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10 Mobilisation des adipösen Patienten

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Physiotherapie<br />

Med Klin Intensivmed Notfmed 2017 · 112:53–58<br />

DOI <strong>10</strong>.<strong>10</strong>07/s00063-015-0139-3<br />

Eingegangen: 4. März 2015<br />

Überarbeitet: 14. August 2015<br />

Angenommen: 24. November 2015<br />

Online publiziert: 24. Februar 2016<br />

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016<br />

Redaktion<br />

M. T. Geier, München<br />

K. Stöver, Leipzig<br />

S. Klarmann · J. Klocke<br />

Zentrale Einrichtung Physiotherapie (ZEPT), Universitätsklinikum Schleswig Holstein (UKSH), Campus Kiel,<br />

Kiel, Deutschland<br />

<strong>Mobilisation</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>adipösen</strong> <strong>Patienten</strong><br />

Steigende Anforderungen an<br />

Personal und Ausstattung<br />

Die Zahl der an Adipositas leidenden<br />

Menschen steigt stetig. Was zunächst<br />

als Gesundheitsgefährdung<br />

erscheint, gilt laut Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) als chronische<br />

Erkrankung. Die <strong>Patienten</strong>klientel<br />

im klinischen Bereich verändert<br />

sich – <strong>Patienten</strong> werden zunehmend<br />

schwergewichtiger. Diese Entwicklung<br />

hat weitreichende Auswirkungen<br />

auf ihre Versorgung und<br />

stellt die Kliniken in Bereichen der<br />

Diagnostik, Behandlung und Logistik<br />

vor Probleme.<br />

Prävalenz und Epidemiologie<br />

der Adipositas<br />

Im Jahr 1997 erkannte die WHO<br />

Adipositas als eine chronische Erkrankung<br />

an. Sie wird anhand <strong>des</strong> sog.<br />

Body-Mass-Index (BMI) ermittelt, der<br />

eine Bewertung <strong>des</strong> Körpergewichts in<br />

Relation zur Körpergröße ermöglicht und<br />

mit der Formel Körpergewicht (kg) geteilt<br />

durch Quadrat der Körpergröße (m 2 ) berechnet<br />

wird. Mithilfe <strong>des</strong> BMI wird eine<br />

Gewichtseinteilung in verschiedene Kategorien<br />

möglich (. Tab. 1).<br />

Das Max Rubner-Institut, Bun<strong>des</strong>forschungsinstitut<br />

für Ernährung und<br />

Lebensmittel in Karlsruhe, hat im Auftrag<br />

<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

die Nationale Verzehrstudie erstellt. Hierbei<br />

fiel auf, dass schon unter den Studienteilnehmern<br />

58,2 % ein Körpergewicht<br />

über dem „gesunden“ Normalgewicht<br />

aufwiesen (. Abb. 1; [5]).<br />

Laut Deutscher Adipositas-Gesellschaft<br />

zeigt sich ein Anstieg der<br />

Adipositasprävalenz in den letzten 20<br />

Jahren um 39 % bei Männern und um 44 %<br />

bei Frauen. Adipositas wird bereits als<br />

Epidemie bezeichnet. Nach Schätzungen<br />

der WHO werden im Jahr 2015 über<br />

700 Mio. Menschen an einer krankhaften<br />

Adipositas leiden und mehr als 2,3 Mrd.<br />

weltweit übergewichtig sein [5].<br />

»<br />

Adipositas wird bereits<br />

als Epidemie bezeichnet<br />

Es ist daher davon auszugehen, dass<br />

stationär aufgenommene <strong>Patienten</strong><br />

immer schwergewichtiger werden. Das<br />

Arbeitsfeld und der Arbeitsaufwand von<br />

Physiotherapeuten, Pflegern und anderer<br />

Heilberuflern muss daher ebenso wie die<br />

gesamte Ausstattung entsprechend angepasst<br />

werden.<br />

Adipositas ist ein großer Risikofaktor<br />

für Folgeerkrankungen. In den<br />

letzten Jahren belegten mehrere Untersuchungen,<br />

dass Fettzellen nicht nur als<br />

Energiespeicher dienen, sondern auch<br />

Hormone, darunter Bestandteile <strong>des</strong><br />

Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems<br />

(RAAS), produzieren. Durch eine Reihe<br />

von biochemischen Reaktionen vermittelt<br />

das RAAS eine Gefäßverengung und die<br />

