Leguminosen – Ackerbohnen- und Erbsenanbau - Oekolandbau.de
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Informationsmaterialien über <strong>de</strong>n ökologischen Landbau (Landwirtschaft einschl. Wein-, Obst- <strong>und</strong><br />
Gemüsebau) für <strong>de</strong>n Unterricht an landwirtschaftlichen Berufs- <strong>und</strong> Fachschulen<br />
(Initiiert durch das B<strong>und</strong>esministerium für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s B<strong>und</strong>esprogramms Ökologischer Landbau)<br />
Fachschule Landwirtschaft<br />
Glie<strong>de</strong>rung<br />
<strong>Leguminosen</strong> <strong>–</strong> <strong>Ackerbohnen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Erbsenanbau</strong><br />
D2 Spezieller Pflanzenbau<br />
Be<strong>de</strong>utung von Körnerleguminosen .................................................................................................... 2<br />
Qualitätsmerkmale, Futterwert................................................................................................................... 3<br />
Produktionstechnik ................................................................................................................................. 6<br />
Standortansprüche ................................................................................................................................. 7<br />
Ackerbohne........................................................................................................................................... 7<br />
Bo<strong>de</strong>n- <strong>und</strong> Klimabedingungen .............................................................................................................. 9<br />
Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen.......................................................................................................................... 9<br />
Artengemenge ...................................................................................................................................... 10<br />
Sorten ................................................................................................................................................... 11<br />
Aussaat................................................................................................................................................. 13<br />
Unkrautregulierung ............................................................................................................................... 15<br />
Untersaaten .......................................................................................................................................... 15<br />
Erbse.................................................................................................................................................... 16<br />
Bo<strong>de</strong>n- <strong>und</strong> Klimaansprüche ................................................................................................................ 17<br />
Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen........................................................................................................................ 17<br />
Einordnung in die Fruchtfolge .............................................................................................................. 18<br />
Artengemenge ...................................................................................................................................... 19<br />
Sorten ................................................................................................................................................... 20<br />
Bo<strong>de</strong>nbearbeitung <strong>und</strong> Saatbettbereitung............................................................................................ 21<br />
Aussaat................................................................................................................................................. 21<br />
Unkrautregulierung ............................................................................................................................... 22<br />
Ernte ..................................................................................................................................................... 23<br />
Quelle ................................................................................................................................................... 24<br />
Kurzcharakterisierung:<br />
Überblick über die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Körnerleguminosenanbaus. Produktionstechnik bei <strong>Ackerbohnen</strong><br />
<strong>und</strong> Erbsen. Themenbereich Pflanzenschutz fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>n gleichnamigen Dokumenten.<br />
© BLE 2006<br />
H. Drangmeister
Be<strong>de</strong>utung von Körnerleguminosen<br />
Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r getrockneten Samen von Körnerleguminosen im ökologischen Landbau ergibt<br />
sich sowohl aus <strong>de</strong>m Bedarf an eiweißreichen Futtermitteln für die Tierhaltung als auch aus <strong>de</strong>r Nachfrage<br />
<strong>de</strong>s Lebensmittelsektors. Für die menschliche Ernährung mit Trockenware besteht ein kleiner,<br />
aber interessanter Markt. Neben <strong>de</strong>m Verkaufs- <strong>und</strong> Futterwert besteht zusätzlich ein positiver<br />
Fruchtfolgewert <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Wert durch die Stickstofffixierung. Dabei kann <strong>de</strong>r Anteil von Körnerleguminosen<br />
in <strong>de</strong>r Fruchtfolge bis zu maximal 25 Prozent betragen.<br />
Anbauentwicklung <strong>und</strong> marktwirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung<br />
Die Entwicklung <strong>de</strong>r Flächenanteile von Körnerleguminosen gegenüber 1998 stagniert bzw. ist<br />
rückläufig.<br />
Abbildung 1 <strong>Ackerbohnen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Erbsenanbau</strong> in Deutschland<br />
in 1000 ha bzw. t<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Bohnen-Erträge in dt/ha<br />
Erbsen-Erträge in dt/ha<br />
Erntemenge an Erbsen u. Bohnen<br />
Anbaufläche Futtererbsen<br />
Anbaufläche A.-Bohnen<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />
Dieser Trend wird auf mehrere Ursachen zurückgeführt:<br />
• Die Getrei<strong>de</strong>vermarktung als Konkurrenz zum Anbau von Körnerleguminosen erfolgt inzwischen<br />
auf einem wesentlich höheren Preisniveau als im Jahr 1998.<br />
• Die EU-Ausgleichsleistungen für Körnerleguminosen wur<strong>de</strong>n gesenkt.<br />
• Das Auftreten von Anbauproblemen bei Erbsen, die bisher einen vergleichsweise hohen<br />
Anbauumfang hatten (Erbsenwickler, Spätverunkrautung).<br />
• <strong>Ackerbohnen</strong> <strong>und</strong> Erbsen weisen relativ hohe Ertragsschwankungen auf.<br />
dt/ha<br />
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40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0
Für die Markt- <strong>und</strong> Preisentwicklung <strong>de</strong>r Körnerleguminosen liegen nur begrenzt Daten vor.<br />
Die Marktbeteiligten schätzen <strong>de</strong>n Absatz jedoch seit Jahren als unproblematisch ein. Die<br />
Preisgestaltung ergibt sich jeweils aus <strong>de</strong>n individuellen Abschlüssen, wobei die Preisobergrenzen<br />
an alternativen Proteinträgern bzw. an <strong>de</strong>r Preisentwicklung <strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lungsprodukte<br />
orientiert sein dürften. Insgesamt kann von Knappheitspreisen ausgegangen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Preise für ökologisch erzeugte <strong>Ackerbohnen</strong> dürften bei etwa 27 /dt, die von Erbsen bei<br />
etwa 29 /dt liegen (Stand 2003).<br />
Qualitätsmerkmale, Futterwert<br />
Körnerleguminosen eignen sich gut als Proteinkomponente in Kraftfuttermischungen. Die<br />
Samen von Erbsen, Bohnen o<strong>de</strong>r Lupinen enthalten zwischen 18 <strong>und</strong> 40 Prozent Eiweiß.<br />
Sie enthalten nur geringe Fettgehalte. Bei <strong>de</strong>r Bewertung als Futtermittel sollten allgemein<br />
folgen<strong>de</strong> Kriterien angesetzt wer<strong>de</strong>n:<br />
• Proteinertrag <strong>und</strong> -konzentration: Diese Merkmale sind wesentliche Zielgrößen für die<br />
betriebseigene Verwertung in Kraftfutterrationen. Insofern verdienen die hohen Eiweißgehalte<br />
<strong>de</strong>r Lupinen eine beson<strong>de</strong>re Berücksichtigung bei <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>s Kornertrages.<br />
• Proteinqualität: Die Verwertung <strong>de</strong>s Proteins <strong>de</strong>r einheimischen Körnerleguminosenarten<br />
im Pansen <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rkäuer ist hoch, sie liegt bei 85 Prozent (wenig Durchflussprotein für<br />
Milchvieh). Für Monogastri<strong>de</strong>n ist die Verdaulichkeit ebenso hoch <strong>und</strong> liegt bei 80 bis 90 Prozent.<br />
• Aminosäurezusammensetzung: Der Methionin-Gehalt von Körnerleguminosen ist allgemein<br />
relativ niedrig <strong>und</strong> begrenzt die Verwertbarkeit <strong>de</strong>s Futters im Stoffwechsel <strong>de</strong>r Tiere (insbeson<strong>de</strong>re<br />
bei Hühnern <strong>und</strong> Schweinen), so dass Ausgleichsfuttermittel gef<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
