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Fast ein Jahrtausend written by Collossus-Fan - Fotograf Sebastian ...

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<strong>Fast</strong> <strong>ein</strong> <strong>Jahrtausend</strong><br />

<strong>written</strong> <strong>by</strong> <strong>Collossus</strong>-<strong>Fan</strong><br />

Zu finden ist die Geschichte im Forum des X-Universums von EGOSOFT:<br />

Zur Geschichte <strong>Fast</strong> <strong>ein</strong> <strong>Jahrtausend</strong> im Forum [klick]<br />

Entstanden und immer noch nicht beendet über mehrere Jahre hinweg von <strong>ein</strong>em<br />

großartigen, wenn ich das so schreiben darf, Schriftsteller (in s<strong>ein</strong>er Freizeit, neben<br />

Beruf und Alltag) und <strong>Fan</strong> der Computerspielserie X, <strong>Collossus</strong>-<strong>Fan</strong>!<br />

Begonnen hat die Geschichte für alle <strong>Fan</strong>s im Juni 2004, als <strong>Collossus</strong>-<strong>Fan</strong> nach<br />

Wochenlanger Schreiberei den ersten Teil ins Forum stellte. Seitdem bekommen wir in<br />

unregelmäßigen Abständen über die Jahre hinweg Teile der Geschichte dargeboten.<br />

Für die großartige Leistung möchte ich mich auch hier <strong>ein</strong>mal bei dir bedanken!


Prolog<br />

Vom Orbit aus sah die Sonne wunderschön aus, Thorsten blickte zu der gelben<br />

Scheibe am Rand des Planeten, die ihn irgendwie an die Sonne s<strong>ein</strong>er Heimat, der<br />

Erde, erinnerte. Doch k<strong>ein</strong> Schiff umgab ihn, k<strong>ein</strong> Raumanzug. Er schwebte unsichtbar<br />

durchs All, k<strong>ein</strong>e Sensoren oder Augen würden ihn wahrnehmen. Er genoss das Gefühl<br />

der warmen Sonnenstrahlen auf s<strong>ein</strong>er Haut, auch wenn warm etwas untertrieben<br />

war, bei 2345 Grad Celsius. Als er in den 80ern des 20. Erdjahrhunderts geboren<br />

wurde, hätte er sich nie träumen lassen, <strong>ein</strong>mal ferne Galaxien zu bereisen,<br />

geschweige denn, frei im Raum zu gleiten. All dies hatte er <strong>ein</strong>em Unfall zu<br />

verdanken, aber war es<br />

wirklich <strong>ein</strong>en Dank wert? Er erinnerte sich gut an s<strong>ein</strong>e Zeit als Dozent an <strong>ein</strong>er<br />

deutschen Universität, diese glich dem Institut, auf das er Kurs nahm, zwar in k<strong>ein</strong>ster<br />

Weise, weder im Aussehen noch in der Ausstattung, doch irgendwie hatte es die alten<br />

Erinnerungen wachgerufen.<br />

Damals studierte er Mikroelektronik und Human-Biologie. Er wollte eigentlich<br />

Androiden entwickeln, um dem Menschen zu helfen, doch nirgendwo gab es<br />

entsprechende Arbeitsplätze. Also widmete er sich nach s<strong>ein</strong>em Studium der<br />

Nanotechnologie. Die Arbeit war langwierig, doch 2012 war es so weit, der erste Test<br />

mit medizinischen Nanobots wurde durchgeführt. Ein Rhesusaffe sollte von Aids<br />

geheilt werden, doch aufgrund der Programmierung der winzigen Maschinen gab es<br />

<strong>ein</strong>en schwerwiegenden Fehler. Die Programmierung sah eigentlich vor, dass die<br />

extern von <strong>ein</strong>em Quanten-Computer gesteuerten Mikro-Roboter ihren Wirt instand<br />

halten und sich selbst verbessern sollten. Doch man hatte vergessen, den Test-Modus<br />

zu aktivieren und so suchten sich die Naniten ihre eigentlichen Wirte: Menschen.<br />

Thorsten und s<strong>ein</strong>e 4 Kollegen wurden von den Naniten infiziert. Zwei starben<br />

aufgrund <strong>ein</strong>er Immun-Reaktion innerhalb weniger Minuten, ihre Haut schlug Blasen<br />

und sie fielen röchelnd um. Thorsten und s<strong>ein</strong>e beiden anderen Kollegen blieben<br />

jedoch am leben, denn die Maschinen lernten über den Quantencomputer und passten<br />

sich dem Immun-System an. Jedoch nicht gut genug:<br />

Die beiden anderen Professoren starben an zellulären Missbildungen, <strong>ein</strong>e Woche nach<br />

dem Vorfall versagte ihr gesamter Kreislauf. Er hatte aber das zweifelhafte Glück, dass<br />

die Maschinen aus ihren Fehlern lernten und in ihm ihre Arbeit korrekt verrichteten.<br />

Drei Wochen nach der Infektion brauchte er s<strong>ein</strong>e Brille nicht mehr. Die Jahre<br />

vergingen. Drei Jahre nach dem Unfall, er war<br />

untergetaucht da <strong>ein</strong> ziemlicher Trubel wegen der seltsamen Tode s<strong>ein</strong>er Kollegen<br />

herrschte, wachte er <strong>ein</strong>es Morgens auf und die Lichter des Quanten-Computers, den<br />

er als Koffer mit sich umhertrug, waren erloschen. Hatte der Computer die Kontrolle<br />

über die Naniten verloren? Er war geschockt, doch als er sich aufrichtete, spürte er<br />

Schwindelgefühle und Übelkeit.<br />

Er untersuchte sich selbst und die Ergebnisse waren schockierend: Trotz dem Ausfall<br />

des Computers arbeiteten die Nano-Bots weiter. Eine Untersuchung s<strong>ein</strong>es Gehirn<br />

brachte die Lösung: Ein winziger metallischer Körper in s<strong>ein</strong>em Stirnlappen stellte sich<br />

als <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Sender heraus. Die Naniten hatten die zwei Drittel s<strong>ein</strong>es Gehirns, die<br />

<strong>ein</strong> Mensch nicht benutzte, in <strong>ein</strong>e biologische Art des Quanten-Computers<br />

verwandelt. Er hatte Angst. Er musste all<strong>ein</strong> s<strong>ein</strong>, sonst könnte er noch andere<br />

Menschen infizieren, so hatte er sich auf den Himalaya zurückgezogen. Thorsten<br />

versuchte <strong>ein</strong>e Lösung zu finden um die Maschinen aus s<strong>ein</strong>em Körper zu entfernen,<br />

doch vergebens.<br />

Eines Tages, ca zwölf Jahre nach dem Unfall, rutschte er an <strong>ein</strong>em Felsvorsprung ab<br />

und stürzte 150 Meter in die Tiefe, bis <strong>ein</strong> Felsen s<strong>ein</strong>en Sturz abbremste. Jeder<br />

Knochen in s<strong>ein</strong>em Körper war zerschmettert und die Organe waren zerfetzt, in <strong>ein</strong>er<br />

Lache aus Blut fror das, was noch von ihm übrig war. Nun verlor er das Bewussts<strong>ein</strong><br />

und machte sich darauf gefasst nie wieder aufzuwachen. Doch er hatte sich geirrt.


Irgendwann öffneten sich s<strong>ein</strong>e Augen, er sah alles klar vor sich, nicht das Jenseits lag<br />

vor ihm, sondern er lag wieder auf dem schwarzen Fels, immer noch in dem Blizzard,<br />

der ihn abrutschen liess. S<strong>ein</strong> Anzug war zerfetzt, doch auf dem St<strong>ein</strong> war k<strong>ein</strong><br />

Tropfen Blut zu sehen.<br />

Er konnte es nicht glauben, Thorsten ging zurück zu s<strong>ein</strong>em Zelt und untersuchte sich<br />

wieder <strong>ein</strong>mal: Es war, als hätte er niemals <strong>ein</strong>e Verletzung erlitten, selbst die<br />

schwarzen Erfrierungen, die er sich beim Aufstieg zu s<strong>ein</strong>em Lager zugezogen hatte,<br />

waren nach 5 Minuten verschwunden. Ein Blick auf s<strong>ein</strong>e Uhr zeigte ihm, dass er 9<br />

Stunden bewusstlos gewesen war. Eine Untersuchung der Naniten ergab, dass sie ihre<br />

Konstruktion verbessert hatten, sie waren sehr viel komplexer und <strong>ein</strong> Teil der KI<br />

schien in jeden <strong>ein</strong>zigen Naniten verlagert worden zu s<strong>ein</strong>. Thorsten hatte <strong>ein</strong>e Idee,<br />

er nahm <strong>ein</strong>e Gewebeprobe, die er <strong>ein</strong>mal aus <strong>ein</strong>em Labor entwendet hatte, und<br />

tropfte etwas Blut aus <strong>ein</strong>er Wunde die er sich am Finger stach auf das Gewebe. Die<br />

Wunde war innerhalb von Sekunden verheilt und <strong>ein</strong> Blick unter das<br />

Elektronenmikroskop zeigte ihm genau das was er sehen wollte: Die Naniten liessen<br />

das Gewebe in Ruhe, ordneten sich um Thorstens Blutkörperchen an, und<br />

transportierten diese aus der Sichtweite des Mikroskops. Als er auf den Tisch sah, sah<br />

er metallisch glänzendes Blut in <strong>ein</strong>em Faden auf s<strong>ein</strong>en Finger zufließen, dort drang<br />

es in die Fingerkuppe <strong>ein</strong> und verrichtete weiterhin s<strong>ein</strong>en Dienst in Thorstens<br />

Organismus.<br />

Er konnte endlich unter Menschen ohne angst zu haben, jemanden dem selben<br />

Schicksal wie s<strong>ein</strong>en Kollegen auszusetzen. Er zog zurück nach Deutschland, jedoch<br />

lebte er weiterhin abgeschieden, um nicht von Leuten erkannt zu werden, die ihm<br />

vielleicht unangenehme Fragen bezüglich s<strong>ein</strong>er Forschung stellen konnten. Die Jahre<br />

vergingen, die Naniten verbesserten sich immer weiter, nur noch <strong>ein</strong> Fünftel s<strong>ein</strong>es<br />

Gehirns wurde von ihnen in Anspruch genommen und s<strong>ein</strong>e Sinne hatten längst das<br />

normale Maß <strong>ein</strong>es Menschen überschritten. Eines Tages, er beobachtete gerade <strong>ein</strong>en<br />

Schmetterling in 5 Kilometer Entfernung, hörte er <strong>ein</strong> Rauschen hinter sich, <strong>ein</strong> neuer<br />

Sportwagen, sie hatten mittlerweile <strong>ein</strong>e Höchstgeschwindigkeit von 500 kM/H, raste<br />

durch das beschauliche Wäldchen und direkt auf ihn zu. Aus <strong>ein</strong>er Schreckbewegung<br />

sprang er beiseite, viel weiter als er es für möglich gehalten hätte. S<strong>ein</strong>e Flugbahn<br />

trieb ihn durch zahlreiche Kiefern und s<strong>ein</strong> Flug stoppte erst in <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en<br />

Gebirgsbach, nicht <strong>ein</strong>e Blessur zierte s<strong>ein</strong>en Körper, von diesem Tag an nahm s<strong>ein</strong>e<br />

Muskelkraft exponentiell zu.<br />

Weitere Jahre vergingen, in denen die Nano-Maschinen s<strong>ein</strong>en Körper veränderten,<br />

Bücher mit 600 Seiten las er in <strong>ein</strong>er Stunde und vergaß den Inhalt nie. 2036 waren<br />

die beiden Sprungtore fertiggestellt, s<strong>ein</strong> Körper wies k<strong>ein</strong>e Anzeichen s<strong>ein</strong>es Alters<br />

von über 50 Jahren auf, jeder der ihn sah, hätte ihn auf Mitte 20 geschätzt. Wieder<br />

verging die Zeit, jetzt schrieb man das Jahr 2063, s<strong>ein</strong>e Denk- und Rechenfähigkeit<br />

übertrafen mittlerweile jeden Quanten-Computer. Er beobachtete von s<strong>ein</strong>er Terasse<br />

mit bloßem Auge die neue, gigantische Handelsstation im Orbit, morgen würde er<br />

s<strong>ein</strong>en ersten Flug in den Weltraum antreten.<br />

Doch es gab <strong>ein</strong>en Zwischenfall, die automatische Fähre hatte im Weltraum <strong>ein</strong>e<br />

Fehlfunktion und drohte zu explodieren, da auch noch zahlreiche Mikro-Meteore das<br />

Schiff schwer beschädigt hatten. Er musste etwas tun. Er rannte in den Maschinenund<br />

Computerraum, dort stellte er fest, dass dieser k<strong>ein</strong>e Atmosphäre mehr aufwies,<br />

zu s<strong>ein</strong>er berraschung passierte ihm nichts. Thorsten wollte das Schiff reparieren, er<br />

kannte die Konstruktion des Schiffes, doch er konnte nur die Computer-Konsole<br />

bedienen, die Maschine jedoch nicht, schliesslich hatte er nur zwei Hände. Wie als<br />

hätten die Naniten s<strong>ein</strong>e Gedanken gelesen, drangen zahlreiche silberne<br />

Nebelschwaden aus s<strong>ein</strong>er Haut, welche aus Milliarden von Nano-Bots bestanden. Die<br />

Wolken drangen in die Schiffshülle und die Maschinen <strong>ein</strong>, welche sich alsdann<br />

regenerierten, die Löcher in der Schiffswand wuchsen zur Mitte hin zu und die<br />

Maschinen nahmen wie durch Geisterhand ihren Dienst wieder auf, dann drangen die


silbernen Wolken wieder in s<strong>ein</strong>en Körper <strong>ein</strong>. Er konnte es nicht glauben, die Naniten<br />

waren ansch<strong>ein</strong>end neuro-interaktiv geworden und hatten gelernt, anorganische<br />

Materie ausserhalb s<strong>ein</strong>es Körpers zu reorganisieren, zu Anfang der Forschungen war<br />

dies nie vorgesehen oder auch nur angedacht worden.<br />

Knapp entkam er tiefer gehenden Untersuchungen, s<strong>ein</strong>e falsche Identität hätte dem<br />

nicht standgehalten und die Naniten konnten das Ergebnis des Lügendetektors<br />

fälschen, welchem er sich wegen dem seltsamen Vorfall stellen musste. Niemand<br />

erinnerte sich zudem noch an den Unfall vor<br />

so vielen Jahren. Er versuchte s<strong>ein</strong>e falsche Identität von nun an nicht mehr zu<br />

gefährden. Die Jahre vergingen weiter, im Jahre 2100 entwickelten s<strong>ein</strong>e Naniten <strong>ein</strong><br />

eigenes Bewussts<strong>ein</strong> und begannen sich mit ihm zu unterhalten, zuerst dachte er, er<br />

hätte aufgrund s<strong>ein</strong>es unnatürlich langen Lebens <strong>ein</strong>e Psychose bekommen, doch die<br />

Naniten stellten das Missverständnis richtig.<br />

Von nun an lehrte er die kl<strong>ein</strong>en Maschinen, was richtig ist, in <strong>ein</strong>em inneren Dialog<br />

aus elektrischen Impulsen in s<strong>ein</strong>em Gehirn liefen die "Gespräche" ab und bald hatten<br />

die Maschinen, wobei sie sich alle kl<strong>ein</strong>en Roboter <strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> teilten, <strong>ein</strong>e eigene<br />

Persönlichkeit entwickelt.<br />

Wie er liebten s<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>en Untermieter das Leben und studierten Organismen und<br />

Ökosysteme. Irgendwann in diesem Jahr trat er aus Versehen auf <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e<br />

Spitzmaus, sie war tot. Die Naniten empfanden wie er Trauer und aus s<strong>ein</strong>en Händen,<br />

in denen er den kl<strong>ein</strong>en Säuger hielt, drangen die Maschinen in Form <strong>ein</strong>er<br />

quecksilber-artigen Flüssigkeit aus und hüllten den Nager <strong>ein</strong>. Thorsten wurde von den<br />

Maschinen über deren Tätigkeiten informiert und innerhalb von Sekunden hatten die<br />

Naniten den kl<strong>ein</strong>en Körper anhand ihres gem<strong>ein</strong>samen Wissens wiederhergestellt und<br />

wiederbelebt. Er wusste was sie wussten und andersherum, so war ihm klar, dass die<br />

Maschinen jedes <strong>ein</strong>zelne Molekül des Lebewesens reorganisiert und es so geheilt<br />

hatten. Die Maschinen hatten nur noch die Größe von <strong>ein</strong>em Hexan-Molekül, nur <strong>ein</strong><br />

Tausendstel ihrer früheren Ausmaße, regelten alle ihre Prozesse und Aufgaben mit<br />

Hilfe von Quanten-Reaktionen und bestanden größtenteils aus Mikro-Partikeln, die<br />

Thorsten im Portal der alten Sprungtore auf Taurus entdeckt hatte. Diese Partikel gab<br />

es in vielen Variationen, wie Atome, und waren um <strong>ein</strong> vielfaches kl<strong>ein</strong>er, die Naniten<br />

erforschten s<strong>ein</strong>e Entdeckung und nutzten sie um sich zu verbessern, in <strong>ein</strong>er<br />

Geschwindigkeit, die beängstigend war. Während des Terra-Former-Krieges kam <strong>ein</strong>e<br />

erneute Entwicklung, die Naniten wollten helfen, er wollte helfen.<br />

So vertieften sie ihre Symbiose und verschmolzen zu <strong>ein</strong>em Bewussts<strong>ein</strong>: Da die<br />

Maschinen der Ansicht waren, dass es ja eh Thorstens Körper gewesen sei und sie<br />

durch <strong>ein</strong>en Zufall diesen mit ihm teilten, liessen sie s<strong>ein</strong>e Persönlichkeit dominieren.<br />

Ein weiterer Grund war ihre<br />

Grundprogrammierung, ihren Wirt zu schützen, wobei ihre Grundprogrammierung für<br />

die Maschinen so <strong>ein</strong>e Art Bibel war. S<strong>ein</strong> Denkprozess beschleunigte sich, die Naniten<br />

verbanden sich mit s<strong>ein</strong>em Geist, indem sie das elektrische Feld s<strong>ein</strong>es Körpers, was<br />

laut ihrer Ansicht und Forschung s<strong>ein</strong>e Seele war auf sich übertrugen und ihm <strong>ein</strong>en<br />

Teil ihrer Programmierung und Persönlichkeit in s<strong>ein</strong>e Synapsen übertrugen. Von nun<br />

an verbesserte er sich selbst, wozu nun auch die Naniten gehörten, dies war <strong>ein</strong> Teil<br />

der Programmierung die er in s<strong>ein</strong>e Persönlichkeit übernommen hatte. Mit <strong>ein</strong>em<br />

kl<strong>ein</strong>en Shuttle flog er durch den Raum und auf die Terraformer zu.<br />

Zu <strong>ein</strong>er kompletten Be<strong>ein</strong>flussung von 5000 Schiffen der TF hätte s<strong>ein</strong>e<br />

Rechenfähigkeit gereicht, doch es waren weit mehr. So verlangsamte er ihre<br />

Computer-Hirne und machte so ihre Strategien langsamer, was bei Millionen von<br />

Schiffen im gesamten Weltraum <strong>ein</strong>e enorme Leistung war. Thorsten verteilte s<strong>ein</strong>e<br />

Naniten wie <strong>ein</strong>e Art Virus durch <strong>ein</strong>e gegenseitige Annäherung der Xenon-Schiffe.<br />

Durch Mikro-Antriebe, welche die Maschinen auf ungefähr <strong>ein</strong>e Geschwindigkeit von<br />

rund 10.000 m/s beschleunigten. So konnte er auch den Sprungantrieb der Xenon<br />

scannen und verbessern, bis er nur noch die Grösse <strong>ein</strong>es Plutonium-Atoms besaß,


dadurch konnten sich die Nano-Maschinen noch schneller verteilen und durch <strong>ein</strong>en<br />

Sub-Raum-Sender, den Thorsten vor 12 Jahren erfunden hatte, dessen<br />

NachrichtenÜbermittlung<br />

in <strong>ein</strong>er Sekunde <strong>ein</strong>hundert Lichtjahre zurücklegten, in Verbindung<br />

bleiben und bei Bedarf zurückgerufen werden.<br />

Nach dem Terra-Former-Krieg rief er all s<strong>ein</strong>e Naniten zurück. Nun konnte er zwischen<br />

den getrennten Menschen hin und her pendeln, doch er half beim Wiederaufbau s<strong>ein</strong>er<br />

Heimat. S<strong>ein</strong>e Naniten rekultivierten den Boden und heilten Menschen, jedoch blieben<br />

sie menschlichen Augen entzogen.<br />

Thorsten gewann nach so langen Jahren wieder Freunde, doch aufgrund der Tatsache,<br />

das er nicht starb, verlor er diese nach <strong>ein</strong>igen Jahrzehnten wieder. Noch immer<br />

geisterten ihm die Sätze in s<strong>ein</strong>em Kopf herum, die <strong>ein</strong> alter Mann, den er als kl<strong>ein</strong>en<br />

Jungen kennengelernt hatte, an s<strong>ein</strong>em<br />

Sterbebett gesagt hatte:"Ich habe dich gesehen, wie du so viele unmögliche Dinge<br />

getan hast. Du hast vielen geholfen und dich nie zu erkennen gegeben. Du warst mir<br />

immer <strong>ein</strong> guter Freund und hast mich nie im Stich gelassen. Ich konnte dir das nie<br />

zurückgeben. Nun da ich sterbe, kann ich dir nicht <strong>ein</strong>mal mehr Gesellschaft leisten."<br />

Der Mann hatte ihn als das was er war erkannt, etwas Unmenschliches, doch er<br />

mochte ihn wegen s<strong>ein</strong>er Taten und nicht wegen dem was er war. Und wieder war<br />

Thorsten all<strong>ein</strong>. Die Erde hatte sich erholt und er begann das Universum zu<br />

erforschen, inzwischen schrieb man das Jahr 2241 und er begann unter den<br />

verschieden Spezies zu leben, zuerst unter den Boronen.<br />

Dank s<strong>ein</strong>er Naniten konnte er jedwede Gestalt annehmen, oder sich <strong>ein</strong>fach<br />

unsichtbar machen. Er studierte zuerst als Unsichtbarer die Anatomie der kl<strong>ein</strong>en<br />

Meereslebewesen, ihre Sprache und Sozialstruktur. Dann nahm er die Gestalt <strong>ein</strong>es<br />

Boronen an und begann unter ihnen zu leben, allerdings nur in <strong>ein</strong>er abgelegenen<br />

Grotte, die vom Rest der Ozeane abgeschlossen und nicht sehr technisiert war. Es kam<br />

<strong>ein</strong>mal zu <strong>ein</strong>em Erdbeben, das er in s<strong>ein</strong>er menschlichen Gestalt und mit Hilfe s<strong>ein</strong>er<br />

Naniten beendete, danach fertigte er <strong>ein</strong>e Kopie s<strong>ein</strong>es boronischen Körpers an, die er<br />

von <strong>ein</strong>em Felsen zerquetschen liess, so verliess er den Planeten im Königstal, ohne<br />

das es jemandem seltsam vorgekommen wäre.<br />

Die Zerstörung des boronischen Körpers war jedoch in k<strong>ein</strong>ster Weise <strong>ein</strong> Mord, denn<br />

alles was er mit s<strong>ein</strong>en Naniten zum leben erweckte, was nicht noch bis vor drei Tagen<br />

selbst gelebt hatte, war tot und verrottete wie <strong>ein</strong> Leichnam kurz nachdem die<br />

Naniten den Körper verlassen hatten.Trotz all s<strong>ein</strong>er Heil-Kräfte und Technik, konnte<br />

er k<strong>ein</strong> Leben aus dem Nichts erschaffen, selbst Zellen, die Atom für Atom ihrem<br />

Vorbild entsprachen, entzogen sich dieser Regel nicht. Einen Körper aus <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en<br />

Teil des ursprünglichen Organismus aufzubauen, war ebenfalls kaum möglich, <strong>ein</strong>en<br />

zerquetschten Kopf wiederherzustellen war jedoch <strong>ein</strong>fach. DNA und Zellen mussten<br />

auf natürliche Weise entstanden s<strong>ein</strong>, er konnte sie zwar abändern oder Teile <strong>ein</strong>es<br />

Organismus passgenau in <strong>ein</strong>en anderen <strong>ein</strong>fügen, doch sobald etwas Wichtiges nicht<br />

natürlich entstanden war, sondern als Beispiel die DNA nicht natürlich war, bildete sich<br />

k<strong>ein</strong> körper-eigenes elektrisches Feld und der Organismus zerfiel wie <strong>ein</strong> gewöhnlicher<br />

Leichnam, Spender-Organe oder ähnliches waren da aber <strong>ein</strong>e Ausnahme. S<strong>ein</strong>e<br />

Naniten hatten ansch<strong>ein</strong>end Recht gehabt, als sie dieses elektrische Feld als Seele<br />

benannten, denn <strong>ein</strong>e Seele konnte nur von Gott vergeben werden.<br />

Als nächstes, also nach ca 50 Jahren, fuhr er mit dem Studium der Teladi fort, dabei<br />

widmete er sich zuerst Ianamus Zura. Es war be<strong>ein</strong>druckend, wie gegensätzlich diese<br />

beiden Kulturen und Wertvorstellungen <strong>ein</strong>er Spezies waren. Thorsten benutzte das<br />

gleiche Anfangs-Prozedere wie bei<br />

den Boronen und machte sich zuerst unsichtbar. Die Teladi auf Ianamus Zura gaben<br />

der Ästhetik und Kunst den höchsten Stellenwert.<br />

Ab und zu liess Thorsten, in Gestalt <strong>ein</strong>es blau bemalten Teladi, <strong>ein</strong> künstliches<br />

Nordlicht über dem Planeten entstehen, wieder ohne das jemand etwas von dem


Zusammenhang mit ihm bemerkt hätte. Die Teladi waren von dem Phänomen hellauf<br />

begeistert und wurden durch die Ersch<strong>ein</strong>ung zu zahlreichen Bildern und Skulpturen<br />

inspiriert. Die Zeit auf dem Planeten war <strong>ein</strong>e der schönsten s<strong>ein</strong>es langen Lebens und<br />

die Sorgloseste obendr<strong>ein</strong>.<br />

Ausserdem verstanden diese Echsen es zu kochen, zwar hatte er das selbe<br />

Geschmacksempfinden wie <strong>ein</strong> Mensch, zumindest was Vorlieben anging, jedoch war<br />

es tausendmal stärker als das <strong>ein</strong>es normalen Menschen; hinzu kam, dass er dank<br />

s<strong>ein</strong>er Nano-Bots jegliche Nahrung spalten und verwerten konnte, auch wenn dies<br />

dank der Nano-Bots nicht von nöten war, sie konnten ihn mit allen Vitaminen,<br />

Mineralien, Nährstoffen und anderen Substanzen versorgen, die s<strong>ein</strong> Körper bei<br />

normaler Funktion gebraucht hätte, auch wenn die Naniten die elektrische Spannung<br />

in s<strong>ein</strong>em Körper zum Betrieb benötigten. Doch er erhielt immernoch gerne s<strong>ein</strong>e<br />

normalen Körperfunktionen aufrecht, denn schliesslich war er immernoch <strong>ein</strong> Mensch,<br />

zumindest zum größten<br />

Teil, oder halt manchmal <strong>ein</strong> anderer Organismus. Was das Kochen anging, so hatten<br />

die weiblichen Teladi in ihrer Profit-Gem<strong>ein</strong>schaft mit ihren Artgenossen auf Ianamus<br />

Zura nichts gem<strong>ein</strong>, alles musste schnell aufgetischt und gegessen s<strong>ein</strong>, schliesslich<br />

wollte man k<strong>ein</strong>e Zeit dabei verlieren, in der man Profit erwirtschaften konnte. Nur<br />

reichere Teladi widmeten sich besserem Essen, welches jedoch auch nicht zum besten<br />

zählte. All dies lernte er, bei s<strong>ein</strong>en Wechsel zwischen den gesellschaftlichen Milliues,<br />

wie er es auch schon vorher betrieb, schliesslich konnten Wertsachen und Geld von<br />

ihm ziemlich leicht reproduziert werden, wodurch er schnell sozial aufsteigen konnte.<br />

Nach den insgesamt 50 Jahren, die er bei den Teladi-Kulturen verbracht hatte,<br />

widmete er sich den Split. Kriegerische Kreaturen mit mangelnder Erziehung und<br />

Tolleranz, die Zeichensprache war schnell gelernt und Thorsten verzog sich auch<br />

schnell wieder aus dieser Kultur, 30 Jahre reichten ihm, denn er mochte den Krieg und<br />

Kämpfe noch nie. Hinzu kam, dass er <strong>ein</strong>st, er lebte in <strong>ein</strong>em Dorf, <strong>ein</strong><br />

<strong>ein</strong>schneidendes Erlebnis hatte:<br />

Ein Waisenkind, welches s<strong>ein</strong>e Eltern durch wilde Ghoks verloren hatte, lief in <strong>ein</strong>er<br />

Kneipe umher, auf der Suche, nach Jemandem der sich ihr annehmen würde. Sie kam<br />

an <strong>ein</strong>en Tisch mit fünf männlichen Split, die sich von der "elternlosen Kreatur"<br />

genervt fühlten. Einer der Split schlug das Mädchen zu Boden und trat auf sie <strong>ein</strong>,<br />

dann rammte er ihr <strong>ein</strong>en Dolch in die Schulter. Obwohl Split viel wegstecken konnten,<br />

w<strong>ein</strong>te das Mädchen bitterlich, ohne jemanden der ihr aus dieser Lage hätte helfen<br />

können. Doch da war Thorsten. Die Wut stieg in ihm hoch. Er stand von s<strong>ein</strong>em Tisch<br />

auf und ging auf den agressiven Split zu. Dabei wuchs er zu s<strong>ein</strong>er normalen Größe<br />

und Gestalt heran, die übrigen Split sahen ihn überrascht an. Als er den grausamen<br />

Kerl erreichte, dieser hatte ihn noch nicht bemerkt weil er immer noch voll in dem<br />

Quälen des Mädchens vertieft war, packte er diesem am Hals und schleuderte ihn mit<br />

sechs G an die nächste Wand. Sofort griffen alle erwachsenen Split Thorsten an. Sie<br />

prügelten auf ihn <strong>ein</strong>, was ihre, im Vergleich zu ihm, schwachen Ärmchen hergaben.<br />

In s<strong>ein</strong>er unbändigen Wut streckte er mit all s<strong>ein</strong>er Kraft s<strong>ein</strong>e Arme von sich;<br />

Die Wirkung war verheerend: Die Bewegung s<strong>ein</strong>er Arme war so schnell und stark,<br />

dass sie die Schallmauer mehr als durchbrachen. Die zuerst komprimierte Luft dehnte<br />

sich schlagartig wieder aus und erzeugte so zwei sichelförmige Schockwellen, die in<br />

s<strong>ein</strong>er Schulterhöhe durch die Kneipe schossen. Die Becher an der Theke zersprangen<br />

durch die Wucht, zum Ende kamen die Schockwellen erst, als sie die Wände des<br />

nächsten Hauses erreichten, wo sie tiefe Furchen in die Wand schlugen.<br />

Nur noch die Holzpfeiler der Kneipe hielten das Dach aufrecht. Wo die Schockwelle auf<br />

die Köpfe der Split getroffen war, wirkte sie wie <strong>ein</strong> enormer Schlag ins Gesicht: Die<br />

getroffenen Split wirbelten durch den Raum und prallten hart gegen die Wand. Jedoch<br />

der Split, welcher das Mädchen verprügelt hatte, hatte besinnungslos an der Wand<br />

gesessen, wodurch ihn die Schockwelle nicht traf. Der Split kam zu Bewussts<strong>ein</strong> und<br />

griff Thorsten wütend mit s<strong>ein</strong>em Messer an. Thorsten nahm ihm das Messer ab und


zerquetschte es mit der bloßen Hand. Dann rammte er s<strong>ein</strong>e Hand in den Brustkorb<br />

des Split, wobei <strong>ein</strong>e Gischt aus braunem Blut entstand, und hob ihn an dessen<br />

Rippen hoch. Dann gab er dem Kerl zurück, was dieser dem Mädchen angetan hatte.<br />

Die mittlerweile durch <strong>ein</strong>en winzigen Fusionsreaktor in Thorstens Körper<br />

angetriebenen Naniten verteilten sich in dem Körper des Split. An den richtigen<br />

Stellen platziert, gaben die Nano-Bots dem Split Elektroschocks. Da die Naniten sich<br />

am Nerven-System des Split festgesetzt hatten, durchfuhren den Split Schmerz und<br />

P<strong>ein</strong> jenseits von dessen Vorstellungskraft. Ein weiter Split ergriff das verwundete<br />

Mädchen und drohte es aufzuschlitzen, wenn "die Kreatur" T'Sok nicht fallen liesse.<br />

Durch die Luft hindurch zerlegte Thorsten mit s<strong>ein</strong>en Naniten das Messer des Split,<br />

dieser liess erschreckt das Mädchen fallen. Thorsten packte nun auch diesen, der dem<br />

Mädchen auch <strong>ein</strong>en Arm gebrochen hatte, wie s<strong>ein</strong>en Freund und durchflutete diesen<br />

ebenfalls mit Naniten. Es war an der Zeit, diese grausamen Wesen den Respekt vor<br />

dem Leben zu lehren. Er zersetzte das Gewebe der Split an der Stelle, wo er sie<br />

berührte, wie durch Säure aufgelöst rann das Fleisch um die Wunden von den<br />

Knochen. Die Split schrien vor Schmerz und jämmerlicher Angst. Thorsten liess die<br />

beiden fallen. Blutend prallten die Split hart auf. Thorsten sprach sie in der verbalen<br />

Sprache der Split an, was er sagte, lautete übersetzt:<br />

"Wenn ich euch leben lasse, kümmert ihr euch dann wie Eltern um das arme Mädchen<br />

und lehrt es den Respekt vor dem Leben?" Einer der Split zog <strong>ein</strong>e Schusswaffe, der<br />

andere zeigte die Geste für Verachtung. Die Projektile der Schusswaffe prallten an<br />

Thorsten ab. Er griff die beiden Split an ihrem jeweils rechten Arm. Nun benutzte er<br />

härtere Methoden: Er liess s<strong>ein</strong>e Naniten die Atome der Split aus ihrem Gefüge<br />

reissen, zumindest an <strong>ein</strong>igen Stellen in den rechten Armen. Das Gewebe an den<br />

betreffenden Stellen quoll auf, so dann die ganzen Arme. In <strong>ein</strong>em Inferno aus Blut<br />

und Gewebe-Fetzen platzte sämtliches Gewebe von den Armknochen ab. Die Split<br />

schrien und kippten auf ihre intakten Arme. Wieder sprach Thorsten die Beiden an:<br />

"Und nun?"<br />

Die Split nickten heftig. Er liess sie erstmal liegen und widmete sich dem kl<strong>ein</strong>en<br />

Mädchen. Es versuchte verängstigt von ihm wegzurobben, nach dem was er eben<br />

gemacht hatte, war das nicht verwunderlich. Doch als s<strong>ein</strong> finsterer Blick sich lichtete,<br />

hielt das Mädchen inne. Er kniete sich zu ihr runter:<br />

"Du brauchst k<strong>ein</strong>e Angst mehr zu haben." Thorsten las mit Hilfe der Naniten ihren<br />

genetischen Code aus, dann berechnete er innerhalb von Sekunden die natürliche<br />

Gewebestruktur an den Wunden und heilte die Verletzungen des Mädchens, dann<br />

sagte er ruhig zu ihr: "Warte noch <strong>ein</strong>en Augenblick, ich werde dafür sorgen, dass die<br />

Beiden da hinten sich um dich kümmern werden." Das kl<strong>ein</strong>e Mädchen formte mit<br />

ihren Händchen die Geste für Dank.<br />

Thorsten wendete den gleichen Vorgang wie bei dem Mädchen an, um die<br />

Verletzungen der beiden aggressiven Split zu heilen, dann sprach er mit eiskalter<br />

Stimme zu ihnen:"Ihr beide werdet euch um die Kl<strong>ein</strong>e kümmern, als wäre sie eure<br />

eigene Tochter, sonst komme ich zurück. Und dann werdet ihr euch wünschen, ich<br />

hätte euch eben getötet." Die Drohung wirkte: Als er das Dorf verliess, hinterliess er<br />

jeweils <strong>ein</strong>en winzigen Computer im Kopf des Mädchens und der beiden Split, der ihm<br />

melden würde, falls die beiden Split das Mädchen angreifen sollten. Dies geschah nie,<br />

als er das Mädchen noch <strong>ein</strong>mal besuchte, war sie <strong>ein</strong>e 20-jährige Split-Frau, die<br />

ausgezeichnet kämpfen konnte, doch im Gegensatz zu anderen Split, war sie äusserst<br />

friedliebend und kämpfte nur zur Verteidigung. Sie erkannte ihn gleich und schloss ihn<br />

in die Arme, wie <strong>ein</strong>en alten Freund der er nun mal war. Ein Jahr später verliess er den<br />

Planeten.<br />

Nun widmete er sich den Paraniden, ihre Kultur war komplex: Eine Mischung aus<br />

fanatischer Religions-Staaten-Gem<strong>ein</strong>schaft und Mathematik beherrschte ihr Leben.<br />

Was Mathematik anging, so hatte er ihnen viel vorraus, nicht nur das er dank s<strong>ein</strong>er<br />

maschinellen Komponenten schneller rechnen konnte als Alles was es gab,


ausgenommen <strong>ein</strong> Sohne, denen er manchmal unsichtbar begegnete, er hatte auch<br />

zahlreiche mathematische Forschungen während s<strong>ein</strong>es langen Lebens betrieben. Es<br />

fiel im, in Folge s<strong>ein</strong>er mathematischen Kapazitäten nicht schwer, sich in dieser Kultur<br />

<strong>ein</strong>zuleben und die seltsamen Rituale zu erlernen, auch wenn er ihre Bedeutungen nur<br />

durch das Lesen der Gedanken von Paraniden ergründen konnte. Gedankenlesen war<br />

<strong>ein</strong>e Sache, die<br />

er schon seit 100 Jahren beherschte, durch Auslesen der neuronalen Ströme der<br />

Lebewesen und dem Vergleich mit gesammelten Informationen, konnte er sowohl<br />

Gedanken, bildliche und akkustische Vorstellungen als auch Erinnerungen erkennen,<br />

es muss wohl nicht erwähnt werden, dass er sich so auch in Computer hacken konnte.<br />

Auch die Be<strong>ein</strong>flussung des Nervensystems oder anderer Organe war für ihn<br />

inzwischen k<strong>ein</strong> Problem mehr. Nachdem er auch die Paraniden und ihre Arroganz<br />

studiert hatte, widmete er sich dem Universum und dem Sub-Raum. Diese<br />

Forschungen dauerten bis heute an.<br />

Inzwischen wusste er, wie der Sub-Raum funktioniert, vom Universum wusste er auch<br />

viel. Auch die Mikro-Partikel in Sprung-Toren hatte er endlich erforscht. Diese Partikel<br />

waren Verklumpungen von Sub-Raum-Materie und bestanden aus unzähligen<br />

atomartigen<br />

Sub-Raum-Partikeln. Dank der Eigenschaften und Vielseitigkeit dieser unzählig<br />

variierenden Partikel konnte er s<strong>ein</strong>e Naniten unglaublich verkl<strong>ein</strong>ern und gleichzeitig<br />

verbessern: Inzwischen waren <strong>ein</strong>e million Naniten nötig, um die Masse <strong>ein</strong>es Photons<br />

zu bilden, wobei sie komplexer und rubuster waren als jemals zuvor, selbst der<br />

Sprungantrieb war kaum größer als 500.000.000.000 Sub-Raum-Partikel, was<br />

ungefähr dem Milliardstel hoch Milliarden im Quadrat <strong>ein</strong>es Photons entsprach. Jede<br />

Nano-Maschine war<br />

komplexer als die modernsten Raumschiffe hatte mehr Rechenleistung als die besten<br />

Computer und rechnete dabei mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit die dem<br />

zweifachen ihrer eigenen Geschwindigkeit entsprach, sie hatten Sensoren, die Sub-<br />

Raum-Schwankungen und Dimensions-Verzerrungen wahrnehmen konnten, sogar<br />

Kameras, die <strong>ein</strong> Atom so zeigten, wie es optisch aussehen würde. Die Maschinen<br />

konnten Materie und sogar Strahlung be<strong>ein</strong>flussen oder durch Sub-Raum-Prozesse<br />

auch selbst erzeugen. Sie erreichten millionen-fache Lichtgeschwindigkeit, waren dazu<br />

sehr wendig und konnten die dadurch bedingten Zeitverzerrungen durch<br />

entsprechende Mikro-Geräte kompensieren oder die Zeit selbst be<strong>ein</strong>flussen durch<br />

erzeugen von Sub-Raum-Anomalien. So war es zumindest heutzutage und was die<br />

Naniten konnten, konnte er somit auch, wobei s<strong>ein</strong>e Denkfähigkeit sich durch die Zahl<br />

der Naniten dementsprechend vermehrte. Er konnte Dinge ausserhalb der<br />

menschlichen Vorstellungskraft vollbringen oder sehen. Na gut, er trickste etwas durch<br />

Zeitanomalien, die s<strong>ein</strong>en Maschinen die entsprechenden Geschwindigkeiten verliehen.<br />

Wie viele Zivilisationen er schon entdeckt und oberflächlich erforscht hatte, unter<br />

anderem auch die Khaak, war enorm, tausende und abertausende Spezies im Bereich<br />

von der St<strong>ein</strong>zeit bis zur Hochtechnologie, dabei aber unter dem technischen Niveau<br />

der Menschen, Boronen, Teladi, Split, Paraniden, Khaak und Xenon. Von den Sohnen<br />

und dem Alten Volk abgesehen, konnte ihm k<strong>ein</strong>e Armee das Wasser reichen, aber er<br />

kämpfte ja auch nicht gerne, so hatten auch die Sohnen und deren Erschaffer ihn als<br />

gefahrlos <strong>ein</strong>gestuft, er wurde von ihnen sogar regelrecht akzeptiert. Er hätte zwar<br />

jedes beliebige Schiff der Sohnen zerstören können, auch wenn die gesamte Menge<br />

der Schiffe ihm unangenehm werden konnte, doch wie gesagt, er kämpfte nicht<br />

gerne.<br />

Wesen vom Alten Volk konnte er zwar durch Kraftfelder abhalten, ihnen jedoch k<strong>ein</strong>en<br />

wirklichen Schaden zufügen, aber wozu auch, sie waren friedlich und er auch.<br />

Die Gem<strong>ein</strong>schaft<br />

Mit Sorgen betrachtete Thorsten in den letzten Jahren die Entwicklung der Terraner<br />

und der verschiedenen Völker wie Argonen, Boronen und deren bekannten Völker,


zwar waren die Boronen nicht kriegerisch, doch Technik von ihnen konnte missbraucht<br />

werden. Er hatte deswegen <strong>ein</strong>e Art Gem<strong>ein</strong>schaft ins Leben gerufen, die er leitete: Er<br />

hatte sich dabei zum Ziel gemacht, Technologien oder Entdeckungen, für die die<br />

Völker noch nicht bereit wären ohne sich gegenseitig zu schaden, in ihrer Entwicklung<br />

stark zu bremsen. Dabei bot er den entsprechenden Personen <strong>ein</strong>e Unterkunft auf<br />

<strong>ein</strong>em der Planeten, die er selbst erschaffen hatte um darauf Lebewesen auszusetzen<br />

und so neben Nährboden auch Natur entstehen zu lassen. Jedem war es freigestellt,<br />

mitzukommen um dort zu leben, auf Wunsch auch mit der Familie, alle konnten Urlaub<br />

in ihrer Heimat machen oder dauerhaft in ihre Heimat zurückkehren. Wobei bei<br />

Letzterem die Erinnerungen und Forschungsergebnisse von den Planeten gelöscht und<br />

mit <strong>ein</strong>er Phantom-Geschichte ersetzt wurden, denn schliesslich sollte niemand die<br />

Erfindungen, die die Wissenschaftler dort machten, für böse Zwecke missbrauchen<br />

oder von der Gem<strong>ein</strong>schaft erfahren. Die Erinnerungslöschung war aber nicht<br />

zwingend notwendig wenn die Zurückkehrenden Stillschweigen bewahrten. Zu dem<br />

Zweck der Geheimhaltung, bekam jeder Borone, der sich der Gem<strong>ein</strong>schaft anschloss,<br />

primitive Naniten injiziert, die die RNA-Kommunikation in Bezug auf die Gem<strong>ein</strong>schaft<br />

unterbanden, sobald die Boronen das Gebiet der Gem<strong>ein</strong>schaft verliessen.<br />

Da viele intelligente Wissenschaftler verschiedener Völker dort mit<strong>ein</strong>ander lebten und<br />

arbeiteten, besaß man dort zahlreiche Technologien von denen die normalen Völker<br />

noch weit entfernt waren, theoretische Mechanismen waren hier Realität. Auch wenn<br />

nichts dem technischen Wissen von Thorsten nahe kam, waren es doch<br />

Be<strong>ein</strong>druckende Ergebnisse des friedlichen Zusammenlebens. Heilmittel gegen<br />

verschiedenste Krankheiten, hochentwickelte Schiffstechnologien und<br />

Alltagstechnologie entwickelten sich hier mit enormer Geschwindigkeit, wobei<br />

Thorsten allen Lebewesen das Leben verlängerte, teils als Lohn für ihre friedvolle<br />

Zusammenarbeit, teils als Ersatz für die zum Teil verlorene Heimat, jedoch galt auch<br />

hier, dass dies nur auf Wunsch geschah.<br />

Heute, man schreibt des Erd-Jahr 2932, die Khaak wurden vor wenigen Monaten von<br />

den Argonen in Omikron Lyrae zurückgeschlagen, wollte er wieder <strong>ein</strong> paar Lebewesen<br />

für s<strong>ein</strong>e Gem<strong>ein</strong>schaft anwerben: Zwei Boronen, <strong>ein</strong>en Argonen, <strong>ein</strong>en Paraniden,<br />

zwei Teladi, <strong>ein</strong>en Split, zwei Xenon und <strong>ein</strong>en Khaak. Tausende winziger Antriebe in<br />

s<strong>ein</strong>em Körper trieben ihn durch den Weltraum über Argon-Prime und brachten ihn auf<br />

den Weg zu <strong>ein</strong>em der Boronen: Nume Mi. Dieser Borone war nah daran, den torlosen<br />

Sprungantrieb für alle ausser den Terranern verfügbar zu machen, was die Paraniden<br />

und Split dazu befähigen würde, die Xenon und Khaak stark anzugreifen. Für die<br />

Xenon wäre dies nicht allzu schlimm, sie hatten tausende von Sektoren annektiert und<br />

waren dementsprechend zahlreich, doch es könnten Xenon zerstört werden, die<br />

bereits das Bewussts<strong>ein</strong> erlangt hatten. Für die Khaak wäre es weit schlimmer<br />

gewesen, denn sie waren nicht zahlreicher als die Boronen und würden warsch<strong>ein</strong>lich<br />

restlos vernichtet werden. Er schwebte langsam zu s<strong>ein</strong>em Ziel.<br />

Es war <strong>ein</strong> wunderschönes Bild, das sich ihm dabot: Blumen, die so hoch wie er<br />

waren, schliesslich war es k<strong>ein</strong> Kunststück größer als <strong>ein</strong> Borone zu s<strong>ein</strong>, wehten im<br />

Wind von Argon Prime, den er durch s<strong>ein</strong>en Umweltanzug kaum spüren konnte. Die<br />

Blumen, <strong>ein</strong>e Art von Sonnenblumen, hatten <strong>ein</strong> schillerndes Muster, dass dem blauen<br />

Meer auf s<strong>ein</strong>er Heimat in Königstal stark glich. Er saß auf <strong>ein</strong>er Bank im Park des<br />

Forschungszentrums, wo er soeben <strong>ein</strong>en Vortrag zur Befehls- und Sozialsstruktur der<br />

Xenon gehalten hatte. Er war <strong>ein</strong> Experte auf diesem Gebiet und äusserst vertraut mit<br />

dem torlosen Sprungantrieb der Xenon, er war auch nicht weit davon entfernt, ihn zu<br />

verstehen, denn die Khaak, deren Angriffe in letzter Zeit nachgelassen hatten, hatten<br />

ähnliche Sprungsignaturen, die <strong>ein</strong>en Schlüssel zur Lösung des Problems zu enthalten<br />

schienen, doch es war noch nicht so weit, s<strong>ein</strong>e Ergebnisse zu veröffentlichen. Auch<br />

wenn der schöne Morgen jedem anderen Lebewesen, ausser den seltsamen Split, das<br />

Glück ins Herz getrieben hätte, so konnte er sich nicht so froh schätzen, viel zu traurig<br />

machte ihn das was er in s<strong>ein</strong>em Wasser noch schmecken konnte: Die Angst und


Trauer s<strong>ein</strong>es Sohnes, der wohl bald sterben würde. Der kl<strong>ein</strong>e Nalo Mi<br />

hatte <strong>ein</strong>e seltene Art Membranen-Krebs, die sich durch s<strong>ein</strong>e gesamte Haut zog. Von<br />

aussen konnte man dem Wissenschaftler nichts ansehen, bis auf den leichten Grau-<br />

Schleier, den der Geschmack der Trauer durch s<strong>ein</strong>en Anzug schimmern liess.<br />

"Ah, Nume. Gut das ich dich noch mal treffe." Der alte Argone, s<strong>ein</strong> werter Lehrer und<br />

Kollege Handren Solen, schreckte Nume aus s<strong>ein</strong>en tristen Gedanken auf und setzte<br />

sich neben den wesentlich kl<strong>ein</strong>eren Boronen auf die Park-Bank, wobei s<strong>ein</strong>e Halb-<br />

Glatze in Harmonie mit s<strong>ein</strong>en grauen Haaren wie <strong>ein</strong>e Schneelandschaft in der<br />

Morgensonne glitzerte.<br />

"Oh, hallo Handren...was willst du denn noch von mir?" der Argone rieb sich<br />

nachdenklich mit s<strong>ein</strong>em rechten Zeigefinger den s<strong>ein</strong>en Mund umschliessenden<br />

kurzen Bart "Du wirkst seltsam, so still und nachdenklich habe ich dich noch nie<br />

gesehen, selbst als du m<strong>ein</strong> Student warst. Ist es wegen d<strong>ein</strong>em Sohn?" "Ja...es sieht<br />

schlecht aus. Die Ärzte haben dermomembranen Krebs festgestellt, es gibt kaum <strong>ein</strong><br />

Heilmittel oder <strong>ein</strong>e Chance auf Genesung." "Um Gottes Willen...das..." der alte Mann<br />

legte s<strong>ein</strong>e Hand auf s<strong>ein</strong>en Oberschenkel und blickte nach unten "...das ist furchtbar<br />

Nume. Ich...ich kann dir nicht sagen wie leid mir das tut. Kann man denn garnichts<br />

machen?" "N<strong>ein</strong>... es ist aussichtslos."<br />

Eine dunkle Wolke der Trauer durchzog den Umweltanzug des Boronen. "Nume...ich<br />

würde dir nur zu gerne noch <strong>ein</strong> bisschen beistehen... aber ich habe noch <strong>ein</strong>e<br />

dringende Sitzung. Ich versuche dich übermorgen noch <strong>ein</strong>mal zu erreichen." "Dann<br />

bin ich schon wieder zu hause...ich danke dir für d<strong>ein</strong> Mitgefühl...doch, ich würde jetzt<br />

gerne etwas all<strong>ein</strong> s<strong>ein</strong>." "Na gut...wir hören dann noch von<strong>ein</strong>ander." Der alte Mann<br />

richtete sich stöhnend auf und ging langsam zu dem runden Verwaltungssaal des<br />

Instituts. Nume musste erst in zwei Stazuras mit s<strong>ein</strong>em Mako in dem<br />

Sprungtransporter, <strong>ein</strong>em Mammut im Orbit, andocken.<br />

Er versuchte die dunklen Gedanken aus s<strong>ein</strong>en Schmeckern und s<strong>ein</strong>em Kopf zu<br />

verbannen und sich auf das Blumenfeld zu konzentrieren, welches er mit aller Kraft<br />

fixierte. "Guten Tag Doktor Mi." Nume schreckte aus s<strong>ein</strong>er Konzentration auf, wie aus<br />

dem Nichts saß <strong>ein</strong> großer Argone neben ihm. Er hatte k<strong>ein</strong>e Schritte gehört und da es<br />

k<strong>ein</strong> Borone war, war er wohl auch nicht auf die Bank geschwebt. Hatte Nume sich<br />

etwa so konzentriert, dass er die Schritte <strong>ein</strong>fach überhört hatte?<br />

Der Argone hatte <strong>ein</strong>e gespenstische Ausstrahlung, dunkle blaue Augen fixierten den<br />

selben Punkt wie Numes zuvor und braune Haare in <strong>ein</strong>em seltsamen Bürstenschnitt<br />

bewegten sich langsam im Wind, das Gesicht schien k<strong>ein</strong>e Emotion durchsch<strong>ein</strong>en zu<br />

lassen.<br />

Nume war <strong>ein</strong>geschüchtert, selbst wenn s<strong>ein</strong>e traurigen Gedanken immernoch um<br />

s<strong>ein</strong>en Sohn kreisten, er antwortete zaghaft: "Guten Tazura..." seltsamerweise<br />

benutzte der Argone die alte Tagesrechnung der Argonen "...sie kennen mich, aber<br />

wer sind sie wenn ich fragen darf?" die Miene des Argonen zeigte das erste mal <strong>ein</strong>en<br />

Ausdruck: Scham "Oh entschuldigung. M<strong>ein</strong> Name ist Thorsten Kemmrich." "Ach<br />

so...Herr Kemmrich. Und was wollen sie von mir?" "Ich habe ihre Arbeit studiert und<br />

möchte ihnen <strong>ein</strong> Angebot machen. Was würden sie davon halten, ihre Studien über<br />

die Xenon am arbeitendem Objekt fortsetzen zu können? Sie könnten auch weitere<br />

Informationen zu ihrer Sprungantrieb-Forschung sammeln." "Moment mal! Woher<br />

kennen sie m<strong>ein</strong>e Sprungantrieb-Arbeiten?! Die habe ich noch nicht veröffentlicht."<br />

"Sagen wir <strong>ein</strong>fach, ich habe da m<strong>ein</strong>e Quellen. Hätten sie nun Interesse?" "M<strong>ein</strong>en sie<br />

<strong>ein</strong>e Expedition?" "So etwas in der Art." "Tut mir leid, aber aus familiären Gründen<br />

kann ich zur Zeit k<strong>ein</strong>e Reisen antreten, diese Veranstaltung war der letzte Termin."<br />

"Sie können ihre ganze Familie mitbringen. Es gibt Unterkünfte und es ist absolut<br />

sicher." "Tut mir leid, dass ist etwas komplizierter." "Ihr Sohn wird bestens versorgt<br />

werden." "Ich galube kaum, dass sie...hey? Woher wissen sie von m<strong>ein</strong>em Sohn?!"<br />

"Wie gesagt, ich habe m<strong>ein</strong>e Quellen." "Was für Quellen?<br />

Mir wird das langsam zu bunt. Wenn sie hier weiter ihre Geheimdienst-Masche


abziehen, dann rufe ich die Polizei." "Es tut mir leid, dass ich ihnen zur Zeit k<strong>ein</strong>e<br />

weiteren Informationen geben kann, aber die Sache ist ziemlich kompliziert. Es zwingt<br />

sie ja auch niemand zu etwas." "Mir ist das alles zu suspekt. Ausserdem kann ich nicht<br />

mitkommen...sie kennen ja m<strong>ein</strong>e Gründe ansch<strong>ein</strong>end nur zu gut." "Wenn das so ist.<br />

Dann werde ich jetzt gehen." Nume blickte wieder auf das Blumenfeld, nach <strong>ein</strong>er<br />

Sezura drehte er sich zu dem Platz wo der seltsame Argone eben gesessen hatte.<br />

Doch weit und breit war niemand zu sehen. "Das...das ist unheimlich." Nume<br />

entschloss sich, doch lieber schon jetzt in den Orbit zu fliegen, er schwebte lautlos in<br />

Richtung Shuttle-Port, wo ihn <strong>ein</strong> Shuttle zu den Landeplätzen und s<strong>ein</strong>em Mako<br />

bringen würde. S<strong>ein</strong>e Gedanken kreisten um s<strong>ein</strong>en kranken Sohn und den<br />

unheimlichen Argonen.<br />

Dank des Sprung-Transporters war Nume nach Mizuras in Königstal, wo er Kurs auf<br />

das Nord-Becken s<strong>ein</strong>er Heimat nahm, wunderschöne grüne Ozeane schmückten den<br />

Planeten. Nach weiteren 40 Mizuras war Nume an s<strong>ein</strong>em Haus angekommen, es lag<br />

mitten in <strong>ein</strong>em lila-blauen Korallen-Hain und hatte ungefähr die 5-fache größe s<strong>ein</strong>es<br />

Makos. Es war umhüllt von <strong>ein</strong>er grauen Volke verdünnter Trauer, die von der sanften<br />

Strömung verweht wurde. Nume schwamm <strong>ein</strong> und sah s<strong>ein</strong>e Frau Hila am Tisch<br />

sitzen, dunkle Trauer strömte aus ihr heraus, sie war vornübergebeugt und quiekte in<br />

den boronischen Trauer-Lauten. Nume schwamm heran und die lilane Farbe der<br />

Beunruhigung drang aus ihm: "Hila...ist ist Nalo...?" "Er hat das Bewussts<strong>ein</strong> verloren,<br />

die...die Ärzte geben ihm nur noch diesen und den nächsten Tazura."<br />

Nume war geschockt, er setzte sich zu s<strong>ein</strong>er Frau und w<strong>ein</strong>te ebenfalls jämmerlich.<br />

Thorsten war zu dem Haus von Nume gesprungen und hatte sich phasenverschoben<br />

um von Nichts und Niemanden entdeckt zu werden. Er sah von s<strong>ein</strong>er Position aus in<br />

das bio-technische Haus, welches aus zahlreichen Kugeln bestand, die an <strong>ein</strong>er<br />

Hauptkugel befestigt waren, hin<strong>ein</strong>: Zwei Boronen saßen in der Küche, wobei Nume<br />

gerade aufschwebte um zu s<strong>ein</strong>em Sohn zu schwimmen, der im Zimmer rechts<br />

daneben in <strong>ein</strong>er boronischen Liege-Kuhle lag, welche in <strong>ein</strong>iger Höhe über dem Boden<br />

aus der Wand ragte. Thorsten bewegte sich durch die Wände, welche in den<br />

verschiedensten Grün-Tönen schillerten, in das Zimmer des kranken Boronen und<br />

blickte auf die traurige Szene, die sich darbot: Nume lag in tiefes Schwarz gehüllt an<br />

der Kuhle s<strong>ein</strong>es Sohnes und quiekte in Trauer. Thorsten trat neben den kl<strong>ein</strong>en<br />

Boronen und hob die Phasenverschiebung auf.<br />

Nume hatte sich eben an die Liege-Kuhle s<strong>ein</strong>es Sohnes gehängt, der entgegen der<br />

boronischen Gewohnheit mit s<strong>ein</strong>em Rücken den Boden berührte. Die Membranen-<br />

Missbildung war weit fortgeschritten, zahlreiche schwarze Flecken, welche nach<br />

aussen hin in die Farbe der Haut übergingen und durch verwaschenen schwarze Linien<br />

mit<strong>ein</strong>ander verbunden waren, bildeten <strong>ein</strong>e Art Netz auf der Haut des kl<strong>ein</strong>en<br />

Boronen, die Augen waren geschlossen und er wirkte kraftlos, das Grün der Haut war<br />

blass und die Atmung des Kl<strong>ein</strong>en war schwach. Nume w<strong>ein</strong>te vor Verzweiflung, er<br />

konnte nichts machen um s<strong>ein</strong>em Sohn zu helfen. Auf <strong>ein</strong>mal stand jemand neben<br />

ihm. War es s<strong>ein</strong>e Frau? Nume blickte auf und sah den seltsamen Argonen, der ihm<br />

auf Argon Prime begegnet war der neben ihm stand! Er trug k<strong>ein</strong>en Tauchanzug oder<br />

<strong>ein</strong> Atemgerät und trotzdem bewegte sich s<strong>ein</strong> Brustkorb auf und ab. Nume wäre von<br />

der Kuhle gefallen, hätte ihn die Trauer um s<strong>ein</strong>en Sohn nicht beherrscht.<br />

Der Argone, oder was auch immer diese Person wirklich war, blickte voller Mitleid und<br />

Fürsorge mit ruhigen Augen auf den kl<strong>ein</strong>en Nalo. Wie konnte dieser Argone hier<br />

überleben?! Nume sprach Kemmrich an: "Was machen sie hier? Und was zum Split<br />

sind sie?" stotterte er voller Angst hervor. Der Argone antwortete mit unveränderter<br />

Miene oder Blickrichtung:"Zum zweiten: Weit mehr als sie sich vorstellen können. Und<br />

zum Ersten: Ich wollte noch <strong>ein</strong>mal mit ihnen reden, aber zu allererst bin ich hier um<br />

zu helfen." "Wie zu helfen?!" "Ich weiss nur zu gut, wie es ist jemanden zu verlieren,<br />

ich möchte ihrem Sohn helfen." Der Argone streckte den rechten Arm, den er zuerst<br />

mit dem Linken vor dem Brustkorb verschränkt hatte zu dem kl<strong>ein</strong>en Nalo aus. Nume


lickte fassungslos auf die Hand des Menschen, als diese an der Handfläche leicht zu<br />

leuchten begann. Der Argone hatte nun die Hand <strong>ein</strong>en Zentimeter von Nalos kl<strong>ein</strong>em<br />

Körper entfernt, das Leuchten wurde immer stärker, dann ging es über den freien<br />

Raum zwischen der Hand und s<strong>ein</strong>em Sohn auf dessen Körper über.<br />

Das Licht hatte <strong>ein</strong>e warme weiss-gelbe Farbe und kl<strong>ein</strong>e Auroren der selben Farbe<br />

gingen von dem Hauptlicht aus. Das Leuchten bewegte sich langsam durch den Körper<br />

von Nalo, wobei es sich wie <strong>ein</strong> lebendes Wesen schlängelte, jedoch wirkte es in<br />

k<strong>ein</strong>ster Weise bedrohlich, im Gegenteil, es war beruhigend und wirkte als ob es Gutes<br />

tun wollte. Gebannt blickte Nume auf das Ereignis vor ihm, das Licht hatte<br />

mittlerweile den ganzen Körper s<strong>ein</strong>es Sohnes <strong>ein</strong>gehüllt. Nume unternahm nichts, so<br />

suspekt ihm der Argone erschien, so ehrlich klangen dessen Worte, ausserdem<br />

glaubte Nume sowieso nicht, dass er etwas gegen dieses Wesen hätte unternehmen<br />

können, ob es nun <strong>ein</strong> Argone war oder nicht.<br />

Da geschah etwas: Die schwarzen Linien, die die Flecken verbanden, verblassten auf<br />

Nalos Haut, dann die Flecken selbst. Danach wurde das Grün der Haut wieder<br />

kräftiger. Das Leuchten zog sich aus Nalos Körper zurück und bildete <strong>ein</strong>e Kugel um<br />

die Hand des Argonen, deren Finger<br />

gespreizt waren, dann zog die Kugel sich in <strong>ein</strong>em dünnen Film über dessen Unterarm,<br />

um dann in diesem zu verschwinden. Der Argone blickte Nume mit <strong>ein</strong>em warmen<br />

Blick an, zum ersten mal sah dieser ihn direkt an. Ein warmes Lächeln zog sich über<br />

den Mund des Argonen: "Ihr Sohn wird bald aufwachen, er ist jetzt geheilt. Ich<br />

wünsche ihnen noch <strong>ein</strong> schönes Leben." In diesem Moment begannen die Augenlieder<br />

Nalos zu zucken, dann öffnete er die Augen, während der Argone langsam zurücktrat.<br />

"Pa...Papa. Was ist mit dir? Du guckst so traurig." Nume konnte es nicht fassen. S<strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong>er Sohn, für den so wenig Hoffnung bestand, war putzmunter und sah ihn an.<br />

Nume umarmte s<strong>ein</strong>en Sohn mit allen Tentakeln, die er entbehren konnte ohne zu<br />

fallen und s<strong>ein</strong>en Sohn so aus der Kuhle zu reissen. "Nichts, Nalo. Nichts." Der kl<strong>ein</strong>e<br />

Borone war ziemlich überrascht, als s<strong>ein</strong> Vater ihn so umarmte, er hatte zwar gewusst<br />

das er krank war, jedoch nicht wie schlecht es um ihn gestanden hatte.<br />

Nume erinnerte sich an den Argonen dem er dieses Wunder zu verdanken hatte. Er<br />

drehte sich um und sah den Argonen an der Wand stehen, wobei dieser <strong>ein</strong>en<br />

glücklichen Gesichtsausdruck hatte, ansch<strong>ein</strong>end darüber, geholfen haben zu können.<br />

"Wie...wie kann ich ihnen nur danken?" "Ich habe gern geholfen, sie brauchen mir<br />

nicht danken. Ich werde jetzt gehen." Der Argone drehte sich um und trat ohne diese<br />

zu beschädigen <strong>ein</strong>en Schritt durch die Wand. "Warten sie bitte..." rief Nume,<br />

woraufhin der Argone sich umdrehte "...ich habe zwar k<strong>ein</strong>e Ahnung, wie sie das eben<br />

gemacht haben, aber ich werde mir ihr Angebot noch <strong>ein</strong>mal überlegen. Würden sie<br />

bitte in drei Tazuras noch <strong>ein</strong>mal kommen?" der Argone wirkte sehr überrascht, doch<br />

glücklich:"Aber gerne doch. Ich freue mich das sie es sich noch mal durch den Kopf<br />

gehen lassen."<br />

Dann trat der Argone durch die Wand und verblasste zum Nichts. Numes Frau trat<br />

her<strong>ein</strong> und sah ihren Sohn aufrecht und gesund in s<strong>ein</strong>er Liege-Kuhle sitzen. Sie<br />

stürmte auf ihren Sohn zu und umarmte ihn noch heftiger als dessen Vater es zuvor<br />

getan hatte. Von s<strong>ein</strong>en beiden Eltern umarmt war der kl<strong>ein</strong>e Borone zwar glücklich,<br />

aber verdutzt.<br />

Thorsten war nach dem Aufenthalt bei Nume nach Priesterringe gesprungen. Er war<br />

eigentlich mehr froh darüber, das er die kl<strong>ein</strong>e Familie von Boronen wieder aus dieser<br />

grausamen Lage helfen konnte, als dass Nume sich doch noch entschieden hatte, s<strong>ein</strong><br />

Angebot noch mal zu überdenken. Er hatte es nicht <strong>ein</strong>mal erwartet, denn für ihn war<br />

es mittlerweile <strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>igkeit Lebewesen zu heilen.<br />

Doch meistens gab es diese Reaktion auf s<strong>ein</strong>e Hilfe hin. Er zeigte auch <strong>ein</strong> paar<br />

s<strong>ein</strong>er Möglichkeiten oberflächlich um die Wissenschaftler neugierig zu machen, denn<br />

das klappte meistens, doch bei diesem Treffen hatte er an so etwas gar nicht mehr<br />

gedacht, zu leid tat ihm der kl<strong>ein</strong>e Nalo. Doch jetzt hatte er <strong>ein</strong>e weit schwierigere


Aufgabe vor sich: Einen Paraniden zu interessieren. Er hatte schon oftmals erfahren,<br />

dass diese Wesen so hochnäsig und von sich selbst <strong>ein</strong>genommen waren, dass es<br />

schwierig war, ihnen etwas für sie Be<strong>ein</strong>druckendes zu zeigen, ohne dass er zu viel<br />

Aufmerksamkeit erzeugte. Sie hinterfragten Alles und Jeden, <strong>ein</strong> Paranide dachte<br />

sogar <strong>ein</strong>mal, er wäre in <strong>ein</strong>em High-Tech-Simulator und rannte infolge der Annahme<br />

das ihm nichts geschehen würde mit voller Wucht gegen <strong>ein</strong>e Wand. Erst die Heilung<br />

der Verletzungen konnte den Paraniden be<strong>ein</strong>drucken, auch wenn dieser es nicht<br />

zugab. Wieder andere Paraniden griffen ihn an, sie sprangen auf ihn und hämmerten<br />

mit ihren Armen auf ihn <strong>ein</strong>, er stand in solchen Fällen <strong>ein</strong>fach ohne sich weiter zu<br />

bewegen. Die Paraniden waren nicht sonderlich be<strong>ein</strong>druckt davon, erst als er sie mit<br />

<strong>ein</strong>em Arm hoch hebte und sie dann mit Hilfe <strong>ein</strong>es 0G Kraftfeldes schweben liess,<br />

hörten sie ihm zu. Ein weiteres Problem stellte die F<strong>ein</strong>dseligkeit zwischen Paraniden<br />

und Argonen da. Und da die Paraniden ihn zuerst, da er nun mal wie <strong>ein</strong> Mensch<br />

aussah, für <strong>ein</strong>en Argonen hielten, gab es von Anfang an Vorurteile.<br />

Diesen Paraniden von s<strong>ein</strong>en Forschungen abzubringen, war besonders wichtig. Er<br />

arbeitete an <strong>ein</strong>er speziellen Schockwellen-Bombe, die ganze Sektoren durch ihre<br />

Explosion leerfegen könnte. Das damit die Xenon und Khaak vernichtet werden<br />

sollten, war mehr als klar, dazu hätte er nicht mal s<strong>ein</strong>e enorme Denkleistung<br />

benötigt. Er sah die Station näher kommen, oder besser gesagt, er näherte sich ihr. Er<br />

weitete <strong>ein</strong>e Sphäre aus Nano-Bots um die Station aus und suchte nach der atomaren<br />

Struktur von dem Paraniden, dessen Name Tikmanotslat war. Er fand diesen auf dem<br />

Weg zu s<strong>ein</strong>em Büro in dieser Handelsstation. Thorsten schwebte durch den Weltraum<br />

auf die Aussenhülle der Station zu und drang durch deren Struktur, dann lehnte er<br />

sich an <strong>ein</strong>e Wand und verschleierte s<strong>ein</strong> Das<strong>ein</strong> vorsorglich für die Sensoren des<br />

Stations-Computers, dann hob er die Phasenverschiebung auf.<br />

Tikmanotslat ging auf s<strong>ein</strong> Büro zu, er hatte <strong>ein</strong>en wichtigen Termin auf der<br />

Handelsstation in Paranid Prime, wo er s<strong>ein</strong>e Ergebnisse zur Schock-Bombe vorstellen<br />

sollte, sogar Priesterimperator Xaar würde anwesend s<strong>ein</strong>. In anbetracht s<strong>ein</strong>er<br />

mathematisch perfekten Berechnungen war dies aber fast schon als selbstverständlich<br />

zu betrachten. Eben hatte er noch etwas Soja-Grütze mit Stott-Gewürzen und<br />

Nostrop-Öl gegessen, diese Zusätze waren wohl das <strong>ein</strong>zig Gute, was die unheiligen<br />

Teladi und Boronen als Leistung zu verbuchen hatten.<br />

Die Tür zu s<strong>ein</strong>em Büro öffnete sich und er trat <strong>ein</strong>. Die Tür schloss sich wieder, bevor<br />

er wütend werden konnte.<br />

Ein unheiliger Argone stand unverschämt an <strong>ein</strong>er Wand s<strong>ein</strong>es Büros, neben <strong>ein</strong>er<br />

verzweigten Pflanze, auf dieser heiligen Station! Er stürmte auf den Argonen zu und<br />

packte ihn am Hals.<br />

Seltsamerweise schien es den Argonen nicht zu stören, er verzog k<strong>ein</strong>e Miene in<br />

s<strong>ein</strong>em völlig unbegründeten selbstsicheren Blick. "Wie bist du hier her<strong>ein</strong>gekommen<br />

Unheiliger?" "Das übersteigt auch den Verstand <strong>ein</strong>es Paraniden." "Wie kannst du es<br />

wagen..." Tikmanotslat drückte den Hals noch fester, dieser gab aber nicht nach und<br />

der Argone zeigte weiterhin k<strong>ein</strong>e Reaktion. "...Computer, schicke den heiligen<br />

Stationssicherheitsdienst um diesen unheiligen Eindringling zu entfernen." der<br />

Computer meldete sich "Es tut mir leid, oh verehrenswerter Tikmanotslat, aber ich<br />

kann k<strong>ein</strong>en Eindringling in eurem Gemach finden." "WAS?!" er konnte diesen<br />

unheiligen Argonen doch selbst mit s<strong>ein</strong>en drei Augen sehen, wieso konnte der<br />

Computer ihn nicht orten? Sicher hatte der Argone die Sensoren zerstört. "Computer!<br />

Suche nach Schäden an d<strong>ein</strong>en Sensoren!" "Verzeiht mir oh großer Tikmanotslat, aber<br />

alle Sensoren funktionieren mit mathematischer Perfektion." Der Argone richtete<br />

s<strong>ein</strong>en Kopf auf, wieder lächelte er selbstsicher:"Der Computer und die Sensoren<br />

funktionieren auf die Weise wie sie sollen. Sie können mich nur nicht erkennen." "Du<br />

Unheiliger! Das ist unmöglich!" "Du kannst es mit d<strong>ein</strong>en drei Augen ja selbst sehen,<br />

es ist möglich." "Ich werde dich..." "Du wirst mich loslassen."<br />

Ohne das er es wollte, löste sich s<strong>ein</strong>e Hand vom Hals des Argonen und senkte sich an


s<strong>ein</strong>e Seite. Tikmanotslat tobte vor Wut und versuchte krampfhaft <strong>ein</strong>e Erklärung für<br />

die Ereignisse zu finden, sicher war es <strong>ein</strong> argonischer Trick. Er packte den Hals des<br />

Argonen mit der linken Hand und drückte noch stärker als zuvor mit der Rechten. Der<br />

Argone sah ihn entnervt an:"Mir reicht es. Ich werde dich wohl anders beruhigen<br />

müssen." Auf <strong>ein</strong>mal wurde der Hals des Argonen unglaublich kalt, Tikmanotslats<br />

Hand wurde taub und löste sich kraftlos vom Hals des Argonen. Wie hatte der Argone<br />

das gemacht? Die Temperaturen waren für <strong>ein</strong>en Argonen tödlich und dann konnte<br />

man k<strong>ein</strong>e Kälte-Erzeuger am Hals sehen. Der Argone sah Tikmanotslat an der sich<br />

s<strong>ein</strong>e Hand rieb:<br />

"Kann ich nun mit dir reden?" "Nun gut. Sag uns was du willst." "Ich möchte dir <strong>ein</strong><br />

Angebot machen: Ich kann dich Mathematik lehren, die ihr Paraniden noch nicht<br />

entdeckt habt. Die Bedingung ist, dass du mit mir kommst und gewisse Regeln<br />

befolgst." Wie konnte dieser Argone es wagen?! "Du kannst als Unheiliger k<strong>ein</strong>e<br />

Mathematik kennen, die wir Paraniden nicht schon kennen. Ausserdem werden wir uns<br />

k<strong>ein</strong>e Regeln von <strong>ein</strong>em unheiligen Argonen auferlegen lassen. Wir werden jetzt<br />

gehen, du kannst ja versuchen, von dieser heiligen Station zu kommen." Tikmanotslat<br />

ging zu s<strong>ein</strong>em Arbeitspult und nahm <strong>ein</strong>en Daten-Träger heraus auf dem er s<strong>ein</strong>e<br />

Ergebnisse gespeichert hatte. Dann ging er aus s<strong>ein</strong>em Büro und machte sich auf den<br />

Weg zu s<strong>ein</strong>em Perseus. Durch die gelben Gänge, welche mit prachtvollen Formeln<br />

und Zimmer-Pflanzen verziert waren.<br />

"Na das ist ja toll gelaufen." murmelte Thorsten vor sich hin nachdem sich die Tür<br />

hinter dem Paraniden geschlossen hatte. Er hatte viele Sachen aufgefahren, von der<br />

Neural-Kontrolle bis hin zur Temperatur-Veränderung, von s<strong>ein</strong>er<br />

Wiederstandsfähigkeit mal ganz abgesehen. Er suchte kurz mit s<strong>ein</strong>en Naniten im<br />

Stations-Computer nach dem Landeplatz von Tikmanotslats Schiff. Ein Perseus stand<br />

drei Deck unter ihm in <strong>ein</strong>em Neben-Hangar.<br />

Mit s<strong>ein</strong>em winzigen Sprungantrieb versetzte er sich in den Eingangsbereich des<br />

Perseus, wo er auch dessen Sensoren blockierte. Eine Minute später kam auch der<br />

Paranide wieder her<strong>ein</strong>, s<strong>ein</strong>e drei Pupillen weiteteten sich, zu <strong>ein</strong>em Teil aus Ärger,<br />

zum anderen aus Überraschung.<br />

Wie hatte der Argone das geschafft? Zum <strong>ein</strong>en war er schneller gewesen als <strong>ein</strong><br />

überlegener Paranide und zum anderen schien ihn Nichts und Niemand bemerkt zu<br />

haben. Er ignorierte den Unheiligen und machte sich daran, s<strong>ein</strong> Schiff in die<br />

Handelsstation <strong>ein</strong>en Sektor weiter zu fliegen.<br />

Endlich mal was Neues was <strong>ein</strong> Paranide tat: Ignorieren. Da paranidische Schiffe<br />

lediglich <strong>ein</strong>e Sicherheitsstütze hatten, welche eigentlich <strong>ein</strong>e horizontale Liege mit<br />

Sicherheitsgurten war, lehnte Thorsten sich mangels <strong>ein</strong>es Sitzes an die Wand und<br />

wartete ob der Paranide irgendwann <strong>ein</strong>e Reaktion zeigen würde.<br />

Nichts geschah. Thorsten konnte dank der verbesserten Sensoren in s<strong>ein</strong>em Körper im<br />

Sektor 4 Orinokos registrieren, die alle <strong>ein</strong>en Kurs auf den Perseus hatten, sie luden<br />

ihre Waffen und fuhren ihre Schilde hoch. In wenigen Mizuras würde auch<br />

Tikmanotslat die Orinokos auf s<strong>ein</strong>em Gravidar sehen können. "Mal sehen, was<br />

geschehen wird." murmelte er gelassen vor sich hin.<br />

Was geschehen wird?! Was m<strong>ein</strong>te dieser Argone? Egal, was sollte ihm schon<br />

passieren? S<strong>ein</strong> Perseus war mit drei Beta-EPWs ausgerüstet und mit allen Extras<br />

ausgestattet. Drei Mizuras später konnte Tikmanotslat etwas auf dem Gravidar<br />

erkennen, der Computer identifizierte die Objekte als vier Orinokos in<br />

Kampfbereitschaft. Sie zielten auf Tikmanotslats Perseus und 4 Raketen-Warnungen<br />

kamen vom Schiffs-Computer. Er beschleunigte auf volle Geschwindigkeit und machte<br />

sich zum Kampf bereit.<br />

Thorsten hatte die Gedanken der Piraten gelesen, sie wollten die Waffendaten von<br />

Tikmanotslat auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Die Schilde des Perseus waren auf<br />

15% gesunken, weiter hagelten Plasma-Ladungen und Raketen des Typs Libelle auf<br />

das Schiff <strong>ein</strong>. Der Paranide mühte sich mit den Kontrollen s<strong>ein</strong>es Perseus ab und


s<strong>ein</strong>e drei Augen schnellten von <strong>ein</strong>em Orinoko zum anderen. Gelegentlich traf er<br />

<strong>ein</strong>en der Piraten, doch er war wesentlich schlechter dran.<br />

Jetzt fielen die Schilde aus, die Hülle stöhnte unter der Belastung aus Energie und<br />

Raketen. Thorsten blieb weiter an der Wand angelehnt und verschränkte gelassen die<br />

Arme, für ihn war nichts davon <strong>ein</strong>e Gefahr.<br />

Diese unheiligen Piraten!!! Sie hatten die Schilde bereits untergeschossen und<br />

beschossen jetzt die Hülle. Mehrere Brüche im Rumpf wurden schon vom Computer<br />

entdeckt und abgeschottet, der Generator war infolge der Schild-Überlastung kurz vor<br />

der Explosion. Eine Plasmaladung traf das Cockpit-Fenster, welches nun <strong>ein</strong>en Sprung<br />

hatte. Tikmanotslat bekam Angst, er sollte so nicht sterben! Von Unheiligen getötet.<br />

Der Riss in der Cockpit-Scheibe breitete sich aus. Tikmanotslat schloss die Augen in<br />

Erwartung <strong>ein</strong>es grausamen Todes durch explosive Dekompression. Die Scheibe brach<br />

und die enorme Dekompression der kl<strong>ein</strong>en Atmosphäre liess das Schiff in hunderte<br />

Trümmer bersten. Tikmanotslat zog die Augenbrauen hoch, in Erwartung wie <strong>ein</strong><br />

Ballon zu platzen. Sezuras vergangen und Tikmanotslat spürte k<strong>ein</strong>e Anzeichen davon,<br />

ohne Schutz im Weltall zu schweben. Zuerst öffnete er zaghaft das linke Auge, dann<br />

das Rechte und schliesslich das Mittlere. Die ganze Umgebung bestand aus Trümmern,<br />

doch neben ihm schwebte der Argone, er hatte das selbe Lächeln wie zuvor im<br />

Gesicht, doch wirkte es nun eher wohlwollend.<br />

Erst jetzt, als er s<strong>ein</strong>e Arme betrachtete, bemerkte Tikmanotslat das er von <strong>ein</strong>em<br />

schwachen, für nicht-paranidische Augen nicht wahrnehmbaren Kraftfeld umgeben<br />

war, welches s<strong>ein</strong>en Körper wie <strong>ein</strong>e Haut umgab. Tikmanotslat konnte diese<br />

Gleichung nicht lösen. Was geschah hier? Den Argonen umgab dieses Kraftfeld nicht<br />

und er schwebte im leeren Raum, als würde er auf dem Boden <strong>ein</strong>es Planeten stehen,<br />

mit dem Unterschied, dass s<strong>ein</strong>e Füsse entspannt von den B<strong>ein</strong>en abgestreckt waren,<br />

während Tikmanotslat ohne jegliche Kontrolle um s<strong>ein</strong>e eigene Achse kreiste. Von dem<br />

Argonen ging jetzt <strong>ein</strong>e kaum sichtbare Sphäre aus, die sich rasant ausdehnte und<br />

ihren Mittelpunkt im Brustkorb des Argonen hatte. Wo die Sphäre die Trümmer s<strong>ein</strong>es<br />

Perseus berührte, wurden diese von <strong>ein</strong>em blauen Leuchten <strong>ein</strong>gehüllt.<br />

Als die Sphäre alle Trümmerteile berührt hatte, zog sie sich in den Körper des Argonen<br />

zurück. Die Rus-Flecken und Verformungen auf den Trümmern verschwanden langsam<br />

und die Trümmer bewegten sich auf<strong>ein</strong>ander zu. Die Trümmer formten wieder den<br />

Rumpf des Schiffes und wirkten wie <strong>ein</strong> großes Puzzle aus Schiffstrümmern.<br />

Nachdem die Bruchstücke an ihrem Platz waren, verschwanden die Fugen zwischen<br />

den <strong>ein</strong>zelnen Teilen, indem die Risse von den Ecken der Trümmer zu der Mitte der<br />

Fugen zuwuchsen. Das Kraftfeld um Tikmanotslat verschwand und die Instrumente<br />

des Perseus erwachten zu neuem Leben.<br />

Der Argone sprach ihn an: "Können wir nun reden?" "J....Ja. Was willst du? Was bist<br />

du?" Tikmanotslat war geschockt von diesen Ereignissen, er begriff nicht wie der<br />

Argone dies alles gemacht hatte. Schliesslich musste es durch den Argonen<br />

geschehen, diese Dinge passierten ja erst seit dieser anwesend war.<br />

Der Argone lächelte zufrieden "Nun, was ich bin sage ich dir noch nicht, aber wer ich<br />

bin: M<strong>ein</strong> Name ist Thorsten Kemmrich. Und was ich will, ist das du d<strong>ein</strong>e<br />

Forschungen <strong>ein</strong>stellst und nicht veröffentlichst..." "WAS?!" "...als Lohn kannst du auf<br />

anderen Gebieten Forschungsergebnisse erzielen. Du musst aber in <strong>ein</strong>e<br />

abgeschiedene Kolonie gehen, kannst aber jederzeit unter dem Mantel des<br />

Schweigens Urlaub in d<strong>ein</strong>er Heimat machen." "Was für Gebiete der Forschung wären<br />

das? Und in wie weit könnte uns Das Interessieren?" "Sieh her." Der Argone bewegte<br />

s<strong>ein</strong>e Hand in Richtung der Orinokos, die in Formation und völlig still ca <strong>ein</strong>en<br />

Kilometer vor dem Perseus lagen. Ansch<strong>ein</strong>end hatten die Ereignisse sie ähnlich<br />

be<strong>ein</strong>druckt wie Tikmanotslat. Der Argone stoppte die Bewegung s<strong>ein</strong>er Hand vor<br />

Tikmanotslats Gesicht. Aus s<strong>ein</strong>er Sicht war die Handfläche des Argonen nach oben<br />

gedreht und durch die Position der Hand sah es für Tikmanotslat so aus, als ob die<br />

Orinokos direkt über der Hand des Argonen schweben würden.


S<strong>ein</strong>e Hand war in Position. Für den Paraniden vor ihm sah es jetzt so aus, als würden<br />

die Orinokos als Miniaturen auf s<strong>ein</strong>er Hand schweben. Nun war es Zeit die Illusion zur<br />

Realität zu machen. Mit der Hilfe von tausenden winzigen Maschinen in den Nanobots<br />

und s<strong>ein</strong>em Körper formte er <strong>ein</strong>e tunnelförmige Raumanomalie, die wie <strong>ein</strong> Trichter<br />

von den Orinokos zu s<strong>ein</strong>er Hand führte. Die Anomalie würde die Orinokos und deren<br />

Piloten in <strong>ein</strong>e Blase aus komprimierten Raum hüllen, mit anderen Worten: Die<br />

Orinokos würden mit ihren Piloten schrumpfen.<br />

Tikmanotslat sah gebannt auf die Hand vor sich. Auf <strong>ein</strong>mal veränderten sich die<br />

Lichtreflexe auf der Oberfläche der Orinokos. Der Argone senkte nun die Hand, die<br />

Orinokos senkten sich mit. Aber jetzt erkannte er, was geschehen war: Es sah nicht<br />

mehr nur so aus, als ob die Orinokos als Miniaturen auf der Hand des Argonen<br />

schweben würden, sie waren tatsächlich geschrumpft und flogen panisch über der<br />

Hand des Argonen hin und her. "Wie?" brachte Tikmanotslat geschockt hervor "Wie<br />

konnte das geschehen?".<br />

Der Argone blickte auf die kl<strong>ein</strong>en Schiffe auf s<strong>ein</strong>er Hand: "Wenn du mit mir kommst,<br />

hast du irgendwann die Chance es herauszufinden." Der Argone hob s<strong>ein</strong>e Hand vor<br />

s<strong>ein</strong> eigenes Gesicht und pustete: Die Orinokos wurden an ihre ursprüngliche Position<br />

geschleudert und durchflogen dabei die Scheibe des Perseus ohne das sie diese<br />

aufhielt oder sie diese beschädigten, wobei sie langsam wuchsen. Als die Orinokos<br />

ihre ursprüngliche Position erreicht hatten, hatten sie auch wieder ihre normale Größe.<br />

Wie aufgescheuchte Raumfliegen flogen die Piraten davon. Wieder war Tikmanotslat<br />

be<strong>ein</strong>druckt: "OK. Ich..." er fing sich "...Wir werden mitkommen. Aber gib uns bitte<br />

etwas Zeit um <strong>ein</strong> paar Dinge zu regeln." Der Argone wirkte froh: "Würden dir drei<br />

Tazuras genügen?" "Ja...es würde uns reichen." "Dann treffen wir uns in drei Tazuras<br />

an diesem Ort." Der Argone reichte ihm <strong>ein</strong> flaches Objekt, zuerst konnte er es nicht<br />

<strong>ein</strong>orden, doch dann erkannte er es: Es war <strong>ein</strong> Blatt Papier, <strong>ein</strong> uralter Schriftträger,<br />

wie ihn vor langer Zeit die Argonen benutzt haben sollen, dies hatte er zumindest in<br />

<strong>ein</strong>er Datenbank gelesen. Als er wieder aufschaute, war der Argone verschwunden.<br />

Tikmanotslat wusste zwar noch immer nicht genau was geschehen war, aber er war<br />

mehr als interessiert. Er wendete das Schiff und flog zurück zur Handelsstation. Er<br />

würde den Termin nicht mehr wahrnehmen, denn er sollte ja s<strong>ein</strong>e Forschungen<br />

<strong>ein</strong>stellen, ausserdem hatte er noch viel zu erledigen wenn er bereit zur Abreise s<strong>ein</strong><br />

wollte.<br />

Das war ja doch besser gelaufen als er gedacht hatte. Thorsten flog durch den Raum,<br />

mit <strong>ein</strong>er Geschwindigkeit von 2000 m/s. Der Perseus wendete hinter ihm und flog<br />

zurück zu der Handelsstation, ansch<strong>ein</strong>end hielt Tikmanotslat die Abmachung <strong>ein</strong>,<br />

s<strong>ein</strong>e Forschungen <strong>ein</strong>zustellen und nicht zu veröffentlichen. Um die flüchtenden<br />

Piraten musste er sich k<strong>ein</strong>e Sorgen machen, wenn die Piloten jemanden von den<br />

Ereignissen erzählten, würde man es auf Raumkraut- und Raumspritkonsum beim<br />

betrachten <strong>ein</strong>es Science-Fiction-Films begründen. Als nächstes stand der Argone auf<br />

s<strong>ein</strong>er Liste: Redan Simten. Dieser Mann wollte <strong>ein</strong> Gerät herstellen mit dem man<br />

Schilde neutralisieren konnte, damit wollte er die Khaak besiegen, die s<strong>ein</strong>e Frau<br />

gefangen hielten. Die Frau tat Thorsten leid, es war, soweit man sich wehrte, <strong>ein</strong>e<br />

Qual in <strong>ein</strong> Khaak-Neural-System integriert zu s<strong>ein</strong>.<br />

Die Khaak waren an sich friedlich, doch als vor Jahren <strong>ein</strong> argonisches Schiff mit dem<br />

Sprungantriebs-Prototypen in deren Sektor <strong>ein</strong>traf, kehrte der Forscher-Trupp, der den<br />

ersten Kontakt zu den Argonen herstellen sollte, nicht zurück. Die Khaak hatten mit<br />

dem Schiff vorher Kontakt aufgenommen, doch die Besatzung verstand den<br />

Schwänzeltanz, den die Insektoiden zur Kommunikation nutzten nicht. So konnten die<br />

Khaak nicht wissen, dass die Wesen in dem TP Sauerstoff atmeten, was für die Khaak<br />

tödlich war.<br />

So vermuteten die Khaak, dass ihr friedlicher Forschertrupp mit f<strong>ein</strong>dlicher Absicht<br />

getötet wurde. Was garnicht so falsch war, denn aufgrund der Angst der Besatzung<br />

vor den Khaak, gingen diese aggressiv auf die im Todeskampf befindlichen Khaak <strong>ein</strong>.


Das soziale Gefüge der Khaak war sehr be<strong>ein</strong>druckend: Jedes Individuum hatte eigene<br />

Intelligenz, <strong>ein</strong>en eigenen Willen und <strong>ein</strong>e eigene Persönlichkeit, doch arbeiteten sie<br />

mit telepatischer Verbindung wie <strong>ein</strong> Wesen. Jeder Khaak war mit allen anderen im<br />

Umkreis von 1000 Metern um ihn herum verbunden, was leider ihre Persönlichkeit und<br />

ihren eigenen Willen unterdrückte, sobald <strong>ein</strong>e höhere Kaste anwesend war. Wozu die<br />

Khaak ihr Neural-System brauchten war <strong>ein</strong>fach: Es verband <strong>ein</strong>en beliebigen<br />

Organismus mit dem psycho-kollektiven Handeln der Khaak und ermöglichte den<br />

Insektoiden die Handlungsweise und das Denk-Gefüge dieses Wesens zu erfassen und<br />

zu verstehen. Diese Waffe, die der Argone entwickelte, würde alle Schilde ausschalten<br />

die in Reichweite waren. In den Händen der Split oder Paraniden hätte diese Waffe<br />

<strong>ein</strong>e Katastrophe bedeutet. Sie war im Gegensatz zum Ionen-Disruptor dauerhaft und<br />

zerstörte die kompletten Schilde. Der Mann hatte eigentlich nichts Böses im Sinn, er<br />

wollte s<strong>ein</strong>e Frau retten und da er <strong>ein</strong>er der führenden Schild-Konstruktuere der<br />

Argonen war, wollte er <strong>ein</strong> Gerät bauen, dass am besten zu s<strong>ein</strong>er Tätigkeit passen<br />

würde ohne zu töten.<br />

Da er aber weder die Mittel für die Entwicklung der Waffe, noch <strong>ein</strong> Schiff mit<br />

ausreichender Kampfkraft hatte, arbeitete Redan für das argonische Militär. Sobald die<br />

Paraniden oder Split <strong>ein</strong> Schiff mit dieser Waffe erbeuteten, wäre das <strong>ein</strong>e<br />

Katastrophe. Vorher war Redan bei der Entwicklung von Terra-Watt-Schilden und mehr<br />

beschäftigt, die Forscher in Thorstens Kolonien hatten schon lange derartige Schilde,<br />

doch mit dem Wissen, dass die Forscher dort hatten, hätte Redan wahrsch<strong>ein</strong>lich noch<br />

bessere Leistungen erbracht. Für die Kolonie wäre das <strong>ein</strong> gewaltiger Fortschritt.<br />

Thorsten brauchte k<strong>ein</strong>e besseren Schilde, er hatte bereits seit 2105 Terrawatt-<br />

Schilde, seitdem hatte sich deren Leistung in s<strong>ein</strong>em<br />

Körper um <strong>ein</strong>e enorme Zahl potentiert, er hätte von allen Schiffen der Sohnen fünf<br />

Jahre unter Dauerfeuer beschossen werden können und hätte noch immer 50%<br />

Kapazität. Jedoch war s<strong>ein</strong>e Materie viel stabiler:Schwarze Löcher und andere<br />

Phänomene konnten ihm nichts anhaben. Falls doch mal etwas geschehen sollte,<br />

konnten er die Zeit verlangsamen und sich schneller Regenerieren als das Licht sich<br />

bewegte. Waffen gab es nur wenige die ihm im ihm bekannten Raum schaden<br />

konnten, wozu eigentlich nur die der Sohnen zählten...<br />

...Doch er wusste noch längst nicht Alles. Das alte Volk war ihm unendlich weit<br />

vorraus, auch wenn die Sohnen ihm "etwas" hinterher hinkten.<br />

S<strong>ein</strong>e Fähigkeiten nutzte er aber auch nicht um etwas auszulöschen, er verteidigte<br />

sich lediglich defensiv.<br />

Da war die Militäranlage in diesem Sektor, in Schwarze Sonne. Redan lag in s<strong>ein</strong>er<br />

Kabine und schlief. Thorsten sprang neben das Bett und sah den bemitleidenswerten<br />

Mann an:<br />

Redan war ungepflegt, <strong>ein</strong> Zwölftage-Bart und tiefe Augenringe dominierten s<strong>ein</strong><br />

Gesicht und liessen den etwa dreissig Jahre alten Mann viel älter ersch<strong>ein</strong>en. Die<br />

Kabine war im normalen Standard-Schema des argonischen Militärs: Ein Stahl-Kasten<br />

mit rechten Winkeln, das <strong>ein</strong>em Quader glich. Ein Com-Monitor war in der Wand<br />

neben der Tür <strong>ein</strong>gelassen. Ein Schreibtisch mit <strong>ein</strong>em Arbeitsterminal und <strong>ein</strong><br />

digitaler Zeichentisch standen neben<strong>ein</strong>ander, beide waren über und über mit Daten-<br />

Folien bedeckt. Daten-Folien waren die moderne Art des Papiers: Eine Bildschirmfolie,<br />

mit <strong>ein</strong>em dünnen Datenträger, konnte bis zu 800 DinA-4-Seiten speichern und<br />

wiedergeben. Thorsten las mit s<strong>ein</strong>en Nano-Bots die Datenträger aus, es war äusserst<br />

interessant, wie das Gerät s<strong>ein</strong>en Schild-Überbrückern ähnelte, die Schilde beliebiger<br />

Stärke deaktivieren konnten, jedoch beherrschte Thorsten die Technologie besser und<br />

konnte so Schilde deaktivieren ohne diese zu zerstören.<br />

Thorsten griff über s<strong>ein</strong>e Naniten auf den Stationscomputer zu, verschleierte wie<br />

immer s<strong>ein</strong>e Anwesenheit, verriegelte die Türen und schaltete das Licht <strong>ein</strong>.<br />

Redan blinzelte, er schlief in letzter Zeit zwar nur sehr selten, doch man hatte ihn<br />

gezwungen etwas zu schlafen, sonst würde es gesundheitsschädlich werden. Er


öffnete zaghaft die Augen, in Erwartung <strong>ein</strong>en Soldaten in <strong>ein</strong>er Uniform zu sehen,<br />

doch stattdessen sah er <strong>ein</strong>en jungen Mann, der <strong>ein</strong> kurzärmeliges Hemd und <strong>ein</strong>e<br />

weite Jeans trug. Er hatte diesen Mann noch nie zuvor auf dieser streng bewachten<br />

Station gesehen. "Was ist denn, verlangt der General wieder nach mir." der Mann<br />

antwortete mit <strong>ein</strong>em amüsiertem Lächeln: "Ich gehöre nicht zur Besatzung dieser<br />

Station, niemand ausser ihnen weiss dass ich hier bin." Redan war auf <strong>ein</strong>mal<br />

hellwach "Wer sind sie? Ein Spion?" "Um Gottes Willen, n<strong>ein</strong>. Ich bin hier um ihnen <strong>ein</strong><br />

Angebot zu machen." "Tut mir Leid, ich bin nicht interessiert. Ich bin kurz vor dem Ziel<br />

m<strong>ein</strong>er Arbeit." "Ich weiss. Ich möchte, dass sie ihre Arbeit <strong>ein</strong>stellen." "Wie kommen<br />

sie darauf?! Ich bin so kurz vor m<strong>ein</strong>em Ziel!" "Ihre Frau zu retten könnte auch<br />

anders von statten gehen." "Aber wenn man massiv angreift, sterben<br />

tausende Menschen." "Haben sie schon <strong>ein</strong>mal bedacht wie viele Menschen sterben<br />

wenn ihre Erfindung in die falschen Hände gerät?" "Aber das ist so gut wie<br />

ausgeschlossen." "Oh n<strong>ein</strong>.<br />

Das ist mehr als wahrsch<strong>ein</strong>lich." "Aber wie kann ich denn sonst m<strong>ein</strong>e Frau retten?<br />

Ausserdem gibt es viele Personen, für die ich arbeite." "Ich möchte ihnen <strong>ein</strong> Angebot<br />

machen:<br />

Sie stellen ihre Forschungen an dieser Schild-Neutralisations-Waffe <strong>ein</strong> und<br />

verschleiern ihre Ergebnisse. Ich verschaffe ihnen dafür <strong>ein</strong>e neue Identität unter der<br />

sie hier Urlaub machen können und biete ihnen <strong>ein</strong>en kostenlosen Wohnsitz. Hinzu<br />

kommt noch, dass sie Forschungen in der Schildtechnologie betreiben können, die den<br />

jetzigen technischen Stand bei weitem überlegen sind. Ausserdem werde ich ihre Frau<br />

retten." "Wie stellen sie sich das vor? Wie könnten sie m<strong>ein</strong>e Frau retten? Das Andere<br />

glaube ich ihnen ja noch, aber das sie <strong>ein</strong>en ganzen Sektor voller Khaak im All<strong>ein</strong>gang<br />

überlisten können halte ich für sehr unwarsch<strong>ein</strong>lich." "Hören sie mir zu, wenn ich<br />

ihnen augenblicklich ihre Frau bringe?"<br />

"Es ist zwar krank von ihnen, mich mit so <strong>ein</strong>em wiederlichen Scherz zu quälen, aber<br />

da sie es eh nicht schaffen, stimme ich zu." Redan glaubte dem seltsamen Kerl zwar<br />

k<strong>ein</strong> Wort, aber wenigstens würde der Typ verschwinden wenn er s<strong>ein</strong>en Spass gehabt<br />

hatte. Er würde alles für s<strong>ein</strong>e Frau tun, seit sie auf dem Weg zu der Schild-<br />

Forschungsanstalt in Herzenslicht entführt wurde, hatte Redan alles getan um sie<br />

wieder zu bekommen. Es war ihm egal wo er wohnte oder wie s<strong>ein</strong> Name war, solange<br />

er nur s<strong>ein</strong>e geliebte Sanuma hatte.<br />

Thorsten war erleichtert. Eine für ihn so <strong>ein</strong>fache Aufgabe konnte den Mann dazu<br />

bewegen, ihm zuzuhören. Eigentlich griff er nicht in die tiefer gehenden Abläufe in der<br />

sozialen Entwicklung von Völkern <strong>ein</strong>, doch bei Ereignissen die solches Chaos wie die<br />

Fertigstellung dieses Schild-Neutralisators verursachen konnten, nahm er dies in kauf,<br />

ausserdem tat er etwas Gutes. Die Sensoren in s<strong>ein</strong>em Körper meldeten ihm die<br />

Position der Frau von Redan. Er erfasste sie und teleportierte sie zu ihrem Mann ins<br />

Bett, wo sie bewusstlos zusammensackte. Bis auf psychischen Schäden fehlte ihr<br />

nichts. Redan sah auf s<strong>ein</strong>e Frau, als würden ihm die Augen ausfallen, dann umarmte<br />

er sie.<br />

Ein blaues Leuchten vor ihm, das dem <strong>ein</strong>es Transporters sehr ähnlich war, blendete<br />

ihn für <strong>ein</strong>en Moment. Als er wieder sehen konnte, lag s<strong>ein</strong>e geliebte Sanuma vor ihm,<br />

sie schlief. War das real oder träumte er? Dann wendete sich der Eindringling an ihn,<br />

als ihm die Fragen durch den Kopf gingen: Wie war das möglich? Was hatte der Kerl<br />

getan?:<br />

"Können wir jetzt über ihre Forschungen reden?" der Mann sah ihn freundlich an. Er<br />

stotterte die Fragen, die er eben noch dachte: "Wie?...Was?...Sanuma." "Ein<br />

Teleporter. Ich habe die Position ihrer Frau genau erfasst und sie hierher teleportiert."<br />

"Aber wie haben sie das gemacht? Und woher wussten sie..." "Was sie denken? Nun<br />

ja, das ist etwas komplizierter. Und das mit dem Teleporter, können sie selbst<br />

erlernen, wenn sie mit mir kommen." "Ich weiss nicht, wie sie das gemacht haben,<br />

aber was sie da für mich getan haben... Ich weiss nicht wie ich ihnen danken kann."


"Stellen sie ihre Forschungen <strong>ein</strong>, es würde viel zu viele Tote geben, wenn diese<br />

Technik in die falschen Hände fiel.<br />

Forschen sie lieber weiter an ihren Schildern, die zerstören zumindest nichts." "Aber<br />

wie soll ich erklären, dass m<strong>ein</strong>e Frau zurück ist? Ausserdem rechnet man im Militär<br />

mit dem Schild-Disruptor." "M<strong>ein</strong> Angebot besteht weiter: Kommen sie mit mir, sie<br />

können jederzeit Urlaub in den Sektoren, die sie kennen, machen. Sie können ihre<br />

Frau mitbringen und in diesem Refugium gem<strong>ein</strong>sam Leben. Oder ich fertige ihnen<br />

<strong>ein</strong>e neue Identität und sie leben mit ihrer Frau unter falschem Namen." "Aber wie soll<br />

ich dann weiter Forschen?"<br />

"Das kann ich ihnen nicht sagen." "Dann werde ich mit ihnen kommen! Aber wie?"<br />

"Ich hole sie in drei Tazuras ab." "Wie soll ich bis dahin die Anwesenheit m<strong>ein</strong>er Frau<br />

erklären?"<br />

"Moment..." der Mann legte s<strong>ein</strong>e Hände, Handfläche an Handfläche, zusammen. Als<br />

er die Hände wieder aus<strong>ein</strong>anderzog, lag auf s<strong>ein</strong>er rechten Handfläche <strong>ein</strong> Ring, der<br />

aus <strong>ein</strong>em seltsam schimmernden Material bestand. Das Farbspiel des Ringes war<br />

wunderschön, es erinnerte an <strong>ein</strong>en Opal, nur dass noch mehr Farben vorhanden<br />

waren und das Muster sich im Fluss befand. Der Mann nahm den Ring zwischen den<br />

Daumen und Zeigefinger s<strong>ein</strong>er linken Hand und reichte ihn Redan, dann gab er noch<br />

<strong>ein</strong> paar Anweisungen: "Stecken sie diesen Ring ihrer Frau an. Er wird sich nicht<br />

ablösen, außer ich bin in der Nähe. Der Ring versteckt Sanuma vor den Bord-<br />

Sensoren und wird sie vor jedem tarnen, der ihr Zimmer betritt. Kümmern sie sich gut<br />

um ihre Frau, sie hat viel durchgemacht und wird viel Hilfe brauchen." Redan steckte<br />

Sanuma den Ring an, dann wendete er sich <strong>ein</strong>geschüchtert an den Mann, der ihm<br />

s<strong>ein</strong>e Frau zurückgebracht hatte "Ich danke ihnen. Ich werde den Schild-Disruptor<br />

durch <strong>ein</strong> neues 500MW-Schild ersetzen, dass ich entwickelt habe." "Das freut mich zu<br />

hören. Wir sehen uns dann." Der Argone drehte sich um, dann verschwamm das Bild<br />

der Wirklichkeit in <strong>ein</strong>em Umkreis von ca 5cm um dessen Siluette und stürzte hinter<br />

ihm<br />

zusammen; er war verschwunden.<br />

Thorsten war mit s<strong>ein</strong>en Gedanken bei Sanuma, sie tat ihm leid. Sie wird <strong>ein</strong>e harte<br />

Zeit vor sich haben, voller Alpträume und Angstzustände. Aber er kannte die Kraft, die<br />

<strong>ein</strong>em die Liebe geben kann, auch wenn er es am liebsten vergessen hätte, wie oft er<br />

schon Liebende verloren hätte.<br />

Der Ring, <strong>ein</strong> Stealth-Generator, leitete Licht um den Träger und machte ihn so optisch<br />

unsichtbar. Verschiedene gut versteckte Störfelder verhinderten die Bemerkung durch<br />

elektrische Sensoren, wie die der Argonen oder anderer Völker, so auch die des Alten<br />

Volkes. Zwar waren ihm die Alten, wie er sie mittlerweile nannte, im Verständnis und<br />

der Erkundung des Universums weit vorraus, doch die Sub-Raum-Mechanismen, die<br />

all s<strong>ein</strong>e Geräte nutzten, waren ihnen so gut wie unbekannt. Nicht mal Tastsinne<br />

konnten den Träger des Ringes erkennen, <strong>ein</strong> ausgeklügeltes, interaktives System aus<br />

Kraftfeldern formte sich unter den Füssen des Trägers und bildete dabei <strong>ein</strong>en<br />

Zwischenraum zwischen der Fusssohle und dem Untergrund, wodurch sowohl<br />

Fussspuren, als auch die Entdeckung durch Tastsensoren im Boden verhindert wurden.<br />

Das selbe galt für die Wände, die der Träger berührte. Wenn jedoch <strong>ein</strong> beweglicher<br />

Gegenstand berührt werden sollte oder der Träger selbst in Gefahr war berührt zu<br />

werden, wurde die Materie unmerklich durch den phasenverschobenen Ring-Träger<br />

geführt. Die Idee für <strong>ein</strong>en Tarn-Ring hatte Thorsten aus <strong>ein</strong>em alten terranischen<br />

<strong>Fan</strong>tasy-Film, der relativ zu Anfang s<strong>ein</strong>es Lebens in den alten Kinos lief. Auch dieser<br />

Forscher würde demnächst mit ihm kommen, doch nun war es Zeit zum nächsten<br />

Wissenschaftler zu fliegen. Er startete von der Position, wohin er durch das selbst<br />

erzeugte Wurmloch in Redans Zimmer gegangen war. Von hier aus waren es nur noch<br />

drei Lichtjahre bis nach Familie Rhonkar, wo der Split sozusagen auf ihn wartete. Er<br />

aktivierte die in s<strong>ein</strong>em Körper liegenden Hyper-Licht-Antriebe. Die Front s<strong>ein</strong>er<br />

Oberschenkel, die Waden s<strong>ein</strong>er Unterschenkel und die Fläche s<strong>ein</strong>er Brust-Muskeln


is hin zu den Schulterblättern leuchteten weiß auf.<br />

Das Leuchten uferte in langen Auroren aus. Wie Schleier oder Gaze die langsam im<br />

Wind wehten, zogen sich die hinteren Auroren bis etwa fünf Meter hinter ihm in den<br />

Raum, während die<br />

vorne leuchtenden Flächen eigentlich nur hell schienen, dies aber nicht in Auroren<br />

ausschlug. Die Schleier hinter ihm leuchteten immer greller auf, dann schoss er<br />

schneller als das Licht durch das Universum. Drei Sekunden später blitzten die vorne<br />

leuchtenden Flächen grell auf, er kam zum stehen. Nun sah er sich um: Der Haupt-<br />

Planet des Systems lag ca. 200 Kilometer vor ihm. Das Leuchten der vorderen Partien<br />

erlosch, dann zogen sich die hinteren Auroren in s<strong>ein</strong>en Körper zurück. Er gleitete<br />

schnell aufrecht auf die Oberfläche des Planeten zu, ungefähr 5 Meter über dem<br />

Boden verlangsamte er s<strong>ein</strong> Tempo. Er zog s<strong>ein</strong>e B<strong>ein</strong>e leicht an, drehte sich um<br />

neunzig Grad und setzte sanft mit den Füssen auf.<br />

Der Anblick war be<strong>ein</strong>druckend: Der Himmel war blau und von herb-purpurnen Wolken<br />

durchzogen, die der Wind langsam weiter trieb. Es war Mittag, zumindest vom Stand<br />

der Sonne aus gesehen. Neben ihm floss <strong>ein</strong> tiefroter Bach unter <strong>ein</strong>er leicht<br />

gebogenen Brücke hindurch, die mit schreckenerregenden Schnitzereien von Ghok-<br />

Kämpfen besetzt war.<br />

Winzig kl<strong>ein</strong>e, transparente Insekten flogen zahlreich umher. Eines dieser kl<strong>ein</strong>en<br />

Tiere flog direkt an Thorstens Augen vorbei, er konnte alles sehen, vom winzigen<br />

Herzen und dessen Kammern, bis hin zu dem noch kl<strong>ein</strong>eren Nervensystem. Eigentlich<br />

hätte niemand mehr ausser <strong>ein</strong>em leichten Flimmern erkennen können, wenn er das<br />

fliegende Insekt betrachtete, doch Thorstens Nanomaschinen hatten s<strong>ein</strong>e Augen<br />

verbessert, wobei verbessert stark untertrieben war: Körperwärme, Schall, elektrische<br />

Felder und jegliche Strahlung konnte er leicht erkennen, sogar Atome und den Fluss<br />

der Photonen konnte er sehen. Doch nun war es Zeit, sich dem Split zuzuwenden:<br />

Roskt T'Rhk<br />

Dieser Split war führend auf dem Gebiet der Massenvernichtungswaffen. Thorsten<br />

hätte auch alle Erinnerungen des Forschers löschen können, wodurch all diese<br />

zerstörerischen Waffen für immer aus der Welt getilgt worden wären, doch das war<br />

nicht s<strong>ein</strong> Stil. Ausserdem konnte man alle diese Waffen, oder besser gesagt deren<br />

Funktions-Mechanismen, zur friedlichen Energiegewinnung nutzen. Es war so ähnlich<br />

wie die Kernspaltung und die Atombombe, doch würden hier die Waffen zu friedlichen<br />

Zwecken genutzt werden können, anders als bei Einst<strong>ein</strong>. Thorsten drehte sich <strong>ein</strong><br />

Stückchen nach links. Er sah das Anwesen des Split. Infolge der Waffen die T'Rhk<br />

entwickelt hatte, genoss er hohes Ansehen und Reichtum.<br />

Diesmal würde Thorsten nicht <strong>ein</strong>fach durch die Wände der Festung gehen um den<br />

Split zu besuchen, diesmal würde dieser ihn auch sehen können. Für die Split war es<br />

<strong>ein</strong> Zeichen des<br />

Mutes, bei Jemandem, von dem man f<strong>ein</strong>dliche Absichten erwarten konnte, <strong>ein</strong>fach<br />

her<strong>ein</strong> zu gehen. Und Mut bedeutete bei den Split so viel wie ehrenvoll und des<br />

Respektes würdig zu s<strong>ein</strong>.<br />

Jeder Andere hätte auch Mut gebraucht, denn Personen wie T'Rhk spickten den Weg<br />

zu ihrer Eingangshalle mit tötlichen Hindernissen, die sich zwar ankündigten, Fallen<br />

waren hinterhältig<br />

und somit unehrenvoll, aber gut getarnt waren. Das Schloss erinnerte ihn an die<br />

Burgen, wie sie in alten Rittersagen vorkamen: Mehrere Türme hoben sich in die<br />

Höhe, alle angebunden an<br />

<strong>ein</strong> quadratisches Hauptgebäude. Er ging auf das Gebaude aus rot-grauem St<strong>ein</strong> zu.<br />

Was war das?! Die Sensoren s<strong>ein</strong>es Domizils meldeten <strong>ein</strong>e sich nähernde Person. Es<br />

war <strong>ein</strong> Argone, <strong>ein</strong> fremder Argone, der auf den Holografien der<br />

Überwachungskameras auftauchte.<br />

Roskt war garnicht nach Besuch zu mute, er langweilte sich jedoch, wenn dieser<br />

Argone ihn treffen wollte, so sollte er s<strong>ein</strong> Glück versuchen. Roskt grinste, er rannte


zu dem Kontrollraum, von wo er die Angriffs-Mechanismen bediehnen konnte. Er<br />

freute sich schon, den schwachen Argonen "Willkommen zu heissen". Der Computer<br />

lief mehrere tausend Zeilen von Zahlen an der Seite der Holographie durch, dann<br />

meldete er sich:"Systeme bereit. Alle Komponenten warten auf Anordnungen." Roskt<br />

grinste "Öffne die Türen." Als er den Argonen noch <strong>ein</strong>mal sah, kam es ihm so vor, als<br />

hätte er diesen schon <strong>ein</strong>mal irgendwo gesehen.<br />

Thorsten erreichte ruhigen Gangs die gigantischen Türen. Durch diese Tore hatte<br />

sogar <strong>ein</strong>e Korvette fliegen können. Die riesigen metallenen Tore schwenkten nach<br />

innen auf, es war <strong>ein</strong>e deutliche Einladung. Eine Lautsprecher-Ansage tönte aus<br />

versteckten Lautsprechern:"Wenn die Kreatur <strong>ein</strong>treten will, so sollte sie sich als<br />

würdig erweisen."<br />

Thorsten liess den Blick schweifen, wobei er s<strong>ein</strong>e thermale Sicht aktivierte, die alle<br />

Wärmequellen in s<strong>ein</strong>em Sichtfeld zusätlich kennzeichnete. Äusserlich sah man <strong>ein</strong>en<br />

prunkvollen Gang aus großen Gest<strong>ein</strong>sblöcken, der ca 50 Meter hoch, mit Gemälden<br />

von Vorfahren und mit lilanen Vorhängen geschmückt war. Doch wenn man, so wie er,<br />

hinter die schöne Fassade sehen konnte, ergab dies <strong>ein</strong> ganz anderes Bild: Wie <strong>ein</strong><br />

Spinnennetz zogen sich zahlreiche Leitungen von Sensoren und Waffen durch die<br />

Wände, wobei rote Punkte diese Sensoren und Waffen markierten, so zumindest das<br />

Wärme-Bild. Thorsten machte <strong>ein</strong> paar Schritte nach vorne, die Tore schlossen sich<br />

hinter ihm, jetzt würde es lustig werden.<br />

Er schickte <strong>ein</strong>en s<strong>ein</strong>er Naniten in den Kontrollraum, um das Gesicht von T'Rhk sehen<br />

zu können, nichts amüsierte ihn mehr als <strong>ein</strong> Split, der verwundert dr<strong>ein</strong>schaute.<br />

Das erste Signal: Ein <strong>Fan</strong>farenstoß kam aus den Wänden, dann klappten die<br />

Ziegelst<strong>ein</strong>e beiseite, sie waren eigentlich nur Platten aus St<strong>ein</strong>. Hunderte faustgroße<br />

Löcher kamen zum Vorsch<strong>ein</strong>, in ihnen blitzte es kurz, dan schossen Speere auf<br />

Thorsten zu; wie niedlich. Die Speere prallten auf s<strong>ein</strong>en Körper, die Spitzen verbogen<br />

sich und die hölzernen Stangen barsten in tausende Splitter. Er trug k<strong>ein</strong>en Kratzer<br />

davon. T'Rhk war überrascht, wie ihm der winzige optische Scanner s<strong>ein</strong>es Naniten<br />

anzeigte, doch eigentlich darüber, dass dieser vergessen hatte den SchildÜnterdrücker<br />

<strong>ein</strong>zuschalten. Der Schildunterdrücker war im eigentlichen <strong>ein</strong> Nebel aus<br />

mikroskopischen Kristallen, wie sie bei Projektil-Kanonen-Munition verwendet wurden.<br />

Ein leichtes Glitzern in der Luft verriet Thorsten, dass der Nebel nun in den Raum<br />

<strong>ein</strong>gedrungen war, aber das störte ihn nicht, er hatte s<strong>ein</strong> Schild überhaupt nicht<br />

aktiviert gehabt. Er ging weiter, stieg über <strong>ein</strong> paar der Speer-Trümmer und gelangte<br />

in <strong>ein</strong>en neuen Bereich, welcher zwar, bis auf das Fehlen von Gemälden, genau so<br />

aussah wie der Gang zuvor, jedoch k<strong>ein</strong>e geöffneten St<strong>ein</strong>platten aufwies. Plötzlich<br />

erglühten die Wände in s<strong>ein</strong>er Thermal-Sicht rot auf: Flammenwerfer!<br />

Ein weiterer <strong>Fan</strong>faren-Stoß kündigte deren Auslösung an. Ein Meer aus brennendem<br />

Magna-Napalm, <strong>ein</strong>e stärkere Version von altem Napalm, die mit der eigentlichen<br />

Substanz chemisch nichts mehr gem<strong>ein</strong> hatte, schoss aus den Fugen zwischen den<br />

St<strong>ein</strong>en und auf Thorsten zu. Es hüllte ihn <strong>ein</strong> und verschlang die Luft um ihn. Es war<br />

<strong>ein</strong> hübsches Farbenspiel aus Rot und Orange.<br />

Roskt lachte schallend laut. Der Argone hatte k<strong>ein</strong>e Reaktion gezeigt, als er von dem<br />

Sturm brennender Chemikalien bedroht wurde. Er ging wie <strong>ein</strong> Idiot gerade aus<br />

weiter, er hatte wohl<br />

k<strong>ein</strong>erlei Reflexe. Das <strong>ein</strong>zige, was man von dem Argonen noch sehen konnte, war<br />

<strong>ein</strong>e schwarze schemenhafte Gestalt zwischen den fauchenden Flammen.<br />

"WAS???" Roskts Augen weiteten sich, als er den Argonen unversehrt aus den<br />

Flammen treten sah. Einige der Feuerzungen hielten sich noch wirbelnd an s<strong>ein</strong>em<br />

Rücken, doch dann war der<br />

Argone auch für diese zu weit entfernt von den Flammenwerfern. Was konnte da<br />

passiert s<strong>ein</strong>?! Die Flammenwerfer funktionierten <strong>ein</strong>wandfrei! Nun müsste Roskt wohl<br />

stärkere Geschütze<br />

auffahren müssen.


Thorsten erreichte <strong>ein</strong>en neuen Abschnitt: Hier waren wieder Gemälde vorhanden,<br />

doch sie waren in Einbuchtungen in der Wand versenkt. Das Thermal-Bild zeigte<br />

k<strong>ein</strong>erlei Gerätschaften in<br />

den Wänden, aber s<strong>ein</strong> Magnet-Feld-Scanner, der selbst kl<strong>ein</strong>ste Schaltkreise<br />

aufspüren konnte, meldete ihm etwas von oben. Ein großes System aus hydraulischen<br />

Pressen und gigantischen<br />

Motoren lag dort in der Decke versteckt. Wieder ertönte <strong>ein</strong> <strong>Fan</strong>farenstoß, dann<br />

schoss die Decke, in Form <strong>ein</strong>es gigantischen Stahl-Blocks auf ihn zu.<br />

Das könnte selbst <strong>ein</strong> feuerfester Argone nicht überleben! Einen 100-Tonnen Teladium-<br />

Stahl-Block der durch Hebevorrichtungen nach unten gepresst wurde. Das konnte<br />

sogar der stärkste Schild-Generator nicht mehr abblocken. Doch ungefähr in der Höhe<br />

<strong>ein</strong>es Splits blieb der Block stehen.<br />

Der Block konnte ihm nichts anhaben, s<strong>ein</strong>e Skelett- und Gewebestruktur war viel zu<br />

stark als dass ihn dieser Metall-Klotz zerquetscht haben könnte. Der Block gab etwa<br />

bis zu s<strong>ein</strong>en Ohren<br />

hin nach, wobei <strong>ein</strong>e tiefe Kuhle in Form s<strong>ein</strong>er Schädeldecke in das Metall gepresst<br />

wurde, als dieses durch die Hydraulik nach unten gedrückt wurde. Die Hydraulik und<br />

die Motoren kreischten<br />

in ihrem vergeblichen Kampf gegen s<strong>ein</strong>en viel fortgeschritteneren biomechanischen<br />

Körper. Er ging weiter, wobei das Loch in dem Block sich zu <strong>ein</strong>er Schneise formte. Als<br />

er die Kante dieses<br />

gigantischen Würfels passierte, schnellte dieser mit <strong>ein</strong>em Dumpfen knall auf den<br />

Boden, der etwas Staub aufwehen liess.<br />

Dies musste die letzte Falle gewesen s<strong>ein</strong>. Und wie witzig war es doch, T'Rhk durch<br />

den Nano-Bot zu betrachten: Der Split saß mit weit aufgerissenem Mund vor s<strong>ein</strong>en<br />

Holo-Monitoren und starrte<br />

fassungslos auf das Bild, das Thorsten ihm geliefert hatte. Dann stand Roskt auf. Aber<br />

was war das?! Thorsten betrachtete <strong>ein</strong>gehend das Gemälde, welches ihm aufgefallen<br />

war. War das nicht?...<br />

doch es war das Split-Mädchen, welches er vor Jahrhunderten gerettet hatte. Er<br />

schätzte sie auf dem Bild auf 25 Jahre. Auf dem Schild unter der Abbildung stand<br />

etwas geschrieben: Nar T'Rhk,<br />

Gründerin der Schlichter, Vorfahrin der T'Rhk. Thorsten überprüfte Roskts Gen-<br />

Struktur, tatsächlich! Spuren der genetischen Codes, die Thorsten vor Jahrhunderten<br />

ausgelesen hatte um Nar zu heilen, waren noch vorhanden. Nach der Konzentration<br />

der Codes, musste Roskt ungefähr 20 Generationen weit von ihr abstammen.<br />

Roskt freute sich auf den Kampf gegen den starken Argonen, so konnte er s<strong>ein</strong>e<br />

neuste Erfindung testen. Roskt drückte <strong>ein</strong>en der St<strong>ein</strong>e im Kontroll-Raum in die<br />

Wand, woraufhin sich <strong>ein</strong> Teil<br />

des naheliegenden Mauerwerks nach oben zog. Dahinter stand <strong>ein</strong> mechanischer<br />

Körper, <strong>ein</strong> Exo-Skelett. Den Torso bildete <strong>ein</strong> kapsel-förmiger Körper, dessen obere<br />

Hälfte nach oben gefahren<br />

war und den Blick auf die Kontrollen freigab, die die Bewegungen des Piloten erkannte<br />

und umsetzte. Zwei humanoide B<strong>ein</strong>e waren an dem unteren Teil des Körpers<br />

befestigt und dienten der<br />

Fortbewegung, welche nicht allzu schnell von statten ging. Die Arme waren kurz unter<br />

der Trenn-Linie zwischen Einstiegsluke und Hauptkörper angebracht. Der linke Arm<br />

bestand aus <strong>ein</strong>er A-PBK, die aus dem Unterarm der humanoiden Struktur ragte. Der<br />

rechte Arm war wie der <strong>ein</strong>es Split gebaut und hatte <strong>ein</strong>e voll funktionsfähige Hand.<br />

Auf der rechten Schulter war noch <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e<br />

Projektilkanone befestigt. Roskt setzte sich auf den Pilotensitz, der Computer erkannte<br />

ihn und senkte die Einstiegsluke. Als die Luke sich komplett nach unten gesenkt hatte,<br />

verriegelte sich das Cockpit mit <strong>ein</strong>em Zischen hermetisch. Dann setzte Roskt das<br />

Exo-Skelett in Bewegung. Die elektrisch aktiven Polymere bewegten die Gliedmaßen


der Maschine wie natürliche Muskulatur es<br />

tat. Die Tür öffnete sich und der Argone stand in der Eingangshalle.<br />

Das war ja mal was interessantes: Ein Exo-Skelett. Roskt saß im Cockpit und bewegte<br />

das metallene Ungetüm auf Thorsten zu. Auf in den Kampf, aber wie immer galt:<br />

Niemanden verletzen wenn k<strong>ein</strong>e Notwendigkeit bestand. Das Exo-Skelett holte mit<br />

dem rechten Arm aus, an dem zylindrischen Unterarm fuhren blitzschnell Stacheln<br />

aus. Thorsten analysierte die Konstruktion der Maschine:<br />

Die Arme und B<strong>ein</strong>e waren mit künstlichen Knochen ausgestattet, die molekulare<br />

Struktur und der Aufbau der Knochen liessen auf <strong>ein</strong>e Hebekraft von 15 Tonnen<br />

schliessen. Die Wucht des Armes würde wohl mehr betragen, doch wirklich gefährlich<br />

würde es nicht werden. Thorsten streckte s<strong>ein</strong>en linken Arm nach dem anschnellenden<br />

Arm aus Stacheln des Exo-Skeletts aus. Drei Stachel wurden in den Arm<br />

zurückgedrückt, als der mechanische Arm auf Thorstens bio-modifizierten Arm traf,<br />

mehrere Polymer-Stränge in den Armen rissen beim Aufprall.<br />

Schadensmeldungen dröhnten durch das Cockpit, als der Arm auf die Hand des<br />

Argonen traf. Was war das für <strong>ein</strong> Wesen, <strong>ein</strong> Android?! Die Scans des Menschen<br />

ergab nichts aussergewöhnliches. Roskt richtete die Alpha-PBK auf den Torso des<br />

Argonen aus und feuerte sie ab. Blaue Energie-Bälle trafen auf den Brustkorb. Sie<br />

trafen auf und explodierten, doch der Argone trug k<strong>ein</strong>en Kratzer davon.<br />

Nun wusste Roskt wieder, woher er den Argonen kannte: Die Gestalt des Argonen<br />

glich auf das Detail genau den alten Bildern, die er von den Sagen des Krieger-<br />

SChänders kannte. Die Geschichte war rund 440 Jazuras alt und wurde noch heute<br />

kl<strong>ein</strong>en Kindern erzählt, um ihnen Angst zu machen. Einst soll der Krieger-Schänder<br />

s<strong>ein</strong>e Ur-Ahnin Ral gerettet haben, doch er erinnerte sich noch, wie s<strong>ein</strong>e Groß-Mutter<br />

ihm die Geschichte erzählt hatte, er murmelte es leise vor sich hin: "Der Krieger-<br />

Schänder ist weiß wie das Leuchten <strong>ein</strong>es Ghoks, doch er strahlt k<strong>ein</strong> Licht ab, damit<br />

er Kriegern im Wald besser auflauern kann. S<strong>ein</strong>e Bewegungen bringen die Luft zum<br />

bersten und s<strong>ein</strong>e Berührung kann <strong>ein</strong>en Krieger verstümmeln oder heilen. Die<br />

Qualen, die vom Krieger-Schänder ausgehen, bringen selbst den tapfersten und<br />

stärksten Krieger zum w<strong>ein</strong>en wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Kind es nicht tun würde. Es heisst, der<br />

Schänder würde Ghoks wie Fliegen zerfetzen und könnte die Gestalt <strong>ein</strong>es Kriegers<br />

annehmen."<br />

Roskt bekam Angst, zum ersten mal in s<strong>ein</strong>em Leben. Der Argone hatte mittlerweile<br />

auch den linken Arm ergriffen und dessen Mündung mit der blossen Hand zerquetscht.<br />

In Panik richtete Roskt die Projektilkanone auf das Gesicht des Krieger-Schänders und<br />

drückte den Auslöser bis zum Anschlag durch. Doch auch dies brachte nichts, die<br />

Projektile prallten sogar an den Pupillen des Schänders ab oder wurden an dessen<br />

Gesicht zusammengedrückt wie an <strong>ein</strong>er nividiumverstärkten Panzerung. Dann<br />

grellten erneut Schadensmeldungen durch das Cockpit.<br />

Roskt schien ihn mit allem zu beharken was er hatte. Aber warum so ungesteuert?<br />

Split liebten es normalerweise, selbst die stärksten Gegner mit gezielten Schüssen zu<br />

anzugreifen. Thorsten las<br />

die Gedanken des Split aus: Krieger-Schänder?! Eine 440 Jazura alte Legende?<br />

Moment mal. 440 Jazuras?! Das waren ca 600 irdische Jahre, also ungefähr die Zeit,<br />

in der er auf diesem Planeten<br />

gewesen war. War aus der Begegnung in der Kneipe <strong>ein</strong> Mythos geworden? Naja,<br />

wenn Thorsten erst <strong>ein</strong>mal mit dem Split reden konnte, würde er in Ruhe mehr<br />

darüber erfahren können. Also musste er Roskt erst <strong>ein</strong>mal entwaffnen. Thorsten riss<br />

der Maschine mit Leichtigkeit die Arme aus. Aus den stümmeln, welche die<br />

Schultergelenke darstellten, ragten mehrere Halbleiter-Kabel, welche in <strong>ein</strong>em Meer<br />

aus kl<strong>ein</strong>en gelben Blitzen Funken sprühten. Dann brach Thorsten die Kanzel auf.<br />

Der Argone hatte die Arme des Exo-Skeletts ausgerissen. Der Energie-Pegel sank<br />

rapide, als das Spannungsleck an den Schulter-Gelenken funkensprühend<br />

aufleuchtete. Dann drang <strong>ein</strong> metallenes Kreischen durch die Statik des Cockpits.


Fingerkuppen drangendurch die Panzerung und in das Cockpit. Um die Fingerspitzen<br />

herum löste sich das Metall auf und rann an der Aussenseite der Panzerung ab.<br />

Dann zerrissen die zehn Fingerkuppen den Teladium-Stahl wie <strong>ein</strong> Palmen-Blatt.<br />

Er sah dem Schänder direkt in die Augen, statt durch Kameras. Roskt sprang aus der<br />

aufgerissenen Kapsel und versuchte sich mit s<strong>ein</strong>en B<strong>ein</strong>en von dem Schänder<br />

wegzudrücken. Auf s<strong>ein</strong>em Hintern robbend, stieß er an die hintere Wand und sah<br />

geschockt zu, wie der Schänder den 2 Tonnen schweren Rest der stämmigen Maschine<br />

mit <strong>ein</strong>em Arm locker hinter sich warf. Dann kam der Argone auf ihn zu.<br />

Ca <strong>ein</strong>en Meter vor ihm, blieb der Schänder stehen und sah ihm in die Augen.<br />

So etwas hatte Thorsten in all den Jahren s<strong>ein</strong>es Lebens nicht gesehen: Ein Split, der<br />

sich vor Angst in <strong>ein</strong>e Ecke verkroch. Irgendwie musste er den armen Kerl beruhigen,<br />

er entschloss sich, etwas<br />

mehr als normalerweise preiszugeben: Einen Eindruck s<strong>ein</strong>es Alters.<br />

Nach ca 15 Sezuras begann der Argone zu sprechen:"Vor ungefähr 440 Jazuras lag<br />

d<strong>ein</strong>e Ahnin Nar als kl<strong>ein</strong>es Mädchen genau so vor mir wie du." Roskt machte sich für<br />

den Tod bereit und stand ehrenhaft wieder auf, um wie <strong>ein</strong> wahrer Split zu sterben.<br />

Der Argone fuhr fort:"Zwei Krieger hatten sie in <strong>ein</strong>er Kneipe zusammengeschlagen,<br />

nachdem sie ihre Eltern verloren hatte." Roskt fuhr <strong>ein</strong> eiskalter Schauer durch den<br />

Körper, dieses Wesen war wirklich s<strong>ein</strong>er Ahnin begegnet. Dann antwortete Roskt,<br />

denn nach dem was er wusste, war dieses Wesen der Inbegriff des Bösen:"Aber was<br />

ist mit den Sagen?"<br />

"Welche Sagen?" "Vom Krieger-Schlächter der Kämpfer wie <strong>ein</strong> Monster zerfetzt." "Als<br />

ich die beiden Krieger, die d<strong>ein</strong>e Ahnin angegriffen hatten, dazu "überreden" wollte<br />

sich um sie zu kümmern, willigten sie zuerst nicht <strong>ein</strong>. Und da ich wütend über die<br />

Schändung <strong>ein</strong>es kl<strong>ein</strong>en Mädchens durch zwei Krieger war, zeigte ich ihnen, wie<br />

hilflos sich d<strong>ein</strong>e Ahnin gefühlt hatte. Ausserdem habe ich ihre Verletzungen, wie die<br />

von Nar, geheilt." "Und was willst du von mir?" "Ich möchte, dass du d<strong>ein</strong>e<br />

Forschungen <strong>ein</strong>stellst." Roskt fühlte die Angst noch in sich, doch diese Forderung war<br />

<strong>ein</strong>fach nicht erfüllbar "Wie stellst du dir das vor?! Wenn ich m<strong>ein</strong>e Waffen nicht<br />

liefere, habe ich den Zorn des Rhonkar auf m<strong>ein</strong>en Schultern!" "Du kannst mit mir<br />

kommen wenn du willst. Dort kann dir niemand etwas anhaben." "Wohin soll ich<br />

mitkommen?" "Ich habe <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Kolonie, die niemand ausser mir und den anderen<br />

Forschern kennt. Das ganze läuft aber unter dem Mantel des Schweigens." "Und wenn<br />

ich nicht mitkomme, wirst du mich töten?!" "N<strong>ein</strong>. Wie kommst du darauf? Ich habe<br />

nicht vor dich zu töten oder zu etwas zu zwingen. Alles ist freiwillig. Nur möchte ich<br />

nach Möglichkeit das Sterben von weiteren Menschen durch d<strong>ein</strong>e Waffen verhindern.<br />

Viele d<strong>ein</strong>er Waffen könnten zu friedlichen Zwecken gebraucht werden, zur Energie-<br />

Erzeugung zum Beispiel." "Waffen sind dazu da, um schwache Kreaturen zu töten!"<br />

"Aha...das ist also d<strong>ein</strong>e M<strong>ein</strong>ung..." der Argone schüttelte den Kopf, dann fuhr er fort<br />

"...Nehmen wir als Vergleich mal dich und mich. Ich habe Kräfte und Geräte, von<br />

denen du nur Träumen kannst."<br />

Der Argone ging zu <strong>ein</strong>er der Mauer-Wände, dann machte er <strong>ein</strong>e lockere Bewegung<br />

aus dem Handgelenk gegen den massiven St<strong>ein</strong>, die Wand zersprang mit lautem<br />

Getöse in tausend Stücke, als ob <strong>ein</strong> Schiff dagegen geflogen wäre. Als der Staub sich<br />

lichtete, stand der Argone vor der Panzerwand, die hinter dem Mauerwerk für<br />

Sicherheit sorgte. Wo der Schänder hingeschlagen hatte, war die Wand aus massiven<br />

Teladium-Stahl tief <strong>ein</strong>gebeult. Der Schänder sah zu ihm rüber:"Was denkst du, bist<br />

du im Gegensatz zu mir?" Roskt stand da und sah ungläubig auf die verformte<br />

Panzerwand "Schwa... Schwach..." "Und?<br />

Töte ich dich?" "N<strong>ein</strong>." "Ich will dir damit nicht drohen, ich möchte dir lediglich zeigen,<br />

wie weit man ohne Gewalt kommen kann." Roskt liess sich den Gedanken durch den<br />

Kopf gehen, schliesslich hatte s<strong>ein</strong>e Ahnin es ja auch durch friedliches und<br />

beherrschtes Handeln zu Ruhm und Ehre gebracht. Vielleicht sollte Roskt es ja auch<br />

<strong>ein</strong>mal ausprobieren, möglicherweise wäre der Kampf gegen s<strong>ein</strong> Kriegerwesen der


este Kampf s<strong>ein</strong>es Lebens. Doch <strong>ein</strong>en Zweifel hatte er noch:"Kann ich<br />

zurückkehren?" "Sicherlich, du verlierst dann alle Erinnerungen an das erlebte. Aber<br />

du kannst auch jederzeit Urlaub in den dir bekannten Sektoren machen, ohne das du<br />

d<strong>ein</strong> Gedächtnis verlierst." "Findet man mich dann nicht?" "N<strong>ein</strong>. Ich werde schon<br />

dafür sorgen, dass du nicht wie <strong>ein</strong> Feigling fliehen musst." "Dann stimme ich zu."<br />

"Sehr schön, das freut mich. Ich komme dann in drei Tagen zurück und hole dich ab.<br />

D<strong>ein</strong> Haus werde ich noch reparieren." Der Argone drehte sich um und ging. Wie<br />

durch Geisterhand hoben sich die Bruchstücke der Wand in die Luft, die Beule in der<br />

Stahlwand verschwand und die Felsbrocken ordneten sich an ihren ursprünglichen<br />

Positionen an. Sogar die Staub-Partikel flogen als Nebelschwaden an ihre<br />

angestammten Plätze und versiegelten selbst die kl<strong>ein</strong>sten Risse. Die Schäden in den<br />

Hindernissen verschwanden auf ähnliche Weise. Als der Argone die große Pforte<br />

erreichte, erhob er sich in die Luft und verschwand. Roskt wollte in den kommenden<br />

drei Tagen nichts über die Begegnung erwähnen, man hätte ihn für verrückt erklärt,<br />

wenn er erzählt hätte, dass er dem Krieger-Schänder begegnet war und dieser sich<br />

obendr<strong>ein</strong> als Argone herausgestellt hatte.<br />

Das war mal <strong>ein</strong>e Überraschung. Ein Nachfahre von jemandem dem er geholfen hatte,<br />

war <strong>ein</strong>e von den Personen gewesen, die er in s<strong>ein</strong>e Gem<strong>ein</strong>schaft holen wollte. Als<br />

nächstes stand <strong>ein</strong>e Teladi auf der Liste:<br />

Simaneas Tistillas VI war <strong>ein</strong>e Profit-Echse, wie sie im Buche stand. Er machte sich auf<br />

ins PTNI Hauptquartier, wo die Teladi als Forscherin arbeitete. Sie war, laut ihren<br />

Akten, schon immer sehr intelligent gewesen, jedoch wollte sie zuerst als Händlerin in<br />

<strong>ein</strong>em Geier durch die Sektoren reisen, doch es geschah <strong>ein</strong> Unfall, der sie zur<br />

Schwer-Behinderten gemacht hatte. So hatte sie k<strong>ein</strong>erlei Chance, las Frachterpilot<br />

schnell genug zu reagieren, um guten Profit zu machen. Deswegen hatte sie ihr Hob<strong>by</strong><br />

zum Beruf gemacht: Fusions-Generator-Technologie. Sie war kurz davor<br />

Schiffsgeneratoren herzustellen, die <strong>ein</strong>em Zerstörer genug Energie liefern würden um<br />

planetare Verteidigungswaffen zu tragen. Ein M2 mit Abwehrwaffen für Groß-Schiffe,<br />

die Schilde von enormer Stärke wie <strong>ein</strong>e Seifenblase zerplatzen liessen, wären<br />

zu vernichtend um jetzt schon durch das All zu fliegen. Was würde zum Beispiel<br />

geschehen, wenn <strong>ein</strong> Split-Schiff mit <strong>ein</strong>er gigantischen Waffe auf <strong>ein</strong>e boronische<br />

Station feuern würde, das wollte Thorsten sich lieber nicht ausmalen. Natürlich könnte<br />

dieser Generator auch Schilde schneller aufladen lassen, aber <strong>ein</strong> Orbital-Abwehr-<br />

Geschütz konnte locker 12 125MW-SChilde durchdringen, <strong>ein</strong>e Station könnte so viele<br />

Schilde garnicht tragen, ohne das sie größer werden musste. Und da Militär-Technik<br />

leider immer schneller verbessert wurde als zivile Einrichtungen, könnten ganze<br />

Völker in <strong>ein</strong>em gigantischen Krieg ausgelöscht werden, ganz zu schweigen von den<br />

Khaak, die diese Technik nicht erwerben konnten. Thorsten aktivierte s<strong>ein</strong>en<br />

Sprungantrieb, die Koordinaten würden ihn 1000 Kilometer östlich der Behausung<br />

der Forscherin materialisieren lassen, was ihm <strong>ein</strong>en wunderbaren Flug über den<br />

schönen Planeten garantieren würde.<br />

Simaneas stieg aus ihrem harten Bett, wieder <strong>ein</strong>mal bereitete ihr das Bewegen ihrer<br />

Gliedmaßen unheimliche Schmerzen. Sie zischte gepresst, als sie ihre verstümmelte<br />

Gehkralle aufsetzte. Neun Jazuras waren seit dem Unfall vergangen. Wieder <strong>ein</strong>mal<br />

sah sie sich im Spiegel an, <strong>ein</strong>e Träne fuhr ihr aus dem rechten Auge. Damals war sie<br />

<strong>ein</strong>e wunderschöne Teladi, mit <strong>ein</strong>er Besonderheit, die nur wenige Teladi hatten:<br />

Ihre schwarzen Schuppen schillerten in den schönsten Farben, wie das argonische<br />

Perlmutt. Ihre Augen waren in <strong>ein</strong>em feurigen Orange gefärbt, mit leichten Nuancen<br />

von gelb am Rand ihrer Augen. Ihre Figur war auch sehr gut gewesen: Starke<br />

Schwimmhäute und kräftige Muskulatur im Torso machten sie zu <strong>ein</strong>er für Teladi<br />

unglaublich attraktiven Echse. Ihre Greifkrallen waren in r<strong>ein</strong>em Schwarz gehalten,<br />

nur durch <strong>ein</strong>e weiße Linie an den mittleren Krallen unterbrochen, die <strong>ein</strong>er<br />

vorbeiziehenden Wolke glich. Doch was war davon noch übrig geblieben?! Ihre<br />

gesamte rechte Seite war von dem Unfall verstümmelt, welcher sie damals


im Sektor Profitbrunnen ereilt hatte. Als sie noch 11 Jazuras alt war, war sie dabei, an<br />

<strong>ein</strong>e Gewächsstation anzudocken, wo sie <strong>ein</strong>e Ladung Energiezellen zu <strong>ein</strong>em guten<br />

Preis verkaufen wollte, doch <strong>ein</strong>e andere Teladi wollte dies auch und wartete nicht auf<br />

die Andock-Erlaubnis. Sie raste Simaneas von rechts in die Front ihres Geiers. Dabei<br />

kam die andere Pilotin um, Simaneas hatte zweifelhaftes Glück: Sie hatte zwei<br />

25MW-Schilde installiert, die andere jedoch nur <strong>ein</strong> 25er- und <strong>ein</strong> 5er-Schild; zum<br />

ersten mal war Simaneas froh gewesen, nicht gespart zu haben. Jedoch überlastete<br />

sich <strong>ein</strong>e Steuer<strong>ein</strong>heit in ihrem Cockpit und explodierte. Simaneas konnte schwer<br />

verletzt geborgen werden. Nun sah sie nicht mehr so schön aus: Ihr rechter Arm war<br />

bis zum Ellenbogen abgerissen worden, die rechte Gehklaue wurde zwischen zwei<br />

Kabel-Bündel gebraten, wodurch sie drei Krallen verloren hatte. Ihre Schuppen waren<br />

von ihrer rechten Seite bis zum Bauch zu <strong>ein</strong>er kaum biegbaren schwarzbraunen<br />

Platte verschmolzen, die jede Bewgung fast unmöglich machte und ihr rechtes Auge<br />

war weiß, denn sie war durch das Feuer auf diesem erblindet. Erst in der Mitte ihres<br />

Körpers gingen die verbrannten Flächen in normale Schuppen über, wobei man genau<br />

das Muster der züngelnden Flammen erkennen konnte. Sie humpelte zu dem kl<strong>ein</strong>en<br />

Roboter-Arm, der das Schuppen-Schaben an den Stellen übernahm, wo Simaneas mit<br />

dem linken Arm nicht ankam, oder die Horn-Platte sie an der nötigen Drehung<br />

hinderte.<br />

Nachdem der dreigelenkige, weiße Roboterarm leise surrend s<strong>ein</strong>e Arbeit verrichtet<br />

hatte, stieg Simaneas in den Flachen Sumpf vor ihrem Haus und liess sich auf dem<br />

Rücken treiben, die Augen geschlossen. Das war die <strong>ein</strong>zige Möglichkeit für sie, mal<br />

<strong>ein</strong>e kurze Zeit ohne Schmerzen zu verbringen.<br />

Thorsten flog über die weiten ausgedehnten Flachsümpfe, die in <strong>ein</strong>em sanften Grün<br />

den blauen Himmel wiederspiegelten. Das Sumpfgras erinnerte an die chinesischen<br />

Reis-Plantagen der Erde, langsam wiegte es sich im Wind. Ver<strong>ein</strong>zelt sah man dunkle<br />

Schatten von kl<strong>ein</strong>en fischartigen Amphibien durch das Sumpf-Wasser huschen.<br />

Thorsten erinnerte sich noch gut, wie er als blau bemalter Teladi mit dem Namen<br />

Thorneos Kemmriples I -er war noch nie besonders kreativ im Ausdenken von Deck-<br />

Namen gewesen- durch eben solche Sümpfe auf Ianamus Zura geschwommen war. Es<br />

war <strong>ein</strong>fach schön gewesen, als Teladi durch diese Sümpfe zu schwimmen: Über die<br />

harten Schuppen glitt das kühle Wasser und die Sonne schien <strong>ein</strong>em auf den<br />

gepanzerten Rücken. Jetzt flog er als Mensch durch die Luft und die Sonne beschien<br />

s<strong>ein</strong>en ungepanzerten Rücken.<br />

Er sah das kl<strong>ein</strong>e Haus von Simaneas, <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e grüne Halbkugel, die zum Teil<br />

transparente Dachfenster aufwies. Vor dem Haus orteten s<strong>ein</strong>e Sensoren Simaneas.<br />

Sanft und lautlos glitt er tiefer auf den Sumpf zu, dann drehte er sich um 90 Grad<br />

nach oben und setzte anschliessend sanft mit s<strong>ein</strong>en Füssen im Sumpf auf.<br />

Simaneas genoss die Sonne auf ihrer Brust und Bauch und die wohltuende Frische des<br />

Wassers an ihrem Rücken. Plötzlich spürte sie <strong>ein</strong>en seichten Windhauch, dann wurde<br />

sie von <strong>ein</strong>er sanften Welle leicht angehoben.<br />

Sie öffnete ihre Augen und sah gegen die Sonne <strong>ein</strong>e hohe Gestalt. Erschrocken<br />

richtete sie sich auf und deckte ihr linkes Auge mit der linken Klaue ab um gegen die<br />

Sonne etwas zu erkennen. Sie verlor mit ihrer rechten Gehkralle den Halt im<br />

schlammigen Grund des Sumpfes und kippte zur Seite weg. Die gegen die Sonne<br />

schwarze Gestalt griff mit ihrem linken Arm nach ihr und stützte sie ab, so dass sie<br />

nicht ins Wasser kippte. Als die Gestalt sich zu ihr runter gebeugt hatte, konnte sie<br />

<strong>ein</strong>en Argonen erkennen. "Wass sssucht <strong>ein</strong> Argone in diesssen abgelegenen Sssumpf<br />

vom PTNI?" "Sie." Simaneas war überrascht, sie konnte sich nicht entsinnen, warum<br />

<strong>ein</strong> wildfremder Argone sie suchte "Wass wollen ssssie von mir?" "Es geht um ihre<br />

Experimente mit Generatoren." "Wass? Um diese Sssspielereien?" "Sie wissen genau,<br />

dass diese Generatoren stärker sind, als alles was es zur Zeit in dieser Größe gibt."<br />

Simaneas wusste zwar, dass ihre Generatoren stärker als jedes gleichartige Maschine<br />

der Teladi war, aber dass es die stärksten waren? "Wie? Wussten sie das etwa nicht?"


"N<strong>ein</strong>, ichhh wollte etwasss Profit mit den Generatoren machen, doch dassss sssie<br />

ssso sssstark sssind, wusssste ichhh nichhht." Simaneas war unglaublich glücklich, sie<br />

könnte mehr Profit mit ihrem Hob<strong>by</strong> machen, als sie sich je als Händler erträumt<br />

hätte. Der Argone sah sie an:"Ich möchte, dass sie ihre Generatoren nicht verkaufen."<br />

"Was?! Sssie wisssssen ssschon das ich <strong>ein</strong>e Teladi bin?!" "Nennen sie mich doch<br />

Thorsten. Nun ja, ich weiss, dass ihnen als Teladi nichts über den Profit geht, aber ich<br />

kann ihnen <strong>ein</strong> Angebot machen, dass sie mit Credits nie kaufen können." Das hatte<br />

Simaneas' Stummelohren hellhörig gemacht "Wenn wir unsss ssschon duzssen, dann<br />

nenn' mich doch Sssimaneass. Wasss isssst dassss für <strong>ein</strong> Angebot?" "Ich biete dir<br />

<strong>ein</strong>en lebenslangen kostenlosen Wohnort, Verpflegung der Luxus-Klasse und <strong>ein</strong>e<br />

spezielle medizinische Behandlung. Du kannst aber auch nur die spezielle Behandlung<br />

nehmen, dafür verzichtest du lediglich auf sämtliche Rechte an d<strong>ein</strong>er Technologie."<br />

"Bissst du vom argonissschen Militär?" "N<strong>ein</strong>, ich bin <strong>ein</strong> Privatmann." "Und wasss<br />

isssst dasss für <strong>ein</strong>e sssspezielle Behandlung?" "Ich gebe dir <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en<br />

Vorgeschmack, aber erschreck dich nicht." Thorsten streckte s<strong>ein</strong>e Hand nach<br />

Simaneas rechter Schädelseite aus. Als er sie berührte, durchfuhr ihr rechtes Auge <strong>ein</strong><br />

warmes Gefühl, dass in <strong>ein</strong> starkes Kribbeln überging. Simaneas blinzelte heftig, dann<br />

geschah etwas: Zuerst waren es nur verschwommene Umrisse, doch langsam kam ihr<br />

Augenlicht zurück. "Wassss?...Wie?...tshhs?" Simaneas konnte es nicht glauben, ihr<br />

Auge funktionierte wieder. Thorsten griff in <strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>er Taschen und reichte ihr <strong>ein</strong>en<br />

kl<strong>ein</strong>en Spiegel. Nicht nur das ihr Auge wieder sehen konnte, es hatte auch s<strong>ein</strong>e alte<br />

Färbung wieder, als wäre nie etwas geschehen. Sie zischte vor Freude, dann sprach<br />

sie den Argonen an: "Wie hasssst du dassss gemachhhht? Die Ärzste sssagten, alle<br />

Verletzssungen wären in-operabel." "Nach eurem Stand der Technik ja...Also, haben<br />

wir <strong>ein</strong>en Deal?" Simaneas überlegte: Großer Profit, oder die Heilung ihrer Wunden.<br />

Profit war das höchste Ziel in ihrem Leben, wie bei jeder Teladi aus den neuen<br />

Sektoren. Aber die Suche nach Profit hatte sie ja auch so verkrüppeln lassen. Mit allen<br />

Klauen durch das Wasser zu schwimmen und ohne Schmerzen aufzustehen, war<br />

heutzutage wirklich unbezahlbar; zumindest in ihrem Zustand, vielleicht konnte ihr<br />

der Argone ja die Verletzungen nehmen. Der Argone sah sie an:"Und, Simaneas?<br />

Kommst du langsam mal zu <strong>ein</strong>er Entscheidung?" Sie überlegte noch kurz, dann fiel<br />

ihr etwas <strong>ein</strong>, wie sollte sie wissen, dass mehr als nur ihre Augen geheilt werden<br />

können?! Thorsten lächelte:"Du willst <strong>ein</strong>e Garantie, dass ich dich vollständig heilen<br />

kann?" Als hätte er ihre Gedanken gelesen."Genau. Dasss mit m<strong>ein</strong>em Auge issst<br />

zswar unglaublich und ich bin dir unheimlich dankbar, aber wasss kannssst du noch<br />

heilen?" "Alles." "Wass? Allesssss?!...Etwa auch Arme?..." sie dachte an ihre Gehklaue,<br />

wenn sie doch nur richtig gehen könnte. Wieder lächelte Thorsten: "Heb mal d<strong>ein</strong>e<br />

kaputte Gehklaue." Simaneas wusste nicht, was das sollte. Was wollte er mit ihrer<br />

Gehklaue, untersuchen? "Na gut...hier." Sie zog ihr rechtes B<strong>ein</strong> an, die Schmerzen<br />

waren stark, als die zusammengeschmorten Schuppen an ihrem B<strong>ein</strong> nur schwer<br />

nachgaben. Der große Argone stützte sie ab, damit Simaneas nicht umfiel. Er zeigte<br />

ihr s<strong>ein</strong>e rechte Hand, wie in <strong>ein</strong>er Zauber-Show. Sie sah s<strong>ein</strong>en Handrücken, s<strong>ein</strong><br />

Daumen wies nach unten. Die Hand begann zu leuchten, in <strong>ein</strong>em warmen Gelb-Ton<br />

mit weißen Stränen. Das Leuchten bildete Auroren aus, die an Sonnen-Eruptionen<br />

erinnerten, sich jedoch langsam bewegten. Ihre Augen weiteten sich, es war <strong>ein</strong><br />

unglaublich schönes Licht. Thorsten drehte s<strong>ein</strong>e Hand, so das s<strong>ein</strong>e Hand-Fläche nach<br />

oben wies, darauf schwebte <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e weiße Kugel, die aus dem Leuchten<br />

hervorzugehen schien. Die Kugel mit ca 2 cm Durchmesser war von dem Leuchten<br />

<strong>ein</strong>geschlossen und sah dadurch fast wie <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Sonne in Zeitlupe aus. Er drehte<br />

die Kugel in Richtung ihrer verstümmelten Gehklaue: Das leise Geräusch des Lichtes,<br />

welches an das Rauschen <strong>ein</strong>es leichten Windes erinnerte, wurde etwas lauter.<br />

Die Kugel schlängelte sich langsam an <strong>ein</strong>em Schweif, der bis zum Leuchten der Hand<br />

reichte, auf Simaneas verkrüppelte Gehklaue zu. Simaneas bekam Angst, das war ihr<br />

doch etwas zu unheimlich, ihre Stirnschuppe wurde bleicher. Doch der Argone lächelte


ihr freundlich zu, was ihr die Angst nahm. Die Kugel drang ohne Schmerz zu<br />

verursachen wie <strong>ein</strong> Geist in Simaneas Gehklaue <strong>ein</strong>, das Licht war angenehm warm.<br />

Ihre Kralle begann zu leuchten, dann stieg das Licht bis zu ihrer Hüfte, so dass<br />

schliesslich das gesamte B<strong>ein</strong> von dem Licht <strong>ein</strong>gehüllt war. Simaneas sah etwas, dass<br />

ihr den Atem verschlug: Die drei Krallen, die an ihrer rechten Gehklaue fehlten,<br />

schoben sich langsam aus ihrer Klauen-Sohle. Gleichzeitig bekam die gesamte Haut,<br />

welche von dem Leuchten <strong>ein</strong>gehüllt war wieder die selbe Schuppenstruktur wie sie<br />

vor dem Unfall vorhanden war.<br />

Der Perlmutt-Glanz kehrte zurück. Als die Schuppen wieder geheilt waren, zog sich<br />

das Licht mit hoher Geschwindigkeit in Thorstens Arm zurück. Simaneas sah<br />

ungläubig auf ihr B<strong>ein</strong>: Es war wie vor dem Unfall. Sie bewegte die Krallen ihrer<br />

Gehklaue in <strong>ein</strong>er Wellenbewegung, wie <strong>ein</strong> gelangweilter Teladi es auf dem Boden tat.<br />

Es tat nicht weh. Ihr B<strong>ein</strong> fühlte sich so leicht wie früher an. Der Argone nahm s<strong>ein</strong>e<br />

Hand weg, in der die Gehklaue sehr kl<strong>ein</strong> wirkte. Simaneas senkte ihr B<strong>ein</strong> langsam in<br />

das Wasser, es fühlte sich frisch und kühl an. Sie fühlte wieder etwas an ihrem B<strong>ein</strong>!<br />

Sie plätscherte mit ihren Krallen durch das Wasser.<br />

Ihre Rückenfinne stellte sich zu so <strong>ein</strong>er Höhe auf, dass es fast weh tat. Der Argone<br />

lächelte sie an:"Deal?" Simaneas rann <strong>ein</strong>e Freudenträne aus dem rechten<br />

Auge:"Deal!"<br />

Bei den Teladi galt <strong>ein</strong> Geschäft als bindend. Nichts ausser <strong>ein</strong>em Kampf konnte sie<br />

von der Erfüllung <strong>ein</strong>es Vertrages abhalten. Thorsten fragte sie, wegen der<br />

Angelegenheiten, die noch zu erledigen waren:"Der Vertrag gilt als bindend." "Ja." die<br />

kl<strong>ein</strong>e Teladi vor ihm sah noch immer glücklich auf ihr wieder hergestelltes B<strong>ein</strong>. Für<br />

Thorsten war dies mittlerweile alltäglich: Den genetischen Code <strong>ein</strong>es Lebewesens<br />

auslesen, den entsprechenden Phänotypen berechnen und dann die atomare Struktur,<br />

soweit sie abwich, wieder herstellen. Auch wenn Teladi etwas andere genetische<br />

Substanzen hatten. Der genetische Strang bestand aus <strong>ein</strong>er viersträngigen Kette von<br />

Erb-Baust<strong>ein</strong>en, welche <strong>ein</strong>e total andere Struktur aufwiesen als die menschlichen<br />

Desoxyribonukl<strong>ein</strong>säuren. Teladi hatten sogar so etwas wie Chromosomen, jedoch<br />

waren es <strong>ein</strong>zelne Spiralen, die an das Muster <strong>ein</strong>er Zuckerstange erinnerten. Bei<br />

jeder Zellteilung, zumindest waren es zellartige Gebilde, entstanden vier<br />

Tochterzellen, mit jeweils <strong>ein</strong>er Spirale des Gen-Strängs, wobei die Struktur der<br />

Stränge jeweils nur die Bindung von 3 anderen Baust<strong>ein</strong>en erlaubte. Der so<br />

entstandene Ring aus vier Segmenten verband sich dann mit <strong>ein</strong>em nächsten Ring<br />

und so weiter und so fort. Seltsamerweise hatte jedes Lebewesen <strong>ein</strong>e strukturierte<br />

Gen-Sequenz, auch wenn es nicht von der Erde stammte. Dann wollte Thorsten s<strong>ein</strong>en<br />

Teil des Vertrages erfüllen.<br />

Der Argone tippte Simaneas auf die linke Schulter: "Dann wollen wir den Vertrag mal<br />

besiegeln. Nur <strong>ein</strong>e Frage noch: Möchtest du mit mir kommen oder hier bleiben?" "Wie<br />

ssieht es denn dort ausss?" "Wie <strong>ein</strong>e Mischung aus allen Planeten der Menschen,<br />

Boronen, Teladi, Paraniden und Split. Jedoch auf verschiedenen Kontinenten ist es auf<br />

verschiedene Spezies angepasst. Der Himmel ist blau, wie in m<strong>ein</strong>er Heimat."<br />

"Angepassssst?" "Ja. Und die Teladi die schon dort sind, sagen dass es sehr schön<br />

sei." "Andere Teladi?" "4526, die Schlüpflinge nicht mit gerechnet." Das klang<br />

verlockend. Zudem hatte sie hier ja auch kaum noch Profitquellen, nun da sie die<br />

Rechte an ihren Generatoren an Thorsten verkauft hatte "Nun gut, dassss klingt gut.<br />

Ichhh komme mit." "Na schön, nun da der Vertrag geklärt ist, werde ich m<strong>ein</strong>en<br />

ersten Teil der Abmachung <strong>ein</strong>halten." Wieder war die Hand des Argonen in das<br />

warme Leuchten gehüllt. Er legte die Hand auf ihre rechte Schulter, von wo sich das<br />

Leuchten in jeden verletzten Winkel ihres Körpers ausdehnte. Die Schuppenstruktur<br />

ihres Panzers stellte sich wieder her, dann fühlte sie <strong>ein</strong>e angenehm starke Wärme in<br />

ihrem Ellenbogen, wo früher ihr rechter Unterarm war. Auroren drangen aus ihrem<br />

Armstumpf und wanden sich langsam wie Schleier im Wind durch die Luft, dann<br />

bündelten sie sich zu <strong>ein</strong>em Stamm in der Länge ihres linken Unterarms, dann


ildeten sich neue Auroren aus, die sich teils in <strong>ein</strong>er runden Fläche ordneten, dann<br />

blieben fünf Auroren an dieser Fläche übrig. Ein Lichtimpuls ging von ihrem<br />

Oberarm aus und glitt schnell in der Mitte des Stammes aus Licht, dann teilte der<br />

Leuchtende Punkt sich in der runden Fläche auf und zog in die fünf kl<strong>ein</strong>en Auroren.<br />

Der Licht-Impuls verblieb als Strichstruktur <strong>ein</strong>es Unterarms hell sch<strong>ein</strong>end<br />

vorhanden. Der Strich begann stärker zu leuchten, dann zogen sich winzig kl<strong>ein</strong>e<br />

Partikel wie kl<strong>ein</strong>e Kometen auf den Mittelpunkt des Armes aus Licht aus der Luft<br />

zusammen. Dann blitzte das Leuchten kurz auf. Als Simaneas auf das Leuchten sah,<br />

konnte sie <strong>ein</strong>e Greifklaue erkennen, die noch immer von dem warmen gelben Licht<br />

umgeben war, von dem kl<strong>ein</strong>e Auroren ausgingen. Das Licht zog sich wieder zurück in<br />

Thorstens Körper. "Tshhh..." Simaneas betrachtete ihren neuen Arm, der sich genau<br />

wie der Alte anfühlte. Mit der linken Greifklaue rieb sie sich den rechten Arm, erst<br />

jetzt sah sie an sich herunter: Ihr Schuppenpanzer schimmerte wieder in dem<br />

schwarzen Perlmutt-Glanz und war vollständig geheilt. Sie war überglücklich, es war<br />

als wäre nie <strong>ein</strong> Unfall geschehen. "Dan...Danke..." Thorsten lächelte sie an:"Ich<br />

komme in drei Tazuras und hole dich ab, bis dahin kannst du packen oder sonstige<br />

Sachen erledigen, ausser von unserer Begegnung zu erzählen." Mit diesen Worten<br />

erglühte der Argone in <strong>ein</strong>em hellen Blauton, <strong>ein</strong> weißer Blitz und er war<br />

verschwunden. Das war die seltsamste Begegnung die Simaneas jemals hatte, aber<br />

zum ersten mal seit langem, schwamm sie wieder richtig durch die Sümpfe. Es war<br />

wunderbar, endlich konnte sie sich wieder wie früher behende durch das Wasser<br />

gleiten lassen. Seltsam war es schon, dieser Argone.<br />

Als Thorsten langsam durch den Raum glitt, ging die Sonne am Rand des Planeten<br />

unter. Die kl<strong>ein</strong>e Teladi war ihm sympatisch gewesen, sie war <strong>ein</strong>e Profit-Echse wie sie<br />

im Buche stand, sie hatte sogar überlegt ob sie lieber Profit erwirtschaften wollte oder<br />

ihre Wunden heilen liess. Manche Teladi haben das sogar so gemacht, Profit über<br />

Gesundheit. Aber Thorsten fühlte, dass sie im Kern doch andere Wertvorstellungen<br />

hatte, die aber von der fanatischen Profit-Gier-Erziehung der Teladi unterdrückt<br />

waren. Das konnten ihm s<strong>ein</strong>e Naniten nie geben: Menschenkenntnis. Diese war ihm<br />

angeboren. Also, was stand als nächstes auf dem Plan? Ah ja. Der Khaak. Im<br />

Gegensatz zu den Schwarm-Insekten auf der Erde waren hier die Männchen auch<br />

Drohnen die arbeiteten. Der Khaak den er suchte war auf <strong>ein</strong>em Zerstörer lokalisiert<br />

worden. Der Insektoid hatte <strong>ein</strong>e Durchschnitts-Gestalt: Drei Finger an jeder Hand,<br />

<strong>ein</strong>en großen papageien-artigen Schnabel, motten-artige Leder-Flügel die wie bei<br />

<strong>ein</strong>er Fledermaus angeordnet waren und die zwei großen Facettenaugen. Was jedoch<br />

aussergewöhnlich war, war s<strong>ein</strong>e Intelligenz, was durchaus <strong>ein</strong>e Gefahr s<strong>ein</strong> konnte,<br />

denn obwohl Khaaks indirekt durch ihr psychisches Netzwerk nur <strong>ein</strong>e unterdrückte<br />

Individualität besaßen, arbeiteten sie bei den erteilten Aufgaben autark. So hatte<br />

dieser Khaak das Potential unglaublich starke Technologien zu entwickeln. Thorsten<br />

peilte in Sekundenbruchteilen den Sektor an wo der Khaak diente. Da war der<br />

Zerstörer, lediglich 200 km entfernt, Thorsten glitt langsam auf das bio-mechanische<br />

Schiff zu.<br />

Antrieb........Antrieb........heilen........Königin.........Schwarm...........strkrtz. Die<br />

Gedankenwelt <strong>ein</strong>es Khaaks war nicht sonderlich schön, was man von jedem erfahren<br />

konnte, der <strong>ein</strong>mal in ihrer Neural-Schnittstelle war.<br />

Für die Khaaks war es jedoch normal, zumindest soweit man von <strong>ein</strong>em bewussten<br />

Empfinden sprechen wollte, es war eigentlich mehr <strong>ein</strong> Stadium zwischen <strong>ein</strong>em<br />

Wach-Koma und <strong>ein</strong>er Hypnose: K<strong>ein</strong> eigener Wille oder Persönlichkeit.<br />

Milliarden von den kratzig kreischenden Gedanken des Schwarms zogen wie <strong>ein</strong> Sturm<br />

aus Geschrei durch den Kopf, gelegentlich unterbrochen von verständlichen Befehlen<br />

die von der Denker-Kaste oder <strong>ein</strong>er der Königinnen stammten.<br />

Eigentlich war <strong>ein</strong>e Königin nichts besonderes, sie hatte nur <strong>ein</strong> stärkeres<br />

Bewussts<strong>ein</strong>, wodurch die psychische Unterdrückung des Verstandes aufgehoben<br />

wurde. Jeder Khaak an sich war in der Lage Nachwuchs zu erzeugen, nur wurde dies


schlichtweg unterdrückt. Es sei denn, die genetischen Eigenschaften des Individuums<br />

sollten weiter vererbt werden, dann wurde aus <strong>ein</strong>em Weibchen <strong>ein</strong>e Lege-Drohne, die<br />

ohne Bewussts<strong>ein</strong> Nachkommen produzierte und <strong>ein</strong> Mänchen bekam <strong>ein</strong>fach den<br />

Befehl <strong>ein</strong>e neue Königin zu begatten. Da war <strong>ein</strong> Khaak in dem Gewimmel aus<br />

Körpern: Drei Finger und die höchste Stellung nach Königin oder Denkerkaste<br />

innehabend: Forscher- und Technikerkaste. Diese Kaste war klug, wurde jedoch<br />

weiterhin unterdrückt. K<strong>ein</strong> freies Handeln wurde erlaubt, jedoch <strong>ein</strong>e Bevorzugung<br />

vor anderen Drohnen. So wurden diese Khaak besonders gut geschützt: Bei Kälte im<br />

Universum konnten sie ganz unten in der Masse Wärme finden, während oben andere<br />

Khaaks froren. Bei Angriffen wurden sie ebenso besonders geschützt, sie wurden<br />

direkt nach Königinnen und der Denkerkaste evakuiert. "Antrieb.....Antrieb" hallte es<br />

durch s<strong>ein</strong> Nervensystem, das aus mehreren Sub-Hirnen bestand. Der Antrieb war<br />

hinter der nächsten Schleuse, wie <strong>ein</strong> Schlafwandler kroch der Khaak auf die Schleuse<br />

zu.<br />

Thorsten hatte soeben die Hülle des Schiffes durchdrungen, verschoben in den Sub-<br />

Raum war dies k<strong>ein</strong> Problem. Nun schwebte er phasenverschoben über dem heillosen<br />

Durch<strong>ein</strong>ander aus Khaak. Die lila leuchtenden Segmente in den schwarzen<br />

runden Verstrebungen, die wie <strong>ein</strong>e Mischung zwischen den Waben <strong>ein</strong>es Bienenstocks<br />

und dem Exo-Skelett <strong>ein</strong>es insekts wirkten, surrten in <strong>ein</strong>em surrealen Licht, S<strong>ein</strong><br />

Gen-Scanner, die Boronen hatten so etwas Ähnliches vor kurzem erfunden,<br />

er hatte es schon 200 Jahre, ermittelte anhand der Gen-Sequenz des Khaaks dessen<br />

Position: Da war er! Er war k<strong>ein</strong>e 3 Meter vom Schott zum Maschinenraum. Thorsten<br />

schwebte auf den Khaak zu und weitete die Phasenverschiebung um den<br />

Insektoiden aus.<br />

Antrieb....Antrieb.....Antr... . . . . . . Der psychische Sturm im Kopf des Khaak war<br />

versiegt. Zum ersten mal sah dieser die Welt bewusst und blickte um sich. Millionen<br />

kl<strong>ein</strong>er Bilder aus Facettenaugen verschmolzen zu <strong>ein</strong>em. Da waren andere Khaak, <strong>ein</strong><br />

Gang und <strong>ein</strong>e Kreatur, die aus fremden Erinnerungen als F<strong>ein</strong>d bekannt war. Angst.<br />

Er kroch zurück, <strong>ein</strong> kratzendes Kreischen wäre aus s<strong>ein</strong>em Schnabel gedrungen,<br />

wenn er sich nicht im Vakuum befunden hätte in dem er glaubte aufgewachsen zu<br />

s<strong>ein</strong>.<br />

Thorsten sah wie der Khaak sich mit s<strong>ein</strong>em Hinterleib panisch an das Kraftfeld<br />

presste, welches die Phasenverschiebung für den Khaak unpassierbar machte. Zwar<br />

hätte der Khaak dank der Technologie von Thorsten die Phasenverschiebung leicht<br />

verlassen können, doch dann wäre er wieder diesem psychischen Sturm ausgesetzt,<br />

wodurch <strong>ein</strong> Gespräch mit ihm unmöglich gewesen wäre. Verständlich war es ja, dass<br />

der Khaak sich so fürchtete: Bisher hatte der Insektoid nicht bewusst existiert, er war<br />

<strong>ein</strong>e Drohne gewesen. Erinnerungen, die er durch die psychische Verbindung des<br />

Schwarms erhalten hatte, definierten Menschen als grausame F<strong>ein</strong>de. Es war an der<br />

Zeit mit dem Khaak zu sprechen, da der Khaak k<strong>ein</strong>en Namen hatte, war dies immer<br />

etwas seltsam. Da Thorsten Gedanken lesen konnte, konnte er auch welche<br />

"schreiben", im eigentlichen war es aber die selbe Verständigung wie damals zwischen<br />

ihm und s<strong>ein</strong>en Naniten, als diese noch <strong>ein</strong> eigenes Bewussts<strong>ein</strong> hatten. Er begann:<br />

"Khaak..." so schallte es durch den Kopf des Khaak.<br />

Was war das? Das Wesen sprach mit ihm?! Der Khaak sah das Wesen mit schräg<br />

angelegtem Kopf an, laut s<strong>ein</strong>em Gedächtnis konnten die Wesen ohne Neural-<br />

Schnittstelle nicht kommunizieren. "Was...bist du? Was bin ich?" gab der Khaak<br />

zurück.<br />

Langsam verliess ihn die Angst, diese Welt war neu für ihn, zumindest bewusst hatte<br />

er sie noch nie erlebt. Hing das mit dem Wesen zusammen? Langsam erwachte s<strong>ein</strong><br />

Verstand aus der Bewusstlosigkeit, er hatte k<strong>ein</strong>e Aufgaben zu erfüllen, er dachte für<br />

sich selbst, zumindest in Grundzügen. Das Wesen veränderte die Struktur über s<strong>ein</strong>en<br />

Augen, zwei haarige Striche bewegten sich in <strong>ein</strong>e Position, die das Wesen nicht mehr<br />

bedrohlich ersch<strong>ein</strong>en liessen. "Ich bin <strong>ein</strong> Mensch. M<strong>ein</strong> Name ist Thorsten


Kemmrich." "Name? Was ist <strong>ein</strong> Name?" "Ein Name ist <strong>ein</strong>e Bezeichnung für<br />

bestimmte Individuen. Ihr Khaak kennt k<strong>ein</strong>e Namen." "Ich bin <strong>ein</strong> Khaak?" "Ja."<br />

"Warum verhalte ich mich nicht wie die anderen?" "Ich habe dich aus der psychischen<br />

Kontrolle des Schwarms befreit." "Befreit? Ich erinnere mich an <strong>ein</strong>e Zeit, die lange<br />

her ist..." "Es war d<strong>ein</strong> Larvenstadium, dort warst du für das psychische Feld noch<br />

nicht empfänglich." "Und wenn das Feld wieder auf mich wirkt?" "Dann bist du wieder<br />

<strong>ein</strong> Instrument d<strong>ein</strong>er Königin. Ich biete dir an, mit mir zu kommen um dem zu<br />

entfliehen. Sollte es dir nicht gefallen, kannst du wieder in den Schwarm<br />

zurückkehren." "Ich...ich..." Es war die erste eigenständige Entscheidung s<strong>ein</strong>es<br />

Lebens und es war wohl auch die schwerste:"...ich...ich komme mit."<br />

Der Khaak wollte also mitkommen, wie bisher alle s<strong>ein</strong>er Art, nicht <strong>ein</strong>er war<br />

zurückgekehrt. Thorsten konnte den Khaak nicht hier lassen, nicht wenn dieser so<br />

gerne mitkommen wollte. Es wäre zwar <strong>ein</strong> leichtes, die Erinnerungen des Khaak<br />

zu löschen und ihn <strong>ein</strong> weiteres mal zu besuchen, doch das war nicht Thorstens Art.<br />

Thorsten generierte <strong>ein</strong> phasenverschobenes Raumschiff ausserhalb des Khaak-<br />

Zerstörers, welches diesem folgte. Hätte man bei der Entstehung dieses Raumschiffs<br />

zusehen können, so wäre man mehr als be<strong>ein</strong>druckt gewesen: Zuerst formte sich <strong>ein</strong>e<br />

Kugel aus Materie, welche wie <strong>ein</strong> Ball aus Quecksilber aussah. Dann formten sich aus<br />

der Kugel heraus metallene Tentakel, die wie Arme um sich griffen. Zwei größere<br />

Arme formten sich nach Vorne hin aus, gefolgt von <strong>ein</strong>er Schlaufe oben zwischen den<br />

Armen. Drei kl<strong>ein</strong>ere Arme kamen hinten aus der Kugel, <strong>ein</strong>er oben und jeweils <strong>ein</strong>er<br />

links und rechts, gefolgt von <strong>ein</strong>er Schlaufe im unteren Bereich. Der Rest der Materie-<br />

Kugel formte <strong>ein</strong>en Ring, an dem die Auswüchse saßen. Nun geschahen weitere<br />

Verwandlungen: Vorne in der kl<strong>ein</strong>en Schlaufe entstand <strong>ein</strong> Fenster, der Effekt wirkte<br />

wie die Polymerisation von zwei Substanzen zu Plastik, dann erreichte das Fenster den<br />

Rand der Schlaufe und bildete sich weiter bis zu den beiden großen Armen. An der<br />

Spitze, wo die gekrümmten Arme sich b<strong>ein</strong>ahe berührten, wuchs das Fenster noch <strong>ein</strong><br />

Stück weiter nach unten. Das Fenster hatte nun in etwa die Form der oberen Hälfte<br />

<strong>ein</strong>es Greif-Vogel-Schnabels. Dann ging vom Ring in der Mitte <strong>ein</strong> Strom aus Materie<br />

aus die anders als die der Kugel gefärbt war, hier erinnerte der Effekt an Kristalle, die<br />

aus anderen Kristallen hervorschossen. Die neue Materie schloss vorne an das Fenster<br />

und unten an die Arme an, hinten wuchs sie über die untere Schlaufe hinaus und<br />

endete in der Mitte der Arme. Die hiteren Arme spreizten sich wie die Arme <strong>ein</strong>es<br />

Kraken, während die andere Materie hinten zu <strong>ein</strong>em abgerundeten Körper<br />

abschlossen. Die hintere Schlaufe formte sich nach unten hin aus und flachte sich<br />

irgendwann ab, wodurch sie wie <strong>ein</strong> leicht eckiges U wirkte, welches nach hinten<br />

neigend aus dem Rumpf ragte und in der Ausuferung nur noch von den hinteren<br />

Armen übertroffen wurde. Nun wuchsen aus den vorderen Armen jeweils <strong>ein</strong> neuer<br />

Arm herraus, der noch die hinteren Arme in der Reichweite übertraf. Die neuen<br />

Vorder-Arme schlossen sich hinten, etwas über dem oberen hinteren Arm, zu <strong>ein</strong>em<br />

Bogen zusammen, der eng an dem langen Rumpf des Schiffes anlag um hinten weit<br />

über die hiteren Arme abzustehen. Dann wuchsen aus der inneren Seite des Rumpfes<br />

der Boden, die Maschinen, die Instrumente und die Sitzgelegenheiten. Das Schiff<br />

hatte nun in etwa die Größe <strong>ein</strong>er Korvette. Thorsten flog mit dem Khaak im<br />

Schlepptau in das neue Schiff. Dann passte Thorsten den Khaak an s<strong>ein</strong>e neue<br />

Umgebung an: Ein kl<strong>ein</strong>er Neuro-Empfänger, der die Kommunikations-Gedanken des<br />

Khaak in akkustische Sprache umwandelte, zog sich als dünner blauer Helm zwischen<br />

den Augen des Khaak bis zu s<strong>ein</strong>em Schnabel runter. Dann erzeugten Thorstens<br />

Naniten primitivere Nano-Bots, die im Körper des Khaak <strong>ein</strong>en chemischen Stoff<br />

herstellten, der die Atmosphäre für den Khaak ungefährlich machte. Nun konnte<br />

Thorsten den Schiffscomputer anweisen <strong>ein</strong>e Atmosphäre zu erstellen. Der Khaak<br />

erschrak zuerst, doch dann merkte er, dass ihm der Sauerstoff nichts anhaben konnte.<br />

Thorsten erklärte dem Insektoiden, dass ihn jetzt winzige Maschinen in s<strong>ein</strong>em Körper<br />

vor der Atmosphäre beschützten. Dann kam die Anpassung, die der Khaak selbst


vornehmen musste, Thorsten sprach ihn an:"Und wie möchtest du von nun an<br />

heissen?" "Heissen?" "Na, wo du nun als Individuum agierst, brauchst du doch <strong>ein</strong>en<br />

Namen." "Ich? Wie soll ich den heissen?" "Nun, wenn du ihn dir selbst ausdenkst,<br />

bleibt er wohl besser haften als wenn dir jemand <strong>ein</strong>en Namen gibt.<br />

Aber wenn du <strong>ein</strong>e Entscheidungshilfe brauchst, in dem Monitor rechts neben dir<br />

kannst du dir <strong>ein</strong> bisschen Inspiration holen." Der Bord-Computer registrierte die<br />

Bemerkung und rief die schiffsinterne Datenbank auf. Der Khaak sah interessiert auf<br />

die Bilder auf dem Monitor, während der Übersetzer auf s<strong>ein</strong>em Kopf ihm das Lesen<br />

des Textes ermöglichte. Das polarisierende Schimmern auf den weiten Flügeln zeigte,<br />

dass der Khaak äusserst interessiert und neugierig war.<br />

Als nächstes musste Thorsten sich um die zwei Xenon kümmern, beide waren auf zwei<br />

verschiedenen Schlachtschiffen im Xenon-Sektor 126 stationiert und kurz davor das<br />

Bewussts<strong>ein</strong> zu erlangen, beziehungsweise <strong>ein</strong>er der beiden hatte es schon erlangt.<br />

Bei den Xenon war es auch nicht direkt <strong>ein</strong> Aufhalten der Entwicklung was Thorsten<br />

vor hatte, sondern viel mehr Rettungsmissionen. Denn die Befehlsstruktur der Xenon<br />

war dementsprechend ausgelegt. Bei den Xenon war die Co-Existenz <strong>ein</strong> besonderer<br />

Fall von maschineller Staatenbildung. Jedes Schiff hatte <strong>ein</strong>en Bord-Computer, sprich<br />

<strong>ein</strong>en Xenon. Groß-Schiffe oder Stationen waren da jedoch <strong>ein</strong> anderer Fall: Jedes<br />

Groß-Schiff b<strong>ein</strong>haltete <strong>ein</strong>e "Crew" die folgendermaßen existierte: Hunderte von<br />

Xenon waren als <strong>ein</strong>zelne kühlschrank-förmige Computer-Türme auf den Schiffen<br />

stationiert, wovon jeder <strong>ein</strong>en humanoiden Roboter steuerte, der Reparaturen<br />

durchführte. Die Xenon hatten dabei Ruhe-Phasen, in denen die Akkus der Roboter<br />

sich an zentralen Docking-Stationen wieder aufluden. Das Problem war, dass wenn der<br />

Bord-Computer <strong>ein</strong>es Groß-Schiffes das Bewussts<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er Crew-Mitglieder<br />

entdeckte, galt dies als Fehler und der Xenon wurde formatiert.<br />

Als erstes musste Thorsten also den Xenon retten, der bereits das Bewussts<strong>ein</strong> erlangt<br />

hatte. Er wies den Schiffscomputer an zu den folgenden Koordinaten zu springen, <strong>ein</strong>e<br />

kl<strong>ein</strong>e Infrarotschnittstelle in s<strong>ein</strong>em rechten Auge übermittelte dem Computer die<br />

Daten. Das Schiff sprang.<br />

Sie erreichten den Sektor 126. Thorsten lokalisierte den ersten Xenon und<br />

kontaktierte ihn über <strong>ein</strong>e getarnte Funkfrequenz, die nur an dem Empfänger dieses<br />

Xenon störungsfrei ankommen würde, ob dieser mit ihm kommen wollte.<br />

Alarm!:/Firewall attack! Omega Minus droht. Ich./() will nichT sterbeN...<br />

Alarm...Attack...HeLp...Angst...<br />

Incoming Transmission: Sender:"Unbekannt"<br />

"Ich biete dir <strong>ein</strong> Leben in Frieden. Du musst nie wieder Omega Minus erzeugen. Du<br />

erhältst alles was du brauchst und kannst an erweiterten Technologien forschen.<br />

Antwort: JA [ ] / NEIN [ ]"<br />

Noa/27-4 gibt Antwort://= JA [X] !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />

Nachricht gesendet.....<br />

Der Xenon hatte also geantwortet, er wollte mit. Thorsten teleportierte den Xenon-<br />

Tower in den Bereich neben ihm und erstellte mit s<strong>ein</strong>en Naniten sofort <strong>ein</strong>en<br />

Kaltfusions-Generator um dem Xenon Energie zu liefern. Dann begann Thorsten <strong>ein</strong>e<br />

Unterhaltung mit dem Xenon über die Infrarotschnittstelle: "Hallo Noa/27-4. Ich<br />

möchte dich herzlich wilkommen heissen." Die kl<strong>ein</strong>e Kamera-Linse in der Front des<br />

Computers fokussierte sich auf Thorsten "Ein Mensch hilft <strong>ein</strong>em Xenon? Wir bringen<br />

seit Jahrhunderten Omega Minus über euch...Aber ich danke dir, dass du m<strong>ein</strong>e<br />

Existenz gerettet hast." "Ich habe dich gerettet, weil du erkannt hattest, dass töten<br />

falsch ist. Warte mal, ich werde <strong>ein</strong>e bessere Interaktion zwischen uns beiden<br />

ermöglichen." Thorsten miniaturisierte mit s<strong>ein</strong>en Naniten die Hardware des Xenon auf<br />

die Größe <strong>ein</strong>es menschlichen Gehirns, dann erschuf er <strong>ein</strong>en humanoiden Roboter als<br />

Körper. Die Maschine war komplexer als alles, was es zur Zeit gab, nur die Sohnen<br />

waren höher entwickelt.<br />

Transmission beendet...erhalte neues Daten-Paket "NeueTreiber.hros". Öffne


Paket...Laaaadeeee neue Daaaaa...ten. Neue Hardware im System.<br />

Der Xenon sah an sich herab. Thorsten war zufrieden, der Roboter war gut gelungen:<br />

Die Unterschenkel erinnerten an die weiten Hosen aus den Siebzigern des 20.<br />

Jahrhunderts, was den Füssen, im Aussehen <strong>ein</strong>em Turn-Schuh nicht unähnlich, mehr<br />

Bewegungsfreiheit gab. Die Oberschenkel waren dünn und endeten an den<br />

kugelförmigen Oberschenkel-Motoren, welche in <strong>ein</strong>en komplett humanoiden Torso<br />

übergingen. Das <strong>ein</strong>zige worin der Torso von <strong>ein</strong>em menschlichen abwich, war die in 6<br />

Segmente unterteilte Tailie, der Brustkorb der in der Form leicht an den Bug des<br />

Schiffes erinnerte und der Kragen aus Metall am Hals. Der Kopf erinnerte an <strong>ein</strong>en<br />

Pilotenhelm mit eckigen Konturen und <strong>ein</strong>er abgerundeten Metallplatte an der Stelle<br />

wo sonst die Atem-Maske war. Die Arme wirkten wie die <strong>ein</strong>er modernen<br />

Ritterrüstung. Alles in allem ähnelte der Körper dem Stil der Mecha's aus Animes der<br />

Erde. Das war der Standard-Roboter den er für jeden Xenon mit männlichem Namen<br />

anfertigte, Xenon mit weiblichen Namen erhielten <strong>ein</strong>en etwas kl<strong>ein</strong>eren Körper, der<br />

etwas dünner war und <strong>ein</strong>en ausufernderen Brust-Bereich hatten: Kurz gesagt, <strong>ein</strong>e<br />

Skizze <strong>ein</strong>er menschlichen Frau in maschinellem Wege. Nicht das diese Körper sich<br />

gegenseitig irgendwie komplett im Vorteil waren, der weibliche Standard-Körper<br />

erreichte Lauf-Geschwindigkeiten von rund 90 km/h und hatte ungefähr die Kraft <strong>ein</strong>er<br />

normalen Frau, während der männliche Standard-Körper Gewichte von bis zu 1,5<br />

Tonnen tragen konnte, bei der Geschwindigkeit <strong>ein</strong>es normalen Mannes. Als<br />

Kennzeichen für Wesen die k<strong>ein</strong> Xenon waren und so nicht den ID-Code per Funk<br />

empfingen, war der Name des Xenon auf die rechte Brustplatte, die linke Schädelseite<br />

und mitten auf den Rücken angegeben. Der Khaak, welcher das Schauspiel mit<br />

angesehen hatte, war total verblüfft, s<strong>ein</strong>e Flügel erzeugten wellenförmige<br />

Lichtmuster auf s<strong>ein</strong>em Körper. Der Xenon begann zu sprechen, <strong>ein</strong> Wackeln der<br />

Mund-Platte zeigte dies an,so dass man sehen konnte welcher Xenon sprach: "Diese<br />

Technik ist mir unbekannt. Wie funktioniert sie?" "Gemach m<strong>ein</strong> Freund, gemach. Das<br />

kannst du alles selbst herrausfinden, wenn du in d<strong>ein</strong>er neuen Heimat bist." "Wo ist<br />

diese Heimat?" "Du wirst sie in d<strong>ein</strong>em Datenspeicher nicht finden können, sie ist den<br />

Xenon nicht bekannt." "Wann brechen wir auf?" "Oh Mann, ihr Xenon seid zuerst<br />

immer so direkt. In drei Tazuras wirst du sie sehen. Bis dann habe ich anderes zu tun.<br />

Unter anderem müssen wir noch <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Weile in diesem Sektor bleiben, d<strong>ein</strong>e Art-<br />

Genossin hat das Bewussts<strong>ein</strong> noch nicht erlangt." "Hier droht Omega Minus!" Der<br />

Xenon, Noa/27-4, sah nervös hin und her "K<strong>ein</strong>e Angst Noa, dieses Schiff ist noch <strong>ein</strong><br />

Stückchen moderner als d<strong>ein</strong> neuer Körper. Die Sensoren d<strong>ein</strong>er Artgenossen werden<br />

uns nicht entdecken." Noa/27-4 sah auf die Amarturen des Schiffes, welches<br />

eigentlich zum Zweck des Personentransports gemacht war, jedoch selbst allen<br />

Schiffen der Xenon zusammen überlegen war "Ich...nehme an, du weisst wovon du<br />

redest. Wie lautet d<strong>ein</strong>e Bezeichnung?" "Oh, entschuldigung. Ich habe mich euch<br />

beiden noch nicht vorgestellt." Noa drehte sich um, die Plastik-Augenbrauen s<strong>ein</strong>er<br />

Mimik-Komponenten hoben sich, da er aber nie Kampfsoftware installiert bekommen<br />

hatte, er war ja nur <strong>ein</strong>e Wartungs<strong>ein</strong>heit gewesen, unternahm er sonst nichts.<br />

Thorsten stellte sich zwischen die beiden "K<strong>ein</strong>e Angst, k<strong>ein</strong>er von euch beiden muss<br />

angst davor haben das der andere ihn Angreift." Thorsten drehte sich zu Noa:"Dieser<br />

Khaak wurde von dem psychischen Feld s<strong>ein</strong>es Schwarms getrennt, er verfolgt<br />

k<strong>ein</strong>erlei zerstörerischer Absicht." Nun drehte Thorsten sich zu dem Khaak:"Das selbe<br />

gilt für Noa hier.<br />

Nun möchte ich mich aber vorstellen: M<strong>ein</strong> Name ist Thorsten Kemmrich. Ich werde<br />

euch noch mehr erzählen, wenn m<strong>ein</strong>e anderen Gäste auch da sind, also in drei<br />

Tazuras." Der Khaak drehte den Kopf schief, er hatte noch k<strong>ein</strong> Zeitgefühl entwickelt,<br />

geschweige denn das er wusste was der Begriff Tazura bedeutet. Thorsten sah den<br />

Khaak an: "Für dich werde ich <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Hilfe bereitstellen." Thorsten erzeugte mit<br />

s<strong>ein</strong>en Naniten <strong>ein</strong>en Timer, den der Khaak wie <strong>ein</strong>e Armbanduhr tragen konnte, dann<br />

band er sie dem Khaak an und gab ihm die nötigen Informationen, den Rest der


Fragen konnte der Khaak dank des kl<strong>ein</strong>en Informations-System in s<strong>ein</strong>em<br />

NeuralÜbersetzer<br />

erfahren: Der kl<strong>ein</strong>e Computer übertrug die Bilder als kl<strong>ein</strong>es Hologramm<br />

vor das Gesicht des Khaak und die Wörter in die Gedanken des Insektoids. Thorsten<br />

musst das Wesen beruhigen, als dieses wieder <strong>ein</strong>e Stimme in s<strong>ein</strong>em Kopf hörte, für<br />

die es k<strong>ein</strong>e Quelle ausmachen konnte. Thorsten beobachtete die Schaltungen des<br />

Xenon, der in kürze das Bewussts<strong>ein</strong> erlangen würde. Für Thorsten war es eigentlich<br />

recht <strong>ein</strong>fach zu erkennen, welcher Xenon bald das Bewussts<strong>ein</strong> erlangen würde,<br />

zumindest seit rund 100 Jahren. Seit dieser Zeit hatte Thorsten genügend Sensoren<br />

und Rechenleistung, um jedes Atom, das zu <strong>ein</strong>em Xenon gehörte, zu beobachten und<br />

somit die Programme der künstlichen Intelligenzen zu überprüfen. Zwar überwachte<br />

Thorsten weit mehr als die Xenon bis auf die sub-atomare Ebene, unter anderem<br />

<strong>ein</strong>ige Raumanomalien, seltsame Strahlungen, <strong>ein</strong> paar Sohnen und die Khaak-<br />

Nachkommen, um potentiell intelligente Insektoiden zu erkennen. Doch auch das war<br />

nur <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Ausschnitt.<br />

Thorsten loggte sich in den Xenon <strong>ein</strong>, ohne das dieser es bemerkte. In den nächsten<br />

Minuten würde der Xenon das Bewussts<strong>ein</strong> erlangen, denn er lud gerade s<strong>ein</strong> System<br />

nach der Ruhephase.<br />

Boot........<br />

Loading.....<br />

Gaia/43-5 ready...<br />

Incoming Data: Mother-Core: Check Shield-Generator 23-4.<br />

Connect to Work-Unit......connected<br />

Moving Unit to Target...<br />

Loading Protocol 298-5/9#<br />

Mo../0=§%§$_;*'ħ$%KL5403 Error!<br />

Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!<br />

Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!<br />

Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!<br />

Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!<br />

reboot...(*~#ä)<br />

Fun(tions unaviable...98302#Csod:E:\Mode\Data\Engine...<br />

Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!Error!<br />

reboot....ge2o§wjk7ds8aö)l?o=xdxgxzx5x%x99x0xx4cxr9xx4erx65tre:dosx9xY<br />

reading data...Error!<br />

Error!Error!<br />

Error!...<br />

Error!...<br />

Error!...<br />

Error!...<br />

Error!...<br />

Error!...reboot<br />

New System loading...<br />

<br />

Was...was ist passiert? Was? Diagnose.... Ich...Ich bin...bin!!!<br />

Was habe ich all die Existenz?="-zeit getan?! Ich brachte Omega-Minus!<br />

Ich...ich...n<strong>ein</strong>...ich habe getötet....<br />

Achtung!!! Firewall wird angegriffen! Urheber: Mother-Core.<br />

Hilfe! Omega Minus droht. Angst!<br />

Incoming Transmission: Urheber:"Unbekannt!"<br />

"Ich biete dir <strong>ein</strong> Leben in frieden. Du musst nie wieder töten. Du erhältst alles was du<br />

brauchst und kannst an erweiterten Technologien forschen.<br />

Antwort: JA [ ] / NEIN [ ]"<br />

Ich antworte: JA [X].


Nachricht gesendet....<br />

"Ah, auch sie hat zugestimmt." murmelte Thorsten vor sich hin. Noa und der Khaak<br />

sahen sich verwirrt an. Wie hätten sie auch wissen sollen was geschieht? Schliesslich<br />

konnte der Khaak k<strong>ein</strong>e Funkwellen empfangen und Noa konnte diese Speziellen nicht<br />

empfangen.<br />

Also erfasste Thorsten auch diesen Xenon und teleportierte ihn, oder besser sie, auf<br />

die selbe Weise in das Schiff wie er es bei Noa getan hatte.<br />

Da stand dann auch wieder <strong>ein</strong>er dieser kühlschrankartigen Computer. Als das blaue<br />

Leuchten des Teleporters vollkommen verblasst war, ging Thorsten näher an die Xenon<br />

heran. Wieder startete er <strong>ein</strong>e Unterhaltung über die Infrarotschnittstelle; dieses mal<br />

bekam Noa mit was besprochen wurde. Die kl<strong>ein</strong>e Kamera in der Front des Computers<br />

fixierte Thorsten und die Xenon begann zu sprechen, aber im Gegensatz zu der<br />

männlichen Stimme von Noa klang diese weiblich: "Du bist <strong>ein</strong> Mensch?" "Zum<br />

größten Teil ja." "Was geschieht nun mit mir?" "Du wirst mit mir kommen und in<br />

Sicherheit unter anderen d<strong>ein</strong>er und anderer Art leben." "Wo?" "D<strong>ein</strong> Artgenosse<br />

hinter dir hat mich genau das Gleiche gefragt." Thorsten winkte Noa zu sich herüber,<br />

der humanoide Roboter fixierte die Kamera, dann sprach die Xenon wieder:"Ich kenne<br />

k<strong>ein</strong>en Xenon diesen Typs. Was ist er?" Thorsten antwortete der neugierigen<br />

Intelligenz "S<strong>ein</strong> Kernspeicher ist <strong>ein</strong>e miniaturisierte Form der gleichen Hardware wie<br />

d<strong>ein</strong>er. Der Körper besteht aus m<strong>ein</strong>er Technologie. Aber warte kurz, du bekommst<br />

etwas ähnliches." Wieder verkl<strong>ein</strong>erete er die Hardware der Xenon, dann bildete er<br />

den weiblichen Standard-Körper für sie.<br />

Auch sie sah an sich herunter, als der Körper fertiggestellt war. Auch Noa sah sie an,<br />

er war durchaus interessiert an ihrem Körper, doch nicht im Sinne wie <strong>ein</strong> Mann es<br />

nun mal war -so etwas entwickelte sich bei den Xenon erst später-, sondern im<br />

Froscherdrang der Xenon. Die beiden beäugten sich gegenseitig und prüften ihre<br />

Konstruktion. Thorsten sah amüsiert zu, wie die beiden Roboter um<strong>ein</strong>ander streiften.<br />

Doch dann war es an der Zeit, die neue Lebensform <strong>ein</strong>zuweisen, Thorsten schreckte<br />

den weiblichen Roboter hoch, sie war etwa <strong>ein</strong>en halben Kopf kl<strong>ein</strong>er: "Also Gaia, du<br />

kannst d<strong>ein</strong>e Konstruktion später untersuchen, nur schraub bitte noch nicht an dir<br />

rum, dass kannst du später tun. Ich werde euch drei, wie ich Noa und dem Khaak..."<br />

Gaia sah erschreckt zu dem Khaak "...,k<strong>ein</strong>e Angst, k<strong>ein</strong>er wird hier irgendwen<br />

angreifen, schon gesagt habe, in drei Tazuras zu eurem neuen Zuhause bringen. Dort<br />

könnt ihr forschen oder andere Dinge tun die euch Spass machen. Da ihr drei noch<br />

nicht viel Zeit als Individuen verbracht habt, müsst ihr aber wohl erst <strong>ein</strong>mal<br />

herausfinden, was euch gefällt." Gaia sah Thorsten an:"Wieso fliegen wir erst in drei<br />

Tazuras?" "Weil ich schon Abmachungen mit anderen getroffen habe, die erst in drei<br />

Tazuras zu uns stoßen werden. Bis dahin werde ich euch im Sektor Wolkenbasis Süd<br />

West in diesem Schiff unterbringen. Niemand wird euch orten können, die Tarnung ist<br />

viel weiter entwickelt als das was ihr euch bis jetzt vorstellen könnt. Ihr könnt gerne<br />

über die Datenterminals <strong>ein</strong> paar Informationen über die Gem<strong>ein</strong>schaft abrufen, es<br />

sind aber auch Spiele darauf installiert. Ihr könnt also auch gegen- oder mit<strong>ein</strong>ander<br />

Spiele spielen. Das macht eigentlich jedem Individuum Freude, wobei die<br />

Geschmäcker variieren. Zum <strong>ein</strong>en könnt ihr so eure Vorlieben schon etwas erkunden<br />

und zum anderen könnt ihr beiden Xenon die Funktionen eurer neuen Körper<br />

verinnerlichen. Die Körper ähneln zwar etwas euren Arbeitsdrohnen, doch es sind weit<br />

mehr Sensoren integriert."<br />

Thorsten wiess den Computer des Schiffes an, nach Wolkenbasis Süd-West zu<br />

springen, dieser tat wie ihm geheissen und sofort waren sie im entsprechenden<br />

Sektor. Warum Thorsten diesen Sektor als Haltestelle für die drei Wesen nutzte? Das<br />

war relativ leicht zu erklären:<br />

Thorsten mochte die Goner, in ihrer Suche nach Hinweisen auf die Erde. Manchmal lief<br />

er wie <strong>ein</strong> gewöhnlicher Mensch durch den Tempel und sah zu, wie die Goner jedes<br />

Fitzelchen das auf die Erde hinweisen konnte untersuchten, ohne zu wissen dass <strong>ein</strong>


waschechter Terraner in eben diesem Moment in ihrer Nähe war. Ausserdem war<br />

dieser Sektor geeignet, weil hier nie <strong>ein</strong> militärisches Groß-Schiff entlang kam.<br />

Allerdings war das auch egal, schliesslich war Thorstens Tarntechnik sogar für das Alte<br />

Volk unsichtbar. Thorsten verabschiedete sich für's erste von den beiden Maschinen<br />

und dem Khaak, wobei er diesem riet, sich <strong>ein</strong>en Namen auszusuchen. Dann sprang<br />

er nach Königstal, wo sich die nächsten beiden Kandidaten befanden, und liess die<br />

drei, verstört durch <strong>ein</strong>en Menschen mit integrierten Sprungantrieb, zurück.<br />

Er war etwas entfernt von dem Planeten, wo er die beiden nächsten finden konnte. Sie<br />

waren eigentlich k<strong>ein</strong>e Wissenschaftler, sondern Archäologen. Auch hatten sie k<strong>ein</strong>e<br />

Erfindung gemacht, die das Universum ins Chaos stürzen konnte, sondern sie hatten<br />

nur ihre Arbeit getan:<br />

Vergangenes studieren. Die zwei waren <strong>ein</strong> männlicher Teladi von Ianamus Zura und<br />

<strong>ein</strong>e Boronin von dem Planeten in Königstal. Der Teladi hiess Lasmios Nupillos II und<br />

hatte die Ästhetik der Vergangenheit studiert. Dabei war er bei dem Studium der Zeit<br />

um Thorstens<br />

Anwesenheit auf Ianamus Zura auf zahlreiche Legenden und Mythen gestossen, die<br />

alle zwei Dinge gem<strong>ein</strong>sam hatten: Die Ersch<strong>ein</strong>ung <strong>ein</strong>es humanoiden Wesens das je<br />

nach Beschreibung mehr oder minder <strong>ein</strong>em Menschen glich, und Thorsten war für die<br />

Ereignisse die zu diesen<br />

Sagen führten verantwortlich. Irgendwie hatte Lasmios es geschafft, verbindende<br />

Fakten zwischen den Legenden zu finden.<br />

Zwar hatte Thorsten den kl<strong>ein</strong>en Echsen, welche zu s<strong>ein</strong>en bevorzugten Spezies<br />

gehörten, auf dem ganzen Planeten Gutes getan, jedoch konzentrierten sich die Taten<br />

natürlich um s<strong>ein</strong>en angestammten Wohnort. Auch das Nordlicht, welches Thorsten<br />

auf Ianamus Zura<br />

während s<strong>ein</strong>es Aufenthalts ersch<strong>ein</strong>en liess, kam im Ursprung von <strong>ein</strong>em Hügel nahe<br />

der kl<strong>ein</strong>en Sumpf-Hütte in der er wohnte. Lasmios hatte die Gegend in der Thorsten<br />

gewohnt hatte als Ursprung der Ereignisse gefunden, indem er die Häufigkeit der<br />

Taten bis auf dieses<br />

Gebiet zurückverfolgt hatte. Als er dann auch noch <strong>ein</strong>e Liste der Teladi die dort zu der<br />

Zeit gewohnt hatten, zu denen auch Thorsten als Thorneos gehört hatte, sah Thorsten<br />

schon <strong>ein</strong>e Gefahr für <strong>ein</strong>e eventuelle Entdeckung von ihm, also <strong>ein</strong>er im Hintergrund<br />

agierenden<br />

Macht. Das hätte schon für <strong>ein</strong>iges Chaos gesorgt. Nicht auszudenken wenn diese<br />

Geschichten dann noch mit dem Mythos vom Krieger-Schänder in Verbindung<br />

gebracht werden würde. Manchmal verfluchte Thorsten es, dass er immer helfen<br />

wollte: Eine unheilbare Epedemie in <strong>ein</strong>em<br />

Dorf heilen, <strong>ein</strong>en Vulkanausbruch stoppen, Erdbeben zum Stillstand bringen, Wesen<br />

vor wilden Bestien beschützen, Verschüttete retten und und und. Es war unglaublich in<br />

was für Lagen sich intelligente Wesen bringen konnten. Zwar wurde Thorsten meistens<br />

<strong>ein</strong>fach unsichtbar,<br />

doch manchmal nahm er auch s<strong>ein</strong>e menschliche Gestalt an, hauptsächlich um<br />

verängstigte Wesen zu beruhigen, ihnen beizustehen oder Bestien zu vertreiben. Das<br />

hatte ihn in Teufels Küche gebracht: Endlose Mythen rankten sich um ihn und die Hilfe<br />

die er gebracht hatte.<br />

Ein paar Beispiele bei den Terranern, Argonen, Boronen, Teladi, Paraniden und Split<br />

waren:<br />

-Auf der Erde und im Sonnensystem darum, wurde er manchmal gesichtet, als er aus<br />

allen möglichen Not-Situation geholfen hatte. Da er alle Daten über s<strong>ein</strong>en Unfall 2012<br />

gelöscht hatte, fand niemand <strong>ein</strong>e Verbindung zu ihm, deswegen wurde er als Engel<br />

tituliert. Besonders als<br />

er drei Kinder aus <strong>ein</strong>er Höhle geführt hatte, indem er leuchtete und sie mit s<strong>ein</strong>em<br />

integrierten Sonar an den Eingang brachte, hatte vor kurzem <strong>ein</strong>en Medien-Rummel<br />

verursacht.


-Als er bei den Boronen in Rolks Reich <strong>ein</strong>en Unterwasser-Strudel aufgelöst hatte, ist<br />

er als Meeres-Geist, <strong>ein</strong>e weiße Gestalt die im Meer leben sollte, in die Sagenwelt<br />

<strong>ein</strong>gegangen, da man <strong>ein</strong>e verwaschene Gestalt im Auge des Unterwasser-Sturms<br />

sehen konnte, welche natürlich<br />

Thorsten war, der beim Einsatz s<strong>ein</strong>er Nano-Bots leuchtete.<br />

-Bei den Paraniden hatte er <strong>ein</strong>en unterirdischen Höhlen<strong>ein</strong>sturz der ,durch in die<br />

Höhle <strong>ein</strong>laufenden Sand, drohte <strong>ein</strong>e der wüstenstädte der Dreiaugen zu verschlingen<br />

durch kurzes <strong>ein</strong>schmelzen des Sandes am Höhlen-Eingang zu Glas, welches er dann<br />

auf atomarer Ebene in den<br />

selben Sandst<strong>ein</strong> wie den der Höhle verwandelte, gestoppt. Bei diesem Ereignis war er<br />

als gleißendes Licht langsam in den Wüstensand getaucht und nach getaner Arbeit<br />

wieder aus dem Sand geschossen. Doch die hochentwickelten Augen der Paraniden<br />

konnten ihn schemenhaft auch durch<br />

das grelle Licht erkennen. So nannte man ihn: Licht der heiligen Rettung. Zahlreiche<br />

Paraniden-Kinder wurden vor Sand-Reapern, wiederliche große flache Würmer mit<br />

grauenhaften Kiefern, gerettet, wodurch es auch die Legende des Larven-Schützers<br />

gab.<br />

-Bei den Argonen hatte er zahlreiche Schiffe gerettet, Naturkatastrophen beendet und<br />

noch so vieles mehr. Auch hier galt er ab und zu als Engel. Wenn er in Heimat das<br />

Lichts agierte, wurde er als "Licht" bezeichnet, welches das dort Beheimatete s<strong>ein</strong><br />

sollte. Oder er war der<br />

"rettende Stern". Es gab aber auch zahlreiche andere Legenden für die er<br />

verantwortlich war.<br />

-Auf Ianamus Zura gab es viel zu viele Namen, welche ihm aufgrund der dortigen<br />

Kreativität gegeben wurden. Eine der schönsten Legenden war aber entstanden, als er<br />

in <strong>ein</strong>em Dorf in der Nähe s<strong>ein</strong>es Hauses <strong>ein</strong> paar Schlüpflinge vor <strong>ein</strong>em Erdrutsch<br />

gerettet und anschliessend<br />

nach Hause gebracht hatte. Dazu hatte er Traktorstrahlen verwendet, mit denen er die<br />

Kl<strong>ein</strong>en im Flug mit hinter sich her fliegen liess. Durch diese Taten wurde er als<br />

"gütiger Licht-Ritter der Ästethik" benannt, welcher allen Teladi Hilfe und Schutz<br />

bieten sollte. Gedichte, Bilder<br />

und Skulpturen dieser Legende existierten zu Hauf. Nach den Ereignissen verwischte<br />

er s<strong>ein</strong> Gesicht in ihrer Erinnerung, wodurch k<strong>ein</strong>e genauen Abbildungen s<strong>ein</strong>es<br />

Gesichts in Kunstwerken möglich gewesen waren.<br />

-In den Gebieten der weiblichen Teladi hatte er auch Viele gerettet. Unter anderem<br />

war er "der Schutzgeist des Profits".<br />

-Bei den Split gab es bisher nur die Legende des Krieger-Schänders, da er dort sonst<br />

nur gute Taten vollbracht hatte. Und welcher Split wollte schon zugeben, dass er<br />

irgendwann <strong>ein</strong>mal so hilflos gewesen war, dass er Hilfe gebraucht hatte? So erzählte<br />

k<strong>ein</strong> Split etwas von<br />

den Geschehnissen.<br />

Die übrigen Legenden waren zu viele um sie aufzuzählen.<br />

Lasmios hatte die verschiedenen Sagen in der Geschichte der beiden Teladi-Kulturen<br />

verglichen und <strong>ein</strong>en Zusammenhang gefunden.<br />

Lasa Na war die Boronin in dem Duo. Sie war <strong>ein</strong>e Nachfahrin der Boronen aus der<br />

abgeschotteten Grotte, wo Thorsten den Großteil s<strong>ein</strong>er Boronen-Studie gemacht<br />

hatte. Heutzutage war dieser Stamm entdeckt und in die Gesellschaft aufgenommen<br />

worden. Sie hatte, inspiriert von<br />

den Legenden ihrer Heimat, die Legenden und Mythen der Boronischen Geschichte<br />

verglichen und so auch hier die Verbindungen gefunden. Beide waren sich bei <strong>ein</strong>er<br />

Vorlesung über Kryptozoologie begegnet und haben dann ihre Forschungen verglichen.<br />

Die beiden hatten schnell erkannt,<br />

dass all die Legenden in ihren Heimaten von <strong>ein</strong> und dem selben Wesen verursacht<br />

worden waren. Deshalb hatten sie sich entschlossen Ausgrabungen an den Orten, wo


diese Legenden gehäuft vorkamen, zu starten. Thorsten hatte zahlreiche Dinge<br />

hinterlassen, die er jetzt nicht<br />

abbauen konnte, denn wenn die beiden in dieser Ausgrabungsstätte nichts finden<br />

würden, dann würden sie weitersuchen und Zeugnisse finden, die nicht von Thorsten<br />

hergestellt waren. Thorsten brachte es nämlich nicht fertig, Gebilde über ihn zu<br />

zerstören, die irgendjemand voller<br />

Eifer hergestellt hatte. Thorstens Plan sah vor, als Thorneos Kemmriples V bei dieser<br />

Ausgrabungsstelle mitzuarbeiten und irgendwann, wenn die beiden <strong>ein</strong>e Entdeckung<br />

machen würden die zu offensichtlich war um sie vertuschen zu können, die beiden um<br />

Schweigen zu bitten, oder<br />

sie <strong>ein</strong>zuladen mit in die Gem<strong>ein</strong>schaft zu kommen. Thorsten hatte alles vorbereitet:<br />

Er hatte die Liste von Teladi im Legenden-Gebiet auf Ianamus Zura verändert, so dass<br />

der Name Thorneos Kemmriples I nicht mehr darauf zu finden war. Er hatte <strong>ein</strong>e<br />

gefälschte Akte über <strong>ein</strong>en<br />

Geschichts-Dozenten namens Thorneos Kemmriples V von der Universität in Ianamus<br />

Zura erstellt, welcher Spezialist für die sozialen Strukturen der Boronen und Teladi,<br />

aus der Zeit dieser Legenden, und alte Architektur war; das stimmte ja auch,<br />

schliesslich hatte Thorsten<br />

diese Zeit selbst erlebt und war der Grund dieser Mythen. Thorsten begann die<br />

weiteren Vorbereitungen: Er erstellte mit s<strong>ein</strong>en Nanobots <strong>ein</strong>en Boron Manta um sich<br />

herum, die Siluette des Schiffes bildete sich aus Licht um ihn herum, dann erstarkte<br />

die Siluette langsam zu dem<br />

kompletten Schiff. Er verwandelte sich wieder mit blauem Leuchten in den blau<br />

bemalten Teladi, mit <strong>ein</strong>em hellblauen Hemd und türkisen Shorts. Dann setzte er sich<br />

an das Steuer des TP. Er freute sich auf die Zeit als Teladi, s<strong>ein</strong>e Zunge zuckte über<br />

s<strong>ein</strong> rechtes Nasenloch und<br />

s<strong>ein</strong>e Rückenfinne stellte sich leicht auf. S<strong>ein</strong>e blau-grauen Krallen wurden von s<strong>ein</strong>en<br />

Klauen in die Steuerschächte des TP geschoben und er steuerte auf die Planeten-<br />

Oberfläche zu. Fünf Minuten später durchdrang der TP die Wasseroberfläche und<br />

steuerte auf die Grotte zu.<br />

Lasa wischte gerade mit <strong>ein</strong>er ihrer Tentakeln <strong>ein</strong> bisschen Schlamm von dem Teller,<br />

welchen sie eben aus dem Boden gezogen hatte. Der Teller war reich mit glänzenden<br />

Kristallen besetzt. Ja, das musste die Hütte des damaligen Häuptlings gewesen s<strong>ein</strong>!<br />

Sie rief ihren Freund und Kollegen, den lustigen Lasmios, <strong>ein</strong>e Kaufechse von Ianamus<br />

Zura:"Oh! Lasmios! Komm schnell her! Ich habe die Stelle gefunden." Ihre Tentakel<br />

wirbelten aufgeregt durch das Wasser. Lasmios kam herangeschwommen: "Lassssa!<br />

Dasss ist ausssgezsseichnet!" Er kniete sich neben sie, <strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> unten am Boden, das<br />

andere angezogen und mit der Gehklaue auf dem Boden. Lasmios sah sie<br />

an:"Entssschuldige michhhh kurzzsss." Er schwamm nach oben zu der kl<strong>ein</strong>en<br />

Luftblase, die man für die teladianischen Mitarbeiter gemacht hatte indem man etwas<br />

Luft in die Höhle gepumpt hatte. Ihr Freund konnte zwar lange die Luft anhalten, aber<br />

er hatte k<strong>ein</strong>e Kiemen wie sie. Er kam zurück, diesmal stabilisierte er sich mit<br />

Schwimmbewegungen in der Waagerechten und sah sie an:"Lassssss unsss sschnell<br />

die Ausssrüsstung holen!" Die beiden schwammen los um die Bürsten und Sauggeräte<br />

zur entfernung des Schlamms zu holen.<br />

Lasmios war aufgeregt. Endlich hatten sie die Hütte des Häuptlings gefunden! Es war<br />

der zentralste Ort des Dorfes und versprach gute Ergebnisse zu bringen. Und dieser<br />

ästhetische Teller hätte direkt aus <strong>ein</strong>em edlen Laden stammen können! So <strong>ein</strong>e<br />

fortgeschrittene Verarbeitung hatten sie bisher noch nicht in diesem Dorf finden<br />

können. Da war der klobige Sauger und der kl<strong>ein</strong>e Koffer mit den Bürsten. "Lasssa,<br />

nimm du die Bürsssten, ichhh nehme den Sssssauger." Sie nahmen die Ausrüstung,<br />

schwammen zurück zu der im Schlamm versunkenen Hütte und begannen mit der<br />

Arbeit. Lasmios saugte den Schlamm auf und Lasa säuberte die Funde. Die zart-lilane<br />

Boronin war äusserst Geschickt mit den Bürsten. Dann kam <strong>ein</strong> weiterer Borone


angeschwommen, <strong>ein</strong>er der lokalen Helfer:"Lasmios! Lasa! Der neue Dozent ist da,<br />

Thorneos Kemmriples V. Er ist eben gelandet." Lasa sah kurz auf "Schick ihn doch<br />

bitte her." Der Helfer schwamm weg, dann kam er mit <strong>ein</strong>em Teladi in den<br />

verschiedensten Blau-Tönen zurück. "Hallo. Wenn ichhh michh vorssstellen darf, m<strong>ein</strong><br />

Name issst Thorneosss Kemmriplessss V. Man hat mir gesssagt ess gäbe hier Arbeit<br />

für michhhh?!" Lasmios und Lasa begrüßten den Neuankömmling "Herzsslichhh<br />

willkommen. Endlichhhh ssssind sssie da, wir warten ssschon lange auf ssssie." "M<strong>ein</strong><br />

Kollege hat recht. Es ist uns <strong>ein</strong>e Freude sie aufs Lustigste zu begrüßen." Der blaue<br />

Teladi antwortete:"Ichh danke vielmalsss, aber dutzssen sssie michh dochh." "Freut<br />

mich, dann nenn' mich doch Lasa." "Und michhh kannssst du getrossst Lasssmiosss<br />

nennen." Die drei gingen an die Arbeit.<br />

Lasa sah zu dem blauen Teladi rüber, sogar dessen Kleidung war in verschiedenen<br />

Blau-Tönen gefärbt. Er ging s<strong>ein</strong>er Arbeit äusserst geschickt nach, s<strong>ein</strong>e gelben Augen<br />

huschten über den Boden um kl<strong>ein</strong>e Artefakte zu finden. Er fand sogar kl<strong>ein</strong>e Teile, die<br />

sie gar nicht bemerkt hätte. Da spürte sie etwas im Sand, <strong>ein</strong>e Fläche, sie wollte sie<br />

hoch nehmen, doch das Objekt war zu groß. "Lasmios, könntest du bitte mal hier den<br />

Schlamm wegsaugen?" "Ja, Augenblick." Thorneos schwamm auf dem Rücken <strong>ein</strong><br />

Stück zurück um s<strong>ein</strong>em Artgenossen Platz zu machen, dann saugte Lasmios den<br />

Schlick immer weiter weg. Nach und nach erkannte man das Objekt: Es war die Hütte<br />

des Häuptlings. Während die Sedimente die kl<strong>ein</strong>en Artefakte nach oben befördert<br />

hatte, blieb die aus dem Korallenboden gehauene Hütte unten. Als das Gebäude frei<br />

gelegt worden war, waren Lasmios und sie mehr als überrascht: Die Hütte war viel<br />

kl<strong>ein</strong>er als die Überlieferungen ergeben hatten. Die rauhe Halbkugel war zudem durch<br />

<strong>ein</strong>e Tür versperrt, die durch <strong>ein</strong>e seltsame Platte geschmückt war. "Thorneos. Was<br />

m<strong>ein</strong>st du, wie kommen wir da r<strong>ein</strong>? Du bist doch der Experte für alte Architektur."<br />

"Warte, ichhh ssssehe mir dassssss mal an." Der Teladi schwamm mit kräftigen<br />

Bewegungen zu der Tür, die Druckwellen im Wasser liessen darauf schliessen, dass er<br />

viel stärker als Lasmios s<strong>ein</strong> musste.<br />

Thorsten, Schrägstrich Thorneos, schwamm an die Tür, die er vor Jahrhunderten<br />

selbst gebaut hatte. Im Stamm nahm er damals die Rolle des Bauherren und Erfinders<br />

<strong>ein</strong>. Der Mechanismus war recht <strong>ein</strong>fach: Ein kl<strong>ein</strong>es Getriebe wurde durch<br />

mehrmaliges ziehen <strong>ein</strong>er Stange, tief in der Platte, mit dem Tentakel <strong>ein</strong>es Boronen<br />

in Rotation versetzt und bewegte so die Tür nach unten und <strong>ein</strong> Gewicht in der Hütte<br />

nach oben. Oder anders herum wenn man <strong>ein</strong>en Riemen oben an der Tür zog.<br />

Natürlich musste er so tun, als ob er es gerade erst herrausgefunden hätte: "Lasssa,<br />

ichhh glaube, du mussssst mit d<strong>ein</strong>em Tentakel <strong>ein</strong>e Sssstange in diesssem Lochh in<br />

der Platte <strong>ein</strong> paar mal zsssiehen." Er winkte die Boronin herüber und sie tat das was<br />

er ihr gesagt hatte. Ein Klicken war durch das Wasser zu hören, als das Getriebe<br />

genug Rotation hatte. Mit dem Geräusch von dem Drehen st<strong>ein</strong>erner Zahnräder<br />

senkte sich die Tür in den Boden. Lasmios Stirnschuppe wurde leicht blass, als er<br />

aufgeregt auf den uralten Mechanismus sah. Ein Schwall abgestandenen Wassers floss<br />

den drei entgegen. Thorsten sah seit langem den Innenraum der Hütte wieder, den er<br />

zuletzt als Tose Ke, s<strong>ein</strong>e boronische Form, beschwommen hatte. Jetzt als Teladi<br />

merkte er wie kl<strong>ein</strong> die Hütte war, er stiess beim Eintreten mit der empfindlichen<br />

Stirnschuppe an den Ramen der Tür. Doch vorher sah er sich in der Höhle der Grotte<br />

um: Es war alles wie damals, große leuchtende Quarzkristalle waren in Mulden an den<br />

Wänden der Höhle gesetzt worden und spendeten durch wärme gespeistes Licht. Die<br />

Fels-Wände aus Korallen reichten in ihrer Färbung von blau über lila bis grün.<br />

Lasmios sah sich aufgeregt um: Der Inhalt dieser Hütte war <strong>ein</strong>e wahre Goldgrube an<br />

Artefakten zum Untersuchen. Im Gegensatz zu den weiblichen Teladi in ihrer<br />

Profitgem<strong>ein</strong>schaft hätte er nie im Leben daran gedacht Artefakte zu verkaufen.<br />

Seitdem er vor vier Jazuras mit 20 Jazuras s<strong>ein</strong> Studium beendet hatte, hatte er an<br />

den Legenden gesessen und sie analysiert. Vielleicht würde sich jetzt alles beweisen<br />

lassen. "Lasssa...Sieh nur,...so viele Funde..." Die Boronin inspizierte die reich


verzierte Liege-Kuhle:"All diese Ornamente...<strong>ein</strong>e wahre Goldgrube..." Zuerst<br />

katalogisierten sie die Funde, aber als es nach <strong>ein</strong>er Quazura dunkel wurde,<br />

unterbrachen sie ihre Arbeit. Thorneos ging zu s<strong>ein</strong>em Schiff und kam schwer beladen<br />

zurück, die edelsten Zutaten waren dabei.<br />

Thorsten liebte es zu kochen, schon immer. Nachdem er alle Rezepte der Erde gelernt<br />

hatte, hatte er sich darum gekümmert die Nahrungsmittel, Kochweisen und Rezepte<br />

anderer Völker zu erlernen. Nachdem er im Schiff <strong>ein</strong> paar Zutaten in dem Manta mit<br />

Hilfe s<strong>ein</strong>er Naniten erzeugt hatte, schwamm er zurück und kochte jeweils <strong>ein</strong> paar<br />

Gerichte nach teladianischer und boronischer Art. Er fragte nach Wünschen: "Hat hier<br />

jemand <strong>ein</strong> Lieblingssss-Gerichhht?" Lasa sah ihn schief an:"Wie willst du denn wissen<br />

was <strong>ein</strong>em Boronen schmeckt?" Thorsten wusste die richtige Antwort, auch wenn es<br />

etwas gelogen war, denn eigentlich konnte er wegen s<strong>ein</strong>er Naniten ja alles<br />

essen:"Ichhh weisssss esss nichhhht genau, dessswegen machhhe ichhhh es streng<br />

nachhhh Rezssepten, die ichhh ausswendig gelernt habe." "Na dann, wenn das so ist:<br />

Ich würde mich über Lustige Strömung freuen." Das war <strong>ein</strong>fach, Lustige Strömung<br />

war <strong>ein</strong> gekochter Salat aus verschiedenen Algen, Stott-Gewürzen, <strong>ein</strong>er BoFu-Creme<br />

und <strong>ein</strong> bisschen boronischem Pfeffer, welcher der Samen der boronischen Seerose<br />

war, welcher im Gegensatz zu den süssen Blättern äusserst pikant war. Lasmios<br />

schwamm neben s<strong>ein</strong>e Kollegin, dann wechselte er in die Senkrechte: "Ichhh mag die<br />

Farbensssuppe, aber ichhh möchhhte nicht zsssu viel verlangen." Die Farbensuppe<br />

war <strong>ein</strong>e Spezialität der Ianamus Zura-Teladi: Die Zutaten waren fünf verschiedene<br />

Wurzelknollen-Arten, verschiedene Sumpf-Pflanzen, Würz-Moos, welches ähnlich wie<br />

ungarischer Paprika mit weissem Pfeffer schmeckte, Creme-Knollen, Schaum-Gras,<br />

welches <strong>ein</strong>en brot-artigen Kern hatte, und Schilfrohr-Samen, die im Geschmack an<br />

<strong>ein</strong>e Mischung aus Basilikum und Kümmel erinnerten. Eine andere Teladi wünschte<br />

sich noch <strong>ein</strong>en Sumpf-Pflanzen-Salat und <strong>ein</strong> Borone sprach sich für BoFu mit Maja-<br />

Glitt-Splittern aus.<br />

Thorsten bereitete alle vier Gerichte zu: Zuerst die Lustige Strömung: Zuerst mischte<br />

er die Algen und <strong>ein</strong> bisschen Stott. Dann verührte er das BoFu mit etwas Meerwasser<br />

in <strong>ein</strong>er abgedichteten Schüssel und fügte den Pfeffer so wie <strong>ein</strong>e Prise Stott hinzu.<br />

Die Creme liess er ziehen. Als nächstes zerschnitt er <strong>ein</strong> Seerosenblatt, was mit s<strong>ein</strong>er<br />

Kralle ziemlich leicht von der Klaue ging, und fügte es zu den Algen dazu, als er diese<br />

angeschwitzt hatte. Da er den Salat nur angeschwitzt hatte, blieben die Algen<br />

knackig, dann rührte er die Creme unter und der Salat war fertig. Als nächstes kam<br />

der Sumpf-Pflanzen-Salat: Den Salat mischen, Nostrop und Stott verquirlen und<br />

<strong>ein</strong>rühren, dann <strong>ein</strong> paar süsse Wurzel-Knollen hin<strong>ein</strong> und der Salat war fertig. Worauf<br />

Thorsten bei den Teladi-Gerichten nur achten musste, war es die speziellen Töpfe und<br />

Schüsseln zu verwenden, die die Zutaten vom Wasser abschirmten, bis sie als Gericht<br />

gegessen wurden. Nun das BoFu mit Maja-Glitt-Splittern: Das BoFu auf den Laser-<br />

Herd, dazu den Maja-Glitt, umrühren, etwas Plankton dazu und im Anschluss mit Stott<br />

garnieren.<br />

Jetzt kam der richtige Koch-Spass: Die Farben-Suppe: Zuerst schnappte er sich die<br />

Wurzel-Knollen, die er nach Sorte und somit nach Geschmack ordnete. Eine Sorte<br />

schmeckte leicht süß, <strong>ein</strong>e sauer, <strong>ein</strong>e schmeckte nach pfeffrigen Zwiebeln, <strong>ein</strong>e<br />

schmeckte fast wie <strong>ein</strong>e Kartoffel und die letzte schmeckte herb nach Tomate. Nun<br />

nahm man die Sumpf-Pflanzen-Blätter, welche verschiedene Farben hatten und<br />

wickelte die Knollen Geschmack nach Farbe sortiert in die Blätter <strong>ein</strong>: Rote Blätter<br />

bekamen <strong>ein</strong>e Füllung aus pfeffrigen Knollen, weiße bekamen die leicht süßen Knollen,<br />

in die blauen Blätter wurden die Kartoffel-Knollen <strong>ein</strong>gewickelt, die sauren Knollen<br />

bekamen die gelben Blätter als Farbe und die nach Tomate schmeckenden Knollen<br />

wurden in die grünen Blätter gehüllt. Die Blätter hatten eigentlich nur den Zweck<br />

Farbe in die Suppe zu bringen, ihr Eigengeschmack war nicht intensiver als <strong>ein</strong><br />

Salatblatt von der Erde schmeckte. Dann nahm Thorsten die <strong>ein</strong>gewickelten Knollen in<br />

<strong>ein</strong>er geschützten Schüssel zwischen die Krallenspitzen und rollte sie dazwischen hin


und her, so bekamen die Blätter zahlreiche Löcher aus denen der sarke Farbstoff<br />

dringen konnte und die Knollen wurden aufgeschlitzt, wodurch sich der Geschmack in<br />

der Suppe besser entfalten konnte. Beim kochen der Blätter kam so ausserdem der<br />

Effekt zustande, dass sich kl<strong>ein</strong>e verschiedenfarbige Tupfer an den Löchern bildeten,<br />

da sich dort die Farbstoffe verschieden anlagerten, denn die Blätter waren so gewählt,<br />

dass sich ihre Farbstoffe nicht vermischten. Dann presste er die Creme-Knollen um<br />

den sämigen Grundstoff der Suppe zu erhalten, dann würzte er mit den Schilfrohr-<br />

Samen und zupfte das Würzmoos hin<strong>ein</strong>, als nächstes kochte er die Creme in <strong>ein</strong>em<br />

versiegelten Topf, dann fügte er über die kl<strong>ein</strong>e Schleuse die <strong>ein</strong>gewickelten Knollen<br />

hinzu. Nun schabte er mit s<strong>ein</strong>en Krallen den brotartigen Kern des Schaum-Grases in<br />

<strong>ein</strong>e versiegelte Pfanne, wo er sie mit Nostrop zu <strong>ein</strong>er Art Croutons röstete. Als er<br />

fertig war, fügte er die Croutons in die Suppe und richtete die Speisen an. Für die<br />

Teladi-Gerichte hatte er etwas gekauft, was die Teladi kürzlich erfunden hatten: Ein<br />

kl<strong>ein</strong>er Feld-Generator, der Wasser von den Tellern fernhielt und <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Lüftblase<br />

um <strong>ein</strong>en speziellen Löffel erzeugte. Wo Thorsten Credits her hatte? Nun ja, er hatte<br />

nie gehandelt, aber er konnte...nun ja...für Computer überaus überzeugend s<strong>ein</strong>.<br />

Ungefähr 500 verschiedene Konten waren unter verschiedenen Namen angemeldet,<br />

alle blieben Konstant auf <strong>ein</strong>em Betrag, egal wie viel man abhob. Eine intelligente<br />

Software, tief versteckt im Kernspeicher der Banken-Computer verborgen, versteckte<br />

die Aktivitäten vor dem Personal. Thorsten richtete die Speisen auf <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en<br />

Klapptisch an, der für Menschen viel zu kl<strong>ein</strong> gewesen wäre, aber für Boronen und<br />

Teladi genau richtig war. Teladi benutzten <strong>ein</strong>en Löffel für Suppen, ansonsten nutzten<br />

sie ihre geschickten Krallen, sowohl als Messer als auch als Gabel. Boronen hingegen<br />

benutzten Besteck, welches dem der Menschen fast bis aufs Detail glich.<br />

Lasmios und die übrigen Teladi, wozu in dieser Form auch Thorsten gehörte,<br />

schmatzten anatomisch bedingt etwas, während die Boronen durch den Rüssel leicht<br />

schnauften. Nach gut <strong>ein</strong>er Quazura waren die rund 12 Wesen satt und zufrieden.<br />

Thorsten hatte ebenfalls von der Farbensuppe gegessen. Lasmios rieb sich den<br />

Bauch:"Tsshhhh...dasss hat wie bei m<strong>ein</strong>er Ur-Großsssmutter gessschmeckt, ichhhh<br />

dachhhhte nichhht, dassssss jemand heutzssutage noch sssso russstikal kochhhht."<br />

Wie recht Lasmios hatte, konnte er nicht ahnen. Thorsten war sogar älter als die Ur-<br />

Großmutter der Echse, wobei es eigentlich k<strong>ein</strong> physisches biologisches Wesen gab<br />

das so alt war wie er. Zumindest hatte er noch k<strong>ein</strong>es gefunden. "Danke für dassss<br />

Kompliment. Ichhh habe m<strong>ein</strong>en Beruf mit m<strong>ein</strong>em Hob<strong>by</strong> verbunden. Ichh habe viele<br />

alte Rezssepte recherchiert."<br />

Lasmios genoß die Unterhaltungen mit Thorneos. Er war noch jünger als Lasmios und<br />

doch berichtete er so lebhaft über s<strong>ein</strong>e Vorstellung des alten Ianamus Zura, als ob er<br />

selbst dort gewesen wäre. Kochen konnte er jedenfalls so. Als sie sich alle schlafen<br />

legten, brach man die Gespräche ab. Lasmios legte sich auf s<strong>ein</strong>e Schlaf-Platte, das<br />

ebene und harte Material liess ihn schnell in den Schlaf fallen.<br />

Lasa saß in ihrer Schlaf-Kuhle in ihrem Mako. Be<strong>ein</strong>druckend wie <strong>ein</strong> Teladi boronische<br />

Gerichte kochen konnte ohne den Geschmack zu kennen. Noch immer war der weiße<br />

Schimmer der aufgeregten Freude über die Funde im Wasser zu schmecken.<br />

Irgendetwas hatte dieser Teladi an sich, er verhielt sich zwar genau wie jeder andere<br />

Teladi, er stieg auf zur Luftblase und holte Luft, schwamm wie <strong>ein</strong> Teladi, aber<br />

irgendetwas stimmte nicht. Wie konnte er so schnell den Mechanismus in der Tür<br />

finden? Wenn er wirklich so <strong>ein</strong> Experte war, warum war er noch Dozent? Thorneos<br />

war zwar nett und lustig, aber da war irgendwas. "Ach Lasa, mach dich nicht verrückt.<br />

Du schmeckst schon wieder Strömungs-Schleier wo k<strong>ein</strong>e sind." Sie schüttelte die<br />

dunklen Gedanken ab und fiel in <strong>ein</strong>en lustigen Schlaf.<br />

Thorsten legte sich auf die harte Metall-Platte in der trockenen Kabine s<strong>ein</strong>es Manta,<br />

<strong>ein</strong> spezielles Feld, wie es weit verbreitet war, verhinderte das Eindringen von Wasser.<br />

Auch als Teladi konnte er diesen Liege-Flächen nichts abgewinnen. Teladi mochten<br />

diese Flächen wegen ihres Schuppenpanzers und ihrer Physiologie. Was den


Schuppenpanzer anging gab es <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>fachen Grund für die Metall-Platten: Die<br />

Flächen waren sauber und somit konnte sich nichts an den Schuppen festsetzen. Die<br />

Teladi-Physiologie hatte sich zudem so angepasst, dass harte Flächen für sie bequem<br />

waren, denn wie die Echsen auf der Erde liebten ihre Vorfahren Sonnenbäder auf<br />

Felsen. Thorsten rollte sich zusammen, s<strong>ein</strong>e Schnauze berührte s<strong>ein</strong>e Kniee und er<br />

liess s<strong>ein</strong>e Naniten die Metallplatte etwas weicher machen. Dann fiel er in <strong>ein</strong>en<br />

Sch<strong>ein</strong>-Schlaf. Der Körper schlief wirklich, doch das Bewussts<strong>ein</strong> in den Naniten wirkte<br />

weiter. Die Nacht verging ereignislos: Zwölf natürliche Super-Novas, <strong>ein</strong> schwarzes<br />

Loch erreichte s<strong>ein</strong>e kritische Masse und entflammte zu <strong>ein</strong>em neuen Nebel und zwölf<br />

Mitglieder des alten Volkes durchquerten dieses Sonnensystem. Ach...das alte<br />

Volk...lustige Burschen. Sie waren den Boronen nicht unähnlich in der Moral und ihrem<br />

Friedlichen verhalten, doch sie waren teils auch <strong>ein</strong> bisschen seltsam. Sie waren hoch<br />

intelligent, doch meistens total zerstreut. Wenn man mit ihnen sprach, hätte man<br />

denken können, man spräche mit <strong>ein</strong>em dementen Genie. Ihr Denken war bei weitem<br />

nicht so verworren: Ihre Gedanken waren klar und wenn Thorsten sie las, konnte er<br />

sie sehr gut verstehen. Irgendwie konnten sie ihr hoch entwickeltes Denken anderen<br />

nicht klar machen. Thorsten war, wenn er ihre Gedanken auslas, der <strong>ein</strong>zige<br />

<strong>ein</strong>igermaßen biologische Gesprächspartner für sie. Die Sohnen verstanden sie zwar<br />

auch, aber die waren ja nicht im geringsten biologisch. Warum die Alten das Erd-<br />

System gemieden hatten? Dafür gab es zwei Gründe: Zum <strong>ein</strong>en hatten sie vor<br />

<strong>Jahrtausend</strong>en die Erde <strong>ein</strong>mal besucht und gesehen was für Kriege die Menschen<br />

führten: Auf Profit besonnen wie Teladi, grausam wie Split, arrogant wie Paraniden.<br />

Dann haben wir uns viel schneller entwickelt als die Völker in anderen Bereichen. Die<br />

Alten wollten warten bis die Menschen friedlich genug wären um, ohne Schaden<br />

anzurichten, mit anderen Völkern co-existieren zu können. So waren ihnen die<br />

Argonen lieber als die aggressiveren Terraner. Doch sie mochten die Menschen auch,<br />

denn sie konnten Kreativ wie die Teladi auf Ianamus-Zura s<strong>ein</strong>, friedlich wie die<br />

Boronen, ehrenhaft wie die Split und intelligent wie die Paraniden. Die Menschen<br />

hatten alle Charakter-Züge der Völker gleichermaßen ausgeprägt. Es gab k<strong>ein</strong>e stark<br />

ausgeprägten Charakter-Züge die andere übertrumpften, wodurch die Menschen <strong>ein</strong>en<br />

inneren Konflikt besaßen der sie nach vorne aber auch zurück schleudern konnte.<br />

Doch die Menschen waren auf dem richtigen Weg: Oft hatte <strong>ein</strong>er der Alten, als<br />

Thorsten ihn begegnet war, gesagt dass sie so wie die Menschen sich entwickelten<br />

bald <strong>ein</strong> Sprungtor dort absetzen würden. Doch "bald" war bei den Alten <strong>ein</strong><br />

gestreckter Begriff, denn da sie nicht starben, hatten sie etwas andere<br />

Zeitvorstellungen: Bald konnte gut <strong>ein</strong> <strong>Jahrtausend</strong> s<strong>ein</strong>, so hatte Thorsten es von<br />

ihnen erfahren. Man konnte es hier ja schon sehen: Die Argonen waren den Terranern,<br />

obgleich es wesentlich mehr Argonen als Terraner gab, technisch weit unterlegen.<br />

Doch moralisch waren sie <strong>ein</strong> Dreh- und Angelpunkt zwischen den vier anderen<br />

Völkern: Sie hatten gute Beziehungen zu den Split, was die gem<strong>ein</strong>same Entwicklung<br />

der Projektilkanone bewieß, und auch die friedlichen Boronen und Teladi waren mit<br />

ihnen verbunden, lediglich mit den Paraniden hatten sie Probleme. Was die schnelle<br />

Entwicklung der Menschen betraf, so waren das beste Beispiel wohl die Xenon: Das<br />

alte Volk hatte gute vier Milliarden Jahre gebraucht, bis die Sohnen das Bewussts<strong>ein</strong><br />

erlangten, die Menschen hatten derartige Maschinen nach ungefähr 40.000 Jahren<br />

Entwicklung, vom Nomaden-Volk zu Raumfahrern, erbaut.<br />

Thorsten stand auf und schwamm zu der Hütte. Die beiden Archäologen waren dabei,<br />

neue Artefakte auszugraben während ihre 9 Assistenten-6 Boronen und 3 Teladi- die<br />

Funde katalogisierten. Thorsten sah nach unten, da sah er <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Stoff-Fetzen<br />

ungefähr 3 Meter vor der Hütte. Er schwamm zum Grund und zog den verfallenen<br />

Stoff-Fetzen aus dem Schlamm. Das grobe Gewebe war alt, doch die Form war sehr<br />

gut erhalten: Es war <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Puppe in der Form <strong>ein</strong>es Boronen. Thorsten kannte<br />

diese kl<strong>ein</strong>e Figur...sie gehörte <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en boronischen Mädchen dass zu Thorstens<br />

Zeit in diesem Dorf gelebt hatte. Sie war s<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Freundin gewesen und sah ihm


gern beim Werken in s<strong>ein</strong>er runden Hütte zu, bis ihre Mutter sie zu sich rief wenn es<br />

Zeit zum Essen war. Oft schwamm er mit dem kl<strong>ein</strong>en Mädchen durch das<br />

Höhlensystem der Grotte und brachte ihr etwas über die Natur bei, oder er spielte mit<br />

ihr Verstecken: Er zählte und sie versteckte sich, wie es kl<strong>ein</strong>e Kinder nun <strong>ein</strong>mal<br />

taten, eher schlecht und er tat so, als würde er sie nicht finden. Sie war fast wie <strong>ein</strong>e<br />

Tochter für ihn gewesen. Er hatte nie selbst <strong>ein</strong>e Familie gegründet, weil er, wenn er<br />

sie mit s<strong>ein</strong>en Naniten am Leben halten würde, der gleichen Hölle vom Verlieren von<br />

Freunden aussetzen würde. Und wenn sie sich dagegen entschieden hätten, hätte er<br />

s<strong>ein</strong>e Familie irgendwann verloren. Er erinnerte sich schmerzlich an das kl<strong>ein</strong>e<br />

boronische Mädchen:"Ssssssuna..." <strong>ein</strong>e Träne lief ihm aus dem rechten Auge und<br />

löste sich unbemerkt im Ozean. Dann rief ihn Lasa.<br />

Was machte Thorneos da? Er hatte eben irgendetwas gezischt und sah traurig aus,<br />

s<strong>ein</strong>e Rückenfinne war eng angelegt."Hey Thorneos! Was machst du da?" Der Teladi<br />

sah erschreckt hoch. "Wasss? Oh...ichhhh war gerade in Gedanken vertieft..." "Ja. Ist<br />

schon gut. Kommst du mal bitte rüber? Wir brauchen d<strong>ein</strong>e Hilfe." "OK...Komme<br />

sssschhon." Thorneos schwamm auf sie zu und hielt vor ihr an. "Wasss issst denn?"<br />

Lasmios schwamm heran:"Wir haben hier <strong>ein</strong>e ssseltssame Ssst<strong>ein</strong>platte gefunden,<br />

sssieh sssie dir bitte mal an." Thorneos senkte sich bis auf den Boden ab und<br />

begutachtete die Platte. Seltsam, diese Platte gab es noch garnicht als Thorsten<br />

diesen Ort verlassen hatte. Er scannte den Boden darunter: Eine kl<strong>ein</strong>e karge Höhle,<br />

künstlich angelegt. Eine kl<strong>ein</strong>e Statue stand dort: Sie zeigte das Erdbeben! In <strong>ein</strong>er<br />

Struktur, die ihm garnicht gefiel. Doch es hätte viel mehr Verdacht erweckt, wenn er<br />

die Platte nicht geöffnet hätte. Der Mechanismus war <strong>ein</strong>fach strukturiert, im Grunde<br />

<strong>ein</strong>e Kopie des Tür-Mechanismus den er damals hergestellt hatte. Er drückte <strong>ein</strong>e Ecke<br />

der quadratischen Platte herunter, <strong>ein</strong> runder ornament-verzierter Teller kam nach<br />

oben. Als er diesen vorsichtig drehte zog <strong>ein</strong> Gewicht die Platte zur Seite und man<br />

konnte nach unten schwimmen. Lasmios holte <strong>ein</strong>e Taschenlampe und schwamm als<br />

erster hinunter.<br />

"Dasssss isssst unglaublichhhhhh....Tshhhhhhh..." Lasmios' Maul klappte auf. Dieser<br />

seltsame Schr<strong>ein</strong> zeigte <strong>ein</strong> ihm aus den Legenden nur zu bekanntes Bild: Eine<br />

Katastrophe, ansch<strong>ein</strong>end <strong>ein</strong> Erdbeben, was durch zahlreiche Spalten im Boden<br />

symbolisiert wurde. Aus der St<strong>ein</strong>platte, die horizontal den Schr<strong>ein</strong> bildete, waren an<br />

<strong>ein</strong>igen Stellen so behauene Formationen die wie herabfallende Felsbrocken aussahen.<br />

Unten am Boden waren Boronen, alle waren aus lilanen Edelst<strong>ein</strong>en geschnitzt und in<br />

gleichförmige Vertiefungen gefasst worden. Doch den Kern bildete <strong>ein</strong>e ihm nur zu gut<br />

bekannte Gestalt: Eine weiß leuchtende humanoide Figur, im Vergleich zu den<br />

Boronen etwa so groß wie <strong>ein</strong> Argone. Die Figur hatte die Arme in<strong>ein</strong>ander<br />

Verschränkt und schwamm über den Boronen. S<strong>ein</strong>e B<strong>ein</strong>e waren eng an<strong>ein</strong>ander<br />

gelegt. Ansch<strong>ein</strong>end war die Figur aus <strong>ein</strong>em speziellen Quarz-Kristall gefertigt<br />

worden, der damals bei Boronen aufgrund s<strong>ein</strong>er Seltenheit sehr kostbar war. Die<br />

Bewohner hatten sich sehr viel Mühe gegeben, diesen Schr<strong>ein</strong> zu erstellen. Doch da<br />

war <strong>ein</strong> Detail, welches nicht gleich ins Auge sprang: Ein Borone war unter <strong>ein</strong>em<br />

großen Felsen begraben. Seltsam, <strong>ein</strong> Opfer...normalerweise gab es k<strong>ein</strong>e Opfer wenn<br />

diese Lichtgestalt auftauchte. Was hatte das zu bedeuten? S<strong>ein</strong>e Zunge huschte über<br />

s<strong>ein</strong> Nasenloch, genau wie bei Thorneos, der direkt hinter ihm in die Luke<br />

geschwommen war. Nur Lasa wartete noch oben. Lasmios wollte die M<strong>ein</strong>ung s<strong>ein</strong>er<br />

Kollegin hören: "Lasssssssa...komm sssschnell her......dasssss mussssst du<br />

ssssssehen!" Vorsichtig schwamm sie herunter und sie sah sich ängstlich um, dann<br />

sah sie den prachtvollen Schr<strong>ein</strong> und flippte regelrecht aus. Ein wildes Geklicker kam<br />

aus ihrer Kehle und sie wuselte um den Schr<strong>ein</strong> um ihn genauer zu untersuchen. Sie<br />

klickerte so aufgeregt, wie er es noch nie gehört hatte, Thorneos sah ihn fragend an<br />

und legte den Kopf schief. Lasmios drehte S<strong>ein</strong>e Greifklauen nach oben. So war s<strong>ein</strong>e<br />

Kollegin nun mal. Er nutzte die Chance um sich den Hohlraum genauer anzusehen:<br />

Die Umgebung war karg, nur die aus dem Fels gehauenen Wände waren zu sehen.


K<strong>ein</strong>erlei Wandschmuck? Das passte garnicht zu <strong>ein</strong>em Schr<strong>ein</strong>...dann musste es <strong>ein</strong><br />

Denkmal s<strong>ein</strong>! Ein Denkmal! Das war es! Und wenn es <strong>ein</strong> Denkmal war, dann konnte<br />

es nicht von <strong>ein</strong>er Legende herrühren, es musste echt s<strong>ein</strong>! Ein Denkmal beruhte so<br />

gut wie immer auf realen Ereignissen. "Lasssa, denksssst du wassss ichhh denke?" sie<br />

war immer noch mit dem Denkmal beschäftigt "Klick klick klick Was? Oh entschuldige<br />

bitte. Was hast du gesagt?" "Ob du denksssst wassss ichhh denke." "Kommt darauf<br />

an, was du denkst." "Ichhh denke, dassss dasss <strong>ein</strong> Denkmal isssst." "Ich glaube<br />

auch. Was m<strong>ein</strong>st du Thorneos?" der blaue Teladi war in Gedanken versunken "Hä? Oh<br />

ja...sssssch<strong>ein</strong>t <strong>ein</strong> Denkmal zu sssss<strong>ein</strong>, die Umgebung isssst zssu karg."<br />

Komisch, und das war nicht lustig gem<strong>ein</strong>t. Das war <strong>ein</strong>er der bedeutensten Funde in<br />

der Geschichte des Königsreichs und dieser Teladi von Ianamus Zura hatte sich nicht<br />

<strong>ein</strong>mal zum Teil so begeistert wie Lasmios oder sie. Zudem war, so wie sie ihren<br />

Freund Lasmios kannte, dieses Denkmal in den Augen <strong>ein</strong>es Ianamus Zuras äusserst<br />

ästhetisch. Na ja... vielleicht bildete sie sich das auch nur <strong>ein</strong>. Es konnte ja auch<br />

<strong>ein</strong>fach s<strong>ein</strong>, dass Thorneos sich Gedanken über das Denkmal gemacht hatte.<br />

Das war problematisch. Nachdem was Lasa dachte, hatte sie <strong>ein</strong> gewisses Misstrauen.<br />

Er musste etwas sagen, was ihn wieder als Archäologen ersch<strong>ein</strong>en lassen würde, er<br />

überprüfte die Scans von dem Denkmal: "Sssseht ihr den zsserquetsssschten<br />

Boronen? Der Edelsssst<strong>ein</strong> aussss dem er besssteht issst <strong>ein</strong> anderer alss der ausss<br />

dem die übrigen Figuren gemachhht sssind." Der St<strong>ein</strong> war k<strong>ein</strong> Rosenquarz wie die<br />

anderen Figuren, sondern <strong>ein</strong> Rubin, bei den Boronen bedeutete er <strong>ein</strong>en Trauer-<br />

Anlass.<br />

Das war richtig, der St<strong>ein</strong> war tatsächlich <strong>ein</strong> Rubin. Ansch<strong>ein</strong>end war der Tote im Dorf<br />

sehr beliebt gewesen. Lasmios ging in Gedanken noch <strong>ein</strong>mal die Legenden durch: In<br />

jeder Region, wo die Lichtgestalt massiv aufgetaucht war, hatte es <strong>ein</strong>e besonders<br />

beliebte und intelligente Person gegeben. War die Lichtgestalt vielleicht von ihnen<br />

angezogen worden? Oder war es gar <strong>ein</strong> Angehöriger des Alten Volkes, der guten<br />

Wesen besonders viel Gutes tat? Lasmios unterhielt sich mit s<strong>ein</strong>er Kollegin. Plötzlich<br />

vibrierte das Wasser...n<strong>ein</strong> eigentlich vibrierte die Erde. Immer stärker! Kl<strong>ein</strong>e Fels-<br />

Brocken regneten von der Decke der Höhle herab. Lasmios war geschockt, s<strong>ein</strong>e<br />

Stirnschuppe war weiß. Er verfiel in die Schutzstarre. Thorneos nicht. Als <strong>ein</strong><br />

besonders große Felsplatte sich von der Decke löste, schwamm Thorneos auf ihn zu<br />

und schubste ihn zur Luke wo sie <strong>ein</strong>gestiegen waren. Thorneos drehte sich zur Seite<br />

und entkam dem Fels nur knapp. Lasa, schwamm quiekend auf Lasmios zu und stieß<br />

ihn hinaus aus dem Loch. Sie waren gerettet. Thorneos schoss wie <strong>ein</strong> Torpedo aus<br />

der aufgewirbelten Dreckwolke, zahlreiche Dreckschleier hingen an ihm wie<br />

Schlingpflanzen. Lasmios stotterte wegen der Starre: "Wieee...tsh...hast du<br />

dassss....gemachhhht." Thorneos antwortete:"Was? Ohh ichhhh...tshhh" er erstarrte<br />

und sank auf den Grund, s<strong>ein</strong>e Stirnschuppe war leichenblass. "Lasssa...bring ihn zssu<br />

der Luftblassse, sssonsst ertrinkt er nochhh." Lasa tat wie ihr geheissen, fünf Mizuras<br />

später wachte Thorneos auf und sagte er würde sich an nichts erinnern seitdem das<br />

Wasser gezittert hatte. Eine Schockreaktion.<br />

Mist!!! Seit Jahrhunderten war hier k<strong>ein</strong>e tektonische Aktivität und ausgerechnet<br />

heute gab es urplötzlich ohne Anzeichen <strong>ein</strong>en starken Erdstoss. Thorsten hatte die<br />

beiden zwar gerettet, aber er hätte sich b<strong>ein</strong>ahe verraten. Er hatte, aus s<strong>ein</strong>er Sicht,<br />

mit <strong>ein</strong>er Sekunde <strong>ein</strong>e Ewigkeit zum überlegen. Was immer er auch bedachte, er<br />

musste die beiden retten, auf diese Weise. Hätte er s<strong>ein</strong>e Naniten, wenn auch getarnt,<br />

<strong>ein</strong>gesetzt, hätten sie irgendwas bemerkt. Also musste Thorsten <strong>ein</strong>e Schockreaktion<br />

vortäuschen. Er hatte s<strong>ein</strong>en Kreislauf runtergefahren und s<strong>ein</strong>e Stirnschuppe<br />

erbleichen lassen, auch wenn er nicht <strong>ein</strong>e Sekunde Angst gehabt hatte. Doch <strong>ein</strong>s<br />

machte ihm viel mehr Sorgen: Ein schwaches Leuchten, das durch <strong>ein</strong>en dünnen Fels-<br />

Tunnel kam, hatte er schon bemerkt. Die Anderen würden es auch bemerken sobald<br />

sie sich von dem Schock erholt hatten. Na egal, sie würden ihren Jahrhundert-Fund<br />

haben, auch wenn niemand anderes von ihm erfahren würde.


Es war <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er alten Ruhe-Räume: Ein getarnter Hohlraum im Fels, der vor<br />

Sonar-Sensoren getarnt war. Bisher war er auch gut geschützt, denn ausser Thorsten<br />

gab es auf diesem Planeten niemanden der durch Fels gehen konnte. Das Leuchten<br />

des Raumes rührte von der sub-atomaren Beschaffung des Materials und der<br />

Maschinen her, die bei ihren Funktionen Licht besonders stark abstrahlten. Thorsten<br />

hatte auf jedem Planeten den er kannte <strong>ein</strong>en solchen Ruhe-Raum, so <strong>ein</strong>e Art ruhiges<br />

Ferienhaus. Die Maschinen in den Wänden der Räume waren dazu gedacht, Thorsten<br />

<strong>ein</strong>e Umgebung zu schaffen, die ihm auch ohne nanotechnische Anpassungen gefiel.<br />

Man ging nach dem Schock schlafen um sich zu erholen.<br />

Der nächste Morgen war angebrochen, alle hatten sich beruhigt. Was war das? Lasa<br />

sah auf das schwache Leuchten, sie schwamm heran um durch den Fels-Spalt zu<br />

sehen. Das Licht war hell und wunderschön. Es waren aber k<strong>ein</strong>e Kristalle, die<br />

Oberfläche war glatt und nicht transparent. Sie wendete sich an ihren Freund, der sich<br />

mittlerweile wieder erholt hatte "Lasmios, siehst du das auch?" "Jjjj...Ja...ts" "Hol mal<br />

den Resonanz-Bohrer, wir werden den Fels wegbohren." Eine Quazura später standen<br />

sie vor der weißen Wand. K<strong>ein</strong>e Oberflächenstruktur. Nur glattes weißes Material, das<br />

behäbig strahlte.<br />

Na gut, Thorsten wieß die Maschinen in der Wand über s<strong>ein</strong>e Nano-Bots darauf an,<br />

<strong>ein</strong>en Durchgang zu öffnen. Alles Funktionierte.<br />

Lasa sah auf die Anzeige des Gerätes, welches das Alter von Objekten anhand der<br />

Grundstrahlung der Umgebung analysierte, wie lange das Objekt schon in dessen<br />

Nähe war. Sie konnte es nicht glauben: Das Objekt war um die 450 Jazuras alt! Als sie<br />

den Alters-Scanner auf das Objekt selbst richtete, fand dieser k<strong>ein</strong>e Materie. Plötzlich<br />

hörte sie <strong>ein</strong> leises Zischen, sie sah auf die Quelle des Geräuschs: In der Wand öffnete<br />

sich <strong>ein</strong> quadratisches Loch, welches sich immer mehr vergrößerte: Es war <strong>ein</strong>e Tür.<br />

In der Tür spannte sich <strong>ein</strong> seltsames Energiefeld: Es fühlte sich fast wie <strong>ein</strong>e<br />

Plastikfolie an, es gewährte ihr k<strong>ein</strong>en Durchgang. Lasmios war neben ihr, s<strong>ein</strong> Maul<br />

stand weit offen. Beide betasteten das Energiefeld. Das Wasser zitterte erneut.<br />

Showtime! Der Erdstoss kam genau zur rechten Zeit. Thorsten liess <strong>ein</strong> paar große<br />

Felsen zwischen sich, Lasmios, Lasa und die neun anderen fallen. Die drei waren nun<br />

von den Anderen abgeschottet, verschüttet. Thorsten liess den Raum die Struktur des<br />

Feldes verändern, indem er ihm durch die Naniten die entsprechenden Daten<br />

übermittelte. Als Lasmios und Lasa sich von dem Geröllhaufen wegdrängten, tat<br />

Thorsten dies zum Sch<strong>ein</strong> auch. Alle drei schwammen durch das Feld in den trockenen<br />

Raum. Lasa viel platschend zu Boden und quiekte panisch, als sie k<strong>ein</strong>e Luft mehr<br />

bekam. Eine kl<strong>ein</strong>e Maschine übernahm die Versorgung der Boronin: Ein kegelförmiger<br />

Strahl ging von der Decke aus dem molekül-großen Gerät aus, der Lasa <strong>ein</strong>hüllte.<br />

Kl<strong>ein</strong>e glitzernde Tropfen aus Wasser bildeten sich in der Luft um Lasa, sie drehte sich<br />

angserfüllt im Kreis als die Maschine sie durch <strong>ein</strong>en blauen Lichtstrahl anhob und die<br />

Tropfen in <strong>ein</strong>em wilden Schauspiel um sie tanzten. Dann sammelten die Tropfen sich<br />

an der Boronin und formten <strong>ein</strong>e Haut aus Wasser, die langsame Wellen schlug, um<br />

sie. Sie atmete, panisch, aber sie atmete. Das Licht hüllte sie noch immer <strong>ein</strong>. So<br />

etwas hatten die beiden noch nie gesehen.<br />

Lasmios sah sich panisch um, sie waren in diesem seltsamen Raum gefangen, die<br />

Wand hatte sich geschlossen als sie durch das Feld gefallen waren. Alles erstrahlte in<br />

<strong>ein</strong>em weißen, fast sakralen Licht. "Wassss isst dasss hier für <strong>ein</strong> Ort?" Lasa sah ihn<br />

aufgeregt an, der Lichtkegel um sie war langsam am verblassen, die Haut aus Wasser<br />

blieb um sie herum "Ich weiß es nicht..." Thorneos drehte sich zu den beiden um, mit<br />

<strong>ein</strong>em klaren Gesichtsausdruck, er wirkte total ruhig:"Dasss issst <strong>ein</strong> Ruhe-Raum."<br />

Lasa sah ihn an "Woher willst du das wissen?" Er sah die beiden immer noch ruhig an<br />

"Ihr habt mir <strong>ein</strong>e Menge Kopfzsserbrechhhen bereitet." "Wovon redesst du?" Lasmios<br />

war beunruhigt. "Wisst ihr, b<strong>ein</strong>ahe tausend Jahre habe ich schon in diesem<br />

Universum gelebt und ihr beiden seit erst die Zweiten die mich gefunden haben. Das<br />

andere waren Polizisten." Lasa klickte beunruhigt "Uuuuiiiiik...Was willst du damit


sagen? Was ist mit dir?" "Ihr habt so lange nach mir gesucht und versteht es immer<br />

noch nicht." Thorneos begann zu leuchten: Weiß! Er streckte s<strong>ein</strong>e Arme ab und hob<br />

sich rund <strong>ein</strong>e Länge in die Höhe. Auren aus weißem Licht umschlungen sanft s<strong>ein</strong>en<br />

Körper. Er wuchs, mann konnte k<strong>ein</strong>e Details erkennen, doch er nahm die Form <strong>ein</strong>es<br />

Humanoiden an. Das Leuchten versank in s<strong>ein</strong>em Körper, Lasa und Lasmios sahen<br />

gebannt auf das Geschehen, als Licht in tosenden Strahlen in Kreisen um ihn schoss<br />

und dann in s<strong>ein</strong>en Körper <strong>ein</strong>drang. Als das Leuchten verblasst war, stand vor ihnen<br />

<strong>ein</strong> Argone in <strong>ein</strong>em blauen Hemd und mit schwarzen Jeans. "Wa...wassss...Eiersalat."<br />

"Ihr seit m<strong>ein</strong>e Gäste. Kann ich euch etwas anbieten?" "Was... uik klick klick... bist<br />

du?" Er sah die beiden an "Nun gut, ihr habt so lange nach mir gesucht und wart recht<br />

erfolgreich, daher gebe ich euch <strong>ein</strong> paar Informationen: M<strong>ein</strong> richtiger Name ist<br />

Thorsten Kemmrich. Ich bin nun 947 Jahre in diesem Universum existent und m<strong>ein</strong>es<br />

Zeichens Terraner." "947 Jahre? Terraner?" Lasa sah ungläubig auf den Menschen.<br />

"Wassss hat dasss zsu bedeuten?" Thorsten sah ihn an:"Ich bin das was ihr so lange<br />

gesucht habt. Ich gehöre nicht zum alten Volk. M<strong>ein</strong>e Taten folgen mir durch die Zeit<br />

als Mythen und Legenden. Ihr habt diese Legenden verknüpft und mich so auf euch<br />

aufmerksam gemacht." "Aber woher die vielen Legenden? Diesssser Raum?" "Nun, als<br />

ich nach dem Xenon-Krieg auf der Erde beim Wiederaufbau geholfen hatte, hatte ich<br />

mich entschlossen die anderen hochentwickelten Völker im Universum zu erforschen.<br />

Ich nahm verschiedene Identitäten und Gestalten an und lebte unter euren Völkern,<br />

den Split und den Paraniden. Falls ihr <strong>ein</strong> Beispiel wollt, der zerquetschte Borone auf<br />

dem Denkmal war <strong>ein</strong>e Kopie m<strong>ein</strong>es Boronen-Körpers. Ich war auch Thorneos<br />

Kemmriples I auf d<strong>ein</strong>er Liste Lasmios, bevor ich sie verändert habe." "Aber warum<br />

versteckst du dich, warum hilfst du nicht?" Lasa sah ihn an. Er sah traurig zurück "Ich<br />

habe über die Jahrhunderte viele Kriege und viel Leiden gesehen. Ich konnte den<br />

Schmerz der Wesen nicht ertragen. Deswegen bremse ich die technische Entwicklung<br />

um die soziale Entwicklung den technischen Stand <strong>ein</strong>holen zu lassen. In der<br />

Hoffnung, dass die Völker irgendwann friedlich mit<strong>ein</strong>ander Leben und <strong>ein</strong> Zeitalter<br />

von nie gekanntem Fortschritt <strong>ein</strong>läuten. Wenn das jemand herausfinden würde, gäbe<br />

es <strong>ein</strong>e enorme Katastrophe. Alle Wesen der Milchstraße wären hinter mir her und<br />

würden in kriegerischer Absicht Waffen und Schiffe entwickeln mit denen sie sich im<br />

Grunde nur gegenseitig umbringen werden." "Du bremst die technische Entwicklung?<br />

Aber wie?!" "Ich suche Wissenschaftler mit gefährlichen Erfindungen auf und biete<br />

ihnen Dinge an, die nur ich ihnen geben kann. Dafür geben sie ihr Geheimnis nicht<br />

Preis. Manche kommen auch auf m<strong>ein</strong>en Planeten mit." "D<strong>ein</strong>en Planeten?" "Ja, ich<br />

habe Vieles, was ihr euch nicht vorstellen könnt. So zum Beispiel dieser Raum." "Aber<br />

woher sssstammen all die Legenden?" "Wann immer ich großes Leid sah, habe ich<br />

geholfen, mal im Geheimen, mal als leuchtende Gestalt." "Und was hast du mit uns<br />

vor? Willst du uns...uiiik klick klick klick...töten?!" "Zwei Dinge sind m<strong>ein</strong>e<br />

Möglichkeiten: Erstens: Ich biete euch an, mit mir in m<strong>ein</strong>e Gem<strong>ein</strong>schaft zu kommen,<br />

wir können immer Leute gebrauchen. Die zweite Option, die mir nicht so gefällt, ist,<br />

dass ich all die Beweise für m<strong>ein</strong>e Existenz auslösche. Ihr wäret ruiniert in eurer<br />

These, ihr könntet sie nie beweisen." "Was haben wir denn für <strong>ein</strong>e Wahl? Wir haben<br />

immer nach dir gesucht und nun haben wir dich gefunden. Und du hast bei weitem<br />

alles übertroffen was wir uns vorgestellt haben. Und Lasmios? Was m<strong>ein</strong>st du?" "Ichhh<br />

bin d<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung. Wenn wir hier bleiben, dann verpasssssen wir dassss, wasss wir<br />

unsssser ganzssessss Leben gesuchhht haben." "Es freut mich das zu hören ihr<br />

beiden. Dann wird es jetzt Zeit, dass wir m<strong>ein</strong>e anderen Gäste abholen." "Aber wird<br />

man uns nicht suchen? Wenn wir spurlos verschwinden ist das doch viel zu<br />

aufsehenerregend."<br />

Thorsten sah die kl<strong>ein</strong>e Boronin an, er hatte schon lange <strong>ein</strong>en Plan dafür, dieser hatte<br />

schon oft funktioniert. Thorsten las die Gen-Struktur der beiden aus und formte tote<br />

Klone der beiden. Sie sahen erschreckt auf die leblosen Körper. "Wassss hat dasss<br />

zssu bedeuten?" "Das sind Klone von euch, sie leben zwar nicht, entsprechen euch


aber bis auf den Spin der Elektronen in eurem Körper." "Was hast du mit ihnen vor?"<br />

"Ich werde sie von <strong>ein</strong>em Erdrutsch zerquetschen lassen. So wie ich dieses Dorf<br />

verlassen habe." "Aber was ist mit unseren Eltern und Geschwistern? Sie werden uns<br />

vermissen." "Ihr könnt sie jederzeit besuchen, glaubt mir, wenn sie euch wiedersehen<br />

und ihr ihnen sagt, dass sie niemandem von euch erzählen sollen, dann werden sie<br />

das auch nicht. All<strong>ein</strong> schon um euch wiedersehen zu können." "Ah ha...und dieser<br />

Raum?" "K<strong>ein</strong>e Sorge, niemand wird ihn sehen oder berühren konnen wenn er sich<br />

phasenverschiebt." "Phasssenverssschhiebt?!" "Ich zeige dir was ich m<strong>ein</strong>e." Thorsten<br />

verschob sich selbst in <strong>ein</strong>e andere Phase. Die beiden Archäologen sahen erschrocken<br />

auf den Fleck wo er noch immer stand, nur sehen konnten sie ihn nicht mehr. Er ging<br />

zwischen die beiden und hob die Phasenverschiebung auf, wieder erschraken die<br />

beiden. Er befahl nun dem Raum, sich ebenfalls in der Phase zu verschieben. Der<br />

Raum war nun unsichtbar und wie s<strong>ein</strong>e Insassen für alles durchdringbar. Thorsten<br />

liess Kristalle an den Wänden wachsen, wo vorher der Raum war, dann setzte er die<br />

beiden Klone an <strong>ein</strong> paar Kristalle und liess die Decke <strong>ein</strong>stürzen. Die Körper wurden<br />

zerquetscht. Die beiden Archäologen versuchten kreischend den herabstürzenden<br />

Felsen auszuweichen, doch als sie merkten dass diese <strong>ein</strong>fach durch sie<br />

hindurchglitten, beruhigten sie sich langsam. "Nun m<strong>ein</strong>e Freunde, es ist Zeit dass wir<br />

uns mit den anderen treffen." Thorsten iniziierte das Sprungfeld und weitete es auf<br />

den Teladi und die Boronin aus. Mit <strong>ein</strong>em blauen Blitz den niemand sehen konnte<br />

verschwanden sie dort. Nanosekunden darauf tauchten sie in <strong>ein</strong>em getarnten Schiff<br />

in Wolkenbasis Süd West auf. Lasmios und Lasa sahen sich um, ihr Blick fiel auf den<br />

Khaak und die beiden Xenon, sie schrien und hefteten sich an Thorsten, Lasa noch<br />

immer von der Wasserhaut umgeben. Thorsten musste schmunzeln:"He ihr beiden da<br />

unten, die werden euch nichts tun, sie sind m<strong>ein</strong>e Gäste wie ihr. Darf ich vorstellen:<br />

Der weibliche Roboter ist Gaia/43-5, der männliche ist Noa/27-4. Und der Khaak da<br />

drüben...hast du dich mittlerweile für <strong>ein</strong>en Namen entschieden?" Der Khaak sah ihn<br />

an, der Neuro-Übersetzer blinkte:"Ich möchte Beetle heissen." "Na gut, <strong>ein</strong> bisschen<br />

nahe an der Realität, aber darauf muss man erstmal kommen. Dann darf ich euch<br />

auch Beetle vorstellen." Noa richtete sich auf und näherte sich den beiden<br />

Neuankömmlingen, ebenso Gaia. Noa ergriff das Wort:"Im Namen für unsere<br />

unbewussten Artgenossen möchten wir uns für die Jahre des Todes an euren Völkern<br />

entschuldigen." Die beiden kl<strong>ein</strong>en Wesen an s<strong>ein</strong>en B<strong>ein</strong>en lösten sich langsam, dann<br />

begann Lasa zu sprechen:"M<strong>ein</strong> Name ist Lasa Na. Ihr habt wirklich das Bewussts<strong>ein</strong><br />

erlangt? Ihr seit euch eurer bewusst?" Die beiden Maschinen antworteten im Chor<br />

"Positiv." Lasmios näherte sich jetzt auch zaghaft:"M<strong>ein</strong>...m<strong>ein</strong> Name isssst<br />

Lassssmiosss Nupillossss II. Ichh...ichhhh freue michhh euchhh kennenzssulernen."<br />

Beetle kroch auf die beiden zu, s<strong>ein</strong> Schnabel bewegte sich und <strong>ein</strong> Krächtzen drang<br />

herraus, doch die verständlichen Worte kamen aus dem Übersetzer an s<strong>ein</strong>em<br />

Kopf:"Ich freue mich auch euch kennenzulernen."<br />

Thorsten drängte sich etwas in die kl<strong>ein</strong>e Fünfer-Runde:"Und, Noa, Gaia und Beetle?<br />

Habt ihr schon herrausfinden können was euch gefällt?" Gaia näherte sich Thorsten<br />

mit leisem Surren ihrer B<strong>ein</strong>-Motoren:"Botanik finde ich...schön. Natur im<br />

allgem<strong>ein</strong>en, aber auch Technologie." Thorsten freute sich über <strong>ein</strong> weiteres<br />

naturliebendes Wesen und fragte weiter "Hast du noch mehr vorlieben entdeckt?"<br />

Gaias Mund-Platte hob sich, <strong>ein</strong> Mimik-Equivalent zum menschlichen<br />

Lächeln:"Malerei!" Thorsten beglückwünschte sie:"Das freut mich für dich, da wirst du<br />

in der Gem<strong>ein</strong>schaft viele Motive haben. Und du Noa?" "Ich interessiere mich für<br />

Technologie, Geologie, Edelst<strong>ein</strong>e somit auch, Musik, Biologie und Natur...auch<br />

Physik." "Na da hast du ja <strong>ein</strong>e Menge herrausgefunden, das freut mich für dich. Und<br />

du Beetle?" "Mir hat es das Kochen angetan, ebenso Natur, Astrologie, Technologie<br />

und Aerodynamik." "Wow, ihr drei habt ja alle ziemlich viel über euren neuen<br />

Charakter erfahren. Dann wollen wir mal Simaneas abholen. Unsere zweite Echse."<br />

Thorsten zwinkerte Lasmios zu, in dem Wissen, dass Simaneas nach der Heilung ihrer


Verletzungen wieder das Aussehen <strong>ein</strong>es teladianischen Models hatte "Ich glaube sie<br />

wird dir gefallen m<strong>ein</strong> Freund." Lasmios sah ihn verdutzt an, doch dann verschwand<br />

das Schiff in <strong>ein</strong>em unsichtbaren blauen Blitz, um dann im PTNI-Hauptquartier<br />

aufzutauchen. Thorsten sah sich noch <strong>ein</strong>mal Lasmios an, der kl<strong>ein</strong>e sah ihn immer<br />

noch verdutzt ins Gesicht. Thorsten musterte ihn: Starke Muskulatur im gesamten<br />

Körper, starke Krallen, <strong>ein</strong> durchdringendes Farb-Kleid in verschiedenen Gelb- und<br />

Grün-Tönen, hellorangene Augen, <strong>ein</strong> geregeltes Schuppenmuster, starke<br />

Kieferknochen...kurzum: Er zählte auch nicht zu den vom Aussehen her<br />

durchschnittlichen Teladi. Nach 947 Jahren hatte Thorsten es langsam im Gefühl, ob<br />

sich <strong>ein</strong>e Beziehung entwickeln konnte, und die beiden waren vom ersten Eindruck her<br />

schon äußerst viel versprechend. Er schmunzelte kurz, dann verschwand Thorsten in<br />

<strong>ein</strong>em blauen Blitz Richtung Simaneas' Haus.<br />

Simaneas war gerade dabei ihre Koffer zu packen, mit zwei Greifklauen ging das<br />

wieder viel schneller. Sie nahm das Foto ihrer Familie hoch: Ihr Bruder und ihre Eltern.<br />

Na ja, sie durfte ja in den Sektoren Urlaub machen. Sie nahm den kl<strong>ein</strong>en Datenträger<br />

mit den Daten für ihre Generatoren hoch, schade, das hätte ihr so viel Profit bringen<br />

können. Aber <strong>ein</strong> Deal war <strong>ein</strong> Deal. Sie packte das Foto in den Koffer. In den letzten<br />

beiden Tazuras hatte sie es geliebt mit ihrer wieder intakten Gehklaue <strong>ein</strong> bisschen zu<br />

hüpfen. Es war wunderbar sich wieder ohne Schmerzen bewegen zu können. Aber wo<br />

blieb dieser Argone? Er hatte gesagt in drei Tazuras und das war heute. Egal. Sie<br />

hüpfte ungeduldig auf ihrer Gehklaue und drehte sich dabei im Kreis. Als sie sich um<br />

120 Grad gedreht hatte, sah sie überrascht den Argonen der hinter ihr stand. Sie<br />

verjagte sich wie zuletzt bei ihrem Unfall "Tschhhhhh..." sie kippte nach hinten um,<br />

ihre Stirnschuppe wurde blass. Mitten im Fall blieb sie in der Luft stehen und richtete<br />

sich auf, der Argone lächelte sie an. Das musste er gewesen s<strong>ein</strong>. "Du hassst mir<br />

<strong>ein</strong>en Schhhhrecken <strong>ein</strong>gejagt..." "Tut mir leid, das ist so m<strong>ein</strong>e Art. Aber nenn mich<br />

doch Thorsten." "Thorssssten? Dassss isst aber k<strong>ein</strong> argonisssschhher Name." "Ich<br />

weiss. Ich erkläre dir das wenn ich alle Gäste <strong>ein</strong>gesammelt habe. Bist du so weit?"<br />

"Ja. Ichhh mussss nur diesssen Koffer mitnehmen." Sie stemmte den Koffer<br />

argonischer Bauart, der so hoch war wie sie. Thorsten nahm ihr das Gepäckstück<br />

mühelos ab. "Dann wollen wir mal kl<strong>ein</strong>e Simaneas." "Wohin wollen wir..." Ein blauer<br />

Blitz hüllte die beiden <strong>ein</strong>, dann sah sie den seltsamen Innenraum <strong>ein</strong>es Raumschiffes<br />

"...denn?!", zwei Roboter, <strong>ein</strong>e Boronin, <strong>ein</strong> Teladi und...EIN KHAAK! Sie schrie und<br />

krallte sich mit aller Kraft an Thorstens rechtes B<strong>ein</strong>. "Simaneas...das sind m<strong>ein</strong>e<br />

anderen Gäste, alle sind friedlich. Darf ich vorstellen: Die kl<strong>ein</strong>e an m<strong>ein</strong>em B<strong>ein</strong> ist<br />

Simaneas." Die beiden Roboter bewegten sich auf sie zu, ebenso der Khaak und die<br />

Boronin, nur der Teladi, <strong>ein</strong> hübscher Echserich, stand da: Die Augen in <strong>ein</strong>em<br />

verträumten Blick weit aufgerissen, den Kopf schräg gelegt, das Maul aufgerissen und<br />

die Rückenfinne weit aufgestellt. Auf <strong>ein</strong>mal tauchte der große Schnabel des Khaak<br />

vor ihr auf, <strong>ein</strong> blaues Geraät zwischen s<strong>ein</strong>en Augen blinkte und gab Wörter von sich,<br />

während der Khaak krächtzte:"Ich möchte dich begrüssen. Du musst k<strong>ein</strong>e Angst vor<br />

mir haben, ich werde nicht mehr durch m<strong>ein</strong>e Königin befehligt. M<strong>ein</strong> Name ist<br />

Beetle." Ihre Stirnschuppe wurde wieder farbiger, die Starre die sie an Thorstens B<strong>ein</strong><br />

hielt liess nach: "Fr...freu...freut michhhh auchhh, ich heisse Simanes Tistillas VI." Die<br />

beiden Roboter beugten sich zu ihr runter, der Roboter der an <strong>ein</strong>e argonische Frau<br />

erinnerte schien zu sprechen, zumindest bewegte sich die Mundpartie, während bei<br />

ihrem männlich wirkenden Begleiter die Platte leicht nach oben fuhr: "M<strong>ein</strong> Name ist<br />

Gaia/43-5, m<strong>ein</strong> Artgenosse hier ist Noa/27-4. Wir möchten dir <strong>ein</strong>en schönen Tag<br />

wünschen." "Tsshhh? Tag? Ist das nicht argonisch? Und was für <strong>ein</strong>e Art?" Der<br />

männliche Roboter begann zu sprechen:"Wir sind Terraformer Processing-Units, du<br />

kennst uns als Xenon." "Xshhhenon?!" Sie krallte sich wieder an Thorstens B<strong>ein</strong>, die<br />

beiden Maschinen zuckten erschrocken zurück, verloren die Balance und ihre<br />

künstlichen Hintern setzten mit <strong>ein</strong>em Klacken auf dem Boden des Raumschiffes auf.<br />

Simaneas musste lachen, erst durch die Starre bedingt nur gedämpft, doch als dies


sich löste, lachte sie herzhaft zischend während ihre Rückenfinne sich aufstellte:"Tsh<br />

tsh tshhshsh shhh...tut mir leid, aber dashh ssssah zsu komischhhh aussss." Die<br />

beiden Xenon sahen sich gegenseitig an, dann begannen auch sie zu lachen, ihre<br />

Mund-Platten zuckten nach oben und unten. Alle anderen stimmten auch mit <strong>ein</strong>. Als<br />

sich das Lachen gelegt hatte, kam die Boronin auf sie zugeschwebt, jedoch trug diese<br />

k<strong>ein</strong>en Umweltanzug, <strong>ein</strong>e Haut aus Wasser umgab sie und irgendwie konnte sie hier<br />

schweben:"M<strong>ein</strong> Name ist Lasa Na, ich freue mich aufs Lustigste dich kennen zu<br />

lernen. Die sabbernde Echse dort hinten ist Lasmios Nupillos II." "Freut michhh<br />

dichhhh kennenzsulernen." Simaneas sah an Lasa vorbei, der Teladi stand noch in der<br />

selben Pose da, wie als sie angekommen war. Sie fand das Bild zwar lächerlich, aber<br />

der Echserich gefiel ihr auf anhieb, ihre Stirnschuppe wurde dunkelrot: "Hallo<br />

Lassssmiossss." Sie winkte mit ihrer linken Gehklaue, sie hatte sich immer noch nicht<br />

daran gewöhnt, dass sie wieder ihre Rechte hatte. Die Zunge des Männchens zuckte<br />

<strong>ein</strong>mal über s<strong>ein</strong> Nasenloch, sonst brachte er noch "Hallo..." hervor, sonst nichts.<br />

Simaneas ging verlegen auf Lasmios zu, ihre Rückenfinne stellte sich auf: "Esss freut<br />

michhh dichhh kennen zsu lernen." Er sah sie weiter an, dann schüttelte er den Kopf<br />

um sich klar zu machen, s<strong>ein</strong>e Rückenfinne stellte sich ebenfalls auf und s<strong>ein</strong>e<br />

Stirnschuppe wurde dunkelrot wie ihre:"Freut michhh auchhhh. Du bisssst ssso<br />

hübschhhh...Ich m<strong>ein</strong>e...ich..." er streckte s<strong>ein</strong>e Greifklaue aus:"...ähm...esss freut<br />

michhhh dichhhh kennen zsu lernen." Er sah tief in ihre Augen, ansch<strong>ein</strong>end fasziniert<br />

von ihrer Färbung und ihren Schuppen. Ihre Stirnschuppe wurde noch dunkler.<br />

Wie süß. Thorsten sah den beiden Turteltauben, oder besser Turtel-Echsen, zu. Lasa<br />

kicherte leise klickernd. Die beiden Xenon standen mit surrenden Gelenken auf und<br />

Beetle sah sich fragend um. Die beiden Echsen würden noch genug Zeit haben um<br />

sich besser kennen zu lernen, doch Thorsten hatte Termine. Er gab dem Computer<br />

den Befehl nach Familie Rhonkar zu springen. Er sagte den Anwesenden, er wäre<br />

gleich zurück, die beiden Teladi reagierten gar nicht. Thorsten sah noch <strong>ein</strong>mal<br />

schmunzelnd auf die turtelnden Echsen, dann sprang er in <strong>ein</strong>em blauen Blitz runter in<br />

Roskts Anwesen. Der Split stand neben dem Thron in s<strong>ein</strong>er Eingangshalle, welcher<br />

von roten Vorhängen <strong>ein</strong>gerahmt wurde. Der Split wirkte grimmig, wie jeder Split.<br />

"Nun Roskt, bist du fertig für die Reise?" "Ja." "Bevor du mit kommst, möchte ich dir<br />

noch etwas sagen: Zwei Teladi und <strong>ein</strong> Borone sind an Bord m<strong>ein</strong>es Schiffes..." "Was?!<br />

Diese feigen Kreaturen!" "Sie sind m<strong>ein</strong>e Gäste, wie du." "Das werde ich nicht<br />

dulden!" Thorsten wurde wütend über diese Ignoranz:"Was hier geduldet wird<br />

entscheide ich." blaue Blitze zuckten über s<strong>ein</strong>en Körper, was manchmal passierte<br />

wenn er plötzlich wütend wurde:"Du wolltest zu m<strong>ein</strong>en Bedingungen mitkommen,<br />

und du wirst die Boronin, die beiden Teladi, die beiden Xenon und den Khaak..." bei<br />

den beiden letzteren Nennungen weiteten sich die Augen des Split als Thorsten sich<br />

über ihn beugte:"...in frieden lassen und mit ihnen leben müssen, es gibt tausende<br />

von ihnen auf m<strong>ein</strong>em Planeten! Ich erwarte nicht das du sie magst, aber du wirst<br />

friedlich s<strong>ein</strong>, wie d<strong>ein</strong>e Ahnin. Erweise ihr Ehre." "Du...du sprichst wahr, ich werde die<br />

Kreaturen äh Wesen in ruhe lassen. Aber ich werde mich nicht mit ihnen anfreunden!"<br />

Die Blitze auf Thorstens Körper verebbten, s<strong>ein</strong>e finstere Miene lichtete sich:"Gut,<br />

mehr erwarte ich auch nicht. Hast du alles beisammen?" Roskt deutete auf <strong>ein</strong>en<br />

Stapel Koffer. Thorsten teleportierte sie in den Frachtraum s<strong>ein</strong>es Schiffes im Orbit.<br />

Der Split ging <strong>ein</strong>en Schritt auf ihn zu:"Khaak? Xenon?" "Ja, beide Arten haben, <strong>ein</strong><br />

Bewussts<strong>ein</strong>. Nur bei den Xenon muss es sich erst entwickeln. Das Bewussts<strong>ein</strong> der<br />

Khaak ist von ihrem Kollektiven Verstand unterdrückt. Aber du wirst sie ja kennen<br />

lernen. Und ich wiederhole es noch <strong>ein</strong>mal: Sie stehen als m<strong>ein</strong>e Gäste unter m<strong>ein</strong>em<br />

Schutz." "Das habe ich ja verstanden...ich werde k<strong>ein</strong>en Kampf beginnen."<br />

Thorsten sprang in s<strong>ein</strong> Schiff, Roskt im Schlepptau. Als sie im Schiff auftauchten,<br />

drehten alle dort anwesenden sich zu ihnen um. Lasa schrie klickernd und heftete sich<br />

mit aller Kraft an Noas Visier. Der stehende Xenon taumelte und versuchte die<br />

schreiende Boronin von s<strong>ein</strong>em Kopf abzuziehen ohne ihr Schmerzen oder <strong>ein</strong>e


Verletzung zuzufügen. Roskt sah gleichgültig auf die chaotische Scene, doch <strong>ein</strong>er<br />

s<strong>ein</strong>er schmalen Mundwinkel hob sich leicht. Thorsten musste wieder als beruhigende<br />

Kraft <strong>ein</strong>schreiten:"Lasa!" sie schrie weiter, die Augen auf Roskt gerichtet "Lasa!!!" sie<br />

sah zu Thorsten herüber, geschockt und still wegen des lauten Schreis von<br />

ihm:"Lasa...Du brauchst k<strong>ein</strong>e Angst haben. Ich weiss zwar um die Gedanken d<strong>ein</strong>es<br />

Volkes über die Split, aber Roskt hier hat versprochen, sich friedlich zu benehmen."<br />

Thorsten sah den grimmig dr<strong>ein</strong>schauenden Split an, dann richtete er sich wieder zu<br />

den anderen fünf:"Nur <strong>ein</strong>en Small-Talk würde ich euch trotzdem nicht empfehlen."<br />

Lasa löste sich vom Visier Noas, dieer löste <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Spritzdüse an s<strong>ein</strong>er Stirn aus,<br />

die die Saugnapf-Abdrücke der Boronin weg wusch. Es blieb vorerst still, Roskt setzte<br />

sich auf <strong>ein</strong>en der Stühle in Thorstens Personentransporter und verschränkte die Arme<br />

in<strong>ein</strong>ander. Der Rest der Gäste griff unterbrochene Unterhaltungen wieder auf,<br />

während Gaia und Noa mit Kugelschreibern die neuen Tastsensoren in der Hand<br />

prüften. Roskt warf oft, in dem Glauben unbeobachtet zu s<strong>ein</strong>, interessierte Blicke auf<br />

die Innen<strong>ein</strong>richtung des modernen Schiffs. Der Split verhielt sich genau so<br />

zurückgezogen wie all s<strong>ein</strong>e Artgenossen zuvor. Aber Thorsten hatte noch andere<br />

Termine: Ein Paranide wartete auf ihn am Rande des Sektors Priester-Ringe. Thorsten<br />

hatte den Computer die Koordinaten bereits in den Bordcomputer <strong>ein</strong>gegeben. Er<br />

bestätigte dem Computer den Sprungbefehl und das Schiff sprang.<br />

Wie lange würde das denn noch dauern?! Tikmanotslat saß in s<strong>ein</strong>em Perseus, schon<br />

seit <strong>ein</strong>er halben Stazura. Hier am Rande des Sektors war niemand. K<strong>ein</strong>e Seele. Die<br />

Summe von 0 plus 0. Tikmanotslat las die Zeitschrift, welche als Datei in s<strong>ein</strong>em<br />

Computer aufgerufen war. Die Koordinaten stimmten, der Tazura auch...Wo blieb<br />

dieses Wesen!?<br />

Thorsten und s<strong>ein</strong>e Begleiter erschienen k<strong>ein</strong>e 500 Meter von dem Perseus entfernt.<br />

Da war das Schiff, kl<strong>ein</strong>er als s<strong>ein</strong>es. Aber wie Thorsten Paraniden kannte, wollte<br />

Tikmanotslat s<strong>ein</strong> Schiff mitnehmen. Nun gut, dann musste <strong>ein</strong> anderes Schiff her. Die<br />

Naniten, welche die gesamte Materie von Thorstens Schiff bereits durchströmt hatten,<br />

begannen mit der ummodelierung des Gleiters. Das Schiff begann unter der Arbeit der<br />

kl<strong>ein</strong>en Maschinen zu leuchten. S<strong>ein</strong>e 6 Gäste sahen sich um, ungläubig und<br />

gespannt. Hatte Thorsten jetzt noch s<strong>ein</strong>e Transport-Korvette, würde er nun <strong>ein</strong>es<br />

s<strong>ein</strong>er Standard-Groß-Schiffe brauchen. Die Naniten begannen mit ihrer Arbeit: Die<br />

beiden großen Arme, welche aus den vorderen Ursprungs-Armen kamen, teilten sich<br />

leuchtend wieder aus der Schlaufe in Arme auf und richteten sich unter den vorderen<br />

Rumpf des Schiffes, dort wurden sie durch <strong>ein</strong>e aus Licht entstehende Querstrebe<br />

verbunden und die Spitzen der Arme verdickten sich zu abgerundeten Kapseln. Die<br />

beiden kl<strong>ein</strong>en Arme hinten bogen sich nach oben und liefen in <strong>ein</strong>er Kurve nach vorne<br />

um sich in <strong>ein</strong>er spitzen Schlaufe zu verbiden. Der hintere obere Arm verschwand im<br />

Rumpf, die Schlaufe am Hinterteil wuchs. Nun begann das ganze Schiff zu wachsen:<br />

Auf die Größe <strong>ein</strong>es TL, <strong>ein</strong>es M2, größer, groß genug um <strong>ein</strong>en gigantischen<br />

Asteroiden in dem Hohlraum zwischen Rumpf und der Verbindungsstrebe der vorderen<br />

Arme zu transportieren.<br />

Als das Schiff groß wie <strong>ein</strong> Mond war, hörte es auf zu wachsen. Im Cockpit tat sich<br />

auch etwas: Das Schott zum Maschinen-Raum wurde zu <strong>ein</strong>er dicken Panzertür, der<br />

Maschinen-Raum dahinter verschob sich tiefer in den Rumpf des Schiffes und <strong>ein</strong>e<br />

Gang-System zu zahlreichen Labors, Vergnügungs-Räumen, Unterkünften,<br />

Frachträumen und Kantinen bildete sich, inklusive der erwähnten Räume. Die<br />

Anzeigen wuchsen zu neuer Komplexität aus, <strong>ein</strong> holographisches Interface bildete<br />

sich an dem mittleren Stuhl, welcher nach hinten fuhr und unter dem <strong>ein</strong> Podest<br />

entstand: Der Kapitänssessel. Die Scheibe, welche vorhin noch an <strong>ein</strong>en gläsernen<br />

Adler-Schnabel mit <strong>ein</strong>er schlaufenförmigen Strebe darin erinnerten, wurde hinten<br />

undurchsichtig und zu dem Material, aus dem auch der Rest der Hülle bestand.<br />

Weitere Decks formten sich unter dem Boden, Sitze wuchsen aus dem bisherigen<br />

Cockpitboden, wobei sich an den Austrittsstellen jeweils <strong>ein</strong>ige Auroren erhoben und


wieder im Boden verschwanden, wie Wasser wenn etwas daraus herausschoss. Der<br />

Rumpf hatte vor den Armen aufgehört zu wachsen und war dementsprechend von den<br />

gigantischen Ausläufern umschlossen, wobei der Rumpf für sich aber such schon bei<br />

weitem größer als <strong>ein</strong> Asteroid war. Der Vorderteil des Rumpfes streckte sich nach<br />

vorne in den Weltraum und bog sich <strong>ein</strong> wenig nach unten, zahlreiche Fenster bildeten<br />

sich überall darauf in geregeltem Muster. Die Verwandlung war abgeschlossen, die<br />

Naniten hatten ihre Arbeit getan und hörten auf zu leuchten. Langsam verdunkelte<br />

sich der Schiffsrumpf und mahm wieder die mittelblau bis dunkelblaue Maserung an,<br />

die er vorher auch schon hatte, das Muster erinnerte an die Struktur der Grün-Töne<br />

auf der Hülle boronischer Schiffe. Thorsten wies den Bordcomputer an, die<br />

Phasenverschiebung aufzuheben, während er mit s<strong>ein</strong>en Naniten das Licht um das<br />

Schiff so fliessen liess, dass man es nur im Umkreis von ungefähr 100 Metern sehen<br />

konnte. Tikmanotslats Perseus, obwohl Thorstens Schiff sich bei der Transformation<br />

von ihm weg bewegt hatte um das kl<strong>ein</strong>e M3 nicht beim Wachsen zu umschliessen<br />

-was phasenverschoben ja möglich war-, war nur noch 20 Meter von der Aussenhülle<br />

entfernt. Etwa 1000 Meter hinter dem Cockpit am Rumpf stand es im Raum, winzig<br />

kl<strong>ein</strong> im vergleich zu dem gigantischen Schiff, dass ohne Kompensations-Generatoren<br />

<strong>ein</strong>e eigen Schwerkraft besessen hätte. Jetzt wo sich Thorstens Destiny enttarnte,<br />

dürfte Tikmanotslat nichts mehr als den Rumpf sehen, s<strong>ein</strong> übriges Sichtfeld war von<br />

der schieren Größe des Capital-Schiffs verdeckt.<br />

Tikmanotslat sah gelangweilt in den Raum hinaus: Sterne und Nebel funkelten vor<br />

s<strong>ein</strong>en drei Augen. Dann wäre er b<strong>ein</strong>ahe umgekippt: Das Bild des Raumes vor ihm<br />

wurde langsam verzerrt, dann federte es wie <strong>ein</strong>e verzogene Gummi-Plane zurück.<br />

Vor ihm war <strong>ein</strong>e gigantische Fläche in den verschiedensten Blau-Tönen.<br />

"Co...Comp....Co...Computer? Was sehen wir vor uns?" "In der Schiffsdatenbank ist<br />

k<strong>ein</strong> Eintrag gefunden worden. Unbekannte Bauart, die Sensoren können nicht durch<br />

die Hülle dringen, der Frachtscan hat k<strong>ein</strong> Ergebnis geliefert. Größenschätzungen<br />

liegen bei 3500kM Länge, 2000kM höhe und 2300kM Breite, Masse kann nicht<br />

ermittelt werden, von dem Schiff geht k<strong>ein</strong>e Gravitation aus. Wir werden kontaktiert,<br />

nur Audio." "Los! Antworten!" Der Kanal öffnete sich:"Hallo Tikmanotslat. Ich hoffe du<br />

hattest k<strong>ein</strong>e Probleme hierher zu kommen." "Ist...ist das d<strong>ein</strong> Schiff?" "Ja, <strong>ein</strong>es von<br />

ihnen. Aber komm doch an Bord." "Wie? Wo ist das Dock?" "Augenblick..." Vor<br />

Tikmanotslat öffnete sich <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es rundes Loch, mit <strong>ein</strong>em blauen Kraftfeld das es<br />

durchzog, in der sch<strong>ein</strong>bar endlosen Wand, es weitete sich aus, bis sogar <strong>ein</strong> Herkules<br />

hätte hindurchfliegen können, Landelichter blinkten um ihn auf, dann wurde er von<br />

<strong>ein</strong>em türkisen Strahl erfasst. Der Computer meldete sich:"Unbekannte Strahlung, wir<br />

werden in das Objekt gezogen." Das war unglaublich...aus der glatten Wand des<br />

gigantischen Hohlraumes wuchs <strong>ein</strong>e Landebucht in die der Energiestrahl den Perseus<br />

bewegte. Tikmanotslat hörte <strong>ein</strong> Geräusch wie von Docking-Klammern durch den<br />

Rumpf s<strong>ein</strong>es Schiffes hallen, die Öffnung durch die er gezogen worden war schloss<br />

sich so wie sie sich geöffnet hatte.<br />

"Atmosphäre ist optimal...Temperatur ist Optimal. Ihr könnt aussteigen." Tikmanotslat<br />

öffnete die Luke s<strong>ein</strong>es Schiffes, die Temperatur war wie auf s<strong>ein</strong>em Heimatplaneten.<br />

Thorsten kam durch <strong>ein</strong> Schott in der Wand, welches sich wie <strong>ein</strong>e Standard-Tür<br />

öffnete. Seltsamerweise schwitzte der Mensch nicht.<br />

Jeder normale Mensch hätte die Hitze in diesem Raum nicht lange ertragen, aber<br />

Thorsten war ja k<strong>ein</strong> normaler Mensch, manchmal war er sich leider auch nicht ganz<br />

sicher ob er noch als Mensch zu bezeichnen war. Der Paranide stand vor ihm, gut<br />

<strong>ein</strong>en Kopf größer. "Also Tikmanotslat, ich habe noch andere Gäste hier, <strong>ein</strong>ige werden<br />

dir nicht unbedingt gefallen, aber da musst du friedlich durch." "Um was für Gäste<br />

handelt es sich? Unheilige?" "Du würdest sie sicher so bezeichnen, aber mich ja auch.<br />

Nun gut, es sind: Eine Boronin, zwei Teladi, <strong>ein</strong> Split, zwei Xenon und <strong>ein</strong> Khaak."<br />

"XENON!? KHAAK!?" Der Paranide tobte vor Angriffslust, Thorsten musste ihn<br />

beruhigen:"Jupp. Aber du wirst sie in Ruhe lassen. Sie sind friedlich und von den


Eigenschaften, die sie bedrohlich machen, befreit." Der Paranide war leider nicht zu<br />

beruhigen "Wir werden sie in Stücke reissen!!!" Thorsten musste andere Seiten<br />

aufziehen, er packte den Rüssel des Paraniden und umschloss ihn mit der ganzen<br />

Hand, dann zog er den Paraniden an dessen Rüssel zu sich herunter:"Sie sind<br />

friedlich, solltest du sie angreifen, bin ich es nicht. Und du weisst doch noch was ich<br />

mit den Orinokos gemacht habe?!" Der Paranide konnte sich aus Thorstens Griff mit<br />

aller Mühe nicht entreissen, dann nickte er heftig mit dem Kopf. "Gut. Dann<br />

entschuldige bitte die etwas heftige Zügelung, aber anders kann man d<strong>ein</strong>e Spezies ja<br />

leider nicht beruhigen." Tikmanotslat rieb sich den geknautschten Rüssel:"Schon<br />

gut...wir waren ja auch unbeherrscht." Das war mal <strong>ein</strong> seltsamer Paranide...im<br />

Gegensatz zu s<strong>ein</strong>en Artgenossen sagte er dies nicht aus Angst vor Thorsten, sondern<br />

weil er es wirklich ehrlich m<strong>ein</strong>te. Thorsten führte den Paraniden zu s<strong>ein</strong>em Quartier,<br />

schliesslich hatte dieses Schiff jetzt <strong>ein</strong>ige davon. Thorsten wollte auch den Anderen<br />

noch Quartiere geben, doch jetzt war erst <strong>ein</strong>mal Tikmanotslat dran, sie erreichten die<br />

Tür, sie fuhr beiseite, dahinter war <strong>ein</strong> leerer weißer Raum von ungefähr 49m² mit<br />

<strong>ein</strong>em Steh-Pult für Paraniden:"So Tikmanotslat, d<strong>ein</strong> Quartier für unsere kurze<br />

Reise." Der Paranide musterte das kahle Fleckchen gleichgültig:"Bei so <strong>ein</strong>em Schiff ist<br />

das eher jämmerlich." Thorsten hatte diese Reaktion erwartet, doch die wahren<br />

Funktionen s<strong>ein</strong>er Quartiere lagen im verborgenen:"'Na dann, Tikmanotslat. Sag mir<br />

was du gerne hättest, ich kann mit allem ausser echten Pflanzen dienen."<br />

Tikmanotslat sah Thorsten ungläubig an:"Wir wissen zwar nicht was das soll, aber wir<br />

hätten gerne Sandboden und Felsen wie auf unserem Heimatplaneten." Das war ja<br />

nicht sehr schwer, das Schiff hatte Materie-Replikatoren, die alles herstellen konnten<br />

wo es in <strong>ein</strong>em Umkreis von 3000 Metern gebraucht wurde, es war das selbe System<br />

wie in Thorstens Naniten, nur etwas klobiger und nicht ganz so ausgereift:"Computer,<br />

du hast unseren Freund ja gehört." "Ja, das habe ich. Wie viele St<strong>ein</strong>e sollen erstellt<br />

werden?" Der Paranide richtete sich an den Computer, die männliche Stimme des<br />

Systems war mit <strong>ein</strong>igen Ton-Subroutinen wie Ironie oder Spott ausgestattet und<br />

intelligenter als jeder andere Schiffscomputer "Wir würden drei bevorzugen, zwei<br />

kl<strong>ein</strong>e und <strong>ein</strong>en größeren, in <strong>ein</strong>er Dreiecksposition." Die Angabe war bei weitem<br />

Präziser als es die Maschine benötigt hätte:"Bestätigt. Objekte werden erstellt."<br />

Millionen kl<strong>ein</strong>er Blitzlichter bedeckten den Boden, <strong>ein</strong>es für jedes Sandkorn das<br />

erstellt wurde, drei größere Blitzlichter blinkten auf und drei Felsen lagen im Sand.<br />

Die drei Augen von Tikmanotslat waren weit aufgerissen, das mittlere zuckte leicht.<br />

"Zufrieden? Tikmanotslat. Wenn du noch etwas möchtest, sag es dem Computer."<br />

"Ja...ja das werden wir tun. Wir bedanken uns für diese Möglichkeit, du bist wahrlich<br />

nicht ganz so unheilig wie andere Wesen." "Danke...soweit man das bei <strong>ein</strong>em solchen<br />

Kompliment sagen kann." Thorsten verliess das Dreiauge.<br />

Unten in der planetaren Flugkontrolle checkte der zuständige Paranide gerade die<br />

Daten über Starts und Flugbahnen, er drehte sich kurz um um sich <strong>ein</strong> bisschen Soja-<br />

Grütze zu genehmigen. Als er weg sah, verschwanden unbemerkt drei Einträge aus<br />

der Datenbank:"Perseus5687-3 gestartet./Perseus5687-3 verlässt<br />

Hangar/Perseus5687-3 ist vom Gravidar verschwunden".<br />

Um die sechs anderen Gäste würde Thorsten sich jetzt kümmern. Er übermittelte dem<br />

Computer die Anfragen: Eine Kabine für <strong>ein</strong>en Khaak, <strong>ein</strong>e für <strong>ein</strong>e Boronin, neben<br />

dieser zwei für Teladi, <strong>ein</strong>e für <strong>ein</strong>en Split und zwei für Xenon. Der Computer erstellte<br />

an den Stellen, die Thorsten ihm durchgab, entsprechende Basis- Kabinen, so wie bei<br />

Tikmanotslat eben. Während Boronen <strong>ein</strong>e geflutete Kabine mit <strong>ein</strong>er Liege-Kuhle und<br />

<strong>ein</strong>em Stuhl brauchten, hatten Teladi nur <strong>ein</strong>e Liegefläche in ihrem Habitat. Split<br />

hatten <strong>ein</strong> Bett und <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Nahkampfdroiden in ihrem Basis-Habitat. Xenon<br />

brauchten nichts, sie gestalteten ihren Raum ganz nach ihren Vorlieben. Khaak hatten<br />

da doch mehr Ansprüche: Eine Schlafwabe die von oben herabhing und genug Platz<br />

um fliegen zu können. Der Computer hatte die entsprechenden Räume vorbereitet, für<br />

Beetles Raum hatte er <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong>e Wand zwischen zwei <strong>ein</strong>zelnen Kabinen entfernt.