Förderung der Wasserrückresorption,<br />

wodurch der Blutdruck steigt [<strong>10</strong>]. Den<br />

Fettzellen kann somit eine herausragende<br />

Rolle bei der adipositasassoziierten<br />

Hypertonie zugeschrieben werden [21].<br />

Andere Erkrankungen, wie Diabetes<br />

mellitus Typ 2, Fettstoffwechsel- sowie<br />

Herz-Kreislauf-Störungen, lassen einen<br />

engen Zusammenhang zur Adipositas<br />

erkennen [18]. In einer Studie aus dem<br />

Jahr 20<strong>10</strong> wurde ferner gezeigt, dass das<br />

Gehirn bei Adipösen im Vergleich zu<br />

Normalgewichtigen deutlich atrophiert<br />

war. Adipositas könnte somit in einem<br />

direkten Zusammenhang zur Entstehung<br />

von Demenz stehen [23].<br />

Ursachen<br />

Zweifellos entsteht Adipositas u. a. aus<br />

einem Missverhältnis von Energiezufuhr<br />

und -verbrauch. Die Gründe, warum die<br />

Bevölkerung immer dicker wird, sind<br />

multifaktoriell. Zum einen wird vermutet,<br />

dass die Veranlagung, eine Adipositas<br />

zu entwickeln, genetisch bedingt ist [9].<br />

Auch können hormonelle Erkrankungen,<br />

wie z. B. Hyperthyreose, Ursache für die<br />

Entstehung von Adipositas sein. Zahlreiche<br />

Studien belegen zudem, dass das<br />

familiäre Umfeld bei der Entstehung<br />

Tab. 1 Gewichtskategorien<br />

Kategorie<br />

Body-Mass-Index<br />

(kg/m 2 )<br />

Starkes Untergewicht < 16<br />

Mäßiges Untergewicht 16 bis 17<br />

Leichtes Untergewicht 17 bis 18,5<br />

Normalgewicht 18,5 bis 25<br />

Präadipositas 25 bis 30<br />

Adipositas Grad 1 30 bis 35<br />

Adipositas Grad 2 35 bis 40<br />

Adipositas Grad 3 ≥ 40<br />

Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 1 · 2017 |<br />

53


Physiotherapie<br />

Infobox 1 Mögliche Ursachen<br />

für die Entstehung von Adipositas<br />

55Familiäre Disposition, genetische<br />

Ursachen<br />

55Lebensstil (z. B. Bewegungsmangel,<br />

Fehlernährung)<br />

55Ständige Verfügbarkeit von Nahrung<br />

55Schlafmangel<br />

55Stress<br />

55Depressive Erkrankungen<br />

55Niedriger Sozialstatus<br />

55Essstörungen (z. B. „binge eating<br />

disorder“, „night eating disorder“)<br />

55Endokrine Erkrankungen (z. B. Hypothyreose,<br />

Cushing-Syndrom)<br />

55Medikamente (z. B. Antidepressiva,<br />

Neuroleptika, Phasenprophylaktika,<br />

Antiepileptika, Antidiabetika, Glukokortikoide,<br />

einige Kontrazeptiva, β-Blocker)<br />

55Andere Ursachen (z. B. Immobilisierung,<br />

Schwangerschaft, Nikotinverzicht)<br />

der Adipositas eine große Rolle spielt. In<br />

Untersuchungen wurde nachgewiesen,<br />

dass Mitglieder sozial schwacher Familien<br />

gefährdeter sind, an Adipositas zu erkranken,<br />

als Mitglieder besser gestellter<br />

Familien [14]. Offenbar existiert ein Zusammenhang<br />

zwischen sozialem Status<br />

und Gesundheitsverhalten, das das Essverhalten<br />

impliziert [17]. In einer Überflussgesellschaft<br />

wie in Deutschland<br />

wundert es nicht, dass ein ungesun<strong>des</strong><br />

Essverhalten schnell zu einem Missverhältnis<br />

zwischen Energiezufuhr und<br />

Energieabbau führt.<br />

»<br />

Die Entstehung<br />

von Adipositas ist<br />

multifaktoriell bedingt<br />

Weitere Gründe liegen in den veränderten<br />

(Freizeit-)Interessen. Körperliche Bewegung<br />

wird in der modernen Gesellschaft<br />

gern durch Sitzen vor dem Fernseher<br />

oder durch den Konsum von Unterhaltungsspielen<br />

der Elektronikbranche<br />

ersetzt. Eine Freizeitgestaltung mit Sportangeboten<br />

findet immer weniger statt<br />

[1]. Dieser Lebensstil ist durch eine erhöhte<br />

Energiezufuhr einhergehend mit<br />

einem reduzierten Energieverbrauch<br />

gekennzeichnet und bildet somit u. a.<br />

eine Grundlage für die Entstehung der<br />

