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Das geht gar nicht<br />
Dreh den Dreck auf!<br />
Über Money Boy und die Kunst zu hören.<br />
aus dem Bett - Dreh den Swag auf - Schaue kurz in den<br />
Spiegel - Ich sag: What‘s up?“ Wer Diese Songzeilen und die<br />
„Steige<br />
darauf folgenden, schiefen Gesangslinien NICHT kennt,<br />
hat vielleicht bis jetzt einfach nur mega viel Schwein gehabt, oder<br />
nennt die Holzhütte aus „Die blaue Lagune“ sein Eigen! Denn was<br />
Mami …ähm Money Boy oder Sebastian Meisinger wie er bürgerlich<br />
heißt, mit seinem Song: „Dreh den Swag auf!“ mittlerweile auf You<br />
Tube auf die Skala bringt, ist nicht mehr normal. Millionen und<br />
Abermillionen von Klicks zaubern aus dem großen, jungen, leicht<br />
verstört wirkenden Österreicher der gerne mal Mütze trägt, einen<br />
neuen Hype-Star der Smartphone-Generation. Ob die Nummer jetzt<br />
musikalisch einfach nur sehr schlecht oder sogar die abgrundtief<br />
grässlichste Geburt der vielleicht ernst gemeinten HipHop Brache<br />
ist, sei mal dahin gestellt. Fakt ist aber, der Typ hat einen Plattenvertrag<br />
bei Sony. Was einem wieder mal zeigt, wie verzweifelt die<br />
Labels mittlerweile sind und wie viel man noch auf eine Plattenfirma<br />
geben kann. Aber schlimmer noch - Bei Ausnahmelos allen<br />
Clubkonzerten von Money Boy im gesamten deutschsprachigen<br />
Raum lockt er hunderte von Leuten in die Disse, um nach seinem<br />
„Swagger“- Auftritt beworfen, ausgepfiffen und im harmlosesten<br />
Fall belächelt und verspottet zu werden. Geht man so mit einem<br />
Star um??? Klar, er ist doch UNSER Star. Sein Video wurde doch erst<br />
durch unsere Belustigungsmails an Freunde, Arbeitskollegen oder<br />
Facebook zum Knaller. Das sind die originalen Gedankengänge der<br />
angeblichen Fans. Kranke Welt. Berühmt sein hat er sich garantiert<br />
anders vorgestellt?! „Der ist doch selbst Schuld, isch schwöre!“ bekomm<br />
ich von einem ca.1.45cm Mädel zugerufen. Ein bisschen hat<br />
Sie ja Recht. Moment, war dass wirklich ein Mädchen? Egal! Denn<br />
wer in seinen Texten mit einer so vielfältigen, lyrischen Schreibweise<br />
an den Start geht, wie z.B.: „Oh Oh! Swagger on the Zillian. Ich<br />
bin geil und ficke ein paar Bitches aus Brasilien.“ - bekommt keine<br />
Kekse! Basta! Traurig nur das sich selbst von mir sehr geschätzte<br />
Größen, wie Sido oder Eko Fresh, nicht zu schade sind, um mit dieser<br />
zum Mensch gewordenen negativ Beurteilung, ihre Fressen in<br />
die Kameras der Privaten zu strecken. Meinen die das ernst? Hört<br />
das denn keiner? Selbst Stephen Hawking würde die Hookline<br />
besser singen! Aber so ist das nun mal im modernen, schnellen Ei-<br />
Phone Zeitalter. Jeder trägt seine Videokamera immer mit sich herum.<br />
Jederzeit bereit, um zum draufhalten gezogen zu werden. Die<br />
Qualität der Videos ist eigentlich fast nebensächlich. Hauptsache<br />
schön peinlich. Angefangen von Vorzeigehits wie „Wo bist du mein<br />
Sonnenlicht?“ über „Kleiner Hai“ bis hin zum legendären Folterlied<br />
„Schnappi, das kleine Krokodil.“ Das Netz ist voll und schwappt fast<br />
über vor Scherzkeksen, die sich mal eben aus Spaß vor der gesamten<br />
Weltbevölkerung zum Voll-Horst machen. Das ist auch gut, dass<br />
es solche Leute gibt! Wir haben eh nicht mehr viel zu lachen in Diesen<br />
harten Tagen. Einmal Nachrichten hören genügt : Japan, Atom,<br />
Gaddafi, Heinz und Kunz tot, Wetter – Scheiße! Bevor das für Stauund<br />
Blitzermeldungen typische Jingle abgefahren wird, mal noch<br />
schön mit 80 in der 30er Zone geblitzt worden - OhhFuck!“ Auf den<br />
Schock erst mal eine Runde „Money Boy“! …„Steige aus dem Bett<br />
- Dreh den Swag auf - Schaue kurz in den Spiegel - Ich sag: What‘s<br />
up?“ - Verdammt, ich kann schon mitsingen!<br />
Euer Jörn.<br />
Text: Jörn Dreßler · Bild: privat<br />
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