23.11.2016 Aufrufe

Kaleidoskop 2016 barrierefrei

In dieser Version des Kaleidoskops sind auf einigen Seiten die Kontraste erhöht und im Text hinterlegte Bilder entfernt. Damit soll das Lesen erleichtert werden, die Inhalte sind die gleichen.

In dieser Version des Kaleidoskops sind auf einigen Seiten die Kontraste erhöht und im Text hinterlegte Bilder entfernt. Damit soll das Lesen erleichtert werden, die Inhalte sind die gleichen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kultur an der Schule<br />

Skurrile Typen in und um Kevin<br />

Aufklärungsunterricht ist langweilig?<br />

Nicht, wenn der hannoversche<br />

Kulturpädagoge Andreas Kroll ihn<br />

in einem Jugend-Theaterstück einbaut. Ein<br />

Literatur- und Theaterkurs der Zinzendorfschulen<br />

hat die ziemlich komische Groteske<br />

»Liebe, Sex und andere Nichtigkeiten«<br />

im gut besetzten Haus des Gastes<br />

inszeniert. Es wird anschaulich und<br />

unverkrampft gezeigt, was für ein<br />

Wettkampf zwischen den Spermien<br />

im Körper eines Mannes ausgetragen<br />

wird, wenn es wieder einmal heißt:<br />

»Koitus-Alarm!«<br />

Dann liefern sich Kevin und Heinzi ein<br />

Rennen, angefeuert von den anderen<br />

Spermien, die aussehen wie weiße<br />

Schlümpfe mit Zipfelmützen. Abgesehen<br />

von diesen – mit zunehmendem<br />

Alter des Körpers, in dem sie wohnen,<br />

immer seltener werdenden Ereignissen –<br />

ist den Spermien ziemlich langweilig.<br />

In der Spermien-Universität stehen täglich<br />

sechs Stunden Sexualkunde-Unterricht<br />

auf dem Stundenplan, danach gibt es eine<br />

Stunde Sport: Wahlweise Sackhüpfen oder<br />

Schwimmen.<br />

Schon nach der ersten Szene ist klar, dass<br />

es nicht unbedingt ein Stück für zartbesaitete<br />

Menschen ist: Oft sehr drastisch,<br />

aber nie vulgär und immer wieder rasend<br />

komisch. Etwa wenn – nachdem das depressive<br />

Spermium Kevin doch tatsächlich<br />

Die Spermien wundern sich nur kurz, als eine Wanderniere (Jasmin Stangl)<br />

vorbeikommt.<br />

das Rennen gemacht hat und zum Mensch<br />

gereift ist – der junge Kevin (Louis Löffler)<br />

seine Mandy (Lorine Herzog) trifft. Mandy<br />

ist nämlich etwas speziell: Wenn sie telefoniert,<br />

dann tut sie nach eigenem Bekunden<br />

nur so als würde sie telefonieren – um Geld<br />

zu sparen. »Von dem Geld kauf ich mir ein<br />

neues Handy. Oder ‘n Mofa. Weiß ich noch<br />

nicht so genau.« Sie schlägt Kevin auch vor,<br />

gemeinsam so zu tun als ob sie ins Kino<br />

gehen und danach so zu tun, als ob sie von<br />

dem gesparten Geld Pizza essen.<br />

Mandys Auftritt finden sogar Kevins<br />

Spermien so bizarr, dass sie alles versuchen,<br />

um einen Koitus zu verhindern.<br />

»Sag mal, hast du eben die Schnitte<br />

gesehen, die ER angegraben hat?«<br />

»Ja, krass. Stell dir vor, die wird deine<br />

Mama.« »Furchtbar. Bei der Geburt tut<br />

sie wahrscheinlich nur so, als ob sie<br />

presst, und man muss alles alleine machen.«<br />

Um das zu verhindern, denken<br />

sie an Knäckebrot, Steuererklärung und<br />

George W. und für den Moment scheint<br />

es sogar zu helfen.<br />

Trotzdem stellt Mandy ihre Eroberung<br />

ihren Eltern vor. Natürlich tun auch die nur<br />

so, als gäbe es Kaffee und Kuchen. Die Szene<br />

ist Slapstick pur und - wie das gesamte<br />

Stück - von den jungen Darstellern auf den<br />

Punkt textsicher und spielfreudig interpretiert.<br />

Kevin ist ein netter, romantischer Typ, wie<br />

39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!