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Gesamtkunstwerk Expressionismus - Mathildenhöhe

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<strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

<strong>Expressionismus</strong><br />

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Herausgegeben von<br />

Ralf Beil und Claudia Dillmann<br />

Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem<br />

Deutschen Filmmuseum, Frankfurt a. M.<br />

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Grußwort<br />

Das Phänomen des <strong>Expressionismus</strong> zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts basiert wesentlich<br />

auf dem künstlerischen Willen<br />

zum elementaren Aufbruch und Widerspruch.<br />

Um die in Konventionen erstarrte<br />

Gesellschaft des 19. Jahrhunderts und die<br />

Entfremdung des Einzelnen aufzubrechen,<br />

war auch eine Intensivierung des künstlerischen<br />

Ausdrucks vonnöten. Durch die<br />

radikale synästhetische Verbindung von<br />

Kunst, Literatur, Theater, Tanz, Architektur<br />

und Musik hofften die Expressionisten,<br />

so Wassily Kandinsky, »eine besonders<br />

gewaltige Wirkung zu erzielen«. Die wechselseitige<br />

Durchdringung der Künste im<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> war deshalb ein genuines<br />

Anliegen des <strong>Expressionismus</strong> – obwohl<br />

es bislang kaum in den Vordergrund<br />

gerückt wurde.<br />

Dies ändert sich nun von Grund auf: Die interdisziplinäre<br />

Übersichtsschau <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

<strong>Expressionismus</strong>. Kunst, Film, Lite ratur, Theater,<br />

Tanz und Architektur 1905–1925 auf der <strong>Mathildenhöhe</strong><br />

Darmstadt vereint vor dem dramatischen<br />

zeitgeschichtlichen Hintergrund der Jahre<br />

vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg erstmalig<br />

Gemälde, Filmausschnitte, Fotos, Plakate,<br />

Texte, Architekturskizzen, Musikstücke, Zeichnungen,<br />

Skulpturen und Zeitdokumente zu einem<br />

einzigartigen Panorama der expressionistischen<br />

Epoche. Und ist dank ihres umfassenden Themas<br />

eines der zentralen Ereignisse der vom Kulturfonds<br />

Frankfurt RheinMain initiierten Veranstaltungsreihe<br />

Phänomen Expres sionismus.<br />

Wir freuen uns, dass diese Ausstellung<br />

in Darmstadt gewissermaßen auf historischem<br />

Boden stattfindet: Dort haben<br />

Carlo Mierendorff und Kasimir Edschmid<br />

mit den Zeitschriften Die Dachstube und<br />

Das Tribunal expressionistische Publizistik­Geschichte<br />

ge schrieben, dort wurde<br />

1919 als zeitgemäße Künstlervereinigung<br />

die Darmstädter Sezession gegründet –<br />

von niemand Geringerem als Max Beckmann<br />

und Ludwig Meidner.<br />

Wir freuen uns umso mehr, als Hauptförderer für<br />

dieses Projekt auftreten zu dürfen, da es als gewinnbringende<br />

Kooperation zwischen dem Institut<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt und dem Deutschen<br />

Filmmuseum in Frankfurt am Main mit seinen reichen<br />

Beständen an expressionistischer Filmkunst<br />

aufs Beste den Geist dessen verkörpert, was wir<br />

mit dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain erreichen<br />

wollen: eine intensive Vernetzung der Kulturinstitutionen<br />

der Region im Hinblick auf nationale<br />

und internationale Ausstrahlung.<br />

Wir wünschen der Ausstellung den Erfolg,<br />

den sie als Pionierprojekt besonderer<br />

Güte verdient, und allen Besuchern<br />

eine ebenso anregende wie lehrreiche<br />

Begegnung mit dem »<strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

<strong>Expressionismus</strong>«.<br />

Prof. Dr. Herbert Beck<br />

Geschäftsführer<br />

Gemeinnützige Kulturfonds<br />

Frankfurt RheinMain GmbH<br />

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336 374 402 426<br />

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Inhalt 11 Alfred Lichtenstein<br />

12<br />

23<br />

24<br />

26<br />

46<br />

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48<br />

50<br />

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262<br />

266<br />

Ralf Beil<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Wenzel Hablik<br />

Ralf Beil<br />

Jakob van Hoddis<br />

Hugo Ball<br />

Herwarth Walden<br />

Thomas Anz<br />

Leonie Beiersdorf<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Astrid Becker<br />

Georg Heym<br />

Jakob van Hoddis<br />

Wilhelm Simon Guttmann<br />

Justin Hoffmann<br />

Carlo Mierendorff<br />

Rudolf Leonhard<br />

Arbeitsrat für Kunst<br />

Gerald Köhler<br />

Ernst Toller<br />

Steffen Krämer<br />

George Grosz<br />

Ludwig Meidner<br />

Ernst Wilhelm Lotz<br />

Petra Gehring<br />

Anita Berber<br />

und Sebastian Droste<br />

Walter Rheiner<br />

Gottfried Benn<br />

Paul Kornfeld<br />

Camilla Bork<br />

Sonntagnachmittag, 1912<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> <strong>Expressionismus</strong><br />

Vorwort und Dank<br />

Idealprojekt, 1919<br />

»Sehr erfreut über Ihre Filmidee ...«, 1920<br />

»Ein anderes ›Kunstwerk‹ gibt es für mich nicht«<br />

Utopie und Praxis des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s<br />

im <strong>Expressionismus</strong><br />

Kinematograph, 1910<br />

»... ich bin voller Inbrunst und Jubel ...«, 1914<br />

Café Größenwahn, 1911<br />

Die Seele zum Vibrieren bringen!<br />

Konzepte des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s in der Zeit<br />

des <strong>Expressionismus</strong><br />

»… dass Leben und Arbeit eines sind«<br />

Gelebte Utopie bei Ernst Ludwig Kirchner<br />

und Rosa Schapire<br />

Programm der Brücke, 1906<br />

»Wenn die äußeren Stützen zu fallen drohen«<br />

Erster Aufbruch und Schulterschluss<br />

im <strong>Expressionismus</strong> vor 1914<br />

Der Krieg, 1911<br />

Weltende, 1911<br />

Traum, 1911<br />

Vom Sturm zur Revolution<br />

Politik und Kunst nach dem I. Weltkrieg<br />

»Die Zeit fordert heraus! …«, 1918<br />

Der tote Liebknecht, 1919<br />

Flugblatt Arbeitsrat für Kunst, 1919<br />

Zum Raum wird hier der Schmerz<br />

Das expressionistische Theater als<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

Die Wandlung. Im Lazarett, 1919<br />

»Steigerung des Nervenlebens«<br />

Die Großstadt – Fanal und Menetekel der Moderne<br />

Kaffeehaus, 1918<br />

Anleitung zum Malen von Großstadtbildern, 1914<br />

Die Nächte explodieren in den Städten,<br />

1910 – 1914<br />

Rausch ist Wirklichkeit<br />

Kokain, Lust und Tod in Freuds Psychoanalyse<br />

Kokain, 1922<br />

Komm, holder Schnee, 1925<br />

Cocain, 1917<br />

Kokoschka, 1917<br />

Der große Dreiklang von Stimme, Raum und Licht<br />

Das expressionistische <strong>Gesamtkunstwerk</strong> »Oper«<br />

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276<br />

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314<br />

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373<br />

374<br />

400<br />

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498<br />

501<br />

513<br />

510<br />

511<br />

Claudia Dillmann<br />

Ivan Goll<br />

Uli Jung<br />

Joachim Fontaine<br />

Peter Panter<br />

alias Kurt Tucholsky<br />

E. K.<br />

Bernard Rogers<br />

Werner Durth<br />

Erich Mendelsohn<br />

Bruno Taut alias »Glas«<br />

Wolfgang Pehnt<br />

Walter Gropius<br />

Gerda Breuer<br />

Rüdiger Schütt<br />

Erich Lüth<br />

Karl Lorenz<br />

Kurt Tucholsky<br />

Susanne Neubronner<br />

Sie hatten das Kino …<br />

Die Netzwerke im expressionistischen Film<br />

der frühen Weimarer Republik<br />

Das Kinodram, 1920<br />

»Du musst Caligari werden!«<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari und sein<br />

kommerzieller wie künstlerischer Erfolg<br />

Caligari meets Schönberg<br />

Das <strong>Gesamtkunstwerk</strong> von Musik, Kunst und Film<br />

im <strong>Expressionismus</strong><br />

Dr. Caligari, 1920<br />

»... ob Kunst im Film möglich ist, wurde gestern<br />

endgültig entschieden«, 1920<br />

Strawinsky im Lichtspielhaus, 1921<br />

Die Neuerfindung der Welt als gute Wohnung im All<br />

Bruno Taut und die Gläserne Kette<br />

Das hebt sich aus der Tiefe des Meeres, 1911<br />

»Freunde! Prometh! Zacken! ...«, 1920,<br />

Den Brüdern des Sternes Erde<br />

<strong>Expressionismus</strong> – ein deutsches Ereignis?!<br />

Programm des Bauhauses, 1919<br />

»Kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens«<br />

Expressionistisches Handwerk<br />

und <strong>Gesamtkunstwerk</strong> am Bauhaus<br />

Auf der hochtürmenden Woge des <strong>Expressionismus</strong><br />

Die Hamburger Künstlerfeste 1914–1924<br />

Die Tanzschau der Cubicuria. Das Künstlerfest<br />

im Curiohaus, 1924<br />

Lavinia Schulz und Walter Holdt, 1922<br />

Dämmerung, 1920<br />

Anhang<br />

Kleines Lexikon des <strong>Expressionismus</strong><br />

Protagonisten, Institutionen, Bühnen­ und Filmkunstwerke<br />

Verzeichnis der ausgestellten Werke<br />

Ausgewählte Literatur<br />

Die Autoren<br />

Namen­ und Sachregister<br />

Leihgeber und Dank<br />

Bildnachweis<br />

Impressum<br />

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Nerven, 1919 (Detail), Regie: Robert Reinert, ausbelichtetes Filmbild,<br />

Filmmuseum München<br />

10<br />

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Alfred Lichtenstein, Sonntagnachmittag, 1912,<br />

Erstveröffentlichung: Alfred Lichtenstein,<br />

Die Dämmerung. Gedichte, Berlin 1913<br />

Auf faulen Straßen lagern Häuserrudel,<br />

Um deren Buckel graue Sonne hellt.<br />

Ein parfümierter, halbverrückter kleiner Pudel<br />

Wirft wüste Augen in die große Welt.<br />

In einem Fenster fängt ein Junge Fliegen.<br />

Ein arg beschmiertes Baby ärgert sich.<br />

Am Himmel fährt ein Zug, wo windge Wiesen liegen;<br />

Malt langsam einen langen dicken Strich.<br />

Wie Schreibmaschinen klappen Droschkenhufe.<br />

Und lärmend kommt ein staubger Turnverein.<br />

Aus Kutscherkneipen stürzen sich brutale Rufe.<br />

Doch feine Glocken dringen auf sie ein.<br />

In Rummelplätzen, wo Athleten ringen,<br />

Wird alles dunkler schon und ungenau.<br />

Ein Leierkasten heult und Küchenmädchen singen.<br />

Ein Mann zertrümmert eine morsche Frau.<br />

Sonntagnachmittag<br />

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11


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Ralf Beil<br />

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14<br />

»Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche<br />

Bücher lesen, die einen beißen und stechen.<br />

Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit<br />

einem Faustschlag auf den Schädel weckt,<br />

wozu lesen wir dann das Buch?«<br />

Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak,<br />

27. Januar 1904<br />

Dieses Buch soll ebenso wie die Ausstellung,<br />

die es begleitet, provozieren und polarisieren.<br />

Es soll zur Diskussion anregen und neue Horizonte<br />

eröffnen: Es geht um nicht weniger als<br />

eine Neuentdeckung des <strong>Expressionismus</strong> jenseits<br />

der sattsam ausgetretenen Pfade von Forschung<br />

und Ausstellungsaktivitäten. Zum ersten<br />

Mal untersuchen eine Ausstellung und eine Publika<br />

tion die umfassenden Gesamtkunst werks bestrebungen<br />

im <strong>Expressionismus</strong> zwischen 1905<br />

und 1925, dem Gründungsjahr der Künstlergruppe<br />

Brücke in Dresden und dem Jahr der<br />

Ausstellung Neue Sachlichkeit in der Kunsthalle<br />

Mannheim, das eine bis heute gültige Zäsur<br />

setzt. 1 Der chronologischen Breite entspricht<br />

eine größtmögliche topografische Weite der<br />

Untersuchung im deutschsprachigen Raum: Es<br />

geht nicht nur um die einschlägigen Expressionisten­Hochburgen<br />

Dresden, Berlin, Wien und<br />

München, sondern auch um Hamburg, Itzehoe,<br />

Frankfurt am Main und Darmstadt.<br />

Der <strong>Gesamtkunstwerk</strong>sgedanke vereint Künstler<br />

aller Gattungen und Gruppierungen in jener<br />

Zeit – die Akteure der Brücke und des Blauen<br />

Reiters verfolgen ihn ebenso wie die Mitglieder<br />

des Sturm­Kreises, der Gläsernen Kette oder<br />

des Arbeitsrats für Kunst. Die Thematik des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s<br />

ermöglicht deshalb zugleich ein<br />

kulturhistorisches Panorama 2 und eine Innenansicht<br />

des <strong>Expressionismus</strong> in den zwanzig dramatischen<br />

Krisenjahren vor, während und nach<br />

dem Ersten Weltkrieg. Genuines Ziel der ambitionierten<br />

Unternehmung ist es, eine eklatante Forschungslücke<br />

zwischen dem oft apostrophierten<br />

»<strong>Gesamtkunstwerk</strong> Wien« 3 und dem fatalen »<strong>Gesamtkunstwerk</strong>«<br />

des Dritten Reiches 4 zu schließen<br />

und das <strong>Gesamtkunstwerk</strong>sdenken in seiner<br />

originär expressionistischen Ausprägung im Bewusstsein<br />

von Wissenschaft wie Öffentlichkeit zu<br />

verankern. Dabei gilt es insbesondere, die einmalige<br />

Aktionsbasis der Bewegung des <strong>Expressionismus</strong><br />

auf eine Einheit der Künste hin aufzuzeigen:<br />

die zahlreichen Mehrfachbegabungen sowie<br />

die wesentlichen personellen Verflechtungen<br />

und Vernetzungen, national wie international. 5<br />

Das »Streben zu einem Gesamt­Kunst ­<br />

werke von Seiten aller Künste« 6 wird nach<br />

der frühesten Erwähnung 1827 in der Ästhetik<br />

oder Lehre von Weltanschauung und<br />

Kunst von Karl Friedrich Eusebius Trahndorff<br />

insbesondere bei Richard Wagner ab<br />

1849 programmatisch zum »Gesammtkunstwerke<br />

der Zukunft [sic!]«, 7 das »prak tisch<br />

nur in der Genossenschaft aller Künstler«,<br />

ihrer »Vereinigung […] nach Zeit und Ort,<br />

zu einem bestimmten Zwecke« 8 vorstellbar<br />

sei, so Wagner. »Der Begriff ›<strong>Gesamtkunstwerk</strong>‹«<br />

wurde seither, wie Harald Szeemann<br />

schon 1983 anlässlich seiner epochalen<br />

Ausstellung Der Hang zum <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

formuliert, »theoretisch nie definiert<br />

und ist nicht nur in der Kunstliteratur zu<br />

einer beliebig verwendbaren Begriffshülse<br />

geworden«. 9<br />

Diese Publikation und die Ausstellung auf der<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt, die sie begleitet, wollen<br />

den Begriff des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s wieder<br />

auf den von Wagner selbst zwar noch nicht vollständig<br />

realisierten, doch immerhin postulierten<br />

Inhalt zurückführen. 10 Der <strong>Expressionismus</strong> mit<br />

seiner kaum überschaubaren Zahl an interdisziplinären<br />

Vereinigungen, Gruppen, Bündnissen und<br />

»Genossenschaften« von Künstlern aller Richtungen<br />

und Sparten scheint ein ideales Terrain für<br />

diese Unternehmung. Im <strong>Expressionismus</strong> findet<br />

der von Wagner geprägte Begriff des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s<br />

der Zukunft zu sich, wird er immer<br />

aufs Neue mit Inhalt gefüllt.<br />

Ausstellung und Publikation könnten an keinem<br />

treffenderen Ort realisiert werden: Das<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong>, das Zusammenspiel der<br />

Künste, ja die Einheit von Kunst und Leben<br />

in einem allumfassenden Lebensreformwerk<br />

sind Kernthemen der <strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt<br />

seit der Gründung der Künstlerkolonie<br />

1899. Schon 1904 entsteht zudem mit den<br />

Bildhauerateliers von Joseph Maria Olbrich<br />

ein richtungweisender Bau mit Backstein<br />

und rotem Ziegeldach, dessen äußeres<br />

Erscheinungsbild Formen expressionistischer<br />

Architektur vorwegnimmt. 11 Seit 1908<br />

wacht der Hochzeitsturm von Olbrich als<br />

protoexpres sionistisches Fanal der Moderne<br />

auf der Anhöhe über dem Ausstellungsgebäude<br />

12 – jenem Ausstellungsgebäude,<br />

in dem 1920 der große Epochenüberblick<br />

Deutscher <strong>Expressionismus</strong> stattfindet 13 und<br />

das auch diesmal, 2010, Schauplatz des<br />

Geschehens ist.<br />

Während bislang stets nur einzelne Künstler<br />

oder Aspekte des expressionistischen Schaffens<br />

unter dem Blickwinkel des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s<br />

wahrgenommen wurden, 14 werden hier<br />

alle Gattungen in ihren besonderen Rollen,<br />

ihrer historischen Bedeutung 15 sowie ihrem<br />

Zusammenspiel im <strong>Gesamtkunstwerk</strong> <strong>Expressionismus</strong><br />

thematisiert.<br />

»<strong>Gesamtkunstwerk</strong> <strong>Expressionismus</strong>« meint<br />

ganz konkret das umfassende utopische<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong>sdenken und dessen – zumindest<br />

partielle – Realisierung im <strong>Expressionismus</strong>.<br />

Neben den bereits bekannten,<br />

individuellen Beiträgen eines Wassily Kandinsky<br />

oder Arnold Schönberg entdeckt die<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt den <strong>Expressionismus</strong><br />

neu als kollektive Bewegung – und dies<br />

vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Gerade<br />

die zweite Phase des <strong>Expressionismus</strong> nach<br />

1918, in der die massiv politisierten Künstler<br />

in einer Zeit radikaler Umbrüche eminent<br />

interdisziplinär gearbeitet haben, wurde bislang<br />

eher vernachlässigt in der Forschung –<br />

so wie das Thema des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s<br />

im <strong>Expressionismus</strong> insgesamt.<br />

Dies verwundert erst einmal nicht: Denn vieles,<br />

was vor und unmittelbar nach dem Krieg projektiert<br />

oder realisiert wurde, war ephemerer Natur.<br />

Vieles ist gar nicht oder nur spärlich dokumentiert,<br />

und wenn, dann meist in entlegenen Zeitschriften<br />

und Broschüren. Bedeutende Werke<br />

wurden nicht selten erst mit großer Zeitverzögerung<br />

in der Öffentlichkeit bekannt. 16 Andererseits<br />

findet der aufmerksame Leser insbesondere in<br />

Briefwechseln, Lebenszeugnissen, Autobiografien<br />

und Zeitdokumenten eine Fülle von Indizien,<br />

dass das bisherige Bild des <strong>Expressionismus</strong> ein<br />

Zerrbild ist, dass sehr viel mehr Zusammenhänge<br />

zwischen den Künstlern und Künsten bestehen<br />

als gemeinhin angenommen. Hat sich der Blick<br />

einmal fokussiert auf das Thema, wird man fündig,<br />

wo immer man ein Buch aufschlägt, eine<br />

Zeitschrift durchblättert oder Noten liest – alles,<br />

fast alles kündet von der großen, allgegenwärtigen<br />

Idee des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s in dieser Zeit.<br />

Um das Projekt nicht phänomenologisch zu<br />

beschränken, geht es – wie schon bei Harald<br />

Szeemann 17 – weniger um eine Theorie oder<br />

Typologie des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s als um eine<br />

Anthologie seiner Utopie und Praxis, allerdings<br />

konzentriert auf die Zeitspanne des <strong>Expressionismus</strong>,<br />

die sich hier erstmals umfassend in ihrer<br />

einmaligen Dichte, ihren Echowirkungen und<br />

ihrer unverwechselbaren Gestalt zeigen kann.<br />

»<strong>Gesamtkunstwerk</strong> <strong>Expressionismus</strong>«: Das meint<br />

neben paradigmatischen Atelierinszenierungen<br />

(Ernst Ludwig Kirchner) und Wohnensembles<br />

(Karl Schmidt­Rottluff für Rosa Schapire) sowie<br />

umfassend zwischen Kunst und Leben tätigen<br />

Künstlern (Rudolf Belling, Wenzel Hablik, Hans<br />

Poelzig, Bruno Taut, Ernst Toller und anderen)<br />

insbesondere auch die kollektiven Kunstwerke,<br />

die dank der enormen Anzahl interdisziplinärer<br />

Netzwerke immer aufs Neue geplant worden<br />

sind. 18 Auch wenn vieles davon letztlich nur aufregende<br />

Idee oder Projektentwurf geblieben ist,<br />

haben Künstler des <strong>Expressionismus</strong> zahlreiche<br />

bis heute beeindruckende <strong>Gesamtkunstwerk</strong>e<br />

rea lisiert, darunter 1920 den ersten expressionistischen<br />

Film überhaupt, Das Cabinet des Dr. Caligari,<br />

oder 1922 die Oper Mörder, Hoffnung der<br />

Frauen von Paul Hinde mith nach dem Drama von<br />

Oskar Kokoschka mit einem expressionistischen<br />

Bühnenbild von Ludwig Sievert. Stets geht es<br />

um eine Synthese der verschiedensten Künste<br />

zur wechselseitigen Durchdringung und Transformation<br />

der Gattungen im bestenfalls absoluten<br />

Kunstwerk, so wie es Bruno Taut mit seinem<br />

Archi tekturschauspiel für symphonische Musik<br />

Der Weltbaumeister von 1919 vorschwebt.<br />

Um das <strong>Gesamtkunstwerk</strong> als synästhetische<br />

Realität erfahrbar zu machen, wird auf der<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt zum ersten Mal die<br />

Ateliernische aus Ernst Ludwig Kirchners Dachwohnung<br />

in Berlin­Friedenau mit ihren realen<br />

Abmessungen und originalen Ausstattungsstücken<br />

rekonstruiert. Wird Rudolf Bellings Architekturmodell<br />

Dreiklang mit der expressionistischen<br />

Musik konfrontiert, die der Bildhauer für<br />

den skulpturalen Orchesterbau vorgesehen hatte.<br />

Wird Tauts Architekturschauspiel im Buchformat<br />

als Raum füllender Film realisiert. Wird<br />

schließlich der expressionistische Film mit der<br />

Realität des zeitgenössischen Bauens konfrontiert,<br />

indem die Bühnenräume von Dr. Mabuse,<br />

der Spieler mit den Fotografien expressionistischer<br />

Großbürgerinterieurs aus Hamburg kurzgeschlossen<br />

werden.<br />

Wesentlich ist, dass so auch die Vielschichtigkeit<br />

des <strong>Expressionismus</strong> sichtbar wird:<br />

Mary Wigmans gestisch­expressiver Hexentanz,<br />

die existenziell­kulturkritischen Tanzmasken<br />

von Lavinia Schulz und Walter Holdt<br />

sowie Anita Berbers nackte Gesellschaftsprovokation<br />

Kokain zeigen am Beispiel des Tanzes<br />

die Komplexität der Ausdrucksformen<br />

und Inhalte im <strong>Expressionismus</strong>. Desgleichen<br />

fin det man in der expressionistischen Architektur<br />

zwischen kristallinem, gotischem und<br />

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1<br />

Otto Arpke und Erich Ludwig Stahl, Plakat zum Film<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari, 1920, Regie: Robert Wiene,<br />

Lithografie, Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin<br />

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15


2<br />

George Grosz, Der Liebeskranke, 1916, Öl auf Leinwand,<br />

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf<br />

16<br />

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Hochhaus türmendem Bauen. Und in der Literatur<br />

zwischen der bodenlosen Ironie eines<br />

Jakob van Hoddis, dem sezierenden Körperblick<br />

Gottfried Benns und der pathetischen<br />

Weltverdunkelung bei Georg Heym. Der <strong>Expressionismus</strong><br />

ist eine utopisch­kulturkritische<br />

Bewegung mit vielen Gesichtern – eine<br />

»Weltanschauung«, wie schon die Zeitgenossen<br />

betonten, eher »eine Norm des Erlebens«<br />

als eine klar definierbare Stilform. 19<br />

Die Annäherung an das <strong>Gesamtkunstwerk</strong> im<br />

<strong>Expressionismus</strong> erfolgt in einem programmatischen<br />

Dreischritt:<br />

1. Die Doppel­ und Mehrfachbegabungen<br />

(wie Ernst Barlach, Wassily Kandinsky,<br />

Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Ludwig<br />

Meidner, Egon Schiele, Arnold Schönberg,<br />

Herwarth Walden), die in außergewöhnlicher<br />

Anzahl im <strong>Expressionismus</strong><br />

vertreten sind, bilden gemeinsam mit<br />

den sozialen Netzwerken die Basis für<br />

die <strong>Gesamtkunstwerk</strong>e individueller und<br />

kollektiver Art.<br />

2. Die individuelle Erschaffung eines Gesamtkontextes<br />

sowie das gemeinschaftliche<br />

Entwerfen und Realisieren von Kunst­<br />

und Lebenswelten sind sowohl vor wie<br />

nach dem Ersten Weltkrieg wesentliche<br />

Spielarten des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s.<br />

3. Die siebte Kunst des Films – die damals erstmals<br />

überhaupt als solche begriffen wird 20 –<br />

wird als Metaschauplatz aller Künste erlebbar.<br />

Nicht nur die Oper, sondern gerade auch der<br />

Film erfüllt exemplarisch die Vorstellung vom<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> als »Vereinigung aller Künste<br />

wie bildende Kunst, Architektur, Thea ter, Tanz,<br />

Dichtung und Musik zu einem einheitlichen<br />

Kunstwerk«. 21<br />

Die Bewegung des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s im <strong>Expressionismus</strong><br />

führt von der Kunst und Literatur<br />

über Kabarett, Theater, Tanz und Architektur zum<br />

Film und zur Oper, die zeitlich am spätesten zur<br />

expressionistischen Avantgarde stößt. 22 Diese<br />

Be wegung ist in ihrer Breite einmalig in der Geschichte<br />

der Künste: Denkt Wagner das <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

erstmals umfassend mit einem eigens<br />

errichteten Festspielhaus, ohne das Gesamt kunstwerk<br />

»Oper« auf der Bühne am Ende vollends zu<br />

realisieren, beginnt man daraufhin in Wien und<br />

Darmstadt um 1900, alles zusammen zu sehen, 23<br />

so entstehen im <strong>Expressionismus</strong> einzigartige<br />

gat tungsübergreifende Netzwerke und bahn brechende<br />

kollektive <strong>Gesamtkunstwerk</strong>e. Der Arbeitsrat<br />

für Kunst versammelt sämtliche Sparten<br />

im Versuch revolutionärer Erneuerung von Kunst<br />

und Leben, die Korrespondenz der Gläsernen<br />

Kette verbindet Architekten im schöpferischen<br />

Nachdenken über Film und neue Lebensformen<br />

weit über Architektur hinaus. In dieser Form ist<br />

das nie zuvor und auch niemals danach wieder<br />

der Fall – für einen kurzen historischen Moment<br />

scheint alles möglich. Die synergetische und synästhetische<br />

Zusammenarbeit von Schriftstellern,<br />

Komponisten, Bildhauern, Malern, Regisseuren<br />

und Bühnenbildnern auf dem Theater, im Stummfilm<br />

und der Oper, aber auch zwischen Buchdeckeln<br />

oder Zeitschriftenseiten ist geradezu<br />

phänomenal.<br />

Um 1920 wird der <strong>Expressionismus</strong> massenmedial<br />

– er erreicht mit dem Film seine breiteste<br />

Wirkung in Stadt und Land. Und er wird »angewandte<br />

Kunst« im wahrsten Sinn des Wortes,<br />

er wird angewendet: Überall werben expressionistische<br />

Plakate, der <strong>Expressionismus</strong> hält<br />

als Einrichtungsstil Einzug in großbürgerliche<br />

Wohnungen. Zugleich verliert die expressionistische<br />

Bildsprache an Brisanz: Die vor und<br />

unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg stark<br />

inhaltlich besetzten Zeichen (erst utopische<br />

Idylle und apokalyptische Stimmung, dann die<br />

Erschütterungen des Krieges und das zerrüttete<br />

Ich transportierend) werden nun mehr und mehr<br />

losgelöst von Inhalten eingesetzt. Der <strong>Expressionismus</strong>,<br />

geboren als existenzi elle Chiffre des<br />

Widerstands, hat sich, geronnen zum plakativen<br />

Stilkürzel, überlebt. Doch bis zuletzt entstehen<br />

Meisterwerke des <strong>Expressionismus</strong> – wie Alban<br />

Bergs Oper Wozzeck, die am 14. Dezember 1925<br />

uraufgeführt wird.<br />

In den inhaltlichen wie formalen Befreiungsschüben<br />

der Krisen­, Kriegs­ und Nachkriegszeit<br />

entstehen gemeinsam mit den grenzüberschreitenden<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong>be strebungen<br />

Avantgarde impulse sonder Zahl in Kunst, Film,<br />

Literatur, Musik, Theater, Tanz und Architektur,<br />

die nicht nur ihre Generation, 24 sondern das<br />

gesamte 20. Jahrhundert prägen werden 25 –<br />

umso bedeutsamer scheint ihre hier exem plarisch<br />

unternommene Aufarbeitung.<br />

Dank<br />

Damit große Unternehmungen gelingen, braucht<br />

es ein Netzwerk besonderer Güte: Herbert Beck,<br />

Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt Rhein­<br />

Main ist hier an allererster Stelle zu danken für<br />

seine fundamentale und umfassende Unterstützung<br />

der Ausstellung und des Katalogs im Rahmen<br />

des Projekts Phänomen <strong>Expressionismus</strong> –<br />

beides wäre sonst nicht Realität geworden. Claudia<br />

Dillmann, Direktorin des Deutschen Filmmuseums<br />

in Frankfurt am Main, hat den Ball, der<br />

durch den Kulturfonds ins Rollen kam, ebenso<br />

spontan wie enthusiastisch aufgenommen und<br />

sich engagiert eingebracht in eine wahrhaft regionale<br />

Kooperation, zu der auch Thomas Zeipelt,<br />

Vorstand der Friedrich­Wilhelm­Murnau­Stiftung<br />

in Wiesbaden, substanziell beigetragen hat. Allen<br />

weiteren Leihgebern, ob institutionell oder privat,<br />

sei an dieser Stelle herzlich gedankt für ihre<br />

Bereitschaft zur Alimentierung der Ausstellung<br />

mit Meisterwerken sowie Trouvaillen des <strong>Expressionismus</strong>.<br />

Für die substanzielle Basis des Instituts<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong> danke ich Oberbürgermeister<br />

Walter Hoffmann stellvertretend für die Wissenschaftsstadt<br />

Darmstadt.<br />

Während unser Corporate Partner Caparol /<br />

Deutsche Amphibolin­Werke – herzlichen<br />

Dank Ralf Murjahn – für die richtige Farbe<br />

an den Wänden gesorgt hat, gebührt Angelika<br />

Bierbaum von hr2­Kultur Dank für die<br />

starke Kulturpartnerschaft. HEAG Mobilo<br />

sei Dank für die Medienpartnerschaft in den<br />

Bussen und Bahnen rund um Darmstadt. Allen<br />

am Rahmenprogramm beteiligten Institutionen<br />

gilt mein aufrichtiger Dank für ihre<br />

wertvolle Unterstützung: dem Staatstheater<br />

Darmstadt, der Deutschen Akademie<br />

für Sprache und Dichtung, dem Deutschen<br />

Polen­Institut, der Akademie für Tonkunst<br />

Darmstadt, der Literaturgruppe Poseidon,<br />

dem Studentischen Filmkreis der TU Darmstadt,<br />

der Herwarth­Walden­Gesellschaft,<br />

der Freimaurerloge zur Einigkeit, dem Haus<br />

am Dom sowie der Hochschule für Musik<br />

und Darstellende Kunst in Frankfurt am<br />

Main, der Caligari Filmbühne Wiesbaden<br />

sowie dem Capitol Theater Offenbach.<br />

Habe ich hinsichtlich der Ausstellungsgestaltung<br />

insbesondere Christian Häuss ler<br />

von der <strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt sowie<br />

der Messebaufirma HEITEC Heiser GmbH,<br />

namentlich Werner G. Heiser und Andrej<br />

Wenzel, für die Umsetzung der ebenso<br />

ambitionierten wie aufwendigen Ausstellungsarchitektur<br />

zu danken, so sind es<br />

im Falle des Katalogs die Grafiker Joerg<br />

Ewald Meißner und Gerd Sebastian Jakob<br />

von KOMA AMOK, die dem Buch frei nach<br />

Kafka die nötige Schärfe gegeben haben.<br />

Annette Kulenkampff, Verlagsleiterin von Hatje<br />

Cantz, hat das Projekt von Anfang an mit Begeisterung<br />

unterstützt und mit den Lektorinnen<br />

Regina Dorneich und Dagmar Lutz ein bewährtes<br />

Team bereitgestellt, das die Essays der<br />

16 Autorinnen und Autoren – mein herzlicher<br />

Dank gilt ihnen allen – souverän in Form gebracht<br />

hat. Neben einem Hörbuch bei Hatje<br />

Cantz wurde zudem mit cine + Filmproduktion,<br />

Berlin, eine Filmdokumentation zur Ausstellung<br />

rea lisiert, für die ich Michael Dörfler und<br />

Herbert Schwarze zu Dank verpflichtet bin.<br />

Für die Ausstellungsorganisation gilt mein Dank<br />

insbesondere Astrid Becker, die ebenso unermüdlich<br />

wie kompetent die Gesamtkoordination<br />

des Projekts verantwortet hat. Tatkräftig unterstützt<br />

wurde sie von den Ausstellungsassistentinnen<br />

Anke Hillen und Anna­Pauline Weinke,<br />

der Projektkoordinatorin für das Filmmuseum<br />

Susanne Neubronner sowie den Praktikantinnen<br />

Hanna Santelmann und Magdalena Depta.<br />

Ulli Emig hat als Administrationsleiter<br />

des Instituts <strong>Mathildenhöhe</strong> die Realisierung<br />

der Schau routiniert und couragiert<br />

vorangetrieben. Jürgen Preusch und das<br />

technische Team haben, verstärkt durch<br />

Fritz Schmunk und den Mediengestalter<br />

Marco Kühne, Großartiges geleistet.<br />

Tim Späth hat sämtliche Werbemedien<br />

mit gewohnter Geduld und Nervenstärke<br />

re alisiert. Gwendolin Ross danke<br />

ich für ihren Einsatz in der Presse­ und<br />

Öffentlich keitsarbeit und Angelika Nitsch<br />

für die Orga nisation der zahlreichen Führungen.<br />

Nur durch eine außerordentliche<br />

gemeinschaftliche Aktivität aller, auch<br />

der hier nicht namentlich genannten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des Projekts,<br />

ist das Ziel erreicht worden. Bleibt<br />

mir nur noch last not least, meiner Frau<br />

Sabine und meinen beiden Töchtern Zoë<br />

Antonia und Geraldine Maya dafür zu<br />

danken, das sie mir stets aufs Neue vor<br />

Augen führen, was »<strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

Leben« wirklich bedeutet.<br />

00_Vorlauf_V2.indd 17 09.10.2010 14:25:02 Uhr<br />

17


1 Schließt die Ausstellung Neue Sachlichkeit in<br />

der Kunsthalle Mannheim formal die Zeit des<br />

<strong>Expressionismus</strong> ab, so wird mit dem exemplarischen<br />

Selbstmord des Schriftstellers Walter<br />

Rheiner am 12. Juni 1925 durch eine Überdosis<br />

Morphin der <strong>Expressionismus</strong> auch existenziell<br />

zu Grabe getragen – so wie mit der Veröffentlichung<br />

des ersten Bandes von Adolf Hitlers<br />

Mein Kampf im Juli 1925 bereits fatal die Zei ­<br />

chen einer neuen Zeit sichtbar werden. Das<br />

künstlerische Finale des <strong>Expressionismus</strong> markiert<br />

schließlich die Uraufführung von Alban<br />

Bergs Wozzeck am 14. Dezember 1925 – ein<br />

Bühnenkunstwerk, dessen Libretto und Musik<br />

von 1915 bis 1921 entstanden.<br />

2 Das kulturhistorische Panorama realisiert<br />

sich in der Ausstellung gleichsam kunstimmanent:<br />

durch Kunstwerke aller Gattungen<br />

so wie von Künstlern verfasste, künstlerisch<br />

gestaltete Manifeste, Zeitschriften, Plakate<br />

und Zeitdokumente.<br />

3 Werner Hofmann, »<strong>Gesamtkunstwerk</strong> Wien«,<br />

in: Der Hang zum <strong>Gesamtkunstwerk</strong>, hrsg.<br />

von Harald Szeemann, Ausst.­Kat. Kunsthaus<br />

Zürich, Aarau / Frankfurt a. M. 1983, S. 84–92.<br />

4 Vgl. Jean Clair, »Das dritte Reich als <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

des pervertierten Abendlandes«, in:<br />

ebd., S. 93–104.<br />

5 Vgl. den Beitrag von Wolfgang Pehnt, in diesem<br />

Band (S. 374–383).<br />

6 Karl Friedrich Eusebius Trahndorff, Ästhetik<br />

oder Lehre von Weltanschauung und Kunst,<br />

Bd. 2, Berlin 1827, S. 312.<br />

7 Richard Wagner, »Das Kunstwerk der Zukunft«<br />

(1950), in: ders., Gesammelte Schriften und<br />

Dichtungen, Leipzig 1907, Bd. 3, S. 156.<br />

8 Ebd., S. 162.<br />

9 Harald Szeemann, »Vorbereitungen«, in: Zürich<br />

1983 (wie Anm. 3), S. 17.<br />

10 Bei Richard Wagner stand entgegen seinem<br />

Programm das <strong>Gesamtkunstwerk</strong> unter dem Primat<br />

der Musik, die postulierte Gleichrangigkeit<br />

aller Künste blieb uneingelöst.<br />

11 Vgl. Ralf Beil und Regina Stephan (Hrsg.),<br />

Joseph Maria Olbrich 1867–1908. Architekt und<br />

Gestalter der frühen Moderne, Ausst.­Kat.<br />

Institut <strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt, Ostfildern<br />

2010, S. 208.<br />

12 Wie fließend die Übergänge in der Moderne<br />

zwischen Jugendstil und <strong>Expressionismus</strong> sind,<br />

zeigt der Fall Ernst Ludwig Kirchners, der bis<br />

1905 als Jugendstil­Architekt aktiv ist; vgl.<br />

Meike Hoffmann, Der Architekt Ernst Ludwig<br />

Kirchner. Diplomarbeit und Studienentwürfe<br />

1901–1905, München 1999. Das einstmals geradezu<br />

quecksilbrige Magma der Moderne lässt<br />

sich nur im kunsthistorischen, sich analytisch<br />

gebärdenden Rückblick zu klaren, dann eben<br />

schon längst erstarrten Kunstbewegungen bzw.<br />

Stilblöcken auseinander dividieren. Joseph<br />

Maria Olbrich etwa, bei Adolf Loos noch 1908<br />

der Jugendstil­Architekt schlechthin, plant<br />

bereits ab 1906 sein protoexpressionistisches<br />

Meisterwerk: den Hochzeitsturm auf der<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt. Und Olbrichs letztes<br />

Bauwerk, die Villa Feinhals, beherbergt ab 1909<br />

18<br />

die Meisterwerke Kirchners, Pechsteins und<br />

Heckels aus dem Besitz des gleichnami gen<br />

Tabak fabrikanten und Expressionisten­Sammlers<br />

der ersten Stunde.<br />

13 Neben Arbeiten der Darmstädter Sezessionisten<br />

Max Beckmann und Ludwig Meidner<br />

sind u. a. Werke von Paula Modersohn­Becker,<br />

Emil Nolde, Otto Dix, Erich Heckel, Wassily<br />

Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar<br />

Kokoschka sowie Kurt Schwitters zu sehen.<br />

In einem Kabinett wird an den 1919 verstorbenen<br />

Bildhauer Wilhelm Lehmbruck erinnert;<br />

vgl. Sabine Welsch, »Chronik der <strong>Mathildenhöhe</strong><br />

1833–2006«, in: Mathilda is calling.<br />

Erinnerung als Zukunft, hrsg. von Ralf Beil,<br />

Ausst.­Kat. Institut <strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt,<br />

Ost fildern 2006, S. 150.<br />

14 Dies gilt von Harald Szeemanns epochaler<br />

Ausstellung Der Hang zum <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

über Roger Fornoffs 2004 in Hildesheim erschienene<br />

Doktorarbeit Die Sehnsucht nach<br />

dem Gesamt kunstwerk. Studien zu einer ästhetischen<br />

Konzeption der Moderne bis hin zu<br />

Robert Hodonyis Dissertation Herwarth Waldens<br />

»Sturm« und die Architektur. Eine Analyse<br />

zur Konvergenz der Künste in der Berliner<br />

Moderne, Bielefeld 2010.<br />

15 So ist die Druckgrafik als genuine Netzwerkkunst,<br />

als Möglichkeit massenhafter Vervielfältigung<br />

und Verbreitung künstlerischer Ideen<br />

sowie politischer Ziele eine zentrale Gattung im<br />

<strong>Expressionismus</strong>.<br />

16 Die großen Bühnenkunstwerke von Schönberg<br />

und Berg – Die glückliche Hand und Wozzeck –<br />

wurden erst 1924 bzw. 1925 uraufgeführt,<br />

Kandinskys Gelber Klang erst weit nach seinem<br />

Tod in den 1970er­Jahren.<br />

17 Vgl. Zürich (wie Anm. 3), S. 18 f.<br />

18 Valeska Gerts »exzentrisches« Kabarett von<br />

1919 unter Beteiligung von George Grosz,<br />

Karlheinz Martin und Max Herrmann­Neiße ist<br />

nur ein Beispiel; vgl. Klaus Völker (Hrsg.),<br />

»Ist schon doll das Leben«. George Grosz –<br />

Max Herrmann­Neiße. Der Briefwechsel, Berlin<br />

2003, S. 24.<br />

19 »… der Impressionismus ist eine Stillehre,<br />

der <strong>Expressionismus</strong> eine Norm des Erlebens,<br />

des Handelns, umfassend also der Weltanschauung.«<br />

Friedrich Markus Huebner, Der<br />

<strong>Expressionismus</strong> in Deutschland, 1920, zit.<br />

nach: Thomas Anz und Michael Stark (Hrsg.),<br />

<strong>Expressionismus</strong>. Manifeste und Dokumente zur<br />

deutschen Literatur 1910–1920, Stuttgart 1982,<br />

S. 3.<br />

20 Vgl. die Caligari­Kritik von E. K., in<br />

diesem Band (S. 333).<br />

21 Johannes Jahn und Stefanie Lieb, Wörterbuch<br />

der Kunst, Stuttgart 2008, Stichwort »<strong>Gesamtkunstwerk</strong>«,<br />

S. 300.<br />

22 Die frühen Einakter der Pioniere Schönberg und<br />

Kandinsky sind synästhetische <strong>Gesamtkunstwerk</strong>projekte<br />

zwischen Musik und Farbe, Geste,<br />

Wort und Licht – und nicht Opern im herkömmlichen<br />

Sinn.<br />

23 Die Beethoven­Ausstellung von 1902 in der<br />

Wiener Secession mit ihrer Wiederherstellung<br />

eines Gesamtzusammenhangs von Architektur,<br />

Malerei und Skulptur war diesbezüglich<br />

ein Meilenstein: »Dieses Zusammenwirken<br />

aller bildenden Künste entspricht dem, was<br />

Wagner mit seinen musikalischen Dramen<br />

anstrebte und erreichte.« Max Klinger, »Malerei<br />

und Zeichnung«, in: Max Klinger. Beethoven.<br />

XIV. Kunstausstellung der Vereinigung Bildender<br />

Künstler Österreichs Secession (Faksimile­<br />

Ausgabe des Kat. von 1902), Wien 1979, S. 20.<br />

24 Allein die Zahl der Philosophen, die über das<br />

utopische Befreiungspotenzial des <strong>Expressionismus</strong><br />

zu ihrem Lebenswerk gefunden haben,<br />

ist beeindruckend: U. a. sind dies Theodor W.<br />

Adorno, Ernst Bloch, Martin Buber und Ludwig<br />

Marcuse.<br />

25 Insbesondere die 1960er­Jahre scheinen in<br />

ihrem gesamtgesellschaftlichen Aufbruch<br />

so wie in den zahlreichen Grenzüber schreitungen<br />

zwischen Kunst und Leben die Idee des<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong>s im <strong>Expressionismus</strong> in<br />

neuer Form weiterzuführen. Ist Andy Warhol<br />

ein Ernst Ludwig Kirchner der 1960er­Jahre?<br />

Die von Kirchner selbst fotografisch festge haltenen<br />

Inszenierungen von Künstlern, Modellen,<br />

Tänzern, Schriftstellern und Homosexuellen<br />

in seinem Vorkriegsatelier weisen bei allen<br />

zeit bedingten Unterschieden eine erstaunliche<br />

Nähe zu den Factory­Aktivitäten des Werbegrafikers<br />

und Allround­Künstlers Warhol auf.<br />

Und selbst der Künstler Joseph Beuys klingt<br />

bereits an, wenn Walter Gropius 1919 in utopischem<br />

Überschwang formuliert: »Vielleicht<br />

ist der lebende Künstler dazu berufen, vielmehr<br />

ein Kunstwerk zu leben, als es zu erschaffen.«<br />

Walter Gropius, zit. nach: Ja! – Stimmen des<br />

Arbeitsrates für Kunst in Berlin, in: Arbeitsrat<br />

für Kunst Berlin 1918–1921, Ausst.­Kat. Akademie<br />

der Künste Berlin, Berlin 1980, S. 32.<br />

00_Vorlauf_V2.indd 18 09.10.2010 14:25:02 Uhr


3<br />

Willy Dzubas, Germany. The Chile House in Hamburg, 1925, Lithografie,<br />

Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin<br />

00_Vorlauf_V2.indd 19 09.10.2010 14:25:04 Uhr<br />

19


Otto Bartning, Sternkirche. Innenansicht des Modells von 1922, 1922, Fotografie,<br />

Otto­Bartning­Archiv der Technischen Universität Darmstadt<br />

00_Vorlauf_V2.indd 20 09.10.2010 14:25:04 Uhr


00_Vorlauf_V2.indd 21 09.10.2010 14:25:04 Uhr


Erich Heckel, Gläserner Tag, 1913, Öl auf Leinwand, Pinakothek der Moderne,<br />

Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München<br />

22<br />

00_Vorlauf_V2.indd 22 09.10.2010 14:25:04 Uhr


Karl Schmidt­Rottluff, Idealprojekt, 1919, Erstveröffentlichung:<br />

Ja! – Stimmen des Arbeitsrates für Kunst in Berlin, Berlin 1919<br />

Bau einer Bergstadt. Die Stadt soll etwa 8–10 000<br />

Bewohner aufnehmen können. Eine große einheitliche<br />

Silhouette ist das äußere Bild der<br />

Stadt. Auf der Höhe des Berges steht ein großer<br />

in mächtigen kubischen Massen gegliederter<br />

Bau, der in weißem Anstrich in die Landschaft<br />

hinausleuchtet. Der Bau vereint in sich alle öffentlichen<br />

Bauten der Stadt. Schulen, Konzert-<br />

und Festsäle – Theater – einen Kult raum der<br />

neuchristlichen Gemeinschaft. Ein großer, wieder<br />

in sich einheitlicher Hof dient zugleich als<br />

öffentlicher Versammlungsort – ist stark farbig<br />

gehalten und mit großen Mosaiken geschmückt.<br />

Auf den Hängen des Berges gruppieren sich teils<br />

Einzelhäuser mit Gärten, teils geschlossene Häuserzüge.<br />

Die Straßen, die in Winkeln aufwärts<br />

führen, sind durch große Mauern betont, die so<br />

als weiße Bänder zur Höhe hinaufschießen. Bei<br />

allen übrigen Bauten ist das Weiß vermieden.<br />

Blau und rot (unverputztes Mauerwerk), hier<br />

und da gelb, dienen als Anstrich für Einzelhäuser<br />

und geschlossene Züge. Nadelbäume geben<br />

vereinzelt scharfe Akzente.<br />

Für die Durchführung der Ideen müßte<br />

vom Staat ein bewaldeter Berg zur Verfügung gestellt<br />

werden, der dann, je nach der Baumöglichkeit,<br />

abgeholzt wird. Die Bauplätze selbst werden<br />

kostenlos zur Verfügung gestellt unter der<br />

Bedingung, daß der Bauherr sich den Bau von<br />

dem betreffenden Architekten ausführen läßt.<br />

Die einzelnen Häuser und Häuserzüge werden<br />

von den verschiedenen Architekten selbständig<br />

entworfen – sie haben sich nur dem Gesamtbild<br />

der Stadt einzufügen.<br />

Idealprojekt<br />

00_Vorlauf_V2.indd 23 09.10.2010 14:25:04 Uhr<br />

23


Wenzel Hablik, »Sehr erfreut über Ihre Filmidee ...«, 22. Juli 1920,<br />

Brief von Wenzel Hablik an Bruno Taut, 22. Juli 1920, Inv.­Nr. 1301,<br />

Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

24<br />

Itzehoe, am 22. Juli 1920<br />

Lieber Herr Taut!<br />

Sehr erfreut über Ihre Filmidee, zumal ich<br />

schon vor etwa 8 Jahren an einer ähnlichen<br />

Sache arbei tete, leider aber auf Grund<br />

vollkommenen Unverständnisses der massgebenden<br />

Stellen die Geschichte wieder fallen<br />

lassen musste. Die Zeit jetzt ist wohl günstiger<br />

dafür, und von Berlin aus lässt sich das auch<br />

wohl leichter in Scene setzen als hier in dem<br />

gottverfluchten eisigen conservativen Norden,<br />

mit seinen doch so hoffnungsberechtigenden<br />

zähen Dickschädeln.<br />

Es wäre zu schön, wenn diese Sache uns<br />

wirklich zusammenbrächte, denn mir scheint<br />

eine persönliche Aussprache von Subjekt<br />

zu Subjekt immer dringender nötig. Vielleicht<br />

kann der Ort des Treffpunktes zentral<br />

zwischen uns alle gelegt werden, obwohl ich<br />

persönlich für längere Zeit keine Entfernung<br />

scheue. Geben Sie gleich an, was ich dafür<br />

zu tun hätte, resp. welche Freiheiten des Arbeitens<br />

bleiben. Ich würde ja gern eine Art<br />

Stadt für den Film bauen wie es mich innerlich<br />

dazu treibt, mit den Anlagen der Menschen<br />

von übermorgen. D. h. der Menschen, mit welchen<br />

noch für etwa 100 Jahre zu rechnen<br />

ist. Daneben würde ich gerne einige Zukunftsprojekte<br />

bauen für Einzelindividuen, und<br />

zwar am Meere, im Meere (unter Wasser) im<br />

Gebirge, in den Hochalpen, im Flachland,<br />

im Flugsand, im Fels, (Berginneres) in freier<br />

Luft (fliegende Häuser).<br />

Dann möchte ich gerne für Nebenpro pa gandazwecke<br />

z. B. die Erbauung eines Glashau ses<br />

in einzelnen Perioden darzustellen versuchen.<br />

Teilen Sie mir bitte gleich mit, wann unge-<br />

fähr die ganze Sache fertig sein soll, damit<br />

ich meine übrigen Arbeiten auf das für das<br />

Leben Nötigste beschränke, resp. so einrichte,<br />

dass ich davon nicht zu sehr gestört werde.<br />

Ich würde dann jetzt schon anfangen Modelle<br />

zu bauen, wenn Sie mit meinem Teil einverstanden<br />

sind. Ich bleibe die nächsten Monate<br />

zuhause und werde ganz und gar diesen Ideen<br />

nachgehen – – denn das Bauen ist für mich<br />

nichts anderes als die Schaffung des »<strong>Gesamtkunstwerk</strong>es«<br />

wie es seit 25 Jahren mein<br />

Leitgedanke war. Ein anderes »Kunstwerk«<br />

gibt es für mich nicht. »Künstler« welche<br />

nicht kosmisch universell empfindend schaffen<br />

– – haben mit Schaffen nichts gemein und<br />

werden am Bauen sterben, oder sich einfügen<br />

als Handlanger.<br />

Erbauen eines Glashauses am Meeresstrand:<br />

Man sieht durch die Brandung ein Schiff<br />

tief in den Sand des Strandes einschneiden und<br />

gleichsam sich einwühlend, landen. Männer<br />

verlassen es und transportieren metallene<br />

7zackige Sterne, welche an bestimmten Punkten<br />

verteilt in den Sand gelegt und mit elektrischen<br />

Leitungsdrähten zentral verbunden<br />

werden, mit einem besonders geformten Stern.<br />

Dünne Rohre, welche mit elektrischen<br />

Pumpen im Schiff verbunden sind, werden<br />

neben die einzelnen Sterne geführt (diese<br />

können auch evtl. von einem oder 7 Flugzeugen<br />

ab geworfen werden). – – Die Pumpen des<br />

Schiffes bringen bestimmte, lösend und bindend<br />

wirkende Flüssigkeiten, welche rings<br />

um die Sterne in den Sand versickern. Ein kleines<br />

Flugzeug überkreist dabei signali sierend<br />

die Baustelle. Man sieht einen Mast glitzernd<br />

und Funken sprühend aus dem Schiffsrumpf<br />

sich erheben und gleichzeitig ein Funkensprühen<br />

von den Sternen im Sand ausgehen. Es<br />

bilden sich um jeden Stern feurigflüssige Krater<br />

(der grösste um den grössten, der kleinste<br />

um den kleinsten Stern). – –<br />

Fern-Signale des kreisenden<br />

Ingenieurflugzeuges.<br />

Eine riesige Luftschiffwerkstätte nähert<br />

sich und bleibt in gewisser Entfernung schwebend<br />

halten. Hohlkörper werden nach den<br />

feuerflüssigen wogenden Kratern, darin sich<br />

die Sterne drehen, herabgelassen welche an<br />

Metallschläuchen hängen und sofort beginnt<br />

die glühende Masse sich zu formen. Große<br />

Blasen, in allen Farben schillernd erheben sich,<br />

runden sich wie Kuppeln, werden vonein ander<br />

absorbiert bilden noch grössere – – (wie Seifenblasen)<br />

Signale. Wieder werden Körper von dem<br />

Luftschiff herabgeschossen welche an den<br />

Blasen kleben bleiben.<br />

Rohre blasen Sandströme zu. Ventile; Aufrollen,<br />

und die Blasen ziehen spitzen und formen<br />

sich zu absonderlichen Gebilden. Erstarrung.<br />

Fortsetzung bei Sternkrater 2, 3, u. s. w. Gaszuführung<br />

vom Luftschiff aus.<br />

Schon erheben sich stattliche Gebilde, riesige<br />

schillernde Glaskuppeln, die in Spitzen<br />

und Zacken ausgezogen werden – Kugeln<br />

und Zungen – Kegel und blumige Rohre –<br />

Glitzern, Gleissen – Funkensprühen.<br />

Das Grundinnere der Krater erstarrt zusammenhängend<br />

zu einem geschmolzenen Fundament<br />

und von der Mitte ausstrahlend erhebt<br />

sich Raumgebilde am Raumgebilde<br />

– –<br />

Das grosse Luftschiff begibt sich fort – –<br />

7 Flug zeuge verlassen es, und kreisen um die<br />

Bau stelle. Das Schiff entlässt Arbeiter und<br />

die Details werden gemacht.<br />

Einzelne Kuppeln verlassen ihre Fundamente,<br />

erheben sich und werden wieder festgeschmolzen<br />

u. s. w. Schluss, Blick in das Innere<br />

einer Kugelkuppel. Glasmöbel u.s.w. Ähn -<br />

licher Vorgang zu schildern bei dem Bauen<br />

unter Wasser (im Meere, in Seen).<br />

Luftschiff-Grüße!<br />

von Ihrem<br />

Wenzel Hablik<br />

00_Vorlauf_V2.indd 24 09.10.2010 14:25:05 Uhr


»Sehr erfreut über<br />

Ihre Filmidee ...«<br />

Wenzel Hablik, Der Weg des Genius, 1918,<br />

Öl auf Leinwand, Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

00_Vorlauf_V2.indd 25 09.10.2010 14:25:05 Uhr<br />

25


01_Beil_V2.indd 26 08.10.2010 19:47:08 Uhr


Ralf Beil<br />

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28<br />

In Memoriam<br />

Harald Szeemann (1933–2005)<br />

Alles beginnt mit kleinen, aber dezidierten Schritten,<br />

Schnitten, Pinselstrichen: 1903 skiz ziert der<br />

Wiener Kunstgewerbestudent Wenzel Hablik eine<br />

erste Serie alpiner Archi tekturvisionen (Abb.<br />

S. 350). Seine Kristallbauten in Berglandschaft<br />

stehen am Anfang einer lebenslangen Beschäftigung<br />

mit utopischer Architektur als <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

von Natur und Kultur. 1904 gründet der<br />

junge Komponist und Pianist Herwarth Walden in<br />

Berlin den Verein für Kunst, die erste Keimzelle<br />

eines künstlerischen Aufbruchs mit hohem Sendungsbewusstsein<br />

quer durch alle Dis ziplinen:<br />

»Wir denken z. B. an Aufführungen sogenannter<br />

›unaufführbarer‹ dramatischer Werke und an Ankauf<br />

guter zeitgenössischer Literatur zur freien<br />

Ver teilung an Volksbibliotheken etc.« 1 Der umtriebige<br />

Ehemann der Dichterin Else Lasker-Schüler<br />

organisiert und betreut alle Künstlerabende, Lesungen<br />

sowie Musik- und Theateraufführungen<br />

des Vereins für Kunst und erarbeitet sich so<br />

ein erstes kulturelles Netzwerk. Hermann Bahr,<br />

Peter Behrens, Richard Dehmel, Alfred Döblin,<br />

Karl Kraus, Else Lasker-Schüler, Paul Scheerbart,<br />

Arnold Schönberg und Frank Wedekind<br />

gehören zu den Protagonisten der Avantgarde-<br />

Präsentionen 2 – zahlreiche, später bedeutende<br />

Ver treter der expressionistischen Literatur, Musik,<br />

Theaterkunst und Architektur.<br />

Der Dresdner Architekturstudent Ernst<br />

Ludwig Kirchner schneidet 1904 sein<br />

Mädchen, auf der Treppe leuchtend in<br />

Linol, das weit in die Schattenreiche<br />

der expressionistischen Filmkunst voraus<br />

scheint (Abb. S. 297). 1905, unmittelbar<br />

vor seinem Studienabschluss als<br />

Architekt, 3 gründet er mit seinen Kommilitonen<br />

Erich Heckel, Karl Schmidt-<br />

Rottluff sowie Fritz Bleyl die Künstlergemeinschaft<br />

Brücke, eine weitere<br />

Keimzelle nicht nur des <strong>Expressionismus</strong>,<br />

sondern auch der expressionistischen<br />

Netzwerke, die die Basis legen<br />

für spätere <strong>Gesamtkunstwerk</strong>e individueller<br />

wie kollektiver Art. Erstmals in<br />

der Geschichte versammelt eine Künstlergruppe<br />

ebenso offensiv wie offiziell<br />

»aktive« und »passive Mitglieder« um<br />

sich, die als Unterstützer und Sammler<br />

fungieren. 1906 schneidet Kirchner das<br />

Pro gramm der Brücke in Holz (Abb.<br />

S. 80), ein Jahr später das erste Mitgliederverzeichnis.<br />

Die junge Hamburger<br />

Kunsthistorikerin Rosa Schapire ist<br />

unter ihnen, 1907 die einzige Frau unter<br />

den männlichen Koryphäen des Fachs<br />

beim Internationalen Kunsthistorikerkongress<br />

in Darmstadt. 4 Aber auch der<br />

Basler Fabrikdirektor Philipp Trüdinger<br />

sowie der Publizist, Kunstmäzen und<br />

Museumsdirektor Harry Graf Kessler<br />

gehören dazu.<br />

1909 gründet der Berliner Schriftsteller<br />

Kurt Hiller gemeinsam mit Jakob<br />

van Hoddis den Neuen Club, der kurz<br />

darauf das Neopathetische Cabaret<br />

als eigenes Veranstaltungsformat aus<br />

der Taufe hebt. Das Vorbild der späteren<br />

Abende des Cabaret Voltaire<br />

und der Galerie Dada vereint Lyrik-<br />

Lesungen mit Musik, Schattenspiel<br />

mit Philosophie. Die Auftritte pendeln<br />

turbulent zwischen Pathos und Ironie,<br />

Parodie, Groteske und Tragödie. Das<br />

Neopathetische Cabaret wird bald<br />

zum ebenso umstrittenen wie legendären<br />

Treffpunkt der künstlerisch ambitionierten<br />

Jugend, 5 wird Netzwerkort<br />

und Experimentierfeld für interdisziplinäre<br />

Kunstaktionen (Abb. 1).<br />

Ein Zeitgenosse berichtet:<br />

»Der Neue Club (Dichter und Denker jüngster<br />

Generation) veranstaltet allmonatlich seinen<br />

›Cabaret‹-Abend. In dem dichtgedrängten<br />

Saal irgend eines Cafés, bald hell, bald verdunkelt,<br />

lauschen 250 Personen, Studenten,<br />

Bohemiens, Schauspieler, Maler, Schriftsteller<br />

(darunter manch bekanntes, interessantes<br />

Gesicht), Männlein und Weiblein, grotesk in<br />

Farben und zarten Seiden, lauschen, lachen,<br />

klatschen, zischen, werden hinausbefördert,<br />

freun sich und wollen etwas. Die Kerle haben<br />

Mut. Man muß wissen, es ist kein Cabaret im<br />

gewöhnlichen Sinn, nicht für jeden. Statt des<br />

obligaten Klaviergeklimpers zu schleimigen<br />

Zoten kann man plötzlich eine kritisch-psychologische<br />

Lustbarkeit hören oder eine Anfrage<br />

an das Schicksal oder die unge nierte Ermordung<br />

einer Berühmtheit.« 6<br />

Herwarth Walden spielt neben eigenen Kompositionen<br />

Klavierwerke von Debussy, Eduard<br />

Steuer mann bringt Arnold Schönberg zu Gehör.<br />

Else Lasker-Schüler de kla miert ihr Schauspiel<br />

Die Wup per (Abb. S. 184), Martin Buber liest<br />

aus den Gleichnissen des Tschuang-Tse. Die<br />

Mitglieder des Neuen Clubs, Jakob van Hoddis,<br />

Wilhelm Simon Guttmann und Georg Heym,<br />

Speerspitze der expressionistischen Dichtkunst,<br />

sind allgegenwärtig. Mal setzt ein Schattendrama<br />

von Achim von Arnim, mal Rausch und<br />

Kunst von Friedrich Nietzsche den Schlussakkord<br />

in diesem Kabarett der Künste. »Wir<br />

Zwanzigjährigen ahnten damals den Beginn<br />

einer neuen Lebens vision: in der das Ich seine<br />

Mauern sprengt, die Monade die Fenster in die<br />

Welt aufreißt und Gemeinschaft hat mit der Magie<br />

der Kräfte und Stimmen der ganzen Welt.« 7<br />

Und wiederum ist es Herwarth Walden,<br />

der einen nächsten großen Schritt macht:<br />

Nach vier Anstellungen als Kulturredakteur<br />

gründet der Publizist seine eigene<br />

Zeitschrift. Der Sturm, dessen erste Nummer<br />

am 3. März 1910 erscheint, wird zum<br />

Pionierprojekt einer Einheit der Künste im<br />

Papierformat – und zum Meilenstein des<br />

<strong>Expressionismus</strong>. Oskar Kokoschka porträtiert<br />

den Herausgeber noch im selben<br />

Jahr als feinnervigen Intellektuellen, dessen<br />

rot glühende, von Lebensenergie nur<br />

so durchpulste Sinnesorgane – Nase, Augenpartie,<br />

Mund und Ohr – über dem weißen<br />

Kragen und die mehr als dünnhäutige,<br />

geradezu offen gelegte blutrote Hand über<br />

braunen Rockschößen außergewöhnliches<br />

Gespür und extreme Sensibilität verraten<br />

(Abb. 2).<br />

»Wer die Entstehung des <strong>Expressionismus</strong>,<br />

sein Leben und seine Bedeutung begreifen<br />

will, ist auf das Material, das der Sturm bietet,<br />

angewiesen [...]. Der Sturm ist das führende<br />

Organ der Expressionisten«, so Herwarth<br />

Walden selbst im Rückblick. 8 Tatsächlich wird<br />

Der Sturm eine Kulturunternehmung magistralen<br />

Ausmaßes, zusammen mit der gleichnamigen<br />

Galerie, die im In- wie Ausland Ausstellungen<br />

organisiert, mit dem Verlag, dem nach<br />

dem Ersten Weltkrieg noch die Sturm-Schule,<br />

die Sturm-Kunstabende, die Sturm-Buchhandlung<br />

und die Sturm-Bühne folgen werden. 9<br />

Nun geht alles Schlag auf Schlag – als ob Der<br />

Sturm tatsächlich alle bis dato noch unterdrückten<br />

oder zurückgehaltenen Kräfte entfesselt hätte.<br />

Überall sprießen und schießen Gruppierungen,<br />

Vereinigungen, Kleinstverlage und Zeitschriften<br />

aus dem Nährboden einer jungen Generation im<br />

Aufbruch und zunehmendem Widerstand gegen<br />

das in gesellschaftlichen Konventionen und politi<br />

scher Reaktion erstarrte Wilhelminische Zeitalter.<br />

Die neben dem Sturm bedeutendste Zeitschrift<br />

gründet 1911 der Publizist Franz Pfemfert<br />

mit dem sprechenden Titel Die Aktion: Seine politisch<br />

radikalere Wochenzeitschrift für Poli tik, Literatur,<br />

Kunst wird schnell zum zweiten wichtigen<br />

Forum des <strong>Expressionismus</strong>. 10 Beide Zeitschriften<br />

entwickeln parallel eine geradezu »paradigmatische<br />

Präsentation: das Nebeneinander von<br />

neuer Grafik, spitzer Kultur- und Zeitkritik und<br />

provokativem Poem«. 11<br />

Das kongeniale Zusammenspiel von Bild<br />

und Text wird von den zeitgenössischen<br />

Rezensenten ebenso begrüßt wie Inhalt<br />

und Form der Beiträge, geliefert von fulminanten<br />

Mehrfachbegabungen wie Oskar<br />

Kokoschka (Abb. S. 270), der zudem auch<br />

redaktionell für den Sturm in Österreich-<br />

Ungarn verantwortlich zeichnet:<br />

»Da heißt es so oft, wir hätten heute keine Stürmer<br />

und Dränger mehr! Wir hätten eine Jugend,<br />

über die selbst die ältesten Leute nicht die Köpfe<br />

zu schütteln vermöchten. [...] Da kommt nun<br />

auf einmal [...] genialisch, wüst und herzerfrischend<br />

jugendlich dieser kraftvolle ›Sturm‹ dahergebraust<br />

und kündet neue Ziele, die zwar von<br />

unsern 25jährigen Kunstgreisen kein Verständnis<br />

erwarten dürfen, aber nach einer schon allzu<br />

lange ertragenen Schwüle von Snobismus und<br />

Geschäftsschriftstellerei jedenfalls eine heilsame<br />

Luftreinigung bedeuten. [...] Oscar Kokoschka<br />

heißt der tollste von ihnen; der zeichnet<br />

wie aus der Pistole geschossen und dichtet daneben<br />

in einer so fabelhaften Temperatur, daß<br />

wer ihn verstehen will, schon selber ein Genie<br />

sein muß.« 12<br />

Doch nicht nur das Rad der Künste, auch<br />

das Rad der Geschichte dreht sich unerbittlich<br />

weiter. 1911 steht mit der Zweiten<br />

Marokkokrise ein erstes Mal der Krieg<br />

ganz unmittelbar vor Augen: »Ein deutsches<br />

Kriegsschiff ist vor Agadir erschienen.<br />

Alle reden vom Krieg zwischen Frankreich<br />

und Deutschland.« 13 Apokalyptische<br />

Stimmung allerorten. In Ludwig Meidners<br />

Zeichnungen und Gemälden (Abb. S. 109),<br />

in Otto Gutfreunds Skulpturen (Abb. S.<br />

105), in den Gedichten von Georg Heym<br />

(s. S. 116) und Jakob van Hoddis (s. S. 118).<br />

Was bei dem österreichischen Dichter<br />

Georg Trakl die einsame Formulierung<br />

eines eisig-klirrenden Untergangs, eine<br />

Vernichtungsvision De profundis ist, wird<br />

im Neopathetischen Cabaret ein kollektiv<br />

erfahrener Weltbrand. 14 Doch noch ist es<br />

nicht so weit.<br />

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1<br />

Der Neue Club, Programm des Neopathetischen Cabarets,<br />

16. Dezember 1911 (8. Abend), Schriftzug von Karl Schmidt-<br />

Rottluff, Holzschnitt, Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

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29


Oskar Kokoschka, Herwarth Walden, 1910,<br />

Öl auf Leinwand, Staatsgalerie Stuttgart<br />

2<br />

30<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Erna Schilling und Ernst Ludwig<br />

Kirchner im Atelier Berlin-Wilmersdorf, Durlacher Straße 14,<br />

um 1912 –1914, Fotografie, Kirchner Museum Davos<br />

4<br />

3<br />

»Lieber Herr Kandinsky, ich löse mich ewig in Tönen – endlich von einer Verpflichtung,<br />

die ich gerne schon lange erfüllt hätte. 12.12.1911 Arnold Schönberg«,<br />

Fotografie von Arnold Schönberg vor 1911 mit einer Widmung an Wassily<br />

Kandinsky, 1911, Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München<br />

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Ein Traum von allumfassender Synästhesie<br />

Das <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

vor dem Ersten Weltkrieg<br />

»Lieber Herr Direktor,<br />

Sie fragen nach den künstlerischen Bedingungen<br />

für die kinematographische Wiedergabe meiner<br />

›Glücklichen Hand‹? [...] Mein wichtigster Wunsch<br />

ist [...] das Gegenteil von dem, was das Kino sonst<br />

anstrebt. Ich will:<br />

Höchste Unwirklichkeit!<br />

Das Ganze soll (nicht wie ein Traum) sondern wie<br />

Akkorde wirken. Wie Musik. [...] Ein Maler (etwa<br />

I. Kokoschka, oder II. Kandinsky, oder III. Roller)<br />

entwirft alle Hauptszenen. [...] Wenn dann die<br />

Szenen alle genau nach dem Tempo der Musik fertig<br />

sind, wird es aufgenommen und der Film soll<br />

dann nach den Angaben meiner Dichtung von dem<br />

Maler koloriert werden (eventuell bloß unter seiner<br />

Leitung). Nun glaube ich aber, dass für das<br />

Farbenspiel und für andere Stellen, wo sehr starke<br />

Farbenwirkungen erfordert werden, das bloße<br />

Kolo rieren nicht genügen [wird]. An solchen Stellen<br />

müsste außerdem von farbigen Reflektoren<br />

Licht auf die Szene geworfen werden.« 15<br />

Schon 1913 skizziert der Komponist Arnold<br />

Schönberg höchst detailgenau die Vorstellung<br />

eines expressionistischen <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s<br />

im Medium des Films, 16 das erst nach dem Ersten<br />

Weltkrieg Realität werden wird. 17 Grundlage<br />

ist sein eigenes Bühnenkunstwerk, der in<br />

jenem Jahr vollendete Einakter Die glückliche<br />

Hand, für den er ab 1908 erste Ideenskizzen<br />

zu Text und Musik entwirft, der jedoch erst<br />

1924 seine Uraufführung erfahren wird. 18 Der<br />

Pionier des Bühnengesamtkunstwerks ist dafür<br />

zu gleich als Librettist, Komponist, Bühnenbildner<br />

und Lichtregisseur tätig. 19<br />

»Sie sehen zu Anfang zwölf helle Flecke auf<br />

einem schwarzen Grund: die Gesichter der<br />

6 Frauen und 6 Männer. Oder vielmehr: ihre<br />

Blicke. [...] als ob ich einen Chor von Blicken<br />

wahrnähme, so wie man eben Blicke wahrnimmt,<br />

wie man sie fühlt, auch ohne dass man<br />

sie sieht, wie sie einem etwas sagen. Was<br />

diese Blicke hier sagen, ist noch durch Worte<br />

umschrieben, die der Chor singt, und durch<br />

die Farben, die sich auf den Gesichtern zeigen.<br />

Die musikalische Art, auf die diese Idee<br />

komponiert ist, bezeugt die Einheitlichkeit der<br />

Konzeption [...]; und es muß einleuchten, dass<br />

Gesten, Farben und Licht hier ähnlich behandelt<br />

werden wie sonst Töne: dass mit ihnen<br />

Musik gemacht wird.« 20<br />

So beschreibt Arnold Schönberg selbst in seiner<br />

Breslauer Rede die Synthese der Künste<br />

und Ausdrucksformen in seinem Opus 18.<br />

Arnold Schönberg »entwirft in seinem ›Drama<br />

mit Musik‹ Die glückliche Hand, einem<br />

aus der Triebsphäre gespeisten Traumprotokoll,<br />

in dem Worte, Musik, Deklamationsarten,<br />

Bilder, Regieanweisungen, Gesten,<br />

Farben und Helligkeitsgrade genau fixiert<br />

sind, wohl das exemplarische expressionistische<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> für die Bühne<br />

(von 18 Minuten Dauer): alle Dimensionen<br />

dieses einen Werkes verdanken sich einer<br />

einzigen Intention, deren Grundlage allerdings<br />

die Anerkennung einer verbindlichen<br />

Synästhesie ist.« 21<br />

Ganz ähnlich arbeitet der Maler Wassily<br />

Kandinsky. Unabhängig von Schönberg<br />

entwickelt er mit seinem Einakter Der<br />

gelbe Klang ab 1909 ein weiteres Paradebeispiel<br />

des synästhetischen <strong>Expressionismus</strong><br />

auf dem Musiktheater. 22 Und<br />

erkennt in Schönberg sofort einen Wahlverwandten.<br />

Nach dem Besuch eines<br />

Konzertes schreibt Kandinsky im Januar<br />

1911 an den ihm noch unbekannten Komponisten:<br />

»Sie haben in Ihren Werken<br />

das verwirklicht, wonach ich in freilich<br />

unbestimmter Form in der Musik so eine<br />

große Sehnsucht hatte.« 23 Im Herbst des<br />

Jahres lernen sie sich kennen, aus gegenseitiger<br />

Bewunderung wird Freundschaft<br />

(Abb. 3).<br />

Der Wahl-Münchner Kandinsky bindet den<br />

Wiener Autodidakten und Ausdruckskünstler<br />

sofort in die Arbeit am multinationalen<br />

und interdisziplinären Almanach Der Blaue<br />

Reiter ein, der im Januar 1912 erscheinen<br />

soll: »Erste No. ohne Schönberg! Nein, das<br />

will ich nicht [...] Geben [Sie] uns 10 – 15<br />

Seiten! Wie gesagt – ohne Schönberg darf<br />

es nicht sein.« 24 Der Almanach verzeichnet<br />

am Ende neben dem Erstabdruck der Bühnenkomposition<br />

Der gelbe Klang – Schönbergs<br />

Reaktion: »[...] außerordent lich. Es<br />

ist ja ganz dasselbe, was ich in meiner<br />

›Glücklichen Hand‹ angestrebt habe« 25<br />

– Arnold Schönbergs Denkschrift »Das<br />

Verhältnis zum Text«, seine Komposition<br />

Herzge wächse sowie Abbildungen der Ölstudien<br />

Vision und Selbstporträt. 26 Beide<br />

Bilder sind auf Initiative von Kandinsky zugleich<br />

Teil der Eröffnungsausstellung von<br />

Herwarth Waldens Berliner Sturm-Galerie<br />

im März 1912, die der Künstlergruppe Der<br />

Blaue Reiter gewidmet ist. 27<br />

Die Metropolen München, Wien und Berlin sind<br />

vor dem Ersten Weltkrieg aufs Engste verbunden<br />

durch das dichte Beziehungsgeflecht der<br />

Expressionisten aller Gattungen, die nach einer<br />

Vereinigung der Künste streben. 28 Sie gleichen<br />

im Rückblick, auch wenn nach außen hin noch<br />

säuberlich gutbürgerlich gedeckelt, brodelnden<br />

Kesseln von Menschen und Ideen – Hugo Ball<br />

ist einer von ihnen. Der junge Schriftsteller,<br />

Schauspieler und Dramaturg an den Münchner<br />

Kammerspielen gehört neben Beiträgen für<br />

Die Aktion mit Gottfried Benn, Franz Blei und<br />

Kurt Hiller zu den Mitarbeitern der Münchner<br />

Zeitschrift Revolution, die nur drei Monate lang<br />

erscheint, deren erste Ausgabe 1913 sogleich<br />

polizeilich beschlagnahmt wird und die sich zuletzt<br />

mit einer »Sondernummer für Otto Gross«<br />

für den auf Veranlassung seines eigenen Vaters<br />

in eine Nervenheilanstalt eingewiesenen Psychoanalytiker<br />

und Kulturrevolutionär einsetzt. 29<br />

Die Revolution ist für den ehrgeizigen Hugo Ball<br />

jedoch nur eines von vielen Aktionsfeldern.<br />

1914 schreibt er geradezu euphorisiert in einem<br />

Brief an seine Schwester:<br />

»Ich meinerseits gelte nun allgemein als der<br />

Vertreter der jüngsten Literatur beim Theater.<br />

[...] Mein hiesiger Protest gegen die Massenkonfiskation<br />

der ›Aktion‹ (auch zwei Gedichte<br />

von mir unter Pseudonym Ha Hu Baley) – ist<br />

von 40 allerersten Namen unterschrieben. Also<br />

Du siehst: gegen den Zensor und den Staatsanwalt<br />

geht es. [...] Sodann muß ich Dir noch<br />

mitteilen, daß dieser Tage im ›Phöbus‹ (das ist<br />

eine neue Münchener Theaterzeitschrift) neben<br />

dem Aufruf für die ›Aktion‹ auch ein Aufsatz von<br />

mir übers ›Künstlertheater‹ erscheint, der sicher<br />

Aufsehen machen wird, weil er sehr radikal die<br />

Zustände dort untersucht und zum ersten Mal die<br />

neue Idee bringt, die wir dort draußen durchzuführen<br />

gedachten. Was diese neue Idee betrifft,<br />

so plane ich zusammen mit Kandinsky, Marc,<br />

Thomas von Hartmann, Fokin, von Bechtejeff,<br />

für den I. Oktober ein Buch ›Das Neue Theater‹,<br />

in dem wir gemeinsam die Ideen, die wir<br />

ins Künstlertheater bringen wollten, mit neuen<br />

Szenenbildern, Musikbeispielen, Figurinen etc.<br />

entwickeln. Am Kochelsee draußen wollten wir<br />

uns eigentlich im Juni treffen, um die Sache<br />

zu konstituieren. Auch Neue [sic!] Architekturpläne<br />

sollen festgesetzt werden. Ein neues<br />

Thea ter von Grund auf. Ein neues Festspielhaus.<br />

[...] Wenn es glückt die Broschüre bis I. Okt.<br />

heraus zubringen (Verlag Piper, München) dann<br />

soll eine ›Internationale Gesellschaft‹ zur<br />

Durch führung unserer Ideen gegründet werden.<br />

›Intern. Gesell. für Neue Kunst‹, nicht nur Theater,<br />

sondern auch Neue Malerei, Neue Musik,<br />

Neuer Tanz.« 30<br />

Ausgehend vom Theater, strebt Hugo Ball<br />

gemeinsam mit führenden Expressionisten<br />

des Blauen Reiters eine regelrechte Revolution<br />

aller Künste an. Und er sieht sich durchaus<br />

in produktiver Konkurrenz zu den Akteuren<br />

anderer Städte. An Kan dinsky schreibt er<br />

kurz vor einer Reise nach Berlin im Auftrag<br />

der Kammer spiele: »Von der geplanten Gesellschaft<br />

werde ich Walden nicht erzählen.<br />

Ich möchte aber doch sehen wie in Berlin für<br />

die Thea tersache der Boden ist.« 31<br />

Junge Heißsporne auf dem Weg zum Ruhm<br />

und zum radikal Neuen gibt es auch in Berlin.<br />

Was Hugo Ball in München durch das Theater<br />

erreichen will, das sucht Kirchner in der<br />

Spree-Metropole über die bildenden Künste<br />

zu bewirken. In der Euphorie seines Berliner<br />

Aufbruchs bezeichnet er sich zwischen 1912<br />

und 1913 auf zwei Porträtfotos seiner selbst<br />

explizit als »E. L. Kirchner. Expressionist«<br />

sowie als »Führer der neuesten Richtung«. 32<br />

An Sendungsbewusstsein mangelt es dem<br />

Maler offenbar nicht. Im Gegensatz zu Hugo<br />

Ball arbeitet er jedoch trotz seiner Brücke-<br />

Mitgliedschaft nicht kollektiv, sondern individuell<br />

an einer Erneuerung der Künste. Seine<br />

von ihm selbst künstlerisch durchgestalteten<br />

und ausgestatteten Wohnateliers in Dresden,<br />

Berlin-Wilmersdorf (Abb. 4) und ab Ende<br />

1913 in Berlin-Friedenau (Abb. S. 71) sind<br />

Total installationen des eigenen Lebensraums<br />

im Geiste des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s. 33<br />

Kirchner realisiert hier im Privatissi mum<br />

des Künstlers, was in der Sonderbund-<br />

Aus stellung 1912 und der Werk bund-Ausstellung<br />

1914 offiziell als Ziel formuliert<br />

wird – die Aufhebung der über Jahrhunderte<br />

tradierten Grenzen zwischen Kunstgewerbe<br />

und Malerei, zwischen »freier«<br />

und »angewandter« Kunst. 34 Nicht nur<br />

fertigt Kirchner Mobi liar von bemalten<br />

Kommoden bis zu Tee tischen, schnitzt<br />

Obstschalen, Stühle und Skulpturen, höhlt<br />

Aschenbecher mit Figurenschmuck aus<br />

Kalkstein, erstellt Silberbroschen und<br />

Metallschachteln mit Tänzerinnenmoti-<br />

ven. 35 Darüber hinaus entwirft er zudem<br />

zahlreiche Wand behänge mitsamt den<br />

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31


dazugehörigen Tischdecken, die seine Lebensgefährtin<br />

Erna Schilling mit aufwendigen Stickereien<br />

umsetzt (Abb. S. 95–97).<br />

Haben die Gemälde und Zeichnungen, die in<br />

Kirchners Vorkriegsateliers entstanden sind,<br />

schnell große Berühmtheit erlangt, so ist die<br />

Atelierausstattung als Werk eigenen Rechts<br />

erst viel später in den Blickpunkt gerückt. 36<br />

Dabei hat Kirchner selbst bereits auf die<br />

wachsende Bedeutung und Stringenz seiner<br />

Lebensraumgestaltung zwischen Dresden und<br />

Berlin hingewiesen: »Der Weg der Entwicklung<br />

in diesen Dingen des äusseren Lebens,<br />

von der ersten applizierten Decke im ersten<br />

Dresdener Atelierzimmer bis zum vollendeten<br />

harmonischen Raum in den Berliner Ateliers<br />

[...] ist eine ununterbrochene logische Steigerung<br />

[...].« 37 So ist die Atelier fensternische<br />

der Dachwohnung in der Körnerstraße 45,<br />

Berlin-Friedenau, mit ihrer textilen Ausstattung,<br />

entworfen von Kirchner, realisiert von<br />

Erna Schilling (Abb. S. 71), ein Höhepunkt in<br />

diesem <strong>Gesamtkunstwerk</strong>streben: ein archaische<br />

Zeltwohnkulturen heraufbeschwörender<br />

Ort der Utopie unentfremdeter Naturnähe inmitten<br />

der Großstadt, der weibliche wie männliche<br />

Nacktheit als künstlerische Bastion der<br />

Ursprünglichkeit wider fortschreitende Technisierung<br />

und gesellschaftliche Überformung<br />

des menschlichen Lebens wie Leibes setzt. 38<br />

Das Atelier in Berlin-Friedenau wird damit<br />

zu einer künstlerischen Gegenwelt, die sich,<br />

so scheint es in den Fotografien des Künstlers<br />

auf, als genuiner Ort zur Pflege persönlicher<br />

Netzwerke ebenso anbietet wie als<br />

intime Bühne für Modelle und fotografische<br />

Selbstinszenierung. 39 Der Berliner Schriftsteller<br />

und Freund Alfred Döblin ist dort zu<br />

sehen, der Heidelberger Künstler und Kirchner-Schüler<br />

Werner Gothein, aber auch ein<br />

Teil des Kreises seiner Unterstützer aus<br />

Jena: Botho Graef, Professor für Archäologie<br />

und Kunstgeschichte ebendort, gemeinsam<br />

mit seinem Freund Hugo Biallowons<br />

(Abb. S. 90–92). Der freizügige Nackttänzer<br />

Biallowons, ver ewigt inmitten der anarchischen<br />

Szenerie der Künstlermansarde, wird<br />

zur Bestürzung des »unfreiwillig freiwilligen«<br />

Soldaten 40 Kirchner (Abb. 5) bald schon dem<br />

barbarischen Totentanz des Weltkrieges zum<br />

Opfer fallen.<br />

Die Kriegskatastrophe<br />

Tabula rasa der Künste – Katalysator<br />

des radikal Anderen<br />

»Niemand, niemand kann von nun an über die Blutlache<br />

des Krieges hinweg noch nach rückwärts und<br />

aus dem Rückwärts leben.«<br />

32<br />

41 (Franz Marc, 1915 –<br />

Titel motto der Zeitschrift Das Tribunal, 1920)<br />

Bruno Tauts Glashaus, Realität gewor dene<br />

Architektur-Utopie auf der Werk bund-<br />

Ausstellung 1914 in Köln (Abb. S. 339),<br />

wird bereits wenige Monate nach seiner<br />

Errichtung von der Wirklichkeit überholt.<br />

Der Beginn des Ersten Weltkriegs<br />

gibt das Wortband des Dichters Paul<br />

Scheerbart, das symbolisch die vielfach<br />

facettierte Kuppel trägt, der Lächerlichkeit<br />

preis: »Das bunte Glas / zerstört den<br />

Hass« lautet der Anfang der Inschrift.<br />

Bald hat der Krieg das Kristallhaus zum<br />

Architekturskelett degradiert. 42 Ein Fanal<br />

des Kommenden in Eisenbeton – noch<br />

manche Utopie wird untergehen. Doch<br />

anfänglich scheint buchstäblich jeder mitgerissen<br />

zu werden von der allgemei nen<br />

Kriegsbegeisterung. Selbst der Sturm-<br />

Impresario Herwarth Walden, ein Kosmopolit<br />

reinsten Wassers, komponiert 1914<br />

einen Heeresmarsch für seinen Freund<br />

August Stramm. Der Dichter aus dem<br />

Münsterland wird den Marsch an die<br />

Front nicht überleben 43 – ebenso wie die<br />

Maler Franz Marc und August Macke oder<br />

Ernst Wilhelm Lotz, der von Kurt Hiller<br />

geförderte Dresdner Lyriker.<br />

Ludwig Meidners Freund fällt, 24-jährig, bereits<br />

in den ersten Monaten des Krieges an<br />

der Westfront. Meidner bleiben nur seine<br />

Feldpostkarten (Abb. S. 137). Auf einer von<br />

ihnen schreibt der Dichter:<br />

»Noch einmal ein Gruß aus dem Felde. Heute<br />

Abend brummten in der Ferne schon die Kanonen.<br />

Wahrscheinlich sind wir schon morgen<br />

am Feinde. Dann werde ich Dir Tips für Deine<br />

Schlachtenbilder geben können. – Jetzt bin ich<br />

sehr fern aller Kunst gerückt, mein Gehirn reagiert<br />

nur noch auf Soldatisches. – Lebewohl<br />

lieber Kerl, – auf alle Fälle lebewohl. Es grüßt<br />

Dich herzlich Dein Ernst Wilhelm.« 44<br />

Mit den Künstlern fallen viele kurz zuvor<br />

noch geplante Projekte dem Krieg zum<br />

Opfer. Das Weltgeschehen zieht eine radikale<br />

Trennlinie zum vorherigen Leben. Partikularinteressen<br />

werden unmittelbar obsolet<br />

vor dem großen nationalen Ziel – auch<br />

bei Hugo Ball, der noch zehn Tage zuvor<br />

schwärmt: »Unser Theater wird 1914 / 15<br />

vielleicht das interessanteste Deutschlands<br />

sein.« 45 Am 7. August schreibt er an seine<br />

Schwester: »Gestern stellte ich mich als<br />

Kriegsfreiwilliger [...]. Die Theater sind<br />

heute polizeilich geschlossen worden. [...]<br />

Kunst? Das ist nun alles aus und lächerlich<br />

geworden. In alle Winde zersprengt. Das<br />

hat alles nun keinen Sinn mehr. Ich kann Dir<br />

gar nicht sagen wie mir zu mut ist. Und man<br />

sieht ja noch gar nicht die Folgen ab.« 46<br />

Wassily Kandinsky dagegen, Balls wichtigster<br />

Garant für das neue Theater, schreibt Herwarth<br />

Walden schon einen Tag nach der Kriegserklärung<br />

Deutschlands an Russland erschüttert und<br />

hellsichtig: »Ich bin aus dem Traum gerissen. Ich<br />

habe innerlich in der Zeit vollkommener Unmöglichkeit<br />

solcher Sachen gelebt. Mein Wahn wurde<br />

mir genommen. Berge von Leichen, schrecklichste<br />

Qualen verschiedenster Sorten, Zurückschrauben<br />

der inneren Kultur auf unbestimmte Zeit.« 47<br />

Und der junge Dichter und spätere Revolutionär<br />

Ernst Toller, bei Kriegsbeginn als<br />

Student in Frankreich, berichtet: »Ich gehe<br />

nach Hause, diese drei Buchstaben TOT<br />

haben sich in meinem Kopf eingenistet,<br />

ich werde sie nicht wieder los, ich finde<br />

sie überall [...]« 48 Auch er gehört, ganz im<br />

Rausch der kollektiven Begeisterung, zu den<br />

zahllosen Kriegsfreiwilligen Deutschlands.<br />

Bald schon holt ihn angesichts erster Verwundeter<br />

die Realität des Krieges ein: »Ich<br />

sehe ein lehmgelbes, eingefallenes Ge sicht,<br />

müde, blicklose Augen, in der Brust spüre<br />

ich einen stechenden Schmerz, ich habe<br />

Angst, ich will keine Angst haben, ich will<br />

nicht weich werden, was liegt an uns, ich<br />

denke an Deutschland.« 49<br />

Derweil denkt Ernst Barlach fern der<br />

Front an Krieg und Kunst zugleich – und<br />

arbeitet im mecklenburgischen Güstrow<br />

gleichsam kompensatorisch an den Skulpturen<br />

Der Rächer (Abb. S. 131) und Der<br />

Berserker. Am 5. September 1914 trägt er<br />

in sein Tagebuch ein: »Ich war an meinem<br />

stürmenden Berserker, und er fängt an,<br />

mir wichtig zu werden. Sollte es möglich<br />

sein, dass ein Weltkrieg geführt wird und<br />

man ihn über einem zentnerschweren<br />

Tongebilde vergißt? Der Berserker ist mir<br />

der christallisierte Krieg [sic!], der Sturm<br />

über alles Hindernis, so daß mans glaubt.<br />

Ich hatte ihn schon einmal angefangen,<br />

aber verworfen, weil mir das Linienganze<br />

auseinanderzuspringen schien, jetzt ist mir<br />

das Unerträgliche notwendig.« 50<br />

Barlach ist bei aller Ambivalenz angezogen<br />

von der scheinbaren Urkraft der Ereignisse.<br />

Eine ebensolche Faszination spricht aus den<br />

Worten von Otto Dix, der von 1914 bis Kriegsende<br />

in Frankreich, Flandern, Polen und<br />

Russland unmittelbar am Kriegsgeschehen<br />

beteiligt ist: »Voll elementarer Wucht sind<br />

die Granattrichter innerhalb der Dörfer. [...]<br />

Es sind die Augenhöhlen der Erde, was drum<br />

herum kreiselt, sind irre schmerzliche Linien.<br />

[...] Es ist eine eigene seltene Schönheit, die<br />

hier redet.« 51 Seine Kohle- und Schwarzkreidezeichnungen<br />

pendeln zwischen drastischer<br />

Beobachtung und Abstraktion der Zerstörung<br />

(Abb. S. 132 / 133, 135 / 136).<br />

George Grosz steht für die vielen Künstler, die<br />

der Krieg zerrüttet, so sie nicht fallen: Im November<br />

1914 meldet er sich als Kriegsfreiwilliger –<br />

nicht aus einer Haltung des Hurra-Patriotismus,<br />

sondern ebenso wie Kirchner aus dem Realismus<br />

seiner bevorstehenden Einberufung heraus. 1915<br />

wird er als dienstuntauglich entlassen, 1917 nach<br />

erneuter Einberufung zum Landsturm für zwei<br />

Monate in eine Nervenheilanstalt eingewiesen:<br />

»Meine Nerven gingen entzwei, ehe ich dieses<br />

Mal noch Front, verweste Leichen und stechenden<br />

Draht sah.« 52 Danach wird er als »dauernd<br />

dienstunbrauchbar« 53 aus dem Heer entlassen.<br />

Ernst Ludwig Kirchner ist ebenfalls bald, wie<br />

er selbst es nennt, von der »Kriegskrankheit« 54<br />

gezeichnet. Und muss 1916 den toten Hugo<br />

Biallowons in Holz schneiden – ein letztes Mal,<br />

hellwach, den Kopf dramatisch in die Frontale<br />

gedreht, mit aufgerissenen Augen und Mund,<br />

ganz Ohr, mit einem bohrenden Blick, der zugleich<br />

erschreckt, erstaunt, empört, mit einem<br />

Anflug von Anklage zu fragen scheint: Was tun<br />

wir? Was tut ihr? Hugo Biallowons fiel für uns<br />

9. Juli 1916 kerbt Kirchner in die Platte seines<br />

Memento mori (Abb. S. 93).<br />

Der einstige Kriegsfreiwillige Ernst Toller ist da<br />

bereits zurück von der Front, nach einem physischen<br />

und psychischen Zusammenbruch, Lazarett<br />

und Sanatorium als kriegsuntauglich zum<br />

Studium in München beurlaubt. Während die<br />

einen immer noch den »Siegfrieden« 55 um jeden<br />

Preis wollen, ist für die anderen die alte Welt<br />

längst zerbrochen in der Sinnlosigkeit des Sterbens<br />

im Schützengraben, im Stellungskrieg des<br />

zermürbenden Fronteinsatzes: »[...] die großen<br />

Emp findungen werden stumpf, die großen Worte<br />

klein, Krieg wird zum Alltag, Frontdienst zum<br />

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Ernst Ludwig Kirchner, Selbstporträt als Soldat<br />

im Atelier Berlin-Friedenau, Körnerstraße 45,<br />

1915, Fotografie, Schenkung Nachlass Ernst Ludwig<br />

Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Paul Hindemith, Notenblatt Das Nusch-<br />

Nuschi mit Zeichnung, 1919, Skizzenbuch<br />

Nr. 38, Hindemith Institut Frankfurt<br />

01_Beil_V2.indd 33 08.10.2010 19:47:11 Uhr<br />

5<br />

6<br />

33


7<br />

Max Pechstein, Titelblatt, An alle Künstler!, 1919, Lithografie,<br />

Institut <strong>Mathildenhöhe</strong>, Städtische Kunstsammlung Darmstadt<br />

34<br />

Rudolf Belling, Dreiklang, 1919, histo-<br />

rische Fotografieserie des Gipsmodells<br />

9<br />

8<br />

Hans Scharoun, Ohne Titel (Volkshausgedanken),<br />

1920er-Jahre, Bleistift, Deutsches Architektur-<br />

museum, Frankfurt a. M.<br />

01_Beil_V2.indd 34 08.10.2010 19:47:13 Uhr


Tag werk, Helden werden Opfer, Freiwillige Gekettete,<br />

das Leben ist eine Hölle, der Tod eine Bagatelle,<br />

wir alle sind Schrauben einer Maschine,<br />

die vorwärts sich wälzt, keiner weiß, wohin, die<br />

zurück sich wälzt, keiner weiß, warum [...].« 56<br />

Bei vielen Künstlern versiegt die Produktivität<br />

vollends angesichts des Erlebten. So berichtet<br />

Karl Schmidt-Rottluff Lyonel Feininger aus<br />

Russland: »Ich habe wiederholt versucht / mal<br />

was zu arbei ten. Da merkte ich aber erst / wie’s<br />

so mit meinen Nerven steht. Es war mir unmöglich<br />

/ mich zu konzentrieren u. einigen Zusamenhang<br />

[sic!] in den Skizzen zu halten.« 57<br />

Ein Sonderfall ist der Frankfurter Komponist<br />

Paul Hindemith, der erst im Januar 1918 an<br />

die Front im Elsass abkommandiert wird und<br />

dort, der Regimentmusik zugeteilt, die große<br />

Trommel spielt. Kreativität im Kriege: Sein<br />

Streich quartett f-Moll op. 10 entsteht, auch<br />

wenn er beim Komponieren wie alle Soldaten<br />

von Ungeziefern geplagt wird. Das Notenblatt<br />

zeigt, säuberlich umkringelt und umzackt:<br />

einen »Floh. erdrückt, Tagolsheim, 30. Jan 18«<br />

(Abb. S. 134).<br />

Erst in den letzten Kriegsmonaten wird er in<br />

Flandern zum Schanzen abkommandiert und<br />

muss Posten stehen. 58 »[...] fast jede Nacht<br />

böses Trommelfeuer«, schreibt Hindemith<br />

in sein Kriegstagebuch. 59 Und er erfährt die<br />

Radikalität des Krieges: »[...] entsetzlicher<br />

Anblick. Blut, durchlöcherte Körper, Hirn,<br />

ein abgerissener Pferdekopf, zersplitterte<br />

Knochen. Furchtbar.« 60 Kurz vor Kriegsende,<br />

am 2. September 1918, entgeht er selbst nur<br />

knapp dem Tod: »Rings um mich schlagen<br />

die Granaten ein, ich klebe am Bahndamm<br />

und warte auf meine letzte Sekunde. Durch<br />

ein Wunder bleibe ich heil.« 61 Absurdität<br />

des Krieges: Der Dienst am Instrument geht<br />

weiter, als wäre nichts gewesen. »Nachmittags<br />

im Deutschen Haus Musik. In dieser<br />

Zeit schießt der Engländer fest in die Stadt.<br />

Nach Beendigung des Konzerts suche ich<br />

den Alten auf. Ich höre, daß wir morgen nach<br />

Wazies übersiedeln sollen. Scherer ist verwundet.<br />

Neben unserer Küche ist eine Granate<br />

eingeschlagen. Als ich daheim bin, geht<br />

auch hier eine Granate in die Nähe.« 62<br />

Krieg nach dem Krieg: Die drastische Vision eines<br />

ausgemergelten Körpers, ja Kadavers, hingeworfen<br />

auf ein bereits angefangenes Notenblatt, skizziert<br />

von Hindemith 1919 während seiner Arbeit<br />

am Einakter Nusch-Nuschi (Abb. 6), erscheint als<br />

brutales Echo des im Felde Erlebten – Erinnerung,<br />

die das Tagwerk des Notensetzens brachial<br />

durchbricht. 63 Segen und Fluch der Mehrfachbegabung<br />

liegen hier allzu nah beieinander.<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> Leben<br />

Die Revolution der Künstler<br />

»M. D. u. H. !<br />

Sie wissen, es ist Revolution nicht nur in der<br />

Politik. Revolution auch der menschlichen Beziehungen,<br />

der Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Kunst. Man versteht, glaube ich,<br />

die politische Revolution erst, wenn man den<br />

ganzen Komplex ihrer Bedingungen, voran ihre<br />

geistigen, übersieht. [...] Man kann zu solcher<br />

Zeit nicht über eine Gruppe menschlicher Beziehungen<br />

sprechen z. B. über Kunst, ohne die<br />

Verbindung mit der Gesetzlichkeit alles Lebens<br />

einzuhalten. Es scheint mir als eigenste Aufgabe,<br />

diese Verbindung immer wieder nachzuweisen<br />

und eindringlich zu machen.« 64<br />

Ebenso programmatisch wie symptomatisch<br />

beginnt Erich Mendelsohns Vortrag »Entwicklungsgesetze<br />

der Kunst, Baukunst –<br />

Bildhauerei – Malerei – Schmiedekunst –<br />

Standpunkt und Dringlichkeit unserer Aufgabe«,<br />

den der Berliner Architekt Ende 1918<br />

verfasst, um Auftraggeber für Bauvorhaben<br />

zu gewinnen, mit der allgegenwärtigen Revolution<br />

und der notwendigen Einheit aller<br />

Lebensäußerungen.<br />

Wie bei der ersten russischen Revolution<br />

1905 65 sind es auch im deutschen Kaiserreich<br />

die Matrosen, die kurz zuvor den<br />

Sturm der Ereignisse entfesselt haben:<br />

Als sie sich am 28. Oktober 1918 in Kiel<br />

weigern, in hoffnungsloser Situation noch<br />

einmal gegen die Engländer in See zu<br />

stechen, kommt es auch in anderen deutschen<br />

Städten zu öffentlichen Ausbrüchen<br />

eines seit Langem schwelenden Unmuts<br />

gegen die offiziellen Durchhalte- und<br />

Sie gesparolen. Überall bilden sich Arbeiter-<br />

und Soldatenräte, die eine sofortige<br />

Beendigung des Krieges und eine revolutionäre<br />

Umwälzung des bestehenden<br />

Systems fordern. 66 »[...] die Jungen wollen<br />

Klarheit. Reif zur Vernichtung scheint<br />

ihnen diese Welt, sie suchen den Weg aus<br />

den schrecklichen Wirren der Zeit [...].« 67<br />

Eine ganze Generation, die dem Weltkrieg ihre<br />

besten Jahre geopfert hat, will eine neue Gesellschaft,<br />

den vielfach beschworenen »Neuen Menschen«:<br />

»Sie wollen mehr als den Kaiser treffen,<br />

anderes als nur das Wahlrecht reformieren, ein<br />

neues Fundament wollen sie bauen, sie glauben,<br />

daß die Umwandlung äußerer Ordnung auch den<br />

Menschen wandle.« 68 Analog zu den Arbeitern<br />

und Soldaten organisieren sich Künstler aller<br />

Sparten und Gattungen: Die massiv politisierten<br />

Architekten, Maler, Bildhauer, Musiker und<br />

Schriftsteller berufen ihrerseits einen Arbeitsrat<br />

für Kunst ein. In Berlin formiert sich parallel<br />

dazu die Novem bergruppe. 69 Es entsteht ein in<br />

der Kulturgeschichte einmaliges Netzwerk der<br />

Künste. Beide Gruppierungen sind eng miteinander<br />

verbunden: So ist der Kunstschriftsteller und<br />

Architekturkritiker Adolf Behne ab 1919 zugleich<br />

Vorsitzender des Arbeitsrates und Mitglied der<br />

Novembergruppe.<br />

Nochmals wachgerüttelt durch die politischen<br />

Morde an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg<br />

im Januar des Jahres, 70 proklamiert der<br />

Arbeitsrat für Kunst in einem Flugblatt im März<br />

1919: »An der Spitze steht der Leitsatz: Kunst<br />

und Volk müssen eine Einheit bilden. Die Kunst<br />

soll nicht mehr Genuß weniger, sondern Glück<br />

und Leben der Masse sein. Zusammenschluß<br />

der Künste unter den Flügeln einer großen Baukunst<br />

ist das Ziel.« 71 Wie bei Mendelsohn geht<br />

es einerseits um hochfliegende Ideale, andererseits<br />

um reale Aufträge für bildende Künstler<br />

und Archi tekten in der materiellen Not nach<br />

dem verlorenen Weltkrieg.<br />

Zu den Unterzeichnern des ersten Flugblatt-<br />

Manifestes (Abb. S. 146) zählen neben den<br />

basis demokratisch gewählten Leitern Walter<br />

Gropius, César Klein und Adolf Behne unter<br />

anderem Otto Bartning, Rudolf Belling,<br />

Lyonel Feininger, Otto Freundlich, Erich<br />

Heckel, Gerhard Marcks, Ludwig Meidner,<br />

Otto Mueller, Emil Nolde, Max Pechstein,<br />

Karl Schmidt-Rottluff, Georg Tappert sowie<br />

Max und Bruno Taut: Die gesamte Phalanx<br />

der noch lebenden Expressionisten gehört<br />

dieser revolutionären kulturpolitischen Vereinigung<br />

an. 72<br />

Die Novembergruppe, benannt nach der<br />

Novemberrevolution, ist, ganz abgesehen<br />

von den Doppelmitgliedschaften, nicht<br />

minder pro minent besetzt. Die Kreise<br />

schließen sich: Allein 49 Akti visten stammen<br />

aus dem Redaktionsumfeld von Herwarth<br />

Waldens Sturm. Die Maler Heinrich<br />

Maria Davringhausen, Otto Dix, Conrad<br />

Felixmüller, George Grosz und Wassily<br />

Kandinsky treffen hier auf die Komponisten<br />

Hanns Eisler, Hans Heinz Stuckenschmidt<br />

und Kurt Weill sowie die Architekten und<br />

Gestalter Marcel Breuer und Ludwig Mies<br />

van der Rohe. 73 Neben den Initiatoren<br />

Max Pechstein, Georg Tappert, César<br />

Klein und Heinrich Richter-Berlin nehmen<br />

an der konstituierenden Sitzung am 3. Dezember<br />

1918 auch Otto Freundlich, Rudolf<br />

Belling und Erich Mendelsohn teil. Das<br />

einstige Brücke-Mitglied Pechstein präsentiert<br />

dort erstmals seinen in der Folge<br />

viel beachteten Aufruf An alle Künstler,<br />

eine künstlerische Idealgemeinschaft in<br />

einer sozialistischen Republik zu schaffen.<br />

74 Die von der Novembergruppe publizierte<br />

Manifest-Anthologie An alle Künst-<br />

ler! versammelt neben Pechsteins Aufruf<br />

utopisch-agitatorische Gedichte, Brandreden<br />

und Revolutionsgrafiken.<br />

Pechstein selbst gestaltet das Titelblatt: Ein<br />

Künstler-Revolutionär mit barem Oberkörper<br />

und rot flammendem Herzen in der Brust<br />

reckt dort vor einem Fabrik gebäude-Horizont<br />

mit rauchenden Schloten in einer deklamatorischen<br />

Geste Arm und Hand in die Höhe<br />

(Abb. 7). Grafik ist nun, anders als vor dem<br />

Krieg, wo Holzschnitt-Akte von Pechstein<br />

die Sturm-Titelblätter zierten, zuallererst ein<br />

politisches Aktionsmedium (Abb. S. 151). In<br />

Flugblättern, Zeitschriften 75 und Broschüren<br />

dient sie, wie die Plakatkunst dieser Tage<br />

(Abb. S. 149), vor allem der Verbreitung propagandistischer<br />

Botschaften. Ludwig Meidner<br />

unterstreicht in seinem Wortbeitrag zur<br />

Anthologie die Notwendigkeit eines künstlerischen<br />

Gesamtengagements: »Damit wir uns<br />

nicht mehr vor dem Firmament zu schämen<br />

haben, müssen wir uns endlich aufmachen<br />

und mithelfen, daß eine gerechte Ordnung<br />

in Staat und Gesellschaft eingesetzt werde.<br />

Wir Künstler und Dichter müssen da in erster<br />

Reihe mittun.« 76<br />

Der Politiker, Journalist, Theaterkritiker<br />

und Schriftsteller Kurt Eisner, 1918 Anführer<br />

der Novemberrevolution in Bayern<br />

und erster Ministerpräsident des von<br />

ihm ausgerufenen »Freistaates« kommt<br />

mit einer Grundsatz-Rede im Münchner<br />

Nationalrat zu Wort: »Regieren ist genauso<br />

eine Kunst, wie Bildermalen oder<br />

Streichquartette komponieren. Der Gegenstand<br />

dieser politischen Kunst, der<br />

Stoff, an dem diese politische Kunst sich<br />

bewähren soll, ist die Gesellschaft, der<br />

Staat, die Menschen. Deshalb möchte<br />

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35


ich glauben, daß ein wirklicher Staatsmann, eine<br />

wirkliche Regierung zu niemand ein stärkeres inneres<br />

Verhältnis haben sollte, als zu den Künstlern,<br />

seinen Berufsgenossen.« 77<br />

Die Einheit von Kunst, Politik und Leben<br />

nimmt bei Eisner handfeste Konturen an: »In<br />

der heutigen Zeit und in der Zukunft scheint<br />

es mir, als ob diese Flucht in das Reich des<br />

Schönen nicht mehr notwendig sein sollte,<br />

daß die Kunst nicht mehr ein Asyl für Verzweifelte<br />

am Leben sein soll, sondern daß<br />

das Leben selbst ein Kunstwerk sein müßte<br />

und der Staat das höchste Kunstwerk.« 78<br />

Als Eisners Plädoyer für das <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

Leben veröffentlicht wird, ist der charismatische<br />

Politiker bereits tot: Am 21. Februar<br />

1919 wird er in München von einem Rechtsradikalen<br />

ermordet. In Berlin fallen die Gedanken<br />

Eisners jedoch auf fruchtbaren Boden.<br />

Aus Künstlerkreisen erschallt ein einhelliges<br />

»Ja!« euphorisch-kollektiver Zustimmung. Das<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> ist in dieser dramatischen<br />

Umbruchszeit beinahe täglich wechselnder<br />

politischer Mehrheiten und immer wieder aufflammender<br />

Straßenkämpfe (Abb. S. 155) fester<br />

Bestandteil einer neuen, stets schon ganzheitlich<br />

verstandenen künstlerischen Aktivität.<br />

Dies zeigt eine konzertierte Umfrage unter<br />

Mitgliedern des Arbeitsrates, die Adolf Behne<br />

im November 1919 in der manifestartigen Informationsbroschüre<br />

Ja! – Stimmen des Arbeitsrates<br />

für Kunst in Berlin zusammenfasst. Eine<br />

der 13 Fragen lautet explizit: »Welche neuen<br />

Wege sind geeignet, um das Volk wieder für<br />

das <strong>Gesamtkunstwerk</strong> – Architektur, Plastik<br />

und Malerei in ihrer Vereinigung – zu interessieren?«<br />

Eine andere lautet: »Wie können<br />

die Künstler der verschiedenen Kunstzweige<br />

gegenwärtig einen Zusammenschluß und eine<br />

Einheit bilden?« 79<br />

Walter Gropius greift den <strong>Gesamtkunstwerk</strong>sgedanken<br />

unter dem Primat der Architektur auf<br />

und beginnt mit der Schilderung seines Bauhaus-Programms:<br />

»Ziele: Die Sammlung alles<br />

künstlerischen Schaffens zur Einheit, die Wiedervereinigung<br />

aller künstlerischen Disziplinen –<br />

Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Handwerk<br />

– zu einer neuen Baukunst als deren unablösliche<br />

Bestandteile. Das letzte, wenn auch<br />

ferne Ziel ist das Einheitskunstwerk – der große<br />

Bau – in dem es keine Grenze gibt zwischen<br />

monumentaler und dekorativer Kunst.« 80 Doch<br />

auch der Architekt postuliert wenig später wie<br />

schon der Revolutionär das Leben selbst als<br />

Form der Kunst: »Vielleicht ist der lebende<br />

Künstler dazu berufen, vielmehr ein Kunstwerk<br />

zu leben, als es zu erschaffen, und so durch<br />

seine neue Menschlichkeit, durch seine neue<br />

Lebensform die geistige Grundlage zu erbauen,<br />

welche die kommende Kunst notwendig<br />

braucht. Gemeinsamkeit im Geistigen tut not.« 81<br />

Während der einstige Architekturstudent<br />

Karl Schmidt-Rottluff in utopischem Elan<br />

das Idealprojekt vom »Bau einer Bergstadt«<br />

mit magistraler Fernwirkung beisteuert,<br />

82 skizziert der Maler, Bühnenbildner<br />

und Filmausstatter César Klein<br />

sein »Ideal-Bauprojekt« einer monumentalen<br />

»Farbenstadt«:<br />

»Die Stadt liegt am Meer. [...] In den Felsen<br />

gehauen: 2 Riesentreppen zur oberen Wohn-<br />

36<br />

stadt. Lift und Fahrschächte. Die ganze<br />

Fel senmauer ist als plastisches Bildwerk<br />

gestaltet. Bis oben hinauf Terrassen. Hängende<br />

Gärten. Oben die Siedelungen der<br />

Farbenstadt. Die grüne Straße, die rote,<br />

blaue, gelbe Straße, das schwarze Haus<br />

der Künstlerloge. Aufsteigend bis zur Mitte<br />

gekrönt vom Dom des großen unbekannten<br />

Gottes. Eine steile Goldglas-Pyramide,<br />

tau sendfach kristallisch gezackt.« 83<br />

Bruno Taut wiederum sieht die Errichtung eines<br />

Volkshauses aus vier Baueinheiten als zentrale<br />

Aufgabe der kollektiv organisierten Künstlerschaft<br />

an: »1. Experimentiergelände für Künstlerkolonie /<br />

2. Saalbau für Versammlungen usw. / 3. Theater /<br />

4. Kristallhaus, überragender Kultusbau. / Es bilden<br />

sich 4 Künstlergruppen um 4 Architekten,<br />

welche zu wählen sind. [...] Sofort zu beginnen!<br />

Wichtigstes!!« 84<br />

Wenige Tage nach der Publikation dieser<br />

Ideen schließen sich auf Tauts Initiative –<br />

aus dem Mitgliederkreis des Arbeitsrats für<br />

Kunst heraus – Hermann Finsterlin, Wenzel<br />

Hablik, Hans Scharoun (Abb. 8), Wassili und<br />

Hans Luckhardt zum Korrespondenzzirkel<br />

der Gläsernen Kette zusammen. Aus drastischer<br />

Auftragsnot entwickeln sie fortan ihre<br />

Projekte im Papierformat und befeuern sich<br />

gegenseitig mit ihren Ideen künstlerischer,<br />

archi tektonischer und filmischer Natur. 85 Gemeinsames<br />

Fernziel der »imaginären Architekten«<br />

86 ist die Neugestaltung aller Bereiche<br />

des Lebens, Buchprojekte sollen den Weg<br />

dahin markieren, Architekturfantasien präsentieren<br />

bereits das Monument des neuen<br />

Gesetzes (Abb. S. 372).<br />

In der Utopie des solcherart apostrophierten<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong>s soll die Kunst restlos<br />

in dem von Kunstwollen überformten<br />

Leben aufgehen: »Wir glauben, dass erst<br />

eine völlige Umwälzung uns zum Werk führen<br />

kann. Der Bürger, der Herr Kollege inbegriffen,<br />

wittert ganz mit Recht in uns die<br />

Revolution. Alle Begriffe, alle bisherigen<br />

Grundlagen auflösen, zersetzen. Dung! und<br />

wir ein Keim im neuen Humus«, 87 notiert<br />

Bruno Taut mit radikaler Emphase in seinem<br />

ersten Rundschreiben. Aus den zwischen<br />

November 1919 und Dezember 1920<br />

gezeichneten Briefen und geschriebenen<br />

Zeichnungen entsteht am Ende zwar keine<br />

neue Welt, aber ein <strong>Gesamtkunstwerk</strong> der<br />

Korrespondenz – in einer weitreichenden<br />

Korrespondenz der Künste.<br />

Dem Ideal einer Einheit der dynamisierten und<br />

allseitig geöffneten Künste huldigt auch Rudolf<br />

Belling. Der Bildhauer, der in seinen Antworten<br />

für den Arbeitsrat für Kunst dafür plädiert,<br />

»die Jugend für die einzige große Kunst, für<br />

die angewandte Kunst, die allein Berechtigung<br />

hat, heran zubilden«, 88 realisiert mit seinem<br />

Gips modell für einen Musikspielort das exemplarische<br />

Werk einer neuen Zeit (Abb. 9). Die<br />

sechs Meter hoch geplante Raumskulptur von<br />

expressiv aufstrebender, rhythmisch kreisender<br />

Dynamik aus farbig verputztem Ziegelmauerwerk<br />

soll der neuen Musik der Zeit den<br />

nötigen Freiraum geben: Gedacht ist die expressionistische<br />

Radikalisierung des traditionellen<br />

Orchesterpavillons »als Podium für eine<br />

Musikkapelle, für Aufführungen von Hindemith,<br />

Schönberg und Strawinsky«. 89 Die Künste der<br />

Malerei, Architektur und Plastik, symbolisiert<br />

durch drei stark abstrahierte Tänzerinnen, realisiert<br />

und vereint Bellings monumentaler Entwurf<br />

Dreiklang geradezu mustergültig durch<br />

architektonische Größe, skulpturale Form und<br />

malerische Farbfassung. Die Musik schließlich<br />

erfüllt das <strong>Gesamtkunstwerk</strong> mit Leben und<br />

vollendet es mit ihrer immateriellen, temporär<br />

erklingenden Tonkunst – ebenso wie das erhoffte<br />

Publikum als allseitig bewegte Umfassung<br />

der Raumskulptur. 90<br />

Der junge Kompositionsstudent und spätere Philosoph<br />

Theodor Wiesengrund Adorno schreibt in<br />

seinem Essay »<strong>Expressionismus</strong> und Wahrhaftigkeit«:<br />

»Verrückt werden die gerosteten Drahtzäune<br />

zwischen Leben und Kunst; beide sind eines<br />

als Wirkung des großen Erlebnisses der Zeit.« 91<br />

So wünschen die revolutionären Expressionisten<br />

es sich in ihrem Drängen auf Veränderung. Doch<br />

so ganz ohne Rest wollen Leben und Kunst nicht<br />

ineinander aufgehen. Während Ernst Toller für<br />

seine reale »Wandlung« vom Kriegsfreiwil ligen<br />

zum Pazifisten, Dichter und Revolutionär der<br />

Münchner Räterepublik steckbrieflich gesucht<br />

(Abb. 10) und mit fünf Jahren Festungshaft bestraft<br />

wird, erfährt sein autobiografisch grundiertes<br />

Stationendrama Die Wandlung in geradezu<br />

absurder Parallelität der Ereignisse begeisterte<br />

Aufnahme. Briefe berichten dem politischen Gefangenen<br />

vom bahnbrechenden Erfolg der Ur aufführung<br />

am 30. September 1919 im brandneuen<br />

Berliner Theater Die Tribüne unter der Regie von<br />

Karlheinz Martin und der Bühnenbildradikalität<br />

Robert Neppachs (Abb. S. 194 / 195). Ein Kritiker<br />

konstatiert begeistert: »An Ernst Tollers Schauspiel<br />

wurde der <strong>Expressionismus</strong> des Thea ters<br />

zum ersten Male nicht Experiment, sondern Erfüllung.«<br />

92<br />

Das <strong>Gesamtkunstwerk</strong> Leben des Ernst Toller –<br />

»von schmächtiger Statur und lungenkrank; [...]<br />

mageres, blasses Gesicht, [...] schließt beim<br />

Nachdenken die Augen«, so die Diktion des<br />

Steckbriefs – trifft hier auf das <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

Theater voll sprachmächtigem Pathos, ein<br />

starkes Bühnengedicht, das beim Nachdenken<br />

die Augen öffnet.<br />

Vulkan aus Schnee<br />

Das <strong>Gesamtkunstwerk</strong> Tanz zwischen<br />

Avantgarde und Vergnügungssucht<br />

»[...] wie wir Menschen Splitter von einem fremden,<br />

zersprungenen Planeten sind. Die Erde ist nicht<br />

unsere Heimat. Wir wandern fremd auf ihr, immer<br />

die Heimat mit entbrannten Sinnen suchend.« 93<br />

(Heinrich Mann)<br />

Während Tollers Wandlung auf der Bühne<br />

triumphiert, regiert das Chaos in der<br />

Stadt: »In jenem Jahr 1919 gingen wir die<br />

unbeleuchteten Straßen Berlins entlang<br />

und duckten uns in den hohen Torbogen<br />

dicht an die kleinen Portierlogen – denn<br />

vor lauter Angst, weil sie es drinnen nicht<br />

mehr aushielten, gingen die Leute damals<br />

auf die Dächer hinauf und schossen nach<br />

Menschen und Tauben. Die Größenverhältnisse<br />

hatten sich verschoben. [...]<br />

Alle sogenannten sittlichen Bande waren<br />

aufgelöst. Eine Welle des Lasters, der<br />

Pornographie und Prostitution lief durch<br />

das ganze Land«, erinnert sich George<br />

Grosz in seiner Autobiografie Ein kleines<br />

Ja und ein großes Nein: »Die Stadt war<br />

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10<br />

Ernst Toller, Steckbrief, 15. Mai 1919,<br />

Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

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37


38<br />

13<br />

11<br />

12<br />

Die Nackttänzerin und die Kritiker,<br />

1920er-Jahre, Sammlung Lothar Fischer,<br />

Berlin<br />

Otto Dix, Bildnis der Tänzerin Anita Berber,<br />

1925, Öl auf Leinwand, Kunstmuseum Stuttgart<br />

Anita Berber und Henry tanzen klassische Moderne,<br />

Plakat eines gemeinsamen Tanzabends in Dresden, 1925,<br />

Sammlung Lothar Fischer, Berlin<br />

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dunkel, kalt und voller Gerüchte. Ihre<br />

Straßen wurden wilde Schluchten voll<br />

Totschlag und Kokainhandel [...].« 94<br />

Es ist die Zeit, in der Anita Berber zum Star und<br />

Skandal wird. Ein schillerndes <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

aus Tanzavantgarde, Schminkmaske und<br />

amoralischer Moralität jenseits von Politik und<br />

Revolu tion – mit dramatischer Halbwertszeit.<br />

Die Schauspielerin und Nackttänzerin tanzt<br />

buchstäblich auf dem Vulkan und muss dafür<br />

mit dem Leben bezahlen. Mit 17 Jahren steht<br />

sie das erste Mal auf der Bühne, mit 18 Jahren<br />

arbeitet sie als Modell für Zeitschriften,<br />

mit 19 ist sie nach ersten Filmen und weiteren<br />

Bühnenauftritten ein Idol, mit 21 alkohol- und<br />

drogensüchtig, mit 29 wird sie an den Folgen<br />

ihres exzessiven Lebens sterben.<br />

Im frühen Aufklärungsfilm Die Prostitution von<br />

1920 spielt Anita Berber die Prostituierte Lona,<br />

die für ihren Freund auf die Straße geht und von<br />

einem Kunden umgebracht wird. Das Filmplakat<br />

von Josef Fenneker zeigt »die Berber« bereits als<br />

eine von den Herren der Gesellschaft angebetete<br />

Kokotte (Abb. S. 244). In nicht weniger als 24 Filmen<br />

wird sie von 1918 bis 1923 auftreten, 95 auch<br />

wenn der Tanz ihre eigentliche Domäne ist.<br />

Der Tanz beherrscht die Jahre nach der gescheiterten<br />

Revolution, wird zur Kultkunst<br />

wie der Film. »Man tanzt Hunger und Hysterie,<br />

Angst und Gier, Panik und Entsetzen.<br />

Mary Wigman – jeder Zoll eckige Erhabenheit,<br />

jede Geste eine dynamische Explosion –<br />

tanzt Weihevolles [...]. Anita Berber – das<br />

Gesicht zur grellen Maske erstarrt unter dem<br />

schaurigen Gelock der purpurnen Coiffure –<br />

tanzt den Koitus. [...] Ein geschlagenes, verarmtes,<br />

demoralisiertes Volk sucht Vergessen<br />

im Tanz. Aus der Mode wird die Obsession;<br />

[...] am gefährlichsten betroffen<br />

aber ist das schlagende Herz des Reiches,<br />

die Hauptstadt. Berlin, zugleich sensitiv und<br />

abgebrüht, blasiert und doch stets erpicht<br />

auf neue Sensationen [...].« 96<br />

Ludwig Meidner konstatiert: »[...] der Film [...]<br />

ist eine Gottheit unserer Epoche – neben dem<br />

Sport und der Erotik.« 97 Und Anita Berber ist<br />

die verruchte Priesterin zweier dieser Gottheiten.<br />

Die dritte Gottheit der Berber ist das<br />

Kokain: ein Stimmungsaufheller mit fatalen Nebenwirkungen.<br />

98 Schon 1918 schreibt der Kölner<br />

Dichter Walter Rheiner seine autobiografische<br />

Novelle Kokain. Im Berlin der 1920er-Jahre wird<br />

das Alkaloid die Modedroge schlechthin. Ob<br />

Künstler, Industrielle auf Amüsiertour oder Radrennfahrer<br />

am Sechs tagerennen: Alle nehmen<br />

es. Anita Berber widmet der Droge eigens einen<br />

Tanz. »Anita Berber war schon eine Legende.<br />

Sie war erst seit zwei oder drei Jahren berühmt,<br />

aber schon ein Symbol geworden. Verderbte<br />

Bürgermädchen kopierten die Berber,<br />

jede bessere Kokotte wollte möglichst ge nau<br />

wie sie aussehen. Nachkriegserotik, Ko kain,<br />

Salomé, letzte Perversität, solche Begriffe bildeten<br />

den Strahlenkranz ihrer Glorie. Nebenbei<br />

wußten die Kenner, daß sie eine ausgezeichnete<br />

Tänzerin war« 99 (Abb. 11).<br />

Mit ihrem Partner Sebastian Droste tanzt<br />

sie Die Tänze des Lasters, des Grauens<br />

und der Ekstase, 100 Kokain (Abb. S. 255)<br />

tanzt sie allein. »›Kokain‹ zusammen<br />

mit ›Morphium‹ bilden bei Anita Berber<br />

die wesentlichsten und persönlichsten<br />

künstlerischen Schöpfungen [...]«, 101 resümiert<br />

der tschechische Tänzer und<br />

Schriftsteller Josef Jenčík, in späteren<br />

Jahren Choreograf am Nationaltheater<br />

von Prag (Abb. S. 243). Er beschreibt<br />

Anita Berbers avantgardistisch-expressionistische<br />

Tanzkunst in Kokain ebenso<br />

ausführlich wie plastisch 102 – als Tanz<br />

ihres Lebens:<br />

»Der Vorhang. Auf dem Boden ein entblößter<br />

Körper, in einem leeren Raum [...] Totenstille<br />

und schwere Regungslosigkeit: Offenbar der<br />

erste schwere Anprall des furchtbaren Giftes,<br />

der den Körper gelähmt hat. Die Seele ringt<br />

sich irgendwo mühsam zur früheren Herrschaft<br />

über den Körper durch. Kaum sichtbare<br />

Zuckungen der einzelnen Körperpartien<br />

deuten es an. Eine Konvulsion ergreift die<br />

porzellanfarbenen Glieder [...]. Mit einigen<br />

Schwüngen, die den langsamen Schwingungen<br />

des Pendels aus der Erzählung von Edgar<br />

Allan Poe ähneln, richtet sich der Körper auf.<br />

Besser gesagt: er bildet einen merkwürdigen<br />

Knäuel Fleisch mit zwei unbeschreiblichen<br />

Schlitzen anstatt der Augen und einer blutigen<br />

Wunde als Mund. Der Knäuel entwirrt sich unsagbar<br />

träge, auf Anordnung von etwas, was<br />

gerade jetzt zwischen dem Verstand und der<br />

aufgequollenen Hirnrinde herrscht. [...] Das<br />

durch den Körper gejagte Gift hindert und<br />

hemmt: Mit roher Kraft mischt es sich in eine,<br />

dem großen Geheimnis des Lebens vorbehaltene<br />

Angelegenheit ein. [...] die imaginären<br />

Klumpen eines Aufschreis um den Mund lösen<br />

sich im Erstaunen über plötzliche Visionen<br />

auf, die vage sind: Diese zerfallen wieder vor<br />

einem Aufschrei, und so verfolgt die Tänzerin<br />

sich selbst sowie die Gebilde ihrer krankhaften<br />

Vorstellungskraft. Der gesunde Körper<br />

kämpft mit dem vergifteten und dieser wütet<br />

wiederum im gesunden. [...] Die Attitüden in<br />

diesem Tanz sind tragisch angebrochen und<br />

die Arabesken dämonisch verlängert. Die<br />

Drehungen des Körpers um seine Achse sind<br />

unerhört langsam, ähnlich einer Zeitlupenaufnahme.<br />

Die Aufsprünge sind stoßartig – wie<br />

Peitschenhiebe.« 103<br />

Wie nah sich Skandal- und Hochkultur in dieser<br />

Zeit sind, demonstriert der Komponist Paul<br />

Hindemith. Er komponiert nicht nur den Einakter<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen nach Kokoschkas<br />

frühem expressionistischen Drama, das mit dem<br />

Bühnenbild Ludwig Sieverts in Frankfurt a. M.<br />

(Abb. S. 273) zu einem Höhepunkt des Musiktheaters<br />

im <strong>Expressionismus</strong> der Nachkriegs jahre<br />

wird: 104 Im Mai 1922 fasst er den Plan zur Komposition<br />

eines Balletts mit Kammerorchester be -<br />

gleitung für die Darmstädter Tänzerin Nini Willenz.<br />

Die szenische Uraufführung der Tanz pantomime<br />

Der Dämon findet am 1. Dezember 1923 in<br />

Darmstadt statt. Neben einem Tanz der Schmerzen<br />

und einem Tanz der roten Raserei findet sich<br />

dort auch – ganz im Zeichen der Zeit – ein Tanz<br />

des Giftes. 105<br />

Treppenwitz der Geschichte: Aus eben<br />

jenem Darmstadt wird das Kokain geliefert,<br />

der weiße Schnee zur heiß-kalten<br />

Befeuerung der Berliner Nächte. Die<br />

Firma Merck ist damals einer der zen tralen<br />

Produzenten des Stoffs, aus dem die<br />

Träume und Alpträume jener Zeit sind<br />

(Abb. S. 253). 106<br />

Als Klaus Mann Anita Berber 1924 in<br />

Berlin kennenlernt, ist sie – gerade 25<br />

Jahre alt – bereits die Gefangene ihrer<br />

eigenen Skandalrolle: »Ihr Gesicht war<br />

eine düstere und böse Maske. Der stark<br />

geschwungene Mund, den man sah, war<br />

keineswegs ihrer, vielmehr ein blutig rotes<br />

Machwerk aus dem Schminktöpfchen.<br />

Die kalkigen Wangen hatten violetten<br />

Schimmer. An den Augen mußte sie täglich<br />

eine Stunde mindestens arbeiten. –<br />

Sie sprach ununterbrochen und sie log<br />

furchtbar. Es war klar, daß sie sehr viel<br />

Kokain genommen hatte; sie bot auch<br />

mir welches an« 107 (Abb. 12).<br />

Dennoch nimmt sie ihre Tanzkunst mit expressionistischem<br />

Pathos ernst und sucht<br />

immer wieder die formale wie inhaltliche<br />

Provokation: »Wir tanzen den Tod, die Krankheit,<br />

die Schwangerschaft, die Syphilis, den<br />

Wahnsinn, das Sterben, das Siechtum, den<br />

Selbstmord [...].« 108 Doch das zumeist männliche<br />

Publikum in seiner aggressiven Vergnügungssucht<br />

nimmt das alles nicht wahr: »Sie<br />

glotzen nur auf unsere Schleier, ob sie nicht<br />

darunter etwas sehen können [...].« 109<br />

Von Sebastian Droste verlassen, findet Anita<br />

Berber bald in dem begnadeten jungen Tänzer<br />

Henry Châtin-Hofmann einen neuen Partner.<br />

Max Herrmann-Neiße schwärmt von ihrem<br />

Berliner Tanzdebüt Die Schiffbrüchigen: »so<br />

herrlich radikal wie jede starke Ballettnummer<br />

es sein sollte«. 110 Doch die Zeit bleibt nicht<br />

stehen. Ein Plakat von 1925 im expressionistischen<br />

Holzschnitt verkündet: Anita Berber und<br />

Henry tanzen klassische Moderne (Abb. 13).<br />

Der <strong>Expressionismus</strong> ist hier zugleich Stilkunst<br />

und Geschichte geworden.<br />

Das große Finale<br />

Dr. Mabuse und der Abgrund<br />

des Menschen<br />

»<strong>Expressionismus</strong> ist Spielerei ... Aber warum<br />

nicht? – ALLES ist heute Spielerei – !« So<br />

antwortet der dämonische Dr. Mabuse auf<br />

die Frage, wie er es mit dem <strong>Expressionismus</strong><br />

halte (Abb. 14). In Fritz Langs Stummfilm<br />

Dr. Mabuse, der Spieler von 1921 / 22 wird der<br />

<strong>Expressionismus</strong> bereits heftig ironisiert zu<br />

einer modisch-skurrilen Salonausstattung –<br />

expressionistische Lang lehnstühle treffen<br />

auf Zackendekor am Kamin, an den Wänden<br />

hängen pseudoexpressionistische Gemälde<br />

sowie allzu schreckliche Stammesmasken.<br />

Kuri oserweise nimmt die Filmkulisse, damit<br />

wiederum in einer Avantgarderolle, die<br />

durchaus ernst gemeinten, hoch expressionistischen<br />

Interieurs an Hamburgs vornehmen<br />

Jungfernstieg von 1925 vorweg, die den<br />

<strong>Expressionismus</strong> endgültig zu einem »Schöner<br />

Wohnen«-Stil machen. 111<br />

Paul Scheerbart dichtet schon früh: »Im<br />

Stil ist das Spiel das Ziel – Im Spiel ist<br />

das Ziel der Stil – Am Ziel ist das Spiel<br />

der Stil« 112 – und nimmt damit das Ende<br />

des <strong>Expressionismus</strong> in Stil wie Spiel<br />

vorweg. Die Ästhetik des <strong>Expressionismus</strong><br />

prägt bald schon Wanderbühnen<br />

wie den Maskenwagen der Holtorf-<br />

Truppe, 113 der zwischen 1920 und 1925<br />

im Norden Deutschlands umherzieht.<br />

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39


Selbst auf dem Land hat sich der <strong>Expressionismus</strong><br />

– wohl auch aufgrund von Filmerfolgen wie<br />

Caligari – als zeitgemäße Bild- und Theatersprache<br />

durchgesetzt. Die Popularisierung des<br />

<strong>Expressionismus</strong> ist gerade in den letzten Jahren<br />

enorm. Dies geht bis zum Germany-Plakat<br />

von Willy Dzubas mit dem markanten Motiv der<br />

steil aufragenden Spitze des Chile-Hauses (Abb.<br />

S. 19). Bereits ein Jahr nach seiner Errichtung<br />

wird der expressionistische Paradebau von Fritz<br />

Höger nahe dem Hamburger Hafen zum Werbeträger<br />

par excellence im Deutschland der Weimarer<br />

Republik: Höhepunkt und zugleich Endpunkt<br />

einer Entwicklung. Der <strong>Expressionismus</strong> ist Allgemeingut<br />

geworden.<br />

Die Protagonisten wandeln sich, werden neusachlich<br />

oder sterben aus: Mit dem Selbstmord<br />

des 30-jährigen Kokain-Schriftstellers Walter<br />

Rheiner am 12. Juni 1925 findet exemplarisch<br />

existenziell einer der Protagonisten des <strong>Expressionismus</strong><br />

ein ebenso dramatisches wie sinnfälliges<br />

Ende durch eine Überdosis Morphin. 114<br />

Sein Freund Conrad Felixmüller setzt ihm malerisch<br />

ein Denkmal in expressionistischer Verve<br />

(Abb. 15). Die Ausstellung Neue Sachlichkeit<br />

in Mannheim, die der neuesten Strömung der<br />

Male rei 1925 ihren Namen gibt, weist formal<br />

wie inhaltlich den Weg zu Anderem, parallel<br />

zur vermeintlichen Beruhigung der politischen<br />

und wirtschaftlichen Verhältnisse. Vermeintlich,<br />

weil in eben diesem Jahr bereits der erste<br />

Band von Adolf Hitlers Mein Kampf erscheint –<br />

und damit die fatalen Zeichen der Zukunft bereits<br />

am Horizont sichtbar werden: das neue<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> politischer Natur in Deutschland,<br />

der Nationalsozialismus. Hitler verkündet<br />

in seiner Programmschrift, es müsse angesichts<br />

der »krank haften Auswüchse irrsinniger und verkommener«<br />

Künstler Aufgabe der nationalsozialistischen<br />

Führung sein, zu »verhindern, dass<br />

ein Volk dem geistigen Wahnsinn in die Arme<br />

getrieben werde«. 115 Bald schon wird es um die<br />

Errichtung eines neuen Gesamtzusammenhangs<br />

gehen, die totale Indienstnahme von Kunst und<br />

Kultur durch den ehemaligen Malerdilettanten<br />

Adolf Hitler und seine Kombattanten. 116<br />

Die Idee des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>es, die zuerst<br />

noch im anfänglich ohnehin expressionistisch<br />

(Abb. S. 405), später rationalistisch geprägten<br />

Bauhaus, dann bei De Stijl weiterlebt, geht<br />

Schritt für Schritt in das <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

des deutschen Totalitarismus über. 117 Schon<br />

1921, in der Uraufführung von Carl Sternheims<br />

Drama Der entfesselte Zeitgenosse im Hessischen<br />

Landestheater Darmstadt, findet sich<br />

auf dem zentralen, expressionistisch gestalteten<br />

Thronsessel ein Hakenkreuz als prophetisches<br />

Menetekel der Ablösung vom Gedanken<br />

des Neuen Menschen expressionistischer zum<br />

Neuen Menschen nationalsozialistischer Prägung<br />

(Abb. 16).<br />

Ludwig Meidner schreibt schon mitten<br />

in der Revolutionsfreude 1919 visionär:<br />

»Wird nicht schon morgen wieder die<br />

Bourgeoisie die Staatsgewalt in ihre<br />

Hände reißen, durch Putsche, Bestechung<br />

und skrupellose Wahlpraktiken?<br />

Wird dieses neue Deutschland<br />

der herrschenden Bourgeoisie nicht<br />

noch unverschämter menschliche Ar-<br />

40<br />

beitskraft ausnützen, den Armen noch<br />

brutaler ducken? Wird es nicht in allen<br />

geistigen Dingen noch arroganter und<br />

frecher triumphieren wollen, als es je<br />

das kaiseristische [sic!] Deutschland<br />

getan?!« 118<br />

So beschwingt das Kostümgruppenbild mit<br />

drei halb nackten Damen und einem kaum<br />

bekleidetem Herrn aus dem Jahr 1925 daherkommt,<br />

so perfide erscheint es im Rückblick.<br />

Die illustre Künstlergesellschaft, die<br />

sich hier mit Erika Mann, Gustav Gründgens<br />

und Klaus Mann in ihrem Mittelpunkt,<br />

im Zeichen von Der siebente Krater, dem<br />

letzten großen Hamburger Künstlerfest im<br />

Geiste des <strong>Expressionismus</strong> und <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s,<br />

zusammengefunden hat, formiert<br />

sich im Nachhinein zu einem Schlussbild<br />

trügerischer Gemeinschaft (Abb. 17).<br />

Hier sind sie noch einmal alle im fröhlichen<br />

Furor eines harmlosen Künstlerfestes vereint:<br />

der spätere Staatsschauspieler des<br />

Dritten Reiches Gründgens, die dann bereits<br />

von ihm geschiedene Kabarettistin sowie<br />

Kriegskorrespondentin Erika 119 und der<br />

Exilliterat Klaus Mann.<br />

Wenige Monate nach der Aufnahme dieser Fotografie,<br />

am 14. Dezember 1925, wird Alban Bergs<br />

expressionistische Oper Wozzeck in Berlin an<br />

der Staatsoper Unter den Linden uraufgeführt –<br />

ein »Bühnenkunstwerk« 120 ersten Ranges, ein<br />

Meilenstein des Musiktheaters. Die Idee dazu<br />

wurde schon elf Jahre zuvor, kurz vor Beginn<br />

des Ersten Weltkriegs, geboren: »Gehalt wie<br />

Gestalt des ›Wozzeck‹ hatten Berg bereits bei<br />

der Wiener Erstaufführung am 5. Mai 1914 derart<br />

beeindruckt, dass er sofort beschloss, daraus<br />

eine Oper zu machen.« 121 1915 beginnt er<br />

mit der Arbeit, doch Krieg und Kriegsdienst<br />

zwingen ihn zu immer neuen Unterbrechungen.<br />

1917 ist schließlich das Libretto abgeschlossen,<br />

1921 die Partitur fertiggestellt.<br />

Die Musikkritik im In- und Ausland spielt zur Uraufführung<br />

verrückt, mal inszeniert sie Tumulte in<br />

der Generalprobe, mal überschlägt sie sich vor<br />

Begeisterung angesichts der kühnen Expressivität<br />

dieser Oper: »Alle Gesetze von absoluter<br />

›Schönheit‹ der Musik sind aufgehoben zugunsten<br />

letzter Wahrheit des Ausdrucks, der zuweilen –<br />

wie in der Dämmerungsvision auf freiem Feld, in<br />

der Wachstubenszene mit den schlummernden<br />

Soldaten, im Augenblick der Katastrophen vor<br />

dem Teich und im Epilog nach Wozzecks Tod erschütternd<br />

bis ins Mark ist.« 122<br />

Büchners Dramenfragment mit der Geschichte<br />

des sozial unterdrückten und gedemütigten Soldaten,<br />

der aus Verzweiflung erst seine untreue<br />

Geliebte ermordet und kurz darauf Selbstmord<br />

begeht, bündelt – zumal in der musikalischen<br />

Fassung Alban Bergs – noch einmal exemplarisch<br />

die ganze Amplitude der Seelenqualen<br />

jenes <strong>Expressionismus</strong>, der »eine Weltanschauung,<br />

und zwar eine Anschauung der Sinne, nicht<br />

der Begriffe« war. 123 Wie formuliert Woyzeck es<br />

seherisch? »Der Mensch ist ein Abgrund. Es<br />

schwindelt einem, wenn man hinunterschaut.«<br />

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14<br />

Dr. Mabuse, der Spieler. 1. Teil: Der große Spieler – Ein Bild<br />

der Zeit, 1921 / 22, Regie: Fritz Lang, ausbelichtetes Filmbild,<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

Carl Sternheim, Der entfesselte Zeitgenosse,<br />

1921, Hessisches Landestheater Darmstadt,<br />

Regie: Gustav Hartung, Szenenfotografie,<br />

Stadtarchiv Darmstadt<br />

16<br />

15<br />

Conrad Felixmüller, Der Tod des Dichters Walter Rheiner, 1925,<br />

Öl auf Leinwand, Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles<br />

01_Beil_V2.indd 41 08.10.2010 19:47:16 Uhr<br />

41


17<br />

Teilnehmer des Hamburger Künstlerfestes Der siebente Krater, 1925, abgebildet sind in der oberen Reihe:<br />

in der Mitte Emil Maetzel, flankiert von zwei Revue-Girls, rechts daneben Paul Hamann; mittlere Reihe:<br />

im angeschnittenen Profil Friedrich Adler, Willi Davidson, Paul Kemp, Erika Mann, Gustaf Gründgens;<br />

untere Reihe: Klaus Mann, vor ihm Elsbeth Baack, Fotografie, Privatbesitz<br />

42<br />

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Das Titelzitat lautet vollständig: »[...] denn das Bauen<br />

ist nichts anderes als die Schaffung des ›<strong>Gesamtkunstwerk</strong>es‹<br />

wie es seit 25 Jahren mein Leitgedanke<br />

war. Ein anderes ›Kunstwerk‹ gibt es für mich nicht.«<br />

Wenzel Hablik, Brief an Bruno Taut, 22. 7. 1920, in:<br />

Iain Boyd Whyte und Romana Schneider (Hrsg.), Die<br />

Briefe der Gläsernen Kette, Berlin 1986, S.134.<br />

1 Herwarth Walden, »Einladungsbrief an Autoren«,<br />

zit. nach: Georg Brühl, Herwarth Walden und<br />

»Der Sturm«, Köln 1983, S. 21.<br />

2 Vgl. Brühl, ebd., S. 21 f.<br />

3 Die Brücke gründet sich am 7. 6. 1905, Ernst<br />

Ludwig Kirchners Diplom-Urkunde ist auf den<br />

1. Juli 1905 ausgestellt; vgl. das Faksimile der<br />

Urkunde in: Meike Hoffmann, Der Architekt<br />

Ernst Ludwig Kirchner. Diplomarbeit und Studien<br />

entwürfe 1901–1905, München 1999, S. 12.<br />

4 Rosa Schapire ist das einzige weibliche Vollmitglied<br />

des Kongresses. Unter den Teilnehmern<br />

finden sich noch die Ehefrauen von<br />

Hein rich Brockhaus und John Jaffé; vgl. die<br />

Mitgliederliste u. a. mit Wilhelm Bode, Aby<br />

Warburg und Heinrich Wölfflin in: Offizieller Bericht<br />

über die Verhandlungen des VIII. Internationalen<br />

Kunsthistorischen Kongresses in Darmstadt<br />

23.–26. September 1907, Leipzig 1907.<br />

5 Vgl. den Beitrag von Astrid Becker in diesem<br />

Band (S. 102–111).<br />

6 Dr. E. T., »Im Neopathetischen Cabaret«, in:<br />

Der Demokrat, 52, 21. 12. 1910, S. 3, zit. nach:<br />

Karl Ludwig Schneider und Gerhard Burckhardt<br />

(Hrsg.), Georg Heym. Dokumente zu seinem<br />

Leben und Werk, Hamburg, 1968, S. 419.<br />

7 Rudolf Kayser, »Alfred Döblin. Zu seinem<br />

50. Geburtstag ...«, in: Berliner Tagblatt,<br />

57, 374, 9. 8. 1928, zit. nach: Brühl 1983 (wie<br />

Anm. 1), S. 23.<br />

8 Herwarth Walden, »Werbetext des ›Sturm‹,<br />

1918«, zit. nach: Brühl 1983 (wie Anm. 1), S. 32.<br />

Die Zeitschrift Der Sturm veröffentlicht von<br />

Juli 1911 bis März 1912 allein zehn Holzschnitte<br />

Kirchners.<br />

9 Vgl. Rudolf Blümner, »Der Sturm, 1917«, in:<br />

Thomas Anz und Michael Stark (Hrsg.),<br />

<strong>Expressionismus</strong>. Manifeste und Dokumente<br />

zur deutschen Literatur 1910–1920, Stuttgart<br />

1982, S. 410 ff.<br />

10 Die Liste der mitarbeitenden Schriftsteller und<br />

Künstler ist ein regelrechtes »Who is who« des<br />

<strong>Expressionismus</strong>: Gottfried Benn, Walter Hasenclever,<br />

Max Herrmann-Neiße, Georg Heym, Kurt<br />

Hiller, Jakob van Hoddis oder Alfred Lichtenstein<br />

liefern Texte, Lyonel Feininger, George<br />

Grosz, Ernst Ludwig Kirchner, César Klein,<br />

Alfred Kubin, Franz Marc, Ludwig Meidner, Karl<br />

Schmidt-Rottluff oder Egon Schiele grafische<br />

Beiträge; vgl. Lisbeth Exner, »Franz Pfemfert<br />

oder: Die Seligkeit des Kampfes«, in: Elmar<br />

Mittler und Jan-Jasper Fast (Hrsg.), Aktion<br />

und Sturm. Holzschneidekunst und Dichtung der<br />

Expressionisten, Ausst.-Kat. Paulinerkirche,<br />

Göttingen 2003, S. 92 ff.<br />

11 Anz / Stark 1982 (wie Anm. 9), S. 423 f.<br />

12 Hans von Weber, »Der Sturm«, 1910, in: Anz /<br />

Stark 1982 (wie Anm. 9), S. 423 f. Oskar<br />

Kokoschka ist über seine künstlerische Tätigkeit<br />

als Lieferant zahlreicher Titel blätter, Texte<br />

und Illustrationen hinaus offiziell verantwortlich<br />

für die Schriftleitung der Zeitschrift Der Sturm<br />

in Österreich-Ungarn.<br />

13 Ernst Toller, Eine Jugend in Deutschland (1933),<br />

Reinbek 2009, S. 28.<br />

14 So der Titel eines Textes von Wilhelm Simon<br />

Guttmann, vorgetragen am 8. Abend des Neopathetischen<br />

Cabaret im Dezember 1911 (vgl.<br />

Abb. 1).<br />

15 Arnold Schönberg, »Brief an Emil Hertzka,<br />

Berlin, Herbst 1913«, in: Arnold Schönberg,<br />

Briefe, ausgew. und hrsg. von Erwin Stein,<br />

Mainz 1958, S. 40 f. Emil Hertzka war Direktor<br />

des Musikverlags Universal Edition, Wien.<br />

16 »Noch bevor an eine Bühnenaufführung gedacht<br />

werden konnte, die an Regie und Technik<br />

äußers te Anforderungen stellt, wurde Schönberg<br />

der Plan unterbreitet, das Werk zu ver filmen.<br />

Er griff die Idee sofort auf, weil er erkannte,<br />

dass die geforderte ›höchste Unwirklichkeit‹<br />

mit den Möglichkeiten des neuen Medi ums (er<br />

dachte u. a. an Trickaufnahmen) viel leichter<br />

zu realisieren sein würde als auf der Bühne.«<br />

Eberhard Freitag, Arnold Schönberg, Reinbek<br />

1973, S. 72.<br />

17 Kurioserweise waren Schönberg-Kompositionen<br />

Teil der amerikanischen Filmmusik des<br />

Dr. Caligari bei dessen Uraufführung in New<br />

York 1921; vgl. den Beitrag von Joachim<br />

Fontaine in diesem Band (S. 314–321).<br />

18 Schönbergs Glückliche Hand wird damit erst<br />

zwei Jahre nach Paul Hindemiths Oper Mörder,<br />

Hoffnung der Frauen uraufgeführt. Dies zeigt<br />

die enorme Verspätung der öffentlichen Rezeption<br />

des expressionistischen Bühnenmusikkunstwerks.<br />

Der Hindemiths Oper zugrunde liegende<br />

Text stammt von Oskar Kokoschka und wurde<br />

als Drama bereits 1909 in Wien aufgeführt.<br />

19 Mag hier auch der »Gesamtkünstler« Gustav<br />

Mahler Vorbild gewesen sein, der Wiener Komponist,<br />

der zugleich Operndirektor, Dirigent<br />

und Regisseur war – das Ergebnis von Arnold<br />

Schönbergs Multiaktivität hat eine ganz neue<br />

Qualität.<br />

20 Arnold Schönberg, »Breslauer Rede über ›Die<br />

glückliche Hand‹«, in: Jelena Hahl-Koch, Arnold<br />

Schönberg, Wassily Kandinsky. Briefe, Bilder<br />

und Dokumente einer außergewöhnlichen Begegnung,<br />

München 1983, S. 133 f.<br />

21 Rudolf Stephan, »<strong>Expressionismus</strong>«, in: Ludwig<br />

Fischer (Hrsg.), Die Musik in Geschichte und<br />

Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik,<br />

Kassel 1995, Sp. 250 / 251.<br />

22 Zu Kandinsky und Schönberg vgl. den Beitrag<br />

von Camilla Bork in diesem Band (S. 266 –275).<br />

23 Wassily Kandinsky, »Brief an Arnold Schönberg,<br />

18. 1. 1911«, in: Hahl-Koch 1983 (wie Anm. 20),<br />

S. 19.<br />

24 Wassily Kandinsky, »Brief an Arnold Schönberg,<br />

16. 11. 1911«, in: Hahl-Koch 1983 (wie Anm. 20),<br />

S. 35.<br />

25 Arnold Schönberg, »Brief an Wassily Kandinsky,<br />

19. 8. 1912«, in: Hahl-Koch 1983 (wie Anm. 20),<br />

S. 69.<br />

26 Vgl. Wassily Kandinsky und Franz Marc (Hrsg.),<br />

Der Blaue Reiter (1912), dok. Neuausg. von<br />

Klaus Lankheit, München 2006. Der Almanach<br />

kann im Mai 1912 erscheinen.<br />

27 Als Kandinsky mit der Publikation seiner Bahn<br />

brechenden Schrift Über das Geistige in der<br />

Kunst im selben Jahr die Vorstellung eines alle<br />

Künste durchdringenden Prinzips propagiert,<br />

wird die Sentenz Schönbergs, der ihm kurz<br />

zuvor seine Harmonielehre (1911) widmet,<br />

endgültig augenfällig: »›Uns, die wir uns beide<br />

auf einem Wege bemühen ...‹ Arnold Schönberg,<br />

Widmung für Wassily Kandinsky, 12. 12. 1911«, in:<br />

Hahl-Koch 1983 (wie Anm. 20), S. 222.<br />

28 Schönberg etwa ist schon von 1901 bis 1903<br />

erstmals in Berlin, dann ab 1911 erneut.<br />

29 Auch die Berliner Zeitschrift Die Aktion gab ein<br />

Otto-Gross-Heft heraus; vgl. Christina Jung und<br />

Thomas Anz (Hrsg.), Der Fall Otto Gross. Eine<br />

Pressekampagne deutscher Intellektueller im<br />

Winter 1913 / 14, Marburg a. d. Lahn 2002.<br />

30 Hugo Ball, »Brief an Maria Hildebrand,<br />

München, 27. Mai 1914«, in: Hugo Ball, Briefe<br />

1904–1927, hrsg. und komm. von Gerhard<br />

Schaub und Ernst Teubner, Bd. 1, Göttingen<br />

2003, S. 49 f.<br />

31 Hugo Ball, »Brief an Wassily Kandinsky,<br />

München, 26. Juni 1914«, in: ebd., S. 53.<br />

32 Ernst Ludwig Kirchner, zit. nach: Frank<br />

Whitford, »Kirchner und das Kunsturteil«, in:<br />

Ernst Ludwig Kirchner 1880–1938, Ausst.-Kat.<br />

Nationalgalerie Berlin u. a., München 1979,<br />

S. 39.<br />

33 Der Hang zum <strong>Gesamtkunstwerk</strong> bleibt bei<br />

Kirchner kein Einzelfall: In Davos wird er seine<br />

zwei Wohnhäuser ebenfalls eigenhändig mit<br />

zahlreichen selbst gefertigten Möbeln, Türen<br />

und geschnitztem Figurenschmuck ausstatten.<br />

Und noch 1927 / 28 plant er für den Festsaal des<br />

Neubaus des Museum Folkwang ein <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

der Innenraumgestaltung mit monumentalen<br />

Wandmalereien. Vgl. »Das schönste<br />

Museum der Welt«, Museum Folkwang bis 1933,<br />

Ausst.-Kat. Museum Folkwang, Essen, Göttingen<br />

2010, S. 119–128.<br />

34 Die Pioniertat der Ersten Ausstellung der<br />

Künst lerkolonie auf der <strong>Mathildenhöhe</strong><br />

Darm stadt 1901 unter der Leitung von Joseph<br />

Maria Olbrich, die eben dies erstmals in<br />

Deutschland umfassend realisierte, ist damit<br />

Allgemeingut geworden; vgl. Ralf Beil und<br />

Regina Stephan (Hrsg.), Joseph Maria Olbrich<br />

1867–1908. Architekt und Gestalter der frühen<br />

Moderne, Ausst.-Kat. Institut <strong>Mathildenhöhe</strong><br />

Darmstadt, Ostfildern 2010.<br />

35 Vgl. Wolfgang Henze, Die Plastiken Ernst<br />

Ludwig Kirchners. Monographie mit Werkverzeich<br />

nis, Wichtrach / Bern, 2002, WVZ 1909 / 09<br />

(Bemalte Kommode), WVZ 1909 / 10 (Atelierstuhl.<br />

Geschnitzter Stuhl), WVZ 1910 / 07<br />

(Aschen becher), WVZ 1911 / 09 (Teetisch mit drei<br />

Säulenfiguren), WVZ 1911 / 10 (Obstschale mit<br />

drei Trägerfiguren), WVZ 1911 / 11 (Obstschale),<br />

WVZ 1912 / 12 (Tänzerin. Runde Brosche), WVZ<br />

1912 / 15 (Tänzerinnen. Metallschachtel).<br />

36 Vgl. Erika Billeter, »Ernst Ludwig Kirchner.<br />

Kunst als Lebensentwurf«, in: Berlin u. a. 1979<br />

(wie Anm. 32), S. 16–25.<br />

37 Ernst Ludwig Kirchner, Eintrag im Davoser<br />

Tage buch, 6. 3. 1923, zit. nach: Lothar Grisebach,<br />

Ernst Ludwig Kirchners Davoser Tagebuch,<br />

Ostfildern-Ruit 1997, S. 67.<br />

38 Noch 1919 schreibt der Architekturkritiker<br />

Adolf Behne zivilisationskritisch: »Denn davon,<br />

Euro päer, sei überzeugt: Du kannst nicht beides<br />

haben, die Technik und die Kunst. Du musst<br />

dich entscheiden.« Zit. nach: Adolf Behne,<br />

Schriften zur Kunst, Berlin 1988, S. 95.<br />

39 Vgl. den Beitrag von Leonie Beiersdorf in<br />

diesem Band (S. 68–77).<br />

40 Vgl. Berlin u. a. 1979 (wie Anm. 32), S. 70.<br />

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43


41 Das Titelmotto der von Carlo Mierendorff<br />

gegründeten, in Darmstadt herausgegebenen<br />

Zeitschrift Das Tribunal, 2, 1, 1920, stammt<br />

aus Franz Marcs Aphorismensammlung Das<br />

zweite Gesicht, geschrieben 1915 im Felde –<br />

vor seinem Tod 1916 auf den Schlachtfeldern<br />

von Verdun.<br />

42 Vgl. den Beitrag von Werner Durth in diesem<br />

Band (S. 336–347).<br />

43 Kurioserweise brachten August Stramm seine<br />

Kriegsgedichte im experimentellen Stakkato-Stil<br />

den endgültigen Durchbruch als Lyriker. Hier<br />

Patrouille von 1915: »Die Steine feinden /<br />

Fenster grinst Verrat / Aeste würgen / Berge<br />

Sträucher blättern raschlig / Gellen / Tod.«<br />

Zit. nach: Hansgeorg Schmidt-Bergmann<br />

(Hrsg.), Lyrik des <strong>Expressionismus</strong>, Stuttgart<br />

2003, S. 243.<br />

44 Transkript einer Postkarte von Ernst Wilhelm<br />

Lotz an Ludwig Meidner, 8. 7. 1914, Stadtarchiv<br />

Darmstadt.<br />

45 Hugo Ball, »Brief an Maria Hildebrand, München,<br />

29. 7. 1914«, in: Ball 2003 (wie Anm. 30),<br />

S. 59.<br />

46 Hugo Ball, »Brief an Maria Hildebrand, München,<br />

7. 8. 1914, in: Ball 2003 (wie Anm. 30),<br />

S. 62.<br />

47 Wassily Kandinsky, »Brief an Herwarth Walden,<br />

2. 8. 1914«, zit. nach: Brühl 1983 (wie Anm. 1),<br />

S. 54.<br />

48 Toller 2009 (wie Anm. 13), S. 35.<br />

49 Toller 2009 (wie Anm. 13), S. 40.<br />

50 Ernst Barlach, Tagebucheintrag, 5. 9. 1914, zit.<br />

nach: Diether Schmidt (Hrsg.), Manifeste Manifeste<br />

1905–1933, Dresden 1964, S. 91.<br />

51 Otto Dix, Text einer Feldpostkarte, Anfang 1916,<br />

zit. nach: Serge Sabarsky, Otto Dix. Die frühen<br />

Jahre. Zeichnungen, Aquarelle, Graphik, Erfurt<br />

1995, S. 9.<br />

52 George Grosz, »Brief an Otto Schmalhausen,<br />

15. März 1917«, zit. nach: Lothar Fischer, George<br />

Grosz, Reinbek 1976, S. 29 f.<br />

53 Fischer, ebd., S. 44.<br />

54 Ernst Ludwig Kirchner, zit. nach: Anita<br />

Beloubek-Hammer, »›Die begleitende Melodie<br />

zu einem Gesang‹. Ernst Ludwig Kirchners<br />

Illus trationen zu ›Umbra vitae‹ von Georg<br />

Heym«, in: Georg Heym. Umbra vitae, Begleitheft<br />

des Reprints, Stuttgart 2009, S. 8.<br />

55 Toller 2009 (wie Anm. 13), S. 78.<br />

56 Toller 2009 (wie Anm. 13), S. 54.<br />

57 Karl Schmidt-Rottluff, »Feldpostbrief an<br />

Lyonel Feininger, 24. 1. 1916«, in: Hermann<br />

Gerlinger (Hrsg.), Brücke-Almanach 1998.<br />

Lyonel Feininger. Karl Schmidt-Rottluff. Erich<br />

Heckel. Künstlerfreundschaften, Ausst.-Kat.<br />

Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum,<br />

Schloß Gottorf, Schleswig 1998, S. 26.<br />

58 Giselher Schubert, Paul Hindemith, Reinbek<br />

1981, S. 23.<br />

59 Paul Hindemith, Kriegstagebuch, Eintrag vom<br />

5. 5. 1918, zit. nach: ebd., S. 23.<br />

60 Paul Hindemith, Kriegstagebuch, Eintrag vom<br />

27. 5. 1918, zit. nach: ebd.<br />

61 Paul Hindemith, Kriegstagebuch, Eintrag vom<br />

Montag, 2. September 1918, Archiv, Hindemith<br />

Institut Frankfurt.<br />

62 Hindemith, ebd.<br />

63 Die Zeichnung wirkt umso drastischer, da<br />

Das Nusch-Nuschi im Triptychon mit Mörder,<br />

Hoffnung der Frauen und Sancta Susanna<br />

44<br />

»die übermütige Burleske« darstellt: Hindemith<br />

ver tont hier einen »leichtgewichtigen Text<br />

unter parodistischen Vorzeichen«; Giselher<br />

Schubert, Paul Hindemith. Das Nusch-Nuschi<br />

(Begleitheft zur gleichnamigen CD), Mainz<br />

(WERGO) 1988, S. 2.<br />

64 Erich Mendelsohn, »I. Abend. Entwicklungsgesetze<br />

der Kunst, Baukunst – Bildhauerei –<br />

Malerei – Schmiedekunst – Standpunkt und<br />

Dringlichkeit unserer Aufgabe«, Vortrag im<br />

Salon von Molly Philippson, masch. Ms., Berlin<br />

1918, zit. nach: Erich Mendelsohn, Gedankenwelten.<br />

Unbekannte Texte zu Architektur, Kulturgeschichte<br />

und Politik, hrsg. von Ita Heinze-<br />

Greenberg und Regina Stephan, Ostfildern-Ruit<br />

2000, S. 14 f.<br />

65 Vgl. Ralf Beil, »Spiegelscherben einer Welt<br />

zwischen Tradition und Revolution. Kunst und<br />

Politik im Reich des letzten Zaren«, in: ders.<br />

(Hrsg.), Russland 1900, Ausst.-Kat. Institut<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt, Köln 2008, S. 32.<br />

66 Vgl. Jost Hermand und Frank Trommler, Die<br />

Kultur der Weimarer Republik, München 1978,<br />

S. 14.<br />

67 Toller 2009 (wie Anm. 13), S. 57. Der Krieg<br />

verwandelt nicht nur Ernst Toller in einen Pazifisten:<br />

»Haben wir nicht, als im Feld der Tod<br />

unser Kame rad war, der bei uns hockte in Schützengräben<br />

und Unterständen, in zerschos senen<br />

Dörfern und Wäldern, im Hagel der Schrap nells<br />

und unterm Licht der Sterne, ge schworen mit<br />

heiligem Ernst, dass der Krieg nur einen Sinn<br />

haben kann: den Aufbruch der Jugend?« Toller<br />

2009 (wie Anm. 13), S. 60.<br />

68 Toller 2009 (wie Anm. 13), S. 58.<br />

69 In Dresden gründen Otto Dix, Conrad Felixmüller<br />

und weitere Maler im Januar 1919 die<br />

Dresdner Sezession – Gruppe 1919, die eine<br />

expressionistische, gesellschaftskritische Kunstrichtung<br />

vertritt – ebenso wie die im Juni 1919<br />

gegründete Darmstädter Sezession mit ihren<br />

Gründungsmitgliedern Ludwig Meidner, Carlo<br />

Mierendorff und Max Beckmann.<br />

70 Karl Liebknecht sowie Rosa Luxemburg werden<br />

posthum zu Galionsfiguren der Revolution und<br />

Kronzeugen des »Neuen Menschen« – so auch in<br />

Bruno Tauts Brief-Zeichnung an die Gläserne<br />

Kette vom 23. 12. 1919, in der er neben die<br />

Spitze seines Monuments des neuen Gesetzes<br />

Liebknechts Worte setzt: »Ihr raubt die Erde<br />

mir, doch nicht den Himmel Karl Liebknecht.<br />

Dez. 16« Vgl. das Faksimile des Briefs in diesem<br />

Buch (S. 372). Zahlreiche Künstler, darunter<br />

Käthe Kollwitz und Conrad Felixmüller, ver ewigen<br />

die bald schon legendären Revo lutionäre in<br />

Texten, Gra fiken und Gedenkblättern (Abb. S. 161).<br />

71 Vgl. Arbeitsrat für Kunst, Flugblatt, März 1919.<br />

72 Zahlreiche weitere Kulturakteure unterstützen<br />

deutschlandweit den Arbeitsrat, darunter auch<br />

Schriftsteller, Sammler, Galeristen und Museumsdirektoren:<br />

Heinrich Campendonk, Seeshaupt;<br />

Hermann Finsterlin, Berchtesgarden;<br />

Alfred Flechtheim, Düsseldorf; Wenzel Hablik,<br />

Itzehoe; G. F. Hartlaub, Mannheim; Bernhard<br />

Hoetger, Ostendorf-Worpswede; Heinrich Jost,<br />

München; Karl Ernst Osthaus, Hagen; vgl. das<br />

Faksimile des Flugblatts, in: Arbeitsrat für Kunst<br />

Berlin 1918–1921, Ausst.-Kat. Akademie der Künste<br />

Berlin, Berlin 1980, S. 88 f.<br />

73 Vgl. Helga Kliemann, Die Novembergruppe,<br />

Berlin 1969, S. 50 f.<br />

74 Vgl. Petra Jacoby, »Die sozialen Phantasien<br />

der Künstlergruppen-Generation. Aktionsfelder<br />

und Vorstellungen in der Weimarer Republik«, in:<br />

dies., Kollektivierung der Phantasie? Künstlergruppen<br />

in der DDR zwischen Vereinnahmung und<br />

Erfindungsgabe, Bielefeld 2007, S. 93.<br />

75 So erscheinen in Darmstadt von 1919 bis 1920<br />

die zwölf Hefte der von Carlo Mierendorff<br />

gegründeten politischen Zeitschrift Das Tribunal.<br />

Hessische Radikale Blätter – in direkter<br />

Anlehnung an Georg Büchners Hessischen<br />

Landboten.<br />

76 Ludwig Meidner, »An alle Künstler, Dichter,<br />

Musiker«, in: An alle Künstler!, hrsg. vom<br />

Arbeits rat für Kunst, Berlin 1919, S. 7.<br />

77 Kurt Eisner, »Der sozialistische Staat und der<br />

Künstler«, in: ebd., S. 25.<br />

78 Eisner, ebd., S. 26.<br />

79 »Fragen, die der Klärung bedürfen«, in:<br />

Ja! – Stimmen des Arbeitsrates für Kunst in<br />

Berlin (1919), zit. nach: Berlin 1980 (wie<br />

Anm. 72), S. 15.<br />

80 Walter Gropius, in: Ja! – Stimmen des Arbeits-<br />

rates für Kunst in Berlin (1919), zit. nach: Berlin<br />

1980 (wie Anm. 72), S. 30.<br />

81 Gropius, ebd., S. 32.<br />

82 Vgl. Karl Schmidt-Rottluff, Idealprojekt, 1919,<br />

s. S. 23 in diesem Band.<br />

83 César Klein, in: Ja! – Stimmen des Arbeitsrates<br />

für Kunst in Berlin (1919), zit. nach: Berlin 1980<br />

(wie Anm. 72), S. 40 f.<br />

84 Bruno Taut, in: Ja! – Stimmen des Arbeitsrates<br />

für Kunst in Berlin (1919), zit. nach: Berlin 1980<br />

(wie Anm. 72), S. 68.<br />

85 Vgl. Wenzel Hablik, »Sehr erfreut über ihre<br />

Filmidee ...«, 22. 7. 1920, s. S. 24 in diesem<br />

Band. Das expressionistische <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

Film, etwa Das Cabinet des Dr. Caligari,<br />

hat maßgeblich von der engen personellen<br />

Vernetzung und inhaltlichen Offenheit der verschiedensten<br />

Künstler und Künste in den<br />

revolutionären Gruppierungen der unmittelbaren<br />

Nachkriegszeit profitiert.<br />

86 Bruno Taut, »Brief vom 24. November 1919«,<br />

in: Iain Boyd Whyte und Romana Schneider<br />

(Hrsg.), Die Briefe der Gläsernen Kette, Berlin<br />

1986, S. 18.<br />

87 Bruno Taut, ebd.<br />

88 Rudolf Belling, in: Ja! – Stimmen des Arbeitsrates<br />

für Kunst in Berlin (1919), zit. nach: Berlin<br />

1980 (wie Anm. 72), S. 23.<br />

89 So eine zeitgenössische Katalognotiz, zit.<br />

nach: Winfried Nerdinger, Rudolf Belling und<br />

die Kunst strömungen in Berlin 1918–1923, mit<br />

einem Katalog der plastischen Werke, Berlin<br />

1981, S. 24.<br />

90 So die Planung, von der heute nur mehr<br />

die Holz- und Bronzefassungen der Skulptur<br />

zeugen: Die Musikarchitektur wurde nie<br />

rea lisiert. Dafür konnte Rudolf Belling sowohl<br />

bei der Innenarchitektur des Berliner Scala-<br />

Casinos (mit dem Architekten Walter Würz bach,<br />

Abb. S. 49) als auch bei der Maskenherstel-<br />

lung für den Golem-Film erfolgreich grenz-<br />

überschreitend im Geiste des expressionistischen<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong>s arbeiten – auch dank<br />

der im Arbeitsrat entstandenen Netzwerke.<br />

91 Theodor Wiesengrund Adorno, »<strong>Expressionismus</strong><br />

und künstlerische Wahrhaftigkeit«, in:<br />

Die neue Schaubühne, 2, 1920, zit. nach: Anz /<br />

Stark 1982 (wie Anm. 9), S. 693.<br />

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92 Herbert Ihering, »›Die Wandlung‹. Fünf<br />

Stationen von Ernst Toller. Uraufführung der<br />

Tribüne«, in: Der Tag, 2. 10. 1919, Archivkopie<br />

des Artikels, Akademie der Künste, Berlin.<br />

93 Heinrich Mann, zit. nach: Klaus Mann, Kind<br />

dieser Zeit (1932), Reinbek 2005, S. 45.<br />

94 George Grosz, Ein kleines Ja und ein großes<br />

Nein. Sein Leben von ihm selbst erzählt (New<br />

York 1946 / Reinbek 1955), Reinbek 1992, S. 117 f.<br />

95 Vgl. das Verzeichnis der Filme Anita Berbers,<br />

in: Lothar Fischer, Anita Berber. Göttin der<br />

Nacht, 2. Aufl., Berlin 2007, S. 194 f.<br />

96 Klaus Mann, Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht<br />

(1942), erw. Neuausg., Reinbek 2006, S. 170 f.<br />

97 Ludwig Meidner, »Einige Bemerkungen gegen<br />

den Film«, o. J., unveröffentl. Ms., Stadtarchiv<br />

Darmstadt.<br />

98 Offiziell verschreiben Ärzte Anfang der 1920er-<br />

Jahre nur wenigen Kranken Kokain als Heil mittel<br />

– und wenn, dann nur in winzigen Dosen von<br />

0,05 Gramm. Jeder Apotheker ist strengstens<br />

verpflichtet, die anfallenden Rezepte in einem<br />

»Kokainbuch« zu registrieren. Dennoch kommt<br />

es zu immer größeren Bestellungen, denn mit<br />

dieser Medizin kann man reich werden: Fragen<br />

manche Ärzte nach 100 oder 300 Gramm reinem<br />

Kokain, immerhin mehr als der Jahresbedarf<br />

einer mittleren Apotheke, erhält ein dritter<br />

Arzt binnen weniger Tage auf zwei Rezepte<br />

kolos sale 1,5 Kilogramm; vgl. Cay Rade macher,<br />

»Der Schnee der Zwanziger«, in: Geo Special<br />

Berlin, 1, 1999.<br />

99 Klaus Mann, in: Die Bühne, 275, 1930, zit. nach:<br />

Fischer 2007 (wie Anm. 95), S. 128 f.<br />

100 Das gleichnamige Buch erscheint in Wien 1923,<br />

darin ist auch das Gedicht Kokain abgedruckt,<br />

das die Grundlage des Kokain-Tanzes bildet;<br />

vgl. Anita Berber und Sebastian Droste,<br />

Kokain, 1922 / 23, s. S. 249 in diesem Band. Die<br />

Abhängigkeit von Morphium und Kokain ist ein<br />

wesentliches Bindeglied zwischen Anita Berber<br />

und Sebastian Droste.<br />

101 Josef Jenčík, Anita Berberová, Prag 1930, hier<br />

zit. nach: Fischer 2007 (wie Anm. 95), S. 104.<br />

102 Neben Josef Jenčíks Beschreibung existieren<br />

nur einige Standfotos zu diesem zentralen Tanz<br />

Anita Berbers.<br />

103 Jenčík, zit. nach: Fischer 2007 (wie Anm. 95),<br />

S. 102 ff.<br />

104 Vgl. den Beitrag von Camilla Bork in diesem<br />

Band (S. 266–275).<br />

105 Vgl. Giselher Schubert, Paul Hindemith.<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen – Der Dämon<br />

(Be gleitheft zur gleichnamigen CD), Mainz<br />

(WERGO) 1987, S. 8.<br />

106 Der Stummfilm Dr. Mabuse, der Spieler von<br />

1921 / 22 widmet dem Stoff allein zwei seiner<br />

Zwischentitel: Am Anfang fragt Dr. Mabuse<br />

seinen Diener: »Kokain im Leibe?« Später wird<br />

gefragt: »Kokain oder Karten?« Anita Berber<br />

tritt in diesem Film gleich mehrmals in Tanzszenen<br />

auf – einmal mit Frack und Monokel, als<br />

herbe Femme fatale, die die Männer mit ihren<br />

eigenen Waffen schlägt. Sie wird damit zur zeitgenössischen<br />

Gegenfigur der starken, deshalb<br />

aber am Ende vom Mann ermordeten Frau in<br />

Hindemiths 1922 uraufgeführter Oper Mörder,<br />

Hoffnung der Frauen.<br />

107 Klaus Mann, zit. nach Fischer 2007 (wie<br />

Anm. 95), S. 129. Klaus Mann arbeitet im<br />

Herbst 1924, noch nicht 18-jährig, als zweiter<br />

Theaterkritiker beim Berliner 12-Uhr-Mittagsblatt;<br />

vgl. Mann 2005 (wie Anm. 93), S. 250.<br />

108 Anita Berber, zit. nach: Fischer 2007 (wie<br />

Anm. 95), S. 132.<br />

109 Berber, zit. nach Fischer 2007 (wie Anm. 95).<br />

110 Max Herrmann-Neiße, »Kleine Geschichte des<br />

deutschen Kabaretts« (1924), zit. nach: Fischer<br />

2007 (wie Anm. 95), S. 148.<br />

111 Nichtsdestotrotz ist Hamburg eine der zentralen<br />

Städte des <strong>Expressionismus</strong> in den<br />

1920er-Jahren: vom <strong>Gesamtkunstwerk</strong> der<br />

Woh nungseinrichtung Rosa Schapires durch<br />

Karl Schmidt-Rottluff über die Tanzavantgarde<br />

von Lavinia Schulz und Walter Holdt mit ihren<br />

Ganzkörpermasken bis hin zu den turbulenten<br />

Künstlerfesten, auf denen Letztere auftraten –<br />

auch wenn diese ebenfalls den <strong>Expressionismus</strong><br />

als Raumstil popularisierten.<br />

112 Paul Scheerbart, zit. nach: Bruno Taut alias<br />

Glas, »Brief vom 1. Januar 1920«, in: Whyte /<br />

Schneider 1986 (wie Anm. 86), S. 34.<br />

113 Für den wertvollen Hinweis auf die ebenso<br />

experimentellen wie expressionistischen Schauspielaktivitäten<br />

des bildenden Künstlers und<br />

Theatergründers Hans Holtorf (1899–1984)<br />

und den Maskenwagen der Holtorf-Gruppe<br />

zwischen 1920 und 1925 danke ich Dr. Annette<br />

Wittboldt, Ernst Barlach Stiftung Güstrow.<br />

114 Ein Jahr zuvor, am 18. 6. 1924, hatte die Maskentänzerin<br />

Lavinia Schulz zuerst ihrem Lebens-<br />

und Tanzpartner Walter Holdt und dann sich<br />

selbst das Leben genommen; vgl. Entfesselt.<br />

<strong>Expressionismus</strong> in Hamburg um 1920, hrsg. von<br />

Rüdiger Joppien, Ausst.-Kat. Museum für Kunst<br />

und Gewerbe Hamburg, Hamburg 2006, S. 28.<br />

115 Adolf Hitler, Mein Kampf, Bd. 1, München 1925,<br />

S. 283.<br />

116 Vgl. Roger Fornoff, »Nationalsozialismus und<br />

Stalinismus als pervertierte <strong>Gesamtkunstwerk</strong>e«,<br />

in: ders., Die Sehnsucht nach dem<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong>. Studien zu einer ästhetischen<br />