Adipositas.<br />

Infobox 2 Fragen zur<br />

adäquaten Ausstattung eines<br />

Krankenhaus im Hinblick auf die<br />

Behandlung adipöter <strong>Patienten</strong><br />

55Wie groß ist die Tragfähigkeit eines<br />

Krankenbettes?<br />

55Wie groß ist die Traglast <strong>des</strong> Aufzugs?<br />

55Reichen die Türbreiten für überbreite<br />

Betten aus?<br />

55Ist der Operationsbereich stark adipöse<br />

<strong>Patienten</strong> ausgestattet?<br />

55Ist Spezialequipment (passende Blutdruckmanschetten,<br />

Lagerungshilfen,<br />

Gehhilfen, Toilettenstuhl, Sanitäreinrichtungen<br />

usw.) vorhanden?<br />

55Sind Einrichtungen zur Diagnostik an das<br />

Gewicht adipöser <strong>Patienten</strong> angepasst<br />

(CT/MRT)? [25]<br />

Im Rahmen der Therapie ist daher<br />

eine Umstellung <strong>des</strong> Lebensstils der<br />

<strong>adipösen</strong> <strong>Patienten</strong> in Kombination mit<br />

der Implementierung ausreichender und<br />

effizienter Bewegung anzustreben, um<br />

die Energiebilanz gesundheitsfördernd<br />

anzugleichen. Die deutsche Bun<strong>des</strong>regierung<br />

hat im Jahr 2008 die „Initiative<br />

für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“<br />

gegründet, um das Bewusstsein<br />

für einen gesunden Lebensstil zu fördern<br />

[4].<br />

Möglichen Ursachen für die Entstehung<br />

von Adipositas [3] sind in Infobox<br />

1 zusammengefasst.<br />

Notwendige Klinikausstattung<br />

Im Hinblick auf die eingangs erwähnten<br />

Zahlen wird deutlich, dass das Übergewicht<br />

in Deutschland „normaler“ ist, als<br />

das Normalgewicht. Doch was bedeutet<br />

das für die Akutkrankenhäuser? Hier<br />

steht das Personal oft vor unerwarteten<br />

Problemen. So muss beispielsweise eine<br />

adäquate räumliche wie apparative Ausstattung<br />

vorhanden sein (Infobox 2).<br />

Spezialbetten für Adipöse können bis<br />

zu 550 kg schwer und 1,30 m breit sein.<br />

Sie sind somit viel breiter als herkömmliche<br />

Betten und entsprechen möglicherweise<br />

nicht der Standardbreite von<br />

Zimmertüren. Fahrstühle haben häufig<br />

eine begrenzte Tragkraft. Es muss sichergestellt<br />

sein, sie auch dem Gewicht eines<br />

<strong>adipösen</strong> <strong>Patienten</strong> mit Bett und begleitendem<br />

Personal standhält. Gleiches<br />

gilt für die statischen Gegebenheiten in<br />

den Räumen.<br />

Des Weiteren muss der Ablauf in<br />

Notfallsituationen sichergestellt sein.<br />

Mögliche Wege für das extrabreite Bett<br />

müssen bekannt und ein Spezialbett in<br />

der Notaufnahme vorhanden sein. Auch<br />

die Ausstattung in den Zimmern ist zu gegebenenfalls<br />

anzupassen. Einrichtungsund<br />

notwendige Ausrüstungsgegenstände<br />

wie Toilettenstühle, die ein großes<br />

Gewicht tragen können, müssen zur Verfügung<br />

stehen und Toiletten in Nasszellen<br />

müssen für das Gewicht von <strong>adipösen</strong><br />

<strong>Patienten</strong> zugelassen sein [12].<br />

Die Pflege und die Physiotherapie<br />

sind bei <strong>adipösen</strong> <strong>Patienten</strong> im Vergleich<br />

zu Normalgewichtigen zweifelsohne<br />

aufwendiger. Es stehen oft keine<br />

ausreichenden personellen Ressourcen<br />

zur Verfügung, um adäquate Pflegemaßnahmen<br />

und wirkungsvolle effektive<br />

physiotherapeutische Maßnahmen umzusetzen.<br />

»<br />

Es stehen oft keine<br />

ausreichenden personellen<br />

Ressourcen zur Verfügung<br />

Auf der Intensivstation kommt erschwerend<br />

hinzu, dass <strong>Patienten</strong> häufig<br />

nicht in der Lage sind, aktiv mitzuhelfen.<br />

Es wird zusätzliches Personal benötigt, um<br />

einen <strong>adipösen</strong> <strong>Patienten</strong> beispielsweise zur<br />