• Antinutritive Substanzen: Glycosi<strong>de</strong>, Alkaloi<strong>de</strong>, Phenol<strong>de</strong>rivate <strong>und</strong> bestimmte Eiweißkörper<br />
beschränken mehr o<strong>de</strong>r weniger <strong>de</strong>n Einsatz von Körnerleguminosen im Futter von Monogastri<strong>de</strong>n<br />
(Tab. 1), wobei durch Fortschritte in <strong>de</strong>r Pflanzenzüchtung diese Substanzen<br />
mehr <strong>und</strong> mehr eliminiert wer<strong>de</strong>n. Aktuell wer<strong>de</strong>n diese Entwicklungen jeweils in <strong>de</strong>n Sortenempfehlungen<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 1: Restriktionen in Futtermischungen für Schweine <strong>und</strong> Geflügel<br />
(Prozent in <strong>de</strong>r Mischung)<br />
Futtermittel Mast- <strong>und</strong> Zuchtschweine Geflügel<br />
<strong>Ackerbohnen</strong><br />
Erbsen<br />
Lupinen<br />
Anfangsmast Endmast Sauenfutter Mastgeflügel Legehennen<br />
15<br />
25<br />
10<br />
30<br />
30<br />
15<br />
20<br />
20<br />
10<br />
20<br />
20<br />
20<br />
10<br />
20<br />
20<br />
Quelle: Meyer et al. (1989), Jeroch (1998)<br />
Der Futterwert <strong>de</strong>r Körnerleguminosen sowie auch verschie<strong>de</strong>ne wertmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Eigenschaften<br />
können <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n Zusammenstellungen für Mensch <strong>und</strong> Tier entnommen wer<strong>de</strong>n (Tab.<br />
2 <strong>und</strong> 3).<br />
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H. Drangmeister
Tabelle 2: Chemische Zusammensetzung, Futterwert für Rin<strong>de</strong>r sowie antinutritive Substanzen in Samen <strong>de</strong>r Körnerleguminosen sowie<br />
<strong>de</strong>ren Verarbeitungsprodukten<br />
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H. Drangmeister
Tabelle 3 : Chemische Zusammensetzung sowie Futterwert für Schweine <strong>und</strong> Geflügel in Samen von Körnerleguminosen bzw. <strong>de</strong>ren<br />
Verarbeitungsprodukten<br />
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H. Drangmeister
Produktionstechnik<br />
Die technische Realisierung <strong>de</strong>s Körnerleguminosenanbaus unterschei<strong>de</strong>t sich in vielen Fällen<br />
auf <strong>de</strong>n ersten Blick wenig vom Getrei<strong>de</strong>anbau. Die <strong>Leguminosen</strong>kulturen verweisen jedoch mit<br />
<strong>de</strong>utlich schwanken<strong>de</strong>n Erträgen auf ein geringes Kompensationsvermögen von Umwelteinflüssen.<br />
In <strong>de</strong>r Produktionstechnik verdient vor allem die gesamte Unkrautregulierung mit allen vorgelagerten,<br />
vorbeugen<strong>de</strong>n sowie vorbereiten<strong>de</strong>n Maßnahmen erhöhte Aufmerksamkeit. Es besteht eine<br />
extreme Neigung <strong>de</strong>r Bestän<strong>de</strong> zur Spätverunkrautung. Die Düngung zur Nährstoffversorgung<br />
mit mineralischen Ergänzungsdüngern erfolgt im ökologischen Landbau nicht als direkte Kulturmaßnahme,<br />
son<strong>de</strong>rn allgemein zur Erhaltung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nwerte nach Bo<strong>de</strong>nanalysen. Eine Stickstoffdüngung<br />
ist nicht angebracht, <strong>de</strong>nn eine organische Düngung ergibt keine günstige Verwertung<br />
<strong>de</strong>s enthaltenen Stickstoffs. Die Gr<strong>und</strong>bo<strong>de</strong>nbearbeitung erfolgt auch aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Unkrautregulierung<br />
mit <strong>de</strong>m Pflug, nach<strong>de</strong>m vorausgehend schon die Stoppeln <strong>de</strong>r Vorfrucht gründlich<br />
bearbeitet wur<strong>de</strong>n. Aussaat <strong>und</strong> Saatbettbereitung kann mit <strong>de</strong>r Getrei<strong>de</strong>anbautechnik realisiert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>r Ackerbohne gibt es regional mitunter große Probleme mit Vogelfraß durch Tauben. Tauben<br />
sind zwar mit Abschreckungsmitteln (z. B. Flugdrachen) leichter zu beeindrucken als Krähen,<br />
aber auch hier lässt die Wirkung <strong>de</strong>r „Vogelscheuchen“ häufig relativ schnell nach.<br />
Pflanzenschutzmittel, vor allem Wirkstoffe gegen <strong>de</strong>n Erbsenwickler, Blattläuse <strong>und</strong> die Anthracnose<br />
<strong>de</strong>r Lupine, wären äußerst hilfreich, stehen aber kaum als Mittel mit ausreichen<strong>de</strong>r Wirksamkeit<br />
zur Verfügung.<br />
Die Unkrautregulierung benötigt einen sicheren Umgang mit <strong>de</strong>m Striegel o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Hackgeräten.<br />
Für die Intensivierung <strong>de</strong>r Unkrautregulierung können alle Körnerleguminosenarten auch als<br />
Hackfrucht kultiviert wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>r Einrichtung weiterer Reihenabstän<strong>de</strong> lassen sich jedoch<br />
alle Körnerleguminosen mit Hack- <strong>und</strong> Häufelscharen gegen Unkraut bearbeiten.<br />
Bei <strong>de</strong>n Erntearbeiten bewährt sich <strong>de</strong>r Anbau von mo<strong>de</strong>rnen Sorten. Mit hochwüchsigen, frühreifen<br />
<strong>und</strong> zunehmend standfesten Sorten verläuft dieser Arbeitsgang bei guter Witterung störungsfrei.<br />
Beson<strong>de</strong>re Investitionen können jedoch im Bereich <strong>de</strong>r Druschgutaufnahme am Mähdrescher bei<br />
ungünstigen Erntebedingungen rentabel sein. Als spezielle Zusatzausrüstungen gibt es für Körnererbsen<br />
Ährenheber mit größerer Bo<strong>de</strong>nanpassungsfähigkeit <strong>und</strong> eine Pick-up, die das herkömmliche<br />
Schneidwerk ersetzt. Bei <strong>de</strong>r Einstellung <strong>de</strong>r Dreschkorbweite ist <strong>de</strong>r Bedienungsanleitung<br />
zu folgen. Gedroschen wird in <strong>de</strong>r Regel bei weit geöffneter Trommel <strong>und</strong> geringen<br />
Drehzahlen, um Kornbeschädigungen zu vermin<strong>de</strong>rn.<br />
Oft weist das Erntegut von Körnerleguminosen noch erhöhte Restfeuchte auf. Bei <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />
Trocknung ist die zögerliche Wasserabgabe <strong>de</strong>r Körner im Vergleich zu Getrei<strong>de</strong> zu beachten.<br />
Der langsame Wassertransport aus <strong>de</strong>m Inneren <strong>de</strong>s Korns in die Randschichten verlangt entsprechen<strong>de</strong><br />
Pausen von 2 bis 3 Tagen zwischen <strong>de</strong>n Trocknungsdurchgängen. Der Zielfeuchtegehalt<br />
beträgt 14 Prozent. Saatgutpartien bedürfen einer beson<strong>de</strong>rs schonen<strong>de</strong>n Trocknung bei<br />
niedrigen Temperaturen. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r langen Trocknungszeiten ist die reine Belüftungstrocknung<br />
weniger gut geeignet. Eine schonen<strong>de</strong> För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Erntegutes bei <strong>de</strong>r Erzeugung von Nachbausaatgut<br />
mit geringen Fallstufen sichert eine hohe Keimfähigkeit.<br />
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H. Drangmeister
Standortansprüche<br />
Körnerleguminosen fin<strong>de</strong>n in einem weiten Bo<strong>de</strong>nbereich ausreichen<strong>de</strong> Anbauvoraussetzungen.<br />
Während leichteste Sandbö<strong>de</strong>n nur mit Lupinen <strong>und</strong> Wicken genutzt wer<strong>de</strong>n können, eignet sich<br />
die Körnererbse für mittlere Bö<strong>de</strong>n ab 30 Bo<strong>de</strong>npunkten. Bei gleichmäßiger Wasserversorgung<br />
(hoher Gr<strong>und</strong>wasserstand o<strong>de</strong>r gleichmäßige Nie<strong>de</strong>rschläge) auf mittleren Bö<strong>de</strong>n <strong>und</strong> vor allem<br />
auf schweren Bö<strong>de</strong>n erhält die Ackerbohne Anbauberechtigung.<br />
Entsprechend <strong>de</strong>r Standortgüte reichen die Erträge <strong>de</strong>r Körnerleguminosen von 10 dt bis weit<br />
über 60 dt/ha. Bedingt durch intensive züchterische Arbeit wer<strong>de</strong>n aktuell mit Erbsen die höchsten<br />
Erträge erzielt. Die beson<strong>de</strong>ren Ansprüche <strong>de</strong>r Körnerleguminosen an Klima- <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>nfaktoren<br />
spiegeln sich in stark schwanken<strong>de</strong>n Erträgen auf <strong>de</strong>n Standorten wi<strong>de</strong>r. Die Bo<strong>de</strong>nansprüche<br />
können folgen<strong>de</strong>rmaßen für die wichtigsten Körnerleguminosenarten zusammengefasst wer<strong>de</strong>n:<br />
• Körnererbsen: Leichte bis mittelschwere Bö<strong>de</strong>n<br />
• <strong>Ackerbohnen</strong>: Tiefgründige mittlere bis schwere Bö<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />
leichtere Bö<strong>de</strong>n mit Gr<strong>und</strong>wasseranschluss<br />
• Gelbe Lupinen: Leichtere sandige, eher saure Bö<strong>de</strong>n<br />
• Blaue Lupinen: Mittlere Bö<strong>de</strong>n<br />
• Wicken: Leichte bis mittlere, eher trockene Standorte<br />
• Soja: Leicht erwärmbare, Süd bis West exponierte <strong>und</strong> damit<br />
trockenere Lagen (Zusatzberegnung)<br />
Für die meisten <strong>Leguminosen</strong>arten sind pH-Werte über 6 günstig. Der Säurewert <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns<br />
muss jedoch in Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nart <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Humusgehalt beurteilt wer<strong>de</strong>n. Gelbe<br />