Konzeption der Moderne, Diss. Hannover 2003;<br />

Hildesheim 2004, S. 562 ff.<br />

117 Der im <strong>Gesamtkunstwerk</strong> implizierte Totalitätsanspruch<br />

läuft immer wieder schon aus systemimmanenten<br />

Gründen Gefahr, gesellschaftlich<br />

und politisch totalitär zu werden. Vgl. Jürgen<br />

Söring, »<strong>Gesamtkunstwerk</strong>«, in: Klaus Weimar<br />

(Hrsg.), Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft,<br />

Bd. 1, Berlin 1997, S. 710–712,<br />

hier S. 711.<br />

118 Meidner 1919 (wie Anm. 76), S. 8.<br />

119 Erika Mann und Gustav Gründgens heiraten<br />

1926, die Ehe wird 1929 wieder geschieden.<br />

120 Lothar Schreyer, »Das Drama«, 1917, zit. nach:<br />

Anz / Stark 1982 (wie Anm. 9), S. 552.<br />

121 Hanns-Werner Heister, »Affektive Mimesis<br />

und konstruktive Katharsis. Zu Alban Bergs<br />

Wozzeck-Oper«, in: Georg Büchner 1813–1837.<br />

Revolutionär, Dichter, Wissenschaftler, Ausst.-<br />

Kat. Institut <strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt, Frankfurt<br />

a. M. 1987, S. 341.<br />

122 Rudolf Kastner, in: Berliner Morgenpost, zit.<br />

nach: Musik der Gegenwart. Eine Flugblätterfolge,<br />

Nr. 9: Alban Bergs Wozzeck und die<br />

Musikkritik. Musikblätter des Anbruch, Wien<br />

1926, S. 25.<br />

123 Herwarth Walden, »Die neue Malerei«, 1919,<br />

zit. nach: Brühl 1983 (wie Anm. 1), S. 93.<br />

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45


Jakob van Hoddis, Kinematograph, 1910,<br />

Erstveröffentlichung: Der Sturm, Jg. 2, Nr. 47,<br />

21. Januar 1911, 9. Gedicht des Zyklus Varieté<br />

46<br />

Der Saal wird dunkel. Und wir sehn die Schnellen<br />

Der Ganga, Palmen, Tempel auch des Brahma,<br />

Ein lautlos tobendes Familiendrama<br />

Mit Lebemännern dann und Maskenbällen.<br />

Man zückt Revolver, Eifersucht wird rege,<br />

Herr Piefke duelliert sich ohne Kopf.<br />

Dann zeigt man uns mit Kiepe und mit Kropf<br />

Die Älplerin auf mächtig steilem Wege.<br />

Es zieht ihr Pfad sich bald durch Lärchenwälder,<br />

Bald krümmt er sich und dräuend steigt die schiefe<br />

Felswand empor. Die Aussicht in der Tiefe<br />

Beleben Kühe und Kartoffelfelder.<br />

Und in den dunklen Raum – mir ins Gesicht –<br />

Flirrt das hinein, entsetzlich! nach der Reihe!<br />

Die Bogenlampe zischt zum Schluss nach Licht –<br />

Wir schieben geil und gähnend uns ins Freie.<br />

Dr. Mabuse, der Spieler. 1. Teil: Der große Spieler – Ein Bild der Zeit,<br />

1921 / 22, Regie: Fritz Lang, ausbelichtetes Filmbild, Friedrich-Wilhelm-<br />

Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

Kinematograph<br />

01_Beil_V2.indd 46 08.10.2010 19:47:18 Uhr


Hugo Ball, »... ich bin voller Inbrunst und Jubel ...«, 23. Juni 1914, Erstveröffentlichung:<br />

Hugo Ball. Briefe 1911–1927, hrsg. von Annemarie Schütt-Hennings, Einsiedeln 1957<br />

Liebes Schwesterlein,<br />

ich bin voller Inbrunst und Jubel (und sehr pathetisch, wie du siehst).<br />

Hab heute einen guten Tag gehabt.<br />

23. Juni [19]14<br />

[Postst.] München, 24.6 [19]14<br />

1) Wurden die Matineen mit dem Neuen Verein perfekt. Sechs ganz moderne Matineen<br />

an den Kammerspielen unter meiner Leitung. 300 M.<br />

2) Wurden 2 Aufführungen der Frauendramatik perfekt. (Oktob. und November) unter<br />

meiner Leitung. (Kammerspiele) je 100 M. und 20 %.<br />

3) Wurden perfekt mit dem Verlag Piper:<br />

a) Eine Anthologie expressionistischer Lyrik (Herausgeber Leybold und Ich).<br />

b) Das Buch »Expressionistisches Theater« mit Kandinsky, Marc Kokoschka, Fokin,<br />

v. Bechtejeff, v. Hartmann, Larrinaga, etc. (Herausgeber Ich).<br />

4) Erhielt ich von Pfemfert (Aktion) eine Aufforderung für die »Revolte« (er stellt mir<br />

10 Seiten zur Verfügung).<br />

5) Erhielt ich von Huelsenbeck (Berlin) eine Aufforderung für eine Epilog-Nummer zu<br />

»Revolution«, die in Paris auf den Boulevards ausgeboten werden soll.<br />

6) Hab ich heut ein Manuskript meiner Gedichte zusammengestellt, (13 Nummern,<br />

alle schon gedruckt) die in Leipzig oder Berlin herauskommen sollen.<br />

Ende der Woche fahre ich nach Berlin für die Matineen und für mein<br />

Expressionistisches Theater.<br />

Hugo.<br />

Soeben, kurz vor dem Wedekind-Bankett, erscheinen auch noch meine<br />

IX Wedekind-Glossen im »Phöbus« und mein »Psychologietheater« ebendort.<br />

»... ich bin voller<br />

Inbrunst und<br />

Jubel ...«<br />

01_Beil_V2.indd 47 08.10.2010 19:47:18 Uhr<br />

47


Herwarth Walden, Café Größenwahn, 1911, Erstveröffentlichung:<br />

Der Sturm, Jg. 2, H. 82, Oktober 1911<br />

48<br />

»Wir lassen nunmehr den Bericht unseres eigens<br />

entsandten xw-Spezialberichterstatters über<br />

das Café Größenwahn folgen. Derselbe schreibt<br />

uns über dasselbe«<br />

CAFÉ GRÖSSENWAHN<br />

Dort, wo die Joachimsthalerstraße den Kurfürstendamm<br />

schneidet, haben sie den Sitz der Hölle<br />

aufgeschlagen. Noch rasch vor seinem Tode hat<br />

Messel das Café erbaut, und Cassirer hat die<br />

Wände mit Klimtschen Satanswerken ringsum<br />

behängt. Die Fußböden sind mit Mosaik ausgelegt,<br />

auf denen Hodlers anatomische Selbstherrlichkeit<br />

lagert. Getische und Gestühle und<br />

alles Geschirr und Geräte, der letzte Schrei der<br />

Wiener Werkstätten.<br />

Scheu und geängstigt hastet der schlichte<br />

Bürger am Höllenpfuhl vorbei. Der ehrbare<br />

Kaufmann, der sparsame Rentier, der mutige<br />

Offi zier, der tiefe Gelehrte, der berufene Theaterdirektor,<br />

der standesbewußte Schauspieler, der<br />

sich Zeit lassende Handwerker, der herkömmliche<br />

Maler, der klassische Dichter, der rasende<br />

Fuhrmann, der treue Dramaturg, der tennisverdammte<br />

Demi-Jüngling, die handkoffertragende<br />

Jungfrau und last not least der bescheidene<br />

Lumpensammler werfen einen scheuen Blick<br />

durch die revolutionären Scheiben und empfehlen<br />

ihre Seele Wildenbruch und allen guten<br />

Geistern der großen Kunstausstellung. Bleicher<br />

Schauer rieselt durch ihr normales Gebein,<br />

durch ihr gesundes Blut. Tief im Innern haben<br />

sie dämonische Gestalten sitzen sehen. Männer<br />

mit langen Haaren, schlangenhaft geringelten<br />

Locken, wildflatternden Kravatten, sezessionistischen<br />

Socken und alkoholfreien Unterhosen<br />

leben sich aus. Drücken sich bedeutsam<br />

in die Sofaecken, bespiegeln sich selbst und<br />

gegenseitig, schleudern sich biertonnen große<br />

Weihgefäße um die stefangeorgeschen Ohrmuscheln,<br />

und bringen durch ruchloses, dekadentes<br />

Kaffeetrinken die deutsche Kunst an<br />

den Rand des Abgrunds. Gurgelnde, röchelnde<br />

Pereatrufe auf Schiller und Konsorten unterbrechen<br />

die Stille des modernen Denkens, und<br />

Holz und Schlafs Familie Selicke ist der Gral<br />

der Tafelrunde.<br />

Ermunternd, erweckend, aufreizend und<br />

zum ewigen Haß gegen Weimar mahnend, schreitet<br />

Arno Holz selbst von Tisch zu Tisch, und<br />

die Modernen küssen des Meisters Hände. Krachend<br />

fliegen die Tagesblätter in die Ecken,<br />

die Brockhausbände mit Goethe und Schiller<br />

sind verbrannt, aber von Hand zu Hand gehen<br />

die gesammelten Werke Alfred Momberts.<br />

Altenberg kann leider das Reisen nicht vertragen,<br />

aber Hermann Bahr kommt zweimal in<br />

der Woche herüber, und Alfred Kerr steht in<br />

ununterbrochener telephonischer Verbindung<br />

mit der modernen Clique, während Karl Kraus<br />

von der Wiener Fackel Depeschen sendet. Dann<br />

schwirrt es in Telephon- und Telegraphendrähten<br />

von Ibsen und Hauptmann, von Strindberg<br />

und Wedekind, von Hoffmannsthal und Maeterlinck,<br />

von Shaw und d’Annunzio.<br />

So vergeht der Tag, bis abends die große<br />

Orgie der täglichen modernen Nacht beginnt: die<br />

markzerfressende Zersetzungsarbeit der Caféhaus<br />

literaten. Dann kommt es herangekrochen<br />

aus Wilmersdorf und Halensee, sezes sionistisches<br />

Gewürm, krankhaft Empfindende, bizarre Gesellen,<br />

»vom Größenwahn« geschla gene. Und es<br />

beginnt ein irrsinniges Lallen. Klein Eyolfschen<br />

Banalitäten werden Shakespeares unsterblichste<br />

Wortspiele geopfert. Hauptmanns naturalistischen<br />

Platitüden Schillers Betrachtungen über<br />

die Lebenskraft der Sonne vorgezogen. Lerchenjubel,<br />

wogendes Ährenfeld, braune Scholle,<br />

schmucke Bauerndirnen, der Schrei der Möwe<br />

und all die tausend Vögel, die in der Brust der<br />

heimatkünstlichen Menschen singen, alle die<br />

alten geheiligten Güter der Kunst werden verlacht<br />

und verhöhnt. Scheerbarts Muse wird mit<br />

metaphysischer Inbrunst abgeknutscht. Heinrich<br />

Manns Romane in den unmöglichen Melodien<br />

Herwarth Waldens gesungen.<br />

Und um Mitternacht hebt an das große<br />

Opfer der gegenseitigen Beweihräucherung: ein<br />

gigantisches Überschreien, Einandervorlesen;<br />

tolle Wortgebilde durchdringen die Lüfte, Sätze,<br />

die man weder bei Schiller noch bei Goethe findet,<br />

unverständliches Gestammle, französische,<br />

italienische Wortkonstruktion ohne germanische<br />

Deutlichkeit, unreife Ansichten über Grillparzer<br />

und Hebbel. Junge Fante, die nie den<br />

Ernst des Lebens kennen gelernt haben, entziehen<br />

sich weimarscher Zucht und weigern sich,<br />

in fünffüßigen Jamben zu dichten. Auf kristallenen<br />

Schalen werden die wertvollsten unaufgeklärten<br />

Dramen in Lilasamt und Silberschnitt<br />

gebunden herumgereicht. Kaffee rinnt auf Kaffee,<br />

nur selten vom schlichten Selters unterbrochen.<br />

Der Taumel wächst. Baudelaire, Verlaine<br />

und Flaubert werden in eine einzige Silbe geschweißt,<br />

Monet wird zu Manet und Manet zu<br />

Monet. Peter Hille wird durch Tischrücken herangeholt,<br />

Begrüßungstelegramme werden gesandt<br />

an Paul Claudel und Thaddäus Rittner.<br />

Und nachdem Else Lasker-Schüler sechs Gedichte<br />

vorgelesen hat, in denen sich nichts<br />

reimt und keine Verbindung mit Heine oder<br />

Busse-Palma zu finden ist, läuten fingerfertige<br />

Jünglinge zum Beardsley-Dienst. Und während<br />

Speisen- und Getränkekarten, Tage-, Wochen-<br />

und Monatsblätter, Wände und Marmorplatten<br />

mit schamlosen amourösen Verrenkungen gedeckt<br />

werden, kauern sezessionistische Maler<br />

auf der Treppe und verzeichnen anatomisch<br />

feststehende Tatsachen. Lovis Corinth stöhnt<br />

nach degoutanten Vorwürfen. Oskar Kokoschka<br />

hat sich etwas Straßenstaub mitgebracht,<br />

den er für ein Kolossalgemälde braucht, Max<br />

Pechstein hält Menschenleiber für Paletten.<br />

Wild dröhnt die Tschudikantate. Hungrige verlangen<br />

Speisekarten mit Peter Behrens-Typen.<br />

Aber anstatt zu essen schreien sie unaufhörlich<br />

Greco, Greco – a bas Velazquez! und Minderjährige<br />

bringen Hochs auf Munch und Julius Meier-<br />

Graefe aus. Und dann spreizt der Wahnsinn der<br />

Moderne seine Fangarme aus: lange Arme, viel<br />

länger als anatomisch denkbar und erweislich<br />

wahr ist, mit Flederhänden, die es so wenig gibt<br />

als das Wort selbst, und Neo-Krallen: weißlich<br />

grüner Gischt tritt den Besessenen vor den<br />

Mund, ihre Augen werden van-Goghisch grün,<br />

was sich durch Lichtreflexe allerdings erklären<br />

läßt ...<br />

Und die beliebtesten Genien in ihren respektiven<br />

Heimen aufgescheucht, und an ihren<br />

traditionellsten Gefühlen verhindert brechen<br />

auf und suchen das Land, wo der koffeinfreie<br />

Kaffee gedeiht und der koholhaltige Kohol.<br />

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Café Größenwahn<br />

Walter Würzbach und Rudolf Belling, Scala-Restaurant. Tanzkasino in Berlin,<br />

aus: Wasmuths Monatshefte für Baukunst, Jg. 6, H. 7 / 8, 1921 / 1922, S. 238 f.,<br />

Fotografie, Wissenschaftliche Stadtbibliothek, Mainz<br />

01_Beil_V2.indd 49 08.10.2010 19:47:18 Uhr<br />

49


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Thomas Anz<br />

02_Anz_V2.indd 51 08.10.2010 11:45:31 Uhr


Der Wille zur größtmöglichen, alle Sinne erregenden<br />

Wirkung setzte in der Kunst und Literatur<br />

des <strong>Expressionismus</strong> Ideen und Aktivitäten<br />

frei, die an den medientechnologischen Umwälzungen<br />

um 1900 sowie an den Möglichkeiten zur<br />

Koordination unterschiedlicher Kunstarten reges<br />

Interesse zeigten. Der Wettstreit der Künste,<br />

der seit der Renaissance zu einem wesentlichen<br />

Impuls ihrer Weiterentwicklung wurde, weicht<br />

in der ästhetischen Moderne Programmen und<br />

Praktiken gegenseitiger Durchdringung. In der<br />

Zeit des <strong>Expressionismus</strong> prägte nicht Konkurrenz,<br />

sondern Kooperation das Verhältnis zwischen<br />

den Künsten. Aus dem synästhetischen<br />

Zusammenspiel von Licht, Farbe, Wort, Musik<br />

und Körpersprache erhoffte sich der <strong>Expressionismus</strong><br />

eine Intensivierung des künstlerischen<br />

Ausdrucks und der emotionalen Erregung. Den<br />

»bestimmten Klang einer Kunst durch den identischen<br />

Klang einer anderen Kunst zu unterstützen«<br />

ist nach Kandinsky eine der Möglichkeiten,<br />

»eine besonders gewaltige Wirkung zu<br />

erzielen«.<br />

52<br />

1 In diesem Sinne forderte auch Franz<br />

Werfel 1913: »Das Theater ist der Ort, wo alle<br />

einander wechselseitig dienen, Schauspieler,<br />

Zuschauer, Licht und Dichter, Musik und Zufall,<br />

um besessen das Ganze zu bilden, das wir Wirkung<br />

nennen und Effekt.« 2<br />

Die historische Leistung des <strong>Expressionismus</strong><br />

besteht nicht zuletzt in der kollektiven<br />

Produktivität, mit der er die medialen und<br />

künstlerischen Möglichkeiten seiner Zeit<br />

ausschöpfte. Das gilt insbesondere für die<br />

Aktivitäten im Umkreis der Zeitschrift Der<br />

Sturm (Abb. 1). Georg Levin, dem seine erste<br />

Frau, Else Lasker­Schüler, den Namen<br />

Herwarth Walden gab (Abb. 2), gründete<br />

die Zeitschrift 1910 und machte sie zum<br />

organisatorischen Zentrum und publizistischen<br />

Forum nicht nur der damals jüngsten<br />

Literatur, sondern auch der anderen<br />

Künste. 1912 eröffnete Herwarth Walden<br />

die lange Reihe seiner Kunstausstel lungen<br />

in Berlin mit den Arbeiten des Blauen Reiters.<br />

Neben der Zeitschrift, neben den<br />

Sturm­Ausstellungen und der Sturm­Galerie<br />

existierten bald der Buchverlag Der<br />

Sturm, die Sturm­Kunstschule, die Veranstaltungsreihe<br />

der Sturm­Abende und der<br />

Theaterverlag Sturm­Bühne. Mit einiger<br />

Be rechtigung machte einer der Wortführer<br />

dieser Zeitschrift, Rudolf Blümner, 1918<br />

geltend, »daß alle Künstler, die eine führende<br />

Bedeutung für den <strong>Expressionismus</strong><br />

haben, an einer Stelle vereint sind. Diese<br />

ist ›Der Sturm‹«. 3<br />

Die Zeitschrift selbst fand in der künstlerisch<br />

ambitionierten Kombination<br />

von Text und Bild zahlreiche Nachahmungen.<br />

Ein lange unterschätzter Teil<br />

ex pres sio nistischer Kunst bestand in<br />

Literatur illustrationen. Sie waren keineswegs<br />

bloß schmückendes Beiwerk<br />

zu den Zeitschriften, Almanachen und<br />

Büchern. 4 Mit ihnen entsprach der<br />

<strong>Expressionismus</strong> vielmehr dem Programm<br />

des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>es, das<br />

alle Künste zu vereinigen suchte. An<br />

den zahllosen Zeichnungen, Radierungen,<br />

Holzschnitten oder Lithografien<br />

auf Buchumschlägen, Titelblättern<br />

der Zeitschriften oder auch zwischen<br />

den literarischen Texten selbst hatten<br />

Ludwig Meidner, Oskar Kokoschka,<br />

Wassily Kandinsky, Max Beckmann,<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein,<br />

Alfred Kubin und andere bedeutende<br />

Künstler maßgeblichen Anteil.<br />

Der <strong>Expressionismus</strong> war in Deutschland eine<br />

kulturrevolutionäre Bewegung, die zwischen 1905<br />

und 1925 alle Künste zugleich und in wechselseitiger<br />

Abhängigkeit erfasste: nicht nur Malerei<br />

und Literatur, sondern auch Architektur, Schauspielkunst,<br />

Tanz, Musik und Film. Zahlreiche Repräsentanten<br />

des <strong>Expressionismus</strong> waren Mehrfachbegabungen.<br />

Herwarth Walden musizierte<br />

und komponierte, schrieb zahlreiche Gedichte,<br />

Dramen und Romane, Essays, Manifeste und Kritiken.<br />

Ernst Barlach, Oskar Kokoschka, Wassily<br />

Kandinsky oder Alfred Kubin (Abb. 3) brachten<br />

in der Zeit des <strong>Expressionismus</strong> nicht nur bedeutende<br />

Werke der bildenden Kunst hervor, sondern<br />

veröffentlichten auch literarische Texte. Arnold<br />

Schönberg komponierte nicht nur, sondern malte<br />

auch abstrakte Bilder. Else Lasker­Schüler fügte<br />

ihren Gedichtbänden eigene Zeichnungen hinzu.<br />

Die konservative Kunstkritik beobachtete<br />

diese Entwicklungen damals mit Argwohn.<br />

Der Expressionist Paul Kornfeld hielt ihr<br />

im Programmheft zur Dresdner Uraufführung<br />

von Oskar Kokoschkas drei Einaktern<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen, Hiob und Der<br />

brennende Dornbusch am 3. Juni 1917 die für<br />

den <strong>Expressionismus</strong> bezeichnenden Sätze<br />

entgegen: »Fragt man: ›Warum schreibt<br />

der Maler Kokoschka Dramen, statt nur Bilder<br />

zu malen?‹ – so erwidere ich mit der<br />

Gegen frage: ›Warum komponiert er nicht<br />

auch Symphonien, Opern, Lieder, warum<br />

ist er nicht auch Bildhauer?‹« (s. S. 262). 5<br />

Der Expressionist und Dadaist Kurt Schwitters<br />

beabsichtigte dem ganz entsprechend nach<br />

eige nem Bekenntnis, nicht Spezialist einer<br />

Kunst art, sondern Künstler zu sein: »Mein Ziel<br />

ist das Merzgesamtkunstwerk, das alle Kunstarten<br />

zusammenfaßt zur künstlerischen Einheit.<br />

[...] Ich habe Gedichte aus Worten und Sätzen<br />

so zusammengeklebt, daß die Anordnung<br />

rhythmisch eine Zeichnung ergibt. Ich habe<br />

umgekehrt Bilder und Zeichnungen geklebt, auf<br />

denen Sätze gelesen werden sollen. Ich habe<br />

Bilder so genagelt, daß neben der malerischen<br />

Bildwirkung eine plastische Reliefwirkung entsteht.<br />

Dieses geschah, um die Grenzen der<br />

Kunstarten zu verwischen.« 6<br />

Der <strong>Expressionismus</strong> erneuerte das romantische<br />

Ideal des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>es, das im<br />

19. Jahrhundert in Richard Wagners Opern<br />

prominente Beispiele der Realisierung fand.<br />

Futurismus, <strong>Expressionismus</strong> und Dadaismus<br />

entwickelten es experimentell weiter. In<br />

kritischer Auseinandersetzung vor allem mit<br />

Wagner entwarf Kandinsky 1912 im Alma nach<br />

Der Blaue Reiter (Abb. S. 106), der mit seiner<br />

Mischung von Programmschriften, Bildern<br />

und literarischen Texten selbst zu einer Art<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> wurde, sein Konzept der<br />

»Bühnenkomposition«. Kurt Schwitters forderte<br />

1919 in einem Aufruf »An alle Bühnen<br />

der Welt« die »restlose Zusammenfassung<br />

aller künstlerischen Kräfte zur Erlangung<br />

des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>es«. 7 Schon fünf Jahre<br />

vorher versuchte Hugo Ball das Münchner<br />

Künstlertheater mit Hilfe von Malern und<br />

Kom ponisten wie Marc, Kandinsky, Klee und<br />

Schönberg radikal zugunsten einer dramatischen<br />

Vitalität umzubauen, die sich »zugleich<br />

in Tanz, Farbe, Mimus, Musik und Wort« 8<br />

entladen konnte.<br />

Hugo Ball verstand sein Konzept als »zugleich<br />

in die Zukunft und die Vergangenheit« gerichtet.<br />

In der Tat waren die Ideen des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s<br />

damals sowohl avantgardistisch<br />

als auch an fern zurückliegenden Ursprüngen<br />

der Kunstentwicklung orientiert. Gesellschaftliche<br />

und kulturelle Moder nisierungsprozesse,<br />

die durch Spezialisierung, Ausdifferenzierung<br />

und Konkurrenz gekennzeichnet sind, versuchte<br />

man durch Programme und Praktiken der<br />

Entdifferenzierung oder neuen Integration der<br />

Künste aufzuheben. Was »einst« vereint war,<br />

ist »heute« getrennt und soll künftig neu zusammengeführt<br />

werden – so das Postulat gleich<br />

zu Beginn des Bauhaus­Manifestes mit dem<br />

Walter Gropius im April 1919 seine seit 1910<br />

publi zierten Programme zusammenfasste:<br />

»Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der<br />

Bau! Ihn zu schmücken war einst die vornehmste<br />

Aufgabe der bildenden Künste, sie waren unablös<br />

liche Bestandteile der großen Baukunst. Heute<br />

stehen sie in selbstgenügsamer Eigenheit, aus der<br />

sie erst wieder erlöst werden können durch bewußtes<br />

Mit­ und Ineinanderwirken aller Werkleute<br />

untereinander. Architekten, Maler und Bildhauer<br />

müssen die vielgliedrige Gestalt des Baues in seiner<br />

Gesamtheit und in seinen Teilen wieder kennen<br />

und begreifen lernen« (s. S. 400). 9<br />

»Das <strong>Gesamtkunstwerk</strong>«, definiert ein Lexikonartikel,<br />

»beruht auf dem – die Autonomie<br />

der Einzelkünste widerrufenden – Prinzip<br />

der intermedialen Grenz überschreitung<br />

und intendiert eine Reintegration der<br />

Dar stellungsmittel von Dichtung, Musik,<br />

Schauspiel­, Tanz­ und bildender Kunst<br />

zu einer komplexen Ganzheit.« 10 Dem<br />

Kon zept der »Bühnenkomposition« (Kandinsky),<br />

des »Büh nenkunstwerks« (Lothar<br />

Schreyer), des »Baues« (Gropius) oder<br />

des »<strong>Gesamtkunstwerk</strong>es« (Schwitters)<br />

entsprachen damals kunstwissenschaftliche<br />

Entwicklungen, die 1917 das Aufsehen<br />

erregende Buch Oskar Walzels mit dem<br />

programmatischen Titel Wechselseitige Erhellung<br />

der Künste forcierte und die heute<br />

auch von der Intermedialitätsforschung<br />

wieder aufgegriffen werden. 11<br />

Unter Aspekten, Begriffen und Theorien neuerer<br />

Intermedialitätsforschung, 12 die sich nicht auf<br />

Untersuchungen technischer Medien beschränkt,<br />

sondern auch die unterschiedlichen Kunstarten<br />

und ihre Materialien als Medien begreift, ist der<br />

<strong>Expressionismus</strong> erst in jüngerer Zeit einigermaßen<br />

systematisch und umfassend analysiert<br />

worden. 13 Die Möglichkeiten, einzelne Künste auf<br />

andere zu beziehen, realisiert er auf vielfältige<br />

Arten. Der für die synästhetische Präsentation<br />

von <strong>Gesamtkunstwerk</strong>en bevorzugte Ort ist die<br />

Bühne, die Bühne des Kabaretts, des Varietés<br />

und vor allem des Theaters, später auch das Kino.<br />

Sprache, zumal die schriftliche, verliert auf der<br />

Bühne jene Dominanz, die sie in der literarischen,<br />

ganz auf den Buchdruck eingestellten Kultur des<br />

19. Jahrhunderts hatte. Die im neuzeitlichen Zivilisationsprozess<br />

zurückgedrängte Mündlichkeit<br />

literarischer Kommunikation gewinnt gegenüber<br />

der Schriftlichkeit wieder an Gewicht.<br />

02_Anz_V2.indd 52 08.10.2010 11:45:31 Uhr


1<br />

Oskar Kokoschka, Gesindel in der Sternennacht, Titelblatt, Der Sturm,<br />

hrsg. von Herwarth Walden, Jg. 1, Nr. 29, 1910, Institut <strong>Mathildenhöhe</strong>,<br />

Städtische Kunstsammlung Darmstadt<br />

02_Anz_V2.indd 53 08.10.2010 11:45:32 Uhr<br />

53


William Wauer, Herwarth Walden, 1917,<br />

Bronze, Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum<br />

des Landes Sachsen-Anhalt, Halle<br />

2<br />

54<br />

3<br />

Alfred Kubin, Lichtgott, 1911 / 12,<br />

Tusche auf Katasterpapier,<br />

Leopold Museum, Wien<br />

02_Anz_V2.indd 54 08.10.2010 11:45:33 Uhr


Die Präsentation von Lyrik im Neopathetischen<br />

Cabaret, der Keimzelle des literarischen<br />

<strong>Expressionismus</strong> in Berlin um 1910,<br />

oder ein gutes halbes Jahrzehnt später im<br />

Zürcher Cabaret Voltaire, das von Filippo<br />

Tommaso Marinettis futuristischem Manifest<br />

Das Varieté mit geprägt wurde und den<br />

<strong>Expressionismus</strong> unter dem Namen Dada<br />

fortentwickelte, wird zur Performance, bei<br />

der die Klänge der Wörter, die Stimme und<br />

der Körper der Rezitatoren den schriftlich<br />

fixierten Text, der tendenziell den Status<br />

einer Partitur erhält, erst zum Leben erweckt.<br />

»Das laute Rezitieren ist mir zum<br />

Prüfstein der Güte eines Gedichtes geworden«,<br />

notierte Hugo Ball am 2. März 1916 in<br />

sein Tage buch, »und ich habe mich (vom<br />

Podium) belehren lassen, in welchem Ausmaße<br />

die heutige Literatur problematisch,<br />

das heißt am Schreibtisch erklügelt und für<br />

die Brille des Sammlers, statt für die Ohren<br />

lebendiger Menschen gefertigt ist.« 14<br />

Die akustischen Qualitäten mündlich vorgetragener<br />

Literatur wurden im Cabaret Voltaire<br />

systematisch durch diverse Formen der Geräuschproduktion<br />

und durch Musik ergänzt.<br />

Das Zusammenspiel von Literatur und Musik<br />

ist für die Bühnenkunst des <strong>Expressionismus</strong><br />

konstitutiv. Mehr noch als die Lyrik wird dabei<br />

das Drama einem Prozess der Entliterarisierung<br />

unterworfen. Etwas von dem, was Ball<br />

in Zürich mit dem Cabaret Voltaire realisierte,<br />

hatte er 1914 schon in München unter Beteiligung<br />

der Künstlergruppe des Blauen Reiters<br />

zu initiieren versucht.<br />

Aus dem Münchner Künstler­Milieu ging zur gleichen<br />

Zeit Kandinskys Programm der »Bühnenkomposition«<br />

hervor. Es forderte dazu auf, der<br />

Oper die Musik, dem Ballett den Tanz und der<br />

Malerei die Farben zu entnehmen. Kandinskys<br />

Umsetzung des Programms unter dem bezeichnenden<br />

Titel Der gelbe Klang lässt die auftretenden<br />

Figuren kaum sprechen, häufiger unverständlich<br />

flüstern, gelegentlich im Chor einige Verse<br />

rezitieren. Wenn sie im Bühnenhintergrund singen,<br />

dann unterscheidet sich dieser Gesang von<br />

dem in den meisten Opern erheblich. Der eine<br />

Handlung nur vage andeutende Text mit sechs<br />

»Bildern« besteht weitgehend aus Anweisungen<br />

zur Kulisse, Bewegung der Figuren, Musik, Lichtführung<br />

und Farbgebung, so beispielsweise zu<br />

Beginn von »Bild 2«:<br />

»Der blaue Dunst weicht allmählich dem Licht,<br />

welches vollkommen und grell weiß ist. Hinten<br />

auf der Bühne ein möglichst großer grellgrüner<br />

Hügel, ganz rund.<br />

Der Hintergrund violett, ziemlich hell.<br />

Die Musik ist grell, stürmisch, mit sich oft wiederholenden<br />

a und h und h und as.« 15<br />

Stilelemente dieser Bühnenkomposition, die<br />

ein Pendant in Arnold Schönbergs »Drama<br />

mit Musik« Die glückliche Hand (1913, Abb.<br />

S. 269) hat und sich mit ihrer Betonung der<br />

Bewegung an Edward Gordon Craigs On<br />

the Art of the Theatre (1911) anlehnt, gehen<br />

in den Theater­<strong>Expressionismus</strong> ein, der<br />

1917 legendäre Publikumserfolge feierte.<br />

Der <strong>Expressionismus</strong> hatte dabei Anteil an dem<br />

die Theatermoderne seit 1900 kennzeichnenden<br />

Prozess der Re­Theatralisierung. Er richtete<br />

sich gegen die seit der Mitte des 18. Jahrhunderts<br />

etablierte Literarisierung des Theaters.<br />

Noch das naturalistische Theater war weitgehend<br />

auf den literarischen Dramentext fixiert.<br />

Erst durch die Theaterreformbewegung um und<br />

nach 1900 emanzipierte sich die Bühnen­ von<br />

der Dramenkunst, und zwar nicht zuletzt im<br />

Namen der Musik, die in ihrer Ungegenständlichkeit<br />

den antinaturalistischen Tendenzen in<br />

der ästhetischen Moderne nach 1900 entgegenkam.<br />

Von einer »Geburt der Theatermoderne<br />

aus dem Geiste der Musik« ließe sich reden. 16<br />

Anregungen aus der dafür signifikanten Reformschrift<br />

Die Musik und die Inszenierung<br />

(1899) des Schweizers Adolphe Appia übernahm<br />

der Mitarbeiter des Sturm William<br />

Wauer, der schon zu Beginn des expressionistischen<br />

Jahrzehnts in dieser Zeitschrift<br />

etliche Grundsätze des Regietheaters formulierte.<br />

Der Regisseur wird zur zentralen<br />

schöpferischen Instanz des Theaters. Seine<br />

Regiekunst verselbstständigt sich gegenüber<br />

der literarischen Textvorlage. »Der<br />

Regisseur ist dem Drama gegenüber in der<br />

Lage des Kapellmeisters, der ein Solostück<br />

orchestrieren muß.« 17<br />

Im Januar 1917 erklärte Lothar Schreyer im<br />

Sturm: »Das Drama ist tot. Es lebe das Drama!«<br />

Nur als »Teil des Bühnenkunstwerks« gelangt<br />

es zu neuem Leben. »Das neue Werk ist<br />

das Bühnenkunstwerk. Es ist die Einheit und<br />

die Gestalt der Kunstmittel Form und Farbe<br />

und Bewegung und Ton.« 18<br />

Dem entsprachen 1919 die »Forderungen« von<br />

Kurt Schwitters an die »Merzbühne«: »Im Gegensatz<br />

zum Drama oder zur Oper sind sämt liche<br />

Teile des Merzbühnenwerkes untrennbar mit<br />

einan der verbunden; es kann nicht geschrieben,<br />

gelesen oder gehört, es kann nur im Theater erlebt<br />

werden. Bislang unterschied man zwischen<br />

Bühnenbild, Text und Partitur bei den Vorführungen<br />

im Theater. Man bearbeitete jeden Faktor<br />

einzeln und konnte ihn auch einzeln genießen.<br />

Die Merzbühne kennt nur die Verschmelzung<br />

aller Faktoren zum Gesamtwerk.« 19<br />

Derartige Postulate hatten in der expressionistischen<br />

Theaterpraxis bereits ihre Realisierung<br />

erfahren. Der damals bedeutendste<br />

Repräsentant des Regietheaters, Max<br />

Reinhardt, war 1917 Mitbegründer des dem<br />

Deutschen Theater in Berlin als »Experimentierbühne«<br />

angeschlossenen Theatervereins<br />

Das Junge Deutschland. Mit der Inszenierung<br />

von Reinhard Johannes Sorges<br />

Der Bettler am 23. Dezember 1917 eröffnete<br />

er eine Serie ungemein erfolgreicher Aufführungen<br />

expressionistischer Dramen.<br />

In der Synästhetik des expressionistischen<br />

Bühnenkunstwerkes haben unter<br />

den nonverbalen Zeichensystemen die<br />

optischen einen noch dominanteren<br />

Stellenwert als die akustischen. Die<br />

Bühnenarchitektur, die Lichtregie, die<br />

Farben, Formen und Bewegungen der<br />

auf der Bühne präsentierten Objekte<br />

sowie die Körpersprache der Schauspieler<br />

prägten die expressionistische<br />

Theaterpraxis. Die Verwendung optischer<br />

Zeichen war freilich keineswegs<br />

der Bühne vorbehalten. Das Interesse<br />

an den »stummen Künsten« des Balletts<br />

oder der Pantomime war begleitet<br />

von der Neugier gegenüber dem Medium<br />

des Stummfilms. 20<br />

Das dem geschätzten Varieté verwandte<br />

Kino wurde in den 1910er­Jahren von Repräsentanten<br />

expressionistischer Kunst und<br />

Literatur als weiterer Ort zur Realisierung<br />

synästhetischer Reizbildung entdeckt. Trotz<br />

vieler elitebewusster Vorbehalte gegenüber<br />

der Popularität und Trivialität des neuen<br />

Massenmediums Film ließen sich die Autoren<br />

von ihm nicht nur rezeptiv, sondern auch<br />

in ihrer eigenen künstlerischen Aktivität faszinieren.<br />

Das von Kurt Pinthus 1913 herausgegebene<br />

Kinobuch mit eigens für den Film<br />

geschriebenen »Kinodramen« von Albert<br />

Ehrenstein, Else Lasker­Schüler, Ludwig<br />

Rubiner oder Paul Zech ist dafür ein frühes<br />

und markantes Zeugnis.<br />

Das technische Manko der Stummheit, das<br />

die akzentuierte Körpersprache der Schauspieler<br />

auszugleichen bemüht war, konvergierte<br />

mit der Entliterarisie rung des Theaters.<br />

Dessen forcierte Theatralität konnte<br />

problemlos von der expressionistischen<br />

Filmkunst der frühen 1920er­Jahre simuliert<br />

werden und wirkte von ihr wiederum<br />

auf das Theater zurück. Robert Wienes<br />

Film Das Cabinet des Dr. Caligari (Abb. 4),<br />

der im Februar 1920 Premiere hatte und<br />

neben Paul Wegeners Der Golem, wie er in<br />

die Welt kam (1920, Abb. S. 279, 294 / 295)<br />

zu den prominentesten Beispielen expressionistischer<br />

Filmkunst wurde, machte den<br />

expressio nistischen Theaterstil erst wirklich<br />

po pu lär und über Deutschland hinaus<br />

bekannt. Das Geschehen spielt hier wie in<br />

einem Theater vor kubistisch­expressiv gemalten<br />

Bühnenkulissen.<br />

55<br />

21<br />

Der Film kam Tendenzen der damals jüngsten<br />

Literatur zur Sprachverknappung und zur Aufwertung<br />

nonverbaler, insbesondere visueller<br />

Kommunikation derart entgegen, dass mancher<br />

Zeitgenosse ihn als genuin expressionistisches<br />

Medium einschätzte. 22 Auch die intermedialen<br />

Beziehungen des Films zu anderen Künsten<br />

entsprachen expressionistischen Konzepten<br />

des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>es. Denn der Film, so<br />

Joachim Paech in einer Arbeit zum Phänomen<br />

der Intermedialität, ist zur »Syn(äs)thesis der<br />

handwerklichen Künste geworden. Das populäre<br />

Theater der Varietés und des Jahrmarktes<br />

haben den Film großgezogen, die Literatur hat<br />

dem Film von Anfang an bis heute narrative<br />

Struktur und fiktionalen Stoff gegeben, die<br />

Malerei war Vor­Bild für die Komposition auch<br />

der Bewegungsbilder des Films und die Musik<br />

hat den Film von Anfang an begleitet.« 23<br />

Umgekehrt bezog sich die Literatur des<br />

<strong>Expressionismus</strong> auf den Film in mehrfacher<br />

Weise. Thematisierungen des Kinos<br />

und Simulationen filmischer Wahrnehmung<br />

vollziehen Jakob van Hoddis’ Gedicht Kinematograph<br />

(s. S. 46) 24 oder Alfred Lichtensteins<br />

Kientoppbildchen. 25 Alfred Döblin<br />

(Abb. 5, 6) empfahl 1913 den Romanautoren<br />

einen »Kinostil«, 26 Dramatikern riet er<br />

schon drei Jahre vorher Ähnliches: »Lernen<br />

Sie Kürze und Gedrängtheit, Dramatik vom<br />

Kinema.« 27<br />

Wo die avancierte Literatur in der Zeit<br />

des <strong>Expressionismus</strong> schriftlich fixierter<br />

Text bleibt und nicht im realen Verbund<br />

mit anderen Künsten auftritt, imaginiert<br />

sie diesen Verbund gelegentlich und<br />

02_Anz_V2.indd 55 08.10.2010 11:45:33 Uhr


zeigt zugleich vehementes Interesse an Formen<br />

auditiver und visueller Wahrnehmung. Neben den<br />

schon um 1900 ungemein beliebten Stilfiguren<br />

der Synästhesie, von denen besonders die Lyrik<br />

Georg Trakls geprägt ist, neben Leitmotiven des<br />

Sehens, zum Beispiel in Rilkes 1910 erschienenen<br />

Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge,<br />

und neben der vielfach verwendeten Figur des<br />

Tänzers oder der Tänzerin<br />

56<br />

28 steht zuweilen eine<br />

nichtliterarische Kunst ganz im Zentrum des<br />

Textes. 1915 veröffentlichte Paul Scheerbart den<br />

»Damenroman« Das graue Tuch und zehn Prozent<br />

Weiß. Der Titel spricht die gewünschte Farbe<br />

eines Damenkostüms an, doch der Roman ist auf<br />

anderes konzentriert. Nach Scheerbarts Glasarchitektur,<br />

die 1914 im Verlag Der Sturm erschien<br />

und rasch zum Kultbuch der Architekturavantgarde<br />

wurde, präsentierte der Autor in dem<br />

Roman seine architektonischen Ideen mit erzählerischen<br />

Mitteln. 29<br />

Der Filmtheoretiker Béla Balázs bemerkte<br />

1924: »Der Film ist es, der den<br />

unter Begriffen und Worten verschütteten<br />

Menschen wieder zur unmittelbaren<br />

Sichtbarkeit hervorheben wird.« 30 Die expressionistischen<br />

Versuche, alle Sinnesorgane<br />

gleichzeitig anzusprechen, stehen<br />

im Zusammenhang mit dem Unbehagen<br />

an einer Kultur, die seit der Erfindung des<br />

Buchdrucks eine dominant »begriffliche« 31<br />

geworden ist. 32 Schon vor dem Chandos­<br />

Brief, 33 in eben dem Jahr, in dem der erste<br />

Stummfilm gezeigt wurde, formulierte<br />

Hofmannsthal das Unbehagen an Worten<br />

und Begriffen in den Sätzen: »Die Leute<br />

sind nämlich müde, reden zu hören. Sie<br />

haben einen tiefen Ekel vor den Worten:<br />

Denn die Worte haben sich vor die Dinge<br />

gestellt. [...] Wir sind im Besitz eines entsetzlichen<br />

Verfahrens, das Denken völlig<br />

unter den Begriffen zu ersticken.«<br />

Die von Hofmannsthal beschriebenen Folgen<br />

blieben für den <strong>Expressionismus</strong> und für die<br />

Kultur des ganzen 20. Jahrhunderts wegweisend:<br />

»So ist eine verzweifelte Liebe zu allen<br />

Künsten erwacht, die schweigend ausgeübt<br />

werden: die Musik, das Tanzen und alle Künste<br />

der Akrobaten und Gaukler.« 34<br />

Für Literatur, die weiterhin dominant auf Sprache<br />

angewiesen ist, war dies eine Herausforderung.<br />

Der literarische <strong>Expressionismus</strong> versuchte<br />

sich ihr in seiner Theorie und Praxis der »Wortkunst«<br />

zu stellen. Sie verdankte maßgebliche<br />

Anregungen Marinettis Technischem Manifest<br />

des Futurismus und entsprach gleichzeitig dem<br />

antinaturalistischen Impuls, die Literatur und ihre<br />

Sprache von den Verpflichtungen zu entbinden,<br />

Gegenstände und Bedeutungen zu repräsentieren.<br />

Ihre Ausdrucks­ und Wirkungskraft bekommen<br />

die Wörter weniger durch ihre Bedeutung<br />

als durch ihren Klang, hatte Kandinsky 1912 in seiner<br />

Schrift Über das Geistige in der Kunst erklärt.<br />

Der ab strakten, ungegenständlichen Malerei des<br />

<strong>Expressionismus</strong> entspricht eine »ungegenständliche<br />

Dichtung«, 35 die ihr Wortmaterial dominant<br />

als Lautmaterial verwendet. Das Wortkunstwerk<br />

versteht sich als ein der Musik ähnliches »Sprachtonwerk«.<br />

36 »Kunstmittel der Wortkunst sind Laut<br />

und Rhythmus.« 37<br />

Auch wo solche Werke nicht (wie die Klangoder<br />

Lautgedichte aus dem Umkreis des<br />

Zürcher Cabaret Voltaire) vorgetragen<br />

und gehört, sondern als schriftlich fixierte<br />

Texte gelesen werden, gilt für sie das Diktum<br />

Wassily Kandinskys: »Das Wort ist ein<br />

innerer Klang.« 38 Kandinsky war es auch,<br />

der die Wortkunsttheorie in ein Modell<br />

emotionaler Kommunikation integrierte.<br />

1913 beschrieb Kandinsky im Sturm den Prozess<br />

künstlerischer Kommunikation mit folgender<br />

Begriffsreihe: »Emotion – Gefühl –<br />

Werk – Gefühl – Emotion«. 39 Was sich wie<br />

die bloße Deskription eines kommunikativen<br />

Prozesses ausnimmt, ist zugleich das normative<br />

Postulat einer bestimmten Art von<br />

Kunstproduktion und ­rezeption. Der Kunstbetrachter<br />

soll sich, so Kandinsky in seinem<br />

Aufsatz »Über Kunstverstehen«, »nicht durch<br />

Vernunft und Verstand der Kunst nähern,<br />

sondern durch Seele und Erleben«. 40 Das<br />

solchen Forderungen zugrunde liegende<br />

ästhe tische Selbstverständnis beschreibt<br />

Kandinsky so: »Der Künstler ist die Hand, die<br />

durch diese oder jene Taste zweckmäßig die<br />

menschliche Seele in Vibration bringt.« 41 Die<br />

Instrumente, mit denen der <strong>Expressionismus</strong><br />

spielte, um die Seele zum Vibrieren zu bringen,<br />

entnahm er allen Künsten zugleich.<br />

02_Anz_V2.indd 56 08.10.2010 11:45:34 Uhr


4<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919 / 20,<br />

Regie: Robert Wiene, ausbelichtetes Filmbild,<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

02_Anz_V2.indd 57 08.10.2010 11:45:34 Uhr<br />

57


1 Wassily Kandinsky, zit. nach: Thomas Anz<br />

und Michael Stark (Hrsg.), <strong>Expressionismus</strong>.<br />

Mani feste und Dokumente zur deutschen<br />

Literatur 1910–1920, Stuttgart 1982, S. 547.<br />

2 Franz Werfel, »Die Bühne von Hellerau«, zit.<br />

nach: ebd., S. 675.<br />

3 Rudolf Blümner, Der Sturm. Eine Einführung,<br />

Berlin 1918, S. 1.<br />

4 Vgl. Lothar Lang, Expressionistische Buchillustration<br />

in Deutschland 1907–1927, Luzern /<br />

Frankfurt a. M. 1975.<br />

5 Paul Kornfeld, zit. nach: Anz / Stark 1982 (wie<br />

Anm. 1), S. 685 f.<br />

6 Kurt Schwitters, »Merz«, in: Paul Pörtner<br />

(Hrsg.), Literaturrevolution 1910–1925.<br />

Dokumente, Manifeste, Programme, Bd. 2,<br />

Neuwied 1960, S. 540.<br />

7 Kurt Schwitters, zit. nach: Anz / Stark 1982 (wie<br />

Anm. 1), S. 556.<br />

8 Hugo Ball, zit. nach: Anz / Stark 1982 (wie<br />

Anm. 1), ebd., S. 544.<br />

9 Walter Gropius, zit. nach: Anz / Stark 1982 (wie<br />

Anm. 1), S. 557.<br />

10 Jürgen Söring, »<strong>Gesamtkunstwerk</strong>«, in: Real ­<br />

lexikon der deutschen Literatur wissen schaft,<br />

Bd. 1, hrsg. von Klaus Weimar, Berlin 1997, S. 710.<br />

11 Vgl. Christoph Kleinschmidt, Intermaterialität.<br />

Zum Verhältnis von Schrift, Bild, Film und<br />

Bühne im <strong>Expressionismus</strong>, Diss. Münster 2010<br />

[erscheint voraussichtlich 2011].<br />

12 Vgl. Thomas Eicher und Ulf Bleckmann (Hrsg.),<br />

Intermedialität. Vom Bild zum Text, Bielefeld<br />

1994; Jürgen E. Müller, Inter media lität. Formen<br />

moderner kultureller Kommunikation, Münster<br />

1996; Jörg Helbig (Hrsg.), Intermedialität.<br />

Theorie und Praxis eines interdisziplinären<br />

Forschungsgebiets, Berlin 1998; Irina O.<br />

Rajewsky, Inter media lität, Tübingen 2002.<br />

13 Vgl. Kleinschmidt 2010 (wie Anm. 11); ebenso<br />

Robert Hodonyi, Herwarth Waldens »Sturm« und<br />

die Architektur. Eine Analyse zur Konvergenz der<br />

Künste in der Berliner Moderne, Bielefeld 2010.<br />

14 Hugo Ball, Die Flucht aus der Zeit (1927), Luzern<br />

1946, S. 75 f.<br />

15 Wassily Kandinsky und Franz Marc (Hrsg.), Der<br />

Blaue Reiter, dok. Neuausg. von Klaus Lankheit,<br />

München 1965, S. 218.<br />

16 Dieter Borchmeyer und Viktor Žmegač (Hrsg.),<br />

Moderne Literatur in Grundbegriffen, 2., neu<br />

bearb. Aufl., Tübingen 1994, S. 423.<br />

17 William Wauer, zit. nach: Anz / Stark 1982 (wie<br />

Anm. 1), S. 698.<br />

18 Lothar Schreyer, zit. nach: Anz / Stark 1982 (wie<br />

Anm. 1), S. 552–554.<br />

19 Kurt Schwitters, zit. nach: Anz / Stark 1982<br />

(wie Anm. 1), S. 554.<br />

58<br />

20 Vgl. Ludwig Greve u. a. (Hrsg.), Hätte ich<br />

das Kino! Die Schriftsteller und der Stummfilm,<br />

Ausst.­Kat. Deutsches Literaturarchiv<br />

im Schiller­Nationalmuseum Marbach a. N.,<br />

München 1976.<br />

21 Vgl. Anton Kaes, Kino­Debatte. Texte zum<br />

Verhältnis von Literatur und Film 1909–1929,<br />

Tübingen 1978, S. 27 f.<br />

22 Vgl. Béla Balázs, Der sichtbare Mensch, 2. Aufl.,<br />

Halle 1924, S. 88.<br />

23 Joachim Paech (Hrsg.), Film, Fernsehen,<br />

Video und die Künste. Strategien der Intermedialität,<br />

Stuttgart / Weimar 1994, S. 2.<br />

24 Jakob van Hoddis, Dichtungen und Briefe, hrsg.<br />

von Regina Nörtemann, Zürich 1987, S. 25.<br />

25 Alfred Lichtenstein, Gesammelte Gedichte,<br />

Zürich 1962, S. 39.<br />

26 Alfred Döblin, Schriften zu Ästhetik, Poetik<br />

und Literatur, hrsg. von Erich Kleinschmidt,<br />

Olten / Freiburg i. Br. 1989, S. 121.<br />

27 Alfred Döblin, Kleine Schriften I (1902–1921),<br />

hrsg. von Anthony W. Riley, Olten / Freiburg<br />

i. Br. 1985, S. 88.<br />

28 Vgl. Wolfgang Rothe, Tänzer und Täter.<br />

Gestalten des <strong>Expressionismus</strong>, Frankfurt<br />

a. M. 1979.<br />

29 Zum gewichtigen Stellenwert der Architektur im<br />

Sturm­Kreis vgl. Hodonyi 2010 (wie Anm. 13).<br />

30 Balázs 1924 (wie Anm. 22), S. 27.<br />

31 Balázs 1924 (wie Anm. 22), S. 23.<br />

32 Vgl. Kaes 1978 (wie Anm. 21), S. 17–22.<br />

33 Vgl. Hugo von Hofmannsthal, Sämtliche Werke.<br />

Kritische Ausgabe, hrsg. von Rudolf Hirsch,<br />

Christoph Perels und Heinz Rölleke, Bd. 31,<br />

Frankfurt a. M. 1991, S. 45–55.<br />

34 Hugo von Hofmannsthal, Gesammelte Werke in<br />

zehn Einzelbänden, hrsg. von Bernd Schoeller<br />

in Beratung mit Rudolf Hirsch, Bd. 8, Frankfurt<br />

a. M. 1986, S. 479.<br />

35 Anz / Stark 1982 (wie Anm. 1), S. 621.<br />

36 Anz / Stark 1982 (wie Anm. 1), S. 629.<br />

37 Anz / Stark 1982 (wie Anm. 1), S. 628.<br />

38 Wassily Kandinsky, Über das Geistige in der<br />

Kunst (1912), 9. Aufl., Bern 1970, S. 45.<br />

39 Wassily Kandinsky, »Malerei als reine Kunst«,<br />

in: Der Sturm, 4, 1913 / 14, S. 98.<br />

40 Wassily Kandinsky, »Über Kunstverstehen«,<br />

in: Der Sturm, 3, 1912 / 13, S. 158.<br />

41 Kandinsky 1912 / 1970 (wie Anm. 38), S. 64.<br />

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Ernst Ludwig Kirchner, Titelblatt<br />

zu Das Stiftsfräulein und der Tod<br />

von Alfred Döblin, 1913,<br />

Holzschnitt, Germanisches<br />

Nationalmuseum, Nürnberg<br />

5<br />

Ernst Ludwig Kirchner,<br />

Bildnis Alfred Döblin, 1913,<br />

Bleistift und Kreide,<br />

Graphische Sammlung,<br />

Städel Museum, Frankfurt a. M.<br />

02_Anz_V2.indd 59 08.10.2010 11:45:35 Uhr<br />

6<br />

59


Egon Schiele, Selbstseher II. Tod und Mann, 1911 (Detail, s. S. 65),<br />

Öl auf Leinwand, Leopold Museum, Wien<br />

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02_Anz_V2.indd 61 08.10.2010 11:45:35 Uhr


Egon Schiele, Gedicht Nasser Abend, Juli 1910,<br />

Tinte, Leopold Museum, Wien<br />

62<br />

02_Anz_V2.indd 62 08.10.2010 11:45:36 Uhr


Egon Schiele, Hockende Frau, 1914, Bleistift,<br />

Leopold Museum, Wien<br />

02_Anz_V2.indd 63 08.10.2010 11:45:36 Uhr<br />

63


Egon Schiele, Gedicht Ein Selbstbild, Juli 1910,<br />

Tinte, Leopold Museum, Wien<br />

64<br />

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Egon Schiele, Selbstseher II. Tod und Mann, 1911,<br />

Öl auf Leinwand, Leopold Museum, Wien<br />

02_Anz_V2.indd 65 08.10.2010 11:45:37 Uhr<br />

65


Egon Schiele, Liegendes nacktes Mädchen, 1910,<br />

Bleistift, Leopold Museum, Wien<br />

66<br />

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Egon Schiele, Gedicht Tannenwald, 1910,<br />

Tinte, Privatbesitz<br />

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67


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Leonie Beiersdorf<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 69 08.10.2010 19:56:25 Uhr


Als Ernst Bloch 1918 dem individuell gefertigten<br />

»höheren Kunstgewerbe« 1 das Wort redete,<br />

sprach er der gestalteten Lebensumwelt das<br />

Poten zial zu, gesellschaftliche Veränderung in<br />

Form einer machbaren, das heißt konkreten Utopie<br />

2 zu ermöglichen.<br />

Für Experimente an der Grenze der gesellschaftlichen<br />

Norm benötigt eine gelebte<br />

Utopie einen privilegierten Schutzraum,<br />

wie wir ihn etwa in Ernst Ludwig Kirchners<br />

(1880–1938) Ateliers finden, die dem Künstler<br />

zugleich als Arbeits- und Wohnstätten<br />

dienten. Die Wohnung der Kunsthistorikerin,<br />

-sammlerin und Brücke-Förderin Rosa<br />

Schapire (1874–1954) in Hamburg, für die<br />

Karl Schmidt-Rottluff 1921 eine expressionistische<br />

Ausstattung entwarf, spiegelt<br />

ebenfalls den Versuch, die eigene Lebensanschauung<br />

mit der privaten Umgebung<br />

for malästhetisch zu vereinbaren. Für Kirchner<br />

wie für Schapire war das Thema der<br />

Sexualität zentraler Aspekt ihrer Emanzipation<br />

– wenn auch in völlig unterschiedlicher<br />

Interpretation.<br />

Das befreite Künstler-Ich<br />

Zwischen 1905 und dem Freitod des Künstlers<br />

1938 unterhielt Kirchner sukzessiv und teilweise<br />

überlappend acht Wohnateliers in Dresden, Berlin<br />

und Davos, 3 die er nicht als <strong>Gesamtkunstwerk</strong>e<br />

im Sinne eines alle Kunstgattungen integrierenden<br />

Raumkonzepts plante, sondern die nach<br />

und nach als gestalterische Ensembles wuchsen.<br />

Ein solches Interesse setzte 1905 mit dem Bezug<br />

des ehemaligen Fleischerladens in der Berliner<br />

Straße 60 in Dresden ein, wo es zunächst an jeglichem<br />

Mobiliar fehlte, wie sich sein Brücke-Kollege<br />

Erich Heckel erinnert: »[D]er Raum wurde<br />

von uns selbst ausgestattet. Wir brauchten Sitzgelegenheiten<br />

– also machten wir die Schemel<br />

selbst, dazu die Vorhänge aus Batik.« 4<br />

Dieses Schaffen wurde ab November 1909 in<br />

Kirchners neuem Atelier in der Berliner Straße<br />

80 (Abb. 2) noch intensiviert. Rosa Schapire<br />

zeichnete 1927 aus der Erinnerung ein romantisches<br />

Bild dieser Gegenwelt, die sie im Februar<br />

1910, unter anderem aus Interesse an<br />

»allerlei Hausrat«, 5 besucht hatte:<br />

»Ein Vorstadtladen in einer proletarischen Straße<br />

zu Dresden. In diesem Raum hat Kirchner<br />

jahrelang gelebt, gekämpft, geschaffen. Trotz<br />

der trostlos häßlichen Umgebung ermangelte<br />

der Laden in der Berliner Straße keineswegs<br />

der Romantik, geschweige denn der Originalität.<br />

Die Wände waren mit Fresken von Kirchner<br />

bedeckt, ein selbstgebatikter Vorhang trennte<br />

den schmalen Schlafraum vom ›Atelier‹, holzgeschnitzte<br />

Pfosten nach Art afrikanischer Plastik<br />

begrenzten die Tür, aus Kisten zusammengeschlagene,<br />

selbstgezimmerte Möbel dienten als<br />

Sitzgelegenheit, Stöße von Zeichnungen und<br />

Graphik deckten den Boden […].« 6<br />

Schapire beschreibt hier die Lebenswelt<br />

eines Bohemien, dessen Räume<br />

einen vorwiegend über außereuropäische<br />

Vorbilder definierten Primitivismus<br />

pflegten. Interessanterweise schweigt<br />

sie zu dem explizit erotischen Bildprogramm,<br />

auf das hier näher eingegangen<br />

70<br />

werden soll. Kirchner projizierte sein<br />

Ideal von größtmöglicher Natürlichkeit<br />

und Ursprünglichkeit auf das Leben<br />

und das Kunstschaffen von »Naturvölkern«<br />

– etwa den Bewohnern der damals<br />

zu Deutsch-Neu guinea zählenden<br />

Palau-Inseln, Kame runs oder Benins.<br />

In deren Artefakten sah er seine eigene<br />

Formensprache be stätigt, und die in<br />

ethnografischer Literatur und im Dresdner<br />

Völkerkundemuseum überlieferte<br />

Dar stellung von sexueller Freizügigkeit<br />

in mikronesischen Stämmen inspirierte<br />

ihn um 1909 / 10 zur Gestaltung zahlreicher<br />

seiner Ausstattungsgegenstände<br />

im Atelier. 7<br />

Mit dem so genannten Kamerunstuhl schuf<br />

Kirchner 1909 sein erstes geschnitztes Möbelstück,<br />

eine blau getönte bankähnliche<br />

Sitzkonstruktion (Abb. 3). 8 Ein im Relief gearbeiteter,<br />

stehender Frauenakt als Rückenlehne<br />

sowie der abgeknickte Körper eines<br />

weiteren weiblichen Akts stabilisieren eine<br />

niedrige Sitzplatte, die von einer seitlich<br />

auf dem Boden liegenden weiblichen Aktfigur<br />

getragen wird. Hanna Strzoda rückt<br />

dieses Objekt überzeugend in die Nähe von<br />

kamerunischen Königsahnen als Thronfiguren<br />

sowie von tansanischen Häuptlingsstühlen<br />

des 19. Jahrhunderts. 9 In diesem Zusammenhang<br />

ist ein von Heckel gezeichnetes<br />

Porträt Kirchners auf diesem Stuhl »thronend«<br />

erwähnenswert, das den Künstler<br />

als selbstbewussten Bohemien in seinem<br />

Reich darstellt, modisch gekleidet und den<br />

Betrachter mit weit geöffneten Beinen herausfordernd.<br />

10<br />

Der Kamerunstuhl steht repräsentativ für ein assoziatives<br />

Gestaltungsprogramm zum Thema der<br />

ungehemmten Sexualität, das sich ab 1905 in<br />

primitivistischer Formensprache in den meisten<br />

Objekten der Dresdner Ateliers äußerte. In Anlehnung<br />

an die Gestaltung der Klubhäuser palauanischer<br />

Männer, deren intensive Sexualität mit<br />

wechselnden Frauen faszinierte, umgaben Wandbehänge<br />

die Dresdner Atelierräume mit schematischen<br />

Darstellungen von kopulierenden Paaren,<br />

weiblichen Akten in weit gespreizter Hocke sowie<br />

Männern mit übergroßen erigierten Phalli.<br />

Weitere Hocker, ein raumtrennender Vorhang,<br />

Ofen kacheln 11 sowie Skulpturen und wechselnde<br />

Zeichnungen präsentierten in ihrer geballten Fülle<br />

auf kleinem Raum für damalige europäische<br />

Seh gewohnheiten einen provokant expliziten Umgang<br />

mit dem Traditionsthema des Akts.<br />

Der erotische Exotismus in diesen Ateliers<br />

beschränkte sich jedoch nicht nur auf das<br />

Bildprogramm. Zusätzlich kam der Ausstattung<br />

auch eine transformative Funktion<br />

zu. Orientalische Teppiche, Bodenkissen<br />

und Decken mit ornamentalen Applikationen<br />

schufen eine sinnliche Atmosphäre.<br />

Die exotisch anmutende Sitz- und Liegelandschaft<br />

widersprach mit ihrer niedrigen<br />

Höhe der zeitgenössischen Mode und der<br />

gewohnten Körperhaltung und forderte dazu<br />

heraus, den vom Künstler gewünschten<br />

Konventionsbruch zu »verkörpern«. Da bei<br />

nahmen die Maler, ihre Modelle und andere<br />

Besucher bisweilen Haltungen ein, die den<br />

kamerunischen und mikronesischen Vorbildern<br />

in der Hocke nahe kamen – etwa<br />

durch gespreizte Beine zur Stabilisierung<br />

bei niedriger Sitzhöhe.<br />

Das Gemälde Badende im Raum (Abb. 2), das<br />

zum Zeitpunkt seiner Entstehung 1909 / 10 bezeichnenderweise<br />

Bacchanal im Raum hieß und<br />

um eine nur noch als Kopf erhaltene männliche<br />

Figur ergänzt war, gibt einen Gesamteindruck<br />

vom Hauptraum in der Berliner Straße 80. Die<br />

Darstellung suggeriert zudem, dass ähnlich den<br />

dinglichen Ausstattungen des Ateliers auch den<br />

Aktmodellen eine attributive und transformative<br />

Funktion zukommt – als festem Bestandteil eines<br />

»<strong>Gesamtkunstwerk</strong>s«.<br />

Wenn bei Kirchners Wohnateliers von <strong>Gesamtkunstwerk</strong>en<br />

die Rede sein kann, dann<br />

müsste der Begriff wohl über die vielfältige<br />

materielle Ausstattung hinaus die Handlungen<br />

an diesen Orten – malen, zeichnen,<br />

schnitzen, posieren, tanzen, diskutieren, sich<br />

paaren – als performativen Aspekt miteinbeziehen.<br />

Viele dieser Tätigkeiten konnten<br />

nur innerhalb des von der gesellschaftlichen<br />

Norm abgeschiedenen Ateliers so ungestört<br />

zelebriert werden. 12 Doch eine noch zentralere<br />

Bedeutung als die intensiv ausgelebte<br />

Sexualität, die für Kirchner Ausdruck des befreiten<br />

Menschen war, nahm sein künstlerisches<br />

Selbstverständnis ein: »So unterbrach<br />

ich oft eine Copulation, um die Stellung des<br />

Mädchens zu zeichnen.« 13 Der Bruch mit der<br />

zeitgenössischen Konvention seiner bürgerlichen<br />

Herkunft war für ihn Mittel und Zweck<br />

zugleich.<br />

Auch die beiden Berliner Wohnateliers,<br />

die Kirchner ab Herbst 1911 nacheinander<br />

unterhielt, 14 waren Schauplätze der<br />

gegenseitigen Durchdringung von Leben<br />

und Kunst. Einzelne Dresdner Stücke, wie<br />

der Kamerunstuhl oder ein kameruni scher<br />

Leopardenhocker, 15 wurden neu in das<br />

Ate lier Körnerstraße 45 integriert (Abb. 1).<br />

Von besonderem Interesse war dort die<br />

textile Gesamtgestaltung einer zeltförmigen<br />

Mansardennische von 1914 / 15, die<br />

eine in Kirchners Ateliers selten erreichte<br />

stilistische Einheitlichkeit aufweist. Dabei<br />

handelt es sich um drei Wandbehänge,<br />

eine Tischdecke, zwei Tagesdecken für<br />

die beiden Diwane rechts und links an der<br />

Nischenwand sowie zwei Kopfkissen.<br />

Motivisch und stilistisch erinnern die dargestellten<br />

Akte zwischen vegetabilen Ornamenten an Kirchners<br />

Zeichnungen aus Fehmarn von 1913 / 14, wobei<br />

die weibliche Figur auf der Supraporte (Abb.<br />

S. 95) wieder an die Giebelfiguren palauanischer<br />

Männerklubhäuser angelehnt ist. Insgesamt ist<br />

das Thema der Erotik in beiden Berliner Ateliers<br />

jedoch weitaus weniger provokant inszeniert als<br />

noch zuvor. Von der aggressiven Darstellung der<br />

Geschlechtsteile weicht Kirchner hier zurück und<br />

betont stattdessen den Einklang des Aktes mit<br />

der Natur, wie sie etwa auch in der Reformbewegung<br />

der Nudisten propagiert wurde.<br />

Nachdem in Dresden Doris Große Webarbeiten<br />

und Maschka Mueller Näharbeiten für<br />

Kirchner anfertigten, setzte in Berlin Kirchners<br />

neue Lebensgefährtin Erna Schilling seine<br />

zeichnerischen Entwürfe für die Ausgestaltung<br />

der Mansardennische und für Tisch decken in<br />

Plattstichstickerei auf große Leinentücher<br />

um. Ungeachtet dieser gemein schaftlichen<br />

Tex tilarbeiten, die wesentlich zum Bohemecha<br />

rakter der Ateliers beitrugen, wies Kirchner<br />

den Frauen an seiner Seite lange Zeit eine<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 70 08.10.2010 19:56:26 Uhr


1<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Mansardennische im Atelier Berlin-Friedenau,<br />

Körnerstraße 45, 1914 / 15, Fotografie, Schenkung Nachlass Ernst Ludwig<br />

Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 71 08.10.2010 19:56:26 Uhr<br />

71


72<br />

3<br />

Ernst Ludwig Kirchner,<br />

Hockender Mädchenakt, 1909 / 10,<br />

Tuschpinselzeichnung,<br />

Brücke-Museum Berlin<br />

Ernst Ludwig Kirchner,<br />

Bett für Erna, 1919,<br />

Arven- und Föhrenholz,<br />

Kirchner Museum Davos<br />

4<br />

2<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Badende im Raum<br />

(vormals Bacchanal im Raum), 1909 / 10 und 1920,<br />

Öl auf Leinwand, Saarlandmuseum, Stiftung<br />

Saarländischer Kulturbesitz, Saarbrücken<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 72 08.10.2010 19:56:27 Uhr


untergeordnete Position als erotische Muse<br />

oder dienende Gehilfin zu. 16 Trotz starker<br />

Brüche mit den gesellschaft lichen Konventionen<br />

bewahrt er den zeittypischen patriarchalischen<br />

Blick auf das andere Geschlecht<br />

und wählt in seinen selektiven Bezügen zu<br />

außereuropäischen Kulturen eben jene als<br />

ideal, in denen er den Primat des Mannes<br />

wiederfindet, der nicht zuletzt in der Freiheit<br />

männlicher Sexualität zum Ausdruck gebracht<br />

wird. Kirchners Utopie des befreiten<br />

Menschen konkretisiert sich also in erster<br />

Linie in seiner eigenen Person.<br />

In begrenztem Umfang stand das Atelier auch<br />

Vertrauten Kirchners für eskapistische Stunden<br />

offen. So kommentierte der Jenaer Kunsthistoriker<br />

Botho Graef das Atelier in der Körnerstraße:<br />

»Wenn man in seinen Raum trat, fühlte man sich<br />

auf einem anderen Stern oder in einem weltfernen<br />

Jahrhundert.« 17 Fotografische Gruppenbildnisse<br />

von 1914 / 15 zeigen eine ungezwungene<br />

kleine Gesellschaft, in der Graefs Lebenspartner<br />

Hugo Biallowons nackt im Atelier tanzt (Abb. S.<br />

90, 91). Das Atelier fungiert hier als Forum beziehungsweise<br />

als Bühne einer Zivilisationsflucht,<br />

auf der Kirchner selbst Regie führt und die Akteure<br />

in sein <strong>Gesamtkunstwerk</strong> integriert. 18<br />

Beiläufig wirkende Analogien zwischen<br />

der Ausstattung und dem Geschehen sind<br />

bei dem stark auf seine Boheme-Reputation<br />

achtenden Künstler als Ergebnisse<br />

einer bewussten Inszenierung zu betrachten,<br />

die Darstellungen bürgerlicher privater<br />

Gruppenbildnisse persifliert. So lassen<br />

sich auf den Fotografien sexuell konnotierte<br />

symbolische Bezüge etwa zwischen<br />

dem zu einem Bett tänzelnden Stiermann<br />

auf der Zeichnung im Hintergrund und<br />

dem tanzenden Biallowons erkennen. Nur<br />

mit Schuhen bekleidet stellt dieser zudem<br />

den komplementären Gegenpart der barfüßigen<br />

Frau im weißen Kleid dar, deren<br />

gekünstelter Kopfputz den »Pas de deux«<br />

der beiden noch ironischer wirken lässt.<br />

In diese individualistische Gegenwelt bricht 1914<br />

die Ausbildung zum Artilleriesoldaten und fordert<br />

von Kirchner Anpassung, Unterordnung und Disziplin<br />

im Interesse der Gemeinschaft. Es wäre<br />

kaum eine größere Diskrepanz zu seiner bisherigen<br />

Lebensführung denkbar. Entsprechend porträtiert<br />

sich der Künstler in einer Fotografie im<br />

September 1915 in Uniform als absurder Fremdkörper<br />

innerhalb seiner vertrauten Atelierumgebung<br />

in der Körnerstraße 45, die das Künstler-Ich<br />

spiegelt (Abb. S. 88).<br />

Infolge geistiger Erkrankung musste sich<br />

Kirchner ab 1916 wiederholt in Sanato rien<br />

behandeln lassen. Während mehrmonatiger<br />

Sommeraufenthalte auf der Hütte<br />

des Bauern Rüsch in Davos reifte in ihm<br />

der Plan, aus der Großstadt in die Ruhe<br />

der Schweizer Berge zu ziehen, den er<br />

1918 in die Tat umsetzte. Bei diesem<br />

Schritt hinterließ er seiner Lebensgefährtin<br />

in Berlin die meisten der Möbel,<br />

da sich Erna Schilling in Ermangelung<br />

einer Heiratsurkunde nur besuchsweise<br />

in der Schweiz aufhalten durfte. In seinem<br />

Schweizer Wohnatelier, dem Haus<br />

in den Lärchen, begann Kirchner von<br />

Neuem mit dem Entwerfen von Textilien<br />

und dem Bau von Möbeln.<br />

Neben einer aus einem hölzernen Brunnentrog<br />

entwickelten Badewanne auf Karyatidenfigu ren<br />

zählt ein aufwendig geschnitztes Bett für Erna<br />

zu den interessantesten Objekten der Davoser<br />

Zeit (Abb. 4). Dieses größte bildhauerische<br />

Werk des Künstlers bilden neun geschnitzte<br />

Ein zelteile aus Arven- und Föhrenholz. Sein<br />

dichtes Bildprogramm umfasst weibliche Akte,<br />

Tier figuren und einen Bogenschützen. Profilsichtige<br />

Karyatiden in Schrittstellung stützen<br />

das Kopfende und vermitteln eine ägyptisierende<br />

Archaik. Der Fächer der Stehenden auf<br />

der rechten Seitenwange des Kopfteils assoziiert<br />

das fernöstliche Versatzstück, das Kirchner<br />

in der Malerei in Dresden und Berlin mehrfach<br />

eingesetzt hatte. Auf dem rechten Längsbalken<br />

bildet der Künstler in kürzelhafter Kerbtechnik<br />

Motive seiner neuen Schweizer Umgebung ab.<br />

Das komplexe Bildprogramm des Betts bietet<br />

ähnlich dem Kamerunstuhl eine repräsentative<br />

Zusammenschau der verschiedenen Einflüsse,<br />

die Kirchner in der Ausstattung des neuen<br />

Atelierhauses verwendete, wobei die Walser<br />

Volkskultur als neuer Parameter zu den früher<br />

bereits verehrten »ursprünglichen« Kulturen<br />

hinzutritt.<br />

An der Seite Kirchners hatte Erna Schilling kein<br />

leichtes Leben gewählt. Ihr gestanden selbst<br />

Frauen die Rolle der Bohemienne kaum zu, 19 sie<br />

wurde vielmehr als »Squaw, Sklavin und Ateliertier«<br />

bezeichnet. 20 Zu einem Zeitpunkt, als sie<br />

be schwerlich zwischen der noch ungeliebten<br />

Schwei zer Provinz und Berlin hin- und herreisen<br />

musste, war dieses Bett als Geste zu verstehen.<br />

Mit dem archaisch und doch hoheitlich anmutenden<br />

Einzelbett, in das seine ganze künstlerische<br />

und persönliche Entwicklung einfließt, demonstrierte<br />

Kirchner auf seine Weise Anerkennung<br />

für die Weggefährtin, in der er den »ersehnten<br />

Kame raden auch geistig« 21 gefunden hatte, wie er<br />

1926 äußerte.<br />

Die geistige Arbeiterin<br />

Während Kirchner das Haus in den Lärchen<br />

weiter ausstattete, entwarf Karl<br />

Schmidt-Rottluff ein expressionistisches<br />

Programm für seine enge Freundin Rosa<br />

Schapire. Von ihrer bescheidenen Drei-<br />

Zimmer-Wohnung im 3. Stock der Osterbekstraße<br />

in Hamburg aus arbeitete Schapire<br />

als Kunsthistorikerin und -kritikerin<br />

vornehmlich zum <strong>Expressionismus</strong>, den<br />

sie einem breiten Publikum näher bringen<br />

wollte. Als »passives Mitglied« der Brücke<br />

war sie ab Juni 1907 äußerst aktiv in<br />

der weiteren Mitgliederwerbung und von<br />

großer Bedeutung für die Künstler, deren<br />

Bekanntheit sie in zahlreichen Aufsätzen,<br />

Ausstellungen und Initiativen förderte.<br />

Aus Dankbarkeit erhielt sie gezeichnete<br />

Postkarten und Grafiken von Mitgliedern<br />

der Gruppe, die den Grundstein zu ihrer<br />

Sammlung legten. 22<br />

Rosa Schapire hatte Kirchners Dresdner Atelier<br />

in der Berliner Straße 80 im Februar 1910<br />

besucht. Aus diesen Tagen stammt das bisher<br />

einzige bekannte Porträt Schapires von seiner<br />

Hand, das er ihr als Postkarte an die Hamburger<br />

Adresse sandte (Abb. 6). Man hatte einen<br />

Gegenbesuch in Hamburg vereinbart, der im<br />

Oktober erfolgte und für den sich Kirchner<br />

rückblickend bedankt: »Es war so nett bei Ihnen.<br />

Schade dass Sie nicht hier wohnen, da<br />

könnte man öfters bei Ihnen herumstöbern.« 23<br />

Damit bezog er sich kaum auf die damals noch<br />

bescheidene Kunstsammlung, sondern auf<br />

Schapires Privatbibliothek, die auch aktuelle<br />

Bände zu außereuropäischer Kunst beinhaltete.<br />

Das Verhältnis kühlte jedoch bald ab, was<br />

einerseits auf Schapires einseitige Förderung<br />

Schmidt-Rottluffs zurückzuführen ist, mit dem<br />

Kirchner 1913 im Streit auseinanderging. Zum<br />

anderen äußerte sich Kirchner oft unverhohlen<br />

abschätzig über ehemalige Weggefährten und<br />

antisemitisch über Juden im Kunstbetrieb. 24<br />

In einem Punkt divergierten Schapire und Kirchner<br />

zudem sehr stark: in der Frage nach der gesellschaftlichen<br />

Stellung der Frau. Interessierte<br />

sich Kirchner vor allem für die erotische Kraft des<br />

weiblichen Körpers, der ihn zwischen Schaffens-<br />

und Geschlechtsakt inspirierte und der als Symbol<br />

seiner Befreiung von gesellschaftlicher Konvention<br />

stand, war ebendieser Zusammenhang<br />

für die promovierte Wissenschaftlerin Ausdruck<br />

ihrer persönlichen Unfreiheit, die sie zu überwinden<br />

suchte.<br />

Dezidiert wandte sich Schapire schon<br />

als junge Frau gegen jene Feministinnen,<br />

die allein in der libertären Sexualität<br />

die Lösung der Frauenfrage<br />

suchten. So widersprach sie der Kapseltheorie<br />

vom Mann als »Inhalt des<br />

Weibes«, wie sie von der deutsch-baltischen<br />

Frauenrechtlerin Laura Marholm<br />

vertreten wurde, deren Ruf nach sexueller<br />

Bedürfnisbefriedigung 25 zwar<br />

mit Interesse vernommen wurde und<br />

Künstler wie Edvard Munch und Gerhart<br />

Hauptmann zu Frauenfiguren ihrer<br />

Werke inspirierte. Doch propagierte<br />

Marholms Idee der von sexuellen Trieben<br />

gesteuerten Frau das weibliche<br />

Ideal der nicht berufs tätigen Mutter<br />

und ließ zudem die materielle Notwendigkeit<br />

der Erwerbstätigkeit von gering<br />

vermögenden Frauen außer Acht.<br />

Hierin bestand eine emanzipatorische Sackgasse,<br />

die für Rosa Schapire nur im Gegenextrem<br />

überwunden werden konnte: in der<br />

Verneinung der auf ihr Geschlecht reduzierten<br />

erotischen Muse und der gleichzeitigen<br />

Anerkennung der Frau als körperlich oder<br />

geistig tätige Arbeiterin: »Die einzige, die<br />

dies erkannt hat, ist nicht die in den Vorurtheilen<br />

ihrer Klasse befangene bürgerliche<br />

Frauenbewegung, es ist nicht Laura Marholm,<br />

die sich als Befreierin des Weibes geberdet;<br />

es ist die sozialistische Partei. […] Erst im<br />

sozialistischen Staat, von keinen inneren und<br />

äußeren Vorurtheilen eingeengt, als Schranke<br />

nur den eigenen sittlichen Massstab, wird es<br />

der Frau möglich sein, ein freier Mensch zu<br />

werden.« 26<br />

Schapires Leben reflektiert eindrücklich<br />

diese An schauung. Für die damalige<br />

Zeit unkonventio nell, blieb sie bis ins<br />

hohe Alter unverheiratet, ungebunden<br />

und kinderlos, verdiente ihr eigenes<br />

Geld und betonte ihre Zufriedenheit<br />

ob ihrer Unabhängigkeit. In zahlreichen<br />

Porträts erscheint sie dementspre-<br />

chend stets bekleidet und als geistige<br />

Partnerin der Künstler. Wie einige<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 73 08.10.2010 19:56:27 Uhr<br />

73


weitere berufstätige Akademikerinnen, etwa<br />

die Ärztinnen Elsa Hopf, Clara Goldschmidt<br />

und Lilly Meyer-Wedell, schätzte Schapire das<br />

dem Ex pressionismus innewohnende Potenzial<br />

der Be freiung vom tradierten Rollenverständnis.<br />

Als Auf trag geberinnen fanden diese Frauen<br />

in Schmidt-Rottluff einen Künstler, der ihrem<br />

neuen Selbstbewusstsein in Briefköpfen, beruflichen<br />

Visi tenkarten oder privaten Exlibris einen<br />

kantigen Ausdruck verlieh.<br />

74<br />

27<br />

Nach Gerhard Wietek ging die Ausstattung<br />

für das Wohnzimmer und das Arbeitszimmer<br />

in Schapires Wohnung ebenfalls auf den<br />

Wunsch der Kunsthistorikerin zurück. 28 1921<br />

entwarf Schmidt-Rottluff einfache kastenförmige<br />

Holzmöbel, die der Tischler Jack Goldschmidt<br />

baute. Anschließend wurden sie von<br />

Schmidt-Rottluff farbkräftig und abstraktornamental<br />

bemalt. Für das Wohnzimmer<br />

entstanden ein Tisch mit aufklappbarer Platte,<br />

drei Hocker (Abb. 7) und eine Heizungsverkleidung<br />

aus einer hölzernen Kon struktion<br />

(Abb. 5), die mit bemalter Jute bespannt war<br />

und auf der Plastiken des Künstlers aufgestellt<br />

waren. 29 Die Möbel standen auf einem<br />

den gesamten Boden bedeckenden, be -<br />

malten Juteteppich. 30 Weiße Vorhänge und<br />

in grüner Leimfarbe gestrichene Wände wirkten<br />

beruhigend und ausgleichend auf die<br />

lebendige Ornamentvielfalt im Raum. In die<br />

Fenster leibung zog Schmidt-Rottluff Borde<br />

für Schapires Kakteensammlung ein. Ein<br />

Bieder meiersofa und ein Tisch aus den<br />

1860 er-Jahren waren im Übrigen ebenfalls<br />

Teil dieses Zimmers und trugen von Schmidt-<br />

Rottluff selbst entworfene Kissen und mindestens<br />

eine Decke, auf der geometrische<br />

Muster appliziert waren. 31<br />

Im Arbeitszimmer befanden sich ein ebenfalls<br />

1921 von Schmidt-Rottluff entworfenes<br />

und bemaltes hölzernes Büchergestell,<br />

dessen genaues Aussehen leider<br />

nicht weiter bekannt ist, sowie ein großer<br />

Bücher- und Grafikschrank derselben kastigen<br />

Schlichtheit und Ornamentik wie die<br />

Wohnzimmermöbel. 32 Es ist bezeichnend<br />

für die inszenatorische Funktion des Ensembles,<br />

dass der Künstler nur den Arbeits-<br />

und Repräsentationsraum der Wohnung<br />

gestalten sollte. Das Schlafzimmer<br />

hingegen blieb privat, eine Gestaltung des<br />

Betts wäre für Schapires gelebte Utopie<br />

einer emanzipierten Frau überflüssig, wenn<br />

nicht gar unpassend gewesen.<br />

Im Zusammenspiel mit ihrer gewachsenen<br />

Sammlung an modernen Kunstwerken,<br />

insbesondere Grafiken von Karl<br />

Schmidt-Rottluff, aber auch Skulpturen<br />

und wenigen Gemälden ergab sich ein<br />

harmonisches Gefüge. Ein früher Ornamental<br />

verzierter Holzkasten Schmidt-<br />

Rottluffs vermag noch etwas von der<br />

starken Präsenz der heute verschollenen<br />

Möbel33 zu demonstrieren (Abb. 8).<br />

Während man für diesen Kasten aus<br />

Schapires Sammlung noch eine motivische<br />

und stilistische Anlehnung an<br />

den hölzernen und bemalten Ahnenschilden<br />

(Hohao) aus Neuguinea feststellen<br />

kann, 34 ist bislang kein konkretes<br />

Vorbild für die späteren Arbeiten ihrer<br />

Wohnung bestimmt worden.<br />

Schmidt-Rottluff entschied sich für eine konsequent<br />

abstrakte Gestaltung von Farbfeldern.<br />

Anstelle eines figurativen Programms wie bei<br />

Kirchner trat der Wunsch, eine lebendige räumliche<br />

Gesamtwirkung zu erzielen, deren opulente<br />

Oberflächenbemalung in spannungsvollem Gegensatz<br />

zum betont einfachen Material und seiner<br />

Bearbeitung stand. Hierin entsprach sein Werk<br />

den sozialistischen Wertvorstellungen Schapires,<br />

die zweifelsohne die handwerklich schlichte Herstellung<br />

ihres Mobiliars zu schätzen wusste. Es<br />

ist die Ausstattung für eine moderne und kulturell<br />

vielseitig interessierte Intellektuelle, die in dieser<br />

Umgebung Gespräch und geistige Auseinandersetzung<br />

suchte. Körperliche Bedürfnisse waren<br />

weder Teil der Selbstinszenierung Schapires noch<br />

Teil der Gestaltung der Möbel. Lediglich ein Gebrauchsgegenstand<br />

von 1911 spielt mit der Idee<br />

der körperlichen Verführung: das von Schmidt-<br />

Rott luff allseitig mit liegenden weiblichen Akten<br />

beschnitzte und bemalte Zigarettenkästchen,<br />

des sen Inhalt Schapires Gäste verführen durfte<br />

(Abb. S. 100).<br />

Es ist kein Zufall, dass gerade der <strong>Expressionismus</strong><br />

in seiner Stärkung des Subjekts so<br />

individualistischen Charakteren wie Kirchner<br />

und Schapire als Ausdruck eines antibürgerlichen<br />

Lebens diente. Sowohl Kirchners<br />

Ateliers als auch Schmidt-Rottluffs Gestaltungen<br />

für die Sammlerin sind von herausragender<br />

Bedeutung für das Verständnis<br />

des Phänomens <strong>Expressionismus</strong> unter dem<br />

Einfluss gesellschafts- und kulturpolitischer<br />

Reformbewegungen. Sie bezeugen zudem<br />

die große stilistische Bandbreite innerhalb<br />

des <strong>Expressionismus</strong>, deren Facetten zum<br />

Spiegel unterschiedlichster Persönlichkeiten<br />

werden konnten.<br />

Schapires semiöffentliche Repräsentation verdeutlicht<br />

ihre Überzeugung, dass die emanzipierte<br />

berufstätige Frau nicht nur ein utopischer<br />

Entwurf, sondern zukünftige Realität sein würde.<br />

Das expressionistische <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

erstreckte sich dabei mit großer Konstanz von<br />

ihren Räumlichkeiten über die eigene Person<br />

mit Kleidung, Schmuck und Visitenkarten bis<br />

zu ihrer geistigen Tätigkeit, der die ornamentale<br />

Abstraktion ihrer Möbel Ausdruck verleiht.<br />

Kirchner lebte in einer ihm stark zusetzenden<br />

Ambivalenz von Ablehnung bei gleichzeitiger<br />

Abhängigkeit vom bürgerlichen Publikum,<br />

um dessen Anerkennung er zeitlebens<br />

rang. Seine Atelierensembles dienten ihm<br />

dabei als Orte der Selbstfindung und des<br />

Rückzugs in eine Gegenwelt. Für ihn stand<br />

zwar der Mensch im Zentrum des Interesses,<br />

doch markierten im Unterschied zu Schapires<br />

Sendungsbewusstsein die eigene Person<br />

und ihre physischen Bedürfnisse seinen Mittelpunkt.<br />

Der synkretistische Charakter seiner<br />

Ateliers reflektiert dabei nicht nur sein<br />

Interesse an der kulturelle Grenzen überwindenden<br />

Ur-Menschlichkeit, sondern auch<br />

seine selektive Rezeption patriarchalischer<br />

Züge anderer Kulturen.<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 74 08.10.2010 19:56:28 Uhr


6<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Weibliches Brustbild<br />

(Porträt Rosa Schapire), 1910, Postkarte an<br />

Rosa Schapire, gelaufen am 22. Februar 1910,<br />

Feder- und Kreidezeichnung, Kupferstichkabinett,<br />

Hamburger Kunsthalle<br />

5<br />

Olga Zuntz, Wohnung von Rosa Schapire,<br />

Osterbekstraße 43, Hamburg, nach 1924,<br />

Fotografie, Privatbesitz<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 75 08.10.2010 19:56:29 Uhr<br />

75


Das im Titel verwendete Zitat stammt von Ernst<br />

Ludwig Kirchner, Brief an Hansgeorg Knoblauch,<br />

14. 2. 1929, zit. nach: Gertrud Knoblauch (Hrsg.),<br />

Ernst Ludwig Kirchner. Briefwechsel mit einem<br />

jungen Ehepaar 1927–1937, Bern 1989, S. 50.<br />

1 Ernst Bloch, Geist der Utopie (1918), zweite<br />

Fassung (1923), Frankfurt a. M. 1964, S. 28 f.<br />

2 Ebd., S. 295.<br />

3 Eine eingehende Darstellung jedes dieser Ateliers<br />

kann aufgrund des begrenzten Umfangs<br />

hier nicht geleistet werden. Für eine detaillierte<br />

Dokumentation und Analyse aller Ateliers und<br />

ihrer Ausstattungsgegenstände sei verwiesen<br />

auf Hanna Strzoda, Die Ate liers Ernst Ludwig<br />

Kirchners. Eine Studie zur Rezeption »primitiver«<br />

europäischer und außer europäischer Kulturen,<br />

Petersberg 2006.<br />

4 Erich Heckel, zit. nach: Strzoda 2006 (wie<br />

Anm. 3), S. 18. Ein solches Kisten-Möbel aus<br />

dem Jahr 1909 ist auf einer Fotografie zu<br />

sehen, vgl. Wolfgang Henze, Die Plastik Ernst<br />

Ludwig Kirchners. Monographie und Werk verzeichnis,<br />

Ausst.-Kat. Kirchner Museum Davos;<br />

Staats gale rie Stuttgart; Wichtrach / Bern 2002,<br />

S. 309, WVZ 1909 / 09.<br />

5 Erich Heckel, Weiblicher Akt im Atelier, Postkarte<br />

an Rosa Schapire, gelaufen am 16. 2. 1910,<br />

Feder- und Kreidezeichnung, 14 × 9 cm, Brücke-<br />

Museum Berlin, Inv.-Nr. 58/67. Die Zeichnung<br />

zeigt einen sich bücken den weiblichen Akt vor<br />

dem zweitei ligen gelben Vorhang zum Nebenzimmer<br />

in der Berliner Straße 80, Dresden.<br />

6 Rosa Schapire, »Ernst Ludwig Kirchner«, in:<br />

Der Kreis, 4, 1927, S. 143–147. Strzoda (wie<br />

Anm. 3) zufolge handelte es sich nicht um<br />

Fresken, sondern um bemalte bzw. ge batikte<br />

Stoffe als Wandbehänge.<br />

7 Zur Rezeption asiatischer Kulturen bei Kirchner<br />

sei verwiesen auf Strzoda 2006 (wie Anm. 3),<br />

etwa Japan: S. 50, 59 ff., 83–91; Indien: S. 101 f.;<br />

Java: S. 118 ff.<br />

8 Vgl. Davos / Stuttgart 2002 (wie Anm. 4), S. 309,<br />

WVZ 1909 / 10.<br />

9 Vgl. Strzoda 2006 (wie Anm. 3), S. 65 f.<br />

10 Vgl. Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner auf<br />

afrikanischem Stuhl, Postkarte an Gustav<br />

Schiefler, gelaufen am 16. 12. 1910, Tusch feder<br />

und Ölkreide, 14 × 9 cm, Privatbesitz, Abb. bei<br />

Strzoda 2006 (wie Anm. 3), S. 63.<br />

11 Vgl. Davos / Stuttgart 2002 (wie Anm. 4),<br />

S. 307 f., WVZ 1909 / 07 a, b, c.<br />

12 Aus ähnlichem Grund wählten die Brücke-<br />

Mit glieder die Abgeschiedenheit der Sommerfrische<br />

in Moritzburg oder auf Fehmarn. Die<br />

erhaltenen Atelierfotografien deuten zudem<br />

darauf hin, dass der Künstler nur wenige und<br />

ausgewählte Gäste in seinen Räumen empfing,<br />

vgl. Christian Saehrendt, Ernst Ludwig Kirchner.<br />

Bohème­Identität und nationale Sendung,<br />

Frankfurt a. M. 2003, S. 38.<br />

76<br />

13 Rückblickend wiederholt vom Künstler geäußert,<br />

etwa Kirchner an Hansgeorg Knoblauch,<br />

14. 2. 1929, in: Gertrud Knoblauch (Hrsg.),<br />

Ernst Ludwig Kirchner. Briefwechsel mit einem<br />

jungen Ehepaar 1927–1937, Bern 1989, S. 50.<br />

In diesem Zusammenhang ist der subjektiv<br />

verstandene Wahrheitsbegriff Kirchners zu erwähnen,<br />

vgl. Felix Krämer, »Im Widerspruch.<br />

Ernst Ludwig Kirchner«, in: Ernst Ludwig<br />

Kirchner. Retrospektive, hrsg. von Felix Krämer,<br />

Ausst.-Kat. Städel Museum, Frankfurt a. M.,<br />

Ostfildern 2010, S. 13–31.<br />

14 Kirchner bewohnte in Berlin ab Oktober 1911<br />

eine Wohnung in der 2. Etage der Durlacher<br />

Straße 14. Zu einem unbekannten Zeitpunkt<br />

Ende 1913 zog er in die weit größere Man sardenwohnung<br />

in der 5. Etage der Körner straße 45.<br />

15 Diesem Objekt und seiner wiederholten Verwendung<br />

als Bildsujet widmet sich aus führlich<br />

Lucius Grisebach in: Ernst Ludwig Kirchner und<br />

die Kunst Kameruns, hrsg. von dems., Ausst.-<br />

Kat. Museum Rietberg, Zürich; Museum der<br />

Weltkulturen, Frankfurt a. M.; Zürich 2008.<br />

16 Vgl. Gerd Presler, Ernst Ludwig Kirchner.<br />

Seine Frauen, seine Modelle, seine Bilder,<br />

München 1998; Hyang-Sook Kim, Die Frauen darstellungen<br />

im Werk von Ernst Ludwig Kirchner.<br />

Verborgene Selbstbekenntnisse des Malers,<br />

Diss. Marburg 2002.<br />

17 Aus den Aufzeichnungen von Carl Theodor Bluth,<br />

zit. nach Strzoda 2006 (wie Anm. 3), S. 208.<br />

18 Vgl. Strzoda 2006 (wie Anm. 3), S. 212–219.<br />

19 Vgl. Brief von Helene Spengler an Eberhard<br />

Grisebach, 2. 4. 1919: »Boheme-Frauen sind<br />

mir fürchterlich, und ich glaube, als Künstlergenossin<br />

braucht man nicht eine schlampige,<br />

riechende Bohemin zu sein.« Zit. nach: Strzoda<br />

2006 (wie Anm. 3), S. 275.<br />

20 Äußerung Hans Mardersteigs im Dezember 1919,<br />

zit. nach: Strzoda 2006 (wie Anm. 3), S. 445.<br />

21 Ernst Ludwig Kirchner, »Die Arbeit Ernst<br />

Ludwig Kirchners« (1926), in: Eberhard W.<br />

Kornfeld, Ernst Ludwig Kirchner. Nach zeichnung<br />

seines Lebens, Katalog der Sammlung von<br />

Werken von Ernst Ludwig Kirchner im Kirchner-<br />

Haus Davos, Bern 1979, S. 337.<br />

22 Vgl. »Brücke« an Dr. Rosa Schapire, hrsg.<br />

von Gerd Presler, Ausst.-Kat. Städtische<br />

Kunsthalle, Mannheim, Elztal-Dallau 1990;<br />

Rosa. Eigenartig grün. Rosa Schapire und die<br />

Expressionisten, hrsg. von Sabine Schulze,<br />

Ausst.-Kat. Museum für Kunst und Gewerbe<br />

Hamburg, Ostfildern 2009.<br />

23 Ernst Ludwig Kirchner, Varietétänzerin, 1910,<br />

Postkarte an Rosa Schapire, gelaufen am<br />

29. 10. 1910, Feder- und Farbstiftzeichnung,<br />

Ham burger Kunsthalle, Kupferstichkabinett,<br />

Inv.-Nr. 1955.17; Abb. in: Gerhard Wietek,<br />

Maler der Brücke. Farbige Kartengrüße an<br />

Rosa Schapire, Frankfurt a. M. 1958, Nr. 8<br />

(o. S.) sowie in Mannheim 1990 (wie Anm. 22),<br />

S. 88.<br />

24 Zu Kirchners Antisemitismus siehe Saehrendt<br />

2003 (wie Anm. 12), S. 176–188. Kirchner über<br />

Schapire in einem Brief an Gustav Schiefler,<br />

3. 1. 1920, in: Wolfgang Henze, Ernst Ludwig<br />

Kirchner – Gustav Schiefler. Briefwechsel.<br />

1910–1935 / 38, Stuttgart / Zürich 1990, S. 150.<br />

25 Vgl. Laura Marholm, Zur Psychologie der Frau,<br />

Bd. 1, Berlin 1897.<br />

26 Rosa Schapire, »Ein Wort zur Fraueneman zipa<br />

tion«, in: Sozialistische Monatshefte, 1, 1897,<br />

S. 517.<br />

27 Vgl. dazu die Gebrauchsgrafik in: Rosa<br />

Schapire, Karl Schmidt­Rottluffs graphisches<br />

Werk bis 1923, Bd. 2: Tafelband, New York 1987.<br />

28 Vgl. Gerhard Wietek, Karl Schmidt­Rottluff.<br />

Plastik und Kunsthandwerk. Werkverzeichnis,<br />

München 2001, S. 72. – Über die näheren Umstände,<br />

auch über eine mögliche Ver gütung, ist<br />

leider nichts bekannt. Das Ge bäude im heutigen<br />

Hanns-Henny-Jahn-Weg steht nicht mehr.<br />

29 Ebd., Tisch: S. 402, WVZ 304; Hocker: S. 403,<br />

WVZ 305 ff.; Heizungsverkleidung: S. 404,<br />

WVZ 308.<br />

30 Ebd., S. 405, WVZ 309; ohne Abb.<br />

31 Vgl. Erinnerung von Franz Radziwill, ausführlich<br />

dokumentiert in: ebd., S. 164.<br />

32 Ebd., S. 401, WVZ 302.<br />

33 Zur Sammlung Schapire im National sozia lismus<br />

und im englischen Exil vgl. Hamburg 2009 (wie<br />

Anm. 22), S. 235–249 (Maike Bruhns) sowie<br />

S. 270–281 (Leonie Beiersdorf).<br />

34 Mehrere dieser guineischen Schilde befanden<br />

sich in Karl Schmidt-Rottluffs Sammlung und<br />

sind heute als Eigentum der Karl und Emy<br />

Schmidt-Rottluff Stiftung im Besitz des Brücke-<br />

Museums Berlin.<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 76 08.10.2010 19:56:29 Uhr


Olga Zuntz, Wohnung von Rosa Schapire,<br />

Osterbekstraße 43, Hamburg, nach 1924,<br />

Fotografie, Privatbesitz<br />

Karl Schmidt-Rottluff, Ornamental<br />

verzierter Holzkasten mit aufklappbarem<br />

Deckel und Vorderteil, 1909, Holz,<br />

beschnitzt und mehrfarbig gefasst,<br />

Lentos Kunstmuseum Linz<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 77 08.10.2010 19:56:30 Uhr<br />

7<br />

8<br />

77


Ernst Ludwig Kirchner, Werner Gothein, Hugo Biallowons und Erna Schilling<br />

im Atelier Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1915 (Detail, s. S. 91), Fotografie,<br />

Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 78 08.10.2010 19:56:30 Uhr


03_Beiersdorf_V2.indd 79 08.10.2010 19:56:31 Uhr


Ernst Ludwig Kirchner, Programm der Brücke, 1906,<br />

Holzschnitt, 152 × 75 cm, Brücke-Museum Berlin<br />

80<br />

Mit dem Glauben an Entwicklung, an eine neue<br />

Generation der Schaffenden wie der Geniessenden<br />

rufen wir alle Jugend zusammen und als Jugend,<br />

die die Zukunft trägt, wollen wir uns Arm-<br />

und Lebensfreiheit verschaffen gegenüber den<br />

wohlangesessenen älteren Kräften. Jeder gehört<br />

zu uns, der unmittelbar und unverfälscht das wiedergiebt,<br />

was ihn zum Schaffen draengt.<br />

Programm der Brücke<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 80 08.10.2010 19:56:32 Uhr


Ernst Ludwig Kirchner, Der Krankenwärter, 1917, Öl auf Leinwand,<br />

Sammlung Sander, Darmstadt<br />

am Montag 10.11<br />

Feindaten anfordern<br />

wegen untenerem Bildteil<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 81 08.10.2010 19:56:33 Uhr<br />

81


Ernst Ludwig Kirchner, Interieur, 1915, Öl auf Leinwand, Pinakothek<br />

der Moderne, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München<br />

82<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 82 08.10.2010 19:56:33 Uhr


Ernst Ludwig Kirchner, Unbekannte junge Frau (Gerda Schilling?), E. L. Kirchner,<br />

Erna Schilling, Hermann Gewecke im Atelier Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1914 / 15,<br />

Fotografie, Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 83 08.10.2010 19:56:33 Uhr<br />

83


Ernst Ludwig Kirchner, Werner Gothein, seine Freundin, Erna Schilling, E. L. Kirchner<br />

im Atelier Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1914 / 15, Fotografie, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

84<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 84 08.10.2010 19:56:34 Uhr


Ernst Ludwig Kirchner, Zwei gelbe Akte mit Blumenstrauß, um 1914,<br />

Wachsfarbe auf Leinwand, Bündner Kunstmuseum, Chur<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 85 08.10.2010 19:56:34 Uhr<br />

85


Ernst Ludwig Kirchner, Selbstporträt im Atelier, 1913–1915, Fotografie,<br />

Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

86<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 86 08.10.2010 19:56:35 Uhr


Ernst Ludwig Kirchner, Porträt eines jungen Mannes (Hermann Gewecke?)<br />

in der Mansarde im Atelier Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1914, Fotografie,<br />

Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Porträt Alfred Döblin im Atelier Berlin­<br />

Wilmersdorf, Durlacher Straße 14, 1912 / 13, Fotografie, Silbergelatine,<br />

Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 87 08.10.2010 19:56:35 Uhr<br />

87


Ernst Ludwig Kirchner, Selbstporträt als Soldat im Atelier Berlin­Friedenau,<br />

Körnerstraße 45, 1915, Fotografie, Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner,<br />

Kirchner Museum Davos<br />

88<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 88 08.10.2010 19:56:36 Uhr


Ernst Ludwig Kirchner, Akte im Atelier. Drei Modelle,<br />

1912, Öl auf Leinwand, Leopold Museum, Wien<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 89 08.10.2010 19:56:36 Uhr<br />

89


Ernst Ludwig Kirchner, Werner Gothein, Erna Schilling,<br />

Gerda Schilling (?) und Hugo Biallowons im Atelier<br />

Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1915, Fotografie,<br />

Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner,<br />

Kirchner Museum Davos<br />

90<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Gestickte Kissen, um 1913 / 14, Fotografie,<br />

Silbergelatine, Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner,<br />

Kirchner Museum Davos<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 90 08.10.2010 19:56:37 Uhr


Ernst Ludwig Kirchner, Werner Gothein, Hugo Biallowons und<br />

Erna Schilling im Atelier Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45,<br />

1915, Fotografie, Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner,<br />

Kirchner Museum Davos<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Zwei Berliner Modelle, um 1912, Fotografie,<br />

Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 91 08.10.2010 19:56:38 Uhr<br />

91


Ernst Ludwig Kirchner, Botho Graef und Hugo Biallowons im Atelier<br />

Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1914 / 15, Fotografie, Schenkung<br />

Nachlass Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

92<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 92 08.10.2010 19:56:38 Uhr


Ernst Ludwig Kirchner, Hugo Biallowons fiel für uns 9. Juli 1916,<br />

1916, Holzschnitt, Coninx-Stiftung, Zürich<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 93 08.10.2010 19:56:38 Uhr<br />

93


Ernst Ludwig Kirchner, Porträt eines Mannes in der Mansarde im Atelier<br />

Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1914 / 15, Fotografie, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

94<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 94 08.10.2010 19:56:39 Uhr


Ernst Ludwig Kirchner und Erna Schilling, Supraporte aus dem Atelier<br />

Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1914, Stickereien in Wollfäden auf Leinen,<br />

E. W. K., Bern<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 95 08.10.2010 19:56:39 Uhr<br />

95


Ernst Ludwig Kirchner und Erna Schilling, Tischdecke aus dem Atelier<br />

Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1914, unten: Rückenlehnenbezug aus dem<br />

Atelier Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1914, Stickereien in Wollfäden<br />

auf Leinen, E. W. K., Bern<br />

96<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 96 08.10.2010 19:56:39 Uhr


Ernst Ludwig Kirchner und Erna Schilling, Rückenlehnenbezug aus dem Atelier<br />

Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1914, Stickereien in Wollfäden auf Leinen, E. W. K., Bern,<br />

unten: Möwenjagd auf Fehmarn, 1914 / 15, Stickereien in Wollfäden auf Leinen, Privatbesitz<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 97 08.10.2010 19:56:40 Uhr<br />

97


Unbekannt, Leopardenhocker aus Kamerun, 19. Jahrhundert<br />

(ehemals im Besitz von Ernst Ludwig Kirchner), Abachiholz,<br />

Bündner Kunstmuseum, Chur<br />

98<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 98 08.10.2010 19:56:40 Uhr


Karl Schmidt-Rottluff, Holzanhänger als plastisches<br />

Ornament, ab 1913, Holz, Aufhängeröse aus Silberdraht,<br />

unten: Runde Messingbrosche, um 1910,<br />

Messing, Lentos Kunstmuseum Linz<br />

Karl Schmidt-Rottluff, Brosche mit den Buchstaben »RS«, 1910, Messingbronze, geritzt<br />

und geätzt, oben rechts: Holzring mit Silberbügel und vier Perlmutteinlagen, um 1912, Ebenholz,<br />

Perlmutt und Silber, unten: Armreif, 1920–1930, Silber, Landesmuseum für Kunst<br />

und Kulturgeschichte, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 99 08.10.2010 19:56:42 Uhr<br />

99


Karl Schmidt-Rottluff, Zigarettenkästchen mit Aktdarstellungen, 1911,<br />

Lindenholz, beschnitzt und mehrfarbig gefasst, Lentos Kunstmuseum Linz<br />

100<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 100 08.10.2010 19:56:42 Uhr


Karl Schmidt-Rottluff, Interieur mit Frau und Blumenvase, 1923,<br />

Farbstift, Lentos Kunstmuseum Linz<br />

03_Beiersdorf_V2.indd 101 08.10.2010 19:56:43 Uhr<br />

101


04_Becker_V2.indd 102 08.10.2010 19:59:02 Uhr


Astrid Becker<br />

04_Becker_V2.indd 103 08.10.2010 19:59:02 Uhr


Tradition und Moderne lagen in den Dekaden<br />

um die Jahrhundertwende im heftigen Widerstreit.<br />

Ein Gefühl der Zerrissenheit erfasste<br />

insbesondere die ohnehin unsicher nach ihrem<br />

eigenen Standpunkt suchende jüngere Generation.<br />

Trug dieser tiefe Zwiespalt im Fin de<br />

Siècle noch den morbiden Charme eines allmählichen<br />

Zerfalls in sich, so war die Generation<br />

um 1910 zunehmend vom apokalyptischen<br />

Untergang der Gesellschaft überzeugt, aus<br />

dem eine neue Welt entstehen sollte. Aufbruch<br />

und Aufbegehren waren nun die jugendlichen<br />

Reaktionen gegenüber einer erstarrten Gesellschaft.<br />

Das gesamte Tun der sich aufbäumenden<br />

Jugend gründete letztlich auf der verzweifelten<br />

Sehnsucht nach Einheit und Ganzheit in<br />

einer radikalen persönlichen und öffentlichen<br />

Umbruchsituation.<br />

»O meine Zeit! So namenlos zerrissen« 1<br />

Unbedingter Fortschrittsglaube, gespeist von<br />

vielen neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

und technische Neuerungen, prägte das Lebensgefühl<br />

breiter Gesellschaftsschichten im<br />

ausgehenden 19. Jahrhundert. Die Taktzahl des<br />

Lebens erhöhte sich durch die unaufhaltsam<br />

anwachsende Wirtschaftskraft in Deutschland<br />

stetig, die nach der Reichsgründung 1871 in die<br />

sogenannte »Zweite industrielle Revolution«<br />

mit Stahl, Elektrizität, Öl und Chemieprodukten<br />

mündete.<br />

104<br />

2 Oskar Kokoschka berichtete von der<br />

überwältigenden Mobilität und den übermäßigen<br />

Stimuli: »Die Einzigartigkeit Berlins schien<br />

in der Bewegung zu liegen, deren Heftigkeit die<br />

Stadt den Passanten förmlich unter den Füßen<br />

wegriß. In meiner Erinnerung scheint Berlin wie<br />

ein Netz von Untergrundbahnen, Hochbahnen,<br />

Eisenbahnen und Straßenbahnen, Kolonnen von<br />

Lohnwagen, Autos, Motor- und Fahrrädern gewesen<br />

zu sein, dazu die rotierenden Lichtreklamen,<br />

flimmernde haushohe Kinopaläste, Lautsprecher<br />

und Kaffeehausorchester.« 3 Als adäquate Kunstform<br />

dieser »gesteigerten Lebensgefahr« und<br />

neuen fragmentierten Wahrnehmungserfahrung<br />

wurde das junge Medium Film empfunden, das<br />

sich ab 1910 verstärkt entwickelte und etablierte.<br />

Mit seiner beweglichen Bildfolge veränderte es<br />

das bewusste Erfassungsvermögen des Menschen<br />

tief greifend und inspirierte zahlreiche<br />

Literaten – beispielsweise Jakob van Hoddis zu<br />

dem Gedicht Kinematograph (s. S. 46). 4 Doch<br />

schon 1903 konkretisierte der Soziologe Georg<br />

Simmel in »Die Großstädte und das Geistesleben«<br />

5 die Auswirkungen der veränderten Bedingungen<br />

durch Reizüberflutung, Arbeitsteilung<br />

und die Herauslösung aus dem herkömmlichen<br />

Fami lienverbund auf das menschliche Verhalten<br />

und Wahrnehmungsvermögen: Versachlichung<br />

und Entfremdung.<br />

Während das öffentliche Leben von vielfältigen<br />

und tief greifenden Veränderungen<br />

geprägt war, blieb das private Leben<br />

noch in den starren Konventionen des<br />

19. Jahrhunderts verhaftet: Natürliche Körperlichkeit<br />

wurde neurotisch negiert und<br />

ignoriert, und die normativen Wertvorstel<br />

lungen orientierten sich an Unterordnung,<br />

Ehrfurcht und Pflichterfüllung. Zudem<br />

wurde die »unverlässliche« Jugend<br />

misstrauisch betrachtet, behandelt und<br />

beherrscht. Rückblickend dichtete Erich<br />

Kästner 1928 in Kennst Du das Land, wo<br />

die Kanonen blühen?: »Die Kinder kommen<br />

dort mit kleinen Sporen / Und mit gezognem<br />

Scheitel auf die Welt. / Dort wird<br />

man nicht als Zivilist geboren. / Dort wird<br />

befördert, wer die Schnauze hält.« 6 In einer<br />

Welt des Umbruchs waren Starrheit,<br />

Selbstzufriedenheit und die entsagungsreichen<br />

Erwartungen der Älteren fruchtbarer<br />

Nährboden für einen fundamentalen<br />

Generationskonflikt.<br />

Die kulturellen, sozialen und innenpolitischen<br />

Spannungen nach außen abzuleiten zählte im<br />

Zeitalter des Imperialismus zu den wesentlichen<br />

Merkmalen aller Großmächte. 7 So beherrschte<br />

folglich scharfer Konkurrenzkampf<br />

die Beziehungen zwischen den europäischen<br />

Staaten, in den nach 1890 das Deutsche<br />

Reich unter Wilhelm II. mit dem Wunsch<br />

nach einem »Platz an der Sonne« 8 selbstbewusst<br />

einstieg. Diverse Konflikte, wie beispielsweise<br />

1905 die Erste, ab Juli 1911 die<br />

Zweite Marokkokrise, 1912 der Erste und 1913<br />

der Zweite Balkankrieg, ließen Europa schon<br />

damals mit nervöser Spannung den Beginn<br />

eines Krieges erwarten, der schließlich 1914<br />

die Welt mit sich riss. Über die vielfach herrschende<br />

Geisteshaltung sind die aus Ernst<br />

Tollers Erinnerungen stammenden Zeilen zur<br />

Zweiten Marokkokrise beispielhaft: »Wir Jungen<br />

wünschen den Krieg herbei, der Friede<br />

ist eine faule, und der Krieg eine große Zeit,<br />

sagen die Professoren, wir sehnen uns nach<br />

Abenteuern.« 9 Es fügt sich in das Zeitgefühl,<br />

dass Georg Heym sein eindringliches Gedicht<br />

Der Krieg im September 1911 verfasste<br />

(s. S. 116), Otto Gutfreund die Skulptur Angst<br />

(Abb. 1) schuf und Franz Marc seinem 1913<br />

entstandenen Gemälde Wölfe den Unter titel<br />

Balkankrieg (Abb. 2) verlieh.<br />

Trotz Selbstzufriedenheit und Selbstbewusstsein<br />

hielten der Widerstreit zwischen Tradition<br />

und Moderne, die tief gehenden innenpolitischen<br />

Auseinandersetzungen, die gärende Gereiztheit<br />

zwischen den Generationen und die stetige Erwartung<br />

eines Krieges die deutsche Bevölkerung<br />

unter Spannung.<br />

»Umwerthung aller Werthe« 10<br />

Friedrich Nietzsche, Philologe und Philosoph,<br />

war eine Schlüsselfigur für den Aufbruchswillen<br />

der Jugend im wilhelminischen Zeitalter. In<br />

seinen Schriften, vor allem in seinem Hauptwerk<br />

Also sprach Zarathustra, entlarvte er die<br />

zeitgenössische Moral und postulierte eine<br />

neue Ethik. Zerstörung und Schöpfung zugleich<br />

seien maßgeblich für die Neubewertung<br />

aller herkömmlichen zivilisatorischen Normen:<br />

»Und wer ein Schöpfer sein muß im Guten<br />

und Bösen: Wahrlich, der muß ein Vernichter<br />

erst sein und Werte zerbrechen.« 11 Seine umwälzenden<br />

Ansichten lieferten das theoretische<br />

Rüstzeug für eine nach neuen Wegen<br />

suchende Jugend und bestätigte sie in ihrer<br />

Haltung, nicht nur die negativen Aspekte der<br />

Zeit zu benennen, sondern – im Gegensatz zur<br />

Eltern-Generation – gegen sie aufzubegehren<br />

und diese ernsthaft zu überwinden. 12<br />

Aufbruch und Widerspruch bestimmten daher<br />

maßgeblich den künstlerischen Willen der Expressionisten,<br />

von denen die meisten um 1910 zwischen<br />

20 und 30 Jahre alt waren und sich letztlich als<br />

Vertreter einer »Jugendbewegung« 13 verstanden.<br />

Früh und eindringlich formulierte die Künstlervereinigung<br />

Brücke, deren Namensgebung sich auf<br />

Nietzsches Also sprach Zarathustra zurückführen<br />

lässt, 14 ihr zur Auflehnung aufrufendes Programm<br />

(Abb. S. 80): »Mit dem Glauben an Entwicklung,<br />

an eine neue Generation der Schaffenden<br />

wie der Geniessenden rufen wir alle Jugend zusammen<br />

und als Jugend, die die Zukunft trägt,<br />

wollen wir uns Arm- und Lebensfreiheit verschaffen<br />

gegenüber den wohlangesessenen älteren<br />

Kräften. Jeder gehört zu uns, der unmittelbar<br />

und unverfälscht das wiedergiebt, was ihn zum<br />

Schaffen draengt.« In verschiedenen Variationen<br />

und Versionen finden sich die Themen »Aufbruch«<br />

und »Widerspruch« bei vielen Künstlern.<br />

Generell liegt der Unterschied in der Konnotation<br />

und in der Radi kalität der gelebten Umsetzung:<br />

So setzten sich die Mitglieder der Brücke vorwiegend<br />

mit weit gefassten Begriffen wie Freiheit,<br />

Vitalität und Naturidylle auseinander und<br />

versuchten, neben einer »unverfälschten« Malerei<br />

ihre künstlerischen Ansichten auch im Alltag<br />

zu leben. 15 Zudem erhofften sich Ernst Ludwig<br />

Kirchner und Max Pechstein mit der Gründung<br />

ihrer privaten Kunstschule MUIM, in der das Gedankengut<br />

des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s vermittelt werden<br />

sollte und für die ab Dezember 1911 mit der<br />

Vignette »Moderner Unterricht in Malerei, Graphik,<br />

Plastik, Teppich-, Glas-, Metall-Arbeit, Malerei<br />

in Verbindung mit Architektur« Anzeigen in<br />

der Zeitschrift Der Sturm geschaltet waren, »eine<br />

gute Nachkommenschaft [zu] erzeugen und viele<br />

neue Freunde vom Werte unserer Sache [zu]<br />

überzeugen«. 16 Die Brücke strebte nach einer<br />

intensiven Verbindung von Kunst und Leben, die<br />

intuitiv der fragmentierenden Zerrissenheit der<br />

Zeit eine andere, eine als ganzheitlich empfundene<br />

Erfahrung entgegensetzte. Aufgrund dieser<br />

Grenzüberschreitung lassen sich Werk und Leben<br />

der Brücke-Künstler als Gesamtkunst werk<br />

und insbesondere durch dessen erprobte Verwirklichung<br />

im Alltag auch als »Totalkunst« 17 verstehen.<br />

Im Vergleich dazu blieb im Umkreis des<br />

Blauen Reiters allein das Kunstwerk beschwörender<br />

Ausdrucksträ ger für das übergeordnete<br />

Ziel einer »Einheit der Welt«. Ihre »kämpferische«<br />

Auffassung zeigte sich vielfach in eschatologischen<br />

Themen. Bereits die Gestalt des Blauen<br />

Reiters auf dem Alma nach erinnert formal an<br />

Al brecht Dürers Die vier apokalyptischen Reiter<br />

von 1497 / 98 und soll wie diese eine bedeutende<br />

Botschaft verkünden (Abb. 3, 4). Doch auch im<br />

Einzelwerk erscheinen die künstlerischen Rückgriffe<br />

auf katastrophengleiche Wendepunkte: So<br />

schuf Wassily Kandinsky insbesondere zwischen<br />

1911 und 1913 apokalyptische Bildvisionen, in denen<br />

er malerische Konflikte darstellt, die aber zugleich<br />

die Zerrissenheit der Zeit spiegeln und eine neue<br />

Welt des Geistigen ankündigen (Abb. 5). 18 Nahezu<br />

prophetischen Charakter offenbart das 1913<br />

im Ersten Deutschen Herbstsalon in der Sturm-<br />

Galerie präsen tierte Gemälde Tierschicksale von<br />

Franz Marc (Abb. 6), der sich frühzeitig für den<br />

Krieg als reinigenden Katalysator erstarr ter Konventionen<br />

begeisterte. Beim Anblick der splittrigen<br />

Formen und gewaltigen Farben auf einer<br />

Postkarten-Reproduktion schrieb Marc aus dem<br />

Feld an seine Frau: »Bei ihrem Anblick war ich<br />

ganz betroffen und erregt. Es ist wie eine Vorahnung<br />

dieses Krieges, schauerlich und ergreifend;<br />

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1<br />

Otto Gutfreund, Angst, 1911 / 12,<br />

Bronze, Národní Galerie v Praze, Prag<br />

Franz Marc, Wölfe. Balkankrieg, 1913,<br />

Öl auf Leinwand, Albright-Knox Art<br />

Gallery, Buffalo<br />

04_Becker_V2.indd 105 08.10.2010 19:59:03 Uhr<br />

2<br />

105


3<br />

Wassily Kandinsky, Entwurf für das Titelblatt des Almanachs<br />

Der Blaue Reiter, 1911, Aquarell, Bleistift und Tusche, Gabriele<br />

Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, Städtische Galerie im<br />

Lenbachhaus und Kunstbau München<br />

106<br />

4<br />

Albrecht Dürer, Die vier apokalyptischen Reiter, 1497 / 98,<br />

Holzschnitt, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe<br />

5<br />

Wassily Kandinsky, Komposition VII, 1913,<br />

Öl auf Leinwand, Tretjakow Galerie, Moskau<br />

04_Becker_V2.indd 106 08.10.2010 19:59:04 Uhr


ich kann mir kaum vorstellen, dass ich das gemalt<br />

habe!« 19 Ebenso seismografisch fing Ludwig<br />

Meidner mit seinen düster-visionären Apokalyptischen<br />

Landschaften (Abb. 7) die spürbaren kulturellen,<br />

sozialen und politischen Spannungen ein.<br />

Bedeutsam für die Genese dieses Sujets waren<br />

für den Künstler nicht nur die spannungsgeladene<br />

Atmo sphäre und Weltuntergangsahnungen zu<br />

jener Zeit, 20 sondern auch seine literarischen<br />

Begegnungen. 21 Ludwig Meidner, selbst literarisch<br />

tätig und Veranstalter der 1913 in seinem<br />

Atelier stattfindenden Jours fixes mit Künstlern<br />

und Schriftstellern, schloss 1912 eine intensive<br />

Freundschaft mit dem Lyriker Jakob van Hoddis<br />

(Abb. S. 118). Dieser bewegte die empfindsamen<br />

und erregten Gemüter mit dem »berühmtesten<br />

Gedicht des <strong>Expressionismus</strong>« Weltende<br />

(s. S. 118), das diese unbestimmte Stimmung in<br />

Worte fasste: »Diese zwei Strophen, o diese acht<br />

Zeilen schienen uns in andere Menschen verwandelt<br />

zu haben, uns emporgehoben zu haben aus<br />

einer Welt stumpfer Bürgerlichkeit, die wir verachteten<br />

und von der wir nicht wußten, wie wir sie<br />

verlassen sollten.« 22 Bildnerisch wie literarisch<br />

fing die künstlerische Jugend den zeitgenössischen<br />

Konflikt als eine die alte Welt zersetzende<br />

Endzeitstimmung ein. Diese Endzeitstimmung<br />

ist oftmals eine intuitive Reaktion auf historische<br />

Wendepunkte und wurde nun von den Expressionisten<br />

mit einem kampfbereiten Widerspruchs-<br />

und Aufbruchswillen zu neuen Werten verbunden.<br />

Es war ein Aufschrei gegen die bedrückende<br />

Stille der als starr und entleert empfundenen Gesellschaft<br />

in einer Umbruchsituation.<br />

Zusammenschluss als Schulterschluss<br />

Der Aufschrei galt ebenso der verhärteten<br />

Haltung der älteren Generation gegenüber<br />

»jugend lichen« Entfaltungsmöglichkeiten. Denn<br />

»in der Generation unserer Väter kam ein Dichter,<br />

ein Musiker erst zu Ansehen, wenn er sich<br />

›erprobt‹, wenn er sich der gelassenen, der<br />

soliden Ge schmacksrichtung der bürgerlichen<br />

Gesellschaft angepasst hatte«. 23 Jenseits dieser<br />

»Geschmacksrichtung« fanden Künstler und<br />

Literaten in weiten Kreisen weder Wertschätzung<br />

noch Förderung. Gegen diese verfestigten<br />

Strukturen und die Erfahrung von Zurückweisung<br />

und Zerrissenheit suchte die Jugend<br />

nach wirksamen Strategien. So schöpfte die<br />

Künstlervereinigung Brücke sämtliche Mittel<br />

der Öffentlichkeitsarbeit in einer für Künstlergruppen<br />

neuen Aktivität und Intensität aus: Mit<br />

selbst gestalteten Signets, Briefköpfen, Einladungen,<br />

Handzetteln, Plakaten und Anzeigen<br />

unter anderem im Sturm wurde die öffentliche<br />

Aufmerksamkeit gesucht und der initiativ angeworbene<br />

Kreis der »passiven Mitglieder« mit<br />

eigenen Postkarten, Mitgliedskarten und Jahresmappen<br />

an sich gebunden. Zielstrebig wurden<br />

Künstler, die in Dresden ausgestellt hatten<br />

und dem künstlerischen Credo der Brücke entsprachen,<br />

zwecks eines Beitritts zur Künstlervereinigung<br />

angeschrieben. »Zwischen frühesten<br />

graphischen Drucken und Zeichnungen […]<br />

lag dieser Brief, der damals uns eine Überraschung<br />

war und eine seltsam große Freude. Ich<br />

war nicht allein!« 24 Emil Noldes erfreute Reaktion<br />

1906 auf diese schriftliche Bitte offenbart<br />

Sinn und Sehnen zugleich: Zusammenschluss<br />

als stärkender Schulterschluss gegen die<br />

ungewollte Isolation. Der Zusammenhalt war<br />

aufgrund der erdrückenden Zwangslage junger<br />

Künstler zwischen 1905 und 1914 nötiger denn<br />

je: Selbst progressive Gale rien mit Kontakten<br />

zu potenziellen Kunden und Auswahlgremien<br />

wie beispielsweise der Berliner Secession<br />

waren von älteren, vor nicht allzu langer Zeit<br />

selbst avantgardistischen Generationen besetzt,<br />

die sich gegen die expressionistischen<br />

Tendenzen sperrten. Aufgrund des Mangels<br />

an Möglichkeiten schufen sich die Expressionisten<br />

in den zahlreichen Zusammenschlüssen,<br />

den neu gegründeten Zeitschriften und einem<br />

regen Veranstaltungs- und Ausstellungsbetrieb<br />

eigene fruchtbare Foren des Austausches und<br />

der Etablierung. Zudem erforderte die Reizüberflutung<br />

in den ruhelosen Metropolen neue<br />

Verhaltensmuster. Intuitiv inspiriert durch die<br />

synästhetischen Stimuli der Großstadt schien<br />

ein Zusammenschluss von Kunst, Literatur, Architektur,<br />

Tanz und Musik größere Schlagkraft<br />

zu verheißen. So entstanden gattungsübergreifende<br />

Netzwerke mit einer zuvor kaum vorgefundenen<br />

Verdichtung. Damit waren günstige<br />

Voraussetzungen für ganzheitlich orientierte<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong>e geschaffen. Ähnlich wie<br />

die Idee der Künstlervereinigung war auch die<br />

des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s nicht neu. Neu war<br />

allerdings die Radikalität des Anspruchs, hervorgerufen<br />

durch die Zerrissenheit der Zeit,<br />

den doktrinären Ausschluss der Jugend und<br />

die heilsähnlichen Ansichten über eine ideale<br />

Welt. Neu war folglich die Ausdehnung von der<br />

ästhetischen auf das »Innere des Menschen«<br />

abzielende Dimension: »Die Kunst sollte in die<br />

Masse getragen werden, zum Unterschied zum<br />

Jugendstil, der bloß die Oberfläche des Lebens<br />

verschönern wollte und sich nicht an das Innere<br />

des Menschen wendete. <strong>Expressionismus</strong> war<br />

eine Zeiterscheinung, keine Kunstmode.« 25<br />

Innerhalb der zunehmenden Ausformung<br />

des dichten Netzwerkes lassen sich Entwicklungslinien<br />

ziehen: Zunächst herrschte<br />

die Neigung vor, sich als Verbund, Veranstaltungs-<br />

oder Ausstellungsgemeinschaft<br />

zusammenzuschließen wie beispielsweise<br />

der Verein für Kunst von Herwarth Walden<br />

1904, die Künstlergruppe Brücke 1905, der<br />

Neue Club und die Neue Künstlervereinigung<br />

München 1909. Die Schlüsseljahre<br />

lagen zwischen 1910 und 1912: In dieser<br />

Zeitspanne wurde in dichter Folge gegründet:<br />

angefangen mit den Zeitschriften Der<br />

Sturm im März 1910 und Die Aktion im Februar<br />

1911, den Künstlervereinigungen Neue<br />

Secession im April 1910 und der Blaue Reiter<br />

im Dezember 1911. Und in dieser Phase<br />

wurden wie kaum zuvor – quantitativ und<br />

qualitativ – wegweisende Kontakte über<br />

die eigenen Kreise und Gattungen hinaus<br />

geknüpft.<br />

Diese expandierende Entwicklungslinie lässt sich<br />

ebenso innerhalb eines Zusammenschlusses<br />

nach vollziehen: Im Streben nach Anerkennung<br />

und Anschluss öffneten sich beispielsweise Kurt<br />

Hiller, Erwin Loewenson und Jakob van Hoddis<br />

als Gründer des Neuen Clubs, einer der wichtigsten<br />

literarischen Vereinigungen des <strong>Expressionismus</strong>,<br />

schon früh nach außen. Im Frühjahr 1910<br />

suchten sie aktiv den brieflichen und persönlichen<br />

Kontakt zu anderen Literaten und den avantgardistischen<br />

Zeitschriften Der Demokrat und Der<br />

Sturm.<br />

107<br />

26 Der Wunsch nach Außenwirkung gipfelte<br />

in der Etablierung des Neopathetischen Cabarets,<br />

das ab dem 1. Juni 1910 als freies Forum für<br />

einen »neuen Denkstil, einen neuen Wertungsund<br />

Lebensstil« 27 dienen sollte und in dem Literatur,<br />

Musik sowie Tanz zur Aufführung kam. Nun<br />

lohnte sich die offensive Kontaktpolitik: Vielfach<br />

nahmen die Angeschriebenen – wie der Demokrat-Schriftleiter<br />

Franz Pfemfert – als Zuschauer<br />

an den Veranstaltungen teil oder traten – wie<br />

beispielsweise der Sturm-Herausgeber Herwarth<br />

Walden mit eigenen und fremden Kompositionen<br />

am Klavier – selbst auf. Seine damalige Frau,<br />

die Lyrikerin Else Lasker-Schüler, trug ihre poetischen<br />

und dramatischen Werke ab Dezember<br />

1910 regelmäßig vor; unter anderem wurde ihr<br />

bereits 1908 verfasstes Drama Die Wupper, das<br />

erst 1919 am Deutschen Theater in Berlin mit<br />

Bühnenbildern von Ernst Stern zur Uraufführung<br />

kommen sollte (Abb. S. 184), schon am 18. Januar<br />

1911 im Neopathetischen Cabaret gewürdigt. Innerhalb<br />

der Mitgliedschaft des Neuen Clubs trat<br />

der Kunsthistoriker Simon Wilhelm Guttmann<br />

(Ghuttmann) als reger und gattungsübergreifender<br />

Fürsprecher hervor: Er führte den jungen,<br />

noch völlig unbekannten Georg Heym, der neben<br />

Georg Trakl zu den herausragenden Vertretern<br />

der expressionistischen Literatur gehört, in den<br />

Neuen Club ein, und veröffentlichte im Juni 1912<br />

nach dessen frühen Tod die Gedichtsammlung<br />

Umbra vitae. Zwölf Jahre später illustrierte Ernst<br />

Ludwig Kirchner diesen Lyrikband und schuf so<br />

eines der schönsten Bücher des <strong>Expressionismus</strong><br />

(Abb. S. 114). Außerdem kam über Guttmann der<br />

Kontakt mit den Brücke-Künstlern Erich Heckel,<br />

Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff<br />

zustande. Ein Beleg für die Kooperation von<br />

Kunst und Literatur ist der von Karl Schmidt-<br />

Rottluff gestaltete Schriftzug des Neopathetischen<br />

Cabarets, der zum ersten Mal die Kopfleiste<br />

des Programms für den 16. Dezember 1911<br />

zierte (Abb. 8). Zwar bestand der Neue Club im<br />

Juni 1912 nur noch aus drei Mitgliedern, 28 aber<br />

einen solidarischen Nachklang fand das Neopathetische<br />

Cabaret in der Namens gebung der<br />

kurzlebigen Künstlergruppe Die Pathe tiker um<br />

den Van-Hoddis-Freund Ludwig Meidner, die im<br />

November 1912 in der Sturm-Galerie ausstellte. 29<br />

Zentrale und entscheidende Orte für den<br />

ersehnten Schulterschluss, für den oftmals<br />

sogar ersten gleichgesinnten Kontakt<br />

und die lebhaften Diskussionen waren<br />

die Café häuser. Im Berliner Café des<br />

Westens, im Volksmund auch Café Größenwahn<br />

genannt, knüpfte bei spielsweise<br />

Max Pechstein, aktives Mitglied der Brücke,<br />

wohl seine Verbindungen zu Herwarth<br />

Walden und dessen Sturm-Kreis und grün -<br />

dete nach seiner Ablehnung durch das<br />

Auswahlgremium der Berliner Secession<br />

gemeinsam mit Georg Tappert, Moriz<br />

Melzer und Heinrich Richter-Berlin die<br />

Neue Secession. Fieberhaft wurde in dieser<br />

freundschaftlichen Stätte der Gleichgesinnten<br />

auch nach einem bekennenden<br />

Titel für die neue avantgardistische<br />

Zeitschrift Franz Pfemferts (Abb. S. 124)<br />

gesucht. Dieser brachte nach dem Bruch<br />

mit dem Heraus geber des Demokraten<br />

wegen der Nichtveröffentlichung eines<br />

Artikels des Neuen-Club-Gründers Kurt<br />

Hiller im Februar 1911 Die Aktion heraus.<br />

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In dem engen Geflecht der Zusammenschlüsse<br />

verantworteten und förderten einzelne<br />

zentrale Gestalten wie beispielsweise Erich<br />

Heckel, August Macke, Franz Marc und Max<br />

Pechstein die Verbindungen unter den Künstlern<br />

und den jeweiligen Künstlerkreisen. So<br />

knüpfte beispielsweise Franz Marc über seine<br />

Freundschaft mit August Macke seit 1910<br />

Kontakte zum losen Verbund der Rheinischen<br />

Expressionisten und während seiner Berlin-<br />

Reise ab dem 28. Dezember 1911 Beziehungen<br />

zu den Mitgliedern der Neuen Secession<br />

und der Brücke, die auch in gemeinsamen<br />

Ausstellungsbeteiligungen mündeten. Marc<br />

machte während seines Aufenthalts in Berlin<br />

die für den Blauen Reiter bahnbrechende<br />

Bekanntschaft mit dem Sturm-Kreis und<br />

Herwarth Walden, dessen Galerie mit einer<br />

Ausstellung zum Blauen Reiter im März 1912<br />

eröffnete und dessen theoretische Ausrichtung<br />

Wassily Kandinsky ab etwa Juni 1912<br />

maßgeblich beeinflusste.<br />

108<br />

30 Von da an verband<br />

ihn auch eine enge Freundschaft mit<br />

Else Lasker-Schüler, die sich in zahlreichen<br />

Briefen, Gedichten und Bezügen zur Kunst<br />

des anderen äußerte (Abb. 9).<br />

Schlüsselfiguren als Mittler im grenzüberschreitenden<br />

Netzwerk sind insbesondere<br />

die Herausgeber der avantgardistischen<br />

Zeit schriften Die Aktion (Abb. S. 123) und<br />

Der Sturm (Abb. S. 53), die auf eine neue,<br />

sehr bewusste Weise Schrift und Bild miteinander<br />

verknüpften: 31 Um Franz Pfemfert<br />

und Herwarth Walden (Abb. S. 54) versammelten<br />

sich Künstler aller Gattungen. So<br />

schrieb Walden 1909 an sein Vorbild Karl<br />

Kraus, den Herausgeber der satirischen<br />

Zeitschrift Die Fackel: »[…] ich stelle fest,<br />

daß ich vor Allen, meine Freunde drucke.<br />

Denn zum Teufel, man sucht sich doch keine<br />

Idioten zu Freunden aus.« 32 Pfemfert<br />

und Walden schufen um ihre Zeitschriften<br />

nahezu zeitgleich »Imperien« mit Verlag<br />

(1912), Buchreihen (1912), Autoren- und<br />

Kunstabenden (Aktion 1912 / Sturm 1916)<br />

sowie Buchhandlungen (1917). Während<br />

jedoch Die Aktion politisch und zeitkritisch<br />

ausgerichtet war, versuchte Der Sturm allein<br />

den Durchbruch der Avantgarde zu erringen.<br />

Im Bewusstsein, dass nur eine Konzentration<br />

der künstlerischen Kräfte deren Etablierung<br />

ermöglichen konnte, erweiterten<br />

Walden und der Sturm-Kreis ihre Akti vitäten<br />

auf die Sturm-Galerie (1912), die Sturm-<br />

Kunstschule (1916), den Sturm-Klub (1917)<br />

und die Sturm-Bühne (1918). 33 Der Leiter<br />

der Sturm-Bühne, Lothar Schreyer, und die<br />

einzige nachweis liche Schülerin der Sturm-<br />

Kunstschule, Lavinia Schulz (Abb. S. 445),<br />

nahmen nach ihrer Berliner Zeit die Visionen<br />

von der »Einheit der Gestalt« 34 und der<br />

»Einheit der Welt« nach Hamburg und zu<br />

den dortigen Künstlerfesten mit. 35 Fruchtbare<br />

Freundschaften entstanden ebenfalls<br />

im Umkreis des Sturms, die wie bei<br />

Alfred Döblin und Ernst Ludwig Kirchner<br />

zur produktiven Zusammenarbeit (Abb.<br />

S. 59) und wechselseitiger Beeinflussung<br />

führten. Um generell die Durchschlagskraft<br />

für die Sturm-Visionen zu erhöhen, waren<br />

nahezu alle Institutionen des Sturm-Kreises<br />

eng miteinander verwoben und auf einander<br />

bezogen: So veröffentlichte 1910 der durch<br />

Karl Kraus vermittelte Oskar Kokoschka<br />

sein skandalumwittertes Drama Mörder,<br />

Hoffnung der Frauen mit da zugehörigen<br />

Zeichnungen in der Zeitschrift Der Sturm<br />

(Abb. S. 270). 36 Die gleichen Zeichnungen<br />

fanden 1913 Eingang in die erste edierte<br />

Sturm-Mappe und wurden 1916 gemeinsam<br />

mit dem Text im Sturm-Verlag als Buch veröffentlicht.<br />

Zudem nahm Kokoschka an den<br />

Ausstellungen in der Sturm-Galerie teil;<br />

beispielsweise mit 35 Arbeiten an de ren Eröffnungsausstellung<br />

Der Blaue Reiter. Franz<br />

Flaum. Oskar Kokoschka. Expressio nisten<br />

ab März 1912. 37 Sein durch das Sturm-<br />

»Unternehmen« forcierter Ruhm führte<br />

1917 zur Aufführung des Dramas Mörder,<br />

Hoffnung der Frauen im Dresdner Albert-<br />

Theater und zur Veröffentlichung in der<br />

vom Kurt Wolff Verlag herausgegebenen<br />

Reihe Der Jüngste Tag, die wiederum dem<br />

Komponisten Paul Hinde mith in die Hände<br />

fiel und diesen zur gleichnamigen Oper inspirierte.<br />

38<br />

Viele Künstler und Literaten vermochten sich<br />

durch die Möglichkeiten des Sturms und der<br />

Aktion zu profilieren und zu etablieren. 39 Demnach<br />

zeugen insbesondere diese »Flaggschiffe<br />

der expressionistischen Zeitungslandschaft« 40<br />

vom Erfolg der synästhetischen Strategie. So<br />

wurde die genuine Idee des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s<br />

von der Jugend zum einen als Instrument<br />

gegen verfestigte Strukturen und zum<br />

anderen als »Einheit der Welt«-Vision gegen<br />

das Gefühl der Zerrissenheit eingesetzt. Dieses<br />

Auftreten ist nicht denkbar ohne die einflussreichen<br />

Ansichten Friedrich Nietzsches<br />

und den unbedingten Willen zum Aufbruch.<br />

Die grellgelben Schatten des<br />

großen Weltgewitters 41<br />

Es wuchs insbesondere unter den Intellektuellen<br />

dieser Zeit zunehmend die Ansicht: Zerstörung<br />

schafft Wechsel. Die viel zitierten Zeilen Thomas<br />

Manns schildern anschaulich die bejahende Geisteshaltung<br />

zum Ersten Weltkrieg: »Wie hätte der<br />

Künstler, der Soldat im Künstler nicht Gott loben<br />

sollen für den Zusammenbruch einer Friedenswelt,<br />

die er so satt, so überaus satt hatte! Krieg!<br />

Es war Reinigung, Befreiung, was wir empfanden,<br />

und eine ungeheure Hoffnung.« 42 Unter der mörderischen<br />

Realität des grausamen Grabenkrieges<br />

wandelten sich die idealistischen Vorstellungen<br />

jedoch rasch in schlichten Überlebenswillen. Die<br />

Opfer standen auf allen Seiten, und zahlreiche<br />

Künstler und Literaten fielen in den Schlachten<br />

des Ersten Weltkriegs. Die als unvergänglich<br />

empfundene Ordnung des 19. Jahrhunderts war<br />

unwiederbringlich verloren. Das 20. Jahrhundert<br />

hatte begonnen. Dem Gedenken an die Gefallenen<br />

wurde 1919 das Buch der Toten 43 gewidmet,<br />

das mit seinen Gedichten und Grafiken den Geist<br />

des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s atmet und diesem ein<br />

»Kriegsdenkmal« setzt.<br />

04_Becker_V2.indd 108 08.10.2010 19:59:04 Uhr


7<br />

6<br />

Franz Marc, Tierschicksale, 1913, Öl auf Leinwand,<br />

Kunstmuseum Basel<br />

Ludwig Meidner, Apokalyptische Landschaft, 1913, Öl auf Leinwand,<br />

LWL – Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Westfälisches<br />

Landesmuseum, Münster<br />

04_Becker_V2.indd 109 08.10.2010 19:59:05 Uhr<br />

109


8<br />

Der Neue Club, Programm des Neopathetischen Cabarets,<br />

3. April 1912 (9. Abend), Schriftzug von Karl Schmidt-Rottluff,<br />

Holzschnitt, Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

110<br />

Franz Marc, Versöhnung, 1912, nach dem gleichnamigen<br />

Gedicht von Else Lasker-Schüler und 1912 im Sturm veröffentlicht,<br />

Holzschnitt, Städtische Galerie Delmenhorst<br />

04_Becker_V2.indd 110 08.10.2010 19:59:06 Uhr<br />

9


Das im Titel verwendete Zitat stammt von Wassily<br />

Kandinsky, Über das Geistige in der Kunst, München<br />

1912; 10. Aufl., Bern 1952, S. 43.<br />

1 Wilhelm Klemm, aus dem Gedicht Meine Zeit,<br />

abgedr. in: Kurt Pinthus, Mensch heits däm merung,<br />

Berlin 1919; 35. rev. Ausg. mit wesentlich<br />

erw. bio-bibliogr. Anhang, Berlin 2009, S. 40.<br />

2 Vgl. Ernst Schulin, »Die Urkatastrophe des<br />

zwanzigsten Jahrhunderts«, in: Wolfgang<br />

Michalka (Hrsg.), Der Erste Weltkrieg. Wirkung,<br />

Wahrnehmung, Analyse, Frankfurt a. M. 1994,<br />

S. 3–27, hier S. 6.<br />

3 Oskar Kokoschka, Oskar Kokoschka. Mein Leben,<br />

München 1971, S. 117.<br />

4 Vgl. Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter<br />

seiner technischen Reprodu zier bar keit,<br />

10. Aufl., Frankfurt a. M. 1977, S. 39, sowie Uli<br />

Jung und Walter Schatzberg, Robert Wiene. Der<br />

Caligari Regisseur, Berlin 1995, S. 36.<br />

5 Vgl. Georg Simmel, Die Großstädte und das<br />

Geistesleben, Dresden 1903.<br />

6 Abgedr. in: Erich Kästner, Gedichte, ausgew.<br />

und mit einem Nachwort versehen von Peter<br />

Rühmkorf, Zürich 1981, S. 10.<br />

7 Vgl. Der Kleine Ploetz. Hauptdaten der Weltgeschichte,<br />

Freiburg 1999, S. 273.<br />

8 Bernhard von Bülow, deutscher Staats sekretär<br />

im Auswärtigen Amt und späterer Reichskanzler,<br />

in einer Reichstagsdebatte am 6. 12. 1897 im Zusammenhang<br />

mit der deutschen Kolonial politik.<br />

9 Ernst Toller, Eine Jugend in Deutschland.<br />

Gesammelte Werke, Bd. 4, München 1978, S. 36.<br />

10 Friedrich Nietzsche, Titel einer geplanten<br />

Pub likation, die schließlich 1888 in die Veröffentlichung<br />

Der Antichrist. Fluch auf das<br />

Christentum mündete.<br />

11 Friedrich Nietzsche, »Also sprach Zarathustra«,<br />

in: Ivo Frenzel (Hrsg.), Friedrich Nietzsche. Werke,<br />

München / Wien 1999, S. 545–778, hier S. 623.<br />

12 Vgl. Thomas Rohkrämer, »August 1914. Kriegsmentalität<br />

und ihre Voraussetzung«, in: Michalka<br />

1994 (wie Anm. 2), S. 759–777, hier S. 770.<br />

13 Vgl. Thomas Anz, Literatur des Expressio nismus,<br />

Weimar 2001, S. 31, und Kokoschka 1971 (wie<br />

Anm. 3), S. 77 f.: »Es gibt keinen deutschen,<br />

keinen französischen, keinen amerikanischenglischen<br />

<strong>Expressionismus</strong>, es gibt nur den<br />

der Jugend, die sich in der Umwelt zurechtzufinden<br />

sucht.«<br />

14 Laut Erich Heckel haben die Brücke-Mitglieder<br />

»natürlich überlegt, wie wir an die Öffentlichkeit<br />

treten könnten. Eines Abends sprachen wir<br />

auf dem Nachhauseweg wieder davon. SR<br />

[Karl Schmidt-Rottluff] sagte, wir könnten das<br />

Brücke nennen – das sei ein vielschichtiges<br />

Wort, würde kein Pro gramm bedeuten, aber<br />

gewissermaßen von einem Ufer zum anderen<br />

führen.« Zuerst abgedr. in: Das Kunstwerk, 12,<br />

3, 1958 / 59, S. 24, zit. nach: Meike Hoffmann,<br />

»Ein Künstler zwischen Dionysos und Apoll.<br />

Erich Heckel in Dresden«, in: Erich Heckel.<br />

Meisterwerke des <strong>Expressionismus</strong>. Aquarelle<br />

und Zeichnungen aus der Sammlung des Brücke-<br />

Museums Berlin, hrsg. von Magdalena M.<br />

Moeller, Ausst.-Kat. Brücke-Museum, Berlin;<br />

München 1999, S. 9–26, hier S. 13. Das Motiv<br />

der Brücke wird in den Reden des Zarathustras<br />

als Sinnbild für den Über gang zu neuen Ufern,<br />

als Metapher für den Aufbruch zu einem höheren<br />

und freieren Men schentum verwendet: »Was<br />

groß ist am Menschen, das ist, daß er eine<br />

Brücke und kein Zweck ist: was geliebt werden<br />

kann am Menschen, das ist, daß er ein Übergang<br />

und ein Untergang ist.« Zit. nach: Nietzsche<br />

1999 (wie Anm. 11), S. 545–778, hier S. 551.<br />

15 Vgl. den Beitrag von Leonie Beiersdorf in<br />

diesem Band (S. 68–77).<br />

16 Brief von Ernst Ludwig Kirchner an Luise<br />

Schiefler, Ende Oktober 1911, zit. nach:<br />

Ernst Ludwig Kirchner und Gustav Schiefler.<br />

Briefwechsel 1910–1935 / 1938, bearb. von<br />

Wolfgang Henze, Stuttgart / Zürich 1990, S. 48.<br />

Die einzigen nachweisbaren Schüler des MUIM<br />

sind Hermann Gewecke und Werner Gothein, die<br />

in Berlin zum engsten Freundeskreis Kirchners<br />

zählten und vielfach auf den Fotografien des<br />

Ateliers in der Körner straße 45 abgebildet sind<br />

(Abb. S. 83 / 84).<br />

17 Bazon Brock, »Der Hang zum Gesamt kunstwerk«,<br />

in: Der Hang zum <strong>Gesamtkunstwerk</strong>,<br />

hrsg. von Harald Szeemann, Ausst.-Kat.<br />

Kunst haus Zürich; Städtische Kunsthalle und<br />

Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen,<br />

Düsseldorf; Museum Moderner Kunst, Museum<br />

des 20. Jahrhundert, Wien; Aarau / Frankfurt<br />

a. M. 1983, S. 22–39, hier S. 25.<br />

18 Vgl. Christoph Schreier, »Werkschöpfung<br />

ist Weltschöpfung. Wassily Kandinsky und<br />

seine Grafikmappe der ›Kleinen Welten‹«, in:<br />

Kandinsky. Das druckgrafische Werk, hrsg. von<br />

Helmut Friedel und Annegret Hoberg, Ausst.-<br />

Kat. Städtische Galerie im Lenbachhaus und<br />

Kunstbau München; Kunstmuseum Bonn; Köln<br />

2008, S. 53–65, hier S. 58.<br />

19 Brief von Franz an Maria Marc, 17. 3. 1915, zit.<br />

nach: Günter Meißner (Hrsg.), Franz Marc.<br />

Briefe, Schriften und Aufzeichnungen, Leipzig<br />

1989, S. 131.<br />

20 Neben den kulturellen, sozialen und poli ti -<br />

schen Spannungen trugen auch die Er scheinung<br />

des Halleyschen Kometen 1910, die als große<br />

Katastrophen empfundenen Ereignisse des<br />

Erdbebens von Messina 1908 sowie der Untergang<br />

der Titanic 1912 zur Endzeitstimmung bei.<br />

21 Vgl. Carol S. Eliel, »Die Apokalyptischen<br />

Landschaften Ludwig Meidners«, in: Ludwig<br />

Meidner. Apokalyptische Landschaften, hrsg. von<br />

Carol S. Eliel, Ausst.-Kat. Berlinische Galerie,<br />

München 1990, S. 11–62, hier S. 21.<br />

22 Johannes R. Becher, zit. nach: Silvio Vietta und<br />

Hans-Georg Kemper, <strong>Expressionismus</strong>, München<br />

1997, S. 30.<br />

23 Stefan Zweig, Die Welt von Gestern. Erinne rungen<br />

eines Europäers, Frankfurt a. M. 2000, S. 63.<br />

24 Emil Nolde, Jahre der Kämpfe. 1902–1914,<br />

6. Aufl., Köln 1991, S. 99.<br />

25 Kokoschka 1971 (wie Anm. 3), S. 119.<br />

26 Vgl. Richard Sheppard, Der Neue Club.<br />

Gesammelte Schriften 1908–1914, Bd. 1,<br />

Hildesheim 1980, S. 179 f.<br />

27 Helmut Greulich, Georg Heym (1887–1912).<br />

Leben und Werk. Ein Beitrag zur Früh geschichte<br />

des deutschen <strong>Expressionismus</strong>, Berlin 1931,<br />

S. 25.<br />

28 Vgl. Richard Sheppard, Der Neue Club.<br />

Gesammelte Schriften 1908–1914, Bd. 2,<br />

Hildesheim 1983, S. 11.<br />

29 Vgl. Eliel 1990 (wie Anm. 21), S. 11–62,<br />

hier S. 19.<br />

30 Vgl. Volker Pirsich, Der Sturm. Eine Monographie,<br />

Herzberg 1985, S. 149.<br />

31 Vgl. Robert Hodonyi, Herwarth Waldens<br />

»Sturm« und die Architektur. Eine Analyse zur<br />

Konvergenz der Künste in der Berliner Moderne,<br />

Diss. Dresden 2010; Bielefeld 2010, S. 52.<br />

32 Brief von Herwarth Walden an Karl Kraus,<br />

8. 7. 1909, abgedr. in: George C. Avery, Feinde<br />

in Scharen. Ein wahres Vergnügen dazusein. Karl<br />

Kraus. Herwarth Walden. Briefwechsel 1909–1912,<br />

Göttingen 2002, S. 21.<br />

33 Vgl. Pirsich 1985 (wie Anm. 30), S. 334.<br />

34 Lothar Schreyer in: Herwarth Walden (Hrsg.),<br />

<strong>Expressionismus</strong>. Die Kunstwende, Berlin 1918,<br />

S. 90.<br />

35 Vgl. den Beitrag von Rüdiger Schütt in diesem<br />

Band (S. 426–435).<br />

36 Der Text des Dramas Mörder, Hoffnung der<br />

Frauen, das am 4. 7. 1909 im Gartentheater<br />

der Ersten Internationalen Kunstschau in<br />

Wien uraufgeführt wurde (Abb. S. 263), und<br />

die Zeichnung Mörder, Hoffnung der Frauen<br />

III. Der Mann bedroht die Frau erschienen im<br />

Sturm, 1, 20, 14. 7. 1910, S. 155 f.; drei weitere<br />

Zeichnungen wurden im Sturm veröffentlicht:<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen I. Mann und Frau<br />

Hand in Hand (1, 21, 21. 7. 1910, S. 163); Mörder,<br />

Hoffnung der Frauen II. Mann und Frau vor Mond<br />

und Sonne (1, 24, 11. 8. 1910, S. 189) und Mörder,<br />

Hoffnung der Frauen IV. Himmlische und irdische<br />

Liebe (1, 26, 25. 8. 1910, S. 203).<br />

37 Vgl. Volker Pirsich, »Ausstellungen der Galerie<br />

Der Sturm 1912–1919«, in: Der Sturm im Berlin<br />

der zehner Jahre, hrsg. von Barbara Alms und<br />

Wiebke Steinmetz, Ausst.-Kat. Städtische<br />

Galerie Delmenhorst, Bremen 2000, S. 257–270,<br />

hier S. 258.<br />

38 Vgl. den Beitrag von Camilla Bork in diesem<br />

Band (S. 266–275).<br />

39 Vgl. Pirsich 1985 (wie Anm. 30), S. 342.<br />

40 Peter Sprengel, Geschichte der deutschsprachigen<br />

Literatur 1900–1918. Von der Jahr -<br />

hundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs,<br />

München 2004, S. 130.<br />

41 Angelehnt an Ludwig Meidner, in: Lothar<br />

Brieger, »Ludwig Meidner«, in: Junge Kunst,<br />

Bd. 4, Leipzig 1919, zit. nach: Eberhard Roters,<br />

»Nächte des Malers«, in: Eliel 1990 (wie<br />

Anm. 21), S. 63–90, S. 65.<br />

42 Thomas Mann, »Gedanken im Kriege«, zuerst<br />

abgedr. in: Die Neue Rundschau, 25, 11,<br />

1914, S. 1 471–1 484, zit. nach: Thomas Mann,<br />

Politische Reden und Schriften, Bd. 2, Frankfurt<br />

a. M. 1968, S. 9.<br />

43 Vgl. Wolf Przygode (Hrsg.), Das Buch der Toten,<br />

München 1919.<br />

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111


Erich Heckel, Mann in der Ebene, 1917, aus: Elf Holzschnitte 1912 – 1919, Berlin 1921 (Detail, s. S. 141),<br />

Holzschnitt auf Maschinenbütten, Hessisches Landesmuseum Darmstadt<br />

04_Becker_V2.indd 112 08.10.2010 19:59:06 Uhr


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114<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Umschlag zu Umbra vitae von Georg Heym, München 1924,<br />

Holzschnitt auf Leinen, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg<br />

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115


Georg Heym, Der Krieg, September 1911, erstmals am 16. Dezember 1911<br />

im Neopathetischen Cabaret vorgetragen, Erstveröffentlichung: Georg Heym,<br />

Umbra vitae, Leipzig 1912<br />

116<br />

Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,<br />

Aufgestanden unten aus Gewölben tief.<br />

In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt,<br />

Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.<br />

In den Abendlärm der Städte fällt er weit,<br />

Frost und Schatten einer fremden Dunkelheit.<br />

Und der Märkte runder Wirbel stockt zu Eis.<br />

Es wird still. Sie sehn sich um. Und keiner weiß.<br />

In den Gassen faßt es ihre Schulter leicht.<br />

Eine Frage. Keine Antwort. Ein Gesicht erbleicht.<br />

In der Ferne zittert ein Geläute dünn,<br />

Und die Bärte zittern um ihr spitzes Kinn.<br />

Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an,<br />

Und er schreit: Ihr Krieger alle, auf und an!<br />

Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt,<br />

Drum von tausend Schädeln laute Kette hängt.<br />

Einem Turm gleich tritt er aus die letzte Glut,<br />

Wo der Tag flieht, sind die Ströme schon voll Blut.<br />

Zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt,<br />

Von des Todes starken Vögeln weiß bedeckt.<br />

In die Nacht er jagt das Feuer querfeldein,<br />

Einen toten Hund mit wilder Mäuler Schrein.<br />

Aus dem Dunkel springt der Nächte schwarze Welt,<br />

Von Vulkanen furchtbar ist ihr Rand erhellt.<br />

Und mit tausend hohen Zipfelmützen weit<br />

Sind die finstren Ebnen flackend überstreut,<br />

Und was unten auf den Straßen wimmelnd flieht,<br />

Stößt er in die Feuerwälder, wo die Flamme brausend zieht.<br />

Und die Flammen fressen brennend Wald um Wald,<br />

Gelbe Fledermäuse, zackig in das Laub gekrallt,<br />

Seine Stange haut er wie ein Köhlerknecht<br />

In die Bäume, daß das Feuer brause recht.<br />

Eine große Stadt versank in gelbem Rauch,<br />

Warf sich lautlos in des Abgrunds Bauch.<br />

Aber riesig über glühnden Trümmern steht,<br />

Der in wilde Himmel dreimal seine Fackel dreht.<br />

Über sturmzerfetzter Wolken Widerschein,<br />

In des toten Dunkels kalten Wüstenein,<br />

Daß er mit dem Brande weit die Nacht verdorr,<br />

Pech und Feuer träufet unten auf Gomorrh.<br />

Der Krieg<br />

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Ernst Ludwig Kirchner, Entwurf für das Titelblatt zu Umbra vitae von Georg Heym,<br />

München 1924, Holzschnitt, Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin<br />

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117


Jakob van Hoddis, Weltende, 1911, erstmals 1911<br />

im Neopathetischen Cabaret vorgetragen,<br />

Erstveröffentlichung: Der Demokrat. Zeitschrift<br />

für freiheitliche Politik und Literatur, 11. Januar 1911<br />

118<br />

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,<br />

In allen Lüften hallt es wie Geschrei.<br />

Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei,<br />

Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.<br />

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen<br />

An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.<br />

Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.<br />

Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.<br />

Ludwig Meidner, Jakob van Hoddis, 1913,<br />

Bleistift und Tusche, Institut <strong>Mathildenhöhe</strong>,<br />

Städtische Kunstsammlung Darmstadt<br />

Weltende<br />

04_Becker_V2.indd 118 08.10.2010 19:59:08 Uhr


Wilhelm Simon Guttmann, Traum, 16. November 1911, erstmals vorgetragen<br />

im Neopathetischen Cabaret, 16. November 1911 (7. Abend), Erstveröffentlichung:<br />

Die Aktion, Jg. 3, Nr. 51, 20. Dezember 1913<br />

An der Stirnwand eines langen dunklen<br />

Korridors wasche ich mir die Hände.<br />

Zucke die Augen nach links: sehe auf<br />

flammender Zinkplatte eines Tischchens<br />

einen Kopf. Greife ihn unterm Wirbel:<br />

die Stoppeln an Mund und Kinn sind wie<br />

Flecke auf gelbem Stein; der Hals ist unterm<br />

Kinnrand durchgeschnitten. Fasse<br />

dahin: blutlos hängt Haut an Haut in<br />

den Schnitt hinab, läßt sich vor- und<br />

rückwärts schieben. Ich fasse den Kopf<br />

tiefer, zwischen den Ohren; gehe so auf<br />

die Straßen hinab, Straßen wie dunkle<br />

Wolken; ich zeige Vorübergehenden den<br />

Kopf, – frage: »Habe ich ihn getötet?«<br />

Sie treten an den Stein der Häuser, werden<br />

durchsichtig, bläulich, schwinden<br />

durch die Mauern hinweg. Auf der Straßenmitte<br />

treffe ich einen Mann; zwei<br />

Reihen glänzender Knöpfe an seinem<br />

Anzug. Ich zeige den Kopf, frage; der<br />

Mann kommt mit mir. Treppen hinauf;<br />

ich stelle den Kopf auf die Zinkplatte zurück;<br />

stehe daneben, den Rücken zum<br />

Waschgestell, zeige alles dem Schutzmann.<br />

Der steht auf drei Schritt mir gegenüber.<br />

Endlich fragt er: »Ist es vielleicht<br />

eine Erscheinung?« Ich erschrecke:<br />

meine Beine gleiten nach vorn, ich falle<br />

auf den Rücken, nur Kopf und Schultern<br />

sind emporgebogen. »Ja, eine Erscheinung«<br />

sagt er, »hier ist noch eine.« Da<br />

sitzt, zu seiner rechten Hand, auf einem<br />

Koffer an der Längsseite des Korridors,<br />

meine Mutter, wachsbleich, in einem<br />

tiefausgeschnittenen grünen Seidenkleid.<br />

Und ich weiß: da ist sie tot, aber zugleich<br />

lebt sie auch noch irgendwo.<br />

Traum<br />

04_Becker_V2.indd 119 08.10.2010 19:59:08 Uhr<br />

119


Ludwig Meidner, Aufgeregte Gesellschaft. Apokalyptische Gesellschaft, 1913,<br />

Bleistift und Tusche auf Pergaminpapier, Sammlung Sander, Darmstadt<br />

120<br />

04_Becker_V2.indd 120 08.10.2010 19:59:09 Uhr


Ludwig Meidner, Berliner Kanallandschaft, 1913, Tusche mit Deckweiß auf Velin,<br />

Sammlung Sander, Darmstadt<br />

04_Becker_V2.indd 121 08.10.2010 19:59:09 Uhr<br />

121


Ludwig Meidner, Wogende Menge, 1913, Kaltnadel, Institut <strong>Mathildenhöhe</strong>,<br />

Städtische Kunstsammlung Darmstadt<br />

122<br />

04_Becker_V2.indd 122 08.10.2010 19:59:09 Uhr


Ludwig Meidner, Potsdamer Platz, Titelblatt, Die Aktion, hrsg. von Franz Pfemfert,<br />

Jg. 4, Nr. 44 / 45, 1914, Zeitschrift, Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

04_Becker_V2.indd 123 08.10.2010 19:59:10 Uhr<br />

123


Conrad Felixmüller, Bildnis Franz Pfemfert, 1923, Öl auf Leinwand,<br />

Neue Galerie, Museumslandschaft Hessen Kassel<br />

124<br />

04_Becker_V2.indd 124 08.10.2010 19:59:10 Uhr


Franz Pfemfert, Der Kapitalismus, der das werktätige Volk ...,<br />

Titelblatt, Die Aktion, hrsg. von Franz Pfemfert, Jg. 8, Nr. 45 / 46, 1918,<br />

Zeitschrift, Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

04_Becker_V2.indd 125 08.10.2010 19:59:10 Uhr<br />

125


Ludwig Meidner, Bildnis des Dichters Max Herrmann-Neiße, 1919,<br />

Kaltnadel, Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland, Kunstforum<br />

Ostdeutsche Galerie Regensburg<br />

126<br />

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Ludwig Meidner, Max Herrmann-Neiße, 1920, Tempera auf Karton,<br />

Institut <strong>Mathildenhöhe</strong>, Städtische Kunstsammlung Darmstadt<br />

04_Becker_V2.indd 127 08.10.2010 19:59:11 Uhr<br />

127


Revolution, hrsg. von Hans Leybold, Franz Jung und Hugo Ball,<br />

Nr. 3, 1913, Zeitschrift, Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

128<br />

Revolution, hrsg. von Hans Leybold, Franz Jung und Hugo Ball,<br />

Nr. 4, 1913, Zeitschrift, Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

04_Becker_V2.indd 128 08.10.2010 19:59:12 Uhr


Revolution, hrsg. von Hans Leybold, Franz Jung und Hugo Ball,<br />

Nr. 5, 1913, Zeitschrift, Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

04_Becker_V2.indd 129 08.10.2010 19:59:12 Uhr<br />

129


Ernst Barlach, Der heilige Krieg, 1914, Kohle, Museum Behnhaus Drägerhaus,<br />

Die Lübecker Museen<br />

130<br />

04_Becker_V2.indd 130 08.10.2010 19:59:12 Uhr


Ernst Barlach, Der Rächer, 1914 (Entwurf), 1957 (Guss), Bronze, Ernst Barlach Haus,<br />

Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg<br />

04_Becker_V2.indd 131 08.10.2010 19:59:13 Uhr<br />

131


Otto Dix, Schwerer Granateneinschlag, um 1918, Kreide, Kunstmuseum Stuttgart<br />

132<br />

04_Becker_V2.indd 132 08.10.2010 19:59:13 Uhr


Otto Dix, Der Volltreffer I, um 1917, Kreide, Kunstmuseum Stuttgart<br />

04_Becker_V2.indd 133 08.10.2010 19:59:13 Uhr<br />

133


Paul Hindemith, Streichquartett f-Moll op. 10, mit zerdrücktem Floh, komponiert<br />

an der Front, 1918, Skizzenbuch Nr. 30, Hindemith Institut Frankfurt<br />

134<br />

04_Becker_V2.indd 134 08.10.2010 19:59:14 Uhr


Otto Dix, Die Schlacht, 1917, Kreide, Graphische Sammlung,<br />

Museumslandschaft Hessen Kassel<br />

04_Becker_V2.indd 135 08.10.2010 19:59:14 Uhr<br />

135


Otto Dix, Sterbender Soldat, 1915, Kohle, rot laviert,<br />

Graphische Sammlung, Museumslandschaft Hessen Kassel<br />

136<br />

04_Becker_V2.indd 136 08.10.2010 19:59:14 Uhr


Ernst Wilhelm Lotz, Feldpostkarte an Ludwig Meidner, 1914, Tinte,<br />

Stadtarchiv Darmstadt<br />

04_Becker_V2.indd 137 08.10.2010 19:59:15 Uhr<br />

137


Paul Hindemith, Notizen zu meinen Feldzugs-Erinnerungen, 1919, Tagebuch,<br />

Hindemith Institut Frankfurt<br />

138<br />

04_Becker_V2.indd 138 08.10.2010 19:59:15 Uhr


Erich Heckel, Verwundeter Matrose, 1915, Holzschnitt, Graphische Sammlung,<br />

Städel Museum, Frankfurt a. M.<br />

04_Becker_V2.indd 139 08.10.2010 19:59:15 Uhr<br />

139


Erich Heckel, Der Gefangene, in: Oskar Wilde, Die Ballade vom Zuchthaus zu Reading,<br />

Leipzig 1907, Holzschnitt, Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin<br />

140<br />

04_Becker_V2.indd 140 08.10.2010 19:59:16 Uhr


Erich Heckel, Mann in der Ebene, 1917, aus: Elf Holzschnitte 1912–1919, Berlin 1921,<br />