Pflege auf die Seite zu drehen und zu lagern.<br />

Die steigende Zahl adipöser <strong>Patienten</strong> und<br />

der damit verbundene höhere Arbeitsaufwand<br />

lässt die Schlussfolgerung zu, dass<br />

auch die Anzahl <strong>des</strong> Pflegepersonals und<br />

der Physiotherapeuten entsprechend ansteigen<br />

müsste. Eine Studie <strong>des</strong> Deutschen<br />

Instituts für Pflege zeigt aber, dass die Zahl<br />

der angestellten Vollzeitpflegekräfte in<br />

den Jahren von 1995–2012 um 11,44 % gesunken<br />

ist.<br />

Im Jahr 2012 hat das statistische<br />

Bun<strong>des</strong>amt die Zahlen der in deutschen<br />

Kliniken beschäftigten Physiotherapeuten<br />

veröffentlicht, die entsprechend in<br />

den Kontext zu setzen sind: Ende <strong>des</strong><br />

Jahres 2012 gab es in Deutschland 2017<br />

Krankenhäuser. Nur 71,7 % dieser Häuser<br />

beschäftigten Physiotherapeuten; insgesamt<br />

waren hier 17.463, davon 47% in<br />

Teilzeit, tätig. Physiotherapeuten machen<br />

54 | Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 1 · 2017


Zusammenfassung · Abstract<br />

damit 2 % aller Beschäftigten in deutschen<br />

Kliniken aus. Hieraus lässt sich ableiten,<br />

dass die Personaldecke im Bereich der<br />

Physiotherapie bereits im Jahr 2012 viel<br />

zu dünn war, um eine adäquate Versorgung<br />

gewährleisten zu können.<br />

Um die <strong>Patienten</strong>klientel der <strong>adipösen</strong><br />

<strong>Patienten</strong> gut und v. a. in Bezug auf die<br />

<strong>Mobilisation</strong> risikoarm zu behandeln,<br />

wird speziell bariatrisch geschultes und<br />

ausreichend ausgebildetes Personal im<br />

multiprofessionellen Team sowie eine<br />

entsprechend ausgestattete Station mit<br />

bariatrischen Hilfsmitteln gebraucht. Nur<br />

so kann einem prolongierten Intensiv- und<br />

Krankenhausaufenthalt entgegengewirkt<br />

und der Patient adäquat und sicher betreut,<br />

respektive mobilisiert werden.<br />

Die Behandlung beeinflussende<br />

Bedingungen<br />

Psychologische Faktoren<br />

Adipositas ist in der Gesellschaft meist<br />

mit negativen Vorurteilen belastet. Das<br />

Selbstvertrauen adipöser Menschen ist<br />

dadurch sehr gering. Sie haben Angst<br />

vor Stürzen und trauen sich oft nicht<br />

zu, alleine ihr Bett zu verlassen. Durch<br />

das lange Liegen fehlt diesen <strong>Patienten</strong><br />

der innere Antrieb und sie sehen keinen<br />

Nutzen in der <strong>Mobilisation</strong>. Sie wollen sie<br />

einfach nicht. Hinzu kommen der Verlust<br />

der funktionellen Bewegung und eine eingeschränkte<br />

Muskelkraft. Diese <strong>Patienten</strong><br />

sind oftmals psychisch vorbelastet und<br />

dadurch für Erkrankungen, wie Depressionen<br />

o. ä., anfälliger<br />

»<br />

Das Selbstvertrauen adipöser<br />

Menschen ist sehr gering<br />

Sikorski untersuchte die Auswirkungen<br />

von Vorurteilen und negativen Haltungen<br />

auf Menschen mit Adipositas und fasste<br />

ihre Ergebnisse wie folgt zusammen: „Wir<br />

finden viele Risikofaktoren, die im Bereich<br />

psychischer Störungen etabliert und bei<br />

Menschen mit Adipositas stark ausgeprägt<br />

sind. Diese Risikofaktoren sind nicht etwas<br />

Spezielles für diese Gruppe, aber Menschen<br />

mit Adipositas scheinen, auch aufgrund<br />

von Stigmatisierung, eine erhöhte Häufigkeit<br />

dieser Faktoren aufzuweisen“ [11].<br />

Med Klin Intensivmed Notfmed 2017 · 112:53–58<br />

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016<br />

Wirtschaftliche Faktoren<br />

Für das Gesundheitssystem hat die Entwicklung<br />

dieser <strong>Patienten</strong>klientel weitreichende<br />

Folgen. Die medizinische Versorgung<br />

der Folgeerkrankungen nimmt<br />

eine zentrale Bedeutung in der Kostenverteilung<br />

<strong>des</strong> Gesundheitssystems ein.<br />

Eine Stichprobe im Jahr 2013 an der Universität<br />

Hamburg, Fakultät für Recht und<br />

Wirtschaft, ergab, dass die durchschnittlichen<br />

Gesundheitskosten für nichtadipöse<br />

<strong>Patienten</strong> im Quartal 545,20 € betragen.<br />

Ein adipöser Patient mit einem BMI<br />

zwischen 30 und 35 kostet das Gesundheitssystem<br />

im Durchschnitt pro Quartal<br />

861,76 €, ein Patient mit einem BMI über<br />

40 durchschnittlich 995,12 €. Werden<br />

diese Mehrkosten auf die Prävalenz der<br />

Adipositas bezogen, belastet die Adipositas<br />

DOI <strong>10</strong>.<strong>10</strong>07/s00063-015-0139-3<br />

S. Klarmann · J. Klocke<br />

<strong>Mobilisation</strong> <strong>des</strong> <strong>adipösen</strong> <strong>Patienten</strong>. Steigende<br />