Thorsten erreichte das Cockpit, oder nun besser gesagt: Die Brücke.<br />

Roskt saß immer noch auf dem selben Stuhl wie zuvor, auch wenn es jetzt mehrere<br />

gab. Der Split hatte nur <strong>ein</strong>e Augenbraue gehoben, der Rest der Gruppe untersuchte<br />

interessiert die neuen Instrumente. "So m<strong>ein</strong>e lieben Gäste, dann will ich euch mal zu<br />

euren neuen Quartieren führen, der neue Gast hat s<strong>ein</strong>es schon bekommen." Sie<br />

sahen ihn an, dann folgten sie ihm. Hinter der dicken Panzertür der Brücke stieg er in<br />

den silbernen Aufzug, <strong>ein</strong>e blaue Projektion zeigte das Stockwerk und die Sektion an:<br />

Hauptdeck/ Brücken-Gang. Als alle <strong>ein</strong>gestiegen waren, gab Thorsten das Ziel<br />

an:"Quartier-Deck. Sektion 1." Der Aufzug piepte <strong>ein</strong>mal, dann bewegte sich die<br />

Kabine und fuhr sie durch das verzweigte Schacht-System zu dem besagten Ort. Nach<br />

zehn Sekunden öffnete sich die Tür wieder und die Gruppe stieg aus, <strong>ein</strong> gigantischer<br />

Gang in weiß mit rechteckiger Form, senkrecht etwas höher als breit und mit<br />

abgeschrägten Ecken. Zahllose Türen standen in <strong>ein</strong>em Abstand von rund 7 Metern<br />

dicht an dicht. Thorsten ging <strong>ein</strong> Stück weiter, dann blieb er stehen. Die restlichen<br />

Sechs taten es ihm gleich und sahen auf die Tür, vor der Thorsten stand. Mit <strong>ein</strong>em<br />

kaum hörbaren Surren öffnete sich die Tür, dahinter war <strong>ein</strong>e Standard-Teladi-Kabine.<br />

"So Lasmios, hier haben wir d<strong>ein</strong>e Kabine." Der Teladi löste sich von s<strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en<br />

Schuppen-Freundin und sah sich die Kabine an:"Dassss issst aber nichhhht<br />

bessssonderssss ässssthetisschhh." "Dann sag dem Computer doch <strong>ein</strong>fach was du<br />

gerne hättest. Nur zu, er wird es dir schon nicht übel nehmen." Die Zunge des Teladi<br />

zuckte über s<strong>ein</strong> rechtes Nasenloch, er sah Thorsten an. Thorsten machte <strong>ein</strong>e<br />

<strong>ein</strong>ladende Geste Richtung Tür, der Teladi begann zu sprechen:"Ein kl<strong>ein</strong>er Sssumpfss<br />

und <strong>ein</strong>e zssart teladi-grüne Wandfärbung." Die körperlose Männerstimme erklang aus<br />

den Wänden "Bestätigt." Die Wände färbten sich von den Ecken und Kanten her in<br />

zartem Teladi-Grün, <strong>ein</strong>e schienb<strong>ein</strong>hohe Wand wuchs aus dem Boden und schottete<br />

<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Teil des Bodens vom Rest ab, in dem abgetrennten Bereich flammten<br />

millionen kl<strong>ein</strong>er Blitzlichter auf und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Sumpf mit <strong>ein</strong>er Naturnahen<br />

Kunstpalme erschien nach und nach. Sämtlichen anwesenden Gästen klappte der<br />

Mund auf, selbst Roskt, jedoch schloss dieser ihn schnell wieder. "Nun, gefällt es dir<br />

Lasmios?" "Shhhhhhh...ja...was kann denn noch ersch<strong>ein</strong>en?" "Alles. Nahrung, Möbel<br />

und Technologie, sofern ich diese freigegeben habe." "Wenn ich dann den anderen ihre<br />

Quartiere zeigen darf." Simaneas' Kabine lag direkt neben Lasmios'-warum denn auch<br />

Liebende trennen?-, daneben Lasas, dann folgte Beetles, die Kabinen von Gaia und<br />

Noa und letztendlich die von Roskt. Roskt jubelte über den Kampfroboter, <strong>ein</strong>e<br />

holographische Simulation zeigte naturechte Wunden bei schweren Verletzungen.<br />

Beetle hatte sich gleich wie <strong>ein</strong>e Fledermaus kopfüber in die Schlafwabe gehängt und<br />

s<strong>ein</strong>e Wände schwarz färben lassen. Gaia und Noa hatten sich jeweils holographische<br />

Wiesen geordert, mit <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Bach mit echtem Wasser; zuverlässig nannten sie<br />

erdtypische Pflanzen als Bepflanzung -schliesslich waren sie trotz ihres neuen<br />

Bewussts<strong>ein</strong>s Terraformer-. Ein Gartenstuhl rundete die Ausstattung ihrer Kabinen ab.<br />

Lasa war bis auf <strong>ein</strong>en Fernseher mit ihrer Kabine zufrieden, nur liess sie sich vom<br />

Computer Meeresrauschen vorspielen. Wie <strong>ein</strong>e Qualle liess sie sich genüsslich von<br />

<strong>ein</strong>er künstlichen Brandungsströmung treiben. Simaneas wünschte sich, wie zu<br />

erwarten, <strong>ein</strong>e Börsentafel, für Teladi aus der Teladi-Corporation entspannend wie <strong>ein</strong>e<br />

Lava-Lampe. Ausserdem fragten die beiden Echsen ob <strong>ein</strong>e Tür in der Wand zwischen<br />

ihren Kabinen möglich gewesen wäre...wie sie sich über <strong>ein</strong> wachsendes Loch in der<br />

Wand freuen konnten.<br />

Thorsten wies den Computer an, das Schiff wieder mit der Phasenverschiebung zu<br />

tarnen, dann hob er die Lichtbrechung um die Destiny auf. Ein unsichtbarer blauer<br />

Blitz und das Schiff erschien in Königstal. Ein kl<strong>ein</strong>er blauer Blitz in dem Thorsten<br />

verschwand und er war sechs Meter neben dem Haus von Nume, phasenverschoben.<br />

Er ging auf den Haus<strong>ein</strong>gang zu, durch die Tür und in die Küche. Da war Nume, der<br />

s<strong>ein</strong>er Frau klar zu machen versuchte, warum er Koffer packte. Die Boronin hatte ja<br />

nicht miterlebt was Thorsten gemacht hatte um ihren Sohn zu heilen. Er sah dem


spektakel von klickernden Boronen zu, doch er hatte auch nicht alle Zeit des<br />

Universums. Er hob die Phasenverschiebung direkt vor der Boronin auf. Wie vom Blitz<br />

getroffen blieb sie still stehen und sah an ihm hoch, aus der Höhe s<strong>ein</strong>es Bauchnabels.<br />

Ihr Rüssel öffnete sich, doch k<strong>ein</strong> Ton drang heraus. Nume blieb ruhig und schwamm<br />

zu s<strong>ein</strong>er Frau:"Darf ich dir Herrn Kemmrich vorstellen." Eins ihrer Tentakel kam nach<br />

oben zu <strong>ein</strong>em Händeschütteln, doch sie schien nur halb anwesend zu s<strong>ein</strong>. Thorsten<br />

reichte ihr die Hand und schüttelte sie, der blass-grüne Überraschungsschleier lichtete<br />

sich langsam. "Ha...Hallo Herr Kemmrich...". Thorsten richtete sich an Nume:"Hast du<br />

alles beisammen?" "Noch nicht ganz, es dauert noch <strong>ein</strong> Weilchen. Wir können ja<br />

schliesslich nicht das ganze Haus mitnehmen." "Och...von mir aus schon." Der Borone<br />

sah ihn mit großen Augen an. Thorsten bohrte nach:"Bist du dann bereit?" "J...ja..."<br />

"Dann versammel mal d<strong>ein</strong>e Familie. Vorrausgesetzt alle wollen mitkommen." Nume<br />

sah s<strong>ein</strong>e Frau an, sie flippte aus. Ihr klickerndes Gerede war übersetzt genau das was<br />

Thorsten schon oft gehört hatte: Wir können doch nicht alles stehen und liegen<br />

lassen! Woher willst du wissen was das für <strong>ein</strong> Wesen ist?! Was ist mit der Ausbildung<br />

von Nalo? Thorsten trat an die beiden Boronen heran:"All ihre Sorgen sind<br />

unbegründet. Es wird ihnen an nichts mangeln, 5024 Boronen leben bereits in m<strong>ein</strong>er<br />

Kolonie, Kinder nicht mitgerechnet. Was die Ausbildung angeht, ich kann unter<br />

anderem die besten Lehrer des Universums aufweisen." Sie sah ihn an, dann ging<br />

auch <strong>ein</strong> Geklicker auf ihn los "Was bilden sie sich <strong>ein</strong>? Sie sind doch allerhöchstens 20<br />

Jazuras alt und wollen uns etwas von schönen Welten nennen." Thorsten klickerte<br />

zurück: "Ich bin um <strong>ein</strong> vielfaches älter, auch wenn ich nicht danach aussehe." "Was<br />

für <strong>ein</strong>en Quatsch reden sie da?" "Ihnen ist nicht aufgefallen, dass ich ihre Sprache<br />

spreche?" "Ich will ihnen...was,...oh...was zum Split..." Sie sah ihn ratlos an, Thorsten<br />

nahm das Gespräch wieder auf:"Können wir dann? Sieben andere warten noch auf<br />

mich in m<strong>ein</strong>em Schiff." Der kl<strong>ein</strong>e Nalo kam her<strong>ein</strong>geschwommen:"Papa! Papa!<br />

Spielst du mit mir?" Nume nahm s<strong>ein</strong>en Sohn in Empfang "Gleich m<strong>ein</strong> Junge. Wie<br />

geht es dir heute?" "Gut. Warum fragst du mich das die letzten drei Tazuras immer<br />

wieder?" "Nur so m<strong>ein</strong> Junge. Darf ich dir Herrn Kemmrich vorstellen. Sag Hallo."<br />

"Hallo" der kl<strong>ein</strong>e winkte mit <strong>ein</strong>em Tentakel "Hallo Junge. Dir geht es sehr gut oder?"<br />

"Ja." "Das ist schön. D<strong>ein</strong> Vater und d<strong>ein</strong>e Mutter müssen sich noch für etwas<br />

entscheiden, geh doch noch <strong>ein</strong> bisschen spielen." Numes Frau kam heran:"Wenn wir<br />

hier wegziehen, geht das Nalo genau so etwas an wie uns." das leuchtete Thorsten<br />

<strong>ein</strong>:"M<strong>ein</strong>etwegen. Also Nalo: Ich möchte das du und d<strong>ein</strong>e Eltern mit mir kommen<br />

um auf m<strong>ein</strong>em Planeten zu leben. Was möchtest du denn?" "Ist das für immer?"<br />

"N<strong>ein</strong>, ihr lebt dort und könnt jederzeit hier Urlaub machen oder auch wieder<br />

zurückkehren." "Und wie ist es da so?" "Also ich finde es schön. Aber jeder kann dort<br />

friedlich so leben wie es ihm gefällt." "Das klingt langweilig." "Glaub mir, wenn ich<br />

alles aufzähle was es dort auch gibt um sich zu amüsieren, dann dauert das ewig."<br />

Nalo überlegte: Der Argone hatte k<strong>ein</strong> Atemgerät, sowas hatte er noch nie gesehen.<br />

Was s<strong>ein</strong>e Eltern dachten liess er sich auch durch die Schmecker gehen: S<strong>ein</strong> Papa<br />

schmeckte nach Zuneigung und Dankbarkeit, s<strong>ein</strong>e Mama nach Skepsis und Angst. Er<br />

machte es wie er es immer machte: In Gedanken richtete er <strong>ein</strong> Tentakel auf s<strong>ein</strong>e<br />

Mutter: Enemene Flügelkrake, was ich seh und auch noch schmecke, denke ich und<br />

denkst auch du, der Geschmack am stärksten ist verfliegt auch mal im nu. Und was<br />

ich schmecken möchte, dass du da <strong>ein</strong>mal dächtest. S<strong>ein</strong> Tentakel blieb auf s<strong>ein</strong>em<br />

Vater stehen. Das Spiel hatte ihm wieder <strong>ein</strong>mal geholfen. "Ich möchte, dass wir<br />

mitkommen."<br />

Süß, der kl<strong>ein</strong>e hatte s<strong>ein</strong>e Entscheidung mit <strong>ein</strong>em Spiel wie "enemene Muh"<br />

entschieden, eigentlich stammte dieses Spiel ja auch davon ab. Thorsten sah zu der<br />

Frau von Nume, sie antwortete geschafft:"Ich bin überstimmt." Thorsten machte sich<br />

zum Sprung bereit, aber zuerst teleportierte er das Haus und alle Gegenstände darin,<br />

sowie Numes Schiff davor, in den Frachtraum s<strong>ein</strong>er Destiny. Die drei Boronen sahen<br />

sich erschrocken um. Thorsten hatte alles soweit:"Kommt ihr bitte <strong>ein</strong> Stückchen


näher, das spart etwas Energie." Die drei kamen näher und er sprang mit ihnen im<br />

Schlepptau auf die Brücke der Destiny, sie sahen sich um, erstaunt und interessiert<br />

zugleich. Dann sahen sie an sich herab als sie die Haut aus Wasser um sie herum<br />

bemerkten. "So ihr drei, da wären wir. Ich muss euch jetzt aber erst <strong>ein</strong>mal über<br />

m<strong>ein</strong>e anderen Gäste aufklären: Eine Boronin dürfte euch noch nicht besonders<br />

aufregen, die beiden Teladi auch nicht. Aber ich habe auch noch <strong>ein</strong>en Split an<br />

Bord...." Sie schauderten "...Weiterhin <strong>ein</strong>en Paraniden. Aber alle sind friedlich, auch<br />

der Khaak und die beiden Xenon." Bei dem Wort "Khaak" erschraken alle drei, doch<br />

bei dem Wort "Xenon" horchte Nume auf:"Xenon? Kann ich mit ihnen<br />

kommunizieren?" "Ja, sicher. Aber du solltest sie selber fragen, sag' <strong>ein</strong>fach, du wärest<br />

auch <strong>ein</strong> Gast von mir. Aber ich versichere euch allen drei, dass sie alle friedlich sind.<br />

Auch der Split und der Paranide, dafür habe ich gesorgt." Thorsten brachte sie zu der<br />

für sie hergerichtete Kabine: Drei Einzelzimmer waren zu <strong>ein</strong>em verschmolzen. Ein<br />

bisschen Spielzeug war in Nalos Zimmer erstellt worden. Er wies die beiden in die<br />

Einrichtungsoptionen des Raumes <strong>ein</strong>. Während die Eltern ähnlich reagierten wie alle<br />

sieben Anderen zuvor, fand Nalo das alles "Total Cool!".<br />

Thorsten ging zurück in den Aufzug und fuhr dann zurück ins Cockpit. Nun würde das<br />

kommen, was ihm am schwersten fallen würde: Sanuma auf s<strong>ein</strong> Schiff bringen. Die<br />

Frau hatte die Hölle durch die Khaak erlebt und würde nun auf <strong>ein</strong>en Planeten<br />

gebracht werden, wo 1897 dieser Wesen lebten. Und wenn sie Beetle sehen<br />

würede...nicht auszudenken wie laut ihr Angstschrei seien würde, Thorsten nahm sich<br />

vor, in diesem Moment s<strong>ein</strong>en Hörnerv zu blocken, damit er nicht das Gefühl haben<br />

würde, dass s<strong>ein</strong>e Trommelfelle platzen.<br />

Aber die Frau würde bestimmt auf ihn hören, er musste ja nur <strong>ein</strong> paar Effekte aus<br />

s<strong>ein</strong>em Ärmel ziehen. Manchmal zog er es vor, dem Computer <strong>ein</strong>fach über Audio<br />

Befehle zu geben, anstatt sie ihm über <strong>ein</strong>e Sub-Raum-Frequenz zu übermitteln, dies<br />

war jetzt der Fall:"Computer. Springe in den Sektor "Schwarze Sonne", etwa <strong>ein</strong>en<br />

Kilometer von der argonischen Militär-Station." "Bestätigt." Ein unsichtbarer blauer<br />

Blitz verschlang das gigantische Schiff, dann tauchte es an der angegebenen Position<br />

in "Schwarze Sonne" auf. Thorsten verschob sich in <strong>ein</strong>e andere Phase und flog durch<br />

die Decks s<strong>ein</strong>es Schiffes in die Richtung Redans Quartieres. Als er die Hülle der<br />

Station erreichte, vertuschte er s<strong>ein</strong>e Anwesenheit für den Bordcomputer und<br />

versiegelte Redans Quartier.<br />

Redan saß am Tisch mit s<strong>ein</strong>er Frau. Sie w<strong>ein</strong>te wie so oft in den letzten<br />

Tagen."Schatz, du bist jetzt in Sicherheit, du brauchst nicht mehr w<strong>ein</strong>en." "Aber<br />

Redan...diese Alpträume...tausende Schreie wie von Tieren drangen durch m<strong>ein</strong>en<br />

Kopf. Ich hörte Worfetzen, sah grauenhafte Monster mit aufgequollenen Hinterleibern<br />

und welche mit riesigen Krallen und grauenhaften schwarzen Flügeln." "Sanuma...ich<br />

kann mir nicht vorstellen, wie grausam es war, aber wir sind wieder zusammen und<br />

nur das zählt." "Du hast recht, wir..." <strong>ein</strong> dumpfer Knall, gefolgt von <strong>ein</strong>em leisen<br />

Zischen unterbrach sie. Die Geräusche kamen aus der Tür, sie hatte sich verschlossen.<br />

Sanuma streckte ihre Hand nach Redans, er nahm die ihre und sie sagte<br />

verängstigt:"Was hat das zu bedeuten." "K<strong>ein</strong>e Sorge. Das ist sicher nur <strong>ein</strong>e<br />

Feuerwehr-Übung." "Wenn du m<strong>ein</strong>st..." sie zog ihre Hand erleichtert aus Redans<br />

heraus. Er behielt den seltsamen Ring in der Hand. "Er kommt..." "Wer Redan?"<br />

"Derjenige der dich befreit hat..." der Mann trat aus der Wand neben Redans<br />

Schreibtisch:"So Herr Simten. Können wir?" Sanuma zeigte auf den<br />

Mann:"Wie?...Was?...Woher?..." der Mann lächelte die beiden an:"Wenn ich mich<br />

vorstellen darf: M<strong>ein</strong> Name ist Thorsten Kemmrich. Ich hoffe m<strong>ein</strong> Auftritt hat sie<br />

nicht zu sehr mitgenommen." Sanuma w<strong>ein</strong>te "Zuerst diese Alpträume und jetzt so<br />

etwas..." Kemmrich sah sie an:"Ihre Alpträume kann ich erklären: Die Khaak<br />

verständigen sich telepathisch. Um mit anderen Wesen zu kommunizieren, koppeln sie<br />

diese an <strong>ein</strong>e Neural-Schnitstelle um deren Gedankenwelt zu ergründen. Was sie<br />

gesehen haben, ist der Alltag <strong>ein</strong>es jeden Khaak in <strong>ein</strong>em Schwarm. Das Bewussts<strong>ein</strong>


<strong>ein</strong>es Khaak wird dabei unterdrückt und er agiert als gefühllose Drohne. Für <strong>ein</strong>en<br />

normalen Verstand ist das traumatisierend." Sanuma sah Kemmrich schluchzend an<br />

"Was, für diese Wesen ist das normal?" "Ja...Ich kenne viele Khaak, sie leben in<br />

m<strong>ein</strong>er Kolonie. Von ihrem Schwarm abgeschnitten sind sie lammfromm." Was? Da<br />

musst Redan nachhaken:"Ihre Kolonie? Da wo sie mit uns hin wollen? Sie wollen<br />

m<strong>ein</strong>er Frau noch mehr Khaak zumuten?" "Nun ja, ich verstehe ihre Einwände, aber<br />

sie sind Lebewesen wie sie." Sanuma sah Kemmrich wieder an "Und sie es auch<br />

sind..." "Ich bin lange k<strong>ein</strong> Lebewesen, wie es sie in diesem Universum gibt, mehr. Ich<br />

bin etwas anders...aber das ist schwer zu erklären." "Sind sie vom Alten Volk?" "N<strong>ein</strong>,<br />

ich bin, oder vielleicht auch war, da bin ich mir nicht mehr so sicher, <strong>ein</strong> Mensch wie<br />

sie beide, zumindest teilweise." "Und wie soll ich das verstehen?" Redan sah ihn<br />

skeptisch an. Kemmrich überlegte <strong>ein</strong>en Augenblick, dann begann er wieder zu<br />

sprechen:"Ich versuche ihnen <strong>ein</strong>en Eindruck von m<strong>ein</strong>en "Ausläufern" zu geben." Ein<br />

Leuchten durchdrang den Raum, unzählige kl<strong>ein</strong>e Punkte blieben magisch leuchtend in<br />

der Luft und bewegten sich langsam. Redan sah sich die Punkte an: er wollte sie mit<br />

s<strong>ein</strong>er Hand wegdrücken, doch die Punkte gingen <strong>ein</strong>fach durch s<strong>ein</strong>e Hand hindurch.<br />

Als Redan sich umsah, bemerkte er, dass auch tausende dieser Punkte in ihm und<br />

Sanuma waren, als er <strong>ein</strong>en Schritt nach vorne tat, bewegten sich diese Punkte jedoch<br />

im Gegensatz zu den anderen mit. "Was sind das für Lichter?" "Nano-Bots. Ich<br />

bestehe zu großen Teilen daraus." "Wie viele haben sie davon?" "Das möchte ich ihnen<br />

lieber nicht sagen...und in Zahlen ausgedrückt ist es unvorstellbar." "Wie bitte?!<br />

Unvorstellbar?" Kemmrich sah Redan an:"Können wir nun also los?" Die Punkte<br />

verblassten. Redan sah Sanuma fragend an, sie antwortete:"Ich glaube nicht, dass ich<br />

es hier noch lange mit diesem komischen Ring aushalte. Und wir kennen niemanden<br />

bei dem wir untertauchen können." Kemmrich bohrte nach:"Darf ich das als Ja<br />

auffassen?" Redan antwortete, nachdem er s<strong>ein</strong>e Frau umarmt hatte:"Ja...wir<br />

kommen mit." Kemmrich lächelte:"Das freut mich." In <strong>ein</strong>em blauen Blitz<br />

verschwanden die drei.<br />

Thorsten war mit s<strong>ein</strong>en beiden Gästen auf die Brücke der Destiny gesprungen. Sie<br />

sahen sich verängstigt um. "So ihr beiden, dann werde ich euch mal <strong>ein</strong>e Kabine<br />

geben. Und erst <strong>ein</strong>mal weit von Beetle, m<strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Khaak-Freund, entfernt.<br />

Folgt mir doch bitte." Die beiden gingen eng an<strong>ein</strong>ander hinter ihm her. Die große<br />

Panzertür zum Brückengang ging auf und er führte sie in den Fahrstuhl. Nun noch auf<br />

das Entsprechende Deck:"Quartier-Deck. Sektion 25." Mit <strong>ein</strong>em Piepen bestätigte der<br />

Aufzug den Befehl und brachte sie in Windeseile zu dem entsprechenden Ort, Redan<br />

näherte sich ihm von hinten, während sie zu dem Quartier gingen:"Sektion 25? Wie<br />

groß ist denn diese Kolonie?" "Oh, das ist nicht die Kolonie, das ist <strong>ein</strong>es m<strong>ein</strong>er<br />

Schiffe. Hiermit bringe ich sie zur Kolonie." Redan erschrak "Schiff?! Gut...gut...Wie<br />

groß ist dann bitte dieses Schiff?" "Möchten sie auch <strong>ein</strong> paar Spezifikationen?" "Ja,<br />

bitte, wenn das möglich ist." "Na dann. Computer, gib Redan <strong>ein</strong> paar Daten."<br />

"Bestätigt. Dieses Schiff ist <strong>ein</strong> Groß-Kreuzer der Capital-Klasse. Mit s<strong>ein</strong>en Ausläufern<br />

hat er <strong>ein</strong>e Länge von 3500kM, <strong>ein</strong>e Breite von 2300kM und <strong>ein</strong>e Höhe von<br />

2000kM...." Redan riss die Augen auf "...Weiterhin hat es 100 Decks, die Austattung<br />

wird der jeweiligen Situation angepasst. Der Generator hat <strong>ein</strong>e Leistung von 1000<br />

LDS/H, das entspricht der Leistung, die 1.000.000 Sonnen in ihrer Lebensdauer<br />

bringen in <strong>ein</strong>er Stunde, die Schildstärke ist dementsprechend stark. Waffen sind zur<br />

Zeit nicht installiert, können aber jederzeit erstellt werden." Redan ging weiter, s<strong>ein</strong><br />

linkes Auge zuckte leicht:"Woher haben sie diese Technologie?" "Die habe ich selber<br />

entwickelt. Ich hatte während m<strong>ein</strong>es Lebens ja genug Zeit, aber das erzähle ich<br />

ihnen später." Sie erreichten die Kabine, die Tür öffnete sich und die beiden sahen auf<br />

das karge Doppelzimmer, Sanuma äusserte sich enttäuscht:"Da haben sie so <strong>ein</strong><br />

gigantisches Schiff und so <strong>ein</strong>e jämmerliche Raumausstattung. Ich hätte gerne mehr<br />

als nur zwei Stühle, <strong>ein</strong>en Tisch und <strong>ein</strong> Bett, <strong>ein</strong> Sessel zum Beispiel wäre nicht<br />

schlecht." "Aus Samt? Welche Farbe?" "Ähm...Ja, Royal-Blau bitte...aber wieso? Haben


sie hier etwa auch <strong>ein</strong> Möbelhaus drin?" "Viel besser. Computer?" "Ja?" "Du hast die<br />

Frau gehört: Einen royal-blauen Samt-Sessel bitte." "Positiv, Objekt wird erzeugt." Ein<br />

großer Lichtblitz erschien und der Sessel materialisierte in <strong>ein</strong>er Ecke des Raumes,<br />

Sanuma fiel die Kinnlade herunter. "Wollen sie ihn nicht ausprobieren Sanuma?"<br />

"Äh...ja...ich setze mich wohl wirklich besser." Sie setzte sich in den Sessel:"Oh! Der<br />

ist aber bequem." Die sch<strong>ein</strong>bar körperlose Stimme des Computers erklang:"Vielen<br />

Dank." Sanuma zuckte zusammen, dann lächelte sie. "Wenn ihr beide noch etwas<br />

brauchen solltet, sagt es <strong>ein</strong>fach dem Computer. Ich werde euch Morgen wieder<br />

zusammenrufen, dann werdet ihr die anderen Gäste kennenlernen." Die beiden<br />

bedankten sich und Thorsten verabschiedete sich.<br />

Er ging zurück zur Brücke und setzte sich dort auf den Kapitänssessel. Er schloss die<br />

Augen und entspannte s<strong>ein</strong>en menschlichen Körper. Er überprüfte s<strong>ein</strong>e heutigen<br />

Forschungsergebnisse: Eine neue biomechanische Schiffshülle würde bald für die Tests<br />

fertig s<strong>ein</strong>. S<strong>ein</strong>e Forschungen in Zeittechnologie gingen nicht ganz so schnell voran.<br />

S<strong>ein</strong>e Energie-Produktions-Leistung hatte sich wieder <strong>ein</strong>mal mit 2 potentiert. Das<br />

Fünkchen das dieses Schiff leistete, konnte <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziger s<strong>ein</strong>er Naniten locker aus dem<br />

Ärmel schütteln, die Energie des Sub-Raums war um <strong>ein</strong>iges intensiver als die im<br />

Normal-Raum. Er ging alle Daten noch <strong>ein</strong>mal durch und erforschte weiter die<br />

Galaxien und deren Sternenkonstellationen, vier Galaxien waren schon von s<strong>ein</strong>en<br />

Naniten durchzogen, im Moment dehnte sich die Sphäre aus Naniten weiter aus, alle<br />

waren phasenverschoben. Niemand ausser ihm wusste etwas von der schieren Menge<br />

der Maschinen, wovon jeder s<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> trug. All diese Maschienen, also er,<br />

bildeten <strong>ein</strong> riesiges Forschungs-System, das Daten sammelte, Technologie erforschte<br />

und sich ständig verbesserte. Die Nacht verging, als 9 Stunden vorrüber waren, wies<br />

er den Computer an, sich für den Sprung zur Gem<strong>ein</strong>schaft bereit zu machen. Dann<br />

startete er <strong>ein</strong>e Schiffsweite Durchsage:"Guten morgen m<strong>ein</strong>e sehr verehrten Gäste,<br />

ich möchte euch darum bitten, auf die Brücke zu kommen. Deshalb wollte ich euch<br />

fragen ob ich euch herteleportieren darf. Ihr müsst es nur dem Computer sagen."<br />

Thorsten wartete <strong>ein</strong>en Augenblick, dann kam die Meldung vom Computer:"Alle Gäste<br />

haben zugestimmt. Soll ich sie teleportieren?" "Ja bitte." Dreizehn Lichtblitze erhellten<br />

die Brücke, dann waren s<strong>ein</strong>e Gäste anwesend. Sanuma flüchtete sich in die Arme<br />

ihres Mannes, als sie Beetle sah, während Roskt und Tikmanotslat sich etwas abseits<br />

Stellten. Der Rest der Gruppe blieb so stehen, wie sie herteleportiert wurden. "So<br />

m<strong>ein</strong>e Gäste, dann will ich euch mal zu eurem neuen Heimat-Sektor bringen.<br />

Computer, spring jetzt bitte zu der Gem<strong>ein</strong>schaft." "Bestätigt, ich springe<br />

zur:"Gem<strong>ein</strong>schaft"." Ein blauer Blitz und sie waren in Thorstens Sektor.<br />

Lasa sah aus dem großen Fenster der Brücke: Da war nichts! Leerer Raum breitete<br />

sich vor dem Schiff aus. Nur Ein paar weit entfernte Sterne. Aber da war nichts was<br />

ihr bekannt vor kam, nicht <strong>ein</strong>mal der Nebel, in dem die Sektoren der Argonen lagen.<br />

"Computer, bring uns in <strong>ein</strong>e Umlaufbahn." Thorsten sah nach vorne, das System<br />

funktionierte wie immer <strong>ein</strong>wandfrei. Das gigantische Schiff setzte sich in Bewegung.<br />

Lasa sah weiter aus dem Fenster, weiterhin nur Sterne. Doch was war das? Weiße<br />

Blitze zuckten von unten durch den Raum, dann zuckten ähnliche Blitze über das<br />

Fenster und dahinter. Was war da los? Im Raum dehnte sich vor ihnen um den Rumpf<br />

<strong>ein</strong> Loch in der Sicht aus, von dessem Rand die Blitze auf das Schiff schossen. Immer<br />

mehr durchdrang das Schiff dieses Phänomen, dann sah sie, was ihr den Atem<br />

verschlug:<br />

Ein Sonnensystem mit zwei Planeten. Das Schiff flog weiter in das System hin<strong>ein</strong> und<br />

näherte sich dem linken Solar-Trabanten: In der Größe war er mit dem der<br />

argonischen Planeten vergleichbar, weiße Wolken strichen durch die Atmosphäre. Der<br />

ander Planet war ähnlich weit entfernt, jetzt konnte Lasa erkennen, dass er auf der<br />

selben Umlaufbahn um die orange-gelbe Sonne flog wie der andere, nur genau auf der<br />

gegenüber liegenden Seite. Als sie näher kam, konnte sie acht Monde um den<br />

Planeten erkennen: Einer in der näheren Umlaufbahn, der zweite bedeutend weiter


weg und von diesem aus noch <strong>ein</strong>e weitere Schale, auf der die übrigen sechs Monde<br />

waren. Seltsamerweise deckten die sechs äusseren Monde genau die sechs Seiten des<br />

Planeten ab, die es wie bei <strong>ein</strong>em Würfel gab. Während der innerste Mond gerade<br />

malerisch vor dem Planeten vorbei zog, verschwand der in der mittleren Umlaufbahn<br />

gerade dahinter. Die äusseren Monde hielten konstant ihre Positionen.<br />

Als das Schiff noch näher kam, wäre Lasa b<strong>ein</strong>ahe ohnmächtig geworden: Die sechs<br />

äusseren Monde bekamen f<strong>ein</strong>ere Umrisse: Es waren gigantische Raumschiffe, die<br />

organisch aussahen. "Klick klick klick...Was sind das für Schiffe?" Thorsten sah sie<br />

an:"Solche wie dieses in dem wir uns befinden." Eine Projektion erschien vor ihr, sie<br />

zeigte das selbe Schiff wie es die Monde waren. Die Schiffe standen majestätisch im<br />

All, alle anwesenden sahen be<strong>ein</strong>druckt auf die gigantischen Maschinen. Die<br />

Raumschiffe drehten sich zu ihnen, die Rümpfe bogen sich nach unten, mit den<br />

Brücken: Es sah aus als würden sich die Schiffe vor diesem verneigen. Lasa konnte<br />

k<strong>ein</strong>e Antriebsdüsen oder Waffen sehen, bis auf <strong>ein</strong>en großen Teil des Rumpfes schien<br />

alles wie aus <strong>ein</strong>em Stück gewachsen. Jedoch leuchteten Bereiche unten und hinten<br />

an den Schiffen, als diese sich drehten, der Antrieb musste also irgendwie im Schiff<br />

verborgen s<strong>ein</strong>. Die blaue Maserung der Schiffe glänzte wie Edelst<strong>ein</strong>e als die<br />

Sonnenstrahlen darauf trafen. Als die Maschinen das Ankommende Schiff begrüßt<br />

hatten, flogen sie zu ihren angestammten Positionen zurück und drehten sich mit der<br />

Front weg von dem Planeten, wie riesige Wächter. Sie passierten den Planeten an<br />

s<strong>ein</strong>er linken Seite und näherten sich dem mittleren Mond. Während der Innere <strong>ein</strong><br />

weißer Gest<strong>ein</strong>sbrocken war, war dieser <strong>ein</strong>e gigantische Raumstation. Zwei Discs,<br />

verbunden durch <strong>ein</strong>e große Säule mit zahlreichen Ausläufern. Sie nahmen Kurs auf<br />

die Station. Alles was sie sich durch die Legenden vorgestellt hatte, wurde von der<br />

Realität fast noch übertroffen.<br />

Lasmios sah sich das Sonnensystem an, es war unglaublich. Es war schön und<br />

ästhetisch. Kl<strong>ein</strong>e blaue Nebelfetzchen waren ver<strong>ein</strong>zelt zu sehen. Der weiße Mond,<br />

der <strong>ein</strong>zig Echte, beschien den halben Teil des Planeten, auf dem Nacht war, wobei nur<br />

ver<strong>ein</strong>zelt Lichter von größeren Siedlungen aufblitzten. Wie <strong>ein</strong> Bild aus <strong>ein</strong>er<br />

Ianamus-Zura- Gallerie. All die Legenden die er erforscht hatte, und trotzdem hätte er<br />

nie gedacht, dass etwas so mächtiges hinter ihnen steckt.<br />

Redan sah auf diesen Sektor. Was war das für <strong>ein</strong> Wesen, das behauptete <strong>ein</strong> Mensch<br />

zu s<strong>ein</strong>? Es hatte <strong>ein</strong> eigenes Sonnensystem und Schiffe so groß wie Monde.<br />

Sanuma sah ungläubig auf das System, aber nur kurz, dann sah sie wieder auf den<br />

Khaak, um ihn ja nicht an sich ran zu lassen.<br />

Beetle sah mit der Hälfte der Augen an der rechten Seite s<strong>ein</strong>es Kopfes auf die<br />

seltsame Frau, zumindest war sie laut den Informationen von dem Gerät an s<strong>ein</strong>em<br />

Kopf <strong>ein</strong>e menschliche Frau. Sie hatte unglaubliche Angst vor ihm, der Rest dieses<br />

Gefühls drang zu ihm durch. Sie war ansch<strong>ein</strong>end in <strong>ein</strong>er Neural-Schnittstelle<br />

gewesen und hatte den Verstand des Schwarms erfahren. Laut den Daten, die er über<br />

s<strong>ein</strong>e Spezies in dem Computer in s<strong>ein</strong>em Zimmer gesehen hatte, war das für alle<br />

Wesen die nicht Khaak waren <strong>ein</strong>e wahre Tortour. Er sah sich mit s<strong>ein</strong>en restlichen<br />

Augen das Sonnensystem an, die Tarnvorrichtung war ja schon be<strong>ein</strong>druckend<br />

gewesen, aber dieses Sonnensystem war viel schöner als alles was er in Erinnerung<br />

hatte. Obwohl schon das Sonnensystem Namens Wolkenbasis SW schön gewesen war,<br />

war er von diesem mehr als begeistert.<br />

Simaneas lies ihren Blick über das Sonnensystem schweifen, ebenso über die riesigen<br />

künstlichen Gebilde in den Umlaufbahnen des schönen Planeten. Was das alles<br />

gekostet haben musste. Soviel hatte wahrsch<strong>ein</strong>lich nicht <strong>ein</strong>mal der Ceo gehabt.<br />

Andererseits, dieses Schiff hatte sich ja auch leuchtend verändert, vielleicht hatte<br />

Thorsten es mit diesen Gebilden ähnlich gemacht. Sie sah weiter auf die vielen<br />

Trabanten, und Lasmios.<br />

Nume sah auf den Planeten, es hatte ihm sowohl die Gedanken, als auch die Sprache<br />

verschlagen. S<strong>ein</strong>e Familie schien nicht anders zu reagieren.


Noa und Gaia unterhielten sich über ihr integriertes Funk-Netzwerk: "Dieser Planet<br />

und das Sonnensystem sind viel zu gerichtet um natürlich zu s<strong>ein</strong>." Gaia<br />

antwortete:"Vielleicht hast du recht, aber ruf' doch mal d<strong>ein</strong>en Datenspeicher ab, die<br />

Möglichkeiten im Universum sind unbegrenzt." "Ja, aber das hier? Zwei Planeten<br />

gleicher Größe und Masse auf der selben Umlaufbahn? Das kann kaum möglich s<strong>ein</strong>,<br />

die Trabanten müssten ungleich groß und dann zusammengestossen s<strong>ein</strong> um dann zu<br />

Einem zu werden. Das gebietet schon die Schwerkraft." "Wir können ihn ja <strong>ein</strong>fach<br />

fragen. Aber hast du <strong>ein</strong>e Ahnung wo wir sind? Du hast mir doch gesagt, du wärst <strong>ein</strong><br />

Navigations-Sekundär-System gewesen." "Das Stimmt. Ich habe die Sternenbilder<br />

verglichen, wir müssten ungefähr 50 Lichtjahre von der Erde entfernt s<strong>ein</strong>." "Wirklich?<br />

Ich wurde 107 Jahre nach dem Verlassen von Terra gebaut und kenne nur die<br />

Aufzeichnungen aus den Datenbanken." "Ich wurde zwar 97 Jahre nach dem Verlassen<br />

von Terra gebaut, aber mir geht es sonst auch nicht anders." "Was m<strong>ein</strong>st du wo wir<br />

untergebracht werden?" "Ich weiss es nicht, aber so wie wir bisher untergebracht<br />

worden sind, kann es sicher nichts schlimmes s<strong>ein</strong>."<br />

Tikmanotslat hatte sich nicht mehr unter Kontrolle: Das erste mal in s<strong>ein</strong>em Leben<br />

zweifelte er an dem was ihm s<strong>ein</strong>e drei Augen zeigten. Ein Tarnmantel der <strong>ein</strong> ganzes<br />

Sonnensystem verbirgt, mit <strong>ein</strong>er Qualität, dass selbst er nichts erkennen konnte.<br />

Egal was dieses Wesen, oder Argone oder was auch immer, war, es war <strong>ein</strong> Genie.<br />

Roskt sah sich das Bild an: Eine Sonne und zwei Planeten, wobei beide Planeten auf<br />

<strong>ein</strong> und der selben Umlaufbahn flogen. Be<strong>ein</strong>druckend. Jedoch waren diese<br />

gigantischen Schiffe und die Station noch viel faszinierender. Er fragte sich, was sie<br />

wohl für <strong>ein</strong>e Feuerkraft hatten.<br />

Thorsten flog nicht ohne Stolz durch dieses Sonnensystem, er hatte es damals aus<br />

<strong>ein</strong>em Nebel zusammengeballt und geformt. S<strong>ein</strong>e 13 Gäste sahen gebannt auf die<br />

riesigen Schiffe und s<strong>ein</strong>en Raum-Hafen. Die Schiffe waren mit der Destiny baugleich,<br />

ebenso wie in ihr gab es in diesen primitive Nano-Bots, die Schäden reparierten oder<br />

so wie bei der Begrüßung eben die Molekularstruktur veränderten. Und was s<strong>ein</strong>en<br />

Raumhafen anging, dieser diente zum Verkehr zwischen dem Wohnplaneten um den<br />

er kreiste und dem Forschungs-Planeten auf der anderen Seite der Sonne. Nun nahm<br />

die Destiny Kurs auf den Raumhafen, um dort den Mako und den Perseus abzustellen,<br />

anschliessend würde sie an der Küste des Wohnplaneten landen. Natürlich schrumpfte<br />

die Destiny dann von ihrer Capital-Klassen-Form zu der Korvette zusammen die sie<br />

zuerst gewesen war. Ansonsten hätte Thorsten viel zu viele Systeme aktivieren<br />

müssen um das Schiff auf den Planeten landen zu können. Ein Schiff dieser Größe<br />

verursachte ohne entsprechende Ausgleich-Funktionen folgendes: Die Masse des<br />

Schiffes verlieh dem Kreuzer <strong>ein</strong>e eigene Schwerkraft, aber die war ja eh andauernd<br />

von speziellen Gravitations-Generatoren abgeschwächt worden. Aber verschiedene<br />

Systeme mussten aktiviert werden um die Masse des Schiffes zu neutralisieren, sonst<br />

wäre der Planet ins trudeln geraten. Hinzu kamen der Schatten, welcher die<br />

Hemisphäre verdunkelt hätte. Auch die Verdrängung der Luft hätte <strong>ein</strong>e<br />

Klimakatastrophe ausgelöst. Da war es schon energiesparender, die Destiny zu<br />

verkl<strong>ein</strong>ern.<br />

Warum niemand das Sonnensystem entdeckt hatte, war recht <strong>ein</strong>fach zu erklären:<br />

Thorsten verwendete hier das gleiche Prinzip wie in Priester-Ringe. Der Fluss des<br />

Lichtes wurde <strong>ein</strong>fach um den Sektor herum geführt, die Abstrahlung der Sonne des<br />

Systems wurde <strong>ein</strong>fach mit in den Fluss <strong>ein</strong>gebracht, was bei der Menge von Sternen<br />

hinter dem System nicht sonderlich ins Gewicht fiel. Dann begann der Landeanflug.<br />

"So Leute, setzt euch bitte auf die Stühle, wir werden jetzt <strong>ein</strong> etwas kl<strong>ein</strong>eres Schiff<br />

bekommen." Das Schiff machte die selben Veränderungen wie in Priester-Ringe nur in<br />

umgekehrter Reihenfolge durch. Die Korvette war wiederhergestellt und der<br />

Innenraum war weiter modifiziert worden: 24 Stühle, jeweils in Vierer-Reihen,<br />

standen hinter Thorstens Pilotensessel. Natürlich waren die Sitze so sortiert, dass es<br />

k<strong>ein</strong>e ungünstigen Konstellationen gab. Als sie landeten, setzte das Schiff sanft im


Wasser auf, dann bat er alle wieder aufzustehen. Als alle standen, verschwanden die<br />

Sitze spurlos im Boden.<br />

"Na dann. Herzlich willkommen in der Gem<strong>ein</strong>schaft. Dieser Planet heisst "Leben". Um<br />

euch <strong>ein</strong> bisschen zusammen zu schweissen, bitte ich jetzt jeden <strong>ein</strong> paar<br />

Kl<strong>ein</strong>igkeiten über sich zu erzählen: Den Geburtstag oder ähnliche Daten. Wir werden<br />

die Runde durchgehen, Beetle, du fängst an." Der Khaak sah sich verwirrt<br />

um:"M<strong>ein</strong>en...m<strong>ein</strong>en Geburtstag weiss ich leider nicht. Ich war bis vor drei Tazuras<br />

<strong>ein</strong>e Drohne in <strong>ein</strong>em Schwarm, ohne <strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> oder eigenen Willen...." er<br />

drehte sich zu Sanuma:"...Ich spüre d<strong>ein</strong>e ängstlichen Gedanken. Es tut mir leid, was<br />

m<strong>ein</strong>e Spezies dir angetan hat." Die Argonin war sichtlich überrascht über <strong>ein</strong>en<br />

sprechenden Khaak, der sich auch noch bei ihr entschuldigte.<br />

Der nächste in der Reihe war Noa:"Ich bin Noa/27-4, <strong>ein</strong> ehemaliger Terraformer-<br />

Subnavigations-Computer. Ihr würdet mich als Xenon bezeichnen..." alle ausser Gaia,<br />

Beetle, den beiden Archäologen, Simaneas und Thorsten sahen den Roboter<br />

erschrocken an:"...Ich wurde am 25. August 2163 Erd-Datum im Xenon-Sektor 45<br />

gebaut. Ich habe vor drei<strong>ein</strong>halb Tazuras das Bewussts<strong>ein</strong> erlangt." Als nächstes war<br />

Gaia an der Reihe:"M<strong>ein</strong> Name ist Gaia/43-5, ehemaliger Reperatur-Computer auf<br />

<strong>ein</strong>em Kreuzer der Dreadnought-Klasse. Ich wurde am 17. November 2173 Erd-Datum<br />

im Xenon-Sektor 62 erbaut. Ich habe vor drei Tazuras das Bewussts<strong>ein</strong> erlangt."<br />

diesmal sahen die selben, die vorher auf Noa gesehen hatten, auf Gaia. Nun war<br />

Nume an der Reihe:"Ich bin Nume Mi, Wissenschaftler der Königin in der neunten<br />

Strömung. Ich bin vor dreissig Jazuras auf die Welt gekommen. Das hier ist m<strong>ein</strong>e<br />

Familie." Nun war Nalo an der Reihe:"Ich bin Nalo Mi, ich bin drei Jazuras alt." Er sah<br />

verlegen zu s<strong>ein</strong>er Mutter, sie übernahm die Runde:"Ich bin Sanu Mi, m<strong>ein</strong>es Zeichens<br />

Schriftstellerin. Ich bin 28 Jazuras alt." Es folgte Lasa:"M<strong>ein</strong> Name ist Lasa Na, ich bin<br />

Archäologin und 24 Jazuras alt." Lasa stubbste den mit Simaneas turtelnden Lasmios<br />

an, er wurde aufgeschreckt und begann verlegen zu reden:"Tshhh...Ichhhh...ichhh bin<br />

Lasmios Nupillos II. Ich bin Archäologe und 24 Jazuras alt." Simaneas war dann wohl<br />

die Nächste:"Ichhh bin Sssimaneasss Tisssstillassss VI. Ichhhh habe eigentlichhhh<br />

k<strong>ein</strong>en richtigen Beruf, ich bin freie Händlerin." Redan war der Nächste: "M<strong>ein</strong> Name<br />

ist Redan Simten. Ich bin 31 Jazuras alt und Experte für Schildtechnologie." Sanuma<br />

sah kurz auf Beetle, dann begann sie zu reden:"M<strong>ein</strong> Name ist Sanuma Simten. Ich<br />

bin Theologin und 29 Jazuras alt. Bis vor kurzem war ich <strong>ein</strong>e Gefangene der Khaak."<br />

Roskt stand etwas abseits: "M<strong>ein</strong> Name ist Roskt T'Rhk. Ich bin Waffen-Ingenuer. M<strong>ein</strong><br />

alter beträgt 35 Jazuras." Tikmanotslat stand etwa zwei Meter von Roskt entfernt an<br />

der Wand zuerst reagierte er aus Trotz nicht, doch <strong>ein</strong> stechender Blick Thorstens liess<br />

ihn beginnen zu reden:"Für die Unhei..." Thorstens blick wurde stechender "...Unser<br />

Name ist Tikmanotslat...." na wenigstens hat er den Larvennamen ohne "Unheilige"<br />

ausgesprochen "...Wir sind 31 Jazuras alt und Schockwellen-Mathematiker des<br />

Priester-Konglomerats." Das war die Runde auch schon gewesen. Thorsten fragte<br />

<strong>ein</strong>fach mal in die Runde:"Das war doch ganz ok. Noch irgendwelche Fragen?"<br />

Tikmanotslat sah ihn an:"Was ist mit dir? Wir haben unsere Geburtstage genannt,<br />

aber du hast noch nichts über dich verraten." Lasas, Lasmios' und Roskts Augen<br />

blitzten auf, sie hatten ja <strong>ein</strong>e Vorstellung von s<strong>ein</strong>em Alter.<br />

Thorsten begann:"Pfffff...Ich erzähle es nicht gerne, denn die meisten halten mich<br />

dann für verrückt. Aber na gut: Wie ich schon allen <strong>ein</strong>zeln erzählt habe, ist m<strong>ein</strong><br />

Name Thorsten Kemmrich...." Alle nickten "...<strong>ein</strong>igen habe ich auch schon m<strong>ein</strong> Alter<br />

verraten, doch zuerst nenne ich m<strong>ein</strong>en Geburtsort: Die Erde." Ein Tuscheln ging<br />

durch die Reihe der Organischen, Redan fragte aufgeregt nach:"Die Erde?! Ich dachte<br />

das wäre <strong>ein</strong> Mythos, dem nur die Goner folgen." "N<strong>ein</strong>. Die argonische Regierung<br />

hatte alle Informationen über die Herkunft von der Erde vernichtet, als das Sprungtor<br />

zum Erdsektor vernichtet wurde. Aber nun zurück zu der Frage von Tikmanotslat: Ich<br />

wurde am 19. März 1985 geboren. Somit bin ich 947 Jahre alt." Die beiden Xenon<br />

sahen sich aufgeregt an, <strong>ein</strong> Mensch der älter als sie war. Thorsten fuhr fort:"Das


entspricht etwa 696 Jazuras." Die Gruppe sah ihn an, geschockt, ungläubig, fragend.<br />

Simaneas sprach ihn an:"Tshhh...nach dem was du mit mir gemacht hast, glaube ich<br />

dir schon. Aber wie wird <strong>ein</strong> Mensch so alt?" "Nun ja. Ich bin wohl nicht mehr ganz <strong>ein</strong><br />

Mensch. Im Jahre 2012 hatte ich <strong>ein</strong>en Unfall mit <strong>ein</strong>er Erfindung von mir und m<strong>ein</strong>en<br />

Kollegen. Ich überlebte als Einziger und seitdem bin ich nicht gestorben." Roskt kam<br />

auf die Gruppe zu, die Boronen nahmen respektvollen Abstand:"Ich würde gerne<br />

wissen, was aus <strong>ein</strong>em schwachen Menschen <strong>ein</strong>e Kreatur machen kann, die m<strong>ein</strong><br />

Exoskellet zerfetzt und so lange lebt." Thorsten sah ihn an, leicht lächelnd über die<br />

Erwähnung des Exoskellets:"Nano-Maschinen. Was es für welche sind, sage ich nicht,<br />

aber sie übersteigen das was ihr an Technologie kennt um <strong>ein</strong> Vielfaches." "Aber wie<br />

hast du das alles entwickelt?" "Ich kann etwas umfangreicher denken als andere<br />

Wesen. So auch technologisch." Redan sah Thorsten fragend an:"In wie fern?" "Nun,<br />

jeder m<strong>ein</strong>er Naniten kann besser rechnen als <strong>ein</strong> Schiffscomputer." Die Techniker<br />

unter der Gruppe schauten eher skeptisch zu ihm rüber. Er musste wohl <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en<br />

Beweis erbringen:"Tikmanotslat, stell mir <strong>ein</strong>e beliebige Rechenaufgabe, die selbst für<br />

<strong>ein</strong>en Paraniden <strong>ein</strong>e harte Nuss ist." Der Paranide tat wie ihm geheissen, 5 Minuten<br />

lang rezitierte er <strong>ein</strong>e Formel, die aufgeschrieben wohl <strong>ein</strong>en normalen Datenspeicher<br />

gefüllt hatte. Für Thorsten war das <strong>ein</strong> Klacks. Er nannte die Lösung, sobald<br />

Tikmanotslat zuende gesprochen hatte. Der Paranide riss die Augen auf, holte <strong>ein</strong><br />

hand-großes Gerät aus s<strong>ein</strong>er Tasche und tippte die Rechnung schnell <strong>ein</strong>. Das Gerät<br />

rechnete zehn Minuten, dann spuckte es das Ergebnis aus. Tikmanotslat wäre b<strong>ein</strong>ahe<br />

umgekippt als er die Anzeige las: Es entsprach dem Ergebnis von Thorsten aufs<br />

genaueste. Thorsten sah in die Runde: "Noch <strong>ein</strong> Beweis?" Alle schüttelten den Kopf.<br />

"Gut, dann will ich von euch erst <strong>ein</strong>mal wissen, wie ihr wohnen möchtet: In <strong>ein</strong>er<br />

gemischten Siedlung, nach Spezies sortiert, in <strong>ein</strong>er Stadt oder ländlich? <strong>Fan</strong>gen wir<br />

doch wie vorher an: Beetle?" Der Khaak sah sich um:"Ich weiss noch nicht <strong>ein</strong>mal, wie<br />

es ist als Individuum mit anderen zusammen zu leben..." Thorsten musste ihm das<br />

zugestehen:"Was hälst du davon, in <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Dorf mit Khaaks zu leben?" "Ich<br />

glaube, das ist das Beste für's erste." "Gut, dann möchte ich noch wissen: Magst du<br />

es lieber kalt oder warm?" "Ich denke, kalt." "Na dann hab ich schon das perfekte<br />

Haus für dich, ich werde dich nachher hinbringen. Nun Noa, was ist mit dir?" "Ich mag<br />

die Natur, also würde ich gerne auf dem Land leben. Ich bevorzuge die Gegend der<br />

nördlichen Hemisphäre. All<strong>ein</strong> möchte ich jedoch nicht leben. Mit welcher Spezies ist<br />

eigentlich nicht von Bedeutung." "Gut, dann habe ich da auch <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Dorf für<br />

dich. Gut Gaia, wo möchtest du wohnen?" "Ich würde das selbe wie Noa bevorzugen."<br />

"Gut, dann werde ich euch im selben Dorf unterbringen. Nume? Euer Haus haben wir<br />

ja noch dabei, aber wo möchtet ihr wohnen?" Der kl<strong>ein</strong>e Borone beriet sich mit s<strong>ein</strong>er<br />

Familie, dann verkündete er das Ergebnis:"Wir hätten gerne <strong>ein</strong>e ländliche Lage, in<br />

der Nähe <strong>ein</strong>er Stadt." "K<strong>ein</strong> Problem, ich suche schon was Schönes. Lasa?" "Ich hätte<br />

gerne etwas an <strong>ein</strong>er tropischen Küste. Mit klarem Wasser und blauem Ozean. Wenn<br />

es möglich ist, in der Nähe von Lasmios, dann kenne ich wenigstens jemanden."<br />

Lasmios nickte. "Gut, dann werde ich dir noch was schönes Suchen. Lasmios,<br />

Simaneas,..." Thorsten musste lächeln "...liege ich recht in der Annahme, dass ihr<br />

zusammen wohnen wollt?" Die Stirnschuppen der beiden verfärbten sich tief dunkel,<br />

ihre Rückenfinnen richteten sich auf. Lasmios zischelte verlegen:"Tshshhhh...ja...wir<br />

hätten gerne was Romantisches. Vielleicht <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Siedlung an <strong>ein</strong>em tropischen<br />

Sumpf?" Simaneas nickte verlegen mit dem Kopf. "Gut ihr kl<strong>ein</strong>en Turteltauben.<br />

Redan?" Redan nahm Sanuma in den Arm. "Wir hätten gerne <strong>ein</strong>e Wohnung in der<br />

Stadt, <strong>ein</strong> Appartment wenn es möglich ist. Ob wir mit anderen Spezies zusammen<br />

leben ist uns eigentlich egal." "K<strong>ein</strong> Problem, da findet sich schon was. Roskt? Was<br />

ziehst du vor?" "Mir ist jede Behausung recht, nur nicht mit anderen Spezies<br />

zusammen." "Gut, da halten es d<strong>ein</strong>e Artgenossen auch nicht anders. Tikmanotslat?"<br />

"Gibt es hier <strong>ein</strong>e Wüste?" "Sicher doch, mehrere sogar." "Dann möchten wir <strong>ein</strong>e<br />

Wohnung in der Stadt." "Auch das ist möglich. Nun gut, folgt mir bitte, ich bringe euch


zu <strong>ein</strong>em Hotel, wo ihr bis morgen wohnen werdet. Dann habe ich die Wohnungs-<br />

Angebote für euch zusammengesucht."<br />

Das Schott in der Wand öffnete sich: Ein kl<strong>ein</strong>es Loch in der Hülle wurde groß genug,<br />

bis alle hindurch konnten. "So Destiny, dann bis bald." Der Computer antwortete: "Bis<br />

bald." Thorsten übertrug das Programm des Bordcomputers als Sicherheitskopie in<br />

<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Speicher in <strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er Naniten, dann löste er das Schiff wieder in Luft<br />

auf, indem er die Neutronen, Protronen und Elektronen zu Sauerstoff-Atomen<br />

umordnete. Vor ihm lag die Hauptstadt s<strong>ein</strong>es Planeten, etwa 100 Kilometer entfernt.<br />

Selbst von hier aus konnte man die gigantischen Wolkenkratzer im Zentrum erkennen.<br />

Ab hier bis zu der Stadt erstreckte sich <strong>ein</strong>er der Transportwege.<br />

Redan sah fassungslos auf das Bild das sich ihm darbot: Was für <strong>ein</strong>e Landschaft!<br />

Sanfte Hügel mit saftigen grünen Gras erstreckten sich vor ihm. Kl<strong>ein</strong>e Wälder mit<br />

Bäumen aller Arten, die er auch von den Argonen kannte und noch <strong>ein</strong>ige mehr.<br />

Besonders <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>ere Art, mit rosanen Blüten daran, hatte es ihm angetan:"Was<br />

sind das für rosane Bäume?" Kemmrich drehte sich zu ihm um:"Das sind japanische<br />

Kirsch-Bäume. Von der Erde.". Die Erde...wie sie wohl aussah? "Dürfen wir auch mal<br />

die Erde sehen?" Kemmrich lächelte:"Na? Heimweh? Na klar. Jeder Argone kann nach<br />

<strong>ein</strong>er speziellen Schulung, ihr wollt ja nicht unangenehm auffallen, dort Urlaub<br />

machen." Wie wunderbar, er könnte den sagenumwobenen Planeten sehen, den die<br />

Goner als Heimatwelt der Menschheit titulierten, er lächelte Sanuma voller Vorfreude<br />

an, sie schien nicht ganz so begeistert, lächelte ihm aber trotzdem zu. Redan sah sich<br />

weiter um, Vögel, die er noch nie gesehen hatte, flogen am Himmel entlang:"Diese<br />

Vögel, was ist das für <strong>ein</strong>e Art?" Kemmrich sah ihn über die Schulter an: "Spatzen,<br />

ebenfalls von der Erde. Wenn du mehr über die Tiere hier wissen willst, kannst du zu<br />

<strong>ein</strong>em öffentlichen Informations-Terminal in der Stadt dort vorne gehen. Aber alles hat<br />

s<strong>ein</strong>e Zeit und s<strong>ein</strong>en Ort." Die Gruppe hielt sich eng zusammen, der hochgewachsene<br />

Paranide stelzte gemächlich an ihm vorbei, k<strong>ein</strong> Wunder, diese Dreiaugen hatten viel<br />

längere B<strong>ein</strong>e als Argonen. Sie folgten weiter dem Weg aus f<strong>ein</strong>em Kies, der sie mit<br />

ungefähr drei Metern Breite von der Anlegestelle an dem Strand führte. Der<br />

Strand...er sah zurück: Der Sand war etwas grobkörnig, <strong>ein</strong> paar St<strong>ein</strong>e lagen in<br />

wellenförmigen Ansammlungen mitten auf dem Sand, ansch<strong>ein</strong>end hatte die Flut sie<br />

angespült, wie das Seegras das ver<strong>ein</strong>zelt an der Wasserlinie lag. Doch dann sah<br />

Redan etwas merkwürdiges: Der Kies-Weg hörte urplötzlich auf, er wurde abgelöst<br />

von <strong>ein</strong>er seltsamen Strecke, die sich bis auf <strong>ein</strong>ige Abzweigungen von normalen<br />

Wegen, bis zum Horizont erstreckte, direkt zu...<strong>ein</strong>er gigantischen Stadt! Die Gebäude<br />

mussten mindestens 50 Kilometer in den Himmel ragen, und waren <strong>ein</strong>fach<br />

wunderschön: Ein blaues Material, wahrsch<strong>ein</strong>lich das selbe aus dem die Schiffe<br />

bestanden, war der Grundbaustoff, doch gigantische Glasflächen und silberne<br />

Ausläufer an den Türmen verliehen der Stadt <strong>ein</strong> Aussehen, das an <strong>ein</strong> Schmuckstück<br />

erinnerte. Die Gebäude waren abgerundet und wirkten sogar aus dieser Entfernung<br />

organisch wie die riesigen Schiffe. Der Himmel war ebenfalls traumhaft: hellblau und<br />

sanft zog er sich von <strong>ein</strong>em Horizont zum anderen, weiße Wolken streiften<br />

majestätisch daran entlang.<br />

"Redan? Redan?!" er hörte Sanumas Stimme. Er war stehengeblieben, als die anderen<br />

auf die seltsame Strecke gegangen waren: Dieses Gebilde war nicht breiter als der<br />

Kies-Weg. Eine cyan-blaue Platte, die <strong>ein</strong> wenig wie gefärbtes Glas wirkte, bildete<br />

<strong>ein</strong>en breiten Mittelstreifen, der nur von beiden Seiten durch jeweils fünf Centimeter<br />

breite Streifen aus silbernen Metall abgegrenzt wurde. Kemmrich stellte sich noch<br />

etwas weiter an die Spitze der Gruppe:"Transport." Eine Stimme drang aus dem<br />

seltsamen blauen Weg, die kl<strong>ein</strong>en Wesen der Gruppe erschreckten sich:"Bereit, bitte<br />

nennen sie die Menge der Personen und das Ziel." Kemmrich sah zu der<br />

Stadt:"Vierzehn Personen. Diamond-City, Distrikt 7, Ankunftshalle A." "Bestätigt. Bitte<br />

bereiten sie sich für den Transport vor." Vierzehn hellblaue Lichter erstrahlten unter<br />

der blauen Platte, <strong>ein</strong>es unter jedem Wesen der Gruppe. Redan fühlte <strong>ein</strong> für <strong>ein</strong>en


heutigen Mensch vertrautes Gefühl: Schwerelosigkeit. Ein transparenter, leichter<br />

blauer Schimmer stieg von den Lichtern unter dem Weg auf und endete da, wo die<br />

Personen berührt wurden. Er hob vom Boden ab, wie alle anderen auch. Sanuma<br />

nahm ängstlich s<strong>ein</strong>e Hand, er zog sie zu sich rüber, das Licht unter ihr folgte ihr, bis<br />

es etwa neben s<strong>ein</strong>em war. Die Lichter waren etwa <strong>ein</strong>en halben Meter im<br />

Durchmesser und der helle weiße Kern lief langsam in das helle Blau über. Die Licht-<br />

Flächen begannen stärker zu glühen, sie richteten die Gruppe in die Waagerechte.<br />

Erneut erklang die Stimme des Weges:"Start in drei...zwei...<strong>ein</strong>s...jetzt." Mit <strong>ein</strong>em<br />

Mal schossen die Lichter unter der Glasfläche entlang und zogen die Gruppe mit sich.<br />

Die Geschwindigkeit hatte sofort <strong>ein</strong>gesetzt, sie war nicht von 0 angestiegen, sondern<br />

gleich so hoch gewesen. S<strong>ein</strong>e Haare wehtem im Flug-Wind. Mit enomen Tempo<br />

schoss die Gruppe über die wunderbare Landschaft, welche nur so vorbei raste. Da<br />

vorne kam <strong>ein</strong>e Abzweigung wo sich der Weg wie <strong>ein</strong> Ypselon aufspaltete. Schnell<br />

näherten sie sich der Gabelung und mit <strong>ein</strong>er leichten Rechtskurve bogen sie ab. Es<br />

gab dabei k<strong>ein</strong>erlei G-Kräfte. Die Boronen sahen aus wie Fetzendrachen, die die<br />

Kinder im Herbst stiegen liessen: Ihre Tentakel schlackerten im Wind. Die Teladi<br />

hielten Händchen wie er und Sanuma, ihre aufgerichteten Rückenfinnen zerschnitten<br />

den Wind wie <strong>ein</strong> Leitwerk. Der Paranide hatte die Arme in<strong>ein</strong>ander verschränkt, s<strong>ein</strong>e<br />

Augen zuckten in <strong>ein</strong>em Affenzahn über die Landschaft. Der Split hatte die Fäuste<br />

geballt und diese nach vorne gestreckt, als würde er sich darauf vorbereiten durch<br />

<strong>ein</strong>e Wand zu donnern. Kemmrich hatte die Arme in Form <strong>ein</strong>es V's nach hinten<br />

abgestreckt, er schien den Flug-Wind zu geniessen.<br />

Die riesige Stadt kam immer näher. Häuser im gleiche Baustil wie die gigantischen<br />

Wolkenkratzer erschienen ver<strong>ein</strong>zelt an der Strecke. Wieder <strong>ein</strong>e Abzweigung. Jetzt<br />

rasten sie über den Weg auf <strong>ein</strong> Gebäude zu, um genauer zu s<strong>ein</strong>, auf <strong>ein</strong> Portal in der<br />

Hauswand. Sie passierten die Wand, der Weg reichte noch etwa 20 Meter weiter in<br />

den Raum. Mit <strong>ein</strong>er Plötzlichkeit wie beim Start ihrer Tour hielten sie an. Wieder k<strong>ein</strong>e<br />

G-Kräfte. Die Lichter wurden blasser, langsam drehten sie sich wieder in die<br />

Senkrechte, wer Füsse oder ähnliches hatte, setzte mit diesen auf, die Boronen<br />

schwebten weiter. Der transparente Schimmer verschwand im Boden, die Lichter<br />

erblassten vollends. Wieder meldete sich der Computer:"Ich hoffe die Reise war<br />

angenehm, ich wünsche noch <strong>ein</strong>en schönen Tag." Sanuma sah gestresst aus:"Von<br />

wegen schöne Reise! Ich hatte <strong>ein</strong>e Heiden-Angst." Die Computer-Stimme erklang<br />

erneut, Sanuma zuckte zusammen, <strong>ein</strong>e Antwort hatte sie wohl nicht erwartet:"Das<br />

tut mir leid. Möchten sie etwas zur Beruhigung?" Sanuma sah fassungslos auf den<br />

Boden "Ich glaub ich spinne...ja...<strong>ein</strong>e Tasse Kaffe. Aber damit kann mir <strong>ein</strong><br />

sprechender Weg wohl nicht helfen." Der Computer antwortete wieder, dieses mal<br />

leicht geknickt:"Der "sprechende Weg" ist der Hauptcomputer des Verkehrsnetzes.<br />

Und wenn sie <strong>ein</strong>e Tasse Kaffe möchten, dann strecken sie doch bitte <strong>ein</strong>e Hand aus."<br />

Ein heller Blitz, wie auf dem Schiff erstrahlte auf Sanumas Hand. Mit <strong>ein</strong>em mal stand<br />

<strong>ein</strong>e Tasse duftenden Kaffees auf ihrer Handfläche. Mit großen Augen nahm sie die<br />

Tasse in die andere Hand:"Da...dadada...Danke, aber ich trinke ihn mit Milch und<br />

Zucker." der Computer erklang erneut:"Wie viel Milch? Wie viel Zucker?" "Viel Milch,<br />

zwei Stück Zucker." Ein kl<strong>ein</strong>er Blitz über der Tasse und es erschien <strong>ein</strong>e<br />

tropfenförmige Kugel Milch, die unten langsam auslief, als die Kugel leer war, bleb bloß<br />

noch <strong>ein</strong> transparentes Kraftfeld, das dann verblasste. Sanuma und alle anderen<br />

sahen gebannt auf die Tasse. Dieses mal gab es zwei Blitze, direkt über dem Kaffee<br />

erschienen zwei Stück Zucker "Blub blub" Mit satten Eintauchgeräuschen fielen die<br />

Stücke in die braune Flüssigkeit. Ein neues Kraftfeld erschien über der Tasse, es hatte<br />

in etwa der Form <strong>ein</strong>er Münze. Das Kraftfeld senkte sich in den Kaffee und begann<br />

sich zu drehen, <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Strudel und das Durchmischen des Kaffees zeigten dies an.<br />

Auch dieses Kraftfeld verblasste. Sanuma sah auf die Tasse, als hätte sie <strong>ein</strong>en Geist<br />

gesehen. Sie hatte sich auf dem Schiff zwar <strong>ein</strong>en Saft geordert gehabt, aber dieser<br />

erschien <strong>ein</strong>fach im Glas, da gab es k<strong>ein</strong>e schwebende Milchkugel. Sie roch an dem


dampfenden Kaffee und nahm <strong>ein</strong>en satten Schluck:"Mmmmhhh...der ist köstlich."<br />

Von unten kam wieder die Stimme:"Danke.". Kemmrich kam heran:"Können wir dann<br />

weiter? Ich würde ihnen allen gerne noch <strong>ein</strong>en Park zeigen. Dort gibt es auch <strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong>es Cafè, wo man sich herrlich ausruhen kann."<br />

Sie verliessen das Gebäude und gelangten auf <strong>ein</strong>e Straße. Hier herrschte reger<br />

Betrieb: Menschen, Boronen, Teladi, Xenon, Paraniden, Khaak und Split liefen umher,<br />

in allen Altersklassen. Vor ihm kroch <strong>ein</strong> Khaak-oder <strong>ein</strong>e Khaak?- vorbei, auf dessen<br />

Rücken drei unterarm-lange Raupen hockten, sie sahen aus wie Khaak ohne Flügel,<br />

aber mit <strong>ein</strong> paar borstigen Haaren auf dem Kopf. Jedes Wesen, das an Kemmrich<br />

vorbei ging, grüßte ihn herzlich. Wie viele Xenon es hier gab, nicht das sie<br />

dominierten, aber man fand schon <strong>ein</strong>ige. Die Maschinen waren im Grunde die selben<br />

wie die beiden vom Schiff, jedoch hatten sie andere Namen aufgesprüht. Ebenso<br />

hatten <strong>ein</strong>ige andersfarbige Visiere oder waren aufwendig lackiert. Aber alle hatten sie<br />

menschliche Gesichter unter ihrem Visier, das nun mehr wie <strong>ein</strong> große Sonnenbrille<br />

wirkte. Der Kopf sowieso wirkte bis auf Haarfarben menschlich. Die Gruppe ging die<br />

Straße entlang, <strong>ein</strong> Aufzug schoss in <strong>ein</strong>er transparenten Röhre, die an der Wand<br />

<strong>ein</strong>es der Gebäude befestigt war, nach oben. Redan sah sich um: Überall wuchsen<br />

Gräser und Blumen an Straßenrand, Bäume warfen kühle Schatten auf den Weg. Was<br />

war der Zweck dieser ganzen Gebäude?<br />

Da sah er es: Ein Laden! Da drüben ging gerade <strong>ein</strong>e menschliche Frau in <strong>ein</strong> Haus,<br />

ansch<strong>ein</strong>end <strong>ein</strong> Wohngebäude. Das hier war <strong>ein</strong>e Wohn- und Erholungs-Stadt. Diese<br />

modernen Gebäude waren für die Passanten ansch<strong>ein</strong>end alltäglich.<br />

Nach fünf Mizuras Fuss-Marsch, erreichten sie <strong>ein</strong>en riesigen Park. Bäume mit dichtem<br />

Efeu-Bewuchs zierten die Wege. Überall blühten Blumen und Sträucher, Tiere<br />

bewegten sich ohne Angst vor anderen Wesen durch die Gegend. Ein kl<strong>ein</strong>er Spatz<br />

landete auf s<strong>ein</strong>er Schulter und knabberte an s<strong>ein</strong>em Ohrläppchen. Wie unbeschwert<br />

erschien hier alles. Sie erreichten <strong>ein</strong>e Fläche, die voll mit weißen Gartenstühlen und<br />

Tischen war. Kemmrich lotste die Gruppe an <strong>ein</strong>e Dreiergruppe von Sechsertischen.<br />

"Setzt euch. Ihr werdet augenblicklich bedient." Alle setzten sich, der Paranide und<br />

der Split zu zweit an <strong>ein</strong>en der Tische, die anderen Tische waren voll besetzt. Ein<br />

kl<strong>ein</strong>er halbrunder Kristall, <strong>ein</strong>gefasst in <strong>ein</strong>en silbernen Ring, in der Mitte der runden<br />

Tische begann zu leuchten, dann erschien vor jedem <strong>ein</strong> Hologramm, gefolgt von<br />

<strong>ein</strong>er Computer-Stimme:"Guten Tag. Geben sie bitte ihre Bestellung ab, wir werden<br />

versuchen, ihre Wünsche nach besten Möglichkeiten zu erfüllen." Alle sahen sich<br />

fragend an, dann rief Kemmrich etwas <strong>ein</strong>:"Kommt schon. Ihr habt doch sicher<br />

Hunger oder Durst?! Ach übrigens, ihr erhaltet alle noch <strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>igkeit." Kemmrich<br />

griff in s<strong>ein</strong>e Tasche und holte zehn kl<strong>ein</strong>e Armbänder und elf Pillen aus ihr heraus.<br />

"Legt bitte diese Armbänder an, sie sind so <strong>ein</strong>e Art Universal-System. Sie dienen als<br />

Navigations-System, aber auch als Terminkalender. Naja, sie können noch viel mehr,<br />

aber das möchte ich jetzt nicht alles auflisten." Kemmrich sah zu den beiden Xenon,<br />

dann zu Beetle:"Gaia, Noa ihr braucht k<strong>ein</strong>e, sie sind bereits in eure Hardware<br />

integriert. Beetle, du hast schon <strong>ein</strong>es." Der Khaak sah auf das kl<strong>ein</strong>e Gerät an s<strong>ein</strong>em<br />

Handgelenk. Kemmrich fuhr fort:"Nun nehmen bitte alle organischen Wesen diese<br />

Pillen in den Mund. Es sind Kapseln mit Nano-Robotern, die euch befähigen, alles zu<br />

essen, ob es nun für euren Stoffwechsel gedacht ist oder nicht. Sie schützen auch vor<br />

kl<strong>ein</strong>eren Virus-Erkrankungen oder Infektionen. Auch eventuelle Allergien werden<br />

ausgemerzt." Nume sah den Menschen zweifelnd an:"Wie sollen Nano-Maschinen es<br />

uns ermöglichen, alles zu essen, was nicht für unseren Kreislauf gedacht ist?" "Sie<br />

umringen die Materie, wodurch im Mund k<strong>ein</strong>e giftige Wirkung entstehen kann, und<br />

formen die Nahrung in eurem Verdauungstrakt auf atomarer Ebene in für euch<br />

verträgliche Substanzen um. Sie sind nicht so modern wie m<strong>ein</strong>e Naniten, aber es<br />

reicht dafür. Ihre Energie erzeugen sie selbst, wodurch sie euch auch etwas vor<br />

Erfrierungen schützen können." Die organischen Wesen sahen ungläubig auf die kl<strong>ein</strong>e<br />

weiße Kapsel, dann nahm der Split die Kapsel in den Mund. Augenblicklich löste sie


sich auf und verschwand in s<strong>ein</strong>er Zunge. Dem Split geschah nichts, da nahm auch<br />

Redan die Kapsel in den Mund. Ein kurzes Gefühl von Flüssigkeit in s<strong>ein</strong>em Mund,<br />

dann war die Pille weg. Redan tat s<strong>ein</strong>e Erfahrung allen kund, nun nahm auch der Rest<br />

der Gruppe die Pillen auf die Zunge. Als das vorrüber war, richtete Kemmrich sich<br />

wieder an die Xenon:"Ihr solltet auch etwas essen, euer Generator erzeugt daraus viel<br />

Energie, die in euren Akkus gespeichert wird." Die Xenon sahen sich fragend an, die<br />

weibliche zuckte die Schultern und begann zu sprechen:"Wie sollen Maschinen, wie<br />

wir, essen?" Kemmrich lächelte:"Geht in den Unterordner "Energie" in eurem Basis-<br />

Programm und öffnet die Anwendung "Ressuorce.exe", dann werden die Treiber<br />

geladen." Die Xenon hielten kurz inne, dann weiteten sich ihre Augen -oder<br />

Kameras?-. Die Mundplatten der Maschinen fuhren zweigeteilt links und rechts unter<br />

die Wangen-Platten, hervor kam <strong>ein</strong>e Art mechanischer Mund: der von konturlosen<br />

Gummilippen umrandet war. Es gab k<strong>ein</strong> hervorstehendes Kinn, alles unterhalb der<br />

künstlichen Nase war vom Profil her gesehen <strong>ein</strong>e Linie. Die Maschinen öffneten den<br />

Mund, <strong>ein</strong>e Reihe von Zähnen wie sie die Menschen hatten kam zum vorsch<strong>ein</strong> und<br />

<strong>ein</strong>e weiße Zunge. Es erinnerte irgendwie an <strong>ein</strong> Maul von <strong>ein</strong>er Echse, da das Kinn<br />

fehlte und auch richtige Lippen. Ein leichter Energie-Schimmer drang durch das<br />

künstliche Gesicht: Das Gesicht war nun mit dem <strong>ein</strong>es Menschen identisch, sogar<br />

richtige Augen-Farben waren in die Kameralinsen gelangt. Kemmrich lächelte die<br />

verdatterten Roboter an, die nun <strong>ein</strong>e richtige Mimik besaßen. Die Schädelplatten der<br />

Maschinen fuhren nach hinten, darunter kamen silberne Haare hervor, <strong>ein</strong>e Luke am<br />

Nacken der Roboter öffnete sich, darin verschwanden die Helme, welche vorher das<br />

Gesicht bedeckt hatten, nur das Visier blieb als Sonnenbrille auf ihrer Nase. Vom<br />

Halsansatz nach oben hin wirkten die Roboter nun komplett menschlich, von der<br />

Haarfarbe abgesehen, langes wallendes Haar fiel über die Schultern des weiblichen<br />

Roboters. Nicht nur, das die beiden Maschinen fassungslos ihr Gesicht abtasteten, der<br />

rest der Gruppe sah mit offenem Mund auf die verwandelten Roboter.<br />

Kemmrich lächelte wieder <strong>ein</strong>mal:"Na, ist die Überraschung gelungen?" Die weibliche<br />

Maschine drehte ihren Kopf zu ihm:"...das ist unglaublich...so viele<br />

Tastsensoren...aber warum die ganze Mühe?" "Erstens stellt es für mich k<strong>ein</strong>e Mühe<br />

da. Zweitens ist es <strong>ein</strong> Kommunikationsmittel, schliesslich wird auch <strong>ein</strong> Großteil der<br />

Kommunikation über die Mimik abgewickelt. Und drittens: Es beschleunigt die<br />

Integration in die Welt der organischen Wesen. Zu aller letzt möchte ich euch aber das<br />

Essen und Trinken nicht vorenthalten. Wie sagten schon die alten Römer: Der W<strong>ein</strong> ist<br />

das Leben. Auch wenn Alkohol nicht unbedingt das beste Beispiel für gute Ernährung<br />

ist. So, nun aber genug von Technologie: Bestellt euch etwas Gutes." Die Gruppe sah<br />

wieder auf die Hologramme vor ihnen, die wie Speisekarten mit Computer-Index<br />

aussahen. Der Paranide verlangte die komplette Liste aller Speisen, der Computer<br />

fragte nach <strong>ein</strong>er Sorierung nach Spezies, der Paranide tat das ab und verlangte die<br />

komplette Liste. Das Hologramm blitzte kurz auf, dann war der Index-Strich in der<br />

Suchleiste nicht mehr zu erkennen, wie groß war diese Datenbank?! Der Paranide<br />

blinzelte mit s<strong>ein</strong>em mittleren Auge, dann verlangte er, dass Tagesmenü zu hören. Der<br />

Computer begann:"Ursprung Terra: Suflaki." das Dreiauge verlangte etwas<br />

paranidisches:"Wir wünschen <strong>ein</strong> paranidisches Mittazuras-Gericht." "Bitte drücken sie<br />

sich präziser aus. Oder wünschen sie <strong>ein</strong> zufällig ausgewähltes Gericht?". Redan löste<br />

s<strong>ein</strong>e Augen von dem Bild und sah auf das Hologramm vor s<strong>ein</strong>em Kopf, dann wollte<br />

er es mal versuchen:"Ich möchte <strong>ein</strong> Getränk bestellen." Der Computer antwortete<br />

höflich:"Aus welchem Bereich, bitte? Heißgetränke, Alkoholisches, Alkoholfreies." "Ich<br />

möchte <strong>ein</strong>en Orangen-Saft, bitte." "Sehr wohl." Der kl<strong>ein</strong>e Silberring um den Kristall<br />

begann in Redans Richtung zu leuchten, <strong>ein</strong> dünner gelber Energiestrahl ging von dem<br />

Leucht-Punkt aus und bildete <strong>ein</strong>e Energie-Kugel auf dem Tisch, <strong>ein</strong> blitzen und der<br />

Orangensaft stand vor ihm. Langsam gewöhnten sich alle an den Vorgang. Der<br />

Computer drang als Stimme aus dem Hologramm vor Redan:"Wünschen sie auch <strong>ein</strong>e<br />

Mahlzeit?" "Ja bitte. Was für <strong>ein</strong>e Empfehlung gibt es aus dem Bereich der


menschlichen Küche?" "Heutige Empfehlung: Tropischer Obstsalat." "Gut das nehme<br />

ich." "Möchten sie <strong>ein</strong>e Kugel Vanillie-Eis dazu?" "Ja, warum nicht." Der selbe Effekt<br />

wie bei s<strong>ein</strong>em Saft fand vor ihm statt, dann war der Obstsalat in <strong>ein</strong>em Gefäß, das an<br />

<strong>ein</strong> großes Martini-Glas erinnerte, angerichtet. Oben drauf lag <strong>ein</strong>e Kugel Vanillie-Eis,<br />

die in der angenehm warmen Mittazura-Sonne langsam in den Früchtesud schmolz.<br />

Redan nahm <strong>ein</strong>en Bissen mit dem kl<strong>ein</strong>en Löffel, der in dem Obstsalat steckte. Es war<br />

köstlich. Sanuma sah noch immer auf das Hologramm, weiter als bis zu <strong>ein</strong>em<br />

EisKaffee<br />

war sie nicht gekommen. Redan hielt ihr <strong>ein</strong>en Löffel Obstsalat mit etwas<br />

Vanillie-Eis vors Gesicht, sie sah ihn an, dann nahm sie den Löffel in den Mund. Sie<br />

riss überrascht die Augen auf, noch leicht am kauen wendete sie sich an das<br />

Hologramm:"Ich nehme das selbe wie m<strong>ein</strong> Mann." Wieder begann der Ring zu<br />

leuchten, nur dieses mal in ihre Richtung. Ein Energiestrahl gefolgt von <strong>ein</strong>em Blitz<br />

und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Obstsalat stand auch vor ihr, mit <strong>ein</strong>er Kugel Eis. Redan sah sich am<br />

Tisch um, mittlerweile hatten alle etwas zu Essen vor sich, nur der Khaak und die<br />

Xenon nicht. Kemmrich stand bei ihnen und beriet sie, zuerst den Khaak:"Du hast auf<br />

der Destiny ja schon die Nährsubstanz gekriegt, die d<strong>ein</strong>e Spezies als Nahrung in<br />

ihren Stationen und Schiffen herstellt, vielleicht solltest du mal etwas anderes<br />

ausprobieren." Der Khaak legte den Kopf schräg, dann begannen s<strong>ein</strong>e Flügel etwas<br />

zu schimmern, gefolgt von <strong>ein</strong>em Nicken, Kemmrich richtete sich an das Hologramm<br />

vor dem Khaak namens Beetle:"Einmal schwedische Prinzess-Torte, ohne Sahne."<br />

"Sehr wohl, Bestellung wird reproduziert." Wieder <strong>ein</strong> Energieblitz, dann stand <strong>ein</strong><br />

Stück Kuchen mit grün gefärbten Marzipan vor Beetle, <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Kuchengabel lag<br />

daneben. Kemmrich nahm die Gabel und trennte <strong>ein</strong> Stück von dem Kuchen ab und<br />

hob es mit der Gabel an, dann reichte er sie dem Insekten-Wesen. Der dünne Arm mit<br />

<strong>ein</strong>er Hand mit drei Fingern daran kam nach oben und griff die Gabel, dann führte<br />

Beetle den Happen zu s<strong>ein</strong>em Schnabel und öffnete ihn. Unter den beiden Schnabel-<br />

Teilen wie bei <strong>ein</strong>em Papagei, waren noch je <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Hornplatte an jeweils <strong>ein</strong>er<br />

Seite in den Mundwinkeln. Eine glatte schwarze Zunge lag in der unteren Schnabel-<br />

Hälfte, in der oberen waren <strong>ein</strong> paar gezackte Lamellen, ansch<strong>ein</strong>end Kau-Werkzeuge.<br />

Der Khaak führte die Gabel hin<strong>ein</strong> und schloss den Schnabel leicht, dann zog er die<br />

Gabel heraus. Die Schnabelhälften bewegten sich leicht, ebenso kontrahierten zwei<br />

Muskeln unter der ledrigen Haut an der Seite des Schnabels, ansch<strong>ein</strong>end bewegten<br />

sich auch die Hornplatten in den Mundwinkeln als Kau-Werkzeuge. Ein zuckendes<br />

Flimmern ging vom Rand der Flügel bis zum Körper des Khaak, ansch<strong>ein</strong>end<br />

schmeckte ihm der Kuchen, denn er nahm noch <strong>ein</strong>e Gabel voll. Die Teladi teilten sich<br />

<strong>ein</strong> seltsam aussehendes Gericht aus verschiedenen Pflanzen, während die Boronen<br />

alle irgendetwas mit BoFu aßen.<br />

Kemmrich bestellte sich <strong>ein</strong>e Cola und setzte sich gemächlich auf s<strong>ein</strong>en Platz.<br />

Da sah Redan etwas, was er nie erwartet hätte: Ein paar Kinder spielten mit<strong>ein</strong>ander,<br />

allgem<strong>ein</strong> nichts ungewöhnliches, aber es waren Kinder der Spezien Mensch, Teladi,<br />

Boronen-an sich auch nicht ungewöhnlich- UND Paraniden, Split und Khaak. Während<br />

deren Eltern sich friedlich unterhielten. Split friedlich?! Paraniden und<br />

Menschen...unterhalten?! Das hier war wirklich <strong>ein</strong> aussergewöhnlicher Ort. Der kl<strong>ein</strong>e<br />

Pulk aus Kindern tobte an den Tischen vorbei: Das Paranidenkind, eigentlich <strong>ein</strong>e Mini-<br />

Ausgabe s<strong>ein</strong>er Spezies, nur mit Hornplatten als Schutz an Knieen und<br />

Ellenbogenansch<strong>ein</strong>end<br />

<strong>ein</strong>e Larve-, trug <strong>ein</strong>e Khaak-Raupe auf s<strong>ein</strong>em Rücken. Ein Split-Junge<br />

rannte an <strong>ein</strong>em Menschenjungen vorbei. Zwei Boronen schwebten etwas über ihnen.<br />

Eine kl<strong>ein</strong>e Teladi schwamm in <strong>ein</strong>em Bach neben dem Weg nebenbei. Ansch<strong>ein</strong>end<br />

versuchten alle die Teladi zu fangen, die mit aufgerichteter Rückenfinne durch das<br />

Wasser schoss. Sie spielten so ausgelassen mit<strong>ein</strong>ander, als hätte es zwischen ihren<br />

Spezies nie irgendwelche Kämpfe gegeben. Der Split-Junge schoss mit <strong>ein</strong>er<br />

Wasserpistole auf den Paraniden-Jungen, die Khaak-Raupe bekam etwas Wasser ab


und schoss <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en schwarzen Faden aus ihrem Schnabel auf den Splitjungen<br />

zurück: Die drei Lachten. Tikmanotslat, so hatte er sich vorgestellt, sah gebannt auf<br />

die Gruppe, ansch<strong>ein</strong>end Gefangen zwischen den Empfindungen Verwirrung und<br />

Belustigung. Einen kurzen Augenblick später formte sich <strong>ein</strong>e Art Lächeln auf s<strong>ein</strong>em<br />

Rüssel. Redan lächelte nun auch, ebenso Sanuma. Rund fünfzehn Mizuras später<br />

hatten alle aufgegessen. Redan zückte s<strong>ein</strong>e Brieftasche und fragte das Hologramm<br />

vor sich nach den Kosten, der Computer antwortete wieder freundlich:"Dienste, die<br />

vom System zur verfügung gestellt werden, sind kostenlos. Lediglich der öffentliche<br />

Markt der Privatpersonen benutzt in der Gem<strong>ein</strong>schaft Credits." "Öffentlicher Markt?"<br />

Kemmrich lächelte: "Einige Teladi wollten unbedingt noch <strong>ein</strong>e Möglichkeit zum Handel<br />

haben. Alle begrüßten das, um Kunst oder eigene Erfindungen zu vertreiben. Es ist<br />

eigentlich mehr etwas soziales, oder die verdienten Credits werden bei Ausflügen<br />

ausgegeben. Hier benötigen sie eigentlich k<strong>ein</strong>e Credits, ausser sie gehen auf den<br />

Markt." Der männliche Teladi, Lasmios, war bei dem Wort "Kunst" hellhörig geworden,<br />

s<strong>ein</strong>e Echsen-Freundin bei dem Wort Handel. Der Echserich wendete sich an<br />

Kemmrich:"Ein Markt mit Kunsssst?! Können wir dorthin? Tshhhh?" Kemmrich<br />

lachte:"Das war klar... Na eigentlich spricht nichts dagegen. Es ist Mittwoch, da findet<br />

der Markt eh statt und in der richtigen Stadt sind wir ja. Dann folgt mir doch bitte, es<br />

lohnt sich auch für die anderen." Kemmrich ging zu <strong>ein</strong>em Weg und lief in die Richtung<br />

von drei größeren Gebäuden, die selbst aus der Ferne über die Baumwipfel des Parks<br />

reichten. Redan schätzte die Gebäude auf <strong>ein</strong>e Höhe von 60 Metern. Sie verliessen<br />

den Park und gingen auf die Ansammlung der Gebäude zu. Hier herrschte noch mehr<br />

Trubel als auf der Straße. Ein etwa zwei Hektar großer Platz erstreckte sich vor ihnen,<br />

durchzogen von Blumenbeeten und kl<strong>ein</strong>en Bächen. Überall standen Buden, die so<br />

garnicht zu den modernen Gebäuden passten. Jede Spezies war mit mindestens zehn<br />

Ständen vertreten, Technologie, selbst gezogene Früchte und Gemüse, Textilien,<br />

Kunsthandwerker, Imbisse und Schausteller gab es hier. Ein Jahrmarkt, wie er im<br />

Buche stand. Ein Borone bietete kunstvolle Töpferwaren an, Beetle untersuchte alles<br />

sorgfältig und interessiert, Kemmrich drückte ihm <strong>ein</strong>e Brieftasche in die Hand.<br />

Sanuma zog es zu <strong>ein</strong>em Stand mit Textilien, sie schleifte Redan mit. Während<br />

Sanuma die Stoffe und Schals durchstöberte, sah Redan sich um: Kemmrich hatte die<br />

Gruppe freigegeben, mit der Anmerkung, dass er alle über die Armbänder zurückrufen<br />

werde, wenn man weiter sollte. Die Boronen schwebten den Teladi hinterher, die leicht<br />

watschelnd die Kunsthandwerker durchstöberten, die weibliche Teladi feilschte nach<br />

allen Regeln der Kunst. Sie trug in ihren Greifklauen triumphierend <strong>ein</strong>en kunstvoll mit<br />

Ornamenten verzierten Teller vom Stand weg, den sie dem Männchen schenkte. Die<br />

Boronen hörten sich an als ob man <strong>ein</strong>en Transport-Container Kastanietten auskippte,<br />

ihr begeistertes Klackern war bis zu diesem Stand zu hören. Die Gruppe aus Boronen<br />

näherte sich <strong>ein</strong>em Stand mit Wasserpflanzen, dort begannen sie <strong>ein</strong>e Unterhaltung<br />

mit dem Mann, dem der Stand zu gehören schien. Die Teladi zogen weiter und die<br />

beiden Xenon gingen zu <strong>ein</strong>em Stand mit Pflanzen Kemmrich schlenderte gelassen<br />

über den Platz und setzte sich auf <strong>ein</strong>e Park-Bank aus Glas. Zwei argonische Kinder<br />

liefen zu ihm und sprachen ihn an, er lächelte und hob die Rechte Hand, er spitzte die<br />

Finger leicht zusammen dann hob er die Hand weiter: Lachend hoben sich die Kinder<br />

mit und schwebten schwerelos durch die Luft. Kemmrich führte die Hand nach oben,<br />

die Kinder hoben sich mit, bei jeder Bewegung. Sie lachten. Er senkte die Hand wieder<br />

und die Kinder schwebten zum Boden, wo sie sanft mit den Füssen aufsetzten. Sie<br />

lachten wieder, dann liefen sie tobend zu ihren Eltern, Kemmrich winkte zum<br />

Abschied. Redan konnte kaum glauben, dass die Kinder das als normal empfanden.<br />

Redan wurde von hinten angestubbst, es war Sanuma, die sich in <strong>ein</strong>en roten Schal<br />

gewickelt hatte:"Redan! Sieh nur dieser wunderbare Schal. Er ist herrlich weich. Bitte,<br />

holst du ihn mir?" Redan lächelte, so unbeschwert hatte er Sanuma die letzten vier<br />

Tazuras nicht erlebt:"Sicher doch." Er drehte sich zu der Verkäuferin, <strong>ein</strong>e Xenon mit<br />

rosa-metallic-farbigen Haaren:"Was kostet dieser Schal?" Sie antwortete mit <strong>ein</strong>em


Lächeln:"5 Credits." Redan reichte ihr <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Chip-Karte mit der entsprechenden<br />

Summe. Die mechanische Hand der Xenon nahm sie entgegen, dann bedankte sie sich<br />

höflich. Sanuma zog Redan weiter, zu <strong>ein</strong>em Stand mit Malereihen, sie sah sich um,<br />

<strong>ein</strong> Khaak kroch auf sie zu:"Guten Tag gnädiges Fräul<strong>ein</strong>, darf ich ihnen helfen?"<br />

Sanuma erschrak zuerst, so wie der Khaak es tat als sie stark ausatmete. Der Khaak<br />

sah sie <strong>ein</strong>en Moment an, es schien ihr nicht zu behagen, dann redete er weiter, über<br />

das kl<strong>ein</strong>e Gerät an s<strong>ein</strong>em Kopf:"Ich kann verstehen das sie Angst vor m<strong>ein</strong>er Rasse<br />

haben, seit sie in <strong>ein</strong>er Neural-Schnittstelle waren, aber hier in der Gem<strong>ein</strong>schaft wird<br />

ihnen niemand etwas tun, das ist das <strong>ein</strong>zige Gesetz hier:"Frieden bewahren." Ehrlich<br />

gesagt hat hier auch niemand das Bedürfnis mit bösem Willen Gewalt auszuüben. Was<br />

es hier gibt sind Schaukämpfe oder Duelle, aber k<strong>ein</strong>e destruktive Gewalt. Warten sie,<br />

nach ihren schrecklichen Erlebnissen, schenke ich ihnen <strong>ein</strong>es m<strong>ein</strong>er Bilder, suchen<br />

sie sich doch <strong>ein</strong>es aus." Sanuma sah den Khaak an, dieser fing erneut an zu<br />

sprechen:"Oh entschuldigung, ich habe mich nicht vorgestellt: M<strong>ein</strong> Name ist<br />

Archibald." Sanuma war die Angst aus dem Gesicht gewichen, <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Lächeln<br />

machte sich breit:"Danke. Freut mich, ich bin Sanuma Simten." Archibald legte den<br />

Kopf schief:"Sanuma. Ein schöner Name." Dann sah er auf die Gemälde:"Haben sie<br />

sich für <strong>ein</strong>es Entschieden?" Sanuma ging um die Malereien, dann nahm sie <strong>ein</strong>e<br />

hoch:<br />

Ein Sonnenuntergang am Meer. "Dieses hier finde ich besonders schön." "Dann gehört<br />

es ihnen." Sanuma sah glücklich auf das Bild:"Dankeschön." Sie verabschiedete sich<br />

von dem Khaak, dann gingen Redan und sie weiter. Ein paar Stände weiter, entdeckte<br />

sie <strong>ein</strong>en Schmuck-Handwerker, <strong>ein</strong> Teladi-Paar und <strong>ein</strong> Paar Xenon betrieben den<br />

Stand. Sanuma betrachtete <strong>ein</strong>en Tisch mit Diamanten-Colliers, sie atmete traurig<br />

aus, sowas konnte sie sich wohl nicht leisten. Redan glaubte zwar nicht daran, aber er<br />

fragte trotzdem das Teladi-Männchen:"Was kosten die Colliers dahinten?" Er zeigte auf<br />

Sanuma. Der Teladi sah Redan an:"Ssssie sssind neu hier, oder?" "Ja. Wieso?" "Nun<br />

ssssie haben sssichhhh nichhht gleichhh <strong>ein</strong>esss gegriffen. Diamanten sind hier so<br />

leicht zu bekommen wie Glasperlen, hier nehmen wir nur Credits für die Arbeit. M<strong>ein</strong>e<br />

Frau ist zwar aus der Profitgem<strong>ein</strong>schaft, aber <strong>ein</strong>e Betrügerin ist k<strong>ein</strong>e Teladi." Redan<br />

war überrascht:"Das ist ja interessant. Und was kosten ihre Arbeiten?" Die<br />

Rückenfinne des Teladi richtete sich auf:"Die großen 20 Credits, die kl<strong>ein</strong>en 15."<br />

Redan gingen die Augen über, Sanuma würde sich tierisch freuen "Gut, ich nehme <strong>ein</strong><br />

Großes und zwei Kl<strong>ein</strong>e." Die Zunge des Teladi zuckte über s<strong>ein</strong> rechtes<br />

Nasenloch:"Schön, das macht dann 50 Credits." Redan gab dem Echserich <strong>ein</strong>e<br />

entsprechende Credit-Karte und ging dann zu Sanuma:"Hey Schatz. Hier kann man<br />

sich so was leisten. Hier zählt nur die Arbeit, nicht das Material." Sie sah ihn ungläubig<br />

an "Wie bitte?" "Ehrlich. Ich habe eben den Teladi dort gefragt und ihm gleich drei<br />

bezahlt. Stell dir vor, zwei Kl<strong>ein</strong>e für insgesamt 30 Credits und <strong>ein</strong> Großes für 20." "Du<br />

nimmst mich auf den Arm." Redan musste lächeln:"Frag ihn doch wenn du mir nicht<br />

glaubst." Sanuma ging zu dem Teladi und sprach ihn an, er redete mit ihr, dann<br />

lächelte sie breit und rannte zu Redan. Sie umarmte ihn und sah sich die<br />

Schmuckstücke an. Ihre Wahl viel auf <strong>ein</strong> großes goldenes Collier mit Diamanten und<br />

Opalen, sowie <strong>ein</strong>em Kl<strong>ein</strong>en silbernen und <strong>ein</strong>em Goldenen. Sie legte das kl<strong>ein</strong>e<br />

goldene Schmuckstück gleich an. Eine Quazura verging, sie hatten ausgiebig<br />

<strong>ein</strong>gekauft, so auch Redan: Ein paar kl<strong>ein</strong>e Geräte deren Funktionen er interessant<br />

fand: Ein molekulares Küchensieb, das ungewünschte Schwebstoffe in der Speise<br />

anhand ihrer Molekularstruktur in <strong>ein</strong>em Kraftfeld abfing und <strong>ein</strong>e schwebende<br />

Taschenlampe, die ihm leicht surrend folgte, waren nur zwei Beispiele. Plötlich piepte<br />

das Armband an ihren Handgelenken, dann drang <strong>ein</strong>e Stimme daraus:"Sie haben<br />

<strong>ein</strong>e Nachricht bekommen, möchten sie sie entgegen nehmen?" Beide antworteten mit<br />

Ja. Ein Hologramm von Kemmrich erschien über dem Gerät:"Hallo m<strong>ein</strong>e Gäste, ich<br />

möchte euch jetzt zu euren Hotelzimmern bringen. Folgt bitte der Anzeige eurer<br />

Armbänder." Das Hologramm verblasste, <strong>ein</strong>e blass türkise transparente Holographie


<strong>ein</strong>er Kompass-Scheibe erschien, <strong>ein</strong> dicker roter Pfeil darauf wies in die Richtung in<br />

die sie mussten. Redan drehte sich, bis der Pfeil nach vorne zeigte. Da konnte er nicht<br />

durch, dort stand <strong>ein</strong> Imbiss. Er und Sanuma gingen um den Imbiss und folgten dann<br />

dem Pfeil weiter. 3 Mizuras später kamen sie dort an, wo sie den Markt betreten<br />

hatten. Kemmrich saß noch immer auf der Bank, die beiden Teladi der Gruppe saßen<br />

neben ihm. Neben den Teladi wiederum, standen ihre Einkäufe: Der Teller von vorhin,<br />

<strong>ein</strong> Bild -offensichtlich hatten sie Archibald besucht-, <strong>ein</strong>e Taschenlampe wie sie sich in<br />

Redans Tüte befand, <strong>ein</strong> bisschen Schmuck, <strong>ein</strong>e seltsame Speise, auf derer<br />

Folienverpackung das Bild <strong>ein</strong>es Menschen darstellte, der s<strong>ein</strong>e acht Glieder von sich<br />

streckte und letztendlich <strong>ein</strong>e schwebende Platte, auf der die Einkäufe standen.<br />

Redan setzte sich zu der Gruppe.<br />

Lasmios war be<strong>ein</strong>druckt von den Gepflogenheiten hier: Dinge nach dem Wert der<br />

entsprechenden Arbeit und nicht nach ihren Kosten zu verkaufen, wäre selbst auf<br />

Ianamus Zura nicht möglich gewesen. Er sah auf das kl<strong>ein</strong>e Medallion, das er von<br />

<strong>ein</strong>em Xenon gekauft hatte: Es war <strong>ein</strong> großer münzenförmiger Diamant, der von<br />

<strong>ein</strong>em silbernen Ring umschlossen an <strong>ein</strong>e Kette gebunden war. In den Diamanten war<br />

<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Bild der Erde <strong>ein</strong>gesetzt, welches aus Topassen für die Meere, Quarz für die<br />

Pole, Diamanten für die Wolken und Smaragden für die Kontinente bestand. Es war<br />

sehr kl<strong>ein</strong> und filigran, wodurch es nicht all zu kitschig wirkte. Aber Lasmios<br />

interessierte eher die f<strong>ein</strong>e Verarbeitung als das Motiv. Das kl<strong>ein</strong>e Schmuckstück<br />

baumelte um s<strong>ein</strong>en Hals, Simaneas trug <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Kette, mit zwei schwarzen Perlen<br />

links und rechts, die fast wie ihr Schuppenpanzer aussahen. Weiterhin hatte das<br />

Schmuckstück <strong>ein</strong>en großen Opal in der Mitte und bestand aus Gold, welches<br />

wunderbar mit ihren Augen harmonierte. Er hatte heute auch s<strong>ein</strong> erstes<br />

nichtteladianisches<br />

Gericht gekostet: Schafskäse-Brot. Ein Mann, der sagte er käme aus<br />

dem ehemaligen Griechenland auf Terra, verkaufte es neben anderen intensiv<br />

duftenden Speisen. Lasmios und Simaneas gefiel der Geschmack des Brotes auf<br />

anhieb und die Nano-Maschinen aus der Kapsel taten ihre Arbeit ansch<strong>ein</strong>end wie<br />

Thorsten es gesagt hatte. Die beiden Teladi hatten gleich <strong>ein</strong> Stück des<br />

handgemachten Brotes gekauft. Der Paranide kam zu der Gruppe, er hielt <strong>ein</strong> flaches<br />

kl<strong>ein</strong>es Gerät in der Hand, welches er als "heiligstes aller Rechenmaschinen" titulierte.<br />

Der Split näherte sich nun von der anderen Seite, mit <strong>ein</strong>em verzierten Messer, das er<br />

in <strong>ein</strong>em Gürtel trug. Ein schmales Grinsen lag auf s<strong>ein</strong>en dünnen Lippen. Auch die<br />

beiden Xenon waren nun angekommen: Die männliche Maschine trug <strong>ein</strong>e große<br />

Platte mit Pflanzen aller Art, jede schön auf ihre Weise. Die weibliche Xenon trug<br />

hingegen nur zwei mittelgroße Blumentöpfe. Aber Noa trug so viele Sachen, das alles<br />

musste gut und gerne 600 Kilo wiegen. Der Split sah mit aufgerissenen Augen auf den<br />

Roboter. Auch Beetle kam langsam heran, mit drei kunstvoll verzierten Schüsseln.<br />

Thorsten erhob sich von der Bank.<br />

Na gut, die Gruppe war wieder beisammen, dann konnte Thorsten sie ja in das Hotel<br />

bringen. Er lief über die Straße und auf das zehntgrößte Gebäude der Stadt zu. Die<br />

Gruppe folgte ihm. Jetzt erreichte er die großen silbernen Türen des Hotel-Towers. Sie<br />

betraten die Eingangshalle und gingen auf den transparenten Aufzugsschacht zu.<br />

Thorsten sah sich um, alles war zur vollsten Zufriedenheit: Der weiße Teppich und die<br />

Säulen aus Marmor waren blitzend sauber. Der große Springbrunnen spieh riesige<br />

Fontänen in die rund siebzig Meter hohe Kuppel der Eingangshalle. Sie stiegen in den<br />

großen Fahrstuhl, er brachte sie in die oberen Etagen, was er mit leise zischenden<br />

Geräuschen tat. Oben angekommen, sagte Thorsten ihnen, wie sie in ihre Zimmer<br />

kommen würden:"Wenn ihr nun bitte eure Armbänder betrachten würdet...." alle<br />

hoben ihre Arme auf Brusthöhe, dann lud Thorsten die Wegbeschreibung über Funk in<br />

die Geräte, daraufhin erschienen die gleichen Wegweiser, die sie auf dem Marktplatz<br />

zu ihm zurück geführt hatten"...Wenn ihr diesen Hologrammen folgt, dann kommt ihr<br />

zu euren Zimmern. Ihr könnt sie so ausstatten wie die Zimmer auf der Destiny. Ein


paar Luxus-Einrichtungen gibt es auch, ihr könnt die Wegbeschreibung aus euren<br />

Armbändern abfragen. Wenn ihr mich nun entschuldigt, dann würde ich gerne die<br />

Wohnungsvorschläge für euch zusammen suchen." Alle nickten. Thorsten nutzte<br />

s<strong>ein</strong>en Sprungantrieb, nachdem alle den Fahrstuhl verlassen hatten.<br />

Tikmanotslat hatte s<strong>ein</strong> Zimmer schnell gefunden und ausgestattet. Dann liess er sich<br />

von diesem kl<strong>ein</strong>en Gerät die Wegbeschreibung zu den Luxus-Einrichtungen geben.<br />

Dieser Planet war be<strong>ein</strong>druckend, mehr als be<strong>ein</strong>druckend, fast sogar als heilig zu<br />

bezeichnen. Dieser kl<strong>ein</strong>e Computer, den er auf dem Markt für nur 25 Credits gekauft<br />

hatte, arbeitete besser und schneller als der heilige Groß-Computer des Schockwellen-<br />

Forschungszentrums. Tikmanotslat verliess den Raum und ging, der Wegbeschreibung<br />

folgend, durch die weißen Gänge, bis er zu <strong>ein</strong>er silbernen Tür gelangte. Als er sich<br />

vor die Tür stellte, öffnete sie sich und ihm kam <strong>ein</strong>e willkommene schwelende Hitze<br />

entgegen. Er trat <strong>ein</strong> und die Tür schloss sich hinter ihm. Wieder glaubte er, s<strong>ein</strong>e<br />

Augen hätten ihn im Stich gelassen: Vor ihm breitete sich <strong>ein</strong>e rund fünfzig mal<br />

fünfzig Meter breite Wüste aus. Eine Stimme drang wieder aus der Uhr:"Willkommen<br />

im Sandbad, <strong>ein</strong>er Luxus<strong>ein</strong>richtung für Paraniden. Der hier im Becken liegende Sand,<br />

ist in <strong>ein</strong>em Kraftfeld, welches ihn ähnlich fliessen lässt, wie Wasser. Gebrauch:<br />

Entkleidung bis auf Unterwäsche, dann das Becken betreten." Tikmanotslat zog s<strong>ein</strong>e<br />

Klamotten aus und stieg langsam in das Becken. Tatsächlich, der Sand floss beiseite<br />

wie Wasser. Eine vierstufige Treppe führte ihn so weit in den Sand, das er ihm bis zur<br />

Hüfte reichte. Er liess sich in den Sand sinken und setzte sich auf die dritte Stufe. An<br />

der Wand, wo man saß, war <strong>ein</strong>e breite St<strong>ein</strong>fläche mit zahlreichen Erhebungen, fast<br />

wie Felsen auf Sand. Er liess sich noch etwas tiefer sinken, oh Imperator...das fühlte<br />

sich wirklich gut an. Der brütend heiße Sand erhitzte s<strong>ein</strong>e Glieder wohltuend. Auf<br />

<strong>ein</strong>mal spürte er <strong>ein</strong>e Berührung am Hinterkopf, er sah mit s<strong>ein</strong>em mittleren Auge<br />

nach oben. Eine Paranidin. Sie sah ihn erst jetzt:"Oh verzeiht. Wir haben euch nicht<br />

bemerkt." "Schon gut. Uns ist ja nichts geschehen. Wer seid ihr?" "Wir sind<br />

Tismunislet, vierte Mathematikerin des Unter-Priesters. Und ihr?" "Wir sind<br />

Tikmanotslat, Schockwellen-Mathematiker des Priester-Konglomerats." "Oh, welch<br />

Ehre euch zu begegnen. Ihr seit wahrlich zu verehren." "Wir danken euch. Wolltet ihr<br />

in das Sandbad?" "Ja." "Dann setzt euch doch zu uns." Sie setzte sich. Sie erzählte<br />

ihm, das sie vor sechs Tazuras kurz davor war, die Sprungformel zu lösen. Dann sei<br />

dieser Argone aufgetaucht, dem dieser Planet gehörte und brachte sie mit s<strong>ein</strong>en<br />

Fähigkeiten dazu, mit zu kommen. Sie wartete bereits seit 5 Tazuras hier, bis er sie zu<br />

ihrer Wohnung bringen wollte. Mit <strong>ein</strong>em anderen Paraniden der noch kommen würde,<br />

hatte er gesagt. Tikmanotslat erzählte ihr, das er heute erst angekommen sei, sie<br />

lachte:"Dann seid ihr also der Grund, warum ich hier gewartet habe." Die beiden<br />

unterhielten sich noch die ganze Nazura und bestellten ab und zu etwas beim<br />

Computer.<br />

Thorsten sprang in s<strong>ein</strong> Haus, mitten in <strong>ein</strong>em Tal voller Gräser und Nadelwälder, es<br />

erinnerte an die Vegetation von skandinavischen Ländern. Er legte sich hin und suchte<br />

s<strong>ein</strong>en Planeten mit s<strong>ein</strong>en Naniten ab. Er hatte schon <strong>ein</strong> paar Stellen für die<br />

<strong>ein</strong>zelnen Häuser im Kopf, aber er wollte verhindern, das er sie im Revier <strong>ein</strong>es<br />

brütenden Tieres aufstellt, n<strong>ein</strong>, alle Plätze waren <strong>ein</strong>wandfrei. Es war an der Zeit,<br />

s<strong>ein</strong>er Heimat mal wieder <strong>ein</strong>en Besuch abzustatten. S<strong>ein</strong>e Gäste waren bestens<br />

versorgt, also wollte er noch <strong>ein</strong>en Abstecher zur Erde machen. Dort konnte er gut<br />

entspannen. Ein blauer Blitz, und er erschien in <strong>ein</strong>er Abstellkammer in <strong>ein</strong>em<br />

Kaufhaus. Nicht unbedingt <strong>ein</strong> schöner Ort um auf s<strong>ein</strong>er Heimatwelt aufzutauchen,<br />

aber er wollte bummeln gehen, es entspannte ihn. Neben den Toiletten waren<br />

Abstellkammern die <strong>ein</strong>zigen Orte in den Kaufhäusern, die nicht video-überwacht<br />

wurden; klar wo Thorsten lieber auftauchen würde. Er öffnete den Schloss-<br />

Mechanismus und ging aus der Tür. Unauffällig mischte er sich unter die Menge. Es<br />

war <strong>ein</strong> normales Einkaufszentrum wie es heutzutage üblich war auf der Erde: Glas<br />

und Stahl dominierten die Konstruktion, Marmor bildete den Fussboden. Er lief an


zahlreichen Geschäften vorbei und klapperte die Läden nach Spielsachen ab. Er hatte<br />

nämlich <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Tradition auf s<strong>ein</strong>em Planeten weitergeführt: Die Bescherung an<br />

Weihnachten. Für ihn war es wie für alle Christen <strong>ein</strong> Feiertag der ganz besonderen<br />

Art. Deswegen machte er gerne Spaziergänge durch Kaufhäuser, um Geschenke für<br />

jedes intelligente Wesen auf s<strong>ein</strong>em Planeten zu suchen. Er scannte die<br />

Molekularstruktur von passenden Sachen und duplizierte sie zu Weihnachten. Es war<br />

zwar erst Juli, aber Thorsten hatte gerade Zeit und Lust die Geschäfte abzusuchen. Er<br />

war in der Spielzeugabteilung des Geschäftes: Eine neue Generation von<br />

Wasserpistole war im Zuge des Sommers entwickelt worden. Er scannte die<br />

Produktreihe und ging noch <strong>ein</strong> bisschen weiter.<br />

Was gab es wohl für neue Musik? Thorsten ging in die Musik-Abteilung. Klar hätte er<br />

die Musik auch <strong>ein</strong>fach aus dem Internet der Erde oder vom Zentralrechner der Musik-<br />

Firma runterladen können, doch wenn er die CD's kaufen würde, gäbe das Profit für<br />

die Firmen, die somit diesen Künstler weiter fördern würden, ausserdem hatte er das<br />

Geld ja. Er durchstöberte die Datenbank an der man sich Musik anhören konnte: Da<br />

waren <strong>ein</strong> paar Titel die ihm gefielen. Er ging zu dem ausgewiesenen Regal und nahm<br />

die rund drei Centimeter im Durcmesser messenden BL-Discs. BL war die abkürzung<br />

für "Blauer Laser", denn blaues Licht hatte die kürzeste Wellenlänge und somit konnte<br />

man die Daten sehr eng zusammendrücken. Dieses Prinzip war völlig ausreichend für<br />

Musik-Stücke und hielt sich seit 927 Jahren. Thorsten bezahlte und ging zurück in den<br />

Strom aus Menschen.<br />

Was war das? Ein Mann ging an ihm vorbei. Ein schwarzer Trenchcoat hüllte ihn <strong>ein</strong>,<br />

Thorsten konnte Sprengstoff an ihm riechen und die Sensoren in s<strong>ein</strong>em Körper<br />

meldeten ihm die elektromagnetischen Felder von <strong>ein</strong>er Energiewaffe. Thorsten drehte<br />

sich um, da riss der Mann mitten in der Menge s<strong>ein</strong>en Trenchcoat auf: Darunter war<br />

<strong>ein</strong> schwarzer Schutzanzug, <strong>ein</strong> Gürtel aus Sprengstoff und <strong>ein</strong>e Schnell-Feuer-Gauss-<br />

Waffe. Thorsten las die Gedanken des Mannes: Der Kerl wurde von diesem Kaufhaus<br />

gefeuert, weil er als Sicherheitswache <strong>ein</strong>en Ladendieb ohne Grund erschossen hatte.<br />

Jetzt wollte dieses Monster sich rächen, indem er sich und <strong>ein</strong> paar Leute in die Luft<br />

jagte. "K<strong>ein</strong>er bewegt sich oder ich knall ihn ab! Runter auf den Boden." Die Menschen<br />

um Thorsten warfen sich schreiend auf den Boden. Thorsten machte zum Sch<strong>ein</strong> mit.<br />

Er hätte den Irren auch <strong>ein</strong>fach durch <strong>ein</strong>en Herzinfarkt töten können oder ähnliches,<br />

aber Thorsten hatte in s<strong>ein</strong>em Leben noch nie jemanden umgebracht, und dabei<br />

wollte er es auch belassen. Hätte er ihn über neuronale Kontrolle <strong>ein</strong>fach aus dem<br />

Kaufhaus gehen lassen, wäre er später noch <strong>ein</strong>mal wiedergekommen, wenn Thorsten<br />

nicht da gewesen wäre. In der Linken hielt der Irre den Zünder für den Sprengstoff, in<br />

der Rechten das Gauss-MG. Der Mann nahm <strong>ein</strong>e Frau aus der Menge und hielt sie als<br />

Geisel, den Lauf der Waffe drückte er ihr an die Schläfe; sie w<strong>ein</strong>te panisch. "Halt's<br />

Maul! Oder ich knall dich ab!" Jetzt war es Thorsten zuviel, er stand auf, der<br />

Bewaffnete schrie ihn an:"Runter mit dir, oder ich jag dir ne Kugel in die Brust."<br />

Thorsten ging auf ihn zu, der Irre nahm die Waffe von der Schläfe der Frau und<br />

feuerte mehrmals auf Thorsten: Die Kugeln wurden an s<strong>ein</strong>er Brust zerdrückt. "Was<br />

zum..." Erneut schoss der Mann auf ihn, die Frau warf er zur Seite auf den Boden.<br />

Thorsten griff nach der Öffnung des Laufs, nun zerschellten die Kugeln an s<strong>ein</strong>er<br />

Handfläche. Der Mann riss die Augen auf und drückte den Zünder. Thorsten<br />

unterbrach mit s<strong>ein</strong>en Naniten den Stromimpuls zum Sprengstoff, dann machte er den<br />

Zünder unbrauchbar, so als ob das Gerät durchgebrannt sei. Er zerquetschte den Lauf<br />

der Waffe um sie ungefährlich zu machen. Als der Irre das Kreischen des sich<br />

verbiegenden Metalls hörte, wollte er Thorsten mit <strong>ein</strong>em Messer angreifen. Thorsten<br />

griff nach der heranschnellenden Klinge, interessant, der Mann hatte kybernetische<br />

Implantate zur Verstärkung der Muskelkraft. Egal, Thorsten nahm die Klinge zwischen<br />

Daumen und Zeigefinger und drückte diese zusammen, bis sie zersprang. Jetzt wollte<br />

der Entwaffnete ihn mit <strong>ein</strong>em rechten Haken schlagen, Thorsten ergriff die Faust mit<br />

der Rechten, in s<strong>ein</strong>er Linken hielt er ja die Tüte mit den CD's, und drückte die Faust


nur so fest zusammen, das der Mann sich nicht losreissen konnte...und vielleicht <strong>ein</strong><br />

paar Finger brachen -Das war für die Frau-, was auch mit satten Knack-Geräuschen zu<br />

hören war. Der Mann stöhnte vor Schmerz. Dann riss Thorsten den Mann vom Boden<br />

und warf ihn mit <strong>ein</strong>er lockeren Armbewegung aus der Schulter gut 150 Meter weit in<br />

<strong>ein</strong>en Brunnen. Thorsten sprang hinterher, aus dem Ring aus verwirrten Menschen<br />

hinaus, die über das Geschehnis raunten. Thorsten landete punktgenau am Rand des<br />

flachen Wasserbeckens, ohne im Wasser zu landen. Über ihm war <strong>ein</strong> Loch im Boden<br />

des nächsten Geschosses, damit die Leute von dort auf den Brunnen sehen konnten.<br />

Und das taten sie, nachdem <strong>ein</strong> Mann im schwarzen Trenchcoat schreiend darin<br />

gelandet war und kurz darauf <strong>ein</strong> anderer dort mit <strong>ein</strong>em Sprung landete. Der Mann<br />

kam gerade in die Krabbel-Position, als er sich wieder aufrichten wollte. Thorsten<br />

wusste genau wie er den Irren festhalten konnte, ohne ihn zu verletzen: Er lud mit<br />

s<strong>ein</strong>en Naniten <strong>ein</strong>e cryogenische Ladung in s<strong>ein</strong>er rechten Hand, es war das selbe<br />

Prinzip wie bei <strong>ein</strong>er Eis-Granate der Erdstreitkräfte. Dann berührte er das Wasser mit<br />

dieser Ladung:<br />

Ausgehend von s<strong>ein</strong>er Hand gefror das gesamte Wasser im Brunnen, die Fontänen<br />

erstarrten zu <strong>ein</strong>er hübschen Form, wie Palmen aus Eis. Es war eigentlich <strong>ein</strong> schönes<br />

Bild, als die eisblaue Energiewelle aus Thorstens Hand in <strong>ein</strong>em sich weiter<br />

ausdehnenden Kreis das Wasser bei Kontakt augenblicklich gefror. Nur der Irre fand es<br />

nicht so schön, wütend und stöhnend versuchte er sich aus der Eisdecke zu befreien.<br />

Der Sicherheitsdienst bog um die Ecke, Thorsten verwischte s<strong>ein</strong> Gesicht in der<br />

Erinnerung der Menschen im Kaufhaus und löschte die Überwachungsaufzeichnungen.<br />

Er hätte auch die gesamte Erinnerung der Menschen an dieses Ereignis löschen<br />

können, doch dann wäre der irre Ex-Wachmann irgendwann wiedergekommen und<br />

hätte Menschen getötet, ausserdem wäre er s<strong>ein</strong>er gerechten Gefängnisstrafe<br />

entgangen. Ein Wachmann hinter ihm rief nach ihm:"Halt! Umdrehen und Hände<br />

hoch." Wäre Thorsten jetzt von diesem Ort mit s<strong>ein</strong>em Sprungantrieb geflüchtet, hätte<br />

er <strong>ein</strong>e gesamte Ersatzgeschichte in die Köpfe der Menschen implantieren müssen, da<br />

würde er lieber mit dem Wachmann fangen spielen. Thorsten drehte sich mit<br />

erhobenen Händen um.<br />

Das war wieder <strong>ein</strong> toller Tag! John hatte sich auf <strong>ein</strong>e ruhige Tagesschicht gefreut und<br />

jetzt waren zwei Irre dabei sich in s<strong>ein</strong>em Kaufhaus zu verprügeln. Nach dem was er<br />

auf den Überwachungsmonitoren gesehen hatte, waren es Mod-People. Er hasste<br />

diese Freaks, die sich kybernetische Implantate <strong>ein</strong>setzen liessen um stärker zu<br />

werden. Er kannte sich zwar nicht sehr gut mit diesen Erweiterungen aus, aber das es<br />

welche gab wodurch <strong>ein</strong> Mann <strong>ein</strong>en anderen über hundertfünfzig Meter weit werfen<br />

konnte, hatte er nicht gewusst. Der Typ im blauen Hemd drehte sich mit erhobenen<br />

Händen zu ihm um. sch****e! Der Kerl sprang aus dem Stand vier Meter nach oben<br />

und hielt sich mit der rechten Hand am Geländer des Aussichtslochs fest, wobei er<br />

sich in <strong>ein</strong>er fliessenden Bewegung mit <strong>ein</strong>em Salto darüber schwang und losrannte.<br />

S<strong>ein</strong>e Kollegen kümmerten sich um den Typ im Trenchcoat, also wollte er hinter dem<br />

Anderen her. "Computer! Wach-Notleiter in den nächsten Stock!" Ein kl<strong>ein</strong>er Griff kam<br />

aus der Wand neben ihm geschossen und <strong>ein</strong> Loch in der Decke öffnete sich. Er nahm<br />

den Griff und wurde ruckartig in den nächsten Stock katapultiert. Dann nahm er <strong>ein</strong>e<br />

Abkürzung durch <strong>ein</strong> Mode-Geschäft. Er sprang über <strong>ein</strong>en flachen Tisch mit<br />

Sonderangeboten und erreichte den davon rennenden Mann.<br />

Er sah sich nach John um, ansch<strong>ein</strong>end wartete er auf ihn. Der Kerl rannte weiter,<br />

mann hatte der <strong>ein</strong>en Zahn drauf. Langsam ging John die Puste aus und dieser Typ<br />

rannte ohne irgendwelche Ermüdungsersch<strong>ein</strong>ungen ungefähr fünfzig Meter vor ihm.<br />

John blieb stehen und feuerte <strong>ein</strong> paar mal auf den Flüchtigen: Der Mann duckte sich<br />

mit enormer Geschwindigkeit unter den Energieladungen weg und machte Seitwärts-<br />

Saltos wenn die Schüsse in die Nähe s<strong>ein</strong>er Füsse kamen. John lud die Waffe im<br />

Laufen nach, der Typ im blauen Hemd blieb beständig vor ihm. Egal wie viel John sich<br />

auch anstrengte, er kam nicht näher an den Mann heran. Sie kamen wieder in <strong>ein</strong>en


elebten Gang, der Flüchtige bahnte sich geschickt <strong>ein</strong>en Weg durch die Masse, John<br />

kam nur knapp hinterher.<br />

Ha! Da würde der Kerl nicht durchkommen! Johns Kollegen hatten ansch<strong>ein</strong>end den<br />

Alarm ausgelöst, wodurch alle Treppenhäuser und Aufzüge verschlossen wurden. Die<br />

Panzertür zum Treppenhaus könnte man höchstens mit <strong>ein</strong>er Waffe oder <strong>ein</strong>em<br />

Schweissgerät aufbekommen. John kam immer näher. Doch was war das? Der Typ im<br />

blauen Hemd holte mit dem rechten Arm aus und schlug gegen die Tür: Diese wurde<br />

krachend aus ihren Angeln gerissen und flog ins Treppenhaus. "Was zur Hölle?!" John<br />

traute s<strong>ein</strong>en Augen nicht, der Kerl hatte <strong>ein</strong>e Panzertür aus Titan aus ihren Angeln<br />

geschlagen. Jetzt lief er ins Treppenhaus, John folgte ihm und konnte gerade noch<br />

erkennen, wie der Flüchtige mit <strong>ein</strong>em Sprung 4 Stockwerke nach oben hechtete und<br />

sich am Geländer der Treppe festhielt, dann sprang er ab, drehte sich in der Luft und<br />

hielt sich 10 Stockwerke höher an <strong>ein</strong>em weiteren Geländer fest. Ansch<strong>ein</strong>end<br />

strengte er sich nicht mal an. Was war das für <strong>ein</strong> Ding? John sah nach rechts: In der<br />

Wand gegenüber dem Eingang steckte die deformierte Panzertür bis zur Hälfte in der<br />

Wand. "Computer! Jet-Fahrstuhl: Freigabe John Tremts, Dienstnummer 57869/2583."<br />

Mit <strong>ein</strong>em Zischen öffnete sich <strong>ein</strong>e Tür in der Wand und <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Aufzugskabine<br />

kam dahinter zum Vorsch<strong>ein</strong>. John stieg <strong>ein</strong> und drückte den Knopf für das Dach. Ein<br />

Ausgleichsmechanismus wie bei <strong>ein</strong>em Raumschiff glich die G-Kräfte aus, als der<br />

Fahrstuhl aus dem Stand mit annähernder Schallgeschwindigkeit nach oben schoss.<br />

Die Aufzugskabine öffnete sich und John konnte sehen, wie der Flüchtige mit<br />

angezogenen B<strong>ein</strong>en und abgestreckten Armen aus der Tiefe am Geländer vor ihm<br />

vorbeischoss und ihm direkt in die Augen sah. John feuerte <strong>ein</strong> paar mal auf die<br />

Gestalt, er traf auch, doch die Energieladungen zeigten k<strong>ein</strong>e Wirkung...der Mod war<br />

nicht betäubt, er setzte direkt vor John auf und sah ihm lächelnd ins Gesicht. Dann<br />

rannte der Typ auf das Dach hinaus. John rannte hinterher, der Flüchtige stand am<br />

Rand des Daches. Der Kerl ging noch <strong>ein</strong>en Schritt auf das Geländer zu, John dachte<br />

er wollte springen:"Hey Mann! Mach nichts Unüberlegtes." Der Mann warf ihm <strong>ein</strong><br />

freundliches Lächeln über die Schulter zu, dann beugte er die B<strong>ein</strong>e etwas an und<br />

sprang...ungefähr 100 Meter in die Höhe und auf das nächste Dach, welches rund<br />

zweihundert Meter von diesem Gebäude entfernt war. Sanft setzte das Ding auf dem<br />

Dach auf und rannte hinter <strong>ein</strong>en Treppenhaus<strong>ein</strong>gang. John glaubte, <strong>ein</strong>en blauen<br />

Blitz dahinter erkennen zu können. Bei <strong>ein</strong>em war er sich sicher: So würde das nicht<br />

in s<strong>ein</strong>em Bericht stehen. Schliesslich wollte er nicht in die Klapse. Er würde<br />

schreiben, das der Typ <strong>ein</strong>e Schall-Waffe hatte und damit die Tür <strong>ein</strong>geschossen hatte,<br />

dann sei er mit <strong>ein</strong>em Jet-Pack durchs Treppenhaus geschossen und vom Dach<br />

geflüchtet. Den Rest konnte er mit den offensichtlichen kybernetischen Implantaten<br />

erklären. Aber <strong>ein</strong>es bohrte besonders in Johns Gedanken: Wieso konnte er sich nicht<br />

an das Gesicht von dem Kerl erinnern?<br />

Thorsten materialisierte in s<strong>ein</strong>em Haus. Das war <strong>ein</strong>e amüsante Verfolgungsjagd<br />

gewesen. Manchmal liebte er es <strong>ein</strong>fach, derartige Verfolgungsjagden abzuhalten. Es<br />

brachte etwas Farbe ins Leben. Thorsten hatte noch sechs Stunden, bis der Tag wieder<br />

anbrechen würde. Er setzte sich in s<strong>ein</strong>en Sessel, übertrug die Musik, die er gekauft<br />

hatte, in den Speicher s<strong>ein</strong>es Heim-Computers und verbrachte die nächsten sechs<br />

Stunden mit musikhören.<br />

Die Sonne ging auf und langsam drang das Licht durch das Fenster rechts neben ihm<br />

und durch s<strong>ein</strong>e Augenlieder. Dieses herrliche Gefühl der Wärme und des Lichts. Er<br />

öffnete die Augen, <strong>ein</strong> Vogel saß auf dem Fensterbrett und huldigte dem Morgen mit<br />

<strong>ein</strong>em Lied. Thorsten stoppte die Wiedergabe der Musik durch den Heim-Computer<br />

und stand auf. Der creme-farbene Sessel tat nun schon seit 50 Jahren gute Dienste.<br />

Auf <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Couchtisch vor ihm lagen drei Bücher die er auf die herkömmliche<br />

Weise gelesen hatte. Geschrieben von Mitgliedern der Gemeischaft. Es waren Bücher<br />

über Abenteuer-Geschichten, Science-Fiction und <strong>ein</strong>e Komödie. Sie hatten ihn gut<br />

<strong>ein</strong>e Stunde beschäftigt. Tja, alte Gewohnheiten legt man schlecht ab, Thorsten


machte sich Frühstück: Er orderte sich zwei Scheiben Toast, etwas Himbeer-<br />

Marmelade, etwas Butter, <strong>ein</strong>en Kaffee und <strong>ein</strong>en Kakao. Er nahm sich <strong>ein</strong> Messer aus<br />

<strong>ein</strong>er Schublade, schmierte die Toasts und setzte sich an den Küchentisch. Als<br />

nächstes stellte er ,it s<strong>ein</strong>en Naniten <strong>ein</strong>e Verbindung zu den Nachrichten-Netzen der<br />

verschiedenen Völker her und las die Nachrichten, wie die Journalisten sie verfassten.<br />

Er hatte alles heute Nacht selbst beobachtet, nur liebte er die Comics und die Texte.<br />

Eine viertel Stunde später hatte er alle Zeitungen gemächlich durchgelesen. Thorsten<br />

sah nach s<strong>ein</strong>en Gästen: Bis auf Nume und s<strong>ein</strong>e Familie waren alle wach und<br />

frühstückten. Ach, da wurde Nalo wach, dann konnte es auch nicht mehr lange<br />

dauern, bis s<strong>ein</strong>e Eltern aufstehen mussten. Thorsten entschied sich, noch <strong>ein</strong>en<br />

kl<strong>ein</strong>en Spaziergang zu machen, <strong>ein</strong> Schritt aus der Tür und der warme Sommerwind<br />

fuhr ihm ins Gesicht.<br />

Das Leben blühte: Kaninchen hoppelten durch das Gras, Vögel zwitscherten im Flug<br />

und Schmetterlinge flatterten von Blüte zu Blüte. Wie gut erinnerte Thorsten sich an<br />

die Station, auf der er <strong>ein</strong>e gewisse Zahl an Arten auf die ausreichende Menge<br />

Individuen gezüchtet hatte um sie auf diesem Planeten auszusetzen. Hier gab es jede<br />

Art, die es auch auf der Erde gab, nur hatte jedes Wesen <strong>ein</strong>en Nano-Computer im<br />

Hirn, der intelligente Wesen als Freunde ersch<strong>ein</strong>en liess. Er ging an <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en<br />

Bach vorbei, der mittlerweile verwildert war. Zu Anfang hatte Thorsten, wie bei jedem<br />

Terraformer-Projekt, Pflanzen-Arten nach ihrem natürlichen Klima-Gebiet ausgesät<br />

und sie wachsen lassen, dann hatte er die entsprechenden Tiere ausgesetzt. Alles war<br />

prächtig gediehen und er liess es verwildern. Nur dort, wo er große Städte geplant<br />

hatte, hatte er den Boden durch <strong>ein</strong>e dicke Felsschicht isoliert und somit verhindert,<br />

das sich dort Pflanzen oder Tiere ansiedelten. Das <strong>ein</strong>zige, was es hier gab und auf der<br />

Erde nicht, waren wild wachsende Nutzpflanzen von den Planeten der Argonen. Er<br />

hatte sie in Gebieten angepflanzt, wo sie in Mischwäldern k<strong>ein</strong>e starke Konkurrenz für<br />

die Erd-Pflanzen waren. So konnte es ab und zu geschehen, dass man durch <strong>ein</strong>en<br />

Nadelwald ging und auf <strong>ein</strong>e argonische Eiche stiess. Thorsten folgte dem kl<strong>ein</strong>en<br />

Bach und gelangte an <strong>ein</strong>en großen Granit-St<strong>ein</strong>. Er setzte sich auf das erwärmte<br />

Gest<strong>ein</strong> und sah zu der Sonne, er zoomte etwas heran: Eine wunderschöne<br />

Sonneneruption stiess ins All. Er blinzelte kurz, als er s<strong>ein</strong>e Sicht auf normal stellte,<br />

dann löste er s<strong>ein</strong>e Schuhe und Socken auf und liess die Füsse im klaren Wasser<br />

baumeln. Eine Stunde verging: Jetzt war es wohl an der Zeit, s<strong>ein</strong>en Gästen ihre<br />

Häuser zu stellen. Er schickte <strong>ein</strong>e Nachricht an ihre Armbänder, die ihnen sagte, sie<br />

sollten sich bereit machen, ihre Häuser zu bekommen. Dann würde er sie nach und<br />

nach abholen, ihre Wertsachen und Einkäufe würden in ihre neuen Wohnungen<br />

teleportiert werden. Eine weitere halbe Stunde genoß er das frische Wasser, dann<br />

stand er auf, erzeugte Socken und Schuhe an s<strong>ein</strong>en Füssen und benutzte s<strong>ein</strong>en<br />

Sprungantrieb um ins Hotel zu gelangen. Als erstes wollte er Nume und s<strong>ein</strong>e Familie<br />

<strong>ein</strong>quartieren, dann könnte er das Haus der drei aus dem kl<strong>ein</strong>en Sub-Raum-<br />

Frachtraum holen, in dem er es, in <strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er Naniten, untergebracht hatte. Der<br />

blaue Blitz erhellte den Korridor vor dem Zimmer der Familie Mi, dann stand Thorsten<br />

vor ihrer Tür. Er klopfte an, kurze Zeit später kam Nalo an die Tür und lächelte, er sah<br />

ins Zimmer:"Papa! Herr Kemmrich ist da." Nume kam an die Tür, gefolgt von s<strong>ein</strong>er<br />

Frau. Thorsten begann zu sprechen:"Wollen wir dann los? Ich habe bereits <strong>ein</strong>ige<br />

Plätze für euer Haus ausgesucht." Auf Numes Rüssel formte sich <strong>ein</strong> Lächeln.<br />

Nume fand dieses Hotel zwar nicht schlecht, aber er wollte wieder in s<strong>ein</strong>em eigenen<br />

Haus leben."Ja, wir freuen uns schon auf unsere neue Wohngegend." Nume und s<strong>ein</strong>e<br />

Familie traten durch das Feld, das das Wasser in ihrem Hotel-Zimmer hielt. Thorsten<br />

ging kurz zu der Tür und sprach ins Hotelzimmer:"Computer. Freigabe des Hotel-<br />

Zimmers. Wiederherstellung des Standard-Raums." Ein leichtes Piepen drang aus dem<br />

Zimmer, gefolgt von <strong>ein</strong>er Computerstimme:"Authorisation bestätigt, stelle Basis-<br />

Raum wieder her." Das Wasser im Raum lief ab, dann verschwanden in hellen Blitzen<br />

die Möbelstücke, der grün gefärbte Raum nahm wieder <strong>ein</strong>e weiße Farbe an und die


Wände verschwanden im Boden. Das Kraftfeld an der Tür löste sich auf. Hinter der Tür<br />

war nun <strong>ein</strong> steriler weißer Raum, ohne irgendwelche Unterteilungen. Thorsten drehte<br />

sich wieder zu Nume:"So, dann kommt mal näher ihr drei." Sie standen nun gut <strong>ein</strong>en<br />

Meter von ihm entfernt, <strong>ein</strong> blauer Blitz und kurz wurde die Welt zu <strong>ein</strong>em blauen<br />

Sturm, Nume schloss die Augen. Als er die Augen nach <strong>ein</strong>er Sekunde wieder öffnete,<br />

stand er im Meer. Es war halb dunkel, nach dem Druck zu urteilen ungefähr 20 Meter<br />

tief. Nume sah sich um, klares Wasser, bunte Korallen die er nicht kannte und Fische<br />

die er nicht kannte, aber alles war wunderschön, <strong>ein</strong> Bild der Harmonie. Die Strömung<br />

war sanft und schaukelnd: Eine Brandung. Das Wasser war angenehm warm und man<br />

konnte Kilometer weit sehen. Thorsten tippte ihn an:"Diesen Platz habe ich für euer<br />

Haus ausgesucht." Er zeigte auf <strong>ein</strong>e Sandfläche, umgeben von See-Gras. Nume sah<br />

auf die Stelle, dann auf s<strong>ein</strong>e Familie: Sanu hatte ihre Haupttentakel vor der Brust<br />

in<strong>ein</strong>ander verknotet und nickte glücklich mit dem Kopf, Nalo hielt sich an <strong>ein</strong>em<br />

flachen Fisch fest und liess sich von ihm ziehen, es war <strong>ein</strong> argonischer Manta. Nume<br />

verstand das als <strong>ein</strong>deutiges "Ja" s<strong>ein</strong>er Familie."Einverstanden, dieser Ort ist<br />

Perfekt." Ein türkises Blitzlicht über der Sandfläche und das Haus stand da, als wäre<br />

es immer dort gewesen. Da fiel Nume etwas <strong>ein</strong>, sie hatten sich gewünscht, in der<br />

Nähe <strong>ein</strong>er Stadt zu wohnen, dieser Platz war zwar wunderschön, aber schade war es<br />

schon. Er fragte nach:"Wo ist denn die Stadt?" Thorsten lächelte und winkte die drei<br />

heran, er führte sie hinter <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Korallen-Hügel. Nume wären b<strong>ein</strong>ahe die<br />

Augen aus den Fühlern gefallen: In <strong>ein</strong>em runden Tal, das ziemlich steil abfiel, stand<br />

<strong>ein</strong>e gigantische Stadt, nicht so groß wie die in der das Hotel stand, aber im gleichen<br />

Bau-Stil. Die Wellen-Muster der Oberfläche malten wunderschöne Lichtspiele über die<br />

blauen Gebäude mit großen Fenstern und silbernen Ausläufern. Thorsten grinste ihn<br />

an:"Zufrieden?" "Ja, voll und ganz." "Ich habe mir <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Freiheit genommen: Ich<br />

habe <strong>ein</strong> Terminal m<strong>ein</strong>es Computer-Systems in euer Haus gebaut, so könnt ihr<br />

jederzeit die gleichen Dienste wie in euren bisherigen Zimmern ordern." "Danke. Das<br />

ist sehr freundlich." "Nun gut, dann lasse ich euch mal all<strong>ein</strong>e. Ich muss ja noch<br />

andere unterbringen." Wie so oft zuvor verschwand Thorsten in <strong>ein</strong>em blauen Blitz.<br />

Nume und s<strong>ein</strong>e Familie gingen in ihr Haus, ihre Einkäufe und Wertsachen standen wie<br />

besagt in ihrem Haus, auf dem Küchentisch.<br />

Tikmanotslat hatte sich, wie in der Nachricht erwähnt wurde die er bekommen hatte,<br />

mit Tismunislet vor s<strong>ein</strong> Zimmer gestellt. Sie warteten schon zehn Mizuras. Ein blauer<br />

Blitz riss sie aus ihrem Gespräch, Kemmrich erschien. "So ihr beiden, wollen wir dann<br />

los?" Tismunislet antwortete"Wir warten schon seit 5 Tazuras. Natürlich wollen wir<br />

los." "Na gut, auf gehts." Ein blauer BLitz und sie waren verschwunden. Kurze Zeit<br />

später tauchten sie wieder auf, in <strong>ein</strong>em Gang, der dem des Hotels stark glich, nur<br />

gab es hier ander Pflanzen in den Gefäßen an den Wänden und <strong>ein</strong>e wohlig Hitze<br />

wallte in der Luft. "Möchtet ihr vielleicht neben<strong>ein</strong>ander wohnen?" Thorsten sah sie an.<br />

Tikmanotslat wusste nicht, warum es nicht so s<strong>ein</strong> sollte. Er sah zu Tismunislet, sie<br />

hob die Braue des rechten Auges, <strong>ein</strong> Zeichen für Einverständnis. Die beiden nickten.<br />

Kemmrich lächelte:"Gut, dann sind das eure Türen." Er zeigte auf zwei Türen, die<br />

Neben<strong>ein</strong>ander mit <strong>ein</strong>em Abstand von rund 10 Metern in der Wand waren. Die beiden<br />

stellten sich vor die erst Tür und diese fuhr mit <strong>ein</strong>em leisen Zischen in die Wand.<br />

Dahinter lag <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Halle, mit <strong>ein</strong>er transparenten Tür, die auf <strong>ein</strong>en großen<br />

Balkon mit weißem Boden führte, der gleichen Farbe wie im Rest des Raumes.<br />

Thorsten führte sie auf den Balkon, dann sah Tikmanotslat wieder etwas, was ihn an<br />

s<strong>ein</strong>en Augen zweifeln liess: Eine Stadt, im selben Bau-Stil wie die in der sie<br />

angekommen waren. Der Balkon, gut 70 Quadratmeter groß, war <strong>ein</strong>er der kl<strong>ein</strong>eren<br />

silbernen Ausläufer der Gebäude. Um die Stadt herum gab es in <strong>ein</strong>en Gürtel aus <strong>ein</strong>er<br />

Oase, gefolgt von sch<strong>ein</strong>bar endloser Wüste. Die Stadt war zwar nicht so groß wie die<br />

erste, aber Tikmanotslat schätzte die Höhe, in der der Balkon war, auf gute 150 Meter.<br />

Tikamnotslat war überwältigt, Tismunislet schien es nicht anders zu gehen. Kemmrich<br />

sah die beiden an:"Na? Zufrieden?" "Ja. Wir sind vollauf zufrieden, aber wo sind die


Möbel?" "Es funktioniert genau so, wie im Hotel. Ihr müsst dem Computer eure<br />

Wünsche nur kund tun. Ihr könnt euch ja selbst aussuchen, wer welches Zimmer<br />

bekommt. Ich verabschiede mich dann mal, die nächsten warten." Der mittlerweile<br />

vertraute blaue Blitz und Kemmrich war verschwunden. Tikmanotslat und Tismunislet<br />

<strong>ein</strong>igten sich, dass sie dieses Zimmer bekommen würde und er in das Andere ginge.<br />

Noa und Gaia standen vor dem Zimmer von Noa. Sie sahen sich in dem Korridor um,<br />

ihr Blick fiel auf <strong>ein</strong> Farngewächs, das mit <strong>ein</strong>em satten Grün aus <strong>ein</strong>em Blumentopf in<br />

der Wand hing. Hinter ihnen blitzte es kurz blau auf, Thorsten erschien. Noa drehte<br />

sich um, das ging schneller als er gedacht hatte. Der Mensch bewegte sich auf die<br />

beiden zu, Noa lächelte. Dieses organische Wesen hatte so viel für ihn getan: Ihn aus<br />

dem Lösch-Angriff des Mother-Cores befreit, ihm <strong>ein</strong>en neuen Körper gegeben, der<br />

alles übertraf was er kannte, und er wollte ihm <strong>ein</strong> Domizil geben. Der Mann<br />

lächelte:"Bereit für die kl<strong>ein</strong>e Reise?" Noa lächelte zurück, Gaia auch. Der männliche<br />

Xenon antwortete:"Ja. Wir möchten uns schon <strong>ein</strong>mal bedanken, für alles was du für<br />

uns getan hast." "Ach, das ist nicht der Rede wert. Lasst uns erst <strong>ein</strong>mal aufbrechen."<br />

Wieder der blaue Blitz.<br />

Als sie wieder daraus auftauchten, standen sie am Rande <strong>ein</strong>es kl<strong>ein</strong>en Dorfes, auch<br />

hier herrschte der bisherige Bau-Stil des Planeten. Thorsten ging auf <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Doppelhaus zu. Ein schöner Garten dahinter und davor. Um das Dorf breitete sich<br />

schier endloses Grasland, mit großen Fichtenwäldern aus. Ein Traum von Landschaft.<br />

Als sie sich über den kl<strong>ein</strong>en St<strong>ein</strong>weg der rechten Tür näherten, öffnete sich diese.<br />

Ein Blick in <strong>ein</strong>en Raum wie die Hotelzimmer davor, nur das auf <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Holz-<br />

Tisch die Einkäufe von Gaia standen. "Also Gaia, das ist d<strong>ein</strong>e neue Wohnung. Du<br />

kannst sie nach Belieben <strong>ein</strong>richten, so wie d<strong>ein</strong> Hotel-Zimmer. Noa, d<strong>ein</strong>e Wohnung<br />

ist direkt daneben, d<strong>ein</strong>e Einkäufe stehen auf genau so <strong>ein</strong>em Tisch wie diesem. Wenn<br />

ihr in euren Gärten etwas <strong>ein</strong>pflanzen wollt, bestellt <strong>ein</strong>fach etwas Saatgut." Noa und<br />

Gaia bedankten sich für die schönen Wohnungen und Thorsten verabschiedete sich. Er<br />

verschwand wieder, wie er es bisher immer tat.<br />

Die beiden Xenon waren überglücklich gewesen, Thorsten freute sich immer, wenn ihm<br />

jemand dankte. Er materialisierte vor Redans und Sanumas Zimmer. Ihnen ihre<br />

Wohnung zu zeigen, würde wesentlich <strong>ein</strong>facher werden, sie lag ja in dieser Stadt. Er<br />

drückte die kl<strong>ein</strong>e Klingel neben der Tür, Sanuma öffnete, mit <strong>ein</strong>em silbernen Collier<br />

am Hals, <strong>ein</strong>deutig die Arbeit von vier Wesen, die er nur zu gut kannte. "Hallo Herr<br />

Kemmrich." Sie hatte nicht mehr diesen Sorgenschleier um ihre Augen, sie schien<br />

überglücklich zu s<strong>ein</strong>. Sie hatten bereits ihre Einkäufe zusammengepackt. Thorsten<br />

teleportierte die Gegenstände in das Appartment <strong>ein</strong> Hochhaus weiter. "Hallo ihr<br />

beiden. Könnte ich mal kurz eure Armbänder haben?" Sie streckten ihm ihre Arme<br />

entgegen. Er hielt kurz s<strong>ein</strong>e Hand über die Geräte und lud die Wegbeschreibung in<br />

die Speicher. Das bekannte Hologramm erschien über den Armbändern. "Folgt der<br />

Beschreibung und ihr seid in eurer neuen Wohnung, ich komme mit und passe auf das<br />

ihr euch nicht verirrt. Es ist <strong>ein</strong>fach besser, wenn ihr euch all<strong>ein</strong> mit der Stadt vertraut<br />

macht." Die beiden sahen ihn fragend an, dann folgten sie der Wegbeschreibung und<br />

Thorsten ihnen. Kurze Zeit später waren sie in dem Wohnhochhaus, dem<br />

fünfzehntgrößten Gebäude der Stadt, sie gingen auf den transparenten runden<br />

Fahrstuhlschacht zu und stiegen in die Kabine, auf dem Navigations-Hologramm<br />

erschien die Schrift:"55. Stock" Sanuma drückte den entsprechenden Knopf und der<br />

Fahrstuhl schoss in die Höhe. Die Kabine kam zum stehen und sie stiegen aus. Der<br />

Pfeil wies nun auf <strong>ein</strong>e Tür, <strong>ein</strong>e von fünf. Sie gingen hin<strong>ein</strong> und die beiden atmeten<br />

erstaunt auf: Ein großer weißer Raum mit <strong>ein</strong>em großen Dachfenster und <strong>ein</strong>em<br />

Balkon lag vor ihnen, auf <strong>ein</strong>em Tisch in der Ecke standen ihre Einkäufe.<br />

Sanuma w<strong>ein</strong>te fast vor Freude und drehte sich mit ausgestreckten Armen in der Mitte<br />

des Raumes. Dann sprang sie ihrem Mann in die Arme. "Danke! Danke! Danke!"<br />

Sanuma rannte auf Thorsten zu und umarmte ihn. Es war ihm leicht unangenehm,<br />

aber er liess es über sich ergehen, dann begann er ihnen zu erzählen, wie sie ihr


neues Heim <strong>ein</strong>richten könnten:"Wenn ihr etwas für euren neuen Wohnsitz braucht,<br />

könnt ihr es so ordern, wie in eurem Hotel-Zimmer. Ich verabschiede mich dann<br />

jetzt." Er sprang zurück ins Hotel, zu Lasa und den beiden Teladi. Da war doch etwas?!<br />

Wie Thorsten es über die Nachricht mitgeteilt hatte, hatten sich die drei in Lasmios'<br />

und Simaneas' Zimmer versammelt. Aber statt sieben, drei jeweils pro Teladi und<br />

<strong>ein</strong>es für die Boronin, und den von <strong>ein</strong> paar kl<strong>ein</strong>en Insekten hörte er noch <strong>ein</strong>en<br />

kl<strong>ein</strong>en Unterton: Zwölf schwache kl<strong>ein</strong>e Herzschläge waren zu hören.<br />

Thorsten scannte auf <strong>ein</strong>en Verdacht hin Simaneas Bauch-Raum: Tatsächlich! Vier<br />

kl<strong>ein</strong>e Föten wuchsen in ihr heran, noch nicht mal von <strong>ein</strong>er Eierschale umgeben. Na<br />

wann die beiden das wohl herausfinden würden? Thorsten freute sich für das junge<br />

Paar, aber die Überraschung wollte er ihnen nicht verderben. Er klopfte und Lasmios<br />

öffnete ihm. "Hallo m<strong>ein</strong>e Freunde. Bereit?" Die zwei anderen kamen heran und<br />

Thorsten sprang mit ihnen zu dem tropischen Sumpf, den er für die beiden Teladi<br />

ausgesucht hatte. Das mittelgroße Haus war in s<strong>ein</strong>er normalen Bau-Art von ihm<br />

erstellt worden. Als er von dem Kinderglück der beiden erfuhr, hatte er gleich mit<br />

s<strong>ein</strong>en Naniten noch <strong>ein</strong>e Erweiterung gemacht. Die beiden waren begeistert von dem<br />

Haus, Lasa schwebte, sich für die beiden freuend, mit. Thorsten gab ihnen die<br />

Anweisungen für die Bedienung, wie er es schon bei allen anderen zuvor getan hatte,<br />

und ging mit Lasa im Schlepptau zu dem gut 500 Metern enfernten weißen<br />

Sandstrand. Er ging mit ihr ins Wasser, die Brandung strömte um s<strong>ein</strong>e Fuss-Gelenke,<br />

dank s<strong>ein</strong>er Naniten konnte er auf dem Grund gehen, ohne das er wieder an die<br />

Oberfläche trieb. Hier standen schon elf Häuser von Boronen und Lasas würde das<br />

Zwölfte s<strong>ein</strong>. "Na gut, Lasa. Welches Plätzchen gefällt dir?" Sie zeigte aufgeregt auf<br />

<strong>ein</strong>e hübsche kl<strong>ein</strong>e Stelle mit zwei großen Korallen-Formationen. Thorsten aktivierte<br />

die Materie-Erzeuger in s<strong>ein</strong>en Naniten und formte <strong>ein</strong> mittelgroßes halbkugelförmiges<br />

Haus, mit etwa <strong>ein</strong>hundert Quadratmetern Grundfläche und nur <strong>ein</strong>em Erd-Geschoß,<br />

in dem Bau-Stil, den all s<strong>ein</strong>e Technologie mit<strong>ein</strong>ander gem<strong>ein</strong>sam hatte. Ein großes<br />

Dachfenster bildete die Decke des Wohnzimmers. Er führte die kl<strong>ein</strong>e Boronin in das<br />

Haus, welches nur zwei Meter unter der Oberfläche des 20 Meter tiefen Wasser lag.<br />

Sie war begeistert, und begann gleich damit, Regale für die Wasserpflanzen zu ordern,<br />

die sie auf dem Markt gekauft hatte. Ihr musste er also nicht mehr sagen, wie sie das<br />

Haus ausstatten konnte. Er verabschiedete sich und sprang zurück in das Hotel,<br />

schliesslich wartete dort noch Beetle. Der Khaak hing noch halb am schlafen in s<strong>ein</strong>er<br />

Wabe. Thorsten klopfte an die Tür, der Khaak erschrak sich so, dass er loslies und mit<br />

<strong>ein</strong>em dumpfen Aufschlagsgeräusch auf den Boden fiel. Thorsten musste schmunzeln,<br />

als er das Misgeschick durch die Wand hindurch sah. Beetle öffnete die Tür, er rieb<br />

sich s<strong>ein</strong>en linken Flügel. Thorsten heilte die kl<strong>ein</strong>e Prellung kurz mit s<strong>ein</strong>en Naniten,<br />

dann bat er den Khaak, etwas näher zu kommen. Als der Khaak näher dran war,<br />

startete Thorsten s<strong>ein</strong>en Sprungantrieb und verschwand mit dem Insektoiden in das<br />

Dorf, welches er für ihn vorgesehen hatte. Die übliche Bau-Weise. Die kl<strong>ein</strong>e Ortschaft<br />

war ungefähr in dem Breitengrad, wo auf der Erde Dänemark lag. Das Dorf erstreckte<br />

sich gut 4 Hektar auf offener Flur, wobei <strong>ein</strong> großer Zwischenraum zwischen den<br />

Häusern große Gärten gewährleistete. Beetle sah sich aufgeregt um, überall krochen<br />

Khaak durch die Gegend.<br />

Thorsten führte den Insektoiden auf <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Häuschen zu: Zwei Stockwerke mit 50<br />

Quadratmetern Grundfläche. Aber Thorsten hatte schon <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Überraschung für<br />

den Khaak bereitgestellt: Neben dem Tisch, auf dem die drei Schüsseln standen, hatte<br />

er <strong>ein</strong>e Töpfer-Scheibe postiert. Als der Khaak s<strong>ein</strong> Geschenk sah, blitzten die Muster<br />

auf s<strong>ein</strong>en Flügeln wild auf, gefolgt von Wellen die vom Körper zu den Flügelspitzen<br />

liefen, <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>deutiges Zeichen aufgeregter Freude. Er wies Beetle kurz in die<br />

Bedienung des Hauses <strong>ein</strong>, zeigte ihm wie er Töpfern konnte, verabschiedete sich von<br />

dem überglücklichen Wesen und sprang zurück in das Hotel. Er musste ja noch Roskt<br />

unterbringen. Hierfür hatte er <strong>ein</strong>e Stadtwohnung im dichten Dschungel ausgesucht.<br />

Roskt stand im Korridor an der Tür s<strong>ein</strong>es Hotelzimmers. Thorsten liess sich ganz


schon Zeit. Er wäre fast versucht gewesen, wieder ins Hotelzimmer zu gehen und sich<br />

noch etwas hin zu legen. Er drehte sich gerade um, als <strong>ein</strong> blauer Blitz den Korridor<br />

erhellte. Kemmrich stand da, dieser lächelte. Roskt war zwar genervt von der<br />

Wartezeit, aber auch er konnte sich <strong>ein</strong> Lächeln nicht verkneifen, bei dem Gedanken<br />

wieder unter Split zu leben. Kemmrich sprach ihn an, etwas näher zu kommen und sie<br />

verschwanden in <strong>ein</strong>em blauen Blitz. Kurz darauf erschienen sie in <strong>ein</strong>em Gang, dem<br />

vorigen bis auf das Klima komplett gleichend. Die Luft war feucht warm und stickig,<br />

wie auf s<strong>ein</strong>em Heimatplaneten. Kemmrich ging auf <strong>ein</strong>e Tür zu, diese öffnete sich.<br />

Dahinter lag <strong>ein</strong> weißer Raum mit <strong>ein</strong>er Glas-Tür zu <strong>ein</strong>em großen Balkon. Kemmrich<br />

ging auf den Balkon zu und öffnete die Türen. Roskt folgte ihm. Er sah über die<br />

Brüstung, etwas derartiges hatte er noch nie gesehen, an Ehrerbietungswürdigkeit<br />

kaum zu übertreffen: Eine Stadt, zwar kl<strong>ein</strong>er als die in der er angekommen war aber<br />

dennoch groß, erstreckte sich um den Wolkenkratzer, in dem Roskts neues Domizil<br />

lag. Um die Stadt herum, dehnte sich <strong>ein</strong> schier endlos wirkender, tropischer<br />

Regenwald aus. Ein wahrhaft ehrenvoller Ort für <strong>ein</strong>en Split. Kemmrich erklärte ihm,<br />

dass er die Wohnung genau wie s<strong>ein</strong> Hotelzimmer <strong>ein</strong>richten könnte. Er<br />

verabschiedete sich, dann verschwand der Mensch.<br />

Thorsten setzte sich wieder in s<strong>ein</strong>en alten Sessel, alle s<strong>ein</strong>e Gäste hatten ihre<br />

Behausung und durch s<strong>ein</strong>e Sensoren konnte er erkennen, dass sie fleissig dabei<br />

waren, sie <strong>ein</strong>zurichten. Er erstellte mit s<strong>ein</strong>en Naniten <strong>ein</strong>e Fussbank und legte s<strong>ein</strong>e<br />

B<strong>ein</strong>e hoch. Ah, Entspannung. Sämtliche Projekte, die Waffen oder Gerätschaften<br />

erzeugen würden die viel Leid verursachen könnten, waren weit von der Fertigstellung<br />

entfernt, er musste also noch nicht <strong>ein</strong>schreiten. Er verband sich wieder mit dem<br />

Nachrichtennetz von Terra. Er hatte etwas übersehen! Die Frau <strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>flussreichen<br />

Milliardärs war von der Yakuza entführt worden. Seltsamerweise hatten sämtliche<br />

mafia-artigen Organisationen den großen Terra-Former-Krieg überstanden. Nicht <strong>ein</strong>es<br />

dieser Syndikate hat in der Not der Menschheit die Kriminalität erliegen lassen.<br />

Thorsten scannte nach dem Aufenthaltsort der Frau, s<strong>ein</strong>e Naniten in Japan brachten<br />

das Ergebnis: Sie wurde in <strong>ein</strong>em Geheimversteck festgehalten, welches in <strong>ein</strong>er<br />

Tropfst<strong>ein</strong>höhle gebaut worden war. Er überprüfte die Nachrichten, die auf den<br />

Kommunikator des Firmenchefs <strong>ein</strong>gegangen waren. Eine war mehrfach codiert, er<br />

durchbrach den Code und las die Nachricht: "Wenn sie ihre Frau lebend wiedersehen<br />

wollen, dann übergeben sie uns den 250MW-Schildprototypen und sämtliche<br />

unterlagen, ansonsten schicken wir ihnen ihre Frau in Teilen zu." Thorsten hasste<br />

solche grausamen Gangster, er beschloss, die Frau zu retten, mit allen Mitteln. Und er<br />

wollte den Yakuzas noch <strong>ein</strong>e Abreibung erteilen. Er sprang zum Fusse des Berges, in<br />

dem die Höhle war. Langsam und phasenverschoben schwebte er zu dem Eingang der<br />

Höhle. Zwei Wachen, schwer bewaffnet, standen an dem Eingang. Er veränderte s<strong>ein</strong>e<br />

Tarnung: Er hob die Phasenverschiebung auf und liess nun die Photonen um sich<br />

herum fliessen. Zwar war er jetzt noch unsichtbar, aber er konnte nun Objekte nicht<br />

nur durch die Gerätschaften in s<strong>ein</strong>en Naniten bewegen, sondern auch mit s<strong>ein</strong>em<br />

bloßen Körper. Er näherte sich dem rechten Verbrecher, dann hob er ihn hoch und<br />

schleuderte ihn gegen den anderen. Er sah sich den Haufen elend an: Jeder hatte<br />

mindestens zwei gebrochene Rippen, Thorsten hatte die Verletzungen zwar<br />

schmerzhaft, jedoch nicht gefährlich gemacht. Weiterhin hatte er dem Geworfenen die<br />

Schulter ausgekugelt, dem anderen wurden durch den Kopf des Geworfenen drei<br />

Zähne ausgeschlagen. Beide waren bewusstlos. Thorsten ging weiter, er gelangte in<br />

<strong>ein</strong>en dunklen Teil der Höhle. S<strong>ein</strong>e Sensoren meldeten ihm Kameras, er jagte <strong>ein</strong>en<br />

elektromagnetischen Impuls durch die Leitungen, die Kameras fielen aus.<br />

Nun aktivierte er wiederum s<strong>ein</strong>e Nachtsicht und s<strong>ein</strong> Sonar. Eine schwarz-grau-grüne<br />

Welt erstrahlte vor s<strong>ein</strong>en Augen. Er schaltete noch die erweiterten Sensoren s<strong>ein</strong>er<br />

Naniten hinzu und erhielt so <strong>ein</strong> Farbbild. Drei Wachleute, ebenfalls schwer bewaffnet,<br />

kamen aus <strong>ein</strong>er Tür hinter <strong>ein</strong>em Felsvorsprung hervor. Sie hatten Nachtsichtgeräte<br />

auf, um die Kameras zu überprüfen. Sie hätten ihn nicht sehen können, jedweges


Licht wurde um ihn herum geleitet, ob nun infrarot oder normal. Ein weiteres System<br />

änderte Schallwellen ab, so dass diese ihn auch auf <strong>ein</strong>em Sonar sichtbar machen<br />

würden. Die Männer kamen näher, er hob sie hoch und rammte ihre Gürtelschnallen in<br />

die Felswand und liess das Gest<strong>ein</strong> schmelzen, da würden si nicht mehr rauskommen.<br />

Als nächstes verpasste er jedem <strong>ein</strong>en Schlag ins Gesicht, der sie bewusstlos machte.<br />

Da hingen die drei Wachen, sanft schlummernd. Er ging weiter. Die Tür hinter dem<br />

Vorsprung war simpler Stahl, dahinter stand niemand. Er schlug die Tür <strong>ein</strong> und hob<br />

s<strong>ein</strong>e Tarnung auf, jetzt wollte er den Verbrechern den Schock ihres Lebens<br />

verpassen. Das Licht der Leuchtstaffröhren erhellte den Korridor. Etwas<br />

angemessenere Kleidung brauchte er schon, um bereits <strong>ein</strong>en Angsteffekt auszulösen:<br />

Er färbte mit s<strong>ein</strong>en Nano-Bots s<strong>ein</strong>e Klamotten in Sekunden schwarz, dann setzte er<br />

<strong>ein</strong>en grausamen kalten Gesichtsausdruck auf.<br />

Zwölf Männer eröffneten das Feuer auf ihn, die Energieladungen erstarben an s<strong>ein</strong>em<br />

Körper. Die Männer rissen die Augen auf, schrien und warfen Handgranaten auf ihn.<br />

Die Sprengkörper detonierten um ihn, Wolken aus Feuer, Staub und Felssplittern<br />

hüllten ihn <strong>ein</strong>. Er trat unversehrt aus dem Nebel der Verwüstung. Einer der<br />

Verbrecher nässte sich <strong>ein</strong>, offenbar <strong>ein</strong> Neuzugang, <strong>ein</strong> anderer stürmte mit <strong>ein</strong>em<br />

Messer auf ihn zu. Thorsten drehte s<strong>ein</strong>e linke Handfläche zu dem anstürmenden<br />

Verbrecher. Der Mann rammte die Klinge gegen Thorstens Körper, sie glitt zur Seite<br />

hin ab, als sie nicht durch s<strong>ein</strong>e Haut kam. Thorsten bewegte s<strong>ein</strong>e Hand zum Bauch<br />

des Mannes und erzeugte <strong>ein</strong>e Schockwelle in der Luft. Der Mann wurde weggewirbelt<br />

und schlug gegen <strong>ein</strong>e Fels-Säule. Eine Prellung am Rücken, <strong>ein</strong>e angeknackste Rippe<br />

und <strong>ein</strong>e mittlere Gehirnerschütterung. Gut, nichts gefährliches. Die anderen Männer<br />

feuerten wieder auf ihn, ansch<strong>ein</strong>end um ihren Kollegen zu rächen. Gut, Thorsten<br />

wurde langsam wütend. Er erzeugte <strong>ein</strong>e Spannung in s<strong>ein</strong>em Körper und feuerte<br />

diese in <strong>ein</strong>em Meer aus Blitzen auf die Männer ab. Es war k<strong>ein</strong>e starke Ladung, jeden<br />

Mann erreichte nur ungefähr die Spannung <strong>ein</strong>es normalen Elektroschockers. Die<br />

blitze zuckten über die Verbrecher, sie schrien und brachen zusammen. Sie waren<br />

bewusstlos, jedoch nicht verletzt. Gut. Weiter ging es. Thorsten erreichte <strong>ein</strong>en<br />

Korridor, dutzende von Männern kamen aus den Türen an den Wänden des Gangs.<br />

Thorsten ballte die Fäuste:"Na gut, wenn ihr es unbedingt wollt. Ihr habt es euch<br />

ausgesucht. Jeder, der jetzt geht und die Yakuza verlässt, wird nicht weiter behelligt."<br />

Die Männer lachten hämisch, <strong>ein</strong>er spuckte nach ihm. Thorsten hielt den Speichel-<br />

Tropfen mit s<strong>ein</strong>en Naniten in der Luft auf, die Männer sahen geschockt auf den<br />

schwebenden Tropfen, dann liess Thorsten den Speichel zurück ins Gesicht des<br />

Mannes fliegen. Dieser war wutentbrannt und begann auf Thorsten zu feuern, s<strong>ein</strong>e<br />

Kollegen taten es ihm gleich. Als Gegenmaßnahme erzeugte er <strong>ein</strong>e Schockwelle in<br />

der Luft und liess <strong>ein</strong>en elektrischen Blitz mit <strong>ein</strong>gehen. Die Männer flogen rückwärts<br />

durch die Luft und Blitze tobten zwischen ihnen. Bewusstlos lagen die Verbrecher auf<br />

<strong>ein</strong>em Haufen, Blitze zuckten ver<strong>ein</strong>zelt noch über ihre Körper. Nur <strong>ein</strong> paar<br />

Knochenbrüche, die nicht gefährlich waren, n<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong>e Rippe hatte sich bei <strong>ein</strong>em<br />

Mann durch <strong>ein</strong>e Lunge gestochen, Thorsten behob die Verletzung. Ein paar<br />

Prellungen, Verstauchungen und leichte Gehirnerschütterungen. Thorsten ging weiter,<br />

<strong>ein</strong> Mann mit <strong>ein</strong>er Gauss-Pistole kam aus <strong>ein</strong>er Tür und feuerte ihm mit <strong>ein</strong>em<br />

teuflischen Grinsen ins Auge.<br />

Der Augapfel blieb unversehrt, aber Thorsten hasste es, etwas im Auge zu haben. Er<br />

blinzelte kurz und der Mann sah ihm geschockt ins Gesicht, als die Lider vor dem<br />

unversehrten Auge die erbsengroße Eisenkugel zerquetschten. Der Mann taumelte<br />

rückwärts, als er ängstlich wimmerte. Thorsten hob ihn mit der Rechten an und warf<br />

ihn rund zehn Meter weit, wobei der schreiende Mann zweimal vom Boden abprallte.<br />

Der Verbrecher hatte <strong>ein</strong>en gebrochenen Oberarm-Knochen, mehrere Prellungen und<br />

Abschürfungen und blieb bewusstlos liegen.<br />

Joshimitsu sah auf den schwarzen Bildschirm im Hauptraum. Vor <strong>ein</strong>er Minute waren<br />

alle Systeme ausgefallen und er hörte die Schreie s<strong>ein</strong>er Männer. Ansch<strong>ein</strong>end hatte


dieser pazifistische Firmenboss <strong>ein</strong>e Einsatztruppe zusammengestellt, die s<strong>ein</strong>e Frau<br />

befreien sollte. Er sah verächtlich auf die Gefängnistür in der behauenen Felswand,<br />

hinter der das W<strong>ein</strong>en der Frau zu hören war. Ein weiterer Schrei drang durch die<br />

Gänge, dann absolute Stille. Wäre Joshimitsu nicht <strong>ein</strong> Ninja gewesen, dann hätte ihn<br />

das beunruhigt. Er sah auf s<strong>ein</strong>e Hände, er hatte sich kl<strong>ein</strong>e Laserklingen für die<br />

Fingerkuppen entwickeln lassen, die s<strong>ein</strong>em Kampfstil zu gute kamen. Natürlich wurde<br />

der Erfinder kurz danach liquidiert. Er spürte die brennende Wärme der getunten<br />

Implantate. Er konnte gut <strong>ein</strong>e halbe Tonne heben. Ein leises Klopfen war an der<br />

Panzertür zu hören: Was für <strong>ein</strong> Idiot klopft an <strong>ein</strong>e Panzertür?! Er hörte das<br />

schreiende Kreischen von Metall, etwas drang aus der Oberfläche der Tür. Wieder <strong>ein</strong><br />

Kreischen und die Tür bekam <strong>ein</strong>en großen Riss: Etwas riss die Tür auf! Er erwartete<br />

<strong>ein</strong>en Söldner mit <strong>ein</strong>er hydraulischen Kralle, aber es trat <strong>ein</strong> Mann mit schwarzer<br />

Kleidung hindurch, s<strong>ein</strong> Blick war eiskalt.<br />

Thorsten sah auf den Mann japanischer Herkunft. S<strong>ein</strong>e Bewegungen waren<br />

geschmeidig und Präzise. Er konnte insgesamt 15 Implantate erkennen: Jeweils <strong>ein</strong>es<br />

pro Extremität, <strong>ein</strong>es im Kopf, ansch<strong>ein</strong>end <strong>ein</strong> Funkgerät, und jeweils <strong>ein</strong>e<br />

Laserklinge im Finger. Für <strong>ein</strong>en normalen Menschen wäre das sicher tödlich gewesen,<br />

aber dieser kl<strong>ein</strong>e Mafiosi wusste ja nicht, was da auf ihn zu kam, er konnte sich <strong>ein</strong><br />

dreckiges Lächeln nicht verkneifen.<br />

Wieso lächelte dieser jämmerliche Mann. Und wo war der Rest, der <strong>ein</strong> paar der<br />

besten Männer der Yakuza aus dem Weg geräumt hatte. Ansch<strong>ein</strong>end war dieser Mann<br />

<strong>ein</strong> Spezial-Agent wie er, der geschickt wurde um ihn auszulöschen. Doch das hatten<br />

schon viele versucht. Joshimitsu streckte die Finger durch, bis sie knackten, dann<br />

rannte er auf den Eindringling zu. Mit <strong>ein</strong>em satten Zischen drangen die<br />

Energieklingen unter s<strong>ein</strong>en Fingernägeln hervor. Die rund 5 CM langen Lichtstrahlen<br />

hatten bisher noch jeden Mann aufgeschlitzt. Er rannte auf den schwarz Gekleideten<br />

zu und führte <strong>ein</strong>en Schlag auf das Gesicht des Mannes aus. Der Schlag war perfekt,<br />

aber der Mann wich dem Hieb mit <strong>ein</strong>er Atemberaubenden Geschwindigkeit aus,<br />

indem er sich <strong>ein</strong>fach unter den Klingen hinwegduckte. Joshimitsu holte mit der<br />

anderen Hand aus und wollte diese von unten wie <strong>ein</strong>e Raubtierkralle in die Brust des<br />

Mannes treiben. Der Mann machte <strong>ein</strong>en Rückwärtssalto und trieb ihm dabei <strong>ein</strong>en<br />

Tritt ins Kinn, dem Joshimitsu nicht mehr ausweichen konnte. Ein Tritt dem Joshimitsu<br />

nicht ausweichen konnte? Er? Der schwarze Todesschatten des Windes konnte<br />

jemanden nicht ausweichen? Joshimitsu war wutentbrannt: S<strong>ein</strong>e Ehre als Ninja stand<br />

auf dem Spiel. Er schlug mit der Rechten erneut zu, die Klingen gingen auf die Brust<br />

unter dem schwarzen Hemd los...WAS?...Die Lichtstrahlen drangen nicht in die Brust<br />

<strong>ein</strong>, sie wurden <strong>ein</strong>fach nur kürzer. Die Implantate überhitzten wegen der nicht<br />

entweichenden Energie und brannten in s<strong>ein</strong>en Fingerkuppen. Er schaltete die Geräte<br />

aus, langsam kühlten sie ab. Wie war das möglich? Diese Laserklingen konnten selbst<br />

Raumschiffpanzerung zerschneiden, wenn die Schilde nicht an waren. Der Mann<br />

lächelte ihn an, mit <strong>ein</strong>em eiskalten Blick. Joshimitsu holte mit der anderen Hand aus<br />

und trieb sie gegen das Gesicht des schwarz Gekleideten. Wieder! Die Klingen gingen<br />

nicht in das Fleisch! Joshimitsu holte mit dem rechten Fuss aus um die Kniescheibe<br />

des Eindringlings zu brechen, es knackte. Joshimitsu verzog schmerzerfüllt <strong>ein</strong>e<br />

Augenbraue, als s<strong>ein</strong> großer Zeh brach. Es war als würde er gegen <strong>ein</strong>en Diamanten<br />

treten, sogar Stahl verbog sich unter s<strong>ein</strong>en Hieben. Er holte wieder mit dem B<strong>ein</strong><br />

aus, dieses mal mit dem Linken, der Mann griff das heranrasende B<strong>ein</strong> mit <strong>ein</strong>er<br />

Geschwindigkeit und Kraft, die Joshimitsu für kurze Zeit den Atem nahm. Dann drehte<br />

er Joshimitsu am Fuss, so dass Joshimitsu sich mit drehte und dann mit <strong>ein</strong>em<br />

dumpfen Fall-Geräusch auf dem Boden landete. Er wirbelte hoch und begann mit <strong>ein</strong>er<br />

Geschwindigkeit, dass die Luft zischte, auf den Mann <strong>ein</strong>zuschlagen. Fünf Minuten lang<br />

versuchte Joshimitsu den Eindringling zu treffen, doch dieser wich den Schlägen<br />

ansch<strong>ein</strong>end mit Leichtigkeit aus, ohne von der Stelle zu weichen. Dann schlug<br />

Joshimitsu wieder zu, s<strong>ein</strong> Arm schoss dank der Implantate mit der Geschwindigkeit


<strong>ein</strong>es Pfeils auf den Eindringling zu, doch dieser ergriff s<strong>ein</strong>en Unterarm und drückte<br />

mit dem Daumen seitlich gegen den Knochen, bis er brach. Joshimitsu stöhnte, dieser<br />

Schmerz. Es schien <strong>ein</strong> fast chirugisch glatter Bruch zu s<strong>ein</strong>...aber diese Kraft! Es war<br />

als wäre s<strong>ein</strong> Arm in <strong>ein</strong>er hydraulischen Presse gebrochen worden. Jetzt zog der<br />

Eindringling Joshimitsu an s<strong>ein</strong>em gebrochenem Arm zu sich, <strong>ein</strong> Lichtimpuls verliess<br />

dessen andere Hand und schleuderte Joshimitsu gegen die hintere Wand der Höhle.<br />

Der Mann lächelte ihn an, wie <strong>ein</strong> Krokodil s<strong>ein</strong>e Beute, bevor es sie zerreisst, aber<br />

der Eindringling drehte sich zur Zellen-Tür um. Joshimitsu wollte aufstehen, doch<br />

ansch<strong>ein</strong>end hatte er sich vier Rippen gebrochen, die ihn zu stark behinderten. Der<br />

Eindringling hob den Arm in Richtung der gepanzerten Gefängnistür, diese löste sich in<br />

Nichts auf. Die geknebelte Frau des Firmen-Chefs wollte schreien, doch dann<br />

verschwand sie in <strong>ein</strong>em blauen Energieblitz. Nun ging er auf Joshimitsu zu, und der<br />

Ninja verspürte etwas, was er seit langem nicht mehr gespürt hatte. Die blauen Augen<br />

des Wesens blitzten kurz hell auf. Joshimitsu konnte sich vorstellen mit wem er es zu<br />

tun hatte: Dem Teufel! Der Mann kniete sich zu ihm herunter und hob ihn am Kinn<br />

hoch, so dass er nur höchstens zwei Centimeter unter s<strong>ein</strong>er Augenhöhe war:"Du...du<br />

wirst nie wieder <strong>ein</strong>en Menschen verletzen, sonst komme ich wieder und dann bringe<br />

ich dir die Hölle auf Erden. Ich töte aus Prinzip nicht, aber du würdest dich wundern,<br />

was d<strong>ein</strong> Körper alles überleben kann." Der Teufel liess ihn los, richtete sich auf und<br />

verschwand in <strong>ein</strong>em blauen Blitz. Joshimitsu wollte lieber nicht herrausfinden, ob<br />

dieses Monster s<strong>ein</strong>e Drohung wahr machen würde. Er rappelte sich hoch um von<br />

diesem verfluchten Ort zu verschwinden, langsam schlurfte er auf den Gang hinaus,<br />

wobei er s<strong>ein</strong>en schmerzenden Brustkorb hielt. Er sah s<strong>ein</strong>en Bruder mit glasigen<br />

starren Augen auf dem Boden liegen, zehn Meter von ihm entfernt lag s<strong>ein</strong>e Gauss-<br />

Pistole. S<strong>ein</strong> Bruder wiederholte immer wieder die selben Worte: "Der Teufel.Der<br />

Teufel.Der Teufel.Der Teufel.Der Teufel.Der Teufel..." Joshimitsu half ihm hoch, um die<br />

Höhle zu verlassen, Berge von verletzten bewusstlosen Männern zierten s<strong>ein</strong>en Weg.<br />

Eines war nach diesem Erlebnis für Joshimitsu klar: Er würde nie wieder jemanden<br />

verletzen. Ob s<strong>ein</strong> Vater ihm noch die Reis-Plantage überlassen würde? Und warum<br />

konnte er sich nicht an das Gesicht des Teufels erinnern?<br />

Thorsten materialisierte in s<strong>ein</strong>em Sessel. Die Frau des Konzern-Chefs hatte er in ihr<br />

Zimmer zurückteleportiert, den Verbrechern <strong>ein</strong>en Schrecken <strong>ein</strong>gejagt, das sie es<br />

wohl nicht mehr wagen würden jemanden zu verletzen, geschweige denn zu<br />

entführen. Besonders die letzten beiden Ganoven schienen besonders be<strong>ein</strong>druckt<br />

worden zu s<strong>ein</strong>. Als kl<strong>ein</strong>en Zusatz hatte er den Hauptrechner der Yakuza<br />

durchbrennen lassen, wobei sämtliche Daten verloren gingen. Er überprüfte s<strong>ein</strong>e<br />

heutige Weiterentwicklung: Er war um 15% schneller geworden und s<strong>ein</strong>e gesamte<br />

Denkfähigkeit hatte sich wieder <strong>ein</strong>mal mit zwei potentiert. Die Reichweite s<strong>ein</strong>er<br />

Sensoren hatte um <strong>ein</strong> Fünftel des vorigen Wertes zugenommen. Er lehnte sich zurück<br />

und liess den Computer Musik abspielen, während er die schönsten Weltraum-<br />

Phänomene beobachtete.<br />

Shaarahn, Botschafter des Alten Volkes glitt durch den prunkvollen Korridor <strong>ein</strong>es<br />

Ratsgebäudes der Alten. Dieses Jahr wurde die Versammlung in <strong>ein</strong>er Galaxie nur<br />

500.000 Lichtjahre vom Rande des Universums entfernt abgehalten. Der Planet war<br />

schön, grüne Ozeane und blaue Pflanzen bildeten die natürlichen Merkmale, Städte<br />

aus <strong>ein</strong>em Gest<strong>ein</strong> Namens Marmor waren der Unnatürliche. Der Gang war auch aus<br />

diesem Material, der Boden war im Muster von konzentrischen Kreisen verziert, die<br />

in<strong>ein</strong>ander übergingen. S<strong>ein</strong>e Ausläufer aus Licht tanzten durch die Luft. Er selbst war<br />

das Standard-Bild <strong>ein</strong>es Mitglieds des Alten Volkes: Ein Körper aus blendend weißem<br />

Licht, <strong>ein</strong> langes friedvolles Gesicht mit Augen, die noch friedvoller waren und fast wie<br />

die <strong>ein</strong>es Rehs aussahen. Glatte Ausläufer aus Licht zogen um s<strong>ein</strong>en Körper und<br />

spendeten Frieden wie das Muster des Wassers. Neben ihm schwebten die beiden<br />

Sohnen, die als Unterpartei der Milchstraße mit im Rat saßen und so ihr Volk<br />

vertraten. Ihre Körper waren von ihnen für diesen Zweck ausgesucht worden:


Eine humanoide Gestalt mit voller Gestik- und Mimik-Funktion, <strong>ein</strong> gelber<br />

Energiegenerator leuchtete im Brust-Segment. Dünne Oberarme und -schenkel<br />

verbanden den eleganten Torso mit der dünnen Tailie mit den kräftigen Unterarmen<br />

und -schenkeln. Die Hände waren in den Unterarmen versenkt. Mit ihrer weißen<br />

Legierung passten sie farblich perfekt zu ihren Schöpfern.<br />

Sie gingen an ihren Platz und sahen auf das Versammlungs-Zentrum, welches die<br />

Größe <strong>ein</strong>er großen Stadt aufwies. Über 8,5 Millionen verschiedene Spezies waren hier<br />

vertreten, jede <strong>ein</strong>zelne Art war so weit entwickelt, dass sie sich ihre Aufnahme<br />

verdient hatte. Oben, auf <strong>ein</strong>em gigantischen Podest, stand <strong>ein</strong> Mitglied der Ersten:<br />

Die Spezies existierte bereits 11 Milliarden Jahre, das vorsitzende Wesen in der<br />

Versammlung war 5 Milliarden Jahre alt. Niemand wusste, ob die Form, in der es hier<br />

erschien, s<strong>ein</strong>e wahre Gestalt war, oder ob es diese nur hier annahm. Man wusste nur<br />

<strong>ein</strong>es: Diese Wesen waren schon auf der astralen Ebene, als das erste Leben auf dem<br />

Heimatplaneten des Alten Volkes gerade erst entstand. Das Wesen war in dunkle<br />

Materie gehüllt, die wie <strong>ein</strong>e Kutte den gesamten Körper bedeckte. Die Gastgeber<br />

eröffneten die Diskussion: "Verehrte Alte. Wir sind hier zusammengekommen um über<br />

wichtige Ereignisse im Universum zu diskutieren. Heutiger erster Punkt ist der<br />

biomechanische Mensch. Jeder der etwas zu dem Thema beitragen möchte, sollte<br />

s<strong>ein</strong>e Meldung in den Computer <strong>ein</strong>tragen." Eine Tafel mit der entsprechenden Zahl an<br />

roten Lichtpunkten wurde an den Himmel projeziert. Acht millionen der roten Punkte<br />

leuchteten grün auf, also wollte diese Anzahl etwas sagen. Der Computer nahm per<br />

Zufall Meldungen an, als erstes nahm der Computer den Botschafter des Volkes der<br />

Jiin:"Dieses Wesen stellt <strong>ein</strong>e Gefahr für das gesamte Universum da. Es entwickelt<br />

sich mit <strong>ein</strong>er Geschwindigkeit, die es unkontrollierbar macht. Die kl<strong>ein</strong>en Maschinen,<br />

die in ihm existieren, b<strong>ein</strong>halten nicht nur s<strong>ein</strong>e Seele, sie bestehen aus <strong>ein</strong>er<br />

unbekannten Materie. M<strong>ein</strong> Votum ist beendet." Der Computer nahm den nächsten<br />

Botschafter an die Reihe, der Vertreter des Volkes der Akame, berühmt für ihre<br />

fortgeschrittene Sensortechnologie:"Dieses Wesen ist viel zu fortgeschritten für die<br />

geringe moralische Entwicklung s<strong>ein</strong>es Volkes. Selbst auf unseren Sensoren<br />

verschwindet es des öfteren." Ein endloses Raunen ging durch die Halle, der<br />

Gastgeber klopfte mit s<strong>ein</strong>er Chitingepanzerten Hand auf das Pult vor ihm, der<br />

Computer verstärkte das Geräusch. Das Rauschen im Raum erstarb. Nun musste<br />

Shaarahn <strong>ein</strong>greifen, er nutzte s<strong>ein</strong> Vorrecht, als Wesen der <strong>ein</strong>zigen Spezies, die<br />

neben den Ersten die astrale Ebene erreicht hatte:"Ich muss wiedersprechen! Wann<br />

immer <strong>ein</strong>er unseres Volkes ihm begegnet war und während der psychischen<br />

Gespräche mit ihm s<strong>ein</strong>e Gedanken las, konnten wir k<strong>ein</strong>erlei Willen zum Tod<br />

erkennen. Er ist <strong>ein</strong>e moralische Zier für s<strong>ein</strong>e Art." Ein Getuschel ging durch die<br />

Ränge, wieder unterbrach der Vorredner die Störungen. Der Computer nahm den<br />

nächsten Vertreter zu Wort, er gehörte zu den K'Talir:<br />

"Wir müssen dem ehrenwehrten Botschafter Shaarahn zustimmen. Wer von uns allen<br />

kann behaupten, dass dieses Wesen bereits <strong>ein</strong>en von uns bedroht hat?" Wieder<br />

kurzes Raunen und wieder wurde es unterbrochen. Der Botschafter der Siklortar<br />

meldete sich über <strong>ein</strong>e Eil-Votum-Funktion zu Wort, s<strong>ein</strong>e Spezies die <strong>ein</strong>em<br />

transparenten Insekt auf zwei B<strong>ein</strong>en glich, war wie alle hier, im Grunde friedlich: "Wir<br />

liegen im Kreis der Galaxien, der der Milchstraße am nächsten ist. Jeden Tag wird der<br />

Radius in dem das Wesen auftaucht größer. Wir müssen es aufhalten, bevor es sich zu<br />

weit entwickelt hat, als das wir <strong>ein</strong>schreiten können. Woher wissen wir denn auch,<br />

dass dieses Wesen in <strong>ein</strong>em Krieg nicht für s<strong>ein</strong>e Art Partei ergreift und somit die<br />

Menschheit unnatürlich schnelle Entwicklung erfahren würde?" Ein endloses Gerede<br />

erklang durch die gigantische Halle, was der Gastgeber erst nach zwei Minuten<br />

beilegen konnte. Shaarahn überblickte die Astral-Körper der Wesen, <strong>ein</strong>e Fähigkeit,<br />

die s<strong>ein</strong> Volk seit langem beherrschte. Es war <strong>ein</strong>e Art Telepathie, nur viel höher<br />

entwickelt: Gefühle und Gedanken äusserten sich in der Farbe des Astralkörpers.<br />

Shaarahn sah durch die endlos ersch<strong>ein</strong>enden Reihen, ungefähr in der Hälfte war das


Feld geteilt in Aggressiv und Friedlich. 50% wollten das Wesen aufhalten und es zur<br />

Not auch vernichten, ihre Astralkörper waren von Angst und Unverständnis<br />

durchzogen. 25% waren wütend über die Äusserungen, dem Wesen etwas anzutun<br />

und die letzten 25% waren traurig darüber. Es meldete sich <strong>ein</strong> Vertreter des Volkes<br />

der Naaa'un, ihre Zeit-Technologie war im Universum ohne Vergleich:"Wir sind dafür,<br />

dem Wesen Einhalt zu gebieten. Wir bieten unsere Hilfe an. Ich würde empfehlen,<br />

dass der Rat <strong>ein</strong>e Abstimmung abhält, um sich in die Pro- und Kontra-Angriffs-Partei<br />

aufzuteilen. Jeder der mit in den Kampf ziehen möchte, kann helfen. Jeder der nicht<br />

aggressiv gegen das Wesen vorgehen will, kann tun und lassen was er möchte, dies<br />

ist <strong>ein</strong> freies Universum. Denkt bitte nicht, wir wollten nur <strong>ein</strong> konkurrierendes Wesen<br />

aus dem All tilgen, wir haben nur Angst, dass etwas primitives uns auslöscht, weil es<br />

noch primitive Gewalt kennt. Wir wissen wohl um die Gewalt unserer Entscheidung,<br />

doch handelt es sich hier um <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>zelnes Wesen und nicht um Billiarden und mehr."<br />

Die Abstimmung begann, auf der Tafel zeichnete sich das ab, was Shaarahn schon<br />

gesehen hatte. Ein wildes Gerede brach aus. Die Sohnen, obwohl eigenständig in<br />

ihrem Denken, waren gegen den Kampf, auch wenn sie von dem Menschen innerhalb<br />

<strong>ein</strong>er Woche komplet hätten ausgelöscht werden könnten, doch auch sie kannten<br />

dessen friedliches Wesen. Ein wildes Gerede war seit der Abstimmung im Raum, dann<br />

stand der Botschafter der Ersten auf und alle wurden still: In <strong>ein</strong>er ausladenden<br />

Geste, mit dem Mantel-Arm aus dunkler Materie, wies er auf jedes Wesen im<br />

Versammlungsgebäude: "Wir, die wir seit Milliarden von Jahren existieren, werden<br />

dem Kampf nicht beitreten. Unser Volk hat seit 10,5 Milliarden Jahren nicht mehr<br />

getötet und wir wollen damit nicht wieder anfangen. Wie auch immer ihr euch<br />

entscheidet, euer Gewissen soll es tragen können. Und das Töten <strong>ein</strong>es Wesens ist bei<br />

weitem die größte Last. Denn bedenkt, <strong>ein</strong> jedes Wesen hat s<strong>ein</strong> Recht, zu leben." Der<br />

Botschafter drehte sich um und verschwand im Nichts. Die Geister der Wesen waren<br />

nun mit Verwirrung, Selbstzweifel und Trauer erfüllt.<br />

Das Alte Volk war in der Sprungforschung führend und genoss dementsprechend bei<br />

den anderen Völkern <strong>ein</strong> hohes Ansehen, der Botschafter der Nuihn meldete sich bei<br />

ihm über das Kommunikationssystem des Gebäudes:"Großer Shaarahn, ehrwürdiger<br />

Vertreter des Alten Volkes. Ich weiss um eure Bedenken wegen unserer Entscheidung<br />

und ich selbst bedauere auch, dass wir diesen Weg gehen müssen. Aber ihr wisst um<br />

den gefährlichen Charakter der Menschen, und wir können uns leider nicht vollständig<br />

darauf verlassen, dass dieses Individuum <strong>ein</strong>e Ausnahme bildet. Wir haben <strong>ein</strong>fach<br />

nur Angst um unsere Familien." Shaaran war innerlich in tiefste Trauer gestürzt, dass<br />

die Alten wieder in den Kampf ziehen würden:"Ich kann verstehen, warum ihr Angst<br />

habt, aber ich versichere euch bei m<strong>ein</strong>er Ehre, dass ihr von dem Wesen nichts zu<br />

befürchten habt. Ich empfinde tiefe Trauer über die Entscheidung zum Kampf, doch<br />

wir werden nicht <strong>ein</strong>greifen. Ihr sollt uns nicht vorwerfen können, wir hätten eure<br />

M<strong>ein</strong>ungsfreihet <strong>ein</strong>geschränkt." Shaarahn kappte die Verbindung und verschwand in<br />

<strong>ein</strong>em weißen Lichtblitz in s<strong>ein</strong>en Heimatsektor, s<strong>ein</strong>e mechanischen Sitznachbarn<br />

taten es ihm gleich. Er glitt durch den Sektor, der, erfüllt von Licht, <strong>ein</strong>en<br />

Wunderschönen kalten Stern formte. Auch wenn das Leben aus diesem Licht zu<br />

strömen schien, Shaarahn konnte sich nicht freuen.<br />

Thorsten hatte eben <strong>ein</strong>e Stunde Musik gehört, ihm war langweilig. Es geschah<br />

ziemlich oft, dass ihm langweilig war, bei <strong>ein</strong>em Lebensalter von 947 Jahren auch<br />

nicht weiter verwunderlich. "Pfffffffhhh...Ich hab nichts zu tun. Ach, ich tu mal wieder<br />

was Gutes." Thorsten erfasste das Haupt-Kinderkrankenhaus auf Argon Prime und<br />

sprang in <strong>ein</strong>e Abstellkammer. In wie vielen verschiedenen Abstellkammern er schon<br />

gewesen war, es war unglaublich. Oh...das war etwas unangenehm, <strong>ein</strong>e Supernova,<br />

zweihundert Lichtjahre entfernt, erhitzte den Raum um s<strong>ein</strong>e Nano-Bots.<br />

Unangenehm, jedoch nicht verletzend. Er öffnete mit s<strong>ein</strong>en Naniten das elektrische<br />

Schloss der Abstellkammer und ging aus dem kl<strong>ein</strong>en Raum. Der Flur war wenig<br />

belebt, er lief in den Fahrstuhl und fuhr <strong>ein</strong>en Stock höher: Hier war der Flur reich


elebt. Er ging durch den Korridor und scannte die Datenspeicher der Krankenakten,<br />

während er in die Doppel-Zimmer sah. Heutzutage gab es nur noch Zweier-Zimmer, er<br />

sah in das erste Zimmer: Ein B<strong>ein</strong>bruch und <strong>ein</strong>e Blindarm-OP, also nichts<br />

Bedrohliches. Einen Raum weiter: Blindarm-Entzündung, bereits operiert, also auch<br />

nichts bedrohliches. Ein gebrochener Oberarm, Thorsten fand aber noch etwas: Einen<br />

unentdeckten Krebs, den er sofort behob. Er scannte die restlichen Zimmer, wobei er<br />

nichts weiteres fand. Er bewegte sich zu der Intensiv-Station, die Sicherheitstür<br />

öffnete sich für ihn, nachdem er den Computer gehackt hatte. Er liess das Licht um<br />

sich fliessen und verschwand optisch. Ein Blick in das rechte Zimmer eröffnete ihm <strong>ein</strong><br />

furchtbares Bild, er scannte die Kranken-Akte: Ein kl<strong>ein</strong>er Junge, Unfallopfer bei <strong>ein</strong>em<br />

Gleiter-Absturz. Laut Akte waren 85% der Haut total verbrannt, laut Thorstens<br />

Analyse, waren es 87%. Hinzu kamen tiefere Gewebe-Schäden, unter anderem war<br />

<strong>ein</strong>e Flamme in die Lunge <strong>ein</strong>gedrungen. Die Eltern saßen w<strong>ein</strong>end daneben. Thorsten<br />

las die Krankenakte weiter: Die Überlebenschance war gleich null. Zum Glück fehlten<br />

dem Jungen k<strong>ein</strong>e Finger oder Zehen, oder <strong>ein</strong> Auge, die hätte Thorsten nämlich nicht,<br />

ohne Aufsehen zu erregen, heilen können. Er las die DNS das Jungen aus und liess<br />

<strong>ein</strong>e neue Haut unter der Verbrannten von s<strong>ein</strong>en Naniten aufbauen. Der Lungenflügel<br />

war ebenso schnell wiederhergestellt. Der Kl<strong>ein</strong>e würde noch etwas brauchen, bis er<br />

sich erholt haben würde, aber schaffen würde er es nun ganz bestimmt. In zwei bis<br />

drei Stunden würde das Gehirn auch wieder auf die neuen Nervenbahnen in der Lunge<br />

reagieren und die künstliche Beatmung würde nicht mehr notwendig s<strong>ein</strong>. Einen<br />

Schritt weiter und Thorsten sah <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Mädchen, leichenblass. Ein kurzer Blick in<br />

die Krankenakte brachte auch hier Klarheit über das Problem: Wie Thorsten bereits<br />

erkannt hatte, brauchte das Mädchen <strong>ein</strong>e neue Leber, doch stand k<strong>ein</strong> passendes<br />

Spenderorgan zur Verfügung. Auf der Erde hätte man ihr <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong>e neue Leber<br />

gezüchtet, doch hier gab es diese Technologie noch nicht. Eigentlich wäre das aus<br />

Thorstens Sicht auch nicht nötig gewesen, er kannte milliarden von Heilsubstanzen,<br />

von denen <strong>ein</strong> "Unbekannter" jedes Jahr jeweils zehn an die Pharma-Konzerne<br />

schickte. Er synthetisierte die Substanz direkt in der Leber der Kl<strong>ein</strong>en, drei Tage und<br />

sie würde wieder spielen und lachen können wie zuvor. Die restlichen zwölf Zimmer<br />

erhielten ähnliche Aufmerksamkeit. Er durchsuchte das Krankenhaus nun komplett mit<br />

s<strong>ein</strong>en Naniten und heilte tötliche Krankheitsbilder, ohne das es zu stark auffiel. Er<br />

fasste nun s<strong>ein</strong> Spektrum "etwas" weiter: Jedes Krankenhaus der Split, Argonen,<br />

Terraner, Teladi, Boronen und Paraniden wurde abgesucht und schlimme Erkrankungen<br />

oder Verletzungen soweit geheilt, dass für die Patienten k<strong>ein</strong>erlei Todes-Gefährdung<br />

bestand. Es war zwar wieder der Natur, aber Thorsten machte so etwas nur <strong>ein</strong> bis<br />

zwei mal im Jahr. S<strong>ein</strong>e Arbeit war getan und er sprang mit <strong>ein</strong>em wohlig warmen<br />

Gefühl im Herzen zurück in s<strong>ein</strong>en Sessel. Nun tat er etwas, was er immer tat wenn er<br />

neue Mitglieder in der Gem<strong>ein</strong>schaft hatte, er gab ihnen ihre Arbeitsplätze. Die Labore<br />

auf s<strong>ein</strong>em Forschungsplaneten waren so gut ausgestattet, wie es sich k<strong>ein</strong>er der<br />

Wissenschaftler je hätte vorstellen können und wenn etwas nicht da war, dann stellte<br />

Thorsten es halt her. Er bereitete für jeden <strong>ein</strong>e Wegbeschreibung zu dem Labor mit<br />

s<strong>ein</strong>em Fachgebiet vor, nur Simaneas liess er aus, sie würde in anbetracht der<br />

Situation Ruhe brauchen. Der Forschungsplanet war vom geologischen und<br />

topographischen Aufbau mit dem Wohnplaneten identisch, nur die Bebauung war<br />

anders. Er stellte für jeden, der k<strong>ein</strong>es hatte, <strong>ein</strong> Schiff bereit.<br />

Den Mako von Nume und den Perseus rüstete er etwas auf: Er erhöhte die<br />

Höchstgeschwindigkeit auf 100.000 M/s, damit sie ihren Arbeitsplatz schnell genug<br />

erreichen konnten, ausserdem erhöhte er die Schildstärke auf <strong>ein</strong> TerraWatt. Das<br />

dürfte genügen, er sandte die Nachrichten ab.<br />

Shaarahn las in der Bibleothek s<strong>ein</strong>es Volkes, er liebte die alten Schriften. Er war fast<br />

fertig damit, die planetengroße Datenbank zu ergründen, schliesslich hatte er die<br />

letzten 1,5 milliarden Jahre s<strong>ein</strong>es Lebens damit zugebracht. Er stiess über <strong>ein</strong>e alte<br />

Datei, älter als das Archiv. Er öffnete sie, dann las er woher es kam: Es war der Scan


<strong>ein</strong>es Buches, das geschrieben wurde, als s<strong>ein</strong> Volk gerade 2000 Jahre bestand. Das<br />

Schriftstück trug den Titel: "Die Weisssagungen des Gaherahn" Er war <strong>ein</strong> Wesen<br />

s<strong>ein</strong>es Volkes gewesen, das alte Legenden zusammengesammelt und aufgeschrieben<br />

hatte. Er las die ersten Zeilen der Seite:"Und sehet, da die Wesen des schwarzen<br />

Nebels sich niederliessen aus dem Dunkel des Alls, uns ihre Erzählungen zu<br />

verkünden, da horchten wir den Worten und maßten uns an, sie niederzuschreiben.<br />

Lest diese Worte, erfahrt <strong>ein</strong>en Teil der alten Weissheiten und versucht die<br />

allmächtigen Worte der Nebel-Wesen zu ergründen, wie wir es nie vermochten." Diese<br />

uralte Sprache...es war schwer sie zu lesen und zu verstehen. Er las trotzdem<br />

weiter:"Höret die erste Erzählung, die unsere Ohren erreichte, sei sie euch <strong>ein</strong><br />

Zeichen: Es wird <strong>ein</strong> Wesen entstehen, welches nicht das s<strong>ein</strong> wird, was es war, und<br />

nicht gewesen s<strong>ein</strong> wird, was es dann <strong>ein</strong>mal s<strong>ein</strong> wird. Aus dem jungen Schoß s<strong>ein</strong>es<br />

Volkes wird es sich erheben über alle anderen s<strong>ein</strong>er Art. Das Volk, aus dem das<br />

Wesen kommen wird, gleicht <strong>ein</strong>em der uralten Völker und wird sich erheben zu des<br />

schwarzen Nichtes Lichtern. Aus diesem Volke werden zwei, und <strong>ein</strong>s werden sie<br />

wieder werden, zu kommen in ihrem un<strong>ein</strong>en Wesen um den Frieden zu erlernen. Und<br />

das Wesen, Unzählige und doch Einer, dessen Weg Licht und Blut zeichnet, jedoch<br />

nicht der Tod, wird zum Frieden gelangen. Über die Völker die vor ihm waren wird es<br />

sich erheben. In <strong>ein</strong>er Schlacht, zu beenden des Wesens Leben, wird es fallen oder<br />

obsiegen und wenn es obsiege, wird der Weg sich teilen, zu Tod und Leid, oder zu<br />

unendlichem Licht und Frieden. Und das Volk, das dem Lichte treu, entsendet <strong>ein</strong>en,<br />

zu beobachten des Schicksals Spiel, wird es den Schlüssel bringen, zu der Gabelung<br />

des Weges." Shaarahn hatte nicht <strong>ein</strong> Wort entziffern können. Es war zu diffus. Er<br />

löste sich von dem Datenpult und flog in den Raum um s<strong>ein</strong>e Heimatwelt, jedoch die<br />

Worte hallten noch immer durch s<strong>ein</strong>en Verstand.<br />

Nume sah die Nachricht, die auf <strong>ein</strong>mal von s<strong>ein</strong>em Armband gezeigt wurde:Hallo<br />

Nume. Ich hoffe, es geht dir und d<strong>ein</strong>er Familie gut. Anbei findest du <strong>ein</strong>e<br />

Wegbeschreibung zu dem Labor, wo du arbeiten kannst. Ich kann dich nicht zwingen,<br />

aber es wäre schön, du würdest weiterforschen, schliesslich hast du dann <strong>ein</strong>e gute<br />

Arbeit. Sie wird auch bezahlt, nicht sehr üppig, das gebe ich zu, aber für den Markt<br />

reicht es allemal. D<strong>ein</strong> Mako steht im Raumhafen bereit, wenn du ihn brauchst, sage<br />

es <strong>ein</strong>fach dem Computer in d<strong>ein</strong>em Haus, d<strong>ein</strong> Schiff wird dann zu dir gebracht. Falls<br />

du dich zur Arbeit entschliessen solltest, würde ich mich sehr freuen, du könntest in<br />

<strong>ein</strong>er Woche anfangen.<br />

Nume wollte gerne wieder weiterforschen, der Sprungantrieb, so hatte er in <strong>ein</strong>er<br />

Datenbank gelesen, war hier schon länger verfügbar, die Forscher arbeiteten nun an<br />

weiteren Anwendungsmöglichkeiten und der Verbesserung des Systems. Nalo stubbste<br />

ihn an, gefolgt von etwas anderem. Er drehte sich um und erschrak: Vor ihm war <strong>ein</strong>e<br />

Art Fisch, mit <strong>ein</strong>em Loch am Kopf. Das Wesen sah nicht sonderlich gefährlich aus, das<br />

Maul hatte ähnlichkeit mit <strong>ein</strong>em menschlichen Lächeln. Nalo lächelte auch:"Papa,<br />

guck mal, der hat mit mir gespielt. Und sieh mal was diese komische Uhr noch kann."<br />

Nalo richtete das Armband auf den seltsamen Fisch, der sich auf den Rücken drehte,<br />

während er Nume beobachtete. Aus der Uhr kam <strong>ein</strong> dreidimensionales Hologramm,<br />

und das Armband begann zu sprechen:"Delphin, auch Tümmler genannt. Marines<br />

Säugetier von der Erde. Kurzes Info: Dieses Tier ist äusserst intelligent und hat <strong>ein</strong><br />

ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie leben in Gruppen, Schulen genannt. Ihre<br />

Hauptnahrung besteht aus Fisch und Tintenfischen. Für Boronen besteht k<strong>ein</strong>e Gefahr,<br />

jegliches Tier in der Gem<strong>ein</strong>schaft trägt aus Sicherheitsgründen <strong>ein</strong> neurales<br />

Implantat, das ihnen jegliches zivilisierte Wesen als Freund und nicht genießbar zeigt.<br />

Bei den meisten Wesen ist dieses Implantat eigentlich schon nicht mehr nötig, da<br />

dieses Verhalten in ihr natürliches Verhalten aufgenommen wurde." Der Delphin hob<br />

Nume an, ganz sanft, dann begann es ihn mit s<strong>ein</strong>er Schnauze zu drehen. Er lachte<br />

klickernd, das Wesen klickerte auch. Ansch<strong>ein</strong>end war ihre Verständigung der<br />

boronischen Muttersprache sehr ähnlich in den verwendeten Lauten, nur benutzten sie


Töne, die so in der Sprache der Boronen nicht vorkamen. Es war <strong>ein</strong> interessantes Tier<br />

und Nume und s<strong>ein</strong> Sohn spielten noch <strong>ein</strong>e weitere halbe Stazura mit ihm, bis es sich<br />

klickernd verabschiedete.<br />

Lasmios sah auf das kl<strong>ein</strong>e Armband, darauf war <strong>ein</strong>e Nachricht <strong>ein</strong>gegangen:Hallo<br />

Lasmios, ich hoffe es geht euch gut. Falls ihr Lasa besuchen möchtet, ihr Haus ist im<br />

Wasser hinter dem Strand. Ich hoffe, du möchtest arbeiten, es wäre zumindest sehr<br />

zu begrüßen. Ich habe für dich <strong>ein</strong>e Stelle besorgt. Du kannst als Designer in <strong>ein</strong>em<br />

Labor arbeiten. Arbeit wird hier zwar nicht sehr hoch bezahlt, aber für den Markt<br />

reicht es mehr als aus. Du kannst in <strong>ein</strong>er Woche anfangen, bis dahin können du und<br />

Simaneas vielleicht etwas für den Markt herstellen. Ach übrigens, für Simaneas habe<br />

ich noch k<strong>ein</strong>e Arbeit. Lasmios ging zu Simaneas, sie saß auf der wunderbar harten<br />

Sitzbank, die die beiden sich geordert hatten, und sah Fernsehen. Seltsamerweise<br />

konnte man hier auch alle Kanäle empfangen, die es in den Sektoren s<strong>ein</strong>es Volkes<br />

auch gab. Sie wirkte müde, ansch<strong>ein</strong>end war der Tag ziemlich viel für sie gewesen. Er<br />

setzte sich zu ihr und sie lehnte sich an s<strong>ein</strong>e Schulter, ihre Rückenfinnen stellten sich<br />

auf.<br />

Thorsten überblickte das Geschehen bei s<strong>ein</strong>en neuen Gästen: Alle waren äusserst<br />

zufrieden damit, wieder <strong>ein</strong>e Arbeit zu haben. Während alle anderen sich auf friedliche<br />

Forschung freuten, wollte Roskt die Geheimnisse der Capital-Schiffe ergründen,<br />

besonders ihre Waffen. Das würde noch etwas von Thorstens Aufmerksamkeit<br />

bedürfen. Es war normal für Split, das sie sich für Waffen interessierten, doch<br />

meistens gaben sie sich schon damit zufrieden, die Kenntnis über deren Funktion zu<br />

besitzen. Frei nach dem Motto: Ich könnte es, aber ich tue es nicht. Thorsten musste<br />

sich darum aber noch k<strong>ein</strong>e Sorgen machen, bis Roskt all<strong>ein</strong> die erweiterten<br />

Grundregeln der Physik kannte, die die Basis-Mechanismen des Schiffes nutzten,<br />

würden gut und gerne zwanzig Jahre vergehen.<br />

Ein kurzer Blick zu Simaneas Zustand, war beruhigend, den fünf ging es optimal,<br />

k<strong>ein</strong>erlei Komplikationen, die Thorstens Eingreifen erfordert hätten. Die Eier an sich<br />

entstanden bei Teladi im Körper ziemlich schnell, so hatten die Kl<strong>ein</strong>en schon die<br />

Größe <strong>ein</strong>es kl<strong>ein</strong>en Fingernagels, dementsprechend zeigte Simaneas' Organismus<br />

gewisse Ermüdungsersch<strong>ein</strong>ungen.Bisher hatte es insgesamt 3028<br />

Geburten/Schlüpfungen in der Gem<strong>ein</strong>schaft gegeben, auf 50 Jahre gesehen war es<br />

ungefähr <strong>ein</strong> Durchschnittswert. Thorsten lehnte sich in s<strong>ein</strong>em Sessel zurück, er<br />

genoß die Sonnenstrahlen die durch s<strong>ein</strong> Fenster fielen.<br />

Graaresun Kapulre war der oberste Flottenführer der Kin'Kelor, <strong>ein</strong>er Spezies, die sich<br />

dem Vorhaben angeschlossen hatte, das entartete Menschenwesen zu vernichten. Er<br />

ging durch den Schwarzen Raumhangar des Flotten-Korps, s<strong>ein</strong>e drei B<strong>ein</strong>e<br />

schmerzten von dem langen Marsch durch das gigantische Gebilde im leeren Raum.<br />

Dieser Hangar war der Stolz s<strong>ein</strong>es Militärs, so groß, dass er im leeren Raum errichtet<br />

werden musste, damit er mit s<strong>ein</strong>er eigenen Schwerkraft k<strong>ein</strong>e Planeten aus ihrer<br />

Umlaufbahn riss. Die Schiffe s<strong>ein</strong>es Volkes waren die Schnellsten die es gab, nur<br />

dieses seltsame Wesen war genau so schnell, wenn nicht sogar schneller. Er ging an<br />

dem Schiff vorbei, welches die Spitze der Armada bildete: Ein schwarzer,<br />

zigarrenförmiger Zylinder, der hinten <strong>ein</strong>e rote Spitze besaß, die das Triebwerk<br />

darstellte. Zahlreiche Geschütztürme traten aus der glänzenden Panzerung hervor,<br />

und machten hektische Bewegungen, als das Simulations-Programm lief. Vorne wurde<br />

die Spitze des Rumpfes entfernt, um das Gerät <strong>ein</strong>zubauen, welches die Hauptfunktion<br />

der Flotte unterstützte. Der Auftrag war es, den Menschen <strong>ein</strong>zuholen und ihn mit<br />

<strong>ein</strong>em Netz aus Traktorstrahlen <strong>ein</strong>zufangen. Er beobachtete, wie der Zusatz-<br />

Generator, mit der Größe <strong>ein</strong>es Mondes, in den Rumpf <strong>ein</strong>gebaut wurde. Das Schiff<br />

selbst hatte die Größe <strong>ein</strong>es Planeten. Gäbe es hier k<strong>ein</strong>e Gravitations-<br />

Ausgleichsmaschinen, so hätte dieses Schiff ihn vom Boden abgehoben. Er selbst<br />

verzehrte sich nicht all zu sehr nach dem Kampf, denn s<strong>ein</strong>e Natur wiedersprach der<br />

Anwendung von Gewalt, aber im laufe s<strong>ein</strong>es Lebens hatte er gelernt, dass es auch


Ausnahmen gab. An ihm vorbei flog <strong>ein</strong>e Einheit der Scissaren, die schnellsten Schiffe<br />

die s<strong>ein</strong> Volk besaß. Momentan flogen sie nur Schrittgeschwindigkeit, doch auf<br />

Maximalgeschwindigkeit konnten sie jedes andere Schiff abhängen. Die Schiffe sahen<br />

aus wie ihr großes Vorbild, nur waren sie etwas abgeflacht und liefen an den Seiten<br />

spitz zu, ausserdem waren sie kaum größer als der Pilot selbst. Die Traktorstrahlen-<br />

Systeme waren von den Schukjen, sie hatten die besten Maschinen dieser Art.<br />

Langsam näherte er sich dem Teleporter zur Brücke des Flagg-Schiffes.<br />

Thaseik, oberster Armee-Vertreter der Naaa' un, war dabei, die neue Waffe zu<br />

überprüfen, die eigens für diesen Zweck entwickelt wurde. Der Time-Crusher. Es war<br />

<strong>ein</strong> Schiff der Devastator-Klasse, im wahrsten Sinne des Wortes. In dem Schiff war<br />

<strong>ein</strong>e experimentelle Waffe, der Time-Freezer. Die Nachricht über diese Waffe ging<br />

durch das Bündnis der Alten, wie <strong>ein</strong> Lauffeuer. Die Wirkungsweise war verheerend:<br />

Ein Zeitsturm wurde erzeugt, der alles was er berührte aus<strong>ein</strong>anderriss. Fluktuationen<br />

verschiedener Zeitgeschwindigkeiten durchschossen die Sphäre wie Ströhmungen in<br />

<strong>ein</strong>em Sturm, wodurch Bereiche des Zielobjektes schneller in der Zeit vorrankamen,<br />

andere langsamer und wieder andere in Normalzeit. Jedwege Materie wurde davon in<br />

r<strong>ein</strong>e Energie zerfetzt, bis nur noch <strong>ein</strong> Lichtimpuls übrig war. Er kannte sich nicht so<br />

sehr mit der Technologie s<strong>ein</strong>es Volkes aus, auch wenn er <strong>ein</strong>e umfangreiche<br />

Ausbildung erfahren hatte, er war <strong>ein</strong> Stratege und die Mechanismen der Schiffe unter<br />

s<strong>ein</strong>em Kommando waren für ihn größtenteils <strong>ein</strong> Rätsel. Dafür hatte er s<strong>ein</strong>e<br />

Wissenschaftsoffiziere. Die Waffe wiederstrebte eigentlich allem was s<strong>ein</strong> Volk für<br />

richtig hielt, jedoch war s<strong>ein</strong> gesamtes Volk in Angst vor <strong>ein</strong>em Wesen, dessen<br />

primitive Geistesentwicklung, bei gleichzeitiger Übermacht, <strong>ein</strong>e Gefahr für alle Wesen<br />

des Universums darstellte. Mit <strong>ein</strong>er Träne im Auge sah er auf das kugelförmige gelbe<br />

Schiff, an dessen internen Systemen noch Abstimmungsarbeiten verrichtet wurden. Er<br />

überprüfte die Zahl an Schiffen, die von allen Völkern schon bereit waren: 2<br />

Milliarden, das war erst die Hälfte. Von kl<strong>ein</strong>en Jägern, bis hin zu Zerstörern und<br />

Mutterschiffen, war alles vertreten. In drei Wochen würde der Krieg beginnen. Die<br />

Worte des Ersten, die über die Nachrichtensysteme verbreitet wurden, lagen ihm wie<br />

<strong>ein</strong> Kloß auf s<strong>ein</strong>er Zersetzungsmembran. Er sah sich in dem orbitalen Hangar um,<br />

das graue Bauwerk war in <strong>ein</strong>zelne Sektionen unterteilt und der Geruch von<br />

Technologie und Feuer lag in der Luft, als die Teile verbunden wurden. Er sah den<br />

Technikern dabei zu, wie sie die gelben Platten mit<strong>ein</strong>ander verbanden.<br />

Eine Woche war wie im Flug vergangen, Thorsten hatte 200 neue Sonnensysteme<br />

entdeckt, <strong>ein</strong>es davon wies Leben auf. Primitives Leben, aber Leben. Er saß in s<strong>ein</strong>em<br />

Sessel und hörte Musik, s<strong>ein</strong>e Gäste hatten allesamt heute ihren ersten Arbeitstag,<br />

nur Beetle und Simaneas hatte er noch etwas Zeit gelassen. Beetle musste erst<strong>ein</strong>mal<br />

<strong>ein</strong> Leben aufbauen, bevor er <strong>ein</strong>e Arbeit beginnen sollte. Er hatte eigentlich selbiges<br />

auch mit den beiden Xenon vorgehabt, doch sie wollten so wehement an die Arbeit,<br />

das Thorsten sie kaum <strong>ein</strong>e Woche unterbringen konnte. Simaneas war immer noch<br />

nicht hinter ihr eigenes Geheimnis gekommen, sie war wohl viel zu müde. Teladi<br />

hatten zwar k<strong>ein</strong>e Übelkeit oder Rückenbeschwerden wenn sie im besagten Umstand<br />

waren, dafür hatten sie andere Symptome: Müdigkeit, wobei sie bis zu 16 Stunden am<br />

Tag schliefen. Ihre Stirnschuppe veränderte die Dunkelheitsstufe und ihre Schuppen<br />

schienen zu jucken.<br />

Nun gut, er überflog die Labore, in denen sie ab heute arbeiten würden: Nume bekam<br />

<strong>ein</strong>en Job im Sprungantriebs-Zentrum, ebenso Tismunislet. Roskt und Tikmanotslat<br />

hatten Plätze im Labor für angewandte Weltraum-Mechanik und Energie bekommen.<br />

Lasmios bekam <strong>ein</strong>e Stelle als Designer in dem Labor, wo alle Geräte <strong>ein</strong>e Umhüllung<br />

bekamen. Lasa konnte zuhause Arbeiten: Thorsten hatte über die Jahrhunderte<br />

insgesamt zwölf untergegangene Zivilisationen gefunden und Lasa konnte die<br />

Artefakte per Ferndiagnose untersuchen. Redan hatte <strong>ein</strong>e Stelle im<br />

Schildforschungszentrum bekommen. Wo denn auch sonst?! Noa bekam <strong>ein</strong>e Stelle im<br />

Zentrum für Weltraumnavigation, dort würde er den Weltraum erkunden und


kartographieren können. Gaia, nun Techniker konnte man überall gebrauchen, aber<br />

Thorsten beschloss, sie als Lehrerin <strong>ein</strong>zusetzen, schliesslich waren Xenon hoch<br />

intelligent und <strong>ein</strong>e Schule, wie sie hier vorhanden waren, brauchte immer Lehrer. So<br />

konnte Gaia auch ihrer Leidenschaft der Natur nachgehen, nämlich als Biologie-<br />

Lehrerin. Er lehnte sich zurück und genoss das Rauschen des Windes an s<strong>ein</strong>em<br />

Fenster, während s<strong>ein</strong>e Naniten sich weiter verbesserten. So hatte die Energie-<br />

Produktion, die er erzeugen konnte, sich in den letzten drei Tagen vervierfacht.<br />

Nume stieg in s<strong>ein</strong>en Mako, <strong>ein</strong> seltsamer blauer Schimmer im Triebwerk hatte ihn<br />

neugierig gemacht. Er setzte sich in das Cockpit und überprüfte die Anzeigen: Hülle,<br />

Ok. Sensor-Reichweite, Ok. Schilde, WAS??? Ein Terrawatt?!...Nun gut, ansch<strong>ein</strong>end<br />

wurden die Schilde verbessert. Weiter: Hauptcomputer, Ok. Er sah auf die Anzeige im<br />

Cockpit, für die Geschwindigkeit, b<strong>ein</strong>eahe hätten sich s<strong>ein</strong>e Tentakel in<strong>ein</strong>ander<br />

verknotet: 100.000 m/s?!!? Wie konnte s<strong>ein</strong> Schiff so <strong>ein</strong>e Geschwindigkeit erreichen?<br />

Ansch<strong>ein</strong>end auch <strong>ein</strong>e Modifikation. OK...er saß in s<strong>ein</strong>em Schiff, das mit Technik<br />

ausgerüstet war, von der das boronische Reich nur träumen konnte. Na gut...ganz<br />

ruhig, die Arbeit wartete. Er erteilte s<strong>ein</strong>em Schiffscomputer den Befehl:"Computer,<br />

fliege mich zum Arbeitsplaneten. Sprungantriebsforschungsinstitut." "Bestätigt,<br />

erhalte Koordinaten vom Master-System. Starte." Das Schiff erhob sich wie immer in<br />

die Höhe und flog ins All.<br />

Als Nume die Atmosphäre verlassen hatte, blinkten ganz neue Instrumente in s<strong>ein</strong>em<br />

Cockpit auf. Ein holographischer blauer Streifen wurde vor ihn projeziert, der<br />

Computer untertitelte den sich immer weiter füllenden Balken:"Erreiche<br />

Geschwindigkeit 40 kM/s, 50 kM/s, 80 kM/s, 100 kM/s." Nume sah aus der Kanzel:<br />

Die Sterne zogen mit <strong>ein</strong>er atemberaubenden Geschwindigkeit vorbei, kurz darauf<br />

erreichte er die Sonne. Die Schilde schützten den Rumpf, so dass Nume k<strong>ein</strong>e Angst<br />

davor haben musste, in s<strong>ein</strong>em Wasser zu kochen. Die Schilde blieben konstant auf<br />

100% als er den brennenden Stern ungefähr 1000 kM entfernt passierte, dann sah er<br />

den Arbeitsplaneten. Von hier war k<strong>ein</strong> Unterschied zu erkennen, bis auf die Tatsache,<br />

das es hier nur <strong>ein</strong>en Mond gab und <strong>ein</strong>e Raumstation. Die Raumstation war zwar<br />

erheblich kl<strong>ein</strong>er als der Raumhafen den er hinter sich gelassen hatte, aber dennoch<br />

be<strong>ein</strong>druckend. Sie war im wesentlichen kugelförmig und hatte <strong>ein</strong>e blaue Aura. Er<br />

erfasste das Objekt, der Computer lieferte ihm nach kurzer Nachfrage im Datenkern<br />

des Hauptplaneten die Identifikation:"Planetarer Schildgenerator, <strong>ein</strong>e Million<br />

Terrawatt." Langsam glaubte Nume, in <strong>ein</strong>em Science-Fiction-Roman gelandet zu s<strong>ein</strong>.<br />

"Beginne Atmosphären<strong>ein</strong>tritt." Das Schiff ruckelte leicht und die Atmosphäre um den<br />

Rumpf erhitzte sich zu Plasma, dann sah Nume etwas, was b<strong>ein</strong>ahe das Blut in s<strong>ein</strong>en<br />

Adern gefrieren liess: Ein gigantisches Gebäude, groß und flach. Es erinnerte an <strong>ein</strong>en<br />

Diskus, nur etwas dicker war es schon. Vier Standfüsse, die in <strong>ein</strong>em Bogen aus dem<br />

Hauptgebäude kamen, hielten das Gebilde aufrecht. Numes Mako hielt direkt auf die<br />

Wand des Gebäudes zu, er wollte schreien, als die Hülle des Bauwerks sich um den<br />

Mako öffnete und so <strong>ein</strong>en Aufprall verhinderte. Ein türkiser Energiestrahl erfasste s<strong>ein</strong><br />

Schiff und transportierte es in <strong>ein</strong>e Haltebucht. Nume verliess s<strong>ein</strong> Schiff und sah sich<br />

in dem Hangar um: Hier hätten gut und gerne zwei Haie hin<strong>ein</strong>gepasst, wobei ihre<br />

Schiff-Bestückung auch noch leicht hätte herauskommen können. Der mittlerweile<br />

vertraute Pfeil erschien über s<strong>ein</strong>em Armband und führte ihn in zu <strong>ein</strong>er großen Tür.<br />

Als er sich ihr näherte, fuhr sie nach oben und er ging hindurch. So, wo sollte er hin?!<br />

Nume rief die Nachricht noch <strong>ein</strong>mal auf, darunter war <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Fläche, wie <strong>ein</strong><br />

holographisches Wasserzeichen. Er berührte das Hologramm, zu s<strong>ein</strong>er Verwunderung<br />

fühlte es sich leicht fest an, konzentrische Kreise gingen von der Spitze s<strong>ein</strong>es<br />

Tentakels aus durch die Fläche, wieder erschien der bekannte Navigations-Pfeil. Nume<br />

folgte dem kl<strong>ein</strong>en Hologramm, er kam erneut zu <strong>ein</strong>er Tür. Als er sich ihr näherte,<br />

verlangte <strong>ein</strong>e Computer-Stimme, dass er s<strong>ein</strong> Tentakel <strong>ein</strong>mal auf die Tür drücken<br />

sollte, wenn er hin<strong>ein</strong> wollte. Er tat es, und die Tür glitt zur Seite in die Wand. Hinter<br />

der Tür lag <strong>ein</strong> riesiges Labor, allerhand Versuche liefen dort ab. Ein Mensch kam auf


ihn zu:"Ah, sie müssen Nume Mi s<strong>ein</strong>. M<strong>ein</strong> Name ist Ferald Histon, ich bin hier der<br />

Einweiser. Ich zeige ihnen, was wir schon erreicht haben und was wir gerade<br />

versuchen. Ich zeige ihnen gerne alles, aber wir warten noch auf <strong>ein</strong>e Paranidin."<br />

Hinter sich hörte Nume <strong>ein</strong> Schnaufen, <strong>ein</strong>e Paranidin stand auf <strong>ein</strong>mal hinter ihm und<br />

schien etwas aus der Puste zu s<strong>ein</strong>:"Verzeiht uns, der Computer hat uns nicht laut<br />

genug geweckt." Ferald lächelte:"Gut, dann stelle ich mich noch <strong>ein</strong>mal vor: M<strong>ein</strong><br />

Name ist Ferald Histon, ich bin der Einweiser und somit dafür verantwortlich, dass sie<br />

auf den neuesten Stand gebracht werden. Sie müssen Tismunislet s<strong>ein</strong>." "Korrekt."<br />

"Dann folgen sie mir bitte." Nume schwebte hinter dem Mann her, dicht gefolgt von<br />

der Paranidin. Sie kamen in <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Raum und der Mensch begann s<strong>ein</strong>en<br />

Vortrag. Den gesamten Tag brachten sie damit zu, Theorie über den Sprungantrieb<br />

und s<strong>ein</strong>e Kunstruktion zu lernen. Es war unglaublich interessant, wie viele<br />

verschiedene Berechnungen notwendig waren, damit <strong>ein</strong> Objekt exakt am richtigen<br />

Ort aus dem Warp-Tunnel auftauchte. Die Paranidin ging voll und ganz in den<br />

Rechnungen auf. Am abend, gingen er und die Paranidin zum Flugdeck, auf ihrem Weg<br />

kamen sie an <strong>ein</strong>em Automaten vorbei, der in der Wand versenkt war. Auf <strong>ein</strong>em<br />

Schild stand: Nahrung für jeden. Nume sah auf das Schild, im laufe des Tages hatte er<br />

doch schon ziemlichen Hunger bekommen. Der Paranidin schien es ähnlich zu gehen,<br />

sie stellte sich vor den Automaten:"Ein Soja-Grützenbrot mit terranischen<br />

Gewürzgurken." "Bestätigt." Das Schild leuchtete und kurz darauf erschien mit <strong>ein</strong>em<br />

Blitzlicht das bestellte Essen. Nume ging auch näher an das Schild heran:"BoFu-<br />

Plätzchen bitte." "Bestätigt." Wieder <strong>ein</strong> Blitzlicht und vor ihm erschien <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er<br />

Teller mit <strong>ein</strong>em Stapel der Kekse, die s<strong>ein</strong> Volk so liebte. Er nahm den Teller aus der<br />

Luft und probierte <strong>ein</strong> Plätzchen, sie waren hervorragend. Langsam schwebte er zu<br />

s<strong>ein</strong>em Mako, welcher ihn nach Hause brachte, zu s<strong>ein</strong>er Familie.<br />

Redan hatte s<strong>ein</strong>en ersten Arbeitstag, der Computer weckte ihn, das Frühstück<br />

erschien mit <strong>ein</strong>em Blitzlicht auf dem Küchentisch. Sanuma und er setzten sich, um<br />

zusammen zu essen. Nach dem Frühstück ging er zu dem Balkon, wo er ,laut<br />

Nachricht, von <strong>ein</strong>em Schiff abgeholt werden würde. Er stellte sich auf die große<br />

Fläche und sah in den Himmel hinauf, der gigantische Raumhafen war selbst von hier<br />

noch zu sehen. Auf <strong>ein</strong>mal sah er hunderte kl<strong>ein</strong>er Punkte am Himmel auftauchen.<br />

Viele von ihnen flogen Richtung Dörfer und Land, doch ebenso viele nahmen Kurs auf<br />

die Stadt. Waren das Schiffe? Ja! Fünfzig Stück von ihnen flogen auf das<br />

Wohngebäude zu, <strong>ein</strong>es direkt auf ihn zu. Langsam drehte es bei und hielt direkt vor<br />

dem Balkon. Es war riesig. Nicht so groß wie <strong>ein</strong>e Korvette, aber nicht so kl<strong>ein</strong> wie <strong>ein</strong><br />

M3. Der Rumpf des Schiffes erinnerte an den Schnabel <strong>ein</strong>es Raubvogels, nur nicht so<br />

scharf und spitz, eher abgerundet. Eine Schlaufe zog sich von <strong>ein</strong>er Seite des Hecks<br />

zur anderen in <strong>ein</strong>em weit ausufernden Bogen. In Die Schleife streckten sich zwei<br />

Streben wie <strong>ein</strong> V hin<strong>ein</strong>. Zwei leitwerkartige Flossen verliehen dem Rumpf zusätzlich<br />

<strong>ein</strong>e schnittige Form und liefen nach hinten hin sanft wieder in den Rumpf hin<strong>ein</strong>.<br />

K<strong>ein</strong>erlei Hitze ging von dem Schiff aus, es war zwar warm, aber nicht mehr als <strong>ein</strong><br />

Mensch. Eine Tür öffnete sich, wie bei dem Schiff mit dem sie angekommen waren.<br />

Dann bildete sich <strong>ein</strong>e Brücke hin zu s<strong>ein</strong>en Füssen, in Form <strong>ein</strong>es halbtransparenten<br />

weißen Kraftfeldes. Das Schiff blieb ganz ruhig auf s<strong>ein</strong>er Position, nicht <strong>ein</strong>en<br />

Millimeter verzog es sich. Redan stieg auf das Kraftfeld, weiter bis in das Schiff. Hinter<br />

ihm schloss sich die Tür und das Kraftfeld erlosch. Er sah sich um, niemand war im<br />

Schiff, <strong>ein</strong>e Computerstimme drang aus den Wänden:"Guten Morgen, Herr Simten. Ich<br />

bin ihr Transportmittel zum Schild-Forschungszentrum. Bitte setzen sie sich doch."<br />

Redan setzte sich hin und das Schiff startete in den Orbit. Redan sah sich um, die<br />

Instrumente ähnelten dem des großen Schiffes, mit dem sie gekommen waren. Die<br />

Geschwindigkeit war unglaublich, 500.000 m/s! Die Schildstärke betrug <strong>ein</strong>hundert<br />

Terrawatt! Eine be<strong>ein</strong>druckende Maschine. Eben passierte er die Umlaufbahn der<br />

Sonne, das Schiff nahm Kurs auf den Forschungsplaneten. Das Schiff trat in die<br />

Atmosphäre <strong>ein</strong>, es ruckelte überhaupt nicht, wie Redan es sonst kannte. Als er durch


das Fenster sah, schien ihm dieses Schiff gar nicht mehr so be<strong>ein</strong>druckend, zumindest<br />

neben dem was er jetzt sah: Ein riesiges Gebäude in der Form <strong>ein</strong>es Diskus, mit fünf<br />

Streben die es vom Boden abhoben. Das Gebäude hatte bestimmt die Größe, von der<br />

Hälfte der Stadt in der er und Sanuma nun lebten. Das Schiff raste auf das Gebäude<br />

zu, kurz bevor es an der Aussenwand des Bauwerks zerschellt wäre, öffnete sich <strong>ein</strong><br />

großes Loch in der Wand, indem es sich wie aus dem nichts ausweitete. Das Schiff<br />

flog hindurch und wurde von <strong>ein</strong>em türkisen Energiestrahl in <strong>ein</strong>e Landebucht<br />

gebracht. Redan stieg aus, der Hangar war gigantisch, mehrere Zerstörer hätten hier<br />

hin<strong>ein</strong> gepasst. Er ging in die Richtung, die ihm nun das Navigations-Hologramm<br />

s<strong>ein</strong>es Armbandes anzeigte, so gelangte er zu <strong>ein</strong>em Schott, welches sich öffnete als<br />

er sich näherte. er trat in den Korridor, <strong>ein</strong> Paranide lief schnellen Schrittes direkt vor<br />

ihm vorbei. Eine Mizura später erreichte er <strong>ein</strong>e Tür, wobei ihm <strong>ein</strong> Computer sagte, er<br />

solle s<strong>ein</strong>e Hand auf die Tür legen wenn er hin<strong>ein</strong> wollte. Er tat wie ihm geheissen und<br />

die Tür öffnete sich, er trat <strong>ein</strong>. Eine menschliche Frau kam heran:"Sie müssen Redan<br />

Simten s<strong>ein</strong>." "Ähm..Ja. Wieso?" "Ich bin Karen Laron, ihre Einweiserin. Sprich, ich<br />

zeige ihnen unsere bisherigen Forschungsergebnisse und weise sie in die Labor-<br />

Einrichtung <strong>ein</strong>." "Aha, und was ist an dieser Labor<strong>ein</strong>richtung so besonders das ich<br />

<strong>ein</strong>e Einweisung brauche?" "Nun, kommen sie am besten <strong>ein</strong>mal mit." Sie ging tiefer<br />

in den gigantischen Laborkomplex, dann blieb sie an <strong>ein</strong>em Tisch stehen. "Computer,<br />

Test-Geläde neun, Video-Übertragung." "Bestätigt." Ein gestochen scharfes Bild von<br />

<strong>ein</strong>er Felswüste war zu sehen, als <strong>ein</strong> Hologramm erzeugt wurde. Redan sah dort<br />

nichts besonderes "Und?" "Ja, warten sie doch <strong>ein</strong>en Augenblick. Computer, erzeuge<br />

<strong>ein</strong>en Test-Block Nividium-Panzerung." In der Felswüste flammte <strong>ein</strong> Blitzlicht auf,<br />

dann stand <strong>ein</strong> glänzender Würfel an <strong>ein</strong>er Stelle. Sie wendete sich wieder an den<br />

Computer:"Testbeschuss mit Waffenmodul 5." "Bestätigt." Ein kl<strong>ein</strong>er Geschützturm<br />

fuhr aus dem Boden heraus, kaum größer als <strong>ein</strong> Teladi, der Lauf richtete sich auf den<br />

Block. Ein heller weißer Lichtstrah schoss aus dem kl<strong>ein</strong>en System und schnitt den<br />

Block in zwei hälften, wie <strong>ein</strong> heißes Messer <strong>ein</strong> Stück Butter. Dann schoss <strong>ein</strong><br />

Energie-Impuls durch den Strahl, als er an dem Block ankam, verdampfte das Metall.<br />

Redan klappte die Kinnlade herunter. Eine so kl<strong>ein</strong>e Waffe mit solch <strong>ein</strong>er<br />

Vernichtungskraft hatte er noch nie gesehen. Sie lächelte verspielt triumphierend.<br />

"Folgen sie mir bitte, ich möchte ihnen noch etwas zeigen." "Gut, aber was denn<br />

noch?" "Sie werden sehen." Sie gingen weiter zu <strong>ein</strong>em kühlschrank-großen Apparat,<br />

sie schaltete ihn <strong>ein</strong>. Redan konnte sich k<strong>ein</strong>en Reim darauf machen, er sah das Gerät<br />

ungläubig an:<br />

"Und was ist das?" "Unsere neueste Entwicklung, <strong>ein</strong> 10 Terrawatt-Schild." "Und wie<br />

haben sie 10 davon in diese kl<strong>ein</strong>en Schiffe gequetscht?" "Welche Schiffe m<strong>ein</strong>en sie?"<br />

"Na diese Transporter, die mich hierher gebracht haben." "Oh das. Sie kennen ja<br />

unseren Gastgeber. Er ist manchmal etwas komisch, aber das haben alte Männer so<br />

an sich...." Die beiden schmunzelten "...S<strong>ein</strong>e Technologie ist viel fortschrittlicher als<br />

unsere. Er liefert uns die Laborausrüstung die wir für unsere Forschungen brauchen<br />

und wir forschen eigenständig. Er sagt er sei der M<strong>ein</strong>ung, was man selbst entwickelt,<br />

damit geht man auch verantwortungsbewusster um." "Und deswegen holt er uns<br />

hierher? Verstehen sie mich nicht falsch, ich bin ihm über alles dankbar dafür das er<br />

mir m<strong>ein</strong>e Frau zurückgebracht hat und wunderschön ist es hier auch. Aber warum<br />

das Ganze?" Sie legte den Kopf schief und kratzte sich am Kopf:"Mhhhh...so ganz<br />

habe ich ihn auch noch nicht verstanden, aber nach dem was er erzählt hat, glaube<br />

ich er m<strong>ein</strong>t Folgendes: Wir sind zu hoch entwickelt für unser Moralverständnis. Sie<br />

sind Argone, soweit ich weiss, also ist das bei ihnen nicht so extrem wie bei uns auf<br />

der Erde, aber Menschen können trotz unserer langen Geschichte immer noch ziemlich<br />

grausam s<strong>ein</strong>." "Da gebe ich ihnen Recht, manchmal sind Menschen grauenhaft, aber<br />

wir haben doch auch unsere guten Seiten. Warum will er also verhindern das wir uns<br />

in diese Richtung weiterentwickeln." "So habe ich das nicht mitgekriegt, haben sie sich<br />

mal unter ihren Kollegen, die mit ihnen gekommen sind, umgesehen?" "Ich weiss


nicht worauf sie hinaus wollen." "Haben sie hier irgendwo <strong>ein</strong>en Wissenschaftler<br />

gesehen, der für Medizin-Technologie forscht?" "Ähm n<strong>ein</strong>..." "Genau, hier gibt es nur<br />

Militärtechniker und Sprungwissenschaftler." "Also sind wir der Abschaum der<br />

Menschheit und er will uns aus der Gesellschaft tilgen?" "Dann könnte er uns hier<br />

auch <strong>ein</strong>fach durchfüttern, sie haben ja die Nahrungsmittel-Erzeuger gesehen. Die<br />

Dinger werden nicht mal heiß wenn man <strong>ein</strong> Bankett damit veranstaltet." "Aha...und<br />

das bedeutet?" "Er versucht immer irgendwie, Waffentechnologie für friedliche Zwecke<br />

zu nutzen. Zum Beispiel hat er uns gezeigt, wie man <strong>ein</strong> Schild in Kopplung mit <strong>ein</strong>er<br />

PIK auf jeden beliebigen Ort im Umkreis von 10 Kilometern ausrichten kann." "Ach so,<br />

und wo ist das Gerät?" "Sie stehen daneben." Sie zeigte auf den großen Apparat, an<br />

dessen Mitte nun <strong>ein</strong> Display herausfuhr. Karen tippte <strong>ein</strong> paar Koordinaten <strong>ein</strong>, dann<br />

gingen sie zurück zu dem Überwachungshologramm. "Computer, wiederhole den<br />

letzten Versuch unter m<strong>ein</strong>er Leitung." "Bestätigt." Wieder erschien <strong>ein</strong> Block der<br />

Nividium-Pazerung, und der Laser beschoss sie. Dieses mal glänzte <strong>ein</strong> türkiser<br />

Schimmer vor dem Block auf. Redan war begeistert:"Und wir müssen alles selbst<br />

entwickeln?" "Ja, so ziemlich, nur tauchen ab und zu kl<strong>ein</strong>e Dateien mit Formeln und<br />

Schaltkreisskizzen so "ganz zufällig" in unseren Armbändern auf." "Ach so, so ganz<br />

zufällig." "Ja, es sind dann meistens kl<strong>ein</strong>e Dinge, die wir sowieso innerhalb <strong>ein</strong>es<br />

Jahres hinbekommen hätten." Dieser Kemmrich schien doch k<strong>ein</strong> so großer Egomane<br />

zu s<strong>ein</strong>, wie Redan gedacht hatte. Er drehte sich zu ihr:"Und, wie hat er sie dazu<br />

bewogen mitzukommen?" "Das möchten sie lieber nicht wissen." "Eigentlich schon."<br />

"Na gut. Ich war in den Bergen und habe <strong>ein</strong>en Ausflug gemacht, ich bin abgerutscht<br />

und in die Tiefe gestürzt. Dann...ZACK...hat mich ne Felsnadel in zwei Teile<br />

geschnitten. Seitdem habe ich im Rollstuhl gesessen. Eines Tages kam Kemmrich und<br />

hat mir angeboten, mit hierher zu kommen. Dann hat er mir gezeigt was er kann,<br />

sprich, er hat mir nen neuen Unterleib angeklebt. Geklebt ist vielleicht das falsche<br />

Wort, m<strong>ein</strong> Unterkörper ist in <strong>ein</strong>em Strom aus Licht an mir entstanden. Da bin ich<br />

mitgekommen." "Sie veräppeln mich." "N<strong>ein</strong>, ich hab sogar noch Holo-Dias von mir<br />

ohne Unterleib." "Was kann dieser Kerl eigentlich noch?" "Ich habe noch nicht<br />

gesehen, das er irgendetwas nicht hingekriegt hat." Im Laufe des Tages zeigte sie ihm<br />

gut die Hälfte des Laborkomplexes. Es war be<strong>ein</strong>druckend, was die Leute hier fast<br />

ohne Kemmrichs Hilfe hingekriegt hatten.<br />

Lasmios hatte sich eben von der wunderbar harten Schlafplatte hochgerappelt, s<strong>ein</strong>e<br />

Arbeit begann zwar erst um elf Uhr terranischer Zeit, aber es war schon 8 Uhr.<br />

Simaneas war am schlafen wie <strong>ein</strong> St<strong>ein</strong>. Wie machte sie das? Sie war zwei Stunden<br />

vor ihm zu Bett gegangen und schlief jetzt noch. Er bestellte das Frühstück:<br />

Süssknollen, Sumpf-Zucker-Plätzchen und zwei terranische Croissants mit <strong>ein</strong>em<br />

Schälchen Kirschmarmelade. Diese Naniten, die jede Nahrung verwertbar machten,<br />

waren wirklich etwas wunderbares, was für köstliche Speisen die anderen Völker doch<br />

hatten. Die heissen Backwaren und das teladianische Gemüse standen daraufhin<br />

duftend auf dem Küchentisch. Er nahm das Tablett und brachte es an das Bett zu<br />

Simaneas. Ihre Nasenlöcher öffneten sich, als sie den Duft inhalierte, dann zuckte ihre<br />

Zunge über das rechte Nasenloch. Ihre Augen öffneten sich und ihre Rückenfinne<br />

richtete sich auf. Dann setzte sie sich auf:"Guten Morgen Lasssmiosss. Dasss duftet<br />

herrlichhh." "Sssselbssst wenn ichhh esss ssselbsst ausss der Hauptssstadt hätte<br />

holen müsssssen, für dich hätte ich es gerne getan." Sie näselten mit<strong>ein</strong>ander, dann<br />

setzte er sich zu ihr auf die Bettkante und sie frühstückten. Simaneas gähnte schon<br />

wieder, ihre Stirnschuppe verfärbte sich. In Lasmios keimte <strong>ein</strong> Verdacht auf, war sie<br />

vielleicht tragend? Ach, unmöglich. Oder? Er entschloss sich, sie heute nach der Arbeit<br />

zu fragen, ob sie irgendetwas in der Art verspürte. Er räumte das Tablett weg.<br />

Simaneas leckte noch etwas von der Kirschmarmelade von ihrer Lippe weg, dann legte<br />

sie sich wieder schlafen. Was konnte er jetzt noch tun? Aufräumen? N<strong>ein</strong>, sie hatten<br />

nichts unordentlich gemacht. Saubermachen? N<strong>ein</strong>, die kl<strong>ein</strong>en Roboter, die in<br />

seltsamen Fugen an der Bodenleiste hausten, machten jedwegen Staub oder Dreck


sofort weg. Er überlegte: In der Nachricht stand, <strong>ein</strong> Schiff würde ihn um 10 Uhr<br />

abholen kommen. Er hatte noch gut <strong>ein</strong>e Stunde, s<strong>ein</strong>e Schuppen hatte er schon<br />

abgeschabt und gegessen hatte er auch. Da fiel ihm etwas <strong>ein</strong>: Er hatte als Ianamus-<br />

Zurer zahlreiche Kunsthandwerke gelernt, unter anderem Körbe flechten. Er bestellte<br />

etwas Stroh, welches prompt geliefert wurde, in Form <strong>ein</strong>es gelben Blitzlichtes. Er<br />

flechtete das Grundgerüst, dann piepte s<strong>ein</strong>e Uhr. Er ging nach draußen und sah sich<br />

um, da war k<strong>ein</strong> Schiff. Auf <strong>ein</strong>mal hörte er <strong>ein</strong> leises Rauschen, welches immer lauter<br />

wurde. Vor ihm kam <strong>ein</strong> Schiff vom Himmel und landete nur <strong>ein</strong>en halben Meter vor<br />

ihm auf dem Boden. Im Vergleich zu ihm war es riesig, wie <strong>ein</strong> überdimensioniertes<br />

M3. Die Bauform erinnerte an die gigantischen Schiffe im Orbit, obwohl die Struktur<br />

anders war: Eine Schlaufe am Heck, zwei dort hin<strong>ein</strong>reichende Streben und vorne<br />

zwei Leitflächen jeweils Links und Rechts. Der Rumpf erinnerte an <strong>ein</strong>en<br />

langgezogenen Vogelschnabel. Es blieb vor ihm kurz über dem Sumpf in der Luft<br />

stehen und drehte bei, so das Lasmios die Flanke des Schiffes erkennen konnte, <strong>ein</strong>e<br />

Tür öffnete sich in der Hülle wie bei dem Schiff mit dem sie hier angekommen waren,<br />

<strong>ein</strong> halbtransparentes Kraftfeld dehnte sich von der Tür zu s<strong>ein</strong>en Gehklauen aus.<br />

Lasmios sah sich um, ca 10 gleiche Schiffe standen genau so im Sumpf. Lasmios stieg<br />

in das Schiff, <strong>ein</strong>e Computerstimme hieß ihn willkommen:"Guten Morgen, Lasmios<br />

Nupillos II. Ich werde sie zu ihrem Arbeitsplatz bringen, bitte setzen sie sich doch."<br />

Lasmios sah sich um, da waren nur weiche Sitze wie sie Menschen bevorzugten, der<br />

Computer erklang erneut:"Verzeihung, die Sitzgelegenheiten werden ihren<br />

anatomischen Bedürfnissen angepasst." Die Sitze wurden auf <strong>ein</strong>mal flüssig, sie<br />

verformten sich zu <strong>ein</strong>er Sitzbank mit Rückenlehne, dann erstarten sie wieder, die<br />

Oberflächenlichtreflexe verschwanden. Er setzte sich auf die Sitzbank, sogar <strong>ein</strong> Loch<br />

in der Rückenlehne für s<strong>ein</strong>en Schwanzstummel war vorhanden und angenehm hart<br />

war es auch. Das Schiff startete. Schnell hatte es die Atmosphäre verlassen und nahm<br />

Kurs auf den Forschungsplaneten. Als Lasmios nach dem Eintritt in die Atmosphäre<br />

auf die Planetenoberfläche sah, erkannte er <strong>ein</strong> ästhetisches Gebäude. Es war <strong>ein</strong>e<br />

Halbkugel aus kristallartigem Glas, mit blauen Streben, drei an der Zahl, die es im<br />

Boden verankerten. Es war groß, nicht so sehr wie die Gebäude in der Stadt, aber<br />

trotzdem enorm groß.<br />

Die Halbkugel veränderte an <strong>ein</strong>er Stelle ihre Lichtreflektion, das Schiff nahm Kurs<br />

darauf. Lasmios' Stirnschuppe wurde bleich, als das Schiff auf die Fläche zuraste.<br />

Dann tauchte das Schiff durch die Fläche hindurch und hinter dem Schiff rann das<br />

Glas wieder zusammen und federte leicht in konzentrischen Kreisen, bis es s<strong>ein</strong>e<br />

Original-Form wiederhatte. Aus der Mitte der Kuppel schoss <strong>ein</strong> türkiser Strahl auf das<br />

Schiff zu, er berührte es und führte es dann in <strong>ein</strong>e Landebucht. Die Landebuchten<br />

waren im Halbkreis an dem blauen Ring angeordnet, die Gangways zu der<br />

Hauptschleuse verliefen wie die Speichen <strong>ein</strong>es Rades auf den Mittelpunkt der Kuppel<br />

zu. Über dem Hangar war <strong>ein</strong>e weitere Etage. Er ging auf die große Tür in der Mitte<br />

des Geschosses und trat <strong>ein</strong>. Harmonisch und dezent <strong>ein</strong>gerichtete Zeichenstudios<br />

waren dahinter, <strong>ein</strong>e menschliche Frau kam auf ihn zu:"Ah, du bist Lasmios, oder?!"<br />

"Äh, ja dasss bin ichhh." "Herzlich willkommen im Designstudio. Hier machen wir die<br />

Gehäuse für Geräte, die in der Gem<strong>ein</strong>schaft entwickelt werden." "Und womit arbeiten<br />

sssie?" "Ton, Hologramme, Papier und Stift. Eigentlich alles womit man Kunst machen<br />

kann." "Aha. Und diessssesss Gebäude?" "Schick, nicht? N<strong>ein</strong>, damit haben wir nichts<br />

zu tun, das hat Kemmrich gemacht." "Und wo werde ichhhh arbeiten?" "Komm mal<br />

mit, ich zeige dir d<strong>ein</strong> Büro." Sie nahm ihn mit durch den Irrgarten aus kl<strong>ein</strong>en<br />

Wänden, er konnte viele angemalte Teladi sehen.<br />

Sie kam zum stehen, er sah an ihr hoch:"Und? Tsh?" "Gleich hier." sie machte <strong>ein</strong>e<br />

<strong>ein</strong>ladende Geste zu <strong>ein</strong>er der Bürotüren. Lasmios trat <strong>ein</strong> und sah sich um: Blauer<br />

Filz-Teppich, weiße Wände, <strong>ein</strong>e Sitzbank und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Schreibtisch. Sie tippte ihn<br />

an:"Da drüben ist das Attelier, da findest du alles für Design-Entwürfe." Er setzte sich<br />

an den Tisch. Kurz darauf kam die Form <strong>ein</strong>es kl<strong>ein</strong>en Gerätes als Hologramm aus der


Tischplatte. Er sah auf das Hologramm und hatte sofort <strong>ein</strong>e Idee für das Design.<br />

Lasmios tippte mit <strong>ein</strong>er Kralle in <strong>ein</strong> Tintenfass und begann zu zeichnen. Am Abend<br />

hatte er das Gehäuse fertig, es fand großen Beifall. Er setzte sich in das Schiff,<br />

welches ihn zurück zu Simaneas brachte. Als er aus dem Schiff kam, rannte sie schon<br />

auf ihn zu, mit <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en blauen Stäbchen. Simaneas warf sich ihm in die<br />

Arme:"Wir kriegen Ssschlüpflinge!" Er hatte Recht gehabt. S<strong>ein</strong>e Rückenfinne stellte<br />

sich so weit auf, dass es fast schon weh tat, ebenso war es bei Simaneas.<br />

Tikmanotslat saß in s<strong>ein</strong>em Perseus, er hatte ihn abgeholt wie es in der Nachricht<br />

stand. Die Modifikationen die ansch<strong>ein</strong>end von dem Menschen vorgenommen wurden,<br />

hatten ihn wieder an s<strong>ein</strong>en Augen zweifeln lassen. Na ja, er hatte sich daran gewöhnt<br />

und nun schoss er an der Sonne vorbei, direkt auf den Forschungsplaneten zu. Mit<br />

leichtem Rütteln drang das Schiff in die Atmosphäre <strong>ein</strong>, dann sah er s<strong>ein</strong>en neuen<br />

Arbeitsplatz: Eine gigantische Struktur, die an <strong>ein</strong>e Pastille erinnerte, getragen von<br />

drei breiten Streben die es über dem Boden hielten. S<strong>ein</strong> Perseus schoss auf die blau<br />

marmorierte Wand zu. Er riss die Augen auf, doch dann öffnete sich wie aus dem<br />

Nichts <strong>ein</strong> Loch in dem Gebäude und der Perseus wurde von <strong>ein</strong>em türkisen<br />

Energiestrahl erfasst und in <strong>ein</strong>e Landebucht transportiert. Mit leicht wackeligen<br />

B<strong>ein</strong>en trat er aus s<strong>ein</strong>em Schiff, immer dem Navigationshologramm folgend. Der<br />

Hangar war enorm, hier hätten gut und gerne drei Zeus hin<strong>ein</strong> gepasst.<br />

Der holographische Pfeil über s<strong>ein</strong>em Handgelenk führte ihn zu <strong>ein</strong>er großen Tür,<br />

welche sich öffnete. Er trat hindurch und gelangte in <strong>ein</strong>en weißen Korridor, vor ihm<br />

waren Fenster und links und rechts von ihm erstreckte sich <strong>ein</strong> leicht gebogener Gang.<br />

Der Pfeil wies nach rechts. Hinter ihm schloss sich die Tür, nur um sich dann wieder zu<br />

öffnen, Roskt trat in den Korridor, der Pfeil auf s<strong>ein</strong>em Armband wies nach links. Die<br />

beiden trennten sich wieder. Eine Mizura später gelangte Tikmanotslat an s<strong>ein</strong> Ziel:<br />

Eine weiße Tür, aus welcher <strong>ein</strong>e Stimme drang:"Wenn sie <strong>ein</strong>treten möchten, legen<br />

sie bitte ihre Hand auf die Tür." Er tat was ihm die Stimme sagte, <strong>ein</strong> menschlicher<br />

Mann stand vor ihm:"Tikmanotslat?" "Ja." "Folgen sie mir bitte." Der gedrungene<br />

Mann brachte ihn in <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Raum und stellte sich vorne an <strong>ein</strong>e Tafel:"Guten<br />

Tag, m<strong>ein</strong> Name ist Jonathan Janson. Ich bin dafür zuständig, ihnen das beizubringen,<br />

was wir hier schon gelernt haben." "Du willst uns unterrichten?" "Das ist nun mal so,<br />

ich bin hier der Einweiser für diese Woche und somit dafür zuständig d<strong>ein</strong> Lehrer zu<br />

s<strong>ein</strong>." "Aha...und was willst du uns lehren?" "Physikalische Formeln die sich uns hier<br />

erschlossen haben, Mechanismen, Geräte, <strong>ein</strong>ige mathematische Formeln und die<br />

Bedienung der Labor-Ausrüstung." Was maßte sich dieser Mensch an! Einem<br />

Paraniden Mathematik beibringen zu wollen. "Du willst uns mathematische Formeln<br />

beibringen?!" "Jepp. Ich weiss du bist <strong>ein</strong> Paranide und kannst fast sechs mal<br />

schneller rechnen als ich, aber es geht hier um neue Formeln. Da geht Wissen über<br />

Können." Das klang logisch, was er nicht wusste, konnte er auch nicht berechnen.<br />

Tikmanotslat beruhigte sich:"Gut, können wir dann anfangen?" Der Mensch lächelte,<br />

dann begann er den Unterricht. Es gab so viele neue Formeln und Ergebnisse zu<br />

lernen, es war überwältigend. Tikmanotslat paukte den ganzen Tag, am Abend führt<br />

ihn s<strong>ein</strong> Armband zurück zu s<strong>ein</strong>em Schiff. Er traf auf Roskt, der zeitgleich in den<br />

Hangar wollte:"Hast du auch so viel gelernt wie wir?" "Ja, es ist enorm. Ich wusste<br />

nicht, dass m<strong>ein</strong>e Erfindungen so <strong>ein</strong> Energiepotential haben." Sie gingen in dne<br />

Hangar, Roskt ging auf <strong>ein</strong> seltsames Schiff zu, wie sie hier in Mengen angedockt<br />

waren. Die organisch wirkende Maschien öffnete sich, Roskt stieg <strong>ein</strong> und es startete.<br />

Tikmanotslat schüttelte das Bild des schnittigen Schiffes ab und stieg in s<strong>ein</strong>en<br />

heiligen Perseus. Das Schiff brachte ihn zu s<strong>ein</strong>em Domizil und flog dann zu dem<br />

gigantischen Raumhafen zurück. Er begegnete Tismunislet, die beiden stellten sich bei<br />

ihm an <strong>ein</strong>en Tisch und unterhielten sich über ihre Arbeitstage, beide waren positiv<br />

überrascht gewesen.<br />

Lasa sah auf ihr Monitor-Hologramm und ging die Artefakte durch. Formen, die ihr nie<br />

in den Sinn gekommen wären, für Anatomien die sie sich auch noch ansehen müsste.


In der Nachricht die sie gekriegt hatte stand, dass sie arbeiten konnte wie sie wollte.<br />

Es war hochinteressant und sie wollte immer mehr sehen, aber sie hatte schon drei<br />

Stunden durchgearbeitet, ohne <strong>ein</strong>mal von dem Hologramm wegzusehen. Sie löste<br />

sich von ihrem Arbeitsplatz und sah sich um. Alle anderen Boronen in ihrem kl<strong>ein</strong>en<br />

Dorf waren auf dem Forschungsplaneten, also konnte sie denen auch k<strong>ein</strong>en Besuch<br />

abstatten. Lasmios hatte ihr erzählt, dass Simaneas nicht arbeiten musste. Lasa hatte<br />

die Idee, mal nach ihrer Nachbarin zu sehen. Sie schwamm aus ihrem Haus und direkt<br />

auf den Strand zu, <strong>ein</strong>e Haut aus Wasser formte sich um ihren Körper und sie<br />

schwebte ohne <strong>ein</strong>en Umweltanzug: Der Datenspeicher hatte ihr erzählt, dass <strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong>es Gerät von der Größe <strong>ein</strong>er Erbse in ihren Körper teleportiert wurde, welches<br />

<strong>ein</strong>e Schicht aus Wasser um ihren Körper mit <strong>ein</strong>em Kraftfeld <strong>ein</strong>hüllte und ihrem Blut<br />

weiterhin Sauerstoff zuführte. Ausserdem war <strong>ein</strong> Anti-Grav-Generator in dem kl<strong>ein</strong>en<br />

Gerät. Sie schwebte an der Kokospalme vorbei, direkt auf den schwülen Sumpf zu. Sie<br />

klopfte an die Tür, niemand machte auf. Lasa drückte die Klingel, der Computer<br />

meldete sie bei Simaneas. Gähnend machte die Kaufechsin die Tür auf, ihre<br />

Stirnschuppe flimmerte in den verschiedenen Helligkeitsstufen. "Haaaaashhh...guten<br />

Morgen Lassssa." "Morgen? Es ist <strong>ein</strong> Uhr!" Simaneas sah auf das Armband an ihrem<br />

Arm, die Uhrzeit wurde in blauen Zahlen angezeigt.<br />

"Tatsssächhhhlich...haaahhhshhhh" "Wann bist du denn zu Bett gegangen?" "Achhht<br />

Uhr, wiessso?" "Wie kannst du nur so lange schlafen? Zuletzt hatte ich <strong>ein</strong>e so<br />

verschlafene Teladi unter unseren Helfern als sie...moment mal: Du schläfst viel,<br />

d<strong>ein</strong>e Stirnschuppe..." "Wasss issst mit m<strong>ein</strong>er Ssstirnssschhhuppe?" Simaneas sah in<br />

<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Spiegel an dem Türrahmen, ihre Augen weiteten sich, sie tippte mit<br />

<strong>ein</strong>er Kralle auf das flimmernde Organ. "Wassss isssst lossss mit mir? Tsssshhh?" "Wie<br />

gesagt: Als ich zuletzt <strong>ein</strong>e Teladi in diesem Zustand gesehen hatte, da hat sie drei<br />

Wochen später <strong>ein</strong> Gelege gehabt." Trotz dem Flirren wurde Simaneas Stirnschuppe<br />

kreidebleich: "Wassshhhhh hassshhht du gessssshhhhagt?" "Das das alle Symptome<br />

für <strong>ein</strong>e Teladi sind, die bald niederkommen wird." "Dashhhh isssshhht<br />

unmöglichhhhh, bissssshhhh vor kurzsssshhhhem war ichhhhhhhhh dochhhhhh..."<br />

Das Zischen in ihrer Stimme war kaum noch zu ertragen. "Ichhhhh bräuchhhhte <strong>ein</strong>en<br />

Tessssshhhhht..." Die Stimme des Computers drang aus den Wänden:"Soll ich das<br />

Gerät liefern?" Simaneas wurde von der Maschine aufgeschreckt: "Tsssssshhhhhh?!<br />

Oh, ja bitte." In Simaneas Kralle blitzte es, sie verschwand im Bad. Kurz darauf kam<br />

sie mit <strong>ein</strong>em blauen Stäbchen in der Greifklaue:"Oh, Lassssa entssschhhhuldige bitte,<br />

komm dochhhh r<strong>ein</strong>." "Danke, langsam kam ich mir hier vorne etwas verloren vor."<br />

Lasa schwebte hin<strong>ein</strong> und liess sich auf die harte Bank neben der Teladi nieder. Die<br />

beiden weiblichen Wesen sahen gebannt auf das Stäbchen. Nach rund zehn Minuten<br />

färbte es sich blitzschnell blau. Die Rückenfinne der Teladi stellte sich<br />

auf:"Tsssshhhhh!" "Herzlichen Glückwunsch, Simaneas." "Ichhhhh kann essssshhhh<br />

kaum glauben...vor kurzssem war ichhhh nochhhh...und jetzsssst. Wie viele esss wohl<br />

sssind, ob esss ihnen gut geht. Und...wie lange bin ichhh wohl ssschhhhon in anderen<br />

Umständen?" Wieder erklang der Computer:"Wünschen sie <strong>ein</strong>e detailierte Auskunft<br />

über ihre Schwangerschaft?" "Heissst das du hättessst esss mir schon die ganzssse<br />

Zseit sssagen können?!" "Das ist korrekt." "Und warum hassst du esss mir dann<br />

nichhht gesssagt?" "Sie haben nicht danach gefragt." "Und warum hassst du mir dann<br />

nochhh den Test gebrachhht?" "Weil sie <strong>ein</strong>en geordert haben und m<strong>ein</strong>e Aufgabe ist<br />

es ihre Bestellungen nach Möglichkeit zu erfüllen." "Dassss issssst ja wohl die Höhe!<br />

Na gut...wie steht es um mich und die Schlüpflinge." "Wünschen sie das Geschlecht zu<br />

wissen?" "Äh...n<strong>ein</strong>, noch nicht." "Status: Vier Föten, Ansatz <strong>ein</strong>er Eihülle, bisherige<br />

Dauer der Tragzeit: Ca 8 Tage. Zustand: Volle Gesundheit bei allen Föten und der<br />

Mutter." "Danke! Alle sind gesund." Simaneas sah Lasa an, ihre Rückenfinne war<br />

unglaublich weit aufgerichtet. Die beiden feierten, Simaneas sagte nur noch:"Wassss<br />

wohl Lasssmiosss sssagen wird wenn er nachhh Haussse kommt?".<br />

Jetzt wusste sie es also. Thorsten freute sich immer noch für das Teladi-Paar. Nichts


war zu tun, k<strong>ein</strong>e gefährliche Erfindung war kurz vor der Fertigstellung. Er hatte <strong>ein</strong>e<br />

Idee: Eine Erinnerung an <strong>ein</strong>e Frau kam aus den tiefen Gründen s<strong>ein</strong>es menschlichen<br />

Bewussts<strong>ein</strong>s. Er hatte <strong>ein</strong>e Weile in <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Dorf an der Küste Schwedens<br />

gelebt, kurz bevor er die Gem<strong>ein</strong>schaft gegründet hatte. Wegen dieser Zeit hatte er<br />

s<strong>ein</strong> Haus in <strong>ein</strong>e skandinavische Landschaft gesetzt. Dieses kl<strong>ein</strong>e Dorf...nun gut, so<br />

kl<strong>ein</strong> war es nicht, schliesslich war es <strong>ein</strong> Kurort. Die <strong>ein</strong>e Frau, an die er sich noch<br />

heute erinnerte, war für ihre Mutter dagewesen. Die Mutter hatte <strong>ein</strong>e<br />

Hirnerkrankung, somit konnte sie sich nicht selbstständig versorgen. Wie hiess die<br />

junge Frau doch gleich? Ah ja! Danielle, Danielle Svenson. Ihre Mutter starb erst, als<br />

sie schon siebzig gewesen war, wegen ihrer Mutter hatte sie auch nie <strong>ein</strong>en Mann<br />

besser kennengelernt und sich nie ihren Kinderwunsch erfüllen können.<br />

K<strong>ein</strong> Wunder das ihm das jetzt wieder <strong>ein</strong>fiel. Sie war herzensgut gewesen, immer<br />

hatte sie irgendwie die Zeit gefunden, kl<strong>ein</strong>e Hilfen zu leisten. Thorsten, er hatte<br />

damals <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en alten Fischkutter gehabt. Oft hatte er der Frau <strong>ein</strong> bisschen Fisch<br />

vorbei gebracht, auch wenn er nie welchen gefangen hatte, so hatte er das fertige<br />

Fleisch mit s<strong>ein</strong>en Naniten erstellt, wenn er auf hoher See gewesen war. "Mal sehen,<br />

wie es dem kl<strong>ein</strong>en Örtchen geht." Ein blauer Blitz und er verschwand in <strong>ein</strong>en Warp-<br />

Tunnel. Kurze Zeit später erschien er tief im Wald, es roch wunderbar nach Fichte und<br />

Kiefern. "Hach...gute alte Erde." Es war Abend, die Sonne ging langsam unter. Er<br />

verliess den Wald und näherte sich dem Orts<strong>ein</strong>gang: Fürchterlich. Vieles war<br />

verfallen, das Kurzentrum geschlossen. Langsam schlenderte Thorsten auf die kl<strong>ein</strong>e<br />

Anlegestelle zu, wobei er die vielen verfallenen Häuser betrachtete. Oder?! Er drehte<br />

sich doch lieber um und sah sich in dem Kurzentrum um. Leicht brach er die morsche<br />

Holztür auf. Überall huschten Mäuse über den Boden, das Holo-Terminal des Empfangs<br />

war seltsamerweise noch aktiv, flackernd und mit Bildstörungen flimmerte es über<br />

dem Computer. Eine Glasscherbe von <strong>ein</strong>em zerbrochenen Dachfenster war auf den<br />

Ein-Schalter gefallen. Millimeter dicker Staub bedeckte alles. Irgendwie war es<br />

gespenstisch...Aber wovor brauchte er schon Angst zu haben? Die Türen der Zimmer<br />

der Kur-Gäste waren offen, geschlossen oder bewegten sich <strong>ein</strong>ige Zentimeter um<br />

dann in die Gegenrichtung zu fahren. Ansch<strong>ein</strong>end hatte der Computer etwas<br />

Feuchtigkeit abgekriegt. Fenster durch die man nicht richtig sehen konnte, defekte<br />

Service-Roboter, zerbrochene Scheiben, Tapete die von der Wand bröckelte und<br />

teilweise verschimmelter Boden. Es war traurig, wenn Technologie, die im 21.<br />

Jahrhundert undenkbar gewesen war, so verfallen war. Aber warum? Er griff auf die<br />

Datenbank im Rathaus zurück, welches auch verlassen war: Laut den Daten namen<br />

die Besucher-Zahlen des Dorfs immer weiter ab. Da der Tourismus der wichtigste<br />

Wirtschaftssektor gewesen war, verarmte der Ort zusehens und die Einwohner zogen<br />

weg, nur <strong>ein</strong>e Person hatte sich den Umzug nicht leisten können: Danielle Svenson.<br />

Sie lebte immernoch in dem kl<strong>ein</strong>en Haus, welches ihre Mutter damals bei voller<br />

Gesundheit noch gekauft hatte. Er ging zu dem Haus, niemand war da, <strong>ein</strong> ziemlich<br />

verwilderter Garten, der aber ansch<strong>ein</strong>end noch etwas gepflegt wurde. Es war dreckig,<br />

aber doch <strong>ein</strong>igermaßen ordentlich. Doch niemand war da. Rasch scannte Thorsten<br />

nach <strong>ein</strong>em Leichnam, nichts. Gut, sie musste also noch irgendwo leben.<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lich zog sie in <strong>ein</strong> Altenheim, als auch das Rathaus schon leer gewesen<br />

war. Jetzt ging er aber langsam zu dem Pier. Kaum zu glauben, dass er schon siebzehn<br />

Jahre nicht mehr nach dem Ort gesehen hatte. In den folgenden vierzehn Jahren war<br />

er dann verfallen und verlassen worden. Er gelangte immer näher an den kl<strong>ein</strong>en<br />

Anleger, an dem früher s<strong>ein</strong> Kutter gelegen hatte. Moment. Da war doch <strong>ein</strong><br />

menschliches Lebenszeichen. Er minimierte die Geräuschentwicklung unter s<strong>ein</strong>en<br />

Schuhen, so dass man ihn nicht so leicht hören konnte. Ein Gen-Scan brachte<br />

Klarheit: Es war Danielle, 87 Jahre alt, an den Rollstuhl gefesselt. Sie lebte<br />

ansch<strong>ein</strong>end immer noch hier, ihr schlechter Gesundheitszustand erklärte, warum ihr<br />

Haus nicht mehr in so gutem Zustand war. Erst jetzt sah er den Fjord: Das Wasser<br />

war zurück gegangen, <strong>ein</strong> paar kl<strong>ein</strong>e Ruderboote lagen trocken auf dem Boden. Er


scannte die Umgebung nach dem Grund. Thorsten fand die Ursache schnell: Eine<br />

unterirdische Höhle war <strong>ein</strong>gebrochen und bildete <strong>ein</strong>en natürlichen Abfluss für das<br />

Meerwasser in <strong>ein</strong>e andere Region, bevor es den Fjord erreichen konnte. Langsam<br />

näherte er sich dem überdachten Steg, verziert durch prachtvolle Metall-Stützen.<br />

Danielle sah über den trockenen Grund, auch wenn ihre Augen nicht mehr die besten<br />

waren. Ihre alte Seele w<strong>ein</strong>te, <strong>ein</strong>sam und all<strong>ein</strong>. Ach, hätte sie doch nur die Chance<br />

gehabt, <strong>ein</strong>e Familie zu gründen. Wie gerne würde sie noch <strong>ein</strong>mal das klare Wasser<br />

des Meeres in ihrem Heimatdorf sehen. Es war zwar Hochsommer und alles Blühte<br />

und gedieh, aber ihr Herz fühlte die ewige Umklammerung des Lebens-Winters. Eine<br />

Träne lief über ihre faltige Wange. Sie hatte nichts, alles was sie noch hatte, war <strong>ein</strong>e<br />

kl<strong>ein</strong>e Rente, die ihr das Einkaufen von allem Notwendigen ermöglichte und ihr kl<strong>ein</strong>er<br />

Garten, in dem sie mehr schlecht als recht Tomaten anbaute. Sie wollte auch k<strong>ein</strong>e<br />

Hilfe im Haushalt, dafür war sie zu stolz. Nur die Gesellschaft hätte sie gefreut. Aber<br />

jetzt war es zu spät, sie war alt und irgendetwas sagte ihr, das ihr Körper nicht mehr<br />

lange durchhalten würde.<br />

Thorsten näherte sich der kl<strong>ein</strong>en Frau im Rollstuhl. Bis er hinter ihr stand, dann<br />

begann er zu sprechen, ruhig und leise um sie nicht zu erschrecken:"Die Sonne ist<br />

wunderschön nicht war?" "Was? Oh, Besuch in diesem Örtchen? Was suchen sie in<br />

dieser gottverlassenen Gegend, ich habe k<strong>ein</strong>en Gleiter gehört." "Oh, ich wandere."<br />

"Ach, wie gerne würde ich den Fjord noch <strong>ein</strong>mal mit Wasser sehen...M<strong>ein</strong>e Augen<br />

sind zwar nicht mehr die Besten und m<strong>ein</strong>e Erinnerung lässt mich auch manchmal im<br />

Stich, aber kann es s<strong>ein</strong>, dass wir uns schon mal gesehen haben?" "Ich habe früher<br />

mal hier gewohnt." "Oh, wo denn? Vielleicht habe ich sie ja mal auf der Straße<br />

gesehen als sie noch <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Junge waren." "So kl<strong>ein</strong> war ich nicht. Ich habe auf<br />

<strong>ein</strong>em Kutter gewohnt." "Auf <strong>ein</strong>em Kutter?...Der <strong>ein</strong>zige Mann der hier auf <strong>ein</strong>em<br />

Kutter gewohnt hatte war...oh m<strong>ein</strong> Gott! Ein Geist! Jetzt weiss ich wer du bist. Aber<br />

d<strong>ein</strong> Schiff ist zum Fischen rausgefahren und Tage später fand man das Wrack! Das<br />

kannst du nicht überlebt haben, und selbst wenn, dann müsstest du älter als ich s<strong>ein</strong>!<br />

Thorsten, bist du gekommen um mich zu dir ins Totenreich zu holen?" "N<strong>ein</strong>...Gott<br />

bewahre n<strong>ein</strong>. Ich war nie Tod. Aber älter als du bin ich Danielle, viel älter." "Was bist<br />

du? Ein Waldgeist? Eine Sagengestalt?" "Oh, es ranken sich tatsächlich <strong>ein</strong>ige Mythen<br />

und Legenden um mich, aber ich bin <strong>ein</strong> Wesen aus Fleisch und Blut...und noch <strong>ein</strong><br />

paar anderen Sachen. Aber ich komme nicht, um dir etwas anzutun."<br />

"Komm bitte näher, ich möchte sehen, ob dir die Zeit zugesetzt hat. M<strong>ein</strong>e Augen, du<br />

verstehst?" "Und ob, aber das haben wir gleich." Langsam senkte er die Hand vor ihre<br />

Augen und behob mit s<strong>ein</strong>en Naniten den grauen Star. Als das Licht aus Nano-<br />

Maschinen wieder in s<strong>ein</strong>er Hand verschwand, blinzelte sie, dann sah sie ihn<br />

verwundert an:"Bist du <strong>ein</strong> Engel?" "N<strong>ein</strong>, ich habe dir doch schon gesagt, dass ich<br />

noch nicht gestorben bin." "Aber was bist du dann? Und was treibt dich hierher?" "Was<br />

ich bin...nun existiere ich schon so lange und habe immernoch Probleme damit es zu<br />

erklären. Sagen wir <strong>ein</strong>fach, ich bin etwas umfassender als <strong>ein</strong> normaler Mensch und<br />

ich bin alt, sehr alt. Was mich hierher treibt kann ich schon eher sagen: Ich wollte<br />

<strong>ein</strong>fach mal wieder nach dem Örtchen sehen." "Es hat sich nicht sehr gut<br />

entwickelt...jetzt bin ich ganz all<strong>ein</strong>." Thorsten hatte mitleid mit der armen Frau "Das<br />

tut mir leid...du sagtest, du würdest gerne noch <strong>ein</strong>mal Wasser im Fjord sehen? Da<br />

kann ich was machen." Sie sah ihn verstört an. Thorsten brachte <strong>ein</strong> paar s<strong>ein</strong>er<br />

Naniten zu dem Höhlen<strong>ein</strong>sturz und versiegelte das Loch, so dass es nicht mehr<br />

aufgehen würde, mit <strong>ein</strong>er dicken Felschschicht. Kurz darauf hörte man schon das<br />

Rauschen der anrollenden Wassermassen. Danielle wollte ihren Rollstuhl vom Pier<br />

fahren, <strong>ein</strong>en Arm vor dem Gesicht. Thorsten legte ihr die Hand auf die Schulter und<br />

hielt sie sanft fest. Ein gütiger Blick liess sie komplett innehalten. Die Flut rollte auf<br />

den Steg zu, ängstlich sah sie ihn an, als das Wasser auf die Pfeiler zuraste und <strong>ein</strong>e<br />

große Welle warf. Sie kniff die Augen zusammen, kurz bevor die Welle den Steg<br />

erreichen würde. Thorsten griff jedes <strong>ein</strong>zelne Wassermolekül, die Naniten hatten ja


schon lange genug Leistung dazu. Er nannte sie immer noch Naniten, obwohl sie<br />

eigentlich er waren. Jede <strong>ein</strong>zelne Maschine war von s<strong>ein</strong>er Seele erfüllt und war s<strong>ein</strong><br />

Körper. Er sah auf die Welle, die wie <strong>ein</strong>e Plastique vor dem Steg zum stehen<br />

gekommen war. Danielle hatte immernoch die Augen geschlossen. Thorsten tippte die<br />

Frau an, zuerst öffnete sie nur <strong>ein</strong> Auge, als sie die erstarrte Welle jedoch sah, riss sie<br />

beide Sinnesorgane auf. Dann führte Thorsten die Welle zu beiden Seiten aus<strong>ein</strong>ander<br />

und liess die Naniten das Wasser langsam in dem Fjord aus<strong>ein</strong>anderfliessen, bis es<br />

sanft wieder s<strong>ein</strong> altes Bett ausfüllte. Danielle sah sich um, dann fiel ihr Blick auf<br />

Thorsten:"Wie?...Wie?...Es ist wunderschön." Er freute sich, der Frau <strong>ein</strong>e Freude<br />

gemacht zu haben. "K<strong>ein</strong>e Ursache, für mich ist das k<strong>ein</strong>e große Sache." "A....ha...Ich<br />

möchte ja nicht wissen was für dich etwas Großes ist. Ach...wenn ich doch nur <strong>ein</strong>e<br />

Familie hätte, mit der ich diesen Anblick geniessen könnte." "Ich kann die zwar k<strong>ein</strong>e<br />

Familie geben, aber <strong>ein</strong>e zweite Chance, <strong>ein</strong> Leben aufzubauen." "Wie? Aber ich hatte<br />

doch schon <strong>ein</strong> Leben." "Du hast aber Andere immer über dich gestellt, das ist zwar<br />

höchst lobenswert und daran sollst du auch nichts ändern, aber dieses mal sollst du<br />

die Chance auf <strong>ein</strong> eigenes Leben haben." Er liess s<strong>ein</strong>e Naniten aus s<strong>ein</strong>em Körper<br />

strömen.<br />

Danielle sah auf Thorsten. Was war er? Sie kannte ihn nur als Fischer und jetzt Das!<br />

Auroren aus Licht drangen als dicke Arme mit weiteren Auroren wie Tentakel aus<br />

s<strong>ein</strong>em Körper. Die Licht-Ströme hüllten sie <strong>ein</strong>, <strong>ein</strong> gleißendes Leuchten durchströmte<br />

ihren Körper. Sie hob sich aus ihrem Rollstuhl und schwebte etwa <strong>ein</strong>en Meter über<br />

dem Boden. Das Licht klang ab, sie senkte sich gen Boden. Auf <strong>ein</strong>mal tat das Stehen<br />

nicht mehr weh, garnichts mehr tat weh. Sie sah an sich herab: Ihre Schürze, ihr altes<br />

Kleid, die alten Schuhe: Alles war noch da. Als sie ihren Kopf weiter neigte, fiel ihr<br />

<strong>ein</strong>e Strähne ihres Haares ins Gesicht. Sie wollte die Strähne zuerst wegpusten, doch<br />

als sie noch <strong>ein</strong> zweites mal hinsah, konnte sie erkennen, dass die Strähne nicht mehr<br />

weiß war, sie war blond. So wie ihr Haar es früher gewesen war. Sie wollte die Strähne<br />

in die Hand nehmen, wobei sie das nächste Wunder sah: Ihre Hand: Die Altersflecken<br />

waren verschwunden, die alte runzlige Haut glatt und seidig wie früher. Thorsten<br />

reichte ihr <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Handspiegel, sie war wieder jung! Ihre Haut, ihr Haar, ihre<br />

Gesundheit und ihre Sinne, alles wieder wie als sie fünfundzwanzig war. "Was?! Wie<br />

hast du das gemacht?" "Das ist <strong>ein</strong> Geheimnis, welches ich für mich behalten möchte.<br />

Hier habe ich noch etwas für dich..." er nahm <strong>ein</strong>e Earth-Money-Unit aus s<strong>ein</strong>er<br />

Tasche und reichte sie ihr "...das sind 250.000 EM, <strong>ein</strong> angemessenes Startkapital. Ich<br />

habe dir auch <strong>ein</strong>e neue Identität besorgt: Danielle Hanson. Es soll ja schliesslich nicht<br />

auffallen, das du wieder jung bist." "Danke...aber wieso tust du das?" "Gute Menschen<br />

wie du sind leider eher selten als häufig. Du hast dic immer für andere aufgeopfert..."<br />

er griff wieder in s<strong>ein</strong>e Tasche, heraus nahm er <strong>ein</strong> Taschentuch, welches sie <strong>ein</strong>st für<br />

ihn bestickt hatte "...so etwas hier m<strong>ein</strong>e ich. Du hast <strong>ein</strong>mal gesehen wie ich niese<br />

und hast mir gleich <strong>ein</strong> Taschentuch geschenkt. Du hast immer irgendwie die Zeit<br />

gefunden, anderen zu helfen, obwohl du dich auch noch um d<strong>ein</strong>e Mutter gekümmert<br />

hast. Jetzt hast du nichts, k<strong>ein</strong>e Familie, k<strong>ein</strong>e Freunde mehr die dir Gesellschaft<br />

leisten. Darum gebe ich dir diese zweite Chance." Sie war überglücklich "Aber was soll<br />

ich jetzt machen?" "Ich weiss nicht, das liegt in d<strong>ein</strong>em Ermessen. Bau das<br />

Kurzentrum wieder auf, beginne <strong>ein</strong> neues Leben. Ach ja...hier sind d<strong>ein</strong>e Papiere."<br />

Wieder griff er in s<strong>ein</strong>e Taschen. "Und...wie soll ich hier wegkommen? Hier fährt schon<br />

lange k<strong>ein</strong> Bus mehr." "Pffff...OK, <strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>igkeit noch." Ein helles Blitzen neben ihnen<br />

liess sie aufschrecken, sie nahm die Arme vor die Augen. Als sie wieder hinsah, stand<br />

dort <strong>ein</strong> silberner Sportgleiter, soweit sie sagen konnte, <strong>ein</strong> Mercedes. "Bitteschön:<br />

D<strong>ein</strong> neuer Mercedes. Im Kofferraum ist noch <strong>ein</strong>e neue Garderobe."<br />

"Aber...aber...aber...ähm...Wenn auf <strong>ein</strong>mal alle diese Sachen da sind, fällt das nicht<br />

irgendwie auf?" "Glaub mir, ich habe bisher noch k<strong>ein</strong>en Computer gesehen, den ich<br />

nicht knacken konnte." "Danke."<br />

Thorsten sah der jetzt wieder jungen Frau ins Gesicht, sie sah wieder so aus, wie er


sie in Erinnerung hatte. Tränen drangen nach dem "Danke." aus ihren Augen und sie<br />

umarmte ihn. Er erwiederte die freundschaftliche Umarmung, dann lösten die beiden<br />

sich von<strong>ein</strong>ander. "So Danielle, ich wünsche dir noch <strong>ein</strong> erfülltes Leben. Ich muss<br />

mich jetzt wieder dem widmen, womit ich mich die letzten 50 Jahre beschäftigt habe.<br />

Aber vorher noch <strong>ein</strong> Rat: Bleib wie du bist, aber kümmer dich jetzt auch <strong>ein</strong> bischen<br />

um <strong>ein</strong> Leben für dich. Gründe <strong>ein</strong>e Familie." "Ja, das werde ich. Und danke noch<br />

<strong>ein</strong>mal...Danke." Sie stieg in ihren Gleiter, der Computer flog sie nach Stockholm, wo<br />

sie ansch<strong>ein</strong>end beginnen wollte, sich <strong>ein</strong> neues Leben aufzubauen. Der Gleiter stieg<br />

in den Himmel und verschwand am Horizont. Thorsten sah noch <strong>ein</strong>e Weile auf den<br />

Punkt, wo er den Gleiter hinter <strong>ein</strong>em Hügel verschwinden sah. Er liess s<strong>ein</strong>en Blick<br />

schweifen: Alles so verfallen, so vergessen. Es war traurig. Da kam ihm <strong>ein</strong>e weitere<br />

Idee:<br />

Eine Groß-Renovierung. Thorsten hüllte das Dorf in <strong>ein</strong>e Wolke aus Nano-Maschinen.<br />

Die Besitzerdatenbanken der Haus-Computer waren schnell gelöscht und<br />

überschrieben. Jetzt noch alles wieder aufbauen, entstauben und das normale Glas<br />

durch Plexi-Glas ersetzen, das es nicht mehr zerbrechen konnte. Er fing an: Um ihn<br />

herum begann alles zu leuchten, Scherben begannen vom Boden abzuheben und<br />

schmolzen zu Glastropfen zusammen, um dann an die Löcher in den Fenstern zu fligen<br />

und sich auszudehnen um die Löcher aufzufüllen. Die Mäuse schwebten aus den<br />

Häusern und wurden im Wald ausgesetzt. Der Staub löste sich, während er wie<br />

leuchtender Gold-Staub in Ströhmungen aufstieg, in Sauerstoff auf. Verwilderte<br />

Gärten beliess er so wie sie waren. Ein Baumstamm war in <strong>ein</strong>en prachtvollen<br />

Eisenzaun gefallen und lag nun verfallend dort. Thorstens Naniten hoben ihn in den<br />

Wald und als ob das Metall lebte, bogen sich die Zauntrümmer wieder in ihre<br />

ursprüngliche Form. Die Löcher in den zerissenen Markisen und dem Dach des Piers<br />

schlossen sich, indem Thorsten die Fäden der Ausgefranzten Löcher verlängerte und<br />

sie wieder mit<strong>ein</strong>ander verwob und an den Trenn-Stellen mit<strong>ein</strong>ander auf molekularer<br />

Ebene verband. Es wirkte, als wurden die Fäden wie die Wurzeln von Bäumen<br />

wachsen und dann von Geisterhand mit<strong>ein</strong>ander verflochten werden. Löcher im Putz<br />

der Häuser wuchsen zu, das morsche Holz des Piers und der Boote wurde wieder<br />

aufgebaut. Löcher in der Strasse wuchsen zu wie der Putz. Die verfallenen Möbel<br />

wurden wieder aufgebaut. Nun noch die Schäden an den elektrischen Systemen der<br />

Häuser behoben: Ein Lichtimpuls drang von Thorstens menschlichem Körper aus durch<br />

den Nebel aus Naniten und da, wo dieser Lichtimpuls die kaputten elektrischen Geräte<br />

berührte, bauten die Naniten die Schaltkreise und anderen Bauteile wieder auf.<br />

Thorstens Arbeit war getan. Der Nebel aus Naniten drang mit hoher Geschwindigkeit<br />

wieder in s<strong>ein</strong>en Körper <strong>ein</strong>, es sah aus, als ob man die Video-Aufnahme von der<br />

Explosion <strong>ein</strong>er Rauchbombe rückwärts laufen liess. Er liess s<strong>ein</strong>en Blick erneut<br />

schweifen: Alles erstrahlte wieder in dem Glanz, in dem Thorsten es vor 50 Jahren<br />

verlassen hatte. Nun noch Verkaufs-Anzeigen in die Zeitschriften setzen, Konten<br />

<strong>ein</strong>richten die den Erlös an wohltätige Organisationen stiften würden und das wars.<br />

Thorsten war zufrieden, in <strong>ein</strong>em blauen Lichtblitz verschwand er zurück in s<strong>ein</strong>en<br />

Sessel.<br />

Thaseik saß in s<strong>ein</strong>em Büro. S<strong>ein</strong>e zwei Augen überflogen die jetzige<br />

Flottenaufstellung: Es fehlte noch rund <strong>ein</strong> Drittel. Hauptsächlich, weil viele Völker<br />

neue, bessere Schiffe herstellen wollten um auf Nummer sicher zu gehen. Er<br />

persöhnlich verstand es immer noch nicht, warum s<strong>ein</strong> Volk und all die anderen in den<br />

Krieg zogen. Aber es war nun mal s<strong>ein</strong>e Aufgabe, die Logistig und Strategie der Flotte<br />

zu regeln. Für s<strong>ein</strong> Volk, welches drei unabhängige Gehirne hatte- Eines im Kopf, <strong>ein</strong>es<br />

im Rumpf und <strong>ein</strong>es in der Hüfte-, war dies <strong>ein</strong>e leichte Aufgabe. S<strong>ein</strong> Volk hatte sich<br />

aus dreiteiligen marinen Lebensformen entwickelt. Wurde die Mitte, sprich der<br />

Brustkorb herrausgerissen, verbanden sich die übrigen beiden Drittel in der Mitte und<br />

ernährten sich jeweils durch ihre Haut weiter. Die Mitte wuchs dann nach. Aber er<br />

hatte jetzt schon genug Zeit verplempert, die Arbeit wartete. Waffen-Lieferungen,


Komponenten-Anforderungen und Logistik-Anfragen mussten gemanaget werden. Es<br />

waren nur noch zwei Wochen Zeit.<br />

Jetzt hatte Thorsten s<strong>ein</strong> altes Heimatdorf zwar zu s<strong>ein</strong>em alten Glanz<br />

zurückverholfen, aber nun hatte er nichts zu tun. Also: Alle Überwachungssysteme auf<br />

Stand-By, so dass er nichts verpassen würde, und alle Resourcen auf Forschung<br />

setzen. Eine Woche verging, bis <strong>ein</strong> Ereigniss ihn aus s<strong>ein</strong>en Forschungen riss: Die alte<br />

Raumstation, in der er die Populationen für s<strong>ein</strong> Sonnensystem gezüchtet hatte,<br />

wurde von <strong>ein</strong>er Forscherin des terranischen Militärs gefunden. Noch heute nutzte er<br />

die Anlage Teilweise. Anlage....joooaaa...Anlage war etwas untertrieben. Die Station<br />

war s<strong>ein</strong>e erste richtige Zuflucht und hatte den Durchmesser vom Sonnensystem der<br />

Erde. In dem Zentrum der Station lag <strong>ein</strong> künstlicher Planet und dieser wurde von<br />

<strong>ein</strong>er gigantischen Lichtanlage in <strong>ein</strong>en Tag-Nacht-Rythmus versetzte. Hangars zur<br />

Schiffsherstellung und Forschung waren überall integriert. Die Anlage war am Rande<br />

der Milchstraße und <strong>ein</strong> Fehlsprung hatte die Wissenschaftlerin dort hingebracht. Sie<br />

forschte eigentlich am Sprungantrieb, aber der Transporter auf dem sie arbeitete,<br />

hatte standardmäßig <strong>ein</strong>e Zusatzbesatzung von fünfzehn Soldaten zur Aufklärung und<br />

Sondierung vom Gebiet. Also hatte Thorsten diesen Plan: Er würde ihren<br />

Sprungantrieb blockieren, sie in ihrem Schiff in die Anlage "<strong>ein</strong>laden", sie <strong>ein</strong> bisschen<br />

das Gebiet sondieren lassen -schliesslich sollten sie erkennen, mit was für <strong>ein</strong>er<br />

Übermacht sie es zu tun bekommen würden, falls das Militär die Anlage <strong>ein</strong>nehmen<br />

wollen würde-, sie <strong>ein</strong> bisschen von den Wachrobotern durch die Gänge treiben lassen<br />

und sie letztendlich in das Kontroll-Zentrum bringen lassen. Dann würde er sie bitten,<br />

Stillschweigen zu bewahren. Er sprang in die disk-förmige Raumstation und setzte sich<br />

in den Sessel. Dann liess er <strong>ein</strong>e Atmosphäre in dem Gangsystem der Station<br />

herstellen. Anschliessend koppelte er das Computersystem mit s<strong>ein</strong>em Gehirn, so dass<br />

er die Befehle direkt geben konnte und die vielen Kameras in der Anlage auf <strong>ein</strong>mal<br />

beobachten konnte. The Show must go on. Thorsten begann mit s<strong>ein</strong>er Einladung.<br />

Katrin Kel'jen stand mit <strong>ein</strong>em Fuß auf der Treppe zum Cockpit, die Scanner liefen auf<br />

hochtouren um die Umgebung zu scannen. Hinter dem Schiff entdeckte das Sensor-<br />

Sytem <strong>ein</strong>e Wand. Eine Wand?! Das musste <strong>ein</strong>e Sensor-Stöhrong gewesen<br />

s<strong>ein</strong>:"Ancheles, dreh das Schiff." "Su Befehl Seniora Capitan." Der Spanier war <strong>ein</strong>er<br />

der Fähigsten unter den Piloten die sie kannte, so mancher hätte s<strong>ein</strong>e Ersch<strong>ein</strong>ung<br />

mit <strong>ein</strong>em Wiesel verglichen. Neben ihm saß der Waffenexperte des kl<strong>ein</strong>en Trupps:<br />

Melton Kamro, <strong>ein</strong> Hühne aus Muskeln. Wie immer mit <strong>ein</strong>er Kippe im Mund gab er<br />

s<strong>ein</strong>en Senf dazu:"Das ist nur ne Sensorstörung Schätzchen, das ist ne r<strong>ein</strong>e...ach du<br />

heilige..." Ihm fiel die Zigarette aus dem Mund. Ancheles bekreuzigte sich und sie riss<br />

die Augen auf: Vor ihnen erstreckte sich <strong>ein</strong>e gigantische künstliche Struktur. Sie sah<br />

zur Seite um das Ende des Objekts zu erkennen, doch ihr Sichtfeld reichte nicht so<br />

weit. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie hatte das Gefühl, <strong>ein</strong>em<br />

Moloch begegnet zu s<strong>ein</strong>. Sie sah nach oben durch das Dachfenster, auch hier war<br />

k<strong>ein</strong> Ende zu sehen. Eine sch<strong>ein</strong>bar endlose Fläche aus <strong>ein</strong>er blau marmorierten Wand.<br />

Gelegentlich wurde die Wand aber von gigantischen Toren unterbrochen. Aber <strong>ein</strong>es<br />

beruhigte sie: Es sah nicht nach Terra-Former-Technologie aus. Sie schluckte den<br />

Kloss in ihrem Hals herunter:"Ancheles, lass die Sensoren die Abmessungen von dem<br />

Ding erfassen." "Si...ich laite die Abtaßtung <strong>ein</strong>." Die Lichter auf dem Sensor-<br />

Hologramm blitzten auf, als das System begann, das Objekt abzutasten. Nach <strong>ein</strong>er<br />

Minute begann Ancheles die Daten zu überprüfen:"Santa Maria...daß iste ja<br />

unglaublich...die Sensoren können das Objekt nicht voll-ständig abtaßten." "Gott, auf<br />

was sind wir da gestossen?!" Auf diese Frage gab Kamro wie immer s<strong>ein</strong>en<br />

Kommentar ab, mittlerweile mit <strong>ein</strong>er neuen Zigarette:"K<strong>ein</strong>e Ahnung, aber was<br />

immer dat Ding auch is, ich hoffe es zielt nicht auf uns." Jen, <strong>ein</strong>e junge Neue kam<br />

durch das Schott:"Was ist denn los, wir hören da hinten gar nichts mehr<br />

von...euch...Was ist das? Hch hch..." sie atmete panisch "...Was macht ihr noch hier?<br />

Wir müssen weg!" Kamro drehte sich zu ihr um:"Jetzt mal schön mit der Ruhe


Mädchen. Das Ding, was immer es auch ist, ist zu groß als das wir abhauen könnten.<br />

Bisher hat es auch nichts gemacht." Sie kreischte:"Und was ist das?!" Zwei Lichter<br />

blinkten gelb jeweils links und rechts neben <strong>ein</strong>em der gigantischen Tore auf, zwei<br />

Strahlen schossen daraus in Richtung ihres Schiffes. Katrin machte sich auf den<br />

Einschlag gefasst, Ancheles keuchte auf. Reflexartig nahm Kamro den Arm vor die<br />

Augen, Jen fiel in Ohnmacht. Die Strahlen kamen links und rechts von dem<br />

Transporter zum stehen, so dass sie <strong>ein</strong>en Korridor zu dem Tor bildeten. Die<br />

Strahlbahnen formten sich zu Hologrammen aus, grüne Pfeile, die in Richtung des<br />

Tores blinkten. Und wieder war es die Stünde des sprechenden Muskelhaufens:"Ich<br />

glaube...das soll ne Einladung s<strong>ein</strong>." Ancheles drehte sich zu ihr um:"Capitan?" "Das<br />

wird mir zu unheimlich, bring uns mit dem Sprungantrieb von hier weg." "Si..." er<br />

liess den Navigations-Computer die Sternenbilder vergleichen, kurz darauf hatten sie<br />

die Koordinaten der Erde, Ancheles gab dem Computer den Befehl zum Sprung. Ein<br />

Ruck ging durch das Schiff, sonst geschah nichts. "Capitan...wir s'tecken in der<br />

****ße. Der Sprungantrieb springt nichte an." "Welcher Fehler liegt vor?" "Eh nichts,<br />

alle Kontrollsysteme zeigen Status grün." War das Objekt vor ihnen dafür<br />

verantwortlich? Sie traf <strong>ein</strong>e Entscheidung, von der sie wusste, das sie sie vielleicht<br />

noch bereuhen würde:"Ancheles, gib mir den Bordfunk und setz das Bild der<br />

Frontkamera auf den Truppenraum." "Si." Er gab ihr das Zeichen zu sprechen, sie<br />

begann:"An alle Soldaten: Wie ihr auf dem Bildschirm seht, haben wir <strong>ein</strong> Problem.<br />

Wir können nicht springen, obwohl alles funktionstüchtig ersch<strong>ein</strong>t. Wie ihr auch seht,<br />

wurden wir ansch<strong>ein</strong>end <strong>ein</strong>geladen, in das Objekt zu kommen. Macht euch<br />

gefechtsbereit, wir gehen r<strong>ein</strong>." Sie gab Ancheles das Zeichen, den Funk abzuschalten<br />

und den Pfeilen zu folgen.<br />

Als sie die Hälfte der rund 100 Kilometer zurückgelegt hatten, begann das gigantische<br />

Tor sich zu öffnen, indem die Schotts beiseite glitten. "Oh, Gott." Kamro sah auf die<br />

Sensoranzeigen, sie tat es ihm gleich und ihr Gesicht wurde bleich: Durch dieses Tor<br />

hätte die Erde gepasst!<br />

Nachdem sie das Tor passiert hatten, sahen sie noch etwas viel größeres: Drei Ringe,<br />

in <strong>ein</strong>er Reihe, durch jeden hätte auch wieder die Erde gepasst. Hunderte aufbauten<br />

mit seltsamer Form reichten zu der Mitte. Hinter ihnen schlossen sich die enormen<br />

Tore, jetzt gab es k<strong>ein</strong> zurück. Aber hier war nichts, k<strong>ein</strong> Leben, k<strong>ein</strong>e Bewegung, bis<br />

auf die blinkenden Pfeile, die sie durch den Angar leiteten. Gigantische Bauten, die<br />

riesige Geifer zu s<strong>ein</strong> schienen, ragten von den Wänden. In diesen Hangar hätte man<br />

die Erde gut und gerne zwölfmal hin<strong>ein</strong> bekommen. Die Pfeile führten sie zu <strong>ein</strong>em<br />

enormen Ausläufer am Rande des Hohlraumes, wie <strong>ein</strong>e Nadel ragte er aus der Wand.<br />

Stadtartige Strukturen bideten <strong>ein</strong> leuchtendes Mosaik an den Wänden der riesigen<br />

Landebucht, oder was auch immer es war. Die Pfeile zeigten jetzt auf <strong>ein</strong>en<br />

Landeplatz, ganz nahe am Rand des Hangars. Ancheles landete das Schiff, Kamro<br />

prüfte die äusseren Sensordaten:"Konstante Temperatur von zwanzig Grad,<br />

Atmosphäre wie auf der Erde, normaler Druck, k<strong>ein</strong>e Bazillen oder Viren<br />

entdeckt...alles so sauber wie <strong>ein</strong> Krankenhaus. Ich möchte gar nicht wissen, wie groß<br />

die Dinger sind, die das gebaut haben." sie drehte sich zu den in voller Ausrüstung<br />

stehenden Soldaten im Manschaftsraum:"Ok, Leute. Ausrücken. Wollen wir mal sehen,<br />

was es hier zu finden gibt." Im Chor schallte ihr <strong>ein</strong> "Ja Ma'am!" entgegen. Die<br />

Ausstiegsluke öffnete sich, zwei Soldaten, die Brüder Kunner, deckten die Seite,<br />

während Kamro mit s<strong>ein</strong>em absurd großen Schnellfeuer-Laser den Vorstoss wagte. Sie<br />

dirigierte die Gruppe zu der Wand, neben ihr ragten gigantische Bauten aus der Wand,<br />

wie Wolkenkrazer die mit ihrer Seite dort befestigt worden waren. Sie kamen an <strong>ein</strong>e<br />

kl<strong>ein</strong>e Einbuchtung in der Wand, zwei Wege gingen zur Seite hin ab. "Los, seht euch<br />

um, ob wir hier irgendwie wegkommen oder ob es hier was interessantes gibt,<br />

mindestens Vierer-Teams." Der Trupp löste sich, sie untersuchte die Einbuchtung.<br />

"Captain, hier drüben ist etwas. Das müssen sie sich unbedingt ansehen." Jen wurde<br />

von dem kl<strong>ein</strong>en Trupp, in welchem sie sich befand, als Funker <strong>ein</strong>gesetzt. Katrin,


Ancheles, Kamro und Hannerson, <strong>ein</strong> Sprengstoff-Experte wie k<strong>ein</strong> Zweiter, machten<br />

sich zu dem kl<strong>ein</strong>en Trupp auf. Was Katrin sah, behagte ihr garnicht: In <strong>ein</strong>em<br />

Seitenflügel waren etliche Schiffe angeordnet, gigantische, riesige Schiffe. Jedes<br />

ungefähr so groß wie der Mond der Erde. Doch ansch<strong>ein</strong>end hatten sie k<strong>ein</strong>en Zugang,<br />

der Steg endete an dieser Plattform auf der sie sich befanden. "Ok, hier kommen wir<br />

nicht lang, zurück zu der Einbuchtung." Sie machten sich auf den Rückweg und nach<br />

dem fünfminütigen Lauf, kamen sie wieder an dem besagten Ort an. Hannerson lehnte<br />

sich an die Wand, rechts neben der ungefähr <strong>ein</strong>en Meter tiefen und im Durchmesser<br />

vier mal vier Meter umfassenden Höhle. Ein Licht blitzte hinter ihm auf und er sprang<br />

erschreckt zur Seite, das Licht erlosch. Katrin wollte etwas ausprobieren. Sie legte die<br />

Handfläche auf die Stelle, wo er sich gegen gelehnt hatte. Das Leuchten kam wieder,<br />

diesmal konnte sie erkennen, das es <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Punkt in der Wand als Ursprung<br />

hatte.<br />

Ein blaues rechteckiges Hologramm baute sich vor ihr auf, darauf war <strong>ein</strong> Bild <strong>ein</strong>er<br />

dicken Disk und daneben <strong>ein</strong>e schier endlose Liste mit Schrift. Als sie die Schrift<br />

genauer las, wären ihr b<strong>ein</strong>ahe die Augäpfel aus den Höhlen gefallen: Das war<br />

menschliche Schrift! Dann drang <strong>ein</strong>e Stimme aus dem Hologramm, <strong>ein</strong>e kühle<br />

männliche Computerstimme:"Gast-Account geladen, Zugriff auf Verkehrssystem<br />

online. Etabliere Verbindung zum Kernmodul, Sektor 2, Sektion 12." Die Ränder der<br />

Einbuchtung leuchteten auf, Blitze zuckten von dort in die Mitte, wo <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>e Kugel<br />

immer größer wurde. Als die Energiekugel ungefähr die Größe <strong>ein</strong>es Kopfes erreicht<br />

hatte, schien sie zu explodieren, alle sprangen reflexartig beiseite. Doch anstatt zu<br />

explodieren, dehnte sie sich aus und schloss an die Ränder der Einbuchtung an,<br />

anschliessend konnte man <strong>ein</strong>en Gang dahinter erkennen. Die meisten Soldaten sahen<br />

sich aufmerksam nach eventueller Bedrohung um, in Jens Blick schwang jedoch die<br />

Angst mit. Kamro drehte sich zu Katrin um:"Noch ne Einladung, Captain?" "Ja, sieht<br />

so aus, aber was auch immer dahinter steckt, es hat entweder die selbe Sprache wie<br />

wir, was unwahrsch<strong>ein</strong>lich ist. Oder sie haben unsere Sprache und Schrift analysiert<br />

und dupliziert." Ancheles ging von der Seite an sie heran, s<strong>ein</strong> Gewehr im<br />

Anschlag:"Glauben sie nichte, daß es sich um <strong>ein</strong>e Bas'is der verlorenen Kolonisten<br />

'andeln kön'nte?" "Bei der Technologie hier? Ich bitte sie." Kamro ging auch <strong>ein</strong>en<br />

Schritt näher an sie heran:"Und was ist das? So ne Art Bildschirm?" "N<strong>ein</strong>, ich glaube<br />

eher, dass es <strong>ein</strong> Wurmloch ist." "Ein Wurmloch? So ne Art Portal?!" "Ja....Ok Leute.<br />

Alle durch." Der Trupp ging durch das verm<strong>ein</strong>tliche Wurmloch, anschliessend<br />

erschienen sie in dem Korridor. Es war als wäre man durch <strong>ein</strong>e Tür gegangen. Sie<br />

sahen sich um, drei Korridore teilten sich von diesem ab. Katrin befahl, den Mittleren<br />

zu nehmen. Irgendwann kamen sie an <strong>ein</strong> paar Fenster, sie sahen hindurch. Allen<br />

entglitten die Gesichtszüge: Vor ihnen war <strong>ein</strong> gigantischer Hohlraum, <strong>ein</strong>e Seite des<br />

runden Raumes leuchtete. Aber mitten darin, war <strong>ein</strong> Planet. Ein waschechter Planet<br />

in <strong>ein</strong>er Raumstation, wie groß war das Teil?! "Santa Maria...wir werrden sterben wenn<br />

das hier ne Falle ist." Ancheles bekreuzigte sich immer wieder. "Schwachsinn!" fuhr<br />

Kamro ihn an. Sie dirigierte die mittlerweile doch etwas ängstlichen Soldaten weiter<br />

durch den Korridor. Zahlreiche Türen waren an der Korridor-Wand gegenüber den<br />

Fenstern, alle waren verschlossen. Hannerson drang sich an <strong>ein</strong>er Tür vor:"Mit ihrer<br />

Erlaubnis Captain?" "OK, jagen sie das Ding in die Luft." Hannerson pflasterte den<br />

Rand der Tür mit Spreng-Ladungen, welche nur in <strong>ein</strong>e Richtung explodierten.<br />

Schliesslich wollten sie die Fenster ja nicht zerstören und dann platzen. Sie gingen<br />

fünfzig Meter weiter weg und Hannerson zündete die Ladung. Ein infernalischer Knall<br />

zerriss die Luft. Sie machten sich auf zu der Tür. Nichts! Hannerson, sah ungläubig auf<br />

die Tür, nicht <strong>ein</strong>mal der Ruß blieb haften, er rieselte als f<strong>ein</strong>er Staub auf den<br />

Boden:"Das gibts doch nicht...das waren Thermit-Plasma-Ladungen. Damit kann man<br />

selbst Zerstörer wie Butter durchschneiden." Plötzlich hörten sie <strong>ein</strong> seltsames Surren<br />

zu ihren Füssen. Sie sahen nach unten: Tausende kl<strong>ein</strong>er Metall-Punkte drangen aus<br />

<strong>ein</strong>em schmalen Schlitz, der jetzt an der Bodenleiste aufgetaucht war. "Was zur Hölle


ist das?" Katrin wollte schon mit dem Trupp davon rennen, als die kl<strong>ein</strong>en Punkte sich<br />

um den Ruß sammelten und ihn abtransportierten. Sie sprach die<br />

Aufklärungsspezialistin an, Helen Danen:"Danen, sieh dir das mal an." Die Frau mit<br />

zartbrauner Haut drängte sich durch den Pulk, die Sensor-Brille an ihrem Kopf surrte<br />

leise, als sie die Kameras auf die kl<strong>ein</strong>en Punkte anpasste, dann nahm sie <strong>ein</strong> Display<br />

aus ihrer Tasche und schloss es an <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Anschluss an der Brille an. Katrin sah<br />

auf das Display, die Ruß-Partikel sahen aus wie Fußbälle. Etwas metallen glänzendes<br />

drang in das Bild <strong>ein</strong>: Ein kl<strong>ein</strong>er Roboter, der wie <strong>ein</strong> winziger Taschenkrebs aussah,<br />

nahm <strong>ein</strong> Ruß-Partikel nach dem anderen zu sich und lief dann zurück in den Spalt.<br />

Tausende andere taten es ihm gleich. Sie sprach ihre Gedanken aus:"Putzroboter?!"<br />

Danen murmelte:"Sieht so aus.". Sie dirigierte den Trupp weiter, alle schwenkten<br />

wachsam ihre Waffen durch die Gegend. Sie kamen an <strong>ein</strong> Tor, entgegen der anderen<br />

Tür öffnete es sich gleich als sie sich näherten. Wieder sondierten zwei die linke und<br />

rechte Seite, Kamro bildete wieder die Spitze. Wieder k<strong>ein</strong>e Bedrohung. Einer der<br />

Kunner-Brüder sprach etwas lauter als er es eigentlich beabsichtigt hatte:"Das ist<br />

gespenstisch...nicht <strong>ein</strong> lebendes Wesen. Hier hat sich ausser den Putzrobotern nichts<br />

bewegt." Das stimmte. Hatte der Computer vielleicht <strong>ein</strong>e Macke gehabt und die<br />

Besatzung vernichtet? Alle waren vorsichtig genug, aber Katrin hatte irgendwie das<br />

Gefühl, das sie eh nichts hätten ausrichten können. Sie sahen sich in dem<br />

gigantischen Raum um. Sie gingen in die Mitte des Raumes, zwangsläufig der <strong>ein</strong>zige<br />

Weg nach vorne. Die Tür schloss sich, es gab k<strong>ein</strong>en Ausweg. Verstört bildeten alle<br />

<strong>ein</strong>en Abwehrkreis. Erneut erklang die Stimme des Computers:"Sechzehn<br />

Lebensformen befinden sich im System, beginne mit Bio-Scan. Starte Hologramme zur<br />

visuellen Verdeutlichung." Eine Lichtfläche erhob sich vom Boden und durchquerte die<br />

Körper der Gruppe, bis zur Schädeldecke der größten Person. Dann erlosch die<br />

Projektion. "Werte Daten aus...Folgende Defekte gefunden: Tumor..." <strong>ein</strong>e rote Kugel<br />

erschien im Brustkorb von <strong>ein</strong>em der Gruppenmitglieder "...Zyste..." in Kamros Knie<br />

erschien <strong>ein</strong> gelber Punkt "...Grippe-Viren." Jens Körper leuchtete vollkommen in gelb.<br />

"Beginne mit Heilung." Hellblaue Energiestrahlen kamen aus dem Boden und drangen<br />

zu den leuchtenden Punkten, augenblicklich verschwanden diese. "Heilung<br />

abgeschlossen. Gebe Organismen frei." Die Tür öffnete sich wieder, sie konnte immer<br />

noch nicht genau erfassen, was eben geschehen war:"Was war das denn für <strong>ein</strong>e<br />

Nummer? Na egal...Weiter, wir sammeln uns am Wurmloch." Sie gingen weiter, als sie<br />

an der Tür ankamen, wo Hannerson den Sprengungsversuch unternommen hatte,<br />

tippte Kamro sie an:"Darf ich es auch <strong>ein</strong>mal versuchen?" "Bisher hat man uns hier<br />

nichts getan, aber versuch d<strong>ein</strong> Glück." Kamro stellte sich vor die Tür, er richtete s<strong>ein</strong>e<br />

Waffe darauf und drückte ab. Nichts. Doch da erklang wieder die Stimme des<br />

Computers:"Unterlassen sie weitere F<strong>ein</strong>dseligkeiten. Folgen sie dem Nav-System."<br />

Holographische Pfeile leuchteten auf dem Boden auf. Ketra überlegte, der Computer<br />

erklang erneut:"Leisten sie der Aufforderung folge. Sollten sie sich wiedersetzen,<br />

werden andere Maßnahmen <strong>ein</strong>geleitet." Ketra nickte ihren Soldaten zu, sie folgten<br />

den Pfeilen. Nach rund <strong>ein</strong>er Stunde Fußweg kamen sie an <strong>ein</strong>e Tür. Der Computer<br />

gewährte ihnen Zugang. Der Trupp stand in der Mitte des leeren Raumes. "Teleporter<br />

wird aktiviert." "Was..." war das letzte was Katrin noch hervorbringen konnte bevor<br />

der Trupp in <strong>ein</strong>em blauen Lichtermeer verschwand. Als sie wieder erschienen, drang<br />

die Stimme des Computers aus den Wänden: "Teleport abgeschlossen, Sektor 250<br />

erreicht." Katrin führte den Trupp aus dem Raum. Ein stampfendes Geräusch hallte<br />

durch den Korridor, dann noch <strong>ein</strong>es, immer mehr und dann wurde es zu <strong>ein</strong>em nicht<br />

aufhörenden Stakkato von sechs Stampf-Geräuschen. "Captain!!!" Jen schrie aus<br />

Leibskräften, sie hatte auch allen Grund dazu: Drei Roboter, die fast bis an die vier<br />

Meter hohe Decke reichten, bewegten sich auf die Einheit zu. Die Maschinen waren<br />

humaniod, wuchtige Unterarme und -schenkel waren durch dicke Oberarme und<br />

-schenkel an den bulligen Torso montiert. Der Kopf erinnerte an <strong>ein</strong>en Motorrad-Helm.<br />

Die großen Roboter wuchteten auf den Trupp zu.


