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Di Bler Nr. 59

Di Bler Weihnachtsausgabe 2016

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4. Seite Weihnachtsmann auf Sylt<br />

<strong>Di</strong>eses & Jenes 5. Seite<br />

Was der Weihnachtsmann auf Sylt erlebt hat...<br />

2016 - Jetzt 50 Jahre in Morsum und so fing es an:<br />

Man darf, in aller Bescheidenheit, von einer kleinen Sensation<br />

sprechen: Uns wurde das Tagebuch des Weihnachtsmanns<br />

zugespielt. Und mit diesem Fund muss – wir wollen<br />

es in aller Deutlichkeit sagen – die Weihnachtsgeschichte<br />

in großen Teilen neu geschrieben werden. Denn wer tatsächlich<br />

noch glaubt, dass es für den alten Mann im roten<br />

Mantel eine himmlische Freude ist, uns Erdenbürger mit<br />

seiner Aufwartung zu beglücken, der irrt gewaltig. Aber<br />

lesen Sie selbst, was der Weihnachtsmann auf Sylt erlebt<br />

hat:<br />

„Sonntag, 3. Advent. Habe mit Petrus gemütlich auf Wolke<br />

sieben beisammen gesessen, „Wer wird Millionär?“ geguckt<br />

und Butterkekse geknabbert. Petrus war leider ziemlich zickig.<br />

Scheiterte schon an der 500-Euro-Frage und raunzte<br />

mich ungnädig an, ich solle meine<br />

Tour diesmal gefälligst auf Sylt<br />

beginnen. Dabei starte ich doch<br />

sonst immer in Garmisch-Patenkirchen.<br />

Petrus meinte aber, Sylt<br />

würde eh bald untergehen, und<br />

ich sollte barmherzig sein. Na<br />

gut, meinetwegen.<br />

Freitag, 16. Dezember. Schlitten<br />

mit „Barbie“-Puppen, Computerspielen<br />

und jeder Menge CDs<br />

vollgeladen, Rentiere angeschirrt.<br />

Ab die Post! Am Westerländer<br />

Strand etwas unsanft aufgesetzt,<br />

weil ein Rentier über eine Buhne<br />

gestolpert ist. Zwei „Barbie“-Puppen<br />

und vier CDs abgängig. Den<br />

Rest gerade wieder mühsam auf<br />

den Schlitten gestapelt, als ich<br />

plötzlich von einem menschlichen<br />

Wesen angeschrien wurde. Großen<br />

Schreck bekommen. Zornige<br />

Person entpuppte sich als Naturschützer.<br />

Sagte, ich hätte durch<br />

meinen Tieffl ug einen gestressten<br />

Schweinswal zur Frühgeburt<br />

animiert. Nannte mich einen<br />

Verkehrsrowdy auf einem Jet-Ski.<br />

Hat mir ein Bußgeld verpasst und<br />

mich des Strandes verwiesen.<br />

Bin mit dem Schlitten und den<br />

tranigen Rentieren mühsam<br />

die Düne hoch gekraxelt. Wieder<br />

geschimpft worden: Kleiner,<br />

stämmiger Mann baute sich vor<br />

mir auf. Erzählte was von Dünenschutz<br />

und hat auf einen ollen<br />

Holzsteg gezeigt. Noch ein Bußgeld kassiert und der<br />

Dünen verwiesen worden. Habe mein Gespann über die<br />

Promenade gezerrt. Will gerade die Friedrichstraße betreten,<br />

als mich Mann mit weißer Schirmmütze festhielt.<br />

Erzählte was von Kurtaxe. Dabei bin ich doch nicht mit<br />

Taxi, sondern mit dem Schlitten da! Konnte ihn mit fünf<br />

Schokoladentalern abspeisen.<br />

Bin dann mit meinem Gespann die Friedrichstraße runter.<br />

Vor „McDonalds“ kaute ein Polizist an seinem Hamburger<br />

und schaute mich schief an. Hat mir einen Strafzettel an<br />

die Kufe geheftet, weil das Fahrzeug völlig überladen sei.<br />

So ein Weihnachtsmann! Langsam werd‘ ich sauer.<br />

Brauchte eine Verschnaufpause. Rentiere hatten Durst.<br />

Der schöne Brunnen vor „Edeka“<br />

kam uns genau richtig. Schlitten in<br />

der Nachbarschaft geparkt. Pause<br />

leider vorzeitig beendet: Mitarbeiter<br />

vom Ordnungsamt nannte<br />

mich „Weihnachts-Punker“,<br />

erteilte mir einen Platzverweis<br />

wegen Wegelagerei und drohte<br />

Bußgeld an. Mit meinen braven<br />

Rentieren zum Schlitten gestapft.<br />

Noch ein Ticket an der Kufe, weil<br />

Parkzeit überschritten. Jetzt bin<br />

ich echt sauer! Brauche dringend<br />

Schlaf. Verbringe die Nacht zitternd<br />

auf einer Parkbank.<br />

Sonnabend, 17. Dezember. Eisiger<br />

Westwind. Habe Schnupfen<br />

und mein „Aspirin“ vergessen.<br />

Rentiere haben sich ihrer Zügel<br />

entledigt und traben zum allgemeinen<br />

Entzücken der Passanten<br />

kreuz und quer über den Wochenmarkt.<br />

Schlitten wurde von<br />

der Sperrmüllabfuhr mitgenommen.<br />

Werde Mission abbrechen<br />

müssen.<br />

Sonntag, 4. Advent. Fahre erst<br />

einmal zur Kur nach Himmelspforten<br />

und dann zum <strong>Di</strong>enstantritt<br />