Holzschnitt auf Maschinenbütten, Hessisches Landesmuseum Darmstadt<br />

04_Becker_V2.indd 141 08.10.2010 19:59:16 Uhr<br />

141


142<br />

Vom S<br />

Revo<br />

Polit<br />

und<br />

dem<br />

05_Hoffmann_V2.indd 142 08.10.2010 13:16:57 Uhr


Sturm zur<br />

olution<br />

itik<br />

b<br />

Kunst nach<br />

Justin Hoffmann<br />

�. Weltkrieg<br />

05_Hoffmann_V2.indd 143 08.10.2010 13:16:57 Uhr<br />

143


144<br />

Das Kriegsende und die revolutionären Vorgänge<br />

1918 / 19 erkannten die Expressionisten<br />

als Chance, ihre Ideen über die eigene<br />

Szene hinaus in breiten Bevölkerungsschichten<br />

zu verankern. Poli tisch interessierte Künstler<br />

wollten auf die Entstehung einer neuen<br />

Staatsform Einfluss nehmen. Der individuelle<br />

Protest gegen Monarchie, Krieg, autoritäre<br />

Verhältnisse und überkommene Sexualmoral<br />

reichte ihnen nicht mehr, sie wollten die<br />

Mas sen erreichen. Entweder sie handelten<br />

als politische Aktivisten und suchten direkten<br />

Kontakt zu den Revolutionären, wie Ernst<br />

Toller (Abb. S. 37), der sein Buch Die Wandlung<br />

unter den Streikenden der Munitionsfabriken<br />

verteilte. 1 Oder sie nutzten Medien<br />

wie Zeitungen und Zeitschriften. Auch in<br />

anderer Weise fand dieses Bestreben seinen<br />

prägnanten Ausdruck: im Zusammenschluss<br />

von Künstlern zu Organisationen, die häufig<br />

interdisziplinär strukturiert waren, das heißt<br />

Kultur schaffende der verschiedensten Gattungen<br />

vereinten. Die Organisierung führte je<br />

nach Region beziehungsweise Stadt zu unterschiedlichen<br />

Ergebnissen. Die Aufteilung<br />

in Bundesländer mit relativ eigenständigen<br />

Regierungen war nach Kriegsende stärker<br />

spürbar als in den folgenden Jahren der Konsolidierung<br />

der Weimarer Republik. Entsprechend<br />

unterschiedlich verlief die Revolution<br />

nach dem Ende der Monarchie.<br />

Vision und Abstraktion<br />

Der <strong>Expressionismus</strong> hatte sich durch vier Jahre<br />

Weltkrieg grundlegend gewandelt. Nach Krieg<br />

und Revolution gelang es ihm schnell, sich an<br />

die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse anzupassen.<br />

Stil und Inhalt wurden entsprechend<br />

modifiziert: einerseits im Sinne einer Zunahme<br />

an Plakativität (narrative Elemente, Text im Bild<br />

oder klare Komposition), andererseits durch die<br />

Entwicklung neuer Bildsprachen wie beispielsweise<br />

der Abstraktion. Vor dem Krieg standen<br />

die Expressionisten im Mittelpunkt der Boheme<br />

in den verschiedenen deutschen Großstädten.<br />

Das Interesse an politischen Fragen war noch<br />

kaum ausgeprägt, Kontakte zur Arbeiterkulturbewegung<br />

und zu sozialistischen Parteien wurden<br />

kaum gepflegt. Im Laufe des Ersten Weltkriegs<br />

hatte sich jedoch die Kritik an Monarchie, Militär<br />

und reaktionären Strukturen verstärkt. Vor allem<br />

nachdem zahlreiche expressionistische Maler und<br />

Schriftsteller gefallen waren, erwachten viele aus<br />

dem realitätsfernen Euphoriezustand zu Beginn<br />

des Krieges. 2 Mit aller Deutlichkeit wurden den<br />

Künstlern die Auswirkungen von Patriotismus und<br />

Imperialismus vor Augen geführt.<br />

Nicht wenige bildende Künstler und<br />

Kunsttheoretiker glaubten, die Revolution<br />

der Kunst – damit meinten sie die<br />

moderne Kunst in ihren verschiedenen<br />

Facetten – wäre der gesellschaftlichen<br />

Revolution vorangegangen und hätte ihr<br />

den Weg geebnet. 3 Auch ein so renommierter<br />

Künstler wie Paul Klee (Abb. 2)<br />

äußert sich in seiner Beitrittserklärung<br />

zum bayerischen Aktionsausschuss revolutionärer<br />

Künstler (ARK) in dieser<br />

Richtung: »Dass ich mich dahin zugehö­<br />

rig betrachte, ist ja selbstverständlich,<br />

da ich ja mehrere Jahre vor dem Krieg<br />

schon in der Art produzierte, die jetzt<br />

auf eine breitere öffentliche Basis gestellt<br />

werden soll.« 4 Die kulturellen Umbrüche<br />

vor dem Ersten Weltkrieg wurden<br />

als so tief greifend begriffen, dass<br />

sie als Revolution wahrgenommen und<br />

tituliert wurden. Viele Künstler sahen<br />

sich dazu legitimiert, eine wichtige Rolle<br />

im gesellschaftlichen Wandel 1918 / 19<br />

zu spielen. Die Kunsthistorikerin Joan<br />

Wein stein schreibt: »Sie hatten die Vorstellung<br />

von einer Revolution, in der die<br />

Kunst eine Führungsrolle einnehmen<br />

sollte, einer Revolution, die den Begriff<br />

›<strong>Expressionismus</strong>‹ zu einem gültigen<br />

Maßstab des politischen Lebens erheben<br />

würde.« 5 Tatsächlich deuten wichtige<br />

Zeitschriftentitel wie Der Sturm (seit<br />

1910), Die Aktion (seit 1911, Abb. 7), oder<br />

Revolution (seit 1913, Abb. 1) – Publikationen,<br />

die auch schon vor dem Krieg<br />

dem <strong>Expressionismus</strong> zum Durchbruch<br />

verhalfen – auf das Bedürfnis nach<br />

grundlegenden Veränderungen hin. Der<br />

emphatische, aber meist ungerichtete<br />

Wunsch nach Wandel kann jedoch keinesfalls<br />

mit dem Aufruf zum revolutionären<br />

Sozialismus gleichgesetzt werden.<br />

Trotzdem sahen sich viele bildende<br />

Künstler durch das Zeitgeschehen in<br />

ihrem Impetus bestätigt und begriffen<br />

sich als wichtige Akteure in der sozialen<br />

Umgestaltung. Warum sich expressionistische<br />

Künstler als revolutionär bezeich<br />

neten, war zudem eine Folge der<br />

Ausgrenzung und Abwertung durch<br />

das wil helminische Kunstsystem. Staat<br />

und Akademien, die Naturalismus und<br />

Symbolismus bevorzugten, sahen sich<br />

im Bereich der Kultur von den expressionistischen<br />

Tendenzen fast genauso<br />

herausgefordert wie von sozialistischem<br />

Ge dankengut. Die von Emotionen gesteuerte<br />

Abweichung vom Naturalismus<br />

provozierte die an Technik und Rationalität<br />

orientierte staatliche Ordnung. Sie<br />

war ein Stachel im Zweckoptimismus<br />

der Fortschrittsideologie. Die subjektive<br />

Freiheit in Form­ und Farbwahl irritierte<br />

viele der nach strengem Reglement lebenden<br />

Bürger.<br />

Im expressionistischen Stil der Spätzeit fallen<br />

zwei Entwicklungen auf, die auf den ersten<br />

Blick nicht unbedingt auf eine Politisierung<br />

hindeuten: die Tendenz zur Abstraktion und<br />

das Interesse am Visionären. Kandinsky hatte<br />

um 1910 die abstrakte Malerei im Umfeld des<br />

Blauen Reiters begründet. Die Entfernung<br />

vom Gegenstand entsprach einer Hinwendung<br />

zu den Grundelementen der Malerei und der<br />

bildenden Kunst. Dieser Elementarismus und<br />

Essentialismus konnte bei manchen Künstlern<br />

politisch oder utopisch konnotiert seinen Ausdruck<br />

finden: als Visualisierung der Kritik an<br />

den bestehenden sozialen Verhältnissen und als<br />

Sinnbild für eine zukünftige Ordnung. So ist es<br />

auch nicht verwunderlich, dass sich Kandinsky<br />

in der revolutionären Phase der Sowjetunion<br />

für eine neue künstlerische Praxis einsetzte 6<br />

und vom dortigen Konstruktivismus wesentlich<br />

beeinflusst wurde. Aber auch in Deutschland<br />

begriffen Künstler abstrakte Bilder oder stark<br />

abstrahierte Darstellungen als Metaphern für<br />

eine neue Ordnung. Für Mitglieder des ARK<br />

in München wie Paul Klee, Fritz Schaefler und<br />

Heinrich Campendonk war die freie Komposition<br />

Ausdruck für neue gesellschaftliche Strukturen.<br />

Die abstrakte Formensprache als eine<br />

Art Post­<strong>Expressionismus</strong> lässt sich auch bei<br />

anderen Künstlern wie Walter Ruttmann oder<br />

Hans Richter (Vorsitzender des ARK) nachweisen,<br />

die in wenigen Jahren von wilden und<br />

emphatischen Bildern zum absoluten Film,<br />

dem technisch neuesten künstlerischen Ausdrucksmittel,<br />

wechselten.<br />

Organisation<br />

Nach Kriegsende und Revolution schlossen sich<br />

zahlreiche Künstler zu neuen Organisationen zusammen,<br />

um mit dieser Form der Institutionalisierung<br />

an Bedeutung und Einfluss in der Gestaltung<br />

des Staates zu gewinnen. Einige davon lehnten<br />

sich in der Namensgebung bewusst an die Arbeiter­,<br />

Bauern­ und Soldatenräte der Novemberrevolution<br />

an. Denn in den Monaten unmittelbar<br />

nach Kriegsende war es noch nicht abzusehen,<br />

ob sich in Deutschland ein parlamentarisches<br />

System oder ein Rätesystem durchsetzen würde.<br />

Anfang Dezember erschienen in Berlin die ersten<br />

Verlautbarungen des Arbeitsrats für Kunst. Sie<br />

zeigen, dass seine Mitglieder weniger an einer<br />

gesellschaftlichen Veränderung als an einer Umstrukturierung<br />

des Kunstsystems interessiert waren.<br />

So heißt es in einem Manifest 1919 (Abb. 3,<br />

s. S. 166): »In der Überzeugung, daß die politische<br />

Umwälzung benutzt werden muß zur Befreiung<br />

der Kunst von jahrzehntelanger Bevormundung,<br />

hat sich in Berlin ein Kreis einheitlich gesinnter<br />

Künstler und Kunstfreunde zusammengefunden.<br />

Er erstrebt die Sammlung aller verstreuten und<br />

sich zersplitternden Kräfte, die über die Wahrnehmung<br />

einseitiger Berufsinteressen hinaus am<br />

Neuaufbau unseres Kunstlebens entschlossen<br />

mitwirken wollen.« 7 Der Arbeitsrat für Kunst warf<br />

die Frage auf, ob die Freiheit der Kunst mit den<br />

tradierten Institutionen noch möglich wäre. Alle<br />

Steuerungsinstrumente der wilhelminischen Kultur<br />

sollten abgeschafft werden. Das Manifest Ein<br />

neues künstlerisches Programm des Arbeitsrats<br />

für Kunst wurde von rund achtzig Kulturschaffenden<br />

unterzeichnet. Neben politisch engagierten<br />

Künstlerinnen wie Käthe Kollwitz, aber auch gemäßigten<br />

Vertretern wie Leo König von der Berliner<br />

Secession gehörten ihnen insbesondere Ex ­<br />

pressionisten wie Max Pechstein, Ludwig Meidner,<br />

Emil Nolde, Otto Freundlich, Rudolf Belling<br />

und César Klein an. Die Leitung dieser Organisation<br />

übernahm der Architekt Bruno Taut. Ihm<br />

folgte bald Walter Gropius, der spä tere Gründungsdirektor<br />

des Bauhauses in Weimar. Entsprechend<br />

den Richtlinien dieser wegweisen den<br />

Ausbildungsstätte forderte Gropius 1919 in einer<br />

Rede vor dem Arbeitsrat die Auflösung der Grenzen<br />

zwischen Malerei, Bildhauerei und Architektur.<br />

8 Das Manifest beschränkte sich wie die<br />

meisten Veröffentlichungen des Arbeitsrats auf<br />

Veränderungen im kulturellen Bereich. Gesamtgesellschaftliche<br />

Fragen wurden dagegen nicht<br />

angesprochen und konkrete politische Forderungen<br />

nicht gestellt.<br />

Das oben genannte Manifest veröffentlichten<br />

sowohl die SPD­Zeitung Vorwärts als auch<br />

Die Freiheit, die der USPD nahe stand. Einen<br />

05_Hoffmann_V2.indd 144 08.10.2010 13:16:58 Uhr


1<br />

Richard Seewald, Revolution, Titelblatt, Revolution, hrsg. von Hans Leybold,<br />

Franz Jung und Hugo Ball, Nr. 1, 1913, Reprint, Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

05_Hoffmann_V2.indd 145 08.10.2010 13:16:58 Uhr<br />

145


2<br />

Paul Klee, Junger Proletarier, 1919,<br />

Öl auf Pappe, Privatsammlung<br />

146<br />

Max Pechstein, Arbeitsrat für Kunst. Vignette<br />

im Programm des Arbeitsrats Berlin, 1919,<br />

Holzschnitt, Abeceda Antiquariat München<br />

3<br />

Moriz Melzer, Typografischer Entwurf für die Novembergruppe,<br />

um 1922, Tusche auf blauem Hochglanzpapier, Berlinische<br />

Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und<br />

Architektur, Berlin<br />

05_Hoffmann_V2.indd 146 08.10.2010 13:17:00 Uhr<br />

4


Hinweis auf die tatsächliche politische Haltung<br />

des Arbeitsrats für Kunst geben die poli tischen<br />

expressionistischen Plakate von Max Pechstein<br />

(Abb. 5) und César Klein, die sich im<br />

Sinn der SPD ausdrücklich für eine parlamentarische<br />

Demokratie einsetzen. Von beiden<br />

existieren Werbeplakate zur Gründung der<br />

Na tionalver sammlung. Pechsteins Plakat trägt<br />

den Schriftzug »Arbeiter, Bürger, Bauern, Soldaten<br />

aller Stämme Deutschlands vereinigt<br />

euch zur Nationalversammlung«, während auf<br />

Kleins Plakat »Die Nationalversammlung der<br />

Grundstein der Deutschen Sozialistischen Republik«<br />

zu lesen ist. Aktivitäten für ein Rätesystem<br />

und weitere revolutionäre Maßnahmen<br />

lehnten sie ab. »Erwürgt nicht die junge Freiheit<br />

durch Unordnung und Brudermord. Sonst<br />

verhungern Eure Kinder«, heißt es auf einem<br />

Plakat Pechsteins für den Werbedienst der<br />

Deutschen Republik des Jahres 1918. Die Skepsis<br />

mancher Expressionisten gegenüber der<br />

USPD und dem Spartakusbund rührte von der<br />

Angst her, deren kulturelle Vorstellungen würden<br />

die Freiheit der Kunst einschränken. 9<br />

Pechstein und Klein waren zusammen mit<br />

Heinrich Richter­Berlin auch die führenden<br />

Köpfe der Novembergruppe (Abb. 4),<br />

die sich am 3. November 1918 formierte.<br />

Im Unterschied zum Arbeitsrat für Kunst<br />

bestand die Novembergruppe in ihren Anfängen<br />

fast ausschließlich aus bildenden<br />

Künstlern. In ihren Richtlinien vom Januar<br />

1919 heißt es entsprechend: »Die ›Novembergruppe‹<br />

ist die (deutsche) Vereinigung<br />

der radikalen bildenden Künstler.« 10 In ihren<br />

Akti vitäten und Verlautbarungen erwies<br />

sich die Novembergruppe aber als wenig<br />

poli tisch. Sie existierte bis zum Jahr 1933.<br />

1924 spalteten sich die kommunistischen<br />

Künstler (Dix, Grosz, Felixmüller, Davringhausen,<br />

Heartfield, Griebel und andere)<br />

als Rote Gruppe ab.<br />

Auch in anderen Städten und Zentren des<br />

<strong>Expressionismus</strong> entstanden neue Künstlerorganisationen.<br />

In Dresden spielte Conrad<br />

Felixmüller dabei eine zentrale Rolle. Er<br />

gehörte sowohl dem elfköpfigen leitenden<br />

Komi tee des dortigen Künstlerrats als auch<br />

der Sozialistischen Gruppe der Geistesarbeiter<br />

an. Außerdem gründete er Anfang<br />

1919 die Dresdner Sezession Gruppe 1919,<br />

zu der auch Otto Dix und der Architekt Hugo<br />

Zehder gehörten. Felixmüller ist in diesem<br />

Kontext von besonderem Interesse, da er<br />

einerseits als hervorragendes junges Talent<br />

galt, das sich in die Tradition der Brücke<br />

stellte, und andererseits schon im Jahr 1919<br />

der KPD beitrat und sich für weiterführende<br />

revolutionäre Aktivitäten einsetzte. Ihm gelang<br />

auf besondere Weise der Spagat zwischen<br />

Erfolg auf dem Kunstmarkt – er erhielt<br />

ein jährliches Gehalt von 1 200 Mark von der<br />

Galerie Emil Richter –, 11 und dem Eintreten<br />

für neue Aufgaben der Kunst in einem sozialistischen<br />

Staat. Für die Vorreiterrolle des<br />

<strong>Expressionismus</strong> war Dresden prädestiniert.<br />

Hier war diese Richtung anerkannter als in<br />

anderen Regionen Deutschlands. So wurde<br />

Max Pechstein am 26. März 1919 als erster<br />

expressionistischer Künstler zum Professor<br />

an eine Kunsthochschule, die Dresdner Akademie,<br />

berufen.<br />

Nach Kriegsende entwickelten sich die politischen<br />

Verhältnisse in München anders als in Berlin.<br />

An die Spitze der Räte gelangte ein USPD­<br />

Vertreter, der Journalist und Schriftsteller Kurt<br />

Eisner. Er wurde zum ersten Ministerpräsidenten<br />

des Freistaates Bayern ernannt. Als die Wahlen<br />

Anfang 1919 für die USPD zum Debakel wurden<br />

und eine Restauration alter politischer Strukturen<br />

drohte, ergriffen die Räte gegen das Parlament<br />

die Macht. Um einer neuerlichen Zusammenkunft<br />

der bayerischen Nationalversammlung zuvorzukommen<br />

und die Rätedemokratie zu bewahren,<br />

riefen verschiedene USPD­Politiker zusammen<br />

mit prominenten Intellektuellen und Anarchisten<br />

die Räterepublik in Bayern aus. Die parlamentarische<br />

Regierung unter Johannes Hoffmann (SPD)<br />

flüchtete nach Bamberg und forderte militärische<br />

Unterstützung durch das Reich an, mit dem Auftrag,<br />

München zurückzuerobern. Die Rolle des<br />

Kultusministers übertrug die Räteregierung dem<br />

Schriftsteller und Anarchisten Gustav Landauer.<br />

Der Aktionsausschuss revolutionärer Künstler<br />

mit den bildenden Künstlern Klee, Campendonk,<br />

Schaefler, Richter und Wach erhielt von ihm die<br />

Rolle eines exekutiven Organs. Obwohl Landauer<br />

der Avantgarde gegenüber nicht besonders aufgeschlossen<br />

war, erkannte er doch die positive<br />

Funktion des <strong>Expressionismus</strong>, insbesondere des<br />

expressionistischen Dramas. 12 Unter seiner Regie<br />

illustrierte der expressionistische Künstler Aloys<br />

Wach einige Ausgaben der auflagenstärksten<br />

Tages zeitung, der Münchner Neuesten Nachrichten<br />

(Vorläufer der Süddeutschen Zeitung), mit<br />

seinen Holzschnitten. Diese konnten der Leserschaft<br />

den <strong>Expressionismus</strong> aber nicht näherbringen.<br />

Dem Aktionsausschussmitglied Titus Tautz<br />

blieb in Erinnerung, dass sich Bürger massiv über<br />

diese Holzschnitte beschwerten. 13 Auch das Filmtheater<br />

sollte revolutioniert werden. Landauers<br />

Mitarbeiter Ret Marut, Herausgeber der antimilitaristischen<br />

Zeitschrift Der Ziegelbrenner, kündigte<br />

in der Münchner Tagespresse vom 10. April 1919<br />

die Sozialisierung des Kinos sowie des Theaters<br />

und der Presse an.<br />

Der Aktionsausschuss revolutionärer Künstler<br />

war in verschiedene Abteilungen (unter anderem<br />

Malerei, Bildhauerei, Architektur, Kunstgewerbe)<br />

unterteilt. Auch Schriftsteller wie<br />

Alfred Wolfenstein, Friedrich Burschell und<br />

Georg Kaiser sowie der Komponist Wilhelm<br />

Petersen waren Mitglieder dieser Organisation.<br />

Georg Kaiser sollte mit 74 Dramen und<br />

40 Uraufführungen zum meistgespielten Dramatiker<br />

der Weimarer Republik werden. Im<br />

Jahr 1919 vollendete er sein zweiteiliges Meisterwerk<br />

Gas. Wesentliche Züge dieses Stücks<br />

um ein Energieunternehmen sind in Fritz Langs<br />

Film Metropolis (1926) eingegangen, jedoch<br />

banalisiert und konservativ verändert. 14<br />

Publikation<br />

Als Folge der Revolution gründeten Expressionisten<br />

in zahlreichen deutschen Städten neue Zeitschriften.<br />

Im Unterschied zur Kriegszeit mussten<br />

diese nicht mehr mit Repressalien rechnen. Die<br />

wilhelminische Ächtung der modernen Kunst war<br />

vorbei. Viele Expressionisten sahen die Zeit gekommen,<br />

nun an die Öffentlichkeit zu treten. In<br />

Zeitschriften und Zeitungen zu publizieren war<br />

eine nahe liegende Möglichkeit, sich an ein größeres<br />

Publikum zu wenden.<br />

In Berlin konnten die renommierten Zeitschriften<br />

Der Sturm und Die Aktion nun<br />

ohne drohende Zensur erscheinen. Wie<br />

schon in den Jahren vor und während des<br />

Krieges spielten darin expressionistische<br />

Künstler und Literaten eine zen trale Rol­<br />

le. Während sich Herwarth Waldens Der<br />

Sturm als unpolitisch verstand, trat Franz<br />

Pfemfert in seiner Zeitschrift Die Aktion<br />

offen für die Revolution ein. Werke von<br />

Künstlern, die sich während des Weltkriegs<br />

als kriegsbegeistert gezeigt hatten,<br />

wurden in seiner Zeitschrift grundsätzlich<br />

nicht publiziert.<br />

Während in Berlin diese beiden Publikationen<br />

die expressionistische Zeitschriftenlandschaft<br />

dominierten, war die Kunstpresse in München<br />

vor allem durch Neugründungen gekennzeichnet,<br />

die jedoch bedingt durch Vertreibung und<br />

Verhaftung zahlreicher Künstler nach dem Einmarsch<br />

der »weißen« Truppen im Mai 1919 oft<br />

nicht lange existierten. Die Zeitschrift, die dem<br />

ARK am nächsten stand, war Der Weg. 15 Die<br />

maßgeblichen Redakteure waren der Dichter<br />

und Arzt Eduard Trautner und der Maler und<br />

Grafiker Fritz Schaefler. Die grafischen Beiträge,<br />

zumeist Holzschnitte, prägten den Gesamteindruck.<br />

Fast alle Spielarten des <strong>Expressionismus</strong><br />

wurden darin publiziert. Der agitative,<br />

dynamische Stil von Fritz Schaefler und Aloys<br />

Wach gehörten genauso dazu, wie der ornamentalere,<br />

ruhigere von Georg Schrimpf und<br />

Maria Uhden und der mystisch­expressive von<br />

Josef Eberz. Aber auch die schon etablierteren<br />

Künstler wie Heinrich Campendonk, Paul Klee<br />

und Edwin Scharff veröffentlichten im Weg.<br />

Abstrakte Arbeiten wurden von Kinzinger und<br />

Kubicki geliefert. Auch von Schmidt­Rottluff,<br />

einem Brücke­Künstler der ersten Stunde, ist<br />

eine Arbeit im Weg zu finden.<br />

In anderen Zeitschriften, die der Revolution<br />

nahe standen, dominierte der Text<br />

über die visuellen Beiträge. Die Neue<br />

Bücherschau wurde unter der Leitung<br />

von Hans Theodor Joel, dem Mitherausgeber<br />

des Wegs, publiziert. Diese Zeitschrift<br />

betonte in ihrer Unterstützung der<br />

Avantgarde die Kontinuität einer Kulturtradition,<br />

die sich auch auf die Gotik und<br />

Albrecht Dürer stützte. Den <strong>Expressionismus</strong><br />

bezeichnete Joel als Ausdrucksmittel<br />

der »kommenden Volkskunst«. 16 In<br />

der Neuen Bücherschau kann man Werke<br />

radikaler Künstler (Schaefler, Ruttmann,<br />

Walter Gramatté) ebenso finden wie von<br />

konservativeren wie Max Unold, Alfred<br />

Kubin oder Max Beckmann. 17 Das Bekenntnis<br />

zur Revolution wird in dieser<br />

Zeitschrift vor allem durch einen Nachruf<br />

auf den ermordeten Landauer deutlich.<br />

18 Die Bücherkiste hieß eine neue<br />

Zeitschrift von Heinrich F. S. Bachmair,<br />

der bereits vor dem Krieg die viel beachtete<br />

Zeitschrift Revolution vorgelegt<br />

hatte. 19 In ihr veröffentlichte unter anderen<br />

Fritz Schaefler. Andere Zeitschriften<br />

trugen Namen wie Neue Erde (Alfred<br />

Wolfenstein, Martin Buber, Alfred Kubin<br />

oder Max Unold), Münchner Blätter für<br />

Dichtung und Graphik (Georg Kaiser,<br />

Heinrich Mann, Kasimir Edschmid, Heinrich<br />

Campendonk oder Edwin Scharff)<br />

05_Hoffmann_V2.indd 147 08.10.2010 13:17:00 Uhr<br />

147


oder Der Ararat – die politische Publikation des<br />

erfolgreichen Münchner Galeristen Hans Goltz<br />

mit Illustrationen von Georg Schrimpf und des<br />

US­Amerikaners Albert Bloch, der zum Kreis<br />

des Blauen Reiters gehörte. Auch der populäre<br />

Anarchist Erich Mühsam gab nach Kriegsende<br />

eine eigene Zeitschrift, den Kain, heraus. Dessen<br />

Titel blätter zeigen im Unterschied zu Gustav<br />

Klingel höfers (USPD) Wochenzeitung Süddeutsche<br />

Freiheit aber keine Titelblätter im expressionistischen<br />

Stil. Charakteristisch für letztere<br />

waren die großformatigen, propagandistischen<br />

Arbeiten von Schaefler, Aloys Wach (Abb. 6)<br />

und Heinrich Mauermayer.<br />

148<br />

Agitation<br />

Zahlreiche Expressionisten beteiligten sich<br />

auch an revolutionären Aktivitäten, insbesondere<br />

an Demonstrationen und Kundgebungen.<br />

Conrad Felixmüller gehörte zum<br />

Beispiel zu jenen, die an der Demonstration<br />

am 10. Januar in Dresden teilnahmen. Der<br />

Zug hatte das Gebäude der Dresdner Volkszeitung,<br />

die der SPD nahe stand, zum Ziel.<br />

Sächsische Regierungstruppen eröffneten<br />

auf die unbewaffneten Demonstranten das<br />

Feuer. Vierzehn Personen starben. Felixmüller<br />

hielt das Ereignis elf Monate später<br />

in einem Holzschnitt, in einer Lithografie<br />

und einem Gemälde fest. 20<br />

Zur Jahreswende 1918 / 19 war aus<br />

dem Sparta kusbund die Kommunistische<br />

Partei Deutschlands entstanden.<br />

Eine ganze Reihe bedeutender Künstler<br />

wie George Grosz, John Heartfield<br />

und Wieland Herzfelde in Berlin<br />

und Georg Schrimpf, Lessie Sachs,<br />

Walter Wenz und Otto Urbas in München<br />

schlossen sich der neu gegründeten<br />

Partei an und engagierten sich<br />

auf verschiedenste Weise für die<br />

revolutionäre Sache. 21 Die Berliner<br />

Dadaisten hatten ihren Mitgliederausweis<br />

direkt aus der Hand von Rosa<br />

Luxemburg erhalten. Sie gründeten<br />

die kurz lebigen Magazine Jedermann<br />

sein eigner Fußball und Die Pleite,<br />

in denen sie gegen Friedrich Eberts<br />

Regierung agitierten, aber auch den<br />

<strong>Expressionismus</strong> für tot erklärten. 22<br />

Andere waren an militärischen Operationen<br />

beteiligt. So schlossen sich die<br />

Aktionsausschuss­Mitglieder Georg<br />

Schrimpf und Ado von Achenbach im<br />

April 1919 als Sanitäter der »roten«<br />

Armee an, als Wehrmachts­ und Freikorpstruppen<br />

München umlagerten.<br />

Schrimpf wurde gefangen genommen<br />

und kam für sechs Wochen in Haft.<br />

Die »rote« Armee Münchens wurde<br />

im Abschnitt Dachau von Ernst Toller<br />

an geführt. Gustav Klingel höfer, der<br />

Herausgeber der politischen Mon tagszeitung<br />

Süddeutsche Freiheit, hatte bei<br />

diesen Truppen den Rang des Stell ver ­<br />

tre tenden Oberkommandieren den. 23<br />

Heinrich F. S. Bachmair, der Heraus ­<br />

geber der Zeitschriften Revolution<br />

und Bücherkiste und Freund von<br />

Johan nes R. Becher, war Artillerie ­<br />

kom mandant.<br />

Die Kunsthistorikerin Joan Weinstein beschreibt<br />

die kulturelle Entwicklung 1918 / 19 als »the end<br />

of expressionism« – so auch der gleichnamige<br />

Titel ihres Buches. 24 Dem ist mit Einschränkungen<br />

zuzustimmen. Die Rücknahme revolutionärer<br />

Errungenschaften und das Wiedererstarken<br />

konservativer Kräfte führten in der Tat vielfach<br />

zu einem Umdenken in der Kultur. Der Traum<br />

vieler, der <strong>Expressionismus</strong> könnte sich als<br />

Leitkultur im neuen deutschen Staat etablieren,<br />

schien ausgeträumt zu sein. Die grundlegende<br />

Reflexion über das verbleibende kulturelle<br />

Poten zial führte in der bildenden Kunst zur Herausbildung<br />

neuer Tendenzen und Stärkung zuvor<br />

noch peripherer Richtungen der Avant garde:<br />

Dadaismus, Konstruk tivismus, Pittura metafisica<br />

und Neuer Sachlichkeit. Andererseits sind<br />

weiterhin expressionistische Ausdrucksformen<br />

in den 1920er­Jahren registrierbar. Bisweilen<br />

wechselten sie, wie am Beispiel des expressionistischen<br />

Films und der Architektur erkennbar,<br />

einfach das Medium.<br />

05_Hoffmann_V2.indd 148 08.10.2010 13:17:00 Uhr


6<br />

Max Pechstein, An die Laterne, 1919, Lithografie,<br />

Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

Aloys Wach, Wir fordern unsere Zeit – Freiheit?,<br />

Titelblatt, Süddeutsche Freiheit (Montagszeitung),<br />

7. April 1919, Bayerische Staatsbibliothek, München<br />

05_Hoffmann_V2.indd 149 08.10.2010 13:17:04 Uhr<br />

5<br />

149


1 Darin beschreibt Toller die Verwandlung vom<br />

Künstler zum Revolutionär; vgl. Jan Berg<br />

u. a., Sozialgeschichte der deutschen Literatur,<br />

Frankfurt a. M. 1981, S. 91.<br />

2 Allein 27 der in Kurt Pinthus’ Anthologie<br />

Menschheitsdämmerung (1920) kompilierten<br />

Autoren waren im Krieg getötet worden; vgl.<br />

Berg u. a. 1981 (wie Anm. 1), S. 88. Franz Marc<br />

und August Macke, Mitglieder des Blauen<br />

Reiters, sind die bekanntesten der gefallenen<br />

bildenden Künstler des Ersten Weltkriegs.<br />

3 Zum Beispiel Ludwig Coellen, »Die neue<br />

Kunst«, in: Münchner Neueste Nachrichten, 72,<br />

9. 4. 1919. – Der Artikel beginnt mit dem Satz:<br />

»Ehe die politische Revolution war, war die<br />

Revolution der Kunst.«<br />

4 Brief von Paul Klee an Fritz Schaefler, München,<br />

12. 4. 1919, abgedr. in: Justin Hoffmann, »Künstler<br />

und ihre Revolution«, in: Die Süddeutsche<br />

Freiheit. Kunst der Revolution in München, hrsg.<br />

von Helmut Friedel, bearb. von Justin Hoffmann,<br />

Ausst.­Kat. Städtische Galerie im Lenbachhaus,<br />

München 1993, S. 32.<br />

5 Joan Weinstein, »Die Neugestaltung des Kunstlebens<br />

in der Münchner Revolution«, in: ebd.,<br />

S. 17.<br />

6 Kandinsky entwarf das Programm für das 1920<br />

in Moskau gegründete Institut für künstlerische<br />

Kultur (INChUK); vgl. Tendenzen der Zwanziger<br />

Jahre. 15. Europäische Kunstausstellung, hrsg.<br />

von Stephan Waetzold, Verena Haas, Berlin<br />

1977, S. 1 und 80.<br />

7 Arbeitsrat für Kunst, O. T. (Flugblatt), Berlin,<br />

1919, abgedr. in: Uwe M. Schneede (Hrsg.),<br />

Künstlerschriften der 20er Jahre, Köln 1979,<br />

S. 72–75, hier S. 72.<br />

150<br />

8 Walter Gropius, »Rede vor dem Arbeitsrat für<br />

Kunst«, 1919, abgedr. in: ebd., S. 98.<br />

9 Vgl. Joan Weinstein, The End of Expressionism,<br />

Chicago 1990, S. 29.<br />

10 »Richtlinien der Novembergruppe, Berlin,<br />

Januar 1919«, abgedr. in: Schneede 1979 (wie<br />

Anm. 7), S. 101.<br />

11 Vgl. Weinstein 1990 (wie Anm. 9), S. 115.<br />

12 Joan Weinstein, »Die Neugestaltung des<br />

Kunstlebens in der Münchner Revolution«,<br />

in: München 1993 (wie Anm. 4), S. 21.<br />

13 Justin Hoffmann, »Der Aktionsausschuss revolutionärer<br />

Künstler«, in: Wolfgang Kehr und<br />

Dirk Halfbrodt (Hrsg.), München 1919. Bildende<br />

Kunst / Fotografie der Revolutions- und Rätezeit,<br />

München 1979, S. 47.<br />

14 Berg u. a. 1981 (wie Anm. 1), S. 93.<br />

15 Heft 1 erschien im Januar 1919.<br />

16 Hans Theodor Joel, »Zum Geleit«, in: Neue<br />

Bücherschau, 1919, S. 1.<br />

17 Vgl. Martin Lindner, »Illustrierte Zeitschriften<br />

der Revolution«, in: München 1993 (wie Anm. 4),<br />

S. 73–83, hier S. 79.<br />

18 Vgl. Wilhelm Michel, »Gustav Landauer.<br />

Ein Umriß«, in: Neue Bücherschau, 4, 1919,<br />

S. 4–6.<br />

19 In der von Hans Leybold herausgegebenen<br />

Zeitschrift veröffentlichen u. a. Richard<br />

Seewald, Johannes R. Becher, Erich Mühsam,<br />

Max Brod, Oskar Maria Graf, Aloys Wach,<br />

Georg Schrimpf und Leonhard Frank sowie<br />

die späteren Dadaisten Hugo Ball, Emmy<br />

Hennings, Richard Huelsenbeck und Franz<br />

Jung ihre Beiträge. Wegen Letzterem wird die<br />

expressionistische Zeitschrift immer wieder<br />

als prädadaistisch interpretiert.<br />

20 Vgl. Weinstein 1990 (wie Anm. 9), S. 112.<br />

21 Lessie Sachs war in der Propagandaabteilung<br />

der Münchner KPD tätig und für die Auf stellung<br />

geeigneter Referenten und Dis kussionsredner<br />

verantwortlich. Walter Wenz verfasste Flugblätter<br />

und arbeitete während der kommunistischen<br />

Phase der Räterepublik in der Stadtkommandantur.<br />

Otto Urbas, Mitarbeiter der Bücherkiste,<br />

gilt als Mitbegründer der Münchner KPD und<br />

war Delegierter der Münchner KPD bei den<br />

Begräbnissen von Rosa Luxemburg und Karl<br />

Liebknecht; vgl. Justin Hoffmann, »Künstler<br />

und ihre Revolution«, in: München 1993 (wie<br />

Anm. 4), S. 41 und S. 57–60.<br />

22 Vgl. Weinstein 1990 (wie Anm. 9), S. 233 f.<br />

23 Gustav Klingelhöfer wechselte später zur SPD<br />

und war nach dem Zweiten Weltkrieg Bun destagsabgeordneter.<br />

Willy Brandt hielt 1961 seine<br />

Grabrede.<br />

24 Weinstein 1990 (wie Anm. 9).<br />

05_Hoffmann_V2.indd 150 08.10.2010 13:17:04 Uhr


7<br />

Herbert Anger, Revolution, Titelblatt, Die Aktion,<br />

hrsg. von Franz Pfemfert, Jg. 9, Nr. 45 / 46, 1919,<br />

Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

05_Hoffmann_V2.indd 151 08.10.2010 13:17:04 Uhr<br />

151


Harry Graf Kessler, Krieg und Zusammenbruch. Aus Feldpostbriefen 1914 / 1918, Weimar 1921,<br />

Publikation, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt a. M.<br />

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05_Hoffmann_V2.indd 153 08.10.2010 13:17:05 Uhr


Carlo Mierendorff, »Die Zeit fordert heraus! …«, November 1918,<br />

Erstveröffentlichung: Die Dachstube. Flugblätter, Jg. 4, November 1918<br />

154<br />

Die Zeit fordert heraus! Wir stehn am Ende!<br />

Nun dürfen wir nicht mehr still sein und uns<br />

von den Ereignissen rädern lassen. Über vier<br />

Jahre flüchteten wir uns vor dem Ungeheuren<br />

in astrale Verse. Wir bogen aus und verleugneten,<br />

was Schicksalhaftes verhandelt wurde. Es<br />

war Lüge, daß wir es taten. Denn unsere Leiber<br />

und Seelen waren verfangen.<br />

Doch immerhin: Das Wort war uns schwer<br />

gemacht, wenn nicht versagt. Das Einzelleben<br />

war mechanisiert, das Denken war nur eine<br />

Funktion. Und wir meisten waren an der Front.<br />

Man konnte nicht gegen sein eignes Handeln<br />

denken, ohne zu zerbrechen.<br />

Doch nun sind wir frei: Und Ungeheu res<br />

geschieht: Jetzt lebendig einspringen in den<br />

Strom der Geschichte, aktiv sein aufs äußerste<br />

und nichts sich entreißen lassen. Wer wagt es<br />

noch sich von den Dingen treiben zu lassen?<br />

Freunde wir wollen, daß ein Teil unseres<br />

Raumes der Zeit gehört. Nicht, daß die Kunst<br />

aufhörte, unser letztes heißestes Ziel zu sein.<br />

Doch stehen wir an einem Punkte, wo Kunst<br />

nur an dem gemessen werden kann, was sie<br />

dem ringenden Leben bietet. Brücke zum Unendlichen,<br />

vom Zeitlichen ins Ewige, das ist die<br />

Kunst. Doch jetzt, wo die Zeit so rießengroß,<br />

so schaurig selber mit den letzten Dingen ringt,<br />

ist sie selbst das Maß aller Werte geworden und<br />

wehe der Kunst, die sie überspringt.<br />

Wir wollen und dürfen nicht mehr schweigen:<br />

Wir warten auf Euch, Freunde, auf Euer<br />

heißestes Herz, auf Euer reinste Gesinnung!<br />

Springt ein und formt euern Mut, sucht Richtung,<br />

Wege und Ziele: Unhemmbarer Wille zur<br />

Zukunft reiße uns hoch, sei unsere gläubigste<br />

Losung. Freunde, greift ein!<br />

»Die Zeit fordert<br />

heraus! ...«<br />

05_Hoffmann_V2.indd 154 08.10.2010 13:17:05 Uhr


Ernst Stern, aus dem Zyklus Revolution in Berlin, 1919, Lithografie, Kunstsammlung,<br />

Akademie der Künste, Berlin, links: Streik in Mariendorf, oben: Die Autos am 9. November,<br />

unten: Panik im Lustgarten<br />

05_Hoffmann_V2.indd 155 08.10.2010 13:17:06 Uhr<br />

155


Hans Slavos, Mensch gegen Mensch, um 1916, Demonstration, Blatt 5 von 12,<br />

unten: Revolution, Blatt 11 von 12, Holzschnitt, LETTER Stiftung, Köln<br />

156<br />

05_Hoffmann_V2.indd 156 08.10.2010 13:17:06 Uhr


Hans Slavos, Mensch gegen Mensch, um 1916, Propaganda, Blatt 4 von 12,<br />

Holzschnitt, LETTER Stiftung, Köln<br />

05_Hoffmann_V2.indd 157 08.10.2010 13:17:06 Uhr<br />

157


Hans Leip, Revolution, 1919, Holzschnitt,<br />

Museum für Hamburgische Geschichte<br />

158<br />

Hans Leip, Revolution, 1923, Holzschnitt,<br />

Museum für Hamburgische Geschichte<br />

05_Hoffmann_V2.indd 158 08.10.2010 13:17:07 Uhr


Otto Dix, Der Schrei, 1919,<br />

Holzschnitt, Kunstsammlung Gera<br />

05_Hoffmann_V2.indd 159 08.10.2010 13:17:08 Uhr<br />

159


Milly Steger, Auferstehender Jüngling, 1920,<br />

Holz, Städel Museum, Frankfurt a. M.<br />

160<br />

Rudolf Leonhard, Der tote Liebknecht, 1919, Erstveröffentlichung:<br />

Kurt Pinthus, Menschheitsdämmerung, Berlin 1920<br />

Seine Leiche liegt in der ganzen Stadt,<br />

in allen Höfen, in allen Straßen.<br />

Alle Zimmer<br />

sind vom Ausfließen seines Blutes matt.<br />

Da beginnen Fabriksirenen<br />

unendlich lange<br />

dröhnend aufzugähnen,<br />

hohl über die ganze Stadt zu gellen.<br />

Und mit einem Schimmer<br />

auf hellen<br />

starren Zähnen<br />

beginnt seine Leiche<br />

zu lächeln.<br />

Der tote Liebknecht<br />

05_Hoffmann_V2.indd 160 08.10.2010 13:17:08 Uhr


Käthe Kollwitz, Die Freiwilligen, 1922 / 23, unten: Gedenkblatt für Karl Liebknecht, 1920,<br />

Holzschnitt, Graphische Sammlung, Städel Museum, Frankfurt a. M.<br />

05_Hoffmann_V2.indd 161 08.10.2010 13:17:09 Uhr<br />

161


Otto Dix, Plakat zur Ausstellung des Sächsischen Kunstvereins, 1919,<br />

Lithografie, Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin<br />

162<br />

05_Hoffmann_V2.indd 162 08.10.2010 13:17:09 Uhr


Otto Dix, Plakat zur Kunstausstellung der Gruppe 1919 in der Galerie Emil Richter<br />

in Dresden, 1919, Lithografie, Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin<br />

05_Hoffmann_V2.indd 163 08.10.2010 13:17:10 Uhr<br />

163


Rudolf Belling, Dreiklang, 1919 (Entwurf), 1972 (Guss),<br />

Bronze, Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen / Berlin<br />

164<br />

05_Hoffmann_V2.indd 164 08.10.2010 13:17:10 Uhr


Moriz Melzer, Der Dreiklang, 1920, Aquarell und Bleistift, Berlinische Galerie,<br />

Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin<br />

05_Hoffmann_V2.indd 165 08.10.2010 13:17:11 Uhr<br />

165


166<br />

Flugblatt Arbeitsrat für Kunst, 1919, Erstveröffentlichung: als Flugblatt im April 1919<br />

In der Überzeugung, daß die politische Umwälzung<br />

benutzt werden muß zur Befreiung der<br />

Kunst von jahrzehntelanger Bevormundung,<br />

hat sich in Berlin ein Kreis einheitlich gesinnter<br />

Künstler und Kunstfreunde zusammengefunden.<br />

Er erstrebt die Sammlung aller verstreuten<br />

und sich zersplitternden Kräfte, die über die<br />

Wahrung einseitiger Berufsinteressen hinaus<br />

am Neuaufbau unseres gesamten Kunstlebens<br />

entschlossen mitwirken wollen. In enger Fühlung<br />

mit Vereinigungen ähnlicher Tendenz an<br />

andern Orten Deutschlands hofft der Arbeitsrat<br />

für Kunst seine nächsten Ziele, die in folgendem<br />

Programmauszug angedeutet sind, in nicht zu<br />

ferner Zeit durchsetzen zu können.<br />

An der Spitze steht der Leitsatz:<br />

Kunst und Volk müssen eine Einheit bilden.<br />

Die Kunst soll nicht mehr Genuß Weniger, sondern<br />

Glück und Leben der Masse sein. Zusammenschluß<br />

der Künste unter den Flügeln einer großen<br />

Baukunst ist das Ziel.<br />

Auf dieser Basis werden zunächst sechs<br />

Forderungen gestellt:<br />

1. Anerkennung des öffentlichen Charakters<br />

aller Bautätigkeit, der staatlichen und pri ­<br />

va ten. Aufhebung aller Beamtenprivilegien.<br />

Ein heitliche Leitung ganzer Stadtteile. Straßenzüge<br />

und Siedlungen, ohne daß die Freiheit<br />

im einzelnen beeinträchtigt wird. Neue Aufgaben:<br />

Volkshäuser als Vermittlungsstätten aller<br />

Künste an das Volk. Ständige Experimentiergelände<br />

zur Erprobung und Vervollkommnung<br />

neuer baulicher Wirkungen.<br />

2. Auflösung der Akademie der Künste,<br />

der Akademie für das Bauwesen und der Preußischen<br />

Landeskunstkommission in ihrer bisherigen<br />

Gestalt. Ersatz dieser Körperschaften<br />

bei neuer Abgrenzung ihres Arbeitsfeldes durch<br />

solche, die aus der produktiven Künstlerschaft<br />

selbst ohne staatliche Beeinflussung geschaffen<br />

werden. Umwandlung der privilegierten Kunstausstellungen<br />

in freie.<br />

3. Befreiung des gesamten Unterrichts für<br />

Architektur, Plastik, Malerei und Handwerk<br />

von staatlicher Bevormundung. Umwandlung<br />

des künstlerischen und handwerklichen Unterrichts<br />

von Grund auf. Bereitstellung staatlicher<br />

Mittel dafür und für Meistererziehung in Lehrwerkstätten.<br />

4. Belebung der Museen als Bildungsstätten<br />

für das Volk. Einrichtung ständig wechselnder,<br />

durch Vorträge und Führungen dem ganzen<br />

Volke dienstbar gemachter Ausstellungen.<br />

Ausscheidung des wissenschaftlichen Materials<br />

in Zweckbauten. Absonderung technisch geordneter<br />

Studiensammlungen für Kunsthandwerker.<br />

Gerechte Verteilung der staatlichen Mittel<br />

zum Erwerb alter und neuer Werke.<br />

5. Beseitigung der künstlerisch wertlosen<br />

Denkmäler sowie aller Bauten, deren Kunstwert<br />

im Mißverhältnis zu dem Wert ihres anders<br />

brauchbaren Materials steht. Verhinderung<br />

voreilig geplanter Kriegsdenkmale und unverzügliche<br />

Einstellung der Arbeiten für die in Berlin<br />

und im Reich vorgesehenen Kriegsmuseen.<br />

6. Bildung einer Reichstelle zur Sicherung<br />

der Kunstpflege im Rahmen der künftigen Gesetzgebung.<br />

Der Arbeitsrat für Kunst in Berlin hat<br />

sich nach sorgfältiger Vorbereitung in folgender<br />

Weise konstituiert:<br />

I. Geschäftsausschuß,<br />

gewählt von der Vollversammlung des Arbeitsrats<br />

für Kunst am 1. März. Ihm gehören an die<br />

Architekten, Maler, Bildhauer und Kunstschriftsteller:<br />

Walter Gropius<br />

César Klein (Leitung)<br />

Adolf Behne<br />

Otto Bartning<br />

Hermann Hasler<br />

Erich Heckel<br />

Georg Kolbe<br />

Gerhard Marcks<br />

Ludwig Meidner<br />

Max Pechstein<br />

Herrmann Richter­Berlin<br />

Karl Schmidt­Rottluff<br />

Bruno Taut<br />

Max Taut<br />

Wilhelm Valentiner<br />

II. Künstlerische Arbeitsgemeinschaft<br />

in Berlin ansässiger bildender Künstler und<br />

Kunstschriftsteller, gewählt vom Geschäftsausschuß<br />

am 22. März. Ihr gehören an:<br />

Der Geschäftsausschuß<br />

und<br />

Rudolf Belling<br />

Artur Degner<br />

Lyonel Feininger<br />

Otto Freundlich<br />

Jefim Golyscheff<br />

August Grisebach<br />

Erwin Hass<br />

P. R. Henning<br />

Jakob Hirsch<br />

Walter Kaesbach<br />

Moritz Melzer<br />

Otto Müller<br />

05_Hoffmann_V2.indd 166 08.10.2010 13:17:11 Uhr


Franz Mutzenbecher<br />

Emil Nolde<br />

Friedrich Perzynski<br />

Richard Scheibe<br />

Fritz Stuckenberg<br />

Georg Tappert<br />

Arnold Topp<br />

III. Einheimische und auswärtige<br />

Freunde des Arbeitsrats für Kunst,<br />

die seinen Zielen zuggestimmt haben.<br />

Paul Andrae, Dresden<br />

Gertrud Arper, Rijswijk­Den Haag<br />

Georg Biermann, Hannover<br />

Wilhelm Brückmann, Emden<br />

Heinrich Campendonk, Seeshaupt<br />

Paul Cassirer, Berlin<br />

Wilhelm von Debschitz, Hannover<br />

Hermann Finsterlin, Berchtesgaden<br />

Alfred Fischer, Essen<br />

Alfred Flechtheim, Düsseldorf<br />

Philipp Frank, Berlin­Wannsee<br />

Marie­Anne von Friedlaender­Fuld, Berlin<br />

Otto Gothe, Hannover<br />

Wenzel Hablik, Itzehoe<br />

G. F. Hartlaub, Mannheim<br />

Carl Georg Heise, Hamburg<br />

Oswald Herzog, Berlin­Steglitz<br />

Bernhard Hoetger, Ostendorf­Worpswede<br />

Heinrich Jost, München<br />

Hans Kaiser, Hannover<br />

Bernhard Klein, Berlin­Wilmersdorf<br />

Ernst Kneil, Berlin­Schöneberg<br />

Wera Koopmann, Berlin­Friedenau<br />

Carl Krayl, Nürnberg<br />

Eva Lau, Berlin<br />

Adolf Meyer, Berlin­Schöneberg<br />

Otto Müller, Breslau<br />

Alex. Müller­Lichtenberg, Lichtenberg<br />

Fürstin Mechtilde Lichnowsky, Berlin<br />

Gustav Lüdecke, Hellerau<br />

Dietrich Marcks, Berlin­Wilmersdorf<br />

Erich Mendelsohn, Charlottenburg<br />

Heinrich Nauen, Brüggen<br />

Paul Oppler, Charlottenburg<br />

Emil Orlik, Berlin<br />

Ernst Osthaus, Hagen i. W.<br />

Rudolf Prömmel, Berlin­Friedenau<br />

Fränze Eleonore Röcken, Berlin<br />

Chr. Rohlfs, Hagen i. W.<br />

Carl Reßscheid, Alfeld a. L.<br />

Margarete Scheel, Rostock i. M.<br />

Werner Scheibe, Hamburg<br />

John Schikowski, Charlottenburg<br />

Carl Schleusing, Friedenau<br />

Eduard Schlickau, Oberhausen, Rhld.<br />

Eugen Erich Schlieper, Schöneberg<br />

Hans Schmidt­Werden, Berlin­Wilmersdorf<br />

Margarete Schubert, Berlin<br />

Fritz Schultz­Heckendorff, Berlin­Steglitz<br />

Maz Schulze­Sölde, Hagen i. W.<br />

Hugo Simon, Berlin<br />

Otto Spotaczyk, Berlin­Friedenau<br />

Milly Steger, Charlottenburg<br />

W. F. Storck, Mannheim<br />

Günther Werckmeister, Charlottenburg<br />

Fritz Westendorf, Düsseldorf<br />

Otto Wiegmann, Berlin<br />

Gerhard Zeidler, Berlin<br />

Paul Zucker, Charlottenburg<br />

Künstler, die den Wunsch haben, in die künstlerische<br />

Arbeitsgemeinschaft des Arbeitsrats<br />

für Kunst aufgenommen zu werden, sollen zu<br />

den regelmäßigen Zusammenkünften dieser<br />

Arbeits gemeinschaft eingeladen und nach einiger<br />

Zeit im Ausschuß zur Wahl gestellt werden.<br />

Als wichtigste Aufgabe der nächsten<br />

Zukunft betrachtet der Arbeitsrat<br />

den Zusammen schluß der geschlossenen<br />

Arbeitsgemeinschaft angehörenden<br />

Künstler auf der Basis einer gemeinsamen<br />

Ausarbeitung eines umfassenden<br />

utopischen Bauprojektes, das<br />

in gleichem Maße architektonische wie<br />

plastische und malerische Entwürfe<br />

umfassen soll.<br />

Damit der Arbeitsrat für Kunst seine Ziele<br />

durchsetzen, die geplante Arbeit in Angriff<br />

neh men, Ausstellungen vorbereiten und Schriften<br />

herausgeben kann, ist er auf die Hilfe seiner<br />

Freunde angewiesen. Der Beitrag für die der Arbeitsgemeinschaft<br />

angehörenden Künstler und<br />

Kunstschriftsteller soll jährlich in einer Vollversammlung<br />

den Ausgaben entsprechend festgelegt<br />

werden. Der jährliche Mindestbeitrag<br />

für einheimische und auswärtige Freunde des<br />

Arbeitsrats für Kunst beträgt M. 50.­. Dafür<br />

verpflichtet sich der A. f. K., seine Freunde zu<br />

al1en öffentlichen Veranstaltungen einzuladen<br />

und ihnen sämtliche Veröffentlichungen unentgeltlich<br />

zu übersenden. Für unbemittelte<br />

Künstler kann der Beitrag auf Antrag herabgesetzt<br />

werden.<br />

Werbt Freunde !<br />

[Unterschrieben von Walter Gropius, César<br />

Klein, Adolf Behne und vielen anderen]<br />

Arbeitsrat für Kunst<br />

05_Hoffmann_V2.indd 167 08.10.2010 13:17:11 Uhr<br />

167


Ernst Moritz Engert, Ohne Titel, Titelblatt, Das Tribunal,<br />

hrsg. von Carlo Mierendorff, Jg. 1, H. 1, 1919, unten: Oskar<br />

Kokoschka, Max Reinhardt, Titelblatt, Das Tribunal,<br />

hrsg. von Carlo Mierendorff, Jg. 2, H. 2, 1920, Zeitschrift,<br />

Stadtarchiv Darmstadt<br />

168<br />

Max Beckmann, Bildnis Kasimir Edschmid, 1917, Radierung,<br />

Graphische Sammlung, Städel Museum, Frankfurt a. M.,<br />

unten: Das Tribunal, hrsg. von Carlo Mierendorff, Jg. 1, H. 6,<br />

1919, Zeitschrift, Stadtarchiv Darmstadt<br />

05_Hoffmann_V2.indd 168 08.10.2010 13:17:12 Uhr


Ludwig Meidner, Polemische Zeichnung, Titelblatt, Das Tribunal, hrsg. von<br />

Carlo Mierendorff, Jg. 1, H. 4, 1919, Zeitschrift, Stadtarchiv Darmstadt<br />

05_Hoffmann_V2.indd 169 08.10.2010 13:17:13 Uhr<br />

169


Conrad Felixmüller, Menschen über der Welt, 1919, Lithografie, Kolumba, Köln<br />

170<br />

05_Hoffmann_V2.indd 170 08.10.2010 13:17:13 Uhr


Otto Fischer­Trachau, Plakat zum Vortrag Die Gesellschaftskomödie und die soziale Revolution<br />

von Arthur Sakheim, 1921, Linoldruck, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

05_Hoffmann_V2.indd 171 08.10.2010 13:17:13 Uhr<br />

171


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Gerald Köhler<br />

06_Koehler_V2.indd 173 08.10.2010 20:11:42 Uhr


174<br />

Das expressionistische Theater war realisiertes<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> im szenischen<br />

Raum und blieb keine »U-topie« im Sinne<br />

des Wortes wie bei Richard Wagner,<br />

dessen bildliche Ausstattung in keiner<br />

Weise der Zukunftsmusik entsprach.<br />

Die expressionistische Szene war kein<br />

»Nichtort« mehr, denn zum ersten Male<br />

setzte sich im 20. Jahrhundert die Vereinigung<br />

der Einzelkünste in der Heterotopie<br />

des Theaters längerfristig um. Die<br />

bereits gedanklich entworfene Ideologie<br />

wurde auf dieser jungen Bühne, auf der<br />

sich die Addition der spezifischen Kunstmittel<br />

zur komplementären Synthese<br />

formte, zur Tat. Wie Wagner sahen auch<br />

die expressionistischen Dramatiker ihre<br />

Werke im Range geschichtlicher Notwendigkeit<br />

und setzten sie als heilige<br />

Artefakte ins Absolute. Sie misstrauten<br />

den perfektionierten technischen Mitteln<br />

der damaligen Bühne: Der Mensch, das<br />

Leben wurden nach gründlicher Konstatierung<br />

der entfremdeten, historischen<br />

Situation in den Kunstmittelpunkt gesetzt,<br />

auf der Suche nach der Restitutio<br />

Hominis. Sendungsbewusst formulierte<br />

der Dramatiker Georg Kaiser: »Das Gesetz<br />

der Kunst (<strong>Expressionismus</strong>) wurde<br />

in dieser Jetztzeit erstmalig stabilisiert.« 1<br />

<strong>Expressionismus</strong> und Kunst – das war<br />

eins. In dieser Unbedingtheit lag die<br />

Selbstverständlichkeit der neuen Enthierarchisierung<br />

und der einer Idee unterstellten<br />

Funktion sämtlicher Einzelkünste<br />

begründet. Defizite des Ideals vom wagnerschen<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> wurden eliminiert,<br />

etwa die Dominanz der Musik<br />

oder die Nichtachtung der tänzerischen<br />

Bewegung, denn der expressionistische<br />

Wort-Schauspieler verfügte über die<br />

tänzerische Gebärde, und seine Sprache<br />

war im Klanghaften musikalisiert.<br />

Die Ordnungsmacht blieb trotzdem auch<br />

im expressionistischen Theater eine<br />

Pri mär kunst: Bei Wagner war es die<br />

Musik, bei den Expressionisten das Wort.<br />

Diese vermochten es, die räumliche<br />

Qualität dem Rang des Ausgangskunstwerks<br />

– des Wortdramas – anzupassen.<br />

Die Künstler aus dem Sturm-Kreis,<br />

wie bei spielsweise Lothar Schreyer, der<br />

mensch liche Aussage zur Kunstaussage<br />

formte und damit die dramatische Dichtung<br />

zurückdrängte, gingen theoretisch<br />

wie werkkünstlerisch einen Sonderweg<br />

des theatralen <strong>Expressionismus</strong>: Der<br />

Schau spieler wurde so zum Erfüllungsgehilfen<br />

und Kunstmittel degradiert, und<br />

selbstreferenzielle Bühnensynthese war<br />

hier gewünscht. Eine solche Autonomie<br />

erreichte der Kunstraum des wortbasierten<br />

<strong>Expressionismus</strong> nicht, obwohl er<br />

von einer eigenen ästhetischen Gesetzlichkeit<br />

geprägt war. Ganz im Gegenteil:<br />

Kurt Pinthus stellte 1919 über die Kunst<br />

fest: »Es geht ihr nicht um Kunstfertigkeit<br />

– sondern um den Willen [...]. Diese<br />

Kunst wird also allenthalben das Ästhetische<br />

zersprengen.« 2 Der Wunsch nach<br />

Totalität, der jedem <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

zugrunde liegt, bekam jetzt eine totalitäre<br />

Färbung mit dekonstruktivistischer Verve:<br />

in der Simplifizierung der Zeichen,<br />

der Übersteigerung ins Groteske, der<br />

unschönen Bretterästhetik, der ortlosen<br />

Bühne, der direkten, antiillusionistischen<br />

Bühnenmittel. Das Axiom der Naturwahrheit<br />

sowie der Formschönheit wurde bewusst<br />

vernachlässigt. Erst spät – viele<br />

Dramen waren längst geschrieben – fand<br />

das expressionistische Drama auf die<br />

Bühne: Max Reinhardt inszenierte am<br />

23. Dezember 1917 Reinhard Johannes<br />

Sorges prototypisches Protagonistendrama<br />

Der Bettler mit Ernst Deutsch<br />

in der Hauptrolle als Uraufführung im<br />

Deutschen Theater in Berlin. In Frankfurt<br />

präsentierte wenig später ein junges<br />

Team um den Direktor Carl Zeiß, den<br />

Regisseur Richard Weichert und den<br />

Bühnenbildner Ludwig Sievert entsprechende<br />

Stücke im neuen Stil: Expressiv<br />

erscheint 1920 Sieverts Raumlösung für<br />

Kleists Penthesilea (Abb. S. 330), denn in<br />

diesen Einheitsschauplatz war förmlich<br />

der Blitz gefahren: ein plastischer Bühnenaufbau,<br />

der die Akteure durch die<br />

Schrä gen in ihrer Bewegung dynamisierte.<br />

Regis seure wie Weichert, der 1918<br />

künstlerischer Leiter des Schauspiels in<br />

Frankfurt wurde, sorgten dafür, dass der<br />

<strong>Expressionismus</strong> im Sinne eines <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s<br />

stilistisch gebunden blieb.<br />

Solche Qualitätssicherung führte auch<br />

dazu, dass man vom »Frankfurter« oder<br />

»Darmstädter <strong>Expressionismus</strong>« sprach;<br />

in Darmstadt setzte nämlich Gustav Hartung<br />

ab 1920 als Intendant expressionistische<br />

Glanzpunkte. Die Provinz war<br />

diesbezüglich meist weiter als die Metropole<br />

Berlin. Von August Strindberg, einem<br />

dem <strong>Expressionismus</strong> vorangegangenen<br />

Dramatiker eines Wandlungs- und<br />

Passionsdramas, wurde 1923 Die große<br />

Landstraße am Schauspiel Frankfurt gespielt,<br />

und Sievert erfand einen Raum mit<br />

einem un gewöhnlich hohen Fluchtpunkt<br />

und stürzenden Häusern in deutlicher<br />

Verzerrung (Abb. 1). Eine derartig steile<br />

Büh nenschräge entwickelte Sievert als<br />

Erster für die Theaterbühne.<br />

Mörder, Hoffnung der Kunst<br />

Der Maler Oskar Kokoschka bewies eine erstaunliche<br />

Doppelbegabung und schrieb bereits 1907<br />

einen explizit expressionistischen, chorisch-oratorischen<br />

Einakter, Mörder, Hoffnung der Frauen,<br />

in dem der Geschlechterkampf ekstatisch abgehandelt<br />

wird. Die Uraufführung fand 1909 in<br />

Wien statt und verursachte einen Skandal: Das<br />

Triebhafte und Exzessive verstörte. Die bildhafte<br />

Dichtung näherte sich den Wortkunstwerken eines<br />

August Stramm, und der Künstler Kokoschka<br />

selbst realisierte 1917 das Bühnenbild bei der Aufführung<br />

in Dresden, bei der er auch Regie führte.<br />

Der Dichter Walter Hasenclever hatte damals<br />

seinen Einfluss genutzt, um die Realisierung von<br />

drei Kokoschka-Stücken am Albert-Theater zu<br />

ermöglichen; auch aus diesem Grund verband<br />

beide eine tiefe Freundschaft. Zu dem Kreis der<br />

Dresdner Expressionisten gehörten unter anderen<br />

die Schauspieler Ernst Deutsch, Heinrich<br />

George, Paul Wegener sowie Käthe Richter.<br />

Kokoschka bildete 1917 Mitglieder dieses Verbundes<br />

von Seelenverwandten in seinem berühmten<br />

Gemälde Die Freunde ab. Der Szenenentwurf<br />

von Ludwig Sievert zu der Frankfurter Inszenierung<br />

aus dem Jahr 1922 – Paul Hindemith hatte<br />

1919 das auf eine Musikalisierung angelegte Werk<br />

Kokoschkas vertont – zeigt eine monumentale<br />

Turmarchitektur auf ansteigender Schräge, deren<br />

Verweis auf das weibliche Geschlechtsteil, aber<br />

auch die Wunde, die die Frau dem Mann in die<br />

Seite schlägt, unübersehbar ist (Abb. S. 273). Die<br />

von Kokoschka niedergeschriebene expressionistische<br />

Brutalisierung des Inspirationsdramas<br />

Penthesilea von Kleist wird im Raum greifbar:<br />

Die Atmosphäre der Erregung schlägt sich in der<br />

roten Farbe nieder, aber das Rot ist auch Zeichen<br />

des verletzenden Eisens. Antagonistisch<br />

sind Männer- und Frauenkollektiv blockhaft-choreografisch<br />

angeordnet. Das entsprach dem Text,<br />

der sich ohne Nuancen oder Valeurs ganz auf den<br />

Dualismus Mann–Frau verließ.<br />

Theaterfilm<br />

Von morgens bis mitternachts<br />

Wie Ernst Tollers Wandlung ist Georg Kaisers<br />

bereits 1912 geschriebenes Werk Von morgens<br />

bis mitternachts ein Stationendrama. Im Fokus<br />

des Stückes steht der Leidensweg eines<br />

Kassierers. Die revuehafte Abfolge der Bilder<br />

und die allseits bekannten Großstadtorte wie<br />

Sportpalast, Ballhaus oder Bank kamen einer<br />

filmischen Adaption sehr entgegen, und das<br />

Stakkato der Texthandlung entsprach dem<br />

inter ruptiven Montage-Denken. Der expressionistische<br />

Modus der partiellen Ausleuchtung<br />

der Bühne simulierte Kameraeinstellungen,<br />

die nur einen Teil des Spielraumes sichtbar<br />

machten. Der letzte Schauplatz im ersten Teil<br />

der Stückes war als Ort des großen Monologes<br />

besonders »expressionistisch, visionär,<br />

im Stil von Franz Marc, an dessen Bilder allein<br />

schon die ›blauschattene Sonne‹ erinnert«. 3<br />

Am Ende tötet sich der Kassierer im Lokal der<br />

Heilsarmee vor einem Vorhang, auf den ein<br />

Kreuz aufgenäht ist (Abb. 2). Dieses Drama<br />

– ein Beispiel für die Kinofizierung des Theaters<br />

– war in den 1920er-Jahren sehr häufig<br />

auf geführt worden und bot sich mit seinen<br />

Ort- und Handlungssensationen dem Film, in<br />

dem dann Ernst Deutsch, der stilbildende expressionistische<br />

Theaterdarsteller, die Hauptrolle<br />

spielte, als Stoff an. Der Regisseur des<br />

Films, Karlheinz Martin, war ebenso ein Theatermann<br />

wie der Ausstatter Robert Neppach.<br />

In dem 1914 herausgegebenen Kinobuch von<br />

Kurt Pinthus veröffentlichten expressionistische<br />

Auto ren wie Walter Hasenclever oder<br />

Else Lasker-Schüler wiederum Entwürfe für<br />

ein Drehbuch, und Hasenclever beschrieb 1913<br />

in seinem Essay Kintopp als Erzieher das neue<br />

Medium als Ort der Verheißung und Errettung,<br />

kongruent zu einer expressionistischen<br />

Ver kündigung im Drama – im gleichen Jahr<br />

begann er mit der Niederschrift seiner Bühnendichtung<br />

Der Sohn. Der zeitgenössische<br />

Stummfilm scheint auch in der Rückwirkung<br />

Inspiration für Bühnenschauplätze gewesen<br />

zu sein, etwa Robert Wienes Das Cabinet des<br />

Dr. Caligari für die Budenplätze im Entwurf von<br />

Johannes Schröder in Die echten Sedemunds<br />

06_Koehler_V2.indd 174 08.10.2010 20:11:42 Uhr


1<br />

Ludwig Sievert, Die große Landstraße. Eine Passage in<br />

der Stadt, Bühnenbildentwurf, 1923, Schauspiel Frankfurt,<br />

Regie: Fritz Peter Buch, Farbkreide, Theaterwissenschaftliche<br />

Sammlung der Universität zu Köln<br />

Adolph Mahnke, Von morgens bis mitternachts. Saal der Heilsarmee,<br />

Bühnenbildentwurf, 1922, Staatstheater Dresden, Regie: Berthold<br />

Viertel, Pastell auf Karton, Theaterwissenschaftliche Sammlung<br />

der Universität zu Köln<br />

06_Koehler_V2.indd 175 08.10.2010 20:11:42 Uhr<br />

2<br />

175


3<br />

Ernst Stern, Die Wupper. Jahrmarkt, Bühnenbildentwurf, 1919,<br />

Deutsches Theater, Berlin, Regie: Heinz Herald, Aquarell und Kohle,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln<br />

176<br />

06_Koehler_V2.indd 176 08.10.2010 20:11:43 Uhr


oder für die malereibasierten Dekorationen<br />

von Ernst Stern – der übrigens 1921 Ausstattungsleiter<br />

bei Ernst Lubitsch wurde – in der<br />

Szene zu Else Lasker-Schülers Die Wupper<br />

(Abb. 3).<br />

Der expressionistische Raum<br />

Der Guckkasten blieb die Behausung des expressionistischen<br />

Dramas. Damit hielt sich dieser<br />

An deutungsraum als ein abgeschlossener Kunstbereich,<br />

der durch die visuell-akustischen Eruptionen<br />

jedoch äußerst suggestiv und appellativ<br />

wirkte: ein Kunstraum, in dem Leben Platz hatte,<br />

trotz Reduktion und Wirklichkeitsferne. Eine Simplifizierung<br />

der Zeichen bestimmte diese Bühnenwelt.<br />

Versatzstücke und semiotisierte Gegenstände<br />

legten Ort und Zeit fest und zeigten sich<br />

als selbstständige Entitäten emanzipiert gegenüber<br />

der illusionistisch dienenden Funktion. Und<br />

das Publikum wurde durch die Reize und visuellen<br />

Provokationen aktiviert und zur Gemeinde<br />

geformt. Wurde exaltiert oder gedämpft gesprochen,<br />

so schlug sich das in der entsprechend<br />

modulierten Beleuchtung nieder. »Die Entlastung<br />

des Wortbegriffs durch das erklärende Bühnenbild<br />

ermöglicht die Dichtung des Schreis«,<br />

schrieb Bernhard Diebold. 4 Der Mensch agierte<br />

nicht im luftleeren Kunstraum, sondern in einer<br />

Heterotopie als Pathosformel: »Hier explodiert<br />

der Mensch vor dem Menschen.« 5 Diebold wies<br />

in seinem programmatischen Text Anarchie im<br />

Drama 1921 zu Recht darauf hin, dass die sehr<br />

unterschiedlichen Texte der expressionistischen<br />

Dramatiker erst in der szenischen Umsetzung<br />

an einheitlicher Erscheinungsform und damit an<br />

Kraft gewannen. Er polemisierte damit gegen die<br />

literarische Schwäche der Werke, die ohne die<br />

visuell-akustische Umsetzung unter dem Einfluss<br />

der expressionistischen Malerei blass geblieben<br />

wären. 1916 formulierte Walter Hasenclever in<br />

seinem Manifest Das Theater von morgen die Forderung<br />

nach einer multilateralen Bühne, die auf<br />

der obligaten Verneinungsästhetik beruhte, die<br />

den Theaterreformern nach 1900 eigen waren:<br />

»Stellt keine Bäume mehr auf: schafft Licht und<br />

Schatten; staffiert kein Gespenst mehr: ergreifet<br />

Musik! [...] erlernet den Tanz!« 6 Ein Beispiel für<br />

einen zentrifugalen Raum, der halt- und endlos<br />

ist, war der Raum von Ernst Stern zu Reinhard<br />

Johan nes Sorges Der Bettler (1917) – eine zunächst<br />

leere Bühne, zu der Heinz Herald schrieb:<br />

»Nichts ist verstellt, kein Aufbau engt ein und verkleinert.<br />

Aus dem großen, schwarzen Raum, der<br />

etwas Unberührtes, Nochnichtgefülltes, Grenzenloses<br />

hat, reißt das Licht einen Teil: hier wird gespielt.<br />

Oder ein Mensch steht allein, als Lichtfleck<br />

vor einer schwarzen Fläche.« 7 Der Dichter Sorge<br />

sah vor, dass gleich vier Akte seiner »dramatischen<br />

Sendung« Der Bettler vor einem schwarzen<br />

Vorhang spielen sollten. »Immer wiederkehrende<br />

Raumtypen können aus den sze nischen Anmerkungen<br />

entnommen werden: der geschlossene<br />

Raum als Symbol des isolierten Menschen, der<br />

horizontal entgrenzte als Kennzeichen des Ausgeliefertseins,<br />

der vertikal entgrenzte als Zeichen<br />

expressionistischer Sehnsucht nach Erlösung<br />

des Geistes [...].« 8 Der zentripe tale Ort als geschlossener<br />

Raum, der den isolierten Menschen<br />

als Kerker beherbergte, konnte auch in den zentrifugalen<br />

Raum diffundieren, wie der Entwurf von<br />

Sievert zu einer ersten öffentlichen Inszenierung<br />

von Hasenclevers Sohn 1918 in Mannheim zeigt:<br />

ein trotz der Offenheit klaustro phobes Zimmer<br />

(Abb. 4). »Auf beiden Seiten eine Tür, lediglich<br />

durch weiße Umriss linien an gedeutet, und in der<br />

Mitte des Hintergrunds in den Anfangsszenen<br />

ein Fenster mit kleinen Schei ben, die es in ein<br />

Kerkergitter verwandeln.« Durch das Fehlen eines<br />

Deckenplafonds, »durch den Aufstieg zur lotrechten<br />

Leere«, wurde das »Angstgefühl der Unsicherheit<br />

noch verstärkt [...]«. 9 Dynamik – etwa<br />

in den Schrägen oder der gestuften Bodengliederung<br />

– blieb aber ebenso we sentliches Raumkennzeichen<br />

»im Gegensatz zum fixen, statischen<br />

Raum des empirischen Men schen«. 10 Das bezog<br />

auch die Ästhetik des Häss lichen ein, der Verbiegung,<br />

Verdrehung und Ver fremdung im Fragmentarischen.<br />

Das Theater des <strong>Expressionismus</strong> war<br />

nicht mehr Spiegel einer äußeren Realität, sondern<br />

ein intermedialer Kunstraum, der aber nicht<br />

autonom existierte, sondern in Interaktion mit dem<br />

Wort und der vorgegebenen Handlungssituation.<br />

Historische Sachverhalte konnten zunächst nur in<br />

der Vision geschaut werden, deren Wirklichkeitsgehalt<br />

den der Außenwelt überstieg. Plastischarchitektonische<br />

Bauteile, Schrägen und schiefe<br />

Ebenen waren ebenso vorhanden wie von Versatzstücken<br />

und be malten Wandsegmenten do minierte<br />

Flächenbühnen, die eine stereometrische<br />

Raumerfahrung des Akteurs weniger möglich<br />

machten, aber ihren Reduktionismus auch deutlich<br />

ausstellten. Die Dinge verloren ihren Nutzwert<br />

und gewannen an Zeichenkraft, wenn der<br />

Ort lediglich durch »bildliche Abbreviaturen des<br />

jeweiligen Schauplatzes gegeben« wurde. 11 Damit<br />

ging häufig eine Optik der Verzerrung oder<br />

des unnatürlichen Maßstabes, etwa bei Fenstern,<br />

Türen und Möbeln, einher. Die Dramatiker selbst<br />

gaben in den Szenenanweisungen – oftmals eine<br />

Raumdichtung – meist detaillierte Vorgaben für<br />

die Bühnengestaltung. Gerade hier wurde der<br />

expressionistische Raum als Licht- und Farbsektor<br />

eingefordert. Zur Raumberuhigung dienten<br />

Reduktionen auf Grund formen wie Kreis, Rundsäule,<br />

Kreuz oder Quadrat, und was die Lineaturen<br />

betraf, domi nierten die Horizontale, die<br />

Vertikale sowie die Diagonale. Der expressionistische<br />

Bühnenraum lavierte zwischen Formen der<br />

Entfesselung und deren Stilllegung in der geometrisierten,<br />

blockhaften Anordnung.<br />

Auch Theaterlicht diente nicht länger primär<br />

der Sichtbarmachung von Anderem,<br />

sondern bekam im Zusammenspiel mit<br />

Formen einen Eigenwert, wurde »ausdrucksgeladen«.<br />

Die Immaterialität des<br />

Lichtes erinnert an die Leitmotivtechnik<br />

Wagners, wenn das Licht dramaturgische<br />

Beziehungen zwischen Figuren oder die<br />

Protagonisten selbst sichtbar machte.<br />

»Das bewegliche Licht gliedert die Aufführung<br />

rhythmisch-zeitlich und räumlich.<br />

Schnelles Tempo und die Zerlegung der<br />

Bühne in Zonen durch Spotlight, Strahler<br />

und Projektionen ermöglichen die Simultandarstellung<br />

nur scheinbar voneinander<br />

unabhängiger Ereignisse und erfüllen damit<br />

wichtige dramaturgische Funktionen<br />

[...].« 12 Bereits Diebold verwies darauf,<br />

dass die »Lichtmarkierungen« Hasenclevers<br />

den »Weg zum Kino« bestimmt hätten.<br />

13 Der Scheinwerfer übernahm Funktionen,<br />

die der Film durch den Bildausschnitt<br />

leichter bewerkstelligen konnte: Der Blick<br />

Der Solitär<br />

wurde brachial gelenkt, wenn der Sohn<br />

»als Träger der Idee im wahrsten Sinne<br />

das Wortes ins helle Licht (der Scheinwerfer)<br />

gerückt« wurde. 14 Die Mann heimer<br />

Inszenierung des Dramas von Hasen clever<br />

gilt als eine der ersten bahnbrechenden<br />

expressionistischen Aufführungen, vielleicht<br />

weil der Verfolgungsscheinwerfer –<br />

»der weiße Finger eines Lichtstrahles« 15 –,<br />

der noch nicht lange technisch möglich<br />

war und zum ersten Mal 1917 in der<br />

Bettler-Inszenierung auf der Bühne Verwendung<br />

fand, hier zwingend eingesetzt<br />

wurde: Er hob Antlitze – in Analogie zur<br />

Großaufnahme im Kino – heraus, markierte<br />

Orte oder trieb die Protagonisten durch<br />

die Handlung. Die Scheinwerfer bildeten<br />

einen starken Schlagschatten, der mit seiner<br />

huschenden Beweglichkeit, seinem<br />

Vergrößerungseffekt, seinen Verzerrungen<br />

und seiner Körperlosigkeit zum Repertoire<br />

expressionistischer Mittel gehörte. Licht<br />

wurde also sowohl textexegetisch wie<br />

raumschaffend eingesetzt. Das expressionistische<br />

Bühnenlicht war nicht ohne die<br />

suggestive Wirkung der symbolisch aufgeladenen<br />

Farbe in kräftigen Tönen denkbar:<br />

Jeder auftretenden Person war – variierend<br />

je nach Situation – meist ein Licht,<br />

eine Farbe zugewiesen. Das Licht wurde<br />

so zum Mitakteur des Schauspielers und<br />

interagierte mit dessen Bewegungen oder<br />

rhythmisierte die Szene. Dabei erschien<br />

es bewusst künstlich und unwirklich, ohne<br />

natürliche Lichtquellen zu imitieren, was<br />

den Eindruck eines Kunstraumes noch<br />

verstärkte. Malerisch gehaltene Farbe<br />

wurde in monochromer starker Tonigkeit<br />

verwendet. Die Farbe als Gestaltungsmittel<br />

war nicht mehr Gegenstands farbe, son-<br />

dern Bedeutungsfarbe mit einer visu ellen<br />

Eigendynamik. Farben wie Rot, Gelb,<br />

Grün oder Blau herrschten vor, und das<br />

in farbsymbolischer Anwendung, die auf<br />

tradierten Assoziationsmustern beruhte.<br />

In einer vegetabilisch-wuchernden oder<br />

ex plosionsartigen Optik konnte die Farbform<br />

außerdem noch extrem dynamisiert<br />

werden. Das Strahlenbündel findet sich<br />

häu fig in den Entwürfen der expressionistischen<br />

Bühnenbildner ebenso wie die<br />

Licht aureole bei Schlussszenen eines symbolischen<br />

Tagesanbruchs, der das Ende<br />

einiger expressionistischer Dramen kennzeichnet:<br />

der neue Tag der Menschheitsgeschichte,<br />

verkündet vom expressionistischen<br />

Helden.<br />

Der expressionistische Held schritt in<br />

den Stationendramen wie ein Leidender<br />

auf dem Kreuzweg der Zeit. Wagners<br />

Parsifal mutierte im <strong>Expressionismus</strong> zu<br />

Hasenclevers Sohn. Grundlegend wurden<br />

nun dessen Konflikte mit dem Vater.<br />

Dadurch musste infolge des Vatermordes<br />

auch der Theater-Raum des Vaters,<br />

die illusionistische Bühnenszenerie der<br />

Kaiserzeit, fallen (Abb. 5). Das expressionistische<br />

Drama hatte die Dissoziation<br />

von Ich und Welt zum Thema, und dieses<br />

06_Koehler_V2.indd 177 08.10.2010 20:11:43 Uhr<br />

177


ortlose Ich-Bewusstsein machte den Protagonisten<br />

zum Träger von Ideen, selten zum Menschen<br />

aus Fleisch und Blut. Sorges entindividualisierter<br />

Bettler ist abwechselnd der »Sohn«, der »Dichter«,<br />

der »Bruder« oder der »Jüngling« – je nachdem,<br />

wer ihm gegenübertritt. Die Kunst und das<br />

expressionistische Subjekt waren aber gerade<br />

nicht dissoziiert: »Das expressionistische Kunstwerk<br />

ist nicht nur verbunden, sondern auch identisch<br />

mit dem Bewusstsein der Künstler.« 16 Der<br />

expressionistische Heiland konnte nur über den<br />

Weg der Kunst das Kollektiv erwecken. Er befand<br />

sich im Sinne der Existenz-Stadien, die Sören<br />

Kierkegaard in seinem Text Entweder – Oder entwickelt,<br />

im »Ethischen Stadium«, wenn der Einzelne<br />

sich in seinem Schmerz zunächst selbst in<br />

absoluter Wahl wählte. 17 Über den Singular strebte<br />

man zum Pluralen: dem Neuen Menschen.<br />

Physisch erfahrbar wurde der integrale Raum<br />

durch den Schauspieler als Verkörperung des<br />

Einzelnen, der sich zum Raum verhielt, wenn er<br />

dessen Verzerrungen oder Anordnungen in sein<br />

gestisches oder proxemisches Vokabular übernahm.<br />

Paradigmatisch steht hier der Entwurf von<br />

César Klein zu Georg Kaisers Von morgens bis<br />

mitternachts für das Lessingtheater in Berlin 1921<br />

(Abb. 7). Das Totengespenst im Baum als Objekt<br />

der Ausstattung zeigt denselben Gestus wie der<br />

Protagonist: die Ambivalenz von Fixie rung und<br />

Umarmung in der Kreuzgeste. Diese findet sich<br />

in den Entwürfen zur Schluss szene von Adolph<br />

Mahnke für die Dresdner Inszenierung wieder<br />

(Abb. 2). Die rhythmische und stilisierte Wortekstase<br />

und die Gebärde standen nicht im Widerspruch<br />

zum Raum, und Kostüm oder starke<br />

Schminkmaske führte die piktorialen Exaltationen<br />

des Raumes auf dem Schauspieler weiter. Der<br />

Darsteller wurde so zum Bestandteil der Raumaussage,<br />

gerade weil er bereits entindividualisiert<br />

und typisiert auftrat. Sehr oft gefror er in<br />

einer Hohlform des Raumes zur tektonisierten<br />

Gestalt. Umgekehrt erschienen die Dinge oft wie<br />

Lebewesen, etwa der Baum in Sieverts Entwurf<br />

von 1921 zu Erich W. Korngolds Oper Die tote<br />

Stadt (Abb. 6). Der Protagonist war häufig – in<br />

seiner Subjektivität bedroht – in Dunkelheit gesetzt,<br />

und wie der Film schrieb das expressionistische<br />

Thea ter mit Licht sowie mit dessen Nebenprodukt,<br />

dem Schlagschatten, der den Körper<br />

verzerrend vergrößerte und somit in den Raum<br />

entmaterialisiert entließ. Ludwig Marcuse umriss<br />

1924 das Kausalgeflecht: »Es steht nicht eine empirische<br />

Person in einem empirischen individuell<br />

charakterisierten Raum; sondern der Wesenskern<br />

eines jeden Individuums schafft sich durch Ausstrahlung<br />

seinen eigenen Raum [...]. Der Raum<br />

ist die Materialisierung der Wesenheit.« 18<br />

178<br />

Die Wandlung<br />

Ernst Toller lieferte mit seinem Schlüsselwerk<br />

Die Wandlung ein politisches<br />

wie kunstvolles Bekenntnis ab: Das<br />

Ringen eines Menschen in einem Vorspiel<br />

und sechs Stationen entstand in<br />

erster Niederschrift 1917. Vorbild war<br />

August Strindbergs Trilogie Nach Damaskus.<br />

Toller war selbst ein Verfolgter<br />

der Väter und vollendete Die Wandlung<br />

1919 im Gefängnis. Friedrich, der Protagonist<br />

und Stellvertreter, wandelt sich<br />

vom kriegsbegeisterten Ich, das vom<br />

patriarchalischem Wir verraten wurde,<br />

in den Pazifisten, der zur Revolution<br />

aufruft. Unter der Regie von Karlheinz<br />

Martin wurde das Werk 1919 in der Tribüne<br />

Berlin im Objektraum von Robert<br />

Neppach – der des Öfteren auch für<br />

den Film arbeitete – uraufgeführt. Die<br />

kleine relief artige Bühne zwang zu vereinfachter<br />

Pars-pro-toto-Dekoration von<br />

13 Bildern mit bildlichen Bruchstücken<br />

unter Verzicht auf perspektivische oder<br />

räumliche Wirkungen, während der Hintergrund<br />

gleichbleibend schwarz gehalten<br />

war. Die farbigen Versatzstücke<br />

wech selten mit jedem Bild, oder der<br />

Scheinwerfer verwies auf den gerade relevanten<br />

Spielort, während die anderen<br />

im Dunkel verblieben (Abb. S. 194 / 195).<br />

Dieses Sta tio nendrama nimmt bereits<br />

die Möglichkeiten des Films vorweg,<br />

den Handlungs verlauf diskontinuierlich<br />

zu füh ren oder räumliche und zeitliche<br />

Engen zu brechen, indem irreale mit bekann<br />

ten Orten oder Vergangenes mit Gegenwärtigem<br />

abwechselt: Der Schnitt-<br />

modus ist strukturbestimmend. Der Kritiker<br />

Alfred Kerr meinte 1919: »Andeutungsbühne?<br />

Mit wenig Winken, durch<br />

Herrn Neppachs Kunst auf wenig Leinwand<br />

gemalt, war sie, wo es drauf an kam,<br />

so stark wie eine ganz phantas tische<br />

Augenbühne.« 19 Der expressionistische<br />

Paradeschauspieler Fritz Kortner agierte<br />

den Bildern entsprechend, die sich in<br />

harter Schnittfolge aneinander reihten<br />

und die das buden artige Bauen nicht<br />

ver bargen: »eckig, abgehackt, extrem<br />

rhythmisiert, psychologisch und zeichenhaft<br />

überhöht«. 20<br />

Die ihm von der Geschichte aufgezwungenen<br />

Wandlungen hielt der Dichter Toller<br />

nicht mehr aus: 1939 brachte er sich in einem<br />

New Yorker Hotel um. Ein Jahr später<br />

löschte sich Walter Hasenclever aus. 1964<br />

bedauerte Ludwig Marcuse: »Wo gibt es<br />

heute das Tollersche ›Auf‹: ›Aufrüttelung‹,<br />

›Auferstehung‹, ›hinaufführen‹, sich ›emporrichten‹?<br />

[...] Und das ›hochgewölbte<br />

Tor der Menschheitskathedrale‹?« 21<br />

06_Koehler_V2.indd 178 08.10.2010 20:11:43 Uhr


4<br />

Ludwig Sievert, Der Sohn. Zimmer des Sohnes,<br />

Bühnenbildentwurf, 1918, Nationaltheater Mannheim,<br />

Regie: Richard Weichert, Kohle, Theaterwissenschaftliche<br />

Sammlung der Universität zu Köln<br />

Otto Reigbert, Der Sohn. Zimmer des Vaters,<br />

Bühnenbildentwurf, 1919, Stadttheater Kiel,<br />

Regie: Gerhard Ausleger, Deckfarbe auf Karton,<br />

Deutsches Theatermuseum, München<br />

06_Koehler_V2.indd 179 08.10.2010 20:11:44 Uhr<br />

5<br />

179


1 Georg Kaiser, »Ein neuer Natu ra lis mus??«, in:<br />

Georg Kaiser, Werke, hrsg. von Walther Huder,<br />

Bd. 4, Frankfurt a. M. / Berlin / Wien 1971, S. 572.<br />

2 Kurt Pinthus, »Rede für die Zukunft«, in:<br />

Die Erhebung. Jahrbuch für neue Dichtung und<br />

Wertung, hrsg. von Alfred Wolkenstein, Berlin<br />

1919, S. 420.<br />

3 Walther Huder, »Nachwort«, in: Georg Kaiser,<br />

Von morgens bis mitternachts. Stück in zwei<br />

Teilen, Stuttgart 1975, S. 73.<br />

4 Bernhard Diebold, Anarchie im Drama. Kritik<br />

und Darstellung der modernen Dramatik, 4. Aufl.,<br />

Berlin 1928, S. 293.<br />

5 Kurt Pinthus, »Rede an junge Dichter«, in:<br />

Karl Otten (Hrsg.), Ahnung und Aufbruch.<br />

Expressionistische Prosa, Darmstadt / Neuwied<br />

1977, S. 49.<br />

6 Walter Hasenclever, »Das Theater von morgen«,<br />

in: Christopher Balme (Hrsg.), Das The ater<br />

von morgen. Texte zur deutschen The aterreform<br />

(1870–1920), Würzburg 1988, S. 268.<br />

7 Heinz Herald, »Notiz zur ›Bettler‹-Aufführung,<br />

in: Das junge Deutschland. Monatsschrift für<br />

Literatur und Theater, 1, 1, 1918, S. 30.<br />

8 Annalisa Viviani, Das Drama des Expres sionismus.<br />

Kommentar zu einer Epoche, München<br />

1970, S. 61.<br />

9 Jeanne Lorang, »Tendenzen des Bühnenbilds<br />

und der Inszenierung in Deutschland der<br />

zwanziger Jahre«, in: Paris – Berlin 1900–1933,<br />

Ausst.-Kat. Centre national d’art et de culture<br />

Georges Pompidou, Paris, München 1979,<br />

S. 274.<br />

10 Ludwig Marcuse, »Das expressionistische<br />

Drama«, in: Der neue Merkur. Monatshefte,<br />

hrsg. von Efraim Frisch, 8, 1, 1924 / 25, S. 128.<br />

11 Erika Fischer Lichte, Kurze Geschichte des<br />

deutschen Theaters, Tübingen / Basel 1993,<br />

S. 313.<br />

12 Verena Zimmermann, Das gemalte Drama.<br />

Die Vereinigung der Künste im Bühnenbild des<br />

deutschen <strong>Expressionismus</strong>, Diss. Aachen<br />

1997, S. 60.<br />

13 Diebold 1928 (wie Anm. 4), S. 449.<br />

14 Ernst Leopold Stahl, Ludwig Sievert. Lebendiges<br />

Theater, München 1944, S. 32.<br />

15 Diebold 1928 (wie Anm. 4), S. 242.<br />

16 Paul Hatavi, »Versuch über den <strong>Expressionismus</strong>«,<br />

in: Otto Best (Hrsg.), Theorie über den<br />

<strong>Expressionismus</strong>, Stuttgart 1976, S. 73.<br />

17 Vgl. Sören Kierkegaard, »Entweder – Oder.<br />

Ein Lebensfragment«, in: Kierkegaard, ausgew.<br />

u. eingel. von Hermann Diem, Frankfurt<br />

a. M. / Hamburg 1956, S. 25–63.<br />

18 Marcuse 1924 / 25 (wie Anm. 10), S. 128.<br />

19 Alfred Kerr, »Ernst Toller. Die Wandlung«,<br />

in: Gerhard F. Hering (Hrsg.), Die Welt im<br />

Drama, Köln / Berlin 1954, S. 158.<br />

20 Manfred Brauneck, »<strong>Expressionismus</strong>. Neue<br />

Themen und neue Dramaturgie«, in: Die Welt als<br />

Bühne. Geschichte des europäischen Theaters,<br />

Bd. 4, Stuttgart / Weimar 2003, S. 320.<br />

21 Ludwig Marcuse, »Das Datum: 20. Oktober<br />

1919. Die Uraufführung von Ernst Tollers ›Die<br />

Wandlung‹«, in: Theater heute, hrsg. von Erhard<br />

Friedrich, Siegfried Melchinger und Henning<br />

Rischbieter, 9, 1964, S. 33.<br />

180<br />

06_Koehler_V2.indd 180 08.10.2010 20:11:44 Uhr


6<br />

Ludwig Sievert, Die tote Stadt, Bühnenbildentwurf, 1921,<br />

Oper Frankfurt, Regie: Ernst Lert, Kreide und Tempera,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universtität zu Köln<br />

César Klein, Von morgens bis mitternachts.<br />

Verschneites Feld mit Baum, Bühnenbildentwurf,<br />

1921, Lessingtheater, Berlin, Regie: Victor<br />

Barnowsky, Aquarell und Deckfarbe, Theaterwissenschaftliche<br />

Sammlung der Universität zu Köln<br />

06_Koehler_V2.indd 181 08.10.2010 20:11:45 Uhr<br />

7<br />

181


Ernst Stern, Die Wupper. Jahrmarkt, Bühnenbildentwurf, 1919 (Detail, s. S. 176),<br />

Deutsches Theater, Berlin, Regie: Heinz Herald, Aquarell und Kohle, Theaterwissenschaftliche<br />

Sammlung der Universität zu Köln<br />

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Ernst Stern, Die Wupper. Jahrmarkt, 1919, unten: Die Wupper. Ein blühender,<br />

gepflegter Garten, 1919, Deutsches Theater, Berlin, Regie: Heinz Herald, Originalfotografie,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln<br />

184<br />

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Ernst Stern, Die Wupper. Ein blühender, gepflegter Garten, Bühnenbildentwurf, 1919,<br />

Deutsches Theater, Berlin, Regie: Heinz Herald, Aquarell, Theaterwissenschaftliche<br />

Sammlung der Universität zu Köln<br />

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185


Von morgens bis mitternachts, 1920, Regie: Karlheinz Martin, ausbelichtetes<br />

Filmbild, Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.<br />

186<br />

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Fritz Schaefler, Von morgens bis mitternachts. Verschneites Feld mit Baum,<br />

Bühnenbildentwurf, 1921, Neue Bühne München, Regie: Eugen Felber, Bleistift<br />

und Deckfarbe, Deutsches Theatermuseum, München<br />

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187


Bernhard Kretzschmar, Von morgens bis mitternachts, Schriftblatt der Mappe,<br />

1920, Lithografie, Sammlung Gerhard Schneider, Olpe und Solingen<br />

188<br />

06_Koehler_V2.indd 188 08.10.2010 20:11:50 Uhr


Bernhard Kretzschmar, Von morgens bis mitternachts. Winterbaum,<br />

1920, Lithografie, Sammlung Gerhard Schneider, Olpe und Solingen<br />

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189


Bernhard Kretzschmar, Von morgens bis mitternachts. Bankschalter,<br />

1920, Lithografie, Sammlung Gerhard Schneider, Olpe und Solinge<br />

190<br />

Bernhard Kretzschmar, Von morgens bis mitternachts. Verführerin. Die Frau,<br />

1920, Lithografie, Sammlung Gerhard Schneider, Olpe und Solingen<br />

06_Koehler_V2.indd 190 08.10.2010 20:11:51 Uhr


Fritz Schaefler, Von morgens bis mitternachts, 1921, Kassenraum, Bühnenbildentwurf,<br />

unten: Hotelschreibzimmer, Bühnenbildentwurf, Neue Bühne München, Regie: Eugen Felber,<br />

Bleistift und Deckfarbe, Deutsches Theatermuseum, München<br />

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191


Fritz Schaefler, Von morgens bis mitternachts. Sportpalast, Bühnenbildentwurf,<br />

1921, Neue Bühne München, Regie: Eugen Felber, Bleistift<br />

und Deckfarbe, Deutsches Theatermuseum, München<br />

192<br />

06_Koehler_V2.indd 192 08.10.2010 20:11:52 Uhr


Von morgens bis mitternachts, 1920, Regie: Karlheinz Martin, ausbelichtete<br />

Filmbilder, Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.<br />

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193


194<br />

Ernst Toller, Die Wandlung. Im Lazarett, 1919, Erstveröffentlichung: Ernst Toller, Die Wandlung.<br />

Das Ringen eines Menschen, Potsdam 1919, Abbildungen: Robert Neppach, Die Wandlung, 1919,<br />

Friedrich und die Mutter, Szene mit Kriegsinvaliden, Platz vor der Kirche, Totentanz, Tribüne, Berlin,<br />

Regie: Karlheinz Martin, Fotografie, Reproduktion, Theaterwissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

DRITTE STATION,<br />

FÜNFTES BILD<br />

Vordere Bühne. Morgendämmerung. Im Lazarett.<br />

Einfaches getünchtes Lazarettzimmer. Über dem<br />

Bett gekreuzigter Christus.<br />

ARZT: Er schläft noch.<br />

SCHWESTER: Wälzt sich stöhnend umher, schon<br />

drei Nächte. Wähnt, er wandre Wüstenwege.<br />

Fiebert nach Wasser. Schreit, er müsse zum<br />

Gebirge, zu steinigen Gipfeln, aber Wüste<br />

dehne sich aus und lasse ihn nicht heran.<br />

ARZT: Chinin, doppeltes Quantum Chinin. Nervenschock<br />

müsste man meinen. Meinen!<br />

Meinen! Die neue Grippelin-Schule würde es<br />

diagnostizieren. Stimmt nicht, stimmt nicht,<br />

liegt ganz woanders. Woran? An chronischer<br />

Erschlaffung der Verdauungsorgane – – drei<br />

Löffel Rizinusöl und jeden Abend und Morgen<br />

je zwei Aspirintabletten – – uninteressantes<br />

Fällchen, ganz uninteressant. Wo<br />

liegt der Neue? Hat er bei seiner Einlieferung<br />

Rizi nus geschluckt? Nein, nicht? Schwester,<br />

ich bin erzürnt. Pflichtvergessenheit dulde<br />

ich nicht. Prinzip! Prinzip!<br />

SCHWESTER: Wenn er aufwacht und fragt, soll<br />

ich ihn wissen lassen?<br />

ARZT: Natürlich. Kleiner Erregungszustand.<br />

Regt Muskeltätigkeit im Mastdarm an.<br />

Beide gehen hinaus.<br />

FRIEDRICH im Fieber: Wo seid ihr anderen …<br />

o der Wüstenflugsand … gekörnter Nebel …<br />

nicht ruhen … weiter … kenne dich nicht<br />

… wer bist du … Ahasver … Armseliger<br />

… schleich dich zurück … in albkeuchende<br />

Städte, hier findest du nicht Höhlen …<br />

ich wandre nicht mit dir … nein schreit nein<br />

wacht auf. Durst!<br />

Rote-Kreuz-Schwester kommt.<br />

SCHWESTER: Hier, trinken Sie.<br />

FRIEDRICH: Bist du die Mutter Gottes?<br />

SCHWESTER: Sie müssen ganz still liegen<br />

bleiben.<br />

FRIEDRICH: Du trägst das Kreuz ... Das Kreuz<br />

ist an dich geheftet … Rotes Kreuz … mein<br />

Gott, wird hier Blut abgewaschen?<br />

SCHWESTER: Man will Ihnen Genesung geben.<br />

FRIEDRICH: Ja, Genesung. Deine Hände streicheln<br />

lind und fromm. Laß schauen wie<br />

schwielig und hart.<br />

SCHWESTER: Arbeit bröckelte daran, grub<br />

Rinnsale.<br />

FRIEDRICH: Kreuzträgerin du, Verkünderin<br />

der Liebe … Sie strömt nicht von Blut, deine<br />

Liebe, netzt heilend die Kranken.<br />

SCHWESTER: Alle, die hier liegen, euch und<br />

die Wilden.<br />

FRIEDRICH: Nur die: Zu wenig, Schwester,<br />

warum nicht die draußen … alle …<br />

SCHWESTER: Sie kämpfen gegen unser Vaterland.<br />

06_Koehler_V2.indd 194 08.10.2010 20:11:55 Uhr


FRIEDRICH: Ja, ich weiß es, es muß sein … Wie<br />

lange bin ich schon hier?<br />

SCHWESTER: Seit drei Tagen, Sie tapferer junger<br />

Held!<br />

FRIEDRICH: Ich war doch gefangen?<br />

SCHWESTER: Man fand Sie an einen Baum gebunden.<br />

Der einzige Überlebende.<br />

FRIEDRICH: Nicht an ein Kreuz … Der einzige<br />

Überlebende …<br />

SCHWESTER: Fühlen Sie sich wohl genug? Der<br />

Offizier will Ihnen Lohn bringen!<br />

Friedrich schweigt.<br />

OFFIZIER: Ich beglückwünsche Sie, junger<br />

Freund! Tapfer setzten Sie sich ein, achteten<br />

nicht hartester Marter. Das Vaterland weiß<br />

Ihre Dienste zu schätzen. Es sendet Ihnen<br />

durch mich das Kreuz. Fremder waren Sie unserm<br />

Volk, nun haben Sie sich Bürgerrechte<br />

erworben.<br />

FRIEDRICH: Das Kreuz? Gehöre ich nun zu<br />

euch?<br />

OFFIZIER: Sie gehören …<br />

Draußen Lärm.<br />

OFFIZIER: Was gibts?<br />

SCHWESTER freudig: Mit Gottes Hilfe ha-<br />

ben wir den Feind geschlagen, zehntausend<br />

Tote!<br />

OFFIZIER: Ja, junger Freund … Sieg stürmt ins<br />

Land, Sie gehören zu den Siegern.<br />

Friedrich allein.<br />

FRIEDRICH: Wie Jubel auf ihren Gesichtern<br />

tanzt. Zehntausend Tote! Durch zehntausend<br />

Tote gehöre ich zu ihnen. Warum quirlt nicht<br />

Lachen? Ist das Befreiung? Ist das die große<br />

Zeit? Sind das die großen Menschen? Augen<br />

starr gerade aus. Nun gehöre ich zu ihnen.<br />

Dunkel.<br />

Die Wandlung<br />

Im Lazarett<br />

06_Koehler_V2.indd 195 08.10.2010 20:11:55 Uhr<br />

195


Ernst Stern, Der Bettler, Bühnenbildentwurf, 1917, Deutsches Theater, Berlin,<br />

Regie: Max Reinhardt, Aquarell auf Karton, Theaterwissenschaftliche Sammlung<br />

der Universität zu Köln<br />

196<br />

06_Koehler_V2.indd 196 08.10.2010 20:11:56 Uhr


Otto Reigbert, Trommeln in der Nacht, 1922, Bühnenbildentwürfe zur Uraufführung,<br />

Im Haus des Fabrikbesitzers Balicke, unten: Piccadilly-Bar, Kammerspiele München,<br />

Regie: Otto Falckenberg, Aquarell und Tusche, Deutsches Theatermuseum, München<br />

06_Koehler_V2.indd 197 08.10.2010 20:11:56 Uhr<br />

197


Otto Reigbert, Trommeln in der Nacht, Bühnenbildentwurf zur Uraufführung,<br />

1922, Kammerspiele München, Regie: Otto Falckenberg, Aquarell und Tusche,<br />

Deutsches Theatermuseum, München<br />

198<br />

06_Koehler_V2.indd 198 08.10.2010 20:11:57 Uhr


Otto Reigbert, Trommeln in der Nacht, Uraufführung, 1922, Kammerspiele München,<br />

Regie: Otto Falckenberg, Originalfotografien, Deutsches Theatermuseum, München<br />

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199


Wilhelm Lehmbruck, Kopf eines Denkers, 1918, Steinguss, Privatsammlung, Deutschland<br />

200<br />

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Otto Reigbert, Der Sohn. Wohnraum, Bühnenbildentwurf, 1919, Stadttheater Kiel,<br />

Regie: Gerhard Ausleger, Deckfarbe auf Karton, Deutsches Theatermuseum, München<br />

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201


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Steffen Krämer<br />

07_Kraemer_V2.indd 203 08.10.2010 20:19:42 Uhr


Erstaunlich disparat ist das Spektrum an Sinnbildern<br />

und Allegorien, mit denen deutsche Architekten,<br />

Künstler und Literaten das Phänomen<br />

der modernen Großstadt in den ersten drei Jahrzehnten<br />

des 20. Jahrhunderts umschrieben. So<br />

sah Erich Baron in seinem Artikel »Aufbau«, der<br />

in Bruno Tauts 1919 veröffentlichter Stadtkrone<br />

abgedruckt wurde, bereits die leuchtenden »Zinnen<br />

der ewigen Stadt«, die zu bauen und zu erleben<br />

»höchste Lust« sei. 1 Und Oswald Spengler<br />

beschrieb in seinem kulturphilosophischen Haupt ­<br />

werk Der Untergang des Abendlandes den »Steinkoloß<br />

›Weltstadt‹«, den er am Ausgang der urbanen<br />

Entwicklung als eine leer stehende Riesenstadt<br />

charakterisierte, »in deren Steinmassen<br />

eine kleine Fellachenbevölkerung nicht anders<br />

haust als die Menschen der Steinzeit in Höhlen<br />

und Pfahlbauten«. 2<br />

Kaum konträrer könnte die metaphorische<br />

Deu tung der modernen Großstadt ausfallen:<br />

auf der einen Seite die Heil versprechende<br />

Vor stellung eines neuen Jerusalem und auf<br />

der anderen Seite die Endzeitvision eines<br />

ur banen Verfalls. Zwischen beiden Antagonismen<br />

bewegen sich auch die Stadtmetaphern,<br />

mit denen die Reichshauptstadt Berlin<br />

als größte deutsche Metropole literarisch<br />

veran schaulicht wurde. Paul Grulichs Dämon<br />

Berlin von 1907 (Abb. 1), Ivan Golls Sodom<br />

Berlin von 1929 und die in Alfred Döblins<br />

Berlin Alexanderplatz von 1929 viel zitierte<br />

»Hure Babylon« stehen jenen Lobgesängen<br />

gegenüber, in denen das moderne Berlin enthusiastisch<br />

gefeiert wurde. 3 »Singe mein<br />

trun kenstes Loblied auf euch, ihr großen,<br />

ihr rauschenden Städte.« Gleich mehrfach<br />

schrieb Johannes R. Becher diese Sequenz in<br />

seiner lyrischen Sammlung De Profundis von<br />

1914, nachdem er von München nach Berlin<br />

gezogen war. 4 In Curt Corrinths Potsdamer<br />

Platz oder die Nächte des neuen Messias von<br />

1919 wird die »moderne Völkerwanderung zu<br />

seligen Gefilden« geschildert: »zu der wahren<br />

ewigen Stadt der Freude: oh Berlin«. 5<br />

Das Phänomen Großstadt hat die Imaginationen<br />

der Autoren enorm beflügelt, doch bleibt ihr<br />

Verhältnis zur Stadt im Gesamten gesehen eher<br />

zwiespältig. Faszination wechselt mit Aversion,<br />

und hinter allen Charakterisierungen steht eine<br />

merkwürdige, mitunter lustvolle Anziehungskraft<br />

der modernen Metropolen. Was sich hier manifestiert,<br />

ist ein neuer urbaner Erlebnisraum in den<br />

ersten Deka den des 20. Jahrhunderts, den wahrzunehmen<br />

und zu verarbeiten die Zeitgenossen<br />

vor zunächst ungewohnte Aufgaben stellte. Vor<br />

allem im <strong>Expressionismus</strong> wurde die Großstadt<br />

thematisiert, wobei die Auseinandersetzung mit<br />

der neuen Urbanität überraschende Wechselwirkungen<br />

zwischen Kunst, Literatur, Theater, Film<br />

und Architektur hervorbrachte. Die Großstadt<br />

war demnach eine wichtige Antriebskraft für die<br />

gegenseitige Durchdringung expressionistischer<br />

Künste, die im Begriff des »<strong>Gesamtkunstwerk</strong>s«<br />

zum Ausdruck kommt.<br />

204<br />

Beschleunigte Wahrnehmung<br />

In seinem 1903 veröffentlichten Essay<br />

»Die Groß städte und das Geistesleben«<br />

untersuchte Georg Simmel die soziologischen<br />

Ursachen der Großstadtmentalität<br />

und kam dabei zu folgendem Ergebnis:<br />

»Die psychologische Grundlage, auf der<br />

der Typus großstädtischer Individualitäten<br />

sich erhebt, ist die Stei gerung des<br />

Ner venlebens, die aus dem raschen und<br />

un unterbrochenen Wechsel äußerer und<br />

in nerer Eindrücke hervorgeht.« 6 Per ma­<br />

nente Reizüberflutung ergab sich folglich<br />

aus der »rasche[n] Zusammen drängung<br />

wechselnder Bilder«. 7 Hier nä her te<br />

sich Simmel einer damals inten siv geführten<br />

Diskussion an, in deren Zen trum<br />

die »Nervosität« als moderne Zivilisationskrankheit<br />

stand. 1905 be merkte der<br />

Berliner Nervenarzt und Psy cho loge<br />

Willy Hellpach, dass die Stadt »die typische<br />

Trägerin jenes Sinnen­ und Nervenzustandes<br />

der Reizsamkeit« darstellt. 8<br />

Deshalb ist »der Städter der typische<br />

Repräsentant der Nervosität in ihrer modernen<br />

Gestalt«. 9<br />

Der neue Rhythmus der Großstadt mit seinem<br />

schnellen Tempo rief eine beschleunigte Wahrnehmung<br />

hervor, die sich nicht mehr auf vollständige<br />

Abläufe konzentrieren konnte, sondern<br />

lediglich in flüchtige, häufig blitzartige Eindrücke<br />

zergliederte (Abb. 2). Die Rezeption urbaner Realität<br />

setzte sich aus einer diskontinuierlich verlaufenden<br />

Kette stets wechselnder Impressionen<br />

zusammen, die anstelle einer chronologischen<br />

Abfolge nunmehr gleichzeitig und damit simultan<br />

erfahrbar waren. Dass Simmel und Hellpach eine<br />

Reizüberflutung oder Reizsamkeit konstatierten,<br />

war deshalb ebenso wenig erstaunlich wie die<br />

damals übliche Vorstellung von der »Nervosität<br />

des Großstädters«. 10<br />

Diese »Steigerung des Nervenlebens«<br />

(Simmel) hat George Grosz in einem<br />

seiner Berliner Ge dichte prägnant zum<br />

Ausdruck gebracht: »Siehe: wir sind<br />

allzumal Neurastheniker!« (s. S. 214) 11<br />

Aus der Simul taneität als Kennzeichen<br />

urbaner Wahr nehmung ent wickelten<br />

sich aber auch neue künstlerische<br />

Aus drucksformen, die vor allem in der<br />

expressionistischen Kunst, aber auch<br />

in der Literatur ihren Niederschlag<br />

fanden. Kurt Pinthus lieferte in seiner<br />

berühmten Sammlung expressionistischer<br />

Lyrik – der Gedicht anthologie<br />

Menschheitsdämmerung von 1920 –<br />

hierzu eine kurze Beschreibung: »[...]<br />

man scheide nicht das Aufeinanderfolgende<br />

auseinander, sondern man höre<br />

zusammen, zugleich, simultan.« 12<br />

Rasantes Wachstum und<br />

soziales Elend<br />

Berlin ist das Paradigma für das dynamische<br />

Wachstum einer modernen Großstadt in den<br />

Jahren um 1900. Zwischen 1877 und 1905 hatte<br />

sich die Einwohnerzahl verdoppelt und überschritt<br />

nun die Zwei­Millionen­Grenze. 13 Ebenso<br />

rasant entwickelte sich auch die Infrastruktur<br />

der Stadt: 14 1902 wurde die erste Hochbahnteilstrecke<br />

eröffnet, kurze Zeit später die U­Bahn.<br />

1903 kamen die ersten motorisierten Omnibusse<br />

hinzu, deren Anzahl in den folgenden Jahren<br />

stetig zunahm. Bis 1910 waren Mechanisierung<br />

und Elektrifizierung des öffentlichen Verkehrs<br />

größtenteils abgeschlossen. Optisch erfahrbar<br />

wurde dieser Massenverkehr vor allem<br />

an den großen Knotenpunkten der Stadt, wie<br />

Alexander platz oder Potsdamer Platz. Letzterer<br />

galt in jenen Jahren als der verkehrsreichste<br />

Platz Europas (Abb. 3).<br />

Ähnlich intensiv wurde auch die künstliche Beleuchtung<br />

durch elektrisches Licht voran ge trieben,<br />

das die nächtliche Stadt in eine strahlende<br />

Lichterflut von bislang unbekannter Helligkeit<br />

tauchte und mit gleißenden Signalen der Lichtreklame<br />

durchsetzte. »Die Nächte explodieren<br />

in den Städten, / Wir sind zerfetzt vom wilden,<br />

heißen Licht [...].« Mit diesen Anfangsversen aus<br />

einem Gedicht (nach 1910) verbalisierte Ernst<br />

Wilhelm Lotz die grelle Atmo sphäre der Berliner<br />

Nächte (s. S. 221). 15 Verstärkt wurden Urbanisierung<br />

und Technisierung der Stadt noch durch die<br />

Entwicklung neuer Medien wie Film und Rundfunk<br />

und durch das Aufkommen moderner Kommunikationsformen<br />

wie Telegraf und Telefon.<br />

In Karlheinz Martins Stummfilm Von morgens<br />

bis mitternachts von 1920 fand der pulsierende<br />

Takt der modernen Metropole seine ästhetische<br />

Umsetzung. 16<br />

Die Schattenseite dieses urbanen Wachstums<br />

war eine soziale Verelendung der unteren Gesellschaftsschichten<br />

in Berlin, die zwar vor dem<br />

Ersten Weltkrieg bereits bestand, in den Nachkriegs­<br />

und In fla tions jahren jedoch einen dra­<br />

matischen Höhepunkt erreichte. Victor Noack<br />

schilderte in seinem 1925 veröffentlichten Buch<br />

Kulturschande. Die Wohnungsnot als Sexualproblem<br />

eine neunköpfige Familie, die 1920 in der<br />

Berliner Königsberger Straße in einer einzigen<br />

Stube und einer Küche wohnte. 17 Seinem Bericht<br />

zufolge waren sexueller Missbrauch, Kriminalität<br />

und physische wie psychische Erkrankungen<br />

der einzelnen Familienmitglieder die<br />

beinahe zwangsläufigen Konsequenzen die ser<br />

eklatanten Wohnmisere.<br />

Architektonisch geprägt wurde das Lebensumfeld<br />

der sozial Unterprivilegierten durch<br />

den berühmt­berüchtigten Typus der »Miets­<br />

kaserne«, der in vielen Berliner Stadtvier teln<br />

derart dominierte, dass der Stadtplaner und<br />

Architekturkritiker Werner Hegemann in seinem<br />

1930 veröffentlichten Buch Das steinerne<br />

Berlin von der »größten Mietskaser nenstadt<br />

der Welt« sprach. 18 Nicht nur in Foto grafien<br />

wurde dieses soziale Elend dokumentiert<br />

(Abb. 4), das sich auch in anderen europäischen<br />

Großstädten abspielte, 19 sondern es<br />

fand auch Eingang in zeitgenössische Filme,<br />

wie den 1925 in Deutschland produzierten<br />

Stummfilm Die freudlose Gasse von Georg<br />

Wilhelm Papst, der in Wien zur Zeit der Inflation<br />

spielt.<br />

Mondäner Glanz und bittere Armut waren die Gegensätze<br />

der großstädtischen Le bens welt Berlins<br />

in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Daraus<br />

resultierte ein Spannungsfeld gesellschaftlicher<br />

Auseinandersetzungen und sozialer Konflikte,<br />

das sich in den wider strebenden Energien politischer<br />

Richtungen – vom Revolutionären zum<br />

Reaktionären – nicht selten gewaltsam entlud.<br />

In den dunklen Seiten der Stadt, wie Verbrechen<br />

oder Prostitution, berührten sich dagegen beide<br />

urbanen Lebensweisen. All diese unterschiedlichen<br />

Faktoren wirkten sich auf die Intentionen<br />

der Großstadtkunst aus: In teilweise beklemmenden<br />

Szenerien fand das aggressive Milieu der<br />

Stadt bei Malern wie George Grosz und Otto Dix<br />

seinen Ausdruck (Abb. 5).<br />

07_Kraemer_V2.indd 204 08.10.2010 20:19:42 Uhr


1<br />

Paul Grulich, Dämon Berlin. Aufzeichnungen<br />

eines Obdachlosen, 1907, Buchumschlag,<br />

Sign. PK (Abbildung), (Fb 4300) Staatsbibliothek<br />

Preußischer Kulturbesitz, Berlin<br />

3<br />

Paul Citroën, Metropolis, 1923, Collage aus<br />

Zeitungsausschnitten und Teilen von Bildpostkarten,<br />

Research Centre for Photography,<br />

University of Leiden<br />

Berlin, Potsdamer Platz, Luftbild,<br />

Fotografie, um 1915<br />

07_Kraemer_V2.indd 205 08.10.2010 20:19:44 Uhr<br />

2<br />

205


206<br />

4<br />

Berlin-Ost, Wohnung in der Rüdersdorfer<br />

Straße 12, Fotografie, 1918<br />

6<br />

5<br />

Otto Dix, Großstadt (Triptychon), 1927 / 28<br />

Mischtechnik auf Holz, Kunstmuseum Stuttgart<br />

Ludwig Meidner, Ich und die Stadt, 1913,<br />

Öl auf Leinwand, Privatbesitz<br />

07_Kraemer_V2.indd 206 08.10.2010 20:19:45 Uhr


Großstadtbilder<br />

1914 forderte Ludwig Meidner in »Anleitung<br />

zum Malen von Groß stadtbildern« seine Künst ­<br />

lerkollegen auf, sich mit der urbanen Realität<br />

zu beschäftigen: »Malen wir das Nahe liegende,<br />

unsere Stadt­Welt! die tumultuarischen Straßen,<br />

[...] die wogenden Tele phondrähte (sind<br />

sie nicht wie Gesang?), die Harlekinaden<br />

der Litfaß­Säulen, und dann die Nacht ... die<br />

Großstadt­Nacht ...« (s. S. 216 / 217). 20 Künstlerisch<br />

umgesetzt hat Meidner sein Postulat<br />

in den Apokalyptischen Land schaften von 1912<br />

bis 1916: Gemälden mit gewaltsam­expres si ver<br />

Aussage, in denen das Sujet der Stadt in<br />

raumverzerrender Perspektive, Formdeformation<br />

und unnatürlicher Farb­ wie Licht gebung<br />

als Inferno dargestellt wird.<br />

Im Gemälde Ich und die Stadt von 1913 kombinierte<br />

Meidner die Stadtansicht mit einem Selbstporträt<br />

(Abb. 6). Das »Ich« taucht ohne festen Bezugspunkt<br />

in der unteren Bildhälfte auf. Eingeklemmt<br />

und zugleich isoliert von der Großstadt, wirkt es<br />

mit seinem panisch­resignativen Ausdruck wie<br />

ein hilfloses Wesen, dessen zerrüttete Seele<br />

sich im Chaos der ineinander stürzenden Häuser<br />

widerspiegelt. Das Fragmentarische der urbanen<br />

Bestandteile entspricht jener zergliederten<br />

Wahrnehmungsweise der modernen Großstadt,<br />

welche die Realität nur mehr aus den Bruchstücken<br />

des optisch Erfahrbaren zusammensetzte.<br />

Höhepunkte expressionistischer Großstadtmalerei<br />

stellen die sechs großfigurigen Straßen<br />

bil der dar, die Ernst Ludwig Kirchner<br />

von 1913 bis 1915 in Berlin malte (Abb. 7). Es<br />

handelt sich um Momentaufnahmen im pulsierenden<br />

Leben einer Straße, wobei sich<br />

der Bewegungsstrom der vorwiegend männlichen<br />

Personen auf die monumental ins Bild<br />

gesetzten Frauenfiguren ausrichtet. Hier zeigt<br />

sich das triebhafte Verlangen der großstädtischen<br />

Lebenswelt, sind es doch Kokotten mit<br />

ihrer übertrieben zur Schau gestellten Eleganz,<br />

die Kirchner in leuchtender Farbigkeit<br />

wiedergegeben hat. Der tänzerische Habitus<br />

der viel figurigen Kompositionen erinnert an<br />

jenes »Ornament der Masse«, das von dem<br />

Sozio logen und Filmwissenschaftler Siegfried<br />

Kracauer in seinem gleichnamigen Essay von<br />

1927 beschrieben wurde. 21 In Kirchners nervösem<br />

Pinselduktus mit hektisch aufgetragenen<br />

Farbschraffuren spiegelt sich dagegen jene<br />

»Steigerung des Nervenlebens« (Simmel), die<br />

der Maler in seiner Berliner Zeit selbst erlebte.<br />

Ebenso spannungsvoll sind auch die Berliner<br />

Großstadtbilder anderer Künstler, etwa von<br />

George Grosz, Max Beckmann, Otto Dix oder<br />

Conrad Felixmüller. Gleichgültig, ob es sich nun<br />

um die drastische Schilderung orgiastischer<br />

Nachtszenen voller Sexualität und Gewalt oder<br />

um die schonungslose Wiedergabe des städtischen<br />

Alltags der Nachkriegsjahre mit seinen<br />

Prostituierten, Kriegskrüppeln oder Geschäftemachern<br />

handelt, stets äußert sich in diesen<br />

Bildern der Zwiespalt der Künstler, die sich von<br />

der Großstadt magnetisch angezogen und zugleich<br />

im tief empfundenen Widerwillen abgestoßen<br />

fühlten (Abb. 8). Entstanden ist daraus<br />

ein Kaleidoskop urbaner Darstellungen, die in<br />

ihrer künstlerischen Bandbreite belegen, dass<br />

vor allem die Hauptstadt Berlin das »Experimentierfeld«<br />

der Moderne war. 22<br />

Hochhausvisionen<br />

»Der Schrei nach dem Turmhaus« lautet<br />

der Titel eines Artikels, mit dem die Fachzeitschrift<br />

Bauwelt ihre Novemberausgabe<br />

1921 einleitete. 23 Mit diesem Slogan<br />

reagierte der Autor Hans von Poellnitz auf<br />

eine bislang beispiel lose Hoch hausbegeisterung<br />

in Deutschland, die in den Jahren<br />

von 1920 bis 1922 ihren Höhepunkt erreichte<br />

und noch 1928 in einer Frankfurter<br />

Zeitung als »Hochhausfieber« bezeichnet<br />

wurde. 24 Neben teilweise spektakulären<br />

Einzelprojekten wurden städtische Wettbe<br />

werbe für die Errichtung von Hochhäusern<br />

ausgeschrieben, etwa in Danzig 1920,<br />

Düsseldorf 1921 und Dresden 1925. 25 Der<br />

Großteil dieser Projekte und Ausschreibungen<br />

blieb allerdings ohne Ergebnis,<br />

und die ersten 1924 realisierten Hochhäuser<br />

in deutschen Städten fielen gegenüber<br />

der anfänglich hohen Erwartungshaltung<br />

eher bescheiden aus. 26<br />

Einen Höhepunkt dieser urbanen Hochhaus eu pho­<br />

rie bildete der Ideenwettbewerb für ein Hoch haus<br />

am Bahnhof Friedrichstraße, der am 1. November<br />

1921 in Berlin ausgeschrieben wurde. 27 Bis<br />

zum Ende der kurzen Laufzeit am 2. Januar 1922<br />

hatten insgesamt 144 Architekten ihre Entwürfe<br />

eingesandt (Abb. S. 211). Trotz Vergabe mehrerer<br />

Preise wurde keiner der prämierten Ent würfe<br />

ausgeführt.<br />

Dennoch entwickelten sich einige der Berliner<br />

Hochhausentwürfe zu berühmten Inkunabeln<br />

der modernen Architektur geschichte. Ludwig<br />

Mies van der Rohes Projekt mit dem Kennwort<br />

»Wabe« ist ein gläserner Turmkörper auf spitzwinkligem,<br />

mehrfach gebrochenem Grundriss,<br />

der sich steil in die Höhe richtet und mit seinen<br />

transparenten Wand membranen im deutlich<br />

kalkulierten Gegensatz zu den benachbarten<br />

Steinfassaden steht (Abb. 9). Von den<br />

dunklen Häuserfluchten hebt er sich als heller<br />

Kristall ab, und seine das Licht reflektierende<br />

Außengestalt entspricht jener lumi nösen<br />

Erscheinungs weise, die Paul Scheerbart in<br />

seiner 1914 veröffentlichten Glasarchitektur<br />

als »Brillant effekt« umschrieben hatte. 28 Vielen<br />

expressionistischen Architekten, wie Hans<br />

Scharoun, Bruno Taut oder Wenzel Hablik,<br />

galt der Kristall als Sinnbild einer vom Ballast<br />

der Traditionen gereinigten, gleichsam geläuterten<br />

Baukunst.<br />

Obgleich die Mehrzahl der deutschen Hochhaus<br />

projekte in den Jahren um 1920 ledig lich<br />

Entwürfe auf dem Papier blieben, konnten<br />

sie das öffentliche Bewusstsein nach haltig<br />

beeinflussen. Dies belegen die damals teilweise<br />

erbittert geführten Hochhausdiskussionen,<br />

in denen Befürworter wie Kritiker ihre<br />

unterschiedlichen Argumente nicht selten<br />

mit scharfer Polemik vortrugen. Die radikale<br />

Veränderung der traditionellen Stadtgestalt<br />

durch moderne Hochhäuser war ein zentraler<br />

Aspekt, der die Kontroversen immer wieder<br />

entfachte.<br />

Ein Reflex auf diese Debatten zeigt sich in Fritz<br />

Langs berühmtem Stummfilm Metropolis von<br />

1926, dessen fantastische Stadtvision aus den<br />

Kulissen gigantischer Hochhäuser besteht. 29<br />

Nicht mehr ein gläserner Kristall wie beim<br />

Berliner Hochhausentwurf Mies van der Rohes<br />

bildet das Zentrum der Riesenstadt Metropolis,<br />

sondern ein babylonischer Turm, der sich aus<br />

den Straßenschluchten gravitätisch emporhebt<br />

(Abb. 10). Überleben kann diese Zukunftsmetropole<br />

nur, indem ein riesiges Sklavenheer in<br />

einer unterirdischen Stadt an monströsen Maschinen<br />

pausenlos arbeitet. In Metropolis steht<br />

der Utopie einer hoch technisierten Großstadt<br />

die Dystopie einer dunklen Maschinenstadt<br />

unmittelbar gegenüber. In der unteren Region<br />

dieser »Weltstadt« gerät moderne Urbanität<br />

zum Albtraum. 30<br />

<strong>Expressionismus</strong> und Großstadt<br />

Ein Großteil der genannten Literaten, Maler und<br />

Archi tekten wird entweder dem deutschen Ex­<br />

pressionismus zugeordnet oder hatte in den Jahren<br />

vor und nach dem Ersten Weltkrieg eine expressionistische<br />

Werkphase. Dies zeigt, dass die<br />

Großstadt ein zentrales Thema der künstlerischen<br />

Auseinandersetzung innerhalb dieser Stilperiode<br />

war. Nicht umsonst spricht man in der Forschung<br />

von einem »Großstadt­<strong>Expressionismus</strong>«. 31 Berlin<br />

bildete sein Epizentrum, dessen Energien und<br />

Krisen von den Künstlern aufgenommen und in<br />

jeweils unterschiedlicher Form und Intensität verarbeitet<br />

wurden.<br />

In einem Tagebucheintrag vom 18. November<br />

1917 beschwor Harry Graf Kessler die brisante<br />

künstlerische Atmosphäre in Berlin: »Überhaupt<br />

diese neuberlinische Kunst [...]; Großstadtkunst,<br />

von hochgespannter Dichtigkeit<br />

der Eindrücke, die bis zur Simultaneität steigt;<br />

brutal realistisch und gleichzeitig märchenhaft<br />

wie die Großstadt selbst, die Dinge wie von<br />

Schein werfern roh beleuchtet und entstellt und<br />

dann in einem Glanz verschwindend.« 32 Kaum<br />

prägnanter hätte man die Widersprüche in<br />

dieser Kunst zum Ausdruck bringen können.<br />

Die Großstadt war damit der Katalysator einer<br />

ungemein dynamischen Entwicklung in<br />

den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts,<br />

dessen ungehemmte Triebkraft moderne wie<br />

expressionistische Künstler aller Gattungen<br />

sowohl als Fanal wie auch als Menetekel gedeutet<br />

haben.<br />

07_Kraemer_V2.indd 207 08.10.2010 20:19:45 Uhr<br />

207


1 Erich Baron, »Aufbau«, in: Bruno Taut, Die<br />

Stadtkrone, Jena 1919, S. 108.<br />

2 Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes.<br />

Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte<br />

(1918–1922), 12. Aufl., München 1995,<br />

S. 673, 683.<br />

3 Paul Grulich, Dämon Berlin. Aufzeichnungen<br />

eines Obdachlosen, Berlin 1907; Ivan Goll,<br />

Sodom Berlin, 2. Aufl., Frankfurt a. M. 1988;<br />

Alfred Döblin, Berlin Alexanderplatz. Die<br />

Geschichte vom Franz Biberkopf (1929),<br />

24. Aufl., München 1980; zur »Hure Babylon«<br />

vgl. S. 211, 226, 262, 342.<br />

4 Johannes R. Becher, »De Profundis« (1914),<br />

in: Großstadtlyrik, hrsg. von Waltraud Wende,<br />

Stuttgart 1999, S. 106–108.<br />

5 Curt Corrinth, Potsdamer Platz oder die Nächte<br />

des neuen Messias, München 1919, S. 57.<br />

6 Georg Simmel, »Die Großstädte und das Geistes<br />

leben«, in: Die Großstadt. Vorträge und<br />

Auf sätze zur Städteausstellung (Jahrbuch der<br />

Gehe-Stiftung zu Dresden, IX), Dresden 1903,<br />

S. 188.<br />

7 Ebd.<br />

8 Willy Hellpach, »Unser Genußleben und die<br />

Geschlechtskrankheiten«, in: Mitteilungen der<br />

Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der<br />

Geschlechtskrankheiten, 3, 1905, S. 104.<br />

9 Ebd., S. 104.<br />

10 Zum Begriff der »Nervosität des Groß städters«<br />

vgl. Joachim Radkau, Das Zeitalter der<br />

Nervosität. Deutschland zwischen Bismarck<br />

und Hitler, München / Wien 1998, S. 209.<br />

11 George Grosz, »Kaffeehaus« (1918), in: ders.,<br />

Grosz Berlin. Autobiographisches, Bilder, Briefe<br />

und Gedichte, Hamburg 1993, S. 60.<br />

12 Kurt Pinthus (Hrsg.), Menschheitsdämmerung.<br />

Symphonie jüngster Lyrik, Berlin 1920, S. V.<br />

13 Zu den Einwohnerzahlen Berlins in dem genannten<br />

Zeitraum vgl. Gesine Asmus, »Das<br />

dunkle Berlin«, in: Berlin, Berlin. Die Ausstel<br />

lung zur Geschichte der Stadt, hrsg. von<br />

Gottfried Korff und Reinhard Rürup, Ausst.­<br />

Kat. Martin Gropius Bau Berlin, Berlin 1987,<br />

S. 304.<br />

14 Zu folgenden Daten und Fakten vgl. Sabina<br />

Becker, Urbanität und Moderne. Studien zur<br />

Großstadtwahrnehmung in der deutschen Literatur<br />

1900–1930 (Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft,<br />

39), St. Ingbert 1993, S. 35.<br />

15 Ernst Wilhelm Lotz, »Die Nächte explodieren<br />

in den Städten ...« (1910–1914), in: Silvio Vietta<br />

(Hrsg.), Lyrik des <strong>Expressionismus</strong>, 3. Aufl.,<br />

Tübingen 1985, S. 36.<br />

16 Dieser Stummfilm basiert auf Georg Kaisers<br />

Drama Von morgens bis mitternachts von 1912.<br />

Der neue Großstadtrhythmus wurde auch in<br />

Walter Ruttmanns neusachlichem Dokumentarfilm<br />

Berlin. Die Sinfonie der Großstadt von 1927<br />

ästhetisch umgesetzt.<br />

17 Victor Noack, Kulturschande. Die Wohnungsnot<br />

als Sexualproblem (Beiträge zum Sexualproblem,<br />

VI, hrsg. von Felix Theilhaber), Berlin<br />

1925, S. 11.<br />

208<br />

18 Werner Hegemann, Das steinerne Berlin.<br />

Geschichte der größten Mietskasernenstadt<br />

der Welt, Berlin 1930.<br />

19 Zu zeitgenössischen Fotografien der Berliner<br />

Wohnungsnot vgl. Gesine Asmus (Hrsg.),<br />

Hinterhof, Keller und Mansarde. Einblicke in<br />

Berliner Wohnungselend 1901–1920, Reinbek<br />

bei Hamburg 1982.<br />

20 Ludwig Meidner, »Anleitung zum Malen von<br />

Großstadtbildern« (1914), in: Ludwig Meidner.<br />

Zeichner, Maler, Literat 1884–1966, hrsg. von<br />

Gerda Breuer und Ines Wagemann, Bd. 2,<br />

Ausst.­Kat. Institut <strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt,<br />

Stuttgart 1991, S. 292.<br />

21 Siegfried Kracauer, »Das Ornament der Masse«<br />

(1927), in: ders., Das Ornament der Masse.<br />

Essays, Frankfurt a. M. 1977, S. 50–63.<br />

22 Schon Karl Scheffler bezeichnete Berlin<br />

als »Experimentierfeld«, vgl. ders., Berlin.<br />

Ein Stadt schicksal, Berlin 1910, S. 238.<br />

23 Hans von Poellnitz, »Der Schrei nach dem<br />

Turmhaus«, in: Die Bauwelt. Zeitschrift für das<br />

gesamte Bauwesen, 12, 47, November 1921,<br />

S. 689 f.<br />

24 Raro, »Hochhausfieber«, in: Frankfurter Zeitung<br />

und Handelsblatt, 73, 785, 19. Oktober 1928, S. 1.<br />

25 Zu diesen Einzelprojekten und Wettbewerben<br />

vgl. Dietrich Neumann, »Die Wolkenkratzer<br />

kommen!«. Deutsche Hochhäuser der zwanziger<br />

Jahre. Debatten, Projekte, Bauten, Braunschweig<br />

/ Wiesbaden 1995, S. 158–185.<br />

26 Zu den ersten realisierten Hochhäusern in<br />

deutschen Städten vgl. Neumann 1995 (wie<br />

Anm. 25), S. 31–33.<br />

27 Zu diesem Berliner Ideenwettbewerb vgl.<br />

Der Schrei nach dem Turmhaus. Der Ideenwettbewerb<br />

Hochhaus am Bahnhof Friedrichstraße<br />

Berlin 1921 / 22, hrsg. von Florian Zimmermann,<br />

Ausst.­Kat. Bauhaus­Archiv, Museum für Gestaltung,<br />

Berlin 1988; Neumann 1995 (wie<br />

Anm. 25), S. 39–61.<br />

28 Paul Scheerbart, Glasarchitektur (1914),<br />

(Reihe Passagen), München 1971, S. 110.<br />

29 Zur Stadtvision in Metropolis vgl. Dietrich<br />

Neumann (Hrsg.), Filmarchitektur. Von Metropolis<br />

bis Blade Runner, München / New York<br />

1996, S. 94–103.<br />

30 Gleich mehrfach verwendete Fritz Lang den<br />

Begriff »Weltstadt« in einem Gespräch über<br />

Metropolis; vgl. dazu Alex Kossowsky, »Türme<br />

und Katakomben. Gespräch mit Fritz Lang«,<br />

in: Film-Kurier, 7, 151, 30. Juni 1925, o. S.<br />

31 Zu diesem Begriff vgl. etwa Gerhard Leistner,<br />

»Die Großstadt Berlin als Krisen herd der Expressionisten«,<br />

in: »O meine Zeit! So namenlos<br />

zerrissen ...«, hrsg. von Jutta Hülsewig­Johnen,<br />

Ausst.­Kat. Kunst halle Bielefeld, Bielefeld 1985,<br />

S. 29.<br />

32 Harry Graf Kessler. Tagebuch eines Weltmannes,<br />

hrsg. von Gerhard Schuster und Margot Pehle,<br />

Ausst.­Kat. Schiller­Nationalmuseum Marbach<br />

a. N., Stuttgart­Bad Cannstatt 1988, S. 303 ff.<br />

07_Kraemer_V2.indd 208 08.10.2010 20:19:45 Uhr


Ludwig Mies van der Rohe, Hochhausentwurf mit<br />

Kennwort »Wabe«. Ideenwettbewerb Hochhaus am Bahnhof<br />

Friedrichstraße, Berlin, 1921, Bleistift und Kohle,<br />

The Museum of Modern Art, New York<br />

9<br />

7<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Friedrichstraße, Berlin,<br />

1914, Öl auf Leinwand, Staatsgalerie Stuttgart<br />

10<br />

George Grosz, Selbstmord, 1916, Öl auf Leinwand,<br />

The Trustees of the Tate Gallery, London<br />

Metropolis, 1926, Regie: Fritz Lang,<br />

Standfotografie, Deutsches Filminstitut<br />

– DIF, Frankfurt a. M.<br />

07_Kraemer_V2.indd 209 08.10.2010 20:19:47 Uhr<br />

8<br />

209


Ludwig Mies van der Rohe, Hochhaus am Bahnhof Friedrichstraße, Berlin,<br />

1921 / 22, Fotografie der Fotomontage, Vintage Print, Silbergelatineabzug,<br />

Stiftung Bauhaus Dessau<br />

07_Kraemer_V2.indd 210 08.10.2010 20:19:47 Uhr


07_Kraemer_V2.indd 211 08.10.2010 20:19:48 Uhr


Jakob Steinhardt, Die Stadt, 1913, Öl auf Leinwand,<br />

Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin<br />

212<br />

07_Kraemer_V2.indd 212 08.10.2010 20:19:48 Uhr


George Grosz, Nachtstück. Berlin-Südende, 1915, Öl auf Leinwand,<br />

Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin<br />

07_Kraemer_V2.indd 213 08.10.2010 20:19:48 Uhr<br />

213


George Grosz, Kaffeehaus, November 1918,<br />

Erstveröffentlichung: Neue Blätter für Kunst und Dichtung,<br />

Jg. 1, November 1918<br />

214<br />

Cognac, Whisky, Schwedenpunsch,<br />

Ich sehe entsetzliche Masken!!<br />

Bin umschnürt von Korallen-Ketten roter Köpfe<br />

– Doch der Himmel ist nahe –<br />

Und gipsene Engel sind vom Plafond gestiegen.<br />

Die blasen mit ihren Schalmeien<br />

Nun – all des Negers Sehnsüchte, –<br />

– Sie haben grüne Zähne und irgendwo ist die Bronze abgeplatzt.<br />

Gaslampen sind Bälle, von jemanden in die Luft geworfen.<br />

Und hängt wie blödsinnig<br />

– Immer in denselben Räumen –<br />

Ich bin wie ein Kind in tausend Lunaparks<br />

Und wie Bandstreifen, Film<br />

Dreht sich rot und gelb<br />

Und Tische verändern Farbe und Form<br />

Und wandeln spazieren –<br />

Zwischen den dicken Schenkeln der Frauen und weißen Blusen.<br />

Einer kurbelt fortwährend.<br />

Mein Tisch ist ein ovales Stück Marmor,<br />

Kreise werden Eier –<br />

Und Noten werfen wie Schrotschüsse kleine Löcher in mein Gehirn.<br />

Die Engel aus Gips sind verschwunden,<br />

Er sagt, sie sind in der ersten Etage und spielen Billard<br />

– Die Stunde eine Mark – !!<br />

Herr Ober!! – Bitte Selterwasser –<br />

Ich bin eine Maschine, an der der Manometer entzwei ist –!<br />

Und alle Walzen spielen im Kreis –<br />

Siehe: wir sind allzumal Neurastheniker!<br />

Kaffeehaus<br />

07_Kraemer_V2.indd 214 08.10.2010 20:19:48 Uhr


George Grosz, Menschen im Kaffeehaus, 1918, Aquarell und Tusche,<br />

Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt a. M.<br />

07_Kraemer_V2.indd 215 08.10.2010 20:19:49 Uhr<br />

215


216<br />

Ludwig Meidner, Anleitung zum Malen von Großstadtbildern, 1914, Erstveröffentlichung:<br />

»Das neue Programm«, in: Kunst und Künstler, Berlin, Jg. 12, 1914<br />

Wir müssen endlich anfangen, unsere Heimat<br />

zu malen, die Großstadt, die wir unendlich lieben.<br />

Auf unzähligen, freskengroßen Leinwänden<br />

sollten unsre biebernden Hände all das Herr liche<br />

und Seltsame, das Monströse und Dramatische<br />

der Avenüen, Bahnhöfe, Fabriken und Türme<br />

hinkritzeln. Wir erinnern uns an einzelne Bilder<br />

der siebziger und achtziger Jahre, welche Großstadtstraßen<br />

darstellten. Sie waren von Pissarro<br />

oder Claude Monet gemalt, zwei Lyrikern, welche<br />

von Wiese, Busch und Baum herkamen.<br />

Das Süße und Flockige dieser Agrar landschafter<br />

ist auch in ihren Stadtbildern. Doch malt man<br />

Häuserungetüme so strichelnd und durchsichtig<br />

wie man Bäche malt und Boulevards wie<br />

Blumenbeete!? Es ist nicht möglich mit der<br />

Technik der Impressionisten unser Problem zu<br />

bewältigen. Wir müssen alle früheren Verfahren<br />

vergessen und ganz neue Ausdrucksmittel uns zu<br />

Eigen machen.<br />

Das erste ist: daß wir sehen lernen, daß wir<br />

intensiver und richtiger sehen als unsere Vorgän<br />

ger. Die impressionistische Verschwommenheit<br />

und Verundeutlichung nützt uns nichts.<br />

Die überkommene Perspektive hat keinen Sinn<br />

mehr für uns und hemmt unsre Impulsivität.<br />

»Tonalität«, »farbige Lichter«, »farbige Schatten«,<br />

»auflösen des Kontur«, »Komplementär farben« –<br />

und was es alles noch gibt – sind Schulbegriffe<br />

geworden. Zu zweit – und das ist nicht minder<br />

wichtig – müssen wir anfangen zu schaffen. Wir<br />

können unsre Staffelei nicht ins Gewühl der<br />

Straße tragen, um dort (blinzelnd) »Tonwerte«<br />

abzulesen. Eine Straße besteht nicht aus Tonwerten,<br />

sondern ist ein Bombardement von<br />

zischen den Fensterreihen, sausenden Licht kegeln<br />

zwischen Fuhrwerken aller Art und tausend<br />

hüpfenden Kugeln, Menschen fetzen, Reklameschildern<br />

und dröhnenden, gestaltlosen<br />

Farbmassen.<br />

Das Malen im Freien ist ganz falsch. Wir<br />

kön nen nicht das Zufällige, Ungeordnete unsres<br />

Motivs im Nu auf die Leinwand bringen<br />

und ein Bild daraus machen. Aber wir müssen<br />

mutig und überlegt die optischen Eindrücke, mit<br />

denen wir uns draußen vollgesogen haben, zu einer<br />

Komposition formen.<br />

Es handelt sich hier nicht, das sei gleich gesagt,<br />

um eine rein dekorativ-ornamentale Füllung<br />

der Fläche à la Kandinsky oder Matisse –<br />

sondern um Leben in seiner Fülle: Raum, Hell<br />

und Dunkel, Schwere und Leichtigkeit und Bewegung<br />

der Dinge – kurz: um eine tiefere Durchdringung<br />

der Wirklichkeit.<br />

Es sind vor allem drei Materien, welche uns<br />

zur Gestaltung des Bildes dienen müssen: 1. das<br />

Licht, 2. der Blickpunkt, 3. die Anwendung der<br />

geraden Linie. Unser Problem ist zunächst ein<br />

Lichtproblem, denn wir fühlen nicht überall<br />

das Licht, wie die Impressionisten. Diese sahen<br />

überall Licht; sie verteilten Helligkeit über ihre<br />

ganze Bildtafel; selbst die Schatten sind hell und<br />

durchsichtig. Cézanne ist in dieser Richtung<br />

schon viel weiter. Er hat die schwebende Festigkeit<br />

und diese gibt seinen Bildern die große<br />

Wahrheit. Wir nehmen in der Natur nicht überall<br />

Licht wahr; wir sehen häufig ganz vorn große<br />

Flächen, die wie erstarrt sind und un belichtet<br />

scheinen, wir fühlen da und dort Schwere, Dunkelheiten,<br />

unbewegte Materie. Das Licht scheint<br />

zu fließen. Es zerfetzt die Dinge. Wir fühlen<br />

deutlich Lichtfetzen, Lichtstreifen, Licht bündel.<br />

Ganze Komplexe wogen im Licht und scheinen<br />

durchsichtig zu sein – doch dazwischen<br />

wieder Starrheit, Undurchsichtigkeit in breiten<br />

Massen. Zwischen hohen Häuserreihen blendet<br />

uns ein Tumult von Hell und Dunkel. Lichtflächen<br />

liegen breit auf Wänden. Mitten im Gewühl<br />

von Köpfen zerplatzt eine Licht rakete. Zwischen<br />

Fahrzeugen zuckt es hell auf. Der Himmel dringt<br />

wie ein Wasserfall auf uns ein. Seine Lichtfülle<br />

sprengt das Unten. Scharfe Konturen wanken in<br />

der Grelle. Die Scharen der Rechtecke fliehen in<br />

wirbelnden Rhythmen.<br />

Das Licht bringt alle Dinge im Räume in<br />

Bewegung. Die Türme, Häuser, Laternen scheinen<br />

zu hängen oder zu schwimmen.<br />

Das Licht ist weiß, oder silbrig, oder violett,<br />

oder blau, wie ihr wollt. Doch nehmt lieber ein<br />

Weiß, so rein wie möglich. Streicht es mit breitem<br />

Pinsel auf – daneben ein tiefes Blau oder<br />

Elfenbeinschwarz. Fürchtet euch nicht und<br />

bedeckt die Fläche mit heftigem Weiß, kreuz<br />

und quer. Nehmt Blau – das satte warme Pariserblau,<br />

das kühle, laute Ultramarin – nehmt<br />

Umbra, Ocker in Fülle und kritzelt nervös, eilig.<br />

Seid lieber brutal und unverschämt: eure Motive<br />

sind auch brutal und unverschämt. Es genügt<br />

nicht, daß ihr den Rhythmus in den Fingerspitzen<br />

habt, ihr müsst euch winden unter Tollheit<br />

und Lachen!<br />

Wichtig für das Kompositorische ist der<br />

Blickpunkt. Er ist der intensivste Teil des Bildes<br />

und Blickpunkt der Komposition. Er kann<br />

überall liegen, in der Mitte, rechts oder links von<br />

der Mitte, aber aus Kompositionsgründen wähle<br />

man ihn etwas unter der Mitte des Bildes. Es ist<br />

auch zu beachten, daß alle Dinge im Blickpunkt<br />

deutlich seien, scharf und unmystisch. Im Blickpunkt<br />

sehen wir aufrechtstehende Linien senkrecht.<br />

Je weiter vom Blickpunkt entfernt, desto<br />

mehr neigen sich die Linien. Stehen wir zum Beispiel<br />

geradeausblickend mitten auf der Straße, so<br />

sind vor uns, weit unten, alle Häuser senkrecht zu<br />

sehen und ihre Fensterreihen scheinen der landläufigen<br />

Perspektive Recht zu geben, denn sie<br />

07_Kraemer_V2.indd 216 08.10.2010 20:19:49 Uhr


laufen dem Horizont zu. Doch die Häuser neben<br />

uns – wir fühlen sie nur mit halbem Auge – scheinen<br />

zu wanken und zusammenzubrechen. Hier<br />

schießen Linien, die in Wirklichkeit parallel<br />

laufen, steil empor und schneiden sich. Giebel,<br />

Schornsteine, Fenster sind dunkle, chaotische<br />

Massen, fantastisch verkürzt, vieldeutig.<br />

Malt im Blickpunkt mit kleinen Pinseln,<br />

kurze, heftig empfundene Linien, die alle sitzen<br />

müssen! Malt hier sehr nervös; aber je weiter ihr<br />

euch dem Bildrand nähert, desto breiter und unbestimmter<br />

könnt ihr werden.<br />

Früher hieß es immer: es gibt keine gerade<br />

Linie in der Natur, die freie Natur ist unmathematisch.<br />

Man liebte die gerade Linie nicht und<br />

noch Whistler löste sie in viele kleine Teile auf.<br />

Seit den Tagen Ruisdaels ist die gerade Linie in<br />

der Landschaftsmalerei verpönt und die Künstler<br />

haben immer vermieden, neue Gebäude, neue<br />

Kirchen und Schlösser auf ihren Bildern anzubringen.<br />

Sie zogen die pittoresken Dinge vor,<br />

denn diese waren unregelmäßig und vielgestaltig:<br />

baufällige Häuser, Ruinen und möglichst<br />

viel Laubbäume.<br />

Wir Heutigen, Zeitgenossen des Ingenieurs,<br />

empfinden die Schönheit der geraden Linien, der<br />

geometrischen Formen. Nebenbei sei bemerkt,<br />

daß auch die moderne Bewegung des Kubismus<br />

große Sympathie für geometrische Formen an<br />

den Tag legte, ja daß sie bei ihr eine noch tiefere<br />

Bedeutung haben als bei uns.<br />

Unsere gerade Linie – hauptsächlich in der<br />

Graphik angewandt – ist nicht zu verwechseln<br />

mit den Linien, welche die Maurermeister auf<br />

ihren Plänen mit der Reißschiene ziehen. Glaubt<br />

nicht, daß eine gerade Linie kalt und starr sei!<br />

Ihr müsst sie nur sehr erregt zeichnen und ihren<br />

Verlauf gut beachten. Sie sei bald dünn,<br />

bald dicker und von leisem, nervösem Erzittern.<br />

Sind nicht unsere Großstadtlandschaften<br />

alle Schlachten von Mathematik! Was für<br />

Dreiecke, Vierecke, Vielecke und Kreise stürmen<br />

auf den Straßen auf uns ein. Lineale sausen<br />

nach allen Seiten. Viel Spitzes sticht uns.<br />

Selbst die herumtrabenden Menschen und Viecher<br />

scheinen geometrische Konstruktionen zu<br />

sein. Nehmt einen breiten Bleistift und ziehet<br />

heftig auf dem Papier gerade Linien und dieses<br />

Gewirr mit einiger Kunst angeordnet wird viel<br />

lebendiger sein als die prätentiösen Pinseleien<br />

unserer Professoren.<br />

Über die Farbe ist nicht viel zu sagen. Nehmt<br />

alle Farben der Palette – aber wenn ihr Berlin<br />

malt, so verwendet nur Weiß und Schwarz, nur<br />

wenig Ultramarin und Ocker, aber viel Umbra.<br />

Kümmert euch nicht um »kalte« oder »warme«<br />

Töne, um »Komplementärfarben« und ähnlichen<br />

Humbug – ihr seid keine Divisionisten – aber<br />

strömt euch frei aus, frei, ungehemmt und sorglos.<br />

Denn darauf kommt es an, daß morgen Hunderte<br />

von jungen Malern voller Enthusiasmus<br />

sich auf dieses neue Ge biet stürzen. Ich habe hier<br />

nur einige Hin weise und Andeutungen gegeben.<br />

Man könnte es ebensogut auch anders machen,<br />

vielleicht besser und überzeugender. Aber die<br />

Großstadt muß gemalt werden.<br />

Es ist schon in den Manifesten der Futuristen<br />

– nicht etwa in ihren Machwerken – gesagt<br />

worden, wo die Probleme liegen und Robert<br />

Delaunay hat vor drei Jahren mit seiner großartigen<br />

Konzeption des »Tour Eiffel« [*] unsere<br />

Bewegung inauguriert. Auch ich habe in diesem<br />

Jahre in einigen malerischen Versuchen und gelungeneren<br />

Zeichnungen praktisch das getan,<br />

wofür ich hier theoretisch eintrete. Und alle<br />

jüngeren Talente sollten sogleich an die Arbeit<br />

gehen und alle unsere Ausstellungen mit Großstadtschilderungen<br />

überschwemmen.<br />

Leider verwirrt heute allerlei Atavistisches<br />

die Köpfe. Das Stammeln primitiver Völker beschäftigt<br />

auch einen Teil der deutschen Maler-<br />

Jugend und nichts scheint wichtiger zu sein als<br />

Buschmannmalerei und Aztekenplastik. Auch<br />

das wichtigtuende Gerede steriler Franzosen<br />

über »absolute Malerei«, über »das Bild« u. a.<br />

findet bei uns lauten Widerhall. Aber seien<br />

wir ehrlich! Gestehen wir uns nur ein, daß wir<br />

keine Neger oder Christen des frühen Mittel alters<br />

sind! Daß wir Bewohner von Berlin sind anno<br />

1913, in Cafehäusern sitzen und diskutieren,<br />

viel lesen, sehr viel vom Verlauf der Kunstgeschichte<br />

wissen und: daß wir alle vom Impressionismus<br />

herkamen! Wozu die Manie ren und<br />

Anschauungen vergangener Zeiten nach ahmen,<br />

das Unvermögen als das Richtige proklamieren?!<br />

Sind diese rohen, mesquinen Figuren, die<br />

wir jetzt in allen Ausstellungen sehen, ein Ausdruck<br />

unserer komplizierten Seele?! Malen wir<br />

das Naheliegende, unsere Stadt-Welt! die tumultuarischen<br />

Straßen, die Eleganz eiser ner Hängebrücken,<br />

die Gasometer, welche in weißen Wolkengebirgen<br />

hängen, die brüllende Koloristik<br />

der Auto busse und Schnellzugslokomotiven, die<br />

wogenden Tele phondrähte (sind sie nicht wie Gesang?),<br />

die Harlekinaden der Lit faß-Säulen, und<br />

dann die Nacht ... die Großstadt-Nacht ...<br />

Würde uns nicht die Dramatik eines gut<br />

gemalten Fabrikschornsteins tiefer bewegen als<br />

alle Borgo-Brände und Konstantinsschlachten<br />

Raffaels?<br />

[*] Robert Delaunay, Tour Eiffel, 1911 (datiert<br />

1910), Öl auf Leinwand, Solomon R. Guggenheim<br />

Museum, New York. [Anm. d. Red.]<br />

Anleitung zum Malen<br />

von Großstadtbildern<br />

07_Kraemer_V2.indd 217 08.10.2010 20:19:49 Uhr<br />

217


Walter Gramatté, Das Kreisen, aus: Die Fibel, 1918, Lithografie,<br />

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin<br />

218<br />

07_Kraemer_V2.indd 218 08.10.2010 20:19:50 Uhr


Hans Scharoun, Angst, 1920er­Jahre, Bleistift,<br />

Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt a. M.<br />

07_Kraemer_V2.indd 219 08.10.2010 20:19:50 Uhr<br />

219


Walter Gramatté, Der Rebell. Kopf Peters mit Schusswunde in der Stirn,<br />

Blatt 1 von 4, 1918, Radierung, LETTER Stiftung, Köln<br />

220<br />

07_Kraemer_V2.indd 220 08.10.2010 20:19:50 Uhr


Ernst Wilhelm Lotz, Die Nächte explodieren in den Städten,<br />

1910 – 1914, Erstveröffentlichung: Wolkenüberflaggt.<br />

Gedichte von Ernst Wilhelm Lotz, Leipzig 1916 (vordatiert 1917)<br />

Die Nächte explodieren in den Städten,<br />

Wir sind zerfetzt vom wilden, heißen Licht,<br />

Und unsre Nerven flattern, irre Fäden,<br />

Im Pflasterwind, der aus den Rädern bricht.<br />

In Kaffeehäusern brannten jähe Stimmen<br />

Auf unsre Stirn und heizten jung das Blut,<br />

Wir flammten schon. Und suchen leise zu verglimmen,<br />

Weil wir noch furchtsam sind vor eigner Glut.<br />

Wir schweben müßig durch die Tageszeiten,<br />

An hellen Ecken sprechen wir die Mädchen an.<br />

Wir fühlen noch zu viel die greisen Köstlichkeiten<br />

Der Liebe, die man leicht bezahlen kann.<br />

Wir haben uns dem Tage übergeben<br />

Und treiben arglos spielend vor dem Wind,<br />

Wir sind sehr sicher, dorthin zu entschweben,<br />

Wo man uns braucht, wenn wir geworden sind.<br />

Die Nächte<br />

explodieren in<br />

den Städten<br />

07_Kraemer_V2.indd 221 08.10.2010 20:19:50 Uhr<br />

221


Walter Gramatté, Der Rebell. Robert im Theater,<br />

Blatt 2 von 4, 1918, Radierung, LETTER Stiftung, Köln<br />

222<br />

Walter Gramatté, Der Rebell. Szene im Café mit den Krüppeln,<br />

Blatt 3 von 4, 1918, Radierung, LETTER Stiftung, Köln<br />

07_Kraemer_V2.indd 222 08.10.2010 20:19:51 Uhr


Walter Gramatté, Der Rebell. Der Sturz in die Unendlichkeit,<br />

Blatt 4 von 4, 1918, Radierung, LETTER Stiftung, Köln<br />

07_Kraemer_V2.indd 223 08.10.2010 20:19:51 Uhr<br />

223


Nerven, 1919, Regie: Robert Reinert, ausbelichtete Filmbilder,<br />

Filmmuseum München<br />

224<br />

am Okt.07 in Litho übermittelt<br />

07_Kraemer_V2.indd 224 08.10.2010 20:19:52 Uhr


Josef Fenneker, Werbeanzeige zum Film Nerven, in: Der Film, Jg. 4, H. 20, 1919,<br />

Regie: Robert Reinert, Zeitschrift, Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.<br />

07_Kraemer_V2.indd 225 08.10.2010 20:19:53 Uhr<br />

225


Erich Godal, Programmheft zum Film Die Straße, 1923, Regie: Karl Grune,<br />

Lithografie, Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

SIGNATUR<br />

DA ist nicht mehr dran!<br />

226<br />

07_Kraemer_V2.indd 226 08.10.2010 20:19:54 Uhr


Die Straße, 1923, Regie: Karl Grune, ausbelichtete Filmbilder,<br />

Friedrich­Wilhelm­Murnau­Stiftung, Wiesbaden<br />

07_Kraemer_V2.indd 227 08.10.2010 20:19:55 Uhr<br />

227


Josef Fenneker, Plakat zum Film Das neue Paradies, 1921, Regie: Willy Zeyn senior,<br />

Lithografie, Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

228<br />

07_Kraemer_V2.indd 228 08.10.2010 20:19:55 Uhr


Josef Fenneker, Plakat zum Film Hass, 1919 / 20, Regie: Manfred Noa, Lithografie,<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

07_Kraemer_V2.indd 229 08.10.2010 20:19:55 Uhr<br />

229


230<br />

Josef Fenneker, Plakat zum Film Moriturus, 1920, Regie: Carl Müller­Hagens,<br />

unten: Plakat zum Film Der Alchimist, 1918, Regie: Heinz Karl Heiland, Lithografie,<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

07_Kraemer_V2.indd 230 08.10.2010 20:19:56 Uhr


Josef Fenneker, Plakat zum Film Der gelbe Tod, 1920, Regie: Karl Wilhelm,<br />

unten: Plakat zum Film Der Januskopf, 1920, Regie: Friedrich Wilhelm Murnau,<br />

Lithografie, Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

07_Kraemer_V2.indd 231 08.10.2010 20:19:56 Uhr<br />

231


Josef Fenneker, Plakat zum Film Zirkus des Lebens, 1921, Regie: Johannes Guter,<br />

Lithografie, Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

232<br />

07_Kraemer_V2.indd 232 08.10.2010 20:19:57 Uhr


Josef Fenneker, Plakat zum Film Totentanz, 1919, Regie: Otto Rippert, Lithografie,<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

07_Kraemer_V2.indd 233 08.10.2010 20:19:57 Uhr<br />

233


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ESSAY PETRA GEHRING Petra Gehring<br />

08_Gehring_V2.indd 235 09.10.2010 14:19:54 Uhr


»Mein Grab ist keine Pyramide,<br />

mein Grab ist ein Vulkan.« 1<br />

Gibt es eine Philosophie des <strong>Expressionismus</strong>?<br />

Oder gar »die« Philosophie der Expression? Wenn<br />

ja, so wäre es wohl eine Philosophie von Rausch,<br />

Traum und Realität gleichermaßen – und eine, die<br />

das Leben mit Leidenschaft bejaht. Dabei aber<br />

im Inneren des Lebens doch auch neue Formen<br />

des Grauens und des Todes erblickt.<br />

»Lebensphilosophie« lautet ein Stichwort,<br />

das nahe liegt, um einen Grundzug des Philosophierens<br />

der expressionistischen Ära<br />

zu charakterisieren: Man denkt einerseits<br />

ganzheitlich-pathetisch, andererseits schonungslos<br />

wirklichkeitsbesessen – und auch<br />

demonstrativ »materialistisch«. Schon um<br />

1900 hat der Blick der Intellektuellen einen<br />

physiologischen Zug, und namentlich Friedrich<br />

Nietzsches große Umwertung aller<br />

Werte fasziniert eine erste Generation von<br />

Leserinnen und Lesern. Nietzsches experimentelles<br />

Philosophieren greift Motive der<br />

antiken Tragödie ebenso auf wie die Sprache<br />

des Darwinismus. Es formuliert radikale<br />

Religions- und Wissenschaftskritik, es wirft<br />

alle bekannten Ethiken über den Haufen und<br />

macht an den Grenzen des Ruins der eigenen<br />

Person nicht Halt. So ist die expressionistische<br />

Sprache an den schneidenden Formeln<br />

von Also sprach Zarathustra (1883–1885) geschult,<br />

dem Buch für Alle und Keinen, wie es<br />

im Untertitel heißt.<br />

Neuer Realismus des Sozialen und des Körpers<br />

bei gleichzeitiger neuer Intuition einer unmenschlich-übermenschlichen<br />

Vereinzelung, gesteigerter<br />

Wirklichkeitssinn bei gleichzeitigem Interesse für<br />

Traum und Rausch. Sind dies Paradoxien, so waren<br />

die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts<br />

eine paradoxe Zeit. Und eine verwirrende Zeit<br />

für die rein geisteswissenschaftliche Philosophie.<br />

Vor und nach dem Ersten Weltkrieg sind im Zeichen<br />

des »Ausdrucks« und des »Lebens« – von<br />

Dilthey, Kierkegaard, Simmel, Bergson, Klages,<br />

Scheler bis zu Heidegger – vielfältige philosophische<br />

Aufbrüche zu verzeichnen.<br />

Es gibt jedoch einen gedanklichen Umbruch,<br />

der für den expressionistischen<br />

Zeitgeist wichtiger ist als dieses alles.<br />

Das Werk, das für diesen Umbruch sorgt,<br />

verdankt sich nicht den Überlegungen<br />

eines Geisteswissenschaftlers, sondern<br />

den Schriften eines Arztes, der im Jahr<br />

1900 eine neue Wissenschaft begründen<br />

will – und mit der Art und Weise, in welcher<br />

dies dann tatsächlich erfolgreich<br />

gelingt, für eine magnetische Herausforderung<br />

des Denkens sorgt und gerade<br />

auch außerhalb der Wissenschaften das<br />

Lebensgefühl tief verändert. Die Rede<br />

ist von der Erfindung der Psychoanalyse.<br />

Mit den 1910er- und 1920er-Jahren beginnt<br />

ihre spektakuläre Wirkung. Es gibt<br />

ein Unbewusstes, das – biografisch,<br />

my tho logisch, authentisch – Bizarres<br />

her vorbringt, das uns überlebensfähig<br />

macht wie auch krank, das dem Rätsel<br />

eines Trieblebens Ausdruck verleiht, das<br />

gleichwohl niemals vollständig entziffert<br />

werden kann. Lust und Leid verkettet<br />

ein psychischer Apparat, Begehren und<br />

236 Sprache, Triebverzicht und Kultur sind<br />

I.<br />

aneinander gebunden. Ohne die Wucht<br />

dieser Einsichten hätte es die expressionistische<br />

Bewegung nicht gegeben.<br />

Die zerrissene Tiefe seiner Seele findet<br />

der <strong>Expressionismus</strong> in der Theorie<br />

Sigmund Freuds.<br />

Mit Freuds Jahrhundertbuch, der Traumdeutung<br />

(1900), wurde der Traum zum Grundstein der<br />

Psy choanalyse. Träume sind Wächter des Schlafs,<br />

und zugleich leisten sie eine Arbeit, die teils derjenigen<br />

eines Grenzwächters, teils derjenigen<br />

eines Schmugglers, teils derjenigen eines Künstlers<br />

gleicht: Aus dem Unbewussten herandrängende<br />

Wunschmotive, die auf Ungehöriges, Unerlaubtes,<br />

Unmögliches aus sind, werden nachts<br />

ohne unser bewusstes Zutun zu Traumbildern<br />

verdichtet. Begehrlichkeiten werden verschoben,<br />

durch Ersetzungen verschlüsselt und noch<br />

im Aufwachen so nachbearbeitet, dass ihr Sinn<br />

in grelle Splitter zerbricht. Das Resultat der<br />

»Traumarbeit« – also der Arbeit, die der Traum<br />

leistet, um das Unbewusste zu kaschieren 2 – ist<br />

Verfremdung. Was das Begehren will, wird regelrecht<br />

entstellt. Ein Stück weit bleiben freilich<br />

dennoch verräterische Spuren, weswegen in der<br />

psychoanalytischen Entschlüsselung der Traumerzählung<br />

schrittweise erschlossen werden kann,<br />

worum es geht.<br />

Freuds Festlegung auf den Traum war nicht<br />

alternativlos. Auch der Rausch hat ihn interessiert.<br />

Der Untersuchung der Träume<br />

gehen in den 1880er- und 1890er-Jahren<br />

Studien über Hypnose wie auch über die bewusstseinsverändernde<br />

Wirkung von Dro -<br />

gen voraus. Freuds Forschungen stehen für<br />

eine weit ausgreifende Neugier, die sich auf<br />

die Wirklichkeitsgrenze richtet: auf die Beschaffenheit<br />

dieser Grenze im psychischen<br />

Erleben, auf ihre Rückgewinnung und Absicherung<br />

in der Behandlung einer neurotischen<br />

Erkrankung. Als generelles Ziel<br />

erscheint letztlich die Manipulation dieser<br />

Wirk lichkeitsgrenze, gelingende »Psychotechnik«,<br />

könnte man sagen.<br />

Berühmt sind Freuds Selbstversuche mit dem gerade<br />

erst bekannt gewordenen Kokain, welches<br />

er selbst – gerade auch am Schreibtisch – häufig<br />

nahm, und dessen suchterzeugende Wirkung er<br />

über lange Zeit bestritt. Freud porträtiert die richtig<br />

dosierte Droge nicht als künstliche Zutat, sondern<br />

gleichsam nur als Verstärkerin. Sie steigert<br />

zum Guten:<br />

»Die psychische Wirkung des Cocainum mur. in<br />

Dosen von 0.05–0.10 gr. besteht in einer Aufheiterung<br />

und anhaltenden Euphorie, die sich<br />

von der normalen Euphorie des gesunden Menschen<br />

in nichts unterscheidet. Es fehlt gänzlich<br />

das Alternationsgefühl, das die Aufheiterung<br />

durch Alkohol begleitet, es fehlt auch der für<br />

die Alkoholwirkung charakteristische Drang zur<br />

sofortigen Betätigung. Man fühlt die Zunahme<br />

der Selbstbeherrschung, fühlt sich lebenskräftiger<br />

und arbeitsfähiger; aber wenn man arbeitet,<br />

vermißt man auch die durch Alkohol, Tee oder<br />

Kaffee hervorgerufene edle Exzitation und Steigerung<br />

der geistigen Kräfte.« 3<br />

Freimütige Bemerkungen in Briefen zeigen<br />

Freud in den 1880er-Jahren als leidenschaftlichen<br />

und angstlosen Parteigänger<br />

der kontrollierten Rausch erfahrung. Durch<br />

verschiedene Messungen am eigenen Körper<br />

versucht er, »die wunderbare Allgemeinwirkung<br />

dieses Alkaloids, welche in<br />

einer Hebung der Stimmung, der körperlichen<br />

und geistigen Leistungsfähigkeit und<br />

Ausdauer besteht, durch objektive Zeichen<br />

auszudrücken und gleichzeitig messend zu<br />

verfolgen«. 4 Was ihn am Kokain besonders<br />

fasziniert, ist die Tat sache, dass man sich so<br />

weitgehend »eben einfach normal« 5 empfindet<br />

und verhalten kann. Man hat »Mühe<br />

zu glauben, daß man unter der Einwirkung<br />

eines fremden Agens steht, und doch ist<br />

man für 4–5 Stunden sehr eingreifend verändert«.<br />

6 Geradezu ideal scheint das Kokain<br />

zu beweisen, dass Wirklichkeit – klare<br />

Grenze bleibend – sich dennoch verstärken<br />

und gewissermaßen schärfer stellen lässt.<br />

Zwar distanziert sich Freud in den 1920er-<br />

Jahren in wissenschaftlichem Duktus von der<br />

Droge – das Kokain hat sich inzwischen als<br />

Rauschdroge verbreitet und ist zum gesellschaftlichen<br />

Skandal geworden. Auch kühlt<br />

Freuds Begeisterung für das Kokain ab, als<br />

ein Freund stirbt, dem er zu helfen versucht<br />

hat, mittels Kokain eine Morphiumsucht zu<br />

beenden. Die Nähe von Rauschdroge, Sucht<br />

und Tod ist dem Seelen arzt unangenehm. 7 Ein<br />

»abseitiges aber tiefergehendes Interesse«<br />

habe ihn »1884 veranlaßt«, sich »das damals<br />

wenig bekannte Alkaloid Kokain von Merck<br />

kommen zu lassen und dessen physiologische<br />

Wirkung zu studieren«, 8 schreibt Freud 1925 in<br />

einer autobiografischen Notiz.<br />

Dennoch zögert er nicht, im Spätwerk<br />

die Kunst, den Drogengebrauch, die Religion<br />

und die wissenschaftliche Arbeit<br />

als große »Linderungsmittel« parallel zu<br />

setzen: Alle vier sind »Ablenkungen«, die<br />

uns als Kulturwesen die Unvermeidlichkeiten<br />

des Lebens erträglich machen.<br />

Fantasie in der Seele und Chemie im<br />

Körper erscheinen dabei direkt nebeneinander:<br />

»Die Ersatzbefriedigungen,<br />

wie die Kunst sie bietet, sind gegen die<br />

Realität Illusionen, darum nicht minder<br />

psychisch wirksam dank der Rolle, die<br />

die Phantasie im Seelenleben behauptet<br />

hat. Die Rauschmittel beeinflussen<br />

unser Körperliches, ändern seinen Chemismus.«<br />

9<br />

Als wissenschaftliches Vorhaben ist die Psychoanalyse<br />

zum einen Theorie des Seelenlebens,<br />

zum anderen medizinische Behandlungstechnik.<br />

Freuds Perspektive geht jedoch<br />

weiter. Sie taucht das gelingende Alltagsleben<br />

in ein dramatisches Licht. Leben ist nicht<br />

Kampf aller gegen alle, aber permanente Kompromissbildung<br />

im Kampf zwischen Lust und<br />

Realität. Zwischen dem elementaren Triebverzicht,<br />

welchen Kultur fordert, und der unverminderten<br />

Wucht unbewusster Triebregungen<br />

leben die Individuen zum Zerreißen gespannt.<br />

II.<br />

Unter der dünnen Schicht der europäischen –<br />

und gerade auch der modernen – Kulturtechniken<br />

lauert das Extrem. Daher lassen sich ein<br />

intensives Realitätsgefühl und sein vermeintliches<br />

Gegenteil gemeinsam steigern. Rausch<br />

08_Gehring_V2.indd 236 09.10.2010 14:19:55 Uhr


1<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919 / 20,<br />

Regie: Robert Wiene, ausbelichtetes Filmbild,<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