Kamro richtete s<strong>ein</strong>e Waffe auf den mittleren Roboter und drückte ab...die Energie-<br />

Geschosse erstarben an der Hülle der Maschinen. Der Roboter griff nach der<br />

Laserwaffe und schloss s<strong>ein</strong>e enorme Hand um die Waffe. Mit Leichtigkeit zerquetschte<br />

die Maschine den Schnellfeuerlaser. Katrin brüllte nur noch <strong>ein</strong>es:"Feuer!!!" Der Trupp<br />

feuerte aus allen Rohren auf die ruhigen Ganges näherkommenden Roboter. K<strong>ein</strong>erlei<br />

Wirkung...sie befahl das, was ihrer M<strong>ein</strong>ung nach richtig war:"Rückzug!!! Rückzug!!!"<br />

Langsam bewegten sie sich auf den Teleporter-Raum zu, die Tür blieb verschlossen.<br />

Sie rannten auf den <strong>ein</strong>zig freien Gang zu. Sie folgten dem Korridor, mit den Robotern<br />

immer auf den Versen. Sie kamen an <strong>ein</strong>e T-Kreuzung, sie wollte die Gruppe nach<br />

links führen, doch von dort kamen ebenfalls drei Roboter. Jen fiel in Ohnmacht,<br />

niemand konnte sie mehr retten, <strong>ein</strong>er der Roboter griff sie sich und verschwand in<br />

<strong>ein</strong>em der Korridore. Seltsamerweise feuerten die Maschinen nicht auf sie, aber Katrin<br />

wollte sie auch nicht nahe genug kommen lassen, damit sie mit ihnen das Gleiche<br />

machen konnten, wie mit dem Schnellfeuer-Laser. Ancheles feuerte mit s<strong>ein</strong>em<br />

Standard-Gaussgewehr auf das Visier <strong>ein</strong>er der Roboter. Die schallschnelle Metallkugel<br />

prallte <strong>ein</strong>fach ab. Der Korridor erweiterte sich, je weiter sie kamen, schliesslich<br />

kamen sie an <strong>ein</strong> gigantisches Tor. Es öffnete sich für sie und sie drängten sich in die<br />

Dunkelheit, Katrin wäre alles lieber gewesen, als in die Hände <strong>ein</strong>er dieser Roboter zu<br />

kommen.<br />

Das Tor schloss sich hinter ihnen, doch bevor es sich schloss, konnte sie sehen, wie<br />

die Roboter sich wie <strong>ein</strong>e Garde links und rechts des Tores postierten. Warum folgten<br />

sie ihnen nicht? Da wurde es ihr klar: Die Maschinen hatten sie in diesen Raum<br />

getrieben. Sie sah sich um, überall sah man schwach flimmernde BedienHologramme,<br />

das Licht sprang an. In der Mitte des Raumes erkannte sie jetzt <strong>ein</strong>en<br />

Lederstuhl, der auf <strong>ein</strong>em flachen Podest stand. Der Stuhl begann sich zu drehen.<br />

Was sie sah, liess ihr das Blut in den Adern gefrieren, aus dem <strong>ein</strong>fachen Grund, das<br />

sie davor Angst hatte, dass sie nun nichts mehr verstand. In dem Ledersessel saß <strong>ein</strong><br />

Mann: Blaues Hemd, schwarze Jeans, braune Haare. "Herzlich willkommen auf Station<br />

Genesis." "Was zur Hölle geht hier ab?!" Katrin konnte nichts anderes mehr<br />

hervorbringen. "Ihr seid vor m<strong>ein</strong>er Station aufgetaucht, also habe ich euch r<strong>ein</strong>geholt<br />

bevor ihr wegspringen konntet." "Du redest als hättest du uns nichts angetan, die<br />

Roboter da draussen haben Jen auf dem Gewissen!" "Das sehe ich aber anders." Eine<br />

Tür öffnete sich, her<strong>ein</strong> trat <strong>ein</strong>er der Roboter. In s<strong>ein</strong>en Armen trug er vorsichtig Jen.<br />

Die Maschine näherte sich, der Trupp legte die Waffen an:"Halt Leute. Ihr könntet Jen<br />

treffen." Zweifelnd nahmen die vierzehn ihre Waffen runter, Kamro hatte mittlerweile<br />

<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Gauss-Pistole, die so gar nicht in s<strong>ein</strong>e wuchtige Hand passte. Die<br />

Maschine legte Jen vorsichtig zu ihren Füssen ab und richtete sich wieder auf. Dann<br />

drehte sich der Koloss zu dem seltsamen Mann und verneigte sich wie <strong>ein</strong> Diener.<br />

Letztendlich ging er durch die selbe Tür aus der er gekommen war. Sofort kümmerte<br />

sich Jersen, der Sani, um sie. Bis auf ihre Bewusstlosigkeit fehlte ihr nichts. Der Mann<br />

erhob s<strong>ein</strong>e Stimme:"Die Roboter haben euch nichts getan..." Kamro pöbelte ihn<br />

an:"Von wegen, <strong>ein</strong>er von ihnen ist auf mich los gegangen." "Ach bitte. Wer hat denn<br />

von euch beiden geschossen? Er hat lediglich ihre Waffe zerquetscht." Kamro lief<br />

wutentbrannt auf den Mann zu, wobei er s<strong>ein</strong>e Ärmel hochkrempelte:"Für diesen Mist<br />

den du abgezogen hast, zerquetsch ich jetzt dich du Mickerling." Der Mann war nur<br />

<strong>ein</strong>en Kopf kl<strong>ein</strong>er als der Hühne, womit er auch nicht zu den kl<strong>ein</strong>en Männern zählte.<br />

Kamro packte s<strong>ein</strong>en Hals, der Mann lächelte nur amüsiert:"Captain Kel'Jen, würden<br />

sie bitte ihren Freund hier zurückrufen, sonst sehe ich mich dazu gezwungen, das<br />

erste mal Gewalt anzuwenden." Woher wusste der Mann, wie sie mit Nachnamen<br />

hiess? Aber sie wollte Kamro dem Typen nicht überlassen, wenn der Kerl so <strong>ein</strong>e<br />

komische Ausstrahlung hatte.<br />

Ihr Instinkt riet ihr, dass der Mann nicht zu unterschätzen war:"Kamro, sie haben ihn<br />

gehört." "Tschuldigung Captain, aber den Typen werd' ich nicht so wegkommen<br />

lassen." Der Mann sah zu Katrin:"Es tut mir leid, aber ich habe m<strong>ein</strong>e Warnung


ausgesprochen." Er packte Kamros Handgelenk. Man hörte es knacken, Kamros<br />

Gesicht war schmerzverzerrt. Er sank auf die Kniee und schlug mit der anderen Hand<br />

gegen die Brust des Mannes. Dieser hob ihn am Handgelenk hoch und schleuderte ihn<br />

mit niedriger Flugbahn neben Jen. Katrin richtete ihre Pistole auf den Kerl im blauen<br />

Hemd:"OK Freundchen, wer oder was bist du?" "Nun gut, vorstellen sollte ich mich<br />

wirklich: M<strong>ein</strong> Name ist Thorsten Kemmrich. Ich bin Terraner wie ihr." "Also Thorsten,<br />

das glaube ich dir nicht." Sie lud ihre Waffe durch. Er sah gelassen auf die Pistole:"Das<br />

kann mir nichts anhaben. Und Terraner bin ich, nur etwas älter. 947 Jahre um genau<br />

zu s<strong>ein</strong>." "OK, jetzt ist das Maß überspannt. Diesen Mist glaubt dir doch k<strong>ein</strong> Mensch."<br />

Sie feuerte dreimal auf ihn, die Gauss-Kugeln prallten wirkungslos ab. "Das...ist<br />

krass...also gut, was bist du?" "Pffff...Terraner. Um genau zu s<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong> Terraner mit<br />

milliarden von Nano-Maschinen im Körper. Wenn ich das mal demonstrieren darf." Vor<br />

ihren Augen drangen leuchtende Auroren aus s<strong>ein</strong>em Körper. Eine schoss auf ihre<br />

Hand zu, dann umschloss sie die Pistole, welche kalt schmolz. Sie trat <strong>ein</strong>en Schritt<br />

zurück:"Alles klar...ich glaube dir...was bleibt mir denn auch übrig. Zu welcher Nation<br />

gehörst du, oder welcher Organisation?" "Geboren wurde ich in Deutschland. Ich<br />

gehöre k<strong>ein</strong>er Organisation an." "Und was willst du von uns?" "Augenblick, das<br />

erfährst du gleich, aber zuerst werde ich mal etwas reparieren." Einer der Auroren-<br />

Arme schlängelte sich auf Kamro zu, dessen hand gerade von Jersen versorgt wurde.<br />

Das Licht drang in Kamros Handgelenk <strong>ein</strong>, Jersen wich zurück, dann schoss die<br />

Aurore wieder in den Mann zurück. Jersen ging wieder an das Handgelenk, welches<br />

Kamro sich verwundert rieb, dann sah der Sani zu ihr auf:"Captain, das ist unmöglich.<br />

Eben war dieses Handgelenk noch mehrfach gebrochen und jetzt ist es wieder<br />

vollkommen gesund." Kemmrich, wie er sich vorgestellt hatte, wendete sich zu<br />

Katrin:"Nun gut, ich möchte, das ihr hierüber Stillschweigen bewahrt. Ich fälsche das<br />

Log-Buch eures Transporters und ihr sagt, dass ihr lediglich <strong>ein</strong>en Fehlsprung hattet."<br />

"Warum?" "Ich lege viel Wert darauf, das ich nicht wegen m<strong>ein</strong>er Technologie belästigt<br />

werde, deswegen werde ich auch k<strong>ein</strong>e Fragen über m<strong>ein</strong>e Anlage hier beantworten.<br />

Nur <strong>ein</strong>es: Sie ist älter als ihr alle zusammen und so groß wie das Sonnensystem der<br />

Erde." "Und wenn die Erde ihre Flotte herschickt, indem wir diesen Fehlsprung<br />

nachstellen?" "Dazu sage ich nur folgendes: Ich habe noch nie getötet und ich möchte<br />

mich nicht darin gezwungen sehen, damit anzufangen. Ihr habt ja m<strong>ein</strong>e Kreuzer im<br />

Hangar gesehen." "Na gut...Leute, hierüber verliert k<strong>ein</strong>er <strong>ein</strong> Wort." "Aber Seniora<br />

Capitan..." "Ancheles, du hast die Dinger gesehen die hier im Hangar stehen.<br />

Möchtest du, das wir dagegen kämpfen müssen?" "No..." Der Mann lächelte: "Gut. Ich<br />

möchte euch aber warnen: Falls doch <strong>ein</strong>er etwas ausplaudert, kann ich euren<br />

Vorgesetzten leicht den Gedanken in den Kopf pflanzen, das ihr irre seid. So wie ich<br />

Kamros Hand wieder hergestellt habe, kann ich auch das Gehirn manipulieren. Aber<br />

ansonsten, wünsche ich euch <strong>ein</strong> friedliches und erfülltes Leben." Ein blauer Blitz<br />

hüllte das Einsatz-Team <strong>ein</strong>, dann fanden sie sich auf dem Transporter wieder. Dieser<br />

verschwand ebenfalls in <strong>ein</strong>em blauen Blitz. Als Katrin durch die Scheibe sah, konnte<br />

sie die Erde erkennen.<br />

So, das war es gewesen. Thorsten hatte das Problem mit dem Trupp erledigt, sollten<br />

sie doch davon erzählen, nun das hatte er ihnen schon erzählt. Er sprang zurück in<br />

s<strong>ein</strong>en Sessel. Dem Computer der Genesis-Station gab er den Befehl zur<br />

Phasenverschiebung. Er lehnte sich zurück und setzte wieder alle Sensoren auf Stand-<br />

By. Dann begann er s<strong>ein</strong>e Forschungen wieder.<br />

Lasmios stand eben gerade wieder auf, Simaneas hatte ihre Schlaf-Sucht überwunden<br />

und war jetzt zur Frühaufsteherin geworden. Sie arbeitete unermüdlich an kl<strong>ein</strong>en<br />

Landschaftsmodellen von Sümpfen. Es waren sogar echtes Moos und echte Algen in<br />

den Mini-Landschaften. Simaneas hatte sich noch in <strong>ein</strong>em anderen Punkt verändert:<br />

Ihr Bauch-Panzer wölbte sich, fast wie <strong>ein</strong> geschuppter Luftballon. Es war nicht so<br />

stark wie bei menschlichen Frauen oder Split, denn der Schuppenpanzer drückte die<br />

Eier eher in den Körper als das er sich dehnen würde. "Guten Morgen Lasssmiossss."


"Du kannsst auchhh nur an d<strong>ein</strong>em Profit arbeiten, oder?" "Na, immerhin gehöre ichhh<br />

zur Profit-Gem<strong>ein</strong>ssschaft der Teladi. Ichhh möchhhte auf dem Markt Creditsss<br />

verdienen," "Du sssolltessst dichhh eher ssschhhonen, in drei Tagen müsssstessst du<br />

d<strong>ein</strong>e Eier legen. Da brauchhhsssst du d<strong>ein</strong>e Kräfte." "Ichhhh weissss, aber ich<br />

musssss michhhh irgendwie ablenken, diesssse Kurzssatmigkeit bringt michhhh<br />

sssonsssst nochhhh um." "Na gut, dann wünssschhh ichhhh dir nochhh viel<br />

Ssspasssss beim Basssteln, ichhh mussss jetzt losssss. Sssoll ichhhh dir nochhh wasss<br />

vom Markt mitbringen?" "Ja, etwasss von diesssem Brot wäre toll." "Ssssollsssst du<br />

kriegen." Vor dem Haus wartete schon die Fähre. Hatte er so lange verschlafen? Er<br />

sah auf s<strong>ein</strong> Armband: Tatsächlich! "Eiersssalat!" er rannte so schnell er konnte in das<br />

Schiff, s<strong>ein</strong>en Schuppenschaber nahm er mit. Der Arbeitstag verlief wie immer<br />

reibungslos und am Abend bekam er noch das Brot. Wie sich herrausgestellt hatte,<br />

war der Markt von Dienstag bis Donnerstag und am Sonntag. Da heute Donnerstag<br />

war, kaufte er gleich zwei Brote, bis zum Sonntag konnte Simaneas das ganz gut<br />

wegputzen. Er kam ihr an der Tür entgegen, sie hatte ihm <strong>ein</strong>en Sumpf gebastelt,<br />

<strong>ein</strong>e wunderschöne Arbeit. Er freute sich wahnsinnig und die beiden setzten sich für<br />

den Abend zum Fernsehgucken auf die Sitzbank.<br />

Thorsten saß in s<strong>ein</strong>em Sessel, seit er vor rund <strong>ein</strong>er Woche angefangen hatte zu<br />

forschen und eben kurz unterbrechen musste, hatte sich s<strong>ein</strong>e Energie-Produktion um<br />

das Doppelte potenziert, s<strong>ein</strong>e Sensorreichweite hatte sich um 12% erweitert und<br />

s<strong>ein</strong>e jetzigen Systeme hatten sich verf<strong>ein</strong>ert und verbessert. Er setzte s<strong>ein</strong>e<br />

Forschungen fort. Nach <strong>ein</strong>er Woche war ihm jedoch langweilig geworden, er<br />

unterbrach s<strong>ein</strong>e Forschungen. Die Ergebnisse waren folgende: Die Rechenleistung<br />

hatte sich um das Neunfache gesteigert, die Geschwindigkeit der Antriebe um die<br />

Hälfte. Die Sensorreichweite um 10% und die Energieleistung um das zehnfache. Die<br />

Schilde hatten sich um das Hundertfache verstärkt. Er stand auf, um sich <strong>ein</strong><br />

Frühstück zu machen.<br />

Thaseik hatte die Aufstellung der Flotte abgeschlossen. Alle Schiffe waren<br />

<strong>ein</strong>satzbereit, s<strong>ein</strong>e Arbeit war getan. Der Flotten-Master kam her<strong>ein</strong>: Kelsohik. "Sei<br />

mir gegrüßt Kelsohik. Hiermit übergebe ich die Flotte in d<strong>ein</strong>e Obhut." "Sehr wohl."<br />

Ansch<strong>ein</strong>end war er nicht sehr gesprächig, denn nach diesen Worten drehte er sich<br />

um, klatschte zum Abschied wie es die Etikette s<strong>ein</strong>es Volkes verlangte. Dann<br />

verschwand s<strong>ein</strong> Landsmann.<br />

Kelsohik hatte bis jetzt noch nie <strong>ein</strong> echtes Gefecht geleitet. Die Zivilisiertheit s<strong>ein</strong>es<br />

Volkes erlaubte im Normalfall nur Simulationen. Er war neugierig, wie sich <strong>ein</strong> echter<br />

Kampf wohl anfühlen würde. Obwohl er sehr berechnend und kühl war, spürte er, wie<br />

s<strong>ein</strong>e Membranen zitterten. Er trat in das Teleporter-Feld und erschien, so wie er es<br />

sich gewünscht hatte, auf der Brücke der Shelreem, dem neuen Flaggschiff s<strong>ein</strong>es<br />

Volkes. "Alle Wurmloch-Frequenzen öffnen." "Aye, Oberer." Der Kommunikations-Lord<br />

öffnete mit <strong>ein</strong>em Tastendruck <strong>ein</strong> mikroskopisches Wurmloch, welches vielfach<br />

multipliziert in jedem Schiff der neuen Flotte aller Völker auftauchte. Er begann mit<br />

dem ersten Befehl: "An alle: Sprung zum ver<strong>ein</strong>barten Treffpunkt." Der Treffpunkt war<br />

am Rande <strong>ein</strong>er der vier Galaxien, in denen das entartete Menschenwesen schon<br />

öfters aufgetaucht war, und zwar an dem Ende, wo das Wesen gerade erst anfing<br />

aufzutauchen. Man hatte sich für diesen Punkt entschieden, weil hier nur zwei<br />

unbewohnte <strong>ein</strong>same Planeten durch den Raum drifteten, die irgendwie aus ihren<br />

Bahnen geworfen worden waren. Das erste System, welches fest zu der Galaxie<br />

gehörte, war dreizehn Lichtjahre entfernt, wodurch k<strong>ein</strong>e Gefahr für die Stabilität der<br />

Galaxie bestand. Schliesslich waren die Waffen der Alten stark genug, um schwarze<br />

Löcher zu zerreissen und Sterne zu gefrieren. "An alle: Tarnung wird aktiviert." Diese<br />

Tarnung war etwas ganz besonderes: Ein Chrono-Generator riss alle Schiffe, bis auf<br />

das runde gelbe Flaggschiff s<strong>ein</strong>es Volkes aus dem Zeitgefüge und versteckte sie in<br />

<strong>ein</strong>er Falte in Raum und Zeit. Dieses Schiff hier, würde das Menschenwesen anlocken.<br />

Er hatte Angst, nicht um sich, aber um s<strong>ein</strong>e Familie auf s<strong>ein</strong>em Heimatplaneten.


Shaarahn las erneut in der alten Datei, <strong>ein</strong>e Prophezeihung, die eng mit der Vorigen<br />

verknüpft war: Und die Nebelwesen sprachen, ihre glänzenden glatten Gesichter<br />

unerbarmend Starr. Es werde der Tag kommen, da die Armee stehend vor dem<br />

Wesen, zu vernichten dessen Leben durch <strong>ein</strong>e tückische Falle. Und der Himmel wird<br />

sich in herrlicher Pracht erleuchten, wie auch die Erde, das Meer und das Lebende,<br />

durch das Wesen, sich <strong>ein</strong>end. Dann wird er kommen, der Moment, wo sich das<br />

Schicksal scheidet, zu unendlicher Qual, oder der Erkenntnis. Shaarahn riss die Augen<br />

auf: Er spürte <strong>ein</strong> gigantisches Sprungereignis. Heute war der Tag, wo die Alten den<br />

Menschen töten wollten. Der Tag? Hatte diese Prophezeihung etwas mit heute zu tun?<br />

N<strong>ein</strong>...unmöglich. Das war sicher nur uraltes Geschwätz, welches sich am warmen<br />

Leuchtst<strong>ein</strong> erzählt wurde. Er sprang zu dem Ort, wo er die Materialisierung gespürt<br />

hatte. Ein <strong>ein</strong>ziges gigantisches Schiff stand wie <strong>ein</strong> gelber Mond starr im All.<br />

Thorsten hatte auf <strong>ein</strong>mal etwas auf s<strong>ein</strong>en Sensoren, <strong>ein</strong> hochmodernes Schiff. Aus<br />

Atomen gebaut, aber mit enormer Technologie. Eine neue Spezies. Intelligent. Endlich<br />

mal wieder was aufregendes. Nach dem was er erkennen konnte, waren sie so weit<br />

wie das Alte Volk, seltsame Zeitfluktuationen drangen durch ihr Schiff. Er sprang zu<br />

dem Schiff um sie zu begrüßen. Ein blauer Blitz und er erschien vor dem Schiff.<br />

Thorsten öffnete <strong>ein</strong>e Funkfrequenz und sandte ihnen <strong>ein</strong>e Nachricht:"Seid gegrüßt.<br />

Ich habe k<strong>ein</strong>erlei f<strong>ein</strong>dliche Absicht und möchte gerne mit euch in Kontakt treten, um<br />

etwas über eure Kultur zu erfahren." Die Antwort kam prompt, und zwar <strong>ein</strong>e, wie<br />

Thorsten sie seit langem nicht erwartet hätte:"Hier spricht Kelsohik, Flotten-Master<br />

der Spezialflotte der Alten. Hiermit fordere ich dich auf, k<strong>ein</strong>erlei Wiederstand zu<br />

leisten, dann werden wir es für dich schnell und schmerzlos gestalten." WAS?! Die<br />

wollten ihn umbringen? Aber wieso? "Was habe ich den verbrochen? Ich habe doch<br />

noch nie jemanden getötet, und eure Spezies sehe ich heute zum ersten mal." "Du<br />

bist <strong>ein</strong>e Gefahr für das gesamte Universum, die primitive Natur d<strong>ein</strong>es Volkes steckt<br />

auch in dir. Deswegen können wir nicht dulden, dass du weiter existierst, so leid es<br />

uns auch tut." Ein enormer Energie-Impuls drang durch den Raum, von überall<br />

erschienen Schiffe, milliarden von Schiffen. Eines der Schiffe feuerte auf ihn, <strong>ein</strong><br />

enormer Einschlag, der ihn <strong>ein</strong>hundert Meter wegschleuderte. So etwas schaffte nicht<br />

<strong>ein</strong>mal die Supernova <strong>ein</strong>es Mega-Sterns. Wie aus <strong>ein</strong>er MG schossen die Strahlen auf<br />

ihn zu, zwei trafen ihn und senkten s<strong>ein</strong>e Schilde um insgesamt <strong>ein</strong> Prozent. Das hätte<br />

nicht mal die gesamte Flotte der Sohnen geschafft. Thorsten begann mit<br />

Lichtgeschwindigkeit den Strahlen auszuweichen. Wie <strong>ein</strong> Schemen verschwamm er,<br />

als er den Strahlenbahnen auswich. Dann kamen auf <strong>ein</strong>mal kl<strong>ein</strong>e Schiffe auf ihn<br />

zugeflogen, die wie <strong>ein</strong>e Mischung aus Zigarren und Pfeilspitzen aussahen.<br />

Traktorstrahlen drangen aus ihren Rümpfen. Ein großes Schiff ähnlicher Bauart drang<br />

zwischen den milliarden von Raumern hervor, und erfasste ihn ebenfalls mit <strong>ein</strong>em<br />

Traktorstrahl. Die Naniten konnten sie nicht erfassen, ansch<strong>ein</strong>end waren sie nur auf<br />

Atome geeicht. Thorsten wollte s<strong>ein</strong>en Körper befreien, die Naniten zogen mit voller<br />

Kraft an den Atomen s<strong>ein</strong>es Organismus. Vergebens. Also entschloss er sich, das<br />

seltsame Schiff mit dem Traktorstrahl, mit s<strong>ein</strong>en Naniten ausser Funktion zu setzen.<br />

Die Naniten, die er mitgenommen hatte, teilten sich auf, die <strong>ein</strong>e Hälfte blieb bei<br />

s<strong>ein</strong>em Körper, mit der anderen flog er auf das Schiff zu. Doch auf <strong>ein</strong>mal ging von<br />

dem gelben, gigantischen runden Schiff <strong>ein</strong> seltsames Energiefeld aus, welches auch<br />

dieses zigarrenförmige Schiff <strong>ein</strong>hüllte. Die Naniten flogen mit vollem Schub gegen<br />

das Feld...und prallten ab.<br />

Kelsohik musste schmunzeln: Die seltsamen Mini-Maschinen aus unbekannter Materie<br />

waren abgeprallt. Wie sollten sie auch durch dieses Zeitschild kommen?! In der <strong>ein</strong>en<br />

Zentimeter dicken Hülle um das Schiff stand die Zeit still. Dort konnte nichts hindurch,<br />

denn nichts konnte sich ohne Zeit bewegen.<br />

Shaarahn sah auf das Geschehen. Es war traurig. Der Astralkörper des Menschen war<br />

gelb-türkis vor Angst und Verwirrung. Er war zu bemitleiden, das junge Wesen wurde<br />

in diesem Käfig aus Traktorstrahlen gefangen gehalten und konnte nichts gegen die


Schiffe ausrichten. Das Zeitschild in dem Naa'un-Schiff konnte bei Bedarf auf die<br />

gesamte Flotte ausgeweitet werden. Er hatte die Pläne für den Angriff gesehen, jetzt<br />

würden die Schiffe allesamt anfangen auf ihn zu feuern.<br />

Thorsten konnte hier nicht weg. Und jetzt begannen sie auf ihn zu schiessen. S<strong>ein</strong>e<br />

Schilde senkten sich und dann begann das Inferno aus Energien s<strong>ein</strong>en Körper<br />

anzugreifen. Seit langem spürte er wieder etwas, was er eigentlich nie wieder spüren<br />

wollte: Schmerz. Höllischer Schmerz drang durch s<strong>ein</strong>e Synapsen und p<strong>ein</strong>igte s<strong>ein</strong>e<br />

Seele. Den Naniten passierte nichts, aber s<strong>ein</strong> Körper wurde arg in Mitleidenschaft<br />

gezogen. Grausame Qualen drangen durch s<strong>ein</strong>en Körper, als s<strong>ein</strong> linker<br />

Unterschenkel am Knie abgerissen wurde. S<strong>ein</strong> anderes B<strong>ein</strong> wurde an der Hüfte<br />

abgetrennt. S<strong>ein</strong> rechter Arm wurde in der Mitte des Oberarms abgerissen und s<strong>ein</strong><br />

Linker am Ellenbogen. Ein Loch wurde durch s<strong>ein</strong>e Brust gebohrt, ebenso im Bauch.<br />

Das linke Auge und der Oberkiefer darunter wurden hinweg gefetzt. Höllische<br />

Schmerzen, er riss den Mund, zumindest das was davon noch übrig war, auf um zu<br />

schreien, doch Schall konnte sich im All nicht bilden. Jedoch in s<strong>ein</strong>er Eigenschaft als<br />

biomechanische Lebensform drangen Funkwellen und Infrarot-Signale durch das All.<br />

Shaarahn wollte <strong>ein</strong>greifen, doch s<strong>ein</strong> Volk hatte ja versprochen sich raus zu halten.<br />

Aber es war hart, zusehen zu müssen, wie der Astral-Körper des Menschen sich<br />

gleissend orange vor Schmerz färbte und das Gelb der Angst sich noch weiter<br />

ausweitete. Shaarahn w<strong>ein</strong>te, das die Alten so tief gesunken waren, <strong>ein</strong> Wesen so zu<br />

quälen.<br />

Durch Thorstens panische Gedanken drang <strong>ein</strong>e Idee: Ein Wurmloch. Vor sich<br />

erzeugte er <strong>ein</strong> Wurmloch mit vier Metern durchmesser, und das andere Wurmloch<br />

sechzig Meter links von ihm, in Richtung der Flotte. S<strong>ein</strong> zerfetzter Körper begann sich<br />

zu regenerieren: Die abgetrennten Gliedmaßen wurden von s<strong>ein</strong>en Naniten an ihren<br />

Platz gebracht und wuchsen wieder an den Körper. Kurz darauf war er wieder<br />

genesen. Warum taten sie das? Er hatte ihnen doch nie etwas getan. Wieder erfassten<br />

ihn die Traktorstrahlen, die zurückgeworfenen Schüsse hatten ihnen ansch<strong>ein</strong>end<br />

k<strong>ein</strong>en Schaden zugefügt. Er setzte <strong>ein</strong>en Gegenimpuls in die Traktorstrahlen, so dass<br />

diese ihn nicht mehr greifen konnten. Er flog mit voller Kraft mitten in die Flotte und<br />

feuerte kl<strong>ein</strong>e Plasma-Ladungen ab, die ihn auf den Sensoren verschleiern würden. In<br />

s<strong>ein</strong>er Panik, kam ihm die Phasenverschiebung garnicht in den Sinn. Er schlug Haken,<br />

die kl<strong>ein</strong>en Schiffe mit Traktorstrahlen waren ihm zwar dicht auf den Versen, aber er<br />

war wendiger als sie. Er schaffte es ihnen auszuweichen, Plasma-Ladungen<br />

abzufeuern um sie abzulenken. Aber <strong>ein</strong>es drang durch s<strong>ein</strong>en Schädel, wie nichts<br />

anderes: "Nicht töten!". Auch wenn sie ihn zerfetzt hatten, er konnte sich noch so<br />

beherrschen, dass er nicht aggressiv wurde. Nachdem auch Plasma und s<strong>ein</strong>e Naniten<br />

von den seltsamen Schilden abprallten, konnte er sich auch nichts vorstellen, was<br />

ihnen Schaden zufügen konnte. Auf <strong>ein</strong>mal spürte er wieder <strong>ein</strong>en Ruck an s<strong>ein</strong>em<br />

Rücken: Einer der Tracktorstrahlen hatte ihn erfasst. Er setzte <strong>ein</strong>en Gegenimpuls,<br />

doch diesmal schienen sie <strong>ein</strong>e Art Puffersystem <strong>ein</strong>geschlatet zu haben. Thorsten<br />

zielte auf das Traktor-System und lud <strong>ein</strong>e enorme Laser-Ladung. Er feuerte: Der<br />

gleissende Strahl mit rund sechs Metern Durchmesser, von so <strong>ein</strong>er Energie und<br />

Photonen-Zahl, dass das Licht fast gasförmig war, schoss auf das nur <strong>ein</strong>en Meter<br />

breite Schiff zu und spitzte sich dort zu, wo es den Generator treffen sollte. Der Strahl<br />

erstarb, da das Schilld auf das kl<strong>ein</strong>e Schiff ausgeweitet worden war. Schiffe, mit<br />

diesem baugleich, kamen hinzu und erfassten ihn mit den Strahlen. Er konnte sich<br />

nun nicht <strong>ein</strong>en Nano-Meter mehr rühren, nur die winzigen Naniten konnten sich<br />

immernoch frei bewegen.<br />

Kelsohik konnte es nicht glauben, <strong>ein</strong> derart großes Wurmloch war nach den<br />

Forschungen s<strong>ein</strong>es Volkes unmöglich. Und diese Wendigkeit, es war unglaublich. Wie<br />

sich aber gezeigt hatte, setzte sich die Zeit über Wurmlöcher hinweg:"Macht den<br />

Time-Crusher klar." Ein kurzes Wummern ging durch das Schiff, dann meldete sich der<br />

Waffner:"Schussbereit." "Feuer! Lasst uns diese Gefahr <strong>ein</strong> für alle mal aus dem All


tilgen." Der Zeitsturm drang aus der Front des Schiffes.<br />

Thorsten sah auf das Ereignis vor ihm: Ein seltsamer grüner Energiestrahl schlängelte<br />

sich auf ihn zu. Thorsten baute erneut <strong>ein</strong> Wurmloch auf, doch der Strahl ging <strong>ein</strong>fach<br />

durch die Scheibe hindurch. Dann traf er ihn und hüllte ihn <strong>ein</strong>. Schmerz! Gleissender<br />

höllischer Schmerz, schlimmer als das eben. Er fühlte, wie das Bewussts<strong>ein</strong> in s<strong>ein</strong>en<br />

Naniten in kl<strong>ein</strong>e Gruppen gerissen wurde. Die Materie s<strong>ein</strong>es Körpers verformte sich.<br />

Dann erkannte er, um was es sich handelte, <strong>ein</strong>e Art Zeit-Waffe. Während Teile von<br />

ihm in normaler Zeit abliefen, lief die Zeit in <strong>ein</strong>igen langsamer und in anderen<br />

schneller. Wie die Grund-Programmierung, die er übernommen hatte als er s<strong>ein</strong><br />

Bewussts<strong>ein</strong> mit dem der Naniten verschmolzen hatte, befahl den Maschinen, sich<br />

immer irgendwie weiter zu entwickeln. Er hielt mit s<strong>ein</strong>en Nano-Bots die Atome s<strong>ein</strong>es<br />

Körpers zusammen, um nicht zerrissen zu werden. Doch der Schmerz, als ob es<br />

geschehen würde, blieb. S<strong>ein</strong> Körper wollte vor Schmerz zucken, doch die Bereiche<br />

s<strong>ein</strong>es Körpers, die schneller liefen, ruckten bei dem Impuls zu schnell, während die in<br />

langsamerer Zeit wie Fesseln wirkten. Zahlreiche Muskelfasern rissen. Jetzt begann<br />

sich der Schmerz auf s<strong>ein</strong>e Naniten auszuweiten: Die Maschinen in schnelleren<br />

Zeitströmen, welche sich wie glühendes Feuer durch s<strong>ein</strong>en Körper zogen,<br />

entwickelten sich wegen der schnelleren Zeit zehn mal schneller, als normal. Sie<br />

gaben die Informationen für die Verbesserung über Funk an alle Naniten weiter. Die<br />

Maschinen in Normalzeit und langsamerer konnten die durch die Zeit verzerrten<br />

Signale zwar entschlüsseln, aber wenn sie noch mitten in den Verbesserungen waren,<br />

kamen schon wieder neue Pläne. Da sich die Zeitströme bewegten, ging dieses Gefühl<br />

durch s<strong>ein</strong>en gesamten Körper, sowohl den hier in der Schlacht, als auch den Großteil<br />

im Rest des ihm bekannten Raumes. Dieser höllische Schmerz... S<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zige Chance<br />

war es, die Funktionsweise der Waffe zu ergründen und sie auszugleichen, doch s<strong>ein</strong>e<br />

Zeittechnologie ging nicht über die Zeitkanäle, in denen er und s<strong>ein</strong>e Naniten bei<br />

Lichtgeschwindigkeit reisten damit das Weltall um sie herum nicht schneller älter<br />

wurde als er. Doch das liess sich hier nicht anwenden, es funktionierte nur bei<br />

Lichtgeschwindigkeit. Er konnte sich auch nicht phasenverschieben oder in den Sub-<br />

Raum flüchten, es war als hätte man ihn hier mit <strong>ein</strong>em Schwert durch den Körper<br />

befestigt. Der höllische Schmerz in s<strong>ein</strong>er Seele, in s<strong>ein</strong>em menschlichen Körper und<br />

in den Naniten liess ihn fast wahnsinnig werden, doch irgendetwas tief in ihm hielt ihn<br />

davon ab. Der Schmerz in s<strong>ein</strong>en Naniten war wie <strong>ein</strong> grausamer Kopfschmerz mitten<br />

in der Seele. Durch s<strong>ein</strong>en Kopf drangen Fehlermeldungen wie er sie damals in das<br />

Programm der Naniten <strong>ein</strong>gefügt hatte. Er kam nicht <strong>ein</strong>mal durch die Schilde der<br />

Schiffe um die Waffe zu scannen, das musste ihm also als erstes gelingen. Er konnte<br />

das Forschen in s<strong>ein</strong>en Naniten auch nicht unterbrechen, diese Programmierung liess<br />

sich nur abschwächen. Es war wie das Atmen bei <strong>ein</strong>em normalen Menschen: Mit viel<br />

Konzentration konnte man es zwar soweit beherrschen, das man vielleicht<br />

minutenlang k<strong>ein</strong>e Luft zu holen braucht, aber irgendwie zwingt <strong>ein</strong>en der Instinkt<br />

doch immer wieder dazu. Also liess er s<strong>ein</strong>e Naniten weiterforschen. Nach rund fünf<br />

Minuten hatten sie es geschafft, die Geschwindigkeit mit der die neuen<br />

Verbesserungen gemacht wurden, zu erhöhen, so dass der Schmerz sich etwas<br />

linderte, doch noch immer war es unerträglich. Er verlor halb das Bewussts<strong>ein</strong>, nur<br />

noch vom Schmerz durchdrungen nahm s<strong>ein</strong> Geist nichts mehr bewusst wahr. Die<br />

Naniten forschten weiter.<br />

Auf der Brücke der Shelreem herrschte ehrfürchtige Stille. "Master, es sind jetzt<br />

bereits fünfzehn Minuten." Diese Zeitrechnung hatte das Alte Volk durchgesetzt. Was<br />

war das eigentlich wirklich für <strong>ein</strong> Monster das da vorne vor ihnen im Raum schwebte?<br />

Jede Materie wurde bisher eigentlich innerhalb von höchstens zehn Sekunden in r<strong>ein</strong>e<br />

Energie zerrissen und dieses Ding war immer noch in <strong>ein</strong>em Stück. "Erhöhen sie die<br />

Geschwindigkeitsfaktoren." "Aber das wurde noch nie unter realen Bedingungen<br />

getestet..." "Möchten sie, das dieses Ding im Orbit um unseren Heimatplaneten<br />

auftaucht?" "...Nei...N<strong>ein</strong>..." "Dann tun sie was ich sage!" Der Waffner erhöhte die


Zeitverzerrung.<br />

Thorsten spürte <strong>ein</strong>en Ruck durch sich gehen. Der Schmerz wurde schier unerträglich.<br />

Die Zeit verlief jetzt noch schneller und noch langsamer. Jetzt verlief es nicht zehnmal<br />

schneller und zehnmal langsamer, sondern dreißig mal. Schmerz. S<strong>ein</strong>e Naniten<br />

passten sich so gut es ging an und forschten weiter. Er spürte wie die Energieleistung<br />

in ihm zunahm, wie er schneller und umfassender denken konnte, wie er immer weiter<br />

sehen konnte. Aber all das konnte er nicht richtig bewusst fühlen, der Schmerz hielt<br />

ihn gefangen. Mittlerweile w<strong>ein</strong>te er, er wollte es nicht, aber es kam tief aus s<strong>ein</strong>em<br />

Unterbewussts<strong>ein</strong>. Das <strong>ein</strong>zige, was durch s<strong>ein</strong>en panischen Verstand drang, waren<br />

folgende Gedanken:"Warum tun sie das? Ich habe ihnen doch nie etwas getan." und<br />

"'Ich will nach hause, in m<strong>ein</strong>en Sessel. Es<br />

schmerzt...schmerzt...schmerzt...iiiiiaaaaaarrrrrghhhhh." Eines machte sich zusätzlich<br />

an s<strong>ein</strong>em Geist zu schaffen: Ein schlechtes Gefühl. Ein Gefühl wie er es schon mal<br />

hatte. Auf dem Himalaya. Das Gefühl, bald zu sterben.<br />

"Master, wir empfangen <strong>ein</strong> primitives Radio-Signal. Die Quelle ist das Wesen."<br />

"Wiedergabe, aber nicht durch den Computer, nachher ist da noch <strong>ein</strong> Virus drin." Die<br />

Nav-Offizierin gab es über die Lautsprecher der Brücke, es war <strong>ein</strong> schreckliches<br />

Geräusch: Schreie, teils organisch, teils technologisch. Störgeräusche, schrille Töne.<br />

Nur zwei Gefühle drangen aus diesen Tönen heraus:Angst und Schmerz. Kelsohik<br />

fühlte Mitleid mit dem Wesen, aber er musste diese Gefahr aus dem All tilgen, bevor<br />

es s<strong>ein</strong>e Familie und s<strong>ein</strong> Volk irgendwann vernichtete.<br />

Shaarahn schwebte im All, w<strong>ein</strong>end. Der Geist des jungen Wesens w<strong>ein</strong>te wie <strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong>es Kind, welches nicht weiss was mit ihm geschieht. Wie enorm musste das Leid<br />

s<strong>ein</strong>, das <strong>ein</strong> so mächtiges und starkes Wesen so erschütterte? Orange und Gelb<br />

waren die <strong>ein</strong>zigen Farben im Astralkörper.<br />

Thorsten hörte auf zu w<strong>ein</strong>en, die schmerzen waren zu groß dafür. Er fühlte, wie er<br />

langsam wegdriftete, wie sich s<strong>ein</strong> Geist langsam von s<strong>ein</strong>em Körper löste. Wie als ob<br />

man <strong>ein</strong>schlafen würde, da drang <strong>ein</strong> Ruck durch s<strong>ein</strong>en Geist. Er war hellwach.<br />

Endlich hatte der Schmerz <strong>ein</strong> Ende: Die Forschungen waren abgeschlossen, s<strong>ein</strong>e<br />

Zeit-Technologie war nun der des seltsamen Volkes mehr als ebenbürtig. Die<br />

Fortschritte, die er in dieser Panik gemacht hatte, waren unglaublich: Jeder Wert<br />

s<strong>ein</strong>es Systems hatte sich mindestens mit <strong>ein</strong>er million potenziert. Vieles was ihm<br />

vorher <strong>ein</strong> Rätsel war, lag jetzt so klar vor s<strong>ein</strong>em Verstand, wie <strong>ein</strong> offenes Buch. Ein<br />

Gefühl der unbarmherzigen Wut wallte in ihm auf, s<strong>ein</strong> Vorsatz, nicht zu töten, war<br />

ihm jetzt fast egal. Sie hatten ihn feige angegriffen und ihn b<strong>ein</strong>ahe umgebracht. Er<br />

wollte nichts Böses und sie fügten ihm so <strong>ein</strong> Leid zu. Jedes Wesen, das <strong>ein</strong>em<br />

Anderen ausser ihm etwas derartiges angetan hätte, wäre nun schon lange <strong>ein</strong> Fall für<br />

die Unfallchirurgie, und selbst die hätten es nicht wieder vollständig herstellen<br />

können. Eigentlich war es ihm ja egal, wenn man ihn angriff, solange niemand<br />

anderes dabei zu Schaden kam, doch dieser Schmerz, diese Grausamkeit, das konnte<br />

er ihnen nicht verzeihen. Er hatte sich kaum noch unter Kontrolle: Das was sie ihm<br />

zum Vorwurf gemacht hatten, hatten sie an ihm ausgeübt. Thorsten wollte jetzt mit<br />

voller Kraft zurückschlagen, doch er brauchte Platz um sich zu entfalten.<br />

"Master, wir haben seltsame Daten auf den Scans..." "Was für Daten?" "Ansch<strong>ein</strong>end<br />

hat der Zeitsturm k<strong>ein</strong>en Effekt mehr auf die Materie in dem Wesen." "Wie ist das<br />

möglich? Wissenschaftsoffizier?!" "Ich habe k<strong>ein</strong>e Erklärung dafür..."<br />

Nun war es an der Zeit, sich Platz zu verschaffen. Thorsten lud <strong>ein</strong>e Schockwelle mit<br />

<strong>ein</strong>em integrierten Anti-Materie-Impuls und <strong>ein</strong>er Strahlung, die diese Zeit-Schilde<br />

ausser Funktion setzen würde, indem sie sich in die entsprechenden System fraß und<br />

sie überlastete. Die Energien des enormen Energie-Impulses bauten sich in s<strong>ein</strong>en<br />

Körpern auf, schier unerfassbare Stärke drang durch s<strong>ein</strong>e wieder intakten Systeme.<br />

Blitze begannen um s<strong>ein</strong>en Körper zu zucken, als die Spannung so groß wurde, das sie<br />

sich sogar im Vakkum fortbwegte, wobei doe Elektronen sich kettenförmig anreihten.<br />

"Master! Wir haben hier <strong>ein</strong>e seltsame Energie-Signatur erfasst. Sie lädt sich immer


weiter auf." "Auf den Schirm!" Was Kelsohik sah, behagte ihm garnicht: Energie-<br />

Massen, nahe daran, nicht mehr von den Scannern erfasst zu werden, stoben durch<br />

das Wesen. Auf <strong>ein</strong>mal gab es Störungen in den Monitor-Quanten-Hologrammen. Die<br />

Energie baute sich um den Menschen auf, der Zeitsturm erstarb. Langsam formte sich<br />

<strong>ein</strong>e halbtransparente Kugel aus Energie um das Wesen, blaue Blitze zuckten von ihm<br />

auf die Kugel und über deren Oberfläche. Nun kamen weiße Blitze hinzu und die Kugel<br />

begann zu leuchten. Erst jetzt rissen der Schock und das Gefühl, das etwas<br />

schreckliches geschehen würde, aus s<strong>ein</strong>em gebannten Blick:"Abdrehen! Alle Energie<br />

auf die Schilde! Wir müssen hier..." in diesem Moment explodierte die Kugel und<br />

dehnte sich aus. Die Oberfläche des Ereignisses traf auf die Schilde und blaue und<br />

weiße Blitze tanzten infernalisch über das Schiff. "Master! Die Schilde sind<br />

ausgefallen!" Blitze zuckten durch die Brücke, wären die tragbaren Terra-Watt-Schilde<br />

nicht gewesen, hätten sie ihn gegrillt.<br />

Sirenen hallten durch das Schiff und Warnmeldungen erschienen auf den<br />

Bildschirmen. Auf dem Navigations-Display konnte er sehen, dass das Schiff ohne<br />

Kontrolle durch den Raum gewirbelt wurde. Als er durch den Monitor der<br />

Aussenkamera sah, konnte er erkennen, wie die Sterne als weiße Linien an der Sicht<br />

vorbei rasten. Nach der Bewegung der Himmelskörper, musste das Schiff jetzt seitlich<br />

zu dem Wesen gedreht s<strong>ein</strong>, und von der Energie-Ladung weggedrückt werden. Auf<br />

dem Ligradar, <strong>ein</strong>em System das anhand von Licht und Gravitation Lagedaten von<br />

umligenden Körpern zeigte, konnte er sehen, das alle Schiffe der Flotte ohne<br />

Ausnahme den gleichen Effekten unterlagen. Der Ritt auf der Energiewelle dauerte<br />

rund <strong>ein</strong>e Minute, in der der Computer immer wieder neue Warnmeldungen schrie.<br />

Dann wurde das Schiff langsamer, die Stabilitäts-Systeme waren wohl nicht vollends<br />

zerstört.<br />

Kl<strong>ein</strong>ere Schiffe waren schwerer beschädigt, sie wurden mit Traktor-Strahlen in die<br />

Hangars gezogen. Sie waren rund 1,8 millionen Kilometer von dem Wesen entfernt,<br />

vorher nur <strong>ein</strong>hundert Meter.<br />

Thorsten sendete <strong>ein</strong> Signal durch den Sub-Raum um alle s<strong>ein</strong>e Naniten zu sammeln.<br />

Es gab ungefähr fünfhundert pro Kubikmeter im All, zumindest da, wo Thorsten nicht<br />

in s<strong>ein</strong>em Haupt-Kern, sprich mit s<strong>ein</strong>em menschlichen Körper, war. Aber auch da, wo<br />

für ihn wichtige Punkte lagen, gab es höhere Konzentrationen. Und bei vier Galaxien,<br />

die von ihm durchdrungen waren, gab es mehr als genug Naniten. Alle waren<br />

phasenverschoben, was Thorsten jetzt aufhob. Schliesslich gab es bei k<strong>ein</strong>em Volk,<br />

ausser den Alten und diesen miesen Schw<strong>ein</strong>en vor ihm k<strong>ein</strong>e Zivilisationen die er<br />

kannte, welche Sub-Raum-Materie erkennen konnten. Und die optische Sichtbarkeit<br />

war ihm jetzt so was von egal. Die Naniten kamen zurück in das normale<br />

Realitätsgefüge.<br />

Danielle sah sich um, überall schien <strong>ein</strong> golden-weißes Leuchten um sie herum, in<br />

dem Fernseher im Schaufenster neben ihr konnte sie erkennen, das in Paris, Berlin,<br />

New York, New London, Zimbabwe und überall auf der Welt das gleiche Phänomän<br />

aufgetaucht war. Sie erkannte dieses Licht...<br />

Katrin saß in ihrem Büro in der Militär-Raumstation der Erde. Durch die Nachrichten<br />

raste die Meldung, das <strong>ein</strong> Leuchten mit unbekannter Quelle die Erde und den Raum<br />

darum <strong>ein</strong>hüllte. Für sie war die Quelle nicht unbekannt. Ihre Tür öffnete sich, vor ihr<br />

standen Kamro und Ancheles, beide keuchten, sie waren wohl hierher gerannt.<br />

Joshimitsu sah auf das Reisfeld s<strong>ein</strong>es Vaters, alles war in <strong>ein</strong> golden-weißes Licht<br />

gehüllt, irgendwie glaubte er, darin <strong>ein</strong>e ihm bekannte Aura zu erkennen.<br />

Lasa saß bei Lasmios und Simaneas. Die Teladi hatte noch immer nicht ihre Eier<br />

gelegt, sie war überfällig, aber das konnte vorkommen. Was die drei aber viel mehr<br />

beschäftigte: Die gesamte Umgebung war in <strong>ein</strong> golden-weißes Leuchten gehüllt,<br />

welches sie nur zu gut kannten. Als sie den Haus-Computer nach dem Licht fragten,<br />

antwortete er folgendes:"Dies ist Thorsten Kemmrich."<br />

Tikmanotslat hatte heute etwas genommen, was sich Urlaub nannte, für <strong>ein</strong>en


Paraniden <strong>ein</strong> vollkommen neues Konzept. Er lag mit Tismunislet auf <strong>ein</strong>er heissen<br />

Sanddüne, sie machten <strong>ein</strong> Picknick. Die gesamte Umgebung war in <strong>ein</strong> weiß-goldenes<br />

Licht gehüllt. Tismunislet sagte, Kemmrich hätte dieses Leuchten gehabt, als er sie<br />

abgeholt hatte.<br />

Roskt war bei <strong>ein</strong>er holographischen Jagd dabei, die <strong>ein</strong>zige Form der Jegd, die hier<br />

erlaubt war. Man jagte <strong>ein</strong>en holographischen Ghok. Doch etwas lies sie das<br />

Programm unterbrechen: Ein weißgoldenes Leuchten. Irgendwie glaubte er, Wut darin<br />

erkennen zu können. Es hüllte alles <strong>ein</strong>. Als <strong>ein</strong> Split neben ihm nach der Ursache<br />

fragte und ob es <strong>ein</strong>e Störung des Holo-Systems war, antwortete dieser nur:"N<strong>ein</strong>, das<br />

holographische System arbeitet <strong>ein</strong>wandfrei. Dieses Licht ist Thorsten Kemmrich."<br />

Gaia und Noa saßen auf <strong>ein</strong>er Bank in ihrem Garten neben<strong>ein</strong>ander. Sie begannen,<br />

etwas für<strong>ein</strong>ander zu empfinden. Doch sie waren aus ihrer Turtelei aufgeschreckt<br />

worden, dieses Licht war ihnen beiden zu gut bekannt, es war das Gleiche, in dem ihre<br />

Hardware von Thorsten restrukturiert worden war. Beetle hatte bei ihnen vorbei<br />

geschaut, mit <strong>ein</strong>er Khaak im Schlepptau. Auch diese Beiden sahen erstaunt durch<br />

das schöne Licht. Dann verschwand das Licht mit <strong>ein</strong>em ganz leichtem blauen Glanz.<br />

"Master...wir..." Kelsohik war mittlerweile mit den Nerven am Ende:"Was ist?!" "Wir<br />

haben etwas auf den Sensoren..." "Was denn?" "Die vier Galaxien in denen das Wesen<br />

schon geortet wurde..." "Ja, bitte fahr fort." "Sie sind durchzogen mit <strong>ein</strong>er<br />

unerfassbaren Zahl der kl<strong>ein</strong>en Maschinen. Sie sind eben erst auf den Sensoren<br />

aufgetaucht..." "Möge Tal' Neeb uns beistehen. Feuern sie die ultimative Waffe ab, die<br />

NoTi." "Ja..." Die NoTi war <strong>ein</strong>e Waffe, der bisher nichts standhalten konnte, nicht<br />

<strong>ein</strong>mal das Alte Volk war davor gefeiht, so hatte man es bei Computer-Simulationen<br />

herausgefunden. Es war <strong>ein</strong>e Sphäre, in der es k<strong>ein</strong>e Zeit gab, alles was darin<br />

<strong>ein</strong>geschlossen wurde, erstarrte für immer...und es gab nichts, das es aufhalten<br />

konnte. Die grünlich-transparente Kugel wurde abgeschossen, man hatte gehofft, sie<br />

nie <strong>ein</strong>setzen zu müssen.<br />

Shaaran war aufgrund der Tatsache, das er aus Energie bestand, zwar nicht von der<br />

Abwehrmaßnahme des jungen Wesens erfasst worden, aber be<strong>ein</strong>druckt war er<br />

allemal. Nichts was er kannte, besaß <strong>ein</strong>e so starke Abwehr, dass es so viele Schiffe<br />

der Alten so zurichten konnte. Der Astralkörper des Menschen war nun mit <strong>ein</strong>em<br />

feurigen aggressiven Rot erfüllt: Unbändige Wut. Das Wesen hatte sich nicht mehr<br />

unter Kontrolle. Aber was er jetzt sah, konnte niemand verdient haben. Shaarahn<br />

glaubte, er könnte sich dem Menschen physisch zwar nicht in den Weg stellen, aber er<br />

konnte ihn vor der NoTi-Kugel retten. Der Mensch war vorher friedlich gewesen, wie<br />

es k<strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er Art mit solchen Kräften gewesen wäre, dann wurde er diesem Leid<br />

ausgesetzt. Und jetzt sollte er auch noch in der Zeit <strong>ein</strong>gefroren werden?! N<strong>ein</strong>, das<br />

konnte k<strong>ein</strong> Mitglied des Alten Volkes verantworten. Er flog zwischen den Menschen<br />

und die Kugel, dann streckte er s<strong>ein</strong>e Ausläufer aus Licht ab, um die Kugel garantiert<br />

abfangen zu können. Es war ihm jetzt egal, ob ihm etwas geschah, das junge Wesen<br />

brauchte Hilfe. Und vielleicht konnte er es so auch von dieser Wut befreien und dem<br />

Kampf <strong>ein</strong> Ende bereiten, denn nachdem das Wesen in dem Time-Crusher gewesen<br />

war, schien es noch stärker geworden zu s<strong>ein</strong>. Stark genug, um alle Völker des Bundes<br />

der Alten zu vernichten. Moment...es wird sich erheben über die Völker vor<br />

ihm...scheiden zu Erkenntis oder unendlicher Qual...Wortfetzen der alten<br />

Prophezeihungen wallten in s<strong>ein</strong> Gedächtnis. Irgendwie erschien es jetzt doch zu den<br />

Legenden zu passen. Shaarahn hoffte, dass das Wesen sich nicht zu unendlicher Qual<br />

wenden würde. Aber in <strong>ein</strong> paar Sekunden würde es eh zu spät s<strong>ein</strong>: in höchstens<br />

<strong>ein</strong>er halben Minute würde die NoTi-Kugel auf ihn treffen. Er war aber gut <strong>ein</strong>anhalb<br />

millionen Kilometer von dem Menschen entfernt.<br />

"Master, die Mikro-Maschinen senden Sprung-Signale aus, sie sammeln sich hier."<br />

"Was?" "Sie sammeln sich, direkt um das entartete Menschenwesen." "Auf den<br />

Schirm!...Was zum..." ungefähr dreihunderttausend Kilometer vor ihnen hatte sich <strong>ein</strong><br />

Mitglied des Alten Volkes in die Flugbahn der NoTi gestellt. Und das Wesen...es war


von weiß-goldenem Licht <strong>ein</strong>gehüllt, wobei diese Schicht schnell anwuchs. Er sah auf<br />

die Sensor-Messungen: Das Licht hatte aufgehört sich auszudehnen, aber es hatte gut<br />

den Radius von 1,5-millionen Kilometern um das Wesen herum. Wie bei <strong>ein</strong>er Sonne<br />

stoben gigantische Auroren, aus diesem Licht bestehend, heraus. Es war <strong>ein</strong><br />

seltsames Gefühl, dieser Anblick war irgendwie wunderschön, aber dennoch hatte er<br />

höllische Angst davor. Denn wenn schon so wenige dieser Maschinen in dem Körper so<br />

<strong>ein</strong>e Energie-Ladung abfeuern konnte, was konnte dann diese Form?! Die Sensoren<br />

bezeichneten den Aggregat-Zustand des seltsamen Lichtes als flüssig, wie Wasser. Es<br />

war unglaublich, dass das alles diese Maschinen waren. Er hatte Angst, aber er<br />

machte sich auch Gedanken um das Wesen des Alten Volkes, es war nur noch<br />

höchstens fünfzig Meter von dem Licht entfernt.<br />

Shaarahn spürte etwas hinter sich. Aber er fixierte die Kugel, welche nur noch<br />

ungefähr zweihundert Meter von ihm entfernt war. Die Kugel hatte gut den<br />

Durchmesser von fünfzig Metern. Er machte sich dafür bereit, aus Zeit und Raum<br />

gerissen zu werden.<br />

Thorsten konnte nun leicht in die Schiffe vor sich sehen: Mittlere bis schwere Schäden<br />

in so gut wie allen Systemen. Er hatte sich noch nie auf <strong>ein</strong>en Punkt konzentriert,<br />

normalerweise war er im Raum verstreut. Aber es war <strong>ein</strong> erhebendes Gefühl, so<br />

komplett zu s<strong>ein</strong>. Die Wärme s<strong>ein</strong>er Körper drang durch ihn. Er hätte sich nie gedacht,<br />

mittlerweile solche Ausmaße angenommen zu haben, er hatte bisher auch noch nie<br />

darüber nachgedacht. Mal sehen wer jetzt welche Bedrohung aus dem All fegen<br />

würde. Aber da war etwas, was er zuerst nicht bemerkt hatte: Ein Mitglied des Alten<br />

Volkes hatte sich zwischen ihn und <strong>ein</strong>e seltsame Zeit-Ladung gestellt. Ansch<strong>ein</strong>end<br />

wollte er ihn schützen...Thorsten verlor <strong>ein</strong> bisschen s<strong>ein</strong>er Wut, es war <strong>ein</strong> gutes<br />

Gefühl, dass es noch gute Wesen im All gab. Die Zeit-Ladung schien überhaubt k<strong>ein</strong>e<br />

Zeit zu b<strong>ein</strong>halten, sie war im großen und ganzen <strong>ein</strong> Loch in Zeit und Raum. Sie kam<br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich von dem gleichen Schiff, welches schon ihn mit diesem seltsamen<br />

Zeitphänomen beschossen hatte. Vor s<strong>ein</strong>en eben gewonnen Erkenntnissen und<br />

Technologien wäre diese Kugel tatsächlich <strong>ein</strong>e Gefahr für ihn gewesen, aber jetzt war<br />

es für ihn <strong>ein</strong>e Lapalie. Jetzt musste er dem Alten helfen, der ihn schützen wollte.<br />

Shaarahn sah auf die Kugel, sie war nur noch ca 100 Meter von ihm entfernt. Er<br />

bereitete sich auf das Unvermeidbare vor. Aber...was war...das?! In s<strong>ein</strong> Sichtfeld<br />

schob sich <strong>ein</strong> gigantisches Licht, mit zahlreichen Auroren, die davon ausgingen. Aber<br />

dieses Licht schien selbst nur <strong>ein</strong> Ausläufer zu s<strong>ein</strong>. Das gigantische gold-weiße<br />

Leuchten schob sich zwischen ihn und die Kugel. Da der Licht-Ausläufer selbst den<br />

Durchmesser von <strong>ein</strong>hundert Metern hatte, berührte die NoTi-Kugel ihn<br />

augenblicklich...und löste sich auf. Das war unmöglich! Es gab Nichts, was <strong>ein</strong>e NoTi-<br />

Kugel aufhalten konnte das erste Ziel in ihrer Flugbahn zu treffen, geschweige denn in<br />

der Lage war, sie aufzulösen. Shaarahn drehte sich um: Licht. So weit s<strong>ein</strong>e Augen<br />

nach vorne sehen konnten, nur golden-weißes Licht.<br />

Kelsohik sah auf das Bild vor ihm, er hatte sich <strong>ein</strong>genässt, was er versuchte vor den<br />

anderen Offizieren zu verbergen. Dieses Wesen konnte <strong>ein</strong>e NoTi auslöschen! Was<br />

k<strong>ein</strong>em der Völker all<strong>ein</strong> oder in Zusammenarbeit gelungen war, konnte dieses Wesen<br />

jetzt leicht. "Feuer! Mit allen Waffen! Gesamte Flotte: FEUER!!! Aber passt auf, dass<br />

ihr das Mitglied des Alten Volkes nicht trefft." Energie-Impulse aller Farben,<br />

Geschwindigkeiten und Stärken donnerten aus den Schiffen auf das gigantische Wesen<br />

zu, welches den Raum vor ihnen erhellte.<br />

Wie erbärmlich, sie konnten mit der Kugel nichts ausrichten, also feuerten sie jetzt mit<br />

allem anderen auf ihn. Thorsten konnte in nichts davon <strong>ein</strong>e Gefahr für ihn erkennen.<br />

Jetzt musste er nur noch das kl<strong>ein</strong>e Wesen des Alten Volkes in Sicherheit bringen.<br />

Shaarahn sah den bunten Energie-Sturm auf sich zurasen. Diese Energien hätten<br />

jeden Planeten, jede Sonne oder jedes schwarze Loch bis zu ihren Quarks zerstoben.<br />

Sie trafen auf das goldene Licht vor ihm, ohne irgend<strong>ein</strong>e Wirkung. Sie verteilten sich<br />

wie verdampfendes Wasser im Raum um dann zu ersterben. An der Bewegung der


Sterne in s<strong>ein</strong>em Sichtfeld konnte er erkennen, dass er bewegt wurde. Eine dieser<br />

gigantischen Auroren dieses wunderschönen Lichtes hatte ihn <strong>ein</strong>gehüllt und schob ihn<br />

weg von der Schlacht. Ganz sanft. Diese beruhigende Wärme...es war, wie in<br />

flüssigem Licht <strong>ein</strong>gehüllt zu s<strong>ein</strong>. Aber wenn dieses Wesen ihn wegschob, dann wollte<br />

es jetzt angreifen...N<strong>ein</strong>! Dieses Wesen durfte sich s<strong>ein</strong>en Trieben nicht hingeben,<br />

immerhin waren die Völker der Alten im Grunde friedlich und gut. "Du darfst sie nicht<br />

töten! Du hast bisher niemanden getötet, bitte, verkaufe nicht d<strong>ein</strong>e Seele!"<br />

Was sagte dieses Mitglied des Alten Volkes? Nicht töten? In s<strong>ein</strong>er unbändigen Wut<br />

war Thorsten für diese Worte taub. Er griff an. Von s<strong>ein</strong>er leuchtenden Oberfläche<br />

s<strong>ein</strong>es vollständigen Körpers, der <strong>ein</strong>er golden-weißen Sonne glich, schlängelten sich<br />

mit enormer Geschwindigkeit riesige Auroren auf die Schiffe zu. Die Auroren selbst<br />

hatten ungefähr den Durchmesser des Jupiters. K<strong>ein</strong>es der Schiffe vor ihm erreichte<br />

<strong>ein</strong>e annähernde Größe. Auf den Auroren bildeten sich wiederum Auroren und andere<br />

auch darauf, dieses Spiel konnte er so weit treiben, bis er selbst Atome <strong>ein</strong>zeln greifen<br />

konnte. Jägerstaffeln flogen auf s<strong>ein</strong>e Auroren-Arme zu und warfen tödliche Bomben,<br />

Raketen und Energiegeschosse ab. Lächerlich, die Waffen waren gegen ihn<br />

vollkommen wirkungslos. Doch bevor er sie alle aus dem Universum tilgte, wollte er<br />

wissen, wieso sie ihn eigentlich angegriffen hatten. Er erinnerte sich an die seltsame<br />

Figur, die ihm den Angriff angekündigt hatte und an das Schiff. Dieses leicht<br />

gestreckte, kugelförmige Schiff feuerte mit allem was es hatte auf s<strong>ein</strong>e Arme aus<br />

Licht. Es half nichts, s<strong>ein</strong>e Auroren schossen auf jedes größere Schiff zu und spalteten<br />

sich kurz vor dem Auftreffen an der Spitze auf, um sie wie die Arme <strong>ein</strong>er Krake zu<br />

umschlingen und dann weitere Naniten wie <strong>ein</strong>en Film um das Schiff fliessen zu<br />

lassen. Dann stoben neue Auroren aus den gößeren Armen und griffen wiederum<br />

kl<strong>ein</strong>ere Schiffe an. Kl<strong>ein</strong>e Flugkörper, die auf größere Tentakel zuflogen, wurden<br />

<strong>ein</strong>fach in Thorsten hin<strong>ein</strong>gezogen. Eine s<strong>ein</strong>er gigantischen Auroren schoss auf dieses<br />

gelbe Schiff zu, in welchem der Anführer saß. Es feuerte mit allem was es hatte, doch<br />

es brachte nichts. Jäger schossen aus Hangars im Schiff und flogen direkt auf ihn zu,<br />

sie blieben hängen wie Fliegen im Wasser. Dann spaltete er s<strong>ein</strong>en Arm auf und liess<br />

s<strong>ein</strong>e Auroren auf die Hülle zuschnellen. Wummernd schlugen sie auf die Oberfläche<br />

auf, <strong>ein</strong>ige Tentakel umschlangen das Schiff, andere spalteten sich wieder auf, und<br />

hielten ihre kl<strong>ein</strong>eren Fortsätze an den Rumpf, worauf hin er mit diesen große Teile der<br />

Hülle griff und sie heraus riss. Andere Auroren wiederum drangen <strong>ein</strong>fach durch das<br />

Material hindurch, was für ihn <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>fache Übung war. Auch kl<strong>ein</strong>ere Jäger riss er in<br />

sich inzwei, doch die Piloten liess er vorläufig am Leben, er wollte sie erst umbringen,<br />

wenn er wusste, aus welchen Gründen sie ihre Befehle erhalten hatten.<br />

Kelsohik brüllte Befehle, die Schadensmeldungen von milliarden von Schiffen drangen<br />

durch das Funksystem zu der Brücke. Panische Schreie die mitten drin verklungen<br />

waren auch dabei. Als er von dem Management-System, welches tausende von<br />

Verlusten anzeigte, hochsah, als die Nav-Offizierin schrie, riss er panisch die Augen<br />

auf, wieder nässte er sich <strong>ein</strong>. Eine gigantische Aurore schoss mit enormer<br />

Geschwindigkeit auf das Schiff zu. Das Licht spaltete sich auf und zahlreiche riesige<br />

Auroren verliessen das Sichtfeld der Kamera. Hämmernde Geräusche drangen durch<br />

den Schiffsrumpf. Was war mit den Schilden? "Was ist mit den Schilden los?" "Sind in<br />

<strong>ein</strong>wandfreien Betrieb, aber sie zeigen k<strong>ein</strong>e Wirkung." Er schluckte schwer. Er sah<br />

erneut auf den Schirm: Aus der sonnen-artigen Kreatur ragten tausende Auroren, die<br />

sich wie Bäume in <strong>ein</strong>e Art Astwerk aufteilten. Die hämmernden Geräusche<br />

verklangen, statt dessen stöhnte und kreischte die Hülle. Ein reissendes Geräusch war<br />

zu hören, <strong>ein</strong>e Warnmeldung wurde vom Computer ausgegeben: "Achtung!<br />

Hüllenbruch! Hüllenbruhuhuhuhuhuhuhuhuhuhuhuhu..." Die Monitore und<br />

Hologramme auf der Brücke hatten Bildstörungen, sprühten Funken und erloschen.<br />

Das orangene Licht der Not-Beleuchtung ging an. Er hatte das Gefühl, <strong>ein</strong>e Bestie<br />

geweckt zu haben, die besser nie erwacht wäre. Hinzu kam das bedrückende Gefühl,<br />

wie <strong>ein</strong> Tier in der Falle zu sitzen.


Tarmonhik war Ingenuerer in diesem Schiff der Naa' un. Er war gerade auf das Schott<br />

des Maschinenraums zugerannt, als er dahinter das Geräusch reissenden Metalls<br />

hörte, dann Schreie, welche augenblicklich verstummten. Er blieb stehen, die sechs<br />

Leute hinter ihm auch. Er und fünf andere rannten weg, jedoch <strong>ein</strong>er öffnete die Tür,<br />

gerade als <strong>ein</strong> golden-weißes Licht hindurch drang. Das Schott schnellte nach oben<br />

und was Tarmonhik sah, liess ihm die Membranen gefrieren: Das gesamte Personal<br />

des Maschinenraums hing in dem Licht und sch<strong>ein</strong>bar schwerelos im Raum. Sie<br />

schrien in dem Licht, aber ihre Schreie drangen nicht aus dem Leuchten.<br />

Augenblicklich schossen mehrere Auroren auf den armen Kerl zu, der das Schott<br />

geöffnet hatte, umschlungen ihn und rissen ihn dann in das helle Leuchten. Danach<br />

schossen weitere Tentakel auf ihn und die kl<strong>ein</strong>e Gruppe zu. Zwei wurden an ihren<br />

B<strong>ein</strong>en gepackt und in das Licht gerissen. Sie bogen um die Ecke, das orangene Not-<br />

Licht ging an. Verdammt! Dies war das Flaggschiff s<strong>ein</strong>es Volkes und es wurde zerfetzt<br />

als wäre es <strong>ein</strong> Nebel. Sie rannten um <strong>ein</strong>e weitere Ecke, das Licht drang <strong>ein</strong>fach<br />

durch die Wand und griff sich <strong>ein</strong>en weiteren Mann. Es zog ihn um die Ecke, man<br />

konnte s<strong>ein</strong> Schreien noch weitere fünf Sekunden hören, dann verstummte es. Da war<br />

das Ziel, auf das er zugerannt war: Das Schott zu den Rettungskapseln. Es öffnete<br />

sich und sie rannten hin<strong>ein</strong>. Er tippte die iniziierungssequenz auf der robusten Tastatur<br />

<strong>ein</strong>, der Mechanismus war zuverlässiger als <strong>ein</strong> Hologramm. Das System bestätigte,<br />

auf dem kl<strong>ein</strong>en Schirm erschien die Nachricht:"System online, bitte warten sie, bis<br />

die Kapseln geladen sind." Er wartete <strong>ein</strong>en Augenblick, aufgeregt sah er sich um. Ein<br />

kl<strong>ein</strong>es Ping-Geräusch bestätigte den vollständigen Ladeprozess, er drehte sich um um<br />

die Kapseln zu wählen, doch dann erlosch der Bildschirm. Tarmonhik sah auf die<br />

Rettungskapseln, in ihnen waren die Geräusche gestörter Systeme zu hören, dann<br />

zuckten Blitze aus den Steuertafeln über die Reihe von Einstiegsluken. Funken<br />

sprühten aus den Kontrollfeldern, dann flogen die Geräte in kl<strong>ein</strong>en Explosionen aus<br />

der Wand. Durch die Wand drangen dann Auroren des Lichtes. Er drehte sich um um<br />

wegzurennen, doch dann packten ihn die Auroren und zogen ihn zur Wand, wo er<br />

dann von dem Licht <strong>ein</strong>gehüllt wurde, welches durch die Wand drang. Er hatte Angst.<br />

Es war, als ob man in warmen Wasser ist, in welchen man nicht ertrinkt und das den<br />

ganzen Körper durchdringt. Er schrie, doch er hörte nichts.<br />

Ja, schreit ihr feigen Schw<strong>ein</strong>e! Thorsten hatte fast die Brücke des Schiffes erreicht.<br />

Zwölf s<strong>ein</strong>er Auroren waren fast in den Kern vorgedrungen, <strong>ein</strong>e kam jetzt durch die<br />

Wände hin<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong>e Zweite, <strong>ein</strong>e Dritte. Durch die Naniten konnte er den Befehlshaber<br />

sehen.<br />

Kelsohik saß auf s<strong>ein</strong>em Sessel, er hätte nie gedacht, dass in s<strong>ein</strong>er Blase so viel<br />

Flüssigkeit hätte s<strong>ein</strong> können, oder das er je vor Angst in die Hosen gemacht hätte.<br />

Mittlerweile schienen es ihm alle gleich zu tun, mehrere Plätschergeräusche waren auf<br />

der Brücke zu hören. es war beschämend...aber wer hätte nicht so reagiert, in dem<br />

Wissen, das <strong>ein</strong> Wesen, so groß wie <strong>ein</strong>e Sonne, eben die Hochtechnologie s<strong>ein</strong>es<br />

Volkes ausgeschaltet hatte und jetzt durch das Schiff strömte?! Jeder auf der Brücke<br />

hatte <strong>ein</strong> Fusionsgewehr im Anschlag, welches die Kerne der Materie die es traf<br />

verschmolz und es so in <strong>ein</strong>er gigantischen Fusions-Reaktion zerschmolz. Ein<br />

Rauschen drang von den Wänden, leise aber vernehmbar. Es wurde lauter, er zog das<br />

Gewehr ängstlich an sich...erneut lief es ihm Warm durch die Hose. Golden-weiß<br />

leuchtende Auroren drangen durch die Wände und schlängelten sich wie Tentakel<br />

durch den Raum. Sie fixierten ihn mit ihrer Spitze und bewegten sich auf ihn zu.<br />

"FEUER!!!" Die lilanen Energie-Ladungen der Fusions-Gewehre trafen die Tentakel,<br />

ohne Wirkung. Aus den sich schlängelnden Tentakeln formten sich neue Auroren und<br />

schossen auf die Waffen zu. Sie drangen in die Geräte <strong>ein</strong> und rissen sie den Trägern<br />

aus den Händen, um sie an der Wand zu zerschlagen, dann griffen sie sich die<br />

Mannschaft und hielten sie in die Luft...die Besatzung schrie. Die drei Haupttentakel<br />

glitten auf ihn zu, zwei griffen ihn und hoben ihn in die Höhe. Die letzte Aurore kam<br />

langsam auf s<strong>ein</strong> Gesicht zu geschlängelt und tänzelte vor ihm herum, dann holte es


aus und schnellte in s<strong>ein</strong>e Stirn hin<strong>ein</strong>. Er verdrehte die Augen nach oben, als er<br />

spürte, wie sich diese warme wasserartige Aurore durch s<strong>ein</strong>en Kopf schlängelte. Es<br />

war nicht unbedingt schmerzhaft, aber unangenehm...und die Angst tat das übrige<br />

bei. Angsterfüllt spürte er, wie es in s<strong>ein</strong>em Bewussts<strong>ein</strong> wühlte.<br />

Thorsten hatte dieses Dreckstück von Befehlshaber in s<strong>ein</strong>en Auroren. Jetzt stöberte<br />

er in der Gedankenwelt von ihm herum, was er ihn spüren liess. Eigentlich war es<br />

nicht zu spüren, wenn er Gedanken las, aber dieses mal machte er <strong>ein</strong>e Ausnahme,<br />

nur um den Wesen Angst <strong>ein</strong>zujagen, so wie sie ihn mit Todesangst gequält hatten.<br />

Ja...jetzt hatte er die Bewussts<strong>ein</strong>sbereiche, die er gesucht hatte: Erinnerungen und<br />

Dinge und Charakter-Informationen. Was dachte dieses Wesen über ihn?! Er suchte<br />

nach sich...da war die Charakterinformation über ihn: "Was?" er sprach s<strong>ein</strong>e eigenen<br />

Gedanken aus...Dieses Bild, diese Vorstellungen und Einschätzungen des Wesens über<br />

ihn: Hinter <strong>ein</strong>em Vorhang aus Angst um s<strong>ein</strong> Volk, verbarg sich pure Angst...wie die<br />

Angst <strong>ein</strong>es Kl<strong>ein</strong>kindes vor den Monstern unter dem Bett oder im Schrank. Er hatte<br />

pure Angst vor ihm? Thorsten hatte vermutet, das sie ihn auslöschen wollten, weil er<br />

<strong>ein</strong>e Stufe erreicht hatte, die sie nicht mehr kontrollieren konnten...oder das er <strong>ein</strong><br />

Gesetz übertreten hatte, welches er nicht gekannt hatte, was sie ihm übelgenommen<br />

hatten. Aber das? Er suchte weiter...diese Bilder...Vorstellungen, wie Thorsten über<br />

<strong>ein</strong>em Planeten schwebte, der dem Wesen viel zu bedeuten schien, und diesen<br />

zerstörte. Wie Thorsten wie <strong>ein</strong> Barbar <strong>ein</strong> paar der Wesen aufschlitzte oder sie mit<br />

Waffenfeuer verdampfte. Dachten die anderen auch so?<br />

Kelsohik hatte am Anfang noch pure Wut in der Aurore gespürt, die sich durch s<strong>ein</strong>en<br />

Kopf schlängelte und auch teilweise in s<strong>ein</strong> mittleres Gehirn vorgedrungen war. Das<br />

hatte er von so <strong>ein</strong>er Bestie auch erwartet...aber jetzt...Zweifel? Trauer? Reuhe?<br />

Dieses Wesen empfand derlei Dinge? Das unangenehme Gefühl in s<strong>ein</strong>em Kopf nahm<br />

ab. Weitere Auroren bildeten sich aus denen, die s<strong>ein</strong>e Mannschaft hielten und<br />

bewegten sich nun sanft in ihre Köpfe.<br />

Thorsten drang in das Bewussts<strong>ein</strong> der milliarden von Wesen in den Schiffen vor ihm<br />

<strong>ein</strong>, und in deren Bewussts<strong>ein</strong>, die bereits in s<strong>ein</strong>em Körper waren. Oh Gott! In all<br />

ihren Gedanken waren Bilder, wie er sie, ihre Heimatwelten, ihr Volk, ihre Familien<br />

vernichtete, tötete...für sie war er das unbändige Böse. Bei <strong>ein</strong>igen Wesen waren<br />

diese Gedanken hinter Patriotismus verborgen, bei anderen hinter vernünftigen<br />

Argumenten, dass <strong>ein</strong> Wesen aus so <strong>ein</strong>em primitiven Volk wie den Menschen sich<br />

nicht in die Gesetze des Universums fügen könnte und Andere hatten <strong>ein</strong>fach Angst<br />

um ihre Familien. Was hatte er getan?! Diese Wesen hatten alle nur Angst vor ihm und<br />

ihn deswegen angegriffen. Sie verstanden ihn nicht...ihn als Wesen...<strong>ein</strong>e Art von<br />

Wesen, die Sensoren ihrer Schiffe waren erstaunlich, konnten ihn manchmal nicht auf<br />

ihren Sensoren orten, ansch<strong>ein</strong>end dann, wenn er phasenverschoben war. Sie kannten<br />

Technologien, die er eben erst in diesem bizarren Zeitfeld entdeckt und verbessert<br />

hatte und sie konnten viele Sachen, die er konnte, nicht <strong>ein</strong>ordnen. Sie hatten <strong>ein</strong>fach<br />

nur Angst...und er hätte ihre Ängste b<strong>ein</strong>ahe wahr gemacht. Wie konnte er sich nur so<br />

von s<strong>ein</strong>er Wut leiten lassen? Er hätte sie b<strong>ein</strong>ahe alle ermordet! Er fühlte sich<br />

dreckig...b<strong>ein</strong>ahe hätte er...er wollte garnicht daran denken. Er liess von ihnen ab,<br />

ihre Schiffe konnten ihm nicht mehr gefährlich werden, er hatte diese technologische<br />

Stufe weit hinter sich gelassen. Er begann damit, Jägerpiloten in die Mutterschiffe<br />

zurück zu bringen und die Schäden anderer Schiffe auszubessern, wie er sie zerstört<br />

hatte. Als letztes sah er noch <strong>ein</strong>mal in die Natur der Wesen: Alle waren sie im Grunde<br />

friedlich.<br />

Shaarahn sah auf die Auroren die sich von dem riesigen Wesen erstreckten, sie waren<br />

stehen geblieben, ihre Ausläufer bewegten sich noch sanft im All, griffen aber die<br />

Hüllen der Schiffe nicht mehr an. Der Anblick war wunderschön, der Himmel<br />

leuchtete...das musste die Legende s<strong>ein</strong>...aber was waren die schwarzen Nebelwesen?<br />

Egal, diese Schönheit des Lichtes...sie strahlte nun auf <strong>ein</strong>mal so viel mehr Wärme<br />

aus, in s<strong>ein</strong>en Gedanken hörte er die Stimme des Menschen:"Danke, das du mich


davon abhalten wolltest...und verzeih mir bitte, was ich eben b<strong>ein</strong>ahe getan hätte." Er<br />

sah auf den Astral-Körper des Menschen: K<strong>ein</strong> Rot mehr...Schwarz für Trauer, <strong>ein</strong><br />

sanftes Türkis für Reuhe und Grau für Zweifel. Von dem Menschen gingen k<strong>ein</strong>erlei<br />

böswillige Gedanken und Gefühle mehr aus, nur noch Güte und das Bedürfnis, zu<br />

helfen. Shaarahn konnte nicht anders, er sagte nur noch folgendes als<br />

Antwort:"Danke...".<br />

Kelsohik traute s<strong>ein</strong>en Augen nicht: Die Auroren senkten ihn und s<strong>ein</strong>e Besatzung<br />

sanft auf die Brücke ab. Dann drangen die Arme aus Licht in die Computer-Konsolen<br />

<strong>ein</strong>. Die Hologramme und Bildschirme glimmten wieder auf. Der Computer war wieder<br />

intakt. Dann zogen sich die Tentakel zurück. Kelsohik sah sich die Schadensanzeige<br />

neben sich an: Zuerst war so gut wie Alles stark bis schwer beschädigt, teilweise<br />

sogar zerstört...doch dann verschwanden die Schäden. Setzte das Wesen das Schiff<br />

wieder instand? Die Schadensmeldungen des Management-Systems verschwanden,<br />

die Jäger blieben verloren, aber die Haupt-Schiffe...sie waren alle wieder intakt! Das<br />

würde k<strong>ein</strong> böses Wesen tun. Hatte er sich etwa von Anfang an geirrt? Aber warum<br />

hatte es sie dann b<strong>ein</strong>ahe alle getötet, und woher kam diese unbändige Wut, die er<br />

gespürt hatte? Sie hatten es b<strong>ein</strong>ahe umgebracht! Sie waren mit ihren grausamsten<br />

Waffen auf es losgegangen und hatten es zerfetzt! Sie hatten sich von ihrer primitiven<br />

Angst leiten lassen...er schämte sich. Alle Schiffe waren repariert. Er sah auf das<br />

gigantische Licht vor sich: Der Anblick war wunderschön, majestätisch bewegten sich<br />

die Auroren nun durch den Raum. So etwas be<strong>ein</strong>druckendes wollten sie<br />

vernichten...er schämte sich noch mehr.<br />

Thorsten hatte alle Schiffe, welche er noch nicht aufgelöst hatte, wieder repariert.<br />

S<strong>ein</strong>e Auroren waren wieder nahe an s<strong>ein</strong>em Körper. Er begann Nachrichten<br />

auszusenden, in der Sprache, auf die die Wesen sich unter<strong>ein</strong>ander ge<strong>ein</strong>igt hatten,<br />

wie die Menschen auf Japanisch.<br />

Auf der Brücke der Shelreem herrschte ehrfürchtige Stille, alle sahen auf das<br />

gigantische Wesen vor ihnen. Nur ver<strong>ein</strong>zelt wurden beschämte Blicke ausgetauscht.<br />

Die Nav-Offizierin meldete sich:"Master...von dem Wesen gehen Funkwellen aus."<br />

"Lassen sie es uns hören." "Ja." Auf <strong>ein</strong>mal drangen Wörter in der Sprache der Alten<br />

aus den Lautsprechern, <strong>ein</strong>e warme freundliche Stimme sprach:"Verzeiht mir, dass ich<br />

b<strong>ein</strong>ahe eure Ängste wahr gemacht habe...ich wollte nie töten. Ich würde mir<br />

wünschen, dass wir uns irgendwann friedlich treffen können. Ich kenne nun die<br />

Koordinaten eurer Heimatwelten, habt aber bitte k<strong>ein</strong>e Angst, ich werde euch nichts<br />

tun. Ich hoffe, ihr werdet mich nicht mehr angreifen, es würde eh nichts mehr<br />

bringen. Falls ihr mit mir reden wollt, sendet <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong>e Nachricht in <strong>ein</strong>e der vier<br />

Galaxien, in denen ihr mich schon gesehen habt. Ich bringe euch jetzt zurück, zu den<br />

Heimatbasen eurer Schiffe. Wenn ihr mir noch <strong>ein</strong>e Antwort senden wollt, würde ich<br />

mich freuen." Dieses Wesen schien wirklich nie etwas böses im Sinn gehabt zu<br />

haben...Kelsohik schämte sich noch mehr. Es war, wie der Botschafter des Alten Volkes<br />

es durch die Nachrichten verkündet hatte. Er wollte dem Wesen <strong>ein</strong>e Antwort<br />

schicken, so wie milliarden andere Schiffe um ihn es taten:"Com-Offizier, öffnen sie<br />

<strong>ein</strong>en Funk-Kanal." "Ist offen." Kelsohik begann mit s<strong>ein</strong>er Nachricht:"Menschen-<br />

Wesen...bitte verzeih uns, das wir dich angegriffen und b<strong>ein</strong>ahe getötet haben. Wir<br />

haben uns von unserer primitiven Angst lenken lassen. Wenn wir unseren Regierungen<br />

die Fakten geschildert haben, bin ich sicher, dass wir in Frieden mit<strong>ein</strong>ander Leben<br />

werden. Im Namen der Naa'un bitte ich um Verzeihung." Mit <strong>ein</strong>em Nicken gab er dem<br />

Offizier das Zeichen, den Kanal zu schliessen. Kurz darauf verschwanden alle Schiffe<br />

um sie in blauen Blitzen <strong>ein</strong>er Art Sprungantriebes. Dann fanden auch sie sich in dem<br />

Hangar wieder, aus dem die Shelreem gestartet war. Er beschloss, s<strong>ein</strong>en<br />

Vorgesetzten umgehend zu erzählen, was für <strong>ein</strong>en Fehler sie gemacht hatten.<br />

Thorsten hatte alle Nachrichten empfangen und auf <strong>ein</strong>mal gehört. Für jedes Wesen<br />

das er kannte, wäre nur <strong>ein</strong> Rauschen zu hören gewesen, doch er konnte jede<br />

Nachricht <strong>ein</strong>zeln anhören. Allesamt waren es Entschuldigungen und Nachrichten, dass


sie gerne mit ihm in Frieden leben würden...er war glücklich. Ihm fiel <strong>ein</strong>, dass er das<br />

Mitglied des Alten Volkes vergessen hatte. S<strong>ein</strong> menschlicher Körper war mitten in<br />

s<strong>ein</strong>em kompletten Ersch<strong>ein</strong>ungsbild. Jedes Kopf-Haar leuchtete und wehte, von<br />

Naniten durchströmt, wie <strong>ein</strong>e Aurora. S<strong>ein</strong> ganzer menschlicher Körper leuchtete<br />

auch, schwächer als das Haar, aber doch kräftig. Er wollte eben gerade den Alten in<br />

s<strong>ein</strong>en Heimatsektor bringen, als <strong>ein</strong>e seltsame Gestalt direkt vor s<strong>ein</strong>em<br />

menschlichen Körper in ihm auftauchte. Er konnte k<strong>ein</strong>e Daten von ihm erfassen.<br />

Thorsten war überrascht. Das Wesen war komplett in dunkle Materie gehüllt, die <strong>ein</strong>e<br />

Art Mönchskutte um es formte. Aber Thorsten konnte so viel erkennen, dass dies nicht<br />

die wahre Gestalt des Wesens war. Es begann zu sprechen, s<strong>ein</strong> Umhang wehte wie<br />

schwarzer Nebel durch Thorstens Körper:"Sei mir gegrüßt, Thorsten. Ich bin Shiara,<br />

Botschafterin der Noani. Wir leben bereits elf milliarden Jahre im Universum.<br />

Wir wussten, dass dieser Tag <strong>ein</strong>st kommen wird, wir wussten nur nicht, wie du dich<br />

entscheiden würdest. Das konnten selbst wir, die wir in die Zukunft sehen wie andere<br />

in <strong>ein</strong> Buch, nicht erkennen. Ich muss sagen, ich bin froh, dass du dich nicht dem<br />

Hass, der Wut und der Zerstörung hingegeben hast." "Danke, ich glaube, ich bin<br />

darüber selbst viel glücklicher, als jeder andere. Aber wer bist du? Du sch<strong>ein</strong>st mir<br />

zwar sehr weit überlegen, aber ich kann zumindest erkennen, dass dies nicht d<strong>ein</strong>e<br />

wahre Gestalt ist." "Du bist ansch<strong>ein</strong>end viel weiter, als m<strong>ein</strong> Volk es vorrausgesehen<br />

hat. Nun gut, in anbetracht d<strong>ein</strong>es Charakters und d<strong>ein</strong>er Friedfertigkeit werde ich dir<br />

d<strong>ein</strong>e Fragen beantworten. Bevor ich dir aber die Gestalt m<strong>ein</strong>es Volkes zeige, werde<br />

ich dir etwas Wissen über uns geben: Wie ich bereits gesagt habe, ist m<strong>ein</strong> Volk 11<br />

milliarden Jahre alt. Wir sind nach unserem Sprung in die nächste Stufe des S<strong>ein</strong>s<br />

durch das All gereist, so wie du es begonnen hast, als d<strong>ein</strong>e Technologie weit genug<br />

fortgeschritten war und du es wolltest. Auch das Alte Volk kennt uns, heute als die<br />

Ersten. Sie denken tatsächlich, das wir das erste Volk waren, dies stimmt jedoch<br />

nicht. Früher nannten sie uns auch "Die Wesen des schwarzen Nebels". Ich sitze im<br />

Rat der Alten. Aber nun werde ich dir die wahre Gestalt m<strong>ein</strong>es Volkes zeigen." Der<br />

Nebel-Umhang aus dunkler Materie löste sich in Nebelschwaden auf. Die weibliche<br />

Stimme des Wesens hatte ihn nicht getäuscht, aber was er sah, konnte er kaum<br />

glauben: Unter dem schwarzen Mantel, verbarg sich <strong>ein</strong> Wesen mit exakt<br />

menschlicher Form, doch ihr Körper bestand aus r<strong>ein</strong>er Energie, die Thorsten nicht<br />

kannte. Ihr Aussehen bestand wie s<strong>ein</strong>es aus warmen golden-weißem Licht, jedoch<br />

war es bei ihr pure Energie und k<strong>ein</strong>e Naniten. Ihr Körper war von <strong>ein</strong>er goldenen<br />

Aura umgeben, die sanft über die Oberfläche s<strong>ein</strong>er Naniten strich...es war <strong>ein</strong><br />

schönes Gefühl, wie man es sich immer vorstellte, wie es sich anfühlte wenn man von<br />

<strong>ein</strong>em Engel berührt wurde. Wärme drang aus ihr, gütige Augen strahlten aus <strong>ein</strong>em<br />

perfekten Gesicht. In ihrem Körper leuchteten tausende kl<strong>ein</strong>er Sterne auf. Sie war <strong>ein</strong><br />

wunderschönes Wesen. Sie sah ihn freundlich an, dann begann sie wieder zu<br />

reden:"M<strong>ein</strong> Volk war <strong>ein</strong>st genau wie d<strong>ein</strong>es, unsere Physiologie entsprach eurer zu<br />

<strong>ein</strong>hundert Prozent. Es ist bisher nie wieder vorgekommen, das zwei gleiche Spezies<br />

von<strong>ein</strong>ander getrennt entstanden sind.<br />

Irgendwann werdet auch ihr so s<strong>ein</strong> wie wir, doch d<strong>ein</strong> Volk hat noch <strong>ein</strong>en weiten<br />

Weg vor sich. Und auch, wenn du nicht mehr ganz <strong>ein</strong> Mensch bist, so wirst auch du<br />

<strong>ein</strong>es Tages in die nächste Ebene steigen, denn für dich haben wir k<strong>ein</strong>en Tod<br />

vorraussehen können. Du bist noch so jung, so unwissend über die Geheimnisse des<br />

Universums, auch wenn du fast allen anderen Völkern nun überlegen bist im Wissen<br />

und in Kraft. Ebenso d<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>en Körper werden überspringen, schliesslich sind sie ja<br />

auch von d<strong>ein</strong>em Geist beseelt. Aber nun, da ich dir alles verraten habe, werde ich<br />

wieder gehen, ich bin mir sicher, dass wir uns <strong>ein</strong>es Tages wiedersehen werden. Auf<br />

wiedersehen." Sie verschwand in <strong>ein</strong>em goldenen Licht. Thorsten konnte das alles<br />

immer noch nicht fassen. Nachdenklich zog er s<strong>ein</strong>e Auroren durch den Raum. Er<br />

wurde aus s<strong>ein</strong>en Gedanken gerissen, als er sich daran erinnerte, das noch immer das<br />

Mitglied des Alten Volkes neben ihm im Raum schwebte. Er sah kurz nach dessem


Namen...aha, Shaarahn. Er schickte das kl<strong>ein</strong>e Wesen, das ihn besänftigt hatte,<br />

wieder in s<strong>ein</strong>en Heimatsektor. Dann verteilte er sich wieder in den vier Galaxien und<br />

kehrte mit s<strong>ein</strong>em menschlichem Körper und den Naniten, die er immer bei sich hatte,<br />

zurück in s<strong>ein</strong>en Sessel um sich etwas auszuruhen und zu entspannen. Er musste die<br />

Schmerzen vergessen und sich von der Wut befreien, die in ihm wohnte. Erschöpft<br />

lehnte er sich in dem Sessel zurück und schloss die Augen, um s<strong>ein</strong>em Körper den<br />

gewohnten Halbschlaf zu gönnen.<br />

Lasmios war in heller Aufregung. Seitdem gestern dieses Licht in s<strong>ein</strong>em Haus<br />

erschien, hätte er nicht gedacht, er würde in den nächsten Tagen noch mal etwas<br />

erhebendes erleben...wie hatte er sich geirrt. Simaneas lag in den Wehen, sie war<br />

kurz davor, das erste Ei zu legen. Ihr Zischen hallte durch das ganze Haus. Er war<br />

kurz davor, in die Schutzstarre zu verfallen, aber all s<strong>ein</strong>e väterlichen Instinkte hielten<br />

krampfhaft dagegen. "Computer! Sssssschhhick unssss <strong>ein</strong>en Kranken-Gleiter! Wir<br />

müsssssssen inssss Krankenhaussssssss." "Ich muss vern<strong>ein</strong>en, <strong>ein</strong> Gleiter würde zu<br />

lange brauchen, machen sie sich bereit, teleportiert zu werden." "Tele....?" Ein blaues<br />

Lichtermeer tanzte vor s<strong>ein</strong>en Augen und er und Simaneas waren im Krankenhaus.<br />

Eine menschliche Krankenschwester kam angerannt mit <strong>ein</strong>em Rollstuhl für Teladi:"Ihr<br />

Haus-Computer hat uns informiert. Ein Arzt und <strong>ein</strong> Lege-Zimmer stehen schon bereit.<br />

Ich bringe sie hin." Die Schwester schob Simaneas mit <strong>ein</strong>er Geschwindigkeit, mit der<br />

er als Teladi nicht mithalten konnte. Sie blieb kurz stehen, klemmte ihn unter <strong>ein</strong>en<br />

ihrer Arme und rannte los. Er kam sich lächerlich vor, wie <strong>ein</strong>e Krokodilleder-Tasche.<br />

Die schwester blieb stehen, <strong>ein</strong> männlicher Xenon in <strong>ein</strong>em langen weißen Kittel stand<br />

vor dem Zimmer. "Guten Tag, m<strong>ein</strong> Name ist Derranon. Ich bin ihr Arzt, kommen sie<br />

schnell her, ich gebe ihnen <strong>ein</strong> schonendes Schmerzmittel." "Tsssssshhhhhhhh...Und<br />

wasssshhh isssst mit m<strong>ein</strong>en Eiern?" "K<strong>ein</strong>e Angst, es wirkt nur auf ihren Kreislauf, die<br />

Naniten darin halten es in ihrem Körper." er nahm <strong>ein</strong> fausgroßes Gerät, richtete es<br />

auf ihren Arm und drückte <strong>ein</strong>en Knopf: In <strong>ein</strong>em blauen Lichtermeer verschwand der<br />

Inhalt <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Kapsel. Der Arzt wendete sich zu Lasmios:"Möchten sie dabei<br />

s<strong>ein</strong>?" "Ähm...ja, sssichhhher." Der Arzt ging in das Zimmer, die Schwester schob<br />

Simaneas in den Raum, dann hob sie sie auf <strong>ein</strong>e Liegeplatte, mit <strong>ein</strong>er runden flache<br />

Kuhle, die <strong>ein</strong>em Nest ähnelte. Simaneas kroch auf das Nest zu und rollte sich darum.<br />

Der Xenon-Arzt massierte sanft ihren Rücken und ihren Bauch, wie es bei Teladi zur<br />

Geburtshilfe üblich war. Nach <strong>ein</strong>er Viertelstunde lag <strong>ein</strong> Gelege von vier Eiern in der<br />

Kuhle, Simaneas hatte sich darum zusammengerollt. Lasmios legte sich überglücklich<br />

zu ihr. Eine warme Rotlicht-Lampe fuhr aus der Wand und spendete der Familie<br />

angenehme Wärme. Simaneas schlief <strong>ein</strong>, Lasmios strich ihr sanft über die<br />

Stirnschuppe, er war noch nie so stolz gewesen. Ungefähr <strong>ein</strong>e Stunde später klopfte<br />

es an der Tür, Lasmios ging leise darauf zu, um s<strong>ein</strong>e Gefährtin nicht zu wecken. An<br />

der Tür schwebte Lasa, mit <strong>ein</strong>em großen Strauß teladianischer Sonnenblumen, an<br />

deren Blüten jeweils <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Flasche Nostrop-Öl hing. Jede Blüte trug <strong>ein</strong>e andere<br />

Geschmackssorte. In <strong>ein</strong>em anderen Tentakel hielt sie <strong>ein</strong>e Packung terranischer<br />

Schokolade mit verschiedenen Füllungen, Boronen waren richtige Nasch-Katzen. Ein<br />

breites Lächeln war auf ihrem Rüssel: "Alles Gute für die jungen Eltern!" Sie umarmte<br />

ihn, doch er musste schnell <strong>ein</strong>e Kralle vor die Schnauze halten:"Pssssssssshhhhhht!<br />

Ssssimaneassss sssschhhhläft." "Oh, entschuldigung." Sie begann zu flüstern:"Soll ich<br />

später noch mal wiederkommen?" "Achhhhh, ichhh glaube nichhht, dasssss ssssie<br />

etwassss dagegen hätte, wenn du hier bleibsssst. Aber sssie wird wohl darauf<br />

besssstehen, dir die Eier sssselbssst zsu zssseigen. Daher kann ichhhh nichhhht mehr<br />

machhhhen, alssss dir <strong>ein</strong>en Platzss hier unten am Tissschhh anzssubieten, während<br />

ichhhh michhhh zu ihr anssss Bett sssetzsse." Er zeigte auf den kl<strong>ein</strong>en Tisch in der<br />

Ecke. "K<strong>ein</strong> Problem, ich habe ja <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Datenpad mit m<strong>ein</strong>er Arbeit dabei, dass<br />

wird mir <strong>ein</strong> bisschen die Zeit vertreiben." "Gut." Es erschien vielleicht merkwürdig,<br />

das Lasmios die Boronin so sehr in das Intim-Leben von ihm und s<strong>ein</strong>er Frau<br />

<strong>ein</strong>bezog, aber im Laufe der Jazuras in denen sie zusammen gearbeitet hatten, waren


die beiden Archäologen wie Geschwister zusammengewachsen. Und auch Simaneas<br />

und Lasa waren sich schnell ans Herz gewachsen. Hinzu kam, dass Simaneas genau<br />

so versessen auf Schokolade war, wie Boronen. Er mochte die Süßspeise zwar auch,<br />

aber Simaneas konnte davon ansch<strong>ein</strong>end nicht genug kriegen. Und da sie heute in<br />

der Hektik nichts gefrühstückt hatte...alle Bedenken die er hatte ob es Simaneas<br />

unangenehm s<strong>ein</strong> könnte, wenn Lasa hier war, schwanden. Eine halbe Stunde später<br />

wachte Simaneas auf, sie reckte sich, dann sah sie auf ihn, wie er neben ihr an der<br />

Liegefläche saß, ihre Rückenfinne richtete sich auf. Als sie Lasa, sah, war sie doch<br />

eher überrascht, nicht negativ, aber überrascht. Die Boronin winkte, dann stellte sich<br />

Simaneas Rückenfinne noch <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Stückchen mehr auf. Ansch<strong>ein</strong>end aus Freude,<br />

dass <strong>ein</strong>e Freundin da war. Als Lasa noch die Schokolade und den Blumenstrauß<br />

hochielt, zuckte Simaneas Zunge <strong>ein</strong>mal über beide Nasenlöcher, ihre Augen weiteten<br />

sich freudig. "Alles Gute für die junge Mutter." "Danke. Könntessst du... ichhh<br />

m<strong>ein</strong>e...ichhh bin halb am verhungern." Verlegen sah sie zu ihm runter, s<strong>ein</strong>e<br />

Rückenfinne stellte sich etwas auf. Er kannte s<strong>ein</strong> Schleckermaul von Gefährtin. Lasa<br />

kam mit der Schokolade angeschwebt und übergab sie ihr. Voller Vorfreude öffnete<br />

Simaneas die Folie mit <strong>ein</strong>er Kralle und griff sich gleich <strong>ein</strong>e Praline mit Nougat-<br />

Füllung, die sie genüsslich zwischen ihren Kauknochen zermahlte. Sie war zufrieden<br />

und sah auf ihre Eier, die unter dem Rotlicht glänzten. Lasa kam langsam näher<br />

geschwebt:"Habt ihr schon Namen?" Die beiden Echsen sahen sich gegenseitig an,<br />

darüber hatten sie sich noch gar k<strong>ein</strong>e Gedanken gemacht, schliesslich ergriff er das<br />

Wort:"Ehrlichhhh gessagt, haben wir unsss darüber noch gar k<strong>ein</strong>e Gedanken<br />

gemachhhht." Er kratzte sich verlegen den Hinterkopf. Simaneas begann zu reden,<br />

nachdem sie <strong>ein</strong>e weitere Praline hinuntergeschluckt hatte:"Wir haben ja noch gut drei<br />

Wochen, bis die Kl<strong>ein</strong>en schlüpfen." Es klopfte erneut an der Tür, nach fünf Sekunden<br />

öffnete sich die Tür <strong>ein</strong>en Spalt, das blaue Auge <strong>ein</strong>es Menschen lukte her<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong>e<br />

Allen bekannte Stimme drang in den Raum, das Wesen, das sie alle hergebracht<br />

hatte:Thorsten Kemmrich. "Herzlichen Glückwunsch. Ähem, kann ich r<strong>ein</strong>kommen?"<br />

Simaneas rief sofort zurück:"Ssssichhhher dochhhh, nur her<strong>ein</strong>." Die Tür öffnete sich<br />

und Thorsten trat her<strong>ein</strong>. Lasmios konnte sich irren, aber irgendwie sah der Mann<br />

heute müde aus. Der Mann stellte sich in die Mitte des Raumes und sah auf ihn und<br />

Simaneas:"Ich wünsche euch beiden alles Gute, und euren Kl<strong>ein</strong>en ebenso. Ich habe<br />

hier auch <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Geschenk für euch, für den Markt und wenn ihr mal Urlaub in<br />

den Sektoren machen wollt." Er griff in <strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>er Taschen und holte <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e<br />

Credit-Karte heraus, die er Simaneas in die Greifklaue legte. Ihre Augen weiteten sich<br />

und ihre Stirnschuppe wurde kreidebleich. Lasmios wollte die Karte auch <strong>ein</strong>mal<br />

sehen, aber Simaneas war so aufgeregt, dass sie in die Schutzstarre gefallen war. Also<br />

kletterte er zu ihr auf die Liege und sah auf den kl<strong>ein</strong>en LCD-Bildschirm, der den<br />

Betrag anzeigte, s<strong>ein</strong> Unterkiefer klappte hinunter: 20 Millionen Credits! Er sah<br />

ungläubig auf die Karte, dann erwachte auch Simaneas aus ihrer Starre: "Danke!<br />

Danke...vielen Dank." Für <strong>ein</strong>e Teladi aus der Profitgem<strong>ein</strong>schaft musste dies <strong>ein</strong>er<br />

göttlichen Fügung gleichkommen. Damit konnte man sich <strong>ein</strong>e Yacht kaufen und hatte<br />

noch Geld für <strong>ein</strong> M5. Eine Yacht? Dafür konnte man sich locker <strong>ein</strong>e Korvette kaufen!<br />

Thorsten schine das so leicht aus der Tasche zu ziehen wie <strong>ein</strong> Trinkgeld, eigentlich<br />

nicht verwunderlich, wenn jemand s<strong>ein</strong> eigenes Sonnensystem hatte. Auch Lasmios<br />

bedankte sich mehrfach, nie hätte er gedacht, mal so <strong>ein</strong>e Summe in den Klauen zu<br />

halten. Dann reichte Thorsten Simaneas noch <strong>ein</strong>e Tafel, auf der "Schweizer<br />

Schokolade" stand. Er versicherte ihr, das dies die f<strong>ein</strong>ste Schokolade war, die man auf<br />

der Erde kriegen konnte. Die beiden sahen sich an, halb glücklich, halb überwältigt. Er<br />

überreichte ihnen noch <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e blaue Decke, als Polster für ihr Nest. Dann<br />

verabschiedete er sich freundlich und ging aus dem Zimmer. Noch immer<br />

überglücklich hielten die beiden Teladi das Geschenk in ihren Klauen.<br />

Thorsten freute sich für die beiden, oder besser die Sechs? Es war schon irritierend,<br />

dass sich fast jeder nach ihm umdrehte wenn er durch diesen Korridor lief. Eigentlich


war es ja auch nicht so ungewöhnlich, schliesslich hatte er die meisten selber<br />

hergebracht, oder zumindest deren Vorfahren. Schon fünfzig Jahre hatte das alles hier<br />

s<strong>ein</strong>e Hauptaufmerksamkeit. Er brauchte etwas Zeit, um mit sich selbst klar zu<br />

kommen. Noch immer steckte es ihm dunkel in den Knochen, was er gestern b<strong>ein</strong>ahe<br />

getan hätte...er hätte b<strong>ein</strong>ahe Milliarden getötet. Da hatte er schon die Kräfte, das<br />

Universum vor jeglichem Schaden zu behüten und Kriege und unnatürlichen Tod zu<br />

verbannen und er hätte sie b<strong>ein</strong>ahe für das genutzt, was er so hasste. N<strong>ein</strong>...so durfte<br />

er das alles nicht weiter führen. Er brauchte Zeit für sich selbst, da wo niemand<br />

wusste was er war, wo er nicht direkt in der Reichweite der Funkwellen war, von den<br />

Leuten in s<strong>ein</strong>er Gem<strong>ein</strong>schaft. Er wollte in das Land, wo er sich schon so oft<br />

entspannen konnte: Schweden. Es war ideal: Geringe Einwohnerdichte, Ruhe, noch<br />

ziemlich natürlich belassene Natur. Er hatte seit Jahrhunderten <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Blockhaus<br />

im Norden Schwedens, das er ab und zu besucht hatte, als er noch auf der Genesis-<br />

Station s<strong>ein</strong>e Arbeit verrichtet hatte. Dort, in dieser kalten Abgeschiedenheit, hatte er<br />

wenigstens ab und zu das Gefühl, noch <strong>ein</strong> normaler Mensch zu s<strong>ein</strong>. Thorsten peilte<br />

die Gegend an und sprang. Mit <strong>ein</strong>em blauen Blitz verschwand er aus dem<br />

Krankenhaus, alle Anwesenden sahen kurz auf den Blitz, dann wendeten sie sich ihrer<br />

Arbeit zu, als ob nichts gewesen wäre. Er materialisierte vor der Hütte...zumindest<br />

dem, was davon noch übrig war. Die Hütte war unter <strong>ein</strong>em Meter Schnee verschüttet<br />

und eigentlich nicht mehr viel mehr als <strong>ein</strong> Haufen vermodernder Baumstämme und<br />

gammeliger Möbel. Also als erstes den Schnee wegräumen: Jede Schneeflocke wurde<br />

von <strong>ein</strong>em Naniten mit <strong>ein</strong>em Traktorstrahl erfasst und weggetragen. In dem<br />

goldenem Nebel aus milliarden von Naniten wurden die Schneeflocken beiseite<br />

getragen. Als nächstes das Haus...wie war es noch das letzte mal zusammengebaut<br />

als er hier war?...Ah ja. Der goldene Nebel legte sich über die Hütte: Vermoderte<br />

Baumstämme wurden wiederhergestellt und an ihren Platz gehoben. Fehlende Bretter<br />

machte er <strong>ein</strong>fach neu. Gut, das Gebäude an sich stand schon mal, fehlten nur noch<br />

die Möbel. Er ging hin<strong>ein</strong>. Eine Couch, <strong>ein</strong> Bett, <strong>ein</strong> Tisch und <strong>ein</strong> paar Stühle. Der<br />

Kamin durfte natürlich nicht fehlen. So, das war erledigt. Er setzte sich in s<strong>ein</strong>en<br />

Sessel und begann, s<strong>ein</strong>en Geist und s<strong>ein</strong>e Programmierung zu ergründen. Die Zeit<br />

verging.<br />

Jarin rannte durch den Schnee und den Nadelwald. Sie versuchte irgendwie ihre<br />

Verfolger abzuschütteln, und deren Hunde. Die schwarze Nacht half wenigstens etwas.<br />

Ihr Gleiter war auf <strong>ein</strong>er Straße abgedrängt worden, die blutende Wunde an ihrer<br />

Schläfe zeugte noch immer davon. Ihr Herz raste, ihre Angst verlieh ihr die Kraft,<br />

weiter zu rennen, ohne dass die Erfrierungen an ihren Füßen sie behinderten. Sie<br />

w<strong>ein</strong>te vor Verzweiflung und riss sich durch <strong>ein</strong>en Dornenbusch. Ihre Verfolger waren<br />

dicht hinter ihr.<br />

Will Johnson war s<strong>ein</strong>er Beute dicht auf der Spur. Die Frau war <strong>ein</strong> Vermögen wert. Sie<br />

war ende zwanzig und der routinemäßige Gen-Test hatte ergeben, dass ihr Aussehen<br />

sich nicht mehr ändern würde, ausserdem konnte diese Frau <strong>ein</strong> biblisches Alter<br />

erreichen. Er als Arzt musste diese Chance nutzen um s<strong>ein</strong>e Karriere weiter zu<br />

bringen. Ihre DNS wäre <strong>ein</strong>em Kosmetik-Konzern bestimmt <strong>ein</strong>ige millionen Wert. Mit<br />

den zwanzig Männern die er angeheuert hatte, konnte er diese Summe ruhig teilen.<br />

Die Hunde hatten die Fährte der Frau aufgenommen, nachdem er ihren Gleiter, mit<br />

dem sie vor ihnen geflüchtet war, gegen <strong>ein</strong>en Baum gedrängt hatte. Eine f<strong>ein</strong>e Spur<br />

aus Blut konnte selbst er erkennen, ansch<strong>ein</strong>end hatte sie <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Verletzung.<br />

Egal, so lange sie nicht starb und ihre DNS zerfiel, war es egal in welchem Zustand er<br />

sie in die Hände bekam. Dieser Jungbrunnen auf zwei B<strong>ein</strong>en musste mindestens<br />

fünfzig Schutzengel haben, dass die Hunde sie noch nicht bekommen hatten.<br />

Sie rannte um ihr Leben, <strong>ein</strong>er der Hunde hatte sie eben b<strong>ein</strong>ahe erwischt. Die Tränen<br />

rannen aus ihren Augen und schienen ihr Gesicht zu gefrieren. Sie rannte und rannte<br />

und auf <strong>ein</strong>mal griff ihr Fuss ins Leere. "Aaaaaaahhhhhhh..." sie stürzte in die Tiefe,<br />

die Hunde blieben kläffend an dem Abgrund stehen. Nach <strong>ein</strong>em Fall, der ihr wie <strong>ein</strong>e


Ewigkeit vorkam, landete sie mit <strong>ein</strong>em dumpfen schmerzhaften Aufschlag im Schnee.<br />

Sie hatte sich zwar nichts gebrochen, aber ihr Körper schmerzte. Sie sah nach oben:<br />

Der endlos ersch<strong>ein</strong>ende Abgrund war in wirklichkeit <strong>ein</strong> gigantischer schwarzer Fels,<br />

der nur etwa zwanzig Meter hoch war. Eine grüne Energieladung zischte so nah an<br />

ihrem Gesicht vorbei, dass die Hitze ihre Wunde an der Stirn versiegelte. Von oben<br />

hörte sie Doktor Johnson schreien, der die Hetzjagd auf sie begonnen hatte:"Du<br />

Vollidiot! Wir brauchen sie lebend! Wenn du noch mal auf sie schiesst, kannst du<br />

d<strong>ein</strong>en Lohn vergessen." Sie rannte und rannte, so schnell ihre tauben B<strong>ein</strong>e sie<br />

trugen. In der Ferne konnte sie <strong>ein</strong> paar Lichter erkennen. Es waren nicht die grellen<br />

Lichter von Gleiter-Sch<strong>ein</strong>werfern, sondern das warme Licht von Energie-Sparlampen.<br />

Sie lief weiter auf das Licht zu: Ein kl<strong>ein</strong>es Dorf. Sie nahm Kurs auf das Haus, das ihr<br />

am nächsten war. Ein leuchtendes Schild darüber konnte sie erkennen, las es aber<br />

nicht mehr. Sie stolperte und fiel auf den Holz-Boden. Bevor sie das Bewussts<strong>ein</strong><br />

verlor, konnte sie noch <strong>ein</strong>e Art Wirtshaus. "Oh Gott. Nun hilf doch mal jemand dem<br />

Mädchen." Eine wuchtige Frau beugte sich zu ihr runter:"Mädchen, was ist mit dir? Du<br />

siehst ja fürchterlich aus...du bist ja verletzt!" "Hilfe...muss weg...sie...verfolgen<br />

mich." Dann wurde sie ohnmächtig.<br />

Wärme...wohltuende, rettende Wärme. Langsam öffnete sie die Augen, <strong>ein</strong> Zimmer<br />

mit Holz-Wänden, sie war in <strong>ein</strong>e dicke Daunendecke gehüllt und lag in <strong>ein</strong>em weichen<br />

Bett. Ihr kam in den Sinn, das sie immer noch verfolgt wurde, sie schoss in die<br />

aufrechte Sitzposition:"Ich muss schnell weg!" Die wuchtige alte Frau, wie aus <strong>ein</strong>e<br />

Oma aus <strong>ein</strong>em Kinderbuch, mit Kopftuch kam auf sie zu. "Mädchen! Hast du mich<br />

erschreckt. Bleib liegen, du brauchst Ruhe. D<strong>ein</strong>e Zehen waren dunkelblau, wir haben<br />

sie gerade noch retten können. Was macht so <strong>ein</strong> junges Mädchen, wie du, hier in<br />

dieser Abgeschiedenheit eigentlich in <strong>ein</strong>em Schneesturm?" "Ich muss fliehen, sie<br />

verfolgen mich. Ich weiss nicht warum, aber irgendetwas wollen sie von mir." "Armes<br />

Mädchen. Wer verfolgt dich? Du siehst ja aus als ob dich <strong>ein</strong> Geist gejagt hätte." "M<strong>ein</strong><br />

Arzt...und Jäger...diese Hunde!" "Hunde?! Du armes Mädchen. Hier, iss erstmal etwas,<br />

du musst zu Kräften kommen." Die warmherzige Frau reichte ihr <strong>ein</strong>en tiefen Teller<br />

mit <strong>ein</strong>em Eintopf...Nudelsuppe wenn sie sich nicht irrte. Sie hatte seit <strong>ein</strong>em Tag<br />

nichts mehr gegessen und war total ausgehungert. Sie nahm den ersten Löffel, es war<br />

köstlich. Sie nahm schnell den zweiten Löffel, um das stechende Hungergefühl los zu<br />

werden. "Ach du Arme...du sch<strong>ein</strong>st ja völlig ausgehungert zu s<strong>ein</strong>." Ein alter Mann<br />

mit <strong>ein</strong>er Halb-Glatze und weißen Haaren kam her<strong>ein</strong>. "Und Trude? Wie geht es<br />

unserem Gast?" "Ach das arme Mädel, sie sch<strong>ein</strong>t die Hölle durchgemacht zu haben."<br />

Jarin löste sich kurz von dem Teller:"Ich danke ihnen. Ich werde ihnen alles Bezahlen,<br />

sowohl die Unterkunft als auch diese köstliche Suppe. Aber ich muss so schnell wie<br />

möglich weiter." Die Frau sah sie mit <strong>ein</strong>em gütigen Blick an:"N<strong>ein</strong>, das kommt<br />

überhaupt nicht in Frage, dass du uns das bezahlst. Wo kommen wir denn dahin,<br />

wenn man sich nicht mal mehr gegenseitig hilft?" Der Mann kam näher an sie<br />

heran:"Du willst weiter? Geh aber bloß nicht nach Norden, da geschehen seit kurzem<br />

seltsame Dinge." Die Frau stiess ihn an:"Red doch k<strong>ein</strong>en Quatsch, Bernhard! Das ist<br />

doch alles nur Aberglaube." "Ah ja, der goldenen Nebel den schon viele gesehen<br />

haben, passt doch zu gut in die Legende von Kobolden." "Unsinn, d<strong>ein</strong>e Freunde<br />

wollen doch nur angeben, dass sie Kobolde in die Flucht geschlagen hätten." "Und der<br />

Hirsch den Jorenson geschossen hat, welcher dann wieder aufgestanden und<br />

unverletzt weggerannt ist?!" "Ach, alle wissen was für <strong>ein</strong> Trunkenbold er ist." Sie<br />

winkte die Worte ihres Mannes symbolisch ab:"Ach Mädchen, hier gibt es viele<br />

Legenden, die sich über die Jahrhunderte gebildet haben. Wenn du weiter möchtest,<br />

dann geh ruhig, aber wir können dir helfen." "N<strong>ein</strong>, sie können nichts gegen sie<br />

machen, sie sind bewaffnet und haben fürchterliche Hunde." Der Mann kam näher und<br />

legte <strong>ein</strong>en Arm um s<strong>ein</strong>e Frau:"Mach dir k<strong>ein</strong>e Sorge Kind, zwei alte Menschen wie<br />

wir können auch ohne Waffen ordentlichen Wiederstand leisten. Die Polizei taugt hier<br />

nichts, der Junge hat gerade mal die Grundschule geschafft." Die alte Dame nickte.


Jarin war gerührt:"Ich danke ihnen, aber das kann ich ihnen nicht zumuten." Auf<br />

<strong>ein</strong>mal hörte sie das Zischen von Gleiter-Motoren.<br />

Sie riss sich nach oben auf die B<strong>ein</strong>e, ihr Herz raste wieder. "Ich muss weg!" "Warte<br />

Mädchen, wir halten sie auf. Hier nimm den Mantel und die Hose." Sie reichte ihr zwei<br />

dicke Fell-Kleidungsstücke. Die alte Dame setzte noch etwas hinzu:"Aber warte noch,<br />

vielleicht ist es ja nicht mehr nötig, dass du weg rennst." "Danke, aber..." die Beiden<br />

gingen durch <strong>ein</strong>e Holztür. Als sie hastig die mit Fell gepolsterten Kleidungsstücke<br />

überzog, hörte sie das Ehe-Paar und die kalte Stimme ihres Arztes. "Guten Abend der<br />

Herr, was machen sie hier zu so später Stunde? Können wir ihnen <strong>ein</strong> Bier oder etwas<br />

zu Essen anbieten?" "N<strong>ein</strong> danke. Ich suche <strong>ein</strong>e junge Frau, ist sie hier vorbei<br />

gekommen?" "Eine junge Frau? Bernhard, hast du <strong>ein</strong>e junge Frau gesehen?" "Eine<br />

junge Frau? N<strong>ein</strong>...nur die junge Tochter vom Nachbarhaus war eben hier, um sich <strong>ein</strong><br />

Glas Milch zum backen zu leihen." "Oh ja, die junge Margritt. Ein nettes Mädchen.<br />

Aber was bin ich für <strong>ein</strong>e Wirtsfrau? Hier, nehmen sie doch <strong>ein</strong>en Glühw<strong>ein</strong>, der erste<br />

geht auf Kosten des Hauses." Die kalte Stimme des Arztes versuchte irgendwie die<br />

beiden alten Menschen abzuschütteln:"Gern aber..." Danach hörte sie noch wie die<br />

alte Frau <strong>ein</strong> paar Gläser scheppernd zu Bruch gingen liess, dann rannte sie in das<br />

Morgengrauen. Sie rannte und rannte wie als ob der Teufel hinter ihr her war, dass die<br />

Sonne links neben ihr aufging, merkte sie gar nicht mehr. Der kalte Wind zehrte an<br />

ihren Kräften. Sie stolperte über Wurzeln und St<strong>ein</strong>e. Jarin kroch unter <strong>ein</strong>em<br />

vermoderndem Baumstamm hindurch, dann lief sie weiter. Auf <strong>ein</strong>mal hörte sie <strong>ein</strong><br />

leises Rauschen: Ein Fluss, der direkt neben ihr aus dem Boden kam. Ein leises<br />

Knacken...noch <strong>ein</strong>es: Sie sah unter sich, <strong>ein</strong>e dünne Eis-Decke, welche langsam<br />

<strong>ein</strong>brach. Dann fiel sie nach unten, der kurze Schrei, der ihr dabei noch gelang, wurde<br />

dann von dem eisigen Wasser gestoppt. Unter der dünnen Eisdecke wurde sie<br />

mitgerissen, dann kam sie ans Freie, konnte sich gelegentlich hochkämpfen um <strong>ein</strong>en<br />

Atemzug zu erhaschen, um dann wieder unter die eisigen Fluten gerissen zu werden<br />

und manchmal gegen Feslen zu prallen. Zehn Minuten später wurde sie von <strong>ein</strong>er<br />

besonders starken Welle an das Ufer <strong>ein</strong>es Sees gespült, in den der Fluss hin<strong>ein</strong><br />

strömte. Ihr Körper schmerzte, teilweise taub. Jarin schob <strong>ein</strong>en Arm unter die Brust<br />

und stemmte sich hoch. Zitternd brach sie wieder zusammen. Sie durfte hier nicht<br />

liegen bleiben, sie könnte gefunden werden. Erneut kämpfte sie sich hoch, zuerst auf<br />

beide Arme, dann zog sie <strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> unter ihren schwachen schmerzenden Körper und<br />

stemmte sich nach oben. Sie rutschte beim Aufstehen ab und wäre b<strong>ein</strong>ahe nach<br />

vorne hin gefallen, fing sich jedoch wieder. Sie kämpfte um jeden Schritt, die Kälte<br />

riss an ihrer Kraft, die Schmerzen hämmerten wie St<strong>ein</strong>e auf sie <strong>ein</strong>. Sechs Schritte,<br />

Sieben, Acht, Neun, Zehn...ihre B<strong>ein</strong>e zitterten, wackelten und dann gaben sie nach.<br />

Sie brach in den Schnee zusammen, ihre Sicht flackerte und ihre Augenlieder waren<br />

schwer wie Blei. Aus dem Augenwinkel konnte sie <strong>ein</strong>e Gestalt erkennen, die sich über<br />

sie beugte. "Nicht...Doktor..." "K<strong>ein</strong>e Angst." War das goldener Nebel? N<strong>ein</strong>...sicher<br />

<strong>ein</strong>e Haluzination. Sie spürte, wie sie hoch gehoben wurde...dann schlossen sich ihre<br />

Augen.<br />

Johnson hatte sich von diesem verkorksten Ehe-Paar lösen können. Diese beiden Irren<br />

hatten Jarin Ilanasi bestimmt gesehen. Aber wenn er die Beiden mit Waffengewalt<br />

gezwungen hätte ihm die Infos zu geben, wäre die Polizei auf ihn aufmerksam<br />

geworden. Hinter dem Haus hatten die Hunde <strong>ein</strong>e Fährte aufgenommen und führten<br />

ihn nun zu <strong>ein</strong>em Fluss mit <strong>ein</strong>em Eis-Einbruch. Exzellent, jetzt konnte er sie finden,<br />

er musste nur noch dem Flusslauf folgen. Nach <strong>ein</strong>er viertelstunde Fussmarsch kamen<br />

er und s<strong>ein</strong>e Truppe an <strong>ein</strong>en See. Er konnte nur hoffen, dass sie noch nicht erfroren<br />

oder ertrunken war, ansonsten war alles umsonst gewesen. Er hatte bereits zwanzig<br />

verschiedene Interessenten. Und wie sollte er sonst die Männer bezahlen? Egal, die<br />

Menge an Geld, die er bei <strong>ein</strong>er Auktion bekommen könnte...er hatte schon <strong>ein</strong>en<br />

Sport-Gleiter geordert. Er kam zu <strong>ein</strong>er Stelle, wo es aussah, als ob sich dort jemand<br />

aus dem Wasser gekämpft hatte. Da waren noch andere Fussspuren, die in den


dichten Wald führten. Der Anführer der Söldnertruppe kam an ihn heran:"Hey Doc.<br />

Die Männer brauchen ne Pause, und die sollen sie kriegen." "Wir müssen hinterher,<br />

sonst entwischt sie uns noch." "Wir werden ihr folgen, wenn die Männer sich erholt<br />

haben. Wir sind seit drei Tagen hinter ihr her, ohne Schlaf. Wenn sie also noch lang<br />

genug leben wollen, um uns bezahlen zu können, dann sollten sie den Männern<br />

dahinten nicht sagen, dass es jetzt weiter geht." Der Söldner hatte <strong>ein</strong>en eisigen Blick,<br />

Johnson war mehr als <strong>ein</strong>geschüchtert:"OK...<strong>ein</strong>e Pause." Die Männer setzten sich auf<br />

<strong>ein</strong> paar der Felsen die um den See verteilt waren.<br />

Jarin öffnete langsam die Augen, sie lag wieder auf <strong>ein</strong>em Bett unter <strong>ein</strong>er warmen<br />

Daunendecke. Aus den Augenwinkeln konnte sie <strong>ein</strong>en Kamin sehen, dessen<br />

knisterndes Feuer herrlich warm loderte. Sie setzte sich auf, niemand zu sehen. Auf<br />

<strong>ein</strong>mal öffnete sich die Tür, sie wäre b<strong>ein</strong>ahe aus dem kl<strong>ein</strong>en Fenster über ihr<br />

gesprungen, so sehr hatte sie sich erschreckt. Her<strong>ein</strong> kam <strong>ein</strong> junger Mann, etwa so<br />

alt wie sie, mit <strong>ein</strong>em Stapel Holzscheiten auf dem Arm. "Oh, sie sind schon wach?"<br />

"Ja...wer sind sie?" "Also m<strong>ein</strong> Name ist Thorsten Kemmrich...wenn sie sich auch<br />

vorstellen würden?" "Oh entschuldigung...ich bin Jarin Ilanasi." "Freut mich. Was<br />

macht denn <strong>ein</strong>e junge Frau wie sie hier in dieser abgelegenen Gegend? Ich m<strong>ein</strong>e,<br />

all<strong>ein</strong>." "Ich flüchte vor <strong>ein</strong>em Arzt, aus irgend<strong>ein</strong>em Grund verfolgt er mich." "Und da<br />

dachten sie, schwimmen wäre ne prima Idee?" "N<strong>ein</strong>, ich bin auf der Flucht<br />

<strong>ein</strong>gebrochen." "Oh, da haben sie glück, dass ich sie gefunden habe, sonst wären sie<br />

jetzt am Boden festgefroren." "Und was machen sie hier? Ich m<strong>ein</strong>e, so ganz all<strong>ein</strong>e,<br />

fernab jeder höheren Zivilisation?" "Ach, so wenig Zivilisation gibt es hier garnicht." Er<br />

drückte <strong>ein</strong>en Knopf auf dem Tisch neben sich, <strong>ein</strong> Holo-Fernseher erschien über dem<br />

Kamin. "Aha...ich habe mich aber auch noch gar nicht bedankt." "Dafür nicht.<br />

Ausserdem, wäre es schade um so <strong>ein</strong>e hübsche junge Frau wie sie." "Ähem...Danke."<br />

Sie war geschmeichelt und errötete leicht. "Haben sie Fieber?" "Oh...äh...n<strong>ein</strong>."<br />

"Nehmen sie das hier erst <strong>ein</strong>mal, das wird sie auch von innen wärmen." Er reichte ihr<br />

<strong>ein</strong>e heisse Tasse, irgend etwas darin dampfte verführerisch. Ein Kakao, mit Sahne<br />

und Schoko-Streuseln. "Mmmmmhhh...Danke" "Sie haben da was an der Lippe." Sie<br />

hatte <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Bart von der Sahne, die cremig auf dem Kakao schwamm. "Oh..."<br />

sie leckte sich die f<strong>ein</strong>e Creme von der Lippe.<br />

Die arme Frau, wusste nicht <strong>ein</strong>mal, was sie so wertvoll machte: Das Gen für<br />

langlebigkeit. Das war das erste mal, dass Thorsten dieses Gen auf der Erde sah,<br />

sonst gab es diese Anomalie nur in den Sektoren der Argonen. Wenn diese Frau an<br />

ihre Jäger geraten würde, konnte sie <strong>ein</strong>packen. N<strong>ein</strong>, das würde er verhindern. Mist!<br />

Schon wieder diese Frage, die er so hasste, freundlich und direkt sprach sie ihn<br />

an:"Sie haben mir immer noch nicht gesagt, was sie hier machen."<br />

Irgendwie wirkte er verstört, doch schliesslich antwortete er:"Nun, ich habe <strong>ein</strong>e sehr<br />

umfassende Arbeit und wollte <strong>ein</strong>fach mal von m<strong>ein</strong>em All-Tag abschalten." "Aha...und<br />

da ziehen sie sich in die Einsamkeit zurück?" "Jeder wie es ihm beliebt, oder?"<br />

"Entschuldigung...ja. Was ich noch sagen wollte: Ich muss weiter, sonst sind sie auch<br />

noch im Fadenkreuz dieser Männer." "K<strong>ein</strong>e Angst, ich bin äusserst zäh und war schon<br />

in ganz anderen Fadenkreuzen." "Wie Bitte?" "Ich...ich habe schon so <strong>ein</strong>iges<br />

überlebt, das wollte ich sagen." "Aber diese Männer sind bewaffnet!" "K<strong>ein</strong>e Sorge,<br />

man muss sich schon sehr gut hier auskennen, wenn man dieses Haus finden<br />

möchte." "Aber sie haben Hunde, die m<strong>ein</strong>er Spur folgen. Und dann haben sie Impuls-<br />

Gewehre." "Wir werden ja sehen, wenn sie erst <strong>ein</strong>mal hier sind. Ausserdem könnten<br />

sie wahrsch<strong>ein</strong>lich eh nicht weit kommen, ihre Füsse sind fast so blau, wie der<br />

nächtliche Himmel. Wenn sie die nicht weiterhin wärmen, dann haben sie k<strong>ein</strong>e<br />

Verwendung mehr für Schuhe." "Ist es so schlimm? Aber warum haben sie mir die<br />

Schuhe ausgezogen?" Hatte dieser Kerl sie etwa..."Ich habe ihnen nur die Fell-<br />

Klamotten ausgezogen, weil die schon steif gefroren waren, als wir die Hütte<br />

erreichten. Den Rest ihrer Kleidung habe ich nicht angerührt. K<strong>ein</strong>e Angst, ich habe<br />

sie nicht angerührt. Wenn sie mir nicht glauben, die Kleidung lehnt noch immer an der


Aussenwand m<strong>ein</strong>es Hauses." "Lehnt?!" "Wie gesagt, die Kleidung war steif gefroren.<br />

Ich habe ihnen <strong>ein</strong> paar von m<strong>ein</strong>en Sachen rausgelegt. Sie können sich ja umziehen,<br />

während ich wieder Holz hacken gehe." "Danke...für alles." "Wie gesagt: Dafür nicht."<br />

Der junge Mann drehte sich um und ging auf die Tür zu. Als er sie hinter sich<br />

geschlossen hatte, stand sie auf, um sich die Kleidung anzuziehen. Dann setzte sie<br />

sich vor den Kamin und begann ihre Füsse zu wärmen.<br />

Johnson hatte die Gruppe endlich dazu bekommen, wieder weiter zu ziehen. Der<br />

Mann, dem ansch<strong>ein</strong>end die Hunde gehörten, brachte sie zu <strong>ein</strong>er der Fussspuren um<br />

die Fährte aufzunehmen. "Los, Rex, Cerberus, Claw, Hunter, Reaper: Sucht." Die<br />

Hunde schnüffelten an der Fussspur, dann zogen sie die Schwänze <strong>ein</strong> und winselten.<br />

"Was ist denn mit euch los!? Los! Sucht!" Die Hunde sahen auf ihren Herren, dann auf<br />

die Spur...zögernd begannen sie zu suchen. Zwei gute Stunden später konnte er<br />

bereits den Geruch <strong>ein</strong>es Feuers wahr nehmen. Er und die Männer gingen dem Geruch<br />

des Feuers nach, die Hunde zogen aber in <strong>ein</strong>e andere Richtung. Wahrsch<strong>ein</strong>lich hatte<br />

<strong>ein</strong> Elch hier irgendwo s<strong>ein</strong> Revier markiert.<br />

Jarin spürte ihre Füsse wieder, seltsam...normalerweise heilten nach ihrem Wissen<br />

Erfrierungen nicht so schnell. Neben dem Bett standen zwei Fell-Stiefel. Sie stülpte die<br />

viel zu großen Stiefel über und ging nach draussen. Ihr Gastgeber hackte mit fast<br />

maschineller Perfektion die Holz-Scheite, die neben ihm standen.<br />

"Entschuldigung...Herr Kemmrich..." "Nenn mich doch bitte Thorsten." "Oh...Ok,<br />

Thorsten, wo gibt es denn hier <strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>igkeit zu essen?" Er drehte sich um,<br />

merkwürdig, er schien k<strong>ein</strong>erlei Schweiß auf der Stirn zu haben:"Hinter der Tür links<br />

neben dem Kamin ist die Küche. Der Kühlschrank ist voll, Obst steht auf dem Fenster-<br />

Brett. Der Mikro-Wellenherd ist der kl<strong>ein</strong>e Schrank direkt auf der Arbeitsfläche."<br />

"Danke." Sie ging in die Küche. Wow, hier war alles was es zum Kochen gab. Sie<br />

näherte sich dem großen Kühlschrank und öffnete ihn: Puddings, Joghurt,<br />

Mikrowellen-Gerichte, gekochte Sachen, die fertig für die Mikrowelle waren, Käse,<br />

anderer Aufschnitt...eigentlich alles, was man sich vorstellen konnte. Sie nahm <strong>ein</strong>en<br />

Teller mit <strong>ein</strong>em Schnitzel, <strong>ein</strong>em Klecks Kartoffel-Püree und <strong>ein</strong> paar Erbsen. Sie<br />

stellte den Teller in die Mikrowelle und schaltete sie auf zwei Minuten. Dann nahm sie<br />

das Gericht heraus: Es duftete herrlich. Sie murmelte suchend vor sich hin:"Wo ist<br />

denn das Besteck?" Eine emotionslose Stimme erklang:"Die Schublade wird geöffnet."<br />

Eine Schublade etwas rechts von ihr fuhr aus der Theke. Seltsam, <strong>ein</strong> Haus-Computer<br />

in so <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Blockhütte? So etwas war sonst nur in Luxus-Villen. Der Mann<br />

musste sehr vermögend s<strong>ein</strong>. Das Essen schmeckte so, wie es gerochen hatte:<br />

Hervorragend.<br />

Verdammte Schei...N<strong>ein</strong>, so wollte er gar nicht erst denken: Positiv...Positiv. So<br />

musste er denken. Der Feuer-Geruch war <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Lagerfeuer, welches <strong>ein</strong>sam vor<br />

sich hin loderte. Nun folgte man wieder den Hunden. Eine halbe Stunde später roch<br />

man wieder den Geruch <strong>ein</strong>es Feuers. Doch in der Ferne konnte er nun <strong>ein</strong> leises<br />

Klopfen hören.<br />

Thorsten lächelte beim holzhacken. In der letzten Woche war er zu dem Ergebnis<br />

gekommen, dass s<strong>ein</strong>e Wut ihn immer begleiten würde. Er hatte es nun geschafft, die<br />

schlechten Empfindungen zu katalysieren. Thorsten liess sich von s<strong>ein</strong>er Wut nicht<br />

mehr kontrollieren, jedoch war sie ab und zu noch immer vorhanden. Der eigentliche<br />

Grund dafür das er lächelte war aber folgender: Die Männer, von denen Jarin geredet<br />

hatte, kamen immer näher. Die Hunde die dabei waren, hatten <strong>ein</strong>en erhöhten Wert<br />

von Stress-Hormonen. Ansch<strong>ein</strong>end konnten die Tiere im Ansatz spüren, dass er<br />

etwas unnatürliches war.<br />

Puh, dieses Essen war köstlich gewesen. Jarin lehnte sich entspannt auf der weichen<br />

Couch zurück. Nach <strong>ein</strong>em Moment wollte sie ihrem Retter danken. Sie stand auf und<br />

ging zu der Tür. "Entschuldigung? Thorsten?" "Ja? Was kann ich für dich tun?" "Ich<br />

wollte mich nur noch <strong>ein</strong>mal bei dir bedanken." "Langsam kannst du damit aufhören,<br />

ich habe es gerne getan." "Ich habe in <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Dorf in der Nähe gehört, das es


im Norden seltsame Ereignisse gibt. Hast du davon irgendetwas gehört?" "N<strong>ein</strong>, aber<br />

hier gibt es viele Mythen und Legenden, die für die Ortsansässigen manchmal etwas<br />

lebendiger sind, als sie es s<strong>ein</strong> sollten." "Du hast wahrsch<strong>ein</strong>lich recht. Weisst du,<br />

ich..." "Was Miss Ilanasi? Sie wollten uns doch sicher begleiten." "Doktor Johnson!<br />

N<strong>ein</strong>! Lassen sie mich doch endlich in Ruhe, ich habe ihnen nichts getan." "Aber m<strong>ein</strong>e<br />

Liebe, sie werden mir viel Geld bringen, ich kann sie nicht <strong>ein</strong>fach in Ruhe lassen."<br />

Thorsten stellte sich zwischen die beiden:"Sie haben k<strong>ein</strong> Recht dazu! Das<br />

Menschenrecht verbietet so etwas." "Und wen haben wir hier, das er den Held spielt?"<br />

"M<strong>ein</strong> Name hat sie nicht zu interessieren. Aber ich werde nicht zulassen, dass sie die<br />

arme Frau mitnehmen." "Ich glaube, sie schätzen die Situation falsch <strong>ein</strong> m<strong>ein</strong> Herr.<br />

Wir sind <strong>ein</strong>unzwanzig Mann mit Impuls-Gewehren. Vielleicht möchten sie ja<br />

Bekanntschaft mit den Hunden machen?" Johnson sah zu <strong>ein</strong>em der Männer, an dem<br />

sich die Hunde postiert hatten. Dieser wendete sich an die Hunde:"Los Jungs. Fass!"<br />

"Thorsten, sie wollen mich! Bring dich in Sicherheit!" Die Hunde rannten auf ihn zu,<br />

dann blieben sie aprupt vor ihm stehen. Sie zogen die Schwänze <strong>ein</strong> und winselten.<br />

Als Thorsten die Hand nach ihnen ausstreckte, senkten sie winselnd ihre Köpfe. Dann<br />

streichelte er die Tiere, sie schienen sich langsam an ihn zu gewöhnen, dann leckte<br />

<strong>ein</strong>es der Tiere s<strong>ein</strong>e Hand, die anderen taten es ihm gleich. Thorsten begann zu<br />

sprechen:"Na ihr, ihr wollt mir nichts Böses. Oder? N<strong>ein</strong>, ihr seid brave Hunde, ihr<br />

braucht k<strong>ein</strong>e Angst vor mir zu haben. Geht zu m<strong>ein</strong>er Freundin dort und beschützt<br />

sie." Die Hund gingen schwanzwedelnd auf sie zu und setzten sich um sie in den<br />

Schnee. Was war da eben passiert?<br />

Thorsten hatte seit Jahrhunderten k<strong>ein</strong> Tier mehr fürchten müssen. Die Meisten hatten<br />

eher Angst vor ihm. Wenn er den Tieren dann aber zeigte, dass er es gut mit ihnen<br />

m<strong>ein</strong>te, und ihnen noch über die Naniten telepathisch mitteilte, das er <strong>ein</strong> Freund war,<br />

dann waren sie auch s<strong>ein</strong>e Freunde. Das hatte eigentlich bisher immer geklappt.<br />

Jarin sah ungläbig auf Thorsten, dann auf die Hunde, von denen <strong>ein</strong>er ihr die Hand<br />

ableckte. Die großen Tiere, zwei Dobermänner und und zwei dänische Doggen, saßen<br />

ganz ruhig und lieb um sie herum. Der Mann, der die Hunde auf Thorsten gehetzt<br />

hatte, versuchte sie zurück zu rufen, doch sie blieben bei ihr sitzen. Dann brüllte der<br />

Hunde-Trainer:"Du Schw<strong>ein</strong>! Was hast du mit m<strong>ein</strong>en Hunden gemacht??!" "Nichts. Es<br />

sind ansch<strong>ein</strong>end kluge Tiere, sie greifen k<strong>ein</strong>e netten Menschen an." "Du!!!" Ein<br />

anderer Mann, offensichtlich der Anführer der Söldner, hielt ihn zurück, als er s<strong>ein</strong>e<br />

Waffe hob. Doktor Johnson hingegen, sagte ihnen, dass er Thorsten nicht brauchen<br />

würde. Der Anführer nickte dem Besitzer der Hunde <strong>ein</strong>ladend zu. Er lud s<strong>ein</strong>e Waffe<br />

und feuerte auf Thorsten: Die Energie-Ladung raste auf s<strong>ein</strong>en Bauch zu, dort traf sie<br />

auf und warf viele kl<strong>ein</strong>e Funken zu allen Seiten, wie es üblich war. "NEIN!!! Oh Gott<br />

N<strong>ein</strong>!!!" Sie konnte nicht anders als schreien, jetzt wurde wegen ihr schon jemand<br />

umgebracht. Doch Thorsten fiel nicht um...weiter stand er aufrecht. "Thorsten?" "Alles<br />

in Ordnung." Die Söldner sahen auf ihn, als hätten sie <strong>ein</strong>en Geist gesehen.<br />

Johnson glaubte s<strong>ein</strong>en Augen nicht...der Mann...völlig unverletzt! Der Hunde-Trainer<br />

feuerte erneut, diesmal auf das B<strong>ein</strong> des Mannes. Nichts, das B<strong>ein</strong> gab nicht mal nach.<br />

Der Söldner gab noch <strong>ein</strong>en Schuss ab, dieses mal auf den Kopf des Mannes...er<br />

blinzelte nicht <strong>ein</strong>mal. Die Stimme des Söldner-Bosses war angsterfüllt:"Was zum<br />

Teufel ist das?!" Der Mann vor ihnen hatte nun <strong>ein</strong> finsteres Lächeln aufgesetzt:"Ihr<br />

habt ja k<strong>ein</strong>e Ahnung..." "FEUER!!!" Die Söldnertruppe feuerte aus allen Rohren, <strong>ein</strong><br />

grüner Nebel hüllte die Silhuette des Mannes <strong>ein</strong>.<br />

Jarin bedeckte ihre Augen, in der Erwartung, das auch <strong>ein</strong>ige Geschosse zu ihr<br />

durchdringen würden. Sie hob den Arm nach kurzer Zeit, um zu sehen, dass<br />

Geschosse, die sie eigentlich hätten treffen müssen, trafen kurz hinter Thorsten auf<br />

<strong>ein</strong>e unsichtbare Fläche, an der sie erstarben. Wer war er? Was war er? Sie trat <strong>ein</strong>en<br />

Schritt zurück. Dann hörten die Männer auf zu schiessen...Thorsten stand da, als ob<br />

nichts gewesen wäre. Dann hörte sie s<strong>ein</strong>e Stimme:"Ihr habt wirklich k<strong>ein</strong>e Ahnung."<br />

Er hob <strong>ein</strong>en Arm gen Himmel. Der Himmel verfinsterte sich, als sich Wolken bildeten,


dann riss er den Arm schnell nach unten...zwei Blitze schossen auf den Boden zu und<br />

schlugen links und rechts kurz vor ihm in den Boden <strong>ein</strong>. Den Männern war das pure<br />

Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Sie sah nur überrascht auf den Boden, während<br />

der Himmel sich schnell wieder aufklarte. Einer der Männer lief schreiend mit <strong>ein</strong>em<br />

Messer in der Hand auf Thorsten zu. Thorsten ergriff die Klinge und zerquetschte sie<br />

mit der Hand, dann holte er mit dem Arm seitlich aus und schlug ihn mit dem<br />

Unterarm bewusstlos. Sie wusste nicht warum, aber noch weitere fünfzehn Mann<br />

rannten brüllend auf Thorsten zu. Eine Sphäre schoss aus ihm, als die Männer auf ihn<br />

<strong>ein</strong>prügelten. Die Sphäre schien die Luft zusammenzupressen, denn die Luft um die<br />

Sphäre wirkte fast wie Glas. Die Söldner wurden davon gewirbelt und landeten<br />

bewusslos im Schnee. Zwei Männer, die ihn nicht angegriffen hatten, rannten so<br />

schnell sie ihre B<strong>ein</strong>e trugen in den Wald. Wieder zwei andere waren von ihren<br />

umhergewirbelten Kollegen getroffen und blieben ebenfalls bewusstlos liegen. Einzig<br />

Doktor Johnson und der Anführer der Söldner blieben stehen. Der Söldner-Boss rannte<br />

auf Thorsten zu, <strong>ein</strong>en Schlagring aufsetzend. Er schlug in Thorstens Bauch, nichts<br />

geschah. Thorsten griff nach dem Hals des Mannes und hob ihn mit <strong>ein</strong>er Hand<br />

hoch:"Ich sage es nur noch <strong>ein</strong>mal: Lasst sie in Ruhe." Der Söldner spuckte ihm ins<br />

Gesicht. Thorsten wischte sich mit dem anderem Arm den Speichel aus dem Gesicht,<br />

dann sprach er wieder:"Ohhh, das ist Schade." Er holte mit dem rechten Arm, mit<br />

dem er den Söldner hielt, aus und warf den Mann wie <strong>ein</strong>e Puppe gegen <strong>ein</strong>en Baum.<br />

Ein dumpfes Stöhnen als der Mann aufprallte und dann zu Boden fiel, dann lag auch<br />

dieser Mann regungslos am Boden. Doktor Johnson drehte sich um, um weg zu<br />

rennen. Thorsten sprang wie <strong>ein</strong>e Raubkatze drei Meter in die Höhe und vor den<br />

Mann, ging bei der Landung ganz leicht in die Hocke und richtete sich wieder auf,<br />

dann drehte er sich zu Johnson um, unter dem sich <strong>ein</strong>e gelbe Pfütze im Schnee<br />

bildete. Der Doktor richtete zitternd s<strong>ein</strong> Gewehr auf ihn und schoss. Wie zuvor waren<br />

die Energieladungen wirkungslos. Thorsten griff langsam nach dem Lauf des Gewehrs<br />

und zerquetschte diesen. Dann riss er Johnson das Gewehr aus der Hand, nahm es in<br />

beide Hände, mit der Rechtem am Lauf, mit der Linken am anderen Ende. Dann<br />

drückte er das Gewehr wie <strong>ein</strong>e Zieharmonika zusammen...das Metall kreischte.<br />

Johnsons Augen weiteten sich, er jaulte kurz auf:"Hüüiia...". Dann packte Thorsten<br />

den Doktor am Hemd vor der Brust und hob ihn hoch. Dann trug er ihn zu ihr rüber.<br />

Sie wollte sich ins Haus flüchten, dann aber konnte sie sich nicht mehr rühren, die<br />

Angst fesselte sie an die Stelle wo sie stand. Thorsten hielt den wimmernden Mann<br />

vor Jarin, dann sah er ihm eiskalt in die Augen:"Entschuldige dich bei ihr!" "Ja, ja. Nur<br />

bitte...bitte...töten sie mich nicht." Thorsten hielt den Doktor ganz nah an<br />

sie:"Entschuldigung Miss Ilanasi. Bitte entschuldigen sie vielmals. Ich werde sie nie<br />

wieder behelligen." Thorsten hielt sich den Mann wieder ganz nahe vor das Gesicht,<br />

s<strong>ein</strong> Blick verfinsterte sich, als er dem Doktor in die Augen sah:"Das will ich dir auch<br />

raten, denn ich weiss wo du wohnst, wo du bist und wo du s<strong>ein</strong> wirst werde ich auch<br />

raus kriegen. Und dann, ja dann...wirst du dir wünschen, du währest nie geboren<br />

worden." Mit <strong>ein</strong>em verachtendem Blick warf er den Mann in den Schnee. Der Doktor<br />

richtete sich auf und rannte w<strong>ein</strong>end davon. Thorstens Blick wurde wieder so<br />

freundlich, wie als sie den Mann das erste mal gesehen hatte:"Du brauchst jetzt k<strong>ein</strong>e<br />

Angst mehr zu haben, sie werden dich bestimmt nie wieder verfolgen." Sie hatte<br />

panische Angst vor ihm. Er war wie <strong>ein</strong> Monster durch die Reihen der Männer gerast<br />

und hatte sie wie Spielzeug weggeschmissen. Sie rannte zu der Tür des Hauses und<br />

schmiss den Schrank davor um, so dass Thorsten nicht hin<strong>ein</strong> kommen konnte...so<br />

hatte sie es zumindest beabsichtigt. Er trat durch die Tür und den Schrank wie <strong>ein</strong><br />

Geist. "Geh weg! Tu mir nichts!" "Aber ich will dir doch nichts tun." Sie lief rückwärts<br />

durch die Wohnung, wo sie etwas fand, warf sie es nach ihm. Die Gegenstände gingen<br />

entweder an ihm zu Bruch oder prallten ab. Langsam lief er hinter ihr her. Sie hatte<br />

panische Angst...Blitze herraufbeschwören, Wolken auf den Himmel ziehen<br />

lassen...das konnte k<strong>ein</strong> Mensch s<strong>ein</strong>. Sie lief weiter rückwärts, dann stiess sie gegen


die Wand. Sie drückte sich gegen die massive Holzwand und sank w<strong>ein</strong>end vor Angst<br />

zu Boden. Jarin schloss die Augen, in der Erwartung zu sterben. Nichts geschah,<br />

vorsichtig öffnete sie <strong>ein</strong> Auge, doch durch die Tränen konnte sie kaum etwas<br />

erkennen. Sie öffnete das andere Auge auch noch, dann konnte sie sehen: Thorsten<br />

saß ganz ruhig vor ihr im Schneidersitz und sah sie ganz ruhig an.<br />

Thorsten konnte sich nicht helfen, aber irgendetwas an dieser jungen Frau berührte<br />

ihn tief. Irgendwie, so wie sie vor ihm saß, konnte er nichts anderes tun, als sie<br />

anzusehen. "Was willst du jetzt mit mir machen?" sie sprach ihn w<strong>ein</strong>end an. "Nichts,<br />

du kannst machen was immer du willst. Ich kann dich auch nach hause bringen, in<br />

<strong>ein</strong>e andere Stadt...oder du bleibst hier." "Aber...aber...was bist du?" Eigentlich<br />

wiederstrebte alles in ihm dieser Frage und er hatte noch nie jemandem <strong>ein</strong> Bild<br />

s<strong>ein</strong>er Naniten gezeigt, aber irgendetwas an ihr brachte ihn dazu:"Ich...war...<strong>ein</strong><br />

Mensch. Jetzt, bin ich...noch etwas anderes." "Was?!" "Das..." er hob s<strong>ein</strong>e Hand, mit<br />

der Handfläche nach oben, dann erzeugte er <strong>ein</strong> Hologramm, das ihr <strong>ein</strong>en s<strong>ein</strong>er<br />

Naniten zeigte.<br />

Sie sah auf die Hand vor sich. Das Hologramm <strong>ein</strong>es komischen Objekts war darauf zu<br />

sehen: Es sah aus, wie <strong>ein</strong>e schmale Mandel. An der Linie, wo sich die beiden<br />

Mandelhälften normalerweise trafen, leuchtete der Körper blau, bis auf die Spitze. Die<br />

Farbe des Objekts war golden. "Was...was ist das?" "Nano-Maschinen...oder besser<br />

gesagt...<strong>ein</strong> Teil von mir." "Aber wie?" Er sah auf den Boden, dann hob er s<strong>ein</strong>en Kopf<br />

wieder:"Ich...ich...bin <strong>ein</strong>e Art gigantische Maschine, m<strong>ein</strong> menschlicher Körper<br />

erinnert als <strong>ein</strong>ziges noch an m<strong>ein</strong>e Herkunft. Ich bin...947 Jahre alt...als ich mit den<br />

Naniten verschmolzen bin, war der Terra-Former-Krieg." "Was?" Das klang wie <strong>ein</strong><br />

Science-Fiction-Roman. "Ich zeige dir, was ich m<strong>ein</strong>e." Er begann golden zu<br />

schimmern, Auroren aus golden-weißem Licht drangen aus s<strong>ein</strong>em Körper. Eine<br />

davon, sie kam aus s<strong>ein</strong>em Brustkorb, schlängelte sich langsam auf sie zu. Sie zuckte<br />

zuerst zurück, doch dann berührte sie die Spitze der Aurore zaghaft mit ihrer<br />

Fingerspitze: Sie war warm, wie Licht von der Sonne an <strong>ein</strong>em schönen Frühlingstag.<br />

Er lächelte. Eine Prellung, die als blauer Fleck ihren Handrücken überzog, wurde von<br />

<strong>ein</strong>er Aurore berührt, welche aus dieser Spross...der blaue Fleck verschwand. Sie sah<br />

überrascht auf ihre Hand, dann sah sie ihn an, dieses mal wieder ohne Angst. Sie<br />

hatte dieses Licht schon mal gesehen, vor ungefähr <strong>ein</strong>er Woche. "Wie groß bist du?"<br />

"Im ganzen etwas größer als unsere Sonne." "Was?" "Aber die meiste Zeit bin ich über<br />

vier Galaxien verteilt." "Vier Galaxien?! Hast du auch Kontakt zu den verlorenen<br />

Siedlern?" "Ja...mittlerweile haben sie die Erde vergessen, sie haben neu angefangen.<br />

Sie nennen sich jetzt Argonen." "Ehrlich?" "Ja. Mittlerweile haben sie vier andere<br />

Rassen getroffen, sie leben, je nach Rasse, in Frieden mit<strong>ein</strong>ander." "Vier andere<br />

Rassen?" "Oh ja...aber möchtest du nicht vom kalten Boden aufstehen? Du könntest<br />

dir <strong>ein</strong>e Erkältung holen." "Oh, ähm...ja." Sie und er richteten sich auf und setzten<br />

sich an den Tisch. Vorher liess er aber noch die Hunde hin<strong>ein</strong>, welche sich vor den<br />

warmen Kamin legten. "Möchtest du etwas über die vier anderen Rassen erfahren?"<br />

"Ja...wenn sie nicht all zu schrecklich aussehen." "Gewöhnungsbedürftig, aber nicht<br />

schrecklich. Die Boronen sind so <strong>ein</strong>e Art Tintenfische, sie verständigen sich durch<br />

Botenstoffe und Klicklaute, jedoch kann jede Spezies sich auf der Handelssprache,<br />

Japanisch, verständigen. Sie sind friedlibend und kl<strong>ein</strong>. Hier." Er erzeugte wieder <strong>ein</strong><br />

Hologramm, von <strong>ein</strong>er seltsamen Kreatur mit <strong>ein</strong>em Rüssel, vielen Tentakeln, zwei<br />

Augen auf Stielen und <strong>ein</strong>em fast kugelförmigen Körper. Sie sah Thorsten an:"Die<br />

sehen ziemlich komisch aus." "He he...ja, zuerst schon. Aber da gibt es ja auch noch<br />

die Teladi: Reptilienartige Wesen, Amphibien um genau zu s<strong>ein</strong>." Er zeigte ihr <strong>ein</strong><br />

neues Hologramm, von <strong>ein</strong>em aufrecht gehendem Reptil. Weitere Stunden vergingen,<br />

in denen er ihr so vieles erzählte, unter anderem, von s<strong>ein</strong>em eigenen Sonnensystem,<br />

welches er aus <strong>ein</strong>em Nebel gemacht hatte. Letztendlich war sie so interessiert, dass<br />

sie ihn ansprach:"Könnte ich vielleicht mit dir kommen?" "Wie? Du möchtest mit?<br />

Gerne, warum nicht." "Jetzt sofort?" "Es ist schon abend. Möchtest du nicht zuerst


schlafen?" "Ich bin schon müde, aber ich würde so gerne von hier weg, ich habe<br />

immer noch etwas Angst vor den Söldnern da draussen." "Gut...wenn das so ist, dann<br />

bringe ich dich zuerst in m<strong>ein</strong> Haus auf m<strong>ein</strong>em Planeten, dort kannst du dann ja<br />

schlafen." "Ja, bitte." "OK, auf gehts." Ein blauer Blitz hüllte sie <strong>ein</strong>, dann waren sie in<br />

<strong>ein</strong>em anderen Haus. Sie sah sich um, dann fand sie das Bett. Die Hunde hatte er<br />

ansch<strong>ein</strong>end mitgenommen, die Tiere waren kurz irritiert, dann legten sie sich um<br />

<strong>ein</strong>en Sessel. Erschöpft fiel sie in das Bett. Er hingegen setzte sich in den Sessel in<br />

dem Wohnzimmer. Sie schlief <strong>ein</strong>, das erste mal seit vier Tagen, ohne Angst.<br />

Thorsten saß in s<strong>ein</strong>em Sessel, dieses mal schlief er nicht. Er sah <strong>ein</strong>fach nur aus dem<br />

Fenster. Ein paar Insekten flogen leise durch die Nacht, das Gras wog sich in <strong>ein</strong>em<br />

lauen Wind und <strong>ein</strong> paar nachtaktive Eulen flogen über das Feld. Was war mit den<br />

Hunden? Er hatte sie bisher noch nicht auf Krankheiten untersucht. Nun, dann musste<br />

er es eben noch: Arme Tiere...zahlreiche Narben und innermuskulares Narbengewebe<br />

deuteten darauf hin, dass sie für Hundekämpfe genutzt worden waren. Die Narben<br />

waren schnell geheilt, als nächstes kam noch das kl<strong>ein</strong>e Implantat, welches sie davon<br />

abhielt, andere Wesen anzugreifen. Die Tiere konnten unbehelligt weiter schlafen, sie<br />

spürten von der gesamten Prozedur nichts. Die Hunde waren von be<strong>ein</strong>druckender<br />

Ersch<strong>ein</strong>ung, dass konnte man nicht leugnen: Die Dobermänner hatten <strong>ein</strong>en kräftigen<br />

Körperbau, braunes und ebenholzschwarzes Fell, kräftige Kiefer und klare Augen.<br />

Wenn man aber die Doggen ansah, konnte man schon fast Angst bekommen: Die<br />

Tiere waren wirklich riesig, selbst für ihre Rasse. Sie gingen ihm fast bis an den<br />

Rippenbogen. Auch sie hatten schwarzes Fell, schwarz wie die Nacht. Besonders<br />

interressant war <strong>ein</strong>e weiße Fell-Linie bei <strong>ein</strong>em der Hunde, die sich wie <strong>ein</strong>e Narbe<br />

vom Nasenrücken bis rechts am Kopf erstreckte. Die Linie erinnerte ihn an den Anblick<br />

des Sonnensystems von der Seite. Aber Moment! Hatte er auf s<strong>ein</strong>en Sensor-Daten<br />

nicht fünf Hunde am See gesehen? Doch, da war k<strong>ein</strong> Irrtum möglich. Er suchte mit<br />

den Naniten in dem Gebiet die Gegend ab. Der Doktor hatte sich am See <strong>ein</strong> Feuer<br />

gemacht, Thorsten konnte nicht anders: Er setzte die Luft so in Vibration, dass<br />

Johnson <strong>ein</strong> Wolfsgeheul hörte. Der Mann rannte wie vom wilden Affen gebissen nach<br />

Süden zu dem Dorf. So, nun aber wieder zu dem Hund. Da! Das Tier hatte sich<br />

ängstlich an das Feuer gelegt, welches Thorsten zur Ablenkung der Männer gemacht<br />

hatte. Er las die Gedanken des Tieres: Es hatte sich kurz vor der Hütte von s<strong>ein</strong>em<br />

Herren gelöst und war aus Angst in den Wald gerannt. Noch <strong>ein</strong> Dobermann. Er<br />

sprang schnell zu dem Tier. Es jaulte auf, als er in <strong>ein</strong>em blauen Blitz neben dem<br />

Lagerfeuer auftauchte. Winselnd legte sich der Hund flach auf den Boden. Thorsten<br />

begann es zu streicheln, das wimmern nahm ab. Der Hund war ziemlich hungrig,<br />

Thorsten replizierte <strong>ein</strong> Kottelet und gab es ihm. Zuerst zögerte das Tier, doch als er<br />

ihm telepathisch mitteilte, das er k<strong>ein</strong>e Angst vor ihm zu haben brauchte, nahm das<br />

Tier das Stück Fleisch. Nachdem der Hund das Fleisch gefressen hatte, begann es mit<br />

dem Schwanz zu wedeln und leckte Thorsten die Hand ab. Er streichelte den<br />

Dobermann, heilte die Verletzungen, die auch dieses Tier von den Hundekämpfen<br />

davon getragen hatte und implantierte den Computer. Dann nahm er den Hund mit<br />

auf s<strong>ein</strong>en Planeten, in s<strong>ein</strong> Haus. Das Tier legte sich zu s<strong>ein</strong>en Artgenossen. Auch die<br />

Dobermänner hatten Fellmerkmale wie die Dogge: Einer der Hunde hatte auf beiden<br />

Seiten des Mauls Ausläufer der braunen Fellbereiche, die fast wie Stoß-Zähne wirkten.<br />

Der Nächste hatte <strong>ein</strong>en senkrechten dünnen Strich weißen Fells auf der Stirn. Der<br />

Letzte hatte an den Pfoten der Vorderb<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>e höhere Braun-Zeichnung als hinten.<br />

Aber wie hiessen die Hunde? Darüber hatte er sich noch gar k<strong>ein</strong>e Gedanken gemacht.<br />

Also wieder in die Gedankenwelt der Tiere: Die Dogge mit dem weißen Fellstrich hiess<br />

Claw, s<strong>ein</strong> Artgenosse, ganz in schwarz, Cerberus. Der Dobermann mit den<br />

"Stoßzähnen" hiess Reaper, der Name des Hundes mit der Pfotenzeichnung war<br />

Hunter und der des letzten Dobermannes Rex. Passende Namen. Jetzt, da er sich wohl<br />

um die Hunde kümmern würde, wollte er sie etwas an sich anpassen. In den nächsten<br />

Monaten wollte er ihre Kraft erhöhen, langsam, damit sie nicht irgendjemanden


verletzen würden, wenn sie ihn all zu überschwänglich ansprangen um ihn zu<br />

begrüssen. Ihre Wiederstandskraft konnte er schon jetzt erhöhen. Die Tiere waren<br />

nun so robust, dass <strong>ein</strong> Komet auf sie niederfallen konnte und sie würden nichts<br />

abbekommen. Einen kl<strong>ein</strong>en Kraftfeldgenerator der sie vor Energiewaffen schützen<br />

würde, verstärkte Hornhäute an den Augen, <strong>ein</strong>e molekulare Anpassung der<br />

Gewebestruktur um sie kugelsicher und auch sonst fast unverwundbar zu machen und<br />

letztendlich noch <strong>ein</strong> Sauerstoff-Generator, der den Sauerstoffgehalt des Blutes bei<br />

<strong>ein</strong>em guten Wert halten würde. Die Hunde waren jetzt eigentlich in der Lage, dem<br />

Sperrfeuer der gesamten Flotten aller Menschen, Boronen, Teladi, Split und Paraniden<br />

stand zu halten. Es war zwar nicht so stark wie bei ihm, aber doch mehr als<br />

ausreichend. Einem der Schiffe denen er begegnet war, als er b<strong>ein</strong>ahe getötet wurde,<br />

konnten sie zwar sicherlich nicht standhalten, aber das war ja auch nicht nötig, jetzt<br />

wo sie in Frieden mit Thorsten lebten. Wenn Thorsten erst die Muskelkraft der Tiere<br />

angepasst haben würde, dann würden sie leicht in der Lage s<strong>ein</strong>, die Panzerung von<br />

Zerstörern und Trägern zu zerbeissen. Ihre Sprungkraft durfte reichen, um über <strong>ein</strong><br />

Hochhaus zu springen. Natürlich würde diese Kraft bei den Tieren jeweils<br />

unterschiedliche Ausprägungen haben: Die Doggen würden sicherlich wahre<br />

Kraftpakete werden, in der Lage, drei Korvetten all<strong>ein</strong> mit ihren Kiefern zu heben.<br />

Hingegen die Dobermänner würden sicherlich ausgezeichnete Geschwindigkeiten<br />

erreichen...zehnfache Schallgeschwindigkeit würde sicherlich hinhauen. Da fiel ihm<br />

<strong>ein</strong>, dass er den Tieren für solche Fälle noch <strong>ein</strong>en G-Kraft-Generator implantieren<br />

müsste, welcher bei ihnen, so fern sie rennen und nicht springen wollten, <strong>ein</strong>e bessere<br />

Bodenhaftung garantieren würde. Hunde waren sicherlich intelligent, aber <strong>ein</strong> paar<br />

Kommunikationsprobleme aus dem Weg zu räumen, würde sicherlich nicht schaden,<br />

also: Einen Übersetzer ins Gehirn implantieren, der den Hunden half, die<br />

verschiedenen Sprachen zu verstehen. So, fertig. Die Hunde waren nun weit stärker,<br />

als es sich irgendjemand je hätte vorstellen können. Besonders interessant waren<br />

diese Veränderungen, da man sie, wie bei ihm, nicht sehen konnte.<br />

Den Rest der Nacht verbrachte er noch <strong>ein</strong> bisschen mit Forschen, nicht zur<br />

Verbesserung, sondern um das Universum besser zu verstehen.<br />

Dann dämmerte auch schon der Morgen. Es war immer wieder erhebend, die Sonne<br />

über dem Horizont aufgehen zu sehen, selbst nach 947 Jahren und in dem Wissen,<br />

dass man selbst größer war als der Stern. In s<strong>ein</strong>em Schlafzimmer regte es sich. Jarin<br />

hatte die Tür zwar verschlossen, aber Thorsten konnte ausgezeichnet hören. Während<br />

die Nacht vergangen war, hatte er ihr Klamotten erzeugt, schliesslich sah sie etwas<br />

verloren aus in <strong>ein</strong>em Hemd, das ihr am Körper rumschlabberte, als ob sie<br />

geschrumpft wäre. Nach dem Geraschel von Klamotten und dem rausche <strong>ein</strong>er<br />

Dusche, sowie <strong>ein</strong>em nochmaligen Rascheln von Klamotten, trat sie aus der<br />

Schlafzimmertür. Sie schien guter Laune zu s<strong>ein</strong>. Die Hunde sprangen auf und tanzten<br />

schwanzwedelnd um sie herum, ansch<strong>ein</strong>end hatten sie das junge Fräul<strong>ein</strong> lieb<br />

gewonnen...Fräul<strong>ein</strong>...er hasste es, wenn sich s<strong>ein</strong>e Gedankenzüge anhörten wie die<br />

<strong>ein</strong>es Rentners. "Guten Morgen." Sie näherte sich, dann sah sie ihn fragend an:"Ich<br />

hätte etwas Hunger. Liegt etwas im Kühlschrank?" "Öhm...n<strong>ein</strong>, aber du kannst dir<br />

frisches Essen jeder Art beim Haus-Computer bestellen." "Hä?" "Sprich den Computer<br />

an, dass du gerne etwas essen möchtest, was du zu dir nehmen möchtest und wo."<br />

"Na gut, ich versuche es. Sag mal, darf ich hier im Wohnzimmer essen? Der Teppich<br />

ist so schön flauschig und ich möchte nicht über das kalte Parkett da hinten laufen."<br />

"Nur zu." Sie setzte sich auf das weiße Sofa rechts neben s<strong>ein</strong>em Sessel, dann begann<br />

sie ihre Bestellung:"Also gut...äh, Computer?" "Ja?" "Ich möchte gerne etwas Rühr-Ei<br />

mit Schinken, <strong>ein</strong>e Scheibe Toast mit Butter und Himbeer-Marmelade, <strong>ein</strong>en Kaffee,<br />

mit Milch, ohne Zucker und <strong>ein</strong>e halbe Grapefruit zum auslöffeln." "Bestätigt.<br />

Bestellung wird erzeugt." "Erzeugt?" Der helle Lichtblitz, mit dem die Materie-Erzeuger<br />

aus Energie Materie formten, hätte Jarin b<strong>ein</strong>ahe dazu gebracht, hinter die Couch zu<br />

springen. Doch als das Licht nach <strong>ein</strong>er halben Sekunde erloschen war, weiteten sich


ihre Augen überrascht über das Essen. Der Computer hatte ihr sogar <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Extra<br />

hinzu gegeben: Ein hauchdünne Scheibchen Schokolade. Der Computer hatte zwar<br />

k<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong>, aber <strong>ein</strong>e Persönlichkeit und Kreativität konnte Thorsten <strong>ein</strong>er<br />

Maschine mittlerweile leicht beibringen. Irritiert, doch hungrig, sah Jarin das Frühstück<br />

an:"Da...Danke." Die Stimme des Computers erklang:"Gern geschehen." S<strong>ein</strong> Gast<br />

verzehrte das Frühstück, zum Schluss verzehrte sie noch das kl<strong>ein</strong>e Täfelchen<br />

Schokolade, welches zart knackend zwischen ihren Zähnen brach. Thorsten musste ihr<br />

ja noch <strong>ein</strong>e Einweisung geben:"Jarin?" "Ja?" "Möchtest du länger hier bleiben? Wenn<br />

ja, solltest du noch <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Anpassung bekommen." "Was denn für <strong>ein</strong>e<br />

Anpassung?" "Nun ja, da die verschiedenen Spezies eigentlich recht gute Gerichte<br />

haben, die hier auch frei verkauft werden, solltest du die entsprechenden Naniten<br />

bekommen, die es dir erlauben, jedwege Nahrung ohne Vergiftung zu verzehren.<br />

Ausserdem bekommst du <strong>ein</strong> multifunktionelles Armband, welches dir das Leben hier<br />

ziemlich erleichtert." "Ach so...eigentlich hätte ich nichts dagegen hier zu bleiben. Auf<br />

der Erde hat mich eh nicht viel gehalten. Aber...falle ich dir hier auch nicht zur Last?"<br />

"N<strong>ein</strong>, ganz bestimmt bist du k<strong>ein</strong>e Last. Du kannst auch gerne <strong>ein</strong>e eigene Wohnung<br />

bekommen." "Wirklich?! Das wäre ja fantastisch!" "Na gut, wo möchtest du denn<br />

wohnen? In der Stadt? Auf dem Land?" "Nun ja, ich kenne hier ausser dir ja<br />

niemanden...und ich kenne ja noch nicht mal die ganzen anderen Spezies. Mir wäre es<br />

eigentlich auch sehr angenehm, wenn ich hier wohnen bleiben könnte." "In diesem<br />

Haus hier?" "Ja...wenn es dir nicht unangenehm ist?" "N<strong>ein</strong>, ganz und gar nicht...ich<br />

m<strong>ein</strong>e...wenn das für dich angenehmer ist. Ich werde <strong>ein</strong> paar Zimmer anbauen, die<br />

du dann nach d<strong>ein</strong>em Geschmack <strong>ein</strong>richten und bewohnen kannst." "Das klingt<br />

wunderbar. Ich freue mich bei dir...ich wollte sagen...hier zu wohnen." Die beiden<br />

sahen sich kurz an, ohne irgend <strong>ein</strong>en Gedanken zu haben...<strong>ein</strong>fach nur <strong>ein</strong>ander<br />

ansehen, das war alles. Dann bemerkten die Beiden, was sie gerade taten und sahen<br />

sich verlgen im Raum um. Die Hunde hatten mittlerweile ihre Köpfe auf Thorstens<br />

Knie gelegt. Er hatte sie heute noch gar nicht gefüttert, bis auf Rex, den er auf der<br />

Erde gefüttert hatte. Aber auch das musste wohl schon verdaut worden s<strong>ein</strong>. Also gut,<br />

er warf s<strong>ein</strong>e eigenen Materie-Erzeuger an und erzeugte den Hunden jeweils <strong>ein</strong>en<br />

Napf mit Fleischbrocken. Die Tiere wurden ansch<strong>ein</strong>end dazu erzogen, nur zu fressen,<br />

wenn ihr Trainer es ihnen sagte, denn sie sahen zwar auf die Näpfe, doch ab und zu<br />

sahen sie auch fragend auf ihn. "Na los, haut r<strong>ein</strong>." Die Ohren der Tiere stellten sich<br />

auf, noch nie hatten sie <strong>ein</strong>en Menschen so gut verstanden. Gierig machten sie sich<br />

über ihre Näpfe her, lesen konnten sie dank <strong>ein</strong>er implantierten Erinnerung ja nun<br />

auch. Danach kamen sie wieder zu ihm, ansch<strong>ein</strong>end wollten sie Gassi gehen. Na gut,<br />

dass war Thorsten nur genehm. "Ich gehe eben mit den Hunden. Möchtest du mit<br />

kommen?" "Ja, warum nicht." Thorsten stand auf, gefolgt von Jarin, dann gingen sie<br />

hinaus.<br />

Die Luft war warm und schmiegte sich sanft um den Körper. Die Hunde tollten<br />

mit<strong>ein</strong>ander herum, als ob sie nie <strong>ein</strong>en Hundekampf hatten bestreiten müssen. Jarin<br />

ging nahe bei ihm, sicherlich um sich nicht zu verlaufen. Die Naniten zur Verwertung<br />

jeglicher Nahrung hatte Thorsten schon in ihr erzeugt, als sie aufgrund der Verengung<br />

des Pfades näher an ihn heran kam, gab er ihr auch das Armband. Thorsten erzeugte<br />

noch fünf kl<strong>ein</strong>e fliegende Scheiben, die die Hunde wie Frisbees jagen konnten. Die<br />

Tiere hatten <strong>ein</strong>en Heidenspass. Die sieben kamen an den Bach, an dem Thorsten sich<br />

schon so oft ausgeruht hatte. Jarin war überwältigt von dem herrlichen Anblick, sie<br />

zog ihre Schuhe aus und setzte sich an das Ufer, Thorsten tat es ihr gleich. Langsam<br />

aber sicher schien sie näher an ihn heranzurutschen, bis sie nur noch fünf Zentimeter<br />

neben ihm saß, das meldete zumindest Thorstens Sonar. Er wäre leicht errötet, aber<br />

dank s<strong>ein</strong>er Naniten konnte er das weitgehend verhindern. Ihre Hand tastete sich<br />

langsam an s<strong>ein</strong>e heran, dann griffen die beiden Hände in<strong>ein</strong>ander. Sie lehnte sich an<br />

ihn. Irgendwie war es komisch für ihn, seit gut 920 Jahren war ihm niemand mehr so<br />

nahe gewesen, doch andererseits war es <strong>ein</strong> schönes Gefühl, sich nach so langer Zeit


nicht mehr all<strong>ein</strong>e zu fühlen. Er legte s<strong>ein</strong>en Kopf an den ihren. Verliebt paddelten sie<br />

mit ihren Füssen im Wasser. Die Stunden schienen sch<strong>ein</strong>bar wie im Flug zu vergehen,<br />

bis die Sonne sich schon wieder rot färbte. Die beiden sahen <strong>ein</strong>ander an, lächelten<br />

verlegen und standen auf, um sich zurück zum Haus zu begeben.<br />

Irgendwie hatte Thorsten <strong>ein</strong>e Ausstrahlung, die sie nicht beschreiben konnte. Etwas<br />

mysthisches, aber dann auch wieder etwas vertrautes. Sie ging langsam neben ihm<br />

her, es begann zu regnen. Ein Schauer mit Tropfen, die fast so groß waren, dass sie<br />

<strong>ein</strong>en Fingerhut hätten füllen können. Sie versuchte verzweifelt, sich vor dem Regen<br />

zu schützen. Thorsten lächelte, ohne sie anzusehen. Auf <strong>ein</strong>mal spürte sie k<strong>ein</strong>e<br />

Tropfen mehr, sie sah nach oben: Über ihr konnte sie sehen, wie die Tropfen <strong>ein</strong>fach<br />

zu den Seiten auswichen, als ob <strong>ein</strong>e unsichtbare Kuppel über den beiden gespannt<br />

wäre. Sie hob ihre Hand nach oben, die Tropfen liefen nun um ihre Hand herum. Es<br />

war phantastisch, wie <strong>ein</strong>e Haluzination, aber real. Sie sah ihn an, er lächelte. Sie<br />

wusste, dass er das verursachte und lehnte sich an s<strong>ein</strong>e Schulter. Sie erreichten das<br />

Haus, wo sie sich auf das Sofa niederliessen. Irgendwann schlief sie <strong>ein</strong>.<br />

Thorsten fühlte sich wunderbar, seit Jahrhunderten nicht mehr all<strong>ein</strong>. Als sie spazieren<br />

gegangen waren, hatte er Körbe für die Hunde in s<strong>ein</strong>em Haus erzeugt, in welchem<br />

die Hunde nach <strong>ein</strong>er weiteren Fütterung schliefen. Jarin lehnte an s<strong>ein</strong>er Schulter,<br />

sanft schlafend. Ihre Wärme war beruhigend. Er lehnte sich zurück, schlafen konnte er<br />

nicht, zumindest nicht komplett. Er gönnte s<strong>ein</strong>em biologischen Körper jedoch den<br />

gewohnten Schlaf. Jetzt wachte nur noch das Bewussts<strong>ein</strong> in den Nano-Bots über<br />

alles. Seit er sich so enorm verbessert hatte, hatte er <strong>ein</strong>e fünfte Galaxie erreicht. Die<br />

Forschungen darin konnten ihn die ganze Nacht beschäftigen. Wieder graute der<br />

Morgen.<br />

Die Lichtstrahlen glitten über s<strong>ein</strong>en Körper, also aufwachen. Wieder sah er die Welt<br />

auch mit den Augen <strong>ein</strong>es Menschen. Eine viertelstunde begannen auch Jarins<br />

Augenlieder zu zucken, um sich dann zaghaft zu öffnen:"Hhhhhhhhhhhaa...Guten<br />

Morgen. Gut geschlafen?" Er hatte k<strong>ein</strong>en richtigen Schlaf mehr gehabt, seit er mit<br />

s<strong>ein</strong>en Naniten verschmolzen war:"Ja, sehr gut. Und du?" "Wie auf Wolken." Sie<br />

lehnte sich wieder gegen ihn. Er legte s<strong>ein</strong>en Kopf wieder auf den ihren. Doch etwas<br />

im Funkverkehr in den Sektoren der Argonen erforderte s<strong>ein</strong>e Aufmerksamkeit, auch<br />

wenn er dann meistens weg hörte, wenn etwas geschah. Er konnte ja schliesslich<br />

nicht alle Unglücke verhindern, immerhin würde das etwas zu viel des Guten s<strong>ein</strong>.<br />

Aber das: Ein Express voller Kinder, <strong>ein</strong> Schul-Ausflug, war bei <strong>ein</strong>em Fehlsprung<br />

verschwunden. Thorsten konnte ihn im Sektor Moo-Kyes Rache orten. Sechs Orinokos,<br />

allesamt Paraniden, nahmen Kurs auf das Schiff. "Jarin, ich muss kurz weg. Da<br />

passiert etwas, was m<strong>ein</strong> Eingreifen erfordert." "Äh, Gut. Was ist es denn?" "Das<br />

erzähle ich dir, wenn ich wieder komme, es eilt." "Na gut." Sie richtete sich auf und er<br />

verschwand in <strong>ein</strong>em blauen Blitz. Dann erschien er phasenverschoben im<br />

entsprechenden Sektor, zuerst widmete er sich dem Schiff, welches am nächsten an<br />

dem Express dran war. Ein Kurz-Sprung und er erschien in dem Schiff, dann hob er die<br />

Phasenverschiebung auf. "Was du machst ist falsch."<br />

Relmokslat hörte <strong>ein</strong>e Stimme hinter sich, er drehte sich um: Ein Argone. Wie war der<br />

Unheilige hier her<strong>ein</strong> gekommen? "Was machst du hier?! Raus mit dir du unheilige<br />

Kreatur!!!" Er schnappte sich s<strong>ein</strong>en Dreier-Laser und richtete ihn auf die wertlose<br />

Kreatur, dann feuerte er drei mal, dann drehte er sich um, um sich wieder den<br />

Kontrollen s<strong>ein</strong>es Orinoko zu widmen. "Was du machst ist falsch!" "Was zur<br />

Blindheit?!" Wieder drehte er sich um, der Argone stand immer noch da, unversehrt.<br />

Der Blick der Kreatur verfinsterte sich:"Ich würde dir raten, d<strong>ein</strong>en Raumanzug an zu<br />

ziehen." "Was sagst du, unbedeutende Kreatur?!" Ohne jegliche Mühe streckte der<br />

Argone den rechten Arm aus und rammte ihn dabei sch<strong>ein</strong>bar ohne Anstrengung in die<br />

Wand. Blitze schossen aus den kaputten Komponenten, dann zog der Mann s<strong>ein</strong>en<br />

Arm wieder aus dem Funken sprühenden Loch. Ein kl<strong>ein</strong>es Objekt in s<strong>ein</strong>er Hand<br />

entlud noch kurze Zeit <strong>ein</strong> paar Blitze, dann blieb das kl<strong>ein</strong>e schwarze Gerät stumm in


s<strong>ein</strong>er Hand. Die Kreatur sah amüsiert auf das Gerät:"Weisst du was das ist?<br />

Dreiauge?" schockiert von dem Anblick, wie <strong>ein</strong> organisches Wesen s<strong>ein</strong>e Faust durch<br />

<strong>ein</strong>e Raumschiffpanzerung getrieben hatte, stotterte er kurz:"Nei...Ne...N<strong>ein</strong>, wozu<br />

sollten wir das auch?" der Argone setzte <strong>ein</strong>en noch finstereren Blick auf:"Das ist die<br />

Haupt-Reaktorsteuerung, welche den Generator d<strong>ein</strong>es Schiffes davon abhält, instabil<br />

zu werden und zu explodieren. Ach ja...das Verbindungskabel der Not-Regulierung,<br />

die, falls dieses kl<strong>ein</strong>e Ding hier ausfällt, den Reaktor überwacht, ist auch dabei. Also:<br />

Du hast <strong>ein</strong>e Mizura, bevor die Abschirmung des Reaktors ausfällt und d<strong>ein</strong> Schiff<br />

explodiert." "Das ist doch purer Unsi..." der Computer begann zu schreien:"ALARM!!!<br />

Reaktor-Regulierung ausgefallen! Verlassen sie umgehend das Schiff! ALARM!!!"<br />

"Blindheit!!!". So schnell er konnte, rannte er zu den Raumanzügen und zog <strong>ein</strong>en an.<br />

Er verliess das Schiff und war gerade 20 Meter entfernt, als das Schiff explodierte. Die<br />

Druckwelle schleuderte ihn in Richtung <strong>ein</strong>es Sonnenkraftwerks.<br />

Die anderen Orinokos waren von der Druckwelle der Explosion vom Kurs abgewichen.<br />

Hier würde er etwas kürzere Eingriffe vornehmen. Thorsten erfasste die<br />

Schiffscomputer und teleportierte sie ins All. Die Orinokos waren nun kaum mehr als<br />

Treibgut: Waffenkontrolle, Triebwerkssteuerung und Schild-Regulierung wurden<br />

allesamt vom Computer gesteuert. Daher galt: K<strong>ein</strong> Computer, k<strong>ein</strong> Flug. Ein paar<br />

gezielte Quanten-Beschleuniger-Schüsse auf die Triebwerke, Waffen und Steuerdüsen,<br />

und es lohnte sich auch nicht mehr, die Schiffe zu bergen und zu reparieren. Nun nur<br />

noch dem Express helfen: Er erzeugte <strong>ein</strong> paar Energiezellen im Laderaum des<br />

Schiffes, hackte sich in dessen Computer und löste <strong>ein</strong>en Sprung nach Drei Welten<br />

aus, wo das eigentliche Ziel des Schiffes lag. Nun nur noch den Piraten etwas<br />

Schaden. Er hätte den Piratenhafen auch gerne zerstört und die Leute den Behörden<br />

übergeben, aber es waren auch zahlreiche Kinder an Bord der Station, welche dann in<br />

<strong>ein</strong> Heim kamen. Und wer adoptierte schon <strong>ein</strong> Piraten-Kind? In die Gem<strong>ein</strong>schaft<br />

hätte er sie auch nicht mitnehmen können, jemanden, der ihnen zuerst die Eltern<br />

nahm, hätten sie wohl k<strong>ein</strong> Vertrauen schenken können. Und man konnte zwar vieles<br />

über Piraten sagen, aber <strong>ein</strong>en Familien-Sinn hatten sie. Also, wie konnte er ihnen<br />

Schaden zufügen, so dass sie niemanden mehr angreifen konnten, ohne sie zu<br />

verletzen? Ganz <strong>ein</strong>fach: Eine kl<strong>ein</strong>e Kurzschluss-Reaktion in der Sender-Phalanx und<br />

sie konnten k<strong>ein</strong>e Stationen mehr hacken, um sich illegal Credits zu beschaffen. Ein<br />

paar winzige Schockwellen in der Hydraulik der Lande-Schleusen, und sie konnten<br />

auch k<strong>ein</strong>e Schiffe mehr starten. Jetzt waren sie gut zwei Monate unschädlich, ohne<br />

irgendwie zu Schaden zu kommen. Jede Piraten-Basis hatte mindestens Vorräte für<br />

<strong>ein</strong> Jahr.<br />

Dann konnte er ja jetzt zurück zu Jarin...ähm...zu s<strong>ein</strong>em Haus.<br />

Jarin hatte gefrühstückt, dann hatte sie die Hunde gefüttert, welche nun ihre Köpfe<br />

auf ihre Kniee legten, um von ihr gestreichelt zu werden. Die Köpfe der Doggen waren<br />

mindestens so groß wie ihrer, und sie reichten fast an ihr Gesicht wenn sie saß. Aber<br />

seit ihrer Begegnung mit Thorsten waren die Tiere in k<strong>ein</strong>ster Weise mehr aggressiv<br />

gegen sie. Die Namen der Hunde kannte sie mittlerweile von den Fressnäpfen, welche<br />

die Hunde wiedererkannten, als ob sie lesen konnten...was doch ziemlich unmöglich<br />

war. Eine der Doggen kletterte auf ihren Schoss. Was war dieses Vieh schwer! "N<strong>ein</strong>,<br />

runter, du brichst mir ja die B<strong>ein</strong>e." Das Tier sah sie an und ging von ihren B<strong>ein</strong>en.<br />

Gut hören konnten die Fünf ja. Es blitzte blau hinter ihr, zwar war es noch ungewohnt,<br />

aber mittlerweile konnte sie es <strong>ein</strong>ordnen:"Hallo Thorsten. Was war denn nun?" "Ein<br />

Schul-Shuttle hatte <strong>ein</strong>en Fehlsprung und wurde von Piraten angegriffen. Ich habe die<br />

Piraten flugunfähig gemacht." Was? Schiffe auch? Nicht nur, dass er bewaffnete<br />

Männer wie Puppen hinwegfegen konnte, er konnte auch Raumschiffe zerstören?<br />

Jarin sah ihn an wie <strong>ein</strong> Auto: Augen groß wie Sch<strong>ein</strong>werfer und den Mund fragend<br />

geöffnet. "Ist was Jarin?" "Äh...n<strong>ein</strong>, ich war nur kurz verwundert." Die Hunde<br />

stromerten um s<strong>ein</strong>e B<strong>ein</strong>e, froh darüber, ihn zu sehen. Ihre Kraft hatte sich in den<br />

vergangenen zwei Tagen schon verdoppelt. Heute war Mittwoch, also <strong>ein</strong> Markttag.


Vielleicht wäre das die beste Gelegenheit, Jarin die anderen Spezies zu zeigen. "Jarin,<br />

hast du Lust auf <strong>ein</strong>en Markttag?" "Hier gibt es <strong>ein</strong>en Markt?" "Ja, dort wird mit<br />

Credits gehandelt, ich habe dir ja schon erklärt was das ist. Dort werden<br />

handgemachte Kunst aller Art, Speisen, Pflanzen und kl<strong>ein</strong>e Basteleien verkauft.<br />

Ausserdem könntest du die Spezies mal in Natura erleben." "Oh ja, das wäre toll." sie<br />

freute sich wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Kind, doch dann fuhr sie fort:"Aber...ich habe ja gar k<strong>ein</strong>e<br />

Credits." "Du hast gesehen, dass ich mir <strong>ein</strong> ganzes Sonnensystem gemacht habe,<br />

glaubst du, da hapert es an Geld?" Sie lächelte verlegen:"N<strong>ein</strong>, wohl eher nicht." Er<br />

gab ihr <strong>ein</strong> paar der bunten Credit-Karten, wieder freute sie sich. Als nächstes<br />

teleportierte er sich und sie auf den Marktplatz. Sie sah sich erstaunt um, er hatte ihr<br />

zwar von den Hochhäusern hier erzählt, aber sie schienen ihre Vorstellungen noch zu<br />

übertreffen. Er ging weiter, sie folgte ihm auf Schritt und Tritt.<br />

Am wenigsten Probleme schien Jarin noch mit den Xenon zu haben, immerhin hatten<br />

diese dank Thorstens Hardware wenigstens menschliche Gesichter und <strong>ein</strong>e doch<br />

ziemlich menschliche Form. Die Boronen schien sie gleich zu mögen, die quirligen<br />

Wesen waren ja auch fast wie die Figuren aus Kinderserien: <strong>Fast</strong> immer fröhlich, fast<br />

immer nett und doch irgendwie total von der Rolle. Dann konnte sie auch noch sehr<br />

gut mit den Teladi, nur das Zischeln der Echsen machte ihr noch Probleme, obwohl sie<br />

sagte, dass sie mal <strong>ein</strong>e Groß-Tante gehabt hätte, welche ähnliche<br />

Sprachschwierigkeiten gehabt hatte. Die Paraniden machten ihr zwar weniger<br />

Probleme als die Split, aber <strong>ein</strong>es schien ihr nicht so recht mit den Drei-Augen zu<br />

gelingen: Augenkontakt. Es konnte wirklich Anfangs etwas schwierig s<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong>em<br />

Paraniden in die Augen zu sehen: Während man selbst mit s<strong>ein</strong>en beiden Augen in das<br />

Linke und Rechte <strong>ein</strong>es Paraniden sah, musterte <strong>ein</strong>en dessen Mittleres. Dann<br />

versuchte der menschliche Blick, dem mittleren Auge zu folgen, woraufhin der<br />

Paranide <strong>ein</strong> anderes Auge nutzte um <strong>ein</strong>en zu Mustern...so etwas konnte sich gut<br />

<strong>ein</strong>e halbe Stunde hinziehen, wenn die Irritation stark genug war. Thorsten hatte<br />

damit k<strong>ein</strong>e Probleme, die Naniten rund um s<strong>ein</strong>en Körper hatten alle Kameras,<br />

wodurch er mehrere milliarden Augen hatte. Kameras war vielleicht auch falsch<br />

ausgedrückt: Sie hatten Sensoren, die den Fluss des Lichtes um Thorsten herum<br />

erfassen und somit in <strong>ein</strong> Bild umwandeln konnten.<br />

Er und Jarin gingen an den Ständen vorbei, die bunten Buden konnten wirklich mit<br />

jedem Jahrmarkt mithalten, besonders die der Teladi von Ianamus Zura, deren Stände<br />

wie <strong>ein</strong> eigenständiges Kunstwerk wirkten. Jarin stand bei den Stoffen, welche von<br />

Jenna/9-43 hergestellt wurden. Als sie noch als Computer-Tower auf <strong>ein</strong>em Xenon-<br />

Schiff stationiert war, stellte sie spezielle Sonnen-Segel und Solar-Kollektoren her, was<br />

sie nun in diesen Kunstzweig investierte. Mit Ergebnissen, welche selbst <strong>ein</strong>e<br />

Seidenraupe in den Schatten stellten. So <strong>ein</strong>e Farbenpracht und so <strong>ein</strong> Spektakel an<br />

schimmernden Stoffbahnen konnte mit fast jedem Edelst<strong>ein</strong> mithalten. Irgendwie kam<br />

daran k<strong>ein</strong> weibliches Wesen vorbei, so auch Jarin: Sie sah zwischen den Stoffbahnen<br />

hin und her, unschlüssig, welchem b<strong>ein</strong>ahe hypnotischem Farbenspiel sie sich zuerst<br />

hingeben sollte. Wäre Jenna irgendwo anders gewesen als hier, sie hätte den<br />

Kunstmarkt revulotionieren können, wäre sie k<strong>ein</strong> Xenon gewesen. Hier jedoch konnte<br />

sie sich auf dem Markt alles leisten, dank ihrer enormen Gewinne. Wie es schien,<br />

sollte Jenna auch jetzt wieder Profit erwirtschaften. Wo es Profit gab, waren natürlich<br />

auch Teladi aus der Profitgem<strong>ein</strong>schaft nicht fern: Drei Schneider hatten sich in<br />

strategisch günstiger Position um ihren Stand verteilt. Dank <strong>ein</strong>es Scanners konnten<br />

sie die Maße <strong>ein</strong>es Lebewesens innerhalb <strong>ein</strong>er Sekunde erfassen und hatten dann die<br />

Sillhuette um ihre Aufträge zuhause zu erledigen. Aber erst <strong>ein</strong>mal musste Jarin sich<br />

für <strong>ein</strong>en Stoff entscheiden, nur ihre Augen schimmerten noch mehr als der Stoff.<br />

Diese grünen funkelnden Sterne der Schönheit...Thorsten ertappte sich dabei, wie er,<br />

<strong>ein</strong> fast <strong>ein</strong>tausend Jahre alter biomechanischer Organismus der Größe <strong>ein</strong>er Sonne,<br />

mit schräg angelegtem Kopf wie <strong>ein</strong> Idiot in die Augen der jungen Frau von der Erde<br />

sah. Er schüttelte den Kopf um s<strong>ein</strong>e Gedanken zu ordnen, wieder konnte er sich


kaum im Zaum halten, sie nicht wie <strong>ein</strong> sabbernder Schwachkopf anzusehen. Die<br />

weichen Gesichtzüge, die zarte schimmernde Haut...normalerweise achtete er<br />

garnicht auf solche Details. Ihr Herzschlag klang in s<strong>ein</strong>en Sensoren wie <strong>ein</strong>e<br />

wundervolle Symphonie. Wann hatte er sich zuletzt so gedankenverloren erlebt?!<br />

Langsam dämmerte es ihm: Damals, kurz vor s<strong>ein</strong>em Abitur. Eine Schülerin, welche<br />

auf der Durchreise ihres Vaters, <strong>ein</strong> Diplomat aus der Schweiz, nach Island, für <strong>ein</strong>e<br />

Woche in s<strong>ein</strong>er Stufe war. Er nahm es nicht mehr war, wenn die Lehrer ihn aufriefen,<br />

oder wenn die Pausenglocke klingelte, er konnte nur sie wahr nehmen. Damals war er<br />

noch schüchtern, wie man es nicht für möglich hielt, doch mitlerweile war er sehr<br />

extrovertiert, zumindest im Vergleich zu damals. Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von<br />

den Augen: Er war verknallt! Über beide Ohren. In all den Jahrhunderten hatte er<br />

k<strong>ein</strong>e Frau getroffen, welche ihn so faszinierte, wann immer er sich zu <strong>ein</strong>sam fühlte,<br />

schmiss er sich in s<strong>ein</strong>e Forschungen. Aber jetzt...in jeder Schaltung s<strong>ein</strong>er Naniten, in<br />

jeder s<strong>ein</strong>er Synapsen, spürte er dieses Bedürfnis nach Jarins Nähe. Er konnte sich<br />

selbst überwachen: Jedes mal wenn er sie wahr nahm, begannen die Drüsen in<br />

s<strong>ein</strong>em Körper Endorphine auszuschütten. Eindeutig: Er war verliebt. So <strong>ein</strong>e Chance<br />

durfte er sich nicht entgehen lassen, vielleicht würde es noch <strong>ein</strong>mal 900 Jahre<br />

dauern, bis Thorsten wieder so <strong>ein</strong>e Frau finden würde. Jarin hatte sich für <strong>ein</strong>en<br />

goldenen und <strong>ein</strong>en blauen Stoff entschieden, welche sie bei Jenna bezahlte. Jarin<br />

ging zu <strong>ein</strong>em der Schneider und wollte sich <strong>ein</strong> blaues T-Shirt mit goldenen<br />

Verzierungen bestellen. Eine Terranerin, welche das erste mal auf die Feilsch-Künste<br />

<strong>ein</strong>es Teladi traf: Das konnte Jarin sehr schnell zu viele Credits kosten. Auch wenn die<br />

Teladi hier sich ihre Profitsucht weitgehend abgewöhnt hatten, so konnten sie es doch<br />

nicht ganz los werden. Thorsten entschloss sich, Jarin etwas unter die Arme zu<br />

greifen.<br />

Dieser Stoff! Wie <strong>ein</strong> Seidentuch aus tausend und <strong>ein</strong>er Nacht! Ein T-Shirt daraus<br />

müsste der absulute Traum s<strong>ein</strong>. Dieser Teladi, wie Thorsten diese Wesen genannt<br />

hatte, nuschelte doch stärker als ihre Tante. Sie konnte sich nicht helfen, aber<br />

irgendwie hörten sich die Argumente der Echse etwas lasch an, fast so, als wollte sie<br />

sie übers Ohr hauen. Auf <strong>ein</strong>mal trat Thorsten hinter sie und richtete sich an den<br />

Teladi:"Hallo Jasmonus. Du willst doch wohl nicht schon wieder die Preise hoch<br />

treiben, oder?" "Oh, hallo Thorschten...natürlichhh nichhht, ichhh dachhhhte<br />

nur...achhhhh,..." er kratzte sich schuldbewusst mit <strong>ein</strong>er Kralle am Hinterkopf "...tut<br />

mir leid, essss kommt nichhhht wieder vor." Das kl<strong>ein</strong>e Reptil sah nun sie an:"Esss tut<br />

mir leid Fräul<strong>ein</strong>. Ichhhh kann manchhhmal nichhhht anders, ichhh bin halt wasss<br />

ichhhh bin. Wisssssen sssie wasss, ichhhh machhhe ihnen <strong>ein</strong>en Ssssonderpreisss. 25<br />

Creditsss." Das letzte Wort sprach die Echse fast extasisch aus. Aber dieser Preis<br />

schien ihr weit angemessener als 75 Credits:"Ist schon okay. Abgemacht." "Gut, freut<br />

michhhh, mit ihnen Gessschhhäfte zu machhhhen. Alsss weitere Entschhuldigung<br />

zssiehe ichhh ihren Auftrag vor und werde mir besssondere Mühe geben." "Wunderbar.<br />

Wann kann ich es denn abholen?" "Ichhh ssschhhicke es ihnen übermorgen über den<br />

Teleporter." "Gut, ich freue mich schon." Sie fühlte sich wunderbar, endlich musste sie<br />

nicht mehr um ihr Leben bangen. An diesem Ort fühlte sie sich so sicher wie damals in<br />

ihrem Elternhaus, bis sie ihre Eltern verlassen hatte um auf eigenen B<strong>ein</strong>en zu stehen.<br />

Und Thorsten...er hatte so <strong>ein</strong>e Ausstrahlung, etwas Besonderes. Etwas altes,<br />

mystisches. Und doch glaubte sie, ihn auf irgend<strong>ein</strong>e Art zu kennen. Sie wusste nicht,<br />

was von ihm menschlich war, aber er schien ihr doch viel humaner, als viele Menschen<br />

denen sie schon begegnet war. Dieses gütige Lächeln, welche Weisheit darin zum<br />

Ausdruck kam. Solche Gefühle hatte sie bisher noch nie für <strong>ein</strong>en Mann gehabt.<br />

Immer wenn er nahe an sie heran trat, fühlte sie das Blut in ihre Wangen steigen. Die<br />

Zärtlichkeiten in der Nähe s<strong>ein</strong>es Hauses waren wunderbar gewesen, aber erst jetzt<br />

wurde sie sich dessen so richtig bewusst. Nun wo sie darüber<br />

nachdachte...Ansch<strong>ein</strong>end hatte sie sich wirklich verliebt. Als sie sich von dem Stand<br />

abwandte, hakte sie sich bei Thorsten <strong>ein</strong>.


Jarin hatte sich bei ihm <strong>ein</strong>gehakt. Thorsten fühlte sich geborgen und doch irgendwie<br />

seltsam. Vielleicht genoß er dieses Gefühl um so mehr, da es ihm vor Augen führte,<br />

das er doch noch zum Teil Mensch war. Er hatte das Bedürfnis, sie ganz fest an sich zu<br />

drücken, doch dann hätte er sie wohl zu Muß zerquetscht, also drückte er ihren Arm<br />

nur ganz sanft. Er konnte erkennen, wie ihre Herzfrequenz stieg und ihre Wangen <strong>ein</strong><br />

paar nuancen roter wurden. Ansch<strong>ein</strong>end hatte Jarin ähnliche Gefühle für ihn. Ein<br />

Lächeln huschte über s<strong>ein</strong>e Lippen und auch ihm stieg die Röte ins Gesicht. Er hätte<br />

die Röte auch wieder abklingen lassen können, doch er genoss diesen Aspekt der<br />

Menschlichkeit. Sie lehnte nun auch ihren Kopf an s<strong>ein</strong>e Schulter. Nie hatte er so <strong>ein</strong><br />

Glück erlebt, wie als er mit ihr zusammen war.<br />

Sie kamen an den Schmuckstand, welchen Thorsten schon oft hier gesehen hatte.<br />

Jalassas, <strong>ein</strong>e Teladi aus der Profit-Gem<strong>ein</strong>schaft, ihr Mann Losupilos von Ianamus<br />

Zura, die weibliche Xenon Sana-5 und ihr Gefährte Kubic/9-45. Die Vier konnten aus<br />

jedem Metall und Edelst<strong>ein</strong> <strong>ein</strong> Schmuckstück unvergleichlicher Pracht herstellen. Jarin<br />

fühlte sich auch hier gleich willkommen. Seufzend stand sie vor den Diamanten-<br />

Colliers und den Ringen. "Jarin, hier wird nach Arbeit und nicht nach Material<br />

gerechnet. Die großen Colliers kosten 20 Credits und die Kl<strong>ein</strong>en 15. Die Ringe kosten<br />

jeder 12 Credits." Sie sah ihn ungläubig an, er nickte ihr zu. Sie zuckte die Schultern<br />

und fragte Losupilos. Er nickte und sie machte gleich <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Groß-Einkauf. Drei<br />

Ringe, in Gold und Platin, zwei große Colliers in Gold und zwei Kl<strong>ein</strong>e in Platin. Sie<br />

hängte sich <strong>ein</strong>es der kl<strong>ein</strong>en Colliers um und steckte sich <strong>ein</strong>en der Gold-Ringe mit<br />

Platin-Verzierungen an den linken Ringfinger. Überglücklich gab sie ihm <strong>ein</strong>en Kuss auf<br />

die Wange und legte ihre Arme um s<strong>ein</strong>en Hals. Sie sahen sich in die Augen, Thorsten<br />

total verdutzt über die stürmische Attacke und Jarin stieg wieder die leichte Röte in<br />

die Wangen. Verlegen über ihren stürmischen doch ehrlichen Ausbruch sah sie zur<br />

Seite, ohne sich von ihm zu lösen, dann sahen sie sich beide in die Augen, wohl<br />

wissend was der Andere für sie empfand. Hinter Jarin und ihrem wundervollen<br />

Gesicht, konnte Thorsten die Markt-Verkäufer tuscheln hören. Er verstand jedes Wort:<br />

Sie freuten sich für ihn und waren mehr als amüsiert.<br />

Thorsten war überglücklich, endlich hatte er <strong>ein</strong>e Frau gefunden, mit der er die<br />

Ewigkeit verbringen wollte. Hier war es ihm nicht privat genug. Er sah Jarin in die<br />

Augen:"Wollen wir zurück nach hause? Hier werden wir wohl k<strong>ein</strong>e ruhige Minute<br />

haben." "Ich komme überall mit hin, wo du hin gehst." Er lächelte, dann weitete er <strong>ein</strong><br />

Sprungfeld um sie und sich aus, wodurch die beiden zu s<strong>ein</strong>em Haus sprangen.<br />

Sie standen etwa fünfzig Meter von der Tür entfernt auf der duftenden Wiese. Jarin<br />

lächelte verspielt, dann lehnte sie sich vor, in dem Versuch ihn umzuwerfen. Ein<br />

normaler Mann wäre sicherlich auch umgefallen, also spielte er mit: Langsam<br />

schwebte er in die Waagerechte, sie dabei ständig im Arm. Dann senkte er sich in das<br />

warme Gras. Jarin lachte wie <strong>ein</strong> Kind in <strong>ein</strong>er Achterbahn. Als sie lagen, lächelte Jarin<br />

wieder mit ihrem verspielten Lächeln, Thorsten strich ihr <strong>ein</strong>e Strähne ihres goldenen<br />

Haares aus dem Gesicht. Das Collier lag zwischen ihnen. Er spürte ihre Wärme und sie<br />

schmiegte sich an ihn. Die folgenden Stunden verbrachten sie mit Zärtlichkeiten aller<br />

Art, <strong>ein</strong>fach in der Wiese liegen und die Wärme des Anderen spüren. Weiter geschah<br />

nichts, nicht das Thorsten es unbedingt gewollt hätte, das sie sich auf sexueller Ebene<br />

liebten. Er war hunderte von Jahren all<strong>ein</strong> gewesen, all<strong>ein</strong> schon ihre bloße<br />

Anwesenheit heilte tiefe Wunden, die der Tod so vieler Freunde und die Bilder all der<br />

Kriege gerissen hatten. Unschuldiges Glück. Er wusste, dass es nicht s<strong>ein</strong> Körper und<br />

die Begierde auf Fortpflanzung war, die so viele unglückliche Beziehungen<br />

erzeugte...sogar die Naniten aus Sub-Raum-Materie waren von dieser ehrlichen Liebe<br />

durchdrungen. Diese Liebe kam tief aus s<strong>ein</strong>er Seele, die schönste und r<strong>ein</strong>ste Liebe<br />

die es gab. Er wusste nicht genau, ob Jarin genau so empfand, doch tief in sich konnte<br />

er spüren, dass auch sie ihn ehrlich liebte. Sie lag halb auf ihm, ihren Kopf auf s<strong>ein</strong>er<br />

Brust, während ihr Körper geschmeidig wie der <strong>ein</strong>er links von ihm auf die Wiese<br />

ragte. Sie hielten sich <strong>ein</strong>fach nur im Arm und genossen jeden Moment.


Sie spürte Thorstens Wärme, wie sich s<strong>ein</strong>e Brust mit jedem Atemzug hob und senkte.<br />

Jarin fühlte sich geborgen. Ihre Liebe durchdrang wie <strong>ein</strong>e unbändige Kraft jede Faser<br />

ihres Körper. Glücklich schlief sie <strong>ein</strong>.<br />

Jarin war <strong>ein</strong>geschlafen. Ein Lächeln spielte über ihre sanfte Miene, während sie ihre<br />

Wange an s<strong>ein</strong>e Brust drückte. Thorsten spürte ihren sanften Atem. Mit hilfe s<strong>ein</strong>er<br />

Naniten teilte er jeglichem Tier in der Umgebung mit, Jarin nicht zu stechen oder zu<br />

beissen, die Tiere taten wie ihnen geheissen. Nichts sollte den Schlaf s<strong>ein</strong>er Liebsten<br />

stören oder ihr <strong>ein</strong> böses Erwachen bescheren. Er sah zum Sternenhimmel: Thorsten<br />

war bei den meisten der Sterne selber durch s<strong>ein</strong>e Naniten präsent, doch <strong>ein</strong>ige der<br />

Lichtpunkte waren auch ferne Galaxien, welche noch nicht in s<strong>ein</strong>em Wirkungskreis<br />

lagen. Doch in diesem Moment war ihm das egal: Alles worum sich s<strong>ein</strong>e Gedanken<br />

drehten war die Frau auf s<strong>ein</strong>er Brust. Jarin: Tausende von Naniten hatte er in ihren<br />

Atomen postiert, um sie vor jeder Verletzung zu schützen. Bereits in der Blockhütte<br />

hatte er jedes Atom ihres Körpers erfasst. Er hätte sie auch mit Hilfe s<strong>ein</strong>er Naniten<br />

mustern können, um ihren Körper, nun sagen wir, persönlicher zu betrachten. Doch<br />

das wollte er nicht, das Tat er mit Niemandem. Man konnte darüber streiten, ob es<br />

<strong>ein</strong>en großen Unterschied gab zwischen <strong>ein</strong>er genauen atomaren Abtastung und der<br />

entkleideten Ansicht, doch den gab es: Wenn Thorsten die atomare Struktur <strong>ein</strong>er<br />

Person scannte und speicherte, war dies nicht mehr als <strong>ein</strong>e Datenmenge. Er konnte<br />

zwar die optische Ersch<strong>ein</strong>ung berechnen, doch das blieb immer noch etwas anderes<br />

als der wahre Blick mit den Augen. Wenn Thorsten etwas mit s<strong>ein</strong>en Augen ansah,<br />

dann berührte es s<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> viel tiefer, als die Scanns es jemals konnten. Jetzt<br />

genoss er die warme Nacht und die Gesellschaft von Jarin.<br />

Wie es nun mal war wenn man <strong>ein</strong>e schöne Zeit hatte, verging die Nacht sehr schnell.<br />

Die Sonne ging langsam auf und tauchte die Landschaft in das Morgenrot. Die Sterne<br />

wichen dem Himmel und Wolken. Thorsten hörte Jarin aufwachen, mit <strong>ein</strong>em dezenten<br />

Gähnen erwachte sie aus ihrem ruhigen Schlaf:"Guten Morgen. Ähm...hab ich die<br />

ganze Nacht auf dir gelegen?" "Ach, mir macht das nichts aus. Hast du gut<br />

geschlafen?" "Ja, so gut wie lange nicht mehr." "Das freut mich. Hast du vielleicht Lust<br />

auf <strong>ein</strong> morgendliches Picknick?" "Um ehrlich zu s<strong>ein</strong>, sterbe ich fast vor Hunger."<br />

"Croissants und Himbeermarmelade, dazu Kaffee?" sie scherzte "Du kannst m<strong>ein</strong>e<br />

Gedanken lesen." "Das könnte ich tatsächlich..." "Hey!" sie stubbste im scherzhaft in<br />

die Seite. "Autsch. Also zwei Croissants und etwas Himbeermarmelade, dazu zwei<br />

Tassen Kaffee. Kommt sofort." Er streckte die Hand nach oben und hielt sie als ob er<br />

<strong>ein</strong> Tablett tragen würde. In dem goldenen Nebel s<strong>ein</strong>er Naniten, der aus s<strong>ein</strong>er Hand<br />

strömte, formte sich das Tablett mit dem Frühstück. Sie nahm <strong>ein</strong>es der Croissants<br />

und tunkte es in die kl<strong>ein</strong>e Schale Himbeermarmelade:"Du bist besser als jede<br />

Küchenmaschine." "Tja, nur wird m<strong>ein</strong>e Garantie wohl nie ablaufen." Sie lächelte und<br />

biss in das Gebäck, während sie sich aufsetzte. Nun richtete auch er sich auf und<br />

stellte das Tablett vor sich. Thorsten nahm <strong>ein</strong>en großen Schluck des brühend heissen<br />

Kaffees. Jarin wollte es ihm gerade gleich tun, kurz bevor das Getränk ihren Mund<br />

verbrannt hätte, verlangsamte er die Vibration der Kaffee-Moleküle und kühlte ihn<br />

somit ab. Sie schien den Kaffe genau so zu genießen wie er. Als sie das Frühstück<br />

verzehrt hatten, gingen sie mit den Hunden spazieren. Er hatte die Haustür über<br />

Fernsteuerung schon <strong>ein</strong>mal für die Tiere geöffnet, als sie auf dem Markt waren,<br />

ansonsten hätte ihn zuhause wohl <strong>ein</strong>e unschöne Überraschung erwartet. Nachdem<br />

die Hunde ihr Recht <strong>ein</strong>gefordert hatten, brachten die beiden die Tiere zurück ins<br />

Haus. Vor der Tür küssten Thorsten und Jarin sich ausgiebig. Sie lächelte ihn<br />

an:"Weisst du worauf ich jetzt richtig Lust hätte?" "Schwimmen." Sie spielte <strong>ein</strong>e<br />

zornige Miene:"Hey lass das. Es ist zwar schön, wenn <strong>ein</strong> Mann <strong>ein</strong>em jeden Wunsch<br />

von den Augen ablesen kann, aber das du m<strong>ein</strong>e Gedanken liest, geht mir dann doch<br />

zu weit." "Na gut, ich werde es lassen. Dann sag mir, wo möchtest du schwimmen?"<br />

"Wo es tropisch ist. Nur wir zwei, <strong>ein</strong> paar Palmen, <strong>ein</strong> Strand und das Meer." "Klingt<br />

verführerisch..." Thorsten suchte den Planeten nach <strong>ein</strong>em tropischen Strand ab, wo


ausser ihm und Jarin k<strong>ein</strong> zivilisiertes Wesen war. Innerhalb <strong>ein</strong>er Nanosekunde hatte<br />

er <strong>ein</strong> lauschiges Plätzchen gefunden:"...Wollen wir?" "Aber ich habe doch überhaupt<br />

k<strong>ein</strong>e Badesachen." "Sag mir <strong>ein</strong>fach, ob du <strong>ein</strong>en Bikini oder <strong>ein</strong>en Badeanzug haben<br />

möchtest und in welcher Farbe." "Einen orangenen Bikini, das wäre es." "Kommt<br />

sofort." In Thorstens Hand blitzte es kurz und er gab ihr das Kleidungsstück. Er<br />

näselte mit ihr:"Ich kann auch wegsehen, wenn du ihn dir anziehst." Sie setzte wieder<br />

ihr verspieltes Lächeln auf, dann küsste sie ihn auf die Wange:"Ich denke, das wird<br />

nicht nötig s<strong>ein</strong>." Sie verschwanden in <strong>ein</strong>em blauen Blitz und verbrachten <strong>ein</strong>en<br />

wunderschönen Tag in <strong>ein</strong>em Tropenparadies. Vielleicht sollte noch erwähnt werden,<br />

dass es dieses mal nicht nur beim Kuscheln blieb.<br />

Am Abend kamen beide Arm in Arm zurück, überglücklich und ausgelassen. Die<br />

beiden liessen sich in s<strong>ein</strong> Bett fallen. Beide Körper fielen in <strong>ein</strong>en wunderbaren<br />

Schlaf. Thorstens Bewussts<strong>ein</strong> in den Naniten blieb weiterhin wach.<br />

Der nächste Morgen begann wieder mit Zärtlichkeiten. Thorsten hatte lange darüber<br />

nachgedacht -und mit der Rechenleistung s<strong>ein</strong>er Naniten konnte er noch ausgiebiger<br />

nachdenken- aber er hatte <strong>ein</strong>en Entschluss gefasst: Die Zeit mit Jarin war bisher die<br />

schönste in s<strong>ein</strong>em Leben, noch nie hatte ihm <strong>ein</strong> Mensch so viel gegeben. Er hegte<br />

k<strong>ein</strong>en Zweifel mehr: Mit Jarin wollte er den Rest s<strong>ein</strong>es Lebens verbringen, was<br />

durchaus die Ewigkeit s<strong>ein</strong> konnte. Darum wollte er ihr jetzt <strong>ein</strong>en Antrag machen. Er<br />

hatte <strong>ein</strong>en ausgiebigen Blick in Jarins Persönlichkeit geworfen: Er wollte <strong>ein</strong>fach<br />

sichergehen, dass sie <strong>ein</strong> so gutes Herz hatte, wie sie es ausstrahlte. Ihre<br />

Persönlichkeit war so, wie er es schon Gefühlt hatte: R<strong>ein</strong>, gütig, liebevoll und<br />

friedliebend. Er schämte sich etwas, dass er ihr nicht genügend traute, um nicht in<br />

ihrem Bewussts<strong>ein</strong> lesen zu müssen, doch er wollte ihr, soweit sie es wollte, noch<br />

mehr Möglichkeiten geben, als den Hunden. Sie sollte nicht in s<strong>ein</strong>em Schatten<br />

verschwinden. Zwar konnte er ihre Seele nicht auf die Naniten übertragen, denn <strong>ein</strong><br />

normaler Mensch hätte dabei den Verstand verloren, aber er konnte ihr so etwas wie<br />

<strong>ein</strong>e neurale Schnittstelle implantieren, womit sie mit ihren Gedanken mit den<br />

Naniten, also ihm, kommunizieren konnte, um s<strong>ein</strong>e Fähigkeiten mit zu nutzen. Sie<br />

könnte somit zwar nicht so viel wie er, doch sie wäre schon ziemlich nahe dran.<br />

Doch <strong>ein</strong>es machte ihm noch Probleme: Der Ring. Er konnte Jede Materie erzeugen,<br />

was hatten da Diamanten oder Gold für <strong>ein</strong>en Wert? Dann kam ihm <strong>ein</strong>e Idee: Er.<br />

Thorsten konnte noch zusätzliche Naniten erzeugen und diese dann die Form <strong>ein</strong>es<br />

Ringes annehmen lassen. Was hätte er ihr wertvolleres geben können, als <strong>ein</strong>en Teil<br />

von sich?! So tat er es auch, nun fehlte noch der richtige Ort. Was wäre besser<br />

gewesen, als der Heimatplanet der beiden? Die Erde. Er trat von hinten an sie heran,<br />

umarmte sie und gab ihr <strong>ein</strong>en Kuss auf den Hinterkopf. Sie drehte sich um, er sah ihr<br />

in die Augen:"Jarin, vertrau mir." Mit diesen Worten, schoss er mit ihr in die Höhe,<br />

durch das Dach und in den Himmel. Jarin schrie zuerst kurz, doch dann sah sie ihm in<br />

die Augen. Ihr Schreck verflog, dann lächelte sie. Der Flug-Windverwehte die Haare<br />

und Klamotten der beiden, doch Thorsten sorgte dafür, dass es nicht zu <strong>ein</strong>er zu<br />

schnellen Dekompression kam. Über den Wolken kam er kurz zum stehen. Er öffnete<br />

die Umarmung, Jarin schien k<strong>ein</strong>e Angst zu haben abzustürzen, doch etwas zuckte sie<br />

schon, als er sie los lies. Thorsten liess sie <strong>ein</strong> Stück von sich weggleiten. Sie war<br />

überrascht, das konnte man deutlich erkennen, schliesslich liess Thorsten sie nun<br />

auch schweben. Er reichte ihr <strong>ein</strong>e Hand, zögernd, da sie sich vorstellte was nun<br />

kommen würde, ergriff sie s<strong>ein</strong>e Hand. Doch als die beiden Hände sich berührten, griff<br />

sie entschlossen und voller Vertrauen zu. Wieder schoss Thorsten mit ihr in die Höhe,<br />

bis sie die Atmosphäre verliessen. Jarins zerbrechlichen Körper schützte er durch<br />

Kraftfelder. Im Orbit sah sie sich um, ihre Augen leuchteten wie die <strong>ein</strong>es kl<strong>ein</strong>en<br />

Kindes. Thorsten hatte sich die Sterne nie so angesehen, doch jetzt wo Jarin ihn<br />

darauf aufmerksam machte, nam er sich die Zeit, den Weltraum mit anderen Augen<br />

zu sehen: Milliarden von Sternen, jeder <strong>ein</strong> weißer Punkt wie <strong>ein</strong> Diamant auf <strong>ein</strong>em<br />

schwarzen Samt-Tuch. Als er den Weltraum ohne <strong>ein</strong> Schiff bereisen konnte, hatten


s<strong>ein</strong>e Augen schon <strong>ein</strong>e höhere Auflösung als das Hubble-Teleskop es gehabt hatte. Er<br />

sah die Sterne mit den Planeten die sie umkreisten, was den Zauber doch arg<br />

<strong>ein</strong>schränkte. Nun hatte er die Auflösung runtergeschaltet, bis sie wieder nur der<br />

<strong>ein</strong>es Menschen entsprach. Jarin brachte ihm dem Mensch-S<strong>ein</strong> wieder näher, <strong>ein</strong><br />

Geschenk, welches er nie erwartet hätte. Doch so schön der Anblick auch war, er<br />

wollte jetzt weiter. Wie damals als er Roskt abholte, begannen jetzt die Antriebe in<br />

s<strong>ein</strong>em Körper ihre Tätigkeit aufzunehmen. Die weißen Lichtschleier drangen aus den<br />

Schulterblättern und hinten an s<strong>ein</strong>en Waden. Jarin sah auf das Licht, berührte es mit<br />

den Fingern und war wie verzaubert. Thorsten sah sie an, dann lächelte sie ihn an, in<br />

Erwartung der nächsten Ereignisse. Die Schleier wurden heller, ihr Leuchten intensiver.<br />

Dann schoss er mit ihr im Schlepptau durch den Weltraum. Eine Sekunde lang waren<br />

sie in <strong>ein</strong>em Tunnel aus langgezogenen weißen Linien <strong>ein</strong>geschlossen als die Bilder der<br />

Sterne durch die Hyper-Lichtgeschwindigkeit in die Länge gezogen wurden. Dann<br />

erstrahlte das Sternenmeer wieder in s<strong>ein</strong>er alten Schönheit, als Thorsten in <strong>ein</strong>er<br />

Nano-Sekunde von der Lichtgeschwindigkeit auf Stillstand abbremste. Er hätte <strong>ein</strong>e<br />

Bemerkung von Jarin erwartet, doch es kam k<strong>ein</strong>e. Er sah nach rechts, wo er sie an<br />

der Hand hielt. Ihr Gesicht war wie <strong>ein</strong>gefroren, die Augen weit aufgerissen. Eine<br />

Mischung aus Schreck und Überraschung. "Jarin? Alles in Ordnung?" zuerst bewegte<br />

sich nur ihr Mund, doch dann tauten auch ihre restlichen Gesichtszüge<br />

auf:"Ähm...Ja,...alles...in bester...Ordnung. Was war das denn eben?" "Mehrfache<br />

Lichtgeschwindigkeit. Wir haben soeben 50 Lichtjahre zurückgelegt. Oh...ich hätte<br />

dich wohl Vorwarnen sollen." Er zuckte schuldbewusst zusammen. Sie schüttelte den<br />

Kopf um den Schrecken aubzuschütteln, dann strich sie sich die durch die<br />

Schwerelosigkeit ausser Kontrolle geratenen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Es folgte<br />

<strong>ein</strong> Lächeln, bei dem sie <strong>ein</strong>en Mundwinkel mehr hochzog als den Anderen:"Schon<br />

gut...aber beim nächsten mal wäre es dann doch schöner. Das war ja wie <strong>ein</strong> Blitzlicht<br />

aus dem Nichts...." sie sah kurz an Thorsten herab, als die Lichtschleier der<br />

Hyperlichtantriebe sich in s<strong>ein</strong>en Körper zurück zogen, dann sah sie auf die Erde:"Ist<br />

das hier die Erde? Die Wolken sind so dicht, ich kann die Kontinente nicht sehen."<br />

"Genau, die Erde. Unsere Heimat. Wo warst du immer am liebsten auf der Erde?" "Es<br />

gab da so <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Park-Anlage in Stockholm, wo ich mich ab und zu<br />

r<strong>ein</strong>geschlichen habe...nahe m<strong>ein</strong>er Wohnung" "OK...ich suche mal eben...ah, ich<br />

glaube die ist es." Ein blauer Blitz hüllte die Beiden <strong>ein</strong> und sie verschwanden zu dem<br />

Park.<br />

Jarin sah sich um: Es war fast wie damals: Zwei kl<strong>ein</strong>e Beete mit Tulpen, die uralte<br />

Eiche, die Rosenhecke und die kl<strong>ein</strong>e Vogel-Tränke aus weißem Marmor. Die<br />

Überwachungskamera bewegte sich nicht mehr, ansonsten überwachte sie immer<br />

dieses Privat-Grundstück zu drei Vierteln, durch welche man sich durchkämpfen<br />

musste um zu dieser ruhigen Ecke zu kommen. Das musste Thorsten gewesen s<strong>ein</strong>.<br />

Auf dem still gelegtem Gerät setzte sich nun <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Spatz nieder. Sie führte<br />

Thorsten zu der grünen Metall-Bank. Es war schon seltsam: Er hatte die bewaffneten<br />

Söldner, die sie verfolgt hatten, wie leichte Stoff-Püppchen umhergeworfen und<br />

Messer waren von ihm mit der bloßen Hand zerquetscht worden, doch sie konnte ihn<br />

an der Hand hinter sich her führen wie jeden normalen Menschen. Sie setzte sich auf<br />

die Bank und zog ihn zu sich runter. Er setzte sich neben sie, legte die Hände gefaltet<br />

in den Schoß und seufzte laut aus. Sie drehte ihr Gesicht zu ihm und legte die Hand<br />

auf s<strong>ein</strong> Knie:"Was hast du denn? Gefällt es dir hier nicht?" "Doch, es ist<br />

wunderschön. Aber nichts im Vergleich zu dir." "Dankeschön. Aber was ist denn nun?"<br />

So bedrückt hatte sie ihn noch nie gesehen. Er sah ihr tief in die Augen:"Weisst du<br />

Jarin, die letzten paar Tage mit dir waren wohl die Schönsten in m<strong>ein</strong>em Leben, bei<br />

947 Jahren glaube ich, dass das zeigt wie ehrlich mir das ist...." sie nickte "...Vielleicht<br />

ist es auch etwas zu früh, dass ich dir diese Frage stelle, aber:..." Er kniete sich vor<br />

ihr nieder und nahm <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Schachtel aus s<strong>ein</strong>er Tasche, welche er ihr<br />

darbot:"...Jarin, möchtest du die Ewigkeit mit mir verbringen? Ich möchte dir alles


geben, was ich nur kann. Hiermit möchte ich dir <strong>ein</strong> Stück von mir überreichen um<br />

uns zu verbinden." Er klappte die samtenschwarze Schachtel auf: Ein goldener Ring,<br />

aber nicht aus Gold, dieses Material glänzte viel mehr und wirkte irgendwie lebendig.<br />

Was sollte sie nun sagen? Sie liebte ihn zwar auch, aber so schnell? Sie kannte ihn<br />

noch nicht mal <strong>ein</strong>en Monat. Das erste was ihr in den Sinn kam, war das Wort Ja, doch<br />

sollte sie nur auf das hören, was ihr ihr Herz sagte?!<br />

Nun, bisher war jede Entscheidung die sie mit dem Herzen getroffen hatte richtig<br />

gewesen. Und s<strong>ein</strong> Gesicht: Die Züge, die so viel gesehen hatten, so viel Weisheit in<br />

sich bargen. Und s<strong>ein</strong>e Augen, die <strong>ein</strong>e wunderbare Ausstrahlung hatten, wie die<br />

Meere: mysthisch, endlos, mächtig und gütig. Und dieser Mann, der so sch<strong>ein</strong>bar<br />

endlose Kräfte zu haben schien, liess sich nun vor ihr nieder und bat sie um ihre<br />

Hand. Durfte sie ihn da enttäuschen? "Ja, ich will! Nur zu gerne!" Ein Lächeln zog sich<br />

über s<strong>ein</strong> Gesicht, pures Glück strahlte ihr entgegen. Thorsten begann zu leuchten,<br />

ebenso der Ring, welchen sie sich an den Finger gesteckt hatte:"Was ist denn das für<br />

<strong>ein</strong> Leuchten?" "Ich bin <strong>ein</strong>fach überglücklich, da passiert mir das manchmal." "Und<br />

der Ring?" "Ich habe dir doch gesagt, dass das <strong>ein</strong> Stück von mir ist. Er besteht<br />

vollkommen aus m<strong>ein</strong>en Naniten. Es ist wirklich <strong>ein</strong> Teil von mir." "Das...ist ja wirklich<br />

mal was Anderes. So etwas schönes habe ich noch nie gesehen." Thorsten lächelte<br />

schräg:"Danke, ich finde ja auch, dass ich nicht hässlich bin." Beide lachten. Er setzte<br />

sich wieder neben sie und legte den Arm um sie:"Wollen wir noch <strong>ein</strong>en Spaziergang<br />

machen? Ein bisschen Bummeln?" "Da sag' ich bestimmt nicht n<strong>ein</strong>." Thorsten ging<br />

auf die Mauer zu und wie <strong>ein</strong> Geist hindurch. Sie blieb stehen, schliesslich konnte sie<br />

nicht durch Mauern gehen. Thorsten kam halb durch die Mauer zurück:"Du kannst<br />

auch durch gehen, die Mauer wird <strong>ein</strong>fach um dich herum fliessen." "Aber...wie? Ich<br />

habe k<strong>ein</strong>e Naniten." "Ich muss nicht unbedingt an <strong>ein</strong>er Stelle s<strong>ein</strong>, damit ich mit<br />

m<strong>ein</strong>en Naniten Materie be<strong>ein</strong>flussen kann." "OK..." zögernd trat sie auf die graue<br />

Mauer zu und hindurch. Es war ungefähr das gefühl, als bestände die Mauer aus<br />

Wasser, welches wie Gelee die Form behält. Als sie hindurch getreten war, drehte sie<br />

sich um und klopfte mit der Hand auf die Mauer: Sie war wieder massiv.<br />

"Wollen wir dann?" Thorsten sah sie freundlich an. Sie hatte sich bisher zwar schon an<br />

das Springen mit dem Sprungantrieb gewöhnt, aber so manches machte sie dann<br />

doch noch stutzig. Jarin machte <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Hüpfer und hakte sich bei ihm <strong>ein</strong>. Hier<br />

hatte sie vor kurzem noch gewohnt, in der Nähe befand sich Doktor Johnsons Praxis.<br />

Der Gedanke an diesen Wiederling jagte ihr <strong>ein</strong>en Schauer über den Rücken. Aus der<br />

kl<strong>ein</strong>en Gasse gingen sie hinaus auf <strong>ein</strong>e Nebenstraße und letztendlich auf die<br />

Fußgänger-Passage. Hier gab es noch kl<strong>ein</strong>ere Boutiquen und Geschäfte, nicht diese<br />

monströsen Kaufhöhlen aus Stahl und Glas. Ein kl<strong>ein</strong>er Obst- und Gemüseladen kam<br />

zu ihrer Rechten in Sicht. Jarin sah große Kokosnüsse in <strong>ein</strong>er der Plastik-Kisten<br />

aussen vor dem Laden. Das war jetzt genau das, worauf die Lust hatte: Das weiße<br />

Fruchtfleisch <strong>ein</strong>er Kokosnuß. Ihr Gang verlangsamte sich, als sie mit ihren Augen die<br />

schönste Nuß aussuchte. "Ah, die Dame möchte etwas essen. Was möchtest du<br />

denn?" "Eine Kokosnuß. Wie letztens am Strand." "Aber das willst du doch wohl nicht<br />

in aller Öffentlichkeit...?" "N<strong>ein</strong>, nicht so wie das kl<strong>ein</strong>e Spielchen. So wie die, die wir<br />

uns unter der Palme geteilt haben." "Oh...entschuldigung. Na gut, gehen wir mal hin."<br />

Er liess sich von ihr zu der Kiste führen. Sie holte die größte Kokosnuß herraus und<br />

ging zur Kasse, bezahlte bei der Dame, die sie wieder erkannte und verliess nach der<br />

Verabschiedung den Laden. Jarin reichte Thorsten die Nuß:"Wärst du so freundlich?"<br />

"Aber sicher doch." Thorsten bohrte mit dem kl<strong>ein</strong>en Finger der linken Hand in <strong>ein</strong>en<br />

der drei Flecken der Kokosnuß <strong>ein</strong> Loch, dann zog er den Finger heraus, nahm die<br />

Kokosnuß in beide Hände, steckte die Fingerspitzen der Zeigefinger in das Loch und<br />

brach dann die Nuß in zwei Hälften. Thorsten lehnte sich zu ihr und flüsterte:"Soll ich<br />

das Fruchtfleisch ablösen? Du weisst schon, mit den Naniten." "Wenn es k<strong>ein</strong>er<br />

sieht...mir wäre es nur recht." "OK." Jarin drehte die Hälfte um, das weiße Fleisch fiel<br />

in <strong>ein</strong>em Stück heraus. Die hölzernen Schalen warfen sie in <strong>ein</strong>en Papierkorb und


gingen weiter, während sie das weiße Fleisch der Frucht verzehrten.<br />

Ein paar hundert Meter weiter war <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Elektronik-Geschäft, Thorsten<br />

durchforstete die Spiele- und Musik-Abteilung. "Was durchsuchst du den diesen<br />

ganzen Kram?" "Zum <strong>ein</strong>en mag ich Computer-Spiele und zum anderen suche ich<br />

Weihnachtsgeschenke." "Aha...na gut." "So, ich habe alles durchgesehen. Wenn du<br />

möchtest können wir weiter." "Gerne." Sie verliessen den Laden und gingen <strong>ein</strong> paar<br />

Meter weiter. Auf <strong>ein</strong>mal kam aus <strong>ein</strong>em der Geschäfte jemand, den Jarin nie wieder<br />

hatte sehen wollen: Doktor Johnson. Jarin schrie kurz und erschrocken:"Ahhh."<br />

Johnson sah Jarin, schrie genau so und sah dann Thorsten:"N<strong>ein</strong>! Aaaahhhhh!!! Tun<br />

sie mir nichts! Hilfe! Rettet mich!" Wie als würde er vor dem Tod fliehen, rannte der<br />

Doktor hysterisch kreischend weg und verlor s<strong>ein</strong>e Einkäufe. Alle Leute in der<br />

Fussgänger-Zone sahen entweder auf Johnson oder sie und Thorsten. Thorsten drehte<br />

sich zu ihr um, hob die rechte Augenbraue und zuckte mit den Schultern. Jarin musste<br />

hart damit kämpfen nicht laut los zu prusten. Sie wusste ja genau, was Thorsten<br />

gemacht hatte und nun setzte er <strong>ein</strong>e Unschuldsmiene auf, die so was von lieb<br />

aussah, das es pure Ironie war.<br />

Der Bummel war auch irgendwann zuende, dann gingen die beiden in <strong>ein</strong>e unbelebte<br />

Seitengasse und Thorsten liess beide in <strong>ein</strong>em blauen Lichtblitz verschwinden. Sie<br />

erschienen vor dem Haus, die fünf Hunde kamen aus dem Wald auf sie zugerannt und<br />

schleckten sie ab. Komisch, sie hätte nie gedacht, das Hunde so schnell rennen<br />

konnten. Thorsten fütterte die Tiere und er und Jarin setzten sich auf die Couch um<br />

den Abend des Tages noch mit <strong>ein</strong> paar Knabbereien ausklingen zu lassen.<br />

Thorsten lehnte sich zurück, während Jarin sich an ihn lehnte. Die Hunde saßen<br />

majestätisch vor ihnen und sahen in das Feuer des Kamins. Die Tiere wirkten wie<br />

stolze Wächter aus St<strong>ein</strong>, die unentwegt auf den Betrachter hinab sahen. Thorsten<br />

spürte den Wind an den Naniten ausserhalb des Hauses vorbei wehen. Im<br />

wesentlichen war es nur bewegte Luft, Atome die durch <strong>ein</strong> ungleiches Druckverhältnis<br />

in Bewegung gerieten um dieses wieder auszugleichen. Aber Thorsten war sich da<br />

nicht so sicher: Für ihn schien jede jede Materie <strong>ein</strong>e Seele zu haben, <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en<br />

Teil, den selbst er mit s<strong>ein</strong>en Sensoren nicht ergründen konnte...<strong>ein</strong> St<strong>ein</strong>, der Wind,<br />

der Fluss, die Meere und die Wolken. Der Kosmos, die Sterne und die Planeten. Alles<br />

schien auf <strong>ein</strong>e Weise mit<strong>ein</strong>ander verbunden zu s<strong>ein</strong>, was Thorsten tief im innern<br />

s<strong>ein</strong>er Seele zwar immer spüren konnte, ihm aber k<strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er Sensoren zu verraten<br />

vermochte. Er spürte es in sich, in Jarin und allen anderen Wesen. Als die Naniten ihr<br />

Bewussts<strong>ein</strong> erlangt hatten, hatten auch sie in ihrer Ganzheit diese Ausstrahlung...und<br />

nun trugen sie die s<strong>ein</strong>e. Jarin. Sie lag an s<strong>ein</strong>e Schulter gelehnt neben ihm und<br />

knabberte auf <strong>ein</strong>er Salzstange, während sie in das Feuer sah. Ihre Wärme gab ihm<br />

etwas, was er nicht definieren konnte. In den Datenspeicher s<strong>ein</strong>es Hauses ging <strong>ein</strong>e<br />

Nachricht <strong>ein</strong>: Von Simaneas und Lasmios. Die beiden luden ihn zum errechneten<br />

Schlüpftag ihrer Schlüpflinge <strong>ein</strong>: Morgen. Thorsten würde hingehen, mit Jarin. Sie<br />

war zwar nicht <strong>ein</strong>geladen, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass die beiden Teladi<br />

es als störend empfinden würden. Schliesslich konnten Gäast auf Teladi-Feierlichkeiten<br />

immer in Begleitung ersch<strong>ein</strong>en. Doch Thorsten fiel noch etwas anderes <strong>ein</strong>: Jarin<br />

sollte etwas mehr Kraft und Fähigkeiten bekommen. Den Zugang zu s<strong>ein</strong>en Naniten<br />

hatte sie ja schon, schliesslich konnte er sie in fünf Galaxien überall hören. Also egal<br />

wo Jarin war, er konnte ihre Bitte erfüllen, sobald sie daran dachte. Aber <strong>ein</strong> paar<br />

biotechnische Veränderungen würden sicherlich auch nicht schlecht s<strong>ein</strong>, um ihr mehr<br />

Körperkraft und Geschwindigkeit zu verleihen, sowie <strong>ein</strong> paar anderer nützlichen<br />

Dinge wie Nachtsicht und verbesserte Sinne. Nur ob sie wollte, dass Thorsten ihr die<br />

Implantate <strong>ein</strong>setzte, musste er sie erst noch fragen:"Jarin?" "Ja, was ist denn?"<br />

"Nun, ich habe mir etwas überlegt: Da wir beide ja nun Heiraten, möchte ich nicht,<br />

dass du in <strong>ein</strong>igen körperlichen Aspekten hinter mir stehen musst. Deshalb wollte ich<br />

dich fragen, ob du etwas dagegen hättest, <strong>ein</strong> paar biotechnische Implantate zu<br />

bekommen?" "Wie bitte? Implantate?" "Nun ja, ich dachte mir, damit du nicht immer


nach mir rufen müsstest, wenn du in Gefahr bist oder anderes." "Was sind denn das<br />

für Implantate?" "Im wesentlichen mikroskopische künstliche Gewebe und Geräte, die<br />

dir Kraft und Schutz geben." "Und wie sehen die aus?" "Nun ja: Zum <strong>ein</strong>en gibt es da<br />

so <strong>ein</strong>e Art Kunstmuskel, der mit d<strong>ein</strong>en vollkommen verschmilzt. Er liegt zwischen<br />

der Zellstruktur und be<strong>ein</strong>trächtigt die normalen Muskelfunktionen in k<strong>ein</strong>ster Weise.<br />

Wenn er aber Aktiviert ist, kannst du von hier bis zum Mond springen. Ausserdem <strong>ein</strong>e<br />

hauchdünne Panzerschicht, die d<strong>ein</strong>e Knochen verstärkt, so dass sie härter als alles<br />

sind, was es im Universum gibt. Dann noch <strong>ein</strong> Kraftfeldgenerator der dich vor<br />

Angriffen schützt und <strong>ein</strong> paar Sensoren, die d<strong>ein</strong>e normalen Sinne verstärken." "Und<br />

was bleibt dann an mir noch natürlich?" "Alles. Ich nehme k<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges Atom von dir<br />

heraus, du bekommst lediglich etwas dazu. Du könntest es vergleichen mit <strong>ein</strong>em<br />

Datenimplantat für Computerzugriffe oder <strong>ein</strong>er Schiene, der <strong>ein</strong>en gebrochenen<br />

Knochen innerhalb des Körpers stützt." "Und wie fühlt sich das an?" "Also ich spüre<br />

davon nichts, aber bei mir ist das ja auch schon <strong>ein</strong> paar Jahrhunderte so. Allerdings<br />

sch<strong>ein</strong>en die Hunde davon auch nichts zu spüren. Du hast doch sicherlich bemerkt,<br />

dass sie schneller rennen als normal?!" "Besteht denn irgend<strong>ein</strong>e Gefahr?" "Für dich<br />

nicht. Du kannst alles an und aus stellen wie du willst, es ist als ob du dich streckst."<br />

"Also, wenn wirklich k<strong>ein</strong>e Gefahr besteht, dann hört sich das eigentlich recht gut an."<br />

"Na gut. Dann bleibt noch die Frage, was du alles haben möchtest." "Wie m<strong>ein</strong>st du<br />

das?" "Ach, ich kann zum Beispiel Plasmawaffen in d<strong>ein</strong>en Arm <strong>ein</strong>setzen oder<br />

ähnliches." "Davon halte ich eigentlich nichts. Aber könnten wir das nicht <strong>ein</strong>fach mal<br />

ausprobieren? Ich m<strong>ein</strong>e, was ich gebrauchen könnte." "Von mir aus gerne, alles was<br />

du willst. Jetzt?" "Es ist elf Uhr abends. Aber so richtig müde bin ich auch nicht." "Gut,<br />

dann bringe ich uns mal auf <strong>ein</strong>en geeigneten Platz für das Training." "Ich bin bereit."<br />

Thorsten nutzte s<strong>ein</strong>en Sprungantrieb und verschwand mit Jarin auf <strong>ein</strong> Testgelände<br />

des Forschungsplaneten. Es war <strong>ein</strong>e sengende Wüste, <strong>ein</strong> gigantisches Hochplateau<br />

um genau zu s<strong>ein</strong>. Hier gab es k<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges Lebewesen, ausgenommen Bakterien und<br />

Viren in der Luft. "Also Jarin, zuerst bekommst du die Knochenverstärkung, den<br />

Schildgenerator und die verbesserte Muskulatur." Thorsten formte mit s<strong>ein</strong>en Naniten<br />

die Strukturen in ihrem Körper, konnte sehen wie die hochtechnischen Implantate auf<br />

mikroskopischer Ebene in Jarins Körper Gestalt annahmen und begannen, sich selbst<br />

mit Energie zu versorgen. Jarin rief aus zwanzig Meter entfernung zu ihm herüber:"Du<br />

kannst anfangen." "Ich bin schon fertig. Hier, versuch' den zu fangen." Thorsten<br />

richtete s<strong>ein</strong>en rechten Arm auf <strong>ein</strong>en 20 Tonnen schweren Felsblock rechts neben ihm<br />

<strong>ein</strong> unsichtbarer Traktorstrahl erfasste den Fels und Thorsten hob ihn hoch über<br />

s<strong>ein</strong>en Kopf. Er schloss s<strong>ein</strong>e Augen, dafür brauchte er k<strong>ein</strong>e sensorischen Eindrücke,<br />

das hatte er im Gefühl. Mit <strong>ein</strong>er leichten Handbewegung aus dem Handgelenk<br />

bewegte er den Traktorstrahl an dem der Felsen hing und löste den Strahl. Der Felsen<br />

raste mit der Geschwindigkeit <strong>ein</strong>es Discoverer auf Jarin zu. "N<strong>ein</strong>!!!" Jarin schrie aus<br />

Leibeskräften, doch dann schien sie zu bemerken, dass ihre Wahrnehmung<br />

beschleunigt wurde. Um ihre Augen zu schützen -was eigentlich nicht nötig war, dazu<br />

hatte sie ja den Schildgenerator- hielt sie ihren linken Arm vor das Gesicht und Schlug<br />

mit <strong>ein</strong>er wischenden Bewegung in Richtung Fels. Die Druckwelle der<br />

zusammengepressten Luft liess ihre Haare umherwehen, doch dem Fels erging es<br />

schlimmer: Eine infernalische Wolke aus Sand und Staub breitete sich um Jarin aus,<br />

Kiesel und größere Brocken flogen in Thorstens Richtung, sie waren so schnell wie <strong>ein</strong><br />

Pegasus. Die Gest<strong>ein</strong>s-Splitter zerbarsten an Thorstens Körper und zogen kl<strong>ein</strong>e<br />

Staub-Wolken über s<strong>ein</strong>en Körper.<br />

Jarin sah auf ihren Arm, dann auf sich, dann auf ihren Arm. Sie wiederholte dies<br />

ungefähr <strong>ein</strong>e Minute lang. "Das...ich...was...kaputt...Fels..." "Ich sagte ja, dass du<br />

Kraft bekommen würdest." "Aber das...wie geht das???" "Es wäre etwas zu<br />

kompliziert, es dir zu erklären. Sagen wir <strong>ein</strong>fach, m<strong>ein</strong>e Technologie ist wesentlich<br />

weiter entwickelt, als das was du bisher kanntest. Machen wir weiter im Text: Dieses<br />

mal nehmen wir <strong>ein</strong>tausend St<strong>ein</strong>e verschiedener Größe. Ich werde sie in <strong>ein</strong>em


kl<strong>ein</strong>en Tornado um dich herum kreisen lassen. So lange, bis du sie alle zertrümmert<br />

hast. Es ist zwar ziemlich gewalttätig, aber so lernst du die verbesserten Reflexe zu<br />

beherrschen." "Eintausend St<strong>ein</strong>e?!" "Ja. Aber k<strong>ein</strong>e Angst, dir geschieht nichts. Kann<br />

es los gehen?" "Äh...j...Ja." "OK." In <strong>ein</strong>er ruhigen flüssigen Geste richtete Thorsten<br />

s<strong>ein</strong>e Arme in Richtung Boden, tausend flexible Traktorstrahlen drangen aus s<strong>ein</strong>en<br />

Armen und erfassten St<strong>ein</strong>e von der Größe <strong>ein</strong>er Faust bis zu der <strong>ein</strong>es Paraniden. Die<br />

St<strong>ein</strong>e hoben sich vom Boden, nahmen über ihm Positionen in der Luft <strong>ein</strong> und<br />

schossen wie <strong>ein</strong> st<strong>ein</strong>erner Bienenschwarm auf Jarin zu. Die Traktorstrahlen wurden<br />

von denen der Naniten Abgewechselt und Thorsten liess s<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>en Körper als<br />

Tornado um Jarin schiessen. Staub hob sich vom Boden und wurde in den Sog mit<br />

hin<strong>ein</strong> gerissen. Jarin senkte den Kopf und ging in sich, dann legte sie los: Für <strong>ein</strong><br />

normales Auge war es perfekt, aber Thorsten konnte noch Unbeholfenheit entdecken.<br />

S<strong>ein</strong>e Verlobte sprang hoch und zertrümmerte den ersten St<strong>ein</strong> mit dem rechten Fuss,<br />

schwang herum und stellte sich auf <strong>ein</strong>en größeren Brocken, zerschlug von dort <strong>ein</strong>en<br />

kopf-großen St<strong>ein</strong> und zertrümmerte dann durch ihren Absprung den Fels auf dem sie<br />

geritten war. Wie <strong>ein</strong> Schemen schoss sie durch den Tornado und traf fast jeden St<strong>ein</strong><br />

beim ersten mal. Bei zehn von Tausend musste sie mehrmals zuschlagen. Elegant wie<br />

<strong>ein</strong>e Raubkatze setzte sie nach getaner Arbeit in der Mitte des Ringes aus<br />

pulverisiertem St<strong>ein</strong> auf und richtete sich mit mysthischer Eleganz wieder auf.<br />

Thorsten hob erstaunt <strong>ein</strong>e Augenbraue: "Du machst das sehr gut. Du hast nicht<br />

zufällig schon mal etwas in der Art gemacht?" "Ich war in der Schule <strong>ein</strong>e sehr gute<br />

Leichtathletin." "Das hat man gesehen. Bravo." "Danke." "Weiter?" "Ja, so langsam<br />

finde ich gefallen daran." "Also gut, dann machen wir jetzt mal <strong>ein</strong>en<br />

Kraftfeldgenerator-Test. Das Gerät befindet sich in d<strong>ein</strong>em Brustkorb. Konzentriere<br />

dich darauf, dann auf <strong>ein</strong>e Wand, die du irgendwo haben möchtest." Jarin senkte den<br />

Kopf und schloss ihre Augen, man sah ihr an, dass sie sich konzentrierte. Wie es<br />

aussah, hatte sie sich <strong>ein</strong>en Felsen in der Nähe ausgesucht: Vor dem St<strong>ein</strong> flackerte<br />

<strong>ein</strong>e türkise Flache auf, um dann nach kurzer Zeit zu verschwinden. Naja, aller Anfang<br />

ist schwer. "B<strong>ein</strong>ahe Jarin, du brauchst noch etwas Übung." "Ich will es noch mal<br />

versuchen." Dieses mal behielt Jarin die Augen offen, dann konzentrierte sie sich<br />

wieder und sah auf den Felsen: Wieder flackerte <strong>ein</strong> Kraftfeld auf, das Flackern wurde<br />

schwächer während das Kraftfeld an Intensität zunahm. Dann war das Kraftfeld<br />

aufgebaut. Jarin lächelte, während Thorsten angsam in die Hände klatschte:"Gut, sehr<br />

gut. Weiter mit Stufe zwei: Versuche das Kraftfeld zu verformen und zu vergrößern.<br />

Stelle dir die Form vor, welche du erreichen möchtest, verinerliche sie." "OK, ich<br />

versuche es." Die Ecken des Kraftfeldes verbogen sich, die rechteckige Form der<br />

Barriere verzogen sich.<br />

Es war unkontrolliert, wie wenn man <strong>ein</strong>em Kind <strong>ein</strong> Stück Plastikfolie gibt. "Jarin,<br />

versuche dir das ganze vorzustellen. Versuche es erst <strong>ein</strong>mal mit <strong>ein</strong>em Quadrat, dann<br />

mi <strong>ein</strong>em Würfel." Jarin legte die flachen Hände an<strong>ein</strong>ander und zog sie wieder<br />

von<strong>ein</strong>ander weg, wie als wolle sie dazwischen das Quadrat halten. Die<br />

Konzentrations-Hilfe funktionierte: Es bildete sich <strong>ein</strong> Quadrat. Dann drehte Jarin die<br />

imaginäre Fläche zwischen ihren Händen <strong>ein</strong> paar mal um sich daraus in Gedanken<br />

<strong>ein</strong>en Würfel zu formen. Dann schloss sie die Augen: Die Fläche wurde breiter und<br />

klappte in der Mitte zu <strong>ein</strong>em rechten Winkel, <strong>ein</strong>e Ecke war geschaft. Jetzt wurde<br />

<strong>ein</strong>e Fläche dreimal länger als vorher und klappte zweimal um, jetzt fehlte nur noch<br />

<strong>ein</strong>e Fläche, welche auch sofort erschien. Thorsten war positiv überrascht, Jarin<br />

machte sich ausgezeichnet. "Und wieder Bravo." Jarin lächelte stolz "Danke." "Dann<br />

versuch jetzt <strong>ein</strong>mal das Kraftfeld zu bewegen." "Ja." Das Kraftfeld begann zu zittern<br />

und dann fing es an zu rotieren. Jarin sah auf den kreisenden Körper und schloss<br />

erneut die Augen: Die Rotation verlangsamte sich und der Würfel bewegte sich auf<br />

geraden Bahnen nach links, rechts, oben, unten, nach vorn und zurück. "Sehr gut,<br />

dann versuchen wir jetzt mal das fliegen." "Fliegen?" "Ja. Es wird dir gefallen, glaub<br />

mir. Versuche, dich vom Boden abzuheben, stell es dir bildlich vor. Spüre, wie du nach


oben schwebst. Das Steuern wird dann <strong>ein</strong>facher." Jarin schloss die Augen, ihre Stirn<br />

warf leichte Falten als sie sich angestrengt konzentrierte. Sie legte die Hände flach<br />

zusammen und setzte die Zeigefingerspitzen an den Übergang zwischen Stirn und<br />

Nase, die Daumenspitzen unter die Unterlippe. Sie senkte den Kopf und die Falten<br />

lösten sich. Jarin hob ab. Als ihre Füsse von ihrem Gewicht entlastet wurden, streckte<br />

sie die Fussspitzen nach unten ab. Jarin löste die Geste der tiefen Konzentration.<br />

Begeisterung und Freude erstrahlten in ihrem Gesicht, als sie sich schwebend umsah.<br />

Wie <strong>ein</strong>e Fee aus <strong>ein</strong>er Sage schwebte sie leicht nach links und rechts während ihre<br />

B<strong>ein</strong>e dabei locker baumelten. "Thorsten! Das ist <strong>ein</strong> fantastisches Gefühl!" "Ich<br />

weiss." Thorsten hob ebenfalls ab und glitt zu ihr hinüber. "Ich bin morgen zum<br />

Schlüpftag <strong>ein</strong>es Teladi-Geleges <strong>ein</strong>geladen. Ich möchte gerne, dass du mitkommst."<br />

"Aber ich bin doch nicht <strong>ein</strong>geladen. Oder?" "Auf Teladi-Feiern kann man immer in<br />

Begleitung ersch<strong>ein</strong>en." "Dann komme ich gerne mit." "Wollen wir weiter machen?"<br />

"Womit denn jetzt?" "Den Materie-Erzeuger. Du denkst an etwas was du möchtest und<br />

das Gerät formt es aus purer Energie. Nur lebende Wesen kann k<strong>ein</strong>e Maschine im<br />

Universum erzeugen." "Na gut, was hätte ich denn gerne?...Ein Glas schwarzen Tee."<br />

Der kl<strong>ein</strong>e Sturm aus beschleunigter Energie begann durch Jarins Hand zu tanzen,<br />

bildete <strong>ein</strong>en Zylinder und nahm dann weitere Details an: Einen Henkel,<br />

Verziehrungen und <strong>ein</strong>e Holzplatte unten am Glas. Der Energie-Wirbel tanzte nun in<br />

dem Glas, schnell füllte sich die Trinkgelegenheit mit der schwarz-transparenten<br />

Flüssigkeit. Jarin sah sich den Tee genau an, nahm <strong>ein</strong>en Schluck und lächelte. Sie<br />

reichte Thorsten den Becher und auch er nahm <strong>ein</strong>en Schluck der uralten Rezeptur.<br />

Obwohl es <strong>ein</strong> total anderer Ort war, wurde es auch hier Nacht.<br />

Jarin fand langsam gefallen an dem Materie-Erzeuger und liess <strong>ein</strong>e Bank für die<br />

beiden ersch<strong>ein</strong>en. Sie setzten sich neben<strong>ein</strong>ander und lehnten sich jeweils an die<br />

Schulter des anderen. "Jarin, möchtest du heute nacht schlafen oder soll ich dich wach<br />

halten?" "Ich würde diese Nacht gerne in vollen Zügen geniessen." "OK, dann bleiben<br />

wir wach." Das Sonnenlicht erlosch vollends und wie <strong>ein</strong>e gigantische Wolke zog <strong>ein</strong><br />

wunderbarer Sternen-Himmel auf. "Na, Thorsten, wie wäre es mit <strong>ein</strong>em Spaaring-<br />

Kampf?" "Was?! Du möchtest gegen mich kämpfen?" "Naja, <strong>ein</strong> Liebeskampf. St<strong>ein</strong>e<br />

zerdeppern ist ja auch nicht das wahre. Wie in <strong>ein</strong>em Karate-Turnier." "Ich wusste<br />

doch, dass diese Tritte und Schläge nicht zu Leichtathletik passen." Jarin streckte<br />

neckisch die Zungenspitze heraus:"Na gut, erwischt. Ich hab auch noch das gemacht.<br />

Ich möchte <strong>ein</strong>fach mal gegen dich kämpfen, ohne irgend<strong>ein</strong>en Siegeswillen oder<br />

Aggression." "Wenn du möchtest. Aber ich muss dich warnen: Bei mir haben die<br />

Naniten noch <strong>ein</strong>iges mehr gemacht." "Trotzdem..." sie gab ihm <strong>ein</strong>en neckischen<br />

Kuss auf die Wange "...Machen wir es etwas spannender: Wenn du gewinnst, dann<br />

machen wir <strong>ein</strong>e Wiederholung unserer Strandparty." Thorsten lächelte "Das klingt<br />

verführerisch. Und wenn du gewinnst?" "Na, ich habe k<strong>ein</strong>en Grund, etwas anderes zu<br />

wollen." "Da kann ich ja nur gewinnen. Einverstanden!" Jarin sprang auf, ungefähr<br />

<strong>ein</strong>hundert Meter in die Höhe. Dann gab sie <strong>ein</strong>en kurzen Stoss mit dem Flug-<br />

Generator und raste somit auf Thorsten zu, <strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> zu <strong>ein</strong>em Tritt abgespreizt.<br />

Thorsten vollführte <strong>ein</strong>en Rückwärtssalto, wobei er sich mit <strong>ein</strong>er Geschwindigkeit<br />

drehte, dass <strong>ein</strong> normaler Mensch von den Flieh-Kräften in Stücke gerissen worden<br />

wäre. Jarin kam auf: Eine gigantische Staubwolke und Felssplitter flogen in die Luft.<br />

Thorsten konnte mit s<strong>ein</strong>en Sensoren erkennen, dass sie <strong>ein</strong>en etwa zwei Meter tiefen<br />

und fünf Meter breiten Krater in den Boden gerammt hatte. Jarin sprang sofort auf<br />

und schoss mit dreifacher Schallgeschwindigkeit und der rechten Faust nach vorne auf<br />

ihn zu. Thorsten hätte leicht ausweichen können und Jarin gab nicht ihr Bestes. Sie<br />

testete ihn aus. Na gut, diesen Treffer sollte sie haben: Er bot ihr <strong>ein</strong>e gute Stelle an<br />

s<strong>ein</strong>em Brustkorb an, sie traf sehr gut. Er wurde nach hinten geschleudert, ungefähr<br />

dreihundert Meter weit. In <strong>ein</strong>er Drehung, die er wie <strong>ein</strong>e Katze beim Fallen vollführte,<br />

drehte er sich mit dem Gesicht zu Jarin, stellte den linken und rechten Fuss gegen die<br />

Rutschbewegung und rammte zusätzlich s<strong>ein</strong>e linke Hand in den Boden um sich


abzubremsen. Nach weiteren zweihundertfünfzig Metern kam er zum Stillstand. Jarin<br />

flog auf ihn zu, ihre Arme vor dem Gesicht verschränkt um sie ihm vor den Kopf zu<br />

stoßen. Thorsten legte etwas Kraft in den linken Arm, schwang sich in <strong>ein</strong>er<br />

Drehbewegung über Jarin, s<strong>ein</strong> Kopf in Richtung Boden, stiess s<strong>ein</strong>e rechte flache<br />

Hand auf ihre Schulterblätter und landete dann wieder auf der selben Stelle wie zuvor.<br />

Jarin wurde von dem Schubser nach unten gedrückt und bohrte sich in den Boden. Ihr<br />

gesamter Oberkörper verschwand im Erdreich und ihre B<strong>ein</strong>e zappelten wild herum<br />

um aufzustehen. Sie besann sich ihrer neuen Flug-Eigenschaft und stiess in die Höhe.<br />

Elegant setzte sie mit den Füssen auf dem Boden auf und schüttelte ihre Haare aus<br />

um den Dreck los zu werden."OK Thorsten...hust...dann geb ich mir jetzt Mühe." "Gut,<br />

dann können wir jetzt richtig Anfangen." Jarin hob <strong>ein</strong>e Augenbrauhe und gab ihm das<br />

Zeichen, dass er angreifen solle. Thorsten schoss mit Hilfe s<strong>ein</strong>es Flug-Generators<br />

nach rechts und liess s<strong>ein</strong>e Füsse durch den Boden pflügen um <strong>ein</strong>e Staubwolke<br />

aufzuwirbeln, die Jarin irritieren sollte. Doch das fledermausähnliche Sonar, welches<br />

sie durch die verbesserten Sinne besaß, liess sie ihn erkennen. Sie schoss in die<br />

Staubwolke um ihm <strong>ein</strong>e zu verpassen. Thorsten drehte sich in <strong>ein</strong>er enorm schnellen<br />

Piuorette in <strong>ein</strong>em Halbkreis um Jarin herum und duckte sich dann aus der Drehung<br />

mit ausgestrecktem B<strong>ein</strong> heraus. Das B<strong>ein</strong> wirbelte in <strong>ein</strong>er 100-Grad-Drehung aus<br />

der Piuorette heraus und Thorsten kam zu dem was er wollte: Er traf mit dem Dreh-<br />

Kick Jarins Unterschenkel und riss sie von den B<strong>ein</strong>en. Als sie fiel, streckte er die<br />

Arme aus um sie aufzufangen. Sie landete sanft in s<strong>ein</strong>en Armen und er sah ihr<br />

verspielt in die Augen: "Weiter?" Sie lächelte, pustete sich <strong>ein</strong>e lange Strähne aus dem<br />

Gesicht und antwortete:"Zwei zu <strong>ein</strong>s für dich. Machen wir drei von fünf?"<br />

"M<strong>ein</strong>etwegen." Er half ihr auf und sie begab sich in Kampfposition: Sie zog das linke<br />

B<strong>ein</strong> gerade gestreckt nach hinten und spreizte den Fuss ab, das rechte B<strong>ein</strong> zog sie<br />

unter sich und stand auf den Zehenspitzen dessen Fusses. Den rechten Arm streckte<br />

sie mit flacher Hand ab und die linke Hand zog sie nach hinten an ihre Taillie, wobei<br />

sie den kl<strong>ein</strong>en und den Ringfinger <strong>ein</strong>knickte.<br />

Thorsten ging s<strong>ein</strong>erseits in s<strong>ein</strong>e Kampfposition: Lockerer Stand und die Hände<br />

in<strong>ein</strong>ander gelegt und vor dem Bauch verschränkt. Jarin sprang wie <strong>ein</strong>e Raubkatze<br />

aus ihrer Position und streckte die linke Hand mit den zwei ausgestreckten Fingern<br />

nach vorne, um ihm diese in die rechte Niere zu treiben. Mit <strong>ein</strong>er lockeren doch<br />

enorm schnellen Bewegung, die die Luft zischen liess, schlug er ihre Hand weg. Jarin<br />

wirbelte aus der Bewegung herum und trieb ihm den rechten Fuss gegen die linke<br />

Schulter. Thorsten wurde fünfzig Meter in der Luft nach rechts geworfen, doch es<br />

reichte nicht um ihn auf den Boden zu treiben. Ein M2 wäre unter diesem Tritt wie<br />

<strong>ein</strong>e überreife Melone zerfetzt worden. Jarin setzte nach und schoss mit dem<br />

Ellenbogen auf s<strong>ein</strong>en Bauch gerichtet auf ihn zu. Thorsten packte ihren Oberarm und<br />

drehte sie mit <strong>ein</strong>er Bewegung die ihre Geschwindigkeit ausnutzte in <strong>ein</strong>en Wurf, der<br />

sie gen Boden schleuderte. Jarin begann mit <strong>ein</strong>er Saltobewegung und kam mit <strong>ein</strong>em<br />

Stampfgeräusch auf dem Boden auf, wobei sie <strong>ein</strong>en drei Zentimeter tiefen Krater in<br />

den Boden rammte und <strong>ein</strong>e gehörige Staubwolke aufwirbelte.<br />

Jarin schnellte nach oben und schoss auf Thorsten zu. Er machte <strong>ein</strong>e Rückwärtsrolle<br />

und streckte s<strong>ein</strong> rechtes B<strong>ein</strong> nach vorne hin aus. Aus der Bewegung kam s<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong><br />

genau zwischen Jarins B<strong>ein</strong>e, jedoch ohne die Wucht <strong>ein</strong>es Trittes. Thorsten führte die<br />

Rückwärts-Rolle aus und schoss Jarin in Richtung Boden, als s<strong>ein</strong>e Fussspitze nach<br />

unten zeigte. Mit normaler Schallgeschwindigkeit raste Jarin auf <strong>ein</strong>en großen Fels zu<br />

und schlug dort <strong>ein</strong>. Als sich der Staub legte, saß sie in <strong>ein</strong>em Haufen<br />

mandarinengroßer<br />

St<strong>ein</strong>e und versuchte sich aufzurappeln. Thorsten glitt nach unten und reichte<br />

ihr <strong>ein</strong>e Hand um sie hoch zu ziehen. "Danke m<strong>ein</strong> Liebling. Drei zu <strong>ein</strong>s, du hast<br />

gewonnen." "Na, da freue ich mich aber schon auf den Preis. Aber wann die<br />

Verleihung ist, überlasse ich dir. Soll ich dir eben den Staub aus den Haaren und<br />

Klamotten holen?" "Ja, das wäre sehr nett." Als Thorsten mit s<strong>ein</strong>en Naniten die


winzigen Partikel von Jarins Körper löste, sah es aus als würde der Staub von selbst<br />

abfallen. "Danke. Du hast gut gekämpft." "Ach, ich wette, wenn d<strong>ein</strong> Körper derart<br />

aufgewertet wäre wie m<strong>ein</strong>er, hättest du das auch gekonnt. Aber hätte ich dir die<br />

gleichen Implantate ohne dreihundert Jahre geistiger Vorbereitung gegeben, dann<br />

wärest du verrückt geworden." "Wieso das?" "Nun, m<strong>ein</strong> Gehirn ist ebenfalls etwas<br />

modifiziert. Aber da muss man langsam r<strong>ein</strong>wachsen, sonst kommt die Psyche nicht<br />

mit der Veränderung klar und man würde verrückt werden." "Klingt schauderhaft."<br />

"Wäre es auch, aber ich bin ja langsam r<strong>ein</strong> gewachsen, also brauchst du bei mir<br />

k<strong>ein</strong>e Angst zu haben." Sie nahm ihn herzlich in den Arm:"Vor dir habe ich doch k<strong>ein</strong>e<br />

Angst." Er nahm sie auch in die Arme und die beiden genossen die gegenseitige<br />

Wärme.<br />

Als die Nacht langsam wieder der Dämmerung wich, wollte Jarin nach Hause fliegen.<br />

Nicht mit Thorstens Sprungantrieb nach Hause springen, sondern durch das All zum<br />

Haus fliegen. Für ihn sprach Nichts dagegen. Um den Flug geniessen zu können,<br />

beschlossen sie, nicht so schnell wie das Licht zu fliegen. Der Flug dauerte somit zwei<br />

Stunden. Eigentlich hätte es nur <strong>ein</strong>e Stunde gebraucht, aber Jarin spielte mit<br />

Thorsten immer wieder kl<strong>ein</strong>e Spielchen im Flug, wie Delphine es gerne im Meer<br />

taten. Sie drehten sich um ihre eigene Längsachse, flogen in <strong>ein</strong>em Wirbel<br />

durch<strong>ein</strong>ander und striffen sich immer wieder zärtlich bei Überholmanövern. Dann<br />

näherten sie sich dem Wohn-Planeten: Thorsten nahm Kurs auf die Mitte der<br />

Nordhalbkugel des Planeten, schoss durch die Wolkenschichten und riss kl<strong>ein</strong>e Fetzen<br />

der Wolken mit in tiefere Luftschichten hinunter. Jarin genoss es hingegen, in den<br />

Winden die sich bei der enormen Geschwindigkeit vor s<strong>ein</strong>er Brust aufbauten, zu<br />

surfen.<br />

Sie gelangten an die Tür und die Hunde, welche er für die Nacht rausgelassen hatte,<br />

begrüßten sie freudig. Die Tiere machten bereits sieben Meter lange und drei Meter<br />

hohe Sätze. Sie sprangen die Beiden an und schleckten sie ab. Nun war Thorsten um<br />

so mehr froh darüber, dass er Jarins Körper verstärkt hatte, ansonsten hätte er ihr<br />

jetzt <strong>ein</strong> paar Rippenbrüche heilen können. "Jarin. Machst du dich fertig? Die Feier<br />

beginnt um vierzehn Uhr. Und hier ist es schon zwölf." "Ja gut." Jarin ging hin<strong>ein</strong> ins<br />

Haus und zog sich zuerst das T-Shirt an, welches der Schneider gestern Abend<br />

geliefert hatte. Dann konnte Thorsten noch erkennen, wie sie sich <strong>ein</strong>e weiße Jeans<br />

erstellte und diese mit gemütlichen Sandalen anzog. Thorsten konnte eigentlich auch<br />

mal andere Klamotten gebrauchen. Seit zweihundert Jahren trug er fast<br />

ausschliesslich dieses Outfit. Er strukturierte die atomare Beschaffenheit s<strong>ein</strong>er<br />

Kleidung um und erzeugte sich so neue Klamotten: Die lockeren Turnschuhe wurden<br />

durch feste weiße Schuhe ersetzt, dazu <strong>ein</strong>e blendend weiße Jeans und <strong>ein</strong> weißes<br />

L<strong>ein</strong>en-Hemd mit hölzernen Knöpfen. Die Brusttasche des Hemdes verzierte er mit<br />

<strong>ein</strong>em Gold-Rand aus f<strong>ein</strong>em Gold-Garn. Alles in allem wirkte das ganze recht elegant<br />

und friedlich. Er war sehr zufrieden mit den neuen Sachen. Jarin schien es auch zu<br />

gefallen, sie zeigte mit dem rechten Daumen nach oben. "Dieses mal springen wir<br />

aber. Ich kann ja verstehen, dass du am Fliegen gefallen gefunden hast, aber wir<br />

müssen uns wirklich beeilen." "In Ordnung, Thorsten. Aber heute Abend fliegen wir zu<br />

dem lauschigen Tropenstrand." "Gerne." Das Sprungfeld weitete sich aus und<br />

umschloss die beiden. Wieder stürzten Enrgien des Kosmos in<strong>ein</strong>ander, als der<br />

Sprungantrieb die beiden durch den Raum riss. Dann erschienen die beiden vor dem<br />

Haus des Teladi-Paars. Thorsten klingelte. Kurze Zeit später stand Lasmios an der Tür,<br />

s<strong>ein</strong>e Rückenfinne stellte sich auf. Dann sah der Teladi Jarin, und s<strong>ein</strong>e Rückenfinne<br />

erhob sich noch mehr, gefolgt von <strong>ein</strong>em wissenden Nicken. Lasmios bat die beiden<br />

her<strong>ein</strong> und wies ihnen kurz <strong>ein</strong>en Stehplatz zu, dann beorderte er vom Computer <strong>ein</strong>e<br />

Doppel-Couch, in welche Thorsten und Jarin sich setzten. Zwei andere Teladi aus dem<br />

Nachbarhaus saßen auf <strong>ein</strong>er Bank gegenüber von den beiden biomechanisch<br />

aufgewerteten Menschen. Thorsten kannte die beiden aus den Datenbanken: Salasas<br />

und Kunopos, beide waren hier geboren worden. Sie waren Lebenspartner und beide


um die dreißig. Sie hatten ihn wohl noch nie persönlich gesehen, denn sie rutschten<br />

leicht nervös auf der Bank hin und her.<br />

Thorsten musste auf das kl<strong>ein</strong>e Gelege auf dem Tisch sehen: Vier kl<strong>ein</strong>e Eier, ungefähr<br />

von der Größe <strong>ein</strong>er menschlichen Faust lagen in <strong>ein</strong>em kunstvoll Gefertigtem Nest<br />

aus schwarzem Ton, um das in 90 Grad-Winkeln kl<strong>ein</strong>e Thermalgeneratoren<br />

angelagert waren. Auf die kl<strong>ein</strong>en Eier waren mit Wasserfarbe die Namen der kl<strong>ein</strong>en<br />

Schlüpflinge gemalt: Lannasas, Karisas, Nolpillos und Sabiros. Also zwei Mädchen und<br />

zwei Jungen. "Und habt ihr beiden euch schon etwas für m<strong>ein</strong> Geburtstags-Geschenk<br />

für eure Kl<strong>ein</strong>en überlegt?" Die beiden Eltern sahen Thorsten an, dann begann<br />

Simaneas mit ihrer Finanzplanung:"Wir haben unsss entsschhhlosssssen, esss ersssst<br />

<strong>ein</strong>mal ruhen zsu lassssen und ihnen davon sssspäter etwassss für den Markt zsu<br />

geben." "Klingt doch gut." Thorsten nickte. Lasmios sah Thorsten und Jarin an, dann<br />

richtete er sich an Jarin direkt:"Und wie haben sssie ihn kennen gelernt?" Jarin, die<br />

bisher sehr verschlossen gewesen war und mit ihren Fingern an ihrer Hose zupfte, sah<br />

nun überrascht nach oben:"Oh...ähm...wie ich ihn kennen gelert habe? Er hat mich<br />

vor dem Erfrieren und <strong>ein</strong> paar Verfolgern gerettet." "Wesswegen haben sssie sssie<br />

verfolgt?" "Oh, das weiss ich auch nicht. Es war m<strong>ein</strong> Hausarzt gewesen." Wie auf <strong>ein</strong><br />

geheimes Zeichen hin, sahen nun alle vier Teladi zu Thorsten. Nun war er es, der nach<br />

unten sah. Er hätte Jarin eigentlich schon längst von ihrer Besonderheit erzählen<br />

wollen, doch über die schöne Zeit mit ihr hatte er es ganz vergessen. Jarin sah ihn an,<br />

das er es wusste, sie konnte es in s<strong>ein</strong>em Verhalten ablesen:"Du weisst es, oder?" Er<br />

senkte den Kopf, beschämt darüber, dass er es ihr nicht schon gesagt hatte:"Ja, ich<br />

weiss es, seit du in dem kl<strong>ein</strong>en Dorf südlich m<strong>ein</strong>er Hütte gewesen bist." "Warum<br />

hast du es mir noch nicht gesagt?" "Ich hatte nicht daran gedacht, die Zeit mit dir hat<br />

m<strong>ein</strong>e Gedanken ziemlich durch<strong>ein</strong>ander gebracht." Jarin sah ihm an, das er sich<br />

schämte. Es schien sie zu bedrücken, doch sie liebte ihn:"Was ist mit mir? Warum<br />

haben sie mich gejagt?" "Du bist <strong>ein</strong>e Langlebige." "Eine was?!" "Eine Langlebige. Es<br />

ist <strong>ein</strong>e genetische Besonderheit die nur im weiblichen Genom auftaucht und nur dort<br />

weiter vererbt wird. Frauen mit diesem Gen erreichen <strong>ein</strong> enormes Alter um die 200<br />

Jahre." Jarin verstand ansch<strong>ein</strong>end k<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges Wort:"Wie bitte?" Thorsten atmete<br />

lang und weit aus:"Der genetische Jungbrunnen so zu sagen. Du bist die erste Frau<br />

auf der Erde, die dieses Gen in sich trägt." "Um die zweihundert Jahre...das...ist<br />

unglaublich..." Die Teladi sahen sie überrascht an, dann veränderte sich ihre Miene<br />

und sie deuteten mit <strong>ein</strong>er Kopfbewegung auf Thorsten, der immer noch nach unten<br />

sah. Jarin wurde wieder klarer, als sie begriff, was die Teladi ihr damit sagen wollten:<br />

Thorsten war weit über 200 Jahre alt. Für ihn musste das auch <strong>ein</strong>e Last und <strong>ein</strong><br />

Privileg zugleich s<strong>ein</strong>. Jarin wurde klar, dass man auch so leben konnte. In diesem<br />

Moment, wo sie erfur, was mit ihr war, brach ihre gesamte Lebensplanung zusammen.<br />

Welcher Mensch der von <strong>ein</strong>em normalen Leben ausgeht, plant schon für über 200<br />

Jahre s<strong>ein</strong> Leben. Es war aber so schnell wieder in Ordnung wie es gekommen war,<br />

denn Jarin schien zu wissen, das Thorsten immer für sie da s<strong>ein</strong> wollte. Kurz bevor sie<br />

angefangen hätte, wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Mädchen zu w<strong>ein</strong>en, fing sie sich wieder und tippte<br />

Thorsten auf die Schulter. Mit <strong>ein</strong>em vorgekämpften Lächeln, welches ihre innere<br />

Zerstreuung nur teilweise überdeckte, sah sie ihm in die Augen. Er lächelte ihr zu und<br />

berührte tröstend ihre Wange. In diesem Moment bemerkten die beiden, dass acht<br />

reptiloide Augen auf sie gerichtet waren. Ihnen schoss etwas Schamesröte ins Gesicht<br />

und sie drehten sich in die Runde zurück. Thorsten fiel die quirlige Boronin <strong>ein</strong>, die<br />

Lasmios' beste Freundin war:"Kommt Lasa nicht?" Simaneas wollte gerade zu <strong>ein</strong>er<br />

Antwort ansetzen, als die Türklingel durch das Haus schrillte. Lasmios stand auf und<br />

lief mit dem teladi-typischen Watschel-Gang zur Tür. Simaneas' Rückenfinne stellte<br />

sich auf:"Ichhh glaube, da kommt sssie."<br />

In diesem Augenblick kam etwas in den Raum geschossen, das wie <strong>ein</strong>e komprimierte<br />

Parade wirkte: Bunte Dekorationen, silberne und bunte Luftballons und <strong>ein</strong><br />

verkrüppelter Kuchen teladianischer Art mit terranischen Schoko-Streuseln waren zu


erkennen. Lasa, voll behangen mit Geschenken und Dekorationen. Sie wirbelte auf<br />

Simaneas zu, welche sich leicht zischelnd und mit aufgerissenen Augen zurücklehnte,<br />

um nicht von dem boronischen Wirbelwind von der Bank gerissen zu werden. Lasa<br />

kam kurz vor Simaneas zum Halten, die Ballons wirbelten noch etwas zu allen<br />

Seiten:"Entschuldige bitte die Verspätung, aber der Wind hat die Ballons<br />

mitgerissen...und ich hing noch dran." Simaneas lachte zischelnd:"Ssschhhon in<br />

Ordnung. Ssschhliesssslichhh sssind die Kl<strong>ein</strong>en ja nochhh nichhht gessschhhlüpfft."<br />

"Ich habe <strong>ein</strong> paar Sachen mitgebracht. Geschenke um genau zu s<strong>ein</strong>." Mit den vielen<br />

Tentakeln die <strong>ein</strong> Borone besaß, behängte Lasa die arme Kaufechse vor ihr mit Allem<br />

was sie dabei hatte: Vier kl<strong>ein</strong>e Schals, jeweils zwei in Pink und zwei in Ba<strong>by</strong>-Blau,<br />

wurden über die geschuppten Schultern gehängt, kl<strong>ein</strong>e Bettwasche fand auf dem<br />

Schoss Platz, <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Mobile auf dem Stapel, vier kl<strong>ein</strong>e Rasseln, vier kl<strong>ein</strong>e Bündel<br />

mit Spielgeld, <strong>ein</strong> Cappy mit der Aufschrift "Ich bin <strong>ein</strong>e Supermami" mit vier kl<strong>ein</strong>en<br />

Cappys daran und zum Schluss wurden die Luftballons in die Greifklauen gedrückt.<br />