Anforderungen an Personal und Ausstattung<br />

Zusammenfassung<br />

Die stetig steigende Zahl übergewichtiger<br />

und adipöser Menschen in Deutschland<br />

führt zwangsläufig zu einer Neuausrichtung<br />

der Arbeit von Pflegekräften und<br />

Therapeuten in Krankenhäusern. Um den<br />

steigenden Anforderungen zeitgemäß<br />

und interprofessionell im Team gerecht zu<br />

werden, müssen die Schwerpunkte in der<br />

Versorgung adipöser <strong>Patienten</strong> neu definiert<br />

werden. Hierbei ist der Arbeitsschutz der Angestellten<br />

nicht außer Acht zu lassen und<br />

muss mit größter Sensibilität betrachtet<br />

werden.<br />

Mobilization of obese patients. Increasing<br />

demands on personnel and equipment<br />

Abstract<br />

The number of overweight people in Germany<br />

is constantly increasing, thus, forcing nurses<br />

and therapists to adjust to new challenges<br />

in patient care. Therefore, it is necessary<br />

to redefine the methods and goals in treating<br />

obese people. Working in an interprofessional<br />

team, using state of the art techniques,<br />

seems to be of crucial importance in<br />

facing the complex treatment that is associated<br />

with these patients. The occupational<br />

safety and health of personnel is of utmost<br />

importance.<br />

In diesem Beitrag werden die bei der Versorgung<br />

adipöser <strong>Patienten</strong> auftretenden<br />

Probleme erörtert und die Konsequenzen der<br />

steigenden Anforderungen für das Personal<br />

betrachtet. Außerdem werden Möglichkeiten<br />

zur deutlichen Erleichterung der Arbeit für<br />

das Personal aufgezeigt.<br />

Schlüsselwörter<br />

Körpergewicht und Umfang · Body-Mass-<br />

Index · Lebensstil · Physiotherapietechniken ·<br />

Ökonomische Evaluierung<br />

In this article, the problems associated<br />

with patient care and consequences<br />

for medical staff are considered. Finally,<br />

possibilities to facilitate work in treating<br />

obese patients are discussed.<br />

Keywords<br />

Body weights and measures · Body<br />

mass index · Life style · Physical therapy<br />

techniques · Economic evaluation<br />

das deutschen Gesundheitswesen mit<br />

20,26 Mrd. € pro Jahr [7, 20].<br />

Klinikinterne Faktoren<br />

Auch in den diagnostischen Möglichkeiten<br />

zeigen sich häufig erhebliche<br />

Einschränkungen. Adipöse <strong>Patienten</strong><br />

haben den Anspruch und das Recht auf<br />

möglichst beste Diagnostik und Versorgung.<br />

Leider stellt sich die innerklinische<br />

Diagnostik unter Einbeziehung<br />

von Röntgen-, Ultraschall- und<br />

Magnetresonanztomographie(MRT)-<br />

Untersuchung usw. je nach <strong>Patienten</strong>gewicht<br />

und -konfiguration schwieriger<br />

dar. Hinzu kommt, dass die apparative<br />

Ausrüstung der Kliniken in der Regel<br />

eine Zulassung bis 150 kg aufweist, die<br />

in einigen Fällen deutlich überschritten<br />

Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 1 · 2017 |<br />

55


Physiotherapie<br />

wird. Besonders gravierend zeigen sich<br />

die Ausstattungsmängel im Hinblick auf<br />

die Versorgung adipöser <strong>Patienten</strong> in der<br />

Notfallsituation [19].<br />

»<br />

Adipositas<br />

20,8%<br />

Übergewicht<br />

37,4%<br />

Untergewicht<br />

1,4%<br />

Die apparative<br />

Ausstattung muss für die<br />

höhere Gewichtsbelastung<br />

zugelassen sein<br />

In der klinischen Planung müssen für<br />

adipöse <strong>Patienten</strong> längere Operationszeiten<br />

eingeplant und es muss berücksichtigt<br />

werden, dass der operative Zugang<br />

aufgrund der schlechteren Übersicht<br />

problematischer sein können. Außerdem<br />

muss ausreichend Personal zur Versorgung<br />

und Betreuung <strong>des</strong> <strong>Patienten</strong> zur<br />

Verfügung stehen [13, 16, 22].<br />

Die Durchführung der erforderlichen<br />

postoperativen Nachsorge, z. B. bei belastungsstabilen<br />

Frakturen, erweist sich<br />

ebenfalls als problematisch. Gemäß den<br />

ärztlichen Vorgaben, dürfen <strong>Patienten</strong><br />

das operierte Bein mit halbem Körpergewicht<br />

