<br />
Advent abgehalten. Der Andrang<br />
an diesem Tag war<br />
entsprechend groß, so traten<br />
schon mal an die zwanzig<br />
Paare in der Kirche vor<br />
den Altar.<br />
Heute wie damals vor allem<br />
von Kindern ersehnt<br />
war das Weihnachtsfest.<br />
Schon einige Tage vor Heiligabend<br />
wurde der Nachwuchs<br />
mit Körben in die<br />
Wenningstedter Dünen geschickt,<br />
um die Zweige der<br />
Krähenbeere zu schneiden,<br />
mit denen der Jöölboom<br />
genannte Sylter Weihnachtsbaum<br />
geschmückt<br />
wurde. Bescheiden nahm<br />
sich die Bescherung aus,<br />
die gestrickte Strümpfe und<br />
Pullover und vielleicht ein<br />
aus Holz gefertigtes Spielzeug<br />
umfasste. Als Weihnachtsessen<br />
kam vorwiegend<br />
saure Schweinerippe<br />
auf den Tisch. Der Kirchgang<br />
fand erst am ersten<br />
Weihnachtsfeiertag statt<br />
und erforderte einen langen<br />
Spaziergang von Wenningstedt<br />
bis zur Keitumer<br />
Kirche.<br />
Das nächste wichtige Fest<br />
im Jahresreigen folgte<br />
dann zwei Monate später:<br />
Beim Biikebrennen wurde<br />
symbolisch der Winter ausgetrieben<br />
und die Heimatliebe<br />
gefestigt. So erklang<br />
an der Wenningstedter Biike<br />
vor weit über hundert<br />
Jahren diese Ansprache:<br />
„Wir kommen zusammen<br />
zum heimischen Thing,<br />
wohlan denn Ihr Männer,<br />
so schließet den Ring. Und<br />
weit sei das Herz, das Auge<br />
sei klar, und rein sei die<br />
Hand, der Mund sei wahr.<br />
Verwahrt Euch der Väter<br />
trotzige Kraft, den starken<br />
Geist, der das Gute nur<br />
schafft. Hier tagten die Friesen<br />
vor tausend Jahren, für<br />
Freiheit wagten sie Leben<br />
und Gut, und hier entfachten<br />
die Scharen des Opferbrandes<br />
geheiligte Glut.“<br />
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05<br />
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An klammen Winterabenden wärmten<br />
Bettpfannen mit heißem Sand oder heißer<br />
Asche die Betten vor<br />
Wenningstedts Dünen im Schnee<br />
Altes Friesenhaus in Braderup: an den<br />
langen Winterabenden erzählte man<br />
sich früher im Schein der Öllampen<br />
wunderliche Sagen und von Erlebnissen<br />
aus der Seefahrt<br />
Gesicherten Aufzeichnungen<br />
zufolge wird das Dorf<br />
Wenningstedt erstmals im<br />
13. Jahrhundert erwähnt.<br />
Der Legende nach brachen<br />
Söldner jedoch schon 449<br />
vom Wenningstedter Hafen<br />
aus auf, um von dort aus<br />
England zu erobern. 1859<br />
wurde das Seebad Wenningstedt<br />
gegründet. Braderup<br />
war bis Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts eine Bauernschaft<br />
mit wenigen Höfen.<br />
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