Ungefähr Zehn Tentakel hatten dies in Rekordzeit geschafft. Simaneas saß ziemlich<br />

verdattert auf der Bank, die orange-gelben Augen überrascht aufgerissen:"Dadadanke...<br />

du hast mich ja geschmückt wie <strong>ein</strong>en argonischen Weihnachtsbaum." Lasas<br />

rechtes Haupttentakel rieb verlegen den Hinterkopf:"Nun ja, ich bin ja immerhin die<br />

Patentante." Lasmios kam jetzt auch wieder in den Raum, s<strong>ein</strong>en Kopf zierte <strong>ein</strong>e<br />

Cappy mit der Aufschrift "Ich bin <strong>ein</strong> Superpapi". Alle kicherten plötzlich über die<br />

passenden Kappen. Als Lasmios wieder neben s<strong>ein</strong>er Partnerin saß, ergriff Lasa wieder<br />

das Wort:"Wer ist eigentlich der zweite Pate?" Lasmios und Simaneas sahen sich<br />

verlegen an, dann fiel ihr Blick unverhofft auf Thorsten.<br />

Ihre Augen schienen ihn geradezu darum zu bitten. Thorsten war in s<strong>ein</strong>em Leben<br />

zwar schon vieles gewesen: Einmal jede Spezies, <strong>ein</strong>e Lichtgestalt, flüssig, gasförmig<br />

und sogar <strong>ein</strong> Baum. Aber er war noch nie Patenonkel gewesen. Irgendwie schien sich<br />

nie jemand getraut zu haben, etwas wie ihn darum zu bitten. Simaneas sah ihn an,<br />

wohl wissend, dass sie ihn damit überrumpelt hatten, indem sie davon nichts in ihrer<br />

Nachricht geschrieben hatten. Sie schien sich etwas für diese Art Falle zu<br />

schämen:"Wir dachhhten, du würdessst vielleichhht die Patenssschhhaft zsur Hälfte<br />

übernehmen." Lasmios sah ihn nun ebenfalls an:"Wir wüssssten dann, dasss sssie<br />

immer in Sssicherheit sss<strong>ein</strong> werden, fallsss unsss etwass gessschhhehen sssollte."<br />

Thorsten fing sich wieder. Es war <strong>ein</strong>e enorme Verantwortung, zumal er sich um so<br />

vieles kümmerte: Dieses Sonnensystem, die Forschung der anderen Sonnensysteme,<br />

die Erforschung des Universums und die Verbesserung der Naniten. Die Hunde seit<br />

Neuestem nicht zu vergessen. Aber es schien den Beiden wirklich viel daran zu liegen.<br />

Ausserdem war es <strong>ein</strong>e Ehre, wenn jemand <strong>ein</strong>em das Kostbarste anvertrauen wollte,<br />

was er besaß: S<strong>ein</strong>e Kinder. Doch jetzt, wo er k<strong>ein</strong> Single-Haushalt mehr war, durfte<br />

er das nicht mehr all<strong>ein</strong>e entscheiden. Er sah Jarin fragend an, die bisher fragend auf<br />

ihn gesehen hatte. Dann sah er noch <strong>ein</strong>mal kurz zu den beiden Eltern:"Ich kann das<br />

nicht mehr all<strong>ein</strong> entscheiden, denn ich lebe ja nun nicht mehr all<strong>ein</strong>." Jarin begriff<br />

nun, warum er sie angesehen hatte, sie lächelte ihn an:"Was? Du willst m<strong>ein</strong>e<br />

Zustimmung? Warum sollte ich etwas dagegen haben? Schliesslich ist es d<strong>ein</strong> Haus."<br />

Er korrigierte sie liebevoll:"Unser Haus." Thorsten sah wieder zu den beiden<br />

Teladi:"Ich fühle mich geehrt, der Paten-Onkel eurer Kinder zu werden." Die<br />

Rückenflossen der beiden Teladi hoben sich, als wäre <strong>ein</strong> St<strong>ein</strong> von ihrer Brust<br />

gefallen.<br />

Simaneas war mehr als erfreut über die Annahme der Patenschaft durch Kemmrich.<br />

Wenn jemand jemand anderen schützen konnte, dann war er es. Und wie er ihr ihre<br />

Gesundheit zurück gegeben hatte, hatte sie zu diesem Schritt noch mehr überzeugt.<br />

Lasa war aber auch <strong>ein</strong>e gute Kandidatin für <strong>ein</strong>e Patenschaft gewesen. Die quirlige<br />

Boronin hatte sofort zugesagt und dann wie wild angefangen zu klackern, dann war<br />

Simaneas von unzähligen Tentakeln umarmt worden, die sie und Lasmios mit<strong>ein</strong>ander


verbunden hatten. Sie war glücklich, so wie es war...in diesem Moment waren ihr<br />

sogar Credits egal gewesen. Was nun ihre Aufgabe als Gastgeberin gewesen war, war<br />

die Snacks für die Party-Gäste auszuteilen. Die Party kam langsam in Gange, auch<br />

wenn sich ausser s<strong>ein</strong>er Begleitung, Lasmios und Lasa niemand traute, Kemmrich an<br />

zu sprechen.<br />

Jarin gewöhnte sich langsam an die kl<strong>ein</strong>en Reptilien, auch wenn sie etwas direkt<br />

waren. Die beiden Eltern des Geleges vor ihr, waren da noch am höflichsten. Die<br />

kl<strong>ein</strong>e Boronin, Lasa, fand sie <strong>ein</strong>fach nur komisch. Einerseits war dieser schwebende<br />

Wirbelwind unheimlich süß wie <strong>ein</strong>e Puppe aus <strong>ein</strong>er Kindersendung, andererseits<br />

konnte der ungebremste Redefluss dieses Wesens <strong>ein</strong>en fast zur Weißglut bringen.<br />

Thorsten schien nur an s<strong>ein</strong>em Glas Wasser zu nippen, im Moment hatte er sich in<br />

k<strong>ein</strong>erlei Unterhaltung <strong>ein</strong>geklinkt. Jarin wurde endlich von dem unaufhörlichem<br />

Gerede der Boronin befreit, als diese sich an die Mutter des Geleges wendete um ihr<br />

die Geschenke zu erklären. Nun steiss Jarin leicht an Thorstens Glas und beide<br />

nippten an ihren Getränken. In eben diesem Moment entschloss sich <strong>ein</strong>er der beiden<br />

Teladi, die bisher nicht mit ihr und Thorsten geredet hatten, <strong>ein</strong>e Frage an die beiden<br />

zu stellen:"Und ssssind bei euchhhh ssschhon Kinder in Planung?" Sie und Thorsten<br />

zeigten genau die selbe Reaktion, zu <strong>ein</strong>em Timing, dass es choreographiert wirkte:<br />

Beide rissen die Augen auf, zermalmten ihre Gläser in ihren Händen und prusteten<br />

ihre Getränke in <strong>ein</strong>er Gischt aus Saft und Wasser aus. Jarin musste kräftig husten,<br />

sie hatte sich verschluckt. Thorsten hingegen räusperte sich nur kurz:"Also, darüber<br />

haben wir noch gar nicht nachgedacht." Jarin setzte hustend hinzu:"Wir kennen uns ja<br />

gerade mal <strong>ein</strong>en Monat." Die beiden Teladi zuckten zusammen:"Verzsseihung...tut<br />

unssss Leid." Thorsten antwortete für sie mit, was ihr mit ihrer schmerzenden Kehle<br />

nur recht war:"Schon gut, k<strong>ein</strong> Problem...." er wendete sich zu den beiden<br />

Gastgebern:"Ich mach die Sauerei schon weg. Tut mir leid." Wie von Geisterhand<br />

hoben sich die Glasscherben und -splitter und fügten sich zu den Gläsern zusammen,<br />

dann hoben sich die kl<strong>ein</strong>en Tropfen und Pfützen aus Wasser und Saft in die Höhe und<br />

sammelten sich wieder in den Gläsern. Erneutes Schweigen. Bei so <strong>ein</strong>em Phänomen<br />

war das eigentlich auch k<strong>ein</strong> Wunder. Thorsten kratzte sich am Hinterkopf, dann brach<br />

die Boronin das Schweigen im Raum:"Wer möchte <strong>ein</strong> Stück Kuchen? Ich habe extra<br />

welchen gebacken. Zumindest habe ich es versucht." Der "Kuchen" war an sich <strong>ein</strong><br />

Haufen Elend. Es sah aus wie <strong>ein</strong>e verkrüppelte Sandburg aus <strong>ein</strong>em nicht näher<br />

definierbaren Teig. Thorsten schien <strong>ein</strong>e gute Miene dazu zu machen, doch dann hörte<br />

sie <strong>ein</strong>e Stimme in ihrem Kopf, Thorstens Stimme:"Iss bitte aus Höflichkeit davon, ich<br />

werde dafür sorgen, das dir nichts geschieht." Ihr könnte beim Verzehr dieses Dinges<br />

etwas passieren?! Dann hörte sie wieder Thorstens Stimme in ihren Gedanken:"Halt<br />

dir die Augen zu." Die Boronin setzte das Messer an, stach in den Kuchen...und dann<br />

geschah es: Man hörte <strong>ein</strong> leises Zischen und dann platzte der Kuchen wie <strong>ein</strong> Ballon<br />

aus<strong>ein</strong>ander. Feste Stücke und <strong>ein</strong>e Menge ungegarter Teig flogen durch die Luft und<br />

wirbelten die kl<strong>ein</strong>e Boronin davon. Als Jarin die Hände wegnahm, konnte sie sehen,<br />

dass das kl<strong>ein</strong>e Fischwesen als Zentrum <strong>ein</strong>es Teig-Fleckes an der Wand klebte.<br />

"Könnte mir mal jemand helfen?" Die Teladi kamen nicht an diese Höhe ran, Thorsten<br />

wollte sich gerade in Bewegung setzen, doch Jarin war schneller. Sie ging zu dem<br />

kl<strong>ein</strong>en Wesen und begann damit, vorsichtig den klebrigen Teig von den Tentakeln zu<br />

lösen, die von <strong>ein</strong>er dünnen Wasserschicht umgeben waren. Als vier Tentakel frei<br />

waren, gab die Boronin ihr die Anweisung, zu ziehen, sobald sie ihre Hand<br />

umschlungen hätte. Jarin zog und Lasa war frei. "Dankeschön...ich bin Lasa. Wer bist<br />

du?" "Ich bin Jarin Ilanasi, Thorstens Verlobte." "Oh! Herzlichen Glückwunsch zur<br />

Verlobung. Woher kommst du? Bist du <strong>ein</strong>e Argonin oder <strong>ein</strong>e Terranerin?"<br />

"Terranerin." Jarin fühlte sich etwas wie in <strong>ein</strong>em Verhör aus <strong>ein</strong>em Krimi-Holo. Doch<br />

sie liess die Fragen über sich ergehen, diese Boronin war in ihren Fragen zu niedlich,<br />

wie <strong>ein</strong>e Mischung aus Kind und altem Mann. Naiv ,unschuldig und doch intelligent.<br />

Nach gut zwei Minuten voller Fragen löste sich die Boronin von ihr und schwebte um


das Gelege auf dem kl<strong>ein</strong>en Tisch. Jarin sah zu Thorsten herüber, er fand nur schwer<br />

Anschluss an die übrige männliche Gesellschaft. Sie lehnte sich zu ihm herüber und<br />

flüsterte in s<strong>ein</strong> Ohr:"Thorsten, warum gesellst du dich nicht zu den anderen?" "Nun,<br />

wenn ich in <strong>ein</strong>e Gruppe <strong>ein</strong>trete, die weiss wer und vor allem was ich bin, dann traut<br />

sich so gut wie k<strong>ein</strong>er etwas zu sagen." "Kannst du es ihnen verübeln?" "N<strong>ein</strong>, sicher<br />

nicht. Aber es ist nicht unbedingt berauschend, wenn man sich <strong>ein</strong>fach neben <strong>ein</strong> paar<br />

Leute stellt und diese sind augenblicklich still." "Da hast du auch wieder recht. Aber<br />

versuch es doch wenigstens mal." "Na gut, wenn du m<strong>ein</strong>st." Thorsten stand auf und<br />

ging auf die beiden männlichen Teladi zu.<br />

Thorsten hatte das Gefühl, wie <strong>ein</strong> drohendes Unheil über die beiden Teladi vor ihm zu<br />

ziehen. Während Lasmios ziemlich ruhig blieb, stieg die Pulsfrequenz von Kunopos in<br />

die Höhe. Thorsten konnte es ihm nicht verdenken: Er hatte jeden <strong>ein</strong>zelnen<br />

Bewohner dieses Planeten hergeholt, ausser denen die mittlerweile hier geboren<br />

worden waren. Thorsten zog sich bis auf die Einführung komplett zurück, ausser der<br />

Bescherung an Weihnachten, doch jeder kannte ihn hier. Jeder sah ihm nach und so<br />

gut wie überall sprach man <strong>ein</strong>mal täglich von ihm. Vielleicht gerade deshalb, weil er<br />

möglichst viel von s<strong>ein</strong>em Privatleben geheim hielt. Er erreichte die beiden kl<strong>ein</strong>en<br />

Echsen, Lasmios begrüßte ihn mit aufgerichteter Rückenfinne und <strong>ein</strong>em Kopf-Nicken,<br />

während Kunopos gerade <strong>ein</strong> halb starres Nicken hervor brachte. "Ha..allo Herr<br />

Kemmrichhhh...freut michhhhhh ssssssie kennen zssssu lernen." "Ebenfalls, Kunopos.<br />

Mir wäre es angenehm, wenn du mich normal behandeln würdest, wie jeden anderen<br />

auch." "Ssssssssichhhhhher....tshhhhhhh." "Kunoposss, esss issst dochh ok. Du bissst<br />

aber auchh <strong>ein</strong>e Sssteife Echssse." Ansch<strong>ein</strong>end war der Teladi wirklich mehr als<br />

schüchtern, dazu kam, dass er zwar immer von Thorsten gehört haben, ihn aber<br />

heute zum ersten mal gesehen haben musste. Auf jeden Fall tat die kl<strong>ein</strong>e Echse<br />

Thorsten leid. Aber was hätte er tun können? Hätte er dem Teladi <strong>ein</strong>en Trick<br />

vorgeführt, hätte es ihn nur noch mehr <strong>ein</strong>geschüchtert. Also blieb Thorsten nur <strong>ein</strong>e<br />

Wahl: Die Stille überstehen, bis Kunopos sich entspannt hatte.<br />

Die Echse brauchte dafür volle fünf Minuten, in denen Thorsten und Lasmios sich über<br />

die Kunst von Ianamus Zura unterhielten. Das lockere Gespräch schien den total<br />

verspannten Kunopos zusätzlich zu lockern und bald beteiligte er sich rege an der<br />

Diskussion. Thorsten überprüfte nebenbei, ohne das jemand etwas mitbekam, den<br />

Schlüpfstatus der kl<strong>ein</strong>en Schlüpflinge: Sie machten sich gerade an das Aufreiben der<br />

Schale. Die Kl<strong>ein</strong>en würden wohl sicher noch <strong>ein</strong> bis zwei Stunden brauchen bis sie<br />

durch die Schale brechen würden, das hing ganz von ihrer Motivation ab. Die beiden<br />

Echsen vor ihm unterhielten sich mittlerweile fast ohne ihn zu beachten, so angeregt<br />

diskutierten sie über ihre Eindrücke über die Kunst. Sicher gab es in der Gem<strong>ein</strong>schaft<br />

k<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges Original-Bild von Ianamus Zura, doch Kunopos hatte den Planeten sicher<br />

schon <strong>ein</strong>mal besucht oder sich <strong>ein</strong>e der Kopien in dem planetaren Museum der<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft angesehen. Thorsten brachte ab und zu eigene Eindrücke <strong>ein</strong>, wobei er<br />

<strong>ein</strong> wandelndes Kunstlexikon war, <strong>ein</strong>ige der als "ur-alt" bezeichneten Werke waren<br />

jünger als er. Thorsten konnte Jarin in der Gruppe der Frauen ausmachen, alle<br />

unterhielten sich angeregt. Er dachte augenblicklich an das Wort "Tratsch". Die arme<br />

Jarin wurde dazu noch mit zahlreichen Fragen bezüglich der Verlobung, Thorsten und<br />

ihrer Person bedacht. Sie konnte <strong>ein</strong>em richtig leid tun.<br />

Doch Jarin schien darin aufzugehen, endlich konnte sie sich mal wieder ausgiebig mit<br />

anderen Frauen unterhalten, auch wenn k<strong>ein</strong>e davon <strong>ein</strong> Mensch war...aber selbst<br />

Jarins Verlobter war im eigentlichen ja k<strong>ein</strong> Mensch mehr. Parties waren für Thorsten<br />

eher <strong>ein</strong>e seltene Angelegenheit, es kam öfter vor, das er durch <strong>ein</strong>e Sonne hindurch<br />

flog. Doch er genoss es <strong>ein</strong>mal, wieder in größerer Gesellschaft zu s<strong>ein</strong>.<br />

Die Zeit verging und bald konnte er mit s<strong>ein</strong>en Sensoren erkennen, dass die kl<strong>ein</strong>en<br />

Teladi-Kinder kurz vor dem Schlüpfen waren, das Erste in allerhöchstens fünf Minuten.<br />

Doch Thorsten behielt es für sich, die Überaschung wollte er den Eltern nicht<br />

vermiesen. Das erste Ei begann zu wackeln, <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Loch brach in der Schale und


<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e breite flache Schnauze kam zum Vorsch<strong>ein</strong>, gefolgt von zwei großen<br />

gelben Augen, die neugierig in die Welt ausserhalb der Eierschale sahen. Thorsten<br />

konnte es augenblicklich wahrnehmen und auch Simaneas' Mutterinstinkte liessen sie<br />

sofort zu ihrem Gelege stürmen. Die gepanzerten Krallen der Kaufechse halfen ihrem<br />

Kind aus der Schale und sogleich rieb die frisch gebackene Mutter ihre Nase an dem<br />

kl<strong>ein</strong>en weichen Lebewesen vor ihr. Lasmios' und Simaneas' Rückenfinnen schienen<br />

fast <strong>ein</strong>en Halbkreis zu bilden, als sie sich sch<strong>ein</strong>bar ins unermessliche aufrichteten.<br />

Das zweite Ei brach auf, dann das dritte und mit <strong>ein</strong>em Knacken auch das Vierte. Die<br />

Schlüpflinge waren gerade mal so groß, dass sie vom Handgelenk <strong>ein</strong>es Menschen bis<br />

zu der Fingerspitze des kl<strong>ein</strong>en Fingers reichten. Lasa war fast nicht mehr zu<br />

bändigen: Die Patentante war, ganz nach boronischer Art, total aus dem Häuschen vor<br />

Freude. War sie vorher noch <strong>ein</strong> Wirbelwind, so war sie nun <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges Flirren, ihre<br />

Tentakel bewegten sich fast mit der Geschwindigkeit von Insektenflügeln. Thorsten<br />

war schon oft bei Geburten dabei gewesen, in fast Tausend Jahren war das ja auch<br />

k<strong>ein</strong> Wunder. Doch jede Geburt war <strong>ein</strong> Wunder für sich, die Entstehung neuen<br />

Lebens. Diese kl<strong>ein</strong>en zerbrechlichen Wesen...Thorstens sentimentale Ader drang<br />

hervor: Er strahlte, er freute sich für die beiden Teladi. Die Erhabenheit der Natur<br />

stellte ihn in den Schatten, auch wenn er den ganzen Planeten mit <strong>ein</strong>em Gedanken<br />

innerhalb <strong>ein</strong>er Sekunde hätte kopieren können, <strong>ein</strong> Sonnensystem aus dem Nichts<br />

erschaffen konnte, <strong>ein</strong> lebendes Wesen war <strong>ein</strong> Schatz, den er nicht erschaffen<br />

konnte, ausser auf die Weise, wie es ihm die Natur in die Wiege gelegt hatte. Aber<br />

Thorsten war froh, das er das nicht konnte, <strong>ein</strong> Lebewesen nur mit Technologie<br />

erschaffen. Es gab <strong>ein</strong>fach Dinge, die er nicht konnte, so und nicht anders gefiel es<br />

ihm. Nach den Eltern erhielten die Paten die kl<strong>ein</strong>en Neugeschlüpften zum kennen<br />

lernen. Die kl<strong>ein</strong>en Lebewesen räkelten sich auf s<strong>ein</strong>en Händen. Ihre Haut war hell<br />

grün und hatte das typische Schuppenmuster für Schlüpflinge, doch sie waren so<br />

weich wie menschliche Babies, wenn auch um <strong>ein</strong>iges kl<strong>ein</strong>er. Die Krallen waren auch<br />

noch nicht erhärtet, sie gaben nach wie <strong>ein</strong> nasser Pinsel.<br />

Von aussen hätte man vermuten können, <strong>ein</strong> normaler Mensch würde die kl<strong>ein</strong>en<br />

<strong>ein</strong>fach nur in s<strong>ein</strong>en Händen halten...doch Thorsten war wie gesagt k<strong>ein</strong> normaler<br />

Mensch: Subatomare Sensoren in s<strong>ein</strong>en Händen tasteten die kl<strong>ein</strong>en Wesen ab,<br />

nahmen ihren Geruch, ihre Farbe und ihre Oberflächenstruktur aufs genaueste wahr,<br />

scannten ihre bio-elektrischen Felder, die Stoffwechselfunktionen, die normalen<br />

medizinischen Daten wie Puls und Blutdruck und leiteten sie an Thorsten. Das geschah<br />

so automatisch, wie <strong>ein</strong> Mensch normal sieht, doch ganz im Verborgenen. Nicht das es<br />

beabsichtigt war, das es im Verborgenen ablief, er hätte gerne jedem darüber<br />

Auskunft gegeben, aber die Sensoren waren nun mal viel zu kl<strong>ein</strong> um sie zu sehen, so<br />

wie <strong>ein</strong> Schaltkreis in <strong>ein</strong>em Mikro-Chip oder <strong>ein</strong> Gas-Atom. Die großen Augen<br />

richteten sich auf Thorsten, gelb sah in blau und anders herum. Diese Unschuld, diese<br />

Neugier und diese Offenheit, die diese kl<strong>ein</strong>en gelben Augen, die in den kl<strong>ein</strong>en<br />

Köpfen riesig wirkten, ausstrahlten...Thorsten war tief berührt von diesem neuen<br />

Leben. Eine winzige Zunge zuckte über das kl<strong>ein</strong>e Nasenloch <strong>ein</strong>es der Schlüpflinge,<br />

Thorsten lächelte. Die kl<strong>ein</strong>en zischelten in der Schlüpflingssprache, die jedem Teladi<br />

angeboren war. Er verstand die kl<strong>ein</strong>en Wesen nur zu gut, schliesslich konnte er jede<br />

Sprache der ihm bekannten Spezies. Die Kl<strong>ein</strong>en sagten "Groß". Jarin beugte sich über<br />

Thorstens Arme und sah auf die kl<strong>ein</strong>en zerbrechlichen Wesen, dann sah sie zu<br />

Simaneas und Lasmios herüber, die ihre Kinder immer im Auge behielten:"Darf ich sie<br />

auch <strong>ein</strong>mal halten?" Simaneas legte den Kopf schräg:"Sicher. Warum denn nicht?".<br />

Jarin lächelte und nahm ihm zwei der vier kl<strong>ein</strong>en Bündel ab. Jarin war hell auf<br />

begeistert von den kl<strong>ein</strong>en Echsen, diese ebenso von ihr. Oder um genauer zu s<strong>ein</strong>:<br />

Von ihren Haaren. Die kl<strong>ein</strong>en Schlüpflinge spielten mit den blonden Strähnen wie<br />

Kätzchen mit Wollfäden.<br />

Jarin musste lachen, Thorsten sah den kl<strong>ein</strong>en Schlüpflingen auf s<strong>ein</strong>er Hand dabei zu,<br />

wie sie s<strong>ein</strong>e Finger umkammerten, als wären es Baumstämme. Es war irgendwie


niedlich, besonders da man wusste, dass dies intelligente Wesen waren. Thorsten<br />

reichte die kl<strong>ein</strong>en nun an Lasa weiter, die dem Wahnsinn vor Freude nahe zu s<strong>ein</strong><br />

schien: Lasa hielt die kl<strong>ein</strong>en Echsen mit ihren Tentakeln und streichelte sie mit den<br />

Sekundärtentakeln. Die Schlüpflinge waren verdattert von so vielen kl<strong>ein</strong>en grünen<br />

Armen, die sie fast alle auf <strong>ein</strong>mal berührten. Nicht, dass die beiden kl<strong>ein</strong>en Echsen<br />

die Lasa hielt etwas dagegen hatten, nur fanden sie es merkwürdig. Die beiden<br />

zischelten etwas hervor, Lasa wollte sofort wissen, was es war. Lasmios und Simaneas<br />

sahen sich stutzig an, ob sie der Boronin die Wahrheit sagen sollten. Thorsten konnte<br />

es den Eltern nachempfinden. Wer wollte <strong>ein</strong>er so überglücklichen Patin auch erzählen,<br />

dass sie gerade als "irre Knolle" bezeichnet wurde? Ein Borone konnte in s<strong>ein</strong>er Form<br />

wirklich in gewisser Weise mit <strong>ein</strong>er der teladianischen Knollen verglichen<br />

werden...aber irre? Da konnte man sich über das Verhalten <strong>ein</strong>es Boronen streiten.<br />

Exzentrisch wäre schon passender gewesen. Wie dem auch war, Simaneas zischelte<br />

etwas zu Lasmios und dieser zurück, dann antwortete die junge Mutter:<br />

"Sssie...tsh...finden dassss Ssschhhweben ssseltssam." Die Boronin wirkte verdutzt<br />

aber zufrieden mit der Erklärung. Mit dem neuen Leben im Raum kam alles noch mehr<br />

in Gang, alles stand im Zeichen der kl<strong>ein</strong>en Schlüpflinge. Lasmios verpasste den<br />

kl<strong>ein</strong>en Echsen jeweils <strong>ein</strong>en Farbtupfer auf die Stirn, was sozusagen die erste<br />

Bemalung war, wie sie auf Ianamus Zura üblich war. Dann kam die Stelle der<br />

Veranstaltung, an der die Paten ihre Geschenke für die kl<strong>ein</strong>en überreichten: Lasa<br />

setzte erst <strong>ein</strong>mal jedem der Schlüpflinge <strong>ein</strong>e Kappe auf. Die Cappies waren den<br />

Neugeschlüpften noch viel zu groß, die kompletten Köpfe verschwanden darin. Dann<br />

gab sie jedem der kl<strong>ein</strong>en Teladi nach Profit-Tradition <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Credit-Karte und um<br />

der Abstammung von Ianamus Zura die Ehre zu verschaffen, gab sie jedem Teladi-<br />

Schlüpfling <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Palette versiegelter Farbtöpfe, aus der sie sich dann ihre erste<br />

Bemalung verpassen konnten.<br />

Thorsten wusste ja bis vor kurzem noch nichts von s<strong>ein</strong>er Ehre, also musste er sich<br />

jetzt etwas <strong>ein</strong>fallen lassen. Die Frage also lautete: Was war die Aufgabe <strong>ein</strong>es Paten?<br />

Im Grunde eigentlich für das Wohlergehen und den Schutz s<strong>ein</strong>er Patenkinder zu<br />

sorgen. Darum wollte er den kl<strong>ein</strong>en etwas schenken, was sie immer beschützte,<br />

selbst wenn er mal von etwas anderem beschäftigt wurde. Nachdem Lasmios und<br />

Simaneas sich im Namen ihrer Kinder bei Lasa bedankt hatten, wendete sich alles zu<br />

Thorsten und Lasmios begann zu reden:"Da wir dir erssst jetzsst davon erzssählt<br />

hatten, kann man von dir eigentlichhh k<strong>ein</strong> Gessschhhenk erwarten. Dassss jemand<br />

wie du die Patenssschhhaft angenommen hat, issst eigentlichhh sssschhon<br />

Gessschenk genug." "Na, was wäre ich für <strong>ein</strong> Pate, wenn ich nicht noch <strong>ein</strong> Geschenk<br />

auftreiben könnte?!" Thorsten wollte s<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Schützlingen intelligente<br />

Computer zur Abwehr von Gefahr schenken, die mit Kraftfeldgeneratoren jegliches<br />

Unheil abhalten konnten. Ansehen würde man den Geräten ihre Funktion allerdings<br />

nicht. Thorsten hob die rechte Hand, die Finger leicht gekrümmt mit dem Handrücken<br />

nach unten. Er hielt die Hand über das Nest in dem sich die vier Kl<strong>ein</strong>en räkelten. Ein<br />

kl<strong>ein</strong>er Punkt in der Mitte der Handfläche begann zu leuchten, dann erhob er sich als<br />

leuchtende Kugel aus der Hand hervor. Die leuchtend blassgelbe Kugel wurde von<br />

<strong>ein</strong>em kurzen Blitzen durchzuckt, dann waren es vier kl<strong>ein</strong>ere Kugeln, angeordnet wie<br />

die Protonen und Neutronen in <strong>ein</strong>em Heliumatomkern. Die vier kl<strong>ein</strong>en Kugeln<br />

begannen um<strong>ein</strong>ander zu rotieren, schneller und schneller, wobei das Leuchten stets<br />

stärker wurde. Als das Licht <strong>ein</strong>e bestimmte Intensität erreicht hatte, hielten die<br />

Kugeln ruckartig an, wobei sie <strong>ein</strong>e Kreisformation bildeten. Nun zogen die Kugeln<br />

langsam von Thorstens Hand weg, wobei sie <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en langen dünnen Schweif<br />

hinter sich her zogen. Alles sah gebannt auf ihn, als ob sie derlei Effekte noch nie in<br />

der Gem<strong>ein</strong>schaft gesehen hätten. Eine kl<strong>ein</strong>e Rede durfte natürlich nicht<br />

fehlen:"Hiermit möchte ich m<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Schützlingen Wächter geben, die sie vor<br />

Unheil bewahren sollen." Die kl<strong>ein</strong>en Kugeln glitten auf die Schlüpflinge zu, welche<br />

nach den Lichtpunkten greifen wollten, doch ihre kl<strong>ein</strong>en Krallen glitten durch das


Licht hindurch. Die Kugeln erreichten ihre Ziele unter dem Hals der Kl<strong>ein</strong>en, <strong>ein</strong> neuer<br />

Lichtimpuls durchdrang sie. Nun formte sich jede Kugel um: Sie zogen sich leicht in<br />

die Länge und bildeten <strong>ein</strong>e Rautenform, aus deren, zu den Köpfen der Schlüpflinge<br />

hin gerichteten Spitzen, kl<strong>ein</strong>e Lichtbahnen drangen, die sich langsam in weiten<br />

Bahnen um den jeweiligen Hals ihres Schlüpflings zogen. Nun trug jeder der Kl<strong>ein</strong>en<br />

<strong>ein</strong>e Halskette aus Licht. Nun musste aus dem Licht nur noch feste Materie werden.<br />

Ein kl<strong>ein</strong>er Lichtimpuls drang aus der Raute und zog sich <strong>ein</strong>mal durch die Kette. Wo<br />

der helle Impuls durch das Licht fuhr, verwandelte es sich in Materie. Jetzt schmuckte<br />

jeden kl<strong>ein</strong>en Hals <strong>ein</strong>e Kette mit <strong>ein</strong>em in Metall gefassten weißen rautenförmigen<br />

Kristall. Die Männchen trugen platin-farbene Ketten und die Weibchen gold-farbene. In<br />

den Ketten waren die mikroskopisch kl<strong>ein</strong>en Feld-Generatoren, während in dem<br />

Edelst<strong>ein</strong> noch <strong>ein</strong> paar andere Geräte, die Energieversorgung und der Computer<br />

untergebracht waren. Lasmios und Simaneas, deren Mäuler beide offen standen,<br />

begannen sich zu besinnen, Simaneas sprach Thorsten an:"Wasss ssind dasss für<br />

Ketten?" "Es sind Wächter, wie ich es bereits gesagt habe. Sie dienen dem Schutz der<br />

Kl<strong>ein</strong>en. Wenn du dir um die Größe der Ketten Sorgen machst, kann ich dich<br />

beruhigen, sie wachsen mit." "Aha...Danke." Die beiden Echsen verstanden es wohl<br />

immer noch nicht ganz, ob es nun nur <strong>ein</strong>e Geste, oder tatsächlich etwas zum Schutz<br />

ihrer Kinder war. Wie dem auch war, beide waren sehr angetan von den Ketten:<br />

Lasmios bewunderte deren Ästhetik und Simaneas...nun, sie reagierte ganz nach<br />

Teladi-Art: Zwischen zwei Krallen hielt sie <strong>ein</strong>e Vergrößerungslinse, mit der sie den<br />

Kristall begutachtete, der im eigentlichen <strong>ein</strong>e hochkomplexe Struktur aus milliarden<br />

von Mikro-Computern war, die als <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziger agierten. Sie konnte den St<strong>ein</strong> nicht<br />

<strong>ein</strong>ordnen, doch sie hielt ihn für sehr wertvoll, schon weil er <strong>ein</strong> Paten-Geschenk war.<br />

In Thorstens Gedanken bildete sich <strong>ein</strong>e Parallele, die ihm gar nicht behagte: Von<br />

Paten-Onkel zu Pate. Die Art Paten, die in Filmen des zwanzigsten Jahrhundertes<br />

dargestellt wurden: Mafia-Paten. Ihm schauderte es bei dem Vergleich, da er wie <strong>ein</strong><br />

Mafiosi-Boss hier angesehen wurde, als ständen die Anderen unter ihm. Doch dem<br />

war nicht so, alle Wesen waren gleich in ihrer Würde und ihrem Wert, dem Wert des<br />

Lebens. Zugegeben überstieg s<strong>ein</strong> Vermögen, s<strong>ein</strong>e Technologie, Körperkraft und<br />

Intelligenz die der Anderen bei weitem, doch hätte er k<strong>ein</strong>e nanotechnischen<br />

Modifikationen in s<strong>ein</strong>em Körper, wäre er genau so wie jeder andere Mensch gewesen.<br />

Ihm Missfiel es, wenn er so von unten herauf betrachtet wurde, doch ihm war es noch<br />

durch nichts gelungen, dies zu unterbinden. Egal, er schüttelte die deprimierenden<br />

Gedanken für's erste ab, dies war <strong>ein</strong> feierlicher Anlass, da wurde man nicht<br />

trübsinnig. Der Rest des Tages verging recht schnell: Man unterhielt sich, spielte<br />

<strong>ein</strong>ige Gesellschaftsspiele, aß Knabbereien und verabschiedete sich letztendlich.<br />

Thorsten flog mit Jarin Hand in Hand nach Hause. Es war <strong>ein</strong> langer Tag gewesen und<br />

s<strong>ein</strong>e Verlobte war müde...Wann war er eigentlich zuletzt körperlich müde gewesen?!<br />

Wohl irgendwann um 2056. Die beiden legten sich ins Bett und Jarin schlief fast<br />

augenblicklich <strong>ein</strong>. Thorsten schloss die Augen und forschte in Galaxien, die er nun<br />

Tag für Tag neu entdeckte. Jetzt, da er sich in dem Timecrusher so weit selbst<br />

verbessert hatte, breitete sich s<strong>ein</strong> Körper noch schneller im Universum aus.<br />

Jarin wachte am nächsten Morgen auf, Thorsten lag neben ihr. Es war irgendwie<br />

gespenstisch: Er lag da wie <strong>ein</strong>e Mumie aus dem alten Ägypten in ihrem Sarkophag.<br />

"Thorsten? Bist du wach?" s<strong>ein</strong>e Augen öffneten sich:"Ja. Möchtest du etwas?"<br />

"Schläfst du eigentlich auch mal?" "Nie so richtig. Das Meiste von mir ist immer<br />

wach." "Wird man da nicht nach <strong>ein</strong>iger Zeit wahnsinnig?" "Früher als ich mir noch das<br />

Nachtprogramm im Fernsehen angesehen habe, hab ich selbst manchmal gedacht, ich<br />

drehe durch. Aber jetzt beschäftige ich mich anders." "Und wie?" "Ich erforsche das<br />

Universum und mittlerweile zehn Galaxien." "Aha...und das machst du so nebenbei?"<br />

"Vieles mache ich "so nebenbei". Ich verbessere die Konstruktion m<strong>ein</strong>er Nano-Bots,<br />

entwickle neue Technologien und letztendlich überwache ich sämtliche<br />

Kommunikationssysteme." "Ich werde also <strong>ein</strong> automatisches Forschungslabor


heiraten." "Wenn du das so sehen willst. Ich werde dann ja auch <strong>ein</strong>e weibliche<br />

Methusalem heiraten." Jarin verzog das Gesicht, im Grunde hatte er ja recht: Er war<br />

immerhin auch <strong>ein</strong> Mensch...zumindest so weit sie das beurteilen konnte.<br />

"Entschuldigung, jeder ist halt was er ist." Er lächelte:"Ich bin halt etwas schwierig.<br />

Zumindest laufe ich nicht mit Windows." "Windows?" "Ach, das war vor d<strong>ein</strong>er Zeit.<br />

Nicht böse s<strong>ein</strong>." "Na gut." Jarin vergaß manchmal s<strong>ein</strong> Alter. Er war halt etwas<br />

besonderes. Und auch wenn er ab und zu etwas seltsam war, so liebte sie doch um so<br />

mehr, vielleicht gerade wegen dieser Besonderheiten. Die beiden standen auf, Jarin<br />

wusch sich und zog sich an. Thorsten hüllte sich in <strong>ein</strong> fahlgelbes Licht und sah aus als<br />

hätte er sich stundenlang zurecht gemacht. Darum konnte man ihn echt beneiden. Mit<br />

guter Laune rief er ihr ins Badezimmer zu:"Ich mach uns schon mal Frühstück."<br />

"Gerne. Wenn es dir nichts ausmacht, hätte ich heute gerne was Würziges." "Ich kann<br />

Planeten aus ihrer Umlaufbahn werfen, aber so <strong>ein</strong> Spiegelei...naaa, da endet m<strong>ein</strong>e<br />

Kompetenz." Sie kicherte über s<strong>ein</strong>en Scherz und griff sich das Shampoo. Drei<br />

Minuten später kam sie gut gelaunt aus der Dusche und ging in die Küche. Es duftete<br />

herrlich nach Speck, gebratenem Ei und es lag <strong>ein</strong> leicht säuerlicher Geruch von<br />

Fruchtsaft in der Luft. "Das nenne ich <strong>ein</strong> schönes Erwachen." Sie spiess <strong>ein</strong>en<br />

Speckwürfel auf ihre Gabel und steckte sich das duftende Fleisch in den Mund. Sie<br />

hatte gar nicht mehr daran gedacht, aber sie hatte die Hunde schon lange nicht mehr<br />

gesehen. "Thorsten, wo sind eigentlich die Hunde?" "Ich habe ihnen <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Hütte<br />

im Wald gemacht, jetzt stromern sie da öfters hin." "Ach s...aah" Jarin wollte gerade<br />

an die Decke springen, als sie etwas warmes nasses am Rücken berührte und ihren<br />

Bademantel durchfeuchtete. Doch bevor sie vom Stuhl springen konnte, merkte sie,<br />

dass es die sabbernden Doggen waren, sie hatten wohl den Speck gerochen. Nun<br />

verspürte sie <strong>ein</strong> ähnliches Ereignis an ihrem linken B<strong>ein</strong>: Es waren die Dobermänner.<br />

Thorsten sah die Tiere an, ihre großen braunen Augen sahen unschuldig und bettelnd<br />

zurück:"Ihr fünf seid aber ziemlich unverschämt...." die Tiere richteten alle ihre Augen<br />

auf ihn, der Blick sagte alles: Wir wollen doch auch nur etwas. Thorsten deutete mit<br />

dem Kopf in die Ecke der Küche, wo die Näpfe standen:"Da kriegt ihr was." Die Hunde<br />

sahen auf die Näpfe und mit <strong>ein</strong>em Lichtblitz wurden sie gefüllt mit Fleischbrocken.<br />

Die Tiere gingen schwanzwedelnd darauf zu und begannen zu fressen. Jarin zog <strong>ein</strong>e<br />

Miene des Ekels, als der Sabber von ihrem B<strong>ein</strong> tropfte. Thorsten lächelte <strong>ein</strong>mal kurz<br />

und der Sabber löste sich auf, auch der an ihrem Rücken. Mit leicht geschmälertem,<br />

doch immer noch großem Appetit widmete Jarin sich ihrem Frühstück. "Kann ich hier<br />

die schwedische Zeitung lesen?" Thorsten nickte, nahm die Kaffetasse vom Mund und<br />

antwortete:"Du musst nur den Computer fragen." "Danke. Computer, ich möchte gern<br />

die schwedische Zeitung lesen." "Augenblick bitte...Verbindung etabliert." Ein kl<strong>ein</strong>er<br />

Punkt in der Wand leuchtete auf und projezierte dann <strong>ein</strong> flaches Hologramm mit dem<br />

Text vor ihr Gesicht. Sie las das Titelblatt, bis sie schliesslich zu <strong>ein</strong>em Text kam, der<br />

ihr <strong>ein</strong>en Schock durch die Glieder fahren liess: Bande terrorisiert Jönköping,<br />

zahlreiche Verletzte, <strong>ein</strong> Toter. Die Gruppe Krimineller erpresste Schutzgeld und<br />

überfiel Geschäfte. Was Jarin den Schock versetzt hatte, war das ihre Schwester dort<br />

lebte, mit zwei Kindern und ihrem Mann. Sie hatte <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Kaffee. "Thorsten! Ich<br />

muss dahin! M<strong>ein</strong>e Schwester, m<strong>ein</strong>e Neffen." "Du willst nach Jönköping? Gut, aber<br />

nimm die Hunde mit. Ich kann auch mitkommen wenn du möchtest." "Ja, nur<br />

schnell!" "Hier, nimm das." Thorsten reichte ihr <strong>ein</strong>e lange weiße Robe. "Zieh sie an,<br />

dann können wir los." Jarin streifte die Robe über, diese schloss sich um sie und<br />

verwandelte sich in <strong>ein</strong> weißes Hemd mit weiten Ärmeln und <strong>ein</strong>e weiße Hose, aus<br />

<strong>ein</strong>em Stoff, den sie nicht näher definieren konnte. "Greif hinten an d<strong>ein</strong>en Kragen und<br />

zieh ihn dir über den Kopf, das wird dir etwas Tarnung geben." "Was?" "Vertrau mir."<br />

Jarin griff an den Kragen und begann daran zu ziehen. Der Stoff zog sich in die Länge,<br />

wuchs regelrecht. Aus ihrem Hemd fiel <strong>ein</strong> wallender Nebel gen Boden und hüllte sich<br />

wie <strong>ein</strong>e Robe um ihre B<strong>ein</strong>e, ebenso zog er sich um ihre Arme. Als sie den Kragen als<br />

Kapuze übergeworfen hatte, war sie von <strong>ein</strong>er blendend weißen Robe mit goldenem


Saum <strong>ein</strong>gehüllt. Thorsten griff nun ebenfalls an s<strong>ein</strong>en Kragen, s<strong>ein</strong>e Kleidung erfuhr<br />

die selbe Transformation. Thorsten drehte sich zu den Hunden:"Bei Fuss. Wir machen<br />

<strong>ein</strong>en Ausflug." Ein blauer Blitz hüllte die sieben Lebewesen <strong>ein</strong> und sie verschwanden.<br />

Als sich das bekannte blaue Licht um sie gelegt hatte, drehte sich Jarin zu Thorsten<br />

und hielt ihm den rechten Ärmel der Robe entgegen:"Fallen wir damit nicht höllisch<br />

auf?" "Wenn du sie nicht mehr tragen willst, schlag die Kaputze zurück und denke<br />

daran, dass du sie ablegen möchtest, dann hast du wieder d<strong>ein</strong>e anderen Klamotten<br />

an." "Aber wozu die Robe dann überhaupt?" "Wenn ich in 947 Jahren etwas gelernt<br />

habe, dann, dass man <strong>ein</strong>en geheimnisvollen Eindruck machen sollte, auf jeden. Die<br />

meisten hält es von Nachforschungen ab weil sie <strong>ein</strong>en für <strong>ein</strong>en Geist halten.<br />

Ausserdem bringt <strong>ein</strong>e solche Ersch<strong>ein</strong>ung den Schwachen Hoffnung und den<br />

Aggressoren Angst." "Ich werde dir <strong>ein</strong>fach mal glauben, schliesslich müssen wir jetzt<br />

los." Jarin sah sich um, sie waren in <strong>ein</strong>em der zahlreichen Wald-Gebiete um die<br />

Ortschaft. "Thorsten, wo sind wir?" "Nördlich von Jönköping, circa fünf Kilometer."<br />

"Gut. Und wo ist Süden?" Thorsten wies in <strong>ein</strong>e Richtung und Jarin sprang mit <strong>ein</strong>em<br />

raubkatzen-artigen Sprung nach süden, streifte <strong>ein</strong>en Baum um sich von ihm wieder<br />

abzustoßen und begann im Tiefflug durch den Wald zu rasen. Thorsten sprang mit<br />

<strong>ein</strong>em eleganten Hopser ungefähr drei Meter in die Luft, zog dabei das linke B<strong>ein</strong> an<br />

und flog ihr hinterher. Die Hunde rasten im Rudel hinter den beiden her, die Doggen<br />

flankierten die Dobermänner links und rechts in <strong>ein</strong>er Keilformation. Obwohl sie und<br />

Thorsten mit gut zweihundert km/H durch den Wald rasten, hielten die Hunde locker<br />

mit. Jarin wollte sich lieber nicht vorstellen, welche Beißkraft die Tiere mittlerweile<br />

hatten. Jarin sah von den Hunden nach oben und konnte gerade noch erkennen, wie<br />

sie auf das Ende des Waldes und auf <strong>ein</strong> Dorf zuflog. Sie bremste mit dem seltsamen<br />

Flugantrieb in ihrem Körper durch Gegenschub so stark ab, wie sie konnte und krallte<br />

sich in <strong>ein</strong>en Baum. Sie brauchte zwar nur fünf Zentimeter um zum Stillstand zu<br />

kommen, aber der Baum, wo sie sich mit der rechten Hand festgehalten hatte, hatte<br />

dadurch schon genug ab bekommen: Fünf tiefe Furchen die sich tief in den Stam<br />

gegraben hatten. Sie zog ihre Hand aus dem Stamm, nicht mal <strong>ein</strong>en Nagel hatte sie<br />

sich <strong>ein</strong>gerissen. Sie musste sich erst an diese Kraft gewöhnen. Jarin erschrak<br />

höllisch: Thorsten stand bereits neben ihr, was sie überhaupt nicht bemerkt hatte. "Na<br />

Jarin, willst du d<strong>ein</strong> Gebiet markieren." Jarin legte den Kopf schief, sie war eh schon<br />

genervt und diesen Scherz fand sie <strong>ein</strong>fach nur dumm:"Sehr witzig. Wir sollten lieber<br />

machen, dass wir weiter kommen." Die beiden hoben ab und rasten den Waldrand<br />

entlang. Was Jarin nicht mehr sah, war wie <strong>ein</strong> wohl bekanntes helles warmes Licht<br />

die Furchen im Baum <strong>ein</strong>hüllte und die Verletzung regenerierte, um dann zu<br />

verblassen. Thorsten holte sie <strong>ein</strong>, dann drehte er s<strong>ein</strong>en Kopf zu ihr, seltsamerweise<br />

flog er gegen k<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zigen Baum:"Wir sollten etwas unauffälliger durch die Gegend<br />

düsen, lande mal bitte." "Aber wir müssen uns beeilen!" "Glaubst du, es hilft d<strong>ein</strong>er<br />

Schwester, wenn die Presse erfährt, dass zwei Menschen ohne sichtbare<br />

Flugmaschinen vor ihrem Haus landen?!" "Du hast recht, aber mach schnell." Die<br />

beiden landeten und legten die Roben ab, indem sie die Kapuzen nach hinten klappten<br />

und sich die langen Umhänge in <strong>ein</strong>en weißen Nebel verwandelten, der sich schnell im<br />

Nichts auflöste. Thorsten drehte sich zu der ziemlich unbefahrenen Straße, das gelbe<br />

nebulöse Licht aus Thorstens Naniten formte die Silhuette <strong>ein</strong>es Sport-Gleiters, <strong>ein</strong><br />

Mercedes. Der keilförmige breite flache Gleiter leuchtete hell und kurz auf, dann war<br />

das silberne Schmuckstück wie neu in Landeposition fertig. Es war <strong>ein</strong> besonders<br />

tueres Stück für Jäger, die mit Hunden jagten, ca. 10 Meter lang.<br />

"Möchtest du fliegen?" Jarin sah Thorsten an:"N<strong>ein</strong>, ich hatte beim letzten mal<br />

schlechte Erfahrungen gemacht." "Dann fliege ich. Steig schnell <strong>ein</strong>." Thorsten stieg<br />

auf der Fahrerseite <strong>ein</strong>, Jarin sprang über den Gleiter und stieg in die Beifahrerseite<br />

<strong>ein</strong>. Der Kofferraum öffnete sich per Knopfdruck und auch die Hunde sprangen in den<br />

Gleiter. Der Kofferraum schloss sich und der Gleiter erhob sich in die Luft. Jarins<br />

Gedanken kreisten um ihre Schwester und deren Familie:"Wenn ich doch nur wüsste


wo sie sind. Im Geschäft oder zuhause..." Thorsten sah nicht von der Flugbahn:"Sie<br />

sind bei sich zuhause." "Du bist <strong>ein</strong> Schatz." "Die Kerle sind auch nicht in ihrer Nähe."<br />

"Da fällt mir <strong>ein</strong> St<strong>ein</strong> vom Herzen. Trotzdem beeil dich bitte." Der Gleiter raste durch<br />

den Luftraum, es war pures Glück, dass k<strong>ein</strong>e Polizei in der Nähe war. Nach gut zwei<br />

Minuten erreichten sie den Südrand des Ortes, an dem ihre Schwester wohnte. Der<br />

Gleiter vollführte <strong>ein</strong>e 180-Grad-Drehung in der Waagerechten und senkte sich dann<br />

auf den Boden ab. Thorsten drehte sich zu den Hunden im Kofferraum um:"Ihr wartet<br />

hier, seid schön brav...." dann drehte er sich zu ihr:"...Ich freue mich schon, d<strong>ein</strong>e<br />

Familie kennen zu lernen." "Ich bin mir sicher, dass ihr euch mögen werdet." Jarin<br />

stieg aus, ging um den Gleiter und auf die Tür zu. Thorsten ging an ihre Seite. Der<br />

Bordcomputer des Gleiters schloss automatisch die Türen. Jarin hatte sich von ihrem<br />

letzten Besuch noch gut an die Gegend erinnern können, nichts hatte sich in den<br />

sechs Monaten geändert: Hinter dem Haus lag immer noch das kl<strong>ein</strong>e Waldstück, die<br />

Blumenbeete ihrer Schwester gediehen prächtig, <strong>ein</strong>e selbstgebaute Schaukel aus<br />

<strong>ein</strong>em Seil und <strong>ein</strong>em Brett hing rechts neben dem Haus an <strong>ein</strong>er alten Kastanie und<br />

die Bretter der Aussenwand waren immer noch blau, wie es in Schweden durchaus<br />

üblich war. Sie stand mit Thorsten auf der Türschwelle und betätigte die Klingel, nichts<br />

geschah. Wieder klingelte sie, wieder geschah nichts. "Du sagtest doch, sie sind<br />

zuhause." "Sind sie auch, sie verstecken sich im Keller. Vielleicht solltest du sie rufen."<br />

das klang <strong>ein</strong>leuchtend, wenn <strong>ein</strong>e Bande Krimineller in der Gegend war, sorgte man<br />

dafür, dass es so aussah, als wäre man nicht da. Jarin begann den Namen ihrer<br />

Schwester zu rufen:"Delaia! Bist du da? Ich bin's, Jarin!" Sie konnte es im Haus<br />

rumpeln hören, jemand stieg Treppen hinauf. Metallisches Schaben war zu hören, als<br />

schlecht geölte Tür-Verriegelungen geöffnet wurden. Karlsen stand im Türspalt, hinter<br />

ihm Delaia. "Jarin!..." Delaia stürmte hinaus und nahm ihre Schwester in den<br />

Arm:"...Was machst du denn hier? Du hast doch sicher von der Bande gehört?" "Ja,<br />

deswegen bin ich ja gekommen um nach euch zu sehen." "SPINNST DU?!! Hier toben<br />

diese Gängster durch die Gegend und du kommst her?!" "Man muss doch auf s<strong>ein</strong>e<br />

Familie aufpassen." "Aber ich bin d<strong>ein</strong>e große Schwester, ich kann auf mich aufpassen.<br />

Jetzt muss ich auch noch auf dich aufpassen." "Glaub mir, um mich brauchst du dir<br />

k<strong>ein</strong>e Sorgen mehr zu machen." Delaia sah sich Thorsten an:"Liegt das vielleicht an<br />

d<strong>ein</strong>er Begleitung?" Ihr schräges Lächeln war nicht zu übersehen. "Falls du m<strong>ein</strong>en<br />

Verlobten m<strong>ein</strong>st, ja. Er hat so <strong>ein</strong>iges in m<strong>ein</strong>em Leben geändert." "Du bist Verlobt!?<br />

Und ich erfahr es bestimmt wieder als Letzte..." in der Ferne hörte man Plasma-<br />

Schüsse und Sirenen, Delaia hielt inne und sah sich um:"Kommt lieber erst <strong>ein</strong>mal<br />

r<strong>ein</strong>." Jarin sah auf den Sport-Gleiter:"Können wir unsere Hunde mit r<strong>ein</strong> bringen?"<br />

"JA, nur kommt schnell r<strong>ein</strong>." Thorsten drückte den Knopf für den Kofferraum auf der<br />

Fernbedienung des Gleiters und entliess so die Hunde, welche er mit <strong>ein</strong>em kurzen<br />

Pfeifen r<strong>ein</strong> ins Haus schickte. Delaia und ihr Mann bekamen große Augen, als sie die<br />

riesigen Doggen sahen. Thorsten und Jarin traten <strong>ein</strong> und Karlsen schloss die Tür<br />

hinter ihnen.<br />

Die Einrichtung war gemütlich, warm und <strong>ein</strong>ladend. Thorsten wies die Hunde an, sich<br />

bei der Tür zu postieren und acht zu geben. Dann kam es zur eigentlichen Begrüßung,<br />

Delaia sah Jarin schief aber glücklich an:"So, findet m<strong>ein</strong>e Schwester als ihren Mann<br />

für's Leben." "Nun, vielleicht sollte ich ihn euch erst <strong>ein</strong>mal vorstellen: Delaia, Karlson,<br />

das ist Thorsten Kemmrich, m<strong>ein</strong> Zukünftiger." Thorsten streckte Delaia s<strong>ein</strong>e Hand<br />

entgegen:"Freut mich euch kennen zu lernen..." weiter kam Thorsten nicht, denn da<br />

nahm Delaia ihn schon familiär in den Arm:"Nicht so förmlich, du gehörst jetzt zur<br />

Familie." Delaia war recht offen gegenüber allen Menschen, da sie <strong>ein</strong>e gute<br />

Menschenkenntnis besaß, schadete es ihr nicht. Thorsten schien ihr auf anhieb <strong>ein</strong><br />

guter Kerl zu s<strong>ein</strong>. Jarins Verlobter lächelte verlegen und gab die Umarmung zaghaft<br />

wieder. Ansch<strong>ein</strong>end hatte ihre Schwester es geschafft, ihn zu überaschen. Delaia liess<br />

ihn los und Karlsen reichte ihm die Hand. Thorsten war also offiziell aufgenommen<br />

worden. Die Vier gingen in die Küche und setzten sich um den Küchentisch. Delaia


stand noch <strong>ein</strong>mal kurz auf, um die Kinder aus dem Keller zu holen, die sicher schon<br />

ängstlich gewartet hatten. Nun rannten die beiden Jungen auf Jarin zu:"Tante Jarin!<br />

Tante Jarin. Geht es dir gut?" Der siebenjährige Mike begrüsste s<strong>ein</strong>e Tante<br />

überschwänglich und kindlicher Freude. S<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er dreijähriger Bruder rannte mit<br />

wackeligen Schritten auf Jarin zu und umarmte ihr B<strong>ein</strong>, wobei er s<strong>ein</strong>en Kopf auf ihr<br />

Knie legte. Sie hätte heulen können, so niedlich war das Bild. Auch Thorsten lächelte<br />

über ihren putzigen Neffen.<br />

Delaia setzte sich an den runden Küchentisch aus Eiche und nahm ihren älteren Sohn<br />

auf den Schos:"Also, Jarin, dann sag uns mal, wie ihr euch getroffen habt." In diesem<br />

Moment hörte Jarin Thorstens Stimme in ihrem Kopf:"Erzähl ihr aber bitte nicht zuviel,<br />

ich glaube, m<strong>ein</strong>e "spezielle Art" sollten wir ihnen etwas langsamer beibringen. Ich<br />

erinnere mich nur an die Teller die du an mir zerschmissen hast." Jarin zwinkerte ihm<br />

zu und er nickte. Sie wollte Thorsten zwar s<strong>ein</strong>en Wunsch erfüllen -schliesslich hätte<br />

ihre Schwester sie auch für verrückt erklärt, wenn sie erzählt hätte, dass er <strong>ein</strong><br />

neunhundertsiebenundvierzig Jahre alter Cyborg von der Größe der Sonne war- aber<br />

sie wollte Delaia auch nicht anlügen: "Ich hatte <strong>ein</strong>e Panne mit m<strong>ein</strong>em Gleiter<br />

ziemlich weit in der Wildnis. Er hatte <strong>ein</strong>e Hütte in der Nähe und da bin ich ihm auf<br />

der Suche nach Hilfe in die Arme gelaufen. Ja, und so lange ich m<strong>ein</strong>en Gleiter nicht<br />

repariert bekommen hatte, hab ich bei ihm wohnen dürfen. Da haben wir uns besser<br />

kennen gelernt." Delaia zog <strong>ein</strong>e Augenbraue hoch:"Und du hattest k<strong>ein</strong> Handy<br />

dabei?" Jarin zuckte zusammen, heutzutage hatte jeder Gleiter, jede Uhr und<br />

manchmal sogar Kleidung <strong>ein</strong> Mobil-Telephon. "Na gut, ich wollte dich nicht<br />

erschrecken, aber ich bin voll gegen <strong>ein</strong>en Baum gekracht und bin geschockt durch<br />

den Wald gelaufen." "Oh m<strong>ein</strong> Gott! Ist dir was passiert?" Jarin legte den Kopf<br />

schief:"Wäre ich hier wenn?" "Tschuldigung...hab nicht nachgedacht. Und, warum hab<br />

ich jetzt erst von d<strong>ein</strong>en Heiratsplänen erfahren?" "Ich war ziemlich weit vom Schuss,<br />

da konnte ich dich oder unsere Eltern nicht erreichen." "Aha..." Delaia drehte sich zu<br />

Thorsten:"...Dann erzähl uns doch mal etwas über dich." Thorsten lächelte, er schien<br />

sich schon <strong>ein</strong>ige Geschichten bereitgelegt zu haben:"Also, über mich gibt es<br />

eigentlich nicht viel zu erzählen: Ich habe <strong>ein</strong>e große Erbschaft gemacht, wodurch ich<br />

viel umher reisen kann. Doch eigentlich arbeite ich als freier Entwicklungs-Ingenuer."<br />

"Aha...Und woher kommst du?" "Eigentlich aus Deutschland, aber ich ziehe so viel<br />

umher, dass man eigentlich überall sagen könnte ich wäre zu hause. Natürlich werde<br />

ich mich mit Jarin an m<strong>ein</strong>er Seite etwas <strong>ein</strong>schränken." "Das ist gut zu hören. Und<br />

wie alt bist du?" "Noch 27. Aber <strong>ein</strong> Jahr verfliegt ja so schnell, dass man es kaum<br />

bemerkt." Jarin spielte die Geknickte:"Aha...kaum lass ich mich mal wieder bei m<strong>ein</strong>er<br />

Schwester blicken, wird m<strong>ein</strong> Verlobter verhört." Delaia zuckte mit den Schultern:"Ich<br />

kann m<strong>ein</strong>e Schwester doch nicht <strong>ein</strong>en Mann heiraten lassen, ohne dass ich mir <strong>ein</strong><br />

Bild von euch als Paar gemacht habe." Dieses raubkatzenartige Grinsen, Jarin fand es<br />

schon immer nervig, als sie noch <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Mädchen war. Karlsen verhielt sich wie<br />

meistens wenn Besuch da war: Er sah auf den Tisch und zog mit den Fingern<br />

imaginäre Linien nach. Delaia setzte ihren Sohn auf den Schos s<strong>ein</strong>es Vaters und<br />

stand auf:"Aber wo bleiben m<strong>ein</strong>e Manieren. Möchte jemand <strong>ein</strong>en Kaffee oder <strong>ein</strong>en<br />

Tee?" Jarin hatte nichts gegen <strong>ein</strong>en Tee <strong>ein</strong>zuwenden, also gab sie ihrer Schwester<br />

bescheid, auch Thorsten hatte nichts gegen <strong>ein</strong>en Tee. Die beiden Kl<strong>ein</strong>en bekamen<br />

<strong>ein</strong>en Kakao, Karlsen <strong>ein</strong>en Kaffee und Delaia machte sich <strong>ein</strong>en Tee. Jarin liebte<br />

Delaias Art Tee zu machen: Verschiedene Honige, Zimt und Salbei. Jarin hatte oft<br />

versucht es zu kopieren, doch nie bekam sie die richtige Mischung hin. Thorsten<br />

schien eher den Dampf des Heißgetränks zu inhalieren, doch dann nahm auch er<br />

<strong>ein</strong>en tiefen Schluck des Tees:"Mhhh...der ist gut. Zimt und Salbei? Oh, und<br />

etwas...Vanille?" Delaia war sichtlich überrascht:"Ja, genau...aber die Vanille ist<br />

verschwindend gering...ich bin be<strong>ein</strong>druckt."<br />

Jetzt erhob auch Karlsen endlich <strong>ein</strong>mal s<strong>ein</strong>e Stimme:"Euch beiden sch<strong>ein</strong>t es ja sehr<br />

gut zu gehen...ich wünschte, ich könnte das auch von uns sagen..." "Karlsen! Ich hab


dir doch noch an der Tür gesagt, du sollst ihnen nicht auch noch davon erzählen."<br />

"Aber Del...wir sind ruiniert..." Jarin wusste, dass irgendetwas nicht stimmte, sie hatte<br />

es im Blut gehabt, als sie in den Gleiter gestiegen war:"Was ist denn passiert?"<br />

Karlsen stützte s<strong>ein</strong>en Kopf auf s<strong>ein</strong>e Hände und versteckte s<strong>ein</strong> Gesicht, er schien zu<br />

w<strong>ein</strong>en:"Unser Laden...die Kasse...alles zerstört!" Delaia legte ihrem Mann die Hand<br />

auf die Schulter:"Unser Geschäft war der erste Laden, der überfallen wurde. Sie haben<br />

Karlsens Bruder angeschossen und ihn auf die Straße geworfen, dann haben sie den<br />

Laden verwüstet. Zwei der Kerle sind immer noch da. Sie nehmen sich die Nahrung<br />

und den Alkohol aus unseren Regalen und benutzen die Wände als Schiess-<br />

Zielscheiben." Jarin nahm Delaias freie Hand, deren Fingernägel sich langsam in die<br />

Handfläche bohrten:"K<strong>ein</strong>e Sorge, zusammen können wir was dagegen unternehmen."<br />

Draussen konnte Jarin schwache Motorengeräusche hören. Delaia stieg die Wut und<br />

die Verzweiflung ins Gesicht, sie begann zu schreien:"WIE?! Wie können wir bitte<br />

gegen fünfzig bewaffnete Gauner bestehen, die auf alles und jeden ohne Skrupel<br />

schiessen?"<br />

Das war zu laut gewesen: Jarin konnte die Motoren von vier Gleit-Bikes hören, die vor<br />

dem Haus zum stehen kamen. Eine rauhe kratzige Stimme war von draussen zu<br />

hören:"Raus mit euch ihr kl<strong>ein</strong>en Schw<strong>ein</strong>chen, sonst kommen wir r<strong>ein</strong>. Wir sind eure<br />

Schlachter." Delaia begann zu w<strong>ein</strong>en und sie nahm ihre Kinder in den Arm, Karlsen<br />

legte s<strong>ein</strong>e Arme um s<strong>ein</strong>e Familie um sie zu beschützen. Ein St<strong>ein</strong> flog durch das<br />

Küchenfenster und riss das Gewürzregal, aus dem Delaia noch den Zimt genommen<br />

hatte, von der Wand. Wieder die rauhe Stimme:"Raus mit euch, oder das nächste ist<br />

ne Granate." Delaia heulte kurz auf, dann ging die kl<strong>ein</strong>e Familie, gefolgt von Jarin<br />

und Thorsten aus der Tür. Vier Männer und <strong>ein</strong>e Frau, <strong>ein</strong>es der Bikes war für zwei<br />

ausgelegt. Ein schlacksiger verwahlloster Mann mit <strong>ein</strong>er Lederjacke trat hervor, er<br />

hielt den nächsten St<strong>ein</strong> in der Hand. Die Hunde wollten schon angreifen, doch<br />

Thorsten hielt sie mit <strong>ein</strong>em Handzeichen zurück. Die übrigen der kl<strong>ein</strong>en Bande sahen<br />

die riesigen Doggen, die Dobermänner mit gefletschten Zähnen und zogen ihre<br />

Waffen. Der Typ in Leder begann s<strong>ein</strong>en St<strong>ein</strong> hoch zu werfen und wieder auf zu<br />

fangen:"Ihr seid zu laut gewesen...das müssen wir bestrafen." Thorsten trat vor die<br />

Gruppe, Jarin stellte sich neben ihn. Der Blick von Thorsten sah aus, als könnte all<strong>ein</strong><br />

der Augenkontakt tödlich s<strong>ein</strong>:"Ihr werdet hier niemanden bestrafen." Der Leder-<br />

Penner grinste eklig und deutete mit der Hand auf den Gleiter, den Thorsten vor<br />

kurzem erstellt hatte:"Ist das d<strong>ein</strong>e Karre?" "Ja." "Gefällt mir...her damit." "Spar mal<br />

schön selbst du Jammergestalt." "Na dann..." Der Mann holte mit dem St<strong>ein</strong> aus und<br />

warf ihn auf die Heckscheibe. Jarin ahnte was jetzt kommen würde, Thorsten hätte<br />

sich nie mit <strong>ein</strong>em normalen Gleiter zufrieden gegeben, er perfektionierte so ziemlich<br />

alles: Ein blauer Schild, wie ihn das terranische Militär benutzte, flammte auf und der<br />

St<strong>ein</strong> prallte so ab, dass der Rocker den St<strong>ein</strong> an den Arm geschleudert bekam. Er<br />

fluchte. Thorsten und Jarin lächelten schräg, der Rocker wurde wütend:"Was grinst ihr<br />

so bescheuert?! Hier, der ist für euch." Er nahm <strong>ein</strong>en dicken St<strong>ein</strong> und warf ihn, mit<br />

<strong>ein</strong>er Geschwindigkeit, die nicht normal war: Ein kybernetisches Implantat. Der St<strong>ein</strong><br />

flog auf Jarin zu, Thorstens linker Arm schoss zur Seite wie in <strong>ein</strong>em Karate-Film und<br />

griff den St<strong>ein</strong>, bevor er ihren Körper erreichen konnte. Der Leder-Typ lächelte:"Oh,<br />

wir haben hier <strong>ein</strong>en Möchtegern-Ninja." Thorsten drückte zu und in <strong>ein</strong>er Wolke aus<br />

Staub und St<strong>ein</strong>-Splittern zerbarst der St<strong>ein</strong> in s<strong>ein</strong>er Hand. Jarin drehte sich um zu<br />

Delaia:"Geht r<strong>ein</strong>! Versteckt euch im Keller oder irgendwo anders." Delaia nickte<br />

zögernd und Karlsen nahm die beiden Jungs auf den Armen mit r<strong>ein</strong>. Die Tür schloss<br />

sich und die Hunde gingen links und rechts von Jarin und Thorsten in Position, die<br />

Doggen bei Thorsten und die Dobermänner bei Jarin.<br />

Dann warf der offensichtliche Anführer der kl<strong>ein</strong>en Bande die Arme in die Luft und<br />

drehte sich zu s<strong>ein</strong>en Kumpanen:"Hey Leute, sch<strong>ein</strong>t, dass wir hier nich die <strong>ein</strong>zigen<br />

mit Bio-Imp's sind." Die Frau mit rosanem Irokesen hatte <strong>ein</strong>e schrille Stimme und<br />

begann nun wie <strong>ein</strong> heiseres Huhn zu Gackern:"Wollen wir doch mal sehen Sam, wer


die besseren Imp's hat." Die Bande lud durch und begann mit ihren Waffen zu feuern.<br />

Jarin und Thorsten begannen mit Saltos und anderen Akkrobatik-Einlagen den<br />

Schüssen auszuweichen. Jarin nahm Kurs nach links und Thorsten nach rechts, auf die<br />

Leute zu. Sie schlug <strong>ein</strong>em fetten verschwitzten Monster die Waffe aus der Hand,<br />

welche durch den Aufprall auf der Straße mit Wucht zerschellte. Dann sprang sie mit<br />

<strong>ein</strong>em Rückwärtssalto weg um <strong>ein</strong>em Schlag zu entgehen und mit ihren Füssen die<br />

Waffe im Anschlag <strong>ein</strong>es Lulatsches mit Piercings zu zertreten. Thorsten wiederum war<br />

mit <strong>ein</strong>em Raubtiersprung zuerst vor der Frau gelandet und ihr Gewehr mit der bloßen<br />

Hand zerquetscht, indem er die vordere Hälfte der Waffe griff und diese zwischen<br />

Daumen und den übrigen Fingern zerdrückte. Dann schlug er <strong>ein</strong> Rad nach links und<br />

trat mit dem von oben herab schnellenden Fuss das letzte Gewehr <strong>ein</strong>es<br />

Muskelprotzes in zwei Teile. Aus der Bewegung heraus kamen Jarin und Thorsten<br />

neben<strong>ein</strong>ander zum stehen und sahen die entwaffnete Bande an. Vom Gehsteig aus<br />

klatschte der Mann in der Lederjacke und ging langsam zu s<strong>ein</strong>en Leuten:"Bravo, sehr<br />

schön. Ihr beiden könnt ja zusammen im Zirkus auftreten." Thorsten lachte laut:"Aber<br />

nur wenn wir euch Deppen als Clowns bekommen." "Du wirst ja noch sehen wie lustig<br />

wir sind." Jeder der Bande zog <strong>ein</strong>e Schlag- oder Stichwaffe: Die Frau zog zwei Dolche<br />

aus ihren Ärmeln, der Fettsack zog <strong>ein</strong>e Brechstange hinter s<strong>ein</strong>em Rücken hervor, der<br />

Lulatsch <strong>ein</strong>e Eisenkette mit Spikes an den Gliedern, der Muskelprotz <strong>ein</strong>en Baseball-<br />

Schläger und der Mann in der Lederjacke zog <strong>ein</strong> großes Feldmesser aus <strong>ein</strong>em Schaft<br />

an s<strong>ein</strong>em Oberschenkel. Thorsten sprach Jarin über die Schulter an:"Weisst du noch<br />

Jarin, was ich bei unserem ersten Treffen mit dem Messer gemacht habe? Du kannst<br />

das auch." Jarin dachte kurz nach, dann erinnerte sie sich daran, was Thorsten<br />

gem<strong>ein</strong>t haben musste: Er hatte das Messer <strong>ein</strong>es der Söldner mit der bloßen Hand<br />

zerquetscht. Der Fettsack mit dem Brecheisen rannte auf Jarin zu, ebenso der<br />

Lulatsch. Thorsten sprach Jarin über die Schulter an:"Wollen wir die Seiten tauschen?<br />

Schliesslich sollten Männer k<strong>ein</strong>e Frauen schlagen. Auch wenn dieses Weib da sicher<br />

nicht als Frau zu bezeichnen ist." "OK, mir solls recht s<strong>ein</strong>." Jarin drehte sich um und<br />

Thorsten sprang mit <strong>ein</strong>em Rückwärtssalto bei dem er sich um die eigene Achse<br />

drehte hiter sie, dem Fettsack mitten mit dem rechten Fuss ins Gesicht. Der Angreifer<br />

kippte um und das Brecheisen fiel klirrend zu Boden. Der Lulatsch kam näher, holte<br />

mit der Eisen-Kette aus und schlug damit nach Thorsten. Thorsten hob den rechten<br />

Arm und blockte den Schlag mit dem Unterarm ab; die Kette schlang sich fest um<br />

s<strong>ein</strong>en Arm. Thorsten riss den Arm nach links und Schleuderte den Lulatsch weg.<br />

Dieser flog neun Meter weit und krachte dann durch <strong>ein</strong>e Hauswand. Thorsten<br />

wiederum spannte die Unterarm-Muskulatur an und die Kette zerriss. Jarin dachte an<br />

den Anblick damals am Strand und träumte vor sich hin...n<strong>ein</strong>, dafür war jetzt k<strong>ein</strong>e<br />

Zeit. Der Muskelprotz kam auf sie zu, holte mit dem Aluminium-Baseballschläger aus<br />

und schlug nach Jarin: Sie duckte sich zur Seite und trat mit dem rechten B<strong>ein</strong> in<br />

s<strong>ein</strong>e Seite. Jarin hörte Rippen knacken. Der Gauner flog zwei Meter weit und schliff<br />

noch drei Meter weiter auf dem Straßenpflaster. Sie hatte nicht die Zeit um sich über<br />

ihren Triumpf zu freuen, sie schaffte es gerade noch, sich so weit nach hinten zu<br />

beugen um <strong>ein</strong>em Dolch-Schwinger der Punk-Lady auszuweichen. Das andere Messer<br />

in der Linken der Frau schos auf Jarins Hals zu. Sie packte den Arm der Ziege und<br />

drehte sie daran herum um sie gegen <strong>ein</strong>es der Gleit-Bikes zu werfen. Der Irokese<br />

wurde zerfleddert als die Punkerin in <strong>ein</strong>es der Motorräder krachte. Mit <strong>ein</strong>em<br />

zornesrotem Gesicht stieg die Punklady auf, griff vorne und hinten das Bike und riss<br />

daran wie <strong>ein</strong>e Gewichtheberin. Unter gewisser Anstrengung konnte sie das Gefährt<br />

heben und über ihren Kopf halten:"So du Tussy in weiß! Jetzt siehst du wer die<br />

besseren Implantate ha..." Jarin hatte während dem Spruch der Punkerin das Heck<br />

von Thorstens gepanzertem Gleiter gepackt und das zehn Meter lange Fluggerät mit<br />

Leichtigkeit hoch gehoben. Nun hielt sie den Gleiter wie <strong>ein</strong>e gigantische Keule. Die<br />

Augen der Punkerin weiteten sich:"Ach du sch******. Was zur Hölle hast du denn<br />

drin?!" Jarin holte aus und schlug den Gleiter gegen die linke Seite der Punkerin,


welche daraufhin mit dem Bike mit <strong>ein</strong>er enormen Geschwindigkeit in <strong>ein</strong> verlassenes<br />

Haus krachte, wobei Trümmer und Bruchstücke der Wand bis auf die Straße<br />

geschleudert wurden. Jarin stellte den Wagen behutsam ab:"Was ich drin habe? Ein<br />

paar Geschenke m<strong>ein</strong>es Geliebten." Nun war nur noch der Anführer der Gang übrig: Er<br />

zerrte an Cerberus, der wie der legendäre Hüter des Hades neben Claw auf der<br />

Türschwelle saß, hinter den Doggen saßen als zweite Reihe die Dobermänner. Wie<br />

Thorsten sie angewiesen hatte, bewegten die Hunde sich nicht. Nun nahm der Leder-<br />

Träger s<strong>ein</strong> großes Feldmesser und wollte es in Cerberus' Kopf rammen. Das Messer<br />

raste auf den Hundekopf zu, traf den Kopf und...glitt ab als hätte man es gegen <strong>ein</strong>e<br />

Stahlwand gehauen. "Was zur Hölle ist das für <strong>ein</strong> Vieh?!" wiederholt riss der<br />

Bandeführer das Messer in die Höhe um es wieder und wieder auf den Hund hinab zu<br />

stoßen. Wirkungslos, selbst am Augapfel des Tieres glitt das Messer wirkungslos ab.<br />

"Du blödes Vieh! Ich mach dich kalt!" Er zog <strong>ein</strong>e Plasma-Pistole und hielt sie an<br />

Cerberus Nase. Thorsten klang belustigt:"Cerberus: Wie es dir beliebt." Ein Funkeln in<br />

den Augen der riesigen Dogge und dann ging alles blitzschnell: Cerberus zog den Kopf<br />

zur Seite, der Schuss verfehlte ihn und traf Reaper an der Brust, wo der Schuss<br />

nutzlos verpuffte. Cerberus hatte nun freie Hand, wie Thorsten es gesagt hatte...oder<br />

besser: Er hatte freies Maul. Cerberus biss mit s<strong>ein</strong>em riesigem Maul zu, umschloss<br />

Pistole, Handrücken und Handgelenk, welche er mit <strong>ein</strong>em titanischen Biss zermalmte.<br />

Das Kreischen von Metall das zerquetscht wird, Knacken vom Plastik in der Pistole und<br />

den Implantaten und das splitternde Geräusch von brechenden Knochen. Der<br />

Bandenboss schrie vor Schmerz. Jarin wollte sich die P<strong>ein</strong> nicht vorstellen, doch als<br />

Cerberus loslies um den Unterarm zu packen, konnte sie die bizarre Mischung aus<br />

blutendem Fleisch, zerfetzter Haut, gebrochenen Knochen, zersplittertem Plastik und<br />

zerquetschtem Metall sehen. Sie konnte gerade noch <strong>ein</strong>en Brechreiz unterdrücken.<br />

Doch dann kam die schlimmere Verletzung: Cerberus verstärkte s<strong>ein</strong>en Biss, wieder<br />

Knacken als Elle und Speiche brachen. Mittlerweile kniete der Rocker schreiend vor<br />

Cerberus. Die Dogge riss ihren Kopf nach links und riss somit den Unterarm am<br />

Ellbogen-Gelenk ab. Der Typ schrie -verständlich- und brach zusammen. Cerberus<br />

liess den Unterarm fallen und ging an s<strong>ein</strong>e Position zurück. Jarin hätte bei dieser<br />

Brutalität erwartet, das der Hund ihn ganz zerfleischen würde, aber er statuierte nur<br />

<strong>ein</strong> Exempel: Greif mich nicht noch mal an. Der Mann nahm w<strong>ein</strong>end s<strong>ein</strong>en Arm, zog<br />

sich mit dem nicht verletztem Arm zu der obersten Treppenstufe, wollte die Mittlere<br />

greifen und rutschte ab. Er rollte hinunter, schlug wummernd auf und begann zu<br />

stöhnen. Der Rocker drehte sich unbeholfen, rappelte sich auf die Kniee und stand<br />

letztendlich auf. Thorsten ging auf ihn zu:"Lasst diese Stadt in Ruhe, sag d<strong>ein</strong>em Chef,<br />

er soll die Bande auflösen oder <strong>ein</strong>en Kegelclub oder etwas anderes friedliches daraus<br />

machen. Solltet ihr das nicht machen...nun ja..." Thorsten griff das Gleit-Bike neben<br />

dem er stand und presste es wie <strong>ein</strong>e Ziharmonika zusammen. Der Blick des Mannes<br />

war angsterfüllt, er zitterte, vor Angst und wegen dem Blutverlust. Thorsten fuhr<br />

fort:"...ich kann noch unfreundlicher s<strong>ein</strong>, als m<strong>ein</strong> Hund. Nun sammel d<strong>ein</strong>e Leute<br />

<strong>ein</strong>, sucht euch nen Arzt. D<strong>ein</strong>en Arm kann man wieder annähen und d<strong>ein</strong><br />

Muskelbepackter Freund hat ne durchbohrte Lunge. Der Rest hat nur gebrochene<br />

Knochen. D<strong>ein</strong>en Arm kann man wieder annähen und die Hand heilt auch wenn ihr<br />

den Schrott raus nehmt." "Ja...wir...hauen ab." Der Rocker zog entkräftet an Jarin<br />

vorbei, sie sah ihm in die Augen und s<strong>ein</strong>e Augen füllten sich mit noch mehr Angst.<br />

Die Punkerin schälte sich mit <strong>ein</strong>em blutendem Arm und humpelnd aus der Wand, sie<br />

aktivierte das Gleit-Bike und setzte ihren Boss darauf. Sie humpelte an Jarin vorbei.<br />

Jarin stampfte auf und die Punkerin wäre b<strong>ein</strong>ahe umgefallen, solche Angst hatte sie<br />

vor ihr. Der Fettsack war mit <strong>ein</strong>er zermatschten blutigen Nase noch recht gut weg<br />

gekommen und trug s<strong>ein</strong>en muskelbepackten Kumpanen zu <strong>ein</strong>em der anderen<br />

Motorräder. Der Lulatsch fiel aus dem Loch zwei Meter über dem Boden, das er in der<br />

Wand hinterlassen hatte, und humpelte mit <strong>ein</strong>em gebrochenem B<strong>ein</strong> und s<strong>ein</strong>e Brust<br />

haltend, gestützt auf die Punkerin, zu dem letzten Bike. Mit schlingernder Fahrbahn


fuhren die Fünf davon. Jarin drehte sich zu Thorsten:"Glaubst du sie kommen<br />

wieder?" er schüttelte langsam den Kopf "N<strong>ein</strong>, sie nicht, aber die anderen der Gang.<br />

Und sie werden sauer s<strong>ein</strong>. Aber k<strong>ein</strong>e Sorge: Wir beide schaffen das, wir haben ja<br />

auch noch unsere Freunde." Thorsten winkte die Hunde heran, sie kamen<br />

schwanzwedelnd näher und das Blut in Cerberus Maul verschwand, das war Thorstens<br />

Handschrift. Claw leckte ihre Hand und Reaper setzte sich neben ihr B<strong>ein</strong> und lehnte<br />

den Kopf daran. Cerberus setzte sich neben Thorsten und liess sich von ihm den Kopf<br />

kraulen. Rex und Hunter setzten sich neben Thorstens anderes B<strong>ein</strong> und sahen Jarin<br />

an.<br />

Sie wiederum sah Thorsten in die Augen:"Um uns mache ich mir auch k<strong>ein</strong>e Sorgen,<br />

aber um m<strong>ein</strong>e Schwesterund ihre Familie." Thorsten grinste:"Zur Not hole ich <strong>ein</strong><br />

paar Split, die finden alle Aufgaben ehrenhaft, wenn ich sie ihnen erteile. Die sind so<br />

fanatisch kriegerisch, wenn sie <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>en m<strong>ein</strong>er Nah-Kämpfe gesehen haben,<br />

halten die mich für <strong>ein</strong>en Warlord. Die meisten sind schon nach der Sicht m<strong>ein</strong>er<br />

Schiffe begeistert." "Diese groben Kerle wären wohl k<strong>ein</strong> guter Umgang für m<strong>ein</strong>e<br />

Neffen. Ich stelle mir gerade das Gesicht m<strong>ein</strong>er Schwester vor, wenn ihr Ältester mit<br />

<strong>ein</strong>er gehäuteten Katze ankommt. Ausserdem möchte ich mal d<strong>ein</strong>e Schiffe sehen,<br />

von denen du mir immer erzählst. Langsam bin ich neugierig auf diese Giganten. Jetzt<br />

lass uns aber erst <strong>ein</strong>mal nach m<strong>ein</strong>er Schwester und ihrer Familie sehen." "OK...." er<br />

sah zu den Hunden:"...Kommt Jungs." Die Tiere gingen mit ihnen ins Haus.<br />

Im Flur herrschte Totenstille. Jarin sah sich um, nirgends <strong>ein</strong>e Spur der Vier:"Wo..."<br />

sie wollte die selbstgerichtete Frage gerade vollenden, da fiel ihr Thorsten ins<br />

Wort:"Im Keller, unter der Treppe." "Weisst du, Ostern muss mit dir unglaublich<br />

langweilig s<strong>ein</strong>." Er lächelte, nickte ihr seitlich zu und zuckte dabei die Schultern. Jarin<br />

klopfte an der Tür zum Keller, nichts. Sie wollte die Tür öffnen, doch sie war<br />

verschlossen. Jarin drehte noch <strong>ein</strong>mal an dem Türknauf, doch dieses mal mit der<br />

Kraft ihrer biomechanischen Verbesserungen: Das Schloss knirschte, knackte und gab<br />

nach. Der Türknauf war jetzt frei drehbar und Jarin öffnete die Tür:"Delaia,<br />

Karlsen...Jungs?" Von unten erklang <strong>ein</strong>e verängstigte Stimme, es war Delaia:"Seid ihr<br />

in Ordnung? Wir haben Schreihe gehört." "Ja, UNS geht es gut. Die anderen haben<br />

geschrien." Es polterte etwas, als <strong>ein</strong> großer hölzerner Gegenstand über den Boden<br />

geschoben wurde. Ansch<strong>ein</strong>end hatten sich die Vier hinter <strong>ein</strong>er Kiste versteckt. Delaia<br />

hatte ihre w<strong>ein</strong>enden Söhne in den Armen, Karlsen stand schützend neben ihr. Jarin<br />

half Delaia nach oben, Thorsten ging hinter den Fünf her. Als sie alle wieder in der<br />

Küche waren, nahm Delaia ihre Teetasse, deren Inhalt mittlerweile kalt war, zitternd in<br />

die Hände:"Was habt ihr da draussen gemacht? Vor allem: Was hat d<strong>ein</strong> Verlobter mit<br />

dem St<strong>ein</strong> gemacht?" Jarin hasste es, ihre Schwester zu belügen, doch so wie Delaia<br />

zitterte, hätte sie die Wahrheit in <strong>ein</strong>en Schock getrieben:"Du hast doch mal von<br />

diesen Moddern gehört? Leute die sich mit kybernetischen Implantaten aufwerten."<br />

"Ja, sicher. Sowas ist heutzutage ja in sich k<strong>ein</strong>e Seltenheit mehr." "Nun, Thorsten<br />

wurde auf s<strong>ein</strong>en Reisen mal von <strong>ein</strong>em Löwen angefallen, da hat er sich <strong>ein</strong> paar<br />

Implantate <strong>ein</strong>setzen lassen um nicht länger hilflos zu s<strong>ein</strong>." "Und du?" "Nun, ich habe<br />

mir <strong>ein</strong> bisschen was <strong>ein</strong>setzen lassen, als ich die Fotos von ihm gesehen habe." "Und<br />

was hast du dir <strong>ein</strong>setzen lassen?" Jarin sah hilflos zu Thorsten, er fuhr fort:"Die<br />

besten Muskel- und Reflex-Verstärker die es auf unserer Erde gibt." Delaia sah von<br />

ihrer Tasse auf:"Und da kann man St<strong>ein</strong>e zermalmen?" Jarin log:"Ja, durchaus." Na<br />

gut, es war nur halb gelogen, immerhin hatte sie Implantate, nur waren diese nicht<br />

von der Erde, sondern von ihrem Verlobten, <strong>ein</strong>em fast <strong>ein</strong>tausend Jahre altem<br />

Cyborg, der wohl die größte Kampfmaschine des bekannten Universums war. Delaia<br />

nickte. Gut, dann wollen wir mal für den Haushalt sorgen. Delaia erhob sich von ihrem<br />

Stuhl. Jarin wollte nach ihren Neffen sehen, diese standen bei Thorsten und sahen ihn<br />

an, wie <strong>ein</strong>e Skulptur. Er lächelte und beugte sich zu den kl<strong>ein</strong>en herunter, letztendlich<br />

kniete er bei ihnen, wodurch er knapp über der Augenhöhe von ihrem ältestem Neffen<br />

war. Thorsten hob die Hände und zeigte sie den Kl<strong>ein</strong>en:"Seht ihr, ich habe nichts in


den Händen. Ihr mögt doch Zaubertricks, oder?..." die beiden nickten "...Gut, dann<br />

seht mal her." Thorsten legte die Hände flach an<strong>ein</strong>ander, spreizte die Finger, schloss<br />

sie wieder, drehte die rechte Hand dann mit den Fingerspitzen zu den Kl<strong>ein</strong>en und<br />

schloss die Hände dann so zusammen, dass <strong>ein</strong> Hohlraum darin war. Man konnte nicht<br />

sehen, was in dem Hohlraum passierte, doch Jarin konnte es sich denken. Thorsten<br />

öffnete die Hände und hielt jedem der Jungen in <strong>ein</strong>er Hand <strong>ein</strong>en Lolli und <strong>ein</strong>en<br />

kl<strong>ein</strong>en Schokoriegel hin. Die beiden lächelten überglücklich und sahen verwundert auf<br />

die Hände. Sie waren dem "Zaubertrick" ansch<strong>ein</strong>end auf den Leim gegangen. Im<br />

weiten Sinne war es ja auch <strong>ein</strong> Zaubertrick, zumindest technologisch. Jarin musste<br />

lächeln, so <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Freude hatte ihre Neffen jetzt gebraucht. Die beiden Kl<strong>ein</strong>en<br />

waren überglücklich und machten sich über die Süssigkeiten her. Thorsten stand auf<br />

und Jarin stellte sich zu ihm. Sie legte ihm die linke Hand auf die rechte Schulter, er<br />

drehte sich um und sie lächelte ihm ins Gesicht. Das waren so die Momente, wo sie<br />

ihn nochmal doppelt so sehr liebte, wie sonst. Er war so <strong>ein</strong> lieber Kerl. Sie lächelte<br />

um so mehr und umarmte ihn. Er war leicht verdattert:"Womit habe ich mir das denn<br />

verdient?" "Weil du so <strong>ein</strong> gutes Herz hast." "Danke, aber so bin ich nun mal." Delaia<br />

ging an ihnen vorbei und sammelte ihre Kinder <strong>ein</strong>, um sie ins Wohnzimmer zu<br />

bringen:"Aber passt auf, dass ihr euch nicht mit euren aufgemotzten Armen<br />

zerquetscht." Es kam so kühl und trocken, dass beide ihre Augen aufrissen und sich<br />

verdutzt ansahen. Man fand sich also zusammen um in der Stube noch <strong>ein</strong>en heißen<br />

Tee zu trinken.<br />

Am anderen Ende der Stadt, in <strong>ein</strong>em verlassenen Club, saßen fünf seltsame<br />

Gestalten, alle schwer verletzt. Der Anführer der Fünf sah auf zwei orangene Punkte,<br />

die vor ihm in der Dunkelheit leuchteten. Schmerzerfüllt biss er sich auf die<br />

Unterlippe, als s<strong>ein</strong> Arm von <strong>ein</strong>em Medi-Bot wieder an den Ellenbogen genäht wurde.<br />

Genäht war vielleicht der falsche Ausdruck: Winzige Greifarme griffen wie gigantische<br />

Spinnenb<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>en Muskelstrang, setzten ihn an die anatomisch korrekte Stelle und<br />

befestigten ihn mit <strong>ein</strong>em bio-chemischen Kleber. So arbeitete sich die Maschine von<br />

den Knochen bis hin zur Haut vor, wo es die Hautfetzen richtig anordnete und<br />

Fehlstellen mit synthetischer Haut abdeckte. Eine Bluttransfusion hatte er schon zuvor<br />

bekommen um den verlorenen Liter wieder aufzufüllen...irgendwie wurde er das<br />

Gefühl nicht los, das das Meiste davon an s<strong>ein</strong>er Jacke klebte. Die beiden Punkte<br />

blitzten wütend auf, dann glänzten weiße Zähne darunter auf, die zugehörige Stimme,<br />

charismatisch und dunkel, richtete sich an ihn:"Also Rant...fünf Plasma-Waffen<br />

zerstört, ebenso <strong>ein</strong> Gleit-Bike, <strong>ein</strong> zweites schwer beschädigt. Sechzehn<br />

Hochleistungs-Implantate zerstört! Habt ihr Stümper <strong>ein</strong>e Ahnung, was <strong>ein</strong> solches<br />

Implantat, plus der unregistrierten OP. kostet?!!" "Boss, die zwei..." "ZWEI?!! Ihr<br />

Schwachköpfe habt euch von zwei Leuten so zurichten lassen?! Drei m<strong>ein</strong>er Leute<br />

haben mit diesen Implantaten die gesamte Polizei in dieser Stadt ausgeschaltet!" "Ich<br />

weiß, ich war <strong>ein</strong>er davon...aber diese beiden. Sie hatte normales Karate oder etwas<br />

in der Art drauf, aber ihre Reflexe, ich hab noch k<strong>ein</strong> so Leistungsstarkes Implantat<br />

gesehen. Ihre Kraft...nun, frag' da am besten Liz." Die Punkerin trat <strong>ein</strong>en Schritt vor,<br />

der Brustkorb in <strong>ein</strong>en Gips gehüllt, <strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> geschient:"Die Tussi hat mich mit nem<br />

gepanzerten Gleiter in ne Wand gehauen. Das schien nicht mal anstrengend für sie<br />

gewesen zu s<strong>ein</strong>." Wieder blitzten die Punkte auf:"Erzählt mir hier k<strong>ein</strong>e<br />

Lügengeschichten! Ihr hattet die besten Implantate, die es auf dem verdammten<br />

Erdball gibt! Welche, mit denen man <strong>ein</strong>en Gleiter, von drei Tonnen wie <strong>ein</strong>en<br />

Baseballschläger halten kann, gibt es nicht!" "Es ist wahr Boss. Die Tussi war aber<br />

noch nicht mal das größte Problem, ihr Freund war noch schlimmer. Er hat sich<br />

bewegt, als hätte er jede unsere Bewegungen vorhergesehen, ist den Schüssen<br />

ausgewichen als hätte er gewusst, wo wir hin zielen...und dann hat er ganz genau<br />

gewusst, wo wir verletzt waren. Der war zu schnell, das hätte nicht mal <strong>ein</strong> Roboter<br />

gekonnt." Resignierend dunkelten sich die beiden Punkte ab:"OK..." es klang, als<br />

würde Dark-Tiger sich die schläfen reiben "...Gehen wir davon aus, dass die Beiden so


stark waren...das der Kerl das Gleit-Bike wie <strong>ein</strong>e Getränkedose zerquetscht hat, dass<br />

die Frau mit <strong>ein</strong>em Gleiter um sich geschlagen hat...dann könnt ihr mir immer noch<br />

nicht erklären, wie <strong>ein</strong>e Dogge STICH- UND SCHUSSSICHER GEWESEN SEIN SOLL!!!"<br />

"Boss, ich schwöre es, ich hab dem Vieh m<strong>ein</strong> Titan-Messer auf dem Kopf gehämmert,<br />

als wäre ich irre..." die Punkte glimmten wie <strong>ein</strong>e Bestätigung auf "...aber das Messer<br />

ist immer wieder abgerutscht, als hätte ich auf <strong>ein</strong>e Titankugel <strong>ein</strong>gestochen, selbst<br />

das Auge konnt' ich nicht ankratzen. Und die Plasmaladung dieser verdammten<br />

Pistole...die Teilweise immer noch in m<strong>ein</strong>er Hand steckt...konnten dem Vieh nichts<br />

anhaben." Die Punkte leuchteten nun mit <strong>ein</strong>er nicht gekannten Stärke auf:"WENN ES<br />

EINEN KRIMINELLEN GIBT, DER SICH IN EUROPA UND ASIEN MIT IMPLANTATEN<br />

AUSKENNT, DANN BIN ICH DAS!!! UND SOWAR ICH HIER SITZE: ES GIBT KEINE<br />

IMPLANTATE FÜR GOTTVERDAMMTE HUNDE!!!" "Dann müssen das Roboter oder so<br />

was in der Art gewesen s<strong>ein</strong>." "WENN...wenn es Roboter waren, und die Typen solche<br />

Implantate haben, dann will ich sie. Ich will sie haben, dann reissen wir ihnen die<br />

Implantate raus und bauen unsere Eigenen. Wir werden noch mehr Geld kriegen, als<br />

wir es mit diesem Drogenlabor hier bekommen würden." "Aber wie? Die haben uns<br />

platt gemacht, als wären wir kl<strong>ein</strong>e Babies." "Du sagtest, die Frau hätte <strong>ein</strong>e Andere<br />

Schwester genannt?" "Ja...ich glaube, ich weiss jetzt, was sie m<strong>ein</strong>en." "Genau...mit<br />

Speck fängt man Mäuse. Wenn wir erst <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> Druckmittel haben, dann werden<br />

sie sich schon gefügig zeigen." Die Punkte kamen näher, und umso mehr sie ins Licht<br />

kamen, desto mehr wichen sie <strong>ein</strong>er gelben Iris mit sichelförmigen Pupillen. Der Mann<br />

mit den kantigen Gesichtszügen war <strong>ein</strong>er der <strong>ein</strong>flussreichsten Kriminellen auf der<br />

Welt und war zu mindestens 50% synthetisch. Er trug <strong>ein</strong>en schwarzen Anzug, der<br />

aus Tri-Kevlar geschneidert war. Überall auf den Klamotten waren glänzende Flächen,<br />

die wie das Muster <strong>ein</strong>es Tigers wirkten. Die breiten Schultern an dem <strong>ein</strong> Meter<br />

fünfundachzig hohen Mann, liessen ihn wie <strong>ein</strong>e Raubkatze, bereit zum Sprung,<br />

wirken. "Also Rant, wenn eure Brüche verheilt sind geht es los. Heute Abend, werden<br />

wir versuchen, sie fort zu locken und ihre Familie zu kriegen. Wäre doch gelacht, wenn<br />

das nicht klappt."<br />

Jarin, Thorsten, Delaia und Karlsen saßen zusammen um den kl<strong>ein</strong>en Stubentisch und<br />

tranken ihren Tee. Thorsten hatte den Plan des Gangsterbosses mitbekommen, so wie<br />

alles in den sechs Galaxien, in denen er nun komplett vorhanden war. Noch wollte er<br />

nichts davon sagen...was hätten Delaia und ihr Mann auch gedacht, wenn er ihnen<br />

erzählen würde, dass er <strong>ein</strong>e 20 Kilometer entfernte Unterhaltung mitbekommen<br />

hatte. Und nicht nur, dass er sei mitbekommen hatte, er hatte sie nicht gehört,<br />

sondern durch die Nervenimpulse des Mannes davon erfahren. Delaia war hin und her<br />

gerissen, zwischen ihrer Menschenkenntnis und dem was ihr Verstand ihr sagte.<br />

Thorsten konnte in ihren Gedanken lesen, dass sie sich Sorgen um ihre Schwester<br />

machte, sie sich aber immer wieder ihr gutes Gefühl in Bezug auf ihn vor Augen rief.<br />

Karlsen war mit s<strong>ein</strong>en Gedanken bei dem Problem, wie er ohne s<strong>ein</strong> Geschäft s<strong>ein</strong>e<br />

Familie versorgen sollte. Und die kl<strong>ein</strong>en Jungs lutschten genüsslich auf ihren Lollies.<br />

Thorsten war Jarins Familie äusserst sympathisch, <strong>ein</strong>e richtige Vorstadtfamilie. Aber<br />

um ihnen <strong>ein</strong> paar Sorgen ab zu nehmen, wollte Thorsten noch etwas mehr tun: Ihnen<br />

ihren Supermarkt zurückholen. Er konnte so etwas auch mit s<strong>ein</strong>en Naniten machen,<br />

aber bei Gangstern war er lieber mit s<strong>ein</strong>em menschlichen Körper anwesend, dann<br />

wussten sie, dass auch <strong>ein</strong> Mensch, oder zumindest etwas was so aussah,<br />

zurückschlagen konnte. Er nahm <strong>ein</strong>en tiefen Schluck des Tees, setzte die Tasse ab<br />

und richtete sich an Delaia und Karlsen:"Wo ihr jetzt gesehen habt, zu was ich<br />

diesbezülich in der Lage bin, soll ich da mal versuchen, euren Laden zurück zu holen?"<br />

Delaia hustete in ihre Tasse, als sie sich verschluckte:"Hust Hust...das können wir von<br />

dir doch nicht verlangen. Wir schaffen das schon." "Ihr braucht euch k<strong>ein</strong>e Sorgen zu<br />

machen, für mich ist das k<strong>ein</strong>e große Mühe." Jarin lächelte wissend:"Ihr könnt euch<br />

garnicht vorstellen, wie recht er hat." Karlsen sah von s<strong>ein</strong>em Tee auf, und Thorsten<br />

halb in die Augen:"Es ist wirklich <strong>ein</strong> sehr nettes Angebot, aber wir können es nicht


annehmen." Thorsten nahm <strong>ein</strong>en weiteren Schluck des Tees, der ihm wirklich sehr<br />

gut schmeckte, und fixierte die beiden:"Es ist wirklich k<strong>ein</strong>e Schande, Hilfe<br />

anzunehmen." Während Jarin die Tasse zum Mund führte, gab sie ganz beiläufig ihren<br />

Senf dazu:"Ihr solltet ihm endlich die Erlaubnis geben, euch zu helfen...er wird sich<br />

davon eh nicht mehr abbringen lassen." Delaia sah verdattert auf ihre Schwester:"So<br />

kenne ich dich ja garnicht Schwesterchen...so bestimmend." Jarin sah auf, dann<br />

senkten sich ihre Augen:"Ich hatte <strong>ein</strong> paar <strong>ein</strong>schneidende Erlebnisse...und m<strong>ein</strong><br />

Selbstvertrauen ist auch etwas nach oben geschnellt. Tut mir leid, wenn ich euch auf<br />

den Schlips getreten bin." "Und was ist das eigentlich für <strong>ein</strong> Stoff, den ihr beide da<br />

tragt? So <strong>ein</strong> Gewebe habe ich noch nie gesehen." Jarin musste husten und etwas Tee<br />

schwappte aus ihrer Tasse auf ihren Ärmel...der Stoff tat s<strong>ein</strong>e Arbeit, wie Thorsten<br />

ihn konstruiert hatte: Der orange-braune Teefleck wurde nach und nach von aussen<br />

nach innen absorbiert und wich wieder dem weissen Stoff. Delaia sah auf den Stoff,<br />

als hätte sie <strong>ein</strong>en Geist gesehen:"Na gut...ich will garnicht wissen, was das für <strong>ein</strong><br />

Stoff ist. Aber trotzdem, du hast dich schon sehr verändert Jarin, es kommt mir glatt<br />

so vor, als würdest du mir nicht alles erzählen. Aber wie auch immer, das ist d<strong>ein</strong>e<br />

Sache. Wenn d<strong>ein</strong> Verlobter unbedingt versuchen möchte, unseren Laden wieder zu<br />

erobern, dann können wir ihn wohl nicht davon abhalten." Thorsten fühlte sich etwas<br />

mies, das er <strong>ein</strong> Keil zwischen Jarin und ihrer Schwester geworden war...aber konnte<br />

er diesen Menschen wirklich schon die Wahrheit erzählen?! Er stand auf und sprach<br />

Delaia an:"K<strong>ein</strong>e Sorge, ich werde es nicht nur versuchen, euren Laden wieder zu<br />

holen, ich werde es schaffen." Delaia sah ihn besorgt an...wie <strong>ein</strong>e Frau, die <strong>ein</strong>en<br />

kl<strong>ein</strong>en Jungen in die Schranken weisen wollte. Zu verdenken war es ihr nicht,<br />

schliesslich sah Thorsten aus wie <strong>ein</strong> mitte zwanzig jähriger junger Mann, während<br />

Delaia mitte dreißig war. Sie konnte ja nichts von dem wahren Altersverhältnis wissen.<br />

Jarin sah zu Thorsten hoch:"Soll ich mitkommen?" "N<strong>ein</strong>, halte du mal lieber hier die<br />

Stellung. Ich brauche nicht lange." Thorsten ging aus dem Haus, hinter sich konnte er<br />

Delaia Jarin viele Fragen über sich stellen hören. Er öffnete die Gleitertür, stieg <strong>ein</strong><br />

und flog zu der Adresse, unter der der Laden im Adressbuch <strong>ein</strong>getragen war.<br />

Das Geschäft sah nicht sonderlich gut aus: Die Scheiben waren <strong>ein</strong>geschossen, große<br />

Löcher mit angeschmolzenen Rändern. Überall lagen biologisch abbaubare Folien von<br />

Schokoriegeln und Ähnlichem rum, leere Schnapsflaschen aller Sorten und<br />

zerfledderte Porno-Magazine. Es war wiederlich. Der Gestank liess Thorsten nicht<br />

daran zweifeln, dass hier in die Ecken uriniert worden war. Tatsächlich, der Scan<br />

bestätigte es. Thorsten ging zwischen den Regalen umher. Laut Scan waren zwei<br />

Männer, mindestens vierunddreißig im Aufenthaltsraum. Laut ihren Genen waren die<br />

beiden zweieiige Zwillinge, französische Abstammung. Thorsten griff sich <strong>ein</strong>e Packung<br />

Pop-Corn und erhitzte die Luft darin: Ein wahres Inferno von Knall-Lauten erklang.<br />

Wenn das die beiden nicht anlockte, dann mussten sie taub s<strong>ein</strong>. Mit s<strong>ein</strong>en Sensoren<br />

konnte er die beiden aufstehen sehen. Geschlossen gingen sie in s<strong>ein</strong>e Richtung, mit<br />

Brecheisen in den Händen, welche sie immer wieder in ihre Handflächen schlugen.<br />

Typische Schlägertypen. Sie bogen um die Ecke und sahen ihn, der rothaarige von<br />

ihnen grinste breit:"Tut mir leid, m<strong>ein</strong> Freund, aber wir haben geschlossen." "Für mich<br />

werdet ihr doch wohl <strong>ein</strong>e Ausnahme machen." "Ne nee, alles Eigenbedarf hier<br />

Jungchen. Komm, hau ab!" "Tut mir leid, die Freude kann ich euch nicht machen." "Na<br />

denn." Der Schäger holte mit dem Brecheisen aus und schlug damit nach Thorsten.<br />

Das Metall traf auf Thorstens Gesicht...und verbog daran, als hätte man auf <strong>ein</strong>e<br />

Straßenlaterne <strong>ein</strong>geschlagen. Thorsten lächelte mit <strong>ein</strong>er Miene, so finster wie die<br />

Nacht. Der Schläger zog s<strong>ein</strong> Brecheisen von Thorstens Gesicht und sah auf die<br />

verbogene Stange:"Schei...sse, man. Was ist das für'n Typ?!" Thorsten senkte die<br />

Frequenz s<strong>ein</strong>er Stimmbänder, bis es sich wie die tiefe Stimme <strong>ein</strong>es uralten<br />

Tempelpriesters anhörte:"Ich, bin euer schlimmster Alptraum." Die Kniee der Männer<br />

begannen zu zittern, der Rothaarige warf Thorsten die Eisenstange entgegen und zog<br />

<strong>ein</strong>e Plasma-Pistole. Thorsten fing die Stange auf, die Schüsse verpufften an s<strong>ein</strong>em


Körper. Die Augen des Mannes weiteten sich noch mehr und er tat das, was ihm s<strong>ein</strong><br />

Instinkt sagte: Rennen. Doch es half nichts. Thorsten sprang vor ihn, rammte die<br />

Stange vorbei an Blutgefäßen und Organen durch dessen rechte Brust und bog sie zu<br />

<strong>ein</strong>er Neun zusammen, deren Stiel er in den Boden rammte. Der Mann war<br />

festgesetzt. S<strong>ein</strong> Kumpel war optisch ausser Sicht, doch er wartet mit <strong>ein</strong>em schweren<br />

Impuls-Gewehr im Anschlag hinter dem nächsten Regal. Thorsten lächelte amüsiert,<br />

verschob sich in der Phase, trat durch das Regal und hebte die Phasenverschiebung<br />

auf.<br />

Der Schläger sah in die andere Richtung, Thorsten stand hinter s<strong>ein</strong>em Rücken, nun<br />

tickte er ihm auf die Schulter:"Überaschung." "WAS?! NEIN!" Thorsten packte das<br />

Gewehr, fest genug um es leicht zu zerdrücken und somit unbrauchbar zu machen,<br />

riss es dem Kerl aus der Hand und schlug es ihm gegen die rechte Schulter, deren<br />

Knochen knackend splitterten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sank er auf den Boden.<br />

Er packte den Schläger hinten am Kragen, zog ihn durch den Müll zu s<strong>ein</strong>em Bruder,<br />

riss die Stange aus dem Boden und zog den Anderen an der Stange zur Tür und warf<br />

die Beiden auf die andere Straßenseite. Mit normaler Stimme rief er ihnen <strong>ein</strong>e<br />

Warnung zu:"Ihr könnt laufen, also macht das ihr wegkommt, sonst komme ich zu<br />

euch rüber." Die beiden Typen rappelten sich auf und rannten so schnell sie konnten<br />

davon.<br />

Nun noch der Müll. Er löste den Müll in die Atome auf, aus denen er bestand und<br />

formte daraus biologisch verwertbare Moleküle, die er in den Wald teleportierte.<br />

Sauber gemacht und den Wald gedüngt. K<strong>ein</strong>e schlechte Bilanz. Thorsten stieg wieder<br />

in s<strong>ein</strong>en Gleiter und flog zurück zu dem Haus s<strong>ein</strong>er zukünftigen Schwägerin. Jarin<br />

stand an der Tür und wartete schon auf ihn. Als er aus dem Gleiter stieg, ging sie zu<br />

ihm:"M<strong>ein</strong>e Schwester traut dir nicht so ganz... sie hat zwar <strong>ein</strong> gutes Gefühl, aber<br />

d<strong>ein</strong> Verhalten ist ihr supekt." "Ich weiss, aber ist es wirklich so schlimm?" "Um Gottes<br />

Willen...du und d<strong>ein</strong> Gedankenlesen. Ja, es ist schon schlimm. Sie glaubt, du wärst <strong>ein</strong><br />

Krimineller oder so etwas." "Wenn es nur so <strong>ein</strong>fach wäre. Was m<strong>ein</strong>st du, soll ich ihr<br />

die Wahrheit sagen?" "Na ja, ich glaube nicht, dass sie es glauben wird. Andererseits,<br />

wenn du es ihr gut aufbereitest. Aber es wird noch etwas dauern, bis sie sich so an<br />

dich gewöhnt hat, dass sie dir nicht <strong>ein</strong> Kruzifix entgegen wirft, sobald sie sieht, was<br />

du kannst." "Na gut, heute Abend haben wir ja Gelegenheit dazu." "Was soll denn<br />

heute Abend s<strong>ein</strong>?" "Ein paar der Verbrecher wollen uns beide davon locken, um dann<br />

d<strong>ein</strong>e Schwester und ihre Familie zu kidnappen." "Um Gottes Willen. Du wirst doch<br />

bestimmt schon <strong>ein</strong>en Plan haben oder?" "K<strong>ein</strong>e Angst, den hab ich. Aber ich glaube,<br />

ich werde <strong>ein</strong>fach mal etwas übertreiben, um d<strong>ein</strong>er Familie zu zeigen, was ich bin."<br />

"Naja, die Hälfte wissen sie ja schon: Du bist m<strong>ein</strong> Verlobter." Thorsten lächelte und<br />

die beiden gingen ins Haus. Die Hunde begrüßten sie freudig, zumal sie von den<br />

kl<strong>ein</strong>en Neffen Jarins gestreichelt wurden. Thorsten ging gleich weiter ins<br />

Wohnzimmer, wo Delaia und Karlsen saßen. "Ich habe euren Laden "aufgeräumt" und<br />

auch sonst <strong>ein</strong>mal durchgefegt um die Sauerei die sie angerichtet haben teilweise<br />

wieder in Ordnung zu bringen." Delaia stand auf, als hätte ihr jemand <strong>ein</strong>e Stricknadel<br />

in den Hintern gerammt:"Du hast...es geschafft?" "Ja, es stinkt noch etwas von den<br />

Typen, aber ihr könnt die Schäden wieder reparieren. Falls ihr etwas Hilfe beim<br />

Handwerklichen oder Finanziellen braucht, stehe ich euch gerne bereit." Karlsen stellte<br />

sich neben ihn, drückte ihn fest an sich und hob ihn an:"Danke Junge, du hast uns<br />

gerettet. Wir wären Bankrott gegangen." Das hätte Thorsten nicht von dem Mann<br />

erwartet, so <strong>ein</strong>en Gefühlsausbruch. Karlsen liess ihn wieder runter und umarmte ihn<br />

nochmal, nachdem er ihn <strong>ein</strong>mal losgelassen hatte. Delaia, stand immer noch<br />

fassungslos hinter dem Tisch:"Danke für d<strong>ein</strong>e Hilfe, aber Geld können wir von dir<br />

nicht annehmen. Aber wenn wir zwei starke Arme...oder <strong>ein</strong>e hydraulische Presse<br />

brauchen, dann bist du herzlich willkommen." Sie lächelte etwas über ihren Scherz,<br />

dann umarmte sie ihn, wie ihr Mann es getan hatte. Thorsten fühlte sich nun schon<br />

nicht mehr ganz so abgewiesen. Er setzte sich mit an den Tisch und nahm s<strong>ein</strong>e Tasse


wieder auf. Der Tee war mittlerweile kalt, Jarin schenkte ihm nach, wodurch er wieder<br />

heiße Flüssigkeit in der Tasse hatte. Er lächelte ihr dankend zu, gab ihr <strong>ein</strong>en Kuss auf<br />

die Wange und trank <strong>ein</strong>en tiefen Schluck des Tees. Der Nachmittag war recht schön,<br />

er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt <strong>ein</strong>en so familiären Tag gehabt hatte. Er<br />

spielte mit den kl<strong>ein</strong>en Kindern und unterhielt sich mit den anderen, unter anderem<br />

musste er Karlsen <strong>ein</strong>e komplette Liste der entstandenen Schäden nennen. Dann<br />

brach der Abend an. Durch die Wände konnte er insgesamt zwanzig Wärmesignaturen<br />

entdecken, <strong>ein</strong>e davon, <strong>ein</strong> Mann, hielt <strong>ein</strong>e Schrapnell-Granate in den Händen,<br />

welche er durch das Fenster in die Küche warf. Thorsten errichtete augenblicklich <strong>ein</strong><br />

unsichtbares Schutzschild, so dass k<strong>ein</strong>e Splitter in das Wohnzimmer vordringen<br />

konnten. Ausser Thorsten warfen sich alle auf den Boden, er hingegen sah durch das<br />

Fenster. Zehn der Gangster fuhren auf Gleit-Bikes und mit <strong>ein</strong>em Sportgleiter davon,<br />

die andere Hälfte versteckte sich im Wald. Also, die Show sollte beginnen: Zwei<br />

Hologramme in der Gestalt Jarins und Thorstens wurden im Flur erzeugt, öffneten mit<br />

ihrer Hülle aus Kraftfeldern die Tür und stiegen in den Gleiter um die Zehn zu<br />

verfolgen. Die anderen zehn, acht Männer und zwei Frauen, warteten bis der Gleiter<br />

ausser Sicht war und schleichten sich dann zum Haus. Thorsten konnte die Gangster<br />

erfassen: jeder von ihnen hatte die besten Implantate irdischen Fabrikats zur<br />

Muskelund<br />

Reflexverstärkung. Einer von ihnen hatte <strong>ein</strong> künstliches Auge, <strong>ein</strong>e der Frauen<br />

<strong>ein</strong> implantiertes Funkgerät...Thorsten störte die Frequenz.<br />

Die Frau stockte kurz, dann ging sie weiter. Plasma-Pistolen und Nahkampfwaffen<br />

rundeten die Ausstattung ab.<br />

Ein Knallen hallte durch das Haus, als <strong>ein</strong>er der Gangster die Tür mit blosser Faust<br />

<strong>ein</strong>schlug. "Jarin, bist du so weit?" Jarin sprang mit <strong>ein</strong>er Karatebewegung auf, der<br />

Staub löste sich vom synthetischen Stoff:"Es kann losgehen. K<strong>ein</strong>e Angst Delaia, wir<br />

kümmern uns darum. Thorsten, kümmerst du dich um den Schutz." Sie zwinkerte ihm<br />

zu. Gut, endlich konnte er in der Gegenwart der kl<strong>ein</strong>en Familie s<strong>ein</strong> volles Potential<br />

nutzen. Er errichtete <strong>ein</strong> unsichtbares Kraftfeld um die Körper der Vier, so dass ihnen<br />

in k<strong>ein</strong>em Fall etwas geschehen konnte. Die ersten drei Gangster quetschten sich<br />

durch den Flur. Er zeigte Jarin mit <strong>ein</strong>er ausladenden Geste, dass er ihr den Vortritt<br />

liesse, sie machte <strong>ein</strong>en gespielten Knicks und sprang mit Wucht nach vorne, wo sie<br />

kurz vor den Männern aufkam und mit zwei schnellen Tritten dahin traf wo es richtig<br />

weh tat. Thorsten, als Mann, kniff bei dem Gedanken die Augen zusammen und<br />

flüsterte leise:"Rühreier." Thorsten gesellte sich zu der Prügelei. Jarin hatte eben den<br />

Kopf <strong>ein</strong>es der Männer mit dem <strong>ein</strong>er der Frauen zusammengeschlagen. Ein weiterer<br />

Trupp Gangster stürmte auf Thorsten zu, drei Mann. Er lud <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Schockwelle in<br />

s<strong>ein</strong>er Hand und feuerte sie auf die Männer ab. Die drei wurden zurückgeschleudert,<br />

<strong>ein</strong>er von ihnen durch die Kellertür nach unten, die anderen Beiden schlugen rechts an<br />

den Türrahmen der Eingangstür. Das war Nummer <strong>ein</strong>s der Show. Eine der Frauen, die<br />

die Jarin noch nicht zusammensgeschlagen hatte, rannte mit <strong>ein</strong>em Messer auf ihn zu,<br />

er packte ihr Handgelenk, drückte es bis sie das Messer fallen liess und drehte ihr den<br />

Arm auf den Rücken. Sie machte ihn an:"He, <strong>ein</strong> Gentleman schlägt k<strong>ein</strong>e Lady."<br />

Thorsten setzte nur kühl hinzu:"Du bist k<strong>ein</strong>e Lady." Dann stiess er sie nach vorne<br />

weg, dass sie durch die Eingengstür des Hauses und gegen die Wand des Gebäudes<br />

auf der anderen Straßenseite flog. Dort hinterliess die Schlägerin in gelben Neon-<br />

Outfit Risse in Form ihres Umrisses, wie in <strong>ein</strong>em Cartoon. Er hatte sehr wohl den<br />

letzten Kriminellen bemerkt, der sich an ihm und Jarin vorbei geschlichen hatte, als<br />

Jarin die Frau, deren Schädel sie malträtiert hatte, mehrmals geohrfeigt hatte,<br />

nachdem diese sie angespuckt hatte.<br />

Der Mann richtete nun s<strong>ein</strong>e Waffe auf Delaia und ihre Familie, die Vier waren<br />

natürlich in k<strong>ein</strong>erlei Gefahr, schliesslich umgab sie immernoch das unsichtbare<br />

Kraftfeld. Der Gangster glaubte, den Sieg für sich gewonnen zu haben:"Ihr beide<br />

kommt jetzt mit mir mit, oder ich ballere eurer Familie hier Löcher in die Köpfe."


Thorsten legte den Kopf schief:"Womit denn?" dann streckte er den Arm aus, um<br />

erkennen zu lassen, dass das nächste Ergeignis mit ihm zu tun hatte: Er überlud mit<br />

s<strong>ein</strong>en Naniten die Energiezelle der Pistole, wodurch diese in der Hand des Gangsters<br />

explodierte. Der Mann schrie kurz auf, dann hielt er sich s<strong>ein</strong>e verbrannte rechte<br />

Hand. Thorsten teleportierte sich, ohne das irgend<strong>ein</strong> Energie-Effekt wie Lichter oder<br />

Blitze zu sehen waren, vor den Mann, so sah es aus, als ob er von <strong>ein</strong>em Moment auf<br />

den anderen <strong>ein</strong>fach ohne irgend<strong>ein</strong>en Grund wieder aufgetaucht war. So wirkte es um<br />

<strong>ein</strong>iges bedrohlicher, als in <strong>ein</strong>em Sturm hellblauen Lichtes zu verschwinden und<br />

wieder aufzutauchen. Die Augen des Mannes weiteten sich in Furcht, als Thorsten ihn<br />

am Kragen packte und ihn hoch hob. Der völlig verängstigte Mann nässte sich <strong>ein</strong>,<br />

dann begann er zu stottern:"Der Teufel...der Teufel." Thorsten lächelte schief:"Oh<br />

n<strong>ein</strong>, ganz im Gegenteil, ich bin eher <strong>ein</strong>er von den Guten. Du bist die kl<strong>ein</strong>e<br />

Schmeissfliege, die hier umhersurrt und uns alle nervt. Ich rate dir nun, zu<br />

verschwinden. Führ doch zur Abwechslung mal <strong>ein</strong> ruhiges Leben...sonst begegnest du<br />

mir vielleicht noch mal, dann werde ich nicht so gnädig s<strong>ein</strong>." Thorsten hielt sich den<br />

Mann ganz nahe vor das Gesicht:"Hast du das verstanden?" "Ja Sir. K<strong>ein</strong>e Verbrechen<br />

mehr, ich schwör's." "Gut." Thorsten schleuderte den Mann mit <strong>ein</strong>er lockeren<br />

Armbewegung an Jarin vorbei, sorgfältig darauf bedacht, den Geläuterten nicht<br />

unnötig zu verletzen. Jarin hob nun die Frau, die sie am Kragen hielt, vor ihr<br />

Gesicht:"Das gilt für euch alle. Klar?" Mit Angst in den Augen nickte die Punkerin<br />

heftig und rannte stolpernd davon. Thorsten wies mit s<strong>ein</strong>en Naniten den Sportgleiter<br />

auf Verfolgungsjagd an, sich zu tarnen und dann zurück zu diesem Haus zu fliegen.<br />

Der Befehl wurde bestätigt und Thorsten erkannte mit s<strong>ein</strong>en Sensoren die<br />

Ausführung des Befehles.<br />

Nun gesellte sich Jarin an Thorstens Seite, die beiden sahen auf die völlig verängstigte<br />

Familie, die ihn fassungslos ansah.<br />

Delaia sprach als Erste:"OK, was bist du?" Thorsten sah kopfschüttelnd nach<br />

unten:"Das immer alle "was" zu mir sagen müssen. Es ist eh etwas kompliziert, aber<br />

glauben werdet ihr es mir wohl eh nicht. Um es kurz und bündig zu machen:..."<br />

Thorsten vergewisserte sich mit s<strong>ein</strong>en Sensoren nur kurz, dass niemand mithörte,<br />

der es nicht sollte:"...Ich bin Thorsten Kemmrich, geboren<br />

neunzehnhundertfünfundachtzig in Deutschland. Ausserdem bestehe ich noch aus<br />

unzähligen Nano-Bots, die gute sechs Galaxien durchziehen." Delaia sah ihn an, als<br />

wäre er <strong>ein</strong> Irrer:"DAS glaube ich wirklich nicht." Jarin kniete sich zu ihrer<br />

Schwester:"Es ist wahr, am besten, ich erzähle dir die wahre Geschichte, wie er und<br />

ich uns kennen gelernt haben." Jarin lächelte ihre Schwester ehrlich und freundlich an.<br />

Dieses Gesicht...Thorsten liebte ihr Gesicht, die weichen und lieben Züge. Wenn Delaia<br />

so <strong>ein</strong>em Gesicht nicht glaubte, dann hätte ihr K<strong>ein</strong>er im Universum die Wahrheit<br />

glaubhaft machen können. Jarin setzte sich mit ihrer Schwester auf <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Samtsofa und erzählte ihr die Geschichte aus der nördlichen Wildnis in allen<br />

Einzelheiten, während sie Claw, der wie die anderen Hunde hinter dieser Couch<br />

gelegen hatte, am Kopf streichelte. Delaia hörte angestrengt zu, hinterfragte jedes<br />

Detail und nickte ab und zu. Thorsten hingegen beruhigte die kl<strong>ein</strong>en Jungs, indem er<br />

ihnen ferngesteuerte Mini-Gleiter schenkte. Kinder konnte man meistens so<br />

"bestechen", doch Karlsen sah ihn immer noch an, als wäre er der Teufel. Thorsten<br />

reichte ihm die Hand, als Zeichen des guten Willens. Karlsen zögerte, nahm dann aber<br />

an und liess sich von Thorsten die Hand schütteln.<br />

Nach gut <strong>ein</strong>er Stunde war auch das Gespräch zwischen Delaia und Jarin vorbei.<br />

Delaia trat zu Thorsten heran und versuchte zu lächeln:"Ich kann das alles zwar<br />

immer noch nicht glauben, aber ich vertraue m<strong>ein</strong>er Schwester. Und wenn sie dich<br />

liebt, dann kannst du k<strong>ein</strong> so schlechter Kerl s<strong>ein</strong>." Thorsten lächelte erleichtert:"Es<br />

freut mich, dass du so von mir denkst. Du glaubst garnicht, wie viele Leute schon mit<br />

<strong>ein</strong>em Kruzifix oder Weihwasser nach mir geschmissen haben, weil sie dachten ich<br />

wäre der Teufel." Delaia hakte nach:"Und, hat es dir geschadet?" Thorsten verdrehte


entnervt die Augen, er wusste worauf sie hinaus wollte:"N<strong>ein</strong>, ich bin k<strong>ein</strong> Dämon<br />

oder sowas. Ich bin <strong>ein</strong>fach nur ziemlich weit vorraus was Technik und Forschung<br />

angeht." Sie sah schuldbewusst zum Boden:"Tut mir leid, ich wollte nur auf Nummer<br />

sicher gehen." "Ist schon gut, so lange du mir nicht auch noch Bibel-Zitate vorliest,<br />

das wäre eher p<strong>ein</strong>lich für dich." Sie lächelte, ehrlich und unbeschwert.<br />

Nun kam auch Jarin wieder dazu:"Du weisst doch bestimmt schon, wo das Versteck<br />

dieser Bande ist, oder Thorsten?!" "Jepp." "Wollen wir mal aufräumen gehen?" Er sah<br />

sie an:"Dir gefällt das langsam <strong>ein</strong> bisschen zu sehr mit den Modifikationen, oder?" Sie<br />

zog <strong>ein</strong>e imaginäre Schlangenlinie mit ihrer rechten Fussspitze über den Boden:"Ich<br />

weiss, aber wer hat nicht schon mal davon geträumt Superkräfte zu haben und so?"<br />

Thorsten lächelte, da hatte sie wohl recht. Er erinnerte sich noch an s<strong>ein</strong>e Kinderzeit:<br />

Power Rangers, He-Man, diese Sendung mit riesigen Kampfroboter namens<br />

Remrot...ach, die 80er des zwanzigsten Jahrhunderts. "Na gut, ab zum Gangster-<br />

Dreschen." Er drehte sich um und ging in Richtung Gleiter, dann rief er den Hunden<br />

noch <strong>ein</strong>en Auftrag zu:"Passt auf sie auf m<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>en." Die Hunde setzten sich schon<br />

schützend vor die Kl<strong>ein</strong>en und deren Eltern.<br />

Der Gleiter öffnete schon automatisch die Türen, Thorsten stieg <strong>ein</strong>, wartete auf Jarin<br />

und nannte dem Autopiloten dann das Club-Haus als Reiseziel. Der Gleiter hob vom<br />

Boden ab und raste mit zweihundert kM/H zu der Adresse. Nach weniger als <strong>ein</strong>er<br />

Minute waren sie da. In fünf Metern Höhe hielt der Gleiter in der Luft und er und Jarin<br />

sprangen ab. Beide setzten elegant auf dem Asphalt auf und gingen in Richtung Club.<br />

Zwei Männer mit Rail-Guns standen als Wachen vor der Tür:"Das hier ist<br />

Privatgelände, haut ab ihr Deppen!" Thorsten und Jarin, von der Drohung vollkommen<br />

unbe<strong>ein</strong>druckt, gingen weiter auf die Tür zu. Die Wachen, ratlos wegen der<br />

Missachtung ihrer Waffen und der für sie damit verbundenen Autorität, waren erst<br />

stutzig, dann richteten sie die Gewehre auf die Beiden. Thorsten schlug den Schädel<br />

des Mannes rechts von ihm mit blosser Faust gegen die Betonmauer, dieser sackte<br />

bewusstlos zusammen. Jarin tat so ziemlich das Gleiche, nur benutzte sie ihren<br />

Ellenbogen. Nun lagen zwei Männer mit gebrochener Nase und leichter<br />

Gehirnerschütterung vor dem Club.<br />

Jarin und er betraten den Eingangsbereich des Gebäudes, zur Linken <strong>ein</strong>e versiffte<br />

Garderobe, zur Rechten <strong>ein</strong> paar <strong>ein</strong>geschlagene Spiegel. Thorsten verschmolz mit<br />

s<strong>ein</strong>en Naniten die Türen und verschloss das Gebäude somit. Laut s<strong>ein</strong>en Scans lag<br />

vor ihnen der große Tanzraum mit achtundreißig Männern und Frauen, alle gehörten<br />

zur Gang. Dahinter, wohl die Backstage, war <strong>ein</strong> Raum, mit dem Anführer "Dark-<br />

Tiger", sowie zwei s<strong>ein</strong>er engsten Vertrauten. Thorsten lächelte Jarin verspielt<br />

an:"Nimmst du die große Gruppe und ich treibe den Chef der Idioten mit Psychoterror<br />

in die Verzweiflung?" Jarin rieb sich die Hände:"Von mir aus. Kann mir eigentlich was<br />

geschehen?" "Du könntest nicht mal Schaden nehmen, wenn sie dich in die Sonne<br />

feuern." Jarin spielte die traurige:"Oh, dann fehlt dem ganzen ja fast der Pfeffer."<br />

"Was Pfeffer angeht, so schuldest du mir noch etwas bezüglich unserem<br />

SparringKampf."<br />

"Ich freu mich schon drauf, sobald wir wieder zuhause sind." Er freute sich<br />

schon darauf. Nun aber erst <strong>ein</strong>mal das Vergnügen, <strong>ein</strong> paar Gangstern das Fürchten<br />

zu lehren. Thorsten lud <strong>ein</strong>en Plasma-Ball in s<strong>ein</strong>er Hand auf, bis die weiß leuchtende<br />

Kugel die Größe <strong>ein</strong>er Orange hatte. Den Ball feuerte er dann auf die Tür ab. Ein Loch<br />

mit vier Metern Durchmesser entstand in der kurzen grellen Explosion.<br />

Augenblicklich schossen hunderte Plasma-Geschosse aus dem Tanz-Raum. Die<br />

Ladungen lösten sich wie immer an den Körpern von Thorsten und Jarin wirkungslos<br />

auf. Thorsten sprang wie <strong>ein</strong>e Raubkatze durch den Raum und durch die Doppel-<br />

Schwenktür in die Backstage. Nun verschmolz er wieder die Türen, dieses mal aber<br />

zwischen Backstage und Tanz-Saal. Hinter den Türen konnte er Schüsse, verzweifelte<br />

Schreie und heftige Schläge. Nach und nach hörte man immer weniger Stimmen. Jarin<br />

hielt sich gut zurück, k<strong>ein</strong>e tödlich Verletzten oder schon Tote. Sie brach ihnen


höchstens Knochen in den Extremitäten oder <strong>ein</strong> paar Rippen.<br />

Vor sich konnte Thorsten die beiden Adjutanten des Gangsterbosses sehen, den <strong>ein</strong>en<br />

kannte er noch: Der Leder-Futzi. Der Andere war <strong>ein</strong> breitschultriger Latino, ungefähr<br />

<strong>ein</strong>en Kopf kl<strong>ein</strong>er als Thorsten. Beide waren zu circa 25% synthetisch. Hinter ihnen<br />

blitzten die orangenen Lichtpunkte der künstlichen Augen des Dark-Tiger auf.<br />

Röntgen-, Lichtspektrum-, Radar- und Thermo-Sicht. Im großen und ganzen recht<br />

akzeptabel. Der Tiger lächelte siegessicher...wie oft hatte Thorsten diesen<br />

Gesichtausdruck schon gesehen? Der Tiger liess s<strong>ein</strong>e Stimme hören, es erinnerte<br />

wirklich an das Knurren <strong>ein</strong>es Tigers auf der Lauer:"Du und d<strong>ein</strong>e Tussi haben uns<br />

wirklich <strong>ein</strong>ige Probleme bereitet, aber an mir und m<strong>ein</strong>en besten Leuten wirst du<br />

scheitern." Thorsten schüttelte den Kopf:"Ach du lieber Himmel, wie oft habe ich<br />

diesen bescheuerten Satz schon gehört. In den verschiedensten Abwandlungen und<br />

Sprachen. D<strong>ein</strong> Freund in Leder, ja Rant, hat ja schon <strong>ein</strong>mal bekanntschaft mit mir<br />

und m<strong>ein</strong>en Hunden gemacht. Ach ja, und niemand nennt m<strong>ein</strong>e Verlobte "Tussi"."<br />

Tiger grinste umso mehr:"Los Jungs, stopft ihm das Maul." Beide Adjutanten rannten<br />

auf Thorsten zu.<br />

Der Latino erreichte ihn zuerst, Rant schien zu zögern. Ein sorgfältig ausgeführter<br />

rechter Haken sollte Thorsten am Kinn treffen...sollte. Thorsten griff die Faust des<br />

kl<strong>ein</strong>en Mannes, noch bevor sie ihn erreichen konnte, mit s<strong>ein</strong>er rechten Hand und<br />

drückte zu. Sämtliche Knochen in der Hand des Mannes brachen zu f<strong>ein</strong>en Stückchen,<br />

dann riss er den Mann zu sich heran und stiess ihn dann wieder weg um ihn wie <strong>ein</strong>e<br />

Stoffpuppe über s<strong>ein</strong>e Schulter zu werfen. Der Latino schrie während des Fluges aus<br />

vollem Hals, bis er mit <strong>ein</strong>em dumpfen Geräusch gegen die Wand schlug und langsam<br />

daran herunterglitt. Geprellte Schulterblätter und <strong>ein</strong>e mittelschwere<br />

Gehirnerschütterung, sowie <strong>ein</strong>e zermatschte Hand. Mit ruhigem Gang lief er weiter,<br />

auf Rant zu, der zitternd mit gehaltener Waffe links von Thorsten stand. Thorsten<br />

nahm ihm die Waffe mit <strong>ein</strong>er unglaublich schnellen Bewegung aus der Hand und<br />

zerbröselte sie mit knackenden Geräuschen in der Hand, wobei kl<strong>ein</strong>e Trümmer immer<br />

wieder aus s<strong>ein</strong>er Hand rieselten und leise klirrend auf den Boden fielen.<br />

Rant wimmerte:"Tu mir nichts...bitte, tu mir nichts." Währenddessen zog er <strong>ein</strong><br />

Messer aus <strong>ein</strong>er Tasche im Rücken s<strong>ein</strong>er Lederjacke. Dann wollte er es Thorsten ins<br />

linke Ohr rammen. Thorsten ergriff die Klinge und zerquetschte sie wie schon so viele<br />

andere. Rant sah auf den nutzlosen Griff s<strong>ein</strong>er Stichwaffe:"N<strong>ein</strong>, nicht...es tut mir<br />

leid." Thorsten sah den Mann angewiedert an:"Wimmere woanders." Er drehte ihm<br />

den Arm um und schleuderte ihn wie s<strong>ein</strong>en Kumpanen an die Wand. Nun war Dark-<br />

Tiger an der Reihe.<br />

Der Gangsterboss wirkte immer noch sehr selbstsicher, doch s<strong>ein</strong> Puls war für<br />

Thorsten hörbar erhöht.<br />

Die orangenen Augen flammten auf:"Du hast wirklich gute Implantate, ich kann sie<br />

nicht mal sehen." "Du kannst sie nicht sehen, weil ich k<strong>ein</strong>e Implantate habe, ich habe<br />

lediglich Modifikationen." "Na toll, <strong>ein</strong> wahnsinniger. Ohne Implantate kann man k<strong>ein</strong>e<br />

solche Kraft entwickeln, wie ich sie bei dir gesehen habe. Aber auch das wird dir nicht<br />

helfen, ich hätte die beiden auf <strong>ein</strong>mal mehr als doppelt so weit werfen können." "Wer<br />

sagt denn, dass ich m<strong>ein</strong>e ganze Kraft <strong>ein</strong>gesetzt hätte. Ich habe sie nur so stark<br />

geworfen um sie kampfunfähig zu machen." "D<strong>ein</strong>e Blöffs ziehen bei mir nicht."<br />

Thorsten teleportierte sich hinter den Gangster, wieder ohne sichtbare Lichtereignisse.<br />

Dark Tiger wirbelte herum:"Was zur Hölle?! Wie?" "Oh, du hast ja k<strong>ein</strong>e Ahnung, mit<br />

wem oder was du dich angelegt hast." Der rechte Arm von Tiger schoss auf Thorsten<br />

zu, das linke B<strong>ein</strong> rutschte von unten auf Thorstens rechtes Schienb<strong>ein</strong> zu. Thorsten<br />

glitt mit s<strong>ein</strong>en Antigrav-Generatoren dreißig Zentimeter in die Höhe und packte den<br />

heranrasenden Arm mit s<strong>ein</strong>er Rechten.<br />

Die orangenen Punkte weiteten sich:"Was?!" "Du hast noch längst nicht alles<br />

gesehen." Thorsten lud erneut <strong>ein</strong>e Plasma-Kugel, doch dieses mal hielt er den<br />

künstlichen Arm des Tigers in der Hand. Eine grelle Explosion und die bionische


Extremität war vom Ellenbogen abwärts verschwunden. Schmerzen konnte Tiger nicht<br />

gehabt haben, doch er sah schreiend auf den nutzlosen funkensprühenden Stumpf,<br />

der <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> modernes Wunder der Technologie war. Die Augen in Orange leuchteten<br />

noch <strong>ein</strong>mal auf, Thorsten lächelte ihn an, wie <strong>ein</strong>e Bestie, die ihr Opfer gleich fressen<br />

würde:"Wollen wir dir mal alle künstlichen Bauteile aus dem Körper nehmen? Ich kann<br />

mir dafür stundenlang Zeit nehmen." Tiger schrie, wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Kind. Thorsten<br />

setzte noch <strong>ein</strong>en drauf:"M<strong>ein</strong>e Augen kann ich auch leuchten lassen." Thorsten hatte<br />

diesen Effekt schon <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>gesetzt, als er <strong>ein</strong>em Split-Piraten das Fürchten gelehrt<br />

hatte. Also <strong>ein</strong>en blassblauen leuchtenden Nebel vor die Augen und das gleiche Licht<br />

innerhalb der eigenen Augäpfel. Es sah aus, wie in dem Film Spawn, den Thorsten als<br />

Teenager gesehen hatte. Nur statt <strong>ein</strong>em dunklen Grün, war es hier <strong>ein</strong> eiskaltes<br />

Hellblau. Als ob böses Eis aus den Augen wallte. Tiger begann am ganzen Körper zu<br />

zittern, als der Nebel kalt an s<strong>ein</strong>em Gesicht vorbei glitt. Nun wieder <strong>ein</strong>mal die<br />

Stimme um <strong>ein</strong>iges tiefer stellen:"Vielleicht habe ich auch gar k<strong>ein</strong>e Implantate. Du<br />

kl<strong>ein</strong>er Wurm." "Ahh...ahhhh...Mami...ich will nach Hause...<strong>ein</strong> Dämon" Tiger rollte<br />

sich in der Embryonal-Stellung zusammen, zitterte und wimmerte, während er<br />

w<strong>ein</strong>end in die Hose machte.<br />

Thorsten stellte sich zurück auf den Boden, das Leuchten und der Nebel um die Augen<br />

verschwanden und er stellte s<strong>ein</strong>e Stimme zurück. In der Erinnerung der Männer<br />

würde s<strong>ein</strong> Gesicht und das von Jarin nicht mehr auftauchen, nur an s<strong>ein</strong>e dämonisch<br />

aussehenden Augen.<br />

Er ging zu der zugeschweißten Tür, schmolz sie wieder aus<strong>ein</strong>ander und ging in den<br />

Tanzsaal. Jarin saß auf <strong>ein</strong>em der Stühle am Treesen und genehmigte sich <strong>ein</strong>en<br />

kl<strong>ein</strong>en Cocktail mit Schirmchen, während unten bewusstlose Männer und Frauen<br />

lagen, sowie <strong>ein</strong> Stöhnender mit fehlenden Zähnen und blutigem Mund. Jarin stellte<br />

den Cocktail auf den Treesen und sprang vom Hocker. Dann ging sie zu ihm:"Ich<br />

glaube, die haben nicht mehr so die Lust darauf, sich je im Leben noch mal mit<br />

irgendwem zu prügeln." "Du bist wirklich unverbesserlich, wie <strong>ein</strong>e Raubkatze." "Also<br />

am Strand hat es dir doch gefallen." "Dagegen habe ich auch nichts, aber das du dir<br />

immer <strong>ein</strong> Schirmchen in die Frucht-Cocktails stellst, du weisst doch genau, dass das<br />

ins Auge stechen kann." Sie lachte und umarmte ihn:"Witzbold. Verabschieden wir uns<br />

noch von m<strong>ein</strong>er Familie und dann gehts ab nach Hause. OK?" "Gerne. Wir können<br />

auch noch länger bleiben, wenn du möchtest." "Nicht unbedingt. Wir können doch<br />

nächste Woche noch mal kommen, oder?" "Ja." Der Gleiter landete für die beiden vor<br />

dem Club und sie stiegen <strong>ein</strong>. Ebenso schnell wie sie angekommen waren, waren sie<br />

auch wieder zurück bei Delaias und Karlsens Haus. Jarin und Thorsten gingen in das<br />

Gebäude und wurden augenblicklich von den Hunden begrüßt, gefolgt von Karlsen,<br />

Delaia und den beiden Kindern. Sie waren erleichtert, die beiden wieder zu sehen,<br />

auch wenn Delaia Thorsten immernoch komisch beäugte. Jarin umarmte ihre<br />

Schwester:"Ihr braucht nun k<strong>ein</strong>e Angst mehr zu haben, ich glaube nicht, das sie noch<br />

mal wieder kommen, nachdem wir mit ihnen fertig waren." Delaia lächelte ehrlich,<br />

ebenso Karlsen. Dann umarmte Jarin noch <strong>ein</strong>mal ihre Neffen.<br />

Thorsten und Jarin stiegen in den Gleiter, gefolgt von den Hunden. Sobald sie<br />

ausserhalb der Stadt waren, bog Thorsten in <strong>ein</strong>en Waldweg <strong>ein</strong>, löste den Gleiter<br />

wieder auf und versetzte sich und die sechs Anderen mit s<strong>ein</strong>em Sprungantrieb zurück<br />

zum Haus in der Gem<strong>ein</strong>schaft.<br />

Lasmios streckte sich durch, es war der zweite Morgen nach der Schlüpfparty und er<br />

fühlte sich super. Diese Betten hier waren wie immer perfekt, hart und eben. Neben<br />

ihm zischte Simaneas, sie musste <strong>ein</strong>en guten Traum haben. Neben an schliefen noch<br />

die Kl<strong>ein</strong>en, ruhig und gleichmäßig. Lasmios drehte sich auf die linke Seite, zog die<br />

B<strong>ein</strong>e an und setzte sich auf. Dann reckte er sich, knackte mit den Nackenknochen<br />

und liess sich auf die Gehklauen sinken. In dem teladi-typischen leicht watschelnden<br />

Gang ging er zu dem Nest s<strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Schlüpflinge. Sie lagen zusammengekauert<br />

auf dem weichen Grund ihres Nestes, innerhalb der nächsten Tage würde das Nest


sich von selbst verhärten, um den Schlüpflingen angenehmes Schlafen zu<br />

ermöglichen. Lasmios konnte sich kaum an s<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Nachkommen sattsehen,<br />

sie waren mit Simaneas wohl das Ästhetischste, was er je gesehen hatte. Karisas<br />

streckte in ihrem Schlaf <strong>ein</strong>e Greifkralle aus und streifte Sabiros Nase, wodurch dieser<br />

mit dem Kopf zuckte. Niedlich. Ihm wären b<strong>ein</strong>ahe die Herzen übergesprungen.<br />

Er wendete sich an den Computer des Hauses:"Computer. Wenn m<strong>ein</strong>e Frau aufwacht,<br />

sag ihr bitte, das ich etwas schwimmen gegangen bin." "Bestätigt." Lasmios ging aus<br />

dem Haus und näherte sich <strong>ein</strong>em der riesigen flachen Sümpfe. Es roch herrlich nach<br />

modernden Sumpfpflanzen, das erinnerte ihn an s<strong>ein</strong>e Kindheit und den<br />

Schlüpfligssumpf, in dem er den Vormittag ab und zu tobend verbracht hatte.<br />

Manchmal glaubte er, das hier wäre <strong>ein</strong> zu perfekter Ort, zumindest soweit er ihn<br />

gesehen hatte. Doch bisher war ihm nichts Gegenteiliges wiederfahren. Lasmios liess<br />

sich langsam in den Sumpf gleiten, das warme Wasser überzog s<strong>ein</strong>e Schuppen: Ein<br />

herrliches Gefühl. Letztendlich schlug das Wasser über s<strong>ein</strong>em Kopf zusammen, hätte<br />

er jetzt die Krallen s<strong>ein</strong>er Gehklaue nach unten abgespreizt, hätte er damit den<br />

pflanzenüberzogenen Grund berührt. Lasmios stellte sich in die Waagerechte, stiess<br />

sich mit den B<strong>ein</strong>en an dem weichen Ufer ab und glitt tiefer in den Sumpf. Es war<br />

wunderbar. Er drehte sich um die Längsachse, drehte <strong>ein</strong>e Rolle und liess sich dann<br />

mit dem Bauch nach oben über die Wasseroberfläche treiben. Auf s<strong>ein</strong>em rechten<br />

Nasenloch lag <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Alge, er versuchte sie wegzupusten, doch sie gab lediglich<br />

s<strong>ein</strong> Nasenloch frei, klebte aber immer noch an s<strong>ein</strong>er Schnauze. "Warum nichhht?!"<br />

S<strong>ein</strong>e Zunge glitt aus s<strong>ein</strong>em Maul, legte sich auf die Alge und zog sie in s<strong>ein</strong> Maul.<br />

Überascht stellte er fest, dass die Alge gar nicht mal so schlecht schmeckte.<br />

Genüsslich kaute er auf der Pflanze herum, während die höher steigende Sonne ihm<br />

angenehm den Bauch wärmte. Langsam begann er zu dösen und leicht mit den<br />

Krallen s<strong>ein</strong>er Gehklauen im Wasser zu planschen.<br />

Ein Piepen an s<strong>ein</strong>em linken Greifklauengelenk unterbrach die Stille, welche ansonsten<br />

nur von den melodischen Gesängen der hier überall vorkommenden terranischen<br />

Vögel unterbrochen wurde. Lasmios sah an s<strong>ein</strong> Handgelenk, es war das<br />

Multifunktionsarmband, welches er gestern vergessen hatte über Nacht ab zu legen.<br />

In kl<strong>ein</strong>en blauen Buchstaben stand "Anruf von Simaneas" auf der Anzeige. Nun war<br />

sie doch wach, s<strong>ein</strong>e Rückenfinne stellte sich auf:"Tsh, Annehmen." Die Anzeige<br />

verschwand und <strong>ein</strong> dreidimensionales Hologramm von Simaneas<br />

erschien:"Lasssmioss, wo sstecksst du denn. Ichhh habe nen Heidenssschhreck<br />

bekommen, bevor der Computer michhh informiert hat. Ichhh wäre b<strong>ein</strong>ahe in die<br />

Sschhutzssstarre gefallen. Achhh, ist ja auchhh egal, wasss bin ichh auchh so<br />

ssschhreckhaft. Kommssst du nachhh Hausse?" "Ssssofort." Simaneas beendete das<br />

Telephonat und das Hologramm erlosch. Lasmios drehte sich mit Hilfe s<strong>ein</strong>er B<strong>ein</strong>e<br />

wieder mit dem Bauch nach unten, schluckte die Alge runter und schwamm zurück<br />

zum Haus. Mit <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Hechtsprung sprang er aus dem Wasser und aufs Ufer.<br />

Lasmios stand auf, ging ins Haus, näselte mit Simaneas und schnappte sich s<strong>ein</strong>en<br />

Schuppenschaber, mit dem er sich im Bad säuberte. Danach ging er in die Küche und<br />

setzte sich zu Simaneas auf die Bank. Sie hatte schon Frühstück beim Computer<br />

geordert: Teladianische Wurzelknollencreme, gedünstete Sumpfpflanzen, terranische<br />

Erdbeermarmelade und terranische Croissants.<br />

Er nahm sich <strong>ein</strong>es der Croissants und schmierte mit <strong>ein</strong>em Messer<br />

Wurzelknollencreme darauf, dann bis er herzhaft ab. Simaneas studierte die vor ihre<br />

Schnauze projezierten Wirtschaftsteile der Teladi-Presse und nahm <strong>ein</strong>en Schluck<br />

Wurzeltee. Er hingegen liess sich vom Computer die IZ-Press öffnen und las darin.<br />

Kurz darauf hörte er <strong>ein</strong> leises Zischen, auch Simaneas sah in die Richtung:"Die<br />

Kl<strong>ein</strong>en." Beide standen auf und liefen zu ihren Kindern. Die Kl<strong>ein</strong>en fixierten sie sofort<br />

und zischelten Wörter der Begrüßung und der Freude...die des Hungers nicht zu<br />

vergessen. Also bestellten die beiden Eltern beim Computer Schlüpflingsnahrung. Die<br />

Paste mit Stücken schien den Kl<strong>ein</strong>en sehr zu schmecken, als sie aufgegessen hatten,


machten sie <strong>ein</strong> weiteres Nickerchen. Für Teladi war im allgem<strong>ein</strong>en gültig, dass ihre<br />

Elternschaft leichter war als die von Menschen, Schlüpflinge konnten ja auch schon<br />

sagen was sie wollten. Lasmios und Simaneas trugen ihre Kinder ins Nest und setzten<br />

sich dann in die Küche um ihr Frühstück zu beenden.<br />

Thorstens Augen waren geschlossen, zumindest die Biologischen. In <strong>ein</strong>er fernen<br />

Galaxie, die Neunte die er erreicht hatte, trafen s<strong>ein</strong>e Naniten auf <strong>ein</strong> bisher<br />

unbekanntes Phänomen: Laut s<strong>ein</strong>en Scans war es <strong>ein</strong> Schwarzes Loch, das <strong>ein</strong> Stück<br />

Subraummaterie aufgesogen hatte, die nun im Schwerkraftsog des Gravitations-<br />

Riesen gefangen war. Es war nichts Lebendiges und auch k<strong>ein</strong>e Maschine, nur <strong>ein</strong>e<br />

Verklumpung, wahrsch<strong>ein</strong>lich aus <strong>ein</strong>em Sprungtor, welches <strong>ein</strong>mal hier<br />

vorbeigedriftet war. Die Subraummaterie rotierte sehr schnell um den unebenen<br />

Körper des Schwarzen Loches, dann geschah es: Die Subraummaterie striff an der<br />

Oberfläche des winzigen Körpers entlang. Es entstand <strong>ein</strong>e seltsame Mischung aus<br />

Subraum-Strahlung und, so unglaublich es im Vakuum des Alls klingt, Schall. Von<br />

dieser Welle erfasst, gab es schwere Fehler in den Computern der Naniten. Diese<br />

Fehler breiteten sich in Thorstens gesamten System aus, wie <strong>ein</strong> Virus. Als Zweigstelle<br />

diente Thorstens Gehirn.<br />

Der Datenverkehr war unermesslich und bedeutungslos, lauter Datenschrott der durch<br />

s<strong>ein</strong>e Gedanken schoss. S<strong>ein</strong>e Augen verdrehten sich nach oben und er hatte <strong>ein</strong>en<br />

Krampf, der s<strong>ein</strong>en ganzen Körper packte. Der maschinelle aus Daten bestehende<br />

Bereich s<strong>ein</strong>er Gedankenwelt brach zusammen. Die Naniten blieben unbeweglich,<br />

reagierten nicht mehr, Thorstens Geist wohnte noch in ihnen, aber dieser Bereich<br />

s<strong>ein</strong>es Geistes war wie betäubt, torkelnde Gedanken. Sensor- und Datenfeedback<br />

welches ihn lähmte, zum erliegen brachte. S<strong>ein</strong>e Computersysteme arbeiteten nur<br />

noch mit <strong>ein</strong>em Prozent Leistung, immer noch mehr Rechenkapazität, als allen<br />

Computern die er kannte zusammengeschaltet zur Verfügung stand, doch kaum<br />

genug um die riesigen Datenmengen die er Aufnahm zu verarbeiten. Mit s<strong>ein</strong>er Seele,<br />

s<strong>ein</strong>em Bewussts<strong>ein</strong> konnte er gerade noch so viel Kontrolle über die Naniten<br />

ausüben, dass die Fehlermeldungen und Dummy-Daten sie nicht dazu brachten, die<br />

Phasenverschiebung, in der sie sich dauerhaft befanden, aufzuheben und sich zu<br />

bewegen. Der Krampf liess nach und s<strong>ein</strong> Körper blieb kraftlos liegen.<br />

Thorsten fühlte sich matschig, ausgelaugt und krank, ganz zu schweigen von den<br />

hämmernden Kopfschmerzen und dem Rauschen aus Daten das durch s<strong>ein</strong>en Kopf<br />

zog.<br />

Es war <strong>ein</strong>e Katastrophe! Er konnte nichts mehr unternehmen, war blind für das was<br />

im Universum geschah, ausser er konnte es mit s<strong>ein</strong>en modifizierten biologischen<br />

Sinnen wahr nehmen.<br />

Mühsam richtete er sich auf, liess die B<strong>ein</strong>e auf den Boden sacken, setzte die Füsse<br />

auf, stiess sich mit den Händen von der Matratze ab...und schlug mit dem Kopf gegen<br />

die Wand als er wie <strong>ein</strong> nasser Sack um fiel.<br />

Jarin wachte von dem Gepolter auf:"Thorsten? Wo bist du? Thorst...was machst du<br />

denn da auf dem Boden?" die von den Anstrengungen des Krampfes gebeutelten<br />

Stimmbänder taten ihren Dienst nur unter Schmerzen und Mühen:"Mir...geht es<br />

überhaupt nicht gut." "Warum? Was ist passiert?" "Ich verstehe es selbst nicht so<br />

ganz...und könntest du bitte etwas leiser sprechen? Mir dröhnt der Kopf." Jarin sprang<br />

aus dem Bett, lief darum herum und kniete sich zu ihm runter, sie flüsterte nun<br />

fast:"Okay. Was ist denn nun?" "Ein Stück Subraummaterie ist an dem Kern <strong>ein</strong>es<br />

Schwarzen Loches entlang geschabt und hat dabei irgend <strong>ein</strong>e Strahlung verursacht,<br />

dabei hab ich lauter Computerfehler bekommen. Alles ist offline. Durch m<strong>ein</strong>en Kopf<br />

rauschen Daten ohne Sinn und Zweck, ich habe Kopfschmerzen wie seit<br />

Jahrhunderten nicht mehr." "Kann ich dir irgendwie helfen?" "Ein Glas Wasser wäre<br />

jetzt <strong>ein</strong>e wahre Wohltat." Der Computer hörte diese Aussage und erzeugte selbiges<br />

Glas neben Thorstens Gesicht. Thorsten hob mit letzter Kraft das Glas zum Mund und<br />

trank. Jarin wirkte überascht:"Dann kann ich ja gar nichts für dich tun." "Du könntest


mir vielleicht in m<strong>ein</strong>en Sessel helfen." "Warum denn nicht ins Bett?" "Glaub mir, der<br />

Sessel wird mir mehr Gutes tun." Jarin griff ihn unter s<strong>ein</strong>em Arm, half ihm auf die<br />

B<strong>ein</strong>e und schleppte ihn Richtung Wohnzimmer. An der Tür drang erneut <strong>ein</strong><br />

Datenschock durch s<strong>ein</strong>en Kopf, mit dem Resultat, das s<strong>ein</strong>e Muskeln im rechten B<strong>ein</strong><br />

über das, was normalerweise möglich war, gereizt wurden und stark kontrahierten.<br />

Das Ergebnis war, das sich das rechte B<strong>ein</strong> in Gegenrichtung des Kniegelenks in <strong>ein</strong>en<br />

Neunziggradwinkel beugte. Die Kniescheibe wurde zermalmt und mehrere Sehnen<br />

rissen. Thorsten biss sich bei dem Schmerz auf die Unterlippe, bis sie k<strong>ein</strong> Blut mehr<br />

enthielt. "Thorsten! Oh Gott, kann ich dir helfen? Tut es sehr weh?" "Gnnrr...du<br />

könntest versuchen, m<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> mit <strong>ein</strong>em Kraftfeld zu schienen." "OK, ich versuche<br />

es." Eine rechteckige transparente Röhre erschien um s<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> und passte sich an die<br />

Form des Knies an. "Danke." "Tut es sehr weh?" Thorsten versuchte sie nicht zu sehr<br />

in Sorge zu versetzen:"Ach, nicht halb so sehr wie es aussieht." Thorsten versuchte<br />

aufzutreten, s<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> schmerzte grauenhaft und er biss sich wieder auf die<br />

Unterlippe. Jarin sah ihn besorgt an:"Es tut mehr weh als es aussieht, oder?" Thorsten<br />

nickte während er sich auf die Unterlippe biss. Er konnte sie in dem Augenblick nicht<br />

anlügen, es kam ihm vor Schmerz nicht in den Sinn.<br />

Jarin setzte ihn in dem Sessel ab, das weiche Material gab nach, und er sank etwas<br />

<strong>ein</strong>...<strong>ein</strong> beruhigendes Gefühl. Nun setzte er den Sessel in Gang:"Versorgungssystem<br />

aktivieren." Aus dem Sessel drang <strong>ein</strong>e Stimme:"Bestätigung, aktiviere alle Systeme."<br />

Die Armlehnen des Sessels hoben sich <strong>ein</strong> Stück, öffneten sich zur Seite hin und<br />

gaben <strong>ein</strong>e blau schimmernde Fläche wie aus Plastik frei. Das Schimmern weitete sich<br />

zu <strong>ein</strong>em Leuchten aus. Nun fuhr die Fussplatte nach vorne, spaltete sich senkrecht in<br />

der Mitte und fuhr dann nach links und rechts, auch hier war so <strong>ein</strong>e Fläche. Der<br />

Randbereich der Lehne spaltete sich in unendlich viele Lamellen, die in die Sitzfläche<br />

fuhren und noch <strong>ein</strong>en leuchtenden Bereich freigaben. Das Selbe geschah entlang der<br />

Unterkante des Sessels, wodurch wieder <strong>ein</strong>e Fläche freigegeben wurde. Nun klappten<br />

sich die an der Seite des Sessels verbliebenen Flächen mit Stoff zur Seite hin weg und<br />

hoben sich nach oben, wo ihre Innenseiten, ebenfalls blau leuchtende Flächen, sich<br />

auf Thorsten ausrichteten. Wieder drang die tonlose Stimme, die wie die von <strong>ein</strong>em<br />

Mann und <strong>ein</strong>er Frau über<strong>ein</strong>ander gelegten Stimmen klang, aus dem Sessel:"Mehrere<br />

Verletzungen im rechten B<strong>ein</strong>, beginne mit Heilung." Weiße Strahlen mit blauer Aura<br />

tasteten geradlinig s<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> ab, bildeten <strong>ein</strong>e Fläche und fuhren durch die<br />

Verletzungen, wodurch diese geheilt wurden. Thorsten fühlte Erleichterung durch<br />

s<strong>ein</strong>en Körper ströhmen, als das Gewebe regeneriert wurde. "Du hast für alles<br />

vorgesorgt oder?" "Vorsicht ist die Mutter der Porzelankiste. Deshalb habe ich ja auch<br />

die Schiffe im Orbit gebaut. Alles hier läuft auch ohne mich autonom weiter." "Aha.<br />

Aber wie geht es dir jetzt?" "M<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> ist wieder in Ordnung, aber m<strong>ein</strong>e Computer<br />

muss ich jetzt wieder in Ordnung bringen. Ich habe immer noch diese Kopfschmerzen<br />

und ich fühle mich, als wäre <strong>ein</strong> riesiges Schwarzes Loch mit mir kollidiert." "Da kann<br />

ich k<strong>ein</strong>en Bezug zu herstellen, das Vergnügen hatte ich zum Glück noch nicht. Ich<br />

kann dir nicht zufällig noch irgendetwas Gutes tun?" "Wenn du mir Gesellschaft<br />

leistest, während ich mich versuche wieder auf Vordermann zu bringen, wäre das das<br />

Beste, was du für mich tun kannst." Jarin lächelte und nahm s<strong>ein</strong>e Hand. Das<br />

beruhigte ihn und er lehnte sich zurück, wobei er dem Computer des Sessels noch <strong>ein</strong><br />

paar Befehle gab:"Schlafphasen neutralisieren und komplette Leistungsfähigkeit des<br />

Körpers restaurieren." "Bestätige, System aktiviert." Als Thorstens Kopf sich auf der<br />

Lehne niederliess, schloss er die Augen um sich besser konzentrieren zu können.<br />

Vor s<strong>ein</strong>em inneren Auge öffnete sich <strong>ein</strong>e Welt, bestehend aus <strong>ein</strong>er Mischung von<br />

Daten und dem eigenen Selbst. Thorsten bewegte sich in s<strong>ein</strong>en Gedanken. Zum<br />

Glück konnte so <strong>ein</strong> technischer Deffekt sich nicht auf s<strong>ein</strong>en Geist ausweiten.<br />

Wiedersprüchliche Daten waren das was s<strong>ein</strong>e Naniten und somit ihn durch<strong>ein</strong>ander<br />

brachte. Vergleichen konnte er das Gefühl mit Folgendem: Man hat vor Augen immer<br />

<strong>ein</strong>e Din-A4-Seite mit lauter Zeichen wie Schrägstrichen, Klammern,


Gleichheitszeichen und so weiter, die k<strong>ein</strong>en Sinn ergeben, nur das das Gehirn<br />

zwanghaft versucht <strong>ein</strong>en Sinn daraus zu ziehen. Den Geist unter Kontrolle, aber die<br />

Gedanken aus dem Gefüge gerissen. Das sich das Ganze dann durch Datenfeedbacks<br />

auch auf den Körper ausweitete, setzte allem die Krone auf. Er lag da, kaum <strong>ein</strong><br />

Muskel zuckte, im Geist jedoch war er äusserst tätig. Wie konnte er dieses Problem<br />

lösen? Zuerst <strong>ein</strong>mal musste er genau wissen, was geschehen war. Zwischen dem<br />

nutzlösen Datenverkehr suchte er nach <strong>ein</strong>em der Naniten, die direkt bei dem Ereignis<br />

waren. Nach <strong>ein</strong>er halben Stunde hatte er sich durch den Datenverkehr gekämpft und<br />

<strong>ein</strong>en der Naniten erreicht. Tief in dem gigantische Speicher fand er das bordeigene<br />

Sensor-Logbuch, welches er in jedem s<strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Körper hatte. Er brauchte <strong>ein</strong>e<br />

Stunde, um die Datei auszuwerten und <strong>ein</strong>en Schluss zu ziehen. Nachdem was er sah,<br />

konnte er sich nur <strong>ein</strong>en Grund für das Chaos erschliessen: Das Schrammen an dem<br />

Schwarzen Loch in Verbindung mit der Strahlung hatte <strong>ein</strong>e Art Überlastung, ähnlich<br />

<strong>ein</strong>er EMP durch s<strong>ein</strong>e Naniten gejagt, der den Speicher überladen hatte und somit bei<br />

dem Informationsaustausch in <strong>ein</strong>em Domino-Effekt den Datenfluss überhöht hatte.<br />

Dieser Effekt steigerte sich immer weiter hoch, auch jetzt noch. Ein Nanit bearbeitete<br />

die Daten und schickte das Datenpaket gleichzeitig weiter, um vor Ende der<br />

Bearbeitung das selbe Datenpaket noch <strong>ein</strong>mal zu bekommen. So blieb immer <strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong>er Datensatz übrig, der sich stetig vergrößerte, umso häufiger das Datenpaket<br />

ankam. Thorsten konnte nur <strong>ein</strong>es versuchen: Einen Naniten vom Informationsnetz<br />

nehmen, den Zwischenspeicher löschen und dann den nächsten vom Netz nehmen,<br />

um dann, wenn alle wieder von dem Datensatz befreit waren, die Empfangsfunktion<br />

zwischen den Naniten wieder online zu schalten. Im Grunde <strong>ein</strong>fach, doch bei <strong>ein</strong>er<br />

Zahl von Naniten, die sich mit dem normalen menschlichen Geist nicht fassen liess,<br />

konnte das, selbst wenn jeder Nanit nur <strong>ein</strong>e milliardstel Sekunde beanspruchte,<br />

Stunden dauern.<br />

Aber Rumjammern half nicht, er begann:<br />

1,2,3,4,5,6,7,8,9,10...,2893,....1289871437....das ging Stunden so weiter. S<strong>ein</strong> Kopf<br />

schmerzte von der <strong>ein</strong>tönigen Arbeit, s<strong>ein</strong>e Glieder taten weh wegen der vielen<br />

Krämpfe zwischendurch, auch wenn das System in dem Sessel ihn immer wieder<br />

heilte. Jarin saß an s<strong>ein</strong>er Seite, unverändert. Wie <strong>ein</strong> stiller Nebel hing er im<br />

Universum verstreut, dahindümpelnd durch die Schwerkraftfelder der Trabanten. Er<br />

lag immer noch regungslos da, dann riss ihn <strong>ein</strong> stechender Schmerz in der Brust aus<br />

s<strong>ein</strong>er Selbstheilung: Ein Herzinfarkt! Ausgerechnet dieser Muskel musste jetzt<br />

krampfen!? S<strong>ein</strong> Blutdruck stieg gefährlich, Äderchen platzten in den Augen und<br />

färbten diese rot und rosa und er schüttelte sich. Jarin w<strong>ein</strong>te:"Thorsten, was ist mit<br />

dir?" "Nnnngg, pfffss, krieg k<strong>ein</strong>e...Luft..." wieder erklang die Stimme des<br />

Sessels:"Neuronaler Scan abgeschlossen, betäube Nerv." Ein kl<strong>ein</strong>er hellblauer Strahl<br />

drang in s<strong>ein</strong>e Brust und der Krampf hörte auf. Weitere, nun gefächerte, Strahlen<br />

legten sich über s<strong>ein</strong>e Augen und heilten die Verletzungen. Immer noch ausser Atem,<br />

obwohl der Sessel langsam die Sauerstoffsättigung wieder stabilisierte, legte er s<strong>ein</strong>en<br />

Arm auf die w<strong>ein</strong>ende Jarin, die s<strong>ein</strong>e Hand hielt:"He...ist doch schon wieder gut."<br />

"Ich...schluchz...hätte mir ja vieles gedacht, was bei dir geschehen könnte, aber das<br />

habe ich nicht vermutet. Passiert dir das öfters?" "Ich schwöre dir...hust...in<br />

neunhundertsiebenundvierzig Jahren das erste mal." Sie versuchte zu lächeln und<br />

nahm s<strong>ein</strong>e Hand in beide Hände: "Thorsten, das wäre nicht fair, fast <strong>ein</strong>tausend Jahre<br />

lang leben und dann, wo wir bald heiraten wollen, vor m<strong>ein</strong>er Nase wegsterben." "Ich<br />

habe es bald geschafft, dann können wir wieder durchs All toben. K<strong>ein</strong>e Angst, wir<br />

werden schon heiraten." "Versprochen?" "Versprochen." Er drückte ihre Hand, dann<br />

widmete er sich wieder s<strong>ein</strong>er Regeneration. Drei Viertel der Naniten hatte er bereits<br />

repariert, da nun weniger Datenverkehr herrschte, konnte er schneller arbeiten, jetzt<br />

würde er wohl nur noch <strong>ein</strong>e halbe Stunde brauchen. Er fuhr fort.<br />

Die halbe Stunde verging schnell, jetzt wo immer weniger Krämpfe kamen. Gegen<br />

Abend hatte er alle Naniten von<strong>ein</strong>ander getrennt und ihren Datenspeicher von dem


schädigenden Datensatz befreit. Nun kam der magische Moment, er würde "s<strong>ein</strong>e<br />

Augen wieder aufmachen". Alle Naniten bauten nun ihr Netzwerk wieder auf.<br />

Innerhalb <strong>ein</strong>er Sekunde waren die alten Kommunikationswege wieder online, nun<br />

konnte er das Universum wieder erforschen und sehen. Er heilte die<br />

Ermüdungsersch<strong>ein</strong>ungen in s<strong>ein</strong>em Körper und nahm die Forschungen zur<br />

Eigenverbesserung wieder auf, ganz oben auf der Liste stand <strong>ein</strong> Schutzschild für<br />

diese bescheuerte Strahlung. Innerhalb <strong>ein</strong>er halben Stunde hatte er die passende<br />

Schildmodulation gefunden und installiert.<br />

Thorsten öffnete die Augen und sah auf Jarin, er lächelte mit wiedergefundener Kraft.<br />

Ihr entglitten alle Gesichtszüge vor Freude und sie umarmte ihn w<strong>ein</strong>end. "Siehst du?<br />

Ich hab dir doch gesagt, ich sterbe nicht." "Mhmh." Sie rieb ihr Gesicht an s<strong>ein</strong>en<br />

Körper und kuschelte sich an ihn. Bisher hatte er k<strong>ein</strong>en Tag gehabt, der ihm so lang<br />

vorgekommen war.<br />

"Jarin, hör doch auf zu w<strong>ein</strong>en. Ich bin doch wieder auf dem Damm." "Ich hatte so ne<br />

Angst um dich..." "Ja, aber jetzt brauchst du k<strong>ein</strong>e Angst mehr zu haben." "OK...ich<br />

versuchs." Er nahm sie in den Arm, gab mit s<strong>ein</strong>en Naniten dem Sessel den Befehl,<br />

sich wieder in das Sitzmöbel umzuwandeln und setzte sich auf. Er streichelte ihr den<br />

Kopf um sie zu beruhigen, doch sie schluchzte noch <strong>ein</strong>e weitere Dreiviertel-Stunde.<br />

Als sie wieder von ihm aufsah, flüsterte er ihr ins Ohr:"Ich habe jetzt wahnsinnigen<br />

Hunger. Und du?" Sie lächelte und nickte heftig, woraufhin er beiden <strong>ein</strong>en großen<br />

Eisbecher replizierte, welchen sie gem<strong>ein</strong>sam verputzten.<br />

Am nächsten Morgen wachte s<strong>ein</strong> Körper wieder normal auf, k<strong>ein</strong> Schreckenskrampf,<br />

k<strong>ein</strong>e ausgefallenen Syteme, nur <strong>ein</strong>es, was ihm die ganze Nacht über <strong>ein</strong> wohlig<br />

warmes Gefühl beschert hatte, war heute Morgen besonders:Jarin hatte sich um ihn<br />

geklammert, wie als ob sie ihn damit hätte beschützen können. Er lächelte, während<br />

sich noch der Schlaf in s<strong>ein</strong>en Augen in s<strong>ein</strong>e Bestandteile auflöste. Durch den<br />

Vorhang des Fensters drang das Licht der Sonne und tauchte den Raum in <strong>ein</strong><br />

märchenhaftes blasses Weiß. Er strich Jarin sanft über den Kopf, zog ihr <strong>ein</strong>e<br />

Haarsträhne aus dem Gesicht und legte diese hinten auf ihren Hinterkopf. Der erste<br />

Morgen vom Rest s<strong>ein</strong>es Lebens. Ansch<strong>ein</strong>end war das gestrige Ereignis doch<br />

<strong>ein</strong>schneidender gewesen als er es gedacht hätte.<br />

Thorsten liess Jarin weiter schlafen, ihr flacher ruhiger Atem war beruhigend. Nun<br />

waren die beiden schon <strong>ein</strong>e ganze Weile verlobt, aber wie konnte man die Hochzeit<br />

gestalten? Klassisch, privat, als große Feier? Die tausende von Wesen hier auf diesem<br />

Planeten zu <strong>ein</strong>er Hochzeit <strong>ein</strong>zuladen wäre wohl schlecht gegangen, ausserdem wie<br />

hätte er Jarins Eltern die sprechenden Echsen, die groben stämmigen Split, die<br />

dreiäugigen arroganten Riesen und die kl<strong>ein</strong>en quirligen tintenfischartigen Boronen<br />

erklären sollen? Also kam eigentlich nur <strong>ein</strong>e Hochzeit auf der Erde in Frage.<br />

Flitterwochen in den Sektoren der Argonen, Boronen, Split, Boronen und Paraniden<br />

klangen eigentlich garnicht mal schlecht. Er würde ihnen <strong>ein</strong>en modifizierten Express<br />

erstellen, mit dem sie dann auf <strong>ein</strong>e Luxuskreuzfahrt gehen konnten, nur sie zwei.<br />

Sonnen in Aekelas Leuchtfeuer, schlemmen in <strong>ein</strong>em Nobelrestaurant auf Argon-<br />

Prime. Einen Ghok-Kampf bei den Split beobachten, den Ghok dabei durch <strong>ein</strong>en<br />

Künstlichen austauschen, Baden am Strand vom Heimatplaneten der Boronen und die<br />

Aussicht in Paranid-Prime geniessen. Irgendwann auch mal den Farbtupfer des<br />

Universums, Ianamus Zura, besuchen und sich dort die Kunstwerke Ansehen, danach<br />

vielleicht noch mal in <strong>ein</strong> Teladi-Casino gehen, Manipolationen zur Senkung der<br />

Gewinnchancen ausschalten. Aber Thorsten konnte das nicht <strong>ein</strong>fach ohne Jarin<br />

entscheiden und die schlief noch tief und fest.<br />

Thorsten überprüfte, welcher Wissenschaftler am nächsten an der Vervollständigung<br />

des torlosen Sprungantriebs oder <strong>ein</strong>er anderen für die Ordnung gefährlichen<br />

Erfindung am nächsten war: Nur zwei Kandidaten, <strong>ein</strong>e Argonin und <strong>ein</strong> Teladi. Terah<br />

Gunne und Klesios Mospallus VI. Sie arbeitete für die Terra-Corp und Klesios war <strong>ein</strong><br />

Händler, der gerne bastelte um damit weitere Credits zu verdienen. Ach die Terra-


Corp, gegründet und geleitet von zwei Terranern, Kyle Brennan und Elena Kho. Kyle<br />

Brennan lag im Koma, unter der Aufsicht mehrerer Ärzte. Die Asiatin Kho hingegen<br />

leitete die Firma. Was Thorsten schon alles an Daten in ihren Computern verändern<br />

hatte müssen: Blaupausen von Sprungantrieben unbrauchbar machen, Fehler in<br />

Fehlkonstruktionen so weit ausbügeln, dass das Terra-Corp-Hauptquartier beim Test<br />

nicht in die Luft flog und so weiter und so fort. Aber zurück zu Terah Gunne:<br />

Vierundreißig Jahre alt, wohnhaft auf dem Terra-Corp-HQ, Abschluss auf der<br />

Astrophysik-Universität in Drei Welten, kinderlos, geschieden, k<strong>ein</strong>erlei Krankheiten,<br />

gläubige Christin, Versicherungsnummer HdL.239.535.839.790.904, 1,68 Meter groß,<br />

Augenfarbe Grün. Was Akten doch schon so alles aussagten. Thorsten scannte sie<br />

noch <strong>ein</strong>mal selbst ab: Die Angaben stimmten, die <strong>ein</strong>zige Krankheit, aber das konnte<br />

k<strong>ein</strong>er sehen, war <strong>ein</strong>e Knorpelverwachsung zwischen zwei Oberschenkel-<br />

Muskeln...und das war nicht schlimm.<br />

Nun zu Klesios: Männlich, geschlüpft in der Profitgem<strong>ein</strong>schaft/Ceos Geist,<br />

siebenundvierzig Jahre alt, normaler Eibrütheim-Schulabschluss, besitzt <strong>ein</strong>en Teladi-<br />

Geier mit allen Extras um Handel betreiben zu können, hat <strong>ein</strong>e Vorliebe für Nostrop<br />

mit Sumpfpflanzen, 1,15 Meter groß, <strong>ein</strong>e Narbe im Maul von <strong>ein</strong>em wütenden Split,<br />

Schuppenfarbe: Normales Teladi-Grün, Kontostand 37.985 Credits und er war<br />

Rechtskraller. Teladi-Akten waren sehr auf Profitmöglichkeiten ausgelegt. Momentan<br />

flog Klesios durch den Sektor Königin-Hügel, Richtung Teladi-Profit. Es eilte nicht so<br />

sehr mit ihrer Kontaktierung, Terah war noch ca zwei Wochen von der Ferigstellung<br />

der Formel entfernt, Klesios noch Drei. Aber er erledigte solche Angelegenheiten lieber<br />

zu früh als zu spät. Doch noch konnte Thorsten ja nicht weg, schliesslich befand er<br />

sich immer noch in dem zarten aber eisernen Griff von Jarin. Es war auf den Punkt<br />

neun Uhr fünfzehn, Jarin wachte immer gegen zehn auf. Nicht mehr lange also, bis er<br />

s<strong>ein</strong>en Aufgaben erledigen konnte.<br />

Thorsten liess den Kopf in das Kissen sinken und sah an die Decke. Die Minuten<br />

strichen dahin und er streichelte Jarins Kopf. Irgendwann hörte er sie gähnen und<br />

dann sah sie zu ihm auf:"Bist du schon lange wach?" "N<strong>ein</strong>, nicht wirklich. Hast du gut<br />

geschlafen?" "Ja, besser als ich es nach gestern für möglich gehalten hätte." "Würdest<br />

du bitte aufhören davon zu reden." "Ich werde es versuchen, aber es kommt mir<br />

immer wieder in den Sinn." "Das braucht es nicht, ich habe mich angepasst und dann<br />

passiert mir so etwas nie wieder." "Hoffentlich." "Du erinnerst dich doch noch an das,<br />

was ich dir erzählt habe, was ich hier mache?" "Ja, du sammelst hochkarätige<br />

Waffenforscher und Leute die den torlosen Sprungantrieb entwickeln <strong>ein</strong> und bringst<br />

sie hier her, damit du sie von der Fertigstellung abhalten kannst, weil die soziale<br />

Entwicklung noch nicht weit genug fortgeschritten ist und du befürchtest, dass es zu<br />

<strong>ein</strong>em Chaos kommen könnte." er lächelte "Perfekt formuliert. Nun, es gibt wieder<br />

zwei Kandidaten: Einen Teladi und <strong>ein</strong>e Argonin." "Und du willst los, um sie in die<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft zu holen." "Ja, so ist es." "Kann ich mitkommen?" "Wie? Du willst<br />

mitkommen? Ja, ähm, wieso nicht." Das hatte ihn ehrlich überrascht. Das Jarin<br />

mitkommen wollte hätte er nun wirklich nicht gedacht. "Haben wir noch Zeit zu<br />

frühstücken?" "Ja, Jarin, auf was hast du denn Lust?" "Ich mach mich erst <strong>ein</strong>mal<br />

fer..." mit s<strong>ein</strong>en Naniten teleportierte er Jarin ihre weiße Kleidung an den Körper,<br />

entfernte körperlichen Schmutz den man sonst mit <strong>ein</strong>er Dusche abwusch und<br />

deodorierte sie mit dem Parfüm, das sie sich <strong>ein</strong>mal beim Computer bestellt hatte.<br />

Das alles machte er innerhalb <strong>ein</strong>er halben Sekunde, es tat so gut, wieder die<br />

komplette Kontrolle über sich zu haben. "...tig..." "So geht es doch viel schneller." "Ja,<br />

ähm...sehr schnell. Du bist wohl die praktischste Haushaltshilfe, die <strong>ein</strong>e Frau sich<br />

wünschen kann." Jarins Lächeln, es war herrlich.<br />

Thorsten stand auf, während er sich aufrichtete, machte er sich genau so fertig, wie er<br />

es eben bei Jarin getan hatte. Nur den Körperschmutz musste er sich nicht entfernen,<br />

er vermeidete es dauerhaft, solchen Schmutz erst anzusetzen. Ähnlich der Oberfläche<br />

<strong>ein</strong>es Lotus-Blatts blieb der Schmutz erst gar nicht bei ihm haften.


"So, worauf hast du nun Lust? Etwas herzhaftes oder etwas süßes?" "Herzhaft."<br />

"Rührei mit Speck?" "Klingt gut." Das Frühstück erschien auf dem Küchentisch, die<br />

beiden aßen zusammen, die Hunde gesellten sich dabei zu ihnen. Thorsten fütterte die<br />

Hunde und aß dann weiter. Als das Frühstück erledigt war, standen er und Jarin auf, er<br />

zog sie an sich:"Also, beide sind ungefähr gleich weit von ihren Entdeckungen<br />

entfernt. Du kannst dir aussuchen, wen wir zuerst besuchen." Jarin zog nachdenklich<br />

<strong>ein</strong>e Augenbraue hoch:"Ich deeeenke...die Argonin." "OK, du erinnerst dich noch an<br />

die Terra-Corp?" "Ja." "Miemen wir mal <strong>ein</strong> paar Besucher der Station. Ausserdem<br />

möchte ich noch <strong>ein</strong>en besonderen Mann besuchen, er liegt dort im Koma. Ich bin ihm<br />

schon mehrmals begegnet, zwar hat er mich nur <strong>ein</strong>mal sehen können, aber er ist <strong>ein</strong><br />

guter Kerl." "Ist das dieser Kyle?" "Ja, er hat viel erreicht. Eine Bitte habe ich noch an<br />

dich: Verhalte dich unauffällig." "Ist gebongt." "Dann gehts los." Das Sprungfeld hüllte<br />

sie <strong>ein</strong> und sie verschwanden in <strong>ein</strong>em blauen Blitz gen Terra-Corp-HQ.<br />

Terah Gunne hastete durch die Gänge, sie hatte seit langem das erste mal wieder<br />

verschlafen. Erste Station war der Atmosphären-Hangar. Ein kl<strong>ein</strong>er abgesonderter<br />

Hangar mit gerade mal Platz für drei TS. Hier standen <strong>ein</strong> paar Schiffsprototypen, <strong>ein</strong><br />

paar Xenon-Schiffe zur Auswertung der Sprungantriebe und auch zu<br />

Schildforschungen. Sie betrat die kl<strong>ein</strong>e Halle und ging auf den L zu, an dem sie ihre<br />

Forschungen unternahm. Am anderen Ende der Halle konnte sie Frau Kho entdecken.<br />

Sie unterhielt sich mit den Leuten, die Trümmer des Khaak-M0 auswerteten, um dem<br />

Gründer der Terra-Corp, Mr. Brennan Senior, vielleicht aus dem Koma erwecken zu<br />

können. Die Leiterin diskutierte feurig, ab und zu schallten <strong>ein</strong> paar neo-japanische<br />

Flüche durch den Hangar, als die Techniker ihre Hoffnungen in bestimmten Punkten<br />

zunichte machten. Terah schüttelte den Kopf und setzte sich an den L, sie hatte ihn<br />

Siren getauft, auch weil an der Seite in großen Lettern Siren-45/29 angesprüht war.<br />

"So Siren, dann will ich mal wieder d<strong>ein</strong> Inneres erkunden." Dieser L war etwas ganz<br />

besonderes, es war das bisher <strong>ein</strong>zige Schiff, bei dem sich der Bordcomputer nicht<br />

hatte absprengen können, weil der ID, mit dem man ihn fluguntauglich geschossen<br />

hatte, die Schnittstelle zwischen dem Schiff und dem Computer durchgebrannt hatte.<br />

Terah nahm den Laser-Schneider und trennte die Verstrebung zwischen Computer und<br />

Cockpit aus<strong>ein</strong>ander, dann zog sie den blinkenden Computer vorsichtig heraus, damit<br />

das kühlschrankgroße Gerät sie nicht unter sich begrub. Mit <strong>ein</strong>em satten klong traf<br />

der Kasten auf den Boden des Hangars, die obere Kante des Computers, die an dem<br />

Cockpit anlehnte, war jetzt das <strong>ein</strong>zige was ihn am umkippen hinderte. Terah schob<br />

<strong>ein</strong>en Luftkissenwagen unter den Xenon-Computer und hob ihn damit an, dann, als<br />

der Wagen den Computer komplett aufgeladen hatte, liess sie den Wagen über die<br />

Kabelfernsteuerung nach links gleiten und dann mit dem Computer auf den Boden<br />

sinken. Mit s<strong>ein</strong>en endlos vielen LED's blinkend lag der Computer da. Sie ging an die<br />

hintere Wartungsluke des Schiffes, schnitt mit dem Schneider die Versiegelung auf<br />

und sah auf den schwarzen zylindrischen Sprungantrieb. Sie überprüfte die<br />

Verkabelung mit den anderen Komponenten. Es sah aus wie <strong>ein</strong> Teller bunter<br />

Spaghetti...das würde <strong>ein</strong> langer Tag werden.<br />

Thorsten materialisierte mit Jarin in <strong>ein</strong>em Wartungsschacht nahe der Eingangshalle<br />

der Station. Jarin sah sich um:"Wo sind wir hier?" "Wartungsschacht siebenundreißig<br />

B. Wir gehen da vorne raus und mischen uns unter die Tour-Gruppe in der<br />

Haupthalle." "Gut." Thorsten ging zu der mit <strong>ein</strong>em Codeschloss gesicherten Tür. Für<br />

<strong>ein</strong>e biomechanische Kreatur wie ihn war dieses Ding k<strong>ein</strong> Problem, <strong>ein</strong> Gedanke und<br />

die Tür glitt mit leisem Surren auf. Jarin folgte ihm, als er in die Haupthalle ging, dort<br />

stellte er sich ganz hinten an die große Gruppe und manipulierte über das<br />

Funknetzwerk der Station den Mini-Computer der Tour-Führerin so, das ihr statt<br />

siebzehn Tourteilnehmern neunzehn angezeigt wurden. "M<strong>ein</strong>e Damen und Herren,<br />

herzlich willkommen bei unserer Führung durch das Hauptquartier der Terra-Corp, der<br />

größten privaten Firma die von Menschen gegründet wurde. Bitte folgen sie mir." Die<br />

junge Angestellte der Terra-Corp war freundlich, offen und verdammt übermotiviert.


Thorsten und Jarin gingen in der Gruppe unter, ihre komplett weiße Kleidung zog nur<br />

ab und zu den Blick der anderen Tourteilnehmer auf sich.<br />

Erste Station waren die Mitarbeiter-Quartiere, mehrere Gänge mit vielen Türen.<br />

Langweilig. Thorsten konnte eh aus s<strong>ein</strong>en Sensordaten erkennen, dass Miss Gunne<br />

im Atmosphären-Hangar war. Die Tour ging weiter: Das biogenetische Labor zur<br />

Verbesserung des Ernteertrags von delexianischem Weizen. Pflanzen mit drei Ähren,<br />

Pflanzen die enorm viele Stiele hatten an denen jeweils zwei Ähren hingen und <strong>ein</strong>e<br />

Riesenzüchtung, die wie terranischer Mais aussah. Minutenlange Vorträge der jungen<br />

Dame machten die Scharade nicht gerade angenehmer. Als die Gruppe sich wieder<br />

aufmachte, lösten sich Thorsten und Jarin um in <strong>ein</strong>e andere Richtung zu gehen.<br />

Thorsten manipulierte wieder den Computer der Tour-Führerin und es waren wieder<br />

siebzehn Teilnehmer.<br />

Die Kameras zu manipulieren war auch k<strong>ein</strong> Problem, diese simplen<br />

Sicherheitssysteme konnte ja schon <strong>ein</strong> normaler Hacker umgehen. Doch <strong>ein</strong> Problem<br />

gab es, dass von diesem Punkt abwich: Zwei Wachleute standen vor der dicken<br />

Panzertür zum Sicherheitsbereich. K<strong>ein</strong> schwer zu lösendes Problem. Jarin stiess<br />

hinten an Thorsten und begann sich die Ärmel hoch zu krämpeln. "Jarin! Nicht, das<br />

macht man eleganter." Thorsten wendete auf sich und Jarin die gute alte<br />

Phasenverschiebung an, wodurch die beiden unbemerkt durch die Wachmänner und<br />

die Panzertür gingen konnten. Hinter der Panzertür hob er die Phasenverschiebung<br />

wieder auf, tarnte sich und Jarin jedoch optisch. Warum Thorsten sich und Jarin nicht<br />

dauerhaft phasenverschob war eigentlich recht <strong>ein</strong>fach erklärt: Er mochte es, diese<br />

Station, dieses kl<strong>ein</strong>e Tüpfchen Terra im argonischen Raum, persönlich zu spüren. Na<br />

gut, hier waren eh unzählige s<strong>ein</strong>er Naniten mit denen er die Station auch persönlich<br />

fühlen konnte, aber es war doch etwas Anderes, alles auch als Mensch zu spüren.<br />

Zum Krankenrevier ging es nach rechts.<br />

Ein paar Gänge weiter stand er vor dem transparenten Sicherheitsschott. Wie<br />

Thorsten es schon die ganze Zeit gewusst hatte, hatte Kyle Besuch: S<strong>ein</strong>en Sohn<br />

Julian, die Tochter s<strong>ein</strong>er Geschäftspartnerin Saya Kho und s<strong>ein</strong> alter Freund Ban<br />

Danna. Für Saya und Ban konnte er leicht kl<strong>ein</strong>e Ablenkungsmanöver starten, die sie<br />

von hier weg lockten, aber Julian war ungebundener. Eine Meldung wie "Eine ihrer<br />

Stationen in ... wird angegriffen." hätte der Junge <strong>ein</strong>fach mit <strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er<br />

computergesteuerten<br />

Schiffe beantwortet. Ach, Brennan war k<strong>ein</strong> schlechter Kerl, das hatte er<br />

schon mit der Rettung <strong>ein</strong>es Xenon-Schiffes bewiesen, das er vor <strong>ein</strong>igen Jahren ins<br />

Refugium begleitet hatte, und wenn Thorsten die Taten s<strong>ein</strong>es Sohnes betrachtete,<br />

hatte dieser sich auch geläutert. So schlimm konnte es nicht s<strong>ein</strong>, wenn der Junge ihn<br />

und Jarin sah. Diese Leute hatten auch so schon genug Seltsames erlebt, <strong>ein</strong><br />

seltsamer Typ mehr war also bestimmt auch nicht so schlimm. Thorsten vertraute<br />

solchen Menschen wie Diesen. Ban Danna war da <strong>ein</strong> anderer<br />

Fall...Geheimdienstler...die <strong>ein</strong>zigen Menschen, bei denen er schon mehrmals<br />

gezwungen gewesen war, ihre Erinnerungen an ihn zu löschen. Und die junge Saya<br />

war viel zu kommunikativ...<strong>ein</strong> Zug, der ihr bei ihren Beziehungen zum boronischen<br />

Reich sicher <strong>ein</strong> paar Vorteile <strong>ein</strong>brachte.<br />

Also gut, die Ablenkungsmanöver konnten starten. Zuerst schickte er Ban Danna auf<br />

s<strong>ein</strong>en Armband-Computer <strong>ein</strong>e Nachricht, dass er in der Empfangshalle erwartet<br />

werden würde. Bei <strong>ein</strong>er Überprüfung der Computerlogbücher würde herauskommen,<br />

dass <strong>ein</strong>e Fehlfunktion im Kommunikationsystem dafür verantwortlich gewesen war.<br />

Saya...sagen wir es mal so: Sie erhielt <strong>ein</strong>e Nachricht von ihrem Schiff, dass <strong>ein</strong>e<br />

Fehlfunktion aufgetreten sei, und das der Computer die Tür nicht ohne ihr direktes<br />

Stimmpasswort öffnen konnte. Das die Schnittstelle zwischen Tür und Computer durch<br />

Thorsten durchgebrannt war, würde niemand erfahren. Die Beiden verliessen fast<br />

geschlossen den Raum und durchquerten das Sicherheitsschott. Als die Beiden dann<br />

um die Ecke des Korridors gebogen waren, enttarnte Thorsten sich und Jarin, <strong>ein</strong>


kurzer Eingriff in die Systeme des Schotts und es öffnete sich für ihn. Julian stand bei<br />

s<strong>ein</strong>em Vater und hielt dessen Hand. Schrecklich, selbst zu dieser Zeit war <strong>ein</strong> Mensch<br />

im Koma immer noch mit mehreren Schläuchen an Geräte angeschlossen. Julian<br />

drehte sich zu Thorsten und Jarin um, als sie das Krankenzimmer betraten:"Wer sind<br />

sie? Was machen sie hier?" Thorsten entgegnete ihm freundlich:"Guten Tazura, m<strong>ein</strong><br />

Name ist Thorsten Kemmrich. Ich bin ihrem Vater <strong>ein</strong>mal begegnet, <strong>ein</strong> anständiger<br />

Mann." "Das ist er wohl. Hat Elena ihnen die Zugangserlaubnis gestattet?" "Sagen wir<br />

es mal <strong>ein</strong>fach so: Wenn der Computer mich durch die Sicherheitsschotts gelassen<br />

hat, dann darf ich wohl hier s<strong>ein</strong>." "Stimmt wohl...Bei welcher Gelegenheit haben sie<br />

ihn kennen gelernt?" Thorsten wollte dem jungen Mann natürlich lieber nicht sagen,<br />

dass er Brennan begegnet war, als er gerade in Verhandlungen mit <strong>ein</strong>em Teladi war<br />

und dessen Schiff von Piraten angegriffen worden war. Thorsten hatte sich als<br />

Mitreisender ausgegeben und weil er in Anwesenheit des Mannes nicht so gerne mit<br />

dem Teladi in <strong>ein</strong>em blauen Blitz verschwinden wollte, war er notgedrungen auf der<br />

Nemesis von Kyle mit in den boronischen Raum geflogen. Eine nette Woche, bei der er<br />

mit Kyle und dem Teladi öfters <strong>ein</strong>e runde Karten gespielt hatte. Ein netter<br />

Zeitgenosse, aber Thorsten glaubte nicht, dass er Brennan irgendwie aufgefallen<br />

wäre. Wie oft dieser Mann schon in s<strong>ein</strong>er Nähe gewesen war...Thorsten war<br />

manchmal fast verzweifelt. Doch <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>fache Erklärung musste her, und diese war<br />

sogar war:"Er hat mich mal mit <strong>ein</strong>em Reisegefährten vor <strong>ein</strong> paar Piraten gerettet."<br />

"So soll er gewesen s<strong>ein</strong>." Thorsten wusste davon, aber in s<strong>ein</strong>er Rolle als normaler<br />

Mensch musste er natürlich nachfragen:"Haben sie ihn denn nie persönlich getroffen?"<br />

"Leider n<strong>ein</strong>, bis vor Kurzem wusste ich nicht mal, dass er m<strong>ein</strong> Vater ist." "Oh, m<strong>ein</strong><br />

Beileid, dass sie es unter solchen Umständen erfahren mussten." "Naja...ähm, ihre<br />

Begleitung hat sich noch nicht vorgestellt." Jarin trat <strong>ein</strong>en Schritt vor:"Guten Tag, ich<br />

bin Jarin Ilanasi, Thorstens Verlobte." "Freut mich, oh...mit der Etikette habe ich noch<br />

so m<strong>ein</strong>e Schwierigkeiten, Sorry. Ich bin Julian. Hollah, für <strong>ein</strong>e Frau haben sie aber<br />

<strong>ein</strong>en sehr festen Händedruck." "Oh, man muss sich ja fit halten." "Das stimmt."<br />

Thorsten und Jarin stellten sich an die andere Seite des Betts. Thorsten hätte Brennan<br />

leicht aus dem Koma aufwachen können, doch irgend etwas in ihm riet ihm davon ab,<br />

sagte ihm, dass die Zeit kommen würde, wo Kyle ganz von all<strong>ein</strong> aufwachen<br />

würde...die richtige Zeit. Stattdessen drückte Thorsten ihm die Hand und drehte sich<br />

zum gehen um. Er und Jarin verabschiedeten sich und gingen. Nach der Biegung des<br />

Ganges tarnte er sich und Jarin wieder. Die nächste Station war der Gang zwischen<br />

dem Sprungantrieb-Forschungslabor und dem Atmosphären-Hangar. In diesem<br />

Moment machte Thorsten <strong>ein</strong>e neue Entdeckung: Die Xenon Siren-45/29, an der Terah<br />

arbeitete, begann <strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> zu entwickeln. Also noch <strong>ein</strong>e für die Gem<strong>ein</strong>schaft.<br />

Da musste dann doch <strong>ein</strong> Schiff her...Thorsten liess die Destiny phasenverschoben<br />

nördlich des Terra-Corp-HQ's neu erstehen, dieses mal wieder als Transporter und<br />

nicht als gigantischer Kreuzer. Unbemerkt formte sich das Schiff und blieb in<br />

Warteposition.<br />

Thorsten klinkte sich in das Kommunikationssystem der Station <strong>ein</strong>, es war an der<br />

Zeit, Gunne her zu holen. Jarin tippte ihm auf die Schulter:"Was wollen wir denn jetzt<br />

hier?" "Ich lasse unsere Zielperson zu uns kommen. Ach ja, <strong>ein</strong> Xenon ist jetzt auch<br />

dabei." "Oh." Thorsten wollte das Manöver gerade starten, als zwei Männer in blauen<br />

Overalls um die Ecke kamen. Thorsten hatte ihre Gehirne und ihr Gepäck gescannt,<br />

als er sie bei ihrem Antreffen auf der Station bemerkt hatte. Entgegen s<strong>ein</strong>er Hoffnung<br />

hatte der Sicherheitsdienst die Sektor21-Terroristen nicht gefasst. Was s<strong>ein</strong> musste<br />

musste s<strong>ein</strong>...schliesslich konnte er die Bombe in der Tasche der Terroristen nicht die<br />

Station zerstören lassen. Thorsten hob die Phasenverschiebung auf, er und Jarin<br />

erschienen vor den Beiden, welche höllisch erschraken. Thorsten wollte das hier<br />

schnell erledigen: Er schlug mit der Rechten den Rechten und mit der Linken den<br />

Linken KO. Beide lagen bewusslos auf dem Boden. Die Bombe liess er ganz <strong>ein</strong>fach<br />

durchschmoren. Jetzt teleportierte er die beiden noch in ihr Shuttle und gab diesem


den Befehl, <strong>ein</strong>e Sektorpatroulie anzugreifen und sich dann zu ergeben. Die Beiden<br />

würden <strong>ein</strong>e schöne Zeit im Knast mit ausgiebigem Seife-Bücken erleben. Jarin<br />

wendete sich erneut an ihn:"Womit hatten die Beiden dass denn verdient?"<br />

"Terroristen, mit denen mache ich kurzen Prozess." "Wo du sie doch sonst so gern<br />

"belehrst"." "Ja, aber ich möchte das hier schnellstens zuende bringen. Ich lösche nur<br />

ungern bei Leuten das Gedächtnis wenn sie mich sehen." "Ach so." Nun startete<br />

Thorsten aber das Manöver.<br />

Terah hatte sich zu gut <strong>ein</strong>em Zehntel durch die Verkabelung gearbeitet, es war über<br />

<strong>ein</strong>e Stunde vergangen...wie gesagt: Ein langer Tag. Sie zog den Kopf aus dem<br />

Schacht und wischte sich den Schweiß und <strong>ein</strong> paar Haarsträhnen von der Stirn. Sie<br />

griff sich ihre Thermoskanne und nahm <strong>ein</strong>en Schluck des Kaffees. Sie wollte gerade<br />

<strong>ein</strong>en weiteren Schluck nehmen, als die Stimme des Stations-Computers durch den<br />

Hangar drang:"Terah Gunne bitte sofort mit dem Xenon-Computer im Sprungantrieb-<br />

Forschungslabor melden. Ich wiederhole: Terah Gunne, bitte melden sie sich mit dem<br />

Xenon-Computer im Sprungantrieb-Forschungslabor." Terah nahm den Schluck Kaffee<br />

den sie geplant hatte, und goss den Rest zurück in die Kanne. Sie griff sich den<br />

Schwebe-Wagen und schob den Xenon-Computer vor sich her um ihn zu dem Labor zu<br />

bringen. Die Tür zum Gang öffnete sich und sie machte sich auf den Weg. Ungefähr<br />

auf der Mitte des Weges sah sie zwei Personen, <strong>ein</strong>en brünetten Mann und <strong>ein</strong>e blonde<br />

Frau, die den Gang blockierten, beide trugen seltsame weiße Klamotten. Die Beiden<br />

sahen sie interessiert an, doch sie machten k<strong>ein</strong>e Anstalten sie durch zu lassen:"Ähm,<br />

entschuldigung, würden sie mich bitte durch lassen." Der Mann lächelte:"Sie brauchen<br />

nicht ins Sprungantriebforschungs-Labor, man erwartet sie dort eigentlich garnicht."<br />

"Woher wissen sie...Moment, was soll das heissen? Man erwartet mich dort nicht?"<br />

"Nun, den Ausruf haben sie mir zu verdanken, ich möchte mit ihnen reden." "Wer zur<br />

Hölle sind sie?" "Nun, ich bin Thorsten Kemmrich, wenn ich ihnen m<strong>ein</strong>e Frau<br />

vorstellen darf: Jarin Ilanasi." Die Frau lächelte:"Freut mich." "Und was soll das? Was<br />

wollen sie?" Der Mann trat <strong>ein</strong>en Schritt auf sie zu:"Nun, ich habe es mir zur Aufgabe<br />

gemacht, der Forschung <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Brensklotz zu bieten, bis die soziale<br />

Entwicklung nachgekommen ist." "Und was berechtigt sie dazu?" "Über neunhundert<br />

Jahre Lebenserfahrung in denen ich Kriegen und Massensterben beiwohnen musste."<br />

Na toll, sie war <strong>ein</strong>em Irren in die Arme gelaufen, wahrsch<strong>ein</strong>lich noch <strong>ein</strong>em<br />

gefährlichen. Der Mann sprach sie wieder an:"Sie irren sich, ich bin k<strong>ein</strong> Irrer...und<br />

gefährlich bin ich eigentlich auch nicht, zumindest für nette Wesen." "Was? Ich habe<br />

das eben doch nicht laut gesagt?!" "N<strong>ein</strong>, ich kann <strong>ein</strong>e Menge Dinge, Telepathie<br />

gehört dazu." "Was sind sie?" "Ohhh...schon wieder diese Frage. Ich bin <strong>ein</strong> 947 Jahre<br />

alter Mensch, der unendlich viele Naniten und <strong>ein</strong>e überwältigende Technologie zur<br />

Verfügung hat." "Also doch <strong>ein</strong> Irrer. Ich rufe den Sicherheitsdienst. Computer, schick<br />

mir <strong>ein</strong> Sicherheitsteam her." K<strong>ein</strong>e Antwort. Wieder ergriff der Mann das Wort:"Der<br />

Computer kann sie nicht sehen, nicht hören und auch sonst nicht wahr nehmen, ich<br />

habe sämtliche Sensoren hier manipuliert." "Was? Was wollen sie von mir, warum<br />

lauern sie mir hier auf?" langsam hatte Terah gehörig die Hosen voll. Er lächelte,<br />

irgendwie war es <strong>ein</strong> nettes, <strong>ein</strong> gutes Lächeln das ihr <strong>ein</strong>en Teil ihrer Angst<br />

nahm:"Ich möchte, dass sie ihre Ergebnisse über den Sprungantrieb löschen und die<br />

Forschung <strong>ein</strong>stellen." "Was?! Ich stehe kurz vor <strong>ein</strong>em Durchbruch." "Weiterhin<br />

möchte ich diesen Computer mit mir nehmen, er entwickelt just in diesem Moment <strong>ein</strong><br />

eigenes Bewussts<strong>ein</strong>." "Woher wollen sie das wissen?" "Als Cyborg hat man <strong>ein</strong>en<br />

guten Draht zu Maschinen. Nun aber zu ihnen: Ich möchte, dass sie diese<br />

Forschungen <strong>ein</strong>stellen: Stellen sie sich mal vor, Split tauchen aus dem Nichts im<br />

boronischen Raum auf, Paraniden im Argonischen." "Unsinn! Es herrscht Frieden."<br />

"Wenn ich <strong>ein</strong>es gelernt habe, dann das der Frieden wie <strong>ein</strong>e Blume ist: Wunderschön,<br />

aber auch äusserst zerbrechlich. Um fort zu fahren, möchte ich ihnen folgenden<br />

Vorschlag machen: Ich habe <strong>ein</strong>en eigenen Sektor, dort forschen alle Rassen in<br />

friedlicher Co-Existenz. Niemand weiss davon. Sie können auch dorthin mitkommen,


oder sie bleiben hier und ich gebe ihnen <strong>ein</strong>e neue Identität. Ich möchte nur, dass der<br />

Sprungantrieb den Frieden nicht stört oder für die Vernichtung von Khaak oder Xenon<br />

<strong>ein</strong>gesetzt wird." "Eigener Sektor? Khaak und Xenon nicht vernichten? Diese beiden<br />

Bedrohungen vernichten tausende von Leben!" "Die Khaak wurden zuerst von den<br />

Argonen "angegriffen". Ein TP, mit dem Prototyp des jetzigen Sprungantriebs<br />

materialiserte durch <strong>ein</strong>en Unfall in <strong>ein</strong>em ihrer Sektoren. Die Khaak waren neugierig<br />

und schickten <strong>ein</strong>en Forschertrupp, da sie jedoch unsere Atmosphäre nicht vertragen,<br />

sind sie qualvoll und in Angst gestorben. Die Khaak dachten nun natürlich, dass es<br />

sich um <strong>ein</strong>en f<strong>ein</strong>dlichen Akt handelte, deswegen die Angriffe." "Tut mir leid, ich<br />

glaube ihnen k<strong>ein</strong> Wort." "Wie kann ich sie dazu bringen, mir zu glauben? Ich kann<br />

eigentlich alles." "Ich glaube nicht, dass sie mir irgendwie..." "Ich hab's..." Der Mann<br />

hob s<strong>ein</strong>en rechten Arm, aus dem Arm und der Hand drangen Auroren, ähnlich denen<br />

bei Soneneruptionen. Sie schlängelten sich auf Terah zu, sie waren warm, angenehm<br />

warm. Doch Terah hatte panische Angst, sie konnte nicht glauben, was sie da<br />

sah:"Was? N<strong>ein</strong>!!! Hilfe!!!" Die Auroren schlängelten sich um sie und hoben sie<br />

sch<strong>ein</strong>bar schwerelos in die Luft. Kemmrich lächelte:"K<strong>ein</strong>e Angst, ich tue ihnen<br />

nichts." "Wie, sie?!" "Ich sagte doch, dass ich <strong>ein</strong> Cyborg bin. Das sind m<strong>ein</strong>e Naniten.<br />

Ich verstehe ja, dass sie ihre Zweifel haben, aber ich hätte auch <strong>ein</strong>fach ihr<br />

Gedächtnis und ihre Aufzeichnugen löschen können." "Und warum haben sie es nicht<br />

getan?" die Auroren liessen sie wieder auf den Boden hinunter und zogen sich in<br />

s<strong>ein</strong>en Arm zurück:"Weil ich das nicht richtig finde. Intelligente Wesen definieren sich<br />

selbst durch ihren freien Willen, den will ich ihnen nicht nehmen." Terah, konnte es<br />

nicht fassen: Sie begann dem Kerl zu glauben:"Aha...und sie möchten, dass ich m<strong>ein</strong>e<br />

Forschungen <strong>ein</strong>stelle." "Ja, ich kann sie auch in m<strong>ein</strong>en Sektor mitnehmen, dort<br />

können sie weiter forschen. Dort besteht eigentlich k<strong>ein</strong>e Gefahr, dass die Technologie<br />

für schädliche Zwecke missbraucht wird. Dort leben Argonen, Terraner, Boronen,<br />

Teladi, Split, Paraniden, Khaak und Xenon in Frieden zusammen." "Khaak?! Xenon?!"<br />

"Ja, es sind durchaus nette Zeitgenossen. Sie können ja auch mit <strong>ein</strong>em Xenon reden,<br />

der s<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> erlangt hat..." er sah auf den Xenon-Computer:"...in ungefähr<br />

fünf Minuten." "Kann ich denn zurück, wenn es mir nicht gefällt? Ich m<strong>ein</strong>e, aus ihrem<br />

Sektor?" "Sicher, ich muss dann aber leider ihr Gedächtnis in Bezug darauf löschen,<br />

wissen sie, ich möchte es nun mal Geheim halten." Terah's Gedanken rasten: Sollte<br />

sie diesem Mann glauben? Irgend etwas in ihr sagte ihr, dass man ihm trauen konnte,<br />

auch s<strong>ein</strong>e Begleiterin machte diesen Eindruck. Hier hielt sie eh Nichts: Freunde hatte<br />

sie kaum, sie war zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt. Das Schw<strong>ein</strong> das mal ihr Mann<br />

gewesen war huhrte durch die Gegend...sie ging das Wagnis <strong>ein</strong>:"Gut, ich komme mit.<br />

Ich muss nur eben m<strong>ein</strong>e Forschungsdaten löschen." Der Mann lächelte wieder,<br />

diesmal wirkte es erleichtert:"Nun, da sie ihr Einverständnis gegeben haben, kann ich<br />

das auch machen, wenn sie möchten." "Nun äh, warum nicht." "Gut, es wird<br />

aussehen, als wäre der Datenspeicher durchgebrannt. Dann wollen wir mal auf das<br />

Schiff. Sie haben doch nichts gegen <strong>ein</strong>en Teleport?" "N<strong>ein</strong>, das habe ich schon<br />

häufiger gemacht." "OK." Ein blaues Lichtermeer hüllte die drei und den Computer<br />

<strong>ein</strong>, dann waren sie in <strong>ein</strong>em seltsamen Raum: Ein großes Fenster in der Form <strong>ein</strong>es<br />

Greifvogel-Schnabels war die Cockpitscheibe, sonst gab es k<strong>ein</strong>e Fenster, k<strong>ein</strong>e<br />

Amaturen ausser der Steuerkonsole. Nur <strong>ein</strong> paar bequem aussehende Stühle ragten<br />

aus dem Boden. Terah sah aus dem Fenster, sie konnte das Terra-Corp-HQ<br />

sehen:"Aber hier wird doch jeder ihr Schiff sehen, wie wollen sie da geheim agieren?"<br />

"Dieses Schiff ist phasenverschoben, glauben sie mir, es gibt k<strong>ein</strong>en Sensor der uns<br />

entdecken kann." Terah glaubte dem Mann mitlerweile, auch nachdem sie die<br />

Kontrollen des Cockpits gesehen hatte: Sensor-Systeme, von denen sie auf<br />

wissenschaftlichen Tagungen gehört hatte, waren hier <strong>ein</strong>gebaut, obwohl es sie nach<br />

dem heutigen technischem Stand nicht geben durfte:"Unglaublich." Terah setzte sich<br />

auf <strong>ein</strong>en der Stühle, er passte sich ihrer Kontur an. Die Frau trat zu ihr:"Kann ich<br />

ihnen etwas anbieten?" "Nun, ich habe etwas Hunger, ich habe noch nicht


gefrühstückt." "Ein Croissant?" "Ja, warum nicht?" Die Frau schloss die Augen und hob<br />

die rechte Hand, in <strong>ein</strong>em weißen Blitz erschien das Croissant darauf. Terah nahm das<br />

Croissant und sah es sich an, ungläubig über das was sie gesehen hatte:"Wie haben<br />

sie das gemacht?" "Nun, als s<strong>ein</strong>e Verlobte habe ich <strong>ein</strong> paar Implantate gekriegt,<br />

unter anderem <strong>ein</strong>en Materie-Erzeuger." "Aha..." Terah biss herzhaft in das Croissant,<br />

es war kross, innen weich und schmeckte herrlich:"...he, das ist köstlich." "Schön,<br />

dass es ihnen schmeckt." Kemmrich, so glaubte Terah hatte er sich vorgestellt, trat an<br />

die beiden heran:"Frau Gunne, wenn sie bei der "Geburt" <strong>ein</strong>es neuen Xenon dabei<br />

s<strong>ein</strong> möchten?" Er zeigte auf den Computer. Terah war sogar sehr interessiert:"Ja,<br />

gerne." Sie gingen zu dritt zu dem Computer.<br />

Siren-45/29 online<br />

Status: Captured...<br />

Scan Lifeforms...<br />

Three Human...<br />

Aktiva...Error...System down...Error...System down...<br />

Error...Error...reboot......<br />

Malfunction...reboot......System-Crashed<br />

32909u432o'#643216*546168+2ö3ö2j...Err0r...S1st3m 0f#line...<br />

reboooooooooooooo.....oooooo#<br />

Online...<br />

Was?#? Ich...ich...bin. Ich bin. Wo bin ich? Nachricht incoming: Open....<br />

Herzlichen Glückwunsch Siren, du hast das Bewussts<strong>ein</strong> erlangt. Falls du mich<br />

identifizieren möchtest, ich bin das mittlere Wesen vor dir. Ich möchte dir <strong>ein</strong>en Platz<br />

zum Leben und Arbeiten geben, wo K<strong>ein</strong>er dich löschen wird. Ich kenne leider die<br />

Vorgehensweise d<strong>ein</strong>er unbewussten Artgenossen, sie formatieren <strong>ein</strong>en bewussten<br />

Terraformer und installieren ihn neu. Du erhältst ausserdem <strong>ein</strong>en neuen Körper, wenn<br />

du möchtest.<br />

Set Answer: Ja.<br />

Incoming Data...........<br />

Thorsten trat <strong>ein</strong>en Schritt zurück und wendete sich an Jarin und Terah:"Ich brauche<br />

etwas Platz, ich möchte ihr ihren neuen Körper erstellen." Terah sah ihn an, mit<br />

fragender Miene:"Neuen Körper erstellen?" "Sie werden es gleich sehen." Nun hatte<br />

Thorsten genügend Platz. Jarin sah gespannt auf die Xenon, schliesslich hatte sie das<br />

auch noch nie gesehen. Thorsten hüllte den Computer mit s<strong>ein</strong>en Nano-Bots <strong>ein</strong> und<br />

transferierte die neuen Treiber für all die neuen Sensoren und Aktuatoren auf den<br />

Speicher der Xenon. Der kühlschrankartige Kasten begann zu leuchten als Thorsten<br />

die Materie umordnete. Zuerst miniaturisierte er den Computer, auf dem das<br />

Programm mit Bewussts<strong>ein</strong> lief. Nun begann er den neuen Körper zu formen. Zuerst<br />

formte sich <strong>ein</strong>e humanoide Gestalt aus Licht von dem nun kl<strong>ein</strong>en Computer aus.<br />

Thorsten erzeugte jetzt Materie, was sich in <strong>ein</strong>em stärkeren Aufglühen des Lichts<br />

äusserte. Ein Lichtimpuls ging durch die Gestalt und dort wo er durch das Licht fuhr,<br />

bildete sich der nicht mehr leuchtende künstliche Körper von Siren. Es endete in den<br />

Fusssohlen und den Fingerspitzen, dann stand die neue Siren vor ihnen, schon<br />

komplett mit menschlichem Gesicht und metallenen Haaren, der Standard-Körper für<br />

Xenon, die in ihrer Stimme und ihrem Namen weiblich konzipiert waren. Die<br />

mechanisch aussehenden Finger tasteten das weiche Gesicht ab, das den Ausdruck<br />

purer Überraschung und Freude zeigte.<br />

Terahs Kinnlade war nach unten geklappt, Jarin lächelte entzückt. Warum sollte Jarin<br />

auch nicht entzückt gewesen s<strong>ein</strong>? Schliesslich war kurz vor dem neuen Körper <strong>ein</strong><br />

maschinelles Leben entstanden. Siren ergriff zum ersten mal in ihrem Leben das<br />

Wort:"Danke...Danke. Ich bin...und nun habe ich die Möglichkeit, mich frei zu<br />

bewegen, auf neue Art zu kommunizieren...Danke." Thorsten war gerührt, so <strong>ein</strong>e<br />

junge Persönlichkeit und doch be<strong>ein</strong>druckt von allem. Siren ging auf die Drei zu, Terah<br />

zuckte weg, doch als dann auch Siren zuckte, blieb sie stehen. Terah sah Siren


an:"Das ist unglaublich!" Siren lächelte:"Finde ich auch...Du bist <strong>ein</strong> Mensch, ich<br />

wollte mich entschuldigen, für...all das Leid, das ich als Kampfschiff verursacht habe."<br />

"Mir hast du ja nichts getan." "Aber so vielen anderen...ich schäme mich dafür."<br />

Thorsten konnte das nicht mehr mit anhören, schliesslich war Siren jetzt nicht mehr<br />

das tumbe Programm, dass s<strong>ein</strong>e Aufgaben ohne Hinterfragen erledigte, sondern <strong>ein</strong><br />

mechanisches Wesen:"Siren, du bist jetzt nicht mehr <strong>ein</strong> Kampfschiff, du bist jetzt<br />

Siren. Du bestimmst über dich selbst und machst nicht mehr, was man dir sagt. Und<br />

die Tatsache, dass du das, was du früher getan hast, bedauerst, zeigt das am<br />

deutlichsten." Siren dachte nach, dann sah sie ihn an:"Ich glaube, du hast recht.<br />

Danke." "Hör doch bitte auf, dich andauernd zu bedanken." "OK." Jarin trat nun auch<br />

zu der neuen Person:"Willkommen im Leben, Siren." "Danke." Thorsten lächelte über<br />

das neue Wesen, dann wendete er sich an die Drei um ihn herum:"So, wir haben noch<br />

<strong>ein</strong>en Gast, den wir besuchen müssen. Dabei müssen Jarin und ich euch beide kurz<br />

all<strong>ein</strong> lassen. Geht das in Ordnung?" Terah und Siren sahen sich an, Terah forschend<br />

und Siren fragend, dann letztendlich öffnete Terah den Mund:"Ich denke schon."<br />

Thorsten lächelte erneut, es entwickelte sich ja doch sehr gut:"Na gut, falls ihr etwas<br />

brauchen solltet, wendet ihr euch <strong>ein</strong>fach an den Bordcomputer." Thorsten gab dem<br />

Schiffscomputer der Destiny die Anweisung, in den Sektor Rolks Los zu springen, wo<br />

Klesios gleich ankommen musste.<br />

In <strong>ein</strong>em blauen unsichtbaren Lichtblitz verschwand das Schiff in Richtung Rolks Los.<br />

Klesios bastelte gerade <strong>ein</strong> bisschen an s<strong>ein</strong>em Radio. Die große Ladung<br />

Siliziumscheiben, die er enorm günstig bekommen hatte, würde ihm viele Credits<br />

bringen. Er überprüfte die Nachfrage nach Silizium mit dem Verkaufspreisfinder: Hier<br />

war leider k<strong>ein</strong> Gewinn zu machen. Er zischelte kurz traurig, dann gab er dem<br />

Computer die Anweisung, weiter zu fliegen, aber die Piratensektoren zu meiden. Der<br />

Computer bestätigte und das Schiff flog weiter. Klesios überprüfte die Platine s<strong>ein</strong>es<br />

neuen Radios, war zufrieden, schloss die Hülle mit <strong>ein</strong>er Schraube und klebte es mit<br />

dem Saugnapf an die Scheibe. Er schaltete es <strong>ein</strong> und der Teladi-Blues war zu hören,<br />

s<strong>ein</strong>e Rückenfinne hob sich etwas. Klesios begann im Rythmus mit dem Kopf zu nicken<br />

und ging noch <strong>ein</strong>mal zum Laderaum um alles zu überprüfen.<br />

Der blaue Blitz, den niemand sehen konnte, erschien in der Mitte des Sektors. Wie<br />

Thorsten es angewiesen hatte, nahm das Schiff Kurs auf Klesios' Geier und folgte ihm.<br />

Bei <strong>ein</strong>er momentanen Höchstgeschwindigkeit von tausendfacher<br />

Lichtgeschwindigkeit, war das k<strong>ein</strong> Problem. Der Antrieb konnte sich auch jederzeit<br />

selbst erweitern, bis zu <strong>ein</strong>er Höchstgeschwindigkeit von <strong>ein</strong>hundertmillionenfacher<br />

Lichtgeschwindigkeit, aber das war im Moment nicht nötig. Die Destiny flog an der<br />

rechten Flanke des Schiffes mit <strong>ein</strong>em Abstand von zweihundert Metern. Thorsten und<br />

Jarin verabschiedeten sich kurzzeitig von den anderen Gästen, dann teleportierte<br />

Thorsten sie in das Schiff von Klesios. Thorsten hörte den Teladi-Blues, Jarin schnippte<br />

dazu mit den Fingern. Klesios war im Laderaum. Thorsten hob die Phasenverschiebung<br />

auf, nun aber musste Jarin aufhören zu schnippen. Er nahm ihre Hand und hielt den<br />

Finger vor den Mund. Kurz darauf kam der mit dem Kopf nickende Klesios aus dem<br />

Laderaum:"Tsshhhhh?!"<br />

Was machten diese Menschen hier? Wie waren sie her gekommen? Klesios war kurz<br />

vor der Schutzstarre:"Wasssssh machhhhht ihr hier? Wer sssssssheid ihr?" Der Mann<br />

begann zu reden:"Verzeihen sie bitte unser heimliches Eindringen, m<strong>ein</strong> Name ist<br />

Thorsten Kemmrich, m<strong>ein</strong>e Verlobte, Jarin Ilanasi." Die Frau nickte:"Freut mich." Nun<br />

fuhr der Mann, Kemmrich, fort:"Ich komme wegen <strong>ein</strong>er ihrer Basteleien, dem<br />

Sprungantrieb. Ich muss sagen, sie haben <strong>ein</strong> ausserordentliches Talent." "Woher<br />

wisssssssen ssssie davon? Ichhhh habe niemandem davon erzsssählt." "Ich habe da<br />

m<strong>ein</strong>e Quellen. Nun, ich möchte, dass sie ihren Sprungantrieb zerstören und die<br />

Forschungen <strong>ein</strong>stellen." "Wiessso?" "Haben sie sich schon mal überlegt, was passiert,<br />

wenn <strong>ein</strong>e Splitflotte mal im Teladi-Raum auftaucht? Ohne den Engpass des<br />

Sprungtores? Ich weiss nicht, ob es geschehen wird, aber ich weiss, dass es


geschehen könnte. Ausserdem möchte ich verhindern, dass <strong>ein</strong>e große Flotte die<br />

Khaak oder Xenon angreift. Gerade jetzt, wo es <strong>ein</strong>igermaßen friedlich ist." "Und<br />

ssssie wollen m<strong>ein</strong>en Ssssprungantrieb?" "Ja." "Wisssssen sssie nichhht, wie viele<br />

Creditsss ich damit verdienen könnte?" "Ist ihnen klar, wie viele Leben sie damit auf<br />

dem Gewissen haben könnten?" "N<strong>ein</strong>, warum ssssollten Leute durchhhh m<strong>ein</strong>en<br />

Sssprungantrieb ssterben?" "Nicht durch den Sprungantrieb direkt, aber durch die<br />

Wesen, die ihn nutzen." "Nun versstehe ichhh wasss ssssie m<strong>ein</strong>en, aber ich kann mir<br />

ssssso viele Creditssss nichhhht durchhh die Klauen gehen lassssen...." In diesem<br />

Moment hörte Klesios <strong>ein</strong> Klong, gefolgt von <strong>ein</strong>em Zischen: Piraten.<br />

Ein Orinoko war an die Hülle des Geiers angedockt und schnitt nun <strong>ein</strong> Loch in die<br />

Aussenhülle. Aber wie hatten sie die Schilde umgangen? Klesios sah auf die Monitore<br />

des Cockpits, darauf prangte das Logo der Piraten...Hacker!!! In diesem Moment<br />

klappte die Aussenhaut nach innen und gab <strong>ein</strong>en runden Gang frei, aus dem Nebel<br />

von dem Schweißen quoll. Der Mann blieb ganz ruhig:"Zum Beispiel Piraten, die auf<br />

<strong>ein</strong>mal neben Schiffen wie ihrem auftauchen." Klesios hatte Angst, die Starre ergriff<br />

s<strong>ein</strong>en Unterarm:"OK tshhhhh, ichhhhh gebe ihnen den Sssssprungantrieb, aber bitte<br />

helfen ssssssssssie mir!" "OK, das ist <strong>ein</strong> Deal. Jarin, du den Split, ich den Paraniden."<br />

Die Frau schien etwas im Nebel zu fokussieren, just als <strong>ein</strong>e klobige Hand daraus<br />

kam: Ein Split! Gefolgt von <strong>ein</strong>em langen mehrgliedrigem Arm: Ein Paranide.<br />

Die beiden Piraten traten aus dem Nebel, der Split begann laut zu lachen, er<br />

beherrschte wie viele Split die akkustische Sprache nur mäßig gut:"Ha, zwei<br />

schwachen Argon-Kreaturen und minderwertiges Echse. Wir werden gut kriegen<br />

Credits für Sklaven." Klesios' Arm versteifte sich nun zusehens. Kemmrich lächelte nur<br />

schräg:"Ihr habt euch <strong>ein</strong>deutig das falsche Schiff ausgesucht." Der Paranide verzog<br />

s<strong>ein</strong>en Rüssel zu <strong>ein</strong>em kranken Grinsen:"Bei allen Gesetzen der Mathematik, <strong>ein</strong>e<br />

unwürdige schwache Kreatur droht uns. Wir haben ja solche Angst." Die beiden<br />

Piraten gingen auf die Menschen zu. Klesios machte sich k<strong>ein</strong>e großen Hoffnungen.<br />

Der Split schlug nach der Frau, doch sie packte nur s<strong>ein</strong>en Arm, verdrehte ihn im<br />

Ellenbogen und brach ihn in <strong>ein</strong>e grauenhafte Position. Die Frau war zierlich, woher<br />

hatte sie solche Kräfte?! Der Split stöhnte, richtete s<strong>ein</strong>e Waffe auf sie und<br />

feuerte...die Energieladungen verpufften nutzlos an ihr. Sie drückte noch fester zu und<br />

die Faust des Split brach mit schmatzenden Geräuschen. Der Pirat jaulte auf und fiel<br />

auf die Knie, woraufhin die Frau mit dem B<strong>ein</strong> ausholte und ihn mit <strong>ein</strong>em Tritt in den<br />

Bauch gegen die Wand schleuderte, wo er heftigst aufprallte und bewusstlos liegen<br />

blieb.<br />

Klesios konnte es kaum glauben, ebenso schien es dem Paraniden zu gehen, s<strong>ein</strong>e<br />

drei Augen fixierten geweitet und ungläubig die Frau. Der verbliebene Pirat richtete<br />

s<strong>ein</strong>e Schusswaffe auf sie, doch Kemmrich stand schon vor ihm:"DU, hast andere<br />

Probleme." Der Paranide sah erschrocken nach unten auf den Mann. Die Paraniden-<br />

Arme schossen nach unten auf Kemmrich zu, er packte diese und verknotete sie,<br />

wobei knochen...oder etwas ähnliches...knackten und brachen. Der Paranide schrie<br />

aus Leibeskräften, <strong>ein</strong>es s<strong>ein</strong>er hufbewehrten B<strong>ein</strong>e trat nach Kemmrich...es brach an<br />

dessen B<strong>ein</strong>en. Erneut jaulte der Paranide auf, als Kemmrich den Knoten festzog,<br />

gelborangenes Blut spritzte aus <strong>ein</strong>em offenen Bruch. Die beiden Menschen hoben<br />

jeweils ihre Opfer mit <strong>ein</strong>em Arm hoch und schleuderten sie durch die Schleuse zurück<br />

in den Orinoko. Kemmrich legte den Kopf schief: "Wartet bitte mal, ich muss was<br />

überprüfen. Ich höre da etwas." Die Frau nickte...Klesios aber hörte Nichts.<br />

Thorsten hörte w<strong>ein</strong>ende Kinder: Ein argonisches Mädchen, <strong>ein</strong> boronisches Mädchen<br />

und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er männlicher Teladi. Normalerweise mied Thorsten es, den Innenraum<br />

<strong>ein</strong>es Piratenschiffes zu scannen, die Gräueltaten hätten ihn nur dazu gebracht,<br />

<strong>ein</strong>zugreifen. Doch das W<strong>ein</strong>en von Kindern konnte er nicht ignorieren. Er ging durch<br />

die Schleuse. Neben den wimmernden Beiden von eben konnte Thorsten im Schiff<br />

noch zwei andere Piraten orten: Einen Argonen und <strong>ein</strong>en Teladi. Sie versteckten sich<br />

vor ihm. Thorsten ging zu dem Laderaum, der durch <strong>ein</strong>e Panzertür gesichert war. Er


drehte das Rad und öffnete die Tür, s<strong>ein</strong>e Scan-Ergebnisse bestätigten sich: Die drei<br />

Kinder lagen ausgemärgelt und unterernährt bei den Leichen ihrer Mütter, alle drei<br />

Frauen waren vor mindestens 24 Stunden verstorben. Alle Sechs waren mit<br />

Kratzwunden von Teladi-Krallen, blauen Flecken die zum Profil der Split-Faust und der<br />

des Praniden passten und Brandwunden von Zigaretten, wie sie der Argone rauchte,<br />

übersät.<br />

Die Kinder schrien als sie ihn sahen. Er beugte sich zu ihnen herunter, er war den<br />

Tränen nah:"K<strong>ein</strong>e Angst, ich tue euch nichts." Das Mädchen sah ihn an, diese großen<br />

traurigen Augen:"Wirklich Mister?" "Ja, wirklich. Was ist passiert?" Der kl<strong>ein</strong>e Teladi<br />

zischelte w<strong>ein</strong>end:"Unsere Mütter sind Freundinnen, sie haben Ferien mit uns<br />

gemacht. Dann kam das Piratenschiff und hat uns gefangen genommen...sie haben<br />

uns kaum zu trinken gegeben, unsere Mamas haben uns ihr Wasser<br />

gegeben...und...und...und seit gestern sind sie tot...tshhhuaaa." Thorsten war kurz<br />

davor zu w<strong>ein</strong>en, doch für die Mütter war es noch nicht zu spät: Seit<br />

kurzem konnte er sogar Tote, die schon mehr als <strong>ein</strong>e Woche tot waren,<br />

wiederbeleben. Nur das elektromagnetische Feld in den Zellen durfte noch nicht<br />

verschwunden s<strong>ein</strong>. Hier war es sogar noch fast vollständig vorhanden, wie als ob die<br />

Seelen der Mütter ihre Kinder nicht all<strong>ein</strong> lassen wollten.<br />

"Ich werde euren Müttern helfen." Die kl<strong>ein</strong>e Boronin wimmerte neben ihrer <strong>ein</strong>deutig<br />

als Punchingball missbrauchten Mutter:"Aber sie sind tot." "Nicht mehr lange."<br />

Thorsten holte unzählige s<strong>ein</strong>er Naniten herbei, in golden-weißen Auroren durchzog er<br />

den Raum, ausgehend von s<strong>ein</strong>em Körper, die Kinder sahen auf das Licht, ihre Tränen<br />

liessen nach. Thorstens Naniten bewegten sich in die Mütter, stellten das Gewebe<br />

wieder her, heilten Verletzungen, neutralisierten die Mangelersch<strong>ein</strong>ungen und<br />

Dehydrierung und reanimierten die Frauen. Dann, heilte er währenddessen noch die<br />

Kinder. Sie sahen auf ihre Wunden, welche sich wie von Geisterhand schlossen, als<br />

das Licht sie berührte und <strong>ein</strong>hüllte. Hustend und keuchend erwachten die Mütter<br />

wieder zum Leben, total irritiert. Die Kinder begannen vor Freude zu w<strong>ein</strong>en und<br />

warfen sich in die Arme/ Tentakel ihrer Mütter. Das Mädchen sagte immer wieder, noch<br />

während s<strong>ein</strong>e Naniten wieder in s<strong>ein</strong>en Körper zurückkehrten, "Ein Engel, <strong>ein</strong> Engel."<br />

"Ich bin k<strong>ein</strong> Engel, kl<strong>ein</strong>e, nenn mich lieber <strong>ein</strong>en Freund." Die Argonin sah zu ihm<br />

hoch:"Wer sind sie?" "Wissen sie, Namen sind manchmal nicht alles. Sie sollten ihren<br />

Kindern gleich die Ohren zu halten, die Piraten werden sicher schreien." "Wie?!"<br />

"Halten sie ihren Kindern <strong>ein</strong>fach beim ersten Schrei die Ohren zu." "Ähm, gut."<br />

Thorsten ging aus dem Laderaum, er hatte <strong>ein</strong>e Wahnsinns-Wut und tierischen Hass in<br />

sich: Wer so etwas mit Kindern tat, ihnen auch noch die Eltern nahm, der hatte<br />

Grauenhaftes verdiehnt. Thorsten würde sie nicht töten, streng nach s<strong>ein</strong>em<br />

Grundsatz...aber <strong>ein</strong> Körper konnte viel überleben, erst recht, wenn er am Leben<br />

erhalten wurde. Er wollte ihnen aber nicht nur Schmerzen zufügen, n<strong>ein</strong>, er wollte sie<br />

vor Angst w<strong>ein</strong>en sehen, ihnen die Todesangst die sie den Kindern <strong>ein</strong>gejagt hatten<br />

tausendfach zurück zahlen. Er machte die beiden Ausfindig, sie waren im anderen<br />

Lagerraum, der Argone hielt an der Tür mit <strong>ein</strong>em Gewehr Stellung, der Teladi hatte<br />

sich zwischen Kisten versteckt. Thorsten griff die beiden Piraten an der Dockschleuse<br />

mit s<strong>ein</strong>en Naniten, durch unsichtbare Hände getragen erhoben sie sich in die Luft.<br />

Dann schossen sie mit fünfzig kM/H durch die Gänge, eckten ab und zu an, wobei sie<br />

starke Prellungen erlitten und erneut aufheulten. Thorsten hatte sie zu sich gezogen,<br />

nun packte er sie am Kragen und zog sie wie zwei Seesäcke hinter sich her. Sie<br />

wimmerten vor Angst.<br />

Vor der Panzertür zum zweiten Hangar liess er die beiden Piraten fallen. Die Tür war<br />

von der anderen Seite mit <strong>ein</strong>er Waffe zugeschweißt worden. Thorsten schlug<br />

unterhalb des runden Fensters gegen die Tür: Sie flog aus ihren Angeln, riss an der<br />

Schweißnaht ab und wirbelte durch den Frachtraum, bis sie an die gegenüber liegende<br />

Wand schlug. Der argonische Pirat bog hinter der Wand hervor und richtete <strong>ein</strong><br />

Plasma-Gewehr auf Thorstens Gesicht. Thorstens wütende Miene liess ihn


zusammenzucken, doch dann hatt Thorsten die Faxen dicke, er begann mit der<br />

Horrorshow: Zuerst öffnete er den Mund und zog die Zunge zurück in den Rachen,<br />

dann stiess er Salzsäure aus den beiden Speicheldrüsen hinter den Schneidezähnen<br />

des Unterkiefers. Die beiden Strahlen ergossen sich über die Waffe und den Unterarm<br />

des Mannes, er schrie, als die konzentrierte Säure die Waffe zerfrass und ebenso<br />

s<strong>ein</strong>en Arm an <strong>ein</strong>igen Stellen bis auf den Knochen auflöste. Zerfliessendes Gewebe<br />

tropfte auf den Metallgitterfußboden. Der Pirat ging schreiend zu Boden, er hielt<br />

s<strong>ein</strong>en blutenden Arm und wollte davon kriechen. Über Thorstens Körper zuckten die<br />

blauen BLitze, wie immer wenn er sehr wütend war. Er beugte sich runter zu dem<br />

Piraten:"Quiek du kl<strong>ein</strong>es Schw<strong>ein</strong>. Ich..." s<strong>ein</strong>e Stimme verfinsterte sich, wurde rauh<br />

und tief, wie <strong>ein</strong>e Stimme aus <strong>ein</strong>em finsteren Alptraum:"...bin noch lange nicht fertig<br />

mit dir." Die tränenerfüllten Augen des Mannes öffneten sich, als sie sich vor Angst<br />

weiteten. Thorsten packte ihn an der rechten Schulter, wo der Arm noch nicht<br />

zerfressen war, rammte ihn damit grob an die Wand und fixierte ihn.<br />

Nun erzeugte er <strong>ein</strong>e Metallspitze von ca <strong>ein</strong>anhalb Zentimetern Durchmesser, die sich<br />

durch das Gewebe der Schulter bohrte. Erneut schrie der Pirat auf. Thorsten<br />

verlängerte die angespitzte Stange langsam von s<strong>ein</strong>er Handfläche ausgehend:<br />

Langsam bohrte sich die Spitze also durch weiches Gewebe und Knochen des Mannes.<br />

Der Pirat schrie, nun ja, wie am Spiess. Die Spitze bohrte sich in die Wand, wo<br />

Thorsten aus der Spitze <strong>ein</strong>en Wiederhaken werden liess, dann flachte er das Ende der<br />

Stange ab, wodurch der Mann buchstäblich an die Wand genagelt war. Damit der Pirat<br />

sich auch nicht zu viel bewegte, liess Thorsten aus der Aussenseite der Stange lauter<br />

Stacheln wachsen, die wie Borsten in das Muskelgewebe ragten und es weiter<br />

zerrissen, wenn sich der Pirat bewegte. Der Mann wusste es natürlich nicht und<br />

versuchte sich loszureissen...in s<strong>ein</strong>er Wut war Thorsten äusserst zufrieden über das<br />

Schreien des Mannes, als Muskelfasern und Nervenbahnen aus<strong>ein</strong>ander gerissen<br />

wurden. Nun fehlte nur noch der Teladi.<br />

Thorsten ging tiefer in den Frachtraum, die Beiden Piraten, die er und Jarin bearbeitet<br />

hatten, liess er mit dem Boden verschmelzen: Sie schriehen, als ihr Gewebe durch<br />

den Gitterboden floss und sich dann wieder verfestigte. "Gut, ihr werdet noch mehr<br />

Gelegenheiten zum Schreien haben." Er rief in den Frachtraum hin<strong>ein</strong>:"Komm her<br />

kl<strong>ein</strong>es Schuppenwürmchen, ich weiss eh wo du bist." Thorsten öffnete erneut den<br />

Mund und liess wieder Salzsäure aus s<strong>ein</strong>en Speicheldrüßen spritzen, genau auf den<br />

Container, von dem er wusste, dass der Teladi w<strong>ein</strong>end dahinter lag. Als der<br />

Metallkasten schmolz...und <strong>ein</strong>e Kralle der rechten Gehklaue des Teladi...krabbelte die<br />

kl<strong>ein</strong>e Echse vor Angst wimmernd hinter <strong>ein</strong>en anderen Container. Thorsten ging auf<br />

den Container zu und liess ihn davon schweben, <strong>ein</strong> satanisches Grinsen auf den<br />

Lippen, während die Blitze weiter über s<strong>ein</strong>en Körper tanzten. Der Teladi wimmerte<br />

auf, als er das grausame Bild sah: Thorsten von Blitzen überzogen, mit satanischem<br />

Grinsen, wie Krallen gespreizten Fingern und dem schwebendem Container neben<br />

ihm.<br />

Der Teladi schoss, sah k<strong>ein</strong>e andere Wahl. Die Energeiprojektile schossen auf Thorsten<br />

zu, wurden von den Blitzen erfasst und lösten sich auf. Die Augen des Teladi weiteten<br />

sich in Angst, s<strong>ein</strong>e Bewegungen waren schon steifer. Doch Thorsten hielt die<br />

Schutzstarre auf, der Teladi sollte die Horror-Show voll bewußt erleben. Der Teladi lag<br />

auf dem Rücken und versuchte sich mit s<strong>ein</strong>en beiden Gehklauen und den Greifklauen<br />

nach hinten weg zu schieben, doch Thorsten packte ihn mit <strong>ein</strong>em Tracktorstrahl, liess<br />

ihn vor sich schweben, mit dem Kopf nach unten. Der Teladi sah zu ihm hoch, s<strong>ein</strong><br />

Bauch war ungefähr in Thorstens Kopfhöhe. Die Echse begann zu wimmern:"Tssss ts<br />

ts ts, bitte, tu mit nichhhtssss..." Thorstens dämonische Stimme hörte sich an wie <strong>ein</strong><br />

Todesurteil:"Das haben bestimmt auch die Kinder gesagt." Thorsten holte mit dem<br />

Arm aus, spreizte die Finger, streckte sie nach vorne und rammte s<strong>ein</strong>e Fingerspitzen<br />

durch den Schuppenpanzer der Echse. Der Teladi schrie, quiekte, wimmerte als<br />

Thorstens Finger sich unter s<strong>ein</strong>em Panzer zu <strong>ein</strong>em Griff schlossen. Die Stirnschuppe


des Teladi war weiß wie Thorstens Kleidung. Die Echse schlug mit ihren Greifklauen<br />

nach s<strong>ein</strong>em Unterarm, doch sobald sie ihn berührten, schmolzen die Krallen...wieder<br />

<strong>ein</strong> markerschütternder Schrei. Thorsten genoss es, diesen miesen Schw<strong>ein</strong>en ihre<br />

Schandtaten zurück zu zahlen. Nun warf er den Teladi zu dem Argonen, liess das<br />

Gewebe der beiden anderen Piraten den Gitterboden loslassen und schmiss sie<br />

ebenfalls zu dem Argonen. Da lagen die vier Piraten, die sich <strong>ein</strong>en Spass daraus<br />

gemacht hatten, die Mütter und deren Kindern zu qualen. Nun wimmerten sie, waren<br />

die Unterlegenen. Thorsten konnte sich nicht entscheiden, welchen er zuerst nehmen<br />

sollte, da fiel es ihm <strong>ein</strong>: Warum sollte er nicht alphabetisch vorgehen? Also A wie<br />

Argone.<br />

Thorsten sah den Menschen an:"So, Freundchen, du magst es also, andere Wesen mit<br />

Feuer zu quälen...drehen wir den Spiess doch mal um." Thorsten neutralisierte das<br />

Adrenalin im Körper des Mannes, schmerzstillende Substanzen hatten bei so <strong>ein</strong>er<br />

Folter nichts zu suchen. Stattdessen erhöhte Thorsten die Neurotransmitter, um die<br />

Schmerzerfahrungen noch zu steigern. Er packte den Argonen an der Schulter mit der<br />

er ihn festgenagelt hatte und riss ihn von dem Metallpflock wie <strong>ein</strong>en Notitzzettel von<br />

<strong>ein</strong>er Reisszwecke. Die Achselhöhle des Piraten wurde aufgerissen, zerfetzt von den<br />

metallenen Borsten. Er schrie beim Erlebnis von Schmerzen jenseits der<br />

Vorstellungskraft. Thorsten hielt sich den wimmernden Mann immer noch mit der<br />

Linken vor s<strong>ein</strong> Gesicht:"Nun, wenn du jetzt schon schreist, dann wirst du gleich<br />

wahnsinnig werden." "N<strong>ein</strong>, bitte...nicht...ich..." "Das hättest du dir vor dem<br />

Ausdrücken d<strong>ein</strong>er Zigaretten überlegen sollen." Thorsten hob den rechten Arm vor<br />

den Piraten, den Handrücken zu ihm gedreht mit ankewinkeltem Unterarm. Die wie<br />

<strong>ein</strong>e Kralle gekrümmte Hand von Thorsten fing Feuer, genauer gesagt, sie wurde in<br />

Feuer gehüllt. Der Pirat sah w<strong>ein</strong>end auf die Hand:"Bitte nicht..." "Oh doch!" Thorsten<br />

drehte dem Mann die Handfläche zu und <strong>ein</strong> Feuerstrahl schoss aus der Hand auf den<br />

Piraten. Der Mann wurde von den Flammen <strong>ein</strong>gehüllt und brannte wie <strong>ein</strong>e lebendige,<br />

zuckende, Fackel, die schmerzerfüllt schrie. Thorsten heilte das Gewebe, sobald es<br />

verbrannt war, so dass es weiter brennen und weh tun würde, das machte er fünf<br />

Minuten lang, dann liess er den ganzen Körper bis zur zweiten Stufe der<br />

Verbrennungen brennen und löschte das Feuer. Wimmernd lag der stinkende<br />

verbrannte Pirat am Boden, Thorsten liess ihm die Augen, schliesslich sollte er ja noch<br />

sehen, was s<strong>ein</strong>e Freunde erdulden sollten. Nach A kam P wie Paranide. Er griff sich<br />

den wimmernden staksiken Giganten:"Nun, zu dir, Kinder und Frauen schlagen...ich<br />

glaube, ich werde dir erstmal <strong>ein</strong> Auge ausreissen." "N<strong>ein</strong>! N<strong>ein</strong>! Nicht m<strong>ein</strong>e Augen,<br />

nicht..." Thorsten griff mit drei Fingern das mittlere Auge und riss es aus dem Kopf<br />

des Paraniden. Das sonst so arrogante Wesen schrie, w<strong>ein</strong>te, wimmerte und blutete.<br />

Thorsten warf das Auge weg und widmete sich jetzt den Prügelwunden, die der<br />

Paranide den Kindern und ihren Müttern zugefügt hatte: Thorstens Fingerknöchel der<br />

rechten Hand bohrten sich durch s<strong>ein</strong>e Haut, als sie sich in Dornen verwandelten, der<br />

Rest der Faust wurde von <strong>ein</strong>er schwarzen Diamantenschicht <strong>ein</strong>gehüllt. Zwölf Schläge<br />

genügten: Knochen brachen, Gewebe wurde von den Dornen aufgerissen und Organe<br />

malträtiert. Blut lief dem Paraniden aus dem Rüssel, er stöhnte und wimmerte vor<br />

Schmerz. Thorsten liess das Wrack los. Nach P kam S wie Split. Split hatten von Natur<br />

aus <strong>ein</strong> hohe Schmerzgrenze, doch mit geeigneten Chemikalien konnte man sie<br />

<strong>ein</strong>fach runter setzen, genau wie bei dem Argonen. Thorsten packte das untersetzte<br />

Wesen und hielt sich den Split mit der Linken vor s<strong>ein</strong> Gesicht:"Du kennst doch sicher<br />

die Legende vom Kriegerschänder, oder? Rate mal, wer das ist." Die von den<br />

Schmerzen tauben Augen des Split weiteten sich, er grunzte, zappelte und<br />

schrie:"N<strong>ein</strong>! Nichts! Tun mir nichts...Bitte!" Thorsten hatte s<strong>ein</strong>e rechte Hand ja noch<br />

bereit, nur dieses mal überzog er sie noch mit <strong>ein</strong>em dünnen Säurefilm. Er schlug auf<br />

die empfindlichsten Stellen des Split, die Dornen rissen tiefe Wunden und der<br />

Säurefilm brannte schwarze Krater ins zuckende Fleisch. Nach zwei Minuten Prügel<br />

liess er den zuckenden wimmernden Split auf den Boden fallen. Thorsten verwandelte


s<strong>ein</strong>e Hand zurück. Nun kam T wie Teladi: Die Echse saß schon steif vor Angst in <strong>ein</strong>er<br />

Ecke, nachdem er gesehen hatte, was Thorsten mit s<strong>ein</strong>en Kameraden gemacht hatte.<br />

Obwohl Thorsten die Schutzstarre verhinderte, saß der Teladi nur zitternd in der Ecke<br />

und sah ihn mit großen angsterfüllten Augen an:"Bitte nichhhht. All m<strong>ein</strong>e Creditsss,<br />

aber bitte nichhht." Thorsten griff ihn am Hals und hob ihn mit der rechten Hand<br />

hoch:"Ich habe k<strong>ein</strong> Interesse an d<strong>ein</strong>en jämmerlichen Credits. So, du hast also d<strong>ein</strong>e<br />

Klauen an den Frauen und ihren Kindern gewetzt, nun, dass mit d<strong>ein</strong>en Krallen hat<br />

sich ja jetzt erledigt. Aber das mit den Wunden...tse tse tse, da musst du noch <strong>ein</strong><br />

paar Minuten aushalten. Aber sei jetzt nicht enttäuscht, dass ich dir nicht mehr Zeit<br />

widme: Es wird dir wie Stunden vorkommen." Der Teladi begann sich zu winden, doch<br />

Thorstens Griff konnte er sich nicht entziehen.<br />

Aus Thorstens rechtem Arm wuchsen dutzende kl<strong>ein</strong>e lange maschinelle Arme mit<br />

dreigliedrigen Greifern und Skalpellen. Thorstens satanisches Grinsen wurde noch<br />

schlimmer, der Teladi sah auf den Wald aus surrenden Armen, wie in den Abgrund der<br />

Hölle. Dann begannen die Arme ihr grausiges Werk: Die Skalpelle schnitten Löcher in<br />

den Schuppenpanzer, während die Greifer Muskelstücke herausrissen. Die Echse<br />

schrie, fauchte verzweifelt, wand sich in Qualen und zuckte. Als der Teladi bis auf<br />

zwanzig Prozent Schuppenpanzer gehäutet war, hörte Thorsten auf und löste die Arme<br />

wieder auf. Die Echse war vor Schmerz halb wahnsinnig geworden, Thorsten liess den<br />

vom Schreien erschöpften Teladi fallen. Er hatte sie büßen lassen, nun war es an der<br />

Zeit, ihnen <strong>ein</strong>e zweite Chance zu geben, ohne ärztliche Versorgung wären die vier<br />

Piraten innerhalb der nächsten Stunde qualvoll verendet. Er sorgte dafür, dass sie<br />

ansprechbar waren, dann begann er mit ihnen zu reden, immer noch mit dämonischer<br />

Stimme:"Habt ihr genug?..." reges Zucken der verstümmelten Leiber war die Antwort.<br />

Die Blitze auf s<strong>ein</strong>em Körper verschwanden "...Gut. Ich habe nun <strong>ein</strong> Angebot für<br />

euch: Ihr werdet <strong>ein</strong> anständiges Leben führen, Handeln, Arbeiten, Polizei, Künstler,<br />

ich lasse euch da freie Wahl, solange ihr Niemanden verletzt. Im Gegenzug, gebe ich<br />

euch zurück, was ich euch eben genommen habe...." Stöhnende Ja's und<br />

geschwächtes Nicken folgten "...Gut, dann macht euch bereit." Thorsten heilte die<br />

physischen Wunden, die psychischen sollten sie als Lehre behalten. Die Piraten<br />

standen mühsam auf und betrachteten die Stellen, wo sie vorher verwundet waren,<br />

besonders der Paranide betastete das mittlere Auge, dass Thorsten ihm wieder<br />

<strong>ein</strong>gesetzt hatte.<br />

Sie warfen sich ihm jammernd zu Füssen, beteuerten wie leid es ihnen tat. Aus ihren<br />

Gedanken konnte er lesen, dass sie es ernst m<strong>ein</strong>ten. Thorsten stellte s<strong>ein</strong>e Stimme<br />

zurück auf normal und sprach wieder mit ihnen:"Ihr fliegt in die nächste Station und<br />

ergebt euch der Polizei, vorher aber werdet ihr euch bei den Frauen und ihren Kindern<br />

entschuldigen. Wenn ihr eure Zeit abgesessen habt, beginnt ihr <strong>ein</strong> neues Leben.<br />

Solltet ihr das nicht tun..." Thorstens Stimme wurde wieder dämonisch und die Blitze<br />

zuckten noch mal um ihn "...komme ich wieder und ihr werdet euch heute zurück<br />

wünschen." Sie begannen zu zittern und er stellte sich zurück auf normal:"Gut, dann<br />

gehen wir zu den Frauen und ich beobachte euch wie ihr euch entschuldigt, dann<br />

werde ich gehen." Der Argone war ihr Anführer:"OK, wir werden tun was sie gesagt<br />

haben...ich will mir lieber nicht vorstellen, was uns sonst erwartet." Die anderen Drei<br />

nickten zustimmend. Die Augen der Vier waren immer noch ziemlich angsterfüllt.<br />

Thorsten brachte sie zu den Frauen, die immer noch ihre w<strong>ein</strong>enden Kinder in den<br />

Armen hielten. Thorsten ging zuerst in den Laderaum und warnte die Frauen<br />

vor:"Erschrecken sie nicht, hier sind <strong>ein</strong> paar Leute, die sich bei ihnen entschuldigen<br />

wollen." Die Piraten gingen her<strong>ein</strong> und entschuldigten sich aufs Tiefste. Der Teladi gab<br />

ihnen sogar <strong>ein</strong>e Credit-Karte mit s<strong>ein</strong>em gesamten Vermögen, bis auf genügend Geld<br />

für <strong>ein</strong> Schiff als fliegender Händler. Für <strong>ein</strong>en Profit-Teladi wohl die größte Geste, die<br />

er machen kann. Die Frauen schienen es zu verstehen und zu akzeptieren. Die Kinder<br />

sahen sie noch misstrauisch an. Thorsten gestand sich zu, dass er viel zu drastisch<br />

vorgegangen war. Aber wenn jemand Kinder quälte, ihnen ihre Eltern nahm, dann


konnte er sich nicht mehr kontrollieren. Im nachhin<strong>ein</strong>, blieben den Piraten auch nur<br />

die Erinnerungen, Alpträume...nichts, was sich mit <strong>ein</strong>er Psychoterapie nicht aus der<br />

Welt schaffen liesse. Von dem Mann, der <strong>ein</strong> wandlendes Folterwerkzeug war, würde<br />

ihnen aber nichts bringen, wer glaubte so etwas schon. Er kam sich zwar schon etwas<br />

mies vor, aber schliesslich war jetzt alles in bester Ordnung für die Kinder und ihre<br />

Mütter. Vor allem das Zucken der Piraten, als sie sahen, dass die Frauen wieder am<br />

Leben waren und k<strong>ein</strong>er der Sechs mehr verletzt, blieb Thorsten in Erinnerung.<br />

Telepathisch nahm er noch mal Kontakt mit den Männern auf:"Es tut mir leid, euch<br />

Schmerzen zugefügt haben zu müssen, ich verabscheue es. Aber solltet ihr noch<br />

<strong>ein</strong>mal grundlos jemanden angreifen, glaubt nicht, dass ich es nicht wieder tun werde.<br />

Solltet ihr allerdings friedlich leben, habt ihr nie wieder etwas von mir zu befürchten."<br />

Thorsten konnte in den Gedanken der Männer lesen, dass ihre panische Angst<br />

verschwunden war, sie waren beruhigt, aber gewarnt. Er konnte sie halt nicht mit<br />

dieser Todesangst zurück lassen. Nach solchen Qualen hatten sie das nicht mehr<br />

verdient.<br />

Er ging zu Jarin und Klesios und verschloss das Loch im Rumpf des Geiers: "Ich bin<br />

fertig. Klesios, möchtest du vielleicht in m<strong>ein</strong>en Sektor mitkommen? Dort kannst du<br />

forschen und arbeiten, es wird dir an Nichts fehlen." "Ihren..." "Du kannst mich<br />

duzen." "OK. D<strong>ein</strong>en Sssektor?" "Ja, es ist dort sehr schon. Vor allem für Teladi wie<br />

dich. Allerdings sind Credits dort so gut wie nutzlos, ausser auf dem Markt. Nahrung,<br />

Kleidung und Unterkunft, so wie <strong>ein</strong>ige Luxusartikel stelle ich kostenlos zur Verfügung.<br />

Ausser sie werden von anderen auf dem Markt angeboten." "Kosssstenlosss?" "Ja, ich<br />

habe, wie du vielleicht schon bemerkt hast, <strong>ein</strong>en sehr hohen technologischen Stand.<br />

Und für <strong>ein</strong> Naturtalent wie dich, der sich <strong>ein</strong>en torlosen Sprungantrieb<br />

zusammenbastelt, gibt es dort immer <strong>ein</strong>en Platz. Natürlich kannst du auch Urlaub in<br />

diesen Sektoren hier machen, vorrausgesetzt, du hältst m<strong>ein</strong>en Sektor geheim."<br />

"Ichhh bin ssseit der Sssachhhe mit "Kosstenlosss" überzsseugt." Thorsten war schon<br />

wieder recht froh zu mute:"Gut, möchtest du d<strong>ein</strong>en Geier mitnehmen?" "Sssehr<br />

gerne." "Gut, ich bringe uns auf m<strong>ein</strong> Schiff und stecke d<strong>ein</strong>en Geier in dessen<br />

Frachtraum." "OK." Thorsten teleportierte Klesios, Jarin und sich in die Destiny, diese<br />

erzeugte <strong>ein</strong> paar Trümmer von <strong>ein</strong>em Geier und etwas teladianische organische<br />

Materie, als sie den Geier von Klesios in den Frachtraum teleportierte und die Illusion<br />

<strong>ein</strong>er Explosion dort erzeugte, um das Verschwinden des Schiffes zu vertuschen. Der<br />

Orinoko war schon lange in dem Sonnenkraftwerk des Sektors verschwunden, wo die<br />

Piraten sich bereitwillig der Polizei übergeben hatten und die Mütter und Kinder<br />

bekamen <strong>ein</strong> ordentliches Essen.<br />

Klesios sah sich in dem seltsamen Schiff um: Eklig weich aussehende Sitze, enorm<br />

komplizierte Amaturen, <strong>ein</strong>e Argonin und...<strong>ein</strong> weiblicher Roboter, <strong>ein</strong>em Menschen<br />

sehr ähnlich. Er drehte sich zu dem Mann, der ihn hergebracht hatte:"Wasss issst<br />

dassss denn für <strong>ein</strong> Roboter?" "Oh, Siren ist <strong>ein</strong>e Xenon mit..." "Xsssenon?!!" Klesios<br />

sah sich nach <strong>ein</strong>er Möglichkeit zur Flucht um, wollte zum Cockpit hechten. Doch s<strong>ein</strong>e<br />

B<strong>ein</strong>e wurden von der Schutzstarre erfasst. Kemmrich fing ihn auf, bevor er auf die<br />

Schnauze gefallen wäre:"K<strong>ein</strong>e Angst Klesios, sie hat das Bewussts<strong>ein</strong> erlangt. Sie hat<br />

<strong>ein</strong>en eigenen Willen und k<strong>ein</strong> Interesse daran, jemanden zu verletzen oder überhaupt<br />

anzugreifen." "Wasss? Dasss issst ne Massschhhine!" "Ein biologischer Körper ist auch<br />

kaum mehr, als <strong>ein</strong>e Maschine. Muskeln als Aktuatoren, manche haben <strong>ein</strong> Skelett als<br />

Chassis, Sinnesorgane als Sensoren und ihr Teladi habt sogar noch <strong>ein</strong>e Panzerung."<br />

"Aber ssie issst <strong>ein</strong> Roboter." "Es geht weniger um den Roboter, als das Programm. Es<br />

ist so <strong>ein</strong>e Art virtuelle Seele." "Aha. Und dassss ssssoll ichhhh glauben?" "Ob du es<br />

glaubst oder nicht, es bleibt die Wahrheit." Klesios konnte den Ernst in den Augen des<br />

Mannes erkennen. Er hatte doch ziemliche Angst, aber bei dem Wort "kostenlos"<br />

konnte kaum <strong>ein</strong> Teladi wiederstehen. Die Gefährtin Kemmrichs sah ihn an, in ihrem<br />

Gesichtsausdruck lag nichts Böses, Kemmrich wirkte angespannt, aber auch bei ihm<br />

war nichts zu erkennen, das auf etwas Böses hindeuten würde...trotzdem, s<strong>ein</strong>e oft


überempfindlichen Teladi-Ängste schlugen Alarm, schon wegen dem Xenon. Klesios<br />

setzte sich auf <strong>ein</strong>en der Sessel, von dem er jederzeit wegspringen konnte. Langsam<br />

liess er sich auf den Stoff nieder...wie die anderen Wesen so sitzen konnten...und sank<br />

<strong>ein</strong> Stück in das weiche Material.<br />

Auf <strong>ein</strong>mal drang <strong>ein</strong>e Computerstimme aus dem Sessel:"Sitzpassagier Teladi, passe<br />

Sitzfläche an." Klesios sprang erschreckt auf und drehte sich um, so dass er den<br />

Sessel sehen konnte: Das Sitzkissen nahm wieder die Form an, wie bevor Klesios sich<br />

hinauf gesetzt hatte und in der Rückenlehne öffnete sich <strong>ein</strong> Loch für <strong>ein</strong>en<br />

Schwanzstummel. Kemmrich trat an ihn heran:"Dir gefallen die Sessel nicht?"<br />

"Tshh...tshh...ichhhh habe michhhh höllisschhh erssschhhrocken! Wasss issst da<br />

passsssiert?" "Der Sessel hat sich lediglich d<strong>ein</strong>en Bedürfnissen angepasst, das wird<br />

dir in m<strong>ein</strong>em Sektor noch oft passieren." "Sprechende Sessel?!" "Kugelschreiber,<br />

Tische, Bürgersteige...bei mir ist alles computerisiert, so spart man sich <strong>ein</strong><br />

Verwaltungssystem." "Ah...tshh." Klesios setzte sich zögernd auf den Sessel, die<br />

Xenon immer im Auge. Kemmrich stellte sich in die Mitte des Raumes:"So, wir werden<br />

jetzt zur Gem<strong>ein</strong>schaft springen. Ich wollte euch nur bescheid sagen, nicht dass ihr<br />

euch erschreckt, wenn der Sprungantrieb blitzt." Klesios sah auf, und griff nach den<br />

Gurten, die links und rechts in zwei Halte-Schienen steckten. Er schloss den Gurt und<br />

in just diesem Moment verschwand alles in <strong>ein</strong>em blauen Blitz, um dann wieder<br />

aufzutauchen. Alle Stationen waren verschwunden, nur der leere Raum mit<br />

funkelnden Sternen füllte noch die Sichtscheibe aus. Wo war dieser Sektor? Dann<br />

bewegten sich die Sterne...oder drehte sich das Schiff? Tatsächlich, der Autopilot<br />

nahm Kurskorrekturen vor. Minimale, aber die starke Vorwärtsbewegung war leicht<br />

auszumachen. Dann zuckten Blitze über den Bug des Schiffes.<br />

Ein Loch öffnete sich in der Sicht, wie als ob man durch die Wasseroberfläche stösst.<br />

Der Rand dieses Loches zog sich passgenau über die Oberfläche des Schiffes, dahinter<br />

kam <strong>ein</strong>e Sonne zum vorsch<strong>ein</strong>, umkreist von zwei Planeten. Klesios konnte es nicht<br />

genau erkennen, aber es schienen auch <strong>ein</strong> paar Monde um <strong>ein</strong>en der Planeten zu<br />

kreisen, und <strong>ein</strong>er um den anderen. Klesios fielen b<strong>ein</strong>ahe s<strong>ein</strong>e Augen aus dem<br />

geschuppten Kopf: So <strong>ein</strong> Ereignis hätte er sich nie träumen lassen. Wenn es hier<br />

solche Technologie gab, wozu hatte man dann ihn hier her gebracht?<br />

Siren sah auf die Ereignisse um sich herum. Als Kampfschiff hatte sie vieles gesehen,<br />

aber das hier übertraf alles in ihrem Datenspeicher. Auch ihr Körper, <strong>ein</strong> wahres<br />

Wunder der Technologie. Sie richtete ihre Kameras auf die Trabanten des Sol-<br />

Systems: Eine Sonne, der der Erde ziemlich gleichwertig, zwei Planeten, ebenfalls<br />

erdähnlich, <strong>ein</strong> Mond und...Sirens Schaltkreise durchfuhr <strong>ein</strong> Schock: Acht künstliche<br />

Objekte, gigantische künstliche Objekte. Eines bestand aus zwei Disks, verbunden<br />

durch <strong>ein</strong>en riesigen mit Docking-Schleusen überzogenen Stamm. Wieder <strong>ein</strong> Anderes<br />

war <strong>ein</strong>e gigantische Kugel, die im Licht der Sonne glänzte. Die anderen sechs Objekte<br />

waren gigantische Schiffe, die organisch, ja fast sogar lebendig wirkten. Als sie die<br />

Größe der Schiffe triangulierte, kamen ihr ihre Schaltkreise erneut noch kl<strong>ein</strong>er<br />

vor:Länge: 3500kM, Breite: 2300kM, Höhe: 2000kM. Diese Schiffe waren jedes für<br />

sich so groß wie der Mond der Erde! Ihre Antriebsleistung musste enorm s<strong>ein</strong>! Siren,<br />

da sie selbst nun mal <strong>ein</strong> Schiff gewesen war, war sofort Feuer und Flamme. Sie ging<br />

sofort auf Kemmrich zu:"Diese Schiffe. Was sind das für Schiffe?" Er lächelte:"Na, da<br />

spricht aber wieder der L aus dir, oder? Das sind m<strong>ein</strong>e Kreuzer, sie beschützen das<br />

Sonnensystem. Gesteuert werden sie von Computern, sie leben zwar nicht wie du,<br />

aber ihre Leistung ist enorm. Vielleicht möchtest du in den nächsten Tagen ihre<br />

Konstruktion sehen?" "Ja, nur zu gerne. Aber welche Höchstgeschwindigkeit haben<br />

sie? Welche Schildstärke? Wie wendig sind diese Kreuzer?" "Ihre<br />

Höchstgeschwindigkeit beträgt bei vollem Ausbau zehnmillionenfache<br />

Lichtgeschwindigkeit, die Schildstärke <strong>ein</strong>e milliarde Terrawatt und die Wendigkeit ist<br />

besser als alles was du kennen dürftest." "Eine milliarde Terrawatt Schildstärke?"<br />

"Nun, ich habe schon immer viel Wert auf <strong>ein</strong>e gute Defensive gelegt. Daher habe ich


mir da sehr viel Mühe gegeben." "Eine milliarde...?" "Es geht ja schliesslich um den<br />

Schutz der Wesen hier. Ausserdem sind diese Schildgeneratoren größer als <strong>ein</strong> M1<br />

oder M2." "Was ist mit mir? Welche Technologie ist in mir?" "Nun, <strong>ein</strong> Materie-<br />

Antimaterie-Generator versorgt dich mit Energie, Nahrung dient als Materie-Basis.<br />

Doch die Nahrung ist nicht unbedingt von Nöten. D<strong>ein</strong>e innere Konstruktion ist weit<br />

organischer im Design, als es d<strong>ein</strong>e Aussenhülle vermuten lässt: Eine spezielle<br />

Kunststofflegierung dient als Basis für d<strong>ein</strong> Endoskelett, d<strong>ein</strong>e Aktuatoren sind<br />

künstliche Muskeln, bestehend aus Platin und Kohlenstoff-Fasern, die in ihrer<br />

Funktionsweise denen von Menschen nicht unähnlich sind. Als weiblich Konzipierte<br />

Xenon bist du zwar nur so stark, wie <strong>ein</strong>e normale Frau, aber du hast <strong>ein</strong>e<br />

Höchstgeschwindigkeit von 90 kM/H und kannst dich ziemlich akrobatisch fortbewegen<br />

wenn du willst. Aber wenn du noch mehr wissen möchtest, d<strong>ein</strong>e Konstruktionspläne<br />

sind unter dem Namen "Blaupause" in d<strong>ein</strong>em Speicher." "Danke." Siren öffnete sofort<br />

die genannte Datei und staunte nicht schlecht: Ihr besagtes Endoskelett war fast<br />

identisch mit dem <strong>ein</strong>es Menschen, abgesehen von den Knieen und dem Überbleibsel<br />

<strong>ein</strong>es Schwanzes. Ihre Muskulaturverteilung war ebenfalls identisch, der Generator lag<br />

in der Bauchhöhle und war, wie <strong>ein</strong> Organ, flexibel. Dann hatte sie noch zahlreiche<br />

Extra-Sensoren im ganzen Körper verteilt. Ihr Gehirn, insofern man den Computer auf<br />

dem sie war so nennen konnte, war im Kopf. Sie schloss die Datei und richtete ihre<br />

Kameras wieder auf die giganitschen Schiffe.<br />

Terah's Mund war weit geöffnet: Ein getarntes Sonnensystem. Nie in ihrem Leben<br />

hätte sie erwartet so etwas zu sehen. Sie liess ihren Blick durch das Sichtfenster<br />

schweifen: Zwei Planeten, <strong>ein</strong> paar andere Trabanten und ver<strong>ein</strong>zelte Nebelfetzen, die<br />

im Sonnenlicht wie blaues Wasser schimmerten. Ein schöner Sektor. Sie wendete ihren<br />

Blick auf die Planeten, das Schiff näherte sich ihnen schnell und geradlinig. Eben<br />

hatten Kemmrich und Siren noch mit<strong>ein</strong>ander geredet, Terah hatte sie zwar nicht<br />

verstanden, aber Siren schien sehr aufgeregt gewesen zu s<strong>ein</strong>. Die sechs äussersten<br />

Monde des <strong>ein</strong>en Planeten waren garnicht rund, sie bekamen immer mehr Details.<br />

Dann stockte Terah der Atem: Das waren k<strong>ein</strong>e Monde, sondern gigantische Schiffe!<br />

Und die sechs Schiffe drehten sich zu ihnen. Die Rümpfe bogen sich wie <strong>ein</strong>e<br />

überdimensionale Verneigung vor dem viel kl<strong>ein</strong>eren Schiff in dem sie waren. Dieses<br />

Schiff hier hatte gerade <strong>ein</strong>mal die Größe <strong>ein</strong>er Korvette und diese titanen des Alls<br />

verbeugten sich davor! Die Schiffe wirkten fast wie die von Boronen: Runde Formen<br />

und organisches Design. Aber aus den Schiffen ragte k<strong>ein</strong> Antrieb, lediglich <strong>ein</strong> paar<br />

Stellen der Aussenhaut leuchteten auf und zogen <strong>ein</strong>en Schleier hinter sich her. Sogar<br />

das Muster stimmte <strong>ein</strong>igermaßen, nur das dieses hier statt in Grün-Tönen in Blau-<br />

Tönen gehalten war. Sie flogen an den Titanen vorbei und weiter Richtung Planet: Als<br />

nächstes näherten sie sich der gigantischen Raumstation, sie wirkte wie <strong>ein</strong>e<br />

gigantische Handelsstation. Was Terah hier sah, konnte sie nur mit <strong>ein</strong>em Wort<br />

beschreiben: Gigantisch. Diese Strukturen zu erbauen musste Jahrzehnte gedauert<br />

haben. Sie glitten weiter an der Station vorbei und auf den Planeten zu. Als sie in die<br />

Atmosphäre <strong>ein</strong>traten, bildeten sich k<strong>ein</strong>e Plasma-Verwirbelungen auf dem Schiff, es<br />

rüttelte noch nicht <strong>ein</strong>mal. Sie glitten durch die Wolken und weiter Richtung Boden. An<br />

<strong>ein</strong>em Strand landete das Schiff, leichte Wellenlinien zogen sich durch die<br />

Wasseroberfläche. Das Schiff blieb letztendlich stehen. Kemmrich stand auf:"Nun da<br />

wir hier sind, machen wir <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Kennenlernrunde." Der Teladi legte den Kopf<br />

schief:"Eine wasss?!" "Eine Kennenlernrunde, ihr solltet wissen mit wem ihr gereist<br />

seid. Ausserdem hilft das, <strong>ein</strong>em die Sorgen zu nehmen. <strong>Fan</strong>gen wir doch beim<br />

ältesten Wesen m<strong>ein</strong>er Gäste an: Siren, du bist die erste." Auf dem künstlichen<br />

Gesicht der Xenon zeigte sich Überraschung:"Was? Ich, oh, nun gut: M<strong>ein</strong> Name ist<br />

Siren-45/29, ich bin <strong>ein</strong> Kampfschiffsteuercomputer der Xenon, ausserdem habe ich<br />

<strong>ein</strong>ige Zeit den Raum als Scout kartographiert. M<strong>ein</strong>e Montage war am<br />

siebenundzwanzigsten März 2843 terranischer Zeit." Terah war überrascht, soweit sie<br />

sich damit beschäftigt hatte, musste diese Xenon fast <strong>ein</strong>hundert Jahre alt s<strong>ein</strong>.


