6 WIrtscHAftsmAgAzIn Hessen scHWerpUnKt Wo Kultur gelebt wird
„Als Wirtschaftsfaktor leisten die kreativen branchen e<strong>in</strong>en beachtlichen beitrag zur hessischen gesamtwirtschaft und spielen e<strong>in</strong>e be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> rolle für <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt.“ Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister DIeter Posch man soll alle Tage wenigstens e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Lied hören, e<strong>in</strong> gutes Gedicht lesen, e<strong>in</strong> treffliches Gemäl<strong>de</strong> sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, e<strong>in</strong>ige vernünftige Worte sprechen…“, sagte e<strong>in</strong>st <strong>de</strong>r <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> geborene Dichter Johann Wolfgang von Goethe. Der rund 200 Jahre alte Ausspruch von Deutschlands berühmtestem Poeten hat heute mehr <strong>de</strong>nn je Gültigkeit. Denn Kultur steigert nicht nur die Lebensqualität <strong>de</strong>r Menschen, die sie vor Ort erleben und genießen können. Sie trägt auch entschei<strong>de</strong>nd zur Bildung – und nicht zuletzt zur <strong>region</strong>alen I<strong>de</strong>ntität – <strong>de</strong>r Menschen bei. Historische Bauwerke und kulturelle E<strong>in</strong>richtungen wie sie <strong>in</strong> Darmstadt auf <strong>de</strong>r Mathil<strong>de</strong>nhöhe, <strong>in</strong> Kassel im Bergpark Wilhelmshöhe o<strong>de</strong>r im Rhe<strong>in</strong>gau mit se<strong>in</strong>em Kloster Eberbach zu bestaunen s<strong>in</strong>d – um nur e<strong>in</strong>ige Beispiele zu nennen –, machen Hessen zu e<strong>in</strong>em kultur- und kunstgeschichtlichen Standort ersten Ranges. Jahr für Jahr locken die Sehenswürdigkeiten viele Besucher an. Gäste kommen aber auch zu <strong>de</strong>n zahlreichen und vielseitigen Festivals, Konzerten, Museen, Theater und Ausstellungen, die Hessen zu bieten hat. So zieht die documenta, die weltweit wichtigste Kunstausstellung, alle fünf Jahre bis zu 750 000 Besucher nach Kassel. Neben <strong>de</strong>n positiven wirtschaftlichen „Nebenwirkungen“ für die gesamte Region bietet die documenta darüber h<strong>in</strong>aus auch e<strong>in</strong>en kunsterzieherischen Effekt. „Ich f<strong>in</strong><strong>de</strong> es aufbauend und <strong>in</strong>spirierend, dass wir e<strong>in</strong> Publikum haben, das sich bil<strong>de</strong>n lassen möchte“, betont documenta- Geschäftsführer Bernd Leifeld. Über ähnliche Nachwirkungen kann sich auch <strong>de</strong>r Rhe<strong>in</strong>gau freuen: Schon seit Jahren ist das dortige Musikfestival für se<strong>in</strong> hochwertiges und abwechslungsreiches Programm über<strong>region</strong>al bekannt. „Alle<strong>in</strong> schon durch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>de</strong>s Wortes Rhe<strong>in</strong>gau <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Festivalnamen ist Das I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r schönheit: die botticelli-Ausstellung im frankfurter stä<strong>de</strong>l. das Rhe<strong>in</strong>gau Musik Festival e<strong>in</strong> Kulturbotschafter für die Region und das gesamte Bun<strong>de</strong>sland“, sagt Festival-Intendant Michael Herrmann. Dass <strong>in</strong> Hessen Kultur gelebt wird, zeigt auch die vielfältige Museumslandschaft, die durch Häuser von <strong>in</strong>ternationalem Renommee geprägt ist. Das Museumsufer <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> zählt zu <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten Museumsstandorten <strong>in</strong> Deutschland und Europa. In Nord<strong>hessen</strong> ist die Museumslandschaft Hessen Kassel (mhk) e<strong>in</strong> <strong>in</strong> dieser Art e<strong>in</strong>maliges Projekt: Es umfasst mehrere kunst- und kulturgeschichtliche Sammlungen an verschie<strong>de</strong>nen Standorten und Schlösser mit historischen Parkanlagen <strong>in</strong> Kassel und Umgebung. Hochwertige Kulturangebote wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong> Hessen gerne angenommen – das zeigt auch <strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r Hessischen Staatstheater, wie beispielsweise <strong>in</strong> Wiesba<strong>de</strong>n. „Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> sehr gut besuchtes Haus“, sagt Intendant Manfred Beilharz. „Bei <strong>de</strong>n Besucherzahlen liegen wir, absolut betrachtet, im <strong>de</strong>utschlandweiten Vergleich etwa an achter Stelle.“ Gemessen an <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>wohnerzahl Wiesba<strong>de</strong>ns – hier liegt die Stadt <strong>in</strong> Deutschland auf <strong>de</strong>m 22. Platz –, ist dies e<strong>in</strong>e beachtliche Position. Aber auch die zahlreichen an<strong>de</strong>ren öffentlichen und freien Theater <strong>in</strong> Hessen bieten ihrem Publikum e<strong>in</strong> anspruchsvolles und abwechslungsreiches Programm. Ke<strong>in</strong> Wun<strong>de</strong>r also, dass sich die sogenannte Kreativwirtschaft <strong>in</strong> diesem Umfeld mehr als wohl fühlt. Dies gilt vor allem für die Branchen, die sich neben <strong>de</strong>n klassischen Kulturmärkten wie Musik, Kunst, Literatur mit <strong>de</strong>n Teilmärkten Design, Film, Werbung, Software- und Gamesentwicklung beschäftigen. So stellt die Kreativwirtschaft mit rund 37 000 Unternehmen 15 Prozent aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen <strong>in</strong> Hessen und beschäftigt rund 138 000 Erwerbstätige. „Als Wirtschaftsfaktor 7