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DIVSI Studie Digitalisierte urbane Mobilität

DIVSI-Studie-Digitalisierte-Urbane-Mobilitaet

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dass auf dem Hin- und Rückweg Zwischenstationen eingelegt werden, dass Gepäck nur abschnittsweise<br />

mitgeführt wird, dass unerwartete Ereignisse mit Zieländerungen auftreten. Für verkehrswissenschaftliche<br />

und sozialwissenschaftliche <strong>Studie</strong>n ist es sicherlich methodisch annehmbar, wenn<br />

nach dem Muster „A nach B“ eine Komplexitätsreduktion schon bei der primären Steuerungszielbestimmung<br />

greift, eine Datenarchitektur braucht hingegen die Bestimmung aller erforderlichen Daten<br />

für den definierten Zweck. Weder die alte Ingenieurregel „Man muss messen, wenn man steuern will“<br />

noch der informationstheoretische Shannon-Index lassen hier auch nur kleinste Datenerfassungslücken<br />

zu.<br />

Ein anschauliches Beispiel aus der heutigen Alltagswelt mag dies kurz vorab erläutern: Der Weg<br />

„A nach B“ kann für einen Autofahrer durchaus bedeuten, dass er zum Beispiel als Pendler von der<br />

Garage zu einem Parkhaus fährt. Mit einem guten Navigationssystem bekommt er den optimalen<br />

Weg mit verbleibender Fahrzeit, ein „intelligentes“ Leitsystem zeigt ihm (so der PowerPoint-Konsens<br />

weltweit auf Kongressen) nicht nur die freien Plätze im „Parkhaus Untergeschoss“, sondern sogar die<br />

Standplatznummer an. An diesem Modell ist nichts auszusetzen, nur: Schon technische Sensoren im<br />

Parkhaus, die diesen freien Platz anzeigen, fehlen ebenso wie Anzeigen und Aktoren, die diesen Platz<br />

freihalten, es fehlen auch Repeater, die auch einen Mobilfunk im Untergeschoss und damit die Übertragung<br />

der entsprechenden (vielen!) sensorisch erfassten Messdaten möglich machen. Wenn dies<br />

alles klappt, steht der Autofahrer pünktlich vor seinem reservierten Einstellplatz, und er kann spontan<br />

mobil die Parkhausverwaltung anrufen, um zu fragen, wie er denn aus seinem Auto aussteigen<br />

soll, weil links und rechts völlig korrekt geparkte, aber etwas breite SUVs stehen, was nach Einparken<br />

nur eine spaltbreite Öffnung der Türen erlaubt. 37 Die Parkhausverwaltung wird zunächst darauf hinweisen,<br />

dass die Plätze völlig korrekt nach Norm 2,50 m breitenmarkiert sind, dann wird sie fragen,<br />

ob er denn nicht über einen Parkassistenten verfüge, der fahrerlos einparkt, und schließlich kommt<br />

die hilfreiche Empfehlung: „Suchen Sie einfach einen anderen, aber bitte nicht reservierten Parkplatz.“<br />

Experimentierraum Parkraumkonzepte<br />

Was hier nach einem Textausschnitt aus der Comedy klingt, ist die detaillierte Umsetzung der weltweit<br />

nicht nur in Firmenbroschüren, sondern sogar in guten Expertenstudien nachlesbare Erwartung<br />

der „technologischen Innovationschancen für optimales Parkraummanagement“. Im obigen Beispiel<br />

hieße das, dass ein denkbarer „Parkraum-Service-Server“ von jedem ankommenden Auto die Daten<br />

über Abmessung, Ausstattung, Lenkradpositionierung, vielleicht sogar über den gewünschten Mindesttüröffnungswinkel<br />

unterschiedlicher Fahrer braucht. Jede denkbare Variante bei Fahrzeugen hat<br />

Auswirkungen auf andere Normbereiche: Für die gewünschte Umstellung auf E-Fahrzeuge wären in<br />

Parkhäusern Ladestationen wünschenswert, die nicht flexibel nachfragebedingt 38 nachzubauen sind.<br />

Eine aus Kostengründen nicht zu bewältigende physikalische Hürde ist in den Untergeschossen<br />

der Parkhäuser der bekannte Faraday‘sche Käfig, der Funkdatenübertragung nicht zulässt, was wiederum<br />

zu ökonomischem Dissens zwischen Parkhausbetreibern und Mobilfunkbetreibern wegen der<br />

Investitionen und der Verantwortung für Störungen führt. Für die Autohersteller, vor allem für die Elektronik-Zulieferer<br />

muss das Datenmodell klar sein, damit es (nach den üblichen fünf Jahren) in Serie<br />

in die Bordcomputer eingebaut werden kann. Deutlich wird damit auch, dass die Berücksichtigung<br />

37 <br />

Es gibt in Online-Chats für dieses in den letzten zehn Jahren angestiegene Problem der breiteren Autos bereits vielfach den<br />

praktischen Hinweis, dass ein abwechselndes Vorwärts- und Rückwärtseinparken der Fahrzeuge jedem zumindest an den<br />

Fahrertüren den Ein- und Ausstieg ermöglicht.<br />

38 <br />

In der Diskussion wird oft nicht beachtet, dass für das E-Mobil eine fehlende Ladestation logistisch weit bedeutsamer ist<br />

als nur ein besetzter Parkplatz.<br />

<strong>Digitalisierte</strong> <strong>urbane</strong> <strong>Mobilität</strong><br />

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