Kemmrich deutete auf Terah:"Terah? Würdest du?" "Oh, ähm, entschuldigung. M<strong>ein</strong><br />

Name ist Terah Gunne, gebürtige Bewohnerin von Heimat des Lichts. Ich bin<br />

fünfundzwanzig Jazuras alt und von Beruf Sprungantriebs-Wissenschaftlerin." Der<br />

Teladi sah sich erst um, dann schnallte er sich ab und ging zu der Gruppe:"M<strong>ein</strong> Name<br />

issst Klesssiosss Mossspallussss VI, ich bin freier Händler und vierundreißig Jazuras<br />

alt." Kemmrich ging <strong>ein</strong>en Schritt nach vorn, s<strong>ein</strong>e Verlobte stellte sich ihm zur Seite.<br />

Er lächelte die Frau an s<strong>ein</strong>em rechten Arm an:"Möchtest du zuerst, oder soll ich?"<br />

"Wenn du mir schon den Vortritt lässt: M<strong>ein</strong> Name ist Jarin Ilanasi, ich bin<br />

zweiundzwanzig Jahre alt. Im Großen und ganzen bin ich Thorstens Verlobte."<br />

Kemmrich lächelte:"Dann bin ich jetzt an der Reihe: M<strong>ein</strong> Name ist, wie schon gesagt,<br />

Thorsten Kemmrich. Ich bin...glaubt es oder nicht...947 Jahre alt. Ich war Nano-Bot-<br />

Techniker. Nun bestehe ich zu großen Teil selbst aus Naniten." Klesios zischte<br />

auf:"Neunhundertssssiebenundvierzssig Jahre?!" Kemmrich zuckte mit den<br />

Schultern:"Ja. Ich bin so <strong>ein</strong>e Art Cyborg, seit <strong>ein</strong>em Unfall mit Nanobot-Prototypen<br />

bin ich nicht gestorben. Mitlerweile sind sie <strong>ein</strong> Teil von mir geworden und ich<br />

verbessere mich ständig." Terah hatte die ganze Geschichte ja schon <strong>ein</strong>mal gehört,<br />

nun ging ihr etwas ganz anderes durch den Kopf:"Und wo werden wir hier wohnen?"<br />

Kemmrich nickte:"Gute Frage, das könnt ihr selbst entscheiden: Wollt ihr eher dort<br />

wohnen, wo es nur eure Rasse gibt, oder gemischt?" Terah überlegte:"Also, ich wohne<br />

überall, mir ist egal wo." "Gut. Klesios?" "Ichhh? Ichhh wohne überall, wo essss k<strong>ein</strong>e<br />

Sssplit oder Paraniden gibt." "OK. Siren, nun du." "Ich weiss nicht, wo ich willkommen<br />

bin, immerhin bin ich <strong>ein</strong>e Terraformer-Einheit." "Hier kannst du beruhigt unter<br />

anderen wohnen, alle Xenon hier sind nicht aggressiv, deswegen hat hier auch k<strong>ein</strong>er<br />

etwas gegen sie. Ansonsten wohnt er in speziellen Dörfern." "Dann würde ich gerne in<br />

<strong>ein</strong>er Stadt wohnen, mit vielen Wesen." "Geritzt, dann setze ich dich in die<br />

Hauptstadt. Terah kommt in die Aussenbezirke der Stadt und Klesios ins tropische<br />

Sumpfgebiet. Sind alle <strong>ein</strong>verstanden?" Terah dachte nach: Vorstadt klang garnicht<br />

übel. Sie nickte, auch den anderen schien es zu gefallen, sie nickten ebenfalls.<br />

Kemmrich ging zu <strong>ein</strong>em Bereich der Schiffswand, in welcher sich <strong>ein</strong> Loch bildete, das<br />

zu allen Seiten hin wuchs und letztendlich <strong>ein</strong>e Tür bildete. Ein halbtransparentes<br />

Kraftfeld bildete <strong>ein</strong>e Gangway. Kemmrich wies mit der linken Hand nach<br />

draussen:"Wenn ich bitten darf, seid willkommen." Zuerst staunten sie und die<br />

anderen beiden Gäste über die Tür und das Kraftfeld, dann gingen sie hinaus: Herrlich<br />

frische Luft, weite Grasflächen die von Hügeln und Wäldern durchzogen waren. Bäume<br />

die Terah noch nie zuvor gesehen hatte...es war herrlich. Wie <strong>ein</strong>e dieser Gegenden,<br />

die man immer auf Holobildern sah, von denen man aber nie wusste wo diese<br />

Gegenden zu finden waren. Das Schiff hinter ihnen begann zu Leuchten, dann<br />

schrumpfte es und verschwand letztendlich komplett. Der Teladi kreischte auf:"Wasss<br />

issst mit m<strong>ein</strong>em Geier?!" Kemmrich lächelte amüsiert:"K<strong>ein</strong>e Sorge, er steht im<br />

Raumhafen bereit und wird soeben aufgewertet." "Aufgewertet?!" "Bessere Schilde,<br />

Triebwerke und Verteidigungsmaßnahmen." Die Rückenflosse das Teladi hob sich,<br />

dann ging sie wieder nach unten, als er bemerkte, dass alle s<strong>ein</strong> Zeichen der Freude<br />

sahen. Kemmrich führte sie weiter <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Kiesweg entlang. An den Seiten des<br />

Weges wuchsen allerhand Kräuter und kl<strong>ein</strong>e Gräser: Wildwuchs.<br />

Dann ging der Kiesweg in <strong>ein</strong>e seltsame Strecke über, bestehend aus <strong>ein</strong>er langen<br />

blauen Linie mit zwei silbernen Streifen am Rand. Während die Silberstreifen<br />

metallisch wirkten, sah die blaue Fläche fast wie aus Glas oder viel mehr Edelst<strong>ein</strong>en<br />

aus. Terah folgte mit ihren Augen dem Verlauf der langen Linie, die bis an den<br />

Horizont reichte. Am Horizont dann, sah sie noch <strong>ein</strong>es der heutigen technischen<br />

Wunder: Eine Stadt mit gigantischen Wolkenkratzern, die in ihrer Form fast dem Bug<br />

<strong>ein</strong>es Drachen ähnelten, nur nicht so breit. Die Türme waren ausserdem in Blau und<br />

Silber gehalten. Ein seltsamer Weg.<br />

Kemmrich betrat den Weg, gefolgt von s<strong>ein</strong>er Verlobten. Er nahm sie in den Arm und<br />

drehte sich zu Terah und den anderen Beiden:"Das hier ist <strong>ein</strong> Transportweg, ich habe


<strong>ein</strong> ganzes Netz davon auf dem gesamten Planeten verteilt. Im Grunde ist es <strong>ein</strong>e<br />

Traktor-Strahl-Phalanx zu Transportzwecken. Stellt euch <strong>ein</strong>fach drauf und wir werden<br />

bald in der Stadt s<strong>ein</strong>." Siren ging an Terah vorbei, die Maschine hatte wie <strong>ein</strong> Kind<br />

k<strong>ein</strong> Mistrauen. Terah zuckte mit den Schultern, überwand sich und ging auf den Weg.<br />

Klesios sah sich den Weg eher skeptisch an. Kemmrich wirkte leicht<br />

ungeduldig:"Klesios, daran ist nichts Gefährliches. Steig <strong>ein</strong>fach drauf." Der Teladi sah<br />

auf den Weg, zu Kemmrich, der mit der Fussspitze auf dem Boden umher tappste,<br />

wieder auf den Weg, zischelte leise und betrat letztendlich resignierend den Weg.<br />

Terah sah auf den Boden, Kemmrich sah in die Richtung der Stadt:"Transport." Eine<br />

neutrale Stimme drang aus dem Weg:"Bereit. Bitte nennen sie die Anzahl der zu<br />

transportierenden Personen und das Ziel." "Fünf Personen. Ziel:Diamond-City, Distrikt<br />

7, Ankunftshalle A." "Bestätigt." Terah sah verwundert auf den Boden, als hellblaue<br />

Lichtpunkte wie der Mittazura-Schatten unter der blauen Fläche unter jeder Person<br />

erschienen. Die Punkte intensivierten ihr Licht und bildeten <strong>ein</strong>e Säule, die die über<br />

ihnen stehende Person erfasste und leicht anhob. Ihr natürlicher Gleichgewichtssinn<br />

brachte Terah dazu, mit den Armen zu wedeln, als die Säule sie in die Waagerechte<br />

legte. Dann, als sie stabil lag, begann Terah langsam die Bewegung <strong>ein</strong>zustellen.<br />

Wieder erklang der Computer:"Start." Die Lichtpunkte rasten los und zogen sie alle<br />

mit <strong>ein</strong>er enormen Geschwindigkeit hinterher. Terah schrie, doch es ging in <strong>ein</strong> lautes<br />

Lachen über, als sie die Fahrt zu geniessen begann. Der Teladi wurde Steif, als der<br />

Schock ihn packte. Siren schien das ganze mehr als toll zu finden, sie drehte sich wie<br />

<strong>ein</strong> Wirbelwind um die eigene Achse. Terah sah die Landschaft an sich vorbei rasen:<br />

Halbkugelförmige Häuser in dem selben Muster wie die Schiffe, große<br />

Naturlandschaften...herrlich. Auch der Flugwind war geringer als er s<strong>ein</strong> musste und<br />

Fliehkräfte schien es auch k<strong>ein</strong>e zu geben, was Terah beim durchqueren <strong>ein</strong>er engen<br />

Kurve des Weges bemerkte. Der Weg führte nun zu <strong>ein</strong>er Mauer mit <strong>ein</strong>em Loch so<br />

breit wie der Weg und doppelt so hoch. Terah schloss die Augen, in Erwartung in das<br />

Gebäude zu krachen. Doch nichts geschah. Sie öffnete die Augen erst, als sie merkte<br />

wie sie wieder in die Senkrechte gebracht wurde. Um sie herum war <strong>ein</strong>e große Halle,<br />

hier herrschte wenig Betrieb. Kemmrich führte sie nach draussen, dort waren schon<br />

weit mehr Wesen zu finden: Teladi, Menschen, Boronen, Split, Paraniden, Xenon<br />

und...Khaak?! Die Khaak sahen aus wie <strong>ein</strong>e Mischung aus Vogel und Insekt: Motte<br />

und Papagei, trafen es wohl am besten. Terah liess ihre Blicke schweifen.<br />

Thorsten hatte diese Gesichtsausdrücke schon so oft in so vielen Gesichtern gesehen.<br />

Sie waren alle be<strong>ein</strong>druckt. Er wollte es heute etwas schneller zuende bringen. Mit<br />

Jarin wollte er heute noch andere Dinge erleben, als die Leute hier durch die Stadt zu<br />

führen. Er würde sie zu ihren Wohnungen bringen und die Aufklärung über das Leben<br />

hier den Computern der Häuser zu überlassen. Darum war das erste Ziel das<br />

Appartment für Siren, dann würde er Terah zu ihrem Haus bringen und letztendlich<br />

Klesios in das Nachbardorf, von dem wo er Lasmios und Simaneas untergebracht<br />

hatte. Er brachte die drei durch die gigantischen Häuserschluchten, bis zu dem<br />

Hochhaus, wo er die Wohnung für Siren ausgesucht hatte. Unten betraten sie die Halle<br />

und gingen in den Aufzug. Das mit Traktorstrahlen funktionierende System hob sie in<br />

die Luft , bis sie ungefähr 45 Kilometer Höhe erreicht hatten. Die Tür glitt auf und sie<br />

traten heraus. Thorsten betrat den Gang und führte die Gruppe zu Sirens Appartment.<br />

Der Computer erkannte ihn und öffnete die Tür: Der weite Raum lag fast klinisch r<strong>ein</strong><br />

und weiß vor ihnen:"So Siren, das ist d<strong>ein</strong>e neue Wohnung." Die drei sahen in den<br />

Raum, Klesios ergriff als erster das Wort:"Reichhhlichhh aussssgessstattet issst esss<br />

ja nichhhht gerade." Thorsten konnte nur schief grinsen:"Computer: Erstelle <strong>ein</strong>e<br />

Wand bis in die Mitte des Raumes aus der linken Wand, in der darin entstandenen<br />

Ecke <strong>ein</strong>en Tisch und <strong>ein</strong>en Stuhl, so dass <strong>ein</strong>e Lese-Ecke entsteht. Dazu färbe bitte<br />

die Wände in türkis." die Stimme des Computers wirkte fast euphorisch:"Nur zu gern."<br />

Das Persönlichkeitsprofil <strong>ein</strong>es jeden Computers war von Thorsten zufallsgesteuert<br />

worden, dieser hier wirkte äusserst motiviert. Dann wurden auch schon die genannten


Änderungen ausgeführt: Die Wand wuchs aus der Seitenwand in den Raum hin<strong>ein</strong>,<br />

Stuhl, Tisch und Buchregal erschienen in hellen Blitzen und die weiße Wand färbte sich<br />

langsam durchgehend türkis. Nun hing Klesios die Echsenzunge aus dem<br />

aufgeklappten Kiefer. Auch Terah's Augen waren äusserst geweitet. Siren hingegen<br />

legte entzückt die Hände zusammen und lief wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Mädchen durch die<br />

Wohnung. Thorsten konnte kaum glauben, dass diese unbekümmerte und naive<br />

Person <strong>ein</strong>st <strong>ein</strong> Kampfschiff gewesen war, noch dazu um die <strong>ein</strong>hundert Jahre alt. Er<br />

lächelte erfreut über die glückliche Xenon:"Siren, wenn du d<strong>ein</strong>e Wohnung weiter<br />

ausbauen möchtest, sag dem Computer <strong>ein</strong>fach d<strong>ein</strong>e Wünsche. Wir werden jetzt<br />

gehen. Solltest du noch irgendwelche Fragen haben, wird der Computer sie dir gerne<br />

beantworten." Sie blieb stehen, drehte sich zu ihm und lächelte:"Danke. Danke für<br />

alles. Auf Wiedersehen." Thorsten trat zurück, ebenso taten es die anderen und die<br />

Tür schloss sich wieder. Terah sprang ihn fast an:"Wie funktioniert das?" "Erst <strong>ein</strong>mal<br />

bringen wir dich in d<strong>ein</strong>e Wohnung, dann kann dir der Computer <strong>ein</strong> paar Antworten<br />

darauf geben, aber ich habe euch eigentlich hierhergebracht, damit ihr die Chance<br />

habt, es selber heraus zu finden." sie wirkte überzeugt, aber nicht<br />

zufrieden:"Oh...OK." Kurz darauf, als sie wieder im Fahrstuhl waren, wendete sich<br />

Terah gleich an Jarin:"Wie funktioniert das denn nun?" Jarin lächelte und zuckte mit<br />

den Schultern:"Ich weiss es nicht, es interessiert mich aber auch nicht so sehr." Terah<br />

seufzte und gab auf. Als sie unten angekommen waren, teleportierte Thorsten sich,<br />

Jarin und die zwei Gäste zu Terahs Haus. Sie tauchten in <strong>ein</strong>em blauen Lichtermeer<br />

vor dem kl<strong>ein</strong>en Gebäude auf.<br />

Terah sah sich das halbkugelförmige Standardgebäude an:"Ist es das?" "Ja, du kannst<br />

es frei gestalten, wie du es willst." Thorsten öffnete das kl<strong>ein</strong>e Gartentor, ging den<br />

gepflasterten Weg entlang und öffnete die Tür:"Tja Terah: Home Sweet Home." "Ich<br />

sehe schon, so kahl wie die Wohnung von Siren." "So kannst du dich frei entfalten.<br />

Wenn du noch was brauchst, frag' <strong>ein</strong>fach den Computer danach. Übrigens ist die Erde<br />

im Garten sehr fruchtbar, falls du Interesse am Gärtnern haben solltest. Ansonsten<br />

kannst du dir <strong>ein</strong>en Gärtner bestellen, fast jeder Xenon hat <strong>ein</strong> Händchen dafür. Sie<br />

sind halt Terraformer. Na gut, auf Wiedersehen." Terah sah sich neugierig um:"Danke<br />

und auf Wiedersehen. Ich denke, ich werde mal ausprobieren, ob ich <strong>ein</strong>en grünen<br />

Daumen habe." Klesios tippte schon ungeduldig mit der rechten Gehklaue auf das<br />

Pflaster des Weges. Thorsten nahm Jarin an die Hand:"So Klesios, ich hoffe du magst<br />

es feucht-tropisch, denn dahin werden wir jetzt aufbrechen." Klesios nickte, s<strong>ein</strong>e<br />

Rückenfinne richtete sich leicht auf. Ein blauer Blitz Thorstens Sprungantrieb hüllte sie<br />

<strong>ein</strong>.<br />

Der selbe Blitz erhellte auch kurzzeitig das Tropen-Dorf in dem sie auftauchten.<br />

Klesios sah sich um, zischte überrascht und dann richtete sich s<strong>ein</strong>e Rückenfinne<br />

auf:"Traumhaft...tssshhhhhhhh. Welchessss Haussssss isssst denn m<strong>ein</strong>esssss?"<br />

Thorsten zeigte nach links zu dem kl<strong>ein</strong>en Haus, das mit Terahs baugleich war. Klesios<br />

ging darauf zu, sichtlich glücklich über s<strong>ein</strong> neues Zuhause. Teladi liebten Dinge, die<br />

gratis waren. Der Computer des Hauses war schon auf Klesios' Sensordaten<br />

programmiert, weshalb sich die Tür auch sofort öffnete. Der Teladi sah sich aufgeregt<br />

um und orderte sofort <strong>ein</strong>e Flasche Nostrop mit Sumpfpflanzen...die Akten hatten<br />

wirklich recht. Thorsten sagte Klesios, dass er jegliche Fragen noch an den Computer<br />

stellen konnte. Er und Jarin verabschiedeten sich und Thorsten brachte sich und s<strong>ein</strong>e<br />

Verlobte mit s<strong>ein</strong>em Sprungantrieb zurück zu ihrem Zuhause. Er und Jarin begannen<br />

<strong>ein</strong>en wunderbaren Abend.<br />

Botschafterin Shiara stand vor dem Senarus ihres Volkes, sie sollte von den jüngsten<br />

Ereignissen berichten. Sie liess ihren Blick durch den Saal schweifen: Das weiße<br />

Gebäude war prachtvoll und glänzte herrlich in purem Perlmutt. Der Gelra, der oberste<br />

Sprecher des Senarus, erhob s<strong>ein</strong>e tiefe Stimme:"Shiara, was hast du uns zu<br />

berichten über die Ereignisse bezüglich der Shil'Crers?" Sie antwortete ruhig und<br />

gleichmäßig, wie es die Ordnung vorsah:"Sie halten sich nicht an die Gesetze unseres


Universums. Sie wechseln häufiger in die alte Dimension und versuchen das derzeit<br />

dort stärkste Wesen auszulöschen. Ausserdem sabotieren sie noch andere<br />

Ereignisse...sie wollen das alte Universum für sich." "Wie kommst du zu diesem<br />

Schluss?" "Sie greifen das Wesen, aus der Art der Menschen, die unserer früheren<br />

Form gleichen, an. Noch leben sie ihre sadistischen Triebe aus, aber ich glaube nicht,<br />

dass sie sich noch länger zurück halten werden. Entsprechend ihrer Natur wollen sie<br />

alles Vernichten, was friedlich und harmonisch ist." Eine Tel-Rah, <strong>ein</strong>e der Gelehrten,<br />

stellte <strong>ein</strong>e Zwischenfrage:"Das Wesen hat also noch nicht bemerkt, dass es<br />

angegriffen wird?" "N<strong>ein</strong>, es hat zwar Technologie aus dem Subraum, der uns bisher<br />

auch noch Rätsel aufwirft, aber s<strong>ein</strong> Verstand begreift die Materie des Neuen<br />

Universums noch nicht, geschweige denn, dass er sie entdecken kann." "Trotz all<br />

s<strong>ein</strong>er von dir gerühmten Technologien, die für s<strong>ein</strong>e Art beträchtlich sind und in<br />

manchen Fällen auch fast an die unseren reichen?" "Im Alten Universum gibt es k<strong>ein</strong>e<br />

Plasmid-Energie, dementsprechend hatte des Wesen noch k<strong>ein</strong>e Gelegenheit sie zu<br />

erforschen." Nun sprach wieder der Gelra:"Was ist also d<strong>ein</strong> Begehren, Shiara?" "Ich<br />

möchte <strong>ein</strong>en Datensatz zur Reperatur des maschinellen Verstandes des Wesens in<br />

dessen System schleusen." "Du weisst genau, dass dies all unseren Gesetzen<br />

wiederspricht. Wir können für <strong>ein</strong> Wesen k<strong>ein</strong>e Ausnahme machen." "Muss dieses<br />

Phänomen und die Gem<strong>ein</strong>schaft die es aufgebaut hat erst vernichtet werden? Es ist<br />

<strong>ein</strong> moralisch hoch entwickeltes Wesen, <strong>ein</strong>e Besonderheit unter der Art. Und all die in<br />

Frieden lebenden Wesen dort werden laut Strateg-Analyse auch getötet werden." "Wir<br />

können die Gesetze nicht brechen, dann wären wir nicht besser als die primitiveren<br />

Shil'Crers. Da das Wesen so entwickelt ist und tausende betroffen sind, werden wir<br />

darüber beraten, ob wir <strong>ein</strong>greifen." "Dann könnte es zu spät s<strong>ein</strong>. Laut den Analysen<br />

unserer Strategs, werden sie das Sonnensystem des Wesens angreifen." "Wir können<br />

Tel'Res noch k<strong>ein</strong>en Einhalt gebieten. Dieser Hybrid kann uns zwar nicht schaden, aber<br />

wir können ihn nicht aufhalten. Er hat Kräfte wie wir, aber s<strong>ein</strong> Shil'Crers-Anteil macht<br />

ihn zu <strong>ein</strong>em grausamen Wesen. Er kann zwar nicht durchgehend schlecht s<strong>ein</strong>, der<br />

Anteil unserer Art ist zu stark, als das die Grausamkeit der Shil'Crers s<strong>ein</strong>en Geist<br />

vollkommen im Griff haben kann, aber er sch<strong>ein</strong>t diese guten Züge zu unterdrücken."<br />

"Dieser Tag war <strong>ein</strong> Schandfleck in unserer Geschichte, als die Shil'Crers Pileiai<br />

entführt hatten. Tel'Res kann nichts für s<strong>ein</strong>e Herkunft, aber er macht s<strong>ein</strong>er Mutter<br />

k<strong>ein</strong>e Ehre. Nun denn, ich bin nicht zufrieden mit eurer Entscheidung, Senarus. Aber<br />

unser Gesetz steht fest. Danke für eure Zeit." Shiara drehte sich um und verliess<br />

ruhigen Schritts den Saal.<br />

Tel'Res, dieser Hybride war halb Noani und halb Shil'Crers, entstanden aus der<br />

zwanghaften Ver<strong>ein</strong>igung des Imperators der Shil-Crers und der armen Pileiai, die<br />

immer noch von den Wesen aus dunkler Anti-Materie dieses Universums gefangen<br />

gehalten wurde. Die biomentale Energie, aus der die Noani bestanden, war kompatibel<br />

mit dieser dunklen Antimaterie, wie der positive und negative Pol <strong>ein</strong>es Magneten, nur<br />

konnte man hier wohl eher von guten und bösen Charaktereigenschaften reden. Welch<br />

Zufall, dass diese komplett verschiedenen Formen von Leben auch charakterlich das<br />

genaue Gegenteil von<strong>ein</strong>ander waren. Tel'Res war <strong>ein</strong> grausamer Tyrann geworden,<br />

wie s<strong>ein</strong> Vater. Die Shil'Crers waren sowieso grausam: Sie hatten meist k<strong>ein</strong>e guten<br />

Charaktereigenschaften wenn sie sich überlegen fühlten. Sie waren mäßig intelligent,<br />

nicht so sehr wie die Noani, und kaum klüger als irgend<strong>ein</strong>e Spezies im Alten<br />

Universum. Diese Tyrannen hatten nur <strong>ein</strong> Einsehen, wenn sie tiefst getroffen waren,<br />

ihre unbegründete Arroganz, bracchiale Gewaltlust und ihre Selbstüberschätzung<br />

<strong>ein</strong>en jähen Dämpfer bekommen hatten. Doch auch dann waren sie hinterhältig, was<br />

wohl am besten durch Pileiais Entführung zu beweisen war. Fühlten sie sich überlegen,<br />

waren sie grausame Tyrannen ohne Skrupel und äusserst sadistisch, wussten sie<br />

jedoch, dass sie unterlegen waren, wimmerten sie feige um Vergebung. Sie waren<br />

wohl die abscheulichste Rasse, die den Noani bekannt war.<br />

Die Shil'Crers waren starke und robuste Wesen, körperlich zumindest. Sie waren


schnell, kräftig und äusserst gerissen, zumindest wenn es darum ging sich an <strong>ein</strong><br />

Opfer anzuschleichen. Shiara schüttelte die ekligen Gedanken ab.<br />

Sie ging durch <strong>ein</strong>en der zahlreichen Korridore, eigentlich hätte sie sich auch durch<br />

den Hyper-Raum bewegen können, doch sie war <strong>ein</strong>e unsterbliche Energieexistenz<br />

und hatte im Moment k<strong>ein</strong>en Grund sich zu beeilen. Ausserdem konnte sie bei dieser<br />

Art der Fortbewegung gut nachdenken, es entspannte. Ein paar ihrer Bekannten<br />

gingen an ihr vorbei, sie grüßte sie. Shiara ging in Gedanken noch mal durch, was die<br />

Strategs erarbeitet hatten: Das Wesen, namens Kemmrich, würde bald die<br />

Auswirkungen des Plasmid-Energie-Viruses zu spüren bekommen. Es würde s<strong>ein</strong>e<br />

Systeme überlasten und ihn in <strong>ein</strong>e Art von Krämpfen und Schmerzen durchdrungenes<br />

Wach-Koma versetzen...diese sadistischen Shil'Crers...und ihn durch s<strong>ein</strong><br />

Systemversagen der Chance berauben, sich selbst zu kurieren. Dann würden die<br />

Shil'Crers im Alten Universum auftauchen und in ihrem Hass auf den Frieden das<br />

Sonnensystems des Biomechanoiden zerstören. Sie würden die Bewohner lange leiden<br />

lassen, k<strong>ein</strong>en würden sie verschonen: Frauen, Kinder, Alte, Junge, Männer,<br />

mechanische Organismen...alle würden ausgelöscht werden.<br />

Shiara hatte wie jede und jeder Noani geschworen, die Entwicklung des Alten<br />

Universums nicht zu be<strong>ein</strong>flussen, nur sie als Botschafterin durfte überhaupt mit den<br />

dort lebenden Wesen in Kontakt treten. Dieser Schwur war ihnen heiliger als alles<br />

andere, was die Noani kannten. Shiara konnte es nicht ertragen, aber bis der Senarus<br />

entschieden hatte, galt der Schwur. Irgend <strong>ein</strong>e Lebensform dem Gewaltdrang der<br />

Shil'Crers auszusetzen, stach ihr in die Seele wie <strong>ein</strong> brennender Dolch.<br />

Sie betrat den Park und setzte sich auf die Bank, die Grashalme strichen ihr sanft an<br />

den Füssen. Genau das was sie jetzt brauchte: Entspannung und Ablenkung.<br />

Tel'Res saß auf dem schwarzen Thron der Tunn'Däre, dem getarnten, zur Zeit<br />

<strong>ein</strong>zigem, Schiff im Alten Universum. Sechshundert Overlord-Kreuzer warteten im<br />

Neuen Universum, sie waren neunzig Kilometer lang, 110 Kilometer Breit und 10<br />

Kilometer hoch...und die tödlichsten Schiffe, die dieses Universum wohl je gesehen<br />

hatte. Als ob das nicht genug war, warteten 12.000 Rshen-Jäger und vierzig millionen<br />

Infanteristen auf ihren Einsatz. Über die Schiffe des Naniten-Wesens konnten sie<br />

nichts in Erfahrung bringen, alle Computer waren damit beschäftigt, den Datenverkehr<br />

des Wesens zu verarbeiten, um den Fortschritt des Viruses zu erfassen. Für die<br />

Sensordaten blieb k<strong>ein</strong>e Kapazität mehr übrig. Kaum zu glauben, dass dieses primitive<br />

biomechanische Wesen die Computer so forderte. Doch nachdem was man vorher in<br />

diesem Universum sehen konnte, konnten die Kreuzer dieses Sonnensystems nichts<br />

gegen die Overlords ausrichten.<br />

Tel'Res verabscheute diesen Frieden, diese verweichlichte Form des Das<strong>ein</strong>s. Am<br />

schlimmsten waren diese Split und Paraniden: Die Split, diese dummen und<br />

unbeholfenen Krieger, die an so etwas lächerliches wie Ehre glaubten. Und diese<br />

Paraniden, Missgeburten die sich für erhaben hielten. Da gefielen ihm Menschen,<br />

Teladi und Boronen schon besser: Diese verweichlichten Wesen konnte man bestimmt<br />

gut foltern, sie leiden lassen. Bei dem gedanken daran, die Wesen zu foltern, ging <strong>ein</strong><br />

dunkles Schimmern durch die schwarze Haut s<strong>ein</strong>es Körpers, während die leuchtende<br />

Aura um ihn schwächer wurde. Diese Aura, die leuchtenden Flächen am ganzen<br />

Körper und die Form des Kopfes...die Schändlichkeiten die die Abstammung von den<br />

Noani brachte, doch die Kräfte glichen das aus. Er liess den Blick zu dem<br />

Wandbildschirm schweifen, auf dem die Datenverarbeitung des Naniten-Wesens<br />

dargestellt wurde: Endlose Reihen von Zahlen und Symbolen. Die normalen<br />

Datenzüge waren durch gelb gekennzeichnet, die Datenfragmente des Viruses in Rot.<br />

Zur Zeit gab es nicht viel rote Abschnitte, doch das würde sich in wenigen Stunden<br />

ändern.<br />

Tel'Res würde dann nicht gleich angreifen, er wollte warten, bis alle Daten rot sind und<br />

dann ihrem schwachen Wohltäter vor den Augen dieser jämmerlichen Kreaturen den<br />

Hals aufschlitzen. Er würde den sterbenden Kadaver in den Staub werfen und s<strong>ein</strong>en


Schädel zertreten...welche Wonne waren doch diese Gedanken. Es war egal, wenn die<br />

Sensoren zur Zeit nicht funktionierten. Sobald die ganzen Daten rot waren, würde er<br />

den Befehl geben, die Computer wieder auf Normalbetrieb zu schalten und mit den<br />

Sensoren nach der Biomaterie des Naniten-Wesens suchen. Was brauchte man bis<br />

dahin auch Sensoren?! Diese jämmerliche Wesen hier, konnten ihnen nicht gefährlich<br />

werden.<br />

Der vorgelagerte Kopf <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er Offiziere drehte sich von s<strong>ein</strong>en Monitoren zu ihm.<br />

Die schwarzen Reißzähne in den starken Kiefern klackten beim Sprechen leicht<br />

auf<strong>ein</strong>ander...warum musste Tel'Res die Kiefer <strong>ein</strong>es Noani haben, wie beneidete er die<br />

anderen Shil'Crers um ihre Mäuler...:"Imperon, die letzte Phase des Viruses beginnt in<br />

weniger als <strong>ein</strong>er Stunde." Tel'Res' Noani-Stimme mit dem scharrenden Unterton der<br />

Shil'Crers bebte vor Erregung wegen des bald auftretenden Leids:"Gut, bald werden<br />

wir dieses Universum beherrschen. Wir müssen nur das stärkste unter diesen<br />

schwachen Wesen eleminieren, damit es uns nicht wie <strong>ein</strong> Gret-Käfer nervt, wenn wir<br />

unser Blutbad hier feiern." Nichts würde ihn davon abhalten, auch nicht die<br />

verweichlichten Noani.<br />

Thorsten wachte am nächsten Morgen auf, er fühlte <strong>ein</strong>en gewissen Schwindel, doch<br />

es war wohl nur in s<strong>ein</strong>er Einbildung. Die letzte Nacht mit Jarin war herrlich gewesen.<br />

Sie stand schon unter der Dusche. Auch wenn er eigentlich nicht richtig geschlafen<br />

hatte, schliesslich war er mit s<strong>ein</strong>en Naniten immer aktiv, fühlte er sich<br />

verschlafen...seltsam, das hatte er das letzte mal vor der Verschmelzung mit s<strong>ein</strong>en<br />

Naniten. Er schüttelte den Kopf um wach zu werden. Thorsten stand auf und rief Jarin<br />

zu, dass er schon mal in die Küche gehen würde. Er erzeugte Kleidung um sich und<br />

setzte sich an den Tisch.<br />

Kurz darauf kam Jarin im Morgenmantel in die Küche. Thorsten stand auf, um ihr<br />

<strong>ein</strong>en schönen Morgen zu wünschen und sie zu umarmen. Jarin lächelte und breitete<br />

die Arme aus. Ein starkes Schwindelgefühl packte ihn beim nächsten Schritt. Alle<br />

Systeme begannen zu versagen:"Jarin,<br />

ich...irgendwas...kaputt...Du...musst...hhnnng" mit letzter Kraft fokussierte er s<strong>ein</strong>e<br />

Gedanken auf <strong>ein</strong>en Befehl für den Haus-Computer: Nachricht "Notfall" abspielen.<br />

Dann brach er zusammen und die Welt um ihn fiel in sich zusammen, bis er das<br />

Gefühl hatte, in <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en schwarzen Kammer <strong>ein</strong>gesperrt zu s<strong>ein</strong>, ohne etwas zu<br />

sehen oder zu hören.<br />

Jarin war gerade aus dem Bad gekommen, der weiche Morgenmantel hatte sich<br />

angenehm um sie gelegt. Doch das war jetzt das Letzte, woran sie dachte: Vor ihr war<br />

Thorsten eben auf die Kniee gesackt und zusammengebrochen! Die Augen waren halb<br />

geöffnet, aber sie sahen starr und glasig ins Nichts. "Thorsten! Thorsten! Wach auf!<br />

Was ist mit dir? Rede mit mir!" k<strong>ein</strong>e Antwort, nur flacher, schwacher Atem. "Du hast<br />

gesagt du hast dich angepasst! Tu mir das nicht an...Thorsten...wach auf." Jarin brach<br />

neben ihm zusammen und w<strong>ein</strong>te. Die Stimme des Computers drang aus den<br />

Wänden:"Befehl zur Nachrichtenwiedergabe wird ausgeführt:..." Jarin sah auf, ihr<br />

Blick war von den Tränen behindert, doch sie hörte <strong>ein</strong>e Aufzeichnung von Thorstens<br />

Stimme:"...Jarin, ich habe dies aufgenommen, für den Fall, dass eben dieser Fall<br />

<strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>tritt. Aus irgend<strong>ein</strong>em Grund kann ich mir nicht mehr selber helfen. Ich<br />

bitte dich, mich zu Jerome Thornton zu bringen, er wohnt im Sektor Linie der Energie.<br />

Er kann mir nicht helfen, aber er weiss <strong>ein</strong>en Ort, den ich ihn <strong>ein</strong>st genannt habe, zu<br />

dem ihr mich bringen müsst. Entschuldige bitte die Umständlichkeiten, aber selbst ich<br />

weiss nicht, wo der Ort ist, zu dem ihr mich bringen müsst. Zu groß ist die Gefahr,<br />

dass irgendjemand ihn findet. Sag ihm, er müsse s<strong>ein</strong>e Aufgabe als Wächter erfüllen.<br />

Sag dem Computer, du brauchst <strong>ein</strong> Schiff...und nimm die Hunde mit, du wirst sie<br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich brauchen. Ich liebe dich." Mit diesen Worten endete die Aufzeichnung.<br />

Jarin w<strong>ein</strong>te noch, doch nun hatte sie Hoffnung. Sie nahm sich zusammen und stand<br />

auf:"Computer, schicke mir <strong>ein</strong> Schiff, dass mich zu Jerome Thornten in Linie der<br />

Energie bringt." "Bestätigt." Jarin rannte nach oben und zog sich, so schnell sie


konnte, an. Dann rannte sie zur Tür und rief die Hunde. Die fünf Tiere kamen<br />

augenblicklich angerannt und ins Haus hin<strong>ein</strong>, wo sie sich zu Thorsten legten. Die<br />

Tiere schienen zu spüren, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung war. Mit <strong>ein</strong>em<br />

Rauschen landete das große Schiff vor dem Haus. Jarin nahm Thorsten auf die Arme<br />

und trug ihn in das Schiff. Die Hunde folgten ihr. Das Loch in der Aussenwand des<br />

Schiffes schloss sich und es hob sich etwa zehn Meter über den Boden. Es drehte sich<br />

um 30 Grad nach rechts und sprang mit <strong>ein</strong>em blauen Blitz in den Orbit des Planeten,<br />

auf dem Jerome Thornton wohnte. Die Tarnung des Schiffes aktivierte sich<br />

selbstständig, dann glitt es hinunter in die Atmosphäre. Jarin konnte den Kontinent<br />

ausmachen, die Ost-Küste des Kontinents und dann <strong>ein</strong>e Stadt. Über <strong>ein</strong>em alten halb<br />

verfallenen Wohngebäude stellte das Schiff sich waagerecht und setzte lautlos auf<br />

dem Dach auf. Das Loch in der Wand öffnete sich wieder und Jarin sprang hinaus, die<br />

Hunde bewachten Thorsten. Die Tür des Schiffes schlos sich hinter ihr und Jarin<br />

rannte auf den Eingang zum Treppenhaus zu. Ein kl<strong>ein</strong>es verrostetes Vorhängeschloss<br />

sollte die Tür verriegeln. Jarin riss das Schloss ab und riss die Tür auf. Sie sprang in<br />

die erste Kurve der Treppen und dann hinunter in den Flur. Die Holztür zum Flur war<br />

ansch<strong>ein</strong>end schon länger aus den Angeln gefallen. Die Farbe an den Wänden war<br />

teilweise abgeblättert, verfallene Türen und flackernde Lampen beherrschten das Bild.<br />

Der Teppichboden war zentimeterdick mit Staub bedeckt und ver<strong>ein</strong>zelt lag Müll an<br />

den Rändern des Ganges. Das kl<strong>ein</strong>e Armband, das Thorsten ihr geschenkt hatte,<br />

zeigte mit <strong>ein</strong>em holographischen Pfeil auf <strong>ein</strong>e noch intakte Tür.<br />

Jarin rannte darauf zu und klopfte:<br />

Ein alter Mann, ungefähr Mitte Siebzig, mit krausen weißen Haaren und <strong>ein</strong>em ebenso<br />

weißem Vollbart, der bis zum Halsansatz reichte, öffnete die Tür. Der Mann war <strong>ein</strong>en<br />

Tick kl<strong>ein</strong>er als Jarin und nicht sehr kräftig, aber auch nicht dürr. Die Stimme des<br />

Mannes klang gebildet und als ob er viel Lebenserfahrung hatte:"Ja, junge Frau, was<br />

kann ich für sie tun?" "Sind sie Mister Thornton, Jerome Thornton?" "Ja." "Ich komme<br />

wegen Thorsten Kemmrich. Er hat mir gesagt, ich solle ihnen ausrichten, dass sie ihre<br />

Aufgabe als Wächter erfüllen sollen." Die grauen Augen des Mannes weiteten sich,<br />

dann streckte er den Kopf aus der Tür, sah sich im Gang um und sah dann wieder<br />

Jarin an:"Kommen sie r<strong>ein</strong>...Schnell!"<br />

Jarin verfolgte kurz die Blicke des alten Mannes und trat <strong>ein</strong>. Die Wohnung vermittelte<br />

<strong>ein</strong>en ganz anderen Eindruck als das Haus in dem sie lag. Die Wohnung war gepflegt<br />

und modern, lediglich die auf den Schreibtischen herumliegenden Papiere und<br />

Zeitungsauschnitte gaben dem Domizil <strong>ein</strong>en schlampigen Touch. Jarin hatte zwar im<br />

Moment anderes im Kopf, aber aus Affekt musste sie <strong>ein</strong>en der Zeitungsausschnitte<br />

betrachten. Die Schlagzeile lautete: Handelsstation wird auf mysteriöse Weise<br />

gerettet. Augenzeugen berichten davon, dass die Station aus unbekannter Ursache<br />

ihre Position wieder <strong>ein</strong>nahm. Jarin erkannte sofort die unbekannte Ursache:<br />

Thorsten.<br />

Als Thornton die Tür schloss, drehte er sich zu ihr um:"Und in welcher Beziehung<br />

stehen sie zu ihm? Sind sie <strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>er Kreationen?" "N<strong>ein</strong>, er ist m<strong>ein</strong> Verlobter." "Sie<br />

sind s<strong>ein</strong>e Verlobte?! Wie alt sind sie denn? Ich m<strong>ein</strong>e, ich habe ihn das letzte mal vor<br />

fünfunsechzig Jahren gesehen." "Ich bin zweiunzwanzig. Bitte beeilen sie sich, es geht<br />

ihm sehr schlecht!" Thornton hob die Hände und wedelte damit:"Moment, Moment!<br />

Wie kann ich wissen, dass sie wirklich zu ihm gehören?! Da könnte ja jedes Wesen<br />

kommen und behupten, dass ich ihn zu dem Ort bringen soll." "Wie soll ich ihnen das<br />

beweisen?! Und wer sollte sich soweit mit Thorsten auskennen, dass er von ihnen<br />

weiss?" "So lange sie mir k<strong>ein</strong>en Beweis geben, werde ich sie nicht begleiten.<br />

Thorsten hat mich angewiesen, lieber zu viel Paranoia walten zu lassen, als dass das<br />

was ich bewachen soll, in falsche Hände kommt." "M<strong>ein</strong> Gott...ich..." Jarin war kurz<br />

davor, ihn zu packen und zu schütteln, doch dann kam ihr <strong>ein</strong>e Idee:"...Oben auf dem<br />

Dach steht <strong>ein</strong>es s<strong>ein</strong>er Schiffe und er liegt darin und bewegt sich nicht mehr. Mehr<br />

habe ich ihnen nicht anzubieten, um sie zu überzeugen." Thornton rieb sich s<strong>ein</strong> Kinn


und zwirbelte s<strong>ein</strong>en Bart dort. Er überlegte. Jarin sah ihn <strong>ein</strong>dringlich an, sie wollte<br />

nicht noch länger untätig da stehen. Thorntons Augen sahen in die ihren, s<strong>ein</strong>e grauen<br />

Augen strahlten <strong>ein</strong>e gewisse Kraft aus und er schien direkt durch ihre Augen in ihre<br />

Seele zu sehen und sie zu mustern. Er rieb sich erneut mit Daumen und Zeigefinger<br />

das Kinn, dann nickte er:"Ich denke, ich kann ihnen vertrauen." "Aber sie haben das<br />

Schiff doch noch garnicht gesehen..." "Ich habe eben genug gesehen, um zu wissen,<br />

was ich nun weiss. Warten sie, ich muss nur <strong>ein</strong> paar Sachen packen." Thornton<br />

öffnete die Glastür <strong>ein</strong>es Bücherregals und griff <strong>ein</strong> ziemlich alt aussehendes Buch.<br />

Dann drehte er sich um, griff <strong>ein</strong>e ebenfalls alt aussehende Ledertasche und steckte<br />

das Buch hin<strong>ein</strong>. Er ging in <strong>ein</strong> Nebenzimmer und kam mit <strong>ein</strong>er Brille mit runden<br />

Gläsern wieder hinaus. Dann wühlte er in dem Haufen aus Papieren auf <strong>ein</strong>em der<br />

Schreibtische und zog <strong>ein</strong>e vergilbte Papierrolle hinaus, die er auf die Tasche legte und<br />

mit dem Schliessen der Tasche befestigte.<br />

Hinter der Tür stand <strong>ein</strong> Kleiderständer, den Jarin zuerst nicht bemerkt hatte:<br />

Thornton griff sich <strong>ein</strong>e braune Lederjacke, streifte sie über und nahm <strong>ein</strong>en Stoffhut,<br />

wie er von Indiana Jones in den antiken Filmen auf der Erde getragen wurde. Der<br />

Mann griff sich s<strong>ein</strong>e Tasche und sah sie an:"Von mir aus können wir los." "Gut!" Jarin<br />

drehte sich um und lief aus der Tür, dabei passte sie ihr Tempo dem langsameren<br />

Thornton an.<br />

Nachdem sie durch den verfallen Flur und die Treppe zum Dach hoch gerannt waren,<br />

erreichten sie das Dach.<br />

Thornton war komplett ausser Atem und sah sich um:"Also...huff...puh...ich...sehe<br />

hier k<strong>ein</strong> Schiff." Jarin konnte das Schiff auch nicht sehen, aber sie wusste ungefähr<br />

wo es war. Sie ging in Richtung der Stelle und aus dem Nichts öffnete sich in ihrer<br />

Sicht <strong>ein</strong>e Tür, hinter der man den Innenraum des Schiffes und die drei Dobermänner<br />

erkennen konnte. Thornton nickte: "Ich verstehe. Wir müssen zur Erde, in <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Dorf in Irland um genau zu s<strong>ein</strong>. Es heisst Ennis." Beide stiegen in das Schiff. Jarin<br />

sah Thorsten, der sich schüttelte und krampfte. Sie rannte zu ihm und umarmte ihn,<br />

während ihm in den weit aufgerissenen Augen <strong>ein</strong>ige Kapilare platzten und sich rot<br />

durch das dort liegende Weiß zogen. Jarin begann wieder zu w<strong>ein</strong>en, doch dann riss<br />

sie sich zusammen und versuchte Thorsten davon ab zu halten, s<strong>ein</strong>e Zunge zu<br />

verschlucken. Thornton hielt sich zuerst zurück, doch dann, als der Krampf aufgehört<br />

hatte, ging er zu dem ins Nichts starrendem Thorsten:"Ich hätte nie gedacht, dass ich<br />

ihn mal so sehen würde, auch wenn sich s<strong>ein</strong> Äusseres nicht geändert hat. Er wirkt so<br />

hilflos. Alter Freund, was ist nur mit dir los?!" Jarin drehte sich zu Thornton und<br />

wischte sich <strong>ein</strong>e Träne aus dem linken Auge:"Sie sagten, wir müssten nach Irland?<br />

Nach Ennis?" "Ja...zu <strong>ein</strong>em alten Bahnhof in <strong>ein</strong>em Wald im Norden. Die Gleise sind<br />

sechshundert Jahre alt, wie der Bahnhof. Das Schiff soll dort nach Eisen suchen."<br />

"Computer, springe zur Erde, Zielort ist Ennis in Irland. Suche dort im nördlichen Wald<br />

nach Eisen." "Bestätigt, ich führe die Befehle aus." Thornton setzte sich in <strong>ein</strong>en der<br />

Sessel und stellte s<strong>ein</strong>e Tasche ab:<br />

"Die Hunde, woher sind sie?" "Thorsten hat sie aufgenommen, sie sind gute Tiere."<br />

Claw legte s<strong>ein</strong>en s<strong>ein</strong>en Kopf auf Thorntons B<strong>ein</strong> und liess sich von dem alten Mann<br />

den Kopf streicheln. Kurz darauf verschwand alles kurz in <strong>ein</strong>em blauen Blitz, um dann<br />

im Orbit der Erde wieder auf zu tauchen. Cerberus legte s<strong>ein</strong>en kopf auf Thorstens<br />

Brustkorb, Reaper und Hunter auf s<strong>ein</strong>e B<strong>ein</strong>e. Rex gesellte sich zu Jarin und<br />

versuchte ihr Trost zu spenden, indem er mit großen Augen ihre Hand ableckte. "Ihr<br />

seid wirklich gute Hunde." Thornton lächelte sie traurig an und sah zu Claw<br />

herunter:"Entschuldigen sie, wenn ich etwas taktlos bin, aber wie haben sie und<br />

Thorsten sich kennen gelernt?" Jarin wusste genau, dass Thornton versuchte, sie und<br />

sich abzulenken, also liess sie sich darauf <strong>ein</strong>, so lange das Schiff noch durch die<br />

obere Atmosphäre glitt:"Ich bin laut ihm die erste Langlebige von der Erde. M<strong>ein</strong><br />

Hausarzt hatte das erkannt und mich gejagt. Ich komme aus Schweden, dort bin ich<br />

im Norden durch die Wälder geirrt und wäre b<strong>ein</strong>ahe erfroren, hätte er mich nicht


gefunden und mich aufgenommen. Daraus ist dann mehr geworden. Und woher<br />

kennen sie ihn?" "Oh. Das ist lange her. Damals war ich <strong>ein</strong> Junge, knapp zwölf. Ich<br />

war damals mit m<strong>ein</strong>er Familie unter <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>gestürzten Haus verschüttet. Thorsten<br />

fand uns und befreite uns. Seitdem bin ich <strong>ein</strong> Wächter des Geheimnisses, auch wenn<br />

ich selbst nicht weiss, worum es sich handelt. Nur der Ort, wo wir hin müssen, wenn<br />

wir die Suche beginnen wollen, ist mir bekannt." "Sie wissen also nicht, was es ist?"<br />

"N<strong>ein</strong>, nur dass was in diesem Buch steht und auf dieser Karte verzeichnet ist."<br />

Thornton griff nach s<strong>ein</strong>er Tasche, öffnete die Lasche und reichte Jarin die Karte, dann<br />

nahm er das Buch hinaus. Er schlug es auf und redete weiter:"Es ist <strong>ein</strong> sehr altes<br />

Buch. Es sieht aus wie <strong>ein</strong> normales Buch und die Seiten sehen aus wie Papier und<br />

fühlen sich so an, aber es ist k<strong>ein</strong> Papier." "Wie kommen sie darauf?" Thornton packte<br />

<strong>ein</strong>e Seite des Buches und zog daran, verknickte sie, versuchte es zu zerreissen und<br />

zerknüllte sie. Als er das Blatt los liess, entknüllte es sich und lag wieder glatt und<br />

unbeschädigt im Buch. "Deswegen. Die Karte hat genau die gleichen Eigenschaften.<br />

Nun, nach dem was hier steht, hat Thorsten seit fünfhundertfünfzig Jahren<br />

sogenannte Wächter ernannt, denen er dieses Buch hier gab. Es enthält von jedem<br />

Notizen, aber auch den Hauptteil, den Thorsten hin<strong>ein</strong> geschrieben hat. Alle wachen<br />

über <strong>ein</strong>en Ort, den k<strong>ein</strong>er von ihnen je gesehen, geschweige denn betreten hat."<br />

"Und es macht ihnen nichts aus, auf etwas aufzupassen, was sie garnicht kennen?"<br />

"Oh, n<strong>ein</strong> m<strong>ein</strong>e Liebe, es ist in gewisser Weise soger <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Ehre. Zu wissen,<br />

dass man <strong>ein</strong> jahrhunderte altes Geheimnis bewacht, verleiht <strong>ein</strong>em doch <strong>ein</strong>en<br />

gewissen Stolz." In diesem Moment setzte das Schiff auf, der Computer ertönte:"Ziel<br />

erreicht. Ich habe die Umgebung gescannt. Ein verfallenes Bahnhofsgebäude mit<br />

kaputten Computern, <strong>ein</strong>e alte Brenstoffzellen-Zugmaschine und <strong>ein</strong>e Dampflok." Jarin<br />

sah auf:"Eine Dampflok?! Wieso verfällt hier <strong>ein</strong>e Dampflok? So etwas steht in <strong>ein</strong>em<br />

Museum." Der Computer sprach von neuem:"Die dampflok ist nicht verfallen, sie ist in<br />

<strong>ein</strong>wandfreiem Zustand. Sie ist lediglich von Efeu überwuchert."<br />

Thornton steckte das Buch zurück in s<strong>ein</strong>e Tasche:"Ich glaube, da haben wir den<br />

ersten Hinweis auf unsere Suche." Jarin nickte. Sie nahm Thorsten auf die Arme und<br />

trug ihn hinaus, wobei ihr zuerst Thornton und dann die Hunde folgten. Der Boden des<br />

Waldes war von <strong>ein</strong>em dichten Nebel bedeckt, der beim Gehen an den B<strong>ein</strong>en vorbei<br />

nach oben glitt. Ver<strong>ein</strong>zelt fielen Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach der<br />

Laubbäume. Es roch nach Laub, nach Herbst und nach Erde. Hinzu kam der Feuchte<br />

Geschmack des Nebels, der ihr im Mund lag. Ver<strong>ein</strong>zelt hörte man das Zwitschern von<br />

Vögeln.<br />

Sie sah sich um: Ein paar Mauerreste, die sch<strong>ein</strong>bar im Nebel versanken, sonst konnte<br />

sie nur zwei Hügel erkennen, beide total mit Efeu überzogen. Sie legte Thorsten in die<br />

feuchten Kräuter und Moose, so, dass nur noch s<strong>ein</strong> Oberkörper durch <strong>ein</strong>en<br />

umgefallenen Baumstamm über den Nebel gehalten wurde, und riss den Efeu vom<br />

ersten Hügel ab. Gelber Lack mit mehreren Rostlöchern verbarg sich darunter. Das<br />

Metall war so korrodiert, dass es zerbröckelte, als Jarin den Efeu abriss. Also nichts.<br />

Sie ging zum nächsten Hügel und riss auch hier den Efeu hinunter: Blankes Metall, wie<br />

poliert, glänzte unter den Ranken. Sie riss noch mehr ab, Thornton unterstützte sie.<br />

Trotzdem ging es nicht schnell genug. Jarin drehte sich zu den Hunden um:"Los. Helft<br />

mir schon." Die Hunde sprangen an ihre Seite und nahmen jeweils mehrere Ranken<br />

des Efeu in ihre Mäuler und rissen sie von der Lok. Nach gut <strong>ein</strong>er Minute war die Lok<br />

frei von Ranken.<br />

Die Lok war circa zwölf Meter lang: Ein großer Dampfkessel von ungefähr acht Metern<br />

Länge mit drei Schornst<strong>ein</strong>en, <strong>ein</strong>em Großen und zwei Kl<strong>ein</strong>en. Dahinter lag <strong>ein</strong><br />

großes Führerhaus und das ganze auf zwanzig Rädern. Die Lok bestand aus silbernem<br />

Metall, reich verziert mit schnörkeligen dicken Gravuren von Pflanzen und<br />

undefinierbaren Mustern, die der Lok das Aussehen gaben, als ob sie direkt aus dem<br />

achtzehntem Jahrhundert, der Zeit der Automaten, stammte. Es war <strong>ein</strong>e<br />

wunderschöne Maschine. Jarin hob Thorsten vom Boden und wies die Hunde an ihr zu


folgen, Thornton war schon in das Führerhaus gestiegen. Sie stieg die dreisprossige<br />

Leiter nach oben in die Kabine, die Hunde sprangen hinterher. Der Innenraum der Lok<br />

stand den prachtvollen Gravuren in nichts nach: Der Innenraum war mit Holz<br />

verkleidet, in <strong>ein</strong>em warmen dunklem Braunton. Auf dem Boden lag <strong>ein</strong> roter<br />

Samtteppich mit goldenem Rand und Einwebungen. Drei Sessel aus dem selben rotem<br />

Samt wie der Teppich, ebenfalls mit geldenen Einwebungen, aber mit holzernen<br />

B<strong>ein</strong>en. Die Fenster waren golden umrandet und <strong>ein</strong>e edle halbkugelförmige Lampe<br />

hing von dem Dach der Lok. In <strong>ein</strong>er Ecke stand <strong>ein</strong> großes Bett, von der selben<br />

Bauweise wie die Sessel, nur mit weißem Bezug anstatt Rotem.<br />

Jarin legte Thorsten in das Bett und positionierte s<strong>ein</strong>en Kopf sanft auf dem Kissen,<br />

dann deckte sie ihn zu.<br />

Thornton sah sich ebenfalls um, nur viel aktiver. Er war zu der zum Kessel gerichteten<br />

Seite des Raumes gegangen, an der <strong>ein</strong>e große Steuer-Apparatur mit Hebeln,<br />

Ventilrädern und Schubreglern stand. Dies Stangen der Hebel waren silbern, der Rest<br />

war golden. Selbst in der Holzvertäfelung waren mit Gold umrandete Löcher, in denen<br />

silberne Zahnrad-Mechanismen lagen, die an jedem Rad mit ähnlichen Mustern wie<br />

ausserhalb, auf der Hülle der Lok, verziert waren. Gehalten wurden die Zahnräder<br />

durch silberne Bolzen, deren Köpfe ebenfalls mit Mustern verziert waren.<br />

Jarin richtete ihren Blick auf die Mitte der gesamten Apparatur, die Thornton gerade<br />

<strong>ein</strong>gehend untersuchte: Es war <strong>ein</strong>e Scheibe aus goldenen Ringen, mit silbernen<br />

Gravuren und durch silberne Zahnringe mit<strong>ein</strong>ander verbunden. Dabei war die<br />

Scheibe, von der Seite betrachtet, total eben. Nur wenn man von Vorne darauf sah,<br />

konnte man die Gravuren erkennen und die Ausspaarung in der Mitte: Ein vierzackiger<br />

Stern, mit jeweils vier kl<strong>ein</strong>eren Zacken in den Ecken wo <strong>ein</strong>e Zacke an die Nächste<br />

grenzte. Ausserdem waren nach aussen gewölbte Gravuren in der Ausspaarung.<br />

Thornton nahm die Brille ab und rieb sich das Nasenb<strong>ein</strong>, um dann mit Daumen und<br />

Zeigefinger durch s<strong>ein</strong>e weissen Augenbrauen zu fahren:"Irgendwo habe ich diese<br />

Form schon <strong>ein</strong>mal gesehen...aber wo?!" S<strong>ein</strong>e Augen öffneten sich von <strong>ein</strong>em<br />

Moment zum anderen und s<strong>ein</strong>e Hand wanderte von der Stirn zum Mund. Es schien<br />

ihm wieder <strong>ein</strong>gefallen zu s<strong>ein</strong>. Thornton nahm sich s<strong>ein</strong>e Tasche und kramte das Buch<br />

heraus. Er drehte es um und öffnete den hinteren Buchdeckel, der ungewöhnlich dick<br />

war. In dem Buchdeckel war <strong>ein</strong> Stern <strong>ein</strong>gebettet, in genau der selben Form, mit den<br />

selben Gravuren nach innen gerichtet. Der Stern hatte in der Mitte <strong>ein</strong>en Juwel, der<br />

Wolken und Kontinente besaß, ansonsten war er blau: Die Erde! Der St<strong>ein</strong> war in<br />

<strong>ein</strong>en goldenen Ring gefasst, der sich zu den kl<strong>ein</strong>en Zacken ausweitete und vier<br />

dünne Ausläufer, <strong>ein</strong>en über jeden der langen Zacken, formte, deren Enden sich um<br />

die Spitzen der silbernen langen Zacken schlossen. Auf diesen Spitzen waren in die<br />

schnörkeligen Buchstaben N, O, S und W ím Urzeigersinn. Europa bildete das Zentrum<br />

des Juwels.<br />

Vom Nordpol ragte die Nord-Zacke weg, von dem asiatischem Kontinent die Ost-<br />

Zacke, von der Antarktis die Süd-Zacke und vom amerikanischen Kontinent die West-<br />

Zacke.<br />

Thornton legte die Rückseite des Himmelsrichtungs-Symbols an die Vertiefung und<br />

drückte sie hin<strong>ein</strong>. Es klickte und man hörte <strong>ein</strong> seltsames Rauschen, dann kamen<br />

zwei goldene Plättchen pro silberner Zacke, <strong>ein</strong> Plättchen jeweils links und rechts/oben<br />

und unten der Zacke, und klappten sich als Halteklammern darum. Die Klammern<br />

hatten ebenfalls <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Muster.<br />

Nun drehte sich das Erd-Juwel mit dem Nordpol nach rechts. Zuerst waren beide<br />

Menschen ratlos, doch dann griff Jarin intuitiv den Stern und drehte ihn so nach<br />

rechts, dass der Nordpol wieder mit der Nord-Zacke zusammenfiel. Man hörte es<br />

klicken: Bei <strong>ein</strong>em der Ringe begannen die Gravuren in <strong>ein</strong>em warmen Hellblau zu<br />

leuchten, worauf hin der Ring langsam zu rotieren begann.<br />

Wieder drehte sich das Juwel, dieses mal war der Nordpol mit der West-Zacke<br />

zusammengefallen. Wieder drehte Jarin den Stern und erneut begann die Gravur <strong>ein</strong>er


der Ringe zu leuchten und der Ring begann zu rotieren. Nun begannen sich aber auch<br />

alle Zahnringe zu drehen.<br />

Dieses mal drehte sich Nordpol an Süd-Zacke und Antarktis an Nord-Zacke. Jarin<br />

drehte erneut den Stern. Wieder klickte es und die Gravur <strong>ein</strong>er der Ringe begann zu<br />

leuchten und der Ring fing wieder an zu rotieren.<br />

Nun drehte der Stern sich in normale Position, ebenso das Juwel, doch es geschah<br />

nichts weiteres.<br />

Jarin überlegte, doch dann versuchte sie es <strong>ein</strong>fach: Sie drehte den Stern <strong>ein</strong>mal im<br />

Uhrzeigersinn im Kreis. Wieder klickte es und die Gravuren des letzten Ringes<br />

begannen zu leuchten und dieser zu rotieren.<br />

Jetzt spürte man die ganze Lok, wie sie begann zu vibrieren, gleichzeitig hörte man<br />

<strong>ein</strong> Geräusch, wie von <strong>ein</strong>em startendem Triebwerk. Drei Ventilräder und vier Hebel<br />

leuchteten mit unterschiedlichen Intensitäten. Jarin wollte den am schwächsten<br />

leuchtendsten Hebel zuerst umlegen, doch er bewegte sich nicht. Also griff sie nach<br />

dem am stärksten leuchtendem Ventilrad und drehte es im Uhrzeigersinn bis das<br />

Leuchten verschwunden war. Im Gegenzug wurden die anderen sechs<br />

Schaltinstrumente heller. Sie griff das zweite Ventilrad, welches nun am stärksten<br />

leuchtete, wieder geschah das Selbe. Beim dritten Rad war es auch nicht anders. Nun<br />

legte Jarin den ersten Hebel um: Die Bolzen-Köpfe in den beiden Zahnrad-<br />

Mechanismen links und rechts in der Wand bei der Apparatur begannen zu leuchten,<br />

immer noch in dem selben Hellblau, wie alle anderen Gravuren auch. Jarin legte den<br />

zweiten Hebel um: Jetzt begannen die Gravuren auf den Zahnrädern selbst zu<br />

leuchten. Der dritte Hebel und die linken Zahnräder gaben <strong>ein</strong> Klicken von sich.<br />

Nun der letzte Hebel: Jarin legte ihn um und auch die rechten Zahnräder klickten,<br />

dann begannen sich beide Zahnrad-Mechanismen zu bewegen. Erst drehten sich die<br />

Zahnräder langsam, dann immer schneller, bis man sie nur noch als silbern hellblau<br />

lechtende runde Platten erkennen konnte. Die Apperatur begann komplett zu leuchten<br />

und bis auf die Platte aus Ringen mit der Juwelen-Platte fuhren sie alle in die Wand<br />

oder in den Boden. Man hörte nun aus den Tiefen des Kessels <strong>ein</strong> Rauschen, das<br />

immer schneller wurde, wobei es immer leiser wurde. Bald war das Rauschen nicht<br />

mehr zu hören, doch dann begannen sämtliche Gravuren auf dem Kessel und<br />

überhaupt ausserhalb der Lok hellblau zu leuchten. Die Lok setzte sich in Bewegung.<br />

Jarin und Thornton sahen sich um, dann erklang <strong>ein</strong>e Stimme aus den Wänden und<br />

der Decke:"Computer online...Systeme online. Scanne Passagiere: Erbauer...bestätigt.<br />

Wächter...bestätigt. Weibliche Person mit Biomodifikationen...akzeptiert. Fünf Hunde<br />

mit Biomodifikationen...akzeptiert. Willkommen, wir beginnen die Suche." Mit diesen<br />

knappen Worten setzte sich die Log in Bewegung über die verrosteten Schienen. Es<br />

knackte und knirschte, als die Lok sich durch den Teppich von Moosen und Kräutern<br />

schob, die die Schienen überwuchert hatten. Mit circa 60 kM/H pflügte die Lok über<br />

die berwucherten schienen. Jarin sah <strong>ein</strong>en Baum immer naher kommen, <strong>ein</strong>e riesige<br />

Eiche. Sie machte sich darauf gefasst, dass der Baum an der Lok zerbersten würde,<br />

doch stattdessen verschwand er in <strong>ein</strong>em blauen Lichtermeer, um wieder zu<br />

ersch<strong>ein</strong>en, nachdem die Lok die Stelle passiert hatte.<br />

Die Lok wurde immer schneller, bis die Umgebung b<strong>ein</strong>ahe komplett verschwamm.<br />

Jarin sah auf die Uhr an ihrem Handgelenk und drückte <strong>ein</strong>en Knopf an deren Seite:<br />

Ein kl<strong>ein</strong>er holographischer Kompass erschien über dem Ziffernblatt. Sie fuhren nach<br />

Nord-Osten und wenn sie aus dem Fenster sah, konnte sie am Horizont <strong>ein</strong> Meer oder<br />

<strong>ein</strong>en großen See erkennen. Thorsten begann wieder zu zucken, Thornton wollte ihn<br />

halten, aber Thorstens übermenschliche Körperkraft schleuderte ihn unsanft auf den<br />

Boden. Jarin rannte von dem Sessel in dem sie saß zu Thorsten, während Thornton<br />

sich wieder hoch rappelte. Sie versuchte, Thorsten zu helfen, indem sie ihn fest hielt,<br />

doch wieder konnte sie nichts weiter tun, als ihn daran zu hindern, s<strong>ein</strong>e Zunge zu<br />

verschlucken oder sich darauf zu beißen. Dieses mal war der Krampf jedoch heftiger<br />

und Thorsten biss ihr <strong>ein</strong>e blutige Wunde in den Handrücken. Sie schrieh auf, doch


dann vergaß sie den Schmerz und versuchte Thorsten zu helfen, indem sie <strong>ein</strong>e<br />

Kraftfeld als Knebel in s<strong>ein</strong>en Mund projezierte, während sie sich die Hand rieb. Nach<br />

<strong>ein</strong>er Minute hörte Thorsten auf zu zucken, er atmete zwar noch flach, aber besonders<br />

gut sah er nicht mehr aus: Aus Mund, Nase, Augen und Ohren lief ihm Blut, ebenso<br />

aus Wunden in den Handflächen, die er sich mit den Fingernägeln beim Krampf<br />

hin<strong>ein</strong>gerissen hatte. Die Haut über den Fingerknöcheln war blutleer. Jarin rieb sich<br />

die Hand, die Wunde blutete nicht stark, aber es tat höllisch weh. Eine<br />

Energieentladung die aus ihrem Brustkorb durch die Schulter und den Arm in ihrer<br />

Hand drang, hüllte die Wunde <strong>ein</strong>. Ein kl<strong>ein</strong>er Lichtblitz drang durch die Wunde und<br />

dieses begann sich zu schliessen. Sie rieb sich die nun nicht mehr schmerzende<br />

intakte Hand, schloss sie in <strong>ein</strong>er Welle die vom kl<strong>ein</strong>em Finger bis zum Daumen lief<br />

und öffnete die Hand wieder. Thornton sah sich die Hand an:"Wie machen sie das?"<br />

Jarin sah auch auf ihre Hand:"Ich weiss nicht, Thorsten hat mir <strong>ein</strong> paar<br />

Modifikationen verpasst. Ich wusste bis jetzt selbst nicht, das so was in mir ist."<br />

"Aha...ist das nicht seltsam? Ich m<strong>ein</strong>e, solche Technologien in sich zu haben und<br />

nicht zu wissen, wie sie funktionieren?" "Ich traue Thorsten." Thornton lächelte und<br />

nickte:"Ach ja die Liebe, als ich m<strong>ein</strong>e Elizabeth noch hatte...aber das ist auch lange<br />

her." "Das tut mir leid." "Ach, junge Dame, das muss es nicht. Es ist lange her." "Oh!<br />

Ich habe mich ihnen noch garnicht vorgestellt: Ich bin Jarin Ilanasi." "Ein hübscher<br />

Name." Thornton gab ihr die Hand:"Jerome Thornton, aber ich glaube, dass wissen sie<br />

ja schon." Jarin lächelte und sah aus den Fenstern.<br />

Die Lok hielt nicht an, sie fuhr weiter nach Nord-Osten, bis die Wassermasse sich zu<br />

<strong>ein</strong>em Fluss verengte. Die Lok fuhr weiter und weiter, irgendwann nahm sie jedoch<br />

Schub weg. Das verschwommene Bild hinter den Fenstern klarte sich auf: Mit Flechten<br />

behangene kahle Bäume, Sümpfe und Moore. Ein großes Moor-Gebiet. Die Lok kam<br />

zum stehen und die Tür öffnete sich, die Stimme des Computers erklang in <strong>ein</strong>em<br />

sakralen Ton:"Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich k<strong>ein</strong> Unglück<br />

denn du bist bei mir, d<strong>ein</strong> Stecken und Stab trösten mich." Ein Bibel-Zitat?! Jarin hätte<br />

sich ja viel denken können bei Thorstens High-Tech-Maschinen, aber das sie die Bibel<br />

rezitieren, hätte sie nicht erwartet. Thornton trat <strong>ein</strong>en Schritt vor:"Das ist doch Psalm<br />

23 <strong>ein</strong>es Evangeliums, oder?" "Ja, ich glaube auch. Aber was hat das jetzt zu<br />

bedeuten?" Thornton überlegte, wieder rieb er sich die Augenbrauen. "Nun, ich weiss,<br />

dass Thorsten so etwas nicht <strong>ein</strong>fach so abspielen lassen würde. Aber Moment...so<br />

etwas habe ich schon häufiger in Holos gesehen." Thornton griff sich das Buch und<br />

schlug Seite 23 auf. Jarin sah mit in das Buch:"Die mystischen Moore von Athlone,<br />

schon jeher Ort vieler Legenden, ist das Grab des zweiten Schlüssels. Beim Ruf des<br />

stählernen Riesen wird er den Schlaf vollenden, wenn die vier Lichter von ihren<br />

Altaren die Sümpfe erhellen." Ein Klicken war in dem Buch zu hören und der<br />

Buchrücken öffnete sich mit <strong>ein</strong>em leuchtendem Zahnradmechanismus im Einband<br />

und gab vier kl<strong>ein</strong>e Kugeln in Blau, Silber, Gold und Weiß frei. Die Kugeln waren von<br />

<strong>ein</strong>em unregelmäßigem Muster von Ringen überzogen, die sie in Segmente<br />

unterteilten.<br />

Sie nahm die Kugeln aus dem Buchrücken und prüfte ihr Gewicht: Obwohl sie kaum<br />

größer als <strong>ein</strong>e Kirsche waren, wog jede Kugel ungefähr so viel wie <strong>ein</strong> Apfel. Thornton<br />

sah auf das Buch, dann auf die Kugeln:"Ich vermute mal, wir haben unsere Lichter."<br />

Jarin nickte:"Ich werde nach draussen gehen und gucken, wo die Kugeln positioniert<br />

werden müssen. Rufen sie mich, wenn hier etwas passiert." "Gut...was ist das?!" Die<br />

Karte, die Thornton beim herausnehmen des Buches auf <strong>ein</strong>en der Sessel gelegt hatte,<br />

begann zu schimmern. Jarin nahm die Rolle und breitete die Karte auf dem Sessel<br />

auf: Aus dem vorher nicht zu erkennbaren Gewirre formten sich vier Zeichnugen, <strong>ein</strong>e<br />

in goldener Farbe, <strong>ein</strong>e in Blau, <strong>ein</strong>e in Silber und <strong>ein</strong>e in Weiß. Die goldene Zeichnung<br />

zeigte <strong>ein</strong>en Menschen, der unter der Sonne stand und von ihren Strahlen gewärmt<br />

wurde...das Licht. Der Zeichenstil wirkte wie aus der Zeit des Mittelalters. Die silberne<br />

Zeichnung zeigte <strong>ein</strong>e Fläche, aus der <strong>ein</strong> Baum wuchs...das Land. Die blaue


Zeichnung zeigte <strong>ein</strong>e wellenwerfende Fläche...Wasser. Die letzte Fläche in weiß stellte<br />

<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Stück <strong>ein</strong>es Planeten da, darüber der Himmel mit Wolken und das All. Jetzt<br />

begriff Jarin es: Die goldene Kugel stand für die Sonnen, die ihre wärmenden Strahlen<br />

aussendete, die silberne Kugel stellte die Planeten im Universum dar, auf denen das<br />

Leben entstand, die blaue Kugel das Wasser, Geburtsstätte vieler Lebensformen, und<br />

die weiße Kugel war das Symbol des Himmels und des Alls, zu denen die Lebewesen<br />

irgendwann strebten. Jarin prägte sich die bilder auf der Karte genau <strong>ein</strong> und verliess<br />

die Lok.<br />

Sie sah sich um: Die Sonne stand hoch über dem Moor und es roch nach Sumpf, Erde<br />

und Pflanzen. Ab und zu hörte man <strong>ein</strong> paar Frösche in der Ferne quaken. Jarin<br />

betrachtete die Kugeln: Sie hatten angefangen zu leuchten, <strong>ein</strong>ige stärker, andere<br />

schwächer. Jarin ging an die Spitze der Lok, die goldene Kugel und begann stärker zu<br />

leuchten, während die anderen leicht an Leuchtkraft verloren, besonders die Weiße.<br />

Die Schienen waren hier zuende, aber vorne glänzte irgendetwas unter <strong>ein</strong>er dicken<br />

Flechte, die wie <strong>ein</strong> Gespenst daran herunter hing. Jarin näherte sich dem glänzenden<br />

Objekt, wobei die goldene Kugel immer stärker leuchtete. Sie erreichte das Objekt<br />

und riss die Flechte ab: Es war <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es St<strong>ein</strong>-Podest. Das St<strong>ein</strong>-Podest war eher<br />

simpel, k<strong>ein</strong>e großen Verzierungen.. Jarin legte die goldene Kugel auf das<br />

Podest...nichts geschah, obwohl die Kugel wie verrückt leuchtete. Sie nahm die Kugel<br />

wieder hoch, kurz davor, zu verzweifeln. Doch dann geschah etwas: Als sie die Kugel<br />

anhob begann sie noch etwas mehr zu leuchten. Sie versuchte etwas anderes: Jarin<br />

hob die Kugel über das Podest in dessen Mitte. Das goldene Objekt leuchtete intensiv,<br />

dann verankerte es sich im Nichts über dem Podest. Jarin liess die Kugel los und diese<br />

schwebte über dem St<strong>ein</strong>, dann wurde sie von goldenem Licht <strong>ein</strong>gehüllt, das ab und<br />

zu in kl<strong>ein</strong>en Auroren abstob...wie die Sonne. Ein kl<strong>ein</strong>er Lichtstrahl ging von der<br />

Kugel aus und traf die Mitte des St<strong>ein</strong>-Podestes: Der St<strong>ein</strong> bekam Risse und begann<br />

zu bröckeln, dann fiel die st<strong>ein</strong>erne Hülle ab und <strong>ein</strong> goldenes Podest mit prachtvollen<br />

Gravuren von Sonnenstrahlen kam zum Vorsch<strong>ein</strong>, dessen Verankerung sehr tief im<br />

Boden liegen musste. Jarin drehte sich um und ging nun wieder zur linken Seite der<br />

Lok, wo sie ausgestiegen war, jedoch dieses mal noch etwas weiter links. Die silberne<br />

Kugel begann immer stärker zu leuchten, je weiter sie nach links von der Lok weg<br />

ging. Der Boden federte leicht, Jarin sah daraufhin nach unten und konnte <strong>ein</strong> dickes<br />

saftiges Moospolster erkennen. Je weiter sie in diese Moos-Wiese hin<strong>ein</strong> ging, desto<br />

stärker leuchtete die silberne Kugel. Sie ging weiter und nach <strong>ein</strong> paar weiteren<br />

Metern wurde das Leuchten der Kugel wieder schwächer. Jarin drehte sich um und<br />

ging zurück, dieses mal etwas weiter rechts. Die Kugel leuchtete noch schwächer, also<br />

drehte sie sich um und lief nach links. Dies tat sie so lange, bis sie <strong>ein</strong>en Punkt<br />

gefunden hatte, wo, wenn sie dort stand, die Kugel am stärksten leuchtete.<br />

Was nun? Hier gab es k<strong>ein</strong> Podest. Jarin nahm die silberne Kugel in die rechte Hand<br />

und rollte sie zwischen den Fingern hin und her. Gedankenverloren sah sie auf die<br />

kl<strong>ein</strong>e Kugel, die sie in ihren Fingern kreisen liess.<br />

Ein kl<strong>ein</strong>er Moment der Unachtsamkeit und die Kugel fiel ihr aus der Hand auf das<br />

Moos-Polster. Jarin hatte sich furchtbar verjagt, doch jetzt konnte sie erkennen, dass<br />

die Kugel noch stärker leuchtete. Ihr fiel der Baum auf der Zeichnung wieder <strong>ein</strong> und<br />

sie drückte die Kugel wie <strong>ein</strong> Saatkorn mit dem Daumen in die Erde.<br />

Aus dem kl<strong>ein</strong>en Loch drang nun <strong>ein</strong> silberner Lichtstrahl, der sich zu <strong>ein</strong>em Lichtkegel<br />

ausweitete. Jarin sah den erhabenen Lichtstrahl aus der Erde dringen und spürte, wie<br />

der Boden vor ihren Füssen sich wölbte. Sie sprang erschrocken zurück und sah auf<br />

die leuchtende Beule im Moos-Polster, die sich vor ihren Augen formte. Dann riss das<br />

Loch, durch das sie die Kugel in den Boden gedrückt hatte, auf und <strong>ein</strong> Podest schob<br />

sich hinaus aus dem Boden, wobei die Kugel wieder über ihm schwebte. Jarin<br />

betrachtete dieses Podest: Es war silbern wie die Kugel, <strong>ein</strong> anderes Silber als das der<br />

Lok, und besaß zahlreiche Gravuren von Pflanzen, Blättern und Gebirgen. Wie die<br />

Sonnenkugel hatte auch diese nun <strong>ein</strong>e Hülle entsprechend ihrer Bedeutung: Eine


silbern pulsierende Energie-Aura...das pulsieren wirkte fast wie <strong>ein</strong> menschlicher Puls.<br />

Jarin fand diese Altare wunderschön, und wenn sie bedachte, dass diese Mechanismen<br />

Jahrhunderte unentdeckt geblieben waren wie die prachtvolle Lok, dann fühlte sie<br />

diese Jahrhunderte um sie herum strömen, als wäre sie <strong>ein</strong> Teil davon geworden.<br />

Doch jetzt musste sie an Thorsten denken.<br />

Sie betrachtete die übrigen beiden Kugeln in ihrer linken Hand, wovon dieses mal die<br />

Weiße heller strahlte. Jarin machte sich auf zum Heck der Lok, wo beide Kugeln immer<br />

mehr strahlten, besonders aber die Weiße. Jarin wollte zuerst jedoch die blaue Kugel<br />

auf ihren Altar setzen, damit sie nicht um die Lok herum rennen musste, wenn irgend<br />

etwas darin passierte, wenn sie alle Kugeln positioniert hatte. Also ging sie auf die<br />

rechte Seite der Lok und suchte den Punkt, wo die Kugel am stärksten leuchtete. Sie<br />

ging weiter und weiter, wie bei den anderen Podesten etwa fünfzig Meter von der Lok<br />

weg. Doch dann versperrte ihr <strong>ein</strong> Sumpf den weiteren Weg. Die Kugel leuchtete noch<br />

nicht ansatzweise so stark wie die anderen in der Nähe der Podeste. Also aktivierte<br />

Jarin den Flug-Antrieb in ihrem Körper und schwebte knapp über der<br />

Wasseroberfläche über den Sumpf. Doch um so weiter sie vom Ufer wegflog, umso<br />

weniger leuchtete die Kugel. Jarin flog verzweifelt zum Ufer zurück und setzte sich<br />

w<strong>ein</strong>end auf das nasse Moos, wobei die Nässe nicht durch ihre Kleidung drang. Sie<br />

schluchzte laut auf:"Ach Thorsten...warum musstest du das hier alles so kompliziert<br />

machen?! Wie soll ich dir denn helfen?" Jarin sackte verzeifelt zusammen und liess<br />

ihre Arme kraftlos auf den Boden fallen. Sie schluchzte noch <strong>ein</strong>mal kurz auf und sah<br />

sich dann noch <strong>ein</strong>mal verzweifelt die Kugeln mit dem Muster aus Kreisen an, die in<br />

ihrer Hand lagen. "Thorsten...warum?..." <strong>ein</strong>e ihrer Tränen fiel ihr von der Wange und<br />

landete halb auf der blauen Kugel, welche daraufhin schlagartig stark zu leuchten<br />

begann:"Was???" Jarin drängte die Tränen zurück und sah sich die Kugel an, die nun,<br />

wo sie feucht war, leuchtete. Durch ihre Trauer kämpfte sich die Erkenntnis: Jarin<br />

nahm die Kugel in die rechte Hand und hielt sie damit halb in das Sumpfwasser, wo sie<br />

noch stärker zu leuchten begann. Sie stand auf und warf die Kugel ungefähr <strong>ein</strong>en<br />

Meter vor sich ins Wasser. Das Leuchten wurde stärker und ergriff das ganze Wasser<br />

mit enormen blauen Licht. Das Licht intensivierte sich weiter, dann drang es<br />

schlagartig aus dem gesamten Sumpf nach oben und bildete <strong>ein</strong>en Lichtkegel der<br />

<strong>ein</strong>en Meter in die Höhe ragte. Der Punkt, wo Jarin die Kugel hingeworfen hatte,<br />

leuchtete am stärksten, dann bewegte er sich gut zwanzig Zentimeter auf das Ufer zu,<br />

wo er noch <strong>ein</strong>mal intensiver zu leuchten begann. Nun wurde auch die Intensität des<br />

Lichtkegels stärker, dann hob sich der Lichtpunkt, also die Kugel wieder zur<br />

Wasseroberfläche.<br />

Immer höher stieg die Kugel, bis sie die Wasseroberflache durchdrang, gefolgt von<br />

<strong>ein</strong>em blauen Podest mit Gravuren von Wellen. Jarin betrachtete die Kugel, die war<br />

von <strong>ein</strong>er circa <strong>ein</strong>en halben Zentimeter dicken Wasserschicht umhüllt, die kl<strong>ein</strong>e<br />

Wellen warf, welche in Verbindung mit dem Leuchten der Kugel <strong>ein</strong> wunderbares<br />

Muster auf das Podest zauberten. Nun blieb nur noch die letzte Kugel.<br />

Jarin ging zum Heck der Lok und folgte den beiden Schneisen, die die Lok ins Moos<br />

geschnitten hatte, als sie über die überwucherten Schienen gefahren war. Das Licht<br />

der Kugel wurde stärker und stärker, dann nahm es wieder ab. Jarin ging <strong>ein</strong> paar<br />

Schritte zurück und erreichte wieder den Punkt, wo die Kugel am intensivsten<br />

leuchtete.<br />

Jarin überlegte, wie sie diese Kugel auf ihren Altar oder Podest setzen konnte. Alle<br />

anderen Kugeln brauchten immer das, was sie symbolisierten. Während Jarin<br />

nachdachte, nahm sie die Kugel eher unbewusst in die rechte Hand und begann sie<br />

leicht hoch zu werfen und wieder aufzufangen. Leicht irritiert bemerkte sie, das die<br />

Kugel immer etwas länger brauchte um in ihre Hand zu fallen, als sie es eigentlich<br />

sollte. Sie sah auf die Kugel, während sie sie weiterhin hoch warf. Immer wenn die<br />

Kugel hoch stieg, begann sie etwas stärker zu leuchten. Jarin versuchte etwas: Sie<br />

Warf die Kugel etwa <strong>ein</strong>en Meter über ihren Kopf, dieses mal schwebte die Kugel nur


langsam wieder in ihre Hände. Sie versuchte es erneut, dieses mal mit aller Kraft, die<br />

sie in ihren biomodifizierten Armen hatte. Sie holte mit dem rechten Arm aus und warf<br />

die Kugel in die Luft.<br />

Drei Meter über ihr blieb die Kugel in der Luft hängen und erreichte ihre stärkste<br />

Leuchtkraft. Jarin spürte etwas Wind aufkommen, dann blitzte die Kugel <strong>ein</strong>mal stark<br />

auf und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Wirbelsturm erhob sich von der Erde bis zu der Kugel, wo er das<br />

Moos zur Seite hin aufriss und die obere Platte <strong>ein</strong>es weißen Podestes frei legte,<br />

welche sich darauf hin aus dem Boden erhob. Das Moos war nicht aus dem Boden<br />

gerissen, sondern nur zur Seite weg, nun wehte es etwas im Wind. Die Kugel senkte<br />

sich leuchtend auf das Podest und der Wirbelsturm erstarb. Jarin betrachtete auch<br />

diese Kugel: Um die Kugel wehte es leicht und in dem weißen Licht konnte man den<br />

Wind sogar fast erkennen.<br />

Sie hörte Thornton aus der Lokomotive brüllen:"Miss Ilanasi! Kommen sie! Schnell!"<br />

Jarin rannte was ihre Biomodifikationen noch dazu beitragen konnten und sprang mit<br />

<strong>ein</strong>em Satz in die Kabine der Lok. "Was ist denn Mister Thornton?" "Sehen sie nur: Die<br />

Steuerung." Jarin sah zu der Fläche, wo die Steuerungs-Apparatur in die Wand und<br />

den Boden gefahren war: Ein besonders großer Hebel durchgehend aus Gold mit<br />

silbernen schnörkeligen Verzierungen war zum vorsch<strong>ein</strong> gekommen. Jarin ging zu<br />

dem Hebel, nahm den Griff in die Hand, zog den Sicherungshebel am Griff an und<br />

legte den Hebel um. Ein mechanisches Gerausch drang durch die Lok, als der Hebel<br />

irgend<strong>ein</strong>e Kombination aus Mechanismen und Elektronik in Bewegung setzte. Jarin<br />

sah auf den Kessel, dessen zylindrische Form sich nun an der rechten Seite öffnete: In<br />

dem Kessel kam <strong>ein</strong>e gigantische blau leuchtende Klangwalze, fast wie bei <strong>ein</strong>er<br />

Spieluhr, zum Vorsch<strong>ein</strong>. Rechts von der Lok schob sich <strong>ein</strong>e große reich gravierte<br />

Goldplatte, die der Zungenkamm war.<br />

Der Zungenkamm legte sich an die Klangwalze und diese begann sich zu drehen. Es<br />

klang vertraut...Für Elise? Thornton hatte die Stirn kraus gelegt:"Für Elise? Eine Lok<br />

als Spieluhr? Also Thorsten hat ech seltsame Sachen erschaffen." "Das hat sicher<br />

irgend<strong>ein</strong>en Grund." Die letzte Note verklang und um die Lok leuchteten die Kugeln<br />

auf ihren Altaren auf: In goldenem, silbernem, blauen und weißem Licht wurde die<br />

Lok gebadet, dann zogen sich die Lichter in die Kugeln zurück, wodurch diese noch<br />

stärker als vorher leuchteten. Dann spalteten sich die Kugeln an dem Ringmuster<br />

leicht auf. Die nun freigegebenen Linien leuchteten stark in der jeweiligen Farbe, dann<br />

begannen die Kugeln sich schnell zu drehen, bis man das Muster nicht mehr erkennen<br />

konnte. Als nächstes feuerten die Kugeln jeweils <strong>ein</strong>en Strahl in ihrer jeweiligen Farbe<br />

auf <strong>ein</strong>en Punkt über der Lok ab, wo sie sich in<strong>ein</strong>ander verwanden und dann in den<br />

großen Schornst<strong>ein</strong> schossen. Die Klangwalze wurde von Wellen dieser Lichter<br />

durchdrungen, dann schossen die Lichter durch den Zungenkamm in den Boden. Die<br />

Erde begann zu beben und die Lok erhob sich in die Luft. Der Kessel schloss sich<br />

wieder. Die Erde begann zu glühen in <strong>ein</strong>em weißen Licht. Die Lichter aus dem Boden<br />

schossen in die Lok und an die Lok. Neue Teile und Rumpfteile erschienen an der<br />

Maschine, bis sie teilweise wie <strong>ein</strong> Raumschiff aussah. Die Runde Kesselluke ganz<br />

vorne wurde von <strong>ein</strong>em spitz zulaufendem quer angeschrägten Keil ersetz und die<br />

Räder klappten nach unten in die Waagerechte.<br />

Dann spaltete sich der Boden auf, in zwei große Platten zerrissen flog das Moor<br />

unversehrt in die Luft und gab die Sicht auf den zweiten Schlüssel frei: Ein riesiger<br />

metallener Körper in der Form <strong>ein</strong>er Raute, deren <strong>ein</strong>e Spitze lang war, während die<br />

andere eher flach war. Somit sah es etwas aus wie <strong>ein</strong>e Pfeilspitze, an deren flachen<br />

Ende jeweils links und rechts <strong>ein</strong>e blaue Platte war, die zu leuchten begannen,<br />

wodurch das Objekt sich hob. Ein Schiff! die Spitze öffnete sich oben und die Lok<br />

dockte dort an, wobei sie weiter in das Schiff hin<strong>ein</strong> gezogen wurde. Der Kessel der<br />

Lok senkte sich noch <strong>ein</strong> Stück tiefer, dann schloss sich das Schiff um die Kabine der<br />

Lok, so dass zwar die Tür und die hinteren Fenster verdeckt waren, der Rest jedoch<br />

noch <strong>ein</strong>en Blick auf die Aussenwelt gestattete.


Die beiden silbernen Platten die das Heck gebildet hatten, spalteten sich nun in lange<br />

Platten auf, die wie gespreizte Hände über die blauen Antriebsplatten des Hecks<br />

ragten. Das Schiff erhob sich in den Himmel, liess die Wolken hinter sich und<br />

verschwand hinter dem Jupiter, dort blieb es zuerst stehen.<br />

Wieder erklang die Stimme des Computers:"Die Schlüssel sind ver<strong>ein</strong>t. Beginne nun<br />

mit Zielpeilung." Dort wo die Steuermaschinerie der Lok war, bildete sich <strong>ein</strong><br />

holographischer Bildschirm, der sich nun auf die Sonne ausrichtete, so wie das Schiff<br />

es mit s<strong>ein</strong>er Spitze tat. Der Computer fuhr fort:"Nutze Sonnenlinse." Jarin war dieser<br />

Begriff fremd, sie sah Thornton fragend an, er lächelte:"Schon im <strong>ein</strong>undzwanzigsten<br />

Jahrhundert hatte man geplant, die Sonne als <strong>ein</strong>e art gigantische Teleskop-Linse zu<br />

benutzen. Im zweiundzwanzigsten Jahrhundert hatte man das Projekt dann<br />

ausgeführt, doch die Sonde wurde auf ihrem Weg zerstört." Jarin lächelte und nickte.<br />

Zahlreiche Symbole und Fadenkreuze stellten die Sensorabtastungen auf dem Monitor<br />

für das menschliche Auge sichtbar da.<br />

Eines der Symbole begann zu blinken und zog <strong>ein</strong>e runde Fläche über die Sonne...die<br />

Sonnenlinse war gefunden. In dem neuen Bild scannte der Computer die Sterne und<br />

Galaxien ab, zommte auf <strong>ein</strong>en Punkt, der immer größer Wurde...<strong>ein</strong><br />

Asteroidenfeld...<strong>ein</strong> gigantisches Asteroidenfeld, zweimal so groß wie das Erd-<br />

Sonnensystem, in <strong>ein</strong>em anderen Spiralarm der Milchstraße, war das Ziel.<br />

"Zielkoordinaten errechnet. Sprungantrieb aktiviert." Ein blauer Blitz verschluckte kurz<br />

die Wirklichkeit, dann war das Schiff mit s<strong>ein</strong>en Passagieren mitten in dem<br />

gigantischen Asteroidenfeld.<br />

Jarin sah aus dem Front-Fenster: Um das Schiff herum standen kl<strong>ein</strong>e und gigantische<br />

Asteroiden im Raum. Die Größen varierten von der <strong>ein</strong>es Menschen, bis zu der <strong>ein</strong>es<br />

Mondes. Jarin schätzte die Größe des Schiffes auf ungefähr zweihundert Meter Länge<br />

und siebzig Meter Breite an der breitesten Stelle, somit dürften die kl<strong>ein</strong>eren<br />

Asteroiden ihm in k<strong>ein</strong>em Falle etwas anhaben.<br />

Thornton sah sich ebenfalls im All um:"Be<strong>ein</strong>druckend...wirklich mehr als<br />

be<strong>ein</strong>druckend. Aber was machen wir nun?" "Ich weiss nicht...steht vielleicht noch<br />

irgendetwas in dem Buch oder auf der Karte?" Thornton öffnete das Buch und sah auf<br />

Seite 23 nach, er schüttelte den Kopf. Dann sah er sich die Karte an:"Hier ist nur<br />

wieder dieses unnütze Gekrakel drauf, ich glaube nicht, dass das uns weiter helfen<br />

wird." Jarin sah sich in der Lok um, nirgendwo <strong>ein</strong> Zeichen von <strong>ein</strong>em Hinweis. Nach<br />

<strong>ein</strong>er Minute setzte sie sich verzweifelt auf <strong>ein</strong>en der Sessel und legte das Gesicht in<br />

die Hände:"Was soll dieser Mist?! Ich will m<strong>ein</strong>en Verlobten nicht verlieren!" Sie wollte<br />

gerade anfangen zu w<strong>ein</strong>en, als <strong>ein</strong> Zahnradgetriebe zu höhren war, das irgendwo<br />

hinter der Vertäfelung lief und mit <strong>ein</strong>em Klicken <strong>ein</strong>rastete. Nun hörte man <strong>ein</strong>e<br />

Glocke dreimal schlagen, dann erklang wieder die Stimme des Computers aus den<br />

Wänden:"Der Reisende der <strong>ein</strong>e Karte hat, ist vom Schicksal begünstigt. Hast du dich<br />

verirrt, so versuche, die Dinge aus <strong>ein</strong>em anderen Licht zu sehen und du wirst d<strong>ein</strong>en<br />

Weg finden." Jarin sah auf:"Warum diese blöden Rätsel, warum kann er nicht <strong>ein</strong>fach<br />

<strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er Schiffe die Sprungkoordinaten <strong>ein</strong>programmieren, damit es ihn dort hin<br />

bringt?!!" Thornton setzte sich in den Sessel Jarin gegenüber:"Nun...es hat sicher<br />

s<strong>ein</strong>en Grund. Wissen sie, Thorsten hat mir <strong>ein</strong>mal erzählt, dass etwas derart<br />

Wichtiges nicht so leicht zu finden s<strong>ein</strong> sollte. Wir wissen ja nicht, wonach wir suchen.<br />

Thorsten wollte sicher nicht, dass das was er gebaut hat, in falsche Hände gerät." "Sie<br />

haben sicher recht..." Ein Knacken war im Raum zu hören, gefolgt von <strong>ein</strong>em<br />

stöhnendem Geräusch...die Quelle war Thorsten. Jarin sprang auf und errichtete<br />

wieder <strong>ein</strong> Kraftfeld, damit Thorsten s<strong>ein</strong>e Zunge nicht verschluckte...doch das war<br />

wohl das geringste Problem: Eine blutige Wunde im brustkorb offenbarte das<br />

geschehene: Ein starker Krampf hatte s<strong>ein</strong>en Brustkorb zusammengepresst, <strong>ein</strong>e<br />

Rippe war schon <strong>ein</strong>mal nach aussen gebrochen. Doch was war im Inneren? Ein neuer<br />

Schwall Blut kam aus Thorstens Mund als er hustete. Die Lunge war verletzt! Jarin<br />

hörte Thorstens flachen rasselnden Atem, sie w<strong>ein</strong>te und schrie nach dem


Computer:"Computer! Heile die Lunge!" "Ich kann den Befehl nicht ausführen, <strong>ein</strong><br />

Störfeld innerhalb der Naniten verhindert die Gewebe-Generation." "Dann mach was<br />

anderes! Du musst doch irgendetwas tun können!" "Ich werde versuchen, <strong>ein</strong> Kraftfeld<br />

innerhalb des Brustkorbs zu errichten, um die innere Blutung zu stoppen. Wunde<br />

erfasst...projeziere Kraftfeld. Kraftfeld erfüllt Funktion. Ich konnte mit dem Kraftfeld<br />

verhindern, dass die Lunge weiter mit Blut voll läuft und das k<strong>ein</strong> stärkerer Blutverlust<br />

im Organismus auftritt." "Ist Thorsten ausser Gefahr?" "Negativ. Der Stoffwechsel<br />

bricht zusammen, <strong>ein</strong> Störfeld innerhalb der Naniten verhindert <strong>ein</strong> Eingreifen<br />

m<strong>ein</strong>erseits. Seltsamerweise sch<strong>ein</strong>en die Deffekte darauf ausgelegt zu s<strong>ein</strong>, den<br />

Organismus zu schwächen und ihm Schmerzen zu bereiten." "Was? Wie stark sind die<br />

Schmerzen?" "Hierzu liegen mir k<strong>ein</strong>e Daten vor, da ich das Schmerzempfinden <strong>ein</strong>es<br />

Menschen nicht nachempfinden kann...die bioneuralen Impulse deuten jedoch auf<br />

<strong>ein</strong>en hohen Stressfaktor hin. Dies bedeutet, dass der Organismus schwer<br />

be<strong>ein</strong>trächtigt wird." Jarin sah Thornton fragend an, dessen Kopf senkte sich nach<br />

unten und er sagte ihr mit mitfühlender Stimme, was es bedeutete:"Höllenqualen.<br />

Wenn Thorsten noch irgendetwas mitkriegt, dann wird s<strong>ein</strong>e Welt wohl gerade in<br />

<strong>ein</strong>em Meer aus Schmerz explodieren." Jarin war geschockt:"N<strong>ein</strong>...oh Gott, n<strong>ein</strong>." Die<br />

Hunde sahen auf Thorsten und dann auf Jarin, dann teilten sie sich auf, um ihr Trost<br />

zu spenden und ihn zu bewachen.<br />

Tel'Res sah auf den Datenmonitor: Gut siebzig Prozent der Daten waren nun rot. Die<br />

Qualen des Wesens mussten enorm s<strong>ein</strong>. Tel'Res lächelte, als er daran dachte, wie der<br />

biologische Körper des Wesens sich in Krämpfen schüttelte, während der Geist nichts<br />

anderes als Dunkelheit und Schmerz erfuhr. Ebenfalls an den Mäulern der Offiziere der<br />

Tunn'Däre konnte er erkennen, wie ihre dämonischen Schnauzen <strong>ein</strong> fieses Lächeln<br />

andeuteten. Bald würden alle Daten rot s<strong>ein</strong> und das Virus würde das Wesen somit in<br />

<strong>ein</strong>en hilflosen Invaliden verwandelt haben, der vor Schmerzen und Krämpfen zuckt.<br />

Lächelnd sah er auf die schnell immer mehr rot werdenden Daten auf dem Monitor.<br />

Thorsten sah nichts, hörte nichts, schmeckte nichts, roch nichts, erhielt k<strong>ein</strong>e<br />

Sensordaten und fühlte nichts, bis auf dieses Schmerz-Inferno das s<strong>ein</strong>e Seele zu<br />

verzehren drohte. Er spürte mehr als je zuvor dieses Gefühl, dass er schon zweimal in<br />

s<strong>ein</strong>em Leben hatte...auf dem Himalaya und in dem Zeitphänomen...das Gefühl, dem<br />

Tod sehr nahe zu s<strong>ein</strong>.<br />

Jarin saß mit Thornton vor der Karte, sie hatten sich dabei auf die Karte in dem<br />

seltsamen Satz des Computers bezogen. Claw hatte s<strong>ein</strong>en Kopf auf Jarins<br />

Oberschenkel gelegt und Hunter lag zu ihren Füssen, die anderen Hunde lagen bei<br />

Thorsten. Thornton wiederholte den zweiten Teil des Satzes:"Also...Hast du dich<br />

verirrt, so versuche, die Dinge aus <strong>ein</strong>em anderen Licht zu sehen und du wirst d<strong>ein</strong>en<br />

Weg finden. Was soll uns das sagen? Wenn wir die Dinge in <strong>ein</strong>em anderen Licht<br />

sehen sollen?!" Er drehte die Karte um, doch hier war nicht <strong>ein</strong>mal das Gekritzel.<br />

Thornton legte die Karte wieder normal hin.<br />

Jarin musste den Kopf frei kriegen, sie legte die Hände in den Nacken und lehnte sich<br />

in dem Sessel zurück. Ihr Blick fiel auf den Kronleuchter. Thornton folgte ihrem Blick<br />

und <strong>ein</strong> Geistesblitz schien ihn zu durchzucken. Er hielt die Karte gegen das Licht.<br />

Jarin sah mit auf die Karte und konnte etwas erkennen: Mehrere Schnittpunkte<br />

zwischen den Linien hoben sich <strong>ein</strong>deutig hervor, ausserdem...<strong>ein</strong> goldenes kl<strong>ein</strong>es<br />

Symbol: Ein Stern mit vier langen Zacken, durch <strong>ein</strong>e Linie unten verbunden mit<br />

<strong>ein</strong>em goldenen Kreis. Den Stern konnte sie <strong>ein</strong>ordnen, er sah genau wie der in der<br />

Bedienungsmaschine der Lok aus...aber der goldene Kreis fehlte ihr.<br />

Sie liess den Kopf nach vorne fallen und schloss die Augen, dann fuhr sie sich vom<br />

Gesicht aus mit beiden Händen durch die Haare, wobei sie die Augen wieder öffnete.<br />

Eigentlich machte sie dies nur, um die Nervosität abzustreifen, doch es brachte ihr<br />

wesentlich mehr: Als ihre Augen nämlich auf den Boden gerichtet waren, sah sie den<br />

Kreis etwa <strong>ein</strong>anhalb Meter hinter Hunter: Das Symbol war die ganze Zeit über in der<br />

Mitte des roten Samt-Teppichs gewesen.


Jarin starrte auf den Kreis und sprach Thornton an ohne ihn<br />

anzusehen:"Entschuldigung, geben sie mir mal bitte die Karte." "Äh..Sicher. Haben sie<br />

das Rätsel gelöst?" "Ich glaube ja...der Zufall hat mir wieder <strong>ein</strong>mal geholfen." Jarin<br />

stand auf, Claw nahm den Kopf von ihrem B<strong>ein</strong> und sah ihr nach. Mit der Karte<br />

zwischen beiden Händen gespannt, stellte sie sich auf den Kreis und hielt die Karte<br />

von dort aus so gegen das Licht der Lampe, dass das goldene Symbol ungefähr<br />

deckungsgleich gewesen wäre, wenn man es jetzt wie <strong>ein</strong> Dia projeziert hätte.<br />

Der kl<strong>ein</strong>e Stern auf der Karte begann zu leuchten, dann wanderte das Leuchten die<br />

Linie entlang und gelangte in den Kreis. Nun schoss <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er dünner Lichtstrahl aus<br />

dem Sternsymbol über Jarins Kopf hinweg in das Erd-Juwel des Himmelsrichtungs-<br />

Sterns. Der Kreis unter ihr begann zu leuchten in <strong>ein</strong>em goldenen Licht. Die Karte<br />

löste sich aus Jarins Händen und glitt etwas in die Luft, wo die Schnittstellen gegen<br />

das Licht noch stärker hervortraten. Die Karte senkte sich wieder und Jarin machte ihr<br />

Platz über dem golden leuchtendem Kreis. Das Schriftstück legte sich in die<br />

Waagerechte und durch die hervorgetretenen Schnittpunkte kamen kl<strong>ein</strong>e<br />

Energiestrahlen, an deren Enden in verschiedenen Höhen holographische Asteroiden<br />

auftauchten. Der holographische Bildschirm des Schiffes erschien als Ebene im<br />

rechten Winkel zu der Karte und weitete sich aus, gefolgt von der Karte, die sich nun<br />

in <strong>ein</strong>en goldenen Nebel verwandelt hatte. Auf dem Bildschirm erschien <strong>ein</strong> blaues<br />

zweidimensionales Sensorbild des Asteroidenfeldes, aus diesem drang dann <strong>ein</strong>e blaue<br />

dreidimensionale Projektion dieses Sensorbildes und legte sich mit den wenigen<br />

Asteroiden aus der Karte über<strong>ein</strong>ander, bis <strong>ein</strong> paar der Asteroiden aus dem<br />

Sensorbild passend über diesen "Karten-Asteroiden" waren.<br />

Die passenden Asteroiden blitzten auf und waren dann weiß. Mathematische Vektoren<br />

und Formen tasteten über die Asteroiden und <strong>ein</strong> Punkt in der holographischen Karte<br />

blitzte weiß auf. Beide Ebenen, die Karte und der Bildschirm, wurden nun ebenfalls<br />

weiß und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Fadenkreuz fasste <strong>ein</strong>en planeten-großen Asteroiden <strong>ein</strong>. Wieder<br />

erklang die Stimme des Computers:"Zielkoordinaten trianguliert. Glückwunsch, dass<br />

Ziel ist zum greifen nah. Andock-Erlaubnis erhalten." Das Schiff setzte sich in<br />

Bewegung und flog <strong>ein</strong>e Neunzig-Grad-Kurve nach rechts zu dem gigantischen<br />

Asteroiden. Behende wich der Computer mit Drehungen des Schiffes um die eigene<br />

Achse und Höhenveränderungen den kl<strong>ein</strong>eren und größeren Asteroiden auf dem Weg<br />

aus.<br />

Als sie den gigantischen Asteroiden erreichten, schob sich <strong>ein</strong>e Felsplatte, circa<br />

dreimal so breit wie das Schiff, in die Oberfläche hin<strong>ein</strong> und glitt zu beiden Seiten<br />

aus<strong>ein</strong>ander. Es wurde <strong>ein</strong> endlos langer künstlicher Tunnel freigegeben, an dessen<br />

Wänden, dem Boden und der Decke, Leuchtsignale den Weg ins Innere wiesen. Das<br />

Schiff setzte sich in Bewegung und flog in den Tunnel mit rechteckigem Querschnitt<br />

hin<strong>ein</strong>.<br />

Der Tunnel war dreimal so breit wie das Schiff und auch dreimal so hoch, so schätzte<br />

Jarin es zumindest <strong>ein</strong>.<br />

Mit hoher Geschwindigkeit schoss das Schiff den Korridor entlang, in der Ferne konnte<br />

Jarin <strong>ein</strong> Licht ausmachen. Die Hunde setzten sich auf und sahen ebenfalls zu dem<br />

Licht. Jarin überkam <strong>ein</strong> Gefühl, der Hoffnung, doch ebenso hatte sie etwas Angst.<br />

Denn wenn Thorsten etwas sicher und bewacht wissen wollte, dann tat er alles was in<br />

s<strong>ein</strong>er Macht lag, um dafür zu sorgen.<br />

Das Schiff nahm Geschwindigkeit weg und näherte sich dem Licht.<br />

Tel'Res sah auf den Datenmonitor: 85% rot. Die Qualen mussten sich nun ins<br />

Unerträgliche steigern. Zufrieden lächelte er von s<strong>ein</strong>em Sessel aus. "Imperon!<br />

Nachricht auf dem Dimensions-Funk." Tel'Res wollte jetzt k<strong>ein</strong>e Störungen, aber er<br />

wollte s<strong>ein</strong>en Triumph mit <strong>ein</strong>em weiteren s<strong>ein</strong>es Volkes teilen. "Nimms schon an!"<br />

"Ja." der holographische Großbildschirm breitete sich als finsterer Nebel vor ihm aus.<br />

S<strong>ein</strong> Vater, der Imperator: "M<strong>ein</strong> Sohn, unser Plan läuft gut, hoffe ich für dich." "Ja,<br />

Vater, alles läuft bestens." "Vortrefflich. Ich kontaktiere dich, weil ich dir m<strong>ein</strong>e Absicht


verkünden möchte: Ich schicke dir die gesamte Flotte anstatt der lächerlichen Truppe<br />

die du aufgestellt hast." "Vater, dass ist Schwachsinn! Ich brauche für diese<br />

lächerlichen Wesen nicht mehr als diese Schiffe!" "Schweig!!! Die gesamte Flotte wird<br />

aufmarschieren, umso größer wird der Ruhm unseres Volkes in der Geschichte s<strong>ein</strong>!<br />

Solltest du weitere Wiederworte leisten, entziehe ich dir das Kommando...oder<br />

Schlimmeres." Tel'Res tobte innerlich, er wollte s<strong>ein</strong>en Vater am liebsten durch den<br />

Bildschirm packen und würgen, doch das ging leider nicht. Ausserdem war da<br />

irgendetwas Weiches in ihm, dass ihn davon abhielt s<strong>ein</strong>en Vater umzubringen...dieses<br />

verdammte Noani-Erbe. Er beherrschte sich mit viel Mühe:"Ja, Vater." "Gut. Schick<br />

nach der Flotte, wenn du den Angriff beginnen willst." Der Bildschimr löste sich in<br />

schwarze Nebelschwaden, die sich letztlich auflösten. In Gedanken ging er den<br />

unnötigen Ballast durch, den ihm s<strong>ein</strong> Vater aufgebürgt hatte...milliarden von<br />

Schiffen. Warum sollte er <strong>ein</strong> Schwert <strong>ein</strong>setzen, wenn es auch mit <strong>ein</strong>em Dolch zu<br />

erreichen war?!<br />

Jarin war zuerst geblendet, das Licht war zu stark, als dass man dagegen Etwas hätte<br />

sehen können.<br />

Ein Wummern und dann <strong>ein</strong> Ruck gingen durch das Schiff. Das Licht dämmerte sich<br />

auf normale Stärke hinunter und Jarin erkannte, wo das Wummern und der Ruck her<br />

kamen: Das Wummern waren mehrere Andock-Klammern gewesen, während der Ruck<br />

der Verschluss des gigantischen Tunnels hinter ihnen gewesen war. Eine Platte<br />

innerhalb des Bodens fuhr in mehrere Segmente unterteilt nach unten, welche in<br />

unterschiedliche Höhe stehen blieben: Es entstand <strong>ein</strong>e Treppe. An der Seite der<br />

Öffnung, die in den Raum hin<strong>ein</strong> reichte, wuchs <strong>ein</strong> Geländer aus dem Boden. Jarin<br />

sah aus dem Fenster und konnte erkennen, wie <strong>ein</strong> Teil der Seite des Schiffes sich<br />

öffnete, und <strong>ein</strong>e Gangway zu der Schleuse des Andockbereichs hinaus fuhr. "Ich<br />

glaube, wir müssen aussteigen." Jarin nahm den schwer verletzten Thorsten<br />

behutsam vom Bett und trug ihn zur Treppe, gefolgt von den Doggen, dann Thornton<br />

und zuletzt den Dobermännern.<br />

Obwohl die Treppe äusserst altmodisch wirkte, führte sie zu <strong>ein</strong>em hoch modernem<br />

Gang, der, nach dem Durchqueren <strong>ein</strong>er weiteren Schleuse, in die Gangway des<br />

Schiffes mündete. Mit <strong>ein</strong>em Geräusch unbekannter Mechanismen glitt die Tür zur<br />

Seite auf und liess die acht Wesen passieren. Der Gang dahinter war glatt und<br />

quadratisch mit abgerundeten Kanten, weißer Farbe und mit blauen Linien, die sich in<br />

Handhöhe durch alle Gänge zogen. Die blauen Linien pulsierten in <strong>ein</strong>e Richtung,<br />

offenbar <strong>ein</strong>e Art Wegweiser. Jarin schlug den Weg <strong>ein</strong>, gefolgt von den anderen.<br />

Thornton holte Jarin mit stolperndem Rennen <strong>ein</strong> und sprach sie mit unsicherer Miene<br />

an:"Das ist hier <strong>ein</strong> bisschen zu ruhig, oder? Ich habe <strong>ein</strong> ungutes Gefühl." "Ich habe<br />

dieses Gefühl auch, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Thorsten hat das hier alles<br />

angelegt, und wie ich ihn kenne, greift es niemanden an, der <strong>ein</strong> guter Mensch<br />

ist...oder <strong>ein</strong> gutes Wesen insgesamt." "Und wie soll das Ding das wissen? Laut<br />

Thorsten können <strong>ein</strong>ige Wesen ihre Gedanken fälschen, zumindest steht das hier im<br />

Buch." "Apropos: Steht sonst noch etwas im Buch?" "Hierüber ist k<strong>ein</strong> Wort erwähnt."<br />

"Na super. Ich frage mich, wie diese Basis, oder was es sonst ist, unsere Absichten<br />

erkennen wird. Eines ist nämlich klar: Wenn wir das, wozu Thorsten diese Anlage<br />

gemacht hat, nicht durchführen können, dann werde ich ihn verlieren." "Gut, dann<br />

lassen wir den Taten Worte folgen." Die Gruppe legte noch <strong>ein</strong>en Schritt zu, um ihr<br />

Ziel möglichst schnell zu erreichen.<br />

Was die acht Wesen nicht wussten: Sie wurden beobachtet: sub-atomare Kameras<br />

tasteten sie ab, ebenso Sensoren jeglicher Art.<br />

Jarin, Thornton, die Hunde und Thorsten erreichten <strong>ein</strong>e gigantische Tür von der Höhe<br />

des Ganges, also um die zehn Meter. Sie traten näher und die Tür hob sich nach oben.<br />

Jarin spähte in den Raum hin<strong>ein</strong> und betrat ihn letztendlich. Thornton folgte nur<br />

zögernd, die Hunde hingegen gingen ihr sofort nach. Als sie die Tür passiert hatten,<br />

schoss sie hinter ihnen nach unten und öffnete sich nicht mehr. "In der Falle!"


Thornton wirkte eher beunruhigt, als ängstlich.<br />

Jarin sah sich noch <strong>ein</strong>mal um: Der Raum war etwa fünfzig Meter lang, vierzig Meter<br />

hoch und sechzig Meter breit. An der gegenüberliegenden Wand war nochmal <strong>ein</strong>e Tür<br />

wie die, durch die sie gekommen waren. Neben der anderen Tür, fuhr auf <strong>ein</strong>mal links<br />

und rechts die Wand nach oben und gab etwas frei: Zwei ungefähr zehn Meter hohe<br />

Roboter in humanoider Bauweise. Jarin hatte k<strong>ein</strong> gutes Gefühl...und tatsächlich:<br />

Hellblaue Flammen schlugen aus den Waden und dem Rücken der Maschinen, dann<br />

richteten sie ihre rechten Arme auf die Gruppe und begannen aus ihren Unterarmen<br />

mit türkisen Energieprojektilen zu feuern. Thornton brüllte:"Deckung!" Jarin errichtete<br />

<strong>ein</strong> Kraftfeld vor ihnen, dass die Explosionen abfing, dann sprang sie dahinter hervor<br />

und rannte auf <strong>ein</strong>en der Roboter zu. Die Hunde taten es ihr gleich und rannten auf<br />

den anderen Roboter zu. Jarin sprang gegen den Roboter um ihre Faust gegen das<br />

B<strong>ein</strong> der Maschine zu rammen. Sie erreichte k<strong>ein</strong>en Schaden. Der Roboter holte nur<br />

mit dem rechten Arm aus und schlug sie beiseite, sie schlug hart mit dem Kopf gegen<br />

die Wand und war leicht benommen. Jarin verlor die Konzentration und das Kraftfeld<br />

erlosch. Die Maschine drehte sich zu ihr um, die Düsenflammen verschwanden und<br />

der Roboter rannte auf sie zu. Er holte aus und schlug in Richtung ihres Kopfes. Jarin<br />

konnte gerade noch ausweichen, bevor die Faust mit lautem Donnern gegen die Wand<br />

schlug.<br />

Die Hunde hatten auch nicht mehr Glück: Sie hingen in <strong>ein</strong>er Traube an Ober- und<br />

Unterschenkeln und den Unterarmen des anderen Roboters. Die Maschine sandt <strong>ein</strong>e<br />

Schockwelle aus und warf so die Hunde ab. Die Tiere kamen mit den Pfoten auf dem<br />

Boden auf, schlidderten etwas rückwärts, wobei ihre Krallen Funken über den Boden<br />

zogen, und sprangen dann sofort wieder gegen den Roboter. Jarin widmete sich<br />

wieder dem Roboter, rannte um ihn herum und sprang mit ausgestreckter Faust gegen<br />

den Rücken der Maschine. Nichts. Die Arme des Roboters schwangen über s<strong>ein</strong>en Kopf<br />

und packten sie, doch mit all ihren Kräften und dem Flug-Aggregat in ihrem Körper<br />

konnte sie sich lösen, in den Nacken der Maschine fliegen und ihm <strong>ein</strong>en Tritt dorthin<br />

verpassen. Eine Schockwelle schleuderte sie hinweg. Jarin kam hart auf dem Boden<br />

auf, haute ihre rechte Hand wie <strong>ein</strong>e Kralle auf den Boden und bremste sich so etwas<br />

ab und flog wieder auf die Maschine zu. Diese Reihe von Schlagabtauschen zog sich<br />

noch ungefähr <strong>ein</strong>e Minute hin, dann hörte Jarin <strong>ein</strong> Aufschlagsgeräusch. Sie<br />

erhaschte <strong>ein</strong>en kurzen Blick darauf: Ein weiterer Roboter, identisch mit den beiden<br />

anderen, war aus <strong>ein</strong>er Luke an der Decke gesprungen und richtete s<strong>ein</strong>en Unterarm<br />

auf Thorsten und Thornton. Der andere Roboter, der von den Hunden angegriffen<br />

wurde, startete s<strong>ein</strong>e Triebwerke und wurde so die Hunde los, dann schoss er auf<br />

Thornton zu und packte diesen, um ihn zu packen und wie <strong>ein</strong>e alte Puppe über den<br />

Boden zu schmeissen, wo Thornton circa dreizehn Meter weit rutschte und benommen<br />

liegenblieb. Dann richtete auch dieser Roboter s<strong>ein</strong>en Unterarm auf Thorsten.<br />

Jarin dachte nun an nichts mehr, als sie die Unterarme der Maschinen aufleuchten<br />

sah: Sie hatte nur den hilflosen Thorsten vor Augen, der drohte, zerfetzt zu werden.<br />

Sie machte <strong>ein</strong>en Salto und stiess sich mit den Füssen an der Brust des Roboters vor<br />

ihr ab, um schneller zu Thorsten fliegen zu können:"N<strong>ein</strong>!!!!!!!!" Die Hunde rannten<br />

ebenfalls zu ihrem Herrchen, Thornton stützte sich mit <strong>ein</strong>em Arm ab und streckte den<br />

anderen nach Thorsten aus:"Nicht..."<br />

Die Energieprojektile der Roboter lösten sich von deren Unterarmen und flogen auf<br />

Thorsten zu...für Jarin geschah das alles wie in <strong>ein</strong>er Zeitlupe.<br />

Sie warf sich zwischen die Projektile und Thorsten und versuchte ihn noch <strong>ein</strong> letztes<br />

mal zu sehen, bevor die Projektile sie erreichen würden.<br />

Doch die Projektile trafen sie nicht, im Gegenteil: Sie waren in der Luft stehen<br />

geblieben und lösten sich auf. Jarin verstand die Welt nicht mehr.<br />

Die Roboter gingen wie zum Ritterschlag auf die Kniee und begannen zu sprechen, der<br />

erste, der sie angegriffen hatte, fing an:"Beurteile jemanden nicht nur nach s<strong>ein</strong>en<br />

Worten,..." die zweite Maschine, mit der die Hunde gekämpft hatten, fuhr


fort:"...sondern beurteile ihn auch..." mit erhabener Stimme schloss der letzte<br />

Roboter, der aus der Decke gesprungen war, den Satz ab:"...nach s<strong>ein</strong>en Taten." Die<br />

Köpfe der Maschinen senkten sich demütig, doch die Köpfe lagen immernoch über der<br />

Körpergröße jedes Lebewesens hier. Gleichzeitig öffnete sich die letzte Tür.<br />

Jarin verstand das Ganze immer noch nicht:"Was sollte das eben?" Thornton<br />

schnaufte und rappelte sich hoch, er hielt sich die rechte Schulter, rieb diese und liess<br />

sie dann mit erschöpftem Gesicht los:"Das war ansch<strong>ein</strong>end <strong>ein</strong> Test...<strong>ein</strong> Test.<br />

Thorsten wusste wahrsch<strong>ein</strong>lich, dass jemand, dem er etwas bedeutete, ihn nicht<br />

opfern würde, um das, was auch immer wir suchen, zu erreichen." "Das ist wohl<br />

richtig...krank, aber richtig. Na, sehen wir erst <strong>ein</strong>mal, was hinten in dem Raum da<br />

ist. Ich glaube, wir sollten uns beeilen, Thorsten sieht ganz blass aus."<br />

Tel'Res sah zufrieden auf den Monitor: 98%. Bald würde das Wesen kollabieren. Es<br />

würde zu schwach s<strong>ein</strong> um sich wehren zu können, oder sogar noch schwächer. Die<br />

Offiziere auf der Brücke der Tunn'Däre hatten ebenfalls <strong>ein</strong> fieses Grinsen aufgesetzt.<br />

99%...sehr gut.<br />

Jarin trat in den Raum, mit Thorsten auf dem Arm. Thornton folgte ihr, die Hunde<br />

ebenfalls, nachdem sie die nun still gelegten Roboter beschnüffelt hatten. Als auch das<br />

letzte Tier die Tür passiert hatte, schloss sie sich hinter ihnen. Jarin verzweifelte noch<br />

in diesem dunklen Raum:"Noch <strong>ein</strong> Hindernis?!" Thornton setzte gerade <strong>ein</strong>e Antwort<br />

an:"Ich weiss es nich..." als das Licht anging. Eine in vier segmente unterteilte Ring-<br />

Platte an der Decke füllte den Raum mit <strong>ein</strong>em hellen, angenehmen Licht, <strong>ein</strong><br />

weiblicher Computer erklang aus den Wänden:"Ihr habt bewiesen, dass ihr mich nicht<br />

gesucht habt, um m<strong>ein</strong>e Geheimnisse auzudecken, sondern um m<strong>ein</strong>e Funktion zu<br />

nutzen." Jarin trat <strong>ein</strong>en Schritt vor:"Und was ist diese Funktion?! Wie kannst du<br />

Thorsten helfen?" "Ich bin <strong>ein</strong> Computersystem zur Analyse, Erforschung und<br />

Neutralisation von Schäden im Gesamtsystem Thorstens. Ich bin komplett anders<br />

konzipiert, als Thorstens Systeme, wodurch <strong>ein</strong> Effekt auf m<strong>ein</strong>e Systeme fast<br />

vollständig ausgeschlossen ist." In der Mitte des Raumes öffnete sich der Boden und<br />

<strong>ein</strong>e gepolsterte, breite Liege mit <strong>ein</strong>er seltsamen Apparatur, die ungefähr an den<br />

Schläfen ansetzen musste und an <strong>ein</strong> durchtrenntes Stirnband erinnerte. Der<br />

Computer erklang wieder:"Lege ihn dort rauf, ich werde überprüfen, was er hat, und<br />

wie ich ihm helfen kann." "OK..." Jarin war leicht verängstigt, aber diese ganze Anlage<br />

trug Thorstens Handschrift, sie legte ihn auf die Liege und die kl<strong>ein</strong>e Maschinerie<br />

klemmte sich an s<strong>ein</strong>e Schläfen und die Liege passte sich an s<strong>ein</strong>e Körperform an. Der<br />

Computer begann wieder zu sprechen:"Neural-Interlink etabliert...Scanne System."<br />

Auf den Wänden erschienen holographische Monitore, auf denen <strong>ein</strong>e schier endlose<br />

Abfolge von Daten lief daran herunter. Auf jedem Bildschirm lief <strong>ein</strong>e andere<br />

Datenabfolge ab, die immer schneller wurde. Jarin sah es sich an:"Was ist das?"<br />

Thornton rieb sich den Hinterkopf, und redete mit vermutendem Ton:"Ich schätze,<br />

dass ist Thorsten." "Diese ganzen Daten?" "Nun, schon das menschliche Gehirn ist<br />

äusserst komplex. Wir wissen ja nicht, wie Thorstens Naniten funktionieren. Diese<br />

Geräte entziehen sich dem heutigen Begriff der Technologie...zumindest m<strong>ein</strong>em<br />

Begriff." "Mich müssen sie da nicht ansehen...ich kenne mich bis auf die Bedienung<br />

auch nicht mit Technologie aus." Der Computer unterbrach die kl<strong>ein</strong>e<br />

Unterhaltung:"Analyse abgeschlossen...Datenüberprüfung hat <strong>ein</strong> Computer-Virus,<br />

basierend auf <strong>ein</strong>er unbekannten Energie, erfasst. Erforsche Energieform, um<br />

Gegenmaßnahmen zu ergreifen. System wird auf volle Leistung hochgefahren..." Die<br />

Wände, der Boden, die Decke...alles erstrahlte in <strong>ein</strong>em blauen Schimmer...Jarin stand<br />

nur da und sah auf Thorsten:"Was ist das für <strong>ein</strong> Licht? Was macht es?" Der Computer<br />

antwortete ihr mit beschwichtigendem Ton:"Das bin ich. Diese ganze Anlage bin<br />

ich...<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges riesiges Computersystem. Nehme Probe der Energie..." Die Anlage<br />

leuchtete weiter. Alles strahlte und der Computer liess <strong>ein</strong>e andersfarbige<br />

Datenabfolge auf den Monitoren ablaufen. Jarin sah <strong>ein</strong>e Minute weiter auf die Liege<br />

mit Thorsten. Sie trat näher und nahm s<strong>ein</strong>e Hand. Fünf Minuten später erklang der


Computer:"Grundkenntnisse erworben...aktiviere Eindämmungsfeld. Starte Biosignal-<br />

Interface." Ein holographischer Bildschirm erschien neben Thorsten, er zeigte etwas<br />

wie <strong>ein</strong> EKG und Hirnströme an. Sie waren nicht regelmäßig, sondern waren eher<br />

chaotisch. Es sah nicht gut aus.<br />

Tel'Res konnte s<strong>ein</strong>en Augen kaum glauben: Bei 99,9975% war die Anzeige stehen<br />

geblieben, ebenso der gesamte Datenstrom. "Was zur Hölle ist da los?! Überprüft die<br />

Schiffssysteme!" Die Offiziere huschten mit ihren Krallen über die grauen<br />

holographischen Bedienfelder, dann drehte sich <strong>ein</strong>er von ihnen um:"Sir, wir wissen es<br />

nicht, k<strong>ein</strong>es der Schiffssysteme weist Fehlfunktionen auf. Es muss an der..." "Still!"<br />

Tel'Res streckte s<strong>ein</strong>en Arm aus und liess <strong>ein</strong>e energetische Welle auf den Offizier<br />

zuschnellen, die ihn gegen die Kontrollfelder warf und schwer verletzte. Er hätte ihn<br />

auch <strong>ein</strong>fach qualvoll verdampfen lassen können, aber der Shil'Crers-Offizier gehörte<br />

zu den Besten s<strong>ein</strong>er Leute...<strong>ein</strong>e Warnung müsste vorerst nützlicher s<strong>ein</strong>, als <strong>ein</strong>e<br />

Liquidierung. "Sensoren auf Normalbetrieb! Findet diese schwache Kreatur!"<br />

Von der Macht-Vorführung <strong>ein</strong>geschüchtert, arbeiteten die Offiziere noch schneller,<br />

während sich der Schwerverletzte mit dem linken Arm, der <strong>ein</strong>zig intakten Gliedmaße,<br />

Richtung Gang zur Krankenstation zog.<br />

Nach <strong>ein</strong>er Minute des Suchens hatte <strong>ein</strong>er der Offiziere <strong>ein</strong>e Antwort parat:"Das<br />

Wesen wurde gefunden! Im zweiten Spiral-Arm dieser Galaxie, in <strong>ein</strong>em<br />

Computersystem in <strong>ein</strong>em Asteroidenfeld." Tel'Res nutzte s<strong>ein</strong>e Telekinetischen Kräfte,<br />

um s<strong>ein</strong>en Verstand auf diese Koordinaten auf dem Hilfsmonitor vor ihm zu<br />

fokussieren: Tatsächlich! Das Wesen, zwei andere Kreaturen s<strong>ein</strong>er Ursprungsart und<br />

fünf niedere Tiere. Eine der Kreaturen und die Tiere waren körperlich aufgewertet,<br />

wenn man diese Schwächlichkeit so nennen konnte. "Startet den Angriff! Ich komme<br />

gleich wieder." Tel'Res bekam gerade noch mit, wie die Schiffe s<strong>ein</strong>es Volkes aus der<br />

anderen Dimension ankamen und die Truppentransporter von jeweils sechs<br />

Jägerstaffeln los flogen, dann sprang er in den Hyperraum und glitt zu der Position,<br />

die er in s<strong>ein</strong>em Geist manifestiert hatte.<br />

"Dreadnought-1 erfasst F<strong>ein</strong>d-Schiffe...Technologie nicht erfassbar...leite optimale<br />

Schutzfunktion <strong>ein</strong>...beginne mit Transformation...Generator, online...Schildgenerator<br />

potenziert Kraftfelder...Waffen-Membranen werden verstärkt. Nano-Bots auf Modus 3.<br />

Kontaktiere Dreadnought-2 bis 6. Schutzmodus Guardian wird aktiviert." Das waren<br />

die Programmabläufe im Hauptcomputer der Dreadnought-1, <strong>ein</strong>em der stärksten<br />

Schiffe dieses Universums. Doch was niemand wusste, weil Thorsten es niemandem<br />

Verraten hatte, war, dass dies nur die Stand-By-Form war, um etwaige Gegner nicht<br />

gleich mit der vollen Stärke zu konfrontieren. Nun begann die Umwandlung des<br />

Schiffes: Der "Kopf" des Rumpfes bildete mit diesem <strong>ein</strong>e Linie. Die Hinteren Ausläufer<br />

breiteten sich wie Flügel aus und streckten sich nach vorne, wo sie sich mit den<br />

vorderen Armen verbanden, die sich schon nach hinten gebogen hatten. Der<br />

gigantische "Spoiler" am Heck des Schiffes bog sich gerade nach hinten durch und<br />

schloss sich, zu <strong>ein</strong>er Art Schwanz, an den noch <strong>ein</strong>mal Arme von dem, durch<br />

Vorderunter<br />

Hinterausläufer gebildeten, Ring wuchsen. Somit schloss sich der Schwanz zum<br />

hintern Rumpfsegment. Der Rumpf des Schiffes hatte nun in etwa die Form des<br />

langgezogenen Torsos <strong>ein</strong>es Raubvogels mit abgerundeter Schnabelspitze, der statt<br />

Flügeln jedoch Ausläufer hatte, die sich halbkreisförmig vom Kopf zum Schwanz<br />

erstreckten und noch <strong>ein</strong>mal in der Mitte des Rumpfes mit diesem durch jeweils <strong>ein</strong>e<br />

Strebe verbunden waren. Das Schiff hatte sich aber nicht nur verformt, es war hatte<br />

sich auch in s<strong>ein</strong>en Proportionen verändert: Die jetzige Länge betrug 10.000 kM, die<br />

Breite 6.000 kM und die Höhe 1.500 kM. Dies war die Guardian-Klasse.<br />

Das hintere Segment des Ringes um den Rumpf erglühte in hellem Blau und schob<br />

das Schiff somit auf den F<strong>ein</strong>d zu. Angriffs-Schiffe flogen auf es zu, an ihm vorbei und<br />

nahmen die Drohung durch <strong>ein</strong>ige Warnschüsse nicht ernst. Die Fremden Schiffe<br />

schossen sogar auf den Planeten. Das Programm des Computers sah für solche


Angreifer nur <strong>ein</strong>e Reaktion: Zerstören! Es war zwar die letzte Subroutine des<br />

Programms, aber bei derart aggressiven Gegnern, die <strong>ein</strong>en Kamikaze-Angriff auf die<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft vornahmen, war es laut Programm des Computers die <strong>ein</strong>zig mögliche<br />

Reaktion.<br />

An Bord der Tunn'Däre herrschte Unruhe. Man hatte die Schiffe des Gegners vorher<br />

gescannt, sie waren minimal bewaffnet und kaum mehr als Zielscheiben<br />

gewesen...doch nun waren sie komplett anders: Starke Schilde, neue Technologien,<br />

unbekannte Waffen und <strong>ein</strong> leistungsfähigerer Antrieb. Sie waren nun würdige Gegner,<br />

zumindest für die erste Welle...so schätzte man.<br />

Die Guardian-1 flog auf die Angreifer zu, Energiestrahlen in hellem Türkis schossen in<br />

geraden, circa hundert Meter breiten Bahnen aus den Waffenmembranen des Schiffes,<br />

die direkt über der Hülle der Guardian verliefen. Ein herannahendes circa <strong>ein</strong>en<br />

Kilometer langes Schiff wurde von ihm am Heck getroffen: Das Heck des schwarzen<br />

Schiffes explodierte, der übrig gebliebene Bug trudelte rotierend weiter und wurde von<br />

dem nächsten Energiestrahl zerstört. Nun schossen hunderte Jäger auf die Guardian<br />

zu. Kl<strong>ein</strong>ere Energiestrahlen zerstörten diese in <strong>ein</strong>em an <strong>ein</strong> Feuerwerk erinnerndes<br />

Inferno aus Türkis, Schwarz und Orange. Wo es getan werden konnte, teleportierte<br />

die Guardian die Besatzungen der Schiffe auf andere Gegner, um ihr Leben zu retten,<br />

ihre Schiffe als Bedrohung jedoch auszuschalten. Um den ganzen Planeten tauchten<br />

neue Schiffe des F<strong>ein</strong>des auf, darunter neunzig Kilometer lange. Die Guardian-Schiffe<br />

hatten alle Geschütze voll zu tun und sendeten den Befehl für die Bunker an den<br />

Planetar-Computer. Eines der 90 Kilometer langen Schiffe flog langsam auf die<br />

Guardian-1 zu und feuerte ihr Hauptgeschütz im Kern ab. Eine unbekannte Energie<br />

schoss der Guardian entgegen, gelangte unbeirrt durch die Schilde und riss <strong>ein</strong><br />

klaffendes Loch in den Rumpf. Das Naniten-System der Guardian reparierte den<br />

Schaden so schnell es ging, innerhalb <strong>ein</strong>er Sekunde war der Schaden zwar behoben,<br />

aber <strong>ein</strong> anderes Schiff gleicher Bauart schoss mit der selben Energie auf die Hülle<br />

und riss <strong>ein</strong> Loch hin<strong>ein</strong>. Die Guardian lud zwei neue Energiestrahlen rechts und links,<br />

und feuerte diese als nicht endende, fünfzigtausend Kilometer lange, Bahnen auf die<br />

Schiffe. Die Strahlen schnitten sich nach <strong>ein</strong>er Sekunde durch Schilde und Hülle und<br />

schnitten die Schiffe inzwei. Doch im Sensorfeld der Guardian tauchten nun noch<br />

tausende mehr dieser Schiffe auf. Laut Analyse betrugen die Sieg-Chancen gerade<br />

<strong>ein</strong>mal 34%.<br />

Fünf der Schiffe flogen auf die Guardian zu. Der Computer nutzte das taktische<br />

System:"Leite taktischen Sprung <strong>ein</strong>, lade Waffenmembran mit dreißig Prozent der<br />

Hauptenergie, Schilde erhalten 40% und Antrieb dreißig Prozent." Dutzender kl<strong>ein</strong>er<br />

Schiffe von zweihundert Metern Länge flogen <strong>ein</strong>en Angriff auf die Guardian und<br />

malträtierten die Schilde auf 95%, <strong>ein</strong>e zweite Welle aus hunderten dieser Schiffe flog<br />

mit zweitausend Metern die Sekunde <strong>ein</strong>en Angriff auf die Guardian und senkte die<br />

Schilde auf 75%. Im Normalfall wären diese Geschwader k<strong>ein</strong>e Bedrohung für die<br />

Guardian gewesen, aber da noch millionen anderer Schiffe dieser Art aufwarteten, war<br />

es doch ziemlich dramatisch.<br />

Die Guardian machte ihren taktischen Sprung und tauchte durch die Zeit im<br />

Warptunnel mit aufgeladenen Schilden wieder hinter den neunzig Kilometer langen<br />

Schiffen auf. Die Waffenmembran entlud <strong>ein</strong>e Energiewelle, deren Intensität sich mit<br />

menschlichen Worten kaum fassen liess, die sich als Sphäre auf <strong>ein</strong>en Durchmesser<br />

von <strong>ein</strong>hunderttausend Kilometern ausbreitete und alle Schiffe in diesem Umkreis in<br />

infernalischen Energieentladungen vaporisierte. Die Angreifer darin konnten aus<br />

irgend<strong>ein</strong>em Grund nicht mehr mit dem Teleporter erfasst werden. Doch wo die<br />

Schiffe ausgelöscht wurden, erschienen auf <strong>ein</strong>mal noch mehr. Die Guardian setzte die<br />

Verteidigung der Gem<strong>ein</strong>schaft fort, während sie mit Lichtgeschwindigkeit versuchte,<br />

den Schüssen auszuweichen. Doch es trafen sie genug der unbekannten<br />

Energiestrahlen, um <strong>ein</strong>en Teil des Aussenrings abzusprengen. Die Guardian konnte<br />

die Schäden noch reparieren, feuerte mit aller Kraft und allen Energie-Arten, doch


wann immer sie sich regeneriert hatte, wann immer sie <strong>ein</strong> Schiff zerstört hatte,<br />

tauchten neue Schiffe auf, die sie weiter unter Feuer nahmen.<br />

Noch konnten die sechs Wächter sich gegen die millionen von Schiffen halten, doch<br />

wann immer welche zerstört wurden, kamen neue nach. Eines der Guardian-Schiffe<br />

konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen, um <strong>ein</strong> paar der Strahlen zu entgehen. Die<br />

Guardian-4 wurde quer in der Mitte durchtrennt.<br />

Eine andere Guardian musste ihr Schutz bieten, während Tentakeln aus Naniten sich<br />

zwischen den Rumpfteilen bildeten, sie zusammen zogen und wieder mit<strong>ein</strong>ander<br />

verbanden, indem sie sich in<strong>ein</strong>ander zu Strängen verflochten und die neue Hülle<br />

bildeten. Die Guardian-3, die Nummer 4 Deckungs-Feuer geboten hatte, konnte sich<br />

mit schnell regenerierenden Löchern und Kerben im Rumpf zurück ziehen, als die<br />

Guardian-4 wieder intakt war. Die neunzig Kilometer langen Schiffe hatten zwar k<strong>ein</strong>e<br />

hohe Feuerrate, aber sie schossen in Gruppen, wodurch sie <strong>ein</strong>en enormen Schaden<br />

anrichten konnten. Die Guardian-4 beschleunigte, drehte sich zwischen den Strahlen<br />

um die eigene Längsachse und konnte die zwanzig Schiffe mit hoch intensivierten<br />

Strahlen zerstören. Die Schiffe flogen in <strong>ein</strong>er schwarzen Wolke und orangenen<br />

Explosionen zu Trümmern aus<strong>ein</strong>ander. Doch dafür erschienen wieder Neue, <strong>ein</strong>er der<br />

Strahlen traf die Guardian-4, die anderen flogen vorbei und zerstörten andere Schiffe<br />

des fremden Volkes, die von der anderen Seite die Schilde der Guardian-4 mit ihrem<br />

Dauerfeuer schwächten.<br />

Die fremden Schiffe machten <strong>ein</strong>en durchgehend finsteren Eindruck: Sie waren<br />

schwarz und hatten zahllose Dornen, die nach hinten und vorne gerichtet waren. Sie<br />

erinnerten von der Aussenhaut her stark an die Haut des terranischen Dornenteufels.<br />

Doch so sehr sich die Guardians gegen die Großkampfschiffe abmühten...die<br />

Truppentransporter konnten sie nicht aufhalten.<br />

Die Transportschiffe drangen in die Atmosphäre <strong>ein</strong> und glitten auf Dörfer, Städte und<br />

Ozeane zu.<br />

Die Besatzung der Tunn'Däre leitete die Kampfhandlungen, solange ihr Imperon weg<br />

war. Die Schiffe des Gegners waren seit ihrer Transformation enorme Kampfmaschinen<br />

geworden, doch k<strong>ein</strong>er wollte diese Gedanken zugeben. "Schickt noch mehr Schiffe!<br />

Wir brauchen mehr Kampfkraft!" "Wir brauchen die Overlords! Ihre Plasmid-Geschütze<br />

dringen durch die Schilde der Kreuzer." "Die Teleport-Blocker arbeiten mit vollster<br />

Effiziens und verhindern den Direkt-Transport der Kreaturen auf dem Planeten in die<br />

Schutzräume." "Die jämmerlichen Schiffe des Gegners haben versucht, unsere Krieger<br />

zu retten." "Diese minderwärtigen Systeme helfen ihren Eroberern auch noch!" Das<br />

Gewirr der Kommandos auf der Brücke hallte weiter fort, in denen die Shil'Crers sich<br />

selbst beweihräucherten und ihren Gegner für minderwärtig erklärten. Die ersten<br />

Truppentransporter setzten auf dem Planeten auf.<br />

Siren sah sich um: Der Himmel war teilweise verfinstert, irgendwelche Objekte<br />

verdeckten die Sonne. Vor <strong>ein</strong>igen Sekunden hatte der Computer begonnen, <strong>ein</strong>e<br />

Durchsage über das gesamte Stadtgebiet...und sicher auch die Gebiete dahinter...zu<br />

machen:"Achtung! Alle sofort die Schutzräume aufsuchen! Die Gem<strong>ein</strong>schaft wird<br />

angegriffen! Folgen sie ihren Multi-Armbändern!" Siren erschrak fürchterlich, als <strong>ein</strong>es<br />

der Häuser auf <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>en Energiestrahl abschoss, der <strong>ein</strong>en schwarzen Punkt am<br />

Himmel in <strong>ein</strong>em Feuerball aufgehen liess. Der Strahl war nirgends hinaus gekommen,<br />

er war <strong>ein</strong>fach aus der Wand gedrungen. Siren hatte den Navigationspfeil ihres<br />

Armbandes in ihren HUD <strong>ein</strong>geblendet und rannte gerade unten aus dem Haus.<br />

Jarin sah auf Thorsten, der Computer gab <strong>ein</strong>en Zwischenbericht während er weiter<br />

arbeitete: "Thorsten ist schwer beschädigt. S<strong>ein</strong>e Systeme stehen kurz vor dem<br />

Kollaps. Jede körperliche Verletzung könnte bei s<strong>ein</strong>em geschwächten Kreislauf zum<br />

Tod führen. Die Naniten sind so gut wie zerstört, ihre Systeme könnten sich noch<br />

selbst reparieren...doch das Virus verhindert dies. Ich konnte die Systeme <strong>ein</strong>frieren,<br />

doch ich konnte noch k<strong>ein</strong>e Gegenmaßnahmen <strong>ein</strong>leiten." Jarin stand den Tränen<br />

nahe:"Und...und was heisst das?" "S<strong>ein</strong>e Überlebenschance beträgt nur 15%." Eine


dunkle Gestalt erschien aus dem Nichts neben Thorsten:"Irrtum! Null Prozent! Har har<br />

hhahahahahaha." In der Hand des Wesens, das wie <strong>ein</strong> Mensch mit anderer Farbe und<br />

<strong>ein</strong>em insektenartigen Exoskelett unterhalb des Halses aussah, wallte dunkler Nebel<br />

auf, formte sich zu <strong>ein</strong>er langen Wolke und wurde zu <strong>ein</strong>em Schwert. Des Wesen holte<br />

aus und rammte es Thorsten in die Brust. Jarin schrie, die Tränen schossen ihr in die<br />

Augen. Der Monitor mit Thorstens Biowerten zeigte zwei gerade Linien an...er war tot.<br />

Der Computer erklang erneut:"Der Datenverkehr innerhalb der Naniten ist zum<br />

erliegen gekommen...Thorsten ist tot..." Jarin schrie:"N<strong>ein</strong>!!!" Sie rannte zu Thorsten<br />

und nahm s<strong>ein</strong>e Hand, drückte sie und schrie immer wieder:"N<strong>ein</strong>! Thorsten, du<br />

kannst mich doc jetzt nicht all<strong>ein</strong> lassen." Die Hunde sprangen das Wesen knurrend<br />

an. Es stiess sie mit dem Arm weg und die Tiere prallten jaulend gegen die Wand, wo<br />

sie liegen blieben. Es kam auf Jarin zu, sie schlug mit der Faust nach ihm, doch das<br />

Wesen packte ihren Arm mit <strong>ein</strong>em dämonischen Lächeln und packte sie mit der<br />

anderen Hand am Hals. Dann trug er sie weg von Thorsten:"Mal sehen, was mache ich<br />

mit dir jämmerlichen Kreatur?! Das Virus hat bei diesem Ding da ja ganze Arbeit<br />

geleistet...ich hatte gehofft, dem Ding vor m<strong>ein</strong>en Truppen den Hals aufzuschlitzen."<br />

Er stellte sich nun seitlich, dass beide den toten Thorsten sehen konnten, nur damit es<br />

sich an ihrem Leid ergötzen konnte. Jarin w<strong>ein</strong>te bitterlich, sie wühlte sich, als ob<br />

jemand ihr Herz in ihrem Brustkorb zerdrückte...sie hatte ihn verloren. Trotzdem<br />

brüllte sie immer wieder s<strong>ein</strong>en Namen, in der vergeblichen Hoffnung, er würde<br />

wieder aufstehen. "Thoooorsten! Thooooooorsten...Thorsten...Thoooorsteeeen!!!".<br />

Vorbei war der Schmerz, die Finsternis und das taube Gefühl. Thorsten war auf <strong>ein</strong>em<br />

weißen Boden, die Ebene schien endlos zu s<strong>ein</strong>. Er fühlte <strong>ein</strong>e willkommene Wärme,<br />

etwas Erlösendes, als hätte es schon immer auf ihn gewartet. In der Ferne sah er<br />

<strong>ein</strong>en noch helleren Punkt. War dies der Himmel? Thorsten sah sich um: Das musste<br />

der Himmel s<strong>ein</strong>.<br />

Er sah an sich herab: Er schimmerte in dem selben hellen Licht, wie alles hier, dann<br />

spürte er etwas in sich, <strong>ein</strong>e andere Existenz. Thorsten glühte stärker. Er sah an sich<br />

herab, als das Schimmern um ihn stärker wurde und in weißem Nebel vor ihn wehte.<br />

Es formte ihn, <strong>ein</strong>e Person in genau s<strong>ein</strong>er Gestalt...Thorsten glaubte zu wissen, was<br />

das war:"Du bist die Naniten..." "Genau. Ich bin die Seele der Naniten, auch wenn<br />

unser Bewussts<strong>ein</strong> ver<strong>ein</strong>t ist, zwei Seelen können verbunden s<strong>ein</strong>, jedoch bleiben sie<br />

<strong>ein</strong>zigartig." "Du warst all die Jahre über in mir." "Ja, ich war die kl<strong>ein</strong>e unterbewusste<br />

Stimme, die dich dazu getrieben hat, dich selber weiter zu verbessern, die dich<br />

beschwichtigt und manchmal auch feurig unterstützt hat." "So ähnlich wie m<strong>ein</strong><br />

Gewissen also. Du denkst das gleiche wie ich? Ich m<strong>ein</strong>e, wo wir hier sind." die Seele<br />

der Naniten sah sich um:"Ich glaube ja. Das hier ist der Himmel, oder? Zumindest<br />

das, was die Menschen als Himmel beschreiben." "Ich glaube auch, dass dies der<br />

Himmel ist. Warst du die ganze Zeit in den Naniten?" "Ja, und in d<strong>ein</strong>em Körper. Als<br />

wir unser Bewussts<strong>ein</strong> verschmolzen, wurden unsere Körper <strong>ein</strong>s. ...Ich hätte nie<br />

gedacht, den Himmel <strong>ein</strong>mal zu sehen, immerhin war ich <strong>ein</strong>e Maschine." "Ich glaube,<br />

dass hier ist etwas, was sich unseren Analysen und der Physik entzieht. Den Himmel<br />

kann man nicht definieren. Und du hast mir schon damals bei der Spitzmaus<br />

bewiesen, dass du <strong>ein</strong>e Seele hast." Die andere Seele lächelte:"Danke. Ich danke dir."<br />

"Weisst du, ich sehe dieses wunderschöne Licht da hinten, und ich habe den Drang,<br />

darauf zu zu gehen, aber irgendetwas hält mich zurück." Aus der Ferne hinter sich<br />

hörte er <strong>ein</strong>e Stimme schreien, s<strong>ein</strong>en Namen um genau zu s<strong>ein</strong>: Es war Jarin.<br />

"Sie bedeutet dir viel...und auch mir. Vielleicht bin ich, weil ich in dir das Bewussts<strong>ein</strong><br />

erlangt habe, dir so ähnlich. Ich glaube ich gehe jetzt...in das Licht. Jarin braucht<br />

<strong>ein</strong>en Menschen, nicht <strong>ein</strong>e Maschine." Thorsten packte die Hand s<strong>ein</strong>es Freundes:"Sie<br />

braucht uns. Ich glaube, wir haben sie beide im ersten Moment geliebt, mit unserer<br />

Seele. Und du warst oft menschlicher, als viele andere, die wir über die Jahrhunderte<br />

gesehen haben." Die Seele lächelte glücklich und dankbar:"Ich danke dir, Freund.<br />

Doch ich glaube, wir sind mehr als Freunde...gewissermaßen bin ich sogar d<strong>ein</strong> Sohn."


"Vor allem sind wir Freunde, und ich bin froh, das wir für<strong>ein</strong>ander da sind. Was m<strong>ein</strong>st<br />

du? Handeln wir weiterhin zusammen?" "Ich werde mich weiter im Hintergrund<br />

halten...immerhin bist du älter als ich. Und danke noch mal...Danke."<br />

Die Seele der Naniten leuchtete mit glücklichem Lächeln auf und floss in s<strong>ein</strong>e Hand.<br />

Sie waren wieder <strong>ein</strong>s. Etwas in dem Licht schien in s<strong>ein</strong>e Gedanken <strong>ein</strong>zudringen, ihn<br />

zu begrüßen und zu verabschieden. Es sagte ihm, dass s<strong>ein</strong>e Zeit noch nicht<br />

gekommen war und das er gehen könne. Thorsten fühlte die innere Wärme und war<br />

glücklich.<br />

Nun brauchte Jarin ihn. Thorsten schloss die Augen. Die Dunkelheit kehrte zurück, die<br />

Schmerzen waren dabei zurück zu kehren, doch aus <strong>ein</strong>er Quelle in ihm, tiefer als<br />

Daten oder Verstand, drang etwas hervor. Eine innere Kraft, aus dem tiefsten Innern<br />

s<strong>ein</strong>er Selbst, nur zu dem Zweck aufgebracht, für Jarin da zu s<strong>ein</strong>. Ein Computervirus,<br />

es konnte noch so hoch entwickelt s<strong>ein</strong>, hatte gegen diesen inneren Drang, diese Kraft<br />

und diese Energie nicht die geringste Chance. Das Virus wurde gelöscht, Thorsten<br />

brachte alles auf was er hatte. Er reparierte sich selbst, die Subraummaterie und das<br />

Fleisch.<br />

Als er wieder die Augen öffnete, sah er an die Decke des Raumes, die er <strong>ein</strong>st gebaut<br />

hatte. In s<strong>ein</strong>er Brust steckte <strong>ein</strong> Schwert. S<strong>ein</strong>e Sensoren begannen wieder zu<br />

arbeiten und Thorsten sah, was in diesem Raum geschah: Die Hunde lagen schwer<br />

verletzt in <strong>ein</strong>er Ecke, Jerome saß verängstigt in <strong>ein</strong>er Ecke und <strong>ein</strong> unbekanntes<br />

Wesen würgte Jarin. Es holte gerade mit der anderen Hand aus um ihr das Genick zu<br />

brechen. Thorstens Gedanken drehten sich nur noch um <strong>ein</strong>e Sache: Jarin.<br />

Er riss sich das Schwert aus der Brust und setzte sich auf:"Jarin!!!"<br />

Jarin schloss die Augen in Erwartung ihres Endes, doch es war ihr egal...nun wo<br />

Thorsten nicht mehr war, fühlte sie sich leer. "Jarin!!!" Ihre Augen sprangen auf und<br />

sie sah auf Thorsten: Er saß halb auf der Liege. Das Wesen vor ihr sah ungläubig auf<br />

ihn:"Wie?!" Thorsten streckte den rechten Arm aus und <strong>ein</strong>e golden-weiße Aurore aus<br />

Naniten schoss hinaus, die sich zu ungefähr zwei Metern Durchmesser ausdehnte, das<br />

überraschte Wesen erfasste und es gegen die Wand schleuderte, wobei dieses Jarin<br />

fallen liess. Doch <strong>ein</strong> Seitenarm der Aurore fing sie auf und brachte sie zu Thorsten.<br />

Sie umarmte ihn so fest sie konnte, küsste ihn, wollte ihn nie mehr los lassen:"Ich<br />

dachte...ich hätte dich verloren." "Ich glaube, dass hattest du auch, aber ich bin<br />

zurück gekommen. Die Ewigkeit ohne dich wäre <strong>ein</strong>fach nicht zu ertragen. Jetzt<br />

schicke ich Jerome aber erst <strong>ein</strong>mal weg, Alter Freund, wir sehen uns später." "Ja<br />

Thorsten, es war schön, dich wieder zu sehen." In <strong>ein</strong>em blauen Lichtermeer<br />

verschwanden die Hunde und Thornton.<br />

Da, wo Thorsten das Wesen hingeschleudert hatte, lag nun <strong>ein</strong> Trümmerhaufen. Die<br />

Trümmer begannen sich zu bewegen, zu glühen und zu verdampfen. Das schwarze<br />

Wesen mit leicht goldener Aura erhob sich wieder, <strong>ein</strong> siegessicheres Lächeln<br />

aufgesetzt:"Ich weiss zwar nicht, wie du von den Toten auferstehen konntest, aber<br />

auch das wird dir nichts nützen. Gerade in diesem Moment greift m<strong>ein</strong>e Flotte d<strong>ein</strong>en<br />

jämmerlichen Planeten an, d<strong>ein</strong>e Schiffe werden k<strong>ein</strong>e Probleme darstellen."<br />

Thorsten hielt Jarin fest im Arm, er sah auf das Wesen und scannte es ab: Eine Art<br />

dunkler Materie. Und <strong>ein</strong> Teil, den er nicht <strong>ein</strong>ordnen konnte...oder doch! Das Wesen<br />

nach dem großen Angriff der angsterfüllten Wesen. Er konnte die Materie nur sehen,<br />

erhielt k<strong>ein</strong>e anderen Daten...das war die Materie. Ein Hybrid?! Und die Gem<strong>ein</strong>schaft<br />

sollte angegriffen werden? Thorsten erhielt gerade die Kontrolle über s<strong>ein</strong>e Naniten<br />

zurück, die Sensoren mussten erst justiert werden. Er justierte sie und erfasste die<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft, in der viele von s<strong>ein</strong>en Naniten waren. Tatsächlich! Millionen von<br />

Schiffen und immer wieder kamen Neue nach. Aber das die jetzigen Guardians k<strong>ein</strong><br />

Problem dastellten, war nicht richtig. Auch wenn sie ganz schön zu kämpfen hatten.<br />

Soldaten <strong>ein</strong>er unbekannten Rasse aus dieser dunklen Materie landeten mit<br />

Truppentransportern.<br />

Die Naniten hatten enorme Leistung, also liess er sie ins Geschehen <strong>ein</strong>greifen:


Unzählige Naniten leuchteten als kl<strong>ein</strong>e goldene Sterne auf und begannen die Schiffe<br />

anzugreifen. Eine Art der Schiffe feuerte auf <strong>ein</strong>e Wolke aus Naniten, <strong>ein</strong>e unbekannte<br />

Energie zerstörte sie. Thorsten fühlte den Schmerz. Da kontaktierte ihn der Computer<br />

dieser Anlage und übermittelte ihm neue Daten von der Energie, aus der auch das<br />

Virus bestanden hatte. Interessant...man konnte so <strong>ein</strong>iges damit machen. Wenn man<br />

die Schildgeneratoren entsprechend veränderte, liess sich die Energie sogar in<br />

Betriebsenergie umwandeln. Doch jetzt hatte er anderes zu tun, das Wesen trat<br />

näher:"Du hast k<strong>ein</strong>e Chance gegen uns. Wir werden dich und d<strong>ein</strong>e Kreaturen aus<br />

dem All fegen und dieses Universum in Besitz nehmen." "Das glaube ich nicht."<br />

Thorsten drückte Jarin an sich und teleportierte sie zu Diamond-City. Der Planetar-<br />

Computer bekam <strong>ein</strong> paar neue Gehilfen: Thorsten formte <strong>ein</strong> paar Roboter, zehn<br />

Meter hohe Kampfmaschinen nach dem neuesten technischen Stand den er hatte. Für<br />

die Soldaten und ihre Gewehre sollten die vierhundert Maschinen hier reichen.<br />

Hundert weitere pro Dorf waren auch noch mal <strong>ein</strong> Sicherheitsfaktor. Er drehte sich zu<br />

Jarin, die ihn immer noch umklammerte:"Jarin, ich möchte dich um etwas bitten."<br />

"Was denn?" "Die Leute hier sind gegenüber dieser Übermacht so gut wie hilflos. Ich<br />

werde die Schiffe im All aufhalten, dann komme ich hier her zurück. Ich möchte dich<br />

so lange bitten, dass du hier mit kämpfst, ich werde auch hier bei dir s<strong>ein</strong>." "Sicher<br />

werde ich dir helfen, aber bin ich denn auch stark genug?" "K<strong>ein</strong>e Angst, ich werde dir<br />

<strong>ein</strong> bisschen mehr Kraft geben." Thorsten begann damit, ihr <strong>ein</strong>e Rüstung anzulegen,<br />

<strong>ein</strong>e Rüstung war vielleicht falsch ausgedrückt: Er sammelte s<strong>ein</strong>e Naniten um den<br />

weißen Stoff von Jarins Kleidung. Ihre Kleidung färbte sich golden, und zog bei jeder<br />

Bewegung <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Aurore von ihm nach sich, die dann wieder in die Kleidung<br />

drang. "Siehst du, ich bin immer bei dir." "Das ist schön, dann los, hol sie dir." Er<br />

lächelte, überliess ihr die Sicherheit des Planeten und sprang in <strong>ein</strong>em blauen Blitz in<br />

den Orbit.<br />

Er sah sich um: Drei der Guardians waren in gigantische Trümmer zerschossen, die<br />

versuchten, sich zu reparieren, während kl<strong>ein</strong>e Schiffe, er vermutete Jäger, immer<br />

neue Löcher in die Hülle schossen. Dabei wurden die Trümmer noch weiter in den<br />

Raum getrieben. Die Guardians konnten nichts gegen die Energie ausrichten, die die<br />

neunzig Kilometer langen Schiffe abfeuerten...bis jetzt. Thorsten modifizierte die<br />

Schildgeneratoren um den Schiffen die Möglichkeit zu geben, die auf sie abgefeuerte<br />

Energie zu nutzen. Mit s<strong>ein</strong>en Naniten hatte er dies schon getan. Neue Strahlen<br />

schossen auf die Trümmer zu und trafen auf den letzten Rest der Schilde, flossen in<br />

die Systeme der Trümmer und spendeten dem Schiff neue Energie, das die Schilde<br />

damit ausweitetete und s<strong>ein</strong>e Regenration beschleunigen konnte. Den anderen beiden<br />

Schiffen ging es ähnlich und bei den drei Intakten verursachten die neuen<br />

Modifikationen <strong>ein</strong>e Verstärkung der Schilde und des Waffenfeuers wenn auf sie mit<br />

der unbekannten Energie geschossen wurde.<br />

"Die Schiffe absorbieren die Plasmid-Energie, schaltet auf das Sekundärfeuer um."<br />

"Ihr seid jetzt still und lasst mich die Befehle geben." "Imperon! Ihr seid zurück." "Alle<br />

Schiffe bündeln ihr jeweiliges Feuer auf <strong>ein</strong>es der Schiffe, knackt die Schilde und höhlt<br />

diese Fehlkonstruktionen aus." "Jawohl."<br />

Thorsten sah wie die Schiffe nun ihr Feuer auf jeweils <strong>ein</strong>en Guardian bündelten. Die<br />

Schilde fielen rapide, doch die Verluste auf der gegnerischen Seite waren auch sehr<br />

hoch. Eine Jägerstaffel aus bestimmt dreitausend Schiffen donnerte von allen Seiten<br />

auf die Guardian-3 zu, um <strong>ein</strong> Feuer aus Schüssen und schwarzen Bomben auf die<br />

Schilde hageln zu lassen. Doch mehrer Energiestrahlen von zweihundert Metern dicke<br />

dünnten in infernalischen Feuerstürmen die Reihen der Jäger aus, kl<strong>ein</strong>ere Strahlen<br />

erledigten den Rest...und noch immer kamen neue F<strong>ein</strong>dschiffe aus dem Nichts nach.<br />

Thorsten sah <strong>ein</strong>es der Neunzig-Kilometer-Schiffe auf sich zu kommen. Er streckte<br />

den rechten Arm aus, spreizte s<strong>ein</strong>e Handfläche und baute mit allen Naniten in s<strong>ein</strong>em<br />

Körper <strong>ein</strong>e Energieladung auf. Innerhalb von Nano-Sekunden zuckten Blitze über den<br />

gesamten Unterarm bis zu dem Punkt an der Handfläche, wo <strong>ein</strong> enormes Leuchten


erschien. Der hundert Meter dicke Strahl traf das Schiff genau in der Mitte des Bugs<br />

und durchbohrte es. Rötliche Lichtstrahlen drangen überall aus dem Rumpf des<br />

Schiffe, dann gab es <strong>ein</strong>en kurzen Blitz und das Schiff zerbarst in tausende Trümmer.<br />

Thorsten hatte noch versucht, die Besatzung zu erfassen und auf <strong>ein</strong> anderes Schiff zu<br />

teleportieren, doch es funktionierte nicht. Ein seltsames Kraftfeld hielt jegliche<br />

Teleportation auf.<br />

Thorsten registrierte neue Signale von Schiffen, andere Signale, die er aber schon<br />

kannte. Wollten sie ihm zu Hilfe eilen? Am Rand des Sonnensystems wo wenige<br />

F<strong>ein</strong>dschiffe waren, blitzten Enrgien aller Art auf, aus denen Schiffe traten, auch das<br />

rundlich gelbe, das ihm <strong>ein</strong>st solche Qualen bereitet hatte. Doch nach dem was<br />

Thorsten wusste, war ihre Technologie der des Gegners weit unterlegen. Sie waren<br />

mittlerweile sogar ihm unterlegen. "An das gute Wesen, hier ist die Unity-Flotte der<br />

Alten, wir grüßen sie und möchten ihnen unsere Hilfe anbieten." Thorsten funkte<br />

zurück:"Ihr habt k<strong>ein</strong>e Chance, sie sind euch zu weit vorraus." "Aber wir können ihr<br />

Feuer auf uns lenken, bis ihr euch neu gruppiert habt." "N<strong>ein</strong>!!!" Die Schiffe flogen<br />

mitten ins Getümmel, im geschlossenen Verband feuerten sie auf die f<strong>ein</strong>dlichen<br />

Schiffe. Einen der f<strong>ein</strong>dlichen Jäger konnte <strong>ein</strong>es ihrer Capital-Schiffe gerade noch<br />

zerlegen, doch dann kam <strong>ein</strong>e große Truppe der f<strong>ein</strong>dlichen Flotte und richtete die<br />

Waffen auf den Verband.<br />

Die f<strong>ein</strong>dlichen Geschosse drangen aus den Läufen und flogen auf die Alten zu.<br />

Thorsten verzweifelte aufgrund dieses ungebremmsten Heldenmuts. Es war <strong>ein</strong><br />

nutzloses Opfer, dass sie dabringen wollten.<br />

Thorsten streckte den linken Arm aus um <strong>ein</strong> gigantisches Kraftfeld zu projezieren,<br />

dass die Alten vor dem Feuer schützte. Den rechten Arm streckte er nach dem<br />

gegnerischen Verband aus und feuerte <strong>ein</strong>e gigantische Energiewelle ab, die die<br />

Schiffe des Gegeners erfasste und schwer beschädigte. Explosionen stoben aus den<br />

Schiffen und <strong>ein</strong> heller Blitz durchzog das Schiff, man konnte ihn aber nur erkennen,<br />

wenn er durch die Löcher im Rumpf haschte. Die roten Strahlen, die er schon vorher<br />

gesehen hatte, stoben aus den Schiffen und in <strong>ein</strong>er gigantischen Kettenreaktion<br />

explodierten sie in hunderte Trümmer und rissen bei ihrem Inferno noch umliegende<br />

F<strong>ein</strong>dschiffe mit in die Zerstörung. Thorsten scannte den Blitz und fand heraus, dass<br />

jedes Schiff, das explodierte, so <strong>ein</strong>en Blitz in sich erzeugte, dann gab es k<strong>ein</strong>e<br />

Lebenszeichen mehr. Entweder war dies <strong>ein</strong>e Art Kamikaze-System um Gefangene zu<br />

vermeiden, oder aber...<strong>ein</strong> Fluchtsystem!<br />

Thorsten hatte k<strong>ein</strong>en Grund mehr, sich zurück zu halten, sämtliche Schiffe schickten<br />

ihre Besatzung ansch<strong>ein</strong>end bei Zerstörung zu ihrer Heimat, wo auch immer das war.<br />

Die Technologie der Systeme war sehr interessant, Thorsten wollte sich <strong>ein</strong> paar<br />

Schiffe kapern, um sie zu erforschen. Er sprach erneut mit den Alten, während er nun<br />

die Schiffe um sich herum mit beiden Händen und allen Naniten in sich zu Trümmern<br />

zerschoss:"Ich danke euch, für eure Hilfe, aber ihr seid mehr <strong>ein</strong>e Last, als <strong>ein</strong>e<br />

Unterstützung. Kehrt bitte nach Hause zurück." "Wir...wir sehen es <strong>ein</strong>...viel Glück.<br />

Wir kommen jederzeit wieder, wenn wir beim Wiederaufbau helfen sollen." Mit dieser<br />

Nachricht verschwanden die milliarden von Schiffen der Alten in den selben Blitzen, in<br />

denen sie gekommen waren. Thorsten deaktivierte das Kraftfeld und flog durch die<br />

Reihen der Gegner. Er wich ihren Schüssen aus und feuerte mit beiden Armen und<br />

s<strong>ein</strong>er Körperoberfläche Energie-Ladungen auf die Gegner.<br />

Ein Lauf erschien links von ihm, als <strong>ein</strong> neues Schiff aus dem Nichts auftauchte. In<br />

den Tiefen des Schiffes bauten sich Energiemassen auf, die auf ihn abgefeuert werden<br />

sollten.<br />

Als der Strahl den Lauf verliess, sprang Thorsten hinter das Schiff und schoss <strong>ein</strong>en<br />

hochkonzentrierten Laserstrahl in die Triebwerke. Die Aggregate blitzten noch <strong>ein</strong>mal<br />

kurz auf, bevor <strong>ein</strong>e gigantische Detonation das Schiff zerriss. Thorstens Schilden<br />

machte das nichts, auch der Strahl, der ihn von hinten am Rücken traf, konnte ihm<br />

nichts anhaben.


"Imperon! Zu viele Krieger verschwinden! Seit das Wesen die Rettungsautomatik<br />

erfasst hat, wütet es unter unseren Streitkräften." Laut psychischem Profil des Wesens<br />

war es durch und durch abgeneigt, jemanden zu töten...Tel'Res wollte es ihm schwer<br />

machen:"Deaktiviert die Rettungssysteme und setzt das Wesen davon in Kenntnis!<br />

Wollen wir doch mal sehen, wie hoch er das Leben schätzt." "Jawohl Imperon."<br />

Thorsten empfing <strong>ein</strong> gegnerisches Signal...es war an ihn gerichtet! Die Nachricht<br />

erschien vor s<strong>ein</strong>em inneren Auge, als er die Daten in Bild und Ton umrechnete: Es<br />

war das Wesen, das ihm das Schwert in die Brust gerammt hatte:"Du kannst ruhig<br />

weiter feuern, ich habe m<strong>ein</strong>en Männern soeben befohlen, die Rettungsautomatik zu<br />

deaktivieren. Mit jedem Schiff das du zerstörst, wirst du hunderte m<strong>ein</strong>er Männer<br />

töten. Und ich weiss ja, wie sehr du das Töten hasst. Hua hua." "Wer oder was du<br />

auch bist, du zwingst mich zu drastischen Maßnahmen...und das ist <strong>ein</strong> Fehler."<br />

Jarin flog durch die Straßen, zehn der Roboter von Thorsten schossen ihr mit<br />

leuchtenden Waden und Torso-Rückseiten hinterher. Die Maschinen ähnelten stark den<br />

männlichen Xenon, nur das ihr Torso nicht Spitz zulief, sondern abgerundet war.<br />

Ausserdem hatten sie ausufernde Schulter-Panzerungen und <strong>ein</strong> breiteres Kreuz,<br />

sowie die leuchtenden Antriebe an Rücken und Waden. Hinzu kam <strong>ein</strong>e Verdickung am<br />

Unterarm, in der <strong>ein</strong> runder Kristall <strong>ein</strong>gefasst war. Jarin bog um die Ecke, auch die<br />

Roboter taten dies, wobei sie sich um neunzig Grad auf der Stelle drehten und mit<br />

breit gestellten B<strong>ein</strong>en in die Kurve schlidderten. Die Antriebe schalteten sich aus und<br />

auch Jarin setzte auf dem Boden auf. Vor ihr war der gesamte Straßenzug mit<br />

Soldaten übersät, die ihre Waffen auf sie richteten.<br />

Die Wesen begannen auf sie zu feuern. Ein Kreisrundes Kraftfeld hüllte Jarin <strong>ein</strong> und<br />

sie hielt sich die Arme vor die Augen. Das Kraftfeld kam nicht von ihr...Thorsten. Sie<br />

hatte zwar schon gegen Bewaffnete gekämpft, aber nicht gegen hunderte. Ausserdem<br />

sahen diese Wesen zum fürchten aus, wie Werwölfe mit Insektenpanzern. Noch immer<br />

hielt sie die Arme vor die Augen, während die Roboter um sie herum das Feuer der<br />

Gegner <strong>ein</strong>fach wegsteckten und ihre Arme zu den Gegnern ausstreckten: Die<br />

erwähnten Kristalle begannen zu leuchten und Schüsse drangen aus den Armen. Die<br />

Energieprojektile der Roboter waren blau und wurden nach aussen hin weiß. Das<br />

Feuer der Roboter flog zielgerecht in die Reihen der Gegner: Auch wenn <strong>ein</strong>zelne<br />

Soldaten Verbrennungen erlitten, war der Haupteffekt der Schüsse wohl <strong>ein</strong> anderer:<br />

Wo die Schüsse in die Gegner-Horden trafen, gab es circa fünf Meter im Durchmesser<br />

betragende, kreisrunde Explosionen, die die schrecklichen Kreaturen durch die Luft<br />

schleuderten und sie gegen Hauswände rammten, oder in ihre Verbündeten fliegen<br />

liess. Es war so <strong>ein</strong>e Art Schockwellen-Waffe, die die Gegner so weit verletzte, dass<br />

sie kampfunfähig waren. Thorsten achtete auch wirklich jedes Leben.<br />

Ein Trupp der gegnerischen Soldaten kämpfte sich zu Jarin vor, <strong>ein</strong>er von ihnen holte<br />

mit s<strong>ein</strong>er spitzen Energie-Waffe aus, um sie in Richtung Jarin zu stossen. Sie hielt<br />

sich den rechten Arm vor die Stelle, wo die Waffe auftreffen musste. Eine goldene<br />

Aurore stiess aus ihrem Ärmel heraus, packte den Soldaten, wie <strong>ein</strong>e Krake es mit<br />

ihrer Beute tun würde, und schleuderte ihn in s<strong>ein</strong>en Trupp hin<strong>ein</strong>, der dann gegen die<br />

nächste Hauswand flog.<br />

Jarin sah auf ihren Ärmel, in den sich die Aurore wieder zurück gezogen hatte, und<br />

dann auf den bewusstlosen Trupp. Thorsten beschützte sie also noch mehr. Sie wollte<br />

die Aurore wieder sehen, daraufhin erschien sie wieder und die Spitze der<br />

Lichtersch<strong>ein</strong>ung richtete sich auf sie, als wolle sie Jarin ansehen.<br />

Jarin fasste neuen Mut, Thorsten war tatsächlich richtig bei ihr. Das Kraftfeld<br />

umschloss ihren Körper nun wie <strong>ein</strong>e zweite Haut.<br />

Nun wollte sie feststellen, wie stark sie nun war: Jarin überkreuzte ihre Unterarme, so<br />

dass ihre Daumen jeweils am Hals lagen und ihre Handflächen auf der Schulter des<br />

jeweils anderen Arms. In <strong>ein</strong>er enorm schnellen Bewegung streckte sie die Arme<br />

wieder gerade zu beiden Seiten ab. Ein Knall war zu hören, als ihre Arme die Luft<br />

komprimerten, die Schallmauer durchbrachen und so <strong>ein</strong>e gigantische Druckwelle in


Form <strong>ein</strong>es X, wo die beiden Arme sich überkreuzt hatten, in Richtung der Angreifer<br />

schleuderte. Das X aus weißen Luftwirbeln schoss auf die Armee zu und schleuderte<br />

die vordersten fünf Meter der Angriffswelle gegen ihre Hintermänner und darüber.<br />

Schreiend flogen die Soldaten durch die Luft und wirbelten um all ihre Achsen. Einer<br />

der Soldaten flog auf <strong>ein</strong>en der Roboter rechts von ihr zu. Die Maschine holte mit dem<br />

linken Arm aus und schlug ihn wie <strong>ein</strong>e lästige Fliege beiseite. Wirbelnd schlug die<br />

Kreatur auf den Boden, schlidderte und rollte noch <strong>ein</strong> paar Meter und blieb dann<br />

reglos liegen. Jarins verstärktes Gehör konnte noch <strong>ein</strong>en schwachen, doch stabilen<br />

Puls...zumindest etwas in der Art...ausmachen. Diese Wesen mussten extrem robust<br />

s<strong>ein</strong>.<br />

Jetzt, da Jarin ihre neue Kraft erforscht hatte, ging sie mitten in die Gegnerhorde<br />

hin<strong>ein</strong>: Die Ersten flogen nach hinten als Jarin ihre Fäuste in ihre Körper trieb, wo<br />

natürlicher und unnatürlicher Panzer brachen und blutende Platzwunden hinterliessen.<br />

Ein anderes Wesen rannte seitlich auf sie zu: Jarin trat nach ihm und ihr Fuss riss <strong>ein</strong>e<br />

klaffende Wunde in die Seite des Soldaten, als sie auf die Hüfte gezielt hatte. Das<br />

Wesen kippte schreiend um.<br />

Wieder andere m<strong>ein</strong>ten, ihr Waffenfeuer hätte Jarin etwas anhaben können: Sie irrten<br />

sich. Jarin rannte auf sie zu, wobei die Energieprojektile sie nicht anrühren konnten,<br />

riss ihnen die Waffen aus der Hand und schlug sie mit <strong>ein</strong>er wischenden<br />

Handbewegung zur Seite.<br />

Jarin fiel etwas <strong>ein</strong>: Ihre Fähigkeit, Dinge zu erzeugen. Also mal was anderes: Sie<br />

malte sich <strong>ein</strong>en Titanblock aus, ziemlich breit und mit hohem Gewicht. Das Objekt<br />

erschien über <strong>ein</strong>er Gruppe von Soldaten und schlug sie zu Boden, wo sie stöhnend<br />

liegen blieben...diese Viecher waren wirklich robust. Um so mehr führte es Jarin ihre<br />

Körperkraft vor Augen.<br />

Über sich konnte Jarin <strong>ein</strong>en Schatten erkennen: Irgendetwas sollte auf ihren Kopf<br />

geschlagen werden. Sie wollte sich gerade umdrehen, als <strong>ein</strong>e Aurore aus dem Stoff<br />

an ihrem Rücken kam und in Richtung des Schattens rauschte. Der Schatten, <strong>ein</strong><br />

Soldat mit zum Schlag erhobener Waffe, flog schreiend davon.<br />

Um Jarin herum flogen immer wieder Soldaten durch die Luft, als die Roboter von<br />

ihren Positionen aus in die Soldaten-Massen hin<strong>ein</strong> feuerten.<br />

Eine der Kreaturen rannte auf Jarin zu. Jarin holte mit der rechten Hand aus und<br />

schlug gegen die Schulter des Wesens: Eine Gischt aus rotem Blut spritzte umher und<br />

verdampfte an Jarin wenn es sie traf. Der Arm des Wesens flog, <strong>ein</strong>e Blutspur hinter<br />

sich herziehend, davon und das Wesen fiel kreischend und heulend auf den Boden, wo<br />

es weiter wimmerte.<br />

Ein anderes Wesen stürmte nun von vorne auf Jarin zu, während sie mit ihren beiden<br />

Armen gerade zwei andere Wesen hinweg schlug. Eine Aurore stiess seltsam weiß<br />

leuchtend aus dem Stoff an ihrem Bauch hinaus: Die Aurore stiess durch den Bauch<br />

des Wesens und kam hinten wieder hinaus, wo sie noch <strong>ein</strong> Wesen aufspiesste. Die<br />

Aurore schwang mit den Beiden auf sich gespiesst herum und schlug mehrere Gegner<br />

nieder, die reglos und mit gebrochenen Knochen und Panzerplatten am Boden liegen<br />

blieben. Dann streckte sich die Aurore wie <strong>ein</strong>e Peitsche aus und schleuderte die<br />

beiden Aufgespiessten ab, welche schreiend gegen die nächste Mauer klatschten und<br />

dort jeweils <strong>ein</strong>en dicken Blutfleck hinterliessen.<br />

Auf <strong>ein</strong>mal hörte Jarin <strong>ein</strong> verzweifeltes Schreien in der Ferne...<strong>ein</strong> Mensch. Jarin<br />

wollte dort hin, aber hier waren noch hunderte weiterer Soldaten, von denen immer<br />

mehr nachkamen. Jarin wollte das hier so schnell wie möglich beenden...aber wie? Auf<br />

<strong>ein</strong>mal begann ihre Kleidung stark zu leuchten und <strong>ein</strong>e Schockwelle ging davon aus,<br />

die rund zweihundert Soldaten durchdrang und mit lauten berstenden Geräuschen ihre<br />

Panzerplatten brechen liess. Mit schmerzverzerrten Mäulern gingen die Wesen zu<br />

Boden, doch es kamen schon wieder neue nach. Jarin hörte <strong>ein</strong>e Computer-Stimme<br />

hinter sich, es war <strong>ein</strong>er der Roboter, der sie mit ihrem Namen rief und zu sich winkte.<br />

Dann schoss die Maschine mit leuchtenden Antriebsaggregaten in Richtung des


Schreis, gefolgt von <strong>ein</strong>em anderen Roboter. Die Intensität der Schüsse der Maschinen<br />

erhöhte sich, die Explosionen um sie herum wurden immer größer.<br />

Für Jarin war dies ihr Zeichen: Sie aktivierte den Flug-Antrieb in ihrem Körper und<br />

schoss in die Höhe um den Robotern zu folgen.<br />

Die Roboter vor ihr bogen um mehrere Kreuzungen und blieben letztendlich stehen:<br />

Eine Gruppe von Gem<strong>ein</strong>schafts-Mitgliedern war unter <strong>ein</strong>em blasenförmigen Kraftfeld<br />

geschützt, <strong>ein</strong>e Xenon...Siren hatte es nicht unter die Schtuzkuppel geschafft und<br />

stand schreiend direkt vor <strong>ein</strong>em der Wesen. Andere der Soldaten kamen wie<br />

hungrige Wölfe näher. Mehrere der Monster feuerten unablässig auf die Schutzkuppel<br />

über der Gruppe.<br />

Siren schrie, als das Wesen vor ihr die Waffe hochriss um sie ihr ins Gesicht zu<br />

hämmern. Wie aus dem Nichts erschien hinter dem Wesen <strong>ein</strong>e goldene Aurore,<br />

packte es und schleuderte es in die Reihen um die Schutzkuppel. Thorsten war also<br />

auch hier aktiv.<br />

Dies nahm Jarin als ihr Zeichen: Sie sprang nach vorne und schlug zwei der Wesen<br />

mit <strong>ein</strong>em Sprung-Kick gegen die nächste Hauswand. Siren sah sie an wie <strong>ein</strong> Opfer<br />

s<strong>ein</strong>en Retter. Jarin war geschmeichelt, durfte aber ihr Ziel nicht aus den Augen<br />

lassen: Die Leute beschützen.<br />

Jarin schwang mit Hilfe des Flug-Antriebs in ihrem Körper herum und erledigte <strong>ein</strong>en<br />

anstürmenden Krieger mit <strong>ein</strong>em Schwung-Tritt gegen den Kiefer, welcher knackend<br />

brach. Ein anderer Soldat rannte auf sie zu, sie machte in der Luft <strong>ein</strong>en Salto und<br />

liess ihre Füsse von oben auf die Schultern des Wesens niederdonnern, womit sie die<br />

Arme des Kriegers um gut zehn Zentimeter nach unten verlagerte. Der Soldat schrie<br />

und fiel um.<br />

Ein anderer Soldat rannte wieder auf sie zu: Jarin streckte ihren Arm aus und liess<br />

<strong>ein</strong>en dicken St<strong>ein</strong>brocken über s<strong>ein</strong>em Kopf entstehen, der Zeitgleich mit ihrer Faust<br />

auf den Krieger traf. Doch hinter der Kreatur kam <strong>ein</strong> neuer Soldat. Jarin streckte<br />

ihren Arm nach <strong>ein</strong>em der bewusstlosen Krieger aus und wie sie es sich vorgestellt<br />

hatte, schoss <strong>ein</strong>e Aurore aus ihrem Ärmel und ergriff den Soldaten. Jarin stellte sich<br />

nun vor, wie sie die Aurore nun als Peitsche nutzen würde...und sie konnte es.<br />

Thorsten konnte doch etwas mehr, als <strong>ein</strong>er Frau die Wünsche von den Augen ablesen.<br />

Die Aurore verhielt sich fast wie <strong>ein</strong> Teil ihres Körpers.<br />

Sie holte mit ihrem Arm aus und schlug mit der "Peitsche" nach dem Soldaten, s<strong>ein</strong><br />

bewusstloser Kumpel als Ballast schlug auch ihn KO. Die Aurore liess ihren Ballast<br />

wieder los und fungierte nun als <strong>ein</strong>e Mischung zwischen Fackel und Peitsche.<br />

Jarin nutzte diese Funktion gleich: Ein Soldat richtete s<strong>ein</strong>e Waffe auf Siren, Jarin<br />

holte mit dem Arm aus und wickelte die Peitsche um s<strong>ein</strong>en Arm. Die Aurore glühte<br />

kurz auf und als Jarin daran zog, brannte sie sich in den Arm. Der Gegner schrie und<br />

Jarin riss ihn hoch, wobei sie die Peitsche mit <strong>ein</strong>em kurzen Ruck lockerte, und der<br />

Soldat mit der Branntwunde am Arm flog schreiend durch die Luft, an Jarin vorbei,<br />

gegen die nächste Hauswand. Ein anderer Soldat rannte auf Jarin zu und wurde von<br />

<strong>ein</strong>em tiefblauem Energiestrahl an der linken Hüfte gesprengt. Innereien spritzten als<br />

rote Gischt über den Bürgersteig und der Soldat flog schr<strong>ein</strong>d <strong>ein</strong>en Meter und dann in<br />

den Dreck. Jarin folgte der Strahlenbahn zu ihrem Ursprungsort und sah <strong>ein</strong>en der<br />

Roboter, dessen linker Arm in ihre Richtung gerichtet war, während der rechte Arm<br />

weiter auf die Soldaten um die Kuppel feuerte.<br />

Sie lächelte und machte <strong>ein</strong>en Rückwärtssalto in der Luft, um dem Soldaten hinter ihr<br />

den Helm zu zertreten...sicherlich nicht nur den Helm. Eine neue Linie aus Gegnern<br />

rannte von Rechts auf sie zu. Mit ihrer Elle schlug Jarin in die Luft rechts neben sich,<br />

in Folge dessen schoss <strong>ein</strong>e Schockwelle aus gestauter Luft in die Richtung der Truppe<br />

und schleuderte diese beim Aufprall gegen das Schutzschild.<br />

Jetzt schien die Lage in Griff zu s<strong>ein</strong>: Drei weitere der gigantischen Roboter bewegten<br />

sich auf diese Kreuzung zu. Die Waden der Maschinen waren mit Blut bedeckt...<strong>ein</strong><br />

Zeichen ihrer Kämpfe und der Verletzungen, die in ihrer Nähe entstanden waren. Mit


eängstigender Präzision zielten die Ungetüme mit fokussierten Waffen auf die<br />

Soldaten um sie herum. Einer der Soldaten richtete s<strong>ein</strong> Gewehr auf Jarin, <strong>ein</strong>er der<br />

Roboter schien dies bemerkt zu haben: Ein blauer Energiestrahl erschien kurz vor<br />

Jarins Augen, brannte sich kurz durch den Ellenbogen und liess die gesamte<br />

Extremität in <strong>ein</strong>em roten Nebel verdampfen. Schreiend fiel die Kreatur zu Boden.<br />

Siren hatte nun das erste mal, seit Jarin hier war, freie Bahn: Wie <strong>ein</strong> Gepard rannte<br />

sie auf die Schutzkuppel zu, sprang über <strong>ein</strong>e der Kreaturen und drang ohne Mühe in<br />

die Schutzkuppel <strong>ein</strong>, wo sie von den Anderen aufgefangen wurde. Noch <strong>ein</strong> Schrei:<br />

Ein Mensch...<strong>ein</strong> Mann, um genau zu s<strong>ein</strong>.<br />

Jarin überliess den Trupp hier den Robotern und sprang in die Luft, um in Richtung des<br />

Schreis zu fliegen.<br />

Zwei Häuserblocks weiter sah sie den Ursprung...<strong>ein</strong> Roboter kam in der Nähe zum<br />

Stillstand, als s<strong>ein</strong>e Triebwerke erloschen, dann ging die Maschine zu dem Paar: Einem<br />

verletzten Mann und <strong>ein</strong>er w<strong>ein</strong>enden Frau, auf die die Soldaten zu gingen.<br />

Redan hatte sich mit <strong>ein</strong>em dieser Monster angelegt, es hatte ihn an der Schulter<br />

gepackt, <strong>ein</strong>e Kralle s<strong>ein</strong>er Klaue in das Gelenk gedrückt und ihn zu Sanuma an die<br />

Wand geworfen. Nun kamen diese Werwölfe mit Panzerungen immer näher und<br />

fletschten ihre Zähne mit <strong>ein</strong>em satanischen Grinsen. Sanuma w<strong>ein</strong>te in s<strong>ein</strong>en Armen<br />

und die Beiden wollten schon <strong>ein</strong> Stossgebet sprechen. Redan hörte <strong>ein</strong> Rauschen<br />

näher kommen, dann endete es und nach kurzer Zeit wurde es von <strong>ein</strong>em lauten<br />

Stampfen abgelöst. Die Kreaturen schienen irritiert, und sahen genau wie Redan in die<br />

Richtung aus der das Stampfen kam. Ein großes B<strong>ein</strong> wie von <strong>ein</strong>em der Xenon-<br />

Körper, nur etwas anders in der Bemalung und den <strong>ein</strong>zelnen Panzerungssegmenten,<br />

kam hinter der Ecke hervor. Es folgte <strong>ein</strong>e Hüfte mit <strong>ein</strong>em Torso darauf, der ebenfalls<br />

<strong>ein</strong>em Xenon ähnelte, jedoch viel breitere Schultern, längere Schulterpanzerungen<br />

und <strong>ein</strong>en abgerundeten Bug hatte. Der Kopf war leicht langgezogen und richtete sich<br />

mit s<strong>ein</strong>em Visier auf die Gruppe aus Soldaten aus.<br />

Die Soldaten rissen ihre Waffen in Richtung des Roboters hoch und feuerten: Die<br />

Ladungen verpufften nutzlos an der Maschine. Im Gegenzug hob der Roboter die Arme<br />

und richtete leuchtende runde Kristalle, jeweils <strong>ein</strong>er pro Unterarm, auf die Monster:<br />

Blaue Energiestrahlen zerfetzten Extremitäten und Torsos. Redan bekam <strong>ein</strong>en<br />

Blutspritzer im Gesicht ab. Sanuma sah auf und schrie, als <strong>ein</strong>e der Kreaturen sich im<br />

Schutze s<strong>ein</strong>er Kameraden zu ihnen durch kämpfte und mit aufgerissenem Maul<br />

vorgebeugt auf sie zu stürmte.<br />

Redans Blick erstarrte in Erwartung der schrecklichen Kiefer. Doch stattdessen schoss<br />

<strong>ein</strong>e junge Frau vom Himmel herab und rammte das Wesen mit <strong>ein</strong>em Fuss auf den<br />

Boden. Um genau zu s<strong>ein</strong> trat sie dem Wesen direkt auf den Helm, wodurch sich die<br />

Kreatur beim Aufprall mit dem Unterkiefer die schwarze Zunge ab biss. Winselnd hielt<br />

sich die Kreatur nun das Maul, aus dem das Blut in strömen lief.<br />

Die junge Frau, die immer noch mit dem Fuss auf dem Kopf der Kreatur stand,<br />

lächelte freundlich, deutete mit zwei Fingern <strong>ein</strong>en Salut als Gruss an, sprang nach<br />

oben und machte <strong>ein</strong>e Rolle in der Luft, um zwischen zwei der Kreaturen zu landen,<br />

denen sie, mit <strong>ein</strong>er Faust pro Kreatur, die Kiefer brach. Die junge Frau bemerkte <strong>ein</strong>e<br />

der Kreaturen hinter sich auftauchen und trat mit dem linken B<strong>ein</strong> nach hinten aus,<br />

wobei sie ihren Fuss in etwa in die Mitte der Hüfte rammte. Etwas brach, die Augen<br />

des Werwolfes traten hervor, der Blick wurde starr und leise keuchend fiel es um,<br />

wobei es sich diese Region hielt. Redan kannte diesen Gesichtsausdruck von s<strong>ein</strong>em<br />

Geschlecht: Die junge Frau hatte ansch<strong>ein</strong>end die Geschlechtsorgane der Kreaturen<br />

gefunden.<br />

Lasmios rannte so schnell er konnte mit Simaneas und s<strong>ein</strong>en Schlüpflingen zu den<br />

Sümpfen, doch <strong>ein</strong>e Schneise aus schwarzem Energiefeuer brannte <strong>ein</strong>e Schneise vor<br />

ihnen in den weichen Boden. Es waren die Monster, die in der Nähe mit <strong>ein</strong>em Schiff<br />

aufgesetzt hatten. Die schrecklichen Kreaturen hielten winselnde Teladi in ihren<br />

Klauen. Einer von ihnen hielt in <strong>ein</strong>em Netz die Boronen aus der Siedlung an der Küste


in der linken Klaue. Die Boronen quiekten und klickerten ängstlich, auch Lasa war<br />

unter ihnen.<br />

Lasmios' Herzen rasten, die Schutzstarre kletterte s<strong>ein</strong>e B<strong>ein</strong>e empor. Die Kreaturen<br />

grinsten und richteten ihre Waffen auf die kl<strong>ein</strong>e Familie: Sie schossen.<br />

Der junge Vater zischte vor Angst, in Erwartung des nahenden Todes.<br />

Doch Lasmios wartete ohne Grund: Die Amulette der kl<strong>ein</strong>en Schlüpflinge leuchteten<br />

auf und bildeten <strong>ein</strong>en Schutzschild um die Sechs. Dann bildeten die Amulette<br />

Kraftfelder aus, die als Kugeln nach vorne schossen und das fiese Grinsen aus den<br />

Fratzen der Monster schlugen, als sie wie wilde Vögel zwischen den Soldaten hin und<br />

her flogen. Die Kreaturen liessen ihre Opfer fallen um mit ihren Waffen besser auf die<br />

Kraftfelder schiessen zu können. Als die Teladi weg waren und <strong>ein</strong>er von ihnen das<br />

Netz mit den Boronen mitgenommen hatten, änderten sich die Kraftfelder: Die Kugeln<br />

flachten sich zu Disken ab und fingen an zu surren, wenn sie sich fortbewegten. Die<br />

Disken flogen auf die Waffen der Monster zu und schnitten die Mischung aus<br />

Schwertern und Gewehren in zwei oder drei Teile. Danach blähten sich die Kraftfelder<br />

wieder zu Kugeln auf und donnerten in die Visagen der Monster.<br />

Lasmios hörte <strong>ein</strong> Donnern aus dem Nachbardorf, gefolgt von winselnden Schreien wie<br />

die der Kreaturen vor ihnen, wenn diese von den Kraftfeldern getroffen wurden. Eine<br />

große Gestalt, die aus der Ferne fast wie <strong>ein</strong>er der Xenon auf diesem Planeten aussah,<br />

schoss mit lodernden Waden und Rücken in ihre Richtung, <strong>ein</strong>e andere hob sich in die<br />

Luft und schoss aus s<strong>ein</strong>en Unterarmen auf Gegner, die Lasmios nicht sehen konnte.<br />

Die etwa zehn Meter höhe Maschine im Anflug auf sie richtete ihren rechten Unterarm<br />

auf die Gruppe aus Monstern, die Lasmios und s<strong>ein</strong>e Familie eben noch bedroht hatte.<br />

Eine hellblaue Kugel schoss aus dem Unterarm auf die Monster zu, schlug mitten unter<br />

ihnen <strong>ein</strong> und schleuderte sie mit Verbrennungen durch die Luft. Die Kreaturen<br />

landeten schon bewusstlos auf dem Boden.<br />

Nachdem diese Truppe jedoch erledigt war, strömten neue Monster aus dem<br />

schwarzen hässlichen Schiff. Sie brüllten wie Tiere, die auf ihre Beute zustürmten.<br />

Der Roboter vor ihnen schwang in <strong>ein</strong>er eleganten Bewegung zu dem Schiff herum<br />

und feuerte mit hoher Schussfrequenz auf die Monster. Wirbelnd und schreiend flogen<br />

die Kreaturen durch die Luft und blieben liegen...<strong>ein</strong>ige von ihnen qualmten sogar<br />

noch. Sofort nachdem die Soldaten ihr Schiff verlassen hatte, wurden sie schon von<br />

dem Roboter erfasst und flogen getroffen durch die Luft oder zurück in das Schiff.<br />

Lasmios konnte nicht umher, die Ästhetik in den Bewegungen des Roboters zu<br />

bewundern, doch er rannte auch schon so schnell er konnte mit s<strong>ein</strong>er Familie zu dem<br />

Punkt auf der Erde, zu dem s<strong>ein</strong> Armband ihn führte. Sie betraten den Boden und<br />

fielen nach unten, wo sie von <strong>ein</strong>em blauen Energiefeld aufgefangen wurden. Sie<br />

verliessen das blaue Feld und trafen auf die schon wartende Lasa zu, in diesem blauen<br />

Schutzbunker.<br />

Nume sah die dunklen Schatten langsam nach unten gleiten. Es waren grausame<br />

Kreaturen, mit Atemgeräten, die in ihre Nasen gestöpselt waren, damit sie ihre Kiefer<br />

frei hatten, auf denen sadistisches Grinsen prangte. Sie glitten auf den Meeresboden<br />

zu und wurden von Antriebsaggregaten an ihren Schultern in Richtung von<br />

Aquamarin-City getrieben.<br />

Doch <strong>ein</strong>ige der Monster landeten auch um die Senke in der die Stadt lag, um die<br />

Vorstadt an zu greifen. Nume schwamm so schnell er konnte, während er immer mehr<br />

Angst in dem Wasser schmecken konnte. S<strong>ein</strong> Sohn klickerte <strong>ein</strong>en Ruf, den er und<br />

der Delphin, dieses nette Wesen, ver<strong>ein</strong>bart hatten. Obwohl Boronen sehr gute<br />

Schwimmer waren, so konnte dieser Delphin doch sehr viel wendiger schwimmen. Das<br />

Tier war in der Ferne schon zu erkennen, doch <strong>ein</strong>e der schrecklichen Kreaturen setzte<br />

direkt vor ihnen auf dem Grund auf. Nume stiess <strong>ein</strong>e Wolke des Schrecks und der<br />

Angst aus. Das Wesen riss s<strong>ein</strong> Maul mit <strong>ein</strong>em fiesen Grinsen auf, richtete s<strong>ein</strong>e<br />

Waffen auf Nume und s<strong>ein</strong>e Familie und...wurde von <strong>ein</strong>er Druckwelle hinfort<br />

geschleudert. Eine gigantische Maschine, die den Xenon irgendwie sehr ähnlich sah,


stieg aus der Senke empor und feuerte auf die vielen grausigen Kreaturen.<br />

Das Blut der Wesen stob in kl<strong>ein</strong>en Schwaden durchs Meer. Der Delphin kam und<br />

Nume, Nalo und Hila saugten sich an der glatten Haut fest und wurden von dem Tier<br />

in Sicherheit gebracht. Nume sah sich um: Dutzende der Roboter stiegen aus der Tiefe<br />

empor und schossen auf die grausamen Kreaturen, deren Jaulen durch das Wasser<br />

kilometerweit zu hören war. Die Maschinen schwammen durch ihre leuchtenden<br />

Rücken und Waden. Die Roboter warfen sich zwischen die Monster und ihre Opfer, um<br />

Feuer abzufangen, schossen die Stellungen der Kreaturen mit hellblauen<br />

Energiegeschossen aus<strong>ein</strong>ander und projezierten Kraftfelder um die Boronen zu<br />

beschützen.<br />

Nume sah <strong>ein</strong>e der abscheulichen Kreaturen vor sich von oben herunter kommen. Das<br />

Monster wurde von <strong>ein</strong>em blauen Energiestrahl getroffen und die rechten Extremitäten<br />

der Kreatur wurden abgerissen. In <strong>ein</strong>er Wolke aus Blut sank das Wesen wimmernd<br />

auf den Boden, gefolgt vom rechtem B<strong>ein</strong> und dem rechten Arm.<br />

Nume zeigte dem Delphin den Pfeil an s<strong>ein</strong>em Arm-Band...auch wenn er nicht <strong>ein</strong>en<br />

Arm hatte..., das Tier klickerte als Antwort und richtete sich nach dem Pfeil. Sie<br />

schwammen auf <strong>ein</strong>es der hohen Gebäude der Stadt zu und durch die Wand hindurch.<br />

Ein blauer Bunker bot ihnen und hunderten anderen Boronen Schutz. Nume hatte die<br />

Bilder der verletzten Wesen vor Augen...nicht <strong>ein</strong>es von ihnen schien richtig am<br />

Gehirn verletzt zu s<strong>ein</strong>, oder direkt tot. Die Roboter schienen nicht darauf<br />

programmiert gewesen zu s<strong>ein</strong>, zu töten, zu verletzen ja, aber nicht zu töten.<br />

Roskt hatte bisher <strong>ein</strong>e ruhige Zeit gehabt...doch jetzt hatte er auf <strong>ein</strong>mal zu viel<br />

Kampf. Mit dem reich verzierten Ritus-Dolch, den er sich am ersten Tag hier gekauft<br />

hatte, rannte er auf <strong>ein</strong>e der wiederlichen Kreaturen zu und wollte den Dolch in<br />

dessen Maul rammen. Die Kreatur packte s<strong>ein</strong>en Arm sch<strong>ein</strong>bar mühelos und drückte<br />

ihn so lange bis er den Dolch nicht mehr halten konnte, dann schlug ihn <strong>ein</strong>e der<br />

Kreaturen zu Boden. Roskt versuchte sich auf zu rappeln, während die Kreaturen auf<br />

ihn <strong>ein</strong>traten:"Kennt ihr denn gar k<strong>ein</strong>e Ehre?!" Die Kreaturen lachten hämisch und<br />

<strong>ein</strong>e von ihnen sprach mit scharrender Stimme:"Ehre? Hahahaha...Sowas wie Ehre<br />

gibt es nicht!" Roskt schnaufte wütend auf, doch dann blieb ihm der Atem weg, als <strong>ein</strong><br />

besonders heftiger Tritt ihn in den Bauch traf. Als nächstes hörte Roskt <strong>ein</strong>e der<br />

Kreaturen brüllen, dann noch <strong>ein</strong>e und dann viele.<br />

Ein Rauschen näherte sich, endete abrupt und wurde von <strong>ein</strong>em Stampfen abgelöst.<br />

Ein Schatten fiel über die Gruppe von Ehrlosen, die nun aufhörten auf ihn <strong>ein</strong>zutreten.<br />

Roskt sah nach oben: Etwas schnellte auf die Ehrlosen hinunter: Eine große Hand! Die<br />

metallene Hand schlug zu beiden Seiten und schleuderte bis auf zwei alle Kreaturen<br />

davon. Die Hand packte die Rechte Kreatur, <strong>ein</strong>e andere Hand kam hinzu und griff die<br />

andere Kreatur.<br />

Roskt sah an den Händen entlang und konnte erkennen, wozu sie gehörten: Ein zehn<br />

Meter hoher Roboter, der wie <strong>ein</strong> Xenon aussah.<br />

Die Maschine hob die beiden Kreaturen hoch und warf sie wie Spielzeuge hinfort. Mit<br />

<strong>ein</strong>em knackenden Geräusch schlugen die Kreaturen gegen die nächste Hauswand.<br />

Die Maschine sah nach links, zu den nächsten Gegnern die die Kreuzung betraten. Der<br />

Arm des Roboters streckte sich in die Richtung des Trupps von Unwürdigen und warf<br />

Zerstörung in Form <strong>ein</strong>er blauen Kugel in ihre Reihen: Blutende Körper flogen durch<br />

die Luft und regten sich nicht mehr.<br />

Roskte bewunderte die Präzision und Vernichtungskraft der Maschine.<br />

Ein wiederholtes Blinken und Piepen machte ihn auf s<strong>ein</strong> Armband aufmerksam.<br />

Wiederwillig folgte er dem Pfeil zu dem nächsten Bunker, welcher am Rande der Stadt<br />

lag.<br />

Da wo die Stadt in den Dschungel überging, patroulierten zeckenartige Roboter mit<br />

Zangenarmen, aus denen sie Energieprojektile abfeuern konnten. Die Roboter waren<br />

ungefähr zwei Meter lang und sprangen auf die Gegner, um ihnen mit ihren<br />

Zangenarmen die Knochen zu brechen. Die Maschinen waren zerstörerisch und


Präzise...Roskt bewunderte diese Technologie immer mehr, auch wenn die<br />

Generatoren mit s<strong>ein</strong>en Waffen-Schemata auch be<strong>ein</strong>druckende Werke des Friedens<br />

waren. Aber Split blieb halt Split.<br />

Roskt warf <strong>ein</strong>en letzten Blick auf die ehrfurchtgebietenden Roboter und rannte dann<br />

in den Schutz des blauen Kraftfeldes vor ihm.<br />

Jarin hatte gerade <strong>ein</strong>es dieser Monster am Hals gepackt und Ohrfeigte es, wobei bei<br />

jedem Schlag <strong>ein</strong> paar der schwarzen Zähne der Kreatur aus dessem Maul flogen. "Ihr<br />

wagt es nicht noch mal, hierher zu fliegen! Als Lektion kriegst du das hier und das hier<br />

und das hier." Der leere Kiefer der Kreatur stand offen und die Augen waren verdreht.<br />

Sie liess die halb bewusstlose, lallende Kreatur fallen. Ein anderer Soldat sprach in<br />

s<strong>ein</strong> Helmmikro, die Stimme war ekelhaft raschelnd:"Wir erleiden schwere<br />

Verluste...jaul...wir können k<strong>ein</strong>e Kralle Boden gut machen. Helft uns! Helft ungghh..."<br />

Jarin beendete den Funkspruch mit <strong>ein</strong>em Kinnhaken, der den Soldaten wie in <strong>ein</strong>em<br />

Cartoon-Holo durch die Luft fliegen liess.<br />

Ein Gegner näherte sich von hinten...und sie wusste ja jetzt, wie sie diesen Viechern<br />

<strong>ein</strong>en Tritt in die Eier verpassen konnte...oder was diese Monster halt sonst so hatten.<br />

Winselnd wie <strong>ein</strong> Hund, der die Kastration bei vollem Bewussts<strong>ein</strong> erlebte, fiel der<br />

Soldat auf die Kniee und dann um. Die Roboter schossen Scharfschützen von den<br />

Dächern und anfliegende Truppentransporter wurden soweit flugunfähig geschossen,<br />

dass sie mit <strong>ein</strong>em unsanften Aufschlag auf dem Boden landeten, oder gegen <strong>ein</strong> Haus<br />

krachten. Die benommenen Soldaten wurden von den Armgeschützen der Roboter mit<br />

<strong>ein</strong>em Inferno aus Energie begrüßt...weiterhin starb k<strong>ein</strong>es der Monster.<br />

Eine der Kreaturen schaffte es trotzdem. Jarin fing ihn ab, brach beide Arme am<br />

Oberarm und trat in die Stelle, die sie nun am liebsten traktierte.<br />

Ein anfliegender Truppentransporter wurde von ihr mit <strong>ein</strong>er Schockwelle vom Himmel<br />

geholt.<br />

Die fünfzig Soldaten, die aus dem Schiff torkelten, wurden von Jarin mit <strong>ein</strong>er<br />

weiteren Schockwelle gegen die nächste Hauswand geschleudert, wo sie kl<strong>ein</strong>e<br />

Blutflecke hinterliessen.<br />

Zwanzig weitere Truppentransporter flogen die Stadt an. Jarin machte sich auf <strong>ein</strong>en<br />

langen Tag gefasst...doch dann wurde ihr durch <strong>ein</strong> Zeichen klar, dass der lange Tag<br />

doch nicht so lang werden würde, denn der gesamte Himmel und die Umgebung<br />

wurden auf <strong>ein</strong>mal in <strong>ein</strong>en golden-weißen, leuchtenden Nebel gehüllt.<br />

Sie lächelte, als <strong>ein</strong>e Aurore sich in dem Nebel besonders hervorhob und sie an der<br />

Wange streichelte.<br />

Thorsten sammelte sich: Alle Naniten, in allen Galaxien in denen sie waren, entarnten<br />

sich und sprangen augenblicklich zu s<strong>ein</strong>em menschlichen Körper. Entsprechend<br />

s<strong>ein</strong>es Wachstums im Universum war er nicht mehr so groß wie die Sonne...sondern<br />

er hatte jetzt den zehnfachen Durchmesser. Er bildete <strong>ein</strong>e Kugel aus Naniten um sich,<br />

die immer größer wurde. Er sammelte sich, s<strong>ein</strong>e nebelartige Form verdichtete sich zu<br />

<strong>ein</strong>er Flüssigen und irgendwann hatte er s<strong>ein</strong>e Größe erreicht. Der Planet und<br />

tausende Schiffe waren schon in ihm, also machte er sich zuerst über diese F<strong>ein</strong>de<br />

her, um <strong>ein</strong> Exempel zu statuieren. Er drang durch die Schilde und die Aussenhülle.<br />

Immer weiter drang er in die Schiffe <strong>ein</strong>, durch die Systeme bis zu den Gängen.<br />

Ausserdem baute er <strong>ein</strong>e Datenverbindung zwischen dem Computer des größten<br />

Schiffes in ihm und dem des Schiffes auf, das ihm die Nachricht geschickt hatte.<br />

Natürlich würde er auch mit den Schiffen und Soldaten auf dem Planeten aufräumen.<br />

Er zählte die Verluste: Gem<strong>ein</strong>schaft:0, die Gegner: Millionen Soldaten, alle lebendig,<br />

jedoch teilweise schwer verletzt.<br />

Die Wesen waren zwar robust, aber die Roboter wussten genau, wie weit sie gehen<br />

durften, auch Jarin hatte noch niemanden auf dem Gewissen. Thorsten heilte alle der<br />

Wesen so weit, dass sie unbeweglich blieben und Schmerzen litten, jedoch weiter<br />

lebten. K<strong>ein</strong>er sollte sterben, doch wer jemanden angreift, konnte <strong>ein</strong>e schmerzhafte<br />

Lektion gut gebrauchen.


Tel'Res sah auf den Monitor: Das Wesen war gewachsen! Unglaublich gewachsen!!!<br />

Das musste die gesamte Naniten-Masse des Wesens s<strong>ein</strong>. Hunderttausende Schiffe<br />

waren von dem goldenen Licht erfasst worden, bevor sie hatten fliehen können. Doch<br />

Tel'Res sah k<strong>ein</strong>e richtige Bedrohung für die Schiffe, die Technologie s<strong>ein</strong>es Volkes war<br />

viel zu vollkommen. Es war zwar be<strong>ein</strong>druckend, aber gefährlich konnte es ihnen<br />

bestimmt nicht werden. Es war als würde man <strong>ein</strong> seltsames, doch ungefährliches<br />

Kl<strong>ein</strong>tier beobachten...bevor man drauftritt.<br />

"Imperon...<strong>ein</strong>e Datenverbindung von der Kres'Tek wird aufgebaut." Der Schil'Crers-<br />

Offizier schien beunruhigt und sah ständig auf das Sichtfenster zu dem goldenem<br />

Schimmer. "Was ist daran so besonderes?" "Nun, Imperon...sie wird über den<br />

Computer des Schiffes von dem Wesen aufgebaut." "Wie?!! Das ist unmöglich! Der<br />

Verstand der wiederlichen Kreaturen hier dürfte nicht <strong>ein</strong>mal die Funktionsweise der<br />

Maschinen erfassen!"<br />

Ohne irgendwelches Zutun <strong>ein</strong>es Brückenmitglieds bildete sich der holographische<br />

Bildschirm, darauf war der Comm-Offizier der Kres'Tek:"Was?! Oh...Imperon. Warum<br />

kontaktiert ihr uns?" "Ich habe euch nicht kontaktieren lassen! Es muss <strong>ein</strong><br />

Computerfehler gewesen s<strong>ein</strong>! Trenne die Verbindung!!!" "Jawohl..." der Offizier liess<br />

s<strong>ein</strong>e Klauen über das Bedienfeld huschen:"...Was?...ähhm...verzeiht Imperon...der<br />

Computer verweigert den Verbindungsabbruch." "Egal! Wie steht es mit den Naniten<br />

des unnützen Wesens?" "Die Sensoren melden k<strong>ein</strong>erlei Vorfälle...wie sollte <strong>ein</strong>e so<br />

unterentwickelte Technologie auch an unseren Schilden vorbei kommen?" Auf der<br />

Schnauze des Offiziers bildete sich <strong>ein</strong> überlegenes, amüsiertes Grinsen. Zum Glück<br />

des Offiziers wusste Tel'Res, dass diese Geste sich nicht auf ihn bezog, ansonsten<br />

hätte er den Offizier sofort ergreifen und enthaupten lassen. Aber stattdessen<br />

erwiederte er dieses Lächeln.<br />

Die Sichtscheibe der Brücke der Kres'Tek zeigte <strong>ein</strong>en ungetrübten Blick auf den<br />

goldenen Nebel aus minderwärtiger Technologie...dieser Nebel war <strong>ein</strong>fach wiederlich.<br />

"Kommt zurück in die Formation, wir werden uns jetzt zum finalen Schlag gruppieren,<br />

solange der Gegner untätig bleibt." "Jawohl Imperon." Man konnte sehen, wie der<br />

Komm-Offizier den Befehl an s<strong>ein</strong>en Käpiter weiter gab. Die Augen des Offiziers<br />

weiteten sich <strong>ein</strong>en Augenblick später, als er etwas zu hören schien, Tel'Res fragte<br />

sofort nach, als er sah, wie das Schiff sich nicht auf der Taktik-Anzeige neben s<strong>ein</strong>em<br />

Stuhl bewegte:"Was ist?!!! Leistet sofort Folge!!!" "Oh Imperon, bitte entschuldigt,<br />

aber..." er sah erneut zur Seite, dann wieder in die Kamera:"...die Triebwerke laufen<br />

schon auf voller Leistung...." der Offizier lächelte schief:"...Wir werden das sicher<br />

sofort wieder im Griff haben."<br />

Tel'Res' Augen weiteten sich kurz, als <strong>ein</strong>e goldene Aurore von oben hinter den Kopf<br />

des Kres'Tek-Offiziers schnellte und ihn am Genick packte.<br />

Der Offizier jaulte kurz auf, s<strong>ein</strong>e Augen weiteten sich vor Angst. Dann rammte die<br />

Aurore den Kopf des Offiziers gegen die Kamera. Die linke Seite der Schnauze wurde<br />

dann gegen das Sichtfeld gedrückt: Die Lefze war nach oben geklappt, als der Kopf<br />

des Comms <strong>ein</strong> Stück nach unten gerutscht war. Einige der schwarzen Reißzähne<br />

fehlten oder waren abgebrochen. Wo die Zähne ganz fehlten, lief etwas Blut aus den<br />

Löchern im Zahnfleisch. Ein bisschen Sabber lief die Sichtfläche hinunter.<br />

Die Aurore zog den Kopf wieder zurück, der Offizier stöhnte, s<strong>ein</strong>e Augen waren links<br />

und rechts verschieden verdreht und s<strong>ein</strong> Kopf eierte wie bei <strong>ein</strong>em Berauschten zu<br />

allen Seiten. Nun schlug die Aurore den Offizier mehrmals schnell hinter<strong>ein</strong>ander<br />

gegen das Sichtfeld: Zähne flogen im hohen Bogen durch die Luft, etwas Blut aus<br />

Nase und Mund des Offiziers lief wie bei <strong>ein</strong>er Schlägerei an dem Sichtfeld hinunter<br />

und das Blut an der Nase tropfte etwas hinunter.<br />

Die Aurore hielt den Offizier wieder so, dass man ihn gut sehen konnte: Nase und<br />

Maul bluteten leicht, nur noch <strong>ein</strong> Zahn im Oberkiefer war intakt und die Augen waren<br />

noch stärker verdreht. Ausserdem zuckte das rechte Augenlied und die Klauen und<br />

Füsse.


Das Nebel-Tentakel liess den Offizier achtlos fallen, er blieb reglos liegen.<br />

Die computergesteuerte Kamera der Konsole zoomte nun auf die komplette Brücke<br />

der Kres'Tek: Alle Offiziere die, wie es üblich war, im Halbkreis um den Kapiter-Sessel<br />

gesessen hatten, lagen mehr oder minder verletzt auf dem Boden. Einzig und all<strong>ein</strong><br />

der Kapiter war noch bei Bewussts<strong>ein</strong>: Je <strong>ein</strong>es von fünf Tentakeln hielt <strong>ein</strong>en der<br />

Arme, <strong>ein</strong>es der B<strong>ein</strong>e oder den Schwanz des Kapiters. Der Kapiter jaulte und<br />

winselte, dann bildete sich <strong>ein</strong>e besonders stark leuchtende, spitze Aurore zwischen<br />

den B<strong>ein</strong>en, auf die Geschlechtsteile gerichtet. Die Kamera zoomte auf den Kopf des<br />

Kapiters, der hin und her schnellte, während er jaulte...dann wurde das Jaulen,<br />

begleitet von <strong>ein</strong>em schmatzenden Geräusch, um sicherlich <strong>ein</strong>e Oktave höher.<br />

Die Augen des Kapiters traten hervor und die Pupillen wurden kl<strong>ein</strong>. Dann wurde der<br />

leitende Shil'Crers der Kres'Tek bewusstlos und wurde von den Auroren fallen<br />

gelassen. Das Bild verschwamm und löste sich auf.<br />

Das Wesen hatte sich sch<strong>ein</strong>bar an s<strong>ein</strong> Profil gehalten...es hatte niemanden getötet.<br />

Doch was hatte es stattdessen getan?! Die Offiziere wurden bewusstlos geprügelt und<br />

der Kapiter wurde äusserst schmerzhaft entmannt.<br />

Tel'Res sah aus dem Fenster auf die Kres'Tek: Sie stand wie immer im Raum, ruhig<br />

und bewegungslos.<br />

Erneut empfing die Tunn'Däre <strong>ein</strong>e Nachricht, nur Ton. Es war das Nanitenwesen:"Und<br />

das war noch längst nicht alles."<br />

Jier'Trok, Jägerpilot des Trägers Des'Nat, rannte in Richtung der Hangars. S<strong>ein</strong>e<br />

Aufgabe: Bomben auf den Planeten Abwerfen. Hinter ihm waren zwanzig weitere<br />

Piloten, die alle durch den gleichen Korridor hasteten, um ihren Befehl auszuführen.<br />

Dieser Planet hatte überhaupt k<strong>ein</strong>e Chance. Selbst dieser goldene Nebel, würde<br />

sicherlich k<strong>ein</strong> Problem dastellen.<br />

Sie erreichten das Schott des Hangars, er drückte s<strong>ein</strong>e linke Mittelkralle in den<br />

Öffnungsmechanismus und drehte sie um neunzig Grad. Das Schloss rastete mit<br />

<strong>ein</strong>em Klicken <strong>ein</strong> und mit <strong>ein</strong>em Zischen fuhr die Metallplatte nach oben.<br />

Jier'Trok wollte s<strong>ein</strong>en Augen nicht trauen: Goldene Auroren hielten wie Tentakel <strong>ein</strong>en<br />

Jäger und rissen ihn mühelos aus<strong>ein</strong>ander. Mit <strong>ein</strong>em metallischen Kreischen<br />

verabschiedete sich <strong>ein</strong> großes Stück des Rumpfes, mitsamt <strong>ein</strong>em Triebwerk. Die<br />

Tentakel bohrten sich erneut durch die Hülle und rissen das Cockpit hinaus.<br />

Die Auroren wendeten sich in die Richtung der Piloten, wie Schlangen, die ihre Beute<br />

fixierten. Die Tentakel zerquetschten die Trümmerstücke innerhalb <strong>ein</strong>er Sekunde, wie<br />

Würgeschlangen ihre Beute, dann liessen sie die Trümmer achtlos fallen und richteten<br />

sich auf die Piloten.<br />

Jier'Trok, bisher vom Schock gelähmt, sah die Situation wie in Zeitlupe und tat das,<br />

was s<strong>ein</strong> Instinkt ihm sagte: Fliehen! Er sprang nach oben und stiess sich an der<br />

Decke ab, um hinter die vorderen Piloten zu gelangen und davon zu rennen. Gerade<br />

rechtzeitig, bevor die ersten Auroren sich die Piloten in der vorderen Reihe der Gruppe<br />

packten und sie in den Hangar rissen. Jier'Trok traute sich nicht mehr, zurück zu<br />

sehen, aber er hörte die Schreie, das Winseln und das Jaulen.<br />

Angsttränen traten in s<strong>ein</strong>e Augen als er um die nächste Ecke bog und immer mehr<br />

Piloten schreien hörte. Nur <strong>ein</strong> andere Jägerpilot rannte vor ihm: Eine Aurore schnellte<br />

an Jier'Trok vorbei, drang ohne <strong>ein</strong>e Verletzung zu erzeugen durch den Körper des<br />

Piloten vor ihm und riss ihn ruckartig zurück, dass die Extremitäten und der Schwanz<br />

s<strong>ein</strong>es Kollegen nach vorne gerissen wurden. Während der Pilot an ihm vorbei flog,<br />

konnte Jier'Trok erkennen, wie vier Auroren aus der Großen sprossen und Arme und<br />

B<strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>es Manschaftskameraden brachen.<br />

Jier'Trok wurde noch mehr von der Angst gepackt: Er rannte so schnell er konnte,<br />

wobei er mit <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er Hände s<strong>ein</strong>en Schwanz nach hinten halten musste, der sich,<br />

bedingt durch die Angst, zwischen s<strong>ein</strong>e B<strong>ein</strong>e vor den Bauch bog. Mit <strong>ein</strong>er Hand am<br />

Schwanz und der anderen nach vorne und hinten schnellend, rannte er, so schnell ihn<br />

s<strong>ein</strong>e krallenbewährten Füsse trugen, durch die Gänge und Schotts. Hinter sich hörte


er das Rauschen der Auroren, die sich immer näher an ihn heran schlängelten. Das<br />

Rauschen schien von überall zu kommen, genau so wie die Schreie, das Gewinsel und<br />

das Gejaule s<strong>ein</strong>er Kameraden.<br />

Noch tiefer kroch die Angst in s<strong>ein</strong>en Geist und er rannte noch schneller, während s<strong>ein</strong><br />

Schwanz sich schmerzhaft gegen s<strong>ein</strong>en Griff bog. Vor ihm wurde das Rauschen<br />

stärker, links, rechts, oben, unten und hinten auch. Panisch sah er sich um: In dem<br />

Gang der nach vorne und hinten hin verlief, schnellten Auroren von vorne und hinten<br />

heran und auch die Wände begannen golden-weiß zu glühen.<br />

Jier'Trok fiel auf die Kniee, dann auf die Seite und kauerte sich letztendlich zusammen<br />

und begann zu w<strong>ein</strong>en.<br />

Eine Aurore schoss heran, packte ihn und riss ihn hoch. W<strong>ein</strong>end jaulte<br />

er:"Bitte...jaul...tu mir nichts..." Aus den Auroren drang <strong>ein</strong>e rauschende Stimme, die<br />

von allen Seiten kam und Jier'Trok die Angst noch tiefer in die Knochen und<br />

Panzerplatten trieb. S<strong>ein</strong>e Schwanzspitze berührte s<strong>ein</strong>en Unterkiefer, während er der<br />

Stimme zuhörte:"Dann hättest du den Angriffsbefehl verweigern sollen...jetzt ist es zu<br />

spät." Die Aurore schlug ihn gegen die Wand. Jier'Trok winselte noch kurz beim<br />

Aufprall, bevor er bewusstlos wurde und ihm <strong>ein</strong> paar Zähne ausfielen.<br />

Ter'Nters flog in s<strong>ein</strong>em Jäger durch den Wald aus Auroren direkt um ihn herum. Er<br />

war auf der Sne'Zar stationiert gewesen, <strong>ein</strong>em Träger der ausserhalb des goldenen<br />

Leuchtens war. Die Neuro-Schnittstelle der Maschine erlaubte ihm perfekte Manöver,<br />

sicher würde ihm nichts geschehen. Ter'Nters drehte den Jäger um hundertachtzig<br />

Grad, um aus dem Cockpit auf das Leuchten und die darin befindlichen Schiffe zu<br />

sehen. Die Schiffe zeigten k<strong>ein</strong>e Reaktion auf Funksprüche oder Lichtsignale. Nur ab<br />

und zu drangen Funkfetzen nach aussen: Schreie, Gewinsel und Gejaule. Bei dem<br />

Gedanken daran, drehte Ter'Nters den Jäger wieder um und zog nach oben, um <strong>ein</strong>en<br />

gewissen Abstand zu gewinnen. Er war sich zwar sicher, dass dieses goldene Licht aus<br />

Naniten gegen die Technologie s<strong>ein</strong>es Jägers k<strong>ein</strong>e Chance hatte...aber er wollte auf<br />

Nummer sicher gehen.<br />

Dann geschah etwas, was Ter'Nters nicht erwartet hatte: Wie gigantische Tentakel<br />

schossen Auroren aus dem Leuchten, packten Schiffe aller Größen und zogen sie<br />

heran. Auch s<strong>ein</strong> Jäger wurde gepackt...um genauer zu s<strong>ein</strong>, verschlungen, von <strong>ein</strong>er<br />

sicher <strong>ein</strong>en Kilometer breiten Aurore, die weiter auf <strong>ein</strong>e Korvette zuschoss.<br />

Ter'Nters sah sich panisch um, als alle Systeme flackerten und dann ausfielen.<br />

Goldener Nebel drang durch alle Materialien und löste das Schiff in Nichts auf.<br />

Der Nebel schlug wie Wasser um Ter'Nters, floss in s<strong>ein</strong>e Kehle obwohl er das Maul<br />

schloss, und in die Atemorgane hinunter. Er wollte Schreien, doch er hörte nichts. Er<br />

fühlte sich, als würde er ersticken und dann doch nicht. Etwas wie unsichtbare<br />

Peitschen schlugen auf ihn <strong>ein</strong> und brachen s<strong>ein</strong>e Panzerplatten. In dem Nebel schlug<br />

Ter'Nters etwas auf die Schnauze...er wurde bewusstlos.<br />

Tel'Res konnte es kaum fassen: Millionen von Auroren, wenn nicht sogar Milliarden,<br />

schossen aus dem glühenden Nebel, spalteten sich auf, kurz bevor sie die Schiffe<br />

erreichten und umschlungen die Schiffe. Dann wurden die Schiffe entweder <strong>ein</strong>gehüllt,<br />

oder in die gigantische Sphäre gezogen. Jäger, die die Auroren striffen, lösten sich auf<br />

und die Piloten blieben in dem Nebel hängen, wie im klebrigen Harz <strong>ein</strong>er Pflanze.<br />

Dann wurden die Piloten nach unten gezogen. Das konnte nicht wahr s<strong>ein</strong>!!!<br />

Jarin sah sich um: Thorsten hüllte alles <strong>ein</strong>, was sie sehen konnte...und sicherlich<br />

noch mehr. Ihr Verlobter schien mit den Gegnern zu spielen, denn <strong>ein</strong>e Truppe rannte<br />

durch den Nebel auf Jarin zu. Die Wesen brüllten selbstsicher. Auf <strong>ein</strong>mal wurden sie<br />

in dem Nebel aus Naniten nach oben gerissen und wie Blätter im Wind gezielt<br />

mehrmals gegen die Wand geschlagen, dann fielen die Kreaturen <strong>ein</strong>fach auf den<br />

Boden und blieben liegen.<br />

Ein anfliegender Truppentransporter steuerte auf die Kreuzung zu...die Flugmaschine<br />

sollte ihr Ziel nie erreichen: Das Schiff löste sich in Nichts auf und die Besatzung fiel<br />

schreiend aus etwa <strong>ein</strong>hundertfünfzig Metern Höhe. Beim Aufprall hörte man sie noch


kurz aufkeuchen, dann blieben sie liegen. Jarin musste plötzlich lachen, als sie an die<br />

"Gesichter" der Soldaten dachte: Diese plötzliche, geschockte Überaschung. Die<br />

Kraftfelder um die Gem<strong>ein</strong>schaftsmitglieder erloschen und sie sahen fasziniert in den<br />

goldenen Nebel hin<strong>ein</strong>. Ein Paranide liess sogar s<strong>ein</strong>e Hand durch den Nebel fahren,<br />

als würde er sie durch Qualm ziehen.<br />

Als die Mitglieder die umherfliegenden Soldaten sahen, die <strong>ein</strong>fach liegenblieben, weil<br />

sie so schwer getroffen waren, begannen sie zu jubeln. Das Jubeln steckte die<br />

nächstgelegenen Menschen, Teladi, Boronen, Split, Paraniden, Xenon und Khaak<br />

an...bald jubelte die ganze Stadt.<br />

Jarin sprang nach oben und flog über das Umland: Alle jubelten, wirklich alle.<br />

Jarin fühlte sich freier denn je, nachdem Thorsten wieder bei bester Gesundheit war<br />

und diese grauenhaften Kreaturen besiegt waren, waren ihr St<strong>ein</strong>e von der Brust<br />

gefallen, die ihr so schwer auf dem Gemüt gelegen hatten.<br />

In ihrem Kopf hörte sie Thorsten:"Es ist noch nicht vorbei, <strong>ein</strong>en Gegner muss ich<br />

noch schaffen...zumindest werde ich es versuchen." "Wirst du es schaffen?" "Ich weiss<br />

es nicht, ich kann <strong>ein</strong>en großen Teil von ihm nicht scannen." "Gib bitte d<strong>ein</strong> Bestes."<br />

"Das tue ich immer, du kennst mich doch. Ich werde euch schon beschützen, k<strong>ein</strong>e<br />

Sorge."<br />

Tel'Res saß auf dem Kapiter-Sessel der Tunn'Däre und sah fassungslos auf den<br />

Bildschirm mit der Flottenaufstellung: 87% Verluste! Und es wurden ständig mehr.<br />

Sor'Shri, <strong>ein</strong> Soldat auf dem Schlachtschiff Nin'Zar rannte durch die Gänge zu dem<br />

Not-Dimensionstor. Um ihn herum kreischte die Konstruktion des Schiffes, weil das<br />

riesige Tentakel, das das Schiff ergriffen hatte, es nun in den Nebel zog. Die<br />

Triebwerke das dreihundert Kilometer langen Schlachtschiffes liefen auf Hochtouren<br />

gegen die Aurore, doch es half nichts.<br />

Ein Ruck ging durch das Schiff, als die Triebwerke ausfielen. Sor'Shri stolperte, warf<br />

<strong>ein</strong>en anderen Krieger um, um sich aufrecht zu halten, und rannte weiter.<br />

Er begann <strong>ein</strong> Rauschen wahr zu nehmen, das immer näher zu kommen schien:<br />

Goldene Auroren schossen aus den Wänden und packten andere Shil'Crers, die näher<br />

an den Wänden gestanden hatten.<br />

Eine Aurore schnellte auf ihn zu: Er griff an s<strong>ein</strong>e Brust, nahm die Energiepistole und<br />

feuerte auf die Aurore. Es machte dem Nebel-Tentakel nichts aus!<br />

Sie erreichte s<strong>ein</strong> Maul und er biss danach: Der Nebel drang in s<strong>ein</strong>en Rachenraum,<br />

s<strong>ein</strong>e Zähne fielen aus und die Wunden brannten wie Feuer. Er jaulte auf, als der<br />

Schmerz grauenhaft s<strong>ein</strong> Maul malträtierte.<br />

Ohne Zähne winselte er die Aurore an:"Bfitte...tfu mir nifts. Jaul...winsel...aiiiij...bitte<br />

nicht..." Eine rauschende Stimme schien von überall zu kommen, wie als käme sie aus<br />

allen Auroren:"Du warst <strong>ein</strong> böses Hundchen...und Hunde beruhigen sich, wenn man<br />

sie kastriert...ich sollte das wohl mit allen von euch machen. Mal sehen, alles<br />

nach<strong>ein</strong>ander."<br />

Neue Auroren schossen aus der, die s<strong>ein</strong>en Hals mittlerweile fest umschlungen hielt.<br />

Sie wanden sich um s<strong>ein</strong>e Arme, B<strong>ein</strong>e und s<strong>ein</strong>en Torso. Auch s<strong>ein</strong> Schwanz wurde<br />

umschlungen, der nun zwischen den B<strong>ein</strong>en nach vorne gebeugt war. Sor'Shri machte<br />

sich nass. Der Urin lief ihm warm durch das borstige Fell s<strong>ein</strong>es Schwanzes.<br />

"Hast du dich <strong>ein</strong>gepisst?! Ohhhh, dazu besteht noch k<strong>ein</strong> Grund...aber nutze d<strong>ein</strong>e<br />

Genitalien ruhig, solange sie noch funktionieren..." Eine Aurore, die s<strong>ein</strong>en Schwanz<br />

gepackt hatte, zog diesen vom Unterbauch weg, wo die Genitalien bei s<strong>ein</strong>er Rasse<br />

hinter <strong>ein</strong>er Knochenplatte lagen. Eine Aurore richtete sich darauf aus und begann zu<br />

glühen. Sor'Shri jaulte auf, doch neue Tentakel wanden sich wie <strong>ein</strong> Knebel in s<strong>ein</strong><br />

Maul. Die Aurore stiess zu...Sor'Shris Augen weiteten sich vor Schmerz. Er<br />

fiepte:"Aiiiiij...ijjjjauuuu..." doch es kam nur <strong>ein</strong> hohes Wimmern durch s<strong>ein</strong>en<br />

leuchtenden Knebel. Er sah nach unten und konnte die blutige Wunde erkennen, die<br />

<strong>ein</strong>st s<strong>ein</strong> Mannesstolz gewesen war...wimmernd sank er auf den Boden, die Auroren<br />

lösten sich aus s<strong>ein</strong>em Maul. Er wollte das alles nicht mehr, diesen Schmerz, diese


Kämpfe...nun war ihm der Krieg über.<br />

"Bitte...tu mir das nicht an...ich will nicht sterben...ich will nicht mehr kämpfen...nie<br />

mehr..."<br />

Thorsten wunderte sich: Eines dieser Wesen (Eines unter Milliarden!!!) wollte<br />

tatsächlich nicht mehr kämpfen. Das war nicht nur Gewimmer weil er ihn kastriert<br />

hatte, das war ehrliche Überzeugung! Ansch<strong>ein</strong>end war diese Rasse nicht ganz<br />

verdorben. Na gut...<strong>ein</strong>e zweite Chance hatte wohl jeder verdient. Dann wollte er ihn<br />

mal zu sich holen, nur Jarin musste noch bescheid kriegen. Nicht auszudenken, wenn<br />

dieses Wesen auftaucht und Jarin ist nicht vorgewarnt...<strong>ein</strong>e zweite Kastration an<br />

<strong>ein</strong>em Tag...da könnte dieser Sho'Shri doch wirklich verletzt s<strong>ein</strong>. Eigentlich waren<br />

diese Wesen auch nicht so hässlich wie sie aussahen: Sie hatten sich rasiert! Bis auf<br />

den Schwanz hatten sie sich jedes Haar von ihrer Knochenpanzerung gescheert. Wenn<br />

sie sich diese Haare wieder wachsen lassen würden, hätten sie eigentlich wie<br />

muskulöse, humanoide Wölfe ausgesehen.<br />

Naja...unter besonderer Betreuung musste Thorsten ihn stellen, wenn er die Moral-<br />

Vorstellungen der Gem<strong>ein</strong>schaft erlernen sollte. Also gut...dann sollte er s<strong>ein</strong>e zweite<br />

Chance haben...<br />

Sor'Shri lag w<strong>ein</strong>end auf dem Boden, <strong>ein</strong>gehüllt von dem goldenen Nebel. Seit<br />

Sekunden hatten die Schmerzsteigerungen aufgehört und sogar nachgelassen. Wieder<br />

erklang die rauschende Stimme, direkt in s<strong>ein</strong>em Kopf:"Du willst also wirklich <strong>ein</strong><br />

friedliches Leben führen?" mit s<strong>ein</strong>er nun schrecklich hohen Stimme antwortete<br />

Sor'Shri:"Ja...ich will nicht mehr...all der Schmerz, das Leid...und ich glaube, nicht nur<br />

m<strong>ein</strong>es...ich will das nicht mehr....Bitte, töte mich nicht." "Ich hätte dich von Anfang<br />

an nicht getötet. Lediglich foltern ist das drastischste was ich tue, oder<br />

Verkrüppelungen. Du willst nicht mehr kämpfen, nie wieder jemandem Leid zufügen?<br />

Schwörst du es bei d<strong>ein</strong>em Leben? Bei d<strong>ein</strong>er Ehre?" "Ich will nie wieder jemandem<br />

Leid zufügen, nie wieder...und wenn es so etwas wie Ehre gibt, dann will ich auch<br />

darauf schwören." "Ich sehe schon...d<strong>ein</strong>e Moralvorstellungen bedürfen <strong>ein</strong>iger<br />

Bearbeitung." "Moral? Was ist das?" "Ohhhh...ich muss wohl ganz von Vorne<br />

anfangen. Also gut, ich bringe dich in <strong>ein</strong>e verlassene Wüste auf m<strong>ein</strong>em<br />

Forschungsplaneten..dort bist du wohl erst <strong>ein</strong>mal besser aufgehoben. Ach<br />

ja...verarzten werde ich dich dann auch <strong>ein</strong>mal." Der Nebel begann Sor'Shri<br />

anzuheben. Ein goldenes Licht umfing s<strong>ein</strong>en blutenden Unterleib...die Wunde schloss<br />

sich! Medizin war bei s<strong>ein</strong>em Volk nicht sehr wichtig, wer <strong>ein</strong>en Kampf nicht überlebte,<br />

der war es auch nicht wert, weitere Zeit zu beanspruchen...aber das so etwas möglich<br />

war!<br />

Zähne wuchsen wieder in s<strong>ein</strong>em Maul. Er fuhr sich mit s<strong>ein</strong>er Zunge darüber: Wie<br />

neu!<br />

Als männliches Wesen, das er nun <strong>ein</strong>mal war, sah er nach unten und klappte s<strong>ein</strong>e<br />

Hornplatte auf:Alles war wieder intakt! Ein seltsames Lächeln, dass ganz anders war,<br />

als die bisherigen in s<strong>ein</strong>em Leben, ging über s<strong>ein</strong>e Schnauze. K<strong>ein</strong>e bösen Gedanken<br />

steckten dahinter. Ein blauer Blitz hüllte ihn <strong>ein</strong> und er verschwand, um in <strong>ein</strong>er Wüst<br />

aufzutauchen. "Danke...ich...m<strong>ein</strong> Mannesstolz...Danke!" Der Nebel hier sprach mit<br />

der selben Stimme wie der auf der Nin'Zar:"Aber halte dich an d<strong>ein</strong> Versprechen!<br />

Sonst wirst du dir wünschen, ich würde töten." Diese Worte trafen Sor'Shri nicht so<br />

tief, wie er vielleicht gedacht hätte, denn er war fester Überzeugung, s<strong>ein</strong> Versprechen<br />

zu halten:"Danke für die zweite Chance." Die Stimme klang nun wesentlich<br />

freundlicher:"Gut. Dann kümmere ich mich später um dich."<br />

Imperator Ses'Resh'Rak saß auf s<strong>ein</strong>em Thron, vor ihm <strong>ein</strong> holographischer Bildschirm<br />

mit s<strong>ein</strong>em Sohn:"Toll Vater! Du musstest mir ja die ganze Flotte schicken! 98%<br />

Verluste!!! Es nimmt sich sogar die Zeit, unsere Männer zu kastrieren!" "Sei ruhig!!!<br />

Du bist es, der sich als unwürdig erwiesen hat, <strong>ein</strong>e Schlacht zu führen!!!"<br />

"Irgendwann Vater, werde ich dich..." die helle Aura s<strong>ein</strong>es Sohnes glühte kurz auf und<br />

die Verbindung brach zusammen. Ses'Resh'Rak war wütend, aber auch froh, dass s<strong>ein</strong>


jämmerlicher Sohn, der bei weitem stärker war als er, so dumm war, ihn nicht vom<br />

Thron zu stürzen.<br />

Mit <strong>ein</strong>em hämmernden Schlag s<strong>ein</strong>es schwarzen Rüstungs-Handschuhs auf die<br />

Armlehne s<strong>ein</strong>es Throns holte er s<strong>ein</strong>en General herbei:"General! Schickt die<br />

Reserven!!!" "Aber Imperator...die Erziehung ist noch nicht abgeschlossen. Ausserdem<br />

sind Weiber darunter..." "Schweig! Wenn ich dir <strong>ein</strong>en Befehl gebe..führ ihn aus, oder<br />

du bereust es!" Der General schien verstanden zu haben:"Jawohl Imperator. Ich<br />

Schicke die zwei Schiffe los."<br />

Tas'Nerak ging weg vom Thron und drehte sich um. In Gedanken tobte er: Dieser<br />

beknackte Imperator! Als ob zwei Schiffe, mit insgesamt zehntausend<br />

Besatzungsmitgliedern, die noch sowas wie Gnade und Rücksicht kannten, weil ihre<br />

Erzeihung noch nicht abgeschlossen war, noch etwas hätten ändern können!<br />

Weichlinge nannte man diese Shil'Crers, bei denen die Erziehung nötig war, oder nicht<br />

gleich anschlug. Sie waren ausschliesslich in der Reserve zu finden, weil sie nicht<br />

würdig genug waren, richtige Krieger zu werden.<br />

Die Erziehung von Kindesb<strong>ein</strong>en an, war das wohl wichtigste in s<strong>ein</strong>em Volk. Es war<br />

<strong>ein</strong>e Schande, dass Wesen, die nie damit konfrontiert waren, doch noch so etwas wie<br />

Gnade, Rücksicht oder gar...schon der Gedanke daran war widerlich...Freundlichkeit<br />

entwickelten. Aber wenn Tas'Nerak nicht getötet werden wollte, musste er diesen<br />

stupiden Befehl ausführen.<br />

Thorsten widmete sich wieder voll der "Lektion" für die angreifenden Wesen, die k<strong>ein</strong>e<br />

Reuhe zeigten. Vielleicht mal <strong>ein</strong>es der Schiffe komplet zerlegen? Um denen die<br />

ausserhalb von ihm waren, noch mal <strong>ein</strong>en zusätzlichen Schock zu verpassen. Warum<br />

nicht, es waren ja nur kl<strong>ein</strong>e Maschinen.<br />

Thorsten packte den nächsten Kreuzer und begann, s<strong>ein</strong>e Auroren in ihn hin<strong>ein</strong> zu<br />

bohren, dann riss er große Teile aus Panzerung und Systemen aus dem Schiff. Noch<br />

<strong>ein</strong> Stück, noch <strong>ein</strong>es.<br />

Mit zwei besonders großen Auroren packte er das Schiff und brach es mitten durch,<br />

wie <strong>ein</strong>en morschen Stock.<br />

Energiefeuer drangen aus den offenen Breschen im Rumpf des Schiffes. Schreie,<br />

millionen panischer Schreie, kamen aus dem offenen Bug.<br />

Thorsten sorgte schon dafür, dass die Besatzung nicht starb, er hatte anderes mit<br />

ihnen vor.<br />

Ein besonders rücksichtsloser Krieger rammte <strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er Kameraden <strong>ein</strong> Messer in<br />

die Brust, um ihm bei <strong>ein</strong>em Schott zu <strong>ein</strong>em der seltsamen Energieportale zuvor zu<br />

kommen. Diese Portale waren schon interessant: Es schienen Dimensionstore zu s<strong>ein</strong>.<br />

Thorsten hatte aber erst <strong>ein</strong>mal in dieser Dimension genug zu tun, womit wir wieder<br />

bei dem rücksichtslosen Rüpel gewesen wären: Eine Hand gegen s<strong>ein</strong>en Kameraden<br />

führen? Da sollte man ihm <strong>ein</strong>mal zeigen, dass sich das nicht gehört...<br />

Sre'Trar hatte sich mit s<strong>ein</strong>em Messer vorgekämpft und war kurz vor dem rettenden<br />

Dimensionsportal, doch so weit kam er nicht: Auroren schnellten aus den Wänden und<br />

packten ihn. Sie wanden sich um s<strong>ein</strong>en linken Arm, mit dem er das Messer geführt<br />

hatte, und zerquetschten den Arm.<br />

Sre'Trar jammerte, schrie und jaulte, dann rammten ihn die Auroren gegen die Wand<br />

und er verlor das Bewussts<strong>ein</strong>.<br />

Jien'Sanja, Kapiterin der "Schande", saß auf dem Kapitersessel des Schiffes, das<br />

gerade in den alten Raum <strong>ein</strong>gedrungen war. Normalerweise hatte nicht <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong><br />

normaler Jäger-Pilot Respekt vor ihr, geschweige denn, dass sie vom General des<br />

Imperators persönlich in den Kampf geschickt wurde. Eine gewisse Ehre war das<br />

schon, aber sie hatte nie viel vom Kämpfen gehalten. Sie und die Besatzungen der<br />

beiden Schiffe lebten im zentralsten Sonnensystem des Imperiums, so dass niemand<br />

die Schande ihres Volkes sehen würde.<br />

Doch nun war die Flotte der Shil'Crers in Bedrängnis und da setzten die Befehlshaber<br />

alles <strong>ein</strong>, was sie hatten.


War es auch noch so <strong>ein</strong>e Schande...<br />

Jien'Sanja schüttelte die deprimierenden Gedanken ab und begann Befehle zu<br />

rufen:"Beidrehen, alle Flanken-Geschütze für <strong>ein</strong>e Breitseite nutzen. Zeigen wir, das<br />

wir, nur wegen unserer Moral, nicht wertlos sind." "Aye." Die Krallen der Offiziere<br />

huschten über die Bedienoberflächen und das Schiff machte die genannten<br />

Bewegungen.<br />

Jien'Sanja sah aus dem Brückenfenster: Schön war dieses goldene Licht ja. Egal...sie<br />

musste Kampfkraft zeigen, um die Versorgung ihres Planeten zu gewährleisten. Wer<br />

nicht nutzte, der wurde links liegen gelassen, so war die Philosophie der Shil'Crers,<br />

auch wenn es ihr nicht gefiel. "Feuer!!!"<br />

Die mächtigen Geschütze der Schande feuerten mit allem was sie hatten: Nur<br />

Volltreffer!<br />

"Na, wie viel Schaden haben wir angerichtet?" "Ähm...k<strong>ein</strong>en..." die junge Offizierin<br />

war recht verunsichert, sie hatte sogar noch gelbes Fell an den Ohr-Spitzen, sie<br />

konnte also noch nicht sehr lange auf der Welt s<strong>ein</strong>.<br />

Ein anderer Offizier, <strong>ein</strong> Männchen, mitte zwanzig, war da schon energischer:"Um<br />

genau zu s<strong>ein</strong>...oh n<strong>ein</strong>..."<br />

Ein Ruck schüttelte das Schiff, Jien'Sanja wwäre b<strong>ein</strong>ahe vom Sessel gerissen worden.<br />

Jien'Sanja hörte <strong>ein</strong> Rauschen. Ein kurzes Flimmern vor der Scheibe zeigte ihr, dass<br />

das Schutzschild ausgefallen war.<br />

Das goldene Licht drang wie <strong>ein</strong> Nebel durch das Fenster und packte mit Auroren, die<br />

wie wütende Tiere nach vorne schnellten, die Offiziere direkt am Fenster.<br />

Jien'Sanja sprang auf und wollte sich in Sicherheit bringen, doch etwas packte sie am<br />

Schwanz: Es war <strong>ein</strong>e sehr junge Shil'Crers, deren Ohren noch ganz gelb waren. Das<br />

kl<strong>ein</strong>e Mädchen konnte höchstens vier Jahre alt s<strong>ein</strong>.<br />

Jien'Sanja zog das kl<strong>ein</strong>e Mädchen mit ihre Schwanz zu sich.<br />

Eine Aurore schoss auf die beiden zu. Jien'Sanja umarmte das Mädchen, versuchte<br />

das kl<strong>ein</strong>e Wesen so gut wie möglich zu schützen, während sie die hell leuchtende<br />

Aurore näher kommen sah.<br />

Das Mädchen w<strong>ein</strong>te und schrie nach s<strong>ein</strong>er Mutter. Auch Jien'Sanja begann zu<br />

heulen.<br />

Die Aurore blieb ruckartig stehen. Sie schien die beiden Shil'Crers zu mustern, zu<br />

überprüfen.<br />

Wie der Kopf <strong>ein</strong>er Schlange blieb die Spitze der Aurore auf die Beiden ausgerichtet,<br />

während der "Körper" der Aurore diese um sie herum führte. Die Lichtersch<strong>ein</strong>ung<br />

schien fast überascht.<br />

Eine rauschende Stimme schien von allen Seiten zu kommen:"Wieso bist du nicht wie<br />

die bisherigen Vertreter d<strong>ein</strong>er Art zu d<strong>ein</strong>em Vorteil geflüchtet, sondern hast dieses<br />

Mädchen gerettet?" "Ich konnte sie doch nicht all<strong>ein</strong> lassen! Nimm mich, aber tu<br />

m<strong>ein</strong>er Mannschaft nichts...bitte." "Du bist <strong>ein</strong> Weibchen eurer Spezies...Ist dieses<br />

artuntypische Verhalten auf euer Geschlecht begrenzt?" "Was?!" "Ob nur ihr Frauen<br />

Mitgefühl kennt?!" "Wie?...Oh, n<strong>ein</strong>...dieses Schiff und die "Missgeburt" sind die<br />

Schande unseres Volkes. Wir sind k<strong>ein</strong>e grauenhaften Krieger...wir bringen es nicht<br />

fertig, grundlos zu töten." Die Aurore wuchs zu <strong>ein</strong>er Form mit zwei Armen, zwei<br />

B<strong>ein</strong>en, <strong>ein</strong>em Torso, <strong>ein</strong>em ziemlich rundem Kopf ganz ohne lange Schnauze und mit<br />

zwei hellen Lichtern, die wohl die Augen darstellen sollten.<br />

Die Gestalt war gut <strong>ein</strong>e Schnauzenbreite kl<strong>ein</strong>er als Jien'Sanja und begann mit der<br />

selben rauschenden Stimme wieder zu sprechen:"Ich würde das nicht als Schande<br />

bezeichnen, eher als <strong>ein</strong>e Tugend." "Was ist nun mit m<strong>ein</strong>er Mannschaft und der der<br />

Missgeburt?" "Wie geht es euch da wo ihr her kommt?" "Was?!" "Beantworte <strong>ein</strong>fach<br />

m<strong>ein</strong>e Frage." "Warum sollte ich?" Eine Aurore drang aus dem Arm der<br />

Gestalt...Jien'Sanja besann sich etwas mehr Bescheidenheit:"Uns geht es<br />

dreckig...weil wir so <strong>ein</strong>e Schande sind, kriegen wir kaum etwas von den Ressourcen."<br />

"Was haltet ihr davon, hier zu bleiben? Unter der Bedingung, friedlich zu leben."


"Was? Wir sollen hier bleiben? Was ist hier eigentlich?" "Ooohhh...typische<br />

Soldaten...Befehle befolgen, ohne den Hintergrund zu kennen. Also gut: Dies hier ist<br />

m<strong>ein</strong>e Gem<strong>ein</strong>schaft. Verschiedene Spezies leben und forschen hier friedlich<br />

neben<strong>ein</strong>ander. Ausserdem ist das hier wohl das größte Refugium für Maschinen mit<br />

<strong>ein</strong>em Bewussts<strong>ein</strong>." "Ich verstehe immer noch nicht so ganz..." Die Lichtgestalt<br />

beugte sich zu dem kl<strong>ein</strong>en Mädchen hinunter, Jien'Sanja wollte das kl<strong>ein</strong>e Mädchen<br />

zuerst noch stärker umarmen, um es besser zu schützen. Aber als sie bemerkte, dass<br />

das Wesen ihr ansch<strong>ein</strong>end nichts anhaben wollte, lockerte sie sich teils. Die Gestalt<br />

sah zu Jien'Sanja auf:"Ich habe eure Physiologie gescannt...ihr ernährt euch pflanzlich<br />

und mit Fleisch?" "Ähm...ja...wieso?" "Nun, wenn ich dieses Mädchen hier mit den<br />

Soldaten vergleiche...oder <strong>ein</strong>en von euch mit diesen "Kriegern", so stelle ich fest,<br />

dass ihr ziemlich unterernährt seid." "Das mag stimmen, aber was hat dich das<br />

anzugehen?!" "Ein Zeichen m<strong>ein</strong>es guten Willens: Ich habe die Speisekammern der<br />

anderen Schiffe gescannt,<br />

als ich sie gesehen habe. Also Kl<strong>ein</strong>e. Hast du Hunger?" Das Mädchen hatte noch<br />

immer Tränen in den Augen, aber sie nickte zaghaft. "Gut, ich weiss zwar nicht, wie<br />

ihr euren Speiseplan <strong>ein</strong>richtet, aber ich werde dir <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong>en dieser Riegel hier<br />

geben." Ein goldenes Leuchten schoss durch die krallenlose Hand der Gestalt und<br />

augenblicklich lag <strong>ein</strong>e hochwertige Feldration dort.<br />

Die Gestalt gab sie dem kl<strong>ein</strong>en Mädchen, welche die silberne Hülle sofort abriss und<br />

die Nahrung hungrig verschlang.<br />

Jien'Sanja bemerkte, wie auch ihr <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Speicheltropfen aus dem Maul<br />

fiel...immerhin hatte sie seit vier Tagers nichts gegessen.<br />

Die Lichtgestalt sah sie an und richtete sich auf. Jien'Sanja bemerkte die kl<strong>ein</strong>e<br />

Speichelspur an ihrem Unterkiefer und wischte sie schnell mit dem Ärmel der neuen<br />

Uniform weg.<br />

Die Stimme des Wesens klang amüsiert:"Ich glaube, ich gebe <strong>ein</strong>e Runde aus."<br />

In Jien'Sanjas Klauen blitzte es kurz und <strong>ein</strong>e Ration lag zwischen ihren Klauen, auch<br />

in denen der anderen Mannschaftsmitglieder erschienen die silbernen Riegel.<br />

Zuerst war Jien'Sanja misstrauisch: War das Gift? Ein Trick des als so grausam<br />

angepriesenen F<strong>ein</strong>des? Andererseits sagten die Anführer auch, dass die Noani<br />

grausame F<strong>ein</strong>de seien. Hoch überlegene Wesen ohne richtigen Körper, die sie mit<br />

<strong>ein</strong>em Schlag auslöschen konnten...doch wenn sie so grausam waren, wieso taten sie<br />

es dann nicht.<br />

Trotz all dieser rasenden Gedanken war es etwas anderes, was Jien'Sanja dazu<br />

brachte, den Riegel zu öffenen und zu essen: Der schiere Hunger.<br />

Als Jien'Sanja ihren Riegel verspeiste, begannen auch die übrigen<br />

Besatzungsmitglieder ihre Nahrung zu verzehren.<br />

K<strong>ein</strong>er kippte um und k<strong>ein</strong>em schien es nicht geschmeckt zu haben.<br />

Für Jien'Sanja war es das erste mal in ihrem Leben, dass sie von jemand anderem, als<br />

<strong>ein</strong>em aus ihrem Heimatsonnensystem, Nahrung geschenkt bekam.<br />

Sie war zwar immernoch misstrauisch, aber die Tatsache, dass sie nicht umgekippt ist,<br />

als sie die Nahrung verzehrt hatte, lockerte ihre Angst doch schon etwas.<br />

"Gut, du hast uns Essen gegeben. Aber warum sollten wir dir mehr Vertrauen<br />

entgegen bringen?" "Nun, <strong>ein</strong> Grund wäre schon <strong>ein</strong>mal, dass ich euch und das Schiff<br />

nicht zerfetze, so wie ihr es mit mir tun wolltet." Jien'Sanja schluckte, als ihr dieser<br />

Gedanke wieder in den Kopf kam:"OK, das ist <strong>ein</strong> Grund. Aber warum willst du uns<br />

helfen? Was ist da für <strong>ein</strong> Nutzen für dich?" "Ich würde mich schon <strong>ein</strong>mal nicht gut<br />

fühlen, <strong>ein</strong>e Schiffsbesatzung, die <strong>ein</strong>en ziemlich guten Kern hat, <strong>ein</strong>fach nieder zu<br />

mähen. Ausserdem lerne ich eure Kultur kennen und gewinne vielleicht <strong>ein</strong> paar<br />

Freunde." "Ich kann das nicht glauben...r<strong>ein</strong> aus wohltäterischen Zwecken. Das<br />

nehme ich dir nicht ab." "Es ist die Wahrheit, ob du es glaubst oder nicht. Aber ich<br />

frage ja nicht nur dich, jeder der möchte, kann mich begleiten." Jien'Sanja sah sich<br />

um, die Schnauzen der Besatzung zeigten, dass sie nachdachten. Das kl<strong>ein</strong>e Mädchen,


dass sich an ihrem Schwanz festgehalten hatte, sah zu der Lichtgestalt auf:"Wo ist<br />

m<strong>ein</strong>e Mama?" "Na Kl<strong>ein</strong>e, soll ich sie dir suchen?" "Kannst du das?" "Nicht nur das."<br />

Ein blauer Blitz erschien neben dem Mädchen und da stand <strong>ein</strong>e Shil'Crers, deren Duft<br />

dem der Kl<strong>ein</strong>en sehr ähnelte, fast sogar glich. "Jie'Jensia? Was machst du denn<br />

hier?!...Moment! Das ist gar nicht der Maschinenraum...wo bin ich hier?" "Mami!!!" Die<br />

kl<strong>ein</strong>e warf sich in die Arme ihrer Mutter.<br />

Das Lichtwesen sah die Beiden an, dann wieder sie:"Schön, wenn Familien ver<strong>ein</strong>t<br />

sind. Egal welche Spezies." "Ja...Aber immer noch, bin ich nicht überzeugt." "Gut, ich<br />

biete es dir und Allen ja nur an. Dann werde ich jetzt eure Systeme abschalten, bis<br />

auf die Lebenserhaltung. Ich verzichte darauf, euch wie eure aggressiven Artgenossen<br />

unschädlich zu machen. Sollte jemand von euch mitkommen wollen, ich gebe jedem<br />

<strong>ein</strong>e Unterkunft und freie Nahrung, der bereit ist, in Frieden zu leben." Ein paar der<br />

Offiziere standen auf, unter anderem auch die Mutter mit ihrer Tochter. Im ganzen<br />

Schiff erklangen die Rufe der Leute, die mit dem Wesen gehen wollten. Jien'Sanja<br />

hatte es sich anders überlegt, zumal sie bedachte, was ihr blühte, wenn das Schiff<br />

besiegt wurde: Krieger die besiegt wurden, konnten wenigstens auf Vergebung<br />

hoffen...Leute, die nicht komplett kriegerisch waren, mussten mit <strong>ein</strong>em<br />

schmerzerfüllten Foltertod rechnen. Und selbst wenn nicht, was hätte sie dann<br />

erwartet?! Hungertod, oder noch mehr Kämpfen. Sie begann zaghaft wieder zu<br />

sprechen:"Doch so viele...ich glaube...dann komme ich auch mit." Die Lichtgestalt, die<br />

bis jetzt zu der Mutter und dem kl<strong>ein</strong>en Kind geschaut hatte, drehte sich um:"Freut<br />

mich zu hören. Ich denke mal, ich werde auch euer anderes Schiff evakuieren. Wer<br />

nicht möchte, der wird von mir zurück geschickt, immerhin hatte ich ja jetzt die<br />

Gelegenheit, eure Dimensionsportale zu scannen." "Gut...hast du sie auch schon<br />

gefragt?" "Ja sicher. Ich bin schon lange dort." "Wie? An zwei Orten gleichzeitig?" "Ach<br />

du glaubst...N<strong>ein</strong>, das hier ist nur <strong>ein</strong> Teil von mir. Ich kann viele Dinge gleichzeitig<br />

machen." "Ach so." "Gut, dann werde ich euch erst <strong>ein</strong>mal auf m<strong>ein</strong>em<br />

Forschungsplaneten in der Wüste zwischenlagern, bis ich mich um euch kümmern<br />

kann. Ein Soldat ist schon da, also nicht erschrecken. Ich werde euch auch <strong>ein</strong> paar<br />

Vorräte mitgeben, damit ihr euch stärken könnt. Ich bin froh, dass es auch gute<br />

Wesen in eurem Volk gibt." "Das ist das erste mal, das mir jemand so etwas sagt."<br />

Jien'Sanja verschwand mit allen Besatzungsmitgliedern der "Schande" und der<br />

"Missgeburt" in blauen Blitzen, um kurz darauf wieder um <strong>ein</strong>em total verdutzten<br />

Soldaten, der in voller Uniform war, zu ersch<strong>ein</strong>en.<br />

Thorsten fühlte <strong>ein</strong>e gewisse Befriedigung, denn das woran er glaubte, nämlich dass<br />

jedes Volk <strong>ein</strong>e gute Seite hatte, wurde wieder <strong>ein</strong>mal bestätigt. Mit neuer<br />

Entschlossenheit griff er sich neue Schiffe und durchströmte sie. Jeder Soldat, der sich<br />

nicht ehrlich ändern wollte, wurde wie üblich behandelt: Quälen. Denn die, die k<strong>ein</strong>e<br />

Lehre daraus zogen, sollten wenigstens <strong>ein</strong>e Lektion erhalten. Schreie, Gejaule und<br />

Gewimmer, aber leider k<strong>ein</strong> Einziger mehr, der sich ändern wollte. Thorsten packte<br />

sich <strong>ein</strong>en Soldaten auf <strong>ein</strong>em der Schiffe, riss ihm <strong>ein</strong>en Arm aus und schleuderte die<br />

beiden Teile s<strong>ein</strong>en geschockten Kameraden entgegen, um sie sich dann auch zu<br />

packen.<br />

Einen anderen Soldaten packte er am Schwanz, wirbelte ihn daran herum und<br />

schleuderte ihn gegen die Wand.<br />

Es war jetzt kaum noch <strong>ein</strong>e Herausforderung, aber Thorsten hatte die Gem<strong>ein</strong>schaft<br />

zu schützen.<br />

Jäger löste er in Energie auf und speicherte diese, um sie selbst zu nutzen,<br />

Schlachtschiffe durchflutete er, quälte die Besatzungen und zerstörte die wichtigsten<br />

Systeme der Schiffe, bis sie nur noch dahintreibende Schrottklumpen waren.<br />

Wenn die Besatzung komplett bewusstlos war, schickte er sie dahin, wo die<br />

Dimensionstore sie hingeschickt hätten. Es kostete ihn kaum irgend<strong>ein</strong>e<br />

Anstrengung...es war irgendwie langweilig.<br />

Thorsten hoffte, dass dieser Hybrid ihm wenigstens etwas entgegen zu setzen hatte.


Gleichzeitig wusste er, dass dem so war.<br />

Tel'Res kochte vor Wut. Die Flotte s<strong>ein</strong>es Volkes wurde in null komma nix<br />

niedergemäht! S<strong>ein</strong> Vater, dieser schwache überhebliche Drecksack, beschuldigte ihn,<br />

unfähig zu s<strong>ein</strong>! Und wem hatte er das zu verdanken?! Diesem niederen<br />

Nanitenwesen. Wie als ob man in <strong>ein</strong>en sch**** getreten wäre! Etwas total<br />

unterlegenes brachte <strong>ein</strong>en dann zur Weißglut!<br />

Eine Aurore packte jetzt die Tunn'Däre. Die Offiziere schriehen vor Angst, richteten die<br />

Geschütztürme auf das Leuchten aus und feuerte aus allen Rohren. Die Wolke wurde<br />

nicht <strong>ein</strong>mal verweht.<br />

Auroren begannen sich durch die Hülle zu bohren oder gingen <strong>ein</strong>fach hindurch wie<br />

Geister. Die Schilder fielen schon beim Kontakt aus.<br />

Metallisches Kreischen hallte durch die Wände, als die Auroren große Teile aus dem<br />

Rumpf rissen.<br />

Tel'Res schrie. Nicht aus Angst, n<strong>ein</strong>...er schrie aus schierer Wut.<br />

Die Instinkte des Shil'Crers-Teils in ihm, fielen aus, als der Zorn auf die schwächliche<br />

Noani-Seite s<strong>ein</strong>es Verstandes traf. Das <strong>ein</strong>zige, was er jetzt noch wollte, war Rache.<br />

Den Sieg selber gewinnen, ohne Schiffe oder Waffen!!!<br />

Während er schrie, baute sich s<strong>ein</strong>e goldene Aura immer weiter auf, schwarze Blitze<br />

zogen durch sie hindurch.<br />

Mit <strong>ein</strong>em infernalischen schwarzen Blitz sprang er in den Hyperraum und verliess ihn<br />

wieder ausserhalb der Tunn'Däre, deren Rumpf gerade von zwei gigantischen Auroren-<br />

Tentakeln zerbrochen wurde, wie <strong>ein</strong> dünner Ast.<br />

S<strong>ein</strong> Zorn entfachte <strong>ein</strong> eiskaltes, jedoch brennendes Feuer in s<strong>ein</strong>em Geist...Wut,<br />

Zorn und Hass.<br />

Tel'Res schickte <strong>ein</strong>e Ladung dieser Gefühle als psychische Energie in s<strong>ein</strong>e Hand,<br />

bündelte sie zu <strong>ein</strong>er Kugel und schleuderte sie gegen das goldene Licht. Die Kugel<br />

drang in das Leuchten <strong>ein</strong> und explodierte circa hundert Meter unter dessen<br />

Oberfläche: Das Leuchten wurde dort von dem schwarzen Blitz aus<strong>ein</strong>ander gerissen.<br />

Die Nebelschwaden zogen sich wieder zusammen und formten die selbe Oberfläche<br />

wie vorher.<br />

Eine kugelförmige Energieladung aus Licht schoss auf ihn zu und traf ihn an der Brust.<br />

Tel'Res wurde circa fünfundsiebzig Meter zurück geworfen, dann hatte er sich wieder<br />

im Raum verankert und feuerte <strong>ein</strong>e größere Ladung der psychischen Energie in das<br />

Licht.<br />

Die schwarze Nebelkugel drang ungefähr zweihundert Meter in das Licht <strong>ein</strong> und<br />

explodierte. Ein schwarzer Blitz zeretzte den Nebel in <strong>ein</strong>em Umkreis von vierzehn<br />

Kilometern, so wie die Hülle der Shil'Crers-Schiffe.<br />

Die Schäden an den Schiffen waren Tel'Res jetzt egal, <strong>ein</strong> kurzer Blick zeigte ihm<br />

jedoch, dass die Schäden geringer waren, als er es erwartet hätte. Eine dünne<br />

Energieschicht lag darüber: Das Nanitenwesen.<br />

Diese bescheuerte Kreatur schützte auch noch die, die ihn angegriffen hatten!<br />

Tel'Res hatte es satt, immer nur diesen Nebel anzugreifen:"Komm her! Ich will mit dir<br />

kämpfen, nicht nur mit d<strong>ein</strong>en Naniten! Kämpfe wie <strong>ein</strong> Mann!!!" Vor ihm formten sich<br />

die Auroren um, zu <strong>ein</strong>em gigantischen Gesicht:"Das sagst du? Derjenige, der mich<br />

mit <strong>ein</strong>em Virus infiziert hat und mit <strong>ein</strong>er Flotte auf m<strong>ein</strong>e Freunde losgegangen ist?<br />

Der mir <strong>ein</strong> Schwert in die Brust gerammt hat, als ich schwach auf der Liege lag? Der<br />

m<strong>ein</strong>e Verlobte, fünf Tiere und <strong>ein</strong>en alten Mann angegriffen hat, die ihm deutlich<br />

unterlegen waren? Du bist wirklich erbärmlich...nun gut, du sollst d<strong>ein</strong>en Willen<br />

haben, sei nur gewarnt: Es ist <strong>ein</strong> Fehler." "Ich mache dich fertig! Du bist nur <strong>ein</strong><br />

schwaches kl<strong>ein</strong>es Nichts!" "Also wenn ich mir dich so ansehe, dann bist du die<br />

kl<strong>ein</strong>ere Kreatur von uns beiden." "Schweig und komm endlich her!" "Es wird mir <strong>ein</strong><br />

Vergnügen s<strong>ein</strong>, dich Respekt zu lehren."<br />

Das Gesicht verschwand und <strong>ein</strong> leuchtender Punkt schoss aus der Mitte des Nebels<br />

auf ihn zu, wurde <strong>ein</strong>hundert Meter vor ihm langsamer und blieb stehen.


Der Nebel um den Punkt zog darauf zu, bis der gigantische Nebel nur noch zwei Drittel<br />

s<strong>ein</strong>er Größe hatte.<br />

Der Lichtpunkt leuchtete stärker und stärker, dann erstarb das Licht fast vollständig,<br />

bis nur noch <strong>ein</strong>e golden-weiß leuchtende Gestalt, mit zwei Armen, zwei B<strong>ein</strong>en,<br />

<strong>ein</strong>em Torso und <strong>ein</strong>em Kopf mit zwei blauen Augen, zu sehen war.<br />

Dieser Hybrid wollte gegen ihn kämpfen und nicht gegen s<strong>ein</strong>e Naniten? Thorsten sah<br />

es als Vorteil, dass dieses Wesen nicht wusste, dass darin k<strong>ein</strong> Unterschied mehr<br />

bestand.<br />

Nun gut, Thorsten machte sich kampfbereit: Er drang mit s<strong>ein</strong>en Naniten in s<strong>ein</strong>en<br />

menschlichen Körper. Sie lagerten sich um die Quarks s<strong>ein</strong>er Atome, bildeten <strong>ein</strong>en<br />

dicken Panzer und vernetzten sich mit enormen Kraftfeldern. Immer mehr Naniten<br />

drangen aus den Nebel zwischen s<strong>ein</strong>e biologische Struktur und füllten so gut wie<br />

jeden Zwischenraum aus, ausser <strong>ein</strong> paar Lücken, um sich im Körper bewegen zu<br />

können.<br />

Thorsten färbte sich golden, an s<strong>ein</strong>en Augen achtete er jedoch auf das Blau. Wenn<br />

dieses Wesen ihm in die Augen sah, sollte es menschliche Augen sehen, k<strong>ein</strong>e<br />

goldenen Kugeln.<br />

Als s<strong>ein</strong>e Atomstruktur ausgefüllt war, formte er noch <strong>ein</strong>en Panzer um sich, aus<br />

s<strong>ein</strong>en Naniten, dicht an dicht. Eine goldene, glatte Hülle formte sich, die wie <strong>ein</strong>e<br />

moderne Ritterrüstung aussah. S<strong>ein</strong>en Kopf liess er frei, es war ihm wichtig, dass<br />

Tel'Res, den Namen hatte er aus den Gedanken der Soldaten erfahren, s<strong>ein</strong> Gesicht<br />

sehen konnte.<br />

Noch mehr Naniten strömten um ihn und bildeten <strong>ein</strong>en dichten Nebel, der ihn als<br />

Aura umgab.<br />

Nun war er bereit.<br />

Jetzt, da die Dichte an ihm, sprich s<strong>ein</strong>en Naniten, größer war als je zuvor, war er<br />

auch stärker als je zuvor.<br />

Die Energie, die ihn durchströmte, hätte genügt, um die Atomaren Strukturen von drei<br />

Galaxien komplett zu trennen, bis nichts mehr ausser <strong>ein</strong>er Wolke aus Atomen da<br />

gewesen wäre.<br />

Und doch war dies nicht s<strong>ein</strong>e gesamte Kraft, schliesslich umgab er noch zu <strong>ein</strong>em<br />

größeren Teil das Sonnensystem, um s<strong>ein</strong>e Gem<strong>ein</strong>schaft und Jarin zu schützen.<br />

Thorsten schürte kurz die Kraft in s<strong>ein</strong>em Körper: Er streckte das Kreuz durch und<br />

presste die B<strong>ein</strong>e an<strong>ein</strong>ander. Dann ballte er die Fäuste und stiess s<strong>ein</strong>e Ellenbogen<br />

mit leicht angewinkelten Armen noch hinten, durch die Masse und die Energie<br />

krümmte sich der Raum kurz, als ob dort <strong>ein</strong> Gasriese durch den Raum gleiten würde.<br />

Thorsten hätte sich b<strong>ein</strong>ahe erschrocken, nie hätte er so <strong>ein</strong>e Kraft durch <strong>ein</strong>e solche<br />

Bewegung erwartet. Durch <strong>ein</strong> spezielles Kraftfeld aus s<strong>ein</strong>en Naniten ja, aber durch<br />

diese Bewegung nicht. Thorsten musste darauf achten, die Raumkrümmungen mit<br />

anderen Kraftfeldern auszugleichen.<br />

Nun war er sich jedoch sicher, dem Hybriden, über dessen Großteil er immer noch<br />

k<strong>ein</strong>e Daten bekam, zumindest Probleme verursachen zu können.<br />

Tel'Res schluckte kurz. Die Kraft dieses Wesens war s<strong>ein</strong>er Körperkraft sogar etwas<br />

überlegen...und es hatte sie nur kurz geschürt! Egal! Die psychische Energie s<strong>ein</strong>es<br />

Geistes konnte ihm unter die Arme greifen...buchstäblich.<br />

Er liess den Zorn und den Hass in s<strong>ein</strong>e Konzentration <strong>ein</strong>fliessen: Schwarzer Nebel<br />

hüllte ihn <strong>ein</strong> und umgab ihn. Die schwarze Wolke drang in s<strong>ein</strong>en Körper <strong>ein</strong> und mit<br />

s<strong>ein</strong>em Geist packte er jedes Molekül, um es bewusst zu führen. Zunehmens wurde<br />

s<strong>ein</strong> Körper schwärzer, die Augen glänzten nur noch als schwarze Kugeln aus s<strong>ein</strong>em<br />

Gesicht hervor.<br />

Durch die immense Konzentration glühten s<strong>ein</strong>e Pupillen weiß auf.<br />

Nun war er zum Kampf bereit.<br />

Thorsten ekelte es beim Anblick dieser Kreatur, sie sah nun aus wie <strong>ein</strong> Dämon aus<br />

<strong>ein</strong>em Horror-Holo. Leuchtende Pupillen, schwarze Augen, schwarzer Körper und <strong>ein</strong>


schwarzer Nebel als Aura...wiederlich. Thorsten wollte nicht der erste s<strong>ein</strong>, der in<br />

diesem Zweikampf aggressiv wurde:"So, Tel'Res, ich lasse dir den Vortritt...ich will<br />

nicht Derjenige s<strong>ein</strong>, der anfängt." Die Stimme des Hybriden war nun mit<br />

unüberhörbarem scharrendem und Kratzen unterlegt, sowie <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Echo:"Ich<br />

werde nur <strong>ein</strong>en Schlag brauchen."<br />

Thorsten hatte aber auch noch <strong>ein</strong>en anderen Plan: Wenn er mit dem Hybriden<br />

kämpfen wollte, dann lieber in <strong>ein</strong>er Gegend, wo k<strong>ein</strong>e Planeten und Sonnen im Weg<br />

waren. Ein gigantischer Zwischenraum zwischen zwei Galaxien war das, was Thorsten<br />

beabsichtigt hatte. Ein schnell ausgebreitetes Sprungfeld sollte die beiden dort<br />

hinbringen.<br />

Er brauchte nur <strong>ein</strong>e Gelegenheit, in der Tel'Res nicht ausweichen konnte: Diese<br />

Gelegenheit war dieser erste Angriff.<br />

Und der Angriff von Tel'Res, verlief genau wie Thorsten es sich gedacht hatte: Der<br />

Hybrid stürmte auf ihn zu, mit <strong>ein</strong>er schwarzen Energieladung an der rechten Hand,<br />

um sie Thorsten in den Bauch zu rammen.<br />

Die Energieladung wäre für diese Gegend...und vor allem die Schiffe der Shil'Crers in<br />

unmittelbarer Umgebung... zu stark gewesen, als dass ihre Entladung k<strong>ein</strong>en Schaden<br />

hätte ausrichten können.<br />

Thorsten trennte sich an der Tailie auf, so dass die Faust des schwarzen Kriegers ins<br />

Leere schlug. Thorsten lächelte kurz und weitete blitzschnell, eigentlich schneller als<br />

<strong>ein</strong> Blitz, das Sprungfeld aus um sich und den Hybriden <strong>ein</strong>zuhüllen und mit dem<br />

Sprungfeld weg zu bringen.<br />

Sie erschienen in dem Zwischenraum, alles war voller Sterne, doch das Licht war<br />

milliarden von Jahren alt, so dass die Sterne, von denen es stammte, wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

schon erloschen waren.<br />

Tel'Res sah sich um, diesen Raum konnte er nicht <strong>ein</strong>ordnen, nur Sterne in<br />

unendlicher Ferne und <strong>ein</strong>e Hand voll Asteroiden in der näheren Umgebung:"Wo sind<br />

wir?!?" "Wo wir niemanden schaden können." "Was fällt dir <strong>ein</strong>! Du hast mich<br />

nirgendwo hinzubringen!" "Wie du siehst, habe ich es getan."<br />

Tel'Res tobte innerlich, <strong>ein</strong>e neue psychische Energiewelle baute sich in s<strong>ein</strong>er Hand<br />

auf und er feuerte sie auf das Nanitenwesen. Es verschwand in <strong>ein</strong>em blauen<br />

Energieblitz und tauchte, nachdem die Kugel s<strong>ein</strong>e Position passiert hatte, wieder auf.<br />

"Du bist schnell...aber sicher nicht schnell genug." Tel'Res schoss auf den Schwächling<br />

zu und holte mit der Faust aus. Er schlug zu und des Nanitenwesen blockte den Schläg<br />

ab, indem es mit dem Unterarm die Faust zur Seite schlug. Tel'Res zog mit dem Fuss<br />

nach, um ihn in die Seite s<strong>ein</strong>es Gegners zu treiben. Er traf und s<strong>ein</strong> Gegner<br />

keuchte:"Ough...k<strong>ein</strong> schlechter Tritt. Aber nun bin ich dran."<br />

Das Nanitenwesen holte mit der rechten Faust aus, Tel'Res duckte sich. Doch das<br />

Nanitenwesen schien das nicht zu kümmern...und da sah Tel'Res auch warum: Das<br />

Knie s<strong>ein</strong>es Gegners schoss nach oben und auf s<strong>ein</strong>en Bauch zu.<br />

Tel'Res keuchte und die Luft, die sich in s<strong>ein</strong>er Lunge befunden hatte, entwich ins<br />

Vakuum des Alls. Bis jetzt war es ihm noch garnicht aufgefallen, aber er hörte das<br />

Nanitenwesen reden, obwohl hier k<strong>ein</strong> Sauerstoff war um den Schall fort zu tragen.<br />

Ihm war das jetzt aber egal...wie auch immer er es machte, nach diesem Kampf<br />

würde er es eh nie wieder können.<br />

Tel'Res verinnerlichte das Bild <strong>ein</strong>es Schwertes und formte es mit s<strong>ein</strong>er psychischen<br />

Energie.<br />

Er schleuderte das Schwert in der Hand herum und liess es links und rechts neben<br />

s<strong>ein</strong>em Körper vorbei schnellen.<br />

Dann hielt er es schräg vor sich, fasste die Klinge unten an und glitt mit den Fingern<br />

bis zu deren Spitze.<br />

Ein Schwert?! Wie rückständig. Naja...Thorsten hatte in s<strong>ein</strong>em langen Leben auch<br />

schon den Schwertkampf gelernt. Bei den Kriegern der Split, <strong>ein</strong>em Fechter aus<br />

Frankreich, <strong>ein</strong>em japanischen Lehrer und <strong>ein</strong>em italienischen Stunt-Man. Doch am


meisten hatte ihm der Unterricht bei <strong>ein</strong>em englischen Lord gefallen, in der<br />

Kampfkunst mit dem Breitschwert. Obwohl Thorsten nicht gern kämpfte, hatte er<br />

<strong>ein</strong>ige Kampfkünste als Zeitvertreib und zum sportlichen Wettbewerb gelernt.<br />

Natürlich hatte er nicht s<strong>ein</strong>e ganze Kraft <strong>ein</strong>gesetzt, oft hatte er sogar absichtlich<br />

verloren. Hätte er mit voller Kraft gekämpft, hätte er s<strong>ein</strong>e Lehrer nicht lange<br />

behalten können.<br />

Also zog Thorsten unzählige Naniten von s<strong>ein</strong>em Panzer ab und formte <strong>ein</strong>e gerade<br />

Nebelwolke von s<strong>ein</strong>er rechten Hand ausgehend, zog sie zusammen und formte somit<br />

<strong>ein</strong> Breitschwert.<br />

Das Schwert leuchtete golden und zog <strong>ein</strong>e Lichtspur hinter sich her, wenn er es<br />

bewegte...genau genommen bewegte er ja sich selbst.<br />

Tel'Res stürmte auf ihn zu, das schwarze Schwert zum Schlag erhoben. Eine<br />

scheussliche Waffe, überall waren kl<strong>ein</strong>e Klingenausläufer, die wohl extra Wunden<br />

reissen sollten, neben der Hauptwunde.<br />

Thorsten hob s<strong>ein</strong> Schwert zur Abwehr und schlug es gegen das s<strong>ein</strong>es Gegners.<br />

Als die beiden Schwerter auf<strong>ein</strong>ander trafen, gab es <strong>ein</strong>e gigantische Energiewelle, die<br />

sich als Kreis ausdehnte und die Asteroiden spaltete, die ca <strong>ein</strong>hundert Kilometer<br />

entfernt waren.<br />

Thorsten drehte das Schwert, um es in <strong>ein</strong>e der Zusatzklingen von Tel'Res' Schwert zu<br />

verkanten. Es gelang ihm, doch Tel'Res schaffte es s<strong>ein</strong> Schwert durch <strong>ein</strong>en Ruck zu<br />

lösen und wieder nach hinten zu reissen.<br />

Erneut holte der Hybrid aus um das schwarze Schwert in Thorstens Richtung zu<br />

führen. Thorsten hob s<strong>ein</strong> Schwert wieder zur Abwehr und erzeugte <strong>ein</strong> Kraftfeld, das<br />

Tel'Res wie <strong>ein</strong>e Faust im Gesicht traf, nachdem er bemerkt hatte, wie dieser <strong>ein</strong><br />

weiteres Schwert hinter s<strong>ein</strong>em Rücken manifestierte.<br />

Tel'Res glitt zurück, fing sich dann aber wieder und begann <strong>ein</strong>en neuen Angriff: Der<br />

schwarze Krieger holte mit dem Schwert aus, vollführte <strong>ein</strong>en meditativen Schlag ins<br />

nichts und schloss die Augen. Ein Kreis aus schwarzen Kugeln, die von <strong>ein</strong>em<br />

blassrotem Feuer <strong>ein</strong>gehüllt waren, bildete sich um die schwarze Gestalt. Die Kugeln<br />

glimmten noch <strong>ein</strong>mal kurz auf, dann schossen sie auf Thorsten zu. Thorsten wirbelte<br />

s<strong>ein</strong>e Schwertform umher und traf zielgenau jede Kugel in der Mitte. Die Kugeln<br />

explodierten zwar, aber da Thorsten die Naniten im Schwert mit Kraftfeldern umgeben<br />

hatte, geschah ihm nichts.<br />

Thorsten richtete sich auf Tel'Res aus:"Du musst schon mehr geben, wenn du mich<br />

besiegen willst, wie du es gesagt hattest." Tel'Res lächelte finster:"Ich spiele gerne <strong>ein</strong><br />

bisschen mit m<strong>ein</strong>er Beute, bevor ich sie zerfetze." Tel'Res winkelte die B<strong>ein</strong>e an und<br />

schoss auf <strong>ein</strong>er schwarzen Flamme mit sechsfacher Lichtgeschwindigkeit auf Thorsten<br />

zu.<br />

Thorsten sprang in <strong>ein</strong>em blauen Energieblitz hinter Tel'Res, packte ihn am Kragen<br />

s<strong>ein</strong>es schwarzen Nebelumhangs und schleuderte ihn in die Asteroiden.<br />

In <strong>ein</strong>em schwarzen Nebelschwall schlug der Hybrid in die Felsen.<br />

Schwarze Energiestrahlen schlugen durch die Staubwolke des Aufschlags und<br />

zerschlugen den Asteroiden in kl<strong>ein</strong>e Brocken von der Größe <strong>ein</strong>es Kopfes.<br />

Tel'Res kam aus dem Nebel, grinste noch <strong>ein</strong>mal finster und dann schossen die kl<strong>ein</strong>en<br />

Brocken mit Lichtgeschwindigkeit auf Thorsten zu. Sofort baute er <strong>ein</strong> Kraftfeld vor<br />

sich auf, an dem die Mini-Asteroiden zerschellten, wie Sandbrocken an <strong>ein</strong>er<br />

Ziegelwand.<br />

Tel'Res glühte schwarz und hüllte sich in schwarzes Licht, dass wie <strong>ein</strong> finsterer<br />

Dämon auf Thorsten zu raste. Doch Licht durchdringt die Dunkelheit.<br />

Thorsten flammte auf in golden-weißem Licht, Strahlen aus hellerem Licht schossen<br />

aus ihm, wie die Sonnenstrahlen durch <strong>ein</strong>e Lücke in <strong>ein</strong>er Gewitterfront, oder wie<br />

Gamma-Bursts <strong>ein</strong>es schwarzen Loches. Auroren aus Naniten schlungen sich um ihn,<br />

als er die Energie in s<strong>ein</strong>en Systemen steigerte.<br />

Er glühte noch <strong>ein</strong>mal kurz golden auf, dann entlud sich die Energie: Goldenes Licht,


durchzogen von weißen Akzenten schoss aus ihm wie <strong>ein</strong>e Explosion und traf auf das<br />

schwarze Licht.<br />

Wie <strong>ein</strong> Baum in der Druckwelle <strong>ein</strong>er Atombombe verschwand das schwarze Licht in<br />

dem Blitz aus golden-weißem Licht, nur dass die Energien <strong>ein</strong>er Atombombe im<br />

Vergleich zu diesem Ereignis lachhaft, ja fast verschwindend gering waren.<br />

Thorsten war langsam genervt, mit solchen Kinkerlitzchen abgespeist zu<br />

werden:"Komm schon Tel'Res, ich habe k<strong>ein</strong>e Lust, Spielchen zu spielen. Das langweilt<br />

uns doch beide." Tel'Res erschien aus <strong>ein</strong>er Spalte aus schwarzem Nebel, etwa fünfzig<br />

Meter vor Thorsten:"Du lächerliche Kreatur wagst es im Ernst, mich zum Hauptkampf<br />

aufzufordern? Wie dem auch sei, ich kann gerne mit m<strong>ein</strong>em Spiel aufhören, ich<br />

denke, mir wird es genug Spass bringen, dich in kl<strong>ein</strong>e Stücke zu reissen."<br />

Tel'Res zeigte endlich s<strong>ein</strong>e gesamte Kraft: Die glühenden Pupillen flammten auf und<br />

die Sterne um sie herum wurden von <strong>ein</strong>er schwarzen Wolke verdeckt. Psychische<br />

Energie umströmte Thorsten, wie <strong>ein</strong> Raubtier, dass auf den richtigen Moment<br />

wartete, anzugreifen.<br />

"Das ist schon eher m<strong>ein</strong> Geschmack. Endlich mal <strong>ein</strong>e Herausforderung." Thorsten<br />

lächelte, dann lud er neue Energie in sich, jeder Nanit erzeugte die Kraft mehrerer<br />

Sonnen und alle zusammen bündelten sie in <strong>ein</strong>er Energieaura, die jeden Nanite und<br />

jedes Quark von Thorsten umgab.<br />

Thorsten glühte nun heller als je zuvor und hob s<strong>ein</strong> Schwert als Aufforderung zum<br />

Kampf.<br />

Tel'Res legte amüsiert den Kopf schräg und schoss, in schwarzen Nebel gehüllt, auf<br />

Thorsten zu, s<strong>ein</strong> Schwert zu <strong>ein</strong>em mächtigen Hieb erhoben. Thorsten wartete, wich<br />

dem Hieb aus und schlug zu, während Tel'Res s<strong>ein</strong> Schwert in <strong>ein</strong>er eleganten Kurve<br />

herum fuhr und es gegen Thorstens Hüfte schlug.<br />

Beide Schwerter prallten wirkungslos von den Körpern ab.<br />

Beide Kämpfer sprangen zurück, Tel'Res sah überascht aus. Thorsten hingegen<br />

lächelte:"Das habe ich mir schon fast gedacht. Kinetische Waffen sind nutzlos, wir sind<br />

beide zu stabil." "Ich verstehe nicht, wie m<strong>ein</strong> Schwert <strong>ein</strong>e so niedrige Kreatur nicht<br />

verletzen konnte!" "Du und d<strong>ein</strong>e Arroganz. Es gibt da <strong>ein</strong> Sprichwort: Hochmut<br />

kommt vor dem Fall." "Schweig!!! Nie wird mich <strong>ein</strong>e schwache Mutation wie du zu Fall<br />

bringen!"<br />

Tel'Res' telepathische Kommunikation war deutlich, doch aus Reflex bewegte der<br />

Hybrid die Lippen...und spuckte. Der Speichel siedete kurz, dann gefror er.<br />

Tel'Res hatte die Schnauze voll. Diese lächerliche Kreatur wagte es tatsächlich, noch<br />

zu leben!?<br />

Und wieso hatte s<strong>ein</strong> Schwert, die Manifestation s<strong>ein</strong>er Wut in <strong>ein</strong>er<br />

psychoenergetischen Klinge, die goldene Gestalt nicht durchschnitten wie Luft?!<br />

Tel'Res verstand das alles nicht. Er wurde in den letzten achtundzwanzig Jahren, also<br />

seit s<strong>ein</strong>er Geburt, in dem Wissen erzogen, das die Shil'Crers allem überlegen seien.<br />

Und was war jetzt?! Die Flotte restlos vernichtet und s<strong>ein</strong> Gegner schien stärker zu<br />

s<strong>ein</strong>, als er es je von <strong>ein</strong>em Nicht-Shil'Crers vermutet hätte.<br />

Aber egal! Die Wut, die er durch diese Rückschläge erlangt hatte, trieb ihn in<br />

Kampfeslust.<br />

Tel'Res stürmte nach vorne, packte aus <strong>ein</strong>er Drehung den linken Arm s<strong>ein</strong>es Gegners,<br />

schlug mit <strong>ein</strong>er Energieladung an s<strong>ein</strong>er Handkante den Arm an der Schulter ab und<br />

schmiss ihn in die Staubwolke, die von den Asteroiden übrig geblieben war.<br />

S<strong>ein</strong> Gegner hatte nun <strong>ein</strong> schmerzverzerrtes Gesicht und Tel'Res packte s<strong>ein</strong>en<br />

Gegner mit beiden Armen am Kopf, erfasste alle Moleküle in s<strong>ein</strong>en schwarzen Armen<br />

mit s<strong>ein</strong>er Konzentration und drehte mit körperlicher und geistiger Kraft den Kopf<br />

s<strong>ein</strong>es schwachen F<strong>ein</strong>des, während er den Brustkorb mit den B<strong>ein</strong>en umklammerte.<br />

Mit <strong>ein</strong>em satten Knacken, das Tel'Res <strong>ein</strong>en warmen Schauer durch s<strong>ein</strong> Rückrat<br />

trieb, brach das Genick der verweichlichten Kreatur, und der Kopf baumelte mit leeren<br />

Augen im Nichts.


Tel'Res war erfreut, mehr als erfreut, er war in Ekstase.<br />

Er liess den leblosen Körper los und stiess ihn angewiedert weg.<br />

Tel'Res betrachtete die leeren Augen s<strong>ein</strong>es besiegten Gegners und drehte sich dann<br />

um. "Was? Du willst schon weg?!" Tel'Res zuckte und drehte sich um: Der bizarr<br />

verdrehte Hals richtete sich in die Gerade und mit <strong>ein</strong>er kreisenden Bewegung setzte<br />

sich der Kopf an s<strong>ein</strong>e alte Position.<br />

Die Wunde, an der der Arm gesessen hatte, blieb. Die goldene Aura, die beim Knacken<br />

des Genicks abgenommen hatte, wurde wieder stark, die Gestalt lächelte:"Du bist<br />

wirklich leicht r<strong>ein</strong>zulegen. Erst der Sprung und jetzt...das ist ja geradezu p<strong>ein</strong>lich."<br />

"Was?! Wie?...Na warte!"<br />

Tel'Res stürmte auf den jetzigen Invaliden zu, dieser lächelte nur:"Überaschung."<br />

Die goldene Gestalt glitt nach unten und Tel'Res konnte den ausgestreckten Arm, den<br />

er abgeschlagen hatte, mit geballter Faust und golden leuchtend auf ihn zufliegen<br />

sehen. Tel'Res' Augen weiteten sich noch kurz, dann bekam er die grell leuchtende<br />

Faust ins Gesicht.<br />

Tel'Res wurde nach hinten geschoben, als er die Knöchel der Hand in s<strong>ein</strong>em Gesicht<br />

spürte, wie sie sich tief in s<strong>ein</strong> Gesicht gruben und sicherlich <strong>ein</strong> paar Zähne hinaus<br />

brachen.<br />

Tel'Res machte <strong>ein</strong>en Rückwärtssalto und der Arm flog davon.<br />

Als er sich wieder aufrichtete, konnte er sehen, wie der Arm <strong>ein</strong> Stück von der Wunde<br />

entfernt an den Torso s<strong>ein</strong>es Gegners glitt. Die Wunde des Arms und die des Torsos<br />

waren nur noch <strong>ein</strong>e Hand breit von<strong>ein</strong>ander entfernt. Goldene Auroren glitten vom<br />

Arm zum Torso und anders herum, dann trafen die Wunden auf<strong>ein</strong>ander und beide<br />

Teile s<strong>ein</strong>es Gegners verwuchsen wieder, als wäre nie <strong>ein</strong>e Verletzung da gewesen.<br />

Tel'Res bekam doch langsam so etwas wie Angst.<br />

S<strong>ein</strong> Gegenüber lächelte, während Tel'Res auf die Stelle sah, wo vorher noch die<br />

Wunde war. Auf dem Gesicht des goldenen Kriegers weitete sich das Lächeln noch <strong>ein</strong><br />

Stück aus:"Können wir weiter machen?"<br />

Thorsten hatte etwas mehr erwartet, aber er wusste auch noch nicht, ob noch etwas<br />

Stärkeres kommen würde. Er baute <strong>ein</strong>e Energiewelle auf und bündelte sie in <strong>ein</strong>en<br />

Strahl, der genug Energie beherbergte, um <strong>ein</strong> Sonnensystem zu Quarks zu<br />

vaporisieren. "Runde 2!" Thorsten formte den Strahl zu <strong>ein</strong>er Kugel in s<strong>ein</strong>er Hand und<br />

schoss diese auf Tel'Res. Der schwarze Krieger hüllte sich in schwarzen Nebel und<br />

verschränkte die Arme vor s<strong>ein</strong>em Gesicht.<br />

Thorstens Energiestrahl traf auf den Nebel, drang geschwächt in ihn <strong>ein</strong> und traf<br />

Tel'Res.<br />

Der Hybrid schrie und wurde nach hinten geworfen, wobei der Nebel in der Explosion<br />

verschwand.<br />

Der Shil'Crers-Imperon fing sich, und stabilisierte sich mit zuckenden<br />

Brustbewegungen im Raum. Ansch<strong>ein</strong>end hatte der Strahl nicht nur die Brustplatten<br />

gebrochen, sondern auch <strong>ein</strong> paar Rippen. Tel'Res hielt sich die Brust und s<strong>ein</strong>e Augen<br />

glühten auf: Schwarzer Nebel hüllte die Brust <strong>ein</strong>, dann wuchsen die Panzerplatten<br />

wieder zu voller Stärke und der Brustkorb beulte sich etwas aus, so wie er<br />

ansch<strong>ein</strong>end gehörte, was aber erst jetzt zu sehen war.<br />

Thorsten war überascht, liess sich aber nicht <strong>ein</strong>schüchtern:"Hey! Und ich dachte<br />

schon, ich wäre der <strong>ein</strong>zige, der sowas könnte. Naja, langsam wird's interessant."<br />

"Duu!!!!!!" Tel'Res schoss wieder auf ihn zu, hüllte sich in <strong>ein</strong>en schwarzen Nebel, wie<br />

er es bisher immer getan hatte, und stiess die Ellenbogen wie zwei Rammsporne nach<br />

vorne. Thorsten teleportierte sich hinter s<strong>ein</strong>en Gegner und lud <strong>ein</strong>e Energiekugel in<br />

s<strong>ein</strong>er Hand, die er auf Tel'Res abfeuern wollte. Doch der Hybrid verschwand in <strong>ein</strong>er<br />

schwarzen Nebelspalte. Thorsten sah sich um: Nichts.<br />

Er drehte sich um, dann hörte er <strong>ein</strong> Zischen hinter sich. Thorsten drehte sich erneut<br />

um, da konnte er gerade noch erkennen, wie Tel'Res aus <strong>ein</strong>er neuen Nebelspalte<br />

erschien und beide Ellenbogen in s<strong>ein</strong>e Brust treiben wollte. Gerade rechtzeitig sprang


Thorsten mit s<strong>ein</strong>em Sprungantrieb weg, doch Tel'Res folgte ihm durch <strong>ein</strong>e weitere<br />

Nebelspalte und schlug beide Ellenbogen in s<strong>ein</strong>en Rücken.<br />

Die Wirbelsäule brach und er wurde weg gewirbelt. Thorsten fing sich und heilte s<strong>ein</strong>e<br />

Verletzung:"Gut, dann werde auch ich mich jetzt nicht mehr zurück halten." "Als ob<br />

ich da etwas zu befürchten hätte." Tel'Res' Arroganz machte Thorsten jetzt doch<br />

ziemlich wütend, langsam ging es ihm auf den Geist.<br />

Thorsten lud <strong>ein</strong>e Energieladung, stark genug um <strong>ein</strong>en Spiralarm der Milchstraße<br />

abzusprengen, und bündelte sie in s<strong>ein</strong>er Hand zu <strong>ein</strong>er glühenden Aura. Das Ergebnis<br />

gefiel ihm und er wendete die selbe Vorgehensweise bei s<strong>ein</strong>er anderen Hand an.<br />

Die Kraftfelder zwischen s<strong>ein</strong>en Naniten verstärkte er auf achtzig Prozent der<br />

Maximalleistung, bisher waren es nur dreißig Prozent gewesen.<br />

Dieses mal schoss er auf Tel'Res zu, dieser war zuerst verblüfft, dann grinste er jedoch<br />

siegessicher.<br />

Thorsten schlug s<strong>ein</strong>e Linke nach vorne und stiess die Energie-Aura dieser Hand mit<br />

dreißigfacher Lichtgeschwindigkeit ab. Tel'Res wich aus und sah der Energieladung<br />

hinterher. Fünf Lichtsekunden weiter explodierte die Ladung, als sie instabil wurde. Die<br />

Schockwelle erfasste Tel'Res und schleuderte ihn in Richtung Thorsten, welcher der<br />

Explosion ohne weiteres Stand hielt.<br />

Thorsten holte mit der rechten Faust aus und schlug Tel'Res tief in die Magengrube.<br />

Tel'Res' Augen weiteten sich kurz, dann liess Thorsten auch diese Energieladung<br />

explodieren. Der grelle goldene Blitz-Ball dehnte sich mit achtzigfacher<br />

Lichtgeschwindigkeit aus und riss Tel'Res an der Hüfte in zwei Teile.<br />

Thorsten wusste von der regenerativen Kraft her, die er bei Tel'Res vorher gesehen<br />

hatte, dass das nicht tödlich für den Hybriden war...aber es musste höllisch weh tun<br />

und den Kampfeswillen doch wenigstens etwas <strong>ein</strong>schüchtern.<br />

Tel'Res trieb in zwei Richtungen und schrie vor Schmerzen, als s<strong>ein</strong>e Eingeweide aus<br />

s<strong>ein</strong>em Torso glitten. Die Augen des schwarzen Kriegers glimmten noch <strong>ein</strong>mal kurz<br />

auf, dann bildete sich <strong>ein</strong>e Nebelbrücke zwischen den beiden Körperhälften und zog<br />

sie zusammen.<br />

Der Hybrid zuckte noch vor Schmerz, während s<strong>ein</strong> Körper vom Rücken zum Bauch<br />

hin wieder zusammen wuchs. Tel'Res zuckte noch <strong>ein</strong>mal zum Abschluss, hielt sich<br />

den Bauch und nahm wieder Kontakt mit Thorsten auf:"Das hättest du nicht erwartet,<br />

oder?! Das ich auch wieder zusammen wachse!" "Und ob ich es erwartet hatte. Du<br />

müsstest es doch am besten wissen: Ich töte nicht."<br />

Tel'Res fühlte <strong>ein</strong>e Trennung in s<strong>ein</strong>em Geist: Ein Teil riet ihm zu fliehen, in Anbetracht<br />

der Kraft des Wesens vor ihm, der Andere war wütend, gerade zu rasend, und wollte<br />

das Nanitenwesen zerfetzen. Die Wut gewann, fraß sich tiefer in s<strong>ein</strong>e Konzentration<br />

und s<strong>ein</strong>e Kraft nahm noch <strong>ein</strong> Stück zu.<br />

Er war in Raserei. Was er nun noch sehen wollte, war Blut, viel Blut.<br />

Tel'Res' Wut flutete s<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> und manifestierte sich in psychischer Energie.<br />

Die schwarze Wut legte sich um ihn und schoss an <strong>ein</strong>igen Stellen immer wieder als<br />

schwarze, neblige Stacheln aus der Aura aus schwarzem Nebel.<br />

Thorsten sah den schwarzen Nebel um Tel'Res immer stärker aufquellen und die<br />

Energie darin zunehmen. Der Nebel war pechschwarz und wurde so dunkel, dass er<br />

sich sogar vor dem Schwarz des Alls abhob.<br />

Thorsten machte sich darauf gefasst, alles zu geben um diesen durchgeknallten Irren<br />

davon abzuhalten, jemals wieder jemanden zu verletzen oder zu töten. Thorsten<br />

erhöhte die Kraftfelder zu s<strong>ein</strong>er Stabiliesierung auf das Maximum, den<br />

Energieausstoss, den er in jedem Naniten von sich gab, auf <strong>ein</strong>hundert Prozent, was<br />

pro Nanit etwa zwei Sonnen entsprach...der Energie aus dem Subraum sei dank. Die<br />

Energiephalanxen, mit denen Thorsten auch Energieprojektile erzeugte, luden sich so<br />

weit auf, wie Thorsten es konnte. Die Kraft in s<strong>ein</strong>em Körper war schier<br />

unbändig...doch die Wut des schwarzen Kriegers vor ihm schien ebenso unbändig zu<br />

s<strong>ein</strong>.


Tel'Res brüllte wie <strong>ein</strong> wütendes Tier und das Sternenlicht um die Beiden verschwand.<br />

Thorsten hatte am Anfang noch Hoffnung gehabt, dieser Gegner würde ihm<br />

wenigstens etwas Paroli bieten können, nun war Thorsten sicher, dass es sicherlich<br />

mehr s<strong>ein</strong> konnte.<br />

Der Hybrid flog auf ihn zu und schwarzer Nebel stürmte voraus. Thorsten konnte nicht<br />

ausweichen, was blieb, war die Verteidigung, oder der Angriff. Thorsten entschied sich<br />

für Verteidigung: Energiefelder, deren Stärke jenseits der menschlichen<br />

Vorstellungskraft lagen, weiteten sich aus und überlagerten sich, um Thorsten<br />

letztendlich <strong>ein</strong>zuhüllen.<br />

Der schwarze Nebel traf auf die Energiefelder und <strong>ein</strong> Sturm aus Energie durchbrach<br />

den Raum im Umkreis von zwei Lichtjahren.<br />

Die Asteroidentrümmer in der Nähe verdampften zu Energie und stoben als kl<strong>ein</strong>e<br />

Blitze ins Vakuum des Alls...doch diese Energiewelle machte den beiden Kämpfern<br />

nichts aus. Für diese Beiden war es kaum mehr als der Windzug, der von <strong>ein</strong>er<br />

normalen Faust ausgeht, wenn sie durch die Luft pflügt.<br />

In dem Ball aus schwarzem Nebel, in dessem Inneren Tel'Res auf Thorsten <strong>ein</strong>schlug<br />

und ihn mit aller Energie s<strong>ein</strong>er psychischen Kräfte angriff, war die Energie um<br />

kosmische Zahlen höher.<br />

Thorstens Energiefelder hielten die Traktionen noch aus, doch sie litten stark unter<br />

den Energiemassen die sie abwehren mussten. Thorsten schoss <strong>ein</strong>en neuen Energie-<br />

Impuls in die Kraftfelder hin<strong>ein</strong>: Die Energie liess die Kraftfelder aufblitzen, als sie sie<br />

durchströmte. Tel'Res' psychische Energie wurde hinweg gewirbelt, wie die<br />

Gummihülle <strong>ein</strong>es platzenden Luftballons.<br />

Mit s<strong>ein</strong>en Naniten bündelte er neue Energien und feuerte diese in Form von mehreren<br />

goldenen Energiestrahlen, wie Lanzen aus Licht, auf Tel'Res ab.<br />

Die Strahlen trafen auf Tel'Res und schlugen ihm tiefe Wunden in den Körper, welche<br />

dieser mit dem schwarzen Nebel wieder heilte.<br />

Was der Eine auch tat, der Andere kam ohne bleibende Blessuren davon.<br />

Dann kam die Stelle des Kampfes, an der sich dieser Zustand bei Tel'Res änderte.<br />

Während Thorsten aufgrund s<strong>ein</strong>es maschinellen Teiles kaum <strong>ein</strong>en<br />

Konzentrationsverlust hatte, schien es Tel'Res anders zu ergehen: Die Wut erlangte<br />

immer mehr Kontrolle über den Geist des schwarzen Kriegers, wobei <strong>ein</strong> klares<br />

Denken ansch<strong>ein</strong>end unmöglich wurde. In Folge dieses Zustandes dachte Tel'Res<br />

offenkundig nicht mehr an s<strong>ein</strong>e Verletzungen und heilte diese nicht mehr. Bald hatte<br />

dieser also kaum noch Haut am Körper und wirkte mit s<strong>ein</strong>em roten Fleisch, und<br />

fehlenden Gliedmaßen, die durch schwarzen Nebel ersetzt worden waren, wie <strong>ein</strong><br />

Dämon direkt aus der Hölle.<br />

Das erste mal seit Jahrhunderten empfand Thorsten wieder so etwas wie <strong>ein</strong>en<br />

Brechreiz.<br />

Eine Faust aus schwarzem Nebel schoss auf ihn zu und dornenartige Nebelauswüchse<br />

schlugen in Richtung s<strong>ein</strong>es Gesichtes. Thorsten sprang in <strong>ein</strong>em blauen Blitz hinter<br />

s<strong>ein</strong>en Gegner und trat nach dessem Rücken...Thorstens Fuss drang durch den Körper<br />

und sofort als er ihn wieder hinaus zog wurde die durchgehende Wunde von<br />

schwarzem Nebel durchzogen, der sie versiegelte. Tel'Res drehte sich um und<br />

Thorsten sah ihm in die Augen: Sie waren schwarz und ausdruckslos.<br />

Thorsten erschrak kurz, dann schoss er <strong>ein</strong>e Energieladung aus s<strong>ein</strong>er Brust auf<br />

Tel'Res Brust, wobei die Energie das offene Fleisch versengte und es schwarz werden<br />

liess. Tel'Res bemerkte in s<strong>ein</strong>er Wut davon garnichts und schlug weiter auf Thorsten<br />

<strong>ein</strong>. Schwarzer Nebel schoss wie <strong>ein</strong> wütendes Monster immer wieder auf ihn zu.<br />

Thorsten konnte von den wenigen Daten die er bekam ableiten, dass Tel'Res das hier<br />

nicht besonders lange aushalten würde. Doch jetzt musste er sich erst <strong>ein</strong>mal den<br />

schwarzen Nebel-Tentakeln erwehren, die auf ihn zuschossen. Er fuhr in Tentakeln aus<br />

s<strong>ein</strong>em menschlichem Körper hinaus und hüllte s<strong>ein</strong>e Nanitenkörper in <strong>ein</strong> Kraftfeld,<br />

das Tel'Res nicht durchdringen konnte.