08_Gehring_V2.indd 237 09.10.2010 14:19:55 Uhr<br />

237


Otto Dix, Tod und Frau II, 1924, Bleistift,<br />

Graphische Sammlung, Museumslandschaft Hessen Kassel<br />

3<br />

238<br />

Emil Nolde, Tänzerin, 1913, Lithografie,<br />

Sammlung Sander, Darmstadt<br />

4<br />

2<br />

Otto Dix, Der Lustmörder, 1920, Radierung,<br />

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin<br />

08_Gehring_V2.indd 238 09.10.2010 14:19:56 Uhr


und Wirklichkeit schließen sich nicht aus. Wie<br />

in der Kokainerfahrung kann beides sich gegenseitig<br />

hoch treiben. Dies ist dem <strong>Expressionismus</strong><br />

vertraut. Und vertraut ist ihm auch, dass<br />

Rausch und Lustprinzip eben deshalb wie aus<br />

sich heraus nichts Harmloses sind, sondern in<br />

die Nähe des Todes führen.<br />

Die Gefahren einer radikalen Durchbrechung<br />

des Realen sind das, was der junge Sigmund<br />

Freud ignorieren will, der mit dem Kokain<br />

experimentiert und sich wünscht, das ideale<br />

Rauschmittel möge eine harmlose Droge<br />

sein. Mehrmals betonen Freuds Kokain-<br />

Studien aus den 1880er-Jahren, wie gering<br />

die Gefahren der Coca-Einnahme und auch<br />

der »internen Anwendung«, also der Kokainspritze,<br />

sind: »Die toxische Dosis liegt für<br />

den Menschen sehr hoch, eine letale scheint<br />

es nicht zu geben.« 10<br />

Der späte Freud hinterfragt die Ausschließlichkeit<br />

einer bloß positiven Kraft<br />

des Lebens. Was Kultur an Destruktion<br />

freisetzt, kann nicht nur fehlgelei tetes<br />

Luststreben sein. Das zeigt allem voran<br />

die grausame Faktizität moderner Kriege.<br />

Die Erfahrung des Weltkrieges, so Freud,<br />

»stellt unser Triebleben in seiner Nacktheit<br />

blos«. 11 Krieg überhaupt »streift uns<br />

die späten Kulturauflagerungen ab und<br />

läßt den Urmenschen in uns wieder zum<br />

Vorschein kommen«. 12 Auch der wohlerzogene<br />

erwachsene Kulturbürger mordet<br />

dann und kann sich selbst für den Moment<br />

für unsterblich halten. Archaische Intensität,<br />

rauschhafter Heroismus durchstoßen<br />

recht leicht die Realität des Friedens.<br />

Denn unser Unbewusstes »glaubt« nicht<br />

an den eigenen Tod: »Was wir unser ›Unbewußtes‹<br />

heißen, die tiefsten, aus Triebregungen<br />

bestehenden Schichten unserer<br />

Seele, kennt überhaupt nichts Negatives,<br />

keine Verneinung – Gegensätze fallen in<br />

ihm zusammen.« 13<br />

In Jenseits des Lustprinzips spekuliert<br />

Freud 1920 über einen biologisch verankerten<br />

Todestrieb. Die zehn Jahre später<br />

erschienene Überlegung Das Unbehagen<br />

in der Kultur umkreist mit noch einmal<br />

anderer Akzentsetzung die kulturellen<br />

Formen der Leidverarbeitung und das<br />

– nun als eigenständig erachtete – Problem<br />

der Aggression. Wie kann das Individuum<br />

am Glück arbeiten, ist es von Anfang<br />

an ins Kreuzfeuer von Triebverzicht<br />

und aggressiver Trieblenkung gestellt?<br />

Ohne philosophischen Weichzeichner<br />

charakterisiert Freud diese Aufgabe in<br />

technischen Begriffen. Alles Leid sei nur<br />

Empfindung und insofern beeinflussbar.<br />

Am einfachsten auf chemischem Wege,<br />

durch Drogen, durch »Intoxikation«. »Die<br />

Leistung der Rauschmittel im Kampf<br />

um das Glück und zur Fernhaltung des<br />

Elends wird so sehr als Wohltat geschätzt,<br />

daß Individuen wie Völker ihnen<br />

eine feste Stellung in ihrer Libidoökonomie<br />

eingeräumt haben. Man dankt ihnen<br />

nicht nur den unmittelbaren Lustgewinn,<br />

sondern auch ein heiß ersehntes Stück<br />

Un abhängigkeit von der Außenwelt.« 14<br />

Es sei sehr zu bedauern, »daß diese toxische<br />

Seite der seelischen Vorgänge sich<br />

III.<br />

der wissenschaftlichen Erforschung bisher<br />

entzogen hat«, 15 merkt Freud an, um<br />

dann – aus ähnlich kühler Distanz – den<br />

Entlastungswert der Gewissensbildung<br />

in der Religion, der Kunst und der Wissenschaft<br />

für das Gefühlsleben des Kulturmenschen<br />

zu prüfen. Jedenfalls führt<br />

Kultivierung nicht zu Ausgleich und Harmonie.<br />

Gesteigerte Moralität hilft in dieser<br />

Lage nicht weiter. Für Freud ist Ethik<br />

vielmehr »selbst Teil des Problems«. 16<br />

Aber auch die Liebe, die Sexualität aus kulturbedingten<br />

Verzichtsanstrengungen zu befreien,<br />

ist keine Lösung. Zwar sei das Sexualleben<br />

des Kulturmenschen »schwer geschädigt«,<br />

merkt Freud an, es mache »mitunter den Eindruck<br />

einer in Rückbildung befindlichen Funktion,<br />

wie unser Gebiß und unsere Kopfhaare<br />

als Organe zu sein scheinen«. 17 Die Sexualität<br />

treibt uns also, aber sie treibt nicht wirklich<br />

irgendwo hin. Manchmal liegt sogar der<br />

Gedanke nahe, »es sei nicht allein der Druck<br />

der Kultur, sondern etwas an der Funktion<br />

selbst versage uns die volle Befriedigung<br />

und dränge uns auf andere Wege«. 18 Die Moderne<br />

koppelt Lust und Unglück. Dennoch<br />

warnt Freud vor naiv-kulturkritischer Verherrlichung<br />

der Natur. Wie immer man Kultur<br />

bestimmt – alles, was der Mensch gegen die<br />

Kultur ins Feld führen kann, wird auch wieder<br />

Kultur sein. Und dass der Urmensch besonders<br />

glücklich war, darf bezweifelt werden. 19<br />

Kulturentstehung ist also positiv zu sehen.<br />

Sie ist »ein Prozeß im Dienste des Eros«,<br />

und im Zweifel ist es der »natürliche Aggressionstrieb<br />

des Menschen, die Feindseligkeit<br />

eines gegen alle und aller gegen einen«, der<br />

sich der Kulturentwicklung widersetzt. 20<br />

Kampf von Eros und Tod, Kampf von Leben und<br />

Destruktion. Konsequent schildert Das Unbeha<br />

gen in der Kultur diese von Anfang an polarisierte<br />

Ökonomie sowohl in Begriffen der Natur<br />

als auch in Begriffen der Technik. Die »Triebe«<br />

und die »Libido«, die Sexualenergie im Körper,<br />

haben ihren Ort im schon in der Traumdeutung<br />

sogenannten »psychischen Apparat«. 21 In dem<br />

durch dessen innere Ökonomie vorgegebenen<br />

Rahmen ist im Blick auf das Zurechtkommen<br />

des Individuums mit der Welt von der »Technik<br />

der Leidabwehr«, von »Technik der Lebensführung«,<br />

»Technik der Lebenskunst«, »Techniken<br />

der Erfüllung des Lust prinzips« und »Lebenstechnik«<br />

die Rede. 22 Leben und Lebenstechniken<br />

sind eins. Auch das zeigt, wie die Psychoanalyse<br />

nicht im 19., sondern im beginnen den<br />

20. Jahrhundert wur zelt. Lebensdenken hat blo-<br />

ße Naturforschung ab gelöst. Und Kulturforschung<br />

rückt ins Paradigma des Lebens ein.<br />

»Leben« wird als Dynamik begriffen, an welcher<br />

die Trennung von Natur und Kultur sich<br />

als grobe Vereinfachung erweist. Und für die<br />

pathetische Kategorie des »Realen« gilt dasselbe.<br />

Weder ist die Lust, der das Realitätsprinzip<br />

Kompromisse abverlangt, allein Natur.<br />

Noch gehört die Kultur ganz auf die Seite einer<br />

Ordnung, die den Rausch und den Tod verleugnet.<br />

Die Kunst bietet hierfür den Beweis. Und<br />

namentlich die expressionistische Kunst, eine<br />

Kunst, so bizarr wie die Träume.<br />

IV.<br />

Man hat die Psychoanalyse vielfach als<br />

Deutungsmuster für Werke des <strong>Expressionismus</strong><br />

verwendet. Die hier gewählte Perspektive<br />

ist eine andere. Die Analyse des<br />

Unbewussten und die Gesten des <strong>Expressionismus</strong><br />

erscheinen als Kinder derselben<br />

Zeit. An der Grenze der Wirklichkeit prallen<br />

Imagination und Realität, Rausch und Leistung<br />

sowie Wunsch und Tod zusammen.<br />

Ohne Freud hätte es den expressionistischen<br />

Aufbruch nicht gegeben. Mit Freud<br />

öffnen sich in den Wänden der Seele tausend<br />

Augen und Münder. Diese Wände vor<br />

sich wie auch im Rücken, der Wirklichkeit<br />

zugewandt, beißt der <strong>Expressionismus</strong> zu.<br />

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239


1 Theodor Däubler, »Die Apokalypse« (1921),<br />

in: Gedichte des <strong>Expressionismus</strong>, hrsg. von<br />

Dietrich Bode, Stuttgart 1966, S. 30 f.<br />

2 Sigmund Freud, »Die Traumdeutung« (1900),<br />

in: ders., Gesammelte Werke, hrsg. von Anna<br />

Freud, Bd. II / III (1942), Frankfurt a. M. 1999,<br />

S. V–642, hier S. 283 ff.<br />

3 Sigmund Freud, »Über Coca« (1884), in: ders.,<br />

Schriften über Kokain (1996), hrsg. von Albrecht<br />

Hirschmüller, 2. Aufl., Frankfurt a. M. 1999,<br />

S. 41–86, hier S. 62.<br />

4 Sigmund Freud, »Beitrag zur Kenntnis der<br />

Cocainwirkung« (1885), in: Freud (wie Anm. 3),<br />

S. 87–98, hier S. 90.<br />

5 Freud, »Über Coca« (wie Anm. 3).<br />

6 Sigmund Freud, Ȇber die Allgemeinwirkung<br />

des Cocains« (1885), in: Freud 1999 (wie<br />

Anm. 3), S. 99–107, hier S. 102.<br />

7 Dass und wie sehr Freud sich aufgrund der<br />

missglückten Morphiumentwöhnung schuldig<br />

fühlte, ist in der Literatur ausführlich Thema –<br />

auch deswegen, weil er in seiner Traumdeutung<br />

einen eigenen Traum beispielhaft analysiert, der<br />

mit dem Tenor eines Selbstvorwurfs auf den Fall<br />

anspielt; vgl. Freud, »Die Traumdeutung« (wie<br />

Anm. 2), S. 111 ff. (zum sog. »Traum von Irmas<br />

Injektion«).<br />

8 Sigmund Freud, »Selbstdarstellung« (1925), in:<br />

ders., Gesammelte Werke, hrsg. von Anna Freud,<br />

Bd. XIV (1948), Frankfurt a. M. 1999, S. 31–96,<br />

hier S. 38; vgl. zur Literaturdiskussion dieser<br />

Stelle Albrecht Hirschmüller, »Einleitung«, in:<br />

Freud 1999 (wie Anm. 3), S. 9–39, hier S. 37 f.<br />

9 Sigmund Freud, »Das Unbehagen in der Kultur«<br />

(1930), in: ders., Gesammelte Werke, hrsg. von<br />

Anna Freud, Bd. XIV (1948), Frankfurt a. M.<br />

1999, S. 419–506, hier S. 433.<br />

240<br />

10 Freud, »Über Coca« (wie Anm. 3), S. 85<br />

(Nachtrag von 1885).<br />

11 Sigmund Freud, in: Das Land Goethes 1914 /<br />

1916. Ein vaterländisches Gedenkbuch, Stuttgart<br />

/ Berlin 1916, S. 38; zit. nach: Kurt Flasch,<br />

Die geistige Mobilmachung. Die deutschen Intellektuellen<br />

und der Erste Weltkrieg. Ein Versuch,<br />

Berlin 2000, S. 344.<br />

12 Sigmund Freud, »Zeitgemäßes über Krieg und<br />

Tod« (1915), in: ders., Gesammelte Werke, hrsg.<br />

von Anna Freud, Bd. X (1946), Frankfurt a. M.<br />

1999, S. 323–355, hier S. 354.<br />

13 Ebd., S. 350.<br />

14 Freud, »Das Unbehagen in der Kultur« (wie<br />

Anm. 9), S. 436.<br />

15 Freud, »Das Unbehagen in der Kultur« (wie<br />

Anm. 9), S. 436.<br />

16 Michael Hampe, Das vollkommene Leben. Vier<br />

Meditationen über das Glück, München 2009,<br />

S. 195. Hampe untersucht die glückstheoretischen<br />

Folgen der Kulturdiagnostik Freuds.<br />

17 Freud, »Das Unbehagen in der Kultur« (wie<br />

Anm. 9), S. 465.<br />

18 Freud, »Das Unbehagen in der Kultur« (wie<br />

Anm. 9), S. 465.<br />

19 Freud sieht den Beginn von Kultur, die<br />

»Ur familie«, als Sippe, in der »nur das Oberhaupt«<br />

Triebfreiheit genießt, »die anderen<br />

lebten in sklavischer Unterdrückung«; vgl.<br />

Freud, »Das Unbehagen in der Kultur« (wie<br />

Anm. 9), S. 474.<br />

20 Freud, »Das Unbehagen in der Kultur« (wie<br />

Anm. 9), S. 481.<br />

21 Freud, »Die Traumdeutung« (wie Anm. 2),<br />

S. 541 ff.<br />

22 Freud, »Das Unbehagen in der Kultur« (wie<br />

Anm. 9), S. 437, 438 (Anm.), 440, 461, 445.<br />

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5<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919 / 20,<br />

Regie: Robert Wiene, ausbelichtetes Filmbild,<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

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241


Dora Kallmus / Madame d’Ora, Anita Berber. Tanz »Kokain«, 1922 (Detail, s. S. 252),<br />

Fotografie vom Originalnegativ, Österreichische Nationalbibliothek, Wien<br />

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244<br />

Josef Fenneker, Plakat zum Film Die Prostitution, 1920, Regie: Richard Oswald,<br />

Lithografie, Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

08_Gehring_V2.indd 244 09.10.2010 14:19:57 Uhr


Otto Dix, Anita Berber, 1925, Pastell, Privatsammlung, Potsdam<br />

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245


Otto Dix, Kopf am Abend, 1923, Aquarell, Deckfarbe und Tusche,<br />

Sammlung Sander, Darmstadt<br />

246<br />

08_Gehring_V2.indd 246 09.10.2010 14:19:58 Uhr


Ernst Ludwig Kirchner, Ruth im Morphintraum, 1905 / 06, Lithografie, Eigendruck,<br />

Stiftung Sammlung Kamm, Kunsthaus Zug<br />

08_Gehring_V2.indd 247 09.10.2010 14:19:58 Uhr<br />

247


248<br />

Dora Kallmus / Madame d’Ora, Anita Berber und Sebastian Droste, 1922,<br />

Fotografie, Österreichische Nationalbibliothek, Wien<br />

08_Gehring_V2.indd 248 09.10.2010 14:19:58 Uhr


Unbekannt, Cocainum hydrochloricum Merck<br />

Ph. G. 5 mit Korkstopfen und Papiersiegel, o. J.,<br />

Glas, Merck Corporate History, Darmstadt<br />

Anita Berber und Sebastian Droste, Kokain, 1922,<br />

Erstveröffentlichung: Anita Berber und Sebastian Droste,<br />

Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase, Wien 1923<br />

Wände<br />

Tisch<br />

Schatten und Katzen<br />

Grüne Augen<br />

Viele Augen<br />

Millionenfache Augen<br />

Das Weib<br />

Nervöses zerflatterndes Begehren<br />

Aufflackerndes Leben<br />

Schwälende Lampe<br />

Tanzender Schatten<br />

Kleiner Schatten<br />

Großer Schatten<br />

Der Schatten<br />

Oh – der Sprung über den Schatten<br />

Er quält dieser Schatten<br />

Er martert dieser Schatten<br />

Er frißt mich dieser Schatten<br />

Was will dieser Schatten<br />

Kokain<br />

Aufschrei<br />

Tiere<br />

Blut<br />

Alkohol<br />

Schmerzen<br />

Viele Schmerzen<br />

Und die Augen<br />

Die Tiere<br />

Die Mäuse<br />

Das Licht<br />

Dieser Schatten<br />

Dieser schrecklich große schwarze Schatten.<br />

Kokain<br />

08_Gehring_V2.indd 249 09.10.2010 14:19:59 Uhr<br />

249


Walter Rheiner, Komm, holder Schnee!, 1925, Erstveröffentlichung:<br />

10. März 1925, Notizbuch, Walter Rheiner-Archiv, Sign. 41, Akademie<br />

der Künste, Berlin<br />

250<br />

Komm, holder Schnee! Verschütte dies schwere Herz!<br />

Mit deiner Gnade zaubre die Träne starr,<br />

so aus der ewigen Quelle rinnet,<br />

täglich geboren, geliebt noch immer.<br />

O gib, daß mir aus dieser verlorenen Qual,<br />

der bittern, werde das große, das ernste Grab,<br />

darin ich mich zur Ruhe finde:<br />

weinende, liebend erlöste Seele.<br />

Komm, holder Schnee!<br />

Unten links: unbekannt, Werbeanzeige aus Merck’s Report,<br />

1905, Publikation, unten rechts: unbekannt, Werbeanzeige aus<br />

Merck’s 1901 Manual of the Materia Medica, 1901, Publikation,<br />

Merck Corporate History, Darmstadt<br />

08_Gehring_V2.indd 250 09.10.2010 14:19:59 Uhr


Dora Kallmus / Madame d’Ora, Anita Berber im Kostüm des Tanzes »Morphium«, 1922,<br />

Fotografie, Österreichische Nationalbibliothek, Wien<br />

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251


252<br />

Dora Kallmus / Madame d’Ora, Anita Berber. Tanz »Kokain«, 1922, Fotografie<br />

vom Originalnegativ, Österreichische Nationalbibliothek, Wien<br />

08_Gehring_V2.indd 252 09.10.2010 14:20:00 Uhr


Unbekannt, E. Merck’s. Fine Chemicals<br />

and Drugs. Cocaine, aus: The Chemist’<br />

and Druggist’ Diary, 1906, S. 355, Foto grafie,<br />

Merck Corporate History, Darmstadt<br />

Gottfried Benn, Cocain, 1917, Erstveröffentlichung:<br />

Gottfried Benn, Fleisch. Gesammelte Lyrik, Berlin 1917<br />

Den Ich-zerfall, den süßen, tiefersehnten,<br />

Den gibst Du mir: schon ist die Kehle rauh,<br />

Schon ist der fremde Klang an unerwähnten<br />

Gebilden meines Ichs am Unterbau.<br />

Nicht mehr am Schwerte, das der Mutter Scheide<br />

Entsprang, um da und dort ein Werk zu tun<br />

Und stählern schlägt ––: gesunken in die Heide,<br />

Wo Hügel kaum enthüllter Formen ruhn!<br />

Ein laues Glatt, ein kleines Etwas, Eben –<br />

Und nun entsteigt für Hauche eines Wehns<br />

Das Ur, geballt, Nicht-seine beben<br />

Hirnschauer mürbesten Vorübergehns.<br />

Zersprengtes Ich – o aufgetrunkene Schwäre –<br />

Verwehte Fieber – süß zerborstene Wehr –:<br />

Verströme, o verströme Du – gebäre<br />

Blutbäuchig das Entformte her.<br />

Cocain<br />

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253


Dora Kallmus / Madame d’Ora, Anita Berber und Sebastian Droste. Tänze des Lasters,<br />

des Grauens und der Ekstase, 1922, Fotografie, Österreichische Nationalbibliothek, Wien<br />

254<br />

08_Gehring_V2.indd 254 09.10.2010 14:20:02 Uhr


Dora Kallmus / Madame d’Ora, Anita Berber und Sebastian Droste. Tänze des Lasters,<br />

des Grauens und der Ekstase, 1922, Fotografie, Österreichische Nationalbibliothek, Wien<br />

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255


Unbekannt, Cocaine Merck, 1900, Farbdruck, Merck Corporate History, Darmstadt<br />

256<br />

08_Gehring_V2.indd 256 09.10.2010 14:20:02 Uhr


Heinrich Maria Davringhausen, Der Träumer II, 1919,<br />

Öl auf Leinwand, Hessisches Landesmuseum Darmstadt<br />

08_Gehring_V2.indd 257 09.10.2010 14:20:03 Uhr<br />

257


George Grosz, Jonk, the Killer, 1916 / 17, Tusche, Leopold Museum, Wien<br />

258<br />

08_Gehring_V2.indd 258 09.10.2010 14:20:03 Uhr


Das Wachsfigurenkabinett, 1923 / 24, Regie: Leo Birinski und Paul Leni,<br />

ausbelichtete Filmbilder, Cineteca di Bologna<br />

08_Gehring_V2.indd 259 09.10.2010 14:20:03 Uhr<br />

259


Otto Dix, Lustmord, aus: Tod und Auferstehung,<br />

1922, Kaltnadel, Kunstsammlung Gera<br />

260<br />

08_Gehring_V2.indd 260 09.10.2010 14:20:03 Uhr


Wenzel Hablik, Besteck, um 1925, Silber, mehrteilig,<br />

Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

08_Gehring_V2.indd 261 09.10.2010 14:20:04 Uhr<br />

261


Paul Kornfeld, Kokoschka, 1917, Erstveröffentlichung: Programm zur<br />

Uraufführung der Einakter Mörder, Hoffnung der Frauen, Hiob und<br />

Der brennende Dornbusch am 3. Juni 1917 im Albert-Theater Dresden<br />

262<br />

Der Schriftsteller lebt davon, daß er die Sprache<br />

beherrscht, der Dichter, der Künstler lebt, indem<br />

er die Welt nicht versteht und sie zu erraten<br />

sucht. Wie sein Kampf um die Welt sich äußert,<br />

ist eine sekundäre Frage, eine Frage des Talentes.<br />

Es gibt große Seelen, deren Äußerungsmöglichkeiten<br />

beschränkt sind, wie Strindberg ja ein<br />

Genie, aber kein Talent war. – Fragt man: »Warum<br />

schreibt der Maler Kokoschka Dramen, statt<br />

nur Bilder zu malen?« – so erwidere ich mit der<br />

Gegenfrage: »Warum komponiert er nicht auch<br />

Symphonien, Opern, Lieder, warum ist er nicht<br />

auch Bildhauer? Ist nicht die Tatsache wunderbarer,<br />

daß einer Persönlichkeit nur die Mittel<br />

fehlen, sich auf alle Arten zu manifestieren,<br />

als der Zufall, daß sich in einem Menschen zwei<br />

Talente begegnen?« Wir wollen diesen Zufall<br />

nicht zu wichtig nehmen. Ein Drama Kokoschkas<br />

ist nur eine Variation seiner Bilder, und umgekehrt.<br />

Ton und Melodie, Rhythmus und Geste<br />

seiner Worte sind parallel jener seiner Bilder.<br />

Dem Chaos der Welt gegenübergestellt sieht er<br />

es an, als wäre er der erste Mensch, und als wäre<br />

er der erste Künstler, erfindet er einfältig hier wie<br />

dort Technik und Stil. Die Menschen seiner Dramen<br />

sind groß und einfach, wie der Koloß eines<br />

Berges und so sehr Natur, wie eine Landschaft.<br />

Ibsens Menschen sind ungewaltig genug,<br />

um psychologisch gestützt werden zu müssen,<br />

um des psychologischen Beweises zu bedürfen,<br />

daß solche Menschen – nicht der Tatsächlichkeit,<br />

sondern der Wahrheit nach – möglich sind.<br />

Strindberg bedarf der Hysterie seiner Gestalten,<br />

damit sie Ausdruck finden für ihr Leiden, für<br />

Paul Hindemith, Mörder, Hoffnung der Frauen, 1919,<br />

Klavierauszug, Hindemith Institut Frankfurt<br />

ihre reine oder schwarze Seele. Kokoschkas Menschen<br />

sind da, sind unmittelbar, vorbehaltlos,<br />

bedingungslos da als elementares Ereignis, sind<br />

Urmenschen, wie die Stoffe dieser drei Dramen<br />

Urprobleme der Menschheit sind.<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen in konzentriertester<br />

Form der erotische Kampf zwischen<br />

Mann und Frau, die brutale Kraft des Mannes<br />

vor der sexuellen Überlegenheit der Frau, und<br />

am Ende doch der Sieg des geistigeren Mannes.<br />

Hiob das absolute Zerstörtwerden des geistigen<br />

und ethischen Mannes durch das ungeistige<br />

und unethische, aber ganz weibliche Weib, durch<br />

seine erotische Domination.<br />

Der brennende Dornbusch die lyrische, rein<br />

dichtungsmäßige Gestaltung der sexuellen Sehnsucht,<br />

des Sich-findens und Sich-abstoßens, des<br />

Leidens und der Versöhnung durch den Geist.<br />

Kokoschkas Menschen äußern sich nicht allein<br />

durchs Wort, sondern vornehmlich durch Geste<br />

und Bewegung: denn das Wort sagt den Inhalt<br />

des zu Sagenden, die Bewegung sagt seinen Geist,<br />

wie in der Oper Melodie und Ton vom Ewigen<br />

singt, das Wort nur von seinem Schatten: dem<br />

Ereignis und dem irdischen Menschen. Wir ahnen<br />

eine neue Stilmöglichkeit, vielleicht eine neue<br />

Kunstform, die eben jener der Oper am nächsten<br />

käme: die vom Wort gestützte Pantomime.<br />

Nicht nur um der Persönlichkeit Kokosch kas<br />

willen, um dieser Ahnung willen auch, seien diese<br />

Dramen vorgeführt, nicht nur dem Publikum,<br />

auch den Schaffenden unserer Zeit, in denen das<br />

Erlebnis dieser Werke vielleicht Samen werden<br />

und Wurzeln schlagen wird.<br />

Kokoschka<br />

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Oskar Kokoschka, Pietà. Plakat für das Sommertheater in der Kunstschau, 1909,<br />

Gartentheater der Ersten Internationalen Kunstschau, Wien, Regie: Oskar Kokoschka,<br />

Lithografie, Leopold Museum, Wien<br />

08_Gehring_V2.indd 263 09.10.2010 14:20:05 Uhr<br />

263


Oskar Kokoschka, Mörder, Hoffnung der Frauen I. Mann und Frau<br />

Hand in Hand, 1909, Bleistift und Tusche auf Transparentpapier,<br />

Stiftung Sammlung Kamm, Kunsthaus Zug<br />

264<br />

08_Gehring_V2.indd 264 09.10.2010 14:20:05 Uhr


Oskar Kokoschka, Mörder, Hoffnung der Frauen IV. Himmlische<br />

und irdische Liebe, 1909, Bleistift und Tusche auf Transparentpapier,<br />

Moderna Museet, Stockholm<br />

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265


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Camilla Bork<br />

09_Bork_V2.indd 267 09.10.2010 6:49:34 Uhr


Der Vorhang hebt sich. Aus kleinen Luken<br />

starren grün beleuchtete Gesichter die Zuschauer<br />

an. Die Bühne ist fast ganz finster,<br />

nur die Augen sind deutlich zu sehen. Alles<br />

Übrige ist mit zart rötlichen Schleiern verhüllt,<br />

auf die ein wenig grünes Licht fällt. Die Musik<br />

setzt ein, und mit ihr beginnt der Chor leise<br />

zu sprechen. Einige Zeit später strahlt die<br />

Bühne in gelbem Licht. Ein Mann blickt auf<br />

seine Hand (rotes Licht), die dann sichtlich<br />

ermattet absinkt. Seine Augen werden aufgeregt<br />

(schmutzig-grünes Licht). Die Glieder<br />

spannen sich krampf artig, er streckt zitternd<br />

beide Arme von sich (blutrotes Licht), reißt<br />

den Mund und die Augen weit auf. Wenn es<br />

ganz hell ist, hört der Sturm auf, und das gelbe<br />

Licht geht rasch in ein schwaches, mildes<br />

Blau über.<br />

268<br />

1<br />

Ein multimediales Bühnengeschehen aus Worten,<br />

Gesten, Farben, Licht und Musik entwirft Arnold<br />

Schönberg in seinem Einakter Die glückliche<br />

Hand (komponiert 1910–1913) und überschreitet<br />

damit die Grenzen der herkömmlichen Oper. Als<br />

Komponist wolle er alle anderen Ebenen des Bühnengeschehens<br />

mitkomponieren und sie seiner<br />

musikalischen Setzweise unterwerfen, erläutert<br />

er in einer Rede über Die glückliche Hand, denn<br />

nur so könne man sich »als Musiker auf dem Theater<br />

ausdrücken«. 2 Dementsprechend verzeichnet<br />

die Partitur neben der Musik auf das Genaueste<br />

jede kleinste Geste und Lichtmodulation: Im<br />

Falle des oben zitierten Farbcrescendos etwa<br />

setzt zeitgleich zur Windmaschine ein »Cres<br />

cendo« der Beleuchtung ein. Die einzelnen Farbwerte<br />

und Übergänge dieses Crescendos sind<br />

nicht nur in der Partitur beschrieben, sondern<br />

Schönberg hat sie auch anhand einer Farbskala<br />

in seinen Skizzen exakt bestimmt (Abb. 1–3).<br />

Die glückliche Hand repräsentiert das<br />

Streben der Oper des frühen 20. Jahrhunderts<br />

nach dem <strong>Gesamtkunstwerk</strong>.<br />

Bereits Richard Wagner hatte in seinen<br />

Schriften ähnliche Ziele for muliert, so<br />

etwa in dem Aufsatz »Das Kunst werk der<br />

Zukunft« (1850). Angeregt durch Wagner<br />

und die Bühnenreformbewegung der<br />

Jahrhundertwende, suchten die Expressionisten,<br />

diesen Drang in ihren Inszenierungen<br />

künstlerisch zu verwirklichen. 3<br />

Während Inszenierungen sich zuvor darauf<br />

beschränkten, dem Zuschauer die<br />

Opernhandlung möglichst realistisch zu<br />

vermitteln, dem Sänger einen Rahmen<br />

für seine Kunst zu bieten oder einfach nur<br />

Ort aufwendiger Dekorationen und luxuriöser<br />

Prachtentfaltung sein wollten, sollte<br />

nun durch Licht, Farbe, Raum und Geste<br />

ein eigenständiges Bühnenkunstwerk realisiert<br />

werden. Oder anders gesagt: Es<br />

ging um die Emanzipation der Bühne vom<br />

Text. Als Leitmedium wirkte dabei die<br />

Musik. Ihr sollten die übrigen Künste mit<br />

ihren eigenen Mitteln nachstreben, da sie<br />

am wenigsten gegenständlich gebunden<br />

und ȟberhaupt diejenige gewesen [sei],<br />

die jederzeit den Begriff Ausdruck in seiner<br />

ganzen und wirklichen Bedeutung<br />

verkörpert hat«. 4 Die Musik galt den Expressionisten<br />

durch ihre »Begriffslosigkeit«<br />

und durch ihre Nähe zum »Wesen<br />

alles Triebhaften« als expressionistisches<br />

Medium par excellence.<br />

In der Musikgeschichtsschreibung ist der Begriff<br />

»expressionistisch« zumeist für die Werke<br />

der atonalen Phase der Wiener Schule reserviert,<br />

also für diejenigen Kompositionen, die in<br />

der Zeit zwischen 1909 und 1920 entstanden.<br />

Gemeinsam ist diesen Werken ihre Tendenz<br />

zu Kürze und Konzentration sowie ihre nicht<br />

mehr tonal gebundene Kompositionsweise. 5<br />

Um das Phänomen Oper im Kontext der Ideen<br />

und Praktiken des expressionistischen <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s<br />

näher zu untersuchen, müssen wir<br />

allerdings die Perspektive erweitern und diese<br />

enge zeitliche und stilistische Begrenzung<br />

überschreiten. Es reicht nicht, allein auf eine<br />

»expressionistische« Musik zu hören, denn das<br />

Konzept des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s zielt gerade<br />

nicht nur auf die Komposition, sondern auf die<br />

Durchdringung von Theater und Oper sowie<br />

das Zusammentreffen der unterschiedlichen visu<br />

ellen und audiellen Medien im Moment der<br />

Auf führung. Daher müssen wir auch diejenigen<br />

Werke und Inszenierungen in die Diskussion mit<br />

einbeziehen, die erst nach dem Ersten Weltkrieg<br />

als Reaktion auf das expressionistische<br />

Theater entstanden und deren musikalisches<br />

Idi om zum Teil nur wenig mit den expressionistischen<br />

Kompositionen der Wiener Schule gemein<br />

hat. Gerade die Generation der um 1900<br />

geborenen Komponisten fühlte sich vom expressionistischen<br />

Drama angezogen: Der junge<br />

Kurt Weill vertonte Georg Kaisers Der Protagonist<br />

(1926), Ernst Krenek Kokoschkas Orpheus<br />

und Eurydike (1926), und Paul Hindemith griff<br />

zu August Stramms Sancta Susanna (1922)<br />

und Kokoschkas Mörder, Hoffnung der Frauen<br />

(1922). 6<br />

Der Sehnsucht nach Einheit der Künste im Bühnenerlebnis<br />

steht in diesen Operntexten eine<br />

fragmentierte Welterfahrung der Protagonisten<br />

gegenüber. Mit dem <strong>Expressionismus</strong> betritt ein<br />

zutiefst gespaltenes Ich die Opernbühne, dessen<br />

Schicksal die existenziellen Erschütterungen<br />

und Ängste der Moderne thematisiert. Dieses<br />

Spannungsverhältnis von einer Dramaturgie, die<br />

um die Spaltung des Ichs und seine Zerrüttung<br />

kreist, und einer Inszenierungspraxis, die in der<br />

Bühnengestaltung eine Sehnsucht nach Einheit<br />

zu verwirklichen sucht, ist charakteristisch für<br />

das expressionistische <strong>Gesamtkunstwerk</strong> Oper<br />

und soll daher im Folgenden näher beleuchtet<br />

werden. Dabei stehen mit Paul Hindemiths Vertonung<br />

(1922) von Oskar Kokoschkas Mörder, Hoffnung<br />

der Frauen (1909) sowie Alban Bergs und<br />

Manfred Gurlitts Wozzeck-Opern (1925 beziehungsweise<br />

1926) nach Georg Büchners Woyzeck<br />

(1837) zunächst drei Werke im Mittelpunkt, die<br />

die menschliche Existenz als eine zutiefst gespaltene<br />

präsentieren. Der schwache Held der<br />

Opern Bergs und Gurlitts ist hin- und hergerissen<br />

zwischen Wahn und Wirklichkeit, und die Protagonisten<br />

aus Mörder, Hoffnung der Frauen repräsentieren<br />

zwei wider streitende Prinzipien, die<br />

sich unversöhnlich bekämpfen. Der Blick auf die<br />

Bühnenrealisierung rückt daraufhin den Synthesegedanken<br />

in den Vordergrund.<br />

Das gespaltene Ich<br />

Geschlechterkampf<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen<br />

»Ich weiß nicht, ob diese Art Kunst dir gefallen<br />

würde; es ist die ganz ›ultraüberspannte‹<br />

Richtung, deren Ziele mich äußerst interessieren,<br />

deren Wege ich aber nicht recht begreifen<br />

kann. (Vielleicht nur jetzt noch nicht.<br />

Vielleicht muß ich sie selbst einmal beschreiten.)«<br />

7 Mit diesen Worten berichtet Hindemith<br />

einer Jugendfreundin von seiner Entdeckung<br />

der Zeitschrift Das Kunstblatt, deren Oktoberheft<br />

des Jahrgangs 1917 dem Œuvre Kokoschkas<br />

gewidmet ist. Wenig später beschließt er,<br />

Kokoschkas einaktiges Drama Mörder, Hoffnung<br />

der Frauen, das seit seiner Uraufführung<br />

während der Internationalen Kunstschau in<br />

Wien im Juli 1909 skandalträchtige Berühmtheit<br />

erlangt hatte und 1910 erstmals in der Zeitschrift<br />

Der Sturm veröffentlicht wurde (Abb. 4),<br />

zum Gegenstand einer Oper zu machen. »Der<br />

Mann« mit einer Schar von Kriegern trifft »die<br />

Frau« mit ihrem weiblichen Gefolge vor einer<br />

Festung. Er lässt sie mit einem Eisen brandmarken,<br />

sie schlägt ihm daraufhin eine Wunde<br />

in die Seite und sperrt ihn in einen Käfig. Verführt<br />

von einer Art Hassliebe, lässt sie ihn frei.<br />

Der Mann aber, dem Tode nah, verfügt noch<br />

über unwiderstehliche Kräfte. Durch seine<br />

Hände berührt, stirbt die Frau. 8<br />

Kokoschka gestaltet in diesem archetypischen<br />

Drama das, was der Wiener Modephilosoph Otto<br />

Weininger in seiner viel gelesenen Dissertation<br />

Geschlecht und Charakter von 1903 (zu deren<br />

Lesern im Übrigen auch Alban Berg gehörte) als<br />

einen Grundkonflikt der menschlichen Existenz<br />

beschreibt: den Kampf zwischen dem geistigen<br />

und dem körperlichen Prinzip. Weininger findet<br />

für diesen Grundkonflikt des Ich die Formel des<br />

Geschlechterkampfes. Während das männliche<br />

Prinzip zum Statthalter des Geistes, zum »Ebenbild<br />

Gottes, des absoluten Etwas« werde, 9 sei<br />

die Existenz des Weibes in seinem animalischen<br />

Geschlechtstrieb an die Sexualität des Mannes<br />

gebunden: »Sein Dasein ist an den Phallus geknüpft,<br />

und darum dieser sein höchster Herr und<br />

unumschränkter Gebieter.« 10 Diese heute reichlich<br />

seltsam anmutenden Thesen gipfeln schließlich<br />

in Weiningers Forderung, der Mann müsse<br />

sich durch Entsagung vom »Geschlechtlichen<br />

erlösen«. Allein seine Keuschheit sei die Rettung<br />

der Frau und zugleich ihr Tod. 11 Aus dieser gedanklichen<br />

Volte erklärt sich auch der Titel des<br />

Einakters Mörder, Hoffnung der Frauen.<br />

Hindemith setzt in seiner Vertonung genau<br />

bei dieser dualistischen Struktur des Dramas<br />

an und konzipiert seine Oper ähnlich<br />

einem Sinfoniesatz um zwei kontrastierende<br />

Themenkomplexe. Obgleich dem Werk<br />

solch ein abstrakter Formplan zugrunde<br />

liegt, komponiert er ganz nah am szenischen<br />

Geschehen. Mit zwei dunklen, lang ausgehaltenen<br />

Klängen der Hörner und Posaunen<br />

in tiefer Tonlage hebt das Vorspiel an.<br />

Scharf reibt sich der Sekundklang c–des,<br />

der eine große Leere evoziert ohne rhythmische<br />

oder tonale Orientierung. Bereits<br />

Wagner hat zu Beginn seines Rheingolds<br />

(1869) einen solchen »Urgrund« komponiert<br />

mit dem tiefen »Es« in den Kontrabässen.<br />

Bei Hinde mith ist aber schon dieser<br />

erste Klang kein harmonisches Fundament<br />

wie in Rheingold, sondern eine scharfe Dissonanz,<br />

eine »Störung«. Langsam entspinnt<br />

sich aus diesen Anfangstakten ein melodisches<br />

Motiv, indem die scharfen Reibungen<br />

nun nicht mehr gleichzeitig, sondern die<br />

09_Bork_V2.indd 268 09.10.2010 6:49:34 Uhr


Arnold Schönberg, Die glückliche Hand, Bühnenbildentwurf,<br />

2. Bild, o. J., Öl auf Karton, Arnold Schönberg Center, Wien<br />

3<br />

2<br />

Arnold Schönberg, Die glückliche Hand,<br />

Bühnenbildentwurf, 1. Bild, o. J., Bleistift,<br />

Buntstift und Tusche, Arnold Schönberg<br />

Center, Wien<br />

1<br />

Arnold Schönberg, Die glückliche Hand,<br />

Bühnenbildentwurf, 1. Bild, o. J., Öl auf<br />

Karton, Arnold Schönberg Center, Wien<br />

09_Bork_V2.indd 269 09.10.2010 6:49:36 Uhr<br />

269


4<br />

Oskar Kokoschka, Mörder, Hoffnung der Frauen III, Titelblatt, Der Sturm, hrsg. von Herwarth Walden,<br />

Jg. 1, Nr. 20, 1910, Lithografie, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg<br />

270<br />

09_Bork_V2.indd 270 09.10.2010 6:49:36 Uhr


Töne nacheinander erklingen, während die<br />

Krieger »mit vorgestreckten Stangen und<br />

Lichtern« die Bühne heraufkriechen.<br />

Klanglich völlig entgegengesetzt komponiert<br />

Hinde mith das »weibliche Prinzip«: Zum Auftritt<br />

des Gefolges der Frau wandelt sich der<br />

Orchestersatz in einen weichen, leicht fließenden<br />

Streicherklang, über dem sich ein ausdrucksvolles<br />

liedhaftes Thema dahinwindet.<br />

Violinen schwelgen in Terzenseeligkeit wie in<br />

einer Idylle aus längst vergangenen Zeiten. Beständige<br />

dynamische Intensivierungen, Steigerungen<br />

bis zum dreifachen Forte, die dann<br />

plötzlich abreißen, um nur wieder von Neuem<br />

zu beginnen, geben der Musik einen unaufhaltsamen<br />

Drang. Zugleich zeigt sich überall<br />

ein ähnliches Verhältnis von Szene und Musik:<br />

Zwar korrespondieren vereinzelt Gebärden<br />

mit musikalischen Figuren, insgesamt werden<br />

Bühnenaktionen und Gesten aber kaum direkt<br />

musikalisch illustriert. Stattdessen ist das szenische<br />

Geschehen, der grundlegende Konflikt<br />

zwischen den beiden widerstrebenden Mächten,<br />

im Dualismus beider Themen präsent.<br />

Eine andere, weitaus psychologischer ausgerichtete<br />

musikdramatische Konzeption dieser konfliktträchtigen<br />

Gespaltenheit menschlicher Existenz<br />

zeigen die beiden Vertonungen von Büchners<br />

Woyzeck durch Alban Berg und Manfred Gurlitt.<br />

Der Fall Wozzeck<br />

Drei tiefe, dissonierende Akkorde in den Blechbläsern,<br />

über denen rasche, flüchtige Figuren der<br />

Oboen aufblitzen, verbreiten gleich zu Beginn<br />

der zweiten Szene eine unheimliche Atmosphäre.<br />

Draußen vor der Stadt auf einem Feld schneiden<br />

Wozzeck und Andres Stöcke im Gebüsch.<br />

Wozzeck leidet unter apokalyptischen Halluzinationen<br />

(»Du, der Platz ist verflucht«), sein Freund<br />

Andres stimmt indessen ein lustiges Lied von<br />

der Jägerei an (»Das ist die schöne Jägerei«).<br />

Hart kontrastieren der volksliedartige Text und<br />

die durch unmelodische Quartsprünge verzerrte<br />

Melodie. Auch wenn der Umriss des einfachen<br />

Liedes vertraut wirkt, scheint dies musikalische<br />

Gebilde mit seiner »falschen Melodie« über der<br />

Begleitung aus tonal nicht zuordenbaren, übermäßigen<br />

Akkorden wie die Welt Wozzecks völlig<br />

aus den Fugen geraten. Gegen Andres Gesang<br />

hebt sich Wozzecks Stimme wirkungsvoll ab.<br />

Er singt nicht, sondern verfällt während seiner<br />

Visio nen in ein tonhöhengebundenes Sprechen.<br />

Um durch alle möglichen Schattierungen von<br />

Flüstern und Sprechen eine höhere Ausdrucksintensität<br />

und -vielfalt zu erreichen, verwendet<br />

Berg hier die sogenannte »Sprechstimme«, wie<br />

sie erstmals von Arnold Schönberg in Die glückliche<br />

Hand und seinem Liedzyklus Pierrot lunaire<br />

(1912) eingesetzt wurde.<br />

Berg führt in dieser zweiten Szene den drohenden<br />

Wahnsinn seines Protagonisten klar<br />

vor Augen. Sein weiteres Schicksal ergibt sich<br />

geradezu zwangsläufig aus diesem Beginn: Gedemütigt<br />

von seinem Hauptmann, misshandelt<br />

von einem sadistischen Arzt, der ihn für seine<br />

medizinischen Versuche missbraucht, und verraten<br />

von seiner Geliebten Marie, die ihn mit<br />

dem Tambour major betrügt, kann er Wahn und<br />

Wirklich keit nicht mehr auseinanderhalten. Das<br />

Opfer Wozzeck wird unvermeidlich zum Täter.<br />

Er tötet seine Geliebte und bringt sich anschließend<br />

im nahe gelegenen See um.<br />

Die Figur Wozzecks ermöglicht Berg eine Musik,<br />

die alle dynamischen Extreme ausschöpft. Die<br />

abrupten Stimmungswechsel des Protagonisten<br />

korrespondieren mit einem raschen Umschlag<br />

der Musik von Piano ins Fortissimo und zurück.<br />

Anschaulich »malt« die Musik seine Visionen,<br />

wenn zu der Textpassage »Es tut sich ein Schlund<br />

auf« das Orchester zunächst in einem Riesenglissando<br />

ansteigt, um sich dann in die Tiefe<br />

zu stürzen.<br />

Abgesehen von diesen Korrespondenzen an<br />

der klanglichen »Oberfläche«, hebt Berg in<br />

seinem Einführungsvortrag zu der Oper hervor,<br />

dass jede dieser Szenen auf einer alten,<br />

instrumentalen Form basiert. So liegt etwa der<br />

ersten Szene, dem Gespräch zwischen Hauptmann<br />

und Wozzeck, eine Suite zugrunde, andere<br />

Szenen verlaufen als Rondo oder Passacaglia,<br />

und der gesamte zweite Akt ist eine<br />

Symphonie in fünf Sätzen. Ergeben hatte sich<br />

diese Notwendigkeit für Berg zunächst durch<br />

den fragmentarischen Charakter des Dramas,<br />

das Georg Büchner, als er 1837 im Alter von<br />

nur 23 Jahren starb, unvollendet hinterließ. Da<br />

der Text daher wenig Zusammenhang stiftend<br />

wirken konnte, sah sich Berg mit der Herausforderung<br />

konfrontiert, diesen vor allem durch<br />

die Musik zu gewährleisten. Das Komponieren<br />

umfangreicherer Werke war aber gerade wenige<br />

Jahre zuvor durch den Verzicht auf die<br />

Tonalität und damit »auf eines der stärksten<br />

und bewährtesten Mittel, kleine, aber auch<br />

ganz große Formen zu bilden«, 12 schwieriger<br />

geworden. Indem Berg nun die einzelnen Szenen<br />

als instrumentale Formen konzipiert, gelingt<br />

es ihm, der Musik einen »Außenhalt« zu<br />

geben und so einen Ausweg aus diesem Dilemma<br />

zu finden.<br />

Büchners Text basiert auf einer wahren Begebenheit:<br />

1821 tötet der arbeitslose Soldat und<br />

Perückenmacher Johann Christian Woyzeck in<br />

Leipzig seine Geliebte. Trotz deutlicher Anzeichen<br />

von Gemütsverwirrung wird er von einem<br />

Arzt als zurechnungsfähig eingestuft und schließlich<br />

gehenkt. In Charakteren wie Woyzeck,<br />

der die traumatischen Erfahrungen der Weltkriegsgeneration<br />

in sich bündelt, sahen die Expressionisten<br />

einen Wahlverwandten. Außerdem<br />

begeisterte sie Büchner als politischer Dichter:<br />

Als »sozialistischen Revolutionär« feierte ihn<br />

Kurt Pinthus, und Julius Bab beschwor »die leidenschaftliche<br />

Empörung des Dichters gegen<br />

diese Welt, die die Seelen erstarren lässt«. 13<br />

Für Alban Berg war es wohl weniger dieser<br />

allgemeine politische Hintergrund als vielmehr<br />

die konkrete biografische Erfahrung im Ersten<br />

Weltkrieg, die ihn zu Büchners Stück greifen<br />

ließ, nachdem er es 1914 in einer Inszenierung<br />

in Wien gesehen hatte: »Steckt doch auch ein<br />

Stück von mir in seiner Figur«, schrieb er am<br />

7. August 1918 an seine Frau, »seit ich ebenso<br />

abhängig von verhaßten Menschen, gebunden,<br />

kränklich, unfrei, ja gedemütigt diese Kriegsjahre<br />

verbringe.« 14<br />

Als Bergs Wozzeck am 14. Dezember 1925<br />

in der Berliner Staatsoper zur Uraufführung<br />

kommt, wird das sperrige Werk ein<br />

beispielloser Erfolg. 15 Nachdem es zunächst<br />

jahrelang als unspielbar abgelehnt<br />

worden war, erreichte es in der Zeit zwischen<br />

1925 und 1933 17 Neuproduktionen,<br />

zum Teil sogar in kleinen Provinzhäusern –<br />

bis heute gehört Wozzeck zu den ganz wenigen<br />

Opernwerken des 20. Jahrhunderts,<br />

die sich zwischen Zauberflöte und Aida im<br />

Opernspielplan halten können.<br />

Zur Zeit der Berliner Uraufführung arbeitete<br />

noch ein anderer an der Vertonung von Büchners<br />

Fragment: der Komponist und Diri gent<br />

Manfred Gurlitt. Nur vier Monate nach der Berliner<br />

Premiere kam sein Wozzeck in Bremen<br />

heraus, wo Gurlitt seit 1924 als Generalmusikdirektor<br />

tätig war. Im Schatten des bergschen<br />

Meisterwerks gelang ihm eine erfolgreiche<br />

Ur aufführung. Doch bereits nach einer zweiten<br />

Inszenierung in Mainz zwei Jahre später<br />

verschwand der »zweite Wozzeck« in der Versenkung,<br />

aus der er erst in den 1980er-Jahren<br />

im Zuge der Bemühungen um die Exilmusik<br />

wieder zurückkehrte. 16<br />

Anders als Berg rückt Gurlitt den fragmentarischen<br />

Charakter des Textes stärker ins Zentrum<br />

seiner Vertonung: 18 Szenen und ein Epilog reihen<br />

sich lose aneinander, ohne wie bei Berg durch<br />

»Verwandlungsmusiken« oder eine musikalische<br />

Gesamtform miteinander verbunden zu sein. Der<br />

Chor (»Wir armen Leut«) rahmt das Werk ein<br />

und streicht so den sozialkritischen Gehalt des<br />

Stoffes hervor. Besonders markant gestaltet ist<br />

die Szene mit Wozzecks Visionen. Zwar verharren<br />

sowohl Andres wie auch Wozzeck in einem<br />

deklamato rischen Gesangsstil, grundiert ist die<br />

Szene jedoch durch ein hohes, flimmerndes Streichertremolo,<br />

das nur durch einzelne Schläge des<br />

Klaviers kurz unterbrochen wird. Mit dieser nervös<br />

vibrierenden Klangfläche hat Gurlitt ein ausdrucksstarkes<br />

akustisches Zeichen für Wozzecks<br />

zerrütteten Gemütszustand gefunden.<br />

Versuche, dieser unter anderem von<br />

Kokoschka, Hindemith, Berg und Gurlitt<br />

thematisierten traumatischen Welterfahrung<br />

eine Utopie von Einheit und<br />

Synthese der Künste in der ästhetischen<br />

Praxis entgegenzusetzen, gehen<br />

bereits auf die Vorkriegszeit zurück.<br />

Die Sehnsucht nach Einheit<br />

Experimente und Aufbruch<br />

Wassily Kandinsky hatte mit seinem Bühnenszenario<br />

mit dem programmatischen<br />

Titel Der gelbe Klang (erstmals publiziert<br />

1912) die synästhetische Transformation<br />

von Farben und Gestaltempfinden in Klänge<br />

und umgekehrt versucht. Er entdeckte hierin<br />

Gemeinsamkeiten zu Arnold Schönberg:<br />

»Sie haben in Ihren Werken das verwirklicht,<br />

wonach ich in freilich unbestimmter<br />

Form in der Musik so eine große Sehnsucht<br />

hatte«, schreibt Kandinsky 1911 an Schönberg.<br />

»Das selbständige Gehen durch eigene<br />

Schicksale, das eigene Leben der<br />

einzelnen Stimmen in Ihren Compositionen<br />

ist gerade das, was auch ich in malerischer<br />

Form zu finden versuche.« 17 Die gemeinsamen<br />

Bestrebungen gipfelten schließlich in<br />

Schönbergs Beiträgen zum Almanach Der<br />

Blaue Reiter (1912; Abb. S. 106), einem <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

in Buchform, in dem neben<br />

seinem programmatischen Aufsatz »Das<br />

Ver hältnis zum Text« auch seine Komposition<br />

Herzgewächse (Text: Maurice Maeterlinck)<br />

für Sopran, Celesta, Harmonium und<br />

Harfe publiziert wurde.<br />

09_Bork_V2.indd 271 09.10.2010 6:49:36 Uhr<br />

271


Nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich<br />

diese Tendenz zum Bühnengesamtkunstwerk<br />

auch an den Opernhäusern durch,<br />

sodass viele der bereits vor oder während<br />

des Kriegs entstandenen Werke erst jetzt,<br />

mit erheblicher Verspätung, zur Uraufführung<br />

gelangten. Arnold Schönberg hatte<br />

seine Einakter Erwartung und Die glückliche<br />

Hand bereits 1909 beziehungsweise<br />

1910–1913 komponiert. Er musste jedoch<br />

mehr als zehn Jahre warten, bis sie 1924<br />

erstmals als Bühnenproduktionen zu sehen<br />

waren. Ähnliches gilt für die Oper Die ersten<br />

Menschen (1914) des im Ersten Weltkrieg<br />

gefallenen Rudi Stephan, die 1920 in<br />

Frankfurt a. M. uraufgeführt wurde.<br />

Grund für diese neue »Flut« an Uraufführungen<br />

war eine Umstrukturierung des Publikums<br />

nach dem Ende des Krieges und der Inflation.<br />

Die alte bildungsbürgerliche Schicht war weitgehend<br />

weggebrochen und konnte sich den<br />

Opernbesuch nicht mehr leisten. Die neueren<br />

zahlungskräftigen Gruppen hingegen, die ein<br />

an Varieté und Kino geschultes Rezeptionsverhalten<br />

ins Opernhaus brachten, waren weniger<br />

an den traditionellen kulturellen Werten<br />

interessiert, die die Oper vermittelte, sondern<br />

wollten Neues sehen. Von diesem Wunsch<br />

nach Neuheit profitierte auch die Oper des<br />

<strong>Expressionismus</strong>. »Jedes – auch das kleinste<br />

Provinztheater – giert heute nach der Uraufführung<br />

(aber nur nach der) irgendeiner modernen<br />

Oper: je moderner, desto besser!«<br />

272<br />

18<br />

Auch wenn die Spielpläne nach wie vor durch<br />

Verdi, Wagner, Lortzing und Puccini geprägt<br />

waren, fanden allein im Jahr 1926 / 27 nicht weniger<br />

als 56 Uraufführungen statt, die insgesamt<br />

20 Prozent aller auf die Bühne gebrachten Werke<br />

ausmachten. Allerdings bezogen sich 1926 / 27<br />

nur 4,5 Prozent der Aufführungen auf die neuen<br />

Opern. Das bedeutet, sehr viele dieser neuen<br />

Werke wurden nach nur zwei bis drei Aufführungen<br />

wieder vom Spielplan abgesetzt. 19<br />

Ein weiterer Grund für die verspäteten Uraufführungen<br />

lag in der Umstrukturierung<br />

der Opernhäuser nach dem Krieg. Mit<br />

der Novemberrevolution 1918 wurden die<br />

Hoftheater und Hofopernhäuser in Staatsoder<br />

Landestheater beziehungsweise in<br />

städtische Bühnen umgewandelt. Geplant<br />

war eine innere und äußere »Demokratisierung«<br />

der Opernhäuser und ihrer Spielpläne.<br />

Auch wenn diese Vorhaben nur zum<br />

Teil gelangen, fanden sich doch mancherorts<br />

Künstlerpersönlichkeiten zusammen,<br />

die eine ästhetische Erneuerung der Oper<br />

(und des Theaters) anstrebten.<br />

Eine dieser experimentierfreudigen<br />

Hoch burgen expressionistischer Bühnenkunst<br />

waren die Frankfurter Bühnen<br />

– eine Entwicklung, die den Thea -<br />

terhistoriker Günther Rühle sogar zu<br />

der Wortschöpfung »Frankfurter <strong>Expressionismus</strong>«<br />

veranlasste. 20 Kern<br />

dieses »Frankfurter <strong>Expressionismus</strong>«,<br />

der sich in den Jahren 1917 bis 1922 als<br />

Inszenierungsstil sowohl in Produktionen<br />

des Opern- und des Schauspielhauses<br />

als auch des Neuen Theaters<br />

unter der Leitung Arthur Hellmers verwirklichte,<br />

war das geglückte, außerordentlich<br />

fruchtbare Zusammenwirken<br />

von Regisseuren wie Richard Weichert<br />

(1880–1961) und Ernst Lert (1883–1955),<br />

dem Bühnenbildner Ludwig Sievert<br />

(1887–1966) sowie Schauspielern und<br />

Sängern, die sich ähnlichen Idealen<br />

verpflichtet fühlten. 21 Hinzu kam als Erster<br />

Kapellmeister Ludwig Rottenberg,<br />

der Schwiegervater Paul Hindemiths,<br />

der den Neuerungen der Moderne seit<br />

Langem offen gegenüberstand.<br />

Allein vier Opern Franz Schrekers, des wohl<br />

prominentesten Opernkomponisten nach 1910,<br />

wurden in Frankfurt uraufgeführt. In der Spielzeit<br />

1921 / 22 zeigte die Frankfurter Oper neben<br />

den drei Einaktern Paul Hindemiths – Sancta<br />

Susanna, Mörder, Hoffnung der Frauen und<br />

Das Nusch-Nuschi (Abb. S. 33) – Pelleas und<br />

Melisande (1902) von Claude Debussy, Der<br />

Schatzgräber (1920) von Franz Schreker, Die<br />

tote Stadt (1920) von Erich Wolfgang Korngold<br />

sowie Herzog Blaubarts Burg (1918) und Der<br />

holzgeschnitzte Prinz (1917) von Béla Bartók.<br />

Der an den Frankfurter Bühnen gepflegte Inszenierungsstil<br />

verstand in Anlehnung an die großen<br />

Bühnenreformer der Jahrhundertwende,<br />

Adolphe Appia und Edward Gordon Craig,<br />

den Bühnenraum als eine Synthese aus Raum,<br />

Bewegung und Licht, die als gleichwertige<br />

künstlerische Ausdrucksmittel zu Text und<br />

Musik hinzutreten. Wie im expressionistischen<br />

Theater geht es nicht darum, eine Geschichte<br />

zu erzählen oder einen bestimmten Schauplatz<br />

möglichst detailgetreu auf der Opernbühne<br />

nachzuempfinden. Stattdessen realisiert<br />

sich im Moment der Performance für den<br />

Zuschauer ein eigenes Kunstwerk, indem die<br />

Wahl der Farben und Formen den Verläufen<br />

der Musik visuell entsprechen. Diese Entsprechung<br />

basiert auf keinem System, sondern auf<br />

der freien Assoziation des Bühnenbildners und<br />

Regisseurs, deren Rolle und Bedeutung hier<br />

eine entscheidende Aufwertung erfährt. Sie<br />

sind es, die die verborgenen »visionären Ideen«<br />

der Musik hervorholen, sie sichtbar machen<br />

und so als eigenständige Künstler neben<br />

den Komponisten treten.<br />

»Das Bühnenbild der Oper ist die Inkarnation<br />

einer visionären Idee – ihre Keimzelle<br />

die Partitur. Das Geheimnis des Schöpfungsprozesses<br />

liegt im Wesen der Musik,<br />

ihre Realität ist innere Notwendigkeit.« 22<br />

Sievert entwirft in seinem programmatischen<br />

Text zum Bühnenbild der Oper eine<br />

»intermediale Grenzüberschreitung« 23 im<br />

Moment der Aufführung. Musik wird in Licht<br />

und Licht wiederum in Musik verwandelt:<br />

»Linie und Farbe, alles ist Echo und Resonanz<br />

der Musik, begleitende Stimme des<br />

Orchesters, eine leichte Paraphrase, die<br />

das Thema, das unten angeschlagen wird,<br />

aufnimmt und tausendfach variiert, [...] in<br />

der Farbklaviatur, die die differenziertesten<br />

Stimmungen und Tönungen hinzuzaubern<br />

vermag. Menschenstimme, Raum und Licht<br />

klingen zusammen in einem großen Dreiklang,<br />

der dienend von der Musik getragen<br />

wird.« 24 Schließlich überhöht Sievert diese<br />

szenische Einheit. Er versteht sie nicht mehr<br />

nur als rein ästhetische Erfahrung, sondern<br />

lädt sie metaphysisch auf als »Harmonie im<br />

letzten Sinn«, als »Symbolik mit dem Ausdruck<br />

des Grenzenlosen«. 25<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen<br />

als Bühnengesamtkunstwerk<br />

»Resonanz der Musik« will auch Sieverts Entwurf<br />

zu Mörder, Hoffnung der Frauen sein, der<br />

sich vor allem durch eine vielfache Gliederung<br />

des Bühnenbodens auszeichnet. Unterschiedliche<br />

Ebenen überlagern sich und verlieren sich<br />

schließlich im Dunkel. Eine deutliche Begrenzung<br />

des Raumes ergibt sich allein zum Bühnenhintergrund<br />

durch die beiden nach vorne gerückten<br />

Pfeiler, die eine Treppe sowie den Eingang des<br />

Käfigs einschließen (Abb. 5). Sievert setzt all diese<br />

Raumelemente in Relation zur Musik: »Rhythmisch<br />

schwingende, sich in der Tiefe verlierende<br />

Diagonalen werden durch zwei gigantisch ragende<br />

Mittelpfeiler gebunden, die ich so anlegte, daß<br />

alle Szenen im Brennpunkt des Bildes spielen<br />

konnten. [...] Durch diese starke Betonung der<br />

Mitte werden die scheinbar chaotisch den Raum<br />

aufteilenden Linien Ausstrahlungen der agierenden<br />

Figuren.« 26<br />

Nach vorne zum Zuschauerraum hin wird<br />

die Bühne durch eine stegartige Fläche abgegrenzt,<br />

die von der Mitte ausgehend nach<br />

beiden Seiten ansteigt. Sie bildet neben dem<br />

Bühnenhintergrund mit dem Käfig (Abb. 6)<br />

und dem Mittelgrund mit den beiden Chören<br />

(Abb. 7) eine dritte Spielebene, auf der sich<br />

die beiden Protagonisten, die Frau und der<br />

Mann, bewegen. Diese vielfache Gliederung<br />

des Bühnenbodens, die sogenannte »raumrhythmische<br />

Bühne«, gehört zu den Charakteristika<br />

des Inszenierungsstils des »Frankfurter<br />

<strong>Expressionismus</strong>«. Hierdurch liefert<br />

der Bühnenmaler nicht nur einen dekorativen<br />

Rahmen, sondern nimmt direkt auf die szenische<br />

Gestaltung Einfluss. So zwingt etwa<br />

die geringe Tiefe des Vordergrundes die beiden<br />

Protagonisten, sich weitgehend parallel<br />

zur Bühnenrampe zu bewegen, sodass sie<br />

zumeist im Profil zu sehen sind. Eine ausgeprägte<br />

pantomimische Gestik der Hände<br />

unterstreicht zusätzlich den antikisierenden<br />

Bildeindruck, der an ein Relief erinnert. Auf<br />

diese Weise korrespondiert die Bildgestaltung<br />

mit dem archaischen Charakter und den<br />

»Urklängen« zu Beginn der Oper.<br />

Außerdem lässt sich die symmetrische Konzeption<br />

des Stegs im Vordergrund ähnlich<br />

wie die zwei Türme im Bühnenhintergrund<br />

im Zusammenhang mit dem Sujet des Einakters,<br />

dem alles beherrschenden Dualismus<br />

der Geschlechter, verstehen. Elemente<br />

der Bühnenarchitektur repräsentieren so<br />

die Substanz der Fabel und der Musik und<br />

übersetzen sie in räumliche Kon struktionen.<br />

So ist die Raumgestaltung hier in der Tat<br />

»Resonanz« des Dramas und der Musik.<br />

In Schönbergs Die glückliche Hand<br />

blieb die Vereinigung der Künste zum<br />

multimedialen Bühnenkunstwerk noch<br />

ein visionäres Experiment. Es existierte<br />

zunächst nur in Partitur und Imagination<br />

des Komponisten. Erst in der Frankfurter<br />

Inszenierung von Mörder, Hoffnung<br />

der Frauen und anderen kollektiven Produktionen<br />

der jungen Weimarer Republik<br />

wird diese Vision für kurze Zeit<br />

Wirklichkeit. Der Wunsch, »mit den Mitteln<br />

der Bühne zu musizieren«, 27 verwirklicht<br />

sich im »großen Dreiklang« 28<br />

von Stimme, Raum und Licht.<br />

09_Bork_V2.indd 272 09.10.2010 6:49:37 Uhr


5<br />

Ludwig Sievert, Mörder, Hoffnung der Frauen, Bühnenbildentwurf, 1922, Oper Frankfurt,<br />

Regie: Ernst Lert, Pastell, Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln<br />

09_Bork_V2.indd 273 09.10.2010 6:49:37 Uhr<br />

273


1 Regieanweisungen des Beginns sowie des<br />

dritten Bildes sind hier frei paraphrasiert. Zum<br />

genauen Text vgl. Arnold Schönberg, »›Die<br />

glückliche Hand‹ op. 18«, in: ders., Sämtliche<br />

Werke, Reihe B, Bd. 6,3, Mainz (Schott und<br />

Universal Edition) 2005. Zu Entstehungsumständen<br />

und Rezeption des Einakters vgl. die<br />

umfangreiche Einleitung von Ullrich Scheideler<br />

zu diesem Band.<br />

2 Arnold Schönberg, »Breslauer Rede über<br />

›Die glückliche Hand‹« (1928), in: Jelena<br />

Hahl-Koch (Hrsg.), Arnold Schönberg, Wassily<br />

Kandinsky. Briefe, Bilder und Dokumente einer<br />

außergewöhnlichen Begegnung, Salzburg / Wien<br />

1980, S. 131–142, hier S. 131. Da sich zunächst<br />

kein Theater für eine Aufführung gewinnen ließ,<br />

verfolgte Schönberg zeit weilig den Plan, den<br />

Einakter als Film zu realisieren. Als Ausstatter<br />

waren u. a. Alfred Roller, Oskar Kokoschka<br />

und Wassily Kandinsky im Gespräch; vgl. ebd.,<br />

S. 127.<br />

3 Die glückliche Hand ist das einzige der hier<br />

besprochenen Werke, in dessen Partitur bereits<br />

die anderen Bühnenparameter Licht, Farbe etc.<br />

en detail verzeichnet sind.<br />

4 Arnold Schering, »Die expressionistische Be we-<br />

gung in der Musik«, in: Max Deri u. a. (Hrsg.),<br />

Einführung in die Kunst der Gegenwart, Leipzig<br />

1919, S. 139–161, hier S. 141. Der Begriff »<strong>Expressionismus</strong>«<br />

findet erst vergleichsweise<br />

spät Anwendung auf die Musik. 1918 schreibt<br />

erstmals der Komponist Heinz Tiessen in der<br />

Musikzeitschrift Melos von einem »musikalischen<br />

<strong>Expressionismus</strong>«, und ein Jahr später<br />

erscheint Arnold Scherings o. g. Abhandlung.<br />

In beiden Texten wird der Musik ähnlich wie<br />

in der Romantik eine Vorzugsposi tion unter<br />

den Künsten eingeräumt. Zur Geschichte und<br />

musik historiografischen Funktion des Begriffs<br />

»<strong>Expressionismus</strong>« vgl. Camilla Bork, Im Zeichen<br />

des <strong>Expressionismus</strong>. Kompositionen Paul<br />

Hindemiths im Kontext des Frankfurter Kulturlebens<br />

um 1920 (Frankfurter Studien, XI),<br />

Mainz 2006.<br />

5 Zugleich zeichnet sich vor allem in Schön bergs<br />

Äußerungen aus diesen Jahren eine expressionistische<br />

Poetik ab, wenn er seine Musik allein<br />

seinem Ausdrucksbedürfnis verpflichtet sieht.<br />

Im August 1909 schreibt er in diesem Sinne an<br />

Ferruccio Busoni: »Meine Musik muß kurz sein.<br />

Knapp! In zwei Noten: nicht bauen, sondern<br />

ausdrücken!!« Zit. nach: Jutta Theurich (Hrsg.),<br />

»Briefwechsel zwischen Arnold Schönberg und<br />

Ferruccio Busoni 1903–1919«, in: Beiträge zur<br />

Musikwissenschaft, 3, 19, 1977, S. 163–211, hier<br />

S. 163 f.<br />

6 Vgl. zu diesem Komplex Bork 2006 (wie<br />

Anm. 4).<br />

274<br />

7 Brief Paul Hindemiths an Emmy Ronnefeldt vom<br />

14. 10. 1917, abgedr. in: Hindemith-Jahrbuch, II,<br />

1972, S. 191.<br />

8 Vgl. hierzu auch Carl E. Schorske, Wien. Geist<br />

und Gesellschaft im Fin de Siècle, Frankfurt<br />

a. M. 1982, S. 318.<br />

9 Otto Weininger, Geschlecht und Charakter. Eine<br />

prinzipielle Untersuchung [Wien 1903], Reprint,<br />

München 1997, S. 398.<br />

10 Ebd., S. 400.<br />

11 Ebd., S. 457.<br />

12 Alban Berg, »Wozzeck-Vortrag von 1929«, in:<br />

Hans F. Redlich, Alban Berg. Versuch einer<br />

Würdigung, Wien 1957, S. 311–327, hier S. 311.<br />

1879 wurde das Büchnerdrama erstmals von<br />

Karl Emil Franzos unter abenteuerlichen<br />

Umständen publiziert: Verblasste Tinte und<br />

eine fast un leserliche Handschrift machten<br />

das Entziffern des Manuskripts zu einer wahren<br />

Kärrnerarbeit. Hierbei unterlief Franzos ein<br />

Lesefehler, sodass der Titel bei ihm Wozzeck<br />

lautete, statt Woyzeck, wie er bei Büchner<br />

heißt. 1909 erschien der Text in neuer, revidierter<br />

Auflage mit leicht veränderter Szenenfolge<br />

und wurde nach den ersten Aufführungen durch<br />

Leopold Jessner in Hamburg (1910) und Max<br />

Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin<br />

(1916) rasch zu einer Sensation in den Kreisen<br />

der expres sionistischen Avantgarde.<br />

13 Kurt Pinthus, »Georg Büchner – der Revolutionär<br />

1919«, in: Thomas Michael Mayer (Hrsg.),<br />

Georg Büchner (Insel-Almanach auf das Jahr<br />

1987), Frankfurt a. M. 1987, S. 52–54, hier<br />

S. 53; Julius Bab, »Durch das Drama der Jüngsten<br />

und Georg Büchner«, zit. nach: Dietmar<br />

Goltschnigg, Materialien zur Rezeptions- und<br />

Wirkungsgeschichte Georg Büchners, Kronberg<br />

i. Ts. 1974, S. 153 f.<br />

14 Alban Berg, Briefe an seine Frau, hrsg. von<br />

Helene Berg, München 1965, S. 376.<br />

15 Einige Auszüge aus Alban Bergs Wozzeck waren<br />

bereits 1923 konzertant als Wozzeck Bruchstücke<br />

in Frankfurt a. M. unter der Leitung Hermann<br />

Scherchens uraufgeführt worden. Der Erfolg<br />

dieser konzertanten Fassung war u. a. ausschlaggebend<br />

für die Entscheidung der Berliner Staatsoper,<br />

das Werk zur Uraufführung anzunehmen.<br />

16 Manfred Gurlitt (1890–1972), dessen Karriere<br />

als Dirigent während der Weimarer Republik<br />

außerordentlich erfolgreich verlief, beantragte<br />

1933 die Mitgliedschaft in der NSDAP. Dennoch<br />

wurde er während des Nationalsozialismus aus<br />

rassischen Gründen verfolgt. Er emigrierte nach<br />

Japan, wo er seine erfolgreiche Dirigententätigkeit<br />

als Leiter der Gurlitt Opera Company<br />

fortsetzte. 1972 verstarb er in Tokio, ohne dass<br />

sein umfangreiches Opernschaffen jemals<br />

wieder Beachtung gefunden hätte. Aufmerksam<br />

wurde die Musikwelt erst 1985, als Lothar<br />

Zagrosek eine konzertante Aufführung des<br />

Wozzeck dirigierte, die vom Österreichischen<br />

Rundfunk aufgezeichnet wurde.<br />

17 Wassily Kandinsky an Arnold Schönberg<br />

am 18. 1. 1911, in: Jelena Hahl-Koch, Wassily<br />

Kandinsky und Arnold Schönberg. Der Briefwechsel,<br />

Ostfildern-Ruit 1993, S. 15.<br />

18 Willi Aron, »Opernkrise, Opernreform, Opernregie«,<br />

in: Die Musik, 20, 28, 1927, S. 571–574,<br />

hier S. 571.<br />

19 Vgl. Michael Walter, Hitler in der Oper. Deutsches<br />

Musikleben 1919–1945, Stuttgart 1995.<br />

Zu den Zahlen für 2007 / 08 vgl. die Werkstatistik<br />

des Deutschen Bühnenvereins unter<br />

www.buehnenverein.de. Nur zum Vergleich:<br />

2007 / 08 wurden in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz 48 Opern ur- bzw. erstaufgeführt,<br />

was einem Anteil von 3,29 % am<br />

Gesamtrepertoire entspricht.<br />

20 Vgl. Günther Rühle, Theater für die Republik<br />

1917–33. Im Spiegel der Kritik, Frankfurt a. M.<br />

1967, S. 19.<br />

21 Vgl. Thomas Siedhoff, Das Neue Theater in<br />

Frankfurt am Main 1911–1935. Versuch einer systematischen<br />

Würdigung eines Theaterbetriebs<br />

(Studien zur Frankfurter Geschichte, 19), Frankfurt<br />

a. M. 1985.<br />

22 Ludwig Sievert, »Das Bühnenbild der Oper«, in:<br />

Die Musik, 17, 7, 1925, S. 506–511, hier S. 507.<br />

23 Jürgen Söring, »<strong>Gesamtkunstwerk</strong>«, in:<br />

Reallexikon der deutschen Literatur wissenschaft,<br />

Bd. 1, hrsg. von Klaus Weimar, Berlin / New York<br />

1997, S. 710–712, hier S. 710.<br />

24 Sievert 1925 (wie Anm. 22), S. 507.<br />

25 Sievert 1925 (wie Anm. 22), S. 507.<br />

26 Sievert 1925 (wie Anm. 22), S. 510.<br />

27 Schönberg 1928 / 2000 (wie Anm. 2), S. 138.<br />

28 Sievert 1925 (wie Anm. 22), S. 507.<br />

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7<br />

Unbekannt, Szenenfotografie Mörder, Hoffnung der Frauen,<br />

Drama von Oskar Kokoschka, 11. April 1920, Neues Theater,<br />

Frankfurt, Regie: Heinrich George, Fotografie, Reproduktion,<br />

Deutsches Theatermuseum, München<br />

Unbekannt, Szenenfotografie der Uraufführung<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen, Oper von Paul<br />

Hindemith, 26. März 1922, Oper Frankfurt, Regie:<br />

Ernst Lert, Fotografie, Universitätsbibliothek<br />

Johann Christian Senckenberg, Frankfurt a. M.<br />

09_Bork_V2.indd 275 09.10.2010 6:49:38 Uhr<br />

6<br />

275


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ESSAY<br />

Die Neuerfindung der Welt als<br />

gute Wohnung im All<br />

Bruno Taut und die Gläserne Kette<br />

Werner Durth<br />

Claudia Dillmann<br />

10_Dillmann_V2.indd 277 08.10.2010 13:06:46 Uhr


278<br />

»Heute komme ich zu Euch nur mit einem Film.<br />

Die Absicht werdet Ihr erkennen: einmal körperhaft<br />

die Dinge zu zeigen, die uns erfüllen,<br />

und dann – die schöne Aussicht auf diese Weise<br />

alle zusammen zu kommen und zusammen an<br />

einer Sache zu arbeiten.« 1<br />

Das neue Medium Film faszinierte zu Beginn<br />

der 1910er-Jahre nicht nur ein schaulustiges<br />

Publikum, sondern auch zunehmend<br />

Künstlerinnen und Künstler. Dem Massenunterhaltungsmittel<br />

schienen Möglichkeiten<br />

innezuwohnen, die jenseits des bisher Üblichen,<br />

des Dokumentarischen und Naturalistischen<br />

eine Konventionen sprengende<br />

Fantastik freizusetzen versprachen. Die kurzen<br />

Exposees, die Dramatiker und Lyriker,<br />

wie beispielsweise Else Lasker-Schüler,<br />

Max Brod oder Walter Hasenclever, schon<br />

1914 für Kurt Pinthus’ Kinobuch entwarfen,<br />

wären zum Zeitpunkt ihrer Entstehung größtenteils<br />

nicht zu verfilmen gewesen. Dezidiert<br />

geschrieben, um den Kintopp vor seiner<br />

Anbiederung an Theater und Literatur<br />

zu bewahren, verwies ihre Veröffentlichung<br />

jedoch auf eben jene Domestizierung des<br />

Kinos, die Carlo Mierendorff sechs Jahre<br />

später in Hätte ich das Kino! so heftig beklagte.<br />

Diese Verbürgerlichung des Kinos,<br />

die aus ökonomischen, gesellschaftlichen<br />

und medieninhärenten Gründen zwangsläufig<br />

war, sie bedeutete den als schmerzhaft<br />

empfundenen Verlust des frühen Kintopps<br />

mit seiner körperlichen Unmittelbarkeit,<br />

seinem varieté- und zirkushaften Charakter,<br />

seinen Attraktionen und Sensationen. Im<br />

Ge genzug war der Film Ende der 1910er-<br />

Jahre dafür ernst genommener Gegenstand<br />

von Rezension und Kritik, von Diskursen<br />

und Theorien geworden und in seinem allerersten<br />

Ismus angekommen: dem <strong>Expressionismus</strong>.<br />

Mit den anderen Künsten, und<br />

diese mit ihm kommunizierend, wagte sich<br />

das Medium erstmals bewusst an formale<br />

Fragen, erprobte zielgerichtet Stile, suchte<br />

nach theoretischer Untermauerung für Grafik,<br />

Bild und Raum im Film, überführte die<br />

Experimente direkt in expressionistische,<br />

danach in abstrakte, surrealistische und<br />

neu sachliche Werke. Und schuf in diesem<br />

Aufbruch Klassiker der Moderne.<br />

Wie im Theater, im Kunsthandwerk oder<br />

in der Architektur kam der <strong>Expressionismus</strong><br />

auch im Film erst nach 1918 an, mithin<br />

überall dort, wo es ein größeres Publikum<br />

anzusprechen galt, während er in der bildenden<br />

Kunst bereits seine Spät- und Endphase<br />

erlebte. Diese Bewegung vom Elitären<br />

zum Egalitären, von der Avant garde<br />

ins Massenmediale lässt sich als Popularisierung<br />

begreifen. Diese war ihrerseits nur<br />

möglich, weil Teile des Bildungsbürgertums<br />

nach Krieg, Kapitulation und Revolution<br />

in grellen, oft als »fremd« oder gar<br />

»falsch« empfundenen Farben und Tönen,<br />

in zersplitterten Formen, heftigen Gesten,<br />

lauten Stimmen, ekstatischen Tänzen, im<br />

Wilden, Unge reimten, Wahnsinnigen ihre<br />

Zeit und den ihr innewohnenden Geist erkannten.<br />

Theater, Kunsthandwerk, Architektur<br />

und Film übten folgerichtig auch die<br />

stärksten Impulse aufeinander aus.<br />

Ausgangspunkte dieser Impulse waren die nach<br />

1918 forcierten ideellen und personellen Netzwerke<br />

nicht allein linker Künstler, in denen Politik,<br />

Theorie und bisweilen revolutionäre Praxis ein<br />

höchst lebendiges Amalgam bildeten. Am 9. April<br />

1919 rief der Dramatiker Ernst Toller gemeinsam<br />

mit anderen Intellektuellen die Münchner Räterepublik<br />

aus, deren Scheitern er während der Festungshaft<br />

in seinem Drama Masse Mensch (1920)<br />

verarbeitete. Sein expressionistisches Stück Die<br />

Wandlung (1919) erlebte am 30. Septem ber 1919<br />

im avantgardistischen Privattheater Tribüne in<br />

Berlin, mit dem expressionistischen Charakterdarsteller<br />

Fritz Kortner in der Hauptrolle und unter<br />

der Regie des bekannten Theaterregisseurs Karlheinz<br />

Martin, seine Uraufführung. Martin sollte<br />

wenig später Georg Kaisers Drama Von morgens<br />

bis mitternachts (1912) verfilmen. Den Kontakt in<br />

die Filmbranche hatte womöglich der künstlerische<br />

Leiter der Tribüne, Robert Neppach, hergestellt,<br />

der ab Oktober 1919 bei einer mäßig erfolgreichen<br />

Firma namens Centaur-Film arbei tete, für<br />

die auch einer der Drehbuchautoren des bekanntesten<br />

expressionistischen Films Das Cabi net des<br />

Dr. Caligari (1919 / 20), Hans Janowitz, tätig war.<br />

Neppach stattete in der Folge nicht nur Martins<br />

expressionistische Filme Von morgens bis mitternachts<br />

(1920) und Das Haus zum Mond (1920)<br />

aus, sondern auch zahlreiche andere Produktionen<br />

der ersten Jahre der Weimarer Repu blik, in<br />

denen sich zugleich die Schauspielerinnen und<br />

Schauspieler der Berliner Reinhardt-Bühnen ihr<br />

Zubrot verdienten.<br />

Dieser Transfer von der Bühne zum Film bestand,<br />

was die Schauspieler betraf, ab 1913.<br />

Neu waren nun die Versuche, aktuelle bühnenästhetische<br />

Experimente auf den Film zu<br />

übertragen: die bewusste und hervorgehobene<br />

Zeichenhaftigkeit des Spiels, des Bühnenbilds,<br />

der Inszenierung; die körpersprachlichen Ausrufezeichen,<br />

die Exaltiertheit, der Zeigegestus;<br />

die Reduktion der Dekoration, ihre Aufladung<br />

mit Symbolik, die ihrerseits direkte Anleihen<br />

bei der expressionistischen bildenden Kunst<br />

nahm; die Verweigerung psychologischer Deutungsmuster;<br />

das Pathos, die Utopie.<br />

Hätte ich das Kino! – dieses Wunschdenken des<br />

jungen, linken Journalisten Carlo Mieren dorff<br />

ergriff Dramatiker, Bühnenbildner, Theaterregisseure,<br />

Gebrauchsgrafiker, Maler und Architekten.<br />

Der Schauspieler Paul Wegener, der bereits als<br />

Regisseur reüssiert hatte, gewann im Frühjahr<br />

1920 den Dresdner Stadtbaurat Hans Poelzig<br />

für den Film Der Golem, wie er in die Welt kam<br />

(1920, Abb. 1, 2). Von Haus aus Architekt, hatte<br />

Poelzig gerade für Max Reinhardt den Zirkus<br />

Schumann in das Große Schauspielhaus und damit<br />

in das Theater der Fünftausend verwandelt,<br />

in dem Klassiker für Tausende von Zuschauern<br />

neu inszeniert werden sollten. Auch dieses riesige<br />

Rund mit seinem künstlichen Höhlencharakter<br />

war als politisch motivierter Versuch gedacht,<br />

die Massen anzusprechen, als »die Zusammenfassung<br />

eines Theaterraums von tausenden zu<br />

einer Gemeinsamkeit von mithandelnden, mitgerissenen<br />

und mitreißenden Bürgern und Volksgenossen.<br />

Das Haus, die Darstellungsform und die<br />

Zeit sind da.« 2<br />

Revolutionäres Pathos herrschte Anfang 1920<br />

mithin nicht allein an den avantgardistischen<br />

Bühnen wie der Tribüne, sondern auch in diesem<br />

größten Forum des deutschsprachigen<br />

Theaters. Privat entwarf und skizzierte sein<br />

Erbauer fantastische, neoromantische Filmstoffe,<br />

Utopien gebauter Städte, erträumte<br />

Landschaften, unbekümmert um deren Realisierbarkeit,<br />

bis er sich auf eine wirkliche Filmproduktion<br />

einließ. Für den Golem erstellte<br />

Poelzig binnen weniger Monate eine von der<br />

Gotik abgeleitete Filmarchitektur, die erstmals<br />

im deutschen Kino expressionistische Formen<br />

in die Dreidimensionalität überführte, in einen<br />

bildmächtigen, agierenden Raum. 3 »Poelzigs<br />

Golemstadt hat vom Aspekt einer mittelalterlichen<br />

Siedlung nichts und von einem gotischen<br />

Traum alles«, 4 so beschreibt der Essayist, Kritiker<br />

und Sturm-Autor, Rudolf Kurtz, die Bauten<br />

anschaulich.<br />

Auch andere Architekten träumten um<br />

1920, in auftragsloser Zeit, vom Film, von<br />

der Visualisierung ihrer Utopien, von Bewegung<br />

im Raum, von Metamorphosen und<br />

Entgrenzungen. Bruno Taut, Wenzel Hablik<br />

und Hermann Finsterlin zum Beispiel<br />

imaginierten im Weltall sich verlierende<br />

Kathe dralen, fantastische, sich wandelnde<br />

Archi tektur oder sich auflösende Städte. In<br />

Briefen untereinander, im Korrespondenzzirkel<br />

der Gläsernen Kette, teilten sie ihre<br />

Ideen von »archi tektonischen Schauspielen«<br />

mit, die sie allein durch das Medium<br />

Film glaubten realisieren zu können, und<br />

sie erhofften sich vom Film eine Beeinflussung<br />

des Theaters. »Wir müssen nur,<br />

wo etwas fantastisch ist, auch alles fantastisch<br />

machen, und so wird der Film von<br />

dieser Seite die Bühne lockern, beweglich<br />

machen und lösen«, 5 schrieb Taut an seine<br />

Kollegen und motivierte sie, bei seinem<br />

geplanten Filmprojekt mitzumachen.<br />

Was aber war das viel beschworene Fantastische,<br />

das die Träume vom Film beflügelte?<br />

Zweifellos faszinierten die dem Medium inhärenten<br />

Möglichkeiten, in einem Raum-Zeit-<br />

Kontinuum Konkretes wie Abstraktes in Bewegung<br />

zu versetzen, Metamorphosen des<br />

Irrealen zu erzeugen, Ideen visuell – und das<br />

hieß immer auch sinnlich – erfahrbar zu machen,<br />

unbekümmert um Naturgesetze oder<br />

die Zwänge der Wirklichkeit. In dieser gab<br />

es nichts zu bauen, hätten die imaginierten<br />

neuen strahlenden Städte als kristalline Bekrönungen<br />

von Gebirgsspitzen auch niemals<br />

realisiert werden können, in ihr war kein Griff<br />

zu den Sternen vorgesehen. Den erlaubte nur<br />

der Film. Er war zudem nur in Gemeinschaft<br />

stiftender Arbeit zu realisieren, durch die<br />

interne Verständigung einer Gruppe Gleichgesinnter,<br />

während er zugleich extern massenmediale<br />

Wirkung versprach – als Propagandainstrument,<br />

dessen die Utopie bedarf,<br />

um wirksam zu werden.<br />

Mit Blick auf diese Öffentlichkeit des Kinos dachte<br />

Bruno Taut 1920 für sein »künstlerisches Filmprogramm«<br />

über naturwissenschaftliche und das<br />

Handwerk feiernde Kulturfilme nach, über »Filmkunstwerke«<br />

mit abgefilmtem Tanz und Pantomime<br />

ohne Figuren wie für sein Architekturschauspiel<br />

Der Weltbaumeister (Abb. 3), über gefilmte<br />

Kaleidoskop-Effekte und animierte abstrakte Malerei<br />

– Avantgarde- und Experimentalfilme, wie<br />

sie tatsächlich kurz darauf entstehen sollten. 6<br />

Taut hatte womöglich diese Abkehr von filmischen<br />

Narration im Sinn, als er Anfang Juli 1920,<br />

10_Dillmann_V2.indd 278 08.10.2010 13:06:46 Uhr


Bruno Taut, Der Weltbaumeister, Titelblatt,<br />

Hagen 1920, Privatsammlung Darmstadt<br />

3<br />

Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920,<br />

Regie: Paul Wegener, Standfotografie,<br />

Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.<br />

1<br />

2<br />

Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920,<br />

Regie: Paul Wegener, ausbelichtetes Filmbild,<br />

Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.<br />

10_Dillmann_V2.indd 279 08.10.2010 13:06:48 Uhr<br />

279


280<br />

5<br />

4<br />

Von morgens bis mitternachts, 1920, Regie: Karlheinz Martin, ausbelichtetes<br />

Filmbild, Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.<br />

César Klein, Genuine, Szenenbildentwurf, 1920,<br />

Regie: Robert Wiene, Pastell, Theaterwissen-<br />

schaftliche Sammlung der Universität zu Köln<br />

10_Dillmann_V2.indd 280 08.10.2010 13:06:49 Uhr


fünf Monate nach der Premiere von Das Cabinet<br />

des Dr. Caligari, den Ausstatter des Films,<br />

Walter Reimann, zu einem Treffen und »viell. zur<br />

Mitwirkung« 7 einlud. Der vormalige Bühnenmaler<br />

Reimann, der in Zusammenarbeit mit Walter<br />

Röhrig und Hermann Warm das expressionistische<br />

Dekor des Caligari wesentlich bestimmt<br />

und zu seinem Erfolg geführt hatte, definierte<br />

sich seinerseits nicht als Filmarchitekt, sondern<br />

als »Filmmaler«, ja eigentlich als bildender<br />

Künstler mit eigenem Atelier, wo er etwa zu jener<br />

Zeit mit einem Porträt von Werner Krauss (dem<br />

Caligari-Darsteller) auf der Staffelei und expressionistischen<br />

Bildern an den Wänden für ein Foto<br />

posierte. Seiner sonstigen Anpassungsfähigkeit<br />

zum Trotz lag ihm das Abstrakte sicherlich nicht,<br />

weshalb aus der Mitwirkung in der Gläsernen<br />

Kette nichts wurde. Die Einladung Tauts bezeugt<br />

gleichwohl die Offenheit und Durchlässigkeit der<br />

künstlerischen und kulturellen Milieus, ein Kennzeichen<br />

der frühen Weimarer Repu blik. Bruno<br />

Taut drehte in beschäftigungsloser Zeit dann<br />

zwar keinen Film, arbeitete aber 1921 als Bühnenbildner<br />

am Deutschen Theater. Und Wenzel<br />

Hablik entwarf expressionistische Wandbehänge,<br />

Möbel, Tapeten, Besteck, Schmuck und Porzellan<br />

(Abb. S. 420–423), statt Bauten oder Filme<br />

zu realisieren.<br />

Sie wurden so zu Grenzgängern zwischen<br />

den Künsten, zwischen bildender und angewandter<br />

Kunst – aus echter Neugier<br />

wie auch aus echter Not. Davon profitierte<br />

der Film, nicht allein in Deutschland. Der<br />

Austausch kennzeichnete auch das Paris<br />

der beginnenden 1920er-Jahre. Hier war<br />

es der avantgardistische Architekt Robert<br />

Mallet-Stevens, der Filme wie Le Secret de<br />

Rosette Lambert (1920) und Jettatura (1921)<br />

ausstattete. Sein Freund, der kubistische<br />

Maler Fernand Léger, gestaltete das Plakat<br />

von La Roue (1923) und drehte später den<br />

Experimentalfilm-Klassiker Ballet mécanique<br />

(1924), der bei der berühmten Berliner<br />

Matinée Der absolute Film der Künstlervereinigung<br />

Novembergruppe 1925 zur Aufführung<br />

kam. Gemeinsam arbeiteten die beiden<br />

Künstler zudem an der Filmarchitektur<br />

von L’Inhumaine (1925).<br />

Mit der Zugewandtheit dieser Grenzgänger<br />

wurden zugleich die theoretischen Verortungen<br />

des Mediums forciert, im Zusammenspiel wie<br />

auch in Abgrenzung zu den anderen Künsten.<br />

Die Maler, Architekten, Bühnenbildner ebenso<br />

wie auch die Autoren und Filmexposees verfassenden<br />

Dramatiker erkannten im Film die<br />

Übersetzung der (fantastischen) Idee ins Bild<br />

als die eigentliche Transformations leistung<br />

des stummen Films, dem sie folgerichtig kaum<br />

zutrauten, »geistige« oder »seelische« Vorgänge<br />

auf nonverbaler Ebene darzustellen. Sie<br />

priesen vielmehr die visuelle Kraft, Sinnlichkeit<br />

und Eindringlichkeit des Mediums, Carlo<br />

Mierendorff feierte dies 1920 so: »[Das] Bild<br />

brennt sich unentrinnbar ein und das ist seine<br />

Überlegenheit über die Schaubühne.« 8<br />

Wie dieses filmische »Bild« beschaffen sein<br />

könnte, wurde einerseits in den Studios und<br />

auf dem Freigelände der Berliner Filmfirmen<br />

erprobt und andererseits in Kunst- und<br />

Architekturzeitschriften theoretisch beantwortet.<br />

Diese Gleichzeitigkeit von praktischen<br />

und theoretischen Versuchen, eine<br />

höchst produktive Verdichtung zu Beginn<br />

der 1920er-Jahre, bezeugt einen neuen Reflexionsgrad<br />

im und für das Medium Film.<br />

Während Walter Reimann – inspiriert durch<br />

bildende Kunst und Bühnendekoration –<br />

über den filmischen Bildaufbau und dessen<br />

grafische, also zweidimensionale Qualitäten<br />

sinnierte, arbeiteten Architekturkritiker<br />

mit dem Parameter der Dreidimensionalität<br />

an der begrifflichen Unterscheidung von<br />

bildender Kunst, Bühne und Film: »Bilder,<br />

die eigentlich wieder keine Bilder sind, da<br />

sie nicht ein Sein umschließen, sondern<br />

eine Handlung. Bilder, die aufgehört haben,<br />

ein Momentanes in Fläche für Dauer<br />

festzuhalten, sondern die eine Folge von<br />

Momenten im Raum für kurze Zeit aufzeigen<br />

sollen. Bilder, die keine Bilder mehr<br />

sind, sondern Raum, der lebendiges Geschehen<br />

umschließt.« 9<br />

Es nimmt nicht wunder, dass Auslöser<br />

für diese Überlegungen des Architekten<br />

und Autors Heinrich de Fries, die er in<br />

einer Fachzeitschrift für Baukunst veröffentlichte,<br />

gerade Filme wie Das Cabinet<br />

des Dr. Caligari, Von morgens bis mitternachts,<br />

Der Golem, wie er in die Welt kam<br />

und Algol waren (alle aus dem Jahr 1920);<br />

Filme, die erstmals eine zeitgenössische,<br />

»moderne«, in diesem Fall expressionistische<br />

Kunstrichtung aufgegriffen und mit<br />

ihren Mitteln umgesetzt hatten. Die Definition<br />

des filmischen Raums geriet de<br />

Fries zur Bestimmung einer spezifisch filmischen<br />

Dreidimensionalität, die trotz der<br />

Zweidimensionalität der Leinwand nicht<br />

allein durch perspektivisch hergerichtete<br />

Kulissen »sinnlich« erfahrbar wird, sondern<br />

durch das Bewusstsein der Filmarchitektur<br />

als Bedeutungs- und Handlungsträger,<br />

ihrer dramaturgischen Funktion,<br />

deren gelegentliche Vorherrschaft über<br />

Handlung und Schauspieler er als Architekt<br />

natürlich begrüßt. Die Idee des Raums<br />

als »selbsttätig handelnder, höchst lebendiger<br />

und aktiver Orga nismus« sah er besonders<br />

im Caligari verwirklicht, dem er<br />

den Raum in Von morgens bis mitternachts<br />

als »abstrakt, zerstreut, flächenhaft aufgelöst,<br />

unkörperlich« entgegensetzte. 10<br />

Wenig war in solchen Betrachtungen die Rede<br />

von Kameraeinstellungen, Lichtsetzung, Montage<br />

oder Rhythmus, von Handlung, Dramaturgie oder<br />

Inszenierung; viel dagegen vom einzelnen sichtbaren<br />

Bild und seiner Komposition sowie vom<br />

Sinneseindruck der sich bewegenden Bilder. Die<br />

Künstler und Theoretiker, die den expressionistischen<br />

Film aus ihrer je eigenen Perspektive wahrnahmen,<br />

machten ihre Überlegungen am Schauwert<br />

fest, an der visuellen »Sensation«, mithin an<br />

einem Kriterium, das ihnen erst den Vergleich,<br />

die Abgrenzung, die Definition erlaubte.<br />

Solche Einbettung in kulturelle Zusammenhänge<br />

mögen den Filmproduzenten wichtig<br />

und teuer gewesen sein – ob ihr Kalkül, mit<br />

den außergewöhnlichen Schauwerten zu reüssieren,<br />

aufgehen würde, war jedoch alles<br />

andere als gewiss. Während das Gros der<br />

Firmen nach der Öffnung der Auslandsmärkte<br />

sein Heil in Monumentalfilmen internationalen<br />

Zuschnitts suchte, gingen die Produzenten der<br />

expressionistischen Filme mit den aufwendig<br />

inszenierten, starbesetzten Stücken sehr wohl<br />

ein Risiko ein. Der Caligari hatte 1920 Erfolg,<br />

womöglich befördert durch die Verwirrung<br />

über die Frage, ob er in seiner Gestaltung die<br />

Perspektive des wahnsinnigen Erzählers einnehme,<br />

doch Von morgens bis mitter nachts<br />

gelang im selben Jahr nicht einmal der reguläre<br />

Kinostart. Der künstlerisch radikalste Film<br />

innerhalb des narrativen Kinos der Weimarer<br />

Republik verschwand mehr oder weniger ungesehen.<br />

Das Experiment, Georg Kaiser als<br />

einen bedeutenden expressionistischen Dramatiker<br />

durch den Theaterregisseur Karlheinz<br />

Martin mit der Ausstattung des Bühnenbildners<br />

Robert Neppach und mit Ernst Deutsch<br />

als dem expressionistischen Schauspieler<br />

schlechthin in der Hauptrolle zu verfilmen,<br />

ge riet 1920 nicht an jenen Punkt, an dem die<br />

zeitgenössische Kritik und das Publikum über<br />

sein Gelingen hätten urteilen können. Ein paar<br />

Kinobesitzer hatten ihm, offenkundig zutiefst<br />

verstört, keinerlei Chancen eingeräumt.<br />

Für de Fries, der den Film bei einer Vorabvorführung<br />

gesehen haben könnte,<br />

markierte der Raum in Von morgens bis<br />

mitter nachts den Gegenpart zum Caligari:<br />

als passiv, stumm, unorganisch, unsinnlich,<br />

eine Abstraktion, deren konsequente<br />

Gestaltung ihm Bewunderung abnötigte.<br />

281<br />

11<br />

Für die an der Produktion Beteiligten bedeutete<br />

die Verweigerung des Kino starts<br />

jedoch jene Grenze, an der die Experimente<br />

mit der Übertragung von der Bühne<br />

zum Film endeten. Der für die Studiobauten<br />

und Kostüme verantwortliche<br />

Aus statter Robert Neppach hatte auf die<br />

farbige Gestaltung der Kulissen verzichtet,<br />

die im Schwarz-Weiß-Film zu unterschiedlichen<br />

Grautönen und damit zu<br />

differenzierten Valeurs führt, und damit<br />

eine plakative Schwarz-Weiß-Stilisierung<br />

erreicht (Abb. 4). Schwarz entgrenzte den<br />

Raum, das weiß gemalte Dekor machte<br />

ihn flach. Darin fand das Stationendrama<br />

über den scheiternden Ausbruch eines<br />

Kassierers, das auf der Bühne von seiner<br />

empha tischen Sprache lebt, in stummen<br />

Ta bleaus statt. Obwohl Karlheinz Martin<br />

nicht nur auf der Bildebene, sondern auch<br />

mit filmischen Gestaltungsmitteln experimentierte,<br />

für die er sich des renommierten<br />

Kameramanns Carl Hoffmann versichert<br />

hatte, und obwohl er Parallelmontagen<br />

von Haupt- und Nebenhandlung, rasche<br />

Einstellungswechsel der Kamera, neuartige<br />

verzerrende, anamorphotische Linsen,<br />

vertikale Assemblagen und zahlreiche<br />

Doppelbelichtungen einsetzte, muss<br />

das Werk unfilmisch, theaterhaft gewirkt<br />

haben. Von hier mochte ein Weg zum<br />

nichtgegenständlichen Film führen, nicht<br />

jedoch ins reguläre Kino, dem Ort der gerade<br />

auch von Intellektuellen gepriesenen<br />

Sinnlichkeit.<br />

Der Caligari-Film hatte im Februar 1920<br />

einen Nerv getroffen, den Kurt Tucholsky<br />

in derselben Ausgabe der Weltbühne<br />

bloß legte, in der auch seine Caligari-<br />

Rezension erschien. »Diese Zeit hat etwas<br />

durchaus Gespensterhaftes. Die Leute<br />

gehen täglich ihren Geschäften nach,<br />

machen Verordnungen und durchbrechen<br />

10_Dillmann_V2.indd 281 08.10.2010 13:06:49 Uhr


sie, halten Feste ab und tanzen, heiraten und<br />

lesen Bücher –: aber es ist alles nicht wahr.«<br />

(s. S. 456)<br />

282<br />

12 Für das Gespensterhafte und das<br />

Doppelbödige fanden die Macher von Das Cabinet<br />

des Dr. Caligari die richtige Geschichte, die<br />

innovativen filmischen Bilder, die Räume, in einem<br />

schwarzen <strong>Expressionismus</strong>, der ein Ausdrucksrepertoire<br />

des Unheimlich-Fantastischen<br />

begründete: drohende Schatten, der Körper als<br />

Zeichen an der Wand, der direkte Blick des<br />

Mediums, Mörders, Opfers, die Interaktion zwischen<br />

Figur und Dekor, ihre analoge Gestaltung,<br />

Einstellung für Einstellung komponiert. Damit<br />

wurden Konflikt, Komposition und Ausstattung<br />

konsequent zusammen- und zu etwas Neuem<br />

geschmiedet, das im Kern die Zeitgenossen ansprach.<br />

Wie auch in Von morgens bis mitter nachts<br />

bricht ein Bürger aus seiner angestammten Rolle<br />

aus und wird zu einem Verbrecher: Ein Psychiater<br />

wird zum Psychopathen, ein Namenloser zu<br />

»Caligari«. Der Befehl »Du musst Caligari werden!«,<br />

der stracks in die Schizophrenie führt und<br />

in den mörderischen Wahn, Herr über Leben und<br />

Tod zu sein, war im Sinne expressionistischer<br />

Theoretiker revolutionär, weil der Satz dem bürgerlichen<br />

Individuum befahl, sich aus den Fesseln<br />

seiner seitherigen Identität zu befreien, sich zu<br />

erneuern, sich konsequent und radikal auszuleben.<br />

Damit griff der Film nicht nur in kunsttheoretische<br />

Debatten ein, sondern verwendete auch<br />

expressionistische Pathosformeln, während er<br />

zugleich der tief greifenden Verunsicherung seiner<br />

Entstehungszeit filmisch neuen Ausdruck verlieh.<br />

Tucholsky beschrieb diese Phase treffend:<br />

»Denn es rumort in der Tiefe, und der Boden<br />

schwankt leise.« 13<br />

Das für den Caligari-Film erfundene<br />

Formenrepertoire wollte dessen Regisseur<br />

Robert Wiene weiter variieren, als<br />

er <strong>Expressionismus</strong> und Exotismus in<br />

dem Film Genuine (1920) zu verbinden<br />

suchte. Das Fremde, Andere, »Primitive«,<br />

Ursprüngliche, Archaische hatte die<br />

Avantgarde schon Jahre zuvor fasziniert<br />

und inspiriert. Sigmund Freuds Totem<br />

und Tabu. Einige Übereinstimmungen im<br />

Seelenleben der Wilden und der Neurotiker<br />

war 1912 / 13 erschienen, 1915 hatte<br />

der Kunsthistoriker Carl Einstein zur<br />

»Ne gerplastik« und an den the oretischen<br />

Grundlagen des Kubis mus gearbeitet.<br />

Derweil orientierte sich das Kino für die<br />

Darstellung des Exotischen noch immer<br />

eher an Bühne und Malerei des 19. Jahrhunderts.<br />

Der Maler, Grafiker und Bühnenbildner<br />

César Klein, Mitglied des<br />

Arbeitsrats für Kunst und der revolutionären<br />

Künstlervereinigung Novembergruppe,<br />

übernahm für Genuine nun die<br />

Aufgabe, ein expressionistisch-exotischerotisches<br />

Setting zu gestalten, in dem<br />

sich die Geschichte um das in Gefangenschaft<br />

gehaltene und auf Freiheit und Rache<br />

sinnende Sklavenmädchen Genuine,<br />

einen männermordenden Vamp, entfalten<br />

sollte. Kleins far bige Entwürfe der Innenräume<br />

(Abb. 5) korrespondieren mit<br />

seinen Inte rieurgestaltungen für Galerien<br />

und Kinos14 oder Theaterstücke, wie<br />

beispielsweise für die Inszenie rung Von<br />

morgens bis mitternachts am Lessingtheater<br />

Berlin 1921 (Abb. S. 181), wo er<br />

als Bühnenbildner tätig war. Die Film-<br />

bilder der Genuine-Ausstattung wiederum<br />

ver weisen in ihrer kompositorischen<br />

Dichte auf die als <strong>Gesamtkunstwerk</strong>e<br />

durchgestalteten Ateliers und Wohnräume<br />

der Maler des <strong>Expressionismus</strong><br />

wie Ernst Ludwig Kirchner oder Karl<br />

Schmidt-Rottluff. 15 Wo diese jedoch Ausdruck<br />

einer gewollten Verbindung von<br />

Leben und Werk, auch Mittel zur Selbststilisierung<br />

der Künstler waren, wie die<br />

teils eigens gefertigten Fotografien der<br />

Ateliers bezeugen (Abb. S. 71, 83 / 84,<br />

86, 88, 90–92), musste der narrative<br />

Film den Zusammenhang von Dekor<br />

und Handlung erst glaubhaft herstellen.<br />

Ge lang die Synthese von Geschichte,<br />

Dramaturgie, Ausstattung, Kostüm,<br />

Schauspiel, Bewegung, Licht, Maske,<br />

Kamera und Montage nicht, blieben wie<br />

im Fall von Genuine nur krude, witzige,<br />

schwülstige Momentaufnahmen sich auf<br />

einem Diwan räkelnder Exoten, optisch<br />

nahezu verschwindend im wild-expressiv<br />

gemalten Kulissenhintergrund unter<br />

überbordendem tropischen Gewächs.<br />

Die formalen und technischen Experimente<br />

des expressionistischen Films wurden<br />

zwar nur durch wenige Produzenten, Regisseure<br />

und Kameramänner vorangetrieben,<br />

beeinflussten aber die Entwicklung<br />

des Kinos der Weimarer Republik weitreichend.<br />

Robert Wiene hatte 1922 den<br />

Architekten und Bühnenausstatter Andrej<br />

Andrejew mit der Ausstattung seines Films<br />

Raskolnikow (Uraufführung 1923) betraut.<br />

Der setzte in der Dostojewski-Verfilmung<br />

erstmals den Grad der Raumdeformation<br />

in direkte Beziehung zum Grad der Erregung<br />

des Protagonisten (Abb. 6). Paul<br />

Leni, ein weiterer Grenzgänger zwischen<br />

Gebrauchsgrafik, Malerei und Film, sowie<br />

Kame ramann Helmar Lerski experimentierten<br />

im Episodenfilm Das Wachsfigurenkabinett<br />

(1923 / 24) mit ureigenen<br />

filmischen Mitteln wie Doppel- und Mehrfachbelichtungen<br />

zur Erzeugung und Darstellung<br />

albtraumhafter Bedrohung in einer<br />

Episode über den Frauenmörder Jack<br />

the Ripper (Abb. 8).<br />

Selbst der Maler und Schriftsteller Ludwig<br />

Meidner ließ sich auf eine einmalige Arbeit mit<br />

dem Film ein, wobei Die Straße (1923) nichts von<br />

seinen apokalyptischen Visionen der Großstadt<br />

der 1910er-Jahre widerspiegelte, die die Filmproduzenten<br />

bewogen haben dürften, ihn zu engagieren.<br />

16 Die Expression der Zerrissenheit und<br />

Bedrohung durch die Metropole verla gerte Regisseur<br />

Karl Grune auf die rein filmische Ebene<br />

von Kamera und Montage, in eine wirbelnde,<br />

sich drehende, Schwindel erzeugende Collage<br />

disparater großstädtischer Bilder (Abb. 9). Von<br />

dieser ergaben sich neue Verbindungen, jedoch<br />

eher zu einem John Heartfield, Man Ray oder<br />

László Moholy-Nagy als zu den expressionistischen<br />

Künstlern.<br />

Aber es ließ sich längst auch über expressionistisches<br />

Dekor lachen wie in Ernst Lubitschs<br />

Die Bergkatze von 1921. Für diesen Film schuf<br />

ihm der Bühnenbildner der Reinhardt-Bühnen,<br />

Ernst Stern, der für expressionistisches Dekor<br />

wie 1919 in der Inszenierung der Wupper von<br />

Else Lasker-Schüler bekannt war, die Bauten<br />

und Kostüme: eine Persiflage auf Militarismus<br />

und Größenwahn in deformierter Umgebung.<br />

Eine Groteske, ein Spaß. Der <strong>Expressionismus</strong><br />

als Spielerei?!<br />

All dies waren produktive Versuche, das Kino mit<br />

den anderen Künsten in Verbindung zu setzen,<br />

es neu zu definieren, es als expressionistisches<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> zu erproben, es wahlweise<br />

modern oder modisch auszurichten. Die Lust<br />

am Experiment, an der Übertretung, am Neuland<br />

– nicht zu einem geringen Teil der Beitrag von<br />

mehrfach Begabten und Grenzgängern zwischen<br />

den Künsten –, ist selbst dort noch erfahrbar, wo<br />

das Experiment nicht gelingt. Aber in seinen besten<br />

Momenten hat das expressionistische Kino<br />

der frühen Weimarer Republik Maßstäbe gesetzt,<br />

hinter die die Kinematografie nicht mehr zurückfallen<br />

konnte.<br />

10_Dillmann_V2.indd 282 08.10.2010 13:06:49 Uhr


6<br />

Raskolnikow, 1922 / 23, Regie: Robert Wiene, ausbelichtetes<br />

Filmbild, EYE Film Instituut Nederland, Amsterdam<br />

Unbekannt, Betrachtungsglas, 1920er-Jahre,<br />

Aluminium und Glas, Filmmuseum Romboy, Wesseling<br />

10_Dillmann_V2.indd 283 08.10.2010 13:06:50 Uhr<br />

7<br />

283


1 Brief von Bruno Taut an die Gläserne Kette,<br />

Berlin, 8. 7. 1920, abgedr. in: Iain Boyd Whyte<br />

und Romana Schneider (Hrsg.), Die Briefe der<br />

Gläsernen Kette, Berlin 1986, S. 112.<br />

2 Carl Vollmoeller, »Zur Entwicklungsgeschichte<br />

des großen Hauses«, in: Das Große Schauspielhaus.<br />

Zur Eröffnung des Hauses herausgegeben<br />

vom Deutschen The ater zu Berlin, Berlin 1920,<br />

S. 21, zit. nach: Leonhard M. Fiedler, »Realer<br />

und virtueller Raum. Hans Poelzig und das<br />

The ater«, in: Hans Poelzig. Bauten für den<br />

Film, hrsg. von Hilmar Hoffmann und Walter<br />

Schobert, Ausst.-Kat. Deutsches Filmmuseum<br />

(Kinematograph, 12), Frankfurt a. M. 1997, S. 93.<br />

3 Vgl. Claudia Dillmann, »Wirklichkeit im Spiel.<br />

Film und Filmarchitektur«, in: Hans Poelzig 1869<br />

bis 1936. Architekt, Lehrer, Künstler, hrsg. von<br />

Wolfgang Pehnt und Matthias Schirren, Ausst.-<br />

Kat. Akademie der Künste, Berlin; Deutsches<br />

Architekturmuseum, Frankfurt a. M.; München<br />

2007, S. 144–159.<br />

4 Rudolf Kurtz, <strong>Expressionismus</strong> und Film, Berlin<br />

1926, S. 83; zit nach: Uli Jung, »Ein gotischer<br />

Traum. Hans Poelzig als Film architekt«, in:<br />

Der Golem wie er in die Welt kam. Paul Wegener<br />

(Sequenz. Jahrbuch für Filmdidaktik, 7, hrsg.<br />

vom Goethe-Institut Nancy), Remscheid 1994,<br />

S. 266.<br />

5 Brief von Bruno Taut an die Gläserne Kette,<br />

Berlin, 2. 9. 1920, abgedr. in: Whyte / Schneider<br />

1986 (wie Anm. 1), S. 164.<br />

6 Vgl. Bruno Taut, »Künstlerisches Film programm«,<br />

in: Das hohe Ufer, 2, 1920.<br />

7 Postkarte von Bruno Taut an Walter Reimann,<br />

gelaufen am 5. 7. 1920, Nachlass Reimann im<br />

Deutschen Filminstitut, Frankfurt a. M.; Abb.<br />

in: Walter Reimann. Maler und Filmarchitekt,<br />

hrsg. von Hans-Peter Reichmann, Ausst.-Kat.<br />

Deutsches Filmmuseum (Kinematograph, 12),<br />

Frankfurt a. M. 1997, S. 195.<br />

8 Carlo Mierendorff, Hätte ich das Kino!, Berlin<br />

1920, S. 29.<br />

9 Heinrich de Fries, »Raumgestaltung im Film«,<br />

in: Wasmuths Monatshefte für Baukunst, 5, 3 / 4,<br />

1920 / 21, S. 63–82, hier S. 63.<br />

10 Ebd.<br />

11 Vgl. ebd.<br />

12 Kurt Tucholsky, »Dämmerung«, in: Die Weltbühne,<br />

11. 3. 1920, S. 332–335, hier S. 332.<br />

13 Ebd.<br />

14 César Klein zeichnete für die Ausgestaltung der<br />

Innenräume des Premierenkinos Marmor haus<br />

oder der renommierten Galerie Gurlitt in Berlin<br />

verantwortlich.<br />

15 Vgl. auch den Beitrag von Leonie Beiersdorf in<br />

diesem Band (S. 68–77).<br />

16 Vgl. Reinhard Kleber und Angelika Schmid,<br />

»Ludwig Meidner und der Film – eine Spu rensuche«,<br />

in: Gerda Breuer und Ines Wagemann,<br />

Ludwig Meidner. Zeichner, Maler, Literat. 1884–<br />

1966, Bd. 1, Ausst.-Kat. Institut <strong>Mathildenhöhe</strong><br />

Darmstadt, Stuttgart 1991, S. 118–127.<br />

284<br />

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Die Straße, 1923, Regie: Karl Grune, ausbelichtetes Filmbild,<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

9<br />

8<br />

Das Wachsfigurenkabinett, 1923 / 24, Regie: Leo Birinski und<br />

Paul Leni, ausbelichtetes Filmbild, Cineteca di Bologna<br />

10_Dillmann_V2.indd 285 08.10.2010 13:06:50 Uhr<br />

285


Raskolnikow, 1922 / 23 (Detail, s. S. 293), Regie: Robert Wiene,<br />

ausbelichtetes Filmbild, EYE Film Instituut Nederland, Amsterdam<br />

10_Dillmann_V2.indd 286 08.10.2010 13:06:51 Uhr


10_Dillmann_V2.indd 287 08.10.2010 13:06:51 Uhr


Ivan Goll, Das Kinodram, 1920, Erstveröffentlichung:<br />

Die Neue Schaubühne, Jg. 2, H. 6, Juni 1920<br />

288<br />

Seit Lustren hetzt eine neue Geschwindigkeit<br />

unseren Planeten dreifach und zehnfach schneller<br />

um sich selbst. Der Stern hat einen Chock<br />

bekommen. Wir stehn in einem neuen Zeitalter,<br />

dem der Bewegung.<br />

Dies alles ist der Technik zu verdanken.<br />

Ihr zuliebe hat das Antlitz des ganzen Globus<br />

sich verändert. Aus kleinen Städten schwoll die<br />

Blase riesiger Bahnhöfe, New-York mit seinen<br />

Wolkenkratzern ein Lichtgebirge, in fruchtbaren<br />

Ebenen weite weiße Flughallen.<br />

Umstülpung des Kalenders, der Zeitrechnung,<br />

der zwölfzahligen Uhr. Immer mehr hetzt<br />

Nacht den Tag, die Stunde wird zum Tag, und<br />

auch die Minute. Bewegung, nur Bewegung.<br />

Geschäft jagt Geschäft. Erlebnis Erlebnis. Bild<br />

jagt Bild. Und wie plötzlich zum historischen<br />

Monument eine Windmühle, ein veraltetes Postgebäude,<br />

vielleicht bald eine Kaserne werden:<br />

so auch die geistigen Dinge. –<br />

Ein neues Element, wie Radium, Ozon<br />

wirkt auf die gesamte Kunst: D i e B e w e -<br />

g u n g . Alle Gattungen: Dichtung, Malerei,<br />

Plastik, Tanz erfahren es, erleiden es. In allen<br />

steht das Handwerk einen Augenblick tot und<br />

stumm. So geht’s nicht weiter.<br />

Die Umwälzung war seit langem gespürt:<br />

Futurismus, Simultanismus. Picasso in der<br />

Male rei. Stramm in der Lyrik. Ahnungen.<br />

Aber es ist mehr geschehen. Die statischen<br />

Gesetze sind umgestoßen. Der Raum, die Zeit<br />

ist überrumpelt. Die höchsten Forderungen der<br />

Kunst: die Synthese und das Spiel der<br />

G e g e n s ä t z e , werden durch die Technik<br />

erst ermöglicht und erleichtert.<br />

Wir haben den Film.<br />

Das heißt, wir haben (in Europa wenigsten)<br />

noch keinen Film, sondern erst Filmfabriken,<br />

eine Filmindustrie und Filmschieber. Die<br />

sich aus echten Börsianern und falschen Schriftstellern<br />

rekrutieren.<br />

Dennoch: Basis für alle neue kommende<br />

Kunst ist das Kino. Niemand wird mehr ohne<br />

die neue Bewegung auskommen, denn wir notieren<br />

alle in einer anderen Geschwindigkeit als<br />

bisher.<br />

Das Unerwartete wird entdeckt, realisiert.<br />

Das Ei des Kolumbus: ein Gemälde wird durch<br />

Film gemalt. Das Bild wird aus der Grenze des<br />

Rahmen-Raums befreit, und atmet zeitlich:<br />

durch die schnelle Aufeinanderfolge verschiedener<br />

wachsender und absteigender Gegensätze<br />

mittels Film erzeugt. An dieser Erfindung arbeitet<br />

seit Jahren der schwedische Maler Viking<br />

Eggeling. Morgen gibt es eine K i n o m a l e r e i .<br />

Und wie viel näher, wieviel einfacher liegt<br />

das Problem des neuen B e w e g u n g s d r a -<br />

m a s . Ein Drama aus der Bewegung herausgeboren,<br />

die doch sein wesentlicher sinnlicher<br />

Inhalt, sein Blut sein muss! Was bedeutet Dramatik<br />

anders als intensive innere geäußerte Bewegung.<br />

Schon vertreibt und ersetzt das Lichtbildpalace<br />

das Staatstheater. Aber das Theater kann<br />

sich am Kino rächen, indem es diesen auffrisst,<br />

das heißt, ihn sich zu eigen macht.<br />

Mit vollem Recht wird heute in Europa<br />

Kino von edlen Geistern gehaßt, weil es weder<br />

in Deutschland noch in Frankreich, noch in<br />

Italien eine einzige Filmfirma gibt, die Kunst<br />

treibt statt Industrie. Darum zwei getrennte<br />

Lager. Anders in Amerika. Dort ist der Film<br />

verstanden von Filmspieler und Publikum als<br />

ein Zeichen unserer Rapidität, ist schon wesentlicher<br />

Bestandteil des amerikanischen Lebens.<br />

Die dortigen Filmautoren verarbeiten nämlich<br />

nicht alte verbrauchte Kulissen des Daseins,<br />

Sardoustücke und Hauptmannromane,<br />

sondern erzeugen, schaffen aus Urstoff des Film -<br />

elementes: aus der »Bewegung«, die auch das<br />

moderne Alltagsleben charakterisiert, ihre, unsere<br />

Kunst. Auch dort ist noch Anfang. Dem<br />

Europäer zunächst unverständlich ist die rasende<br />

Anhäufung ganz unzusammenhängender<br />

Situationen, die unlogische Handlung, denn:<br />

nicht die Handlung, sondern die Bewegung ist<br />

die Basis. Akrobatik verzerrt das Natürliche.<br />

Der Raum ist unbegrenzt, unbegrenzter als für<br />

die einstigen Götter der Olympe und Elysien.<br />

Aller Traum im Film realisierbar. Welch herrliche<br />

Sache für den Dichter.<br />

Welche unerhörten Möglichkeiten für den<br />

Dramatiker! Dahin ist die Fabel des einheitlichen<br />

Raums, der fünf Akte und alles Kulissenrequisits.<br />

Übertrumpft die Drehbühne, die dem<br />

modernen Drama gar nichts genutzt hat. Wo ist<br />

die Zeit, da ein atemloser Läufer auf den Zinnen<br />

des Schlosses eine Schlacht »dramatisch« erzähl-<br />

te! Dies alles ersetzt der Film. Die Gegenwart<br />

und die Vergangenheit und die Zukunft gehen<br />

im selben Augenblick über das Bewußtsein der<br />

Bühne. Synthese.<br />

Der Film i s t dramatisch, ist nichts als<br />

das. Episch ist die Photographie. Dramatisch<br />

die Bewegung.<br />

Auch das »metaphysische Wort« wird nicht<br />

fehlen. Vertrauen wir auf den kommenden Erfinder,<br />

der uns das »redende Kino« schenkt. Inzwischen<br />

hat aber der Dichter genug zu tun, das<br />

Szenario zu schreiben und in Grammophone zu<br />

diktieren.<br />

Seine Aufstellung von Filmsituationen wird<br />

bewegte Dichtung sein. Seine Menschen, leibhaftig<br />

auf der Bühne, sprechen wie wir alle.<br />

Hinter ihnen flitzt das »dämonische« Leben, sei<br />

es zur Illustrierung eines erzählten Geschehnisses,<br />

sei es als bloßer dekorativer Selbstzweck,<br />

über die Leinwand-Kulisse. Gleichzeitig empfiehlt<br />

der Dichter dem Orchester bewegten<br />

Rhythmus. Landschaften von ungeheurer Explosivkraft<br />

werden projiziert.<br />

So werden im K i n o d r a m alle Künste<br />

mitwirken: es wird nicht nur Dichtung sein,<br />

sondern Malerei, Plastik, Tanz.<br />

Hierzu tritt seine soziale Bedeutung. Das<br />

neue Kunstwerk wird nicht für ein Land geschaffen,<br />

für eine Elite einer Stadt gespielt, sondern<br />

gehört der ganzen Welt und auch dem Volk<br />

der Vorortkinos. Die Künstler aller Gattungen,<br />

statt sich in ihren Dachkammern »individualistisch«<br />

zu zergrämen, werden berufen sein, an<br />

große, allgemeinen, wertvollen Kunstwerken<br />

zu arbeiten. Ihr Leben wird gesichert sein. Und<br />

eine neue tätige Kunst der Vielen wird möglich<br />

werden. Wie es die große Kunst aller Jahrhunderte<br />

war: der Kathedralener bauer des Mittelalters<br />

und der Tempelkünstler der Asiaten.<br />

10_Dillmann_V2.indd 288 08.10.2010 13:06:51 Uhr


Das Kinodram<br />

César Klein, Genuine, Szenenbildentwurf, 1920, Regie: Robert Wiene, Aquarell,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln, unten: Genuine, 1920,<br />

Regie: Robert Wiene, ausbelichtetes Filmbild, Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin<br />

10_Dillmann_V2.indd 289 08.10.2010 13:06:52 Uhr<br />

289


Josef Fenneker, Plakat zum Film Genuine, 1920, Regie: Robert Wiene, Lithografie,<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

290<br />

10_Dillmann_V2.indd 290 08.10.2010 13:06:52 Uhr


Genuine, 1920, Regie: Robert Wiene, Standfotografie, Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.<br />

10_Dillmann_V2.indd 291 08.10.2010 13:06:52 Uhr<br />

291


Käthe Kollwitz, Kopf der Mutter zu Kindersterben, 1925, Tusche, E. W. K., Bern,<br />

unten: Ernst Barlach, Engelskopf. Kopf des Güstrower Ehrenmals, 1927, Bronze,<br />

Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein<br />

292<br />

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Raskolnikow, 1922 / 23, Regie: Robert Wiene, ausbelichtetes<br />

Filmbild, EYE Film Instituut Nederland, Amsterdam<br />

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293


Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920, Regie: Paul Wegener,<br />

ausbelichtete Filmbilder, Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

294<br />

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Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920, Regie: Paul Wegener,<br />

ausbelichtetes Filmbild, Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.<br />

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295


Ernst Ludwig Kirchner, Dorfstraße. Priessnitz, 1910,<br />

Holzschnitt, Hessisches Landesmuseum Darmstadt<br />

296<br />

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Ernst Ludwig Kirchner, Mädchen, auf der Treppe leuchtend,<br />

1904, Linolschnitt, Hessisches Landesmuseum Darmstadt<br />

10_Dillmann_V2.indd 297 08.10.2010 13:06:55 Uhr<br />

297


Raskolnikow, 1922 / 23, Regie: Robert Wiene, ausbelichtete<br />

Filmbilder, EYE Film Instituut Nederland, Amsterdam<br />

298<br />

10_Dillmann_V2.indd 298 08.10.2010 13:06:56 Uhr


Max Burchartz, Raskolnikoff, Titelblatt auf Mappenvorderdeckel,<br />

1919, Lithografie, LETTER Stiftung, Köln<br />

10_Dillmann_V2.indd 299 08.10.2010 13:06:56 Uhr<br />

299


Max Burchartz, Raskolnikoff, Blatt 4 von 10,<br />

1919, Lithografie, LETTER Stiftung, Köln<br />

300<br />

10_Dillmann_V2.indd 300 08.10.2010 13:06:57 Uhr


Andrej Andrejew, Raskolnikow, Szenenbildentwurf, 1923,<br />

Regie: Robert Wiene, Bleistift und Tusche, unten: Raskolnikow,<br />

Szenenbildentwurf, 1921 / 22, Regie: Robert Wiene, Bleistift<br />

und Tusche auf Karton, Cinémathèque française, Paris<br />

10_Dillmann_V2.indd 301 08.10.2010 13:06:58 Uhr<br />

301


302<br />

Andrej Andrejew, Raskolnikow, Szenenbildentwurf, 1923,<br />

Regie: Robert Wiene, Tusche, Cinémathèque française, Paris<br />

10_Dillmann_V2.indd 302 08.10.2010 13:06:58 Uhr


10_Dillmann_V2.indd 303 08.10.2010 13:06:58 Uhr<br />

303


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Uli Jung<br />

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Für Walter Schatzberg,<br />

zum 80sten<br />

Ein kleiner Korpus von Filmen, gerade<br />

ein mal ein halbes Dutzend, entstanden<br />

zwischen 1919 und 1924, von denen nur einer<br />

– Das Cabinet des Dr. Caligari – beim<br />

deutschen wie internationalen Publikum<br />

wirklich erfolgreich war, während ein anderer<br />

– Von morgens bis mitternachts –<br />

nach Fertigstellung und Zensurzulassung<br />

gar nicht erst in die deutschen Kinos kam:<br />

Kann man da wirklich vom expressionistischen<br />

Film als paradigmatisch für das<br />

Weimarer Kino sprechen?<br />

Im Folgenden soll versucht werden, einige Ansätze<br />

der Rezeptionsgeschichte und der Forschung<br />

für die Beantwortung der Frage nutzbar zu machen,<br />

warum dieser kleine Filmkorpus so sehr<br />

den Nerv der Zeit getroffen haben mag, dass er<br />

als stilbildend für eine ganze Epoche angesehen<br />

werden konnte. 1 Robert Wienes Das Cabinet des<br />

Dr. Caligari (1919 / 20) soll in diesem Zusammenhang<br />

als beispielhaft für den gesamten Korpus<br />

analysiert werden. Dafür scheint es angebracht,<br />

Caligari separat unter den Aspekten der Filmindustrie,<br />

der praktischen Produktion und des<br />

Publikums zu durchleuchten.<br />

Industrie<br />

Während des Ersten Weltkriegs hatte die deutsche<br />

Filmindustrie den heimischen Markt für<br />

sich gewonnen und als Folge zahlreicher Firmen<br />

neugründungen eine nie gekannte Überpro<br />

duk tion an Filmen geschaffen. Es mussten<br />

Strate gien her, die geeignet waren, einzelne<br />

Filmpro duk tionen für das Publikum unterscheidbar<br />

zu machen. Hierzu gehörte sowohl die Produkt<br />

differenzierung als auch die Produktnobilitierung,<br />

in der Hoffnung, ein neues, bildungsbürgerliches<br />

Zielpublikum anzusprechen. Vor<br />

dem Weltkrieg hatte die Industrie schon einmal<br />

systematische Versuche unternommen, kulturell<br />

ansprechende Filme zu produzieren. Durch<br />

die Verpflichtung namhafter Literaten als Drehbuchautoren<br />

und bekannter Theaterschauspieler<br />

sollte die kulturelle Lücke zwischen Theaterbühne<br />

und Filmleinwand geschlossen werden.<br />

Der sogenannte »Auto renfilm« bezog sich stofflich<br />

entweder auf zeitgenössische Theater­ und<br />

Bühnenliteratur (etwa Paul Lindaus Der Andere,<br />

1913 von Max Mack mit Albert Bassermann in<br />

der Haupt rolle verfilmt) oder allgemeiner auf<br />

die Traditionen der deutschen Schauerromantik,<br />

wie etwa Stellan Ryes Der Student von<br />

Prag (ebenfalls 1913), mit Paul Wegener in der<br />

Titelrolle.<br />

Exakt die gleiche Strategie verfolgte<br />

auch ein großes Segment der deutschen<br />

Nachkriegsfilmproduktion. Während jedoch<br />

die konventionellen Gesellschaftsmelodramen<br />

fast ausschließlich Bilder<br />

gehobener Sozialschichten transportierten<br />

und einem vorwiegend kleinbür gerlichen<br />

Publikum zur Identifikation an ­<br />

boten, lag es nahe, dass die stärker literarischen<br />

Traditionen sich auch in der<br />

visuellen Stilisierung mit künstlerisch<br />

anerkannten Modellen verbinden sollten.<br />

306 Der deutsche <strong>Expressionismus</strong>, sowohl<br />

in der Malerei als auch auf der Theaterbühne<br />

eine viel diskutierte Avantgarde­<br />

Richtung, schien in diesem Zusammenhang<br />

geeignet, kulturbürgerliche Bil­<br />

dungsschichten anzusprechen, die dem<br />

Kino bis dato eher reserviert gegenübergestanden<br />

hatten. Das modernste<br />

Mas senkommunikationsmedium – so die<br />

Hoffnung – konnte auf diese Weise eine<br />

Brücke zu der modernsten Kunstströmung<br />

schlagen und die kulturelle Wertschätzung<br />

der Letzteren auf sich ziehen.<br />

<strong>Expressionismus</strong> war in diesem Kontext<br />

eher im Sinne eines werbetechnischen<br />

Vereinzelungsarguments zu verstehen,<br />

das die Produktdifferenzierung für den<br />

prospektiven Zuschauer erleichterte.<br />

Dass es der Industrie in diesem Zusammenhang<br />

nicht unbedingt um die Etablierung eines<br />

neuen Genres zu tun war, sondern in der Tat<br />

nur um die Nobilitierung ihres Produkts, lässt<br />

sich zum Beispiel daran ablesen, dass 1923 die<br />

neu gegründete Neumann­Filmproduktion, die,<br />

nebenbei bemerkt, das napoleonische »N« zu<br />

ihrem Firmenlogo machte, den Einstieg in die<br />

ambitionierte Filmproduktion mit zwei Filmen<br />

begann, die auf höchst unter schiedliche Weise<br />

auf ihre Einzigartigkeit auf merksam machten:<br />

Für Raskolnikow (1923) wurde mit Robert<br />

Wiene nicht nur der Regisseur des Caligari<br />

engagiert, sondern mit dem Architekten Andrej<br />

Andrejew auch ein Set­Designer, der sich<br />

ab 1917 als Ausstatter bei Max Reinhardt einen<br />

Namen gemacht hatte, und der den Film<br />

expres sionistisch ausstattete. Darüber hinaus<br />

verpflichtete die Neumann­Produktion das<br />

Ensemble des renommierten Moskauer Künstlertheaters,<br />

das sich gerade auf Gastspiel in<br />

Berlin aufhielt und dessen Darstellungsstil in<br />

der Filmwerbung als dem Dostojewski­Stoff<br />

besonders angemessen angepriesen wurde.<br />

Noch im selben Jahr brachte die Neumann­Produktion<br />

mit I. N. R. I. (1923) ihren zweiten Großfilm<br />

auf den Markt. Das Nobilitierungsargument<br />

war dieses Mal die Grandiosität der Filmsets, die<br />

in dem ehemaligen Luftschiffhangar in Staaken,<br />

einem westlichen Stadtteil Berlins, in überwältigender<br />

Größe aufgebaut werden konnten. Dies<br />

und die beeindruckenden Massenszenen sowie<br />

der biblische Stoff, der obendrein zu Weihnachten<br />

1923 in die Kinos gebracht wurde, sorgte für<br />

eine lebhafte Berichterstattung in der Fachpresse<br />

und den Tageszeitungen. So gesehen war die expressionistische<br />

Stilisierung Caligaris eine von<br />

mehreren Strategien, um Filme als Kunstwert an<br />

den Mann zu bringen.<br />

Filmproduktion<br />

Leider sind nur wenige fundierte Beschreibungen<br />

der Produktionshintergründe Caligaris<br />

erhalten, allesamt Rückerinnerungen<br />

von Beteiligten, Jahrzehnte nach den Geschehnissen.<br />

Hermann Warm, Hausarchitekt<br />

der Decla­Filmgesellschaft, erzählt,<br />

dass ihm der Auftrag zur Dekoration dieses<br />

Projekts von Rudolf Meinert übertragen<br />

worden sei. Er habe sofort erkannt, »daß<br />

man hier in Formgebung und Gestaltung der<br />

Dekorationen ganz von der sonst üblichen<br />

naturalistischen Art abweichen mußte«. 2<br />

Zusammen mit seinen Freunden Walter<br />

Reimann und Walter Röhrig habe er Vorstellungen<br />

entwickelt, bei denen sich Reimann<br />

mit seiner Ansicht durchgesetzt habe,<br />

»daß dieses Thema eine expressionistische<br />

Ausdrucksform für Dekor, Kostüm, Schauspieler<br />

und Regie haben müsse«. 3<br />

Reimann fertigte Entwurfsskizzen an, von<br />

denen einige überliefert sind. 4 Regisseur<br />

Robert Wiene habe sich sofort für die<br />

»Durchführung dieses Stils« ausgesprochen,<br />

während die beiden Autoren, Carl<br />

Mayer und Hans Janowitz, »diese Art<br />

der Formgebung [...] nicht sanktioniert« 5<br />

hätten. Entsprechend hätten sie »sich nie<br />

während der Vorbereitungen oder der<br />

Dreharbeiten im Atelier gezeigt oder an<br />

Besprechungen teilgenommen«. 6 Demgegenüber<br />

hätten die Maler als Kollektiv<br />

gearbeitet, das sich die Urheberschaft der<br />

Dekors teilte.<br />

Hans Janowitz, einer der beiden Drehbuchautoren,<br />

hat in den 1940er­Jahren<br />

das Manuskript Caligari. The Story of a<br />

Famous Story verfasst, das zur Haupt­<br />

quelle für Siegfried Kracauers politische<br />

Interpretation geworden ist, und<br />

das Janowitz offensichtlich in den<br />

1950er­Jahren noch einmal überarbeitet<br />

hat. 7 Darin erklärt er, die beiden<br />

Autoren hätten für die Dekorationsentwürfe<br />

Alfred Kubin vorgeschlagen. Nur<br />

durch ein Missverständnis habe die<br />

Produk tionsfirma sich für eine expressionistische<br />

Gestaltung entschieden.<br />

Eine Handlung, die von den Autoren als Kritik<br />

an der staatlichen Autorität verstanden<br />

sein wollte, die einen Weltkrieg vom Zaun<br />

gebrochen und junge Menschen in den Tod<br />

geschickt habe, sei durch die Hinzufügung<br />

einer Rahmenhandlung in ihr Gegenteil verkehrt<br />

und zum Hirngespinst eines Wahnsinnigen<br />

umgedeutet worden. Janowitz macht vor<br />

allem Regisseur Wiene dafür verantwortlich:<br />

»Dr. Wiene, ein Mann Anfang der Fünfziger,<br />

aus einer älteren Generation also als der unseren,<br />

scheute davor zurück, sich auf diese<br />

neuartige expressionistische Kunstform einzulassen.«<br />

8 Die beiden Autoren hätten vehement<br />

gegen die Einführung der Rahmenhandlung<br />

protestiert; nur Julius Sternberg<br />

habe sie von einer Klage abhalten können.<br />

Es ist also nicht die formale Gestaltung des Films<br />

in expressionistischer Manier, die Janowitz’ Ärger<br />

provozierte, obwohl Mayer und er doch andere<br />

Pläne verfolgt haben wollen, sondern eine Verkehrung<br />

angeblicher Autorenintentionen. Das<br />

Pre mierenpublikum sei allerdings von dem Film,<br />

so wie er gedreht und gezeigt worden war, gepackt<br />

worden; es seien gar einige Frauen während<br />

der Vorführung ohnmächtig geworden. Die<br />

Decouvrierung Caligaris als wahnsinniger Direktor<br />

eines Irrenhauses sei daher vom Publikum<br />

erleichtert aufgenommen worden: »Dies bedeutete<br />

den Höhepunkt unserer hochdramatischen<br />

Geschichte. Doch Dr. Wienes Rahmenhandlung<br />

stellte noch eine weitere Klimax dar, durch die<br />

Erläuterung, die gesamte Tragödie des Dr. Caligari<br />

sei gar nicht real, sondern lediglich Ausgeburt<br />

der Fantasie eines Geistesgestörten! Dieser<br />

dramaturgische Kniff, so gefahrvoll er auch war,<br />

konnte allerdings die Faszination und Spannung<br />

nicht beeinträchtigen, die die von uns erfun dene<br />

11_Jung_V2.indd 306 09.10.2010 14:26:40 Uhr


1<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919 / 20,<br />

Regie: Robert Wiene, ausbelichtete Filmbilder,<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

11_Jung_V2.indd 307 09.10.2010 14:26:41 Uhr<br />

307


2<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919 / 20,<br />

Regie: Robert Wiene, ausbelichtete Filmbilder,<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

308<br />

11_Jung_V2.indd 308 09.10.2010 14:26:41 Uhr


Geschichte beim Publikum bewirkt hatte: die<br />

Tragödie eines Psychiaters, der über den Missbrauch<br />

seiner mentalen Kräfte selbst wahnsinnig<br />

geworden war […].« 9<br />

Janowitz hält an seiner ursprünglichen Darstellung<br />

fest: »Natürlich war es im Kern<br />

auch die Tragödie eines Psychiaters, der<br />

seinen Verstand verloren hatte, die packende<br />

Geschichte eines Mannes, den eine ›fixe<br />

Idee‹ gezwungen hatte, ›Caligari zu werden‹,<br />

um herauszufinden, ob es möglich<br />

sei, einem hypnotisierten Medium einen<br />

Mord zu befehlen; die fesselnde Darstellung<br />

dieser Morde; das expressionistisch<br />

gemalte Bühnenbild, und, natürlich ebenso,<br />

die Schauspielkunst eines Werner Krauss,<br />

Conrad Veidt oder [Hans Heinrich von]<br />

Twardowski; all dies trug zu jener spannenden,<br />

krassen, auffällig makabren Atmosphäre<br />

bei, die das Publi kum mitriss.« 10<br />

Während also für Janowitz die stilistische Gestaltung<br />

des Films offenkundig sekundär ist,<br />

besteht für Hermann Warm eben in der expressionistischen<br />

Stilisierung des Caligari die<br />

eigentliche Qualität des Films: »In diesem einzigen<br />

(besonderen) Fall will ich gelten lassen,<br />

daß die Dekors zum Hauptausdrucksmittel<br />

wurden.« 11 Inwiefern jedoch Das Cabinet des<br />

Dr. Caligari als radikale stilistische Innovation<br />

gesehen werden muss, ist fraglich angesichts<br />

des Umstands, dass der <strong>Expressionismus</strong> als<br />

Kunststil nach dem Ersten Weltkrieg eine erneute,<br />

diesmal über die Kreise der avantgardistischen<br />

Kunstliebhaber wirksam werdende<br />

Beachtung fand. Neben dem genuinen »Nachkriegsexpressionismus«<br />

entwickelte sich zeitgleich<br />

eine eher kunstgewerbliche Form, die<br />

sowohl auf der Theaterbühne als auch in der<br />

Werbung und in Zeitschriften Einzug hielt.<br />

Vor allem letztere Ausprägungen deuten<br />

darauf hin, dass nur eine wenig übersteigerte,<br />

bürgerlich akzeptable Formulierung<br />

des <strong>Expressionismus</strong> eine reelle Chance<br />

auf kommerziellen Erfolg in sich trug. Dies<br />

mag erklären helfen, warum Karlheinz<br />

Martins von Robert Neppach ausgestattete<br />

Georg­Kaiser­Verfilmung Von morgens<br />

bis mitternachts, im selben Jahr wie Caligari<br />

entstanden, gar nicht erst den Weg<br />

ins Kino fand. Dieser Film habe Caligari<br />

»an Schärfe und Radikalität noch übertroffen«,<br />

12 schrieb Walter Kaul 1970. Das<br />

Ergebnis war der produzierenden Ilag­<br />

Filmgesellschaft offenbar zu radikal, um<br />

marktgängig zu sein.<br />

1925, als die expressionistische »Mode« – für<br />

ihn natürlich noch nicht erkennbar – bereits zu<br />

Ende gekommen war, blickte Walter Reimann zurück:<br />

»Dieser Film war ein Anfang, ein Versuch,<br />

neue Wege für den Film zu finden. Wodurch es<br />

aber kam, daß dieser Weg bis heute noch nicht<br />

weiter beschritten wird, ja, daß er sogar in Vergessenheit<br />

gerät und zu versanden droht, das<br />

liegt daran, dass die Prominenten des deutschen<br />

Filmfachs, die tonangebenden Leiter der Produktion<br />

diesen Film von Anfang an mißverstanden<br />

haben und auch heute noch nicht Ursache<br />

und Absicht desselben verstehen. Man ist heute<br />

noch allgemein der Ansicht, daß die dem Film<br />

eigentüm liche Auffassungsform lediglich des Irrsinnsmotivs<br />

wegen gewählt wurde: dadurch ist<br />

der Verdacht entstanden, diese Formgebung –<br />

landläufig expressionistisch genannt – sei die<br />

paten tierte Auffassung des Irrsinns und deswegen<br />

zu anderen Zwecken nicht verwendbar.« 13<br />

Im zweiten Teil seiner Reflexionen fährt<br />

Reimann fort: »Der eigentliche Wert des<br />

›Caligari‹­Films, und der Grund, weswegen<br />

er immer wieder als eine der bedeutendsten<br />

Schöpfungen der Filmproduk tion<br />

anerkannt wird, liegen meiner Meinung<br />

nach weniger in seiner ›expressionistischen‹<br />

Auffassung [...], die ihn allerdings<br />

als Mode­Angelegenheit zur ›Sensation‹<br />

stempelten: sondern vielmehr darin, daß<br />

hier zum erstenmal ein konsequenter und<br />

rein filmischer Auffassungswille herrschte,<br />

der alles, Gedanken, Bild und Bewegung,<br />

die Sprache der toten Form mit der Sprache<br />

der lebenden Form und der Sprache<br />

des Lichts zu einem dramatischen Ganzen<br />

verschmelzen wollte.« 14<br />

Publikum<br />

Was aber hat das Publikum 1920 beim Anschauen<br />

des Caligari gesehen? Ein Blick auf<br />

die Primärrezeption soll erste Anhaltspunkte<br />

liefern.<br />

Schon durch eine breit angelegte Werbekampagne<br />

auf Plakaten wie in der Fachpresse (»Alle<br />

Welt fragt sich, was bedeutet: Du mußt Cali gari<br />

werden« 15 ) und zuvor bereits gelegentlich als<br />

»3. Film der Decla­Weltklasse« 16 angekündigt,<br />

konnte Das Cabinet des Dr. Caligari noch vor seiner<br />

Premiere mit der Aufmerksamkeit des Publikums<br />

rechnen. Das Publikum wurde allerdings<br />

auch konkreter informiert: In einem Leit artikel<br />

beschäftigte sich der Film­Kurier schon Anfang<br />

Januar 1920 mit dem »<strong>Expressionismus</strong> im Film«.<br />

Nach einigen grundsätzlichen Reflexionen über<br />

die Verwandtschafts­ bzw. Abgrenzungs be ziehungen<br />

zwischen Film und Malerei beziehungsweise<br />

Theater kommt der Autor, der offenbar<br />

Zugang zu den Dreharbeiten gehabt hat, auf<br />

Cali gari zu sprechen:<br />

»Bevor man einen Blick in diese neue Welt getan<br />

hat, ist man skeptisch. Man kann sich die<br />

schiefen Linien, die Dreieck­ und Viereckfiguren<br />

der modernen Malerei nicht plastisch im Raume<br />

vorstellen, vermutet eine Verdoppelung des Unwahrscheinlichen.<br />

Besonders befremdend in der<br />

Realität der Filmphotographie. [...] In diese phantasiegeborene,<br />

unwirkliche Umwelt mußten nun<br />

die handelnden Personen des Dramas gestellt,<br />

mußten diesem neuartigen Milieu erst angepaßt<br />

und in ihm lebendig werden. Dabei war eine gefährliche<br />

Klippe zu umsegeln. Denn die Dekorationen<br />

hätten sonst leicht den Eindruck erwecken<br />

können, als wolle man dadurch die Wahnsinnsideen<br />

deutlich machen. Aber dieses Problem ist<br />

mit künstlerischem Geschmack glücklich gelöst,<br />

indem auch die tatsächliche Rahmengeschichte<br />

in ständiger Beziehung zu der szenischen Gestaltung<br />

bleibt.« 17<br />

Auch andere Fachzeitschriften und Zeitungen<br />

wiesen danach auf Caligari als zu erwartendes<br />

künstlerisches Experiment hin und warteten dabei<br />

bereits mit Beschreibungen der Dekorationen<br />

auf: »Der von der ›Decla‹ vorbereitete Film ›Das<br />

Kabinett des Dr. Kaligari‹ [sic!] soll bekanntlich<br />

der erste expressionistische Film werden. So<br />

bietet denn das Atelier draußen in Weißensee<br />

[...] gegenwärtig einen recht seltsamen Anblick.<br />

Im Hintergrund eine expressionistische Stadt,<br />

zucker hutartig himmelansteigend, mit Häusern,<br />

die sich vor Leibweh krümmen. Vorn ein ›Rummel‹<br />

mit windschiefen Karussells und stark kontrastierenden<br />

Farben. Zweifellos ein interessan tes<br />

Experiment. Für den Film, der allein auf Wirkung<br />

durch das Bild beschränkt ist, liegen vielleicht<br />

in der Verwertung expressionistischer Formen<br />

mit ihrer übersteigerten und konzentrierten Ausdrucksweise,<br />

große Möglichkeiten.« 18 Dabei wurde<br />

bereits auf den Widerhall hingewiesen: »Der<br />

Film erregt schon heute durch die neuartige stilistische<br />

und regietechnische Behandlung in allen<br />

Interessenien­ [sic!] und auch Publikumskreisen<br />

außerordentliches Aufsehen.« 19<br />

Die zeitgenössische Rezeption erkannte Das<br />

Cabinet des Dr. Caligari überwiegend als großen<br />

Schritt in Richtung auf einen wahrhaft<br />

künstlerischen Film an: »Die Dekorationen in<br />

›Dr. Caligari‹ sind nicht gebaut, wie man die<br />

Dinge sieht, sondern wie man sie in besonderen<br />

seelisch stark gespannten Augenblicken<br />

empfindet. [...] So ist fast überall der charakteristische<br />

Eindruck der Dinge im wesentlichen<br />

erfaßt und noch zugespitzt. [...] Wenn die<br />

Weiterentwickler dieser Filmspezies noch auf<br />

stärkere Stilisierung des Spiels und vor allem<br />

der Kostüme achtet [sic!] und sie zur zeitlosen<br />

Wirkung erhebt [sic!], so wird die Gesamtleistung<br />

noch größer und der künstlerische Genuß<br />

noch tiefer werden.« 20<br />

Im Vergleich zu gleichzeitig entstandenen<br />

»Prunkfilmen« urteilte derselbe Rezensent:<br />

»Einen Fingerzeig, wie man hier letzten<br />

Endes der Banalität entgehen kann, findet<br />

man im expressionistischen Versuch des<br />

Films ›Dr. Caligari‹. Hier sind auch die toten<br />

Dinge zu einer besonderen, im Augenblick<br />

bedeutungsvollen Form zugespitzt.« 21<br />

Über die sofortige Popularität des Films<br />

gibt eine Notiz Auskunft, derzufolge<br />

»Caligari« »zum geflügelten Wort« geworden<br />

sei: »Da flattert uns ein Wiener<br />

Wahlflugblatt von den Gemeindewahlen<br />

auf den Redaktionstisch. Das Blatt zeigt<br />

in der Mitte einen Struwelpeterkopf<br />

[sic!] und darüber in leuchtendem Rot<br />

die Frage: ›Willst Du Caligari werden?‹<br />

Mit den Worten: ›Dann wähle Christlich­Sozial<br />

oder kommunistisch!‹ findet<br />

diese Frage unterhalb des Kopfes ihre<br />

Beantwortung. Wir sehen also, Cali gari<br />

ist längst nicht mehr nur ein Problem<br />

des Filmliebhabers oder Kunstkritikers,<br />

sondern bereits ein Problem des alten<br />

Büchmann und seiner Kollegen und der<br />

deutschen Sprachwissenschaft.« 22<br />

Die überwiegende Mehrzahl der Rezensenten<br />

hob den innovativen Charakter<br />

des Films hervor. Nur wenige formulierten<br />

Bedenken, wie etwa der Schriftsteller,<br />

Theater­ und Filmkritiker Ernst Angel, der<br />

schrieb: »Dieser <strong>Expressionismus</strong> riecht<br />

nach Kunstgewerbe.« 23 Und nur wenige<br />

wiesen auf Parallelen mit dem Theater<br />

hin, so Kurt Tucholsky, der in seiner insgesamt<br />

positiven Besprechung befand:<br />

»[...] hier ist ohne Rest gelöst, was seinerzeit<br />

bei der Inszenierung der ›Wupper‹<br />

im Deutschen Theater erstrebt wurde<br />

und nicht ganz erreicht werden konnte.«<br />

(s. S. 328) 24<br />

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309


Dabei war der <strong>Expressionismus</strong> seit 1919 bereits<br />

außerhalb der genuinen Kunstavantgarde zum<br />

Thema geworden. Die Gründung der Privatbühne<br />

Tribüne hatte mit ihrer Aufsehen erregenden<br />

Inszenierung von Ernst Tollers Die Wandlung am<br />

30. September 1919 diesen Stil auf die Bühne<br />

übertragen. 25 Daneben hatte der expressionistische<br />

Stil längst auch die Sphären der bürgerlichen<br />

Kreise, der Werbung und der Modemagazine<br />

erreicht:<br />

»An der Jahrzehntwende 1919 / 1920 waren<br />

außer gewöhnliche expressionistische Bildformen<br />

zumindest in bürgerlichen Kreisen<br />

weitgehend ge läufig, expressionistische Lite<br />

ratur wurde in grö ßeren Auflagen gedruckt<br />

und von der Kritik prominent gewürdigt.<br />

Ein Indiz für die Popularisierung der<br />

anfangs von der öffentlichkeitswirksamen<br />

bürgerlichen Rezeption abgewerteten expressionistischen<br />

Kunst und Literatur wird<br />

erkennbar, wenn etwa die weitverbreitete<br />

Modezeitschrift des gehobenen Bürgertums,<br />

›Elegante Welt‹, sich im März 1919<br />

mit dem ›Dichterexpressionismus‹ beschäftigt,<br />

im Mai 1919 den ›<strong>Expressionismus</strong> in<br />

Tanz und Bild‹ betrachtet und wenige Wochen<br />

nach der Premiere des ersten expressionistischen<br />

Films den ›<strong>Expressionismus</strong><br />

auf der Bühne und im Film‹ vorstellt.« 26<br />

Mit Das Cabinet des Dr. Caligari kam nun ein<br />

Film daher, der expressionistische Dekors<br />

mit einem Stoff verband, der atmosphärisch<br />

stark schauerromantischen Traditionen verpflichtet<br />

war. Vor allem die Literatur eines<br />

E. T. A. Hoffmann wird in diesem Zusammenhang<br />

immer ins Feld geführt. 27<br />

Ein auch in der Stilisierung vor allem durch die<br />

Kostüme biedermeierlich erscheinendes »setting«,<br />

eine Geschichte, die, aus subjektiver Sicht<br />

erzählt, auf die Extreme menschlicher Erfahrungen<br />

und psychischer Phobien rekurriert, die<br />

thematisch stark auf den Widerstand gegen die<br />

ältere Generation und etablierte Autoritäten abhebt<br />

(und sich somit populärkulturell der »Neuen<br />

Mensch«­Idee des <strong>Expressionismus</strong> einzupassen<br />

scheint), hat für ein breites Filmpublikum genügend<br />

Anknüpfungspunkte bereitgestellt, um sich<br />

mit der eigenen Identifikation an das Narrativum<br />

anzulagern. Selbst spiritistisch orientierte Publikumsschichten<br />

konnten in dem Umstand, dass in<br />

Caligaris Büro das Kabinett, in dem er die Unterlagen<br />

zu seinem »Specialstudium« 28 aufbewahrt,<br />

von einem menschlichen Skelett »bewacht« wird,<br />

ein deutliches Zeichen sehen, dass es sich um<br />

verbotenes Wissen handelt, das nur um den Preis<br />

willentlicher Transgression zu erlangen ist.<br />

Der Umstand, dass die Inhaftierung Caligaris<br />

am Ende der Binnenhandlung durch<br />

die Rückkehr zur Rahmenhandlung – erst<br />

jetzt hat der Zuschauer die Möglichkeit,<br />

sich daran zu erinnern, dass er bis jetzt<br />

einer subjektiven Erzählung gefolgt ist –<br />

wieder umgekehrt wird – die Rahmenhandlung<br />

wird jetzt deutlich in der Gegenwart<br />

verortet –, macht den Film zu<br />

einem Rätsel, zu dessen Beantwortung<br />

der Zuschauer sich wieder auf das Binnengeschehen<br />

einlassen muss, um sich<br />

über Widersprüche und Ungereimtheiten<br />

Klarheit zu verschaffen. Darin liegt eine<br />

310<br />

Ursache für die Faszination, die Cali gari<br />

auf sein Publikum ausgeübt hat und bis<br />

heute ausübt: ein scheinbares, humanes<br />

Happy End, das mehr Fragen offen lässt,<br />

als es beantwortet – eine modernistische<br />

Verweigerung gegenüber der narrativen<br />

Inte gra tion einer endgültigen Konfliktlösung;<br />

damit einhergehend eine Aufforderung,<br />

die eigene Haltung gegenüber dem<br />

Gesehenen zu überprüfen und sich deshalb<br />

auf den Film erneut einzulassen.<br />

Neuere Forschungen haben auf weitere zeitgenössisch<br />

wirksame Anknüpfungspunkte hingewiesen,<br />

indem sie auf die deutsche Alltagssituation<br />

unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg rekurrierten.<br />

Während die Bedeutung expressionistischer<br />

Dekors dort eher wieder heruntergespielt wird,<br />

scheinen medizinische und psychotherapeutische<br />

Fragestellungen stärker in den Mittelpunkt<br />

des Interesses zu geraten. Vor allem die nach<br />

dem Krieg vermehrt in der Öffentlichkeit sichtbaren<br />

ehemaligen Soldaten mit posttraumatischen<br />

Stressphänomenen rückten das Thema der Hypnosetherapien<br />

ins Bewusstsein, und damit einer<br />

Praxis, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts<br />

die Grenzen zwischen Therapie und Unterhaltungsform<br />

überschritten hatte, indem der Psychiater<br />

Jean­Martin Charcot in den 1880er­Jahren in<br />

Paris seine hysterischen Patienten öffentlich mit<br />

Hypnose therapiert hat. 29<br />

Obwohl als öffentliche Veranstaltung bereits<br />

1908 im Deutschen Reich verboten, gewann<br />

die Hypnose im Nachkriegsdeutschland erneut<br />

erhebliche Bedeutung. Im populären Diskurs<br />

wurde damit auch die mythogen aufgeladene<br />

Frage, ob ein Hypnotiseur in der Lage sein<br />

könnte, einen hypnotisierten Patienten zur<br />

Überschreitung eigener moralischer Grenzen<br />

zu zwingen – im Extremfall: ihn zur Begehung<br />

von Straftaten bis hin zum Mord zu führen –,<br />

wieder virulent. 30 Darin verbirgt sich natürlich<br />

die unausgesprochene Angst vor der Macht<br />

des Hypnotiseurs, der der Patient wehrlos<br />

ausgeliefert ist.<br />

So schreibt sich Das Cabinet des Dr. Caligari<br />

auf eine andere Weise, als Kracauer<br />

postuliert hat – als zeitgenössische Diskursreflexion<br />

–, in die deutsche Nachkriegssituation<br />

ein. Ein Publikum von 1920<br />

konnte in dem Film Themen wiedererkennen,<br />

die ihm täglich im Alltag begegneten.<br />

Es konnte Caligari als fiktionale Durcharbeitung<br />

traumatischer Dilemmata begreifen,<br />

die die Kriegserfahrung sowohl<br />

im Feld als auch an der »Heimatfront«<br />

fühlbar gemacht hatten, wie etwa den Verlust<br />

der traditionellen Staatsführung und<br />

die Unsicherheit angesichts eines neuen<br />

politischen Systems.<br />

Inwiefern andere Filme der kurzen Blüte des<br />

expressionistischen Films in Deutschland auf<br />

die gleiche oder ähnliche Weise zu interpretieren<br />

sind, muss weiteren Forschungen überlassen<br />

bleiben. Aus Sicht der expressionistischen<br />

Kunst scheint die Hinwendung des Filmmediums<br />

zur Avantgardekunst ohnehin ein fragwürdiger<br />

Schritt gewesen zu sein. Die von<br />

den expressio nistischen Künstlern eingeleitete<br />

Hinwendung zur Abstraktion wurde beispielsweise<br />

von Ernst Ludwig Kirchner damit begründet,<br />

dass die exakte Repräsentation der<br />

Realität nunmehr von der Fotografie – und in<br />

Verlängerung vom Film – übernommen werden<br />

könne. 31<br />

Aus dieser Perspektive muss Caligari gar als<br />

Schritt in die falsche Richtung gewertet worden<br />

sein. Es kann deshalb nicht verwundern, dass es<br />

in der Geschichte des Weimarer Kinos nicht allzu<br />

viele Nachahmerfilme gegeben hat. Auch international,<br />

wo der expressionistische Film durchaus<br />

zur Reputation des ansonsten überwiegend<br />

stigmatisierten Kriegsverlierers beigetragen hat,<br />

ist es kaum zu Nachahmungen gekommen. Jakow<br />

Protazanows im spätleninistischen Gestus inszenierter<br />

Film Aelita (UdSSR 1924) ist wohl das bekannteste<br />

der wenigen Beispiele.<br />

Stattdessen etablierte sich – national wie<br />

international – eine vom expressionistischen<br />

Film inspirierte Formensprache, die sich –<br />

bei ansonsten abbildrealistischer Darstellung<br />

– an ein expressionistisches visuelles<br />

Formenrepertoire anlehnt und damit eine<br />

Forderung Ernst Angels einzulösen scheint:<br />

»Ausdruckssteigernde Entwürfe wird kein<br />

guter Regisseur in einem ›naturalistischen‹<br />

Film gelegentlich aufzunehmen verschmähen;<br />

oder sie durch Ortwahl, Beleuchtung,<br />

Perspektive zu ersetzen suchen. Mehr als<br />

illustrierenden Wert werden solche Versuche<br />

erst gewinnen, wenn sie aus Handlung und<br />

Gebärdenkunst erwachsen sind.« 32<br />

Fazit<br />

Der zeitgenössische Erfolg des Films Das<br />

Cabinet des Dr. Caligari ist zunächst sicherlich<br />

seinem innovativen Stil zuzuschreiben,<br />

der durch Vorankündigungen in der Presse<br />

und durch geschickte Werbung im Publikum<br />

bereits im Vorfeld lanciert wurde. Etwas<br />

gänzlich »Neues« sehen zu können,<br />

eine radikale Abkehr vom Gewohnten, ist<br />

für dessen Konsumentscheidungen gewiss<br />

nicht zu unterschätzen. In seinem Uraufführungstheater,<br />

dem Berliner Kino Marmorhaus,<br />

lief der Film – sehr ungewöhnlich für<br />

seine Zeit – vier Wochen lang und wurde<br />

nach kurzer Pause dort erneut ins Programm<br />

genommen. 33<br />

Daneben aber sind auch Anknüpfungen einerseits<br />

an etablierte Kulturtraditionen – Schauerromantik,<br />

Biedermeier, Kriminalnarrativik etc. –<br />

sowie an die Erlebniswelt der Deutschen unmittelbar<br />

nach dem Ersten Weltkrieg nicht zu<br />

unterschätzen.<br />

11_Jung_V2.indd 310 09.10.2010 14:26:42 Uhr


Hermann Warm, Das Cabinet des Dr. Caligari. Modell der Gefängniszelle,<br />

1965, Regie: Robert Wiene, Holzleisten, Farbe und Pappe, Deutsche<br />

Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

4<br />

3<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919 / 20,<br />

Regie: Robert Wiene, ausbelichtetes Filmbild,<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

11_Jung_V2.indd 311 09.10.2010 14:26:42 Uhr<br />

311


5<br />

Hermann Warm, Das Cabinet des Dr. Caligari. Modell des Rathauses, 1965,<br />

Elektrokabel, Farbe, Holz, Metall, Plexiglas, Stoff und Trafo,<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

312<br />

6<br />

Hermann Warm, Das Cabinet des Dr. Caligari. Modell des Wohnzimmers, 1965,<br />

Elektrokabel, Farbe, Holz, Metall, Plexiglas und Stoff, Deutsche Kinemathek –<br />

Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

Hermann Warm, Das Cabinet des Dr. Caligari. Modell des Jahrmarktwagens,<br />

1965, Farbe, Holz, Metall und Stoff, Deutsche Kinemathek – Museum für<br />

Film und Fernsehen, Berlin<br />

7<br />

11_Jung_V2.indd 312 09.10.2010 14:26:43 Uhr


1 Dabei geht – vor allem im Ausland – die Kategorisierung<br />

des Weimarer Kinos als »expressionistisch«<br />

teilweise bis heute über die genuin<br />

expressionistischen Stilelemente hinaus: Ian<br />

Roberts, German Expressionist Cinema. The<br />

World of Light and Shadow, London / New York<br />

2008, eine der jüngsten Buchpublikationen<br />

zum Thema, behandelt beispielsweise neben<br />

Caligari auch Nosferatu, Die Nibelungen, Metropolis,<br />

Die Büchse der Pandora und Asphalt –<br />

Filme, die er wohl für paradigmatisch hält –<br />

und beschreibt damit die gesamte Geschichte<br />

des Weimarer Stummfilms unter dem Rubrum<br />

»<strong>Expressionismus</strong>«.<br />

2 Hermann Warm, »Gegen die ›Caligari‹­<br />

Legenden«, in: Walter Kaul (Red.), Caligari und<br />

Caligarismus, Berlin 1970, S. 11–16, hier S. 11.<br />

3 Ebd.<br />

4 Für eine eingehende Analyse dieser Skizzen –<br />

heute im Besitz des Deutschen Film museums<br />

in Frankfurt a. M. – vgl. Kitty Vincke, »Anstelle<br />

einer Errettung äußerer Wirklichkeit. Entwürfe<br />

von Walter Reimann für ›Das Cabinet<br />

des Dr. Caligari‹«, in: Hans­Peter Reichmann<br />

(Hrsg.), Walter Reimann. Maler und Filmarchitekt<br />

(Kinematograph. Schriftenreihe des<br />

Deutschen Filmmuseums Frankfurt am Main,<br />

11), Frankfurt a. M. 1997, S. 50–62.<br />

5 Warm 1970 (wie Anm. 2), S. 13.<br />

6 Warm 1970 (wie Anm. 2), S. 13.<br />

7 Vgl. Siegfried Kracauer, From Caligari to Hitler.<br />

A Psychological History of the German Film,<br />

Princeton 1947; Hans Janowitz, Caligari. The<br />

Story of a Famous Story (nicht dat. Typo skript),<br />

New York Public Library, Theater Col lection;<br />

zur Problematik dieses Typoskripts vgl. Uli Jung<br />

und Walter Schatzberg, Robert Wiene. Der<br />

Caligari­Regisseur, Berlin 1995, bes. S. 65 f.<br />

8 Janowitz o. J. (wie Anm. 7), S. 48: »Dr. Wiene,<br />

a man in his early fifties, of an older generation<br />

than ours, was afraid to venture into this new<br />

form expressionistic art.«<br />

9 Janowitz o. J. (wie Anm. 7), S. 51: »That was the<br />

climax of our dramatic story! But Dr. Wiene’s<br />

framework created a second climax; the explanation<br />

that the whole tragedy of Doctor Caligari<br />

was not real, but only the phantasy of a mentally<br />

deranged man! This dramaturgic summersault,<br />

hazardous as it was, did not interfere with the<br />

gripping fascination, aroused in the audience by<br />

the story of our in vention, the tragedy of a psychiatrist<br />

gone mad by the misuse of his mental<br />

power [...].«<br />

10 Janowitz o. J. (wie Anm. 7), S. 51 f.: »Nevertheless,<br />

it was the nucleus of the tragedy of a<br />

psychiatrist who had lost his mind, the gripping<br />

story of a man whose ›idee [sic!] fixe‹<br />

compelled him to ›become Caligari‹ in order to<br />

learn whether murder through commanding a<br />

hypnotized medium was possible; the thrilling<br />

tale of his murders; the painted, expressionistic<br />

scenery, and, also, the acting of Werner Krauss,<br />

Conrad Veidt and Twardowski; it was all this<br />

which created the gripping, stark and strikingly<br />

macabre atmo sphere which carried away the<br />

audience.«<br />

11 Warm 1970 (wie Anm. 2), S. 16.<br />

12 Walter Kaul, »Bestandsaufnahme 70. Nicht nur<br />

expressionistisch und caligaresk«, in: Kaul 1970<br />

(wie Anm. 2), S. 6–10, hier S. 8.<br />

13 Walter Reimann, »Ein Nachwort zum ›Caligari‹­<br />

Film« (I), in: Die Filmtechnik, 9, 1925, S. 192.<br />

14 Ders., »Ein Nachwort zum ›Caligari‹­Film« (II),<br />

in: Die Filmtechnik, 10, 1925, S. 219.<br />

15 Zweiseitige Annonce der Decla in: Der Film,<br />

1. 2. 1920.<br />

16 So z. B. in: Der Film, 11. 1. 1920 und 25. 1. 1920.<br />

17 Dr. J. B. [d. i. Johannes Brandt?], »<strong>Expressionismus</strong><br />

und Film«, in: Film­Kurier, 6. 1. 1920.<br />

18 Lichtbild­Bühne, 24. 1. 1920, S. 26.<br />

19 Notiz in: Film­Kurier, 9. 1. 1920.<br />

20 Martin Proskauer, »Das Kabinet [sic!] des<br />

Dr. Caligari«, in: Film­Kurier, 29. 2. 1920.<br />

21 Martin Proskauer, »Caligari oder Herrin der<br />

Welt?«, in: Film­Kurier, 9. 3. 1920. Die Herrin<br />

der Welt war eine achtteilige Filmserie, die<br />

von Joe May, Uwe Jens Kraft und Karl Gerhardt<br />

inszeniert wurde. Sie wurde zwischen dem<br />

15. 12. 1919 und dem 9. 3. 1921 uraufgeführt.<br />

22 »›Caligari‹ als geflügeltes Wort«, in: Film­Kurier,<br />

25. 10. 1920.<br />

23 Ernst Angel, »Ein ›expressionistischer‹ Film«,<br />

in: Die Neue Schaubühne, 2, 1920, S. 103 ff.,<br />

hier S. 103.<br />

24 Peter Panter alias Kurt Tucholsky, »Tagebuch –<br />

Dr. Caligari«, in: Die Weltbühne, 11. 3. 1920,<br />

S. 347 f.<br />

25 Vgl. Andreas Engelhardt, »Ernst Tollers Sta tionen<br />

drama ›Die Wandlung‹ auf der expres sionistischen<br />

Experimentierbühne ›Die Tribüne‹«, in:<br />

Hans­Peter Bayerdörfer, Jens­Malte Fischer<br />

und Frank Halbach, Judenrollen / Stage Representations<br />

of Jews. Darstellungsformen im<br />

europäischen Theater von der Restauration bis<br />

zur Zwischenkriegszeit, Berlin / New York 2008,<br />

S. 237–254, online unter: http://www.referenceglobal.com/doi/abs/10.1515/9783484970304.237<br />

(20. 5. 2010).<br />

26 Jürgen Kasten, Der expressionistische Film.<br />

Ab gefilmtes Theater oder avantgardistisches<br />

Er zählkino? Eine stil­, produktions­ und rezeptions<br />

geschichtliche Untersuchung, Münster 1990,<br />

S. 28. Vgl. zu dem letzten Aspekt: Elegante Welt,<br />

6, 1919, S. 5 f.; 11 , 1919, S. 4; 10, 1920, S. 17 f.<br />

27 Vgl. z. B. Bettina Gruber, »Hoffmann, Chamisso,<br />

Caligari, ›Der Student von Prag‹ und ›Das<br />

Cabinet des Dr. Caligari‹. Zu den romantischen<br />

Prämissen zweier deutscher Stummfilme«, in:<br />

E. T. A. Hoffmann­Jahrbuch, 13, 2005, S. 117–132;<br />

oder allgemeiner: Dietrich Scheunemann, »The<br />

Double, the Décor and the Framing Device.<br />

Once More on Robert Wiene’s ›The Cabinet<br />

of Dr. Caligari‹«, in: Dietrich Scheunemann<br />

(Hrsg.), Expressionist Film. New Perspectives,<br />

Rochester, N. Y., 1993, S. 125–156.<br />

28 Titel Nr. LXII. Klaus­Peter Hess, Das Cabinet<br />

des Dr. Caligari, Stuttgart 1985, S. 70.<br />

29 Anton Kaes (Shell Shock Germany. Weimar<br />

Culture and the Wounds of War, Princeton /<br />

Oxford 2009, S. 68 f.) behauptet gar, die<br />

Caligari­Figur im Film habe »eine unheim liche<br />

Ähnlichkeit mit Beschreibungen und Karikaturen<br />

Charcots« (»an uncanny resemblance to<br />

descriptions and caricatures of Charcot«).<br />

30 Vgl. Andreas Killen, »The Scene of the Crime.<br />

Psychiatric Discourses on the Film Audience<br />

in Early Twentieth Century Germany«, in:<br />

Annemone Ligensa und Klaus Kreimeier (Hrsg.),<br />

Film 1900. Technology, Perception, Culture,<br />

New Barnet 2009, S. 99–111, und besonders<br />

Stefan Andriopoulos, Besessene Körper.<br />

Hypnose, Körperschaften und die Erfindung<br />

des Kinos, München 2000.<br />

31 Vgl. Scheunemann 1993 (wie Anm. 27), S. 139.<br />

32 Angel 1920 (wie Anm. 23), S. 105.<br />

33 Vgl. »›Du mußt Caligari werden‹!«, in: Der Film,<br />

17. 4. 1920.<br />

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313


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Joachim Fontaine<br />

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»[...] und eines Tages wird der wirklich große<br />