Lupinen vertragen mit pH 4,5 die stärkste Bo<strong>de</strong>nversauerung.<br />
Steinfreie Bö<strong>de</strong>n erweisen sich bei <strong>de</strong>r Ernte allgemein als vorteilhaft. Die Standfestigkeit, insbeson<strong>de</strong>re<br />
bei <strong>de</strong>r Erbse, wur<strong>de</strong> durch Züchtungsarbeit wesentlich verbessert, so dass heute<br />
<strong>de</strong>r Drusch bei geringem Risiko für die Maschinentechnik erfolgen kann.<br />
Ackerbohne<br />
Bei <strong>de</strong>r Ackerbohne (Vicia faba L.) wer<strong>de</strong>n entsprechend ihrer Samengröße drei Varietäten<br />
unterschie<strong>de</strong>n:<br />
- V. faba var. minor kleinsamig TKM 350 - 550 g, Hülse 60 - 70 mm<br />
- V. faba var. equina mittel bis großsamig TKM 500 - 800 g, Hülse 70 - 85 mm<br />
- V. faba var. major großsamig TKM 600 - 2000 g, Hülse 100 -130 mm<br />
In Deutschland wer<strong>de</strong>n die Samen <strong>de</strong>r Ackerbohne hauptsächlich als protein- <strong>und</strong> energiereiches<br />
Viehfutter genutzt. Dafür wer<strong>de</strong>n klein- bis mittelsamige Sorten angebaut.<br />
Großsamige Sorten sind nur für <strong>de</strong>n regionalen Gemüsebau von Be<strong>de</strong>utung. Eine weitere<br />
Unterscheidung <strong>de</strong>r Ackerbohne erfolgt hinsichtlich ihrer Wuchstypen (Tab. 4).<br />
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© BLE 2006<br />
H. Drangmeister
Tabelle 4: Wuchstypen <strong>de</strong>r Ackerbohne <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Eigenschaften<br />
In<strong>de</strong>terminierter Typ Eigenschaften<br />
Entwicklung von Blütenstän<strong>de</strong>n von 5<br />
bis 20 Nodien,<br />
fortgesetzte Entwicklung vegetativer<br />
Einheiten teils mit Blüten,<br />
geringe Verzweigungsneigung (ausgenommen:<br />
semidwarf Typen)<br />
Determinierter (Topless-)Typ Eigenschaften<br />
Entwicklung von Blütenstän<strong>de</strong>n nur an<br />
4 bis 6 apikalen Nodien bei geringer<br />
Streckung <strong>de</strong>r Internodien,<br />
über <strong>de</strong>m obersten Blütenstand Absterben<br />
<strong>de</strong>s Haupttriebs,<br />
teils nach Abschluss <strong>de</strong>s Haupttriebwachstums<br />
basaler Seitenknospenaustrieb<br />
Semi<strong>de</strong>terminierter Typ Eigenschaften<br />
Entwicklung von Blütenstän<strong>de</strong>n an 4<br />
bis 6 apikalen Nodien,<br />
etwas stärkere Streckung <strong>de</strong>r Internodien,<br />
oberster Blütenstand bil<strong>de</strong>t nur<br />
eine einzige rudimentäre Blüte je Hülse,<br />
reduzierte Verzweigungsneigung<br />
Stabil-Typ Eigenschaften<br />
schmalblättriger, kurzer Wuchstyp,<br />
relativ kurze Internodien,<br />
in<strong>de</strong>terminierter Wuchstyp, aber oberhalb<br />
<strong>de</strong>s obersten Blütenstan<strong>de</strong>s sehr<br />
verhaltene vegetative Verzweigungsneigung,<br />
geringe Verzweigungsneigung<br />
erhebliche Beschattung <strong>de</strong>r unteren blüten-<br />
bzw. hülsentragen<strong>de</strong>n Nodien in fortgeschrittenen<br />
Entwicklungsstadien,<br />
lange Blühdauer, unregelmäßige Abreife,<br />
unter anhaltend feuchten Bedingungen große<br />
Wuchshöhen, begrenzte Standfestigkeit, hohe<br />
Kornerträge möglich<br />
sehr günstige Lichtaufnahmebedingungen,<br />
etwas geringere Wuchshöhe als beim in<strong>de</strong>terminierten<br />
Typ,<br />
späte Abreife, Ernteprobleme aufgr<strong>und</strong> noch<br />
grüner Seitentriebe,<br />
begrenzte Kornerträge<br />
günstigere Lichtaufnahmebedingungen,<br />
gegenüber <strong>de</strong>m <strong>de</strong>terminierten Typ etwas<br />
frühere Abreife,<br />
gegenüber <strong>de</strong>m <strong>de</strong>terminierten Typ höhere<br />
Kornerträge möglich,<br />
Wuchshöhe etwa wie <strong>de</strong>terminierter Typ<br />
bessere Lichtaufnahme durch untere blütenbzw.<br />
hülsentragen<strong>de</strong> Nodien in fortgeschrittenen<br />
Entwicklungsstadien,<br />
relativ kurze Blühdauer, gleichmäßigere Abreife,<br />
gute Standfestigkeit,<br />
hohe Kornerträge möglich<br />
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Quelle: Aufhammer (1998)<br />
© BLE 2006<br />
H. Drangmeister
Bo<strong>de</strong>n- <strong>und</strong> Klimabedingungen<br />
Die Ackerbohne hat unter <strong>de</strong>n verbreiteten <strong>Leguminosen</strong> die höchsten Anfor<strong>de</strong>rungen an die natürlichen<br />
Standortbedingungen. Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Kriterium bei <strong>de</strong>r Standortwahl ist dabei <strong>de</strong>r hohe<br />
Wasserbedarf <strong>de</strong>r Ackerbohne. Die Aussaat erfolgt im Frühjahr so früh wie möglich.<br />
Bo<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Klima<br />
Dem Anspruch <strong>de</strong>r Ackerbohne wer<strong>de</strong>n tiefgründige Bö<strong>de</strong>n mit hohem Wasserhaltevermögen<br />
gerecht. Schwere Bö<strong>de</strong>n (auch tonige) mit guter Struktur <strong>und</strong> geringer Vernässungsgefahr können<br />
ebenfalls genutzt wer<strong>de</strong>n. Staunässe, verdichtete Bö<strong>de</strong>n <strong>und</strong> flachgründige Verwitterungsbö<strong>de</strong>n<br />
sind nicht empfehlenswert.<br />
Durch ihr schwach entwickeltes Neben- <strong>und</strong> Faserwurzelsystem reagiert die Ackerbohne empfindlich<br />
auf Trockenheit mit Welke <strong>und</strong> Wachstumsreduzierung. Deshalb sind leichte Standorte nur<br />
in Verbindung mit ausreichen<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rschlägen, entsprechend hohem Gr<strong>und</strong>wasserstand o<strong>de</strong>r<br />
einer Zusatzbewässerung zu empfehlen.<br />
Zu trockene Bö<strong>de</strong>n sind nachteilig, da die Ackerbohne zur Keimung einen hohen Wasserbedarf<br />
hat. Eine genügen<strong>de</strong> Aussaattiefe <strong>und</strong> guter Bo<strong>de</strong>nschluss sind entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Aspekte für ein<br />
erfolgreiches Auflaufen <strong>de</strong>r Saat bei trockenen Bedingungen.<br />
Nie<strong>de</strong>rschlagsreichere Gebiete (600 bis 700 mm Jahresnie<strong>de</strong>rschlag) mit hoher Luftfeuchte <strong>und</strong><br />
relativ niedrigen Temperaturen bieten klimatisch optimale Bedingungen für <strong>de</strong>n <strong>Ackerbohnen</strong>anbau.<br />
Dabei ist eine gleichmäßige Verteilung <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschläge zur Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Wasserbedarfs<br />
in bestimmten Entwicklungsphasen wichtig. Eine ausreichen<strong>de</strong> Wasserversorgung muss in<br />
<strong>de</strong>r Keimphase, zu Beginn <strong>de</strong>r Blühphase sowie für die Einlagerung <strong>de</strong>r Assimilate während <strong>de</strong>s<br />
Trieb-, Blatt- <strong>und</strong> Hülsenwachstums gewährleistet sein. Auf Trockenheit <strong>und</strong> hohe Temperaturen<br />
reagiert die Ackerbohne mit Blüten- <strong>und</strong> Hülsenabwurf <strong>und</strong> Welkerscheinungen, die bis zum<br />
Absterben <strong>de</strong>r Gesamtpflanze führen können.<br />
Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen<br />
Die Ackerbohne wird im Ökobetrieb vorrangig als eiweiß- <strong>und</strong> energiereiche Futterpflanze<br />
genutzt (Futterwert siehe Tab. 2 <strong>und</strong> 3).<br />
Insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r relativ geringe Gehalt an <strong>de</strong>n schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin<br />
<strong>und</strong> Cystin sowie an Tryptophan kann durch Ergänzung mit Getrei<strong>de</strong>proteinen positiv beeinflusst<br />
wer<strong>de</strong>n. Als problematisch <strong>und</strong> begrenzen<strong>de</strong>r Faktor ist ein Tanningehalt von bis zu 4<br />
Prozent anzusehen, wenn die <strong>Ackerbohnen</strong> in frischem Zustand als Tierfutter verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n. Dieser in <strong>de</strong>r Schale enthaltene Gerbstoff senkt die Eiweißverdaulichkeit insbeson<strong>de</strong>re<br />
für Schweine <strong>und</strong> Geflügel. Mit <strong>de</strong>m Anbau von tanninarmen Sorten (weißblühend)<br />
kann dieser Problematik entgegen gewirkt wer<strong>de</strong>n. Tanninfreie Sorten ermöglichen die Beimengung<br />
größerer Anteile <strong>Ackerbohnen</strong> pro Futterration, beson<strong>de</strong>rs für die Schweine- <strong>und</strong><br />
Geflügelmast. In kleinem Umfang wer<strong>de</strong>n <strong>Ackerbohnen</strong> auch in <strong>de</strong>r menschlichen Ernährung<br />
genutzt.<br />
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H. Drangmeister
Artengemenge<br />
Mit <strong>de</strong>m Anbau von Artengemengen können folgen<strong>de</strong> Eigenschaften verb<strong>und</strong>en sein (Aufhammer,<br />
1998):<br />
• Bessere Ausnutzung von Wachstumsfaktoren<br />
• Bessere Nutzung von Nährstoffen, insbeson<strong>de</strong>re Stickstoff<br />
• Erhöhter N-Transport von abgestorbenen Wurzeln zu <strong>de</strong>n Gemengepartnern<br />
• Reduzierung <strong>de</strong>s Befalls an pilzlichen <strong>und</strong> tierischen Scha<strong>de</strong>rregern<br />
• Verringerung <strong>de</strong>r Lagerneigung durch Stützfunktion<br />
(z. B. Ackerbohne als Stützfrucht für Erbse)<br />
• Reduktion <strong>de</strong>r Erosionsgefahr<br />
• Realisierung eines hohen Futterwertes<br />
• Höhere Ertragssicherheit im Vergleich zur Reinsaat<br />