nach Garmisch-Patenkirchen.<br />

<strong>Di</strong>e Geschenke für die Sylter schicke<br />

ich dieses Jahr doch lieber per<br />

Post.“<br />

Zu Protokoll genommen von<br />

Frank Deppe<br />

Ich war schon 15 Jahre auf der Insel, als wir endlich das<br />

Kapital für einen Hauskauf beisammen hatten; es sollte ein<br />

reetgedecktes Friesenhaus sein.<br />

Nach einigem Suchen kamen wir im Mai nach Morsum<br />

und landeten bei einem 100jährigen Bauernhaus hinter<br />

dem Deich. Es war stark renovier bedürftig, aber stattlich<br />

und hatte mehrere Zimmer mit Fliesen ringsum. <strong>Di</strong>e<br />

Sonne schien warm, die Lerchen sangen, wir warfen uns<br />

ins Gras und waren froh und angekommen! Im Oktober<br />

zogen wir ein. Wolfram musste wieder auf Tournee und<br />

singen, um neues Geld anzuschaffen. Ich blieb mit meinen<br />

beiden kleinen Töchtern hier. Wie war nun unser neues<br />

Leben in Morsum?<br />

C. P. Hansen-Preis für Ute Farenburg<br />

Er gilt bis heute als der bedeutendste Chronist der Insel:<br />

Dem Lehrer Christian Peter Hansen (1803-1879) ist es zu<br />

verdanken, dass uns viele Daten und Berichte aus dem Leben<br />

der Altvorderen überliefert sind. In Erinnerung an diesen<br />

Mann wird auf Sylt bereits<br />

seit 1960 der C. P. Hansen-Preis<br />

für besondere Verdienste im<br />

Bereich der Sylter Sprache, der<br />

Kultur, des Brauchtums und der<br />

Natur vergeben.<br />

Auch in diesem Jahr fi el die – im<br />

Übrigen einstimmige – Wahl<br />

des Kuratoriums auf eine engagierte<br />

Persönlichkeit: Am 4.<br />

Dezember wurde der Preis im<br />

Muasem Hüs an Ute Farenburg<br />

überreicht. Das Rahmenprogramm<br />

bildeten unter anderem<br />

die Laudatio des pensionierten<br />

Sylter Schuldirektors Hans<br />

Otto Meier, ein Vortrag von Inken<br />

Voelpel-Krohn vom Nordfriesischen<br />

Institut sowie eine<br />

Trachtentanz-Darbietung.<br />

Wir lebten am Wattenmeer, inmitten weiter Felder.<br />

Nachts blinkten drei Leuchttürme. Mit den etwas entfernt<br />

lebenden Nachbarn hatten wir schnell freundschaftlichen<br />

Kontakt.<br />

Es dauerte nicht lange, da kamen die ersten Stürme. Ich erinnere,<br />

dass wir einmal zu dritt im Süderzimmer saßen und<br />

in die gelbe Luft und das Getöse hinausschauten. Plötzlich<br />

bewegte sich das Stalldach unseres Nachbarn Busse und<br />

fi el ganz langsam in sich zusammen. O Schreck!<br />

Es gab die vielen Buschgruppen von heute noch nicht. Der<br />

Deich war von unserem Haus aus gut zu sehen. Bei einem<br />

weiteren Sturm sahen wir, wie die See über die Deichkuppe<br />

schwappte und ein großes Loch erspülte. Vielleicht<br />

etwa da, wo jetzt die Badestelle ist. Und schon kamen Autos<br />

herangebraust und Männer fi ngen an Sandsäcke hinauf<br />

zu schleppen und gegen die Fluten zu kämpfen. Glücklicherweise<br />

ebbte es dann schließlich und die Gefahr war<br />

gebannt.<br />

Als wir am nächsten ruhigen Tag hinausgingen, waren<br />

Felder und Wege mit einer dünnen Sandschicht überpudert;<br />

zart weiß, ein Gruß vom Weststrand!<br />

Das waren noch andere Zeiten.<br />

Sylts bedeutendster Chronist ist der Namenspate des<br />

C. P. Hansen- Preises Foto: Archiv Deppe<br />

Elke Fietze<br />

<strong>Di</strong>e diesjährige Preisträgerin ist pensionierte Lehrerin,<br />

schon als Jugendliche tanzte sie im Trachtenverein und leitete<br />

später dann die Volkstanzgruppe der Hauptschule Sylt.<br />

1989 übernahm Ute Farenburg die Leitung der Trachtentanzgruppen<br />

der Söl'ring Foriining,<br />

ein Jahr später wurde sie Vorsitzende<br />

des Brauchtumsausschusses der<br />

Söl'ring Foriining. Darüber hinaus<br />

bekleidete sie über die Inselgrenzen<br />

hinweg verschiedene Posten, etwa<br />

den der Tanz- und Trachtenbeauftragten<br />

des Nordfriesischen Vereins<br />

oder das Amt eines Vorstandsmitglieds<br />

im Friesenrat.<br />

Für ihren ehrenamtlichen Einsatz<br />

wurde Ute Farenburg mehrfach<br />

ausgezeichnet, so zum Beispiel<br />

mit den Ehrennadeln des Schleswig-Holsteinischen<br />

Heimatbundes<br />

und des Nordfriesischen Vereins.<br />

Noch heute engagiert sie sich für<br />

die Sylter Sprache und gibt Kindern<br />

Friesisch-Unterricht.<br />

Frank Deppe

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