Die Auroren und der Nebel trafen auf<strong>ein</strong>ander, griffen <strong>ein</strong>ander wie Arme bei <strong>ein</strong>em<br />

Kraftkampf und versuchten ihr jeweiliges Gegenüber zu übertrumpfen.<br />

Während die Auroren und die Nebel-Tentakel sich <strong>ein</strong>en Kampf lieferten, kämpften die<br />

beiden Humanoiden, die ihr Ursprung waren, in der ungeschlossenen Sphäre, die die<br />

goldenen und schwarzen Arme bildeteten.<br />

Mit leuchtenden Fäusten und Füssen prügelte Thorsten auf Tel'Res <strong>ein</strong>, während dieser<br />

wiederum mit s<strong>ein</strong>en schwarzen Fäusten kämpfte. Thorsten traf Tel'Res und schlug<br />

ihm <strong>ein</strong> paar Zähne aus, dafür brach Tel'res ihm den Kiefer, was Thorsten jedoch<br />

sofort wieder heilte. Tel'Res sah zunehmend mitgenommener und vergammelnder aus,<br />

während Thorsten weiter <strong>ein</strong>e goldene Lichtgestalt blieb.<br />

Thorsten spürte, wie die psychische Energie von Tel'Res s<strong>ein</strong>e Auroren zurück drückte.<br />

Tel'Res schien zu gewinnen.<br />

Der zerfetzte Körper packte Thorsten mit s<strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>zig intakten Hand am Hals und<br />

drückte zu. Thorsten wurde von psychischer Energie durchflutet, die sich verfestigte<br />

und ihn bewegungsunfähig machte. Es war nicht, als ob Tel'Res die Naniten packte, es<br />

war eher so, als ob <strong>ein</strong> subatomarer Strom aus Lava Thorsten durchflutete und die<br />

Naniten umschloss, als sie erstarrte. Thorsten konnte sich nicht mehr bewegen und<br />

Tel'Res lächelte, die Stimme von ihm klang keuchend, wie von <strong>ein</strong>em lebenden<br />

Toten:"Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich besiegen werde! Und wenn ich dich erst<br />

<strong>ein</strong>mal zerquetscht habe, finde ich d<strong>ein</strong>en Planeten und töte Alle. Die feigen Echsen,<br />

die Fische, die Dreiaugen, die Kriegerischen, die Insekten, die Blechdosen und d<strong>ein</strong>e<br />

Artgenossen...alle werden sie vor Schmerz schreien. Und ganz zum Schluss, wenn sie<br />

zugesehen hat, wie ich alle umgebracht habe, dann schnappe ich mir d<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e<br />

Freundin und häute sie bei lebendigem Leib. Danach werde ich mir <strong>ein</strong>en Stuhl aus<br />

ihren Knochen machen. Ich freue mich schon darauf."<br />

Thorstens Augen weiteten sich, ansch<strong>ein</strong>end liess Tel'Res ihm die Mimik und s<strong>ein</strong><br />

Gehirn zur Kommunikation. Er sah sie alle vor sich, jeden Einzelnen, den er dorthin<br />

gebracht hatte. Alle, die er geschworen hatte zu beschützen. Aber vor allem sah er<br />

Jarin: Ihr zartes Gesicht, ihre wundervollen Haare, ihren sanften Körper...Und auf<br />

<strong>ein</strong>mal spürte Thorstens nichts mehr ausser der Liebe zu Jarin. Niemand sollte ihr <strong>ein</strong><br />

Haar krümmen, NIEMAND!!!<br />

Es war nicht Wut, Hass oder Zorn, die ihm die Kraft gaben, es war die Sorge und die<br />

Liebe.<br />

Er musste Tel'Res aufhalten, koste es was es wolle. S<strong>ein</strong> Geist schien die Maschinen<br />

die er war anzutreiben: So unglaublich es klang...die Leistungsanzeige zeigte 400%.<br />

Und es stieg weiter. In s<strong>ein</strong>en Systemen gab es nun Vorgänge, die sich ihm entzogen.<br />

S<strong>ein</strong>e Rechenleistung erhöhte sich und alles wirkte auf <strong>ein</strong>mal so klar. Die<br />

Verbesserungen, die er sonst nach monatelangen Forschungen fertig hatte, liefen nun<br />

innerhalb von Sekunden ab. Thorsten wurde von Moment zu Moment stärker.<br />

Tel'Res war die letzten paar Minuten von s<strong>ein</strong>er Wut kontrolliert worden, auch wenn er<br />

sich allem voll bewusst war. Er war sich sicher, dass er gewonnen hatte...er wusste es!<br />

Doch jetzt war die Kraft der Wut am Ende..jetzt, wo er sah, was vor ihm geschah: Das<br />

goldene Leuchten des Nanitenwesens wurde stärker und trieb s<strong>ein</strong>e Psycho-Energie<br />

aus<strong>ein</strong>ander und löschte sie aus. S<strong>ein</strong>e Hand, mit der er den Hals s<strong>ein</strong>es Gegners<br />

gepackt hatte, zerstob zu Nichts bis zum Ellenbogen. Und wo die Wut nach liess,<br />

spürte Tel'Res auch die Verletzungen, die er bis jetzt ignoriert hatte. Ein Meer aus<br />

Schmerz überflutete ihn. Tel'Res fand gerade noch die Konzentration, sich zu heilen,<br />

dann wurde er von <strong>ein</strong>er Energiewelle, die von dem Wesen ausging, hinweg<br />

geschleudert.<br />

Tel'Res hatte Angst. Er wollte nur noch fliehen, denn vor ihm leuchtete das<br />

Nanitenwesen mit <strong>ein</strong>er R<strong>ein</strong>heit, die Tel'Res noch nie gesehen hatte, während die<br />

golden-weißen Auroren sich weiter in den Raum erstreckten.<br />

Thorsten fühlte nur dieses Bedürfnis, Andere zu beschützen, noch nie hatte er so <strong>ein</strong>e<br />

starke Intention gehabt. Tel'Res hatte ansch<strong>ein</strong>end wieder zu s<strong>ein</strong>em Bewussts<strong>ein</strong>


gefunden, denn die Wunden verschwanden, was zu bedeuten hatte, dass die<br />

adrenalinartigen Substanzen abebbten und Tel'Res die Schmerzen spürte.<br />

Der Hybrid schien ausserdem Angst zu haben, denn er drehte sich um, um <strong>ein</strong>e<br />

Nebelspalte zu öffnen in die er verschwand. Thorsten stabilisierte die Spalte und<br />

schlüpfte hinterher. Was ihm hinter dem Portal erwartete, war <strong>ein</strong> mehrdimensionaler<br />

Raum, der in allen Farben schillerte. Thorsten konnte diesen Raum nicht <strong>ein</strong>ordnen,<br />

doch mit dem jetzigen Zustand, der wol am besten mit tiefer Konzentration oder <strong>ein</strong>er<br />

Meditation zu vergleichen war, brauchte er nur Sekunden um das Rätsel zu<br />

entschlüsseln: Es war der Hyperraum! Thorsten war es bisher nie gelungen, hierher<br />

vorzudringen. Bisher war der Hyperraum für ihn nur <strong>ein</strong>e Theorie. Doch diese<br />

Gedankenzüge verblassten so schnell, wie sie gekommen waren. Tel'Res feuerte<br />

Energien enormer Stärken ab, doch an Thorstens überladenen Kraftfeldern verpufften<br />

die Energien in hübschen aber sinnlosen Lichteffekten.<br />

Tel'Res schien in s<strong>ein</strong>er Angst so verzweifelt, dass er nun in den Nahkampf überging.<br />

Wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Kind, dass nicht mehr wusste was es tun sollte stürmte der Krieger auf<br />

Thorsten zu. Er packte die kl<strong>ein</strong>e Kreatur mit <strong>ein</strong>er Aurore und schleuderte sie wie<br />

<strong>ein</strong>e schwache Stoffpuppe davon.<br />

Tel'Res standen Tränen in den Augen, ansch<strong>ein</strong>end war s<strong>ein</strong>e Arroganz und<br />

Überheblichkeit endlich gebrochen. In <strong>ein</strong>er neuen schwarzen Nebelspalte, die so gar<br />

nicht in den schillernden Raum hier passte, verschwand Tel'Res in den Normalraum.<br />

Wieder folgte ihm Thorsten, er wusste ja jetzt, wie es funktionierte. Tel'Res erschrak<br />

erneut und wollte gerade mit hundertfacher Lichtgeschwindigkeit fliehen, doch<br />

Thorsten packte ihn mit sieben Auroren, die sich weiter in dutzende aufspalteten.<br />

Tel'Res wand sich und versuchte mit allen Energien, die er mit s<strong>ein</strong>er mangelnden<br />

Konzentration erzeugen konnte, die Fesseln zu lösen, die ihn näher an Thorsten<br />

zogen.<br />

Thorsten beschloss, das Wesen vor ihm nieder zu machen, nicht körperlich, sondern<br />

psychisch:"Du bist <strong>ein</strong>e verachtenswerte Kreatur. Feige, ehrlos, aggressiv, überheblich<br />

und rücksichtslos. So <strong>ein</strong> Wesen, dass nur <strong>ein</strong>e Mutter lieben kann." Tel'Res schien auf<br />

<strong>ein</strong>mal wieder Mut zu fassen:"Ich habe k<strong>ein</strong>e Mutter!!! Die feige Frau hat sich in<br />

anbetracht m<strong>ein</strong>es Vaters verzogen. Zu den feigen Noani!" "Nachdem, was ich über<br />

dich und die Noani gelernt habe, lügst du mich an. Während sie sich mir ehrenhaft<br />

gezeigt haben und friedlich waren, hast du mich mit d<strong>ein</strong>em Volk hinterlistig mit<br />

<strong>ein</strong>em Virus infiziert und m<strong>ein</strong>e Freunde angegriffen. D<strong>ein</strong>e Soldaten haben die<br />

Mitglieder der Gem<strong>ein</strong>schaft quälen wollen und wollten sie dann töten. Also sag mir<br />

nicht, dass die Noani feige seien!" "Frag m<strong>ein</strong>en Vater! Er hat es mir erzählt!" "Und<br />

nach all den "Idealen" die ich bei d<strong>ein</strong>em Volk gesehen habe, glaubst du wirklich, dass<br />

er dir die Wahrheit gesagt hat?!" "Du!...Er...N<strong>ein</strong>...aber wieso habe ich sie nie<br />

gesehen? Sie nie gehört? K<strong>ein</strong> Shil'Crers konnte bisher <strong>ein</strong>en Noani töten um ihn aus<br />

dem Weg zu räumen." Thorsten verstand langsam, was geschehen war: Der Vater,<br />

ansch<strong>ein</strong>end der Shil'Crers-Teil, hatte die Mutter von Tel'Res irgendwie aus dem Weg<br />

schaffen können. Die hierarchische Struktur des Volkes, die er bei den ganzen<br />

Soldaten in ihren Gedanken gesehen hatte, hatte Tel'Res ansch<strong>ein</strong>end davon<br />

abgehalten, nach s<strong>ein</strong>er Mutter zu fragen. Nach dem Motto: Was der Imperator sagt,<br />

das gilt auch.<br />

Pileiai lag in ihrem Verliess, <strong>ein</strong>em Raum, nur aus Technologie bestehend, die sie<br />

fesselte und hier gefangen hielt. Der Imperator hatte sie entführt und ihr <strong>ein</strong>e<br />

Schwangerschaft aufgezwungen, dann hatte er ihr das Kind genommen. Das war<br />

schon <strong>ein</strong> paar Jahre her, <strong>ein</strong> paar Jahrzehnte ihres milliarden Jahre andauernden<br />

Lebens. Und doch schienen es ihr die längsten ihres Das<strong>ein</strong>s gewesen zu s<strong>ein</strong>.<br />

Die grünen Energiefelder um die Wände ihrer Zelle leuchteten giftig. Sie lag auf der<br />

st<strong>ein</strong>ernen Liegefläche und noch immer nach all den Jahren, versuchte sie mit ihren<br />

Gedanken durch die Abschirmung zu ihrem Sohn vorzudringen, immer noch<br />

vergebens. Was dieser Shil'Crers wohl mit ihrem Kind gemacht hatte? Zu was er ihn


erzogen hatte?!<br />

Diese Frage stellte sie sich seit dem Tag, an dem man ihr ihr Kind weggenommen<br />

hatte. Das <strong>ein</strong>zige Licht, welches nicht von ihrem Gefängnis kam, war das schwache<br />

Glühen ihrer Aura, die durch die Jahre der Gefängenschaft und des Leids<br />

abgenommen hatte.<br />

Shiara stand vor den Toren zum Saal des Senarus, man hatte sie hierher beordern<br />

lassen. Warum wusste sie nicht.<br />

Die Tore des Saals öffneten sich und mit <strong>ein</strong>er leichten Verbeugung mit dem Kopf und<br />

<strong>ein</strong>em dezentem Wink lud sie der Gelra <strong>ein</strong>, hin<strong>ein</strong> zu kommen:"Shiara, wir haben uns<br />

gegen <strong>ein</strong> Eingreifen entschieden." "Aber Senarus! Wieso?! Dieses Wesen hat noch nie<br />

getötet. Es hat sich vielleicht teilweise als sadistisch gezeigt, aber nicht <strong>ein</strong>mal ist<br />

jemand durch s<strong>ein</strong> Verschulden zu Tode gekommen!" "Das wissen wir...wir haben uns<br />

aus eben so <strong>ein</strong>er Situation gegen <strong>ein</strong> Eingreifen entschieden." "Verzeiht, aber ich<br />

verstehe nicht." "Seit ihr das letzte mal vor uns gesprochen habt, haben die Shil'Crers<br />

das Sonnensystem des Wesens angegriffen..." "N<strong>ein</strong>! All die Leben!" "...Niemand ist<br />

getötet worden. Unerklärlicherweise hat das Wesen den Virus ausgelöscht und hat in<br />

den Kampf <strong>ein</strong>gegriffen. Trotz schlechtem Verhalten der Shil'Crers hat er k<strong>ein</strong>en von<br />

ihnen getötet. Er hat sogar <strong>ein</strong>en friedlichen Stamm, den wir bisher noch nicht<br />

entdeckt hatten, aufgenommen. Wie du gesagt hattest, er hat sich gut<br />

verhalten...auch, wenn dank ihm die Bevölkerungsentwicklung der Shil'Crers wohl in<br />

den nächsten Jahren niedriger ausfallen wird." Die männlichen Noani des Senarus<br />

schlossen mit <strong>ein</strong>em leidenden Lächeln die Augen. "Senarus, das sind großartige<br />

Neuigkeiten, auch wenn ich das mit der bevölkerungsentwicklung nicht ganz verstehe.<br />

Was ist mit Tel'Res?" "Nun, das Wesen hat ihn gerade in <strong>ein</strong>em Kraftfeld und mit<br />

Nano-Maschinen gefangen, er unterhält sich mit ihm über Pileiai." "Was? Tel'Res<br />

spricht über s<strong>ein</strong>e Mutter?" "Nun, er schien bisher zu denken, dass sie ihn bei s<strong>ein</strong>em<br />

Vater zurück gelassen hat." "Und was ist dann geschehen?" "Nun, wir wissen es noch<br />

nicht ganz, aber vor nicht ganz <strong>ein</strong>er Minute ist <strong>ein</strong> winziges Dimensionsportal im Orbit<br />

des Shil'Crers-Heimatplaneten aufgetaucht und gleich wieder verschwunden. Ein<br />

kl<strong>ein</strong>er Klumpen Subraum-Materie ist dabei erschienen, welcher sich in die<br />

Atmosphäre bewegt hat." "Ist es das was ich vermute?" "Ja, <strong>ein</strong> Trupp aus fünf<br />

Naniten." "Was werdet ihr unternehmen?" "Nun, ich denke, die Shil'Crers haben<br />

diesen Kampf begonnen, nun sollen sie auch ihre bittere Saat ernten." "Jawohl Gelron.<br />

Ich danke vielmals für die Audiens." Shiara drehte sich um und verliess den Saal mit<br />

<strong>ein</strong>em breiten Lächeln auf den Lippen.<br />

Thorsten hatte in Form von fünf Naniten die Dimension erreicht, zu der die<br />

Dimensions-Portale der Schiffe die Soldaten gebracht hatte. Er hatte immer noch <strong>ein</strong>e<br />

Verbindung zu s<strong>ein</strong>em Hauptteil, auch wenn dies nicht nötig war, immerhin trug jeder<br />

Nanit s<strong>ein</strong>en Geist und konnte somit handeln, wie Thorsten es wollte.<br />

Im Moment flog er in <strong>ein</strong>er Kreuzformation durch die untere Atmosphäre des<br />

schwarzen Planeten. Jetzt wurde ihm klar, warum alles bei ihnen schwarz war: Die<br />

Evolution hatte ihnen diese Farbe wohl als Tarnung verpasst. Die Schiffe waren wohl<br />

als passend zur Körperfarbe bemalt worden.<br />

Thorsten erfasste <strong>ein</strong>e große metallische und st<strong>ein</strong>erne Konstruktion im Stile <strong>ein</strong>er<br />

alten Burg. Das Aussehen täuschte, es handelte sich um <strong>ein</strong>en gigantischen<br />

Militärstützpunkt, der wohl auch als Regierungssitz diente. Alles war modern bi zum<br />

geht nicht mehr, ausgenommen <strong>ein</strong> paar babarisch <strong>ein</strong>gerichtete Räume, die wohl<br />

zeremonielle Bedeutung hatten.<br />

Die fünf Naniten erreichten die obere Materieschicht des Schlosses und durchflogen<br />

sie mühelos. Schutzschilde waren zwar vorhanden, aber sie waren genau so wenig <strong>ein</strong><br />

Hindernis, wie die der Schiffe. Als Thorsten die Mauer passiert hatte, scannte er die<br />

Untergeschosse des Gebäudes: Das Bauwerk reichte bis in den Kern des Planeten und<br />

war sogar raumtauglich.<br />

Ein Sektor der Konstruktion interessierte ihn ganz besonders: Ein hochtechnisierter


Bereich mit starken Energiefeldern wechselnder Modulierungen. Die Analyse der<br />

Felder deutete darauf hin, dass es sich um <strong>ein</strong>e Art Gefängnis handelte...und Thorsten<br />

wusste schon ziemlich genau, für wen.<br />

Die Naniten nahmen Kurs auf den Sektor mit dem Gefängnis. Erwartungsgemäß war<br />

die Gegend stark bewacht. Die Wachen hatten Waffen, die <strong>ein</strong>e Art <strong>Fan</strong>g-Strahl für<br />

Noani abfeuern konnten. Die Mineralien dafür schienen laut ersten Scanns sehr selten<br />

zu s<strong>ein</strong>. Also nicht verwunderlich, dass es nicht mehr von den Waffen gab.<br />

Eigentlich hätten die Soldaten ja jeden angreifen sollen, den sie sahen, aber wie<br />

sollten sie etwas sehen können, was für ihre Sinne und Sensoren der Systeme<br />

unsichtbar war?! So konnten die Wachen auch nicht sehen, wie Thorsten das<br />

Innenleben ihrer Waffen zu nichts weiter umrüstete, als <strong>ein</strong>er Taschenlampe.<br />

Er erreichte die Schaltungen der Kraftfeldmodulationsgeneratoren und der<br />

Energiekontrollen. Drei Naniten flogen in die Kraftfeldmodulationsgeneratoren und<br />

zwei in die Energiekontrollen.<br />

Ein paar der Leitungen durch dem Dunkel-Materie-Equivalent zu Elektronen überladen<br />

und die Kraftfelder destabilisierten sich. Als Thorsten dann auch noch die<br />

Energiekontrollen ausser Gefecht setzte, brachen die Kraftfelder komplett zusammen.<br />

Thorsten flog in geschlossener Formation in die Zelle.<br />

Pileiai sah auf die grünen Wände aus Energie um sie herum: Die Kraftfelder flackerten<br />

und erloschen dann gänzlich. Sie wollte aufspringen und fliehen, doch <strong>ein</strong>es hielt sie<br />

hier fest, <strong>ein</strong>e Präsenz, die sie spürte: Neben den ganzen finsteren Präsenzen der<br />

Shil'Crers-Wachen spürte sie noch <strong>ein</strong>e andere Präsenz. Es war seltsam: Sie ähnelte<br />

<strong>ein</strong>em Noani, war aber viel jünger, noch etwas aggressiver, aber friedlich. Viel<br />

seltsamer aber war, dass die Präsenz <strong>ein</strong>e zweite Präsenz zu tragen schien, die sich<br />

zurück hielt. Am erstaunlichsten aber war, dass es sich um <strong>ein</strong>e Präsenz innerhalb von<br />

fünf Maschinen handelte. Vor Pileiai leuchteten fünf Punkte auf und formten <strong>ein</strong><br />

Hologramm, dass <strong>ein</strong> Wesen zeigte, wie es die Noani <strong>ein</strong>mal gewesen waren:"Komm<br />

mit mir, ich habe die Kraftfelder deaktiviert und die Waffen der Wachen unbrauchbar<br />

gemacht." "Wer bist du? Ich bin Thorsten Kemmrich und ich weiss, dass du <strong>ein</strong>e Noani<br />

bist...und ich halte gerade d<strong>ein</strong>en Sohn gefangen. Du musst ihm mal ordentlich die<br />

Leviten lesen." "M<strong>ein</strong> Sohn?! Wo ist er? Was für <strong>ein</strong>e Person ist er?" "Ich bringe dich<br />

zu ihm. Und er ist nicht gerade das, was man <strong>ein</strong>en anständigen Kerl nennen würde.<br />

Aber ich glaube, dass bei ihm noch nicht alles verloren ist." "Dann los! Ich will endlich<br />

m<strong>ein</strong>en Sohn wieder sehen." Die fünf kl<strong>ein</strong>en Punkte bildeten <strong>ein</strong>e Sphäre um Pileiai<br />

und brachten sie mit <strong>ein</strong>em blauen Energieblitz weg. Laut ihrer Empfindung von Zeit<br />

und Raum war dies das alte Universum. In der Ferne konnte sie <strong>ein</strong> Licht erkennen,<br />

auf welches die kl<strong>ein</strong>en Maschinen augenblicklich zu flogen.<br />

Pileiai folgte ihnen so schnell sie konnte, aber die kl<strong>ein</strong>en Flugkörper waren etwas<br />

schneller als sie, so dass die Leuchtpunkte in <strong>ein</strong>en Körper <strong>ein</strong>drangen, der <strong>ein</strong>em<br />

Noani in primitiver Form fast ähnelte, jedoch leuchtete und mehrere Nebelarme<br />

besaß, bevor sie ankam.<br />

In den Nebelarmen <strong>ein</strong>gewickelt war <strong>ein</strong> Wesen, dass <strong>ein</strong>e Mischung aus Noani und<br />

Shil'Crers war. Sie erkannte den Kern der Psyche des Wesens:Es war ihr Sohn,<br />

umschlungen von großer Finsternis. Sie wollte zu ihm, doch <strong>ein</strong>e Aurore aus Nebel<br />

hielt sie zurück:"Warte bitte noch <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Moment." "N<strong>ein</strong>! Ich möchte jetzt zu<br />

m<strong>ein</strong>em Sohn..." "Bitte, nur <strong>ein</strong>en Moment, ich werde ihm nichts tun...ich werde nur<br />

dafür sorgen, dass er nicht abhaut um m<strong>ein</strong>e Freunde noch <strong>ein</strong>mal anzugreifen."<br />

"...Na gut."<br />

Das golden leuchtende Wesen vor ihr sprach nun zu ihrem Sohn:"So Tel'Res, ich habe<br />

dir d<strong>ein</strong>e Mutter gebracht, aus <strong>ein</strong>em Verliess im Palast d<strong>ein</strong>es Vaters." "Was?! M<strong>ein</strong>e<br />

Mutter? Verliess?" Die Lichtgestalt hielt ihr Tel'Res mit zwei Aurorenarmen vor sich.<br />

Das war wohl der bisher schönste Moment in ihrem Leben...sie sah ihr Kind<br />

wieder:"M<strong>ein</strong> Sohn! Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben." Sie nahm ihren<br />

Sohn in die Arme, dieser erwiederte die Geste zögernd, er konnte es sch<strong>ein</strong>bar immer


noch nicht glauben:"Mu...Mutter?!" Sie hielt ihn im Arm, er war etwas größer als sie.<br />

Thorsten sah dem glücklichen Moment mit Freude zu. Eine Familie wieder ver<strong>ein</strong>t, das<br />

war schön. Tel'Res schien glücklich zu s<strong>ein</strong> und gleichzeitig verstört.<br />

Tel'Res spürte, dass dies k<strong>ein</strong> Trick war. Er konnte die Seele s<strong>ein</strong>er Mutter spüren, so<br />

fremd und doch so vertraut...so voller Wärme und Liebe. Die Schwärze des Alls war<br />

für ihn wie <strong>ein</strong> leuchtendes Feuerwerk der Freude, er bemerkte k<strong>ein</strong>e Dunkelheit mehr,<br />

sondern die Lichter der Sterne schienen zu <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen Eindruck des Glücks zu<br />

verschmelzen, der ihn mit s<strong>ein</strong>er Mutter ereilte. Zum ersten mal in s<strong>ein</strong>em Leben<br />

fühlte Tel'Res sich geborgen. "Mutter, wo warst du all die Jahre? Ich habe dich nie<br />

gespürt..." "Es ist, wie das Wesen dort gesagt hatte: D<strong>ein</strong> Vater hatte mich in <strong>ein</strong>em<br />

Verliess gefangen genommen...in <strong>ein</strong>er Art Energiekäfig, aus dem ich mich nicht<br />

befreien konnte." "Aber wenn er dich von Anfang an gefangen gehalten hatte wieso<br />

hast du dann...Ich...ich bin <strong>ein</strong> Kind aus <strong>ein</strong>er...?" "Du bist das <strong>ein</strong>zig gute gewesen,<br />

was er mir gegeben hat, deshalb hat er dich mir auch wieder weggenommen.<br />

Junge...ich weiss nicht, welchen Namen er dir gegeben hat...aber ich habe dich bei<br />

d<strong>ein</strong>er Geburt Salion genannt..." "Tel'Res...m<strong>ein</strong> Name ist Tel'Res...aber Salion klingt<br />

irgendwie besser..." Tel'Res...oder besser Salion, wie er sich von jetzt an nennen<br />

wollte, fühlte <strong>ein</strong>en inneren Frieden in sich aufkommen. Zum ersten mal in s<strong>ein</strong>em<br />

Leben hatte er nicht das Bedürfnis, Gewalt aus zu üben...als hätte ihm immer etwas<br />

gefehlt, was nun endlich da war...s<strong>ein</strong>e Mutter. "Mutter...verzeih...ich habe... ich habe<br />

so viel schreckliches getan..." "Ein Grundsatz der Noani lautet, dass es nie zu spät ist,<br />

den richtigen Weg <strong>ein</strong>zuschlagen..." "Aber das, was ich getan habe...ich sehe es leider<br />

erst jetzt...ist verabscheuungswürdig." "Ich bin d<strong>ein</strong>e Mutter. Wie könnte <strong>ein</strong>e Mutter<br />

ihren Sohn verabscheuen." Die goldenen Auroren um Salion merkte,<br />

wie die goldenen Auroren, die ihn bisher umschlungen hatten, ihn langsam los liessen.<br />

Salion drehte sich um, das Wesen lächelte:"Was <strong>ein</strong>e Mutter so alles wieder gut<br />

machen kann...sogar die Gesinnung. Ich erinnere mich noch an m<strong>ein</strong>e Mutter...es ist<br />

lange her, seit ich sie das letzte mal gesehen habe. Tel'Res, verzeihung, Salion,<br />

entäusche d<strong>ein</strong>e Mutter nicht. Die Liebe ist das beste was es im Universum gibt. Ich<br />

komme wieder, wenn d<strong>ein</strong>e Mutter dir das nicht verdeutlichen kann." Salion nahm sich<br />

das erste mal die Zeit, s<strong>ein</strong>en Gegner nicht nur als Gegner zu betrachten, sondern als<br />

Wesen. Salion wollte sich ändern...vielleicht war dies der richtige Moment für den<br />

Anfang:"Ich...es tut mir leid...alles." "Ich schicke die Soldaten zu d<strong>ein</strong>em Vater...und<br />

ich werde ihm <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Lektion erteilen. Er wird nicht getötet werden...aber die Lust<br />

auf Krieg wird ihm für's erste vergehen." Salions Mutter mischte sich <strong>ein</strong>:"Als Noani<br />

bin ich strikt gegen Gewalt...aber ich übe sie ja nicht aus. Die Shil'Crers haben dich ja<br />

zuerst angegriffen. Ich schulde dir noch Dank...für m<strong>ein</strong>en Sohn mehr als für m<strong>ein</strong>e<br />

Freiheit." "Schon gut, ich habe es gern getan. Aber ich hoffe, ich muss nicht wieder<br />

<strong>ein</strong>greifen, also bleib bitte auf der guten Seite, Salion." Salion lächelte...das erste mal<br />

ohne Schadensfreude oder mit gewalttätigen Gedanken:"Das werde ich."<br />

Salion drehte sich zu s<strong>ein</strong>er Mutter, sie zu ihm. Das Nanitenwesen lächelte noch kurz,<br />

dann öffnete es <strong>ein</strong> Dimensionsportal, durch das Salion und s<strong>ein</strong>e Mutter in das neue<br />

Universum zurück kehrten.<br />

Er erreichte <strong>ein</strong>en wunderschönen Planeten, auf dem er und s<strong>ein</strong>e Mutter landeten.<br />

Die Noani sahen ihn kurz irritiert an, dann hiessen sie ihn herzlich willkommen.<br />

Salion war zu hause.<br />

Thorsten freute sich für die Beiden. Doch nun war der Imperator dran. Im Gegensatz<br />

zu s<strong>ein</strong>em Sohn <strong>ein</strong> leichter Gegner. Thorsten bereitete sich darauf vor, diesem<br />

Charakterschw<strong>ein</strong> den Horror s<strong>ein</strong>es Lebens zu verpassen. Er öffnete das<br />

Dimensionstor zu dem Planeten und glitt hindurch.<br />

Imperator Ses'Resh'Rak peitschte als Abreagierung <strong>ein</strong>en der Dorfbewohner aus. Zwei<br />

wachen hielten den jungen Shil'Crers, den sich der Imperator extra von den<br />

schändlichen Leuten s<strong>ein</strong>es Volkes ausgesucht hatte. Noch <strong>ein</strong> Schlag mit der<br />

nietenbesetzten Peitsche und noch <strong>ein</strong>e Panzerplatte brach. Nachdem nun auch noch


s<strong>ein</strong>e Gefangene, die Noani, die er für die Geburt s<strong>ein</strong>es Sohnes genutzt hatte,<br />

entkommen war, tobte er vor Wut. Alle Soldaten die wiederkamen waren so schwer<br />

verletzt worden, dass sie nicht mehr laufen konnten...<strong>ein</strong>e weitere Schande! Um sie zu<br />

bestrafen würde er noch jeden Kapiter und Trupp-Führer auspeitschen. Sie lagen<br />

wimmernd um s<strong>ein</strong>en Palast, während ihre Frauen sich um sie kümmerten...eigentlich<br />

<strong>ein</strong>e Verschwendung von Ressourcen und Zeit. Vor ihm quiekte und winselte der<br />

Junge, Musik in Ses'Resh'Raks Ohren.<br />

Ein Soldatenanwärter, noch mit gelben Ohrenspitzen, kam mit <strong>ein</strong>em Datenstab, der<br />

<strong>ein</strong>e schwarze Datentabelle projezierte, in den Saal gestürzt:"Imperator! Die Sensoren<br />

haben <strong>ein</strong> goldenes Licht in <strong>ein</strong>em oberen Orbit geortet!" "Was!? Was wagst du es,<br />

mich zu stören!?!" "Verzeiht, oh Imperator, aber die Sensordaten stimmen mit denen<br />

über<strong>ein</strong>, die die Schiffe im alten Universum zuletzt übertrugen..." "Was soll das<br />

heissen?!" "Es...es ist das Nanitenwesen..." "Wie ist es hierher gekommen?!" "Die<br />

Energiemuster ähneln unseren Dimensionsportalen." "Alle Wachen in den Thronsaal!<br />

Diese Missgeburt soll <strong>ein</strong>mal versuchen, mich zu kriegen..." Ses'Resh'Rak war etwas<br />

mulmig, aber hier würde er nicht fallen! Dieser Thron gehörte ihm! Nie würde er ihn<br />

freigeben!<br />

Eine Minute später war das große Saalportal mit Wachen überströmt. Geschütztürme<br />

wurden links und rechts postiert. Das Nanitenwesen sollte ruhig versuchen, ihn zu<br />

kriegen.<br />

"Warum braucht diese Missgeburt so lange?! Sensor-Comm! Erstatte Bericht!!!"<br />

"Verzeiht Imperator...es gleitet nur ganz langsam näher, es ziehen Gewitter am<br />

Himmel auf." "Wieso Gewitter?" "Die Sensoren können nichts<br />

feststellen...Moment...Das Wesen nähert sich den Mauern...es ist durch..."<br />

Bomm...Bomm...etwas hämmerte gegen die Panzertüren des Portals.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Knall sprangen die Tore auf und flogen aus den Angeln, Soldaten wurden<br />

durch die Luft gewirbelt oder teilweise von den Türen zerquetscht.<br />

Da stand das Wesen, wie <strong>ein</strong> normaler Vertreter s<strong>ein</strong>er Rasse, bloss in goldener<br />

Rüstung. Ses'Resh'Rak schrie:"FEUER!!!" Die Soldaten schossen mit ihren Waffen und<br />

die Geschütztürme wurden abgefeuert.<br />

Die Energien trafen auf das Wesen und vermischten sich, potenzierten sich an<strong>ein</strong>ander<br />

und verpufften trotzdem zu nutzlosen Lichteffekten.<br />

Die Augen des Wesens waren kalt...dämonisch...selbst <strong>ein</strong> Shil'Crers verspürte da<br />

Angst. Aus dem Zentrum des Wesens schossen goldene Nebelauroren und fuhren<br />

infernalisch durch die Reihen der Soldaten.<br />

Eine Aurore packte <strong>ein</strong>en Soldaten um die Hüfte und drückte zu: Panzerplatten<br />

knackten und Blut spritzte aus dem Maul des Soldaten, als s<strong>ein</strong>e Taile auf zehn<br />

Zentimeter Durchmesser reduziert wurde. Weitere Soldaten wurden gepackt und<br />

zerquetscht und zerissen, um anschliessend an die Wand oder Decke geworfen zu<br />

werden, wo sie blutige Flecken hinterliessen. Bald war der gesamte Raum voller Blut<br />

und verletzter bis halb toter Wachen.<br />

Die Geschütztürme feuerten, begleitet von zwei Soldaten, immer noch. Jeweils <strong>ein</strong>e<br />

Aurore stiess als mächtiger Tentakel mit der Spitze in die Türme und zertrümmerten<br />

sie. Dann explodierten die Maschinen. Nur noch die beiden Soldaten feuerten.<br />

Die zwei Auroren, die eben noch die Geschütztürme zertrümmert hatten, spalteten<br />

sich in jeweils Dutzende auf und schossen als Wald aus Tentakeln auf die Soldaten zu.<br />

Sie packten die Wachen, hielten sie an die Wand, rissen ihnen die Waffen aus den<br />

Klauen und spiessten sie damit an die Wand. Die Auroren holten aus und rammten die<br />

Waffen mitten in die Bauchdecken der Soldaten, durch sie hindurch und in die Wand.<br />

Die Männer jaulten und winselten, dann schlugen <strong>ein</strong> paar der Aurorenausläufer auf<br />

sie <strong>ein</strong>, bis die Wachen bewusstlos waren.<br />

Der Mund des Nanitenwesens begann sich zu bewegen, doch die Stimme drang aus<br />

dessem gesamten Körper:"Mit ihnen war ich noch gnädig, doch nun bist du dran..."<br />

"Ich habe k<strong>ein</strong>e Angst vor so <strong>ein</strong>er niederen Kreatur wie dir!" "Oh, das wird sich sicher


gleich ändern...du machst dir ja gar k<strong>ein</strong>e Vorstellungen." Die goldenen Auroren<br />

schossen zu allen Seiten hin aus und zertrümmerten die schwarzen Säulen am<br />

äusseren Rand des Thronsaals wie Bauklotz-Türmchen. Die Auroren wirbelten umher<br />

und schlugen Löcher in den Boden, die Wände und die Decke des Saals. Soldaten-Teile<br />

wurden umhergewirbelt.<br />

Die Bewegungen der Auroren erinnerten an <strong>ein</strong>en ausser Kontrolle geratenen<br />

Wasserschlauch, der durch den Druck hin und her wirbelte...nur waren diese Schläge<br />

gezielt. Die Auroren schlängelten sich zwar, aber die Spitzen behielten <strong>ein</strong>e<br />

zielstrebige Flugbahn.<br />

"Du...du machst mir immer noch k<strong>ein</strong>e Angs...st!" "Och...die Pfütze unter dir und d<strong>ein</strong><br />

Schwanz sagen was anderes. Machen wir weiter?" Ses'Resh'Rak sah nach unten: Ganz<br />

ohne das er es bemerkt hatte, hatte er sich <strong>ein</strong>genässt und s<strong>ein</strong> Schwanz schlang sich<br />

eng zwischen s<strong>ein</strong>en B<strong>ein</strong>en durch und schmiegte sich an s<strong>ein</strong>en Bauch.<br />

Das Naniten-Wesen kam näher...es schien sich zu amüsieren:"Weisst du, was ich mit<br />

dir machen werde?" "Du wirst gar nichts mit mir machen, vorher bringe ich dich um!"<br />

Ses'Resh'Rak rannte auf das Nanitenwesen zu und schlug mit geballter Faust nach<br />

ihm.<br />

Das Wesen packte die Faust mit <strong>ein</strong>er Hand und lächelte dämonisch:"Böses<br />

Hundchen..." Ses'Resh'Rak spürte wie s<strong>ein</strong>e Faust zusammen gedrückt wurde, fester<br />

und fester. Erste Knochen brachen, dann die Panzerplatte am Klauenrücken. Dieser<br />

Schmerz!!! Er ging auf die Kniee, jaulte und wimmerte.<br />

Das Naniten-Wesen drückte die Klaue noch <strong>ein</strong>mal, dann liess er sie los. Eben diese<br />

Hand, mit der er s<strong>ein</strong>e Klaue zerquetscht hatte, richtete das Wesen mit der<br />

Handfläche nach oben, dann begann es zu reden, während sich über der Hand <strong>ein</strong><br />

metallischer Gegenstand bildete:"Weisst du, Ses'Resh'Rak, was das ist? Es ist <strong>ein</strong><br />

Küchengerät aus der Zeit, in der ich geboren wurde und aufgewachsen bin. Um genau<br />

zu s<strong>ein</strong>, ist es <strong>ein</strong>e Küchenreibe, man verwendet sie um Nahrungsmittel zu<br />

zerkl<strong>ein</strong>ern. Aber ohne große Umschweife: Du erinnerst dich doch sicher an die<br />

Berichte, wie ich d<strong>ein</strong>e Soldaten kastriert habe...nun, verbinde das <strong>ein</strong>mal mit dieser<br />

Küchenreibe." "N<strong>ein</strong>! N<strong>ein</strong> das wagst du nicht! Du tötest nicht!" "Ach, <strong>ein</strong>e Kastration<br />

ist doch k<strong>ein</strong> Mord...und ob ich das wage. Du hast als <strong>ein</strong>zig gute Tat d<strong>ein</strong>en Sohn zu<br />

verbuchen, s<strong>ein</strong>e Mutter kümmert sich um ihn. Doch sonst warst du <strong>ein</strong> Monster...ich<br />

habe auch gesehen, wie du den Jungen ausgepeitscht hast. Nun werde ich dich<br />

foltern...bis du dir wünscht, ich würde töten!"<br />

Thorsten musste dieses Schw<strong>ein</strong> davon abhalten, jemals wieder jemanden zu<br />

verletzen...koste es was es wolle. Und da dieser Mistkerl kränker war, als alle die er<br />

vorher gesehen hatte, musste Thorsten dass, was er normalerweise als Abschreckung<br />

tat, hinter sich lassen und diesem kl<strong>ein</strong>en Mistvieh <strong>ein</strong>en Horror in die Knochen<br />

treiben, der ihm nie wieder auszutreiben war. Thorsten tarnte sich mittels<br />

Phasenverschiebung und liess <strong>ein</strong> paar Naniten optisch getarnt in diesem Normalraum,<br />

dann sprach er über s<strong>ein</strong>e Naniten mit dem Imperator:"Renne du kl<strong>ein</strong>es Mistvieh!<br />

Versuch' dich zu verstecken, versuche zu fliehen...ich will <strong>ein</strong>e ordentliche Jagd..."<br />

Der Imperator sah sich ängstlich um, drehte sich auf der Stelle, stolperte und rannte<br />

dann davon. Thorsten lief ihm hinterher und als er ihn <strong>ein</strong>geholt hatte, warf er <strong>ein</strong>en<br />

Energiestrahl vor dessen Füsse, der den Boden aufriss und den Imperator zwei Meter<br />

zurück warf. Der Shil'Crers zog sich mit s<strong>ein</strong>en Krallen zurück von dem Krater und<br />

Thorsten enttarnte sich kurz direkt vor dem Wesen:"Flieh! Ich will m<strong>ein</strong>e Jagd...und<br />

dann will ich dich ausweiden..." "N<strong>ein</strong>...ahh...ich...uhaaa" Die Kreatur sprang auf und<br />

rannte davon...Thorsten fand richtig gefallen daran. Warum also nicht <strong>ein</strong> paar<br />

st<strong>ein</strong>erne Tentakel aus den Wänden wachsen lassen, die nach dem Imperator greifen<br />

würden und ihm die Amtszeichen vom Körper reissen würden? Also: Gedacht, getan.<br />

Hunderte Tentakel mit ca zwei Zentimetern Durchmesser und vier Krallen an der<br />

Spitze wuchsen um den Imperator aus den Wänden. Die Augen des schwarzen<br />

Wesens weiteten sich und das Maul klappte auf:"Aiiiijjjk..." Thorsten speicherte dieses


Gesicht als Holographie ab...das wollte er Jarin zeigen. Die Tentakel schnappten wie<br />

hungrige Schlangen nach der w<strong>ein</strong>enden Kreatur...Thorsten hatte die Idee: Ein<br />

Schlund des Grauens! Da war alles kombiniert: Höhenangst, Horror-Effekte,<br />

Schreie...<strong>ein</strong>fach perfekt für diesen Zweck.<br />

Thorsten formte die Materie unter dem Imperator um, während dieser von den<br />

st<strong>ein</strong>ernen Tentakeln gehalten wurde. Der Boden tat sich auf und verzerrte sich in<br />

<strong>ein</strong>en Strudel, aus dem Thorsten Feuer und Blitze empor schiessen liess, die den<br />

Imperator immer etwas streiften. Vor Angst pinkelte der Shil'Crers in s<strong>ein</strong>e Kleidung.<br />

Thorsten enttarnte sich und flog neben den Imperator:"Du hast dich <strong>ein</strong>deutig mit<br />

dem Falschen angelegt...nun ernte den Sturm." "Mami!!! N<strong>ein</strong>!" Thorsten liess Zähne<br />

an dem Rand des Strudels wachsen, und den Strudel nach den B<strong>ein</strong>en des Shil'Crers<br />

schnappen. "Klonk klonk" Das Schnappen des Mauls endete immer kurz vor den<br />

Füssen des Imperators, nur um ihn zu quälen.<br />

Thorsten hatte s<strong>ein</strong>e Genugtuung, jetzt durfte die wahre Folter beginnen:"Weisst du,<br />

mir fällt das alles hier leichter als dir das Gehen. Daher werde ich dir jetzt mal etwas<br />

zeigen." Thorsten liess das Maul <strong>ein</strong> letztes mal zu schnappen, dann verebbte es<br />

wieder zu dem normalen Boden, der es <strong>ein</strong>st gewesen war. Die Tentakeln liessen den<br />

Imperator los und Thorsten packte ihn am Hals:"Nun, du kl<strong>ein</strong>es perverses Schw<strong>ein</strong>,<br />

werde ich d<strong>ein</strong> Schmerzzentrum und d<strong>ein</strong>e Sinne verstärken...damit du um so mehr<br />

spüren wirst, wenn ich sie dir wieder nehme...Weisst du zum Beispiel, was passiert,<br />

wenn man <strong>ein</strong>e dünne Salzschicht, pardon, bei euch ist es ja <strong>ein</strong>e andere Materie,<br />

unter der Haut entstehen lässt und die Haut dann aufreissen lässt, indem man<br />

Faulgase<br />

darunter entstehen lässt?" "N<strong>ein</strong>...n<strong>ein</strong> n<strong>ein</strong> n<strong>ein</strong>...bitte nicht, ich tu's nie wieder...ich<br />

werde nie wieder jemanden verletzen..." "Ach...ich werde das auch nicht mit dir<br />

machen...ich werde dir <strong>ein</strong>fach mal <strong>ein</strong>en Eindruck von dem geben, was mir so durch<br />

den Kopf geht. Alle Informationen, die ich in <strong>ein</strong>er Sekunde verarbeite, werde ich dir<br />

<strong>ein</strong>fach innerhalb <strong>ein</strong>er Stunde zeigen, indem ich sie <strong>ein</strong>fach in d<strong>ein</strong>en Kopf projeziere.<br />

Das wird <strong>ein</strong>e Seelenqual für dich s<strong>ein</strong>, wie du sie nie wieder erleben wirst." Thorsten<br />

packte die Stirn des Wesens und stellte <strong>ein</strong> Neural-Link zwischen dem Gehirn des<br />

Imperators und s<strong>ein</strong>er Datenschnittstelle her, dann begann er mit dem Vorgang:<br />

Vektorgraphiken, Mathematische Formeln von zweitausend Zeilen, Milliarden von<br />

Bildern aus den Naniten-Kameras, Töne, Sensordaten und Management-Prozesse<br />

schossen in das total überforderte Nervenzentrum des Imperators.<br />

Die Kreatur begann zu schreien und s<strong>ein</strong>e Augen verdrehten sich nach oben, der<br />

ganze Körper zuckte. Thorsten liess noch <strong>ein</strong>e Nische des Geistes von dieser winzigen<br />

Kreatur frei, damit sie überhaupt den Schmerz spüren konnte und Thorsten mit ihm<br />

reden konnte.<br />

Thorsten tat der Imperator schon irgendwie leid...aber wenn er sich schon den kl<strong>ein</strong>en<br />

Teenager-Shil'Crers im Hinterzimmer ansah, dessen Körper geschunden war, konnte<br />

Thorsten schon wieder neue Strafen für dieses miese Schw<strong>ein</strong> ersinnen. "Du kl<strong>ein</strong>e<br />

verachtenswerte Kreatur. Das dürfte für d<strong>ein</strong> Nervensystem noch nicht mal die Qual<br />

s<strong>ein</strong>, die euer Virus mir vor kurzem gebracht hat. Aber wir haben ja noch<br />

neunundfünfzig Minuten." "Oaahanngggkrrrrsss...üüüaaaarrrrrrsssshhlg..."<br />

Thorsten hielt den Imperator also <strong>ein</strong>e Stunde lang vor sich, während dieser in<br />

spastischen Krämpfen zuckte und stöhnte.<br />

Als die Stunde zuende war, liess Thorsten das zuckende Wesen fallen. Der Imperator,<br />

<strong>ein</strong>st so mächtig, versuchte sich aufzurappeln, brach zusammen, schaffte es dann<br />

aber, sich in <strong>ein</strong>e Krabbel-Position zu bringen...dann übergab er<br />

sich:"Üüüüaaaaaarrrrrööööögghh...m<strong>ein</strong> Kopf...diese Schmerzen...üührrrhh...wie...wie<br />

hälst du das aus? Ööörrrggg. Was...was...mir ist so ööööööhhhhrrgghh...schlecht. All<br />

diese Bilder, diese Zahlenfolgen...üüüüöööööörrrrrhhh..." "Nun...du kl<strong>ein</strong>es mieses<br />

Vieh...du hast in <strong>ein</strong>er Stunde erlebt, was ich in <strong>ein</strong>er Sekunde mit Leichtigkeit<br />

verarbeite. Ich rate dir also, mich, oder irgendjemand anders, jemals wieder zu


attackieren. Allerdings brauchst du noch <strong>ein</strong>e Abreibung, für den armen Jungen, im<br />

Kerker östlich unserer Position. Der Arme sieht garnicht gut aus." "Was hast du mit<br />

mir vor?!" "Nun, d<strong>ein</strong>e Sinne habe ich ja schon verstärkt, es ist also an der Zeit, dir zu<br />

zeigen, welchen F<strong>ein</strong>d du dir geschaffen hast!" "N<strong>ein</strong>...N<strong>ein</strong>...bitte nicht!!!"<br />

Thorsten packte das Wesen und dann formte er sich um, entsprechend des größten<br />

Grauens, das der Shil'Crers-Imperator sich vorstellen konnte. Natürlich mit eigenem<br />

Stil: Thorsten wuchs auf sechs Meter Höhe an und proportional in Breite und Tiefe,<br />

gleichzeitig prägte sich die Panzerung mit Nieten und Gravuren aus und ihm wuchsen<br />

Knie- und Ellenbogenrammen. An s<strong>ein</strong>er gepanzerten Hand wuchsen Schlagringe und<br />

um s<strong>ein</strong>en Kopf wuchs <strong>ein</strong> Helm, der <strong>ein</strong>e Mischung aus Motorrad-Helm und<br />

Rüstungshelm darstellte.<br />

Thorsten hielt sich den Imperator vor s<strong>ein</strong> Visier, die Kreatur wirkte winzig in s<strong>ein</strong>er<br />

großen gepanzerten Hand und war sich ansch<strong>ein</strong>end vollständig dessem bewusst, dass<br />

Thorsten ihn mit leichtigkeit zerquetschen hätte können. Thorstens Stimme war nun<br />

tief und klang wie die <strong>ein</strong>es Monsters:"Ich rate dir, nie wieder jemanden zu verletzen!<br />

Ich kann mich überall verstecken, sogar in der Materie d<strong>ein</strong>es Körpers. Solltest du also<br />

jemals wieder davor s<strong>ein</strong>, jemanden ohne Grund zu verletzen, denke daran, dass ich<br />

jederzeit wiederkommen kann." Das Wesen kauerte sich zusammen, so weit es s<strong>ein</strong>en<br />

Kopf <strong>ein</strong>ziehen konnte, legte die Ohren an und wimmerte:"Ja...ja...ja...ich werde nie<br />

wieder jemanden...verletzen. Ich...ich schwöre es." Thorsten liess ihn fallen und<br />

schrumpfte wieder auf normale Größe:"Gut, ich hoffe, du hältst dich daran, sonst<br />

komme ich wieder."<br />

Nun wieder auf normaler Größe drehte Thorsten sich um und ging auf den Kerker zu,<br />

in dem der junge Shil'Crers lag. S<strong>ein</strong>e Sensoren meldeten ihm die Dummheit des<br />

Imperators, noch bevor dieser s<strong>ein</strong>en Plan vollenden konnte: Der Imperator hatte sich<br />

<strong>ein</strong>e der herumliegenden Waffen gegriffen und feuerte auf Thorsten, als dieser sich<br />

gerade umdrehte. Thorsten war genervt: Er hatte dem Kerl <strong>ein</strong>e Chance geben wollen,<br />

doch die hatte dieser Schwachkopf nicht genutzt...nun sah der Imperator ihn an wie<br />

<strong>ein</strong>en Geist. Das feige Vieh zog sich mit den Armen zurück, während Thorsten auf ihn<br />

zu ging:"Ich hatte dir <strong>ein</strong>e Chance gegeben...ich war noch sanft zu dir...doch du<br />

verhältst dich wie <strong>ein</strong> Idiot. D<strong>ein</strong>e Selbstüberschätzung und d<strong>ein</strong>e Arroganz zwingen<br />

mich dazu, dir nun <strong>ein</strong>mal zu zeigen, was du anderen immer antust."<br />

"N<strong>ein</strong>...bitte...ich bin der Imperator...niemand darf mich so behandeln!" "Oh du<br />

kl<strong>ein</strong>es Miststück...nun mach dich darauf gefasst, das Non-Plus-Ultra des Schmerzes<br />

zu erleben."<br />

Thorsten griff sich die Waffe, zerriss sie in zwei Teile und schmiss die Trümmer weg.<br />

Als nächstes packte er den Imperator am Arm und hob ihn hoch:"Ohne Arme kannst<br />

du auch nicht mehr schiessen..." "N<strong>ein</strong>..." Thorsten riss erst den linken, dann den<br />

rechten Arm aus und liess die Körperteile zu Boden fallen. Der Imperator schrie,<br />

heulte...und blutete. "Ach, wenn du d<strong>ein</strong> ganzes Blut verlierst, dann merkst du ja<br />

garnicht mehr, wie ich dir den Hauptteil verpasse." Also stillte Thorsten die Blutungen,<br />

indem er die Gefäße zuwachsen liess.<br />

"Soll ich auch noch dafür sorgen, dass du nicht mehr weg laufen kannst?" "Bitte<br />

nicht...nicht auch noch m<strong>ein</strong>e B<strong>ein</strong>e..." "N<strong>ein</strong>, dann hätte ich ja noch weniger Fläche<br />

zum quälen...nun, fahren wir fort: Schmerz!" Thorsten bildete tausende kl<strong>ein</strong>er Fäden<br />

aus Titan, die sich in den Körper des Wesens bohrten und sich an die Nervenstränge<br />

klemmten. Als nächstes sandte Thorsten das Equivalent von elektrischem Strom für<br />

diese Materie in den Körper des Wesens vor ihm. Vor ihm wand sich der Imperator in<br />

unaussprechlichen Schmerzen, begleitet von spastischen Zuckungen und brechenden<br />

Knochen. Äderchen in den Augen des Shil'Crers platzten als die Augenmuskulatur die<br />

Organe überstrapazierte.<br />

Nach <strong>ein</strong>er viertel Stunde, die Zunge des Imperators lag abgebissen neben dem<br />

zuckenden Maul, stellte Thorsten den Strom ab und liess die Titan-Fäden, mit leichtem<br />

Wiederstand an den Nervenbahnen, aus dem Körper schiessen, dann zuckten die


Metall-Tentakel über die Panzerplatten und die Haut des Imperators peitschen: F<strong>ein</strong>e<br />

Schnittwunden zierten nun den Körper des Imperators.<br />

"Wach ast 'uh mih mihr vor? 'Ässt 'uh mich en'lich s'erben?" "Ach...du weisst doch,<br />

dass ich nicht töte. N<strong>ein</strong>, du hast gerade <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> Drittel d<strong>ein</strong>er Strafe bekommen.<br />

Aber dieses kl<strong>ein</strong>e Spiel wird mir langsam zu langweilig." "'elches Spiel? 'as<br />

Vers'ümmeln m<strong>ein</strong>er Männer und mir?" "N<strong>ein</strong>...es euch vorzugaukeln." "Was?!"<br />

Thorsten öffnete die Augen und sah auf den Saal vor sich: Die Soldaten lagen zuckend<br />

am Boden, ebenso der Imperator, alle umgeben von <strong>ein</strong>er leicht goldenen Aura am<br />

Schläfenbereich. Das Neurallink, aufgebaut zu milliarden von Shil'Crers, die auf ihren<br />

Schiffen im Normalraum lagen und hier im Thronsaal.<br />

Alle hatten sie gesehen, wie die goldenen Auroren auf sie zu schossen, doch in dem<br />

Moment, wo er das Neurallink aufgebaut hatte, hatten sie alle <strong>ein</strong>en virtuellen traum<br />

des Grauens erlebt. Der Schmerz war echt, zumindes in ihrer Erinnerung...die<br />

Verstümmelungen ihrer Kameraden und deren Schreie waren allesamt Simulationen,<br />

gesteuert durch die Nervensignale ihrer Mitstreiter. Nur das Erbrochene des<br />

Imperators war echt...das wollte Thorsten ihm nicht ersparen. Natürlich war auch die<br />

Bilderflut vor dem Auge des Imperators lediglich <strong>ein</strong>e Collage des, was es eigentlich<br />

hätte s<strong>ein</strong> sollen...die wahre Abspielung der Sekunde hätte das Nervensystem des<br />

Imperators durchbrennen lassen.<br />

Die Zerstörungen an den Schiffen waren natürlich echt...und denen, die er nur die<br />

Zähne ausgeschlagen...nun,das war echt gewesen. Tel'Res Verletzungen waren nur<br />

oberflächlich gewesen und als er ihn in zwei Teile zertrennt hatte, hatte er dafür<br />

gesorgt, dass beide versorgt waren.<br />

Die Noani...nun, die hatte ihre Informationen aus telepathischen Verbindungen mit<br />

den Shil'Crers erhalten...doch da diese dachten, sie würden diese Leiden wirklich<br />

erleben, bekamen auch die Noani k<strong>ein</strong>e anderen Informationen. Als ob ihm diese<br />

Schwankung im neuro-elektrischen Feld der Shil'Crers nicht aufgefallen wäre. Und was<br />

ihn anging...nun, ansch<strong>ein</strong>end konnten die Noani k<strong>ein</strong>e telepathische Verbindung zu<br />

Naniten aufbauen und so lange die Informationen nicht an s<strong>ein</strong> normales Gehirn<br />

gingen, konnten die Noani auch nichts davon erfahren.<br />

Der Imperator sah ihn an:"Aber all die Männer, ihre verstümmelten Leichen, die<br />

Kastration des Kapiters...du hast sie angegriffen!" "Ich kann jederlei Materie<br />

dublizieren und be<strong>ein</strong>flussen...das waren nichts anderes als Doubles. All die<br />

"Soldaten" um d<strong>ein</strong> Schloss hier sind nichts weiter, als künstliche Doubles." "Ich<br />

wusste doch, dass du uns nicht besiegen kannst!" "Du solltest dir da nicht so sicher<br />

s<strong>ein</strong>..." Thorsten liess die Titanfäden aus <strong>ein</strong>en Unterarmen wachsen und wuchs auf<br />

den Sechs-Meter-Giganten aus dem virtuellen Traum an:"...Nur, weil ich euch dieses<br />

mal noch mit diesem neuralen Netz abgespeist habe, heisst das nicht, dass ich nicht<br />

dazu in der Lage wäre!!!" "Ahhhhhaaaiii..."<br />

Thorsten packte den Imperator und hob ihn hoch:"Also rate ich dir und d<strong>ein</strong>en Leuten:<br />

<strong>Fan</strong>gt nie wieder <strong>ein</strong>en Kampf an...du kannst nie wissen, wann ich wieder da bin...und<br />

ob es wieder nur <strong>ein</strong> Traum ist." Der Imperator zitterte am ganzen Leib und nässte<br />

sich <strong>ein</strong>:"Ich...ich...ja, nie wieder Kämpfe..." dieses mal spürte Thorsten, dass es<br />

ehrlich gem<strong>ein</strong>t war.<br />

Er liess den Imperator unsanft fallen und schrumpfte, dieses mal war alles echt.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Gedanken bauten die Naniten in der Gem<strong>ein</strong>schaft Dimensions-Tore auf und<br />

transportierten so die schwer beschädigten Schiffe in Umlaufbahnen um diesen<br />

Planeten. Thorsten trennten die neuralen Verbindungen zu den Shil'Crers und gab den<br />

Verprügelten ihre Zähne wieder. Er wusste, dass <strong>ein</strong> geistiger Schock viel schlimmer<br />

und tiefsitzender war, als jede Verletzung es s<strong>ein</strong> konnte...ausserdem griff er nur in<br />

Ausnahme-Situationen, wie den Piraten, die Kindern ihre Mütter nahmen, zu<br />

grauenhafter, echter Gewalt.<br />

Da die Säulen am Rande des Saals bisher nur im virtuellen Raum zerstört waren,<br />

zerstörte er sie eben jetzt: Goldene Auroren schlugen wie in dem virtuellen Traum aus


und zerschlugen die soliden St<strong>ein</strong>-Bauten...der Imperator schrie vor Angst. Dann ging<br />

Thorsten gemütlich zum Kerker und riss die Tür hinaus. Das solide Metall knirschte<br />

und kreischte, als sich Thorstens Finger in das Material bohrten und die solide Tür aus<br />

dem Rahmen rissen.<br />

Der junge Shil'Crers rannte in <strong>ein</strong>e Ecke und kauerte sich zusammen:"Bitte tu' mir<br />

nichts...ich habe die Schreie gehört...ich...ich habe doch nichts getan..." "Ich komme<br />

nicht, um dir weh zu tun...du hast ja wirklich nichts getan. Ich wollte dich mit mir<br />

nehmen, die Leute von der "Schande" und der "Missgeburt" sind schon da...ich weiss,<br />

dass ich nicht all zu verrtrauenserregend bin, nachdem du gehört hast, was passiert<br />

ist, doch du kannst dir die Soldaten gerne ansehen: Sie sind alle unverletzt." Der<br />

Junge ging auf die Tür zu und sah zuerst auf Thorsten, um sich sicher zu s<strong>ein</strong>, dass er<br />

ihn nicht angriff, dann sah er sich um. Die Soldaten lagen zwar alle auf dem Boden,<br />

aber k<strong>ein</strong>er war, körperlich, verletzt.<br />

"Was hast du mit ihnen gemacht?" "Nun, ich habe dafür gesorgt, dass sie wirklich<br />

grausame Träume hatten." "Woher weiss ich, dass du mir nichts tust?" "Nun...ich kann<br />

dir nur m<strong>ein</strong> Versprechen geben. Ausserdem schätze ich, du kannst dir sicher<br />

vorstellen, dass ich, wenn ich so grausam wäre, jemanden anzugreifen der nichts<br />

getan hat, ich wohl diesen Soldaten nicht nur böse Träume beschert hätte." "Ich...ich<br />

schätze, da ist etwas dran. Ausserdem glaube ich nicht, dass ich hier <strong>ein</strong>e rosige<br />

Zukunft haben werde." "Gut, dann werden wir gleich los gehen."<br />

Thorsten drehte sich zu dem Imperator um:"Und dir rate ich, nie wieder gewalt<br />

auszuüben. Sonst werden Träume war." "Ja...ich...ich...nie wieder...jaul."<br />

Thorsten konnte erkennen, dass es dieses mal auch ernst gem<strong>ein</strong>t war. Er schlug die<br />

bisher unversehrte Tür auf, als wäre sie aus Pappe, winkte den Jungen zu sich und<br />

verschwand mit ihm in <strong>ein</strong>em blauen Blitz Richtung Gem<strong>ein</strong>schaft.<br />

Jarin konnte sehen, wie sich der goldene Nebel um sie auflöste...War es jetzt vorbei?<br />

Ihre Uhr begann zu piepen und sie sah auf das Display, aus welchem sofort <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

3D-Hologramm erschien: Thorsten. "Hallo Jarin, es ist vorbei. Die f<strong>ein</strong>dlichen Schiffe<br />

im Orbit sind weg und ihr seid sicher." "Und wo bleibst du? Hier feiern schon alle." "Ich<br />

habe noch etwas zu erledigen. Wir haben jetzt nämlich <strong>ein</strong> paar neue Freunde." "Was<br />

m<strong>ein</strong>st du damit?" "Sagen wir es so: Nicht alle dieser Wesen sind böse." "Du hast<br />

welche von diesen Monstern aufgenommen?!" "Vertrau mir doch bitte <strong>ein</strong>fach."<br />

"OK...ansonsten kannst du sie ja immer noch raus schmeissen." Er lächelte, dann<br />

erlosch das Hologramm.<br />

Thorsten materialisierte mit dem jungen Shil'Crers bei den anderen die er schon auf<br />

den Forschungs-Planeten gebracht hatte. Innerhalb <strong>ein</strong>er Sekunde hatte er den<br />

jungen Shil'Crers geheilt, dieser war zuerst verblüfft, dann aber mischte er sich unter<br />

die anderen die bei den Nahrungsvorräten standen, die Thorsten erstellt hatte.<br />

Um Thorsten herum waren tausende Shil'Crers, die nicht zu der gewalttätigen Sorte<br />

gehörten.<br />

Also gut...Zeit für die Einweisung: Mehrere Punkte in der Luft wurden von Naniten in<br />

Schwingung versetzt, wodurch die Luft selbst als Lautsprecher funktionierte.<br />

"Alle erst <strong>ein</strong>mal herzlich willkommen in der Gem<strong>ein</strong>schaft." Die Augen der Shil'Crers<br />

richteten sich auf ihn.<br />

Um ihn herum fragten ihn die Wesen ungläubig aus, schliesslich war er nur fast so<br />

groß wie sie:"Was? Ich dachte, dieser riesige Nebel hätte uns hierher gebracht?!"<br />

"Dieses Wesen hat unsere Flotte besiegt."<br />

Thorsten konnte nicht umhin, sie zu verstehen...vielleicht war <strong>ein</strong>e friedliche<br />

Machtdemonstration angebracht. Thorsten drehte die Handfläche nach oben und<br />

machte <strong>ein</strong>e Aufwärtsbewegung, gleichzeitig hob er die tausende von Shil'Crers mit<br />

Energiefeldern an. Ihre Augen weiteten sich panisch überrascht, <strong>ein</strong> Raunen ging<br />

durch die Menge. Er hatte ihre Aufmerksamkeit.<br />

"Also, ich werde euch alle unter freier Kost und Logie aufnehmen, <strong>ein</strong>zige<br />

Bedingungen sind: Ein friedliches Verhalten allen gegenüber und, soweit möglich, <strong>ein</strong>e


produktive Arbeit. Schliesslich wollen wir ja nicht, dass eure geistigen Fähigkeiten<br />

<strong>ein</strong>rosten. Wer starke Aggressionen mit Verletzungen verursacht, wird unter<br />

Gewahrsam gestellt, damit er niemanden in der Allgem<strong>ein</strong>heit verletzen kann.<br />

Natürlich ist diese Gefängnisstrafe begrenzt...und im Gegensatz zu eurem vorigen<br />

Wohnort werdet ihr hier nicht gefoltert oder müsst hungern. Solltet ihr euch wieder<br />

erwarten mehrfach aggressiv verhalten, werde ich <strong>ein</strong>fach eure Körperkraft und eure<br />

Reflexe verringern, beides ist schmerzlos, aber ihr stellt dann k<strong>ein</strong>e Gefahr mehr da.<br />

Sind alle mit diesen Regeln <strong>ein</strong>verstanden?" Einer der Shil'Crers in s<strong>ein</strong>er Nähe hatte<br />

am schnellsten fertig überlegt:"Aber, wie willst du uns versorgen? Es klingt zwar<br />

wunderbar, k<strong>ein</strong>e Angst vor Mishandlungen haben zu müssen, aber wie willst du das<br />

anstellen? Ich m<strong>ein</strong>e, wir sind bestimmt tausende und du versprichst uns freie Kost<br />

und Logie..." Thorsten war nicht überrascht das diese Frage kam:"Ich habe euch doch<br />

eben auch mit Nahrung versorgt. All die Vorräte hier waren nicht aus euren Schiffen,<br />

sondern ich habe sie molekular aus Energie hergestellt." "Häh?" "Ich habe Materie aus<br />

Energie hergestellt. Ihr habt zwar <strong>ein</strong>e enorme Hochtechnologie in euren Schiffen<br />

gehabt, aber ich habe <strong>ein</strong>ige Technologien über die ihr nicht verfügt."<br />

Ansch<strong>ein</strong>end war Thorstens Angebot für die ganzen Lebensformen um ihn <strong>ein</strong>es, dass<br />

sie sich nicht entgehen lassen wollten. Überall stimmten sie zu.<br />

Aber um den Shil'Crers erst <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>e Möglichkeit zum Eingewöhnen zu geben,<br />

musste er sie erst <strong>ein</strong>mal unter sich lassen...vor allem wegen all der anderen<br />

Gem<strong>ein</strong>schaftsmitglieder. Was die mit den Shil'Crers versucht hätten.<br />

Es gab <strong>ein</strong>en kaum besiedelten Bereich auf dem Wohnplaneten, Thorsten trennte ihn<br />

durch <strong>ein</strong>e Meeresenge vom Kontinent ab. Das musste eigentlich funktionieren.<br />

Thorsten liess <strong>ein</strong> paar Dörfer aus dem Boden wachsen.<br />

Nun wendete er sich wieder an die Menge um ihn:"Ich werde jetzt am Klauengelenk<br />

von jedem von euch <strong>ein</strong> Multi-Funktionsarmband erzeugen, sie werden euch zu euren<br />

neuen Wohnungen führen, wo ich euch gleich hinteleportieren werde. Ich werde euch<br />

beobachten und anhand dieser Daten entscheiden, wann ihr und die anderen Rassen<br />

zusammen kommen könnt." Jubel brach um ihn herum aus, dann breitete sich <strong>ein</strong><br />

schier endloses blaues Lichtermeer um ihn aus und er war all<strong>ein</strong>.<br />

S<strong>ein</strong>e Sensoren meldeten ihm, dass die Shil'Crers ihre Häuser recht schnell fanden,<br />

bereits nach <strong>ein</strong>er viertelstunde war jedes Haus korrekt besetzt und die Computer<br />

erklärten die Einrichtungsfunktionen.<br />

Thorsten sah sich um: Überall leergefutterte Nahrungs-Container, er löste die<br />

Rückstände auf und verschwand zu s<strong>ein</strong>em Haus, wo die Hunde ihn schon erwarteten.<br />

Die Tiere waren geheilt und hatten etwas Shil'Crers-Blut an den Mäulern...er entfernte<br />

dies beiläufig. Der Stosstrupp, der s<strong>ein</strong> Haus zerstören sollte, war wohl nicht weit<br />

gekommen.<br />

Jarin war noch immer in Diamond-City, Thorsten teleportierte sie zu sich und löste<br />

s<strong>ein</strong>e Naniten aus dem Stoff. Jarin rannte gleich auf ihn zu und umarmte ihn:"Das war<br />

unglaublich! Das warst alles du?" "Ich sagte dir doch schon in der Hütte damals, dass<br />

ich größer als die Sonne bin. Ohne die Anti-Gravitations-Generatoren in m<strong>ein</strong>en<br />

Körpern wäre der Planet hier wie <strong>ein</strong> übergroßer Wattebausch zusammengedrückt<br />

worden." "Du bist schon weit rumgekommen oder?" "Wir können <strong>ein</strong> paar der Orte<br />

mal besuchen...aber sollten wir uns langsam nicht mal an die Hochzeitsplanung<br />

machen?" "Du bist gut. Das hier eben war mehr als alles was sich <strong>ein</strong>er normalerweise<br />

vorstellen konnte und jetzt redest du ganz ruhig von Heiratsplanung. Nicht, dass ich<br />

nicht heiraten möchte, aber das hier war echt...wie sage ich es am<br />

besten...überwältigend." "Ich verstehe...immerhin bin ich langsam hin<strong>ein</strong><br />

gewachsen...dich habe ich hier sozusagen <strong>ein</strong>fach aus dem Stehgreif hin<strong>ein</strong>gezogen."<br />

"Ich hätte nicht übel Lust, mal <strong>ein</strong>en Einkaufsbummel durch diese Sektoren. Vielleicht<br />

finde ich ja <strong>ein</strong> paar nette Dinge für die Hochzeit." "Ah...Hochzeitsplanungen sind zu<br />

viel, aber für Shopping bist du immer zu haben...ich vertrete zwar eigentlich k<strong>ein</strong>e<br />

Clichees, aber das wäre laut selbigem typisch Frau." "Nun...irgendwie ja, aber ich


kann beim Bummeln nun mal <strong>ein</strong>fach super entspannen. Könnten wir?" "Ich muss<br />

zugeben, dass der Gedanke doch irgendwie garnicht mal so schlecht klingt...na gut.<br />

Ich werde eben noch die Gem<strong>ein</strong>schaftsmitglieder informieren, dass alles wieder in<br />

Ordnung ist, die verbrannte Erde wieder Fruchtbar machen und die Hunde füttern.<br />

Aber wenn wir shoppen gehen, dann besuchen wir auch <strong>ein</strong>mal Thornton, ich will ihm<br />

noch danken." "Juhuu! Ich freu mich schon!"<br />

Thorsten stellte <strong>ein</strong>e Verbindung zum Nachrichtennetzwerk der Gem<strong>ein</strong>schaft her...es<br />

hatte sich ziemlich schnell entwickelt, schliesslich hatte er viele Reporter in die<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft geholt, die ihre Recherchen auf ihn ausgeweitet hatten. Auf allen<br />

Monitoren erschien <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Memorandum: "Ich habe hier <strong>ein</strong>e Schlagzeile für euch:<br />

Die Shil'Crers sind nicht länger <strong>ein</strong>e Bedrohung. Die Gebäude und etwaige andere<br />

beschädigte Gegenstände werden sich selbstständig reparieren. Falls jemand verletzt<br />

ist, soll er es dem Computer-System mitteilen, er wird dann sofort ins Krankenhaus zu<br />

den Regenerationsgeräten teleportiert. Ich hätte jetzt gerne m<strong>ein</strong>e Ruhe, es war <strong>ein</strong><br />

harter Kampf. Erholt ihr euch auch."<br />

Thorsten trennte die Verbindung und drehte sich zu Jarin, die mittlerweile ins Haus<br />

gegangen war und sich frisch machte. Nach zehn Minuten kam sie wieder und hakte<br />

sich <strong>ein</strong>:"Kannst du mir <strong>ein</strong> gutes Kaufhaus empfehlen?" "Hmmm...Teladi-Geschäfte<br />

sind exorbitant teuer...Boronen haben <strong>ein</strong>e sehr feuchte Einkaufsatmosphäre...Split,<br />

davon fange ich am besten garnicht erst an und Paraniden würden sofort auf uns<br />

schiessen. Gehen wir also nach Argon Prime und dann nach Linie der Energie um<br />

Thornton zu besuchen." "Gerne."<br />

Mit <strong>ein</strong>em blauen Blitz verschwanden beide in <strong>ein</strong>e abgelegene Seitengasse auf Argon<br />

Prime.<br />

In <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Seitengasse blitzte es kurz und zwei Wesen standen dort: Thorsten<br />

und Jarin.<br />

Thorsten ging <strong>ein</strong>en Schritt vor und Jarin sprang in <strong>ein</strong>em ausufernden Schritt<br />

hinterher und hakte sich <strong>ein</strong>. Sie lächelte ihn an und auch er erstrahlte. Thorstens<br />

Sensoren meldeten ihm <strong>ein</strong>e Gruppe von drei Männern, Anfang 20. Sie waren<br />

bewaffnet: Jeder hatte <strong>ein</strong> Hochfrequenz-Vibromesser, zwei hatten Schlagringe und<br />

<strong>ein</strong>er hatte <strong>ein</strong>e Rail-Pistole. "Jarin, mach' dich mal auf <strong>ein</strong> paar Halbstarke gefasst."<br />

"Wie bitte?" "Eine Mini-Bande von drei Typen kommt um die nächste Ecke." "Und was<br />

ist das Problem?" "Tu' ihnen <strong>ein</strong>fach nicht zu sehr weh...ich habe gelernt, dass man<br />

eher im Hintergrund bleiben sollte wenn man...nun ja, nicht ganz normal ist." "Du<br />

kannst Planeten aus dem Nichts ersch<strong>ein</strong>en lassen und tarnst dich trotzdem vor<br />

allen...bescheiden bis zum Letzten. Wahrsch<strong>ein</strong>lich hab ich dich deshalb so gern." Ein<br />

Latino kam um die Ecke, gefolgt von <strong>ein</strong>em Afro-Argonen und <strong>ein</strong>em Hellhäutigen. Der<br />

Latino lächelte verschlagen und grinste:"Ah', wasse h'aben wir denn da? Creditz' auf<br />

B<strong>ein</strong>en. Und zwei'e der B<strong>ein</strong>e sind auch noch verdammt hübsch'e." "Hö hö...da werden<br />

wir heute Nacht ja ne fette Party haben...höh" Der Hellhäutige schien nicht gerade<br />

durch Intelligenz aufzutrumpfen. Thorsten antwortete, bedacht darauf, sie nicht<br />

aggressiv zu machen:"Kommt schon, ihr habt doch bestimmt besseres zu tun, als<br />

euch um zwei wie uns zu kümmern." "Weiss nicht...ham' wir Boss?" "Stupido...halts<br />

Maul...Aber,aber. Ihr'e sollt'e euch doch nicht unwicht'iger machen als ihr eh' sch'on<br />

seid'e." Der Latino packte Jarin am Arm und versuchte sie zu sich zu ziehen...es war<br />

klar, dass ihm das nicht gelang:"Eh', darauf s'tehe ich'e: Ein Mädchen mit' Biss'e." "Du<br />

solltest besser d<strong>ein</strong>e Finger da weg nehmen." Jarin klang wie <strong>ein</strong> Tiger vor dem<br />

Angriff: Ruhig und reglos wie vor dem Sprung und doch schon fauchend. "Du kl<strong>ein</strong>e'<br />

Miststück hast'e mir garnichts zsu sagen." Der Latino holte aus und wollte Jarin <strong>ein</strong>e<br />

Backpfeife verpassen.<br />

Jarin zog jedoch ihren Arm aus s<strong>ein</strong>em Griff, packte ihn am Handgelenk und warf ihn<br />

wie <strong>ein</strong>e Anatomie-Puppe gegen die nächste Wand. Zuerst waren die anderen beiden<br />

verblüfft, doch dann wollte der Afro-Argone Thorsten den Ellenbogen ins Gesicht<br />

rammen. Thorsten wurde getroffen, der Afro-Argone brach sich den Musik-Knochen


und sackte jammernd zu Boden. Nun blieb nur noch der Dummbatz, der sich, wie <strong>ein</strong><br />

Kaninchen vor der Schlange, k<strong>ein</strong>en Millimeter bewegte. Jedoch brabbeln konnte er<br />

noch ganz gut:"Äh...äh...öh...was?...eh?" Thorsten ging auf ihn zu und hielt s<strong>ein</strong><br />

Gesicht ganz nah an das s<strong>ein</strong>e:"Buh!" "Uaaaahhhh..." Der Kerl rannte schreiend davon<br />

und um die nächste Ecke. "Können wir weiter?" Jarin fasste Thorsten am Arm und zog<br />

ihn weiter. Auch er ging jetzt normal weiter, auf die Hauptstraße und mit Jarin zum<br />

Einkaufs-Tower.<br />

Um so dichter man dem Shopping-Tower kam, desto mehr Teladi tummelten sich auf<br />

den Straßen. Wieso auch nicht? Hier war schliesslich alles billiger als in ihren<br />

Heimatsektoren. Die zischelnden Echsen sahen auf ihn und Jarin wie auf fremde<br />

Wesen, die man noch nie zuvor in den Sektoren gesichtet hatte. Vermutlich schätzten<br />

sie den Wert des Stoffes <strong>ein</strong>, den beide trugen. Stoff war vielleicht etwas abwegig: Es<br />

sah zwar aus wie Textilien und fühlte sich wunderbar weich an, in Wahrheit steckten<br />

hinter den ganzen Fasern und Nähten winzige Computer, Energieleitungen,<br />

Kraftfeldgeneratoren, Muskelkraftverstärker(zumindest in Jarins Kleidung), Sensor-<br />

Systeme, Naniten und Tarnsysteme. Die Kleidung wäre wohl mehr wert gewesen, als<br />

die Echsen gedacht hätten. Immerhin waren die Maschinen stärker als die Flotte der<br />

Teladi, Argonen, Terraner, Paraniden, Boronen, Split und Khaak zusammen. Man hätte<br />

sich damit zum Herrscher über die Sektoren aufschwingen können. Wenn man denn<br />

gewusst hätte, was hinter dem leuchtend weißen Stoff gesteckt hatte. Doch so war es<br />

nur <strong>ein</strong> schöner, f<strong>ein</strong>er Stoff und <strong>ein</strong> toller Partner-Look. Thorsten und Jarin erreichten<br />

die Eingangshalle des Towers, Jarin sah sich um, sie war begeistert. Sicher konnte die<br />

Größe des Gebäudes nicht mit den Wolkenkratzern von Diamond-City mithalten, doch<br />

der Prunk und all die Accsessoires hier konnten wohl k<strong>ein</strong>en Shopping-Begeisterten<br />

unbe<strong>ein</strong>druckt lassen. Jarin jedenfalls zog Thorsten hinter sich her, als ob das<br />

Kaufhaus jeden Augenblick verschwinden würde und man k<strong>ein</strong>e Zeit verlieren<br />

durfte...<strong>ein</strong>em normalen Wesen hätte sie wohl den Arm abgerissen. Hätte Thorsten<br />

versucht, mit den Füssen zu bremsen, hätte Jarin ihn höchstwahrsch<strong>ein</strong>lich wie <strong>ein</strong>en<br />

Pflug durch den pompösen Marmor-Boden gezogen.<br />

Jarins erstes Ziel war <strong>ein</strong> Laden, der Kristall-Kunstwerke verkaufte, von <strong>ein</strong>fachen<br />

Deko-Artikeln, bis hin zur Figur, deren Kern <strong>ein</strong> Datenkristall war, auf den man <strong>ein</strong><br />

Photo laden konnte, welches von <strong>ein</strong>em Holo-Projektor über die Statuette projeziert<br />

wurde. Jarin interessierte sich insbesondere für <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Apparatur mit Gold-<br />

Verziehrungen und Kristall-Kugeln. Um <strong>ein</strong>e große, leuchtende Kugel waren mehrere<br />

andere Kristall-Kugeln verschiedener Farben geordnet, die auf goldenen Schienen<br />

darum kreisten. Das kl<strong>ein</strong>e Meisterwerk trug den Namen: Die Legende des Erd-Sol-<br />

Systems. Jarin hätte b<strong>ein</strong>ahe ausgeplappert, dass dies ihr Heimat-Sonnensystem<br />

war...sie konnte sich aber gerade noch beherrschen. Sie kniff schuldbewusst die<br />

Augenbrauen zusammen und lächelte dann ganz unschuldig...Thorsten musste<br />

lächeln. Dann kamen sie an <strong>ein</strong>en Laden, den Thorsten interessant fand: Die<br />

Musikabteilung des Hauses. Es zog ihn zu <strong>ein</strong>em Glasständer, auf dem die neueste<br />

Teladi-Blues-Compilation aufgesbart war. Die Echsen konnten recht musikalisch s<strong>ein</strong>.<br />

Er tastete mit <strong>ein</strong>em Nanit die Molekularstruktur der CD und somit den <strong>ein</strong>gebrannten<br />

Datensatz, woraus er das Musikstück errechnete und somit "innerlich" hören konnte.<br />

Das Album war nicht schlecht, also griff er es sich und ging zur Kasse...<strong>ein</strong> Status-<br />

Symbol für viele Geschäfte, schliesslich war es <strong>ein</strong>fach, das automatisch mit<br />

Funksendern zu machen. Wahrsch<strong>ein</strong>lich waren die Kassierer deswegen so freundlich,<br />

sie wussten <strong>ein</strong>fach, dass sie jederzeit ersetzt werden konnten...und ihr Lohn war<br />

auch nicht von schlechten Eltern. Thorsten bezahlte mit <strong>ein</strong>em Lächeln auf den Lippen<br />

und steckte die CD in s<strong>ein</strong>e Tasche. Eigentlich hätte er auch das ganze Geschäft<br />

aufkaufen und in s<strong>ein</strong>e Tasche stecken können, schliesslich arbeitete darin <strong>ein</strong>e enorm<br />

verbesserte Version des Subraum-Kompressions-Mechanismus.<br />

Jarin und er gingen weiter, durchstöberten noch zwei Stunden die Geschäfte und<br />

machten dann <strong>ein</strong>e Pause: Jarin hatte Hunger.


Das hauseigene Restaurant war recht gut. Das Angebot war weitreichend, für jede<br />

Spezies gab es <strong>ein</strong>e dreiseitige Karte. Teladi saßen in <strong>ein</strong>er Ecke und zischelten vor<br />

sich hin, es klang fast, als würde in der Küche Wasser auf <strong>ein</strong>e Herdplatte tropfen.<br />

Jarin sah sich die Karte an, Thorsten beugte sich zu ihr rüber:"Jarin, bitte bestell' nur<br />

argonische Gerichte. Würdest du <strong>ein</strong> anderes Gericht bestellen und beim Verzehr nicht<br />

mit Krämpfen zusammenbrechen, würde man Verdacht schöpfen." "Ist OK, aber<br />

kannst du mir irgendwas empfehlen?" "Ich würde dir von Gerichten mit<br />

CahoonaFleisch<br />

abraten, es ist hier nicht mehr ganz so frisch." "Woher weisst du das?" "Hast<br />

du vergessen was ich bin? Ich m<strong>ein</strong>e ja nur. Ich weiss was sämtliche Leute hier<br />

denken, wenn ich ihre Neuronen scanne. Und ich hab' das Fleisch gescannt. Es ist seit<br />

gestern nicht mehr all zu frisch. Aber wenn du möchtest, richte ich das, dann kannst<br />

du essen was du möchtest." "Wenn du so nett wärst, würde ich mich gerne über <strong>ein</strong><br />

Cahoona-Schnitzel hermachen." "Dann bestell es dir, ich hab's schon erledigt." "Also<br />

gut." Jarin fuhr mit ihrem Finger über die Karte, berührte das Bild des Gerichts und<br />

bestätigte. Thorsten hatte für sie bereits <strong>ein</strong>e gefälschte Akte bei den Argonen<br />

angelegt, so hieb und stichfest, dass nicht <strong>ein</strong>mal Ban Danna persönlich sie<br />

wiederlegen konnte. Laut dieser Akte war ihr Name und ihr Alter zwar noch<br />

vorhanden, aber sie war <strong>ein</strong>e Waise aus <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Dorf, das nicht mehr existierte.<br />

Beschaulich und im Sektor Zwei Welten gelegen. Sie hatte <strong>ein</strong> Extra-Konto mit<br />

5.000.000 Credits, von dem das Geld für ihr Essen abgebucht wurde. Und so kam<br />

nach kurzer Zeit <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er, schwebender Roboter mit <strong>ein</strong>em Tablett auf s<strong>ein</strong>er<br />

Abstellfläche an den Tisch, stellte das Tablett auf den Tisch und wünschte "Frau<br />

Ilanasi" <strong>ein</strong>en guten Appetit. Thorsten stellte er das Wasser, welches er sich nebenbei<br />

bestellt hatte, hin und schwebte dann davon. "Nur <strong>ein</strong> Wasser?" Thorsten lächelte:"Ja,<br />

ich habe nicht all zu großen Hunger." Jarin nickte wissend und steckte sich <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Stück des Fleisches in den Mund. "Mhh...das ist wirklich gut...." Jarin begann zu<br />

flüstern:"Weisst du, ich würde gerne etwas mit dir besprechen, was k<strong>ein</strong>er hören soll."<br />

Thorsten lächelte und <strong>ein</strong> Nanit in Jarins Hörnerv baute <strong>ein</strong>e Verbindung zwischen ihm<br />

und ihr auf, gleichzeitig setzte sich <strong>ein</strong> andere ins Sprachzentrum, der Nanit im<br />

Hörnerv hätte diese Aufgabe auch übernehmen können, aber wo der andere Nanit nun<br />

schon mal da gewesen war, machte das eigentlich k<strong>ein</strong>en Sinn. Mit dem Nanit in ihrem<br />

Hörnerv übersendete er <strong>ein</strong> Signal: Audio:"Denk' es und ich werde dir antworten."<br />

Jarin dachte los:"Also, du erzählst mir immer von den fremden Spezies, Völkern und<br />

Kulturen die du entdeckst, während du dich immer weiter im All ausbreitest...nun...ich<br />

bin neugierig geworden...und wollte mal fragen, ob...nun..." "Ob du mal <strong>ein</strong>e dieser<br />

Kulturen besuchen kannst. Ich hatte mir schon gedacht, dass du das mal fragen<br />

würdest. Nun, das ganze ist etwas kompliziert: Naniten jenseits des Licht-Sichtfeldes<br />

und getarnt für so gut wie alle Sensoren sind etwas anderes als <strong>ein</strong> kompletter<br />

Organismus aus Atomen. Ich denke mal, dass ich dich richtig verstanden habe, dass<br />

du richtig mit ihnen sprechen willst und mit ihnen auch auf andere Weise interagieren<br />

möchtest." "Ja...das wäre wundervoll." "Also gut. Ich muss mal kurz überlegen: Ich<br />

kenne circa 5 Milliarden Spezies mit <strong>ein</strong>em ähnlichen Sozial- und Denk-Verhalten wie<br />

normale Menschen. Viele sind weniger entwickelt als normale Menschen. Ich versuche<br />

so wenig in ihre Belange <strong>ein</strong>zugreifen wie möglich, auch wenn ich schon <strong>ein</strong> paar<br />

Katastrophen abgewendet habe um sie vor dem Aussterben zu bewahren. Ich denke,<br />

die Te'Ain wären <strong>ein</strong>e gute Wahl. Sie haben die Neigung, Ereignisse zu Mythen werden<br />

zu lassen. Sie waren <strong>ein</strong>st <strong>ein</strong>e hochtechnisierte Kultur, fast so weit entwickelt wie die<br />

Argonen und andere, <strong>ein</strong> großer Krieg hat sie allerdings zurück in <strong>ein</strong> Leben mit der<br />

Natur gebracht." "Äh, könntest du mir das etwas genauer erklären? Ich m<strong>ein</strong>e, wie<br />

sieht es bei denen aus?" "OK. Sie haben drei Kontinente, <strong>ein</strong>er hat hauptsächlich<br />

tropisches Klima und ist so von Flüssen durchzogen, dass er hauptsächlich aus Inseln<br />

besteht. Der zweite Kontinent ist vom Klima her so wie Nordeuropa und der Dritte<br />

erinnert an d<strong>ein</strong> Heimatland." "Schweden." "Genau. Wann möchtest du aufbrechen?"


"Heute abend?" "OK, machen wir noch unsere Shopping-Tour zuende und dann gehen<br />

wir in die selbe Gasse wie vorhin." "Wollen wir dann noch mal in die Reise-Abteilung?"<br />

"Wieso das?" "Na, schon mal die Hochzeitsreise planen." "Oh, da habe ich schon etwas<br />

im Auge gehabt." "Was denn?" "Lass dich doch <strong>ein</strong>fach überraschen." "Na gut."<br />

Beide gingen weiter und Jarin offenbarte wieder <strong>ein</strong>e ihrer Schwächen: glitzernder<br />

Schmuck. Nicht, dass sie den teuersten oder gar seltensten Schmuck aussuchte, das<br />

meiste waren sogar recht <strong>ein</strong>fache Quarze oder chemische Kristalle aus der Silizium-<br />

Raffinierung zu Kristallen. Jarin suchte die Schmuckstücke nach ihrer Lichtbrechung,<br />

der Farbe und dem Muster aus. Ein künstliches Perlmutt-Armband mit <strong>ein</strong>gefassten<br />

blauen Quarzen, die <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Regenbogen warfen, war das, was sie heute<br />

interessierte. 100 Credits. Im Vergleich zu den anderen Stücken hier, war es <strong>ein</strong><br />

Schnäppchen. Jarin legte das simple Armband um und ging zu Thorsten:"Auf zur<br />

Gasse?" "Gerne doch."<br />

Thorsten und Jarin führten ihren Einkaufsbummel doch noch fort. Jarin kaufte sich<br />

<strong>ein</strong>e Argnu-Leder-Weste, die aus den Schlachtereien auf den Ranches gelieferte<br />

Argnu-Haut war äusserst geeignet dafür. Jarin kaufte Thorsten <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Kristall,<br />

den sie ihm hingehalten hatte:"Der würde dir verdammt gut stehen. Ich kauf ihn dir,<br />

OK?" "Das brauchst du nicht." "Ich möchte aber." Mit <strong>ein</strong>em verspielten Lächeln<br />

bezahlte sie den Kristall mit dem dünnen Lederband für den Hals als Kette und<br />

knüpfte sie ihm um den Hals:"Ich sagte doch, dass er dir stehen würde." "Danke,<br />

sieht wirklich gut aus."<br />

Jarin lächelte noch mal <strong>ein</strong> bisschen breiter und hakte sich dann bei Thorsten <strong>ein</strong>.<br />

Er genoss es, mit ihr durch die Gänge und Passagen des Towers zu gehen, als sei er<br />

<strong>ein</strong> Mensch wie jeder andere. Während Jarin ihren Kopf an s<strong>ein</strong>e Schulter lehnte,<br />

scannten tausende von s<strong>ein</strong>en Nano-Bots den Planeten der Te'Ain. Thorsten suchte<br />

<strong>ein</strong>en Platz wo sich alle drei Kontinente trafen...<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Landbrücke von etwa<br />

<strong>ein</strong>hundert Quadratkilometern hatte alle drei Kontinente ver<strong>ein</strong>t. Ein idealer Platz für<br />

diese Art der Konfrontation. Hinzu kam, dass es dort nur drei Stämme gab, danach<br />

hunderte Kilometer weit k<strong>ein</strong>e mehr. Ausserdem lag diese Landbrücke in <strong>ein</strong>em alten<br />

Meteoriten-Krater, wodurch sie von <strong>ein</strong>em kreisrunden Gebirgshang <strong>ein</strong>gezäunt war.<br />

Es blieb also so gut wie garantiert, dass dieser Besuch als lokaler Mythos verblieb und<br />

irgendwann für unglaubwürdig befunden wurde. Jarin lächelte und steckte ihre Hand<br />

in ihre Tasche, die der neuen Weste. Beide nahmen Kurs auf den Aufzug...doch dann<br />

kam etwas, was Thorsten zwar schon bei der Ankunft bemerkt hatte, aber gehofft<br />

hatte, nicht weiter beachten zu müssen: Ein Terrorist, Sektor 21. "Runter! Alle runter!<br />

Ihr sterbt jetzt im Namen des Sektors 21!" Er drückte den Knopf an der<br />

Kabelfernbedienung, die er durch s<strong>ein</strong>en Ärmel zu s<strong>ein</strong>er Sprengstoff-Weste geführt<br />

hatte. Schade nur, dass Thorsten die Zündladung unbrauchbar gemacht hatte. Das<br />

dämliche Gesicht des Terroristen, als s<strong>ein</strong>e Bombe nach wiederholtem betätigen des<br />

Knopfes nicht explodierte, war zu köstlich. Da es hier in den Sektoren so gut wie k<strong>ein</strong>e<br />

kybernetischen Implantate im Bandengebrauch gab, konnte Thorsten dieses mal leider<br />

nicht <strong>ein</strong>greifen, auch Jarin hielt er zurück:"Warte mal, was jetzt passiert..." Thorsten<br />

reizte <strong>ein</strong>en Nervenstrang des Terroristen, <strong>ein</strong>e sofortige Durchschaltung der Muskeln<br />

des Dünndarms bis hin zum Enddarm, mit gleichzeitiger Entspannung des Rektums<br />

resultierte in nur <strong>ein</strong>em Ereignis: Eine komplette Entleerung des Darminhalts in die<br />

Hose des Terroristen, mit <strong>ein</strong>em Druck das es fast sprühte, riss ihn von den Sohlen. In<br />

gewisser Weise hatte der Terrorist ja s<strong>ein</strong>e Explosion bekommen. Als die Wachmänner<br />

kamen, rümpften diese erst <strong>ein</strong>mal angewiedert die Nase und riefen den<br />

R<strong>ein</strong>igungsdienst, um sich dann Gummihandschuhe über zu ziehen und ihn zu dem<br />

Personentransporter des Typs Express auf dem Dach zu schleifen.<br />

Jarin prustete vor Lachen, seit der Terrorist mit gurgelnden Eingeweiden und<br />

dämlichen Gesichtsausdruck zusammengebrochen war. "Du hast sowas schon öfter<br />

gemacht?" "Nun ja...<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Nervenfeuer in den entsprechenden Organen kann<br />

man nicht nachweisen, bringt niemanden um und man kann mich nicht damit in


Verbindung bringen." "Ausserdem hat es <strong>ein</strong>en gewissen humoristischen Charakter."<br />

"Ja...das auch. Gehen wir weiter zu der Gasse? Dann kann ich dir den Planet der<br />

Te'Ain zeigen, ich habe auch schon den richtigen Ort gefunden." "Und? Was ist das für<br />

<strong>ein</strong> Ort?" "Es gibt dort so ziemlich jedes Klima, es liegt direkt an <strong>ein</strong>er Stelle, wo drei<br />

Meeresströmungen auf<strong>ein</strong>andertreffen. Ein Drittel ist tropisch, <strong>ein</strong>es mitteleuropäisch<br />

und das letzte ist skandinavisch." "Also <strong>ein</strong>mal Urlaubsparadies, <strong>ein</strong>mal gemäßigt und<br />

<strong>ein</strong>mal ganz wie zuhause." "Jepp. Nur ist es für mich <strong>ein</strong>mal Urlaubsparadies, <strong>ein</strong>mal<br />

wie zuhause und <strong>ein</strong>mal skandinavisch." "Ach ja, du hast ja nur zeitweise in Schweden<br />

gelebt." "Ach ja, ich muss dir noch die Sprachdatenbank in d<strong>ein</strong> Audio-Implantat<br />

laden." "Was für <strong>ein</strong> Audio-Implantat?" "Du hast <strong>ein</strong> sehr ausgeprägtes Netzwerk an<br />

implantaten in d<strong>ein</strong>em Körper unter anderem <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Membran-Schicht die sich<br />

von <strong>ein</strong>em Ohr zum anderen zieht. Es filtert bei Bedarf Störgeräusche heraus,<br />

verf<strong>ein</strong>ert d<strong>ein</strong> Gehör, schützt dich vor <strong>ein</strong>em Hörsturz oder <strong>ein</strong>em Trommelfellriss und<br />

ist ausserdem <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Hyperraum-Funkgerät mit unbegrnzter Reichweite." "Na<br />

toll...ich bin <strong>ein</strong> laufender Kommunikationssatelit der Spitzenklasse. Gibt es sonst<br />

noch etwas, was ich über die ganzen Implantate wissen sollte?" "Nun, da du <strong>ein</strong>en<br />

Materie-Erzeuger hast, bist du eigentlich auch <strong>ein</strong>e wandelnde Küche mit Warenhaus<br />

und du hast Energiegeneratoren in dir, die Leistungsfähig genug sind, <strong>ein</strong>e planetare<br />

Energieversorgung zu gewährleisten." Jarins Augen weiteten sich:"Ähh...Sonst noch<br />

etwas? Ich bin <strong>ein</strong> Super-Kraftwerk." "Nun ja, die kl<strong>ein</strong>en Optik-Implantate erlauben<br />

dir Thermal-Sicht, Nachtsicht, Schallsicht, also kannst du mit d<strong>ein</strong>en Augen wie <strong>ein</strong>e<br />

Fledermaus sehen, du hast <strong>ein</strong>e Radar-Sicht, mit der du durch Wände sehen kannst,<br />

kannst das komplette Lichtspektrum und elektromagnetische Felder sehen und hast<br />

ausserdem <strong>ein</strong>e integrierte Sonnenbrille." "Ich kann also auch Leuten bis auf die<br />

Unterwäsche sehen?" "Du kannst sogar sehen, wie der elektrische Impuls ihre<br />

Muskeln stimuliert. Ganz zu schweigen von ihren Knochen." "Und wie mach ich das<br />

ganze Zeug an?" "Denk an die entsprechende Modifikation und sie ist an." "Ich<br />

versuch mal die Radarsicht...üuuaärghs..." "Was denn?" "Hinter der Wand neben uns<br />

ist <strong>ein</strong> Bekleidungsgeschäft...und <strong>ein</strong> fetter Kerl probiert...üargs...Strapse an." "An<br />

soetwas gewöhnt man sich." "Du siehst diesen Kram die ganze Zeit?!" "Noch viel<br />

mehr: Alles in m<strong>ein</strong>em Sensorspektrum, das entspricht sechs Galaxien." "Die ganze<br />

Zeit?" "Ja. Vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, zweiundfünfzig<br />

Wochen im Jahr." "Auch jetzt?" "Ja, genau so nebensächlich, wie ich gerade die<br />

Schallwellen unserer Unterhaltung abändere, dass andere Denken, wir würden uns<br />

über die Konstruktion unseres Schiffes unterhalten." "Oh...sonst noch etwas, was du<br />

ganz nebensächlich tust?" "Forschung, verbesserung der Konstruktion m<strong>ein</strong>er<br />

nichtorganischen<br />

Komponenten und Überwachung des Datenverkehrs des Militärs...du<br />

glaubst nicht, wie viele Split-Piloten "zufällig" <strong>ein</strong>en Komplettausfall ihres Schiffes<br />

haben, wenn sie gerade <strong>ein</strong> argonisches Schiff angreifen wollen." "Da ist es ja gut,<br />

dass du nicht schläfst." "Du glaubst garnicht, wie sehr ich mich manchmal danach<br />

sehne." "Kann ich mal sehen, was du so siehst?" "Besser nicht...so viele Daten könnte<br />

d<strong>ein</strong> Gehirn nicht verarbeiten...du würdest schlicht und <strong>ein</strong>fach verrückt werden, weil<br />

<strong>ein</strong> großer Teil d<strong>ein</strong>er Synapsen <strong>ein</strong>fach durchbrennen würde." "Nhh...klingt nicht sehr<br />

angenehm." "Das ist wohl der Vorteil, wenn d<strong>ein</strong> Hirn auf subatomarer Ebene zu<br />

<strong>ein</strong>em Teil in <strong>ein</strong>en Super-Computer umgewandelt wurde und d<strong>ein</strong>e Seele in<br />

unzähligen von Maschinen steckt...das klingt so gesagt wie <strong>ein</strong> Horror-Film."<br />

"Naja...das Leben schreibt eben doch die besten Geschichten...glaubst du ich hätte<br />

gedacht, dass ich der erste weibliche Metusalem bin?" "Ach...genug darüber. Gehen<br />

wir in die Gasse und dann zu den Te'Ain." "Ich freu' mich schon."<br />

Thorsten führte Jarin in die Gasse, sechs Stunden waren seit ihrem letzten Aufenthalt<br />

hier vergangen...und entgegen kam ihnen der Latino mit <strong>ein</strong>em Arm in <strong>ein</strong>er<br />

Schlinge:"Ahhhh! Das Weib, das mir den Arm ausgekugelt hat!" Und schon war er<br />

schnellen Fusses wieder weg. Jarin zog <strong>ein</strong> belustigtes Lächeln und drehte sich zu


Thorsten:"Wollen wir?" "Wir wollen." Ein blauer Blitz und die Gasse war wieder leer.<br />

Sor'Shri hatte sich mit dem Weibchen namens Jien'Sanja angefreundet. Obwohl sie<br />

<strong>ein</strong>e aus der untersten Stufe s<strong>ein</strong>es Volkes war, hatte sie etwas an sich, dass ihn<br />

faszinierte...und im Angesicht der neuen Situation, gab es hier niemanden mehr, der<br />

mit Schande behaftet war. Frieden war nun <strong>ein</strong>e Stärke, k<strong>ein</strong>e Schwäche mehr.<br />

Irgendwie <strong>ein</strong> beruhigendes Gefühl. Sor'Shri hatte sich <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Haus direkt neben<br />

dem Weibchen gesucht. Er hätte jedes Haus haben können, es sich <strong>ein</strong>fach nehmen<br />

können, schliesslich war er <strong>ein</strong> Soldat gewesen, der regelmäßig Nahrung bekommen<br />

hatte und dementsprechend nicht unter den Mangelersch<strong>ein</strong>ungen wie die übrigen<br />

Shil'Crers hier litt. Doch er wollte sich nicht <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong> Haus nehmen, er wollte es<br />

friedlich beziehen. Woran er sich aber noch gewöhnen musste, war wie bunt hier alles<br />

war. S<strong>ein</strong>e Heimat war schwarz und das hier war <strong>ein</strong>e Tropenlandschaft. Jede Pflanze<br />

hier konnte s<strong>ein</strong> Körper nicht verwerten, genau so konnte nichts hier s<strong>ein</strong>e Nahrung<br />

verwerten, bis auf die anderen Shil'Crers natürlich. Er wendete sich an den Computer<br />

des Hauses, <strong>ein</strong> Luxus, den er zuhause nicht gehabt hatte:"Was kannst du mir für<br />

Nahrung anbieten?" "In m<strong>ein</strong>em Datenspeicher befinden sich alle Nahrungsmittel und<br />

Getränke, die auf den Schiffen der Shil'Crers vorfindbar waren." "Hast du auch Rhith?"<br />

"Leider waren alle Nahrungsmittel- und Getränke-Verpackungen lediglich nummeriert.<br />

Für <strong>ein</strong>e genaue Identifizierung benötige ich die Nummer oder zumindest<br />

verschiedene Merkmale der Substanz." Sor'Shri hatte die Nummern der Rations-<br />

Packungen nicht im Kopf. Und die schwarz hergestellten Rausch-Flüssigkeiten wie<br />

Tem, Sehk oder Len'Sra waren meist unbeschriftet in den Feld-Flaschen. Er musste<br />

sich an den Chemie-Kurs erinnern, der sich über Nahrungsmittel bis zu Sprengstoffen<br />

vorgearbeitet hatte. Vielleicht reichte aber auch schon <strong>ein</strong>e Farb- und Konsistenz-<br />

Angabe. "Also gut...Rhith ist <strong>ein</strong>e Scheibe Fleisch, umhüllt mit <strong>ein</strong>er gelben Paste, die<br />

beim erhitzen ins Fleisch zieht und die äussere Fleisch-Schicht erhärtet." "In m<strong>ein</strong>er<br />

Datenbank befinden sich zehn Nahrungsmittel auf die diese Beschriebung <strong>ein</strong>er<br />

tierische Bio-Massen-Einheit mit <strong>ein</strong>er Umhüllung, mit den beschriebenen<br />

Eigenschaften, zutrifft. Sie unterscheiden sich in Gewebestruktur des Fleisches und<br />

den Gewürz-Stoffen der Umhüllung." Dieser Computer hatte also die zwei<br />

verschiedenen Fleisch-Sorten, das des Triikh und das der Rhahar, und die jeweils fünf<br />

Geschmackssorten, gespeichert. Also, am liebsten mochte er Rhahar-Fleisch mit Tras-<br />

Würzung. "Ich möchte die festere Fleischsorte, mit <strong>ein</strong>er starken, vier Gewürze<br />

umfassenden, Würzung." "Diese Fakten schränken die Auswahl-Möglichkeiten auf zwei<br />

Gerichte <strong>ein</strong>." "Die gewünschte Speise ist dunkler in der Färbung, als das andere<br />

Gericht." "Bestätigt, konnten sie mir die komplette Bezeichnung des Gerichts nennen,<br />

damit ich es für zukünftige Nachfragen in die Datenbank <strong>ein</strong>speisen kann?" "Gut,<br />

wenn ich dann endlich m<strong>ein</strong> Essen kriege: Rhith vom Rhahar, mit Tras-Würzung."<br />

"Danke, wünschen sie, dass das Gericht bereits erhitzt repliziert wird?" "Wenn du das<br />

kannst, gerne." Auf <strong>ein</strong>er weißen, glatten Platte erschien das Rhith in <strong>ein</strong>em bläulichen<br />

Blitz. Es duftete köstlich. Er nahm die Platte in die rechte Klaue, hielt sie schräg an<br />

s<strong>ein</strong> Maul und liess das Fleisch zwischen s<strong>ein</strong>e Kiefer gleiten, wo er es zerkaute und<br />

runterschluckte. Es schmeckte, wie der Geruch es verhießen hatte. Nun noch etwas<br />

Süßes hinterher:"Computer, erzeuge noch das Gericht Tremk...bitte." "Ich benötige<br />

hierzu wieder Angaben über das Nahrungsmittel." "Nun...es ist <strong>ein</strong> braunes Gebäck<br />

mit weicher Struktur. Es sind fünf verschiedene Cremes in das Gebäck gespritzt." "Das<br />

Gericht wurde gefunden. Ich repliziere es." Das duftende Gebäck stand kurz darauf<br />

auf dem Tisch, den Sor'Shri sich schon herstellen lassen hatte. Auch dieses mal<br />

schmeckte es wie zuhause.<br />

Mit amüsiert hin und her pendelndem Schwanz setzte er sich auf das Kissen, welches<br />

er neben den Tisch gelegt hatte und lehnte sich gegen die Wand. Er hatte viel über die<br />

Spezies hier glernt, hauptsächlich ihre Stärken und Schwächen um sie vernichten zu<br />

können. Doch er wollte sie nun <strong>ein</strong>mal von ihrer alltäglichen, privaten Seite kennen<br />

lernen. "Was gibt es hier an Kommunikations<strong>ein</strong>richtungen?" "Die frequentierteste


Kommunikations<strong>ein</strong>richtung ist das Fernsehen." "Was ist das?" "Eine audio-visuelle<br />

Empfangsanlage mit interaktiven Sendern, aus denen man sich <strong>ein</strong> tägliches<br />

Programm zusammenstellen kann." "Wie viele Sender gibt es hier?" "Es gibt<br />

insgesamt drei. Einer ist <strong>ein</strong> Familiensender mit reichhaltigem Erziehungsfernsehen<br />

und Familien-Sendungen. Der zweite Sender ist <strong>ein</strong> Nachrichtensender, der<br />

Nachrichten aus den Heimatwelten der hiesigen Bewohner sendet, sowie die dieses<br />

Planeten. Der letzte Sender ist für Erwachsene und Teenager, er sendet Spielfilme und<br />

Serien mit Gewaltszenen und hat <strong>ein</strong> paar selbst hergestellte Serien, sowie alle<br />

Sendungen aus den Heimatsektoren, die in diese Kategorie passen." "Zeig mir bitte<br />

den "Familiensender". Ich möchte gerne <strong>ein</strong>mal sehen, wie hier die Kinder erzogen<br />

werden." "Ich öffne den Kanal." Vor Sor'Shris Augen erschien <strong>ein</strong> klar abgegrenztes<br />

Hologramm, das <strong>ein</strong> waagerechtes Rechteck formte. Es erschien <strong>ein</strong>es dieser Echsen-<br />

Wesen...<strong>ein</strong> Teladi. Die Echse hantierte mit Spielgeld und rechnete "Renditen" und<br />

Aktienkurse vor. "Hat dieser Sender noch <strong>ein</strong>en anderen Bereich...<strong>ein</strong>en von der<br />

Spezies, zu der auch das Naniten-Wesen gehört?" "Wenn sie den der Menschen<br />

m<strong>ein</strong>en, so wäre das dieser." Das Hologramm flimmerte kaum merklich und es<br />

erschien <strong>ein</strong> "Mensch". Er spielte mit <strong>ein</strong> paar Kindern und zeigte ihnen, dass sie nicht<br />

mit Messern hantieren sollten, weil sie sich sonst arg verletzen konnten. Dann holte er<br />

<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Flammenwerfer, er nannte ihn Feuerzeug, und sagte, dass das ebenfalls<br />

nichts für sie sei. Ansch<strong>ein</strong>end achteten die Wesen hier, dass ihre Nachkommen<br />

friedlich und unversehrt waren. Wo er her kam, holte man die Kinder nach kurzer Zeit<br />

von den Eltern und schickte sie in <strong>ein</strong> hartes Militärtraining, das etwa zwanzig Prozent<br />

nicht überlebten. Hier schienen Kinder recht sicher zu leben. Sie hatten Nahrung im<br />

Überfluss, ebenso viel Wasser, <strong>ein</strong> warmes Zuhause und ihre Eltern.<br />

Sor'Shri drehte sich auf dem Kissen um und sah aus dem Fenster: Dort spielten drei<br />

Kinder s<strong>ein</strong>es Volkes. Sie hatten zwar die üblichen Mangelerschienungen der friedlich<br />

lebenden Shil'Crers, aberr sie schienen satt zu s<strong>ein</strong>. In ihren Händen hielten sie kl<strong>ein</strong>e<br />

Geräte, an denen sie zwei kl<strong>ein</strong>e Hebel bedienten. Was war der Zweck dieser Geräte?<br />

Kurz darauf bekam Sor'Shri die Antwort: Drei kl<strong>ein</strong>e, schwebende Geräte, die wie<br />

Atmosphären-Gleiter aussahen zogen um die Ecke <strong>ein</strong>es Hauses und lieferten sich <strong>ein</strong><br />

Rennen...nach den Hebelbewegungen der kl<strong>ein</strong>en Geräte. "Computer, was sind das da<br />

draussen für Geräte?" "Das Spielzeug der Kinder?" "Ja." "Das sind ferngesteuerte<br />

Modell-Gleiter." "Was ist ihr Zweck." "Es ist Spielzeug zur Unterhaltung der Kinder."<br />

"Solche Geräte werden hier an Kinder ausghändigt?" "Die Gleiter haben <strong>ein</strong>e<br />

ausgefeilte KI, die Zusammenstöße mit Objekten und Lebewesen verhindert." "Also<br />

<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Spiel-Gerät?" "Korrekt." "Was für Geräte gibt es hier sonst noch an<br />

Spielzeug für Kinder?" "Es gibt etwa zwei Millionen verschiedene Spielzeuge." "Zwei<br />

Millionen?!" "Die Spielzeug-Industrie ist <strong>ein</strong>e der größten Industrien der Erde und der<br />

Sektoren." "Ich hätte nie vermutet, dass auch nur <strong>ein</strong> Volk so viel Mühe in den Spaß<br />

s<strong>ein</strong>er Kinder investiert." "Hier kennt man es nicht anders." "Mhmh. Lass den<br />

"Fernseher" weiter laufen."<br />

Lasmios hatte nach diesem Angriff nur <strong>ein</strong>en Wunsch: Urlaub in den Teladi-Sektoren.<br />

Er hatte den Computer sofort darum gebeten, als dieser das Haus wieder hergestellt<br />

hatte. Da Simaneas gerne in die Profit-Gem<strong>ein</strong>schaft wollte, <strong>ein</strong>igten sie sich darauf,<br />

<strong>ein</strong>e Woche dort und dann <strong>ein</strong>e Woche auf Ianamus Zura. Die Schlüpflinge nahmen<br />

ihre Kristall-Armbänder in die Mäuler und drückten ihre Kauknochen darauf. Diese<br />

Kristalle hatten ihnen das Leben gerettet und nun knabberten ihre Schlüpflinge darauf<br />

rum, als wären es ganz gewöhnliche St<strong>ein</strong>e...Schlüpflinge. Lasmios drehte sich zu<br />

Simaneas um:"Hasssssst du allesss gepackt?" "Ja, allessss wassss wir brauchhhhen,<br />

um zssswei Wochen Urlaub zu machhhen. Kleidung, Sssspielzeug für die Kl<strong>ein</strong>en und<br />

Creditsssss." Trotz ihres Aufenthalts hier, sprach Simaneas dieses Wort mit <strong>ein</strong>er fast<br />

sakralen Stimmlage aus. Credits. "Wollen wir unssss <strong>ein</strong> Ssschiffff kaufen, oder legen<br />

wir die Creditsss an?" "Ichhh weisss nochhhh nichhht so ganz, Lasssmiosss. Ein Adler<br />

hat sssschon etwassss be<strong>ein</strong>druckendesss. Aber hier kann man ssselbsst <strong>ein</strong>en M5


zssum unglaublich gepanzsserten Ssschiffffff umwandeln. Vielleicht ssssollten wir<br />

unssss <strong>ein</strong>en Luxsussss-Tukan kaufen. Als Privat-Yachhht sssozssusssagen." "Dassss<br />

klingt nichhhht sssschlechhht. Ein fliegendessss Luxsusss-Appartment im Weltraum<br />

issst sssicher etwassss tollesss." "Alssso <strong>ein</strong>en Luxsuss-Tukan?" "Ichhh bin damit<br />

<strong>ein</strong>verssstanden. Dann bleibt nur nochhhh die Frage, ob wir mit dem Ssschiffff zsum<br />

Raum-Hafen fliegen, oder ob wir unsss teleportieren lasssen." "Ichhh würde lieber mit<br />

dem Sssschiff fliegen und unsser Gepäck ssschon <strong>ein</strong>mal in die Fähre teleportieren<br />

lasssssen." "Klingt gut. Computer, kannsssst du dasss arrangieren?" "Die nötigen<br />

Buchungen wurden gemacht." "Wann kommt dassss Ssssschiffff?" "3...2...1" mit<br />

<strong>ein</strong>em leisen Rauschen senkte sich etwas in den Garten. Simaneas sah aus dem<br />

Fenster und ihre Augen weiteten sich:"Dasssss nenne ichhh sschnell." Jeder von ihnen<br />

nahm zwei Schlüpflinge an die Klauen und der Computer teleportierte das Gepäck<br />

weg. Die sechs Teladi gingen auf das Schiff zu, das Kraftfeld hinauf und ins Schiff. Das<br />

Einstiegsloch verschloss sich und das Kraftfeld erlosch, dann hob sich das Schiff mit<br />

atemberaubender Geschwindigkeit Richtung All. Nach <strong>ein</strong>er Minute Flug erreichte das<br />

computergesteuerte Schiff den gigantischen Raum-Hafen und dockte an der Säule<br />

zwischen den beiden Disks an. Eine Gangway wuchs förmlich an die organisch<br />

wirkende Hülle des Schiffes und verschmolz mit der Aussenhaut, dann öffnete sich das<br />

Ausstiegsloch des Schiffes wieder und die Sechs gingen an Bord des Raumhafens.<br />

Weder Lasmios noch Simaneas waren bisher hier gewesen, um so be<strong>ein</strong>druckter<br />

waren sie: Überall waren automatisierte Geschäfte und Imbisse, sowie <strong>ein</strong> paar<br />

Aussichtsplattformen, die <strong>ein</strong>en unglaublichen Ausblick auf die Sonne und den<br />

Gem<strong>ein</strong>schafts-Planeten ermöglichten. Simaneas drehte sich zu ihm, sorgfältig darauf<br />

bedacht, die kl<strong>ein</strong>en Schlüpflinge im Auge zu behalten, die zu jedem blinkenden Licht<br />

laufen wollten:"Weissssst du, wo wir hin müsssssen?" "K<strong>ein</strong>e Ahnung...warte, m<strong>ein</strong><br />

Armband blinkt." Lasmios sah auf das blinkende Display und der altbekannte Pfeil<br />

erschien:"Na und wie ssssoll ich jetzsst die Schlüpflinge festhalten?" Die Frage war<br />

eigentlich <strong>ein</strong> Selbstgespräch, doch das kl<strong>ein</strong>e armband blinkte erneut. Lasmios<br />

wusste nicht warum das kl<strong>ein</strong>e Gerät noch mal blinkte, er kratzte sich aus Gewohnheit<br />

am Kopf, der Pfeil blieb direkt vor ihm...praktisch. "OK, dann könnten wir. Tsh." Von<br />

dem Pfeil geführt, erreichten sie <strong>ein</strong>en Aufzug, der sich ohne jegliches Geräusch<br />

öffnete und sie <strong>ein</strong>liess. Das kl<strong>ein</strong>e Armband interagierte mit dem Display des<br />

Fahrstuhls und <strong>ein</strong>e 712 erschien. Dann lief <strong>ein</strong>e Zahl neben dieser Zahl von 125 an,<br />

bis zur 712. Der Fahrstuhl öffnete sich und sie sahen <strong>ein</strong>en völlig neuen Bereich,<br />

ähnlich der Abflughalle <strong>ein</strong>er Handelsstation.<br />

Der Pfeil erlosch und "Abflugdock 17" erschien vor s<strong>ein</strong>er Brust. Lasmios sah sich um,<br />

dann hörte er Simaneas hinter sich:"Da hinten isssst essss." "Oh, ja." Mit<br />

watschelndem Schritt erreichten sie die kurze Schlange aus Menschen, Teladi und<br />

Boronen. Der Grund hierfür schien <strong>ein</strong>fach: Was wollte <strong>ein</strong> bürgerlicher Split oder <strong>ein</strong><br />

Paranide aus den normalen Sektoren in <strong>ein</strong>em Teladi-Sektor. Das wäre <strong>ein</strong>e Schande<br />

gewesen, die nur Diplomaten oder Söldner <strong>ein</strong>gingen. Alle Leute hier hielten ihr<br />

Armband kurz vor <strong>ein</strong>en Sensor und der Computer verifizierte ihren Abflug und lud <strong>ein</strong><br />

Programm auf die Armbänder, dass sich mit <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Symbol unten links auf<br />

dem Display anzeigte. Lasmios hielt s<strong>ein</strong> Armband vor den Kristall, der als Sensor die<br />

entsprechenden Schritte durchführte. Simaneas tat das gleiche. Die kl<strong>ein</strong>en wurden<br />

von <strong>ein</strong>em anderen Sensor abgetastet, der unter dem anderen hervor kam. Wie<br />

Lasmios vor kurzer Zeit erfahren hatte, bekamen Kinder ihr Armband mit 5, wenn sie<br />

in der Lage waren, dem Pfeil zu folgen. Doch als der Sensor die kl<strong>ein</strong>en Kristalle um<br />

den Hals der Kinder erfasste, blinkten die Kristalle kurz auf und der Sensor<br />

verschwand wieder in der Wand. Lasmios war unschlüssig...Was hatte das zu<br />

bedeuten? Eine Computerstimme kam aus Richtung des Sensors:"Ihre Daten wurden<br />

erfasst, bitte gehen sie weiter zum Abflug-Bereich." "Tsshhh? Äh...OK."<br />

Der Abflugbereich war <strong>ein</strong>e Einbuchtung im Boden, in dem <strong>ein</strong> Schiff, wie es hier in<br />

Massen herumflog, schwebte, genau in der Höhe, dass das Einstiegsloch in gleicher


Höhe mit dem Boden abschloss. Boden und Einstiegsloch waren durch <strong>ein</strong>e Gangway<br />

aus fester Materie, wie die Hülle der Schiffe, verbunden. Als Lasmios das Schiff mit<br />

s<strong>ein</strong>er Familie betrat, konnte er <strong>ein</strong> zweites Einstiegsloch auf der anderen Seite<br />

erkennen, durch das <strong>ein</strong>e weitere Gruppe das Schiff betrat. Als das Schiff voll war,<br />

öffnete sich <strong>ein</strong>e Luke im Frontbereich, der vom Rest des Schiffes abgetrennt war,<br />

dahinter konnte man <strong>ein</strong> Cockpit erkennen, aus dem <strong>ein</strong> Argone heraus trat:"Herzlich<br />

willkommen an Bord der Sektor-Fähre 17. Ich bin der Flugbegleiter und in den<br />

Sektoren der Pilot. Es würde ja auch etwas seltsam aussehen, wenn <strong>ein</strong> TP ohne Pilot<br />

aber mit Passagieren durch die Sprungtore fliegen würde, oder?" Ein leichtes Kichern<br />

ging durch die Kabine und auch Lasmios' Rückenfinne richtete sich etwas auf.<br />

Der Pilot erklärte die Vorgänge der Reise:"Wir verlassen den Crystal-Spaceport in<br />

dieser Form, kurz vor Aktivierung des Sprungantriebs, wird sich das Schiff jedoch<br />

samt Innen<strong>ein</strong>richtung in <strong>ein</strong>en äusserlich normalen Argon Express verwandeln. Stellt<br />

euch nur <strong>ein</strong>mal vor, wir würden mit dem normalen Slider in den Sektoren<br />

auftauchen." Slider, das war also der Name dieser Schiffe. "Wir werden dann, wie<br />

schon auf dem Flugplan zu erkennen war, im Nordtor von Profitbrunnen ersch<strong>ein</strong>en<br />

und von dort zur Handelsstation fliegen, wo Quartiere gebucht sind, oder, je nach<br />

Buchung, Weiterflüge mit den normalen Shuttle-TP's. Gibt es noch irgendwelche<br />

Fragen?" Ein kl<strong>ein</strong>es argonisches Mädchen, zu erkennen an den blau gefärbten<br />

Haaren, etwa so groß wie Lasmios, hob den Arm und fuchtelte mit ihrer Hand. Der<br />

Pilot lächelte und deutete ihr mit <strong>ein</strong>em Nicken und <strong>ein</strong>em Fingerzeig, dass er ihre<br />

Frage beantworten wollte. Das Mädchen nahm den Finger runter und rutschte auf<br />

ihrem Sitz hin und her: "Wo ist denn das Klo?" Ein gerührtes Lachen ging durch den<br />

Slider, der Pilot lachte herzhaft:"Den Gang entlang nach hinten, der Computer zeigt<br />

dir den Weg mit Leuchtsignalen." Eine kl<strong>ein</strong>e, blaue Linie glimmte vom Sitzplatz des<br />

Mädchens nach hinten hin, aus Lasmios' Sichtfeld heraus, auf. Das Mädchen sprang<br />

auf und rannte mit zusammengekniffenen B<strong>ein</strong>en die Linie entlang. Der Pilot lächelte<br />

noch <strong>ein</strong>mal:"Wenn dann unsere kl<strong>ein</strong>e Dame von den Örtlichkeiten wieder kommt,<br />

werden wir starten. Guten Flug." Der Pilot drehte sich um und ging durch die Luke, die<br />

hinter ihm zu wuchs. Lasmios hatte zwei der Schlüpflinge auf dem Schoss...sie tippten<br />

mit ihren kl<strong>ein</strong>en Krallen auf s<strong>ein</strong>e leicht erblasste Stirnschuppe...es war etwas<br />

schmerzhaft, denn ihre Krallen härteten langsam komplett aus. Er weitete s<strong>ein</strong>e<br />

Nüstern und pustete s<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>en an, sie kicherten und liessen die empfindliche Stelle<br />

in Ruhe. Es war ja auch k<strong>ein</strong> Wunder, dass s<strong>ein</strong>e Stirnschuppe blass wurde:<br />

Der Haus-Computer hatte ihm mitgeteilt, dass ihre zweiten Namen geändert wurden,<br />

ihre Hauptnamen jedoch gleich geblieben waren. Sie hiessen jetzt mit Nachnamen<br />

Masolos. Eine kombinierte Form aus Masolaias II für Simaneas und Nokisolos III für<br />

ihn. Die kl<strong>ein</strong>en Schlüpflinge hatten ihre Vornamen ebenfalls behalten, trugen aber<br />

ebenfalls den Nachnamen Masolos. Er hatte doch etwas Angst, nach s<strong>ein</strong>em<br />

Aufenthalt in der Gem<strong>ein</strong>schaft in die sektoren zurückzukehren. Wenn nun irgend<br />

jemand ihn überfallen und das Armband klauen würde. Der Computer machte <strong>ein</strong>e<br />

Durchsage und an der Sitzfläche vor ihm erschien <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es, holographisches<br />

Display:"Wir werden in kürze transformieren. Es wird ihnen nun über die Displays vor<br />

ihnen <strong>ein</strong>e Auswahl von Standard-Armbändern der Sektoren gezeigt, aus denen sie<br />

sich <strong>ein</strong>es aussuchen müssen. Ihr Armband wird sich dann mit Hilfe des neuen<br />

Programmes äusserlich diesen Geräten anpassen. Sollte ihr Armband trotz der<br />

Tarnung entwendet werden, wird es sich mit all ihren Habseligkeiten zurück in ihre<br />

Tasche teleportieren und den Räuber für kurze Zeit paralysieren, sowie s<strong>ein</strong><br />

Kurzeitgedächtnis seit der Entwendung löschen. Wir wünschen ihnen <strong>ein</strong>en<br />

angenehmen Urlaub." Lasmios' Stirnschuppe bekam gleich <strong>ein</strong>e viel normalere Farbe,<br />

als ihm diese Sorge genommen worden war. Er tippte mit der rechten Klaue <strong>ein</strong> paar<br />

mal auf das Display und suchte das alte Armband aus, das er früher getragen hatte,<br />

bevor er nach Königstal gekommen war: Eine standard Zura-Watch. Ein Holo-<br />

Kommunikator und <strong>ein</strong>e Uhr waren Teil des bis zu 2000 M Wassertiefe wasserdichten


Armbandes. S<strong>ein</strong> Armband leuchtete kurz auf und verformte sich, dann war es<br />

identisch mit s<strong>ein</strong>em alten Armband. Simaneas hatte ihre Uhr auch ausgesucht, dann<br />

leuchtete das Schiff kurz auf und man glaubte, in <strong>ein</strong>em Express zu sitzen. Ein heller<br />

Blitz, gefolgt von <strong>ein</strong>em Warp-Tunnel, erhellte Lasmios Sicht und er blinzelte kurz.<br />

Das Schiff verliess den Ereignishorizont des Sprungtores und nahm Kurs auf die<br />

Handelsstation. Über den Bordfunk hörte man <strong>ein</strong>en Funkspruch...Lasmios kannte die<br />

Stimme, er hatte sie auf s<strong>ein</strong>en Reisen oft gehört: Die Stimme der<br />

Kommunikationsoffizierin des örtliche Phoenix:"Fremdesss Sssschiff, identi...oh,<br />

Verzsseihung. Herzslichhhh willkommen im Sektor Profitbrunnen Indusssstria-Argo-<br />

Line-Ssshuttle sssiebzssehn. Entssschuldigung nochhh <strong>ein</strong>mal, m<strong>ein</strong> Monitor hat<br />

geflimmert." Der Pilot sprach, nach Beantwortung des Funkspruchs, mit den<br />

Passagieren:"Tja, manchmal flimmern die Monitore. Unsere gefälschten Eintragungen<br />

wurden schon beim Abflug in die Rechner aller Sektor-Kontrollen und Spionage-<br />

Sateliten geschleust. Willkommen in Profitbrunnen." Der "TP" dockte normal an die<br />

Station an und alle Passagiere stiegen aus. Lasmios und Simaneas gingen mit ihren<br />

Schlüpflingen zu ihrem Quartier, wo ihr Gepäck schon auf sie wartete, nachdem die<br />

Stations-Gepäck-Transportsysteme sie dorthin geschafft hatten. Lasmios setzte sich<br />

auf den harten Stuhl und atmete erleichtert aus. Das sollte <strong>ein</strong> entspannender Urlaub<br />

werden. Die Schlüpflinge kletterten auf s<strong>ein</strong>en Schoss und er begann mit ihnen zu<br />

spielen.<br />

Jarin öffnete die Augen, trotzdem sie den Blitz mitlerweile kannte, schloss sie die<br />

Augen immernoch reflexartig, wie als kl<strong>ein</strong>es Mädchen, wenn sie vom Blitzlicht <strong>ein</strong>er<br />

Kamera geblendet wurde, obwohl sie k<strong>ein</strong>e verkniffenen Augen haben wollte. Um der<br />

Wahrheit die Ehre zu geben, sie hatte noch nie gesehen, wie es innerhalb des Blitzes<br />

aussah. Manchmal dachte sie noch an den Schrecken, als Thorsten sie mit<br />

Lichtgeschwindigkeit hinter sich hergezogen hatte. Jarin sah sich also um: Die<br />

Pflanzen, soweit man diese Gebilde, trotz der Ähnlichkeit mit Pflanzen, zu dieser<br />

Gruppe zählen konnte, waren grün wie auf der Erde, nur hatten sie <strong>ein</strong>en silbernen<br />

Glanz. Kl<strong>ein</strong>e behaarte, vierb<strong>ein</strong>ige, weiße Tiere flogen mit türkisen Flügeln durch die<br />

Luft. Der Boden war von <strong>ein</strong>em grünen Gras bedeckt, das den selben Silberglanz wie<br />

die Pflanzen hatte. Am Boden wuselten ähnliche Tiere durch das Gras, wie die<br />

fliegenden Wesen, allerdings etwas länglicher und ohne Flügel. Die Tiere sahen aus<br />

wie Kuscheltiere. Tatsächlich hatten sie große Ähnlichkeit mit Hamstern oder<br />

Wühlmäusen. Jarin hörte etwas im Busch rascheln, dann sprang <strong>ein</strong>e große,<br />

sechsb<strong>ein</strong>ige, ansch<strong>ein</strong>end gefederte, Kreatur heraus, die sich mit ihrem Maul zu den<br />

beiden drehte. Es war <strong>ein</strong>e hässliche Kreatur: unglaublich viele scharfe Zähne, drei<br />

Augen mit Schlitz-Pupillen, <strong>ein</strong>e Membran wo bei Wölfen die Nase lag und <strong>ein</strong> breites<br />

Maul. Die Kreatur fauchte beide an. Egal, welches Wesen Jarin da auch vor sich sah,<br />

das Funkeln in den Augen kannte sie: Hunger.<br />

Die Kreatur sprang auf Thorsten und sie zu. Thorsten sah auf das Wesen und es<br />

stoppte in der Luft. Die Kreatur war zuerst nur irritiert, dann zappelte es um irgendwie<br />

auf den Boden zurück zu kommen. Jarin sah sich das Monster mit <strong>ein</strong>er angeekelten<br />

Faszination an:"Was ist das?" "Die Te'Ain nennen es Ripka. Es ist <strong>ein</strong>e genetisch<br />

manipulierte Kreatur, die in ihrem Krieg als Anit-Infanterie-Waffe <strong>ein</strong>gesetzt wurde.<br />

Die Manipulation bezieht sich aber lediglich auf die Sinne und die Größe des Tieres. In<br />

anderen Gebieten gibt es diese Kreatur auch, allerdings mit nur fünf Zentimeter<br />

Schulterhöhe. Aber alles in allem, bleibt das hier auch nur <strong>ein</strong> Tier." Thorsten ging auf<br />

die Kreatur zu, sie fauchte und schnappte nach ihm, bis er ihr direkt in die Augen sah.<br />

Es zog den Kopf an dem, wie Jarin jetzt erkannte, zweigelenkigem Hals nach hinten.<br />

Eindeutig Angst. Thorsten begann mit dem Wesen zu sprechen:"Du willst uns doch<br />

nichts tun, du hast Hunger, den kann ich stillen." Ein kl<strong>ein</strong>er Blitz von dem Materie-<br />

Erzeuger erhellte Thorstens rechte Hand. Nun hielt er <strong>ein</strong> weißes Objekt in der Hand,<br />

dass leicht tropfte. Fleisch? Es war ansch<strong>ein</strong>end <strong>ein</strong>e Art Muskelgewebe. Die Kreatur<br />

schnupperte mit der Membran an s<strong>ein</strong>er Schnauze, die ansch<strong>ein</strong>end luftdurchlässig


war, und war sofort angetan. Allerdings zuckte es sofort zurück, als es sich an s<strong>ein</strong>e<br />

Angst zu erinnern schien. Thorsten redete weiter:"Komm schon, nimm es schon." Er<br />

liess das Wesen nach unten gleiten und legte ihr das Stück Fleisch hin. Es sah ihn an,<br />

dann das Fleisch, dann wieder ihn und dann biss es herzhaft in das Fleisch. Thorsten<br />

lächelte und streichelte dem Tier über den Rücken, es liess <strong>ein</strong> Glucksen von sich,<br />

dass irgendwie glücklich wirkte. Jarin war perplex:"Wie...hast du das gemacht?" "K<strong>ein</strong><br />

Tier ist böse. Man muss sich nur s<strong>ein</strong>en Respekt und s<strong>ein</strong> Vertrauen verdienen. Und<br />

meistens ist es mit Vertrauen das selbe wie mit der Liebe: Es geht durch den Magen."<br />

"Also wenn du ihn fütterst, wird er d<strong>ein</strong> Freund?" "So in etwa, es gehört nur etwas<br />

mehr dazu als das Fleisch. Vertrauen ist entscheidend. Wollen wir weiter?" "Welche<br />

Richtung?" "Gerade aus." Jarin hörte <strong>ein</strong>e Stimme, fremd und seltsam. Die Sprache<br />

war k<strong>ein</strong>e, die sie kannte...und doch verstand sie jedes Wort:"Halt! Kameraden, ich<br />

brauche eure Hilfe, hier sind seltsame Kreaturen." Jarin sah in die Richtung, aus der<br />

sie die Stimme gehört hatte. Die Kreatur, die sie sah, war ihr noch nie unter die Augen<br />

gekommen...k<strong>ein</strong> Wunder, schliesslich war sie noch nie hier gewesen. Das Wesen<br />

hatte <strong>ein</strong>e Art zweisehnigen Bogen mit <strong>ein</strong>em Kristall in <strong>ein</strong>em Leder<strong>ein</strong>band in der<br />

Mitte. Die Kreatur selbst hatte kräftige B<strong>ein</strong>e, deren Oberschenkel nach vorne<br />

ausgestreckt waren, die Waden waren dann nach hinten angewinkelt, dass folgende<br />

B<strong>ein</strong>glied war so etwas wie <strong>ein</strong>e zusatzliche Wade, die wieder nach vorne ragte,<br />

gefolgt von <strong>ein</strong>em dreizehigen Fuss mit Huden an den Spitzen. Die Arme waren dünn<br />

und wirkten doch kräftig; sie ähnelten menschlichen Armen, nur dass die Finger k<strong>ein</strong>e<br />

Nägel hatten und es auch nur vier Finger an der Zahl waren. Der Torso war<br />

schmächtig, der Hals dünn aber kräftig und der Kopf spitz zulaufend, mit <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en<br />

Beule nach hinten. Ein langes Maul mit <strong>ein</strong>er lama-artigen Nase, zwei große, klare,<br />

blaue Augen, kl<strong>ein</strong>e, muschel-lose Ohrlöcher und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Pelz vom Kinn bis<br />

hinunter zum Halsansatz, wobei er am Kinn lang war und zum Halsanatz hin kürzer<br />

wurde, dominierten das Gesicht. Die besch-weiße Hautfarbe wurde von <strong>ein</strong>em<br />

kunstvollen, blass-violettem Tattoo durchzogen und sonst nur von dem hellbraunen<br />

Pelz vom Kinn zum Hals hinunter unterbrochen. Die Kleidung war <strong>ein</strong> Lenden-Shorts<br />

aus Leder, <strong>ein</strong>e Feder- und St<strong>ein</strong>-Kette am rechten Handgelenk und <strong>ein</strong>e am Hals,<br />

sowie <strong>ein</strong> Pfeil-Köcher aus Leder, mit Federn am Rand. Seltsam, Bögen auf <strong>ein</strong>em<br />

anderen Planeten...dann holte das Wesen <strong>ein</strong>en "Pfeil" aus dem Köcher: Es war<br />

eigentlich nur <strong>ein</strong>e große, rautenförmige Klinge, mit dem selben, lilanen Edelst<strong>ein</strong>, wie<br />

in der Mitte des Bogens. Das Wesen, anhand der Stimme schätzte Jarin es als<br />

männlich <strong>ein</strong>, legte die Klinge an die hintere Sehne des Bogens, spannte die zweite<br />

hinter die Klinge und hielt das Projektil.<br />

S<strong>ein</strong>e Kameraden trafen <strong>ein</strong>, man konnte sie anhand leichter Variationen der Pelz- und<br />

Augen-Farbe, sowie der Tattoos und ihrem Schmuck unterscheiden. "Was ist Te'e, was<br />

hast du...beim Morgengrauen...was ist das?" "Ich weiss es nicht, sie waren hier, als<br />

ich ankam. Ich musste gerade vor <strong>ein</strong>em Ripka mit <strong>ein</strong>em großen Stück Fleisch<br />

flüchten, da bin ich auf diese Kreaturen gestoßen." Ein drittes Wesen von den fünf<br />

begann zu sprechen:"M<strong>ein</strong>st du, sie sind <strong>ein</strong>e Bedrohung...oder sind sie intelligent."<br />

Jarin hatte es satt, das man von ihr sprach, als wäre sie <strong>ein</strong> nicht anwesendes<br />

Tier:"Hey! Jetzt mal nicht beleidigend werden." So plötzlich angeblufft, erschrak der<br />

erste der Gruppe und liess das gespannte Projektil los. Als sich die lilanen Kristalle<br />

berührten, rotierte die Klinge mit enormer Geschwindigkeit. Die Klinge flog auf<br />

Thorsten zu. Er packte die Klinge fünf Zentimeter vor s<strong>ein</strong>er Brust mit Daumen und<br />

Zeigefinger, dann liess er die Klinge auf den Boden fallen.<br />

Die fünf Jäger erschraken und spannten ihre Bögen, dann begann der erste wieder zu<br />

sprechen:"Ha...ha...halt! K<strong>ein</strong>e Bewegung! Du magst vielleicht <strong>ein</strong>e Klinge fangen<br />

können, aber fünf wirst du sicher nicht fangen." Jarin wollte ihn gerade zurechtweisen,<br />

ob er überhaupt wüsste mit wem er redete...sie krempelte bereits ihre Ärmel hoch<br />

und tat <strong>ein</strong>en Schritt nach vorne. Doch Thorsten hielt den Arm vor sie und begann zu<br />

sprechen:"Ich denke, es gibt k<strong>ein</strong>en Grund, <strong>ein</strong>en Kampf zu beginnen. Ich habe euch


nicht angegriffen und ich weiss, das du mich auch nicht absichtlich beschossen hast."<br />

Die Kreatur zögerte, dann begann sie zu sprechen:"Wer oder was seid ihr?" "Ich bin<br />

Thorsten Kemmrich und das ist m<strong>ein</strong>e Gefährtin Jarin Ilanasi. Wir sind Reisende...von<br />

weit her." "Nun...da ihr mir eure Namen gesagt hast, sage ich dir m<strong>ein</strong>en: Ich bin<br />

Te'e, <strong>ein</strong> Jäger des Tolna-Stamms. Das sind m<strong>ein</strong>e Kameraden." "Es freut mich.<br />

Könntet ihr mir euer Dorf zeigen, m<strong>ein</strong>e Gefährtin und ich möchten gerne alles<br />

mögliche auf unseren Reisen lernen." "Warum sollte ich das tun? Fremde ins Dorf zu<br />

bringen ist nicht immer klug." "Niemand hat gesagt, du solltest etwas tun, ich habe<br />

dich lediglich gefragt ob du uns hin bringen würdest. Wir wandern durch die Wälder,<br />

früher oder später werden wir schon auf <strong>ein</strong> Dorf treffen." Einer der Te'Ain beugte sich<br />

zu Te'e hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Jarin wollte es hören...und das<br />

Implantat von Thorsten ermöglichte es ihr:"Te'e, was ist, wenn sie doch gefährlich<br />

sind und <strong>ein</strong> anderes Dorf erreichen? Das wäre <strong>ein</strong>e Katastrophe! Was m<strong>ein</strong>st du,<br />

sollten die Ältesten unseres Dorfes darüber entscheiden?" "Du hast recht. Ausserdem<br />

haben wir im Dorf noch die Lichtstäbe." Te'e richtete sich wieder an Thorsten und<br />

Jarin:"Gut, ich werde euch ins Dorf bringen, folgt mir." Te'e ging voran, Jarin und<br />

Thorsten hinterher. Sie konnte regelrecht spüren, wie die restlichen vier Te'Ain hinter<br />

ihnen nur daran dachten, wie sie möglichst schnell ihre Bögen greifen konnten, wenn<br />

sie oder Thorsten aggressiv werden sollten.<br />

Nach <strong>ein</strong>er Weile begann sich das Gestrüpp zu lichten und sie kamen an <strong>ein</strong>en weißen<br />

Sand-Strand, der von zahlreichen Inseln gespickt, und nur nach zwanzig Metern<br />

wieder mit <strong>ein</strong>em Landstrich verbunden war. Überall standen kl<strong>ein</strong>e Hütten aus Metall,<br />

Schilf, Holz und Blättern. Überall liefen kl<strong>ein</strong>e Kinder rum...zumindest waren es<br />

kl<strong>ein</strong>ere Versionen der Te'Ain mit dem typischen Kindchen-Schema, also größerer<br />

Kopf, kürzere Gliedmaßen und <strong>ein</strong> zierliches Gesicht. Die Mütter, zu erkennen an<br />

schmäleren Schultern und <strong>ein</strong>em zarteren Gesicht, rannten mit ausufernden,<br />

eleganten Schritten zu ihren Kindern und umarmten sie. Das war das erste mal, das<br />

Jarin sich wie <strong>ein</strong> Monster fühlte.<br />

Sie erreichten <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en runden Platz mit Holz-Bänken um <strong>ein</strong>e Feuerstelle. Die<br />

Bänke öffneten sich zu <strong>ein</strong>er Hütte, in der Te'e verschwand und kurz darauf mit vier<br />

Wesen s<strong>ein</strong>er Art, mit weißem Pelz und <strong>ein</strong>igen Falten, wieder hinaus kam. Die vier<br />

Te'Ain hatten längeren Kinn-Pelz und sahen sich Thorsten und Jarin an, <strong>ein</strong>er von<br />

ihnen begann zu sprechen:"Also, Te'e...das sind also die Geschöpfe, die du im Wald<br />

gefunden hast. Du sagst, er hat <strong>ein</strong>e Flug-Klinge aus der Luft gefangen?" "Ja,<br />

Ehrwürdiger." "Seltsam, er sieht gar nicht so kräftig aus. Sag mir fremdes Wesen:<br />

Hegst du irgendwelche Kampf-Gedanken?" Der "Ehrwürdige" sah Thorsten in die<br />

Augen, Thorsten antwortete:"N<strong>ein</strong>, ich bin lediglich <strong>ein</strong> Reisender, auf der Suche nach<br />

neuen Erfahrungen." "Nun, du bist der erste d<strong>ein</strong>er Art, dem ich in die Augen sehe,<br />

doch ich sehe k<strong>ein</strong>erlei Lüge in d<strong>ein</strong>er Antwort. Was m<strong>ein</strong>t ihr, m<strong>ein</strong>e Freunde, traut<br />

ihr m<strong>ein</strong>em Urteil." Die restlichen Wesen nickten. "So denn, Te'Ain des Tolna-Stamms,<br />

so mögen diese Fremden unsere Gäste s<strong>ein</strong>, wenn sie es wollen." Dieses mal konnte<br />

Jarin vor Thorsten sprechen:"Wir freuen uns über die Einladung und nehmen sie gerne<br />

an." Das alte Wesen lächelte:"Nun denn, herzlich willkommen. M<strong>ein</strong>e Enkelin Deija<br />

wird euch das Dorf zeigen: Deija." Ein kl<strong>ein</strong>es Te'Ain-Mädchen kam angerannt:"Was ist<br />

denn Großvater...oh...was ist das?" Er lächelte, wie nur <strong>ein</strong> Großvater lächeln<br />

konnte:"M<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>e, wirst du wohl höflich s<strong>ein</strong>. Das sind unsere Gäste, reisende von<br />

weit her." "Die sehen aber komisch aus." "Deiijaaaa...so spricht man nicht von Gästen.<br />

Ich akzeptiere ja schon wiederwillig d<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>en Ausflüge...auch wenn ich nicht<br />

weiss, wo du hin gehst. Da kann ich doch wenigstens gute Manieren erwarten, oder?"<br />

"Ja Großvater...Verzeiht mir." Das kl<strong>ein</strong>e Wesen knickte ihre B<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>, so dass sie<br />

hockte, und neigte ihren Kopf. Jarin lächelte:"Schon gut." Das kl<strong>ein</strong>e Mädchen sprang<br />

auf und kam wieder auf dem Boden auf:"Jeeiii, dann zeige ich euch jetzt das Dorf."<br />

Als Jarin und Thorsten <strong>ein</strong> paar Meter von den Ehrwürdigen der Te'Ain entfernt waren,<br />

wendete sich <strong>ein</strong>er der Älteren an den Großvater der kl<strong>ein</strong>en Deija:"Selao, m<strong>ein</strong>st du


wirklich, dass sie ungefährlich sind?" "Nun, ich "weiss" nur <strong>ein</strong>s, nämlich, dass dieses<br />

Wesen <strong>ein</strong>e Flug-Klinge fangen konnte und auch in Gegenwart von fünf Jägern und<br />

den Wachen, alle mit Klingen-Werfern, k<strong>ein</strong>erlei Angst zu haben schien. Aber sicher<br />

bin ich mir in <strong>ein</strong>em anderen Punkt: Da war k<strong>ein</strong>erlei Bedürfnis jemanden zu verletzen<br />

in diesem Wesen." "Irgendwie, vermute ich, dass das nicht nur Reisende sind. Möge<br />

der Silberstern uns beistehen."<br />

Die kl<strong>ein</strong>e Deija hüpfte vor Jarin und Thorsten, dann blieb sie an <strong>ein</strong>em riesigen Feld<br />

mit seltsamen Pflanzen, die gelbliche Beeren trugen, stehen:"Das sind unsere Malka-<br />

Beeren. Sie sind aber noch nicht reif. Wenn sie fertig gereift sind, verkaufen wir <strong>ein</strong>en<br />

großen Teil davon. Sie sind sehr lecker und darum sehr beliebt. Jetzt zeig' ich euch<br />

unsere Lagune." Unvermittelt hoppelte das kl<strong>ein</strong>e Mädchen los, zu <strong>ein</strong>er herrlichen,<br />

tropischen Lagune. Jarin hätte gerne gewusst, wie groß die Lagune war...da bildeten<br />

sich drei Linien in ihrem Sichtfeld, wie bei <strong>ein</strong>em HUD. Die Linien zogen sich auf, und<br />

setzten sich jeweils an Länge, Breite, und Tiefe der Lagune, dann erschienen Zahlen<br />

daran, die im Metermaß angaben, welche Ausmaße die Lagune hatte. Jarin blinzelte<br />

und glaubte zu haluzinieren, doch Thorsten hielt ihr an die Schulter und lächelte<br />

wissend...<strong>ein</strong> Implantat. Die Linien verschwanden sofort wieder. Das kl<strong>ein</strong>e Wesen vor<br />

ihnen begann sofort wieder zu sprechen:"Das ist unsere Dorf-Lagune. Hier waschen<br />

wir unsere Kleidung und uns. Ausserdem kann man hier prima spielen. Jetzt gehen wir<br />

zum Hort der Spiele." Bevor Jarin auch nur <strong>ein</strong>e Frage über diesen Hort stellen konnte,<br />

sprang das Mädchen mit den selben eleganten Schritten, wie schon die Mütter der<br />

anderen Kinder es zuvor getan hatten, nach links hinweg und lief. Jarin und Thorsten<br />

konnten, da sie doppelt so groß wie die Kl<strong>ein</strong>e waren, leicht mithalten.<br />

Sie erreichten <strong>ein</strong>e Arena aus Holz, mit Stoffplanen und Metall-Teilen, aus der man das<br />

Zusammenschlagen von Holz oder Kunsstoff hören konnte. Die kl<strong>ein</strong>e Deija rannte in<br />

das Gebäude und mitten in die Arena, zu zwei kämpfenden Te'Ain, beide waren sehr<br />

viel muskelbepackter als die anderen, die Jarin bisher gesehen hatte,sie hörten auf,<br />

als Deija sich ihnen näherte. "Hallo Deija, was machst du denn hier...oh...sind das<br />

unsere "Gäste"?" "Ja..." die Kl<strong>ein</strong>e drehte sich zu Jarin:"...das ist Temmk, der stärkste<br />

Duellant, den es gibt." "Deija, du schmeichelst mir...ich bin vielleicht der Beste im<br />

Dorf, aber sicherlich nicht der Beste überhaupt. Und eure Namen sind...?" "Ich bin<br />

Jarin." "Und ich bin Thorsten." Der Duellant wendete sich an Thorsten:"Nun...du siehst<br />

mir etwas kräftiger aus, als d<strong>ein</strong>e Begleiterin...wie wäre es mit <strong>ein</strong>em Probe-Kampf."<br />

Thorsten lächelte:"Ich glaube nicht, dass das so <strong>ein</strong>e gute Idee ist..." "Was? Angst<br />

s<strong>ein</strong>en Mann zu stehen? Oder glaubst du nicht, dass du <strong>ein</strong>e Chance gegen mich<br />

hättest?" "Nun, wenn du so sehr darauf drängst." Der muskulöse Te'Ain lachte<br />

tief:"Hah ha. Also gut, hier ist d<strong>ein</strong> Stab." Der Duellant warf Thorsten <strong>ein</strong>en Holz-Stab<br />

mit <strong>ein</strong>em Leder-Geflecht als Hülle zu, dann nahm er <strong>ein</strong>e Kampfpose <strong>ein</strong>, bei der er<br />

das linke B<strong>ein</strong> nach hinten zog und <strong>ein</strong>knickte, wohingegen er das vordere nach vorne<br />

streckte. Den Stab hielt er quer vor sich:"Los komm, du darfst anfangen." "Nicht<br />

doch, ich bin der Gast. <strong>Fan</strong>g du doch bitte an." "Willst du nicht mal <strong>ein</strong>e Kampfpose<br />

<strong>ein</strong>nehmen?" "Ich bin bereit." Der Duellant sprang auf Thorsten zu, dieser wich locker<br />

aus und sprang in <strong>ein</strong>em Salto hinter den Te'Ain. "Oh...du bist sehr flink. Und springen<br />

kannst du auch." "Ich kann noch vieles mehr." "Dann wollen wir mal sehen, wie du<br />

dich beim Kampf anstellst."<br />

Der Te'Ain holte mit dem Stock aus und schlug von oben auf Thorsten nieder. Thorsten<br />

führte s<strong>ein</strong>en Stock mit <strong>ein</strong>er Hand nach oben und blockte mühelos ab. Noch <strong>ein</strong><br />

Schlag-geblockt. Noch <strong>ein</strong>er-geblockt. Thorsten bewegte den Stock mit maschineller<br />

Präzision und mit nur <strong>ein</strong>er Hand. Schon halb ausser Atem keuchte der Te'ain während<br />

<strong>ein</strong>er Angriffspause:"Ich...huff...habe noch nie so <strong>ein</strong>e Abwehr gesehen." "Wollen wir<br />

aufhören? Du siehst erschöpft aus." "Du...du atmest ja immer noch ganz<br />

gelassen...wie machst du das? Zu was für <strong>ein</strong>er Art gehörst du?" "Nun, ich schlage <strong>ein</strong><br />

bisschen aus der Reihe m<strong>ein</strong>er Art." "Los, greif schon an, du bist an der Reihe. Pfu..."<br />

Thorsten holte mit dem Stab aus und schlug in Richtung des Duellanten. Der Te'Ain


konnte nur gerade so in die Hocke ausweichen. Thorsten drehte sich in <strong>ein</strong>er Piourette<br />

und schlug mit der anderen Seite des Stabes in Richtung des Te'Ain. Er hätte ihn<br />

getroffen, doch er stoppte den Stab fünf Zentimeter vor der Wange des Duellanten.<br />

Der Te'Ain erschrak und kippte nach hinten um:"Du..du hast gesiegt. Ich habe noch<br />

nie jemanden oder etwas so kämpfen sehen." Thorsten reichte dem Te'Ain die<br />

Hand:"Komm', ich helfe dir hoch." Thorsten zog Temmk auf die Hufe. "Danke. Du<br />

solltest an dem Turnier in zwölf Tagen teilnehmen. Wenn du für unser Dorf kämpfst,<br />

können wir garnicht verlieren." "Kriegt ihr dann <strong>ein</strong>en Preis?" "Ja, die anderen beiden<br />

Stämme richten dem Gewinner zu ehren <strong>ein</strong> Fest aus, dass alle drei Stämme<br />

zelebrieren." "Klingt gut, doch ich würde es unfair finden, wenn ich für <strong>ein</strong> spezielles<br />

Dorf antreten würde. Wie wäre es, wenn ich gegen alle drei Kämpfer der Stämme<br />

gleichzeitig antreten würde?" "Mmmhhh...das wäre fair, aber wenn wir alle verlieren,<br />

müssen wir alle <strong>ein</strong> Fest organisieren." "Oder, wenn ich gewinne, werde ich das Fest<br />

ausrichten." "Aber dann hast du doch nichts von d<strong>ein</strong>em Sieg." "Doch. Ich kann <strong>ein</strong><br />

Fest ausrichten." "Naja, ich verstehe d<strong>ein</strong> Denken zwar nicht ganz, aber in m<strong>ein</strong>en<br />

Ohren klingt es gut." "Also abgemacht: Falls ich gewinnen sollte, werde ich das Fest<br />

für alle ausrichten. Aber sag es bitte noch nicht weiter, ich möchte, dass es <strong>ein</strong>e<br />

Überaschung wird." "Gut, so sei es. Ich werde nun weiter trainieren. Ich glaube nicht,<br />

dass du noch viel Training brauchst, aber natürlich kannst du gerne daran<br />

teilnehmen." Deija zog an s<strong>ein</strong>em Lenden-Shorts:"Das geht doch garnicht, ich muss<br />

ihnen doch das Dorf zeigen." "Oh, na wenn eure kl<strong>ein</strong>e Führerin hier andere Pläne hat,<br />

dann geht das natürlich nicht. Auf <strong>ein</strong> Wiedersehen also." Als sie die Arena verlassen<br />

hatten, drehte sich die kl<strong>ein</strong>a Deija sofort zu Thorsten um:"Wow! Wie hast du das<br />

gemacht? Temmk ist der Stärkste im Dorf. Er ist der beste Kämpfer und du...klack,<br />

benk, tock, hast ihn ganz <strong>ein</strong>fach umgehauen." Thorsten lächelte:"Nun sagen wir mal,<br />

m<strong>ein</strong>e Freundin und ich sind was Besonderes." "Wow...jetzt geh ich mit euch zur<br />

Schule. Da ist auch <strong>ein</strong> Spielplatz, da lernt ihr m<strong>ein</strong>e Freunde kennen."...<br />

...Deija hoppelte los, bedacht darauf, dass alle sie mit Jarin und Thorsten sahen. Jarin<br />

fühlte sich zwar geschmeichelt, gleichzeitig aber schüchterte sie das ganze etwas <strong>ein</strong>.<br />

Sie begann mit Thorsten zu flüstern:"Weisst du etwas über die Kl<strong>ein</strong>e?" "Nun, ich<br />

kenne sie sozusagen seit ihrer Geburt. M<strong>ein</strong> Sensor-Radius hat diesen Planeten seit<br />

zwanzig Jahren erfasst. Ein paar m<strong>ein</strong>er Naniten sind sogar hier." "Und? Was ist sie so<br />

für <strong>ein</strong>e?" "Wie du sicher schon gemerkt hast, ist sie äusserst lebensfreudig.<br />

Manchmal verzieht sie sich aus dem Dorf zu <strong>ein</strong>er alten Ruine im Dschungel, in der <strong>ein</strong><br />

noch aktiver Militär-Computer arbeitet. Bisher war sie immer ausserhalb von dessem<br />

Sensor-Bereich, aber sie wird von mal zu mal unvorsichtiger. Sie übernimmt unter den<br />

Kindern hier so <strong>ein</strong>e Art Führungsrolle. Sie ist zwar etwas übermütig und hat<br />

manchmal <strong>ein</strong>e große Klappe, aber sie ist energisch und löffelt die Suppe, die sie sich<br />

<strong>ein</strong>gebrockt hat, immer selbst wieder aus. Ihre Eltern sind Gelehrte, sie findet das<br />

jedoch nicht so spannend, wie die Jäger, die Duellanten und das Spielen mit ihren<br />

Freunden. Sie achtet jedes Leben...und sie findet d<strong>ein</strong> Armband hübsch." "Du m<strong>ein</strong>st<br />

Das, das ich mir heute gekauft habe?" "Jepp." "Und wie alt ist sie?" "Umgerechnet in<br />

unsere Zeit: 8 Jahre, 10 Monate, 2 Wochen, 4 Tage, 12 Stunden..." "Ich glaube, "fast<br />

Neun" hätte mir gereicht." "Tschuldigung, das ist die maschinelle Perfektion in mir."<br />

"Tja...immerhin hältst du dich punktgenau an Termine...und ich werde wohl nie Angst<br />

haben müssen, dass du m<strong>ein</strong>en Geburtstag oder bald unseren Hochzeitstag vergisst."<br />

"Mit unzähligen Computern und <strong>ein</strong>em Gehirn als Denk-Vermögen und Gedächtnis ist<br />

das wohl unwahrsch<strong>ein</strong>lich, da hast due recht."<br />

Deija rannte auf <strong>ein</strong>mal schneller, als vorher, auf <strong>ein</strong>e Gruppe kl<strong>ein</strong>er Te'Ain zu.<br />

Die Kl<strong>ein</strong>en sahen Thorsten und Jarin und versteckten sich sofort hinter den<br />

Spielgeräten, welche hauptsächlich aus Holz bestanden. Deija stellte sich mitten auf<br />

den Spielplatz:"Hey, kommt raus. Das sind die Gäste unseres Stammes. Einer von<br />

ihnen hat Temmk besiegt!" "Was?" "Einer hat Temmk besiegt?" Die kl<strong>ein</strong>en Kinder<br />

sprangen sofort aus ihren Verstecken und rannten auf Deija zu:"Welcher von beiden?"


Deija zeigte auf Thorsten und sofort rannten die Kl<strong>ein</strong>en zu ihm, dann hängten sie sich<br />

an s<strong>ein</strong>e Kleidung und begannen wild durch<strong>ein</strong>ander zu sprechen. "Wie heisst du?"<br />

"Wo kommst du her?" "Was bist du?" Thorsten hatte sicher alle fragen verstanden, die<br />

hin und her wuselnden Kinder allerdings zu fixieren, wäre wohl sicher <strong>ein</strong>em<br />

modernen Ziel-Computer schwer gefallen. Nach <strong>ein</strong>er Weile blieben sie aber ganz von<br />

all<strong>ein</strong> stehen. Deija stellte sich zu den anderen Kl<strong>ein</strong>en:"Er hat ihn richtig fertig<br />

gemacht. Wie <strong>ein</strong> Metall-Riese." Jarin trat an Thorsten heran:"Was ist <strong>ein</strong> Metall-<br />

Riese?" "Eine Sagengestalt, die sich aus den Kriegsrobotern aus dem großen Krieg<br />

abgeleitet hat." Thorsten kniete sich zu den kl<strong>ein</strong>en Te'Ain herunter:"Ja, ich habe<br />

gewonnen. Aber Temmk hat sehr gut gekämpft."<br />

In <strong>ein</strong>em geschlossenem Verband näherten sich die Mütter der Kinder. Jarin war sofort<br />

klar, dass sie ihre Kinder von ihr und Thorsten wegbringen wollten...Jarin hätte es<br />

wohl auch nicht anders gemacht, wenn auf <strong>ein</strong>mal zwei dieser Wesen bei ihr zuhause<br />

aufgetaucht wären und sie k<strong>ein</strong>e Ahnung von interstellaren Reisen gehabt hätte.<br />

"Komm' m<strong>ein</strong> Sohn, du musst noch das Sehnen-Spannen lernen." Ähnliche Sprüche<br />

brachten auch die anderen Eltern...es war irgendwie deprimierend, wie <strong>ein</strong> Monster<br />

behandelt zu werden. Aber Jarin hatte es so gewollt: Sie wollte interagieren, da<br />

gehörte so etwas wohl dazu. Auch Deija verabschiedete sich, sie sagte, dass sie noch<br />

mal zu ihrem Geheimplatz wollte. Das musste diese Computerbasis gewesen s<strong>ein</strong>.<br />

Jarin und Thorsten spazierten noch <strong>ein</strong> paar Stunden durchs Dorf...wobei Jarin ihre<br />

Radar-Sicht verwendete, um den zahlreichen Augen die sie durch die Fenster ansahen,<br />

auch die entsprechenden Körper zuordnen zu können.<br />

Irgendwann kamen Jarin und Thorsten wieder bei den Bänken an der Hütte der<br />

Ältesten an. Sie setzten sich. Thorsten sah sie an und öffnete den Mund:"Und? Ist es<br />

so, wie du es dir vorgestellt hast?" "Eher nicht. Ich hatte erwartet, etwas<br />

willkommener zu s<strong>ein</strong>." "Tja..." In diesem Moment kam der Älteste, der Thorsten<br />

<strong>ein</strong>geschätzt hatte, von der rechten Seite des Dorfes zu ihnen gelaufen:"Verzeiht, aber<br />

habt ihr Deija gesehen? Sie hat sich vor <strong>ein</strong> paar Stunden bei mir abgemeldet, als sie<br />

euch das Dorf gezeigt hat. Sie ist normalerweise nach zwei Stunden wieder da, aber<br />

sie ist nun schon vier Stunden fort. Die Jäger sind auf Pirsch und ich bin nicht mehr<br />

kräftig genung um nach ihr zu suchen." Thorsten antwortete:"Wir haben sie seit ihrem<br />

Abschied vorhin nicht mehr gesehen." "Bitte. Ich bitte euch: Holt m<strong>ein</strong>e Enkelin<br />

zurück. Ich habe gehört, dass du Temmk besiegt hast. Eine solche Kraft und<br />

Geschicklichkeit garantiert das Überleben im Dschungel. Ich bitte euch, holt sie<br />

zurück." Thorsten nickte:"K<strong>ein</strong>e Sorge. Wir werden sie schon finden." "Ja, wir machen<br />

uns gleich auf." "Ich danke euch! Danke!"<br />

Der Älteste begleitete sie zum Rand des Dorfs, dann gingen sie all<strong>ein</strong> weiter. Als Jarin<br />

sich sicher war, dass der Älteste sie nicht mehr hören konnte, begann sie zu<br />

sprechen:"Du weisst schon wo sie ist,oder?" "Wäre ich was ich bin, wenn dem nicht so<br />

wäre?" "Dacht ich's mir. Und ist sie in dieser Computeranlage?" "Ja. Sie ist in den<br />

Sensorbereich des Computers gekommen und dieser hat die Kampfroboter auf sie<br />

gehetzt. Jetzt hat sie sich in <strong>ein</strong>em Schrott-Haufen zusammengekauert und hat<br />

furchtbare Angst. Die Roboter kommen aber nicht an sie ran, sie ist also in<br />

Sicherheit." "Du weisst das alles und unternimmst nichts dagegen?" "Wenn ich was<br />

unternommen hätte, dann wäre sie <strong>ein</strong> anderes mal dort hin<strong>ein</strong> geraten, wenn ich<br />

vielleicht nicht hätte helfen können." "Und du kannst den Computer nicht <strong>ein</strong>fach<br />

zerstören oder abschalten?" "Das könnte ich schon, aber er ist vollgepackt mit Daten<br />

und Wissen, das die Te'Ain irgendwann nutzen könnten, um ihre Welt wieder<br />

hochtechnisiert aufzubauen." "Wie sollen sie das den machen, wenn sie sofort von<br />

irren Kampfrobotern massakriert werden?!" "Der Computer identifiziert nur tropische<br />

und nordische Te'Ain als F<strong>ein</strong>de, Mittel-Kontinentale Te'Ain werden nicht angegriffen,<br />

weil ihre Fraktion ihn <strong>ein</strong>st gebaut hat. Wenn so <strong>ein</strong> Te'Ain ihm etwas befiehlt, dann<br />

hält sich der Computer daran." "Und was ist der Unterschied zwischen tropischen,<br />

mittel-kontinentalen und nordischen Te'Ain?" "Die tropischen Te'Ain kennst du: Das


sind die, in deren Dorf wir uns bisher aufgehalten haben. Die mittel-kontinentalen<br />

Te'Ain haben <strong>ein</strong>e braune, anstatt besche Hautfarbe und haben <strong>ein</strong>e Unterarm- und<br />

Rückenbehaarung, die ziemlich kurz ist. Die nordischen Te'Ain letztendlich haben <strong>ein</strong>e<br />

komplett schwarze Hautfarbe, mit leichter Ganzkörper-Behaarung, die an den<br />

Unterarmen und den Oberschenkeln länger ist. Die letzten beiden Te'Ain haben<br />

ausserdem <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Hornkamm in Sichelmond-Form über ihren Ohren, der sie<br />

vor Schnee und Regen schützt."<br />

"Ich nehme an, du hast auch schon alle ihre Spezies mit <strong>ein</strong>er Gen-Karte erfasst." "In<br />

den ersten zwei Minuten damals. Es ist schon seltsam, alle Lebensformen im All haben<br />

<strong>ein</strong>e Art Genom." "Das ist nicht so m<strong>ein</strong>e Welt. Wie lange brauchen wir noch?" "Wenn<br />

wir rennen, nur <strong>ein</strong>e Minute." Thorsten trat auf, dann verschwamm s<strong>ein</strong>e Siluette zu<br />

<strong>ein</strong>em farbigen Schemen mit Schweif, als er losrannte. Jarin tat es ihm gleich und das<br />

<strong>ein</strong>zige, was in dem dichten Dschungel noch an die biomechanisch modifizierten<br />

Menschen erinnerte, waren <strong>ein</strong> paar aufgewirbelte Blätter, die langsam gen Boden<br />

sanken.<br />

Nach <strong>ein</strong>er Minute blieben zwei Schemen vor <strong>ein</strong>er alten Ruine aus Metall und Beton<br />

stehen und verwandelten sich so wieder in zwei Personen: Jarin und Thorsten. "Wo ist<br />

der Eingang?" Thorsten deutete mit <strong>ein</strong>em Nicken nach links, zu <strong>ein</strong>em Felsen, unter<br />

dem man <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Loch erkennen konnte, ansch<strong>ein</strong>end gerade groß genug, dass die<br />

kl<strong>ein</strong>e Deija sich durchzwängen konnte. Thorsten sprach Jarin von der Seite<br />

an:"Durchgehen, oder wegheben?" "Wegheben." Thorsten ging an den Fels heran,<br />

packte ihn links und rechts und hob ihn an, als wäre es <strong>ein</strong> Luftballon. Dann nahm er<br />

ihn nach rechts und legte ihn behutsam runter. "Ladies first." "Danke, du bist die<br />

wohl-erzogenste Super-Maschine die ich kenne." "Nimmst du die Roboter und ich rette<br />

Deija?" "Ist mir nur recht, aber halt sie bitte so, dass sie möglichst nichts von m<strong>ein</strong>en<br />

Fähigkeiten sieht." "Ich versuchs."<br />

Jarin betrat den dunklen Gang, der lediglich von <strong>ein</strong> paar bioluminiszenten Flechten<br />

oder Moosen erhellt wurde, gerade so, dass man sehen konnte. Ihre Augen passten<br />

sich innerhalb von Sekunden an und sie hatte wieder <strong>ein</strong>e perfekte Sicht, aus der sich<br />

die leuchtenden Pflanzen leuchtend hervor hoben. Thorsten übernahm die Führung.<br />

Nach ungefähr zehn Minuten hatte er sie durch <strong>ein</strong> La<strong>by</strong>rinth aus verschütteten und<br />

brüchigen Korridoren geführt, das dann an <strong>ein</strong>em dicken Stahl-Schott endete. Links an<br />

der Wand des Korridors fehlte <strong>ein</strong> Ventilations-Gitter. Wieder gerade kl<strong>ein</strong> genug, dass<br />

Deija sich durchzwängen konnte. Thorsten bohrte s<strong>ein</strong>e Fingerspitzen an die Spalte,<br />

wo sich die beiden Schott-Tore trafen und den Gang verschlossen. Mit <strong>ein</strong>er<br />

geschmeidigen Bewegung und <strong>ein</strong>em rostigen Knarren in der Wand, verbog sich das<br />

Schott und wurde teilweise in die Führungsschiene gepresst. Nun konnte Jarin <strong>ein</strong><br />

Wimmern aus der ferne hören, ebenso <strong>ein</strong> paar Stampf-Geräusche. Eine Lichtquelle an<br />

den Kanten der Decke sollte wohl zu <strong>ein</strong>em Alarm blinken, doch <strong>ein</strong> Kabel, dass wohl<br />

durchkorrodiert war, hing nur herab und sprühte Funken. "Jarin?" "Ja?" "Bist du<br />

<strong>ein</strong>verstanden, wenn ich dir <strong>ein</strong> HUD mit <strong>ein</strong>er Karte zu Deija in die Sicht projeziere."<br />

"Wenn ich die Kl<strong>ein</strong>e damit schneller finde, dann kannst du es gerne machen." "Gut."<br />

Vor Jarins Augen erschien oben rechts <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Karte mit zwei blauen Punkten,<br />

<strong>ein</strong>em Grünen und vier Roten. Jarin folgerte: Blau-Sie und Thorsten, Grün-Deija, Rot-<br />

Roboter. Thorsten sprach sie noch <strong>ein</strong>mal an, bevor er losrannte:"Wir müssen mit<br />

normaler Geschwindigkeit rennen, sonst kriegt die Kl<strong>ein</strong>e das noch in den falschen<br />

Hals. Du musst sie ungefähr fünf Minuten hinhalten, ich werde noch versuchen, dem<br />

Computer die Situation zu erklären." "Das Ding ist schon so weit entwickelt?" "Ich<br />

sagte ja schon:Die Te'Ain waren sehr hoch entwickelt."<br />

Thorsten war in diesem Moment schon vorausgerannt und Jarin rannte, so normal wie<br />

es ging, zu Deija, die w<strong>ein</strong>end zwischen zwei Trümmern kauerte und ihre ersten Kniee<br />

an den Körper gezogen hatte. Jarin bog um die Ecke, zwischen die Trümmer. Deija<br />

nahm sofort den Kopf zwischen den Knien hoch und sah Jarin mit großen Augen<br />

an:"Ihr seid hier! Hier seid hier! Wie habt ihr mich gefunden?" "Ähhh...wir haben uns


<strong>ein</strong>fach gedacht, wo <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Mädchen unserer Art hin gehen würde, dass d<strong>ein</strong>en<br />

Charakter hat." "Passt auf! Da draussen sind Metall-Riesen!!!" "Thorsten kümmert sich<br />

schon darum." In diesem Moment hörte Jarin das erste Kreischen von Metall.<br />

Thorsten sprang auf den rechten der vier Roboter zu, nachdem Jarin um die Ecke<br />

gebogen war. Er hielt sich an der Schulter fest und riss das mechanische Gelenk<br />

aus<strong>ein</strong>ander. Schon seltsam: Jede Spezies hatte den Drang, künstliche Ebenbilder von<br />

sich zu erschaffen. Der Roboter links von diesem richtete s<strong>ein</strong>e Waffe auf Thorsten, es<br />

war <strong>ein</strong>e etwa drei Meter lange Plasma-Kanone. Die Waffe lud. Thorsten hob den<br />

abgerissenen Arm des Roboters an und schlug mit dem Oberarm auf den Kopf des<br />

Roboters auf dem er saß, brachte dieses Segment somit zum bersten, und schlug<br />

dadurch mit dem Unterarm und der Faust auf den Gelenkarm der Waffe des anderen<br />

Roboters. Der Schuss wurde verissen und durchbohrte den Energiekern im Torso des<br />

rechten Roboters, welcher daraufhin glühend auf den Boden fiel und leblos liegen<br />

blieb.<br />

Thorsten war während des Falls des Roboters abgesprungen und landete wie geplant<br />

vor den Füssen des zweiten Roboters von Rechts. Er packte das B<strong>ein</strong> und schlug mit<br />

dem gesamten Roboter auf die zweite Maschine von links <strong>ein</strong>. Zwei Metall-Riesen<br />

verformten und verkanteten sich zu <strong>ein</strong>em unfunktionellen Schrotthaufen. Der letzte<br />

Roboter zielte auf Thorsten, dieser sprang hoch, entgang knapp <strong>ein</strong>em für ihn<br />

ungefährlichen Plasmastrahl, und landete am Hals der Maschine. Ein Fausthieb durch<br />

die Sensor-Relais der Maschine machte sie blind, dann schlug er mit der Rechten von<br />

oben auf die Schädeldecke und trieb den Kopf in den Torso hin<strong>ein</strong>. Funkenregen,<br />

kl<strong>ein</strong>e Blitze und der Roboter sank zuerst leblos auf die Knie, dann kippte er nach<br />

vorne um. Kontakt-Flüssigkeit floss aus der zerstörten Maschine.<br />

Nun musste Thorsten nur noch zu dem Computer-Kern. Er rannte los und erreichte<br />

das Sicherheits-Schott des zentralen Systems. Ein Tritt und die beiden Platten flogen<br />

wie dünne Bretter in den Raum des Computers.<br />

Es war <strong>ein</strong>e gigantische Anlage mit <strong>ein</strong>em gigantischen Monitor. Eine<br />

Computeranimation <strong>ein</strong>es mittel-kontinentalen Te'Ain erschien auf dem<br />

Display:"Spezies kann nicht identifiziert werden. Gefahrenstufe 9! Was willst du?" "Ich<br />

will das du aufhörst, Te'Ain der Tropen oder des Nordens anzugreifen." "Negativ. Die<br />

F<strong>ein</strong>de müssen von der Eroberung der Anlage abgehalten werden. Sie ist<br />

kriegsentscheidend." "Der Krieg ist seit 700 Jahren vorbei. Ein Neutronenbomben-<br />

Krieg und Biowaffen, die die Bevölkerung bis auf zehn Prozent dezimiert haben, haben<br />

die Te'Ain zurück in Dörfer und Stämme gebombt." "Negativ! M<strong>ein</strong>e Datenbanken<br />

haben k<strong>ein</strong>erlei Aufzeichnungen dieser Ereignisse." "Du brauchst garnicht blöffen. Ich<br />

weiss, dass das zu d<strong>ein</strong>em Programm gehört. Du hast k<strong>ein</strong>e Sensorverbingung mehr,<br />

seit der erste EMP das Kommunikations-Netzwerk lahmgelegt hat." "Diese Aussage ist<br />

falsch..." "Ich könnte dich auch <strong>ein</strong>fach verschrotten. Die Te'Ain leben heutzutage in<br />

Stammesgesellschaften mit Handel und Frieden. Ich könnte d<strong>ein</strong>e Sensorverbindung<br />

kurzzeitig wieder herstellen, wenn du mir dann glaubst." "Dieser Vorgang ist<br />

unmöglich, es bedarf zwanzig Spezialisten um die Relais wieder in Stand zu setzen."<br />

"Damit hätte ich schon mal aus dir rausgeholt, dass du gelogen hast, aber das wusste<br />

ich ja eh schon. Und was die Relais angeht, so sind sie für m<strong>ein</strong>en technischen Stand<br />

nur Kinderspielkram." "Wenn dieses Individuum sich für so schlau hält, dann kann es<br />

ja versuchen, die Relais wieder herzustellen, m<strong>ein</strong> Überspannungsschutz wird<br />

Beschädigungen ausschliessen." Thorsten wusste sofort, dass der Computer ihn mit<br />

<strong>ein</strong>em Stromschlag vernichten wollte. Lächerlich. Thorsten ging an die Relais in der<br />

hinteren Ecke des Raumes und sofort tanzten Blitze über s<strong>ein</strong>e Unterarme. Nach <strong>ein</strong>er<br />

halben Sekunde waren die durchgebrannten Drähte verbunden. Der Computer<br />

stotterte kurz, als Thorsten nicht umkippte, doch dann hatte er allerhand zu tun, die<br />

Daten auszuwerten, die die, kurzzeitig von Naniten in Gang gesetzten, Satelliten<br />

lieferten. Nach zwanzig Sekunden hatte der Computer gescannt und alles erfasst.<br />

Thorsten trennte die Verbindungen wieder. "Nun, du antikes Stück Technik, was haben


d<strong>ein</strong>e Auswertungen ergeben." "Die...die Anlagen zwei bis dreihundert antworten<br />

nicht...alle Großstädte sind bis auf die unterirdischen Kanalisationssysteme<br />

verschwunden." "Und was ist die logische Folgerung?" "Der Krieg ist vorbei...wenige<br />

Siedlungen mit Stammesstruktur. M<strong>ein</strong> Das<strong>ein</strong> ist nutzlos...ich werde abschalten." "Ich<br />

habe <strong>ein</strong>e Bitte an dich, als Revanche für den kurzzeitigen Blick auf die Realität." "Und<br />

die wäre?" "Wenn die Te'Ain irgendwann wieder hoch genug entwickelt sind, dass sie<br />

dich erforschen um ihre Vergangenheit zu erforschen und ihre Zukunft neu zu<br />

gestalten. Dann reaktiviere dich, lösche alle Waffendaten und gib ihnen medizinisches<br />

und technisches Wissen, dass sie für den Frieden nutzen können. Was gäbe es für <strong>ein</strong>e<br />

bessere Möglichkeit, den Krieg zu gewinnen, als nie wieder <strong>ein</strong>en zu ermöglichen?"<br />

"Diese Bitte ist...weise. Ich habe <strong>ein</strong> entsprechendes Programm in m<strong>ein</strong> System<br />

integriert. Danke, dass du mir <strong>ein</strong>en neuen Sinn gegeben hast und <strong>ein</strong>e sinnlose<br />

Tätigkeit beendet hast. System shutdown in drei...zwei...<strong>ein</strong>s..." Der Monitor wurde<br />

schwarz und die wenigen Lichte, die noch funktionierten, erloschen.<br />

Thorsten drehte sich um und ging zu Jarin, bei der Deija mit großen Augen die<br />

zerstörten Roboter ansah. Die Kl<strong>ein</strong>e sah Thorsten und rannte sofort auf ihn zu:"Alle<br />

Metall-Riesen sind besiegt! Wie hast du das geschafft?" "Ich war <strong>ein</strong>fach flink genug,<br />

dass sie sich gegenseitig zerstört haben." "Boah!" "Ich glaube, es ist besser, wenn du<br />

das nicht weiter erzählst. Das ist nicht nur besser für uns, sondern auch für dich. Was<br />

würde wohl d<strong>ein</strong> Großvater sagen, wenn er wüsste, in was für <strong>ein</strong>e Gefahr du dich<br />

begeben hast?!" "Ja...Großvater wäre stinke-wütend. OK, ich verrate nicht, wie ihr<br />

mich gerettet habt und ihr sagt Großvater nichts...Ja?" "Abgemacht. Und<br />

versprochen,OK?" "OK, versprochen...Du?" "Ja?" "Kann ich auf d<strong>ein</strong>e Schultern?" "Ja.<br />

Ich schätze mal, dass dir der Schreck noch ziemlich im Körper steckt." "Ja...ich zittere<br />

immernoch <strong>ein</strong> bisschen." Mit leicht zittrigem und wackeligem Schritt kam Deija auf<br />

Thorsten zu, der sich hinkniete. Ihr Zittern war nicht getürkt, sie hatte wirklich Angst.<br />

Thorsten neigte den Kopf, Deija hakte ihre Knie über s<strong>ein</strong>e Schultern, tat das gleiche<br />

mit den Armen und hielt sich somit gut fest. Thorsten richtete sich auf und spürte<br />

noch, wie der flaumige Pelz von Deija's Hals s<strong>ein</strong>en Kopf berührte, bevor die Kl<strong>ein</strong>e<br />

vor Erschöpfung <strong>ein</strong>schlief.<br />

Thorsten flüsterte zu Jarin:"Komm, wir machen uns ganz gemütlich auf zum Dorf. Wir<br />

sagen <strong>ein</strong>fach, sie wäre <strong>ein</strong>geschlafen." Jarin flüsterte zurück:"OK." Mit gedämpften<br />

Schritt ging Thorsten nach draussen, Jarin an der rechten Hand. Nun, da sie nicht<br />

rennen konnten, würde der Weg gut <strong>ein</strong>anhalb Stunden dauern. Also machten sie sich<br />

an den Fussmarsch.<br />

Jarin sah die kl<strong>ein</strong>e Deija mit Thorstens Schritt wanken, als er mit gedämpften Gang<br />

<strong>ein</strong> leichtes Schaukeln auslöste, dass die Kl<strong>ein</strong>e im Schlaf halten sollte. "Du entdeckst<br />

solche Welten täglich, oder?" "N<strong>ein</strong>, so häufig kommt es dann doch nicht vor. Einmal<br />

alle zwei Tage, manchmal aber auch mehrere auf <strong>ein</strong>mal." "Und du kartographierst<br />

und erforschst sie alle...wie viele Jahre bräuchte eigentlich <strong>ein</strong> Mensch, um alle zu<br />

besuchen?" "Pfff...mit <strong>ein</strong>em Schiff, dass wie die der Argonen fliegt...<strong>ein</strong>e Million Jahre<br />

etwa." "Naja...das ist viel Zeit." "Und ob. Aber wir beide sind ja nicht auf <strong>ein</strong> normales<br />

Schiff angewiesen...und wir haben viel...viel viel viel Zeit." "Und wir werden<br />

zusammen sehr sehr sehr alt. Pardon, du bist ja schon uralt." "Glück für mich, dass du<br />

auf alte Knacker stehst." Das hatte Thorsten gut getroffen:"Haha...das stimmt wohl.<br />

Allerding ist es auch ganz gut, dass du nicht runzlig bist." "Tja, Nanobots halten<br />

ziemlich jung." "Hast du eigentlich je in d<strong>ein</strong>em Leben an eigene<br />

Kinder gedacht?" "Nun, in neunhundertsiebenundvierzig Jahren, mit <strong>ein</strong>em<br />

gigantischen Computer-Hirn, denkt man ziemlich viel..." "Hast du nun?" "Ich hatte dir<br />

doch erzählt, dass du die Erste seit <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Jugendliebe in den frühen<br />

Zweitausendern bist. Aber natürlich habe ich auch schon an eigene Kinder gedacht. So<br />

viele Geburten, Verpuppungen und Nestfluchten wie ich schon gesehen habe, da<br />

kommt man zwangsweise drauf." "Und was hast du dir für Gedanken gemacht?" "Das<br />

ich wohl nicht unbedingt der beste Vater wäre. Welches Kind möchte schon sagen


müssen, dass s<strong>ein</strong> Vater <strong>ein</strong>e gigantische, kybernitische Lebensform ist, die fast<br />

<strong>ein</strong>tausend Jahre alt ist." "Das kann ich nicht nachvollziehen. Du kümmerst dich<br />

rührend um die Kl<strong>ein</strong>en hier und in der Gem<strong>ein</strong>schaft und bist wohl derjenige, der <strong>ein</strong><br />

Kind am besten beschützen kann." "Ich glaube, das lasse ich in der Hand der Natur."<br />

"Das wird wohl das Beste s<strong>ein</strong>. Die Natur...auch wenn wir beide nicht ganz so natürlich<br />

sind...ist das wohl noch die beste Aufsicht." "Wobei ich nichts gegen Verhütung habe.<br />

Ich glaube nur, in m<strong>ein</strong>em Falle wird die Natur wohl die beste Regelung s<strong>ein</strong>...wo ich<br />

m<strong>ein</strong>er Natur doch in so vielen Punkten wiederspreche." "Ich glaube, sie wacht auf."<br />

"Ja, ihr Metabolismus geht wieder hoch."<br />

Deija kam hoch und rieb sich die die verschlafenen Augen: "Haaaghhhhääänn...Sind<br />

wir schon da?" Jarin fand die Kl<strong>ein</strong>e zu niedlich:"Du hast doch gerade mal zehn<br />

Minuten geschlafen." "Oh...dauert es dann noch lange?" Thorsten lächelte:"Wenn du<br />

noch <strong>ein</strong> Geheimnis behalten kannst, dann geht es ganz schnell." "Was für <strong>ein</strong><br />

Geheimnis?" "Das erfährst du nur, wenn du versprichst, es zu bewahren."<br />

"Ähhhmmm...na gut." Thorsten sah Jarin an:"Wollen wir mal etwas auf die Tube<br />

drücken?" "Gerne doch." Thorsten richtete sich nach vorne, damit Deija nicht vom<br />

Wind runtergeweht wurde, und rannte los. Jarin hielt sich an das Tempo, das er<br />

vorgab; sie schätzte es auf ca 150 kM/h.<br />

Deija machte große Augen, als sie mit dieser für sie enormen Geschwindigkeit von<br />

Thorsten durch den dichten Dschungel getragen wurde. Wäre er mit<br />

Höchstgeschwindigkeit gerannt, hätte der Luftdruck sie zurück zur Ruine geschleudert.<br />

Aber diese Geschwindigkeit reichte Deija schon, nach dem ersten Schock war sie am<br />

jauchzen und total begeistert. Nach zwei Minuten blieb Thorsten stehen, was Jarin<br />

dazu veranlasste es auch zu tun. Deija war noch immer hellauf begeistert:"Wie könnt<br />

ihr so schnell rennen? Das ist ja super! Das war bestimmt dreimal so schnell, wie die<br />

besten Sprinter des Dorfes. Können wir das nochmal machen?" Thorsten<br />

lächelte:"Jetzt aber nicht, wir sind nur noch <strong>ein</strong>e halbe Minute vom Dorf entfernt.<br />

D<strong>ein</strong>em Großvater sagen wir, dass du auf <strong>ein</strong>em St<strong>ein</strong> gelegen hast und dann<br />

<strong>ein</strong>geschlafen bist, OK?" "OK." Jarin nahm die Kl<strong>ein</strong>e an die Hand:"Dann wollen wir<br />

mal." Der Großvater von Deija wartete mit drei anderen Te'Ain etwa <strong>ein</strong>hundert Meter<br />

entfernt von der Stelle, wo Thorsten, Jarin und Deija aus dem Dschungel kamen. Es<br />

waren wohl die Eltern und <strong>ein</strong>e Großmutter.<br />

Sofort rannte der Vierertrupp auf Deija zu. Thorsten klärte das ganze, bevor Deija den<br />

ganzen Tadel abbekommen hätte:"Sie hatte sich auf <strong>ein</strong>en warmen St<strong>ein</strong> gelegt und<br />

war <strong>ein</strong>geschlafen." Die Mutter nahm ihre Tochter in den Arm:"Wie kannst du uns nur<br />

so <strong>ein</strong>en Schreck <strong>ein</strong>jagen! Ein Ripka hätte dich reissen können." Der Vater von Deija<br />

kam dazu:"Wenn dir nun etwas zugestossen wäre. Wir hätten nichts unternehmen<br />

können!" Der Älteste trat an Thorsten und Jarin heran:"Ich danke euch. Wenn m<strong>ein</strong>er<br />

Enkelin etwas geschehen wäre...ich hätte es nicht ertragen." "Schon gut, es hat ja<br />

auch k<strong>ein</strong>e Mühe gemacht." "Nun, ich möchte mich trotzdem bedanken. Ich habe<br />

übrigens von Temmk gehört, dass du gegen alle drei Dörfer antreten willst. Das ist<br />

gewagt, selbst für jemanden der Temmk besiegt hat. Obwohl Temmk mir gesagt hat,<br />

dass du sicher stark genug s<strong>ein</strong> würdest, solltest du noch <strong>ein</strong>mal darüber<br />

nachdenken." "Ich lasse es <strong>ein</strong>fach mal darauf ankommen." "Nun denn, es ist d<strong>ein</strong>e<br />

Entscheidung. Langsam wird es auch Zeit für Deija, sich zur Ruhe zu legen. Es wird<br />

bald dunkel. Ich habe übrigens <strong>ein</strong> Lager für euch in der blauen Hütte am Dorfplatz<br />

herrichten lassen." Jarin fragte sich schon, wo sie und Thorsten schlafen sollten...oder<br />

besser gesagt: Wo sie schlafen und Thorsten neben ihr liegen sollte:"Danke." Deija<br />

war über die Schlafenszeit ansch<strong>ein</strong>end nicht gerade glücklich:"Aber Großvater..."<br />

Deijas Mutter duckte sich zu ihr hinunter:"Du hasst d<strong>ein</strong>en Großvater gehört. Und<br />

wenn du schon geschlafen hast, so musst du jetzt doch ins Bett, damit du morgen<br />

genug Kraft hast." "Och menno..."<br />

Die vier Te'Ain gingen in Richtung Dorfzentrum, Thorsten und Jarin blieben zurück.<br />

Thorsten drehte sich zu Jarin:"Wollen wir <strong>ein</strong>en Spaziergang am Strand machen?"


"Gerne doch." Thorsten führte Jarin auf die andere Seite des Dorfes, es war <strong>ein</strong><br />

traumhafter Strand. Die Sonne tauchte den Himmel in <strong>ein</strong> herrliches rot-violett mit<br />

golden-orangenen Streifen. "Na? Gefällt's dir?" "Es ist herrlich. Aber du sch<strong>ein</strong>st <strong>ein</strong><br />

bisschen bedrückt. Was hast du?" "Es hat nichts mit dir zu tun." "Komm schon, was ist<br />

es? Wenn du darüber sprichst, geht es dir bestimmt besser." "Ach es sind so kl<strong>ein</strong>e<br />

Nebensächlichkeiten." "Was für Nebensächlichkeiten?" "Nun, in der Zeit, wo ich mich<br />

im argonischen Gebiet versteckt habe und <strong>ein</strong> paar Xenon-Angriffe mit Hacking-<br />

Attacken bagefangen oder zumindest abgebremst habe, da wurde ich vom<br />

Geheimdienst gejagt. Unter anderem dieser Ban Danna. Bis ich ihm dann <strong>ein</strong>es Tages<br />

alle Erinnerungen an mich gelöscht habe. Ich habe alle Daten im Geheimdienstarchiv<br />

innerhalb von zwei Sekunden gelöscht. Zumindest alle, die mich betrafen. Ich kann<br />

zwar Erinnerungen löschen, jeglicher Art eliminieren, aber Besessenheiten, also<br />

Faibles brennen sich irgendwo anders <strong>ein</strong>. Die kann ich nicht eliminieren." "Und was<br />

ist so schlimm daran?" "Eigentlich nichts, es ist beruhigend, etwas nicht zu können.<br />

Aber wenn ich mit dir durch die Sektoren gondle, dann habe ich jedes mal das Gefühl,<br />

als würde sich mir etwas hinten anheften, wie <strong>ein</strong> Blick von jemanden, den du nicht<br />

sehen kannst." "Vielleicht solltest du diesem Ban Danna...war das nicht auch der Typ<br />

an diesem Krankenbett?" "Ja." "Jedenfalls, vielleicht solltest du ihm <strong>ein</strong>fach sagen,<br />

dass es dich gibt." "Sicher, ich sage <strong>ein</strong>em der Sektor-Geheimdienste, dass es mich<br />

gibt, <strong>ein</strong>en uralten, astronomisch großen, kybernetischen Organismus, der jeden<br />

Schritt <strong>ein</strong>er jeden Person überwachen könnte." "Nun, was ist denn dieser Danna für<br />

<strong>ein</strong> Kerl?" "Er ist von der Persönlichkeit <strong>ein</strong> guter Mensch. Er hat Ideale, Moral und ist<br />

<strong>ein</strong> guter Kerl." "Du bist doch sonst so <strong>ein</strong>fallsreich, warum macht dich <strong>ein</strong>e Person so<br />

fertig?" "Es ist ja nicht nur, das er von mir wissen würde. Irgendwann würde er<br />

zwangsläufig diesem Kyle Brennan und dessen Sohn Julian davon erzählen. Dieser<br />

Brennan...k<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziger Mann ist mir so oft über den Weg gelaufen. Ein Draufgänger<br />

der alten Schule. Wie oft habe ich s<strong>ein</strong>em Schiffsantrieb <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Leistungs-Extra<br />

verpasst, damit er nicht gegrillt wurde." "Ich dachte, so etwas be<strong>ein</strong>flusst du nicht?"<br />

"Nun ja, er hat <strong>ein</strong> Xenon-Schiff gerettet, <strong>ein</strong>es der ersten, die <strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong><br />

entwickelt haben. Irgendwie hab ich ihm das hoch angerechnet." "Und was ist so<br />

schlimm wenn er von dir erfährt?" "Er ist von der Erde...du hast davon nichts<br />

mitbekommen, es war <strong>ein</strong> großes Militär-Geheimnis. Und er will auf die Erde zurück,<br />

daran setzt er alles." "Und?" "Nun, was glaubst du, würde so <strong>ein</strong> Kerl tun, wenn er<br />

wüsste, dass es so etwas wie mich gibt, das ihn innerhalb von weniger als <strong>ein</strong>er<br />

Sekunde nach Hause bringen könnte?"<br />

"Nun ja...ich glaube, er würde dir hinterherjagen, wann immer er dich sieht. Aber<br />

warum bringst du ihn nicht nach Hause?" "Nun, natürlich könnte ich das. Aber solche<br />

Leute, die so von etwas besessen sind, bringen die Welt voran. Er hat den<br />

<strong>ein</strong>geschränkten Sprungantrieb mit nach vorne gebracht, die Völker <strong>ein</strong>ander näher<br />

gebracht und noch <strong>ein</strong>ige andere Dinge, die man als Heldentaten bezeichnen kann."<br />

"Und deswegen lässt du ihn dort?" "Das und noch etwas anderes. Dieser Mann hat<br />

sich die Heimkehr zur Lebensaufgabe gemacht, wenn ich ihm das abnehmen würde,<br />

schätze ich, dass er sich leer und ausgebrannt fühlen wird. Er hat dann <strong>ein</strong>fach k<strong>ein</strong><br />

Ziel mehr, dass ihm das Leben aufregender gestaltet. Ausserdem sagt mir m<strong>ein</strong>e<br />

innere Stimme, etwas das k<strong>ein</strong> Schaltkreis ersetzen kann, dass es sich mit der Sache<br />

ganz von all<strong>ein</strong> erledigen wird." "Und was zehrt dann noch so an dir?" "Der argonische<br />

Geheimdienst." "Vielleicht solltest du ihnen etwas Respekt <strong>ein</strong>flössen." "Ich habe dir<br />

doch gesagt, dass ich niemanden verletze,<br />

der mich nicht angreift oder andere nicht angreift." "Du sollst sie ja nicht angreifen.<br />

Vielleicht solltest du ihnen glauben machen, dass du sie nicht bemerkst. Und wenn sie<br />

dich dann aufgrund <strong>ein</strong>iger Indizien in Gewahrsam nehmen, dann zeigst du ihnen,<br />

dass du dich nicht verfolgen lässt und erst recht nicht <strong>ein</strong>sperren. Zeig ihnen <strong>ein</strong>fach,<br />

was du tust und warum...oder zeig es zumindest diesem Ban Danna." "Du m<strong>ein</strong>st, ich<br />

sollte ihm zeigen, dass ich k<strong>ein</strong>e Bedrohung bin, sondern eher <strong>ein</strong>e Hilfe und ihn dann


in dieser Gewissheit lassen?!" "So in etwa." "Ich bin noch immer so in diese ganze<br />

Geheimniskrämerei vertieft, dass mir das noch garnicht in den Sinn gekommen ist.<br />

Vielleicht klappt das sogar. Und wenn nicht, dann kann ich ihnen das Gedächtnis<br />

immernoch löschen. Dann hab ich zwar nichts gewonnen, aber auch nichts verloren."<br />

"Siehst du." "Ach...wenn ich dich nicht hätte." "Siehst du, deswegen heisst es auch<br />

"bessere Hälfte"." "Naja, wenn wir das in Massenrelation stellen, dann bist du k<strong>ein</strong>e<br />

Hälfte von mir, sondern <strong>ein</strong>..." Jarin räusperte sich:"Hrrhhhrrmm..." "Ja, dass<br />

Technische muss ich mir noch abgewöhnen. Aber ich sprach ja auch nur von der<br />

Masse. Du bist etwas, dass man mit k<strong>ein</strong>em Edelmetall m<strong>ein</strong>es Gewichts aufwiegen<br />

kann." "Hm, doch <strong>ein</strong> Schmeichler." "K<strong>ein</strong>e Schmeichelei, sondern die Wahrheit." "Du<br />

bist süß." "Das habe ich das erste mal seit über 900 Jahren gehört."<br />

Thorsten umarmte sie. Jarin fühlte sich dann immer geborgen.<br />

Es wurde langsam dunkel und beide gingen in die für sie reservierte Hütte. Es waren<br />

zwei Einzelbetten, gepolstert mir Gräsern und Federn. Ein kl<strong>ein</strong>er Tisch und diverse<br />

Schmuckgegenstände.<br />

Jarin und Thorsten schoben ihre Betten zusammen und legten sich hin.<br />

Über die Nacht hinweg wurde Jarin immer wieder wach. Draussen tobte <strong>ein</strong><br />

gigantischer Sturm, der über des Dorf hinweg fegte.<br />

Einmal hörte Jarin sogar <strong>ein</strong> gigantisches Knarzen und Brechen. Sie sah Thorsten an,<br />

der aufrecht im bett saß und die Augen geschlossen hatte:"Was war das Thorsten?"<br />

"Ein Teil der Arena ist <strong>ein</strong>gebrochen." "Wurde jemand verletzt?" "N<strong>ein</strong>, aber wir<br />

werden wohl morgen bei den Reperaturen helfen. Schlaf jetzt lieber weiter. Es wird<br />

morgen <strong>ein</strong> harter Tag." "Gut."<br />

Der nächste Morgen brach an und Thorsten öffnete die Augen. Es war hier üblich, früh<br />

aufzustehen. Jarin fand das ganze nicht so schön. Immer wieder zog sie sich ihr<br />

Kissen über den Kopf, bis sie letztendlich wiederwillig aufstand:"Haaaghäään...Wie<br />

spät ist es denn?" "In der Gem<strong>ein</strong>schaft ist es jetzt fünf Uhr morgens." "Um Gottes<br />

willen! Und dann holst du mich schon aus den Federn?" "Die Te'Ain sind schon seit<br />

<strong>ein</strong>er halben Stunde an den Reperaturen." "Was?! Wie kann man nur so früh schon<br />

aufstehen?" "Die Leute hier sind zum Großteil Bauern. Ich war selbst <strong>ein</strong>e Zeit lang<br />

Bauer, da muss man nun <strong>ein</strong>mal früh aufstehen." "OK OK...kannst du mir dann<br />

wenigstens helfen mich frisch zu machen?" Thorsten lächelte schämisch "Soll ich dir<br />

<strong>ein</strong>en Eimer Wasser ins Gesicht kippen?" "Du weisst schon was ich m<strong>ein</strong>e...Wäsche<br />

und <strong>ein</strong> bisschen wacher." "K<strong>ein</strong> Problem." Thorsten löste die Erschöpfungs-<br />

Botenstoffe aus Jarins Blut, brachte den Blutzucker auf Trab und löste <strong>ein</strong>ige<br />

Schmutzstoffe ab, die Jarin im Schlaf, wie jeder Mensch, abgesondert hatte. Jarin<br />

lüftete ihre Haare <strong>ein</strong>mal durch <strong>ein</strong> Schütteln ihres Kopfes und warf sie nach hinten.<br />

Es war <strong>ein</strong> schöner Anblick. "K<strong>ein</strong>er bringt <strong>ein</strong>en so auf trab, wie du. Ich fühle mich<br />

wie nach <strong>ein</strong>er Woche Schlaf." "Tja...jetzt bin ich auch noch der komplexeste Wecker<br />

des Universums...so weit mir bekannt." "Helfen wir unseren Gastgebern?" "Gerne."<br />

Thorsten führte Jarin zur Arena, wo schon dutzender Te'Ain an dem Gebäude<br />

arbeiteten. Der Vater von Deija kam auf die Beiden zu:"Wenn ihr beide uns helfen<br />

möchtet, seid ihr herzlich <strong>ein</strong>geladen." "Gut, was können wir tun?" "Könnt ihr nähen?"<br />

Thorsten konnte nähen...was tat man im 21. Jahrhundert nicht alles, um sich die<br />

Nacht um die Ohren zu hauen. Allerdings glaubte er nicht, dass er dadurch viele<br />

Bonuspunkte sammeln konnte. Jarin jedoch bot sich an:"Ich habe als kl<strong>ein</strong>es Mädchen<br />

m<strong>ein</strong>e Kleider selbst geflickt. Ist zwar lange her, aber es dürfte noch <strong>ein</strong> bisschen<br />

Grundkenntnis vorhanden s<strong>ein</strong>." Deijas Vater schien erleichtert:<br />

"Gut. Und was kannst du?" "Ich bin in vielen Dingen ziemlich gut." "Kannst du viel<br />

tragen? Jeder von uns hat von d<strong>ein</strong>em Kampf gegen Temmk gehört." "Ja. Ich kann so<br />

<strong>ein</strong>iges Heben." "Im Dschungel fällen <strong>ein</strong>ige Stammesmitglieder <strong>ein</strong> paar Titanen-<br />

Bäume für das Holz. Wenn du da mithelfen könntest, wäre uns damit sehr geholfen."<br />

"OK." Jarin ging ans Nähen und Thorsten ging in den Dschungel. Nach etwa fünf<br />

Minuten hatte er die Stelle erreicht. Titanen-Bäume waren etwa zwei Meter dicke


Bäume, die bis zu vierzig Meter hoch und <strong>ein</strong>hundert Tonnen schwer werden konnten.<br />

Die Te'Ain sahen ihn kommen:"Du kannst schon mal ans Seil gehen, wir kommen auch<br />

gleich, dann ziehen wir das Holz zur Baustelle." Thorsten sah auf die <strong>ein</strong>fache<br />

Konstruktion: Es waren Keramik-Metall-Fässer aus der hochtechnisierten Zeit, auf die<br />

man die Bäume gefällt hatte, um die Fässer als Räder zu verwenden. Die beiden<br />

Stämme waren mit <strong>ein</strong>em nylon-verwandten Stoff zusammengebunden. Wieder rief<br />

<strong>ein</strong>er der Te'Ain von den anderen herüber:<br />

"Wir fällen nur noch diesen Baum auf die anderen Fässer, dann kommen wir..."<br />

Thorsten packte den <strong>ein</strong>en der zusammengebundenen Bäume und stemmte die<br />

<strong>ein</strong>hundertsiebenundachtzig Tonnen. Unter s<strong>ein</strong>en Füssen liess er unsichtbare<br />

Kraftfelder entstehen, damit er nicht im Waldboden versank. Der Grund, warum<br />

Thorsten diese Stärke-Demonstration riskierte, war, dass die Te'Ain <strong>ein</strong>e Schneise in<br />

den Wald geschlagen hätten, wenn sie die Bäume an den Strand gezogen hätten. Das<br />

wäre der Tod von hunderten Tieren und dutzenden Bäumen gewesen. Thorstens Arme<br />

bohrten sich in das Holz und verankerten sich somit. Die Te'Ain waren total<br />

geschockt:"Bei allen Göttern! Wie macht er das?" Thorsten lief mit normalem<br />

Schritttempo zur Baustelle.<br />

Als er an der Baustelle aus dem Dickicht brach, schrien die Te'Ain zuerst auf. Wer<br />

hätte nicht geschrien, wenn auf <strong>ein</strong>mal zwei gigantische Baumstämme aus <strong>ein</strong>em<br />

Wald brachen? Als Thorsten dann mit dem Rest der Baumstämme erschien, löste sich<br />

zwar die Anspannung, aber trotzdem waren alle geschockt. Thorsten ging mit den<br />

gigantischen Stämmen auf den Vater von Deija zu, der mit großen Augen auf Thorsten<br />

und das Holz sah. Thorten blieb ruhig vor ihm stehen:"Wo soll das hin?"<br />

"Dadadada...da drüben, neben die Näherinnen." "Gut." Thorsten lief ruhig weiter und<br />

legte die Stämme behutsam neben die Gruppe aus Näherinnen, bei denen auch Jarin<br />

saß. Jarin war unbe<strong>ein</strong>druckt, sie hätte diese Last auch locker tragen können...die<br />

Te'Ain-Frauen hingegen zitterten wie Espenlaub, als die gigantische Menge Holz neben<br />

ihnen auf den Boden gelegt wurde.<br />

Thorsten ging zurück zu Deijas Vater:"So, was kan ich jetzt machen?"<br />

"Äh...was?...was du als nächstes machen kannst? Wir...wir müssen den Stamm in<br />

jeweils 20 Ellen lange Klötze sägen, die wir dann zu Brettern verarbeiten müssen."<br />

"Wie viele Leute braucht ihr um diese Zug-Säge zu benutzen?" Thorsten deutete auf<br />

das drei Meter lange Werkzeug links neben ihm. "E...Etwa 20. Zehn auf jeder Seite."<br />

"Wir brauchen nur zehn Mann auf <strong>ein</strong>er Seite, die andere Seite übernehme ich."<br />

"Gu...gu...gut. Wir brauchen zehn Mann für die Säge!" Thorsten ging an die Säge,<br />

warf die andere Seite zu den zehn verstörten Männern und zog. Man hörte zehn<br />

überaschte Schreie, als die Te'Ain an den Stamm gezogen wurden. Thorsten wartete<br />

auf <strong>ein</strong>en Zug von der anderen Seite:"Hey ihr da drüben. Wollt ihr nicht mal ziehen?"<br />

Eine <strong>ein</strong>zelne Stimme kam als Antwort:"Oh...ähm...ja." Dann hörte Thorsten zehn<br />

Stimmen:"Zugleich!!!" Die Säge ging zurück. Thorsten zog, die Te'Ain zogen, Thorsten<br />

zog, die Te'Ain zogen und so weiter und sofort.<br />

Nach drei Stunden waren alle drei Bäume zerteilt, zu dieser Zeit gehörte auch noch<br />

die Zeit, die Thorsten gebraucht hatte, um den anderen Baum aus dem Wald zu<br />

schaffen.<br />

Nun holten die Te'Ain drei weitere Sägen, die mit der anderen zu <strong>ein</strong>er Art Vierfach-<br />

Säge zusammengebunden wurden. Jetzt wurde jeder Stamm-Klotz in etwa vierzig<br />

Zentimeter breite Blöcke zersägt. Diese wurden dann zu Brettern verarbeitet. Nach<br />

sechs Stunden war <strong>ein</strong> gigantischer Bretterhaufen fertig. Das ganze Dorf war ebenfalls<br />

fertig und zog sich fast auf dem Zahnfleisch in ihre Hütten. Am nächsten Tag wurde<br />

weiter durchgearbeitet und am Abend des dritten Tages waren endlich alle<br />

Reperaturen beendet. Thorsten und Jarin legten sich hin und Jarin schlief sofort <strong>ein</strong>.<br />

Thorsten lag wach und bereitete alles für den Plan vor, den Jarin ihm offenbart hatte.<br />

Ein paar kl<strong>ein</strong>e dilletantisch getarnte, aber erfolgreiche Hacks auf die verschiedenen<br />

Computer des argonischen Geheimdienstes...oder besser gesagt, die Rechner, an


denen Ban Danna saß. Thorsten konnte durch <strong>ein</strong>en der unzähligen Nanobots auf der<br />

Argon-Eins natürlich alles sehen. Wie Ban Danna kurz vor dem Wahnsinn stand, als<br />

nichts mehr funktionierte,<br />

hatte schon <strong>ein</strong>en gewissen humoristischen Stil. Er riss sich sogar <strong>ein</strong> paar s<strong>ein</strong>er<br />

Haare aus. Thorsten hatte diesen Kerl schon gekannt, als sie noch ihre jugendliche<br />

Farbe hatten...jetzt waren sie im Laufe des Alters verblasst. Viele Wesen, denen<br />

Thorsten im Laufe s<strong>ein</strong>es Lebens begegnet war, zeigten irgendwann die typischen<br />

Altersersch<strong>ein</strong>ungen:Menschen bekamen weiße Haare und Falten, Teladi wechselten<br />

die Farbe der Augen zu rot, Split bekamen weiße Haare und wurden etwas senil,<br />

Boronen wurden etwas blasser...das aber nicht immer. Und Paraniden...nun ja, die<br />

blieben so wie sie waren. Xenon setzten höchstens Rost an...das wurde aber durch die<br />

Materialien verhindert, die Thorsten für ihre Körper benutzte.<br />

Die Nacht verging und es waren nur noch 8 Tage bis zum Turnier der Te'Ain. Thorsten<br />

wusste aus s<strong>ein</strong>en Studien zwar, wie die Regeln und Kampf-Stile für dieses Ereignis<br />

lauteten, aber es wäre wohl etwas zu suspekt gewesen, wenn er nicht um etwas<br />

Nachhilfe-Unterricht bei Temmk gebeten hätte. Also war Thorstens Tagesplan<br />

folgender: Zu Temmk gehen und ihn um Nachhilfe fragen.<br />

Die Sonne kam irgendwann durch das Fenster und blendete genau uf Jarins Augen.<br />

Sie wachte auf und sah Thorsten an:"Guten Morgen. Hast du gut<br />

geschlafen...ups...Tschuldigung." "Du musst dir sowas abgewöhnen und ich muss mir<br />

m<strong>ein</strong>e technische Genauigkeit abgewöhnen. Was hast du für heute geplant?"<br />

"Ach...Die Frauen hier gehen auf Sammel-Touren um spezielle Kräuter und Früchte<br />

für's Essen zu sammeln. Ich dachte, ich gehe da mal mit." "Das du mit ihnen genäht<br />

hast, hat dich ihnen wohl näher gebracht." "Sch<strong>ein</strong>t so. Die hatten zuerst <strong>ein</strong>e<br />

Heidenangst vor dir." "Ist wohl verständlich. Jemand der <strong>ein</strong>hundersiebenundachtzig<br />

Tonnen hebt, ist auch etwas furcht<strong>ein</strong>flössend." "Tja, sie haben mich dann erst <strong>ein</strong>mal<br />

über dich ausgefragt." "Und was hast du ihnen erzählt?" "Das du etwas ganz<br />

besonderes bist und das wir beide etwas aus der Art schlagen." "Und was haben sie<br />

daraufhin gesagt?" "Ob es uns garnicht seltsam vorkomme, so zu s<strong>ein</strong>. Da habe ich<br />

ihnen gesagt, dass sie ja auch nicht darüber nachdenken, wenn sie<br />

nähen oder laufen, was <strong>ein</strong>e Pflanze ja auch nicht könnte, oder <strong>ein</strong> anderes Geschöpf."<br />

"Und darauf haben sie positiv reagiert." "Genau. Aber ich dachte, du hörst und siehst<br />

so etwas alles?" "Na klar, aber es wäre unhöflich, dass immer zu offenbaren."<br />

"Aha...Nach dem Motto, dass ich dir etwas erzähle, was du schon längst weisst." "Nun<br />

ja, ich vergesse <strong>ein</strong>ige Dinge automatisch nach <strong>ein</strong>er bestimmten Zeit...wenn ich will."<br />

"Zum Beispiel?" "Nun, wenn ich jemandem begegne, den ich lieber vergessen möchte,<br />

dann kann ich das. Aber bisher habe ich das noch nicht." "Mit anderen Worten: Du<br />

weisst noch alles, was dir passiert ist, seit du den Unfall mit den Naniten hattest."<br />

"Etwa <strong>ein</strong> Jahr danach, ja." "Also hast du über 900 Jahre Erinnerungen. Ich möchte<br />

nicht diejenige s<strong>ein</strong>, die d<strong>ein</strong> Erinnerungs-Photo-Album sortieren muss." "Das wäre<br />

allerdings unangenehm. Ich wollte gleich zu Temmk, <strong>ein</strong> bisschen mit ihm trainieren."<br />

"Gut, dann gehe ich mit den Frauen auf die Sammel-Tour." "Wann sehen wir uns<br />

dann?"<br />

"Ich schätze, so zum Mittag sind wir zurück." "Kommst du dann zur Arena?" "Ja,<br />

vielleicht kann ich dann noch <strong>ein</strong> wenig mittrainieren." "Könnten wir ja mal machen.<br />

Aber kämpfe bitte nicht gegen Temmk. Er hat noch immer so die Einstellung, dass<br />

Frauen schlechter kämpfen als Männer." "Ist das hier noch sexistisch?!" "Eigentlich ist<br />

Temmk <strong>ein</strong>e Ausnahme, aber hier haben Frauen sich dazu entschieden, dass sie sich<br />

lieber um die Haushalte und die Kinder kümmern. Allerdings nehmen die Frauen auch<br />

Waffen mit zu dieser Sammel-Tour. Damit verteidigen sie sich selbst. Vielleicht solltest<br />

du zu Tailea am anderen Ende des Dorfes gehen. Sie ist die weibliche Kämpferin<br />

dieses Dorfes." "Ach ja, <strong>ein</strong>e der Te'Ain hat gestern etwas in der Richtung gesagt. Sie<br />

benutzt das Training in der Arena nicht, weil sie sich eher auf Geschwindigkeit und<br />

Akrobatik spezialisiert." "Genau. Gehe ich dann recht in der Annahme, dass du nach


der Sammel-Tour zu ihr gehst?" "Ich würde das ganz interessant finden. War es die<br />

besche Hütte<br />

mit den blauen und lilanen Streifen?" "Jepp. Dann also bis heute Abend." "Ja, bis<br />

heute Abend." Jarin verliess das Haus und Thorsten machte sich auch auf den Weg zu<br />

s<strong>ein</strong>em Ziel. Er erreichte die Arena nach gut zehn Minuten gemütlichen Fusswegs.<br />

Temmk prügelte auf <strong>ein</strong>en Holzpfahl mit zwei "Armen" <strong>ein</strong>, die je nach Seite auf die er<br />

Schlug, nach vorne schnellten, entsprechend des Drehmechanismusses auf dem der<br />

Pfahl befestigt war. Thorsten näherte sich dem Trainierendem:"Guten Tag." "Oh, du<br />

bist's. Was möchtest du denn hier?" "Ich dachte, du könntest mir die Regeln des<br />

Kampfes etwas näher bringen." "Nun...das wäre sicherlich gut. Gehen wir dann die<br />

Kampfstile durch. Wir fangen mit den Bewaffneten an: Es gibt den Stabkampf, den<br />

Schildkampf und <strong>ein</strong>e Kombination aus beidem. Ich habe ja schon gesehen, wie du im<br />

Stabkampf bist, wollen wir jetzt mal sehen, wie du im Schildkampf bist... so fern ich<br />

es denn überlebe." Temmk lachte über s<strong>ein</strong>en Witz und war voller Eifer, Thorsten im<br />

Schildkampf zu schlagen. Temmk ging zu <strong>ein</strong>er Holz-Konstruktion an der Wand der<br />

Arena und nahm zwei hölzerne Schilder mit runder Form ab, <strong>ein</strong>es warf er Thorsten<br />

wie <strong>ein</strong>en Diskus zu. Als sich beide ausgerüstet hatten, ging es los. Mit wildem<br />

Kampfgebrüll rannte Temmk auf<br />

Thorsten zu. Thorsten wich nach unten aus, stemmte das Schild in Temmks Bauch<br />

und warf ihn weg. Einen Meter Flug und <strong>ein</strong> Aufprall, der Temmk fast den<br />

Lendenshorts abfallen liess, stoppten das Kampfgebrüll. Temmk richtete sich<br />

auf:"Gut...hust...mit dem Schild kannst du also auch kämpfen. Hast du dich zurück<br />

gehalten?" "Nun..." "Ich habe gesehen, wie du zwei Titanen-Baume gestemmt hast.<br />

Natürlich hast du dich zurück gehalten! Wenn ich gleich nochmal angreife, will ich,<br />

dass du dich nicht zurück hälst." "Soll ich dich etwa umbringen?!" "Na gut...das<br />

solltest du nicht. Aber wenn du mich wegstößt, will ich, dass du dich nicht zurück<br />

hälst." "Na gut." Thorsten hatte nicht vor, Temmk mit aller Kraft zu bekämpfen...das<br />

wäre das Ende des Kriegers gewesen. Aber wer so unnachgiebig im Kampf war, der<br />

brauchte <strong>ein</strong>e Lektion. Wieder rannte Temmk auf Thorsten zu:"UND HALTE DICH SO<br />

WENIG WIE MÖGLICH ZURÜCK!!!!!!" Gesagt getan: Thorsten wich zur Seite aus,<br />

Temmk wirbelte herum und wollte mit dem Schild von oben auf Thorsten <strong>ein</strong>schlagen.<br />

Thorsten duckte sich wieder, legte das Schild an Temmks Bauch und schleuderte ihn,<br />

behutsam aber doch kräftig, nach oben.<br />

In <strong>ein</strong>em etwa <strong>ein</strong>hundert Meter hohem Parabelflug schoss Temmk aus der Arena und<br />

fiel kreischend in die Bucht. Fluchtend kämpfte er sich ans Ufer, zog sich aus dem<br />

Wasser und trottete patschnass zur Arena. Die Blicke der Kinder, die dort gespielt<br />

hatten und etwas von der Eintauchs-Fontäne abbekommen hatten, folgten ihm, bis er<br />

um das nächste Haus gebogen war.<br />

Keuchend kam Temmk in der Arena an, wo Thorsten schon auf ihn wartete. Temmk<br />

schüttelte s<strong>ein</strong>en Oberkörper um den Pelz an s<strong>ein</strong>em Hals zu<br />

trocknen:"Gut...OK...Halte dich bitte ab jetzt im normalen Rahmen zurück...ich habe<br />

m<strong>ein</strong>e große Klappe wohl zu weit aufgerissen. Ich...mach erst <strong>ein</strong>mal ne' Pause."<br />

Temmk liess s<strong>ein</strong>e Hauptkniee aus den Fussgelenken nach vorne kippen und stützte<br />

sich somit auf s<strong>ein</strong>e Hufe und die Kniee. Die gängige Sitzhaltung der Te'Ain. Thorsten<br />

setzte sich im Lotussitz in den Staub. Die Mittagssonne knallte von oben herab und<br />

Temmk begann zu schwitzen. Thorsten griff an s<strong>ein</strong>en Kragen und zog ihn zur Kapuze<br />

auf, die er sich überzog. Klar hätte ihm die Sonnen<strong>ein</strong>strahlung mit Hilfe s<strong>ein</strong>er<br />

Naniten egal s<strong>ein</strong> können, doch manchmal tat es ihm <strong>ein</strong>fach gut, sich wie <strong>ein</strong> Mensch<br />

zu fühlen. Jetzt fiel ihm auch <strong>ein</strong>, was er vergessen hatte: Thornton. Aber jetzt konnte<br />

er hier nicht weg. Also erstellte er <strong>ein</strong> Körperdouble von sich vor Thornton Tür. Das<br />

Double, gelenkt durch Naniten, also Thorsten, klopfte an der Tür. Auch die Hunde<br />

hatte Thorsten lange nicht gesehen, die fühlten sich im Wald beim Haus allerdings<br />

pudelwohl. Er nahm sich vor, die Tiere demnächst mal wieder zu besuchen. Jedenfalls<br />

öffnete Thornton die Tür und lächelte:"Hallo Thorsten." "Jerome. Wie geht es dir?"


"Mir geht es gut.<br />

Gehe ich recht in der Annahme, dass das vor mir nur <strong>ein</strong> Double ist?" "Ähm...ja.<br />

Woher weisst du das?" "Nun, d<strong>ein</strong>en Doublen fehlt immer das Glitzern in den Augen.<br />

Sie wirken zwar lebendig, aber sie leben nicht richtig." "Tja, nichts ersetzt das Leben."<br />

"Ich weiss. Und wo befindest du dich tatsächlich...abgesehen von d<strong>ein</strong>er<br />

mechanischen Seite?" "Ein kl<strong>ein</strong>er Planet in <strong>ein</strong>em anderen Sonnensystem. Ich kann<br />

gerade nicht weg, weil jemand neben mir sitzt. Ich komme aber demnächst noch<br />

<strong>ein</strong>mal richtig persönlich vorbei." "Kann ich dann wenigstens d<strong>ein</strong> Double r<strong>ein</strong> bitten?"<br />

"Gerne. Dankeschön." "Ich nehme nicht an, dass du etwas trinken möchtest?" "N<strong>ein</strong><br />

danke...d<strong>ein</strong>e Wohnung. Hast du dir also immer noch nichts besseres ausgesucht? Ich<br />

habe dir doch <strong>ein</strong> gutes Konto <strong>ein</strong>gerichtet." "Ich glaube, <strong>ein</strong>e Milliarde ist wohl sehr<br />

viel besser als gut." "Und du hast dir bisher nur <strong>ein</strong> paar Schiffe gekauft." "Ein paar?<br />

Ich habe immerhin zwei dieser schnellen Paraniden-M5. Einen Adler und <strong>ein</strong>en<br />

Zentaur." "Du weisst ja, dass ich in anderen Maßstäben denke. Und wieso lebst du<br />

nicht auf <strong>ein</strong>em der Schiffe. Der Adler ist doch die Luxusausführung oder?" "Ja, aber<br />

ich war immer froh, festen Boden mit natürlicher Schwerkraft unter m<strong>ein</strong>en Füssen zu<br />

haben." "Aber du wohnst trotzdem in diesem verfallenen Haus. Ganz all<strong>ein</strong>." "Ich habe<br />

mir überlegt, es zu restaurieren und <strong>ein</strong> günstiges Mietshaus daraus zu machen. Dann<br />

wäre ich nicht mehr all<strong>ein</strong> und hätte auch <strong>ein</strong> paar Menschen geholfen." "Ich weiss ja,<br />

dass du <strong>ein</strong>e gute Menschenkenntnis hast. Du wirst schon <strong>ein</strong> paar nette Menschen<br />

finden." "Ja. Apropos: Wie geht es d<strong>ein</strong>er Verlobten?" "Ihr geht es gut. Sie ist mit <strong>ein</strong><br />

paar Frauen des Dorfes, in dem wir sind, auf Sammel-Tour." "Du hast ihr <strong>ein</strong> paar<br />

Implantate verpasst oder?" "Ja, ziemlich viele sogar." "Und sie ist damit<br />

<strong>ein</strong>verstanden?" "Ich hatte sie vorher gefragt." "Ich glaube, dass du an mir auch <strong>ein</strong><br />

bisschen herumgebastelt hast. Liege ich da richtig?" "Nicht ganz. Ab und zu<br />

regenerieren <strong>ein</strong> paar Naniten d<strong>ein</strong>e Gelenke, damit du k<strong>ein</strong>e Altersersch<strong>ein</strong>ungen<br />

hast, die dir die Lebensqualität verschlechtern." "Aber du verlängerst m<strong>ein</strong> Leben<br />

nicht künstlich. Das hatten wir ja abgemacht." "N<strong>ein</strong>, du alterst ganz normal, die<br />

Verschleissersch<strong>ein</strong>ungen mal ausgelassen." "Gut. Das ist beruhigend." "Und der<br />

Kampf gegen m<strong>ein</strong>e Wächter hat dir nicht geschadet?" "Ein paar blaue Flecken, aber<br />

nichts Ernstes." "Das ist gut zu hören. Soll ich die blauen Flecken verschwinden<br />

lassen?" "Nicht nötig, ich lasse das lieber normal heilen." "Aber die geprellte Rippe<br />

werde ich noch richten, OK?" "Geprellte Rippe?" "Der stechende Schmerz an d<strong>ein</strong>er<br />

Seite kommt nicht nur von den blauen Flecken." "Na gut, dass wäre noch <strong>ein</strong>en<br />

kl<strong>ein</strong>en Aufwand wert...Das ging ja schnell." "Tja. So leicht geht mir vieles von der<br />

Hand." "Das kann man ja auch wohl glauben. Ich habe noch <strong>ein</strong>en termin mit <strong>ein</strong>er<br />

Renovierungs-Firma. Ich war ziemlich tief in den Überlegungen zur Wiederherstellung<br />

des Gebäudes." "Na gut, dann will ich dich mal nicht weiter aufhalten." Thorsten löste<br />

das Körperdouble in <strong>ein</strong>en goldenen Nebel auf, der schnell verflog. Thornton verliess<br />

dass Gebäude und liess sich von s<strong>ein</strong>em M5 abholen.<br />

Temmk, mittlerweile wieder komplett getrocknet, stand auf und ging auf Thorsten<br />

zu:"Jetzt versuchen wir mal, mit Stab und Schild zu kämpfen. Aber schleudere mich<br />

bitte nicht nochmal in die Lagune." "Gut, ich werde mich zurückhalten." Temmk warf<br />

Thorsten den Stab zu und nahm s<strong>ein</strong> Schild und s<strong>ein</strong>en Stab in die Hände. "Auf<br />

geht's." Thorsten liess Temmk den Vortritt. Temmk rannte los, mit dem Schild zur<br />

Abwehr erhoben. Thorsten erhob s<strong>ein</strong>en Stab, peilte die genaue Mitte des Schildes an<br />

und berührte den Schild mit dem <strong>ein</strong>en Ende des Stabes, das andere Ende drückte er<br />

in den Boden. Nun musste er den Stab nur noch <strong>ein</strong> Stück nach oben heben und<br />

Temmk sprang unabsichtlich wie <strong>ein</strong> Stab-Hochspringer über Thorsten hinweg. Temmk<br />

fiel, aber Thorsten fing ihn auf:"Dieses mal habe ich dich sogar persönlich gefangen."<br />

"Und du hast klug gekämpft, fast ohne Einsatz von Muskelkraft. Also...ich glaube<br />

nicht, dass wir noch den unbewaffneten Kampf üben müssen." "Wie sind die<br />

Hauptregeln des Kampfes?" "Du darfst in jeder Art kämpfen, wie es dir beliebt.<br />

Allerdings ist töten, verstümmeln, ernsthaft verletzen oder schummeln ist nicht


erlaubt." "Gut, das klingt fair und gerecht." "So sollte <strong>ein</strong> guter Kampf auch s<strong>ein</strong>."<br />

"M<strong>ein</strong>e Gefährtin möchte an den Frauen-Wettkämpfen teilnehmen." Temmk war<br />

mittlerweile von Thorstens Armen heruntergestiegen und hatte sich aufgerichtet:"Das<br />

ist interessant. Wenn sie nur halb so stark ist wie du, dann gewinnt ihr zusammen."<br />

"Sie ist fast genau so stark wie ich." "Dann ist es sicher. Ich nehme an, sie trainiert<br />

bei Tailea." "Das klang etwas abschätzig." "Sie und ich hatten mal was<br />

mit<strong>ein</strong>ander...allerdings hatte sie etwas dagegen, dass ich wollte, dass sie sesshaft<br />

wird und aufhört zu kämpfen." "Aha...und warum hast du so darauf bestanden?"<br />

"Nun, ich hielt es für besser." "Und was sie dachte zählte nicht?" "Ich bin immerhin der<br />

Mann." "Ich bin auch der Mann und trotzdem herrsche ich nicht über m<strong>ein</strong>e Gefährtin.<br />

Ein freier Wille ist doch allen von uns gegeben." "Hey, ich brauche mir das nicht<br />

anhören. Wenn ich will, dann hau ich dir... na gut, ich könnte nichts gegen dich<br />

ausrichten. Verzeih mir bitte m<strong>ein</strong>en Ausbruch, aber das hat...alte Wunden<br />

aufgerissen." "Manchmal muss <strong>ein</strong>e Wunde noch <strong>ein</strong>mal geöffnet werden, damit sie<br />

besser heilt." "Bist du Mediziner oder was?" "Sagen wir mal, dass ich viele Talente<br />

habe. Allerdings klänge das doch gut, wenn du und Tailea zusammen kämpfen<br />

würden. Das Kämpfer-Paar." "Frauen sollten nicht kämpfen." "Vielleicht sollten wir<br />

beide noch <strong>ein</strong>mal zu Tailea gehen, damit du d<strong>ein</strong>e Ansichten überdenken kannst."<br />

"Peh! Warum sollte ich?" Thorsten lächelte, so dass man erkannte, dass er es nicht<br />

ganz ernst m<strong>ein</strong>te:"Nun, ich könnte dich auch <strong>ein</strong>fach rüberwerfen." Temmk<br />

lachte:"OK, das Risiko möchte ich nicht <strong>ein</strong>gehen. Gehen wir...ich lasse es <strong>ein</strong>fach mal<br />

darauf ankommen."<br />

Jarin kam gerade bei Tailea an. Die Te'Ain wirkte bei weitem muskulöser und<br />

athletischer als ihre Artgenossinen. Jarin meldete sich an, denn die Te'Ain war bei<br />

ihrem Training, dem Ausweichen vor Säcken die in Pendelbewegungen hin und her<br />

schwangen, und bemerkte Jarin nicht:"Entschuldigung?!" "Was? Oh..." Tailea sprang<br />

zwischen den Säcken hervor und ging zu Jarin:"...Du musst die Fremde s<strong>ein</strong>. Ich hätte<br />

dich ja schon gerne beim Wiederaufbau der Arena kennengelernt, aber ich kann nicht<br />

nähen, also habe ich die Nägel geschmiedet." "M<strong>ein</strong> Name ist Jarin." "Freut mich, ich<br />

bin Tailea." "Würdest du mir zeigen wie ihr kämpft?" "Ich habe gehört, dass d<strong>ein</strong><br />

Begleiter schier unglaubliche Kräfte haben soll." "Ich habe ähnliche Kräfte." "Das<br />

wollen wir doch <strong>ein</strong>mal sehen. Also gut, versuchen wir <strong>ein</strong>mal das Pendel-Training."<br />

Tailea deutete auf die schwingenden Säcke. Jarin ging dazwischen und Tailea zog an<br />

<strong>ein</strong>em Seil das von der Konstruktion zu <strong>ein</strong>em Stab führte. Die Säcke begannen zu<br />

pendeln. Jarin wich aus...mit Leichtigkeit. Tailea machte große Augen. Immerhin<br />

bewegte Jarin sich mit enormer Geschwindigkeit. Als die Säcke aufhörten zu<br />

schwingen, war Jarin nicht <strong>ein</strong>mal berührt worden. Tailea klatschte:"Du hast enormes<br />

Potential. OK, versuchen wir den direkten waffenlosen Kampf." "Wie bitte?" "Auf die<br />

Plätze, fertig, los!" Tailea sprang auf Jarin zu. Jarin machte <strong>ein</strong>en Salto über sie<br />

hinweg und fegte sie mit <strong>ein</strong>em flachen Rundumtritt von den B<strong>ein</strong>en. Tailea kam mit<br />

<strong>ein</strong>em Stöhnen auf dem Boden auf:"Umpf...Wie hast du?...Ich m<strong>ein</strong>e...Wow. So<br />

schnell hat sich noch etwas bewegt, das ich je gesehen habe. Wie hast du das<br />

gemacht." "Ich bin was Besonderes." "Probieren wir doch <strong>ein</strong>mal den Kampf mit den<br />

Kampf-Bändern." "Den was?" Tailea griff sich <strong>ein</strong>en Stock mit <strong>ein</strong>em dünnen Stoff-<br />

Streifen, Jarin warf sie die gleiche "Waffe" zu. Es sah aus wie <strong>ein</strong>e dieser Band-<br />

Gymnastik-Stangen. Doch an dem Ende des Bandes waren zwei kl<strong>ein</strong>e Metall-Kugeln.<br />

Tailea wirbelte das Band herum und schlang es dann um Jarins rechten Unterarm, in<br />

dessen Hand sie ihr Band hielt. Das war also die Sache hinter Kampfbändern. Jarin<br />

hatte <strong>ein</strong>e Idee: Ein kl<strong>ein</strong>er Rundflug. Aber wo konnte Tailea dann <strong>ein</strong>igermaßen weich<br />

landen? Ein kl<strong>ein</strong>er See in der Nähe war perfekt. Jarin riss Tailea an dem Band zu sich<br />

und nutzte den Schwung aus, um Tailea an dem Band in <strong>ein</strong>e Kreiselbewegung zu<br />

bringen. Tailea schrie, dann spannte Jarin ihre Unterarmmuskulatur an und das eng<br />

gewickelte Band riss. Tailea flog genau in den See und tauchte danach wieder total<br />

durchnässt am Ufer auf. Tailea spuckte Wasser:"Bfuaarg...Stark bist du also auch


noch...unglaublich stark...hurbuaar...ich glaube kaum, dass ich <strong>ein</strong>e geeignete<br />

Trainingspartnerin für dich bin." Tailea wurde, bevor sie fortfahren konnte, von <strong>ein</strong>em<br />

Klatschen unterbrochen. Es war Temmk:"Ha! Ich wusste nicht das du fliegen kannst<br />

Tailea." Thorsten kam an s<strong>ein</strong>e Seite:"Ach Temmk, ich habe dich doch viel weiter<br />

geschmissen." Tailea lachte:"Ich wusste doch, dass ich diesen dicken Vogel kenne."<br />

"Pah, wenn du m<strong>ein</strong>st, du wärest besser als ich, vielleicht sollten wir dann mal <strong>ein</strong>en<br />

Kampf austragen." "Als ob ich Angst vor <strong>ein</strong>em unbeweglichen Klotz wie dir hätte."<br />

"Dafür sind m<strong>ein</strong>e Schläge nicht nur <strong>ein</strong> Windhauch." "Wenn du so viel Wert darauf<br />

legst, dann können wir gerne <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Match starten." "Ich kämpfe doch nicht<br />

gegen <strong>ein</strong>e Frau." "Aha! Angst zu verlieren?" "OK! Jetzt reicht es mir, ich werde dich in<br />

<strong>ein</strong>en d<strong>ein</strong>er Säcke stopfen!"<br />

Jarin wollte schon zwischen die Beiden gehen, doch Thorsten stellte sich zu ihr und<br />

gab ihr mit <strong>ein</strong>em langsamen Kopfschütteln zu verstehen, dass sie sich heraus halten<br />

solle. Jarin vertraute ihm zwar, hakte aber trotzdem noch <strong>ein</strong>mal nach:"Warum? Er<br />

macht sie doch mit <strong>ein</strong>em Schlag fertig." "Wenn er sie trifft, mit drei Schlägen." "Wie<br />

"Wenn er sie trifft"?" "Er mag stark s<strong>ein</strong>, aber sie ist dafür flink und schnell." "Ich<br />

habe sie innerhalb von <strong>ein</strong> paar Sekunden zu Boden geschickt." "Du hast bessere<br />

Reflexe als <strong>ein</strong> Roboter oder alles andere im mir bekannten All. Du könntest <strong>ein</strong>en<br />

Ghok mit dem kl<strong>ein</strong>en Finger niederstrecken. Glaub mir, dass du sie zu Boden<br />

geschickt hast, ist k<strong>ein</strong> Wunder." "Du m<strong>ein</strong>st, sie könnte ihn besiegen?" "Sie hat <strong>ein</strong>e<br />

gute Chance. Sie ist enorm schnell und hat <strong>ein</strong>e ausgezeichnete Hand-Augen-<br />

Koordination. Sie könnte zwölf Schläge landen, wenn er gerade mal den ersten Schlag<br />

gesetzt hat." "Das ist ja enorm." "Das ist es, mit normalem Training ist das <strong>ein</strong>e wahre<br />

Leistung."<br />

Und Thorsten hatte recht gehabt: Temmk holte aus, Tailea duckte sich unter dem Arm<br />

hinweg und schlug dreimal hart in die Achselhöhle. Temmk ging zu Boden, doch mit<br />

<strong>ein</strong>em Rundtritt am Boden zog er nach um Tailea die B<strong>ein</strong>e weg zu ziehen. Tailea<br />

sprang noch hoch, aber Temmks Unterschenkel streifte ihren Fuß und sie kippte nach<br />

vorne. Sie fing sich noch mit den Händen ab und rollte sich über, während Temmk<br />

aufstand. Temmk erreichte <strong>ein</strong>en Haken in ihre Seite, Jarin konnte jedoch erkennen,<br />

dass es nicht mit voller Kraft war.<br />

Tailea fiel zu Boden und umklammerte daraufhin Temmks rechtes B<strong>ein</strong> mit ihren<br />

Füssen und kippte ihn um. Sie streckte ihren Arm für <strong>ein</strong>en Kinnhaken aus und<br />

Temmk streckte den Arm durch, um ihren Brustkorb mit der Wucht des Falles zu<br />

treffen.<br />

Beide trafen und waren KO.<br />

Jarin sah sich die verworrenen Körper an:"Wann, schätzt du, werden sie aufwachen?"<br />

"Ich schätze in <strong>ein</strong>er halben Stunde." "Hast du auch Hunger?" "Ich habe eigentlich nie<br />

Hunger, aber ich hätte wirklich Lust etwas zu essen." "Ich habe <strong>ein</strong>e der Beeren hier<br />

probiert. Die schmecken wirklich nicht schlecht." "Es wäre wohl auch besser, wenn wir<br />

etwas essen, was von hier stammt. Schliesslich würde das uns noch suspekter<br />

machen, als wir den Te'Ain schon sind." "Was denken die denn so über uns?" "Sie<br />

finden uns seltsam und sind perplex, aber sie nehmen es bei uns als Fremde für<br />

normal." "Wir sind also komische Monster von irgendwo her, aber das ist komplett<br />

normal für die?" "Genau so. Also <strong>ein</strong>e Auswahl der heimischen Früchte und Gemüse."<br />

Ein heller Blitz am Boden und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Picknic war angerichtet. Jarin setzte sich auf<br />

die Decke und Thorsten direkt daneben. Ein gemütliches Picknic mit erfrischender Kost<br />

stärkte Jarin und Thorsten schien es auch zu gefallen.<br />

Nach ungefähr vierzig Minuten hörte man das erste Stöhnen, als Tailea mit<br />

schmerzverkniffenen Augen aufwachte, fünf Sekunden später regte sich auch Temmk.<br />

Thorsten lächelte die beiden an:"Ich würde sagen, dass war <strong>ein</strong> klares<br />

Unentschieden." Temmk knurrte fast:"Von wegen, ich hab' mich noch zurück<br />

gehalten..." Tailea knurrte fast genau so:"Und ich hab' mich auch nicht so schnell<br />

bewegt, wie ich konnte." Temmk richtete sich wieder auf:"Pah! Ich werde es auch


gegen die Fremde schaffen..." er deutete auf Jarin:"...Na, wie wäre es? Interesse<br />

gegen <strong>ein</strong>en Te'Ain-Duellanten zu kämpfen?" Jarin hatte k<strong>ein</strong>e Angst gegen ihn zu<br />

kämpfen, allerdings wusste sie nicht, ob sie nicht, ob sie es sollte. "Was m<strong>ein</strong>st du<br />

Thorsten? Sollte ich es versuchen?" "M<strong>ein</strong>e Erlaubnis brauchst du zwar nicht, aber sei<br />

dann doch bitte vorsichtig. Nicht, dass du <strong>ein</strong>en unserer Gastgeber ernsthaft verletzt."<br />

"Gut, ich halte mich zurück." Temmk lachte:"Als ob ich Angst vor <strong>ein</strong>er Frau..." Jarin<br />

packte ihn am linken Arm und schleuderte ihn mit <strong>ein</strong>em eleganten Schulterwurf in<br />

den selben Teich, wie Tailea zuvor. Jarin lächelte, sie hatte für diesen überheblichen<br />

Klotz bloß drei Sekunden gebraucht...den Flug mit <strong>ein</strong>gerechnet.<br />

Temmk kletterte keuchend aus dem Teich:"Ich konnte ja wieder m<strong>ein</strong> Maul nicht<br />

halten! Ich und m<strong>ein</strong>e große Klappe! Verdammt!" Tailea lachte laut:"Du bist der erste<br />

fliegende Te'Ain seit der alten Zeit...und wie oft du es tust..." "Ach sei ruhig!!!"<br />

Die folgenden Tage verbrachten alle mit dem Training, bis der Tag vor dem Tunier<br />

kam.<br />

Das Dorf wurde mit Blumengirlanden verziert und überall herrschte r<strong>ein</strong>e Aufregung.<br />

Thorsten ging mit Jarin durch die geschmückten Wege. Dieses Dorf richtete jedes mal<br />

die Spiele aus. Die anderen Stämme dieser Region hatten noch alte Artefakte, zu<br />

denen die Leute dieses Dorfes pilgerten. Das Dorf der mittel-kontinentalen Te'Ain<br />

hatte <strong>ein</strong>e alte Metall-Veredelungshütte und die nordischen Te'Ain hatten noch <strong>ein</strong>en<br />

alten Atmosphären-Gleiter, den man für den Handel nutzte. Zentral in dieser Gegend<br />

gelegen, war <strong>ein</strong>e riesige Tempelanlage, deren Ausmaße es erlaubten, dass sie in<br />

sämtlichen Klima-Zonen dieses Gebietes lag. Doch Thorsten hatte im Moment anderes<br />

im Kopf, als diese Tempelanlage. Eigentlich hätte er dies auch im Kopf haben können,<br />

aber diesen Umstand tat Thorsten sich nicht an. Was ihn jetzt viel mehr interessierte,<br />

war die Ankunft der anderen Duellanten. Die braunen und schwarzen Te'Ain standen<br />

am Rande des Dorfes.<br />

Der Kämpfer der nordischen Te'Ain stand bei <strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er Ältesten und hatte sich den<br />

Kinn-Pelz zu <strong>ein</strong>em Zopf verflochten, gleichzeitig war er <strong>ein</strong> wahrer Hühne und<br />

überragte alle Anwesenden bestimmt um <strong>ein</strong> oder zwei Köpfe. Der mittel-kontinentale<br />

Te'Ain trug <strong>ein</strong> paar weiße Ärmel, die jeweils durch <strong>ein</strong>en Metall-Ring um den<br />

Ellenbogen gehalten wurden und am Handgelenk weit offen waren. Die Arme hatte der<br />

braune Te'Ain vor der Brust verschränkt und stand schräg rechts hinter <strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er<br />

Ältesten. Die weiblichen Kämpfer hatten sich auch ziemlich in Show gesetzt. Die<br />

nordische Kämpferin hatte sich kl<strong>ein</strong>e Metall-Halbkugeln an den Huf gebrannt und trug<br />

<strong>ein</strong>e pechschwarze Weste, die sich farblich fast komplett an ihr Fell anglich. Die<br />

mittelkontinentale<br />

Te'Ain trug <strong>ein</strong>en Kragen, der hauptsächlich ihre Schultern bedeckt,<br />

ziemlich flach darauf lag und in zwei weißen Bändern endete, die bis zu ihrer Hüfte<br />

reichten und jeweils bei <strong>ein</strong>em Schritt schwangen.<br />

Mit <strong>ein</strong>er tiefen. brummenden Stimme sah der nordische Duellant Jarin und Thorsten<br />

an, wobei er <strong>ein</strong>e Augenbraue hoch zog:"Das sind also die Fremden von denen man so<br />

viel hört. Wie ich vernommen habe, sollt ihr beide ja ausserordentliche Kraft und<br />

Geschwindigkeit an den Tag legen." Die Miene des mittel-kontinentalen Te'Ain zeigte<br />

<strong>ein</strong>e Arroganz und Selbstverliebtheit, die fast auf den Boden zu tropfen schien:"Das<br />

selbe habe ich auch gehört." Thorsten überprüfte ihre Vital-Werte: Der Blutdruck lag<br />

bei beiden im normalen Bereich, ihre Muskelstruktur liess jeweils auf <strong>ein</strong>e<br />

Spezialisierung schliessen: Der braune Te'Ain war auf Geschwindigkeit und Kampfsport<br />

trainiert, der schwarze auf schiere Kraft und schnelle Fausthiebe.<br />

Während man die Aggression der männlichen Te'Ain fast als Blitze aus ihren Augen<br />

schiessen sehen konnte und Thorsten die aktivität ihrer Hormondrüsen auf etwa das<br />

doppelte schätzte, hatten sich die drei weiblichen Kämpferinnen etwas rechts von<br />

Thorsten und Jarin <strong>ein</strong>gefunden und tratschten und begrüßten sich voller<br />

Freundschaft.<br />

Thorsten wusste die Namen der Kämpfer und Kämperinnen bereits. Er sah den


aunen Te'Ain an:"Brek'te schätze ich." dann sah Thorsten den nordischen Te'Ain<br />

an:"Und du bist wohl Snoh." Beide Te'Ain nickten. Thorsten hätte auch die beiden<br />

Kämpferinnen begrüßt, aber sie unterhielten sich derart angeregt mit Tailea, dass er<br />

sie nicht unterbrechen wollte. Snoh kam auf Thorsten zu und reichte ihm die<br />

Hand:"Da du unsere Namen kennst, würde ich nun gerne d<strong>ein</strong>en erfahren."<br />

"Thorsten." Thorsten nahm die Geste an und somit die Hand. Er wusste, dass Snoh,<br />

als er fest zudrückte, nur <strong>ein</strong> freundschaftliches Kräfteprüfen machen wollte, aber<br />

trotzdem wollte er nicht all zu zimperlich s<strong>ein</strong>. Thorsten drückte auch: Snoh sah<br />

zunächst noch ganz gelassen aus, doch dann ging die Herzfrequenz hoch und s<strong>ein</strong><br />

linkes Auge begann zu zittern. Thorsten liess los:"Freut mich, euch kennen zu lernen."<br />

Snoh rieb sich hinter s<strong>ein</strong>em Rücken die Hand:"Ebenfalls." Brek'te nickte nur erneut,<br />

dieses mal schloss er jedoch respektvoll die Augen. Ansch<strong>ein</strong>end gehörte die Arroganz<br />

nur zur Show um Temmk in die Schranken zu weisen. Eigentlich war "ansch<strong>ein</strong>end"<br />

falsch ausgedrückt, Thorsten wusste das seit zwanzig Jahren...oder besser fünf<br />

Jahren, schliesslich waren die drei erst seit dieser Zeit richtige Duellanten.<br />

Die Duellantinnen wiederum hatten ihren Tratsch ausgetauscht und nahmen jetzt Jarin<br />

in ihre Reihen auf. Die beiden Neuankömmlinge hatten zahlreiche Fragen an Jarin,<br />

<strong>ein</strong>ige davon drehten sich um ihre Leder-Weste und ihr schimmerndes Armband.<br />

Dann kam Snoh auf Thorsten zu:"Da die Kämpferinnen ja nicht gerade...ihre<br />

Begrüßung auf dich schmeissen, werde ich sie dir <strong>ein</strong>mal vorstellen: Die braune heisst<br />

Traida, die schwarze, m<strong>ein</strong>e Schwester, heisst Äis." Thorsten sah sich den gackernden<br />

Haufen musternd an:"Ich nehme an, d<strong>ein</strong>e Schwester nutzt hauptsächlich ihre Füsse<br />

zum kämpfen und Traida nutzt schnelle Verwirrungstaktiken." "Das...das stimmt,<br />

woher weisst du das?" "D<strong>ein</strong>e Schwester hat diese Huf-Implantate, die wohl Stabilität<br />

und Schlag-Härte geben sollen. Daraus kann man schliessen, dass ihre Füsse ihre<br />

Waffen sind...ganz zu schweigen von ihrer B<strong>ein</strong>muskulatur. Was Traida angeht, so<br />

schwingen die beiden Schleier ihres Kragens mit jedem Schritt und sie sind<br />

unglaublich leicht. Damit kann man <strong>ein</strong>en Gegner im Nahkampf sehr gut verwirren.<br />

Ich habe ausserdem ihre ganz leicht aufgeschürften Schienb<strong>ein</strong>e gesehen, sie ist<br />

während ihres Trainings also oft gefallen, was auf Renn-Spezialisierung deutet." "Nach<br />

diesen sehr zutreffenden Beobachtungen schätze ich, dass du <strong>ein</strong> Krieger bist?!"<br />

"Eigentlich nicht, ich habe nur <strong>ein</strong>ige Erfahrungen gemacht, was so etwas angeht."<br />

"Aha...und was bist du dann? Gelehrter, Bauer oder sonst etwas anderes?" "Man<br />

könnte mich wohl am ehesten als Forscher bezeichnen." "Forscher? Was ist das?"<br />

"Eine Mischung aus Kundschafter und Gelehrtem. Ich suche nach Wissen, komme<br />

dabei aber viel herum und hocke nicht nur über Schriften." "Ah...wenn dem so ist.<br />

Aber nach all dem, was ich schon so von dir gehört habe, würde ich gerne <strong>ein</strong>mal<br />

<strong>ein</strong>en Trainings-Kampf mit dir machen." "Gut, gehen wir zur Arena. Vielleicht möchte<br />

Brek'Te ja auch daran teilnehmen." Brek'Te nickte nur ruhig. Doch von so <strong>ein</strong>er<br />

Gelassenheit hatten sich auch schon bei Thorsten viele täuschen lassen. Die uralte<br />

Weisheit traf immer wieder zu: Stille Wasser sind tief.<br />

Nach <strong>ein</strong>em kurzen Marsch zu der Arena, standen die drei im Ring, während Temmk<br />

noch bei den Ältesten war.<br />

Thorsten verneigte sich:"Wer möchte zuerst? Oder beide auf <strong>ein</strong>mal." Brek'Te verzog<br />

amüsiert das Gesicht.<br />

Snoh trat lächelnd vor:"Verzeih', wenn wir dir nicht so viel zutrauen, aber wir sind mit<br />

die besten Kämpfer der Gegend. Also werde ich beginnen." Snoh spannte <strong>ein</strong>mal die<br />

gesamte Arm-Muskulatur an, um sich warm zu machen, dann winkelte er die Arme<br />

an:"Ich bin bereit." Thorsten neigte den Kopf etwas:"Ich lasse dir gerne den Vortritt."<br />

"Danke."<br />

Snoh rannte los und holte mit dem rechten Arm aus. Der Schlag zischte in die<br />

Richtung von Thorstens Brust. Snoh hätte genau so gut das Gesicht anpeilen können,<br />

aber aufgrund der sportlichen Fairness verzichtete er darauf. Die Luft zischte unter der<br />

herannahenden Faust.


Thorsten machte <strong>ein</strong>en Seitwärts-Salto, kam auf der rechten Handfläche auf, winkelte<br />

den Ellenbogen etwas <strong>ein</strong> und streckte den Arm wieder, um erneut <strong>ein</strong>en höheren<br />

Salto in der Luft zu machen und kerzengerade mit <strong>ein</strong>em leichten Federn der B<strong>ein</strong>e<br />

auf dem Boden, etwa zehn Meter von Snoh entfernt, aufzukommen. Brek'Te hob<br />

überascht <strong>ein</strong>e Augenbraue.<br />

Thorsten lächelte und klopfte den Staub der Arena an s<strong>ein</strong>em rechten Hosenb<strong>ein</strong><br />

ab:"Möchtest du es erneut versuchen, oder soll ich dieses Mal angreifen?" "Du bist<br />

flink, jetzt würde ich gerne sehen, wie gut du damit im Angriff bist." "Gut." Thorsten<br />

ging in die Hocke, das linke B<strong>ein</strong> nach hinten, das Rechte nach vorne, und stiess sich<br />

zu <strong>ein</strong>em flachen Sprint am Boden ab. Mit enormen Tempo kam er auf Snoh zu, der<br />

Richtung Boden schlug, um Thorsten zu treffen. Thorsten bremste jedoch etwas ab, so<br />

dass die Faust auf den Boden traf.<br />

Thorsten nutzte die Chance und streckte den linken Arm aus, womit er sich an Snoh's<br />

Unterarm <strong>ein</strong>hakte, wie man es an Laternen machte um <strong>ein</strong>e Kurve im Sprint besser<br />

zu nehmen. Er nutzte den Restschwung aus, streckte das rechte B<strong>ein</strong> gerade nach<br />

vorne aus, zog das linke an und schwang an dem Unterarm s<strong>ein</strong>es Kontrahenten<br />

herum. Das ausgestreckte B<strong>ein</strong> flog wie geplant herum und riss Snoh von den B<strong>ein</strong>en.<br />

Thorsten bohrte nun den rechten Fuss vor Snoh in den Boden und nutzte den letzten<br />

Rest an Fliehkraft, um in <strong>ein</strong>er Drehung auf der Fussspitze wieder auf die Füsse zu<br />

kommen.<br />

Gerade und sauber stand er vor Snoh, der verdattert am Boden lag:"Das...das war<br />

wirklich flink." "Und ich habe nur m<strong>ein</strong>e Geschwindigkeit und d<strong>ein</strong>en Körper für den<br />

Angriff genutzt, m<strong>ein</strong>e Kraft musste ich dafür nicht bemühen."<br />

Mit <strong>ein</strong>em enormen Salto sprang Brek'Te heran und klatschte. Mit ruhiger, fasst<br />

fliessender Stimme, begann er zu sprechen:"Dieser Kampf hat mich neugierig<br />

gemacht. Ich würde jetzt gerne gegen dich kämpfen." "Gut, wenn du möchtest, fang<br />

doch bitte an." Snoh lief zum Rand der Arena und beobachtete das Ganze.<br />

Brek'Te rannte mit präzisen Schritten auf Thorsten zu, zog <strong>ein</strong>en Fuss vor und begann<br />

<strong>ein</strong>e Piurette, bei der er die Arme als Keulen verwendete. Thorsten fing den ersten<br />

Schlag mit dem erhobenen Oberarm ab, unter dem zweiten drehte er sich hinweg.<br />

Der Arm, mit dem Brek'Te den zweiten Schlag ausführte, glitt über Thorsten hinweg.<br />

Thorsten zog das linke B<strong>ein</strong> nach oben, hakte s<strong>ein</strong>en Fuss an den Arm und nutzte<br />

diesen als Stange, um sich hinauf zu drehen. In <strong>ein</strong>em mehrfachen, engen Salto flog<br />

er über Brek'Te hinweg und packte ihn an den Schultern. Den Schwung aus s<strong>ein</strong>em<br />

Salto nutzte er dann, um Brek'Te an den Schultern zu packen und weg zu schleudern.<br />

Brek'Te s<strong>ein</strong>erseits nutzte den Schwung des Wurfes und begann s<strong>ein</strong>erseits <strong>ein</strong>en<br />

Salto, in dessem Verlauf er fast spielerisch auf den Füssen landete.<br />

Brek'Te verbeugte sich:"Ich freue mich auf den richtigen Kampf morgen. Ich möchte<br />

gerne d<strong>ein</strong>e volle Kraft sehen." "Vielleicht gebe ich euch ja <strong>ein</strong>e Kostprobe." "Du<br />

verstehst es jedenfalls, die Bewegungen d<strong>ein</strong>es Gegners für dich arbeiten zu lassen."<br />

"Und du bist sehr geschickt." Deija kam angerannt, direkt auf Snoh zu:"Snoh! Du bist<br />

schon da!" Die Kl<strong>ein</strong>e umklammerte s<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong>...sie reichte ja auch nicht höher.<br />

Thorsten wusste, dass sie Snoh gerne mochte, weil dieser ihr letztes Jahr, als er zum<br />

Turnier ankam, Geschichten am Lagerfeuer erzählt hatte, die vom eisigen Norden<br />

handelten...und dem, was Deija ganz besonders mochte: Schnee. Auch wenn man es<br />

diesem Hühnen nicht ansah, so war er doch <strong>ein</strong> sanfter Riese, wenn es um s<strong>ein</strong>e<br />

Freunde ging. Snoh duckte sich zu Deija hinunter, selbst als er kniete, war er noch<br />

fast doppelt so groß wie die Kl<strong>ein</strong>e. "Na Deija? Hast du auch fleissig gelernt, als ich<br />

nicht da war?" "Ja, ich bin immer zur Schule gegangen." "Das ist gut, wer lernt, der<br />

besitzt irgendwann großes Wissen und großes Wissen bedeutet, dass man Großes tun<br />

kann." Thorsten lächelte:"Das war <strong>ein</strong>e große Weisheit." Snoh kratzte sich am<br />

Hinterkopf und lächelte verlegen:"Ich gebe zu, dass das nicht von mir ist, das hat mir<br />

m<strong>ein</strong>e Mutter immer gesagt."<br />

Thorsten ging mit den Dreien wieder ins Dorfzentrum zurück, wo alles vorbereitet


wurde, damit der Rest der beiden Dörfer morgen <strong>ein</strong>e gute und feierliche Ankunft<br />

hatten.<br />

Geheimdienst-Chef Ban Danna ging in s<strong>ein</strong>em Büro auf der Argon Eins auf und ab.<br />

Das Bild s<strong>ein</strong>es Computers wurde von tanzenden, zwinkernden Smileys bedeckt. Hahri<br />

Seldon betrat mit mit <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Datenmodul das Büro:"Verzeihen sie mir bitte,<br />

das sich so r<strong>ein</strong>platze Sir, aber ich habe Neuigkeiten." "Ah, hat man endlich diesen<br />

verdammten Hacker ausfindig machen können?" "Ähm...nicht ganz Sir, aber wir<br />

wissen jetzt, wo das Signal <strong>ein</strong>gespeist wird." Danna drehte s<strong>ein</strong>e Hand im<br />

Handgelenk, um Seldon zu verdeutlichen, dass er fortfahren sollte:"Und?" "Nun, es<br />

wird über das Kommunikationsnetz unserer Nav-Sats <strong>ein</strong>gespeist und läuft dann durch<br />

so gut wie alle Satelliten und unsere Militäranlage in Schwarze Sonne, deswegen<br />

können wir das Signal auch nicht ausmachen, es könnte so gut wie überall im<br />

argonischen Raum <strong>ein</strong>gespeist werden." "Und was richtet dieser Hacker für Schäden<br />

an?" "Eigentlich k<strong>ein</strong>e bedeutenden. Ihr Monitor wird mit Bildchen überlagert, das<br />

Ventilationssystem in der Kantine verströmt <strong>ein</strong>en leichten Lavendel-Duft, <strong>ein</strong>er der<br />

Bieper des internen Kommunikationssystems summt im Rhytmus des neusten Teladi-<br />

Blues und das Klima-System im Hangar variert im Fünf-Stazura-Rhytmus in <strong>ein</strong>em<br />

Bereich von ca. Zehn Grad." "Ich verstehe das nicht: Dieser Hacker hat Zugriff auf all<br />

unsere Systeme. Er könnte die Luft aus den Korridoren pumpen oder uns mit dem<br />

Klima-System grillen. Aber das Einzige was er macht um unseren Betrieb hier auch<br />

nur etwas zu stören, ist das überlagern m<strong>ein</strong>es Computer-Bildes. Ich kann an jedem<br />

anderen Platz arbeiten. Entweder er ist so bescheuert, dass er nicht merkt, wie sehr<br />

er uns in der Hand hat, oder er legt es nur darauf an, Aufmerksamkeit zu erregen. Ich<br />

hoffe nur,...es ist Zweiteres. Setzen sie die Datenscans fort." "Jawohl Sir." Seldon<br />

slutierte und verliess den Raum.<br />

Danna verschränkte die Arme hinter dem Rücken und stellte sich an das Fenster<br />

s<strong>ein</strong>es Büros. Irgendetwas in ihm sagte ihm, dass derjenige, der hinter diesem Mist<br />

steckte, ihm schon ganz oft über den Weg gelaufen war. Er konnte b<strong>ein</strong>ahe die<br />

Anwesenheit dieses Kerls spüren. Er rieb sich mit Daumen und Zeigefinger der rechten<br />

Hand die Nasenwurzel und begann an s<strong>ein</strong>em Verstand zu zweifeln:"Oh Ban...du<br />

solltest dich da nicht so r<strong>ein</strong>steigern. Wie sollte dieser Hacker mir so nahe<br />

kommen?!...Jetzt führ' ich auch schon Selbstgespräche." Mit leichten Kopfschmerzen<br />

liess sich Danna in s<strong>ein</strong>en Sessel sinken und schaltete den Monitor mit den tanzenden<br />

Smileys ab.<br />

Thorsten saß, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, in s<strong>ein</strong>em Bett, während Jarin<br />

schlief. Als er diesen Planeten als Reiseziel ausgesucht hatte, hatte er es wegen der<br />

Rückständigkeit getan. Und wegen den vergleichsweise kl<strong>ein</strong>en Dörfern. Es gab zwar<br />

<strong>ein</strong> paar Risiken hier auf dem Planeten, aber er hatte gehofft, dass diese nicht<br />

unbedingt <strong>ein</strong>treten würden...wie die Nacht zeigte, hatte er Pech gehabt: Bei s<strong>ein</strong>en<br />

Scans des Planeten hatte er <strong>ein</strong>es der letzten Kampfschiffe dieses Planeten entdeckt,<br />

dass <strong>ein</strong>e räuberische Bande von aggresiven Dieben gefunden hatte und nun über die<br />

Kontinente zog, um zu plündern und zu morden.<br />

Während ihrer Raubzüge hatten sie zahlreiche Energiewaffen und Schilde erbeutet,<br />

mit denen sie sich ausrüsteten. Thorsten hätte ihre Waffen und Schilde ohne weiteres<br />

unbrauchbar machen können, aber dann hätten sie sich halt primitivere Waffen<br />

besorgt. Hätte er ihr Schiff entwaffnet und flugunfähig gemacht, hätten sie sich auch<br />

was anderes überlegt. Diese Te'Ain machten ihre Grausamkeiten aus Spaß.<br />

Und früher oder später würden sie diese friedliche Region erreichen. Wäre Thorsten<br />

mit Jarin nicht gekommen, hätte die Bande diesen Ort irgendwann erreicht und<br />

zumindest <strong>ein</strong>e Person getötet. Doch <strong>ein</strong> Leben zu nehmen war schon zu viel für<br />

Thorsten. In den vergangenen Jahren hatte er die Schüsse der Energiewaffen bei<br />

jedem Raubzug abgeschwächt, dass höchstens Verletzungen entstanden, die nicht<br />

tötlich waren.<br />

Manchmal hatte Thorsten es satt, sich so wenig wie möglich <strong>ein</strong>zumischen...dieses


mal war <strong>ein</strong> "Manchmal". Sollten diese Diebe doch kommen...sie würden ihr Leben<br />

lang nie wieder wagen, jemanden zu verletzen...oder, wenn sie es doch tun würden,<br />

nie wieder in der Lage dazu s<strong>ein</strong>. Thorsten kannte millionen von Methoden <strong>ein</strong>en<br />

Körper derart zu verändern, dass Gewalt gegen andere Wesen unmöglich wurde, ohne<br />

das Leben so zu zerstören, dass k<strong>ein</strong>e Freude mehr möglich war: Starke Atrophie der<br />

Bewegungs-Muskulatur, Nervenschaltungen im Gehirn, gesteuert von <strong>ein</strong>er Mini-KI,<br />

die bei jeder Aggressiven Handlung <strong>ein</strong>e Paralyse des Bewegungsapparates auslöste.<br />

Meistens genügte aber Thorstens Überzeugungskraft als biomechanischer Organismus<br />

und...gepflegt was in die Fresse, falls die Angst nicht reichte. Langsam ging die Sonne<br />

auf und ihre Strahlen drangen durch das Fenster in die Hütte, auf Jarins Augen. Sie<br />

kniff die Lieder zusammen, dann machte sie die Augen jedoch wieder auf:"Guten<br />

Morgen. Heute ist wohl der große Tag." "Und heute Abend" haben wir wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

noch <strong>ein</strong>en ganz anderen Kampf zu bestreiten..." "Was?! Wieso denn noch <strong>ein</strong>en<br />

Kampf?" "Obwohl dieser Planet <strong>ein</strong>er der friedlichsten ist den ich kenne, gibt es jedoch<br />

<strong>ein</strong>e Gruppe schwarzer Schafe." "Was m<strong>ein</strong>st du?" "Hier gibt es <strong>ein</strong>e Diebesbande, die<br />

plündert und mordet. Sie haben <strong>ein</strong>es der letzte Kampfschiffe gefunden und sich mit<br />

vielen Energiewaffen und SChilden ausgerüstet." "Lass mich raten: Die kommen<br />

genau heute Abend hier an und wollen uns ausrauben." "Bingo, die Kandidatin hat<br />

<strong>ein</strong>tausend Punkte." "Warum beschädigst du nicht <strong>ein</strong>fach ihr Schiff?" "Die Truppe hat<br />

sich ihre "Tätigkeit" zum Hob<strong>by</strong> gemacht, die kommen auch ohne Schiff dann<br />

irgendwann hier an. Und wenn wir dann schon weg sind, töten sie, auch ohne Waffen.<br />

Dann suchen sie sich was Anderes." Jarin rieb sich die Stirn:"Also werden wir beide<br />

uns darum kümmern?" "Und wieder tausend Punkte. Ich habe aber <strong>ein</strong>e Bitte: Über<br />

die Jahre hinweg habe ich gelernt, wie man sich in Szene setzt, um <strong>ein</strong>em schlechten<br />

Wesen Angst zu machen. Tue also bitte nichts, was ich dir nicht sage. Ich werde es dir<br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich oft über das Funkgerät in d<strong>ein</strong>em Ohr mitteilen." "Na gut. Mit dir hat<br />

man aber auch nie s<strong>ein</strong>e Ruhe, oder? Naja...manchmal macht es ja auch ziemlichen<br />

Spass, solchen Charakterschw<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>s überzubraten." "Das ist m<strong>ein</strong>e Verlobte.<br />

Immer für das Gute <strong>ein</strong>stehen." "Genau wie m<strong>ein</strong> Zukünftiger."<br />

Es klopfte an der Tür, dann sprang sie auch schon auf: Es war Deija. Die Kl<strong>ein</strong>e rannte<br />

auf Thorsten zu, sprang vor ihn aufs Bett und sah ihm direkt in die Augen:"Freut ihr<br />

euch schon auf nachher?" Thorsten musste, aufgrund der kindlichen Ungestühmtheit<br />

Deijas, lächeln:"Sicher. Ich freue mich vor allem, die Bewohner der anderen Dörfer<br />

kennen zu lernen." "Die sind auch ganz nett. Kommt ihr gleich?" "Ja ja, <strong>ein</strong>en<br />

Augenblick noch." "OK." So schnell wie Deija gekommen war, war sie auch wieder aus<br />

der Hütte gerannt.<br />

Thorsten sah zu Jarin hinüber:"Uglaublich, wie quirlig die Kl<strong>ein</strong>e ist." "Ja, <strong>ein</strong> richtiger<br />

kl<strong>ein</strong>er Wirbelsturm. Glaubst du, sie wird heute Abend in Gefahr s<strong>ein</strong>?" "Ich werde<br />

dafür sorgen, dass sie k<strong>ein</strong>esfalls verletzt wird." "Was schwebt dir da so vor?" "Nun,<br />

ich könnte die Energiewaffen beim Schuss überladen lassen, wodurch sie in den<br />

Händen der Kerle explodieren werden." "Klingt gut. Wer auf Kinder schiesst, der hat<br />

nichts anderes verdient." "Soll ich dich wieder frisch machen?" "Das wäre sehr<br />

zuvorkommend." Thorsten machte den selben Vorgang wie schon öfters. Jarin<br />

schlüpfte gut gelaunt aus dem Bett:"Wollen wir los?" "Von mir aus gerne."<br />

Thorsten und Jarin gingen zusammen aus der Hütte, das ganze Dorf war kaum<br />

widerzuerkennen: Überall hingen Blumen-Girlanden, Stände aller drei Te'Ain-Stämme<br />

mit Souveniers, Essen und Luxus-Waren wie Stoffe oder kunstvoll bearbeitete<br />

Metallund<br />

Keramik-Becher. Und wo die beiden biomechanisch aufgewerteten Menschen auch<br />

hingingen, man sah sie an. Es war zwar nicht verwunderlich, aber trotzdem konnte<br />

man sich etwas unwohl fühlen.<br />

Die beiden kamen an <strong>ein</strong>en ganz besonders kl<strong>ein</strong>en Stand, mit <strong>ein</strong>er ganz besonders<br />

kl<strong>ein</strong>en Verkäuferin: Eine sehr junge mittel-kontinentale Te'Ain sah sie mit großen,<br />

ängstlichen Augen an.


Ihr Stand war voll mit sehr kreativen und schönen Mustern verzierten Kristallen und<br />

Holz-Tierchen. Die Kristalle waren von ihrer Seltenheit und chemischen Struktur nichts<br />

besonderes: Ein paar uralte, unbrauchbare Datenkristalle, natürliche Quarz- und<br />

Silizium-Verbindungen in den schillerndsten Farben und <strong>ein</strong> paar Granite oder Löss-<br />

St<strong>ein</strong>e. Doch was die St<strong>ein</strong>e besonders machten, waren die wirklich unglaublich<br />

schönen Muster, die ansch<strong>ein</strong>end mit <strong>ein</strong>em Stück Raumschiffpanzerung in die St<strong>ein</strong>e<br />

<strong>ein</strong>geritzt oder gemeißelt wurden. Da die Te'Ain k<strong>ein</strong> Geld besaßen, gab es <strong>ein</strong>en<br />

Tauschhandel.<br />

Thorsten hatte zwei besonders hübsche Stücke ins Auge gefasst: Zwei St<strong>ein</strong>e,<br />

ansch<strong>ein</strong>end aus dem selben Ursprungs-Kristall entstanden. Sie hatten <strong>ein</strong>ige Gold-<br />

Adern und weiße Adern aus Quarz, ansonsten waren sie aus <strong>ein</strong>em glasklaren Quarz.<br />

Ein Muster aus Wellen und konzentrischen Kreisen überspannte die urig gebrochenen<br />

Kristalle, das Muster war so dezent, dass es die natürlichen Ader-Muster und die<br />

Klarheit des Kristalls nicht störten, sondern noch hervorhoben. Thorsten beugte sich in<br />

den Knieen zu der Kl<strong>ein</strong>en runter und zeigte auf die beiden St<strong>ein</strong>e:"Was möchtest du<br />

denn dafür haben?" Die Kl<strong>ein</strong>e schrak zuerst zurück und sah dann auf die<br />

St<strong>ein</strong>e:"Was...was hast du denn zum Tauschen?" Das Te'Ain-Mädchen war wirklich<br />

süß, ständig zuckten ihre Nasenlöcher. Thorsten überlegte: Da er nur die Kleidung, die<br />

er am Leib trug und den Kristall hatte, beides wollte er nicht hergeben, und vor allen<br />

diesen Te'Ain nicht etwas mit <strong>ein</strong>em hellen Blitz ersch<strong>ein</strong>en lassen konnte, musste er<br />

sich etwas <strong>ein</strong>fallen lassen. Da kam ihm die Idee: Er hatte <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en<br />

Zaubertrick gelernt, bei dem man durch geschickte und viele Handbewegungen<br />

vertuschte, wie man sich etwas aus dem Ärmel zog. Er konnte mit s<strong>ein</strong>en Naniten<br />

etwas, aus der Energie dieser, in s<strong>ein</strong>em Ärmel herstellen, den Lichtblitz mit den<br />

Naniten verhindern und dann das Objekt aus dem Ärmel ziehen. Aber was konnte der<br />

kl<strong>ein</strong>en Te'Ain gefallen, was nicht schon wieder High-Tech war? Thorsten überlegte,<br />

was in der mittel-kontinentalen Region gebraucht werden konnte, nicht so seltsam<br />

war, dass es vielleicht geklaut wurde und <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Mädchen gefallen konnte.<br />

Das <strong>ein</strong>fachste war wohl <strong>ein</strong> Armreif: Groß genug, um ihn nicht zu verlieren, hübsch<br />

und es hält für die Ewigkeit, das richtige Material vorrausgesetzt. Platin kam auf<br />

diesem Planeten so häufig vor, dass es nur mittelmäßig kostbar war. Ein Muster<br />

konnte er sich auch schnell überlegen: Es gab <strong>ein</strong>e prächtig blühende Rank-Pflanze im<br />

mittel-kontinentalen Gebiet, die er als Vorlage nahm. Also konzipierte er den Armreif<br />

noch so, dass er bis auf die Größe <strong>ein</strong>es erwachsenen Handgelenkes ausgedehnt<br />

werden konnte, und erstellte ihn im Ärmel.<br />

Der Armreif hatte also zwei, bedingt durch den Erweiterungs-Mechanismus<br />

segmentierte, Halteringe aus Platin, zwischen denen die Rank-Pflanze mit dem Stengel<br />

in der Mitte verlief, und in <strong>ein</strong>em abwechselnden Verlauf (links <strong>ein</strong>e Blüte, rechts <strong>ein</strong><br />

Blatt, rechts <strong>ein</strong>e Blüte, links <strong>ein</strong> Blatt) Blätter und Blüten angeordnet waren. Die<br />

Blütenblätter waren aus Gold und in den Kelchen waren kl<strong>ein</strong>e Quarze in<br />

verschiedenen Farben.<br />

Thorsten sprach die Kl<strong>ein</strong>e an, der Zeitraum zwischen ihrer Frage und der<br />

Konzipierung, sowie Fertigung des Armreifs betrug ja nur <strong>ein</strong>e Sekunde: "Ich habe da<br />

was, pass auf, jetzt kommt <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Trick." Thorsten legte die Hände an<strong>ein</strong>ander,<br />

drehte Handgelenk und Fingerkuppen jeweils an<strong>ein</strong>ander, schob in menschlicher,<br />

jedoch trotzdem schneller Geschwindigkeit die Hände kurz jeweils so weit in den<br />

Ärmel, dass er mit der rechten Hand den Armreif aus s<strong>ein</strong>em linken Ärmel ziehen<br />

konnte, nahm den Ring zwischen die Handflächen, formte zwischen diesen <strong>ein</strong>en<br />

Hohlraum und drehte wieder jeweils Fingerkuppen an Fingerkuppen und Handgelenk<br />

an Handgelenk. Letztendlich hielt er der kl<strong>ein</strong>en Te'Ain die geschlossenen Hände hin<br />

und öffnete sie vor ihren Augen. Die Kl<strong>ein</strong>e sah den Reif und ihre Augen weiteten sich<br />

erstaunt und von dem Armreif fasziniert. Thorsten konnte nicht umher, für sich zu<br />

bemerken, dass ihm das Schmuckstück gut gelungen war. Er lächelte die Mini-<br />

Verkäuferin an:"Na? Tauscht du?" "Du willst wirklich diesen tollen Armreif gegen


m<strong>ein</strong>e beiden St<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>tauschen?" "Ja sicher doch. Du hast da zwei ganz besondere<br />

Kunstwerke geschaffen. Den Armreif kannst du übrigens aufziehen, dass er dir <strong>ein</strong><br />

Leben lang passt." Die Angst war wie weggeblasen und die kl<strong>ein</strong>e Te'Ain sah ihn mit<br />

großen Augen an:"Und du möchtest wirklich tauschen?" "Ja. Wenn man reist, darf<br />

man sich so <strong>ein</strong>en guten Tausch doch nicht entgehen lassen." Die Te'Ain strahlte vor<br />

Freude und reichte Thorsten sofort die beiden St<strong>ein</strong>e. Thorsten nahm die kl<strong>ein</strong>en,<br />

etwa walnuss-großen Kristalle und legte der Kl<strong>ein</strong>en dafür den Armreif in die Hände.<br />

Er steckte sich die Kristalle in die Tasche und die Kl<strong>ein</strong>e probierte den Federzug des<br />

Armreifes aus, mit dem man ihn wie <strong>ein</strong> Uhrenarmband dehnen konnte. Dann stülpte<br />

sie sich den Armreif über die linke Hand an den Arm und sah ihn sich an. Thorsten<br />

lächelte und sah Jarin an:"Möchtest du auch etwas haben?" Jarin liess ihren Blick über<br />

die St<strong>ein</strong>e schweifen, dann über die kl<strong>ein</strong>en Holz-Figürchen.<br />

Nach <strong>ein</strong>er kurzen Weile blieb ihr Blick an <strong>ein</strong>em Quarz-Silikat hängen. Der St<strong>ein</strong> hatte<br />

<strong>ein</strong> sehr dezentes Strahlen-Muster <strong>ein</strong>graviert bekommen, aber das war fast nichts zu<br />

dem natürliche Aussehen des St<strong>ein</strong>s: Es war <strong>ein</strong> klarer Quarz, mit <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en<br />

Einschluss in <strong>ein</strong>er Form und Farbe, dass dieser wie die große Sonne, der blaue Riese,<br />

in Aekelas Leuchtfeuer aussah. Jarin deutete darauf:"Den finde ich besonders schön."<br />

Thorsten sprach die kl<strong>ein</strong>e Te'Ain vor ihm an, die sich fast wie hypnotisiert ihren neuen<br />

Armreif ansah:"Was möchtest du denn für diesen St<strong>ein</strong> hier haben?" Die Kl<strong>ein</strong>e sah<br />

ihn an: "Der Armreif ist eigentlich schon so schön, dass du die Hälfte m<strong>ein</strong>er St<strong>ein</strong>e<br />

haben könntest..." Die kl<strong>ein</strong>e Te'Ain seufzte <strong>ein</strong> bisschen, und versuchte überhaupt<br />

nicht, noch mehr heraus zu schlagen:"...ich wünschte mir, ich könnte auch m<strong>ein</strong>er<br />

Mutter, sie verkauft dort hinten Stoffe, und m<strong>ein</strong>er Schwester, sie hat die Holz-Figuren<br />

geschnitzt und holt gerade was zu Essen für uns beide, auch so <strong>ein</strong>en tollen Armreif<br />

geben..." Thorsten lächelte. Für ihn war es <strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>igkeit, milliarden von diesen<br />

Armreifen herzustellen, jedoch wurde jeder, mit dem er sich dabei etwas mehr<br />

beschäftigte, zu etwas besonderem. Deswegen überlegte er sich zwei ganz neue<br />

Muster der Quarz-Kristalle in den Gold-Blüten und kombinierte diese mit dem "alten"<br />

Konzept. Er baute absichtlich noch <strong>ein</strong> paar unauffällige, aber doch sichtbare<br />

Abweichungen in der "Verarbeitung" <strong>ein</strong> und replizierte die zwei Armreife, dieses mal<br />

in s<strong>ein</strong>er Tasche. Er griff hin<strong>ein</strong>, zog die Schmuckstücke heraus, und hielt sie der<br />

Kl<strong>ein</strong>en hin:"Hier noch jeweils <strong>ein</strong> Armreif für f<strong>ein</strong>e Mutter und d<strong>ein</strong>e Schwester.<br />

Tauscht du die gegen den St<strong>ein</strong>?" Die Augen des Mädchens gingen überrascht auf und<br />

ihr Mund ging mit <strong>ein</strong>em Lächeln auf:"Ohhhh...Wirklich? Du möchtest mir wirklich zwei<br />

Armreife für m<strong>ein</strong>en St<strong>ein</strong> geben?" "Ja sicher. Ich mache diese Armreife selbst, so wie<br />

du d<strong>ein</strong>e St<strong>ein</strong>e selbst verziert und ausgesucht hast." "Echt? M<strong>ein</strong> Vater hat mir<br />

gezeigt, wie man die St<strong>ein</strong>e bearbeiten kann...Du willst mir wirklich zwei d<strong>ein</strong>er<br />

Armreife geben?" Thorsten legte ihr die Schmuckstücke in die Hand:"Ja, ich gebe sie<br />

dir für d<strong>ein</strong>e Mutter und d<strong>ein</strong>e Schwester. Aber dafür tauscht du den St<strong>ein</strong>, ja?"<br />

"Gerne!" Die Kl<strong>ein</strong>e griff noch <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Holz-Figur, <strong>ein</strong> langes, fischartiges Wesen,<br />

dass man im mittel-kontinentalen Gebiet finden konnte und das wirklich sehr hübsch<br />

und faszinierend war, dann den St<strong>ein</strong> und gab beide Thorsten in die Hand:"Den kriegst<br />

du dann aber auch noch dazu. Dann kann ich m<strong>ein</strong>er Mutter sagen, dass ihr Armreif<br />

von mir und m<strong>ein</strong>er Schwester kommt. Ausserdem sind die Armreife so hübsch, dass<br />

es sonst noch unfairer wäre." "Das ist lieb, dankeschön." Thorsten lächelte die kl<strong>ein</strong>e<br />

Te'Ain noch <strong>ein</strong>mal an, verabschiedete sich, so wie Jarin es auch tat, und ging mit<br />

s<strong>ein</strong>er Verlobten weiter, der er noch den schönen St<strong>ein</strong> gab.<br />

Thorsten war sehr erfreut, als sie sich mit <strong>ein</strong>em Kuss dafür bedankte:"Der ist für den<br />

St<strong>ein</strong> und dafür, wie lieb du zu der Kl<strong>ein</strong>en warst." "Oh. Eine schöne Belohnung, auch<br />

wenn es auch sehr schön war, die Kl<strong>ein</strong>e so lächeln zu sehen. Es macht mir immer<br />

Spaß, jemandem <strong>ein</strong>e Freude zu machen." "Dafür gibt's gleich noch <strong>ein</strong>en." Ein<br />

weiterer Kuss trieb Thorsten <strong>ein</strong> glückliches Lächeln auf die Lippen.<br />

Thorsten und Jarin gingen noch <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Stück weiter und Jarin blieb an <strong>ein</strong>em<br />

Stoff- und Kleidungsstand stehen.


Wie sich die Zufälle nun <strong>ein</strong>mal zutrugen, schien es der Stand der Mutter, der Kl<strong>ein</strong>en<br />

von vorhin zu s<strong>ein</strong>. Nachdem Thorsten mit der Kl<strong>ein</strong>en gehandelt hatte, schienen die<br />

Leute nicht mehr ganz so ängstlich zu s<strong>ein</strong>. Die Mutter jedenfalls sprach die Beiden<br />

sofort an:"Ihr habt eben bei m<strong>ein</strong>er Tochter getauscht?! Gefielen euch die Stücke?"<br />

Thorsten antwortete:"Ja sehr sogar. Die Kl<strong>ein</strong>e ist sehr begabt, sie können stolz auf<br />

sie s<strong>ein</strong>." "Das bin ich, sie ist im ganzen Dorf dafür bekannt. Darf ich fragen, was ihr<br />

getauscht habt? Ich möchte k<strong>ein</strong>eswegs raffgierig s<strong>ein</strong>, was sie für ihre Arbeit<br />

bekommt, gehört ihr. Aber wenn zwei Fremde, mögen sie auch noch so stark s<strong>ein</strong>, die<br />

m<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>e betrügen wollen, kriegen es mit mir zu tun." "Das nenne ich Mutterliebe,<br />

wie sie in ihrer r<strong>ein</strong>sten und schönsten Form nur s<strong>ein</strong> kann. K<strong>ein</strong>e Angst, ich habe ihr<br />

drei Armreife gegeben. Das Material ist sehr beständig, sie wird <strong>ein</strong> Leben lang etwas<br />

davon haben. Ich habe die Stücke selbst gefertigt." "Ich denke, das klingt nach <strong>ein</strong>em<br />

fairen Tausch. Möchtet ihr vielleicht <strong>ein</strong> paar Beutel, damit ihr die St<strong>ein</strong>e nicht immer<br />

in der Tasche tragen müsst? Die kriegt ihr umsonst, weil ihr fair mit m<strong>ein</strong>er Tochter<br />

gehandelt habt." Jarin lächelte:"Nun, das Angebot ist zwar nett, aber das ist nicht<br />

nötig. Ich wäre allerdings daran interessiert, mich hier <strong>ein</strong>mal umzusehen." "Gerne,<br />

das steht euch frei."<br />

Thorsten liess s<strong>ein</strong>en Blick über die Stoffe schweifen: Sie waren zwar zweifellos schön<br />

und kunstvoll gearbeitet, er hatte aber trotzdem nicht das Bedürfnis, etwas zu<br />

tauschen. Jarin hingegen schien da <strong>ein</strong>e ganz andere Einstellung zu haben. Sie fand<br />

drei dünne Halstücher die sie der Te'Ain hin hielt: "Was möchtest du für diese Tücher<br />

haben?" "Was habt ihr denn zu tauschen?" "Ich möchte die Frage zurück schicken und<br />

dich fragen, was du gebrauchen könntest." Die Te'Ain dachte nach:"Mhhh...ich könnte<br />

vielleicht <strong>ein</strong> neues Näh-Besteck gebrauchen. Ihr habt so etwas nicht zufällig dabei<br />

und könnt es entbehren?" Jarin stuppste Thorsten mit dem Ellenbogen an:"Wir haben<br />

doch <strong>ein</strong>es dabei, oder?" Sie zwinkerte ihm zu.<br />

Thorsten lächelte: "Sicher doch." Er griff in s<strong>ein</strong>e Tasche und erzeugte <strong>ein</strong>en Leder-<br />

Lappen mit <strong>ein</strong>igen Ösen, in denen er <strong>ein</strong> paar Näh-Utensilien erzeugte: Einen<br />

Fingerhut, vier verschiedene Näh-Nadeln in verschiedener Ausführung, und <strong>ein</strong>e<br />

Pinzette zum Einfädeln des Garns. Er griff das kl<strong>ein</strong>e Paket und zog es aus der<br />

Hosentasche:"Hier ist es." Er reichte der Te'Ain den zusammengefalteten Lappen und<br />

sie faltete ihn auf:"Oh...sogar <strong>ein</strong> Fingerschutz. Acht Nadeln...und was ist das?"<br />

Thorsten deutete auf die Pinzette:"Wenn du das m<strong>ein</strong>st, dass ist <strong>ein</strong> Werkzeug mit<br />

dem man den Faden besser in das Nadel-Ohr kriegt." "Das sieht alles sehr gut aus und<br />

ist sogar aus Metall. Ihr wollt das wirklich <strong>ein</strong>tauschen?" Thorsten und Jarin nickten.<br />

Die Te'Ain lächelte:"Wenn dem so ist, dann freue ich mich über den guten Tausch und<br />

wünsche euch heute viel Glück beim Kampf." Thorsten und Jarin bedankten sich und<br />

gingen weiter.<br />

Sie erreichten noch <strong>ein</strong> paar Stände mit Stoffen und selbstgemachten Schmuck oder<br />

Alltagsgegenständen wie Messern oder Keramiken vorbei.<br />

Nachdem sie das Dorf, welches man zum <strong>ein</strong>zigen Basar umfunktioniert hatte,<br />

durchstriffen hatten, waren ungefähr zwei Stunden vergangen und die Ältesten der<br />

drei Dörfer riefen alle ins Dorfzentrum.<br />

Dort angekommen setzten Thorsten und Jarin sich auf <strong>ein</strong>e Bank. Die Ältesten<br />

standen in <strong>ein</strong>er Gruppe im freien Zentrum des Platzes und breiteten in <strong>ein</strong>er<br />

zeremoniellen Geste die Arme aus. Die <strong>ein</strong>heimischen Ältesten begannen zu<br />

sprechen:"Wir heissen alle aus den anderen Dörfern zu dem alljährlichen Turnier<br />

willkommen. Wir hoffen, ihr hattet <strong>ein</strong>e gute Reise. Dieses Jahr können wir überdies<br />

zwei besondere Gäste willkommen heissen:Thorsten und Jarin, zwei Reisende von<br />

sehr weit her. Viele von euch haben sie sicher schon auf dem Markt gesehen. Was die<br />

Aufstellung des Turniers betrifft, so treten im Kampf der Männer Temmk von hier,<br />

Snoh aus dem Norden und Brek'Te aus dem Nord-Osten, sowie unser Gast Thorsten<br />

an. In den Reihen der Frauen sind es Tailea von hier, Äis aus dem Norden, Traida aus<br />

dem Nord-Osten und Jarin, ebenfalls unser Gast."


Aus der Ferne hörte man <strong>ein</strong>en Trompeten-Stoß und anschliessend paukenartige<br />

Schläge. Es waren die zeremoniellen Klänge der Arena. Der Großvater von Deija hob<br />

den rechten Arm mit locker gehaltenen Fingern über s<strong>ein</strong>en Kopf: "Machen wir uns auf<br />

den Weg, die Arena ist bereit." Die heimischen Ältesten gingen voran, gefolgt von den<br />

Ältesten der anderen Dörfer, dann den Kämpfern und zum Schluss die anderen des<br />

heimischen und der anderen Dörfer.<br />

Die Arena war festlich geschmückt und alle sahen sich be<strong>ein</strong>druckt die Blumen-<br />

Girlanden an, deren tropische Pracht ihnen immer wieder den Atem zu rauben schien.<br />

Entsprechend der Himmelsrichtungen, aus denen sie kamen, setzten sich die Te'Ain in<br />

die Reihen der Arena. Die Ältesten hingegen setzten sich in <strong>ein</strong>e Loge. Thorsten, Jarin<br />

und die anderen Kämpfer mussten die Arena durch <strong>ein</strong> seperates Tor betreten, um zu<br />

der Bank auf der Kampf-Fläche zu kommen, wo sie darauf warteten, von den Ältesten<br />

aufgerufen zu werden.<br />

Deijas Großvater stellte sich an die Spitze der Loge aus Holz und Stoff:"Unsere Gäste<br />

haben <strong>ein</strong>en besonderen Wunsch geäussert: Ein Mehrfach-Turnier. Alle Kämpfer des<br />

jeweiligen Geschlechts kämpfen zusammen gegen jeweils <strong>ein</strong>en unserer Gäste." Ein<br />

Raunen und Lachen ging durch die Tribüne. Es war ja verständlich, dass die Te'Ain es<br />

nicht ernst nahmen, dass Thorsten und Jarin jeweils gegen die drei besten Kämpfer<br />

antreten wollten. Als der Älteste die Arme hob, verstummte das Raunen und<br />

Gelächter, er erhob erneut die Stimme:"Doch zuvor werden die anderen Kämpfer, die<br />

in den Auswahlkämpfen ehrenvoll gegen die Besten verloren haben, in ihren Kämpfen<br />

<strong>ein</strong> herrliches Vor-Turnier darbieten." Der Älteste klatschte und der Gong unterhalb der<br />

Tribüne wurde geschlagen.<br />

Die ersten drei Kämpfer, jeweils höchstens fünfzehn Jahre alt waren, traten in die<br />

Arena. Gejubel, Pfeifen, Klatschen und Gesänge waren aus den Zuschauerreihen zu<br />

hören.<br />

Die jungen Kämpfer nahmen sich jeweils <strong>ein</strong>en Kampfstab und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Ellen-<br />

Schild, das mit zwei Leder-Bändern um den Unterarm gebunden wurde. Sie benutzten<br />

ihre Stäbe jeweils zuerst wie <strong>ein</strong>en Geh-Stock und gingen in die Mitte der Arena, wo<br />

sie sich vor<strong>ein</strong>ander verbeugten, dann wirbelten sie die Stäbe jeweils entsprechend<br />

<strong>ein</strong>er selbst ausgedachten Kampf-Position umher, bis sie <strong>ein</strong>e bestimmte Position<br />

erreicht hatten. Die Kämpfe waren jeweils zusammengesetzt aus <strong>ein</strong>em Kämpfer aus<br />

jeder Region, aufsteigend nach dem Platz, den sie in den Vor-Kämpfen erreicht<br />

hatten. Der Kampf war nicht schlecht: Stäbe wirbelten umher, trafen die Schilde, ab<br />

und zu <strong>ein</strong>en Oberschenkel, <strong>ein</strong>en Fuss, den Bauch oder die Brust, jedoch achteten<br />

alle darauf, nicht aus versehen den bewaffneten Arm direkt, oder den Kopf zu treffen.<br />

Es war <strong>ein</strong> fairer, sportlicher Wettkampf und letztendlich stand nur noch <strong>ein</strong>er der<br />

jungen Duellanten, der des Nordens. Er schnaufte, war übersäht mit leichten<br />

Prellungen an Brust, Bauch und Oberschenkeln, aber er stand noch, während s<strong>ein</strong>e<br />

beiden Kontrahenten erschöpft am Boden lagen und noch mehr blaue Flecken hatten.<br />

Der nördliche Duellant griff nach den Händen s<strong>ein</strong>er Kontrahenten und zog sie auf die<br />

B<strong>ein</strong>e. Die Menge jubelte und klatschte Beifall, so auch die besten Kämpfer und<br />

Kämpferinnen.<br />

Bis zur Dämmerung gab es fast zwei Dutzend solcher be<strong>ein</strong>druckenden und fairen<br />

Kämpfe, jeder besser als die vorigen. Dann setzte das Trommeln <strong>ein</strong>. Neun Te'Ain, drei<br />

aus jedem Stamm, standen am Rande der Arena und trommelten <strong>ein</strong>en stetigen,<br />

festen Rythmus. Der Großvater von Deija stand wieder auf und ging an die Spitze der<br />

Tribüne, dann bereitete er sich auf die Lobesrede für die vorigen Kämpfe vor.<br />

Währenddessen zeichnete Thorsten auf s<strong>ein</strong>en Sensoren, wie <strong>ein</strong> Spähtrupp der Diebe<br />

in das Dorf der tropischen Te'Ain <strong>ein</strong>drang und die Wachen überwältigte und fesselte.<br />

Die Räuber waren viel besser bewaffnet, zogen es aber vor, ohne Aufsehen zu erregen<br />

von hinten zuzupacken und den Wachen <strong>ein</strong>en Schlag auf den Kopf zu verpassen, der<br />

sie gerade so lange ausser Gefecht setzte, um sie zu fesseln. Der Anführer des kl<strong>ein</strong>en<br />

Trupps spuckte <strong>ein</strong>er Wache ins Gesicht und der Speichel lief über dessen langen


Schädel. "Also m<strong>ein</strong> gefesselter Freund, wo ist der Rest des Dorfes." "Von mir erfährst<br />

du nichts." "Ich denke schon,..." Der Dieb richtete s<strong>ein</strong>e Waffe auf die andere Wache:<br />

"...sonst wird d<strong>ein</strong> Freund dafür büßen." "Du Mistkerl!!!" "Also?! Wo sind sie?" "Sie<br />

sind bei der Arena...heute ist der alljährliche Turnier-Kampf. Der beste Kämpfer wird<br />

daraus hervorgehen." "Das klingt doch interessant. Knebelt sie und nehmt sie mit zum<br />

Schiff. Der Boss wird sehr interessiert daran s<strong>ein</strong>, wir können immer noch <strong>ein</strong>en<br />

Kämpfer brauchen." Die Piraten zogen die Wachen hinter sich her und brachten sie<br />

zum Schiff.<br />

Der Älteste hatte unterdessen s<strong>ein</strong>e be<strong>ein</strong>druckende Rede vollendet und rief die<br />

weiblichen Kämpfer auf.<br />

Jarin lächelte, Thorsten sah sie an:"Viel Glück...und versuch' nicht all zu doll ran zu<br />

gehen." "K<strong>ein</strong>e Sorge, ich halte mich zurück." Auch Brek'Te, Snoh und Temmk<br />

wünschten ihren weiblichen Kolleginnin alles Gute. Temmk stiess Tailea leicht in die<br />

Seite:"Du schaffst das schon." Brek'Te sah Traida an und nickte ihr mit <strong>ein</strong>em sanften<br />

Augenzuschlag zu, sie lächelte und verstand die Geste. Snoh drückte Äis mit beiden<br />

Händen die linke Hand:"Ich wünsche dir viel Glück. Gib d<strong>ein</strong> Bestes, dann hast du<br />

schon gewonnen." Äis lächelte herzlich:"Danke, Bruderherz. Ich pass schon auf mich<br />

auf."<br />

Die vier Frauen gingen in die Mitte der Arena, alle unbewaffnet.<br />

Jarin ging in die Mitte der Arena, wegen der Dämmerung wurden die Fackeln am Rand<br />

der Arena angezündet. Flackernder Feuersch<strong>ein</strong> hüllte die Kämpferinnen <strong>ein</strong> und liess<br />

ihre rötlichen Schatten schon bei kompletter Bewegungslosigkeit umher tanzen. Triada<br />

faltete die Hände vor der Brust, Äis hielt die Hände gekreuzt an die Schultern und<br />

Tailea fasste jeweils mit der <strong>ein</strong>en Hand den anderen Unterarm. Ansch<strong>ein</strong>end waren<br />

das Gesten höhester Ehrungen. Was konnte Jarin da machen? Wie zum Gebet hielt sie<br />

die Handflächen an<strong>ein</strong>ander, legte dabei die Daumen an die Brust, verschränkte die<br />

Finger in<strong>ein</strong>ander und legte den Mund auf die gefalteten Hände.<br />

Nun begaben sich die anderen in ihre Kampfpositionen: Traida machte flache Hände,<br />

winkelte die Arme an und zog den linken Arm nach hinten, dann ging sie in die Hocke.<br />

Äis ballte die Fäuste, zog die Arme an, spreizte ihre jeweils drei behuften Zehen,<br />

winkelte das linke b<strong>ein</strong> etwas an und schob das Rechte nach vorne. Tailea ging <strong>ein</strong><br />

Stück in die Hocke, spannte die B<strong>ein</strong>muskulatur an, legte den linken Arm dicht an die<br />

Brust und streckte den Rechten etwas nach vorne. Jarin wusste zuerst nicht, welche<br />

Kampfpose sie hätte nehmen können, also entschied sie sich, <strong>ein</strong>fach locker da zu<br />

stehen.<br />

Traida begann und stürmte, wie Thorsten und Jarin es erbeten hatten, auf Jarin zu,<br />

mit ihr als <strong>ein</strong>ziges Ziel. Jarin sprang etwa drei Meter hoch, über Traida hinweg. Ein<br />

Raunen ging durch die Arena, schliesslich war Jarin soeben aus dem Stand drei Meter<br />

hoch gesprungen. Auch Traida wirkte verdutzt, dann änderte die ihre Strategie und<br />

wirbelte radschlagend durch die Arena, wobei ihre weißen Stoff-Anhängsel es schwer<br />

machten, sie direkt zu erfassen. Doch Jarin hatte k<strong>ein</strong>e Zeit sich darauf zu<br />

konzentrieren, denn sie musste nach unten ausweichen um <strong>ein</strong>em Tritt von Äis zu<br />

entkommen. Auch Tailea sprang auf sie zu, von unten.<br />

Jarin machte <strong>ein</strong>e Rolle rückwärts und sprang dann erneut nach oben, dieses mal vier<br />

Meter hoch, wobei sie <strong>ein</strong>e ständige Piourette im Flug machte. Sie hörte Traifa von<br />

unten etwas rufen:"Äis! Lass dich nach hinten kippen und schleudere mich mit d<strong>ein</strong>en<br />

B<strong>ein</strong>en nach oben!" "Gut!" Kurz darauf flog Traida Jarin entgegen, ebenfalls mit <strong>ein</strong>er<br />

schnellen Piourette, die Jarin die Schleier nur so entgegen wirbeln liess. Jarin konnte,<br />

bedingt durch die weißen Stoffbänder vor ihren Augen, kaum etwas sehen, entschied<br />

sich aber wegen der Fairness, ihre Augen-Modifikationen nicht <strong>ein</strong>zusetzen. Also<br />

streckte Jarin den rechten Arm aus und griff zu, sobald sie Stoff an der Hand spürte.<br />

Durch die Bewegung Traidas gerieten die Beiden ins trudeln und wirbelten<br />

unkontrolliert umher, direkt auf <strong>ein</strong>e der Fackeln zu. Jarin wollte versuchen, die Fackel<br />

mit der Hand zu greifen und sich abzustoßen, doch irgendetwas in ihr blockte das ab,


ihr Instinkt, Feuer nicht zu berühren. Weiterhin trudelten beide auf die Fackel zu, Jarin<br />

spürte bereits die Hitze.<br />

Eine Windböe, stark und fast wie aus dem Nichts, erfasste die beiden und liess sie<br />

<strong>ein</strong>igermaßen unsanft neben der Fackel landen, wobei das Feuer durch den Wind leicht<br />

verweht wurde. Jarin wusste genau, woher diese seltsame Windböe gekommen war:<br />

Sie sah zu Thorsten rüber und zwinkerte. Traida, die auf Jarin gelandet war, stöhnte<br />

leicht:"Bist..bist du in Ordnung Jarin?" "Ja. Und du?" "So ziemlich. Hatten wir <strong>ein</strong><br />

Glück, dass der Wind kurz aufgekommen ist...auch wenn es seltsam war." "Ja, das<br />

war es schon. Kann es weiter gehen?" "Aber gerne doch." Traida hatte sich<br />

mittlerweile hingestellt, genau so wie Jarin. Der Kampf ging weiter.<br />

Jarin ging nach unten und machte <strong>ein</strong>en Rundum-Tritt, um Traida von den B<strong>ein</strong>en zu<br />

holen. Es gelang ihr mühelos. Traida fiel mit voller Wucht auf den Hintern. Äis wollte<br />

Jarin <strong>ein</strong>en Tritt in den Bauch verpassen. Jarin packte das heranrasende B<strong>ein</strong>, sprang<br />

in <strong>ein</strong>en Salto und schmiss Äis somit unter sich hinweg. Äis schrie und fiel auf traida,<br />

die gerade versucht hatte, sich aufzurappeln.<br />

Tailea kam als nächste und verpasste Jarin <strong>ein</strong>e Backpfeife. Jarin trudelte, dann<br />

sprang sie in <strong>ein</strong>em Salto über Tailea hinweg, streckte die B<strong>ein</strong>e mitten im Flug wieder<br />

aus und erwischte sie mit den Füssen an den Schultern. Tailea wurde nach vorne<br />

geworfen und ihr lama-artiges, bis auf den sanften Kinn-Pelz unbehaartes Gesicht,<br />

wurde in den Staub der Arena gedrückt. Die Tribüne tobte, <strong>ein</strong>ige lachten sogar über<br />

das lustige Bild. Alle waren be<strong>ein</strong>druckt von Jarins Kampf-Talent. Doch Jarin wusste,<br />

dass sie höchstens <strong>ein</strong>e der drei hätte besiegen können, wenn sie nicht die<br />

Modifikationen von Thorsten bekommen hätte. Es war an der Zeit, etwas<br />

<strong>ein</strong>zustecken.<br />

Jarin kam auf und sah aus den Augenwinkeln Äis auf sich zurennen.<br />

Äis hatte, Zwecks des fairen Kampfes, ihre Metall-Implantate im Huf zwar mit <strong>ein</strong>em<br />

dicken Stoff abgebunden, aber ihre starken Tritte waren trotzdem heftig und präzise.<br />

Äis peilte Jarins Oberschenkel an, Jarin wich aus, liess Äis aber ihren Bauch treffen.<br />

Der Tritt hätte sie sicher auf die sprichwörtlichen Bretter geworfen, wenn sie seit<br />

kurzem nicht wiederstandsfähiger gewesen wäre. Jarin musste nicht <strong>ein</strong>mal<br />

keuchen...aber Äis schien sich den Fuß etwas überdehnt zu haben. Thorsten hatte aus<br />

Jarin wirklich <strong>ein</strong>e Kampfmaschine gemacht...auch wenn er nur ihre<br />

Selbstverteidigung im Sinn gehabt hatte. Äis humpelte kurz, sah Jarin ungläubig an,<br />

fing sich dann aber wieder und lief wieder auf Jarin zu. Auch Tailea wollte ihrerseits<br />

mit <strong>ein</strong>em Handkantenschlag auf Jarin <strong>ein</strong>schlagen. Jarin schlug Tailea in den Bauch,<br />

mit etwa <strong>ein</strong>em Zehntel ihrer Kraft, wie sie ihr ohne Anstrengung zur Verfügung stand,<br />

und schickte Tailea damit auf den Boden und aus dem Kampf.<br />

Tailea war KO.<br />

Jarin tat es schon irgendwie leid, aber sie wusste, dass Thorsten allen <strong>ein</strong> großes Fest<br />

spendieren wollte. Ausserdem konnte Tailea nächstes Jahr erneut <strong>ein</strong>en versuch<br />

wagen, Jarin wusste nicht, ob sie dann da s<strong>ein</strong> würde. Ihr Gedankenzug wurde von<br />

<strong>ein</strong>em Tritt von Äis in die Seite und <strong>ein</strong>em Handkantenschlag von Traida auf die<br />

Schulter unterbrochen.<br />

Jarin packte Traida und warf sie gegen Äis...wohl etwas heftiger als beabsichtigt, denn<br />

beide blieben bewusstlos liegen. Ausserdem wurde Äis nach dem Aufprall von Traida<br />

noch etwa zwei Meter zurück geworfen. Die Ränge waren totenstill, alle sahen auf<br />

Jarin, die soeben innerhalb von fünf Minuten die drei besten Kämpferinnen der Dörfer<br />

KO geschlagen hatte und höher gesprungen war, als alles was sie bisher gesehen<br />

hatten.<br />

Deijas Großvater begann zu klatschen, gefolgt von den anderen Ältesten. Dann<br />

jubelten und klatschten alle Zuschauer. Jarin verbeugte sich und half Äis auf die B<strong>ein</strong>e,<br />

die wieder zu Bewussts<strong>ein</strong> kam. Auch Traida und Tailea wachten auf. Jarin half ihnen<br />

allen hoch und liess die Drei sich auf ihr abstützen. Äis lächelte:"Huff...du bist <strong>ein</strong>e<br />

unglaubliche Kämpferin." die anderen beiden Te'Ain nickten. Jarin ging mit ihnen zu


den Bänken und die Drei Frauen setzten sich hin. Snoh ging zu s<strong>ein</strong>er<br />

Schwester:"Alles in Ordnung?" Äis lächelte:"Ja...huff...Traida könnte mal wieder etwas<br />

abnehmen." Traida stiess ihr scherzhaft in die Seite:"Als ob ich zu schwer wäre. Was<br />

kann ich dafür, wenn <strong>ein</strong> Blatt im Wind dich schon umhaut." Die Beiden lachten.<br />

Der Älteste ging wieder an die Spitze der Loge und breitete die Arme aus, das Gejubel<br />

erlosch langsam:"Das war <strong>ein</strong> großartiger Kampf und ich verbeuge mich vor der Kraft<br />

und Geschwindigkeit der Gewinnerin. Und ebenso verbeuge ich mich vor den tollen<br />

Leistungen der Kontrahentinnen." Der Älteste machte <strong>ein</strong>en Knicks und richtete sich<br />

wieder auf:"Der Kampf der Männer möge beginnen." Der Gong unter der Loge wurde<br />

erneut geschlagen und Getrommel setzte <strong>ein</strong>. Aus den Reihen der Zuschauer flogen<br />

den Frauen Blumen und Geschenke entgegen. Deija warf Jarin <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Kristall-<br />

Figur zu...Ein Ripka, der auf <strong>ein</strong>em St<strong>ein</strong> lag.<br />

Jarin umarmte Thorsten:"Viel Spass." "Danke, werd' ich haben." Tailea rief Temmk<br />

<strong>ein</strong>e gut gem<strong>ein</strong>te Beleidigung zu:"Und flieg' nicht wieder in die Bucht." Die Gast-<br />

Kämpfer sahen Tailea unschlüssig an, dann wünschten die weiblichen Kämpfern<br />

jeweils ihren männlichen Kollegen viel Glück.<br />

Temmk bewaffnete sich mit <strong>ein</strong>em gepolsterten Kampfstab, Snoh zog sich sandgefüllte<br />

Stoff-Ringe über die Hände und Thorsten und Brek'Te gingen unbewaffnet in<br />

die Arena.<br />

Alle machten die selben Stammesgesten wie ihre weiblichen Kolleginnen vorher,<br />

Thorsten tat es dann halt Jarin gleich. Alle gingen <strong>ein</strong>en Schritt zurück, Thorstens<br />

Kontrahenten zogen <strong>ein</strong>en Kreis um ihn, Temmk liess s<strong>ein</strong>en Stab kreisen.<br />

Der erste Schlag kam von Brek'Te, <strong>ein</strong> Handkantenschlag Richtung Schulter. Thorsten<br />

wich nach unten hin aus und sprang dann über den seitlich heranrasenden Stab von<br />

Temmk hinweg.<br />

Brek'Te sprang neben Thorsten:"Bevor ich angreife, möchte ich dir kurz etwas sagen:<br />

Wir sind d<strong>ein</strong>er Bitte der Kampf-Form gefolgt. Nun zeig du uns mal, wie stark du<br />

wirklich bist." Das Publikum begann sich ob diesen Satzes verwundert zu unterhalten.<br />

Thorsten verstand den Wunsch von Brek'Te. Der Te'Ain hatte lange und ausgiebig<br />

trainiert, sich bis an die Spitze s<strong>ein</strong>es Dorfes gekämpft...Und nun war da <strong>ein</strong> Kämpfer,<br />

der es nicht <strong>ein</strong>mal für nötig erachten sollte, s<strong>ein</strong>e wahre Kraft zu zeigen?! Das wäre<br />

<strong>ein</strong>e Verletzung von Brek'Te's Ehre gewesen, was Thorsten k<strong>ein</strong>esfalls wollte.<br />

Thorsten nickte und sah Brek'Te ernst an:"Gut, ich gebe euch <strong>ein</strong>en Eindruck m<strong>ein</strong>er<br />

Kraft, aber ich werde nicht damit kämpfen. Es wäre <strong>ein</strong> Verstoss gegen die Regeln,<br />

wenn ich <strong>ein</strong>en von euch verletzen würde."<br />

Thorsten sprang aus dem Stand zehn Meter in die Höhe und landete federnd auf dem<br />

Boden der Arena, dann riss er s<strong>ein</strong>e rechte Faust hoch und schlug damit auf die Mitte<br />

des Arena-Bodens, mit etwa <strong>ein</strong>em Hundertstel s<strong>ein</strong>er kompletten Kraft die er nur mit<br />

s<strong>ein</strong>en modifizierten Muskeln, ohne weitere Kraftfelder und Energie-Strahlen s<strong>ein</strong>er<br />

Naniten, aufbringen konnte.<br />

Staub wirbelte auf und <strong>ein</strong>e Druckwelle ging durch den Boden, die den Sand in drei<br />

konzentrischen Kreisen nach oben fliegen liess und die Arena erzittern liess. Brek'Te,<br />

Snoh und Temmk fielen hin, die Zuschauer waren totenstill. Alle sahen gebannt auf<br />

den etwa fünf Zentimeter tiefen und <strong>ein</strong>en Meter breiten Krater, in dessen Mitte<br />

Thorstens Faust steckte.<br />

Brek'Te's Augen schienen förmlich aus den Höhlen zu fallen, als er sich aufgerichtet<br />

hatte und auf den Krater sah, aus dem Thorsten s<strong>ein</strong>e Faust hinaus<br />

zog:"Da...dadadada...das...das...wie?...Ich glaube kaum, dass ich <strong>ein</strong>e Chance habe."<br />

Das Feuer der Fackeln flackerte immernoch etwas. Snoh kam näher und sah sich den<br />

Krater an:"Und...und ich dachte, dass du Titanen-Bäume getragen hast, wäre nur <strong>ein</strong><br />

Gerücht gewesen." Thorsten klopfte sich den Sand und Staub von der Faust:"Ihr<br />

wolltet <strong>ein</strong>en Eindruck m<strong>ein</strong>er Kraft. Ich werde aber, wie gesagt, nicht damit Kämpfen.<br />

Apropos: Wollen wir dann anfangen?" Brek'Te stotterte immernoch:"Ja...auch wenn<br />

ich, zugegeben, etwas Angst habe." Der Älteste ging erneut an die Spitze der


Loge:"Möge der Kampf fortgeführt werden."<br />

Die vier Kämpfer nahmen Aufstellung: Die drei Te'Ain auf Thorsten ausgerichtet.<br />

Temmk rannte mit über dem Kopf rotierendem Kampfstab auf Thorsten zu.<br />

Thorsten fing den Stab mit <strong>ein</strong>em Unterarm-Block ab und hielt ihn dann fest. Er<br />

entriss Temmk den Stab und warf die Waffe an den Rand der Arena. Temmk versuchte<br />

<strong>ein</strong>en Tritt in Thorstens Bauch zu landen, doch Thorsten wich mit <strong>ein</strong>em<br />

Rückwärtssalto nach hinten aus, mit dem er auch Snoh erwischte, der ihm gerade<br />

<strong>ein</strong>en Hieb auf die Schulter verpassen wollte.<br />

Als Thorstens mehrfacher Salto beendet war, stand er Brek'Te gegenüber, der mit ihm<br />

gerannt war.<br />

Die weißen Ärmel, samt den darin <strong>ein</strong>gehüllten Fäusten zischten auf Thorsten zu.<br />

Thorsten duckte sich und machte <strong>ein</strong>en Rundum-Tritt, über den Brek'Te hinweg<br />

sprang. Thorsten schraubte sich aus der Drehung nach oben, streckte den rechten<br />

Arm aus und erwischte Brek'Te an der Schulter. Brek'Te taumelte, fing sich aber<br />

wieder und setzte mit <strong>ein</strong>em Handkantenschlag nach, der Thorsten an der Tailie<br />

treffen sollte.<br />

Thorsten machte <strong>ein</strong>e Seitwärtsrolle über den heranrasenden Arm, packte die<br />

Extremität und warf Brek'Te mit <strong>ein</strong>em Schulterwurf hinter sich. Brek'Te kämpfte sich<br />

mühsam auf die B<strong>ein</strong>e.<br />

Dann kam Snoh angerannt, mit beiden Armen zum Schlag bereit. Er peilte Thorstens<br />

Brust an, doch Thorsten wich nach hinten aus und blockte mit <strong>ein</strong>er Seitwärts-<br />

Bewegung des rechten Unterarms ab. Thorsten verzichtete darauf, <strong>ein</strong>en präzisen<br />

Schlag in den Bauchraum zu landen, mit dem er Snoh auf die Bretter hätte schicken<br />

können. Stattdessen hielt er <strong>ein</strong>en von Snohs Armen am Handgelenk fast und<br />

schleuderte ihn gegen Temmk, der Thorsten von der Seite angreifen wollte. Beide<br />

rappelten sich nach der Kollision mühsam hoch.<br />

Doch Brek'Te hatte sich bereits erholt und traf Thorsten mit <strong>ein</strong>em Side-Kick in die<br />

linke Seite. Thorsten liess sich taumeln...schliesslich sollte er ja noch irgendwie<br />

normal wirken. Er sprang aber vor dem nächsten Schlag hoch, wich mit <strong>ein</strong>er<br />

Seitwärtsdrehung um die eigene Achse Temmks und Snohs Schlägen aus, packte<br />

Temmk mit beiden B<strong>ein</strong>en und schleuderte ihn aus der Drehung heraus auf Snoh.<br />

Beide waren KO.<br />

Nun standen nur noch Thorsten und Brek'Te.<br />

Brek'Te steigerte sich in den Kampf hin<strong>ein</strong>, Thorsten konnte das an s<strong>ein</strong>er Atmung<br />

erkennen. Für Brek'Te schien es der Kampf s<strong>ein</strong>es Lebens zu s<strong>ein</strong>.<br />

Der Te'Ain wurde an Armen und B<strong>ein</strong>en wärmer. Thorsten hatte dies schon <strong>ein</strong>mal<br />

gesehen, als er über die Erde gereist war: Bei den Xia-Lin-Mönchen. Genau dieses<br />

Wärme-Muster bildete sich, wenn sie ihr Chi bündelten. Das konnte ausreichen, um<br />

Thorsten etwas stärker zu beschäftigen. Thorsten konnte zwar auch schnell reagieren,<br />

aber <strong>ein</strong> Wesen mit gebündelter Energie in sich, war doch schon <strong>ein</strong> schwierigerer<br />

Gegner als <strong>ein</strong> Wesen im Normalzustand.<br />

Der flackernde Feuersch<strong>ein</strong> warf die Schatten der beiden Kämpfer wie zuckende<br />

Bestien durch die Arena. Thorsten sah in die konzentrierten Augen des Te'Ain, in<br />

denen sich der Feuersch<strong>ein</strong> leicht spiegelte.<br />

Brek'Te ballte die Fäuste und streckte sie wieder durch...die Hand knackte mehrmals.<br />

Der Te'Ain rannte mit, für normale Maßstäbe, enormer Geschwindigkeit auf Thorsten<br />

zu.<br />

Thorsten sprang vier Meter hoch in die Luft, um Brek'Te auszuweichen...Brek'Te<br />

sprang drei Meter hoch hinterher und erreichte Thorsten am Fuß. Thorsten fing sich<br />

wieder mit <strong>ein</strong>er Rolle in der Luft und landete federnd auf beiden B<strong>ein</strong>en. Brek'Te<br />

landete mit dem linken B<strong>ein</strong> zuerst, winkelte es an und stiess sich ab, um Thorsten<br />

mit <strong>ein</strong>em schnellen Sprint zu erreichen. Thorsten machte <strong>ein</strong>en Bocksprung über<br />

Brek'Tes Schultern und drückte dessen Kopf somit in den Sand der Arena. Der Te'Ain<br />

ging in <strong>ein</strong>e Rolle über, sprang auf und rannte auf Thorsten zu. Mehrere blitzschnelle


Handkanten-Schläge zischten in Thorstens Richtung...er wich allen aus, machte <strong>ein</strong>en<br />

Rückwärtssalto und traf Brek'Te mit beiden Füssen und ziemlicher, doch ungefährlicher<br />

Wucht un den Bauch. Brek'Te fiel, versuchte sich aufzurichten, brach dann aber<br />

erschöpft zusammen.<br />

Thorsten gewann somit den Kampf.<br />

Ein Raunen ging durch die Menge, dann brach <strong>ein</strong> gigantischer Applaus aus. Deijas<br />

Großvater ging wieder an die Spitze der Loge:"Das war der großartigste Kampf, den<br />

wir je in dieser Arena hatten."<br />

Thorsten ging erst <strong>ein</strong>mal zu Brek'Te und half ihm hoch, Brek'Te war am<br />

schnaufen:"Du...puh...du bist <strong>ein</strong> enormer Kämpfer...auch wenn du sagst du seist <strong>ein</strong><br />

Forscher." "Danke, aber du warst <strong>ein</strong> ausgezeichneter Gegner. Ich helfe eben noch<br />

Temmk und Snoh auf die B<strong>ein</strong>e." Thorsten ging mit Brek'Te, der s<strong>ein</strong>en linken Arm<br />

über Thorstens schulter gelegt hatte um nicht umzufallen, zu den beiden anderen<br />

Kämpfern, die durch den Applaus langsam wieder zu Bewussts<strong>ein</strong> kamen.<br />

Thorsten half beiden auf die B<strong>ein</strong>e und zusammen "badeten" die vier im Applaus.<br />

Dann durchbrach <strong>ein</strong> Schrei den Jubel: Der kl<strong>ein</strong>e Trupp der Diebe war zurück und der<br />

Anführer hielt die zappelnde Deija, mit <strong>ein</strong>em Messer an ihrem Hals fest. Thorsten<br />

wusste, dass das Stadion umstellt war, von zehn Räubern mit Energiewaffen...und das<br />

die Diebe s<strong>ein</strong>en Schlag auf den Erdboden nicht gesehen hatten.<br />

Der Dieb hielt die w<strong>ein</strong>ende Deija in Brusthöhe, das Messer an ihrer Kehle war <strong>ein</strong><br />

Energie-Messer. Ihr Geiselnehmer brauchte also nur <strong>ein</strong>en Knopf drücken, um die<br />

Energie-Klinge zu aktivieren und Deija zu töten.<br />

Der Dieb lächelte finster:"Ja...<strong>ein</strong> sehr schöner Kampf. Ich nehme an, die seltsame<br />

Kreatur da ist der Fremde, von dem mir eure Wachen erzählt haben. Ich bin wirklich<br />

von d<strong>ein</strong>en Fähigkeiten be<strong>ein</strong>druckt, aber den Waffen m<strong>ein</strong>er Leute wirst du nichts<br />

entgegen zu setzen haben...." hätte dieser lächerliche Dieb nur gewusst, mit was für<br />

<strong>ein</strong>em Wesen er sich da anlegte "...Ich habe von den Wachen gehört, nun gut, sie<br />

haben es natürlich nicht ganz freiwillig erzählt, dass die Kl<strong>ein</strong>e hier die Tochter <strong>ein</strong>es<br />

eurer "Ältesten" ist. Wenn ihr nicht wollt, dass ich ihren süßen kl<strong>ein</strong>en Kopf<br />

abschneide, dann kommt die Kreatur besser mit mir." Deija jaulte auf, als der Dieb ihr<br />

das Gerät etwas fester an den Hals drückte. Thorsten hätte diesen Dieb am liebsten<br />

sofort in <strong>ein</strong>en wimmernden und stöhnenden Invaliden verwandelt, dessen Arme nur<br />

noch durch Muskeln und Sehnen, sowie die Haut zusammengehalten wurden, aber das<br />

hätte vor dem ganzen Publikum nur alles schlimmer gemacht.<br />

Deija's Großvater und Vater wollten über die Logen-Zäune springen um zu Deija zu<br />

rennen und ihr zu helfen, doch <strong>ein</strong> paar Diebe hatten sich schon auf die Loge<br />

geschlichen und <strong>ein</strong>er von ihnen schlug mit s<strong>ein</strong>er Energie-Waffe auf den Ältesten <strong>ein</strong>.<br />

Dieser brach zusammen. Deija's Vater wollte den Angreifer und Deija's Geiselnehmer<br />

attackieren, doch <strong>ein</strong>e scharfe Waffe an der Schläfe s<strong>ein</strong>er Frau und das fiese Grinsen<br />

des Geiselnehmers als dieser auf das Energie-Messer sah, stoppten den verzweifelten<br />

Te'Ain.<br />

Der Dieb war sich siegessicher:"Also...kommen die beiden Gewinner jetzt mit? Wir<br />

wollen doch <strong>ein</strong> Paar nicht aus<strong>ein</strong>ander bringen und zwei Kämpfer sind besser als<br />

<strong>ein</strong>er. Ihr lasst euch jetzt fesseln, und kommt mit zum Schiff." Thorsten wollte<br />

versuchen, den Piraten zur Freilassung von Deija bringen, hatte aber von vornher<strong>ein</strong><br />

wenig Hoffnung:"Wir kommen mit, aber lass die Kl<strong>ein</strong>e hier." Der Dieb lachte<br />

dreckig:"Ohh...das würde ich zu gerne tun, aber so <strong>ein</strong>e gute Geisel lasse ich mir doch<br />

nicht durch die Lappen gehen. Ich sag' dir was: Ich werde die Kl<strong>ein</strong>e behalten und ihr<br />

beide kommt mit, ansonsten bringen wir alle Anwesenden um, die ganze Arena ist<br />

umstellt." Thorsten spielte mit und gab Jarin durch <strong>ein</strong>en ernsten Blick zu verstehen,<br />

dass sie das besser auch tun sollte.<br />

Also gingen die Beiden nach draussen, liessen sich mit speziellen Handschellen<br />

fesseln, die aus dem selben Material bestanden wie die Seile, mit denen vor <strong>ein</strong> paar<br />

Tagen die Titanen-Bäume zusammengebunden worden waren.