belasten. Ist diese Belastung unabhängig<br />

von BMI und Körpergewicht?<br />

Dürfen <strong>Patienten</strong> mit einem BMI von 73<br />

das Bein trotzdem mit halbem Körpergewicht<br />

belasten? Oder gelten diese<br />

Angaben vielleicht nur für normalgewichtige<br />

<strong>Patienten</strong>? Wie sieht es bei<br />

Beckenfrakturen aus, wenn das Gewicht,<br />

das vertikal auf die Fraktur wirkt, entsprechend<br />

größer ist?<br />

Klinische Rahmenbedingungen<br />

Im klinischen Alltag tritt immer wieder<br />

die Situation auf, dass <strong>Patienten</strong> nur<br />

im Beisein der Physiotherapeuten oder<br />

Normalgewicht<br />

40,4%<br />

Pflegenden aufstehen wollen und manche<br />

es auch nur dann können. Das Personal<br />

gelangt hierbei an Grenzen. Nicht jede<br />

Klinik ist auf die Versorgung adipöser<br />

<strong>Patienten</strong> ausgerichtet. Hier fehlt es<br />

nicht nur an Personal, sondern oft an der<br />

passenden Ausstattung. Es ist unabdingbar,<br />

dass eine Klinik mit Hilfsmitteln<br />

ausgestattet ist, die für die <strong>Mobilisation</strong><br />

adipöser <strong>Patienten</strong> benötigt werden. Auf<br />

den Stationen müssen entsprechende<br />

Rollbretter, Liftsysteme, bariatrische Gehhilfen,<br />

Rollstühle und Rollatoren sowie<br />

entsprechende Waagen für diese Gewichtsklassen<br />

zur Verfügung stehen. Angepasste<br />

Stühle (z. B. Thekla® 3 für 200 kg<br />

und mehr, Hanse Medizintechnik, Ratekau)<br />

sollten zur <strong>Mobilisation</strong> vorhanden<br />

sein [25]. Ein Patient, der das Ziel vor<br />

Augen hat, z. B. in einem Stuhl zu sitzen,<br />

ist stärker motiviert und die <strong>Mobilisation</strong><br />

wird somit leichter ablaufen.<br />

»<br />

Untergewicht<br />

Normalgewicht<br />

Übergewicht<br />

Adipositas<br />

Abb. 1 9 Gewichtsverteilung<br />

der deutschen<br />

Bevölkerung. (Aus [5])<br />

Die <strong>Mobilisation</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Patienten</strong> muss multiprofessionell<br />

vorbereitet werden<br />

Das Personal muss die <strong>Mobilisation</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Patienten</strong> multiprofessionell vorbereiten<br />

und sog. Abbruchkriterien sollten im Vorfeld<br />

festgelegt werden [6]. Das Team weiß<br />

somit, wann unterstützend eingegriffen<br />

oder evtl. abgebrochen werden muss. Der<br />

sichere Umgang mit allen vorhandenen<br />

Geräten und Hilfsmitteln (der eine fachgerechte<br />

Einweisung voraussetzt) gilt als<br />

eine der Grundlagen für eine sichere und<br />

erfolgreiche <strong>Mobilisation</strong>.<br />

Die Spezialbetten für Adipöse sind<br />

mit Funktionen ausgestattet, die die<br />

<strong>Mobilisation</strong> bereits im Bett erheblich<br />

erleichtern. Sofern notwendig und vorhanden<br />

kann ein geeignetes Liftsystem für<br />

den <strong>Patienten</strong>transfer eingesetzt werden.<br />

Ein <strong>Patienten</strong>transport in Spezialbetten<br />

ist im Vorfeld gründlich zu planen. Dabei<br />

fließen Überlegungen zu ausreichenden<br />

Türbreiten, zur Verfügung stehenden<br />

Fahrstühlen und zu ausreichendem<br />

Personal ein. Eine sichere Verlegung eines<br />

<strong>adipösen</strong> <strong>Patienten</strong> erfordert eine gründliche<br />

Organisation und gute Logistik [25].<br />

Zielgerichtete multiprofessionelle<br />

Teamarbeit<br />

Zur <strong>Mobilisation</strong> eines <strong>adipösen</strong> <strong>Patienten</strong><br />

ist zweifelsohne, wie schon mehrfach betont,<br />

ein multiprofessionelles Team erforderlich.<br />

Die verschiedenen Berufsgruppen<br />

und der Patient arbeiten sehr eng<br />

zusammen. Im Klinikalltag ist es daher<br />

wichtig, dass sich das gesamte Team gemeinsame<br />

Ziele in der Versorgung zur<br />

bestmöglichen Förderung und Therapie<br />

der <strong>Patienten</strong> setzt.<br />

Psychische Ebene<br />

Zur Erreichung der anvisierten Ziele ist<br />

die psychische Ebene <strong>des</strong> <strong>Patienten</strong> in<br />

die Therapie einzubeziehen. Es gilt, das<br />

Selbstwertgefühl <strong>des</strong> <strong>Patienten</strong> zu stärken.<br />

