Verband aktuell - Deutscher Abbruchverband eV
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Fachbeiträge<br />
Sicherer Einsatz von Abbruch-<br />
methoden und Hilfsverfahren<br />
zum Abbruch (Teil 1)<br />
Abbrucharbeiten gehören zu<br />
den gefährlichsten Tätigkeiten<br />
im Baugewerbe. Untersuchungen<br />
haben ergeben, dass das Risiko,<br />
bei Abbrucharbeiten einen tödlichen<br />
Arbeitsunfall zu erleiden, ca. 15mal<br />
höher ist als im übrigen Baugewerbe.<br />
Deshalb erfordern Abbrucharbeiten von<br />
allen Beteiligten: Bauherren, Planern,<br />
Abbruchunternehmern, zuständigen Behörden<br />
und Ausführenden, ein konstruktives<br />
und koordiniertes Zusammenwirken,<br />
geprägt von Fachkenntnis,<br />
Sachverstand und Verantwortungsbewusstsein.<br />
Die Weichen für die spätere sichere<br />
Durchführung von Abbrucharbeiten<br />
werden bereits während der Vorbereitung<br />
und Planung der Arbeiten gestellt,<br />
d. h., Forderungen zur Gewährleistung<br />
von Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />
sind schon zu diesem Zeitpunkt möglichst<br />
umfassend zu berücksichtigen.<br />
So gibt z. B. die Untersuchung des Abbruchobjektes<br />
oder die Wahl der geeigneten<br />
Abbruchmethode Aufschluss<br />
über mögliche Gefährdungen. Diese zu<br />
erkennen und zu bewerten sowie Maßnahmen<br />
zu ihrer Vermeidung bzw.<br />
ihrem Abbau festzulegen, ist Aufgabe<br />
der Gefährdungsbeurteilung, die in dieser<br />
Arbeitsphase durchzuführen ist.<br />
Grundlage dafür bilden die im Vorschriften-<br />
und Regelwerk festgeschriebenen<br />
Arbeitsschutzforderungen. Dabei überträgt<br />
die am 1.07.1998 in Kraft getretene<br />
Baustellenverordnung (BaustellV) dem<br />
Bauherren die Verantwortung für das<br />
Bauvorhaben (auch Abbruchvorhaben).<br />
Als Veranlasser des Vorhabens verpflichtet<br />
sie ihn zur Einbeziehung und<br />
Umsetzung der in der BaustellV verankerten<br />
baustellenspezifischen Arbeitsschutzmaßnahmen<br />
sowohl bei der Planung<br />
der Ausführung des Bauvorhabens<br />
als auch bei der Koordinierung der<br />
Bauausführung.<br />
Er hat<br />
•die allgemeinen Grundsätze nach §4<br />
Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) bei<br />
der Planung der Ausführung des Bauvorhabens<br />
zu berücksichtigen,<br />
•bei größeren Baustellen das Bauvorhaben<br />
bei der Behörde anzukündigen,<br />
•wenn mehrere Arbeitgeber auf der<br />
Baustelle tätig werden, einen Koordinator<br />
zu bestellen,<br />
•bei größeren Baustellen und/oder bei<br />
besonders gefährlichen Arbeiten für<br />
die Erarbeitung eines Sicherheits- und<br />
Gesundheitsschutzplanes und<br />
•die Zusammenstellung einer Unterlage<br />
für spätere Arbeiten an der baulichen<br />
Anlage zu sorgen.<br />
Die Verantwortlichkeit der auf der Baustelle<br />
tätigen Arbeitgeber für die Erfüllung<br />
ihrer Arbeitsschutzpflichten nach §<br />
4ArbSchG und §5ArbSchG wird durch<br />
die Maßnahmen der BaustellV nicht<br />
berührt, so dass diese nach wie vor<br />
eigenverantwortlich die Gewährleistung<br />
von Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />
ihrer Beschäftigten zu organisieren,<br />
umzusetzen und zu überwachen<br />
haben.<br />
Es ist Anliegen dieses Beitrages,<br />
die vielfältigen Gefährdungen<br />
und Belastungen,<br />
denen Arbeitnehmer<br />
aber auch Anwohner oder<br />
zufällige Passanten durch<br />
Abbrucharbeiten ausge-<br />
setzt sind, darzustellen und Sicherheitshinweise<br />
für Abbruchmethoden und<br />
Hilfsverfahren zum Abbruch zu geben.<br />
Gefährdungspotenziale<br />
Die Ursachen für die hohe Unfallgefährdung<br />
bei Abbrucharbeiten liegen sowohl<br />
in organisatorischen und technischen<br />
Mängeln als auch in Verhaltensmängeln<br />
der Beteiligten. Zusätzlich zu<br />
den für Bauarbeiten typischen erschwerenden<br />
Randbedingungen, wie sich<br />
ständig ändernde Arbeitsbedingungen,<br />
Witterungseinflüsse, räumliche Beengtheit,<br />
Termindruck, ergeben sich besondere<br />
Gefahrensituationen u. a. aus<br />
•dem häufigen gleichzeitigen Nebenund<br />
Übereinanderarbeiten,<br />
•der raschen Veränderung statischer<br />
Gegebenheiten,<br />
•der Anwendung mehrerer Abbruchverfahren<br />
an einem Objekt,<br />
•dem umfangreichen Transport bzw.<br />
der Zwischenlagerung von Abbruchmaterial,<br />
•der Notwendigkeit, das Abbruchobjekt<br />
zu betreten,<br />
•dem hohen Anteil manueller Tätigkeiten<br />
und<br />
•der Notwendigkeit der Aufrechterhaltung<br />
des öffentlichen Verkehrs bzw.<br />
der Fortführung von Produktionsprozessen,<br />
auch verbunden mit der<br />
unmittelbaren Nähe zu intakten Versorgungsleitungen.<br />
Autorin:<br />
Maria Hawer<br />
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und<br />
Arbeitsmedizin, Gruppe 3.5<br />
Proschhübelstr. 8, 01099 Dresden<br />
E-Mail: Hawer.Maria@baua.bund.de<br />
26 ABBRUCH <strong>aktuell</strong> 10(2008)1