Kunst-Tonfilm da sein, Produkt eines einzigen<br />

Menschen, der Filmdichter, Regisseur und<br />

Komponist zugleich sein wird, ein Wagner<br />

des Films!«<br />

316<br />

1 Giuseppe Becce (1877–1973)<br />

wusste, wovon er sprach. Der »Toscanini des<br />

Kintopps« 2 war von Anfang an dabei gewesen,<br />

ab den Jahren, in denen der Film sich<br />

auch in Deutschland von einer Jahrmarktsattraktion<br />

zur akzeptierten Kunstform wandelte.<br />

Die Kinoarchitektur veränderte sich<br />

zu repräsentativen Filmtheatern, und an die<br />

Stelle kurzer Slapsticks traten Langfilme, deren<br />

Sujets sich fortan an literarischen Stoffen<br />

des etablierten Sprechtheaters orientierten.<br />

Renommierte Autoren und bekannte Bühnenschauspieler<br />

wurden gewonnen. Technischer<br />

Fortschritt zum einen, neue Vermarktungsstrategien<br />

zum anderen eroberten dem Film<br />

ein neues, gehobenes Publikum.<br />

1913, als die Welt den 100. Geburtstag Richard<br />

Wagners feierte und seine Büste in der Walhalla<br />

aufgestellt wurde, war Becce als junger<br />

Dirigent und Komponist zum ersten Mal mit<br />

dem neuen Medium Film in Berührung gekommen.<br />

Der Regisseur Oskar Messter engagierte<br />

ihn als Komponisten und Darsteller des Titelhelden<br />

in Richard Wagner – eine Filmbiographie.<br />

Das Angebot zur Hauptrolle hatte Becce<br />

seiner ähnlichen Physiognomie zu verdanken,<br />

den Kompositionsauftrag der Tatsache, dass<br />

Messter die horrenden Tantiemen-Forderungen<br />

der Wagner-Erben vermeiden wollte. 3<br />

Eine nicht minder heikle Aufgabe stellte sich<br />

sechs Jahre später dem bis dahin bereits arrivierten<br />

Kinomusiker: 4 Das Cabinet des Dr.<br />

Cali gari hatte am 26. Februar 1920 Pre miere<br />

im Berliner Marmorhaus. Robert Wienes<br />

Film (Abb. S. 307 / 308) bleibt in vieler Hinsicht<br />

ein einzigartiges Dokument der Filmgeschichte.<br />

Seine Singularität spiegelt sich<br />

nicht nur in einer Vielzahl filmhistorischer,<br />

so ziologischer und ästhetischer Analysen,<br />

sondern auch in – großenteils widersprüch lichen<br />

– Legenden, insbesondere wenn es darum<br />

ging, dass Regisseur, Drehbuch-Autoren<br />

oder Darsteller sich gegenseitig das historische<br />

Verdienst an Entstehung und Erfolg des<br />

Caligari streitig machten. 5<br />

Auch der Komponist Giuseppe Becce war<br />

stolz, seinen Beitrag zum Durchbruch des<br />

expressionistischen Klassikers geleistet zu<br />

haben. Ein Kollege hatte es zunächst mit einer<br />

Kompilation versucht: Geschmack und<br />

Usus der Zeit gemäß verwendete er Ausschnitte<br />

aus Werken von Franz Schubert,<br />

Gioacchino Rossini, Vincenzo Bellini,<br />

Gaetano Donizetti und Paul Lincke6 – ohne<br />

Erfolg. Becce wurde beauftragt, eine wirkungsvollere<br />

Musik beizusteuern. 7 Becces<br />

Partituren allerdings gelten großen teils als<br />

verloren. Lediglich zwei Briefe und eine<br />

Mitteilung an den Regisseur und begeisterten<br />

Filmhistoriker Gerhard Lamprecht helfen<br />

weiter. 8 Vier Nummern, heißt es dort,<br />

seien aus Das Cabinet des Dr. Cali gari<br />

später in Becces Kinothek übernommen<br />

worden, einer Sammlung eigens kom po -<br />

nier ter, künstlerisch anspruchsvoller Begleitmusiken<br />

für den Stummfilm, cha rakteristisch<br />

im Stimmungsgehalt und theatra<br />

lisch betitelt: Lotta, Aiuto! Aiuto!, Spettri<br />

und Notte misteriosa. 9 »Sie können«, so<br />

Becce, »als typische Beispiele für meine<br />

Kompositionen zu diesem Film gelten. Erst<br />

nachträglich sind dann diese Nummern<br />

in meine Kinothek-Bände aufgenommen<br />

worden.« 10<br />

Damit standen die Caligari-Musiken am Anfang<br />

einer wichtigen Etappe der Filmmusikgeschichte.<br />

Becces ab 1920 nach und nach auf den Markt gebrachte<br />

Bände der Kinothek waren nicht nur qualitativ<br />

hochwertig, sondern auch praktikabel, da<br />

ihre Dauer den betreffenden Filmszenen mühelos<br />

angepasst werden konnte. Sie lösten die langjährige<br />

Praxis mehr oder minder beliebig zusammengestellter<br />

Kompilationen aus dem Repertoire<br />

der Salonkapellen ab.<br />

Stilistisch orientierten sich Becces Werke an<br />

der Spätromantik. Zwar erlaubte die Kinothek<br />

mit ihrer Besetzung für die 13 Stimmen<br />

eines Salonorchesters keine üppige sinfonische<br />

Klangentfaltung, bewegte sich jedoch<br />

ansonsten durchaus auf der Höhe der Zeit.<br />

Was Melodik und Harmonik betraf, waren ihre<br />

Vorbilder die expressionistischen Partituren<br />

eines Richard Strauss oder der italienischen<br />

Meister des hochdramatischen Verismo. Auf<br />

fließende Übergänge und weiträumige Entwicklungen<br />

wurde zugunsten »harter Fügung«<br />

und effektvoll aufeinander prallender Extreme<br />

verzichtet: eine kompositorische Praxis, die<br />

durchaus auch Parallelen zur Schnitttechnik<br />

des Films hatte. 11<br />

Abgesehen von den vier in Becces Briefen<br />

genannten Kinothek-Titeln bleiben uns<br />

noch weitere Spuren, die wiederum auf die<br />

Einzigartigkeit des Caligari-Unternehmens<br />

verweisen, auch was die Filmmusik betrifft.<br />

Ausländische Erstaufführungen des expressionistischen<br />

Klassikers standen zunächst<br />

noch im Schatten des Ersten Weltkriegs.<br />

Um sich gegen germanische Nachkriegspropaganda,<br />

vor allem gegen die Konkurrenz<br />

der immer stärker werdenden deutschen<br />

Filmindustrie 12 zu wappnen, waren in<br />

England und Frankreich Importverbote geplant.<br />

13 Die mächtige amerikanische Filmindustrie<br />

hielt sich mit derlei Maßnahmen<br />

zwar zurück, doch fehlte es auch hier nicht<br />

an Protesten. In Los Angeles kam es anlässlich<br />

der Erstaufführung von Caligari<br />

am 7. Mai 1921 zu einer Demonstration der<br />

Studioarbeiter aus Hollywood, unter ihnen<br />

Kriegsveteranen, die die Absetzung zur<br />

Folge hatte. 14<br />

Der erste deutsche Film der Nachkriegszeit in<br />

den Vereinigten Staaten war Ernst Lubitschs<br />

Revolutionsdrama Madame Dubarry (1919), der<br />

in den USA unter dem Titel Passion lief und<br />

dermaßen hohe Profite einspielte, dass Samuel<br />

Goldwyn sich für den Import eines weiteren<br />

Films entschied, über den in Deutschland viel<br />

gesprochen wurde: The Cabinet of Dr. Caligari.<br />

Amerikanisches Uraufführungsthea ter wurde<br />

das Capitol, das größte Kino in New York mit<br />

fünftausend Sitzplätzen, wo der Film vom 7. bis<br />

13. April 1921 lief – viermal täglich vor ausverkauftem<br />

Haus. 15 Für das sinfonische Filmorchester<br />

stellten Samuel »Roxy« Rothafel und<br />

sein Orchesterchef Ernö Rapée 16 Musik stücke<br />

zusammen, die man niemals zuvor in einem<br />

Kino gehört hatte. Zur Auswahl der Komponisten<br />

zählten neben Richard Strauss und Claude<br />

Debussy auch die »ultramodernen« Igor Strawinsky<br />

und Arnold Schönberg. 17<br />

Lange Zeit wurde der Einzug des Modernism<br />

in Amerika mit zwei anderen Aufführungen in<br />

Verbindung gebracht, nämlich der Erstaufführung<br />

von Arnold Schönbergs Pierrot lunaire<br />

durch Edgar Varèse im Februar 1923 und mit<br />

Leopold Stokowskis viel beachteter Erstaufführung<br />

von Igor Strawinskys Le sacre du printemps<br />

im März 1922. Beiden aber ging offensichtlich<br />

die Caligari-Premiere voraus, und<br />

beiden stand das Filmereignis an Publi city in<br />

nichts nach. Das Journal Musical America vom<br />

16. April 1921 widmete eine ganze Seite dem<br />

Phänomen »Comes Stravinsky to the Film<br />

Theater« (Abb. 2), wobei Theaterchef Samuel<br />

Rothafel ausführlich erläuterte, wie die ultramoderne<br />

Musik des Films »kalkuliert« war,<br />

»den exotischen Charakter und die fantastischen<br />

Aspekte des Lichtspiels noch [zu] verstärken«.<br />

(s. S. 334) 18 Für die Person des Caligari<br />

und ihren Irrwitz wählten Rothafel und<br />

Rapée als Leitmotiv das Thema aus Richard<br />

Strauss’ Sinfonischer Dichtung Till Eulenspiegels<br />

lustige Streiche (1895), für den somnambulen<br />

Cesare Claude Debussys Prélude à<br />

l’après-midi d’un faune (1895).<br />

Dass die Avantgarde eines Strawinsky und<br />

Schönberg, und wohl auch die Musik des<br />

»mad futurist« 19 Sergej Prokofjew sowie<br />

des jungen Wilden Leo Ornstein, des »high<br />

apostle of the new art in America«, 20 ihre<br />

Premiere vor großem Publikum in einem<br />

Film feierten, blieb nicht unbeachtet. Im<br />

Gegenteil: »Roxy« Rothafel nutzte die musikalische<br />

Extravaganz, um den <strong>Expressionismus</strong><br />

des Films zu legitimieren und zugleich<br />

zu nobilitieren: »›Für mein Empfinden ist<br />

Dr. Caligari ein Meisterwerk der Vorstellungskraft,<br />

ein Triumph der Regie. Nicht<br />

nur die Bildsprache, auch die Filmmusik<br />

stößt hier auf Neuland vor.‹ Noch vor fünf<br />

Jahren wären Strawinsky oder Schönberg<br />

in einem Lichtspieltheater völlig undenkbar<br />

gewesen. Doch inzwischen schluckt das<br />

Publikum diese Pille ohne Murren.« 21<br />

Fragwürdig bleibt natürlich, inwieweit die musi<br />

kalische Avantgarde ausschließlich in einem<br />

filmischen »nightmare country« Sinn macht,<br />

und ob man dem Anspruch von Kunstmusik<br />

ent gegenkam, wenn Partituren frei und ausgiebig,<br />

doch auch selektiv und willkürlich den<br />

Be langen der Filmhandlung unter geordnet<br />

wurden. Nichtsdestotrotz bleibt die amerikanische<br />

Premiere des Caligari ein Meilenstein<br />

der Filmmusik-Geschichte und damit auch der<br />

Überbrückung kultureller Klassenunterschiede.<br />

Als Massenmedium konfrontierte der Film<br />

ein breites Publikum und damit verschiedene<br />

soziale Klassen mit musikalischer Avantgarde<br />

und der unbändigen Experimentierfreude der<br />

Weimarer Moderne, die selbst die Fachpresse<br />

irritierte. Das beschreibende Stilvokabular<br />

der Filmkritiker reichte von »cubism« über<br />

»futurism« bis hin zu »impressionist« und »expressionist«.<br />

Eine begriffliche Verwirrung, die<br />

nicht allein dem Unwissen, sondern auch der<br />

Tatsache zu verdanken war, dass die kreativen<br />

Köpfe der Weimarer Jahre vieles bisher<br />

Dagewesene negierten. Für das Neue – auch<br />

innerhalb des <strong>Expressionismus</strong> – fehlten die<br />

ästhetischen Kate gorien vorerst.<br />

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1<br />

Unbekannt, Plakat zum Film Das Cabinet des Dr. Caligari, 1920,<br />

Regie: Robert Wiene, Lithografie, Deutsche Kinemathek – Museum<br />

für Film und Fernsehen, Berlin<br />

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317


2<br />

Bernard Rogers, Comes Stravinsky to the Film Theater,<br />

in: Musical America, 16. April 1921, S. 5 (Übersetzung s. S. 334)<br />

318<br />

12_Fontaine_V2.indd 318 09.10.2010 6:59:02 Uhr


Das junge Medium Film, das sich in Weimar nicht<br />

nur zur Kunst, sondern dank Inflation und cineastischen<br />

Einfallsreichtums zum Exportschlager<br />

entwickelte, fand in der zeitgenössischen Musik<br />

ein Pendant, das zwischen den Weltkriegen nicht<br />

minder vielen Einflüssen ausgesetzt war. Über<br />

einen davon schreibt Hans Janowitz, einer der<br />

beiden Drehbuchautoren von Das Cabinet des<br />

Dr. Caligari, 22 den ersten deutschen Roman:<br />

»Jazz!. So hieß der Ausdruck der Zeit, die sich<br />

den Lehrsatz unseres närrischen Psychiaters:<br />

›Du sollst Caligari werden‹ auf ihre Art zu Herzen<br />

genommen hatte. Die Welt war nicht gerade<br />

Caligari, aber Jazz war sie geworden, gründlich<br />

Jazz geworden.« 23<br />

Einer der Ersten, die in Deutschland Jazz in<br />

Kunstmusik verwandelten, war Paul Hinde mith<br />

gewesen, der in seiner Klavier-Suite 1922 gerade<br />

das rhythmische Element herausstreicht: 24<br />

»Nimm keine Rücksicht auf das, was Du in der<br />

Klavierstunde gelernt hast [...]. Spiele das Stück<br />

sehr wild, aber stets sehr stramm im Rhythmus,<br />

wie eine Maschine. Betrachte hier das Klavier<br />

als eine intressante [sic!] Art Schlagzeug u.<br />

handle dementsprechend.« Wenige Jahre später<br />

wird Hindemith Filmmusik für mechanische<br />

Instrumente schrei ben, im Rahmen einer »in Ge -<br />

meinschaft mit der Gesellschaft der Filmmusik-<br />

Autoren Deutschlands« veranstalteten »Ex perimentalvorführung<br />

Film und Musik«: 25 »Ich habe<br />

vorgezogen, die Musik für ein mechanisches Instrument<br />

zu schreiben, nicht nur, weil nur damit<br />

ein genaues Zusammenlaufen erreicht werden<br />

kann, sondern weil ich der festen Ueberzeugung<br />

bin, dass zu einer mechanisch abrollenden Bilderfolge<br />

auch eine mechanisch zu reproduzierende<br />

Musik gehört.« 26<br />

Da technische Neuerungen, die insbesondere<br />

die Synchronizität garantierten, 27 sich aus Kostengründen<br />

nicht durchsetzten oder für Komponisten<br />

schlichtweg unerreichbar blieben,<br />

sollte die Idee des filmischen <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s,<br />

einer »Lichtspielsymphonie«, wie »die<br />

neue musikalische Kunstform heißen« würde,<br />

sich nur in Experimenten realisieren, allen voran<br />

im Schaffen eines Alexander Skrjabin und<br />

Arnold Schönberg.<br />

Was Skrjabin in Werken wie Promethée.<br />

Le poème du feu (1909/10) als synästhetische<br />

»Poly phonie« 28 realisiert sehen wollte,<br />

versuchte auch Schönberg: Das Werk, welches<br />

ihn vor der endgültigen Formulierung<br />

der Zwölf tonmethode über Jahre beschäftigt<br />

hatte, war das Orato rium Die Jakobsleiter<br />

(1916/17), für dessen Text der Komponist<br />

Anleihen bei August Strindberg, Emanuel<br />

Swedenborg (bzw. Honoré Balzacs Roman<br />

Séraphita, 1835), Rudolf Steiner und Helena<br />

Blavatsky machte.<br />

Bereits zuvor, in seinem »Drama mit Musik« Die<br />

glückliche Hand aus dem Jahr 1913, hatte Schönberg<br />

ein multimediales Farben-Licht-Spiel inszeniert,<br />

für welches er Lichtquellen, Aufbau von<br />

Bühne und Bild und sogar die Aufstellung der<br />

Schauspieler minutiös festlegte, 29 um ein optimales<br />

synästhetisches »Musizieren mit den Mitteln<br />

der Bühne« zu erreichen, »daß es jedes Wort,<br />

jede Geste, jeder Lichtstrahl, jedes Kostüm und<br />

jedes Bild tut: keines will etwas anderes symbolisieren<br />

als das, was Töne sonst zu symbolisieren<br />

pflegen. Alles will nicht weniger bedeuten, als<br />

klingende Töne bedeuten.« 30<br />

Im Sinne des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s forderten<br />

andere die Wiederbelebung der »längst verloren<br />

gegangenen Kunst des Improvisierens«,<br />

»die Fremdes und Eigenes – nach Kenntnis des<br />

Films, versteht sich – zu einem musikalischen<br />

Bilde improvisatorisch verflechten könnte, das<br />

einem künstlerisch gedachten Film adaequat<br />

wäre«. 31 Wieder andere sahen in der künstlerischen<br />

Ausgestaltung des Films eine Chance<br />

für die Atonale Musik:<br />

»[...] sie vereinigt sich viel zwangloser mit dem<br />

Kostüm von heute, mit den Fabrikanlagen, Maschinen,<br />

sozialen Einrichtungen unserer gegenwärtigen<br />

Welt, und ist darum, glaube ich, für den Film,<br />

der ganz aus den technischen Bedingungen unserer<br />

Zeit heraus gewachsen ist, das gegebene. Ihre<br />

freiere Formgebung, ihre ungebundenere (nicht<br />

aber willkürliche!) heterophone Linienführung,<br />

der ihr eigentümliche weitere Spielraum in der<br />

Bildung von Schlüssen, Übergängen etc. befähigt<br />

sie darum, sich dem wechselnden Geschehen des<br />

Filmbildes weitaus elastischer anzuschmiegen,<br />

als die starrere herkömmliche Tonalität [...] eines<br />

erscheint mir sicher: gerade der Film wird mehr<br />

und mehr die Domäne der sogenannten atonalen<br />

Musik werden.« 32 Eine Prophezeiung, die Caligari<br />

in den USA schon teilweise eingelöst hatte.<br />

Neue expressionistische Ideale, inspiriert<br />

von Synästhesie und <strong>Gesamtkunstwerk</strong>,<br />

verlangten nach theoretischer Untermauerung.<br />

Auch daran fehlte es nicht. »Wegen<br />

der Überschätzung der Umrisse, Anordnungen<br />

usw.« 33 wurden in den 1920er-Jahren<br />

akademische Formenlehren mehr und mehr<br />

durch Werkanalysen ersetzt, die ein »lebhaftes<br />

Vordringen« in die Werke versuchten.<br />

Die »harmonikalen« Forschungen und<br />

Schriften des Philosophen, Musikkritikers<br />

und Kinomusikers Hans Kayser 34 wurden<br />

insbesondere für Paul Hindemith eine wichtige<br />

musiktheoretische Basis. Hans Kayser,<br />

den Alfred Döblin 1927 in der Vossischen Zeitung<br />

als »Außenseiter der Wissenschaft« 35<br />

charakterisiert, fand Übereinstimmungen<br />

zwischen kristallo grafischen Forschungen<br />

des Mineralogen Victor Goldschmidt und<br />

Theorien Johannes Keplers in den Berechnungen<br />

der Harmonikalen Symbolik des Alterthums<br />

36 bestätigt. Diese von Albert von<br />

Thimus veröffentlichte Schrift sollte »für<br />

die Musik von ähnlicher Bedeutung werden<br />

wie Goethes Farbenlehre für die Optik«, als<br />

»Grundbuch des Wesens der Musik, in dem<br />

für den Musiker eigentlich Alles steht«. 37<br />

Kayser griff insbesondere Thimus’ Theo rien<br />

einer Identität von Gesetzmäßigkeiten in Natur,<br />

Musik und psychologischem Erleben auf:<br />

Zahlenverhältnisse einfachster geometrischer<br />

Figuren würden nicht nur als Intervalle am<br />

Mono chord unmittelbar erfahrbar, ihre Proportionen<br />

stimmten auch überein mit den<br />

Strukturen von Kristallbildung, von mikrobiologischen<br />

Dia tomeen und Radiolarien und Pflanzenwuchs,<br />

bis hin zu den Proportionen antiker<br />

Kunst- und Architekturstile. Zusammen mit<br />

Hinde mith plante Kayser die Gründung einer<br />

Akademie harmonikaler Forschung. Sowohl<br />

Hindemiths Unterweisung im Tonsatz (1940),<br />

die das Tonsystem aus einfachen Zahlenproportionen<br />

und Intervallen herleitet, als auch<br />

seine Kepler-Oper Die Harmonie der Welt<br />

(1957) verdanken Kayser Anregungen.<br />

Synästhetische Phänomene wurden zwischen<br />

1925 und 1936 auch zum Forschungsgegenstand<br />

von vier Farbe-Ton-Kongressen, auf denen »empirisch<br />

gegebene Tatbestände beim Farbenhören«<br />

präsentiert wurden, unter »vorläufiger Beschränkung<br />

auf die Erforschung der zwischen<br />

den beiden hervorragenden Sinnesgebieten<br />

bestehenden Zusammenhänge«. 38 Dabei setzte<br />

sich auch auf dem jungen Forschungsgebiet<br />

der Psychologie die Tendenz durch, die »früher<br />

vorherrschend analytische Betrachtungsweise<br />

durch eine synthetische zu ersetzen«. 39<br />

Der maßgebliche Forscher Albert Wellek definierte<br />

Synästhesie als etwas »allgemeinmenschliches«,<br />

als »Verbindung, ja Verschmelzung<br />

zweier oder mehrerer Sinnessphären (-modi)<br />

in einem übergreifenden Akt der Wahrnehmung<br />

oder Vorstellung«. 40 Entsprechend dieser unscharfen<br />

Definition war bald auch in der Fachpresse<br />

unkritisch von allerlei synästhetischen<br />

Phänomenen die Rede. Intersensorische Wechselwirkungen<br />

wurden in Fachzeitschriften für<br />

Psychologie, Geistesgeschichte, Musik, Kunst<br />

und Literatur erörtert. 41<br />

Insbesondere die großen Kunst- und Musikmetropolen,<br />

aber auch viele kleinere Städte waren<br />

noch auf anderem Wege mit einer neuen Spielart<br />

des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s bekannt geworden:<br />

durch die Ballets russes Sergej Diaghilews, die<br />

Ballets suédois Rolf de Marés oder auch die<br />

Inszenierungen Jacques Rouchés in Paris. Zu deren<br />

Konzept zählten neuartige Choreografien und<br />

ein Bewegungsrepertoire, das sich am moder nen<br />

Ausdruckstanz orientierte und vom klassischen<br />

»weißen« Ballett befreite.<br />

Die Darbietungen der Tänzer und Choreografen<br />

Waslaw Nijinsky, George Balanchine<br />

oder Michel Fokine waren ebenso in aller<br />

Munde wie die musikalischen Vorlagen, zu<br />

denen Klassiker der Moderne zählen, wie<br />

Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune<br />

(1895), Nikolaj Rimski-Korsakows Scheherazade<br />

(1888), Erik Saties Parade (1917)<br />

oder Strawinskys Le sacre du printemps<br />

(1922). Komplettiert wurden die <strong>Gesamtkunstwerk</strong>e<br />

durch Kostüme und hochgradig<br />

stilisierte Bühnenbilder aus den Ateliers<br />

der jüngsten Künstlergeneration, darunter<br />

Léon Bakst, Alexandre Benois, Fernand<br />

Léger, José Maria Sert y Badia, Giorgio de<br />

Chirico oder Pablo Picasso. 42<br />

An eben diese Kreationen fühlten sich die<br />

ersten französischen Kritiker des Cabinet<br />

du Docteur Caligari erinnert. Deren Begeisterung<br />

für Caligari, der Beginn eines<br />

regelrechten »Caligarisme« in Frankreich,<br />

fiel auf den 3. März 1922, als der Film<br />

in der Ciné-Opéra, einem der großen<br />

Boulevard-Kino paläste in Paris, anlief. 43<br />

Ob sich Giuseppe Becces expressionistische<br />

Vision eines »Wagner des Films« je<br />

erfüllt, bleibt abzuwarten.<br />

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319


1 Giuseppe Becce, »Tonfilm und künstlerische<br />

Filmmusik«, in: Anbruch, 11, 1929, S. 141.<br />

2 Lothar Prox, Begleittext zum Tonträger<br />

Giuseppe Becce. Das Cabinet des Dr. Caligari,<br />

CD 3-6751-2, Koch Schwann 2001, S. 3.<br />

3 Vgl. Christoph Henzel, »Giuseppe Becces Musik<br />

zu ›Richard Wagner. Eine Film-Biographie‹«<br />

(1913), in: Archiv für Musikwissenschaft, 60,<br />

2003, S. 136–161.<br />

4 Giuseppe Becce war inzwischen zum Chef<br />

der Musikabteilung der Decla-Bioscop AG und<br />

Chefdirigenten ihres Filmorchesters, des späteren<br />

UFA-Orchesters, aufgestiegen; vgl. den<br />

biografischen Eintrag in: CineGraph. Lexikon<br />

zum deutschsprachigen Film, München 1984 ff.<br />

5 Zur Rezeptionsgeschichte vgl. insbesondere<br />

Mike Budd, »The Moments of Caligari«, in:<br />

ders., The Cabinet of Dr. Caligari. Texts, Contexts,<br />

Histories, New Brunswick / London 1990,<br />

S. 7–119; Kristin Thompson, »Dr. Caligari at<br />

the Folies-Bergères, or, The Successes of an<br />

Early Avant-Garde Film«, in: ebd., S. 121–169.<br />

6 Cristiano Biz, Sonorizzazioni e post-sonorizzazioni<br />

nelle edizioni e riedizioni del film. Das<br />

Cabinet des Dr. Caligari, Diss. Udine 2005, S. 11.<br />

7 Ursprünglich erschie nen in: Le Venezie e<br />

l’Italia. Rivista di Cultura e Turismo delle<br />

Regioni Ita liane, IX, 2, (1970), S. 17, bei Biz<br />

2005 (wie Anm. 6), S. 10.<br />

8 Die »Bestätigung« für Lamprecht wurde erst<br />

am 10. 8. 1957 gegeben; vgl. Deutsche Kinemathek<br />

Berlin, Signatur 4.3-198306-0, Sammlung<br />

Gerhard Lamprecht. Zu den Briefen aus<br />

den Jahren 1951 und 1957 vgl. Biz 2005 (wie<br />

Anm. 6), S. 11.<br />

9 Von dreien dieser Titel existieren im Archiv<br />

des Deutschen Filminstituts in Frankfurt Original-Einspielungen,<br />

die Mitte der 1920er-Jahre<br />

für die Cinema-Serie der Deutschen Grammophon<br />

aufgenommen wurden, gedacht für<br />

kleinere Kinos: Cinema Nr. 706: Aiuto! Aiuto!;<br />

Cinema Nr. 905: Spettri; Cinema Nr. 906:<br />

Notte misteriosa.<br />

10 Diese Praxis war kein Einzelfall: Auch Hans<br />

Erdmanns Filmmusik zu Nosferatu wurde<br />

wieder veröffentlicht als Fantastisch-romantische<br />

Suite für die Walhalla-Serie des Musikverlags<br />

Bote & Bock.<br />

11 Pietro Mascagni, Komponist der veris ti schen<br />

Oper Cavalleria rusticana (1890), wurde von der<br />

italienischen Filmgesellschaft CINES gebeten,<br />

die Poema Cinema-Musicale Rapso dia satanica<br />

zu komponieren, der wohl früheste und singuläre<br />

Fall in der Filmmusik geschichte, dass der<br />

Kompo nist der Alleinverantwortliche für das<br />

End resultat blieb; vgl. Oliver Huck, »Pietro<br />

Mascagnis ›Rapsodia satanica‹ und die Geburt<br />

der Filmkunst aus dem Geiste der Musik«,<br />

in: Archiv für Musikwissenschaft, 61, 2004,<br />

S. 190–206.<br />

12 Zur Nachkriegssituation des Weimarer Films<br />

vgl. Thompson 1990 (wie Anm. 5), S. 124–127.<br />

13 Die englische CEA – Cinematograph Exhibitor’s<br />

Association – sprach sich für ein fünfjähriges<br />

Importverbot deutscher Filme aus, das französische<br />

Syndicat français des directeurs de<br />

cinématographes gar für eine 15-jährige Einfuhrsperre.<br />

320<br />

14 Vgl. Budd 1990 (wie Anm. 5), S. 75.<br />

15 Vgl. Julie Hubbert, »Modernism at the Movies.<br />

›The Cabinet of Dr. Caligari‹ and a Film Score<br />

Revisited«, in: Musical Quarterly, 88, 2005,<br />

S. 63–94, hier S. 64.<br />

16 Ernö Rapée (amerikanische Schreibweise Erno<br />

Rapee, eigtl. Ernest Rappaport, 1891–1945)<br />

zählte zu den Größen der Stummfilmmusik, sowohl<br />

als Komponist und Autor wie als Dirigent<br />

großer Filmorchester, darunter die der großen<br />

Kinopaläste in New York (Rialto Theatre, Rivoli<br />

Theatre, später Roxy Theatre und Radio City<br />

Music Hall). Rapée dirigierte auch in Europa,<br />

so die Berliner Philharmoniker, die Budapester<br />

Philharmonie und das Orchester des UFA-<br />

Palas tes.<br />

17 Verschiedene Journale erwähnen weitere<br />

Komponisten, darunter Leo Ornstein, Sergej<br />

Prokofjew, Modest Mussorgsky, Alexander<br />

Skrjabin, Erik Satie sowie »other revolutionists<br />

and evolutionists«; vgl. Hubbert 2005 (wie<br />

Anm. 15), S. 77. Die verwirrende Vielfalt an<br />

Kom ponistennamen ist Indiz dafür, wie Wissen<br />

und Erfahrung divergierten. Vielen Zeitgenossen<br />

waren die Namen junger Komponisten aus der<br />

international ausgerichteten Fachpresse geläufig,<br />

die wenigsten jedoch hatten deren Musik in<br />

amerikanischen Konzertsälen hören können.<br />

18 Samuel L. Rothafel, zit. nach: Bernard Rogers,<br />

»Comes Stravinsky to the Film Theater«, in:<br />

Musical America, 16. April 1921, S. 5: »to heighten<br />

its exotic character, to underline its fantastic<br />

aspects«.<br />

19 Hubbert 2005 (wie Anm. 15), S. 84.<br />

20 Carl van Vechten, Music and Bad Manners, New<br />

York 1916, S. 227, 233.<br />

21 Samuel L. Rothafel, zit. nach: Bernard Rogers<br />

1921 (wie Anm. 18): »›Caligari‹ is, to my mind,<br />

an imaginative masterpiece and a triumph [of]<br />

directing. Musically no less than pictorially it<br />

opens up a virgin country. As briefly back as<br />

five years Stravinsky or Schönberg in the movie<br />

house belonged to the inconceivable. To-day it<br />

calmly happens, and the audience calmly swallows<br />

the pill.«<br />

22 Janowitz war durch Das Cabinet des Dr. Caligari<br />

quasi über Nacht zu einer Berühmtheit geworden<br />

und viel beschäftigt als Autor von Dreh büchern,<br />

die das »Caligarische« betonten: Außenseiter,<br />

Mord, seelische Nöte als Motiv. Auch an<br />

einer Bühnenfassung des Caligari-Stoffes hat<br />

Janowitz gearbeitet; vgl. das Nachwort von Rolf<br />

Rieß zu: Hans Janowitz, Jazz, Neuausg., Bonn<br />

1999, S. 128 f.<br />

23 Paul Leppin, »Rezension zu Hans Janowitz,<br />

›Jazz‹«, in: Die Literatur, 1926 / 27, zit. nach:<br />

Rieß 1999 (wie Anm. 22), S. 129.<br />

24 Paul Hindemith, Suite 1922, Mainz 1922,<br />

S. 19 (Anmerkung des Komponisten zum<br />

Satz Toccata).<br />

25 Am 14. 7. 1928 in Baden-Baden, Hindemith kom-<br />

po nierte hierfür Stücke für mechanisches Klavier<br />

und Film. Bereits im Vorjahr ent stan den<br />

Kompositionen für Film und mecha nische Orgel<br />

(in Zusammenarbeit mit der Freiburger Firma<br />

Welte); vgl. Michael Beiche, »Musik und Film im<br />

deutschen Musikjournalismus der 1920er Jahre«,<br />

in: Archiv für Musik wissen schaft, 63, 2006, S. 96.<br />

26 Ebd., S. 99.<br />

27 Etwa das Tri-Ergon-Verfahren oder der von Karl<br />

Robert Blum entwickelte Musik-Chrono meter;<br />

vgl. Michael Wedel, »Aggregat der Avantgarde.<br />

Das Blumsche Musik-Chrono meter zwischen<br />

Film, Konzertsaal und Bühne«, in: Nils Grosch<br />

(Hrsg.), Aspekte des Modernen Musiktheaters in<br />

der Weimarer Republik, Münster 2004, S. 73–100.<br />

28 Vgl. Barbara Kienscherf, Das Auge hört mit.<br />

Die Idee der Farblichtmusik und ihre Problematik,<br />

Frankfurt a. M. 1996, S. 141.<br />

29 Vgl. ebd., S. 177.<br />

30 Arnold Schönberg, »Die glückliche Hand«,<br />

in: ders., Stil und Gedanke. Aufsätze zur<br />

Musik, hrsg. von Ivan Vojtěch, Frankfurt a. M.<br />

1976, S. 238. Zur Idee der Farblichtmusik vgl.<br />

Kienscherf 1996 (wie Anm. 28) und Adrian<br />

Bernard Klein, Colour-Music. The Art of Light,<br />

London 1930.<br />

31 Rudolf Stephan Hoffmann, »Kinomusik«, in:<br />

Musikalischer Kurier, 2, 1920, S. 117, zit. nach:<br />

Beiche 2006 (wie Anm. 25), S. 110.<br />

32 Harburger, »Ueber Filmmusik«, in: Neue Musikzeitung,<br />

49, 1928, S. 157, zit. nach: Beiche 2006<br />

(wie Anm. 25), S. 114.<br />

33 Ernst Kurth, Bruckner, Berlin 1925, Bd. 1,<br />

S. 238 f. Ernst Kurths (1886–1946) Schriften,<br />

wie auch die von August Halm (1869–1929),<br />

waren sowohl von den ersten musikpsycho lo gi -<br />

schen Forschungen als auch vom Gedankengut<br />

der Lebens reform beeinflusst; vgl. hierzu<br />

Joachim Fontaine, »›... ja, die rechte Musik<br />

muß veredeln.‹ Zu Beziehungen zwischen<br />

Lebens reform und Musik«, in: Die Lebensreform.<br />

Entwürfe zur Neugestaltung von Leben<br />

und Kunst um 1900, hrsg. von Kai Buchholz u. a.,<br />

Ausst.-Kat. Institut <strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt,<br />

Darmstadt 2001, S. 335–342.<br />

34 In seiner Jugend war Kayser auch kurzzeitig<br />

Schüler von Schönberg gewesen. Später zählten<br />

zu seinem Bekannten- und Freundes kreis Mitglieder<br />

des Bauhaus.<br />

35 Alfred Döblin, »Außenseiter der Wissen schaft«,<br />

in: Vossische Zeitung, 31. 12. 1927, zit. nach:<br />

Rudolf Haase, Hans Kayser. Ein Leben für die<br />

Harmonik der Welt, Basel / Stuttgart 1968, S. 58.<br />

36 Albert von Thimus, Die harmonikale Symbolik<br />

des Alterthums, 2 Bde. (1868 und 1876), Nachdr.,<br />

Hildesheim 1988.<br />

37 Zit. nach: Haase 1968 (wie Anm. 35), S. 65.<br />

38 Georg Anschütz, Farbe-Ton-Forschungen, Bd. 1,<br />

Leipzig 1927, S. IV.<br />

39 Ebd.<br />

40 »Farbenhören«, in: Die Musik in Geschichte und<br />

Gegenwart, 1954, Bd. 4, Sp. 1804.<br />

41 Eine Liste von Veröffentlichungen gibt Jörg<br />

Jewanski, »Die Institution. Albert Welleks Bedeutung<br />

für die Erforschung der Synästhesie«,<br />

in: Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen<br />

Gesellschaft für Musikpsychologie, 12, 1995.<br />

42 Vgl. hierzu etwa Louis Delluc: »Le Cabinet<br />

du Docteur Caligari«, in: Cinéa, 44, 10. 3. 1922,<br />

S. 5; Thompson 1990 (wie Anm. 5), S. 153.<br />

43 Der Film wurde dort bis zum 5. 5. 1922 gezeigt,<br />

eine für damalige Verhältnisse außergewöhnlich<br />

lange Zeit.<br />

12_Fontaine_V2.indd 320 09.10.2010 6:59:02 Uhr


4<br />

Unbekannt, Plakat zum Film<br />

The Cabinet of Dr. Caligari, 1920,<br />

Regie: Robert Wiene, Lithografie<br />

Anzeige, The Cabinet of Dr. Caligari.<br />

Rich in Exploitation Cues, in: Moving<br />

Picture World, 23. April 1920, S. 791<br />

12_Fontaine_V2.indd 321 09.10.2010 6:59:03 Uhr<br />

3<br />

321


Robert Wiene, Titelblatt des Originaldrehbuchs zu Das Cabinet des Dr. Caligari,<br />

1919 / 20, Regie: Carl Mayer und Hans Janowitz, Kohle und Tinte, Deutsche Kinemathek –<br />

Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

12_Fontaine_V2.indd 322 09.10.2010 6:59:03 Uhr


STATUS:<br />

LITHO-LAYFILE ERHALTEN<br />

12_Fontaine_V2.indd 323 09.10.2010 6:59:03 Uhr


Walter Reimann, Ohne Titel (Brücke), Bautenentwurf zum Film Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919,<br />

Regie: Robert Wiene, Pastell, Deutsches Filminstitut – DIF / Deutsches Filmmuseum, Frankfurt a. M.<br />

324<br />

12_Fontaine_V2.indd 324 09.10.2010 6:59:04 Uhr


Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919 / 20, Regie: Robert Wiene,<br />

Standfotografie, Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.<br />

12_Fontaine_V2.indd 325 09.10.2010 6:59:04 Uhr<br />

325


Lyonel Feininger, Brücke IV. Brücke in Weimar, 1918, Öl auf Leinwand, Kirchner Museum Davos<br />

326<br />

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Paul Adolf Seehaus, Bergstadt, 1915, Öl auf Leinwand, Museum Ludwig, Köln<br />

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Peter Panter alias Kurt Tucholsky, Dr. Caligari, 1920,<br />

Erstveröffentlichung: Die Weltbühne, H. 11, 11. März 1920<br />

328<br />

Seit Jahren, seit den großen Wegener-Filmen,<br />

habe ich nicht so aufmerksam im Kino gesessen<br />

wie beim Kabinett des Dr. Caligari.<br />

Dieser Film, verfaßt von Karl Mayer und<br />

Hans Janowitz, inszeniert von Robert Wiene<br />

mit Hilfe der Maler Hermann Warm, Walter<br />

Reimann und Walter Röhrig, ist etwas ganz<br />

Neues. Der Film spielt – endlich! endlich! – in<br />

einer völlig unwirklichen Traumwelt, und hier<br />

ist ohne Rest gelöst, was seinerzeit bei der Inszenierung<br />

der Wupper im Deutschen Theater<br />

erstrebt wurde und nicht ganz erreicht werden<br />

konnte. Wenn man nun noch die Schauspieler<br />

in weniger reale Kostüme steckte – wo gibt es in<br />

diesen schiefen, verqueren, hingehauenen Häusern<br />

solche soliden Kragen? –: dann wäre alles<br />

gut. (Fast alles: Herr Fehér ist es nicht, weil<br />

er sich, wie seine Partnerinnen, grade so bewegt,<br />

als ob er in einem schlechten Porten-Film<br />

mitwirkte.)<br />

Aber nun laßt mich loben. Ein Wahnsinni<br />

ger erzählt einem Kollegen der gleichen Fakul<br />

tät sein Schicksal. Das Ganze unheimlich<br />

aufgebaut, verwischt, aber nicht ganz vom<br />

Rai sonnement befreit. Fast jedes Bild ist gelungen:<br />

namentlich jene kleine Stadt auf dem<br />

Berge (alle Szenerien sind gemalt, nichts spielt<br />

vor wirklichen Dingen), ein Platz mit Karussells,<br />

merkwürdige Zimmer, entzückend stilisierte<br />

Amtsräume, in denen Hoffmannsche Beamte<br />

auf spitzen Stühlen sitzen und regieren.<br />

Verzwackt die Gebärden, verzwickt Licht und<br />

Schattenspiel an den Wänden ...<br />

Die Fabel vom Mißbrauch des Somnambulen<br />

eben nicht neu – aber höchst einprägsam<br />

gemacht. Manche Bilder haften: der Mörder in<br />

seiner hohen Zelle, Straßen mit laufenden Leuten,<br />

ein[e] dunkle Gasse – man muß an Wunder<br />

glauben, um das gestalten zu können. Und<br />

die Mimen?<br />

Werner Krauß wie aus einer Hoffmannschen<br />

Erzählung herausgeschnitten, er ist wie<br />

ein dicker Kobold aus einem deutschen Märchen,<br />

ein Bürgerteufel, eine seltsame Mischung<br />

von Realistik, und Phantasie. Besonders bei<br />

ihm ist zu spüren: Niemand geht durch solche<br />

Gassen, weil es sie nicht gibt – ginge aber einer,<br />

dann könnte er nur so gehen wie dieser unheimliche<br />

Kerl. (Goethe nannte das einmal die solide<br />

Mache in der Phantastik.) Veidt stelzt dünn und<br />

nicht von dieser Erde durch seine wirre Welt:<br />

einmal ein herrlicher Augenaufschlag, einmal<br />

wie von Kubin, schwarz und schattenhaft und<br />

ganz lang an einer Mauer hingespensternd.<br />

Ein Mord wird sichtbar – als Schattenspiel<br />

an einer grauen Wand. Und zeigt wieder, wie das<br />

Geahnte schrecklicher ist als alles Gezeigte. Mit<br />

unserer Phantasie kann kein Kino mit. Und daß<br />

in diesem Film, von einer geraubten Frau, ein<br />

Schrei ertönt, den man hört, wirklich hört (wenn<br />

man Ohren hat) – das soll ihm unvergessen sein.<br />

Das Publikum schwankte zwischen Heiterkeit<br />

und Unverständnis: der Berliner hat,<br />

wenn er sich grault, einen Lacher zur Verfügung,<br />

der durch die Nase geblasen wird, das ist<br />

höchst effektvoll. Ein Provinzgeschäft ist es<br />

nicht, und ich fürchte, nicht einmal ein berliner<br />

Geschäft.<br />

Aber – die größeste von allen Seltenhei-<br />

ten –: ein guter Film. Mehr solcher!<br />

Dr. Caligari<br />

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Walter Reimann, Passage 1, Szenenbildentwurf zum Film Das Cabinet des<br />

Dr. Caligari, 1919 / 20, Regie: Robert Wiene, Gouache, Deutsche Kinemathek –<br />

Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

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Ludwig Sievert, Penthesilea, Bühnenbildentwurf, 1920, Schauspiel Frankfurt,<br />

Regie: Richard Weichert, Pastell auf Karton, Theaterwissenschaftliche Sammlung<br />

der Universität zu Köln<br />

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Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919 / 20, Regie: Robert Wiene, Standfotografie,<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

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Otto Arpke und Erich Ludwig Stahl, Plakat Du musst Caligari werden zum<br />

Film Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919 / 20, Regie: Robert Wiene, Lithografie,<br />

Sammlung Sachs, Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin<br />

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E. K., »... ob Kunst im Film möglich ist, wurde gestern endgültig entschieden«, 27. Februar 1920,<br />

Erstveröffentlichung: Nationalzeitung. 8-Uhr-Abendblatt, 27. Februar 1920<br />

Die Frage, ob Kunst im Film möglich ist, wurde<br />

gestern endgültig entschieden. Mit dem Filmwerk<br />

Caligari beginnt in der Beurteilung des<br />

Films eine neue Epoche. Es gilt, einen neuen<br />

Wertmesser zu finden für etwas bisher Nochnicht-dagewesenes.<br />

Denn soviel steht fest: Der<br />

Film von gestern hat mit diesem Werk nichts,<br />

gar nichts mehr gemein. Das, was man im Marmorhaus<br />

sah, wächst weit über den Rahmen<br />

des Films hinaus. Stärkste Eindrücke, erzeugt<br />

mit künstlerischen Mitteln! Nicht mehr Film,<br />

nicht mehr Kientopp! Eine neue Aera ist angebrochen<br />

– der großen Kunst der Sprechbühne<br />

ist ein ebenbürtiger Faktor gegenübergestellt.<br />

Aber auch selbst die Wucht solcher Worte kann<br />

diese Schöpfung nicht restlos würdigen. Nur die<br />

elementare Eindringlichkeit, mit der sich das<br />

Gefühl »Kunst« dem Zuschauer einimpft, kann<br />

hier den richtigen Eindruck erwecken, daß dieser<br />

– sagen wir ruhig das Wort – Film ein Erlebnis<br />

ist. Diese Wirkung ist erzielt durch die restlose<br />

Ausnutzung des Rein-Bildmäßigen, in der<br />

vollendeten Anpassung von Handlung, Szene<br />

und Darstellung. Die Idee, die Vorstellung in<br />

den kranken Gehirnen (die Handlung spielt in<br />

einem Irrenhaus) in expressionistischen Bildern<br />

auszudrücken, ist ebenso glücklich gewählt wie<br />

gelöst. Hier hat dieser Stil eine Berechtigung,<br />

ergibt sich von selbst mit restloser Logik. Verständlich<br />

auch für jene Kreise, die für diese<br />

eindringliche Kunst noch nicht reif sind. Der<br />

Schöpfer dieses Werkes ist Regisseur Dr. Wiene.<br />

Ihm gebürt die weitgehendste Anerkennung<br />

für sein künstlerisches Schaffen. Ebenso den<br />

Malern Hermann Warm, Walter Röhrig und<br />

Walter Reimann. Lebhaften Anteil am Erfolge<br />

haben ferner die Verfasser Karl Mayer und Hans<br />

Janowitz. Um die Darstellung machten sich vor<br />

allem Werner Krauß, Conrad Veidt und Hanns<br />

Heinz von Twardowski, dann aber auch Fritz<br />

Féher und Lil Dagover verdient. Der »DECLA«<br />

(Aegide Rudolf Meinert) soll es hoch angerechnet<br />

werden, daß sie dem deutschen Film mit<br />

großzügigem Mut zu einer neuen Epoche verholfen<br />

hat.<br />

E. K.<br />

»... ob Kunst im Film<br />

möglich ist, wurde gestern<br />

endgültig entschieden«<br />

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Bernard Rogers, Strawinsky im Lichtspielhaus, 1921, Erstveröffentlichung:<br />

Musical America, 16. April 1921, S. 5 (Abb. S. 318, Übersetzung: Christian Quatmann)<br />

334<br />

Avantgardistische Kompositionen begleiten<br />

im Capitol Theater einen bemerkenswerten<br />

Film – Musikalische<br />

Motive, die durch Verfremdung an das<br />

Albtraumszenario des Films adaptiert<br />

werden – Der Film: eine originelle<br />

PSYCHOPATHOLOGISCHE Studie – Zwei<br />

Kunstrichtungen: ein expressionistischer<br />

Stil – Ein echter musikalischer<br />

Aufbruch<br />

An diesem Punkt beendete der junge Mann seinen<br />

unheimlichen Vortrag ...<br />

Gemeinsam mit seinem einzigen Zuhörer<br />

betrat er das Marmorhaus, das sich aus dem verschlungenen<br />

feuchten Gestrüpp erhob ...<br />

Als die Macher des Films Das Cabinet des Dr.<br />

Caligari die Tür zu diesem Irrenhaus aufstießen,<br />

fiel erstmals der Lichtstrahl der Imagination<br />

in die Welt des Kinos. Eine ebenso kühne wie<br />

bewundernswerte Tat. So pflanzten die Filmpioniere<br />

die leuchtende Fahne des Futurismus<br />

genau dort auf, wo zuvor das Prosaische unangefochten<br />

das Feld behauptet hatte. Nun gibt<br />

es die Hoffnung, die Kamera könnte in Zukunft<br />

endlich die ihr gebührende Rolle ausfüllen.<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari verhält sich zum<br />

gängigen Lichtspiel wie ein Cézanne-Gemälde zu<br />

einem Bild von Meissonier. Das eine lässt einen<br />

Standpunkt, einen persönlichen Blick erkennen,<br />

das andere dagegen hält bloß das Mikroskop der<br />

Masse empor. Das eine ist Kunst, das andere<br />

nichts als Kunsthandwerk.<br />

Die Macher des Dr. Caligari lassen sich von<br />

der Annahme leiten, die Prinzipien der Moderne,<br />

die in der bildenden Kunst heute den Ton angeben,<br />

besäßen auch im Bereich der bewegten<br />

Bilder Geltung. In dem merkwürdigen Reich, in<br />

dem Dr. Caligari seinen grässlichen Geschäften<br />

nachgeht, ist alles aus dem Lot geraten: Fenster,<br />

Türen, Dächer. Das Licht dringt wie von<br />

fremden Planeten in diese Welt – eine Welt harter<br />

Kontraste und düsterer Schatten. Von der<br />

uns vertrauten Ordnung der Dinge keine Spur<br />

mehr. So befremdlich dies alles erscheinen mag,<br />

entfaltet es im Fortgang des Geschehens gleichwohl<br />

seine eigene Logik, seine eigene Zwangsläufigkeit.<br />

Wir sehen nämlich vor uns auf der<br />

Leinwand nichts anderes als in einem kranken<br />

Gehirn tanzende Marionetten. Kurz: Der Film<br />

ist eine psychopathologische Studie.<br />

Bei der amerikanischen Premiere des Dr.<br />

Caligari hatte die musikalische Untermalung<br />

vor allem einen Zweck: Sie sollte den exo tischen<br />

Charakter und die fantastischen Aspekte des<br />

Lichtspiels noch verstärken. Und so spielte<br />

im Capitol Theater, wo der Film erstmals in<br />

den USA zu sehen war, das glänzend aufgelegte<br />

Orches ter ein musikalisches Arrangement,<br />

das sich bei zeitgenössischen Komponisten wie<br />

Debussy, Strauss oder Strawinsky bediente.<br />

S. L. Rothafel, der künstlerische Leiter des großen<br />

Lichtspieltheaters, äußerte sich wie folgt<br />

zur Kompilation und Bearbeitung der Musik:<br />

»Mr. Rapee (der Dirigent) und ich haben<br />

uns Gedanken über die musikalische Herausforderung<br />

gemacht, vor die uns Das Cabinet des<br />

Dr. Caligari stellte. Dabei waren wir uns darin<br />

einig, dass wir hier mit den üblichen Mitteln<br />

nicht weiter kommen. Zweifellos erforderte ein<br />

derart revolutionärer Film sorgfältige auf die<br />

Atmosphäre und die Dramaturgie des Geschehens<br />

abgestimmte musikalische Begleitung.<br />

Und natürlich spielte auch die Psychologie eine<br />

wichtige Rolle – die psychologische Situation<br />

des Publikums wie der Film-Figuren. In dem<br />

phantasmagorischen Strudel, in den Dr. Caligari<br />

uns hineinzieht, agieren die Figuren in einer<br />

völlig aus den Fugen geratenen Welt. Was wir<br />

hier sehen, ist ein dem Wahnsinn verfallenes<br />

Land mit grotesk verfremdeten Häusern, bizarr<br />

verdrehten spindeldürren Bäumen, bestürzend<br />

steilen zerklüfteten Wegen ...<br />

Das Leitprinzip dieser wuchernden Architektur,<br />

dieser wüsten Landschaft ist die Verfremdung.<br />

Das stand uns bei der Kompilation und<br />

Bearbeitung der Musik stets deutlich vor Augen.<br />

Und so haben wir bei Schönberg, Debussy,<br />

Strawinsky, Prokofjew und Richard Strauss<br />

nach geeignetem Material Ausschau gehalten.<br />

Zuerst haben wir passende Themen zusammengesucht<br />

und sie auf die Dramaturgie<br />

des Films abgestimmt. Anschließend haben wir<br />

die Musik dann so verfremdet, dass sie sich wie<br />

ein Echo jenes Albtraumlands und seiner Bewohner<br />

anhörte.<br />

Dabei haben wir uns von Wagner inspirieren<br />

lassen und die Musik leitmotivisch strukturiert.<br />

So haben wir etwa das Caligari-Motiv<br />

in Strauss’ ›Till Eulenspiegel‹ entdeckt. Sooft<br />

Caligari auf der Leinwand erscheint oder etwas<br />

im Schilde führt, wird es explizit oder bloß andeutungsweise<br />

angestimmt. Zur Charakterisierung<br />

des somnambulen Mediums Cesare machten<br />

Mr. Rapee und ich einige Anleihen bei<br />

Debussys ›Nachmittag eines Fauns‹. Die erwähnten<br />

Hauptmotive tauchen mal einzeln,<br />

mal gemeinsam auf – mal komplett, mal lediglich<br />

angedeutet, je nachdem wie es die Dramaturgie<br />

des Geschehens gerade verlangt. Mit der<br />

Originalmusik des Films ist diese musikalische<br />

Untermalung freilich nicht identisch. Vielmehr<br />

haben wir sie eigens so konzipiert, dass sie die<br />

makabre Atmosphäre des Films noch verstärkt.<br />

Den gleichen Zweck erfüllen auch die gedämpften<br />

Blechbläserklänge, die immer wieder einmal<br />

zu hören sind.<br />

Ich darf wohl mit Fug und Recht sagen,<br />

dass wir es hier mit dem bisher kühnsten musikalischen<br />

Unternehmen in der Geschichte des<br />

amerikanischen Filmtheaters zu tun haben.<br />

Wir haben uns bei dem Projekt tatsächlich besonders<br />

viel Mühe gegeben, weil der Film uns so<br />

tief beeindruckt hat. Für mein Empfinden ist<br />

Dr. Caligari ein Meisterwerk der Vorstellungskraft,<br />

ein Triumph der Regie. Nicht nur die<br />

Bildsprache, auch die Filmmusik stößt hier auf<br />

Neuland vor.«<br />

Noch vor fünf Jahren wären Strawinsky<br />

oder Schönberg in einem Lichtspieltheater völ lig<br />

undenkbar gewesen. Doch inzwischen schluckt<br />

das Publikum diese Pille ohne Murren. Natürlich<br />

hätte man zur Untermalung des Films auch<br />

auf das übliche – bis zum Überdruss strapazierte<br />

– Musik-Potpourri zurückgreifen können.<br />

Umso mehr Bewunderung verdienen die Herren<br />

Rothafel und Rapee dafür, dass sie hier etwas<br />

völlig Neues gewagt haben. Das war nicht nur<br />

mutig, sondern auch ungemein arbeitsaufwendig<br />

und kostspielig. So wurden etwa eigens vier<br />

Proben angesetzt. Doch dieser Aufwand hat<br />

sich zweifellos gelohnt. Und so hat Strawinkys<br />

sperrige Musik Einzug in das Filmtheater gehalten.<br />

Wer weiß – vielleicht trägt sie ja dazu<br />

bei, dass sich dort einmal jene süßlichen Nebelschwaden<br />

lichten, bevor die letzte Filmrolle ab-<br />

gespielt wird.<br />

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Strawinsky<br />

im Lichtspielhaus<br />

Walter Röhrig, Das Cabinet des Dr. Caligari, Szenenbildentwurf, 1919,<br />

Regie: Robert Wiene, Bleistift und Kreide, unten: Das Cabinet des<br />

Dr. Caligari, Szenenbildentwurf, 1919, Regie: Robert Wiene, Bleistift<br />

und Gouache auf grauem Karton, Cinémathèque française, Paris<br />

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ESSAY<br />

Die Neuerfindung der Welt als<br />

gute Wohnung im All<br />

Bruno Taut und die Gläserne Kette<br />

Werner Durth<br />

Werner Durth<br />

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»Das bunte Glas / zerstört den Hass.« Mit<br />

diesen Worten des Dichters Paul Scheerbart,<br />

schon von weitem als Inschrift über dem Eingang<br />

zum spektakulären Glashaus der Ausstellung<br />

des Deutschen Werkbunds in Köln 1914 zu<br />

lesen, die seit dem 16. Mai Tausende von Besuchern<br />

aus aller Welt anzog, begrüßte der Architekt<br />

Bruno Taut die Gäste.<br />

338<br />

1 Mit Böllerschüssen<br />

und Flaggenbomben pompös eröffnet, war diese<br />

Ausstellung die erste Leistungsbilanz des 1907<br />

gegründeten Bundes, der sich als Vereinigung<br />

von Architekten und bildenden Künstlern, Politikern<br />

und Industriellen eine alle Lebensbereiche<br />

umfassende Form der Produktgestaltung – »vom<br />

Sofakissen zum Städtebau« 2 – zur Aufgabe gemacht<br />

und in wenigen Jahren bereits internationale<br />

Anerkennung gewonnen hatte. Neben den<br />

prominenten Baumeistern aus der Gründungsgruppe<br />

des Werkbunds, wie Peter Behrens,<br />

Theodor Fischer und Hermann Muthesius,<br />

die in der Gestalt ihrer Gebäude noch einen<br />

moderaten Historismus vertraten, waren auch<br />

zwei Architekten der jüngeren Generation eingeladen,<br />

deren Bauten rasch große Aufmerksamkeit<br />

fanden.<br />

Walter Gropius präsentierte eine Musterfabrik mit<br />

gläserner Vorhangfassade und runden Treppentürmen,<br />

die über zwei Geschosse mit gebogenen<br />

Glasscheiben umgeben waren. »Ein neuartiger<br />

Wagemut zeigt sich uns da«, berichtete die Zeitschrift<br />

Architectural Tribune ihren Lesern in Amerika:<br />

»Die Wände verschwinden. Treppen häuser,<br />

wie durch einen architektonischen Röntgenstrahl<br />

skelettiert, schrauben ihre schwebenden Spiralen<br />

in die Luft. Die Ecktürme sind transparent<br />

geworden und scheinen überkommenen Lastvorstellungen<br />

zu spotten.« 3 Auch der wegen seines<br />

Erscheinungsbilds »Spargelkopf« genannte Kuppelbau<br />

Tauts verweigerte sich den Prinzipien herkömmlicher<br />

Tektonik (Abb. 1).<br />

Über kreisrundem Grundriss führten geschwungene<br />

Treppen mit gläsernen Stufen<br />

entlang der gebogenen Wände aus Glasbausteinen<br />

in einen Kuppelsaal, der durch sein<br />

Dach aus farbigem Glas im Wechsel von<br />

Tages licht und künstlicher Beleuchtung geradezu<br />

psychedelische Raumerleb nisse vermittelte.<br />

Trotz der symmetrischen Grund rissfigur<br />

war das Konzept des Hauses auf einen ständigen<br />

Per spektivwechsel der Besucher hin<br />

angelegt, die nach dem Aufstieg über die gewundene<br />

Treppe schließlich unter den vielfach<br />

gebrochenen Linien der filigranen Kuppelkonstruktion<br />

kreisförmig eingehängte Lichtkugeln<br />

und in der Mitte eine Traube aus farbigen<br />

Leuchtkörpern wahrnehmen konnten, »deren<br />

warme ge dämpfte Lichtwellen den Kuppelsaal<br />

durch wallen und eine unbeschreibliche<br />

Mär chenstimmung über den Raum legen.« 4<br />

Der Abstieg führte die Besucher über einen<br />

anderen Treppenlauf zu einem Wasserfall in<br />

der Mitte des Hauses, der durch illuminierte<br />

Kaskaden den Raum mit einem »die Sinne betörenden<br />

Spektrum von Licht, Raum und Bewegung«<br />

5 erfüllte.<br />

In seinem 1919 erschienen Aufsatz über<br />

die »Farbenwirkungen aus meiner Praxis«<br />

sprach Taut im Rückblick von einem<br />

»Lichtschein, dessen Farben unten<br />

tiefblau begannen, von moosgrün nach<br />

oben in goldgelb übergingen und in<br />

der Spitze des Raumes in strahlendem<br />

Weißgelb ausklangen.« Seine Aufgabe<br />

sei, durch solche Architektur aus farbigem<br />

Glas »ein Gewand für die Seele<br />

zu bauen«, 6 erklärte Taut, und er folgte<br />

damit der Verheißung Scheerbarts, »daß<br />

die Glasarchitektur den Menschen auch<br />

in ethischer Beziehung bessert«. 7<br />

Mit diesem Glashaus konnte sich Taut, seit<br />

seiner Jugend selbst passionierter Maler, 8<br />

einen Wunsch erfüllen, den er Anfang 1914<br />

emphatisch beschrieben hatte. Unter dem<br />

Titel »Die Notwendigkeit« forderte er in<br />

Herwarth Waldens Zeitschrift Der Sturm die<br />

Zusammenführung aller bildenden Künste in<br />

einem radikal neuen Verständnis vom Bauen<br />

im Sinne eines weltumspannenden <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s.<br />

»Bauen wir zusammen an einem<br />

großartigen Bauwerk, das nicht allein Architektur<br />

ist, in dem alles, Malerei, Plastik, alles<br />

zusammen eine große Architektur bildet, und<br />

in dem die Architektur wieder in den anderen<br />

Künsten aufgeht.« 9 Taut beteuerte euphorisch:<br />

»Eine Intensität hat Künstler aller<br />

Künste ergriffen, eine Religiosität, die sich<br />

nicht mit weichen Anwandlungen begnügen<br />

will, sondern nach gesetzmäßigen Formen<br />

strebt. Die Plastik und die Malerei finden<br />

sich auf rein synthetischen und abstrakten<br />

Wegen und man spricht überall von dem Aufbauen<br />

der Bilder.«<br />

Nun müsse auch die Architektur »bei den großen<br />

Arbeiten, die sich über den wirtschaftlichen<br />

Rahmen hinaus erheben, zum Ausdruck,<br />

zu einer klingenden Rhythmik und Dynamik<br />

kommen«. Der Architekt kam zu der Einsicht:<br />

»Es liegt eine Notwendigkeit in der neuen<br />

Kunst, daß sich dieser Zusammenschluß von<br />

Architektur, Malerei und Plastik vollziehen soll.<br />

Moderne Architekten werden nur so schöpferisch<br />

und in einem höheren Sinne traditionell<br />

gestalten, wie sie die Notwendigkeit dieses<br />

Zusammenschlusses erkennen.«<br />

Solcher Zusammenschluss setzte permanente<br />

Grenzüberschreitung voraus, Überwindung der<br />

Grenzen zwischen den Kunstgattungen und<br />

Tätig keitsfeldern auch über die bildenden Künste<br />

hinaus. Mit einer fiebrig gesteigerten Intensität<br />

im Erleben der Wirklichkeit, in dem auch das<br />

subjektive Empfinden, Rausch und Ekstase als<br />

Wirklichkeiten eigener Art Geltung erlangten,<br />

wurden Architekten zu Malern, Maler zu Dichtern,<br />

Dichter zu Entwerfern fantastischer Szenerien,<br />

die wiederum den Baumeistern neue Ideen<br />

schenkten. Nicht nur die Architektur sollte »zu<br />

einer klingenden Rhythmik und Dynamik kommen«,<br />

in der die Regeln der Tektonik ebenso wie<br />

die Gesetze der Perspektive außer Kraft gesetzt<br />

würden. Vor allem die jungen Maler erkundeten<br />

mit Leidenschaft neue Wege ihrer Kunst, indem<br />

sie dabei zugleich ihre Wahrnehmung der Welt<br />

thematisierten.<br />

»Zwischen hohen Häuserreihen blendet uns<br />

ein Tumult von Hell und Dunkel. Lichtflächen<br />

liegen breit auf Wänden. Mitten im Gewühl von<br />

Köpfen zerplatzt eine Lichtrakete«, schrieb<br />

der gerade 30­jährige Ludwig Meidner Anfang<br />

1914 in seiner »Anleitung zum Malen von Großstadtbildern«:<br />

»Zwischen Fahrzeugen zuckt<br />

es hell auf. Der Himmel dringt wie ein Wasserfall<br />

auf uns ein.« Er beobachtete: »Je weiter<br />

vom Blickpunkt entfernt, desto mehr neigen<br />

sich die Linien. Stehen wir zum Beispiel<br />

geradeausblickend mitten auf der Straße, so<br />

sind vor uns, weit unten, alle Häuser senkrecht<br />

zu sehen, und ihre Fensterreihen scheinen<br />

der landläufigen Perspektive Recht zu geben,<br />

denn sie laufen dem Horizont zu. Doch die<br />

Häuser neben uns – wir fühlen sie nur mit halbem<br />

Auge – scheinen zu wanken und zusammenzubrechen.<br />

Hier schießen Linien, die in<br />

Wirklichkeit parallel laufen, steil empor und<br />

schneiden sich. Giebel, Schornsteine, Fenster<br />

sind dunkle, chaotische Massen, fantastisch<br />

verkürzt, vieldeutig.« (s. S. 216 / 217) 10<br />

1912 hatte Meidner mit seinen Freunden Richard<br />

Janthur und Jakob Steinhardt eine Gruppe gegründet,<br />

die sich Die Pathetiker nannten und<br />

noch im selben Jahr zur Ausstellung in Herwarth<br />

Waldens Galerie Der Sturm eingeladen wurde,<br />

in der zuvor mit Werken von Giacomo Balla,<br />

Umberto Boccioni, Carlo Carrà, Luigi Russolo<br />

und Gino Severini erstmals in Berlin futuristische<br />

Malerei aus Italien zu sehen war. Programmatisch<br />

war schon der Name der auf Anregung von<br />

Waldens’ erster Frau, der Dichterin Else Lasker­<br />

Schüler, Der Sturm genannten Galerie und Zeitschrift.<br />

»Was war der STURM?«, 11 fragte Lothar<br />

Schreyer, einer jener Künstler aus dem Kreis um<br />

Walden, die – wie Lyonel Feininger, Johannes<br />

Itten, Paul Klee und Wassily Kandinsky – Walter<br />

Gropius ab 1919 als Lehrer an das in Weimar neu<br />

gegründete Bauhaus holte: »Der Sturm reinigt,<br />

entwurzelt, zerstört. Aber er braust auch als der<br />

Heilige Geist durch die Welt. Er ist die immerwährende<br />

Verwandlung, die Erneuerung von Grund<br />

auf, das Signal, in dem die geistige Wirklichkeit<br />

des Vollkommenen sich mit der Hinfälligkeit und<br />

der Hoffnung des irdischen Lebens begegnet.«<br />

Auf die Galerie als Treffpunkt bezogen bedeutete<br />

Sturm: »Er war gleichsam der Drehpunkt der<br />

europäischen Kunstwende. Hier war ein Magnet,<br />

der die für die Kunstwende der ersten Jahrzehnte<br />

des 20. Jahrhunderts entscheidenden Künstler<br />

un widerstehlich anzog. Dieser Magnet war ein<br />

Mensch, Herwarth Walden.«<br />

In Waldens Galerie trafen sich ab 1913 auch<br />

Taut und Scheerbart, hier wurden Tauts<br />

Aufsatz über »Die Notwendigkeit« einer<br />

Vereinigung der Künste und Scheerbarts<br />

Buch Glasarchitektur als Programmschrift<br />

eines radikal neuen Bauens zur Publikation<br />

vorgelegt, die der Dichter seinem Freund<br />

Bruno Taut widmete. In einer gleichsam<br />

gat tungs geschichtlichen Perspektive forderte<br />

er darin die Entmaterialisierung des<br />

Gebauten durch den universellen Einsatz<br />

von farbigem Glas als Voraussetzung einer<br />

kulturellen Revolution. Unter dem Titel »Das<br />

Milieu und sein Einfluß auf die Entwicklung<br />

der Kultur« liest man in den ersten Sätzen<br />

der furiosen Einleitung: »Wir leben zumeist<br />

in geschlossenen Räumen. Diese bilden das<br />

Milieu, aus dem unsre Kultur herauswächst.<br />

Unsre Kultur ist gewissermaßen ein Produkt<br />

unsrer Architektur. Wollen wir unsre<br />

Kultur auf ein höheres Niveau bringen, so<br />

sind wir wohl oder übel gezwungen, unsre<br />

Architektur umzuwandeln. Und dieses wird<br />

uns nur dann möglich sein, wenn wir den<br />

Räumen, in denen wir leben, das Geschlossene<br />

nehmen. Das aber können wir nur<br />

durch Einführung der Glasarchitektur, die<br />

das Sonnenlicht und das Licht des Mondes<br />

und der Sterne nicht nur durch ein paar<br />

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1<br />

Bruno Taut, Glashaus auf der Ausstellung des Deutschen Werkbundes, Köln, 1914<br />

13_Durth_V2.indd 339 09.10.2010 7:02:34 Uhr<br />

339


2<br />

Bruno Taut, Erde, asiatische Seite, aus: Alpine<br />

Architektur, Hagen 1919, Teil 4, Blatt 25<br />

340<br />

Bruno Taut, Auflösung der Städte, Hagen 1919, Blatt 1<br />

3<br />

4<br />

Bruno Taut, Firnen im Eis und Schnee, aus:<br />

Alpine Architektur, Hagen 1919, Teil 2, Blatt 10<br />

13_Durth_V2.indd 340 09.10.2010 7:02:35 Uhr


Fenster in die Räume läßt – sondern gleich<br />

durch möglichst viele Wände, die ganz aus<br />

Glas sind – aus farbigen Gläsern. Das neue<br />

Milieu, das wir uns dadurch schaffen, muß<br />

uns eine neue Kultur bringen.« 12<br />

Wie schon in früheren Publikationen wandte<br />

sich Scheerbart auch in diesem Buch gegen<br />

die Folgen der Industrialisierung und die menschenunwürdigen<br />

Lebensbedingungen in großen<br />

Städten. »Durch die Dampfbahn ist die<br />

heutige Back steingroßstadtkultur erzeugt, an<br />

der wir alle leiden. Die Glasarchitektur wird<br />

erst kommen, wenn die Großstadt in unserem<br />

Sinn aufgelöst ist. Daß diese Auflösung kommen<br />

muß, ist allen denen, die eine weitere Entwicklung<br />

unsrer Kultur im Auge haben, vollkommen<br />

klar.« Der Dichter schwärmte: »Die Erdoberfläche<br />

würde sich sehr verändern, wenn überall<br />

die Backsteinarchitektur von der Glasarchitektur<br />

verdrängt würde.« Und weiter: »Wir hätten<br />

dann ein Paradies auf der Erde und brauchten<br />

nicht sehnsüchtig nach dem Paradiese im Himmel<br />

auszuschauen.« Im Weltall würde man staunen:<br />

»Auf der Venus und auf dem Mars wird man<br />

große Augen machen und die Erdoberfläche gar<br />

nicht mehr wiedererkennen.« Für Tauts Kölner<br />

Glashaus dichtete Scheerbart den Spruch:<br />

»Das Licht will durch das ganze All / Und ist<br />

lebendig im Kristall.« 13<br />

Absturz und Aufbruch<br />

Dieser planetarischen Vision eines ewigen Friedens<br />

auf dem glasgeschmückten Planeten Erde<br />

folgte nach dem Attentat vom 28. Juni 1914 in<br />

Sarajevo der Ausbruch des Ersten Weltkriegs<br />

und damit die »Urkatastrophe« 14 des 20. Jahrhunderts.<br />

Die Ausstellung des Werkbunds in Köln<br />

wurde vorzeitig beendet, in die Hallen zogen Rekruten<br />

ein, wenig später verwundete Soldaten.<br />

Tauts Glashaus wurde einem Pionier­Bataillon<br />

für Übungen im Sprengen angeboten, beim Räumen<br />

des Schutts verschwand auch die Inschrift:<br />

»Das bunte Glas / zerstört den Hass.«<br />

Solche Hoffnung war im Krieg versunken.<br />

Als überzeugte Pazifisten erlebten<br />

Taut und Scheerbart den Ausbruch und<br />

den Verlauf des Krieges als Weltuntergang.<br />

Der Dichter versuchte vergeblich,<br />

seine Verzweiflung über »das große Völkermorden«<br />

in Alkohol zu ertränken und<br />

starb 1915 »am Kriege«, wie Taut notierte.<br />

15 Der Architekt, als »kriegsuntauglich<br />

erklärt«, skizzierte als utopischen<br />

Gegenentwurf zur Zerstörung der Welt<br />

durch Waffengewalt ganze Serien von<br />

Architekturfantasien, in denen sich die<br />

Erde im Weltall als farbenfroh leuchtender<br />

Stern zeigen sollte, besiedelt von<br />

friedvollen Menschen (Abb. 2).<br />

Wie ein nachgetragenes Vermächtnis<br />

Scheerbarts klingt der Titel des 1919 im<br />

Folkwang Verlag zu Hagen erschienen<br />

Buchs Die Auflösung der Städte oder Die<br />

Erde eine gute Wohnung oder auch: Der<br />

Weg zur Alpinen Architektur, gewidmet<br />

den »Schneeflocken, allen Kindern, den<br />

Blumen und Sternen«, wie Taut in lockerer<br />

Schrift auf der Titelseite notierte: »Es ist<br />

natürlich nur eine Utopie und eine kleine<br />

Unterhaltung, wenn auch mit ›Beweisen‹<br />

versehen, im Litteratur­Anhang.« 16<br />

Die Reihe der im expressionistischen Gestus<br />

skizzierten Zeichnungen eröffnet ein Blatt, auf<br />

dem stilisierte Mietskasernen mit schmalen<br />

Fenstern zu explodieren scheinen. »Lasst sie zusammenfallen<br />

die gebauten Gemeinheiten«, ist<br />

quer über die gesprengten Trümmer geschrieben:<br />

»Steinhäuser machen Steinherzen«, Fanal<br />

für das Ende der von Scheerbart angeprangerten<br />

»Backsteingroßstadtkultur« (Abb. 3). Weit<br />

unter den steinernen Brocken finden sich in<br />

offe ner Landschaft floral geformte Siedlungsgebilde,<br />

dazwischen die schüttere Schrift: »Nun<br />

blüht unsere Erde auf!«<br />

Die folgenden Blätter zeigen abwechslungsreich<br />

verschiedene Siedlungsstrukturen<br />

in jeweils anderem landschaftlichen<br />

Kontext, allesamt Zeichen für eine<br />

kommende Versöhnung von Mensch und<br />

Natur, bis hin zur Gestaltung der eigenen<br />

Häuser, in deren Formen sich der<br />

Mensch, selbst Teil der beseelten Natur,<br />

seiner Umgebung anzuverwandeln<br />

scheint. »Heilige Erde! Stoff und Geist<br />

in einem; also auch der Mensch. Erzeugt<br />

und erzeugend, eins mit der Erde – – ihr<br />

als Einheit, Einzelheit einer großen Vielheit<br />

gegenüber«, schrieb Taut über eine<br />

Zeichnung kristalliner Faltwerke, die<br />

neue Formen gezackter Häuser aus vielfältig<br />

variablen Elementen ermöglichen<br />

sollten, »Form je nach Wind, Sonne und<br />

Lage wechselnd«.<br />

In pantheistischer Emphase warb Taut in den<br />

Zeichnungen und den zugehörigen Texten für sein<br />

»Weltbild«, denn »für den wirklichen Menschen ist<br />

alle Materie, jede Naturkraft, jede Erscheinung in<br />

der Welt mehr als bloß das«, wie er 1920 erläuterte:<br />

»Es ist ebenso gut Leben oder Geist, wie<br />

es der Mensch ist, der für den Stein, den Wind,<br />

das Wasser, den elektrischen Strom doch auch<br />

nur ein Körper sein könnte.« 17 In diesem Weltbild<br />

entfaltet noch der kleinste Gegenstand sein eigenes<br />

Leben, erscheint alles antropomorph: »Jedes<br />

›Ding‹ auf der Welt ist nicht bloß ein Ding, sondern<br />

alles lebt und es lebt im vollsten Sinne, da<br />

es in seiner Weise zu uns spricht.« 18<br />

Den 30 Zeichnungen zur Auflösung der Städte<br />

folgte der »Litteratur­Anhang« mit Auszügen<br />

aus Schriften von Jean­Jacques Rousseau bis<br />

Friedrich Nietzsche, aus Manifesten des Anarchisten<br />

Pjotr Kropotkin und Gustav Landauers<br />

»Aufruf zum Sozialismus« von 1911. Neben<br />

Scheer bart und zahlreichen anderen Dichtern<br />

von Friedrich Hölderlin bis Walt Whitman findet<br />

sich unter den Autoren auch Gustav Theodor<br />

Fechner, der in seinem wissenschaftlichen Werk<br />

eine enge Verbindung zwischen neuesten Ergebnissen<br />

empirischer Forschung und einem<br />

romantischen Pantheismus herzustellen suchte;<br />

insbesondere seine Vorschule der Ästhetik übte<br />

auch auf Architekten eine starke Anziehungskraft<br />

aus. 19<br />

Gegenüber dem schmalen Band zur Auflösung<br />

der Städte erschien das ebenfalls<br />

1919 und vom Folkwang Verlag herausgegebene<br />

Werk Alpine Architektur in programmatischer<br />

Bedeutungssteigerung als<br />

großformatige Sammlung farbiger Blätter<br />

in exzellenter Druckqualität, für die sich<br />

Taut in jener Zeit bitterster Not zäh eingesetzt<br />

hatte. Auf einem der Blätter kommentierte<br />

Taut seine fantastische Idee einer<br />

Bekrönung der höchsten Berge der Welt<br />

mit gläsernen Bauten lapidar durch einen<br />

Satz Goethes: »Man verlangt so selten von<br />

den Menschen das Unmögliche.« Die Ausführung<br />

seiner Pläne sei »gewiss ungeheuer<br />

schwer und opfervoll, aber nicht unmöglich«<br />

(Abb. 4).<br />

341<br />

20<br />

Eine Karte des Baugebiets in den Alpen umrahmte<br />

der Architekt handschriftlich mit einem<br />

»Aufruf an die Völker Europas«: 21 »Der<br />

Monte Rosa und sein Vorgebirge bis zur<br />

grünen Ebene soll umgebaut werden. Ja,<br />

unpraktisch und ohne Nutzen! Aber sind wir<br />

vom Nützlichen glücklich geworden?« Taut<br />

entgegnete: »Bloß Nützliches und Bequemes<br />

zu wollen ohne höhere Idee ist Langeweile.<br />

Langeweile bringt Zank, Streit und<br />

Krieg: Lüge, Raub, Mord, Elend, millionen­,<br />

millionenfach fließendes Blut – predigt: Seid<br />

friedfertig! Predigt die soziale Idee: Ihr seid<br />

alle Brüder, organisiert Euch, Ihr könnt alle<br />

gut leben, gut gebildet sein und Frieden haben!<br />

– Eure Predigt verhallt, so lange Aufgaben<br />

fehlen, Aufgaben, die die Kräfte bis zum<br />

Äußersten aufs Blut anspannen.« Es folgte<br />

die Forderung: »Spannt die Masse in eine<br />

große Aufgabe ein, die sie alle erfüllt, vom<br />

Geringsten bis zum Ersten.«<br />

Gleichzeitig mit der Arbeit an der Alpinen<br />

Architektur formulierte Taut seine Programmschrift<br />

Die Stadtkrone als Utopie<br />

eines Sozialismus freier Menschen, ohne<br />

Staat und Ordnungszwang. Mitreißend<br />

beschrieb er das am Ende des Weltkriegs<br />

weit verbreitete »Gefühl, irgendwie an<br />

dem Wohl der Menschheit mithelfen zu<br />

müssen, irgendwie für sich und damit auch<br />

für andere sein Seelenheil zu erringen und<br />

sich eins, solidarisch mit allen Menschen<br />

zu fühlen«. Dieses Gefühl sei Grundlage<br />

einer kommenden Gesellschaft solidarischer<br />

Menschen: »Der Sozialismus im<br />

unpolitischen, überpolitischen Sinne, fern<br />

von jeder Herrschaftsform als die einfache<br />

schlichte Beziehung der Menschen<br />

zueinander, schreitet über die Kluft der<br />

sich befehdenden Stände und Nationen<br />

hinweg und verbindet den Menschen mit<br />

den Menschen. – Wenn etwas heute die<br />

Stadt bekrönen kann, so ist es zunächst<br />

der Ausdruck dieses Gedankens. Dies<br />

wird der Architekt gestalten müssen, will<br />

er sich nicht selbst überflüssig machen<br />

und will er wissen, wofür er lebt.« 22<br />

Solche Sätze trafen den Nerv der Zeit.<br />

Mit seiner in revolutionärem Überschwang<br />

enthemmten Begeisterungsfähigkeit<br />

gelang es Taut, im Herbst 1918<br />

innerhalb weniger Wochen Freunde und<br />

Kollegen aus allen Bereichen künstlerischen<br />

Schaffens in einem Arbeitsrat<br />

für Kunst um sich zu sammeln und diesem<br />

gemeinsam mit César Klein, Adolf<br />

Behne und Walter Gropius im Winter<br />

1918 / 19 ein Programm zu geben, unter<br />

den Leitsätzen: »Kunst und Volk müssen<br />

eine Einheit bilden. Die Kunst soll<br />

nicht mehr Genuss Weniger, sondern<br />

Glück und Leben der Masse sein. Zusammenschluß<br />

der Künste unter den<br />

Flügeln einer großen Baukunst ist das<br />

Ziel.« 23 Neben Behne, Gropius, Bruno<br />

13_Durth_V2.indd 341 09.10.2010 7:02:35 Uhr


Taut und seinem Bruder Max kamen mit Otto<br />

Bartning und Paul Zucker weitere Vertreter der<br />

modernen Bewegung in der Architektur hinzu.<br />

Im Geschäftsausschuss des Arbeitsrats waren<br />

die Künstler Erich Heckel, Georg Kolbe, Gerhard<br />

Marcks, Ludwig Meidner, Max Pechstein und Karl<br />

Schmidt­Rottluff vertreten (Abb. S. 146).<br />

Noch im Dezember 1918 übernahm Walter<br />

Gropius von Bruno Taut den Vorsitz des<br />

Arbeitsrats und berichtete seinem Freund<br />

und Förderer Karl Ernst Osthaus: »Bei der<br />

jetzigen politischen Lage ist es unumgänglich<br />

nötig, die Kräfte nicht zu zersplittern und an<br />

einem Haupthebel mitzudrehen. Wir haben<br />

jetzt wirklich fast alle wichtigen Leute unter<br />

den Künstlern und Kunstfreunden, die auf der<br />

radikalen Seite stehen, für uns und stellen<br />

bereits eine Macht dar.« 24 Von der schwärmerischen<br />

und leidenschaftlichen Suche<br />

nach einem neuen, ganz anderen Bauen im<br />

Sinne Scheerbarts wurde auch Gropius erfasst,<br />

der im Februar 1919 das Konzept einer<br />

neuen Hochschule als Staatliches Bauhaus in<br />

Weimar erarbeitete, das am 1. April eröffnet<br />

wurde. In jenem Februar schrieb er das Gedicht<br />

Spectrum mysticum als Zuruf an jene<br />

Kollegen, mit denen er sich in dem Freundeskreis<br />

um Bruno Taut traf, der sich die Gläserne<br />

Kette nannte:<br />

Iris leuchtet im Kristall,<br />

Farbenbrüder im Weltenall.<br />

Goldnes Gelb Wahrhaftigkeit,<br />

Violett Verschwiegenheit,<br />

Feuerrot der Heiterkeit,<br />

Gütig Grün und einfach Blau<br />

Einen sich zum großen Bau.<br />

Brüder neuer Brüderschaft<br />

Baut! – Aus tiefer Leidenschaft<br />

Baut den strahlenden Museturm,<br />

Trotzt dem Jammer. Erdenwurm!<br />

Lasst nicht ab zu rasen,<br />

Brecht die morschen Phrasen.<br />

Glaubenstreu wie Ekkehard<br />

Wirkt das Werk, bis es vollbracht.<br />

Glied um Glied zum Himmel reckt,<br />

Geist den toten Stoff erweckt.<br />

Heiliger Sinn im klaren Glas,<br />

Farbenklang und Formenmaß!<br />

Baut den Bau!<br />

342<br />

Verschlüsselt finden sich in diesem Gedicht<br />

25 einige jener Decknamen, unter<br />

denen die Freunde korrespondierten.<br />

Das Kölner Glashaus hatte Bruno Taut<br />

den Namen Glas eingetragen, Adolf<br />

Behne war Ekkehard, Hermann Finsterlin<br />

Prometheus, Walter Gropius Maß,<br />

Wassili Luckhardt Zacken, sein Bruder<br />

Hans Angkor, Hans Scharoun Hannes,<br />

der jüngste in diesem Kreis. Den Freunden<br />

ging es dabei nicht nur um fantastische<br />

Entwürfe und Modelle künftiger<br />

Bauten, ja, ganzer Städte als Symbole<br />

einer radikal erneuerten Gesellschaft,<br />

die sich in planetarischem Bewusstsein<br />

als Teil der Menschengattung dem Weltganzen<br />

verpflichtet fühlen würde. Unter<br />

solchem Auftrag regte Taut eine Selbstverständigung<br />

der Freunde über Fragen<br />

der Metaphysik und Religion, des Glaubens<br />

und Hoffens an, die in jenen Jahren<br />

nach dem Menschengemetzel des Weltkriegs<br />

viele der Überlebenden seiner<br />

Generation umtrieben.<br />

Ein grelles Symptom für die wirre Gleichzeitigkeit<br />

von Leiden und Suchen, Lust und Entrückung<br />

war 1918 das Buch Im Nacken das Sternemeer von<br />

Ludwig Meidner, der dem Freundeskreis um Taut<br />

durch seine Mitwirkung im Arbeitsrat für Kunst<br />

eng verbunden war. Seine ab 1912 bekannten<br />

Ge mälde apokalyptischer Landschaften galten<br />

inzwischen als Zeichen der Vorahnung kommender<br />

Weltverheerung, die Meidner im Krieg an<br />

den Fronten hautnah erlebt hatte. »Gotteswinter<br />

rast über uns hin«, schrieb der Maler im Kapitel<br />

»Anno 1917«: »Europa knirscht die Zähne. Die<br />

Türen kreischen auf. Weh, weh, und Millionen<br />

Kreaturen fallen um und vergehen blau und Millionen<br />

erstarren ganz zerkrümmt in Gräben und die<br />

Gotteslästerungen erfrieren auf ihren Lippen«. 26<br />

Ein metaphysisches Bedürfnis erfasste die<br />

Künstler. Die Suche nach Gott sollte Teil<br />

ihrer Arbeit sein und zu seiner Offenbarung<br />

beitragen: »Er singt auf jedem Ast. In den<br />

Steinen ist es nicht stumm. In den Felsen rumort<br />

sein Fuß. Und auf den Wolkenbergen,<br />

Gletscherfirnen und Kuppen der Einöden<br />

singt sein schallender, furchtbarer Mund.«<br />

Doch im Elend wuchs Hoffnung: »Ich habe<br />

nicht Haus, nicht Heimat; bin arm, verfemt<br />

und viel gehasst [...] aber ich darf zeichnen,<br />

frei mich hinschwingen, in Gottesliebe mich<br />

tummeln auf warmer Fläche pochendem<br />

Grund und ich jubiliere mit dem Stift, singe,<br />

bete und lobe die große Allgüte.« 27<br />

In solchen Tonfall stimmten auch die<br />

Freunde der Gläsernen Kette ein. »Götter­Aufgaben<br />

warten auf Euch! Redet! Es<br />

gilt – dem Menschen – Mann und Weib,<br />

Jungfrau und Kind – das Freuen zu lehren!<br />

Redet!, redet! Das Freuen am Sein –<br />

am All – am Werden und Vergehen. –<br />

Es gilt – den Gedanken ›Krieg‹ auszumerzen<br />

aus dem Herzen der ganzen Menschheit!«,<br />

schrieb Wenzel Hablik im Januar<br />

1920 in einem der Briefe, die im Freundeskreis<br />

zirkulierten, und er fragte: »Wo<br />

seid Ihr!, Propheten! – Verkünder des<br />

neuen Lebens!, Erzähler von den neuen<br />

Sonnen – Monden – Sternen! – die Millionen<br />

warten auf Euch!« Der Verheerung<br />

der Welt folgte die Verehrung des Alls.<br />

Hablik forderte seine Freunde auf: »Lehrt<br />

Sie von neuem zu glauben – daß es eine<br />

Religion gibt, die keine Pfaffen und Rabbiner<br />

braucht – zeigt ihnen die göttliche<br />

Kraft der eigenen Herzen!« 28<br />

Solch missionarisches Bewusstsein erfasste auch<br />

den Jüngsten im Kreis, den gerade 25­jährigen<br />

Architekten Hans Scharoun: »Unsere Arbeit ist<br />

Rauschtraum unseres heißen Blutes, vervielfacht<br />

um die Blutspannungen in der Millionenhaftigkeit<br />

des Mitmenschtums. Unser Blut ist das Blut<br />

unserer Zeit, unserer Zeit Ausdrucksmöglichkeit.«<br />

Der Baumeister wird zum Boten einer<br />

höhe ren Macht: »Wir formen, müssen formen,<br />

wie das Blut unserer Vorfahren Formwellen erzwang;<br />

und wollen Glücklichsein, wenn wir<br />

selbst hernach noch die ganzen Erkenntnisse aus<br />

Wesen und Ursächlichkeit unserer Schöpfung ans<br />

Licht zu stellen vermögen« (Abb. 5). 29 Dies war<br />

ganz im Sinne Tauts, der im ersten Brief an<br />

die Freunde im Dezember 1919 gefordert hatte:<br />

13_Durth_V2.indd 342 09.10.2010 7:02:35 Uhr


Hans Scharoun, Die zu- und die<br />

abgekehrten Prinzipien der Baukunst,<br />

1919–1921, Aquarell, Bleistift und<br />

Deckfarbe, Akademie der Künste, Berlin<br />

5<br />

Wassili Luckhardt, Festhalle,<br />

1919, Bleistift, Farbstift und Pastell,<br />

Akademie der Künste, Berlin<br />

Hans Luckhardt an die Gläserne Kette,<br />

hektografiertes Rundschreiben mit Zeichnung<br />

zu einem Konzerthaus-Entwurf, Detail, 1920<br />

13_Durth_V2.indd 343 09.10.2010 7:02:36 Uhr<br />

7<br />

6<br />

343


344<br />

8<br />

Hans Scharoun, Konzerthaus des Berliner<br />

Philharmonischen Orchesters, 1956, Farbstift auf<br />

Transparentpapier, Akademie der Künste, Berlin<br />

Bruno Taut, Auflösung der<br />

Städte, Hagen 1919, Tafel 12<br />

9<br />

10<br />

Bruno Taut, Auflösung der<br />

Städte, Hagen 1919, Tafel 14<br />

13_Durth_V2.indd 344 09.10.2010 7:02:37 Uhr


»Verschwinden der Persönlichkeit, Aufgehen im<br />

Höheren – ist die Architektur wieder einmal da,<br />

dann ist der Meister namenlos«. 30<br />

Künftiges Bauen sollte eins werden mit der<br />

Natur, in ihren Formen aufgehen, gleich,<br />

ob kristallin oder vegetativ entworfen. »Das<br />

Wesentliche ist dabei, daß die Formen nicht<br />

der Natur als Landschaft nachgebildet sein<br />

dürfen, sondern ihr wesensgleich sein müssen.<br />

Die Architektur darf nicht Natur nach ahmen,<br />

sondern muß selbst Natur sein«, mahnte Hans<br />

Luckhardt unter dem Deck namen Angkor:<br />

»Das Gebäude muß so gestaltet sein, daß<br />

es mit Boden und Himmel die selbe innere<br />

Einheit bildet, wie der Baum. Das eine Ding<br />

in der Natur ist durch pflanzliches Wachstum<br />

entstanden, das andere durch Men schenhand.<br />

Dieser scharfe Unterschied muß gewahrt<br />

bleiben. Beide müssen ihr eigenes<br />

selbständiges Strukturleben haben.« 31 Er erläuterte<br />

seine Gedanken am Beispiel einer<br />

Zeichnung: »Bei meinem Konzerthaus habe<br />

ich nicht an etwas derartiges wie Ähren und<br />

Schollen gedacht, sondern nur an die Urformen<br />

– Gerade, Rund, Aufgelöst, das starre<br />

Gerade gegen das schwingende Runde gesetzt«<br />

(Abb. 6, 7).<br />

Doch dieses Projekt sei nur ein Beispiel für<br />

eine übergreifende Absicht: »Was wir wollen<br />

ist nach meiner Meinung eine freie Gestaltung,<br />

die unschematisch ist und die man vielleicht im<br />

Gegensatz zu Früherem als aufgelöst bezeichnen<br />

kann«, auch wenn dieses Wort ungenau<br />

sei: »Auflösung im letzten Grunde ist kunstfeindlich!<br />

Abgesehen davon, daß sie überhaupt<br />

nicht möglich ist, so wird eine Formgebung<br />

in Richtung der Auflösung schon vorher<br />

begrenzt. Dadurch, daß sie nie wahllos sein<br />

kann, weil sie einen unbedingten organischen<br />

Zusammenhang in Proportion und Charakter<br />

haben muß.« Programmatisch heißt es weiter:<br />

»Unter dieser Bedingung allein kann sich<br />

die Formgebung frei nach allen Dimensionen<br />

ausleben, wobei es dann gänzlich nebensächlich<br />

ist, ob sie in Richtung der Auflösung oder<br />

Zusammenschließung geht. Ihr Merkmal wird<br />

sein Freiheit, die bis zur Grenze des Künstlerischen<br />

geht.«<br />

Die Versuche einer solchen Formfindung, die einem<br />

»unbedingten organischen Zusammenhang<br />

in Proportion und Charakter« Ausdruck verleihen<br />

sollten, wird in den folgenden Jahrzehnten<br />

einige der Künstler aus dem Freundeskreis der<br />

Gläsernen Kette zu Entwürfen führen, die auch<br />

den jungen Architekten der nachfolgenden Generationen<br />

Vorbild und Richtungsweisung sein sollten.<br />

Als Beispiel sei hier nur Hans Scharouns<br />

Bau der Philharmonie in Berlin genannt, der bis<br />

heute als ein Höhepunkt der Nachkriegsmoderne<br />

in Deutschland gilt (Abb. 8).<br />

Nachspiel<br />

Gemeinsam mit seinem Kollegen Hugo Häring<br />

entfaltete Hans Scharoun in Theorie und Praxis<br />

ein Konzept »organhaften« Bauens, 32 das<br />

ab Mitte der 1920er­Jahre als Opposition und<br />

Korrektiv zur Ideologie eines rigiden Funktionalismus<br />

wirksam wurde, der schon im Bauboom<br />

der Weimarer Republik, in den kurzen fünf Jahren<br />

zwischen Währungsreform und Weltwirtschaftskrise<br />

unter der Forderung nach einer<br />

durchgreifenden Industrialisierung des Bauwesens<br />

zunehmend durch Normierung, Standardisierung<br />

und Raster maße geprägt war.<br />

Jenseits aller metaphysischen Aspekte wirkte<br />

der Wunsch einer Verschmelzung von<br />

Landschafts­ und Siedlungsformen auch<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg weiter. Nach<br />

dem Ende dieser Katastrophe sollte vielerorts<br />

die Zerstörung der Städte als Chance<br />

genutzt und die Verwandlung der Trümmerfelder<br />

in eine durch grünte Stadtlandschaft<br />

vollzogen werden, was jedoch schon allein<br />

an den überkommenen Eigentumsverhältnissen<br />

scheitern musste. 33 Während in den<br />

zerstörten Zentren auf altem Parzellenzuschnitt<br />

häufig nur notdürftiges Flickwerk<br />

entstand, wucherten die Neubausiedlungen<br />

ins Umland der Städte und bewirkten deren<br />

Auflösung ganz anders als einst von Taut<br />

oder Scharoun imaginiert. Dennoch finden<br />

sich in vielen Städten neben banalen Missverständnissen<br />

auch herausragende Zeugnisse<br />

eines anderen Bauens im Wiederaufbau,<br />

in denen die Freiheit des Entwerfens<br />

von Gehäusen als Organismen im Sinne jener<br />

aus der Kulturrevolution des <strong>Expressionismus</strong><br />

erwachsenen Tradition anschaulich<br />

zum Ausdruck kam.<br />

Das Ethos dieser Bewegung wirkte weiter auch<br />

im Werk von Architekten wie Frei Otto, der unter<br />

der Prämisse des geringst möglichen Eingriffs in<br />

die Natur bei minimalem Materialaufwand Zeichen<br />

setzte für einen sorgsamen Umgang mit<br />

der Welt. Ottos Ausstellungsbauten und Zeltlandschaften,<br />

auch das unter seiner Mitwirkung<br />

von Günter Behnisch und Partnern geschaffene<br />

Ensemble des Olympiaparks in München, wirken<br />

aus der Ferne wie eine Reverenz an Tauts Entwürfe<br />

von Volkshäusern für Volksfeste. Auf dem Weg<br />

zur Alpinen Architektur überschrieb Taut die Skizze<br />

einer Arena für Vorführungen mit den Worten:<br />

»Gleichmäßig durch Aller Mühe ist die Erde bebaut,<br />

berieselt – überall hingestreut wohnt man –<br />

zwischen den Ozeanen von Wasser und Wald.«<br />

Freie Menschen bewohnen eine Welt ohne Grenzen:<br />

»Die grossen Spinnen – die Städte – sind<br />

nur noch Erinnerungen aus einer Vorzeit, und mit<br />

ihnen die Staaten. – Stadt und Staat sind eins mit<br />

dem andern gestorben. – – Anstelle des Vaterlandes<br />

ist die Heimat getreten – und sie findet<br />

jeder überall, wenn er arbeitet. Es gibt nicht mehr<br />

Stadt und Land, und auch nicht mehr Krieg und<br />

Frieden« (Abb. 9). 34 Friede überall! Selbst der<br />

Ausbeutung der Natur durch den schrankenlosen<br />

Verbrauch von Rohstoffen für industrielle Produktion<br />

sollte ein Ende bereitet werden. »Technik ist<br />

jetzt etwas ganz anderes als in der Fabrikschorn­<br />

Steinzeit«, überschrieb Taut seinen Entwurf eines<br />

Kraftwerks zur Gewinnung und Speicherung von<br />

Solarenergie: »Heiligtum zur Aufsaugung der Sonnenenergie<br />

mit Glasplatten und Brennlinsen und<br />

­spiegeln. Anstauung in Lichttürmen« (Abb. 10).<br />

Im Blick auf die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen<br />

und die beängstigenden Folgen des<br />

Klimawandels gewinnt auch jenes planetarische<br />

Bewusstsein neue Aktualität, das Taut mit seinem<br />

Fernblick auf den blauen Planeten Erde bereits<br />

viele Jahrzehnte vor den Fotografien der Astronauten<br />

in suggestiven Bildern und Worten der<br />

Menschheit zu vermitteln versuchte, um ihr diese<br />

eine Welt auf Dauer als gute Wohnung bewahren<br />

zu helfen.<br />

13_Durth_V2.indd 345 09.10.2010 7:02:37 Uhr<br />

345


1 Siehe Angelika Thiekötter, »Die Ausstellung –<br />

ein rauschendes Fest«, in: Wulf Herzogenrath<br />

u. a. (Hrsg.), Der westdeutsche Impuls<br />

1900–1914. Kunst und Umweltgestaltung im<br />

Industriegebiet. Die deutsche Werkbund­<br />

Ausstellung Cöln 1914, Köln 1984.<br />

2 Hermann Muthesius, »›Wo stehen wir?‹ Vortrag,<br />

gehalten auf der Jahresversammlung der DWB<br />

in Dresden 1911«, in: Deutscher Werkbund<br />

(Hrsg.), Die Durchgeistigung der deutschen<br />

Arbeit. Jahrbuch des Deutschen Werkbundes<br />

1912, Jena 1912, S. 11–16, hier S. 16.<br />

3 H. G. Scheffauer, »The Work of Walter Gropius«,<br />

in: Architectural Review, August 1924, S. 52, zit.<br />

nach: Werner Durth und Paul Sigel, Baukultur.<br />

Spiegel gesellschaftlichen Wandels, Berlin 2009,<br />

S. 102.<br />

4 Felix Linke, »Die neue Architektur«, in: Sozialistische<br />

Monatshefte, 18, 1914, S. 1 135.<br />

5 Angelika Thiekötter, »Ein Rundgang im Glashaus«,<br />

in: Kristallisationen, Splitterungen. Bruno<br />

Tauts Glashaus, hrsg. von Angelika Thie kötter<br />

u. a., Ausst.­Kat. Martin­Gropius­Bau, Berlin;<br />

Institut <strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt; Karl­Ernst­<br />

Osthaus­Museum, Hagen; Basel / Berlin / Boston<br />

1993, S. 27; siehe auch Kurt Junghanns, Bruno<br />

Taut 1880–1938, Berlin 1983, S. 27 ff.<br />

6 Bruno Taut, »Farbenwirkungen aus meiner<br />

Praxis«, in: Das Hohe Ufer, 11, 1919, zit. nach:<br />

Berlin / Darmstadt / Hagen 1993 (wie Anm. 5),<br />

S. 46, 101.<br />

7 Paul Scheerbart, Glasarchitektur, Berlin 1914,<br />

S. 56.<br />

8 Siehe Manfred Speidel, »Das Frühwerk«,<br />

in: Winfried Nerdinger u. a., Bruno Taut.<br />

Archi tekt zwischen Tradition und Avantgarde,<br />

Stuttgart / München 2001.<br />

9 Die folgenden Zitate stammen aus: Bruno Taut,<br />

»Eine Notwendigkeit«, in: Der Sturm, Februar<br />

1914, zit. nach: Bruno Taut 1880–1938, Ausst.­<br />

Kat. Akademie der Künste, Berlin 1980, S. 178.<br />

10 Ludwig Meidner, »Anleitung zum Malen von<br />

Großstadtbildern«, erstmals erschienen in der<br />

Zeitschrift Kunst und Künstler, 12, 1914, wieder<br />

abgedr. in: Thomas Grochowiak, Ludwig<br />

Meidner, Recklinghausen 1966, S. 79.<br />

11 Die folgenden Zitate stammen aus: Lothar<br />

Schreyer, Erinnerungen an Sturm und Bauhaus,<br />

München 1956, S. 7 f.<br />

12 Die folgenden Zitate stammen aus: Scheerbart<br />

1914 (wie Anm. 7), S. 11, 115, 97.<br />

13 Zit. nach: Wolfgang Pehnt, Die Architektur des<br />

<strong>Expressionismus</strong>, Ostfildern 1998, S. 106.<br />

346<br />

14 Thomas Nipperdey, Deutsche Geschichte<br />

1866–1918, Bd. 2: Machtstaat vor Demokratie,<br />

München 1998, S. 759.<br />

15 Zit. nach: Berlin 1980 (wie Anm. 9), S. 59.<br />

16 Die folgenden Zitate stammen aus: Bruno Taut,<br />

Die Auflösung der Städte oder Die Erde eine<br />

gute Wohnung oder auch: Der Weg zur Alpinen<br />

Architektur, Hagen 1919, Titelblatt, Blätter 1<br />

und 7.<br />

17 Bruno Taut, »Mein Weltbild«, in: Die gläserne<br />

Kette. Visionäre Architekturen aus dem Kreis um<br />

Bruno Taut 1919–1920, hrsg. von Oswald Mathias<br />

Ungers, Ausst.­Kat. Museum Lever kusen, Schloss<br />

Morsbroich; Akademie der Künste, Berlin;<br />

Bergisch Gladbach 1963, S. 71; siehe auch Iain<br />

Boyd Whyte und Romana Schneider (Hrsg.),<br />

Die Briefe der Gläsernen Kette, Berlin 1986,<br />

S. 177 ff.<br />

18 Bruno Taut, »Mein Weltbild«, in: Leverkusen /<br />

Berlin 1963 (wie Anm. 17).<br />

19 Gustav Theodor Fechner, Vorschule der Ästhetik,<br />

Leipzig 1876; siehe auch Matthias Schirren,<br />

Bruno Taut. Alpine Architektur. Eine Utopie,<br />

München / Berlin / London / New York 2004,<br />

S. 15 ff., sowie Pehnt 1998 (wie Anm. 13), S. 29 f.<br />

20 Bruno Taut, Alpine Architektur, Hagen 1919, Blatt<br />

10; siehe auch Pehnt 1998 (wie Anm. 13), S. 112 f.<br />

21 Siehe auch Schirren 2004 (wie Anm. 19),<br />

S. 72 ff. Die folgenden Zitate stammen aus:<br />

Taut 1919 (wie Anm. 20), Blatt 16.<br />

22 Bruno Taut, Die Stadtkrone, Jena 1919, S. 11–16,<br />

hier S. 16.<br />

23 »Programm des Arbeitsrates für Kunst«, wieder<br />

abgedr. in: Eberhard Steneberg, Arbeitsrat für<br />

Kunst Berlin 1918–1921, Düsseldorf 1987, S. 3 ff.;<br />

siehe Durth / Sigel 2009 (wie Anm. 3), S. 132 ff.<br />

Zum Namen der Gläsernen Kette siehe Pehnt<br />

1998 (wie Anm. 13), S. 130.<br />

24 Walter Gropius an Karl Ernst Osthaus, 6. 1. 1919,<br />

abgedr. in: Reginald R. Isaacs, Walter Gropius.<br />

Der Mensch und sein Werk, Bd. 1, Berlin 1983,<br />

S. 195.<br />

25 Walter Gropius, Spectrum mysticum, in: Isaacs<br />

1983 (wie Anm. 24), S. 198. Wolfgang Pehnt<br />

wies darauf hin, dass hier statt »Muse turm«<br />

ein »Nuseturm« gemeint sei: »Im 2. Kapitel von<br />

Scheerbarts ›Lesabéndio‹ hat ein ›Pallasianer‹<br />

namens Nuse einen Lichtturm, eine Meile hoch,<br />

auf einem tonnen förmigen Stern namens Pallas<br />

gebaut.« Wolfgang Pehnt an Werner Durth,<br />

2. 6. 2010.<br />

26 Ludwig Meidner, Im Nacken das Sternemeer,<br />

Leipzig 1918, S. 49.<br />

27 Ebd., S. 11, 35.<br />

28 Brief von Wenzel Hablik, Januar 1920, abgedr.<br />

in: Lever kusen / Berlin 1963 (wie Anm. 17), S. 15.<br />

29 Brief von Hans Scharoun, ohne Datum, ab gedr.<br />

in: Leverkusen / Berlin 1963 (wie Anm. 17),<br />

S. 24 f.<br />

30 Brief von Bruno Taut, 19. 12. 1919, abgedr. in:<br />

Leverkusen / Berlin 1963 (wie Anm. 17), S. 10.<br />

31 Die folgenden Zitate stammen aus einem Brief<br />

von Hans Luckhardt, 30. 3. 1920, ab gedr. in:<br />

Leverkusen / Berlin 1963 (wie Anm. 17), S. 38.<br />

32 Siehe z. B. Hans Scharoun, »Vom Stadt­Wesen<br />

und Architekt­Sein«, in: Hans Scharoun. Bauten,<br />

Entwürfe, Texte, hrsg. von Peter Pfankuch,<br />

Ausst.­Kat. Akademie der Künste, Berlin 1993,<br />

S. 228 ff.; sowie Hugo Häring, neues bauen,<br />

Hamburg 1947, besonders S. 13; Hugo Häring.<br />

Architekt des Neuen Bauens 1882–1958, hrsg.<br />

von Matthias Schirren und Sylvia Claus,<br />

Ausst.­Kat. Akademie der Künste, Berlin;<br />

Ostfildern 2001.<br />

33 Siehe Werner Durth und Niels Gutschow,<br />

Träume in Trümmern. Planungen zum Wiederaufbau<br />

zerstörter Städte im Westen Deutschlands,<br />

2 Bde., Braunschweig / Wiesbaden 1988.<br />

34 Bruno Taut, Die Auflösung der Städte,<br />

Hagen 1919.<br />

13_Durth_V2.indd 346 09.10.2010 7:02:37 Uhr


4<br />

Erich Mendelsohn, Arbeitsraum im Einsteinturm, 1921 / 22,<br />

Fotografie, Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin<br />

13_Durth_V2.indd 347 09.10.2010 7:02:38 Uhr<br />

347


Wassili Luckhardt, Der Kristall auf der Kugel, um 1920 (Detail, s. S. 362),<br />

Bleistift, Gouache und Tusche auf Karton, Wassili Luckhardt­Archiv,<br />

Akademie der Künste, Berlin<br />

13_Durth_V2.indd 348 09.10.2010 7:02:38 Uhr


13_Durth_V2.indd 349 09.10.2010 7:02:39 Uhr


Wenzel Hablik, Ohne Titel (Kristallbau in Berglandschaft),<br />

1903, Aquarell und Bleistift, Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

350<br />

Wenzel Hablik, Kristallschlösschen, o. J., Kristalle,<br />

zusammengesetzt, Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

13_Durth_V2.indd 350 09.10.2010 7:02:39 Uhr


Wenzel Hablik, Ȇber den Sternen such Vergessen Рdie Sehnsucht zeiget dir<br />

den Weg«, 1903, Aquarell und Bleistift, Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

13_Durth_V2.indd 351 09.10.2010 7:02:40 Uhr<br />

351


Wenzel Hablik, Ohne Titel (Kristallbau in Berglandschaft), 1903, Gouache,<br />

Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

352<br />

13_Durth_V2.indd 352 09.10.2010 7:02:40 Uhr


Wenzel Hablik, Freitragende Kuppel mit fünf Bergspitzen als Basis. Material:<br />

Eisenbeton, Glasspannweite 1.000 Meter, aus dem Zyklus Glas aus Erde 1918–1924,<br />

1924, Öl auf Leinwand, Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

13_Durth_V2.indd 353 09.10.2010 7:02:41 Uhr<br />

353


Otto Bartning, Sternkirche. Grundrissskizze, 1922, Bleistift und Buntstift,<br />

Otto­Bartning­Archiv der Technischen Universität Darmstadt<br />

354<br />

13_Durth_V2.indd 354 09.10.2010 7:02:41 Uhr


Otto Bartning, Sternkirche. Modell nach dem Entwurf von 1922, um 1951, Gips,<br />

Holz und Eisen, unten: Sternkirche. Innenansichten des Modells von 1922,<br />

1922, Fotografien, Otto­Bartning­Archiv der Technischen Universität Darmstadt<br />

13_Durth_V2.indd 355 09.10.2010 7:02:41 Uhr<br />

355


Erich Mendelsohn, Perspektivische Skizze zum Einsteinturm, 1920, Monodruck,<br />

unten: Skizze für Frank Lloyd Wright »Bach Concerto ...«, 1924, schwarzbrauner<br />

Farbstift, Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin<br />

356<br />

13_Durth_V2.indd 356 09.10.2010 7:02:42 Uhr


Arthur Köster, Einsteinturm von Erich Mendelsohn. Seitenansicht, 1923, Fotografie,<br />

Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin<br />

13_Durth_V2.indd 357 09.10.2010 7:02:42 Uhr<br />

357


358<br />

Hermann Finsterlin, Zwei Architekturentwürfe, o. J., Aquarell und Bleistift,<br />

LWL – Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Westfälisches<br />

Landesmuseum, Münster<br />

13_Durth_V2.indd 358 09.10.2010 7:02:43 Uhr


Hermann Finsterlin, Architektur, 1920, Aquarell, Bleistift und Deckweiß auf<br />

Papier aufgezogen, unten: Papyros Werkstätte, 1924–1928, Aquarell, Bleistift<br />

und Tusche, LWL – Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Westfälisches<br />

Landesmuseum, Münster<br />

13_Durth_V2.indd 359 09.10.2010 7:02:43 Uhr<br />

359


360<br />

Arbeitsrat für Kunst, Ruf zum Bauen. Zweite Publikation des Arbeitsrats für Kunst.<br />

Vier Ansichten des Konzerthaus­Modells von Hans Luckhardt, 1920, S. 26 f.,<br />

Publikation, Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie<br />

und Architektur, Berlin<br />

13_Durth_V2.indd 360 09.10.2010 7:02:43 Uhr


13_Durth_V2.indd 361 09.10.2010 7:02:44 Uhr<br />

361


Wassili Luckhardt, Der Kristall auf der Kugel, um 1920, Bleistift, Gouache und<br />

Tusche auf Karton, Wassili Luckhardt­Archiv, Akademie der Künste, Berlin<br />

362<br />

13_Durth_V2.indd 362 09.10.2010 7:02:44 Uhr


Wenzel Hablik, Ausstellungsgebäude. A 8, 1919, Aquarell, Bleistift, Farbstift und Tusche,<br />

Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

13_Durth_V2.indd 363 09.10.2010 7:02:45 Uhr<br />

363


Hans Luckhardt, Dresden, Stallstraße / Ostraallee. Wettbewerbsentwurf. Deutsches<br />

Hygiene Museum, 1920, Bleistift, Kohle, Kreide und Tusche, Hans Luckhardt­Archiv,<br />

Akademie der Künste, Berlin<br />

364<br />

13_Durth_V2.indd 364 09.10.2010 7:02:47 Uhr


13_Durth_V2.indd 365 09.10.2010 7:02:49 Uhr<br />

365


Hans Scharoun, Ohne Titel, 1921–1923, Aquarell und Bleistift,<br />

Hans Scharoun­Archiv, Akademie der Künste, Berlin<br />

366<br />

13_Durth_V2.indd 366 09.10.2010 7:02:50 Uhr


Erich Mendelsohn, Das hebt sich aus der Tiefe des Meeres, 16. September 1911,<br />

Erstveröffentlichung: Erich Mendelsohn­Archiv, Inv.­Nr. Mss 95, Transkription: Regina Stephan,<br />

Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin<br />

Das hebt sich aus der Tiefe des Meeres mit<br />

verträumten Augen, reißt sich los vom mütterlichen<br />

Boden keuscher Kraft, drängt aufwärts<br />

durch weltferne Räume klaren Kristalls,<br />

hindurch, wo schon ein Zittern anhebt kommenden<br />

Lebens, bis es auf weiter Fläche liegt,<br />

getragen vom Wellentanz und sprühendem<br />

Schaum, breitet die Arme, die zur Ferne weisen<br />

und zu dem Glanz hoch über der Flut. –<br />

Das steigt von der Höhe des Himmels mit<br />

glühendem Atem, entschwebt Grund alles<br />

Lichtes mit dem Siegerblick der Erkenntnis,<br />

drängt hinab durch die azurnen Paläste des<br />

ewigen Wiederscheins, hindurch, wo Farbe<br />

und Form schon sich bricht zu den Wunderbildern<br />

der Welt, bis es seine Strahlenbögen<br />

über sie spannt und den erzeugenden Schatz<br />

verschwendet mit dem Gold der Sonne. –<br />

Aus Lebensflut und Sonnengold schneidet die<br />

Seele, nach Erlösung bangend sich ihre Krone.<br />

Auf die Kuppelhöhe des Tempels stellt sie ihre<br />

Sehnsucht, des Wollens Wahrzeichen, Erkennungsmal<br />

für ihre Brüder –<br />

Solange das Meer rauscht und die Sonne es<br />

segnet.<br />

16. IX. 11<br />

Das hebt sich aus der<br />

Tiefe des Meeres<br />

13_Durth_V2.indd 367 09.10.2010 7:02:50 Uhr<br />

367


Hans Scharoun, Durchdringung der Form, 1921–1923, Aquarell und Bleistift,<br />

Hans Scharoun­Archiv, Akademie der Künste, Berlin<br />

368<br />

Hans Scharoun, Ohne Titel, 1921–1923, Aquarell, Bleistift und Deckfarbe,<br />

Hans Scharoun­Archiv, Akademie der Künste, Berlin<br />

13_Durth_V2.indd 368 09.10.2010 7:02:51 Uhr


Hans Scharoun, Ohne Titel, 1921–1923, Aquarell und schwarzer Stift,<br />

Hans Scharoun­Archiv, Akademie der Künste, Berlin<br />

13_Durth_V2.indd 369 09.10.2010 7:02:52 Uhr<br />

369


Hans Scharoun, Verhaltung, 1921–1923, Aquarell und Bleistift,<br />

Hans Scharoun­Archiv, Akademie der Künste, Berlin<br />

370<br />

13_Durth_V2.indd 370 09.10.2010 7:02:53 Uhr


Leo Gestel, Plakat der Firma Philips zur Arga­Glühbirne, um 1918, Lithografie,<br />

Sammlung Sachs, Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin<br />

13_Durth_V2.indd 371 09.10.2010 7:02:53 Uhr<br />

371


Bruno Taut, Brief an die Gläserne Kette, Monument des neuen Gesetzes,<br />

23. Dezember 1919, Lichtpause, Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

372<br />

13_Durth_V2.indd 372 09.10.2010 7:02:54 Uhr


Bruno Taut alias Glas, »Freunde! Prometh! Zacken! ...«, Brief an die Mitglieder der Gläsernen Kette,<br />

28. Januar 1920, Sammlung Gläserne Kette, Inv.­Nr. 118­01­61, Akademie der Künste, Berlin<br />

Freunde! Prometh! Zacken! Angkor! Antischmitz! MT! Anfang! WH!<br />

Dank, Dank! – Ihr gebt Glück, das Glück des Werdens!<br />

Das reinste vollste Glück, von dem ich a l l e i n lebe. – Kann ich auf alles antworten? Auf die<br />

mir (wenigstens fühle ich es so) verwandte Reinheit. W. H.’s, das Pulsen und Rütteln Promeths,<br />

das Formsuchen überall, die Synthesesuche Antischmitz’ u. alles?<br />

Ich will es so zusammenfassen:<br />

Ich stimme W. H. mit seinem Plan zu dem »Buch« bei. Es soll unser nächstes Ziel sein. Unser<br />

Bund, rückhaltlos ausstreuend und gebend, aber auch schweigend zugleich – er soll »an die<br />

Nieren gehen«. Es soll sich zeigen und bewähren, wo die Reinheit des Feuers ist, rücksichtslos<br />

die Schlacken abstossend und neue Nahrung anziehend.<br />

Wissen wir nach einem Jahr: da ist die Reinheit, – dann bauen wir »das Buch«: einen grossen<br />

Originalband, bei dem es Glück und Ehre ist, 1 oder 2 Seiten zeichnen oder schreiben zu dürfen.<br />

Ein paar Monate bei jedem, als Wertsendung weiter, das »Bauhaus« in Weimar schmiedet das<br />

Schloss, die Bänder, ziseliert, graviert den Deckel – wie? das wird sich finden. Am besten kein<br />

»Kunstgewerbe«, ganz primitiv, simpel, schwer.<br />

Reinheit!<br />

Inzwischen, Freunde scheut keine Äusserung, fern sei die Angst vor Blössen – man fühlt<br />

sie doch. – Wie viel habe ich nicht schon so getan, musste es tun, als Einsiedler, nicht wissend<br />

um Euch. Aber alles, was ich getan habe: Stadtkrone, Alpine Architektur, Weltbaumeister<br />

(Schreie in den Raum sind es eines Einsamen) es soll erst die Bindung finden durch die Seiten<br />

»des Buches«. Und wenn ich auch nicht dazu würdig sein sollte, wenn die Grösseren kommen<br />

sollten, die manchen von uns nur zum Rufer machen, die Erfüller und Vollender – zwar glaube<br />

ich an meine Welt, meine Träume, Sprünge, mein Licht, meine ewige Wandlung – – immer<br />

wie es auch komme, soll es mein Glück sein. »Ich«? – nichts! »Du« – alles! In mir nur: Du.<br />

Schreiben scheint heute ebenso wichtig für uns wie Zeichnen. »Gefälligkeit der Form« ist noch<br />

nichts. Wir sind keine Künstlergruppe »Bauen« steht über jedem Künstlertum. Der grosse Bogen<br />

um alles. Und aus allem wird sich, wie von selbst, die grosse Form gebären. – Ungeheuerliche<br />

Forderung an Jeden. Aber was nützt Pflichtgefühl? Nur die grosse Heiterkeit wird siegen.<br />

Tanzen und bauen!<br />

(NB. Wenn einer eine Sendung vermisst, soll er sich an den Betreffenden wenden. Dies W. H.<br />

zur Antwort!)<br />

Weltglanzgrüsse!<br />

Glas<br />

P. S. Der Beitrag zur »Erhebung« ist jetzt abgeschlossen. Mein Projekt für die Folkwang-<br />

Schule in Hagen wird Euch vielleicht interessieren, auch eine Synthese. Später davon, wenn<br />

ich Euch Drucke schicken kann. Auch dann die »Erhebung«. Bitte um Beiträge für das<br />

»Frühlicht«! Federzeichnungen und rücksichtslose ausgelassene schriftliche Sachen. Auch<br />

einen schönen Antischmitz.<br />

»Freunde! Prometh!<br />

Zacken! ...«<br />

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373


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Wolfgang Pehnt<br />

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376<br />

Der <strong>Expressionismus</strong>, davon zeigten sich deutsche<br />

Zeitgenossen überzeugt, war etwas zutiefst<br />

Deutsches, Germanisches, Nordisches.<br />

»Wir hoffen zuversichtlich«, schrieb 1916 der<br />

Dichter Theodor Däubler, der mit dem Versepos<br />

Das Nordlicht (1910) berühmt wurde,<br />

»auf ein starkes deutsches Element im künftigen<br />

Kulturwerden.« Die Zeit habe »ein großes<br />

Vorhaben: einen neuen Ausbruch der Seele!« 1<br />

»Ausdruckskunst« setzte der Kirchenbauer<br />

Dominikus Böhm mit deutscher Kunst gleich;<br />

befriedigt berichtete er, als »der ausgefallenste<br />

Expressionist des Weltalls« zu gelten. 2<br />

Deutsch sei die »einzige dämonisch­metaphysische<br />

Ergänzung der Mittelmeerwelt«, konnte<br />

man bei Gottfried Benn lesen. 3 Laut Thomas<br />

Mann eigne der Seele der Deutschen »etwas<br />

Tiefstes und Irrationales, was sie dem Gefühl<br />

und Urteil anderer, flacherer [natürlich: flacherer!]<br />

Völker störend, beunruhigend, fremd,<br />

ja widerwärtig und wild erscheinen läßt«. 4<br />

Hans Poelzig stellte die rhetorische Frage:<br />

»Wo ist das Volk in Europa, das dem Zwinger<br />

in Dresden, dem süddeutschen oder österreichischen<br />

Barock etwas Wesensgleiches entgegenstellen<br />

könnte? In diesen Bauten lebt<br />

die vielgestaltige, mystisch tiefe, groteske<br />

und liebliche Seele der Deutschen wieder<br />

auf.« 5 Seine eigenen Entwürfe für das Berliner<br />

Große Schauspielhaus (1919) oder das<br />

Salzburger Festspielhaus (1920–1922, Abb. 1)<br />

waren Versuche, der »mystisch tiefen Seele<br />

der Deutschen« auch in der Gegenwart zum<br />

Ausdruck zu verhelfen.<br />

Tief und irrational<br />

Mit der Ausprägung nationaler Stereotypen waren<br />

damals viele beschäftigt. Die Künstler erhielten<br />

Flankenschutz von Kunsthistorikern, die<br />

eine Chance witterten, aus dem Gelehrtenghetto<br />

auszubrechen und sich als Mittler zwischen der<br />

Kunst und einem patriotischen Publikum zu empfehlen.<br />

»In der Reihe der Stilepochen hat jede<br />

ihre besondere Physiognomie, die nationale Individualität<br />

aber ist bis zu einem gewissen Grade<br />

etwas Gleichmäßig­Durchgehendes, das in allem<br />

Wechsel beharrt«, erklärte Heinrich Wölfflin. 6<br />

Wilhelm Worringer, der im deutschen Sprachraum<br />

den Begriff »expressionistisch« sehr früh,<br />

nämlich bereits 1911, benutzt und auf Maler wie<br />

Cézanne, van Gogh und Matisse gemünzt hatte,<br />

behauptete nun, »uns« stehe das Geheimnis näher<br />

als die Klarheit. Mit »uns« waren die Deutschen<br />

gemeint. Sein einflussreiches Werk Abstraktion<br />

und Einfühlung (1907) beeindruckte die Fachdisziplin<br />

der Kunstwissenschaftler weniger als »den<br />

um neue Ausdrucksziele ringenden ausübenden<br />

Künstler«, für den es »eine unmittelbare Aktualität<br />

gewonnen hat«. 7<br />

<strong>Expressionismus</strong> entspreche »der alten<br />

gotischen Seele, die trotz Renaissance<br />

und Naturalismus noch immer fortlebt«,<br />

»dem uralten metaphysischen Bedürfnis<br />

der Deutschen«, schrieb Paul Fechter. 8<br />

Entsprechend wurden die Berufungsinstanzen<br />

für einen deutschen Nationalstil<br />

ausgewählt: germanische Ornamentik,<br />

gotische Malerei, Druckgrafik und Glasmalerei,<br />

Matthias Grünewald und Lucas<br />

Cranach. Der Deutsche suche in der<br />

Individualität seiner Gegenstände »das<br />

alles Einzelne im Tun, Wollen und Sein<br />

bestimmende irrationale Wesen der<br />

Ewigkeit«, sekundierte Fritz Burger, dessen<br />

emphatischer Band für das Handbuch<br />

der Kunstwissenschaft ein Beispiel<br />

lieferte, wie auch Kunstgeschichte expressionistischem<br />

Ausdrucksverlangen<br />

unterliegen konnte. 9 »Was sich unter<br />

den verwirrenden Schlagworten <strong>Expressionismus</strong><br />

und Kubismus als scheinbar<br />

nach dem Auslande orientiert darstellt,<br />

ist deutsch in seinem innersten Wesen«,<br />

behauptete während der Kriegsjahre<br />

sogar der Architekt und Kunsthistoriker<br />

Adolf Behne, der sich kurz darauf wieder<br />

zum Kosmopolitismus bekehrte. 10<br />

Die postulierte Identität zwischen <strong>Expressionismus</strong><br />

und deutschem Wesen feierte nach<br />

1945 eine Wiederauferstehung, wenn auch<br />

in dezenterer Wortwahl und unter weitgehendem<br />

Verzicht auf Welterlösungsansprüche<br />

oder rassische Prädisposition. Wo sich<br />

die Bundesrepublik als Kulturnation darstellen<br />

wollte, wurde und wird bis heute gern<br />

die Produktion expressionistischer Künstler<br />

herangezogen, 11 zumal sich mit den Auftritten<br />

der Neuen Wilden, mit Georg Baselitz,<br />

Joseph Beuys, Jörg Immendorff, Anselm<br />

Kiefer, Markus Lüpertz oder A. R. Penck die<br />

expressive Tradition in die Gegenwart fortführen<br />

ließ.<br />

Dass expressionistische oder ehemals expressionistische<br />

Künstler im Dritten Reich nicht<br />

reüssiert hatten und viele von ihnen verfolgt<br />

wurden oder emigrierten, half jetzt, nach dem<br />

Krieg, diese Phase der deutschen Kunst als<br />

Sympathieträger für die junge Bundesrepublik<br />

zu etablieren. <strong>Expressionismus</strong> ließ sich als<br />

Widerstandsbewegung gegen das NS­Regime<br />

darstellen. Dabei wurden nach 1945 die zahlreichen<br />

Versuche der Betroffenen, sich nach<br />

der Regierungsübernahme durch die Nationalsozialisten<br />

1933 und in den beiden folgenden<br />

Jahren den neuen Machthabern anzudienen<br />

und die expressionistische als die eigentlich<br />

deutsche Kunst auszugeben, 12 lange Zeit mit<br />

gnädigem Schweigen übergangen.<br />

Bundeskanzler Konrad Adenauer ließ<br />

sich von Oskar Kokoschka porträtieren,<br />

mit Wohlwollen für den Maler, wenn<br />

auch nicht für dessen Werk. Helmut<br />

Schmidt »nutzte jede Möglichkeit, den<br />

Expressionisten im Bewußtsein sowohl<br />

der Deutschen als auch des Auslandes<br />

zu ihrem wohlverdienten Durchbruch<br />

zu verhelfen«. 13 Ließ Schmidt deren<br />

Bilder ins Bonner Bundeskanzleramt<br />

hängen, so brachte Gerhard Schröder<br />

die Expressionisten ins neue Berliner<br />

Amtsgebäude, angefangen bei Ernst<br />

Ludwig Kirchner und August Macke.<br />

Seit den 1960er­Jahren war das Bauhaus<br />

als weiterer, international vorzeigbarer Aus ­<br />

weis deutscher Modernität hinzugetreten.<br />

Die Bauhäusler fügten sich insofern ins Bild<br />

ein, als sie in den ersten Jahren nach der<br />

Gründung des Instituts selbst eine expressionistische<br />

Phase absolviert hatten. Ihr erstes<br />

Manifest von 1919 erlangte dank Lyonel<br />

Feiningers symbolreichem Holzschnitt, der<br />

Kathedrale des Sozialismus (Abb. S. 405), den<br />

Status einer Ikone.<br />

Die Gemeinschaft der Hoffenden<br />

Wie deutsch »in seinem innersten Wesen« der<br />

<strong>Expressionismus</strong> auch gewesen sein soll, seine<br />

Wortführer in den Künsten waren in ein engmaschiges<br />

internationales Netzwerk eingebunden.<br />

Paul Gauguin und Vincent van Gogh, Paul<br />

Cézanne und Edvard Munch, Ferdinand Hodler<br />

und Marc Chagall, Maurice de Vlaminck und<br />

André Derain, Odilon Redon und Henri de<br />

Toulouse­Lautrec, James Ensor und Georges<br />

Rouault, Robert Delaunay und Henri Matisse,<br />

und dann auch Pablo Picasso und Georges<br />

Braque waren Geburtshelfer des Neuen auch<br />

in Deutschland. Als der Maler Carl Vinnen<br />

und seine Gefährten 1911 gegen eine angebli­<br />

che Überfremdung des deutschen Kunstmarkts<br />

protestierten, antworteten zahlreiche Künstler,<br />

Galeristen und Autoren und legten ein eindrucksvolles<br />

Bekenntnis zur Weltoffenheit der<br />

deutschen Kunstszene ab. 14<br />

Wer die Ausstellungen der Jahre vor dem<br />

Ersten Weltkrieg besuchte, konnte sich davon<br />

überzeugen. In der Kölner Sonderbund­Ausstellung<br />

von 1912 hatten die Vorgänger des <strong>Expressionismus</strong><br />

vor allem aus Frankreich einen<br />

starken Auftritt. Mit Frankreich, Russland, Italien<br />

pflegte man in Berlin wie in München intensiven<br />

Kulturaustausch. Vor allem Herwarth<br />

Waldens Galerie Der Sturm und seine gleichnamige<br />

Zeitschrift sowie die Neue Künstlervereinigung<br />

München stellten Treffpunkte der<br />

europäischen Avantgarde dar.<br />

Von expressionistischer Baukunst war<br />

nach einer für die Gattungen charakteristischen<br />

Phasenverschiebung erst kurz<br />

vor dem Ersten Weltkrieg die Rede. Die<br />

vermutlich erste Anwendung des Begriffes<br />

»expressionistisch« auf Architektur ist<br />

Adolf Behne zu verdanken, der das Wort<br />

Anfang 1913 in einer Besprechung von<br />

Werken Bruno Tauts benutzte. 15 Behne hatte<br />

allerdings nicht Dissonanz, Formsprengung,<br />

Rhythmisierung, Gegenstandsdeformation<br />

im Sinn, wie sie die bildenden<br />

Künstler pflegten. Welche »Gegenstände«<br />

hätten Architekten auch deformieren<br />

sollen, wenn nicht die Kategorien ihrer<br />

eigenen Erfahrung: Statik, Bauaufgabe,<br />

Materialwahl? Behne dachte dagegen an<br />

die Entwicklung einer Sache aus den ihr<br />

eigenen Gesetzen, »von innen heraus«,<br />

organisch wie eine wachsende Pflanze.<br />

Von <strong>Expressionismus</strong> in der Architektur zu<br />

sprechen, wurde allgemein erst während<br />

der Kriegsjahre üblich. 16<br />

Für die Architektur galt in der Zeit vor 1914 Internationalität<br />

nicht minder als in den bildenden<br />

Künsten. Seit sich die Reformarchitektur<br />

in Deutschland durchzusetzen begann, große<br />

Unternehmen die Bedeutung der Form für die<br />

Konkurrenz auf dem Weltmarkt entdeckten<br />

und 1907 mit dem Deutschen Werkbund eine<br />

schlagkräftige Interessenvertretung für Künstler<br />

wie Produzenten gegründet war, fiel die<br />

künstlerische Handelsbilanz in diesem Resort<br />

allerdings günstiger für die Deutschen aus als<br />

in den Künsten. Beobachter wie der britische<br />

Architekt und Schriftsteller William Richard<br />

Lethaby oder der junge Le Corbusier, der damals<br />

noch Charles­Édouard Jeanneret hieß,<br />

bekundeten staunenden oder auch besorgten<br />

14_Pehnt_V2.indd 376 09.10.2010 7:11:30 Uhr


2<br />

Henry van de Velde, Kröller-Müller Museum, Otterlo, von Süden,<br />

unausgeführter Entwurf, um 1921–1923, Grafit auf Transparentpapier,<br />

Rijksmuseum Kröller-Müller, Otterlo<br />

3<br />

1<br />

Hans Poelzig, Festspielhaus Salzburg,<br />

unausgeführte Entwurfsskizze, um 1920 –1922,<br />

Grafit auf Transparentpapier, Architekturmuseum<br />

der Technischen Universität Berlin<br />

Frank Lloyd Wright, Foyer des Imperial<br />

Hotel, Tokio, 1915 –1922, Fotografie<br />

14_Pehnt_V2.indd 377 09.10.2010 7:11:30 Uhr<br />

377


378<br />

4<br />

Peder Vilhelm Jensen-Klint, Grundtvigkirche<br />

Kopenhagen, 1921–1940, Fotografie<br />

Michel de Klerk, Hausblock 3 am Spaarndammerplantsoen,<br />

Amsterdam, 1917–1920, Detail, Grafit auf Transparentpapier,<br />

Nederlands Architectuurinstitut, Rotterdam<br />

5<br />

6<br />

Rudolf Steiner, Zweites Goetheanum,<br />

Dornach bei Basel, 1924 –1928, Fotografie<br />

14_Pehnt_V2.indd 378 09.10.2010 7:11:31 Uhr


Respekt für die »Begeisterungsfähigkeit, Unternehmungslust,<br />

vor allem auch Disziplin«<br />

der deutschen Reformer. 17<br />

In beiden Richtungen herrschte eine rege Reisetätigkeit.<br />

USA­Reisen standen bei deutschen Fachkollegen<br />

schon vor 1914 auf der Tagesordnung.<br />

Oft waren es die Weltausstellungen, die einen<br />

zu sätzlichen Anreiz boten, sich im Ausland umzutun.<br />

Der englischen Arts­and­Crafts­Bewegung<br />

galten nicht nur Aufsätze in deutschen Fachorganen,<br />

sondern einschlägig interessierte Architekten<br />

wie Otto March und Emanuel von Seidl – schon<br />

1891 ! –, später auch Ernst May, informierten sich<br />

vor Ort. Vor allem war es Hermann Muthesius, der<br />

die frohe Botschaft vom englischen Landhaus als<br />

»ungebundenem Wesen« verbreitete. 18 Charles<br />

Rennie Mackintosh mit seinen ausdrucksstarken<br />

schottischen Bauten und Interieurs wurde 1900 in<br />

Wien als Star gefeiert. Auch andere Großmeister<br />

des europäischen Art Nouveau wie Hendrik Petrus<br />

Berlage in Amsterdam oder Otto Wagner in Wien<br />

und seine Schüler waren Bezugsfiguren für die<br />

Expressionisten­Generation. Der belgische Allroundkünstler<br />

Henry van de Velde (Abb. 2), der<br />

von 1900 bis 1917 erst in Berlin und dann in Weimar<br />

arbeitete und in der Architektur die ganze Skala<br />

menschlicher Empfindungen spiegeln wollte, galt<br />

damals fast schon als Inländer. Das änderte sich<br />

freilich während des Ersten Weltkrieges, als dem<br />

verdienten Künstler der chauvinistische Hass seiner<br />

vormaligen Gastgeber entgegenschlug.<br />

Als Frank Lloyd Wright 1909 seine Europa­<br />

Reise antrat und in Berlin beim Wasmuth<br />

Verlag sein berühmtes Album betreute, das<br />

dann in manchen deutschen Architektenbüros<br />

als gern befragte Inspirationsquelle<br />

auflag, besuchte er unter anderem auch<br />

Darmstadt. Die Nachricht, die Deutschen<br />

sähen in ihm, Wright, den Olbrich Amerikas,<br />

hatte ihn neugierig gemacht. 19 Wrights<br />

Präriehäuser und seine Verwaltungsbauten<br />

machten großen Eindruck auf die jüngere<br />

Generation. Bauten, die nach seiner<br />

Rückkehr in die Staaten entstanden, wie<br />

der Vergnügungspark der Midway Gardens<br />

in Chicago (1913 / 14) und das Kaiserliche<br />

(Imperial) Hotel in Tokio (1915–1922,<br />

Abb. 3), stellten sich ihrerseits in ihrer kristallinen,<br />

labyrinthisch verrätselten Sprache<br />

dem mitteleuropäischen <strong>Expressionismus</strong><br />

zur Seite. Erich Mendelsohn, zeitlebens ein<br />

loyaler Anhänger des Meisters, rhapsodierte<br />

angesichts der Midway Gardens: »Da<br />

bricht die Phantasie in den Raum ein, faßt<br />

Teile von ihm, schleudert sie durcheinander,<br />

türmt, reißt herum, schichtet, stachelt,<br />

lockt, glänzt und lacht mit dem Leben. Ein<br />

Stück Urleben, Lustleben im Raum.« 20<br />

Der Krieg unterbrach die internationalen Kontakte.<br />

Die Kameraderie der Avantgardisten<br />

war vorübergehend aufgehoben. Patriotischer<br />

Rausch erfasste auch Maler, Bildhauer und Architekten,<br />

die sich bis dahin als Kosmopoliten<br />

gefühlt hatten. Vom Krieg erhofften Dichter wie<br />

Künstler mit wenigen Ausnahmen, wenn schon<br />

nicht Ruhm und Vormachtstellung für das eigene<br />

Vaterland, so doch eine Steigerung der<br />

Lebensintensität und einen Aufbruch aus bürgerlicher<br />

Kirchhofsruhe. Viele meldeten sich<br />

freiwillig an die Front. »Wir bluten gern für’s<br />

Vaterland«, behauptete Richard Dehmel 1914 in<br />

seiner Ballade Der Feldsoldat.<br />

Gleichsetzungen von Expressivität und Deutschtum,<br />

in der Vorkriegszeit in der Distanzierung gegenüber<br />

dem »französischen« Impressionismus<br />

gebraucht, nahmen nun aggressiven Charakter<br />

an. Auf den Schlachtfeldern an der Marne und in<br />

Flandern erwiesen sich jedoch alle patriotischen<br />

Hochstimmungen schnell als Illusionen. Schon in<br />

den Anfangsmonaten fielen August Macke und<br />

die Dichter Alfred Lichtenstein, Ernst Stadler,<br />

Georg Trakl. Wer aus dem ersten volltechnisierten<br />

Weltkrieg zurückkehrte, trug bleibende Wunden<br />

an Körper und Seele davon.<br />

Verbindungen wurden bereits während des<br />

Krieges wieder gesucht, in Deutschland im<br />

Kreis um die von Franz Pfemfert herausgegebene<br />

Zeitschrift Die Aktion, in Frankreich<br />

von dem Schriftsteller Romain Rolland und<br />

dessen Freunden, die bereits im September<br />

1914 einen Appell »an die europäische<br />

Elite« veröffentlichten. Zu einem Treffpunkt<br />

deutschsprachiger Kriegsgegner wurde die<br />

Schweiz. Nach dem Krieg stellten sich die<br />

Kontakte über die Grenzen hinweg schnell<br />

wieder her. Die Hoffnung auf eine neue Gesellschaft,<br />

auf einen Neuen Menschen, auf<br />

Brüderlichkeit und Solidarität, aber auch<br />

gemeinsame berufspraktische Erfahrungen<br />

einten über die Grenzen hinweg Künstler, die<br />

auf politisch linken Positionen standen oder<br />

zumindest einem Sozialismus der Gesinnung<br />

huldigten. »Den toten Streitern in Wehmut /<br />

Allen Brüdern des Sternes Erde in Liebe«,<br />

widmete Adolf Behne 1919 sein Buch Wiederkehr<br />

der Kunst.<br />

Die intellektuellen Patenschaften in dieser paneuropäischen<br />

Weltanschauungsgemeinschaft<br />

reichten von der Verklärung des großen Individuums<br />

bei dem längst verstorbenen Friedrich<br />

Nietzsche über die Lehre vom »élan vital« bei<br />

Henri Bergson oder dem Anarchismus eines<br />

Fürsten Kropotkin, der »gegenseitige Hilfe in<br />

der Entwicklung« forderte, 21 bis zu den Mystikern<br />

des Mittelalters und Barock.<br />

Die großen »Randgermanen«<br />

Neben dieser weltoffenen Bewegung etablierte<br />

sich nach 1918 allerdings auch ein <strong>Expressionismus</strong>,<br />

der auf die Kraft der Landschaft, der Stämme,<br />

der Nation und Rasse setzte. Europäische Verbindungen<br />

waren hier weniger wichtig, das eigene<br />

Herkommen galt mehr als die Anregungen von<br />

außerhalb. Wenn der Blick nach draußen ging, so<br />

fiel er auf jene Völker, die Eckart von Sydow –<br />

leider ironiefrei – »die großen Randgermanen«<br />

nannte. 22 Edvard Munch und August Strindberg<br />

waren hier die Namen, die immer wieder fielen.<br />

In Norddeutschland berief man sich gern auf die<br />

Hanse, die eine stattliche Zahl von »Randgermanen«<br />

zusammengeführt hatte: »Der Geist von<br />

Deutschlands größter Kulturzeit, der Hansageist,<br />

muß wieder lebendig werden. Zurück zur Heimat!<br />

Oder das Hoffnungslied auf eine kommende neue<br />

Kultur ist umsonst gesungen.« 23<br />

Für die Baukunst bedeutete dieser Ordnungsruf<br />

die Besinnung auf die Ziegelsteinkultur der<br />

nordischen Backsteingotik, deren zeitgenössisch­expressive<br />

Variante in den Hamburger<br />

Kontorhäusern und nicht zuletzt in der modernisierten<br />

Kathedralgotik von Peder Vilhelm<br />

Jensen­Klints imposanter Grundtvigkirche in<br />

Kopenhagen (1921–1940, Abb. 4) kulminierte.<br />

Zu den Niederlanden waren die Kontakte enger<br />

als zu jedem anderen Land. Wie selbstverständlich<br />

ergab sich eine große Schnittmenge<br />

an Gemeinsamkeiten. Hendrik Petrus<br />

Berlage war eine auch in Deutschland verehrte<br />

Patriarchenfigur, dessen Amsterdamer<br />

Börse als Musterbeispiel konstruktiver Wahrhaftigkeit<br />

und disziplinierter Ausdruckskraft<br />

galt. Schriften des Architekten wurden auch<br />

in deutscher Sprache veröffentlicht. 24 Bruno<br />

Taut, Adolf Behne, Erich Mendelsohn – der<br />

mit dem genialischen Formenspieler Michel<br />

de Klerk (Abb. 5) befreundet war und zusammen<br />

mit ihm nach Ägypten und Palästina<br />

reiste – gastierten in Amsterdam und konnten<br />

in der Avantgarde­Zeitschrift Wendingen<br />

publizieren.<br />

Sogar dem Außenseiter Hermann Finsterlin, Erfinder<br />

hybrider »Wohnlinge«, wurde ein ganzes<br />

Wendingen­Heft gewidmet. Die »würdige Gaststätte<br />

Wendingen« (Finsterlin) sah viele deutsche<br />

Pilger. 25 In Tauts Buch Die Stadtkrone (1919), das<br />

doch als städtebauliches Manifest zeitgenössischer<br />

Gesellschafts­ und Gemeinschaftsvorstellungen<br />

gilt, spürten die Amsterdamer Kollegen<br />

nicht zu viel, sondern zu wenig Aufbruchswillen:<br />

»Ein Licht, ein Brand ist Tauts Werk nicht.« 26<br />

Mit Johannes Ludovicus Mathieu Lauweriks, der<br />

an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule und<br />

dann am Hagener Seminar für Handfertigkeitsunterricht<br />

wirkte, gelangten theosophisches Gedankengut<br />

und die auf ihm gegründeten Proportionslehren<br />

nach Deutschland. Das Werk Rudolf<br />

Steiners, der sein Nachfolger in der Leitung der<br />

deutschen Sektion der Theosophie war und mit<br />

dem Zweiten Goetheanum in Dornach eine der<br />

sonderbarsten Architektur skulpturen der Zeit<br />

entwerfen sollte (Abb. 6), illustriert diese vielfältigen<br />

Beziehungsspiele. Steiner war nicht nur<br />

der internationalen theosophischen Bewegung<br />

verpflichtet, die er zur Anthroposophie umformte.<br />

In Wien konnte er im Umkreis Otto Wagners<br />

Personen »von mys tisch­theosophischer Seelenverfassung«<br />

kennenlernen, 27 unter denen Architekten<br />

wie Otto Schönthal oder Alois Bastl<br />

fantastische Tempelanlagen ersannen. In Berlin<br />

kannte und liebte Steiner die kauzigen Romane<br />

Paul Scheerbarts, der seine Figuren in Glas­ und<br />

Weltraumabenteuer schickte und die Freunde<br />

um Bruno Taut zu ihren Visionen inspirierte.<br />

Schließlich konnte er bei seinen Vortragsreisen<br />

in Prag die kubistische Architektur der jungen<br />

Tschechen kennenlernen, die seinen späteren<br />

eigenen Entwürfen nahekommt. Steiner pflegte<br />

bei Freunden am Altstädter Ring zu nächtigen,<br />

wo er mit dem Kaufhaus Zur Schwarzen Muttergottes<br />

ein Hauptwerk dieses scharfkantigkristallinen<br />

Stils vor Augen hatte.<br />

Den italienischen Futurismus, dank der<br />

Initiativen Herwarth Waldens auch in<br />

Deutschland präsent, trennten vom deutschen<br />

<strong>Expressionismus</strong> der vorbehaltlose<br />

Optimismus, die medienwirksame Organisation<br />

und die Faszination für Maschine<br />

und Metropole. Gleichwohl trafen Künstler<br />

wie Umberto Boccioni (mit seinem Zyklus<br />

Stati d’animo, 1911!), Mario Sironi oder<br />

Scipione (Gino Bonichi) auch den expressionistischen<br />

Empfindungsnerv, wie umgekehrt<br />

Künstler der Brücke, Ernst Barlach,<br />

Wilhelm Lehmbruck, Max Beckmann, Franz<br />

Marc oder Käthe Kollwitz in Italien gezeigt<br />

14_Pehnt_V2.indd 379 09.10.2010 7:11:32 Uhr<br />

379


wurden – so auf den Biennalen in Venedig und<br />

Rom. 28 Unter den futuristischen Architekten war<br />

es Virgilio Marchi, dessen Innengestaltungen und<br />

Bühnenbilder expressionistischer Höhlenrom antik<br />

am nächsten kamen (Abb. 7). Baukunst sollte den<br />

Zustand der Seele spiegeln; »daher keine Pedanterie<br />

bei solchen Studien, die natürlicherweise<br />

nervös, fiebrig und sogar von einem naiven Primitivismus<br />

erfüllt sein werden.« 29<br />

Die vermeintlich »im innersten Wesen«<br />

deutsche Expressivität war somit eine<br />

durchaus europäische Angelegenheit. In<br />

den ersten Jahren nach der russischen Revolution<br />

häufen sich in den Wettbewerben<br />

für Denkmäler und Gesellschaftsbauten,<br />

in den Studienarbeiten an den Hochschulen,<br />

auf der Ausstellung der Künstlervereinigung<br />

Shiwskulptarch (Kommission für<br />

die Synthese von Malerei, Skulptur und<br />

Architektur) von 1920 die Arbeiten, in denen<br />

Formen destruiert, dynamisiert und<br />

zur Explosion gebracht wurden. 30 Wer es<br />

nicht wüsste, würde Nikolai Iwanowitsch<br />

Iszelenows hochgetürmten, kubisch aufgesplitterten<br />

Kathedralbau zum Thema<br />

Treffpunkt der Völker (Abb. 8) für eines<br />

der Projekte halten, die in Berlin oder<br />

Amsterdam entstanden. Sein kleiner Aufsatz<br />

über die stufenförmige Gliederung<br />

des Kollektivs und mit ihr der Architektur,<br />

den Bruno Taut in seiner Zeitschrift Frühlicht<br />

abdruckte, wurde auch in Deutschland<br />

wahrgenommen. Infolge der schweren<br />

wirtschaftlichen Situation liege die<br />

Bautätigkeit völlig danieder, »und die Arbeit<br />

beschränkte sich auf Zukunftsprojekte<br />

und theoretische Ausarbeitungen architektonischer<br />

Formen«: Das musste auch<br />

den Deutschen bekannt vorkommen. 31<br />

International und regional zugleich<br />

Schon einmal hatte in jüngerer Zeit eine Aufund<br />

Ausbruchsbewegung von ausgesprochen<br />

internationalem Zuschnitt gleichzeitig regionalen<br />

Abgrenzungsbedürfnissen und Selbstbestätigungen<br />

gedient. Der Art Nouveau, in Deutschland<br />

Jugendstil genannt, war ebenfalls eine durch<br />

und durch weltläufige Bewegung gewesen. Man<br />

wusste voneinander, lud sich zu Ausstellungen<br />

und Gastspielen ein, publizierte, was die anderen<br />

taten, kaufte und übernahm, was die Künstler<br />

benachbarter oder entfernter Nationen anboten.<br />

Stoffe des Kaufhauses Liberty ließen sich in Rom<br />

erwerben, Tiffany­Glas in Paris, Produkte von<br />

William Morris and Company in Brüssel, und der<br />

Schmuck René Laliques löste auch in St. Petersburg<br />

Entzücken aus. Der Schotte Charles Rennie<br />

Mackintosh richtete Wiener Interieurs ein, und<br />

die Engländer Mackay Hugh Baillie Scott und<br />

Charles Robert Ashbee Räume im Neuen Palais<br />

zu Darmstadt.<br />

Zugleich erfüllte dieser internationale<br />

Stil in den einzelnen Ländern auch<br />

jeweils ganz unterschiedliche Profilierungswünsche.<br />

In England, vor allem<br />

in Schottland, schlug das keltische<br />

Element durch. In Finnland berief man<br />

sich auf nordische Nationalkultur, um<br />

sich gegen russische Großmachtansprüche<br />

abzugrenzen. In der Schule<br />

380 von Nancy boten Dekorationsmotive<br />

aus der heimischen Flora und Fauna<br />

und nicht zuletzt das Wappen mit dem<br />

Lothringer Kreuz Motive, den Verlust<br />

Ostlothringens nach dem Deutsch­<br />

Französischen Krieg von 1870 / 71 wach<br />

zu halten.<br />

Dieses Doppelspiel von Kosmopolitismus<br />

und Regionalismus wiederholte<br />

sich noch einmal in den expressionistischen<br />

Jahren. In Holland<br />

beschworen die vielen Anspielungen<br />

aus Niederländisch­Fernost die pazifische<br />

Kolonialmacht, die das kleine<br />

Land bald nicht mehr sein würde.<br />

»Ewig kommt das Licht aus dem<br />

Osten«, rief Behne. Doch die Niederländer<br />

hatten noch mehr Grund<br />

als ihre Freunde im übrigen Europa,<br />

sich auf die javanischen Tempel von<br />

Borobudur oder Prambanan zu beziehen,<br />

auf »diese höchste Schön­<br />

heit der Erde«. Die Beschwörung<br />

der »reinsten Transzendenz« diente<br />

zugleich der nationalen Selbstvergewisserung.<br />

32<br />

Anders und doch vergleichbar die Künstler des<br />

tschechischen Kubismus. Fast alle kamen sie, direkt<br />

oder indirekt, aus der Wiener Schule Otto<br />

Wagners. Indem sie sich jedoch an der Pariser<br />

Avantgarde orientierten und zugleich die scharfgratigen<br />

Gewölbeformen der böhmischen Gotik<br />

und der Barockgotik aufgriffen, setzten sie sich<br />

unübersehbar von der genussfähigen Zentrale<br />

der Doppelmonarchie ab. In der heftigen Dynamik<br />

von Design und Baukunst deutete sich eine<br />

kulturelle Unabhängigkeit vom sezessionistischen<br />

Wien an, in der die politische Selbstständigkeit<br />

nach dem Ersten Weltkrieg vorweggenommen<br />

war (Abb. 9).<br />

Ein fulminantes Beispiel regionaler Selbstbehauptung<br />

bei europaweiten Verbindungen bot<br />

der katalanische Modernisme. Im Gegensatz<br />

zu anderen Ländern trennt hier keine deutliche<br />

Zäsur die Baukunst um 1910 von der um 1900.<br />

Die bedeutenden Architekten dieser Epoche,<br />

Lluís Domènech i Montaner, Antoni Gaudí<br />

(Abb. 10) und Josep Puig i Cadafalch und deren<br />

Schüler, waren engagierte Anhänger des<br />

katalanischen Nationalismus, der gesellschaftlich<br />

vom Großbürgertum Barcelonas getragen<br />

wurde, politisch durch die konservative Lliga<br />

regionalista vertreten war und sich religiös<br />

mit der katholischen Orthodoxie identifizierte.<br />

Kulturell wie politisch opponierte diese Kunst<br />

mit ihren folkloristischen und lokalhistorischen<br />

Anspielungen gegen den spanisch­kastilischen<br />

Zentralismus, gegen Madrid. Andererseits verarbeitete<br />

man hier wie selbstverständlich das<br />

Allerneueste aus London, Glasgow, Paris und<br />

Wien, so wie auch die Auftraggeber aus Industrie<br />

und Kaufmannschaft, die »gent de bé«,<br />

ihre Verbindungen europaweit pflegten.<br />

Mit ihren wilden und fantastischen Erfindungen,<br />

der animistischen Vitalität ihrer Metaphern, ihrem<br />

Dämonenreich, aber auch ihren handwerklichtechnischen<br />

Hochleistungen bildete diese Kunst<br />

ein mediterranes Gegenstück zum mitteleuropäischen<br />

<strong>Expressionismus</strong>. Persönliche Beziehungen<br />

gab es, wenn auch nicht besonders<br />

zahlreich. Gelegentlich publizierte man in den<br />

1920er­Jahren die eine oder andere Abbildung<br />

katalanischer Absonderlichkeiten in deutschen<br />

Zeitschriften. Hermann Finsterlin will mit Gaudí<br />

korrespondiert haben, der bis zu seinem Tode<br />

1927 an dem Jahrhundertwerk der »Kathedrale«<br />

Sagrada familia arbeitete. Walter Gropius suchte<br />

Gaudí während einer Spanienreise 1907 / 08 auf,<br />

drei andere Bauhäusler, darunter Ernst Neufert,<br />

zwölf Jahre später. 33<br />

Der <strong>Expressionismus</strong> – ein deutsches Ereignis?<br />

Auch, aber gleichzeitig ein europäisches,<br />

das offen für die unterschiedlichsten<br />

regionalen Ausbildungen war. Auch in dieser<br />

kulturpolitischen Ambivalenz und nicht nur in<br />

seinem Pathos, seinem Künstlerehrgeiz, seinen<br />

metaphysischen Spekulationen, seinem<br />

Vertrauen auf das schöpferische Potenzial<br />

des Handwerks und seiner Gleichgültigkeit<br />

gegenüber Ökonomie und Zweckmäßigkeit<br />

unterschied sich der <strong>Expressionismus</strong> von der<br />

internationalistischen Moderne der 1920er­<br />

und frühen 1930er­Jahre und später der<br />

Nachkriegsmoderne.<br />

14_Pehnt_V2.indd 380 09.10.2010 7:11:32 Uhr


7<br />

Virgilio Marchi, Bar in der<br />

Casa Bragaglia, Rom, 1921,<br />

aus: Architettura futurista,<br />

Foligno 1924<br />

Josef Chochol, Mietshaus in der<br />

Neklanowa-Straße, Prag-Vysehrad,<br />

1913, Fotografie<br />

8<br />

Nikolai Iwanowitsch Iszelenow,<br />

Treffpunkt der Völker, unausgeführte<br />

Entwurfsskizze, 1919, Grafit<br />

14_Pehnt_V2.indd 381 09.10.2010 7:11:33 Uhr<br />

9<br />

381


10<br />

Antoni Gaudí, Krypta der Kapelle in der Colònia Güell,<br />

Santa Coloma de Cervelló, 1898–1914, Fotografie<br />

382<br />

14_Pehnt_V2.indd 382 09.10.2010 7:11:33 Uhr


1 Theodor Däubler, Der neue Standpunkt (1916),<br />

Neuaufl., Dresden 1957, S. 24, 117.<br />

2 Dominikus Böhm an Johannes van Acken,<br />

24. 5. 1923, zit. nach: Gesine Stalling, Studien<br />

zu Dominikus Böhm mit besonderer Berücksichtigung<br />

seiner »Gotik«­Auffassung, Diss. Tübingen<br />

1974; Frankfurt / Bern 1974, S. 169. Dominikus<br />

Böhm an Rudolf Schwarz, 20. 5. 1927, Nachlass<br />

Rudolf Schwarz, Köln.<br />

3 Gottfried Benn, 1934, zit. nach: Werner<br />

Hofmann, Wie deutsch ist die deutsche Kunst?,<br />

Leipzig 1999, S. 33.<br />

4 Thomas Mann, »Gedanken im Kriege« (1914),<br />

zit. nach: Hofmann 1999 (wie Anm. 3), S. 43. Zur<br />

Stereotypenbildung beim Thema »deutsch« vgl.<br />

auch Hans Belting, Identität und Zweifel. Ansichten<br />

der deutschen Kunst, Köln 1999; Volker<br />

Gebhardt, Das Deutsche in der deutschen Kunst,<br />

Köln 2004. Zur »Nationalisierung des <strong>Expressionismus</strong>«:<br />

Magdalena Bushart, Der Geist der<br />

Gotik und die expressionistische Kunst, München<br />

1990, S. 93 ff.<br />

5 Hans Poelzig, »Festspielhaus in Salzburg«<br />

(1921), zit. nach: Julius Posener (Hrsg.), Hans<br />

Poelzig, Berlin 1970, S. 144.<br />

6 Heinrich Wölfflin, »Akademie­Rede« (1914),<br />

zit. nach: Fritz Schumacher, Strömungen in<br />

deutscher Baukunst seit 1800, Köln 1935 / 1955,<br />

S. 179.<br />

7 Wilhelm Worringer, in: Kunst und Künstler, 13,<br />

1915, S. 85 ff., zit. nach: Walter Zimmermann,<br />

»Wem gehört die Gotik?«, in: Hannes Böhringer<br />

und Beate Söntgen (Hrsg.), Wilhelm Worringers<br />

Kunstgeschichte, München 2002, S. 226.<br />

Wilhelm Worringer, »Vorwort zur dritten Auflage«,<br />

in: ders., Abstraktion und Einfühlung. Ein<br />

Beitrag zur Stilpsychologie, 3. Aufl., München<br />

1918, S. VII f.<br />

8 Paul Fechter, Der <strong>Expressionismus</strong>, München<br />

1919, S. 33.<br />

9 Fritz Burger, Die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts<br />

(Handbuch der Kunstwissenschaft,<br />

o. Nr.), T. 1: Einführung in die moderne Kunst,<br />

Berlin­Neubabelsberg 1917, S. 115.<br />

10 Adolf Behne, »Organisation, Deutschtum und<br />

die Kunst«, in: Zeit­Echo, 1, 1914 / 15, S. 364, zit.<br />

nach: Bushart 1990 (wie Anm. 4), S. 114.<br />

11 Vgl. Ausstellungen wie Expressionism. A German<br />

Intuition in den USA (1980 / 81), German Ex pressionists<br />

Paintings in Neu­Delhi (1982), German<br />

Art in the 20th Century (London 1985; Stuttgart<br />

1986), Espressionismo tedesco. Arte e società<br />

(Venedig 1997).<br />

12 Vgl. u. a. John Willett, Expressionism,<br />

London 1970 (dt.: <strong>Expressionismus</strong>, München<br />

1970), S. 192 ff. Stefan Germer, »Kunst der<br />

Nation. Zu einem Versuch, die Avantgarde zu<br />

nationalisieren«, in: Bazon Brock und Achim<br />

Preiß (Hrsg.), Kunst auf Befehl? Dreiunddreißig<br />

bis Fünfundvierzig, München 1990, S. 21 ff.<br />

13 Helmut Schmidt, Menschen und Mächte, Berlin<br />

1998, S. 211 ff.<br />

14 Vgl. Im Kampf um die Kunst. Die Antwort auf<br />

den »Protest deutscher Künstler«, München 1911.<br />

15 Adolf Behne, »Bruno Taut«, in: Pan, 3, 23,<br />

1912 / 13, S. 538 ff.<br />

16 Vgl. Wolfgang Pehnt, Die Architektur des Expres ­<br />

sionismus, 3. Aufl., Ostfildern­Ruit 1998, S. 14.<br />

17 William Richard Lethaby, »Modern German<br />

Architecture and What We May Learn From It«,<br />

in: The Architectural Association Journal, 1, 1915,<br />

abgedr. in: Form in Civilization, London 1922,<br />

S. 96 ff. Charles­Édouard Jeanneret, Étude sur<br />

le mouvement d’art décoratif en Allemagne, La<br />

Chaux­de­Fonds 1912, S. 14 (dt.: Mateo Kries<br />

(Hrsg.), Le Corbusier. Studie über die deutsche<br />

Kunstgewerbebewegung, Weil 2008).<br />

18 Hermann Muthesius, Das englische Haus,<br />

3 Bde., Berlin 1904 / 05, zit. nach: ders.,<br />

Das moderne Landhaus und seine innere<br />

Ausstattung, 2. Aufl., München 1905, S. XI.<br />

19 Vgl. Anthony Alofsin, Frank Lloyd Wright. The<br />

Lost Years 1910–1922. A Study of Influence,<br />

Chicago / London 1993, S. 12 ff., hier S. 39:<br />

»When I came to Europe in 1909 only one<br />

architect interested me, Josef Maria Olbrich,<br />

for his work at Darmstadt.«<br />

20 Erich Mendelsohn an Luise Mendelsohn,<br />

8. 11. 1924, Kunstbibliothek, Staatliche Museen<br />

zu Berlin, zit. nach: Oskar Beyer (Hrsg.), Erich<br />

Mendelsohn. Briefe eines Architekten, München<br />

1961, S. 76.<br />

21 Pjotr Kropotkin, Mutual Aid. A Factor of Evolution,<br />

London 1902 (dt.: Gegenseitige Hilfe in der Ent­<br />

wicklung, Leipzig 1904).<br />

22 Eckart von Sydow, Die deutsche expressionistische<br />

Kultur und Malerei, Berlin 1920, S. 8.<br />

23 Hans Much, Heimatkultur (Deutschtum. Flugschriften<br />

des Reichsbundes für Heimatkunst, 1),<br />

Siegen 1918.<br />

24 Hendrik Petrus Berlage, Gedanken über Stil<br />

in der Baukunst, Leipzig 1905; ders., Grundlagen<br />

und Entwicklung der Architektur, Rotterdam<br />

/ Berlin 1908.<br />

25 Hermann Finsterlin an Erich Mendelsohn,<br />

22. 5. 1924, Kunstbibliothek, Staatliche Museen<br />

zu Berlin.<br />

26 Jan Frederik Staal, »Die Stadtkrone von Bruno<br />

Taut«, in: Wendingen, 2, 4, 1919, S. 9 f.<br />

27 Rudolf Steiner, Gesamtausgabe, Bd. 28: Mein<br />

Lebensgang, 7. Aufl., Dornach 1962, S. 454.<br />

28 Maurizio Calvesi, »L’Espressionismo tedesco e<br />

l’arte italiana«, in: Stephanie Barron und Wolf­<br />

Dieter Dube (Hrsg.), Espressionismo tedesco.<br />

Arte e società, Mailand 1997, S. 59 ff.<br />

29 Virgilio Marchi, Architettura futurista, Foligno<br />

1924, S. 64.<br />

30 Vgl. Selim O. Chan­Magomedow, Pioniere der<br />

sowjetischen Architektur, Dresden 1983.<br />

31 Nikolai Iwanowitsch Iszelenow, »Die Architektur<br />

in Russland«, in: Frühlicht, 3, 1921 / 22, S. 89.<br />

Der junge Rudolf Schwarz exzerpierte den<br />

Aufsatz und baute das beigefügte grafische<br />

Schema des Stufenbergs in seinen eigenen<br />

Schriften aus.<br />

32 Adolf Behne, »Wiedergeburt der Baukunst«, in:<br />

Bruno Taut, Die Stadtkrone, Jena 1919, S. 130 f.<br />

33 Reginald Isaacs, Walter Gropius. Der Mensch<br />

und sein Werk, Bd. 1, Berlin 1983, S. 89. Daniel<br />

Schreiber, »Die Offenbarung. Zur frühen Rezep<br />

tion Gaudís in Deutschland«, in: Gaudí<br />

in Deutschland, hrsg. von Rainer Stamm und<br />

Daniel Schreiber, Ausst.­Kat. Kunstsammlungen<br />

Böttcherstraße Bremen, Köln 2004.<br />

14_Pehnt_V2.indd 383 09.10.2010 7:11:33 Uhr<br />

383


Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920, Regie: Paul Wegener, Standfotografie,<br />

Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.<br />

14_Pehnt_V2.indd 384 09.10.2010 7:11:34 Uhr


14_Pehnt_V2.indd 385 09.10.2010 7:11:34 Uhr


Hans Poelzig, Ohne Titel (Ghettostadt, Straßen), Skizze für einen Bautenentwurf zum<br />

Film Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920, Kohle, Adolf und Luisa Haeuser­Stiftung für<br />

Kunst und Kulturpflege, Frankfurt a. M.<br />

386<br />

14_Pehnt_V2.indd 386 09.10.2010 7:11:35 Uhr


Hans Poelzig, Ohne Titel, Architekturskizze mit handschriftlicher Notiz, o. J., Bleistift,<br />

unten: Ohne Titel, Architekturskizze, o. J., Bleistift, Adolf und Luisa Haeuser­Stiftung für<br />

Kunst und Kulturpflege, Frankfurt a. M.<br />

14_Pehnt_V2.indd 387 09.10.2010 7:11:35 Uhr<br />

387


Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920, Regie: Paul Wegener, Standfotografie,<br />

Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.<br />

388<br />

14_Pehnt_V2.indd 388 09.10.2010 7:11:36 Uhr


Hans Poelzig, Plakat zum Film Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920, Regie:<br />

Paul Wegener, Lithografie, Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin<br />

14_Pehnt_V2.indd 389 09.10.2010 7:11:36 Uhr<br />

389


Hans Poelzig, Plakat zum Film der UFA Union Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920,<br />

Regie: Paul Wegener, Lithografie, Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin<br />

390<br />

14_Pehnt_V2.indd 390 09.10.2010 7:11:37 Uhr


Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920, Regie: Paul Wegener, Standfotografie,<br />

Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.<br />

14_Pehnt_V2.indd 391 09.10.2010 7:11:37 Uhr<br />

391


Hans Poelzig, Ohne Titel, Architekturskizze, o. J., Bleistift, unten: Ohne Titel, Skizze<br />

für einen Bautenentwurf zum Film Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920, Bleistift,<br />

Adolf und Luisa Haeuser­Stiftung für Kunst und Kulturpflege, Frankfurt a. M.<br />

392<br />

14_Pehnt_V2.indd 392 09.10.2010 7:11:38 Uhr


Hans Poelzig, Ohne Titel, Skizze zum unrealisierten Filmprojekt Vineta, 1920,<br />

Mischtechnik, unten: Ohne Titel, Architekturskizze, 1918 / 19, Kohle, Adolf und<br />

Luisa Haeuser­Stiftung für Kunst und Kulturpflege, Frankfurt a. M.<br />

14_Pehnt_V2.indd 393 09.10.2010 7:11:39 Uhr<br />

393


Hans Poelzig, Ohne Titel (Ghettohügel), Skizze zu einem Bautenentwurf<br />

zum Film Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920, Bleistift, Adolf und<br />

Luisa Haeuser­Stiftung für Kunst und Kulturpflege, Frankfurt a. M.<br />

394<br />

14_Pehnt_V2.indd 394 09.10.2010 7:11:39 Uhr


Hans Poelzig, Ohne Titel, Skizzen für einen Bautenentwurf zum Film Der Golem, wie er in<br />

die Welt kam, 1920, 1. Reihe: Doppelturm, Kohle, Doppelturm, Bleistift, Ghettomauer, Stadttor,<br />

Bleistift, 2. Reihe: Ghettomauer, Stadttor, Bleistift, Ghettomauer, Stadttor, schwarze Wachskreide,<br />

Gewölbe, Golem, Bleistift und Kohle, Adolf und Luisa Haeuser­Stiftung für Kunst und<br />

Kulturpflege, Frankfurt a. M.<br />

14_Pehnt_V2.indd 395 09.10.2010 7:11:40 Uhr<br />

395


Otto Bartning, Modell einer expressionistischen Kirche mit Pfarr­ und Gemeindehaus,<br />

um 1921, unten: Modell einer expressionistischen Kirche, um 1921, Fotografien,<br />

Otto­Bartning­Archiv der Technischen Universität Darmstadt<br />

396<br />

14_Pehnt_V2.indd 396 09.10.2010 7:11:41 Uhr


Lyonel Feininger, Ohne Titel, um 1914, Fotografien, unten: Die Stadt am Ende der Welt,<br />

um 1914, Holz, farbig gefasst, 14 Häuser, Sammlung Dr. Hermann Klumpp. Lyonel­Feininger­<br />

Galerie Quedlinburg<br />

14_Pehnt_V2.indd 397 09.10.2010 7:11:41 Uhr<br />

397


Lyonel Feininger, Villa am Strand, aus: Bauhaus­Mappe I. Neue europäische Grafik, Nr. 4,<br />

Weimar 1921 / 22, Holzschnitt, Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin<br />

398<br />

14_Pehnt_V2.indd 398 09.10.2010 7:11:42 Uhr


Erich Heckel, Kniende am Stein, 1914, Holzschnitt, Kupferstichkabinett,<br />

Staatliche Museen zu Berlin<br />

14_Pehnt_V2.indd 399 09.10.2010 7:11:42 Uhr<br />

399


Walter Gropius, Programm des Bauhauses, April 1919, Erstveröffentlichung: vierseitiges<br />

Flugblatt, April 1919 (mit dem Holzschnitt einer Kathedrale von Lyonel Feininger)<br />

400<br />

Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit<br />

ist der Bau! Ihn zu schmücken war einst<br />

die vornehmste Aufgabe der bildenden Künste,<br />

sie waren unablösliche Bestandteile der großen<br />

Baukunst. Heute stehen sie in selbstgenügsamer<br />

Eigenheit, aus der sie erst wieder erlöst werden<br />

können durch bewußtes Mit- und Ineinanderwirken<br />

aller Werkleute untereinander. Architekten,<br />

Maler und Bildhauer müssen die vielgliedrige<br />

Gestalt des Baues in seiner Gesamtheit und<br />

in seinen Teilen wieder kennen und begreifen<br />

lernen, dann werden sich von selbst ihre Werke<br />

wieder mit architektonischem Geiste füllen, den<br />

sie in der Salonkunst verloren.<br />

Die alten Kunstschulen vermochten diese<br />

Einheit nicht zu erzeugen, wie sollten sie auch,<br />

da Kunst nicht lehrbar ist. Sie müssen wieder in<br />

der Werkstatt aufgehen. Diese nur zeichnende<br />

und malende Welt der Musterzeichner und<br />

Kunstgewerbler muß endlich wieder eine bauende<br />

werden. Wenn der junge Mensch, der Liebe<br />

zur bildnerischen Tätigkeit in sich verspürt,<br />

wieder wie einst seine Bahn damit beginnt, ein<br />

Handwerk zu erlernen, so bleibt der unproduktive<br />

»Künstler« künftig nicht mehr zu unvollkommener<br />

Kunstübung verdammt, denn seine<br />

Fertigkeit bleibt nun dem Handwerk erhalten,<br />

wo er Vortreffliches zu leisten vermag.<br />

Architekten, Bildhauer, Maler,<br />

wir alle müssen zum Handwerk zur<br />

ü c k ! Denn es gibt keine »Kunst von Beruf«.<br />

Es gibt keinen Wesens un ter schied zwischen dem<br />

Künstler und dem Handwerker. D e r Kü n s t l e r<br />

ist eine Steigerung des Hand werkers.<br />

Gnade des Himmels läßt in seltenen Lichtmomenten,<br />

die jenseits seines Wollens stehen, unbewußt<br />

Kunst aus dem Werk seiner Hand erblühen, d i e<br />

Grundlage des Werkmäßigen aber ist<br />

u n e r l ä ß l i c h für jeden Künstler. Dort ist der<br />

Urquell des schöpferischen Gestaltens.<br />

Bilden wir also eine neue Zunft der<br />

Handwerker ohne die klassentrennende Anmaßung,<br />

die eine hochmütige Mauer zwischen<br />

Handwerkern und Künstlern errichten wollte!<br />

Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam<br />

den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer<br />

Gestalt sein wird: Architektur und Plastik<br />

u n d Malerei, der aus Millionen Händen der<br />

Handwerker einst gen Himmel steigen wird als<br />

kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden<br />

Glaubens.<br />

PROGRAMM DES STAATLICHEN<br />

BAUHAUSES IN WEIMAR<br />

Das Staatliche Bauhaus in Weimar ist<br />

durch Vereinigung der e h e m a l i g e n G r o ß -<br />

herzoglich Säch sischen Hochschule<br />

für bildende Kunst mit der ehemaligen<br />

Großherzoglich Sächsischen Kunstgewe<br />

r b e s c h u l e unter Neuangliederung einer<br />

Abteilung für Baukunst entstanden.<br />

Ziele des Bauhauses.<br />

Das Bauhaus erstrebt die Sammlung alles<br />

künstlerischen Schaffens zur E i n h e i t , d i e<br />

Wiedervereinigung aller werkkünstlerischen<br />

Diszi p l i n e n – Bildhauerei, Malerei,<br />

Kunstgewerbe und Handwerk – zu einer<br />

neuen Baukunst als deren unablösliche Bestandteile.<br />

Das letzte, wenn auch ferne Ziel<br />

des Bauhauses ist d a s E i n h e i t s k u n s t -<br />

werk – der große Bau –, in dem es keine<br />

Grenze gibt zwischen monumentaler und<br />

dekorativer Kunst.<br />

Das Bauhaus will Architekten, Maler und<br />

Bildhauer aller Grade je nach ihren Fähigkeiten<br />

zu tüchtigen Handwerkern oder<br />

selbstständig schaffenden Künstler<br />

erziehen und eine Arbeits gemeinschaft führender<br />

und werdender Werkkünstler gründen, die<br />

Bauwerke in ihrer Gesamtheit – Rohbau, Ausbau,<br />

Ausschmückung und Einrichtung – aus<br />

gleich geartetem Geist heraus einheitlich zu gestalten<br />

weiß.<br />

Grundsätze des Bauhauses.<br />

Kunst entsteht oberhalb aller Methoden,<br />

sie ist an sich nicht lehrbar, wohl aber d a s<br />

H a n d w e r k . Architekten, Maler, Bildhauer<br />

sind Handwerker im Ursinn des Wortes,<br />

deshalb wird als unerläßliche Grundlage<br />

für alles bildnerische Schaffen die<br />

gründliche handwerkliche Ausbild<br />

u n g aller Studierenden in Werkstätten und<br />

auf Probier- und Werkplätzen gefordert. Die<br />

eigenen Werkstätten sollen allmählich ausgebaut,<br />

mit fremden Werkstätten Lehrverträge<br />

abgeschlossen werden.<br />

Die Schule ist die Dienerin der Werkstatt,<br />

sie wird eines Tages in ihr aufgehen. Deshalb<br />

nicht Lehrer und Schüler im Bauhaus, sondern<br />

Meister, Gesellen und Lehrlinge.<br />

Die Art der Lehre entspringt dem Wesen<br />

der Werkstadt:<br />

Organisches Gestalten aus handwerklichem<br />

Können entwickelt.<br />

Vermeidung alles Starren: Bevorzugung<br />

des Schöpferischen; Freiheit der Individualität,<br />

aber strenges Studium.<br />

Zunftgemäße Meister- und Gesellenproben<br />

vor dem Meisterrat des Bauhauses oder vor<br />

fremden Meistern.<br />

Mitarbeit der Studierenden an den Arbeiten<br />

der Meister.<br />

Auftragsvermittlung auch an Studierende.<br />

Gemeinsame Planung umfangreicher utopischer<br />

Bauentwürfe – Volks- und Kultbauten<br />

– mit weitgestecktem Ziel. Mitarbeit aller<br />

Meister und Studierenden – Architekten, Maler,<br />

Bildhauer – an diesen Entwürfen mit dem Ziel<br />

allmählichen Einklangs aller zum Bau gehörigen<br />

Glieder und Teile.<br />

Ständige Fühlung mit Führern des Handwerks<br />

und Industrien im Lande.<br />

Fühlung mit dem öffentlichen Leben, mit<br />

dem Volke durch Ausstellungen und andere<br />

Veranstaltungen.<br />

Neue Versuche im Ausstellungswesen zur<br />

Lösung des Problems, Bild und Plastik im architektonischen<br />

Rahmen zu zeigen.<br />

Pflege freundschaftlichen Verkehrs zwischen<br />

Meistern und Studierenden außerhalb der<br />

Arbeit; dabei Theater, Vorträge, Dichtkunst,<br />

Musik, Kostümfeste. Aufbau eines heiteren Zeremoniells<br />

bei diesen Zusammenkünften.<br />

14_Pehnt_V2.indd 400 09.10.2010 7:11:43 Uhr<br />

[…]


Programm<br />

des Bauhauses<br />

Bauhaus Manifest<br />

14_Pehnt_V2.indd 401 09.10.2010 7:11:43 Uhr<br />

401


15_Breuer_V2.indd 402 08.10.2010 14:55:33 Uhr


ESSAY<br />

»Kristallenes Sinnbild eines neuen<br />

kommenden Glaubens«<br />

Expressionistisches Handwerk und<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> am Bauhaus<br />