Die Fokussierung auf Probleme sollte umgelenkt<br />

und Faktoren, die seine Mobilität<br />

einschränken, aus dem Mittelpunkt genommen<br />

werden. Von großer Bedeutung<br />

ist diesbezüglich eine angemessene Stressverarbeitung<br />

sowie eine gute Motivation<br />

von Patient und Team [6, 8].<br />

Psychosoziale Ebene<br />

Gelingt es, die gemeinsamen Ziele<br />

<strong>des</strong> multiprofessionellen Teams und<br />

<strong>des</strong> <strong>Patienten</strong> zu realisieren, kann die<br />

Lebensqualität <strong>des</strong> <strong>Patienten</strong> gesteigert<br />

werden und er gewinnt an (Selbst)<br />

Sicherheit. Diese Aspekte fördern sein<br />

seelisches Wohlbefinden und seine<br />

Eigenverantwortung, wodurch sich Lerneffekte<br />

leichter sichern lassen. Diese gemeinsamen<br />

Zielsetzungen in der Behandlung<br />

von <strong>adipösen</strong> <strong>Patienten</strong> treffen<br />

auf alle Stationen gleichermaßen zu. Sie<br />

lassen sich unabhängig vom Fachbereich<br />

auf je<strong>des</strong> Team einer beliebigen Station<br />

übertragen [6, 8].<br />

56 | Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 1 · 2017


Technik/Hilfsmittel<br />

Patient<br />

Physische Ebene<br />

Natürlich stehen bei <strong>adipösen</strong> <strong>Patienten</strong><br />

– wie auch bei Normalgewichtigen – die<br />

physischen Aspekte in ihrer Versorgung<br />

im Vordergrund. Sie werden im Vergleich<br />

zu den bereits genannten Ebenen<br />

allerdings je nach Berufssparte unterschiedlich<br />

betrachtet.<br />

Mit Blick auf die Physiotherapie sind<br />

hier die Verbesserung von Lungenfunktion,<br />

funktioneller Bewegung und<br />

Muskelfunktion, das Erarbeiten von Koordination<br />

und Gleichgewicht, die verbesserte<br />

Mobilität und besonders die<br />

Bewältigung der Aktivitäten <strong>des</strong> täglichen<br />

Lebens (ADL) zu nennen. Diese<br />

Ebenen sind bei der Therapie adipöser<br />

<strong>Patienten</strong> zu berücksichtigen und sollten<br />

im gesamten multiprofessionellen Team<br />

vertreten werden [1].<br />

Möglichkeiten bei der <strong>Mobilisation</strong><br />

Um einen <strong>adipösen</strong> <strong>Patienten</strong> z. B. präund<br />

postoperativ bestmöglich versorgen<br />

zu können, bedarf es einer guten Vorbereitung<br />

und Aufklärung [6]. Letztere<br />

fördert die Compliance und ist somit<br />

Grundvoraussetzung der Therapie.<br />

Außerdem gibt sie Sicherheit und fördert<br />

die Eigenverantwortung in der Mitarbeit.<br />

Eine angst- und stressfreie <strong>Mobilisation</strong><br />

kann zudem durch im Vorfeld vermittelte<br />

Bewegungsabläufe erleichtert werden. Ein<br />

zu operierender Patient sollte z. B. genau<br />

über die postoperativen Optionen der<br />

<strong>Mobilisation</strong> informiert werden.<br />

Eine gute Zusammenarbeit zwischen<br />

dem multiprofessionellem Team und dem<br />

<strong>Patienten</strong> ist die Voraussetzung für ein<br />

bestmögliches Outcome. Das geschulte<br />

Team sollte die Möglichkeit haben,<br />

sich auf die Versorgung eines <strong>adipösen</strong><br />

<strong>Patienten</strong> rechtzeitig einstellen und in<br />

regelmäßigen Abständen Schulungen für<br />

diese <strong>Patienten</strong>klientel durchführen zu<br />

können [6].<br />

»<br />

Kollegen<br />

Abb. 2 9 Beeinflussung<br />

<strong>des</strong> Behandlungsergebnisses<br />

Die Gesundheit <strong>des</strong><br />

Personals darf nicht außer<br />

Acht gelassen werden<br />

Im Rahmen der <strong>Mobilisation</strong> darf die<br />

Gesundheit <strong>des</strong> Personals nicht außer Acht<br />

gelassen werden. Im Vorfeld muss geklärt<br />

sein, welcher <strong>Mobilisation</strong>sschritt mit dem<br />

vorhandenen Material und dem Personal<br />

überhaupt möglich ist. Gerade beim<br />

Umgang mit <strong>adipösen</strong> <strong>Patienten</strong> ist das<br />

rückenschonende Arbeiten zum Schutz<br />

der Angestellten wichtig [1]. Die Sicherheit<br />

beider Seiten ist das oberste Gebot. Es<br />

muss im Vorfeld daher im gesamten Team<br />

geklärt werden, was als <strong>Mobilisation</strong> angesehen<br />

wird und welche Aufgabe der<br />

Einzelne, auch im Notfall, übernimmt, um<br />

ein schnelles Handeln zu garantieren.<br />