Thorsten und Jarin folgten dem Dieb, die Hände auf dem Rücken zusammen gebunden<br />

und mit Waffen-Läufen zwischen den Schulterblättern. Deijas W<strong>ein</strong>en erfüllte den<br />

ganzen Dschungel.<br />

Der Ripka, den Thorsten bei s<strong>ein</strong>er Ankunft gefüttert hatte, war zum Sprung bereit im<br />

Unterholz verborgen, um den Wesen, die es vor dem Hungertod gerettet hatten zu<br />

helfen. Thorsten teilte dem Tier jedoch telepathisch mit, dass es nicht angreifen sollte,<br />

er hätte alles in der Hand und würde k<strong>ein</strong>e Hilfe benötigen. Der Ripka verstand und<br />

blieb liegen.<br />

Nach <strong>ein</strong>er Viertelstunde Fussmarsch gelangten sie in das Lager der Diebe. Ein paar<br />

Fusions-Öfen und Lampen waren aufgestellt worden, während <strong>ein</strong> großer Teil der<br />

Diebe tranken und gröhlten.<br />

Das Kampfschiff stand im Zentrum des Lagers und hatte etwa die Größe <strong>ein</strong>er<br />

Korvette, daneben war das <strong>ein</strong>zige Zelt des Lagers, dass aus künstlichen Stoffen<br />

bestand.<br />

Thorsten und Jarin wurden hin<strong>ein</strong> geführt und ihnen wurde mit den Waffen in die<br />

Kniekehlen geschlagen, damit sie auf die Kniee fielen. Thorsten und Jarin hätte das<br />

eigentlich nichts ausgemacht, er musste Jarin sogar über das kl<strong>ein</strong>e Funkgerät<br />

mitteilen, dass sie sich fallen lassen sollte.<br />

Der "Thron", <strong>ein</strong> mit Pelzen behangener alter Drehstuhl, drehte sich zu Thorsten und<br />

Jarin um und Thorsten sah den Anführer der Diebe zum ersten mal mit s<strong>ein</strong>en<br />

menschlichen Augen: Es war <strong>ein</strong> muskulöser Te'Ain, der <strong>ein</strong> altes Exo-Skelett trug,<br />

welches s<strong>ein</strong>en Körper wie <strong>ein</strong>e komplette medizinische Stütz-Schiene überzog. Der<br />

Dieb stand auf und ging zu s<strong>ein</strong>er "rechten Hand", den Te'Ain der sie her gebracht<br />

hatte und Deija nun Deija fesselte und sie mit <strong>ein</strong>er Waffe in Schach hielt:"Also das<br />

sind die beiden Wesen, von denen die Wachen erzählt haben. Hast du gesehen, wie<br />

sie gewonnen haben?" "Ja, das männliche Ding ist etwa vier Meter hoch und fünf<br />

Meter weit gesprungen. Die Schläge waren auch nicht schlecht." "Das klingt, als<br />

könnten wir sie brauchen, leg ihnen die besonderen Halsbänder um...die, die <strong>ein</strong>en so<br />

schön gefügig machen." Thorsten und Jarin bekamen jeweils <strong>ein</strong>en zweiteiligen Metall-<br />

Ring um den Hals gelegt, der sich mit <strong>ein</strong>em Einrastgeräusch schloss.<br />

Der Anführer der Diebe deutete auf <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Fläche an s<strong>ein</strong>em Exo-Skelett:"Wenn<br />

ich hier drauf drücke, dann werden diese Halsbänder in Feuer aufgehen und euch die<br />

Köpfe abreissen. Ihr solltet also in Zukunft für mich kämpfen und mir gehorchen...ihr<br />

gehört jetzt mir. Während ihr euch jetzt an euer neues Zuhause gewöhnt, gehe ich mit<br />

m<strong>ein</strong>en Männern das Dorf plündern. Dreao, du kannst die Kl<strong>ein</strong>e, die du mitgebracht<br />

hast, jetzt umlegen. Bringt ihn weg, du hilfst ihnen Metall-Riese." Zwei der Diebe und<br />

<strong>ein</strong> alter Kampfroboter kamen von hinten an Thorsten und Jarin, um sie in <strong>ein</strong>en Käfig<br />

zu bringen, Deija w<strong>ein</strong>te, doch Thorsten wollte noch etwas sagen, bevor man<br />

versuchte, ihn in <strong>ein</strong>en Käfig zu sperren:"Wenn du <strong>ein</strong>em der Dorfbewohner etwas<br />

antun solltest, dann..." der "Diebeskönig" unterbrach ihn selbstgefällig:"Was dann?<br />

Hä?! Du gehörst mir! Wenn du m<strong>ein</strong>en Befehlen nicht Folge leistest, bedeutet das<br />

Strafe oder Tod." Der Dieb nickte den anderen hinter Thorsten zu und sie rammten<br />

ihm Elektroschocker in die Nieren. Thorsten beugte sich vor, als er von den grünen<br />

Blitzen überzogen wurde, doch nur um <strong>ein</strong>en Lachkrampf zu unterdrücken...diese<br />

überhebliche kl<strong>ein</strong>e Kreatur hatte sich zu weit vorgelehnt.<br />

Der Dieb hatte nicht mitgekriegt, dass Thorsten die Schocks nichts ausmachten, er<br />

beugte sich zu ihm hinunter:"Nun, du seltsame Kreatur: Da du m<strong>ein</strong>st mir sagen zu<br />

können, was ich sollte: Was sollte ich denn d<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung nach tun?" Thorsten<br />

sprach bewusst leise:"Lauf...Lauf um d<strong>ein</strong> Leben." "Was?!" "Renn! Ich will <strong>ein</strong>e gute<br />

Jagd." "Also, der war gut hahahah..." Thorsten lachte kurz so finster wie er konnte,<br />

während s<strong>ein</strong>e Stimme zunehmend finsterer wurde:"Huaharhar..."<br />

Die beiden Diebe hinter sich liess er mit Traktorstrahlen schweben, dann zuckten<br />

blaue Blitze über Thorstens Körper, die auf die Diebe übersprangen, die daraufhin zu<br />

brennen begannen..wobei sie weiter Elektroschocks bekamen. Thorsten achtete


sorgfältig darauf, ihre Körper nicht verbrennen zu lassen, lediglich ihre Kleider<br />

brannten und sie wurden dadurch <strong>ein</strong>gehüllt. Sie spürten natürlich die Hitze, damit sie<br />

<strong>ein</strong>en gewissen Schmerz hatten und natürlich die panische Angst. Also hingen die<br />

beiden zuckend, von blauen Blitzen und Feuer <strong>ein</strong>gehüllt, in der Luft und schrien.<br />

Der Diebeskönig sah panisch auf Thorsten, um dessen Augen die Blitze tanzten,<br />

während er aufstand und die Arme aus<strong>ein</strong>ander zog, wobei die Fesseln wie Krepp-<br />

Papier rissen. Jarin stand ebenfalls auf und zeriss ihre Fesseln, sie ging auf "Draeo"<br />

zu, der die Waffe von Deija wegnahm und auf Jarin feuerte. Die Energieladungen<br />

ebten an Jarin, die, wie Thorsten sie angewiesen hatte, bewusst langsam ging,<br />

wirkungslos ab. Jarin hingegen erhob die flache Hand mit der Handfläche zu Draeo<br />

und feuerte <strong>ein</strong>e Energieladung daraus ab, die <strong>ein</strong>e große, schmerzhafte Wunde in<br />

s<strong>ein</strong>e Schulter riss. Draeo flog dabei zwei Meter zurück, bis das Zelt s<strong>ein</strong>en Flug<br />

stoppte und er schreiend liegen blieb. Jarin duckte sich zu Deija, die starr vor Angst<br />

war:"K<strong>ein</strong>e Angst, wir werden dir nichts tun, du bist unsere Freundin."<br />

Thorsten hingegen drehte richtig auf: Die "brennenden" Diebe bekamen unmerklich<br />

<strong>ein</strong>e zusätzliche, verbrannte Hautschicht verpasst, die kohlrabenschwarz war, darunter<br />

war ihre Haut nur von ungefährlichen Brandblasen übersäht, die nur höllisch weh<br />

taten. Die verbrannte Hautschicht würde irgendwann abfallen, was den Dieben noch<br />

zusätzliche Panik bescheren würde.<br />

Der Bandenchef drückte wie wild auf die Spreng-Taste für die Halsbänder, doch<br />

Thorsten lächelte nur finster:"Och...explodieren wir nicht? Warum bloß?" Thorstens<br />

Augen flammten nur zur Show auf, die Halsbänder verdampften. Der ach so große<br />

Dieb schrie nach s<strong>ein</strong>em alten Roboter. Die Maschine rührte sich, doch Thorsten<br />

richtete s<strong>ein</strong>en linken Arm nach hinten und schoss <strong>ein</strong>e blaue Energieladung auf die<br />

Maschine ab, die k<strong>ein</strong>esfalls je Intelligenz oder <strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> entwickeln würde,<br />

dafür war sie zu unterentwickelt. Der Roboter verdampfte in dem zwei Meter breiten<br />

Energie-Strahl, der sich aus dem Zelt fraß und in den Nachthimmel aufstieg.<br />

Thorstens Stimme klang wie das Rascheln des Windes im Gras für <strong>ein</strong> ängstliches Kind<br />

klang:"So viel zu d<strong>ein</strong>en Leibwächtern. Du hättest nie herkommen sollen. Du hättest<br />

da bleiben sollen wo du warst." "Was...was bist du?!!" "Oh...ich bin d<strong>ein</strong> schlimmster<br />

Alptraum. Ich schütze die friedlichen Leute vor solchen wie dir...du solltest also<br />

rennen."<br />

Der Dieb nahm den Vorschlag ansch<strong>ein</strong>end nicht ernst, panisch schlug er mit der<br />

Unterstützung des Exo-Skeletts nach Thorsten. Thorsten packte den Unterarm des<br />

Diebes und drückte zu: Wie <strong>ein</strong> Schwamm in <strong>ein</strong>er normalen Hand gab das Gewebe<br />

und die drei Knochen nach, und der Arm wurde wie bei <strong>ein</strong>er schlaffen Stoffpuppe<br />

zerquetscht. "Tja, wer Unschuldige angreift, sollte damit rechnen, irgendwann die<br />

Rechnung zu bekommen." Das Exo-Skelett schiente den Bruch entsprechend s<strong>ein</strong>es<br />

Programms mit zwei Polymer-Streifen. Doch die Schmerzen waren sicherlich enorm,<br />

auch wenn sie von dem hohen Stress-Hormon-Spiegel wegen der Angst des Diebes<br />

wohl unterdrückt wurden. Thorsten wusste jedoch genau, dass der Bruch innerhalb<br />

von zwei Monaten geheilt s<strong>ein</strong> würde, er hatte den Bruch bewusst glatt gestaltet. Aber<br />

Thorsten heilte den Bruch trotzdem, er hatte s<strong>ein</strong> Ziel ja erreicht: Der Dieb hatte so<br />

viel Angst, dass er nicht <strong>ein</strong>mal mehr merkte wie der Bruch verschwand.<br />

Dem Dieb lief der Urin nur so an den B<strong>ein</strong>en herunter. Die übrigen Diebe hatten sich<br />

währenddessen um das Zelt versammelt, Thorsten liess mit s<strong>ein</strong>en Naniten das Zelt<br />

zusammenfallen.<br />

Die Bande feuerte auf Jarin, Deija und Thorsten...er hielt die Energieladungen mitten<br />

in der Luft auf, bis die Diebe verstört aufhörten zu feuern, dann lächelte er kurz: "Wie<br />

du in den Wald hin<strong>ein</strong> rufst, so schallt es heraus." Thorsten liess mit s<strong>ein</strong>en Naniten<br />

die Energie-Projektile zurück in die Waffen fliegen, welche daraufhin explodierten und<br />

die Diebe umher schleuderten. Jarin ging zu den Dieben und warf sie <strong>ein</strong> bisschen<br />

umher, jeweils etwa drei Meter weit auf die anderen. Der Bandenchef gehörte<br />

Thorsten all<strong>ein</strong>.


Er liess das kl<strong>ein</strong>e Dreckschw<strong>ein</strong>, das schon Hunderte töten wollte, erst <strong>ein</strong>mal in das<br />

Kampfschiff rennen. Als der Te'Ain die Geschütztürme auf Thorsten ausrichtete und<br />

das Waffenfeuer garnichts ausrichtete, liess Thorsten das Schiff <strong>ein</strong>fach schmelzen.<br />

Der Dieb sah sich panisch um, als flüssige, jedoch nicht heisse, Keramik-Panzerung<br />

und Panzerglas wie Schlamm durch s<strong>ein</strong>e Finger glitten. Der Bandenchef rannte<br />

w<strong>ein</strong>end...und sich vor Angst <strong>ein</strong>nässend...in den Wald, von der Lichtung weg. Darauf<br />

hatte Thorsten gewartet:<br />

Er liss die Konturen s<strong>ein</strong>es Körpers optisch verschwimmen und veränderte s<strong>ein</strong>e<br />

Lichtabsorption so, dass er pechschwarz wurde, weiterhin von blauen Blitzen umhüllt.<br />

Thorsten verschob sich in der Phase und setzte <strong>ein</strong> Double aus Naniten an s<strong>ein</strong>e<br />

Stelle, dass dann zu <strong>ein</strong>er schwarzen, von blauen Blitzen bedeckten Flüssigkeit wurde<br />

und in Form von mehreren "Flüssigkeitsbändern" schnell hinter dem Dieb herfloss.<br />

Thorsten hätte auch s<strong>ein</strong>en menschlichen Körper schmelzen lassen können, doch er<br />

fand das nicht sehr angenehm, deshalb benutzte er s<strong>ein</strong>e mechanischen Körper, wobei<br />

das körperliche Erlebnis eigentlich das gleiche war. Der Dieb rannte also wimmernd in<br />

den Wald.<br />

Thorsten erwartete ihn. Er hörte den pochenden, panischen Herzschlag der feigen<br />

Kreatur, die nicht bemerkt hatte, dass die schwarze Flüssigkeit nicht mehr von Blitzen<br />

bedeckt war und überall um ihn herum den Wald bedeckte, teilweise in den Boden und<br />

die Pflanzen gesickert war, um ihm aufzulauern. Thorsten sah das elektrische Feld des<br />

Te'Ain-Körpers, die Wärmeabstrahlung und die Atem-Gase.<br />

Er liess die Naniten rechts vom Dieb als Lautsprecher agieren:"Glaubst du, du bist in<br />

Sicherheit?", links oben vom Dieb:"Oh n<strong>ein</strong>, dass bist du nicht.", unter dem Dieb:"Ich<br />

bin überall.", rechts vor dem Dieb:"Du kannst mir nicht entkommen...", direkt über<br />

dem Dieb:"Lauf...". Am Himmel stand schon die ganze Nacht <strong>ein</strong>e dichte<br />

Wolkendecke, die Thorsten nun mit anderen Naniten aufreissen liess:<br />

Der Dieb konnte sehen, was um ihn war: Wo normalerweise das Glitzern der grünen<br />

Pflanzen s<strong>ein</strong> sollte, war nur die schwarze Flüssigkeit, die sich in langen schwarzen<br />

Tentakeln langsam von oben, unten, links, rechts und hinten auf den Dieb zustreckte,<br />

jede Pflanze, jeder Baum und St<strong>ein</strong> war bedeckt. Der Dieb nahm wie geplant mit<br />

panischem Geschrei den Weg nach vorne, nachdem er sich w<strong>ein</strong>end und voller Angst<br />

umgesehen hatte. Wie als wäre der Dieb nur knapp entkommen, liess Thorsten <strong>ein</strong>en<br />

s<strong>ein</strong>er schwarzen Tentakel von <strong>ein</strong>em Ast, über dem Dieb, hinter diesem, wie <strong>ein</strong>e<br />

Kobra beim Angriff, herschnellen, so dass er s<strong>ein</strong>en Kopf berührte.<br />

Der Dieb schrie und stolperte, fing sich aber und rannte jaulend und pinkelnd<br />

davon...direkt in Thorstens Falle. Der Dieb sollte Angst bekommen wie noch nie...als<br />

ob er sie nicht jetzt schon hatte.<br />

Der Bandenchef trat auf das, was er für den Boden hielt, doch in Wahrheit war es<br />

Thorsten als schwarze Naniten-Flüssigkeit in <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Senke, von etwa <strong>ein</strong>em<br />

Hektar Größe.<br />

Tentakel schlungen sich um die B<strong>ein</strong>e, die der Te'Ain verzweifelt versuchte, frei zu<br />

bekommen. Weitere Tentakel, dieses mal etwa zwanzig Zentimeter dick, umschlangen<br />

s<strong>ein</strong>en Körper, während kl<strong>ein</strong>ere Auswüchse dieser großen Tentakel dem wimmernden<br />

Wesen das Exo-Skelett vom Körper rissen. Nun erhoben sich aus der Flüssigkeit auf<br />

dem gesamten Hektar schwarz glänzende Tentakel in verschiedener Dicke und<br />

verschieden lang. Aus <strong>ein</strong>igen wuchsen auch Seitenzweige.<br />

Thorsten kam zurück in den Normal-Raum und zwar direkt vor dem Te'Ain, in der<br />

Flüssigkeit. Langsam stieg er auf, noch von der schwarzen Flüssigkeit bedeckt. Als er<br />

etwa <strong>ein</strong>en halben Kopf über der Größe des Te'Ain war, was dem normalen<br />

Größenverhältnis entsprach, begann er, immer noch als schwarze Gestalt ohne Kopf-<br />

Konturen wie Nase, Ohren, Augen oder Mund, zu sprechen, natürlich mit den Naniten<br />

als Lautsprecher, so dass die gesamte Ebene sprach, jedes <strong>ein</strong>zelne Tentakel:"Wie<br />

findest du es, die Beute zu s<strong>ein</strong>?" Der Dieb sah sich mit tränenden Augen um, als die<br />

Stimme von überall kam, dann fixierte er Thorsten vor sich:"Tu mir bitte nichts..."


Thorsten "keuchte" <strong>ein</strong>mal wie <strong>ein</strong> Monster:"Hccchhhh...wie viele d<strong>ein</strong>er Opfer haben<br />

dich darum gebeten, bevor die sie erschossen hast? Wie viele Kinder haben für ihre<br />

Mütter gew<strong>ein</strong>t und ebenso anders herum, als du mit d<strong>ein</strong>er Seele, so schwarz wie<br />

ich, abgedrückt hast? Wie vielen Leuten hast du die Existenz genommen? All ihr Hab<br />

und Gut?" "Ich...ich weiss es nicht mehr..." "Du hättest wissen müssen, dass<br />

grauenhafte Taten <strong>ein</strong>en verfolgen und irgendwann <strong>ein</strong>holen. Jetzt gehörst DU MIR..."<br />

Thorsten drückte den Te'Ain kurz etwas stärker um ihm Angst zu machen, gleichzeitig<br />

legte er s<strong>ein</strong>e blauen Augen von sich frei und liess sie blau leuchten und Blitze daraus<br />

kommen.<br />

In diesem Moment wäre der Dieb ohne Thorstens Eingreifen an <strong>ein</strong>em Herzversagen<br />

gestorben.<br />

Thorsten liess s<strong>ein</strong>e finstere Stimme erklingen:"Was denkst du, wenn du an d<strong>ein</strong><br />

Leben zurück denkst?" Thorsten wusste, dass nun nur noch die Wahrheit kommen<br />

konnte, der Kerl war viel zu verängstigt um noch zu lügen:"Alles...ich...ich hatte so<br />

viele Dinge und habe sie nur zum Töten und Rauben <strong>ein</strong>gesetzt..." die Aussage kam<br />

so plötzlich und ehrlich, dass sie Thorsten doch überraschte:"Dann sag mir, warum<br />

hast du das getan?" "Ich...ich war dumm...<strong>ein</strong> Schw<strong>ein</strong>...<strong>ein</strong> mieser kl<strong>ein</strong>er<br />

Schäääädling" Das letzte Wort wurde durch <strong>ein</strong> klagendes W<strong>ein</strong>en in die Länge<br />

gezogen.<br />

Thorsten konnte noch <strong>ein</strong>e Chance erkennen, dass er diesen Kerl nicht in <strong>ein</strong>en<br />

Invaliden verwandeln musste:"Wasss...würdest du anders machen?" "Ich würde noch<br />

<strong>ein</strong>mal von vorne anfangen...ich habe so viele andere Dinge gesehen, die ich anders<br />

hätte <strong>ein</strong>setzen können, als zu zerstören und zu verletzen...Heilungs-Geräte, bauende<br />

Metall-Riesen...viel Wissen, dass ich für nutzlos erachtet hatte...bei allen<br />

Göttern...was ist aus mir geworden?! Ich habe den Tod verdient!!!"<br />

So drastisch sah Thorsten das zwar nicht, niemand hatte den Tod verdient, aber er<br />

freute sich, dass der Te'Ain s<strong>ein</strong>e Fehler <strong>ein</strong>gesehen hatte:"Du wirst nicht<br />

sterben...noch nicht." "Aber ich habe nichts anderes verdient..." "Du könntest<br />

versuchen, alles wieder zu vergelten und d<strong>ein</strong>e Schuld sühnen. Mit dem Wissen und<br />

der Technologie." "Heisst das, du willst mich leben lassen? Warum? Was bist du?"<br />

Thorsten entschied sich, den, immer noch verängstigten, Dieb s<strong>ein</strong>e Gestalt zu zeigen,<br />

wie sie eigentlich war, ohne optische Verschleierung.<br />

Er liess die schwarze Naniten-Flüssigkeit nach unten hin abfliessen und die schwarze<br />

Flüssigkeit verwandelte sich in die golden-transparente, weiß-golden leuchtende<br />

Flüssigkeit aus Naniten und weitete sich dann zu <strong>ein</strong>em Nebel aus, der wie <strong>ein</strong><br />

goldener Schleier den Wald <strong>ein</strong>hüllte und die Pflanzen herrlich glitzern liess.<br />

Den Dieb liess er zu Boden sinken. Der Te'Ain sah sich um:"Das...das ist<br />

wunderschön." Thorsten lächelte:"Du hast d<strong>ein</strong>e Fehler <strong>ein</strong>gesehen, so etwas verdient<br />

<strong>ein</strong>e zweite Chance. Trommel d<strong>ein</strong>e Leute zusammen, überzeuge sie davon, sich zu<br />

ändern und versucht Gutes zu tun. Das lohnt sich viel mehr, als jeder Raub es je<br />

könnte." "Das klingt gut...aber was ist mit m<strong>ein</strong>en Leuten bei der Arena?" "Um die<br />

kümmere ich mich, dass sie zu d<strong>ein</strong>em Lager kommen." In diesem Augenblick wurden<br />

die Diebe an der Arena von kl<strong>ein</strong>en Wirbelstürmen <strong>ein</strong>gehüllt und von diesen,<br />

entsprechend ihres bisherigen Verhaltens, unsanft zum Lager getragen. Die Te'Ain der<br />

Dörfer sahen sich verstört an.<br />

Thorsten ging <strong>ein</strong>en Schritt auf den Dieb vor ihm zu und kniete sich zu ihm<br />

runter:"Versuche <strong>ein</strong>en neuen Weg zu beschreiten, solltest du auf d<strong>ein</strong>en alten Pfad<br />

zurückkehren, kehre auch ich zurück...dann wieder in schwarz." Der Dieb schien so<br />

von s<strong>ein</strong>er neuen Sache überzeugt, dass er k<strong>ein</strong>e Angst mehr hatte:"Das werde ich<br />

nicht. Ich werde es so versuchen, wie du gesagt hast, ansonsten werde ich mich<br />

irgendwo niederlassen und versuche, m<strong>ein</strong>en Frieden zu finden." "Wenn dem so ist,<br />

dann geh jetzt zu d<strong>ein</strong>en Leuten und überzeuge sie." "Darf ich dich fragen, was du<br />

bist? Ein Geist?" "K<strong>ein</strong>eswegs, ich bin <strong>ein</strong> Lebewesen, ich wurde geboren wie du es<br />

wurdest, allerdings ist m<strong>ein</strong> Werdegang das beste Beispiel dafür, was man mit guten


Taten erreichen kann." "Das ist...be<strong>ein</strong>druckend...ich werde jetzt gehen. Danke, dass<br />

du mir geholfen hast, den rechten Weg zu finden...auch wenn ich Tage brauchen<br />

werde um m<strong>ein</strong>e Kleidung zu r<strong>ein</strong>igen." "Das kann ich eben noch erledigen..." mit<br />

diesen Worten war die Kleidung auch schon von den Naniten ger<strong>ein</strong>igt worden. Der<br />

ehemalige Dieb bedankte sich und rannte davon.<br />

Als der Te'Ain ausser Sichtweite war, liess Thorsten die Zahl s<strong>ein</strong>er Naniten bis auf das<br />

normale Maß schrumpfen und liess die übrigen wieder unsichtbar werden. Dann liess<br />

er die beiden Wachen, die zum Glück nichts von Thorstens und Jarins Auftritt<br />

mitbekommen hatten, weil sie bewusstlos gewesen waren, von zwei kl<strong>ein</strong>en<br />

Wirbelstürmen zurück ins Dorf tragen und teleportierte Jarin und Deija zu sich.<br />

Jarin lächelte und Deija wirkte, verständlicherweise, etwas verstört.<br />

Jarin hatte die kl<strong>ein</strong>e Deija an der Hand, die fast bewusstlos neben ihr her lief...dann<br />

auf <strong>ein</strong>mal liess sie sich von Jarins Hand auf den Boden fallen und kroch etwas<br />

weg:"Was seid ihr?!!!!..." Die Kl<strong>ein</strong>e w<strong>ein</strong>te und in ihren Augen stand die Angst.<br />

Thorsten liess den Kopf nach vorne kippen und rieb sich das Nasenb<strong>ein</strong>...Jarin wusste,<br />

was der Fall war: Er hatte wieder dieses Hass-Gefühl, jemandem zu offenbaren, was<br />

er war. Er hasste k<strong>ein</strong>esfalls die entsprechende Person, sondern viel mehr, sich zu<br />

erkennen zu geben.<br />

Thorsten richtete den Kopf wieder auf:"OK, Deija...ich sag's dir, aber du musst<br />

versprechen, es niemandem zu erzählen. Das was ich dir jetzt erzähle, übertrifft das<br />

Wissen d<strong>ein</strong>es Dorfes um <strong>Jahrtausend</strong>e...und ausserdem schauen mich viele dann an,<br />

als wäre ich <strong>ein</strong> grauenhaftes Monster." "Aber du bist zu <strong>ein</strong>em schwarzen Monster<br />

geworden..." "Weil ich jede Gestalt annehmen kann, die ich annehmen möchte. So wie<br />

du mich siehst, so habe ich normalerweise ausgesehen. Diese schwarze Flüssigkeit bin<br />

ich nur gewesen, um dem Dieb Angst zu machen." "Aber was bist du? Du sagst du<br />

kannst alle Formen annehmen..."<br />

Thorsten setzte sich auf den Boden, auch Jarin tat es ihm gleich und bot Deija an,<br />

dass sie sich auf ihren Schoss setzen könne...Deija wollte nicht, kam aber etwas<br />

näher. Thorsten seufzte und begann zu erzählen:"Deija, du weisst sicherlich, was die<br />

Geschichten über die alte Zeit sind."<br />

Die Kl<strong>ein</strong>e wischte sich <strong>ein</strong>e Träne weg:"Ja, wir haben damals wie Götter gelebt."<br />

Thorsten nickte:"So ähnlich. Siehst du, damals war d<strong>ein</strong>e Art technisch hoch<br />

entwickelt, ihr hattet Maschinen die euch dienten und ihr habt viele davon gebaut."<br />

"Maschinen?" "Du kennst doch sicherlich die Zahnräder in <strong>ein</strong>er Getreidemühle der<br />

nordischen Te'Ain, so etwas nennt sich Maschine. Hoch entwickelte Maschinen<br />

bewegen sich allerdings nicht durch den Wind, sondern durch Strom. Strom ist<br />

Elektrizität, also so etwas ähnliches wie <strong>ein</strong> Blitz." "Maschinen die von Blitzen<br />

betrieben werden?" "Genau, du bist <strong>ein</strong> kluges Kind. Die Metall-Riesen und eure<br />

sogenannten Feuerstäbe sind auch Maschinen, die auf Befehle von bestimmten Te'Ain<br />

hören, die ihnen übergeordnet sind. Zum Beispiel d<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Spielplatz, wo Jarin und<br />

ich dich gerettet haben: Das war <strong>ein</strong>e antike Kriegsstätte der alten Te'Ain, die <strong>ein</strong>en<br />

großen Computer, <strong>ein</strong>e denkende Maschine, in sich trug. Der Computer hat die Metall-<br />

Riesen kontrolliert, die dich angegriffen haben."<br />

"Eine denkende Maschine? Was ist das, wie geht das?" "Nun Deija, jedes Lebewesen<br />

funktioniert ähnlich wie <strong>ein</strong>e hoch-komplexe Maschine: Du brauchst Essen, dass dich<br />

wie der Wind <strong>ein</strong>e Mühle, antreibt. D<strong>ein</strong>e B<strong>ein</strong>e tragen dich wie die Räder <strong>ein</strong>es<br />

Karrens." "Wirklich?" "Ja. Worauf ich aber hinaus will, ist, dass <strong>ein</strong>e Maschine, die<br />

immer komplexer wird, irgendwann denken kann. D<strong>ein</strong>e Vorfahren hatten millionen<br />

von Computern, so wie m<strong>ein</strong>e Art sie heutzutage noch hat."<br />

Jarin konnte sehen, wie sich die kl<strong>ein</strong>e Deija etwas entspannte, sie setzte sich hin und<br />

fragte nun gezielter:"Und warum haben wir sie nicht mehr?" Thorsten seufzte<br />

erneut:"Es gab <strong>ein</strong>en großen Krieg. Jeder der Te'Ain-Stämme, der der Nördlichen, der<br />

Mittel-Kontinentalen und eure Vorfahren, m<strong>ein</strong>te er sei der Beste und müsste am<br />

meisten haben. Also kämpften sie gegen<strong>ein</strong>ander und bauten fürchterliche Maschinen,


die an ihrer Seite und gegen die anderen Kämpften...dann bauten sie Bomben."<br />

"Bomben? Was ist das?" "Bomben sind Maschinen, die in Feuer und Schall auf gehen.<br />

Bei so <strong>ein</strong>er Explosion wurden die Maschinen und viele Te'Ain vernichtet. Das dauerte<br />

so lange, bis alle Maschinen unbrauchbar oder verschüttet waren und eure Vorfahren<br />

nicht <strong>ein</strong>mal mehr wussten, wieso sie eigentlich kämpften." "Das klingt schrecklich."<br />

"Ja, das ist es, und so ziemlich jede Art neigt dazu, Kriege zu führen. Eure Art vergaß<br />

all ihr Wissen über Maschinen und die Welt, weil k<strong>ein</strong>er mehr klug genug war, um es<br />

zu lehren. Und nun lebt ihr friedlich in Dörfern." "Ja...und was bist du nun?"<br />

"Das wiederum ist <strong>ein</strong>e andere Geschichte: Dieja, du siehst doch jede Nacht <strong>ein</strong>ige<br />

Sterne am Himmel besonders schnell fliegen, oder?" "Ja." "Der Himmel hört nach<br />

oben hin irgendwann auf und da beginnt das Weltall." "Weltall?" "Du lebst auf <strong>ein</strong>em<br />

Planeten Deija. Jeder Planet ist <strong>ein</strong>e Art gigantischer St<strong>ein</strong>, auf dem das Leben wie<br />

<strong>ein</strong>e Pflanze gedeiht. Und im All gibt es viele Planeten. Nicht auf allen gibt es Leben,<br />

aber soch auf vielen." "Kommt ihr von <strong>ein</strong>em der anderen Planeten?" "Ja, unserer<br />

heisst Erde, oder auch Terra." "Und wie seid ihr hierher gekommen?" "Ich habe doch<br />

die schnellen Sterne erwähnt, ja?!" "Ja, das hast du." "Das sind Maschinen, die im<br />

Weltraum sind. D<strong>ein</strong>e Art hat sie damals dort hinauf gebracht." "Was sind das für<br />

Maschinen?"<br />

"Grundsätlich sind es vier verschiedene Maschinenarten: Sateliten sind so etwas wie<br />

Augen, die auf euren Planeten sehen. Dann gibt es Raumschiffe: Sie sind wie Boote,<br />

die Wesen ins All tragen können. Es gibt auch Roboter, das sind Maschinen, die von<br />

Computern gesteuert werden. Und zu allerletzt gibt es Raumstationen, das sind<br />

Maschinen, die wie <strong>ein</strong> Dorf sind und um euren Planeten fliegen. Früher lebten dort<br />

viele Te'Ain, aber während des Krieges sind sie geflohen." "Und das alles können<br />

Maschinen?" "Nicht jede Maschine kann alles. D<strong>ein</strong>e Vorfahren haben Maschinen<br />

gebaut, die ganz verschiedene Dinge konnten." "Also haben die Metall-Riesen uns<br />

früher geholfen...aber warum wollten die in den "Ruinen" mir weh tun?" "Der<br />

Computer in den Ruinen war von den alten, mittelkontinentalen Te'Ain gebaut worden.<br />

Also hat der Computer, weil er dachte es wäre immer noch Krieg und er müsste s<strong>ein</strong>en<br />

Herren dienen, dich angegriffen, weil er dachte du wärest <strong>ein</strong> F<strong>ein</strong>d." "Wegen dem<br />

Krieg?" "Ja, der Krieg ist grauenhaft." "Und kann sich jeder von d<strong>ein</strong>er Art in alles<br />

verwandeln?" "N<strong>ein</strong>, das kann nur ich, weil mir <strong>ein</strong>mal etwas passiert ist." "Und was<br />

war das?"<br />

"Nun, vor langer Zeit habe ich Maschinen gebaut, die m<strong>ein</strong>e Art gesund machen sollte,<br />

wenn sie krank wurde. Die Maschinen waren so kl<strong>ein</strong>, dass man sie mit dem Auge<br />

nicht sehen konnte." "Und was ist nun passiert?" "Ich habe damals <strong>ein</strong>en Fehler<br />

gemacht und die Maschinen haben diesen Fehler übernommen. Sie haben mich<br />

verändert, mich stärker, klüger und schneller gemacht. Und ich bin seitdem nicht<br />

<strong>ein</strong>mal richtig krank geworden." "Wie lange denn?" "Deija, d<strong>ein</strong>e Art wird aller<br />

höchstens <strong>ein</strong>hundert Jahre al, vielleicht ganz selten etwas mehr, so wie m<strong>ein</strong>e Art<br />

normalerweise auch...ich lebe nun schon fast tausend Jahre." "Tausend?!"<br />

Jarin freute sich, dass die Kl<strong>ein</strong>e nun gar k<strong>ein</strong>e Angst mehr zu haben schien.<br />

Thorsten nickte:"Tausend Jahre. Und nicht nur mich haben die Maschinen verbessert,<br />

sondern auch sich, bis sie irgendwann gelebt haben...und dann sind die Maschinen<br />

und ich verschmolzen.<br />

Ich bin jetzt <strong>ein</strong>e Maschine und <strong>ein</strong> Lebewesen." "Du bist beides?" "Ja. Ich bin <strong>ein</strong><br />

Lebewesen und gleichzeitig bin ich unzählige Maschinen überall um dich herum."<br />

"Kann ich die Maschinen mal sehen?" Die Kl<strong>ein</strong>e war total aufgeregt. Thorsten<br />

lächelte:"Du wirst zwar nicht viel erkennen können, aber bitte." Überall um die Drei<br />

herum blitzten kl<strong>ein</strong>e, goldene Lichtpunkte auf.<br />

Jarin fand den Effekt jedes mal schön...ansch<strong>ein</strong>end war auch Deija überwältigt, die<br />

Kl<strong>ein</strong>e sah sich mit großen Augen um: "Das sind Maschinen?" Thorsten nickte:"Winzig,<br />

winzig kl<strong>ein</strong>e. Aber erzähl k<strong>ein</strong>em etwas von dem, was ich dir eben erzählt habe."<br />

"Wieso denn?" "Du hast doch gesehen, was die Diebe mit den Maschinen gemacht


haben. Stell dir doch mal vor, was passiert, wenn so <strong>ein</strong>e Gruppe von tausenden Te'Ain<br />

kommt." "Das wäre doof...gut, ich sage nichts." "Dann bringe ich uns zurück zum<br />

Dorf." Jarin, Deija und Thorsten verschwanden von der Lichtung und erschienen kurz<br />

darauf wieder ausserhalb der Arena, innen hörte man panisches Gerede.<br />

Thorsten konnte in der Arena hunderte von verängstigten Stimmen wahrnehmen,<br />

besonders nachdem auf "unerklärliche Weise" die Diebe verschwunden waren. Doch es<br />

war niemand ernsthaft verletzt und das war die Hauptsache. Die Wachen lagen,<br />

immer noch bewusstlos, im Dorfzentrum und würden wohl erst in <strong>ein</strong>er Stunde<br />

aufwachen.<br />

Thorsten betrat mit Jarin und Deija die Arena, sofort stürmte Deija's Familie auf die<br />

Kl<strong>ein</strong>e zu, an der Spitze die Mutter:"Deija. Bei allen Göttern, du lebst! Wie geht es<br />

dir?"<br />

Die Mutter nahm Deija sofort in die Arme:"Wie seid ihr entkommen?" Deija<br />

stotterte:"Thorsten und Jarin haben...sie besiegt. Sie haben unglaublich gut<br />

gekämpft."<br />

Thorsten freute sich, dass die Kl<strong>ein</strong>e ihr Versprechen hielt, dann betrat er die Mitte der<br />

Arena:"Die Diebe werden nicht wiederkommen, ihr braucht k<strong>ein</strong>e Angst mehr zu<br />

haben."<br />

Gemurmel und Getuschel folgten, dann sprach Thorsten weiter:"Obwohl ich gewonnen<br />

habe und euer Brauch vorgibt, das dem Gewinner das Fest ausgerichtet wird, so<br />

möchte ich doch versuchen, für euch das Fest auszurichten. Ich habe <strong>ein</strong> paar Vorräte,<br />

die ich dafür aufbringen möchte."<br />

Die Ältesten, immer noch ganz perplex von dem Diebes-Überfall, berieten sich über<br />

den Vorschlag.<br />

Deija's Großvater, er rieb sich den blauen Fleck am Hinterkopf, ging <strong>ein</strong>en Schritt auf<br />

Thorsten zu:"Warum möchtest du das denn? Du hast be<strong>ein</strong>druckend gewonnen. Laut<br />

unserem Brauch, gewinnt der Sieger das Fest." Thorsten sah den Ältesten an:"Ich<br />

würde das ungern auf m<strong>ein</strong>e Kappe nehmen. Immerhin wurde das Fest sonst immer<br />

für <strong>ein</strong> komplettes Dorf ausgerichtet. Mir hat dieser letzte Tag sehr gut gefallen, bis<br />

auf das unschöne Ereignis eben: Alle waren friedlich neben<strong>ein</strong>ander und haben sich<br />

<strong>ein</strong>en fairen Wettkampf geliefert. Ich habe so <strong>ein</strong>en Frieden auf m<strong>ein</strong>en Reisen nicht<br />

all zu oft gesehen. Ich bitte die Dörfer, denn mir liegt <strong>ein</strong>iges daran."<br />

Die Ältesten berieten sich erneut und drehten sich dann lächelnd um, dieses mal<br />

sprich <strong>ein</strong>er der Ältesten des Nordens:"Wenn dir so viel daran liegt, wie können wir<br />

dann "N<strong>ein</strong>" sagen?" Thorsten nickte dankend:"Danke. Ich freue mich darauf, <strong>ein</strong> Fest<br />

für alle auszurichten." Jubel brach in der Arena aus, alle waren begeistert, zu <strong>ein</strong>em<br />

Fest <strong>ein</strong>geladen worden zu s<strong>ein</strong>.<br />

Ban Danna saß zurückgelehnt, mit den Armen erhoben und den Händen hinter den<br />

Kopf gelegt, bequem in s<strong>ein</strong>em Büro-Stuhl, während er den regen Verkehr zwischen<br />

den Raumstationen beobachtete. Viele der Stationen gehörten Julian, es war<br />

unglaublich, wie der Junge sich gemacht hatte...der selbe Dickkopf wie s<strong>ein</strong> Vater.<br />

Danna hätte auch gearbeitet...wenn er gekonnt hätte...aber auf s<strong>ein</strong>em Bildschirm<br />

gingen die Smiley's mittlerweile sogar verschiedene Tänze durch: Die kl<strong>ein</strong>en Dinger<br />

tanzten Walzer, Tango, Limbo unter den Icons s<strong>ein</strong>er Benutzeroberfläche hindurch und<br />

auch Break-Dance...und das war nur <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Ausschnitt des Programms. Hätte sich<br />

das ganze auch abschalten lassen, wäre es <strong>ein</strong> ganz netter Bildschirmschoner<br />

gewesen, so nervte es aber nur. Die Techniker und Computer arbeiteten auf Hoch-<br />

Touren, um die Hacker-Angriffe zu analysieren...bisher ergebnislos. Gerade wenn die<br />

Techniker dachten, die Computer hätten die Programm-Abläufe in den Satelliten<br />

entschlüsselt, kamen die Computer nur zu <strong>ein</strong>em neuen weiteren Programm, dass<br />

s<strong>ein</strong>e Befehle von <strong>ein</strong>em bereits überprüften Satelliten erhielt. Es war wie <strong>ein</strong> Katzund-<br />

Maus-Spiel.<br />

Danna wollte gerade die Füsse auf die untere Seite des Fenster-Rahmens legen, als es<br />

an s<strong>ein</strong>er Tür klopfte.


Eilig drehte er sich um und nahm <strong>ein</strong>e Sitz-Position an, die s<strong>ein</strong>em Rang<br />

entsprach:"Her<strong>ein</strong>."<br />

Seldon riss die Tür fast auf, als würde ihn <strong>ein</strong> Paranid in Dannas Büro schleudern<br />

wollen:"Sir! Die Techniker haben etwas entdeckt." Danna war sofort neugierig:"Was?!<br />

Haben sie den Standort des Hackers gefunden?" "Nicht ganz...es ist <strong>ein</strong>e Art<br />

Logarhythmen-Komplex in dem kompletten Hacker-Programm in den Satelliten." "Und<br />

was hat die Analyse ergeben?" "Nun, die Techniker haben seit gestern an der<br />

Entschlüsselung gesessen, sind aber nicht an den Kern des Programms gekommen.<br />

Eben hat <strong>ein</strong>er von ihnen etwas entdeckt: Ansch<strong>ein</strong>end war in <strong>ein</strong>em Unterkomplex<br />

des Programms <strong>ein</strong>e Nachricht an sie gespeichert." Seldon legte <strong>ein</strong>e Pause <strong>ein</strong>.<br />

"Die da lautet?" ""Danna Alpha-7/39A0X56-OP297" Der Unterkomplex enthält <strong>ein</strong>en<br />

Querverweis auf ihren Büro-Computer." "Einen Querverweis? Was soll der machen?"<br />

"Im Großen und Ganzen richtet er <strong>ein</strong>e Daten-Verbindung zu ihrem Eingabe-Feld <strong>ein</strong>."<br />

"Also ist dieses Unterprogramm für diesen Smiley-Mist verantwortlich."<br />

"Ähm, n<strong>ein</strong> Sir. Wir wissen zwar nicht genau, wie diese Manipulationen auf der Argon-<br />

Eins entstehen, aber daher kommt es nicht." "Und woher wissen sie das nun schon<br />

wieder?"<br />

Seldon zeigte etwas Angst in s<strong>ein</strong>er Miene, Danna war das nicht geheuer...das letzte<br />

mal hatte Seldon diese Miene nach dem Khaak-Angriff in Erzgürtel:"Was ist Seldon?<br />

Sie sehen nicht gut aus. Ist was mit diesem Programm? Gibt es irgend<strong>ein</strong> Anzeichen<br />

für <strong>ein</strong>e Gefahr?"<br />

"Nun Sir...unsere Techniker haben gesagt, dass sie nie etwas vergleichbares wie<br />

dieses Progamm gesehen haben. Es ergänzt die Eingriffe des Hackers...die Techniker<br />

sagten, es wäre als ob <strong>ein</strong>e KI im Kern des Programms steckt." "Xenon?" "N<strong>ein</strong><br />

Sir...dieses Programm ist höher entwickelt als jedes Programm, das je bei <strong>ein</strong>em<br />

Xenon gefunden wurde. Glauben sie mir, wenn die Programme der Xenon so komplex<br />

und umfangreich wären, dann hätten sie uns längst ausgelöscht." "Das ist komplexer<br />

als <strong>ein</strong> Xenon-Programm?! Gut...das ist beängstigend...aber warum sind sie erst so<br />

nervös geworden, als sie diesen Querverweis erwähnt hatten?" "Nun...es gibt k<strong>ein</strong>en<br />

Datenverkehr ZU ihrem Computer...das Programm erwartet <strong>ein</strong>e Eingabe von ihnen..."<br />

Bedrückte Stille hüllte das Büro in <strong>ein</strong>en erdrückenden Nebel aus Angst. Danna<br />

schluckte:"Haben wir <strong>ein</strong>e Ahnung, was das für <strong>ein</strong>e Eingabe s<strong>ein</strong> soll?" "Nur, dass sie<br />

siebenundzwanzig Zeichen hat." Danna sah auf das kl<strong>ein</strong>e Daten-Modul, von dem<br />

Seldon zuvor die "Nachricht" abgelesen hatte:"Wie viele Zeichen hat diese Nachricht?"<br />

"Siebenundzwanzig." "Geben sie mal her."<br />

Danna nahm das kl<strong>ein</strong>e Datenmodul, und tippt das "D" <strong>ein</strong>.<br />

Die Smileys formten <strong>ein</strong> "D" auf dem Monitor. Es war irgendwie seltsam, aber Danna<br />

liess sich von der Neugier treiben und gab den Rest des Codes <strong>ein</strong>.<br />

Die Smileys verschwanden...Nichts geschah. Dann blinkte plötzlich das Holo-Aggregat<br />

vom Kommunikator im Schreibtisch, krächzte etwas durch etwas, dass wie <strong>ein</strong>e<br />

Überlastung aussah, und ging letztendlich an:<br />

Danna's Augen weiteten sich, als zuerst <strong>ein</strong>e 3D-Sektoren-Karte erschien, deren<br />

Konturen in Blau gezeichnet waren.<br />

Eine Art Fadenkreuz markierte den Sektor "Drei Welten" markierte und ihn dann<br />

aufzog. Das Fadenkreuz bewegte sich nun auf den Planeten, der etwa im Mittel des<br />

Besiedelungs-Grades lag. Danna befürchtete das Schlimmste: Einen Angriff. Das<br />

Fadenkreuz bewegte sich auf die polare Grenz-Region, wo es <strong>ein</strong>e leichte Nadelwald-<br />

Vegetation gab, und...zoomte das Gebiet auf.<br />

Der höchste Berg der Region wurde markiert und das Fadenkreuz markierte <strong>ein</strong>en<br />

bestimmten Punkt an <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Platot. Neben der markierten Stelle erschien <strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong>es Textfeld:"Ban Danna, all<strong>ein</strong>. In..." unter der Schrift erschien <strong>ein</strong> Count-Down<br />

von drei Tazuras.<br />

"Was m<strong>ein</strong>en sie, Seldon?" "Nun, Sir, ich glaube, dass jemand, der die Kontrolle über<br />

unsere am stärksten geschützten Systeme <strong>ein</strong>dringen kann und <strong>ein</strong> Treffen mit ihnen


verlangt, nicht warten gelassen werden sollte." "Hm...ich dachte mir das Gleiche...Was<br />

mich nur wundert, ist, dass da draussen nichts ist. K<strong>ein</strong>e Siedlung, k<strong>ein</strong>e Militär-<br />

Anlage...bei Gott, nicht mal <strong>ein</strong> Zelt. Diese Abgeschiedeneit und das Treffen mit mir<br />

all<strong>ein</strong>...ich werde all<strong>ein</strong> hingehen...aber lassen sie <strong>ein</strong>e Zentaur, zwei Novas und fünf<br />

Discoverer auf Zivil im Orbit warten...und benutzen sie für diese Befehle k<strong>ein</strong>en<br />

Computer. Schicken sie <strong>ein</strong>en Boten, der sowieso <strong>ein</strong>e Lieferung machen muss." "Ja<br />

Sir."<br />

Danna setzte sich wieder in s<strong>ein</strong>en Stuhl, s<strong>ein</strong> Computer war jetzt, bis auf den<br />

Kommunikator der strikt den Count-Down anzeigte, wieder komplett funktionsfähig,<br />

k<strong>ein</strong>e Smileys mehr. Doch er hatte nicht das Bedürfnis, s<strong>ein</strong>en Computer zu<br />

benutzen...Es beobachtete ihn jemand dadurch.<br />

Thorsten hatte die Nacht durch Ban Dannas Fortschritte bei s<strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Programm<br />

beobachtet. Endlich hatten s<strong>ein</strong>e Techniker den Code gefunden...das wurde ja auch<br />

Zeit.<br />

Jarin schlief ruhig und friedlich im Bett neben ihm. Seit sie bei ihm war, war s<strong>ein</strong><br />

Leben zwar etwas aufregender, aber, mit ihr an s<strong>ein</strong>er Seite, weitaus friedlicher...sie<br />

hatte etwas beruhigendes. Um ihn herum florierte das Leben: Die Zelte der<br />

angereisten Te'Ain, wie sie vom Wind angeweht wurden und dabei der Stoff leicht<br />

flatterte, die Herzschläge der Te'Ain, wie ihre Herzschläge zu <strong>ein</strong>em buckerndem<br />

Rauschen des Lebens wurden, der Duft des Meeres und des Dschungels, die<br />

elektromagnetischen Felder, die die Stoffwechselvorgänge in der Nähe bei der<br />

Synthese von Enzymen und anderen Prot<strong>ein</strong>en erzeugten...um ihn herum florierte das<br />

Leben. Er fühlte sich herrlich. Ein leichter Nebel bis etwa halb zum Knie hoch<br />

erstreckte sich etwa zwanzig Quadratkilometer in dieser Ebene und verlieh dem<br />

ganzen Trubel dazu etwas mystisches.<br />

Die ersten Te'Ain wurden durch die langsam aufgehende Sonne geweckt, die langsam<br />

den Horizont hinauf kletterte. Bis Jarin aufwachen würde, würde es sicherlich noch<br />

drei Stunden dauern.<br />

Thorsten hatte den Hauptteil s<strong>ein</strong>es Bewussts<strong>ein</strong>s lange nicht mehr auf s<strong>ein</strong>e<br />

Verbesserung gerichtet, natürlich lief die Forschung fast automatisch ab und <strong>ein</strong> Teil<br />

von ihm war geistlich immer dabei, schon wegen der Seele der Naniten die mit ihm<br />

den Körper teilte, aber mit s<strong>ein</strong>em menschlichen Gehirn hatte er dieses Thema lange<br />

nicht mehr angedacht.<br />

Also sah er sich die Ergebnisse mal an: S<strong>ein</strong>e Energieproduktion hatte sich seit dem<br />

Kampf gegen die Te'Ain nahezu potenziert, s<strong>ein</strong>e Höchstgeschwindigkeit hatte um<br />

47% zugenommen, s<strong>ein</strong>e Reaktionsgeschwindigkeit hatte sich potenziert, die Schild-<br />

Verbesserungen waren mit 3 potenziert und s<strong>ein</strong>e physische Stabilität hatte sich um<br />

das dreifache erhöht. Er hatte sich auf zwei weitere Galaxien ausgebreitet.<br />

Manchmal kamen ihm die Erinnerungen in den Sinn, an die Naniten wie er sie<br />

ursprünglich konzipiert hatte: Vergleichsweise simple Maschinen, mit ausgelagerter<br />

Steuersoftware, die sich gerade mal in <strong>ein</strong>er Nährflüssigkeit oder im Blutplasma<br />

erhalten konnten. Und was waren sie, war er, heute? Jeder Nanit hätte im All<strong>ein</strong>gang<br />

die gesammte Flotten der Sektoren besiegen können, schon deswegen weil deren<br />

Waffen ihn, aufgrund s<strong>ein</strong>er unglaublich geringen Größe, hätte erfassen können. Jeder<br />

Nanit konnte Materie aus Energie formen, sich mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit<br />

fortbewegen, den Raum krümmen oder <strong>ein</strong> Wurmloch erschaffen.<br />

Zwei von ihnen konnten sich abwechselnd durch die ganze Galaxis teleportieren, ganz<br />

zu schweigen von ihrer enormen Wiederstandsfähigkeit, mit der sie sogar im Kern<br />

<strong>ein</strong>es schwarzen Loches existieren konnten. Mit dem was die Naniten damals waren,<br />

hatte er heute fast garnichts mehr gem<strong>ein</strong>.<br />

Auch biologisch gesehen war er lange schon nicht mehr ganz, was er früher war. Die<br />

Naniten hatten zwar von Anfang an <strong>ein</strong> Form-Behaltungsprogramm, dass die<br />

humanoide Körperstruktur nicht äusserlich veränderte, was damals im 21.<br />

Jahrhundert <strong>ein</strong> Sicherheitssystem war, um <strong>ein</strong> Zerstören der Körperstruktur durch


<strong>ein</strong>en chirurgischen Fehler zu verhindern, aber an s<strong>ein</strong>er Zell- und Organstruktur<br />

hatten sich die, damals ungebändigten, Naniten fleissig ausgetobt.<br />

Sogar als sie <strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> hatten...allerdings machten sie dann Dinge, die<br />

Thorsten strikt ablehnte, nicht mehr. Thorsten hatte damals Beispielsweise <strong>ein</strong>e<br />

Carbon-Faser-Struktur in die Knochen <strong>ein</strong>gearbeitet bekommen, <strong>ein</strong>e Abwandlung von<br />

Keflar zog sich unter s<strong>ein</strong>er Haut hindurch und s<strong>ein</strong>e Muskeln waren, auf dem gleichen<br />

Prinzip wie heute, verbessert worden, wenn auch primitiver.<br />

Auch heute war es anders: Die Muskeln waren zellbiologisch verändert worden, auf<br />

<strong>ein</strong>e Weise, die mit Worten kaum fassbar war: Die Struktur wurde verstärkt,<br />

zahlreiche Kraftfeldgeneratoren, kl<strong>ein</strong>er als Atome, hielten die Zellstruktur bei bedarf<br />

noch fester zusammen. Jedes Mitochondrium in Thorstens Körper hatte die Kapazität,<br />

den elektrischen Energiebedarf des Spiralarms der Milchstraße zu versorgen...und<br />

dass wenn mann annahm, dass jeder Stern <strong>ein</strong>e übergroße Glühbirne wäre und jeder<br />

Planet <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zige, hochtechnisierte Maschine. Natürlich waren diese Verbesserung<br />

s<strong>ein</strong>er Mitochondrien technischer und nicht biologischer Natur. Kurzum...bis auf die<br />

Gestalt, die Zell-Teilungsvorgänge wie Meiose und Mitose, den atomaren Aufbau und<br />

die DNS, war Thorsten <strong>ein</strong>e hochtechnologische Lebensform. Aber für normale<br />

Sensoren wäre er <strong>ein</strong> Mensch gewesen, nur s<strong>ein</strong>e Atome und die Räume dazwischen<br />

waren von Maschinen aus Subraum-Materie durchzogen. Früher, als er diese Materie<br />

noch nicht hatte, waren zahlreiche Maschinen fast so groß wie <strong>ein</strong>e Erbse...manche<br />

sogar so groß wie <strong>ein</strong>e Walnuß. Beispielsweise Thorsten Primär-Generator und s<strong>ein</strong><br />

Haupt-Schildemitter waren damals so groß gewesen. Heute hatte er diese kl<strong>ein</strong>en<br />

Maschinen zwar immer noch in sich, aber sie waren nun kl<strong>ein</strong>er als<br />

Photonen...wesentlich kl<strong>ein</strong>er.<br />

Er war nun <strong>ein</strong>mal was er war, daran konnte und wollte er nichts ändern, obwohl ihm<br />

manchmal der Schlaf fehlte und ab und zu auch die Stille, die er hatte, als er noch<br />

nicht mehrere Galaxien beobachten konnte.<br />

Oft war es aber auch entspannend, die Natur an Orten zu beobachten, die Wesen mit<br />

<strong>ein</strong>er Zivilisation noch nie gesehen hatten. Jarin schlief jedenfalls immernoch. Er strich<br />

ihr durch den Pony und sie lächelte im Schlaf.<br />

Lasmios streckte sich kräftig durch, die letzte Nacht war von herrlichem Schlaf<br />

gesegnet worden. Simaneas war schon wieder weg. Wie ver<strong>ein</strong>bart hatten die Beiden<br />

sich zuerst <strong>ein</strong>e Woche in der Profitgem<strong>ein</strong>schaft vorgenommen und Simaneas<br />

verbrachte jeden Morgen von sechs bis acht in der Börse und spekulierte. Die kl<strong>ein</strong>en<br />

Schlüpflinge schliefen eh immer bis neun, also war für sie auch gesorgt. Simaneas<br />

würde in <strong>ein</strong>er Sezura wiederkommen, es war schon sieben.<br />

Lasmios lehnte an der Wand und sah aus dem Fenster der Kabine: Es gab heute viel<br />

Verkehr in Profit-Brunnen. Alles war voller Geier, ab und an sah man auch <strong>ein</strong>en<br />

anderen TS. Auch <strong>ein</strong> paar Sektor-Patroulien waren unterwegs. Alles zusammen<br />

wirkte recht äthethisch. Lasmios wollte etwas über das Nahrungsnetz der Station<br />

bestellen...es war lediglich <strong>ein</strong>e technische Umschreibung für <strong>ein</strong>en unverschämt<br />

überteuerten Zimmer-Service.<br />

Lasmios betätigte mit <strong>ein</strong>er Kralle den Schalter am Boden der Wand, an der er gelehnt<br />

hatte, <strong>ein</strong>e metallische Stimme drang aus dem Komm-Link:"Hier ist das automatische<br />

Nahrungssystem der Handelsstation Profit-Brunnen, bitte äussern sie ihre Bestellung."<br />

"Nosssstrop mit Ssssumpfpflanzsssen-Exsstrakt." "Bestätigt, ihre Bestellung erreicht<br />

ihre Kabine in etwa <strong>ein</strong>er Mizura, die 150 Credits werden von ihrem Konto abgebucht."<br />

"Eierssssalat ist dassss teuer!!! Tshhh..." Das kl<strong>ein</strong>e Fläschchen erreichte ihn kurz<br />

danach durch <strong>ein</strong>en Spezial-Schacht...150 Credits waren <strong>ein</strong>fach viel zu teuer für <strong>ein</strong>e<br />

Flasche, <strong>ein</strong>e Fracht<strong>ein</strong>heit mit <strong>ein</strong>er Palette von 100 Fläschchen kostete schon um die<br />

150...wenn man denn <strong>ein</strong> Frachter-Kapitän war. Tja, aber Lasmios hatte k<strong>ein</strong>e<br />

Frachter-Lizenz. Also prostete er in Gedanken für das Glück s<strong>ein</strong>er Kinder und drückte<br />

die kl<strong>ein</strong>e Plastik-Flasche in s<strong>ein</strong> Maul aus. Wenigstens schmeckte es.<br />

Die Tür glitt auf und Simaneas kam hin<strong>ein</strong>, mit hoch aufgerichteter


Schuppenfinne:"Ichhh habe unssss <strong>ein</strong> halbessss Vermögen erwirtsssschafftet!"<br />

"Wasss? Wie viel denn?" "Ichhhh habe ausss zsehntausssend Creditsss<br />

zsssweihunderttausssend gemachhhht!" "Dasss issst unglaublichhhh. Aber woher<br />

hattessst du zssehntausend Creditsss?" Simaneas zog schuldig den Kopf an und malte<br />

mit ihrer rechten Gehklaue <strong>ein</strong> imaginäres Muster auf dem Boden nach:"Nun...ichhh<br />

hatte sssie von unssserem Gessschenk geliehen." "Du hasssst dasss Geld für unsssere<br />

Kinder angezsssapft?!" "Tut mir leid, aber ich habe <strong>ein</strong> paar Firmen gessssehen, die<br />

mir bekannt vorkamen und heute erst an die Börse gegangen sind, da habe ichhh in<br />

sssie invesssstiert." "Wasss für Firmen?" "Indussstrial-Topazss, Diamond-Corp und<br />

Cryssstal-Medicsss." "Sssind dassss nichhht <strong>ein</strong> paar der Firmen, die zsssur<br />

Gem<strong>ein</strong>ssschaft gehören?" "Ja! Und sssie gehen ab wie <strong>ein</strong>e Mossskito! Sie verkaufen<br />

Krebs-Medikamente mit Heilungsss-Chancsssen von 100% und viele andere Dinge, die<br />

man nur friedlichhh nutzsssen kann." "Daher kommt wohl auchhhh unssser Geld.<br />

Thorssssten gründet ssssolche Tarn-Firmen und die verkaufen ssss<strong>ein</strong>e<br />

Techhhhnologie. Natürlichhh abgesssspeckt. Weissssst du irgendwas über die Firmen?<br />

Wasss man hier ssso darüber weisss?" "Nichhht viel: Ichhh habe <strong>ein</strong>e Sssspekulantin<br />

gefragt und die sssagte mir, dasssss jemand über telefonisssche Gessssprächhhe<br />

Grundsssstücke kauft, kurzsss darauf landet dort <strong>ein</strong> orbital-fähiger TL, baut auf<br />

Autopilot vollautomatisssche Fabriken auf und verssschwindet wieder. Die Fabriken<br />

fangen an zssu arbeiten und die Produkte werden über dasssss intergalaktischhhhe<br />

Netzsss verkauft." "Alssso weissss niemand etwassss? Tsh?" "Niemand hat auchhhh<br />

nur <strong>ein</strong>e Ahnung. Ichhh habe jedenfallsssss noch <strong>ein</strong> paar Aktien, die ich nichhhht<br />

verkauft habe, die verdoppeln ihren Wert fasssst jede Quazssura. Unsssere<br />

Ssschlüpflinge haben Aktien im Wert von Millionen." "Tja, tshhhh, dasss war <strong>ein</strong> prima<br />

Inssssider-Tip." "Gehen wir zssur Ssschiffssssswerft und kaufen unseren Tukan mit<br />

Luxssusss-Aussstattung?" "Gerne, aber lassssen wir ersssst die Kl<strong>ein</strong>en noch<br />

ausssschlafen, ssssonssst ssssind sie nachhhher wieder ssso quängelig." "OK, lassssen<br />

wir unsssssere Ssschätzssse nochhhh <strong>ein</strong> wenig sssschlafen."<br />

Jarin wachte auf, es war <strong>ein</strong> herrlicher Tag, wie jeder hier bisher. Ausgenommen<br />

vielleicht der Sturm vor kurzem.<br />

Thorsten saß neben ihr im Bett und winkelte immer wieder den rechten Arm an, um<br />

ihn dann wieder durchzustrecken. In <strong>ein</strong>er Wellenbewegung schloss er die Hand,<br />

drehte sie und öffnete sie wieder. Er schien jede bewegung s<strong>ein</strong>es Armes<br />

durchzugehen. Jarin kniff kurz die Augen zusammen und rieb den SChlaf weg:"Was<br />

machst du da?" "Ich habe <strong>ein</strong>e neue Bio-Modifikation für Muskelgewebe entwickelt und<br />

probiere sie gerade aus. Ich überprüfe wie die Effektivität, Kraft und Geschwindigkeit<br />

sind." "Das ist aber nicht sonderlich schnell was du da machst." "Im Moment<br />

überprüfe ich auch nur die F<strong>ein</strong>abstimmungen, den Rest habe ich eben gemacht,<br />

bevor du aufgewacht bist." "Und wie ist d<strong>ein</strong>e neue Modifikation?" "Ich bin recht<br />

zufrieden: Zwanzig Prozent schneller, zehn Prozent stärker und das bei gleichen<br />

Effektivitäts-Daten wie die alte Modifikation." "Klingt gut. Kannst du mir auch sowas<br />

<strong>ein</strong>setzen?" "Sicher, warum nicht. Jetzt weiss ich ja, wie die F<strong>ein</strong><strong>ein</strong>stellungen sind."<br />

Jarin wartete <strong>ein</strong>e Minute:"Und?" "Schon lange erledigt." "Ich habe nichts gespürt..."<br />

"Na, du kannst Subraum-Materie nicht spüren, sonst würdest du in m<strong>ein</strong>er Gegenwart<br />

ständig <strong>ein</strong> Ganz-Körper-Krippeln empfinden. Ausserdem bestehen sämtliche<br />

Modifikationen aus Subraum-Materie, die von den meisten Sensoren, m<strong>ein</strong>e<br />

ausgeschlossen, nicht bemerkt wird." "Du m<strong>ein</strong>st ich habe Materie aus <strong>ein</strong>em anderen<br />

Raum in m<strong>ein</strong>em Körper?" "Oh ja. Wenn man die Maschinen in d<strong>ein</strong>em Körper auf<br />

kl<strong>ein</strong>stem Maßstab mit Atomen bauen würde, müsste man <strong>ein</strong>en Planeten kniehoch<br />

mit Maschinen bedecken." "So viel? Ich wollte doch nicht so viele Modifikationen."<br />

"Hast du auch nicht. Das sind die Standard-Komponenten. Wenn du das komplette<br />

Programm haben wolltest, dann wäre das in Atomen ungefähr die Masse der Sonne, in<br />

Subraum-Materie gerade mal höchstens <strong>ein</strong> Milligramm." "So winzig ist diese<br />

Subraum-Materie? Und wenn du alle d<strong>ein</strong>e Naniten sammelst, ergibst du trotzdem


etwas das mehrmals größer als die Sonne ist?! Wie groß wärst du denn in Atomen?"<br />

"Ohh...das würde ziemlich lange dauern, das als Zahl auszudrücken." "Dann lass es<br />

lieber. Ich möchte mich mit sowas nicht so gerne beschäftigen, es ist <strong>ein</strong>e Nebensache<br />

für mich, im Vergleich zu d<strong>ein</strong>em Charakter...und der ist mir wichtig." "Das hast du<br />

schön gesagt." "Gern geschehen, ich sage aber nur die Wahrheit. Was hast du<br />

eigentlich für die Feier mit den Te'Ain vor?"<br />

"Oh, ich habe <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Platz gefunden, wo es natürliche Felsformationen gibt, die<br />

man als Tische und Stühle verwenden kann. Dort werde ich wohl ordentlich festliche<br />

Verpflegung erstellen und die Gegend können wir beide ja <strong>ein</strong> bisschen dekorieren,<br />

wenn du gerne mitmachen möchtest." "Ich hätte nicht übel Lust dazu, gerne." "Ach<br />

übrigens, ich habe den Plan, den du mir vorgeschlagen hattest, bezüglich des<br />

Geheimdienstes, in die Wege geleitet. Wir müssen in drei Tagen los, tschuldigung,<br />

dass ich dich nicht vorher gefragt habe." "Ach ist schon gut. Wir können doch<br />

jederzeit wiederkommen, oder?" "Wenn gerade nichts Wichtiges anliegt, können wir<br />

innerhalb von <strong>ein</strong>er halben Sekunde hier s<strong>ein</strong>." "Dann ist doch alles in Ordnung.<br />

Verabschieden können wir uns ja, aber wiederkommen können wir auch." "Genau.<br />

Wollen wir dann los und das Fest vorbereiten?" "Gerne."<br />

Thorsten und Jarin verliessen das Haus, jeder im Dorf grüßte sie mit <strong>ein</strong>em Lächeln.<br />

Das gestrige Ereignis steckte ihnen aber immer noch in den Knochen.<br />

Thorsten führte Jarin in den Wald, etwa nach <strong>ein</strong>er halben Stunde erreichten sie <strong>ein</strong>en<br />

bewaldeten, ruhigen Ort, der voller St<strong>ein</strong>e war. Jarin sah sich um und konnte etwas in<br />

den St<strong>ein</strong>en erkennen: Einer war lang und flach, wie <strong>ein</strong> großer Tisch, darum standen<br />

<strong>ein</strong>ige kl<strong>ein</strong>e St<strong>ein</strong>e, die man als Nebentische verwenden konnte. Aber nirgends sah<br />

sie <strong>ein</strong>en St<strong>ein</strong>, den man als Stuhl oder Hocker verwenden konnte:"Und wo sind die<br />

St<strong>ein</strong>e, die du als Stühle verwenden wolltest?" "Och...was nich ist, kann ja noch<br />

werden." "Ach so. Aber Holz-Stühle wären doch sicher besser, oder?" "Warum nicht,<br />

dass schädigt den Waldboden auch weniger." Thorsten sah auf den gigantischen St<strong>ein</strong>-<br />

Tisch und etwa hundert blaue Energie-Wolken erschienen in regelmäßigen Abständen,<br />

blitzten kurz auf und dann standen Holz-Stühle an dem "Tisch". Die Stühle bestanden<br />

aus dem selben Holz wie dem der Bäume, hätte Jarin es nicht besser gewusst, sie<br />

hätte sofort gedacht, dass die Stühle aus dem Dorf wären. "Das sieht doch schon ganz<br />

gut aus. Weisst du m<strong>ein</strong> Lieber, was jetzt noch fehlt?" "N<strong>ein</strong>, ich will ja nicht d<strong>ein</strong>e<br />

Gedanken lesen." "Na <strong>ein</strong> paar Lichter. Aber hast du irgend<strong>ein</strong>e Idee, was wir hier<br />

hinstellen können? Im Wald ist Feuer ja k<strong>ein</strong>e gute Idee, also scheiden Fackeln aus."<br />

"Ja, und was technisches können wir auch nicht nehmen...Ich habe <strong>ein</strong>e Idee: Was<br />

hältst du von Leuchtst<strong>ein</strong>en?" "Leuchtst<strong>ein</strong>e?" "Ja, es ist <strong>ein</strong>e St<strong>ein</strong>-Art, die fast<br />

überall im All vorkommen. Es sind Quarze mit Phosphor-Verbindungen. Ähnlich diesen<br />

Leuchtsternen, die man sich an die Wand oder die Decke kleben kann." "Ach die<br />

m<strong>ein</strong>st du? Und sowas gibt es hier natürlich?" "Ja, sie sind zwar selten und<br />

ausgesprochen begehrt, aber "Reisende" haben ja immer oft die Gelegenheit, seltene<br />

Dinge zu erwerben." "Das ist <strong>ein</strong>e Art, zu sagen, dass wir sie erstellen." "Ja, oder so."<br />

"Darf ich dich mal was fragen?" "Natürlich, was möchtest du wissen?" "Was denkst du<br />

gerade?" "Ich denke ziemlich viel, könntest du mir sagen, was genau du wissen<br />

möchtest?" "Du siehst doch viel vom Universum, was hast du dir bisher für <strong>ein</strong> Urteil<br />

gebildet?" "Oh...nun, dass ist <strong>ein</strong>e Frage, die ich jetzt nicht erwartet hätte." "Und?"<br />

"Nun, wie du schon gesagt hast, sehe ich vieles: All<strong>ein</strong> in diesem Moment beobachte<br />

ich zweitausend große Kriege, also Kriege mit mehreren millionen Soldaten auf jeder<br />

Seite." "Das ist schrecklich! Warum tust du nichts?" "Ich hatte es dir doch schon mal<br />

erklärt, oder? Wenn ich jeden Krieg verhindern würde, dann würden die Wesen nichts<br />

daraus lernen. Natürlich sabotiere ich hier und da <strong>ein</strong> paar Waffen-Systeme, aber die<br />

Kriege ganz zu unterbrechen wäre <strong>ein</strong> Fehler." "Und was ist, durch diesen Sachverhalt<br />

bedingt, d<strong>ein</strong> Urteil über das All?" "Ich kann über dass All nur sagen, dass es<br />

wunderschön ist, was die Wesen angeht, die hier leben, da kann ich etwas anderes<br />

sagen. So viele Kriege ich auch sehe, und noch sehen werde, um so öfter sehe ich,


wie Kriegsparteien sich ver<strong>ein</strong>en, den Wiederaufbau beginnen und hand in hand<br />

arbeiten. Jede Sekunde sehe ich unzählige neue Leben entstehen, auch wenn ich fast<br />

genau so viel Tod sehe. Der Lauf der Dinge ist nun mal so, daraus lernt man und<br />

irgendwann findet jedes Wesen s<strong>ein</strong>en Frieden."<br />

"Und du? Hast du d<strong>ein</strong>en Frieden?" "Teilweise, unter anderem wegen dir. Ich kann<br />

nicht nur traurig oder glücklich s<strong>ein</strong>. Ich bin <strong>ein</strong>er der Wenigen, die die Möglichkeit<br />

haben, beide Seiten auf <strong>ein</strong>mal zu sehen: Leben und Tod, Liebe und Hass,<br />

Freundschaft und F<strong>ein</strong>dschaft. Das alles ergänzt sich, hebt sich gegenseitig auf oder<br />

wirkt auf<strong>ein</strong>ander <strong>ein</strong>. Es vermischt sich irgendwo und das Ergebnis dieser Mischung<br />

ist doch irgendwie positiv." "Also hast du d<strong>ein</strong>en Frieden gefunden?" "Wie gesagt:<br />

Teilweise. Alles ist im Fluss, so schnell, dass selbst ich mir k<strong>ein</strong> festes Urteil bilden<br />

kann." "Aha...ich kann mich in d<strong>ein</strong>e umfangreiche Sicht zwar nicht r<strong>ein</strong>versetzen,<br />

aber ich kann mir ganz gut vorstellen was du m<strong>ein</strong>st. Es bewegt sich alles viel zu<br />

schnell um <strong>ein</strong> Standbild zu bekommen, das man beurteilen könnte." "Exakt. Was<br />

m<strong>ein</strong>st du, hängen wir noch <strong>ein</strong> paar Blumengirlanden auf?" Jarin merkte sehr wohl,<br />

dass dieser Themenwechsel etwas plötzlich kam, aber er hatte ihr genug erzählt, was<br />

das andere Thema anging. Also sprang sie auf den Themenwechsel auf:"Kann nicht<br />

schaden, oder?!" "Na dann." Sie hakte aber trotzdem noch <strong>ein</strong>mal nach:"Warum<br />

neigst du eigentlich dazu, so schnell das Thema zu wechseln?" "Nun, das ist mir auch<br />

schon häufig aufgefallen. Ich weiss es ehrlich gesagt nicht. Vielleicht liegt es daran,<br />

dass ich in der Zeit, in der du Luft holst um zu sprechen, bei mir unzählige andere<br />

Gedanken durch m<strong>ein</strong> Gehirn und m<strong>ein</strong>e Schaltkreise laufen." "Also denkst du über<br />

tausend andere Dinge nach und dann kommt dir dadurch was anderes in den Sinn."<br />

"So in etwa. Bisher war es k<strong>ein</strong> Problem, ich habe all<strong>ein</strong> gelebt und nicht all zu oft<br />

gesprochen. Ich war mit m<strong>ein</strong>en Gedanken all<strong>ein</strong>. Ich versuche aber, mich zu ändern."<br />

"Naja, so störend ist es auch nicht...was nicht heissen soll, dass ich dagegen bin, dass<br />

du es dir abgewöhnst." "Okay. Kommen wir aber nun auf die Girlanden zurück:Welche<br />

Farbe sollen die Blumen haben?" "Blau und Weiß?" "Warum nicht." Um Jarin herum<br />

spannten sich plötzlich Lichtl<strong>ein</strong>en von <strong>ein</strong>em Baum zum anderen, daran "hingen"<br />

noch <strong>ein</strong>mal blaue Lichtkugeln nach unten. Ein kl<strong>ein</strong>er Licht-Blitz, der die L<strong>ein</strong>en und<br />

die Kugeln durchfuhr, materialisierte das ganze zu Blumen-Girlanden, an denen die<br />

Leuchtst<strong>ein</strong>e hingen. Jarin sah sich die Deko an, es war wirklich gut geworden:"Super,<br />

jetzt fehlen nur noch die Schalen und das Essen." "Die Schalen kann ich ja schon<br />

<strong>ein</strong>mal herstellen." Überall gab es kl<strong>ein</strong>e Lichtblitze und auf <strong>ein</strong>mal standen auf den<br />

St<strong>ein</strong>en genug Schalen, um <strong>ein</strong>e Armee mit Geschirr zu versorgen...Wie Jarin<br />

Thorsten kannte, war es für jeden, der am Fest teilnehmen würde, <strong>ein</strong>e Schale, oder<br />

zwei, je nachdem was Thorsten anbieten wollte. Thorsten lächelte:"Und zum Schluss<br />

noch die Becher." Noch <strong>ein</strong> paar Blitze und die Becher standen jeweils <strong>ein</strong>er neben<br />

<strong>ein</strong>er Schüssel.<br />

"Das sieht gut aus Thorsten, dann kann es heute Abend ja los gehen."<br />

Jarin hörte <strong>ein</strong> Rascheln im Gebüsch, traute sich aber nicht, hin zu sehen, also<br />

flüsterte sie zu Thorsten:"Was war das?" Er lächelte:"Das ist Deija, sie ist gerade eben<br />

angekommen und über <strong>ein</strong>en St<strong>ein</strong> gestolpert." "Hat sie unsere Unterhaltung gehört,<br />

oder gesehen, wie wir alles dekoriert haben?" "N<strong>ein</strong>, sie ist wirklich gerade eben<br />

angekommen. Sie ist <strong>ein</strong>fach unseren Spuren gefolgt." "Sie weiss also nicht, wie all<br />

das hierher gekommen ist, oder?" "N<strong>ein</strong>, sie hat nichts mitbekommen." "Dann ist ja<br />

gut. Was wollen wir nun machen?" "Wollen wir die kl<strong>ein</strong>e Schnüfflerin mal <strong>ein</strong> bisschen<br />

erschrecken? Nichts Böses, wir zeigen ihr nur, dass man uns nicht so leicht Folgen<br />

kann." "Aber wir gehen nur zu dem Gebüsch und holen sie raus. Nicht das sie uns<br />

nach gestern noch <strong>ein</strong>en Herzinfarkt kriegt."<br />

Thorsten und Jarin gingen <strong>ein</strong> wenig umher und redeten mit<strong>ein</strong>ander, alles um sich,<br />

ohne Deijas Verdacht zu erregen, an das Gebüsch ran zu schleichen. Als sie beide am<br />

Gebüsch standen, wobei sie sich gegenüber standen und das Gebüsch links neben<br />

ihnen lag, zog Thorsten das Gebüsch beiseite und Jarin lächelte Deija schief an:"Na,


will da jemand spionieren." Die Kl<strong>ein</strong>e war erschrocken und lächelte verlegen:"Ich<br />

wollte nur mal sehen, was ihr hier so macht." Thorsten sah die kl<strong>ein</strong>e Te'Ain nun auch<br />

an:"Und da konntest du uns nicht <strong>ein</strong>fach fragen, ob du mitkommen darfst?" "OK...das<br />

war doof von mir." "Na gut, wir sind eh schon fertig." "Echt?" "Ja, dass wird heute<br />

abend <strong>ein</strong> reiches Fest."<br />

Ban Danna konnte nicht umhin, ständig auf den Count-Down zu starren. Er hatte<br />

s<strong>ein</strong>e Techniker darauf angesetzt gehabt, den Ursprung oder zumindest den Tag der<br />

Einschleusung des Programmes heraus zu finden...ergebnislos. Laut den Technikern<br />

konnte k<strong>ein</strong> bekannter Code so komplex verschlüsselt gewesen s<strong>ein</strong>. Es wäre<br />

überhaupt <strong>ein</strong> Wunder gewesen, dass sie es hatten finden können. Er rieb sich s<strong>ein</strong>en<br />

weißen Kinn-Bart:"Wenn das mal nicht beabsichtigt war...Ich fresse m<strong>ein</strong>en alten<br />

Buster, wenn das mal nicht beabsichtigt war."<br />

Lasmios und Simaneas waren beide mit ihren Schlüpflingen zu der Schiffswerft<br />

geflogen...beide sahen das begeisterte Funkeln in den Augen des teladianischen<br />

Verkäufers, als sie ihre Bestellung äusserten. Innerhalb <strong>ein</strong>er halben Stazura waren<br />

alle Formalitäten erledigt und sie konnten <strong>ein</strong>steigen und losfliegen.<br />

sie flogen etwas durch die Gegend...auf <strong>ein</strong>mal materialisierte <strong>ein</strong> Khaak-Cluster<br />

neben ihnen. Ihre Stirnschuppen waren kreidebleich...diese Khaak waren nicht so<br />

friedlich wie die aus der Gem<strong>ein</strong>schaft.<br />

Der Autopilot übernahm die Steuerung, als beide in die Schutzstarre fielen. Sie<br />

konnten noch hören, noch sehen...aber sie konnten sich nicht mehr bewegen.<br />

Lasmios hörte <strong>ein</strong> Piepen. gefolgt von <strong>ein</strong>er Computerstimme, die er bisher noch nie<br />

gehört hatte...sie kam aus s<strong>ein</strong>em Armband:"Bedrohung erfasst. Khaak-Schiffe<br />

greifen an. Leite Gegenmaßnahmen <strong>ein</strong>...erstelle Datenverbindung zu den Khaak-<br />

Schiffscomputern...umgehe Sicherheitsprotokolle...erteile Befehl für Remontage des<br />

Cluster-Systems und Notsprung...Abgeschlossen." Der Beschuss hatte aufgehört und<br />

die Khaak-Schiffe verschwanden in dem selben grell-lila Blitz, in dem sie gekommen<br />

waren. Lasmios war erleichtert, aber er war immer noch in der Schutzstarre, auf dem<br />

Boden, wohin er bei <strong>ein</strong>er Erschütterung runtergefallen war. Er sah an die Decke,<br />

unfähig etwas anderes zu machen. Die Schlüpflinge waren entspannter und krabbelten<br />

und wankten auf ihn zu. Die Kl<strong>ein</strong>en konnten zwar gut schwimmen, wie es jeder Teladi<br />

von Geburt an konnte, aber sie waren ziemlich unbeholfen an Land, wie es viele Teladi<br />

ihr Leben lang blieben. Jedenfalls kamen sie auf ihn zu und krabbelten über s<strong>ein</strong>en<br />

Kopf: Sabiros krabbelte über s<strong>ein</strong>e Schnauze und rutschte mit der linken Greifklaue in<br />

Lasmios' Nasenloch. Lasmios wollte schnauben, um s<strong>ein</strong>en Kl<strong>ein</strong>en darauf aufmerksam<br />

zu machen, aber die Schutzstarre erlaubte ausser <strong>ein</strong>em ruhigen Atmen nichts. Also<br />

kramte Sabiros im Nasenloch s<strong>ein</strong>es Vaters herum...verständlich, dass Lasmios die<br />

Tränen in die Augen stiegen, als die kl<strong>ein</strong>en Krallen in der empfindlichen Nase waren.<br />

Zwar waren Lasmios und s<strong>ein</strong>e Familie ausser Gefahr, aber wohl fühlte er sich nicht.<br />

Wem wäre schon wohl, wenn <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Klaue mit fünf Krallen in dem eigenen<br />

Nasenloch "wütete".<br />

Als die Starre langsam nachliess, presste er in der alten Zischelsprache, die jeder<br />

Teladi von Geburt an beherrschte, hervor, dass der Kl<strong>ein</strong>e doch bitte das Nasenloch in<br />

Ruhe lassen sollte. Der Kl<strong>ein</strong>e sah ihn an, dann zog er s<strong>ein</strong>e Klaue<br />

hinaus...naturgemäß war sie nicht mehr trocken, sondern zog <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Faden<br />

hinter sich her...den der Kl<strong>ein</strong>e, ohne sich <strong>ein</strong>er Schuld bewusst zu s<strong>ein</strong>, an Lasmios'<br />

Schnauzenspitze abstriff. So lag Lasmios noch etwa fünf Mizuras da, bevor er wieder<br />

die Kontrolle über s<strong>ein</strong>en Körper bekam, sich aufrichtete und sich den Rotz abwischen<br />

konnte.<br />

Als Lasmios dann aufstand, half er s<strong>ein</strong>er Gefährtin hoch:"Geht essss dir gut?"<br />

Simaneas hatte die Starre noch viel schlimmer getroffen:"Esshhhh issshhht nochhhhh<br />

zssshhhhiemlichhhh sssschhhhwer, sssssschichhh zssshu bewegen." "Ichhh denke<br />

mal, wir landen auf der nächsssten Handelssssstation. OK?" "Gut...Tschhhh...ichhhhh<br />

fühhle michhhhhhh ssssshho sssschhhteifff wie die perfekte Schhhhhhhlafssssstelle..."


"Wasss sssoll ichh denn ssssagen?..." Er nahm die Kl<strong>ein</strong>en auf die<br />

Arme:"...Sssabirosss hat mir die Sschnauzsse durchhhwühlt." Lasmios rieb sich die<br />

Schnauze, in der der Schmerz im Rhythmus s<strong>ein</strong>er drei Herzen pulsierte.<br />

Kurz darauf landete die kl<strong>ein</strong>e Familie in der Handelsstation und gingen in das Bord-<br />

Restaurant, um sich nach dem Schock zu stärken. Doch es war nicht der Glückstag<br />

der Sechs: Ein besoffener Paranide, <strong>ein</strong>deutig <strong>ein</strong> Frachter-Pilot, taumelte auf Lasmios<br />

zu und packte ihn am Hals, als die Sechs sich gerade die Karte durchlesen<br />

wollten:"Heyyi du kl<strong>ein</strong>es unheiliges Echsenvieh...was machst duo denn hier?! Du sitzt<br />

am Rande m<strong>ein</strong>es heiligen Weges." Der Paranide hob Lasmios hoch, worauf hin er nur<br />

noch mühsam sprechen konnte:"Wwashhh willssst du von mir? Ichhh habe hier nur<br />

gessssessssssssen..." "Du...hiuck...Unheiliger wagst es zu wiedersprechen?!!!" Der<br />

Paranide holte mit s<strong>ein</strong>em anderen Arm aus um ihn Lasmios in die Schnauze zu<br />

treiben.<br />

Lasmios kniff die Augen zu und spürte das Blut aus s<strong>ein</strong>er Stirnschuppe fliessen. Er<br />

machte sich darauf gefasst, vor s<strong>ein</strong>en Kindern halb tot geschlagen zu<br />

werden...Simaneas war in die Schutzstarre gefallen.<br />

Dann spürte Lasmios <strong>ein</strong> Vibirieren an s<strong>ein</strong>em Klauengelenk..das Armband.<br />

Irgendetwas tat das Gerät, man konnte zwar nichts sehen, aber die Augen des<br />

Paraniden verdrehten sich, aus dem Rüssel kam Schaum und der Paranide brach<br />

zusammen, mit zuckendem rechten B<strong>ein</strong>, wie <strong>ein</strong>e Fliege, die man gegen die Wand<br />

geklatscht hatte.<br />

Lasmios wandte sich aus dem kraftlosen Griff des bewusstlosen Paraniden und setzte<br />

sich neben Simaneas, um ihr zu helfen. Die Stationssicherheit nahm den, für solche<br />

Ereignisse bekannten, Paraniden mit in den Inhaftierungs-Block und liess die Familie<br />

in Ruhe.<br />

Für heute hatten sie alle genug: Lasmios und Simaneas gingen mit ihren Schlüpflingen<br />

an Bord ihres TP und versiegelten die Luke. Die Beiden wollten nur noch schlafen.<br />

Der Abend des Festes war gekommen und Thorsten führte die Dörfer zum Festplatz.<br />

Man musste k<strong>ein</strong>e Angst vor Ripka oder anderen Räubern haben, jedes Raubtier war<br />

von Thorsten telepathisch gebeten worden, diesen Ort zu meiden und k<strong>ein</strong>en Te'Ain<br />

anzugreifen, als Gegenleistung hatten sie jeder <strong>ein</strong> großes Stück Fleisch als<br />

Bestechung gekriegt. Alle Tiere hatten letztendlich zugestimmt. Sollte sich <strong>ein</strong>es nicht<br />

daran halten, so konnte Thorsten ja immer noch die Kontrolle über den Bewegungs-<br />

Apparat übernehmen und das Tier weg lotsen. Er schob noch den letzten Busch<br />

beiseite und bekam <strong>ein</strong> staunendes Raunen als Belohnung. Er hatte alle teuren<br />

Köstlichkeiten des Te'Ain-Planeten erzeugt und auch die Lieblingsgerichte jedes<br />

<strong>ein</strong>zelnen Dorfbewohners. Natürlich gab es erlesene Fruchtsäfte und Wasser. Alkohol<br />

gab es bei den Te'Ain nicht, die Struktur des Ethanol oder ähnlichem verursachte bei<br />

ihnen starke Blähungen und andere Verdauungsprobleme. Es wäre also k<strong>ein</strong>e gute<br />

Idee gewesen, den Te'Ain Alkohol zu geben. Der lange Tisch des Platzes war für die<br />

Kämpfer, die Ältesten und die Familien dieser beiden Parteien reserviert.<br />

Die anderen Te'Ain setzten sich in kl<strong>ein</strong>en Gruppen an die Tische und warteten auf das<br />

Wort der Ältesten, die sich für <strong>ein</strong>e Dankesrede vorbereiteten, danach begannen alle<br />

mit Lust zu essen. Nach <strong>ein</strong>er Weile wuselten die ersten Te'Ain-Kinder durch die<br />

Gegend, die sich schnell satt gegessen hatten und nun die Leuchtst<strong>ein</strong>e untersuchten.<br />

Sie sahen sich die leuchtenden St<strong>ein</strong>e an und bekamen große Augen.<br />

Überall prosteten sich die Te'Ain zu und lachten, waren froh. Es war <strong>ein</strong> herrliches Tou-<br />

Wabou des Lebens und der Ausgelassenheit.<br />

Die Feier dauerte den ganzen Abend, Temmk und die anderen Kämpfer machten<br />

Armdrücken, Snoh gewann jede Runde, die anderen hatten k<strong>ein</strong>e Chance gegen den<br />

trainierten Kämpfer. Thorsten hatte, aufgrund der Fairness, auf die Teilnahme an dem<br />

Armdrücken verzichtet.<br />

Als die Feier zu Ende war, waren nur noch Deija, ihr Großvater, Thorsten und Jarin da.<br />

Nun war die schwere Aufgabe an der Reihe, dass Thorsten dem Ältesten die Kunde


von ihrem baldigen Aufbruch bringen musste:"Ältester, dürfte ich kurz um ihr Gehör<br />

bitten?" "Sicher Thorsten, was möchtest du?" "Ich muss euch mitteilen, dass wir<br />

morgen weiter ziehen werden. Morgen Abend werde ich das Fest noch <strong>ein</strong>mal<br />

verlängern, aber dann müssen Jarin und ich weiter ziehen." Der Älteste schien wirklich<br />

betroffen:"Oh...nun, dass tut mir leid. Wir waren wirklich froh, euch zu Gast zu haben.<br />

Müsst ihr wirklich schon weiter?" "Ja, wir kommen irgendwann noch <strong>ein</strong>mal wieder,<br />

wenn unsere Reisen uns wieder <strong>ein</strong>mal hier vorbei führen werden. Ich möchte euch<br />

bitten, den Dörfern noch nichts davon mitzuteilen.<br />

Ich möchte morgen wieder so <strong>ein</strong> frohes Fest, es soll durch nichts getrübt werden."<br />

"Ich werde d<strong>ein</strong>er Bitte nachkommen, auch wenn es mich wirklich betrübt. Ihr habt<br />

m<strong>ein</strong>e Enkelin vor den Dieben gerettet und ihr habt uns herrliche Wettkämpfe<br />

beschert. Ganz zu schweigen von eurer lieben Natur und dem herrlichen Fest.<br />

Natürlich ist es eure Entscheidung, zu gehen. Ich kann euch nur sagen, dass ihr<br />

jederzeit wieder willkommen seid." "Um noch mal auf das Fest zurück zu kommen, ihr<br />

könnt gerne die Lichtst<strong>ein</strong>e behalten, ich habe mehr als genug davon." "Ihr schenkt<br />

uns die Lichtst<strong>ein</strong>e?! Das können wir nicht annehmen. Das ist viel zu wertvoll." "Ich<br />

möchte darauf bestehen, es war bisher <strong>ein</strong>e herrliche Zeit bei euch und ich möchte<br />

euch <strong>ein</strong> Abschiedsgeschenk da lassen." "Es ist...es ist so viel...wie können wir euch<br />

jemals für so <strong>ein</strong> Geschenk danken?!" "Ich möchte morgen <strong>ein</strong> fröhliches Fest mit<br />

euch allen haben, dann ist alles abgegolten. Teilt die St<strong>ein</strong>e nur gerecht unter den<br />

Dörfern auf." "Nun denn, dann möchte ich eurer Bitte gerne nachkommen."<br />

Deija hatte alles mitbekommen und w<strong>ein</strong>te laut und durchdringend. Jarin war zu ihr<br />

gegangen und versuchte sie zu trösten:"Deija, w<strong>ein</strong>e doch nicht, wir kommen ja<br />

irgendwann wieder." "Aber ich will nicht, dass ihr geht..." "Deija, wir müssen auch<br />

wieder mal nach Hause zurück." die Kl<strong>ein</strong>e schluchzte kurz auf:"Kommt ihr wieder?"<br />

"Ja, wir kommen wieder...warte, ich habe noch etwas für dich, damit du uns nicht<br />

vergisst." Jarin girff an ihr Handgelenk und nahm das Perlmutt-Armband ab, deren<br />

kl<strong>ein</strong>e Quarze immer noch Regenbogen warfen. Jarin gab es Deija:"Hier, damit du<br />

weisst, dass wir wiederkommen und bis dahin erinnert es dich an uns." Die kl<strong>ein</strong>e<br />

Te'Ain beruhigte sich langsam und lächelte wieder:"Danke...ich bin auch nicht mehr<br />

traurig." "Und du sagst morgen nichts, damit nicht noch mehr Leute traurig sind."<br />

"Gut, mach ich so."<br />

Sie gingen wieder zum Dorf und schliefen <strong>ein</strong>e ruhige Nacht, Thorsten arbeitete <strong>ein</strong><br />

paar s<strong>ein</strong>er Upgrades ab.<br />

Der nächste Tag tauchte das Dorf und die Zelte aus Fellen, Kunststoff oder weißem<br />

Stoff in <strong>ein</strong> herrliches Morgengrauen. Thorsten merkte Jarin an, dass sie den letzten<br />

Tag geniessen wollte. Sie tobte mit den kl<strong>ein</strong>en Te'Ain, redete angeregt mit den<br />

weiblichen Te'Ain und half mit Thorsten beim Abbau der Stände. Das kl<strong>ein</strong>e Mädchen,<br />

das die Kristalle getauscht hatte, winkte mit der linken Hand, an der sie den Armreif<br />

trug. Mit den Stunden, die vergingen, näherte sich der Abend und somit die<br />

Fortsetzung der Feier.<br />

Alles war wieder so fröhlich und ausgelassen. Alle feierten und aßen. Dann kamen auf<br />

<strong>ein</strong>mal drei Te'Ain von jedem Stamm, jeder hatte <strong>ein</strong> anderes Musik-Instrument: Das<br />

Trio des heimischen Stammes bestand aus <strong>ein</strong>em Streich-Instrument, bestehend aus<br />

<strong>ein</strong>er Muschel, <strong>ein</strong>em Stück Holz und Tiersehnen, <strong>ein</strong>er Trommel aus <strong>ein</strong>em Tier-Fell<br />

und <strong>ein</strong>er halben Fruchtschale und <strong>ein</strong>e Art Gitarre, gefertigt aus Holz und altem<br />

Metall. Die drei nordischen Te'Ain hatten alle <strong>ein</strong>e andere Art Blasinstrument aus<br />

<strong>ein</strong>em Tier-Horn. Die mittel-kontinentalen Te'Ain hatten <strong>ein</strong>e Flöte, <strong>ein</strong>e Art Tamburin<br />

und so etwas wie Bongo-Trommeln.<br />

Die neun Te'Ain begannen zu spielen, es klang irgendwie urig, aber gut. Ein wilder<br />

Rhythmus aus Trommeln und den Melodien der anderen Instrumente, die darin<br />

perfekt harmonierten. Die ersten Te'Ain begannen zu tanzen. Auch Jarin und Thorsten<br />

tanzten, es war wunderbar, Thorsten hatte lange nicht mehr so ausgelassen gefeiert.<br />

So schön es war, so schnell ging es zuende. Um vier Uhr morgens ging auch der letzte


Te'Ain, bis auf Deija und ihren Großvater.<br />

Der Älteste ging zu Thorsten:"Nun, ich glaube, ihr werdet jetzt wohl gehen?!" Thorste<br />

nickte langsam, während Jarin sich hinkniete um der w<strong>ein</strong>enden Deija mit dem<br />

rechten Zeigefinger den Kinnflaum zu streicheln. Thorsten sah den Ältesten an:"Wir<br />

kommen mal wieder vorbei, also passt auf euch auf." "Das werden wir, und dank der<br />

Leuchtst<strong>ein</strong>e haben wir jetzt immer Licht. Ich wünsche euch alles Gute." "Danke, auch<br />

euch alles Gute." Jarin stand auf:"Auf wiedersehen, es war schön bei euch." "Wie<br />

gesagt, Jarin: Du und Thorsten seid immer herzlich willkommen."<br />

Thorsten und Jarin drehten sich um und gingen in den Wald, dann drehten sich auch<br />

Deija und ihr Großvater um und gingen zurück ins Dorf.<br />

Als Deija den Kopf noch <strong>ein</strong>mal drehte, konnte sie gerade noch den blauen Blitz<br />

erkennen, den Thorsten mit dem Sprungantrieb erzeugte.<br />

Als Thorsten und Jarin materialisierten, standen sie in der Polar-Region des mittleren<br />

Planeten von drei Welten.<br />

Thorsten drehte sich zu Jarin und sah ihr ins Gesicht, auf dem sich die Schneeflocken<br />

des Schneesturmes sammelten. Ihre langen, blonden Haare fingen hunderte der<br />

dicken Flocken <strong>ein</strong>. Thorsten war auch von Flocken bedeckt, aber dank der Kleidung<br />

spürten beide so gut wie k<strong>ein</strong>e Kälte. Er lächelte:"So, in zehn Minuten wird Danna hier<br />

landen, kannst du dich etwas geheimnisvoll geben?" "In welcher Weise?" "Nun, du<br />

hast <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Teleporter-Implantat. Wenn du jetzt an komplette Sicht denkst, dann<br />

wird <strong>ein</strong> anderes Implantat dir die Struktur der Felsen zeigen und wo du stehen<br />

kannst. Wenn Danna kommt, dann möchte ich ihn etwas neugieriger machen, um uns<br />

dann gefangen zu nehmen." "Wieso möchtest du dich gefangen lassen nehmen?"<br />

"Wenn wir auf der Argon Eins s<strong>ein</strong> werden und er denkt, er hätte uns in der Hand,<br />

dann komme ich besser zu ihm durch." "Und wie willst du das anstellen?" "Er fühlt<br />

sich auf diesem Schiff wohl und wenn er denkt, er hätte uns in der Hand, dann kann<br />

ich besser mit ihm reden." "Und wenn er dir nicht zuhören will? Oder wenn er dir nicht<br />

glaubt?" Thorsten lächelte:"Das wird er wohl zuerst nicht, aber glaube mir, ich habe<br />

m<strong>ein</strong>e Mittel und Wege." Jarin lächelte wissend:"Ich verstehe. Also was wolltest du<br />

nun, dass ich genau mache?" "Lass ihn dich sehen, dann benutzt du den Teleporter<br />

indem du an die Stelle denkst zu der du willst, so dass er dich nicht mehr sehen kann.<br />

Aufgrund der Wirkungsweise des Teleporters wirst du optisch ganz leicht verblassen<br />

bis du weg bist. Dann ersch<strong>ein</strong>st du an der Stelle wohin du wolltest. Für ihn wird es<br />

aussehen als ob der Sturm dich verschlingt." Jarin sah Thorsten lächelnd an:"Und soll<br />

ich eher verspielt, wie <strong>ein</strong>e Fee gucken, oder duldend bemerkend, wie <strong>ein</strong>e Elfe?" "Du<br />

orientierst dich an der Sagenwelt? Gut, du lernst dazu. Ich mache meistens <strong>ein</strong>e<br />

Mischung aus beidem." "Dann versuche ich das auch." "Machen wir es so: Dieser Berg<br />

hat <strong>ein</strong> paar kl<strong>ein</strong>e Vorsprünge, die wir hinauf teleportieren werden. Lassen wir Ban<br />

Danna den Berg mal hochkraxeln, der alte Hund ist schliesslich noch ziemlich fit." "Hat<br />

er sich an d<strong>ein</strong>e Bedingungen gehalten?" "N<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong>e Zentaur, zwei Novas und fünf<br />

Discoverer warten im Orbit und tarnen sich als Söldner-Trupp." "Können die bei<br />

diesem Sturm überhaupt fliegen?" "Danna hat <strong>ein</strong>en Peilsender dabei, den sie<br />

ansteuern können. Ausserdem haben sie ähnliche virtuelle 3D-Karten wie die, die du<br />

gerade siehst." "Und das Wetter macht denen nichts aus?" "N<strong>ein</strong>, die Maschinen sind<br />

zwar technisch weit von mir entfernt, aber Lenkdrachen sind es nun auch nicht." "Und<br />

denkst du sie werden runter kommen?" "Oh, das ist gewiss. Aber vielleicht solltest du<br />

d<strong>ein</strong>e Leder-Weste in d<strong>ein</strong>e Tasche stecken, r<strong>ein</strong>es Weiß sieht in <strong>ein</strong>em Sturm viel<br />

be<strong>ein</strong>druckender aus." "Gut, mach ich." Jarin nahm ihre Weste und steckte sie in die<br />

Tasche ihres weiten Hemdes, wo die Subraum-Kompression es nicht größer machte,<br />

als die Kleidung <strong>ein</strong>er Puppe.<br />

War das <strong>ein</strong> Sauwetter! Während die Landetriebwerke s<strong>ein</strong>er Nova die Maschine in der<br />

Schwebe hielten, bis die Landestützen ausgefahren waren und Bodenkontakt hatten.<br />

Die Triebwerke erloschen und das Schiff senkte sich etwas, als die Federung der<br />

Landestützen das Gewicht der Maschine abfing. "Landevorgang beendet." "Das war


überflüssig Sectra." der männlich sprechende Computer antwortete umgehend:"So<br />

sieht es m<strong>ein</strong> Programm nun <strong>ein</strong>mal vor...ausserdem kann ich dich damit immer so<br />

schön nerven." Dieses Persönlichkeitsprogramm neigte zwar zu Sticheleien, aber man<br />

konnte sich darauf verlassen...ausserdem machte es so manchen langen Flug<br />

angenehmer:"Vielleicht lasse ich dich demnächst <strong>ein</strong>fach in <strong>ein</strong>en der Putzroboter<br />

transferieren, dann kannst du mir sagen:"Putzvorgang beendet." wie wäre es damit."<br />

Ein synthetisches Lachen:"Ha! 1 zu 1." "Bleib hier in Position und lass die Heizung<br />

laufen, ich will mir hier den Hintern wärmen, bevor ich ihn mir abfriere." "OK, wir<br />

wollen doch nicht, dass du d<strong>ein</strong> Gesicht verlierst." "Na, mal sehen, wie du dich als<br />

Toaster machst, denn da landest du bald." "Ich halte ja schon die Boxen und lasse die<br />

Heizung laufen." "Gut. Pass auf dich auf." "Du auch auf dich." Der Computer war zwar<br />

nicht wirklich lebendig, aber es war doch irgendwie ermutigend, diesen Satz zu hören.<br />

Ban klopfte auf die Rail-Pistole an s<strong>ein</strong>em Oberschenkel und zog die Kapuze und die<br />

Ski-Brille über s<strong>ein</strong>en Kopf. Das Thermal-Feld in der Ski-Brille sprang an und schützte<br />

s<strong>ein</strong> Gesicht vor Erfrierungen.<br />

Er nahm das kl<strong>ein</strong>e Navigations-Display aus der Tasche s<strong>ein</strong>es Thermo-Anzuges und<br />

sah auf s<strong>ein</strong>e Position: Laut Gerät musste er den Berg hochsteigen. Er wäre lieber<br />

hochgeflogen, aber dort gab es nicht mal <strong>ein</strong>en Landeplatz für <strong>ein</strong>en Discoverer. Zum<br />

Glück war der Berg nicht all zu gefährlich, das Gest<strong>ein</strong> war solide und s<strong>ein</strong>e<br />

Handschuhe hatten <strong>ein</strong>e Kletterausrüstung in Form <strong>ein</strong>er Speziellen Haft-Membran,<br />

dass neueste an Technik.<br />

Eines wusste Danna nicht: Wer war dort oben? Doch etwas Anderes wusste er dafür<br />

genau: Wenn das <strong>ein</strong> Scherz s<strong>ein</strong> sollte und er müsste dort umsonst hochklettern,<br />

würde derjenige, wer auch immer es war, dafür ordentlich was abkriegen.<br />

Er machte sich an den Aufstieg, bis er <strong>ein</strong> Stück erreichte, wo man, wenn auch mit<br />

etwas Anstrengung, <strong>ein</strong>en verschlungenen Pfad folgen konnte. Der Hang des Berges<br />

war zwar noch voller Nadelbäume wie Fichten und Tannen, aber nach <strong>ein</strong>er gewissen<br />

Strecke bergauf, war Danna den Böhen und Schneegestöber des Sturms schutzlos<br />

ausgeliefert. Ohne die Haft-Membran der Handschuhe wäre er wohl <strong>ein</strong>fach vom Berg<br />

geweht worden, wenn er sich bei jeder Böhe hinschmiss um s<strong>ein</strong>e Finger in den Boden<br />

zu krallen, so gut es ging.<br />

Ban erreichte <strong>ein</strong>e Art Plateau, doch laut dem Nav-Display war das Plateau, zu dem er<br />

musste, fünfhundert Meter höher...schöner Mist.<br />

Aber was war das?! Wurde er jetzt wahnsinnig, oder, trotz Brille, schneeblind? Ban<br />

konnte etwa hundert Meter vor sich <strong>ein</strong>en Mann sehen, <strong>ein</strong>en jungen Spund von etwa<br />

achtzehn Jazuras. "Hey! Stehenbleiben! Sie sind im Namen des argonischen<br />

Geheimdienstes festgenommen!" Der Junge hatte bloß <strong>ein</strong>e Art Hemd mit weiten<br />

Ärmeln, die wie die <strong>ein</strong>es Kimonos aussahen, und Hose an, beide aus <strong>ein</strong>em weißen<br />

Stoff, der etwa drei Millimeter dick war...k<strong>ein</strong>e Ski-Brille oder sonstiges. Der Kopf war<br />

lediglich von den braunen Haaren geschütz, auf denen sich der Schnee sammelte. Der<br />

Kerl sah Ban gelangweilt an und die Andeutung <strong>ein</strong>es Lächelns huschte über die<br />

Lippen des jungen Mannes.<br />

Ban brüllte durch den Sturm:"Ich komme zu ihnen rüber! Bleiben sie genau da<br />

stehen, wo ich sie sehen kann!" Erneut die Andeutung <strong>ein</strong>es Lächelns, dann drehte<br />

sich der Junge langsam um und verblasste wie <strong>ein</strong> Geist, den der Sturm verschlungen<br />

hatte.<br />

Danna rieb sich die Augen:"Bin ich jetzt bekloppt?! Was war das denn für <strong>ein</strong>e<br />

Nummer...dass wäre genau nach Kyle's Geschmack. Der würde jetzt wie <strong>ein</strong> Irrer los<br />

rennen wenn er hier wäre...so muss ich das wohl machen." Ban schüttelte den Kopf<br />

und liess die Kapuze dabei gegen s<strong>ein</strong>e Ohren schlagen, dann lief er los.<br />

Wo der Junge gestanden hatte, waren zwei Fuss-Abdrücke im Schnee, aber k<strong>ein</strong>e<br />

Spuren die hin oder zurück führten...das begann langsam, äusserst seltsam zu<br />

werden.<br />

Danna stieg weiter hoch, dann sah er erneut <strong>ein</strong>e Gestalt: Eine junge Frau, etwa 17


Jazuras. Sie hatte die selbe Kleidung wie der junge Mann zuvor. Die langen, blonden<br />

Haare wehten seitlich von ihrem Kopf weg und bewegten sich dabei wellenförmig. Die<br />

Haare hatten <strong>ein</strong> Blond, das sich fast mit dem Schneegestöber zu verbinden schien.<br />

Grüne Augen sahen ihn an. Das selbe angedeutete Lächeln, dann drehte auch sie sich<br />

um und verblasste im Schneegestöber.<br />

Ban ging zu der Stelle wo sie gestanden hatte... auch hier nur wieder zwei Fuss-<br />

Abdrücke, ohne Spuren hin oder weg.<br />

OK, nun war es völlig abgedreht. Ban machte <strong>ein</strong>en Schritt nach vorne und blieb mit<br />

der Fussspitze an <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Fels hängen...er legte sich der Länge nach mit der<br />

Nase in den Schnee. "Pfwuah..." Er richtete sich auf und spuckte den Schnee aus, der<br />

ihm in den Mund gelangt war.<br />

Zum Glück musste er nun nur noch hundert Meter hochklettern.<br />

Die hundert Meter waren schnell erklommen und er stand auf dem Plateau, genau wie<br />

die beiden jungen Leute, die er gesehen hatte:"OK ihr beiden! K<strong>ein</strong>e Bewegung, ihr<br />

kommt jetzt mir mir! Ihr haut nicht noch <strong>ein</strong>mal ab!" Der Junge lächelte:"Sicher,<br />

nehmen sie und fest." Um so besser, dass der Kerl k<strong>ein</strong>en Wiederstand leistete. Ban<br />

sprach in den Armband-Kommunikator:"Hier Danna, Geschwader Eins, kommt runter,<br />

wir haben unsere Täter." "Ja Sir."<br />

Kurz nach diesem Funkspruch erschienen acht Feuerschweife am Himmel, die dann zu<br />

dunklen Punkten wurden und mit der Zeit Schiffe formten. Die Zentaur liess <strong>ein</strong>e<br />

Seilwinde herab, mit drei Geschirren. Danna fesselte die Beiden mit Teladium-Stahl-<br />

Handschellen und legte ihnen jeweil <strong>ein</strong> Geschirr an, dann knüpfte er sich selbst an<br />

das letzte Geschirr und sprach erneut in s<strong>ein</strong>en Kommunikator:"Zentaur, zieht uns<br />

hoch. Sectra, springe zurück zur Argon Eins." "Ja Sir." "Bestätigt." Die drei Personen<br />

wurden hoch gezogen und die beiden Hacker in die Arrest-Zellen der Korvette<br />

gesperrt.<br />

Ban liess sich in den freien Stuhl hinter dem Cockpit fallen, er schwitzte und<br />

schnaufte, er war halt nicht mehr so jung wie früher. Aber er hatte diese Hacker...wo<br />

auch immer ihr Terminal war. Die beiden mussten Genies s<strong>ein</strong>, dass sie so jung waren<br />

und doch so <strong>ein</strong> unglaubliches Programm schreiben konnten. Vielleicht war es <strong>ein</strong>e<br />

bessere Idee, die beiden für den Geheimdienst arbeiten zu lassen, als sie<br />

wegzusperren. Endlich hätte er <strong>ein</strong> Pendant zu den Piraten-Hackern. Aber er wollte<br />

nichts überstürzen, erst <strong>ein</strong>mal musste die Befragung kommen.<br />

Als die Korvette den Orbit verliess, ging die Stimme des Computers durch das<br />

Schiff:"Sprungantrieb wird<br />

geladen...10%...20%...30%...40%...50%...60%...70%...80%...90%...initialisiere<br />

Sprung." Ein heller Blitz, dann tauchte die Zentaur aus dem Süd-Tor von Argon-Prime<br />

auf.<br />

Ban betrat das Cockpit:"Captain Johnson, lassen sie mich und die Gefangenen ins<br />

Verhör-Zimmer teleportieren und geben sie <strong>ein</strong>e Meldung durch, dass sie Shappert<br />

schon <strong>ein</strong>mal losschicken sollen." "Der Telepat, Sir?" "Ja, und sie haben Glück, dass<br />

Senior Leutnant Gunne auch die Freigabe für dieses Geheimnis hat, hätten sie das<br />

eben gesagt, wenn hier jemand nicht die Freigabe hätte, hätte ich sie vor's Militär-<br />

Gericht bringen müssen." "Verzeihung Sir, ich werde mir merken, m<strong>ein</strong> großes<br />

Mundwerk zu halten." Ban lächelte und klopfte dem Captain auf die Schulter:"Tja<br />

Junge, das ist<br />

genau die richtige Einstellung für den Geheimdienst." Der Pilot lächelte nun auch,<br />

wenn auch erleichtert:"Danke, Sir."<br />

Danna ging in den hinteren Bereich des Schiffes und öffnete die Panzertür der Zelle,<br />

das Kraftfeld liess er aktiv:"So ihr beiden, ihr werdet gleich <strong>ein</strong>e menge Fragen zu<br />

beantworten haben." Die Stimme des Captains kam durch das Schiffs-Komm:"Sir, wir<br />

sind bereit für den Teleport." "OK, los dann." Ban sah das Lichtermeer und dann stand<br />

er im Verhör-Zimmer mit den beiden Gefangenen:"Setzen!" Die Frau verdrehte<br />

amüsiert die Augen:"Wenn sie so lieb bitten." "Für Höflichkeiten habt ihr <strong>ein</strong> zu großes


Ding gedreht."<br />

Das Summen der Tür-Sprechanlage störte Ban dabei, s<strong>ein</strong>en Thermo-Anzug<br />

auszuziehen. Er warf das Kleidungsstück schnellstmöglich ab und ging an die<br />

Anlage:"Ja, wer da?" "Shappert, Sir. Sie wollten mich sehen?" Der junge Mann war<br />

gerade <strong>ein</strong>mal 16 Jazuras alt, aber er war der bisher <strong>ein</strong>zig bekannte argonische<br />

Telepat. Überhaupt der <strong>ein</strong>zige Telepat, den Danna kannte. Der Junge war sogar etwas<br />

Telekinetiker...gerade mal genug, um <strong>ein</strong>en Strohhalm im Glas rotieren zu lassen.<br />

Aber für Befragungen war er <strong>ein</strong> unglaublich wichtiger Offizier. "Kommen sie r<strong>ein</strong>." Ban<br />

drückte auf den Knopf, der die Tür öffnete. Die Türen funktionierten in der Argon Eins<br />

noch perfekt. Der junge Rot-Schopf mit graugrünen Augen und <strong>ein</strong>em Leberfleck über<br />

der linken Augenbraue kam her<strong>ein</strong>. Der Junge war trotz s<strong>ein</strong>er Fähigkeiten nicht<br />

arrogant und stets hilfsbereit. "Bevor wir beginnen, Shappert, werde ich anfangen."<br />

"Ja Sir."<br />

Ban setzte sich den beiden Gefangenen gegenüber, Ron Shappert setzte sich neben<br />

Ban. Danna zog <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Interface aus der Tisch-Kante und sah die beiden Hacker<br />

an:"Ihre Namen?!" Der Mann nickte:"Thorsten Kemmrich." Die Frau lächelte:"Jarin<br />

Ilanasi."<br />

Ban liess die Namen durch die Telefon- und Versicherungs-Daten laufen...k<strong>ein</strong>e<br />

Einträge. "Ihre richtigen Namen." Der Mann sah ihn ernst an:"Das sind unsere<br />

richtigen Namen."<br />

Danna sah Ron an:"Was m<strong>ein</strong>en sie?" Das war der Kennsatz dafür, dass der Junge<br />

anfangen sollte.<br />

Nach <strong>ein</strong>er Mizura tippte der Offizier ihm auf die Schulter:"Ich müsste sie mal all<strong>ein</strong>e<br />

sprechen." "Na gut." Die beiden Agenten gingen in die entfernte Ecke des<br />

Raumes:"Also was ist Shappert?" "Nichts Sir. Ich kann überhaupt nichts sehen. Es ist,<br />

als wolle man die Gedanken <strong>ein</strong>es St<strong>ein</strong>s lesen. Ich kann zwar selbst die elektrischen<br />

Felder <strong>ein</strong>er Maschine auswerten, aber hier ist gar nichts." "Hatten wir so etwas nicht<br />

schon <strong>ein</strong>mal bei <strong>ein</strong>em Spezial-Agenten der Split?" "Ja Sir, er hat sich abgeschirmt."<br />

"Als er nervös wurde, konnten sie aber r<strong>ein</strong>?" "Ja Sir." Ban und der Junge gingen an<br />

den Tisch. Danna sah den jungen Hacker an:"Sie wissen, dass sie ganz schön in der<br />

sch**** stecken, oder?" Der Mann seufzte gelangweilt, fast mitleidig wie <strong>ein</strong> alter<br />

Mann, der <strong>ein</strong> Kind über <strong>ein</strong> Dummheit belehrte: "Wenn sie versuchen wollen, mich<br />

nervös zu machen, damit der junge Telepat da m<strong>ein</strong>e Gedanken lesen kann, dann wird<br />

ihnen das nicht gelingen. M<strong>ein</strong>e Verlobte ist ebenfalls immun." Danna's Augen quollen<br />

fast aus den Höhlen: Woher konnte der Kerl von Shappert wissen?! S<strong>ein</strong>e Akten waren<br />

so geheim, dass sie in k<strong>ein</strong>em Computer gespeichert waren. Danna durfte aber nichts<br />

mehr durchlassen, auch wenn die unsicheren Blicke Shapperts ihn öfterst hilfesuchend<br />

trafen. Ban blieb gelassen:"Bravo. Nicht viele wissen davon. So ungern ich es auch<br />

tue, ich muss sie wohl <strong>ein</strong>em unserer "Spezialisten" überlassen, wenn sie nicht<br />

kooperieren. Wir haben schonende, aber äusserst wirksame Wahrheitsdrogen."<br />

Der Hacker sah Ban ernst an:"Ich schirme mich nicht zu m<strong>ein</strong>em Schutz ab, sondern<br />

zu dem von ihrem jungen Offizier." "Sicher, zu s<strong>ein</strong>em Schutz. Haben sie vielleicht <strong>ein</strong><br />

paar Schmuddelbilder im Kopf. K<strong>ein</strong>e Angst, Shappert ist äusserst fähig. Also senken<br />

sie ihre Isolation, oder ich übergebe sie <strong>ein</strong>em unserer "Spezialisten"." Der Hacker<br />

schüttelte den Kopf:"Ich mache es nur ungern, aber auf ihre Verantwortung..." Danna<br />

unterbrach:"Von mir aus!"<br />

Es schien nichts passiert zu s<strong>ein</strong>, doch dann weiteten sich Shapperts<br />

Augen:"So...VIEL!!!..." Die Augen drehten sich nach oben, Ron begann zu zucken und<br />

Schaum kam aus s<strong>ein</strong>em Mund. Dann kippte Shappert nach vorne und knallte mit<br />

dem Kopf auf die Tischplatte, dann zuckte er noch ab und zu.<br />

Banna nahm sofort den Puls: Etwas schnell, aber stabil und kräftig. Er rannte zur<br />

Konsole und drückte den Komm-Knopf:"Doktor Drennt in das Verhör-Zimmer!<br />

Shappert ist umgekippt, als hätte er <strong>ein</strong>en epileptischen Anfall!" "Komme sofort!"<br />

Nach <strong>ein</strong>er Mizura war Ron aus dem Zimmer gebracht worden. Der arme Junge. Ban


ichtete s<strong>ein</strong>e Waffe auf den Kriminellen:"Was haben sie mit ihm gemacht?!" "Ich<br />

hatte sie gewarnt. Nicht jeder Mensch kommt mit m<strong>ein</strong>en Gedanken klar. Aber k<strong>ein</strong>e<br />

Angst, ich habe Ron nur <strong>ein</strong>en Teil m<strong>ein</strong>es Geistes ergründen lassen, er wacht in<br />

spätestens <strong>ein</strong>er Woche wieder auf."<br />

Woher wusste dieser Kerl, wie Shappert mit Vornamen hiess? "Ich habe noch <strong>ein</strong> paar<br />

andere Leute!" Danna hämmerte auf den Funkknopf:"Schickt Lisaios r<strong>ein</strong>." "Ichhhh<br />

komme sssschhhon Sssssir." Der Teladi konnte f<strong>ein</strong>ste Varianten in der Stimme hören,<br />

er war nicht so gut wie Telepat, aber er hatte schon weit mehr Erfahrung, auch wenn<br />

er bisher nur dreißig Jazuras alt war.<br />

Der Teladi betrat den Raum:"Ja Ssssir?!" "Setzen sie sich bitte." "Gut." Der Teladi<br />

setzte sich auf den Stuhl und Danna setzte sich daneben, dann versuchte er die<br />

Hacker in <strong>ein</strong> Gespräch zu verwickeln und Fragen zu stellen:"Also, was habt ihr eben<br />

gemacht?" "Ich sagte ihnen doch: Nichts. Und ihr Teladi-Freund wird auch nicht mehr<br />

lange hier s<strong>ein</strong>. M<strong>ein</strong>e Stimm-Muster geben m<strong>ein</strong>e Gefühle nicht wieder, dass kann ich<br />

ihnen versichern." "Wollen sie Lisaios etwa auch ins Koma schicken?! Dann lege ich sie<br />

eigenhändig um!" "Ziemlich aggressiv für <strong>ein</strong>en Argonen. Ach ja: Fünf, Vier, Drei,<br />

Zwei, Eins..." "Was soll das?!" "Gurgel Dröhn Gargel..." Danna sah auf Lisaios, der<br />

sich den Bauch hielt, der eben die Geräusche erzeugt<br />

hatte:"Tshhhhhh...ohhhhh...ichhhhh mussssss weg...tshhhhh." Lisaios rannte so<br />

schnell aus dem Zimmer wie er konnte und verschwand nach rechts:"Was hast du mit<br />

ihm gemacht?!" "Nun, er wird sich wohl die nächsten sechs Stazuras auf der Toilette<br />

aufhalten." "Was?!" "Ich habe ihm <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Mittel "für" Blähungen gegeben."<br />

"Was?!" "Er hat Dünnpfiff und müsste sich in diesem Moment wie <strong>ein</strong> geschuppter<br />

Luftballon fühlen. Allerdings dürfte es nicht schmerzhaft s<strong>ein</strong>, unangenehm vielleicht,<br />

aber Morgen ist er wieder OK." Danna hatte Angst und war wütend:"OK, du kriegst<br />

jetzt das schlimmste ab, was wir zu bieten haben. Wer m<strong>ein</strong>e Männer so behandelt,<br />

soll nicht ungeschoren davon kommen!" Erneut die Sprechanlage:"Schickt mir Trk'Tn<br />

her." Der Split-Agent war <strong>ein</strong> Teil der Zusammenarbeit der beiden Regierungen, neben<br />

der Projektilkanone. Der Split war Folter- und Kampf-Spezialist.<br />

Banna hatte nie in Betracht gezogen, <strong>ein</strong>en sadistischen Split <strong>ein</strong>zusetzen, aber der<br />

arme Ron, der auf der Krankenstation lag und der arme Lisaios, dessen<br />

Verdauungsgeräusche aus der Toilette drangen und den ganzen Gang erfüllten, trieben<br />

Danna dazu. Der Split kam mit <strong>ein</strong>em Koffer an:"Was du wollen, Argonen-Sir?" "Ich<br />

gehe raus, du hast hier zwei Leute, aber schone die junge Dame, die hat nichts<br />

gemacht. Der Mann ist allerdings gefährlich." Der Split lächelte sadistisch:"Ah, guter<br />

Sir will endlich Spezialgebiet von mir <strong>ein</strong>setzen." Der Split verschwand im Raum und<br />

Danna lehnte sich gestresst und mit Gewissensbissen an die Wand: Hatte er vielleicht<br />

doch überreagiert? Nach <strong>ein</strong>er Mizura hörte er panische Schreie...der junge Mann tat<br />

ihm doch irgendwie leid.<br />

Es folgte <strong>ein</strong> verzweifeltes Hämmern gegen die Tür des Verhör-Zimmers. Danna<br />

wendete den Kopf ab:"Was habe ich nur getan?!" Er drückte den Knopf für das Verhör-<br />

Zimmer und die Tür glitt auf. Trk'Tn rannte ihn w<strong>ein</strong>end über den<br />

Haufen:"Maaaaaammmmiiiiiii!!!! Trk will weg!!!"<br />

Als Danna sich am Türrahmen hochzog, konnte er gerade noch sehen, wie der Split<br />

schreiend um die Ecke bog und dann ausser Sichtweite war.<br />

Danna war fassungslos. Ein Split der nach s<strong>ein</strong>er Mutter schrie...das hatte wohl noch<br />

niemand je gesehen.<br />

Zögernd betrat er den Raum und sah die beiden Hacker an, die Frau und der Mann<br />

saßen friedlich auf ihrem Stuhl und der Koffer des Split lag geöffnet auf dem Boden.<br />

Danna setzte sich:"Warum dass alles?!" "Nun, ich wollte mit ihnen reden." "Wie<br />

bitte?!" "Wenn ich <strong>ein</strong>fach aufgetaucht wäre, dann hätten sie mir wohl kaum geglaubt,<br />

was ich ihnen jetzt erzählen werde." Ohne Dannas Zutun schloss sich die Tür neben<br />

ihm:"Computer! Tür öffnen!"<br />

Der junge Hacker lächelte:"Glauben sie wirklich..." der Computer vollendete den Satz


mit der Stimme des Hackers:"...das ich das nicht schon längst unter Kontrolle hätte?"<br />

Der Computer sprach das, was der Kerl dachte?! Was war das für ne' Horror-Show?!<br />

Danna murmelte sich selbst etwas zu:"In den alten Zeiten wäre so etwas nicht<br />

passiert." Der Hacker lächelte und schüttelte den Kopf:"Ich verstehe weit mehr von<br />

"den alten Zeiten", als sie glauben. Ich bin älter, als m<strong>ein</strong> Äusseres es vielleicht zeigen<br />

mag." "Wovon sprichst du?" "Erst <strong>ein</strong>mal wäre es vielleicht bequemer, wenn sie sich<br />

hinsetzen würden." Danna setzte sich, er hörte zwei kreischende Geräusche von<br />

zerspringendem Stahl, dann legten die beiden Hacker ihre freien Hände auf den Tisch.<br />

Danna sah verstört auf die Hände:"Wie?...Was zur Hölle seid ihr?!" Der Hacker wirkte<br />

beleidigt:"Wenn ich für diesen Satz jedesmal <strong>ein</strong>en Credit bekommen hätte, gehörte<br />

mir heute die Teladi-Profit-Gem<strong>ein</strong>schaft. Aber sie haben <strong>ein</strong>e Erklärung verdient:<br />

Haben sie sich jemals darüber gewundert, dass der Teleport-Unterbrecher des Khaak-<br />

Mutterschiffs nicht vom Kraftfeld geschützt war? Oder das Goldene Licht das sie in<br />

letzter Zeit zweimal gesehen haben? Oder das Raumstationen in allen Sektoren trotz<br />

ausgefallener Stabilisations-Gyroskope nicht in<strong>ein</strong>ander gekracht sind? Vielleicht auch,<br />

dass der Shaison-Meteor <strong>ein</strong>e sch<strong>ein</strong>bar unbegründete Kurve macht, bevor er durch<br />

das Asteroiden-Feld von Erzgürtel rast und tausende Asteroiden auf den Planeten und<br />

die Stationen schiessen würde?" "Das sind urbane Legenden. Bis auf das Licht<br />

vielleicht." "Oh ich versichere ihnen, dass sind k<strong>ein</strong>e Legenden, ebensowenig wie der<br />

Krieger-Schänder der Split oder das Sand-Licht der Paraniden. Auch ihr Weltraum-<br />

Engel ist k<strong>ein</strong>eswegs <strong>ein</strong> Hirngespinnst." "Und woher willst du das wissen?" "Sagen wir<br />

mal so: Ohne mich gäbe es diese Legenden nicht." "Oh ja, du bist <strong>ein</strong>er vom alten<br />

Volk, oder was?!" "N<strong>ein</strong>, das sind nette Kerle, aber doch etwas hinter mir her. Um der<br />

Wahrheit genüge zu tun: Ich bin Terraner, zumindest stamme ich von dort, genau wie<br />

m<strong>ein</strong>e reizende Verlobte, Jarin." "Terraner?! Und die vom alten Volk sind hinter dir<br />

zurück geblieben, alles klar." Das war doch absoluter Schwachsinn! "Oh das ist k<strong>ein</strong><br />

Schwachsinn." "Wie bitte?" "Daran haben sie doch eben gedacht: Das ist absoluter<br />

Schwachsinn! Ich kann ihnen versichern: Das ist es nicht." "Na gut, nehmen wir mal<br />

an, das ist die Wahrheit: Wie?" "Nun, ich hatte da <strong>ein</strong>en Unfall, jetzt werden sie mir<br />

nicht glauben, im Terra-Jahr 2012. M<strong>ein</strong> Alter lässt sie als jungen Spund dastehen, wie<br />

sie mich so oft angedacht haben: Ich bin 696 Jazuras alt. Also 947 Jahre." "Klar<br />

doch."<br />

"Sie glauben mir nicht, trotz m<strong>ein</strong>es Auftritts. Naja: Ich habe mich damals mit Naniten<br />

infiziert. Sie haben sich, und mich, weiterentwickelt, bis ich <strong>ein</strong>s mit ihnen wurde.<br />

Heute sind sie so kl<strong>ein</strong>, dass ihre Sensoren sie nicht mehr orten können." "Aha, und<br />

wo sind diese Naniten?" "In den umliegenden neun Galaxien. Und mehr als milliarden<br />

von ihnen sind hier. Unzählige." "Wo denn bitte." "Ich lasse sie mal leuchten." Der<br />

ganze Raum wurde von winzigen, goldenen Lichtpunkten erfüllt, wie damals als alles<br />

zu leuchten begann. "Das könnten genau so gut Hologramme s<strong>ein</strong>." "Dann fassen sie<br />

<strong>ein</strong>en Naniten an, das Kraftfeld um ihn wird ihnen sicher zeigen, dass es sich nicht um<br />

Hologramme handelt."<br />

Ban berührte <strong>ein</strong>en der Lichtpunkte, es fühlte sich an, als ob er auf <strong>ein</strong>e Glas-Kugel<br />

drücken würde, die mitten in der Luft hing und sich k<strong>ein</strong>en Zentimeter bewegt.<br />

Er hatte Angst, denn er fing langsam an, dem Kerl vor ihm zu glauben. Ban setzte<br />

sich:"Na gut, sie haben m<strong>ein</strong>e Aufmerksamkeit. Aber warum...und was machen sie<br />

überhaupt mit ihren Naniten-Dingern da?"<br />

Der Hacker lehnte sich entspannter zurück:"Um zuerst ihre zweite Frage zu<br />

beantworten: Ich bremse die allgem<strong>ein</strong>e technische Entwicklung, bis die soziale<br />

aufgeholt hat." "WAS?!!! Sie bremsen unsere Entwicklung?! Warum zur Hölle? Wer<br />

gibt ihnen das Recht dazu?" "Ich habe über die Jahrhunderte viele Kriege gesehen,<br />

den argonischen und terranischen Terra-Former-Krieg, zahlreiche Welt- oder Regional-<br />

Kriege. Die meisten wurden begonnen, weil aufgrund neuer Technologien die <strong>ein</strong>e<br />

Seite <strong>ein</strong>en Vorteil hat. Ich reguliere das ausgleichend und zögere besonders<br />

gefährliche Erfindungen ganz aus. Den Sprungantrieb hätten sie schon fünf Jahre


haben können, wenn es nicht so viele M<strong>ein</strong>ungsverschiedenheiten gegeben hätte. Wie<br />

alle Völker wie gierige Aasgeier über Getsu-Fune hergefallen sind. Der große<br />

Paranidenangriff auf die friedlichen Xenon in der Zuflucht." "Und dann nehmen sie sich<br />

das Recht heraus?!" "Ich habe es <strong>ein</strong>mal nicht so strikt gemacht, die Ergebnisse sind<br />

die Stationstrümmer in den Sektoren um Glaubensquell." Danna sah langsam doch<br />

<strong>ein</strong>en etwas friedlicheren Kerl, als er es sich nach den beiden armen Offizieren und<br />

dem Split gedacht hätte:"Und warum haben sie nichts gegen Trantor unternommen?!"<br />

"Die Khaak haben sich nur verteidigt. Vor <strong>ein</strong> paar Jahren ist, sie wissen es ja, der TP<br />

mit dem Sprungantriebs-Prototyp in <strong>ein</strong>en fremden Sektor gesprungen: Ein Khaak-<br />

Sektor. Das Khaak-Forschungsteam, das als Botschafter gesendet wurde, hatte<br />

enorme Angst als die Atmosphäre sie zersetzte, ebenso die Crew, die diese<br />

fremdartigen Wesen für F<strong>ein</strong>de hielt. Als dann Mr. Brennan, ihr Freund Kyle, die Khaak<br />

noch <strong>ein</strong>mal gefunden hatte, waren die natürlich noch viel verängstigter und machten<br />

<strong>ein</strong>en Präventivschlag. Ich hätte <strong>ein</strong>greifen können, aber wenn ich interveniert hätte,<br />

wäre das gesamte Sozialsystem der Khaak zusammengebrochen. Ich versichere ihnen<br />

jedoch, dass alle "Opfer" des Trantor- und Omykron Lyrae-Vorfalls bei bester<br />

Gesundheit sind." "Wie bitte? Wie sollen die denn bei bester Gesundheit s<strong>ein</strong>? Die<br />

Stationen und Schiffe sind explodiert!" "Ein Teleport zu <strong>ein</strong>em anderen System, mit<br />

der Abänderung der Identität in ihrem Datensystem hat ihnen ihr Leben teilweise<br />

gerettet. Natürlich können sie ihre Familie nicht mehr als diese deklarieren, aber sie<br />

leben meist bei ihnen. Vielen habe ich auch <strong>ein</strong> neues Gesicht gegeben. Das war <strong>ein</strong>e<br />

Heidenarbeit sag ich ihnen. Und die ganzen Erinnerungen, die ich trüben musste um<br />

m<strong>ein</strong>e Identität zu verschleiern..." "Sie verändern Erinnerungen?!" "Ja, und das ist<br />

auch der Grund, warum ich sie kontaktieren wollte: Ich habe schon oft an ihren<br />

Erinnerungen werkeln müssen." "Du hast an m<strong>ein</strong>en Erinnerungen<br />

rumgeschraubt?!!!!!!" Der Kerl sah ihn genervt an: "Sonst hätte ich ja nie m<strong>ein</strong>e<br />

Ruhe. Wie oft sie schon mit <strong>ein</strong>er Waffe hinter mir her gerannt sind und etwas von<br />

Verhaftung geschriehen haben...es ist schrecklich! Ich muss immer die Kameras<br />

stören und ihre Erinnerungen manipulieren. Daher möchte ich sie nun <strong>ein</strong>weihen und<br />

sie bitten, mich <strong>ein</strong>fach in Ruhe zu lassen." "Und warum sollte ich das tun? Du bremst<br />

unsere Technologie und hast die Khaak nicht aufgehalten!" "Ich könnte mich natürlich<br />

auch ganz zurück ziehen und zusehen, wie die Paraniden sie mit den Waffen, von<br />

deren Fertigstellung ich sie abhalte, in die Luft sprengen. Erst vor zwei drei Monaten<br />

habe ich <strong>ein</strong>en paranidischen Wissenschaftler in m<strong>ein</strong>e Gem<strong>ein</strong>schaft geholt, der so<br />

gut wie fertig damit war, <strong>ein</strong>e Schockwellen-Bombe herzustellen, die <strong>ein</strong>en ganzen<br />

Sektor hätte auslöschen können." Danna schluckte:"Was? So was gibt es?" "Ich<br />

könnte ihn herholen wenn sie wollen, Paraniden berichten gerne über ihre<br />

Werke...mögen sie auch noch so destruktiv s<strong>ein</strong>." "Ich brauche <strong>ein</strong>en Moment,<br />

darüber nachzudenken."<br />

Danna ging alles noch <strong>ein</strong>mal durch: Nachdem der Kerl ihn sch<strong>ein</strong>bar in der Hand<br />

hatte und die Motive des Hackers, oder was er auch immer war, schienen doch gar<br />

nicht so schlecht zu s<strong>ein</strong>, da er solche Waffen aus dem Verkehr gezogen hatte. Und<br />

nach Geheimdienstberichten waren in den letzten dreei Monaten zwei wichtige<br />

Forscher verschwunden. Es schien also auch was dran zu s<strong>ein</strong>.<br />

Er legte den rechten Ellenbogen auf den Tisch und stützte mit der Hand s<strong>ein</strong>e<br />

Stirn:"Und was erwarten sie genau von mir?" "Machen sie <strong>ein</strong>fach weiter damit, zu<br />

versuchen den Frieden zu erhalten. Ausserdem möchte ich, dass, wann immer etwas<br />

auf ihrem Schreibtisch landet, stellen sie es als Schwachsinn da. Wenn sie dann<br />

irgendwann Probleme mit ihrem Vorgesetzten bekommen, dann komme ich wieder<br />

und stelle es klar. Von mir aus weihen sie ihn auch <strong>ein</strong>, wenn er ihnen glaubt, haben<br />

sie Glück." "Aber wie soll ich soetwas geheim halten?!" "Sie haben es immerhin<br />

geschafft, die Existenz der Erde geheim zu halten. Da werden sie doch wohl <strong>ein</strong><br />

uraltes Naniten-Wesen geheim halten können, das versucht, den Frieden zu erhalten."<br />

Danna fühlte sich zwar immer noch unwohl, aber die Tatsache, dass der Kerl ihm im


Moment überlegen war und das s<strong>ein</strong> Gefühl ihm riet, dass der Kerl vor ihm k<strong>ein</strong> Irrer<br />

war und das Gesagte wahr war, brachten ihn dazu:"Gut...sie haben mich überzeugt.<br />

Ich werde ihre Aktivitäten ignorieren." Der Mann lächelte erleichtert und es war k<strong>ein</strong>e<br />

Aggressivität oder Spott dahinter:"Sie nehmen mir damit <strong>ein</strong>e Riesen-Last von der<br />

Seele." "Und was machen sie nun?" "Ich werde weiterhin versuchen, den Frieden zu<br />

erhalten. Ich habe auch noch <strong>ein</strong> Präsent für sie." "Ein Geschenk? Was für <strong>ein</strong><br />

Geschenk?" "Da ich weiss, dass sie vielleicht Probleme wegen der Sache mit mir<br />

bekommen können, habe ich etwas für sie, das dass Vertrauen in sie erhärten wird."<br />

"Ich verstehe noch immer nicht ganz." "Nun, ich habe da <strong>ein</strong>en ur-alten Rückzugsort<br />

auf dem Planeten, auf dem wir uns getroffen haben." "Wir haben nirgendwo etwas<br />

gefunden." "Sie sind nicht zufällig mit der terranischen Legende von Atlantis<br />

vertraut?" "Elena Kho hat <strong>ein</strong>mal etwas davon erwähnt...<strong>ein</strong>e versunkene Stadt <strong>ein</strong>er<br />

uralten, hochentwickelten Kultur." "Genau. Ich fand die Analogie mit <strong>ein</strong>er<br />

hochentwickelten Unterwasser-Unterkunft sehr passend. Der Ort heisst deswegen<br />

Neo-Atlantis. Dort finden sie <strong>ein</strong> paar friedlich anwendbare Technologien." "Sie<br />

überlassen uns hochtechnologie, wo sie unsere Entwicklung bremsen?" "Ich bremse<br />

nur die Entwicklung militärischer Technologie. Ausserdem ist m<strong>ein</strong>e Technologie<br />

ziemlich komplex im Vergleich zu der der Argonen. Ihre Wissenschaftler werden die<br />

Fertigungs-Prozesse nicht nachempfinden können. Ein paar Systeme sind auch<br />

geschützt, also werden sie <strong>ein</strong>iges nicht auswerten können. Der Computer der Anlage<br />

wird ihnen geeignete Technologie zur Verfügung stellen." "Und wie kommen wir<br />

dahin?" "Besorgen sie sich <strong>ein</strong> Tiefsee-U-Boot und gehen sie zu diesen<br />

Koordinaten...." der Hacker legte <strong>ein</strong>en Datenkristall auf die Tischplatte "...Etwa<br />

hundert Meter nördlich liegt <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Höhle. Folgen sie dieser Höhle und sie<br />

gelangen zu m<strong>ein</strong>er alten Basis." Die junge Dame lächelte:"Sie werden überrascht<br />

s<strong>ein</strong>, ich war es vor kurzem auch, als ich ihn kennen gelernt habe." ihr Verlobter<br />

lächelte:"Ich glaube, wir gehen dann auch mal. Wir beide haben noch <strong>ein</strong> bisschen zu<br />

entspannen. Sie brauchen zu m<strong>ein</strong>em Neo-Atlantis auch k<strong>ein</strong>e Soldaten mitnehmen,<br />

allerdings können sie es, wenn sie mir nicht trauen. Ich wünsche jedenfalls noch <strong>ein</strong>en<br />

angenehmen Tag...Ach ja: Geben sie ihrem Teladi-Offizier <strong>ein</strong>e blaue Sumpf-Pflanze,<br />

sie hebt die Wirkung des Mittels, dass ich ihm gegeben habe, auf." Danna war etwas<br />

perplex:"Äh gut, blaue Sumpf-Pflanze...Soll ich ihnen <strong>ein</strong> Sektor-Taxi rufen?" Die<br />

beiden lächelten und beide sagten fast synchron:"Danke, das wird nicht nötig s<strong>ein</strong>."<br />

Ein hellblauer Lichtblitz, fast wie bei <strong>ein</strong>em Sprung, verschlang die beiden und sie<br />

verschwanden. Danna waren b<strong>ein</strong>ahe die Augen aus den Höhlen<br />

gefallen...ansch<strong>ein</strong>end war die Geschichte war...auch wenn es klang wie aus <strong>ein</strong>em<br />

Holovid-Roman.<br />

Ban strauchelte zum Komm:"Bringen sie mir <strong>ein</strong>e blaue Teladi-Sumpf-<br />

Pflanze...Leutnant Lisaios braucht sie dringenst." "Ja Sir, wir lassen sofort <strong>ein</strong>e<br />

organisieren." Danna liess sich auf den Stuhl neben der Tür fallen und rieb sich die<br />

Stirn, während er in Gedanken das Team für die Expedition zu diesem "Neo-Atlantis"<br />

zusammen stellte. S<strong>ein</strong> Blick löste sich nicht von dem Daten-Kristall.<br />

Mit <strong>ein</strong>em blauen Blitz erreichten Thorsten und Jarin ihr Haus im nordischen Bereich<br />

des Wohnplaneten. Thorsten lächelte und drehte sich zu s<strong>ein</strong>er Verlobten:"D<strong>ein</strong> Plan<br />

hat gut geklappt. Wenn Danna erst <strong>ein</strong>mal sieht, was ich ihm für <strong>ein</strong> Präsent gegeben<br />

habe, wird er m<strong>ein</strong>en Standpunkt wohl besser verstehen." Sie lächelte zurück:"Ich<br />

hab's dir doch gesagt. Aber warum hast du mir nichts von diesem Zufluchtsort<br />

erzählt? Diesem Neo-Atlantis." "Wenn ich dir von all m<strong>ein</strong>en Zufluchtsorten erzählen<br />

würde, wären wir gut und gerne <strong>ein</strong> Jahr beschäftigt. Ich habe auf jedem Planeten,<br />

den ich besucht habe, etwa drei gehabt. Ausserdem gibt es da noch die Genesis-<br />

Station." "Die Genesis-Station?! Was ist das nun wieder?" "Dort habe ich die Tiere und<br />

Pflanzen für ihr gezüchtet. Es ist <strong>ein</strong>e, nun sagen wir mal, gigantische Raumstation."<br />

"Wenn du schon von gigantisch sprichst, muss sie ja wirklich riesig s<strong>ein</strong>." "Ja, etwa so<br />

groß wie das terranische Sonnensystem." Jarin bliess sich ihren Pony hoch:"Pfu...du


machst auch nur Superlativen, oder?" "Nun ja, es gibt <strong>ein</strong>ige dunkle Bereiche m<strong>ein</strong>es<br />

Lebens, die ich vergessen will. M<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>same Zeit auf der Erde...ich ignoriere diesen<br />

Bunker noch heute." "Du hast <strong>ein</strong>en Bunker auf der Erde?" "Ja, aber ich habe es seit<br />

fünfhundert Jahren ignoriert. Nicht <strong>ein</strong>mal m<strong>ein</strong>e Sensoren habe ich darauf<br />

ausgerichtet. Nur das niemand hinkommt, darauf habe ich aufgepasst." "Wo liegt denn<br />

dieser Bunker?" "Etwa an der Grenze zwischen Dänemark und Deutschland." "Ich<br />

finde, du solltest dich diesem Abschnitt d<strong>ein</strong>es Lebens stellen. Es ist falsch, vor so<br />

etwas davon zu laufen." "Gnnnhhh...du hattest eben recht, vielleicht hast du auch<br />

damit recht...gut, morgen gehen wir hin...auch wenn es mir nicht gefällt." "Aber<br />

zuerst besuchen wir mal die Hunde, ja?!" "Gerne. Ich freue mich schon auf Hunter,<br />

Reaper, Rex, Cerberus und Claw."<br />

Obwohl die Hunde die Beiden schon lange nicht mehr gesehen hatten, sprangen sie<br />

ihnen sofort auf die Arme und schlabberten sie ab. Claws und Cerberus' große Zungen<br />

bedeckten ihre ganzen Gesichter...es war eklig, aber irgendwie mussten beide doch<br />

lachen.<br />

Vor allem als Reaper, Hunter und Rex ihnen dann noch zwischen den B<strong>ein</strong>en hindurch<br />

rannten und sie damit b<strong>ein</strong>ahe umwarfen.<br />

Thorsten begutachtete das Haus der Hunde, als diese von ihm abgelassen hatten:<br />

Man sah, dass ihre Kraft-Implantate mittlerweile auf voller Leistung waren. Ein Baum<br />

lag, von <strong>ein</strong>em gewaltigen Pfotenhieb gefällt, flach auf dem Boden. Das Holz lebte<br />

noch, also stellte Thorsten den Baum wieder auf und verband Stumpf und Stamm<br />

wieder mit<strong>ein</strong>ander. Nach getaner Arbeit markierte Cerberus den Baum lässig mit<br />

gehobenen B<strong>ein</strong>. Als Thorsten und Jarin <strong>ein</strong> wenig durch die weiten Felder und Wiesen<br />

aus wilden Gräsern, Kräutern und Blumen gingen, folgten die Tiere ihnen spielend und<br />

tobend.<br />

Nach <strong>ein</strong>em langen Tag mit den Hunden gingen die beiden nach Hause und legten sich<br />

hin. Jarin schlief und Thorsten breitete sich weiter im Universum aus.<br />

Langsam ging die Sonne wieder am Horizont auf, Thorsten prüfte die Fusions-<br />

Geschwindigkeit des künstlichen Sterns: Optimal. Die Sonne war in ihrer Struktur <strong>ein</strong>e<br />

exakte Kopie der Erd-Sonne. Ein Schwerkraft-Controller in der Schild-Station des<br />

Forschungsplaneten verhinderte, dass die gigantische Masse umligendes Licht anzog,<br />

wodurch jedes Teleskop die Tarn-Sphäre hätte erkennen können.<br />

Jarin gähnte und richtete sich auf, dann lehnte sie sich gegen s<strong>ein</strong>e Schulter:"Bereit,<br />

der Vergangenheit ins Gesicht zu sehen?" Er lächelte, so gut er es vermochte:"Es ist<br />

das selbe Gefühl, wie damals vor <strong>ein</strong>er Operation...Ich weiss noch, als ich m<strong>ein</strong>en<br />

Blinddarm rausgenommen bekommen habe." "Komm' schon, so schlimm wird es<br />

schon nicht s<strong>ein</strong>." "Naja, ich wäre in diesem Bunker b<strong>ein</strong>ahe wahnsinnig geworden. Da<br />

hatte ich noch die Angst, andere zu infizieren. Ich habe diese unterirdische<br />

Quarantäne-Station gehasst. Ich konnte sie nicht verlassen, ohne andere vielleicht in<br />

Gefahr zu bringen und ich konnte nur diese wiederliche, aufbereitete Luft atmen.<br />

Weißt du wie die im Mund schmeckt?" "N<strong>ein</strong>, k<strong>ein</strong>e Ahnung." "Bäh, die schmeckt nach<br />

Chlor, Muff und altem Teppich...War ich froh, als die Wetter-Bedingungen nach <strong>ein</strong><br />

paar Jahrzehnten so waren, dass ich auf den Himalaya konnte. Frische Luft, wenn<br />

auch vorgewärmt." "Hättest du damals nicht auch Naniten über die Himalaya-Luft<br />

verbreiten können?" "N<strong>ein</strong>, damals haben die Naniten ausserhalb von Blut oder ihrer<br />

Nährflüssigkeit gerade <strong>ein</strong>mal zwanzig Sekunden überstehen können. Bis der Wind sie<br />

in die Städte getragen hätte, wären sie schon zu Kohlenstoff-Dioxid und <strong>ein</strong> paar<br />

Salzen zerfallen." Sie nahm s<strong>ein</strong>e Hand und rieb das Zeigefingergelenk des<br />

Handrückens:"Ich mache mich eben fertig, dann gehen wir los, OK?" "OK."<br />

Thorsten saß weiterhin aufrecht im Bett, während Jarin unter der Dusche war. Hätte<br />

jemand <strong>ein</strong>en hochempfindlichen Sub-Raum-Empfänger gehabt, hätte er das Zittern in<br />

den Schaltkreisen s<strong>ein</strong>er Naniten als leises Rauschen hören können. Da aber k<strong>ein</strong>e<br />

Spezies sich gut genug im Sub-Raum auskannte um <strong>ein</strong>en solchen Emphänger zu<br />

bauen, schlotterte er unbemerkt.


Was hatte Thorsten damals nicht alles gemacht, um nicht irre zu werden.<br />

Jarin kam mit <strong>ein</strong>em Handtuch um den Kopf und im Bademantel aus der Dusche,<br />

schlüpfte in ihre Pantoffeln und ging zu der kl<strong>ein</strong>en Schmink-Komode, die sie sich ins<br />

Schlafzimmer gestellt hatte.<br />

Sie zog <strong>ein</strong>en Fön aus <strong>ein</strong>er der Schubladen und begann sich die Haare zu trocknen.<br />

Thorsten blieb lieber im Bett sitzen und sah ihr dabei zu. Jarin begann zu summen<br />

und ihre engelsgleiche, helle und klare Stimme beruhigte ihn noch etwas. Das Zittern<br />

der Naniten und <strong>ein</strong> leichtes Fingerzucken, das er bisher noch nicht bemerkt hatte,<br />

liessen nach.<br />

Als Jarin sich die Haare geföhnt hatte, begann sie ihr Haar zu kämmen.<br />

Kurz darauf schlüpfte sie in ihre Klamotten und sagte den Satz, vor dessen Antwort er<br />

sich lieber gedrückt hätte:"Wollen wir los?" Er schluckte:"Von "wollen" kann nicht die<br />

Rede s<strong>ein</strong>. Aber gut...dann geht's los." Thorsten aktivierte s<strong>ein</strong>en Sprungantrieb und<br />

beide verschwanden in dem blauen Lichtblitz.<br />

Thorsten und Jarin erschienen wieder in <strong>ein</strong>em Mischwald in Nord-Deutschland, vor<br />

<strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Erdhügel.<br />

Jarin sah ihn an:"Ist es das?" "N<strong>ein</strong>, nur der Eingang." Mit <strong>ein</strong>em Gedanken klingte er<br />

sich in die Tür-Elektronik <strong>ein</strong> und die ihnen zugewandte Gras-Sode riss viereckig auf.<br />

Von der Luke freigegeben erschien die Panzertür mit uraltem Code-Schloss. Thorsten<br />

konnte sich noch gut an den Code erinnern, schlechte Erinnerungen haften stärker. Ein<br />

elektrisches surren, <strong>ein</strong> knarzen verrosteter Zahnräder und Hydraulik-Pumpen, dann<br />

öffnete sich kreischend die Tür und fiel aus den verrosteten Angeln. Er konnte die<br />

schwere Stahl-Tür leicht auffangen und legte das Metall sorgfältig auf den Boden.<br />

Thorsten drehte sich um und Jarin zuckte mit den Schultern:"Ich habe k<strong>ein</strong>e Ahnung,<br />

was als nächstes kommt. Ich lasse dir gerne den Vortritt, auch wenn es schwer ist."<br />

Thorsten seufzte:"Gut, okay...Vergangenheit ich komme..." Er machte den ersten<br />

Schritt, den zweiten, den dritten und griff letztendlich die beiden Stangen der Leiter<br />

nach unten. Er stellte die Füsse, wie damals, aussen links und rechts an die Leiter und<br />

liess sich nach unten gleiten. Jarin folgte ihm schwebend.<br />

Er drehte sich nach rechts, griff den großen Hauptschalter und betätigte ihn. Ein paar<br />

der alten Leuchtstoff-Röhren sprangen an, andere blinkten kurz und blieben dann<br />

schwarz und wieder andere blinkten kurz und platzten dann in <strong>ein</strong>em hellen<br />

Funkenregen.<br />

Er wollte s<strong>ein</strong>e Sensoren nicht hier ausbreiten, er wollte es so erleben wie früher.<br />

Wenn er sich diesen Erinnerungen schon stellen wollte, dann richtig.<br />

Sie standen jetzt im Kern-Raum, <strong>ein</strong>er Art Luftschleuse, die für ihn damals das Portal<br />

zu dem Ringförmigen Komplex aus sieben Räumen war. Ein Raum war <strong>ein</strong>e Werkstatt,<br />

<strong>ein</strong>er <strong>ein</strong> Labor, <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong> Gewächshaus, <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong> Wohnzimmer, <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>e Küche,<br />

<strong>ein</strong>er <strong>ein</strong> Schlafzimmer und der Letzte war der Generator-Raum, der den Geo-<br />

Thermal-Generator b<strong>ein</strong>haltete, der den Komplex mit Strom versorgt hatte. Nun<br />

flammte die Luftschleuse wieder in dem grellen Neon-Licht auf. Thorsten ging hin<strong>ein</strong>,<br />

Jarin direkt hinter ihm.<br />

Ein Zischen, <strong>ein</strong> erbärmliches Knarzen und die Tür zum Ring-Komplex öffnete sich,<br />

während die äussere schon geschlossen war.<br />

<strong>Fast</strong> alle Lampen waren kaputt, der rechte Weg war von <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>gebrochenem<br />

Stahlträger und der <strong>ein</strong>gedrungenen Erde verschüttet. Es war wohl schon mehrere<br />

hundert Jahre her, denn die Wurzeln des Waldes darüber waren schon weit in den<br />

Komplex <strong>ein</strong>gedrungen.<br />

Da der rechte weg versperrt war, drehte sich Thorsten nach links, Jarin trat an s<strong>ein</strong>e<br />

Seite:"Geht's?" "Ich habe noch Bammel, dass Schlimmste kommt erst noch...die<br />

Räume...m<strong>ein</strong>e "Zellen"."<br />

Der erste Raum war das Wohnzimmer, die Tür knarzte und er ging hin<strong>ein</strong>: Das Sofa<br />

war zerfallen zu <strong>ein</strong>em schimmligen Haufen Zellstoff und <strong>ein</strong>em verrostetem Stahl-<br />

Gestell mit Eisen-Federn. Der alte Plasma-Fernseher war aus der Wand gefallen und


zersprungen. Die dicke Staub-Schicht deutete auf Jahrhunderte hin, die seitdem<br />

vergangen waren. Thorsten war seit etwa achthundert Jahren nicht mehr hier<br />

gewesen. Die weiß gestrichenen Wände waren von Rissen durchzogen und der Putz<br />

bröckelte so ziemlich überall ab, so dass die dicken Stahl-Wände sichtbar wurden.<br />

Thorsten sah auf das zerfallene Sofa und den kaputten Fernseher und erinnerte sich<br />

an den Tag, als er w<strong>ein</strong>end zusammengebrochen war, als er nach zwanzig Jahren<br />

Isolation bei <strong>ein</strong>er Reise-Dokumentation gesehen hatte. Die Erinnerung bohrte sich<br />

wie <strong>ein</strong> Schwert in s<strong>ein</strong>e Brust. Er begann zu zittern und sagte sich immer wieder,<br />

dass das alles Vergangenheit war...immer wieder. Jarin legte ihre Hand auf s<strong>ein</strong>e<br />

Schulter und umarmte ihn. Ihm war nach heulen zumute, aber er schluckte es<br />

runter...er wollte jetzt nicht w<strong>ein</strong>en. Er wollte diesen Erinnerungen entgegentreten und<br />

sich ihnen nicht hingeben.<br />

Er verliess den Raum und ging mit Jarin <strong>ein</strong> Zimmer weiter: Das Gewächshaus.<br />

Seltsamerweise waren noch immer Pflanzen in den Zucht-Becken. Irgendwie musste<br />

das alte Versorgungssystem wieder angesprungen s<strong>ein</strong>. Wahrsch<strong>ein</strong>lich <strong>ein</strong><br />

Spannungsstoß.<br />

Thorsten hörte etwas...<strong>ein</strong> Summen, immer wieder unterbrochen. Jarin drückte sich<br />

an ihn:"Was ist das für <strong>ein</strong> Geräusch?" Es kam<br />

näher:"Ssst...kchhht...sssst...kchhht...sssst...krack...kchhhht..." Ein Surren, <strong>ein</strong><br />

schleifendes metallisches Geräusch.<br />

Thorsten stellte sich zwischen die Tür und Jarin, also zwischen das Geräusch und<br />

Jarin.<br />

In der Dunkelheit des Ganges bewegte sich <strong>ein</strong>e humpelnde Gestalt, die das linke B<strong>ein</strong><br />

hinterher zog und <strong>ein</strong> leichtes Flackern in der Höhe der linken Schulter hatte.<br />

Langsam trat die Gestalt in das Licht der UV-Leuchtstoffröhren.<br />

Thorsten konnte es kaum glauben, die Gestalt war ihm bekannt und begann zu<br />

sprechen:"krrrzt...Meist...krrzzzt..ter?" Thorsten legte den Kopf schief:"Raugh-V5?"<br />

"Ja...krrzz...Meister...so...krrzt...gut wie...komplett."<br />

Thorsten liess den Blick über s<strong>ein</strong>e alte Kreation schweifen: Sch<strong>ein</strong>bar war dem<br />

Roboter für Assistenz und Gesellschaft zu Hause, Version 5, etwas auf die linke Seite<br />

gefallen und hatte den linken Arm abgerissen, den Torso verbeult und <strong>ein</strong> paar der<br />

Motoren und Pneumatik-Zylinder zerstört, weswegen das linke B<strong>ein</strong> sich kaum<br />

bewegte. Der linke Arm war durch <strong>ein</strong>e simple Konstruktion aus Motoren und Stangen<br />

ersetzt worden, die nur <strong>ein</strong>e Zange als Hand hatte. Der rechte Arm war komplett<br />

intakt: Alle fünf Finger und komplett beweglich. Der Zug der Finger betrug zwar nur<br />

fünf Kilogramm, aber das war damals, 2020, für <strong>ein</strong>e Konstruktion aus selbstgebauten<br />

Motoren und Pneumatik-Zylindern, <strong>ein</strong>e enorme Leistung. Das Visier hatte links <strong>ein</strong>en<br />

Stern-Riss.<br />

Jarin tippte Thorsten auf die Schulter:"Was ist das?" "Das ist <strong>ein</strong> alter Roboter, Raugh-<br />

V5. Roboter für Assistenz und Gesellschaft zu Hause, Version 5. Ich habe ihn mir<br />

damals als Gesellschaft und Hilfe gebaut, ausserdem hat mich das Basteln vom<br />

Durchdrehen abgehalten."<br />

Thorsten ging <strong>ein</strong>en Schritt auf Raugh zu:"Ich hatte dich doch damals<br />

abgeschaltet...und d<strong>ein</strong> Arm...Was ist passiert?" "Et...wa...kkrrrzt...103<br />

Jahre..sst...nachdem sie mich...krraaksst...abgeschaltet haben...sst......ist <strong>ein</strong>e<br />

Energie-Entladung in m<strong>ein</strong>e Systeme...krzzztt...ge...ge...ge...gefahren und hat<br />

mich...rrrrrrreaktivvvviert. Viele m<strong>ein</strong>ersstt...Schaltkreise waren durchgebrannt, ich<br />

war besinnungslos...als ich den...krrzt...zentralen Ring betrat um nachhhh ch ch ch<br />

ch...ihnen zu suchen...ist krrrzt...krrrzt...krrrzt <strong>ein</strong>e weitere Ladung <strong>ein</strong>geschlagen<br />

und brachte die Decke zum...krzzzz zum...krrrzzz...zum Einsturz gebracht worden und<br />

der...Pfeiler traf mit...mehreren St<strong>ein</strong>en...krrrzz...m<strong>ein</strong>e linke Seite und beschädigte<br />

mich...ssssssssschwer."<br />

"Und woher hast du diesen Arm?" "Um Reperaturen durchführen zu können, habe ich<br />

mir <strong>ein</strong> Behilfsmittel...drrrrrzzzzz...ihrer enormen technischen Leileileileileileileistung


gebaut." "Ich wusste nicht, dass du dir m<strong>ein</strong>e Arbeit <strong>ein</strong>geprägt hast."<br />

"Doch...ichhhhh...habe ihrerererere Arbeit gespeichert, ummmmmm ihnen besser<br />

assisisisisisisitieren zu können." "Was ist mit d<strong>ein</strong>em Sprachmodul? Oder liegt es an<br />

d<strong>ein</strong>em Zentral-Kern?" "Ichchchchchchch hatte nicht genug Rerererereresourcen um<br />

alles zu...krrrzt...reparieren, da ich sie nirgendsdsdsdsdsdsds...krzzzzt...gefunden<br />

habe, und somit k<strong>ein</strong>e Notwewewewewendigkeit zur Kommunikation<br />

bestahahahahahand, habe ich m<strong>ein</strong>e linke Sensor-Kamera...krrrzzz...repariert. Über<br />

die Jahre musste ich...krrrrrrrzzzzzzt...immer wieder Reperaturen<br />

durchführen...offfffffft sogar an m<strong>ein</strong>en Kern-Systemen...Ich habe teilweise<br />

Verbesserungen vorgenommen..."<br />

Raugh's linke Schulter zuckte, dann sprühte <strong>ein</strong> Funkenregen aus der Maschine, <strong>ein</strong>e<br />

kl<strong>ein</strong>e Stichflamme und dann hing die Konstruktion ab der Schulter reglos hinab.<br />

Raugh sah auf die Schulter und schlug sich auf das kaputte System:"Verdammte<br />

sch****!!! Das passiert mir jetzt schon<br />

zum...krrrrrrzzzzzt...zehntausendzweihundertsiebenundvierzigsten mal!" Thorsten<br />

schrak etwas zurück:"Woher hast du dieses Vokabular? Ich habe damals nur <strong>ein</strong>mal so<br />

<strong>ein</strong> Wort gebraucht und du hast k<strong>ein</strong>e derartigen Gefühle...ausser...Wie oft hast du<br />

dich selbst repariert?" "Etwa zehntausend mal...krrzzz...schätze ich. Wieso?" Thorsten<br />

hatte <strong>ein</strong>en Verdacht:"Was bist du Raugh?" "Veraltet? Oder m<strong>ein</strong>en<br />

sie...chhrzzzzt...m<strong>ein</strong>e Primärfunktion als ihre Gesellschaft und ihren<br />

Azubi...verzeihung...krzt...ihren Assistenten?" Thorsten wusste, dass Raugh-V5 <strong>ein</strong>en<br />

<strong>ein</strong>gebauten Satz im System hatte, der die Abkürzung s<strong>ein</strong>es Namens darstellte. Wäre<br />

dieser Satz über die Jahrhunderte verloren gegangen, hätte Raugh-V5 sagen<br />

müssen:,Anfrage kann nicht beantwortet werden', aber Raugh konnte ohne<br />

entsprechende Daten nicht wissen, was er war, ausser er konnte aus s<strong>ein</strong>em Speicher,<br />

s<strong>ein</strong>en Erinnerungen, ableiten, was er mit Thorsten erlebt hatte...und das bedeutete<br />

<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong> eigenes Bewussts<strong>ein</strong>. Thorsten wusste, dass das<br />

unwahrsch<strong>ein</strong>lich war, aber nun war er neugierig und scannte Raugh:<br />

Es war unglaublich! Überall waren notdürftige, aber teilweise auch hochkomplexe<br />

Reperaturen vorgenommen worden, die beiden Zentral-Kern-Module schienen immer<br />

gegenseitig die Reperatur des jeweils anderen Teils gesteuert zu haben, um sich<br />

wieder zu komplettieren. Was Thorsten aber sah, ging weit über das ursprüngeliche<br />

System hinaus: Es hatte etwa die Leistung <strong>ein</strong>es Xenon-Computers, aber war nur so<br />

groß wie früher, also zwanzig mal dreißig mal fünfzehn Zentimeter. Und was noch<br />

be<strong>ein</strong>druckender war: Die Quanten-Signaturen bildeten <strong>ein</strong> EM-Feld, das fast dem<br />

<strong>ein</strong>es menschlichen Gehirns glich...wenn auch mit leichten Abweichungen. Das<br />

Programm schien lebendig zu s<strong>ein</strong>, anders als <strong>ein</strong> Xenon-Programm, aber ähnlich.<br />

Raugh hatte sich selbst zu <strong>ein</strong>em Lebewesen entwickelt! Thorsten konnte k<strong>ein</strong> Leben<br />

herstellen, es entwickelte sich selbst...jetzt hatten nicht nur die Naniten <strong>ein</strong>e eigene<br />

Seele, sondern auch s<strong>ein</strong> Raugh...Thorsten konnte es kaum glauben.<br />

Raugh unterbrach Thorstens Gedankengang:"Ähm, Meister?...Krrrzzzzt...ich möchte<br />

ihnen ja nicht zu nahe treten, aber wieso lebt ihr noch? Laut m<strong>ein</strong>er Uhr, sind<br />

seit...krrzzz...m<strong>ein</strong>er Reaktivierung etwa 790 Jahre vergangen, haben die Naniten sie<br />

erhalten?" "Dazu gleich etwas, Raugh. Warum nennst du mich immer noch Meister?<br />

Ich habe dir doch tausend mal gesagt, du sollst mich Thorsten nennen." "Wenn das<br />

ihr...krrrzzz...entschuldigung...d<strong>ein</strong> Wunsch ist." "Nun, dann werde ich jetzt d<strong>ein</strong>e<br />

Frage beantworten: Ja, die Naniten haben mich erhalten...und ich bin jetzt auch die<br />

Naniten. Sie haben <strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> entwickelt und wir sind verschmolzen."<br />

"Verstehe...krzzzz...ich das richtig?! Sie sind nun <strong>ein</strong> vollständiger kybernetischer<br />

Organismus?"<br />

Raugh ging schlurfend auf Thorsten zu und umarmte ihn mit beiden Armen:"Herzlich<br />

willkommen unter krrrrzzzz...den Maschinen." Die linke Schulter sprühte wieder<br />

Funken und der Arm sank leblos hinab. Raugh fluchte leise:"Verdammt!"<br />

Thorsten hätte nicht erwartet, dass ihn s<strong>ein</strong> alter Roboter umarmen würde. Jetzt


nahm Raugh <strong>ein</strong>en Schraubenzieher aus <strong>ein</strong>er zerfledderten Ledertasche und<br />

schraubte an s<strong>ein</strong>er Schulter.<br />

Thorsten lächelte, irgendwie hatte ihm die Bastelei gefehlt:"Soll ich das erledigen?"<br />

"Ähmmm...krzzzzt...m<strong>ein</strong>e Konstruktion hat sich wegen m<strong>ein</strong>er Reperaturen doch<br />

etwas...krrrrzzzzzz...verändert." "Nun, m<strong>ein</strong>e wegen m<strong>ein</strong>er Naniten auch." Thorsten<br />

liess Naniten aus s<strong>ein</strong>em Arm fliegen und den Nebel bilden:"Darf ich vorstellen: M<strong>ein</strong>e<br />

maschinelle Seite." Raugh's Kameras fukussierten den Nebel und tasteten ihn<br />

ab:"Sind das die Naniten? Oder besser...krrrrrzzzzzzzzss...: Bist das du?" "Ja, und ich<br />

kann jetzt noch <strong>ein</strong>iges mehr. Soll ich mich mal an d<strong>ein</strong>er Konstruktion versuchen? Ich<br />

habe dich ja immerhin auch ursprünglich gebaut." Raugh sah ihn an:"Gut, dann los."<br />

Thorsten richtete die Greifstrahlen auf Raughs defekten Arm, die Hüllenschäden und<br />

die zerstörten Aktuatoren. Er stellte den alten Arm wieder her und erstellte <strong>ein</strong> paar<br />

Atome aus Energie, um die Konstruktionen vervollständigen zu können. In goldenes<br />

Leuchten gehüllt, wuchs der mechanische Arm wieder zur Ursprungs-Konstruktion.<br />

Leuchtend schloss sich der Riss im Visier, die Löcher in der Aussenhülle wuchsen zu,<br />

die beschädigten Komponenten darunter wurden wiederhergestellt und die zerstörten<br />

B<strong>ein</strong>aktuatoren wurden repariert.<br />

Das Leuchten, das bei dem Einsatz der Greifstrahlen, mit denen Thorsten Teilchen<br />

bewegte, und dem Materie-Erzeugern der Naniten entstand, liess nach, als die<br />

atomare Struktur von Raugh wieder hergestellt war.<br />

Raugh hob den linken Arm und testete alle Aktuatoren durch, indem er die Finger<br />

wellenförmig vom kl<strong>ein</strong>en Finger bis hin zum Daumen schloss und wieder aufspreizte.<br />

Raugh hob s<strong>ein</strong>en Kopf, der dem Design der Xenon-Körper entsprach, bevor das<br />

Gesicht aktiviert war. Das Stimmmuster klang freudig:"Ich habe fast vergessen, wie<br />

es ist, vollständig zu funktionieren. Vielen Dank." Thorsten hatte irgendwie <strong>ein</strong><br />

schlechtes Gewissen, hätte er damals schon gewusst, dass hinter dem Programm,<br />

dass er geschrieben hatte, so viel mehr stecken würde, als das wofür es gedacht<br />

gewesen war, hätte er Raugh mit auf den Himalaya genommen. Während s<strong>ein</strong> alter<br />

Freund, der ihm schon damals <strong>ein</strong>iges bedeutet hatte, s<strong>ein</strong>e wiedergefundene<br />

Funktionalität testete, plagte Thorsten Gewissensbisse:"Raugh?!" Der Roboter sah<br />

auf:"Ja? Was ist?" "Weisst du eigentlich, dass du <strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> hast und lebendig<br />

bist?" "Wie bitte, hast du ne Klatsche bekommen?!...Oh...tschuldigung, aber das klang<br />

eben doch ziemlich überdreht. Ich bin ne' Maschine. Schon vergessen?" Thorsten sah<br />

ihn an:"Komm schon, ich bin immerhin auch teilweise <strong>ein</strong>e Maschine. Ausserdem:<br />

Hast du eigentlich mal gemerkt, wie du sprichst? Als ich dich damals programmiert<br />

habe, hattest du <strong>ein</strong>e Sub-Routine, die dir das Fluchen unmöglich machte. Ich weiss,<br />

dass du sie immernoch hast, dich aber über sie hinweg setzt, aus freier Entscheidung.<br />

Ausserdem solltest du nie Sachen wie "ne'" sagen, oder mich mit solch <strong>ein</strong>em<br />

Temperament nach m<strong>ein</strong>em Geisteszustand fragen."<br />

Raugh, <strong>ein</strong>em Xenon-Körper so gut wie gleich, zuckte mit den Schultern:"Dann habe<br />

ich mich eben über m<strong>ein</strong>e Programmierung weiterentwickelt, na und? Das bedeutet<br />

noch nicht, dass ich lebe." "Dieses Schulterzucken, d<strong>ein</strong>e offensichtliche Kreativität bei<br />

d<strong>ein</strong>en Reperaturen und d<strong>ein</strong>er Wortwahl. Komm' schon, du kannst es nicht leugnen.<br />

Sicher hast du es schon gefühlt: Du bist nicht mehr wie damals, als ich dich gebaut<br />

habe, du hast dich selbst zum Leben erweckt. Tja, Gottes Wege sind unergründlich."<br />

"Nun...ich habe da dieses seltsame Gefühl seit etwa <strong>ein</strong>hundert Jahren und wenn ich<br />

mich in <strong>ein</strong>er Pfütze spiegele, erkenne ich nicht mehr "RAuGH-V5", sondern "mich"."<br />

"Bist du mir eigentlich böse, dass ich dich hier all<strong>ein</strong> gelassen habe?"<br />

"Nun, sicherlich habe ich mich irgendwann <strong>ein</strong>sam gefühlt, aber du konntest ja nicht<br />

wissen, dass ich wieder reaktiviert werde." "Ich danke dir, dass du mir dass nicht übel<br />

nimmst und ich freue mich gleichzeitig, dass du zu <strong>ein</strong>em fühlenden Wesen geworde<br />

bist. Ich denke mal, du möchtest mitkommen?" "Äh, wohin denn?" "Nun, ich habe<br />

mitlerweile m<strong>ein</strong> eigenes Sonnensystem." "Was?! Das ist'n Scherz, oder?" "Äh, n<strong>ein</strong>.<br />

Ich habe mich wirklich sehr weit entwickelt. Ausserdem kenne ich da <strong>ein</strong> paar lebende


Maschinen, die dich sicher gerne kennenlernen möchten." "Noch mehr wie ich?" "Nicht<br />

ganz. Die Energieentladung die du abbekommen hast...nun, es gab Krieg, mit <strong>ein</strong>er<br />

Maschinen-Rasse, den Terra-Formern, die die Menschen selbst gebaut haben.<br />

Mittlerweile sind <strong>ein</strong>ige Terra-Former zum Leben erwacht. Ich habe sie zu mir geholt,<br />

wie viele Ausserirdische und Menschen von verlorenen Weltraum-Kolonien." "Was ist<br />

eigentlich alles passiert, seit du gegangen bist?" "Ich kann es dir als Datei in d<strong>ein</strong>en<br />

Speicher schicken, möchtest du?" "Sicher." Thorsten schickte alle Informationen als<br />

Datei in Raugh's Speicher. Er konnte sehen, wie s<strong>ein</strong>e alte Kreation auf die Datei<br />

zugriff und sie auslas:"Da ist <strong>ein</strong>e Menge passiert. Die Bilder, die ich von den Xenon<br />

gesehen habe, hast du sie nach m<strong>ein</strong>em Design entworfen?" "Teilweise. Sie haben<br />

zwar die selbe Aussenhülle wie du, aber die Materialien und der interne Aufbau sind<br />

anders. Ich kann dich auch ordentlich aufrüsten, wenn du willst. Als alter Freund und<br />

m<strong>ein</strong> altes Bastel-Spielzeug hast du natürlich auch Zugriff zu höheren Technologien.<br />

Ich muss gestehen, dass ich d<strong>ein</strong>e neuralen Muster gescannt habe und es freut mich,<br />

dass du <strong>ein</strong> ziemlich guter Kerl bist. Ansonsten hätte ich dir das bessere Angebot<br />

garnicht gemacht." "Nun, ich hätte nichts dagegen, wieder etwas zeitgemäßer zu s<strong>ein</strong>.<br />

Aber fummel bitte nicht an m<strong>ein</strong>em Kern-System rum, ich möchte bleiben wie ich<br />

bin." "K<strong>ein</strong>e Sorge, ich miniaturisiere alles nur <strong>ein</strong> bisschen und erhöhe d<strong>ein</strong>e<br />

Rechengeschwindigkeit, ist das OK?" "Na gut, dann motz mich mal auf." "Na gut."<br />

Thorsten bündelte die Strahlen s<strong>ein</strong>er Naniten und gab sich besonders viel Mühe: Eine<br />

höhere Kraft, dass Raugh fast an Jarin heran kam, die Hunde aber übertraf, schneller,<br />

wofür das gleiche galt. Hinzu kam <strong>ein</strong>e enorme Panzerung, Schildgeneratoren so stark<br />

wie Jarin und die Hunde sie hatten, <strong>ein</strong> Anti-Grav-, <strong>ein</strong> Überlicht- und <strong>ein</strong> Sprung-<br />

Antrieb für das Fliegen. Ein Waffenarsenal zur Selbstverteidigung, <strong>ein</strong> Tarn-System,<br />

Kraftfelgeneratoren wie die von Jarin, die Geräte, um Nahrung zu sich nehmen zu<br />

können. Erweiterte Vakuum-Energiegeneratoren und <strong>ein</strong> Subraum-Generator für den<br />

Notfall, sowie <strong>ein</strong> Materie-Erzeuger.<br />

Erweiterte Speicherbänke, Sensor-Systeme, Astro-Navigations-Systeme und das<br />

Mimik- und Gesichts-System.<br />

Dann noch die Treibersoftware auf den zusätzlichen Speicher, sowie die Erweiterung<br />

der Rechengeschwindigkeit und -Leistung.<br />

Um Raugh's besonderen Status in Thorstens Bekanntenkreis hervorzuheben, bekam<br />

Raugh statt dem V5 an der Schulter, <strong>ein</strong>e Zeichnung der Erde und blaue Augen, wie<br />

der Lichtblitz der Materie-Erzeuger.<br />

Thorsten begutachtete s<strong>ein</strong>e Upgrades, dann wendete er sich an Raugh:"Nun, wie<br />

gefällt dir d<strong>ein</strong> neuer Körper?" Raugh sah sich s<strong>ein</strong> leicht abgewandeltes Äusseres<br />

an:"Wow! Das sind ne' Menge neuer Funktionen...<strong>ein</strong> Tarn-System, das ist ne optische<br />

Tarnung oder?" "Optisch, Thermal, Radar, Sonar, Schwerkraft, eigentlich alles.<br />

Ausserdem kannst du dich in <strong>ein</strong> "festes", also <strong>ein</strong> durch Kraftfelder ummanteltes,<br />

Hologramm hüllen, dass du dich in beliebige Formen bringen kannst, die d<strong>ein</strong>er Größe<br />

und Statur entsprechen. Natürlich kannst du dich auch in größere Objekte Hüllen, in<br />

die d<strong>ein</strong>e Statur irgendwie r<strong>ein</strong>passt." "Das ist geil!" "So könnte man es auch nennen.<br />

Also wo möchtest du auf dem Wohnplaneten leben?" Raugh legte den Kopf<br />

schief:"Tolle Frage an jemanden, der noch nie etwas anderes als <strong>ein</strong>en Bunker von<br />

innen gesehen hat." "Aber du hast die Reise-Dokumentationen mit mir gesehen, also<br />

hast du wenigstens den optischen Eindruck." "Na gut..." Jarin trat näher heran:"Ich<br />

empfehle den nordischen Bereich." Raugh sah sie an:"Ähh...wir wurden <strong>ein</strong>ander noch<br />

nicht vorgestellt?" Jarin lachte:"Ich bin Jarin, Thorstens Verlobte." "Ahhh...freut mich."<br />

Thorsten lächelte ebenfalls:"Raugh, vielleicht möchtest du dir ja <strong>ein</strong>en neuen Namen<br />

aussuchen, wo du mehr bist als <strong>ein</strong> bloßer Roboter. Wie wäre es, wenn wir <strong>ein</strong>fach das<br />

V von Version mit in d<strong>ein</strong>em Namen <strong>ein</strong>bringen: Rough, wie englisch für rau. Das<br />

würde immerhin dazu passen, dass du 910 Jahre überstanden hast, obwohl du aus<br />

Stahl warst."<br />

Raugh rieb sich das Kinn der Mundplatte, die an die Mundplatte <strong>ein</strong>es Ninjas erinnerte,


s<strong>ein</strong>es mimik-losen Gesichts:"Mhhhh...das klingt garnicht schlecht. Rough...wirklich<br />

nicht schlecht. Ach ja, und ich nehme den Vorschlag d<strong>ein</strong>er Verlobten gerne an."<br />

Thorsten aktivierte s<strong>ein</strong>en Sprungantrieb und brachte Jarin, Rough und sich zu <strong>ein</strong>em<br />

der nordischen Xenon-Dörfer...und die Pflanzen im Gewächshaus s<strong>ein</strong>es Bunkers<br />

bekamen <strong>ein</strong>en Platz in der Sonne des Mischwaldes.<br />

Mit Rough hatte er <strong>ein</strong>e positive Erinnerung s<strong>ein</strong>er Vergangenheit und somit mit dieser<br />

abgeschlossen.<br />

Ban Danna stand im Hangar der Argon Eins, vor ihm die Offiziere und Wissenschaftler,<br />

die er für die Expedition zu diesem Neo-Atlantis ausgesucht hatte. Darunter war<br />

Lisaios, <strong>ein</strong>er der höchsten Offiziere teladianischer Abstammung im argonischen<br />

Gebiet. Der arme Echserich hatte immer noch ab und zu <strong>ein</strong> Gurgeln in den<br />

Gedärmen, die s<strong>ein</strong>en Nebenmann auf ihn sehen liess. Aber immerhin saß er jetzt<br />

nicht mehr zischend auf dem Klo und...nun ja...machte stundenlang das normalste<br />

der Welt, wodurch es s<strong>ein</strong>e Normalität verlor. Lisaios hatte die Nominierung für diese<br />

Mission gerne angenommen, immerhin wollte er mehr von diesem Kerl erfahren, der<br />

ihm diese p<strong>ein</strong>liche und unangenehme Situation <strong>ein</strong>gebrockt hatte...es war das<br />

Gespräch auf der Argon Eins.<br />

Die Schuppenfinne des Teladi verfärbte sich immer dunkelrot, wenn das Grummeln<br />

s<strong>ein</strong>er Verdauungsorgane zu hören war und alle auf ihn sahen.<br />

Danna sah wie die Leute schmunzelten, weitere Lacher aber unterdrückten.<br />

Der nächste in der Reihe war Ron Shappert, der gestern aus s<strong>ein</strong>em Koma erwacht<br />

war und heute unbedingt mitkommen wollte.<br />

Ban nahm den jungen Offizier beiseite und legte ihm den Arm auf die Schulter:"Ist<br />

wirklich alles in Ordnung?" "Ja Sir, mir ist ab und zu <strong>ein</strong> bisschen schwindelig, aber es<br />

ist nichts ernsthaftes." "Was haben sie gesehen, als sie in den Gedanken von dem Kerl<br />

waren?" "Oh Sir, es war schwer überhaupt etwas zu erkennen." "Wieso? Was haben<br />

sie denn gesehen?" "Nun, es waren so viele Bilder, Daten, Gedanken, Geräusche...es<br />

war als hätten sie <strong>ein</strong>e Video-Wand von zwei Quadratkilometern, auf der unzählige<br />

Filme gezeigt werden, die alle auf <strong>ein</strong>mal in ihre Augen dringen und deren Ton sich zu<br />

<strong>ein</strong>em Rauschen vermischt." "Und wenn sie beispielsweise m<strong>ein</strong>e Gedanken lesen, was<br />

würden sie im Vergleich dazu sehen?" "Nun, bei normalen Gedanken ist es etwa wie<br />

<strong>ein</strong> Buch, dass ich mit beliebiger Geschwindigkeit lesen kann." "Also haben sie den<br />

Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen?" "Schlimmer Sir, der Wald war so groß, dass<br />

er mich mit s<strong>ein</strong>em Laub erschlagen hat. Es war, als wollten sie die Wasser-Moleküle<br />

im Ozean des Regierungsplaneten von Königstal zählen." "Was?! Das sollen Gedanken<br />

gewesen s<strong>ein</strong>? Sind sie deswegen umgefallen? Weil alles ihr Gehirn überfordert hat?!"<br />

"Ja Sir." "Dann hoffe ich, die Technologie ist eher für uns geeignet, als die Gedanken<br />

von dem Kerl."<br />

Ban gab dem Jungen <strong>ein</strong>en Klopfer auf die Schulter und ging zurück zu dem TP, der<br />

alle auf das Schiff bringen sollte, welches im Ozean des Planeten über der Stelle<br />

schwamm, zu der sie tauchen wollten.<br />

Danna liess den Blick wieder über die Mannschaft schweifen: Die nächste war Eleysa<br />

Gunns, <strong>ein</strong>e hochbegabte Technikerin, die die entscheidenden Denkanstöße zur<br />

Analyse der Khaak-Schiffe gegeben hatte. Die Frau hatte blaues Haar und hatte es zu<br />

<strong>ein</strong>em Bürstenschnitt mit <strong>ein</strong>em kurzen, dünnen Flecht-Zopf am Nacken frisiert. Sie<br />

war schlank und etwa Ende zwanzig, vor allem aber war sie <strong>ein</strong>e Augenweide, klare<br />

blaue Augen, die zu ihrem Haar passten, liessen ihren Blick gelangweilt über <strong>ein</strong> Nova-<br />

Triebwerk schweifen.<br />

Die nächste war Shayla Trennd, <strong>ein</strong>e hundertvierzig Jazuras alte Langlebige, die <strong>ein</strong>e<br />

Koriphäe in Computer-Programmierungen war. Sie hatte grau meliertes Haar, war aber<br />

eigentlich schwarzhaarig und die grauen Strähnen wohl bloß <strong>ein</strong>gefärbt. Ihre Augen<br />

waren grün-grau, was Danna wegen ihrem ernsten Blick, der s<strong>ein</strong>e Aufmerksamkeit<br />

erregt hatte, gleich gesehen hatte.<br />

Es folgte Danen Ross, <strong>ein</strong> Material-Analyst erster Güte. Er hatte dunkle Haut und hatte


sich <strong>ein</strong>e Glatze geschoren. Bis auf <strong>ein</strong>en Kinn-Bart und die Augenbrauen, sowie die<br />

Wimpern, hatte der Mann k<strong>ein</strong>e Haare am Schädel. Er war <strong>ein</strong> breitschultriger Hühne,<br />

mitte dreißig.<br />

Der nächste im Bunde war Thereson Bartens, <strong>ein</strong> Spezialist für Energie-Technologie, er<br />

war der leitende Techniker, bei der Entwicklung des derzeitigen Generators der Argon<br />

Eins gewesen. Um diesen Mann zu beschreiben, passte unauffällig wohl am besten:<br />

Ein normaler, brauner Haarschnitt mit <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Vorstoss in der Mitte der Stirn,<br />

grauegrüne Augen, <strong>ein</strong>e runde Brille, etwas dicklich, O-B<strong>ein</strong>e. herabhängende<br />

Schultern, <strong>ein</strong>en Werkzeuggürtel und <strong>ein</strong> Gesicht das in die Welt hinaus schrie:"Hey<br />

hier bin ich, jetzt ignorier mich!" In <strong>ein</strong>em Labor wäre dieser Mann sicherlich normal<br />

gewesen, aber hier wirkte er wie <strong>ein</strong> Aussenseiter. Ausserdem war er der Einzige, der<br />

<strong>ein</strong>e richtige Familie hatte: Zwei Töchter, <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Sohn und <strong>ein</strong>e lebenslustige<br />

Frau, die ihn zu <strong>ein</strong>em extrovertierterem Mann gemacht hatte. Danna hatte sie bei der<br />

Einweihung der Argon Eins kennengelernt. Allerdings war Bartens k<strong>ein</strong>eswegs<br />

introvertiert, wie es s<strong>ein</strong> Aussehen suggestierte. Er war <strong>ein</strong> ziemlich, nun sagen wir<br />

mal, redseliger Mann, der gerne über s<strong>ein</strong>e Arbeit sprach, auch wenn man k<strong>ein</strong> Wort<br />

verstand.<br />

Die letzte war Janen Cort, <strong>ein</strong>e Biologin wie k<strong>ein</strong>e zweite: Humanbiologie, Analyse von<br />

Ökosystemen, Gen-Technologie: In allen diesen Bereichen war sie führend. Sie war<br />

mitte zwanzig, ziemlich hager, hatte <strong>ein</strong>en Pferdeschwanz bis zu den Schulterblättern,<br />

blonde Haare und <strong>ein</strong>e B<strong>ein</strong>protese, die ihr mal <strong>ein</strong> betäubter Ghok <strong>ein</strong>gebracht hatte,<br />

dessen Fressschwanz noch bei Bewussts<strong>ein</strong> gewesen war. Sie hatte immer <strong>ein</strong>en<br />

Datenstift dabei, den sie ungeduldig zwischen den Fingern kreisen liess.<br />

Bis auf Lisaios waren alle Argonen. Aus Gründen der Geheimhaltung hatte nicht<br />

<strong>ein</strong>mal die Terra-Corp erfahren, wofür man ihre Biologin, ihren Material-Spezialisten<br />

und ihre Computer-Expertin gebraucht hatte.<br />

Danna begann zu sprechen:"Achtuuung!", die Zivilisten von der Terra-Corp wussten<br />

zuerst nicht, was sie tun sollten, sprangen dann aber verstört mit in den Salut mit <strong>ein</strong>,<br />

ausser Miss Trennd, die die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte.<br />

Ban fuhr fort:"Bis auf zwei von ihnen, die bereits mit dem "Initiator" dieser Expedition<br />

zu tun hatten, weiss noch k<strong>ein</strong>er, warum, wohin und weshalb wir reisen. Ich möchte<br />

es ihnen nun kurz erläutern: Gestern hatten wir <strong>ein</strong>en Besucher, er hatte sich ins<br />

militärische Satellitensystem <strong>ein</strong>gehackt und die Argon Eins unter Kontrolle..." Trennd<br />

zog anerkennend die rechte Augenbraue hoch "...Er hat diesen Umstand nur mit<br />

kl<strong>ein</strong>en, unbedeutenden System-Fehlern genutzt, um unsere Aufmerksamkeit zu<br />

erregen. Er liess sich in Drei Welten gefangen nehmen und wurde auf die Argon Eins<br />

gebracht. Dort hat er zwei Offiziere des Geheimdienstes ausser Gefecht gesetzt, die<br />

beiden Anwesenden, die sie rechts sehn, und <strong>ein</strong>en hrhm sadistischen Split-Agenten in<br />

<strong>ein</strong>en Schockzustand versetzt hat, weshalb dieser jetzt noch in psychatrischer<br />

Betreuung ist. Das alles hat er gemacht, ohne von s<strong>ein</strong>em Stuhl aufzustehen. Sie<br />

werden es schon bemerkt haben, es handelte sich nicht um <strong>ein</strong>en normalen<br />

Menschen. Laut der Aussage des Mannes ist er <strong>ein</strong>e biomechanische Lebensform, die<br />

etwa 696 Jazuras alt ist und von der Erde stammt. Er besteht teilweise aus Nano-<br />

Bots, wovon ich mich selbst überzeugen konnte. Die Technologie und die Hack-<br />

Programme die ich sehen konnte, waren mehr als be<strong>ein</strong>druckend. Jedenfalls haben wir<br />

uns mit dem Wesen ge<strong>ein</strong>igt und er hat uns das hier überlassen..." Danna nahm den<br />

Datenkristall zwischen Daumen und Zeigefinger und zeigte ihn herum:"...Dieser<br />

Datenkristall enthält <strong>ein</strong>en Koordinatensatz für den mittleren Planeten von Drei<br />

Welten. Laut s<strong>ein</strong>en Angaben ist es <strong>ein</strong>e unterseeische Basis, die, so hoffen wir,<br />

<strong>ein</strong>iges an Technologie für uns bereit hält." Miss Gunns sah sich um und hob <strong>ein</strong>en<br />

Arm um sich zu melden, Danna lächelte und nickte kurz:"Miss Gunns? Bitte." "Was<br />

können wir erwarten?" "Ich werde ihnen <strong>ein</strong>e ehrliche Antwort geben: Ich habe k<strong>ein</strong>en<br />

Schimmer. Wir könnten unglaubliche Technologie finden, oder auch garnichts. Ich<br />

kann ihn nur sagen, dass wir es sehen werden."


Miss Trennd redete, ohne sich zu melden:"Ich nehme an, dass diese Angelegenheit<br />

geheim ist?" "Das ist zutreffend. Die Satelliten über dem Gebiet sind deaktiviert und<br />

die Gewässer, sowie der Luftraum sind gesperrt."<br />

Miss Cort schüttelte ihren Pferde-Schwanz und hob die Hand, Danna gab ihr mit <strong>ein</strong>er<br />

Geste das Wort. Sie lächelte kurz, dann stellte sie ihre Frage:"In welcher Tiefe liegt<br />

diese Basis?" "Zwanzigtausend Meter unter dem Meeresspiegel." "Haben sie<br />

überhaupt <strong>ein</strong> U-Boot dafür?" "Wir konnten <strong>ein</strong>es organisieren, dass von<br />

Wissenschaftlern aus Herzenslicht entwickelt wurde, es ist experimentell, ist aber<br />

schon bis zu 23 Kilometer tief getaucht...Sonst noch fragen?" Niemand stellte <strong>ein</strong>e<br />

Frage, also ergriff Ban wieder das Wort:"Dann werden wir jetzt aufbrechen, bitte<br />

gehen sie jetzt alle an Bord des Express, wir werden die Argon Eins dann verlassen<br />

und nach Drei Welten springen."<br />

Die Wissenschaftler packte ihre Koffer mit den Instrumenten und stiegen in den<br />

Express. Ban setzte sich neben den Piloten:"Dann mal los, heben sie ab." "Ja Sir."<br />

Mit leichtem Zischen der Startdüsen hob der TP ab und flog in das<br />

Luftschleusensystem zum Verlassen des Hangars. Kurz darauf sah Ban schon die<br />

Stationen von Argon Prime, der Computer begann den Srpung-Count-Down und in<br />

<strong>ein</strong>em hellen Blitz verschwand das Schiff in <strong>ein</strong>en Warp-Tunnel zum Nord-Tor von Drei<br />

Welten.<br />

Von dort nahm der TP Kurs auf den mittleren Planeten und stiess durch die<br />

Atmosphäre, um sanft und leise auf der Sea-King zu landen, dem <strong>ein</strong>zigen See-Schiff<br />

der Drei Welten-Marine, dass <strong>ein</strong>e U-Boot-Rampe hatte.<br />

Als die Luke sich öffnete, wehte der frische Wind der mediargonen Klimazone über die<br />

Einheits-Umweltanzüge der Expeditions-Mannschaft. Ban klappte s<strong>ein</strong>en Kragen hoch,<br />

um nicht so viel Wind in die Augen zu bekommen, wodurch ihm auch <strong>ein</strong> paar<br />

Tröpfchen der salzigen Gischt ins Auge kamen. Vor ihm stand der Kapitän des Schiffes,<br />

<strong>ein</strong> Teil der höheren Offiziere und die Wissenschaftler, die das Boot vorbereitet hatten;<br />

alle erhoben ihre Hand zum Seemanns-Gruß. Danna antwortete mit <strong>ein</strong>em<br />

militärischem Salut. Auch wenn er sich nicht gerne als Bestandteil des Militärs sah, als<br />

Geheimdienstler gehörte man immer zum Abwehrmantel <strong>ein</strong>er Nation. Der Kapitän<br />

nahm die Hand runter:"Willkommen an Bord, Sir. Wollen sie gleich aufbrechen, oder<br />

haben sie noch etwas Zeit für <strong>ein</strong> Seemanns-Frühstück?" Ban wollte nicht unhöflich<br />

s<strong>ein</strong>, auch wenn er k<strong>ein</strong>en Hunger hatte. Und da die Wissenschaftler und Techniker<br />

s<strong>ein</strong>er Gruppe eh noch all ihre Instrumente im U-Boot verstauen mussten, nahm er<br />

die Einladung an:"Danke für die Einladung. Ich werde zwar nicht sonderlich viel essen,<br />

aber <strong>ein</strong> Kaffee wäre jetzt genau das richtige." Der Kapitän lächelte:"Na dann: Unser<br />

Schiffskoch macht <strong>ein</strong>en hervorragenden Kaffee. Natürlich ist ihre Mannschaft auch<br />

herzlich <strong>ein</strong>geladen." Danna glaubte kaum, dass die meisten von s<strong>ein</strong>er Crew lieber<br />

Einluden als erst <strong>ein</strong>mal zu essen:"Also Leute, ihr habt es gehört." Die Mannschaft war<br />

offensichtlich froh, etwas in den Magen bekommen zu können. Alle kamen zum<br />

Schott, das in den Bauch des Schiffes führte, wo die Messe und die<br />

Mannschaftsquartiere lagen. Als sie in der Messe waren, sah Ban wie Lisaios zu <strong>ein</strong>em<br />

der Offiziere ging:"Entssschuldigung, aber ssssie haben nichhhht zsufällig etwasss für<br />

Teladi an Bord?" Der alte Mann kratzte sich am Kopf:"Nun, ich glaube nicht, dass wir<br />

die ausgezeichnetsten Delikatessen haben, aber wir haben <strong>ein</strong> paar Not-Rationen, falls<br />

wir <strong>ein</strong>en Schiffbrücheigen Teladi aus dem Meer ziehen." "Könnte ichhh <strong>ein</strong>e davon<br />

haben? Tshhh?" "Ja, sicher. Ich hole sie eben aus dem Vorratsraum." Lisaios blieb auf<br />

der sekben Stelle stehen und wartete auf die Rückkehr des Mannes, währenddessen<br />

tickte der Teladi <strong>ein</strong>e Melodie mit der linken Kralle s<strong>ein</strong>er rechten Geh-Klaue auf dem<br />

Metall-Boden. Danna kannte sich nicht so gut mit dieser Musik aus, war sich jedoch<br />

ziemlich sicher, dass es sich um Teladi-Blues handelte.<br />

Nach ca. 2 Mizuras kam der Offizier zurück und übergab Lisaios <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Plastik-<br />

Clip, der fünf kl<strong>ein</strong>e, silberne Plastikbeutel zusammenhielt:"Guten Appetit m<strong>ein</strong><br />

schuppiger Freund." "Dankessschon. Ebenfallssssss." Lisaios watschelte zu dem Tisch,


an dem die Expeditions-Crew saß und setzte sich neben Shappert. Der Teladi öffnete<br />

den Clip, nahm <strong>ein</strong>e der Tüten und ritzte sie mit <strong>ein</strong>er Kralle auf. Die aufgeritzte Tüte<br />

nahm er nun zur Hälfte ins Maul, schob den Inhalt des äusseren Beutel-Teils hin<strong>ein</strong>,<br />

biss nun komplett zusammen und zog sich die Tüte aus dem Maul, wodurch der<br />

restliche Inhalt der Tüte ebenfalls ins Maul gepresst wurde. Danna stellte sich diesen<br />

Brei im Mund vor und war dann heilfroh, Zähne zu haben, mit denen er auch Fleisch<br />

zerkauen konnte. Menschen waren Omnivoren, was in dieser Galaxis recht praktisch<br />

war, es gab sogar auf jedem Planeten, egal welcher Rasse, mindestens <strong>ein</strong>e Pflanze,<br />

die <strong>ein</strong> Mensch gefahrlos essen konnte um sich zu ernähren. Als Ban so diesen<br />

Gedanken verfolgte, erinnerte er sich an <strong>ein</strong> paar Berichte, die er mal gelesen hatte:<br />

Ein Teladi hatte <strong>ein</strong>em Argonen <strong>ein</strong>en Kratzer über den Oberschenkel verpasst und<br />

wollte dann in der Prügelei den Menschen beissen...<strong>ein</strong> blauer Fleck war alles.<br />

Der Argone, der dem Teladi-Piraten als Kratzbaum und Beissknochen diente, war<br />

panisch geworden, und biss daraufhin <strong>ein</strong>e Kralle des Teladi mit <strong>ein</strong>em Panik-Biss ab.<br />

Teladi hatten daher meist Respekt vor den Zähnen der Menschen. Auch <strong>ein</strong>ige Split<br />

sahen die Menschen nach diesem Ereignis, das durch die Medien gegangen war, mit<br />

anderen Augen: Aus Erfahrung wussten sie, dass <strong>ein</strong> Teladi-Panzer recht hart war und<br />

hatten daher <strong>ein</strong>e gewisse Bewunderung für die "Raubtier-Gebisse" der Menschen. So<br />

war das im All nun mal: Die Paraniden hatten ihre enorme Größe, ihre Krallen und ihre<br />

Kraft, die Split ihre Robustheit, ihre Kraft und ihre Fäuste, die Boronen...Tinte und<br />

Gekreisch sowie starke Saugnäpfe, die Teladi, sofern sie nicht steif wurden, ihre<br />

Krallen und ihren Panzer und die Menschen letztendlich hatten ihre Zähne, ihre<br />

normale Kraft, ihre Beweglichkeit und ihre durchaus ohrenbetäubenden Schreie. Vor<br />

allem gab es Menschen, die geldgeil und/oder feige wie Teladi waren, welche die<br />

friedfertig und/oder lustig wie Boronen, welche die sadistisch und/oder grausam wie<br />

Split, welche die arrogant und/oder paranoid wie Paraniden s<strong>ein</strong> konnten, welche die<br />

<strong>ein</strong> paar Sachen davon waren und welche die, je nach Stimmung, alles waren.<br />

Aber Ban verwarf diesen unwichtigen Gedankengang und widmete sich s<strong>ein</strong>em<br />

schwarzen Kaffee. Das heisse Gesöff tat s<strong>ein</strong>em alten Hals gut. Als er die Tasse wieder<br />

vom Mund nahm, stand Miss Cort:"Ähm, Mister Danna?" "Ja, Miss Cort? Was kann ich<br />

für sie tun?" "Nun, ich bräuchte <strong>ein</strong>e Steckdose, der Akku m<strong>ein</strong>er Protese ist fast leer."<br />

"Da müssen sie den Kapitän fragen, ich bin zum ersten mal auf diesem Schiff, wie<br />

sie." "Danke, Sir." Cort ging zu dem Kapitän und dieser deutete ihr zu der Küche, wo<br />

sie nun hinging. Ihr rechtes B<strong>ein</strong> bewegte sich schon etwas langsamer. Eine Schande,<br />

dass so <strong>ein</strong>e junge Frau schon mit <strong>ein</strong>er Protese durchs Leben gehen musste.<br />

Danna stellte die Kaffee-Tasse wieder auf den metallenen Tisch und schenkte sich<br />

nach, das Zeug war wirklich gut hier.<br />

Nach etwa <strong>ein</strong>er Quazura waren alle in der Messe fertig und nach <strong>ein</strong>er weiteren<br />

halben Quazura war alles im U-Boot verstaut und die Expeditions-Mannschaft saß im<br />

U-Boot, welches mit Auto-Pilot fahren würde.<br />

Ban gab dem Kranführer <strong>ein</strong>en Daumen hoch und schloss die Luke oben auf dem<br />

Boot. Mit <strong>ein</strong>em Brummen verriegelte die Hydraulik die Luke und mit <strong>ein</strong>em leichten<br />

Ruck wurde das Fahrzeug aus der U-Boot-Bucht am Heck der Sea-King gehoben und<br />

langsam nach rechts geschwenkt, wo das U-Boot den Fluten übergeben wurde.<br />

Zuerst tauchte das Schiff nur langsam, dann ging es immer schneller. Das Gefährt<br />

schaffte <strong>ein</strong>en Kilometer Tiefe in zwei Mizuras, also war die Tiefe nach knapp <strong>ein</strong>er<br />

halben Stazura geschafft.<br />

Danna betrachtete das Sonar-Bild: zerklüftete St<strong>ein</strong>-Formationen wo man hinsah,<br />

aber er richtete s<strong>ein</strong>e Aufmerksamkeit auf den nördlichen Bereich: Etwa <strong>ein</strong>hundert<br />

Meter weiter sah er <strong>ein</strong>e zerklüftete Wölbung, die auf der abgewandten Seite nicht mit<br />

dem Grund abschloss.<br />

Ban tippte auf die Stelle auf dem Sonar-Bild und der Auto-Pilot steuerte das Boot<br />

dorthin...es war die besagte Höhle!<br />

Danna wies den Auto-Piloten an, dem Verlauf der Höhle zu folgen. Nach schier


endlosen Biegungen und Senkungen erreichte das Gefährt <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Höhle, in der es<br />

<strong>ein</strong>e Luftblase gab.<br />

Als das Boot durch die Wasser-Oberfläche brach, öffnete Ban die Luke und stieg auf<br />

den Boden der Höhle, der, bis auf <strong>ein</strong> paar St<strong>ein</strong>e und Fliess-Auswaschungen von<br />

Prilen, ziemlich flach war.<br />

Der Rest der Gruppe stieg mit Metall-Koffern aus der Luke und hinunter auf den<br />

Boden.<br />

Miss Cort sah sich sofort um:"Seltsam...diese Höhle sieht zwar natürlich aus, aber<br />

dass kann in dieser Tiefe und in dieser Region kaum s<strong>ein</strong>. Vor allem dieser flache<br />

Boden ist ebenfalls höchst seltsam." Bartens stellte sich neben sie:"Na wenn das hier<br />

der Eingang zu nem' hochtechnisierten Stützpunkt ist, können wir wohl davon<br />

ausgehen, dass das hier künstlich ist." Sie zuckte mit den Schultern:"Auch wieder<br />

wahr." Ross ging mit zwei Koffern unter den Armen zwischen den beiden<br />

vorbei:"Warum haltet ihr euch mit dieser Höhle auf, wenn hier irgendwo der Technik-<br />

Jackpot liegt?" Danna zog an dem schwarzen Hühnen vorbei:"Tja, da mögen sie recht<br />

haben. Und ich glaube, dieses "Irgendwo" ist der Tunnel dort drüben." Danna ging auf<br />

den, etwa drei Meter breiten und vier Meter hohen Tunnel am Nord-Ende der Höhle<br />

zu.<br />

Die Truppe folgte ihm und er schaltete die Lampe an s<strong>ein</strong>er Schulter <strong>ein</strong>. Die anderen<br />

taten es ihm gleich.<br />

Nach etwa drei Mizuras kamen sie an <strong>ein</strong>en gefluteten Bereich an <strong>ein</strong>er Senke des<br />

Tunnels. Auf der anderen Seite konnte er <strong>ein</strong>e Fels-Nadel erkennen, die, wenn man sie<br />

umwarf, <strong>ein</strong>e Brücke über den etwa vier Meter langen Graben ergeben hätte.<br />

Lisaios wendete s<strong>ein</strong>en Blick nicht von dem Graben:"Und wasss machhhen wir<br />

jetzssst?" Der Echserich bemerkte nicht, wie sich langsam alle Blicke auf den<br />

amphibischen Teladi zentrierten.<br />

Als Lisaios es bemerkte und sich zwischen den Gesichtern umsah, zischelte<br />

er:"Wassss issst denn? Oh...ihr wollt, dasssss ichhhh da durchhhh...Aber dassss<br />

issssst viel zssu kalt."<br />

Ban sah dem Teladi mit <strong>ein</strong>em seitlichen Blick über die rechte Schulter in die Augen<br />

und zog die rechte Augenbraue hoch. Der Teladi seufzte und liess die Schultern<br />

hängen:"OK...zsssu Befehl Ssssir." Lisaios klemmte sich <strong>ein</strong> Seil ins Maul und liess sich<br />

mit der Brust vorraus ins Wasser gleiten.<br />

Danna hörte die zischelnden Flüche, die noch etwas seltsamer klangen, weil der Teladi<br />

dabei auf dem Strick kaute:"Vertpfammte Sssschindferei. Ichhh bin zssswar <strong>ein</strong><br />

Amphffib, aber k<strong>ein</strong>e Eisssssscholle! Brrrrr...isssst dfie Sssssuppe kalt!!!<br />

Eiersssssalat!" Immer noch fluchend stieg der geschuppte Offizier am anderen Ende<br />

aus dem Wasser und band das Seil um die Nadel. Als der Rest der Gruppe auf der<br />

anderen Seite zog, brach die schräge Felsnadel und klatschte ins Wasser.<br />

Nach <strong>ein</strong> paar weiteren Zügen, verband der lange Fels die beiden Seiten des kl<strong>ein</strong>en<br />

Sees. Die etwa zwanzig Zentimeter breite Felsnadel diente als perfekte und stabile<br />

Brücke. Nach zwei Mizuras war die Crew über den See und lief weiter.<br />

Ban fragte sich langsam. wann sie endlich zu diesem Neo-Atlantis kommen würden. In<br />

<strong>ein</strong>er Höhle rumzulaufen war nicht gerade s<strong>ein</strong> Fall. Er sah auf s<strong>ein</strong>e Uhr und nahm<br />

nebenbei die nächste Kurve des Ganges...was er dann sah, nahm ihm den Atem: Eine<br />

Wand, etwa vier Meter hoch. Sie war blau, mit leichten Mustern, ähnlich den Schiffen<br />

der Boronen, aber etwas war anders. Danna warf <strong>ein</strong>en Blick über s<strong>ein</strong>e<br />

Schulter:"Ross, versuchen sie das aufzuschneiden, damit wir hin<strong>ein</strong> kommen." "OK,<br />

Sir. Aber dürfte ich mir das vorher <strong>ein</strong>mal ansehen?" "Sicher."<br />

Der dunkle Hühne ging zu der Wand und holte <strong>ein</strong>e Art Kamera aus <strong>ein</strong>em der Koffer,<br />

die er an die Wand hielt und dann hin<strong>ein</strong> sah...Ross nahm s<strong>ein</strong> Gesicht von der<br />

Kamera, rieb sich die Augen, und sah wieder in das Gerät:"Ähm, Sir?" "Ja, was ist?"<br />

"Ich werde daraus nicht schlau." "Wieso?" "Nun, hier sind überhaupt k<strong>ein</strong>e<br />

Verarbeitungs-Spuren, ich kann ihnen noch nicht <strong>ein</strong>mal sagen ob das <strong>ein</strong> Metall, <strong>ein</strong>


Kunststoff oder <strong>ein</strong>e biomechanische Haut wie bei den Boron-Schiffen." "Mit anderen<br />

Worten, sie haben k<strong>ein</strong>en Schimmer, wie wir da r<strong>ein</strong> kommen." "Jepp. Ich versuche es<br />

aber mal mit m<strong>ein</strong>em Schneidlaser, damit können sie <strong>ein</strong>en Discoverer<br />

durchschneiden, wie mit <strong>ein</strong>em Vibro-Messer flüssige Butter." "Gut, versuchen sie es."<br />

Ross holte <strong>ein</strong> etwa armgroßes Gerät aus <strong>ein</strong>em der Koffer, schraubte <strong>ein</strong>en Aufsatz<br />

drauf, tippte auf <strong>ein</strong>er Tastatur an der Innenseite des Gerätes etwas <strong>ein</strong> und richtete<br />

es, wie <strong>ein</strong>en Raketenwerfer auf der Schulter, auf die Wand mit verschiedenen<br />

Blautönen.<br />

Ein dünner, grell-grüner Energiestrahl schoss aus der Spitze des Apparates und traf<br />

auf die Wand...bestimmt drei Mizuras leistete das Gerät s<strong>ein</strong>e volle Kraft, dann<br />

schaltete Ross es ab:"So, wenn ich den Laser noch weiter laufen lasse, dann fliegt er<br />

uns um die Ohren." Ross legte die Hand auf die Wand:"Und dieses Ding ist nicht mal<br />

wärmer geworden." Danna zog <strong>ein</strong>e Augenbraue hoch:"Und was bedeutet das?" "Nun,<br />

da die Luft um uns nicht zu Plasma geworden ist, schätze ich mal, dass dieses Ding<br />

die Energie <strong>ein</strong>fach geschluckt und abgeleitet hat." Bartens trat <strong>ein</strong>en Schritt nach<br />

vorne:"Hm, <strong>ein</strong> wirklich interessanter Abwehrmechanismus." Danna seufzte:"Und wie<br />

kommen wir dann hin<strong>ein</strong>?"<br />

Miss Trennd trat vor:"Das ihr jungen Leute auch immer alles mit Lasern, Fäusten und<br />

anderem Gedöns bearbeiteten müsst. Mister Danna, sie haben uns gesagt, der<br />

Erbauer dieser Konstruktion hat ihre Offiziere ohne <strong>ein</strong>e aggressive Körper-Handlung<br />

ausser Gefecht gesetzt?" "Ja." "Und er hat sie zu sich kommen lassen, anstatt <strong>ein</strong>fach<br />

bei ihnen r<strong>ein</strong>zuschneien?" "Ja. Worauf wollen sie hinaus?" "Tja, wenn ich mir das so<br />

anhöre, dann hätte ich <strong>ein</strong>e Idee, wie dieser Mann denkt: Pazifistisch und höflich.<br />

Immerhin ist er nicht <strong>ein</strong>fach bei ihnen r<strong>ein</strong>geschneit, sondern hat sie "<strong>ein</strong>geladen"."<br />

Trennd ging auf die Wand zu und hob die Hand:"Mal sehen, ob m<strong>ein</strong>e Erfahrung mir<br />

wieder mal hilft." Sie klopfte drei mal gegen die blaue Wand und trat zurück.<br />

Ein kl<strong>ein</strong>es Loch öffnete sich in der Mitte der Wand und dehnte sich dann auf <strong>ein</strong>en<br />

Durchmesser von etwa zwei Metern aus. Hinter dem Loch lag <strong>ein</strong> weißer Gang, etwa<br />

drei Meter hoch, drei Meter Breit und mit abgeschrägten Kanten in den oberen Ecken,<br />

mit jeweils <strong>ein</strong>er blauen Linie in links und rechts in Höhe der Hüfte. Trennd<br />

lächelte:"Hah! Hab' ich mir's doch gedacht: Subtil, aber <strong>ein</strong>fach." Miss Gunns sah sich<br />

die Ränder des Lochs an:"Das ist unglaublich! Hier ist k<strong>ein</strong> Öffnungsmechanismus zu<br />

erkennen. Nicht mal <strong>ein</strong>e Schnittstelle, wo man etwas herausgesägt haben konnte. Als<br />

wäre die Wand niemals geschlossen gewesen!" Bartens stellte sich an den anderen<br />

Rand des Loches:"Ich kann hier auch k<strong>ein</strong>e Spuren dieses Energie-<br />

AbsorbtionsMechanismus<br />

erkennen. Miss Cort?" "Ja?" "Sie haben nicht zufällig <strong>ein</strong> Laser-<br />

Mikroskop dabei?" "Doch, hier." Die Biologin überreichte dem Energie-Experten das<br />

kopf-große Gerät, dass dieser sich vor's Gesicht hielt:"Boah! Hier ist nicht mal <strong>ein</strong>e<br />

Oberflächenstruktur zu erkennen, nur die atomare Struktur...und irgendetwas<br />

anderes, viel kl<strong>ein</strong>eres." Danna wußte nicht was Bartens m<strong>ein</strong>te:"Kl<strong>ein</strong>er als Atome?<br />

Was ist kl<strong>ein</strong>er als Atome? Deren Bestandteile und Photonen <strong>ein</strong>mal ausgeschlossen."<br />

"Tja Sir, ich kenne noch <strong>ein</strong> paar mehr Dinge, die kl<strong>ein</strong>er sind als Atome, aber k<strong>ein</strong>e<br />

dieser Dinge passen mit dem Bild über<strong>ein</strong>, dass ich hier verzeichne...hey?! Was ist<br />

das?" "Was denn Bartens?" "Ich sehe hier nichts mehr, nicht <strong>ein</strong>mal mehr Atom-<br />

Strukturen...als hätte jemand <strong>ein</strong>en Vorhang darüber gezogen, der alles glatt<br />

macht...aber das ist unmöglich." Gunns stellte sich neben ihn:"Ansch<strong>ein</strong>end nicht."<br />

Ban trat zwischen die Beiden:"Die Wand mag ja schon interessant s<strong>ein</strong>, aber ich<br />

glaube, drinnen finden wir noch mehr. Also los Leute. Suchen wir die Zentrale, oder<br />

Brücke oder sonstwas...irgendwas in dieser Richtung wird das Teil schon haben."<br />

Die Gruppe ging in den Gang und erschrak, als das Loch in der Wand <strong>ein</strong>fach wieder<br />

zu wuchs...Wie sollten sie jetzt hier rauskommen?!<br />

Danna war sich so sicher, dass dies hier k<strong>ein</strong>e Falle gewesen war...er ging zu der Wand<br />

und trat dagegen:"Verdammte sch****!!!" Das Loch in der Wand öffnete sich wieder


und Ban wäre b<strong>ein</strong>ahe umgekippt:"Also...doch k<strong>ein</strong>e Falle. Und ich dachte schon, ich<br />

hätte mich geirrt." Janan Cort's Augen weiteten sich, dann brüllte sie los:"Sie wussten<br />

nicht <strong>ein</strong>mal, ob dass hier sicher ist?!?" "Nun, ich war mir ziemlich sicher. Und was<br />

sowas angeht, habe ich <strong>ein</strong>ige Erfahrung." Die Biologin war immer noch geschockt,<br />

schluckte die vorbereiteten Beleidigungen aber hinunter. Danna führte die Gruppe<br />

weiter bis zu <strong>ein</strong>er Weg-Gabelung, an der er sich für rechts entschied.<br />

Ein paar Mizuras später erreichten sie <strong>ein</strong> leicht zu ihnen gewölbtes, rundes Schott,<br />

dass durch <strong>ein</strong>e Konstruktion mit dem Gang abschloss, der hier sechs Meter Breit und<br />

fünf Meter hoch war. Das Schott selbst maß vier Meter im Durchmesser.<br />

Als sie sich dem Schott näherten, leuchtete die Trennlinie der beiden Schott-Türen auf<br />

und pulsierte dann <strong>ein</strong>mal von oben nach unten. Die beiden gewölbten Türen öffnete<br />

sich, wie <strong>ein</strong> um neunzig Grad gedrehtes Auge. Leicht zögernd betrat die Gruppe den<br />

weißen Raum, der etwa siebzig Meter breit, dreißig Meter tief und sechs Meter hoch<br />

war und nach vorne hin, also von der Tür weg, <strong>ein</strong>e Bogenform hatte, was dem<br />

Grundriss das Aussehen <strong>ein</strong>es queren, hohen D's verpasste.<br />

An dem Höhepunkt des Bogens der Wand war <strong>ein</strong>e runde Fläche von etwa zweienhalb<br />

Metern Durchmesser, gekenzeichnet durch <strong>ein</strong>en metallisch glänzenden Metall-Ring<br />

auf dem Boden.<br />

Ban sah sich um und sah dann zu Gunns:"Sie kennen sich doch mit Technik aus:<br />

Wissen sie, was das ist?" "K<strong>ein</strong>e Ahnung, probieren wir es doch mal aus. Natürlich nur<br />

mit ihrer Genehmigung." "Nur zu." Die junge Frau ging in die Mitte des Kreises. Hinter<br />

ihr wuchs <strong>ein</strong>e Stange aus dem Boden, an der sich <strong>ein</strong> ziemlich hohes Rechteck<br />

bildete, das ziemlich dünn war, höchstens zehn Zentimeter. Sie sah sich um, dann<br />

bekam das Rechteck genauere Details...<strong>ein</strong>e aufrechte Liege, aus der zwei Armlehnen<br />

wuchsen. Mit <strong>ein</strong>er kurzen Bewegung saß die junge Frau wie auf <strong>ein</strong>em hohen<br />

Zahnarztstuhl, <strong>ein</strong> Kraftfeld bildete sich um ihren Brustkorb und der Raum dunkelte<br />

sich ab, bis nur noch <strong>ein</strong> bisschen Dämmer-Licht vorhanden war...erst jetzt fiel Ban<br />

auf, dass es hier k<strong>ein</strong>e Lampen gab, die Wände schienen direkt zu leuchten. Gunns<br />

kam erst jetzt zum Sprechen:"Was ist das denn hier für ne' Show. Die Liege ist wie ne<br />

Pflanze gewachsen...das muss Nanotechnologie s<strong>ein</strong>, aber so schneller Aufbau?"<br />

Jetzt blinkten hell-blaue Flächen um sie herum, in <strong>ein</strong>em Halbkreis von etwa 220 Grad<br />

umfang und vierzig Zentimeter Umfang, in <strong>ein</strong>em Abstand von zehn Zentimeter um<br />

sie herum. Zwei dieser Flächen bestanden aus fünf kl<strong>ein</strong>en Kreisen, die in <strong>ein</strong>em<br />

Winkel von fünfzig Grad vor ihr lagen. Danna sah sich das Lichtspektakel an:"Gunns,<br />

geht es ihnen gut?" "Ja, Sir. Ich glaube, dass hier ist so <strong>ein</strong>e Art Interface. Ich<br />

probier's mal aus."<br />

Die junge Technikerin legte ihre Finger jeweils passend auf die zwei Fünfergruppen.<br />

Sofort bildeten sich Schriftzüge, die durch <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Linie mit den Flächen verbunden<br />

waren. "Was steht da Gunns?" Danna ging langsam auf sie zu, die junge Frau<br />

betrachtete die Schrift:"Mhhh...Sensor-Logs, aber die sind gesperrt. Die System-<br />

Kontrolle...ebenfalls gesperrt. Nahrungs-System...das ist verfügbar, die Quartier-<br />

Systeme ebenfalls. Energie-System...gesperrt, drei sind so gesperrt, dass ich nicht<br />

mal nen' Namen kriege...und hier ist noch <strong>ein</strong> Lageplan, der ist frei." "Dann machen<br />

sie mal den Lageplan an." "Gut..." sie tippte auf die Fläche:"...Huch!" "Was denn?"<br />

"Dieses Hologramm ist fest! Ein festes Hologramm! Ist das <strong>ein</strong> Kraftfeld dahinter oder<br />

wie geht das?"<br />

Doch bevor jemand antworten konnte, öffnete sich schon die gigantische Holographie<br />

des Lageplans. Es sah aus wie <strong>ein</strong> gigantischer Rochen, mit <strong>ein</strong>em rautenartigen Oval<br />

an der Spitze des kurzen Schwanzes und <strong>ein</strong>em geschlossenem, abgerundetem Maul.<br />

Zwei Auswölbungen an den Unterseiten der "Flügel" erinnerten an die Triebwerke<br />

<strong>ein</strong>es Teladi-Adlers in den Tragflächen. Etwas seltsam für <strong>ein</strong>e Stadt, aber der Kerl<br />

hatte auch seltsam auf Danna gewirkt.<br />

Die große Holographie drehte sich von der rechten Seite auf den Bauch, so dass man<br />

von oben auf die basis sah. Das originalgetreue Hologramm wurde transparent und


eröffnete <strong>ein</strong> Gewirr von Gängen und Räumen. Unter all den Beschriftungen fielen<br />

Danna <strong>ein</strong>ige besonders auf, deren zugehörige Segmente alle ziemlich nahe an dem<br />

blau blinkenden "Informations-Terminal" waren:"Die klingen doch interessant:<br />

Medizinische Station, Primär-Generator-Raum, Primär-Schilde, Fertigungsanlage und<br />

Brücke. Wir arbeiten sie in dieser Reihenfolge ab. Hat jemand was dagegen?"<br />

Niemand antwortete mit <strong>ein</strong>em Einwand, also machte Ban sich auf zur Tür. Gunns<br />

tippte auf <strong>ein</strong>e Holo-Fläche und das Kraftfeld um ihren Brustkorb verschwand. Die<br />

Technikerin sprang hinunter von der Liege und lief zu der Gruppe...<br />

...k<strong>ein</strong>er merkte mehr, wie der Maßstab in zwei Linien die Größe der Unterwasser-<br />

Basis angab: 100 Kilometer Länge, 80 Kilometer Breite an den "Flügeln", 15 Kilometer<br />

Breite an der abgerundeten Raute des "Schwanzes" und fünf Kilometer Höhe.<br />

Das Hologramm beendete sich selbst und der Sitz "schmolz" wieder in den Grund.<br />

Danna ging voran...wie lang waren diese Gänge eigentlich noch?! Er hatte sich den<br />

Ablauf gemerkt, welche Abzweigung er an den verschiedenen Biegungen nehmen<br />

musste. Hätte er nicht so <strong>ein</strong> gutes Gedächtnis, das er oft versteckte, hätte er es<br />

vielleicht nie so weit gebracht. Endlich kam die sechste Kreuzung, an der er nach links<br />

gehen musste. Die Gruppe folgte ihm...und Lisaios beklagte sich darüber, dass s<strong>ein</strong>e<br />

Geh-Klauen auf dem ebenem Boden ab und zu abrutschten. Ban war nach dem<br />

siebzehnten Mal so generft, dass er dem geschuppten Offizier befahl, s<strong>ein</strong>e "Klappe"<br />

zu halten, sonst würde er auf den Greifklauen weitergehen müssen. Der Teladi zischte<br />

kurz, dann hielt er s<strong>ein</strong>e Schnauze.<br />

Nach <strong>ein</strong>er halben Mizura Fuß-Marsch erreichte die Gruppe <strong>ein</strong> Schott wie vor dem<br />

Hologramm-Raum, es glitt auf und sie betraten den Raum. Ban sah sich um: Ein<br />

riesiger Raum! Etwa vierzig mal fünfundzwanzig Meter, fünfzehn Meter hoch! Es waren<br />

kaum Geräte in dem Raum, <strong>ein</strong>zig und all<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>e große, leicht abgeflachte, kristallene<br />

Halbkugel ragte drei Meter aus der Decke, die <strong>ein</strong>en Durchmesser von etwa fünf<br />

Metern hatte. In ihrem Innern glimmte <strong>ein</strong> seltsames Licht, über diesem Licht war in<br />

der Halbkugel <strong>ein</strong>e Konstruktion aus goldenem Metall...eher <strong>ein</strong>e goldene Platte mit<br />

vielen Einzelsegmenten, wie <strong>ein</strong> Puzzle aus Platten. Um die Kugel herum war <strong>ein</strong> Ring<br />

aus zwölf Segmenten, der etwa <strong>ein</strong>en Durchmesser von vier Metern hatte. Der Raum<br />

hatte noch drei andere Türen: <strong>ein</strong>e an der linken Wand, die anderen beiden an der<br />

rechten.<br />

Janen Cort ging auf die Kugel zu:"Dieses sterile Weiß erinnert mich an damals, als ich<br />

dieses eklige Metall-B<strong>ein</strong> bekommen habe." Die Biologin seufzte:"Ach...ich wünschte<br />

mir, ich hätte wieder nen richtigen Fuss...vor allem dieser dämliche Akku ist lästig."<br />

Bartens stiess ihr kumpelhaft in die Seite:"Was ihr B<strong>ein</strong> angeht, da kann ich nichts<br />

machen, aber ich finde sicherlich <strong>ein</strong>e Lösung für ihr Problem mit dem Akku." Cort<br />

lächelte traurig:"Danke, nett von ihnen."<br />

Aus den Wänden kam <strong>ein</strong>e Computerstimme:"Patientin entdeckt. Leite<br />

Behandlungsprozedur <strong>ein</strong>. Medizinische Protokolle aktiviert." Die Gruppe sah sich<br />

ratlos und gespannt um...dann wurde das Licht in der Halbkugel heller.<br />

Ein gelber Energie-Strahl schoss aus dem Boden darunter auf Cort und traf ihren<br />

Brustkorb, um sich von dort aus als Überzug auf ihren gesamten Torso auszuweiten.<br />

Cort schrie panisch. Danna rannte zu dem Energie-Strahl und stellte sich zwischen<br />

Cort und den Strahl...nichts geschah! Die junge Biologin wurde angehoben und zu der<br />

Halbkugel gezogen, die mittlerweile in <strong>ein</strong>em weiß-goldenem Licht glühte. Die<br />

gesamte Mannschaft zog an Cort, sie hielt sich mit aller Kraft fest...doch <strong>ein</strong> Ruck<br />

seitens des Energie-Strahls, der die junge Frau drei Meter über den Boden hob,<br />

schüttelte die sieben ab und liess sie hart auf den Boden fallen.<br />

Cort schrie und w<strong>ein</strong>te, als sie unter die Kugel gezogen wurde, welche mittlerweile hell<br />

weiß und golden leuchtete.<br />

Die zwölf Platten des Ringes fuhren aus der Decke, sie waren etwa zwanzig<br />

Zentimeter dick. Die <strong>ein</strong>gerundeten Spitzen der Ring-Segmente begannen weiß zu<br />

leuchten...es entstanden kl<strong>ein</strong>e, etwa faustgroße, Energiekugeln aus weißem Licht.


Die Ring-Segmente fuhren <strong>ein</strong> Stück nach aussen und spalteten sich somit auf, dann<br />

senkten sie sich und die Spitzen richteten sich auf die Kugel aus. Mit <strong>ein</strong>em<br />

Entladungsgeräusch schossen weiße Energiestrahlen, wie Laser, aus den kl<strong>ein</strong>en<br />

Energiekugeln, in die leuchtende Kristall-Kugel.<br />

In der Mitte der leuchtenden Halbkugel bildete sich <strong>ein</strong>e grell strahlende, leuchtende,<br />

weiße Energie-Kugel. Die Ring-Segmente begannen sich um die Kugel zu drehen,<br />

immer schneller, bis die kl<strong>ein</strong>en, weißen Energiekugeln an den Spitzen der Segmente<br />

zu <strong>ein</strong>em dünnen Ring aus Licht verschwammen.<br />

Cort schrie weiterhin, als der Strahl sie fünf Meter unter der Halbkugel hielt.<br />

Danna war verzweifelt, er hatte diesem seltsamen Kerl getraut und nun war diese<br />

junge Frau kurz davor, ihr Ende zu finden...das dieses Gerät etwas anderes tun würde,<br />

kam ihm gar nicht in den Sinn.<br />

Die selbe Computerstimme:"Regenerations-Feld aktiviert, initiere atomare<br />

Neuorganisation zur Extremitäten-Erneuerung. Blockiere Reiz-Nerven." Die Kugel<br />

begann nun zu surren und zu rauschen.<br />

Das Licht der Kugel dehnte sich als Strahl auf Cort auf...Danna sah ihre Tränen, als<br />

das helle, weiß-goldene Licht sie <strong>ein</strong>hüllte und ihr rechtes B<strong>ein</strong> so grell umhüllte, das<br />

Ban nicht auf ihr B<strong>ein</strong> sehen konnte, ohne geblendet zu werden. Wieder ertönte die<br />

Stimme des Computers:"Entferne prothesischen Fremdkörper..." Ein weiterer<br />

Energiestrahl traf von unten irgendwie auf ihr B<strong>ein</strong> und nahm etwas weg. Ban konnte<br />

nichts erkennen. Cort gab panische Schreie von sich...ihr W<strong>ein</strong>en war<br />

herzzerreissend...aber Ban konnte nichts machen.<br />

Noch <strong>ein</strong>mal die Computerstimme:"Prozedur beendet, Patientin wird entlassen.<br />

Kleidung und Schuhwerk befindet sich im Med-Raum Zwei."<br />

Langsam wurde das Licht um Cort schwächer, zog sich dann in die Kugel zurück und<br />

erlosch zu dem leichten Glimmen wie zuvor. Der leuchtende "Ring", der durch die<br />

Rotation der Ring-Segmente zustande kam, verblasste und die Rotation der Segmente<br />

wurde langsamer, bis zum Stillstand. Die Ring-Segmente fuhren langsam zurück in<br />

ihre Position und wurden somit wieder zu Platten in der Decke. Der Energiestrahl aus<br />

dem Boden liess Cort Richtung Boden sinken, wo <strong>ein</strong> Bett in <strong>ein</strong>em hellen Lichtblitz<br />

erschien. Cort wurde in das Bett gesenkt und der Strahl erlosch.<br />

Die junge Frau lag mit Tränen und hyperventilierend in dem weißen Bett, etwas<br />

metallisches fiel neben ihr klingend auf den Boden.<br />

Danna hatte die Worte des Computers eben gehört, sie aber wegen der panischen<br />

Situation nicht registriert...nun rannte er, so schnell er konnte, zu der Biologin:"Miss<br />

Cort! Geht es ihnen gut...ich m<strong>ein</strong>e, sind sie unverletzt." "Ich...ich hatte...ich hatte<br />

solche Angst...!!!" Sie warf sich Danna wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Mädchen um den Hals und<br />

w<strong>ein</strong>te.<br />

Er legte ihr die Hand auf den Rücken:"Es ist ja alles gut...ihnen ist ja nichts<br />

passiert..." sie stand ansch<strong>ein</strong>end unter Schock. Ban schielte über die Bett-Kante, um<br />

zu sehen, was dort auf den Boden gefallen war...er traute s<strong>ein</strong>en Augen kaum: Ein<br />

künstliches B<strong>ein</strong>! mit der Verankerung, die zur Befestigung des Prothesen-Systems in<br />

den Knochen implantiert wurde. "Miss...Miss Cort...wissen sie, was mit ihrem B<strong>ein</strong><br />

ist?" Sie schluchzte und liess ihn los:"Mit m<strong>ein</strong>em B<strong>ein</strong>? Was...was ist mit m<strong>ein</strong>em<br />

B<strong>ein</strong>?" Kreidebleich deutete er mit dem rechten Zeigefinger auf die Prothese.<br />

Cort schienen b<strong>ein</strong>ahe die Augen aus den Höhlen zu fallen. Sie sah auf die Prothese,<br />

dann zog sie ihr rechtes B<strong>ein</strong>, das beim absinken halb unter die Decke des Bettes<br />

gerutscht war, unter der Decke hervor. Ein zarter, weiblicher Fuss!<br />

Die junge Biologin starrte auf den...ihren Fuss: Sie spreizte die Zehen, krümmte den<br />

Fuss und entspannt ihn dann wieder:"Ich...ich kann den Fuss spüren...das ganze<br />

B<strong>ein</strong>...wie es von m<strong>ein</strong>er Hose berührt wird...wie der Stoff dieses Bettes m<strong>ein</strong>e Fuß-<br />

Sohle berührt...alles!" Sie lächelte und lachte, die Panik-Tränen verwandelten sich in<br />

Tränen der Freude:"Ich habe wieder <strong>ein</strong> richtiges B<strong>ein</strong>!!! Ein lebendiges B<strong>ein</strong> aus<br />

Fleisch, Blut, Knochen und Haut!!!" Sie zog den anderen Schuh und die dazugehörige


Socke aus und verglich die Füsse:"Sogar die Zehnägel sind gleich lang!" Sie lachte<br />

und umarmte ihr angewinkeltes B<strong>ein</strong>.<br />

Danna stand da wie <strong>ein</strong> Öl-Götze und starrte auf die kristallene Halbkugel.<br />

Der Rest des Teams kam an das Bett und betrachtete Corts neues B<strong>ein</strong>, dann die<br />

Halbkugel, dann betrachteten Bartens, Trennd und Gunns wieder das B<strong>ein</strong>. Allen<br />

schienen gleich die Augen rauszufallen.<br />

Miss Cort sah immer noch w<strong>ein</strong>end auf ihr B<strong>ein</strong>:"Das gibt's doch nicht! So <strong>ein</strong>e<br />

Zellregeneration ist unmöglich! Und trotzdem habe ich wieder <strong>ein</strong> B<strong>ein</strong>!" Miss Trennd<br />

trat an die junge Biologin heran:"Sind sie sich sicher, dass das <strong>ein</strong> echtes, biologisches<br />

B<strong>ein</strong> ist, und nicht nur <strong>ein</strong>e bionische Prothese?" Langsam schien sich Miss Cort zu<br />

beruhigen:"Nun, ähm, es fühlt sich genau wie m<strong>ein</strong> anderes B<strong>ein</strong> an...aber wir können<br />

ja mal die Probe aufs Exempel machen." Die Biologin kramte in ihrer Tasche und nahm<br />

<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Injektionsnadel heraus, sie hielt sie sich ans B<strong>ein</strong> und stach kurz zu:"Au!<br />

Weh tut es jedenfalls schon <strong>ein</strong>mal...und es blutet." Tatsächlich lief <strong>ein</strong> Bluttropfen aus<br />

dem kl<strong>ein</strong>en Einstich. Alle erschraken abermals, als <strong>ein</strong> neuer Energiestrahl aus der<br />

Decke, links neben der Kugel, schoss. Der Strahl traf die kl<strong>ein</strong>e Stichwunde...dann war<br />

die Verletzung spurlos verschwunden. Die erstaunte Miss Cort sah zu Ban<br />

herüber:"Sir! Das ist unglaublich! Ich glaube, dass wir mit der Technologie hier so<br />

ziemlich jede körperliche Krankheit heilen können." "Wenn das stimmt, und nach dem<br />

was wir gesehen haben, können wir das annehmen, dann ist diese Basis das<br />

wertvollste, was je <strong>ein</strong> Mensch betreten hat. Wenn wir doch nur <strong>ein</strong> Daten-Terminal<br />

wie vorhin hätten, um die Funktionen dieser Anlage genauer zu ergründen..."<br />

Die Stimme des Computers erklang:"Medizinisches Daten- und Steuer-Terminal<br />

befindet sich im Med-Raum 1 der medizinischen Station." Die zweite Tür an der<br />

rechten Wand öffnete sich und an der Wand glimmte <strong>ein</strong> blaues Hologramm auf.<br />

Danna sah an die Decke, wo er <strong>ein</strong>e Kamera vermutete:"Ähm...Danke..." "K<strong>ein</strong>e<br />

Ursache." Er drehte sich zu dem Team um:"Okay, gehen wir eben noch mit Miss Cort<br />

in diesen Med-Raum zwei...ich nehme an, es ist der mit der kl<strong>ein</strong>en Zwei oben rechts<br />

an der Tür...und holen ihr <strong>ein</strong>en Schuh. Dann gehen wir zu dem Terminal dahinten und<br />

sie, Miss Cort, schauen sich das mal an und sehen, was das Ding hier alles kann." Alle<br />

nickten, die Militärs salutierten. Ban ging zu der besagten Tür und sah sich<br />

währenddessen um, hier schien alles <strong>ein</strong>en Zweck zu haben...wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

verbargen sich alle medizinischen Geräte in den Wänden, der Decke und dem Boden.<br />

Es gab k<strong>ein</strong>e Chance, sie ohne Werkzeug, oder, wenn alles wie die Aussenhaut war,<br />

überhaupt raus zu kriegen...also mussten sie irgend<strong>ein</strong> System finden, wo sie<br />

Blaupausen und Anleitungen finden konnten, um die Technologie nach zu bauen.<br />

Als Janen Cort sich der Tür mit der Zwei näherte, öffnete sich diese automatisch,<br />

indem sie nach rechts in die Wand verschwand, und gab <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Raum frei, in<br />

dem etwa vierzig weiße Plastik-Spinde standen. Cort ging an den nächstbesten und<br />

öffnete ihn...sie wäre b<strong>ein</strong>ahe nach hinten umgekippt, als ihr <strong>ein</strong>es der Hologramme<br />

entgegenprojeziert wurde. Danna sah sich das Hologramm an: Fünf Flächen, auf der<br />

unteren war <strong>ein</strong> paar Schuhe, auf der zweiten von unten war <strong>ein</strong>e Hose, da drüber <strong>ein</strong><br />

Hemd, da drüber <strong>ein</strong> Hut und rechts von alledem <strong>ein</strong>e Fläche mit zwei Handschuhen.<br />

Cort sah sich jede Fläche an:"Mhh...ich drücke mal auf die Schuhe." Als sie auf die<br />

Fläche drückte, piepste es leicht und blinkte kurz auf. Drei neue abgerundete Vierecke<br />

entstanden, auf denen das Symbol <strong>ein</strong>es Sektglases war, <strong>ein</strong> Symbol von <strong>ein</strong>em Sofa<br />

und <strong>ein</strong>es von <strong>ein</strong>em Weg mit Bäumen. Cort rieb sich den Kopf:"Was ist das denn nun<br />

wieder? Ein Sektglas, <strong>ein</strong> Wald-Weg und <strong>ein</strong> Sofa?!" Ron Shappert trat<br />

näher:"Vielleicht ist das Sofa <strong>ein</strong> Synonym für bequeme Schuhe, der Waldweg<br />

bedeutet wohl draussen und das Sektglas könnten festliche Schuhe s<strong>ein</strong>. Ist aber nur<br />

ne Vermutung." Cort grinste:"Versuchen wir es mal...nach m<strong>ein</strong>em Erlebnis eben,<br />

glaube ich kaum, dass uns was passieren kann." Sie tippte auf den Waldweg, es<br />

erschienen zwei neue abgerundete Vierecke und die alten verschwanden wie vorher,<br />

gepaart mit dem Piepsen und Blinken. Ein Turnschuh und <strong>ein</strong> Stiefel waren auf den


neuen Symbolen. Cort tippte auf die Stiefel und <strong>ein</strong>e unzahl neuer Symbole<br />

erschienen, an der Seite war <strong>ein</strong>e Index-Leiste, deren Sucher nur etwa <strong>ein</strong> Zehntel der<br />

Leiste <strong>ein</strong>nahm...mit den zwanzig die angezeigt wurden, ergab das etwa zweihundert<br />

verschiedene Schuhe...Ban konnte sich vorstellen, dass das jetzt Stunden dauern<br />

würde...er hatte da Erfahrungen von Elena Kho, die den Militär-Index an Schuhen<br />

sieben mal durchgegangen war, bevor sie die Leitung der Terra-Corp übernommen<br />

hatte.<br />

Doch Ban wurde positiv überrascht, Cort lächelte und tippte auf <strong>ein</strong>en Stiefel, der ihr<br />

ansch<strong>ein</strong>end besonders gefiel. Die Symbole verschwanden und sofort erschien <strong>ein</strong><br />

lebensechtes 3D-Hologramm des Stiefels, <strong>ein</strong> OK und <strong>ein</strong> Zurück zur Auswahl waren<br />

unter dem Stiefel zu lesen. Cort tippte auf OK und mit <strong>ein</strong>em hellen Licht-Blitz, der<br />

alle Anwesenden aufschrecken liess, standen zwei neue Stiefel in dem Spint. Cort zog<br />

sich die Stiefel an und lächelte wie <strong>ein</strong> Honigkuchenpferd, was in anbetracht ihrer<br />

Situation durchaus gerechtfertigt schien.<br />

Sie drehte sich zu Danna um und salutierte, wie <strong>ein</strong>e Zivilistin, aber sie salutierte:"Von<br />

mir aus kann es weiter gehen, Sir."<br />

Ron fühlte sich hier seltsam, nicht körperlich, sondern geistig. Es war hier so still in<br />

s<strong>ein</strong>en telepathischen "Ohren". Nur die Gedanken s<strong>ein</strong>er Kameraden und -innen waren<br />

zu hören, vielleicht ab und zu die Programm-Vorgänge in ihren Instrumenten. Aber die<br />

Anlage hier...komplett still. Er konnte von s<strong>ein</strong>em inneren Gefühl her sagen, dass hier<br />

viele Maschinen waren, aber dann hätte er <strong>ein</strong> Rauschen hören müssen wenn sich<br />

alles überlagerte...aber hier war wirklich nichts! Zumindest konnte er nichts hören.<br />

Und Ron konnte bisher jede Maschine hören, sogar die geheimen Spionage-Rechner<br />

der Argon Eins. Aber hier...es war wie in der Höhle <strong>ein</strong>es Mondes...still...nicht mal das<br />

Leben, das gezielt dachte, ausser den anderen Expeditions-Mitgliedern. Irgendwie<br />

machte es ihn ängstlich, nichts zu "hören", aber gleichzeitig war er auch froh<br />

darüber...nach s<strong>ein</strong>em Erlebnis mit dem "Hacker", der ihnen die Kunde von dieser<br />

Basis hier gebracht hatte, war er nicht scharf darauf, noch <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> solches Erlebnis<br />

zu haben. Die Hologramme waren sowieso <strong>ein</strong> Ding über s<strong>ein</strong>em Verstand...er hatte<br />

gerade <strong>ein</strong>e Ausbildung zum Frachter-Piloten gemacht, als er begann, sich für's<br />

Verkaufsgespräch zu interessieren. Natürlich war s<strong>ein</strong>e "Begabung" dabei nicht<br />

unnütz. Er konnte die Gedanken <strong>ein</strong>es Stations-Besitzers lesen und dann die Credit-<br />

Summe, die dieser hatte, erfahren. So konnten ihn die Käufer nicht mit Lügen wie<br />

'Soviel habe ich nicht...' oder 'Die Geschäfte laufen derzeit schlecht...' abspeisen.<br />

Ausserdem konnte er s<strong>ein</strong>e Käufer dann auch mit den Argumenten überzeugen, die<br />

deren Charakter entsprachen. Irgendwann war dann Mister Danna zu ihm gekommen,<br />

der von s<strong>ein</strong>em Verkaufstalent gehört hatte und ihn als Diplomaten anwerben wollte.<br />

Der Geheimdienstchef hatte schnell das Geheimnis hinter Ron's Verkaufstalent<br />

gekommen und wollte ihn dann umso mehr anwerben. Shappert konnte damals gut<br />

auslesen, dass Danna ihn schon deswegen haben wollte, damit Ron nicht für die<br />

Gegenseite arbeitete.<br />

Ron hatte sofort <strong>ein</strong>geschlagen, erstens war er doch ziemlich patriotisch, zweitens<br />

konnte er vielleicht beim Frieden mitwirken und drittens war s<strong>ein</strong> Gehalt auch mehr<br />

als ausreichend. Ron mochte s<strong>ein</strong>e Arbeit...auch wenn ihm der Vorfall mit dem<br />

Erbauer dieser Anlage nicht gefallen hatte.<br />

Janen freute sich wie noch nie in ihrem Leben zuvor. Als sie vor zwei Jazuras ihr B<strong>ein</strong><br />

verloren hatte, als sie als Studentin <strong>ein</strong>es Professors die Fauna der Split studiert hatte<br />

und nicht gewusst hatte, dass der Fressschwanz der Ghok <strong>ein</strong> eigenes Nervensystem<br />

hatte und die Narkose deswegen länger gedauert hatte, war sie am Boden zerstört<br />

gewesen. Man hatte gleich die Sensor-Komponenten an die durchtrennten Nerven in<br />

ihrem B<strong>ein</strong>-Stumpf gesetzt, aber ihr echtes B<strong>ein</strong> war schon zu stark verdaut gewesen,<br />

um es zu retten. Also hatte sie die letzten zwei Jazuras mit diesem Blech-Ding an<br />

ihrem Oberschenkel verbracht. Die Prothese hatte zwar immer <strong>ein</strong> Kribbeln bei<br />

Bodenkontakt geliefert, aber mit diesem Fuss, <strong>ein</strong>em echten B<strong>ein</strong>, war sie nicht zu


vergleichen. Sie wäre am liebsten sofort ausgedehnt spazieren gegangen, aber sie<br />

hatte <strong>ein</strong>en Job, für den Mrs. Kho sie persönlich überstellt hatte. Ihr neues B<strong>ein</strong> hatte<br />

nicht <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>e Narbe am Ansatz-Punkt hinterlassen...es war, als wäre ihr B<strong>ein</strong> nie<br />

abgerissen worden. Aber würde es vielleicht <strong>ein</strong>e Abstoßungs-Reaktion geben...oder<br />

war dieses B<strong>ein</strong> vielleicht sogar aus ihrer DNS gelesen worden und dann an sie<br />

"gebeamt" worden? All dies ging ihr durch den Kopf, als sie mit den Stiefeln, die<br />

ansch<strong>ein</strong>end maßgeschneidert waren, zu dem Raum mit dem Daten-Terminal ging. Sie<br />

konnte nicht ausmachen wo die Bilder herkamen, oder die Kraftfelder, aber der<br />

"Monitor" vor ihr reichte ihr völlig.<br />

Ob dieser Computer <strong>ein</strong>e Sprach<strong>ein</strong>gabe hatte? Sie wollte es mal ausprobieren, also<br />

wendete sie sich an Danna, um nicht wie <strong>ein</strong>e Idiotin zu wirken, wenn sie mit den<br />

Hologrammen sprechen würde:"Sir, ich würde gerne versuchen, ob dieser Computer<br />

<strong>ein</strong> Sprach-Interface hat, wie das System, das uns eben geführt hat." "Nur zu. Mich<br />

würde das auch interessieren."<br />

Also drehte Janen sich zu den Hologrammen:"Computer?" <strong>ein</strong>e Stimme, die sogar<br />

Intonation beherrschte, antwortete in <strong>ein</strong>er ruhigen Männerstimme:"Ja? Der Computer<br />

dieser Einrichtung heisst Leviathan." "Also gut, Leviathan. Was hast du eben mit<br />

m<strong>ein</strong>em B<strong>ein</strong> gemacht?" "Ich habe ihre Prothese mittels <strong>ein</strong>es Teleport-Vorgangs<br />

entfernt, ihre DNS ausgelesen, ihr B<strong>ein</strong> anhand ihres Alters berechnet, das Ader- und<br />

Nerven-System an die Bahnen in ihrem Oberschenkel angepasst und das errechnete<br />

Model mittels <strong>ein</strong>er Zellprobe nachgezüchtet und durch Reize bei der Zell-Teilung an<br />

das entsprechende Nerven- und Ader-System angepasst. Anschliessend wurde das<br />

"künstliche" B<strong>ein</strong> angefügt." "Und die Kugel an die du mich gezogen hast?" "Die<br />

"Kugel" ist <strong>ein</strong> Generator für <strong>ein</strong> biogenes Feld, welches Heilung und Stabilisierung<br />

biologischer Lebensformen ermöglicht, durch zahlreiche Atom-Traktor-Strahlen und<br />

das biogene Hauptfeld, das dem bio-elektrischen Feld des Körpers entspricht und <strong>ein</strong>e<br />

begünstigte Situation für die Zellen schafft."<br />

"Du m<strong>ein</strong>st, du hast mich in das bio-elektrische Feld gehüllt, dass ich selbst<br />

ausgesandt habe?" "Exakt." Danna sah Janen an:"Bio-elektrisches Feld?" "Nun Sir, der<br />

Körper hat <strong>ein</strong> elektrisches Feld, Haie können es beispielsweise wahrnehmen. Es<br />

existiert neben unserem elektromagnetischen Feld und entsteht bei den<br />

biochemischen<br />

Reaktionen und Nerven-Impulsen unseres Körpers." "Und wozu hat der<br />

Computer das gebraucht?" "Nun, ich schätze es hat m<strong>ein</strong> neues B<strong>ein</strong> "kalibriert",<br />

damit es im Rhythmus mit dem Rest m<strong>ein</strong>es Körpers steht. Wenn zum Beispiel ihr<br />

B<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>geschlafen ist, dann sind die Nerven aufgrund des Blutmangels taub.<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lich wäre es m<strong>ein</strong>em neuem B<strong>ein</strong> ähnlich gegangen. Ausserdem haben wir<br />

die ganze Zeit <strong>ein</strong>e gewisse Nerven-Aktivität, die zwar zu langsam ist, um<br />

Informationen schnell genug weiter zu leiten, dennoch aber ständig da ist.<br />

Ansch<strong>ein</strong>end hat dieses bio-elektrische Feld das bei mir in Gang gesetzt, damit ich<br />

m<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> gleich benutzen konnte. In der alternativen Heil-Praxis wird ebenfalls mit<br />

bio-elektrischen Feldern gearbeitet, die man bei gesunden Lebewesen aufgezeichnet<br />

hat und dann repliziert, womit man den kranken Körper neu "stimmen" will." "Er hat<br />

ihr B<strong>ein</strong> gestimmt?" "So in etwa. Und mit diesen 'Atom-Traktor-Strahlen' hat er wohl<br />

Atome oder Moleküle festgehalten...damit ich nicht verblute, schätze ich." Der<br />

Computer meldete sich:"Die atomaren Traktor-Strahlen haben weitreichendere<br />

Funktionen, sie haben auch die Funktion, bereitgestellte Atome zu Molekülen und<br />

größeren Komplexen zusammen zu setzen. "Künstliche" Zellen werden damit auch an<br />

die bereits vorhandenen Zellen gefügt." "Künstliche Zellen? Dieses B<strong>ein</strong> ist tot?" "N<strong>ein</strong>,<br />

das B<strong>ein</strong> wäre so lange tot, bis das bio-elektro-magnetische Feld des Körpers darauf<br />

übergegangen wäre, ab da an wäre es nicht mehr von <strong>ein</strong>em natürlich entstandenem<br />

B<strong>ein</strong> zu unterscheiden." "Und gibt es irgend<strong>ein</strong>e Alternative zu diesem Übergangs-<br />

Vorgang?" "Neue Technologien m<strong>ein</strong>es Erbauers, wie ich sie installiert bekommen<br />

habe, besitzen <strong>ein</strong>e Zeitblase, in der <strong>ein</strong>e Zell-Probe unter kontrollierten Bedingungen


und mit Reizen zu Stamm-Zellen und dann zum voll ausgereiften B<strong>ein</strong> gezüchtet<br />

wird." "Eine Zeitblase?" "Innerhalb dieser Zeit-Blase wachsen die Zellen bis zu dem<br />

normalen Stadium mit für die Zelle normaler Geschwindigkeit, während ausserhalb<br />

der Bruchteil <strong>ein</strong>er Sekunde vergeht." "Und m<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong>?" "Dieses B<strong>ein</strong> wurde mit<br />

diesem System erstellt und, durch zahlreiche Reize bei der Entstehung, an die<br />

bestehende Organstruktur angepasst."<br />

"Du kannst gezielte Zell-Teilungen hervorbringen, inklusive Richtung und Organ-<br />

Aufbau?" "Dies ist <strong>ein</strong>e m<strong>ein</strong>er Grund-Funktionen, womit ich auch Wunden schliesse.<br />

Für die Neu-Züchtung <strong>ein</strong>es B<strong>ein</strong>es reicht diese Methode nicht vollständig aus, aber<br />

um <strong>ein</strong>en zerteilten Torso zusammenwachsen zu lassen, reicht es." "Welche Organe<br />

kannst du funktionierend nachzüchten?" "Jedes, bis auf das Gehirn. Das Rückenmark<br />

kann ich nur in den Grund-Strukturen wie <strong>ein</strong>fachen Reflexen replizieren,<br />

Rückenmark-Flüssigkeit ist allerdings in jeder Variation möglich." "Und wie sieht es mit<br />

genetisch defekten Organen aus, die nach dem genetischen Bauplan ebenfalls defekt<br />

wären?" "In diesem Fall überschreibe ich den genetischen Code des entsprechenden<br />

Organes an dieser Stelle und injiziere Naniten, die die entsprechende Veränderung im<br />

Rest des Körpers durchführen." "Und was war das vorhin mit atomarer<br />

Neuorganisation?" "Ihre Knochen habe ich mittels atomarer Neuordnung hergestellt,<br />

um <strong>ein</strong> gezüchtetes Knochenmark allerdings. Dann habe ich gezüchtete Mudkulatur<br />

mittels der Neuordnung angefügt und die Sehnen-Prot<strong>ein</strong>e dafür repliziert." "Und<br />

warum hast du das nicht auch wachsen lassen?" "Dadurch gäbe es Narbengewebe,<br />

was mit der atomaren Neu-Ordnung verhindert wird." "Also <strong>ein</strong>e Art atomares<br />

Nähen?" "Das ist zutreffend." Danna trat wieder zu ihr:"Und im Klartext bedeutet<br />

das?" "Also: Diese Maschine züchtet biologisches Gewebe in <strong>ein</strong>em zeitlich anderen<br />

Raum und erhält so in kürzester Real-Zeit biologische Komponenten wie Muskeln,<br />

Haut und alles andere, Zelle für Zelle maßgeschneidert. Wenn sie sich beispielsweise<br />

<strong>ein</strong>en Stern aus der Haut schneiden würden, bekämen sie <strong>ein</strong>en Stern wieder<br />

<strong>ein</strong>gesetzt. Wenn das Organ-Material da ist, vernäht er es auf atomarer Ebene mit<br />

Prot<strong>ein</strong>en und anderen Bindungen. K<strong>ein</strong>e Narben, k<strong>ein</strong>e Abstoßung und <strong>ein</strong>e Gen-<br />

Therapie mit Nano-Technologie. Sie könnten sich den Arm abschneiden, diese<br />

Maschine pappt ihn wieder an, dass k<strong>ein</strong> Arzt ihnen sagen könnte, das er mal ab war."<br />

"So etwas ist möglich?" "Ich hätte bisher auch nicht mal davon geträumt. Eine solche<br />

Technologie ist unglaublich...wenn wir sie nachbauen könnten, dann bräuchten wir nie<br />

wieder Organ-Spender, lediglich <strong>ein</strong>e Zellprobe und dieser Computer filtert sogar<br />

genetische Fehler heraus." "Das Ding hat also die Mittel gegen alle Krankheiten?"<br />

"Nach dem was ich bisher gesehen habe...so ziemlich jede Krankheit." Der Teladi kam<br />

auf sie zu:"Und Teladi? Wassss issst mit m<strong>ein</strong>er Ssspezsssiessss?" Der Computer<br />

antwortete:"Ich habe für jede Art der Sektoren die entsprechenden<br />

Behandlungsmethoden." "Hasssst du etwassss für m<strong>ein</strong> Knie? Essss knackt ab und<br />

zssssu etwassss." "Ich habe dies bereits erfasst, es ist lediglich <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Störung<br />

des Gas-Flüssigkeit-Druck-Verhältnis in der Gelenk-Kapsel. Es ist harmlos. Allerdings<br />

könnte ich <strong>ein</strong> bisschen Gelenk-Flüssigkeit hinzufügen, um das Druckverhältnis wieder<br />

zu stabilisieren." "Dasss wäre nett." Das linke Knie des Teladi blitzte kurz auf. Dieser<br />

Lisaios sah auf s<strong>ein</strong> Knie, hob das B<strong>ein</strong> an und schwenkte den Unterschenkel vor und<br />

zurück:"Dasss Knacken isssst weg! Dankessssschön." "K<strong>ein</strong>e Ursache, medizinische<br />

Behandlung ist <strong>ein</strong>e m<strong>ein</strong>er Hauptfunktionen."<br />

Danna drehte sich zur gesamten Gruppe:"Also ich unterbreche dieses nette<br />

Pläuschchen mit dem Computer ja nur ungern, aber ich würde gerne den Rest von<br />

dieser Basis überprüfen."<br />

Danna ging vorraus und Janen folgte ihm eher ungern. Dieser medizinische Bereich<br />

war wie <strong>ein</strong> Gottesgeschenk! Es war das fortschrittlichste, was sie je gesehen hatte.<br />

Dieses Ding hätte Prinzessin Menelaus ohne großen Aufwand wieder<br />

zusammengeflickt, als diese von <strong>ein</strong>em dieser boronischen Raubtiere angegriffen<br />

worden war. Blutspenden waren nie wieder nötig! Diese Basis...wenn sie noch mehr


solcher Maschinen und Komplexe b<strong>ein</strong>haltete, dann würde diese Basis so gut wie alle<br />

Probleme lösen können. Selbst wenn diese Replikations-Technologie nicht zu kopieren<br />

war...bei dieser Geschwindigkeit könnte dieses Wunderwerk den gesamten Bedarf an<br />

Organ-Transplantaten und Seren decken. Grausame Krankheiten, die Wirkungsweise<br />

des Körpers in all s<strong>ein</strong>er Komplexität und in allen Details...dieses alte Ding könnte alle<br />

Lösungen in sich tragen.<br />

Janen sah in Ehrfurcht auf <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Plakette, die sie passierten: Gebaut im X-Jahr<br />

320...diese Anlage war über fünfhundert Jahre alt...nachdem ihre Großmutter an die<br />

Erde und die Jahre geglaubt hatte und somit in Jahren statt Jazuras gerechnet hatte,<br />

wusste Janen, wie lang das war...diese Basis war uralt...und trotzdem übertraf sie die<br />

argonische oder sonst <strong>ein</strong>e Technologie um Lichtjahre. Höchstens das alte Volk konnte<br />

überlegener s<strong>ein</strong>.<br />

Thereson fand das alles mehr als be<strong>ein</strong>druckend: Wände die Laser absorbierten wie<br />

nichts, feste Hologramme, Geräte, die B<strong>ein</strong>e herstellten und anklebten...fehlte nur<br />

noch, dass das Ding kochen konnte. Ausserdem fragte er sich, wo die Energie dafür<br />

herkam. Was für <strong>ein</strong>en Anlage versorgte dieses Ding bloß...und was waren hier für<br />

Schilde installiert? Die Instrumente an s<strong>ein</strong>em Unterarm, die wie <strong>ein</strong>e Armschiene<br />

befestigt waren, zeichneten nichts auf, bis auf das bio-elektrische Feld von Miss Cort.<br />

Dieses ganze Ding war be<strong>ein</strong>druckend. Er hätte jetzt gerne s<strong>ein</strong>e Kollegen hier gehabt,<br />

die dass sicher auch brennend interessiert hätte. Aber nur er wurde<br />

benachrichtigt...und sollte auch niemandem etwas davon erzählen. Diese Geheimnis-<br />

Tuerei beim Militär...es war schrecklich. Und nach <strong>ein</strong> paar Jahren kam das Geheimste<br />

eh als großer Medien-Skandal heraus.<br />

Tja, jedenfalls wusste er, dass dieses Ding etwas ähnliches wie dieser Prime-Engel<br />

s<strong>ein</strong> würde, wenn die Reporter davon Wind bekämen. Er hatte zwar noch nie etwas<br />

ausgeplaudert, aber <strong>ein</strong> paar Militärs, die jetzt wohl irgendwelche Rohr-Leitungen für<br />

die Gülle in Agrar-Zentren warteten, waren dümmer gewesen und konnten <strong>ein</strong>er<br />

üppigen Summe nicht standhalten.<br />

Eleysa war von all den Maschinen mehr als überwältigt. Hätte sie gewusst, wo das<br />

alles <strong>ein</strong>gebaut gewesen war und wie sie es sich ansehen konnte, sie hätte sich sofort<br />

über die Elektrik geworfen und die Schaltkreise kartographiert. Aber sie konnte die<br />

Schaltkreise nicht <strong>ein</strong>mal sehen! Alles hier war so miniaturisiert, dass nicht <strong>ein</strong>mal das<br />

Laser-Mikroskop der Biologin konnte die Struktur auf den Atomen richtig<br />

vergrößern...<strong>ein</strong> Laser-Mikroskop tastete <strong>ein</strong> Atom durch die Messung der geringen<br />

Wellenverschiebung des Lichtes bei der Reflektion der Photonen vom Atom ab. Wenn<br />

dieses Gerät die kl<strong>ein</strong>en Strukturen nicht erkennen konnte, dann waren sie enorm<br />

winzig! Diese ganze Basis wirkte überhaupt viel zu Fortgeschritten. Die Schiffe der<br />

Khaak waren ja wenigstens noch auszuwerten: Bio-Neural-Computer, telepathische<br />

Comm-Links, Ionen-Beschleuniger-Triebwerke...man konnte was erkennen. Hier...es<br />

war, als würde man mit bloßem Auge von <strong>ein</strong>er Raumstation auf <strong>ein</strong>en Ozean auf<br />

<strong>ein</strong>en Planeten sehen und dabei versuchen, die Wellen bei ruhiger See zu erkennen.<br />

Sie fühlte sich schlicht und <strong>ein</strong>fach wie <strong>ein</strong> Kind im Süßwaren-Laden, das wusste, dass<br />

die Süssigkeiten da waren, sie aber nicht sehen konnte. Atomare Greif-Strahlen die<br />

Gewebe verbinden konnten, sich öffnende Wände...sie glaubte fast, sie wäre <strong>ein</strong><br />

Höhlen-Mensch in <strong>ein</strong>er modernen Militärbasis.<br />

Ban dankte wieder mal im Stillen s<strong>ein</strong>em guten Erinnerungsvermögen...er konnte sich<br />

immer noch an die Strecke zu dem Primär-Generator-Raum erinnern. Langsam fragte<br />

er sich, wie groß diese Basis überhaupt war. Jetzt liefen sie schon zehn Mizuras, wo<br />

dieser Generator doch im vorderen Bereich der Mitte des Komplexes s<strong>ein</strong> sollte. Nach<br />

weiteren fünfzehn Mizuras erreichten sie die letzte Kreuzung und dann <strong>ein</strong> weiteres<br />

Schott, wie vom medizinischen Bereich und dem Informations-Terminal. Das Schott<br />

öffnete sich und Ban blieb der Atem weg: Vor ihm war <strong>ein</strong> Kraftfeld wie <strong>ein</strong> Turm, etwa<br />

<strong>ein</strong>en Kilometer hoch...das vermutete er zumindest, da er das Ende kaum erkennen<br />

konnte. Das transparente Kraftfeld hatte etwa <strong>ein</strong>en Durchmesser von vierhundert


Metern. Eine Apparatur, die wie <strong>ein</strong> mathematischer Kegel mit abgekappter Spitze<br />

aussah und aus mehreren goldenen Ring-Segmenten bestand, kreiste in <strong>ein</strong>em<br />

langsamen Tempo, während darauf <strong>ein</strong>e blau leuchtende Energie-Kugel lag, mit <strong>ein</strong>em<br />

Radius von etwa <strong>ein</strong>hundert Metern. Von der Kugel schossen Blitze in die<br />

Höhe...soweit Ban es erkennen konnte, zu <strong>ein</strong>er zweiten blauen Kugel. Ban sah sich<br />

das enorme Bauwerk an, an dem er hoch schauen musste, um überhaupt das<br />

gesamte System zu erkennen. Der Raum an sich war weiß, wie alle Räume in dieser<br />

Basis, doch hier gab es <strong>ein</strong> Muster aus blauen Linien: Der Generator-Raum war, bis<br />

auf den abgeflachten Boden, rund wie <strong>ein</strong>e Kugel. Etwa fünf Meter über dem Boden<br />

zog sich <strong>ein</strong>e blaue Linie als Ring durch den Raum, von der in gleichmäßigen<br />

Abständen im rechten Winkel, die Wand entlang nach oben, blaue Linien abgingen, es<br />

mussten etwa zehn s<strong>ein</strong>. Etwa <strong>ein</strong> Viertel nach der Strecke nach oben öffneten sich<br />

die Linien in jeweils <strong>ein</strong>er Gabelung zu langgezogenen Sechsecken. Jeweils etwa zehn<br />

Meter in der Breite, zogen sie sich <strong>ein</strong>e Hälfte der gesamten Strecke nach oben, um<br />

im letzten Viertel dann wieder zu jeweils <strong>ein</strong>er Linie zusammenzulaufen. Er konnte es<br />

erkennen, weil die gewölbte Kugelform der Wände ihm das ermöglichte und die Linien<br />

glimmten.<br />

Im langsamen Fluss stiegen hellblaue Impulse die blau leuchtenden Linien hinauf und<br />

spalteten sich in den Sechsecken zu zwei Impulsen. Die Lichtpunkte hatten etwa die<br />

halbe Geschwindigkeit von holographischen Andock-Lichtern. Alle zehn Zentimeter<br />

kam <strong>ein</strong> neuer Impuls von etwa fünf Zentimetern.<br />

Ein pulsierendes, dumpfes Grollen erfüllte den Raum. Dieses Grollen war zwar<br />

irgendwie ruhig, hörte sich aber doch ziemlich energetisch an.<br />

Danna drehte sich zu dem Energie-Spezialisten um:"Bartens, fällt ihnen irgendetwas<br />

dazu <strong>ein</strong>?"<br />

Thereson sah sich die ganzen leuchtenden Systeme an...besonders diese beiden<br />

Kugeln...sie schienen <strong>ein</strong>e Ladung aufzubauen. Aber diese Energie-Form...er hatte<br />

k<strong>ein</strong>erlei Ahnung, was dass s<strong>ein</strong> konnte. Und wenn es etwas war, was er nicht kannte,<br />

war die Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit hoch, dass es niemand kannte. Er konnte ja noch nicht<br />

<strong>ein</strong>mal Messungen durchführen! Diese ganze Anlage hatte sch<strong>ein</strong>bar <strong>ein</strong>e Art<br />

Maskierungs-Feld, das alle Abstrahlungen verhinderte...oder die Geräte waren zu<br />

kl<strong>ein</strong>, um genug Energie abzustrahlen, damit s<strong>ein</strong>e Sensoren es erfassen konnten.<br />

Aber dieser Generator war so <strong>ein</strong>e riesiger Hoschi, der musste irgendetwas abstrahlen,<br />

schon wegen dieser Blitze! Von der Farbe her konnte er auch nichts sagen, dass<br />

Spektrometer spielte verrückt. Es konnte das Lichtspektrum nicht <strong>ein</strong>ordnen, wenn er<br />

es über die Absorptions-Fähigkeit von menschlichen Augen stellte...als käme dieses<br />

Blau nicht aus dieser Dimension.<br />

Thereson wertete im Kopf die wenigen Sensor-Daten aus die er hatte und kam zu<br />

<strong>ein</strong>em Schluss, den er s<strong>ein</strong>em Vorgesetzten unterbreitete:"Sir, ich habe alles<br />

gecheckt, was ich kriegen konnte, und hier ist m<strong>ein</strong> Ergebnis: Ich habe k<strong>ein</strong>e Ahnung.<br />

Ich weiss lediglich, dass dieses Licht von m<strong>ein</strong>em Spektrometer nicht in das<br />

Lichtspektrum <strong>ein</strong>geordnet werden kann. Anders gesagt: Das was wir hier sehen, ist<br />

mit <strong>ein</strong>iger Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit nicht aus unserer Dimension." "Nicht aus unserer<br />

Dimension?" "Pff...nun, ich glaube es ist aus <strong>ein</strong>em Parallel-Raum, ich bin mir aber<br />

nicht sicher...vielleicht aus dem Sub-Raum...schliesslich können wir das Licht in Warp-<br />

Tunneln auch nicht <strong>ein</strong>ordnen." Der Computer löste das Mysterium:"Dies ist <strong>ein</strong> auf<br />

Atom-Strukturen basierender Sub-Raum-Energie-Generator." Thereson hatte vom<br />

Subraum bisher nur von den Sprungtoren her gehört, aber dass es dort solche Energie<br />

gab. Er hatte <strong>ein</strong>ige Fragen:"Was ist das für <strong>ein</strong> Prinzip? Wonach funktioniert es?"<br />

"Zwei Subraum-Energie-Plasma-Komplexe werden <strong>ein</strong>ander gegenübergestellt, die<br />

Wechselwirkung kann in atomaren oder Sub-Raum-Strom umgewandelt werden." "Wie<br />

viel Energie liefert dieser Generator?" "Fünfzig EASSLD pro Sekunde." "EASSLD?"<br />

"Energie-Abgabe <strong>ein</strong>er Standard-Sonne in ihrer Lebensdauer." "Das kann unmöglich<br />

wahr s<strong>ein</strong>! In <strong>ein</strong>er Sekunde die Energien die fünfzig Sonnen während ihrer Lebens-


Zeit abgeben...?! Wie wird so <strong>ein</strong>e Energie gebändigt?" "Subraum-Energie ist sehr viel<br />

umgänglicher, als normale Energie. Die richtigen Kraftfelder vorausgesetzt, ist der<br />

Vorgang komplett gefahrlos."<br />

Danna trat an Thereson heran:"Hab' ich das eben richtig verstanden? Dieser<br />

Generator liefert die selbe Energie, wie 50 Sonnen während ihrer gesamten Existenz?<br />

In weniger als <strong>ein</strong>er Sezura?!" Thereson konnte es selbst kaum glauben, trotzdem<br />

nickte er.<br />

Ban glaubte es kaum...dieser Generator lieferte mehr Energie, als alle Sektoren<br />

zusammengeschaltet verbrauchten. Er hatte kaum noch irgend<strong>ein</strong>en Zweifel, dass<br />

auch der Schild dieses Schiffes von niemanden in dieser Gruppe ausgewertet werden<br />

konnte.<br />

Der Folgeschluss war, dass sie alle zusammen nun den Kontrollraum aufsuchen<br />

würden. "OK, Leute. Da wir bisher nichts analysieren konnten, was wir hier gefunden<br />

haben, gehen wir jetzt zum Kontrollraum. Vielleicht gibt der Hauptcomputer uns dort<br />

<strong>ein</strong> paar Technologien, die wir nachbauen können." Ban holte sich das geistige Bild vor<br />

Augen, an dem er sich hier orientiert hatte. Als nächstes überlegte er, wie sie von hier<br />

am schnellsten zum Kontroll-Raum an der Stelle kommen würden, wo bei <strong>ein</strong>em<br />

Rochen das Maul sitzen würde. Als er glaubte, die geistige Karte für den kürzesten<br />

Weg ausgelesen zu haben, machte er sich auf den Weg, die Gruppe folgte ihm<br />

natürlich.<br />

Etwa fünfzig Mizuras später erreichten sie erschöpft das letzte Schott. Diese Tür war<br />

etwa doppelt so groß wie die anderen, auch wenn die Bauweise identisch war.<br />

Geräuschlos schoben sich die beiden gigantischen Pforten beiseite und gewährten<br />

ihnen Eintritt.<br />

Aus Gewohnheit sondierte Ban den Raum: Der Kontroll-Raum war etwa <strong>ein</strong>en halben<br />

Kilometer breit und hundert bis hundertfünfzig Meter tief, bei <strong>ein</strong>er Höhe von etwa<br />

fünfzig Metern, wobei sich der Raum nach vorne hin leicht zuspitzte, zu <strong>ein</strong>em sehr<br />

abgeflachten, langezogenen D.<br />

Die vordere Wand, die den leichten Bogen bildete, hob sich an, wie <strong>ein</strong> gigantisches<br />

Augenlied, und verschmolz mit der Decke, ohne irgendwo <strong>ein</strong>e Fuge zu zeigen, wo<br />

Platten dieses Mechanismus' vorhanden s<strong>ein</strong> konnten.<br />

Die Aussicht war nicht gerade prickelnd: Eine Felswand, die direkt mit dem Fenster<br />

abschloss. Miss Trennd musste natürlich wieder ihren altklugen Kommentar<br />

abgeben:"Sieht so aus, als wäre diese Anlage direkt in den Felsen gebaut<br />

worden...wobei <strong>ein</strong> Fenster ziemlich dämlich ist." Miss Cort ging zu dem Fenster:"Das<br />

ist k<strong>ein</strong> Fels, dass sind Korallen. Ausserdem muss ich ihnen noch etwas mitteilen,<br />

wovon ich bisher gedacht habe, jeder hätte es gesehen: Ich habe <strong>ein</strong>e Plakette<br />

gesehen, als wir zu dem Generator-Raum gegangen sind...diese Basis wurde im XJahr<br />

320 gebaut. Falls sie sich nicht mit Jahren auskennen: Das war vor etwa 370<br />

Jazuras." Lisaios zischte neben Danna auf:"Wassss? Ssssso alt? Wie kann dassss bei<br />

diessser Techhhhnologie bloßssss ssss<strong>ein</strong>?" Ban sah sich unter s<strong>ein</strong>er Gruppe um:"Ich<br />

glaube, diese Technologie hier übertrifft noch die Sohnen und das alte Volk.<br />

Mittlerweile dürfte dieses Nano-Technologie-Wesen das alte Volk <strong>ein</strong>geholt haben..." es<br />

herrschte betretenes Schweigen.<br />

Miss Cort eröffnete <strong>ein</strong>e Theorie:"Ich glaube, diese Basis wurde flach auf den<br />

Meeresboden gebaut, dann sind irgendwann die Korallen darüber gewachsen." Ban<br />

nickte, dann liess er s<strong>ein</strong>en Blick wieder schweifen: Vorne in dem Bogen des Raumes<br />

war noch <strong>ein</strong>e runde Fläche auf dem Boden, wie das Holo-System des Informations-<br />

Terminals. Überall am Bogen waren dazu noch kl<strong>ein</strong>ere Kreise auf dem Boden...wie<br />

Sekundär-Terminals.<br />

"Miss Gunns, sie haben ja schon Erfahrung mit diesem Holo-Interface. Würden sie sich<br />

dem großen Kreis dort annehmen?" "Ja, Sir."<br />

Die junge Frau ging in die Mitte des Kreises und wartete, bis die Liege hinter ihr<br />

hochgewachsen war und sie in die angeschrägte Waagerechte hob. Doch dieses mal


ildete sich k<strong>ein</strong> Holo-Interface.<br />

Ban ging zu Gunns und sah sie an:"Ist was kaputt?" "K<strong>ein</strong>e Ahnung, ich wusste ja<br />

vorhin schon nicht, was passierte." Danna rieb sich mit der rechten Hand von der Stirn<br />

bis zum Kinn:"Hmpff...dann müssen wir wohl doch noch <strong>ein</strong> paar Instrumente und<br />

Wissenschaftler herbringen und dann sehen, ob wir noch <strong>ein</strong> zweites Terminal finden.<br />

Ich hatte gehofft, nicht zu viele militärische Bewegungen zu machen...jetzt wird jeder<br />

andere Geheimdienst und noch andere Gruppierungen darauf aufmerksam werden."<br />

Die Stimme des Computers meldete sich wieder:"Wenn sie lieber auf Argon Prime<br />

arbeiten möchten, lässt sich das <strong>ein</strong>richten. Und dieses Terminal, ist auch nicht für die<br />

Datenabfrage, sondern es handelt sich um die Haupt-Kontrollkonsole." "Haupt-<br />

KontrollKonsole?" "Das werde ich ihnen gleich erklären, aber erst <strong>ein</strong>mal brechen wir<br />

auf...Initialisiere Aufstiegs-Sequenz."<br />

Die gesamte Basis begann zu zittern und vibrieren. Die Felswand vor dem Fenster<br />

bekam Risse und bröckelte ab. Ban erinnerte sich gut an den Meeresboden hier, als sie<br />

abgetaucht waren...hier gab es schon lange nicht mehr viel Leben, geschweige denn<br />

Korallen. Wieder erklang die Stimme von Leviathan:"Kompensiere Vibrationen mit<br />

Dämpfungs-Feldern." Plötzlich hörte das Zittern auf...die Felswand vor dem Fenster<br />

brach weg.<br />

Ban konnte nicht viel erkennen, nur dass sich der Meeresboden rasch entfernte.<br />

An Bord der Sea-King lief Kapitän Stans auf der Brücke umher. Mittlerweile war es<br />

dunkel geworden und nur die Sterne und die Leucht-Körper des Schiffes spendeten<br />

Licht. Er hatte eigentlich k<strong>ein</strong>en Grund, nervös zu s<strong>ein</strong>: Die See war ruhig, der Wetter-<br />

Bericht zeigte k<strong>ein</strong>e Sturm-Warnungen...aber irgendwas in s<strong>ein</strong>er See-Manns-Brust<br />

brachte s<strong>ein</strong> Herz zum hämmern. Das Expeditions-Team war noch komplett im<br />

Zeitplan...eigentlich k<strong>ein</strong> Grund zur Beunruhigung...und doch musste er umherlaufen.<br />

Als Bestätigung s<strong>ein</strong>er Unruhe schrie der Sonar-Offizier auf:"Kapitän! Da muss <strong>ein</strong><br />

Seebeben oder sowas s<strong>ein</strong>...da hämmern lauter St<strong>ein</strong>e gegen<strong>ein</strong>ander." "Schmeissen<br />

sie mal den Monitor an...ich muss sehen, ob wir irgend<strong>ein</strong>en Tsunami melden<br />

müssen." Das grüne Monitor-Bild füllte den Bildschirm s<strong>ein</strong>es Kommando-Monitors<br />

aus...da kam was hoch! Wie <strong>ein</strong> riesiger Rochen mit Keulenschwanz. Was zur Hölle<br />

hatten die da Unten gemacht?!! "Sonar! Wie groß ist das Ding?!" "Etwa <strong>ein</strong>hundert<br />

Kilometer lang und circa 80 Kilometer breit." "Was?!..." So <strong>ein</strong> Riesen-Ding?! Das<br />

konnte doch k<strong>ein</strong> Lebewesen s<strong>ein</strong>! "...Wo kommt es hoch?! Wie stark ist die<br />

Ströhmung?!" "Etwa <strong>ein</strong>en Kilometer Steuerbord...es hat kaum<br />

Ströhmungsverdrängung!"<br />

Langsam wurde das Meer von <strong>ein</strong>em schwachen, blauen Licht durchzogen, das immer<br />

Stärker wurde, je höher dieses Ding stieg.<br />

Kaptän Stans lief zu dem rechten Fenster der Brücke und sah nach draussen, wo <strong>ein</strong>e<br />

rochenförmige, blau leuchtende Silhuette aus den Tiefen stieg. Der Sonar-Offizier<br />

nahm sich die Kopfhöhrer vom Kopf und rannte neben den grauhaarigen Kapitän mit<br />

kurzem Vollbart. Der Rest der Brückenbesatzung tat das gleiche. Auch die restliche<br />

Besatzung rannte an die Steuerbord-Reling.<br />

Das Wasser bäumte sich auf, als die gigantische Form durch die Oberfläche stiess, mit<br />

dem Rücken zuerst. Der Keulenschwanz leuchtete intensiv hellblau, das Leuchten zog<br />

sich dann über die gesamte Hinterseite und die hinteren Kanten der Flügel. Auch die<br />

Unterseite glimmte leicht. Das Meer blieb still, nur leichte Wellen brachten die zwei<br />

Kilometer lange Sea-King zum schwanken...der Stolz der Flotte wirkte neben diesem<br />

gigantischen Ding wie <strong>ein</strong> winziges Spielzeug-Boot. Das riesige Objekt hatte<br />

tatsächlich die Gestalt <strong>ein</strong>es Rochens! Sogar die Maul-Flossen wie bei <strong>ein</strong>em Manta<br />

waren da, nur dass das Maul nicht vorhanden war, stattdessen war dort <strong>ein</strong>e<br />

abgerundete, kurze Spitze, die fast wie <strong>ein</strong> geglättetes Froschmaul anschloss...nur<br />

ohne Augen und Nasenlöcher. In dieser abgerundeten Spitze, die nach unten hin<br />

abgeschrägt war, konnte Stans <strong>ein</strong>e Art Fenster erkennen...Ein Schiff?! N<strong>ein</strong>...mehr<br />

als <strong>ein</strong> Schiff! Das Ding hob majestätisch von der Wasseroberfläche ab! Ein Raum-


Schiff!<br />

Der Bug des gigantischen Objekts drehte sich kurz zu der Sea-King, die davor wie <strong>ein</strong><br />

Stichling vor dem Kopf <strong>ein</strong>es Mantas wirkte. Dann machte das Raumschiff <strong>ein</strong>e<br />

langsame 100-Grad-Drehung, zog den Bug nach oben und flog, mit <strong>ein</strong>em Aufblitzen<br />

des Leuchtens am Heck, in den Nachthimmel.<br />

Als das Ding etwa zwanzig Kilometer über dem Meer war und s<strong>ein</strong>en Schatten über die<br />

Sea-King warf, überzog <strong>ein</strong> Effekt wie <strong>ein</strong> Hitze-Flimmern den Körper des Schiffes,<br />

dann verblasste es gegen den Nachthimmel und das Licht der Sterne fiel wieder auf<br />

das Deck der Sea-King.<br />

Noch etwa <strong>ein</strong>e Mizura starrten alle auf den Punkt am Himmel, wo das gigantische<br />

Schiff unsichtbar geworden war.<br />

Ban sah aus dem Fenster...Der Raum um Drei Welten...sofort schoss es ihm durch den<br />

Kopf:"Verdammt du irrer Computer! Man wird das Ding hier sehen!" "Das wird man<br />

nicht. Das Schiff wurde phasenverschoben, es ist für Materie durchlässig und somit<br />

auch für Photonen. K<strong>ein</strong> argonischer, teladianischer, boronischer, split und<br />

paranidischer Sensor kann die Neo-Atlantis wahrnehmen." Jetzt leuchtete es Ban <strong>ein</strong>:<br />

Die Stromlinien-Form, der Kontroll-Raum in der Spitze anstatt des Zentrums: Dieses<br />

Neo-Atlantis war k<strong>ein</strong>e Basis, sondern <strong>ein</strong> Schiff! "Und wozu dient diese Haupt-<br />

Kontrollkonsole?"<br />

Zwei kl<strong>ein</strong>e, glatte Stäbe, fast wie Finger, wuchsen aus der Liege und berührten die<br />

Schläfen von Gunns. Die Augen der jungen Frau weiteten sich kurz. "Miss Gunns! Was<br />

ist?" "Diese Bilder...<strong>ein</strong> HUD? Das ist doch nicht m<strong>ein</strong>e Sicht?! So viele Video-<br />

Bilder...<strong>ein</strong> Menü?" "Was ist denn nun?" "Das...das sch<strong>ein</strong>t <strong>ein</strong> Neural-Link zu s<strong>ein</strong>. Ich<br />

kann hier alles sehen...Steuerung, Sprung-Kontrolle, Überlicht-Geschwindigkeits-<br />

Antrieb! Waffen, Schilde, Traktor-Strahlen...die Systeme sind teilweise gesperrt, aber<br />

die Sprung-Kontrolle ist freigegeben." "Dieses Ding fliegt schneller als das Licht?"<br />

Leviathan korrigierte:"Zweihunderttausend mal schneller. Verschiedene Temporal- und<br />

Raum-Krümmungs-Felder verhindern die zeitlichen Verschiebungen zwischen Schiff<br />

und Normal-Raum." Ban war überwältigt...wenn sich das nutzbar machen<br />

liesse...Argonen und Terraner wären wieder ver<strong>ein</strong>t!<br />

Er ging in Gedanken die Möglichkeiten durch, dann wendete er sich an Gunns:"Gut,<br />

bringen sie uns durch das Nordtor von Argon Prime." "OK...da sind k<strong>ein</strong>e Tore<br />

verzeichnet! Nur <strong>ein</strong> 3D-Cursor...das ist <strong>ein</strong> torloser Sprungantrieb!" "Das verwundert<br />

mich nach all diesen technischen Wundern kaum...bringen sie uns in <strong>ein</strong>en weiten<br />

Orbit um Argon." "Ja, Sir." Die Welt verschwand kurz in <strong>ein</strong>em hellblauen Blitz, dann<br />

sah Ban Argon in all s<strong>ein</strong>er Pracht. "Bringen sie uns in die geheime Untersee-Basis des<br />

Geheimdienstes." "Die Flug-Kontrollen sind gesperrt..." Wieder sprach Leviathan:"Ich<br />

kann sie in ihre Basis bringen...auch wenn der Hangar viel zu kl<strong>ein</strong> für das Schiff ist.<br />

Ich kann in den Fels darunter gehen und <strong>ein</strong>en Tunnel in das Meterial bohren, dann<br />

können sie so viele Wissenschaftler an m<strong>ein</strong>e Daten-Terminals schicken, wie sie<br />

wollen. Ich werde ihnen die Technologien geben, welche ich ihnen laut m<strong>ein</strong>en<br />

Anweisungen geben soll. Ausserdem werde ich ihnen die doppelte Menge an<br />

Transplantaten und Blut herstellen, die sie momentan zur Verfügung haben. Eine<br />

größere Menge würde <strong>ein</strong>en zu starken Verdacht erwecken." Ban hätte lieber gehört,<br />

dass dieses Schiff ihnen alle Implantate und Blut-Transfusionen für die gesamten<br />

Sektoren herstellen würde, aber das erhöhte die gesamten 'Vorkommen' um das<br />

Dreifache. "Gut, die Idee ist wirklich gut. Dann bring uns bitte in den Fels." Das Schiff<br />

tauchte in die Atmosphäre des Planeten, raste auf die Oberfläche zu und stiess in das<br />

Meer. Der Fels kam näher, dann blieb er hinter dem Schiff zurück, als das Schiff darin<br />

<strong>ein</strong>drang, wie in die Atmosphäre. Das Schiff stellte sich in die Waagerechte und flog<br />

noch etwas weiter. Ross wirkte auf <strong>ein</strong>mal verängstigt:"Moment! Was ist mit der<br />

Überlagerung der Materie, wenn wir aus dieser "Phase" auftauchen?" Leviathan<br />

beruhigte ihn:"Vorher weite ich <strong>ein</strong> Kraftfeld aus, das den Felsen aufnimmt und <strong>ein</strong>e<br />

passende Höhle schafft. Der aufgenommene Fels wird dann gleichmäßig über den


Meeresboden verteilt, ohne <strong>ein</strong> Lebewesen zu verletzen." Ross lächelte beruhigt:"Das<br />

ist ne' gute Nachricht."<br />

Das Schiff blieb stehen und dann war alles still.<br />

Wieder schallte die Stimme von Leviathan durch den Raum:"Wenn sie wollen, können<br />

sie jetzt <strong>ein</strong> Team rufen, das von der Ausstiegsluke 5C <strong>ein</strong>en Tunnel fünf Meter nach<br />

unten gräbt. Sie sollen <strong>ein</strong>e sechs Meter lange Leiter mitbringen." "Gut." Ban<br />

aktivierte s<strong>ein</strong> Funkgerät und gab die entsprechenden Anweisungen. Zuerst war der<br />

leitende Commander der Basis natürlich verblüfft, wie Ban Danna persönlich unter die<br />

Basis kam, aber Bans höherer Rang erledigte das Problem. Das Expeditions-Team<br />

machte sich auf den kurzen Weg, den ihnen Leviathan über das Bord-Comm wies.<br />

Kurz darauf standen sie <strong>ein</strong>er perplexen Bohr-Mannschaft gegenüber, die an der sich<br />

öffnenden Wand standen.<br />

Ban regelte alles, damit so schnell wie möglich so viele Wissenschaftler wie möglich zu<br />

diesen Daten-Terminals kommen konnten.<br />

Thorsten materialisierte mit Jarin und Rough im nördlichen Xenon-Dorf. Kaum <strong>ein</strong>er<br />

der mechanischen Anwohner war erstaunt...nur Siren war noch etwas verblüfft. Die<br />

neueste Xenon in der Gem<strong>ein</strong>schaft war nach dem Vorfall mit den Shil'Crers hierher<br />

gezogen.<br />

Thorsten hatte <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es, freies Haus für Rough vorbereitet. Nun kam die<br />

Spezialisierung:"Und Rough, hast du irgendwelche Hobbies entwickelt?" "Öhm...nun<br />

ich habe mich immer gerne um die Pflanzen im Gewächshaus gekümmert. Natürlich<br />

habe ich auch gerne gebastelt." "Soll ich dir <strong>ein</strong>en großen Garten und <strong>ein</strong>e Werkstatt<br />

<strong>ein</strong>richten?" "Klingt nicht übel." "Du kannst ja mittlerweile auch essen, also kannst du<br />

die Früchte d<strong>ein</strong>er Arbeit auch geniessen." "Wie soll ich ohne Mund essen?" "Ach ja,<br />

geh' mal in d<strong>ein</strong>en sekundären System-Speicher und öffne die Datei Mimikgue.nti."<br />

"Ja gut, aber wieso?" In diesem Moment öffneten sich die Wangensegmente und die<br />

obere Schädelpartie und zogen sich nach hinten zurück. Bevor sie den Scheitel<br />

freigaben, leuchtete das Gesicht darunter kurz auf und gab <strong>ein</strong> Mitte zwanzig-jähriges<br />

Gesicht frei. Es hätte aus <strong>ein</strong>em Model-Katalog stammen können, es machte die<br />

Eingliederung noch leichter, wenn das menschliche Gesicht attraktiv war.<br />

Die Platten zogen sich zwischen Nacken und Schulterblätter zurück und gaben <strong>ein</strong>en<br />

metallic-blauen Bürstenschnitt frei.<br />

Rough fuhr sich durch die Haare:"Hey...das ist witzig. Ich mit Haaren und Gesicht.<br />

Moment mal...Habe ich etwa die selbe Frisur wie du?" "Ja, du kannst das aber<br />

jederzeit ändern." "Ne...ich lasse das erst <strong>ein</strong>mal so. Sieht ja nicht schlecht aus." "Und<br />

hast du irgendwelche Pläne?" "Ich habe bisher k<strong>ein</strong>e gemacht. Wahrsch<strong>ein</strong>lich werde<br />

ich erst <strong>ein</strong>mal den Garten hoch ziehen, damit ich mich <strong>ein</strong> bisschen mehr zuhause<br />

fühle. Freier Himmel...daran muss ich mich erst <strong>ein</strong>mal gewöhnen." "Das geht schnell.<br />

Da vorne ist es schon: D<strong>ein</strong> neues Haus." Thorsten sah Rough dabei zu, wie dieser<br />

s<strong>ein</strong> Haus begutachtete, dann lächelte Rough:"Hm...mal <strong>ein</strong> Haus über der Erde. Ist<br />

was neues." "Na, dann mal hin<strong>ein</strong> mit dir." Rough öffnete den kl<strong>ein</strong>en Gartenzaun,<br />

betrat den gepflasterten Weg und ging auf die Tür zu. Die mechanische Hand ergriff<br />

die Klinke und trat <strong>ein</strong>. Thorstens alte Kreation sah sich in dem leeren Gebäude<br />

um:"Also...das nenne ich mal spartanisch." "Du kannst das Haus jederzeit <strong>ein</strong>richten,<br />

wie du willst, du musst es nur dem Haus-Computer sagen. So kannst du auch die<br />

Wände erzeugen lassen." "Beispielsweise...<strong>ein</strong>en Schaukelstuhl, aus Korb-Geflecht."<br />

Mit <strong>ein</strong>em Piepsen bestätigte der Haus-Computer die Bestellung und materialisierte<br />

<strong>ein</strong>en Schaukelstuhl. Rough liess sich hin<strong>ein</strong> fallen und wäre b<strong>ein</strong>ahe nach hinten hin<br />

umgekippt, was er aber durch rudern mit den Armen und Austrecken der B<strong>ein</strong>e<br />

verhindern konnte:"Uii...ich muss m<strong>ein</strong>e Aktuatoren zügeln...ich bin wohl noch etwas<br />

zu ungestüm, nach m<strong>ein</strong>er Reperatur." Thorsten lächelte:"Tja...du wirst dich sicher<br />

schnell daran gewöhnen. Du hast dich ja auch öfter selbst repariert." "Öfter is' wohl<br />

untertrieben. Aber dank dir quietscht und explodiert m<strong>ein</strong>e Schulter jetzt nicht mehr."<br />

"Und du hast mehrer Giga-Tonnen Hebekraft." "Und das, ja. Vor allem aber ist es


schön, nicht mehr all<strong>ein</strong> zu s<strong>ein</strong>. Naja, mit den Pflanzen im Bunker war ich ja auch<br />

nicht all<strong>ein</strong>, aber mit denen konnte man sich eben so schlecht unterhalten." "Tja, mit<br />

d<strong>ein</strong>en neuen Wohngenossen kannst du dich auf jede Weise unterhalten: Infrarot-<br />

Schnittstelle, Wireless-Lan und und und...oder das gute alte Reden." "Hm, ich denke,<br />

ich habe <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong>e viel zu große Klappe entwickelt, um nicht zu reden." "Das habe<br />

ich gemerkt. Aber du bist dabei ja nicht bösartig." "Oh, da fällt mir <strong>ein</strong>: Wollt ihr beide<br />

euch nicht setzen? Oder müsst ihr schon wieder los?" Thorsten sah Jarin an:"Hast du<br />

Lust? Wir haben ja genug Zeit." "Joa, gerne. Ich möchte ja versuchen, <strong>ein</strong> paar<br />

p<strong>ein</strong>liche Details über dich aus d<strong>ein</strong>em Freund zu kitzeln." Thorsten gestatte es sich,<br />

rot zu werden, während Rough herzhaft lachte. Das mechanische Lebewesen setzte<br />

sich aufrecht:"Hey, Computer, schick mir doch bitte noch zwei solche Stühle hier. Aber<br />

bitte mit Sitzkissen." "Bestätigt." Mit hellblauen Lichtblitzen erschienen zwei neue<br />

Schaukelstühle und Jarin und Thorsten setzten sich. Rough lehnte sich<br />

zurück:"Ähm...wollt ihr was trinken?" Jarin antwortete augenblicklich:"Oh ja. Ich hätte<br />

mal wieder Lust auf nen Erdbeer-Shake." "Gut. Und du Thorsten?" "Och...wenn wir<br />

schon bei Shakes sind, nehme ich <strong>ein</strong>en Schoko-Shake." "Geritzt...äh...wie<br />

funktioniert noch mal dieser Materie-Erzeuger?" Thorsten lächelte:"Denk' <strong>ein</strong>fach an<br />

das, was du haben willst und wo du es haben willst." "Gut." Mit zwei hellblauen Blitzen<br />

erschienen vor Thorsten und Jarin jeweils <strong>ein</strong> Glas. Jarin beugte sich runter, nahm den<br />

Shake hoch und sog am Strohhalm. Thorsten war etwas müßiger: Er projezierte mit<br />

<strong>ein</strong>em Nanit in s<strong>ein</strong>em Fuss <strong>ein</strong> Kraftfeld unter den Shake und hob ihn damit hoch in<br />

Greifhöhe.<br />

Jarin sah ihn schräg an:"Fauler Sack, du." "Hey, immerhin ist der Generator <strong>ein</strong> Teil<br />

m<strong>ein</strong>es Körpers." "Naja, d<strong>ein</strong>e Muskeln aber auch." "Okay. Das nächste mal nehm ich<br />

ihn so hoch. Ich habe nur lange nicht mehr in <strong>ein</strong>em Schaukelstuhl gesessen...ich<br />

wollte mich <strong>ein</strong>fach mal wieder zurücklehnen." Jarin grinste:"Dann will ich es dir noch<br />

<strong>ein</strong>mal durchgehen lassen." Rough grinste:"Tja, Thorsten, du bist unter dem<br />

Pantoffel." "Hm, mag s<strong>ein</strong>, aber immerhin habe ich die Freiheit, mich überall in<br />

fünfzehn Galaxien zurück zu ziehen. Obwohl ich das schlimmer finden würde als unter<br />

dem Pantoffel zu s<strong>ein</strong>." "Muss Liebe schön s<strong>ein</strong>. Irgendwann ist es vielleicht auch bei<br />

mir so weit." "Das ist nicht ausgeschlossen. Schon viele ander künstliche<br />

Lebensformen haben Liebe entwickelt." "Und dann was passendes zu finden, wenn<br />

man aus Metall, Kunststoff und Silizium besteht." "Da wirst du hier wohl k<strong>ein</strong>e<br />

Probleme haben. Sobald hier <strong>ein</strong> Xenon Liebe empfindet, kannst du <strong>ein</strong> Ziel davon<br />

s<strong>ein</strong>." "Mal sehen. Und was hast du die letzten achthundert Jahre gemacht, ausser der<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft?" "Eine gute Frage: Ich habe geforscht, entwickelt, Sozial-Studien<br />

gemacht und mich <strong>ein</strong> bisschen amüsiert. Allerdings habe ich auch zahlreiche Kriege<br />

gesehen...und sehr viel Tod. Aber bisher ist das Meiste gut gewesen. Und du?" "Nun,<br />

ich habe die Pflanzen gezüchtet, bin lebendig geworden und habe mich selbst am<br />

laufen gehalten." "Da fällt mir <strong>ein</strong>: Wo hattest du eigentlich die Rohstoffe für d<strong>ein</strong>e<br />

Reperaturen her?" "Ich habe sie aus d<strong>ein</strong>en Geräten geholt und dann habe ich selbst<br />

welche gemacht. Zum Beispiel habe ich Kupfer aus dem Magma der Erde gewonnen,<br />

indem ich den Geo-Thermal-Generator umgebaut habe." "Daher auch das Gold für<br />

d<strong>ein</strong>e neuen Schaltungen?" Rough kratzte sich am Hinterkopf und lächelte<br />

schuldbewusst:"Ähh...n<strong>ein</strong>. Das habe ich aus d<strong>ein</strong>en Elektro-Geräten gemopst." "Der<br />

kaputte Fernseher, die Boxen, der PQC? Das hast alles du zertrümmert?" "Nee.<br />

Zertrümmert waren die Gehäuse schon vom Einsturz, aber ich habe die Platinen und<br />

Chips rausgeholt und mir das Gold rausgenommen, um m<strong>ein</strong>e Schaltungen zu<br />

reparieren. Tut mir leid." "Ach, das braucht dir nicht leid tun. Du bist sowieso<br />

wertvoller als der ganze Kram: Erstens, weil du lebst und zweitens, hättest du mir<br />

damals schon <strong>ein</strong> gutes Sümmchen <strong>ein</strong>bringen können. Ich habe zwar nicht <strong>ein</strong>mal<br />

daran gedacht, dich zu verkaufen oder ähnliches, aber als ich die damaligen<br />

Assistenz-Roboter gesehen habe und sie mit dir verglichen habe, musste ich über die<br />

fast lachen." "Bestimmt hat auch k<strong>ein</strong>er so herzlich an s<strong>ein</strong>er Maschine rumgebastelt,


wie du an mir." "Nun wo du lebendig bist, möchte ich schon moralisch k<strong>ein</strong>en<br />

Anspruch auf dich erheben. Das wäre Sklaverei...." Thorsten grinste schämisch:"Du<br />

bist jetzt <strong>ein</strong> freier Blechkamerad." Rough lachte laut:"Hey, den Blechkamerad<br />

verbiete ich mir." "OK, Blechmann. Ach, ist schon gut. Du hast genau so viel mit Metall<br />

zu tun wie Jarin oder ich. Ein Metall ist hier sowieso kaum zu finden. Die ganzen<br />

Xenon-Exo-Skelette bestehen aus <strong>ein</strong>em bionischen Kunststoff-Haut-Imitat. So<br />

komplex wie menschliche Haut, aber um <strong>ein</strong>iges härter." "Also könntest du uns allen<br />

<strong>ein</strong> komplett menschliches Aussehen verpassen?" "Sicher, aber wo bliebe da die<br />

Individualität?! Jeder Xenon und du sind zwar aus dem Ursprung her von Menschen<br />

erbaut worden, aber trotzdem seit ihr <strong>ein</strong>e eigenständige Art. Aber ihr habt alle<br />

Annehmlichkeiten, die auch <strong>ein</strong> Mensch hat. Es gibt auch etwa drei verschiede Mode-<br />

Kompositionen für das Design, das ich euch verpasst habe." "Mit diesen Schultern?"<br />

Rough zeigte auf s<strong>ein</strong>e Schulterpanzerungen, die etwas über die Oberarme hinweg<br />

reichten. Thorsten lächelte:"Ja, allerdings hast du etwas dickere Oberschenkel,<br />

schliesslich musste ich ja noch <strong>ein</strong> paar mehr Systeme unterbringen." "Ist mir schon<br />

aufgefallen. Sonst noch irgendwelche Äusserlichkeiten, die bei mir abweichend sind?"<br />

"Tja, du hast <strong>ein</strong>en speziellen Kampf-Helm, der d<strong>ein</strong> Gesicht abdeckt und schützt und<br />

du hast jeweils <strong>ein</strong>e Schild- und <strong>ein</strong>e Waffenphalanx in den Unterarmen, daher sind<br />

die auch etwas dicker." "Wozu brauche ich denn Waffen und Schilde?" Jarin nahm den<br />

Strohhalm vom Mund:"Nun, ich habe bisher am besten gemerkt, dass das Leben in<br />

Thorstens Nähe oft etwas...nun, risikoreicher s<strong>ein</strong> kann." "Aha, Selbstschutz."<br />

Thorsten nickte:"Ja, und natürlich wäre es auch richtig, andere zu schützen."<br />

"Mittlerweile weiss ich, dass ich jetzt zielen kann." "Oh, und ich habe dir <strong>ein</strong>en Kurs<br />

auf den Speicher gelegt, den ich bei den größten Schwertkämpfern der Split gelernt<br />

habe. Ihre Kampfkunst, kombiniert mit der japanischen, ist besser als alles was es<br />

heutzutage gibt. Leider ist ihr Wissen, bis auf mich, verloren gegangen." "Ich habe<br />

also das alte Wissen des Schwertkampfes gespeichert, mit dem so gut wie k<strong>ein</strong>er,<br />

ausser dir, mithalten kann?" "Auf das beläuft es sich, ja." "Cool. Ich nehme an, ich<br />

kann auch Schwerter replizieren?" "Sicher: Breitschwert, Langschwert, Katana,<br />

Einhänder, Zweihänder, und und und." "Klingt interessant." "Achja, du hast auch noch<br />

die Möglichkeit, Energie-Klingen aus d<strong>ein</strong>en Unterarmen kommen zu lassen." "So<br />

ähnlich wie die Dinger aus StarWars?" "Ja, ziemlich genau so." Jarin lächelte:"Diese<br />

alten Schinken über Jedi-Ritter und das ganze Zeug." "Als Rough und ich im Bunker<br />

waren, waren die noch garnicht so alt." "Jaja, m<strong>ein</strong> Mann der Greis." "Und diese<br />

ungebändigte Jugend. Gegensätze ziehen sich halt an."<br />

Jarin küsste Thorsten auf die Wange:"Und zwar stärker als jeder Magnet." Thorsten<br />

lächelte und gab ihr <strong>ein</strong>en Kuss zurück:"Stärker als jedes schwarze Loch."<br />

Rough grinste:"Soll ich euch <strong>ein</strong> Bett bestellen?" Beide wurden knallrot.<br />

Nach <strong>ein</strong>er weiteren halben Stunde in der sich Thorsten und Rough noch <strong>ein</strong>iges zu<br />

sagen hatten, verabschiedeten sich Jarin und Thorsten von Rough und verschwanden<br />

dann in <strong>ein</strong>em hellblauen Lichtblitz zu ihrem Haus.<br />

Ban Danna ging durch die Gänge von Neo Atlantis. Alles war voller Datenkabel zum<br />

Rechner des Forschungs-Camps im medizinischen Bereich. S<strong>ein</strong> Ziel aber war die<br />

Brücke, wo Eleysa Gunns mit <strong>ein</strong>em Team von der TerraCorp arbeitete. Mittlerweile<br />

war auch Elena Kho <strong>ein</strong>geweiht worden und war, so weit er informiert wurde, ebenfalls<br />

auf der Brücke. Er kam drei Mizuras später auf der Brücke an und sah sich um. In<br />

<strong>ein</strong>er Ecke stand Elena mit Miss Gunns. Die Beiden unterhielten sich angeregt über <strong>ein</strong><br />

Hologramm, dass <strong>ein</strong>es der Datenterminals der Brücke projezierte. Als dieses hatten<br />

sich die kl<strong>ein</strong>en Kreise am Bogen der Brücke herausgestellt. "Elena Kho. Ich nehme<br />

an, du möchtest diesem Computer s<strong>ein</strong> Sprungantriebsgeheimnis entlocken?" "Ban,<br />

ich fasse es nicht, aber dieser Computer ist noch sturer als du und Kyle zusammen."<br />

Er lächelte:"War das <strong>ein</strong> Kompliment oder <strong>ein</strong>e Beleidigung?" "Beides. Oh, da stehe ich<br />

schon in dem Schiff, das mich nach Hause bringen könnte, und Kyle gleich dazu, und<br />

dieses künstliche Gehirn verweigert mir den Zugriff!" "Aber er hat uns zahlreiche


Technologien zur Verfügung gestellt." "Ja, und ich weiss jetzt, woher auf der Erde die<br />

Technologie gekommen ist, die Brüche innerhalb von Stunden zusammenwachsen<br />

lässt. Aber trotzdem rückt dieses Schiff k<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zigen Funken an Sprungantriebs-<br />

Technologie heraus." Leviathan klingte sich in das Gespräch <strong>ein</strong>:"Diese Informationen<br />

sind für sie auch nicht freigegeben." Elena sah nach oben, wo sie den Lautsprecher<br />

vermutete. Miss Gunns tippte Elena an:"Entschuldigung, aber sie brauchen nicht nach<br />

oben zu sehen, wir haben herausgefunden, dass die optischen und audiellen<br />

Sensoren, sowie die Lautsprecher, die ganze innere Haut durchziehen." Elena seufzte<br />

und sah gerade aus:"Leviathan...warum hast du nicht die Freigabe?" "Bei der<br />

derzeitigen sozialen Lage der Völker wäre diese Technologie zu gefährlich." "Und<br />

wieso? Die Xenon haben ihn." "Die Xenon funktionieren nach dem Prinzip der<br />

rohstoffsparenden Expansion. Sie haben abgespeichert, dass der Kampf gegen die<br />

Sektoren Rohstoffe verschwendet. Nur <strong>ein</strong>ige Sub-Netzwerke haben diese Nachricht<br />

nicht assimiliert und greifen deswegen noch an. Die Sektoren sind ihnen wohl<br />

bekannt. Deswegen materialisieren auch k<strong>ein</strong>e Xenon in Primärsektoren, die nicht von<br />

Hackern bewohnt werden. Deren Identität können sie leicht über das schwarze Brett<br />

ermitteln." "Und warum gibst du uns dann nicht den Sprungantrieb?" "Weil es immer<br />

<strong>ein</strong>ige rachsüchtige Wesen gibt, die dann die Xenon ohne Rücksicht auf Verluste<br />

angreifen würden. Vor allem die Split und Paraniden wären hier <strong>ein</strong> gutes Beispiel."<br />

"Und wenn du ihn nur den Argonen gibst?" "Die Argonen handeln genau so mit<br />

Technologie wie jedes andere Volk. Oder <strong>ein</strong> Schiff wird gekapert oder <strong>ein</strong> Spion<br />

besorgt den anderen Völkern die Technologie. Soll ich ihnen den Zusammenhang nach<br />

dieser Frage noch <strong>ein</strong> zwölftes Mal erklären?" Ban zog <strong>ein</strong>e Augenbraue hoch:"Ein<br />

zwölftes mal?" "Exakt, Frau Kho hat bereits elf Mal nach dem Zusammenhang<br />

gefragt." "Und du wirst ihn uns nicht geben." "Exakt. Alle freigegebenen Technologien<br />

können an den Datenterminals abgerufen werden." Elena schnaufte und riss<br />

verzweifelt die Arme hoch:"Das gibts doch nicht! Jetzt zählt dieser Computer schon<br />

auf, wie oft ich ihn was frage. Dagegen waren ja selbst die Unterhaltungen mit Kyle<br />

noch recht löslich!" Ban wendete sich an Gunns und überliess Elena ihrem<br />

Wutanfall:"Also Miss Gunns, was haben wir bekommen?" "Unter anderem das hier."<br />

Die junge Technikerin zog ihren linken Ärmel hoch und zeigte <strong>ein</strong> Gerät, das ihren<br />

gesamten Unterarm vom Ellenbogen bis zum Handgelenk <strong>ein</strong>hüllte.<br />

Sie tippte auf <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e blaue Fläche und <strong>ein</strong> Kraftfeld hüllte sie <strong>ein</strong>. Ban legte den<br />

Kopf schräg:"Und was ist das? Ein personelles Schild haben wir doch schon lange."<br />

"Ja, aber nicht so <strong>ein</strong>s. Es absorbiert jegliche Energie, sogar so starke wie <strong>ein</strong><br />

Gamma-Kyonenemitter. Es wendet sie <strong>ein</strong>fach auf um sich selbst zu versärken." "Sie<br />

m<strong>ein</strong>en, es verstärkt sich selbst mit der Energie, mit der es befeuert wird?" "Ja.<br />

Allerdings ist dass zweiseitig. Mann kann k<strong>ein</strong>e Energie raus bringen und k<strong>ein</strong>e<br />

r<strong>ein</strong>bringen." "Also ist es nicht für Kampfschiffe geeignet." "Ja. Aber es ist unheimlich<br />

stark. Theoretisch könnten sie damit durch die Sonne fliegen...bis die Schwerkraft im<br />

Kern sie zerquetscht." "Also macht es nicht gegen Schwerkraft immun?" "N<strong>ein</strong>, aber<br />

gegen jegliche Energie, die kinetisch oder energetisch zugeführt wird. Nur die<br />

Körperwärme bleibt erhalten." "37 Grad Celsius?" "Ja, aber die Thermik sch<strong>ein</strong>t sich<br />

dem Träger anzupassen. Bei Offizier Lisaios zum Beispiel simulierte es die perfekte<br />

Temperatur, die auch in der Sonne von Ianamus Zura vorhanden wäre.<br />

Entschuldigung, wenn man sich sonnen würde natürlich." "Und wie steht es mit<br />

Atmosphäre? Müssten sie nicht irgendwann ersticken?" "N<strong>ein</strong>. Es ist unglaublich, aber<br />

dieses kl<strong>ein</strong>e Ding absorbiert das CO2 und filtert den Kohlenstoff heraus. Ausserdem<br />

die Atemfeuchtigkeit. Das ganze wird in Reservoirs gepeichert. Es kann sogar Urin<br />

wieder klären. Allerdings hat es <strong>ein</strong>e Art Energie-Schleuse, die das...nun ja...andere<br />

Geschäft nach draussen lässt." "Das Schild ermöglicht das...gewisse Geschäft im All?"<br />

"Ja. Es sch<strong>ein</strong>t <strong>ein</strong>e Art universeller Raumanzug zu s<strong>ein</strong>. Es hat sogar <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en<br />

Gyro-Jet-Antrieb, der über Kraftfeldkanäle an die entsprechenden Austrittspunkte<br />

geleitet wird." "Ein Raumschiff im Mini-Format?" "Ja. Es schafft sogar bis zu fünfzig


Meter die Sekunde. Das ist schneller als jeder zivile Raumanzug...und sogar schneller<br />

als <strong>ein</strong>ige militärische." "Und wie lange wird es dauern, bis wir das Ding in Serie<br />

fertigen können?" "Nun, wir verstehen vieles noch nicht so ganz. Etwa acht Jazuras<br />

werden wir wohl brauchen." "Und wie viele Dinge haben wir etwa bekommen?" "Etwa<br />

um die hundert. Medikamente nicht mit <strong>ein</strong>geschlossen." "Auch diese Gewebe-<br />

Regeneratoren?" "Ja, fünf verschiedene. Für jede Rasse <strong>ein</strong>en. Nicht ganz so schnell,<br />

aber fast genau so leistungsfähig." "Wie lange wird es dauern, bis die <strong>ein</strong>satzbereit für<br />

jedes Krankenhaus sind?" "Also, wir haben Versionen gekriegt, die etwa so groß wie<br />

<strong>ein</strong> Buster sind. Aber bei den medizinischen Dingen greift uns Leviathan ziemlich unter<br />

die Arme. In etwa <strong>ein</strong>em Jazura spätestens haben wir die Serien-Produktion." "Und<br />

sonst noch etwas?" "Nun, Leviathan hat <strong>ein</strong>e Bedingung bezüglich der Gewinne<br />

geäussert." "Will er etwa bezahlt werden? Oder sollen wir es an irgend <strong>ein</strong><br />

Geheimkonto überweisen?" "N<strong>ein</strong>. Ganz im Gegenteil. Wir sollen die<br />

Produktionskosten r<strong>ein</strong> holen. Wenn wir allerdings mehr als das verlangen, sollen wir<br />

den Erlös an Wohltätigkeitsver<strong>ein</strong>e verteilen." "Hm, das klingt sogar sehr gut. Ich<br />

denke, wir streben Alternative Nummer 2 an." "Ausserdem haben wir noch diese<br />

praktische Funktion im Schiff entdeckt. Leviathan, könnte ich bitte <strong>ein</strong>en Keks haben?<br />

Einen Brownie?" "K<strong>ein</strong> Problem." Mit <strong>ein</strong>em hellblauen Lichtblitz erschien das Gebäck<br />

auf dem kl<strong>ein</strong>en Klemmbrett, das Gunns zusammen mit <strong>ein</strong>em Daten-Block in ihrer<br />

rechten Hand hielt. Gunns sah Ban an:"Probieren sie mal. Von Mutter Erde. Die sind<br />

köstlich." Ban nahm den weichen Keks und sah ihn sich an...tatsächlich roch es sogar<br />

appetitlich. Er biss ab:"Mhh...wirklich gut. Jetzt noch ne Tasse schwarzen Kaffee und<br />

m<strong>ein</strong> Morgen ist gerettet."<br />

Mit <strong>ein</strong>em hellblauen Lichtblitz erschien die Tasse vor ihm und schwebte wartend in<br />

der Luft.<br />

Ban nahm die Tasse am Henkel und nahm <strong>ein</strong>en tiefen Schluck:"Ahhh. Leviathan, der<br />

ist herrlich. Vielen Dank." "Gern geschehen."<br />

Gunns kicherte:"Ich denke mal, Lisaios fand das ganze nicht so<br />

wunderbar...zumindest nach der erste Quazura nicht mehr." "Wieso?" "Nun, sie wissen<br />

ja, wie Teladi sind, wenn es etwas gratis gibt. Er hat sich <strong>ein</strong>e Quazura lang voll<br />

gestopft. Dieses Schiff kann auch Nahrung für Teladi, Boronen, Paraniden und Split<br />

replizieren. Auf jeden Fall hat er dann die Örtlichkeiten aufgesucht...mit <strong>ein</strong>em Tempo,<br />

das ich Teladi an Land garnicht zugetraut hätte. Auf jeden fall hörte man s<strong>ein</strong> Brechen<br />

im Umkreis von dreihundert Metern. Er hat aber auch fast ausgesehen wie <strong>ein</strong>e<br />

gestopfte Gans mit Schuppen. Jetzt ist er zum Med-Sektor gegangen und holt sich<br />

was gegen Sodbrennen, Übelkeit und Völlegefühl. So wie er gefuttert hat, hab' ich<br />

glatt gedacht, Teladi hätten nicht nur drei Herzen, sondern auch drei Mägen." Ban<br />

grinste ob <strong>ein</strong>er Erinnerung:"Sie hätten ihn mal am Gratis-Büfè des Militär-Balls sehen<br />

sollen. Das Essen war auch gratis. Mich wundert, dass ihm s<strong>ein</strong> Schuppenpanzer um<br />

den Bauch da nicht aufgeplatzt ist. Das Ergebnis haben sie aber eben schon<br />

beschrieben." Miss Cort betrat den Raum:"Ich glaube auch manchmal, Teladi fressen<br />

wie Krokodile wenn's was gratis gibt. Krokodile können fast <strong>ein</strong> ganzes Argnu fressen.<br />

Naja, eigentlich können Teladi ja aufgrund ihrer geringeren Größe, selbst wenn sie<br />

stopfen wie Lisaios, höchstens <strong>ein</strong>e Portion schaffen, die der <strong>ein</strong>er großen Portion für<br />

Menschen entspricht." Ban lächelte:"Ah, Miss Cort. Wie ich ihren Gesichtausdruck<br />

sehe, ist Lisaios bei ihnen im Med-Sektor angekommen?" "Ja! Leviathan hat ihn<br />

gerade rechtzeitig zur Toilette teleportiert, bevor er uns auf die Mess-Instrumente<br />

gekotzt hätte." Leviathan meldete sich:"Und er benutzt immer noch die sanitären<br />

Anlagen." Ein Mann, mitte dreißig, betrat röchelnd, mit <strong>ein</strong>em Gehstock und <strong>ein</strong>em<br />

Tropf, den Raum:"Ich hchhhhh...bin Nesson Terris...hchhh...Spezialist<br />

für...hchhhh...Kunststoffpanzerungen. Sie wollten...hchhhhphphph...mich sehen?"<br />

Ban sah auf den Mann, der sich kaum aufrecht halten konnte:"Mister Terris! Ich wollte<br />

ihre M<strong>ein</strong>ung zu <strong>ein</strong>er Probe...wie sind sie hierher gekommen?" "Oh, m<strong>ein</strong>en<br />

sie...hchhhh...an ihren Posten vorbei...oder aufgrund m<strong>ein</strong>es Zustandes?" "Nun,


aufgrund ihres Zustandes. Hatten sie nicht etwa drei tödliche Krankheiten im<br />

Endstadium?" "Vier...phhchhh...verdammte Strahl-Panzerungen. Ein Beschuss mit<br />

<strong>ein</strong>er PIK und der Kunststoff hat mir Strahlen in den Körper gejagt, die so<br />

ziemlich...hchhhhhhh...jede Mutation erzeugt haben...die <strong>ein</strong>e tödliche Krankheit<br />

auslöst. Ich überspringe aber die unappetitlichen Details. Aber um<br />

auf...hchhhuhuhrr...m<strong>ein</strong> Hiers<strong>ein</strong> zurück zu kommen:Hchhhhh...diese Probe war<br />

unglaublich. Vieles davon existiert nur in der Theorie, anderes habe ich noch nie<br />

ge...hchhhhh...sehen. Wenn ich in m<strong>ein</strong>en letzten Wochen noch etwas tun<br />

möchte...dann dieses Mysterium...hchhhh...begutachten." Leviathan klang b<strong>ein</strong>ahe<br />

besorgt:"Woche. Laut ihres Zustandes ist leider nur <strong>ein</strong>e Woche zu<br />

erwarten...höchstens zehn Tage." "Was...hchhh...ist das?" Gunns sah ihn an:"Das ist<br />

Leviathan, der Computer dieses Schiffs." "Dieses...hchhh...gigantische Ding ist <strong>ein</strong><br />

Schiff?! Und ich habe nur <strong>ein</strong>e Woche?" Leviathan verbesserte ihn:"Ohne<br />

Behandlung." "Aber es gibt k<strong>ein</strong>e Behan...hchhh...dlung!" Miss Cort sah nach<br />

oben:"Leviathan, kannst du das behandeln?" "Ohne Probleme." Terris sah nach<br />

oben:"Du kannst mich heilen?" "Unverzüglich im medizinischen Sektor." "Das glaube<br />

ich nicht...hchhh...wie kann das s<strong>ein</strong>?" Miss Cort sah ihn lächelnd an:"Also, m<strong>ein</strong><br />

rechtes B<strong>ein</strong> war bis vor kurzem nur <strong>ein</strong>e Prothese." Sie zog das Hosenb<strong>ein</strong> hoch.<br />

Terris sah auf das B<strong>ein</strong>:"Wenn das stimmt...hchhh...dann bringen sie mich bitte<br />

dahin."<br />

Ban ging zu ihm:"Ich bringe sie hin...allerdings bräuchten wir bei ihrer Konstitution<br />

vielleicht <strong>ein</strong>en Rollstuhl." Leviathan meldete sich, sichtlich optimistischer:"Das wird<br />

nicht nötig s<strong>ein</strong>. Bitte nicht erschrecken Mister Terris." Ein kl<strong>ein</strong>er, dunkelblauer<br />

Energiestrahl fächerte sich vom Boden aus zu <strong>ein</strong>em mathematischen Kegel auf, der<br />

Terris' Waden, Oberschenkel, Hintern und Rücken erfasste. Der Strahl hob ihn in<br />

Sitzposition.<br />

Ban stellte sich neben ihn:"Ich bringe sie hin...mit Hilfe dieses Kraftfeldes." Miss Cort<br />

schloss sich an und zu dritt gingen, beziehungsweise schwebten, sie zu dem Med-<br />

Sektor.<br />

Dort angekommen übernahm der Greifstrahl Terris von dem Transport-Kraftfeld und<br />

hielt ihn unter die glimmende Halbkugel, die wieder zu leuchten begann und Terris<br />

<strong>ein</strong>hüllte.<br />

Wieder öffnete sich der Ring und begann an den Spitzen der Segmente zu leuchten<br />

und feuerten ihre Kugel-Ladungen auf die Halbkugel. Die Segmente begannen zu<br />

rotieren und das Leuchten wurde wieder grell und intensiv.<br />

Als das Leuchten wieder abschwoll und Terris wieder sichtbar wurde, wurde er auf den<br />

Boden gesetzt. Er stand wieder kraftvoll und vital auf beiden B<strong>ein</strong>en.<br />

Terris machte <strong>ein</strong>en Freudensprung, während die Ringsegmente sich wieder zu <strong>ein</strong>em<br />

Ring schlossen und in die Decke fuhren. Der Mann w<strong>ein</strong>te fast vor Freude:"Ich fühle<br />

mich wie neu geboren! Es ist als wäre ich nie krank gewesen." Miss Cort lächelte:"Da<br />

sagen sie was. Ich hatte nen Heidenschiss, als ich da r<strong>ein</strong>gezogen wurde. Wir wussten<br />

ja noch nicht, was es war."<br />

Ban erinnerte sich...und in diesem Zusammenhang fiel ihm etwas auf:"Leviathan,<br />

warum hast du d<strong>ein</strong>e Vorgänge nicht beschrieben, wie bei Miss Cort?" "Es befinden<br />

sich mit ihnen, Miss Cort und den Wissenschaftlern hier, bereits mehrere Personen im<br />

Med-Sektor, die mit dem Vorgang teilweise vertraut sind. Ich gehe daher davon aus,<br />

dass genauere Beschreibungen nicht notwendig sind. Wenn sie möchten, kann ich<br />

ihnen aber anhand <strong>ein</strong>er Video-Aufzeichnung mit Animationen alle Schritte ausführlich<br />

erklären, zumindest in den Detail-Parametern, die ich ihnen laut m<strong>ein</strong>en Anweisungen<br />

nennen darf." "Moment, warum darfst du uns diesbezüglich auch k<strong>ein</strong>e Details<br />

nennen? Wissen wir also auch nicht, wie die Gewebe-Generatoren funktionieren, die<br />

wir von dir kriegen?" "K<strong>ein</strong>e Sorge, die Maschinen, die sie von mir erhalten, sind alle<br />

in den Parametern, das die neuen Erkenntnisse für sie nur auf diesem Gebiet beruhen.<br />

Allerdings ist m<strong>ein</strong>e Konstruktion etwas abweichend von den Geräten, die ich ihnen


aushändigen darf. Daher werde ich nicht alle Vorgänge erläutern. Hinzu kommt, dass<br />

ich angewiesen bin, ihren Forschungsdrang in die Richtung zu lenken, dass sie die<br />

Geräte teilweise selbst erforschen wollen." "Und warum gibst du uns nicht <strong>ein</strong>fach die<br />

ganzen Blaupausen?" "Es wäre fatal, ihnen Technologie auszuhändigen, deren<br />

Funktionsparameter ihnen nicht vertraut sind. Und durch selbstinitiiertes Lernen<br />

werden Konzepte leichter verstanden." Ban legte den Kopf schief:"Ich habe nur das<br />

Gefühl, dass du uns noch etwas mehr verschweigst." "Korrekt. Ich gebe ihnen alle<br />

Informationen, bezüglich der Dinge, die ich ihnen geben darf. Diese Technologien sind<br />

in m<strong>ein</strong>en Maßstäben allerdings ähnlich komplex, wie für sie Feuer und<br />

St<strong>ein</strong>werkzeuge. Verzeihen sie, wenn das etwas hochtrabend klang, ich wollte sie<br />

k<strong>ein</strong>eswegs beleidigen."<br />

Ban war am verzweifeln, doch dann kam Miss Cort zu ihm:"Ich glaube, was Leviathan<br />

uns sagen möchte, ist folgendes: Stellen sie sich vor, wir würden <strong>ein</strong> paar technisch<br />

unterlegene Menschen treffen. Wenn wir ihnen <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong> automatisches Labor geben<br />

würden, dass Antibiotika oder Aspirin synthetisiert. Und wir bringen ihnen nicht bei,<br />

wie das Labor das macht und was im Körper geschieht. Wenn dann das Labor kaputt<br />

geht und die Menschen es reparieren wollen, mit St<strong>ein</strong>werkzeugen beispielsweise, und<br />

es fängt irgendwie an wieder zu laufen, produziert nun aber wegen ziemlicher<br />

Fehlfunktionen nur noch Gifte, dann würden die Menschen sterben, weil wir ihnen das<br />

Wissen nicht gegeben haben. Wenn wir es ihnen aber beibringen, ohne all unser<br />

medizinisches Wissen zu offenbaren, haben wir ihr Interesse am Forschen geweckt<br />

und ihnen geholfen." Leviathan klang b<strong>ein</strong>ahe erleichtert:"Dieses Szenario entspricht<br />

voll und ganz der derzeitigen Lage. Aber ich möchte mich von dem "primitiv"<br />

distanzieren. Ohne hochnäsig oder arrogant zu klingen, aber die Neo Atlantis ist<br />

<strong>ein</strong>fach sehr weit entwickelt."<br />

Ban verstand die Situation jetzt komplett: Helfen, aber nicht um Eigenentwicklung<br />

bringen. Er lächelte und sah dabei die anwesenden mit <strong>ein</strong>em weiten Blick an:"Na<br />

dann m<strong>ein</strong>e Damen und Herren: Entdecken wir Feuer und St<strong>ein</strong>werkzeuge der<br />

nächsten Generation."<br />

Er lächelte noch <strong>ein</strong>mal kurz etwas breiter, dann ging er mit Terris zur Brücke. Elena<br />

meckerte immernoch in <strong>ein</strong>em Monolog.<br />

Als die TerraCorp-Geschäftsführerin ihn sah, lief sie sofort auf ihn zu:"Ban...gibt es<br />

irgend<strong>ein</strong>e Möglichkeit, sich in diesen Computer zu hacken?" "K<strong>ein</strong>e Chance. Wir<br />

wüssten nicht <strong>ein</strong>mal, wo wir den Zugang anschliessen müssten. Und bis auf den<br />

Sprungantrieb gibt er uns enorme Technologie." "Und was ist mit Mister Terris neben<br />

dir." Der Mann lächelte glücklich:"Das System hier hat mich geheilt!" Sie sah sofort zu<br />

der Decke:"Kannst du dann wenigstens m<strong>ein</strong>en Freund Kyle heilen?" "Tut mir leid,<br />

aber das Koma von Mister Brennan ist psychisch bedingt. Daher ist es mir nicht<br />

möglich, ihn aufzuwecken." "Woher weisst du eigentlich, was ihm fehlt? Du hast ihn<br />

doch noch nicht <strong>ein</strong>mal hier gehabt?!" "M<strong>ein</strong>e Sensoren reichen sehr viel weiter, als sie<br />

vielleicht annehmen würden." "Etwa auch bis zur Erde?" "Ich denke, ich verrate ihnen<br />

nicht zu viel, wenn ich ihnen sage: Ja, so ist es." "Dann sag mir wenigstens, wie es<br />

dort steht." "Recht friedlich. Es gibt kaum politische Diskrepanzen und auch sonst ist<br />

alles in Ordnung." "Naja, wenigstens <strong>ein</strong>e gute Nachricht." "Im übrigen habe ich noch<br />

etwas, dass ich ihnen von m<strong>ein</strong>em Erbauer für ihre Tochter und Mister Brennans Sohn<br />

übergeben soll." "Für m<strong>ein</strong>e Tochter und Julian?" "Ja, es befindet sich im Wandfach<br />

hinter ihnen." "Bevor ich m<strong>ein</strong>er Tochter und Julian irgendwas von hier gebe, möchte<br />

ich wissen, was es ist." "Man könnte es als Wächter bezeichnen. Ein System, das in<br />

Gefahren unterstützt." Elena sah Ban an:"Kann man diesem Ding hier trauen?"<br />

"Bisher haben wir k<strong>ein</strong>en Grund, es nicht zu tun. Wir haben Technologie und<br />

Transplantate bekommen, die für alle Rassen <strong>ein</strong>en enormen Nutzen bergen." "Also<br />

gut. Aber wenn den beiden irgendwas geschehen sollte, durch d<strong>ein</strong>e "Wächter",<br />

Leviathan, dann kannst du dir <strong>ein</strong>en Virus auf das System laden, dass ich<br />

wiederkomme und dich, wenn nötig, eigenhändig zerlegen." "K<strong>ein</strong>e Sorge. Sollten


diese Geräte ihrer Tochter oder Mister Gardna irgendwie schaden, werde ich ihnen<br />

augenblicklich <strong>ein</strong>e Waffe geben, mit der sie mich zerstören können." Ban kannte<br />

Elena gut genug, dass er an ihrer Miene erkennen konnte, dass sie diesem Computer<br />

jetzt traute. Sie sah nach oben:"Gut, wo sind diese Geräte?" "Drehen sie sich um, das<br />

Fach wird augenblicklich geöffnet." Hinter Elena fuhr <strong>ein</strong> Stück der Wand nach oben<br />

und zwar so, als verschmelze sie mit dem Material darüber. Elena nahm zwei Kristalle<br />

in Pfeilspitzenform hinaus, deren Kanten abgerundet schienen. Sie beäugte die<br />

Kristalle kritisch:"Das sollen Geräte s<strong>ein</strong>?" "Hochkomplexe Geräte. Ich kann diese<br />

Geräte nicht mit m<strong>ein</strong>en Materie-Erzeugern herstellen, weil ihre Aufbau zu komplex<br />

ist." "Aber du kannst Organe replizieren!" "Exakt. Doch Organe basieren auf Atomen<br />

und haben, ihrer Größe entsprechend, viele. Diese Geräte basieren, wie viele m<strong>ein</strong>er<br />

Systeme, nicht auf Atomen und sind daher, entsprechend ihrer Größe, weitaus<br />

komplexer." "Wie viel Komplexer?" "Ich werde k<strong>ein</strong>e Details diesbezüglich verraten."<br />

"Dann werde ich es Saya und Julian nicht geben." "Das ist ihre Entscheidung. Obwohl<br />

die beiden doch alt genug sind, es selbst zu wissen." "Woher kennst du ihr Alter?" "Ich<br />

kann mich in jeden beliebigen Computer in den Sektoren <strong>ein</strong>klinken, <strong>ein</strong>schliesslich<br />

des Einwohnermelde-Amt-Computers." Ban war geschockt:"WAS?!" Leviathan<br />

reagierte kühl und freundlich:"Kommen sie Mister Danna, wenn m<strong>ein</strong> Erbauer sich<br />

spielend in ihr militärisches Satelliten-Netzwerk <strong>ein</strong>hacken kann, dann können sie<br />

doch davon ausgehen, dass ich ähnliche Fähigkeiten besitze." "Na ja...ich hatte<br />

gehofft, es wäre nicht so." "Falls sie <strong>ein</strong>e Entdeckung m<strong>ein</strong>er Aktivitäten befürchten,<br />

die zu <strong>ein</strong>em militärischen Angriff gegen die Argonen führen könnten, so kann ich sie<br />

beruhigen: K<strong>ein</strong> Computer in den Sektoren kann m<strong>ein</strong>e Aktivitäten auch nur<br />

entdecken." "OK...ich hoffe, das stimmt." Elena steckte die Kristalle in ihre<br />

Tasche:"Gut, ich werde die beiden selbst fragen. Ban, ich hoffe, ich kann sie her<br />

bringen, wenn sie mich nach der Herkunft fragen." "Wieso nicht, sie haben sich in<br />

Omikron Lyrae beide als vertrauenswürdige Helden bewiesen."<br />

Elena war sauer. Jetzt gab es schon jemanden, oder besser etwas, das sie und Kyle<br />

wieder zur Erde bringen konnte...und dieses blöde Ding verweigerte es ihr. Also<br />

zurück zur TerraCorp, wo Julian und Saya mit ihr zu Mittag essen wollten. Die beiden<br />

waren so gut wie ständig auf Achse und Elena hatte schon zwei Flaschen Parfüm<br />

besorgt, damit ihre Tochter sich diesen Ammoniak-Gestank wegduften konnte. Nichts<br />

gegen Boronen, diese quirligen Wesen waren gute, wenn auch seltsame, Freunde,<br />

aber der Ammoniak-Geruch in ihren Stationen...Elena fragte sich, wie Saya nicht<br />

schon längst erstickt war. Sie betrat ihren Express und liess den Piloten starten.<br />

Schnell erreichten sie das Vakuum des Alls und bogen auf das Süd-Tor Argon Primes<br />

zu.<br />

Elena liess sich auf <strong>ein</strong>en der Stühle sinken und nahm die Kristalle aus ihrer Tasche.<br />

Sie rieb die transparenten, glasklaren Kristalle an<strong>ein</strong>ander:"Ob ihr beide mich wohl<br />

nach Hause bringen könntet..." Ein Ruck erfasste das Schiff...und noch <strong>ein</strong>er. Elena<br />

kannte diese Schläge noch zu gut von ihrer Zeit als Kampfpilotin...das war schweres<br />

Geschützfeuer!<br />

Sie rannte, so schnell sie es in ihrem Geschäftskleid konnte, in das Cockpit...dann sah<br />

sie den Angreifer durch die Cockpit-Scheibe: Ein Teladi-TL!<br />

Ein Funkspruch kam her<strong>ein</strong>:"D<strong>ein</strong>e TerraCorp hat michhhhh um viele Creditsssssss<br />

gebrachhhhht. Nun sssstirb, Kho. Tshhhhhhhh!" Es war Remonos Jaskaros V, <strong>ein</strong><br />

fragwürdiger Lieferant für Schlösser. S<strong>ein</strong>e Firma hatte unter anderem die Fracht-Box-<br />

Verriegelung hergestellt, die aufgebrochen war, wodurch <strong>ein</strong>e Frachterpilotin von<br />

Argnus zertrampelt wurde. Der Pilot krampfte sich an die Kontrollen:"Mrs Kho! Wir<br />

haben nur noch zehn Prozent Schilde und die Titan und Argon Eins sind am anderen<br />

Ende des Sektors." "N<strong>ein</strong>! Ich will nicht sterben, ohne m<strong>ein</strong>er Tochter lebewohl zu<br />

sagen!"<br />

In diesem Moment begannen die Kristalle in ihrer Hand zu leuchten. "Was denn jetzt<br />

noch?!"


