Dampfkraftwerk Ulm · Maschinenhaus um 1914 - AG West e.V.
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projekte nur schwer zu befriedigen sein.<br />
Welche Rolle spielen dann noch die Bewohnervereine?<br />
Sie bündeln die Interessen, übernehmen den Betrieb des<br />
Hauses, vor allem des Gemeinschaftsbereichs und organisieren<br />
die gemeinschaftlichen Aktivitäten. In die Kompetenz<br />
der Bewohnervereine, das ist klar geregelt, fällt auch<br />
die Vorauswahl der Mieter.<br />
Baut die Heimstätte denn „Alters-Wohnungen?“<br />
Wir bauen keine speziellen Wohnungen für Senioren, sondern<br />
für alle Altersgruppen. Barrierefreies Bauen, in unseren<br />
Neubauten Standard, bringt für alle Nutzer, gerade<br />
auch für junge Familien, Vorteile.<br />
Ist „Barrierefreiheit“ auch die Messlatte bei Modernisierungen<br />
im Alt-Bestand?<br />
Das ist leider nicht überall möglich, wir versuchen z<strong>um</strong>indest<br />
barrierearm zu bauen. Das gilt in besonderem Maß<br />
für den Sanitärbereich. Die Fragestellung des barrierefreien<br />
Bauens können Sie erweitern, wie Wohnungen generell<br />
zeitgemäß zu konzipieren sind.<br />
Wie denn?<br />
Wir verabschieden uns gerade vom klassischen Wohnungsgrundriss.<br />
Die Bäder werden auf Grund der Barrierefreiheit<br />
etwas größer, die Eingangsbereiche beziehungsweise<br />
Flure hingegen kleiner. Eine Erschließung wie in der<br />
klassischen 60er und 70er Jahre Wohnung über einen langen<br />
schlauchartigen Korridor, von dem rechts und links<br />
die Zimmer abgehen, ist passé. Häufig übernimmt das<br />
Wohnzimmer Verteilerfunktionen.<br />
In meiner Studentenzeit war die Küche der zentrale Gemeinschaftsra<strong>um</strong>,<br />
während diese daheim ein vom Wohnen<br />
strikt getrennter Bereich war. Wohin geht die Entwicklung<br />
heute?<br />
Wir erleben gerade eine Renaissance der Wohnküche, wie<br />
sie noch bis in die 50er Jahre – allerdings in ganz anderer<br />
Form – z<strong>um</strong> Standard zählte. Der Koch/Essbereich ist<br />
heute häufig wieder der zentrale Ra<strong>um</strong> der Wohnung, hier<br />
treffen sich alle Mitglieder der Familie, der Lebenspartnerschaft<br />
oder der Wohngemeinschaft. Vielleicht auch eine<br />
Folge einer Generation, die über Wohngemeinschaftserfahrung<br />
verfügt. In den WGs kam der Küche, wie Sie ja selbst<br />
bestätigen, immer eine ganz besondere Rolle zu.<br />
Vorwärts, zurück in die Vergangenheit. Kann eine Genossenschaft<br />
bei Neubauprojekten überhaupt auf aktuelle<br />
Trends reagieren?<br />
Auf lediglich kurzfristige Moden sicher nicht. Die Wohnungen,<br />
die heute gebaut werden, müssen so konzipiert<br />
magazin 3<br />
sein, dass sie auch in 20 oder 50 Jahren noch marktgängig<br />
sind und ein entsprechendes Potential besitzen.<br />
Jüngere mögen heute mobiler sein. Aber Älteren fällt ein<br />
Wohnungswechsel doch sehr schwer, oder?<br />
Diese Generation hat eine unglaubliche Aufbauleistung<br />
vollbracht. Ein kleiner Teil von ihnen wohnt noch immer<br />
in den damals bezogenen Wohnungen. Damit ganz<br />
besonders verbunden, wollen die allermeisten so lange<br />
wie möglich dort bleiben. Für einige wird dies auch möglich<br />
sein, weil sie im Alter bei Bedarf die nötigen Service<br />
Dienstleistungen in Anspruch nehmen können. Wenn dennoch<br />
ein Wohnungswechsel un<strong>um</strong>gänglich ist, fällt es<br />
diesem Mitgliederkreis leichter, wenn sich die neue Wohnung<br />
im selben Quartier befindet. So bleiben die sozialen<br />
Kontakte erhalten.<br />
Schön und gut, aber das Wohnen wird unterm Strich immer<br />
teurer. Kann eine Genossenschaft gegensteuern?<br />
Eine Genossenschaft braucht auskömmliche Mieten. Gerade<br />
Neubauprojekte rechnen sich nicht von Anfang an,<br />
doch auf mittlere Sicht müssen auch sie rentabel sein. Stehen<br />
ältere Objekte zur Sanierung und Modernisierung an,<br />
können die Rentabilitätsüberlegungen ebenfalls nicht außer<br />
Kraft gesetzt werden. Bevor wir uns dazu entschlossen<br />
haben, die Wohnungen entlang der Söflinger Straße abzureißen<br />
und dort neu zu bauen, haben wir zwölf Sanierungsvarianten<br />
untersucht. Sie waren alle weder zukunftsfähig<br />
noch wirtschaftlich darstellbar.<br />
Nach einer Sanierung müssten doch z<strong>um</strong>indest die Nebenkosten<br />
sinken, oder?<br />
Durch die energetische Verbesserung sinkt der Wärmebedarf,<br />
was natürlich die Heizkosten reduziert. Allerdings<br />
besteht die Gefahr, dass steigende Energiekosten diesen<br />
Vorteil mittelfristig eliminieren. Zudem führen diese Maßnahmen<br />
auch bei einer Genossenschaft zu Anpassungen<br />
der Kaltmiete. Dies ist notwendig, denn nur zeitgemäße<br />
Mieten geben uns die notwendigen Spielrä<strong>um</strong>e zur Instandhaltung<br />
und Modernisierung unserer Bestände.<br />
Wie sieht die Zukunft der Genossenschaft aus?<br />
Die <strong>Ulm</strong>er Heimstätte eG befindet sich im 115. Geschäftsjahr.<br />
Die Erhaltung und Weiterentwicklung des Bestandes<br />
und die Realisierung neuer zeitgemäßer Wohnprojekte<br />
bleibt unser vordringlichstes Ziel.<br />
Die Fragen stellte Thomas Vogel