Unter Berücksichtigung von Sorteneigenschaften (Vegetationszeitanspruch, Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an Standortbedingungen) sowie <strong>de</strong>s Anbauziels (Verwertung) können <strong>Ackerbohnen</strong> in<br />
Artengemenge mit an<strong>de</strong>ren Körnerleguminosen sowie mit bestimmten Getrei<strong>de</strong>arten angebaut<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
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H. Drangmeister
Tabelle 5: Gemengepartner <strong>de</strong>r Ackerbohne (Beispiele)<br />
Sorten<br />
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Quelle: Aufhammer (1998), Hermann & Plakolm (1991)<br />
Für einen erfolgreichen <strong>Ackerbohnen</strong>anbau sind insbeson<strong>de</strong>re im Öko-Landbau die örtlichen<br />
Standort- <strong>und</strong> Produktionsbedingungen sowie die spätere Verwertung bei <strong>de</strong>r Sortenwahl zu<br />
berücksichtigen. Dementsprechend sind entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Auswahlkriterien:<br />
• Ertragspotenzial<br />
• Inhaltsstoffe<br />
• Krankheitsresistenz<br />
• Wuchstyp<br />
• Blühbeginn<br />
• Reifezeit<br />
• Pflanzenlänge<br />
• Standfestigkeit<br />
• Tausendkornmasse<br />
© BLE 2006<br />
H. Drangmeister
Hinweise zum Sorteneinsatz<br />
Die Sortenempfehlungen für <strong>de</strong>n ökologischen Landbau resultieren aus langjährigen Wertungen<br />
konventioneller Lan<strong>de</strong>ssortenversuche, abgestimmt mit Kenntnissen aus <strong>de</strong>r ökologischen<br />
Landwirtschaft Sachsens <strong>und</strong> Öko-Sortenversuchen an<strong>de</strong>rer B<strong>und</strong>eslän<strong>de</strong>r (Tab. 6).<br />
Tabelle 6: Charakteristik <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n ökologischen Landbau empfohlenen Sorten<br />
Condor<br />
(Normaltyp)<br />
Music<br />
(Normaltyp)<br />
Limbo<br />
(Normaltyp)<br />
Scirocco<br />
(Stabiltyp)<br />
Gloria<br />
(Stabiltyp)<br />
• mittlere Pflanzenlänge, gute Standfestigkeit<br />
• leistungsstark in mehrjährigen konv. Versuchen<br />
• mittlere TKM (450 - 530 g)<br />
• mittlerer Rohproteingehalt (26 <strong>–</strong> 28 %)<br />
• mittlerer Blühbeginn, mittlere Reifezeit<br />
• tanninhaltig<br />
• Krankheitsresistenz mittel bis gut (Botrytis, Rost), mittel gegen Ascochyta<br />
• mittlerer Kornertrag<br />
• mittlere Pflanzenlänge, mittlere Standfestigkeit<br />
• ertragreich<br />
• großkörnig, TKM mittel bis hoch<br />
• mittlere Lagerneigung<br />
• mittlerer Rohproteingehalt<br />
• hoher Rohproteinertrag<br />
• Krankheitsresistenz gegen Rost gut, gegen Botrytis <strong>und</strong> Ascochyta mittel<br />
• tanninhaltig<br />
• mittlere Pflanzenlänge, gute Standfestigkeit<br />
• leistungsstark in mehrjährigen konv. Versuchen<br />
• hohe TKM<br />
• mittlerer Rohproteingehalt (26 <strong>–</strong> 28 %)<br />
• tanninhaltig<br />
• kurzer Wuchs, sehr gute Standfestigkeit<br />
• überdurchschnittliche Erträge<br />
• zügige <strong>und</strong> gleichmäßige Abreife<br />
• mittlerer Blühbeginn, mittlere Reifezeit<br />
• hoher Rohproteinertrag<br />
• gute Beerntbarkeit<br />
• großkörnig<br />
• Eignung als Stützfrucht für <strong>de</strong>n Gemengeanbau mit Körnererbse<br />
• tanninhaltig<br />
• kurzwüchsige Sorte<br />
• Blühbeginn mittelfrüh, mittlere Reifezeit<br />
• mittlere bis gute Standfestigkeit<br />
• mittlere bis niedrige TKM, dadurch günstige Saatgutkosten<br />
• hoher Rohproteingehalt<br />
• hoher Rohproteinertrag<br />
• weißblühend<br />
• tanninfrei, dadurch höhere Verdaulichkeit <strong>de</strong>s Eiweißes<br />
• Wi<strong>de</strong>rstandsfähigkeit gegen Ascochyta mittel, gegen Rost <strong>und</strong> Botrytis<br />
mittel bis gut<br />
• Kornertrag durchschnittlich<br />
• mittlere Lagerneigung<br />
Quelle: Jackisch (2002), BSA (2001), Schmu<strong>de</strong> & Schönherr (2001)<br />
Für <strong>de</strong>n Anbau können insbeson<strong>de</strong>re die Sorte Scirocco sowie Gloria als tanninfreie Sorte<br />
für die Verwendung als Futter-Ackerbohne empfohlen wer<strong>de</strong>n.<br />
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H. Drangmeister
Aussaat<br />
Aussaattermin<br />
Die Festlegung <strong>de</strong>s Saatzeitpunktes erfolgt unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r anzubauen<strong>de</strong>n Sorte<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Standortbedingungen. Der Aussaattermin <strong>de</strong>r Ackerbohne liegt zwischen<br />
En<strong>de</strong> Februar <strong>und</strong> Mitte März. Voraussetzung sind bis in 6 bis 8 cm Tiefe aufgetaute,<br />
trockene Bö<strong>de</strong>n. Eine Min<strong>de</strong>stkeimtemperatur von 2 bis 3 °C <strong>und</strong> eine Frostverträglichkeit <strong>de</strong>r<br />
Jungpflanzen von -4 °C ermöglichen diesen frühen Aussaatbeginn. Mit Verlängerung <strong>de</strong>r<br />
Vegetationszeit wird die Ertragshöhe positiv beeinflusst. Gleiches gilt für Abreife <strong>und</strong> Standfestigkeit.<br />
Letzteres ermöglicht bei früher Saat <strong>de</strong>n Anbau von längerwüchsigen Sorten.<br />
Bei einer Aussaat im April in Gebieten mit spätem Vegetationsbeginn ist mit einer Ertragsreduzierung<br />
von 0,3 bis 0,7 dt/ha <strong>und</strong> Tag an Aussaatverspätung zu rechnen. Dies wird<br />
durch eine starke Blühverzögerung <strong>und</strong> (infolge verstärkten vegetativen Wachstums) einen<br />
geringeren Hülsenansatz verursacht. Diese Verluste können nicht durch eine Erhöhung <strong>de</strong>r<br />
Pflanzenzahl pro Quadratmeter kompensiert wer<strong>de</strong>n. Für die späte Aussaat sind kurzwüchsige<br />
Sorten zu wählen.<br />
Eine wesentliche For<strong>de</strong>rung ist die Gewährleistung <strong>de</strong>r Befahrbarkeit <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns, um Strukturschä<strong>de</strong>n,<br />
wie beispielsweise Verdichtungen, mit <strong>de</strong>r Folge reduzierter Knöllchenbildung <strong>und</strong><br />
geringerer Hülsenbildung zu vermei<strong>de</strong>n. Eine erfor<strong>de</strong>rliche Maßnahme ist die Nutzung von<br />
Technik mit bo<strong>de</strong>nschonen<strong>de</strong>r Spezialbereifung.<br />
Saatbett<br />
Bei einer zeitigen Aussaat im Frühjahr <strong>und</strong> für das damit erfor<strong>de</strong>rliche schnelle Abtrocknen<br />
<strong>und</strong> Erwärmen <strong>de</strong>s Saathorizontes ist eine tiefe Bo<strong>de</strong>nlockerung im Herbst (Herbstfurche mit<br />
<strong>de</strong>m Pflug) empfehlenswert. Sie zielt außer<strong>de</strong>m auf die Bekämpfung von Wurzelunkräutern,<br />
eventuelle Einarbeitung von organischen Düngemitteln sowie gleichmäßige Einmischung von<br />
Ernteresten <strong>de</strong>r Vorfrucht.<br />
Eine Frühjahrsfurche ist zu vermei<strong>de</strong>n, da als mögliche Folge Wasserverluste auftreten können.<br />
Dies wirkt sich auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s hohen Keimwasserbedarfs negativ auf die Auflaufquote<br />
<strong>de</strong>r Ackerbohne aus. Gleichzeitig kann es zu verstärkter Verunkrautung infolge hochgeholten<br />
Unkrautsamens <strong>und</strong> zu Saatzeitverzögerungen kommen. Die Saatbettbereitung erfolgt bis<br />
in eine Tiefe von 8 bis 10 cm. Ein abgesetzter Bo<strong>de</strong>n mit guter Wasserführung, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Keimwasserbedarf <strong>de</strong>s Samens (auch unter trockenen Bedingungen) sicherstellt, bietet beste<br />
Voraussetzungen für die Aussaat.<br />
Saattiefe <strong>und</strong> Saatverfahren<br />
Entsprechend <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nbedingungen ist <strong>de</strong>r <strong>Ackerbohnen</strong>samen in einer Tiefe<br />
von 6 bis 10 cm abzulegen. Für eine gute Verankerung im Bo<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die somit verbesserte<br />
Standfähigkeit wird bei schweren Bö<strong>de</strong>n eine Saattiefe von 6 cm, bei leichten<br />
Standorten von 10 cm empfohlen. Es ist ein guter Bo<strong>de</strong>nschluss zu gewährleisten. Die Voraussetzungen<br />
für eine gleichmäßige Tiefenablage müssen schon mit <strong>de</strong>r vorbereiten<strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nbearbeitung<br />
abgesichert wer<strong>de</strong>n (Tab. 7).<br />
Von <strong>de</strong>n Säverfahren ist die Einzelkornsaat günstig zu bewerten, da bei einheitlicher Ablage<br />
eine hohe Aufgangsquote, ein einheitlicher Bestand <strong>und</strong> eine Ertragssteigerung von bis zu<br />
10 Prozent im Vergleich zum Drillverfahren erwartet wer<strong>de</strong>n kann. Durch die bessere Re-<br />
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H. Drangmeister
gelung <strong>de</strong>r Aussaatmenge birgt dieses Verfahren noch einen kostensparen<strong>de</strong>n Effekt, beson<strong>de</strong>rs<br />
bei Sorten mit hoher Tausendkornmasse.<br />
Der Reihenabstand sollte zwischen 30 cm <strong>und</strong> 40 cm liegen (Herrmann & Plakolm, 1991).<br />
Diese Reihenweite ermöglicht u.a. Untersaaten <strong>und</strong> Hackpflege als Maßnahmen zur Unkrautunterdrückung.<br />
Tabelle 7: Saatverfahren im <strong>Ackerbohnen</strong>anbau<br />
Saatgutmenge<br />
14/24<br />
Quelle: Völkel (1997)<br />
Bei <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Saatgutmenge sind die TKM <strong>de</strong>r Sorte, <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Aussaatzeitpunkt<br />