Gerda Breuer<br />

Gerda Breuer<br />

15_Breuer_V2.indd 403 08.10.2010 14:55:34 Uhr


Der Unterschied zwischen Kunsthandwerk<br />

und Design, den die Designgeschichte zu<br />

ihrem Gründungsmythos zählt und der einhergeht<br />

mit der Vorstellung, dass sich das<br />

an der Industrie orientierte Design in Opposition<br />

zum handwerklichen Unikat entwickelt<br />

hat, ist an einem der bekanntesten<br />

Pro tagonisten der Moderne nachzuvollziehen:<br />

dem Staatlichen Bauhaus Weimar.<br />

Wenn heute von der Bauhaus­Moderne die<br />

Rede ist, denkt man zuerst an ein sachlichfunktionales<br />

Design, das die Gestalterschule<br />

als eine der ersten geprägt haben soll. 1<br />

Zahllose Neuauflagen der Möbelklassiker<br />

aus dem Bauhaus zeugen von dem Image<br />

einer zeitlosen Modernität, wie auch die<br />

Architektur der Schule mit dem Bild von<br />

der »weißen Moderne«, dem schmucklosen<br />

Funktionalismus, verbunden ist. 2 Lange Zeit<br />

wurden in der Rückerinnerung die expressionistischen<br />

Anfänge vom Bauhaus­Bild<br />

ab gekoppelt und ausgeblendet. Erst in den<br />

letzten Jahren wird verstärkt darauf hingewiesen,<br />

dass die langlebige Wirk mäch tigkeit<br />

der modernen Schule gerade auf der<br />

Anfangseuphorie beruht, die ganz mit dem<br />

<strong>Expressionismus</strong> und dem Handwerk verbunden<br />

ist. 3<br />

Begriffsverwirrungen<br />

Der Begriff »<strong>Expressionismus</strong>« ist als Stilbezeichnung<br />

der bildenden Kunst entliehen und<br />

wird schon seit Langem auf die Architektur<br />

übertragen – nicht immer überzeugt und anfangs<br />

als kulturgeschichtliche Randerscheinung<br />

oder »störendes Zwischenspiel«<br />

404<br />

4 betrachtet.<br />

Der Durchbruch, den die Wertung der expressionistischen<br />

Architektur durch Ulrich Conrads<br />

und Hans G. Sperlichs Phantastische Architektur<br />

1960 und Wolfgang Pehnts Standardwerk<br />

Die Architektur des <strong>Expressionismus</strong> 1973 erlangte,<br />

ist ihr im Design nie gelungen. Hier ist<br />

der Begriff vergleichsweise unspezifisch geblieben.<br />

Es ist kein Zufall, dass er sich vor allem<br />

mit Reproduktionsgrafiken verbindet, kommen<br />

sie doch der bildenden Kunst am nächsten: beispielsweise<br />

der Holzschnitt von Max Pechstein<br />

auf einem Pamphlet des Arbeitsrats für Kunst<br />

(Abb. S. 146), der von Bruno Taut gestaltete<br />

Buchdeckel zu Ja! – Stimmen des Arbeitsrates<br />

für Kunst in Berlin und das Titelblatt des Bauhaus­Manifests<br />

von Lyonel Feininger (Abb. 1),<br />

alle drei von 1919. Typografie, Möbeldesign,<br />

Textil, Metallgeräte, Keramik, all die anderen<br />

Produkte aus den Werkstätten des Bauhauses,<br />

werden ungleich seltener mit dem <strong>Expressionismus</strong><br />

in Verbindung gebracht.<br />

Viele Bauhaus­Spezialisten reduzieren die<br />

expressionistische Phase auf das kurzzeitige<br />

Vorspiel der Gründungsjahre, das in die Weimarer<br />

Anfangszeit hineinreicht. 5 Aus dem<br />

Zu sammenhang großer Ereignisse mit dem<br />

Cha rakter eines <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s herausgenommen,<br />

fehlen dem Design (im heutigen<br />

Wort gebrauch) allerdings häufig die typischen<br />

stilistischen Erkennungsmerkmale, die<br />

bei der Grafik, Skulptur und der Architektur<br />

selbstverständlich sind.<br />

Den sich sukzessive vollziehenden Stilwechsel<br />

in der Formentwicklung seiner<br />

Möbel veranschaulicht Marcel Breuer<br />

beispielsweise an der Aneinanderreihung<br />

mehrerer Stills eines geplanten Films,<br />

die jeweils einen seiner Stühle abbilden:<br />

Am Anfang steht sein Afrikanischer Stuhl<br />

(Abb. 2) aus der Frühzeit des Bauhauses,<br />

ein Gemeinschaftswerk mit Gunta Stölzl.<br />

Thronähnlich wie für einen Stammesfürsten<br />

geschaffen, das konstruktive Gerüst<br />

aus Kirschholz und Eiche, grob geschnitten<br />

und bemalt, bespannt mit Textil fasern<br />

aus Seide, Hanf, Wolle und Baumwolle<br />

in Form eines farbigen abstrakten Gemäldes,<br />

hat das Möbel eine exotischüber<br />

höhende Formensprache. Der Sinn<br />

für Außereuropäisches, für sogenannte<br />

»primitive« Gesellschaften, kommt den<br />

Bildern der Brücke­Maler nahe. Das Individuum,<br />

und daher das Unikat und die<br />

Handschrift des Künstlers, der sichtbare<br />

handwerkliche Herstellungsprozess stehen<br />

im Vordergrund – nicht die abstrakt­<br />

sachliche Formensprache wie sie das<br />

moderne industrielle Serienprodukt kennzeichnen<br />

sollte, für das in den letzten<br />

Stills der hinterbeinlose Stahlrohrstuhl<br />

oder der Clubsessel B3, der heute sogenannte<br />

Wassily Chair, stehen, ein<br />

aus zwei Stahlrohrstangen zusammengestecktes<br />

transparentes Gebilde, mit<br />

robus tem »Eisengarn« bespannt. Sie<br />

verkörperten das Möbel der neuen Zeit.<br />

In diesem Fall stehen sich stilistische Elemente<br />

gegenüber – ein Gegensatz zwischen dem<br />

künstlerisch­handwerklichen Einzelstück auf<br />

der einen Seite und dem industriellen Serienprodukt<br />

auf der anderen Seite. Die Definition<br />

dessen, was die Merkmale des <strong>Expressionismus</strong><br />

in den angewandten Künsten sind, war<br />

aber bei den Zeitgenossen widersprüchlich.<br />

Sie reicht vom Schrei und der Eruption bis zur<br />

inneren Intensität, dem Schaffen »von innen heraus«,<br />

6 vom Gemeinschaftsprodukt der Handwerker<br />

bis zum individuellen Einzelstück des<br />

Kunsthandwerks, vom regellosen Ausdrucksbedürfnis<br />

jenseits der Erfahrung und jenseits<br />

des Akademismus bis zu gemeinsamen stilistischen<br />

Elementen wie der Deformation der<br />

Gegenstandswelt und der Nähe zur bildenden<br />

Kunst. Das auf Gebrauch hin angelegte Design<br />

und der <strong>Expressionismus</strong> erscheinen deshalb<br />

auf den ersten Blick als Gegensatz.<br />

Gleichwohl vertraten auch die »Konstruktivisten«,<br />

die sich in Opposition zum Bauhaus um<br />

den De­Stijl­Vertreter Theo van Doesburg in der<br />

Nähe der Schule und mit einigen begeisterten<br />

Bauhaus­Schülern zusammenfanden, die Idee<br />

des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s, auch wenn sie das<br />

schmucklose, ganz aus dem Geist der Maschinenproduktion<br />

heraus entwickelte Serienprodukt<br />

anstrebten. »Wir schaffen das <strong>Gesamtkunstwerk</strong>.<br />

Die Zusammenarbeit von Architektur und Plastik<br />

und Malerei (gemeinsam) mit Industrie und<br />

Technik, Leben«, schreibt der Bauhaus­Schüler<br />

Werner Graeff, der zu den Opponenten und zur<br />

Weimarer Gruppe der Aufrührer gehört, in seinem<br />

Pamphlet »Für das Neue«. 7<br />

Gemeinschaft der Handwerker<br />

In diesem Fall erschließt sich der <strong>Expressionismus</strong><br />

als Gegenbild eines modernen Weltbildes:<br />

Ein ästhetischer Überschuss und das indivi­<br />

duelle Handwerk stören die neue Auffassung<br />

von sachlicher, an der neuesten Technik orientierten<br />

Massenproduktion, die eine bessere<br />

Voraussetzung für die Einlösung einer modernen<br />

und gerechteren Welt sein soll. Das <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

bleibt aber in Wirklichkeit eine<br />

übergreifende Idee. Denn <strong>Expressionismus</strong><br />

und Handwerk waren in den Anfängen des<br />

Bauhauses essenziell auf eine Gemeinschaft<br />

hin angelegt.<br />

Mit der Gründung des Bauhauses wollte sein<br />

Direktor Walter Gropius den Studierenden<br />

eine solide handwerkliche Ausbildung angedeihen<br />

lassen. Sie setzte sich, trotz fehlender<br />

Kurse am Bauhaus selbst, als eine Mischung<br />

aus baumeisterlicher Grundausbildung an<br />

der benachbarten Baugewerkenschule, dem<br />

Privatbüro von Gropius und der Vermittlung<br />

der Gedanken der Berliner Avantgarde des<br />

Arbeitsrats für Kunst und der Gläsernen Kette<br />

zusammen. Der pathetisch­beschwörende<br />

Duktus des Gründungsmanifestes der Schule<br />

von 1919, das das erste Programm der Lehrfächer<br />

begleitete, entspricht ganz dem Geist<br />

des <strong>Expressionismus</strong> der Vor­ und unmittelbaren<br />

Nachkriegszeit. Gropius, vorbildlich<br />

informiert über die Reformpädagogik seit der<br />

Jahrhundertwende, hatte bereits 1915 / 16, als<br />

er als Nachfolger Henry van de Veldes für die<br />

Leitung der Weimarer Kunstgewerbeschule<br />

diskutiert wurde, die Idee von der Werkgemeinschaft<br />

von »Architekten, Bildhauer[n]<br />

und Handwerker[n] aller Grade« 8 vorformuliert,<br />

wie sie in das spätere Bauhaus­Manifest<br />

einfloß, und auch schon hier die romantische<br />

Idee der mittelalterlichen Bauhütte als Vorbild<br />

zugrunde gelegt. Als Gründungsmitglied und<br />

Teil des Leitungsgremiums des Arbeitsrats<br />

wollte Gropius Kunst und Architektur im Sinne<br />

der räterepublikanischen Initiativen dieser<br />

Zeit im Volk fundieren. »An der Spitze steht<br />

der Leitsatz: Kunst und Volk müssen eine Einheit<br />

bilden. Die Kunst soll nicht mehr Genuss<br />

Weniger, sondern Glück und Leben der Masse<br />

sein. Zusammenschluss der Künste unter<br />

den Flügeln einer großen Baukunst ist das<br />

Ziel«, heißt es in einem Flugblatt des Arbeitsrats<br />

vom 1. März 1919 (Abb. S. 166 / 167). 9<br />

Gegen die Partikularinteressen Einzelner stand<br />

nun die Gemeinschaft des Volkes. Moralische<br />

Kategorien durchdrangen die programmatischen<br />

Äußerungen der künstlerischen Gemeinschaften,<br />

von Brüderlichkeit, Nächstenliebe und Wahrheit<br />

war die Rede. Wie sich die Menschen verbünden<br />

sollten, so auch die Künste unter der Fahne der<br />

Mutter aller Künste: der Architektur. Es wurden<br />

die Bauwerke der Vergangenheit beschworen, die<br />

gotischen Kathedralen vor allem, aber auch die<br />

indischen Tempel oder die Tempelanlage Angkor<br />

Vat im heutigen Kambodscha – Hans Luckhardt<br />

gab sich in der Gläsernen Kette den Geheimnamen<br />

Angkor –, die ägyptischen Pyramiden oder<br />

die fernöstlichen Pagoden, in denen die Volksgemeinschaft<br />

ihren künstlerischen Ausdruck fand<br />

(Abb. S. 364 / 365). Es war jene »Geisteseinheit«,<br />

die Gropius in ihnen eingelöst sah. 10<br />

Die Aufbruchphase kurz nach Kriegsende beflügelte<br />

Künstler, Architekten und Designer zu<br />

einer Euphorie für neue Entwürfe, wenn auch<br />

zunächst nur auf dem Papier. Hohe Kriegsverschuldung,<br />

wirtschaftliche Not, politische Krisen,<br />

die mit Aufständen einhergingen, führten<br />

15_Breuer_V2.indd 404 08.10.2010 14:55:34 Uhr


1<br />

Lyonel Feininger, Kathedrale des Sozialismus, Titelblatt zum Programm<br />

des Staatlichen Bauhauses in Weimar, 1919, Holzschnitt, Privatbesitz<br />

15_Breuer_V2.indd 405 08.10.2010 14:55:35 Uhr<br />

405


406<br />

Gerhard Marcks, Postkarte zur<br />

Bauhaus-Ausstellung in Weimar, 1923,<br />

Lithografie, Privatbesitz, Bremen<br />

3<br />

2<br />

Marcel Breuer und Gunta Stölzl, Afrikanischer Stuhl, 1921,<br />

Eiche und Kirschholz, bemalt mit wasserlöslichen Farben,<br />

Hanf, Wolle, Baumwolle, Seide, Bauhaus-Archiv, Berlin<br />

4<br />

Paul Klee, Postkarte zur Bauhaus-Ausstellung in<br />

Weimar, 1923, Lithografie, Privatbesitz, Bremen<br />

15_Breuer_V2.indd 406 08.10.2010 14:55:36 Uhr


zum Ende der Monarchie und zur Ausrufung<br />

der Weimarer Republik. Gleichwohl war die<br />

Zeit offen für soziale Reformen. Architekten,<br />

Künstler und Designer suchten sich nicht zuletzt<br />

am Bedarf und der Verbesserung der Lebensumstände<br />

unterer Volksschichten zu orientieren.<br />

Während sich der Unmut der Künstler<br />

vor allem gegen die Akademien wendete, setzten<br />

die Architekten, Designer und Archi tektur<br />

theoretiker das Programm des Deut schen<br />

Werkbunds fort, dessen Mitglieder sie nahezu<br />

alle waren. Jetzt war man aber weniger<br />

an nationalökonomischen und unternehmerischen<br />

Interessen orientiert, sondern sozial­<br />

gemein schaftliche Ziele dienten als Remedur<br />

der Fehl entwicklungen des Kriegs, des großen<br />

Völker mordens. Der linke und halblinke Flügel<br />

des Werkbunds setzte sich durch. 11<br />

Sie schlossen sich zu Arbeitsgemeinschaften,<br />

zu Bünden, Räten, kleinen funktionstüchtigen<br />

Zellen und nicht zuletzt zu einer<br />

Schule zusammen, die einen ganzheitlichen<br />

Aufbau der Volksgemeinschaft anstrebte.<br />

Die Idee des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s<br />

wurde hier auf die soziale Gemeinschaft<br />

hin angewendet. Nicht selten wurde das<br />

Bild der »Brüderkette« bemüht. »Brüder!<br />

Nicht schießen«, lautete das Schild, das<br />

die Novemberrevolutionäre bei jeder Kundgebung<br />

vor sich hertrugen. Die wehrpflichtigen<br />

Aufständischen revoltierten gegen<br />

den unbedingten Gehorsam, der ihnen als<br />

Soldaten vom Monarchen Wilhelm II. auferlegt<br />

worden war. Notfalls sollten sie die<br />

eigenen Verwandten, Brüder und Eltern<br />

niederschießen, wenn diese sich gegen<br />

die herrschende Ordnung auflehnten. Zum<br />

ersten Mal stritten die Soldaten nun für<br />

Bürger sinn, Freiheit und Demokratie. Infolgedessen<br />

strebten die Architekten nicht<br />

nur Versammlungs­, Bildungs­, Kultur­ und<br />

Erholungsstätten an, sondern ihre Bauten<br />

sollten symbolischen Charakter haben: Es<br />

waren Volkshäuser – Mittelpunkt und Symbol<br />

der sozialen Gemeinschaft. Viele Entwürfe<br />

waren allerdings so utopisch, dass<br />

sie kaum zu realisieren waren. Das Gesteigerte,<br />

Überhöhte kennzeichnete den <strong>Expressionismus</strong>,<br />

das O­Mensch­Pathos.<br />

Lyonel Feinigers kubistisch­zersplitterte gotische<br />

Kirche auf dem Titelblatt des Bauhaus­Programms<br />

(Abb. 1), Sinnbild des Zukunftsbaus, verbildlicht<br />

die Emphase, mit der das expressionistische<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> auch am Bauhaus verwirklicht<br />

werden sollte: »Das Endziel aller bildnerischen<br />

Tätigkeit ist der Bau! [...] Wollen, erdenken,<br />

erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau<br />

der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird:<br />

Archi tektur und Plastik und Malerei, die aus Millionen<br />

Händen der Handwerker einst gen Himmel<br />

steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen<br />

kommenden Glaubens«, heißt es dort (s. S. 400). 12<br />

Die Kirche war das überhöhende Sinnbild eines<br />

einstigen gelungenen Gesamtkunst werks aus<br />

Architektur, Malerei, Bildhauerei, wie es die gotische<br />

Kathedrale für die Romantik darstellt, in der<br />

die Handwerker in Gemeinschaftsarbeit und kollektiven<br />

Entscheidungen am Bau arbeiteten. Die<br />

Kirche war mithin eine Metapher für eine nicht<br />

entfremdete Societas, eine Art basisdemokratische<br />

Zelle, in der das Individuum in Gemeinschaft,<br />

Nation, Menschheit und einer gemeinsa­<br />

men Spiritualität aufging und Entscheidungen für<br />

die Gemeinschaft traf. Sie war im wahrsten Sinne<br />

des Wortes Baustein für den Aufbau einer demokratischen<br />

Gesellschaft.<br />

Der Holzschnitt Feiningers griff in seinem aufsprengenden<br />

Zeichenduktus nicht nur die stilistischen<br />

Elemente des <strong>Expressionismus</strong> auf,<br />

sondern auch dessen Amalgam aus Praxisorientierung<br />

und Zukunftsgläubigkeit: Er überhöhte<br />

das Programm der Schulreform zu einem visionären<br />

Künstlermanifest und evozierte bei den<br />

Schülern, die geworben werden sollten, Begeisterung.<br />

Er vermittelte ein Gemeinschaftsgefühl,<br />

am Aufbau einer großen Zukunftsidee<br />

mitzuwirken und die Rolle einer Avantgarde zu<br />

übernehmen. Später, als Gropius längst seine<br />

Losung für die Neuorientierung des Bauhauses<br />

herausgegeben hatte, »Kunst und Technik«<br />

zu einer »neuen Einheit« zu verbinden, 13 und<br />

die Alltagsgegenstände wie auch der Bau von<br />

Georg Muche auf der ersten wichtigen öffentlichen<br />

Ausstellung in Weimar 1923 eine neue<br />

Formen sprache annahmen, nämlich die der<br />

funktionalen Sachlichkeit, spielten Elemente der<br />

alten Metaphern eine identitätsstiftende Rolle.<br />

So sind es beispielsweise auf der Postkarte<br />

von Gerhard Marcks zu dieser Aus stellung,<br />

die Manifest der programmatischen Wende<br />

von den kunsthandwerklichen Anfängen<br />

zum industriellen Prototyp sein sollte, die<br />

Hände, die den Bau tragen. Die lang gezogenen<br />

Finger, die das schlichte Versuchshaus<br />

am Horn in Weimar tragen, das das<br />

überhöhende Bild der gotischen Kathedrale<br />

nun durch einen »Zweckbau« ersetzte, erwecken<br />

die Assoziation an Flammen, Symbol<br />

der Reinigung und des Lichtes (Abb. 3).<br />

Und auch die zweite Postkarte zur Ausstellung<br />

lässt Anklänge an expressionistische<br />

Ideen erkennen. Auch das abstraktere Bild<br />

der geometrischen aufgetürmten Farbfelder<br />

von Paul Klee, auf deren Spitze sich das<br />

Versuchshaus erhebt, erinnert an den Turm<br />

vieler expressionistischer Volkshäuser und<br />

greift ein Symbol des <strong>Expressionismus</strong> auf:<br />

den Kristall (Abb. 4).<br />

Selbst beim neuen Schulgebäude in Dessau, das<br />

Gropius zwei Jahre später nach dem Umzug verwirklichen<br />

konnte, sticht der mehrgeschossige<br />

vollverglaste Werkstättentrakt wie ein Monument<br />

der Arbeit hervor (Abb. 5). Durch die Spiegelungen<br />

im Glas wirkt er wie ein Kristall. Trotz der Anmutung<br />

einer neuen Sachlichkeit der Objekte, die<br />

das Kunstvolle des <strong>Expressionismus</strong> abgestreift<br />

hatten, trotz einer Architektur, die wie ein »moderner<br />

Zweckbau« wirken wollte und die in ihrer<br />

Funktion den Werkstätten als »Laboratorien« – die<br />

nach dem Vorbild der Industrie neue Produktentwicklungen<br />

erforschen, planen, in kleinen Serien<br />

selbst herstellen und ansonsten synergetisch mit<br />

oder im Auftrag der Industrie arbeiten sollten –<br />

entsprechen sollte, blieb die Idee des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s<br />

erhalten. Nur wurde diese Idee jetzt<br />

in eine von der neuen zukunftsweisenden Produktivkraft<br />

Industrie geformte Welt übertragen,<br />

die den Menschen Gleichheit und Gerechtigkeit<br />

bringen sollte. Erst Hannes Meyer, ab 1928 der<br />

zweite Direktor des Bauhauses, setzte der Idee<br />

des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s, der Gropius noch durch<br />

die künstlerische und inhaltliche Überhöhung der<br />

Form anhing, einen strengen Funktionalismus<br />

entgegen: Planen durch Funktionsanalyse und<br />

Konstruktion sowie eine Arbeitsmethode, die sich<br />

am Teamwork des Kollektivs orientiert; höhere<br />

Wirtschaftlichkeit, gesteigerte Effektivität und<br />

eine dezidierte soziale Orientierung: »Volksbedarf<br />

statt Luxusbedarf« – sie waren nun die neuen<br />

Ziele. Am Erscheinungsbild machte sich dies<br />

deutlich: Die Gegenstände und die Architektur<br />

verloren ihre Strahlkraft, waren nur mehr »nützliche«<br />

Dinge.<br />

Wohnhaus Adolf Sommerfeld<br />

Es war der langjährige Freund von Gropius und<br />

Gönner des Bauhauses, der Bauunternehmer<br />

Adolf Sommerfeld, der Gropius und seiner<br />

Schule in den Jahren der Not mit einer Schiffsladung<br />

Bauholz ermöglichte, die Vorstellung<br />

vom ganzheitlichen Bauen am Beispiel eines<br />

Wohnhauses umzusetzen. Haus Sommerfeld<br />

wurde von Gropius 1920, das heißt unmittelbar<br />

nach der Gründung der Schule, zusammen mit<br />

seinem Partner, dem Architekten Adolf Meyer,<br />

entworfen, ein Jahr später im Berliner Vorort<br />

Dahlem realisiert und mit Bauhaus­Lehrern und<br />

­schülern aus den einzelnen Werkstätten ausgebaut.<br />

Das Haus sollte von dem geprägt sein,<br />

was Gropius im Bauhaus­Manifest als »einer<br />

Gestalt« bezeichnet: ein Haus wie aus einem<br />

formalen Guss und ganz dem Handwerk, dem<br />

in der Bauhaus­Schule vermittelten »Werkmäßigen«,<br />

geschuldet sein. Die Ankündigung<br />

des Richtfestes, das Bauherr und Bauhäusler<br />

am 18. Dezember 1920 feierten, kommt dem<br />

gesteigerten Effekt nahe, den die Stimmung<br />

des Bauhaus­Manifestes vermittelte: In einem<br />

Strahlenkranz von Bleistift­Schraffuren eingebettet,<br />

gebrochen in kubische Felder, leuchtet<br />

das Haus wie ein dunkler Kristall (Abb. 6).<br />

Das Haus wurde zu einem Paradigma der<br />

Einheit von Kunst und Kunsthandwerk, ein<br />

Bau, an dem die einzelnen Bauhäusler<br />

zwar mit eigener Handschrift arbeiteten,<br />

sich aber einem Geist verbunden fühlten.<br />

Dörte Helm und Marcel Breuer realisierten<br />

die kubischen Holzmöbel, die schon die<br />

einfachen Formen der späteren Stahlrohrmöbel<br />

vorwegnehmen. Die Eingangstüren<br />

und die Holzvertäfelungen der Wände des<br />

Treppenhauses wurden mit ihren künstlerisch­dekorativen<br />

Einkerbungen von Joost<br />

Schmidt gestaltet, von Josef Albers stammten<br />

die Buntglas­Fenster im Treppenaufgang<br />

(Abb. 7). Die Studentinnen der Textilwerkstatt<br />

entwarfen die Vorhänge und<br />

Sesselpolsterungen.<br />

Das Denkmal der Märzgefallenen<br />

von Walter Gropius<br />

Im selben Jahr realisierte Gropius das Grabdenkmal<br />

für die Märzgefallenen (Abb. 8). Die Verbundenheit<br />

mit dem Nachkriegsexpressionismus ist<br />

hier in seinem Engagement für die Revolutionäre<br />

und zugleich in der Formensprache des Monuments<br />

auf die Spitze getrieben.<br />

Sein Entwurf zeigt eine schroff in<br />

die Höhe steigende Keilform, die<br />

aus mehreren unregelmäßigen kantigen<br />

Teilelementen zusammengefügt<br />

ist und sich ohne Sockel wie<br />

aus der Erde erhebt. Das Ensemble<br />

mehrerer kleiner und einer großen 407<br />

15_Breuer_V2.indd 407 08.10.2010 14:55:36 Uhr


Grabstelle auf einer trapezförmigen Anlage<br />

auf dem Weimarer Friedhof war als Er innerung<br />

an die neun während des Kapp­Putsches<br />

erschossenen Arbeiter gedacht. 14 Als<br />

»Endgrab« in der »Brüdergräberkette« kam<br />

ihm eine besondere Bedeutung zu: Beauftragt<br />

vom Gewerkschaftskartell Weimars<br />

wirkte es wie ein »Blitzstrahl«, der sich »aus<br />

dem Grabesboden als Wahrzeichen des lebendigen<br />

Geistes« erhob und war ein politisches<br />

Fanal für die ungebrochene Kraft der<br />

Aufständischen.<br />

Wie auch Ludwig Mies van der Rohes späteres<br />

Denkmal für Karl Liebknecht und Rosa<br />

Luxemburg (1926) transformierte Gropius das<br />

Monument von der Figuration und Symbolhaftigkeit<br />

tradierter Zeichen in eine Abstraktheit,<br />

bei der allein die Form und das Material Beton<br />

die Idee bestimmen.<br />

Johannes Ittens Turm des Feuers<br />

Gropius wollte wie die alten Baumeister<br />

großer vergangener Zeiten bauen. »Als<br />

Ideal der Ausbildung eines Architekten<br />

stellte uns – 1922 bei der Immatrikulation<br />

– Gropius den angeblichen Werdegang<br />

indi scher Baumeister dar: Dieser<br />

erlerne erst ein Handwerk, und wenn<br />

er dieses vollkommen beherrsche, ein<br />

zweites, dann ein drittes, ein viertes, ein<br />

fünftes – bis er sich endlich Baumeister,<br />

Architekt nennen dürfe«, erinnerte sich<br />

der Bauhaus­Schüler Werner Graeff.<br />

408<br />

15 In<br />

die Idee des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s wurden<br />

daher ma teriale und formale Übernahmen<br />

aus außereuro päischen Ländern<br />

integriert. Es war vor allem der neue<br />

Be deutungsgehalt der Zi tate, der die<br />

künstlerischen Kon strukte und die Alltagsdinge<br />

metaphorisch auflud und mit<br />

dem man die Dinge beleben wollte.<br />

Als eine symbolische Zusammenfassung vieler<br />

Elemente des Lebens und Zeichen für<br />

eine neue Synthese von Weltbildern dient der<br />

spiralförmige Turm des Feuers von Johannes<br />

Itten. 16 Itten begann mit dem Bauprojekt vor<br />

seinem Atelier im Park an der Ilm unmittelbar<br />

nach seinem Amtsantritt am Bauhaus im<br />

November 1919, anfänglich nannte er ihn »Glockenturm«,<br />

»Glasturm« oder auch »Turm des<br />

Lichts«, später dann Turm des Feuers.<br />

Wie viele Vertreter der Gläsernen Kette,<br />

unter anderen Wenzel Hablik, Bruno<br />

Taut oder Hermann Finsterlin, betrachtete<br />

Itten Materialien in Bedeutungskon ­<br />

stellationen, die er esoterischen Zusammen<br />

hängen entnahm. Er war Anhänger<br />

der Mazdaznan­Lehre und generell den<br />

Weltreligionen und Lebensphilosophien,<br />

der an throposophischen Lehre Rudolf<br />

Steiners sowie der Theosophie verbunden<br />

und lernte den indischen Nobelpreisträger<br />

für Literatur Rabindranath<br />

Tagore 1920 in Weimar kennen. Für Itten<br />

war Gestalten weit mehr als das Entwerfen<br />

von Alltags gegenständen, und er versuchte<br />

es in ein ganzheitliches Konzept<br />

der Pädagogik, zu dem auch eine neue<br />

Atem­, Ernährungs­ und Sexuallehre<br />

zählte, zu integrieren. Den esoterischen<br />

Richtungen fühlten sich am Bauhaus<br />

auch Wassily Kandinsky, Georg Muche<br />

und Lothar Schreyer verbunden.<br />

Aus seinen Tagebuchblättern ist uns das<br />

Konzept für den Turm des Feuers durch<br />

Skizzen und Beschriftung bekannt (Abb. 9):<br />

Er vereinte Farbklänge, astrologische Tierkreiszeichen,<br />

verschiedene Materialien, geo­<br />

metrische und stereometrische Formen. Im<br />

Glaspavillon von Bruno Taut auf der Werkbund­Ausstellung<br />

in Köln 1914 traten in einem<br />

völlig anderen Erscheinungsbild, aber<br />

dennoch durchaus verwandt, die Kombinationen<br />

aus Naturmaterialien und Artefakten,<br />

Farben und Metallen, Glas und Beton, ja sogar<br />

Schriftelementen von Paul Scheerbart,<br />

dem Dichter der Lebensreform, zutage. Eigentlich<br />

ein Auftragswerk der Glasindustrie<br />

veranschaulichte der Pavillon als kristalline<br />

Glas­, Farb­ und Lichtarchitektur die Vision<br />

von einer neuen Zeit jenseits einer reinen<br />

Zweckarchitektur. Auch Wenzel Hablik kombinierte<br />

in seinen Kuppelbau­Zeichnungen<br />

Angaben zu den verschiedensten Materialien;<br />

er beschrieb sie in seiner »Welt­Schule<br />

für das Werk aus Menschenhand« als »Bau­<br />

Material Eisenbeton, Stahl, Kupfer, Glas<br />

in allen Farben und Arten – Platin, Gold,<br />

Silber – Marmor«. Und er sah die Umsetzungen<br />

seiner Zeichnungen als Symbole für<br />

ein menschenwürdigeres Leben. »Nicht um<br />

›Riesenunternehmen fürs Geschäft‹ zu organisieren,<br />

wohl aber um die Menschen in der<br />

Idee zur positiven Tat zu einen, um die Kräfte<br />

der Zerstörung zu binden im Gedanken an<br />

die schöpferische Kraft in uns [...].« 17 Solche<br />

neuartigen Zusammenspiele auszuprobieren,<br />

war folglich in der Zeit unmittelbar vor<br />

Ausbruch des Weltkrieges und danach verbreitet.<br />

Itten versuchte nun, sie für die Lehre<br />

fruchtbar zu machen.<br />

Metallwerkstatt und Materialmystik<br />

Die besondere Bedeutung der Bauhaus­Metallwerkstatt<br />

unter der Leitung von Johannes Itten,<br />

zeitweilig auch unter der von Oskar Schlemmer,<br />

bestand darin, dass Itten die mystische Bedeutung<br />

von Metallen auch in diese Werkstatt einbrachte.<br />

Er sah die »Gold­Silber­Kupferschmiede«, eine<br />

der wichtigsten Abteilungen der Metallwerkstatt,<br />

nicht nur als Übungsfeld für seine Grundlehre an,<br />

die Übungen in Proportion, Kontrast, Rhythmus<br />

und Textur erprobte, sondern betrachtete sie<br />

auch als Teil seiner ganzheitlichen, esoterischen<br />

Lehre. Metall hatte im Mittelalter eine besondere<br />

Bedeutung in der Alchemie, die Itten nicht unbekannt<br />

gewesen sein dürfte. So erinnern manche<br />

handwerklichen Objekte aus der Zeit bis 1923<br />

auch an Kultgeräte wie liturgisches Gerät oder<br />

haben Anklänge an »Kosmisches«, wie die Weltkugel<br />

bei einer Deckelschale aus Kupfer von<br />

Naum Slutzky (Abb. 10).<br />

Um 1922 meldete sich aber auch Kritik an, ob<br />

die Orientierung am mittelalterlichen Handwerk<br />

noch zeitgemäß sei, auch wenn man sie aktualisieren<br />

würde. So meinte Oskar Schlemmer:<br />

»Ich glaube nicht an das Handwerk. Das Handwerk<br />

des Mittelalters stellen wir nicht wieder<br />

her, so wenig wie die Kunst des Mittelalters,<br />

auch nicht relativ im entsprechend modernen<br />

Sinn. Es ist überholt durch die ganz moderne<br />

Entwicklung. Handwerkliches Kunstgewerbe im<br />

Zeitalter der Maschine und Technik wird Ware<br />

für die Reichen, ohne die breite Basis von ehedem<br />

und Wurzel im Volk. Das Handwerk von<br />

ehedem macht heute die Industrie, oder sie<br />

wird es machen nach ihrer ganzen Entwicklung:<br />

typisierte solide, materialechte Gebrauchsgegenstände<br />

[...].« 18<br />

Gleichwohl hatte auch László Moholy­Nagy,<br />

der die Metallwerkstatt 1923 übernahm und<br />

der der von Gropius neu ausgerufenen Orientierung<br />

von Kunst an Technik Ausdruck<br />

verleihen wollte, eine geradezu mystische<br />

Relation zur Materialität des Metalls, auch<br />

wenn er nun den Auftrag hatte, eine Industrieform<br />

zu entwickeln. »Als Gropius mir die<br />

Leitung der Metallwerkstatt übertrug, bat<br />

er mich, sie unter dem Gesichtspunkt der<br />

industriellen Formgebung neu aufzubauen.<br />

Bis dahin war sie eine Gold­ und Silberschmiedewerkstatt<br />

gewesen, die Weinkrüge<br />

und Samowars, kunstvolle Schmuckstücke,<br />

Kaffeegeschirr usw. herstellte. Es kam einer<br />

Revolution gleich, die Arbeit dieser Werkstatt<br />

ändern zu wollen, denn ihr Berufsstolz<br />

verbot den Gold­ und Silberschmieden die<br />

Verwendung von Eisenmetallen, Nickel und<br />

Chrom.« 19<br />

Moholy­Nagys Faszination für die Phänomene<br />

des Lichts, wie er sie in seinen Schriften beschrieb<br />

und in der Fotografie, den Fotogrammen,<br />

dem Film und vor allem bei seinem Licht­<br />

Raum­Modulator immer wieder durchspielte, ist<br />

aber auch bei den modernen Metallgeräten zu<br />

erkennen. Spiegelungen im Glanz der Silbergeräte<br />

und des verchromten Metalls wurden eingefangen<br />

und waren ein beliebtes Motiv in den<br />

Fotografien seiner Schüler. Diese Wirkungen<br />

des Materials gingen über eine reine Zweckrationalität<br />

hinaus, die ja eigentlich gefordert<br />

war. Glas und glänzende Metalle, sie waren<br />

nicht nur Zeichen der modernen Industriekultur,<br />

sondern auch noch der Metaphorik der expressionistischen<br />

angewandten Kunst verbunden.<br />

Epilog<br />

Gropius hatte schon zu Beginn, als er 1919<br />

in Weimar das Direktorat der beiden Zweige<br />

der Lehreinrichtung, der Hochschule für bildende<br />

Kunst und der Kunstgewerbeschule,<br />

übernahm, deren Zusammenlegung durchgesetzt.<br />

Die Vereinigung von »hoher« und »niederer«<br />

Kunst war mithin ein reformerischer<br />

Akt – schon die Wortmarke »Bauhaus« wies<br />

darauf hin. Heute erinnert man sich jedoch<br />

kaum mehr an die ursprüngliche Idee von<br />

der Einheit der Künste. Unter dem Druck,<br />

Prototypen für die Industrie zu entwickeln,<br />

entschied sich Gropius für eine Neuorientierung,<br />

in der nicht mehr Kunst und Handwerk<br />

verquickt, sondern eine moderne Industrieform<br />

entwickelt werden sollte. Es war diese<br />

Ausrichtung, die, gestützt durch den Einfluss<br />

mehrerer Lehrer wie László Moholy­Nagy<br />

und Herbert Bayer, in unser heutiges Bauhaus­Bild<br />

eingeflossen ist. Doch unabhängig<br />

von der Neuausrichtung hin zu einem technikorientierten<br />

Bauhaus mit einer gewandelten<br />

ästhetischen Formensprache blieb die Idee<br />

des <strong>Gesamtkunstwerk</strong>s für das Bauhaus wäh­<br />

rend der gesamten Zeit des Direktorates von<br />

Gropius essenziell.<br />

15_Breuer_V2.indd 408 08.10.2010 14:55:36 Uhr


7<br />

Eingangshalle des Hauses Sommerfeld, Schnitzereien von Joost Schmidt<br />

und Sessel von Marcel Breuer, Fotografie, Bauhaus-Archiv, Berlin<br />

5<br />

Lucia Moholy, Die Fassade des Werkstättentraktes<br />

am Bauhaus-Dessau, 1926, Fotografie<br />

Martin Jahn, Programm für das<br />

Richtfest des Hauses Sommerfeld<br />

am 18. Dezember 1920, Holzschnitt<br />

15_Breuer_V2.indd 409 08.10.2010 14:55:37 Uhr<br />

6<br />

409


410<br />

9<br />

Johannes Itten, Entwurfsskizze,<br />

Turm des Feuers, Einzelseite<br />

aus dem Tagebuch, 1919, Stift,<br />

Bauhaus-Archiv, Berlin<br />

Naum Slutzky, Kugelförmige Dose,<br />

1920, Kupfer, Bauhaus-Archiv, Berlin<br />

10<br />

8<br />

Walter Gropius, Denkmal<br />

für die Märzgefallenen, 1920 / 21,<br />

Fotografie<br />

15_Breuer_V2.indd 410 08.10.2010 14:55:38 Uhr


Das im Titel verwendete Zitat stammt aus dem<br />

Gründungsmanifest des Bauhauses, 1919.<br />

1 Das Bauhaus war ein Spiegel der Weimarer Republik<br />

und unterlag insofern auch den Wandlungen<br />

dieser Zeit. In der neueren Literatur rückt<br />

man heute stark von der Stilisierung der Schule<br />

als einziger Quelle modernen Designs ab.<br />

2 Vgl. Gerda Breuer, Die Erfindung des Modernen<br />

Klassikers. Avantgarde und ewige Aktualität,<br />

Ostfildern­Ruit 2001; Bauhausstil zwischen<br />

International Style und Lifestyle, hrsg. Regina<br />

Bittner, Ausst.­Kat. Stiftung Bauhaus Dessau,<br />

Berlin 2003.<br />

3 Siehe vor allem die letzten Veröffentlichungen<br />

zum 90. Gründungsjubiläum des Bauhauses:<br />

Das Bauhaus kommt aus Weimar, hrsg. von Ute<br />

Ackermann und Ulrike Bestgen für die Klassik­<br />

Stiftung Weimar, Ausst.­Kat. Bauhaus­Museum,<br />

Weimar; Berlin / München 2009; modell bauhaus,<br />

Ausst.­Kat. Bauhaus­Archiv, Museum für<br />

Gestaltung, Berlin; Stiftung Bauhaus Dessau;<br />

Klassik Stiftung Weimar; Ostfildern 2009.<br />

4 Neben Sigfried Giedion und Ernst Bloch war es<br />

vor allem Nikolaus Pevsner, der den <strong>Expressionismus</strong><br />

ablehnte: »Der <strong>Expressionismus</strong> galt ihm<br />

gar als ein störendes Zwischenspiel, das nur<br />

den Fortschritt der Moderne aufgehalten habe.«<br />

Wolfgang Pehnt, [Nachwort], in: Nikolaus<br />

Pevsner, Wegbereiter moderner Formgebung von<br />

Morris bis Gropius, Köln 1983, S. 245; unter dem<br />

Titel Pioneers of Modern Movement erstmals<br />

erschienen 1936.<br />

5 Vgl. z. B. Magdalena Droste, »Bauhaus Weimar.<br />

Das expressionistische Bauhaus« in: dies. für<br />

das Bauhaus­Archiv Berlin, Bauhaus 1919–1933,<br />

Köln 1998, S. 21.<br />

6 Adolf Behne, »Bruno Taut«, in: Pan, 3, 23,<br />

7. 3. 1913, S. 538 ff.<br />

7 Werner Graeff, »Für das Neue«, in: De Stijl, 5,<br />

5, 1922, S. 74 f.<br />

8 Aus der Denkschrift zur Neuorganisation des<br />

Bauhauses unter der Ägide von Henry van de<br />

Velde, zit. nach: Annemarie Jaeggi, »Modell<br />

Bauhaus«, in: Berlin / Dessau / Weimar 2009<br />

(wie Anm. 3), S. 14.<br />

9 Am 1. 3. 1918 wählt die Vollversammlung des<br />

Arbeitsrats für Kunst den Geschäftsausschuss<br />

und die Leitung, neben dem Architekten Bruno<br />

Taut der Architekt und spätere Bauhaus­Direktor<br />

Walter Gropius, der Maler und Grafiker César<br />

Klein und der Kunstkritiker Adolf Behne.<br />

10 »Gebilde, die Zweck und Notdurft schaffen, stillen<br />

nicht Sehnsucht nach einer von Grund aus<br />

neu erbauten Welt der Schönheit, nach Wiedergeburt<br />

jener Geisteseinheit, die sich zur Wundertat<br />

der gotischen Kathedrale aufschwang.«<br />

Walter Gropius, »Der neue Baugedanke«, in:<br />

Das hohe Ufer, 1, 1919, S. 87 f.<br />

11 Vgl. Gerda Breuer, »<strong>Expressionismus</strong> und Politik«,<br />

in: Bau einer neuen Welt. Architektonische<br />

Visionen des <strong>Expressionismus</strong>, hrsg. von Rainer<br />

Stamm und Daniel Schreiber, Ausst.­Kat. Kunstsammlungen<br />

Böttcherstraße, Bremen; Bauhaus­<br />

Archiv, Museum für Gestaltung, Berlin; Köln<br />

2003, S. 150–164.<br />

12 Gründungsmanifest des Staatlichen Bauhauses<br />

Weimar, zit. nach: Hans M. Wingler, Das Bauhaus<br />

1919–1933, Weimar, Dessau, Berlin, Köln<br />

1962, S. 38 f.<br />

13 Gropius merkte im Februar 1922 die »breite<br />

Kluft zwischen der Tätigkeit, wie wir sie in<br />

unseren Werkstätten üben, und dem gegenwärtigen<br />

Stand der Industrie und des Handwerks<br />

draußen« an; Walter Gropius, »Notizen zu<br />

einem Rundschreiben an die Bauhaus­Meister<br />

vom 3. 2. 1922«. Im Oktober desselben Jahres<br />

forderte er die Meister der Werkstätten auf,<br />

sich von der »romantischen Arbeitsweise« zu<br />

distanzieren, bei der Dinge geschaffen werden<br />

»die vielleicht besonders kostbar, sicher aber<br />

besonders zeitraubend seien und mit den praktischen<br />

Anforderungen, die das heutige Leben<br />

stellt, nichts zu tun haben.« Man solle sich stattdessen<br />

auf die rationellen Herstellungsmethoden<br />

und den Entwurf »nützlicher Gegenstände«<br />

konzentrieren; Pro to koll der Besprechung der<br />

Meister am Bau haus, 3. 10. 1922, Bauhaus­Archiv<br />

Berlin, zit. nach: Klaus Weber, »›Vom Weinkrug<br />

zur Leuchte‹. Die Metallwerkstatt am Bauhaus«,<br />

in: Die Metallwerkstatt am Bauhaus, hrsg. von<br />

dems., Ausst.­Kat. Bauhaus­Archiv, Museum für<br />

Gestaltung, Berlin 1992. S. 9–39, hier S. 15.<br />

14 Allerdings wurden hier nur sieben Arbeiter<br />

beerdigt.<br />

15 Werner Graeff, »Gründungsmanifest«, in: ders.,<br />

Hürdenlauf durch das 20. Jahrhundert, hrsg. von<br />

Ursula Hirsch, Wiesbaden 2010, S. 23.<br />

16 Siehe u. a. Michael Siebenbrodt, »Eine Architektur­Farb­Licht­Klang­Plastik<br />

als ›Weltanschauungskunstwerk‹«,<br />

in: Berlin / Dessau /<br />

Weimar 2009 (wie Anm. 3), S. 64 ff.<br />

17 Hablik beschreibt den Sinn seiner Kuppelbauten<br />

in dem Zyklus Architektur auf Blatt 10, 1920, zit.<br />

nach dem Kommentar von Daniel Schreiber in:<br />

Bremen / Berlin 2003 (wie Anm. 11), S. 61.<br />

18 Tagebuch Oskar Schlemmer, ohne Datum<br />

[1922], typograf. Abschrift, Bauhaus­Archiv<br />

Berlin, zit. nach Weber 1992 (wie Anm. 13),<br />

S. 15.<br />

19 László Moholy­Nagy, »Vom Weinkrug zur<br />

Leuchte«, in: Herbert Bayer, Walter Gropius<br />

und Ise Gropius (Hrsg.), Bauhaus 1919–1928,<br />

Stuttgart 1955, S. 134; amerikan. Originalausg.:<br />

New York 1938.<br />

15_Breuer_V2.indd 411 08.10.2010 14:55:38 Uhr<br />

411


Wenzel Hablik, Dekorationsstoff Zackenmuster, 1911, Baumwolle,<br />

Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

15_Breuer_V2.indd 412 08.10.2010 14:55:38 Uhr


15_Breuer_V2.indd 413 08.10.2010 14:55:39 Uhr


Otto Heinrich Strohmeyer, Chile­Haus, aus der Mappe Hamburgische Abstraktion,<br />

1925, Linoldruck, Leihgabe Inken Drozd<br />

414<br />

15_Breuer_V2.indd 414 08.10.2010 14:55:39 Uhr


Hans Scharoun, Architekturphantasie, 1919, Aquarell und Bleistift auf Karton,<br />

Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt a. M.<br />

15_Breuer_V2.indd 415 08.10.2010 14:55:40 Uhr<br />

415


Gebrüder Dransfeld, Chile­Haus von Fritz Höger, 1922–1924, Fotografie,<br />

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

416<br />

15_Breuer_V2.indd 416 08.10.2010 14:55:40 Uhr


Fritz Dibbert, Chile­Haus, 1924, Holzschnitt, koloriert,<br />

Kupferstichkabinett, Hamburger Kunsthalle<br />

15_Breuer_V2.indd 417 08.10.2010 14:55:41 Uhr<br />

417


Ludwig Mies van der Rohe (Entwurf) und Curt Rehbein (Fotografie),<br />

Hochhaus am Bahnhof Friedrichstraße, Berlin, 1921 / 22, Fotografie der Fotomontage,<br />

Vintage Print, Silbergelatinabzug, Stiftung Bauhaus Dessau<br />

418<br />

15_Breuer_V2.indd 418 08.10.2010 14:55:41 Uhr


Hans Poelzig, Wettbewerbsentwurf. Hochhaus Bahnhof Friedrichstraße,<br />

Berlin. Perspektivische Ansicht Standpunkt D, Lösung B, 1921 / 22, Kohle<br />

auf Transparentpapier, Faksimile, Architekturmuseum der Technischen<br />

Universität Berlin<br />

Hugo Häring, Wettbewerbsentwurf. Hochhaus Bahnhof Friedrichstraße,<br />

1921 / 22, Bleistift und Kohle auf Transparentpapier, Hugo Häring­Archiv,<br />

Akademie der Künste, Berlin<br />

15_Breuer_V2.indd 419 08.10.2010 14:55:42 Uhr<br />

419


Wenzel Hablik, Ohne Titel (Central­Hotel. Sitzreihe mit Pfeilern),<br />

1922, Aquarell und Tempera, Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

420<br />

Wenzel Hablik, Central­Hotel, 1922, Fotografie,<br />

Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

15_Breuer_V2.indd 420 08.10.2010 14:55:42 Uhr


Wenzel Hablik, Entwurf zum Dekorationsstoff Zackenmuster, 1911, Aquarell,<br />

Bleistift und Tusche auf Patronenpapier, Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

15_Breuer_V2.indd 421 08.10.2010 14:55:42 Uhr<br />

421


Wenzel Hablik, Cape mit großem Mäander, 1920er­Jahre, Baumwolle,<br />

Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

422<br />

15_Breuer_V2.indd 422 08.10.2010 14:55:43 Uhr


Wenzel Hablik, Schale, um 1919, Holz und Ölfarbe,<br />

Wenzel­Hablik­Stiftung, Itzehoe<br />

Wenzel Hablik, Tischuhr, 1911, Messing und Kupfer (Uhrzeiger),<br />

Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Stiftung Schleswig­<br />

Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf und Dauerleihgeber<br />

15_Breuer_V2.indd 423 08.10.2010 14:55:44 Uhr<br />

423


Sascha Wiederhold, Umschlaggestaltung zu Melchior Vischer,<br />

Sekunde durch Hirn: ein unheimlich schnell rotierender Roman<br />

(Reihe: Die Silbergäule, hrsg. von Paul Steegemann), Hannover<br />

1920, Gouache auf Pappe, Berlinische Galerie, Landesmuseum<br />

für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin<br />

424<br />

Sascha Wiederhold, Umschlaggestaltung zu Kasimir Edschmid,<br />

Stehe von Lichtern gestreichelt (Reihe: Die Silbergäule, hrsg.<br />

von Paul Steegemann), Hannover 1919, Gouache auf Pappe,<br />

Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie<br />

und Architektur, Berlin<br />

15_Breuer_V2.indd 424 08.10.2010 14:55:45 Uhr


Sascha Wiederhold, Umschlaggestaltung zu Wilhelm Klemm, Traumschutt: Gedichte<br />

(Reihe: Die Silbergäule, hrsg. von Paul Steegemann), Hannover 1920, Gouache<br />

auf Pappe, Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und<br />

Architektur, Berlin<br />

15_Breuer_V2.indd 425 08.10.2010 14:55:45 Uhr<br />

425


426<br />

Auf der ho<br />

Woge des E<br />

Die Hambu<br />

Künstlerf<br />

1914 — 192<br />

16_Schuett_V2.indd 426 09.10.2010 7:14:01 Uhr


ESSAY<br />

Auf der hochtürmenden Woge des<br />

<strong>Expressionismus</strong><br />

Die Hamburger Künstlerfeste 1914–<br />

1924<br />

Rüdiger Schütt<br />

ochtürmenden<br />

Expres ionismus<br />

urger<br />

24<br />

fest<br />

Rüdiger Schütt<br />

16_Schuett_V2.indd 427 09.10.2010 7:14:01 Uhr<br />

427


In kulturhistorischen Darstellungen zum expressionistischen<br />

Aufbruch in Deutschland standen<br />

lange Zeit Metropolen wie Dresden oder Berlin<br />

im Fokus. Der Name Hamburgs erschien in<br />

diesem Zusammenhang bis vor Kurzem nur als<br />

Marginalie. 1 Dabei hatte sich in der Hansestadt –<br />

wenn auch verspätet – eine sehr vitale kulturelle<br />

Szene entwickelt: Hier rief Erich Ziegel<br />

1918 die Hamburger Kammerspiele als Spielstätte<br />

moder nen, expressionistischen Theaters<br />

ins Leben und schrieb Hans Henny Jahnn seine<br />

skandalumwitterten Stücke, hier schlossen sich<br />

junge bildende Künstler zur Hamburgischen<br />

Sezes sion zusammen, hier kreierten die Tänzer<br />

Lavinia Schulz und Walter Holdt ihre expressivskurrilen<br />

Ganzkör permasken. Die legendären,<br />

drei Tage dau ern den Künstlerfeste im Curiohaus<br />

liefen ähnlichen Veranstaltungen in anderen<br />

Städten den Rang ab und lockten Kulturschaffende<br />

aus ganz Deutschland an die Alster.<br />

Von einem einzigartigen <strong>Gesamtkunstwerk</strong> ist<br />

die Rede, von einem Brennspiegel, in dem die<br />

Aktionen der jungen Kunstavantgarde gebündelt<br />

wurden. Dies gilt vor allem für die frühen Feste,<br />

für die Künstlerfeste des <strong>Expressionismus</strong>.<br />

Ambitionierte Anfänge<br />

Künstlerfeste sind keine Erfindung des 20. Jahrhunderts,<br />

und auch eine topografische Eingrenzung<br />

lässt sich nicht vornehmen. Schon Albrecht<br />

Dürer wusste zu berichten, dass er in Antwerpen<br />

in den Zunftstuben seiner Malerkollegen ausgiebig<br />

bis spät in die Nacht gefeiert hatte. 2 Im Rom<br />

des 17. Jahrhunderts huldigten die Bamboccianti<br />

in ausschweifenden Festgelagen Bacchus, 3 und<br />

auch in München wurden ab 1819 Künstlerfeste<br />

veranstaltet, die weit über Bayern hinaus Beachtung<br />

fanden. 4<br />

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg etablierten<br />

sich in vielen Metropolen Deutschlands<br />

multidisziplinär ausgerichtete Künstlerfeste,<br />

etwa in Berlin und Düsseldorf, 5 Köln 6<br />

und Kiel, 7 am Bauhaus in Weimar 8 und – von<br />

Kurt Schwitters initiiert – in Hannover. 9 Doch<br />

erlangten die Hamburger Feste »hinsichtlich<br />

Vielfalt, Kontinuität und Gestaltungsaufwand«<br />

10 einen besonderen Status. Erstmals<br />

in der Geschichte der Künstlerfeste hatten<br />

sich Kreative aller Sparten zusammengefunden,<br />

um mit großem Aufwand eine Art <strong>Gesamtkunstwerk</strong><br />

zu schaffen, in dem sämtliche<br />

Künste gleichermaßen repräsentiert waren:<br />

»Architektur, Gartenkunst und Kunstgewerbe,<br />

Malerei, Plastik, Schauspielkunst, Musik und<br />

Gesang, Tanz und schließlich Literatur«. 11 Dies<br />

waren die Disziplinen, aus denen sich die<br />

jungen Künstler rekrutierten, die alljährlich in<br />

einem gemeinsamen Kraftakt beeindruckende<br />

Werke auf Zeit schufen.<br />

»Wir hatten eben damals mit der hochtürmenden<br />

Woge des <strong>Expressionismus</strong> eine<br />

gemeinschaftliche Begeisterung, einen<br />

Zu sammenklang der Gefühle, dem keine<br />

Materialschwierigkeiten Widerstand leisten<br />

konnten.« 12 So beschrieb der Architekt<br />

und Bildhauer Emil Maetzel das große<br />

Gemeinschaftsgefühl der Künstlerfest­<br />

Pio niere, die die hanseatische Kunstszene<br />

in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rü­<br />

428<br />

cken wollten, unter enormem Aufwand an<br />

Material und Zeit.<br />

Die Anfänge waren allerdings bescheiden<br />

und lassen sich vielfach aufgrund<br />

fehlender Überlieferung kaum mehr<br />

nachvollziehen. Fest steht jedoch, wann<br />

das erste Fest gefeiert wurde, auf das<br />

sich alle folgenden Künstlerfeste als Vorbild<br />

berufen sollten. Es war der Tag nach<br />

Aschermittwoch, der 26. Februar 1914:<br />

Auf Anregung ihres Lehrers Friedrich<br />

Adler veranstalteten die Schülerinnen<br />

und Schüler der Hamburger Kunstgewerbeschule<br />

am Ler chenfeld ein Künstlerfest,<br />

das als die Keimzelle der großen<br />

Feste der 1920er­Jahre gilt (Abb. 1):<br />

»Die Veranstalter brachten als Hauptgabe zum Fest<br />

ihre Jugend und gute Laune mit, sie spritzten ihre<br />

talentvollen Farbflecken an die Wände des Saals,<br />

[...] sie tanzten selbst in Zeit­ und zeitlosen Kostümen,<br />

wild und unermüdlich und ganz dem Rhythmus<br />

hingegeben, der damals Tango hieß, Puppen<br />

und Pierrots, groteske Masken und Ungeheuer. [...]<br />

Es ging durchaus nicht großartig zu, Geld hatte<br />

keiner übrig, die wenigsten wagten sich bis zu<br />

einem sauern Mosel, und Protzen, die die jungen<br />

Künstler mit Sekt tränkten, gab es nicht. In einer<br />

Ecke saßen ein paar hilflose Mütter zum Knäuel<br />

geballt; aber nicht allzulange. Der Bacchantismus<br />

vertrieb sie. Er kam aus der Trunkenheit ohne<br />

Wein, und das Ganze, ohne grobe Entladungen,<br />

ließ die feinen Spannungen einer erotisch geladenen<br />

Atmosphäre in allen Nerven spüren.« 13<br />

Der lautmalerische Titel Futurubumbum<br />

verwies in eine hoffnungsfrohe Zukunft –<br />

wenige Monate vor Ausbruch des Ersten<br />

Weltkriegs, aus dem viele der Organisatoren<br />

nicht mehr zurückkehrten.<br />

Während zunächst noch die Räume der Kunstgewerbeschule<br />

genutzt wurden, wechselte man<br />

nach dem Krieg in die Säle des Curiohauses an<br />

der Rothenbaumchaussee, eines der damals<br />

renommiertesten Veranstaltungsorte der Hansestadt.<br />

Dort wurde das zweite Künstlerfest am<br />

27. März 1919 unter dem Motto Dämmerung der<br />

Zeitlosen gefeiert (Abb. 2). Man wollte für einige<br />

wenige Stunden der Tristesse der Nachkriegszeit<br />

entfliehen, eintauchen in eine bunte Glitzer­<br />

und Farbenwelt, die den späteren Glamour der<br />

großen Künstlerfeste schon in sich trug.<br />

Warum Hamburg?<br />

Diese ersten Künstlerfeste wurden von einer<br />

jungen Kunstavantgarde ausgerichtet und standen<br />

schon im Zeichen des <strong>Expressionismus</strong>.<br />

Sie waren Experimentierfeld all derer, die in<br />

neuen Kunst­ und Lebensformen nach Sinn und<br />

Ausdruck suchten. Dabei ging es auch um die<br />

Emanzipation von Kunst und Kultur gegenüber<br />

einer Stadt, die in dieser Hinsicht vielen als eher<br />

unterentwickelt galt. Eine Künstlergemeinschaft,<br />

die durch selbst genommenen Freiraum die Möglichkeit<br />

zu experimentieren besaß und dies auch<br />

demonstrativ praktizierte, hatte es zur Zeit des<br />

wilhelminischen Deutschlands an der Niederelbe<br />

nicht gegeben. Während in Berlin und andernorts<br />

<strong>Expressionismus</strong> und Dada überkommene Kunstauffassungen<br />

und Konventionen zerschlugen,<br />

kam es in der Hansestadt erst spät zum Durchbruch<br />

der Moderne. Vielleicht liegt gerade in<br />

diesem unspektakulären Kontext der Kaufmannsstadt<br />

der Grund dafür, dass sich die Hamburger<br />

Künstlerfeste zu einer solchen Sensation entwi­<br />

ckeln konnten und zum Vorbild für vergleichbare<br />

Aktivitäten in anderen Städten wurden.<br />

Hinzu kam die relative Übersichtlichkeit<br />

der hanseatischen Kunstszene, in der jeder<br />

jeden kannte. Außerdem gab es engagierte<br />

Förderer, Kunstenthusiasten wie<br />

den Feuilletonchef der Neuen Hambur ger<br />

Zeitung, Hans Waldemar Fischer, der eine<br />

starke Anziehungskraft auf die Kunstavantgarde<br />

ausübte. 14 Dem Journalisten gelang<br />

es, die jungen Künstler in seiner Tafelrunde<br />

zu versammeln, einer zwanglosen<br />

Gemeinschaft, die sich regelmäßig in einem<br />

Alsterlokal am Jungfernstieg, Ecke<br />

Neuer Wall, traf. Hier fanden literarische<br />

Lesungen und kleine Konzerte, Tanzdarbietungen<br />

und Diskussionen statt. Künstlerische<br />

Experimente und Projekte wurden<br />

vorgestellt. Viele Darbietungen der<br />

Hamburger Künstlerfeste hatten zuvor<br />

ihre Feuer probe vor dem kleinen Kreis<br />

der Tafelrunde. So fungierte Hans W.<br />

Fischers Jour fix auch als Ideenschmiede<br />

für die Künstlerfeste, als ein Impulsgeber<br />

für deren Veranstalter und Orga nisatoren,<br />

die – selbstverständlich – alle Mitglieder<br />

der Tafelrunde waren.<br />

Ein Fest für alle Künste<br />

In Anspielung auf die Sieben Freien Künste<br />

gelang es 1920 mit der Gelben Posaune der 7,<br />

die Künstlerfeste weiter zu etablieren und ihnen<br />

eine beachtliche Popularität zu sichern,<br />

die nötig war, um in einer erweiterten (und<br />

somit kostspieligeren!) Form fortbestehen zu<br />

können (Abb. 3): »Es ist geglückt! – Geglückt<br />

in einer vollständigen Einheitlichkeit, weil sich<br />

alle Künstler, ob Architekt, Maler, Bildhauer<br />

oder Puppenspieler im stärksten Ausdruck –<br />

im <strong>Expressionismus</strong> – fanden«, 15 freute sich<br />

der Rezensent der Architekturzeitschrift Bau-<br />

Rundschau, in der es weiter heißt:<br />

»Die grauen Räume waren entmaterialisiert, Formen<br />

und Farben waren Explosionen, waren von so<br />

elementarer Gewalt, daß sie unmittelbar Freude<br />

auslösten.<br />

Der Erdgeschoßraum der ›Enthaupteten‹ von Prof.<br />

[Anton] Kling ließ in glänzenden Ausdrucksmitteln<br />

erkennen, daß man für Stunden nur noch ›Geist‹<br />

zu sein hatte. Hier war mehr Kunst als in manchen<br />

Hamb[urger] Kunstsalons. Der kleine anstoßende<br />

Saal war mit sehr feinen Beleuchtungskörpern,<br />

Masken und wenigem Dekor […] umgestaltet. Die<br />

Marionettenbühne von Hans Leip war in sehr gutem<br />

Maßstab. Die kubistischen Formen und Flächenteilungen<br />

der Klasse [Willi] Titze wären besser<br />

im Treppenhause angebracht gewesen, denn<br />

sie waren raumzerstörend.<br />

Desto stärker empfand man die Raumgeschlossenheit<br />

im großen Saal, den Baurat [Emil] Maetzel zu<br />

einem großen Zelt zusammengefasst hatte, und<br />

durch welches das vielfarbige Licht sternenhaft<br />

auf alle Kostümierten herabschwebte. Durch die<br />

gelb­schwarze, flächige Ornamentierung der Balkonbrüstung<br />

von [Otto] Fischer­Trachau waren<br />

diese gleich einem Strich am Himmelgewölbe vollständig<br />

entmaterialisiert und fanden Halt in den<br />

schwarzen, großornamentierten Kabarettnischen<br />

des Architekten Kurt F. Schmidt. Andere reizvolle<br />

Arbeiten von Prof. [Otto] Czeschka und Prof.<br />

[Arthur] Illies und [Friedrich] Adler mit ihren<br />

16_Schuett_V2.indd 428 09.10.2010 7:14:01 Uhr


3<br />

Ignaz Wiemeler, Die gelbe Posaune der 7,<br />

1920, Linoldruck, Museum für Kunst und<br />

Gewerbe Hamburg<br />

2<br />

Die Kunstgewerbeschüler auf dem<br />

ersten Künstlerfest Futurubumbum, 1914,<br />

in: Hamburger Woche, 5. März 1914, S. 3<br />

Hans Leip, Einladung zum Künstlerfest<br />

Dämmerung der Zeitlosen, 1919, Linolschnitt,<br />

Museum für Hamburgische Geschichte<br />

16_Schuett_V2.indd 429 09.10.2010 7:14:02 Uhr<br />

1<br />

429


430<br />

4<br />

Friedrich Adler, Richard Luksch und Kurt F. Schmidt,<br />

Dekoration des Curiohauses zum Künstlerfest »Götzenpauke«,<br />

aus: Bau-Rundschau, H. 6, 31. März 1921, S. 82 f., Fotografien,<br />

Deutsche 5 Nationalbibliothek Leipzig<br />

16_Schuett_V2.indd 430 09.10.2010 7:14:03 Uhr


Schülern der Kunstgewerbeschule gingen in dieser<br />

ganzen Skala mit, sodaß man nur immer wieder<br />

den Wunsch äußern möchte: Architekten, Maler<br />

und Bildhauer, kommt im täglichen Leben auch in<br />

so nahe Arbeitsgemeinschaft wie hier!« 16<br />

Für die Unterhaltung sorgte ein von Erich<br />

Pabst einstudiertes Kabarett sowie eine Tanzaufführung<br />

der lokalen Stars des modernen<br />

Ausdruckstanzes, Gertrud und Ursula Falke.<br />

Lange bevor der Ausdruckstanz durch Rudolf<br />

von Laban und seine Schülerin Mary Wigman<br />

populär wurde, hatten die Falke­Schwestern<br />

das Hamburger Publikum für neue Tanzformen<br />

sensibilisiert. 17 Maßgeblichen Anteil an deren<br />

breiter Akzeptanz hatte – auch hier wieder –<br />

Hans W. Fischer, der sich unermüdlich für den<br />

Ausdruckstanz einsetzte, als Publizist und als<br />

Organisator von Tanzabenden.<br />

Ein Höhepunkt des Künstlerfestes war<br />

die Premiere des wild­expressionistischen<br />

Marionettenstücks Der betrunkene<br />

Lebenskelch oder wider Willen ins Grab<br />

zurück der von dem Schriftsteller und<br />

Maler Hans Leip kurz zuvor gegründeten<br />

Hamburger Puppenspiele. 18 Allerdings<br />

waren die Akteure mit einer enormen<br />

Geräuschkulisse konfrontiert, verursacht<br />

durch die riesige Menge der ausgelassen<br />

feiernden Festbesucher, sodass das<br />

Puppenstück schließlich nur noch pantomimisch<br />

dargeboten werden konnte:<br />

»Im weißen Saal war eine überaus zierliche<br />

Bühne aufgebaut: die Hamburger Puppenspiele<br />

von Hans Leip. [...] Särge klappten<br />

gähnende Mäuler auf, und ihnen entstiegen<br />

der expressionistische Dichter Owelahuwi<br />

(jüngst durch Selbstmord geendet), die alte<br />

Waschfrau Chamissos, der Maler Röterich<br />

von Borstewald, und endlich – aus der Erdbodenperspektive<br />

erspähte ich eine feine<br />

Mädchenhand, die den Faden hielt – Zippe<br />

Semmelzeh, die Krone der Tänzerinnen. Der<br />

wilde Dichter warf seine Wortkaskaden von<br />

der Bühne, sie stürzten in das Gebrause und<br />

Gemurmel des Saals, der nicht zur Ruhe<br />

zu bringen war, und gingen dort unter. Es<br />

erwies sich als unmöglich, die Stille herzustellen.<br />

So musste schließlich auf das Wort<br />

ganz verzichtet werden, und die vier Puppen<br />

tanzten und gestikulierten stumm, aber mit<br />

eindrucksvoller Zappeligkeit.« 19<br />

Zur Gelben Posaune der 7 wurde erstmals ein<br />

Festalmanach mit einigen Texten sowie zwanzig<br />

Originalholzschnitten herausgegeben, geschaffen<br />

vor allem von Mitgliedern der kurz zuvor gegründeten<br />

Hamburgischen Sezession. Der Almanach<br />

setzte in Aufmachung und Inhalt hohe Maßstäbe<br />

an seine Nachfolger, die in den Folgejahren zu jedem<br />

Künstlerfest erschienen und heute wichtige<br />

Anhaltspunkte zur Rekonstruktion der Künstlerfeste<br />

geben.<br />

Künstler im Verein<br />

Um das einmal erreichte Niveau zu<br />

halten, schien es nötig, künftigen Festen<br />

einen orga nisatorischen Rahmen<br />

zu geben. Daher wurde am 4. Februar<br />

1921 ein eigener Verein gegründet:<br />

Künstlerfest Hamburg e. V. Dem Wortlaut<br />

der Satzung zufolge wollte man<br />

den »geselligen Zusammenschluss<br />

Hamburger Künstler und Kunstfreunde«<br />

fördern, »namentlich durch Veranstaltung<br />

von Künstlerfesten, um<br />

hierdurch auch allgemein die Beziehungen<br />

zwischen Künstlern, Kunstfreunden<br />

und Kunst zu stärken«. 20 Es<br />

sollte demnach zum einen der Zusammenhalt<br />

unter den Künstlern selbst<br />

gefestigt werden, zum anderen ging<br />

es aber auch um etwas anderes: Die<br />

Künstlerfeste sollten zwischen Künstler<br />

und Publikum vermitteln, sollten –<br />

und das war neu – vielleicht sogar<br />

potenzielle Mäzene ansprechen.<br />

Gründer und Erster Vorsitzender des Vereins<br />

war der charismatische Bildhauer Paul Hamann,<br />

der bis zu seiner Emigration 1933 für die Künstlerfeste<br />

von großer Bedeutung war. Als zweiter<br />

Vorsitzender fungierte der Lili-Marleen-Dichter<br />

Hans Leip. Die Zusammensetzung der Kommission<br />

spiegelte das gesamte Spektrum des damaligen<br />

Hamburger Kunst­ und Kulturlebens wider.<br />

Mitglieder waren der Maler und Bühnenbildner<br />

Willy Davidson, der Kapellmeister der Hamburger<br />

Kammerspiele Ernst Roters, die Architekten<br />

Max Gerntke, Kurt F. Schmidt und Karl Wenderoth,<br />

die Raumkünstler und Designer Friedrich<br />

Adler und Otto Fischer­Trachau, der Bildhauer<br />

Richard Luksch, die Schriftsteller Lovis H. Lorenz<br />

und Otto Palitzsch, Oberbaurat Emil Maetzel,<br />

die Grafiker Wilhelm Bauche und Willi<br />

Titze. Außerdem waren der Theaterregisseur<br />

Erich Engel, der Maler und Schriftsteller Otto<br />

Tetjus Tügel sowie der Verleger Bruno Sachse<br />

Mitglieder des Vereins. Später kamen noch die<br />

Schriftsteller Hans Henny Jahnn, Hans Harbeck<br />

und Harry Reuß­Löwenstein dazu. Zentrale Figur<br />

der Kommission und Ideengeber war, bis zu<br />

seinem Fortgang aus Hamburg 1923, 21 Hans W.<br />

Fischer, der sich aufgrund seines Engagements<br />

für die neue Kunst – Fischer war »literarisches<br />

Mitglied« der Hamburgischen Sezession – und<br />

als Förderer des Ausdruckstanzes den Ruf eines<br />

Mentors der Moderne erworben hatte.<br />

Da die Ausstattung der Künstlerfeste mit gehobenem<br />

Anspruch auch immer teurer, der<br />

Publikumsandrang immer größer wurde, beschloss<br />

man, sie nicht auf einen Tag zu beschränken,<br />

sondern ab 1921 auf drei, später<br />

sogar bis auf sechs Tage auszudehnen. So<br />

konnten die aufwendigen Dekorationen besser<br />

genutzt und zwischen den Feiern tagsüber<br />

von einem zahlenden Publikum besichtigt<br />

werden. Denn der Verein brauchte dringend<br />

Einnahmen, kosteten die Feste doch inzwischen<br />

so viel wie »eine Villa an Hamburgs<br />

schönem Alsterufer«. 22 Überschüsse erzielte<br />

der Verein allein dadurch, dass alle Künstler<br />

ohne Honorar, einfach aus Spaß an der Sache<br />

mitarbeiteten.<br />

Mit der Festplanung wurde schon im Herbst<br />

des Vorjahres begonnen. Die Kommission<br />

traf sich entweder in der »üppigen Mietsbude«<br />

23 des Vorsitzenden Hamann oder aber im<br />

Curio haus. Man einigte sich auf ein Thema,<br />

das den Rahmen des Künstlerfestes absteckte<br />

und Anregungen für Dekoration und Kostüme,<br />

Programm und Almanach gab. Außerdem<br />

mussten Tänzer und Schauspieler gefunden<br />

werden. Bei der Auswahl kam es nicht so sehr<br />

darauf an, wie etabliert und bekannt ein Künstler<br />

war, denn auch junge Talente ohne großen<br />

Namen sollten die Möglichkeit haben aufzutreten.<br />

Dieser Grundsatz ließ die Künstlerfeste<br />

zu einem frühen Forum des Ausdruckstanzes<br />

werden und trug dazu bei, dass die Hansestadt<br />

zum Zentrum dieser neuen Kunstform<br />

werden konnte. Ein anderer Schwerpunkt war<br />

die Raumgestaltung, bei der Künstler aus den<br />

Bereichen Architektur, Malerei und Plastik<br />

zusammenwirkten. Ausgeführt wurden die<br />

Ent würfe von den Schülern der Kunstgewerbeschule<br />

am Lerchenfeld, die sich durch ihre<br />

Mitarbeit freien Eintritt sicherten.<br />

Tigertanz und Götzenpauke<br />

Maßstab für alle weiteren Künstlerfeste wurde<br />

1921 die an außereuropäischer, vor allem<br />

afri kanischer Kunst orientierte Götzenpauke<br />

(Abb. 4). Die dreitägige Veranstaltung gilt als<br />

Höhepunkt aller Künstlerfeste überhaupt und<br />

als »das am stärksten besuchte [...], das je<br />

in Deutschland abgehalten wurde«.<br />

431<br />

24 »Keins<br />

der bisherigen Künstlerfeste hat in einem so<br />

prachtvollen Rahmen gestanden«, 25 stellte<br />

Hans W. Fischer fest: »[M]ärchenhafte Buntheit,<br />

oft aus ganz wenigen starken Farben zu<br />

gewaltigen Mustern, zuweilen zu einem verwirrenden<br />

Teppichglanz gewoben«. 26<br />

Der große Saal war als flammend rotes Kuppelzelt<br />

ausgestaltet. Galerien und Loggien<br />

kontrastierten dazu im kalt blauen Licht. Den<br />

Blickfang bildeten zwei acht Meter hohe<br />

Götzenfiguren von Richard Luksch zu beiden<br />

Seiten der Bühne. Wände und Decken waren<br />

in einem geometrisch­expressionistischen<br />

Dekorstil gehalten, der mit Parallelstrichen,<br />

Zick­Zack­Dekor, Rhomben und Dreiecken<br />

die Aufmerksamkeit der Festbesucher auf<br />

sich zog. »Afrikanische oder atztekische Stilelemente<br />

wurden einer rasanten, freien Behandlung<br />

unterzogen, die auch heute noch<br />

auf den überlieferten Schwarz­Weiß­Abbildungen<br />

spritzig und schrill anmutet.« 27<br />

Ebenso ambitioniert wie die aufwendige Raumdekoration<br />

war das Programm. Da die Hamburger<br />

Künstlerfeste mittlerweile überregional<br />

bekannt und angesehen waren, hatten sich nicht<br />

nur lokale Künstlerinnen und Künstler angesagt,<br />

sondern auch so bekannte wie die Tänzerinnen<br />

Mary Wigman und Valeska Gert. Allerdings ist<br />

zweifelhaft, ob alle geplanten Aufführungen<br />

auch tatsächlich präsentiert werden konnten,<br />

stand der Geräuschpegel im Saal doch – noch<br />

mehr als beim Vorgängerfest – auf Anschlag,<br />

wie sich ein Akteur, der Maler und Schriftsteller<br />

Harry Reuß­Löwenstein, erinnerte:<br />

»In dem Trubel ging das vorgesehene Programm<br />

einfach unter. Nur ein Südsee­Duk­<br />

Duk­Tanz, den wir mit Tetje Tügel eingeübt<br />

hatten, konnte über die Bühne gehen, aber<br />

auch das erst, nachdem wir unter unseren<br />

riesigen Tanzmasken eine halbe Stunde<br />

schwitzend hinter dem Vorhang Ruhe abgewartet<br />

hatten.« 28 An den von Otto Tetjus<br />

Tügel einstudierten Südsee­Tanz erinnerte<br />

sich auch Hans W. Fischer: »Und als Otto<br />

Tügel mit seinen Tigertänzern den Duk­<br />

Duk­Tanz der Südsee vorführte, zwischen<br />

den Strohmänteln und spitzen Masken ein<br />

Häuptling in ekstatischer Wildheit, schlug<br />

die Stimmung von der Bühne durch den<br />

ganzen Saal.« 29<br />

16_Schuett_V2.indd 431 09.10.2010 7:14:04 Uhr


Daneben gab es die Tanznummer Götzenbumbum<br />

der Falke­Schwestern zusammen mit dem<br />

Bildhauer Richard Luksch. Die skizzenhaften<br />

Regiean wei sungen vermitteln einen Eindruck<br />

des Spektakels:<br />

»Großer, lebender Ton bei Vorhangaufgang. / Urgeräusche!<br />

/ Wand mit gemalten, abstrakten Körpern,<br />

auf die Köpfe durchgesteckt werden. / Tanz<br />

der beiden südl. und nördl. Priesterinnen um die<br />

Götzenpauke. (Gertr. u. Ursula Falke, Luksch!)<br />

/ Musik auf Rhythmus (Rothers!) / Rhytm Licht<br />

/ Geräusche aller Kulturproduktionen zum anschwellenden<br />

Chaos. / Schalltrichterstimmen. /<br />

Antwort im Saal. / [...] Götze der Bühne Urlaute. /<br />

Götze im Saal Antwort. / Letzte Stimme: Es ist !!!<br />

/ Strahlendes Licht. / Geruch! Qualm! Erlösung. /<br />

Weib im Schosse des Bühnengötzen / Großer fallender<br />

Ton bei Vorhangsenkung.« 30<br />

Während die Künstlerfeste bei ihren Machern<br />

Rausch und Ekstase hervorriefen, lösten sie<br />

bei vielen Bürgern Entsetzen und Empörung<br />

aus: »Es ward zum Greuel in den Augen der<br />

Tugendhaften, weil es wirklich festlich, unerhört<br />

schwungvoll und bunt war, vor allem<br />

aber, weil die ganze künstlerische Freiheit ihnen<br />

die eigene Philisterfreude vermieste.« 31<br />

Immer wieder kam es zu Beschwerden und<br />

Prozessen, wegen zu viel Freizügigkeit in einer<br />

politisch und wirtschaftlich schwierigen<br />

Zeit (Abb. 5).<br />

Ein Fest für den Tanz<br />

Obwohl Inflation und Arbeiterstreiks viele Bereiche<br />

lahm legten, gelang es, auch 1922 ein Künstlerfest<br />

stattfinden zu lassen. Unter dem Titel Der<br />

Himmlische Kreisel war es fast ausschließlich<br />

dem modernen Tanz gewidmet. Hans W. Fischer<br />

hatte die Gesamtregie des Festes übernommen<br />

und zeichnete für die Astrale Tanzschau verantwortlich,<br />

bei der mehr als zwanzig Tänzerinnen<br />

und Tänzer ihr Können unter Beweis stellten. Unter<br />

anderem hatte Fischer die sogenannte Münchner<br />

Gruppe um die Tänzerin Jutta von Collande<br />

engagiert.<br />

Innerhalb des großen Planetentanzes trat zum<br />

ersten Mal auch das aus der Kampf bühne<br />

von Lothar Schreyer stammende Tänzerpaar<br />

Lavinia Schulz und Walter Holdt bei einem<br />

Künstlerfest auf (Abb. 8).<br />

432<br />

32 In ihren selbst gefertigten<br />

skurril­grotesken Ganzkörpermasken<br />

stellten sie das Ungeheuer vom Sirius dar und<br />

boten dem staunenden Publikum beeindruckende<br />

Beispiele ihrer Kunst, die der Journalist<br />

Erich Lüth als »eine Grimasse gelebten<br />

Lebens« 33 bezeichnete.<br />

Die bizarren Maskentänzer nahmen eine<br />

absolute Sonderstellung ein und standen<br />

weit außerhalb der Bewegung des modernen<br />

Ausdruckstanzes. Ihre aus Sackleinen<br />

und Sperrholz gefertigten Masken<br />

mit Namen wie Toboggan, Springvieh,<br />

Skirnir oder Tote Frau waren teilweise so<br />

schwer, dass herkömmliche Tanzbewegungen<br />

kaum mehr möglich waren: »Ihre<br />

Masken, die den ganzen Körper wie ein<br />

Fell oder eine Rüstung einhüllen, entstammen<br />

einer abgründigen Phantasie,<br />

die ohne Anlehnung frei schafft [...]. Ihr<br />

Bewegung stellt neue Aufgaben, die noch<br />

nicht gelöst sind [...]. Aber in diesen Anfängen<br />

führt der Weg zu ungeheuerlich<br />

grotesken Tanzvisionen; denn hier ist die<br />

Maske nicht aufgesetzt, sondern der eigentliche<br />

Tanzkörper, dem der lebendige<br />

Leib nur seine Kräfte leiht.« 34<br />

Zwischen Großstadtkritik und -euphorie<br />

Nachdem auf dem Gipfel der Inflation 1923<br />

nur ein bescheidenes Fest der Namenlosen<br />

stattgefunden hatte, konnte im Folgejahr wieder<br />

aufwendiger gefeiert werden. Auf dem<br />

von der Großstadtthematik geprägten Künstlerfest<br />

Cubicuria, die seltsame Stadt von 1924<br />

entwarfen die Macher die Vision einer von<br />

Künstlern für Künstler geschaffenen Stadt.<br />

Das Thema gab Anregungen für den von Otto<br />

Tetjus Tügel illustrierten Festalmanach, 35 in<br />

dem die Idee einer Stadt vorgestellt wird, die<br />

von Künstlerfest­Aktivisten verwaltet wird: Da<br />

gibt es einen Stadtbonzen (Paul Hamann), einen<br />

Sub­Bonzen (Emil Maetzel), einen Stadt­<br />

Sackmeister (Willy Davidson, der Kassenwart<br />

des Künstlerfest­Vereins) und viele mehr.<br />

Die Texte, zumeist Gedichte Hamburger Autoren,<br />

sind keineswegs durchweg Lobeshymnen<br />

auf die moderne Großstadt, sondern üben vielfach<br />

scharfe Kritik, wie der einleitende Prosatext<br />

Joachim Ringelnatz’ Das Gesicht der Straße:<br />

»Stadt ist Fels. Würmer nagten Löcher und Gänge<br />

hinein. Aber an aufgerissenen Baustellen, an den<br />

Wunden der Stadt und in den Oasen der Straße,<br />

den Raseninseln, wo Wallwurz und Löwenzahn<br />

wuchern, dort offenbart es sich, daß unter dem<br />

Stein noch Erde, feuchte Erde dünstet. Kalt und<br />

starr blickt die Stadt einem vorbei.« 36<br />

Über die aufwendigen Raumdekorationen<br />

von Friedrich Adler, Richard Luksch und<br />

ihren Freunden liegen keine detaillierten<br />

Beschreibungen vor. Überliefert ist, dass<br />

die Räume des Curiohauses in fantasievolle<br />

Stadtlandschaften verwandelt worden<br />

waren. Den großen Saal hatte man<br />

mit Hafenbildern dekoriert.<br />

Mehr Aufmerksamkeit schenkte die Tagespresse<br />

den Tanzaufführungen, vor allem dem<br />

Cubicurianischen Straßenbild von Lavinia<br />

Schulz und Walter Holdt:<br />

»Was auch immer an Maskentänzen versucht wurde<br />

in Hamburg: der exakten Bizarrheit Holdtscher<br />

Spiele mit dem Material konnte bislang nichts das<br />

Wasser reichen. Hier kriecht der Leib, seine eigene<br />

Wesenheit verlierend, hinein ins Gehäuse aus Glas<br />

und Holz, in rasselnde Gelenke, in kantig scharfe,<br />

flächig breite Hüllen, die eine seltsame Projektion<br />

vertrackter Seelen auf tote Dinge darstellen, die<br />

ein eigenes phantastisch­ungeheuerliches Leben<br />

bekommen, eine fast ›abstrakte Organik‹. Diese<br />

Maskentänze, die sich vollends vom Körperhaften<br />

lösen, sind in verwegendster Bedeutung dämonische<br />

Selbstherrlichkeit, sie sind eine Grimasse<br />

gelebten Lebens, die aus Urgründen bricht und<br />

im vollendetsten Unsinn den Sinn des unbedingten<br />

Widerspruchs findet. Die Gesetzlosigkeit dieser<br />

Masken hat eine eigene Form, einen eigenen<br />

strengen Stil, die in der Weite der Bereiche, die<br />

künstlerische ganz ausgefüllt werden, uns zutiefst<br />

Wunder nehmen können« (s. S. 440). 37<br />

Das Tänzerpaar war alles andere als großstadt­<br />

und technikbegeistert. Im Gegenteil: Mit ihren<br />

Ganzkörpermasken wandten sie sich in spektakulärer<br />

Weise gegen die Glorifizierung der modernen<br />

Industriegesellschaft. Erich Lüth sah sie<br />

als »Maschinenmenschen, [...] als Abgesandte<br />

einer Hölle der Technik, als Warner vor der<br />

Tyran nei der Hochöfen und Walzwerke über<br />

die Menschen, als entmenschte Kinder des unbarmherzigen<br />

technischen Zeitalters«. 38<br />

Auf dem Künstlerfest Cubicuria hatten<br />

Lavinia Schulz und Walter Holdt einen<br />

ihrer letzten öffentlichen Auftritte. Im<br />

Juni 1924 nahmen sie sich gemeinsam<br />

das Leben.<br />

Vom Künstler- zum Mäzenatenfest<br />

Auch in den folgenden Jahren wurden Künstlerfeste<br />

in Hamburg gefeiert. 39 Während Ausdruckstanz<br />

und expressionistische Kunst an<br />

Bedeutung verloren, rückte der unterhaltende<br />

Charakter der Darbietungen in den Vordergrund.<br />

Revue und Kabarett standen auf<br />

dem Programm. Denn die Feste sollten in zunehmenden<br />

Maße auch die Kunstmäzene der<br />

Hansestadt ansprechen. So entwickelten sie<br />

sich zu gesellschaftlichen Großereignissen<br />

für die betuchte Bevölkerung. Kommerzialisierung<br />

und Kalkül übernahmen die Oberhand<br />

und verdrängten künstlerische Experimentierfreude<br />

und Innovation.<br />

Sicher, auch in den Jahren bis 1933 gab es Programmpunkte,<br />

die aus dem Rahmen fielen und<br />

das Publikum erstaunten oder schockierten,<br />

doch die Aufbruchsstimmung der Jahre nach<br />

dem Ersten Weltkrieg, die es ermöglicht hatte,<br />

expressionistische <strong>Gesamtkunstwerk</strong>e zu schaffen,<br />

war verflogen. Übrig blieb die Erinnerung,<br />

an »die Künstlerfeste jener Jahre! Sie waren unvergleichbar<br />

unpolizeilich; es wird sie niemals<br />

wiedergeben. So viel Freiheit, wie damals verbraucht<br />

wurde, gibt es auf dem ganzen Erdenrund<br />

nicht mehr.« 40<br />

16_Schuett_V2.indd 432 09.10.2010 7:14:04 Uhr


Szene aus: Im Bauche des Götzen Kaababuku, (mit Werner<br />

Zeppenfeld), 1920er-Jahre, Fotografie, Privatbesitz<br />

5<br />

6<br />

Heinrich Stegemann, Einladung zum »Abend der Tafelrunde«<br />

am 7. Febr. 1921, 1921, Holzschnitt, Museum für Kunst und<br />

Gewerbe Hamburg<br />

Martin Schwemer, Tanz. Der schwarze Turm, Nr. 5, 1919,<br />

Holzschnitt, Sammlung der Hamburger Sparkasse, Dauerleihgabe<br />

im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

16_Schuett_V2.indd 433 09.10.2010 7:14:05 Uhr<br />

7<br />

433


8<br />

Minya Diez-Dührkoop, Tanzmaske Toboggan Frau von Lavinia Schulz, um 1924,<br />

Fotografie, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

434<br />

16_Schuett_V2.indd 434 09.10.2010 7:14:05 Uhr


1 Erst jüngst erschien der umfangreiche Band<br />

Dirk Hempel und Friederike Weimar (Hrsg.),<br />

Himmel auf Zeit. Die Kultur der 1920er Jahre in<br />

Hamburg, Neumünster 2010.<br />

2 Vgl. Gerd Unverfehrt, Da sah ich viel köst liche<br />

Dinge. Albrecht Dürers Reise in die Niederlande,<br />

Göttingen 2007, S. 130 f.<br />

3 Vgl. David A. Levine und Ekkehard Mai (Hrsg.),<br />

I Bamboccianti. Niederländische Maler rebellen<br />

im Rom des Barock, Mailand 1991.<br />

4 Vgl. Georg Jacob Wolf und Franz Wolter(Hrsg.),<br />

Münch ner Künstlerfeste. Münchner Künstlerchroniken,<br />

München 1925. Die Chronik umfasst<br />

die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg.<br />

5 Vgl. Ingrid Bodsch (Hrsg.), Feste zur Ehre<br />

und zum Vergnügen. Künstlerfeste des 19. und<br />

frühen 20. Jahrhunderts, Bonn 1998. – Der<br />

Band the ma tisiert ausschließlich die Feste des<br />

1848 gegründeten Düsseldorfer Künstler­<br />

Vereins Malkasten.<br />

6 Vgl. Michael Zepter, »Das karnevalistische<br />

Ding an sich. Kölner Künstlerfeste zwischen<br />

den Weltkriegen«, in: Rheinisches Jahrbuch<br />

für Volks kunde, 31, 1995–1998, S. 81–140.<br />

7 Zu dem Thema fand vom 20. 5. bis 1. 7. 2007<br />

eine Ausstellung im Kieler Stadtmuseum statt:<br />

Muthesius feiert. Künstlerfeste der KIHAUKU in<br />

den 20er Jahren.<br />

8 Vgl. Mercedes Valdivieso, »›Sage mir, wie Du<br />

Feste feierst, und ich werde Dir sagen, wer<br />

Du bist.‹ (Oskar Schlemmer) Bauhaus­Feste in<br />

Dessau«, in: Modell Bauhaus, hrsg. vom Bauhaus­Archiv,<br />

Berlin, Ostfildern 2009, S. 230 ff.<br />

9 Gemeint sind die sogenannten »Zinnober feste«.<br />

10 Roland Jaeger, Hamburgs Künstlerfeste der<br />

Zwanziger Jahre, unveröff. Magisterarbeit,<br />

Hamburg 1985. Jaegers Arbeit ist die erste wissenschaftliche<br />

Beschäftigung mit den Hamburger<br />

Künstlerfesten.<br />

11 Hugo Koch, »Geleitwort«, in: Hugo Koch und<br />

Emil Maetzel (Hrsg.), Der Gelben Posaune<br />

der Sieben gewidmet von der Baurundschau,<br />

Hamburg 1920, S. 4 f.<br />

12 Emil Maetzel, »Unsere Feste und die Raumgestaltung«,<br />

in: Erich Engel und Paul Hamann<br />

(Hrsg.), Prisma im Zenith. Der 10. Kostüm-<br />

Künstler-Karneval, Hamburg 1928, S. 13.<br />

13 Hans W. Fischer, Hamburger Kulturbilder bogen.<br />

Eine Kulturgeschichte 1909–1922, neu hrsg.<br />

und kommentiert von Kai­Uwe Scholz, Mathias<br />

Mainholz und Rüdiger Schütt, Hamburg 1998,<br />

S. 118.<br />

14 Zu Hans W. Fischer und seiner Tafelrunde<br />

vgl. Kai­Uwe Scholz, »Mentor der Moderne im<br />

Hamburg der 20er Jahre. Der Feuilletonist und<br />

Kulturkritiker Hans W. Fischer (1876–1945)«,<br />

in: Fischer 1998 (wie Anm. 13), S. 166–171. Vgl.<br />

außerdem die kritische Einschätzung Fischers<br />

von Nele Lipp, »›Tatort‹ Hamburg. Der Fall<br />

Fischer«, in: Hempel / Weimar 2010 (wie<br />

Anm. 1), S. 114 ff.<br />

15 Bau-Rundschau. Zeitschrift für die gesamte<br />

Bau- und Wohnungskultur des Nordens, hrsg.<br />

von Konrad Hanf, 11, 5 / 6, 12. 2. 1920, S. 20.<br />

16 Ebd.<br />

17 Vgl. vor allem Nils Jockel, »Elbischer Kobold<br />

und versunkene Kathedrale. Die Ausdrucks­ und<br />

Maskentänze von Ursula Falke«, in: Rüdiger<br />

Joppien (Hrsg.), Entfesselt. Expres sionismus in<br />

Hamburg um 1920, Hamburg 2006, S. 92–98.<br />

Zum Ausdruckstanz in Hamburg allgemein vgl.<br />

Nele Lipp, »›Landen und Stranden‹. Künst lerischer<br />

Tanz«, in: Hempel / Weimar 2010 (wie<br />

Anm. 1), S. 93–116.<br />

18 Vgl. Hans Leip, Tage- und Nächtebuch der<br />

Hamburger Puppenspiele. Expressionistisches<br />

Puppentheater in Hamburg, hrsg. von Rüdiger<br />

Schütt, Kiel 2005.<br />

19 Hans W. Fischer, »Die Gelbe Posaune der 7«,<br />

in: Neue Hamburger Zeitung, 9. 2. 1920.<br />

20 Zitat aus der Vereinssatzung. Der Verein Künstlerfest<br />

Hamburg wurde unter der Nummer 1 244<br />

am 4. 2. 1921 ins Hamburger Vereins register<br />

eingetragen.<br />

21 Hans W. Fischer verließ Hamburg, weil er seinen<br />

Arbeitsplatz verlor, da die Neue Hamburger<br />

Zeitung inflationsbedingt eingestellt wurde.<br />

22 Willy Davidson, »Zehn Jahre Künstlerfest«, in:<br />

Engel / Hamann 1928 (wie Anm. 12), S. 21.<br />

23 Leip 2005 (wie Anm. 18), S. 69.<br />

24 Willy Davidson »Zehn Jahre Künstlerfest«, in:<br />

Engel / Hamann 1928 (wie Anm. 12), S. 15.<br />

25 Hans W. Fischer, »Die Götzenpauke«, in: Neue<br />

Hamburger Zeitung, 14. 2. 1921.<br />

26 Ebd.<br />

27 Rüdiger Joppien und Almut Klingbeil, »Friedrich<br />

Adler und die Hamburger Künstlerfeste«, in:<br />

Brigitte Leonhardt und Dieter Zühlsdorff (Hrsg.),<br />

Spurensuche. Friedrich Adler zwischen Jugendstil<br />

und Art Déco, Stuttgart 1994, S. 73 f.<br />

28 Harry Reuß­Löwenstein, Kreuzfahrt meines<br />

Lebens, Hamburg 1962, S. 118.<br />

29 Fischer 1921 (wie Anm. 25).<br />

30 Das Manuskript befindet sich im Nachlass Hans<br />

Leips im hamburgmuseum (früher: Museum<br />

für Hamburgische Geschichte), hier zit. nach:<br />

Mathias Mainholz, Rüdiger Schütt und Sabine<br />

Walter, Hamburger Künstlerfeste 1914–1933,<br />

Hamburg 1994, S. 14<br />

31 Fischer 1998 (wie Anm. 13), S. 117.<br />

32 Zu Lavinia Schulz und Walter Holdt vgl. vor<br />

allem entsprechende Beiträge in: Joppien 2006<br />

(wie Anm. 17).<br />

33 Erich Lüth, »Die Tanzschau der Cubicuria.<br />

Das Künstlerfest im Curiohaus«, in: Hamburger<br />

Anzeiger, 23. 2. 1924.<br />

34 Fischer 1998 (wie Anm. 13), S. 103.<br />

35 Cubicuria, die seltsame Stadt. Kostüm-Künstlerfest<br />

am 22., 23. und 26. Februar 1924 in sämtlichen<br />

Räumen des Curiohauses. Festalmanach,<br />

hrsg. vom Verein Künstlerfest Hamburg e. V.,<br />

Hamburg 1924.<br />

36 Ebd., S. 6.<br />

37 Lüth 1924 (wie Anm. 33).<br />

38 Lüth 1924 (wie Anm. 33).<br />

39 Zu den späteren Hamburger Künstlerfesten<br />

vgl. Sandra Hirsch u. a., Hans Leip und die<br />

Ham burger Künstlerfeste, Herzberg 1993;<br />

Mainholz / Schütt / Walter 1994 (wie Anm. 30);<br />

Friederike Weimar, »›Höhlen, Grotten, schimmernde<br />

Tempel‹. Hamburgs Künstlerfeste«,<br />

in: Expressionistischer Aufbruch in Hamburg.<br />

Publikationen, Bilder, Künstlerfeste, hrsg. von<br />

der Hamburger Sparkasse, konzip. und realis.<br />

von Ina Ewers­Schultz, Hamburg 2004; Rüdiger<br />

Schütt, »Formen, Farben, Explosionen. Die<br />

Hamburger Künstlerfeste der Jahre 1914–1926«,<br />

in: Joppien 2006 (wie Anm. 17).<br />

40 Hans Henny Jahnn, Werke und Tagebücher in<br />

sieben Bänden, Bd. 7: Schriften und Tage bücher,<br />

hrsg. von Thomas Freeman und Thomas<br />

Scheuffelen, Hamburg 1974, S. 334.<br />

16_Schuett_V2.indd 435 09.10.2010 7:14:05 Uhr<br />

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Minya Diez­Dührkoop, Tanzmasken Tanzpaar Toboggan von Lavinia Schulz und<br />

Walter Holdt, um 1924, Fotografie, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

16_Schuett_V2.indd 436 09.10.2010 7:14:05 Uhr


16_Schuett_V2.indd 437 09.10.2010 7:14:06 Uhr


Lavinia Schulz, Tanzmaske Toboggan Frau, um 1923, Draht, Pappmaché, Sackleinen<br />

und Wolle, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

438<br />

16_Schuett_V2.indd 438 09.10.2010 7:14:06 Uhr


Lavinia Schulz, Tanzschrift Vier Sätze der Toten Frau, 1921, S. 1, Lithografie,<br />

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

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Erich Lüth, Die Tanzschau der Cubicuria. Das Künstlerfest im Curiohaus,<br />

1924, Erstveröffentlichung: Hamburger Anzeiger, 23. Februar 1924<br />

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Der kunterbunte Dreh des ersten Tages der<br />

Cubicuria-Schau ist verrauscht und eingeebt<br />

in die Welten ihrer müden Besucher. Ueber das<br />

Fest wird an dieser Stelle ausführlich am Montag<br />

berichtet, denn der Haupttrubel steht für<br />

heute abend noch bevor. Eigenartig genug ist<br />

es, daß die Künstlerschaft für ihren tollen Karneval<br />

trotz der gegenwärtigen Tanzflaute in<br />

Hamburg eine wenn auch kleine so doch außerordentlich<br />

wesentliche Tanzschau brachte. Sie<br />

stand den Dingen, die in vergangenen Jahren<br />

wohl unter Hans W. Fischers Einfluß gebracht<br />

wurden, im Umfang nach. Aber sie hatte in<br />

Walter Holdt und Lavinia Schulz wieder<br />

ihre eigenen Werte. Was auch immer an<br />

Mas kentänzen versucht wurde in Hamburg:<br />

der exakten Bizarrheit Holdtscher Spiele<br />

mit dem Material konnte bislang nichts das<br />

Wasser reichen.<br />

Hier kriecht der Leib, seine eigene Wesenheit<br />

verlierend, hinein ins Gehäuse aus Glas und<br />

Holz, in rasselnde Gelenke, in kantig scharfe, flächig<br />

breite Hüllen, die eine seltsame Projektion<br />

vertrackter Seelen auf tote Dinge darstellen, die<br />

ein eigenes phantastisch-ungeheuerliches Leben<br />

bekommen, eine fast »abstrakte Organik«. Diese<br />

Maskentänze, die sich vollends vom Körperhaf<br />

ten lösen, sind in verwegendster Bedeutung<br />

dä mo nische Selbstherrlichkeit, sie sind<br />

eine Gri masse gelebten Lebens, die aus Urgründen<br />

bricht und in vollendetstem Unsinn den<br />

Sinn des unbedingten Widerspruchs findet.<br />

Heinrich Stegemann, Tanzschrift Vier Sätze der Toten Frau<br />

von Lavinia Schulz, 1921, Holzschnitt, Museum für Kunst und<br />

Gewerbe Hamburg<br />

Die Gesetzlosigkeit dieser Masken hat<br />

eine eigene Form, einen eigenen strengen Stil,<br />

die in der Weite der Bereiche, die künstlerisch<br />

ganz aus gefüllt werden, und zutiefst Wunder<br />

nehmen können. In dem Maskentanz des Walter<br />

Holdt und der Lavinia Schulz hätte eine Institution<br />

wie die Deutsche Bühne endlich wieder<br />

einen wertvollen Gegenstand der Förderung.<br />

Die Tänze selbst der erfreulichen Elsbeth<br />

B a a l , die ein »Signal« in stolzer Reckung tanzte,<br />

und der drallen Tr o p l ow i t z schienen blaß<br />

neben der eigenen Welt der Maske, die vorher<br />

auf dem Podium zuckte. Sie waren eine nach<br />

wildem ku bistischen Anschwung nahezu konventionell<br />

zahme Fortsetzung. Selbst der tolle<br />

Wirbel des »Sprühteufels« der Troplowitz, der<br />

mehr Wirbel als Tanz, mehr Geschwindigkeit<br />

als Ausbruch ist, blieb bescheidenes Feuerwerk<br />

nach der Kanonade der wuchtigen verrenkten<br />

Masken-Einfälle. Und in den Beifall der im<br />

Saal gelagerten Bevölkerung Cubicurias für das<br />

brave Mühen dieser beiden klang am stärksten<br />

die haltende Erinnerung an die Teufelei<br />

verbauter Gelenke. In der Parodierung Labanscher<br />

Choreographie fehlte die spezifisch groteske<br />

Note, die wirksam geworden wäre in einer<br />

glücklichen Bestärkung der Bewegung durch<br />

Verkleidungen. Hier blieb die Sprache des<br />

sichtbar gespannten Leibes reichlich angeglättetes<br />

Spiel der Oberflächen, unter der bei Laban<br />

selbst größere Tiefen ruhen, als sie hier persiflierend<br />

angedeutet wurden.<br />

Die Tanzschau<br />

der Cubicuria.<br />

Das Künstlerfest<br />

im Curiohaus<br />

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Karl Lorenz, Lavinia Schulz und Walter Holdt, 1922, Erstveröffentlichung:<br />

Die Rote Erde, Folge 2, Buch 1, Frühjahr 1922<br />

Anläßlich ihres Abends für Tanz und Tongestaltung<br />

am fünften Dezember neunzehnhunderteinundzwanzig<br />

im Museum für Kunst und Gewerbe<br />

in Hamburg, Frühjahr 1922<br />

Zwei Menschen eröffnen sich, hell, jung, freudig,<br />

kämpfend und heiß. Ein paar zurückgelegte<br />

Arbeits meilen fühlt man von beiden Seiten, hier<br />

heller, freudiger, dort erregter noch und mehr ins<br />

Dunkle gewendet. Daß ihr erster großer Kreis in<br />

ein Museum fällt, ist Vorahnung einer späteren<br />

Landung. Lavinia Schulz, die Erstbegonnene,<br />

die zunächst Treibende, ist die noch chaotisch<br />

mehr Behaftete. Bei ihr scheint die Begnadung<br />

weniger zu sein als das durch Arbeit Eroberte.<br />

Ich will versuchen, ihre dargelegte Linie auszuschürfen<br />

und will versuchen, mir Klarheit zu<br />

geben über ihre Wegmöglichkeit. Ich beginne<br />

mit Mann und tote Frau. Dieses Stück wurde<br />

als letztes am Abend gegeben, es hätte das erste<br />

am Abend sein müssen. Dieses Stück ist das<br />

Düsterste, das physisch am schwersten noch<br />

belastete. Leiden, Keuchen, Gellen, Wirren.<br />

Ein Sterben aber, nie ein zu Ende sterben. Der<br />

Körper wirbelt, dreht, wälzt, sinkt zusammen.<br />

Ermüdet?! Ja! Aber, sie steht aus ihrer Ermüdung<br />

wieder empor. Sie setzt die Achse neu wieder<br />

in Bewegung. Sie keucht, schnaubt, quält,<br />

sie mündet wieder am Boden. Tot?! Sie steht<br />

wieder aus sich empor. Sie quellt: dampfend,<br />

schnaubend, rafft, kurvt, wirft sich, schleudert,<br />

schiebt sich, zerreißt und: sinkt, Weh-atmend<br />

zu Boden. Tot?! Sie hebt neu wieder an, Leidengepeitscht,<br />

Schmerz-zerquält, Schnauben-zersprengt.<br />

Sie bohrt sich wieder neu-ge speichert<br />

in den wehen, wunden Weltkörper. So ringt sie<br />

ein Bündel Weh, ein Häuflein Schmerz, zermalmt,<br />

zerrädert, zerbrannt: auf in das schmerzende<br />

Weltantlitz und: stirb nicht, kann nicht<br />

sterben. Hier ist im Dunkelsten der Uranfang<br />

ihres Weges. Lavinia Schulz gab uns das Gedicht<br />

»Bruder« von Lothar Schreyer. Dieses<br />

Ge dicht hätte als Bindebrücke gut gepaßt.<br />

Eine geringe Abhebung vom Körper restloser<br />

Verwesung, die dunkle Erde mit einem kleinen<br />

Himmelschnitt. Ganz klar, ganz groß, bewußt<br />

und vollverständlich wurde sie erst in ihrem<br />

Akt »Kräfte« von August Stramm. Sie kommt<br />

suchend, tastend, heimlich quellend, wirbelnd,<br />

quirlend, schießend, sausend. Man braucht nur<br />

den Bewegungen zu folgen und man hat rein<br />

äußerlich schon ein Strammsches Gedicht. In<br />

diesem Stück ist sie viel leichter schon, viel<br />

mehr dem Kosmischen nahegekommen, als es<br />

im Willen ihrer Absicht vielleicht gelegen. Sie<br />

erhebt die Waffe. Sie zerschießt den Himmel,<br />

sie zerschießt das Licht und die Luft, sie zerschießt<br />

sich als Symbol der Menschheit. Mit<br />

welcher Ruhe, mit welcher Weltbewegung?!<br />

In diesem Stück liegt, allerdings noch dunkel<br />

belastet, ein wenig noch eingeengt, schon ein<br />

Zug Madonna in Lavina Schulz. Und, das Zerschießen<br />

gibt ihr noch nicht die letzte Ruhe.<br />

Der zerschossene Himmel wird zersichelt, das<br />

zerschossene Licht, der Duft wird zersichelt,<br />

sie als Symbol der Menschheit zersichelt ihren<br />

zerschossenen Körper. Dann der Tanz um die<br />

Waffen. Und nun kommt das Wesentliche dieses<br />

Abends für die Zukunft Lavinia Schulz’.<br />

Zum Schluß macht sie einige Kreis-formende,<br />

Schöpfung-gebende Bewegungen. Die Erneuerung<br />

der Erde. Das ist Verabschiedung vom bisherigen<br />

Weg, es ist Begrüßung des neuen Beginns.<br />

Ich bin, nicht gespannt, mir bewußt, was<br />

nun kommt, kommen muß auf der Grundlage<br />

dieses Abends: Die Gestaltung der Ruhe, die<br />

Verkündung des Helleren, der kosmischen Neulebendigkeit.<br />

Bei Walter Holdt muß ich aus persönlichen<br />

Gründen den Abschnitt meiner Dichtung<br />

fortlassen. Seine Maske »Mann« ist nur als<br />

solche zu werten, da er in diesem Stück nicht<br />

eigentlich in Arbeit trat. Sie ist knappe, feste<br />

und beste Leistung, großzügig gesehen und<br />

gefärbt. In den Strammschen Dichtungen war<br />

er ganz dem Kosmischen nahe, obgleich diese<br />

Gedichte jäh und schmerzlich, zackend und<br />

hart, gebündeltes Kriegsweh, geknüllter Erde-<br />

Schmerz sind. Er läßt sich nie vom Innern des<br />

Gedichtes übermannen, bleibt immer Herr seiner<br />

Kraft. Seine Mittel gebraucht er in allerweisester<br />

Meisterschaft. Er war kosmisch auch in<br />

seinem Skirnismol. Selbst wo der Ton ins tiefste<br />

Dunkel schneiden mußte, war er noch hell klingend<br />

überkrustet. Man spürt bei ihm immer die<br />

reinste Kunst in hellster Führung. Holdt ist eine<br />

von innen bedrängte kosmische Begnadung. Im<br />

Ganzen. Wir haben zwei prächtige, ehrlich arbeitende<br />

Menschen vor uns. Daß sie nicht gleich<br />

letzte Vollendung sind, ist selbstverständlich.<br />

Alles Wahre, Echte muß schwer erarbeitet werden,<br />

braucht langen Weg und lange Zeit. Aber,<br />

ist es nicht schön, mitzufühlen, was hier wird?!<br />

Ist es nicht ein Geschenk für uns, hier einen so<br />

ganz neuen und doch schon so festen Anfang<br />

zu erleben?! Die Auf gabe ist groß, ist breit, ist<br />

weit. Tanz, Tongestaltung und Maske. Das ist<br />

ein Drei-Klang, ein Drei-Gebiet. Die Lösung<br />

dieser Aufgabe wird sicher von großer Bedeutung<br />

sein für die deutsche Sprach-, Tanz-,<br />

und Theaterkultur. Wo sind die Menschen, die<br />

weitsehend genug sind und diese beiden Menschen<br />

stützen?! Zum Schluß noch einmal das<br />

Ergebnis des Abends bildlich zusammengerafft:<br />

Lavinia Schulz: Das Durchgreifende, das Durchpeitschend-Wirbelnde.<br />

Tier-Mensch, der Blume<br />

zustrebend. Walter Holdt: Das erhebend leuchtend<br />

Freudige, das verkündend Klingende. Blume-Mensch<br />

in letzter Reinheit, schon klingend!<br />

Lavinia Schulz<br />

und<br />

Walter Holdt<br />

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Lavinia Schulz, Szenenbildentwürfe für einen geplanten Tanzfilm, um 1922 / 23,<br />

Bleistift, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

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443


Lavinia Schulz, Tanzmaske Bertchen schwarz, um 1923, Draht, Sackleinen,<br />

Schnallen und Watte, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

444<br />

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Lavinia Schulz, Tanzmaske Toboggan Frau, um 1923, Draht, Pappmaché, Sackleinen,<br />

Schnallen und Leder, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

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445


Emil Maetzel, Die Götzenpauke, 1921, Druck nach Linolschnitt,<br />

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

446<br />

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Ignaz Wiemeler, Die gelbe Posaune der 7, 1920, Linoldruck,<br />

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

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447


Unbekannt, Fassade der Wohnung von Carl M. H. Wilkens, Am Jungfernstieg 12 /<br />

Neuer Wall 2, um 1925, Fotografie, Hamburger Kunsthalle<br />

448<br />

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Unbekannt, Eingangstür von innen in der Wohnung von Carl M. H. Wilkens,<br />

Am Jungfernstieg 12 / Neuer Wall 2, um 1925, Fotografie, Hamburger Kunsthalle<br />

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449


Unbekannt, Wohnung von Carl M. H. Wilkens, Am Jungfernstieg 12 /<br />

Neuer Wall 2, um 1925, Musikzimmer, Bar, Herrenschlafzimmer<br />

Fotografien, Hamburger Kunsthalle<br />

450<br />

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Unbekannt, Podium in der Wohnung von Carl M. H. Wilkens, Am Jungfernstieg 12 /<br />

Neuer Wall 2, um 1925, Fotografie, Hamburger Kunsthalle<br />

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451


Hermann Höger und Ludwig Kunstmann, Armlehnsessel, 1925, Eiche und Velours,<br />

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

452<br />

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Unbekannt, Inneneinrichtung der Wohnung Hertling / Werdemann, Erikastraße 126,<br />

Hamburg, 1925, Fotografien, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

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Dr. Mabuse, der Spieler. 1. Teil: Der große Spieler – Ein Bild der Zeit,<br />

1921 / 22, Regie: Fritz Lang, ausbelichtete Filmbilder, Friedrich­Wilhelm­<br />

Murnau­Stiftung, Wiesbaden<br />

454<br />

16_Schuett_V2.indd 454 09.10.2010 7:14:13 Uhr


Paul Leni, Umschlag zu <strong>Expressionismus</strong> und Film von Rudolf Kurtz, 1926,<br />

Publikation, Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

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455


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Kurt Tucholsky, Dämmerung, 1920, Erstveröffentlichung:<br />

Die Weltbühne, Jg. 16, H. 11, 11. März 1920,<br />

»Es konnte die Augen aufschlagen: wie ein richtiger<br />

Mensch. Es konnte lange Sätze sprechen<br />

und die Arme hin- und herschlenkern: wie ein<br />

richtiger Mensch. Es konnte sich an- und ausziehen,<br />

laufen, springen, tanzen und Cricket<br />

spielen, Whisky trinken und Zeitungen lesen:<br />

alles wie ein richtiger Mensch.«<br />

Diese Zeit hat etwas durchaus Gespensterhaftes.<br />

Die Leute gehen täglich ihren Geschäften<br />

nach, machen Verordnungen und durchbrechen<br />

sie, halten Feste ab und tanzen, heiraten und<br />

lesen Bücher –: aber es ist alles nicht wahr.<br />

Was man so gemeinhin Kunst und Kultur<br />

nennt: sie sind nicht möglich ohne gemeinsame<br />

Voraussetzungen. Die sind nicht mehr da.<br />

Die Grundfesten wanken. Es ist durchaus nicht<br />

Allen gemeinsam und selbstverständlich, daß<br />

das Vater land das Höchste ist, woran sich anzuschließen<br />

Pflicht und Gewinn sei – sondern das<br />

ist sehr bestritten. Es ist durchaus nicht Allen<br />

gemeinsam, daß die Familie der Endpunkt der<br />

Entwicklung und etwas Selbstverständliches<br />

sei – das ist sehr bestritten. Es ist durchaus<br />

nicht selbstverständlich, daß der Kapitalismus<br />

notwendig oder gar nutzbringend sei – das ist<br />

sehr bestritten. Sie reden verschiedene Sprachen,<br />

die babylonischen Menschen, und sie verstehen<br />

ei nander nicht. Sie sprechen aneinander vorbei,<br />

und sie haben weniger gemeinsam denn je.<br />

Seltsam, dieses Bürgertum. (Und in<br />

Deutsch land sind Alle Bürger.) Seltsam dieses<br />

starre Festhalten an Formen, die leer sind, an<br />

Dingen, die es eigentlich nicht mehr gibt. Vorbei,<br />

vorbei – fühlt Ihr das nicht?<br />

Berühmtheiten, die kaum welche sind –<br />

denn es dämmert eine Zeit herauf, die das nicht<br />

mehr anerkennt; Feste, die keine sind – denn es<br />

rumort in der Tiefe, und der Boden schwankt<br />

leise; Geschäfte, die zwar immer noch nach<br />

einem alten »Recht« abgeschlossen werden –<br />

aber die Vorstellungen von diesem Recht lösen<br />

sich auf, lösen sich langsam auf wie Kristalle<br />

im Wasser und zergehen zu nichts. Wohin führt<br />

das alles –?<br />

Wir versuchen, dem gänzlich Neuen mit<br />

den alten Mitteln, den alten Witzchen beizukommen.<br />

Und werden seiner nicht Herr. Es verfängt<br />

alles nicht: Humor nicht, Satire nicht; offener<br />

Kampf, Gewalt, Propaganda – die Pfeile fallen<br />

matt zu Boden, Wohin führt das alles –?<br />

Wir wissen es nicht. Töricht, sich dagegen<br />

zu sträuben. Töricht, die Zerfallsymptome<br />

zu leugnen. Eine Welt wankt, und ihr haltet an<br />

den alten Vorstellungen fest und wollt euch einreden,<br />

sie seien so nötig und natürlich wie die<br />

Sonne. Empfinden nur wir in den großen Städten<br />

das stärker als Andre? Haben wir zu wenig<br />

Distanz? Leuchtet hier, in den Brennpunkten<br />

des Hohlspiegels, alles stärker auf? Richtig mag<br />

sein, daß die Provinz das alles noch nicht fühlt –<br />

daß dort noch die Leute über uns und unsern<br />

scheinbaren Übereifer lächeln und vermeinen,<br />

das gute Alte sei noch nicht tot und werde eines<br />

Tages wiederkommen. Es kommt nie wieder,<br />

und der erste August 1914 hat nur beschleunigt,<br />

was so wie so schon im Rollen war. In leisem<br />

Rollen – und nun stürzt es.<br />

Spaßmacher besingen die neue und die<br />

alte Zeit; in bürgerlichen Zeitschriften untersucht<br />

Einer ganz ernsthaft, ob die Exposition<br />

in dem neuen Roman des Schriftstellers W. ganz<br />

geglückt sei; Theater spielen in viele Akte zerdehnte<br />

Aphorismen, die wir ohnehin gewußt<br />

haben; Schemen wanken auf der Erde einher –<br />

und es ist alles nicht wahr. Der Sinn des Lebens<br />

ist in Frage gestellt, und ich glaube fest<br />

daran, daß diese grauenvolle Krankheit auch<br />

kräftigere Länder als dieses arme Deutschland<br />

anfressen wird.<br />

Was es ist, weiß ich nicht. Ich glaube auch<br />

nicht, daß die russischen Theoretiker es ganz<br />

genau wissen – sie sind sicherlich mehr Werkzeug<br />

als Inspiratoren, Werkzeug, wie Luther<br />

ein Werkzeug war. Ist es die geknebelte Menschenseele,<br />

die nicht mehr Maschine einer<br />

Maschine sein will – ist es das Aufbegehren, der<br />

Aufschrei der Mutter selbst? Ich weiß es nicht.<br />

Ich fühle nur dumpf, daß da etwas herankriecht,<br />

das uns Alle zu vernichten droht. Uns: das ist<br />

unser altes Leben, das sind die grünen Inseln,<br />

die wir uns im Strom des lächerlich lauten Getriebes<br />

noch zu bauen verstanden haben – uns:<br />

das ist unsre alte Welt, an der wir – trotz allem –<br />

so gehangen haben. Wohin treiben wir?<br />

Horcht hin, und ihr hört einen neuen<br />

Herzschlag der Zeit. Ich wundre mich jeden<br />

Tag, daß noch die Zeitungen erscheinen, daß<br />

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die Leute ernsthaft über Bilder disputieren,<br />

über Musik sich ereifern. Ist das noch wahr?<br />

Gibts das noch?<br />

Ein tiefes Erschrecken ist jäh durch Alle<br />

gegangen, und sie hangen an viel mehr als nur<br />

am Geld, wenn sie in blinder Wut die Bolschewisten<br />

bekämpfen und bespeien. Es geht um<br />

viel mehr als um den Bolschewismus, der ein<br />

dummes Schlagwort geworden ist, dazu da, daß<br />

sich jeder nationalistische dumme Junge den<br />

Mund dran verbrenne. Fest steht und treu ...<br />

Aber Ihr wankt, leugnet nicht. Ihr wankt.<br />

Kultur und Kunst sind ihre verschlungenen<br />

Pfade so oft gegangen, daß die Bahnen ausgeschliffen<br />

sind – wir legen sie mit einem Ruck<br />

zurück. Die Alten haben, nach dem schönen<br />

Satz: »Der Weg ist das Ziel«, freiwillig der Form<br />

geopfert, und sie haben weise daran getan. Wir<br />

tun es nicht mehr. Wir brauchen die fünf Akte<br />

eines Dramas nicht mehr, nicht mehr die feierlichen<br />

Formen des Rechts und der verschleierten<br />

Egoismen. Wir wissen zu viel, haben zu tief<br />

in den Menschen hineingesehen und entblößen<br />

ihn fast ganz. Der Materialismus ist eine platte<br />

und öde Sache – in der Hand eines Geistigen<br />

ist er eine gefährliche Waffe. Lange Reden und<br />

dicke Bücher schaffen es nicht mehr; ungeduldig<br />

steht etwas an dem großen Tor und klopft<br />

und klopft. Und es wird ihm wohl eines Tages<br />

aufgetan werden müssen …<br />

Manche verkriechen sich. Nicht nur die<br />

Feigen – auch die Feinen und die Stillen. Sie wollen<br />

nicht mehr mittun. Aber es wird mit ihnen<br />

etwas getan; es reißt sie immer wieder hi nein;<br />

es hilft gar nichts, Scheuklappen anzutun. Armselig<br />

versagt selbst die aus dem Alten herübergenommene<br />

Sprache mit den alten Floskeln,<br />

mit den schwerfälligen Bildern, mit den Ornamenten<br />

einer alten Zeit. Nichts stimmt mehr,<br />

kraftlos fallen die alten Worte herunter, weil<br />

sie am Neuen keinen Halt mehr haben. Mit keinem<br />

Scherz, keinem Witzwort, keiner Weisheit<br />

triffst du in diese Höhen.<br />

Das bürgerliche Zeitalter ist dahin. Was<br />

jetzt kommt, weiß Niemand. Manche ahnen es<br />

dumpf und werden verlacht. Die Massen ahnen<br />

es dumpf, können sich nicht ausdrücken und<br />

werden – noch – unterjocht. Was sich da träge<br />

gegeneinander schiebt, gereizt sich anknurrt<br />

und tobend aufeinander losschlägt –: im tiefsten<br />

ist es der unüberbrückbare Gegensatz zwischen<br />

Alt und Neu, zwischen dem, was war, und<br />

dem, was sein wird. Das sind Worte: Bolschewismus<br />

und Preußentum, Revolution und Konsistenz<br />

– gemeint ist die Angst vor dem Neuen,<br />

das Keiner kennt.<br />

Was wissen wir von der Zeit? Wir stehen<br />

davor wie der Wanderer vor der roten Felswand,<br />

viel zu nah, um ihre Struktur, geschweige denn<br />

ihre Schönheit zu sehen! Was wissen wir von<br />

unsrer Zeit? Wir sind ihre Instrumente, und ich<br />

glaube, daß Der noch ihr bestes ist, der sich ihr<br />

nicht entgegenstemmt.<br />

Eine Welle flutet über die Erde. Sie ist<br />

nicht rein ökonomischer Natur, es geht nicht<br />

nur ums Fressen und Saufen und Verdienen. Es<br />

handelt sich nicht nur um die Frage, wie man<br />

die wirtschaftlichen Güter der Welt verteilen<br />

wird, wer arbeiten und wer ausnutzen soll. Es<br />

geht um mehr, um alles.<br />

Es scheint wieder eine der Perioden gekommen<br />

zu sein, wo ganz von vorn angefangen<br />

werden wird, wo wieder der Mensch auf der<br />

Scholle steht und Gräser, Tiere und sich selbst<br />

mit grenzenlosem Erstaunen betrachtet. Und<br />

die Hände ausstreckt und nichts wissen will als<br />

von einem ausgestirnten Himmel und von seiner<br />

eignen Macht. Erwachen sie aus dem dumpfen<br />

Traum von Bräuchen und Kulturen?<br />

Daß uns das die Kunst kosten wird, nebenbei.<br />

Daß wir die »ewigen Werte« draufgeben<br />

müssen, sei erwähnt. Urtriebe bestehen – aber<br />

die Modalitäten ihrer Auswirkung sind keinen<br />

immer gültigen Gesetzen unterworfen. Wohin<br />

treiben wir?<br />

Die Form ist angefressen, an vielen Stellen<br />

gesprengt, hinfällig und unnütz. Der Inhalt<br />

fiktiv wie des Königs Kleider. Man muß an ihn<br />

glauben, wenn man ihn sehen will.<br />

Wohin treiben wir? Wir lenken schon<br />

lange nicht mehr, führen nicht, bestimmen<br />

nicht. Ein Lügner, wer’s glaubt. Schemen und<br />

Ge spenster wanken um uns herum – taste sie<br />

nicht an: sie geben nach, zerfallen, sinken um.<br />

Es dämmert, und wir wissen nicht, was das<br />

ist: eine Abenddämmerung oder eine Morgendämmerung.<br />

Dämmerung<br />

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Dr. Mabuse, der Spieler. 1. Teil: Der große Spieler – Ein Bild der Zeit,<br />

1921 / 22, Regie: Fritz Lang, ausbelichtete Filmbilder, Friedrich­Wilhelm­<br />

Murnau­Stiftung, Wiesbaden<br />

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17_Anhang_RZ.indd 460 13.10.2010 9:50:25 Uhr


Gottfried Benn, Der Arzt II, 1917<br />

17_Anhang_RZ.indd 461 13.10.2010 9:50:25 Uhr


Kleines Lexikon<br />

des <strong>Expressionismus</strong><br />

Protagonisten,<br />

Institutionen,<br />

Bühnen- und<br />

Filmkunstwerke<br />

Susanne Neubronner<br />

Mit � versehene Begriffe verweisen auf<br />

weitere Stichwörter.<br />

462<br />

A<br />

Die Aktion. Wochenschrift für Politik,<br />

Literatur und Kunst<br />

Zeitschrift (Berlin 1911–1932),<br />

Hrsg.: �Franz Pfemfert (Abb. S. 125)<br />

Mitarbeiter / Künstler / Autoren (u. a.):<br />

�Hugo Ball, �Johannes R. Becher, �Gottfried<br />

Benn, Ernst Blass, Max Brod, Theodor Däubler,<br />

Albert Ehrenstein, Carl Einstein, �Lyonel<br />

Feininger, �Conrad Felixmüller (Abb. S. 124),<br />

Salomon Friedlaender (Mynona), Ivan Goll,<br />

�George Grosz, �Max Herrmann-Neiße, �Georg<br />

Heym, �Kurt Hiller, �Jakob van Hoddis, �Ernst<br />

Ludwig Kirchner, Wilhelm Klemm, �Alfred Kubin,<br />

Rudolf Kurtz, �Else Lasker-Schüler, �Wilhelm<br />

Lehmbruck, �Hans Leybold, Alfred Lichtenstein,<br />

Heinrich Mann, �Franz Marc, �Ludwig<br />

Meidner (Abb. S. 123), �Moriz Melzer, Carlo<br />

Mense, �Walter Rheiner, �Paul Scheerbart,<br />

René Schickele, �Egon Schiele, �Karl Schmidt-<br />

Rottluff, �Franz Wilhelm Seiwert, Ernst Stadler,<br />

Carl Sternheim, �Ernst Toller, �Franz Werfel<br />

Inhalt / Ausrichtung: politische und zeitkritische<br />

Kommentare; Aufbau eines Verlages, Buchreihen,<br />

Buchhandlung und Autorenabende<br />

Andrejew, Andrej<br />

(Schawli, Russland 21. 1. 1887–13. 3. 1967<br />

Loudon, Frankreich)<br />

Bühnenbildner, Filmarchitekt<br />

Tätigkeit (u. a.): Bühnenbildner unter �Max<br />

Reinhardt; Film designs und Filmarchitekturen<br />

für �Raskolnikow (Abb. S. 301 ff.), Die Büchse<br />

der Pandora nach Frank Wedekind, Die Dreigroschenoper<br />

nach �Bertolt Brecht<br />

Arbeitsrat für Kunst<br />

Künstlervereinigung (Berlin 1918–1921)<br />

Vorsitzende (u. a.): �Adolf Behne, �Walter<br />

Gropius, �César Klein, �Bruno Taut<br />

Mitglieder (u. a.):<br />

�Otto Bartning, �Rudolf Belling, �Lyonel<br />

Feininger, Otto Freundlich, Erwin Hahs,<br />

Hermann Hasler, �Erich Heckel, Paul Rudolf<br />

Henning, Karl Jakob Hirsch, Walter Kaesbach,<br />

Georg Kolbe, �Hans Luckhardt, �Wassili<br />

Luckhardt, Gerhard Marcks, �Ludwig Meidner,<br />

�Moriz Melzer, Otto Mueller, Franz Mutzen -<br />

becher, �Emil Nolde, �Max Pechstein (Abb.<br />

S. 146), Friedrich Perzynski, �Heinrich Richter-<br />

Berlin, �Hans Scharoun, Richard Scheibe,<br />

�Karl Schmidt-Rottluff, Fritz Stuckenberg,<br />

Georg Tappert, �Max Taut, Paul Zucker<br />

Inhalt / Ausrichtung: Zusammenschluss von Malern,<br />

Architekten, Bild hauern und Schriftstellern als<br />

Reaktion auf Auftragsknappheit vor allem für junge<br />

Architekten; Forderungen: Befreiung der Künste<br />

aus ihren Institutionalisierungen, Einheit von Volk<br />

und Kunst; über einhundert Unterstützer u. a. Paul<br />

Cassirer, �Hermann Finsterlin, �Wenzel Hablik,<br />

Oswald Herzog, Bernhard Hoetger, Willy Jaeckel,<br />

�Käthe Kollwitz, Julius Meier-Graefe, Adolf Meyer,<br />

�Erich Mendelsohn, �Karl Ernst Osthaus, �Hans<br />

Poelzig, �Milly Steger, Wilhelm Worringer<br />

Aktivitäten: Aufrufe, Ausstellungen, Flugblätter<br />

(s. S. 166 f.), Publikationen (Abb. S. 360 f.) sowie<br />

der sich aus ihm herausbildende Korrespondenzzirkel<br />

�die Gläserne Kette (mit Texten und Zeichnungen<br />

von u. a. �Hermann Finsterlin, �Walter<br />

Gropius, �Wenzel Hablik, �Hans Luckhardt,<br />

�Wassili Luckhardt, �Hans Scharoun, �Bruno<br />

Taut, Abb. S. 372)<br />

B<br />

Ball, Hugo<br />

(Pirmasens 22. 2. 1886–14. 9. 1927<br />

Sant’Abbondio-Gentilino, Schweiz)<br />

Schriftsteller, Dramaturg, Schauspieler<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.): �Gottfried<br />

Benn, Franz Blei, �Kurt Hiller, �Wassily Kandinsky,<br />

�Franz Marc, �Herwarth Walden<br />

Tätigkeit (u. a.): Mitbegründer der Dada-<br />

Bewegung; Mitarbeit und Veröffentlichungen in<br />

den Zeitschriften �Die Aktion und �Revolution<br />

(Abb. S. 128 f., 145)<br />

Barlach, Ernst<br />

(Wedel, Holstein 2. 1. 1870–24. 10. 1938 Rostock)<br />

Bildhauer (Abb. S. 131, 292), Maler, Grafiker (Abb.<br />

S. 130), Schriftsteller<br />

Mitgliedschaft: �Berliner Secession<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Max Beckmann, �Peter Behrens, Theodor<br />

Däubler, �Käthe Kollwitz<br />

Bartning, Otto<br />

(Karlsruhe 12. 4. 1883–20. 2. 1959 Darmstadt)<br />

Architekt (Abb. S. 354 f., 396)<br />

Mitgliedschaft: �Arbeitsrat für Kunst, Architektengruppe<br />

Der Ring, Deutscher Werkbund (Vorstand)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Walter Gropius, �Hans Scharoun, �Bruno Taut<br />

Becher, Johannes R. (Robert)<br />

(München 22. 5. 1891–11. 10. 1958 Berlin)<br />

Dichter, Politiker<br />

Mitgliedschaft: Spartakusbund<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Bertolt Brecht, �Kurt Pinthus<br />

Tätigkeit (u. a.): Mitarbeit bei der Zeitschrift �Die<br />

Aktion; Lyrikanthologie �Menschheitsdämmerung<br />

von �Kurt Pinthus<br />

Beckmann, Max<br />

(Leipzig 12. 2. 1884–27. 12. 1950 New York)<br />

Maler, Grafiker, Bildhauer, Autor<br />

Mitgliedschaft: �Berliner Secession, �Darmstädter<br />

Sezession (Gründungsmitglied), Freie<br />

Secession (Gründungsmitglied), Ablehnung der<br />

�Brücke-Mitgliedschaft<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Ernst Barlach, �Otto Dix, �Kasimir Edschmid<br />

(Abb. S. 168), Heinrich George, �Erich Heckel,<br />

�Harry Graf Kessler, �Ernst Ludwig Kirchner,<br />

�Emil Nolde<br />

Tätigkeit (u. a.): Arbeiten für �Das Tribunal. Hes sische<br />

radikale Blätter; Beteiligung an der Ausstellung<br />

Neue Sachlichkeit in Mannheim, 1925<br />

Behrens, Peter<br />

(Hamburg 14. 4. 1868–27. 2. 1940 Berlin)<br />

Architekt, Maler, Designer, Typograf<br />

Mitgliedschaft: Darmstädter Künstlerkolonie<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong>, Münchner Sezession (Gründungsmitglied)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Ernst Barlach, �Walter Gropius, Le Corbusier,<br />

�Ludwig Mies van der Rohe, �Karl Ernst Osthaus,<br />

�Herwarth Walden<br />

Behne, Adolf<br />

(Magdeburg 13. 7. 1885–22. 8. 1948 Berlin)<br />

Architekt, Wissenschaftler<br />

Mitgliedschaft: �Arbeitsrat für Kunst (Gründungsmitglied,<br />

Vor sitzender), Deutscher Werkbund,<br />

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Architektengruppe Der Ring<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�César Klein, �Erich Mendelsohn, �Herwarth<br />

Walden, Künstlergruppe �Der Blaue Reiter<br />

Tätigkeit (u. a.): Veröffentlichungen in �Der Sturm<br />

Belling, Rudolf<br />

(Berlin 26. 8. 1886–9. 6. 1972 Krailling<br />

bei München)<br />

Bildhauer (Abb. S. 34, 164), Architekt, Ausstatter<br />

Mitgliedschaft: �Novembergruppe, �Arbeitsrat<br />

für Kunst<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Hans Poelzig, �Max Reinhardt, �Ernst Stern,<br />

�Max Taut<br />

Tätigkeit (u. a.): Modell für Orchesterpavillon<br />

(Musik: �Paul Hindemith, �Arnold Schönberg,<br />

Igor Strawinsky); Maskengestaltung für den<br />

Film �Der Golem, wie er in die Welt kam;<br />

Zusammen arbeit mit �Walter Würzbach am<br />

Scala-Restaurant Berlin (Abb. S. 49)<br />

Benn, Gottfried<br />

(Mansfeld 2. 5. 1886–7. 7. 1956 Berlin)<br />

Arzt, Lyriker (s. S. 253), Essayist<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Hugo Ball, Carl Einstein, �George Grosz,<br />

�Klabund, �Else Lasker-Schüler (Liebesbeziehung),<br />

Alfred Lichtenstein, �Ludwig Meidner,<br />

�Franz Pfemfert, �Kurt Pinthus, �Herwarth<br />

Walden, �Paul Zech<br />

Tätigkeit (u. a.): Veröffentlichungen in den<br />

Zeit schriften �Die Aktion, �Das neue Pathos<br />

und �Das Tribunal. Hessische radikale Blätter;<br />

Lyrik anthologie �Menschheitsdämmerung von<br />

�Kurt Pinthus<br />

Berber, Anita<br />

(Leipzig 10. 6. 1899–10. 11. 1928 Berlin)<br />

Tänzerin, Schauspielerin, Lyrikerin<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Otto Dix, Sebastian Droste (Liebesbeziehung,<br />

Zusammenarbeit), Klaus Mann, �Conrad Veidt<br />

Tätigkeit (u. a.): Gedichte in der Zeitschrift<br />

�Der Sturm; Autorin des Lyrikbands Tänze des<br />

Lasters, des Grauens und der Ekstase; Tänzerin;<br />

Darstel lerin in den Filmen �Das gelbe Haus /<br />

Die Prostitution, �Dr. Mabuse, der Spieler, Nachtgestalten<br />

(u. a.); von �Dora Kallmus fotografiert<br />

(Abb. S. 243, 248, 251 f., 254 f.), von �Otto Dix<br />

porträtiert (Abb. S. 38, 245)<br />

Berg, Alban<br />

(Wien 9. 2. 1885–24. 12. 1935 Wien)<br />

Komponist, Musiker<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Theodor W. Adorno, Gustav Klimt, Adolf Loos,<br />

�Alma Mahler-Werfel, �Arnold Schönberg<br />

Tätigkeit (u. a.): Komponist der Opern<br />

�Wozzeck nach Georg Büchners Dramenfrag-<br />

ment �Woyzeck, Lulu nach Frank Wedekinds<br />

Die Büchse der Pandora<br />

Berliner Secession<br />

Künstlervereinigung (Berlin ab 1898)<br />

Mitglieder (u. a.):<br />

�Ernst Barlach, �Max Beckmann, Charlotte<br />

Berend-Corinth, Lovis Corinth, �Lyonel Feininger,<br />

�Erich Heckel, �Ernst Ludwig Kirchner, Max<br />

Klinger, Georg Kolbe, �Käthe Kollwitz, Leo von<br />

König, August Kraus, Walter Leistikow, Max<br />

Liebermann, �Moriz Melzer, Otto Modersohn,<br />

Edvard Munch, �Emil Nolde, Emil Orlik,<br />

�Karl Schmidt-Rottluff, Max Slevogt, Wilhelm<br />

Trübner, Lesser Ury, Heinrich Zille<br />

Aktivitäten: Ausstellungen u. a. von �Wassily<br />

Kandinsky; aus ihr entstanden die �Neue Secession<br />

und die Freie Secession<br />

Der Bettler. Eine dramatische Sendung<br />

Drama von �Reinhard Johannes Sorge (1912)<br />

Uraufführung: 23. 12. 1917 in Berlin<br />

Beispiel Inszenierung / Bühne:<br />

Deutsches Theater Berlin, 1917<br />

Regie: �Max Reinhardt<br />

Ausstattung / Bühnenbild: �Ernst Stern (Abb.<br />

S. 196)<br />

Inhalt: Eines der ersten expressionistischen Dramen,<br />

das die hymnische Sprache des Zarathustra<br />

�Friedrich Nietzsches in Form einer scheinbar<br />

verworrenen Handlung mit Personen ohne Namen<br />

mit realistischen Umweltschilderungen kombiniert.<br />

Forderung des Dichters nach einer neuen<br />

Bühne als Stätte der Meditation und Verkündigung<br />

des Glaubens.<br />

Der Blaue Reiter<br />

Künstlervereinigung (München 1912–1914),<br />

Ab spaltung von der Neuen Künstlervereinigung<br />

München<br />

Mitglieder (u. a.): Heinrich Campendonk,<br />

�August Macke, �Franz Marc, Alexej von<br />

Jawlensky, �Wassily Kandinsky, �Alfred Kubin,<br />

Gabriele Münter, �Arnold Schönberg, Marianne<br />

von Werefkin<br />

Unterstützer / Umfeld: �Adolf Behne, �Erich<br />

Mendelsohn<br />

Aktivitäten: Gruppenausstellungen von Künstlern,<br />

u. a. �Karl Schmidt-Rottluff, Publikation des<br />

Almanachs Der Blaue Reiter in München<br />

(Abb. S. 106)<br />

Brecht, Bertolt<br />

(Augsburg 10. 2. 1898–14. 8. 1956 Ost-Berlin)<br />

Schriftsteller, Dramaturg<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Hans Eisler, �Georg Kaiser, Kurt Weill<br />

Tätigkeit (u. a.): Dramaturg unter �Max Reinhardt;<br />

Autor des Stücks �Trommeln in der Nacht (Abb.<br />

S. 197 ff.)<br />

Brücke<br />

Künstlervereinigung (Dresden 1905–1913 Berlin)<br />

(Programm Abb. S. 80)<br />

Mitglieder (u. a.): Fritz Bleyl, �Erich Heckel,<br />

�Ernst Ludwig Kirchner, �Karl Schmidt-Rottluff,<br />

später Cuno Amiet, Kees van Dongen, Akseli<br />

Gallen-Kallela, Otto Mueller, �Emil Nolde, �Max<br />

Pechstein; »passive Mitglieder« u. a. Richard<br />

Dehmel, �Harry Graf Kessler, �Rosa Schapire,<br />

Gustav Schiefler, Philipp Trüdinger<br />

Aktivitäten: Ausstellungen, 1906 / 07 Ausstellungsbeteiligung<br />

von �Wassily Kandinsky<br />

C<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari<br />

Film (1919 / 20), Regie: �Robert Wiene,<br />

Buch / Vorlage: �Carl Mayer, Hans Janowitz,<br />

Szenenbild / Ausstattung: �Walter Reimann<br />

(Abb. S. 324, 329), �Hermann Warm (Abb.<br />

S. 311 ff.), �Walter Röhrig (Abb. S. 335)<br />

Darsteller (u. a.): Lil Dagover, �Werner Krauss,<br />

�Conrad Veidt (Abb. S. 237, 241)<br />

Inhalt: Der Somnambule Cesare begeht unter dem<br />

hypnotischen Einfluss des Jahrmarktbudenbesit-<br />

zers Dr. Caligari im Städtchen Holstenwall furchtbare<br />

Morde. Nach dem Mord an seinem Freund<br />

kommt der junge Francis dem Hypnotisierten auf<br />

die Schliche.<br />

Curiohaus<br />

Büro- und Versammlungsgebäude (Rothenbaumchaussee<br />

15, Hamburg), erbaut 1908–1911<br />

Ver anstaltungsort der �Hamburger Künstlerfeste,<br />

u. a. Die Götzenpauke (Abb. S. 446),<br />

Der Himm lische Kreisel, Die gelbe Posaune<br />

der 7 (Abb. S. 429, 447), Der siebente Krater<br />

(Abb. S. 42)<br />

D<br />

Die Dachstube<br />

Zeitschrift (Darmstadt 1915–1918), Hrsg.: �Carlo<br />

Mierendorff, Theodor Haubach, Joseph Würth<br />

Mitarbeiter / Autoren (u. a.): F. C. Lehr,<br />

Ludwig Breitwieser, Karl Roller, Ernst Müller,<br />

Leonhard Schüler<br />

Inhalt / Ausrichtung: Anfangs kostenlose Schülerzeitschrift<br />

in loser Flugblattform, 65 Nummern mit<br />

Gedichten, Er zählungen, Aufrufen (s. S. 154)<br />

Darmstädter Sezession<br />

Künstlervereinigung (Darmstadt ab 1919)<br />

Mitglieder (u. a.): �Max Beckmann (Gründungsmitglied),<br />

�Kasimir Edschmid (Gründungsmitglied),<br />

�Ernst Moritz Engert, Karl Gunschmann<br />

(Gründungsmitglied), Frans Masereel, �Ludwig<br />

Meidner (Gründungsmitglied)<br />

Hervorgegangen aus dem Freundeskreis um die<br />

Zeitschriften �Die Dachstube und �Das Tribunal.<br />

Hessische radikale Blätter; Gründungsmanifest<br />

in Das Tribunal, 1, 6, 1919 (Abb. S. 168)<br />

Aktivitäten (u. a.): Ausstellungen, z. B. Deutscher<br />

<strong>Expressionismus</strong> Darmstadt 1920 (Abb. S. 5)<br />

Davringhausen, Heinrich Maria<br />

(Aachen 21. 10. 1894–13. 12. 1970 Nizza)<br />

Maler (Abb. S. 257)<br />

Mitgliedschaft: �Das Junge Rheinland,<br />

�Novembergruppe<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�George Grosz, Carlo Mense<br />

Tätigkeit (u. a.): Beteilung an der Ausstellung<br />

Neue Sachlichkeit in Mannheim, 1925<br />

Deutsch, Ernst<br />

(Prag 16. 9. 1890–22. 3. 1969 Berlin)<br />

Schauspieler<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Heinrich George, �Walter Hasenclever, �Oskar<br />

Kokoschka, �Paul Kornfeld, �Franz Werfel<br />

Tätigkeit (u. a.): Darsteller unter �Max Reinhardt;<br />

Hauptrolle in �Walter Hasenclevers �Der Sohn,<br />

Filmdarsteller in �Von morgens bis mitternachts,<br />

�Der Golem, wie er in die Welt kam, Hass, Der<br />

gelbe Tod u. a.<br />

Dix, Otto<br />

(Gera 2. 12. 1891–25. 7. 1969 Singen)<br />

Maler, Grafiker (Abb. S. 132 f.)<br />

Mitgliedschaft: �Novembergruppe, �Dresdner<br />

Sezession Gruppe 1919 (Gründungsmitglied, Abb.<br />

S. 163), �Das Junge Rheinland<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Max Beckmann, �Anita Berber, Johanna Ey<br />

(�Galerie Junge Kunst – Frau Ey), �Conrad<br />

Felixmüller, �George Grosz<br />

17_Anhang_RZ.indd 463 13.10.2010 9:50:26 Uhr<br />

463


Döblin, Alfred<br />

(Stettin 10. 8. 1878–26. 6. 1957 Emmendingen)<br />

Schriftsteller<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Ernst Ludwig Kirchner (Abb. S. 59), �Else Lasker-<br />

Schüler, Ludwig Marcuse, �Herwarth Walden<br />

Tätigkeit (u. a.): Mitgründer und Mitarbeiter der<br />

Zeitschrift �Der Sturm<br />

Dresdner Sezession Gruppe 1919<br />

Künstlervereinigung (Dresden ab 1919)<br />

Mitglieder (u. a.): �Otto Dix (Gründungsmitglied;<br />

Abb. S. 163), �Conrad Felixmüller (Gründungsmitglied,<br />

Prä sident), �Oskar Kokoschka (Ehrenmitglied),<br />

Elfriede Lohse-Wächtler, Constantin<br />

von Mitschke-Collande (Gründungsmitglied), Otto<br />

Pankok, Gert Heinrich Wollheim<br />

Aktivitäten: Ausstellungen, u. a. von Carl Lohse;<br />

1922 Zusammenschluss mit der Gruppe �Das<br />

Junge Rheinland und der �Novembergruppe<br />

zum Kartell fortschrittlicher Künstlergruppen<br />

in Deutschland<br />

Dr. Mabuse, der Spieler. 1. Teil:<br />

Der große Spieler – Ein Bild der Zeit<br />

Film (1921 / 22), Regie: Fritz Lang, Buch: Thea<br />

von Harbou, Fritz Lang (Abb. S. 41, 46, 454, 459),<br />

Szenenbild / Ausstattung: Otto Hunte, Karl<br />

Stahl-Urach<br />

Darsteller (u. a.): �Anita Berber, Rudolf Klein-<br />

Rogge, Aud Egede Nissen<br />

Inhalt: Dr. Mabuse, ein Meister der Tarnung, tritt<br />

in unterschiedlichster Verkleidung, mal als Psychologe,<br />

mal als Spieler auf, um durch Hypnose<br />

Kapital für seine angestrebte Welt herrschaft zu<br />

beschaffen. Ein Anwalt nimmt die Jagd auf und<br />

versucht, den kriminellen Hochstapler zu enttarnen.<br />

E<br />

Edschmid, Kasimir (eigtl. Eduard Schmid)<br />

(Darmstadt 5. 10. 1890–31. 8. 1966 Vulpera, Engadin)<br />

Schriftsteller<br />

Mitgliedschaft: �Darmstädter Sezession<br />

(Gründungsmitglied)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Max Beckmann (Abb. S. 168), �George Grosz,<br />

�Ludwig Meidner, �Carlo Mierendorff, René<br />

Schickele, Ernst Stadler<br />

Tätigkeit (u. a.): Veröffentlichungen im �Kurt<br />

Wolff Verlag und bei Paul Steegemann (Reihe<br />

Die Silbergäule, Abb. S. 424); Mitarbeit an den<br />

Zeitschriften �Das neue Pathos und �Das Tri ­<br />

bunal. Hessische radikale Blätter<br />

Engert, Ernst Moritz<br />

(Yokohama, Japan 24. 2. 1892–14. 8. 1986 Lich)<br />

Grafiker (Abb. S. 168), Maler<br />

Mitgliedschaft: �Der Neue Club, �Darmstädter<br />

Sezession<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Georg Heym, �Kurt Hiller, �August Macke<br />

Tätigkeit: Scherenschnitt; Veröffentlichung in der<br />

Zeitschrift �Das Tribunal. Hessische radikale Blätter<br />

F<br />

Feininger, Lyonel<br />

(New York 17. 7. 1871–13. 1. 1956 New York)<br />

Maler, Grafiker, Komponist<br />

464<br />

Mitgliedschaft: �Arbeitsrat für Kunst, �Berliner<br />

Secession, �Novembergruppe, Bauhaus (Abb.<br />

S. 401, 405)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Erich Heckel, �Franz Marc, �Karl Schmidt-<br />

Rottluff<br />

Tätigkeit (u. a.): Teilnahme am Ersten Deut­<br />

schen Herbstsalon in der �Sturm-Galerie<br />

�Herwarth Waldens, dort 1917 erste Ausstellung;<br />

Arbeiten für die Zeitschrift �Die Rote Erde.<br />

Monatsschrift für Kunst und Kultur; Leiter der<br />

grafischen Werkstatt am Bauhaus in Weimar<br />

Felixmüller, Conrad<br />

(Dresden 21. 5. 1897 – 24. 3. 1977 Berlin)<br />

Maler, Grafiker<br />

Mitgliedschaft: �Dresdner Sezession Gruppe<br />

1919 (Gründungsmitglied, Präsident), �November<br />

gruppe<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Otto Dix, �Oskar Kokoschka, �Walter Rheiner<br />

(Abb. S. 41)<br />

Tätigkeit (u. a.): Ausstellung in der �Sturm-<br />

Galerie �Herwarth Waldens; Arbeiten für �Franz<br />

Pfemferts (Abb. S. 124) Zeitschrift �Die Aktion<br />

und den �Kunstsalon Emil Richter<br />

Fenneker, Josef<br />

(Bocholt 6. 12. 1895–9.1. 1956 Frankfurt a. M.)<br />

Maler, Grafiker, Bühnenbildner<br />

Tätigkeit (u. a.): Plakate / Anzeigen für Filme wie<br />

�Das gelbe Haus / Die Prostitution (Abb. S. 244),<br />

�Genuine (Abb. S. 290), Totentanz (Abb. S. 233),<br />

Nerven (Abb. S. 225) u. a.; Innenausstattung für das<br />

Berliner Premierenkino �Marmorhaus; Bühnenbildner<br />

für Oper und Theater u. a. in Frankfurt a. M.<br />

Finsterlin, Hermann<br />

(München 18. 8. 1887–16. 9. 1973 Stuttgart)<br />

Architekt (Abb. S. 358 f.), Maler, Dichter<br />

Mitgliedschaft: �Arbeitsrat für Kunst, Korrespondenzzirkel<br />

�die Gläserne Kette (Pseud. Prometh)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.): �Bruno Taut<br />

G<br />

Galerie Junge Kunst – Frau Ey<br />

Galerie, Veranstaltungsraum (Düsseldorf, Hindenburgwall),<br />

gegr. im Ersten Weltkrieg von Johanna<br />

Ey (1864–1947)<br />

Tätigkeit (u. a.): Mittelpunkt der Künstlergruppe<br />

�Das Junge Rheinland; Freundschaft Johanna Eys<br />

mit �Otto Dix, Max Ernst, Gert Heinrich Wollheim<br />

Das gelbe Haus / Die Prostitution<br />

Film (1919), Regie: Richard Oswald, Buch / Vorlage:<br />

Richard Oswald, Szenenbild / Ausstattung:<br />

Emil Linke<br />

Darsteller (u. a.): �Anita Berber, �Werner<br />

Krauss, �Conrad Veidt<br />

Uraufführung: �Marmorhaus (Plakat von �Josef<br />

Fenneker, Abb. S. 244)<br />

Inhalt: Sittenfilm über das Schicksal zweier gefallener<br />

Mädchen, deren sozialer und moralischer<br />

Niedergang im Bordell endet. Der Film macht<br />

jedoch nicht die Frauen selbst, sondern die Gesellschaft<br />

dafür verantwortlich.<br />

Genuine<br />

Film (1920), Regie: �Robert Wiene, Buch: �Carl<br />

Mayer (Abb. S. 291), Szenenbild / Ausstattung:<br />

�César Klein (Abb. S. 289), �Walter Reimann<br />

Darsteller (u. a.): Hans Heinrich von Twardowski,<br />

Ernst Gronau<br />

Uraufführung: �Marmorhaus (Plakat von �Josef<br />

Fenneker, Abb. S. 290)<br />

Inhalt: Ein verschrobener Einzelgänger hält die<br />

blutrünstige Genuine in seiner Villa in einem<br />

künstlichen Para dies gefangen. Diese versucht,<br />

zwei der ihr verfallenen Jünglinge, die durch<br />

Zufall in ihr Refugium eindringen, zu Mord und<br />

Selbst mord zu treiben. Ihr Spiel wird durchschaut,<br />

und sie kommt selbst zu Tode.<br />

Die Gläserne Kette<br />

Korrespondenzzirkel (Berlin 1919 / 20)<br />

Mitglieder (u. a.): �Hermann Finsterlin<br />

(Prometh), �Walter Gropius (Maß),<br />

�Wenzel Hablik (W. H.), Hans Hansen<br />

(Antischmitz), Carl Krayl (Anfang),<br />

�Hans Luckhardt (Angkor), �Wassili<br />

Luckhardt (Zacken), �Hans Scharoun<br />

(Hannes), �Bruno Taut (Glas, Abb. S. 372),<br />

�Max Taut (M. T.)<br />

Inhalt / Ausrichtung: Künstlergemeinschaft von<br />

Architekten; gegenseitiger Austausch von mit<br />

Pseudonymen signierten Briefen zu Architekturutopien<br />

(s. S. 373); gegründet aus dem �Arbeits -<br />

rat für Kunst<br />

Der Golem, wie er in die Welt kam<br />

Film (1920), Regie: �Paul Wegener, Carl Boese,<br />

Buch / Vorlage: �Paul Wegener, Henrik Galeen<br />

nach einer alten Sage (Abb. S. 294 f., 385, 388 ff.),<br />

Szenenbild / Ausstattung: �Rudolf Belling,<br />

Rochus Gliese, �Hans Poelzig (Abb. S. 386, 392,<br />

394 f.), Kurt Richter<br />

Darsteller (u. a.): �Ernst Deutsch, Albert Steinrück,<br />

�Paul Wegener<br />

Inhalt: Durch einen archaischen Zauber gelingt<br />

es dem Rabbi Löw, eine Lehmfigur, den Golem,<br />

zum Leben zu erwecken, um ihn für die Rettung<br />

des Juden-Ghettos vor einem königlichen Beschluss<br />

einzusetzen. Durch den Missbrauch seiner<br />

Kraft seitens des liebesenttäuschten Gehilfen des<br />

Rabbis gerät der Golem außer Kontrolle. Erst<br />

die Unschuld eines Kindes vermag den rasenden<br />

Golem zu stoppen.<br />

Gramatté, Walter<br />

(Berlin 8. 1. 1897–9. 2. 1929 Hamburg)<br />

Maler, Grafiker (Abb. S. 218, 220, 222 f.)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Erich Heckel, �Karl Schmidt-Rottluff<br />

Gropius, Walter<br />

(Berlin 18. 5. 1883–5. 7. 1969 Boston)<br />

Architekt, Industriedesigner<br />

Mitgliedschaft: �Arbeitsrat für Kunst (Vorsitzender),<br />

Korrespondenzzirkel �Die Gläserne<br />

Kette (Pseud. Maß), Bauhaus (Gründungsmitglied,<br />

Direktor)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Otto Bartning, �Peter Behrens, �César Klein,<br />

�Alma Mahler-Werfel (Ehefrau), �Karl Ernst<br />

Osthaus, �Herwarth Walden<br />

Grosz, George (eigtl. Georg Ehrenfried Groß)<br />

(Berlin 26. 6. 1893–6. 6. 1959 Berlin)<br />

Maler, Grafiker (Abb. S. 16, 209, 213, 215),<br />

Bühnenbildner, Schriftsteller (s. S. 214)<br />

Mitgliedschaft: �Novembergruppe, KPD<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Gottfried Benn, �Heinrich Maria Davringhausen,<br />

�Otto Dix, �Kasimir Edschmid, �Max Herrmann-<br />

Neiße, �Harry Graf Kessler, �Ludwig Meidner,<br />

17_Anhang_RZ.indd 464 13.10.2010 9:50:26 Uhr


�Hans Heinz Stuckenschmidt, �Ernst Toller,<br />

�Paul Zech<br />

Tätigkeit (u. a.): Veröffentlichungen in �Die Aktion;<br />

Auftritte in der �Tribüne<br />

Gurlitt, Wolfgang<br />

(Berlin 15. 2. 1888–26. 3. 1965 München)<br />

Kunsthändler, Galerist, Verleger<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�César Klein, �Oskar Kokoschka, �Alfred Kubin<br />

Tätigkeit (u. a.): Förderer expressionistischer Kunst;<br />

Weiterführung der von seinem Vater Fritz gegründeten<br />

Galerie (ausgestaltet von �César Klein)<br />

H<br />

Hablik, Wenzel<br />

(Brüx, Böhmen, 4. 8. 1881–23. 3. 1934 Itzehoe)<br />

Architekt (Abb. S. 363), Maler, Grafiker, Kunsthandwerker<br />

(Abb. S. 261, 350 ff., 420 ff.)<br />

Mitgliedschaft: Deutscher Werkbund, �Arbeitsrat<br />

für Kunst, Korrespondenzzirkel �die Gläserne<br />

Kette (Pseud. W. H.)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Bruno Taut (s. S. 24), �Karl Schmidt-Rottluff,<br />

Arthur Schnitzler, �Herwarth Walden<br />

Hamburger Künstlerfeste<br />

Veranstaltungsreihe (Hamburg 1919–1968)<br />

Organisatoren (u. a.): Friedrich Adler, Emil<br />

Maetzel, Verein Künstlerfest Hamburg e. V.<br />

Im Hamburger �Curiohaus stattfindende Kostümfeste;<br />

Gestaltung der Festräume (Abb. S. 430),<br />

Plakate und Almanache durch Künstler; Titel<br />

der Feste: Dämmerung der Zeitlosen (1919), Die<br />

gelbe Posaune der 7 (1920, Abb. S. 429), Die<br />

Götzenpauke (1921, Abb. S. 446), Der Himm lische<br />

Kreisel (1922), Das Fest der Namenlosen (1923),<br />

Cubicuria, die seltsame Stadt (1924), Der siebente<br />

Krater (1925, Abb. S. 42) u. a.<br />

Auftretende Künstler (u. a.): Gustaf Gründgens,<br />

die Geschwister Falke, �Walter Holdt, Paul Kemp,<br />

Hans Leip, �Lavinia Schulz, �Mary Wigman<br />

Häring, Hugo<br />

(Biberach a. d. Riss 22. 5. 1882–17. 5. 1958<br />

Göppingen)<br />

Architekt (Abb. S. 419)<br />

Mitgliedschaft: Architektengruppe Der Ring<br />

(Gründungsmitglied)<br />

Bekanntschaft (u. a.): �Ludwig Mies van der Rohe<br />

Hasenclever, Walter<br />

(Aachen 8. 7. 1890–21. 6. 1940 Les Milles<br />

bei Aix-en-Provence, Frankreich)<br />

Schriftsteller, Übersetzer, Schauspieler, Drehbuchautor<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Ernst Deutsch, �Oskar Kokoschka, �Paul<br />

Kornfeld, �Ludwig Meidner, �Kurt Pinthus,<br />

�Walter Rheiner, René Schickele, �Paul<br />

Wegener, �Franz Werfel<br />

Tätigkeit (u. a.): Autor des Dramas �Der Sohn;<br />

Stücke in der �Tribüne uraufgeführt; Lyrikanthologie<br />

�Menschheitsdämmerung von �Kurt Pinthus;<br />

Veröffentlichungen im �Kurt Wolff Verlag und in<br />

der Zeitschrift �Das neue Pathos<br />

Das Haus zum Mond<br />

Film (1920), Regie: �Karlheinz Martin, Buch / Vorlage:<br />

Rudolf Leonhardt, Karlheinz Martin, Szenenbild<br />

/ Ausstattung: �Robert Neppach<br />

Darsteller (u. a.): �Fritz Kortner, Leontine Kühnberg,<br />

Erich Pabst<br />

Inhalt: Ein Wachsfigurenhersteller erschafft eine<br />

Puppe, Ebenbild der mondsüchtigen jungen<br />

Frau Luna, mit der er in einem seltsamen Haus<br />

zu sammenlebt. Als er glaubt, sein Werk sei zum<br />

Leben erwacht, wird er zunehmend verrückt.<br />

Heckel, Erich<br />

(Döbeln 31. 7. 1883–27. 1. 1970 Radolfzell<br />

am Bodensee)<br />

Maler, Grafiker (Abb. S. 113, 139 ff., 399)<br />

Mitgliedschaft: �Brücke (Gründungsmitglied),<br />

�Berliner Secession, �Arbeitsrat für Kunst<br />

(Gründungsmitglied)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Max Beckmann, �Lyonel Feininger, �Walter<br />

Gramatté, �Ernst Ludwig Kirchner, �August<br />

Macke, �Franz Marc, Otto Mueller, �Emil Nolde,<br />

�Karl Ernst Osthaus, �Max Pechstein, �Rosa<br />

Schapire, �Karl Schmidt-Rottluff<br />

Tätigkeit (u. a.): Gestaltung Programmzettel für<br />

das �Neopathetische Cabaret; Arbeiten für die<br />

Zeitschrift �Das neue Pathos<br />

Herrmann-Neiße, Max<br />

(Neiße, Schlesien, 23. 5. 1886–8. 4. 1941 London)<br />

Lyriker, Romancier, Dramatiker, Kritiker<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�George Grosz, �Else Lasker-Schüler, �Karlheinz<br />

Martin, �Ludwig Meidner (Abb. S. 126 f.), René<br />

Schickele<br />

Tätigkeit (u. a.): Veröffentlichungen in �Die Aktion<br />

und PAN; Mitwirkung in dem Film �Von morgens<br />

bis mitternachts; Auftritte in der �Tribüne<br />

Heym, Georg<br />

(Hirschberg, Schlesien 30. 10. 1887–16. 1. 1912<br />

Berlin)<br />

Schriftsteller, Lyriker (s. S. 116)<br />

Mitgliedschaft: �Der Neue Club<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Ernst Moritz Engert, Wilhelm Simon G(h)uttmann;<br />

beeinflusst von der Philosophie �Friedrich<br />

Nietzsches<br />

Tätigkeit (u. a.): posthume Veröffentlichung nachgelassener<br />

Gedichte im Band Umbra vitae durch<br />

Mitglieder des �Neuen Clubs (1912, 1924 mit<br />

Holz schnitten von �Ernst Ludwig Kirchner, Abb.<br />

S. 114 f., 117); Veröffentlichungen in der Zeitschrift<br />

�Das neue Pathos; Lyrikanthologie �Menschheitsdäm<br />

merung von �Kurt Pinthus; Protagonist des<br />

�Neopathetischen Cabarets (mit u. a. �Kurt<br />

Hiller, �Jakob van Hoddis; s. S. 29)<br />

Hiller, Kurt<br />

(Berlin 17. 8. 1885–1. 10. 1972 Hamburg)<br />

Schriftsteller, Publizist<br />

Mitgliedschaft: �Der Neue Club (Gründungsmitglied),<br />

Cabaret GNU (Gründungsmitglied)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Hugo Ball, �Ernst Moritz Engert, �Jakob van<br />

Hoddis, �Ludwig Meidner, Karl Loewenson,<br />

�Ernst Wilhelm Lotz, �Franz Pfemfert, �Kurt<br />

Pinthus, Georg Simmel<br />

Tätigkeit (u. a.): Veranstalter �Neopathetisches<br />

Cabaret (mit u. a. �Georg Heym, �Jakob van<br />

Hoddis); Veröffentlichungen in den Zeitschriften<br />

Der Demokrat, PAN, �Der Sturm und �Die Aktion<br />

Hindemith, Paul<br />

(Hanau 16. 11. 1895–28. 12. 1963 Frankfurt a. M.)<br />

Komponist, Musiker<br />

Tätigkeit (u. a.): Konzertmeister der Frankfurter<br />

Opernbühne; Komponist der Operneinakter<br />

Sancta Susanna nach �August Stramm, �Mörder,<br />

Hoffnung der Frauen nach �Oskar Kokoschka<br />

(Abb. S. 262, 275) und Das Nusch­Nuschi nach<br />

Franz Blei (Abb. S. 33); in Musikauswahl für<br />

Orchesterpavillon von �Rudolf Belling vertreten;<br />

Filmmusik zu Arnold Fancks Bergsteigerfilm Im<br />

Kampf mit dem Berge<br />

Hoddis, Jakob van (eigtl. Hans Davidsohn)<br />

(Berlin 16. 5. 1887–Mai / Juni 1942 Vernichtungslager<br />

Sobibór, Polen)<br />

Schriftsteller, Lyriker (s. S. 46, 118)<br />

Mitgliedschaft: �Der Neue Club (Gründungsmitglied)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Ludwig Meidner (Abb. S. 118), �Franz Pfemfert<br />

Tätigkeit (u. a.): Veranstalter des �Neopathetischen<br />

Cabarets (mit u. a. �Georg Heym, �Kurt<br />

Hiller, s. S. 29); Veröffentlichungen in den Zeitschriften<br />

�Die Aktion und �Der Sturm; Lyrikanthologie<br />

�Menschheitsdämmerung von �Kurt Pinthus<br />

Holdt, Walter<br />

(1898–18. 6. 1924 Hamburg)<br />

Tänzer, Theaterschauspieler<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Minya Diez-Dührkoop (Abb. S. 437), �Lothar<br />

Schreyer, �Lavinia Schulz (Ehefrau, Tanzpartnerin),<br />

�Hans Heinz Stuckenschmidt<br />

Tätigkeit (u. a.): Ganzkörpermaskentänze mit<br />

�Lavinia Schulz<br />

Hölle Weg Erde<br />

Drama von �Georg Kaiser (1919)<br />

Uraufführung: 5. 12. 1919 in Frankfurt a. M.<br />

Beispiel Inszenierung / Bühne: Lessingtheater<br />

Berlin, 1921<br />

Regie: Victor Barnowsky<br />

Ausstattung / Bühnenbild: �César Klein<br />

Inhalt: Symbolisches Läuterungsspiel. Ein Flaneur<br />

möchte helfen und Gutes tun, was erst durch<br />

einen Juwelenraub möglich wird.<br />

J<br />

Das Junge Deutschland<br />

Theatervereinigung (Berlin 1917–1920),<br />

Gründer: �Max Reinhardt, Deutsches<br />

Theater Berlin<br />

Inhalt / Ausrichtung: Verein, Zeitschrift und<br />

Ver suchsbühne zur Förderung junger Dramatiker;<br />

Aufführung von Stücken junger Expressionisten<br />

Aktivitäten: Verbreitung des Bühnenexpressionis<br />

mus; Erstaufführung von Stücken �Oskar<br />

Kokosch kas, �Else Lasker-Schülers, �Franz<br />

Werfels<br />

Das Junge Rheinland<br />

Künstlervereinigung (Düsseldorf 1919–1933)<br />

Mitglieder (u. a.): �Heinrich Maria Davringhausen,<br />

�Otto Dix, Max Ernst, Arthur Kaufmann,<br />

Carlo Mense, Heinrich Nauen, Walter Orphey,<br />

Otto Pankok, Gert Heinrich Wollheim<br />

Inhalt / Ausrichtung: Künstlervereinigung um die<br />

�Galerie Junge Kunst – Frau Ey<br />

Aktivitäten: Herausgabe der Zeitschrift Das<br />

Ey; Ausstellungen; 1922 Zusammenschluss<br />

mit �Dresd ner Sezession Gruppe 1919 und<br />

�Novembergruppe zum Kartell fortschritt licher<br />

Künstlergruppen in Deutschland<br />

17_Anhang_RZ.indd 465 13.10.2010 9:50:26 Uhr<br />

465


K<br />

Kaiser, Georg<br />

(Magdeburg 25. 11. 1878–4. 6. 1945 Ascona,<br />

Schweiz)<br />

Schriftsteller, Dramatiker<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Bertolt Brecht, �Ernst Toller, Kurt Weill<br />

Tätigkeit (u. a.): Verfasser viel gespielter Dramen<br />

des <strong>Expressionismus</strong>, wie Die Bürger von Calais,<br />

�Hölle Weg Erde, Gas, �Von morgens bis mitternachts<br />

(Abb. S. 175, 181, 191 f.)<br />

Kallmus, Dora / Madame d’Ora<br />

(Wien 20. 3. 1881–30. 10. 1963 Frohnleiten /<br />

Steiermark)<br />

Fotografin<br />

Tätigkeit (u. a.): Porträtfotografien berühmter<br />

Persönlichkeiten wie �Anita Berber (Abb. S. 243,<br />

248, 251 f., 254 f.), Gustav Klimt, �Alma Mahler-<br />

Werfel, Arthur Schnitzler<br />

Kandinsky, Wassily<br />

(Moskau 4. 12. 1866–13. 12. 1944 Neuilly-sur-Seine,<br />

Frankreich)<br />

Maler, Grafiker, Kunsttheoretiker<br />

Mitgliedschaft: Neue Künstlervereinigung München<br />

(Gründungsmitglied, Vorsitz), �Der Blaue<br />

Reiter (Gründungsmitglied), �Novembergruppe<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Hugo Ball, Alexej von Jawlensky, �Franz Marc,<br />

Gabriele Münter (Lebensgefährtin), �Arnold<br />

Schönberg (Abb. S. 30), Marianne von Werefkin<br />

Tätigkeit (u. a.): Teilnahme an Ausstellungen der<br />

�Berliner Secession; Mitherausgeber des Almanachs<br />

Der Blaue Reiter (Abb. S. 106); Lehrer an<br />

der Sturm-Kunstschule und später am Bauhaus<br />

(auf Einladung von �Walter Gropius); Veröffentlichung<br />

in Verlag und Zeitschrift �Der Sturm<br />

Kessler, Harry Graf<br />

(Paris 23. 05. 1868–30. 11. 1937 Lyon)<br />

Museumsdirektor, Kunstsammler, Mäzen, Literat,<br />

Publizist, Politiker<br />

Mitgliedschaft: Deutscher Künstlerbund (Gründungsmitglied),<br />

�Brücke (»passives Mitglied«)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.): �Max Beckmann,<br />

�George Grosz, �Herwarth Walden<br />

Tätigkeit (u. a.): Betreiber der Cranach-Presse<br />

(Abb. S. 153); Entwicklung eines Reformtheaterkonzepts<br />

mit �Max Reinhardt<br />

Kirchner, Ernst Ludwig<br />

(Aschaffenburg 6. 5. 1880–15. 6. 1938 Frauenkirch-<br />

Wildboden bei Davos, Schweiz)<br />

Maler, Grafiker<br />

Mitgliedschaft: �Brücke (Gründungsmitglied),<br />

�Berliner Secession<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Max Beckmann, Hugo Biallowons, �Alfred<br />

Döblin (Abb. S. 59, 87), Werner Gothein (Schüler,<br />

Abb. S. 79, 84, 91 f.), Botho Graef, Eberhard<br />

Grisebach, Wilhelm Simon G(h)uttmann, �Erich<br />

Heckel, �Wilhelm Lehmbruck, �Franz Marc,<br />

Otto Mueller, �Emil Nolde, �Max Pechstein,<br />

�Rosa Schapire, Gustav Schiefler, Erna Schilling<br />

(Lebensgefährtin, Abb. S. 30, 71, 79, 83 f., 90 f.,<br />

95 ff.), �Karl Schmidt-Rottluff, Carl Sternheim,<br />

�Mary Wigman<br />

Tätigkeit (u. a.): Gestaltung und Ausstattung von<br />

Ateliers und Wohnungen als <strong>Gesamtkunstwerk</strong>;<br />

Arbeiten für die Zeitschrift �Der Sturm; Illustra tion<br />

zu �Georg Heyms Umbra vitae (Abb. S. 114 f., 117)<br />

466<br />

Klabund (eigtl. Alfred Henschke)<br />

(Crossen a. d. Oder 4. 11. 1890–14. 8. 1928<br />

Davos, Schweiz)<br />

Lyriker, Dramatiker<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Gottfried Benn, René Schickele<br />

Klein, César<br />

(Hamburg 14. 9. 1876–13. 3. 1954 Pansdorf<br />

bei Lübeck)<br />

Maler, Bühnenbildner, Filmausstatter, Grafiker,<br />

Maler<br />

Mitgliedschaft: �Neue Secession (Gründungsmitglied),<br />

�Novembergruppe (Gründungsmitglied),<br />

Deutscher Werkbund (Vorstandsmitglied),<br />

�Arbeitsrat für Kunst (Vorsitzender)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Adolf Behne, �Walter Gropius, �Wolfgang<br />

Gurlitt, �Moriz Melzer, �Max Pechstein, �Walter<br />

Reimann, �Heinrich Richter-Berlin, �Bruno Taut,<br />

�Herwarth Walden, �Robert Wiene<br />

Tätigkeit (u. a.): Bühnenbilder am Berliner<br />

Lessingtheater für �Hölle Weg Erde, �Von morgens<br />

bis mitternachts (Abb. S. 181), �Woyzeck<br />

(u. a.); Ausstattung der Filme �Genuine (Abb.<br />

S. 289), Der Puppenmacher von Kiang­Ning; Innenausstattung<br />

Urauffüh rungskino �Marmor haus<br />

(Wand- und Deckenmalereien, farbige Glasdecke);<br />

Ausstattung Galerie �Wolfgang Gurlitt<br />

und Villa Gurlitt (Decken- und Wand malerei,<br />

Glastüren, gläserne Wandpanele); Arbeiten für<br />

�Herwarth Waldens Zeitschrift �Der Sturm<br />

Kokain<br />

Alkaloid aus den Blättern des Kokastrauches<br />

(Erythroxylum coca)<br />

1862 Beginn der kommerziellen Produktion<br />

durch die Firma Merck in Darmstadt; ab 1879<br />

als Schmerzstiller und zur Behandlung von<br />

Morphin abhängigkeit; ab 1884 Nutzung als<br />

lokales Anästhetikum; Verwendung im Ersten<br />

und Zweiten Weltkrieg bei Frontsoldaten; als<br />

bewusstseinssteigernde Modedroge in den<br />

1920er-Jahren konsumiert u. a. von �Johannes<br />

R. Becher, �Gottfried Benn (s. S. 253), �Anita<br />

Berber (Abb. S. 243, s. S. 249), �Ernst Ludwig<br />

Kirchner, �Walter Rheiner (Abb. S. 41, s. S. 250),<br />

�Georg Trakl<br />

Kokoschka, Oskar<br />

(Pöchlarn, Niederösterreich 1. 3. 1886–22. 2. 1980<br />

Montreux, Schweiz)<br />

Maler, Grafiker, Literat, Dramatiker, Zeitschriftenredakteur<br />

Mitgliedschaft: �Dresdner Sezession Gruppe 1919<br />

(Ehrenmitglied), Freie Secession<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Ernst Deutsch, �Conrad Felixmüller, Heinrich<br />

George, �Wolfgang Gurlitt, �Walter Hasenclever,<br />

�Paul Kornfeld, �Alma Mahler-Werfel<br />

(Liebesbeziehung), �Kurt Pinthus, �Georg Trakl,<br />

�Herwarth Walden, Kurt Wolff<br />

Tätigkeit (u. a.): Autor des Dramas �Mörder,<br />

Hoffnung der Frauen (Abb. S. 263 ff., 270); Autor<br />

und Illustrator für die Zeitschriften �Der Sturm<br />

(Abb. S. 53, 270) und �Das Tribunal. Hessische<br />

radikale Blätter (Abb. S. 168); Aufführung seiner<br />

Stücke auf der Bühne �Das Junge Deutschland;<br />

Mit he raus geber der Zeitschrift �Das neue Pathos;<br />

Auto renporträts für die Lyrikanthologie �Menschheitsdämmerung<br />

von �Kurt Pinthus; Lehrer an<br />

der Sturm-Kunstschule; Schriftleitung der Zeitschrift<br />

�Der Sturm für Österreich-Ungarn; Veröffentlichung<br />

im �Sturm-Verlag<br />

Kollwitz, Käthe<br />

(Königsberg 8. 6. 1867–22. 4. 1945 Moritzburg)<br />

Grafikerin (Abb. S. 161, 292), Bildhauerin<br />

Mitgliedschaft: �Berliner Secession, Preußische<br />

Akademie der Künste<br />

Freundschaft (u. a.): �Ernst Barlach<br />

Kornfeld, Paul<br />

(Prag 11. 12. 1889–1942 Ghetto Litzmannstadt /<br />

Łódz´, Polen)<br />

Schriftsteller, Dramatiker, Dramaturg<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Ernst Deutsch, Willy Haas, �Walter Hasenclever,<br />

Heinrich George, �Oskar Kokoschka,<br />

�Franz Werfel<br />

Tätigkeit (u. a.): Dramaturg unter �Max Reinhardt<br />

am Deutschen Theater<br />

Kortner, Fritz<br />

(Wien 12. 5. 1892–22. 7. 1970 München)<br />

Schauspieler, Regisseur<br />

Tätigkeit (u. a.): Theaterdarsteller unter<br />

�Max Reinhardt und Leopold Jessner; Auf -<br />

tritte in der �Tribüne, u. a. in �Ernst Tollers<br />

�Die Wandlung; Filmdarsteller u. a. in Hintertreppe,<br />

Schatten, Orlacs Hände, �Das Haus<br />

zum Mond<br />

Krauss, Werner<br />

(Gestungshausen bei Coburg 23. 6. 1884–<br />

20. 10. 1959 Wien)<br />

Schauspieler<br />

Tätigkeit (u. a.): Theaterdarsteller unter �Max<br />

Reinhardt, �Karlheinz Martin; Filmrollen u. a.<br />

in �Das Cabinet des Dr. Caligari, Der Puppenmacher<br />

von Kiang­Ning, �Das gelbe Haus / Die<br />

Prostitution, �Das Wachsfigurenkabinett, Das<br />

Medium, Totentanz (Plakat von �Josef Fenneker,<br />

Abb. S. 233)<br />

Kubin, Alfred<br />

(Leitmeritz, Böhmen 10. 4. 1877–20. 8. 1959<br />

Wernstein a. Inn)<br />

Illustrator, Grafiker (Abb. S. 54), Maler, Schriftsteller<br />

Mitgliedschaft: Neue Künstlervereinigung München<br />

(Gründungsmitglied), �Der Blaue Reiter<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.): Salomon<br />