Die Realität zeigt, dass in vielen<br />

Kliniken Informationslücken existieren.<br />

Oft ist das Angebot (sinnvoller) Hilfsmittel<br />

nicht bekannt, die ggf. ausgeliehen<br />

werden können, wenn eine Anschaffung<br />

für das Haus nicht infrage kommt. Einige<br />

Hilfsmittel erweisen sich für das rückenschonende<br />

Arbeiten und das Mobilisieren<br />

adipöser <strong>Patienten</strong> als unverzichtbar. Das<br />

Personal muss wissen, welche Ressourcen<br />

zur Verfügung stehen und wie sie zu<br />

nutzen, respektive zu beschaffen sind und<br />

wie ein kurzfristiger Zugang möglich ist<br />

[14].<br />

Die <strong>Mobilisation</strong> eines <strong>adipösen</strong><br />

<strong>Patienten</strong> ist definitiv aufwendiger als die<br />

<strong>Mobilisation</strong> eines Normalgewichtigen,<br />

jedoch ist und bleibt sie sehr wichtig.<br />

Eine ausbleibende <strong>Mobilisation</strong> führt zu<br />

bekannten Folgen, wie Bewegungseinschränkung<br />

und Muskelabbau. Es liegt<br />

in der Natur der Sache, dass adipöse<br />

<strong>Patienten</strong> mehr Massen zu bewegen<br />

haben. Auf der Lunge lastet entsprechend<br />

mehr Gewicht, was die Atemmechanik<br />

erheblich einschränken kann [1, 2]. Immobile<br />

adipöse <strong>Patienten</strong> besitzen ein<br />

großes Risiko für Folgeerkrankungen, wie<br />

z. B. Pneumonien [1].<br />

Die erfolgreiche <strong>Mobilisation</strong> eines<br />

<strong>adipösen</strong> <strong>Patienten</strong> ist von der persönlichen<br />

Ausgangslage <strong>des</strong> <strong>Patienten</strong><br />

und seiner Compliance, seinen Fähigkeiten<br />

zur verbalen und nonverbalen<br />

Kommunikation sowie von der fachliche<br />

Kompetenz der jeweiligen Kollegen<br />

(Physiotherapeuten und Pfleger) abhängig.<br />

Es ist somit festzuhalten, dass eine<br />

gute <strong>Mobilisation</strong> nur zum bestmöglichen<br />

Outcome beitragen kann, wenn sich die<br />

Mitwirkenden auf einer soliden und verständlichen<br />

Basis bewegen (. Abb. 2; [1,<br />

24]).<br />

Kinästhetik<br />

Die Kinästhetik sollte auf adipöse<br />

<strong>Patienten</strong> speziell abgestimmt sein. Hier<br />

besteht noch großer Schulungsbedarf.<br />

So fehlt es an Erfahrung darüber, welche<br />

Körperwahrnehmung adipöse <strong>Patienten</strong><br />

haben und wie man ihnen bestimmte<br />

Bewegungsabläufe, die für Normalgewichtige<br />

Routine sind, vermitteln soll.<br />

Außerdem muss die Handhabung auf das<br />

individuelle Gewicht <strong>des</strong> <strong>Patienten</strong> angepasst<br />

sein.<br />

Fazit für die Praxis<br />

55<strong>Patienten</strong> mit hochgradiger<br />

Adipositas stellen bezüglich der<br />

<strong>Mobilisation</strong> ganz besondere<br />

Anforderungen an das multiprofessionelle<br />

Team.<br />

55Die <strong>Mobilisation</strong> muss mit<br />

professioneller Unterstützung<br />

erfolgen.<br />

55Phasen der Immobilität sollen<br />

möglichst kurz sein, um ein gutes<br />

Outcome zu ermöglichen [1, 24].<br />

55Das Outcome eines <strong>adipösen</strong><br />

<strong>Patienten</strong> wird nicht nur durch das<br />

Übergewicht, sondern auch durch die<br />

damit verbundenen Komplikationen<br />

bestimmt!<br />

Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 1 · 2017 |<br />

57


Korrespondenzadresse<br />

S. Klarmann<br />

Zentrale Einrichtung Physiotherapie (ZEPT),<br />

Universitätsklinikum Schleswig Holstein (UKSH),<br />

Campus Kiel<br />

Arnold-Heller-Str.3, 24<strong>10</strong>5 Kiel<br />

silke.klarmann@uksh.de<br />

Einhaltung ethischer Richtlinien<br />

Interessenkonflikt. S. Klarmann und J. Klocke<br />

geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.<br />

Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen<br />

oder Tieren.<br />

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Stuttgart, S 179<br />

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Fachpflege wissen? In Kuckelt W, Tonner PH (Hrsg)<br />

Jahrbuch Intensivmedizin 2015. Pabst Science<br />

Publishers, Lengerich, S 233<br />

Redaktion<br />

Fachnachrichten<br />

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58 | Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 1 · 2017

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