<strong>und</strong> die erfor<strong>de</strong>rlichen mechanischen Pflegemaßnahmen nach <strong>de</strong>r Aussaat zu berücksichtigen.<br />
So ist z. B. pro Striegelgang im Nachauflauf infolge auftreten<strong>de</strong>r Pflanzenverluste<br />
eine um 5 Prozent höhere Saatgutmenge einzukalkulieren. Die optimale Saatgutmenge<br />
liegt je nach Sortentyp zwischen 35 <strong>und</strong> 80 keimfähige Körner/m 2 (Simon, 2000).<br />
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Unkrautregulierung im Ökobetrieb<br />
Durch die frühe <strong>und</strong> tiefe Ablage <strong>de</strong>s <strong>Ackerbohnen</strong>saatguts <strong>und</strong> <strong>de</strong>r damit verb<strong>und</strong>enen langen<br />
Auflaufphase erhöht sich die Gefahr <strong>de</strong>r Verunkrautung. Dem kann mit Blindstriegeln<br />
o<strong>de</strong>r Blin<strong>de</strong>ggen als erstem Unkrautregulierungsgang nach <strong>de</strong>r Saat entgegen gewirkt wer<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>s Durchbrechens <strong>de</strong>r Ackerkrume (Keimling 1 bis 2 cm unter Bo<strong>de</strong>noberfläche)<br />
bis zum 2. bis 3. Laubblattstadium ist von <strong>de</strong>r mechanischen Unkrautregulierung<br />
abzusehen, um eine Verletzung <strong>de</strong>r Keimlinge zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Ab <strong>de</strong>r Ausbildung <strong>de</strong>s dritten Laubblattpaares (Wuchshöhe 5 bis10 cm) kann diese Pflege<br />
fortgesetzt wer<strong>de</strong>n. Ab einer Pflanzenhöhe von 20 bis 25 cm besteht erhöhte Verletzungsgefahr<br />
durch Abknicken <strong>de</strong>r Stängel. Dies kann reduziert wer<strong>de</strong>n, wenn bei hohen Temperaturen<br />
vorsichtig gestriegelt o<strong>de</strong>r gehackt wird. Infolge <strong>de</strong>s geringeren Turgor sind die Pflanzen<br />
weicher <strong>und</strong> die Gefahr <strong>de</strong>r Beschädigung verringert sich.<br />
Bestän<strong>de</strong> mit einer Höhe von 30 bis 50 cm können nachgehackt wer<strong>de</strong>n. Das setzt einen Reihenabstand<br />
von min<strong>de</strong>stens 30 cm voraus. Mit <strong>de</strong>m Einsatz von Hackgeräten kann bei bestimmter<br />
Einstellung o<strong>de</strong>r Zusatzausrüstung gleichzeitig ein Häufeleffekt erzielt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r eine Verschüttung<br />
<strong>de</strong>r Unkräuter in <strong>de</strong>r Reihe bewirkt. Des Weiteren kann dadurch die Standfestigkeit<br />
<strong>de</strong>r Ackerbohne <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Ertragsfähigkeit erhöht wer<strong>de</strong>n. Nachteilig wirkt sich ein weiter Reihenabstand<br />
allerdings auf <strong>de</strong>n Bestan<strong>de</strong>sschluss aus. Folge ist eine erhöhte Spätverunkrautung.<br />
Die Ackerbohne kann auf diese Rivalität mit Blüten- <strong>und</strong> Hülsenabwurf reagieren. Trotz ihrer<br />
hohen Empfindlichkeit toleriert sie einen Unkraut<strong>de</strong>ckungsgrad von bis zu 10 Prozent (Aufhammer<br />
1998).<br />
Durch artspezifischen Blattfall bei beginnen<strong>de</strong>r Braunreife <strong>de</strong>r Ackerbohne ist eine Unterdrückung<br />
späten Unkrautaufwuchses sehr gering. Hierdurch können erschwerte Bedingungen beim Mähdrusch<br />
<strong>und</strong> erhöhte Aufwendungen durch Reinigung <strong>de</strong>s Ernteguts entstehen.<br />
Untersaaten<br />
Untersaaten im <strong>Ackerbohnen</strong>anbau kommt die Be<strong>de</strong>utung zu, höhere Nmin-Werte nach <strong>de</strong>r Ernte<br />
vor einer Verlagerung <strong>und</strong> Auswaschung zu schützen. Dabei sind folgen<strong>de</strong> Gr<strong>und</strong>sätze zu beachten:<br />
• Der Ertrag <strong>de</strong>r Deckfrucht sollte nicht beeinflusst wer<strong>de</strong>n<br />
• Die Ausführung <strong>de</strong>r Untersaat sollte schnell <strong>und</strong> ohne beson<strong>de</strong>re technische Aufwendungen<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n können<br />
• Die Unkrautregulierung sollte in ausreichen<strong>de</strong>m Umfang durchgeführt wer<strong>de</strong>n können<br />
• Die Kosten <strong>de</strong>r Untersaat sollten sich durch ackerbauliche <strong>und</strong> ökologische Vorteile rentieren<br />
Zur Untersaat geeignete Arten <strong>und</strong> die Anfor<strong>de</strong>rungen, sowohl an <strong>de</strong>n <strong>Ackerbohnen</strong>bestand<br />
als auch an die Einsaaten, sind aus Tabelle 8 ersichtlich.<br />
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Tabelle 8: Anfor<strong>de</strong>rungen an einen <strong>Ackerbohnen</strong>bestand <strong>und</strong> die Kulturarten<br />
zur Untersaat<br />
16/24<br />
Quelle: Aufhammer (1998)<br />
Der Termin <strong>de</strong>r Untersaat steht in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r mechanischen Unkrautregulierung,<br />
<strong>de</strong>nn eine Untersaat kann unbedingt erst nach Beendigung dieser Maßnahmen erfolgen.<br />
Gräser wer<strong>de</strong>n flach, 1 bis 2 cm tief zwischen <strong>de</strong>n <strong>Ackerbohnen</strong>reihen eingesät. Für diese<br />
Saatmetho<strong>de</strong> ist z. B. bei Deutschem Wei<strong>de</strong>lgras eine Saatmenge von 6 bis 8 kg/ha zu veranschlagen.<br />
Eine weitere Saatmetho<strong>de</strong> ist die breitwürfige Aussaat mit einem pneumatischen Düngerstreuer.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r schlechteren Auflaufrate ist eine Saatmenge bei Deutschem Wei<strong>de</strong>lgras<br />
von 15 bis 20 kg/ha zu bemessen.<br />
Bei flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Untersaat ist eine Wirkung auf die Stickstoffbindung<br />
<strong>de</strong>r Ackerbohne zu beobachten. Als weiterer positiver Nebeneffekt führt ein dichter Untersaatbestand<br />
zur Unterdrückung <strong>de</strong>r Entwicklung spät auflaufen<strong>de</strong>r Unkräuter.<br />
Erbse<br />
Die Erbse (Pisum sativum L.) ist in unseren Breiten eine einjährige, nur sommeranuelle Pflanze.<br />
Sie keimt hypogäisch (die Keimblätter bleiben im Bo<strong>de</strong>n) <strong>und</strong> entwickelt eine relativ dünne, tief<br />
in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n reichen<strong>de</strong> Hauptwurzel mit wenigen Nebenwurzeln, an <strong>de</strong>nen die Knöllchenbakterien<br />
(Rhizobium leguminosarum) in Symbiose mit <strong>de</strong>r Erbse leben <strong>und</strong> für die Stickstofffixierung aus<br />
<strong>de</strong>r Luft sorgen. Die Blätter am unverzweigten Stängel sind gefie<strong>de</strong>rt <strong>und</strong> mehr o<strong>de</strong>r weniger, je<br />
nach Typ, in Ranken umgebil<strong>de</strong>t. Die TKM schwankt in weiten Bereichen von weniger als 100 g<br />
bis 500 g.<br />
In <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Nutzung in Deutschland haben die Unterarten Pisum sativum ssp.<br />
sativum <strong>und</strong> ssp. speciosum Be<strong>de</strong>utung erlangt. Die Trockenerbse (convar. sativum) dient zur<br />
Körnergewinnung als Eiweißfuttermittel o<strong>de</strong>r zur menschlichen Ernährung. Sie kennzeichnet sich<br />
durch eine gelbe o<strong>de</strong>r grüne Samenfarbe <strong>und</strong> weiße Blüten aus. Die aktuellen Sorten für die<br />
landwirtschaftliche Verwertung gehören zu <strong>de</strong>n halbblattlosen (semileafless) Wuchstypen <strong>und</strong><br />
verfügen über eine hohe Standfestigkeit für eine verlustarme Ernte <strong>und</strong> eine hohe Kornertragsfähigkeit<br />
bei einer mittleren TKM von 285 g.<br />
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Nur als Grünfutter dient die Peluschke (convar. speciosum), mit großer Wuchslänge <strong>de</strong>s<br />
Sprosses, violetten Blüten <strong>und</strong> dunklen Körnern mit einer TKM von etwa 80 g. Eine Körnergewinnung<br />
ist nur zur Saatguterzeugung üblich, wobei für einen Drusch die unzureichen<strong>de</strong> Standfestigkeit<br />
beachtet wer<strong>de</strong>n muss <strong>und</strong> die Ertragserwartung niedrig ist. Weitere Konvarietäten<br />
wer<strong>de</strong>n als Gemüse genutzt (Zuckererbsen, Markerbsen).<br />
Bo<strong>de</strong>n- <strong>und</strong> Klimaansprüche<br />
Körnererbsen weisen hinsichtlich ihrer Standortansprüche eine hohe Variabilität auf. Sie sind<br />
anbauwürdig auf lehmigen San<strong>de</strong>n <strong>und</strong> auf Lehmbö<strong>de</strong>n. Höchste Erträge wer<strong>de</strong>n nur bei einem<br />
maritimen Klimaverlauf erzielt. Hitze <strong>und</strong> Trockenperio<strong>de</strong>n führen zu beträchtlichen Ertragsmin<strong>de</strong>rungen.<br />
Beste Anbauvoraussetzungen bieten, wie für die meisten Kulturarten, tiefgründige,<br />
humusreiche Lehm- <strong>und</strong> Lössbö<strong>de</strong>n, die eine gleichmäßige Nährstoff- <strong>und</strong> Wasserversorgung<br />
gewährleisten. Schwere Bö<strong>de</strong>n sind auf Gr<strong>und</strong> zu erwarten<strong>de</strong>r Aussaatverzögerung <strong>und</strong> teilweise<br />
mangeln<strong>de</strong>r Durchlüftung weniger geeignet.<br />
Der pH-Wert <strong>de</strong>r Bö<strong>de</strong>n sollte über 5,5 liegen. Das Optimum befin<strong>de</strong>t sich zwischen 6,5<br />
<strong>und</strong> 7,0. Steine sind ungünstig, können aber bis zu einem bestimmten Maß abgesammelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Dies muss auf je<strong>de</strong>n Fall kurz nach <strong>de</strong>m letzten Striegeln erfolgen, bevor <strong>de</strong>r Bestan<strong>de</strong>sschluss<br />