Friedlaender (Mynona), �Wolfgang Gurlitt,<br />

�Fritz Schaefler, �Paul Scheerbart<br />

Tätigkeit (u. a.): Arbeiten für die Zeitschrift<br />

�Die Aktion<br />

Kunstsalon Emil Richter<br />

Galerie (Dresden, Prager Straße), Gründer:<br />

Emil Richter<br />

Inhalt / Ausrichtung: Ausstellungen zahlreicher<br />

Expressionisten, u. a. �Brücke-Künstler, Carl<br />

Lohse; Versammlungsort der Dresdner Kunstszene<br />

(�Dresdner Sezession Gruppe 1919,<br />

Abb. S. 163); finanzielle Unterstützung für Künstler<br />

wie �Conrad Felixmüller<br />

Kurt Wolff Verlag<br />

Leipzig 1913–1940, Gründer: Kurt Wolff<br />

(1887–1963)<br />

Wichtiger Verlag für expressionistische Literatur;<br />

versammelte zeitgenössische Autoren um sich,<br />

wie �Walter Hasenclever, Franz Kafka, �Kurt<br />

Pinthus, �Georg Trakl, �Franz Werfel; Broschürenreihe<br />

Der jüngste Tag mit Werken von Autoren<br />

wie �Kasimir Edschmid, �Oskar Kokoschka,<br />

Heinrich Mann, René Schickele, Carl Sternheim,<br />

�Georg Trakl, Fritz von Unruh; Das Kinobuch von<br />

�Kurt Pinthus<br />

17_Anhang_RZ.indd 466 13.10.2010 9:50:27 Uhr


L<br />

Lasker-Schüler, Else (eigtl. Elisabeth)<br />

(Elberfeld, Wuppertal 11. 2. 1869–22. 1. 1945<br />

Jerusalem)<br />

Schriftstellerin, Illustratorin<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Alfred Döblin, �Gottfried Benn (Liebesbeziehung),<br />

�Max Herrmann-Neiße, Karl Kraus, �Franz<br />

Marc, Hermann Muthesius, �Walter Rheiner, René<br />

Schickele, �Karl Schmidt-Rottluff, �Milly Steger,<br />

�Georg Trakl, �Herwarth Walden (Ehemann),<br />

�William Wauer, �Franz Werfel, �Paul Zech<br />

Tätigkeit (u. a.): Veröffentlichungen in den Zeitschriften<br />

�Der Sturm, �Die Aktion und Die Fackel;<br />

Lyrikanthologie �Menschheitsdämmerung von<br />

�Kurt Pinthus; Autorin des Dramas �Die Wupper<br />

(Abb. S. 183 f.); Aufführung ihrer Stücke auf der<br />

Bühne �Das Junge Deutschland; Lesungen in der<br />

�Tribüne; Auftritt im �Neopathischen Cabaret<br />

Lehmbruck, Wilhelm<br />

(Meiderich bei Duisburg 4. 1. 1881–25. 3. 1919<br />

Berlin)<br />

Bildhauer (Abb. S. 200), Grafiker<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Erich Heckel, �Ernst Ludwig Kirchner<br />

Tätigkeit (u. a.): Arbeiten für die Zeitschrift �Die<br />

Aktion; Porträts für die Lyrikanthologie �Menschheitsdämmerung<br />

von �Kurt Pinthus<br />

Leni, Paul<br />

(Stuttgart 8. 7. 1885–2. 9. 1929 Hollywood)<br />

Gestalter, Bühnenbildner, Szenograf, Regisseur<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.): �Fritz<br />

Kortner, �Conrad Veidt (enge Zusammenarbeit)<br />

Tätigkeit (u. a.): �Das Wachsfigurenkabinett (Szenenbild,<br />

Regie, Abb. S. 259, 285), Hintertreppe<br />

(Regie mit Leopold Jessner); Titelgestaltung der<br />

Publikation <strong>Expressionismus</strong> und Film von Rudolf<br />

Kurtz (1926, Abb. S. 455)<br />

Leybold, Hans<br />

(Frankfurt a. M. 2. 4. 1892–8. 9. 1914 Itzehoe)<br />

Dichter<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Hugo Ball, �Johannes R. Becher, Richard<br />

Huelsen beck, �Klabund; beeinflusst von der<br />

Philosophie �Friedrich Nietzsches<br />

Tätigkeit (u. a.): Herausgeber der Zeitschrift<br />

�Revolution (Abb. S. 128 f., 145); Veröffentlichung<br />

in der Zeitschrift �Die Aktion von �Franz Pfemfert<br />

Lotz, Ernst Wilhelm<br />

(Culm a. d. Weichsel 6. 2. 1890–26. 9. 1914<br />

Bouconville, Frankreich)<br />

Dichter (s. S. 221)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Ludwig Meidner (Abb. S. 137)<br />

Luckhardt, Hans<br />

(Berlin 16. 6. 1890–8. 10. 1954 Bad Wiessee)<br />

Architekt (Abb. S. 343, 360 f., 364 f.)<br />

Mitgliedschaft: �Arbeitsrat für Kunst, Korrespondenzzirkel<br />

�die Gläserne Kette (Pseud.<br />

Angkor), �Novembergruppe<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Wassili Luckhardt (Bruder, enge Zusammenarbeit),<br />

�Bruno Taut<br />

Luckhardt, Wassili<br />

(Berlin 22. 7. 1889–2. 12. 1972 Berlin)<br />

Architekt (Abb. S. 343, 362)<br />

Mitgliedschaft: �Arbeitsrat für Kunst, Korrespondenzzirkel<br />

�die Gläserne Kette (Pseud.<br />

Zacken), �Novembergruppe<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Hans Luckhardt (Bruder, enge Zusammenarbeit),<br />

�Bruno Taut<br />

M<br />

Macke, August<br />

(Meschede 3. 1. 1887–26. 9. 1914 bei Perthes-<br />

lès-Hurlus, Frankreich)<br />

Maler, Grafiker<br />

Mitgliedschaft: �Der Blaue Reiter<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.): Robert<br />

Delaunay, �Ernst Moritz Engert, �Erich Heckel,<br />

Paul Klee, �Franz Marc, �Herwarth Walden<br />

Mahler-Werfel, Alma (geb. Schindler)<br />

(Wien 31. 8. 1879–11. 12. 1964 New York)<br />

Musikerin<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Alban Berg, Leonard Bernstein, Benjamin<br />

Britten, Lion Feuchtwanger, Wilhelm Furtwängler,<br />

�Walter Gropius (Ehemann), Gerhart Haupt mann,<br />

Hugo von Hofmannsthal, �Oskar Kokoschka<br />

(Lie besbeziehung), Gustav Mahler (Ehemann),<br />

Heinrich Mann, Thomas Mann, �Max Reinhardt,<br />

�Arnold Schönberg, Richard Strauss, �Franz<br />

Werfel (Ehemann), Carl Zuckmayer<br />

Tätigkeit (u. a.): Veranstalterin von Künstlersalons;<br />

von �Dora Kallmus fotografiert;<br />

finanzielle Unterstützung der Drucklegung von<br />

�Alban Bergs Oper �Wozzeck (1922)<br />

Marc, Franz<br />

(München 8. 2. 1880–4. 3. 1916 bei Verdun,<br />

Frankreich)<br />

Maler, Grafiker (Abb. S. 105, 109 f.)<br />

Mitgliedschaft: Neue Künstlervereinigung München,<br />

�Der Blaue Reiter (Gründungsmitglied)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Hugo Ball, Robert Delaunay, �Lyonel<br />

Feininger, �Erich Heckel, �Wassily Kandinsky,<br />

�Ernst Ludwig Kirchner, �Else Lasker-Schüler,<br />

�August Macke, �Herwarth Walden; beeinflusst<br />

von der Philosophie �Friedrich Nietzsches<br />

Tätigkeit (u. a.): Arbeiten für die Zeitschrift �Der<br />

Sturm, Mitherausgeber des Almanachs �Der<br />

Blaue Reiter (Abb. S. 106)<br />

Marmorhaus<br />

Premierenkino (Berlin, Kurfürstendamm 236),<br />

erbaut: 1912 / 13<br />

Expressionistische Wand- und Deckengestaltung<br />

durch �César Klein (Foyer, Zuschauerraum);<br />

Plakatgestaltung durch �Josef Fenneker als<br />

Hausgrafiker; Uraufführungen der Filme �Das<br />

Cabinet des Dr. Caligari, �Genuine, �Das gelbe<br />

Haus / Die Prostitution u. a.<br />

Martin, Karlheinz<br />

(Freiburg i. Br. 6. 5. 1886–13. 1. 1948 Berlin)<br />

Schauspieler, Drehbuchautor, Theater- und<br />

Filmregisseur<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Roma Bahn (Ehefrau), �Max Herrmann-Neiße,<br />

�Robert Neppach<br />

Tätigkeit (u. a.): Mitgründer und Spielleiter der<br />

�Tribüne, dort Inszenierung u. a. von �Ernst<br />

Tollers �Die Wandlung (Abb. S. 194 f.); Filmregie<br />

u. a. für �Von morgens bis mitternachts<br />

(Abb. S. 186, 193, 280), �Das Haus zum Mond<br />

(auch Drehbuchautor)<br />

Mayer, Carl<br />

(Graz 20. 11. 1894–1. 7. 1944 London)<br />

Drehbuchautor, Dramaturg<br />

Tätigkeit (u. a.): Drehbücher u. a. für �Das<br />

Cabinet des Dr. Caligari (mit Hans Janowitz,<br />

Abb. S. 323), �Genuine, Hintertreppe, Der<br />

letzte Mann, Torgus (Verlogene Moral)<br />

Meidner, Ludwig<br />

(Bernstadt a. d. Weide, Schlesien 18. 4. 1884–<br />

14. 5. 1966 Darmstadt)<br />

Maler, Grafiker, Bühnenbildner, Literat<br />

Mitgliedschaft: Die Pathetiker (Gründungsmitglied),<br />

�Arbeitsrat für Kunst, �Darmstädter<br />

Sezession (Gründungsmitglied)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Gottfried Benn, �Kasimir Edschmid,<br />

�Walter Hasenclever, �Max Herrmann-Neiße<br />

(Abb. S. 126 f.), �Kurt Hiller, �Jakob van Hoddis<br />

(Abb. S. 118), �George Grosz, �Ernst Wilhelm<br />

Lotz (Abb. S. 137), �Walter Rheiner, René<br />

Schickele, �Jakob Steinhardt, �Paul Zech<br />

Tätigkeit (u. a.): Szenenbild für den Film<br />

�Die Straße; Mitarbeiter der Zeitschrift �Die<br />

Aktion von �Franz Pfemfert (Abb. S. 123);<br />

Mit heraus ge ber der Zeitschrift �Das neue<br />

Pathos; Porträts für die Lyrikanthologie<br />

�Menschheitsdämmerung von �Kurt Pinthus<br />

Melzer, Moriz<br />

(Albendorf, Böhmen 22. 12. 1877–30. 6. 1966<br />

Berlin)<br />

Maler, Grafiker (Abb. S. 146, 165)<br />

Mitgliedschaft: �Arbeitsrat für Kunst, �Berliner<br />

Secession, �Neue Secession (Gründungsmitglied),<br />

�Novembergruppe (Gründungmitglied)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�César Klein, �Max Pechstein, �Heinrich<br />

Richter-Berlin, Georg Tappert<br />

Tätigkeit (u. a.): Arbeiten für die Zeitschrift<br />

�Die Aktion<br />

Mendelsohn, Erich<br />

(Allenstein, Ostpreußen 21. 3. 1887–15. 9. 1953<br />

San Francisco)<br />

Architekt (Abb. S. 347, 356 f.), Publizist<br />

Mitgliedschaft: Kontakte zu �Der Blaue Reiter,<br />

�Novembergruppe, Architektengruppe Der Ring<br />

Menschheitsdämmerung<br />

Lyrikanthologie (Berlin, 1919 / 20), Hrsg.:<br />

�Kurt Pinthus<br />

Autoren (u. a.): �Johannes R. Becher, �Gottfried<br />

Benn, Theodor Däubler, Ivan Goll, �Walter<br />

Hasen clever, �Georg Heym, �Jakob van Hoddis<br />

(Weltende, s. S. 118), Wilhelm Klemm, �Else<br />

Lasker-Schüler, Rudolf Leonhard (Der tote Liebknecht,<br />

s. S. 160), Alfred Lichtenstein (Sonntagnachmittag,<br />

s. S. 11), �Ernst Wilhelm Lotz,<br />

René Schickele, Ernst Stadler, �August Stramm,<br />

�Georg Trakl, �Franz Werfel, �Paul Zech<br />

Inhalt / Ausrichtung: Zentrale Lyrikanthologie<br />

expressionistischer Dichtung mit Autorenporträts<br />

nach Vorlagen von Künstlern wie �Ludwig<br />

Meidner, �Oskar Kokoschka, �Wilhelm Lehmbruck,<br />

�Egon Schiele<br />

Mierendorff, Carlo (eigtl. Carl)<br />

(Großenhain, Sachsen, 24. 3. 1897–4. 12. 1943<br />

Leipzig)<br />

Politiker, Schriftsteller, Sozialwissenschaftler<br />

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468<br />

Mitgliedschaft: SPD<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u.a.):<br />

�Kasimir Edschmid, Carl Zuckmayer<br />

Tätigkeit (u. a.): Herausgeber der Zeitschrift<br />

�Dachstube (s. S. 154); Gründer der Zeitschrift<br />

�Das Tribunal. Hessische radikale Blätter (Abb.<br />

S. 168 f.; Mitarbeit u. a. �Oskar Kokoschka,<br />

Abb. S. 168); Autor des Textes Hätte ich das Kino!<br />

Mies van der Rohe, Ludwig<br />

(Aachen 27. 3. 1886–17. 8. 1969 Chicago)<br />

Architekt (Abb. S. 209, 211, 418), Dozent<br />

Mitgliedschaft: �Novembergruppe<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Peter Behrens, �Hugo Häring<br />

Tätigkeit (u. a.): Direktor und Lehrer am<br />

Bauhaus in Dessau<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen<br />

Einakter von �Oskar Kokoschka (1907, mehrfache<br />

Umarbeitungen)<br />

Uraufführung: 4. 7. 1909 im Gartentheater der<br />

1. Internationalen Kunstschau, Wien; 3. 6. 1917<br />

Erstaufführung im Albert-Theater Dresden, Programmheft<br />

mit einem Vorwort von �Paul Kornfeld<br />

Veröffentlichungen: �Der Sturm, 1, 21, 14. 7. 1910,<br />

S. 155 f. (Abb. S. 270); 1916 im �Sturm-Verlag; 1917<br />

in der Reihe Der Jüngste Tag im �Kurt Wolff<br />

Verlag unter dem Titel Oskar Kokoschka. Dramen<br />

und Bilder<br />

Beispiel Inszenierung / Bühne: Neues Theater<br />

Frankfurt, 1920 (Abb. S. 275), Regie: Heinrich<br />

George<br />

Inhalt: In die Antike verlagerte, ins Mythische<br />

stilisierte Auseinandersetzung der Geschlechter<br />

zwischen Hingabe und Kampf in visionären<br />

Bildern.<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen<br />

Oper von �Paul Hindemith (1919) nach �Oskar<br />

Kokoschkas Einakter �Mörder, Hoffnung der<br />

Frauen (1907)<br />

Uraufführung: 4. 6. 1921 Württembergisches<br />

Landes theater Stuttgart<br />

Beispiel Inszenierung / Bühne: Oper Frankfurt<br />

a. M., 1922, Musikalische Leitung: Ludwig Rottenberg,<br />

Ausstattung: �Ludwig Sievert (Abb. S. 273)<br />

Inhalt: siehe Einakter �Mörder, Hoffnung der<br />

Frauen<br />

N<br />

Neopathetisches Cabaret<br />

Veranstaltungsreihe im �Neuen Club (Berlin<br />

1910–1912)<br />

Organisatoren (u. a.): �Georg Heym, �Kurt<br />

Hiller, �Jakob van Hoddis<br />

Vortragsabende in unregelmäßiger Folge,<br />

1. 6. 1910 (1. Abend), 6. 7. 1910 (2. Abend),<br />

9. 11. 1910 (3. Abend), 9. 12. 1910 (4. Abend),<br />

18. 1. 1911 (5. Abend), 27. 2. 1911 (geplanter<br />

6. Abend), 16. 11. 1911 (7. Abend), 16. 12. 1911<br />

(8. Abend, S. 29), 3. 4. 1912 (9. Abend, S. 110)<br />

Auftretende Künstler (u. a.): Martin Buber, Tilla<br />

Durieux, �Georg Heym, �Jakob van Hoddis,<br />

�Else Lasker-Schüler, �Herwarth Walden;<br />

Programmzettelgestaltung durch �Erich Heckel,<br />

�Karl Schmidt-Rottluff<br />

Neppach, Robert<br />

(Esslingen 2. 3. 1890–1933 Berlin / 1939 Zürich)<br />

Bühnenbildner, Ausstatter, Filmarchitekt<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Karlheinz Martin<br />

Tätigkeit (u. a.): Künstlerischer Leiter der �Tribüne;<br />

Ausstatter der Kammerspiele München;<br />

Ausstattung (u. a.) Drama �Die Wandlung von<br />

�Ernst Toller (Abb. S. 194 f.), Filme: �Von morgens<br />

bis mitternachts, �Das Haus zum Mond,<br />

Torgus (Verlogene Moral)<br />

Nerven<br />

Film (1919), Regie, Buch / Vorlage: Robert<br />

Reinert (Abb. S. 10, 224)<br />

Darsteller (u. a.): Eduard von Winterstein,<br />

Lya Borée, Erna Morena; Werbegrafik: �Josef<br />

Fenneker (Abb. S. 225)<br />

Inhalt: Anhand der Schicksale unterschiedlicher<br />

Menschen aus verschiedenen sozialen<br />

Schichten schildert der Regisseur »den<br />

Zündstoff, den Krieg und Not im Menschen<br />

erzeugen«, als »nervöse Epidemie, die die<br />

Menschen befallen hat und zu allerhand Taten<br />

und Schuld treibt« (Deutsche Lichtspiel­<br />

Zeitung, 28, 19. 7. 1919).<br />

Der Neue Club<br />

Künstlervereinigung (Berlin 1909–1912)<br />

Mitglieder: Ernst Blass, Wilhelm Simon<br />

G(h)uttmann, �Kurt Hiller (Gründungsmitglied),<br />

�Jakob von Hoddis (Gründungsmitglied),<br />

Erwin Loewenson (Gründungsmitglied),<br />

�Ernst Moritz Engert<br />

Mitwirkende (u. a.): �Georg Heym, Rudolf Kurtz<br />

Inhalt / Ausrichtung: Keimzelle expressionistischer<br />

Dichtung; Veranstaltungsrahmen für das<br />

�Neopathetische Cabaret (Abb. S. 29, 110)<br />

Das neue Pathos<br />

Zeitschrift (Berlin 1913 / 14), Hrsg.: Hans<br />

Ehrenbaum-Degele, �Ludwig Meidner,<br />

Robert Renato Schmidt, �Paul Zech<br />

Mitarbeiter / Autoren (u. a.): �Gottfried Benn,<br />

Ernst Blass, Richard Dehmel, �Kasimir Edschmid,<br />

�Walter Hasenclever, �Georg Heym, Arno Holz,<br />

�Else Lasker-Schüler, Alfred Mombert, Arthur<br />

Rimbaud, �Franz Werfel, Stefan Zweig<br />

Inhalt / Ausrichtung: Literatur- und Lyrikzeitschrift<br />

mit Originalgrafiken u. a. von �Erich Heckel,<br />

�Ludwig Meidner, �Karl Schmidt-Rottluff,<br />

�Jakob Steinhardt<br />

Neue Secession<br />

Künstlervereinigung (Berlin 1910–1914)<br />

Mitglieder (u. a.): �Moriz Melzer, �Max Pechstein<br />

(Präsident), �Heinrich Richter-Berlin, Christian<br />

Rohlfs, �Karl Schmidt-Rottluff, Georg Tappert<br />

Inhalt / Ausrichtung: Nach Zurückweisung von<br />

Gemälden seitens der �Berliner Secession Abspaltung<br />

und Gründung; 1914 Abspaltung der<br />

Freien Secession (1914–1923)<br />

Aktivitäten: Ausstellungen<br />

Nietzsche, Friedrich (Wilhelm)<br />

(Röcken bei Lützen 15. 10. 1844–25. 8. 1900<br />

Weimar)<br />

Philosoph, Dichter, Altphilologe<br />

Tätigkeiten (u. a.): Einflussreicher Theoretiker<br />

für Expressionisten, wie die Künstler der<br />

�Brücke, �Alfred Döblin, �Wenzel Hablik,<br />

�Georg Heym, �Franz Marc, �Reinhard<br />

Sorge, �Herwarth Walden; Veröffentlichungen<br />

Die fröhliche Wissenschaft (1882 / 1887: Aphorismus<br />

»Gott ist tot«), Also sprach Zarathustra<br />

(1883–1885: »Übermensch«, Ewige Wieder-<br />

kunft, Wille zur Macht)<br />

Nolde, Emil (eigtl. Hans Emil Hansen)<br />

(Nolde, Nordschleswig, 7. 8. 1867–13. 4. 1956<br />

Seebüll, Nordfriesland)<br />

Maler, Grafiker (Abb. S. 238)<br />

Mitgliedschaft: �Brücke, �Berliner Secession,<br />

�Arbeitsrat für Kunst<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Max Beckmann, �Erich Heckel, �Ernst Ludwig<br />

Kirchner, Otto Mueller, �Max Pechstein, �Rosa<br />

Schapire, Gustav Schiefler, �Karl Schmidt-Rottluff,<br />

�Lavinia Schulz, �Mary Wigman<br />

Novembergruppe<br />

Künstlervereinigung (Berlin 1918–1935), benannt<br />

nach der Novemberrevolution 1918<br />

Gründungsmitglieder: �César Klein, �Moriz<br />

Melzer (Abb. S. 146), �Max Pechstein, �Heinrich<br />

Richter-Berlin, Georg Tappert<br />

Mitglieder (u. a.): Hans Arp, Rudolf Ausleger,<br />

Willi Baumeister, �Rudolf Belling, Marcel<br />

Breuer, Heinrich Campendonk, �Heinrich Maria<br />

Davringhausen, �Otto Dix, Hanns Eisler,<br />

�Lyonel Feininger, �Conrad Felixmüller,<br />

Oskar Fischer, Otto Freundlich, Theodor Fried,<br />

Paul Goesch, �George Grosz, John Heartfield,<br />

Wilhelm Heckroth, Oswald Herzog, Karl Jakob<br />

Hirsch, Hannah Höch, Johannes Itten, Alexej<br />

von Jawlensky, �Wassily Kandinsky, Otto Lange,<br />

El Lissitzky, László Moholy-Nagy, Ewald Mataré,<br />

�Erich Mendelsohn, Carlo Mense, �Ludwig<br />

Mies van der Rohe, Johannes Molzahn, Albert<br />

Mueller, Otto Nagel, Joachim Ringelnatz,<br />

Christian Rohlfs, Walter Ruttmann, Rudolf<br />

Schlichter, Georg Schrimpf, Heinrich Stege -<br />

mann, �Hans Heinz Stuckenschmidt, �Bruno<br />

Taut, �Max Taut, Kurt Weill, Gert Heinrich<br />

Wollheim, Stefan Wolpe<br />

Inhalt / Ausrichtung: Radikal-revolutionäre Künstlergruppe<br />

aus dem Umkreis von �Herwarth Waldens<br />

Zeitschrift �Der Sturm aus den Be reichen bildende<br />

Kunst, Architektur, Literatur und Musik; Unterstützung<br />

der sozialen Revolution in Deutschland,<br />

Forderung nach Einheit von Kunst und Volk<br />

Aktivitäten: Ausstellungen, Künstlerfeste, Veranstaltungsreihen;<br />

Aufruf und Anthologie An alle<br />

Künstler! (Abb. S. 34); 1922 Zusam menschluss mit<br />

der �Dresdner Sezession Gruppe 1919 und der<br />

Gruppe �Das Junge Rheinland zum »Kartell fortschrittlicher<br />

Künstlergruppen in Deutschland«<br />

O<br />

Osthaus, Karl Ernst<br />

(Hagen 15. 4. 1874–25. 3. 1921 Meran)<br />

Mäzen, Sammler<br />

Mitgliedschaft: Deutscher Werkbund, Sonderbund<br />

(Gründungsmitglied)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Peter Behrens, �Walter Gropius, �Erich Heckel,<br />

Adolf Loos, �Milly Steger, �Bruno Taut, Henry<br />

van der Velde<br />

Tätigkeit: Entwicklung des »Folkwang-Gedankens«<br />

(Versöhnung von Kunst und Leben); Gründung<br />

des Folkwang Museum in Hagen, später Essen<br />

P<br />

Pechstein, Max<br />

(Zwickau 31. 12. 1881–29. 6. 1955 Berlin)<br />

Maler, Grafiker<br />

17_Anhang_RZ.indd 468 13.10.2010 9:50:28 Uhr


Mitgliedschaft: �Brücke (Ausschluss 1912),<br />

�Berliner Secession, �Neue Secession (Gründungsmitglied,<br />

Präsident), �Novembergruppe<br />

(Gründungsmitglied, Aufruf An alle Künstler!;<br />

Abb. S. 34), �Arbeitsrat für Kunst (Abb. S. 146)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Minya Diez-Dührkoop, �Erich Heckel, �Ernst<br />

Ludwig Kirchner, �César Klein, �Moriz Melzer,<br />

Otto Mueller, �Emil Nolde, �Max Reinhardt,<br />

�Heinrich Richter-Berlin, �Rosa Schapire,<br />

�Karl Schmidt-Rottluff, Georg Tappert,<br />

�Herwarth Walden, �Paul Wegener<br />

Pfemfert, Franz<br />

(Lötzen, Ostpreußen, 20. 11. 1879–26. 5. 1954<br />

Mexico City)<br />

Porträtfotograf, Journalist, Schriftsteller<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Gottfried Benn, �Conrad Felixmüller (Abb.<br />

S. 124), �Kurt Hiller, �Jakob van Hoddis,<br />

�Heinrich Richter-Berlin<br />

Tätigkeit (u. a.): Mitarbeiter der Zeitschriften<br />

Das Blaubuch, Der Demokrat; Gründer der<br />

Zeitschrift �Die Aktion; Herausgeber (politische<br />

Aktions-Bibliothek, Aktions-Lyrik); Gründer der<br />

Bücherreihe Der Rote Hahn (u. a. Werke von<br />

�Jakob van Hoddis, �Max Herrmann-Neiße,<br />

Carl Sternheim)<br />

Pinthus, Kurt<br />

(Erfurt 29. 4. 1886–11. 6. 1975 Marbach a. Neckar)<br />

Schriftsteller, Publizist<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Johannes R. Becher, �Gottfried Benn, Max<br />

Brod, �Walter Hasenclever, �Kurt Hiller, Franz<br />

Kafka, �Oskar Kokoschka, �Franz Werfel<br />

Tätigkeit (u. a.): Dramaturg unter �Max Reinhardt;<br />

Journalist bei verschiedenen Zeitungen; Lektor<br />

im �Kurt Wolff Verlag; Herausgeber der Lyrik-<br />

anthologie �Menschheitsdämmerung und des<br />

Kinobuches (mit unverfilmt ge bliebenen Filmszenarien<br />

junger Autoren, darunter �Walter Hasenclever,<br />

�Else Lasker-Schüler, Albert Ehrenstein,<br />

Ludwig Rubiner)<br />

Poelzig, Hans<br />

(Berlin 30. 4. 1869–14. 6. 1936 Berlin)<br />

Architekt (Abb. S. 377, 387, 419), Bühnenbildner,<br />

Filmarchitekt, Hochschullehrer<br />

Mitgliedschaft: �Arbeitsrat für Kunst, Deutscher<br />

Werkbund (Vorsitzender)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Rudolf Belling, �Ernst Stern, �Paul Wegener<br />

Tätigkeit (u. a.): 1920 für �Max Reinhardt Umbau<br />

des Zirkus Schumann zum Großen Schauspielhaus;<br />

Bauten und Entwürfe für die Filme �Der<br />

Golem, wie er in die Welt kam (Abb. S. 386, 389 f.,<br />

392, 394 f.), Lebende Buddhas, Zur Chronik von<br />

Grieshuus; Entwürfe für eigene unrealisierte Filmprojekte<br />

(Abb. S. 393)<br />

R<br />

Raskolnikow<br />

Film (1922 / 23), Regie: �Robert Wiene,<br />

Buch / Vorlage: Robert Wiene nach Fjodor<br />

Dostojewskis Roman Schuld und Sühne (1866)<br />

(Abb. S. 283, 293, 298)<br />

Szenenbild / Ausstattung: �Andrej Andrejew<br />

(Abb. S. 301 f.)<br />

Darsteller (u. a.): Grigori Chmara, Maria<br />

Kryschanowskaja, Pawel Pawlow<br />

Inhalt: Der Student Raskolnikow, der die Meinung<br />

vertritt, eine kriminelle, doch als menschheitserlösend<br />

angesehene Handlung sei vom gesellschaftlichen<br />

Schuldspruch befreit, versucht diese durch<br />

den Mord an einer raffgierigen Pfandleiherin zu<br />

verifizieren. Sein Gewissen, die Angst vor Entdeckung<br />

und die fromme Prostituierte Sonja bringen<br />

ihn letztlich dazu, sich als schuldig zu bekennen<br />

und den Behörden zu stellen.<br />

Reimann, Walter<br />

(Berlin 2. 6. 1887–8. 11. 1936 Bad Godesberg)<br />

Filmarchitekt, Maler<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Robert Herlth, �César Klein, �Walter Röhrig,<br />

�Hermann Warm<br />

Tätigkeit (u. a.): Filmarchitektur und Ausstattung<br />

u. a. für die Filme �Das Cabinet des Dr. Caligari<br />

(Abb. S. 324, 329), �Genuine, Algol. Eine Tragödie<br />

der Macht<br />

Reinhardt, Max (eigtl. Maximilian Goldmann)<br />

(Baden bei Wien 9. 9. 1873–31. 10. 1943 New York)<br />

Schauspieler, Dramaturg, Regisseur, Intendant<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Rudolf Belling, �Alma Mahler-Werfel,<br />

�Max Pechstein<br />

Tätigkeit (u. a.): 1905–1930 Leitung des Deutschen<br />

Theaters in Berlin (Der Bettler, 1917, Abb. S. 196);<br />

Leiter der Schauspielschule, Engagement und Ausbildung<br />

namhafter Schauspieler, u. a. Fern Andra,<br />

Roma Bahn, Lil Dagover, �Ernst Deutsch, Alexander<br />

Granach, �Fritz Kortner, �Werner Krauss, Erna<br />

Morena, �Conrad Veidt, �Paul Wegener; Zusammenarbeit<br />

mit Bühnenbildnern wie �Andrej Andrejew,<br />

�Ernst Stern und Dramaturgen wie �Bertolt<br />

Brecht, �Paul Kornfeld; Leitung der Berliner Volksbühne;<br />

Gründung der Versuchsbühne �Das Junge<br />

Deutschland; mit �Harry Graf Kessler Reformtheaterkonzept;<br />

Umbau des Zirkus Schumann zum<br />

Großen Schauspielhaus durch �Hans Poelzig<br />

Revolution<br />

Zeitschrift (5 Nummern, 1913, Abb. S. 128 f., 145),<br />

Hrsg.: �Hans Leybold<br />

Mitarbeiter / Autoren (u. a.): �Hugo Ball,<br />

�Johannes R. Becher, �Jakob van Hoddis,<br />

Richard Huelsenbeck, �Walter Hasenclever,<br />

Franz Jung, �Else Lasker-Schüler, Robert<br />

Musil, Ludwig Rubiner, René Schickele<br />

Inhalt / Ausrichtung: expressionistisches, frühdada<br />

istisches Blatt mit libertären Tendenzen,<br />

in dem fast die gesamte literarische / künstlerische<br />

Avantgarde der Zeit publizierte (Revolutionsaufruf<br />

von Erich Mühsam; Nr. 5: Sondernummer<br />

für den als Anarchisten verhafteten und<br />

abgeschobenen Otto Groß, Abb. S. 129)<br />

Rheiner, Walter<br />

(eigtl. Walter Heinrich Schnorrenberg)<br />

(Köln 18. 3. 1895–12. 6. 1925 Berlin)<br />

Schriftsteller (s. S. 250)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.): Theodor<br />

Däubler, �Conrad Felixmüller (Abb. S. 41), Ivan<br />

Goll, �Walter Hasenclever, �Else Lasker-Schüler,<br />

�Ludwig Meidner, René Schickele<br />

Tätigkeit (u. a.): Veröffentlichung in �Die Aktion<br />

Richter-Berlin, Heinrich<br />

(Berlin 1894–1981 Berlin)<br />

Maler, Grafiker, Filmarchitekt<br />

Mitgliedschaft: �Berliner Secession, �Neue<br />

Secession, �Novembergruppe (Gründungsmitglied),<br />

�Arbeitsrat für Kunst<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�César Klein, �Moriz Melzer, �Max Pechstein,<br />

�Franz Pfemfert, Georg Tappert<br />

Tätigkeit (u. a.): Bauten für den Film Morphium;<br />

Arbeiten für die Zeitschrift �Der Sturm<br />

Röhrig, Walter<br />

(Berlin 13. 4. 1897–6. 12. 1945 Caputh /<br />

Brandenburg)<br />

Filmarchitekt<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Robert Herlth, �Walter Reimann, �Hermann Warm<br />

Tätigkeit (u. a.): Filmarchitektur und Ausstattung<br />

u. a. für �Das Cabinet des Dr. Caligari (Abb.<br />

S. 335), Der müde Tod, Pest in Florenz<br />

Die Rote Erde. Monatsschrift für<br />

Kunst und Kultur<br />

Zeitschrift (Hamburg 1919–1923), Hrsg.: Karl<br />

Lorenz (s. S. 441), Paul Schwemmer, später<br />

�Rosa Schapire<br />

Mitarbeiter / Künstler / Autoren (u. a.):<br />

Albert Ehrenstein, �Lyonel Feininger, Otto<br />

Mueller, �Karl Schmidt-Rottluff<br />

Inhalt / Ausrichtung: Manifeste, Gedichte, Dramen,<br />

Prosa, Essays, Ausstellungsrezensionen;<br />

Holzschnitte u. a. von den �Brücke-Künstlern<br />

S<br />

Schaefler, Fritz<br />

(Eschau im Spessart 31. 12. 1888–24. 4. 1954 Köln)<br />

Grafiker, Maler, Bühnenbildner (Abb. S. 191 f.)<br />

Mitgliedschaft: Beteiligung an der Münchner<br />

Räterepublik<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.): �Alfred Kubin<br />

Schapire, Rosa<br />

(Brody, Ostgalizien, 9. 9. 1874–1. 2. 1954 London)<br />

Kunsthistorikerin, Redakteurin, Sammlerin<br />

Mitgliedschaft: �Brücke (»passives Mitglied«)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Richard Dehmel, �Erich Heckel, �Ernst Ludwig<br />

Kirchner, Otto Mueller, �Emil Nolde, �Max Pechstein,<br />

Gustav Schiefler, �Karl Schmidt-Rottluff<br />

(Abb. S. 99)<br />

Tätigkeit (u. a.): Engagement in der Frauenrechtsbewegung;<br />

Mitherausgeberin von �Die Rote<br />

Erde. Monatsschrift für Kunst und Kultur; Wohnraumgestaltung<br />

durch �Karl Schmidt-Rottluff<br />

(Abb. S. 75, 77)<br />

Scharoun, Hans<br />

(Bremen 20. 9. 1893–25. 11. 1972 Berlin)<br />

Architekt (Abb. S. 343, 415)<br />

Mitgliedschaft: �Arbeitsrat für Kunst, Kor respondenzzirkel<br />

�die Gläserne Kette (Pseud.<br />

Hannes)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.): �Otto Bartning<br />

Tätigkeit (u. a.): Ausstellungsorganisator,<br />

z. B. für die �Brücke<br />

Scheerbart, Paul (Carl Wilhelm)<br />

(Danzig 8. 1. 1863–15. 10. 1915 Berlin)<br />

Schriftsteller, Zeichner<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Erich Mühsam, Richard Dehmel, �Bruno Taut<br />

(widmet Scheerbart sein Glashaus auf der Werkbund-Ausstellung<br />

in Köln 1914, Abb. S. 339)<br />

Tätigkeit (u. a.): Fantastische Aufsätze über Glasarchitektur;<br />

Veröffentlichung in der Publikation<br />

Die Stadtkrone von �Bruno Taut (1919)<br />

17_Anhang_RZ.indd 469 13.10.2010 9:50:28 Uhr<br />

469


Schiele, Egon<br />

(Tulln a. d. Donau 12. 6. 1890–31. 10. 1918 Wien)<br />

Maler (Abb. S. 65), Grafiker (Abb. S.61, 63, 66),<br />

Literat (Abb. S. 62, 64, 67)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.): Gustav Klimt<br />

Tätigkeit (u. a.): Veröffentlichungen in �Die<br />

Aktion; Porträts für die Lyrikanthologie �Menschheits<br />

dämmerung von �Kurt Pinthus<br />

Schmidt-Rottluff, Karl (eigtl. Karl Schmidt)<br />

(Rottluff / Chemnitz 1. 12. 1884–10. 8. 1976 Berlin)<br />

Maler, Grafiker, Gestalter<br />

Mitgliedschaft: �Brücke (Gründungsmitglied),<br />

�Berliner Secession, �Neue Secession, �Arbeitsrat<br />

für Kunst<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Richard Dehmel, Minya Diez-Dührkoop, �Lyonel<br />

Feininger, �Walter Gramatté, �Wenzel Hablik,<br />

�Erich Heckel, �Ernst Ludwig Kirchner, �Else<br />

Lasker-Schüler, Otto Mueller, �Emil Nolde, �Max<br />

Pechstein, �Rosa Schapire<br />

Tätigkeit (u. a.): Porträts, Wohnraumgestaltung<br />

(Abb. S. 75, 77) für �Rosa Schapire; Teilnahme an<br />

Ausstellungen des �Blauen Reiters, Sonderbund-<br />

Ausstellung; Gestaltung des Programmzettels für<br />

das �Neopathetische Cabaret (Abb. S. 29, 110);<br />

Arbei ten für die Zeitschrift �Die Rote Erde.<br />

Monats schrift für Kunst und Kultur<br />

Schönberg, Arnold<br />

(Wien 13. 9. 1874–13. 7. 1951 Los Angeles)<br />

Komponist, Maler, Dichter<br />

Mitgliedschaft: �Der Blaue Reiter<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Alban Berg, Richard Dehmel, �Wassily Kandinsky,<br />

�Alma Mahler-Werfel, �Herwarth Walden<br />

Tätigkeit (u. a.): Begründung der Methode der<br />

Zwölftonmusik; in Musikauswahl für Orchester pavillon<br />

von �Rudolf Belling vertreten; Bühnenbildentwürfe<br />

zu eigenen Werken (Abb. S. 269), Textbeitrag<br />

zum Almanach Der Blaue Reiter<br />

Schreyer, Lothar<br />

(Blasewitz bei Dresden 19. 10. 1886–18. 6. 1966<br />

Hamburg)<br />

Jurist, Dramaturg, Maler, Schriftsteller, Dra matiker,<br />

Essayist, Lyriker<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Walter Holdt, �Lavinia Schulz<br />

Tätigkeit (u. a.): Dramaturg am Deutschen<br />

Schauspielhaus in Hamburg; 1917–1920 Leiter<br />

der �Sturm-Bühne; Redakteur der Zeitschrift<br />

�Der Sturm von �Herwarth Walden; 1921–1923<br />

Leitung der Bühnenklasse am Bauhaus<br />

Schulz, Lavinia<br />

(Lübben, Spreewald, 1896–18. 6. 1924 Hamburg)<br />

Tänzerin, Theaterschauspielerin, Kostümbildnerin<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Minya Diez-Dührkoop, �Walter Holdt (Ehemann,<br />

Tanzpartner), �Emil Nolde, �Lothar Schreyer,<br />

�Hans Heinz Stuckenschmidt<br />

Tätigkeit (u. a.): Schülerin von �Lothar Schreyer;<br />

Darstellerin in dessen Inszenierung Sancta<br />

Susanna von �August Stramm; Engagement an der<br />

�Sturm-Bühne und Kampfbühne unter Schreyer;<br />

Ganzkörpermaskentänze mit �Walter Holdt (Abb.<br />

S. 437); eigene Tanz notation (Abb. S. 439)<br />

Seiwert, Franz Wilhelm<br />

(Köln 9. 3. 1894–3. 7. 1933 Köln)<br />

Maler, Bildhauer<br />

Tätigkeit (u. a.): Arbeiten für die Zeitschriften<br />

�Der Sturm und �Die Aktion<br />

470<br />

Sievert, Ludwig<br />

(Hannover 17. 5. 1887–11. 12. 1966 München)<br />

Bühnenbildner, Ausstatter<br />

Tätigkeit (u.a.): 1914–1919 Bühnenbildner am<br />

Staatstheater Mannheim unter �Richard<br />

Weichert, 1919–1937 an den Städtischen Bühnen<br />

Frankfurt, u. a unter Richard Weichert (»Frankfurter<br />

<strong>Expressionismus</strong>«); Ausstattungen (u. a.)<br />

Penthesilea von Heinrich von Kleist (Abb. S. 330),<br />

�Trommeln in der Nacht von �Bertolt Brecht,<br />

Nach Damaskus von August Strindberg, �Der<br />

Sohn von �Walter Hasenclever, Opern von �Paul<br />

Hindemith ( �Mörder, Hoffnung der Frauen, Abb.<br />

S. 273 ff.; Sancta Susanna)<br />

Der Sohn<br />

Drama von �Walter Hasenclever (1913 / 14)<br />

Uraufführung: 30. 9. 1916 Kammerspiele, Deutsches<br />

Landestheater, Prag<br />

Beispiel Inszenierung / Bühne: Hof- und Nationaltheater<br />

Mannheim, 1918, Regie: �Richard Weichert<br />

Ausstattung: �Ludwig Sievert (Abb. S. 179)<br />

Inhalt: Politisches Verkündigungsstück einer<br />

revoltierenden Jugend. Angestachelt durch<br />

seinen Freund, entflieht der Sohn, der die Reifeprüfung<br />

nicht bestanden hat, dem tyrannischen<br />

Joch seines Vaters. Bevor er den Vatermord<br />

begehen kann, um das höchste Maß persönlicher<br />

Freiheit zu erlangen, bricht dieser tot zusammen.<br />

Sorge, Reinhard (Johannes)<br />

(Rixdorf 29. 1. 1892–20. 6. 1916 Ablaincourt,<br />

Frankreich)<br />

Schriftsteller<br />

Einfluss: �Friedrich Nietzsche, Henrik Ibsen<br />

Tätigkeit (u. a.): Verfasser von �Der Bettler<br />

(Abb. S. 196)<br />

Steger, Milly<br />

(Rheinberg 15. 6. 1881–31. 10. 1948 Berlin)<br />

Bildhauerin (Abb. S. 160)<br />

Mitgliedschaft: �Arbeitsrat für Kunst<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Georg Kolbe, �Else Lasker-Schüler, �Karl Ernst<br />

Osthaus, Christian Rohlfs, Johann Thorn-Prikker<br />

Steinhardt, Jakob<br />

(Zerkow / Posen 23. / 27. 5. 1887–11. 02. 1968<br />

Naharija, Israel)<br />

Maler (Abb. S. 212), Grafiker<br />

Mitgliedschaft: Die Pathetiker (Gründungsmitglied)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Ludwig Meidner<br />

Tätigkeit (u. a.): Ausstellung in der �Sturm-Galerie<br />

Stern, Ernst (Julian)<br />

(Bukarest 1. 4. 1876–28. 8. 1954 London)<br />

Ausstatter, Bühnenbildner, Filmarchitekt, Maler,<br />

Lithograf, Plakatkünstler<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Rudolf Belling, �Hans Poelzig<br />

Tätigkeit (u. a.): Bühnenbildner unter �Max<br />

Rein hardt, u. a. �Der Bettler (Abb. S. 196), �Die<br />

Wupper (Abb. S. 176, 184 f.), Filmkostüme für<br />

�Das Wachs figuren kabinett; Filmbauten für Die<br />

Bergkatze; lithografischer Zyklus Revolution in<br />

Berlin (Abb. S. 154 f.)<br />

Stramm, August<br />

(Münster 29. 7. 1874–1. 9. 1915 bei Horodec /<br />

Kobryn, Weißrussland)<br />

Dramatiker, Dichter<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Herwarth Walden<br />

Tätigkeit (u. a.): Veröffentlichungen in der Zeitschrift<br />

�Der Sturm und im �Sturm-Verlag; Autor<br />

des Dramas Sancta Susanna (Inszenierung von<br />

�Lothar Schreyer mit �Lavinia Schulz; gleichnamige<br />

Oper von �Paul Hindemith); Lyrikanthologie<br />

�Menschheitsdämmerung von �Kurt Pinthus<br />

Die Straße<br />

Film (1923), Regie: Karl Grune, Buch / Vorlage:<br />

Karl Grune, Julius Urgiß (Abb. S. 226 f.), Szenenbild<br />

/ Ausstattung: Karl Görge, �Ludwig Meidner<br />

Darsteller (u. a.): Eugen Klöpfler, Aud Egede<br />

Nissen, Max Schreck<br />

Inhalt: Angeregt durch das Schattenspiel der<br />

nächtlichen Großstadt, das in die heimische Wohnung<br />

dringt, macht sich ein Kleinbürger auf die<br />

Suche nach einem verheißungsvollen Leben in den<br />

nächtlichen Straßen. Nachdem er die Stadt in all<br />

ihren Facetten, aber vor allem als Sündenpfuhl<br />

und Hort der Kriminalität erlebt hat, kehrt er geläutert<br />

zu seiner Frau in sein altes Leben zurück.<br />

Stuckenschmidt, Hans Heinz<br />

(Straßburg 1. 11. 1901–15. 8. 1988 Berlin)<br />

Musikwissenschaftler, Komponist<br />

Mitgliedschaft: �Novembergruppe<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�George Grosz, �Walter Holdt, �Lavinia Schulz<br />

Tätigkeit (u. a.): Leitung Konzertreihen der<br />

�Novembergruppe<br />

Der Sturm<br />

Galerie (Berlin, Potsdamer Straße 134a), gegr.<br />

1912, Gründer: �Herwarth Walden<br />

Inhalt / Ausrichtung: Kunstgalerie, Veranstaltungsraum<br />

Aktivitäten (u. a.): expressionistische Lesungen;<br />

Ausstellungen; Vertretung der Künstler Heinrich<br />

Campendonk, �Lyonel Feininger, Otto Gutfreund,<br />

Oswald Herzog, Johannes Itten, Alexej von<br />

Jawlensky, �Wassily Kandinsky, Paul Klee,<br />

�Oskar Kokoschka, �Franz Marc, Carl Mense,<br />

Gabriele Münter, �Jakob Steinhardt, �William<br />

Wauer, Marianne von Werefkin<br />

Der Sturm<br />

Verlag (Berlin 1912–1932), Gründer: �Herwarth<br />

Walden<br />

Inhalt / Ausrichtung: Herausgabe der Zeitschrift<br />

�Der Sturm, expressionistische Dramen, u. a.<br />

von �August Stramm, Kunstmappen, u. a. von<br />

�Oskar Kokoschka, Künstlermonografien u. a. von<br />

�Wassily Kandinsky, kunsttheoretische Schriften<br />

von �Herwarth Walden, Kunstpostkarten<br />

Der Sturm. Wochenschrift für Kultur und Kunst<br />

Zeitschrift (Berlin 1910–1932), erstes Heft<br />

3. 3. 1910, Hrsg.: �Herwarth Walden<br />

Mitarbeiter / Künstler / Autoren (u. a.):<br />

Max Brod, Richard Dehmel, �Alfred Döblin (Gründungsmitglied),<br />

Salomon Friedlaender (Mynona),<br />

Erich Godal, Knut Hamsun, �Kurt Hiller, Arno<br />

Holz, �Wassily Kandinsky, �César Klein,<br />

�Oskar Kokoschka (Abb. S. 53, 270; Schriftleitung<br />

Öster reich-Ungarn), Karl Kraus, Rudolf Kurtz,<br />

�Else Lasker-Schüler, Alfred Lichtenstein, Adolf<br />

Loos, �Franz Marc, Heinrich Mann, �Max Pechstein,<br />

�Heinrich Richter-Berlin, �Paul Scheerbart,<br />

René Schickele, �Lothar Schreyer (Red.),<br />

�Franz Wilhelm Seiwert, �August Stramm,<br />

�William Wauer<br />

Inhalt / Ausrichtung: Essays über Kunst und Kultur;<br />

Propagierung der dadaistischen, futuristischen,<br />

expressionistischen und kubistischen Avantgarde<br />

17_Anhang_RZ.indd 470 13.10.2010 9:50:28 Uhr


Sturm-Bühne<br />

Experimentalbühne (Berlin), gegr. 1918, Gründer:<br />

�Herwarth Walden und �Lothar Schreyer<br />

Aktivitäten: Versuch, expressionistisches Theater<br />

als <strong>Gesamtkunstwerk</strong> zu schaffen durch Einheit<br />

der Elemente Ton, Form, Farbe, Rhythmus, Bewegungskunst<br />

und Wortkunst, wobei der Spielgang<br />

durch Klangsprechen, Farbkomposition, Masken<br />

und Bewegung bestimmt wurde<br />

T<br />

Taut, Bruno<br />

(Königsberg 4. 5. 1880–24. 12. 1938 Istanbul)<br />

Architekt, Theoretiker, Bühnenbildner<br />

Mitgliedschaft: �Arbeitsrat für Kunst (Vorsitzender),<br />

Korrespondenzzirkel �die Gläserne<br />

Kette (Pseud. Glas, Abb. S. 372, s. S. 373),<br />

�Novembergruppe<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Otto Bartning, �Hermann Finsterlin, �Wenzel<br />

Hablik, �César Klein, �Hans Luckhardt, �Wassili<br />

Luckhardt, �Karl Ernst Osthaus, �Paul Scheerbart,<br />

�Max Taut (Bruder, enge Zusammenarbeit)<br />

Tätigkeit (u. a.): Glashaus für die Deutsche<br />

Werk bund-Ausstellung 1914 in Köln (Abb. S. 339);<br />

Utopische Architektur: Die Stadtkrone (1919),<br />

Der Weltbaumeister (1920, Abb. S. 279); Bildzyklen<br />

Die Auflösung der Städte (Überlegungen<br />

zur Neustrukturierung der Städte, Abb. S. 344),<br />

Alpine Architektur mit 30 Aquarellen (1919, Abb.<br />

S. 340); Herausgeber der Zeitschrift Frühlicht<br />

(1921 / 22)<br />

Taut, Max<br />

(Königsberg 15. 5. 1884–26. 2. 1967 Berlin)<br />

Architekt<br />

Mitgliedschaft: �Arbeitsrat für Kunst, Korrespondenzzirkel<br />

�die Gläserne Kette (Pseud. M. T.),<br />

�Novembergruppe<br />

Freundschaft (u. a.): Architekturbüro mit �Bruno<br />

Taut (Bruder, enge Zusammenarbeit)<br />

Toller, Ernst<br />

(Samotschin, Posen, 1. 12. 1893–22. 5. 1939<br />

New York)<br />

Schriftsteller, Politiker, Revolutionär<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�George Grosz, �Georg Kaiser, Kurt Tucholsky<br />

Tätigkeit (u. a.): Protagonist der Münchner Räterepublik<br />

mit anschließender Festungshaft; Autor<br />

des autobiografisch fundierten Stationendramas<br />

�Die Wandlung (s. S. 194 f.; Abb. S. 194 f.); Veröffentlichungen<br />

in �Die Aktion und �Das Tribunal.<br />

Hessische radikale Blätter<br />

Trakl, Georg<br />

(Salzburg 3. 2. 1887–3. 11. 1914 Krakau)<br />

Apotheker, Dichter, Dramatiker<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Oskar Kokoschka, Karl Kraus, �Else Lasker-<br />

Schüler, Adolf Loos<br />

Tätigkeit (u. a.): Veröffentlichungen im �Kurt<br />

Wolff Verlag; Lyrikanthologie �Menschheits dämmerung<br />

von �Kurt Pinthus<br />

Tribüne<br />

Privates Theater (Berlin, Otto-Suhr-Allee 18),<br />

gegr. 1919<br />

Inhalt / Ausrichtung: Versuchsbühne des<br />

politisch-expressionistischen Theaters; Eröffnung<br />

mit �Walter Hasenclevers Der Retter und<br />

Die Entscheidung; Uraufführung von �Ernst<br />

Tollers �Die Wandlung (1919, Abb. S. 194 f.);<br />

Autorenlesun gen / Auftritte (u. a.): �Else Lasker-<br />

Schüler, �George Grosz, Raoul Hausmann, �Fritz<br />

Kortner, �Paul Wegener<br />

Das Tribunal. Hessische radikale Blätter<br />

Zeitschrift (Darmstadt 1919–1921, Abb. S. 168 f.),<br />

Hrsg.: �Carlo Mierendorff, Verlag �Die Dachstube<br />

Mitarbeiter / Künstler / Autoren (u. a.): �Max<br />

Beckmann, Theodor Däubler, Josef Eberz,<br />

�Kasimir Edschmid, �Ernst Moritz Engert (Abb.<br />

S. 168), Theodor Haubach, Bernhard Hoetger,<br />

Paul Klee, �Oskar Kokoschka (Abb. S. 168), Frans<br />

Masereel, Wilhelm Michel, René Schickele, Hans<br />

Schiebelhuth, �Karl Schmidt-Rottluff, �Ernst Toller<br />

Inhalt / Ausrichtung: Politische Artikel; Themen<br />

aus Literatur und Kunst<br />

Trommeln in der Nacht<br />

Drama von �Bertolt Brecht (1919)<br />

Uraufführung: 23. 9. 1922 Kammerspiele München<br />

Beispiel Inszenierung / Bühne: Kammerspiele München,<br />

1922 (Uraufführung), Regie: Otto Falckenberg,<br />

Ausstattung: �Otto Reigbert (Abb. S. 197 ff.)<br />

Inhalt: Parodie auf das Illusionstheater der Naturalisten.<br />

Ein Kriegsheimkehrer gerät in Berlin in<br />

die Spartakus-Kämpfe, weigert sich jedoch, sich<br />

der Revolution anzuschließen. Stattdessen zieht<br />

er sich mit seiner Freundin zurück, die während<br />

seiner Abwesenheit von einem anderen Mann<br />

schwanger geworden ist.<br />

V<br />

Veidt, Conrad<br />

(Berlin 22. 1. 1893–3. 4. 1943 Hollywood)<br />

Schauspieler (Abb. S. 230 f., 237, 241)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.): �Anita<br />

Berber, �Paul Leni (enge Zusammen arbeit)<br />

Tätigkeit (u. a.): Schauspielvolontär unter<br />

�Max Reinhardt; Darsteller in den Filmen �Das<br />

gelbe Haus / Die Prostitution, �Das Cabinet<br />

des Dr. Caligari, �Das Wachsfigurenkabinett<br />

Von morgens bis mitternachts<br />

Drama von �Georg Kaiser (1912)<br />

Uraufführung: 28. 4. 1917 Kammerspiel München<br />

Beispiel Inszenierung / Bühne: Lessingtheater<br />

Berlin, 1921, Regie: Victor Barnowsky<br />

Ausstattung: �César Klein (Abb. S. 181)<br />

Inhalt: Stationendrama ohne Einheit von Ort,<br />

Zeit und Handlung. Um einer attraktiven Dame<br />

aus zuhelfen, entwendet ein Bankkassierer einen<br />

hohen Geldbetrag. Als diese die Verabre dung zur<br />

Flucht nicht einhält, flieht er allein vor der Polizei<br />

und seinem bisherigen, kleinbür ger lichen Leben,<br />

wobei er in verschiedenen Stationen zwischen<br />

Entzückung, Zweifeln, Gier, Genug tu ung das<br />

augen scheinliche Glück des modernen Menschen<br />

sucht. Schließlich wird er verraten und erschießt<br />

sich ob der Ausweglo sigkeit seiner Situation.<br />

Von morgens bis mitternachts<br />

Film (1920), Regie: �Karlheinz Martin<br />

(Abb. S. 193), Buch / Vorlage: Herbert Juttke,<br />

�Karlheinz Martin nach �Georg Kaisers Drama<br />

�Von morgens bis mitternachts (1912), Szenenbild<br />

/ Ausstattung: �Robert Neppach<br />

Darsteller (u. a.): Roma Bahn, �Ernst Deutsch,<br />

Erna Morena, �Max Herrmann-Neiße<br />

Inhalt: siehe Drama �Von morgens bis mitter nachts<br />

W<br />

Das Wachsfigurenkabinett<br />

Film (1923 / 24), Regie: Leo Birinski, �Paul<br />

Leni (Abb. S. 259, 285), Buch / Vorlage: Henrik<br />

Galeen, Szenenbild / Ausstattung: Alfred Junge,<br />

�Paul Leni, Fritz Maurischat, �Ernst Stern<br />

Darsteller (u. a.): Emil Jannings, �Werner<br />

Krauss, �Conradt Veidt<br />

Inhalt: In Episoden entfalten sich verwicklungsreiche<br />

Abenteuer eines verliebten Literaten,<br />

der als Geschichtenschreiber in einem Wachsfigurenkabinett<br />

tätig ist: Anekdoten über große<br />

Persönlichkeiten der Geschichte, vermischt er<br />

mit Liebesfantasien rund um seine An gebetete,<br />

die Tochter des Kabinettbesitzers.<br />

Walden, Herwarth (eigtl. Georg Levin)<br />

(Berlin 16. 9. 1878–31. 10. 1941 bei Saratow,<br />

Russland)<br />

Schriftsteller, Verleger, Galerist, Musiker,<br />

Komponist<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Hermann Bahr, �Hugo Ball, �Adolf Behne,<br />

�Peter Behrens, �Gottfried Benn, Rudolf<br />

Blümner, Theodor Däubler, Richard Dehmel,<br />

�Alfred Döblin, �Walter Gropius, �Wenzel<br />

Hablik, Arno Holz, �Harry Graf Kessler,<br />

�Oskar Kokoschka, Karl Kraus, �Else Lasker-<br />

Schüler (Ehefrau), Adolf Loos, �August<br />

Macke, Gustav Mahler, Heinrich Mann,<br />

�Franz Marc, Hermann Muthesius, �Max Pechstein,<br />

�Paul Scheerbart, �Arnold Schönberg,<br />

Georg Simmel, �August Stramm, Henry van<br />

der Velde, �William Wauer, Frank Wedekind,<br />

�Paul Zech<br />

Tätigkeit (u. a.): Gründer der Zeitschrift<br />

�Der Sturm (mit �Alfred Döblin, 1910–1932),<br />

1912 �Sturm-Galerie, 1916 Sturm-Kunstschule<br />

(Dozenten u. a. �Oskar Kokoschka, �Wassily<br />

Kandinsky), 1917 Sturm-Buchhandlung, 1918<br />

�Sturm-Bühne (mit �Lothar Schreyer);<br />

Organisation der Sturm-Abende (Portal für<br />

expressionistisch-futuristische Lyrik); Veröffentlichung<br />

im �Sturm-Verlag; Por träts<br />

von �Oskar Kokoschka und �William Wauer<br />

(Abb. S. 30, 54)<br />

Die Wandlung. Das Ringen eines Menschen<br />

Stationendrama von �Ernst Toller (1919)<br />

Uraufführung: 30. 9. 1919 �Tribüne, Berlin<br />

Beispiel Inszenierung / Bühne: Tribüne, Berlin,<br />

1919, Regie: �Karlheinz Martin, Ausstattung:<br />

�Robert Neppach (Abb. S. 194 f.)<br />

Inhalt: Das zentrale expressionistische Thema<br />

geistiger Erneuerung mit den daraus folgenden<br />

sozialen Konsequenzen wird anhand<br />

der »Wandlung« des jungen Friedrich vom<br />

Kriegsfreiwilligen und Soldaten zum überzeugten<br />

Pazifisten in Form mehrerer Stationen<br />

(s. S. 194 f.) vollzogen. Er findet seine Berufung<br />

darin, seine Mitmenschen zur Menschlichkeit<br />

zu bekehren.<br />

Warm, Hermann<br />

(Berlin 5. 5. 1889–17. 5. 1976 Berlin)<br />

Bühnenbildner, Filmarchitekt<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Robert Herlth, �Walter Reimann, �Walter Röhrig<br />

Tätigkeit (u. a.): Filmarchitektur und Ausstattung<br />

für Filme wie Pest in Florenz, Totentanz, Die<br />

Spinnen, �Das Cabinet des Dr. Caligari (Abb.<br />

S. 311 f.)<br />

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471


Wauer, William<br />

(Oberwiesenthal 26. 10. 1866–10. 3. 1962 Berlin)<br />

Bildhauer, Regisseur, Gebrauchsgrafiker,<br />

Redakteur<br />

Mitgliedschaft: Internationale Vereinigung der<br />

Expressionisten, Kubisten, Futuristen und Konstruktivisten<br />

(Gründungsmitglied)<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Else Lasker-Schüler, �Herwarth Walden<br />

Tätigkeit (u. a.): Filmskript für Oskar Messters<br />

Filmbiografie Richard Wagner (1913, mit Giuseppe<br />

Becce, vgl. S. 316); Redakteur diverser Kunstzeitschriften,<br />

darunter �Der Sturm; Ausstellungen in<br />

der �Sturm-Galerie; Büsten u. a. von �Herwarth<br />

Walden (Abb. S. 54) und Friedrich Ebert; Tätigkeit<br />

am Bauhaus<br />

Wegener, Paul<br />

(Arnoldsdorf, Westpreußen, 11. 12. 1874–13. 9. 1948<br />

Berlin)<br />

Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Walter Hasenclever, �Max Pechstein, �Hans<br />

Poelzig<br />

Tätigkeit (u. a.): Theaterdarsteller unter �Max<br />

Reinhardt, u. a. in �Walter Hasenclevers �Der<br />

Sohn; Auftritte in der �Tribüne; Filmdarsteller<br />

in Der Student von Prag, mehreren �Golem­<br />

Verfilmungen; Filmregie u. a. für �Der Golem,<br />

wie er in die Welt kam (1920, auch Drehbuchautor<br />

und Darsteller, Abb. S. 295), Lebende Buddhas<br />

(1923 / 24)<br />

Weichert, Richard<br />

(Berlin 22. 5. 1880–15. 11. 1961 Frankfurt a. M.)<br />

Regisseur, Intendant<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Ludwig Sievert (Zusammenarbeit)<br />

Tätigkeit (u. a.): Oberspielleiter 1914–1919 am<br />

Hof- und Nationaltheater Mannheim; 1920–1929<br />

an den Städtischen Bühnen in Frankfurt a. M.<br />

(»Frankfurter <strong>Expressionismus</strong>«); Produktionen:<br />

Nach Damaskus von August Strindberg, Penthesilea<br />

von Heinrich von Kleist (Abb. S. 330), �Der<br />

Sohn von �Walter Hasenclever (Abb. S. 179),<br />

�Trommeln in der Nacht von �Bertolt Brecht<br />

Werfel, Franz<br />

(Prag 10. 9. 1890–26. 8. 1945 Beverly Hills,<br />

Kalifornien)<br />

Schriftsteller<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

Max Brod, �Ernst Deutsch, Willy Haas, �Walter<br />

Hasenclever, Franz Kafka, �Paul Kornfeld,<br />

Karl Kraus, �Else Lasker-Schüler, �Alma Mahler-<br />

Werfel (Ehefrau), �Kurt Pinthus<br />

Tätigkeit (u. a.): Veröffentlichungen in der Zeitschrift<br />

�Das neue Pathos und im �Kurt Wolff<br />

Verlag; Lyrikanthologie �Menschheitsdämmerung<br />

von �Kurt Pinthus; Aufführung seiner Stücke<br />

auf der Bühne �Das Junge Deutschland<br />

Wiene, Robert<br />

(Breslau 27. 4. 1873–17. 7. 1938 Paris)<br />

Drehbuchautor, Regisseur<br />

Tätigkeit (u. a.): Filmregie für �Das Cabinet des<br />

Dr. Caligari (Abb. S. 237, 241, 307 f., 311, 323, 325,<br />

331), �Genuine (Abb. S. 289, 291), �Raskolnikow<br />

(Abb. S. 283, 293, 298), Orlacs Hände<br />

Wigman, Mary<br />

(eigtl. Karoline Sofie Marie Wiegmann)<br />

(Hannover 13. 11. 1886–19. 9. 1973 Berlin)<br />

Tänzerin, Tanzpädagogin, Choreografin<br />

472<br />

Freundschaft / Bekanntschaft (u. a.):<br />

�Ernst Ludwig Kirchner, �Emil Nolde<br />

Tätigkeit (u. a.): Auftritte bei den �Hamburger<br />

Künstlerfesten<br />

Woyzeck<br />

Dramenfragment von Georg Büchner (1879)<br />

Uraufführung: 8. 11. 1913 Residenztheater München<br />

Beispiel Inszenierung / Bühne: Lessingtheater,<br />

Berlin, 1920, Regie: Victor Barnowsky, Ausstattung:<br />

�César Klein<br />

Inhalt: Vergebliches Ringen eines Soldaten um<br />

Liebe und Erhalt seiner eigenen geistigen Gesundheit.<br />

Um sich, seiner Freundin Marie und<br />

seinem unehelichen Kind den Lebensunterhalt zu<br />

finanzieren, unterzieht sich Franz Woyzeck neben<br />

seinem Dienst in der Kaserne medizinischen<br />

Experimenten, welche Einfluss auf seine Gesundheit<br />

haben. Als er die Affäre seiner Freundin mit<br />

einem Tambourmajor aufdeckt, ersticht er Marie.<br />

Bei dem Versuch die Hände nach der Tat in einem<br />

Teich zu reinigen, ertrinkt er.<br />

Wozzeck<br />

Oper von �Alban Berg (1922) nach Georg Büchners<br />

Dramenfragment �Woyzeck (1879), �Alma<br />

Mahler-Werfel gewidmet, die die Drucklegung<br />

finanziell unterstützte<br />

Uraufführung: 14. 12. 1925 Staatsoper Berlin<br />

Beispiel Inszenierung / Bühne: Staatsoper Berlin,<br />

1925, Regie: Franz Ludwig Hörth, Ausstattung /<br />

Bühnenbild: Panos Aravantinos<br />

Inhalt: siehe Dramenfragment �Woyzeck<br />

Würzbach, Walter<br />

(Berlin 25. 8. 1885–1950)<br />

Architekt, Innenarchitekt<br />

Mitgliedschaft: Berufsverband Bildender<br />

Künstler Berlins<br />

Tätigkeit (u. a.): Zusammenarbeit mit �Rudolf<br />

Belling am Scala-Restaurant Berlin (Abb. S. 49),<br />

Architekt der Villa �Wolfgang Gurlitt<br />

Die Wupper<br />

Drama von �Else Lasker-Schüler (1908)<br />

Uraufführung: 27. 4. 1919 Deutsches Theater Berlin<br />

Beispiel Inszenierung / Bühne: Deutsches Theater<br />

Berlin, 1919, Regie: Heinz Herald, Ausstattung:<br />

�Ernst Stern (Abb. S. 176, 184 f.)<br />

Inhalt: Anhand der Schicksale von Mitgliedern<br />

einer Unternehmer- und Arbeiterfamilie im<br />

Wuppertal der beginnenden Industrialisierung<br />

offenbart sich die innere Beziehungslosigkeit und<br />

Sinnlosigkeit des Lebens. Eine »Stadtballade«<br />

zwischen Proletarier- und Fabrikantenmilieu<br />

als Stimmungsbild aus teils realistischen, teils<br />

symbolistisch-märchenhaften Erzählelementen<br />

ohne stringente Handlungsentwicklung.<br />

Z<br />

Paul Zech<br />

(Briesen, Westpreußen 19. 2. 1881–7. 9. 1946<br />

Buenos Aires)<br />

Freundschaften / Bekanntschaften (u. a.): ,<br />

�Gottfried Benn, �George Grosz, �Else Lasker-<br />

Schüler, �Ludwig Meidner, �Herwarth Walden<br />

Tätigkeiten (u. a.): Mitherausgeber und Autor für<br />

�Das neue Pathos; Autor des Dramas Das trunkene<br />

Schiff mit einem Bühnenbild von �George<br />

Grosz; Lyrikanthologie �Menschheitsdämmerung<br />

von �Kurt Pinthus<br />

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Verzeichnis der<br />

ausgestellten Werke<br />

Friedrich . Adler, Richard Luksch und Kurt F. Schmidt<br />

Dekoration des Curiohauses zum Fest Götzenpauke,<br />

aus: Bau­Rundschau, H. 6, 31. 3. 1921, S. 82 f.<br />

Fotografie, 30 × 23 × 5,5 cm, Deutsche Nationalbibliothek<br />

Leipzig<br />

Seite 430<br />

Andrej Andrejew<br />

Raskolnikow, Szenenbildentwurf, 1921 / 22<br />

Regie: Robert Wiene, Bleistift und Tusche auf<br />

Karton, 20,3 × 27,1 cm, Cinémathèque française,<br />

Paris<br />

Andrej Andrejew<br />

Raskolnikow, Szenenbildentwurf, 1921 / 22<br />

Regie: Robert Wiene, Bleistift und Tusche auf<br />

Karton, 20,7 × 26 cm, Cinémathèque française,<br />

Paris<br />

Seite 301<br />

Andrej Andrejew<br />

Raskolnikow, Szenenbildentwurf, 1923<br />

Regie: Robert Wiene, Bleistift und Tusche,<br />

22 × 28 cm, Cinémathèque française, Paris<br />

Seite 301<br />

Andrej Andrejew<br />

Raskolnikow, Szenenbildentwurf, 1923<br />

Regie: Robert Wiene, Tusche, 19 × 25,7 cm,<br />

Cinémathèque française, Paris<br />

Seiten 302 / 303<br />

Andrej Andrejew<br />

Raskolnikow, Szenenbildentwurf, 1923<br />

Regie: Robert Wiene, Kohle und Tusche,<br />

22,9 × 38,4 cm, Cinémathèque française, Paris<br />

Andrej Andrejew<br />

Raskolnikow, Szenenbildentwurf, 1923<br />

Regie: Robert Wiene, Tusche, 24,5 × 35,7 cm,<br />

Cinémathèque française, Paris<br />

Herbert Anger<br />

Revolution, Titelblatt, Die Aktion, hrsg. von Franz<br />

Pfemfert, Jg. 9, Nr. 45 / 46, 1919<br />

Zeitschrift, 29,5 × 22 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Seite 151<br />

Arbeitsrat für Kunst<br />

Ja! – Stimmen des Arbeitsrates für Kunst in Berlin.<br />

Mit einem Originalholzschnitt von Lyonel Feininger,<br />

Berlin, 1919<br />

Publikation, 24,5 × 19,7 cm, Privatsammlung,<br />

Darmstadt<br />

Arbeitsrat für Kunst<br />

Ruf zum Bauen. Zweite Publikation des Arbeitsrats<br />

für Kunst. Vier Ansichten des Konzerthaus­Modells<br />

von Hans Luckhardt, 1920, S. 26 f.<br />

Publikation, 22,5 × 15,8 × 0,8 cm, Berlinische<br />

Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst,<br />

Fotografie und Architektur, Berlin<br />

Seiten 360 / 361<br />

Otto Arpke und Erich Ludwig Stahl<br />

Plakat Du musst Caligari werden zum Film<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919 / 20<br />

Regie: Robert Wiene, Lithografie,<br />

140,4 × 94 cm, Sammlung Sachs, Stiftung<br />

Deutsches Historisches Museum, Berlin<br />

Seite 332<br />

Otto Arpke und Erich Ludwig Stahl<br />

Plakat zum Film Das Cabinet des Dr. Caligari, 1920<br />

Regie: Robert Wiene, Lithografie, 138 × 87,7 cm,<br />

Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin<br />

Seite 15<br />

Ernst Barlach<br />

Der heilige Krieg, 1914<br />

Kohle, 50 × 37,2 cm, Museum Behnhaus<br />

Drägerhaus, Die Lübecker Museen<br />

Seite 130<br />

Ernst Barlach<br />

Der Rächer, 1914 (Entwurf), 1957 (Guss)<br />

Bronze, 43,8 × 58,5 × 22,6 cm, Ernst Barlach<br />

Haus, Stiftung Hermann F. Reemtsma,<br />

Hamburg<br />

Seite 131<br />

Ernst Barlach<br />

Engelskopf. Kopf des Güstrower Ehrenmals, 1927<br />

Bronze, 36 × 34 × 24 cm, Wilhelm-Hack-<br />

Museum, Ludwigshafen am Rhein<br />

Seite 292<br />

Otto Bartning<br />

Modell einer expressionistischen Kirche, um 1921<br />

Fotografie, 12 × 26,7 cm, Otto-Bartning-Archiv<br />

der Technischen Universität Darmstadt<br />

Seite 396<br />

Otto Bartning<br />

Modell einer expressionistischen Kirche mit Pfarr­<br />

und Gemeindehaus, um 1921<br />

Fotografie, 12 × 26,7 cm, Otto-Bartning-Archiv<br />

der Technischen Universität Darmstadt<br />

Seite 396<br />

Otto Bartning<br />

Entwurf zur Konstanzer Kirche. Schnitt, 1922<br />

Bleistift auf Transparentpapier, 38,3 × 38,5 cm,<br />

Otto-Bartning-Archiv der Technischen<br />

Universität Darmstadt<br />

Otto Bartning<br />

Sternkirche. Grundrissskizze, 1922<br />

Bleistift und Buntstift, 78,2 × 64,7 cm,<br />

Otto-Bartning-Archiv der Technischen<br />

Universität Darmstadt<br />

Seite 354<br />

Otto Bartning<br />

Sternkirche. Grundrissskizze, 1922<br />

Bleistift auf Transparentpapier, 63 × 75 cm,<br />

Otto-Bartning-Archiv der Technischen<br />

Universität Darmstadt<br />

Otto Bartning<br />

Sternkirche. Innenansicht des Modells von 1922, 1922<br />

Fotografie, 16,4 × 16,2 cm, Otto-Bartning-Archiv<br />

der Technischen Universität Darmstadt<br />

Seiten 20 / 21<br />

Otto Bartning<br />

Sternkirche. Innenansicht des Modells von 1922, 1922<br />

Fotografie, 16,5 × 22,8 cm, Otto-Bartning-Archiv<br />

der Technischen Universität Darmstadt<br />

Seite 355<br />

Otto Bartning<br />

Sternkirche. Innenansicht des Modells von 1922, 1922<br />

Fotografie, 17,1 × 23 cm auf 20 × 25 cm,<br />

Otto-Bartning-Archiv der Technischen<br />

Universität Darmstadt<br />

Seite 355<br />

Otto Bartning<br />

Sternkirche. Modell, 1922<br />

Fotografie, 18 × 24 cm, Otto-Bartning-Archiv<br />

der Technischen Universität Darmstadt<br />

17_Anhang_RZ.indd 473 13.10.2010 9:50:29 Uhr<br />

473


Otto Bartning<br />

Sternkirche. Schnitt, 1922<br />

Lichtpause, 33,2 × 58,2 cm, Otto-Bartning-<br />

Archiv der Technischen Universität Darmstadt<br />

Otto Bartning<br />

Entwurf zur Konstanzer Kirche (?), um 1922<br />

Kohle auf Transparentpapier, 46,1 × 66,3 cm,<br />

Otto-Bartning-Archiv der Technischen<br />

Universität Darmstadt<br />

Otto Bartning<br />

Sternkirche. Modell nach dem Entwurf<br />

von 1922, um 1951<br />

Gips, Holz und Eisen, 42,5 × 80 × 79 cm,<br />

Otto-Bartning-Archiv der Technischen<br />

Universität Darmstadt<br />

Seite 355<br />

Max Beckmann<br />

Bildnis Kasimir Edschmid, 1917<br />

Radierung, 17,9 × 13 cm auf 33,4 × 24,6 × cm,<br />

Graphische Sammlung, Städel Museum,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 168<br />

Max Beckmann<br />

Ohne Titel, Titelblatt, Das Tribunal, hrsg. von<br />

Carlo Mierendorff, Jg. 1, H. 2, 1919<br />

Zeitschrift, 27,2 × 20 cm, ST 47 Die Dachstube,<br />

Stadtarchiv Darmstadt<br />

Rudolf Belling<br />

Dreiklang, 1919 (Entwurf), 1972 (Guss)<br />

Bronze, 90,5 × 85 × 77 cm, Kunsthandel<br />

Wolfgang Werner, Bremen / Berlin<br />

Seite 164<br />

Anita Berber und Sebastian Droste<br />

Die Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase,<br />

Gloriette-Verlag, Wien 1923<br />

Publikation, 22 × 16 cm, Deutsches Film-<br />

institut – DIF, Frankfurt am Main<br />

Max Burchartz<br />

Raskolnikoff, Titelblatt auf Mappenvorderdeckel, 1919<br />

Lithografie, 39,2 × 30,6 cm auf 69,2 × 50,8 cm,<br />

LETTER Stiftung, Köln<br />

Seite 299<br />

Max Burchartz<br />

Raskolnikoff, Blatt 2 von 10, 1919<br />

Lithografie, 38,4 × 29,4 cm auf 68,4 × 49,6 cm,<br />

LETTER Stiftung, Köln<br />

Max Burchartz<br />

Raskolnikoff, Blatt 3 von 10, 1919<br />

Lithografie, 38,5 × 29,5 cm auf 68,5 × 49,6 cm,<br />

LETTER Stiftung, Köln<br />

Max Burchartz<br />

Raskolnikoff, Blatt 4 von 10, 1919<br />

Lithografie, 38,4 × 29,9 cm auf 68,7 × 49,5 cm,<br />

LETTER Stiftung, Köln<br />

Seite 300<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919 / 20<br />

Regie: Robert Wiene, Uraufführung:<br />

26. 2. 1920, Marmorhaus, Berlin, Friedrich-<br />

Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

Das Tribunal, hrsg. von Carlo Mierendorff, Jg. 1,<br />

H. 6, 1919<br />

Zeitschrift, 27,2 × 20 cm, ST 47 Die Dachstube,<br />

Stadtarchiv Darmstadt<br />

Seite 168<br />

474<br />

Das Wachsfigurenkabinett, 1923 / 24<br />

Regie: Leo Birinski und Paul Leni, Uraufführung:<br />

13. 11. 1924, U. T. Kurfürstendamm,<br />

Berlin, Cineteca di Bologna<br />

Heinrich Maria Davringhausen<br />

Der Träumer II, 1919<br />

Öl auf Leinwand, 119 × 121 cm, Hessisches<br />

Landesmuseum Darmstadt<br />

Seite 257<br />

Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920<br />

Regie: Paul Wegener, Uraufführung:<br />

29. 10. 1920, Ufa-Palast am Zoo, Berlin,<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

Der Neue Club<br />

Programm des Neopathetischen Cabarets, 1. 6. 1910<br />

(1. Abend), 1910<br />

Typoskript, 21 × 16,5 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Der Neue Club<br />

Programm des Neopathetischen Cabarets, 6. 7. 1910<br />

(2. Abend), 1910<br />

23,5 × 15 cm, Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

Der Neue Club<br />

Programm des Neopathetischen Cabarets, 9. 11. 1910<br />

(3. Abend), 1910<br />

29 × 15 cm, Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

Der Neue Club<br />

Programm des Neopathetischen Cabarets, 9. 12. 1910<br />

(4. Abend), 1910<br />

25,5 × 15 cm, Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

Der Neue Club<br />

Programm des Neopathetischen Cabarets, 18. 1. 1911<br />

(5. Abend), 1911<br />

22,5 × 14,5 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Der Neue Club<br />

Programm des Neopathetischen Cabarets, 16. 11. 1911<br />

(7. Abend), 1911<br />

22,5 × 14 cm, Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

Der Neue Club<br />

Programm des Neopathetischen Cabarets, 16. 12. 1911<br />

(8. Abend), Schriftzug von Karl Schmidt-Rottluff<br />

Holzschnitt, 23 × 19,5 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Seite 29<br />

Der Neue Club<br />

Programm des Neopathetischen Cabarets, 3. 4. 1912<br />

(9. Abend), Schriftzug von Karl Schmidt-Rottluff<br />

Holzschnitt, 23 × 19,5 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Seite 110<br />

Fritz Dibbert<br />

Chile­Haus, 1924<br />

Holzschnitt, koloriert, 43 × 32 cm, Kupferstichkabinett,<br />

Hamburger Kunsthalle<br />

Seite 417<br />

Die Dachstube, hrsg. von Carlo Mierendorff, Jg. 4,<br />

Blatt 65, 1918<br />

Zeitschrift, 25,5 × 19,2 cm, ST 47 Die Dachstube,<br />

Stadtarchiv Darmstadt<br />

Die Straße, 1923<br />

Regie: Karl Grune, Uraufführung: 29. 11. 1923,<br />

U. T. Kurfürstendamm, Berlin, Friedrich-<br />

Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

Minya Diez-Dührkoop<br />

Tanzmaske Toboggan Frau von Lavinia Schulz,<br />

um 1924<br />

Fotografie, 22 × 16 cm, Museum für Kunst und<br />

Gewerbe Hamburg<br />

Seite 434<br />

Minya Diez-Dührkoop<br />

Tanzmasken Tanzpaar Toboggan von Lavinia Schulz<br />

und Walter Holdt, um 1924<br />

Fotografie, 22 × 16 cm, Museum für Kunst und<br />

Gewerbe Hamburg<br />

Seite 437<br />

Otto Dix<br />

Sterbender Soldat, 1915<br />

Kohle, rot laviert, 28 × 18 cm, Graphische<br />

Sammlung, Museumslandschaft Hessen Kassel<br />

Seite 136<br />

Otto Dix<br />

Die Schlacht, 1917<br />

Kreide, 41 × 39,5 cm, Graphische Sammlung,<br />

Museumslandschaft Hessen Kassel<br />

Seite 135<br />

Otto Dix<br />

Der Volltreffer I, um 1917<br />

Kreide, 40,1 × 39,3 cm, Kunstmuseum Stuttgart<br />

Seite 133<br />

Otto Dix<br />

Schwerer Granateneinschlag, um 1918<br />

Kreide, 28,6 × 29 cm, Kunstmuseum Stuttgart<br />

Seite 132<br />

Otto Dix<br />

Der Schrei, 1919<br />

Holzschnitt, 17,8 × 14,6 cm auf 42,8 × 31,3 cm,<br />

Kunstsammlung Gera<br />

Seite 159<br />

Otto Dix<br />

Plakat zur Ausstellung des Sächsischen Kunst­<br />

vereins, 1919<br />

Lithografie, 90,5 × 59,7 cm, Stiftung Deutsches<br />

Historisches Museum, Berlin<br />

Seite 162<br />

Otto Dix<br />

Plakat zur Kunstausstellung der Gruppe 1919 in der<br />

Galerie Emil Richter in Dresden, 1919<br />

Lithografie, 91 × 58,5 cm, Stiftung Deutsches<br />

Historisches Museum, Berlin<br />

Seite 163<br />

Otto Dix<br />

Der Lustmörder, 1920<br />

Radierung, 29,5 × 25,5 cm auf 49,5 × 34,5 cm,<br />

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen<br />

zu Berlin<br />

Seite 238<br />

Otto Dix<br />

Lustmord, aus: Tod und Auferstehung, 1922<br />

Kaltnadel, 27 × 34,5 cm auf 37,5 × 45 cm,<br />

Kunstsammlung Gera<br />

Seite 260<br />

Otto Dix<br />

Kopf am Abend, 1923<br />

Aquarell, Deckfarbe und Tusche, 38,1 × 27,6 cm,<br />

Sammlung Sander, Darmstadt<br />

Seite 246<br />

17_Anhang_RZ.indd 474 13.10.2010 9:50:30 Uhr


Otto Dix<br />

Tod und Frau II, 1924<br />

Bleistift, 27,8 × 21,5 cm, Graphische Sammlung,<br />

Museumslandschaft Hessen Kassel<br />

Seite 238<br />

Otto Dix<br />

Anita Berber, 1925<br />

Pastell, 34 × 25 cm, Privatsammlung, Potsdam<br />

Seite 245<br />

Dr. Mabuse, der Spieler. 1. Teil: Der große Spieler –<br />

Ein Bild der Zeit, 1921 / 22<br />

Regie: Fritz Lang, Uraufführung: 27. 4. 1922,<br />

Ufa-Palast am Zoo, Berlin, Friedrich-Wilhelm-<br />

Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

Gebrüder Dransfeld<br />

Chile­Haus von Fritz Höger, 1922–1924<br />

Fotografie, 23,5 × 15,3 cm, Museum für Kunst<br />

und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 416<br />

Willy Dzubas<br />

Germany. The Chile House in Hamburg. Information<br />

and Handbooks from all Tourist Agencies and<br />

Travel Bureaus. German Tourist Information Office,<br />

665 Fifth Avenue, New York City, 1925<br />

Lithografie, 73 × 50 cm, Kunstbibliothek,<br />

Staatliche Museen zu Berlin<br />

Seite 19<br />

Ernst Moritz Engert<br />

Judith, Titelblatt, Das Tribunal, hrsg. von Carlo<br />

Mierendorff, Jg. 1, H. 1, 1919<br />

Zeitschrift, 27,2 × 20 cm, ST 47 Die Dachstube,<br />

Stadtarchiv Darmstadt<br />

Seite 168<br />

Lyonel Feininger<br />

Ohne Titel, um 1914<br />

Originalfotografie, 12,9 × 17 cm, Sammlung<br />

Dr. Hermann Klumpp, Lyonel-Feininger-<br />

Galerie Quedlinburg<br />

Seite 397<br />

Lyonel Feininger<br />

Ohne Titel, um 1914<br />

Originalfotografie, 17,9 × 32,2 cm, Sammlung<br />

Dr. Hermann Klumpp, Lyonel-Feininger-<br />

Galerie Quedlinburg<br />

Seite 397<br />

Lyonel Feininger<br />

Die Stadt am Ende der Welt, um 1914<br />

Holz, farbig gefasst, 14 Häuser, zwischen<br />

2,3 × 7,2 cm und 3,3 × 13 cm, Sammlung<br />

Dr. Hermann Klumpp, Lyonel-Feininger-<br />

Galerie Quedlinburg<br />

Seite 397<br />

Lyonel Feininger<br />

Brücke IV. Brücke in Weimar, 1918<br />

Öl auf Leinwand, 63 × 90 cm, Kirchner<br />

Museum Davos<br />

Seite 326<br />

Lyonel Feininger<br />

Kathedrale des Sozialismus, Titelblatt zum Programm<br />

des Staatlichen Bauhauses in Weimar, 1919<br />

Holzschnitt, 30,5 × 18,9 cm, Privatbesitz<br />

Seite 405<br />

Lyonel Feininger<br />

Villa am Strand, aus: Bauhaus­Mappe I. Neue<br />

euro päische Grafik, Nr. 4, Weimar 1921 / 22<br />

Holzschnitt, 26,5 × 34,5 cm auf 32,5 × 39 cm,<br />

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen<br />

zu Berlin<br />

Seite 398<br />

Conrad Felixmüller<br />

Soldat im Irrenhaus III, 1918<br />

Lithografie, 34 × 28 cm, Städtische Kunstsammlungen,<br />

Galerie Albstadt<br />

Conrad Felixmüller<br />

Menschen über der Welt, 1919<br />

Lithografie, 68 × 49 cm auf 72 × 52,5 cm,<br />

Kolumba, Köln<br />

Seite 170<br />

Conrad Felixmüller<br />

Toter Genosse, in: Die Aktion, hrsg. von Franz<br />

Pfemfert, Jg. 9, Nr. 43 / 44, 1919, S. 725<br />

Holzschnitt, 30 × 22 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Conrad Felixmüller<br />

Bildnis Franz Pfemfert, 1923<br />

Öl auf Leinwand, 68 × 59 cm, Neue Galerie,<br />

Museumslandschaft Hessen Kassel<br />

Seite 124<br />

Josef Fenneker<br />

Plakat zum Film Der Alchimist, 1918<br />

Regie: Heinz Karl Heiland, Lithografie,<br />

71 × 95 cm, Deutsche Kinemathek – Museum<br />

für Film und Fernsehen, Berlin<br />

Seite 230<br />

Josef Fenneker<br />

Plakat zum Film Totentanz, 1919<br />

Regie: Otto Rippert, Lithografie, 144 × 95 cm,<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und<br />

Fernsehen, Berlin<br />

Seite 233<br />

Josef Fenneker<br />

Werbeanzeige zum Film Nerven, in: Der Film,<br />

Jg. 4, H. 20, 1919<br />

Regie: Robert Reinert, Zeitschrift,<br />

28,2 × 22 cm, Deutsches Filminstitut – DIF,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 225<br />

Josef Fenneker<br />

Plakat zum Film Hass, 1919 / 20<br />

Regie: Manfred Noa, Lithografie, 71 × 95 cm,<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und<br />

Fernsehen, Berlin<br />

Seite 229<br />

Josef Fenneker<br />

Plakat zum Film Der gelbe Tod, 1920<br />

Regie: Karl Wilhelm, Lithografie, 71 × 95 cm,<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und<br />

Fernsehen, Berlin<br />

Seite 231<br />

Josef Fenneker<br />

Plakat zum Film Der Januskopf, 1920<br />

Regie: Friedrich Wilhelm Murnau, Lithografie,<br />

72 × 96 cm, Deutsche Kinemathek – Museum<br />

für Film und Fernsehen, Berlin<br />

Seite 231<br />

Josef Fenneker<br />

Plakat zum Film Die Prostitution, 1920<br />

Regie: Richard Oswald, Lithografie,<br />

141 × 95 cm, Deutsche Kinemathek – Museum<br />

für Film und Fernsehen, Berlin<br />

Seite 244<br />

Josef Fenneker<br />

Plakat zum Film Genuine, 1920<br />

Regie: Robert Wiene, Lithografie, 142 × 94 cm,<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und<br />

Fernsehen, Berlin<br />

Seite 290<br />

Josef Fenneker<br />

Plakat zum Film Moriturus, 1920<br />

Regie: Carl Müller-Hagens, Lithografie,<br />

72 × 95 cm, Deutsche Kinemathek – Museum<br />

für Film und Fernsehen, Berlin<br />

Seite 230<br />

Josef Fenneker<br />

Plakat zum Film Das neue Paradies, 1921<br />

Regie: Willy Zeyn senior, Lithografie,<br />

71 × 94 cm, Deutsche Kinemathek – Museum<br />

für Film und Fernsehen, Berlin<br />

Seite 228<br />

Josef Fenneker<br />

Plakat zum Film Zirkus des Lebens, 1921<br />

Regie: Johannes Guter, Lithografie, 72 × 95 cm,<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und<br />

Fernsehen, Berlin<br />

Seite 232<br />

Hermann Finsterlin<br />

Architektur, 1920<br />

Aquarell, Bleistift und Deckweiß auf Papier<br />

aufgezogen, 27,2 × 35 cm, LWL – Landesmuseum<br />

für Kunst und Kulturgeschichte,<br />

Westfälisches Landesmuseum, Münster<br />

Seite 359<br />

Hermann Finsterlin<br />

Papyros Werkstätte, 1924–1928<br />

Aquarell, Bleistift und Tusche, 34,6 × 35 cm,<br />

LWL – Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte,<br />

Westfälisches Landesmuseum,<br />

Münster<br />

Seite 359<br />

Hermann Finsterlin<br />

Zwei Architekturentwürfe, o. J.<br />

Aquarell und Bleistift, 37,9 × 28,3 cm,<br />

LWL – Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte,<br />

Westfälisches Landesmuseum,<br />

Münster<br />

Seite 358<br />

Otto Fischer-Trachau<br />

Plakat zum Vortrag Die Gesellschaftskomödie und<br />

die soziale Revolution von Arthur Sakheim, 1921<br />

Linoldruck, 50,6 × 38,6 cm, Museum für Kunst<br />

und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 171<br />

Genuine, 1920<br />

Regie: Robert Wiene, Uraufführung: 2. 9. 1920,<br />

Marmorhaus, Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin<br />

17_Anhang_RZ.indd 475 13.10.2010 9:50:30 Uhr<br />

475


Leo Gestel<br />

Plakat der Firma Philips zur Arga­Glühbirne, um 1918<br />

Lithografie, 104,2 × 77,6 cm, Sammlung<br />

Sachs, Stiftung Deutsches Historisches<br />

Museum, Berlin<br />

Seite 371<br />

Erich Godal<br />

Programmheft zum Film Die Straße, 1923<br />

Regie: Karl Grune, Lithografie, 29 × 22,5 cm,<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und<br />

Fernsehen, Berlin<br />

Seite 226<br />

Walter Gramatté<br />

Das Kreisen, aus: Die Fibel, 1918<br />

Lithografie, 26,3 × 20,3 cm auf 43 × 32 cm,<br />

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen<br />

zu Berlin<br />

Seite 218<br />

Walter Gramatté<br />

Der Rebell. Kopf Peters mit Schusswunde in der Stirn,<br />

Blatt 1 von 4, 1918<br />

Radierung, 17,4 × 12,7 cm auf 26,2 × 21,4 cm,<br />

LETTER Stiftung, Köln<br />

Seite 220<br />

Walter Gramatté<br />

Der Rebell. Robert im Theater, Blatt 2 von 4, 1918<br />

Radierung, 17,4 × 12,8 cm auf 26,2 × 21,4 cm,<br />

LETTER Stiftung, Köln<br />

Seite 222<br />

Walter Gramatté<br />

Der Rebell. Szene im Café mit den Krüppeln, Blatt 3<br />

von 4, 1918<br />

Radierung, 17,4 × 12,5 cm auf 26,2 × 21,4 cm,<br />

LETTER Stiftung, Köln<br />

Seite 222<br />

Walter Gramatté<br />

Der Rebell. Der Sturz in die Unendlichkeit, Blatt 4<br />

von 4, 1918<br />

Radierung, 17,4 × 12,7 cm auf 26,3 × 21,5 cm,<br />

LETTER Stiftung, Köln<br />

Seite 223<br />

George Grosz<br />

Nachtstück. Berlin­Südende, 1915<br />

Öl auf Leinwand, 74,5 × 36,2 cm, Nationalgalerie,<br />

Staatliche Museen zu Berlin<br />

Seite 213<br />

George Grosz<br />

Der Liebeskranke, 1916<br />

Öl auf Leinwand, 100 × 78 cm, Kunstsammlung<br />

Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf<br />

Seite 16<br />

George Grosz<br />

Jonk, the Killer, 1916 / 17<br />

Tusche, 36,5 × 28,5 cm, Leopold Museum, Wien<br />

Seite 258<br />

George Grosz<br />

Menschen im Kaffeehaus, 1918<br />

Aquarell und Tusche, 58,8 × 46 cm, Sammlung<br />

Deutsche Bank, Frankfurt a. M.<br />

Seite 215<br />

476<br />

Carl Gunschmann<br />

Plakat zur Ausstellung Deutscher Expressio­<br />

nismus, 1920<br />

Lithografie, 94,5 × 62 cm, Kartensammlung,<br />

Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt<br />

Seite 5<br />

Otto Gutfreund<br />

Angst, 1911 / 12<br />

Bronze, 148 × 45 × 45 cm, Národní Galerie v<br />

Praze, Prag<br />

Seite 105<br />

Wenzel Hablik<br />

Kristallbau auf Bergspitzen, 1903<br />

Aquarell, Bleistift, Gouache und Kreide,<br />

16 × 16,3 cm, Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Wenzel Hablik<br />

Ohne Titel (Kristallbau in Berglandschaft), 1903<br />

Aquarell und Bleistift, 20,1 × 15,1 cm, Wenzel-<br />

Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 350<br />

Wenzel Hablik<br />

Ohne Titel (Kristallbau in Berglandschaft), 1903<br />

Gouache, 16,5 × 16,3 cm, Wenzel-Hablik-<br />

Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 352<br />

Wenzel Hablik<br />

Ȇber den Sternen such Vergessen Рdie Sehnsucht<br />

zeiget dir den Weg«, 1903<br />

Aquarell und Bleistift, 14,6 × 11,4 cm, Wenzel-<br />

Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 351<br />

Wenzel Hablik<br />

Dekorationsstoff Zackenmuster, 1911<br />

Baumwolle, 68 × 44 cm, Wenzel-Hablik-<br />

Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 413<br />

Wenzel Hablik<br />

Entwurf zum Dekorationsstoff Zackenmuster, 1911<br />

Aquarell, Bleistift und Tusche auf Patronenpapier,<br />

53 × 62,5 cm, Wenzel-Hablik-Stiftung,<br />

Itzehoe<br />

Seite 421<br />

Wenzel Hablik<br />

Tischuhr, 1911<br />

Messing und Kupfer (Uhrzeiger),<br />

31,7 × 21 × 12,6 cm, Landesmuseum für Kunst<br />

und Kulturgeschichte, Stiftung Schleswig-<br />

Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf<br />

und Dauerleihgeber<br />

Seite 423<br />

Wenzel Hablik<br />

Der Weg des Genius, 1918<br />

Öl auf Leinwand, 160,5 × 95 cm, Wenzel-<br />

Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 25<br />

Wenzel Hablik<br />

Ausstellungsgebäude. A 8, 1919<br />

Aquarell, Bleistift, Farbstift und Tusche,<br />

39,5 × 32 cm, Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 363<br />

Wenzel Hablik<br />

Ausstellungsgebäude. A 11, 1919<br />

Aquarell, Bleistift und Tusche, 30,1 × 25,2 cm,<br />

Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Wenzel Hablik<br />

Schale, um 1919<br />

Holz und Ölfarbe, 11,8 cm (Höhe), 18,3 cm<br />

(Durchmesser), Wenzel-Hablik-Stiftung,<br />

Itzehoe<br />

Seite 423<br />

Wenzel Hablik<br />

Central­Hotel, 1922<br />

Fotografie, 16,7 × 12,2 cm, Wenzel-Hablik-<br />

Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 420<br />

Wenzel Hablik<br />

Ohne Titel (Central­Hotel. Sitzreihe mit Pfeilern), 1922<br />

Aquarell und Tempera, 32,5 × 44,9 cm, Wenzel-<br />

Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 420<br />

Wenzel Hablik<br />

Freitragende Kuppel mit fünf Bergspitzen als Basis.<br />

Material: Eisenbeton, Glasspannweite 1.000 Meter,<br />

aus dem Zyklus Glas aus Erde 1918–1924, 1924<br />

Öl auf Leinwand, 166 × 191 cm, Wenzel-Hablik-<br />

Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 353<br />

Wenzel Hablik<br />

Besteck. Dessertlöffel, um 1925<br />

Silber, 21 cm, Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 261<br />

Wenzel Hablik<br />

Besteck. Käsemesser, um 1925<br />

Silber, 13,9 cm, Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 261<br />

Wenzel Hablik<br />

Besteck. Vorlegemesser, 1920er-Jahre<br />

Silber, 20,3 cm, Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 261<br />

Wenzel Hablik<br />

Cape mit großem Mäander, 1920er-Jahre<br />

Baumwolle, 110 × 300 cm, Wenzel-Hablik-<br />

Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 422<br />

Wenzel Hablik<br />

Fischbesteck. Gabel, 1920er-Jahre<br />

Silber, 18,5 cm, Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 261<br />

Wenzel Hablik<br />

Fischbesteck. Messer, 1920er-Jahre<br />

Silber, 19,1 cm, Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 261<br />

Wenzel Hablik<br />

Kristallschlösschen, o. J.<br />

Kristalle, zusammengesetzt, 26,3 × 13,5 × 8,6 cm,<br />

Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 350<br />

Wenzel Hablik<br />

Kristallschlösschen, o. J.<br />

Kristalle, zusammengesetzt, 6,5 × 7,5 × 6,5 cm,<br />

Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Wenzel Hablik<br />

Kristallschlösschen, o. J.<br />

Kristalle, zusammengesetzt, 8,4 × 6,5 × 5,4 cm,<br />

Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

17_Anhang_RZ.indd 476 13.10.2010 9:50:30 Uhr


Wenzel Hablik<br />

Kristallschlösschen, o. J.<br />

Kristalle, zusammengesetzt, 17,5 × 8 × 8 cm,<br />

Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Hugo Häring<br />

Wettbewerbsentwurf. Hochhaus Bahnhof Friedrichstraße,<br />

1921 / 22<br />

Bleistift und Kohle auf Transparentpapier,<br />

104 × 62,8 cm, Hugo Häring-Archiv, Inv.-Nr.<br />

LJ 14 / 12, Akademie der Künste, Berlin<br />

Seite 419<br />

Hugo Häring<br />

Wettbewerbsentwurf. Hochhaus Bahnhof Friedrichstraße.<br />

2. Fassung, 1921/22<br />

Kohle auf Transparentpapier, 53,8 × 41,3 cm,<br />

Hugo Häring-Archiv, Inv.-Nr. LJ 14/5, Akademie<br />

der Künste, Berlin<br />

Otto Hartmann<br />

Quergeschnittenes Ton­Modell der Konstanzer Kirche<br />

von Otto Bartning, 1923<br />

Fotografie, 16,3 × 22,5 cm, Otto-Bartning-Archiv<br />

der Technischen Universität Darmstadt<br />

Erich Heckel<br />

Der Gefangene, in: Oskar Wilde, Die Ballade vom<br />

Zuchthaus zu Reading, Leipzig 1907<br />

Holzschnitt, 20 × 15,1 cm auf 35,8 × 23,1 cm,<br />

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen<br />

zu Berlin<br />

Seite 140<br />

Erich Heckel<br />

Kniende am Stein, 1914<br />

Holzschnitt, 50,2 × 32,3 cm auf 61 × 47,5 cm,<br />

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen<br />

zu Berlin<br />

Seite 399<br />

Erich Heckel<br />

Gerader Kanal, 1915<br />

Holzschnitt, 37,4 × 27,1 cm auf 44,8 × 33,5 cm,<br />

Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen<br />

am Rhein<br />

Erich Heckel<br />

Verwundeter Matrose, 1915<br />

Holzschnitt, 36,7 × 28,8 cm auf 62,5 × 42,5 cm,<br />

Graphische Sammlung, Städel Museum,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 139<br />

Erich Heckel<br />

Mann in der Ebene, 1917, aus: Elf Holzschnitte<br />

1912–1919, Berlin 1921<br />

Holzschnitt auf Maschinenbütten, 37,8 × 27,2 cm<br />

auf 69,5 × 55,5 cm, Hessisches Landesmuseum<br />

Darmstadt<br />

Seite 113 (Detail), 141<br />

Oswald Herzog<br />

Expressionistische Plastik, um 1920<br />

Steinzeug, farbige Glasur, 46,5 × 35,7 × 21,9 cm,<br />

Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum, Zentrum<br />

Internationaler Skulptur, Duisburg<br />

Paul Hindemith<br />

Streichquartett f­Moll op. 10, mit zerdrücktem Floh,<br />

komponiert an der Front, 1918<br />

Skizzenbuch Nr. 30, 16,5 × 24,5 cm, Hindemith<br />

Institut Frankfurt<br />

Seite 134<br />

Paul Hindemith<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen, 1919<br />

Klavierauszug, 27 × 33,5 cm, Hindemith<br />

Institut Frankfurt<br />

Seite 262<br />

Paul Hindemith<br />

Notenblatt Das Nusch­Nuschi mit Zeichnung, 1919<br />

Skizzenbuch Nr. 38, 34,8 × 26,4 cm, Hindemith<br />

Institut Frankfurt<br />

Seite 33<br />

Paul Hindemith<br />

Notizen zu meinen Feldzugs­Erinnerungen, 1919<br />

Tagebuch, 17 × 14,5 cm, Hindemith Institut<br />

Frankfurt<br />

Seite 138<br />

Paul Hindemith<br />

Theaterzettel zur Uraufführung Mörder, Hoffnung der<br />

Frauen, 26. 3. 1922<br />

Oper Frankfurt, Regie: Ernst Lert, 27,5 × 40 cm,<br />

Universitätsbibliothek Johann Christian<br />

Sencken berg, Frankfurt a. M.<br />

Adolf Hitler<br />

Mein Kampf, 1. Bd., 1925<br />

Publikation, 23,5 × 16,5 × 3 cm, Deutsche<br />

National bibliothek Leipzig<br />

Hermann Höger und Ludwig Kunstmann<br />

Armlehnsessel, 1925<br />

Eiche und Velours, 116 × 68 × 61 cm, Museum<br />

für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 452<br />

Internationaler Kunsthistorischer Kongress<br />

Offizieller Bericht über die Verhandlungen des VIII.<br />

Internationalen Kunsthistorischen Kongresses<br />

in Darmstadt 23.–26. September 1907, Leipzig 1907<br />

Publikation, 27 × 19,8 cm, ST N 14, Stadt-<br />

archiv Darmstadt<br />

Siegfried Jacobsohn<br />

Die Weltbühne, Jg. 10, H. 8, 21. 2. 1924<br />

Zeitschrift, 21,7 × 14,3 cm, Privatsammlung,<br />

Darmstadt<br />

Siegfried Jacobsohn<br />

Die Weltbühne, Jg. 10, H. 15, 10. 4. 1924<br />

Zeitschrift, 21,7 × 14,3 cm, Privatsammlung,<br />

Darmstadt<br />

Jahrbuch des Deutschen Werkbundes<br />

Deutsche Form im Kriegsjahr. Die Ausstellung Köln<br />

1914, München 1915<br />

Publikation, 25 × 18,7 cm, Privatsammlung,<br />

Darmstadt<br />

Rudolf Jerchel<br />

Das Chile­Haus in Hamburg hrsg. v. Rudolf<br />

Binding, 1925<br />

Holzschnitt, 28,5 × 21,5 cm, Germanisches<br />

Nationalmuseum, Nürnberg<br />

Dora Kallmus / Madame d’Ora<br />

Anita Berber im Kostüm des Tanzes »Morphium«, 1922<br />

Fotografie, 24 × 15 cm, Inv.-Nr. NB 204418D,<br />

Österreichische Nationalbibliothek, Wien<br />

Seite 251<br />

Dora Kallmus / Madame d’Ora<br />

Anita Berber. Tanz »Kokain«, 1922<br />

Fotografie vom Originalnegativ, 24 × 14,5 cm,<br />

Inv.-Nr. NB 606803B, Österreichische<br />

National bibliothek, Wien<br />

Seiten 243 (Detail), 252<br />

Dora Kallmus / Madame d’Ora<br />

Anita Berber und Sebastian Droste. Tänze des<br />

Lasters, des Grauens und der Ekstase, 1922<br />

Fotografie, 24 × 17,4 cm, Inv.-Nr. NB 204415D,<br />

Österreichische Nationalbibliothek, Wien<br />

Seite 254<br />

Dora Kallmus / Madame d’Ora<br />

Anita Berber und Sebastian Droste. Tänze des<br />

Lasters, des Grauens und der Ekstase, 1922<br />

Fotografie, 24 × 18,3 cm, Inv.-Nr. NB 204416D,<br />

Österreichische Nationalbibliothek, Wien<br />

Seite 255<br />

Dora Kallmus / Madame d’Ora<br />

Anita Berber und Sebastian Droste, 1922<br />

Fotografie, 24 × 14,2 cm, Inv.-Nr. NB 204417D,<br />

Österreichische Nationalbibliothek, Wien<br />

Seite 248<br />

Wassily Kandinsky<br />

Ohne Titel, Titelblatt, Der Sturm, hrsg. von Herwarth<br />

Walden, Jg. 3, Nr. 130, 1912<br />

Zeitschrift, 39 × 29,7 cm, Institut <strong>Mathildenhöhe</strong>,<br />

Städtische Kunstsammlung Darmstadt<br />

Wassily Kandinsky und Franz Marc<br />

Almanach Der Blaue Reiter, München 1912<br />

Publikation, 29 × 22 × 2,5 cm, Kunst- und<br />

Museums bibliothek der Stadt Köln<br />

Seite 106<br />

Harry Graf Kessler<br />

Krieg und Zusammenbruch. Aus Feldpostbriefen<br />

1914 / 1918, Weimar 1921<br />

Publikation, 18,5–22,5 × 15 cm, Universitätsbibliothek<br />

Johann Christian Senckenberg,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 153<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Mädchen, auf der Treppe leuchtend, 1904<br />

Linolschnitt, 15,5 × 9,7 cm auf 25,7 × 20,7 cm,<br />

Hessisches Landesmuseum Darmstadt<br />

Seite 297<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Ruth im Morphintraum, 1905 / 06<br />

Lithografie, Eigendruck, 47,2 × 37 cm, Stiftung<br />

Sammlung Kamm, Kunsthaus Zug<br />

Seite 247<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Dorfstraße. Priessnitz, 1910<br />

Holzschnitt, 26 × 36,7 cm, Hessisches Landesmuseum<br />

Darmstadt<br />

Seite 296<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Akte im Atelier. Drei Modelle, 1912<br />

Öl auf Leinwand, 80,7 × 70,7 cm, Leopold<br />

Museum, Wien<br />

Seite 89<br />

17_Anhang_RZ.indd 477 13.10.2010 9:50:30 Uhr<br />

477


Ernst Ludwig Kirchner<br />

Zwei Berliner Modelle, um 1912<br />

Fotografie, 8,3 × 10,9 cm, Schenkung<br />

Nachlass Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner<br />

Museum Davos<br />

Seite 91<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Porträt Alfred Döblin im Atelier Berlin­Wilmersdorf,<br />

Durlacher Straße 14, 1912 / 13<br />

Fotografie, Silbergelatine, 16,5 × 12 cm,<br />

Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner,<br />

Kirchner Museum Davos<br />

Seite 87<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Bildnis Alfred Döblin, 1913<br />

Bleistift und Kreide, 41 × 35 cm, Graphische<br />

Sammlung, Städel Museum, Frankfurt a. M.<br />

Seite 59<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Titelblatt zu Das Stiftsfräulein und der Tod von<br />

Alfred Döblin, 1913<br />

Holzschnitt, 24 × 18,5 cm, Germanisches<br />

National museum, Nürnberg<br />

Seite 59<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Gestickte Kissen, um 1913 / 14<br />

Fotografie, Silbergelatine, 11,5 × 16,5 cm,<br />

Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner,<br />

Kirchner Museum Davos<br />

Seite 90<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Selbstporträt im Atelier, 1913–1915<br />

Fotografie, 13 × 18 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Seite 86<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Porträt eines jungen Mannes (Hermann Gewecke?)<br />

in der Mansarde im Atelier Berlin­Friedenau, Körnerstraße<br />

45, 1914<br />

Fotografie, 24 × 18 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Seite 87<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Zwei gelbe Akte mit Blumenstrauß, um 1914<br />

Wachsfarbe auf Leinwand, 80 × 71 cm, Bündner<br />

Kunstmuseum, Chur<br />

Seite 85<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Botho Graef und Hugo Biallowons im Atelier Berlin­<br />

Friedenau, Körnerstraße 45, 1914 / 15<br />

Fotografie, 18 × 24 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Seite 92<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Mansardennische im Atelier Berlin­Friedenau, Körnerstraße<br />

45, 1914 / 15<br />

Fotografie, 24 × 18 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Seite 71<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Porträt Botho Graef im Atelier Berlin­Friedenau,<br />

Körner straße 45, 1914 / 15<br />

Fotografie, 24 × 18 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

478<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Porträt eines Mannes in der Mansarde im Atelier<br />

Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1914 / 15<br />

Fotografie, 24 × 18 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Seite 94<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Unbekannte junge Frau (Gerda Schilling?), E. L.<br />

Kirchner, Erna Schilling, Hermann Gewecke im Atelier<br />

Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1914 / 15<br />

Fotografie, 18 × 24 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Seite 83<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Werner Gothein, seine Freundin, Erna Schilling, E. L.<br />

Kirchner im Atelier Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45,<br />

1914 / 15<br />

Fotografie, 18 × 24 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Seite 84<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Interieur, 1915<br />

Öl auf Leinwand, 70 × 80,5 cm, Pinakothek<br />

der Moderne, Bayerische Staatsgemäldesammlungen,<br />

München<br />

Seite 82<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Selbstporträt als Soldat im Atelier Berlin­Friedenau,<br />

Körnerstraße 45, 1915<br />

Fotografie, 18 × 13 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Seite 33<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Selbstporträt als Soldat im Atelier Berlin­Friedenau,<br />

Körnerstraße 45, 1915<br />

Fotografie, 18 × 13 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Seite 88<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Werner Gothein, Erna Schilling, Gerda Schilling (?)<br />

und Hugo Biallowons im Atelier Berlin­Friedenau,<br />

Körnerstraße 45, 1915<br />

Fotografie, 13 × 18 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Seite 90<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Werner Gothein, Hugo Biallowons und Erna Schilling<br />

im Atelier Berlin­Friedenau, Körnerstraße 45, 1915<br />

Fotografie, 13 × 18 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Seiten 79 (Detail), 91<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Hugo Biallowons fiel für uns 9. Juli 1916, 1916<br />

Holzschnitt, 46 × 33 cm, Coninx-Stiftung, Zürich<br />

Seite 93<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Der Krankenwärter, 1917<br />

Öl auf Leinwand, 80 × 70 cm, Sammlung<br />

Sander, Darmstadt<br />

Seite 81<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Szenenfotografie aus dem 1. Akt der Aufführung<br />

des Lustspiels De Schnidermeister Schnüffeli und<br />

sin erste Geniestreich von Henri Gysler junior im<br />

Theatersaal des Gasthauses Zum Sand durch den<br />

gemischten Chor Davos Frauenkirch, 1920<br />

Fotografie, 18 × 24 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Szenenfotografie aus dem 2. Akt der Aufführung<br />

des Lustspiels De Schnidermeister Schnüffeli und<br />

sin erste Geniestreich von Henri Gysler junior im<br />

Theatersaal des Gasthauses Zum Sand durch den<br />

gemischten Chor Davos Frauenkirch, 1920<br />

Fotografie, 24 × 18 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Szenenfotografie aus dem 2. Akt der Aufführung<br />

des Lustspiels De Schnidermeister Schnüffeli und<br />

sin erste Geniestreich von Henri Gysler junior im<br />

Theatersaal des Gasthauses Zum Sand durch den<br />

gemischten Chor Davos Frauenkirch, 1920<br />

Fotografie, 18 × 24 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Vorhang zur Aufführung des Lustspiels De Schnidermeister<br />

Schnüffeli und sin erste Geniestreich von<br />

Henri Gysler junior im Theatersaal des Gasthauses<br />

Zum Sand durch den gemischten Chor Davos Frauenkirch,<br />

1920<br />

Fotografie, 13 × 18 cm, Schenkung Nachlass<br />

Ernst Ludwig Kirchner, Kirchner Museum Davos<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Entwurf für das Titelblatt zu Umbra vitae von Georg<br />

Heym, München 1924<br />

Holzschnitt, 15,5 × 9,2 cm auf 18 × 13,4 cm,<br />

Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin<br />

Seite 117<br />

Ernst Ludwig Kirchner<br />

Umschlag zu Umbra vitae von Georg Heym,<br />

München 1924<br />

Holzschnitt auf Leinen, 23,5 × 27 × 1,7 cm,<br />

Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg<br />

Seiten 114 / 115<br />

Ernst Ludwig Kirchner und Erna Schilling<br />

Rückenlehnenbezug aus dem Atelier Berlin­Friedenau,<br />

Körnerstraße 45, 1914<br />

Stickereien in Wollfäden auf Leinen,<br />

79 × 165 cm, E. W. K., Bern<br />

Seite 96<br />

Ernst Ludwig Kirchner und Erna Schilling<br />

Rückenlehnenbezug aus dem Atelier Berlin­Friedenau,<br />

Körnerstraße 45, 1914<br />

Stickereien in Wollfäden auf Leinen,<br />

79 × 251 cm, E. W. K., Bern<br />

Seite 97<br />

Ernst Ludwig Kirchner und Erna Schilling<br />

Supraporte aus dem Atelier Berlin­Friedenau,<br />

Körnerstraße 45, 1914<br />

Stickereien in Wollfäden auf Leinen, 113 cm<br />

(oben), 235 cm (lang), je 44 cm (unten),<br />

E. W. K., Bern<br />

Seite 95<br />

17_Anhang_RZ.indd 478 13.10.2010 9:50:31 Uhr


Ernst Ludwig Kirchner und Erna Schilling<br />

Tischdecke aus dem Atelier Berlin­Friedenau,<br />

Körnerstraße 45, 1914<br />

Stickereien in Wollfäden auf Leinen,<br />

67 × 164 cm, E. W. K., Bern<br />

Seite 96<br />

Ernst Ludwig Kirchner und Erna Schilling<br />

Möwenjagd auf Fehmarn, 1914 / 15<br />

Stickereien in Wollfäden auf Leinen,<br />

114 × 160 cm, Privatbesitz<br />

Seite 97<br />

César Klein<br />

Genuine, Szenenbildentwurf, 1920<br />

Regie: Robert Wiene, Pastell, 25,3 × 32,5 cm,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

Seite 280<br />

César Klein<br />

Genuine, Szenenbildentwurf, 1920<br />

Regie: Robert Wiene, Aquarell, 25,5 × 32,7 cm,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

Seite 289<br />

César Klein<br />

Genuine, Szenenbildentwurf, 1920<br />

Regie: Robert Wiene, Pastell, 24,9 × 33,7 cm,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

César Klein<br />

Von morgens bis mitternachts. Verschneites Feld mit<br />

Baum, Bühnenbildentwurf, 1921<br />

Lessingtheater, Berlin, Regie: Victor Barnowsky,<br />

Aquarell und Deckfarbe, 30,5 × 46,4 cm,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität<br />

zu Köln<br />

Seite 181<br />

Arthur Köster<br />

Einsteinturm von Erich Mendelsohn.<br />

Nordwestansicht, 1923<br />

Fotografie, 23 × 15,3 cm, Kunstbibliothek,<br />

Staatliche Museen zu Berlin<br />

Arthur Köster<br />

Einsteinturm von Erich Mendelsohn.<br />

Seitenansicht, 1923<br />

Fotografie, 17,3 × 16,5 cm, Kunstbibliothek,<br />

Staatliche Museen zu Berlin<br />

Seite 357<br />

Oskar Kokoschka<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen I. Mann und Frau<br />

Hand in Hand, 1909<br />

Bleistift und Tusche auf Transparentpapier,<br />

25,5 × 20 cm, Stiftung Sammlung Kamm,<br />

Kunsthaus Zug<br />

Seite 264<br />

Oskar Kokoschka<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen IV. Himmlische und<br />

irdische Liebe, 1909<br />

Bleistift und Tusche auf Transparentpapier,<br />

26,7 × 18,5 cm, Moderna Museet, Stockholm<br />

Seite 265<br />

Oskar Kokoschka<br />

Pietà. Plakat für das Sommertheater in der<br />

Kunstschau, 1909<br />

Gartentheater der Ersten Internationalen<br />

Kunstschau, Wien, Regie: Oskar Kokoschka,<br />

Lithografie, 122 × 79,5 cm auf 125 × 82 cm,<br />

Leopold Museum, Wien<br />

Seite 263<br />

Oskar Kokoschka<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen III, Titelblatt,<br />

Der Sturm, hrsg. von Herwarth Walden, Jg. 1,<br />

Nr. 20, 1910<br />

Lithografie, 38 × 29 cm, Germanisches<br />

National museum, Nürnberg<br />

Seite 270<br />

Oskar Kokoschka<br />

Herwarth Walden, in: Der Sturm, hrsg. von Herwarth<br />

Walden, Jg. 1, Nr. 22, 1910, S. 175<br />

Lithografie, 39 × 29,7 cm, Universitätsbibliothek<br />

Johann Christian Senckenberg, Frankfurt a. M.<br />

Oskar Kokoschka<br />

Gesindel in der Sternennacht, Titelblatt,<br />

Der Sturm, hrsg. von Herwarth Walden, Jg. 1,<br />

Nr. 29, 1910<br />

Zeitschrift, 39 × 29,7 cm, Institut <strong>Mathildenhöhe</strong>,<br />

Städtische Kunstsammlung Darmstadt<br />

Seite 53<br />

Oskar Kokoschka<br />

Max Reinhardt, Titelblatt, Das Tribunal, hrsg. von<br />

Carlo Mierendorff, Jg. 2, H. 2, 1920<br />

Zeitschrift, 27,2 × 20 cm, ST 47 Die Dachstube<br />

Stadtarchiv Darmstadt<br />

Seite 168<br />

Käthe Kollwitz<br />

Gedenkblatt für Karl Liebknecht, 1920<br />

Holzschnitt, 35,5 × 50 cm, Graphische Sammlung,<br />

Städel Museum, Frankfurt a. M.<br />

Seite 161<br />

Käthe Kollwitz<br />

Die Freiwilligen, 1922 / 23<br />

Holzschnitt, 35 × 49 cm, Graphische Sammlung,<br />

Städel Museum, Frankfurt a. M.<br />

Seite 161<br />

Käthe Kollwitz<br />

Kopf der Mutter zu Kindersterben, 1925<br />

Tusche, 16,7 × 33 cm, E. W. K., Bern<br />

Seite 292<br />

Bernhard Kretzschmar<br />

Von morgens bis mitternachts, Schriftblatt der<br />

Mappe, 1920<br />

Lithografie, 61,5 × 51,5 cm auf 70 x 58 cm,<br />

Sammlung Gerhard Schneider, Olpe<br />

und Solingen<br />

Seite 188<br />

Bernhard Kretzschmar<br />

Von morgens bis mitternachts, Titelblatt zur<br />

Mappe, 1920<br />

Lithografie, Reproduktion, 61,5 × 51,5 cm auf<br />

78,5 × 58,5 cm, Sammlung Gerhard Schneider,<br />

Olpe und Solingen<br />

Bernhard Kretzschmar<br />

Von morgens bis mitternachts. Bankschalter, 1920<br />

Lithografie, 61,5 × 51,5 cm auf 78,5 × 58,5 cm,<br />

Sammlung Gerhard Schneider, Olpe<br />

und Solingen<br />

Seite 190<br />

Bernhard Kretzschmar<br />

Von morgens bis mitternachts. Ekel vor Frauen, 1920<br />

Lithografie, 58,5 × 45,5 cm auf 79 × 58,5 cm,<br />

Sammlung Gerhard Schneider, Olpe<br />

und Solingen<br />

Bernhard Kretzschmar<br />

Von morgens bis mitternachts. Heim der Familie, 1920<br />

Lithografie, 63,5 × 49,5 cm auf 78,5 × 58,5 cm,<br />

Sammlung Gerhard Schneider, Olpe<br />

und Solingen<br />

Bernhard Kretzschmar<br />

Von morgens bis mitternachts. Im Betsaal der Heilsarmee,<br />

1920<br />

Lithografie, 50 × 64 cm auf 58,5 × 78,7 cm,<br />

Sammlung Gerhard Schneider, Olpe<br />

und Solingen<br />

Bernhard Kretzschmar<br />

Von morgens bis mitternachts. Rennbahn­Massen, 1920<br />

Lithografie, 58 × 46 cm auf 77,5 × 57,5 cm,<br />

Sammlung Gerhard Schneider, Olpe<br />

und Solingen<br />

Bernhard Kretzschmar<br />

Von morgens bis mitternachts. Tollheit, 1920<br />

Lithografie, 53 × 40 cm auf 78,5 × 58,5 cm,<br />

Sammlung Gerhard Schneider, Olpe<br />

und Solingen<br />

Bernhard Kretzschmar<br />

Von morgens bis mitternachts. Verführerin.<br />

Die Frau, 1920<br />

Lithografie, 63,5 × 51,7 cm auf 78,5 × 58,5 cm,<br />

Sammlung Gerhard Schneider, Olpe<br />

und Solingen<br />

Seite 190<br />

Bernhard Kretzschmar<br />

Von morgens bis mitternachts. Winterbaum, 1920<br />

Lithografie, 62,5 × 50 cm auf 78,8 × 58,2 cm,<br />

Sammlung Gerhard Schneider, Olpe<br />

und Solingen<br />

Seite 189<br />

Alfred Kubin<br />

Lichtgott, 1911 / 12<br />

Tusche auf Katasterpapier, 39,3 × 32,2 cm,<br />

Leopold Museum, Wien<br />

Seite 54<br />

Wilhelm Lehmbruck<br />

Kopf eines Denkers, 1918<br />

Steinguss, 61 × 62 × 25 cm, Privatsammlung,<br />

Deutschland<br />

Seite 200<br />

Wilhelm Lehmbruck<br />

Weiblicher Torso, 1918<br />

Bronze, 77,2 × 42,7 × 24 cm, Stiftung Wilhelm<br />

Lehmbruck Museum, Zentrum Internationaler<br />

Skulptur, Duisburg<br />

Hans Leip<br />

Revolution, 1919<br />

Holzschnitt, 30 × 14 cm, Museum für Hamburgische<br />

Geschichte<br />

Seite 158<br />

Hans Leip<br />

Revolution, 1923<br />

Holzschnitt, 11 × 8 cm, Museum für Hamburgische<br />

Geschichte<br />

Seite 158<br />

Paul Leni<br />

Umschlag zu <strong>Expressionismus</strong> und Film von Rudolf<br />

Kurtz, 1926<br />

Publikation, 26,5 × 20,8 × 1,9 cm, Deutsche Kinemathek<br />

– Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

Seite 455<br />

17_Anhang_RZ.indd 479 13.10.2010 9:50:31 Uhr<br />

479


Ernst Wilhelm Lotz<br />

Feldpostkarte an Ludwig Meidner, gelaufen<br />

am 8. 7. 1914<br />

Tinte, 8,7 × 14 cm, ST 45 Ludwig Meidner<br />

Nr. 728, Stadtarchiv Darmstadt<br />

Ernst Wilhelm Lotz<br />

Telegramm an Ludwig Meidner, gelaufen<br />

am 1. 8. 1914<br />

20 × 24,2 cm, ST 45 Ludwig Meidner Nr. 729,<br />

Stadtarchiv Darmstadt<br />

Ernst Wilhelm Lotz<br />

Feldpostkarte an Ludwig Meidner, 1914<br />

Tinte, 8,7 × 13,9 cm, ST 45 Ludwig Meidner<br />

Nr. 725, Stadtarchiv Darmstadt<br />

Seite 137<br />

Hans Luckhardt<br />

Dresden, Stallstraße / Ostraallee. Wettbewerbsentwurf.<br />

Deutsches Hygiene Museum, 1920<br />

Bleistift, Kohle, Kreide und Tusche, 61 × 133 cm,<br />

Hans Luckhardt-Archiv, Inv.-Nr. 13.46.3, Akademie<br />

der Künste, Berlin<br />

Seiten 364 / 365<br />

Wassili Luckhardt<br />

Der Kristall auf der Kugel, um 1920<br />

Bleistift, Gouache und Tusche auf Karton,<br />

47 × 97 cm, Wassili Luckhardt-Archiv, Inv.-<br />

Nr. 12.46.54, Akademie der Künste, Berlin<br />

Seiten 349 (Detail), 362<br />

Wassili Luckhardt<br />

Skizze zum Denkmal der Arbeit An die Freude,<br />

um 1920<br />

Bleistift, 24,5 × 32,8 cm, Wassili Luckhardt-<br />

Archiv, Inv.-Nr. 12.46.1, Akademie der Künste,<br />

Berlin<br />

Emil Maetzel<br />

Die Götzenpauke, 1921<br />

Druck nach Linolschnitt, 86 × 61,4 cm, Museum<br />

für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 446<br />

Adolph Mahnke<br />

Von morgens bis mitternachts, 1922<br />

Staatstheater Dresden, Regie: Berthold<br />

Viertel, Originalfotografie, 9 × 11,8 cm, Theaterwissenschaftliche<br />

Sammlung der Universität<br />

zu Köln<br />

Adolph Mahnke<br />

Von morgens bis mitternachts. Saal der Heilsarmee,<br />

Bühnenbildentwurf, 1922<br />

Staatstheater Dresden, Regie: Berthold<br />

Viertel, Pastell auf Karton, 39,5 × 45 cm,<br />

Theater wissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

Seite 175<br />

Adolph Mahnke<br />

Von morgens bis mitternachts. Saal der Heilsarmee,<br />

Bühnenbildentwurf, 1922<br />

Staatstheater Dresden, Regie: Berthold<br />

Viertel, Aquarell und Deckfarbe, 39 × 44,5 cm,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

Adolph Mahnke<br />

Von morgens bis mitternachts. Sportpalast.<br />

Bühnenbildentwurf, 1922<br />

Staatstheater Dresden, Regie: Berthold<br />

Viertel, Pastell und Kohle, 45 × 49 cm, Theaterwissenschaftliche<br />

Sammlung der Universität<br />

zu Köln<br />

480<br />

Carl Mayer und Horst Janowitz<br />

Titelblatt des Originaldrehbuchs zu Das Cabinet<br />

des Dr. Caligari, 1919 / 20<br />

Regie: Robert Wiene, Kohle und Tinte,<br />

26,2 × 21 cm, Deutsche Kinemathek –<br />

Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

Seite 323<br />

Ludwig Meidner<br />

Aufgeregte Gesellschaft. Apokalyptische<br />

Gesellschaft, 1913<br />

Bleistift und Tusche auf Pergaminpapier,<br />

36,5 × 50 cm, Sammlung Sander, Darmstadt<br />

Seite 120<br />

Ludwig Meidner<br />

Berliner Kanallandschaft, 1913<br />

Tusche mit Deckweiß auf Velin, 45,8 × 55,3 cm,<br />

Sammlung Sander, Darmstadt<br />

Seite 121<br />

Ludwig Meidner<br />

Das neue Pathos, H. 1, 1913<br />

Zeitschrift, 25 × 18,5 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Ludwig Meidner<br />

Jakob van Hoddis, 1913<br />

Bleistift und Tusche, 56,5 × 46 cm, Institut<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong>, Städtische Kunstsammlung<br />

Darmstadt<br />

Seite 118<br />

Ludwig Meidner<br />

Wogende Menge, 1913<br />

Kaltnadel, 17 × 13,8 cm auf 27,1 × 21,2 cm,<br />

Institut <strong>Mathildenhöhe</strong>, Städtische Kunstsammlung<br />

Darmstadt<br />

Seite 122<br />

Ludwig Meidner<br />

Anleitungen zum Malen von Großstadtbildern, 1914<br />

Tinte, 20,9 × 16,4 cm, ST 45 Ludwig Meidner<br />

Nr. 1596, Stadtarchiv Darmstadt<br />

Ludwig Meidner<br />

Hymne in der Kriegszeit, 15. 11. 1914<br />

Tinte, 33 × 21 cm, ST 45 Ludwig Meidner<br />

Nr. 1571, Stadtarchiv Darmstadt<br />

Ludwig Meidner<br />

Potsdamer Platz, Titelblatt, Die Aktion, hrsg. von<br />

Franz Pfemfert, Jg. 4, Nr. 44 / 45, 1914<br />

Zeitschrift, 30,5 × 23 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Seite 123<br />

Ludwig Meidner<br />

Widmungsblatt für Die Aktion, hrsg. von Franz<br />

Pfemfert, Jg. 5, Nr. 1 / 2, 1915<br />

Zeitschrift, 30 × 23 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Ludwig Meidner<br />

Bildnis des Dichters Max Herrmann­Neiße, 1919<br />

Kaltnadel, 21 × 15 cm auf 39,5 × 29,7 cm, Leihgabe<br />

der Bundesrepublik Deutschland, Kunstforum<br />

Ostdeutsche Galerie Regensburg<br />

Seite 126<br />

Ludwig Meidner<br />

Polemische Zeichnung, Titelblatt, Das Tribunal, hrsg.<br />

von Carlo Mierendorff, Jg. 1, H. 4, 1919<br />

Zeitschrift, 27,2 × 20 cm, ST 47 Die Dachstube,<br />

Stadtarchiv Darmstadt<br />

Seite 169<br />

Ludwig Meidner<br />

Max Herrmann­Neiße, 1920<br />

Tempera auf Karton, 101 × 72 cm, Institut<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong>, Städtische Kunstsammlung<br />

Darmstadt<br />

Seite 127<br />

Moriz Melzer<br />

Der Dreiklang, 1920<br />

Aquarell und Bleistift, 30 × 21,8 cm auf<br />

35 × 24 cm, Berlinische Galerie, Landesmuseum<br />

für Moderne Kunst, Fotografie und<br />

Architektur, Berlin<br />

Seite 165<br />

Moriz Melzer<br />

Typografischer Entwurf für die Novembergruppe,<br />

um 1922<br />

Tusche auf blauem Hochglanzpapier,<br />

35,6 × 21,5 cm, Berlinische Galerie, Landesmuseum<br />

für Moderne Kunst, Fotografie und<br />

Architektur, Berlin<br />

Seite 146<br />

Erich Mendelsohn<br />

Imaginäre Skizze einer Villa für E. Mendelsohn.<br />

Hausvisionen, 1917<br />

Bleistift, 20,7 × 16,2 cm, Kunstbibliothek,<br />

Staatliche Museen zu Berlin<br />

Erich Mendelsohn<br />

Imaginäre Skizze zum Observatorium, 1917<br />

Schwarzer Farbstift, 17 × 11,1 cm, Kunstbibliothek,<br />

Staatliche Museen zu Berlin<br />

Erich Mendelsohn<br />

Perspektivische Skizze zum Einsteinturm, 1920<br />

Monodruck, 12,7 × 21 cm, Kunstbibliothek,<br />

Staatliche Museen zu Berlin<br />

Seite 356<br />

Erich Mendelsohn<br />

Arbeitsraum im Einsteinturm, 1921 / 22<br />

Fotografie, 14,7 × 20,4 cm, Kunstbibliothek,<br />

Staatliche Museen zu Berlin<br />

Seite 347<br />

Erich Mendelsohn<br />

Skizze für Frank Lloyd Wright »Bach<br />

Concerto ...«, 1924<br />

Schwarzbrauner Farbstift, 23,1 × 30,8 cm,<br />

Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin<br />

Seite 356<br />

Erich Mendelsohn<br />

Einsteinturm. Kopie des Originalmodells von<br />

1917–1921, 1997<br />

Gips, 60 × 25 × 36 cm, Deutsches Architekturmuseum,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Ludwig Mies van der Rohe<br />

Hochhaus am Bahnhof Friedrichstraße, Berlin,<br />

1921 / 22<br />

Fotografie der Fotomontage, Vintage Print,<br />

Silbergelatineabzug, 27 × 13 cm, Stiftung<br />

Bauhaus Dessau<br />

Seite 211<br />

Ludwig Mies van der Rohe<br />

Hochhaus am Bahnhof Friedrichstraße, Berlin,<br />

1921 / 22<br />

Fotografie der Fotomontage, Vintage Print,<br />

Silbergelatineabzug, 27 × 13 cm, Stiftung<br />

Bauhaus Dessau<br />

17_Anhang_RZ.indd 480 13.10.2010 9:50:31 Uhr


Ludwig Mies van der Rohe (Entwurf) und<br />

Curt Rehbein (Fotografie)<br />

Hochhaus am Bahnhof Friedrichstraße, Berlin,<br />

1921 / 22<br />

Fotografie der Fotomontage, Vintage Print,<br />

Silbergelatineabzug, 27 × 13 cm, Stiftung<br />

Bauhaus Dessau<br />

Seite 418<br />

Felix Müller<br />

Rettet euch Menschen, Titelblatt, Die Aktion, hrsg.<br />

von Franz Pfemfert, Jg. 7, Nr. 39 / 40, 1917<br />

Zeitschrift, 30,5 × 23 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Robert Neppach<br />

Die Wandlung, Szenenreportage von Hermann<br />

Krehan, 1919<br />

Tribüne, Berlin, Regie: Karlheinz Martin,<br />

Aquarell auf Karton, 41,7 × 65 cm, Theaterwissenschaftliche<br />

Sammlung der Universität<br />

zu Köln<br />

Robert Neppach<br />

Die Wandlung. Friedrich und die Mutter, 1919<br />

Tribüne, Berlin, Regie: Karlheinz Martin,<br />

Fotografie, Reproduktion, 15 × 19 cm,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

Seite 194<br />

Robert Neppach<br />

Die Wandlung. Platz vor der Kirche, 1919<br />

Tribüne, Berlin, Regie: Karlheinz Martin,<br />

Foto grafie, Reproduktion, 15 × 23,3 cm,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

Seite 195<br />

Robert Neppach<br />

Die Wandlung. Szene mit Kriegsinvaliden, 1919<br />

Tribüne, Berlin, Regie: Karlheinz Martin,<br />

Fotografie, Reproduktion, 10 × 13 cm,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

Seite 194<br />

Robert Neppach<br />

Die Wandlung. Totentanz, 1919<br />

Tribüne, Berlin, Regie: Karlheinz Martin,<br />

Fotografie, Reproduktion, 15 × 17 cm,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

Seite 195<br />

Nerven, 1919<br />

Regie: Robert Reinert, Filmmuseum München /<br />

Edition Filmmuseum<br />

Emil Nolde<br />

Tänzerin, 1913<br />

Lithografie, 60,5 × 78 cm, Sammlung Sander,<br />

Darmstadt<br />

Seite 238<br />

Emil Orlik<br />

Oskar Kokoschka führt Regie, in: Fünfundneunzig<br />

Köpfe, 1920<br />

Publikation, 12 × 7 cm auf 26 × 20 cm, Deutsches<br />

Literaturarchiv Marbach<br />

Max Pechstein<br />

Das Lager, Titelblatt, Der Sturm, hrsg. von Herwarth<br />

Walden, Jg. 2, Nr. 47, 1911<br />

Zeitschrift, 39 × 29,7 cm, Institut <strong>Mathildenhöhe</strong>,<br />

Städtische Kunstsammlung Darmstadt<br />

Max Pechstein<br />

An die Laterne, 1919<br />

Lithografie, 72 × 95 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Seite 149<br />

Max Pechstein<br />

Arbeitsrat für Kunst. Vignette im Programm des<br />

Arbeitsrats Berlin, 1919<br />

Holzschnitt, 19,4 × 31,5 cm, Abeceda<br />

Antiquariat München<br />

Seite 146<br />

Max Pechstein<br />

Titelblatt, An alle Künstler!, 1919<br />

Lithografie, 20,1 × 13,8 cm, Institut <strong>Mathildenhöhe</strong>,<br />

Städtische Kunstsammlung Darmstadt<br />

Seite 34<br />

Franz Pfemfert<br />

Dem Gedächtnis Georg Heym’s, Titelblatt, Die Aktion,<br />

Jg. 3, Nr. 2, 1913<br />

Zeitschrift, 30,5 × 22,5 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Franz Pfemfert<br />

Der Kapitalismus, der das werktätige Volk ...,<br />

Titelblatt, Die Aktion, Jg. 8, Nr. 45 / 46, 1918<br />

Zeitschrift, 30 × 22,5 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Seite 125<br />

Kurth Pinthus<br />

Menschheitsdämmerung, 1919 / 20<br />

Publikation, 21,2 × 13,5 × 2,4 cm, Institut<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong>, Städtische Kunstsammlung<br />

Darmstadt<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel, Architekturskizze, 1918 / 19<br />

Kohle, 18,8 × 28 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 393<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel, Skizze für einen Bautenentwurf zum<br />

Film Der Golem, wie er in die Welt kam, 1920<br />

Bleistift, 20,5 × 13 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 392<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel, Skizze für das unrealisierte Filmprojekt<br />

Vineta, 1920<br />

Mischtechnik, 18,8 × 28 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 393<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Doppelturm), Skizze für einen Bautenentwurf<br />

zum Film Der Golem, wie er in die Welt kam,<br />

1920<br />

Kohle, 27,2 × 19 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 395<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Doppelturm), Skizze für einen Bautenentwurf<br />

zum Film Der Golem, wie er in die Welt kam,<br />

1920<br />

Bleistift, 27,2 × 18,8 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 395<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Gewölbe, Golem), Skizze für einen<br />

Bautenentwurf zum Film Der Golem, wie er in die<br />

Welt kam, 1920<br />

Bleistift und Kohle, 27,2 × 18,8 cm, Adolf und<br />

Luisa Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 395<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Ghettohäuser), Skizze für einen<br />

Bautenentwurf zum Film Der Golem, wie er in die<br />

Welt kam, 1920<br />

Schwarze Wachskreide, 27,2 × 18,8 cm,<br />

Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung für Kunst<br />

und Kulturpflege, Frankfurt a. M.<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Ghettohügel), Skizze für einen<br />

Bautenentwurf zum Film Der Golem, wie er in die<br />

Welt kam, 1920<br />

Bleistift, 27,2 × 18,8 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 394<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Ghettomauer, Stadttor), Skizze für einen<br />

Bautenentwurf zum Film Der Golem, wie er in die<br />

Welt kam, 1920<br />

Bleistift, 27,2 × 18,9 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 395<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Ghettomauer, Stadttor), Skizze für einen<br />

Bautenentwurf zum Film Der Golem, wie er in die<br />

Welt kam, 1920<br />

Bleistift, 27,2 × 18,8 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 395<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Ghettomauer, Stadttor), Skizze für einen<br />

Bautenentwurf zum Film Der Golem, wie er in die<br />

Welt kam, 1920<br />

Bleistift, 27,2 × 18,8 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Ghettomauer, Stadttor), Skizze für einen<br />

Bautenentwurf zum Film Der Golem, wie er in die<br />

Welt kam, 1920<br />

Schwarze Wachskreide, 27,2 × 18,8 cm,<br />

Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung für Kunst<br />

und Kulturpflege, Frankfurt a. M.<br />

Seite 395<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Ghettostadt, Straßen), Skizze für einen<br />

Bautenentwurf zum Film Der Golem, wie er in die<br />

Welt kam, 1920<br />

Kohle, 32,5 × 25,5 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 386<br />

17_Anhang_RZ.indd 481 13.10.2010 9:50:31 Uhr<br />

481


Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Ghettotor), Skizze für einen<br />

Bauten entwurf zum Film Der Golem, wie er<br />

in die Welt kam, 1920<br />

Bleistift, 27,2 × 18,7 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Ghettotor, Schlossberg), Skizze<br />

für einen Bautenentwurf zum Film Der Golem,<br />

wie er in die Welt kam, 1920<br />

Bleistift, 27,1 × 18,8 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Schlossberg), Skizze für einen<br />

Bautenentwurf zum Film Der Golem, wie er<br />

in die Welt kam, 1920<br />

Bleistift, 27,1 × 21 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel (Torturm), Skizze für einen<br />

Bautenentwurf zum Film Der Golem, wie er<br />

in die Welt kam, 1920<br />

Bleistift, 27,2 × 18,8 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Hans Poelzig<br />

Plakat zum Film Der Golem, wie er in die Welt<br />

kam, 1920<br />

Regie: Paul Wegener, Lithografie, 71,5 × 93,3 cm,<br />

Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin<br />

Seite 389<br />

Hans Poelzig<br />

Plakat zum Film der UFA Union Der Golem,<br />

wie er in die Welt kam, 1920<br />

Regie: Paul Wegener, Lithografie, 141,8 × 93,1 cm,<br />

Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin<br />

Seite 390<br />

Hans Poelzig<br />

Wettbewerbsentwurf. Hochhaus Bahnhof Friedrichstraße,<br />

Berlin. Perspektivische Ansicht Standpunkt D,<br />

Lösung B, 1921 / 22<br />

Kohle auf Transparentpapier, Faksimile,<br />

108 × 75 cm, Archi tek turmuseum der Technischen<br />

Universität Berlin<br />

Seite 419<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel, Architekturskizze, o. J.<br />

Bleistift, 22 × 28 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 387<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel, Architekturskizze, o. J.<br />

Bleistift, 22 × 28 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 392<br />

Hans Poelzig<br />

Ohne Titel, Architekturskizze mit handschriftlicher<br />

Notiz, o. J.<br />

Bleistift, 22 × 27,4 cm, Adolf und Luisa<br />

Haeuser-Stiftung für Kunst und Kulturpflege,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 387<br />

482<br />

Raskolnikow, 1922 / 23<br />

Regie: Robert Wiene, EYE Film Instituut<br />

Nederland, Amsterdam<br />

Otto Reigbert<br />

Der Sohn. Wohnraum, Bühnenbildentwurf, 1919<br />

Stadttheater Kiel, Regie: Gerhard Ausleger,<br />

Deckfarbe auf Karton, 39,5 × 31,5 cm,<br />

Deutsches Theatermuseum, München<br />

Seite 201<br />

Otto Reigbert<br />

Der Sohn. Zimmer des Vaters, Bühnenbildentwurf, 1919<br />

Stadttheater Kiel, Regie: Gerhard Ausleger,<br />

Deckfarbe auf Karton, 46,5 × 32,5 cm,<br />

Deutsches Theatermuseum, München<br />

Seite 179<br />

Otto Reigbert<br />

Trommeln in der Nacht, Bühnenbildentwurf zur<br />

Uraufführung, 1922<br />

Kammerspiele München, Regie: Otto<br />

Falcken berg, Aquarell und Tusche, 25 × 33 cm,<br />

Deutsches Theatermuseum, München<br />

Seite 198<br />

Otto Reigbert<br />

Trommeln in der Nacht, Uraufführung, 1922<br />

Kammerspiele München, Regie: Otto<br />

Falckenberg, Originalfotografie, 12,8 × 21,9 cm,<br />

Deutsches Theatermuseum, München<br />

Seite 199<br />

Otto Reigbert<br />

Trommeln in der Nacht, Uraufführung, 1922<br />

Kammerspiele München, Regie: Otto<br />

Falckenberg, Originalfotografie, 12,1 × 17,2 cm,<br />

Deutsches Theatermuseum, München<br />

Otto Reigbert<br />

Trommeln in der Nacht, Uraufführung, 1922<br />

Kammerspiele München, Regie: Otto<br />

Falckenberg, Originalfotografie, 12,5 × 20,2 cm,<br />

Deutsches Theatermuseum, München<br />

Seite 199<br />

Otto Reigbert<br />

Trommeln in der Nacht. Im Haus des Fabrikbesitzers<br />

Balicke, Bühnenbildentwurf zur Uraufführung, 1922<br />

Kammerspiele München, Regie: Otto Falckenberg,<br />

Aquarell und Tusche, 22,4 × 29,5 cm,<br />

Deutsches Theatermuseum, München<br />

Seite 197<br />

Otto Reigbert<br />

Trommeln in der Nacht. Piccadilly­Bar, Bühnenbildentwurf<br />

zur Uraufführung, 1922<br />

Kammerspiele München, Regie: Otto<br />

Falckenberg, Aquarell und Tusche, 24 × 31,5 cm,<br />

Deutsches Theatermuseum, München<br />

Seite 197<br />

Walter Reimann<br />

Ohne Titel (Brücke), Bautenentwurf zum Film<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919<br />

Regie: Robert Wiene, Pastell, 39,5 × 32,7 cm,<br />

Deutsches Filminstitut – DIF / Deutsches Filmmuseum,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 324<br />

Walter Reimann<br />

Passage 1, Szenen bildentwurf zum Film Das Cabinet<br />

des Dr. Caligari, 1919 / 20<br />

Regie: Robert Wiene, Gouache, 27,4 × 32,5 cm,<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und<br />

Fernsehen, Berlin<br />

Seite 329<br />

Walter Rheiner<br />

Kokain. Mit 7 Zeichnungen von Conrad<br />

Felixmüller, 1918<br />

Publikation, 31 × 24,5 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Revolution, hrsg. von Hans Leybold, Franz Jung und<br />

Hugo Ball, Nr. 3, 1913<br />

Zeitschrift, 32 × 23,5 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Seite 128<br />

Revolution, hrsg. von Hans Leybold, Franz Jung und<br />

Hugo Ball, Nr. 4, 1913<br />

Zeitschrift, 32 × 23,5 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Seite 128<br />

Revolution, hrsg. von Hans Leybold, Franz Jung und<br />

Hugo Ball, Nr. 5, 1913<br />

Zeitschrift, 32 × 23,5 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Seite 129<br />

Walter Röhrig<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari, Szenenbild-<br />

entwurf, 1919<br />

Regie: Robert Wiene, Bleistift und Gouache<br />

auf grauem Karton, 21,9 × 28,4 cm, Cinémathèque<br />

française, Paris<br />

Seite 335<br />

Walter Röhrig<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari, Szenenbild-<br />

entwurf, 1919<br />

Regie: Robert Wiene, Bleistift und Kreide,<br />

21,8 × 28,4 cm, Cinémathèque française, Paris<br />

Seite 335<br />

Fritz Schaefler<br />

Von morgens bis mitternachts. Hotelschreibzimmer,<br />

Bühnenbildentwurf, 1921<br />

Neue Bühne München, Regie: Eugen Felber,<br />

Bleistift und Deckfarbe, 24,8 × 30,7 cm, Deutsches<br />

Theatermuseum, München<br />

Seite 191<br />

Fritz Schaefler<br />

Von morgens bis mitternachts. Kassenraum, Bühnenbildentwurf,<br />

1921<br />

Neue Bühne München, Regie: Eugen Felber,<br />

Bleistift und Deckfarbe, 24,8 × 30,7 cm, Deutsches<br />

Theatermuseum, München<br />

Seite 191<br />

Fritz Schaefler<br />

Von morgens bis mitternachts. Sportpalast, Bühnenbildentwurf,<br />

1921<br />

Neue Bühne München, Regie: Eugen Felber,<br />

Bleistift und Deckfarbe, 43 × 32,5 cm, Deutsches<br />

Theatermuseum, München<br />

Seite 192<br />

Fritz Schaefler<br />

Von morgens bis mitternachts. Sportpalast, Bühnenbildentwurf,<br />

1921<br />

Neue Bühne München, Regie: Eugen Felber,<br />

Bleistift und Deckfarbe, 33,2 × 33,7 cm, Deutsches<br />

Theatermuseum, München<br />

Fritz Schaefler<br />

Von morgens bis mitternachts. Verschneites Feld mit<br />

Baum, Bühnenbildentwurf, 1921<br />

Neue Bühne München, Regie: Eugen Felber,<br />

Bleistift und Deckfarbe, 40,3 × 32 cm, Deutsches<br />

Theatermuseum, München<br />

Seite 187<br />

17_Anhang_RZ.indd 482 13.10.2010 9:50:32 Uhr


Rosa Schapire<br />

Brief an Karl Wolfskehl. Unterschriftensammlung<br />

für die Entlassung Karl Schmidt­Rottluffs aus dem<br />

Heeresdienst, 1917<br />

Typoskript, 22,1 × 14 cm, Deutsches Literatur<br />

archiv Marbach<br />

Rosa Schapire<br />

Unterschriftensammlung für die Entlassung Karl<br />

Schmidt­Rottluffs aus dem Heeresdienst, 1917<br />

Schreibmaschine, 28,7 × 22,6 cm, Deutsches<br />

Literaturarchiv Marbach<br />

Hans Scharoun<br />

Architekturphantasie, 1919<br />

Aquarell und Bleistift auf Karton, 32 × 23,5 cm,<br />

Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt a. M.<br />

Seite 415<br />

Hans Scharoun<br />

Durchdringung der Form, 1921–1923<br />

Aquarell und Bleistift, 37,8 × 27,7 cm,<br />

Hans Scharoun-Archiv, Inv.-Nr. Sch-10-2369,<br />

Akademie der Künste, Berlin<br />

Seite 368<br />

Hans Scharoun<br />

Ohne Titel, 1921–1923<br />

Aquarell und Bleistift, 41,8 × 33,1 cm,<br />

Hans Scharoun-Archiv, Inv.-Nr. Sch-10-2362,<br />

Akademie der Künste, Berlin<br />

Seite 366<br />

Hans Scharoun<br />

Ohne Titel, 1921–1923<br />

Aquarell, Bleistift und Deckfarbe, 47,6 × 36 cm,<br />

Hans Scharoun-Archiv, Inv.-Nr. Sch-10-2338,<br />

Akademie der Künste, Berlin<br />

Seite 368<br />

Hans Scharoun<br />

Ohne Titel, 1921–1923<br />

Aquarell und schwarzer Stift, 30,3 × 25,5 cm,<br />

Hans Scharoun-Archiv, Inv.-Nr. Sch-10-2368,<br />

Akademie der Künste, Berlin<br />

Seite 369<br />

Hans Scharoun<br />

Theater, 1921–1923<br />

Aquarell und Bleistift, 24,8 × 33,1 cm,<br />

Hans Scharoun-Archiv, Inv.-Nr. Sch-10-2408,<br />

Akademie der Künste, Berlin<br />

Hans Scharoun<br />

Traum einer Frühlingsnacht, 1921–1923<br />

Aquarell, Bleistift und Deckfarbe, 47,8 × 35,9 cm,<br />

Hans Scharoun-Archiv, Inv.-Nr. Sch-10-2335,<br />

Akademie der Künste, Berlin<br />

Hans Scharoun<br />

Verhaltung, 1921–1923<br />

Aquarell und Bleistift, 37,8 × 27,8 cm,<br />

Hans Scharoun-Archiv, Inv.-Nr. Sch-10-2364,<br />

Akademie der Künste, Berlin<br />

Seite 370<br />

Hans Scharoun<br />

Musikhalle, 1922 / 23<br />

Aquarell und Bleistift, 23,2 × 31,7 cm,<br />

Hans Scharoun-Archiv, Inv.-Nr. Sch-10-2403,<br />

Akademie der Künste, Berlin<br />

Hans Scharoun<br />

Angst, 1920er-Jahre<br />

Bleistift, 33 × 20,8 cm, Deutsches Architekturmuseum,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 219<br />

Hans Scharoun<br />

Ohne Titel, 1920er-Jahre<br />

Bleistift und Pastell, 32,9 × 50 cm, Deutsches<br />

Architekturmuseum, Frankfurt a. M.<br />

Hans Scharoun<br />

Ohne Titel, 1920er-Jahre<br />

Pastell, 32,9 × 49,8 cm, Deutsches Architekturmuseum,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Hans Scharoun<br />

Ohne Titel (Turmbau), 1920er-Jahre<br />

Kohle, 23 × 29,2 cm, Deutsches Architekturmuseum,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Hans Scharoun<br />

Ohne Titel (Volkshausgedanken), 1920er-Jahre<br />

Bleistift, 31,5 × 20,5 cm, Deutsches Architekturmuseum,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 34<br />

Paul Scheerbart<br />

Glasarchitektur, Berlin 1914<br />

Publikation, 25 × 13,7 cm, Privatsammlung,<br />

Darmstadt<br />

Egon Schiele<br />

Gedicht Ein Selbstbild, Juli 1910<br />

Tinte, 30 × 19,1 cm, Leopold Museum, Wien<br />

Seite 64<br />

Egon Schiele<br />

Gedicht Nasser Abend, Juli 1910<br />

Tinte, 30 × 19,3 cm, Leopold Museum, Wien<br />

Seite 62<br />

Egon Schiele<br />

Gedicht Tannenwald, 1910<br />

Tinte, 30 × 19 cm, Privatbesitz<br />

Seite 67<br />

Egon Schiele<br />

Liegendes nacktes Mädchen, 1910<br />

Bleistift, 45,1 × 31,9 cm, Leopold Museum, Wien<br />

Seite 66<br />

Egon Schiele<br />

Brief an Hermann Engel. Offenbarung,<br />

September 1911<br />

Tusche, 22,5 × 28,8 cm, Leopold Museum, Wien<br />

Egon Schiele<br />

Selbstseher II. Tod und Mann, 1911<br />

Öl auf Leinwand, 80,5 × 80 cm,<br />

Leopold Museum, Wien<br />

Seiten 61 (Detail), 65<br />

Egon Schiele<br />

Hockende Frau, 1914<br />

Bleistift, 46,4 × 25,5 cm,<br />

Leopold Museum, Wien<br />

Seite 63<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Ornamental verzierter Holzkasten mit aufklappbarem<br />

Deckel und Vorderteil, 1909<br />

Holz, beschnitzt und mehrfarbig gefasst,<br />

14 × 27 × 22 cm, Lentos Kunstmuseum Linz<br />

Seite 77<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Sitzende Frau. Postkarte an Frl Dr phil R Schapire,<br />

gelaufen am 9. 9. 1909<br />

Tusche, 9 × 14 cm, Altonaer Museum für Kunst<br />

und Kulturgeschichte, Stiftung Historische<br />

Museen Hamburg<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Brosche mit den Buchstaben »RS«, 1910<br />

Messingbronze, geritzt und geätzt, 5,5 × 5,3 cm,<br />

Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte,<br />

Stiftung Schleswig-Holsteinische<br />

Landesmuseen Schloss Gottorf<br />

Seite 99<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Runde Messingbrosche, um 1910<br />

Messing, 8,5 cm, Lentos Kunstmuseum Linz<br />

Seite 99<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Zigarettenkästchen mit Aktdarstellungen, 1911<br />

Lindenholz, beschnitzt und mehrfarbig gefasst,<br />

15 × 9 × 8 cm, Lentos Kunstmuseum Linz<br />

Seite 100<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Holzring mit Silberbügel und vier Perlmutteinlagen,<br />

um 1912<br />

Ebenholz, Perlmutt und Silber, 2,9 × 1,8 cm,<br />

2,3 cm (Durchmesser Bügel), Landes museum<br />

für Kunst und Kulturgeschichte, Stiftung<br />

Schleswig-Holsteinische Landesmuseen<br />

Schloss Gottorf<br />

Seite 99<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Holzanhänger als plastisches Ornament, ab 1913<br />

Holz, Aufhängeröse aus Silberdraht,<br />

6,5 × 3,5 × 0,7 cm, Lentos Kunstmuseum Linz<br />

Seite 99<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Zwei Köpfe. Postkarte an Frl Dr Schapire, gelaufen<br />

am 25. 8. 1913<br />

Tusche, 14,3 × 9,3 cm, Altonaer Museum<br />

für Kunst und Kulturgeschichte, Stiftung<br />

Historische Museen Hamburg<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Frauenkopf mit kleiner Rückenfigur. Postkarte an<br />

I H Frl Dr Schapire, gelaufen am 28. 7. 1919<br />

Tusche, 14 × 9,1 cm, Altonaer Museum für Kunst<br />

und Kulturgeschichte, Stiftung Historische<br />

Museen Hamburg<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Mann mit Netzen. Postkarte an I H Frl Dr Schapire,<br />

gelaufen am 1. 8. 1919<br />

Tusche, 13,9 × 9 cm, Altonaer Museum<br />

für Kunst und Kulturgeschichte, Stiftung<br />

Historische Museen Hamburg<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Sitzende Figur. Postkarte an Fräulein<br />

Dr. Ro. Schapire, gelaufen am 29. 8. 1919<br />

Tusche, 14 × 8,7 cm, Altonaer Museum<br />

für Kunst und Kulturgeschichte, Stiftung<br />

Historische Museen Hamburg<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Fischer beim Aalstechen. Postkarte an<br />

I H Frl Dr Schapire, gelaufen am 7. 9. 1919<br />

Bleistift, 14 × 8,7 cm, Altonaer Museum<br />

für Kunst und Kulturgeschichte, Stiftung<br />

Historische Museen Hamburg<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Franziskus, Titelblatt, Das Tribunal, hrsg. von Carlo<br />

Mierendorff, Jg. 2, H. 1, 1920<br />

Zeitschrift, 27,2 × 20 cm, ST 47 Die Dachstube,<br />

Stadtarchiv Darmstadt<br />

17_Anhang_RZ.indd 483 13.10.2010 9:50:32 Uhr<br />

483


Karl Schmidt-Rottluff<br />

Armreif, 1920–1930<br />

Silber, 6,8 × 0,75 × 0,2 cm, Landesmuseum<br />

für Kunst und Kulturgeschichte, Stiftung<br />

Schleswig-Holsteinische Landesmuseen<br />

Schloss Gottorf<br />

Seite 99<br />

Karl Schmidt-Rottluff<br />

Interieur mit Frau und Blumenvase, 1923<br />

Farbstift, 50 × 42,5 cm, Lentos<br />

Kunstmuseum Linz<br />

Seite 101<br />

Lavinia Schulz<br />

Tanzschrift Vier Sätze der Toten Frau, 1921, S. 1<br />

Lithografie, 44,5 × 58 cm, Museum für Kunst<br />

und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 439<br />

Lavinia Schulz<br />

Szenenbildentwürfe für einen geplanten Tanzfilm,<br />

um 1922 / 23<br />

Bleistift, 22,4 × 29 cm, Museum für Kunst<br />

und Gewerbe Hamburg<br />

Seiten 442 / 443<br />

Lavinia Schulz<br />

Tanzmaske Bertchen schwarz, um 1923<br />

Draht, Sackleinen, Schnallen und Watte,<br />

167 × 112 cm, Museum für Kunst und<br />

Gewerbe Hamburg<br />

Seite 444<br />

Lavinia Schulz<br />

Tanzmaske Toboggan Frau, um 1923<br />

Draht, Pappmaché, Sackleinen, Schnallen<br />

und Leder, 145 cm (Höhe Anzug), 63 × 42 cm<br />

(Maske), Museum für Kunst und Gewerbe<br />

Hamburg<br />

Seite 445<br />

Lavinia Schulz<br />

Tanzmaske Tote Frau, um 1923<br />

Draht, Pappmaché, Sackleinen und<br />

Wolle, 178 × 47 cm, Museum für Kunst<br />

und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 438<br />

Martin Schwemer<br />

Tanz. Der schwarze Turm, Nr. 5, 1919<br />

Holzschnitt, 21 × 15 cm, Sammlung der Hamburger<br />

Sparkasse, Dauerleihgabe im Museum<br />

für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 433<br />

Paul Adolf Seehaus<br />

Bergstadt, 1915<br />

Öl auf Leinwand, 100 × 77 cm,<br />

Museum Ludwig, Köln<br />

Seite 327<br />

Richard Seewald<br />

Revolution, Titelblatt, Revolution, hrsg. von Hans<br />

Leybold, Franz Jung und Hugo Ball, Nr. 1, 1913<br />

Zeitschrift, Reprint, 31,5 × 23 cm, Deutsches<br />

Literaturarchiv Marbach<br />

Seite 145<br />

Franz Wilhelm Seiwert<br />

Der Rufer I, 1919 / 20<br />

Bronze, 42 cm, Museum Ludwig, Köln<br />

484<br />

Ludwig Sievert<br />

Penthesilea, Bühnenbildentwurf, 1920<br />

Schauspiel Frankfurt, Regie: Richard Weichert,<br />

Pastell auf Karton, 48,9 × 61,3 cm, Theater-<br />

wissenschaftliche Sammlung der Universität<br />

zu Köln<br />

Seite 330<br />

Ludwig Sievert<br />

Mörder, Hoffnung der Frauen, Bühnenbild-<br />

entwurf, 1922<br />

Oper Frankfurt, Regie: Ernst Lert, Pastell,<br />

46,5 × 56 cm, Theaterwissenschaftliche Sammlung<br />

der Universität zu Köln<br />

Seite 273<br />

Hans Slavos<br />

Mensch gegen Mensch. Propaganda, Blatt 4 von 12,<br />

um 1916<br />

Holzschnitt, 22,2 × 28 cm auf 41,5 × 53,5 cm,<br />

LETTER Stiftung, Köln<br />

Seite 157<br />

Hans Slavos<br />

Mensch gegen Mensch. Demonstration, Blatt 5 von 12,<br />

um 1916<br />

Holzschnitt, 22,1 × 27,8 cm auf 41,2 × 53,7 cm,<br />

LETTER Stiftung, Köln<br />

Seite 156<br />

Hans Slavos<br />

Mensch gegen Mensch. Revolution, Blatt 11 von 12,<br />

um 1916<br />

Holzschnitt, 22 × 28 cm auf 41,1 × 53,7 cm,<br />

LETTER Stiftung, Köln<br />

Seite 156<br />

Heinrich Stegemann<br />

Einladung zum »Abend der Tafelrunde«<br />

7. Febr. 1921, 1921<br />

Holzschnitt, 21 × 10,4 cm, Museum für Kunst<br />

und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 433<br />

Heinrich Stegemann<br />

Tanzschrift Vier Sätze der Toten Frau von Lavinia<br />

Schulz, 1921<br />

Holzschnitt, 15,6 × 18,7 cm, Museum für Kunst<br />

und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 440<br />

Milly Steger<br />

Auferstehender Jüngling, 1920<br />

Holz, 117 × 32 × 71,5 cm, Städel Museum,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Seite 160<br />

Jakob Steinhardt<br />

Die Stadt, 1913<br />

Öl auf Leinwand, 61 × 40 cm, Nationalgalerie,<br />

Staatliche Museen zu Berlin<br />

Seite 212<br />

Ernst Stern<br />

Der Bettler, Bühnenbildentwurf, 1917<br />

Deutsches Theater, Berlin, Regie: Max<br />

Reinhardt, Aquarell auf Karton, 32 × 45,5 cm,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

Seite 196<br />

Ernst Stern<br />

Die Wupper. Ein blühender, gepflegter Garten, 1919<br />

Deutsches Theater, Berlin, Regie: Heinz<br />

Herald, Originalfotografie, 12,5 × 17 cm,<br />

Theater wissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

Seite 184<br />

Ernst Stern<br />

Die Wupper. Ein blühender, gepflegter Garten,<br />

Bühnenbildentwurf, 1919<br />

Deutsches Theater, Berlin, Regie: Heinz<br />

Herald, Aquarell, 24 × 32,3 cm, Theaterwissenschaftliche<br />

Sammlung der Universität zu Köln<br />

Seite 185<br />

Ernst Stern<br />

Die Wupper. Jahrmarkt, 1919<br />

Deutsches Theater, Berlin, Regie: Heinz<br />

Herald, Originalfotografie, 13 × 18 cm, Theaterwissenschaftliche<br />

Sammlung der Universität<br />

zu Köln<br />

Seite 184<br />

Ernst Stern<br />

Die Wupper. Jahrmarkt, Bühnenbildentwurf, 1919<br />

Deutsches Theater, Berlin, Regie: Heinz<br />

Herald, Aquarell und Kohle, 54,8 × 68 cm,<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

Seiten 176, 183 (Detail)<br />

Ernst Stern<br />

Die Autos am 9. November, aus dem Zyklus<br />

Revolution in Berlin, 1919<br />

Lithografie, 50,5 × 68,4 cm, Kunstsammlung,<br />

Inv.-Nr. A390, Akademie der Künste, Berlin<br />

Seite 155<br />

Ernst Stern<br />

Panik im Lustgarten, aus dem Zyklus Revolution in<br />

Berlin, 1919<br />

Lithografie, 50,8 × 58,6 cm, Kunstsammlung,<br />

Inv.-Nr. A338, FS-Slw 1522, Akademie der<br />

Künste, Berlin<br />

Seite 155<br />

Ernst Stern<br />

Streik in Mariendorf, aus dem Zyklus Revolution in<br />

Berlin, 1919<br />

Lithografie, 51 × 68,4 cm, Kunstsammlung,<br />

Inv.-Nr. A366 D2, Akademie der Künste, Berlin<br />

Seite 154<br />

Otto Heinrich Strohmeyer<br />

Chile­Haus, aus der Mappe Hamburgische<br />

Abstraktion, 1925<br />

Linoldruck, 45 × 32 cm, Leihgabe Inken Drozd<br />

Seite 414<br />

Bruno Taut<br />

Alpine Architektur. In 5 Teilen und 30 Zeichnungen<br />

des Architekten, Hagen 1919<br />

Publikation, 40 × 33,7 cm, Privatsammlung,<br />

Darmstadt<br />

Bruno Taut<br />

Die Stadtkrone. Mit Beiträgen von Paul Scheerbart,<br />

Erich Baron, Adolf Behne, Jena 1919<br />

Publikation, 25,4 × 19,1 cm, Privatsammlung,<br />

Darmstadt<br />

Bruno Taut<br />

Brief an die Gläserne Kette, Monument des neuen<br />

Gesetzes, 23. 12. 1919<br />

Lichtpause, 34,5 × 22,3 cm, Wenzel-Hablik-<br />

Stiftung, Itzehoe<br />

Seite 372<br />

Bruno Taut<br />

Der Weltbaumeister, Hagen 1920<br />

Publikation, 23,2 × 19,2 × 0,5 cm, Privatsammlung,<br />

Darmstadt<br />

Seite 279<br />

17_Anhang_RZ.indd 484 13.10.2010 9:50:32 Uhr


Bruno Taut<br />

Der Weltbaumeister, Hagen 1920<br />

Publikation, 23 × 19,5 × 0,5 cm, Deutsche<br />

Nationalbibliothek Leipzig<br />

Bruno Taut<br />

Die Auflösung der Städte oder Die Erde eine gute<br />

Wohnung, Hagen 1920<br />

Publikation, 27,6 × 21,7 × 1,2 cm, Privat-<br />

sammlung, Darmstadt<br />

Seite 344<br />

Bruno Taut<br />

Frühlicht, Jg. 1, H. 1, 1921<br />

Zeitschrift, 28,2 × 21,7 cm, Privatsammlung,<br />

Darmstadt<br />

Bruno Taut<br />

Frühlicht, Jg. 1, H. 2, 1921<br />

Zeitschrift, 28,2 × 21,7 cm, Privatsammlung,<br />

Darmstadt<br />

Bruno Taut<br />

Frühlicht, Jg. 1, H. 3, 1921 / 22<br />

Zeitschrift, 28,2 × 21,7 cm, Privatsammlung,<br />

Darmstadt<br />

Bruno Taut<br />

Frühlicht, Jg. 1, H. 4, 1921 / 22<br />

Zeitschrift, 28,2 × 21,7 cm, Privatsammlung,<br />

Darmstadt<br />

Bruno Taut<br />

Glashaus auf der Werkbundausstellung in Köln 1914,<br />

Modell von Arno Ebner und Alexander Gufler, 2005<br />

Folie, Glas, Leuchtmittel, Messing und Stahl,<br />

75 × 130 × 85 cm, Galerie für Architektenmöbel,<br />

Michael Mertens, Berlin<br />

Ernst Toller<br />

Steckbrief, 15. 5. 1919<br />

Faksimile, 25 × 18 cm, Deutsches Literaturarchiv<br />

Marbach<br />

Seite 37<br />

Ernst Toller<br />

Die Wandlung, 1919<br />

Publikation, 18,6 × 11,8 × 0,6 cm, Institut<br />

Mathilden höhe, Städtische Kunstsammlung<br />

Darmstadt<br />

Ernst Toller<br />

Brief an Kurt Tucholsky aus der Haft, 30. 1. 1922<br />

Tinte, Faksimile, 27,5 × 22,5 cm auf 29,7 × 24 cm,<br />

Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

Unbekannt (ehemals im Besitz von<br />

Ernst Ludwig Kirchner)<br />

Leopardenhocker aus Kamerun, 19. Jahrhundert<br />

Abachiholz, 35 × 42 cm, Bündner Kunst-<br />

museum, Chur<br />

Seite 98<br />

Unbekannt<br />

Cocaine Merck, 1900<br />

Farbdruck, 29,3 × 22,7 cm, Merck Corporate<br />

History, Darmstadt<br />

Seite 256<br />

Unbekannt<br />

The Merck Laboratories were the first to manufacture<br />

Cocaine Hydrochlorate, aus: Merck’s 1901 Manual of<br />

the Materia Medica, 1901<br />

Publikation, 16,5 × 10,3 cm, Merck Corporate<br />

History, Darmstadt<br />

Seite 250<br />

Unbekannt<br />

Werbeanzeige aus: Merck’s Report, Jg. 14, H. 6,<br />

Juni 1905, S. 20<br />

Publikation, 16,5 × 12,5 cm auf 33,2 × 24,5 cm,<br />

Merck Corporate History, Darmstadt<br />

Seite 250<br />

Unbekannt<br />

E. Merck’s. Fine Chemicals and Drugs. Cocaine, aus:<br />

The Chemist and Druggist Diary, 1906, S. 355<br />

Fotografie, 24 × 21,5 cm, Merck Corporate<br />

History, Darmstadt<br />

Seite 253<br />

Unbekannt<br />

Cocainum hydrochloricum Merck Ph. G. 5 mit Korkstopfen<br />

und Papiersiegel, o. J.<br />

Glas, 10 cm (Höhe), 5 cm (Durchmesser),<br />

Merck Corporate History, Darmstadt<br />

Seite 249<br />

Unbekannt<br />

Plakat zum Film Das Cabinet des Dr. Caligari, 1920<br />

Regie: Robert Wiene, Lithografie,<br />

126,3 × 94,6 cm, Deutsche Kinemathek –<br />

Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

Seite 317<br />

Unbekannt<br />

Szenenfotografie von Mörder, Hoffnung der Frauen,<br />

Drama von Oskar Kokoschka, 11. 4. 1920<br />

Neues Theater, Frankfurt, Regie: Heinrich<br />

George, Fotografie, Reproduktion, 11 × 17 cm,<br />

Deutsches Theatermuseum, München<br />

Seite 275<br />

Unbekannt<br />

Szenenfotografie der Uraufführung Mörder, Hoffnung<br />

der Frauen, Oper von Paul Hindemith, 26. 3. 1922<br />

Oper Frankfurt, Regie: Ernst Lert, Fotografie,<br />

11,5 × 16,8 cm, Universitätsbibliothek Johann<br />

Christian Senckenberg, Frankfurt a. M.<br />

Seite 275<br />

Unbekannt<br />

Zeitungsausschnitt zur Uraufführung von Sancta<br />

Susanna und Erstaufführung von Mörder, Hoffnung<br />

der Frauen sowie Das Nusch­Nuschi von Paul<br />

Hindemith in Frankfurt, 26. 3. 1922<br />

Oper Frankfurt, Regie: Ernst Lert,<br />

27,8 × 40,5 cm, Hindemith Institut Frankfurt<br />

Unbekannt<br />

Inneneinrichtung der Wohnung Hertling / Werdemann,<br />

Erikastraße 126, Hamburg, 1925<br />

Fotografie, 40 × 30 cm, Museum für Kunst<br />

und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 453<br />

Unbekannt<br />

Inneneinrichtung der Wohnung Hertling / Werdemann,<br />

Erikastraße 126, Hamburg, 1925<br />

Fotografie, 40 × 30 cm, Museum für Kunst<br />

und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 453<br />

Unbekannt<br />

Inneneinrichtung der Wohnung Hertling / Werdemann,<br />

Erikastraße 126, Hamburg, 1925<br />

Fotografie, 30 × 40 cm, Museum für Kunst<br />

und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 453<br />

Unbekannt<br />

Künstlerfest Der siebente Krater, 1925<br />

Fotografie, 15 × 10,5 cm, Privatbesitz<br />

Seite 42<br />

Unbekannt<br />

Bar in der Wohnung von Carl M. H. Wilkens,<br />

Am Jungfernstieg 12 / Neuer Wall 2, um 1925<br />

Fotografie, 40 × 30 cm, Hamburger Kunsthalle<br />

Seite 450<br />

Unbekannt<br />

Decke im Damenschlafzimmer in der Wohnung<br />

von Carl M. H. Wilkens, Am Jungfernstieg 12 / Neuer<br />

Wall 2, um 1925<br />

Fotografie, 40 × 30 cm, Hamburger Kunsthalle<br />

Unbekannt<br />

Diele in der Wohnung von Carl M. H. Wilkens,<br />

Am Jungfernstieg 12 / Neuer Wall 2, um 1925<br />

Fotografie, 40 × 30 cm, Hamburger Kunsthalle<br />

Unbekannt<br />

Eingangstür von innen in der Wohnung von Carl M. H.<br />

Wilkens, Am Jungfernstieg 12 / Neuer Wall 2, um 1925<br />

Fotografie, 40 × 30 cm, Hamburger Kunsthalle<br />

Seite 449<br />

Unbekannt<br />

Fassade der Wohnung von Carl M. H. Wilkens,<br />

Am Jungfernstieg 12 / Neuer Wall 2, um 1925<br />

Fotografie, 40 × 30 cm, Hamburger Kunsthalle<br />

Seite 448<br />

Unbekannt<br />

Herrenschlafzimmer in der Wohnung von Carl M. H.<br />

Wilkens, Am Jungfernstieg 12 / Neuer Wall 2, um 1925<br />

Fotografie, 40 × 30 cm, Hamburger Kunsthalle<br />

Seite 450<br />

Unbekannt<br />

Musikzimmer in der Wohnung von Carl M. H. Wilkens,<br />

Am Jungfernstieg 12 / Neuer Wall 2, um 1925<br />

Fotografie, 40 × 30 cm, Hamburger Kunsthalle<br />

Seite 450<br />

Unbekannt<br />

Podium in der Wohnung von Carl M. H. Wilkens,<br />

Am Jungfernstieg 12 / Neuer Wall 2, um 1925<br />

Fotografie, 40 × 30 cm, Hamburger Kunsthalle<br />

Seite 451<br />

Unbekannt<br />

Treppenhaus zur Wohnung von Carl M. H. Wilkens,<br />

Am Jungfernstieg 12 / Neuer Wall 2, um 1925<br />

Fotografie, 30 × 40 cm, Hamburger Kunsthalle<br />

Unbekannt<br />

Gästebuch des Hotel Traube in Darmstadt von<br />

1898–1930, 1925, S. 196 f.<br />

Publikation, 26,2 × 19 cm, ST 52-05 Gästebücher,<br />

Stadtarchiv Darmstadt<br />

Unbekannt<br />

Betrachtungsglas, 1920er-Jahre<br />

Aluminium und Glas, 60 × 40 cm, Filmmuseum<br />

Romboy, Wesseling<br />

Seite 283<br />

Von morgens bis mitternachts, 1920<br />

Regie: Karlheinz Martin, Filmmuseum<br />

München / Edition Filmmusem<br />

17_Anhang_RZ.indd 485 13.10.2010 9:50:32 Uhr<br />

485


Aby Warburg<br />

»Frl. Schapire benahm sich eigenartig grün ...«.<br />

Brief an seine Frau Mary, 27. 9. 1907<br />

Tinte, Faksimile, 28,8 × 22,3 cm, The Warburg<br />

Institute Archive, London<br />

Hermann Warm<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari. Modell der Gefängniszelle,<br />

