r e f o r m i e r t e - Evangelisch reformierte Kirchgemeinde Muttenz
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Zur Konfirmation<br />
Liebe Konfirmandin, lieber Konfirmand<br />
Du hast Dich für die Konfirmation<br />
entschieden und wirst in einem<br />
feierlichen Gottesdienst als stimmberechtigtes<br />
Mitglied in unserer <strong>reformierte</strong>n<br />
Kirche aufgenommen.<br />
Deine Entscheidung freut mich,<br />
und ich gratuliere Dir herzlich. Du<br />
bist bei uns sehr willkommen.<br />
Lasse mich raten, weshalb Du konfirmiert<br />
werden willst. Vielleicht<br />
freust Du dich einfach so auf einen<br />
vergnügten Festtag. Du weisst,<br />
dass die obligatorische Schulzeit zu<br />
Ende ist und auf Dich neue Wege<br />
warten.<br />
Vielleicht bekennst Du mit der Konfirmation<br />
Deinen Glauben an Gott<br />
und Jesus von Nazareth. Dann wird<br />
es Dein ganz persönlicher Glaube<br />
sein, denn den „einzig richtigen<br />
Glauben“ gibt es nicht. Es ist aber<br />
möglich, Gedanken und Erfah-<br />
rungen miteinander zu teilen. Ich<br />
hoffe, Du findest Menschen in unserer<br />
<strong>Kirchgemeinde</strong> mit denen Du<br />
das tun kannst.<br />
Ich finde es wichtig, dass sich Dein<br />
Glaube im Leben für Dich und die<br />
Mitmenschen um Dich auswirkt.<br />
Ein Glaube, der zur Intoleranz, gar<br />
zum Krieg gegen Andersdenkende<br />
aufruft, der Menschen verächtlich<br />
behandelt und rechthaberisch<br />
macht, ist ein schädlicher Glaube.<br />
Ein Glaube, der Mitmenschen für<br />
wertlos erklärt, weil sie eine andere<br />
Meinung, Weltanschauung,<br />
Religion oder Hautfarbe haben, ist<br />
ein gefährlicher Glaube und stiftet<br />
Hass und Unfrieden.<br />
Ich wünsche Dir einen Glauben, der<br />
Dich ermutigt, das eigene Leben<br />
und das Leben von anderen Menschen<br />
zu lieben, einen Glauben, der<br />
Dich mutig macht für Gerechtigkeit<br />
und Frieden einzustehen, einen<br />
Glauben der Dich so stark macht,<br />
dass Du auch bei Tiefschlägen und<br />
Enttäuschungen den Lebensmut<br />
nicht verlierst, einen Glauben, der<br />
Dich so selbstbewusst macht, dass<br />
Du von Dir wegsehen kannst und<br />
für andere da sein kannst, einen<br />
Glauben, in dem Du Deine Neugier<br />
dem Unbekannten gegenüber<br />
wach halten kannst und einen<br />
Glauben, der Fragen zulässt. Menschen,<br />
die so glauben, fördern den<br />
Frieden und die Freundschaft unter<br />
den Menschen der Welt.<br />
GOTT braucht Dich als ein Gegenüber.<br />
Deine Hände, Füsse und Deinen<br />
Kopf, damit mehr Liebe, Gerechtigkeit<br />
und Frieden wird auf<br />
dieser Welt.<br />
Ich wünsche Dir ein schönes Fest<br />
und viele ermutigende Erfahrungen<br />
auf Deinem Weg ins Erwachsenenleben.<br />
Magdalen Schmid-Scheibler<br />
Präsidentin der Kirchenpflege<br />
Ein Liedpsalm für den<br />
Kaiser, in dessen Reich<br />
die Sonne nie unterging<br />
Zum Monatslied für den Mai<br />
(RG 55 „Singt, singt dem Herrn ein<br />
neues Lied“)<br />
„Nun saget Dank und lobt den<br />
Herren“ - so beginnt unser Mai-<br />
Monatslied, eine Übertragung des<br />
118. Psalms. In der lateinischen<br />
Übersetzung heisst es: „Confitemini<br />
Domino - Lasst uns dem Herrn<br />
bekennen!“ In den Psalmauslegungen<br />
des Kirchenlehrers Augustin<br />
lesen wir dazu: „Überall, wo das<br />
Wort ‚bekennen‘ im Mund des Lektors<br />
erklingt, hört man das fromme<br />
Geräusch derer, die sich in Zerknirschung<br />
auf die Brust schlagen …<br />
Aber das Bekennen zielt eigentlich<br />
nicht so sehr auf reuevolle Trauer,<br />
als vielmehr auf feierliche Festfreude<br />
… denn alle Werke des Herrn<br />
sind überaus gut.“ So gibt es nach<br />
Augustin je nach Perspektive ein<br />
Bekenntnis unserer Schuld oder ein<br />
„Bekenntnis“ von Gottes Lob.<br />
Ein ähnlicher Perspektivenwechsel<br />
lässt sich auch im Werk von Clément<br />
Marot ausmachen: Als Hofdichter<br />
von Franz I, des Siegers von<br />
Marignano, schrieb er „des vers<br />
pleins d‘esjouissance“, also lustvolle<br />
Verse, die in unsern Ohren zum<br />
Teil sehr deftig klingen; als evangelisch<br />
Gesinnter im Umfeld von Margarethe<br />
von Alençon, der Schwester<br />
des Königs, litt er unter dem<br />
Gefängnis der Sprache, weil sie als<br />
Werkzeug der Vergegenwärtigung<br />
das zu Vergegenwärtigende oft<br />
mehr zudecke als offenbare. Wie<br />
weit ist unser Reden entfernt von<br />
jenem Wort, das am ersten Schöpfungstag<br />
Licht werden liess! Von<br />
jenem Wort, das in Christus unter<br />
uns wohnte! Da der Buchstabe tötet,<br />
der Geist aber lebendig macht,<br />
darf man hoffen, sich über das<br />
geistgewirkte Wort der Bibel dem<br />
wahren Sinn der Sprache anzunähern.<br />
Davon war Marot überzeugt.<br />
Und diese Überzeugung scheint<br />
ihn dazu getrieben zu haben, seine<br />
tiefsten Anliegen in der Form von<br />
Psalmübertragungen zum Ausdruck<br />
zu bringen. Den Anfang machte er<br />
1531 nach überstandener schwerer<br />
Krankheit mit dem sechsten Psalm:<br />
„Straf mich nicht in deinem Zorn!“<br />
Als Marot vier Jahre später auf die<br />
Liste der Ketzer gesetzt wurde und<br />
fliehen musste, dichtete er mit den<br />
Worten von Psalm 3: „Ach Herr,<br />
wie viele sind darauf aus mir zu<br />
schaden!“<br />
1541 war Marot wieder rehabilitiert.<br />
Er hatte die Ehre, Kaiser Karl<br />
V. seine ersten dreissig Psalmen zu<br />
überreichen. Der Kaiser schenkte<br />
ihm 200 Dublonen, ermutigte ihn,<br />
das Werk fortzusetzen und ihm<br />
baldmöglichst seinen Lieblingspsalm<br />
zukommen zu lassen. Und<br />
das war Psalm 118, das „Confitemini<br />
Domino quoniam bonus“!<br />
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