erreicht wird. Je nach Witterungsverlauf kann Lager geringe Schnitthöhen<br />
bedingen <strong>und</strong> die Gefahr <strong>de</strong>r Steinaufnahme beim Drusch erhöhen.<br />
Die Keimung <strong>de</strong>r Erbsen erfolgt bereits bei Temperaturen von 1 bis 2 °C. Die Jungpflanzen<br />
vertragen dann Fröste zwischen -4 °C <strong>und</strong> -7 °C, bei kurzer Einwirkung sogar bis -11 °C.<br />
Bei Temperaturen von 4 bis 7 °C im Verlauf <strong>de</strong>r Keimung <strong>und</strong> insbeson<strong>de</strong>re im 1-Blattstadium<br />
kann Vernalisation auftreten, die zur Verringerung <strong>de</strong>s Längenwachstums <strong>und</strong><br />
zu einer früheren Blüte führt. Die Reaktion auf die genannten Faktoren <strong>und</strong> die Tageslänge<br />
ist sortenabhängig. Frühe Sorten zeigen nur geringe Reaktionen.<br />
Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen<br />
Vorwiegend interessant für die Verwertung sind Körnererbsen wegen ihres hohen Eiweißgehaltes.<br />
Mittlere Rohproteingehalte <strong>de</strong>r aktuellen Erbsensorten liegen bei 20 Prozent im<br />
lagerfähigen Ernteprodukt. Die Verdaulichkeit <strong>de</strong>s Rohproteins liegt für das Schwein bei 83<br />
Prozent. Es gibt dabei Sortenunterschie<strong>de</strong> <strong>und</strong> Jahresschwankungen, so dass Mittelwerte<br />
nur erste Anhaltspunkte für <strong>de</strong>n Futterwert liefern können. Insofern ist eine individuelle<br />
Analyse <strong>de</strong>r wesentlichen Inhaltsstoffe empfehlenswert. Auf Gr<strong>und</strong> eines geringen Rohfasergehaltes<br />
ergibt sich eine hohe Energiekonzentration, die z. B. über <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r Futtergerste<br />
liegt. Der Phosphorgehalt ist hoch, dagegen ist <strong>de</strong>r Calciumgehalt eher niedrig. Begrenzend<br />
in <strong>de</strong>r Schweinemast wirkt zuerst <strong>de</strong>r niedrige Gehalt an <strong>de</strong>n schwefelhaltigen Aminosäuren<br />
Methionin <strong>und</strong> Cystin. Der Lysingehalt ist dagegen hoch. Antinutritive Substanzen<br />
begrenzen <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Erbsen in Futterrationen bei Schweinen auf 20 bis 30 Prozent<br />
<strong>und</strong> bei Geflügel auf Werte bis 20 Prozent (Futterwert siehe Tab. 3 u. 4).<br />
Erträge<br />
Die Kornerträge <strong>de</strong>r Erbse sind stark von <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rschlägen bzw. <strong>de</strong>r Wasserverfügbarkeit<br />
abhängig. Bei ausgeprägter Trockenheit während <strong>de</strong>r Vegetationsperio<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n teilweise nur<br />
10 bis15 dt/ha geerntet. Dagegen weisen Ergebnisse aus Öko-Versuchen von Lössbö<strong>de</strong>n bei<br />
ausreichen<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rschlägen durchaus Ertragspotenziale von weit über 60 dt/ha aus.<br />
17/24<br />
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Einordnung in die Fruchtfolge<br />
Anbaupausen unter 4 bis 6 Jahre können zu Erbsenmüdigkeit führen (Tab. 9). Daher sollte die<br />
Anbaukonzentration maximal 20 Prozent betragen <strong>und</strong> auch ein genügend großer Abstand zu<br />
an<strong>de</strong>ren <strong>Leguminosen</strong> eingehalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Tabelle 9: Erreger von Fruchtfolgeschä<strong>de</strong>n<br />
Pilze<br />
Erbsenwelke<br />
Fußfäule u. Welkekrankheit<br />
Sämlingsvergilbung<br />
Wurzelfäule<br />
Fuß- <strong>und</strong> Brennfleckenkrankheiten<br />
Nemato<strong>de</strong>n<br />
Stockälchen<br />
Erbsenzystenälchen<br />
Fusarium oxysporum sp. pisi<br />
Fusarium solani sp. pisi<br />
Rhizoctonia solani<br />
Aphanomyces euteiches<br />
Mycosphaerella pino<strong>de</strong>, Phoma<br />
medicaginis<br />
var. pino<strong>de</strong>lla, Ascochyta pisi<br />
Ditylenchus dipsaci<br />
Hetero<strong>de</strong>ra göttingiana<br />
18/24<br />
Quelle: Keller et al., 1999<br />
Auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r N-Autarkie wird die Erbse vorwiegend nach 2 bis 3 abtragen<strong>de</strong>n Früchten in die<br />
Fruchtfolge eingereiht. Auch wenn häufig Getrei<strong>de</strong> als Vorfrucht zu Erbsen gewählt wird, so bieten<br />
Zuckerrübe <strong>und</strong> Raps noch bessere Anbaubedingungen. An diesen Positionen wird die Erbse<br />
jedoch vom Weizen verdrängt. Die Folgen von Lein <strong>und</strong> Erbsen sind durch Fusariosen gefähr<strong>de</strong>t.<br />
Der Vorfruchtwert <strong>de</strong>r Körnerleguminosen besteht in <strong>de</strong>r Unterbrechung von Infektionsketten in<br />
Getrei<strong>de</strong>fruchtfolgen sowie in <strong>de</strong>r Anreicherung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns <strong>und</strong> <strong>de</strong>s betrieblichen Nährstoffkreislaufes<br />
mit Humus <strong>und</strong> Stickstoff. Mehrjährige Versuche ohne Mineraldüngung belegen <strong>de</strong>utliche<br />
Ertragssteigerungen bei Winterweizen, wenn statt Getrei<strong>de</strong> die Vorfrucht Erbse gewählt wird.<br />
Die Stickstoffnachlieferung erreicht jedoch nicht die Intensität von Klee- o<strong>de</strong>r Luzernebestän<strong>de</strong>n,<br />
so dass z. B. nur mit mittleren Rohproteingehalten bei nachfolgen<strong>de</strong>m Weizen gerechnet<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die Stickstofffixierungsleistung <strong>de</strong>r Erbse steigt mit <strong>de</strong>r Ertragsbildung, <strong>de</strong>r fixierte Stickstoff<br />
wird jedoch zum großen Teil mit <strong>de</strong>r Ernte <strong>de</strong>r Körner vom Feld abgefahren. Dabei han<strong>de</strong>lt es<br />
sich teilweise um Mengen in Größenordnungen von bis zu 200 kg N/ha (50 dt/ha Ertrag), die<br />
über die Tierhaltung innerbetrieblich verwertet wer<strong>de</strong>n können. Bei relativ alten Sorten mit weiten<br />
Korn-Strohverhältnissen können 20 bis 80 kg N/ha zusätzlich auf <strong>de</strong>r Ackerfläche verbleiben <strong>und</strong><br />
zur Ernährung <strong>de</strong>r Folgefrucht beitragen. Bei <strong>de</strong>n heute üblichen ertragsbetonten Sorten ist <strong>de</strong>r<br />
Nährstoffentzug allerdings so hoch, dass kaum ein Nettogewinn an Stickstoff auf <strong>de</strong>r Fläche verbleibt.<br />
Ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Nachteil im Fruchtfolgewert gera<strong>de</strong> im Öko-Anbau ist die geringe Unkrautunterdrückung<br />
<strong>de</strong>r Erbsenbestän<strong>de</strong> für spätkeimen<strong>de</strong> <strong>und</strong> Wurzelunkräuter. Auch bei Flächen mit<br />
Verunkrautungsgefahr durch Quecken <strong>und</strong> Disteln ist die Platzierung <strong>de</strong>r Erbse am En<strong>de</strong> einer<br />
Fruchtfolge mit nachfolgen<strong>de</strong>m Weizen- o<strong>de</strong>r Gerstenanbau kritisch zu beurteilen. Vor- <strong>und</strong><br />
Nachfrucht sollten stark unkrautunterdrücken<strong>de</strong> Eigenschaften besitzen. Unter diesem Aspekt<br />
wäre die Folge Wintertriticale - Erbse - Roggen, Hafer o<strong>de</strong>r Silomais günstig. Eine Abfolge<br />
von Erbsen mit Kartoffeln o<strong>de</strong>r Sommergerste erscheint hingegen ungünstig.<br />
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Die Palette günstiger Folgefrüchte nach Erbsen ist groß. Insbeson<strong>de</strong>re die aktuellen frühreifen<br />
Sorten mit Ernteterminen im Juli bis Anfang August lassen in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>n Anbau<br />
von Raps <strong>und</strong> Wintergerste zu. Wobei gera<strong>de</strong> diese bei<strong>de</strong>n Früchte im ökologischen<br />
Landbau weniger verbreitet sind. Speziell Wintergerste sollte nur nach unkrautarmen Erbsenbestän<strong>de</strong>n<br />
als Folgefrucht ausgewählt wer<strong>de</strong>n, dabei gilt es beson<strong>de</strong>rs auf Ackerkratzdisteln<br />
zu achten. Unter <strong>de</strong>n Wintergetrei<strong>de</strong>arten dürfte Triticale als Nachfrucht beson<strong>de</strong>rs<br />
geeignet sein, <strong>und</strong> auf <strong>de</strong>n leichteren Standorten <strong>de</strong>r Winterroggen. Bei<strong>de</strong> Getrei<strong>de</strong>arten<br />
nutzen noch einen größeren Teil <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nstickstoffs vor Winter <strong>und</strong> zeigen eine hohe Konkurrenzkraft<br />
gegenüber Unkräutern.<br />
Artengemenge<br />
Mit <strong>de</strong>r Aussaat von Artengemengen mit Erbsen wird versucht, Schwächen im Anbau auszugleichen<br />
<strong>und</strong> die Standortfaktoren gleichmäßiger zu nutzen, um damit die Ertragssicherheit<br />
zu erhöhen.<br />
Folgen<strong>de</strong> Ziele wer<strong>de</strong>n allgemein angestrebt:<br />
• Ein höherer Gesamtertrag bzw. ein gleichmäßig hoher Ertrag auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r besseren<br />
Anpassungsfähigkeit <strong>de</strong>s Gemenges an die Jahreswitterung<br />
• Zusätzlich wird versucht, die Standfestigkeit <strong>de</strong>s Bestan<strong>de</strong>s zu erhöhen<br />
• Die Unkrautunterdrückung zu verbessern<br />
• Die Höhe <strong>de</strong>r Herbstnitratgehalte im Bo<strong>de</strong>n zu senken<br />
Als Gemengepartner kommen die verschie<strong>de</strong>nsten Pflanzenarten in Betracht, vorwiegend<br />