1965<br />

Regie: Robert Wiene, Holzleisten, Farbe und<br />

Pappe, 24 × 25,5 × 20,5 cm, Deutsche Kinemathek<br />

– Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

Seite 311<br />

Hermann Warm<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari. Modell des Jahrmarktwagens,<br />

1965<br />

Regie: Robert Wiene, Farbe, Holz, Metall und<br />

Stoff, 30 × 36 × 53,5 cm (Set), 15 × 16 × 19 cm<br />

(Wagen), Deutsche Kinemathek – Museum für<br />

Film und Fernsehen, Berlin<br />

Seite 312<br />

Hermann Warm<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari. Modell des Rat­<br />

hauses, 1965<br />

Regie: Robert Wiene, Elektrokabel, Farbe,<br />

Holz, Metall, Plexiglas, Stoff und Trafo,<br />

27 × 35 × 58 cm, Deutsche Kinemathek –<br />

Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

Seite 312<br />

Hermann Warm<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari. Modell des Wohnzimmers,<br />

1965<br />

Regie: Robert Wiene, Elektrokabel,<br />

Farbe, Holz, Metall, Plexiglas und Stoff,<br />

27 × 35 × 58 cm, Deutsche Kinemathek –<br />

Museum für Film und Fernsehen, Berlin<br />

Seite 312<br />

William Wauer<br />

Herwarth Walden, 1917<br />

Bronze, 52 × 37 × 35 cm, Stiftung<br />

Moritzburg, Kunstmuseum des Landes<br />

Sachsen-Anhalt, Halle<br />

Seite 54<br />

Sascha Wiederhold<br />

Umschlaggestaltung zu Kasimir Edschmid, Stehe von<br />

Lichtern gestreichelt (Reihe: Die Silbergäule, hrsg.<br />

von Paul Steegemann), Hannover 1919<br />

Gouache auf Pappe, 22,7 × 14,8 × 1,3 cm, Berlinische<br />

Galerie, Landesmuseum für Moderne<br />

Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin<br />

Seite 424<br />

Sascha Wiederhold<br />

Umschlaggestaltung zu Melchior Vischer, Sekunde<br />

durch Hirn: ein unheimlich schnell rotierender Roman<br />

(Reihe: Die Silbergäule, hrsg. von Paul Steegemann),<br />

Hannover 1920<br />

Gouache auf Pappe, 22,7 × 15,2 × 1,3 cm, Berlinische<br />

Galerie, Landesmuseum für Moderne<br />

Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin<br />

Seite 424<br />

Sascha Wiederhold<br />

Umschlaggestaltung zu Wilhelm Klemm, Traum ­<br />

schutt: Gedichte (Reihe: Die Silbergäule, hrsg. von<br />

Paul Steegemann), Hannover 1920<br />

Gouache auf Pappe, 22,7 × 14,8 × 1,3 cm, Berlinische<br />

Galerie, Landesmuseum für Moderne<br />

Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin<br />

Seite 425<br />

486<br />

Ignaz Wiemeler<br />

Die gelbe Posaune der 7, 1920<br />

Linoldruck, 73 × 48 cm, Museum für Kunst<br />

und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 429<br />

Ignaz Wiemeler<br />

Die gelbe Posaune der 7, 1920<br />

Linoldruck, 73 × 48 cm, Museum für Kunst<br />

und Gewerbe Hamburg<br />

Seite 447<br />

Mary Wigman<br />

Hexentanz, Ausschnitt aus dem Film Mary Wigman<br />

Danser, 1929<br />

Det Danske Filminstitut, Kopenhagen<br />

Walter Würzbach und Rudolf Belling<br />

Scala­Restaurant. Tanzkasino in Berlin, aus:<br />

Wasmuths Monatshefte für Baukunst, Jg. 6, H. 7 / 8,<br />

1921 / 22, S. 238 f.<br />

Fotografie, 31 × 24,5 × 3 cm, Wissenschaftliche<br />

Stadtbibliothek, Mainz<br />

Seite 49<br />

Olga Zuntz<br />

Wohnung von Rosa Schapire, Osterbekstraße 43,<br />

Hamburg, nach 1924<br />

Fotografie, 7,7 × 10,1 cm, Privatbesitz<br />

Seite 75<br />

Olga Zuntz<br />

Wohnung von Rosa Schapire, Osterbekstraße 43,<br />

Hamburg, nach 1924<br />

Fotografie, 9,9 × 7,6 cm auf 13,7 × 8,7 cm,<br />

Privatbesitz<br />

Seite 77<br />

Olga Zuntz<br />

Wohnung von Rosa Schapire, Osterbekstraße 43,<br />

Hamburg, nach 1924<br />

Fotografie, 6,2 × 7,9 cm auf 8,1 × 13,5 cm,<br />

Privatbesitz<br />

17_Anhang_RZ.indd 486 13.10.2010 9:50:33 Uhr


Ausgewählte Literatur A<br />

Robert V. Adkinson, The Cabinet of Dr. Caligari.<br />

A Film by Robert Wiene, Carl Mayer and Hans<br />

Janowitz, London 1972.<br />

Theodor Wiesengrund Adorno, »Expressionis-<br />

mus und künstlerische Wahrhaftigkeit«, in:<br />

Die neue Schaubühne, 2, 1920. Wieder<br />

abgedr. in: Thomas Anz und Michael Stark<br />

(Hrsg.), <strong>Expressionismus</strong>. Manifeste und<br />

Dokumente zur deutschen Literatur 1910–1920,<br />

Stuttgart 1982.<br />

Die Aktion. Sprachrohr der expressionistischen<br />

Kunst, bearb. von Alfred M. Fischer, Ausst.-Kat.<br />

Städtisches Kunstmuseum Bonn, Bonn 1984.<br />

Aktion und Sturm. Holzschneidekunst und<br />

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17_Anhang_RZ.indd 488 13.10.2010 9:50:33 Uhr


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Magdalena Droste, Bauhaus 1919–1933, Köln 1998.<br />

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Das graphische Werk, 2 Bde., New York<br />

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Kirchner. Das graphische Werk, 2 Bde., 3. Aufl.,<br />

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Wolf-Dieter Dube, Der <strong>Expressionismus</strong> in Wort<br />

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Werner Durth und Niels Gutschow, Träume in<br />

Trümmern. Planungen zum Wiederaufbau zerstörter<br />

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Braunschweig / Wiesbaden 1988.<br />

Werner Durth und Paul Sigel, Baukultur. Spiegel<br />

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Manfred Durzak, Das expressionistische Drama.<br />

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Nora Eckert, Das Bühnenbild im 20. Jahrhundert,<br />

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1900–1933. Übereinstimmungen und Gegen sätze<br />

Frankreich – Deutschland, Ausst.-Kat. Centre<br />

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Erich Engel und Paul Hamann (Hrsg.), Prisma<br />

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Andreas Engelhardt, »Ernst Tollers Stationendrama<br />

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Experimentierbühne ›Die Tribüne‹«, in: Hans-<br />

Peter Bayerdörfer u. a., Judenrollen / Stage<br />

Representations of Jews. Darstellungsformen<br />

im europäischen Theater von der Restauration<br />

bis zur Zwischenkriegszeit, Berlin / New York<br />

2008, S. 237–254.<br />

Entfesselt. <strong>Expressionismus</strong> in Hamburg um 1920,<br />

hrsg. von Rüdiger Joppien, Ausst.-Kat.<br />

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg,<br />

Hamburg 2006.<br />

Erich Mendelsohn 1887–1953. Gedankenwelten. Unbekannte<br />

Texte zu Architektur, Kulturgeschichte<br />

und Politik, hrsg. von Ita Heinze-Greenberg<br />

und Regina Stephan, Ostfildern 2000.<br />

Ernst Ludwig Kirchner 1880–1938, Ausst.-Kat.<br />

Nationalgalerie Berlin u. a., München 1979.<br />

Ernst Ludwig Kirchner. Retrospektive, hrsg. von<br />

Felix Krämer, Ausst.-Kat. Städel Museum<br />

Frankfurt am Main, Ostfildern 2010.<br />

Ernst Ludwig Kirchner und die Kunst Kameruns,<br />

hrsg. von Lucius Grisebach, Ausst.-Kat.<br />

Museum Rietberg, Zürich; Museum der Weltkulturen<br />

Frankfurt am Main, Zürich 2008.<br />

Espressionismo tedesco. Arte e società, hrsg.<br />

von Stephanie Barron und Wolf-Dieter Dube,<br />

Ausst.-Kat. Palazzo Grassi Venedig, Mailand<br />

1997.<br />

Europäischer <strong>Expressionismus</strong>, bearb. von Ingrid<br />

Krause und Paul Vogt, Ausst.-Kat. Haus<br />

der Kunst, München; Musée National d’Art<br />

Moderne Paris, München 1970.<br />

Lisbeth Exner, »Franz Pfemfert oder: Die Seligkeit<br />

des Kampfes«, in: Aktion und Sturm.<br />

Holzschneidekunst und Dichtung der Expressionisten,<br />

hrsg. von Elmar Mittler und Jan-Jasper<br />

Fast, Ausst.-Kat. Niedersächsische Staats- und<br />

Universitätsbibliothek Göttingen (Paulinerkirche),<br />

Göttingen 2003.<br />

<strong>Expressionismus</strong>. Die zweite Generation 1915–1925,<br />

hrsg. von Stephanie Barron, Ausst.-Kat. Kunstmuseum<br />

Düsseldorf und Staatliche Galerie<br />

Moritzburg Halle, München 1989.<br />

<strong>Expressionismus</strong> in Dresden im ersten Viertel<br />

unseres Jahrhunderts (Dresdner Hefte, 14),<br />

Dresden 1988.<br />

<strong>Expressionismus</strong>. Literatur und Kunst, hrsg. von<br />

Bernhard Zeller, Ausst.-Kat. Schiller-Nationalmuseum<br />

(Kat.-Nr. 7), Marbach 1960.<br />

Expressionist Utopias. Paradise, Metropolis, Architectural<br />

Fantasy, hrsg. von Timothy O. Benson,<br />

Ausst.-Kat. Los Angeles County Museum of<br />

Art, Seattle 1993.<br />

Die Expressionisten. Vom Aufbruch bis zur Verfemung,<br />

hrsg. von Gerhard Kolberg, Ausst.-Kat.<br />

Museum Ludwig Köln, Ostfildern 1996.<br />

Expressionistisches Theater, bearb. von Eckehart<br />

Nölle, Ausst.-Kat. Deutsches Theatermuseum<br />

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einer außergewöhnlichen Begegnung,<br />

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17_Anhang_RZ.indd 490 13.10.2010 9:50:34 Uhr


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Frankfurt a. M. 1996.<br />

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Auswahl und Einleitung, Frankfurt<br />

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Andreas Killen, »The Scene of the Crime. Psychiatric<br />

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2002.<br />

Ernst Ludwig Kirchner, »Die Arbeit Ernst Ludwig<br />

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Ernst Ludwig Kirchner. Nachzeichnung seines<br />

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Bern 1979, S. 331–345.<br />

Ernst Ludwig Kirchner und Gustav Schiefler,<br />

Briefwechsel 1910–1935 / 1938, bearb. von<br />

Wolfgang Henze, Stuttgart / Zürich 1990.<br />

Reinhard Kleber und Angelika Schmid, »Ludwig<br />

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1884–1966, hrsg. von Gerda Breuer und<br />

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S. 118–127.<br />

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Bauausstellung Berlin, Berlin 1987.<br />

Adrian Bernard Klein, Colour­Music. The Art of<br />

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Christoph Kleinschmidt, Intermaterialität. Zum<br />

Verhältnis von Schrift, Bild, Film und Bühne im<br />

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2011].<br />

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Helga Kliemann, Die Novembergruppe, Berlin 1969.<br />

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Gertrud Knoblauch (Hrsg.), Ernst Ludwig<br />

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1927–1937, Bern 1989.<br />

17_Anhang_RZ.indd 491 13.10.2010 9:50:34 Uhr<br />

491


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Emil Maetzel (Hrsg.), Der Gelben Posaune<br />

der Sieben gewidmet von der Baurundschau,<br />

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Hugo Koch und Emil Maetzel (Hrsg.), Der<br />

Gelben Posaune der Sieben gewidmet von<br />

der Baurundschau, Hamburg 1920.<br />

Gerald Köhler, »›Das Bild war in ständiger<br />

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in: Kandinsky. Punkt und Linie zu<br />

Fläche. Kandinsky am Bauhaus, hrsg. von Erik<br />

Stephan, Ausst.-Kat. Kunstsammlung Jena,<br />

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Gerald Köhler, Das instrumentale Theater des<br />

Gustav Rudolf Sellner, Diss. Köln 1999, Köln<br />

2002.<br />

Gerald Köhler, »Menschensohn statt Gottessohn.<br />

Zur sakralisierten Bühne der Expressio nisten«,<br />

in: Christus an Rhein und Ruhr. Zur Wiederent<br />

deckung des Sakralen in der Moderne<br />

1910–1930 (Schriftenreihe Verein August Macke<br />

Haus, 55), hrsg. vom August Macke Haus<br />

Bonn, Ausst.-Kat. August Macke Haus Bonn,<br />

Bonn 2009, S. 88–113.<br />

Gerald Köhler, »Moderne und Tradition in der<br />

Operninszenierung zwischen 1920 und 1945«,<br />

in: Das »Dritte Reich« und die Musik, Berlin<br />

2006, S. 72–85.<br />

Gerald Köhler, »Zum Raum wird hier das Licht.<br />

Der szenische Theaterkosmos von László<br />

Moholy-Nagy«, in: László Moholy­Nagy. Retrospektive,<br />

hrsg. von Ingrid Pfeiffer und Max<br />

Hollein, Ausst.-Kat. Schirn Kunsthalle Frankfurt<br />

am Main, München 2009, S. 96–109.<br />

Oskar Kokoschka, Mein Leben, München 1971.<br />

Kokoschka und Dresden, hrsg. von Werner Schmidt<br />

und Birgit Dalbajewa, Ausst.-Kat. Staatliche<br />

Kunstsammlungen Dresden; Österreichische<br />

Galerie Belvedere Wien, Wien 1997.<br />

Eberhard W. Kornfeld, Textilarbeiten nach Entwürfen<br />

von Ernst Ludwig Kirchner der Davoser<br />

Jahre. Werkverzeichnis. Aus Anlass der Ausstellung<br />

»Die Pracht der Farben« im Kirchner<br />

Museum Davos, Bern 1999.<br />

Alex Kossowsky, »Türme und Katakomben. Gespräch<br />

mit Fritz Lang«, in: Film­Kurier, 7, 151,<br />

30. 6. 1925.<br />

Siegfried Kracauer, »Das Ornament der Masse«<br />

(1927), in: ders., Das Ornament der Masse.<br />

Essays, Frankfurt a. M. 1977, S. 50–63.<br />

Siegfried Kracauer, Von Caligari zu Hitler. Eine<br />

psychologische Geschichte des deutschen Films<br />

(1947), Frankfurt a. M. 1979.<br />

Siegfried Kracauer, Das Ornament der Masse.<br />

Essays, Frankfurt a. M. 1977.<br />

Klaus Kreimeier und Annemone Ligensa (Hrsg.),<br />

Film 1900. Technology, Perception, Culture,<br />

New Barnet 2009.<br />

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Glashaus, hrsg. von Angelika Thiekötter u. a.,<br />

Ausst.-Kat. Institut <strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt<br />

u. a., Basel u. a. 1993.<br />

Frank Krause, Klangbewusster <strong>Expressionismus</strong>.<br />

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Berlin 2006.<br />

Frank Krause, Literarischer <strong>Expressionismus</strong>, München<br />

2008.<br />

Kunstausstellung Berlin 1920 im Landesausstellungsgebäude,<br />

das vom Ministerium für Wissenschaft,<br />

Kunst und Volksbildung dem Verein<br />

Berliner Künstler u. der Novembergruppe zur<br />

Verfügung gestellt ist, Berlin 1920.<br />

Kunstwende. Der Kieler Impuls des <strong>Expressionismus</strong><br />

1915–1922, hrsg. von Knut Nievers,<br />

Ausst.-Kat. Stadtgalerie im Sophienhof Kiel,<br />

Kiel 1992.<br />

492<br />

Ernst Kurth, Bruckner, Berlin 1925.<br />

Rudolf Kurtz, <strong>Expressionismus</strong> und Film, Berlin<br />

1926.<br />

Rudolf Kurtz, <strong>Expressionismus</strong> und Film (Filmwissenschaftliche<br />

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L<br />

Lothar Lang, Expressionistische Buchillustration<br />

in Deutschland 1907–1927, Luzern / Frankfurt<br />

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Wolfgang Längsfeld, Filmarchitektur. Robert<br />

Herlth, München 1965.<br />

Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung<br />

von Leben und Kunst um 1900, hrsg. von Kai<br />

Buchholz u. a., Ausst.-Kat. Institut <strong>Mathildenhöhe</strong><br />

Darmstadt, Darmstadt 2001.<br />

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Puppenspiele. Expressionistisches Puppentheater<br />

in Hamburg, hrsg. von Rüdiger Schütt,<br />

Kiel 2005.<br />

Gerhard Leistner, »Die Großstadt Berlin als<br />

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Zeit! So namenlos zerrissen!« Zur Weltansicht<br />

des <strong>Expressionismus</strong>, hrsg. von Jutta Hülsewig-<br />

Johnen, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bielefeld,<br />

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Rudolf Leonhard, »Der tote Liebknecht«,<br />

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Berlin 1920.<br />

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Rudolf Leopold, Der Lyriker Egon Schiele.<br />

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2008.<br />

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am fünften Dezember neunzehnhunderteinundzwanzig<br />

im Museum für Kunst und<br />

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Folge 2, Buch 1, Frühjahr 1922.<br />

Ernst Wilhelm Lotz, »Die Nächte explodieren<br />

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Wolken überflaggt. Gedichte, Leipzig 1916,<br />

S. 66.<br />

Ernst Wilhelm Lotz, Wolkenüberflaggt. Gedichte,<br />

Leipzig 1916.<br />

Ludwig Meidner. Apokalyptische Landschaften,<br />

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Ludwig Meidner. Zeichner, Maler, Literat.<br />

1884–1966, hrsg. von Gerda Breuer und Ines<br />

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Ludwig Meidner 1884–1966. Kneipe und Café.<br />

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M<br />

Emil Maetzel, in: Erich Engel und Paul Hamann<br />

(Hrsg.), Prisma im Zenith. Der 10. Kostüm­<br />

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Gerlinger, hrsg. von Heinz Spielmann, Bestandskat.<br />

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Schloss Gottorf, Stuttgart 1995.<br />

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1, 1986.<br />

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2005.<br />

Klaus Mann, Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht<br />

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Thomas Mann, Politische Reden und Schriften,<br />

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Ludwig Marcuse, »Das expressionistische Drama«,<br />

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Laura Marholm, Zur Psychologie der Frau, Bd. 1,<br />

Berlin 1897.<br />

Georg Marzynski, Die Methode des <strong>Expressionismus</strong>.<br />

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1920.<br />

Mathilda is calling. Erinnerung als Zukunft, hrsg.<br />

von Ralf Beil, Ausst.-Kat. Institut <strong>Mathildenhöhe</strong><br />

Darmstadt, Ostfildern 2006.<br />

Max Pechstein. Sein malerisches Werk, hrsg. von<br />

Magdalena M. Moeller, Ausst.-Kat. Brücke-<br />

Museum Berlin, München 1996.<br />

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Frankfurt a. M. 1987.<br />

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Ludwig Meidner, »Anleitung zum Malen von Großstadtbildern«,<br />

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Ludwig Meidner, Im Nacken das Sternemeer,<br />

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Horst Meixner und Silvio Vietta (Hrsg.), <strong>Expressionismus</strong>.<br />

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17_Anhang_RZ.indd 492 13.10.2010 9:50:34 Uhr


Erich Mendelsohn, »Das hebt sich aus der Tiefe<br />

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1887–1953. Gedankenwelten. Unbekannte Texte<br />

zu Architektur, Kulturgeschichte und Politik,<br />

hrsg. von Ita Heinze-Greenberg und Regina<br />

Stephan, Ostfildern 2000.<br />

Erich Mendelsohn, Gedankenwelten. Unbekannte<br />

Texte zu Architektur, Kulturgeschichte und<br />

Politik, hrsg. von Ita Heinze-Greenberg und<br />

Regina Stephan, Ostfildern 2000.<br />

Die Metallwerkstatt am Bauhaus, hrsg. von Klaus<br />

Weber, Ausst.-Kat. Bauhaus-Archiv, Museum<br />

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<strong>Expressionismus</strong> 1890–1918, München 2000.<br />

Modell Bauhaus. 90 Jahre Bauhaus, hrsg. von<br />

Bauhaus-Archiv Berlin, Museum für Gestaltung<br />

u. a., Ausst.-Kat. Bauhaus-Archiv Berlin u. a.,<br />

Ostfildern 2009.<br />

Moderne Architektur in Deutschland 1900 bis<br />

1950. <strong>Expressionismus</strong> und Neue Sachlichkeit,<br />

hrsg. von Vittorio Magnago Lampugnani und<br />

Romana Schneider, Ausst.-Kat. Deutsches<br />

Architekturmuseum Frankfurt am Main,<br />

Ostfildern 1994.<br />

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O<br />

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Schriftenreihe des Deutschen Filmmuseums<br />

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Sabine Welsch, »Chronik der <strong>Mathildenhöhe</strong><br />

1833–2006«, in: Mathilda is calling. Erinnerung<br />

als Zukunft, hrsg. von Ralf Beil, Ausst.-Kat.<br />

Institut <strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt, Ostfildern<br />

2006, S. 142 ff.<br />

Die Welt als Bühne. Geschichte des europäischen<br />

Theaters, Bd. 4, Stuttgart / Weimar 2003.<br />

Waltraud Wende (Hrsg.), Großstadtlyrik, Stuttgart<br />

1999.<br />

Wenzel Hablik. Architekturvisionen 1903–1920,<br />

hrsg. von Gerda Breuer, Ausst.-Kat. Institut<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt und Wenzel-Hablik-<br />

Stiftung, Darmstadt / Itzehoe 1995.<br />

Frank Whitford, »Kirchner und das Kunsturteil«,<br />

in: Ernst Ludwig Kirchner 1880–1938, Ausst.-<br />

Kat. Nationalgalerie Berlin u. a., München 1979.<br />

Iain Boyd Whyte, »Expressionistische Architektur.<br />

Der philosophische Kontext«, in: Das<br />

Abenteuer der Ideen. Archi tektur und Philosophie<br />

seit der industri el len Revolution, hrsg.<br />

von Josef Paul Kleihues, Ausst.-Kat. Internationale<br />

Bauausstellung Berlin, Berlin 1987,<br />

S. 167 ff.<br />

Iain Boyd Whyte und Romana Schneider (Hrsg.),<br />

Die Briefe der Gläsernen Kette, Berlin 1986.<br />

Gerhard Wietek, Maler der Brücke. Farbige Kartengrüße<br />

an Rosa Schapire, Frankfurt a. M. 1958.<br />

Gerhard Wietek, »Dr. phil. Rosa Schapire«, in:<br />

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, 9,<br />

Hamburg 1964, S. 114–160.<br />

Gerhard Wietek, Karl Schmidt­Rottluff. Plastik<br />

und Kunsthandwerk. Werkverzeichnis, München<br />

2001.<br />

Gerhard Wietek, Karl Schmidt­Rottluff. Zeichnungen<br />

auf Postkarten, Köln 2010.<br />

Christoph Wilhelmi, Künstlergruppen in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz seit 1900. Ein<br />

Handbuch, Stuttgart 1996.<br />

John Willett, Expressionism, London 1970.<br />

Hans M. Wingler, Das Bauhaus 1919–1933.<br />

Weimar, Dessau, Berlin, Köln 1962.<br />

Georg Jacob Wolf und F. Wolter (Hrsg.), Münchner<br />

Künstlerfeste. Münchner Künstlerchroniken,<br />

München 1925.<br />

Alfred Wolkenstein (Hrsg.), Die Erhebung. Jahrbuch<br />

für neue Dichtung und Wertung, Berlin 1919.<br />

Wilhelm Worringer, Abstraktion und Einfühlung.<br />

Ein Beitrag zur Stilpsychologie, München 1908.<br />

Wilhelm Worringer, »Vorwort zur dritten Auflage«,<br />

in: Abstraktion und Einfühlung. Ein Beitrag zur<br />

Stilpsychologie, München 1918.<br />

Wulf Wülfing u. a., Handbuch literarisch­kultureller<br />

Vereine, Gruppen und Bünde 1825–1933, Stuttgart<br />

/ Weimar 1998.<br />

496<br />

Z<br />

Michael Zepter, »Das karnevalistische Ding<br />

an sich. Kölner Künstlerfeste zwischen den<br />

Weltkriegen«, in: Rheinisches Jahrbuch für<br />

Volkskunde, 31, 1995–1998, S. 81–140.<br />

Bruno Zevi, »Le tre stagioni dell’espressionismo<br />

architettonico«, in: Espressionismo tedesco.<br />

Arte e società, hrsg. von Stephanie Barron und<br />

Wolf-Dieter Dube, Ausst.-Kat. Palazzo Grassi<br />

Venedig, Mailand 1997, S. 99 ff.<br />

Reinhard Zimmermann, Die Kunsttheorie von<br />

Wassily Kandinsky, Bd. 1: Darstellung, Berlin<br />

2002.<br />

Verena Zimmermann, Das gemalte Drama. Die<br />

Vereinigung der Künste im Bühnenbild des<br />

deutschen <strong>Expressionismus</strong>, Diss. Aachen 1997.<br />

Walter Zimmermann, »Wem gehört die Gotik?«,<br />

in: Hannes Böhringer und Beate Söntgen<br />

(Hrsg.), Wilhelm Worringers Kunstgeschichte,<br />

München 2002.<br />

Viktor Žmegač, »Exkurs über den Film im Umkreis<br />

des <strong>Expressionismus</strong>«, in: Sprache im<br />

technischen Zeitalter, 35, Juli / Sept. 1970.<br />

Stefan Zweig, Die Welt von Gestern. Erinnerungen<br />

eines Europäers, Frankfurt a. M. 2010.<br />

17_Anhang_RZ.indd 496 13.10.2010 9:50:35 Uhr


Die Autoren<br />

Thomas Anz<br />

geb. 1948 in Göttingen, Studium der Neueren<br />

deutschen Literaturwissenschaft, Linguistik und<br />

Soziologie. 1976 Promotion, 1987 Habilitation<br />

in München.<br />

1981/82 Feuilletonredakteur der Frankfurter<br />

All gemeinen Zeitung, 1982 bis 1990 in München<br />

wissenschaftlicher Assistent und Privatdozent,<br />

1990 bis 1998 Professor für Neuere deutsche<br />

Literaturwissenschaft an der Universität Bamberg,<br />

danach an der Universität Marburg. 2004 bis<br />

2007 Erster Vorsitzender des Deutschen Germanistenverbandes,<br />

im WS 2009 / 10 Gastprofessur<br />

am Exzellenzcluster Languages of Emotion der<br />

FU Berlin.<br />

Publikationen u. a.: Literatur der Existenz. Literarische<br />

Psychopathographie und ihre soziale Be­<br />

deutung im Frühexpressionismus (1977); <strong>Expressionismus</strong>.<br />

Manifeste und Doku mente zur deutschen<br />

Literatur 1910–1920 (1982); Die Modernität des Ex­<br />

pressionismus (1994); Lite ratur des Expressinismus<br />

(2002); Marcel Reich­Ranicki (2004); Literaturkritik.<br />

Geschichte, Theorie, Praxis (2004); Psychoanalyse<br />

in der literarischen Moderne, Bd. I (2006);<br />

Handbuch Literaturwissenschaft, 3 Bde. (2007).<br />

Astrid Becker<br />

geb. 1971, Studium der Kunstgeschichte, Klassischen<br />

Archäologie und Geschichte in Köln und Berlin. 2006<br />

Promotion in Köln.<br />

Von 1999 bis 2009 Volontariat und Aus stel lungsassistenz<br />

bei der ALTANA Kultur stiftung, Bad<br />

Homburg. Kuratorin der Aus stellungen Gabriele<br />

Münter. »Verwandlung der Wirklichkeit«. Druckgraphik<br />

aus der Sammlung des Lenbachhauses,<br />

München (2007), Walter Moroder – Alberto<br />

Giacometti. Geheime Welt (2008). Seit 2009<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut<br />

Mat hildenhöhe in Darmstadt.<br />

Publikationen und Aufsätze: Karl Schmidt­Rottluff.<br />

Die »Pranke des Löwen«. Die Druckgraphik (2004);<br />

Bernd Koberling – Aquarelle. »Wunderbare Inseln<br />

zur Entdeckung« (2007); Gabriele Münter. »Verwand<br />

lung der Wirklichkeit« (2007); Alberto<br />

Giacometti. »Der Riß in der Welt«. Die weibliche<br />

Figur in Zeichnung und Druckgraphik (2008);<br />

Sabine Kuehnle. The Voyage Out. Fahrt ins Ungewisse<br />

(2009); Max Beckmann. Selbst­ und Weltbild<br />

in den Themen Caféhaus und Tanz (2010).<br />

Beiträge in Faszination Venus. Bilder einer Göttin<br />

von Cranach bis Cabanel (2000); Max Beckmann.<br />

Spektakel des Lebens. Arbeiten auf Papier (2001);<br />

60 Jahre – 60 Werke (2009).<br />

Leonie Beiersdorf<br />

geb. 1980 in Bad Kreuznach, Studium der Betriebswirtschaftslehre<br />

in Mainz und der Kunstgeschichte in<br />

Cambridge und London (M. A.).<br />

Von 2007 bis 2009 Volontärin in der Abteilung<br />

Jugendstil / Moderne am Museum für Kunst und<br />

Gewerbe Hamburg. Kuratorin der Ausstellungen<br />

Inspiration Mittelalter. Holzschnitte der Hamburgischen<br />

Sezession (2007); Rosa. Eigenartig grün.<br />

Rosa Schapire und die Expressionisten (2009).<br />

Studien zur Erinnerungskultur der BRD und DDR.<br />

Promotionsstudium zum »Wandel der Erinnerungszeichen<br />

in ostdeutschen Städten 1989–2009« an<br />

der Humboldt-Universität zu Berlin.<br />

Publikationen: Inspiration Mittelalter. Holz schnitte<br />

der Hamburgischen Sezession (2007); Rosa.<br />

Eigen artig grün. Rosa Schapire und die Expressionisten<br />

(2009).<br />

Ralf Beil<br />

geb. 1965 in Kobe / Japan, Studium der Kunstgeschichte,<br />

Germanistik und Philosophie in Freiburg<br />

im Breisgau und Paris. Promotion in Essen.<br />

Von 1990 bis 1998 freier Ausstellungskurator<br />

und Kunstkritiker für Artefactum, Neue Zürcher<br />

Zeitung, Kunst­Bulletin, Kunstforum International.<br />

1999 bis 2003 Ausstellungskurator und Konservator<br />

der Gemälde- und Skulpturensammlung am<br />

Kunstmuseum Bern. 2004 / 05 Konservator und<br />

Ausstellungs kurator für 20. und 21. Jahrhundert<br />

am Musée Cantonal des Beaux-Arts Lausanne.<br />

Seit Januar 2006 Direktor des Instituts <strong>Mathildenhöhe</strong><br />

Darmstadt.<br />

Ausstellungen und Publikationen u. a.: Ilya<br />

Kaba kov. 50 Installationen (2000); Black Box.<br />

Der Schwarzraum in der Kunst (2001); Zeitmaschine.<br />

Oder: Das Museum in Bewegung<br />

(2002); Künstlerküche. Lebensmittel als Kunstmaterial<br />

von Schiele bis Jason Rhoades (2002);<br />

Le monde selon François Dubois (2003); Albert<br />

Oehlen. Peintures / Malerei 1980–2004. Selbstportrait<br />

mit 50millionenfacher Geschwindigkeit<br />

(2004); Didier Rittener. Eccentric Society (2005);<br />

Mathilda is calling. Erinnerung als Zukunft (2006);<br />

Christian Boltanski. Zeit (2006); Janet Cardiff &<br />

George Bures Miller. The Killing Machine und<br />

andere Geschichten (2007); Andreas Gursky.<br />

Archi tektur (2008); Russland 1900. Kunst und<br />

Kul tur im Reich des letzten Zaren (2008); Masken.<br />

Metamorphosen des Gesichts von Rodin bis<br />

Picasso (2009); Nedko Solakov. Emotions<br />

(with out masks) (2009); Joseph Maria Olbrich<br />

1867–1908. Architekt und Gestalter der frühen<br />

Moderne (2010).<br />

Camilla Bork<br />

geb. 1975, Studium der Musikwissenschaft, Komparatistik,<br />

Publizistik und Violine in Mainz und Berlin.<br />

2001 Promotion mit einer Arbeit zu Paul Hindemith.<br />

Wissenschaftliche Assistentin am Musikwissenschaftlichen<br />

Seminar der Humboldt-Universität<br />

Berlin. 2003 bis 2005 Postdoc-Stipendiatin des<br />

DAAD am Music Department in Stanford, dort<br />

u. a. Forschungen zur Figur des Virtuosen und der<br />

Diskussion über musikalische Aufführung im frühen<br />

19. Jahrhundert. Derzeit Arbeit an einem Projekt<br />

zu Repräsentationen des Violinvirtuosen 1800<br />

bis 1840, unterstützt durch ein Stipendium des<br />

European Network for Musicological Research.<br />

Forschungsschwerpunkte: Verbindungen von Kultur-<br />

und Musikgeschichte, die Aufführungsdimension<br />

von Musik in Konzert und Oper, Fragen der<br />

Musikhistoriografie und Genderforschung sowie<br />

die Wechselbeziehungen von Musik und Politik.<br />

Publikationen u. a.: »Epochenwandel im Werk?<br />

– Paul Hindemiths Sonate für Vio lon cello und<br />

Klavier op. 11, 3 in den Fas sungen von 1919 und<br />

1921«, in: Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für<br />

mit telrheinische Musikgeschichte, 74 / 75 (2002);<br />

»Wendung zur Komödie: Hindemiths Ein akter ›Das<br />

Nusch-Nuschi‹«, in: Hindemith­Jahrbuch, 2004 /<br />

XXXIII (2004); Im Zei chen des <strong>Expressionismus</strong>.<br />

Kompo sitionen Paul Hindemiths im Kontext des<br />

Frankfurter Kul turlebens um 1920 (2006);<br />

»Choreo graphierte Musik: Paul Hindemith und<br />

der Tanz«, in: Die Beziehung von Musik und<br />

Choreographie im Ballett (2007); »Pädagogische<br />

Musik als Kunstmusik? Zu den Violinduetten Paul<br />

Hindemiths«, in: Kunst lernen. Meisterwerke<br />

päda gogischer Musik im 20. Jahrhundert (2008);<br />

Musikalische Analyse und kulturelle Kontextualisierung.<br />

Gewidmet Reinhold Brinkmann (2009).<br />

17_Anhang_RZ.indd 497 13.10.2010 9:50:36 Uhr<br />

497


Gerda Breuer<br />

geb. 1948 in Aachen, Studium der Kunstgeschichte,<br />

Baugeschichte, Philosophie und Soziologie<br />

in Aachen. Promotion in Kunstgeschichte an der<br />

TH Aachen.<br />

1985 bis 1990 Leiterin Industriemuseum Cromford<br />

(Ratingen), 1990 bis 1995 Stellvertretende<br />

Direktorin des Instituts Mathilden höhe Darmstadt.<br />

Seit 1995 Lehrstuhl für Kunst- und Designgeschichte<br />

der Bergischen Universität Wuppertal.<br />

Leiterin der Designsammlung der Universität und<br />

Geschäftsführerin des Instituts für angewandte<br />

Kunst- und Bildwissenschaft. Internationale Lehr-,<br />

Museums- und Ausstellungstätigkeit. Seit 2005<br />

Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats der<br />

Stiftung Bauhaus Dessau.<br />

Publikationen u. a.: Ludwig Meidner 1884–1966.<br />

Maler, Zeichner, Literat, 2 Bde. (1991); Wendingen.<br />

Amsterdamer Expres sionismus (1992); Wenzel<br />

Hablik. Architek turvisionen (1994); Werner Graeff<br />

1901–1978. Der Künstleringenieur (2010); Max<br />

Burchartz. 1887–1961. Künstler. Typograf. Päda goge<br />

(2010); Hans Schwippert 1899–1973. Moderation<br />

des Wiederaufbaus (2010).<br />

Claudia Dillmann<br />

geb. 1954 in Geisenheim. Volontariat bei einer Tageszeitung,<br />

anschließend Redakteurin der Frankfurter<br />

Rundschau. Studium der Germanistik, Kunstgeschichte<br />

sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in<br />

Frankfurt a. M. (M. A.).<br />

Anschließend Kuratorin am Deutschen Filmmuseum<br />

in Frankfurt a. M. Ausstellungen und<br />

Publikationen zur Geschichte des Films, zur<br />

Filmarchitektur, zum westdeutschen Nachkriegsfilm<br />

oder zur russischen Avantgarde. 1990 bis<br />

1997 stellvertretende Direktorin des Deutschen<br />

Filmmuseums. Seit 1997 Direktorin des Deutschen<br />

Filminstituts – DIF. Gründerin von goEast<br />

– Festival des mittel- und osteuropäischen Films<br />

in Wies baden. Chefredakteurin von filmportal.de,<br />

der zentralen Internet-Plattform zum deutschen<br />

Kinofilm. Seit 2004 Präsidentin der Associa tion<br />

des Cinémathèques Européenes. Seit der Fusion<br />

im Januar 2006 Direktorin des Deutschen Filminstituts<br />

– DIF und des Deutschen Filmmuseums.<br />

Publikationen u. a.: Perspektiven zur Geschichte<br />

der filmischen Wahrnehmung (1986); Artur Brauner<br />

und die CCC. Film geschäft, Produktionsalltag,<br />

Studiogeschichte 1946–1990 (1990); »Schurkenstücke.<br />

Entflechtung und Lex UFI«, in: Das Ufa­<br />

Buch (1992); Sergej Eisenstein im Kontext<br />

der russischen Avantgarde 1920–1925 (1992);<br />

»Die Wirkung der Archi tektur ist eine magische.<br />

Hans Poelzig und der Film«, in: Hans Poelzig.<br />

Bauten für den Film (1997); »Neuer Deutscher<br />

Film«, in: Recherche: Film. Quellen und Methoden<br />

der Film forschung (1997); 50 Jahre DIF. Deutsches<br />

Filminstitut (1999); »Kino für alle?«, in: Realitäten<br />

und Visionen. Hilmar Hoffmann zu Ehren<br />

(2000); »Zu bittere Kräuter. Zeugin aus der Hölle.<br />

Die Produktion und Rezeption eines ›riskanten‹<br />

Films«, in: Die Vergangenheit in der Gegenwart.<br />

Konfrontationen mit den Folgen des Holocaust im<br />

deut schen Nachkriegs film (2001); »Der Filmproduzent<br />

Artur Brauner«, in: Artur Brauner. Produzent,<br />

Producer (2002); 2 × 20. Juli. Die Doppelverfilmung<br />

von 1955 (2004); Sein Haus für den Film<br />

(2005); »Die Zürcher Verlobung 1957«, in: Fredy<br />

Bockbein trifft Mister Dynamit. Filme auf den zweiten<br />

Blick (2007); »Wirklichkeit im Spiel. Film und<br />

Filmarchitektur«, in: Hans Poelzig 1869 bis 1936.<br />

Architekt, Lehrer, Künstler (2007).<br />

498<br />

Werner Durth<br />

geb. 1949 in Mengeringhausen, Studium der<br />

Archi tektur und Stadtplanung an der Technischen<br />

Hochschule Darmstadt, Soziologie und Philo so-<br />

phie an der Goethe-Universität in Frankfurt a. M.<br />

1976 Promotion.<br />

Nach 1976 Lehraufträge für Urbanistik und<br />

Stadtsoziologie in Bremen und Hannover,<br />

seit 1978 wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Institut für Sozio logie an der TH Darmstadt.<br />

1981 Professor für Umweltgestaltung an der<br />

Johannes Gutenberg-Universität Mainz, ab<br />

1993 Professor für Grundlagen moderner Architektur<br />

und Entwerfen an der Universität Stuttgart.<br />

Seit 1998 Professor für Geschichte und<br />

Theorie der Architektur an der TU Darmstadt.<br />

Ausstellungen und Publikationen zur Ge -<br />

schichte der Architektur und Stadtplanung<br />

u. a.: Die Inszenierung der Alltagswelt. Zur Kritik<br />

der Stadtgestaltung (1977); Deutsche Architekten.<br />

Biographische Verflechtungen 1900–1970<br />

(1986); Träume in Trümmern. Planun gen zum<br />

Wiederaufbau im Westen Europas 1940–1960,<br />

2 Bde. (1988); Ostkreuz / Aufbau. Architektur<br />

und Stadtplanung der DDR, 2 Bde. (1998);<br />

Berlin – Pariser Platz. Neubau der Akademie<br />

der Künste (2005); Baukultur. Spie gel gesellschaftlichen<br />

Wandels (2009).<br />

Joachim Fontaine<br />

geb. 1962 in Neunkirchen / Saar, Studium der Musik,<br />

Musikwissenschaft, Philosophie und Germanistik<br />

in Saarbrücken, Paris und Oxford.<br />

Tätigkeit als Moderator und Autor verschiedener<br />

Rundfunkanstalten, Buch- und Musikverlage.<br />

Übernahme von Lehraufträgen an Universität<br />

und Hochschule. 1996 bis 2006 tätig als Studienrat.<br />

Seit 2006 Verantwortlicher Leiter des<br />

Projekts Mise en Musique in Luxemburg.<br />

Publikationen zu Musikästhetik, Historischer<br />

Auf führungspraxis und Musikgeschichte zwischen<br />

1870 und 1945. Neben der pädagogischen<br />

und publi zistischen Tätigkeit Konzertauftritte.<br />

Aufnahmen für verschiedene CD-Labels (cpo,<br />

BMG-Arte Nova, K 617, querstand u. a.) und<br />

Rundfunkanstalten (Saarländischer Rundfunk,<br />

SWR, WDR, BR, ARD, EBU).<br />

Petra Gehring<br />

geb. 1961 in Düsseldorf, Studium der Philo sophie,<br />

Politikwissenschaft und Rechtswissen schaften<br />

in Gießen, Marburg und Bochum. Promotion in<br />

Bochum, Habilitation in Hagen.<br />

Seit 2002 Professorin für Phi lo so phie am<br />

Insti tut für Philosophie der TU Darmstadt.<br />

Forschungsschwerpunkte: Meta physik und<br />

Metaphysikkritik im 19. und 20. Jahr hundert,<br />

klassische und nachklassische Phäno meno logie,<br />

(Post-) Strukturalismus, Theo rie- und Machtgeschichte<br />

der Lebenswissen schaf ten und ihre<br />

Technologien, neue Medien, Philosophische<br />

Begriffsgeschichte, Metaphorologie.<br />

Publikationen u. a.: Foucault. Die Philo sophie<br />

im Archiv (2004); Was ist Biomacht? Vom<br />

zweifel haften Mehrwert des Lebens (2006);<br />

Ambivalenzen des Todes. Wirklichkeit des Sterbens<br />

und Todestheo rien heute (2007); Traum<br />

und Wirk lichkeit. Zur Geschichte einer Unterscheidung<br />

(2008); Michel Foucault. Geometrie<br />

des Verfahrens (2009); Theorien des Todes<br />

(2010); Raumprobleme (2010); sowie zahlreiche<br />

Aufsätze.<br />

Justin Hoffmann<br />

geb. 1955 in Cham / Oberpfalz, Studium der<br />

Kunst erziehung, Neueren Geschichte, Kom mu nikationswissenschaft<br />

und Kunstgeschichte in München.<br />

Promotion in München. Kurator, Musiker (FSK)<br />

und Kunsthistoriker.<br />

War Dozent u. a. an der Hochschule für Gestaltung<br />

Karlsruhe, der Akademie der bildenden<br />

Künste Wien, der HBK Braunschweig, an der Merz<br />

Akademie Stuttgart, der Akademie der Bildenden<br />

Künste München. Gastprofessor an der Kunstuniversität<br />

Linz. Seit 2004 Leitung des Kunstvereins<br />

Wolfsburg.<br />

Publikationen u. a.: Süddeutsche Freiheit. Kunst<br />

der Revolution in München 1919 (1993); Destruktionskunst.<br />

Der Mythos der Zerstörung in der<br />

Kunst der frühen sech ziger Jahre (1995); Gustav<br />

Metzger. Manifeste. Schriften. Konzepte (1997);<br />

Das Phantom sucht seinen Mörder. Ein Reader zur<br />

Kulturalisierung der Ökonomie (1999); Strips &<br />

Characters. Kunst unter dem Einfluss von Comics<br />

(2004); Non­Stop. Ein Reader zur Ambivalenz<br />

von Krieg und Frieden (2005); Der Traum von der<br />

Zeichenmaschine (2006); Next Level. Die Lust<br />

am Spiel in der Netzwerkgesellschaft (2007);<br />

Work Fiction (2007); In the Shadows (2008);<br />

Tribute to Gustav Metzger (CD und Booklet,<br />

2008); Best of 50 Years (2010).<br />

Uli Jung<br />

geb. 1955, Studium der Germanistik und Anglistik<br />

in Aachen, Worcester, Mass., und Trier. Promotion<br />

in Trier.<br />

Filmhistoriker und Dozent im Fach Anglistik<br />

an der Universität Trier. Freier Mitarbeiter der<br />

Cinémathèque de la Ville de Luxembourg und<br />

Herausgeber von deren akademischer Buchreihe<br />

Filmgeschichte international (seit 1993).<br />

Publikationen u. a.: Filmkultur zur Zeit der<br />

Wei ma rer Republik (1992); Robert Wiene. Der<br />

Caligari­Regisseur (1995); Dracula. Filmanalytische<br />

Studien zu einem Motiv der viktorianischen<br />

Populär­Literatur (1997); Geschichte des dokumentarischen<br />

Films, Bd. 1: Kaiserreich 1895–1918<br />

(2005); sowie zahlreiche Aufsätze zur deut-<br />

schen und internationalen Filmgeschichte.<br />

Gerald Köhler<br />

geb. 1959 in Wuppertal, Studium der Theater-,<br />

Film- und Fernsehwissenschaft, Kunstgeschichte und<br />

Bibliothekswissenschaft an der Universität zu Köln.<br />

1993 Promotion in Köln.<br />

Seit 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der<br />

Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität<br />

zu Köln, dort Kustos der Graphischen<br />

Sammlungen. Seit 1993 Dozent an der Universität<br />

zu Köln im Fachbereich Medienkulturwissenschaft.<br />

Forschungsschwerpunkte: Themenkreise<br />

Theater und Gewalt, Theater und bildende Kunst,<br />

Theater der Weimarer Republik.<br />

Publikationen u. a.: »›Alle warten auf das Licht‹.<br />

Zur elektrischen Beleuchtung auf der Theaterbühne«,<br />

in: Unbedingt modern sein. Elektrizität<br />

und Zeitgeist um 1900 (2001); Das Instrumentale<br />

Thea ter des Gustav Rudolf Sellner (2002);<br />

»Moderne und Tradition in der Operninszenierung<br />

zwischen 1920 und 1945«, in: Das »Dritte<br />

Reich« und die Musik (2006); »Zum Raum wird<br />

hier das Licht. Der szenische Theaterkosmos von<br />

László Moholy-Nagy«, in: László Moholy­Nagy.<br />

Retro spektive (2009); »›Das Bild war in ständiger<br />

Bewegung‹. Zu Kandinskys Bildern einer<br />

17_Anhang_RZ.indd 498 13.10.2010 9:50:36 Uhr


Aus stellung«, in: Kandinsky. Punkt und Linie zu<br />

Fläche. Kandinsky am Bauhaus (2009); »Menschensohn<br />

statt Gottessohn. Zur sakralisierten<br />

Bühne der Expressionisten«, in: Christus an Rhein<br />

und Ruhr. Zur Wiederentdeckung des Sakralen in<br />

der Moderne 1910–1930 (2009).<br />

Steffen Krämer<br />

geb. 1963 in Offenbach a. M., Studium der Kunstgeschichte,<br />

Klassischen Archäologie, Philosophie, Vor-<br />

und Frühgeschichte an den Universitäten in Frankfurt<br />

a. M., Heidelberg und München. 1995 Promotion,<br />

2004 Habilitation.<br />

1995 bis 2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Kunsthistorischen Institut der Universität<br />

München. 2003 bis 2007 wissenschaftlicher<br />

Lehrbe auf tragter an der Hochschule für Gestaltung<br />

Karlsruhe im Bereich Kunstwissenschaft<br />

und Medientheorie. Seit 2005 Privatdozent am<br />

Kunsthistorischen Institut der Universität<br />

München. Forschungsschwerpunkte: Mittelalterliche<br />

Baukunst, Architektur / Architekturtheorie<br />

und Städte- und Siedlungsbau vom 19. bis<br />

zum 21. Jahrhundert.<br />

Publikationen u. a.: Die postmoderne Archi tekturlandschaft.<br />

Museumsprojekte von James Stirling<br />

und Hans Hollein (1995); Münchner Moderne.<br />

Kunst und Architektur der zwanziger Jahre (2002);<br />

»›Urbanität durch Dichte‹. Die neue Maxime im<br />

deutschen Städte- und Siedlungsbau der 1960er<br />

Jahre«, in: Denkmal! Moderne. Architektur der<br />

60er Jahre (2007); Herrschaftliche Grablege und<br />

lokaler Heiligenkult. Architektur des englischen<br />

Decorated Style (2007); »No Place like Utopia«,<br />

in: Space between People. How the Virtual Changes<br />

Physical Architecture (2008); »Lichtdom und<br />

Kaufpalast. Das Warenhaus Tietz in Düsseldorf«,<br />

in: Joseph Maria Olbrich 1867–1908. Architekt und<br />

Gestalter der frühen Moderne (2010).<br />

Susanne Neubronner<br />

geb. 1979 in Goslar. Studium der Angewandten<br />

Kulturwissenschaften in den Bereichen Kunst- und<br />

Bildwissenschaften, Sprache und Kommunikation<br />

sowie Kulturinformatik in Lüneburg (M. A.).<br />

Seit 2005 Mitarbeit u. a. in der Katalogredak tion<br />

diverser Filmfestivals. 2007 bis 2008 Volontariat<br />

im Bereich Sonderausstellungen am Deutschen<br />

Filmmuseum – DIF in Frankfurt a. M., 2008 bis<br />

2009 Koordination und Kuratorium von Sonderausstel<br />

lungen, Redaktion von Begleitpublikationen und<br />

Organisation der Frankfurter Kinowoche für das<br />

Deutsche Filminstitut in Frankfurt a. M. Seit 2009<br />

freie Redakteurin und Ausstellungskoordinatorin.<br />

Mitarbeit an Ausstellungsprojekten u. a.: Die<br />

endgültige Wahrheit über Arnold Hau!? (2007);<br />

Anime! High Art. Pop Culture (2008); Jim Rakete:<br />

1 / 8 Sek. Augen. Blick. Porträts (2008); Lost<br />

Media: Found (2009); Bernhard Grzimek zum<br />

100. Geburtstag (2009).<br />

Wolfgang Pehnt<br />

geb. 1931 in Kassel, Studium der Germanistik,<br />

Kunst geschichte und Philosophie an den Universitäten<br />

Marburg, München und Frankfurt a. M.<br />

1956 Promotion in Frankfurt a. M. 1995 Ernennung<br />

zum Professor.<br />

1957 bis 1963 Lektor im Verlag Gerd Hatje, Stuttgart.<br />

1963 bis 1995 Redakteur. Ab 1974 Leiter der<br />

Abteilung Literatur und Kunst im Deutsch landfunk<br />

(DeutschlandRadio), Köln. 1995 bis 2009 Lehrtätigkeit<br />

an der Ruhr-Uni ver sität Bochum.<br />

Mitgliedschaften u. a.: Akademie der Künste,<br />

Berlin; Bayerische Akademie der Schönen Künste,<br />

München; Nordrhein-Westfälische Akademie der<br />

Wissenschaften und Künste, Düsseldorf; Ehrenmitglied<br />

Deutscher Werkbund NRW. Zahlreiche<br />

Auszeichnungen, zu letzt 2009 Deutscher Preis für<br />

Denkmalschutz (Karl Friedrich Schinkel-Ring).<br />

Publikationen u. a.: Die Architektur des <strong>Expressionismus</strong><br />

(1973, erweitert 1998); Deutsche<br />

Archi tektur seit 1900 (2005); Monografien über<br />

Rudolf Schwarz, Karljosef Schattner, Gottfried<br />

Böhm, Hans Poelzig; Aufsatzbände. Zahlreiche<br />

Publikationen in Fachzeitschriften, Katalogen,<br />

Nachschlage werken, Sammelbänden, Tageszeitungen<br />

(u. a. Frankfurter Allgemeine Zeitung),<br />

Rundfunkprogrammen. Co-Kurator internationaler<br />

Ausstellungen zu Schwarz und Poelzig.<br />

Rüdiger Schütt<br />

geb. 1966 in Hamburg. Studium der Germanistik<br />

und Philosophie in Hannover und Hamburg. Promotion<br />

mit einer Arbeit über Hans Leip.<br />

Seit 1993 Organisation von Literaturausstellungen<br />

und Publikationen über deutschspra chige Autoren<br />

des 18. bis 20. Jahrhunderts. Seit 2001 Germanist<br />

und wissenschaft licher Bibliothekar in Kiel.<br />

Publikationen u. a.: Hans Leip und die Hamburger<br />

Künstlerfeste (1993); Artist, Royalist, Anarchist.<br />

Das Leben des Baron Detlev Freiherr von Liliencron<br />

1844–1909 (1994); WRWlt, o Urakkord. Die<br />

Welten des Richard Dehmel (1995); Bohemiens<br />

und Biedermänner. Die Hamburger Gruppe 1925<br />

bis 1931 (1996); »Zu allererst antikonservativ«.<br />

Kurt Hiller 1885–1972 (1998); Hans W. Fischer.<br />

Hamburger Kulturbilderbogen. Eine Kulturgeschichte<br />

1909–1922 (1998); »Dichter gibt es nur<br />

im Himmel«. Leben und Werk von Hans Leip<br />

1893–1948 (2001); Carl Friedrich Cramer. Revolutionär,<br />

Professor und Buchhändler (2002);<br />

»Ein Mann von Feuer und Talenten«. Leben und<br />

Werk von Carl Friedrich Cramer (2005); Hans<br />

Leip. Tage­ und Nächtebuch der Hamburger Puppenspiele.<br />

Expressionistisches Puppentheater in<br />

Hamburg (2005); Zwischen den Kriegen. Werner<br />

Riegel, Klaus Rainer Röhl und Peter Rühmkorf.<br />

Briefwechsel mit Kurt Hiller 1953–1971 (2009);<br />

Gorch Fock. Mythos, Marke, Mensch. Aufsätze<br />

zu Leben, Werk und Wirkung des Schriftstellers<br />

Johann Kinau 1880–1916 (2010).<br />

17_Anhang_RZ.indd 499 13.10.2010 9:50:36 Uhr<br />

499


Register<br />

Mit � versehene Seitenzahlen verweisen auf<br />

zentrale Stellen, Lexikon-Stichwörter oder Text-<br />

dokumente, kursiv gesetzte auf Abbildungen.<br />

500<br />

A<br />

Adler, Friedrich (1878–1942) 42, 42, 428, 430,<br />

430, 431 f.<br />

Adorno, Theodor W. (1903–1969) 18, 36, 44<br />

Albers, Josef (1888–1976) 407<br />

Andrejew, Andrej (1887–1967) 282, 301 ff., 301 f.,<br />

306, �462, �469<br />

Anger, Herbert, Die Revolution 151, 151<br />

Appia, Adolphe (1862–1928) 55, 272<br />

Arbeitsrat für Kunst (ARK, Berlin) 14, 17, 18, �23,<br />

�35 f., 44, 144, 146, 146, 147, 150, �166 f., 282,<br />

341 f., 360, 360 f., 404, 411, �462, 463, 464,<br />

465, 466, 467, 468, 469, 470, 471; �s. auch<br />

Gläserne Kette<br />

– Flugblätter 35, 44, 150, �166 f., 404<br />

– Ja! – Stimmen des Arbeitsrats ... (1919)<br />

23, 36, 404<br />

– Programm (1918) 144, 341 f., 346<br />

– Ruf zum Bauen. Zweite Publikation ... (1920)<br />

360, 360 f.<br />

– Vignette (Pechstein, 1919) 146, 146, 404<br />

Arpke, Otto (1886–1943) 15, 15, 332, 332<br />

Ausleger, Gerhard (1891–1969) 179, 179, 201, 201<br />

B<br />

Bab, Julius (1880–1955) 271, 274<br />

Bachmair, Heinrich F. S. (1889–1960) 147, 148<br />

Bahn, Roma (1896–1975) 467, 469, 471<br />

Bahr, Hermann (1863–1934) 28, 48, 471<br />

Ball, Hugo (1886–1927) 31, 32, 44, �47, 52, 55,<br />

128 f., 128 f., 145, 150, �462, 463, 465, 466,<br />

467, 469, 471<br />

– Briefe an Maria Hildebrand (1914) 31, 32,<br />

44, �47<br />

– Revolution (Zeitschrift) 128 f., 128 f., 145, 462,<br />

467; �s. auch Zeitschriften<br />

Barlach, Ernst (1870–1938) 17, 32, 44, 52, 130 f.,<br />

130 f., 174, 292, 292, 379<br />

– Engelskopf. Kopf des Güstrower Ehrenmals<br />

(1927) 292, 292<br />

– Der heilige Krieg (1914) 130, 130<br />

– Der Rächer (1914 / 1957) 32, 131, 131<br />

Barnowsky, Victor (1875–1952) 181, 181, 465,<br />

471, 472<br />

Bartning, Otto (1883–1959) 20, 20 f., 35, 166, 342,<br />

354 f., 354 f., 396, 396, �462, 464, 469, 471<br />

Bastl, Alois (1872–1947) 379<br />

Bauhaus 36, 40, 52, 144, 320, 338, 342, 376, 380,<br />

398, 398, �400, 401, 401, �404–411, 405, 406,<br />

409 f., 428, 435, 464, 466, 468, 470, 472<br />

– Ausstellung 1923 406, 406, 407<br />

– Haus A. Sommerfeld, Berlin (1920/21) �407,<br />

409, 409<br />

– Manifest (April 1919) 36, 52, 376, �400, 401,<br />

401, 404, 407; (Kathedrale, Feininger) 376,<br />

404, 405, 405, �407<br />

– Villa am Strand (Feininger, 1921 / 22) 398, 398<br />

– Werkstättentrakt, Dessau (L. Moholy, 1926)<br />

407, 409, 409<br />

Becce, Giuseppe (1877–1973) 316, 319 f.<br />

Becher, Johannes R. (1891–1958) 111, 148, 150, 204,<br />

�462, 466, 467, 469<br />

Beckmann, Max (1884–1950) 18, 44, 52, 147, 168,<br />

168, 207, 379<br />

Behne, Adolf (alias Ekkehard, 1885–1948) 35, 36,<br />

43, 166 f., 341, 342, 376, 379, 380, 383, 411,<br />

�462, 463, 466, 471<br />

Behrens, Peter (1868–1940) 28, 48, 338, �462, 464,<br />

468, 471<br />

Belling, Rudolf (1886–1972) 14, 34, 34, 35, 36, 44,<br />

49, 49, 144, 164, 164, 166, 462, �463, 464, 468,<br />

472<br />

Benn, Gottfried (1886–1956) 17, 31, 43, �253, 376,<br />

383, 462, �463, 464, 466, 467, 468, 469, 470<br />

Berber, Anita (1899–1928) 14, 38, �38 f., 45, 242,<br />

243, 248, 248, �249, 251, 251 f., 252, 254 f.,<br />

254 f., �463, 464, 466, 471<br />

– Kokain (Gedicht / Tanz, mit S. Droste, 1922)<br />

14, 39, 45, 242, 243, �249, 252, 252<br />

– Morphium (Tanz, 1922) 39, 248, 248, 251, 251,<br />

– Plakat (1925) 38, 38 f.<br />

– Porträts (Dix, 1925) 38, 38, 245, 245<br />

– Die Prostitution / Das gelbe Haus (1919)<br />

39, 244, 244, 463, �464, 466, 467, 471<br />

– Die Tänze des Lasters ... (Tanz / Publikation)<br />

39, �249, 254 f., 254 f., 463<br />

Berg, Alban (1885–1935) �463, 467, 470, 472;<br />

– Wozzeck (1922) 17, 18, 40, 45, 268, �271, 274,<br />

463, 467, �472<br />

Bergson, Henri (1859–1941) 236, 379<br />

Berliner Secession 107, 144, 462, �463, 464, 465,<br />

466, 467, 468, 470<br />

Biallowons, Hugo (1879–1916) 32, 73, 78, 79, 90–93,<br />

90–93, 466<br />

Birinski, Leo (1884–1951), Das Wachsfigurenkabinett<br />

(1923 / 24) 259, 259, 285, 285, �471<br />

Der Blaue Reiter (Almanach, 1912) 31, 52, 104, 106,<br />

106, �271, 463, 466, 467, 470<br />

Der Blaue Reiter (Künstlergruppe) 14, 31, 52, 55,<br />

104, 107, 108, 144, 148, 150, 462, �463, 466,<br />

467, 470<br />

Blei, Franz (1871–1942) 31, 46, 465<br />

Bleyl, Fritz (1880–1966) 28, 463<br />

Bloch, Ernst (Simon, 1885–1977) 18, 70, 411<br />

Blümner, Rudolf (1873–1945) 52, 471<br />

Boccioni, Umberto (1882–1916) 338, 379<br />

Boese, Carl (Eduard Hermann, 1887–1958),<br />

Der Golem ... (1920) �s. Filme<br />

Böhm, Dominikus (1880–1955) 376, 383<br />

Brecht, Bertolt (1898–1956) 462, �463, 466, 469,<br />

470, 471, 472<br />

– Trommeln in der Nacht (1919) 197 ff., 197 ff.,<br />

470, �471<br />

Breuer, Marcel (1902–1981) 35, 404, 406, 406,<br />

409, 409, 468<br />

Brod, Max (1884–1968) 150, 278, 462, 469,<br />

470, 472<br />

Brücke (Künstlervereinigung) 14, 28, 31, 35, 43,<br />

70, 73, 76, 104, 107, 108, 111, 147, 379, 404,<br />

462, �463, 465, 466, 468, 469, 470<br />

– Programm (Kirchner, 1906) 28, 80, 80, 104<br />

Buber, Martin (1878–1965) 18, 28, 110, 147, 468<br />

Buch, Fritz Peter (1884–1964) 175, 175<br />

Büchner, Georg (1813–1837), Woyzeck (1837) 40,<br />

268, �271, 274, 463, 466, �472<br />

Burchartz, Max (1887–1961) 299 f., 299 f.<br />

C<br />

Cabaret Voltaire (Zürich) 28, 55, 56<br />

Café Größenwahn (Café des Westens, Berlin)<br />

�48, 107<br />

Campendonk, Heinrich (1889–1957) 44, 144, 147, 167,<br />

463, 468, 470<br />

Cézanne, Paul (1839–1906) 216, 334, 376<br />

Chochol, Josef (1880–1956) 381, 381<br />

Citroën, Paul (1896–1983), Metropolis (1923) 205, 205<br />

Corrinth, Curt (1894–1960) 204<br />

Craig, Edward Gordon (1872–1966) 55, 272<br />

Cranach Presse (Weimar) 153, 466<br />

Curiohaus (Hamburg, Rothenbaumchaussee 15)<br />

428, 430, 430 ff., 440, 446, 446, �463, 465;<br />

�s. auch Hamburger Künstlerfeste<br />

D<br />

Die Dachstube (Vereinigung, Zeitschrift)<br />

�s. Zeitschriften<br />

Dada 28, 55, 148, 150, 428<br />

Dagover, Lil (1887–1980) 333, 463, 469<br />

17_Anhang_RZ.indd 500 13.10.2010 9:50:36 Uhr


Darmstädter Sezession 18, 44, 462, �463,<br />

464, 465<br />

Däubler, Theodor (1876–1934) 376, 462, 467,<br />

469, 471<br />

Davidson, Willy (1890–1933) 42, 42, 431, 432<br />

Davringhausen, Heinrich Maria (1894–1970) 35,<br />

147, 257, 257<br />

Debussy, Claude (1862–1918) 28, 29, 272, 316,<br />

319, 334<br />

Dehmel, Richard (1863–1920) 28, 379, 463, 468,<br />

469, 470, 471<br />

Delaunay, Robert (1885–1941) 217, 376, 467<br />

Deutsch, Ernst (1890–1969) 174, 281, �463, 464,<br />

465, 466, 469, 471, 472<br />

Deutscher Werkbund 31, 32, 338 f., 339, 341, 376,<br />

407, 408, 462, 464, 465, 466, 469, 471, 472<br />

– Ausstellung Köln 1914 338 f., 341; (Glashaus,<br />

Taut) 32, �338 f., 339, 341, 408, 469, 471<br />

Deutsches Theater (Berlin) 174, 176, 176, 182 ff.,<br />

183 ff., 196, 196, 463, 465, 473<br />

Diaghilew, Sergej Pawlowitsch (1872–1929) 319<br />

Dibbert, Fritz (1896–1979) 417, 417<br />

Diebold, Bernhard (1886–1945) 177, 180<br />

Diez-Dührkoop, Minya (1873–1929) 434, 434, 436,<br />

437, 465, 469, 470<br />

Dix, Otto (1891–1969) 18, 32, 35, 38, 38, 44, 132 f.,<br />

132 f., 135 f., 135 f., 147, 159, 159, 162 f., 162 f.,<br />

204, 206, 206, 207, 238, 238, 245 f., 245 f.,<br />

260, 260, 462, �463, 464, 465, 468<br />

– Anita Berber (Porträts, 1925) 38, 38, 245,<br />

245, 463<br />

– Großstadt (Triptychon, 1927 / 28) 206, 206<br />

– Kopf am Abend (1923) 246, 246<br />

– Lustmord (1922) 260, 260<br />

– Der Lustmörder (1920) 238, 238<br />

– Plakate (Sächsischer Kunstverein, 1919)<br />

162, 162; (Gruppe 1919, Galerie E. Richter,<br />

1919) 163, 163<br />

– Die Schlacht (1917) 135, 135<br />

– Der Schrei (1919) 159, 159<br />

– Schwerer Granateneinschlag (um 1918) 132, 132<br />

– Sterbender Soldat (1915) 136, 136<br />

– Tod und Frau II (1924) 238, 238<br />

– Der Volltreffer I (um 1917) 133, 133<br />

Döblin, Alfred (1878–1957) 28, 32, 55, 59, 59, 87, 87,<br />

108, 204, 319, �464, 466, 467, 468, 470, 471<br />

– Porträts von E. L. Kirchner (1912 / 13, Foto)<br />

87, 87; (1913, Zeichnung) 59, 59<br />

– Das Stiftsfräulein und der Tod (Illustration,<br />

Kirchner, 1913) 59, 59<br />

Dostojewski, Fjodor Michailowitsch (1821–1881),<br />

Schuld und Sühne (Raskolnikoff, 1866)<br />

282, 469; (Illustrationen, Burchartz, 1919)<br />

299 f., 299 f.; �s. auch Filme, Raskolnikow<br />

Dransfeld, Gebrüder 416, 416<br />

Dresdner Sezession Gruppe 1919 44, 147, 163, 163,<br />

463, �464, 465, 466, 468<br />

Droste, Sebastian 39, 45, 248, 248, �249, 254 f.,<br />

254 f., 463<br />

– Morphium (Tanz, mit A. Berber, 1922)<br />

248, 248<br />

– Kokain (Gedicht, mit A. Berber, 1922)<br />

45, �249<br />

– Die Tänze des Lasters ... (Tanz / Publikation,<br />

mit A. Berber, 1923) 39, �249, 254 f.,<br />

254 f., 463<br />

Dürer, Albrecht (1471–1528) 104, 106, 106<br />

Dzubas, Willy (Grafiker) 19, 19, 40<br />

E<br />

Eberz, Josef (1880–1942) 147, 471<br />

Edschmid, Kasimir (1890–1966) 147, 168, 168, 424,<br />

424, 462, 463, �464, 466, 468, 471<br />

Ehrenstein, Albert (1886–1950) 55, 462, 469<br />

Einstein, Carl (1885–1940) 29, 282, 462, 463<br />

Eisler, Hanns (1898–1962) 35, 463, 468<br />

Eisner, Kurt (1867–1919) 35 f., 44, 147<br />

Engel, Erich (1891–1966) 431<br />

Engert, Ernst Moritz (1892–1986) 168, 168, 463,<br />

�464, 465, 467, 468, 471, 476<br />

Ensor, James (1860–1949) 376<br />

Ernst, Max (1891–1976) 464, 465<br />

Ey, Johanna (1864–1947) 463, �464, 465;<br />

�s. Galerie Junge Kunst – Frau Ey<br />

F<br />

Falckenberg, Otto (1873–1947) 197 ff., 197 ff., 471<br />

Falke, Gertrud (1891–1984) und Ursula (1896–1981)<br />

431, 432, 435, 465<br />

Feininger, Lyonel (1871–1956) 35, 43, 166, 326, 326,<br />

338, 376, 397 f., 397 f., 400, 405, 405, 407,<br />

462, 463, �464, 465, 467, 468, 469, 470<br />

– Brücke IV. Brücke in Weimar (1918) 326, 326<br />

– Manifest / Programm des Staatlichen Bauhauses<br />

(1919) 400; (Kathedrale, Titelblatt)<br />

376, 404, 405, 405, 407<br />

– Ohne Titel (um 1914) 397, 397<br />

– Die Stadt am Ende der Welt (um 1914)<br />

397, 397<br />

– Villa am Strand (1921 / 22) 398, 398<br />

Felber, Eugen (Regisseur) 187, 187, 191, 191 f., 192<br />

Felixmüller, Conrad (1897–1977) 35, 39 ff., 41, 41,<br />

44, 124, 124, 147, 148, 170, 170, 207, 462, 463,<br />

�464, 466, 468, 469<br />

– Bildnis F. Pfemfert (1923) 124, 124<br />

– Menschen über der Welt (1919) 170, 170<br />

– Der Tod des Dichters W. Rheiner (1925)<br />

40 f., 41<br />

Fenneker, Josef (1895–1956) 38, 38, 39, 225, 225,<br />

228–233, 228–233, 244, 244, 290, 290, �464,<br />

466, 467, 468<br />

– Filmplakate<br />

(Der Alchimist, 1918) 230, 230; (Der gelbe<br />

Tod, 1920) 231, 231; (Genuine, 1920) 290, 290;<br />

(Hass, 1919 / 20) 229, 229; (Der Januskopf,<br />

1920) 231, 231; (Moriturus, 1920) 230,<br />

230; (Das neue Paradies, 1921) 228, 228;<br />

(Die Prostitution, 1920) 39, 244, 244, 464;<br />

(Totentanz, 1919) 233, 233; (Zirkus des Lebens,<br />

1921) 232, 232<br />

– Werbeanzeige (Nerven, 1919) 225, 225<br />

Filme<br />

– Der Alchimist (1918, Regie: K. H. Heiland)<br />

230, 230<br />

– Algol. Eine Tragödie der Macht (1920, Regie:<br />

H. Werckmeister) 281, 469<br />

– Das Cabinet des Dr. Caligari (1920, Regie:<br />

R. Wiene) Umschlag, 14, 15, 15, 40, 44, 55,<br />

57, 57, 174, 237, 237, 241, 241, 278, 281 f.,<br />

�306 ff., 307 f., 309, 311, 311, 313, 316 ff., 317,<br />

321, 321 f., 323, 324, 324 f., 325, 328 f., 329, 331,<br />

�331 ff., 332, 335, 335, �463, 466, 467, 469, 471<br />

- Bauten / Ausstattung (W. Reimann, 1919)<br />

281, 306, 309, 313, 324, 324, 328 f., 329, 469;<br />

(W. Röhrig, 1919) 281, 306, 333, 335, 335,<br />

469; (H. Warm, 1919) 311, 311<br />

- Plakate (»Das Cabinet des Dr. Caligari«,<br />

1920) 15, 15, 317, 317, 321, 321; (»Du musst<br />

Caligari werden«, 1919 / 20) 332, 333<br />

- B. Rogers, Strawinsky im Lichtspielhaus<br />

(1921) 316, 318, 318, 320, �334<br />

- Tucholsky, Dr. Caligari (1920) 281 f.,<br />

309, �328<br />

– Dr. Mabuse, der Spieler (1921 / 22, Regie:<br />

F. Lang) 14, 39, 41, 41, 45, 46, 46, 454, 454,<br />

458, 459, 463, �464<br />

– Das gelbe Haus / Die Prostitution (1919)<br />

�s. Die Prostitution<br />

– Der gelbe Tod (1920, Regie: C. Wilhelm),<br />

Plakat (Fenneker, 1920) 231, 231<br />

– Genuine (1920, Regie: R. Wiene) 280, 280,<br />

282, 289 ff., 289 ff., �464, 466, 467, 469, 472;<br />

(Szenenbild, Klein, 1920) 280, 280, 282, 289,<br />

289, 464; (Plakat, Fenneker, 1920) 290, 290,<br />

464<br />

– Der Golem, wie er in die Welt kam (1920,<br />

Regie: P. Wegener, C. Boese) 44, 55, 281,<br />

294, 294 f., 295, 384, 385, 386, 386, 388–392,<br />

388–392; (Bauten, H. Poelzig) 278, 386, 386,<br />

392, 392, 394 f., 394 f.; (Plakate, Poelzig,<br />

1920) 389 f., 389 f.<br />

– Hass (1920, Regie: M. Noa), Plakat (Fenneker,<br />

1919 / 20) 229, 229<br />

– Das Haus zum Mond (1920, Regie: K. Martin)<br />

278, �465, 466, 467, 468<br />

– Der Januskopf (1920, Regie: F. W. Murnau),<br />

Plakat (Fenneker, 1920) 231, 231<br />

– Metropolis (1926, Regie: F. Lang) 147, 207,<br />

208, 209, 209, 313<br />

– Moriturus (1920, Regie: C. Müller-Hagens)<br />

230, 230<br />

– Nerven (1919, Regie: R. Reinert) 10, 10, 224 f.,<br />

224 f., 464, �468; (Anzeigen, Fenneker,<br />

1919) 225, 225, 468<br />

– Das neue Paradies (1921, Regie: W. Zeyn sen.),<br />

Plakat (Fenneker) 228, 228<br />

– Die Prostitution / Das gelbe Haus (1919,<br />

Regie: R. Oswald) 39, 463, �464, 466, 467,<br />

471; (Plakat, Fenneker, 1920) 39, 244, 244, 464<br />

– Raskolnikow (1922 / 23, Regie: R. Wiene)<br />

282 f., 283, 286, 287, 293, 293, 298, 298,<br />

306, 462, �469, 472; (Szenenbildentwurf,<br />

Andrejew, 1921 / 22, 1923) 282, 301 ff., 301 f.,<br />

306, 462<br />

– Richard Wagner – eine Filmbiographie (1913,<br />

Regie: O. Messter) 316, 472<br />

– Die Straße (1923, Regie: K. Grune) 226 f.,<br />

226 f., 282, 285, 285, 467, �470<br />

– Totentanz (1919, Regie: O. Rippert) 464, 466,<br />

471; (Plakat, Fenneker) 233, 233<br />

– Von morgens bis mitternachts (1920, Regie:<br />

K. Martin) 174, 186, 186, 193, 193, 278, 280,<br />

280 ff., 306, 309, 463, 465, 467, 468, �471<br />

– Das Wachsfigurenkabinett (1923 / 24, Regie:<br />

L. Birinski, P. Leni) 259, 259, 282, 285, 285,<br />

466, 467, 470, �471<br />

– Zirkus des Lebens (1921, Regie: J. Guter)<br />

232, 232<br />

Finsterlin, Hermann (alias Prometheus, 1887–1973)<br />

36, 44, 167, 278, 342, 358 f., 358 f., 373, 379,<br />

380, 408, 462, �464, 471<br />

Fischer, Hans Waldemar (1876–1945) �428, 431,<br />

432, 435<br />

Fischer-Trachau, Otto (1878–1958) 171, 171, 428, 431<br />

Flechtheim, Alfred (1878–1937) 44, 167, 299<br />

Fokine, Michel (1880–1942) 31, 319<br />

Frankfurter <strong>Expressionismus</strong> 272, 470, 472<br />

Freie Secession (Berlin) 462, 463, 466<br />

Freud, Sigmund (1856–1939) 236 f., 239 f., 282<br />

Freundlich, Otto (1878–1943) 35, 144, 166, 462, 468<br />

Friedlaender, Salomo(n) (Pseud. Mynona, 1871–1946)<br />

29, 29, 110, 462, 466, 470<br />

Futurismus 55, 338, 379<br />

G<br />

Gabriele Münter (1877–1962) 463, 466, 470<br />

Galerie Junge Kunst – Frau Ey (Düsseldorf) 463,<br />

�464, 465<br />

Gaudí (i Cornet), Antoni (1852–1926) 380, 382, 382<br />

George, Heinrich (1893–1946) 174, 275, 275, 462,<br />

463, 466, 468<br />

Gert, Valeska (1892–1978) 18, 431<br />

Gestel, Leo (1881–1941) 371, 371<br />

Gewecke, Hermann 83, 83, 87, 87, 111<br />

Ghuttmann, Wilhelm Simon �s. Guttmann<br />

17_Anhang_RZ.indd 501 13.10.2010 9:50:37 Uhr<br />

501


Gläserne Kette (Architektengemeinschaft)<br />

14, 17, �24, 36, 44, 278, 281, �338 ff., 342 f.,<br />

343, 372 , �372 f., 404, 408, 462, �464, 465,<br />

467, 471<br />

– Briefe �24, 36, 44, 278, 372, 372 f., 464<br />

– Pseudonyme 342, 404, 464<br />

– Rundschreiben mit Zeichnung (H. Luckhardt,<br />

1919) 343, 343<br />

GNU (literarisches Cabaret) 465<br />

Godal, Erich (1899–1969) 226, 226, 470<br />

Goldwyn, Samuel (1882–1974) 316<br />

Goll, Ivan (Iwan, Yvan, 1891–1950) 204, �288, 462,<br />

467, 469<br />

Goltz, Hans (1873–1927) 148<br />

Gothein, Werner (1890–1968) 32, 73, 78, 79, 84, 84,<br />

90 f., 90 f., 111, 477<br />

Graef, Botho (1857–1917) 32, 73, 92, 92, 466<br />

Graeff, Werner (1901–1978) 404, 408<br />

Gramatté, Walter (1897–1929) 147, 218, 218, 220,<br />

220, 222 f., 222 f., �464, 465, 470<br />

Grisebach, Eberhard (1880–1945) 76, 466<br />

Gropius, Walter (alias Maß, 1883–1969) 18, 35, 36,<br />

44, 52, 144, 166 f., 338, 341 f., 346, 380, �400,<br />

404, 407 ff., 409, 410, 410, 411, 462, �464, 466,<br />

467, 468, 471<br />

– Arbeitsrat für Kunst �s. dort;<br />

(Programm, 1918) 144, 341 f., 346;<br />

(Rede, 1919) 144<br />

– Bauhaus-Manifest (1919) 36, 52, �400, 404<br />

– Denkmal für die Märzgefallenen (1920 / 21)<br />

�407 f., 410, 410<br />

– Haus A. Sommerfeld, Berlin (1920 / 21, mit<br />

Meyer) 407, 409, 409<br />

Groß, Otto (1877–1920) 31, 43, 129, 469<br />

Grosz, George (1893–1959) 16, 16, 18, 32, 35, 36 f.,<br />

44, 147, 148, 204, 207, 209, 209, 213, �213 ff.,<br />

215, 258, 258, 462, 463, �464, 465, 466, 467,<br />

468, 470, 471<br />

– Jonk, the Killer (1916 / 17) 258, 258<br />

– Der Liebeskranke (1916) 16, 16<br />

– Menschen im Kaffeehaus (1918)<br />

(Aquarell) 215, 215; (Gedicht) 214<br />

– Nachtstück. Berlin­Südende (1915) 213, 213<br />

– Selbstmord (1916) 209, 209<br />

Grulich, Paul (1872–1938) 204, 205, 205<br />

Gründgens, Gustaf (1899–1963) 40, 42, 42, 45, 465<br />

Grune, Karl (1890–1962), Die Straße (1923) 226 f.,<br />

226 f., 282, 285, 285, �470<br />

Gurlitt, Manfred (1890–1972) 268, �271, 274<br />

Gurlitt, Wolfgang (1888–1965) �465, 466, 472;<br />

(Galerie) 284; (Villa Gurlitt) 466, 472<br />

Guter, Johannes (1882–1962) 232, 232<br />

Gutfreund, Otto (1889–1927) 28, 104 f., 105, 470<br />

Guttmann (Ghuttmann), Wilhelm Simon (1891–1990)<br />

28, 29, 29, 43, 107, �119, 465, 466, 468<br />

502<br />

H<br />

Haas, Willy (1891–1973) 466, 472<br />

Hablik, Wenzel August (alias W. H., 1881–1934) 14,<br />

�24, 25, 25, 28, 36, 44, 167, 207, 261, 261, 278,<br />

281, 342, 350–353, 350–353, 363, 363, 373,<br />

408, 411 f., 413, 420–423, 420–423, 462, 464,<br />

�465, 468, 470, 471<br />

– Ausstellungsgebäude. A 8 (1919) 363, 363<br />

– Besteck (um 1925) 261, 261<br />

– Cape mit großem Mäander (1920er-Jahre)<br />

422, 422<br />

– Central­Hotel (1922) 420, 420<br />

– Dekorationsstoff Zackenmuster (1911) 412, 413,<br />

421, 421<br />

– Freitragende Kuppel mit fünf Bergspitzen als<br />

Basis (Glas aus Erde 1918–1924) 353, 353<br />

– Kristallschlösschen (o. J.) 350, 350<br />

– Kristallbau in Berglandschaft (1903) 350, 350,<br />

352, 352<br />

– Schale (um 1919) 423, 423<br />

– Tischuhr (1911) 423, 423<br />

– »Über den Sternen such Vergessen ...«<br />

(1903) 351, 351<br />

– Der Weg des Genius (1918) 25, 25<br />

Hamann, Paul (1891–1973) 42, 42, 431, 432<br />

Hamburger Künstlerfeste 40, 42, 42, �428–435, 429,<br />

430, 433, 440, �441, 446 f., 446 f., 463, 465, 472<br />

– Curiohaus (Rothenbaumchaussee 15) 428–431,<br />

429 f., 440, 446, 446, �463, 465<br />

– Einladung zum »Abend der Tafelrunde« ...<br />

(1921) �428, 433, 433, 435<br />

– Künstlerfeste<br />

(Cubicuria, die seltsame Stadt, 1924) 432,<br />

465, (Almanach) 435, (Rezension, Lüth) 440;<br />

(Dämmerung der Zeitlosen, 1919) 428, 429,<br />

429, 465; (Fest der Namenlosen, 1923) 432,<br />

465; (Futurubumbum, 1914) 428, 429, 429;<br />

(Die gelbe Posaune der 7, 1919) 428, 429,<br />

429, �431 f., 447, 447, 463, 465, (Festalmanach)<br />

431; (Die Götzenpauke, 1921) 430 f.,<br />

446, 446, 463, 465; (Der Himmlische Kreisel,<br />

1922) 432, 463, 465; (Der siebente Krater,<br />

1925) 40, 42, 42, 463, 465<br />

– Maskentänze (Schulz / Holdt) 431, �432, 440<br />

– Rezensionen<br />

(Lorenz, 1922) 441; (Lüth, 1924) 440<br />

Hansen, Hans (alias Antischmitz) 373, 464<br />

Häring, Hugo (1882–1958) 345, 419, 419, �465, 468<br />

Hartlaub, Gustav Friedrich (1884–1963) 44, 167<br />

Hasenclever, Walter (1890–1940) 43, 174, 177 ff., 179,<br />

201, 278, 463, �465, 466, 467, 468, 469, �470,<br />

471, 472<br />

– Der Sohn (1914) 174, 177, 179, 179, 201, 201,<br />

465, �470, 472<br />

Hauptmann, Gerhart (1862–1946) 48, 73, 467<br />

Heartfield, John (Helmut Herzfeld, 1891–1968) 147,<br />

148, 282, 468<br />

Heckel, Erich (1883–1970) 18, 28, 35, 70, 76, 107,<br />

108, 111 f., 113, 139 ff., 139 ff., 166, 342, 399, 399,<br />

462, 463, 464, �465, 466, 467, 468, 469<br />

– Der Gefangene (zu O. Wilde, 1907) 140, 140<br />

– Kniende am Stein (1914) 399, 399<br />

– Mann in der Ebene (1917) 112, 113, 141, 141<br />

– Verwundeter Matrose (1915) 139, 139<br />

Hegemann, Werner (1881–1936) 204<br />

Hellpach, Willy (1877–1955) 204<br />

Helm, Dörte (1898–1941) 407, 409<br />

Henning, Paul Rudolf (1886–1986) 166, 462<br />

Herald, Heinz, Die Wupper (Deutsches Theater<br />

Berlin, 1919) 176, 176, 177, 182, 183 ff., 184 f.,<br />

328, 472<br />

Herlth, Robert (1893–1962) 469, 471<br />

Herrmann-Neiße, Max (1886–1941) 18, 39, 43, 126 f.,<br />

126 f., 462, 464, �465, 467, 469, 471<br />

Herzfelde, Wieland (1896–1988) 148<br />

Herzog, Oswald (1881–1939) 167, 462, 468, 470<br />

Heym, Georg (Franz Artur, 1887–1912) 17, 28,<br />

29, 43, 44, 104, 107, 110, 114, 114 ff., �116,<br />

117, 117, 462, 462, �465, 466, 467, 468<br />

– Der Krieg (1911) 104, �116<br />

– Programm des Neopathetischen Cabarets<br />

(Der Neue Club, 1911) 29, 110<br />

– Umbra vitae (1924) 107, 114, 465;<br />

(Illustrationen, Kirchner) 44, 107, 114, 114 f.,<br />

117, 117, 465, 466<br />

Hiller, Kurt (1885–1972) 28, 31, 32, 43, 107, 462, 464,<br />

�465, 467, 468, 469, 470<br />

Hindemith, Paul (1895–1963) 14, 33, 33, 35, 36, 39,<br />

44, 45, 108, 134, 134, 138, 138, 174, 262, 262,<br />

�268 f., 271 f., 274 f., 275, 319, 320, 463, �465,<br />

�468, 470<br />

– Kriegstagebuch 35, 44, 138, 138<br />

– Mörder, Hoffnung der Frauen (1919) 14, 39, 44,<br />

45, 108, 174, 262, 262, �268 f., 272, 273, 275,<br />

275, 465, �468, 470<br />

– Notizen zu meinen Feldzugs­Erinnerungen<br />

(1919) 138, 138<br />

– Das Nusch­Nuschi (1920) 33, 33, 35, 44,<br />

272, 465<br />

– Sancta Susanna (1922) 44, 268, 272,<br />

465, 470<br />

– Streichquartett f­Moll op. 10, mit zerdrücktem<br />

Floh ... (1918) 35, 134, 134<br />

Hirsch, Karl Jakob (1892–1952) 166, 462, 468<br />

Hoddis, Jakob van (1887–1942) 17, 28, 29, 43,<br />

�46, 55, 104, 107, 110, 118, �118, 462, �465,<br />

467, 468, 469<br />

– Kinematograph (1910) �46, 55, 104<br />

– Porträt (Meidner, 1913) 118, 118<br />

– Weltende (1911) 107, �118, 467<br />

Hodler, Ferdinand (1853–1918) 48, 376<br />

Hoetger, Bernhard (1874–1949) 44, 167, 462, 471<br />

Hofmannsthal, Hugo von (1874–1929) 48, 56, 467<br />

Höger, Fritz (1877–1949) 19, 40, 414, 416 f., 416 f.,<br />

– Chile­Haus (Hamburg, 1922–1924)<br />

Foto (Gebr. Dransfeld, 1922–1924) 416, 416<br />

Holzschnitt (Dibbert, 1924) 417<br />

Lithografie (Dzubas, 1925) 19, 40<br />

– Chile­Haus (Strohmeyer, Hamburgische<br />

Abstraktion, 1925) 414<br />

Höger, Hermann (1882–1950) 452, 452<br />

Holdt, Walter (1899–1924) 14, 45, 428, �432, 436,<br />

437, �440 f., �465, 470<br />

Holz, Arno (1863–1929) 48, 468, 470, 471<br />

Huelsenbeck, Richard (1892–1974) 47, 150, 467, 469<br />

I<br />

Ibsen, Henrik (1828–1906) 48, 470<br />

Internationale Kunstschau (Wien, 1909) 263, 263<br />

Iszelenow, Nikolai Iwanowitsch 380, 381, 381, 383<br />

Itten, Johannes (1888–1967) 338, �408, 410, 410,<br />

468, 470<br />

J<br />

Jahn, Martin 407, 409, 409<br />

Jahnn, Hans Henny (1894–1959) 428, 431<br />

Janowitz, Hans (1890–1954) 194, 194 f., 306 f., 313,<br />

319, 320, 322, 323, 328, 333, 463, 467<br />

Jawlensky, Alexej von (1865–1951) 463, 466, 468, 470<br />

Jensen-Klint, Peder Vilhelm (1853–1930) 378, 378,<br />

379<br />

Jessner, Leopold (1878–1945) 274, 466, 467<br />

Jost, Heinrich (1889–1949) 44, 167<br />

Jung, Franz (1888–1963) 128 f., 128 f., 145, 150, 469;<br />

�s. auch Zeitschriften, Revolution<br />

Das Junge Deutschland (Versuchsbühne,<br />

M. Reinhardt) 55, �465, 466, 467, 469, 472<br />

Das Junge Rheinland (Düsseldorf) 463, 464,<br />

�465, 468<br />

K<br />

Kaesbach, Walter (1879–1961) 166, 462<br />

Kafka, Franz (1883–1924) 14, 466, 469, 472<br />

Kaiser, Georg (1878–1945) 147, 174 f., 175, 177 f.,<br />

181, 188 ff., 188 ff., 191 f., 268, 278, 463, 465,<br />

�466, 471<br />

– Hölle, Weg, Erde (1919) �465, 466<br />

– Von morgens bis mitternachts<br />

(Drama, 1912) 174 f., 175, 177 f., 181, 187, 191 f.,<br />

278, 281 f., 466, �471<br />

(Film) �s. Filme<br />

(Lithografien, Kretzschmar, 1920)<br />

188 ff., 188 ff.<br />

Kallmus, Dora �s. Madame d’Ora<br />

Kandinsky, Wassily (1866–1944) 14, 17, 18, 30, 30, 31,<br />

32, 35, 44, 52, 55, 56, 104, 106, 106, 108, 111,<br />

144, 150, 271, 274, 338, 408, 462, 463, �466,<br />

467, 468, 470, 471<br />

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– Der gelbe Klang (1912) 18, 31, 55, �271<br />

– Komposition VII (1913) 106, 106<br />

– Über das Geistige in der Kunst (1912) 43,<br />

56, 111<br />

– Widmungsfoto Schönbergs (1911) 30, 30<br />

Kayser, Hans (1891–1964) 319, 320<br />

Kemp, Paul (1899–1953) 42, 42, 465<br />

Kerr, Alfred (1867–1948) 48, 178<br />

Kessler, Harry Graf (1868–1937) 28, 152, 153, 207,<br />

462, 463, 464, �466, 469, 471<br />

Kierkegaard, Sören (Aabye, 1813–1855) 178, 236<br />

Kirchner, Ernst Ludwig (1880–1938) 14, 18, 28, 30,<br />

30 ff., 33, 43, 52, 59, 59, �68 ff., 71 ff., 72 f.,<br />

75, 75 f., 78, 79 f., �80–98, 81–98, 104, 108,<br />

111, 207, 209, 209, 247, 247, 282, 296 f., 296 f.,<br />

310, 376, 462, 463, 464, 465, �466, 467, 468,<br />

469, 470, 472<br />

– Akte im Atelier. Drei Modelle (1912) 89, 89<br />

– Ateliers 70 ff.<br />

- Berlin (Durlacher Str. 14) 30, 30, 31 f., 70,<br />

76, 87, 87<br />

- Berlin (Körnerstraße 45) 14, 31 f., 70 f., 71,<br />

73, 76, 78, 79, 83 f., 83 f., 86 f., 86 f., 90 ff.,<br />

90 ff., 94–97, 94–97; (Rückenlehnenbezug,<br />

1914) 96 f., 96 f.; (Supraporte, 1914) 71, 95,<br />

95; (Tischdecke, 1914) 31 f., 96, 96<br />

- Dresden (Berliner Str. 60, 80) 31 f., 70, 72, 72<br />

– Badende im Raum / Bacchanal (1909 / 10) 70,<br />

72, 72<br />

– Bett für Erna (1919) 72, 72, 73<br />

– Bildnis A. Döblin (1913) 59, 59<br />

– Dorfstraße. Prießnitz (1910) 296, 296<br />

– Friedrichstraße, Berlin (1914) 209, 209<br />

– Gestickte Kissen (um 1913/14) 90, 90<br />

– Hockender Mädchenakt (1909/10) 72, 72<br />

– Hugo Biallowons fiel für uns 9. Juli 1916<br />

(1916) 32, 93, 93<br />

– Interieur (1915) 82, 82<br />

– Der Krankenwärter (1917) 81, 81<br />

– Leopardenhocker aus Kamerun (19. Jh.) 70, 71,<br />

98, 98<br />

– Mädchen, auf der Treppe leuchtend (1904) 28,<br />

297, 297<br />

– Möwenjagd auf Fehmarn (mit Erna Schilling,<br />

1914 / 15) 97, 97<br />

– Porträt A. Döblin in Kirchners Atelier Berlin,<br />

Durlacher Str. 14 (1912 / 13) 87, 87<br />

– Programm der»Brücke« (1906) 28, 80, 80, 104<br />

– Rückenlehnenbezug aus dem Atelier ... (mit<br />

E. Schilling, 1914) 96 f., 96 f.<br />

– Ruth im Morphintraum (1905/06) 247, 247<br />

– Selbstporträt im Atelier (1913–1915) 86, 86<br />

– Das Stiftsfräulein und der Tod (1913, zu Döblin)<br />

59, 59<br />

– Supraporte aus dem Atelier ... (mit E. Schilling,<br />

1914) 71, 95, 95<br />

– Umbra vitae (Heym, Titel / Umschlag,<br />

1924) 44, 107, 114, 114 f., 117, 117, 465, 466<br />

– Weibliches Brustbild (Porträt R. Schapire,<br />

1910) 73, 75, 75<br />

– Zwei gelbe Akte mit Blumenstrauß (um 1914)<br />

85, 85<br />

Klabund (eigtl. Alfred Henschke, 1890–1928) 463,<br />

�466, 467<br />

Klee, Paul (1889–1940) 52, 144, 146, 146, 147, 150,<br />

338, 406, 406, 407, 467, 470, 471<br />

– Die erhabene Seite (1923, zur Bauhaus-<br />

Ausstellung) 406, 406, 407<br />

– Junger Proletarier (1919) 146, 146<br />

Klein, César (1876–1954) 35, 36, 43, 144, 147, 166 f.,<br />

178, 181, 181, 280, 280, 282, 284, 289, 289, 341,<br />

411, 462, 463, 464, 465, �466, 467, 468, 469,<br />

470, 471<br />

– Genuine (1920) 280, 280, 282, 289, 289, 464<br />

– Von morgens bis mitternachts (1921) 178, 181,<br />

181, 282, 471<br />

Kleist, Heinrich von (1777–1811), Penthesilea 174,<br />

330, 330, 470, 472<br />

Klemm, Wilhelm (1881–1968) 425, 425, 462, 467<br />

Klerk, Michel de (1884–1923) 378, 378<br />

Klingelhöfer, Gustav (1888–1961) 148, 148, 150<br />

Kokain 39 f., 45, 236 f., 239, �466<br />

Kokoschka, Oskar (1886–1980) 14, 17, 18, 28, 30,<br />

30 f., 39, 43, 48, 52, 53, 53, 104, 108, 111,<br />

168, 168, 174, �262, 263 ff., 263 ff., �268, 270,<br />

270 f., 274 f., 275, 376, 463, 464, 465, �466,<br />

�468, 469, 470, 471<br />

– Gesindel in der Sternennacht (Titelblatt, Der<br />

Sturm, 1910) 53, 53<br />

– Herwarth Walden (1910) 30, 30<br />

– Kokoschka (Kornfeld, 1917) 262<br />

– Max Reinhardt (Titelblatt, Das Tribunal, 1920)<br />

168, 168<br />

– Mörder, Hoffnung der Frauen (Einakter, Uraufführung<br />

1909) 14, 39, 43, 52, 108, 111, �268,<br />

270, 270, 275, 275, 466, �468; (1917, Dresden,<br />

Albert-Theater) 108, 262, 468; (1920, Neues<br />

Theater, Frankfurt) 275, 275, 468, 486<br />

– Mörder, Hoffnung der Frauen (Zeichnungen)<br />

I. Mann und Frau Hand in Hand (1909) 111, 264,<br />

264; II. Mann und Frau vor Mond und Sonne<br />

(1910) 111; III. Titelblatt (Der Sturm, 1910) 108,<br />

111, 268, 270, 270; IV. Himmlische und irdische<br />

Liebe (1910) 111, 265, 265<br />

– Orpheus und Eurydike (1915, 1917) 268<br />

– Pietà. Plakat für das Sommertheater in der<br />

Kunstschau (1909) 263, 263<br />

Kolbe, Georg (1877–1947) 166, 342, 462, 463, 470<br />

Kollwitz, Käthe geb. Schmidt (1867–1945) 44, 144,<br />

161, 161, 292, 292, 380, 462, 463, �465<br />

– Die Freiwilligen (1922 / 23) 161, 161<br />

– Gedenkblatt für Karl Liebknecht (1920)<br />

44, 161, 161<br />

– Kopf der Mutter (zu Kindersterben, 1925)<br />

292, 292<br />

Kornfeld, Paul (1889–1942) 52, �262, 463, 464,<br />

�466, 468, 469, 472<br />

Korngold, Erich Wolfgang (1897–1957), Die tote Stadt<br />

(1920, Oper) 178, 181, 272<br />

Kortner, Fritz (1892–1970) 178, 278, 465, �466, 467,<br />

469, 471<br />

Köster, Arthur (1890–1965) 357, 357<br />

Kraus, Karl (1874–1936) 28, 48, 108, 467, 470, 471,<br />

472; �s. auch Zeitschriften, Die Fackel<br />

Krauss, Werner (1884–1959) 233, 281, 309, 313, 328,<br />

333, 463, 464, �466, 469, 471<br />

Kretzschmar, Bernhard (1889–1972), Von morgens bis<br />

mitternachts (zu G. Kaiser, 1920) 188 ff., 188 ff.<br />

Kropotkin, Pjotr A. (1842–1921) 341, 379<br />

Kubin, Alfred (1877–1959) 17, 43, 52, 54, 54, 147,<br />

306, 328, 462, 463, 465, �466, 469<br />

Kunstmann, Ludwig (1877–1961) 452, 452<br />

Kunstsalon Emil Richter 147, 163, 163, 464, �466<br />

Kurtz, Rudolf (1884–1960) 29, 278, 284, 455, 455,<br />

462, 467, 468, 470<br />

L<br />

Laban, Rudolf von (1879–1958) 431, 440<br />

Landauer, Gustav (1870–1919) 147, 341<br />

Lang, Fritz (1890–1976) 14, 39, 41, 41, 45, 46,<br />

46, 147, 207, 208, 209, 209, 454, 454, 458,<br />

459, 464<br />

– Dr. Mabuse. Der Spieler (1921 / 22) 14, 39, 41,<br />

41, 45, 46, 46, 454, 454, 458, 459, 463, �464<br />

– Metropolis (1926) 147, 207, 208, 209, 209<br />

Lasker-Schüler, Else (1869–1945) 28, 48, 52, 55,<br />

107, 108, 110, 174, 278, 338, 462, 463, 464, 465,<br />

�467, 468, 469, 470, 471, �472<br />

– Die Versöhnung (1910) 110<br />

– Die Wupper (1902 / 1919) 28, 107, 467, 176, 176,<br />

182, 183 ff., 184 f., 328, 470, �472<br />

Léger, Fernand (1881–1955) 281, 319<br />

Lehmbruck, Wilhelm (1881–1919) 18, 200, 200, 379,<br />

462, 466, �467<br />

Leip, Hans (1893–1983) 158, 158, 429, 429, 431, 465;<br />

�s. auch Zeitschriften, Revolution<br />

Leni, Paul (1885–1929) 259, 259, 282, 285, 285, 455,<br />

455, �467, 471<br />

– <strong>Expressionismus</strong> und Film von R. Kurtz<br />

(Umschlag, 1926) 455, 455<br />

– Das Wachsfigurenkabinett (1923 / 24) 259, 259,<br />

282, 285, 285, 466, 467, 470, �471<br />

Leonhard, Rudolf (1889–1953) �160, 465, 467<br />

Lert, Ernst (1883–1955) 181, 181, 272 f., 273, 275, 275<br />

Lessingtheater (Berlin) 178, 181, 181, 282, 465,<br />

466, 471<br />

Leybold, Hans (1882–1914) 47, 128 f., 128 f., 145, 145,<br />

150, 462, �467, 469; �s. auch Zeitschriften,<br />

Revolution<br />

Lichtenstein, Alfred (1889–1914) �11, 43, 55, 379,<br />

462, 463, 467, 470<br />

Liebknecht, Karl (1871–1919) 35, 44, 150, �160, 161,<br />

161, 408<br />

Loos, Adolf (1870–1933) 18, 463, 468, 470, 471<br />

Lorenz, Karl (1888–1961) 431, 433, �441, 469<br />

Lotz, Ernst Wilhelm (1890–1914) 32, 44, 137, 137,<br />

204, �221, 465, �467<br />

Lubitsch, Ernst (1892–1947) 177, 282, 316<br />

Luckhardt, Hans (alias Angkor, 1890–1954) 342,<br />

343, 343, 345, 364, 364 f., 373, 404, 462, 464,<br />

�467, 471<br />

– Deutsches Hygiene-Museum, Dresden (1920)<br />

364, 364 f.<br />

– Rundschreiben an die Gläserne Kette ... (1919)<br />

343, 343<br />

Luckhardt, Wassili (alias Zacken, 1889–1972)<br />

342 f., 343, 348, 349, 362, 362, 373, 462, 464,<br />

�467, 471<br />

Luksch, Richard (1872–1936) 430, 430 ff.<br />

Lüth, Erich (1902–1989) 432, 440<br />

Luxemburg, Rosa (1871–1919) 35, 44, 148, 150, 408<br />

M<br />

Macke, August (1887–1914) 32, 108, 150, 376, 379,<br />

463, 464, 465, �467, 471<br />

Mackintosh, Charles Rennie (1868–1928) 379, 380<br />

Madame d’Ora (Dora Kallmus, 1881–1963) 242,<br />

243, 248, 248, 251 f., 251 f., 254 f., 254 f., 463,<br />

�466, 467<br />

– Anita Berber<br />

(Tanz »Kokain«, 1922) 242, 243, 252, 252<br />

(Tanz »Morphium«, 1922) 251, 251<br />

– Anita Berber und Sebastian Droste. Tänze<br />

des Lasters ... (1922) 248, 248, 254 f., 254 f.<br />

Maeterlinck, Maurice (1862–1946) 48, 271<br />

Maetzel, Emil (1877–1955) 42, 42, 428, 432,<br />

446, 446<br />

Mahler, Gustav (1860–1911) 43, 467, 471<br />

Mahler-Werfel, Alma geb. Schindler (1879–1964)<br />

463, 464, 466, �467, 469, 470, 472<br />

Mahnke, Adolph (Bühnenbildner) 175, 175, 178<br />

Mann, Erika (1905–1969) 40, 42, 42, 45<br />

Mann, Heinrich (1871–1950) 36, 48, 147, 462, 466,<br />

467, 470, 471<br />

Mann, Klaus (1905–1949) 39, 40, 42, 42, 45, 463<br />

Mann, Thomas (1875–1955) 108, 376, 467<br />

Marc, Franz (1880–1916) 31, 32, 44, 52, 104 f., 105,<br />

108 f., 109 f., 110, 150, 174, 379 f., 462, 463, 464,<br />

465, 466, �467, 468, 470, 471<br />

– Der Blaue Reiter (Almanach, 1912) �s. dort<br />

– Tierschicksale (1913) 104, 109, 109<br />

– Versöhnung (1912, nach Lasker-Schüler) 110, 110<br />

– Wölfe. Balkankrieg (1913) 104 f., 105<br />

Marchi, Virgilio (1895–1960) 380 f., 381<br />

Marcks, Gerhard (1889–1981) 35, 166, 342, 406,<br />

406, 407, 462<br />

17_Anhang_RZ.indd 503 13.10.2010 9:50:38 Uhr<br />

503


Marcuse, Ludwig (1894–1971) 18, 178<br />

Marinetti, Filippo Tommaso (1876–1944) 55, 56<br />

Marmorhaus (Uraufführungskino, Berlin) 284, 310,<br />

316, 464, 466, �467<br />

Martin, Karlheinz (1886–1948) 18, 36, 174, 186,<br />

186, 193, 193, 194, 194 f., 204, 278, 280, 280,<br />

309, 465, 466, �467, 468, 471<br />

– Das Haus zum Mond (1920) 278, �465<br />

– Von morgens bis mitternachts (Film, 1920) 174,<br />

186, 186, 193, 193, 204, 278, 280, 280 ff., 309, �471<br />

– Die Wandlung (E. Toller, 1919) 36, 178, 194,<br />

194 f., 278, 471<br />

Masereel, Frans (1889–1972) 463, 471<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong> (Darmstadt) 5, 14, 17, 18, 43<br />

Matisse, Henri (1869–1954) 216, 376<br />

May, Ernst (1886–1970) 379<br />

Mayer, Carl (1894–1944) 306, 328, 333, 463,<br />

464, �467<br />

Meidner, Ludwig (1884–1966) 17, 18, 28, 32, 35,<br />

39, 40, 44, 52, 107, 109, 109, 118, 118, 120–123,<br />

120–123, 126 f., 126 f., 137, 137, 144, 166, 169,<br />

169, 206, 206 f., �216 f., 282, 338, 342, 462,<br />

463, 464, 465, �467, 468, 469, 470, 472<br />

– »Anleitung zum Malen von Großstadtbildern«<br />

(1914) 207, �216 f., 338<br />

– Apokalyptische Landschaften 107, 109, 109,<br />

120, 120, 207, 342<br />

– Aufgeregte Gesellschaft. Apokalyptische<br />

Gesellschaft (1913) 120, 120<br />

– Berliner Kanallandschaft (1913) 121, 121<br />

– Bildnis des Dichters M. Herrmann-Neiße<br />

(1919) 126, 126<br />

– Feldpostkarten (E. W. Lotz, 1914) 32, 44,<br />

137, 137<br />

– Ich und die Stadt (1913) 206, 206 f.<br />

– Im Nacken das Sternemeer (Publikation,<br />

1918) 342<br />

– Jakob van Hoddis (1913) 118, 118<br />

– Max Herrmann­Neiße (1920) 127, 127<br />

– Das neue Pathos �s. Zeitschriften<br />

– Polemische Zeichnung (Titelblatt, Das<br />

Tribunal, 1919) 169, 169<br />

– Potsdamer Platz (Titelblatt, Die Aktion,<br />

1914) 123, 123<br />

– Die Straße (Filmkulisse, 1923) 282<br />

– Wogende Menge (1913) 122, 122<br />

Meier-Graefe, Julius (1867–1935) 48, 462<br />

Meinert, Rudolf (1882–1943) 306, 333<br />

Melzer, Moriz (1877–1966) 107, 146, 146, 165, 165,<br />

166, 462, 463, 466, �467, 468, 469<br />

Mendelsohn, Erich (1887–1953) 35, 44, 167, 347, 347,<br />

356 f., 356 f., �367, 379, 462, 463, �467, 468<br />

– Das hebt sich aus der Tiefe des Meeres<br />

(1911) 367<br />

– Einsteinturm (Potsdam) 347, 347, 356 f., 356 f.;<br />

Arbeitsraum (1921 / 22) 347, 347; Perspektivische<br />

Skizze (1920) 356, 356; Seitensicht<br />

(Foto, Köster, 1923) 357, 357<br />

– Skizze für F. Lloyd Wright »Bach Concerto ...«<br />

(1924) 356, 356<br />

Menschheitsdämmerung (Anthologie, hrsg. von<br />

K. Pinthus 1919 / 20) 111, 150, �160, 204, 462,<br />

463, 465, 466, �467, 469, 470, 471, 472<br />

Mense, Carlo (1886–1965) 462, 463, 465, 468, 470<br />

Merck 39, 236, 249, 249, 250, 250, 253, 253, 256,<br />

256, 466<br />

Merz, Merzbühne 52, 55<br />

Messter, Oskar (1866–1943) 316, 472<br />

Meyer, Adolf (1881–1929) 167, �407, 409, 409, 469<br />

Meyer, Hannes (1889–1954) 407<br />

Mierendorff, Carlo (1897–1943) 44, �154, 168 f.,<br />

168 f., 278, 281, 463, 464, �467 f., 471<br />

– Die Dachstube (Hrsg.)<br />

Aufruf (Nov. 1918) 154; �s. auch Zeitschriften<br />

– Hätte ich das Kino! (1920) 278, 281, 468<br />

– Das Tribunal (Hrsg.) �s. Zeitschriften<br />

504<br />

Mies van der Rohe, Ludwig (1886–1969)<br />

35, 207, 209, 209 f., 211, 408, 418, 418, 462,<br />

465, �468<br />

Moholy, Lucia geb. Schulz (1894–1989) 409, 409<br />

Moholy-Nagy, László (1895–1946) 282, 408<br />

Mombert, Alfred (1872–1942) 48, 468<br />

Muche, Georg (1895–1987) 407, 408<br />

Mueller, Otto (1874–1930) 35, 167, 462, 463, 465,<br />

466, 468, 469, 470<br />

Mühsam, Erich (1878–1934) 148, 150, 469<br />

Müller-Hagens, Carl, Moriturus (1920, Plakat,<br />

Fenneker, 1920) 230, 230<br />

Munch, Edvard (1863–1944) 48, 73, 376, 379<br />

Murnau, Friedrich Wilhelm (F. W., 1888–1931) 231, 231<br />

Muthesius, Hermann (1861–1927) 338, 346, 379,<br />

467, 471<br />

Mutzenbecher, Franz (1880–1968) 167, 462<br />

Mynona �s. Friedlaender<br />

N<br />

Neopathetisches Cabaret (Neuer Club, Berlin)<br />

28 f., 29, 29, 43, 55, 107, 110, 110, �116, �118,<br />

�119, 465, �468, 470<br />

Neppach, Robert (1890–1939) 36, 174, 194, 194 f.,<br />

278, 281, 309, 465, 467, �468, 471<br />

– Die Wandlung (E. Toller, Tribüne, Berlin, 1919)<br />

36, 178, 194, 194 f., 471<br />

Der Neue Club (Berlin) 28, 29, 29, 43, 107, 110, 110,<br />

464, 465, �468; �s. auch Neopathetisches<br />

Cabaret<br />

Neue Künstlervereinigung München (N. K. V. M.)<br />

107, 376, 463, 466, 467<br />

Neue Sachlichkeit (Ausstellung, Mannheim, 1925)<br />

14, 18, 40<br />

Neue Secession (Berlin) 107, 108, 463, 466, 467,<br />

�468, 470<br />

Nietzsche, Friedrich Wilhelm (1844–1900) 104, 108,<br />

236, 341, 463, 465, 467, �468, 470<br />

Nijinsky, Waslaw (1888–1950) 319<br />

Noa, Manfred (1893–1930) 229, 229<br />

Nolde, Emil (1867–1956) 18, 35, 107, 144, 167,<br />

238, 238<br />

Novembergruppe (Berlin) 34, �34 f., 146, 146 f., 281,<br />

282, 463, 464, 465, 466, 467, �468, 470, 471<br />

– An alle Künstler! (Aufruf, Anthologie, 1919)<br />

34, 34 f., 44, 468, 469<br />

– Typografischer Entwurf (Melzer, um 1922)<br />

146, 146<br />

O<br />

Olbrich, Joseph Maria (1867–1908) 14, 18, 43, 379<br />

Orlik, Emil (1870–1932) 167<br />

Ornstein, Leo (Lew, 1892–2002) 316, 320<br />

Osthaus, Karl Ernst (1874–1921) 44, 167, 342, 462,<br />

464, 465, �468, 470, 471<br />

Oswald, Richard (1880–1963), Die Prostitution /<br />

Das gelbe Haus (1919) �s. Filme<br />

Otto, Frei (geb. 1925) 345<br />

P<br />

Pabst, Erich (1890–1955) 431<br />

Pabst, Georg Wilhelm (1885–1967) 204<br />

Die Pathetiker (Künstlergruppe) 107, 338, 467, 470<br />

Pechstein, Max (1881–1955) 18, 34, 34 f., 44, 48, 52,<br />

104, 107, 108, 144, 146, 146 f., 149, 149, 166, 342,<br />

404, 462, 463, 465, 466, 467, �468 f., 470,<br />

471, 472<br />

– An die Laterne (1919) 149, 149<br />

– Titelblatt »An alle Künstler!« (1919)<br />

34, 34 f., 469<br />

– Vignette im Programm des Arbeitsrats für<br />

Kunst, Berlin (1919) 146, 146, 404<br />

Perzynski, Friedrich (1877–1962?) 167, 462<br />

Pfemfert, Franz (1879–1954) 28, 47, 107, 108, 124,<br />

124, 147, 379, 462, 463, 464, 465, 467, �469<br />

– Die Aktion �s. Zeitschriften<br />

– Porträt (Felixmüller, 1923) 124, 124<br />

– Der Rote Hahn (Bücherreihe) 469<br />

Philippson, Molly (Salon, Berlin) 44<br />

Picasso, Pablo (Ruiz y, 1881–1973) 319, 376<br />

Pinthus, Kurt (1886–1975) 55, 150, 160, 174, 204, 271,<br />

274, 278, 462, 463, 465, 466, �467, �469, 470,<br />

471, 472<br />

– Kinobuch (1913) 55, 174, 278, 466, 469<br />

– Menschheitsdämmerung (Anthologie, 1920)<br />

111, 150, �160, 204, 462, 463, 465, 466,<br />

�467, 469, 470, 471, 472<br />

Poelzig, Hans (1869–1936) 14, 278, 376 f., 377,<br />

386 f., 386 f., 389 f., 389 f., 392 ff., 392 ff., 419,<br />

419, 462, 463, 464, �469, 470, 472<br />

– Festspielhaus Salzburg (um 1920–1922)<br />

376 f., 377<br />

– Der Golem ... (Filmarchitektur, 1920) 278;<br />

(Plakate, 1920) 389 f., 389 f.; (Skizzen, 1919)<br />

386, 386, 392, 392, 394 f., 394 f.; �s. auch Filme<br />

– Großes Schauspielhaus (Berlin, 1919) 278,<br />

376, 469<br />

– Ohne Titel (Architekturskizzen, o. J. / 1918 / 19)<br />

387, 387, 392 f., 392 f.<br />

– Vineta (Ohne Titel, zu einem unrealisierten<br />

Filmprojekt, 1920) 393, 393<br />

– Wettbewerbsentwurf Hochhaus am Bahnhof<br />

Friedrichstraße, Berlin ... (1921 / 22) 419, 419<br />

Prokofjew, Sergej Sergejewitsch (1881–1953) 316,<br />

320, 334<br />

Protazanow, Jakow (1881–1945) 310<br />

R<br />

Rapée (Rapee), Ernö (Erno, 1891–1945) 316, 320, 334<br />

Ray, Man (1890–1976) 282<br />

Reigbert, Otto (1890–1957) 179, 179, 197 ff., 197 ff.,<br />

201, 201, 471<br />

– Der Sohn (Hasenclever, Bühnenbild, 1919)<br />

179, 179, 201, 201<br />

– Trommeln in der Nacht (Brecht, Bühnenbild,<br />

1922) 197 ff., 197 ff., 471<br />

Reimann, Walter (1887–1936) 281, 306, 309 f., 313,<br />

324, 324, 328 f., 329, 463, 466, �469, 471<br />

– Das Cabinet des Dr. Caligari (Bauten, 1919)<br />

281, 309 f., 313, 324, 324, 328 f., 329, 463<br />

Reinert, Robert (1872–1928), Nerven (1919) 10, 10,<br />

224 f., 224 f., 464, �468<br />

Reinhardt, Max (1873–1943) 55, 168, 168, 174, 196,<br />

196, 274, 278, 282, 306, 462, 463, 464, 465,<br />

466, 467, �469, 470, 471, 472<br />

– Das Junge Deutschland (Versuchsbühne)<br />

55, �465, 466, 467, 469, 472<br />

– Max Reinhardt (Kokoschka, Das Tribunal,<br />

1920) 168, 168<br />

Rheiner, Walter (1895–1925) 18, 39, 40 f., 41, �250,<br />

462, 464, 465, 466, 467, �469<br />

Richter, Emil, Kunstsalon (Galerie) 147, 163, 163,<br />

464, �466<br />

Richter, Hans (1888–1976) 144, 147<br />

Richter-Berlin, Heinrich (1884–1981) 35, 107, 147,<br />

166, 462, 466, 467, 468, �469, 470<br />

Rilke, Rainer Maria (1875–1926) 56<br />

Der Ring (Architektenvereinigung) 462, 463,<br />

465, 467<br />

Ringelnatz, Joachim (1883–1934) 432, 468<br />

Rippert, Otto (1869–1940) Die Pest in Florenz (1919)<br />

�s. Filme; Totentanz (1919) 464, 466, 471,<br />

(Plakat, Fenneker) 233, 233<br />

Rogers, Bernard (1893–1968) 316, 318, 318, 320, �334<br />

Rohlfs, Christian (1849–1938) 167, 468, 470<br />

Röhrig, Walter (1893–1945) �469, 471; Das Cabinet<br />

des Dr. Caligari (Bühnenbild, 1919) 281, 306,<br />

310, 328, 333, 335, 335<br />

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Rote Gruppe 147<br />

Roters, Ernst (1892–1961) 431, 432<br />

Rothafel, Samuel »Roxy« (1882–1936) 316, 318,<br />

320, 334<br />

Rottenberg, Ludwig (1864–1932) 272, 468<br />

Rubiner, Ludwig (1881–1920) 55, 469<br />

Russolo, Luigi (1885–1947) 338<br />

Ruttmann, Walt(h)er (1887–1941) 144, 147, 208, 468<br />

Rye, Stellan (1880–1914)<br />

Der Student von Prag (1913) 306, 472<br />

S<br />

Sachs, Lessie (gest. 1942) 148, 150<br />

Sächsischer Kunstverein (Plakat, Dix, 1919) 162, 162<br />

Sakheim, Arthur (1889–1931) 171, 171<br />

Satie, Erik (1866–1925) 319, 320<br />

Schaefler, Fritz (1888–1954) 144, 147, 148, 150, 187,<br />

187, 191, 191 f., 192, 466, �469<br />

– Von morgens bis mitternachts (Bühnenbildentwürfe,<br />

1921) 187, 187, 191, 191 f., 192<br />

Schapire, Rosa (1874–1954) 14, 28, 43, 45, 67,<br />

�73 ff., 75, 77, 77, 463, 465, 466, �469<br />

– Porträt (Kirchner, 1910) 73, 75, 75<br />

– Wohnung (Hamburg, Osterbekstr. 43)<br />

73, 75, 75, 77, 77<br />

Scharoun, Hans (alias Hannes, 1893–1972) 34, 34,<br />

36, 207, 219, 219, 342, 343, 343 ff., 344, 366,<br />

366, 368 ff., 368 ff., 415, 415, 462, 464, �469<br />

– Angst (1920er-Jahre) 219, 219<br />

– Architekturphantasie (1919) 415, 415<br />

– Durchdringung der Form (1921–1923) 368, 368<br />

– Ohne Titel (um 1920) 34, 34;<br />

(1921–1923) 366, 366, 368 f., 368 f.<br />

– Philharmonie (Berlin) 344, 344, 345<br />

– Verhaltung (1921–1923) 370, 370<br />

– Die zu­ und die abgekehrten Prinzipien der<br />

Baukunst (1919–1921) 343, 343<br />

Scheerbart, Paul (1863–1915) 28, 32, 39, 45, 48,<br />

56, 207, 208, �338 f., 342, 346, 379, 408, 462,<br />

466, �469, 470, 471<br />

Scheffler, Karl (1869–1951) 208<br />

Scheibe, Richard (1879–1964) 167, 462<br />

Schickele, René (1883–1940) 462, 465, 466, 467,<br />

469, 470, 471<br />

Schiefler, Gustav (1857–1935) 76, 111, 463, 466,<br />

468, 469<br />

Schiele, Egon (1890–1918) 17, 43, 60, 61–67, 62–67,<br />

462, 464, �470<br />

– Gedichte (Ein Selbstbild, 1910) 64, 64; (Nasser<br />

Abend, 1910) 62, 62; (Tannenwald, 1910) 67, 67<br />

– Hockende Frau (1914) 63, 63<br />

– Liegendes nacktes Mädchen (1910) 66, 66<br />

– Selbstseher II. Tod und Mann (1911) 60, 61,<br />

65, 65<br />

Schilling, Erna (1884–1945) 30, 30 ff., �70–73, 71, 72,<br />

78, 79, 83 f., 83 f., 90, 90, 95, 95 ff., 96 f., 466<br />

– Bett für Erna (Kirchner, 1919) 72, 72, 73<br />

– Einrichtungsentwürfe, Atelier Kirchners,<br />

Berlin-Friedenau (mit Kirchner, 1914) Rückenlehnenbezug<br />

96 f., 96 f.; Supraporte 71, 95, 95;<br />

Tischdecke 31 f.<br />

– Fotografien, Atelier Kirchners, Berlin<br />

(Friedenau, Körnerstr. 45, 1914 / 15) 73, 78,<br />

79, 83 f., 83 f., 90, 90; (Wilmersdorf, Durlacher<br />

Str. 14, um 1912 / 14) 30, 30<br />

Schilling, Gerda (1893–1923) 83, 83, 90, 90<br />

Schlemmer, Oskar (1888–1943) 408, 411, 435<br />

Schmidt, Joost (1893–1948) 407, 409, 409<br />

Schmidt, Kurt F. (Architekt) 428, 430, 430 f.<br />

Schmidt-Rottluff, Karl (1884–1976) 14, �23, 28 f.,<br />

29, 29, 35, 36, 43, 45, 70, �73 ff., 77, 77, 99 ff.,<br />

99 ff., 107, 110, 110, 111, 147, 166, 282, 342, 462,<br />

463, 464, 465, 466, 467, 468, 469, �470, 471<br />

– Brosche mit den Buchstaben »RS« (1910)<br />

99, 99<br />

– Holzanhänger als plastisches Ornament<br />

(nach 1913) 99, 99<br />

– Holzring mit Silberbügel und vier Perlmutteinlagen<br />

(um 1912) 99, 99<br />

– Idealprojekt. Bau einer Bergstadt (1919)<br />

�23, 36<br />

– Interieur mit Frau und Blumenvase (1923)<br />

101, 101<br />

– Neopathetisches Cabaret, Programm, Schriftzug<br />

(1911) 29, 29, 107, 110, 110, 468<br />

– Ornamental verzierter Holzkasten mit aufklappbarem<br />

Deckel und Vorderteil (1909) 74, 77, 77<br />

– Zigarettenkästchen mit Aktdarstellungen (1911)<br />

74, 100, 100<br />

Schönberg, Arnold (1874–1951) 14, 17, 18, 28, 30, 30,<br />

31, 36, 43, 52, 55, �268 f., 269, �271 f., 274,<br />

316, 319, 334, 463, 466, 467, �470, 471<br />

– Die glückliche Hand (1910–1913) 18, 31, 43, 55,<br />

268 f., 269, �271 f., 274, 319, 470<br />

– Pierrot lunaire (1912) 271, 316<br />

– Das Verhältnis zum Text (in: Almanach<br />

Der Blaue Reiter, 1912) 31, 271, 470<br />

Schreker (eigtl. Schrecker), Franz (1878–1934) 272<br />

Schreyer, Lothar (1886–1966) 52, 55, 108, 174, 338,<br />

408, 432, 465, �470, 471<br />

Schrimpf, Georg (1889–1938) 147, 148, 150, 468<br />

Schröder, Johannes (1883–1973) 174<br />

Schulz, Lavinia (1896–1924) 14, 45, 108, 428,<br />

�432, 433, 433, 436, 437, 438 ff., 438 f.,<br />

�440 f., 442–445, 442–445, 465, 468, �470<br />

– Rezension (Lorenz, 1922) �441<br />

– Szenenbildentwürfe für einen geplanten<br />

Tanzfilm (um 1922 / 23) 442 f., 442 f.<br />

– Tanzmasken (Bertchen schwarz, um 1923),<br />

444, 444; (Toboggan Frau, um 1923) 432, 433,<br />

433, 438, 438; (Tote Frau, um 1923) 432, 445,<br />

445; (Tanzpaar Toboggan, mit W. Holdt, um<br />

1924) 436, 437<br />

– Tanzschrift Vier Sätze der Toten Frau (1921)<br />

439 f., 439 f.<br />

Schwemer, Martin (1894 – vor 1958) 433, 433<br />

Schwitters, Kurt (1887–1948) 18, 52, 55, 58, 428<br />

Seehaus, Paul Adolf (1891–1919) 327, 327<br />

Seewald, Richard (1889–1976) 145, 145, 150<br />

Seiwert, Franz Wilhelm (1894–1933) 462, �470<br />

Severini, Gino (1883–1966) 338<br />

Sievert, Ludwig (1887–1966) 14, 39, 174 f., 175, 177,<br />

179, 179, 181, 181, �272 f., 273, 330, 330, 468,<br />

�470, 472<br />

– Die große Landstraße (1923) 175, 175<br />

– Mörder, Hoffnung der Frauen (1922) 14, 39,<br />

�272 f., 273, 468, 470<br />

– Penthesilea (1920) 174, 330, 330, 470<br />

– Der Sohn (1918) 177, 179, 179, 470<br />

– Die tote Stadt (1921) 178, 181, 181<br />

Simmel, Georg (1858–1918) 104, 204, 207, 236,<br />

465, 471<br />

Skrjabin, Alexander Nikolajewitsch (1872–1915)<br />

319, 320<br />

Slavos, Hans 156 f., 156 f.<br />

Slevogt, Max (1868–1932) 463<br />

Slutzky, Naum (1894–1965) 408, 410, 410<br />

Sommerfeld, Adolf (1886–1964), Wohnhaus, Berlin<br />

407, 409, 409<br />

Sonderbund (Westdeutscher Kunstfreunde und<br />

Künstler) 376, 468, 470<br />

Sorge, Reinhard Johannes (1892–1916) 55, 174, 177,<br />

463, 468, �470; Der Bettler. Eine dramatische<br />

Sendung (1912) 174, 177 f., �463, 469, (Deutsches<br />

Theater, Berlin, 1917) 55, 177 f., 196,<br />

196, 463, 469<br />

Stadler, Ernst (1883–1914) 379, 462, 464, 467<br />

Stahl, Erich Ludwig (geb. 1887) 15, 15, 332, 332<br />

– Plakate (mit O. Arpke) »Du musst Caligari<br />

werden« (1919 / 20) 332, 332; »Das Cabinet<br />

des Dr. Caligari« (1920) 15, 15<br />

Steegemann, Paul (1894–1956), Reihe: Die Silbergäule<br />

424 f., 424 f., 464<br />

Stegemann, Heinrich (1888–1945) 433, 433,<br />

440, 440<br />

Steger, Milly (1881–1948) 160, 160, 167, 462, 467,<br />

468, �470<br />

Steiner, Rudolf (1861–1925) 319, 378, 378,<br />

379, 408<br />

Steinhardt, Jakob (1887–1968) 338, 467, 468, �470;<br />

(Die Stadt, 1913) 212, 212<br />

Stephan, Rudi (1887–1915) 272<br />

Stern, Ernst (1876–1954) 107, 154 f., 155, 176,<br />

176, 177 f., 182, 183, 196, 196, 282, 463, 469,<br />

�470, 471<br />

– Der Bettler (Bühnenbild, 1917) 177 f., 196,<br />

196, 463<br />

– Revolution in Berlin (Lithografien, 1919)<br />

154 f., 155, 470<br />

– Die Wupper (Bühnenbild, 1919) 107, 176, 176,<br />

182, 183 ff., 184 f., 282, 472<br />

Sternheim, Carl (1878–1942) 40 f., 41, 462, 466, 469<br />

De Stijl 40, 404<br />

Stölzl, Gunta (1897–1983) 404, 406, 406<br />

Stramm, August (1874–1915) 32, 44, 268, 465, 467,<br />

�470, 471<br />

Strauss, Richard (Georg, 1864–1949) 316, 334, 467<br />

Strawinsky, Igor Fjodorowitsch (1882–1971) 36, 316,<br />

318, 318, 319 f., �334<br />

Strindberg, (Johan) August (1849–1912) 48, 53, 174,<br />

175, 319, 379, 470, 472<br />

– Die große Landstraße (1909) 174 f., 175<br />

Strohmeyer, Otto Heinrich (geb. 1895), Chile­Haus<br />

(1925) 414, 414<br />

Stuckenberg, Fritz (1881–1944) 167, 462<br />

Stuckenschmidt, Hans Heinz (1901–1988) 35, 433,<br />

465, 468, �470<br />

Der Sturm<br />

– Buchhandlung 28, 108, 471<br />

– Bühne 28, 108, �470, 471<br />

– Galerie 14, 28, 31, 35, 52, 55, 107, 108, 174,<br />

338, 376, �470, 471<br />

– Kunstschule 28, 52, 108, 466, 471<br />

– Verlag 28, 52, 56, 108, 466, 468, �470<br />

– Zeitschrift �s. Zeitschriften<br />

T<br />

Tappert, Georg (1880–1957) 35, 107, 167, 462, 467,<br />

468, 469<br />

Taut, Bruno (alias Glas, 1880–1938) 14, 35, 36,<br />

44, 45, 144, 166, 204, 207, 278 f., 279, 281,<br />

�338 ff., 339, 340, 341, 344, 344, 345, 372,<br />

372, �373, 376, 379, 380, 404, 408, 411, 462,<br />

464, 465, 466, 467, 468, 469, �471<br />

– Alpine Architektur (1919) 340, 340 f., 471<br />

– Die Auflösung der Städte (1920) 340, 340,<br />

�341, 344, 344, 373, 471<br />

– Briefe an die Gläserne Kette (Monument<br />

des neuen Gesetzes, 1919) 36, 44, 372, 372;<br />

(Freunde! Prometh! Zacken! Angkor! Antischmitz!<br />

MT! Anfang! WH!, 1920) �373<br />

– Brief W. Habliks an die Gläserne Kette (Sehr<br />

erfreut über Ihre Filmidee ..., 1920) �24, 44<br />

– Erde, asiatische Seite (1919) 340, 340<br />

– Firnen im Eis und Schnee (1919) 340, 340<br />

– Frühlicht (Zeitschrift, 1921 / 22) 473, 380,<br />

383, 471<br />

– Glashaus (Deutscher Werkbund, Köln<br />

1914) 32, �338 f., 339, 341, 342, 408, 469, 471<br />

– Die Stadtkrone (1919) 204, 341, 373, 379,<br />

469, 471<br />

– Der Weltbaumeister (1920) 14, 278 f., 279,<br />

373, 471<br />

Taut, Max (alias M. T., 1884–1967) 35, 166, 342, 373,<br />

462, 463, 464, 468, �471<br />

Titze, Willi (1890–1979) 428, 431<br />

17_Anhang_RZ.indd 505 13.10.2010 9:50:39 Uhr<br />

505


Toller, Ernst (1893–1939) 14, 32 f., 36 f., 37, 44, 144,<br />

148, 150, 174, 278, 462, 465, 466, 467, 468, �471<br />

– Steckbrief (1919) 37, 37<br />

– Die Wandlung (1919) 36, 45, 144, 174, 178,<br />

194 f., �194 f., 278, 310, 466, 467, 468, �471<br />

Trakl, Georg (1887–1914) 28, 56, 107, 379, 466,<br />

467, �471<br />

Tribüne (Privattheater, Berlin) 36, 45, 178, 194 f.,<br />

194, 278, 310, 465, 466, 467, 468, �471, 472<br />

Trüdinger, Philipp (1866–1950) 28, 463<br />

Tucholsky, Kurt (alias Peter Panter, 1890–1935)<br />

281 f., 284, 309, �328, �456 f., 471<br />

– Dämmerung (1920) 456 f.<br />

– Dr. Caligari (1920) 281 f., 309, �328<br />

Tügel, Otto Tetjus (1892–1973) 431, 432<br />

Twardowski, Hans Heinrich von (1898–1958)<br />

309, 313, 333<br />

506<br />

U<br />

Unger, Erich (1887–1950) 29, 110<br />

Unold, Max (1885–1964) 147<br />

Urbas, Otto 148, 150<br />

V<br />

Varèse, Edgar (1883–1965) 316<br />

Veidt, Conrad (1893–1943) 230, 231, 309, 313, 333,<br />

463, 464, 467, 469, �471<br />

Velde, Henry van de (1863–1957) 377, 377, 379,<br />

404, 468, 471<br />

Viertel, Berthold (1885–1953) 175, 175<br />

Vinnen, Carl (1863–1922) 376<br />

Vischer, Melchior (1895–1975) 424, 424<br />

W<br />

Wach, Aloys (1892–1940) 147, 148 f., 149, 150<br />

Wagner, Otto (1841–1918) 379, 380<br />

Wagner, Richard (1813–1883) 14, 17, 18, 52, 174, 177,<br />

268, 272, 316<br />

Walden, Herwarth (Georg Levin, 1878–1941)<br />

17, 28, 29, 30, 30, 31, 32, 35, �48, 52, 54, 54,<br />

107, 108, 147, 338, 376, 379, 462, 463, 464,<br />

465, 466, 467, 468, 469, 470, �471; �s. auch<br />

Der Sturm<br />

– Café Größenwahn (1912) 48<br />

– Porträts (Kokoschka, Öl, 1910) 30, 30;<br />

(Kokoschka, Der Sturm, 1910) 28;<br />

(Wauer, 1917) 54, 54<br />

Walzel, Oskar (1864–1944) 52<br />

Warburg, Aby (1866–1929) 43, 487<br />

Warm, Hermann (Georg, 1889–1976) 281, 306, 309,<br />

311 f., 311 f., 328, 333, 463, 469, �471<br />

Wauer, William (Ernst Hermann, 1866–1962) 54, 54 f.,<br />

467, 470, 471, �472<br />

Wedekind, Frank (1864–1918) 28, 48, 462, 463, 471<br />

Wegener, Paul (1874–1948) 55, 174, 278 f., 279,<br />

294, 294 f., 295, 306, 328, 384, 385, 388–392,<br />

388–392, 394, 464, 465, 469, 471, �472<br />

– Der Golem ... (1920) 55, 278, 294, 294 f., 295,<br />

384, 385, 388–392, 388–392, 394 f., 394 f.,<br />

463, �464, 469, 472<br />

– Lebende Buddhas (1924) 469, 472<br />

– Der Student von Prag (1913) 306, 472<br />

Weichert, Richard (1880–1961) 174, 179, 179, 272,<br />

330, 330, 470, �472<br />

Weill, Kurt (1900–1950) 35, 268, 463, 466, 468<br />

Weininger, Otto (1880–1903) 268<br />

Wenz, Walter 148, 150<br />

Werckmeister, Hans (1871 / 72 oder 1879–1929),<br />

Algol. Eine Tragödie der Macht (1920) 281, 469<br />

Werefkin, Marianne von (1860–1938) 463, 466, 470<br />

Werfel, Franz (1890–1945) 52, 462, 463, 464, 465,<br />

466, 467, 468 469, �472<br />

Wiederhold, Sascha (1904–1962) 424 f., 424 f.<br />

Wiemeler, Ignaz (1885–1952) 429, 429, 447, 447<br />

Wiene, Robert (1873–1938) 14, 40, 44, 55, 57, 57,<br />

174, 237, 237, 241, 241, 278, 281 ff., 283, 298,<br />

298, 306, �306 ff., 307 f., 311, 311, 313, 328,<br />

463, 464, 466, �472<br />

– Das Cabinet des Dr. Caligari (1920) 14, 40, 44,<br />

55, 57, 57, 174, 237, 237, 241, 241, 278, 281 f.,<br />

�306 ff., 307 f., 311, 311, 316, 321, 321 f., 323 ff.,<br />

324 f., 331, 331, 335, 335, �463, 466, 467, 469,<br />

471, 472; �s. auch Filme<br />

– Genuine (1920) 282, 291, 291, �464, 466, 467,<br />

469, 472; (Szenenbild, Klein, 1920) 280, 280,<br />

282, 289, 289, 466; (Filmplakat, Fenneker,<br />

1920) 290, 290, 474<br />

– Raskolnikow (1922 / 23) 282 f., 283, 286, 287,<br />

293, 293, 298, 298, 306, 462, �469, 472<br />

Wigman, Mary (1886–1973) 14, 39, 431, 465, 466,<br />

468, �472<br />

Wilhelm, Karl (1872–1935) 231, 231<br />

Wilkens, Carl M. H. (1891–1969) 448–451, 448–451<br />

Wolff, Kurt (1887–1963) 108, 466; (Verlag)<br />

114, 114 f., 117, 117, 464, 465, �466, 468,<br />

469, 471, 472<br />

– Der jüngste Tag (Broschürenreihe)<br />

108, 466, 468<br />

– Kinobuch (1913) �s. Pinthus<br />

Worringer, Wilhelm (1881–1965) 376, 462<br />

Wright, Frank Lloyd (1867–1959) 356, 356, 377,<br />

377, 379<br />

Würzbach, Walter (1885–1950) 49, 49, 463, �472<br />

Z<br />

Zech, Paul (1881–1946) 55, 463, 465, 467, 468,<br />

471, �472<br />

Zehder, Hugo (Architekt) 147<br />

Zeitschriften<br />

– Die Aktion (Hrsg. F. Pfemfert) 28, 31, 43,<br />

107, 108, 123, 123, 125, 125, 144, 147, 151, 151,<br />

379, �462, 463, 464, 465, 466, 467, 469,<br />

470, 471<br />

- Titelblätter<br />

(Der Kapitalismus, der das werktätige<br />

Volk ..., 1918) 125, 125<br />

(Potsdamer Platz, Meidner, 1914) 123, 123<br />

(Die Revolution, Anger, 1919) 151, 151<br />

– Die Bücherkiste 147, 148, 150<br />

– Die Dachstube (Hrsg. C. Mierendorff)<br />

�154, �463, 468, 471<br />

– Der Demokrat 43, 107, 465, 469<br />

– Die Fackel 48, 108, 467<br />

– Frühlicht (Hrsg. B. Taut, ) 380, 383, 471<br />

– Neue Hamburger Zeitung 428, 435<br />

– Das neue Pathos (Berlin) 463, 464, 465, 466,<br />

467, �468, 472<br />

– Revolution (Hrsg. H. Leybold u. a.) 31, 128 f.,<br />

128 f., 144 f., 145, 147, 148, 150, 462, 467, �469<br />

– Die Rote Erde (Hrsg. K. Lorenz, R. Schapire,<br />

Hamburg) 441, 464, �469, 470<br />

– Der Sturm (Hrsg. H. Walden) 14, 28, 35, 43,<br />

48, 52, 53, 53, 55, 56, 104, 107, 108, 144, 147,<br />

268, 270, 270, 278, 338, 376, 463, 464, 465,<br />

466, 467, 468, 469, �470, 471, 472<br />

- Titelblätter von Kokoschka<br />

(Gesindel in der Sternennacht, 1910) 53, 53;<br />

(Mörder, Hoffnung der Frauen, 1910) 268,<br />

270, 270<br />

– Süddeutsche Freiheit (Montagszeitung)<br />

148 f., 149<br />

– Das Tribunal (Hrsg. C. Mierendorff) 32, 44,<br />

168 f., 168 f., 462, 463, 464, 465, 466, 468,<br />

471, �472<br />

- Titelblätter<br />

(Max Reinhardt, Kokoschka, 1920) 168, 168;<br />

(Polemische Zeichnung, Meidner, 1919)<br />

169, 169<br />

– Die Weltbühne (Hrsg. S. Jacobsohn,<br />

T. Tucholsky u. a.) 281 f., 456 f.; Beiträge<br />

Tucholskys (Dämmerung, 1920) 456 f.,<br />

(Dr. Caligari, 1920) 281 f., 309, �328<br />

– Wendingen (Amsterdam) 379<br />

– Der Ziegelbrenner (Hrsg. Ret Marut) 147<br />

Zeyn, Willy sen. (1876–1946) 228, 228<br />

Zucker, Paul (1888–1971) 167, 342, 462<br />

Zuntz, Olga (Fotografin) 75, 75, 77, 77<br />

Zweig, Stefan (1881–1942) 111, 268<br />

17_Anhang_RZ.indd 506 13.10.2010 9:50:39 Uhr


Leihgeber und Dank<br />

Dank an institutionelle Leihgeber<br />

Städtische Kunstsammlungen, Galerie Albstadt<br />

Dr. Marina Sauer<br />

Dr. Veronika Mertens<br />

EYE Film Instituut Nederland, Amsterdam<br />

Sandra den Hamer<br />

Akademie der Künste, Berlin<br />

Dr. Wolfgang Trautwein<br />

Dr. Petra Albrecht<br />

Architekturmuseum der Technischen<br />

Universität Berlin<br />

Dr. Hans-Dieter Nägelke<br />

Franziska Schilling<br />

Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne<br />

Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin<br />

Prof. Jörn Merkert<br />

Dr. Thomas Köhler<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und<br />

Fernsehen, Berlin<br />

Dr. Rainer Rother<br />

Werner Sudendorf<br />

Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin<br />

Dr. Moritz Wullen<br />

Dr. Elke Blauert<br />

Dr. Anita Kühnel<br />

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin<br />

Prof. Dr. Heinrich Schulze Altcappenberg<br />

Dr. Anita Beloubek-Hammer<br />

Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin<br />

Udo Kittelmann<br />

Dr. Joachim Jäger<br />

Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin<br />

Prof. Dr. Hans Ottomeyer<br />

Andrea von Hegel<br />

Cineteca di Bologna<br />

Giuseppe Bertolucci<br />

Gian Luca Farinelli<br />

Bündner Kunstmuseum, Chur<br />

Dr. Beat Stutzer<br />

Hessisches Landesmuseum Darmstadt<br />

Dr. Theo Jülich<br />

Dr. Mechthild Haas<br />

Dr. Klaus-Dieter Pohl<br />

Stadtarchiv Darmstadt<br />

Dr. Peter Engels<br />

Dr. York Haase<br />

Dr. Friedrich Knieß<br />

Otto-Bartning-Archiv der Technischen<br />

Universität Darmstadt<br />

Dr. Meinrad von Engelberg<br />

Kirchner Museum Davos<br />

Dr. Karin Schick<br />

Stiftung Bauhaus Dessau<br />

Prof. Philipp Oswalt<br />

Lutz Schöbe<br />

Wolfgang Thöner<br />

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf<br />

Dr. Marion Ackermann<br />

Dr. Anette Kruszynski<br />

Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum, Zentrum<br />

Internationaler Skulptur, Duisburg<br />

Prof. Dr. Raimund Stecker<br />

Dr. Gottfried Leinz<br />

Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt a. M.<br />

Peter Cachola Schmal<br />

Inge Wolf<br />

Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt a. M.<br />

Friedhelm Hütte<br />

Claudia Schicktanz<br />

Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.<br />

Claudia Dillmann<br />

Hans-Peter Reichmann<br />

Hindemith Institut Frankfurt<br />

Prof. Dr. Giselher Schubert<br />

Dr. Susanne Schaal-Gotthardt<br />

Städel Museum, Frankfurt a. M.<br />

Max Hollein<br />

Dr. Felix Krämer<br />

Dr. Jutta Schütt<br />

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Berndt Dugall<br />

Dr. Ann Kersting-Meuleman<br />

Kunstsammlung Gera<br />

Holger Peter Saupe<br />

Wolgang Schwarzentrub<br />

Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes<br />

Sachsen-Anhalt, Halle<br />

Dr. Katja Schneider<br />

Ernst Barlach Haus,<br />

Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg<br />

Dr. Karsten Müller<br />

Hamburger Kunsthalle<br />

Prof. Dr. Hubertus Gaßner<br />

Dr. Ulrich Luckhardt<br />

Dr. Andreas Stolzenburg<br />

Museum für Hamburgische Geschichte<br />

Prof. Dr. Elisabeth Kosok<br />

Dr. Ortwin Pelc<br />

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br />

Dr. Sabine Schulze<br />

Dr. Rüdiger Joppien<br />

Stiftung Historische Museen Hamburg, Altonaer<br />

Museum für Kunst und Kulturgeschichte<br />

Prof. Dr. Torkild Hinrichsen<br />

Dr. Nicole Tiedemann-Bischop<br />

Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe<br />

Katrin Maibaum<br />

Janna Lipsky<br />

Museumslandschaft Hessen Kassel<br />

Prof. Dr. Bernd Küster<br />

Kolumba, Köln<br />

Dr. Stefan Kraus<br />

Dagmar Wolff<br />

Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln<br />

Dr. Elke Purpus<br />

Thomas Romándi<br />

17_Anhang_RZ.indd 507 13.10.2010 9:50:39 Uhr<br />

507


Museum Ludwig, Köln<br />

Prof. Kasper König<br />

Dr. Stephan Diederich<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der<br />

Universität zu Köln<br />

Prof. Dr. Christiane M. Bongartz<br />

Dr. Gerald Köhler<br />

Det Danske Filminstitut, Kopenhagen<br />

Henrik Bo Nielsen<br />

Thomas C. Christensen<br />

Deutsche Nationalbibliothek Leipzig<br />

Dr. Elisabeth Niggemann<br />

Jörg Räuber<br />

Lentos Kunstmuseum Linz<br />

Stella Rollig<br />

Dr. Elisabeth Nowak-Thaller<br />

Museum Behnhaus Drägerhaus,<br />

Die Lübecker Museen<br />

Dr. Thorsten Rodiek<br />

Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein<br />

Dr. Reinhard Spieler<br />

Nina Gülicher<br />

Wissenschaftliche Stadtbibliothek, Mainz<br />

Dr. Stephan Fliedner<br />

Silja Geisler-Baum<br />

Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

Prof. Dr. Ulrich Raulff<br />

Dr. Nicolai Riedel<br />

Deutsches Theatermuseum, München<br />

Dr. Claudia Blank<br />

Dr. Susanne de Ponte<br />

Filmmuseum München<br />

Stefan Drössler<br />

Stephanie Hausmann<br />

Pinakothek der Moderne, Bayerische Staatsgemäldesammlungen<br />

München<br />

Prof. Dr. Klaus Schrenk<br />

Prof. Dr. Carla Schulz-Hoffmann<br />

LWL – Landesmuseum für Kunst<br />

und Kulturgeschichte, Westfälisches<br />

Landesmuseum, Münster<br />

Dr. Hermann Arnhold<br />

Melanie Bono<br />

Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg<br />

Prof. Dr. G. Ulrich Großmann<br />

Cinémathèque française, Paris<br />

Costa Gavras<br />

Serge Toubiana<br />

Národní Galerie v Praze, Prag<br />

Prof. Dr. Milan Knížák<br />

Lyonel-Feininger-Galerie, Quedlinburg<br />

Dr. Björn Egging<br />

Ellen Lenz<br />

Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg<br />

Dr. Andrea Madesta<br />

Dr. Roman Zieglgänsberger<br />

508<br />

Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte,<br />

Stiftung Schleswig-Holsteinische Landes museen<br />

Schloss Gottorf, Schleswig<br />

Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim<br />

Dr. Jürgen Fitschen<br />

Dr. Ulrich Schneider<br />

Moderna Museet, Stockholm<br />

Lars Nittve<br />

Kunstmuseum Stuttgart<br />

Dr. Ulrike Groos<br />

Dr. Daniel Spanke<br />

Filmmuseum Romboy, Wesseling<br />

Manfred Romboy<br />

Leopold Museum, Wien<br />

Elisabeth Leopold<br />

Peter Weinhäupl<br />

Dr. Franz Smola<br />

Österreichische Nationalbibliothek, Wien<br />

Dr. Hans Petschar<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

Thomas Zeipelt<br />

Gudrun Weiss<br />

Kunsthaus Zug<br />

Dr. Matthias Haldemann<br />

Dr. Marco Obrist<br />

Coninx-Stiftung, Zürich<br />

Dr. Ernst Hefti<br />

Inga Hefti<br />

Dank an Privatsammlungen und Stiftungen<br />

Neben den institutionellen Leihgebern danken<br />

wir insbesondere auch den passionierten<br />

Privatsammlerinnen und Privatsammlern sowie<br />

den Stif tungen und den Kunsthandlungen für<br />

ihre großzügigen Leihgaben<br />

Galerie für Architektenmöbel, Berlin<br />

Michael Mertens<br />

E.W.K., Bern<br />

Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen / Berlin<br />

Wolfgang Werner<br />

Merck Corporate History, Darmstadt<br />

Dr. Sabine Bernschneider-Reif<br />

Hans-Joachim und Gisa Sander, Darmstadt<br />

Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung für Kunst und<br />

Kulturpflege, Frankfurt a. M.<br />

Heinz Vogel<br />

LETTER Stiftung, Köln<br />

Dr. Rudolf Rieger<br />

Abeceda Antiquariat, München<br />

Sammlung Gerhard Schneider, Olpe und Solingen<br />

Inken Drozd, Weil am Rhein<br />

sowie all jenen, die hier nicht namentlich genannt<br />

werden wollen.<br />

Herzlichen Dank<br />

Barbara Alms, Babette Angelaeas,<br />

Thomas Anz, Martin Apelt, Arno Barnert,<br />

Korinna Barthel, Leonie Beiersdorf,<br />

Dieter Bingen, Margarete Boller,<br />

Camilla Bork, Gerda Breuer, Bernd Busch,<br />

Beate Dannhorn, Burghardt Darmer,<br />

Michael Davidis, Magdalena Depta,<br />

Stephan Dinges, Michael Dörfler,<br />

Lisa Dressler, Werner Durth,<br />

Mandana Edjtemai, Alexander Eiling,<br />

Christiane Eulig, Lothar Fischer,<br />

Sabine Fischer, Joachim Fontaine,<br />

Reinhard Franz, Eric Gebel, Petra Gehring,<br />

Ragna Gräbner, Heike Hambrock,<br />

Michael Hasenclever, Wolfgang Henze und<br />

Ingeborg Henze-Ketterer, Helge Heynold,<br />

Justin Hoffmann, Alfred Hoh,<br />

Raja Hohlmann, Karl-Heinz Hoffmann,<br />

Margit Hoffmann, Vera Hullen,<br />

Roland Jaeger, Harry Joelson-Strohbach,<br />

Uli Jung, Gisela Kaiser, Markus Kalb,<br />

Albrecht von Kalnein, Jürgen Kasten,<br />

Thomas Kemme, Cornelia Kemp,<br />

Rosemarie Kilian, Eva-Maria Klother,<br />

Susanne Knapp, Gerald Köhler,<br />

Steffen Krämer, Evelyn Kroll,<br />

Karl-Wieland Kurz, Christiane Lange,<br />

Judith Leitz, Françoise Lémerige,<br />

Petra Mandt, Andrea Meneghelli,<br />

Cord Meijering, Gabriele Mielcke,<br />

André Mieles, Freya Mühlhaupt,<br />

Ursula Müller, Claus K. Netuschil,<br />

Ruth Oberhand, Susanne Oehmke,<br />

Liona Paulus, Isabelle Pauly,<br />

Wolfgang Pehnt, Ad Pollé, Georg Polster,<br />

Volker Probst, Claudia Quiring,<br />

Isabelle Regelsperger, Erik Riedel,<br />

Lisa Roth, Andreas Rühl,<br />

Hanna Santelmann, Anett Sawall,<br />

Rudolf Schmitz, Susanne Schorn,<br />

Jörg Schulz, Rüdiger Schütt,<br />

Frank Schütz, Herbert Schwarze,<br />

Heinz Stahlhut, Elena Tammaccaro,<br />

Ronny Temme, Robert Waggon,<br />

Claudia Wagner, Claudia Wedepohl,<br />

Martina Weiß, Annette Windisch,<br />

Karin Wirschem, Annette Wittboldt<br />

17_Anhang_RZ.indd 508 13.10.2010 9:50:40 Uhr


Bild- und Textnachweis<br />

Bildnachweis<br />

Abeceda Antiquariat München:<br />

S. 146<br />

Akademie der Künste, Berlin, Baukunstarchiv:<br />

S. 343, 344, 349 (Detail), 362, 366, 368, 369,<br />

370, 372, 419<br />

Akademie der Künste, Berlin, Kunstsammlung /<br />

Roman März, Berlin:<br />

S. 154, 155<br />

akg-images, Berlin:<br />

S. 16<br />

Architekturmuseum der Technischen Universität<br />

Berlin:<br />

S. 364 / 365, 419<br />

Archiv der Autoren:<br />

S. 34, 72, 105, 109, 111, 146, 149, 205, 206,<br />

209, 340, 377, 378, 381, 382, 406, 409, 410,<br />

429, 433<br />

Archiv Rudolf Belling, Krailling:<br />

S. 34<br />

Arnold Schönberg Center, Wien:<br />

S. 269<br />

Atelier L. & A. Schaul, Hamburg:<br />

S. 430<br />

Bauhaus-Archiv, Berlin / Hartwig Klappert, Berlin:<br />

S. 406, 409, 410<br />

Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Pinakothek<br />

der Moderne, München:<br />

S. 6 (Detail), 82<br />

Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne<br />

Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin /<br />

Kai-Annett Becker, Berlin:<br />

S. 146, 165, 360 / 361, 424, 425<br />

bpk / Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek /<br />

Dietmar Katz, Berlin:<br />

S. 6 (Detail), 19, 117, 347, 356, 357<br />

bpk / Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett<br />

/ Volker-H. Schneider, Berlin:<br />

S. 140, 218, 238, 398, 399<br />

bpk / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie /<br />

Jörg P. Anders, Berlin:<br />

S. 212, 213<br />

Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin:<br />

S. 289<br />

Bündner Kunstmuseum, Chur:<br />

S. 85, 98<br />

Cinémathèque française, Bibliothèque du Film,<br />

Paris:<br />

S. 301, 302 / 303, 335<br />

Cineteca di Bologna:<br />

S. 259, 285<br />

Coninx-Stiftung, Zürich:<br />

S. 93<br />

Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt a. M.:<br />

S. 34, 219, 415<br />

Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt a. M.:<br />

S. 186, 193, 209, 225, 279, 280, 291, 295, 324,<br />

325, 385 (Detail), 386, 387, 388, 391, 392,<br />

393, 394, 395<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und<br />

Fernsehen, Berlin:<br />

S. 6 (Detail), 7 (Detail), 226, 228, 229, 230,<br />

231, 232, 233, 244, 290, 317, 323, 329, 331, 355<br />

Deutsche Kinemathek – Museum für Film und<br />

Fernsehen, Berlin / dadaware, Berlin:<br />

S. 6 (Detail), 311, 312<br />

Deutsches Literaturarchiv, Marbach:<br />

S. 29, 37, 110, 123, 125, 128, 129, 145, 149, 151<br />

Deutsches Theatermuseum, München:<br />

S. 7 (Detail), 179, 187, 191, 192, 197, 198, 199,<br />

201, 275<br />

EYE Film Instituut Nederland, Amsterdam:<br />

S. 283, 287 (Detail), 293, 298<br />

Filmmuseum München / Gerhard Ullmann, München:<br />

S. 10 (Detail), 224<br />

Filmmuseum Romboy, Wesseling:<br />

S. 283<br />

Fotostudio Burger, Fürth:<br />

S. 106<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden:<br />

S. 6 (Detail), 41, 46, 57, 227, 237, 241, 285,<br />

294, 307, 308, 311, 454, 459<br />

Galerie Kornfeld, Bern / Peter Lauri, Bern:<br />

S. 95, 96, 97, 292<br />

Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg /<br />

Monika Runge, Nürnberg:<br />

S. 59, 114 / 115, 270<br />

H.-P. Cordes, Hamburg:<br />

S. 131<br />

Hamburger Kunsthalle / Elke Walford, Hamburg:<br />

S. 448, 449, 450, 451<br />

Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett /<br />

Christoph Irrgang, Hamburg:<br />

S. 75, 417<br />

Hessisches Landesmuseum Darmstadt:<br />

S. 113 (Detail), 141, 257, 296, 297<br />

Hindemith Institut Frankfurt:<br />

S. 33, 134, 138, 262<br />

Institut <strong>Mathildenhöhe</strong>, Städtische Kunstsammlung<br />

Darmstadt:<br />

S. 6 (Detail), 34, 53, 118, 122, 127<br />

J. H. Tooker Print Company, New York:<br />

S. 321<br />

Kirchner Museum Davos:<br />

S. 30, 33, 71, 72, 79 (Detail), 83, 84, 86, 87,<br />

88, 90, 91, 92, 94, 326<br />

17_Anhang_RZ.indd 509 13.10.2010 9:50:40 Uhr<br />

509


Kolumba, Köln / Lothar Schnepf, Köln:<br />

S. 170<br />

Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg:<br />

S. 126<br />

Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen / Berlin:<br />

S. 164<br />

Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm:<br />

S. 247, 264<br />

Kunstmuseum Stuttgart: S. 38, 132, 133, 206<br />

Kunstsammlung Gera / Ulrich Fischer, Gera:<br />

S. 159, 260<br />

Lentos Kunstmuseum Linz / Rainhard Haider, Linz:<br />

S. 77, 99, 100, 101<br />

Leopold Museum, Wien:<br />

S. 6 (Detail), 7 (Detail), 54, 61 (Detail), 62,<br />

63, 64, 65, 66, 67, 89, 258, 263<br />

LETTER Stiftung, Köln:<br />

S. 156, 157, 220, 222, 223, 299, 300<br />

LWL – Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte,<br />

Münster / Sabine Ahlbrand-Dornseif,<br />

Münster:<br />

S. 109, 358, 359<br />

Lyonel-Feininger-Galerie, Quedlinburg / Hans Wulf<br />

Kunze, Magdeburg:<br />

S. 397<br />

Merck Corporate History, Darmstadt:<br />

S. 249, 250, 253, 256<br />

Moderna Museet, Stockholm:<br />

S. 265<br />

Museum Behnhaus Drägerhaus, Die Lübecker<br />

Museen / Michael Haydn, Eichede:<br />

S. 130<br />

Museum für Hamburgische Geschichte:<br />

7 (Detail), S. 158<br />

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg:<br />

7 (Detail), S. 171, 416, 429, 433, 434, 437,<br />

438, 439, 440, 442 / 443, 444, 445, 446,<br />

447, 452, 453<br />

Museumslandschaft Hessen Kassel, Graphische<br />

Sammlung:<br />

S. 135, 136, 238<br />

Museumslandschaft Hessen Kassel, Neue Galerie:<br />

S. 124<br />

Nachrichtenamt der Stadt Köln:<br />

S. 339<br />

Národní Galerie v Praze, Prag:<br />

S. 105<br />

Nic Tenwiggenhorn, Düsseldorf:<br />

S. 200<br />

Österreichische Nationalbibliothek, Wien:<br />

S. 243 (Detail), 248, 251, 252, 254, 255<br />

510<br />

Privatbesitz:<br />

S. 42, 75, 77, 97, 279, 414<br />

R. Piper Verlag, München:<br />

S. 106<br />

Rheinisches Bildarchiv, Köln:<br />

S. 327<br />

Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt a. M.:<br />

S. 215<br />

Sammlung Lothar Fischer, Berlin:<br />

S. 38<br />

Sammlung Gerhard Schneider, Olpe / Saša Fuis,<br />

Köln:<br />

S. 188, 189, 190<br />

Sammlung Sander, Darmstadt:<br />

S. 81, 246<br />

Sammlung Sander, Darmstadt / Rühl & Bormann,<br />

Darmstadt:<br />

S. 120, 121<br />

Sammlung Sander, Darmstadt / Uwe Walter, Berlin:<br />

S. 238<br />

Serge Sabarsky Collection, New York:<br />

S. 80<br />

Stadtarchiv Darmstadt:<br />

S. 41, 137, 168, 169<br />

Städel Museum, Frankfurt a. M.:<br />

S. 59, 139, 160, 161, 168<br />

Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau<br />

München:<br />

S. 30, 106<br />

Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach /<br />

Ruth Kaiser, Viersen:<br />

S. 292<br />

Stiftung Bauhaus Dessau:<br />

S. 211, 418<br />

Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin:<br />

S. 7 (Detail), 15, 162, 163, 389, 390<br />

Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin,<br />

Sammlung Sachs:<br />

S. 332, 371<br />

Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes<br />

Sachsen-Anhalt, Halle / Ludwig Rauch, Berlin:<br />

S. 54<br />

Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen<br />

Schloss Gottorf, Landesmuseum für Kunst und<br />

Kulturgeschichte, Schleswig:<br />

S. 99, 261, 423<br />

Technische Universität Darmstadt, Archiv-Otto-<br />

Bartning / Jürgen Schreiter, Darmstadt:<br />

S. 7 (Detail), 20 / 21, 354, 355, 396, 401, 405<br />

Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität<br />

zu Köln:<br />

S. 175, 176, 179, 181, 183 (Detail), 184, 185, 194,<br />

195, 196, 273, 280, 289, 330<br />

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg,<br />

Frankfurt a. M.:<br />

S. 153, 275<br />

Villa Grisebach, Berlin:<br />

S. 245<br />

Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe:<br />

S. 7 (Detail), 25, 350, 351, 352, 353, 363, 413<br />

(Detail), 420, 421, 422, 423<br />

Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein:<br />

S. 292<br />

Wissenschaftliche Stadtbibliothek, Mainz:<br />

S. 49<br />

Textnachweis<br />

© 2010 für die abgedruckten Texte von<br />

Gottfried Benn beim Klett-Cotta Verlag, zit. nach:<br />

Gottfried Benn, Sämtliche Werke (Stuttgarter Ausgabe),<br />

Bd. I: Gedichte 1, in Verb. mit Ilse Benn hrsg.<br />

von Gerhard Schuster, Stuttgart 1986<br />

S. 253<br />

Ivan Goll beim Wallstein Verlag<br />

S. 288<br />

Jakob van Hoddis bei der Erben gemeinschaft<br />

Jakob van Hoddis, zit. nach: Jakob van Hoddis,<br />

Dich tung und Briefe, hrsg. von Regina Nörtemann,<br />

Göttingen 2007<br />

S. 46, 118<br />

Ludwig Meidner beim Stadtarchiv Darmstadt, ST 45<br />

Ludwig Meidner Nr. 1569<br />

S. 216<br />

Herwarth Walden beim Nachlass Walden, München<br />

S. 48<br />

sowie bei den Künstlern oder ihren Rechtsnachfolgern<br />

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Ausstellung<br />

Diese Publikation erscheint<br />

anlässlich der Ausstellung<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> <strong>Expressionismus</strong><br />

Kunst, Film, Literatur, Theater, Tanz<br />

und Architektur 1905–1925<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt<br />

24. Oktober 2010 bis 13. Februar 2011<br />

Direktor<br />

Ralf Beil<br />

Idee<br />

Ralf Beil, Claudia Dillmann<br />

Kurator<br />

Ralf Beil<br />

Konzeptionelle Mitarbeit<br />

Claudia Dillmann<br />

Kuratorische Mitarbeit<br />

Astrid Becker<br />

Wissenschaftliche Mitarbeit<br />

Susanne Neubronner<br />

Gesamtkoordination<br />

Astrid Becker<br />

Koordination Filmmuseum<br />

Susanne Neubronner<br />

Ausstellungsassistenz<br />

Anke Hillen, Anna-Pauline Weinke<br />

Ausstellungsarchitektur<br />

Christian Häussler, Ralf Beil<br />

Sekretariat<br />

Angelika Nitsch, Indra Metzger<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Gwendolin Ross<br />

Konservatorische Betreuung<br />

Gitta Hamm, Vera Grunder,<br />

Moya Schönberg<br />

Aufbau und Technik<br />

Jürgen Preusch, Uwe Brückner,<br />

Hartmut Kani, Karl-Heinz Köth,<br />

Fritz Schmunk<br />

HEITEC-Heiser GmbH, Gau-Algesheim<br />

Mediengestaltung<br />

Marco Kühne, 2SPOT Produktion<br />

Administration<br />

Ulli Emig, Michael Heine, Sandra Jakobi<br />

Werbemedien<br />

BECKER SPÄTH Konzept und Design<br />

Institut <strong>Mathildenhöhe</strong><br />

Olbrichweg 13<br />

64287 Darmstadt<br />

Tel. +49 6151 13-2778<br />

Fax. +49 6151 13-3739<br />

www.mathildenhoehe.eu<br />

Sponsoren und Partner<br />

Eine Ausstellung im Rahmen von<br />

Ermöglicht durch<br />

In Kooperation mit<br />

Kulturpartner<br />

Medienpartner<br />

Mit freundlicher Unterstützung von<br />

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511


Katalog<br />

512<br />

Herausgeber<br />

Ralf Beil, Claudia Dillmann<br />

Konzeption<br />

Ralf Beil<br />

Textredaktion<br />

Ralf Beil, Astrid Becker<br />

Bildredaktion<br />

Astrid Becker, Ralf Beil, Anna-Pauline Weinke<br />

Institutslektorat<br />

Astrid Becker, Anke Hillen, Susanne Neubronner,<br />

Anna-Pauline Weinke<br />

Verlagslektorat<br />

Regina Dorneich, Dagmar Lutz<br />

Grafisches Konzept und Gestaltung<br />

KOMA AMOK, Kunstbüro für Gestaltung, Stuttgart<br />

Schriften<br />

Caligari Pro (Joerg Ewald Meißner und Gerd<br />

Sebastian Jakob, inspiriert von den Zwischentitelentwürfen<br />

aus dem Film Das Cabinet des Dr. Caligari),<br />

Old Style (Monotype), FF Bau (Christian Schwartz)<br />

Papier<br />

Profimatt, 150 g / m²<br />

Verlagsherstellung<br />

Christine Emter<br />

Reproduktionen<br />

LVD Gesellschaft für Datenverarbeitung mbH, Berlin<br />

Gesamtherstellung<br />

Firmengruppe Appl, Wemding<br />

© 2010 Institut <strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt, Hatje<br />

Cantz Verlag, Ostfildern, und Autoren<br />

© 2010 für die abgebildeten Werke von Max Beckmann,<br />

Rudolf Belling, Max Burchartz, Paul Citroën,<br />

Otto Dix, Ernst Moritz Engert, Lyonel Feininger,<br />

Conrad Felixmüller, Hermann Finsterlin, Walter<br />

Gropius, George Grosz, Hugo Häring, Christoph<br />

Irrgang, Johannes Itten, Wassily Kandinsky, Paul<br />

Klee, César Klein, Arthur Köster, Käthe Kollwitz,<br />

Bernhard Kretzschmar, Ludwig Mies van der Rohe,<br />

Lucia Moholy, Hans Scharoun, Joost Schmidt,<br />

Karl Schmidt-Rottluff, Arnold Schönberg, Gunta<br />

Stölzl, Nic Tenwiggenhorn, Henry van de Velde,<br />

Frank Lloyd Wright, William Wauer bei VG Bild-<br />

Kunst, Bonn;<br />

von Otto Bartning beim Nachlass Otto Bartning,<br />

Technische Universität Darmstadt; Marcel Breuer<br />

bei Thomas Breuer, USA; Heinrich Maria Davringhausen<br />

bei Renata Davringhausen, c/o Leopold-<br />

Hoesch Museum der Stadt Düren; Gebrüder Dransfeld<br />

bei Gudrun Dransfeld, Hamburg; Josef Fenneker<br />

beim Stadtmuseum Bocholt; Otto Fischer-Trachau<br />

beim Nachlass Fischer-Trachau, Hamburg; Carl<br />

Gunschmann beim Nachlass Gunschmann, Darmstadt;<br />

Horst von Harbou bei Deutsche Kinemathek –<br />

Museum für Film und Fernsehen, Berlin; Erich<br />

Heckel beim Nachlass Erich Heckel, Hemmen hofen;<br />

Paul Hindemith beim Hindemith Institut Frankfurt<br />

und Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg,<br />

Frankfurt a. M.; Martin Jahn beim Nach lass<br />

Martin Jahn, Warschau; Franz Jung bei Peter Jung,<br />

Miami, Florida; Oskar Kokoschka bei Fondation Oskar<br />

Kokoschka / VG Bild-Kunst, Bonn; Alfred Kubin bei<br />

Eberhard Spangenberg / VG Bild-Kunst, Bonn; Hans<br />

Leip beim Museum für Hamburgische Geschichte;<br />

Ernst Wilhelm Lotz beim Jüdischen Museum,<br />

Frankfurt a. M.; Hans und Wassili Luckhardt beim<br />

Nachlass Freese, Celle; Emil Maetzel beim Nachlass<br />

Maetzel / Maetzel Johannsen; Gerhard Marcks<br />

bei der Gerhard Marcks Stiftung, Bremen; Ludwig<br />

Meidner beim Jüdischen Museum, Frankfurt a. M.;<br />

Moriz Melzer mit freundlicher Unterstützung Renate<br />

Kneifel, Essen; Erich Mendelsohn bei Daria Joseph,<br />

Mill Valley, Kalif.; Emil Nolde bei der Ada und Emil<br />

Nolde Stiftung, Seebüll; Max Pechstein bei der<br />

Ur heberrechtsgemeinschaft Max K. Pechstein, Hamburg;<br />

Franz Pfemfert beim Deutschen Literaturarchiv,<br />

Marbach; Richard Seewald bei der Richard<br />

und Uli Seewald-Stiftung, Zürich; Milly Steger bei<br />

L. Schwebel; Jakob Steinhardt beim Nachlass<br />

Steinhardt, Nahariya; Herwarth Walden beim Nachlass<br />

Walden, München;<br />

sowie bei den Künstlern oder ihren Rechtsnachfolgern<br />

© 2010 für die abgebildeten Filme Das Cabinet<br />

des Dr. Caligari, Der Golem, wie er in die Welt kam,<br />

Dr. Mabuse, der Spieler. 1. Teil: Der große Spieler –<br />

Ein Bild der Zeit, Genuine und Metropolis bei der<br />

Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden;<br />

Raskolnikow beim EYE Film Instituut Nederland,<br />

Amsterdam; Von morgens bis mitternachts und Nerven<br />

beim Filmmuseum München / Edition Filmmuseum;<br />

Das Wachsfigurenkabinett bei der The Douris Cor poration,<br />

Los Angeles, Kalif.<br />

Umschlagabbildung<br />

Das Cabinet des Dr. Caligari, 1919 / 20, Regie:<br />

Robert Wiene, ausbelichtetes Filmbild, Friedrich-<br />

Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden<br />

Frontispiz (S. 5)<br />

Carl Gunschmann, Plakat zur Ausstellung Deutscher<br />

<strong>Expressionismus</strong>, 1920, Lithografie, Kartensammlung,<br />

Universitäts- und Landesbibliothek, Darmstadt<br />

Erschienen im<br />

Hatje Cantz Verlag<br />

Zeppelinstraße 32<br />

73760 Ostfildern<br />

Deutschland / Germany<br />

Tel. +49 711 4405-200<br />

Fax +49 711 4405-220<br />

www.hatjecantz.com<br />

Buchhandelsausgabe<br />

(Hardcover mit Schutzumschlag):<br />

ISBN 978-3-7757-2712-9 (Deutsch)<br />

ISBN 978-3-7757-2713-6 (Englisch)<br />

Museumsausgabe: Hardcover<br />

Zur Ausstellung erscheint in der Reihe<br />

Kunst zum Hören auch der offizielle Audioguide:<br />

ISBN 978-3-7757-2726-6 (Deutsch)<br />

ISBN 978-3-7757-2727-3 (Englisch)<br />

Zur Ausstellung erscheint die Dokumentation<br />

<strong>Gesamtkunstwerk</strong> <strong>Expressionismus</strong> auf DVD<br />

(25 Minuten), produziert im Auftrag des Instituts<br />

<strong>Mathildenhöhe</strong> Darmstadt und des Deutschen<br />

Filmmuseums, Frankfurt a. M.,<br />

von cine + Filmproduktion<br />

Informationen zu dieser und zu anderen<br />

Ausstellungen finden Sie unter www.kq-daily.de<br />

Printed in Germany<br />

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