aber Getrei<strong>de</strong> <strong>und</strong> <strong>Ackerbohnen</strong>. Experimentiert wird auch mit Anteilen von Lupinen, Leindotter<br />
<strong>und</strong> Gelbsenf.<br />
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Tabelle 10: Vor- <strong>und</strong> Nachteile von Artengemenge mit Erbsen<br />
Sorten<br />
20/24<br />
Quelle: Völkl (1997), Gruber (2000), u.a. Quellen<br />
Die Sortenwahl bei Körnererbsen orientiert sich im ökologischen Landbau vorwiegend an<br />
<strong>de</strong>m aktuellen, intensiven Züchtungsfortschritt. Schwerpunkte <strong>de</strong>r Auswahlentscheidung sind<br />
Standfestigkeit, Ertrag, Abreife <strong>und</strong> Wuchshöhe. Die mo<strong>de</strong>rnen Körnererbsentypen sind<br />
durchweg halbblattlos mit Wuchshöhen um 100 cm <strong>und</strong> früherer Abreife. Damit sind neue<br />
Maßstäbe gesetzt <strong>und</strong> die Blatttypen fast vollständig abgelöst wor<strong>de</strong>n, auch wenn ihnen eine<br />
höhere N-Fixierungsleistung <strong>und</strong> bessere Unkrautunterdrückung nachgewiesen wer<strong>de</strong>n<br />
konnte. In Deutschland ist nur noch die normalblättrige Sorte Grana zugelassen. Blatttypen<br />
erreichen höhere Deckungsgra<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns als halbblattlose Sorten, aber dieser Vorteil<br />
wird in <strong>de</strong>r Unkrautunterdrückung nicht immer <strong>de</strong>utlich. Vielmehr etabliert sich erst in <strong>de</strong>r<br />
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H. Drangmeister
Phase <strong>de</strong>r Abreife eine Spätverunkrautung, wenn die Bestän<strong>de</strong> bei<strong>de</strong>r Wuchstypen stark<br />
auflichten. Die neuen Sorten weisen eine höhere Bestan<strong>de</strong>shöhe <strong>und</strong> daher eine bessere<br />
Druscheignung auf als die alten Blatttypen.<br />
In <strong>de</strong>r beschreiben<strong>de</strong>n Sortenliste 2002 <strong>de</strong>s B<strong>und</strong>essortenamtes wer<strong>de</strong>n 29 Futtererbsensorten<br />
für die Körnernutzung aufgeführt. Alle Sorten zeigen eine weiße Blütenfarbe, nur eine Sorte entwickelt<br />
alle Fie<strong>de</strong>rblätter voll aus, die an<strong>de</strong>ren gehören zu <strong>de</strong>n halbblattlosen Typen.<br />
Sortenempfehlungen<br />
Eifel, Duel <strong>und</strong> Swing überzeugten in <strong>de</strong>n letzten Jahren auf leichten Standorten mit guten Ertragsleistungen<br />
bei geringer Lagerneigung. Die mittellangen Sorten (ca. 90 cm) reifen früh ab.<br />
Ihre Konkurrenzkraft gegenüber Unkraut wird als mittel eingestuft.<br />
Attika <strong>und</strong> Phönix sind Sorten mit hohem Rohproteingehalt (etwa 22 Prozent), dadurch erreichen<br />
sie gute Rohproteinerträge, obwohl sie in <strong>de</strong>r Kornertragsleistung unterdurchschnittlich sind.<br />
Diese geringfügig später abreifen<strong>de</strong>n Sorten eignen sich für <strong>de</strong>n Mischanbau mit <strong>Ackerbohnen</strong><br />
o<strong>de</strong>r Sommerweizen.<br />
Lido <strong>und</strong> Apollo, Züchtungen aus <strong>de</strong>m Jahr 2000, weisen eine <strong>de</strong>utlich verbesserte Standfestigkeit<br />
auf, erreichen aber nicht die Kornerträge <strong>de</strong>r besten Sorten. Sie sind beson<strong>de</strong>rs auf steinreichen<br />
Verwitterungsstandorten zu empfehlen.<br />
Bo<strong>de</strong>nbearbeitung <strong>und</strong> Saatbettbereitung<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r geringen Konkurrenzkraft <strong>de</strong>r Erbse sollte nach <strong>de</strong>r Vorfrucht eine intensivere Stoppelbearbeitung<br />
erfolgen, um insbeson<strong>de</strong>re Quecken zu reduzieren. Diesem Arbeitsgang sollte zur<br />
Unterstützung <strong>de</strong>r Unkrautunterdrückung die Einsaat einer Zwischenfrucht folgen. Schnellwachsen<strong>de</strong><br />
<strong>und</strong> gut <strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Arten wie Senf, Ölrettich o<strong>de</strong>r Phacelia eignen sich hierfür. Die Gr<strong>und</strong>bo<strong>de</strong>nbearbeitung<br />
sollte unbedingt mit <strong>de</strong>m Pflug erfolgen, auf schweren Bö<strong>de</strong>n im Herbst, auf<br />
leichteren Bö<strong>de</strong>n auch im Frühjahr. Dabei kann die Frühjahrsfurche sogar eine frühere Aussaat<br />
ermöglichen. Mit <strong>de</strong>r Saatbettbereitung soll eine Einebnung <strong>und</strong> Krümelung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n, als optimale Voraussetzungen für die Aussaat <strong>und</strong> <strong>de</strong>n späteren Striegeleinsatz.<br />
Aussaat<br />
Der Aussaatzeitpunkt wird in <strong>de</strong>r Praxis durch das Abtrocknen <strong>de</strong>r Fel<strong>de</strong>r im Frühjahr bestimmt.<br />
Ab März kann mit <strong>de</strong>r Aussaat begonnen wer<strong>de</strong>n. Die Saattiefe sollte zwischen 4 cm <strong>und</strong> 8 cm je<br />
nach Bo<strong>de</strong>nart liegen. Durch die tiefe Ablage ist insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Einsatz <strong>de</strong>s Striegels gesichert,<br />
<strong>und</strong> die Schä<strong>de</strong>n durch Vogelfraß wer<strong>de</strong>n verringert. Ähnlich wie in <strong>Ackerbohnen</strong> haben die<br />
Schä<strong>de</strong>n durch Vogelfraß regional eine steigen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung.<br />
Erbsen können, wie im Getrei<strong>de</strong>bau, mit Reihenweiten ab 11 cm angebaut wer<strong>de</strong>n. Weite Abstän<strong>de</strong><br />
kommen nur in Betracht, falls gehackt wer<strong>de</strong>n soll, dies ist ab etwa 24 cm Reihenweite<br />
möglich.<br />
Bis zu einer Saatstärke von 130 Körner/m 2 steigen die Erträge <strong>de</strong>r Erbse an. Zwischen 100 <strong>und</strong><br />
130 Körner/m 2 steigen allerdings die Erträge nur noch in geringem Umfang an, so dass die Saatgutkosten<br />
für hohe Saatstärken berücksichtigt wer<strong>de</strong>n müssen. Aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Öko-Landbaus<br />
sind allerdings hohe Aussaatmengen vorteilhaft, um Auflaufschä<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Pflanzenverluste durch<br />
die mechanische Unkrautregulierung auszugleichen. Eine Aussaatmengenerhöhung um 20 Pro-<br />
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zent bis auf etwa 90 keimfähige Körner/m 2 als mittlere Aussaatmenge bietet Sicherheit für eine<br />
ausreichen<strong>de</strong> Bestan<strong>de</strong>sdichte, für hohe Erträge <strong>und</strong> Unkrautunterdrückung. Bei frühen Aussaaten<br />
vor <strong>de</strong>m 15. März sollten die Saatmengen nochmals um 15 bis 20 Körner/m 2 angehoben<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Gute Saatgutqualitäten sind zu erkennen an:<br />
• Sortentypischer TKM, Abweichungen <strong>de</strong>uten auf ungünstige Entwicklungsbedingungen<br />
<strong>und</strong> geringe Triebkraft hin<br />
• Gleichmäßiger, sortentypischer Farbe <strong>und</strong> geringem Anteil geschrumpfter Samen<br />
• Unverletzter Samenschale <strong>und</strong> geringem Bruchkornanteil<br />
• Geringem Infektionsgrad mit Ascochyta spp. (dunkelbraune bis schwarze Flecken vom<br />
Nabel ausgehend)<br />
• Geringem Befall mit Erbsenkäfern (Löcher von etwa 2 mm Durchmesser) o<strong>de</strong>r Erbsenwicklern<br />
Die Aussaat selbst erfolgt mittels Drillmaschinen, wie sie im Getrei<strong>de</strong>bau verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Vor<br />
allem die weitere Öffnung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nklappe verhin<strong>de</strong>rt Bruchkorn. Die exakte Ablagetiefe <strong>und</strong><br />
Aussaatstärke wird auch durch das Einhalten <strong>de</strong>r vorgeschriebenen Fahrgeschwindigkeit erreicht.<br />
Unkrautregulierung<br />
Erbsen zeigen zahlreiche positive Eigenschaften, die sie auf <strong>de</strong>n ersten Blick als eine i<strong>de</strong>ale<br />
Pflanze für <strong>de</strong>n Öko-Pflanzenbau erscheinen lassen. Hierzu gehören die Fähigkeit zur N-<br />
Fixierung, die je<strong>de</strong>rzeit ein gutes Wachstum verspricht, das großkörnige Saatgut mit hoher<br />
Triebkraft <strong>und</strong> wenig empfindlichen Keimlingen für einen effektiven Striegeleinsatz, die gegenüber<br />
Sommergetrei<strong>de</strong> schnellere Jugen<strong>de</strong>ntwicklung bis zum ersten Striegeltermin sowie die hohen<br />
Deckungsgra<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sprossmasse bis zur Reife. Ebenso positiv zu bewerten sind die überdurchschnittliche<br />
Bo<strong>de</strong>ngare sowie <strong>de</strong>r Vorfruchtwert für nachfolgen<strong>de</strong> Kulturen.<br />
Letztlich ist die Erbse jedoch wegen einer ausgeprägten Anfälligkeit zur Spätverunkrautung eine<br />
problematische Kultur im ökologischen Landbau. Der Verlauf <strong>de</strong>r Massebildung <strong>und</strong> Dichte eines<br />
Erbsenbestan<strong>de</strong>s spiegelt diese Ten<strong>de</strong>nz allerdings nicht wi<strong>de</strong>r. Verschie<strong>de</strong>ne Sommergetrei<strong>de</strong>arten<br />
sind trotz wesentlich geringerer Deckungsgra<strong>de</strong> <strong>de</strong>r oberirdischen Pflanzenteile weit weniger<br />
unkrautgefähr<strong>de</strong>t.<br />
Die Erbse bietet vor allem spät keimen<strong>de</strong>n Unkräutern <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Acker-Kratzdistel gute Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Häufig ergeben sich Ernteschwierigkeiten durch hohe Anteile an <strong>de</strong>n Unkräutern<br />
Weißer Gänsefuß <strong>und</strong> Acker-Kratzdistel. Insbeson<strong>de</strong>re die Regulierung von Wurzelunkräutern<br />
gelingt in Erbsenbestän<strong>de</strong>n mit mechanischen Metho<strong>de</strong>n nur unzureichend, so dass<br />
vorbeugen<strong>de</strong> Maßnahmen an Be<strong>de</strong>utung gewinnen. Gr<strong>und</strong>lage hierfür sind ein ausreichen<strong>de</strong>r<br />
Klee- o<strong>de</strong>r Luzerne-Grasanteil in <strong>de</strong>r Fruchtfolge, langstrohige Getrei<strong>de</strong>arten <strong>und</strong> umgehen<strong>de</strong><br />
Stoppelbearbeitung in Kombination mit Zwischenfruchtanbau.<br />
Eine effektive direkte, mechanische Unkrautregulierung verlangt ein präzise hergestelltes Saatbett.<br />
Von zentraler Be<strong>de</strong>utung ist die Ebenheit <strong>und</strong> eine mittlere Feinheit <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>noberfläche<br />
für <strong>de</strong>n späteren Einsatz <strong>de</strong>s Striegels. Außer<strong>de</strong>m sollte durch eine gleichmäßige Tiefenablage<br />
<strong>de</strong>s Saatkorns ein gleichmäßiger Aufgang <strong>de</strong>r Saat ermöglicht wer<strong>de</strong>n. Nur dann ist eine Un-<br />
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krautregulierung mit geringen Pflanzenverlusten, hohem Wirkungsgrad <strong>und</strong> zu günstigen Terminen<br />
möglich.<br />
Die Zinken <strong>de</strong>r Striegel sind zwar gefe<strong>de</strong>rt <strong>und</strong> <strong>de</strong>swegen in einem größeren Bereich anpassungsfähig,<br />
jedoch verän<strong>de</strong>rt sich <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>ndruck <strong>de</strong>s Zinkens mit zunehmen<strong>de</strong>r Auslenkung<br />
nach oben o<strong>de</strong>r unten linear gemäß <strong>de</strong>s Fe<strong>de</strong>rgesetzes. Bei unebenem Bo<strong>de</strong>n dringt <strong>de</strong>r Striegelzinken<br />
somit auf <strong>de</strong>n Anhöhen tiefer <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Vertiefungen weniger tief als in <strong>de</strong>r Mittelstellung<br />
ein. Dies führt teils zu Pflanzenverlusten, teils zu unzureichen<strong>de</strong>r Bearbeitung. Bei ungleichmäßigem<br />
Aufgang <strong>de</strong>r Keimpflanzen verschleppt sich <strong>de</strong>r Striegeleinsatz zeitlich, <strong>de</strong>nn es muss auf<br />
die später aufgelaufenen Erbsen gewartet wer<strong>de</strong>n.<br />
Striegeln im Vorauflauf ist auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Saattiefe gut möglich. Frühester Striegeltermin im Nachauflauf<br />
ist nach <strong>de</strong>r Ausbildung <strong>de</strong>s ersten Laubblattpaares (BBCH 11). Mit langsamer Fahrt<br />
von etwa 2 km/h <strong>und</strong> einer flachen Bearbeitungstiefe können dann die ersten Unkrautkeimlinge<br />
verschüttet o<strong>de</strong>r ausgerissen wer<strong>de</strong>n. Vielfach wird mit Erfolg längs <strong>de</strong>r Drillreihen gearbeitet.<br />
Ein Arbeiten schräg zur Reihe verhin<strong>de</strong>rt jedoch, dass längere Abschnitte <strong>de</strong>r Saatreihe durch<br />
einen ungünstig laufen<strong>de</strong>n Striegelzinken geschädigt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> somit größere Kahlstellen entstehen.<br />
Dafür sollte allerdings Pflegebereifung <strong>und</strong> ein leichter Schlepper zur Verfügung stehen.<br />
In Abhängigkeit zur Unkrautkeimung sind weitere Durchgänge mit <strong>de</strong>m Striegel vorzunehmen.<br />
Die Fahrtgeschwindigkeit <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>rdruck auf die Striegelzinken können mit <strong>de</strong>m Heranwachsen<br />
<strong>de</strong>r Erbsenpflanzen erhöht wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re die warmen Nachmittagsst<strong>und</strong>en eignen<br />
sich gut für die mechanische Unkrautregulierung. Bei reduziertem Turgor sind die Pflanzen dann<br />
biegsamer <strong>und</strong> brechen weniger schnell ab. Mit Beginn <strong>de</strong>s Reihenschlusses (Verranken <strong>de</strong>r<br />
Kulturen) erhöhen sich die Pflanzenschä<strong>de</strong>n, so dass die Striegelarbeiten been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Das Hacken von Erbsen ist ebenfalls möglich. Dazu sind Reihenabstän<strong>de</strong> ab etwa 25 cm erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Bei Einhaltung <strong>de</strong>s nötigen Sicherheitsabstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Hackwerkzeuge von <strong>de</strong>r Kulturpflanzenreihe<br />
kann somit eine Werkzeugbreite von 8 bis 12 cm eingesetzt wer<strong>de</strong>n, was allerdings<br />
eine präzise Steuerung <strong>de</strong>s Gerätes voraussetzt. Striegeln nach <strong>de</strong>m Hacken verbessert<br />
die Trennung von abgehackten Unkrautwurzeln aus <strong>de</strong>m anhaften<strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n <strong>und</strong> verhin<strong>de</strong>rt so<br />
ein erneutes Anwachsen. Mit zunehmen<strong>de</strong>r Pflanzenhöhe können die Erbsenreihen beim Hacken<br />
mit Er<strong>de</strong> angehäufelt wer<strong>de</strong>n. Damit verbessert sich die Unkrautregulierung in <strong>de</strong>r Reihe. Technisch<br />
ist dies durch steilere Anstellwinkel <strong>de</strong>r Hackwerkzeuge, höhere Fahrgeschwindigkeit o<strong>de</strong>r<br />
kleine aufgeschweißte Streichbleche auf <strong>de</strong>n Hackwerkzeugen zu erreichen. Die größeren Reihenabstän<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Erbsen verlängern die mögliche Pflegezeit mit <strong>de</strong>r Hacke, da das Verranken<br />
entsprechend später erfolgt.<br />
Um Beschädigungen an Maschinenteilen zu verhin<strong>de</strong>rn, sind nach <strong>de</strong>m letzten Striegeln o<strong>de</strong>r<br />
Hacken die Steine von <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>noberfläche abzusammeln. Trotz guter Standfestigkeit <strong>de</strong>r<br />
Erbsensorten muss je nach Witterung auch mit Lager gerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Ernte<br />
Geerntet wird in <strong>de</strong>r Regel mit <strong>de</strong>m Mähdrescher. Unter beson<strong>de</strong>rs ungünstigen Anbau- <strong>und</strong> Klimabedingungen<br />
tritt Lager zur Ernte <strong>de</strong>r Erbsen auf. Dies kann auch Erbsen <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen standfesten<br />
Sorten betreffen. Beson<strong>de</strong>rs gefähr<strong>de</strong>t sind jedoch langstrohige Sorten älteren Typs, aber<br />
auch Grünfutter- o<strong>de</strong>r Gemüseerbsen, wenn sie zur Saatgutgewinnung gedroschen wer<strong>de</strong>n<br />
sollen. Für diesen Fall können spezielle Ährenheber mit weitem Niveauausgleich am Schneidwerk<br />
montiert wer<strong>de</strong>n. Unter schwierigen Erntebedingungen liegen die Verluste am Mähdrescher<br />
mit Standardschneidwerk bei 4 dt/ha. Für extrem lagern<strong>de</strong> Bestän<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> eine Pick-up für<br />
<strong>de</strong>n Mähdrescher entwickelt, die mit ihren gefe<strong>de</strong>rten, langsam über <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n Zinken<br />
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die Erbsenstängel nicht abschnei<strong>de</strong>t, son<strong>de</strong>rn abbricht <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Einzugschnecke zuführt. Abgereiftes,<br />
brüchiges Stroh ist dabei eine wichtige Erntevoraussetzung. Die Aufnahme von Er<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />
Steinen ist dann gering, <strong>und</strong> grüne Unkrautpflanzen wer<strong>de</strong>n nicht mitgeerntet, so dass hohe Flächenleistungen<br />
möglich sind. Obwohl die Investition für diese Technik Größenordnungen eines<br />
Standardschneidwerkes erreicht, dürfte in Extremfällen diese Pick-up die beste Erntemöglichkeit<br />
darstellen <strong>und</strong> dann schnell eine Anschaffung rechtfertigen.<br />
Quelle<br />
Dieser Beitrag wur<strong>de</strong> weitgehend aus <strong>de</strong>r nachfolgend aufgeführten Broschüre <strong>de</strong>r Sächsischen<br />
Lan<strong>de</strong>sanstalt für Landwirtschaft übernommen. Kleinere Än<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> Kürzungen<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Original wur<strong>de</strong>n vom in <strong>de</strong>r Fußzeile aufgeführten Autor vorgenommen.<br />
Vielen Dank an Herrn Dr. Kolbe für die fre<strong>und</strong>liche Unterstützung <strong>und</strong> Genehmigung zur Nutzung<br />
<strong>de</strong>r Veröffentlichungen <strong>de</strong>r Sächsischen Lan<strong>de</strong>sanstalt für Landwirtschaft.<br />
Körnerleguminosen im Ökologischen Landbau<br />
Sächsische Lan<strong>de</strong>sanstalt für Landwirtschaft<br />
August-Böckstiegel-Straße 1, 01326 Dres<strong>de</strong>n<br />
Fachbereich Bo<strong>de</strong>nkultur <strong>und</strong> Pflanzenbau<br />
Dr. Hartmut Kolbe<br />
Dr. Wolfgang Karalus<br />
Martin Hänsel<br />
Anka Grünbeck<br />
Marina Gramm<br />
Fachbereich Ländlicher Raum, Betriebswirtschaft <strong>und</strong> Landtechnik<br />
Britta Arp<br />
Fachbereich Sortenprüfung <strong>und</strong> Feldversuchswesen<br />
Bernd Krelling<br />
Internet: www.landwirtschaft.sachsen.<strong>de</strong>/lfl<br />
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