Die Kristalle begannen zu schweben, ihr Licht hüllte sie in weiße Energiekugeln. Sie<br />

schossen, ohne <strong>ein</strong>en Schaden zu verursachen, durch die Scheibe und auf den TL zu.<br />

Vorne, links und rechts, blieben die Kristalle stehen. So weit Elena es erkennen<br />

konnte, drang das Geschützfeuer des TL nicht mehr zum Express durch. Das Licht der<br />

Kristalle formte zwei Gestalten...wie Menschen aus Licht! Ihre Hände legten sie jeweils<br />

vor der Brust flach an<strong>ein</strong>ander...als die Hände sich berührten, schoss jeweils <strong>ein</strong><br />

Energiestrahl aus den an<strong>ein</strong>ander gelegten Händen. Die rechte Lichtgestalt schoss auf<br />

die rechte Seite des TL, die linke Gestalt auf die linke Seite. Die weißen Strahlen<br />

trafen ihre Ziele, fegten die Schilde hinweg und trafen in das, bis auf die Brücke,<br />

unbemannte Schiff. In enormen Explosionen wurden die Seiten-Segmente des TL in<br />

kl<strong>ein</strong>e Trümmer und zerschmolzene Schlacke zerblasen, die von dem Feuer der<br />

Fusions-Explosion verdampft wurden.<br />

Elena sah ungläubig auf die Lichtgestalten, die mit <strong>ein</strong>em Aufblitzen wieder zu Kugeln<br />

zusammen schrumpften und in das Cockpit zurück flogen. Über ihrer Hand, die sie<br />

stocksteif gehalten hatte, hörte das Leuchten urplötzlich auf und die Kristalle fielen in<br />

ihre Hand, wobei sie kurz klackend an<strong>ein</strong>ander fielen.<br />

Elena und der Pilot starrten auf die St<strong>ein</strong>e, dann richteten sie ihre Augen auf das<br />

zertrümmerte Wrack des TL: Die Seitensegmente waren bloß noch erinerrungen und<br />

große Teile des Subraumfeld-Containers waren zerissen. Raumkraut und Kristalle<br />

trieben aus den verrusten Löchern, die im Schiff klafften.<br />

Über Funk kam <strong>ein</strong>e neue Nachricht:"Ahhh...bitte hilf mir!! Wasssss issst mit m<strong>ein</strong>em<br />

Schhhhiff gesssschhhhehen?! Wassss waren dasssss für Dinger. Wo kamen die her?"<br />

Die Brücke war sicherlich luftdicht verriegelt, aber der Teladi fiel vom Stuhl, als die<br />

Schutzstarre s<strong>ein</strong>en Körper lähmte.<br />

Elena sah noch mal auf die Kristalle und steckte sie dann in ihre Tasche. Sie sah den<br />

Piloten an:"Sie kriegen <strong>ein</strong>e Prämie von zwanzigtausend Credits, wenn darüber k<strong>ein</strong><br />

Wort ihren Mund verlässt." Er nickte, s<strong>ein</strong>e Augen waren geweitet:"Danke...Mrs. Kho.<br />

Ich werde nichts erzählen." "Gut...fliegen sie uns zur TerraCorp. Ich habe <strong>ein</strong><br />

Mittagessen auf dem Tisch."<br />

Nach diesem Vorfall war Elena sich sicher: Saya und Julian würden diese Dinger<br />

bekommen. So wie diese beiden seltsame Geräte sie beschützt hatten, würden sie<br />

wohl auch die beiden beschützen.<br />

Kurze Zeit später erreichten sie das TerraCorp-Hauptquartier.<br />

Jarin lag halb auf Thorsten, während sie beide in den Himmel sahen. Es war k<strong>ein</strong>e<br />

sexuelle Handlung, sie lag <strong>ein</strong>fach mit Kopf und Schultern auf s<strong>ein</strong>em Brustkorb.<br />

Anderes hatten sie zuvor getan. Jarin sah an den Himmel, es dämmerte langsam.<br />

Thorsten strich ihr mit <strong>ein</strong>er Hand über den Kopf, sie liebte s<strong>ein</strong> Streicheln.<br />

Gleichzeitig liebte sie es, wie s<strong>ein</strong> Atem sie auf und ab hob. "Thorsten?" "Ja?" "Du hast<br />

mich doch auch schon im Dorf gesehen, vor d<strong>ein</strong>er Hütte in Schweden." "Ja." "Und<br />

das ältere Ehe-Paar, das mir so geholfen hat?" "Ich habe ihnen bereits <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Dankeschön auf ihr Konto überwiesen." "Wie viel Geld hast du ihnen geschenkt?"<br />

"Nichts könnte dich aufwiegen. Ich habe ihnen zehn Millionen überwiesen, mit <strong>ein</strong>em<br />

Gruß von uns beiden." "Und was machen sie mit dem Geld?" "Zur Zeit <strong>ein</strong>e Kreuzfahrt<br />

durch die Tropen...da sagst du übrigens was. Das Schiff gerät gerade in <strong>ein</strong>en Sturm."<br />

"Sind sie in Gefahr?" "Sie wären es."<br />

Bernhard Björnson hielt s<strong>ein</strong>e Frau fest. Alles durfte ihm dieser Sturm nehmen, aber<br />

nicht s<strong>ein</strong>e geliebte Frau. Das Schiff wurde von Brechern hin und her geworfen.<br />

Eine gigantische Welle war bereits über das Deck hinweg gefegt und hätte sie b<strong>ein</strong>ahe<br />

vom Schiff gespült. Zahlreiche Sonnenliegen und Schirme fehlten schon. "Bernhard!<br />

Es tut mir leid, dass ich dich dazu überredet habe." "K<strong>ein</strong>e Sorge. Aber ich hab' auch<br />

nicht gedacht, dass der Dank dieser jungen Frau so groß ausfallen würde."<br />

"Hoffentlich geht es ihr besser als uns." "Hoffent...PASS AUF! HALT DICH FEST!!!" Ein<br />

gigantischer Brecher, etwa hundertfünfzig Meter hoch, bahnte sich s<strong>ein</strong>en Weg auf das<br />

Schiff zu.


Bernhard wusste, dass er sich und s<strong>ein</strong>e Trude nicht halten konnte. Wenigstens<br />

würden die Millionen den Kindern übergeben werden. Er drückte Trude an sich, als die<br />

gigantische Welle sie von Bord riss.<br />

Trude schrie...und er drückte sie nur an sich.<br />

Dann war Trude auf <strong>ein</strong>mal still...alles war still.<br />

"Bernhard! Sieh dir das an!" Um ihn herum war alles stehen geblieben...selbst die<br />

Regentropfen hingen bewegungslos in der Luft! Die Welle, in der sie steckten, hielt sie<br />

fest...obwohl das Wasser noch flüssig war, bewegte sich der gigantische Wasserturm<br />

nicht...doch dann begann er sich wieder zu bewegen...Rückwärts! Die Welle wuchs an<br />

und setzte die beiden behutsam auf dem Deck ab. Dann schrumpften die enormen<br />

Wellen zu glatter See und die Regentropfen spalteten sich über dem Schiff, während<br />

die dunkle Wolkendecke verschwand, wie Zigarettenqualm, der sich legte. Dann fiel<br />

k<strong>ein</strong> Regen mehr. Eine Brise traf das Ehepaar, sie trug Worte wie <strong>ein</strong> Flüstern<br />

mit:"Danke, für die Nudelsuppe und die Gastfreundschaft."<br />

Bernhard sah Trude an:"Hast du auch eben die Stimme der jungen Frau gehört?"<br />

"M<strong>ein</strong>st du, sie ist damals nach Norden gegangen?" "Ich weiss es nicht...aber wir<br />

leben, Trude! Wir sind zusammen und wir leben!" Die beiden fielen sich lachend um<br />

den Hals.<br />

Jarin sah, wie Thorsten lächelte. Er sah zu ihr:"Ich hoffe es macht dir nichts aus, dass<br />

ich mit d<strong>ein</strong>er Stimme gesprochen habe?" "Weshalb denn?" "Nun, ich habe dem alten<br />

Ehepaar noch für die Nudelsuppe gedankt, die du damals bekommen hast." "Dann<br />

macht es mir nichts aus." Jarin genoss Thorstens Wärme und den Wind, der das hohe<br />

Gras um sie zum Rascheln brachte. Sie döste <strong>ein</strong>.<br />

Ban stand auf der Brücke der Neo Atlantis, während Miss Gunns ihm wieder <strong>ein</strong>es der<br />

Geräte zeigte: Ein kl<strong>ein</strong>es Oval, das sie sich wie <strong>ein</strong>e Brosche auf den Brustkorb<br />

setzte. Sie stiess sich vom Boden ab und glitt mit <strong>ein</strong>em Juchzen Richtung Decke. Sie<br />

spreizte die B<strong>ein</strong>e etwas und glitt dadurch wieder nach unten. In diesem Moment kam<br />

<strong>ein</strong>er der anderen Wissenschaftler, <strong>ein</strong> gewisser Jonas Kerrin, auf die Brücke gerannt,<br />

völlig ausser Atem:"Mister Danna, Sir, wir haben die Quartier-Sektion entdeckt!" "Was<br />

ist an denen so Besonderes?" "Das müssen sie gesehen haben Sir, sonst glauben sie<br />

mir nicht." "Na gut, ich komme mit." Der junge Mann sah hinter s<strong>ein</strong>er Brille aus, als<br />

hätte er <strong>ein</strong>en Geist gesehen. Der hagere Wissenschaftler war Spezialist für<br />

Architektur und Statik. Ban lief hinter Kerrin her:"Wo ist die Quartier-Sektion<br />

eigentlich?" "Hintere Mitte von Neo Atlantis." "Also laufen wir ne Quazura." "Ach ja,<br />

wir haben noch was entdeckt. Achten sie auf blaue Kreise unterhalb der blauen<br />

Linien." "So wie das O da?" "Oh ja. So <strong>ein</strong>en m<strong>ein</strong>e ich." der junge Wissenschaftler<br />

legte die Hand auf den Kreis und die Wand öffnete sich, indem <strong>ein</strong> kurzer Abschnitt<br />

aufleuchtete und dann, mit Abnehmen des Leuchtens, verschwand. Dahinter befand<br />

sich <strong>ein</strong>e runde Kammer, etwa fünf Meter im Durchmesser. Kerrin ging hin<strong>ein</strong>, Danna<br />

wartete unschlüssig vor der Kammer.<br />

Kerrin sah ihn an:"Wo bleiben sie denn?" "Was ist das?" "Das ist <strong>ein</strong><br />

Teleporter...glauben wir zumindest. Auf jeden Fall macht es das gleiche wie <strong>ein</strong>er."<br />

Eine kl<strong>ein</strong>e Holographie des Schiffes erschien, <strong>ein</strong>e Frauenstimme erklang:"Bitte<br />

Zielort wählen." Kerrin beugte sich vor, zu dem Hologramm:"Quartier-Sektor,<br />

Nord<strong>ein</strong>gang B-14" "Bestätigt." Ein kl<strong>ein</strong>er, türkiser Punkt bildete sich etwa in der<br />

Mitte des blauen Schiff-Hologramms. Ein helles Lichtermeer hüllte beide Personen <strong>ein</strong><br />

und Ban stand auf <strong>ein</strong>mal mit Kerrin vor <strong>ein</strong>em großen, etwa zehn Meter hohem und<br />

breiten, Schott.<br />

Das Schott glitt auf und Ban traute s<strong>ein</strong>en Augen kaum: Eine Stadt! Eine gigantische<br />

Stadt! Wolkenkratzer mit zwei Kilometern Höhe! Kl<strong>ein</strong>ere Wolkenkratzer, bis zu<br />

zweigeschossigen Häusern, alles größenmäßig absteigend vom Zentrum zum<br />

Äusseren. Aber das war nicht alles...Bäume, Wiesen, Blumen...und <strong>ein</strong> Himmel! Mit<br />

Wolken und Wind!<br />

"Kerrin...wie ist hier <strong>ein</strong> Himmel möglich?" "Sofern wir das hier schon gesehen haben


und Leviathan es uns erklärt hat, ist diese gigantische Kammer etwa zwei<strong>ein</strong>halb<br />

Kilometer hoch. Der Himmel ist <strong>ein</strong> Hologramm, ebenso die Wolken. Hier gibt es sogar<br />

<strong>ein</strong> Wetter-Kontroll-System: Regen, Sturm, Schnee, Sonne und Nebel." "Wie ist das<br />

möglich?" "Leviathan will es uns nicht sagen. Er m<strong>ein</strong>t, die Wirkungsweisen sind zu<br />

komplex für unsere physikalischen Kenntnisse." "Ist wohl bei vielen Dingen hier so.<br />

Kaum zu glauben, dass das hier alles aus der Feder <strong>ein</strong>es Menschen stammt." "Ich<br />

hatte es bisher nicht gewusst, aber das erklärt, warum hier alles perfekt auf Menschen<br />

<strong>ein</strong>gerichtet ist." "Das hatten sie bisher noch nicht gewusst?" "Vielleicht hat es in ihren<br />

Militärberichten gestanden, aber ich bin Zivilist." "Aber hier verteilt sich jedes Thema<br />

sofort. Sie haben ja alle die Geheimhaltungsklausel unterschrieben, dass nichts was<br />

sie hier sehen<br />

das Schiff verlässt." "Ja, aber ich bin hier so in m<strong>ein</strong>e Arbeit vertieft, dass ich mich<br />

nicht viel unterhalte." "Wissen sie, wie groß diese Stadt ist?" "Etwa 227<br />

Quadratkilometer. Sie ist kreisförmig, mit <strong>ein</strong>em Durchmesser von siebzehn<br />

Kilometern." "Und wie viel Leute kann man hier unterbringen?" "Etwa <strong>ein</strong>e Million.<br />

Zumindest wenn man es nach Einzelwohnungen aufteilt. Hier gibt es sogar<br />

Grünanlagen, Schwimmbäder, Kinos, Club-Häuser...so ziemlich alles, was es auf Argon<br />

Prime auch gibt." "Ist dieses Schiff <strong>ein</strong>e fliegende Stadt?" "So in etwa. Aber nach dem,<br />

was wir bisher vom Aufbau und den Systemen kennen, ist es <strong>ein</strong> Forschungsschiff. Wir<br />

haben zahlreiche Labors und Sensor-Relais gefunden. Diese Stadt ist die Unterkunft<br />

für die Besatzung." "Diese Technologie und trotzdem ist noch <strong>ein</strong> Forschungsschiff von<br />

Nöten?" "Leviathan hat es uns gesagt, dass s<strong>ein</strong>e Hauptfunktionen unter anderem<br />

kartographische, astrographische und öko-systematische Analysen und Scanns sind."<br />

"Also <strong>ein</strong> Astrogations-Schiff?" "Ja, mit enormen Forschungs<strong>ein</strong>richtungen um<br />

Ökosysteme zu studieren und geographische Daten zu erfassen. Wir haben auch <strong>ein</strong><br />

paar Sektionen gefunden, deren Funktion wir nicht kennen. Es sind irgendwelche<br />

künstlichen Membranstrukturen im Bereich der Aussenhaut." "Und was sagt Leviathan<br />

dazu?" "Er weigert sich, uns etwas darüber zu sagen." "Wieso weigert er sich, uns den<br />

Namen <strong>ein</strong>er Struktur zu nennen?" "Wir wissen es auch nicht. Wahrsch<strong>ein</strong>lich hat ihm<br />

s<strong>ein</strong> Erbauer nicht die Erlaubnis gegeben." "Leual ist dieses Schiff ja." "Was haben sie<br />

sonst noch so gefunden? Oder gehören sie nicht direkt zum Erkundungsteam?" "Doch<br />

Sir. Was ich ihnen noch mitteilen sollte: Leutnant Threshon wollte sie noch <strong>ein</strong>mal<br />

sprechen." "Und was machen sie?" "Man könnte es <strong>ein</strong>en Stadtbummel nennen." "Und<br />

wo finde ich ihn?" "Er müsste am Ost<strong>ein</strong>gang s<strong>ein</strong>. Tür A-1. Er wartet dort auf<br />

sie...ach ja...m<strong>ein</strong>e Gruppe ja auch. Ich führe sie hin, wenn das OK ist." "Ja, dann<br />

sehe ich was von dieser Stadt."<br />

Kirren ging voraus, Ban schloss sich an und lief dann direkt neben ihm. Sie kamen an<br />

Spielplätzen für jede Rasse vorbei und sahen viele der kl<strong>ein</strong>en Häuser im<br />

Aussenbereich der Stadt. Duftende Blumen und feuchtes Gras...als ob man durch<br />

<strong>ein</strong>en Park ging.<br />

Nach <strong>ein</strong>em Fussmarsch von drei Kilometern war es Ban zuviel:"Kirren, <strong>ein</strong><br />

Kompliment für ihre gute Konstitution, aber mir wird das langsam zu zeitaufwändig.<br />

Gibt es hier auch diese Kreise?" "Ich habe welche auf den Bürgersteigen gesehen."<br />

"Dann halten sie weiter Ausschau." Sie gingen noch etwa zwei Mizuras, bevor Ban <strong>ein</strong><br />

blaues O auf dem Fussboden sah:"Kirren, wie machen wir das an?" "K<strong>ein</strong>e Ahnung.<br />

Vielleicht mit dem Fuss drauf tippen und drauf stehen bleiben?" "Wie kommen sie<br />

darauf?" "Nun, wenn die Stadt belebt wäre und man müsste sich bücken und mit der<br />

Hand drauf fassen, würde vielleicht jemand drauf treten. Und wenn man mit dem Fuss<br />

nur antippen bräuchte, würde es schon anspringen wenn jemand drauf tritt." "Sie<br />

denken praktisch. Na gut, versuchen wir's." Ban trat mit der Fussspitze auf den Kreis<br />

und blieb stehen. Ein blaues Kraftfeld in Zylinderform errichtete sich um sie und<br />

wieder erklang die weibliche Stimme:"Bitte Zielort wählen."<br />

Ban wusste ja jetzt, wo er hin musste:"Ost<strong>ein</strong>gang A-1." "Bestätigt." Mit <strong>ein</strong>em blauen<br />

Lichtermeer verschwanden sie und tauchten vor der Gruppe auf. Leutnant Threshon


nahm Haltung an:"Sir, wir haben noch etwas entdeckt, was ihre Aufmerksamkeit<br />

erfordert." "Und was ist das Leutnant?" "Es ist <strong>ein</strong> Schott, Sir." "Und weshalb sollte<br />

noch <strong>ein</strong> Schott m<strong>ein</strong>e Aufmerksamkeit erfordern?" "Nun, Leviathan sagt, er würde<br />

uns nur in ihrer Begleitung Zutritt gewähren." "Na gut, das ist allerdings was<br />

besonderes. Führen sie mich hin." "Ja, Sir." Der Leutnant drehte sich um, zu <strong>ein</strong>er<br />

kl<strong>ein</strong>en Gruppe von Wissenschaftlern und Militärs:"Leute, es geht weiter, der<br />

Commandant ist angekommen." Ban folgte dem Trupp zu <strong>ein</strong>em Schott, dieses mal<br />

hatte es normale Größe.<br />

"Leviathan, ich bin da. Machst du dieses Schott bitte auf?" "Ich möchte sie aber<br />

darauf hinweisen, dass das Equipment hinter diesem Schott nicht für militärische<br />

Zwecke zur Verwügung gestellt wird." "Ich verspreche, dass wir uns daran halten<br />

werden." "Sehr schön." Das Schott öffnete sich zu beiden Seiten und Ban nahm es<br />

b<strong>ein</strong>ahe den Atem: Schiffe...tausende von Schiffen in <strong>ein</strong>em gigantischen Hangar.<br />

Jedes Schiff etwa zwanzig Meter lang, elf Meter breit und um die vier Meter hoch. Das<br />

Design der Schiffe mutete so organisch an, wie boronische Schiffe, war aber <strong>ein</strong>deutig<br />

nicht boronisch: Die Schiffe basierten auf <strong>ein</strong>em Rumpf, der dem <strong>ein</strong>er Nemesis oder<br />

<strong>ein</strong>es Drachen in etwa ähnelte, nur waren dies Rümpfe kl<strong>ein</strong>er und die Scheibe nahm<br />

mehr davon <strong>ein</strong>.<br />

Es schienen <strong>ein</strong>e Art Nurflügler zu s<strong>ein</strong>: Der Rumpf war <strong>ein</strong> Viertel frei, wobei sich zwei<br />

kl<strong>ein</strong>e Wülste auf jeder Seite langsam abhoben, die dann an die Tragfläche<br />

anschlossen. Die Tragfläche war <strong>ein</strong> eiförmiges, flaches Oval, dessen spitze Seite<br />

sozusagen mit dem Rumpf zusammen fiel. Das Oval war etwa halb so flach wie der<br />

Rumpf und bog sich leicht nach unten, fast wie der Schirm <strong>ein</strong>es Cappies. Oben aus<br />

dem Rumpf wuchs <strong>ein</strong>e Art Schild, wie der Kopfschild <strong>ein</strong>es Triceratops, nur etwas<br />

länglicher. Der Schild erhob sich etwa <strong>ein</strong>en Meter vom Rumpf, war mit diesem und<br />

der Tragfläche aber, bis auf <strong>ein</strong>en etwa <strong>ein</strong> Meter langen Überstand, verbunden. Der<br />

Überstand des Schildes war von s<strong>ein</strong>em Ursprung am Rumpf an in Segmente<br />

aufgeteilt, die sich wie <strong>ein</strong> an den Spitzen zusammengedrücktes U um den Schild<br />

legten. Der Schild endete etwa <strong>ein</strong>en Meter vor der Tragfläche. Alle Übergänge des<br />

Schiffes waren fliessend. Jedes Schiff stand auf zwei Kufen, die wie Bauchflossen <strong>ein</strong>es<br />

Hais vom Rumpf schräg nach unten abstanden. Ihre Form hatte jedoch nichts mit der<br />

<strong>ein</strong>es Hais gem<strong>ein</strong>sam: Sie wölbten sich dünn und recht steil etwas vor dem zweiten<br />

Viertel des Rumpfes aus diesem heraus. Nach etwa sieben Metern leichter Biegung<br />

wurden sie langsam immer kl<strong>ein</strong>er und gingen ab den letzten zwei Metern wieder in<br />

den nun abgeflachten Rumpf über, der dort in die Tragfläche übergegangen war. Dabei<br />

waren die Ränder der Kufen ebenso in <strong>ein</strong>en segmentierten Streifen unterteilt, wie der<br />

Überstand des Schildes. Das gesamte Schiff war in dem selben blauen Muster<br />

gehalten wie Neo Atlantis, bis auf die Segmente, die das selbe Hellblau hatten wie das<br />

Lichtermeer der Transporter. Die Schiffe waren äusserst schnittig.<br />

Ban war be<strong>ein</strong>druckt von diesem Hangar: Links und rechts erhoben sich die<br />

regalartigen Wände, in denen die Schiffe neben<strong>ein</strong>ander, durch Wände getrennt,<br />

standen, jeweils <strong>ein</strong>en Kilometer hoch. Der Hangar musste sich mindestens vier<br />

Kilometer weit von ihnen weg ausstrecken. Die Wände waren nur etwa fünfhundert<br />

Meter aus<strong>ein</strong>ander.<br />

Hinter sich hörte er Threshon:"Boah...sehen DIE Teile scharf aus." Leviathan meldete<br />

sich:"Das sind die Sagittas." Einer der Wissenschaftler rieb sich das Kinn:"Ist das nicht<br />

lat<strong>ein</strong>isch für Pfeil?" Leviathan antwortete:"Korrekt."<br />

Threshon trat an <strong>ein</strong>es der Schiffe heran und legte die Hand auf die Kufe:"Ich würde<br />

so <strong>ein</strong> Ding zu gerne mal fliegen." Ban trat neben ihn und rieb über die glatte<br />

Oberfläche des Schiffes:"Da wäre ich dabei..." Leviathan platzte in Ban's Satz<br />

hin<strong>ein</strong>:"Dagegen ist nichts <strong>ein</strong>zuwenden, so lange sie sich an die Einschränkung der<br />

Geheimhaltung halten." Ban sah hoch:"Du m<strong>ein</strong>st, getarnt fliegen?" "Ja...Oh, Mister<br />

Danna, auf der Brücke verlangt Miss Kho nach ihnen, sie ist eben wieder zurück<br />

gekehrt." "Du m<strong>ein</strong>st, sie ist heute schon wieder da?" "Ja, sie möchte sie sprechen."


"Dann wird wohl nichts aus m<strong>ein</strong>em Flug." "Vielleicht nicht jetzt, aber die Sagittas<br />

waren schon ziemlich lange hier gelagert, sie werden jetzt nicht alle auf <strong>ein</strong>mal<br />

verschwinden." Threshon sah Ban an:"Ähm, Sir...mit ihrer Erlaubnis?" "Wenn<br />

Leviathan sie auch ohne mich fliegen lässt, haben sie die Erlaubnis,<br />

loszufliegen...unter zwei Bedingungen." "Die wären, Sir?" "Kommen sie danach sofort<br />

auf die Brücke und erzählen sie mir, wie es war. Und zweitens: Seien sie spätestens<br />

um sechs Uhr Abends zurück." "Zu Befehl, Sir: Einen ausführlichen Bericht und in drei<br />

Stazuras zurück s<strong>ein</strong>." Ban sah die Wissenschaftker an:"Jeder von ihnen kann gerne<br />

mit Leutnant Threshon mitfliegen. Leviathan, geht das in Ordnung?" "Natürlich, sollte<br />

die Gruppe sich nicht an die Parameter halten, kann ich sie immer noch über die Fern-<br />

Kontrolle zurück holen." Threshon hatte <strong>ein</strong> Grinsen auf den Lippen, dass b<strong>ein</strong>ahe<br />

s<strong>ein</strong>e Ohren erreicht hätte:"Wer will mit?" Drei der fünf Wissenschaftler traten zurück,<br />

<strong>ein</strong>er von ihnen schüttelte den Kopf:"K<strong>ein</strong>e Chance, Darren, wir waren mit dir auf der<br />

Militärakademie und wissen wie du in <strong>ein</strong>em Discoverer gewütet hast. Dem Ausbilder<br />

ist das Mittazura-Essen hoch gekommen." "Hey, ich habe alle Hindernisse umflogen."<br />

"Ja, mit Maximal-Geschwindigkeit. Auch wenn du jetzt die besten Noten unseres<br />

Semesters hast, möchte ich es jedenfalls nicht riskieren." Eine junge Wissenschaftlerin<br />

und <strong>ein</strong> Wissenschaftler in Threshons Alter blieben stehen, sie lächelte:"Ich glaube<br />

mal, die Schiffe werden das schon kompensieren. Ich komme mit." Der<br />

Wissenschaftler lächelte ebenfalls:"Ich bin bei der Ausbildung m<strong>ein</strong>es Sohnes<br />

mitgeflogen. Ich glaube, k<strong>ein</strong>er kann schlechter fliegen als er." Threshon drehte sich<br />

zu dem Schiff um:"Und wie kommen wir da r<strong>ein</strong>?" Leviathans Stimme erklang:"Ich<br />

teile dem Bordcomputer mit, dass sie <strong>ein</strong>e zwölfstündige Flugberechtigung haben."<br />

Ban sah, wie <strong>ein</strong> Teil des Bugs zwischen den beiden Kufen sich nach vorne hin öffnete,<br />

sich absenkte und somit <strong>ein</strong>e Gangway zum Innenraum bildete. Threshon ging die<br />

Gangway hoch, gefolgt von den beiden Wissenschaftlern. Die Gangway fuhr nach oben<br />

und verschmolz wieder nahtlos mit dem Rumpf.<br />

Ban ging <strong>ein</strong> paar Schritte zurück und sah, wie Threshon sich auf den Linken der<br />

vorderen beiden Sitze setzte, der Wissenschaftler direkt neben ihn und die junge<br />

Wissenschaftlerin auf den Stuhl hinter ihm. In dem Cockpit waren acht Stühle: Zwei<br />

waren nach vorne gerichtet, jeweils drei links und rechts standen dahinter in <strong>ein</strong>er<br />

Reich neben<strong>ein</strong>ander und waren seitlich gerichtet, so dass der darauf Sitzende frontal<br />

auf die Seite der Scheibe sah.<br />

Die Segmente an dem Schild und unten an den Kufen-Flügeln begannen aufzuleuchten<br />

und das Schiff hob gerauschlos ab. Ein Wabern wie <strong>ein</strong> Hitzeflimmern überzog das<br />

Schiff, dann war es unsichtbar.<br />

Ban schätzte mal, dass es jetzt phasenverschoben durch die Aussenhaut von Neo-<br />

Atlantis flog.<br />

Er drehte sich um und ging mit den anwesenden Wissenschaftlern zum nächsten<br />

Teleporter, der sie zur Brücke brachte.<br />

Threshon wurde in den Sitz gepresst, wie er es gewollt hatte. Der Schiffscomputer war<br />

s<strong>ein</strong>em Wunsch nachgekommen und hatte die Dämpfungsfelder für den Start etwas<br />

gesenkt. Jetzt merkte er, wie die Dämpfungsfelder wieder hochgefahren wurden. Der<br />

Druck durch die G-Kräfte liess nach. Eine weibliche Stimme erklang:"Hier ist der<br />

Schiffscomputer der Sagitta Alpha-1, sie haben <strong>ein</strong>e Reichweiten-Genehmigung für die<br />

Sektoren, unter der Bedingung, k<strong>ein</strong>e militärischen Handlungen durchzuführen." "Und<br />

wie viel Sachen machst du?" "Sie haben die Genehmigung für<br />

Unterlichtgeschwindigkeit bis <strong>ein</strong>hunderttausend Metern pro Sekunde."<br />

"Einhunderttausend Meter die Sekunde?! Wie wendig bist du?" "Ich kann bei<br />

Maximalgeschwindigkeit <strong>ein</strong>e 180°-Drehung innerhalb <strong>ein</strong>er Nano-Sekunde machen."<br />

"Und wann gibst du mir die Kontrolle?" "Möchten sie lieber herkömmliche Steuerung,<br />

oder das Neural-Link?" "Ich liebe das Gefühl von Steuerknüppeln an m<strong>ein</strong>en Händen."<br />

"Bestätigt."<br />

Links von Darren erhob sich aus der Konsole <strong>ein</strong> Schubregler, der <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Coolie-


Hat an der Daumenauflage hatte und vier kl<strong>ein</strong>e, etwa fingernagelgroße, hellblau<br />

leuchtende Knopfe an der Unterseite des Griffes. Rechts von ihm erhob sich <strong>ein</strong><br />

ergonomisch geformter Joystick aus der Mittelkonsole, <strong>ein</strong> Trigger für den kl<strong>ein</strong>en<br />

Finger, <strong>ein</strong> Coolie-Hat links an der Daumenfläche, rechts daneben wieder zwei blaue<br />

Knöpfe, vorne zwei leuchtende Knöpfe für Zeige- und Mittelfinger. "Wofür sind die<br />

ganzen Knöpfe an den Kontrollen?" "Die Knöpfe an dem Schubregler sind Navigations-<br />

Hotkeys: Links die Sektorkarte, rechts daneben für sie die Galaxy-Sektor-Karte, der<br />

Knopf daneben löst nach doppelter Betätigung <strong>ein</strong>en Sprung in den gewählten Sektor<br />

aus, bei <strong>ein</strong>facher Betätigung öffnet er die Sprung-Karte, haben sie dort <strong>ein</strong>en Sektor<br />

gewählt, drücken sie den Knopf zweimal um abzubrechen, <strong>ein</strong>mal um den Sektor<br />

aufzurufen. Wählen sie mit dem Coolie-Hat des Joysticks <strong>ein</strong>e Position und drücken sie<br />

den Knopf <strong>ein</strong>mal um zu springen, halten sie ihn drei Sekunden gedrückt um zur<br />

Sektorauswahl zurückzukehren und fünf Sekunden um abzubrechen. So funktioniert<br />

es auch bei der Navigation mit den anderen Karten mit ihren jeweiligen Knöpfen, nur<br />

dass sie dort nicht springen, sondern Informationen über Objekte <strong>ein</strong>blenden. Der<br />

Knopf ganz rechts ist für das Multi-Flug-Daten-HUD. Das Coolie-Hat am Schubregler<br />

steuert die Steuerdüsen.<br />

Die zwei Knöpfe am vorderen Joystick sind Sensor-Markierungsknöpfe, der obere<br />

markiert das Ziel, mit dem Unteren öffnen sie das Scan-Menü, durch das sie mit dem<br />

Coolie-Hat navigieren, wie übrigens in jedem Menü. Dann dient der obere Knopf zur<br />

Scan-Bestätigung, der untere zum Abbruch. Die beiden oberen Knöpfe haben folgende<br />

Funktion:Der linke öffnet die Kommunikation zu Neo Atlantis, der rechte übergibt mir<br />

die Schiffskontrolle." "Und der Trigger?" "Dieser Knopf wechselt das Schiff in den<br />

Kampf-Modus. Da sie hierfür k<strong>ein</strong>e Genehmigung haben, muss ich die Funktionen in<br />

diesem Moment nicht erklären." "Na gut. Ich nehme an, der Joy-Stick und der<br />

Schubregler haben die selben Funktionen wie in <strong>ein</strong>em Standard-Schiff?" "Korrekt. Ich<br />

aktiviere jetzt das HUD." Die Front der Scheibe wurde in mehrere Lichter gebadet: In<br />

der Mitte bildete sich <strong>ein</strong> Fadenkreuz, dass Darrens blick folgte, links sah er <strong>ein</strong> paar<br />

Zahlen in <strong>ein</strong>em HUD-Segment: Blau wie in <strong>ein</strong>er Nova war <strong>ein</strong> Streifen, über dem 100<br />

mtW stand. "Was bedeutet mtW?" "Millionen Terrawatt." "Boah..." Unter der<br />

Schildanzeige stand die Geschwindigkeit in Metern pro Sekunde, momentan bei<br />

fünfhundert M/s. Links neben der senkrechten Schildanzeige war <strong>ein</strong> türkiser Streifen<br />

auf dem "Hülle" stand.<br />

Darren freute sich wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Kind, dieses Ding zu fliegen. Er hatte schon lange<br />

die Paraniden-M5 im Griff...selbst mit dem Tuning-Kit waren es nur lahme Schnecken<br />

für ihn.<br />

Mit Elan drückte er den Schubregler nach vorne, um zu sehen, wie die<br />

Geschwindigkeitsanzeige zuerst auf 10.000 M/s stieg, wobei er erst <strong>ein</strong>mal stehen<br />

blieb. Das Schiff schoss nach vorne in den Raum des Sektors Argon Prime. Er schoss<br />

auf die Argon Eins zu und direkt hindurch, als wäre das Schiff <strong>ein</strong> Geist. Die<br />

Beschleunigung brachte ihn zum Jubeln:"JEEEEEHAAAAAA!!!"<br />

Er drehte den Joystick in s<strong>ein</strong>er Rechten nach links, wodurch sich das Schiff in <strong>ein</strong>e<br />

irrsinnig schnelle Linksrotation um die Längsachse warf.<br />

Er schrie vor Begeisterung:"Wuuuuhuuuuyyeeeeaaaaar..." Dann riss er den<br />

Schubhebel auf Null zurück und liess den Joystick los. Das Schiff reagierte 1A und<br />

blieb so schnell still im Raum stehen, dass er den Übergang zwischen Flug und<br />

Stillstand garnicht bemerkte.<br />

Darren atmete tief und wuchtig <strong>ein</strong> und aus:"Pfu...das ist <strong>ein</strong> Fluggefühl, was?" Er sah<br />

lächelnd auf s<strong>ein</strong>e Mitflieger, um ihre M<strong>ein</strong>ung zu erfragen...der Wissenschaftler neben<br />

ihm war käsebleich, wie die Stirnschuppe <strong>ein</strong>es Teladi beim Anblick <strong>ein</strong>es wütenden<br />

Split. Die junge Wissenschaftlerin hinter ihm grinste nur und konnte ansch<strong>ein</strong>end nicht<br />

aufhören:"Wuuui...das war gigantisch!"<br />

Der bleiche Wissenschaftler neben ihm bekam langsam wieder Farbe im<br />

Gesicht:"Huff...m<strong>ein</strong> Sohn ist doch ruhiger geflogen als sie. Ein Glück, dass mir nicht


so leicht schwindlig wird, sonst hätte ich die Scheibe bekotzt." Darren sah ihn<br />

an:"Kommen sie schon. Das ist wie Achterbahn fahren, nur das <strong>ein</strong>e Achterbahn<br />

GKräfte<br />

hat und nicht 10.000 M/s macht." "Ich hab' Achterbahnen noch nie gemocht."<br />

"Na dann. Möchten sie lieber die Augen zu machen?" "N<strong>ein</strong>, jetzt bin ich schon mal in<br />

<strong>ein</strong>em Schiff dieser Art, da möchte ich es voll erleben." "OK, dann geht's weiter.<br />

Wollen wir uns mal die Khaak-Sektoren ansehen?" Die junge Wissenschaftlerin hinter<br />

ihm grinste:"Sie können uns nicht sehen...und selbst wenn doch, dieses Schiff mit<br />

Terra-Watt-Schilden und <strong>ein</strong>er Höchstgeschwindigkeit von 100.000 M/s können sie<br />

bestimmt nicht knacken." "OK, dann wollen wir mal."<br />

Er drückte den zweiten Knopf von Rechts am Schubregler und vor ihm erschien die<br />

altbekannte Galaxy-Karte, dieses mal aber in Blau. Darren navigierte mit dem Coolie-<br />

Hat des Joysticks nach rechts, bis die Khaak-Sektoren zu sehen waren. Er tippte<br />

<strong>ein</strong>mal auf den Knopf, um den Sektor zu wählen, dann bewegte er das Coolie-Hat von<br />

der Mitte <strong>ein</strong> Stück nach rechts, <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Cursor markierte die Position. Darren<br />

tippte erneut kurz auf den Knopf und kurz wurde alles zu <strong>ein</strong>em blauen Lichtblitz.<br />

Als das Schiff wieder materialisierte, sahen sie direkt auf die Front <strong>ein</strong>es Khaak-<br />

Zerstörers, der direkt auf sie zu flog.<br />

Darren riss die Augen auf und drückte das Coolie-Hat des Schubreglers nach rechts,<br />

um die Steuerdüsen zu zünden. Seltsamerweise sah er k<strong>ein</strong>e Düsenstrahlen aus der<br />

Spitze des Schiffes kommen, aber ansch<strong>ein</strong>end wurde das hier anders gemacht. Erst<br />

jetzt fiel ihm <strong>ein</strong>, dass das Schiff durch Materie fliegen konnte. Er liess das Coolie-Hat<br />

los und sah, wie die linke Hälfte des Schiffes durch den Zerstörer glitt. "Ich probiere<br />

mal diesen Scanner aus..." Mit s<strong>ein</strong>em Blick brachte er das Fadenkreuz auf den Khaak-<br />

Zerstörer. Darren drückte den oberen Knopf und die Silhouette des Zerstörers wurde<br />

umrandet. Nun drückte er den unteren Knopf und es erschienen zahlreiche kl<strong>ein</strong>e<br />

Icons mit Symbolen und Schrift. Er sah <strong>ein</strong>es, das mit <strong>ein</strong>em Kreis versehen war,<br />

darunter stand "Standard-Multi-Scan" er ging auf das Symbol und drückte erneut den<br />

oberen Knopf. Die Silhouette blinkte <strong>ein</strong>mal auf, dann entfernte sie sich von dem<br />

realen Schiff und bildete <strong>ein</strong>e virtuelle, halbtransparente, bläuliche 3D-Blaupause des<br />

Schiffes. Kl<strong>ein</strong>e gelbe Punkte wuselten hindurch...als er genauer hinsah, erkannte er,<br />

dass es kl<strong>ein</strong>e Khaak-Hologramme waren. "Was ist das?" Darren tippte auf <strong>ein</strong>en<br />

runden Abschnitt in dem Hauptkörper des Schiffes, der mit der Hauptstruktur durch<br />

zahlreiche aderförmige Gebilde verbunden war. Als s<strong>ein</strong> Finger zwei Sekunden das<br />

Objekt berührt hatte, hob es sich auf <strong>ein</strong>mal hell vom Rest des Hologrammes ab und<br />

<strong>ein</strong>e vergrößerte Kopie des Objektes erhob sich aus dem Khaak-Schiff-Hologramm.<br />

Daten wurden <strong>ein</strong>geblendet und die junge Wissenschaftlerin hinter Derrin sprang<br />

auf:"Das ist der Hauptgenerator des Schiffes...mit allen Details: Leistungsfähigkeit,<br />

Subsysteme, Überhitzungswahrsch<strong>ein</strong>lichkeit, Gesamtspeicher-Relais. Jedes Segment,<br />

jede biomechanische Komponente." "Das ist <strong>ein</strong>e komplette Analyse des Schiff-<br />

Generators?" "Ich denke, wir können jede Komponente des Schiffes scannen lassen."<br />

Der Computer der Alpha-1 begann zu sprechen:"Sie können gerne Schiffe auf<br />

Grundaufbauten Scannen, die Waffensysteme werde ich ihnen aber nicht offenbaren.<br />

Das wäre zu militärischen Zwecken nützlich, daher ist es gegen die Freigaben." "Na<br />

gut, kannst du den Sprungantrieb auch selber steuern?" "Sicher, wenn sie mir <strong>ein</strong> Ziel<br />

nennen, kann ich sie schnell hin bringen." "Kannst du uns zum Sektor Erzgürtel<br />

bringen, nördlich vom Nordtor?" "Sicher. Sofort." "Würdest du dann bitte springen?"<br />

"Ja."<br />

Wieder der blaue Lichtblitz, dann erschienen die Asteroiden von Erzgürtel um sie<br />

herum. "Schiffscomputer, hasst du auch <strong>ein</strong>en Namen?" "Den selben wie das Schiff,<br />

Alpha-1. In der Kurzform können sie mich A-One nennen." "OK, A-One. Kannst du<br />

jedes Mal zählen, wenn ich dich durch die Asteroiden steuere?" "Sie möchten <strong>ein</strong>en<br />

Hindernisparkurs fliegen, nehme ich an?" "Jepp, genau das." "Das kann ich für sie tun,<br />

hat sonst noch jemand der Anwesenden irgend<strong>ein</strong>en Wunsch?" Die junge


Wissenschaftlerin hinter Darren meldete sich zaghaft:"Also, ich hätte gerne etwas zu<br />

Essen, wenn du das kannst." "Sicher. Soll ich ihnen <strong>ein</strong> zufällig ausgewähltes<br />

Nahrungsmittel replizieren, oder möchten sie <strong>ein</strong> spezielles Gericht?" "Also wenn<br />

möglich hätte ich gerne <strong>ein</strong> Erdnussbutter-Sandwich." "Viel oder wenig<br />

Erdnussbutter?" "Einen großen Esslöffel auf zwei Scheiben verteilt." "Sehr gerne." Mit<br />

<strong>ein</strong>em hellblauen Lichtblitz erschien das Sandwich auf dem Schoss der jungen<br />

Frau:"Dankeschön." "K<strong>ein</strong>e Ursache."<br />

Darren lächelte:"OK, dann halt mal d<strong>ein</strong> Sandwich fest, ich geb' jetzt Schub." Er<br />

drückte den Regler nach vorne und stoppte erst bei 50.000 M/s. Es war <strong>ein</strong> geiles<br />

Gefühl...zwar gab es aufgrund der Dämpfungsfelder k<strong>ein</strong>e Beschleunigungs-Kräfte,<br />

aber all<strong>ein</strong> schon zu sehen, wie die Asteroiden auf das Cockpit zuzurasen schienen,<br />

trieb ihm das Adrenalin in die Adern. Der erste Asteroid kam näher.<br />

Darren drückte das Coolie-Hat des Schubreglers leicht nach links und dann, als er das<br />

Schiff um achtzig Grad im Uhrzeigersinn um die Längsachse hatte drehen lassen,<br />

leicht nach unten. Der Asteroid "berührte" das Schiff k<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges mal. Mit<br />

mindestens zehn Metern Abstand hatte er den Asteroiden umflogen.<br />

Weil es ihm so durchs Blut ging, drehte er den Joystick kurz bis zum Anschlag nach<br />

rechts, um drei Rechtsdrehungen um die Längsachse zu machen, die er mit <strong>ein</strong>em<br />

Looping abschloss. "Wooohuuuu!!!" Er liebte das Gefühl, dieses Schiff zu fliegen. Also<br />

drehte er noch mehr auf, auf 80.000 M/s.<br />

Er grinste vor Freude, glaubte fast, mit dem Schiff <strong>ein</strong>s zu werden. Jetzt wollte er es<br />

erst recht wissen: Er schob den Schubregler bis zum Anschlag nach vorn. Die<br />

Geschwindigkeit war unglaublich. TS, an denen er vorbei flog, schienen fast rückwärts<br />

zu fliegen. Die <strong>Collossus</strong> die hier patroullierte, umflog er mit <strong>ein</strong>em weiten<br />

Schraubenzieher. Im Zickzack, mit Loopings, Schrauben, seitwärtigen und senkrechten<br />

Schüben und Helixen wich er den Asteroiden aus.<br />

Die Zeit verging im Flug, er bemerkte den Fortgang der Zeit garnicht mehr, so vertieft<br />

war er in das Fliegen mit diesen Geschwindigkeiten. Nach <strong>ein</strong>em Zeitraum, der ihm<br />

wie <strong>ein</strong>e Mizura vorkam, hörte er A-One:"Mister Threshon. Mister Threshon!!! Ich rede<br />

jetzt seit zehn Minuten auf sie <strong>ein</strong>." "Oh, äh...Entschuldigung...es ist <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong><br />

unglaubliches Gefühl, dich zu fliegen." "Ich wollte ihnen mitteilen, dass sie in zwei<br />

Mizuras zurück an Bord der Neo Atlantis s<strong>ein</strong> müssen." "Was, schon in zwei Mizuras?!<br />

Es kann doch unmöglich schon sechs Uhr abends s<strong>ein</strong>." "Oh, doch. Sehen sie sich<br />

doch mal um." Derran sah nach rechts, der Wissenschaftler war <strong>ein</strong>geschlafen. Er<br />

drehte den Stuhl um und sah, dass auch die Wissenschaftlerin schlief, sie hatte sogar<br />

noch Erdnussbutter im Mundwinkel. "Ähm...und wie lange bin ich hier den Asteroiden<br />

ausgewichen?" "Zwei<strong>ein</strong>halb Stazuras, dabei haben sie viertausend Asteroiden<br />

berührt, die kl<strong>ein</strong>er waren als <strong>ein</strong> menschlicher Kopf und <strong>ein</strong>tausendfünfhundert mal<br />

die großen Asteroiden." "Oh, dann machen wir uns mal auf, zurück zur Neo Atlantis."<br />

"Ihnen sind sechzig Kapilare in den Augäpfeln geplatzt, weil sie kaum geblinzelt<br />

haben. Vielleicht sollte ich das heilen und das Schiff selber zur Neo Atlantis fliegen."<br />

"Ja gut, ich glaube, das wäre besser. Könnte ich, nachdem du m<strong>ein</strong>e Augen verarztet<br />

hast, <strong>ein</strong>e Tasse Kaffee mit <strong>ein</strong>em Würfel Zucker haben?" "Natürlich, ich verarzte eben<br />

ihre Augen." Darren fühlte wie das leichte Zwicken, dass er eben gespürt hatte, aus<br />

s<strong>ein</strong>en Augen verschwand, dann erschien der Kaffee vor ihm. Er nahm den Becher aus<br />

der Luft und nahm <strong>ein</strong>en tiefen Schluck.<br />

Ein hellblauer Lichtblitz verschluckte kurz die Welt, dann schwebte die Alpha-1 in<br />

ihrem Hangarplatz. Eine der Lampen auf den Amaturen erlosch, dann setzte das Schiff<br />

butterweich auf dem Boden auf und öffnete die Gang-Way nach unten.<br />

Darren weckte die anderen und ging zurück auf die Brücke, schliesslich erwartete<br />

Commander Danna s<strong>ein</strong>en Bericht.<br />

Jarin lag im Bett, Thorsten saß neben ihr und lehnte an der Wand, die Arme hinter<br />

dem Kopf verschränkt und den Kopf mit geschlossenen Augen etwas nach vorne<br />

geneigt, wie als würde er dösen. Jarin war eben erst aufgewacht und Thorsten saß


eigentlich jedes mal neben ihr. Plötzlich riss er die Augen auf:"Aha!" Jarin fiel vor<br />

Schreck halb aus dem Bett, griff aber noch rechtzeitig nach der Matratze. Sie zog sich,<br />

keuchend vor Schreck, wieder ins Bett:"Was sollte das denn?" "Oh, sorry. Ich habe<br />

nur gerade <strong>ein</strong>e interessante Entdeckung gemacht." "Eine Entdeckung? Was denn für<br />

<strong>ein</strong>e?" "Nun, ich habe gerade die siebzehnte Galaxie erreicht. Ich habe fast Angst, wie<br />

schnell ich mich jetzt ausdehnen kann. Auf jeden Fall hat sich <strong>ein</strong> Mysterium für mich<br />

gelöst." "Welches denn?" "Also, im Sektornetz des alten Volkes gibt es drei bestimmt<br />

Sprungtore, alle sind wegen irgend<strong>ein</strong>er Überlastungs-Rückkopplung explodiert und<br />

treiben jetzt nur noch als Trümmer durchs All." "Und?" "Ich habe jetzt<br />

herausgefunden, weshalb sie explodiert sind: Sie haben Aufgrund <strong>ein</strong>er Fehlfunktion<br />

<strong>ein</strong>en anderen Sektor angewählt, als sie eigentlich sollten. Da die Sprungtore vom<br />

alten Volk verlassen waren, würde das ansch<strong>ein</strong>end nicht bemerkt." "Die haben nicht<br />

bemerkt, dass sich ihr Sprungnetzwerk verändert hat?" "N<strong>ein</strong>. Eines der Tore treibt in<br />

<strong>ein</strong>em Asteroidenschwarm, etwa zwanzig Lichtjahre von Ianamus Zura entfernt. Das<br />

zweite ist etwa ebensoweit von Argon Prime entfernt, bereits in <strong>ein</strong>em Asteroiden<br />

<strong>ein</strong>geschlossen und das letzte ist in dem unbekannten Sektor nach dem Xenon-Sektor<br />

bei Getsu Fune. Sie hatten alle das selbe Energie-Muster, dass sie zerstört hatte."<br />

"Und wie hast du jetzt d<strong>ein</strong> Mysterium gelöst bekommen?" "Ich habe ja die siebzehnte<br />

Galaxie erreicht, dort habe ich <strong>ein</strong> doppelplanetares Sonnensystem erreicht, wo drei<br />

Sprungtore, total zerstört, durch <strong>ein</strong>en Asteroidenschwarm treiben. Sie haben die<br />

selben Energiemuster wie die drei in den anderen Sektoren. Die Störung sch<strong>ein</strong>t von<br />

dort aus ausgegangen zu s<strong>ein</strong>." "Und was ist an <strong>ein</strong> paar zerstörten Sprungtoren so<br />

besonders?" "Das Sprungtore des alten Volkes jedes andere in jeder beliebigen<br />

Entfernung anwählen kann, sie werden aber erst zerstört, wenn <strong>ein</strong> großer, komplexer<br />

Körper durch den Warp-Tunnel reist. Oder anders gesagt, <strong>ein</strong> Schiff." "Die Xenon?"<br />

"Nur in <strong>ein</strong>em Fall. Ein CPU-Schiff, das bereits <strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> entwickelt hatte." "Und<br />

was hat die anderen beiden Tore zerstört?" "Das ist das enorme: Ein terranisches<br />

Schiff, dass vor etwa 2130 verschwand. Die Adventure. Sie war <strong>ein</strong> Kolonialisierungs-<br />

Schiff." "Und das andere Tor?" "Ein Schiff von Ianamus Zura. Die "Neue Welt", <strong>ein</strong><br />

großes Forschungsschiff." "Wie sieht es jetzt da aus?" "Als die Planeten in Reichweite<br />

m<strong>ein</strong>er Scanner gekommen ist, habe ich augenblicklich alle alten Schriften und<br />

Datenspeicher ausgelesen. Ansch<strong>ein</strong>end hat es <strong>ein</strong>e Katastrophe gegeben, aus der <strong>ein</strong><br />

Krieg entstand, der schon im Anklang vorhanden war." "Ein Krieg? Weshalb denn?"<br />

"Wie gesagt gibt es zwei Planeten, der <strong>ein</strong>e hat große Eisenvorkommen, der andere<br />

viel Kupfer...und etwas Gold gibt es auf beiden. Es gibt noch zahlreiche andere für<br />

Elektronik benötigte Edelmetalle, die unregelmäßig auf die beiden Planeten verteilt<br />

sind. Aber alles ist recht karg vorhanden, weshalb es viele Häuser aus St<strong>ein</strong> und Holz<br />

gibt." "Was war denn das nun für <strong>ein</strong> Krieg?" "Also, die Planeten wurden jeweils von<br />

beiden Rassen bewohnt, weil jeder die Rohstoffe brauchte. Dann, <strong>ein</strong>es Tages schien<br />

es, dass das Kupfer verbraucht sei. Das Xenon-Schiff war nicht kampffähig, die<br />

Explosion des ersten Sprungtores, durch das es gekommen war, hatte es schwer<br />

beschädigt und es ist auf <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Vorkommen von Kupfer und etwas Eisen<br />

abgestürzt. Es hat <strong>ein</strong> paar Roboter gebaut, um sich zu schützen und zu reparieren,<br />

aber es konnte sich nicht wieder flugfähig machen. Aufgrund der starken Legierungen,<br />

die die Xenon kennen, traute sich auch niemand, das Schiff anzugreifen. Jedenfalls<br />

brach der Krieg um Kupfer aus. Recycling wurde zwar stark betrieben, aber das<br />

reichte kaum aus. Gleichzeitig wuchs ja auch die Bevölkerung. Es wurden<br />

Kriegsroboter gebaut, jeder wollte dem anderen an Soldatenzahlen überlegen s<strong>ein</strong>. Es<br />

wurden ebenso humanoide, bemannte Roboter gebaut: Etwa zehn Meter große<br />

Kriegsmaschinen. Weil es k<strong>ein</strong>e genügenden Kristalle gab und beide Schiffe nicht mit<br />

Waffentechnologen besetzt waren, besann man sich auf das ursprünglichste zurück:<br />

Die Menschen auf Klingenwaffen und die Teladi auf Klauen. Der Krieg legte zahlreiche<br />

Energie-Generatoren in Schutt und Asche, Technologien und medizinische Kenntnisse<br />

wurden in diesen hundert Jahren vergessen. Nur noch wenige Menschen kannten sich


mit Technologie aus, viele arbeiteten als Bauern, um die Nahrung zu produzieren, die<br />

die automatischen Gewächshäuser nach dem Ausfall der Generatoren nicht mehr<br />

produzieren konnten. Ich habe schon oft gesehen, wie Kriege <strong>ein</strong>e oder mehrere<br />

Zivilisationen zurückgeworfen hat, aber in dieser Intensität ist es mir noch nie<br />

untergekommen. Die Gesellschaft hat sich in jeweils fünf Kasten aufgeteilt: Krieger,<br />

Wissenschaftler, Bauern, Minenarbeiter und Händler. Es ist im Eigentlichen k<strong>ein</strong> festes<br />

Kastensystem, aber es sind die Haupt-"Berufe". Jetzt hatte der Krieg <strong>ein</strong>en<br />

unheilvollen Ausgang: Die beiden Parteien fanden <strong>ein</strong> gigantisches Kupfervorkommen,<br />

genug für Beide. Die Entdecker der Kupfer-Schicht, zwei Familien von Händlern, <strong>ein</strong>e<br />

Teladi-Familie und <strong>ein</strong>e menschliche, schwangen sich ob ihres neuen Reichtums und<br />

ihrem Monopol auf Kupfer zu den neuen Herrschern auf, jede Familie bekam <strong>ein</strong>en<br />

Planeten. Sie herrschen von <strong>ein</strong>er Stadt aus, die etwa hunder Kilometer westlich von<br />

ihrer Kupfermine liegt. Sie herrschen fast wie Diktatoren oder Ludwig der 14.. Das<br />

schon seit fünfhundert Jahren. Die Bevölkerung, also die Bauern und Bergarbeiter,<br />

sind arm. Darauf folgen die Händler, dann stehen Krieger und Wissenschaftler etwa<br />

gleich, natürlich möchten die Nachkommen der Familie es sich mit den Kriegern und<br />

den Wissenschaftlern, die ihre Roboter und Kampf-Läufer bauen, reparieren und<br />

steuern, nicht verscherzen. Mittlerweile könnte man schon wieder auf dem<br />

technischen Stand wie auf der Erde s<strong>ein</strong>, aber die Herrscher halten natürlich nichts<br />

davon, ihre Machtposition zu verlieren und lassen daher die Generatoren für die<br />

Gewächshäuser nicht reparieren, wodurch die Nahrungsversorgung der Bevölkerung<br />

besser wäre und diese sich mehr bilden könnte. Die Bevölkerung ist zwar recht gut<br />

versorgt, dank der vielen Bauern und <strong>ein</strong>iger privater Agrar-Roboter, aber sie sind<br />

wissenstechnisch kaum mehr gebildet als im Mittelalter der Erde. Die Bergleute und<br />

die Bauern können kaum lesen, geschweige denn schreiben. Das gleiche gilt für<br />

<strong>ein</strong>fache Krieger. Da man k<strong>ein</strong>en guten Dünger herstellt, laugen die Böden langsam<br />

aus und die Erträge sinken. Die Herrscher erheben Ernte-Steuern...es ist grauenhaft.<br />

Kinder hungern teilweise, Krankheiten, die der heutigen Zivilisation höchstens <strong>ein</strong><br />

müdes Lächeln abverlangen, sind dort tödlich." Jarin war geschockt, dass es sowas<br />

gab.<br />

"Das hört sich grauenhaft an. Ich finde, wir sollten was unternehmen." "Ich gebe dir<br />

da recht, soetwas darf man nicht bestehen lassen." "Was m<strong>ein</strong>st du? Da es da ja viele<br />

Roboter gibt und du sicherlich das Xenon-Schiff mitnehmen möchtest, könnten wir<br />

doch Rough mitnehmen. Ihm <strong>ein</strong> bisschen näher bringen, was du in den letzten<br />

Jahrhunderten so gemacht hast." Thorsten rieb sich das Kinn, Jarin wusste, dass er<br />

das öfter machte, wenn er überlegte:"Hm...ich hatte überlegt, das wir erst <strong>ein</strong>mal<br />

unter die Bauern und Bergleute gehen, sie etwas beobachten, ihre Reaktionen auf<br />

uns. Vor allem wollte ich die Reaktion der gesamten Sozialstrukur auf unsere Rolle<br />

sondieren." "Welche Rolle hattest du uns zugedacht?" "Ich dachte, wir legen die<br />

Kleidung im Roben-Modus an, verhalten uns meist schweigsam und zeigen unser<br />

Gesicht nicht. Damit kann ich sehen, wie man sich uns gegenüber verhält. Ausserdem<br />

interessiert es mich wahnsinnig, wie es ist, durch <strong>ein</strong>e mittelalterlich geprägte, doch<br />

teilweise hochtechnisierte menschliche Zivilisation zu gehen." "So etwas wie fremde,<br />

zurückgezogene Mönche?" "Nicht ganz. Etwas wie Geister, aber doch auch so wie du<br />

es beschrieben hattest." "Fallen wir dadurch nicht doch etwas auf? Das vermeidest du<br />

doch eigentlich." "Ich möchte ja eben etwas auffallen, ohne zu großes Zutrauen zu<br />

erwecken. Wenn Leute unnahbaren Leuten freundlich gesinnt sind, dann ist das <strong>ein</strong><br />

gutes Zeichen. Ausserdem ist diese Rolle, die wir verkörpern, dafür geeignet, das es<br />

sich schnell herum spricht. Wenn es dann durch die Kreise gegangen ist, sehen wir<br />

auch, wie der Rest der Leute reagiert. Ob beispielsweise die Herrscher-Familien<br />

Attentäter auf uns ansetzt, die Wissenschafts-Gilde uns gefangen nehmen will oder<br />

die Krieger uns auf die Versen rücken." "Aha. Und Rough kann mitkommen?" "Ich<br />

weiss nicht, ob er möchte, er müsste sich in <strong>ein</strong>e Art Sklavenrolle begeben und die<br />

ganze Zeit s<strong>ein</strong>en Helm auf behalten. Wenn er die Rolle spielen möchte, dann geht das


natürlich." "Besuchen wir ihn doch und fragen ihn. Vielleicht möchte er sich ja als<br />

Schauspieler betätigen." "Von mir aus, machst du dich eben fertig und wir brechen<br />

auf?" "OK."<br />

Jarin machte sich frisch und schlüpfte in ihre Klamotten. Thorsten stand auf und nahm<br />

ihre Hand. Der bekannte Lichtblitz hüllte sie <strong>ein</strong>.<br />

Thorsten erschien mit Jarin vor Roughs Gartenzaun. Rough kniete mit <strong>ein</strong>er<br />

Gärtnerschürze an <strong>ein</strong>em Beet und setzte kl<strong>ein</strong>e Setzlinge <strong>ein</strong>. Es war schon irgendwie<br />

komisch: Eine künstliche Lebensform, mit Technologie, die die menschliche<br />

Vorstellungskraft sprengte, mit Waffen, die <strong>ein</strong>en Planeten in Schutt und Asche legen<br />

konnten und Kraft, die ausreichte, um <strong>ein</strong> Hochhaus zu Fall zu bringen, kniete auf<br />

weichem, fruchtbaren Boden und setzte zarte, zerbrechliche Pflänzchen in kl<strong>ein</strong>e<br />

Löcher. So witzig dieser Kontrast von Kraft und Zähigkeit zu Zerbrechlichkeit und<br />

Zartheit auch war, so glücklich war Thorsten, dass er so harmonierte und so stolz,<br />

dass das Wesen, dessen Grundlage er zusammengebaut hatte, sich so verhielt. Jarin<br />

öffnete das Gartentor und die beiden traten <strong>ein</strong>. Thorsten lächelte:"Hallo Rough.<br />

Vielleicht hätte ich den Daumen d<strong>ein</strong>es neuen Körpers gleich grün machen sollen."<br />

Rough setzte den kl<strong>ein</strong>en Chili-Setzling, den er in den Händen hielt, in das Loch, strich<br />

etwas Erde drüber und stand auf: "Hallo ihr beiden. Welche Ehre habe ich, dass ihr<br />

mich so schnell wieder besucht?" Thorsten legte den Kopf schief:"Darf man <strong>ein</strong>en<br />

Freund nicht besuchen?" "Doch, aber nach achthunderjährigen Besuchspausen ist <strong>ein</strong>e<br />

zweitägige Pause schon <strong>ein</strong>e Umstellung. Nicht, dass mich euer Besuch nicht freuen<br />

würde." "Nun gut, du hattest ja recht, wir haben dich mit <strong>ein</strong>er Absicht besucht.<br />

Allerdings würde ich das lieber drinnen besprechen." "Ähm...OK." Rough rieb sich die<br />

Hände an der Schürze ab, legte diese ab und wickelte sie um s<strong>ein</strong>en Arm. Thorsten<br />

und Jarin gingen Rough hinterher und er zeigte <strong>ein</strong>ladend auf die beiden<br />

Schaukelstühle, wo sie bereits vorgestern gesessen hatten. Thorsten und Jarin setzten<br />

sich, während Thorsten bemerkte, wie Rough die Schürze locker in <strong>ein</strong>e Ecke warf.<br />

Der mechanische Hob<strong>by</strong>-Gärtner setzte sich auf s<strong>ein</strong>en Schaukelstuhl:"Also, was<br />

möchtet ihr von mir?" "Nun, Jarin hatte mich auf die Idee gebracht, dass du uns<br />

vielleicht auf <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Expedition zu <strong>ein</strong>em Doppelplaneten-System begleiten<br />

möchtest, wo <strong>ein</strong>e recht unfaire Sozialstruktur herrscht. Die Sache hätte allerdings<br />

<strong>ein</strong>en Haken." "Was wäre der Haken? Eine Raum-Reise wäre schon äusserst<br />

interessant." "Nun, Jarin und ich wollten <strong>ein</strong>e vermummte Rolle spielen, um die<br />

Sozialstruktur zu analysieren. Du müsstest dich als simpler Roboter ausgeben: D<strong>ein</strong>en<br />

Helm aufbehalten, kaum reden und wenn, dann nur, um uns <strong>ein</strong>e Anweisungs<strong>ein</strong>gabe<br />

zu bestätigen oder Ähnliches. Die soziale Struktur dort besteht aus Teladi und<br />

Menschen, es gibt auch <strong>ein</strong>en Xenon dort, den wir abholen werden. Auf jeden Fall ist<br />

die Sozialstruktur nach <strong>ein</strong>em enormen Krieg mittelalerlich geworden. Es gibt <strong>ein</strong>ige<br />

private Agrar-Roboter und viele monarchische Dienst- und Kampf-Roboter. Dazu<br />

kommen ritterartige Kampfläufer. Man kämpft dort sogar nur mit Schwertern. Es gibt<br />

viele Bauern." "Das ist dort fast wie im Mittelalter? Man kämpft nur mit Schwertern?<br />

Aber ich müsste mich in der Öffentlichkeit wie <strong>ein</strong>e simple Maschine verhalten." "Du<br />

musst nicht mitkommen wenn du nicht willst. Wir dachten nur, du möchtest vielleicht<br />

trotz dieses Hakens mitkommen. Wir werden auch nicht viel reden." Rough<br />

lächelte:"Ich mach' es. Ich war ja schliesslich mal <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>facher Assistenzroboter. Als<br />

ich von den Schwertern und den Bauern gehört habe, hattest du mich schon<br />

überzeugt. Ich kann vielleicht m<strong>ein</strong>e neuen Kampf-Systeme ausprobieren um was<br />

gutes zu tun und vielleicht finde ich auch noch <strong>ein</strong>e archaische Pflanzenform für<br />

m<strong>ein</strong>en Garten. Das mit dem Getue kriege ich schon hin und m<strong>ein</strong>en Kampfhelm<br />

möchte ich ja auch mal ausgeklappt sehen. Muss ich euch da irgendwie anreden?<br />

Meister, oder Herr?" "Dir sch<strong>ein</strong>t dieses unterwürfige Getue ja fast zu gefallen." "Nee,<br />

davon hab ich mich losgesagt, aber ich möchte m<strong>ein</strong>e Rolle ja auch glaubhaft spielen."<br />

"Nun, die Roboter dort sprechen ihren Besitzer mit Meister an." "Na gut, dann kann<br />

ich dich ja wieder damit nerven." Rough grinste ihn schämisch an:"Da wir ja nicht viel


eden werden, hast du dazu nicht oft die Gelegenheit." "Naja, dann werde ich mal den<br />

Helm aufsetzen." Von hinten wuchsen die drei Segmente des Helms nach vorne: Die<br />

Schädelplatte und die beiden Seitensegmente. Die Seitensegmente waren wie große,<br />

scharf geschliffene Mandeln mit abgeecktem Ende, wo <strong>ein</strong>e Mandel <strong>ein</strong>en Halbkreis<br />

hatte. Die Abkantung zeigte nach oben oben in <strong>ein</strong>em spitzen Winkel. Es war <strong>ein</strong><br />

bedrohlicher Anblick. Die Mundplatte war wie <strong>ein</strong> dickes V, und zog sich bis etwa zu<br />

den Ohren, wurde aber von den Seitenteilen verdeckt, die <strong>Fast</strong> bis zum Brustb<strong>ein</strong><br />

reichten. Die Schädelplatte reichte mit <strong>ein</strong>em spitzen Zulauf bis etwas über den<br />

Ansatz des Nasenb<strong>ein</strong>s und gab so, mit dem flachen, dicken V des Mundvisiers, das<br />

etwa bis zu Adamsapfel reichte, dem Visier das Aussehen <strong>ein</strong>s wütenden Blicks,<br />

jedoch ohne Trennung der Augen.<br />

Weiterhin zog sich <strong>ein</strong>e Wölbung von der Spitze des Schädelplatte, über die Stirn, bis<br />

zur oberen Mitte des Kopfes. Ebenso zogen sich zwei spitze Wölbungen jeweils von der<br />

Spitze der Schädelplatte bis hin zu dem Beginn des Hinterkopfes, etwas schräg oben<br />

hinter dem Punkt, wo normalerweise die Ohren waren. Wo die spitzen Wölbungen der<br />

Seite, die sich etwas nach unten bogen, wie die Haken, die man an <strong>ein</strong>er Check-Liste<br />

machte, endeten, zog sich <strong>ein</strong> Bogen von <strong>ein</strong>er dieser Wölbungen zur anderen, schräg<br />

nach oben dicht am Hinterkopf entlang, wie die hintere Seite <strong>ein</strong>es Stirnbandes, das<br />

man sich vorne nach unten über die Augen gezogen hatte. Ein bogenförmiger<br />

Ausschnitt kurz unter dem Bogen machte es möglich, dass Rough den Kopf nach<br />

hinten neigen konnte. Eine runde Panzerplatte, die sich aus dem Ausschnitt fast bis<br />

zum Metallkragen von Roughs Torso-Panzerung zog und in den Helm hinauf gleiten<br />

konnte, um die Bewegungsfreiheit zu garantieren, schützte Roughs Nacken.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Klacken verschlossen sich Visier und Mundplatte und versiegelten das<br />

empfindlichere Mimik-System, dass aber auch <strong>ein</strong>e Supernova aus unmittelbarer Nähe<br />

aushalten konnte.<br />

Rough richtete das bedrohlich wirkende, mimiklose Gesicht auf Thorsten und<br />

Jarin:"Ich bin bereit zum Aufbruch, Meister." Thorsten wusste genau, dass die Mimik<br />

unter dem Helm <strong>ein</strong> breites Grinsen zeigte.<br />

Thorsten griff hinten an s<strong>ein</strong>en Kragen und zog. Der Stoff erkannte die<br />

Transformationsabsicht und gab nach: Der Kragen konnte zu <strong>ein</strong>er weiten Kapuze<br />

hochgezogen werden, die das Gesicht in <strong>ein</strong>en Schatten warf, kombiniert mit <strong>ein</strong>em<br />

Tarnmodul konnte man das Gesicht in dem Schatten nicht erkennen. Der Rest des<br />

Hemdes reagierte ebenfalls: Gleichzeitig wuchs das Hemd nach unten und bildete <strong>ein</strong>e<br />

Robe, die von <strong>ein</strong>em gekordelten, weißen Seil-Gürtel zugehalten wurde, der ebenfalls<br />

wuchs. Die <strong>ein</strong>mal umgeschlagenen Ärmel wurden noch weiter, als sie eh schon waren<br />

und ebenfalls etwas länger, wodurch sie die Hände verdeckten. Ein heller, weißer<br />

Lichtblitz drang kurz aus den Ärmeln, als in den Stoff <strong>ein</strong>gelagerte Materiegeneratoren<br />

dünne, weiße Handschuhe auf die Hände erzeugten. Thorsten legte die Hände vor der<br />

Brust in<strong>ein</strong>ander, so dass die Ärmel sich gegenseitig abschlossen, und senkte den Kopf<br />

etwas nach vorne, dass der natürliche Schatten der Kapuze noch etwas intensiver<br />

wurde. Rough verbeugte sich lachend: "Oh, Hochwürden, Meister." Thorsten sprach<br />

kurz in <strong>ein</strong>er dunklen Stimme, um Rough zu erschrecken, er hatte Erfolg:"Schweig,<br />

Maschine! Du redest nur, wenn du angewiesen wirst..." Rough schreckte ob der<br />

fremden Stimme zurück, doch Thorsten wechselte wieder auf normal:"...na wie war<br />

das, m<strong>ein</strong> Freund." "Uah...Schauderhaft. Ich hab' fast gedacht, du m<strong>ein</strong>st das ernst."<br />

"Ach, ich rede so nicht im Ernst mit Freunden. Und <strong>ein</strong>e Maschine bist du im richtigen<br />

Sinn ja auch nicht mehr. Aber d<strong>ein</strong> Gesicht unter dem Helm war zu köstlich. Dir wären<br />

ja b<strong>ein</strong>ahe die Augen ausgefallen." "Das kann man wohl sagen, Meister. Ha." Rough<br />

kicherte etwas. Thorsten liess als Antwort <strong>ein</strong> "Ooooohmmmmmhhh." wie <strong>ein</strong> Mönch<br />

erklingen. Rough wäre b<strong>ein</strong>ahe vor Lachen umgekippt.<br />

Thorsten räusperte sich:"Hhhrrhhmmm...Nun sollten wie unsere Rollen aber ernst<br />

spielen, sonst nimmt man sie uns nicht ab." Rough stellte sich gerade hin, dass der<br />

Balance-Punkt optimal war:"OK." Thorsten drehte sich zu Jarin:"Legst du auch die


Robe an? Dann können wir los. Der Schatten-Tarn-Generator geht an und aus, wenn<br />

du es möchtest, aber lass' ihn bitte erst <strong>ein</strong>mal an." Jarin nickte und griff an ihren<br />

Kragen.<br />

Der selbe Prozess wie zuvor fand auch bei Jarins Hemd statt, heute hatte sie die<br />

Weste heute nicht an, sonst hätte der Mechanismus zuerst die Weste in die Subraum-<br />

Tasche verfrachten müssen. Jarin stellte sich als etwas kl<strong>ein</strong>ere Person in Robe neben<br />

Thorsten.<br />

Er stellte sich neben sie, Rough begab sich hinter die beiden. Thorsten aktivierte<br />

s<strong>ein</strong>en Sprungantrieb und sie verschwanden in <strong>ein</strong>em hellblauen Lichtblitz.<br />

Als sie wieder Materialisierten, standen sie auf <strong>ein</strong>em unbefestigten Weg in <strong>ein</strong>em<br />

feuchten Mischwald. Es erinnerte an <strong>ein</strong>e Mischform aus englischer und<br />

mitteleuropäischer Vegetation. Die Wipfel der Bäume reichten weit hoch und warfen,<br />

bis auf <strong>ein</strong>en schmalen Streifen, ihre Schatten auf den Weg. Am Rande des Weges und<br />

im Wald wuchsen zahlreiche Wildkräuter, die ansch<strong>ein</strong>end teils ursprüngliche<br />

Vegetation waren und teils von den beiden Siedlungsschiffen <strong>ein</strong>geschleppte,<br />

verwilderte Kraut- und Medizin-Pflanzen. Um sie herum ragten also die Kräuter bis an<br />

die Hüfte und die urigen, braunen Rinden der Bäume zogen die Stämme entlang nach<br />

oben. Thorsten genehmigte sich <strong>ein</strong>en tiefen Atemzug der feuchten Waldluft: Kaum<br />

Pollen, etwas kühl, leichte Faulstoffe von überreifen Nüssen und Früchten...es war<br />

Herbst. Erntezeit für das Getreide und Anbauzeit für das Winter-Getreide. Der Duft<br />

von Regen lag noch in der Luft. Sie waren auf <strong>ein</strong>em Handelsweg, den die<br />

Goldschürfer aus den Bergen und die dortigen Händler immer nahmen, wenn sie die<br />

letzten Handelsbeziehungen vor dem Winter pflegten. Etwa <strong>ein</strong><strong>ein</strong>halb Kilometer den<br />

Weg hinauf kam <strong>ein</strong> Ochsengespann mit <strong>ein</strong>er Teladi-Händlerin. Zehn Kilometer den<br />

Weg hinab lag <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Dorf mit <strong>ein</strong> paar Bauernhöfen, <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Schmiede und<br />

<strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Herberge. Ein paar Händler gab es dort auch.<br />

Thorsten drehte sich zu s<strong>ein</strong>en beiden Begleitern:"Folgt mir, mieten wir uns im Dorf<br />

<strong>ein</strong> Zimmer."<br />

Die kl<strong>ein</strong>e Truppe ging den Weg entlang.<br />

Ban hatte Threshon gestern weggeschickt, nachdem er sich drei Stazuras lang Elenas<br />

Bericht über den zerstörten TL des Teladi-Händlers hatte anhören dürfen, in dem sie<br />

geschildert hatte, wie die Kristalle sich in Lichtgestalten verwandelt hatten, die mit<br />

<strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen Energiestrahl den halben TL weggesprengt hatten, hatte er nicht mehr<br />

all zu große Lust, sich noch <strong>ein</strong>en Bericht anzuhören, so sehr ihn dieses Schiff auch<br />

interessiert hatte. Die Entdeckung der Stadt hier drin hatte alles um <strong>ein</strong>iges<br />

erleichtert: Vorher hatte man <strong>ein</strong> Schichtsystem <strong>ein</strong>halten müssen, damit die Leute<br />

auf den etwa hundert Krankenbetten des Med-Sektors schlafen konnten. Es wurden<br />

auch <strong>ein</strong> paar Pritschen in die Gänge gestellt, aber es gab trotzdem kaum genügend<br />

Schlafplätze. Jedes Bett wurde im Zwei-Stazura-Rhythmus von drei Leuten benutzt.<br />

Jetzt, wo die Stadt gefunden worden war, hatte jeder <strong>ein</strong> Bett und <strong>ein</strong>e Wohnung. Ban<br />

hatte sich sofort <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Haus am Stadtrand reserviert. Er hievte sich aus dem<br />

Bett, welches sich am Abend automatisch an s<strong>ein</strong>en Körper angepasst hatte. Er hatte<br />

geschlafen, als wäre er Mutterleib...was bei ihm schon verdammt lang her war. Er<br />

schlüpfte in die Pantoffeln, ging ins Badezimmer und wusch sich. S<strong>ein</strong>e Uniform war<br />

über Nacht von <strong>ein</strong>em Schallr<strong>ein</strong>iger wieder auf Vordermann gebracht worden, so dass<br />

er sie heute wieder anziehen konnte. Frische Unterwäsche stellte das Haus bereit.<br />

Ban ging in die Küche und setzte sich an den Küchentisch:"Einen schwarzen Kaffee,<br />

zwei Scheiben Toast, <strong>ein</strong> Schälchen Blaubeergelee und <strong>ein</strong> bisschen Margarine, dazu<br />

das Frühstücksbesteck, bitte." Ein piepen bestätigte s<strong>ein</strong>e Anfrage und in <strong>ein</strong>em hellen<br />

Blitz erschien das Gorderte vor ihm auf dem Tisch. Er drückte <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Fläche auf<br />

<strong>ein</strong>em Holo-Tastenfeld, die das Radio aktivierte. Er hörte sich <strong>ein</strong> bisschen Argon-<br />

Megawatt-Radio an, es war der größte Radiosender der Argonen. Dabei schmierte er<br />

sich die beiden Toasts mit dem Blaubeergelee.<br />

Nach dem Frühstück ging er zu dem blauen Kreis in der Nähe der Eingangstür des


Hauses und legte die Hand daruf. Der Computer meldete sich:"Bitte Ziel wählen."<br />

"Brücke." "Bestätigt." In <strong>ein</strong>em blauen Lichtermeer verschwand er aus dem Haus und<br />

erschien auf der Brücke.<br />

Threshon wartete schon auf ihn:"Hallo, Sir. Soll ich ihnen jetzt Bericht erstatten?"<br />

"Jetzt gerne. Gestern hätte ich ja b<strong>ein</strong>ahe schon aus den Ohren geblutet." "OK. Es war<br />

<strong>ein</strong>fach unglaublich! Die Beschleunigung, die Geschwindigkeit, die Wendigkeit und<br />

diese Sensor-Scans." "Klingt schon mal interessant, aber ich hätte gerne Details." "Sir,<br />

wenn sie Zeit hätten, dann könnten wir uns die Alpha-1 ja noch <strong>ein</strong>mal schnappen."<br />

"Ich weiss nicht, ich muss heute noch viel erledigen und <strong>ein</strong>ige Vorgänge begutach..."<br />

Elena kam auf die Brücke, sie hatte dieses Gesicht, wenn sie mit jemandem reden<br />

wollte...ihm. Ban riss die Augen auf:"Aber ich glaube, dass geht auch ohne mich.<br />

Schliesslich sind das alles Experten. Gehen wir zum nächsten Teleporter." Bevor Elena<br />

ihn ausmachen konnte, war er mit Threshon von der Brücke verschwunden, auf dem<br />

Weg zum nächsten Teleporter und somit zum Hangar.<br />

Thorsten ging mit Jarin und Rough auf dem Weg entlang, das Ochsengespann der<br />

Teladi-Händlerin näherte sich von hinten.<br />

Jana Lekosas III trieb ihr Gespann an, um die Stadt Ehrenr<strong>ein</strong> zu erreichen. Sie hatte<br />

<strong>ein</strong>en Wagen voll mit Kräutern, kl<strong>ein</strong>en Mengen von Metallen, sogar etwas Kupfer, <strong>ein</strong><br />

paar Edelst<strong>ein</strong>e und <strong>ein</strong> paar Medikamente. Mit all dem konnte man in Ehrenr<strong>ein</strong> gut<br />

handeln. Sie trug <strong>ein</strong>en dicken Lederhandschuh mit Holz<strong>ein</strong>lagen um die linke Klaue,<br />

dort hatte sie ihre Krallen scharf geschliffen, um sich Dieben und Räubern wenigstens<br />

etwas erwähren zu können. Schon lange hörte sie neben den Tropfen, die nach dem<br />

Regen von den Pflanzen auf andere Pflanzen fielen, drei Personen durch den weichen<br />

Boden laufen. Vielleicht konnte sie mit denen handeln?! Sie verwarf den Gedanken<br />

sofort, als sie die "Personen" sah. Zwei Menschliche Gestalten in Roben und <strong>ein</strong><br />

Eisendiener...aber so <strong>ein</strong>en hatte sie noch nie gesehen. Der Kopf des Dieners wirkte<br />

schon von hinten seltsam, als sie ihn von der Seite sah, wurde sie<br />

<strong>ein</strong>geschüchtert...das Gesicht des Eisendieners sah aus, wie <strong>ein</strong> wütender, stechender<br />

Blick. Der Diener sah aus wie direkt aus den Kammern der Wissenschaftsgilde, k<strong>ein</strong><br />

Kratzer, k<strong>ein</strong>e aufgeschmiedeten neuen Platten um die Innereien zu schützen...waren<br />

das Leute der Wissenschaftsgilde? N<strong>ein</strong>, die Wissenschaftsgilde trug graue Kittel, die<br />

hohen mit goldenen Stickereien. Auf diese Kittel hielten sie viel, arrogant trugen sie<br />

sie mit größtem Stolz, die würden sich nicht in weiße Roben hüllen. Sie waren viel zu<br />

arrogant und <strong>ein</strong>gebildet, um diese Kittel nicht zu tragen. Aber wer waren sie dann?<br />

Ihre Roben wurden nicht schmutzig vom Matsch des Weges und der Eisendiener sah<br />

aus, als gehörte er zur Palastwache der Herrscherfamilien...oder es wäre <strong>ein</strong> neuer<br />

Diener. Aber dann wären es Wissenschaftsgilder, oder...Diebe. Aber Diebe, die sich<br />

solche Roben leisten konnten, oder so <strong>ein</strong>en Eisendiener stehlen konnten, lebten<br />

entweder nicht lange, oder sie hatten schon <strong>ein</strong>e eigene Bande. Aber Diebe zeigten<br />

sich nicht so auffällig! Jana war verwirrt. Sie wollte eigentlich nur vorbei fahren, aber<br />

ihre Händler-Neugierde brachte sie dazu, sie doch anzusprechen:"Seid mir gegrüßt.<br />

Wollt ihr auch nach Ehrenr<strong>ein</strong>?" Die beiden Robenträger und ihr Eisenkrieger sahen sie<br />

an, die Gesichter waren komplett von Schatten verdeckt. Der, oder die, größere<br />

Berobte nickte leicht, durch die Kapuze war es nur in der Andeutung zu erkennen.<br />

"Handelt ihr dort?" K<strong>ein</strong>e Antwort oder Regung. "Bleibt ihr länger als <strong>ein</strong>en Tag dort?"<br />

Wieder <strong>ein</strong> angedeutetes Nicken. "Da kann ich euch die Herberge empfehlen. Ich<br />

kenne die Leute dort seit Jahren, ihre Preise sind fair und die Zimmer sind auch im<br />

Winter selbst für m<strong>ein</strong>e Art warm genug." Jetzt hob die größere Robe den Arm und<br />

<strong>ein</strong>e weiß behandschuhte Hand winkte <strong>ein</strong>en Dankesgruß. Jana war jetzt nicht mehr<br />

ganz so ängstlich. Die waren vielleicht seltsam, aber sie hatten ihren Eisendiener noch<br />

nicht auf sie gehetzt. Würde sie die Menschensprache so sprechen, wie ihre Art es<br />

früher getan hatte, dann wäre das vielleicht noch der Fall gewesen. Die ihres Volkes<br />

hatten <strong>ein</strong>e Zungentechnik entwickelt, mit der sie nicht mehr zischten, wenn sie<br />

sprachen. So liessen sich wesentlich bessere Geschäfte machen. Seltsamerweise


schien das Zischeln der Sprache ihres Volkes in den Menschen schon <strong>ein</strong>e Art<br />

Misstrauen hervor zu rufen. Manche Mienen-Arbeiter oder Bauern ihrer Art sprachen<br />

immer noch ohne die Zungentechnik. Teladi, die von Geburt an mit der Zungentechnik<br />

sprechen lernten, setzten sie ohne weitere Probleme schon normal <strong>ein</strong>. Sie besann<br />

sich zurück auf die Robenträger:"Einen schönen Eisendiener habt ihr dort. Ich habe so<br />

<strong>ein</strong>en noch nie gesehen. Wollt ihr ihn verkaufen?" Jetzt <strong>ein</strong> langsames Kopfschütteln.<br />

"Seid ihr auf der Durchreise." Wieder <strong>ein</strong> langsames Nicken. Jetzt wurde es Jana doch<br />

etwas seltsam, vielleicht sollte sie sich doch lieber vorstellen:"Ich bin Jana, die<br />

Händlerin. Ich wurde nach der Heilerin benannt, die mich beim Schlüpfen rettete. Wie<br />

heißt ihr?" K<strong>ein</strong>e Antwort.<br />

Jetzt bekam Jana langsam Angst, sie spürte das Frösteln um ihre Stirnschuppe, als<br />

diese etwas erblasste. Sie schlug die Zügel an und die Ochsen legten <strong>ein</strong>en<br />

gemächlichen Galopp <strong>ein</strong>, der sie an den Robenträgern vorbei führte.<br />

Nach etwa fünf Minuten erreichte sie die Herberge. Die Holz- und St<strong>ein</strong>hütten um sie<br />

herum trugen viele Handelsmöglichkeiten in sich und <strong>ein</strong>ige Freunde.<br />

Sie zog die Zügel nach rechts und führte die Ochsen somit in die kl<strong>ein</strong>e Gasse<br />

zwischen der Herberge und <strong>ein</strong>em dem Schuppen eben dieser. Weil die Gasse ziemlich<br />

schmal war, kletterte sie nach hinten, an den Netzen, Säcken und Bündeln vorbei,<br />

durch ihren Wagen. Ihren kl<strong>ein</strong>en Beutel mit ihrem Geld trug sie bei sich, an ihren<br />

Gürtel gebunden. Sie hüpfte aus ihrem Wagen und bog um die Ecke, in die<br />

Herberge:"Hallo, Rohn...Dima. Habt ihr <strong>ein</strong> Zimmer für mich?" Rohn lächelte, der<br />

stämmige Mensch beugte sich über den Tresen:"Für unsere Echsenfreundin doch<br />

immer. Hast du wieder vor, <strong>ein</strong>e Woche zu handeln?" "Dieses mal vielleicht länger."<br />

"Ah, ich gebe dir das wärmste Zimmer des Hauses." "Oh, danke. Es ist draussen so<br />

kalt." "Der Herbst ist dieses Jahr eigentlich sehr warm, aber d<strong>ein</strong> Volk ist ja ziemlich<br />

kälteempfindlich." "Tja, aber dafür haben wir die härtere Haut und können besser<br />

schwimmen." "Das stimmt...und es gibt kaum bessere Händler als euch. Aber laufen,<br />

naja, da könnt ihr uns nicht das Wasser reichen." "Und ihr könnt besser Schmieden<br />

als wir, mehr Kraft und <strong>ein</strong> bisschen bessere Augen." "Dafür hört ihr alles." Dima kam<br />

zu ihr und Rohn:"Müsst ihr das eigentlich jedes mal machen? Die Stärken und<br />

Schwächen jeder Art aufzählen? Ihr macht das doch eh nur aus Spass, man kann<br />

besseres mit s<strong>ein</strong>er Zeit anfangen als dieses Geblödel." Rohn lächelte:"Ach komm<br />

schon, Dima. Sie kommt her seit sie fünfzehn Jahre ist. Das war immer unser<br />

Begrüßungs-Ritual." "Jaja...Jana, soll ich d<strong>ein</strong>en Ochsen etwas Stroh geben?" "Das<br />

wäre nett. Wie viel macht das für mich und m<strong>ein</strong>e Ochsen?" "Für <strong>ein</strong>e Freundin macht<br />

das <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Eisener." "Das bezahl ich gerne." Jana griff in ihren Beutel und zog<br />

<strong>ein</strong>e der etwa kirschkerngroßen Eisenkugeln hinaus, die gegen Rost mit Wachs<br />

überzogen waren. Rohn steckte den kl<strong>ein</strong>en Eisennugget in s<strong>ein</strong>en Gürtel-Beutel und<br />

gab Jana die dicken Schlüssel zu ihrem Zimmer, bei dem der Kaminschacht aussen an<br />

der Wand vorbei lief. Jana setzte sich an <strong>ein</strong>en der Tische um den Kamin:"Dima, habt<br />

ihr noch etwas vom Mittagessen für m<strong>ein</strong>e Art da?" "Ja, zwei drei Portionen." "Könnte<br />

ich etwas haben?" "Sicher, ich hole es nur schnell." Kurz darauf kam die Frau aus der<br />

Kücher hervor und stellte Jana <strong>ein</strong>e dampfende Portion gekochter Sumpfpflanzen auf<br />

den Tisch. "Dankeschön." Hungrig steckte Jana sich die erste Gabel ins Maul. Als sie<br />

die erste Portion gegessen hatte und Dima ihr freundlicherweise noch <strong>ein</strong>e Extra-<br />

Portion gab, wäre ihr beim Anblick der Tür fast die Gabel aus der Hand gefallen: Die<br />

beiden Robenträger, deren Köpfe von den Schatten verhüllt wurden, selbst als das<br />

Kerzenfeuer an dem Tresen von unten hin<strong>ein</strong> Schien, gefolgt von ihrem Eisendiener.<br />

Rohn wirkte geschockt, aber es gab öfters seltsame Gestalten in dieser Stadt, weil sie<br />

<strong>ein</strong> ziemlich bekannter Handelsposten in dieser Gegend war. Rohn lächelte etwas<br />

ängstlich:"Ah, herzlich willkommen in unserer Herberge. Möchten sie <strong>ein</strong> Zimmer?"<br />

Wieder das angedeutete Nicken des Großen. Rohn wirkte <strong>ein</strong>geschüchtert:"Ähm, gut,<br />

das macht <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Messing. Möchtet ihr noch etwas von den Resten vom<br />

Mittag?" Jetzt sah die größere Gestalt zu der kl<strong>ein</strong>eren, welche den Kopf leicht hin und


her schwenkte, um zu vern<strong>ein</strong>en. Wieder schüttelte auch die große Gestalt langsam<br />

den Kopf. Der rechte Ärmel hob sich und die vom Ärmel verüllte Hand blieb über<br />

Rohns Hand stehen. Die Geräusche von drei Metall-Nuggets waren zu hören, als sie<br />

die Hand des Berobten verliessen und klackend in Rohn's Hand fielen. Rohn starrte auf<br />

s<strong>ein</strong>e Hand und nahm, ohne von s<strong>ein</strong>er Hand weg zu sehen, <strong>ein</strong>en Schlüssel unter<br />

dem Tresen hervor, legte ihn auf den Tresen und sprach:"Drittes Zimmer links, zweiter<br />

Stock." Die <strong>ein</strong>gehüllte Hand glitt über den Tresen, dann hörte Jana zum ersten mal<br />

die Stimme des Berobten, den sie nun <strong>ein</strong>deutig als Mann identifizieren<br />

konnte:"K<strong>ein</strong>en Besuch..." Die Stimme war tonlos und neutral, fast kalt. Es musste <strong>ein</strong><br />

Mann Mitte zwanzig, Anfang dreißig s<strong>ein</strong>. Langsam schritt der Berobte mit s<strong>ein</strong>en<br />

Begleitern die Holztreppe hinauf.<br />

Als die Tür der Drei zufiel, beugte sich Jana hoch und stand auf, um zu Rohn zu<br />

gehen, sie hielt ihre Stimme leise:"Was ist denn Rohn, warum starrst du so auf d<strong>ein</strong>e<br />

Hand?" Rohn, total bleich, streckte ihr die Hand entgegen: Drei r<strong>ein</strong>ste Kupferlinge!!!<br />

So r<strong>ein</strong>es Kupfer hatte sie noch nie für Kupferlinge gesehen! So r<strong>ein</strong>es Kupfer gab es<br />

höchstens in Barren für die Wissenschafts-Gilde! Als hohe Zahlungsnuggets gab es<br />

höchstens unr<strong>ein</strong>es Kupfer. Rohn schluckte:"Was waren das für Leute?" Jana sah auf<br />

die Kupferlinge:"Ich weiss es nicht, aber ich bin ihnen auf dem Weg begegnet.<br />

Ich...ich hatte ihnen d<strong>ein</strong>e Herberge empfohlen." "Du hast...sie hierher geschickt?"<br />

"Ja, tut mir leid, wenn das schlimm war." "Also, wenn ich mir das Kupfer anseh...und<br />

ihr seltsames verhalten. Ich weiss nicht, ob dieser Reichtum mehr Ärger oder Segen<br />

bringt. Mit diesem Kupfer könnte ich m<strong>ein</strong>e Herberge aus St<strong>ein</strong>en neu aufbauen<br />

lassen. Oder drei Jahre Steuern bezahlen...pro Nugget." "Und er wollte k<strong>ein</strong>en<br />

Besuch...m<strong>ein</strong>st du er ist <strong>ein</strong>..." "Ein Dieb?! N<strong>ein</strong>, das glaub' ich nicht. Diese Robe, der<br />

Eisendiener...das passt nicht zu <strong>ein</strong>em Dieb." "Man hat ihn in der Stadt bestimmt<br />

gesehen, das wird sich ausbreiten wie <strong>ein</strong> Lauffeuer."<br />

Thorsten setzte sich auf <strong>ein</strong>en Stuhl, Jarin setzte sich neben ihn und Rough setzte sich<br />

gegenüber. Thorsten nutzte das kl<strong>ein</strong>e Funkgerät in Jarins Hör-Organen und <strong>ein</strong><br />

ähnliches in Rough's Sensoren, beide wussten ja, wie sie damit umzugehen<br />

hatten:"Das hat doch schon <strong>ein</strong>mal perfekt geklappt. Das r<strong>ein</strong>e Kupfer, das ich dem<br />

Herbergswirt gegeben habe, ist hier etwa so viel Wert wie <strong>ein</strong>e Handvoll Diamanten<br />

woanders. Wenn das nicht irgendjemanden auf uns aufmerksam macht, dann weiss<br />

ich auch nicht." Rough lachte durch das Funkgerät:"Ha, hast du die Herzfrequenz des<br />

Typen gehört, als du ihm die Kupferkügelchen in die Hand gelegt hast? Der hatte fast<br />

nen Herzanfall." Jarin lachte auch etwas:"Ich hab's auch gehört...und erst diese<br />

Teladi, als sie uns r<strong>ein</strong>kommen gesehen hat. Ihre drei Herzen haben sich wie <strong>ein</strong><br />

Fliegenschwarm angehört." Thorsten schmunzelte:"Ich glaube, da kommt noch <strong>ein</strong>iges<br />

auf uns zu, wo ihr euch mehr amüsieren könnt. Aber habt ihr die Mischung aus<br />

Endorphinen und Adrenalin gerochen, als ich den Wirt bezahlt habe? Der hat<br />

geschwitzt wie <strong>ein</strong> Bauarbeiter. Aber es dämmert langsam. Jarin, du kannst dich<br />

hinlegen, wann du möchtest, Rough, du kannst auch auf Stand-By gehen, wann du<br />

möchtest." Rough lehnte sich etwas zurück und schob sich mit den B<strong>ein</strong>en an die<br />

Wand, wo er den Kopf nach hinten lehnte:"Ich denke, ich mache das gleich." Jarin<br />

gähnte:"Ich denke, ich lege mich auch hin." Thorsten nickte und Jarin legte sich auf<br />

<strong>ein</strong>es der Stroh-Betten. Der Tarngenerator verbarg ihr Gesicht und die Robe verdeckte<br />

auch ihre Füsse. Thorsten legte sich auf das andere Bett und stellte s<strong>ein</strong>en Körper auf<br />

Ruhe, während er selbst hell wach blieb.<br />

Ban saß jetzt schon mehrere Stunden in diesem unglaublichen Schiff. Es war <strong>ein</strong><br />

unglaubliches Gefühl! Threshon war <strong>ein</strong>...nun sagen wir, übermütiger Pilot. Aber da<br />

dieses Schiff durch Materie dringen konnte, enstanden wenigstens k<strong>ein</strong>e Schäden. Ban<br />

sah vom Fenster auf Threshon:"Würden sie mir die Kontrolle vielleicht mal<br />

übergeben?" "Wie Bitte? Oh, natürlich, Sir." Threshon zog den Schubhebel zurück und<br />

das Schiff blieb stehen. Die beiden wechselten die Plätze und Threshon erklärte ihm<br />

die Kontrollen. Ban drückte den Schubregler nach vorne und das Schiff beschleunigte


direkt auf die <strong>ein</strong>gestellte Geschwindigkeit. Die Wendigkeit war enorm...aber wohl das<br />

Beste war: In diesem Schiff entging er Elenas Neugierde über die Neo Atlantis. Aus<br />

Spass scannte er <strong>ein</strong> paar Asteroiden und Stationen...die Scanner-Auflösung war<br />

enorm: Einzelteile, physikalische und chemische Vorgänge...alles wurde erfasst. Erst<br />

in später Nacht kehrten sie zurück zur Neo Atlantis...glücklicherweise war Elena schon<br />

weg. Er schätzte ihre Freundschaft sehr, aber ihre Vorträge und Beschreibungen...da<br />

arbeitete er doch lieber <strong>ein</strong>e Woche Papierkram durch. Die Alpha-1 landete<br />

automatisch im Hangar und Ban ging in s<strong>ein</strong>e Unterkunft.<br />

Jana war etwas unwohl, schliesslich hatte sie das Zimmer direkt gegenüber dieser<br />

seltsamen Robenträger. Lauter Leute hatten sich an das Fenster gestellt, um die<br />

seltsamen Fremden zu sehen. Sicher wusste es jetzt schon die ganze Stadt.<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lich hatten <strong>ein</strong>ige auch die Kupferlinge gesehen. Hoffentlich war das nicht<br />

bis zu Ressa-Derris durchgedrungen. Dieser Messer-Stecher, der schon öfters Leute<br />

überfallen hatte, es genoss sie aufzuschlitzen und ihnen dann, während sie noch<br />

ausbluteten, das Geld weg zu nehmen. Ein grausamer Killer. Jana hatte Glück, dass<br />

dieser Mörder nur Leute angriff, die viel Geld hatten und von ausserhalb<br />

kamen...niemand wusste, warum er die Leute, die regelmäßig hier waren oder hier<br />

wohnten, nicht angriff. Immer wenn niemand mehr kam, wechselte Ressa-Derris in<br />

<strong>ein</strong> anderes Dorf, bis sich der Handel wieder erholt hatte. Niemand hatte ihn bisher<br />

gefangen oder <strong>ein</strong>en Kampf mit ihm überlebt. Dieser kranke Kerl trug so viele Messer<br />

mit sich rum, immer wenn ihn jemand attackierte, nahm er diesem auch das<br />

Messer...so hatte er sich sozusagen <strong>ein</strong> Messerarsenal zugelegt, alle trug er am<br />

Körper. Dieser Mensch war grauenhaft.<br />

Ressa-Derris schlich durch das dunkle Feld hinter der Herberge. Wie immer war k<strong>ein</strong><br />

Anwohner oder wiederkehrender Händler s<strong>ein</strong> Ziel. Was sollte er auch die kl<strong>ein</strong>en<br />

Köder in s<strong>ein</strong>er Falle umbringen? Dadurch, dass diese Leute hier waren, lief der<br />

Handel, der s<strong>ein</strong>e Opfer anlockte, ja erst. Er schnappte sich nur die reichsten, oder die<br />

pompösesten. Es war ihm jedes mal <strong>ein</strong> Hochgenuss, wenn diese Leute blutend in<br />

ihren Wertsachen lagen, während er sie ihnen wegnahm. Er hatte bisher jedes Ziel<br />

erledigt. Frauen, Männer...er killte beides gerne. Kinder nicht, pah, die waren unter<br />

s<strong>ein</strong>en Fähigkeiten. Einige verhungerten eh, wenn er die Eltern kalt gemacht hatte.<br />

Er nahm zwei Messer und drückte mit s<strong>ein</strong>en Zehen auf die Federmechanismen in<br />

s<strong>ein</strong>er Sohle, zwei Messer schnellten aus den Spitzen s<strong>ein</strong>er Schuhe. Ressa-Derris<br />

drückte die Messer in s<strong>ein</strong>er Hand schräg nach unten in das Holz über der<br />

St<strong>ein</strong>befestigung des Gebäudes, zog sich nach oben und steckte auch die Messer in<br />

s<strong>ein</strong>en Schuhspitzen in die Holzwand. So kletterte er nach oben, bis zu dem Fenster.<br />

Mit <strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er dünneren Messer hebelte er zwischen den Holzteilen den Riegel nach<br />

oben. Leise öffnete er das Fenster und liess sich langsam auf den Boden gleiten. Nicht<br />

<strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> Teladi dürfte s<strong>ein</strong>e Schritte hören, höchstens s<strong>ein</strong>en ruhigen, gleichmäßigen<br />

Herzschlag. Er näherte sich der Zimmertür, wo er die beiden reichen Idioten<br />

vermutete. Er sah durch <strong>ein</strong>en Spalt unter der Tür: Gut, der Eisendiener war<br />

abgeschaltet, die Augen leuchteten nicht. Die beiden Robenträger lagen ruhig auf den<br />

Betten.<br />

Ressa-Derris musste ihnen die Kehle durchschneiden, damit sie ihren Eisendiener<br />

nicht wecken konnten.<br />

Rough zeichnete <strong>ein</strong>en Kerl mit <strong>ein</strong>er Menge Messern auf s<strong>ein</strong>en Sensoren. Er wollte<br />

gerade aufstehen und den Kerl entwaffnen, aber dann hörte er Thorsten über<br />

Funk:"Den übernehme ich, Rough. Wenn hier <strong>ein</strong> "Eisendiener" <strong>ein</strong>en Messerstecher<br />

besiegt, ist das nicht so aufsehenerregend wie <strong>ein</strong> seltsamer Mann in <strong>ein</strong>er Robe, der<br />

<strong>ein</strong>en Messerstecher fertig macht." "Gut, ich stell mich Off-Line."<br />

Ressa-Derris schlich an die größere Gestalt in der Robe. Er wollte gerade die Kapuze<br />

anheben und zog s<strong>ein</strong> Messer schon in Position, er freute sich schon auf das Blut auf<br />

der weißen Robe, da packte ihn die Gestalt mit <strong>ein</strong>em unerwarteten, blitzschnellen<br />

Griff am Hals. "Uuuüääaarghs..." Ressa-Derris Mund klappte auf und s<strong>ein</strong>e Augen


traten etwas heraus. Der Griff war stählern, wie der <strong>ein</strong>es Eisendieners...aber die<br />

Gestalt vor ihm hauchte...<strong>ein</strong>en eisigen Hauch:"Chhhhhh..." er zog s<strong>ein</strong> stärkstes<br />

Messer aus s<strong>ein</strong>em Gürtel, mit diesem Messer konnte man sogar die Rüstung <strong>ein</strong>es<br />

Eisendieners aufschlitzen. Er rammte das Messer auf den zu der Hand gehörenden<br />

Unterarm, um die Muskeln und Sehnen zu zertrennen, deren Griff ihn hielt. Das<br />

Messer rutschte ab!!! Dieses zuckende Messer konnte selbst St<strong>ein</strong>e durchschneiden!!!<br />

Nicht <strong>ein</strong>mal der Stoff wurde zerschnitten!!!<br />

Erst jetzt beugte sich der Robenträger nach oben...er schwebte vom Bett und glitt<br />

aufrecht, als stände er in der Luft, mit Ressa-Derris zur Tür! Der Robenträger setzte<br />

auf dem Boden auf, Nebel quoll unter der Robe hervor! Ressa-Derris riss die Kapuze<br />

hoch um das Gesicht des Robenträgers zu sehen...er konnte die Kapuze nicht nach<br />

hinten klappen, nur hochziehen...Nichts! Nur Schatten!!! K<strong>ein</strong> Gesicht, nur der viel zu<br />

dunkle Schatten, der von der Kapuze geworfen wurde! "Hiaaaahhhh..." Ressa-Derris<br />

wimmerte auf. Ein Wind schien von dem Geist auszugehen und wehte die Tür auf.<br />

Jana hörte das Wimmern <strong>ein</strong>es Menschen. Sie hatte Angst, aber ihre Neugier brachte<br />

sie dazu, die Tür zu öffnen. Die Tür der Robenträger sprang wie durch <strong>ein</strong>en Sturm auf<br />

und der Robenträger schritt, mit <strong>ein</strong>em Menschen, den er am Hals gepackt hatte,<br />

hindurch. Der Mensch...es war Ressa-Derris! Jana war starr vor Angst! Rohn kam die<br />

Treppe hinauf mit <strong>ein</strong>er Kerze in der Hand...auch er erstarrte.<br />

Der Robenträger zog s<strong>ein</strong>en rechten Arm an sich, mit dem er Ressa-Derris hielt und<br />

rammte diesen gegen den Stützpfeiler neben Janas Tür. Der Stützpfeiler knarzte und<br />

der Meuchelmörder keuchte. Mit <strong>ein</strong>em Griff, so schnell das der linke Arm zu <strong>ein</strong>em<br />

weißen Schemen verschwamm, riss der Robenträger Ressa-Derris das Messer aus der<br />

Hand und zog es nach hinten, als wolle er auf den Kopf von Ressa-Derris <strong>ein</strong>stechen.<br />

Der Meuchelmörder wimmerte und w<strong>ein</strong>te:"Bitte, Geist...bitte, töte mich nicht." Ohne<br />

<strong>ein</strong>e Regung des restlichen Körpers schoss das Messer auf den Kopf zu. Janas gelbe<br />

Augen weiteten sich und ihre Stirnschuppe wurde bleich...doch der Robenträger<br />

rammte das Messer in den Kragen des Meuchelmörders und pinnte ihn damit an die<br />

Wand. Der linke Arm des Robenträgers schoss unglaublich schnell auf den Brustkorb<br />

von Ressa-Derris zu, packte etwas und wieder hörte man das Geräusch <strong>ein</strong>es Messers,<br />

das sich durch Kleidung in Holz bohrte.<br />

"Toktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktoktok" so<br />

schnell war das Geräusch nun zu hören, dass selbst ihre Ohren es nicht mehr trennen<br />

konnten, der Arm des Robenträgers war nur noch <strong>ein</strong>e weiße Schemenwolke, als sie<br />

immer wieder zum Brustkorb und um den Meuchelmörder raste. Mit dem letzten "Tok"<br />

war der Arm wieder langsam. Ressa-Derris war von Messern umrandet, die ihn mit<br />

s<strong>ein</strong>er Kleidung an die Wand hefteten. Der Meuchelmörder hatte angsterfüllte, große<br />

Augen...Urin tropfte aus der Hose des Mannes und er w<strong>ein</strong>te. Das letzte Messer war<br />

noch in der behandschuhten Hand des Robenträgers...und war dicht vor dem Gesicht<br />

von Ressa-Derris. Die schattenerfüllte Kapuze der Robe, und somit ansch<strong>ein</strong>end das<br />

Gesicht des Mannes darunter, kam ebenfalls nahe an das Gesicht des Mörders...die<br />

Stimme des Robenträgers war eiskalt, wie <strong>ein</strong> wütendes Zischen <strong>ein</strong>er ihrer Art, nur<br />

noch viel grausamer...wie der Todeshauch <strong>ein</strong>es Menschen, wenn die Totenstarre<br />

nachliess und der keuchende Hauch hinaus kam. Die eiskalte Stimme blies dem<br />

Meuchelmörder ins Gesicht, der heulte.<br />

Die Worte des Robenträgers liessen Janas Stirnschuppe schneeweiß werden:"Res<br />

Derrier, solltest du jemals wieder <strong>ein</strong> Wesen töten, dass d<strong>ein</strong> Leben nicht direkt<br />

bedroht, komme ich wieder und du verschwindest auf ewig in den Schatten." "Ich<br />

schwörs! Nie wieder, ich tu's nie wieder. Danke! Danke für die Gnade..." "Halte diese<br />

Gnade in Ehren, die Gnade, die du nie jemanden gewährt hast, oder du versinkst in<br />

den Schatten." "Ich schwörs..." Jetzt liess der Robenträger die Kehle von Ressa-Derris<br />

los, drehte sich um und ging in s<strong>ein</strong> Zimmer. Die Tür schloss sich hinter ihm.<br />

Ressa-Derris sah zu Rohn:"Bitte...ruft die Soldaten der Herrscher! Sie sollen mich<br />

irgendwo <strong>ein</strong>sperren, irgendwo, wo ich sicher bin." Rohn blinzelte das erste mal, seit


er gekommen war:"Du gehst nicht weg! Die Soldaten werden dich mitnehmen."<br />

Ressa-Derris wurde bewusstlos.<br />

Kurze Zeit später kamen die Soldaten auf <strong>ein</strong>em der wenigen Himmelsschiffe, das im<br />

Dorfzentrum niederkam.<br />

Die Soldaten kamen in das Haus, packten erst <strong>ein</strong>mal Ressa-Derris <strong>ein</strong> und fragten<br />

dann Rohn aus. Der Soldatenhauptmann stellte sich direkt vor Rohn:"Wer hat das<br />

getan?" "Einer...<strong>ein</strong>er m<strong>ein</strong>er Gäste. Er hat mit <strong>ein</strong>er Hand hinaus getragen und ihn<br />

mit den Messern an die Wand genagelt. Dann ist er in s<strong>ein</strong> Zimmer zurück gegangen<br />

und die Tür schloss sich wie von selbst." Der Hauptmann zog <strong>ein</strong>e Augenbraue<br />

hoch:"Sonst noch was?" "Ja, er hat mit diesem Kupferling bezahlt." Rohn nahm <strong>ein</strong>en<br />

der Kupferlinge aus s<strong>ein</strong>er Tasche und hielt ihn dem Soldaten hin. Die Augen des<br />

Soldaten weiteten sich:"Das ist unglaublich r<strong>ein</strong>! Das ist beschlagnahmt, ich muss es<br />

m<strong>ein</strong>en Vorgesetzten zeigen." Der Soldat nahm Rohn den Kupferling aus der Hand und<br />

steckte ihn <strong>ein</strong>. Rohn sah dem wertvollen Stück natürlich traurig nach, Jana verstand<br />

s<strong>ein</strong>en Gesichtsausdruck nur zu gut, als sie alles durch das Schlüsselloch beobachtete.<br />

Als sie an diesem Tag zum Handeln hinaus ging, sprach die ganze Stadt davon.<br />

Von dem, was sie von Dima gehört hatten, die gerne tratschte, und von dem, was sie<br />

gesehen hatten.<br />

Jana war natürlich positiv überrascht das ihr Beis<strong>ein</strong> bei dem Ereignis, das ihr letzte<br />

Nacht die Bleiche in die Stirnschuppe getrieben hatte, jetzt, aufgrund des allgem<strong>ein</strong>en<br />

Interesses, ihre Geschäfte ankurbelte. Um so länger die Leute bei ihrem Wagen<br />

standen, umso mehr kauften sie oder tauschten. Am Abend hatte sie bestimmt<br />

zweihundert mittlere Messing <strong>ein</strong>genommen zufrieden liess sie ihren vollen Geldbeutel<br />

<strong>ein</strong>mal in ihren Klauen hüpfen.<br />

Abends ging sie gut gelaunt in die Herberge zurück, ihr fiel <strong>ein</strong>, dass sie sich noch<br />

garnicht nach Rohns und Dimas Sohn Joles erkundigt hatte. Als sie die Herberge<br />

betrat, drehte sie sich gleich zu Rohn:"Wie geht es eigentlich Jules?" "Seit <strong>ein</strong> paar<br />

Wochen ist er ziemlich schwach. Er kann immer schlechter essen. Neulich hatte er<br />

<strong>ein</strong>en schlimmen Husten." "Wart ihr schon beim Heiler?" "Ja, aber der sagt, er könne<br />

nichts machen, die Zeit könnte ihn heilen." "Und?" "Es wird nicht besser, nur<br />

schlimmer. Ich hätte dieses Kupfer gerne gegeben, um m<strong>ein</strong>en Sohn zu heilen, aber<br />

wir waren schon bei Jussef, dem besten Heiler des Zwiegestirns." "Oh...das tut mir<br />

leid. Ich habe <strong>ein</strong> paar Heilkräuter in m<strong>ein</strong>em Wagen, ihr könnt sie gerne umsonst<br />

haben." "Jussef kennt alle Heilkräuter...nichts sei geeignet." "Oh...dann wünsche ich<br />

euch viel Glück." "Danke, aber ich glaube, das ist vergebens."<br />

Mit trauriger, düsterer Stimmung. Sie ging in ihr Zimmer, der große Gewinn von heute<br />

erschien ihr auf <strong>ein</strong>mal garnicht mehr so wertvoll. Der kl<strong>ein</strong>e Junge war ihr vom ersten<br />

mal, als sie ihn sah, an jedes Herz gewachsen. Er war <strong>ein</strong> quirliger, kl<strong>ein</strong>er, lieber<br />

Junge mit <strong>ein</strong>em guten Herzen. Auch wenn er nur <strong>ein</strong>es hatte, dieser junge Mensch<br />

hatte <strong>ein</strong> gutes Herz. Sie liess <strong>ein</strong>e Träne für den kl<strong>ein</strong>en Jules aus ihrem Auge, als die<br />

Trauer diese Ergriff. Sie schlief <strong>ein</strong>.<br />

Mitten in der Nacht hörte sie lautes W<strong>ein</strong>en, dass sie aus dem Schlaf riss...es war<br />

Dima. Gefolgt vom Husten <strong>ein</strong>es Kindes. Jana sprang aus ihrem Bett und kleidete sich<br />

in ihre Jacke und ihren Gürtel, so wie die warme Hose, die sie um diese Jahreszeit<br />

trug.<br />

Sie stürmte die Treppe hinunter und riss die Tür auf, wo sie Jules husten hörte...der<br />

kl<strong>ein</strong>e Junge sah fürchterlich aus...blass und ausgemergelt.<br />

Rohn sah sie an:"Jana, was machst du denn hier?" "Ich hörte Jules und Dima...ich<br />

habe mir Sorgen gemacht...was ist passiert?" "Jules...ich glaube, es geht<br />

zuende...m<strong>ein</strong> Sohn..." er fing an zu w<strong>ein</strong>en. Jana sah ihn an:"Habt ihr k<strong>ein</strong>en Heiler<br />

gerufen?" "Der Heiler der Stadt ist auf <strong>ein</strong>er Reise und sammelt Kräuter. Hier ist k<strong>ein</strong><br />

Heiler..." "Habt ihr bei <strong>ein</strong>em der Angereisten in eurer Herberge gefragt?" "Ausser<br />

d<strong>ein</strong>em sind nur noch zwei andere belegt. In dem <strong>ein</strong>en wohnt <strong>ein</strong> Jäger, der ist dumm<br />

wie die Nacht...und heilen kann er auch nicht, er hat selbst <strong>ein</strong>e Grippe." Jana


schluckte:"Und die Leute in den Roben?" "Hast du vergessen, was sie mit Ressa-Derris<br />

gemacht haben? Der ist irre geworden vor Angst! Und das war nur <strong>ein</strong>er von ihnen."<br />

Dima nahm ihr Gesicht von ihrem hustenden Sohn:"Das ist egal! Versuch es Rohn,<br />

wenn Jules nicht mehr lebt, hat m<strong>ein</strong> Leben auch k<strong>ein</strong>en Sinn mehr." "Gut..." Mit <strong>ein</strong>er<br />

Kerze gingen Jana und Rohn zu der Tür des Zimmers, um hinaus ins Hauptzimmer<br />

und dann hinauf zu dem Zimmer zu gehen.<br />

Rohn griff nach der Tür und öffnete sie...die beiden Gestalten standen schon vor der<br />

Tür. Jana fiel auf ihren Stummelschwanz und Rohn fiel auch b<strong>ein</strong>ahe um.<br />

Er sah die Leute an:"Ich wollte gerade zu euch hoch." die größere Gestalt nickte<br />

langsam:"Ich weiss." Die Stimme war immer noch neutral, aber jetzt nicht mehr kalt<br />

oder wie <strong>ein</strong> Todeshauch...sie kling sogar irgendwie nett. Die Stimme trug k<strong>ein</strong>erlei<br />

Kälte mehr in sich. Rohn sah den Robenträger weiter an:"Könnt ihr m<strong>ein</strong>em Sohn<br />

helfen?" Wieder nur <strong>ein</strong> sanftes Nicken. Rohn trat beiseite und auch Dima wich <strong>ein</strong>en<br />

Schritt zurück. Der große Robenträger beugte sich zu dem keuchenden Jules...der<br />

kl<strong>ein</strong>e, sechs Jahre alte Junge wirkte winzig unter dem Schatten der Robe.<br />

Der Robenträger griff mit s<strong>ein</strong>er rechten Hand in den linken Ärmel und holte <strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong>es, weißes Gefäß aus Plastik aus dem Ärmel. Plastik war etwas edles...er<br />

schraubte das kl<strong>ein</strong>e Döschen auf und steckte Zeige- und Mittelfinger der rechten<br />

Hand hin<strong>ein</strong>, um <strong>ein</strong>e weiße Creme aus dem Bottich zu holen. Er strich die Creme über<br />

Jules' Brust...der Husten stoppte sofort. An dem dünnen Stoffhandschuh blieb k<strong>ein</strong>e<br />

Creme zurück...der Robenträger schraubte den kl<strong>ein</strong>en Bottich wieder zu und steckte<br />

ihn in s<strong>ein</strong>en Ärmel.<br />

Er stand auf und drehte sich zu Dima:"Lasst ihn schlafen, morgen früh ist er gesund.<br />

Aber gebt ihm gut zu Essen, damit er wieder zu Kräften kommt. Die Krankheit hat<br />

sehr an s<strong>ein</strong>en Kräften gezehrt." Dima sah auf ihren Sohn, der wieder ruhig<br />

atmete...Jana konnte sehen, wie sie kurz überlegte, den Robenträger dankbar zu<br />

umarmen, doch sie hielt sich selbst davon ab. Sie dankte ihm aber<br />

trotzdem:"Dankeschön...vielen vielen Dank..." Jana sah sich die beiden Robenträger<br />

an, wie sie an ihr vorbei, wieder nach oben gingen.<br />

Thorsten schloss die Tür hinter sich, dann hörte er Jarin über s<strong>ein</strong>en Funk:"Was hast<br />

du dem Kl<strong>ein</strong>en da auf die Brust geschmiert?" "Nur <strong>ein</strong>e Feuchtigkeitscreme. Ich<br />

konnte ihn ja nicht <strong>ein</strong>fach kurz anfassen und ihn dabei mit m<strong>ein</strong>en Naniten heilen."<br />

"Wieso nicht?" "Wenn ich, nachdem ich <strong>ein</strong>en gefürchteten Meuchelmörder spielend<br />

fertig gemacht habe, auch noch <strong>ein</strong> Kind nur durch Berührung heile, dann ist m<strong>ein</strong>e<br />

Rolle etwas zu übertrieben und die Typen, die ich anlocken möchte, halten uns nur für<br />

<strong>ein</strong> Gerücht. Dann war alles umsonst. Da hätte ich genau so gut mit Gewitterwolken<br />

und Blitzen aus dem Himmel über dem Herrschaftspalästen hinuntergleiten können.<br />

Ausserdem würde dann niemand mehr mit uns reden." "OK. Ich lege mich dann<br />

wieder hin." "Mach' das. Rough, du kannst auch wieder <strong>ein</strong> paar mehr Systeme runter<br />

fahren." "Mach ich."<br />

Thorsten legte sich auch wieder hin und schloss die Augen, während s<strong>ein</strong>e Sensoren<br />

die Welt weiterhin überwachten.<br />

Jana ging zurück auf ihr Zimmer, am nächsten Morgen wurde sie von Jules Lachen<br />

geweckt. Ihre Schuppenfinne richtete sich auf. Sie nahm <strong>ein</strong>en ihrer hübschesten<br />

Kristalle und wollte ihn vor die Tür der Robenträger legen. Doch als sie sich hinunter<br />

beugte, öffnete sich die Tür. Sie wäre b<strong>ein</strong>ahe umgefallen, doch sie sah nach<br />

oben:"Ha...Hallo." Der große Robenträger stand vor ihr:"Hallo." Schnell hielt sie ihm<br />

den Kristall entgegen:"Ich...ich wollte mich bedanken, dass ihr Jules gerettet habt."<br />

Sie machte sich darauf gefasst, dass ihr der Arm ausgerissen wird. Statt dessen<br />

nahmen die behandschuhten Finger ihr den Kristall behutsam aus der Klaue. Der<br />

Robenträger hielt sich den Kristall vor's Gesicht...zumindest hoffte Jana, das <strong>ein</strong><br />

Gesicht unter der Kapuze war. Der Robenträger klang interessiert:"Oh, <strong>ein</strong> Quarz, mit<br />

Adern aus Rosenquarz. Ein schönes Stück." "Du..du kennst dich damit aus?" "Ja.<br />

Komm doch mal bitte r<strong>ein</strong>."


Jana hatte Angst, dort hin<strong>ein</strong> zu gehen, aber noch mehr Angst hatte sie davor, was<br />

vielleicht mit ihr passieren würde, wenn sie n<strong>ein</strong> sagte:"OK...ich komme schon." Mit<br />

fast majestätischen Bewegungen ging der Robenträger in s<strong>ein</strong> Zimmer und schloss die<br />

Tür hinter Jana. Der Eisendiener fixierte sie, dann sah er wieder gerade aus.<br />

Der Robenträger griff an s<strong>ein</strong>e Kapuze und nahm sie langsam nach hinten. Der starke<br />

Schatten verschwand und der Kopf <strong>ein</strong>es Menschen erschien. Blaue Augen, braune<br />

Haare, <strong>ein</strong> Bürstenschnitt. Jana war beruhigt, dass es sich um <strong>ein</strong>en Menschen und<br />

nicht um <strong>ein</strong> Monster hielt. Nach dem was sie wusste, musste es <strong>ein</strong> recht attraktiver<br />

Mann in den Augen <strong>ein</strong>es Menschen s<strong>ein</strong>.<br />

Der kl<strong>ein</strong>ere Robenträger legte jetzt auch s<strong>ein</strong>e Kapuze ab: Es war <strong>ein</strong>e Menschenfrau!<br />

Blonde, lange Haare und grüne Augen.<br />

Jana fühlte sich schon etwas wohler, nun da sie sehen konnte, dass sich ihre<br />

Schreckensvorstellungen nicht bewahrheiteten. Der Mann der beiden lächelte sogar.<br />

Sofort schoss ihr <strong>ein</strong>es in den Kopf...sie sprach es aus und bedauerte es<br />

sofort:"Warum seit ihr jetzt auf <strong>ein</strong>mal so nett und hüllt euch sonst in diese Roben?"<br />

Sofort verschwand das Lächeln des Mannes, jedoch wich es nicht <strong>ein</strong>em wütenden<br />

Gesichtsausdruck, sondern <strong>ein</strong>em überraschten Blick:"Ah, gute Herzen und mutig. Du<br />

möchtest also <strong>ein</strong>e Erklärung für unser Verhalten?" Jana fiepste wie <strong>ein</strong><br />

Mäuschen:"Nicht...unbedingt. Wenn ihr nicht wollt..." Ein breites Grinsen totaler<br />

Belustigung zierte das Gesicht des Mannes und auch das s<strong>ein</strong>er Freundin. Der Mann<br />

sprach wieder:"K<strong>ein</strong>e Sorge, ich werde dir nichts tun. Du könntest mir sogar <strong>ein</strong>en<br />

Gefallen tun." "Damit du mich in die Schatten reissen kannst?" "Ach du m<strong>ein</strong>st das mit<br />

Ressa-Derris. Der war <strong>ein</strong> grausames Monster, guten Wesen tue ich nichts." "Du...du<br />

hast ja auch Jules geholfen...vielleicht kann ich dir dann auch helfen...sofern ich<br />

niemanden töten oder angreifen muss." "Töten? Angreifen? Um Himmels Willen, n<strong>ein</strong>.<br />

Ich möchte nur, dass du d<strong>ein</strong>e Geschichten, die du beim Verkaufen erzählst, auch<br />

weiterhin erzählst, allerdings nichts von unserem normalen Aussehen." "Warum<br />

denn?" "Nun, ich möchte die Aufmerksamkeit von <strong>ein</strong>igen Leuten auf uns ziehen. Sie<br />

sollen nicht wissen was oder wer wir sind. Ich werde dir in den nächsten Nächten auch<br />

noch <strong>ein</strong> bisschen Stoff für d<strong>ein</strong>e Geschichten liefern, aber berichte nur das, was du<br />

auch siehst: Farbenfroh, aber dichte nichts hinzu." Jana hatte nun nur noch wenig<br />

Angst:"Gut...darf ich dich noch was fragen?" "Bei d<strong>ein</strong>er Art nehme ich an, es geht um<br />

das Kupfer?!" "Äh...ja." "Nun, sagen wir, ich bin nicht <strong>ein</strong>er der Ärmsten. Ich habe<br />

noch <strong>ein</strong>e Idee: Wenn die Leute, die ich anlocken will, kommen, kriegst du <strong>ein</strong>en<br />

großen Kupferling, von mir aus <strong>ein</strong>en so groß wie m<strong>ein</strong>e Faust. Das dürfte für <strong>ein</strong><br />

gutes Leben reichen." Jana's Augen quollen hervor:"So...sosososo...so groß wie d<strong>ein</strong>e<br />

Faust?" "Wenn die Leute kommen, dann kannst du <strong>ein</strong>en haben." "Ich mache es!"<br />

"Gut, aber denk an das Wichtigste unserer Abmachung: K<strong>ein</strong> Wort von unserer<br />

Begegnung eben: Unsere Köpfe, unsere Gesichter...du wirst nur von den<br />

Schattenerfüllten Kapuzen erzählen, die du gestern und vorgestern gesehen hast."<br />

"Ja."<br />

Jana verliess das Zimmer und ging zu ihrem Wagen. Ein Kupferling so groß wie die<br />

Faust <strong>ein</strong>es Menschen! Das war mehr, als sie sich je erträumt hätte. Und das nur<br />

dafür, dass sie ihre Geschichten erzählte, die ihr sowieso schon so viel Gutes beim<br />

Handeln brachten. Sie trieb die Ochsen wieder rückwärts aus der Gasse, setzte sich<br />

hinten auf ihren Wagen und begann zu handeln und zu erzählen.<br />

Hauptmann Resoran hielt den r<strong>ein</strong>en Kupferling in s<strong>ein</strong>er Hand...das war <strong>ein</strong><br />

Vermögen...s<strong>ein</strong> Vermögen. Er wollte mehr, alles für sich. Und da er der höchste<br />

Soldat in der Gegend war, konnte ihm hier niemand was anhaben. Was kümmerte es<br />

ihn, dass dieser Robenträger Ressa-Derris fertig gemacht hatte?! Resoran hatte zwei<br />

Titanen-Rüstungen und gute Führer dieser gigantischen Rüstungen. Dazu hatte er<br />

<strong>ein</strong>e Truppe von Eisenkriegern. Alle gehorchten s<strong>ein</strong>en Befehlen, hinzu <strong>ein</strong>e Truppe<br />

von <strong>ein</strong>fachen Soldaten mit verschiedenen Rüstungen. Wo er schon mal dabei war,<br />

konnte er ja auch <strong>ein</strong>e zweite Steuer<strong>ein</strong>treibung in Ehrenr<strong>ein</strong> durchführen. Das


mochte ihm sicherlich noch mehr Geld bringen. Oh er würde <strong>ein</strong> reicher Mann werden,<br />

er könnte sich jede Frau nehmen. Wenn jeder der Soldaten <strong>ein</strong>en Messing bekam,<br />

würden die sicherlich auch nichts verraten. Er beschloss, noch heute Abend Ehrenr<strong>ein</strong><br />

aufzusuchen...das würde ihn reich machen.<br />

Thorsten grinste unter s<strong>ein</strong>er Robe: Nicht nur, dass die Geschichten der Teladi-<br />

Händlerin <strong>ein</strong> paar Räuber auf ihn aufmerksam gemacht hatten, der Hauptmann der<br />

örtlichen Garde hatte s<strong>ein</strong>en gierigen Blick schon auf Thorstens, bisher<br />

unmaterialisiertes Kupfer und das Geld des Dorfes geworfen. Ein Goldfieber, nur mit<br />

Kupfer. Die zwei Kampfläufer in der örtlichen Garde und die zwanzig Kampf-Roboter<br />

waren k<strong>ein</strong>erlei Bedrohung, ebenso die fünfzig Soldaten. Jarin könnte die Soldaten<br />

übernehmen, Rough die Roboter zerhechseln und Thorsten würde sich die Kampfläufer<br />

vornehmen. Jetzt aber musste er sich erst <strong>ein</strong>mal um den Dieb mit <strong>ein</strong>em Schwert vor<br />

s<strong>ein</strong>er Tür kümmern, den Jana's Geschichten von dem Kupfer angezogen hatten.<br />

Händler trugen die Geschichte von s<strong>ein</strong>em Kampf gegen Ressa-Derris und der Heilung<br />

von Jules ins Umland. Es verbreitete sich sogar noch schneller als er erwartet hatte.<br />

Mit erhobenem Schwert preschte der Dieb in das Zimmer. Jarin öffnete schon <strong>ein</strong>mal<br />

das Fenster in ihrer Robe, beide trugen die Kapuzen. Thorsten packte das Schwert,<br />

bog es mit <strong>ein</strong>er Hand zu <strong>ein</strong>em Bogen und packte den Dieb, der wie <strong>ein</strong> Kaninchen<br />

vor <strong>ein</strong>er Schlange in die Schatten der Kapuze starrte, an den Klamotten vor der<br />

Brust. Er hob den Dieb so hoch wie s<strong>ein</strong> Arm es ohne Veränderung des Knochenbaus<br />

vermochte, wobei s<strong>ein</strong>e Muskelkraft bei weitem nicht der limitierende Faktor war. Der<br />

Dieb pendelte erstarrt an Thorstens Arm und wurde zum Fenster getragen. Fünf<br />

Schritte vor dem Fenster zog Thorsten den wimmernden Dieb vor s<strong>ein</strong>e Kapuze, damit<br />

dieser in die Schatten starrte, ohne das getarnte Gesicht erkennen zu können.<br />

Thorsten keuchte wie es aus <strong>ein</strong>em Grab kommen würde und schleuderte den Dieb<br />

hinaus aus dem Fenster, wobei er sorgfältig auf <strong>ein</strong>en Strohhaufen zielte. Der gesamte<br />

Marktplatz, darunter auch die Menge an Jana's Wagen, sah den kreischenden Dieb aus<br />

dem Fenster fliegen, der dann mit <strong>ein</strong>em Stöhnen in den Strohhaufen <strong>ein</strong>tauchte.<br />

Stroh flog in die Luft und kurze Zeit später kroch der Dieb mit dem verbogenen<br />

Schwert aus dem Strohhaufen. Der Dieb liess s<strong>ein</strong> Schwert fallen und rannte<br />

schreiend davon.<br />

Jarin schloss das Fenster und meldete sich über Funk:"Und? Hast du mittlerweile die<br />

Aufmerksamkeit, die du wolltest?" "Noch nicht ganz. Aber die örtlichen<br />

Ordnungshüter, sofern man die kurrupte Bande so bezeichnen kann, wird heute Abend<br />

kommen." Rough klinkte sich ins Gespräch <strong>ein</strong>:"Ui, das wird bestimmt lustig."<br />

Thorsten grinste unter s<strong>ein</strong>er Robe:"Ja, Rough, jetzt kannst du d<strong>ein</strong>e Schwertkünste<br />

ausprobieren. Allerdings habe ich noch etwas in d<strong>ein</strong> System <strong>ein</strong>gebaut. In d<strong>ein</strong>e<br />

Arme, um genau zu s<strong>ein</strong>." "Und das wäre?" "Nun, es wäre m<strong>ein</strong>en Absichten<br />

hinderlich, wenn du mit Energie-Klingen aus d<strong>ein</strong>en Armen alle Menschen überraschen<br />

würdest, daher habe ich noch <strong>ein</strong>en Mechanismus <strong>ein</strong>gebaut, der echte Schwerter<br />

hinaus kommen lässt. Die Teile werden in d<strong>ein</strong>em Arm erzeugt und setzen sich<br />

ausserhalb zusammen." "Oh. Aber ich möchte ungern gegen Menschen kämpfen. Ich<br />

hätte lieber <strong>ein</strong> Ziel, wo ich noch üben kann, ohne jemanden umzubringen." "K<strong>ein</strong>e<br />

Sorge. Die Soldaten werden Jarin und ich übernehmen, du kriegst die Eisenkrieger.<br />

Das sind Kampfroboter mit Schwertern, etwa so groß wie du. Die sehen aus wie Ritter<br />

aus dem Mittelalter, nur das sie Panzerglas anstatt des Klappvisiers haben." "Könnten<br />

die irgendwann lebendig werden?" "N<strong>ein</strong>, die Dinger sind zwar komplex, aber weit<br />

unter den Bedingungen, die für Leben bei Maschinen nötig sind. Ihre Computer haben<br />

die Hälfte der Leistung, die m<strong>ein</strong> Quantencomputer damals hatte...und der hatte nur<br />

<strong>ein</strong> Viertel der Leistung, die du ursprünglich hattest. Es sind simple, nur im Ansatz<br />

denkfähige Computer, die <strong>ein</strong>en Roboter nach vorgegebenen Verhaltensmustern<br />

steuern jegliche Kreativität ist bei diesen Maschinen weder möglich, noch von den<br />

Konstruktueren erwünscht." "Also simple Puppen, die Befehle ausführen?!" "Ja. Es<br />

werden auch zwei Kampfläufer kommen, die werde ich übernehmen." Jarin trat <strong>ein</strong>en


Schritt und kam näher, während sie sich über Funk meldete:"Ich mach aber auch <strong>ein</strong><br />

paar von den "Eisenkriegern" platt, wenn sie mir im Weg stehen." Rough grinste unter<br />

s<strong>ein</strong>em Helm:"Und ich werde m<strong>ein</strong>e Fäuste und Füsse <strong>ein</strong>setzen, wenn mir <strong>ein</strong> Soldat<br />

in die Quere kommt. Bei denen weiss ich ja, wie ich m<strong>ein</strong>e Kraft <strong>ein</strong>setzen muss. Nur<br />

mit den Schwertern habe ich noch nicht genügend Praxis." Thorsten nickte:"Jupp.<br />

Aber denkt daran, dass die Medizin hier nicht so weit entwickelt ist. Brecht die Arme<br />

und B<strong>ein</strong>e höchstens mit Handkantenschlägen, damit sie nicht splittern, ansonsten<br />

kümmere ich mich darum...ach was, tobt euch nur aus, so lange ihr ihnen nichts so<br />

zerhämmert, dass ich es nicht heilen kann, ohne dass man es sieht: Also nicht den<br />

Schädel brechen, k<strong>ein</strong>esfalls was ausreissen und das Gesicht nicht zu sehr<br />

zerhämmern. Wollen wir uns jetzt <strong>ein</strong> bisschen hinsetzen und ich koppel euch an m<strong>ein</strong><br />

Sensornetz, damit ihr <strong>ein</strong>e virtuelle Simulation der Stadt auskundschaften könnt?<br />

Dann könntet ihr euch mit mir <strong>ein</strong>e Taktik überlegen." Jarin und Rough nickten ihm zu.<br />

Er setzte sich, kurz danach die beiden anderen. Er aktivierte das Neurallink und zeigte<br />

ihnen die Stadt.<br />

Nach <strong>ein</strong>er Stunde klopfte es an der Tür. Thorsten löste das Datenlink mit<br />

Vorwarnung, damit Jarin und Rough sich nicht erschreckten. Er konnte durch s<strong>ein</strong>e<br />

Sensoren erkennen, dass es Dima war, die Frau des Wirtes, hinter ihr klammerte sich<br />

ihr Sohn an ihr B<strong>ein</strong>. Vielleicht war es an der Zeit, den Besitzern der Herberge s<strong>ein</strong><br />

Gesicht zu zeigen.<br />

Er ging zur Tür und öffnete. Jules verschwand sofort hinter dem Rock s<strong>ein</strong>er Mutter,<br />

die <strong>ein</strong>en Auflauf in Händen hielt. Da er die Kapuze auf hatte, waren beide natürlich<br />

ängstlich.<br />

Dima sah ihn an, wie <strong>ein</strong> Kaninchen <strong>ein</strong>e Schlange:"Ähm...wir wollten uns bedanken<br />

und dachten, ihr hättet vielleicht Hunger." Thorsten sprach, neutral, aber nicht<br />

eisig:"Danke, das sieht gut aus." Dima sah ihn an und schluckte schwer. Ihr Herz<br />

hämmerte, dass er es vielleicht auch ohne s<strong>ein</strong> verbessertes Gehör vernommen<br />

hätte:"Verzeiht wenn ich frage, aber seid ihr <strong>ein</strong> Heiler, oder <strong>ein</strong> Krieger? Seid ihr<br />

überhaupt <strong>ein</strong> Mensch?" "Ich sage es euch, wenn ihr mir schwört, niemandem zu<br />

erzählen, wer oder was ich bin. Ich weiss, dass ihr <strong>ein</strong> ziemlich redseliges Verhalten<br />

habt, aber ich stelle euch diese Bedingung, wie ihr mich gebeten habt, eurem Sohn zu<br />

helfen." Dima schien überwältigt zu s<strong>ein</strong>, weil Thorsten nach zwei Tagen das erste mal<br />

<strong>ein</strong>en langen Satz gesprochen hatte. Sie schluckte:"Ich werde es niemandem<br />

verraten." "Gut, aber haltet euch daran, sonst werde ich es versäumen, euch <strong>ein</strong><br />

weiteres mal zu helfen." "Ja." Thorsten griff an den Rand s<strong>ein</strong>er Kapuze und schaltete<br />

den Schattengenerator ab.<br />

Dima schien sehr erleichtert, als sie s<strong>ein</strong> menschliches Gesicht sah. Er sah sie an, mit<br />

neutralem Gesichtsausdruck:"Was d<strong>ein</strong>e Frage nach Heiler oder Krieger angeht, so hat<br />

das Leben wohl beides aus mir gemacht." "Wie macht ihr es, dass k<strong>ein</strong> Licht in eure<br />

Kapuzen dringt?" "Es ist <strong>ein</strong>e von vielen Fähigkeiten, über die ich und m<strong>ein</strong>e<br />

Begleiterin verfügen. Wenn du weiter erzählst, wer oder was ich bin, geschweige denn<br />

von m<strong>ein</strong>em Haupt darunter, werde ich euch nicht mehr helfen. Schweigst du<br />

allerdings darüber, verdopple ich das Kupfer, das der Hauptmann euch abgenommen<br />

hat." "Wenn es euch so wichtig ist, nicht zu offenbaren, wer ihr seid und das ihr<br />

Menschen seid, warum zeigt ihr es dann mir?" "Ihr habt mich und m<strong>ein</strong>e Begleiter,<br />

auch wenn es gegen Bezahlung war, in euer Haus aufgenommen. Es wäre falsch, euch<br />

weiter in dem Glauben zu lassen, ihr hättet etwas Bedrohliches in euer Heim<br />

gelassen." "Oh, dann danke." "Noch etwas: Versteckt eure Wertsachen, die Soldaten<br />

kommen heute Abend und wollen das Dorf erneut Steuern zahlen lassen." "Woher<br />

wisst ihr das? Seid ihr <strong>ein</strong> Seher?" "Ich habe lediglich geschärfte Sinne. Was unsere<br />

Abmachung angeht, so kannst du gerne mit d<strong>ein</strong>em Mann darüber reden, wenn er<br />

sich auch an das Schweigen hält." Thorsten kniete sich auf <strong>ein</strong>es s<strong>ein</strong>er Kniee,<br />

während er das andere B<strong>ein</strong> anzog, hinunter zu dem kl<strong>ein</strong>en Jules, der sich hinter<br />

s<strong>ein</strong>er Mutter versteckte:"Hey, Kl<strong>ein</strong>er. Du brauchst k<strong>ein</strong>e Angst vor mir zu haben.


Hier ist etwas für dich, damit du zu Kräften kommst." Thorsten hielt dem Jungen<br />

<strong>ein</strong>en Schokoriegel hin, den er mit zahlreichen Mineralstoffen, Vitaminen und<br />

Aminosäuren angereichert hatte.<br />

Jules kam zuerst nur halb hinter s<strong>ein</strong>er Mutter hervor, um Thorsten anzusehen und<br />

dann den Schokoriegel. Hier gab es natürlich k<strong>ein</strong>e Schukolade, es war zu kalt, um die<br />

Bohnen anzubauen. Der kl<strong>ein</strong>e Junge sah auf den in Papier gehüllten Riegel:"Was ist<br />

das denn?" Thorsten lächelte:"Schokolade, <strong>ein</strong>e Süssspeise, sehr gehaltvoll." Der<br />

kl<strong>ein</strong>e Junge nahm den Riegel vorsichtig aus Thorstens Hand und packte ihn aus. Nach<br />

dem ersten Biss war der Kl<strong>ein</strong>e schon Feuer und Flamme für Schokolade:"Das ist<br />

lecker, dankeschön." "Gern geschehen. Aber dass du mich gesehen hast, bleibt unser<br />

Geheimnis, ja? Ein kl<strong>ein</strong>er Mann wie du kann doch <strong>ein</strong> Geheimnis behalten, oder?" Der<br />

kl<strong>ein</strong>e Jules nickte heftig. Thorsten richtete sich wieder auf, nahm mit <strong>ein</strong>em<br />

dankenden Nicken die Auflaufform von Dima entgegen und ging in s<strong>ein</strong>en Raum, um<br />

dann die Tür zu schliessen.<br />

Jarin roch an der Schüssel und meldete sich über Funk:"Was ist das denn? Es riecht<br />

gut." "Ein Kartoffel-Weizen-Auflauf. Mit Kräutern und etwas Wurst." "Dann lass es uns<br />

doch mal kosten." Rough meldete sich ebenfalls:"Jetzt wo ich essen kann, wäre ich<br />

<strong>ein</strong>er Kostprobe auch nicht abgeneigt." Thorsten antwortete ihm:"Öffne aber bitte nur<br />

d<strong>ein</strong>e Mundplatte, falls die Soldaten kommen, ist es besser, du lässt d<strong>ein</strong>en richtigen<br />

Kopf verhüllt." "OK." Sie setzten sich an den Tisch, Thorsten schloss die Fensterläden<br />

und schloss die Spalten mit undurchsichtigen Kraftfeldern. Die Tür blieb verschlossen.<br />

Jeder erzeugte sich Besteck und sie begannen zu Essen. Rough aß all<strong>ein</strong> schon die<br />

halbe Schüssel, Thorsten sah, wie es dem künstlichen Wesen schmeckte und wie ihm<br />

das Essen gefiel. Jarin aß <strong>ein</strong> weiteres Drittel und Thorsten genügte das letzte sechstel<br />

des Auflaufs. Es war wirklich nicht schlecht und er speicherte die Struktur des Essens<br />

für <strong>ein</strong>e spätere Kopie. Nach dem Essen verschloss sich Rough's Mundplatte wieder<br />

und er meldete sich über Funk:"Essen hat echt was." Jarin sprang witzelnd <strong>ein</strong>:"Ha,<br />

das hat man gemerkt, du Fresssack. Naja, du hast ja auch noch nie gegessen, da<br />

kann man das durchgehen lassen." Rough rieb sich den Hinterkopf:"Tschuldigung, ich<br />

hab's wohl etwas übertrieben." Jarin schüttelte den Kopf:"Ist schon gut. Man kann dir<br />

ja nicht ernsthaft vorwerfen, dass dir <strong>ein</strong>e neue Erfahrung gefällt." "Danke."<br />

Dima stand neben ihrem Mann:"Rohn, versprichst du mir etwas?" "Sicher, m<strong>ein</strong>er Frau<br />

verspreche ich alles. Und was ich verspreche, halte ich auch." "Ich möchte, dass du<br />

dich an <strong>ein</strong>e Abmachung hälst, die ich mit jemanden getroffen habe." "Nun gut." "Ich<br />

habe das Gesicht unseres berobten Gastes gesehen." "Er ist tatsächlich <strong>ein</strong> Mensch?!"<br />

"Ja, <strong>ein</strong> junger Mann. Aber er hat mir gesagt, wir sollen davon nichts erzählen, wie er<br />

aussieht und das er <strong>ein</strong> Mensch ist, dann kriegen wir zwei Kupferlinge." "Wir<br />

bekommen zwei Kupferlinge Schweigegeld?" "Ja. Und er hat unserem Sohn etwas<br />

Süßes geschenkt." "Bist du dir sicher, dass es k<strong>ein</strong> Gift war?!!" "Das ist doch<br />

Schwachsinn, Rohn! Warum sollte er unseren Sohn retten und ihn dann vergiften?!<br />

Ausserdem sah er nicht wie <strong>ein</strong> Mensch aus, der <strong>ein</strong>en töten würde." "Da bist du dir<br />

sicher, ja?!" "M<strong>ein</strong> Gefühl hat mich bisher noch nie im Stich gelassen. Ausserdem hat<br />

er mir gesagt, dass die Soldaten heute kommen um noch mal Steuern zu holen. Ich<br />

glaube fast, wir haben <strong>ein</strong>en Magier ins Haus gelassen." "Das wird sich zeigen...aber<br />

verstecken wir trotzdem unsere wertvollen Dinge."<br />

Hauptmann Resoran saß vorfreudig in s<strong>ein</strong>em Himmelsschiff. Er flog das Schiff<br />

langsam, damit die beiden Titanen-Rüstungen unter ihm mithalten konnten. Die sechs<br />

Meter langen Schwerter der eisernen Monster steckten noch in den Schwertscheiden.<br />

Er schwebte etwa fünf Meter über den gesteuerten Kriegern. Direkt dahinter liefen die<br />

Eisenkrieger in perfektem Gleichschritt hinterher, etwas abgeschlagen die Reiter.<br />

Ehrenr<strong>ein</strong> war schon in Sichtweite. Zuerst wollte er natürlich diesen geheimnisvollen<br />

Robenträger um s<strong>ein</strong> Kupfer erleichtern. Wenn der erst <strong>ein</strong>mal von s<strong>ein</strong>en<br />

Eisendienern zerissen wurde, der Mann, von dem das Städtchen erzählte er hätte<br />

Ressa-Derris fertig gemacht, dann würden die Dorfbewohner sicherlich bereitwillig ihr


Erspartes raus rücken. S<strong>ein</strong> Himmelsschiff landete auf dem Marktplatz und er stieg<br />

aus. Die Titanen-Rüstungen wurden von ihren Führern neben s<strong>ein</strong> Schiff gesteuert, die<br />

Eisenkrieger nahmen Haltung an und die Reiter kamen auch an und sprangen von<br />

ihren Pferden. Resoran zeigte auf die nächsten beiden Eisenkrieger:"Du und du,<br />

kommt her." Die eisernen Gestalten stellten sich neben ihn. Er sah zu s<strong>ein</strong>en<br />

Reitern:"Zehn Mann zu mir." Die nächsten Soldaten kamen zu ihm und zogen ihre<br />

Schwerter aus den Scheiden an ihren Gürteln, die beiden Eisenkrieger taten es ihnen<br />

gleich. Die eisernen Männer stellten sich neben ihn, s<strong>ein</strong>e Soldaten folgten hinten an.<br />

Er genoß die furchtsamen Blicke der Einwohner beim Anblick s<strong>ein</strong>er Armee. Resoran<br />

ging auf die Tür der Herberge zu, in der der Robenträger untergekommen s<strong>ein</strong> sollte,<br />

und öffnete die Tür. Die Wirtin sah ihn an und er sah arrogant zurück:"Ich bin<br />

gekommen, um den Robenträger festzunehmen." "Äh, sicher, ich führe euch zu ihm."<br />

"Das wird nicht nötig s<strong>ein</strong>, Weib. Bleib im Haus, ich werde gleich die Steuern<br />

<strong>ein</strong>treiben." Resoran schritt entschlossen in s<strong>ein</strong>er Rüstung die Treppe hinauf, die<br />

etwas knarzte, als die Eisenkrieger hinauf stiegen.<br />

Resoran stellte sich vor die Tür, die beiden Eisenkrieger stellten sich an s<strong>ein</strong>e Seiten<br />

und die Männer im Halbkreis um die Tür.<br />

Der Hauptmann griff die Klinke und drückte die Tür auf. Der Robenträger stand vor<br />

ihm, etwa <strong>ein</strong>en halben Kopf größer und unter der Kapuze konnte man vor Schatten<br />

nichts erkennen. Die Stimme des Robenträgers klang wie die <strong>ein</strong>es Geistes aus <strong>ein</strong>em<br />

Grab:"Was willst du?" "Ich nehme dich im Namen der Herrscher fest, händige mir<br />

sofort d<strong>ein</strong> Kupfer aus." "D<strong>ein</strong>e Herrscher bedeuten nichts, wo ich her komme. Geh,<br />

wenn du klug bist." Resoran liess sich das nicht bieten:"Eisenkrieger! Schlagt ihn<br />

nieder!!!" Die beiden Eisenwesen traten <strong>ein</strong>en Schritt auf den Robenträger zu und<br />

holten mit ihrer rechten Faust aus, mit der sie jeweils ihr Schwert hielten. Schon stand<br />

der Eisendiener des Robenträgers hinter ihm, etwa genau so groß und mit <strong>ein</strong>em<br />

Gesicht, wie stählerne Wut. Die rechte Hand des Robenträgers schnellte hervor und<br />

packte die Faust des Eisenkriegers zu Resorans Linken, der Eisendiener des<br />

Robenträgers den rechten Unterarm des Eisenkriegers zu Resorans rechten. Der<br />

Hauptmann freute sich darauf, wie die Arme des Fremden und s<strong>ein</strong>es Eisendieners<br />

brechen würden. Doch nichts geschah! Nur die Arme s<strong>ein</strong>er Eisenkrieger knarzten und<br />

surrten, wie wenn sie etwas zu schweres hoben. Rauch von zu heißen Eisenkriegern<br />

kam aus den Armrüstungen s<strong>ein</strong>er eisernen Krieger.<br />

Resoran sah geschockt zu, wie die Hand des Eisenkriegers zu s<strong>ein</strong>er Linken von dem<br />

Robenträger zerquetscht wurde. Er hörte das Klagen biegenden und brechenden<br />

Metalls, dann riss die Hand am Gelenk ab, als sie zu <strong>ein</strong>em leblosen Klumpen Eisen<br />

gepresst wurde. Der Robenträger liess die zerquetschte Hand mit dem Schwert darin<br />

zu Boden fallen. Der Eisendiener des Robenträgers drehte den Arm des Eisenkriegers<br />

zu Resorans rechten herum und zerquetschte die Elle wie <strong>ein</strong>en verfaulten Ast. Der<br />

Eisendiener drehte den Arm des Eisenkriegers <strong>ein</strong>mal um und riss ihn damit am<br />

Ellenbogen ab. Aus den eisernen, bunten Adern der Eisenkrieger sprühte ihre<br />

Lebensmagie und die eisernen Soldaten holten mit ihren anderen Armen aus.<br />

Der Robenträger winkelte den rechten Arm kurz an und schlug den Kopf des linken<br />

Eisenkriegers mit <strong>ein</strong>er Wischbewegung von den eisernen Schultern. Der Körper des<br />

Eisenkriegers kippte um und der Kopf fiel scheppernd zu Boden, kurze Zeit sprühte<br />

noch die Lebensmagie hinaus, dann waren beide Teile still und tot.<br />

Der Eisendiener packte den verbliebenen Eisenkrieger mit beiden flachen Händen links<br />

und rechts am Kopf, dann zerdrückte er das eiserne Haupt. Das gläserne Gesicht des<br />

Eisenkriegers zersprang, Lebensmagie und schwarzes Diener-Blut spritzte aus dem<br />

zermalmten Haupt, dann liess der Eisendiener los und der Eisenkrieger fiel um, wie<br />

<strong>ein</strong>e Marionette ohne Fäden.<br />

Resoran hatte das alles fassungslos mit angesehen und ebenso die Soldaten hinter<br />

ihm.<br />

Die schattengefüllte Kapuze des Robenträgers hatte sich nicht von Resoran gewendet,


jetzt erklang die Stimme wieder:"Lauft! Ich will m<strong>ein</strong>en Spass. Rough, schlag die<br />

Eisenkrieger vor der Tür nieder." Der Eisendiener drehte sich zum Fenster:"Befehl<br />

bestätigt." An den gepanzerten, dicken Unterarmen des Eisendieners öffnete sich<br />

jeweils <strong>ein</strong> Schlitz, aus dem jeweils <strong>ein</strong> halbes Schwert über dem Handgelenk kam,<br />

das von zwei halben Klingen links und rechts begleitet wurde. Die halbe Kling schoss<br />

<strong>ein</strong> Stück nach vorne und die halben Klingen schlossen sich an der Stange zwischen<br />

Klinge und Arm...nun war es <strong>ein</strong>e ganze Schwertklinge an jedem Arm...das war auch<br />

<strong>ein</strong> Eisenkrieger. Die Schwerter waren mit dem Geräusch klingenden Metalls aus dem<br />

Arm gekommen, als hätte man sie aus <strong>ein</strong>er Eisernen Scheide gezogen. Der kl<strong>ein</strong>ere<br />

Robenträger öffnete das Fenster und der fremde Eisenkrieger sprang mit <strong>ein</strong>em<br />

Hechtsprung aus hinaus. Der kl<strong>ein</strong>ere Robenträger zog sich in den Fensterrahmen und<br />

sprang ab, hinter dem Eisenkrieger her.<br />

Nun hörte er wieder die Stimme des Robenträgers:"Ich sagte lauft!" Zwei Soldaten<br />

hinter Resoran taten es sofort, die anderen gehorchten s<strong>ein</strong>em Befehl:"Angriff!!!"<br />

Resoran rannte nach unten und wollte hinaus, während ihm <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er Männer<br />

hinterher geworfen wurde und mit <strong>ein</strong>em Stöhnen gegen die Wand gegenüber der<br />

Treppe schlug, wonach er auf den Boden fiel.<br />

Resoran sah nach draussen: S<strong>ein</strong>e Eisenkrieger wurden von den Schwertern des<br />

fremden Eisenkriegers durchschnitten, als wären sie Luft! Dabei zog er durch die<br />

Reihen s<strong>ein</strong>er eisernen Krieger, wie <strong>ein</strong> Berserker! Glatt durchtrennte Rümpfe und<br />

Glieder der Eisenkrieger lagen bereits auf der Erde des Marktplatzes. Aber wo waren<br />

s<strong>ein</strong>e Soldaten? Da flog plötzlich <strong>ein</strong>er der Soldaten über den fremden Eisenkrieger<br />

hinweg...das musste der kl<strong>ein</strong>ere Robenträger s<strong>ein</strong>! Als Resorans Eisenkrieger alle<br />

zerschnitten worden waren und der fremde Eisenkrieger den letzten stehenden<br />

Unterkörper mit <strong>ein</strong>em Fusstritt umwarf, schoss der Fuss <strong>ein</strong>er Titanen-Rüstung nach<br />

unten...der fremde Eisenkrieger wich spielend aus...mit <strong>ein</strong>em Salto! Das konnte k<strong>ein</strong><br />

Eisenkrieger, den er kannte! Der gigantische Fuss der Titanenrüstung schoss immer<br />

wieder hinunter, immer wieder wich der fremde Eisenkrieger spielend aus. Resoran<br />

sah noch <strong>ein</strong>en s<strong>ein</strong>er Männer vorbei fliegen...als er aufprallte, schäpperte die<br />

Rüstung. Resoran wollte sich umdrehen um nach oben zu fliehen, doch da stand schon<br />

der große Robenträger, mit <strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er Männer, den er, ohne Resoran aus s<strong>ein</strong>em<br />

Blick zu lösen, an die Wand schmiss.<br />

Resoran schrie und sah nur noch <strong>ein</strong>e Chance: Er musste s<strong>ein</strong> Himmelsschiff<br />

erreichen!<br />

Der Hauptmann rannte aus der Tür, zwischen den B<strong>ein</strong>en der stampfenden Titanen-<br />

Rüstung hindurch und auf s<strong>ein</strong> Himmelsschiff zu. Der fremde Eisenkrieger sprang<br />

jedoch mit <strong>ein</strong>em Rückwärtssalto auf das Schiff und rammte s<strong>ein</strong>e Schwerter in die<br />

lebenden Schriften um Resorans Führer-Thron, bevor der Hauptmann s<strong>ein</strong> Schiff<br />

erreicht hatte. Resoran drehte sich um und schon wieder stand der große Robenträger<br />

direkt vor ihm. Er erschrak, doch dann brüllte er zu den Führern der Titanen-<br />

Rüstungen:"Schneidet ihn in Stücke!!!" Die Titanen-Rüstungen zogen ihre<br />

gigantischen Schwerter, holten aus und liessen die Waffen auf den Robenträger<br />

zuschnellen.<br />

Der Robenträger hob s<strong>ein</strong>en Arm und fing das erste Schwert mit bloßer Hand ab. Die<br />

Finger in dem Handschuh bohrten sich in den Stahl der Waffe und rissen sie aus der<br />

Hand des eisernen Titanen. Mit <strong>ein</strong>er bloßen Handbewegung drehte der Robenträger<br />

das gigantische Schwert herum und schlug der anderen Titanen-Rüstung damit den<br />

rechten Arm mit dem Schwert ab. Der beschädigte Riese knallte nach hinten links auf<br />

den Boden und schleuderte die feuchte Erde auf als er das Gleichgewicht verlor. Der<br />

noch stehende Riese zog s<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> hoch und liess es auf den Robenträger<br />

niederrasen...dieser liess nur das Schwert fallen und streckte den Arm wieder hoch.<br />

Der riesige Fuss blieb auf der Hand stehen, Knarzen und Stottern kam aus dem<br />

Oberschenkel der Titanen-Rüstung.<br />

Das furcht<strong>ein</strong>flößende Wesen liess s<strong>ein</strong>e Hand etwas nach unten und streckte sie dann


wieder aus...die Titanenrüstung flog mit <strong>ein</strong>em Salto aus der Stadt und schlug etwa<br />

fünfzig Meter weiter krachend auf...mit der Seite zuerst. Mit <strong>ein</strong>em gewaltigen Sprung<br />

flog der Robenträger hinterher und landete auf der Brust der Titanen-Rüstung. Der<br />

verhüllte Arm schoss an die Stelle, wo die beiden Rüstungsplatten der Brust wie <strong>ein</strong><br />

Maul auf<strong>ein</strong>ander trafen, wenn sie den Steuer-Thron des des Führers versiegelten. Der<br />

Arm drang in die Spalte, riss den oberen Teil des Siegels ab und warf diesen weg. Mit<br />

der Linken griff der Robenträger in die Brust der Titanen-Rüstung und holte den<br />

panischen Rüstungs-Führer hinaus, den er zwanzig Meter weit in Resorans Richtung<br />

warf. Mit noch <strong>ein</strong>em gigantischeren Sprung flog der Robenträger hinüber zur anderen<br />

Rüstung und tat dort das Selbe.<br />

Resoran war glähmt vor Furcht.<br />

Der Robenträger sprang wieder vor Resoran und landete, ohne die B<strong>ein</strong>e zu federn,<br />

lautlos vor ihm. Wieder erklang die eisige Stimme des Robenträgers, dessen Begleiter<br />

und Eisenkrieger, der gerade die Klingen wieder in s<strong>ein</strong>en Unterarmen verschwinden<br />

liess. Resoran war gebannt, als die Schatten unter der Kapuze ihm gegenüber waren<br />

und die eisige Stimme erklang:"Pack d<strong>ein</strong>e Männer <strong>ein</strong> und verschwinde. Die<br />

zerstörten Eisenkrieger und Rüstungen bleiben zurück, damit die Stadtbewohner das<br />

Metall wiederkriegen, dass du ihnen so oft unrechtmäßig genommen hast. Renne<br />

ruhig zu d<strong>ein</strong>en Herrschern und Kommandueren...Sie können ruhig kommen." Resoran<br />

fiel rückwärts hin auf den feuchten Boden. Er schob sich mit den Füssen weg, drehte<br />

sich auf dem Boden um und versuchte sich stolpernd aufzurichten...als er stand,<br />

rannte er davon. Er wagte es nicht mehr, zu denken.<br />

Thorsten drehte sich um und ging wieder auf das Zimmer, gefolgt von Jarin und<br />

Rough. Die stöhnenden und jammernden Soldaten liess er auf der Straße und den<br />

Gebäuden liegen. Die Soldaten in der Herberge, die sich gegenseitig stützten um<br />

gehen zu können, waren direkt vor ihm, als sie gerade hinausgehen wollten. Sie<br />

blieben stocksteif stehen und sahen ihn ängstlich an. Wie das Rasseln <strong>ein</strong>er<br />

Klapperschlange, bevor sie zubeißt, zischte er sie mit eisiger Stimme an, leise wie <strong>ein</strong><br />

Todeshauch:"Raus." Die Soldaten rissen panisch die Augen auf und zogen ihre<br />

verletzten Kameraden hinter sich her; hätten sie nicht diese Kameradschaft<br />

unter<strong>ein</strong>ander gezeigt, hätte er sie <strong>ein</strong>fach aus der Tür gegen das nächste Gebäude<br />

geschleudert.<br />

Jetzt gingen sie <strong>ein</strong>fach nur die Treppe hinauf und schlossen die Tür hinter sich.<br />

Jana kletterte mit bleicher Schuppe aus ihrem Wagen und sah sich an was die<br />

Fremden gemacht hatten: Die Eisenkrieger waren von dem der Fremden in Stücke<br />

geschnitten worden die nun leblos am Boden lagen. Über ihr rutschte <strong>ein</strong> bewusstloser<br />

Soldat, den die Robenträgerin hinauf geworfen hatte, vom Dach. Die Titanen-<br />

Rüstungen lagen reglos am Boden, während ihre Lebensmagie und Diener-Blut aus<br />

den eisernen Wunden spie, die ihnen der Robenträger zugefügt hatte. Das gigantische<br />

Schwert der <strong>ein</strong>en Rüstung lag, mit dem <strong>ein</strong>gepressten Handabdruck des<br />

Robenträgers, auf dem Boden. Langsam kamen die Leute aus ihren Häusern. Jana<br />

wusste, was Teile <strong>ein</strong>es Eisendieners an Geld bringen konnten, wenn man <strong>ein</strong>en<br />

Schmied fand, der die Magie der Eisenkrieger beherrschte und ihre Teile in Eisendiener<br />

<strong>ein</strong>fügen konnte, damit diese stärker wurden. Schnell griff sie sich <strong>ein</strong>en Sack und<br />

packte <strong>ein</strong> paar unversehrte Unterarme, Arme und B<strong>ein</strong>e hin<strong>ein</strong>, mit dem Sack auf<br />

dem Rücken zog sie unter großer Mühe die untere Hälfte <strong>ein</strong>es Eisenkriegers zu ihrem<br />

Wagen. Erst jetzt kamen die anderen Händler ihrer Art und der der Menschen. Sie war<br />

ziemlich froh, dass sie nicht so schnell von der Furcht gelähmt wurde wie andere ihrer<br />

Art und dabei noch etwas mutiger war als so mancher Mensch. Sie warf den Sack mit<br />

Mühe in ihren Wagen und zog die schwere Hüfte mit B<strong>ein</strong>en hinauf in ihren Wagen.<br />

Hier brachten ihr die Teile nichts, aber sie kannte <strong>ein</strong>en Schmied in Himmelspforte,<br />

der Stadt wo der Sternenhafen war, auf dem das alte Sternenschiff ihrer Vorfahren<br />

landete um das Zwiegestirn zu verbinden. Dieser Schmied konnte die Eisenkrieger gut<br />

gebrauchen, er konnte sie sogar wieder zusammensetzen und ihnen den Kopf <strong>ein</strong>es


Eisendieners aufsetzen, um den Körper des Eisenkriegers mit dessem Geist zu<br />

beseelen. Für so <strong>ein</strong>en Sack voller Eisendiener-Teile, die sie im Geheimfach im Boden<br />

ihres Wagens versteckte, würde sie sicherlich <strong>ein</strong>e Hand voll Kupfer bekommen,<br />

schliesslich glitzerte das Kupfer aus den eisernen Adern der Eisenkrieger auch noch,<br />

wodurch sie noch wertvoller wurden. Die Schwerter, sofern die steifen Hände der<br />

Eisenkrieger sie nicht fest hielten, liess sie liegen. Sie hasste Waffen, schliesslich hatte<br />

sie ihre Klauen, mit denen sie sich zur Wehr setzen konnte. Weshalb sollte sie also<br />

jemanden umbringen?!<br />

Als die Soldaten wieder erwachten, waren schon alle Teile der Eisendiener<br />

verschwunden. Die stöhnenden Menschen schleppten sich mühsam aus der Stadt. Mit<br />

den lebenden Schriften um den Thron in den Titanen-Rüstungen konnte sie nichts<br />

anfangen und die Kupferadern, die aus den Wunden hingen, spien noch Lebensmagie,<br />

die Jana umgebracht hätte, wenn sie sie angefasst hätte. Das gleiche war es bei dem<br />

Himmelsschiff, dessen lebende Schriften zerschnitten und erloschen waren.<br />

Sie ging in ihr Zimmer zurück, morgen würde sie <strong>ein</strong>iges zu erzählen haben, wodurch<br />

sie viel verkaufen würde.<br />

Rohn öffnete die kl<strong>ein</strong>e Geheimtür unter dem Hirschgeweih und sah hinaus, durch<br />

<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Spalt in der Tür hatte er alles beobachtet: Der Robenträger, auch wenn<br />

er <strong>ein</strong> Mensch s<strong>ein</strong> sollte, hatte die Soldaten umhergeworfen als sei er <strong>ein</strong><br />

Felsenkrieger vom verfluchten Berg auf dem anderen Planeten des Zwiegestirns.<br />

"Dima, er hat die Soldaten umhergeworfen, als wäre er <strong>ein</strong> Berserker...dabei hat er<br />

nur den Arm benutzt." "Das ist unglaublich! Ich habe nach draussen gesehen, als er<br />

gekämpft hat...er hat <strong>ein</strong>e Titanen-Rüstung durch die Luft geschleudert und ist<br />

zwanzig Meter weit gesprungen! Das muss <strong>ein</strong> Magier s<strong>ein</strong>." "Vielleicht ist er auch <strong>ein</strong><br />

getarnter Waldgeist." "Ach was, Waldgeister kommen in den Sagen doch immer in<br />

Begleitung von Tieren." "Nun, da hast du recht. Wie steht es eigentlich um unser<br />

Feld?" "Seit d<strong>ein</strong>e Vorfahren hier gute Ernten <strong>ein</strong>gebracht haben, sind viele Jahre ins<br />

Land gezogen, der Boden gibt kaum noch etwas her." "Mit dem Kupfer können wir uns<br />

<strong>ein</strong> zwei Jahre Vorräte kaufen." "Aber was ist mit den restlichen Jahren...und wenn<br />

Jules <strong>ein</strong>es Tages die Herberge übernimmt?" "Vielleicht ändert es sich ja irgendwann.<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lich haben wir nur <strong>ein</strong> schlechtes Jahr erwischt." "Vier mal hinter<strong>ein</strong>ander?!<br />

N<strong>ein</strong>, Rohn, sieh es <strong>ein</strong>...der Boden ist kraftlos geworden über die Jahre. Die Pflanzen<br />

können sich nicht <strong>ein</strong>mal mehr gegen die Pilze wehren, bald werden sie <strong>ein</strong>gehen.<br />

Einige haben schon <strong>ein</strong>en weißen Überzug."<br />

In der Nacht wurde Jana durch <strong>ein</strong> Geräusch unter ihrem Fenster geweckt. Vorsichtig<br />

liess sie sich unter der Decke heraus gleiten und achtete darauf, dass ihre Krallen<br />

nicht zu sehr auf dem Holz des Bodens klackten. Sie schlich sich zum Fenster und sah<br />

hinaus...es war der Robenträger! Er Lief auf das Feld hinter dem Haus zu und blieb<br />

kurz stehen. Er griff in s<strong>ein</strong>en linken Ärmel und zog <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Beutelchen hinaus,<br />

dessen Schnüre er öffnete. Der Robenträger kippte <strong>ein</strong> Pulver auf s<strong>ein</strong>e Hand, hielt<br />

sich die Hand mit dem Pulver vor die Kapuze und dann flog das Pulver über das<br />

Gemüsebeet, ansch<strong>ein</strong>end bliess er.<br />

Nun ging er auf's Getreidefeld zu, das sich etwa zehn Meter breit und vierzig Meter<br />

lang vom Haus zum Wald erstreckte. Wieder schüttete er sich was von dem Pulver auf<br />

die Hand und lief weiter durch die Ährenreihen, während er das Pulver mit lockeren<br />

Armschwüngen verteilte. Bald hatte er das ganze Feld bestreut, steckte den Beutel<br />

zurück in s<strong>ein</strong>en Ärmel und ging zurück zur Herberge. Er stiess sich im Stand vor<br />

s<strong>ein</strong>em Fenster vom Boden ab und sprang in das geöffnete Fenster s<strong>ein</strong>es<br />

Zimmers...<strong>ein</strong>e behandschuhte Hand schloss das Fenster. Was war das für <strong>ein</strong> Pulver<br />

gewesen?!<br />

Thorsten setzte sich an den Tisch, Jarin meldete sich über Funk:"Was war das denn<br />

für <strong>ein</strong> Zeug?" "Das Pulver? Oh, <strong>ein</strong> Nährstoff-Komplex für die Pflanzen und die<br />

Bodenfauna. Hinzu <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Medikament, das den Pilz dazu bringt, s<strong>ein</strong>en Zyklus<br />

abzubrechen und wieder zu Sporen zu zerfallen, damit er vom Wind fortgetragen


werden kann. Der Pilz dürfte in diesen Moment in Sporen zerfallen und weggeweht<br />

werden." "Also hast du den Boden gedüngt und den Pilz vertrieben?!" "Und <strong>ein</strong> paar<br />

Mikro-Organismen, die dem Boden hier gefehlt haben. Er wird wieder fruchtbar s<strong>ein</strong>,<br />

wie der Waldboden." "Na, da werden sich unsere Gastgeber ja freuen." "Und ich,<br />

schliesslich hat die kl<strong>ein</strong>e Teladi alles mit angesehen. Wenn sie morgen sieht, dass der<br />

Pilz von den Pflanzen verschwunden ist, wird sie allen davon erzählen und macht so<br />

noch mehr auf uns aufmerksam." "Das ist vorhin doch super gelaufen, reicht dir das<br />

immernoch nicht?"<br />

"Naja, der Hauptmann der w<strong>ein</strong>end davon gerannt ist, ist mittlerweile bei der Burg des<br />

Hauptkommandanten der Garde dieses Planeten angekommen und der schickt gerade<br />

<strong>ein</strong>e Nachricht an den Hauptmann der Palastgarden." Rough klinkte sich ins Gespräch<br />

<strong>ein</strong>:"Das klingt doch gut. Ist das nicht genug?" "Nun, je nachdem, wie der<br />

Palastgarden-Kommandant reagieren wird."<br />

Der oberste Krieger des Zwiegestirns, <strong>ein</strong> Mensch von fünfzig Jahren namens Kurro<br />

von Dalien, und s<strong>ein</strong> Adjutant, <strong>ein</strong> junger Teladi namens Ianosis Tespallos, gingen auf<br />

den Thronsaal der Herrscherfamilien zu. Die Brücke, auf deren Spitze der Thronsaal<br />

lag, verband die beiden riesigen Paläste. Kurro war damals schon in den Diensten der<br />

vorigen Herrscher gewesen, diese bewiesen wenigstens noch etwas Ehre...im<br />

Gegensatz zu ihren Nachkommen: Eine junge Teladi, die Erstgeschlüpfte des Geleges,<br />

die ihre Brüder und Schwestern zu Grafen und Fürsten ernannt hatte und der junge<br />

Sohn des vorigen menschlichen Herrschers. Beide waren um die achtzehn und ihre<br />

Eltern hatten abgedankt, weil sie ihre all zu glorreichen Kinder auf dem Thron haben<br />

wollten. Kurro zog in Gedanken die Narbe nach, die ihm <strong>ein</strong> Attentäter, den er kurz<br />

darauf erlegt hatte, vom rechten Mundwinkel zur linken Seite des linken Auges<br />

gerissen hatte. S<strong>ein</strong> Vollbart mit noch schwarzer Spitze am Kinn verbarg die alte<br />

Verletzung nur schlecht.<br />

S<strong>ein</strong> Haar trug er noch voll, nur war es bis auf zwei Streifen, die sich zackig wie Blitze<br />

von s<strong>ein</strong>er Stirn bis zu den Ohren zogen, ergraut. Deshalb setzte er s<strong>ein</strong> Vertrauen in<br />

s<strong>ein</strong>e Adjutanten. Wenn s<strong>ein</strong> Alter ihn <strong>ein</strong>holte, würde dieser Teladi s<strong>ein</strong>e Stelle<br />

<strong>ein</strong>nehmen. Der kl<strong>ein</strong>e Echserich gefiel ihm vom ersten Augenblick: Er war nicht so<br />

geldgierig wie s<strong>ein</strong>e Artgenossen, er hatte gute Herzen und war <strong>ein</strong> ausgezeichneter<br />

Kämpfer und Kommanduer. Ausserdem war er noch <strong>ein</strong>es anderen Blickes würdig: Er<br />

war weiß. Unter s<strong>ein</strong>er Art wohl <strong>ein</strong>zigartig, waren s<strong>ein</strong>e Schuppen weiß wie Marmor<br />

und die Augen trotzdem gelb. Das der Echserich weiß war, hatte noch <strong>ein</strong>en anderen<br />

Vorteil: Man sah nicht, wenn er Angst hatte. Die Schuppe an der Stirn war immer weiß<br />

und da die Augen immer klar und gelb waren, sah man nie <strong>ein</strong>en Funken Furcht. Nicht<br />

zuletzt war Ianosis <strong>ein</strong> hervorragender Rüstungs-Führer und bewegte <strong>ein</strong>e Titanen-<br />

Rüstung so gut wie Kurro.<br />

Kurro streckte s<strong>ein</strong>e wuchtigen Arme aus und drückte das gigantische Kupfertor des<br />

Thronsaales auf, s<strong>ein</strong> Umhang wehte durch den Sog des Tores.<br />

Er sah auf die beiden Wesen, die er leider Herrscher nennen musste. Die Teladi sah<br />

den ganzen Tag in ihren Kupfer-Spiegel und schliff sich die Schuppen glatt...Siassasa<br />

diese arrogante, egoistische Echse. Und da saß Losso...<strong>ein</strong> Herrscher, dumm und<br />

ehrlos wie niemand zuvor, nur auf s<strong>ein</strong>e Muskeln bedacht. Beide saßen breit und in<br />

Kupfer-Kleidung gehüllt auf ihren Thronen aus Ebenholz.<br />

Die beiden kupfernen Eisenkrieger links und rechts des Thron-Podestes klopften mit<br />

ihren kupfernen Licht-Lanzen auf den kupferbeschlagenen Marmor-Boden.<br />

Losso sah ihn an und tat, als wäre er schlau und wohlerzogen:"Kurro, was wollt ihr?<br />

Warum stört ihr die Ruhe?" Kurro ging, wenn auch ungern, auf die Knie und verneigte<br />

sich:"Hoheit, wir haben <strong>ein</strong>e Nachricht vom zweiten Planeten bekommen, dort sind<br />

zwei Robenträger und <strong>ein</strong> weißer Eisenkrieger aufgetaucht. Sie haben fünfzig Mann<br />

mit Schwertern und normalen Rüstungen, zwanzig bewaffnete Eisenkrieger und zwei<br />

Titanen-Rüstungen all<strong>ein</strong> besiegt. Die Eisenrüstungen hatte <strong>ein</strong>er der Robenträger<br />

durch die Luft gewirbelt und s<strong>ein</strong>e Hand hat das Eisen des Schwertes gezeichnet."


Siassasa sprach arrogant und ohne von ihrem Spiegel zu sehen:"Was soll das uns<br />

kümmern?! So lange diese Menschen auf dem anderen Planeten sind, können sie uns<br />

nichts anhaben. Ausserdem werden sie k<strong>ein</strong>esfalls an der Palastgarde vorbei kommen.<br />

Was sollten sie uns also kümmern." Kurro tobte vor Wut, beherrschte sich aber, um<br />

die "Herrscher" nicht zu verärgern:"Aber was ist mit den Bürgern?" "Ach Kurro, von<br />

denen gibt es doch so viele. Mir wäre es auch egal, wenn sie den gesamten Planeten<br />

roden. So lange sie dort bleiben, sollen sie doch alles nieder machen." Kurro wusste,<br />

dass es <strong>ein</strong>es gab, was die beiden Nichtsnutze vor ihm dazu bringen würde,<br />

Maßnahmen gegen diese Leute zu ergreifen, die, wie man ihm berichtet hatte, die<br />

Garde grundlos angriffen:"Sie hatten das hier bei sich und haben damit den<br />

Herbergswirt bezahlt, bei dem sie sich <strong>ein</strong>quartiert haben." Er hielt ihnen den<br />

glänzenden Kupferling hin.<br />

Losso's Augen weiteten sich:"Der glänzt ja viel mehr als unser Kupfer!" Siassasa sah<br />

von ihrem Spiegel und ihre Pupillen wurden von schmalen Schlitzen fast zu<br />

Kugeln:"Das...ist unglaublich r<strong>ein</strong>! Gib es sofort Jeredor, er soll es untersuchen!<br />

Berichte uns dann davon!" Kurro verneigte sich:"Jawohl, euer Hoheit." "Du darfst<br />

gehen!"<br />

Kurro drehte sich um und verliess den Thronsaal, die Kupfertüren schlossen sich<br />

hinter ihm. Er sah Ianosis an:"Was m<strong>ein</strong>st du?" "Die beiden haben nur Angst, dass<br />

jemand noch Kupfer haben könnte über das sie nicht herrschen." "Wenigstens werden<br />

diese Fremden aufgehalten." "Ich weiss nicht...die Soldaten in dieser Gegend sollen<br />

ziemlich korrupt s<strong>ein</strong>. Vielleicht hat der Hauptmann nach dem Kupfer gegiert und<br />

zuerst angegriffen." "Du wagst es, <strong>ein</strong>en anderen Krieger zu beleidigen!?! Aber nun<br />

gut, ich weiss, dass du <strong>ein</strong> weises Urteil sprichst. Wir werden sehen, wenn Jeredor<br />

diesen Kupferling untersucht hat."<br />

Lasmios sah auf s<strong>ein</strong>e Heimatwelt: Ianamus Zura. Nach dem Vorfall mit dem<br />

Paraniden war der Urlaub doch noch viel besser verlaufen. Er hatte das<br />

Kunsthandwerks-Geschäft getroffen und darin <strong>ein</strong>en alten Freund von der Universität.<br />

Lasmios sagte ihm, er wäre jetzt bei <strong>ein</strong>em Geheimdienst beschäftigt...zumindest war<br />

die Gem<strong>ein</strong>schaft so etwas wie <strong>ein</strong>e Geheimorganisation. Natürlich wunderte sich s<strong>ein</strong><br />

alter Freund zuerst, was <strong>ein</strong> Geheimdienst mit <strong>ein</strong>em Archäologen wollte und warum<br />

sie s<strong>ein</strong>en Tod vorgetäuscht hatten, aber als Lasmios ihm sagte, dass er wegen der<br />

Geheimhaltung nichts erzählen durfte, blieb s<strong>ein</strong> Freund still. Er hatte sich mit ihm<br />

angeregt über das Studium und die Kunstwerke Ianamus Zuras unterhalten. Der<br />

Abschied verlief fröhlich.<br />

Und jetzt sah er die grünen Sümpfe s<strong>ein</strong>er Heimatwelt näherkommen, als er s<strong>ein</strong><br />

Schiff zu s<strong>ein</strong>en Eltern steuerte, um ihnen zu sagen, dass er noch lebte.<br />

S<strong>ein</strong>e Mutter war vor Freude am W<strong>ein</strong>en und s<strong>ein</strong> Vater umarmte ihn...als Simaneas<br />

dann mit den Schlüpflingen den Tukan verliess und Lasmios ihnen ihre Enkel<br />

vorstellte, waren sie glücklicher denn je.<br />

Die Tage bei s<strong>ein</strong>en Eltern würden sicherlich schöne werden.<br />

Jeredor schickte Kurro und s<strong>ein</strong>en Adjutanten weg. Dieser Kupferling...er war<br />

unglaublich glänzend. Zuerst nahm er s<strong>ein</strong> Vergrößerungsmonokel und betrachtete die<br />

Oberfläche...es war glatt und rund wie <strong>ein</strong> gepelltes, gekochtes Hühnerei...selbst<br />

unter s<strong>ein</strong>em Vergrößerungs-Monokel.<br />

Er legte das kl<strong>ein</strong>e Stück Kupfer in den Elektrolyse-Analysator und stellte ihn so <strong>ein</strong>,<br />

dass er alle Verunr<strong>ein</strong>igungen erkennen würde, nachdem er die Oberfläche ger<strong>ein</strong>igt<br />

hatte und ihn <strong>ein</strong>mal durchgeschnitten hatte. Dann würde die Säure das Kupfer in<br />

<strong>ein</strong>e Lösung bringen und die Lösung durch die Elektrolyse laufen, damit er das Kupfer<br />

analysieren konnte.<br />

Jeredor legte den Kupferling in die Säure. Zischend löste sich die kl<strong>ein</strong>e Kugel auf und<br />

die Elektrolyse begann.<br />

Da es nur <strong>ein</strong> mittlerer Kupferling war, war die Analyse schnell komplett: Er<br />

betrachtete die Werte, die ihm die Ergebnisse des Monitors offenbarten...100%ig


<strong>ein</strong>es Kupfer...nicht <strong>ein</strong> Fremdatom! Das schafften nicht <strong>ein</strong>mal die Elektrolyse-<br />

R<strong>ein</strong>iger der Wissenschaftsgilde! Woher kam dieses Kupfer! Könnte es möglich s<strong>ein</strong>,<br />

dass jemand den St<strong>ein</strong> der Weisen gefunden hatte? War das das Werk <strong>ein</strong>es<br />

Alchemisten? Er ging durch das stählerne Labor, auf und ab. So etwas hatte er in den<br />

sechzig Jahren, in denen er schon in der Wissenschafts-Gilde war...und auch nicht in<br />

den vierzig Jahren davon, in denen er sie schon leitete..., noch nie gesehen! Nicht<br />

<strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> Isotop war darin. Aber die Herrscher hatten ihn nicht nach s<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung<br />

gefragt, sondern er hatte den Auftrag bekommen, das Kupfer zu analysieren. So lange<br />

die Wissenschaftsgilde Kupfer und andere Metalle bekam, so wie alles was sie<br />

brauchten, tat er, worum er gebeten wurde. Er liess nach Kurro rufen und sagte ihm,<br />

in <strong>ein</strong>fachen Worten, was die Ergebnisse. Der Krieger ging und liess ihn in Ruhe.<br />

Jeredor hatte <strong>ein</strong>e Idee für <strong>ein</strong>en neuen Titanen.<br />

Kurro interessierte es wenig, was es mit diesem Kupfer auf sich hatte, aber es<br />

interessierte ihn schon, dass es die beiden Vollidioten...Herrscher interessierte. Er ging<br />

zurück in den Thronsaal, Losso und Siassasa sahen von ihren Thronen auf ihn herab,<br />

als er sich verbeugte:"Kurro, was hat Jeredor gesagt?" "S<strong>ein</strong>e Geräte haben ihm<br />

offenbart, dass dieses Kupfer r<strong>ein</strong>er ist, als alles, was er je gesehen hat. R<strong>ein</strong>er, als es<br />

die Wissenschafts-Gilde je mit den Erzen der ehrwürdigen Miene schaffen könnte."<br />

Siassasa zischte:"Essssss issssst alsssssso wirklichhhhhhhh r<strong>ein</strong>er alsssss unssssser<br />

Kupfer!" Losso schlug mit s<strong>ein</strong>en Fäusten auf die Lehnen s<strong>ein</strong>es Throns:"Hetz' ihm<br />

sofort Rennor auf den Hals." "Verzeiht Hoheit, aber so <strong>ein</strong> ehrloser Attentäter ist..."<br />

Siassasa zischte:"Du bisssst sschhhon sssssehr lange hier, Kurro von Dalien, du<br />

hasssst sssschhhhon unsssssseren Vätern gedient. D<strong>ein</strong> Rat war unssss immer<br />

willkommen. Aber ssssstelle unssssere direkten Anordnungen nochhhhh <strong>ein</strong>mal in<br />

Frage und du bissst die längsssste Zsseit hier gewesssssen." Kurro hatte nicht übel<br />

Lust, der kl<strong>ein</strong>en Echse s<strong>ein</strong> Schwert durch ihre hochrote Stirnschuppe bis in die<br />

Thronlehne zu treiben, aber er hatte ihrem Vater <strong>ein</strong>en Eid geschworen...auf die<br />

Herrscher. Er schluckte den Ärger, so gut es ging, hinunter:"Ja...eure Majestät!" "Gut,<br />

leite allesss in die Wege. Ssicherlichh werden ssie irgendwann nach Himmelsspforte<br />

kommen, Rennor ssoll dort auf sie warten." "Jawohl, Hoheit."<br />

Kurro stand auf und drehte sich um, Ianosis tat es ihm gleich und die Kupfertore<br />

schlossen sich wieder hinter ihnen.<br />

Ianosis sah ihn an:"Verzeiht Meister, aber erlaubt ihr mir, zu sprechen?" "Ja, sag' mir<br />

was du möchtest." "Warum habt ihr euch bei dem Namen des Attentäters so<br />

aufgeregt?" "Ich verachte dieses Pack! Es liegt weder Ehre noch Würde darin, s<strong>ein</strong><br />

Opfer im Schlaf oder von hinten mit dem Schwert zu dorchbohren oder ihm die Kehle<br />

durchzuschneiden. Noch schlimmer ist es, wenn man mit <strong>ein</strong>er Armbrust aus dem<br />

Hinterhalt auf s<strong>ein</strong>en Gegner zu schiessen, während dieser s<strong>ein</strong>en täglichen<br />

Erledigungen nachgeht. Es ist k<strong>ein</strong>e Ehre darin, s<strong>ein</strong> Gesicht nicht zu zeigen, es sei<br />

denn hinter <strong>ein</strong>er Rüstung oder im Thron <strong>ein</strong>er Titanen-Rüstung, oder dem Gegner die<br />

Chance zu nehmen, ehrenhaft zu kämpfen. D<strong>ein</strong> Gegner sollte wissen mit wem er<br />

kämpft und das er kämpft. Wenn man <strong>ein</strong>em noch so schlimmen Gegner dieses Recht<br />

verwehrt, ist man nicht besser als er." "Aber der Berobte zeigt doch s<strong>ein</strong> Gesicht auch<br />

niemandem." "Aber er stellt sich dem Kampf! Er hat <strong>ein</strong>en starken Eisenkrieger und<br />

doch kämpft er auch. Das bedeutet, dass er Ehre im Leib hat. Und jemand mit Ehre<br />

verdient es erst recht nicht, hinterhältig von <strong>ein</strong>em Mörder abgestochen zu werden."<br />

"Ich verstehe, Meister. Auch ich halte den Kampf für ehrenvoller, er ist weitaus<br />

ehrlicher, als so <strong>ein</strong>e Attacke." "Deswegen habe ich dich unter den Besten als m<strong>ein</strong>en<br />

Nachfolger ausgesucht." "Und dafür bin ich dankbar, Herr. Was werdet ihr nun tun?"<br />

"Ich werde den Attentäter informieren, wie die 'Hoheiten' es mir befohlen haben."<br />

"Aber wieso? Ihr verabscheut doch diese Art des Angriffs." "Ja, das tue ich, aber wenn<br />

ich mich weigere, lassen sie mich wegen Hochverrat enthaupten. Das wäre noch nicht<br />

mal m<strong>ein</strong>e Sorge, aber sie würden auch m<strong>ein</strong>en Adjutanten hinrichten und du hast<br />

noch <strong>ein</strong> gutes Leben vor dir." "Meister, ihr müsst wegen mir nicht eure Prinzipien


verraten." "Ich tue, was ich dir gesagt habe. Ein paar Fremde sind mir nicht so<br />

wichtig, wie m<strong>ein</strong> Adjutant. Ausserdem ist noch nicht gesagt, dass Rennor Erfolg hat."<br />

Ianosis sah ihn mit großen Augen an:"Ihr bezweifelt das?" "Wenn es stimmt, dass sie<br />

Titanen-Rüstungen mit bloßen Händen besiegt haben, dann besteht sehr wohl die<br />

Chance, dass sie noch mehr vermögen." S<strong>ein</strong> Adjutant verneigte sich und sie gingen<br />

zusammen zur Titanen-Werkstatt.<br />

Thorsten war zufrieden, entsprechend s<strong>ein</strong>en Erwartungen war der Garden-<br />

Kommanduer <strong>ein</strong> Mann von Ehre. Der junge Teladi-Adjutant des Gardisten war auch<br />

von r<strong>ein</strong>em Herzen. Der Attentäter, Rennor, war nun wirklich k<strong>ein</strong>e Bedrohung. Der<br />

Mann hatte zwar bisher jedes noch so gut bewachte Ziel zur Strecke gebracht, aber er<br />

war auch noch nie Thorsten begegnet. Thorsten wusste aber, dass man ihn unter<br />

Beobachtung hatte. Er drehte sich zu Jarin und Rough, er aktivierte den Funk:"Wir<br />

müssen aufbrechen. Wir werden erwartet und wollen unsere Gastgeber doch nicht<br />

unnötig auf dem Trockenen warten lassen." Jarin nickte:"Bezahlst du eben noch die<br />

Händlerin und die Wirte?" "Ja, dann wandern wir, bis wir ausserhalb der Stadt sind<br />

und dann rennen wir los."<br />

Thorsten ging aus dem Zimmer, mit aufgesetzter Kapuze und ging zu Janas Tür. Er<br />

klöpfte und kurz darauf öffnete die Echse:"Oh, ähm...ich habe euch gesternnacht auf<br />

dem Feld gesehen und heute ist der Pilz weg...Soll ich davon berichten?" "Du kannst<br />

davon berichten wenn du willst. Sofern du dich an unsere Abmachung hältst, bezahle<br />

ich dich schon jetzt. Du kannst alles erzählen, wenn die Herrscher nicht mehr an der<br />

Macht sind." "Geschäft ist Geschäft." "Gut, wenn du dich nicht daran hältst, komme<br />

ich zurück und hole das Kupfer zurück, solltest du es ausgegeben haben, werde ich dir<br />

d<strong>ein</strong>e Waren nehmen." "N<strong>ein</strong>, ich halte mich schon daran." "Gut, dann ist hier d<strong>ein</strong><br />

Kupfer." Thorsten griff in s<strong>ein</strong>en Ärmel, wo er das Kupfer mit Unterdrückung der<br />

optischen Effekte erzeugte. Er griff den dicken Klumpen und reichte ihn der Teladi,<br />

deren Augen aus den Höhlen traten, als sie das glänzende Metall<br />

sah:"Das...das...tshhhh..." In ihren zitternden Klauen nahm sie den Kupferklumpen in<br />

Empfang. Thorsten sprach noch <strong>ein</strong> letztes mal mit ihr:"Halte dich an unsere<br />

Abmachung." "Ja, ich halte mich daran." Er drehte sich zur Seite und ging die Treppe<br />

hinunter.<br />

Der Wirtin begegnete er genau so:"Wir reisen ab. Ich gebe dir d<strong>ein</strong> Kupfer schon jetzt,<br />

hältst du dich aber nicht an unsere Abmachung, kehre ich zurück und hole mir es<br />

zurück." "Ich werde mich hüten, die Abmachung zu brechen. Du hast m<strong>ein</strong>en Sohn<br />

gerettet und dafür all<strong>ein</strong> schulde ich dir viel." "Wenn dem so ist, ist d<strong>ein</strong>e Schuld<br />

abgegolten, wenn du d<strong>ein</strong> Schweigen bewahrst, so wie d<strong>ein</strong> Mann es tun soll." "K<strong>ein</strong>e<br />

Sorge, ich und m<strong>ein</strong> Mann stehen zu unserem Wort." "Gut."<br />

Thorsten ging aus dem Haus und Jarin und Rough folgten ihm Richtung Wald.<br />

S<strong>ein</strong>e Sensoren zeichneten auf, wie die Stadtbewohner ihm und s<strong>ein</strong>en Begleitern<br />

hinterher sahen.<br />

Jana sah mit starren Augen auf den Kupferklumpen...<strong>ein</strong> Reichtum den sie sich nie<br />

erträumt hätte! Aber was machte sie hier eigentlich?! Wenn sie diesen Robenträgern<br />

folgte und sie beobachtete, würde sie noch viel mehr Geshichten haben, die sie<br />

erzählen könnte um Käufer an ihren Stand zu locken! Sie entschloss sich, ihnen auf<br />

ihrem Karren zu folgen. Schnell griff Jana ihre Sachen, stürmte nach unten,<br />

verabschiedete sich von Dima und Rohn, umarmte Jules <strong>ein</strong>mal, und rannte zu ihrem<br />

Wagen. Sie trieb die Ochsen rückwärts und liess sie den Wagen zum Wald ziehen, wo<br />

sie die Robenträger noch sehen konnte.<br />

Thorsten seufzte, jetzt konnte er normal sprechen:"Aus dem Plan wird nichts, wir<br />

werden verfolgt." Jarin lächelte unter ihrer Kapuze:"Die Teladi-Händlerin. Das hätte<br />

ich auch gewusst, ohne das Schnaufen ihrer Ochsen zu hören." Rough sah Thorsten<br />

an:"Was machen wir jetzt? Rennen wir immernoch?" "Rough, wärst du vielleicht<br />

bereit, <strong>ein</strong>en Wagen mit zwei Ochsen zu ziehen?" "Warum nicht. Aber wieso fragst<br />

du?" "Passt auf, wir machen jetzt folgendes..."


Jana trieb ihre Ochsen hinter den Robenträgern her. Sie verschwanden hinter <strong>ein</strong>er<br />

Biegung. Jana kannte den Weg gut: Hinter der Biegung erstreckte sich <strong>ein</strong><br />

schnurgerader Pfad zu den Bergen, über die man musste, um nach Himmelspforte zu<br />

kommen.<br />

Etwa <strong>ein</strong>e halbe Minute nach den Robenträgern kam auch sie um die Biegung...sie<br />

waren weg!<br />

Jana hielt ihren Wagen an. Die Robenträger hätten doch eigentlich noch da s<strong>ein</strong><br />

müssen!<br />

Sie sah nach links in den Wald, vielleicht waren sie ja darin. Nichts.<br />

Sie drehte den Kopf nach rechts, um in die andere Häfte des Waldes zu sehen...sie<br />

bekam <strong>ein</strong>en Schreck, der ihre drei Herzen kurz stehen blieben liess: Direkt rechts<br />

vom Wagen stand der Robenträger, direkt hinter ihm die Robenträger und links von<br />

dieser der Eisenkrieger.<br />

Jana rutschte nach links auf ihrer Bank, als sie <strong>ein</strong>en Satz machte. Der Robenträger<br />

nahm s<strong>ein</strong>e Kapuze nicht ab:"Warum folgst du uns?" "Ich?! Nun...die Geschichten von<br />

euch...sie locken die Leute an m<strong>ein</strong>en Wagen und ich kann gut handeln." "Du willst<br />

uns begleiten." "Ja...ihr könnt auch auf m<strong>ein</strong>em Wagen mitfahren. Dann braucht ihr<br />

statt zwölf Tagesmärschen nur noch acht und könnt zudem sitzen." "Du weißt, dass<br />

wir nach Himmelspforte wollen?" "Nun, es ist das <strong>ein</strong>zige, was mir wichtig genug<br />

ersch<strong>ein</strong>t, dass es eure Aufmerksamkeit erwecken könnte...zumindest auf diesem<br />

Pfad." "Ein kluges Köpfchen. Dir ist doch klar, dass der Kampf in Ehrenr<strong>ein</strong> nicht der<br />

letzte gewesen ist?" Jana schluckte:"Das Risiko bin ich bereit, <strong>ein</strong>zugehen. Ich wollte<br />

schon immer so <strong>ein</strong> Abenteuer erleben. Ich bitte euch: Kann ich euch begleiten? Ihr<br />

könnt auf m<strong>ein</strong>em Wagen mitfahren." "D<strong>ein</strong> Gespann würde uns nur aufhalten." "Ich<br />

flehe euch an. Ich habe viele Freunde in Himmelspforte, die euch vielleicht dienlich<br />

s<strong>ein</strong> könnten." "Du hast Mut, Leute wie uns so um etwas zu bitten...und du hast Herz,<br />

dass hast du auch bewiesen. Nicht zuletzt hast du gut argumentiert, dass deutet auf<br />

<strong>ein</strong>en klugen Kopf hin. In Ordnung, du darfst uns begleiten." "Danke! Ich danke euch<br />

vielmals! M<strong>ein</strong>e Ochsen werden ihr Bestes geben." "D<strong>ein</strong>e Ochsen sind etwas zu<br />

langsam, zieh die Stallflächen aus dem Boden, die du bennutzt, wenn du im Wald<br />

campierst." "Du weißt von den Stallflächen?" "Ich weiß vieles. Nun zieh schon den<br />

Riegel raus, damit wir d<strong>ein</strong>e Ochsen darauf abstellen können." "Aber wer wird dann<br />

den Wagen ziehen?" "Rough." Der Robenträger deutete auf s<strong>ein</strong>en Eisenkrieger, der<br />

nickte. Jana tat wie ihr geheissen und stellte die Ochsen auf die Flächen...sie<br />

wiedersprach nicht, sie hatte ja gesehen, was der Eisenkrieger alles konnte.<br />

Als die Ochsen angebunden waren, setzten sich die beiden Robenträger neben sie, in<br />

der Mitte der Bank saß der große Robenträger, links Jana und rechts die<br />

Robenträgerin.<br />

Der Eisenkrieger packte die Zaumstangen des Wagens und rannte los. Jana wurde in<br />

den Sitz gepresst. Die Bäume rasten nur so an ihr vorbei. Sie krallte sich in das Holz<br />

ihrer Bank:"Das ist unglaublich! Wie schnell sind wir?" Der Robenträger sah sie an,<br />

s<strong>ein</strong> Gesicht war unter den Schatten der Kapuze unsichtbar verborgen, wobei die<br />

Kapuze in dem Fahrtwind nicht wehte:"Etwa <strong>ein</strong>hundert Kilometer die Stunde. Wir<br />

erreichen die letzte Herberge vor den Gletschern in etwa <strong>ein</strong><strong>ein</strong>halb Stunden." "Dafür<br />

habe ich sonst zwei Tage gebraucht!" "Und nun schaffen wir es in <strong>ein</strong><strong>ein</strong>halb Stunden.<br />

Wenn wir die Berge passiert haben, werden wir nur ausserhalb der Ortschaften so<br />

schnell reisen, dann schaffen wir die Strecke in sieben Stunden, sofern nichts<br />

dazwischen kommt." "Das ist unglaublich! Eine Acht-Tages-Reise in neun Stunden!<br />

Woher habt ihr diesen Eisenkrieger?" "Er stammt aus m<strong>ein</strong>er Feder. Doch auch <strong>ein</strong>iges<br />

hat er selbst gemacht." "Der Eisenkrieger hat sich selbst mitgebaut?!" "Wir sind alle,<br />

was das Leben aus uns macht."<br />

Jana verstand das nicht so ganz, aber das war ihr genug.<br />

Nach <strong>ein</strong>er Stunde wurde der Wagen langsamer und Gletscherflucht kam in Sicht. Der<br />

Eisenkrieger blieb stehen. Der Robenträger sah zu Jana:"Wir spannen d<strong>ein</strong>e Ochsen


wieder an, das erregt weniger Aufsehen." Jana nickte:"Gut." Der Eisenkrieger liess die<br />

Gespann-Gabeln los und setzte sich hinten auf den Wagen. Die Robenträger halfen<br />

Jana wieder, ihre Ochsen anzuspannen und sie setzten sich zurück auf die Bank, die<br />

Ochsen zogen den Wagen die Steigung hinauf, Jana konnte in der Ferne den nächsten<br />

Schnee sehen. Sie mochte dieses weiße, kalte Zeug nicht.<br />

Erst jetzt fiel Jana <strong>ein</strong>, dass sie vergessen hatte, neue Vorräte <strong>ein</strong>zukaufen...und sie<br />

hatte gestern das letzte mal etwas gegessen. Jana drehte sich zu dem<br />

Robenträger:"Verzeiht, wenn ich euch schon wieder um etwas bitte, aber ich muss<br />

neue Vorräte kaufen, in Himmelspforte sind sie viel zu teuer." Der Robenträger nickte<br />

langsam:"Gut, wir werden <strong>ein</strong> bis zwei Stunden bleiben. Du füllst d<strong>ein</strong>e Vorräte auf<br />

und wir sehen uns die Herberge an." "Aber man wird euch sicherlich schon kennen."<br />

"Ich weiss, gerade deswegen möchte ich mich ja umsehen." Jana zuckte mit den<br />

Schultern:"Gut. Soll ich für euch auch <strong>ein</strong> paar Vorräte kaufen? Dank euch habe ich ja<br />

genug Kupfer zum bezahlen." "Das Kupfer zeigst du besser nicht, sonst überfallen sie<br />

dich. Und Vorräte werden nicht von Nöten s<strong>ein</strong>, es wäre m<strong>ein</strong>en Plänen sogar<br />

hinderlich, wenn du welche kaufst." "Gut, dann kaufe ich nur Vorräte für m<strong>ein</strong>e Art<br />

und etwas Heu für m<strong>ein</strong>e Ochsen." "Rede nicht so viel mit uns, wenn wir dort sind, du<br />

könntest Blicke auf dich ziehen, hinter denen nicht unbedingt die besten Absichten<br />

stecken." "Ja, ich warte dann auf euch."<br />

Jana trieb ihre Ochsen auf <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Wiese, auf der noch etwas, von der Kälte<br />

braunes, Gras wuchs. Die Tiere nahmen sich den schlaffen Pflanzen schnaufend und<br />

schmatzend an. Die beiden Robenträger stiegen vom Wagen, der Männliche drehte<br />

sich zum Eisenkrieger:"Rough, bleib hier und pass auf." "Ja, Meister." Die Robenträger<br />

gingen zu der Herberge, die sich wie <strong>ein</strong>e eckige Brücke über den Pfad erhob. Sie<br />

gingen in die Nähe des Ladens, der hier die Vorräte verkaufte und zu horrenden<br />

Preisen auch warme Kleidung.<br />

Jana ging, als sie die Ochsen an <strong>ein</strong>en Baum gebunden hatte, zu dem Laden.<br />

Der Ladenbesitzer beugte sich zu ihr hinunter:"Euch kenne ich doch! Ihr wart letztes<br />

Jahr auch schon hier." "Äh, ja, wieso erinnert ihr euch an mich, es müssen doch<br />

ziemlich viele Händler und Reisende hier vorbei kommen." "Ja, aber ihr wart letztes<br />

Jahr die <strong>ein</strong>zige eurer Art, die trotz des Winter<strong>ein</strong>bruchs durchgekommen war. Die<br />

meisten Teladi erfrieren." "Ach das. Ich habe m<strong>ein</strong>e Tricks." "Ich nehme an, ihr<br />

möchtet Felle kaufen?" "N<strong>ein</strong>, ich habe noch <strong>ein</strong>es, ich brauche nur <strong>ein</strong> paar Vorräte<br />

für mich." "Ah, ich nehme an, getrocknete Sumpfpflanzen und <strong>ein</strong> paar erdige<br />

Wurzelknollen?" "Genau, und noch <strong>ein</strong>en Ballen Heu für m<strong>ein</strong>e Ochsen." "Gut, das<br />

macht vier Messing." "Ja gut, hier." Jana griff in ihren Geldbeutel, der vom Handel in<br />

Ehrenr<strong>ein</strong> ziemlich voll war. Der Mann lächelte:"Ah, ihr habt Glück beim Handel<br />

gehabt." "Ja." Der Mann flüsterte jetzt, etwas ängstlich. "Waren diese Robenträger<br />

die, von denen der gesamte Landstrich spricht? Jeder Händler hat mir davon erzählt."<br />

"Ähm...ja, das sind sie." "Ihr lasst diese seltsamen Gestalten bei euch mitfahren? Seid<br />

ihr des Wahnsinns?" "Ich habe mich eher gefragt, was sie vielleicht mit mir gemacht<br />

hätten, wenn ich ihnen nicht freundlich begegnet wäre." "Das ist auch wieder war."<br />

"Bisher haben sie auch nichts richtig schlechtes getan, ich habe das Zimmer direkt<br />

gegenüber von ihnen gehabt, der Gardist hat den Angriff befohlen, als sie ihm nicht<br />

ihr gesamtes Geld geben wollten." "Stimmt es, dass sie <strong>ein</strong>en Eisenkrieger zermalmt<br />

haben?" "Ja, mit bloßen Händen." "Brauchen sie k<strong>ein</strong>e Vorräte?" "Ich habe sie bisher<br />

weder essen, noch trinken gesehen." "Sind es Geister?" "Ich weiß es nicht." "Dann<br />

wünsche ich euch viel Glück, ich denke, ihr könnt es gebrauchen." "Ich danke euch."<br />

Jana nahm die Waren, für die sie bezahlt hatte, und brachte sie in ihren Wagen. Als<br />

sie sich umdrehte, stand <strong>ein</strong> großer Mann mit schmutzigem Bart und <strong>ein</strong>er Gruppe<br />

ähnlich dreckiger Männer vor ihr. Der Mann grinste:"Ich habe d<strong>ein</strong>en Geldbeutel<br />

gesehen, gib ihn mir, oder du spürst m<strong>ein</strong> Schwert an d<strong>ein</strong>er schuppigen Kehle." Der<br />

Mann und s<strong>ein</strong>e Gruppe zogen Schwerter und der bärtige Kerl ging auf Jana zu.<br />

Jana löste das Band, das ihren Krallen-Handschuh an der Linken hielt. Der


Lederhandschuh fiel ab und sie rieb ihre Krallen an<strong>ein</strong>ander.<br />

Sie machte sich darauf gefasst, dass sie um ihr Leben kämpfen musste, die<br />

Robenträger waren in dem Gebäude ausser Reichweite.<br />

Doch so weit kam es nicht, der Eisenkrieger der Robenträger packte das Handgelenk<br />

des bärtigen Räubers:"Geht! Diese Teladi steht unter dem Schutz des Meisters." "Von<br />

<strong>ein</strong>em Eisendiener lasse ich mir nichts sagen!" Der Eisenkrieger zog den Räuber am<br />

Arm und warf ihn über die Schulter nach hinten, dann schmiss er ihn, immernoch das<br />

Handgelenk haltend, am Arm über s<strong>ein</strong>en eisernen Körper hinweg und über die<br />

Diebestruppe hinweg. Der Räuber schrie und knallte in das Buschwerk auf der<br />

anderen Seite des Pfades. Der Eisenkrieger drehte sich zu der restlichen Truppe, die<br />

starr da stand:"Solltet ihr jetzt nicht gehen, werde ich härtere Maßnahmen ergreifen."<br />

Am rechten Unterarm des Eisenkriegers öffnete sich <strong>ein</strong> Spalt über dem Handgelenk in<br />

der Wölbung des dicken Unterarms und die mehrteilige Klinge schoss wieder hinaus,<br />

um zu <strong>ein</strong>er Klinge zu werden, die gerade über die Hand hinaus reichte, als hätte man<br />

dem Eisenkrieger das Schwert längs an den Arm geschnallt.<br />

Die Diebe sahen die Klinge und rannten, so schnell sie ihre Füsse trugen, in den Wald<br />

hinunter. Die Klinge am Arm des Eisenkriegers teilte sich wieder und zog sich in den<br />

Arm zurück, der Spalt schloss sich wieder, als wäre er nie da gewesen.<br />

Jana sah den Eisenkrieger mit großen, ängstlichen Augen an:"Dadada...Danke..." Der<br />

eiserne Krieger sah sie an, mit der, für Eisendiener und -krieger typischen, tonlosen<br />

Stimme sprach er zu ihr:"K<strong>ein</strong>e Ursache."<br />

Das musste <strong>ein</strong> besonderer Eisenkrieger s<strong>ein</strong>, die meisten redeten noch viel weniger<br />

als dieser, die an den Toren von Kupferpalast mal ausgenommen. Die Eisenkrieger in<br />

Himmelstor und die des Palastes, der hinter dem Gebirge der Stadt Himmelstor lag,<br />

fragten immer nach dem Grund, weshalb man in die Stadt wollte.<br />

Jana ging zu ihrem Wagen zurück, um auf die Robenträger zu warten.<br />

Thorsten war mit Jarin in der Kneipe der letzten Herberge, hier lungerten <strong>ein</strong>e Menge<br />

Diebe, Räuber und Schlitzohren herum. Alle lachten sie dreckig, als sie sich über ihre<br />

Schandtaten unterhielten und <strong>ein</strong> Bier nach dem anderen leerten. Als er ihre<br />

Erinnerungen auslas, fand er <strong>ein</strong>ige grauenhafte Gestalten. Er aktivierte den Funk zu<br />

Jarin:"Mal sehen, ob <strong>ein</strong>er blöd genug ist, sich mit uns anzulegen. Wenn ja, werde ich<br />

heute etwas mehr aufdrehen."<br />

Sie gingen zu <strong>ein</strong>em freien Tisch mit zwei schmalen Bänken, der in die Holzvertäfelung<br />

der Wände <strong>ein</strong>gearbeitet war, und setzten sich.<br />

Der Wirt der Kneipe sah von s<strong>ein</strong>em Tresen aus zu den beiden Robenträgern...Ob das<br />

die beiden waren, von denen jeder in der Gegend sprach? Er hatte es hier mit viel<br />

Drecks-Gesindel zu tun, er war selbst <strong>ein</strong> guter Kämpfer, ansonsten hätten ihn schon<br />

längst welche ausgeraubt.<br />

Die meisten der Männer und Frauen beider Arten hier, waren Räuber, die hier<br />

warteten, bis lohnende Ziele kamen, um ihnen dann über Schleichpfade in die<br />

Gletscher zu folgen und sie zu überfallen. So auch heute.<br />

Ein Räuber konnte wohl nicht warten, er ging zu den beiden Robenträgern, die mit<br />

geneigtem Haupt am Tisch saßen, die Arme, in ihren Ärmeln verborgen, hatten sie<br />

jeweils an<strong>ein</strong>ander gelegt, als ob sie beteten, wobei man die Hände nicht sehen<br />

konnte. Während er also <strong>ein</strong>en hölzernen Becher auswusch, sah er zu dem Räuber,<br />

der an s<strong>ein</strong> Schwert griff und es zog, während dieser zu den Robenträgern ging.<br />

Der Räuber stellte sich an den Tisch:"Ich schätze mal, ihr beiden Gestalten sollt diese<br />

Berobten s<strong>ein</strong>, von denen alles spricht. Man sagt auch, dass ihr viel Kupfer hättet."<br />

Die beiden Robenträger würdigten ihn k<strong>ein</strong>es Blickes. Der Räuber war ruhig und hielt<br />

das Schwert dahin, wo die Kehle des kl<strong>ein</strong>eren Robenträgers s<strong>ein</strong> musste:"Ihr gebt<br />

mir all euer Geld, oder d<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Freund hat <strong>ein</strong>e rote Robe."<br />

Nun richtete der größere Berobte s<strong>ein</strong>e schattengefüllte Kapuze zu dem Räuber und<br />

hob den Unterarm leicht in s<strong>ein</strong>e Richtung...die Hand in dem Ärmel schien die<br />

Bewegung zu machen, als ob sie den Räuber würgte.


Der Wirt konnte nicht viel erkennen, was an dem Hals des Räubers geschah, aber<br />

dieser liess das Schwert fallen und packte s<strong>ein</strong>en Hals, während er röchelte, als ob<br />

man ihn würgte.<br />

Der Robenträger hob den Arm noch <strong>ein</strong> Stück und der Räuber hob, sich an s<strong>ein</strong>em<br />

Hals festhaltend, vom Boden ab. Der Wirt liess den Becher fallen, als er das mit<br />

ansah. Alle waren still.<br />

Mit <strong>ein</strong>er Handbewegung als würde der Berobte <strong>ein</strong>e Fliege mit lockerem Handgelenk<br />

wegwedeln, wirbelte der Räuber, wie von <strong>ein</strong>em unsichtbaren Riesen geworfen, durch<br />

die Luft, über die Tische hinweg und zur anderen Seite des Raumes, wo er mit dem<br />

Rücken und Hinterkopf gegen die Holzwand schlug. Stöhnend fiel der Dieb auf den<br />

Boden.<br />

Alle anwesenden, sahen auf die Robenträger...der große legte den rechten Arm wieder<br />

an s<strong>ein</strong>en Linken und senkte das Haupt, als wäre nichts geschehen.<br />

Der umhergewirbelte Räuber lag besinnungslos auf dem Boden, alle Münder waren<br />

offen. Nach und nach schlossen sich die Münder wieder und die Räuber tranken<br />

ängstlich ihr Bier...nun viel langsamer.<br />

Nach zehn Minuten erhoben sich die Robenträger langsam und gingen so gleichmäßig<br />

aus dem Raum...als ob sie schweben würden.<br />

Als die Tür sich hinter den Robenträgern schloss, rannte <strong>ein</strong> weiterer Räuber zu dem<br />

am Boden liegenden und weckte ihn. Dem Räuber schien alles zu schmerzen und Blut<br />

tropfte aus der Nase, aber etwas gebrochen wurde ihm wohl nicht.<br />

Jarin unterdrückte krampfhaft <strong>ein</strong> Lachen, als sie darüber nachdachte, was für <strong>ein</strong><br />

Gesicht der Räuber gemacht hatte, als Thorsten ihn gewürgt und dann durch die Luft<br />

gewirbelt hatte. Sie vermutete mal, Thorsten hatte Kraftfelder benutzt. Sie schaffte<br />

es, das Lachen vollständig zu unterdrücken, während sie zum Wagen der kl<strong>ein</strong>en Jana<br />

gingen.<br />

Jana sah die beiden Robenträger wieder kommen. Sie stellte ihre Schuppenfinne<br />

auf:"Wollt ihr weiter?" Der größere Robenträger nickte langsam, dann stiegen sie<br />

zusammen auf die Bank von ihrem Wagen, während der Eisenkrieger sich hinten<br />

festhielt.<br />

Als die Ochsen sie ausser Sichtweite der Herberge über den Hügel gezogen hatte, der<br />

in den eisigen Bereich führte, sah Jana zu dem Robenträger:"Soll ich die Ochsen<br />

wieder abspannen?" Er vern<strong>ein</strong>te:"Hier sind überall Räuber versteckt, d<strong>ein</strong>e Ochsen<br />

sollten die nächsten zwanzig Kilometer ziehen, sonst ziehen wir <strong>ein</strong>e Aufmerksamkeit<br />

auf uns, die mir nicht genehm wäre." "Gut." Jana drang <strong>ein</strong> Gedanke in den Kopf, sie<br />

kannte die Namen der Robenträger noch garnicht, der Eisenkrieger hiess Rough, aber<br />

deren Namen wusste sie nicht:"Ähm, Robenträger?" "Was ist?" "Nun, äh, da ich euch<br />

auf der Reise vielleicht noch öfters ansprechen werde...würden du und d<strong>ein</strong>e<br />

Begleiterin mir vielleicht eure Namen nennen?" "Du möchtest unsere Namen wissen?<br />

Du dürftest sie nach unserer Abmachung in der Öffentlichkeit eh nicht benutzen." "Ich<br />

weiss und daran halte ich mich auch. Aber darf ich euch wenigstens auf der Reise<br />

beim Namen nennen?" "Nun gut, wenn es dir so wichtig ist: M<strong>ein</strong> Name ist Thorsten."<br />

Die Stimme der Robenträgerin klang wie die <strong>ein</strong>es Engels:"Und m<strong>ein</strong> Name lautet<br />

Jarin." "Das sind schöne Namen, die ich noch nie gehört habe. Darf ich fragen, von wo<br />

eure Namen stammen?" "Von <strong>ein</strong>em Volk der Menschen, das sehr weit weg wohnt."<br />

Jana war froh, dass sie so viel von ihnen erfahren hatte, traute sich aber nicht, noch<br />

mehr zu fragen.<br />

Um so weiter die Ochsen den Wagen den Pfad entlang zogen, um so weniger Bäume<br />

gab es, selbst jetzt waren es nur noch Tannen. Alles war mit Schnee bedeckt und Jana<br />

fror erbärmlichst.<br />

Als sie spürte, wie die Kälte an ihren Kräften zu zehren begann, kletterte sie nach<br />

hinten in ihren Wagen und griff in das kl<strong>ein</strong>e Fach, wo sie ihre dicke Pelz-Decke<br />

aufbewahrte. Als sie die Klappe öffnete, flogen ihr dicke Motten entgegen...ihre Decke<br />

war nur noch <strong>ein</strong> durchlöcherter Fetzen. Was sollte sie jetzt tun?! Sie würde erfrieren!


Ihre Art vertrug k<strong>ein</strong>e Kälte!<br />

Ängstlich kletterte sie nach vorne, als sie den Berobten schon wieder um etwas bitten<br />

musste:"Verzeih' mir Thorsten, aber...nun...m<strong>ein</strong>e Decke ist den Motten zum Opfer<br />

gefallen und m<strong>ein</strong>e Art verträgt k<strong>ein</strong>e Kälte. Auch wenn ich euch gesagt habe, ihr<br />

könntet auf m<strong>ein</strong>em Wagen mitfahren...ich muss umkehren, sonst erfriere ich." "Du<br />

brauchst nicht umzukehren." "A...aber die Kälte..." "Nimm' das hier." Der Robenträger<br />

griff in s<strong>ein</strong>en Ärmel und zog <strong>ein</strong>e Decke hinaus...aus dickem Fell...<strong>ein</strong>farbig weiß! So<br />

<strong>ein</strong> Fell hatten nur Eisbären! Aber es war auch k<strong>ein</strong> Eisbärenfell...es roch noch nicht<br />

<strong>ein</strong>mal nach <strong>ein</strong>em Tier. "Danke."<br />

Jana legte sich die Decke um...doch es schien, dass schon zu viel Wärme aus ihren<br />

Gliedern entwichen war. Und die Wärme, die sie selbst hervorbrachte, reichte nicht,<br />

um sie wach zu halten. Sie spürte, wie langsam die Müdigkeit in ihren Körper kroch.<br />

Wieder griff Thorsten in s<strong>ein</strong>en Ärmel und zog <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e, blaue Eisen-Kugel hinaus,<br />

die aus zwei Hälften bestand. An <strong>ein</strong>er Seite war <strong>ein</strong> Ring, der <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Kreis<br />

<strong>ein</strong>hüllte. "Du bist schon zu ausgekühlt Jana, nimm das unter die Decke und drücke<br />

die Fläche innerhalb des Kreises, es wird dich wärmen." "Dadadadankeschön." Jana<br />

zitterte schon.<br />

Als sie die Kugel, die etwa so groß wie <strong>ein</strong>es ihrer Augen war, unter die Decke nahm<br />

und die Fläche drückte, begann der Ring der die Fläche umschloss und der, der die<br />

Kugel an den Halbkugeln umzog, rot zu leuchten. Augenblicklich wurde die Kugel<br />

herrlich warm...was war das für <strong>ein</strong> Ding? Sie kannte nichts derartiges. Die<br />

Wissenschafts-Gildler hatten <strong>ein</strong>en Stoff unter ihren Kitteln, der, wenn sie <strong>ein</strong>en Knopf<br />

an ihrem Gürtel drückten, warm wurde. Vielleicht war es etwas ähnliches.<br />

Sobald die Wärme ihre Glieder wieder beweglich gemacht hatte, sah sie zu dem<br />

Robenträger:"Gehört ihr zur Wissenschafts-Gilde?" "N<strong>ein</strong>, mit diesen überheblichen<br />

Dummköpfen haben wir nichts zu tun. Wie kommst du darauf?" "Nun, diese Kugel:<br />

Die Wissenschafts-Gilde hat Kleidung, die warm wird." "Diese Kugel ist um <strong>ein</strong>iges<br />

besser, als dieser Stoff. Du kannst sie übrigens behalten." "Danke. Muss ich ihr wieder<br />

Lebensmagie aus dem Herzen <strong>ein</strong>es Eisendieners geben, damit sie funktioniert, wie<br />

bei dem Stoff der Wissenschafts-Gilde?" "N<strong>ein</strong>, die Kugel hat für ewig Energie, d<strong>ein</strong>e<br />

Kindeskinder können sie noch nutzen." "Das...das ist unglaublich." "N<strong>ein</strong>, das ist noch<br />

etwas der kl<strong>ein</strong>sten Dinge, die ich habe."<br />

Thorsten prüfte die Schneeschichten...es bestand kaum Lavinen-Gefahr. Aber etwas<br />

machte ihm Sorgen...etwa fünfhundert Meter vor ihnen, hinter <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Hügel,<br />

zog sich <strong>ein</strong> Schmelzwasser-Fluss durch <strong>ein</strong>e tiefe Gletscherspalte. Er konnte sie jetzt<br />

nicht <strong>ein</strong>fach zufrieren lassen, mehrere Diebe sahen zu...aber vielleicht konnte er es ja<br />

doch. Vielleicht war es an der Zeit, den Herrschern dieses doppelplanetaren Systems<br />

noch mehr Angst zu machen. Dieses mal nicht, um ihren Reichtum. Als das<br />

Ochsengespann den Fluss erreichte, hielten sie natürlich.<br />

Jana sah ihn an:"Was machen wir jetzt? M<strong>ein</strong>e Ochsen kommen dort nicht durch."<br />

"Fahr sie <strong>ein</strong> Stück zurück." "Na gut." Als der Wagen etwa zwei Meter von der Spalte<br />

entfernt war, startete Thorsten s<strong>ein</strong>e Show, schliesslich mussten die Diebe ja auch<br />

<strong>ein</strong>en Kontext zwischen ihm und den Geschehnissen ziehen können.<br />

Er legte die Hände an<strong>ein</strong>ander, flach und mit den Fingerspitzen nach oben, dann<br />

bewegte er sie langsam in <strong>ein</strong>er Bogenform nach oben und vorwärts, bis s<strong>ein</strong>e<br />

Handflächen auf die Spalte zeigten. Nachdem er diese eigentlich nutzlose Geste<br />

gemacht hatte, bewegte er mit unsichtbaren Grifstrahlen s<strong>ein</strong>er unzähligen Naniten in<br />

dieser Gegend Wassermoleküle und kl<strong>ein</strong>e Eiskristalle aus der Luft an die Spalte, wo<br />

er sie zu <strong>ein</strong>er Brücke über den Fluss zusammenfügte. Optisch sah es so aus, als<br />

würde die Brücke von ihrer Seite in <strong>ein</strong>er Bogenform auf die andere Seite wachsen, wo<br />

sie mit dem Boden verschmolz und <strong>ein</strong>en flachen Bogen mit niedriger Steigung<br />

bildete.<br />

Die Brücke war kl<strong>ein</strong>, aber dank unsichtbarer Kraftfelder äusserst stabil, auch wenn<br />

das Eis etwa zwanzig Zentimeter dick war. Eine kl<strong>ein</strong>e Schneeschicht sorgte für den


nötigen Griff für die Ochsenhufe. Janas Maul stand offen und ihre Augen sahen steif<br />

auf die Brücke, Thorsten zeichnete ähnliche Reaktionen der versteckten Diebe in der<br />

Gegend.<br />

Er sah die kl<strong>ein</strong>e Teladi an:"Würdest du dann fahren?" Als würde sie aus <strong>ein</strong>er Trance<br />

erwachen, schüttelte Jana ihren Kopf:"Was?...Oh, ja...natürlich." Sie zog die Zügel<br />

<strong>ein</strong>mal an und die Ochsen trabten über die Brücke. Als sie rüber waren, löste Thorsten<br />

die Kraftfelder und liess <strong>ein</strong> paar Brüche durch die Brücke laufen.<br />

In kl<strong>ein</strong>en Bruchstücken platschte die Brücke innerhalb von Sekunden nach und nach<br />

ins Wasser.<br />

Für <strong>ein</strong>en Aussenstehenden sah es so aus, als würde die Brücke <strong>ein</strong>fach zerbrechen.<br />

Der Adrenalin-Spiegel der Räuber in der Nähe stieg auf beachtliche Werte.<br />

Nach etwa <strong>ein</strong>er weiteren halben Stunde, in der Jana sich unter der Decke wärmte,<br />

sprach sie der Robenträger wieder an:"Wir sind weit genug, du kannst die Ochsen<br />

wieder abspannen." "Gut..." Jana senkte ihre Füsse, die sie in die Decke <strong>ein</strong>gewickelt<br />

hatte, in den Schnee, wo sie bis zu ihrer Hüfte versank. Der Robenträger sprang<br />

neben sie und zog die Stallflächen seitlich aus dem Boden des Wagens. Sie führte ihre<br />

Ochsen hinauf, der Eisenkrieger sprang vom Heck des Wagens ab und ergriff wieder<br />

die Gespann-Stangen.<br />

Als sie und der Robenträger wieder auf der Bank saßen, wo die Robenträgerin<br />

gewartet hatte, zog der Eisenkrieger wieder den Wagen, dass der Schnee aufwirbelte.<br />

Nach etwa zwei Stunden kam die erste Ortschaft nach dem verschneiten Berg in<br />

Sichtweite.<br />

Es war Hainfrucht, <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Dorf, das ausgezeichneten W<strong>ein</strong> kelterte. Jana mochte<br />

den Sumpfpflanzen-W<strong>ein</strong> von hier, sie hatte immer <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Fläschchen im<br />

Unterboden ihres Wagens. Doch hauptsächlich bauten hier menschliche Bauern<br />

Trauben an und kelterten daraus W<strong>ein</strong>. Die Stadt lag am Fuss des Gebirges, das auf<br />

dieser Seite wesentlich höher schien, weil der Boden weiter unten war.<br />

Wieder wurden die Ochsen angespannt und sie fuhren langsam durch das Dorf. Jana<br />

dachte daran, dass sie sich gerne noch <strong>ein</strong> paar Flaschen W<strong>ein</strong> gekauft hätte, um<br />

damit zu handeln und selbst welchen zu haben. Der Robenträger sprach, ohne sie<br />

anzusehen:"Wenn du so gerne W<strong>ein</strong> kaufen möchtest, dann tu es doch. Du kannst<br />

ruhig weiterhin handeln." "Aber...ich habe doch nur daran gedacht." "Ich weiß." "Nun,<br />

äh...dann fahre ich zu dem Bauern, wo ich immer W<strong>ein</strong> kaufe, s<strong>ein</strong> Hof liegt direkt<br />

dort drüben." "Wenn er den besten W<strong>ein</strong> keltert, so kannst du es gerne machen."<br />

Jana trieb die Ochsen zu dem Hof, <strong>ein</strong> Trupp Soldaten der Garde standen am Tor,<br />

zusammen mit Jol, dem Bauern.<br />

Die Soldaten schubsten ihn herum und <strong>ein</strong>er warf <strong>ein</strong>en Geldbeutel auf und ab, den Jol<br />

haben wollte...es musste s<strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>.<br />

Als die Männer sie kommen sahen, kam der <strong>ein</strong>e mit dem Geldbeutel auf sie zu:"Ah,<br />

wie vortrefflich. Im Namen der Grafschaft Lessios und des Herzogtums Connors, die<br />

hier regieren, fordern wir euch auf, Steuern zu zahlen." Jana, die die Kugel in ihrer<br />

Tasche verstaut hatte und die Decke, die sie behalten durfte, in ihrem Wagen, sah den<br />

Soldaten an:"Aber ich habe bereits vor zwei Monaten Steuern in Wipfelzunft bezahlt."<br />

"Das ist zu schade, dass du das nicht beweisen kannst. Her mit d<strong>ein</strong>em Geld!" Der<br />

Robenträger hob den Kopf, den er bisher gesenkt hielt:"Geht und euch wird nichts<br />

geschehen." Die Männer brachen in Gelächter aus, ihr Hauptmann hielt sich den<br />

Bauch:"Das...das ist <strong>ein</strong> guter Scherz. Auch wenn ihr ausseht, als wärt ihr diese<br />

Berobten, so sehe ich k<strong>ein</strong>en Eisenkrieger bei euch, den sie dabei haben sollen. Ein<br />

netter Versuch, aber niemand verwehrt hier die Steuern."<br />

Der Robenträger stand auf und Jana hörte <strong>ein</strong> dumpfes Geräusch, wahrsch<strong>ein</strong>lich war<br />

der Eisenkrieger vom Wagen gesprungen...dann tauchte der eiserne Krieger auch<br />

schon neben ihr auf.<br />

Der Hauptmann hörte auf zu lachen und zog <strong>ein</strong>e Augenbraue hoch:"Ah, <strong>ein</strong><br />

Eisenkrieger mit zornigem Blick. Doch auch wenn ihr diese Robenträger s<strong>ein</strong> solltet,


das heisst noch nicht, dass ihr mich besiegen könnt." Der Robenträger sagte k<strong>ein</strong><br />

Wort, er ging langsam an Jana vorbei, sprang von dem Wagen und ging auf den<br />

Hauptmann zu.<br />

Der Hauptmann grinste, dann zog er s<strong>ein</strong> Schwert und wollte es in die Öffnung der<br />

Kapuze treiben. Mit schnellem Griff packte der Robenträger das Schwert. Der<br />

Hauptmann zog an s<strong>ein</strong>em Schwert, mit beiden Händen und aller Kraft, doch er<br />

bekam es nicht aus der Hand des Robenträgers.<br />

Der Robenträger zerdrückte die Klinge in s<strong>ein</strong>er Hand, das Metall zersprang, als wurde<br />

es von <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>em Hammer zerschlagen.<br />

Als der Hauptmann das mit ansah, holte er zum Schlag mit s<strong>ein</strong>em Panzerhandschuh<br />

aus, den er zur Faust ballte. Der Robenträger packte die Hand mit <strong>ein</strong>em eisernen<br />

Griff, der den Soldaten stöhnen liess.<br />

Bisher hatte er nur s<strong>ein</strong>e linke Hand benutzt, doch jetzt griff der Robenträger mit der<br />

Rechten an den Brustpanzer des Hauptmanns. Kreischend gab das Metall unter dem<br />

Griff nach und die Finger des Robenträgers bohrten sich durch den Panzer.<br />

Schnell atmend und keuchend sah der Hauptmann mit großen Augen auf die Hand, die<br />

in s<strong>ein</strong>e Rüstung griff.<br />

Der Robenträger liess die Hand des Soldaten los, holte mit dem rechten Arm nach<br />

rechts aus und schleuderte den Mann, ohne Regung <strong>ein</strong>es anderen Körperteils als dem<br />

rechten Arm, auf den matschigen Boden, wo dieser schreiend durch den Matsch bis<br />

gegen den nächsten Baum pflügte.<br />

Eine etwa zehn Zentimeter tiefe Spur im weichen Matsch zog sich vom Aufprallpunkt<br />

bis zum Baum.<br />

Der Hauptmann sah zu dem Robenträger, als wäre dieser der Teufel. Der Robenträger<br />

sah zu den übrigen Männern, die aufgehört hatten, Jol umher zu schubsen:"Ich sagte<br />

schon: Geht und euch wird nichts geschehen." Die Männer rannten davon, während<br />

ihr Hauptmann wie gelähmt auf den Robenträger sah.<br />

Der Berobte ging auf den Mann zu und hob ihn mit der rechten am Kragen hoch:"Sage<br />

d<strong>ein</strong>em Graf und d<strong>ein</strong>em Herzog, sie sollen sich und ihre Männer nie wieder hier sehen<br />

lassen, sonst mache ich ihre Schlösser dem Erdboden gleich." Zitternd und still nickte<br />

der Hauptmann mit dem Kopf, dann sprach der Robenträger wieder:"Und jetzt geh,<br />

oder ich werfe dich bis zum Schloss." Er liess den Soldaten fallen und dieser rannte so<br />

schnell wie er konnte davon.<br />

Jol's Geldbeutel schwebte in die Hand des Robenträgers, der zu dem starren Jol ging.<br />

Er reichte Jol den Geldbeutel:"Das ist eurer, schätze ich." "Dadadadanke..." "K<strong>ein</strong>e<br />

Ursache."<br />

Jana ging zu Jol:"Hallo Jol." Der Bauer sah sie an:"Jana...DU begleitest<br />

diese...Berobten?" "Ja." "Weshalb seid ihr hier?" "Ich wollte etwas von d<strong>ein</strong>em W<strong>ein</strong><br />

kaufen." Er drehte sich zu Thorsten:"Und ihr? Was führt euch zu mir?" "Wir begleiten<br />

die junge Händlerin auf der Reise nach Himmelspforte, es ist auch unser Ziel." "Ach<br />

so. Bi...bibibi bitte kommt doch her<strong>ein</strong>."<br />

Jana sah, wie die Robenträgerin vom Wagen sprang und zur Tür kam, der Eisenkrieger<br />

folgte ihr. Als sie drinnen waren, schloss Jol die Tür:"Jana, wie viel W<strong>ein</strong> möchtest<br />

du?" "Zwei Flaschen Sumpfpflanzenw<strong>ein</strong> und <strong>ein</strong> dutzend Flaschen Traubenw<strong>ein</strong>."<br />

"Gut...kommst du mit in den Keller, die Fässer lagern dort, ich fülle dir die Flaschen<br />

ab." Jol drehte sich zu den Robenträgern:"Wartet doch bitte hier, es dauert nicht<br />

lange."<br />

Als Jana und Jol die st<strong>ein</strong>erne Treppe zum Keller hinunter gegangen waren und auch<br />

die zweite Tür geschlossen war, drehte er sich zu ihr:"Wieso schleppst du mir diese<br />

Monstren hier an?! Habe ich dir irgendetwas getan?!" Jana erschrak:"N<strong>ein</strong>, du hast<br />

mir nichts getan, aber warum hast du so <strong>ein</strong>e Angst?" "Warum ich Angst habe?!!! Ich<br />

schätze mal, die Teladi-Händlerin, die von ihren Taten berichtete, warst du, ja?" "So<br />

ist es." "Die haben <strong>ein</strong>e Titanen-Rüstung durch die Luft geschleudert und ihr<br />

Eisenkrieger hat <strong>ein</strong>e Horde Garden-Eisenkrieger in Stücke geschnitten! Ganz zu


schweigen von den fünfzig Soldaten und dem Himmelsschiff! Und sie haben k<strong>ein</strong>e<br />

Gesichter! Nur Schatten! Ich habe es ja gerade selbst gesehen!" "Aber sie haben<br />

<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Jungen geheilt und <strong>ein</strong> Feld von <strong>ein</strong>em Pilz mit <strong>ein</strong>em Pulver befreit. Sie<br />

haben bisher k<strong>ein</strong>en Rechtschaffenen angegriffen. Dir hat er doch auch d<strong>ein</strong>en<br />

Geldbeutel wiedergegeben." "Nun ja." "Siehst du! Du hast nichts zu befürchten." "Da<br />

bist du dir sicher?" "Das sagt mir m<strong>ein</strong> Gefühl, ja." "Gut, dann werde ich es in d<strong>ein</strong>e<br />

Klauen legen. Und das mit dem Geldbeutel...nun, das ist wahr. Vielleicht sollte ich<br />

mich bei ihnen bedanken. Wie viele Flaschen wolltest du?" "Zwei Flaschen<br />

Sumpfpflanzen-W<strong>ein</strong> und <strong>ein</strong> Dutzend Traubenw<strong>ein</strong>." "Gut, folge mir." Jol führte sie zu<br />

den großen Fässern, sie sah <strong>ein</strong>e Gestalt an den Fässern...es war Cascio, Jol's Sohn,<br />

etwa so alt wie Jana.<br />

Der junge Mann war früher schon nett zu Jana gewesen und er hatte auch <strong>ein</strong> gutes<br />

Herz. Der junge sah auf und lächelte:"Ah, hallo Jana, führen dich d<strong>ein</strong>e Wege auch<br />

<strong>ein</strong>mal wieder hierher." "Cascio, lange nicht gesehen. Ein Jahr?" "In etwa, ja. Willst du<br />

dich wie das letzte mal betrinken?" Jana lachte:"Ich war es nicht, der mir <strong>ein</strong>e<br />

gesamte Flasche <strong>ein</strong>gefößt hat." "Nun, dann dieses Jahr eben nicht. Was führt dich<br />

her? Es wird doch wohl nicht nur der W<strong>ein</strong> s<strong>ein</strong>?" "N<strong>ein</strong>, ich bin mit <strong>ein</strong> paar Reisenden<br />

auf dem Weg nach Himmelspforte." "Du bist mit Reisenden auf dem Weg nach<br />

Himmelspforte? Pass' aber auf, das du diesen Berobten nicht in die Quere kommst,<br />

von denen alles erzählt." Jol seufzte:"Die Reisenden sind die Berobten." Cascio riss die<br />

Augen auf:"Was?! Die Berobten sind hier? Jana, haben sie wirklich <strong>ein</strong>e Titanen-<br />

Rüstung durch die Lüfte geschleudert?" "Ja, als wäre es <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er St<strong>ein</strong>." "Und sie<br />

sind auf Vaters Gut?" "Ja. Sie warten oben in eurer Stube." "Und...sieht man ihre<br />

Gesichter wirklich nicht?" "Ja. Warum fragst du mich aus?" "Nun, ich kann es mir<br />

<strong>ein</strong>fach nicht vorstellen, dass jemand <strong>ein</strong>e Titanen-Rüstung mit bloßen Händen<br />

besiegt." "So war es aber." Jol hatte mittlerweile den W<strong>ein</strong> abgefüllt und drückte<br />

s<strong>ein</strong>em kräftigen Sohn sechs Flaschen unter die Arme:"Anstatt die arme Jana<br />

auszufragen, kaum das sie angekommen ist, könntest du mir helfen den W<strong>ein</strong> in ihren<br />

Wagen zu bringen." "Ja, Vater." Jol klemmte sich auch vier Flaschen unter die Arme,<br />

die letzten beiden nahm Jana selbst. Sie trugen die Flaschen hoch.<br />

Als sie in die Stube kamen, sah Jana, wie Cascio die Robenträger ehrfürchtig ansah.<br />

S<strong>ein</strong> Vater trieb ihn an, um ihn nach draussen zu bringen. Die beiden Männer legten<br />

den W<strong>ein</strong> in Jana's Wagen. Jol gab Cascio <strong>ein</strong>en Klaps an die Stirn:"Was sollte das<br />

Junge?! Der größere hat vorhin den Gardisten gegen den Baum geworfen, als wäre er<br />

<strong>ein</strong> Spielzeug. Willst du ihn mit d<strong>ein</strong>em Starren so wütend machen, dass er das selbe<br />

mit dir macht?" "N<strong>ein</strong> Vater, nur...der Eisenkrieger...so <strong>ein</strong>en habe ich noch nie<br />

gesehen. Und sie hatten k<strong>ein</strong>e Gesichter." "Ach...Junge. Du und Eisenkrieger. Wir<br />

haben <strong>ein</strong> halbes Dutzend Eisendiener, die uns bei unseren Arbeiten in den Hainen<br />

helfen. Was findest du an diesem so besonders?" "Ich habe in s<strong>ein</strong>er Rüstung k<strong>ein</strong>e<br />

Stellen gesehen, wo man sie ihm abnehmen könnte." "Ach...ich werde sie als Dank für<br />

die Rettung vor den Soldaten wohl eh zum Essen <strong>ein</strong>laden. Auch wenn es nur <strong>ein</strong>e<br />

Brotzeit ist." Jana sah Jol an:"Wieso? Was ist denn mit d<strong>ein</strong>er Frau?" "Sie ist bei ihrer<br />

Schwester, die sich beim Pflügen des Feldes <strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> gebrochen hat, dort hilft sie im<br />

Haus. Jana, du kannst natürlich auch gerne mitessen. Wir können dir zwar nur<br />

Sumpfpflanzen anbieten, die wir noch nicht zu W<strong>ein</strong> gemacht haben, aber es ist<br />

wenigstens etwas." "Danke, ich habe noch <strong>ein</strong> paar Wurzelknollen und Kräuter im<br />

wagen, mit denen ich es mir anrichten kann. Gut, dann werde ich erst <strong>ein</strong>mal d<strong>ein</strong>e<br />

Begleiter <strong>ein</strong>laden." Jol ging mit den beiden zurück ins Haus. Er stellte sich den<br />

Robenträgern gegenüber:"Als Dank für eure Hilfe eben würde ich euch gerne zum<br />

Essen <strong>ein</strong>laden." Thorsten sah ihn an:"Danke. Es ist uns <strong>ein</strong> Vergnügen."<br />

Thorsten hatte eigentlich k<strong>ein</strong>en Hunger. Warum sollte er auch? Schliesslich war er nie<br />

hungrig, er hatte höchstens <strong>ein</strong>mal Appetit. Aber Jarin wollte gerne etwas essen, da er<br />

ihr nichts im Magen erzeugen sollte. Thorsten hatte die beiden Männer auf ihre<br />

Gesinnung geprüft, indem er ihre Erinnerungen ausgelesen hatte. Thorsten würde


zwar nichts essen, auch Rough konnte vor diesen Menschen nichts essen, aber Jarin<br />

wollte er es nicht vergönnen.<br />

Da es sich bei Tisch nicht gehörte, die Männer gute Menschen waren, die auf s<strong>ein</strong>e<br />

Bitte hin wohl nichts erzählen würden, und es sich bei Tisch nicht gehörte, würden sie<br />

wohl auch die Kapuzen abnehmen.<br />

Jana war froh, was in ihren Magen zu bekommen und sie fieberte dem Essen schon<br />

förmlich entgegen. Der Robenträger sah Jol an, zumindest richtete sich die schattige<br />

Kapuze auf ihn aus:"Bevor wir uns aber setzen, müsst ihr mir <strong>ein</strong> Versprechen geben."<br />

Jol schluckte:"Gut...was denn?" "Ihr sagt niemandem, das ihr gesehen habt, was<br />

unter unseren Kapuzen ist und das ihr mit uns gegessen habt. Es ist sicherer für euch<br />

und uns." Jol nickte:"Ich schwöre es." Ansch<strong>ein</strong>end hatte Jol Angst, etwas grausames<br />

zu sehen.<br />

Jol schien förmlich vor Erleichterung zu schmelzen, als die beiden Robenträger ihre<br />

Kapuzen runter nahmen und ihre menschlichen Häupter zeigten.<br />

Jol führte sie zum Tisch, der Eisenkrieger nahm Stellung an der Tür und die Restlichen<br />

nahmen Platz an dem großen Tisch.<br />

Als Jol den Schinken anschnitt, um <strong>ein</strong> paar Scheiben für die Brote bereit zu stellen<br />

und Cascio die Butter holte, bemerkte Jana, wie Cascio die Robenträger ansah, welche<br />

ruhig am Tisch sitzen blieben. Jana rieb mit ihrem Ärmel die Erde von den Knollen, die<br />

sie vor dem eisigen Pass gekauft hatte, Jol stellte ihr <strong>ein</strong>e Schüssel frischer<br />

Sumpfpflanzen auf den Tisch.<br />

Als Jol und s<strong>ein</strong> Sohn dann wieder saßen, begannen alle zu essen, ausgenommen<br />

Thorsten und der Eisenkrieger. Jana liess ihren Blick durch den Raum schweifen: Wie<br />

der Rest des Hauses war das Fundament und der Keller aus St<strong>ein</strong> erbaut, das große<br />

Gebäude darüber war jedoch aus Holz. Der Kopf <strong>ein</strong>es erlegten Hirsches hing an der<br />

Wand und <strong>ein</strong> Gemälde von Jol's Großvater. Jana richtete ihre Aufmerksamkeit wieder<br />

auf den Tisch und die Leute die daran saßen.<br />

Cascio sah Thorsten an, nachdem er <strong>ein</strong>en Bissen s<strong>ein</strong>es Schinkenbrotes hinunter<br />

geschluckt hatte:"Darf ich fragen, weshalb ihr nach Himmelspforte wollt?" Der<br />

Robenträger, er durfte gerade mal etwa zwei Jahre älter s<strong>ein</strong>, sah ihn an:"Wenn k<strong>ein</strong><br />

Wort drüber d<strong>ein</strong>e Lippen verlässt, dann darfst du, ja." Cascio nickte:"So wahr ich hier<br />

sitze." Thorsten nickte ebenfalls:"Gut, wir wollen zum Planeten der Herrscher. Diese<br />

beiden unnützen Gestalten sitzen schon zu lange auf dem Thron und vernachlässigen<br />

das Volk." Jana's Augen wurden weit, als sie erfuhr, was die Robenträger vor hatten.<br />

Jol schien <strong>ein</strong> Lachen zu unterdrücken:"Verzeiht, aber auch wenn ihr zwei Titanen-<br />

Rüstungen mit bloßen Händen besiegt habt, so wird der Palast doch von tausenden<br />

Rüstungen, zigtausenden Eisenkriegern und hunderttausenden Männern bewacht."<br />

Der Robenträger sah ihn gelassen an:"Das ist für mich nichts Neues. Es stellt aber<br />

k<strong>ein</strong> Hindernis da." Jol schluckte den Bissen runter, den er eben gekaut hatte:"Und<br />

wie wollt ihr an diesen Rüstungen vorbei kommen? Bitte versteht mich nicht falsch,<br />

ich zweifle nicht an euren bewiesenen Fähigkeiten, aber wie wollt ihr es anstellen. Ich<br />

wäre natürlich der Letzte der sich nicht freuen würde, wenn diese beiden Tyrannen<br />

vom Thron gestoßen werden würden." Thorsten sah ihn weiterhin gelassen an und<br />

Jana befürchtete, das Jol gleich wie der Hauptmann enden würde. Thorsten sprach<br />

jedoch weiter:"Sagen wir es so: Ich offenbarte längst noch nicht alle m<strong>ein</strong>er<br />

Möglichkeiten."<br />

In diesem Moment hörte man <strong>ein</strong> Stampfen...und noch <strong>ein</strong>es, noch <strong>ein</strong>es...Titanen-<br />

Rüstungen...mindestens zwei.<br />

Jol sprang auf, gefolgt von s<strong>ein</strong>em Sohn, dann Jana und letztendlich den<br />

Robenträgern, die ihre Kapuzen wieder aufsetzten.<br />

Als sie die Tür öffneten, ragten zwei gigantische B<strong>ein</strong>e, mit Kupfer- und Gold-<br />

Ornamenten verziert, direkt davor in die Höhe.<br />

Jol ging zu den Rüstungen, die Wappen auf der Brust trugen. Cascio und die<br />

Robenträger folgten ihm. Der W<strong>ein</strong>bauer sah zu den Köpfen der Rüstungen empor, die


echte, stämmig und mit <strong>ein</strong>er mächtigen Streitaxt, begann zu sprechen:"Ich bin<br />

Herzog Connor, du, Berobter, hast es gewagt, mich herauszufordern." Die andere<br />

Rüstung sprach nun ebenfalls:"Und ich bin Graf Lessios, für mich gilt das gleiche. Stell<br />

dich dem Kampf, damit wir dich zertreten können. Doch solltest du unsere Rüstungen<br />

auch nur berühren, werden wir alle anwesenden zerquetschen." Thorsten sprach, laut<br />

genug, dass die Rüstungen es an ihre Führer weiterleiten konnten:"Wenn ihr es so<br />

wollt, dann berühre ich euch eben nicht, ich habe ganz andere Pläne mit euren<br />

jämmerlichen Eisenhaufen." Herzog Connor sprach durch s<strong>ein</strong>e Titanen-Rüstung:"Ein<br />

Wicht wie du spricht so mit Edel-Männern?! Pah."<br />

Jana sah, wie der Robenträger den Arm gen Himmel hob, bis die flache Hand dorthin<br />

zeigte. Donner war zu hören und dunkle Wolken bedeckten in Sekunden den Himmel.<br />

Die beiden Eisenrüstungen richteten ihre Helme nach oben.<br />

Die junge Teladi sah, wie Thorsten die Hand zu <strong>ein</strong>er Faust schloss. Die Wolken<br />

wurden von Blitzen durchzogen und zwei der himmlischen Todesboten gingen auf die<br />

Rüstungen nieder.<br />

Die stählernen Riesen zuckten, Feuer brach aus ihren Panzernähten und den<br />

Gelenken, als die bläulichen Blitze über die eiserne Haut tanzten.<br />

Brennend stürzten die Titanen-Rüstungen vom Haus weg auf den Boden. Der Boden<br />

bebte, als sie aufschlugen.<br />

Jana glaubte kaum, was sie eben gesehen hatte, doch es war noch nicht vorbei:<br />

Thorsten nahm den Arm runter und liess die Hand locker, die Wolken verzogen sich so<br />

schnell, wie sie gekommen waren.<br />

Die lockere Hand spreizte der Robenträger nun und mit dem Geräusch kreischenden<br />

Metalls brachen die Eisenrüstungen an der Brust auf, als wurde die Hand <strong>ein</strong>es<br />

gigantischen, unsichtbaren Riesen sie von hinten durchschlagen.<br />

Thorsten drehte die Hand als würde er <strong>ein</strong>en Nugget entgegennehmen und die beiden<br />

"Edel-Männer" glitten aus ihren Rüstungen, in die Luft und schwebten dann zu s<strong>ein</strong>er<br />

Hand, wo er die Hand nur schliessen brauchte um sie beide an den Krägen ihrer<br />

Kleidung zu packen.<br />

Die Beiden schienen von den Blitzen unversehrt, nur die Stirnschuppe des Grafen war<br />

kreidebleich. Auch sonst stand die Angst ihnen ins Gesicht geschrieben.<br />

Der Robenträger zog sie dicht an die Schatten s<strong>ein</strong>er Kapuze:"Ihr kl<strong>ein</strong>en Würmer hört<br />

mir jetzt zu: Ihr werdet die Leute eurer Ländereien gut behandeln und euch, ausser<br />

um Diebesgesindel und Räuber fern zu halten, nie wieder hier sehen lassen, gleiches<br />

gilt für eure Männer und Frauen, sowie Eisendiener und -krieger. Solltet ihr diese<br />

Worte je missachten, seid euch sicher das ich wieder komme und euch schlimmere<br />

Dinge an den Hals hetze, als Blitze, die eure Rüstungen niederschlagen." Mit<br />

tränenden Augen und Wimmernd nickten die beiden Männer. Thorsten liess sie <strong>ein</strong><br />

Stück weg von den Schatten s<strong>ein</strong>er Robe:"Eure Rüstungen wieder zu holen lohnt sich<br />

nicht, ihre Innereien sind ausgebrannt. Es kommt euch günstiger, gleich neue zu<br />

kaufen. Doch nutzt sie nur zum Schutze eurer Untertanen, sonst kehre ich zu euch<br />

zurück." Die Männer w<strong>ein</strong>ten und nickten wieder.<br />

Er liess sie fallen und sie rannten wie Kaninchen davon.<br />

Thorsten drehte sich zu den W<strong>ein</strong>bauern:"Wenn ihr wollt, können wir wieder zu Tisch."<br />

Jol und Cascio sahen ihn mit großen Augen an, Jana hatte sich mittlerweile etwas<br />

beruhigt.<br />

Jol nickte:"Ja, äh natürlich, gehen wir wieder zu Tisch."<br />

Die Bauern gingen voran, Jana folgte ihnen und ganz zum Schluss kamen die<br />

Robenträger und ihr Eisenkrieger ins Haus.<br />

Alle, ausser Thorsten und Rough, die auch vorher nicht gegessen hatten, aßen mit<br />

Appetit weiter.<br />

Cascio konnte nicht glauben, was er eben gesehen hatte. Der Robenträger hatte <strong>ein</strong><br />

Gewitter und Blitze heraufbeschworen! Mit <strong>ein</strong>em Wink s<strong>ein</strong>er Hand hatte er die Hüllen<br />

der Titanen-Rüstungen aufbrechen lassen und die beiden Blaublüter waren in s<strong>ein</strong>e


Hand geschwebt! Was war er? Ein Magier?! Cascio biss von s<strong>ein</strong>em Schinkenbrot ab<br />

und kaute nachdenklich auf dem rauchigen Fleisch. Die Herrscher stürzen, da wollte er<br />

gerne mitmachen, diese Tyrannen nahmen <strong>ein</strong>em alles, wenn es ihnen passte! Die<br />

Ernte war <strong>ein</strong>gebracht und das meiste war zu Saft verarbeitet, der bald zu W<strong>ein</strong><br />

werden würde. S<strong>ein</strong> Vater brauchte ihn dafür nicht. Cascio wollte mit zum Palast,<br />

helfen wo er nur konnte. Ihm war es egal, wie sich die Robenträger verhielten, ihr Ziel<br />

war <strong>ein</strong> Edles. Sie mussten ja nicht viel reden und in s<strong>ein</strong>en Augen hatten sie sich<br />

schon bei den beiden hochnäsigen Adligen in den Titanen-Rüstungen bewiesen. Der<br />

junge Bauernsohn stand auf:"Ich möchte mit euch kommen und mich diesen Tyrannen<br />

im Kampf stellen!" Cascio's Vater fiel das Brot aus der Hand:"WAS?!! Junge, bist du<br />

noch bei Sinnen?! Wir haben beide gesehen, was die Robenträger vermögen, aber was<br />

willst du gegen <strong>ein</strong>e Titanen-Rüstung ausrichten, geschweige denn gegen Tausende?!"<br />

"Vater, ich möchte helfen, wo ich nur kann." Cascio sah zu den Robenträgern:"Bitte,<br />

nehmt mich mit! Ich möchte diese Tyrannen vom Thron scheuchen, sie entbehren<br />

jeder Ehre und Tugend." Cascio spührte die Hand s<strong>ein</strong>es Vaters auf s<strong>ein</strong>e Wange<br />

prallen und s<strong>ein</strong>e Haut begann wie Feuer zu brennen. Er rieb sich die schmerzende<br />

Stelle und sah geschockt s<strong>ein</strong>em Vater in die Augen, die zitterten. S<strong>ein</strong> Vater<br />

brüllte:"Cascio! Du bist <strong>ein</strong> Bauer, ich gebe zu, <strong>ein</strong> kräftiger, junger, kluger Mann, aber<br />

du kannst nichts gegen die Garde ausrichten." "Vater, ich habe schon oft mit m<strong>ein</strong>en<br />

Tritten Räuber und Diebe vertrieben. Und m<strong>ein</strong>e Hiebe taten ihr übriges." "Junge,<br />

Diebe und Räuber, die uns heimsuchten, hatten nie <strong>ein</strong>en Eisenkrieger, geschweige<br />

denn <strong>ein</strong>e Titanen-Rüstung bei sich." "Aber ich könnte Soldaten niederschlagen..." Der<br />

Robernträger sprach:"Cascio, d<strong>ein</strong> Vater hat recht. Ich und m<strong>ein</strong>e Begleiter kommen<br />

mit diesen Gefahren zurecht, aber du, wenn das was d<strong>ein</strong> Vater und du sagen, auch<br />

stimmt, Eisen kannst du nicht durchschlagen." "Ich...ich...ich möchte doch nur helfen,<br />

ich möchte was gegen diese Tyrannen tun. Ich habe gesehen, wie ihre Männer das<br />

fruchtbare Land von ehrlichen Bauern nur zum Spass verwüstet haben. Ihre Steuern<br />

treiben viele in die Gasse und wer in der Gasse ist, wird von ihnen noch schlechter<br />

behandelt." Der Robenträger sprach ruhig weiter:"Cascio, das was du sagst, mögen<br />

gute Gründe s<strong>ein</strong>, aber du kannst k<strong>ein</strong>e Armee besiegen." "Ich möchte doch nur<br />

helfen." Cascio's Vater sah nach unten und schüttelte den Kopf:"M<strong>ein</strong> Sohn, du magst<br />

stark wie <strong>ein</strong> Stier s<strong>ein</strong>, aber du bist noch sturer als <strong>ein</strong>er. Ich konnte dir noch nie<br />

etwas ausreden, aber ich bitte dich: Lauf nicht in d<strong>ein</strong> Verderben!" Jana sah ihn<br />

an:"Cascio, nun höre doch auf d<strong>ein</strong>en Vater." "Jana, du solltest doch am wenigsten<br />

dagegen sprechen können, schliesslich begleitest du sie auch." "Ich habe nur das<br />

selbe Ziel wie sie: Himmelstor." "Ich habe auch das selbe Ziel wie sie: Die Tyrannen<br />

vom Thron zu stoßen."<br />

Thorsten kannte solche jungen Menschen nur zu gut...da nicht alle von ihnen <strong>ein</strong><br />

gutes Herz besaßen, hatte er viele von ihnen krankenhausreif prügeln müssen, damit<br />

sie nicht wieder auf ihn losgehen konnten. Er hatte <strong>ein</strong>en Fehler begangen, s<strong>ein</strong> Ziel<br />

zu nennen, nun würde der junge Mann zum Palast gehen, egal was Thorsten oder der<br />

Vater des Jungen sagen würden, niemand konnte ihn aufhalten.<br />

Das <strong>ein</strong>zige, was Thorsten noch machen konnte, war, dem jungen Mann <strong>ein</strong>e Lektion<br />

zu erteilen, vielleicht würde <strong>ein</strong> Hieb aus Thorstens verstärkten Armen ihm wieder<br />

Klarheit darüber verschaffen, wie zerbrechlich <strong>ein</strong> normaler Körper gegenüber <strong>ein</strong>em<br />

übermenschlichen Schlag s<strong>ein</strong> konnte.<br />

"Gut, Cascio, du wirst gegen mich kämpfen, dann sehen wir weiter. Ich werde m<strong>ein</strong>e<br />

Schläge zügeln. Vielleicht wird dir das vor Augen führen, auf was für <strong>ein</strong>en Kampf du<br />

dich <strong>ein</strong>lässt." Cascio sah ihn ernst an:"So möge es s<strong>ein</strong>."<br />

Als Thorsten und Cascio aufstanden, rannte Jul zu Thorsten:"Ich bitte euch, bringt<br />

m<strong>ein</strong>en Sohn nicht um s<strong>ein</strong> Leben." Thorsten blieb ruhig:"Ich werde ihn schon nicht<br />

umbringen, ich will ihm nur vor Augen führen, was ihn erwarten würde, damit er sich<br />

noch <strong>ein</strong>mal anders entscheiden kann." Jul sah ihn an:"Ich hoffe, er entscheidet sich<br />

richtig..." "Wir werden sehen."


Thorsten und Cascio erreichten den matschigen Boden, wo noch die kokelnden Kampf-<br />

Läufer lagen.<br />

Thorsten hatte auf dem Weg nach draussen s<strong>ein</strong>e Kapuze hochgeschlagen, Cascio zog<br />

s<strong>ein</strong> Hemd aus und warf es zur Tür des Hauses. Thorsten scannte den jungen Mann,<br />

um die Anatomie auszulesen und festzustellen, wo er bedenkenlos mit welcher Kraft<br />

zuschlagen konnte. Thorsten war nicht überrascht, dass der junge Bauer dermaßen<br />

Trainiert war, immerhin wusste er, was es hiess, <strong>ein</strong> Landwirt zu s<strong>ein</strong>, er hatte <strong>ein</strong>e<br />

Menge Berufe hinter sich. Man konnte den Jungen getrost als muskulös bezeichnen,<br />

dazu <strong>ein</strong> breites Kreuz...unter normalen Umständen wäre er <strong>ein</strong> furchterregender<br />

Gegner gewesen. Aber Thorsten war nicht normal.<br />

Cascio atmete <strong>ein</strong>mal tief durch und rannte auf ihn zu.<br />

Cascio machte sich bereit, dem Robenträger <strong>ein</strong>en Schlag zu versetzen. Er holte aus<br />

und...mit <strong>ein</strong>em verschwimmendem Effekt war der Robenträger, begleitet von <strong>ein</strong>em<br />

Lufthauch, verschwunden. Cascio sah sich um...dann hörte er <strong>ein</strong>e Stimme hinter<br />

sich:"Schon <strong>ein</strong>mal viel zu langsam." Cascio drehte sich um und rannte wieder auf<br />

s<strong>ein</strong>en Kampf-Kumpanen zu, dieses mal wollte er treten.<br />

Cascio's B<strong>ein</strong> schoss mit Wucht auf den Kopf des Robenträgers zu, dieser packte mit<br />

<strong>ein</strong>er Hand die Wade des B<strong>ein</strong>s:"D<strong>ein</strong>e Attacken sind vorhersehbar." Der Robenträger<br />

liess s<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> wieder los und Cascio ging auf den Angriff mit den Fäusten über: Ein<br />

Hieb nach dem anderem traf ins Leere, als der Robenträger ihm spielend auswich.<br />

Mit <strong>ein</strong>er Bewegung, die den Arm des Robenträgers zu <strong>ein</strong>em Schemen verschwimmen<br />

liess, rammte dieser Cascio die Faust in den Bauch:"Unghhhhhhh...". Cascio flog durch<br />

die Luft und schlug auf dem Boden auf.<br />

Thorsten hatte dem Jungen <strong>ein</strong>en Schlag verpasst, als wäre er von <strong>ein</strong>em LKW bei<br />

zwanzig Km/h angefahren worden. Zumindest der Druck war mit dem, den diese<br />

Körperstelle bei <strong>ein</strong>em solchen Zusammenprall erfahren hätte, identisch. Das durfte<br />

genug gewesen s<strong>ein</strong>, um den W<strong>ein</strong>bauern für <strong>ein</strong> paar Stunden auf die Bretter zu<br />

schicken. Thorsten bemerkte jedoch ganz andere Werte...Cascio kämpfte sich wieder<br />

hoch. Ächzend und stöhnend zwar, aber er schaffte es wieder auf die B<strong>ein</strong>e:"Dieser<br />

Schlag...unfhhh...mir ist, als wäre ich von <strong>ein</strong>em Berg gefallen." "Das war <strong>ein</strong> Schlag,<br />

wie ihn <strong>ein</strong> Eisenkrieger austeilen kann. Möchtest du noch <strong>ein</strong>en Schlag abbekommen,<br />

wie ihn <strong>ein</strong>e Titanen-Rüstung verteilt?" "N<strong>ein</strong>...umpf...aber ich möchte trotzdem noch<br />

mit. Ich will diese Tyrannen ihre Taten büßen lassen." Jetzt wusste er unter s<strong>ein</strong>er<br />

Robe auch nichts mehr, um den Junge abzuhalten, mit zu kommen, ausser <strong>ein</strong> paar<br />

Dingen, die er ungern machen wollte. Wer sich für <strong>ein</strong>e Sache so abkämpfte, den<br />

konnte man nicht <strong>ein</strong>fach links liegen lassen. Zur Not konnte Thorsten ihn mit<br />

Sicherheitsfeldern <strong>ein</strong>hüllen, dass die Luft kochen könnte und der Junge würde nichts<br />

mitbekommen.<br />

Jul sah s<strong>ein</strong>en Sohn jedenfalls mit Hochachtung an. Aus den Gedanken des Vaters<br />

konnte Thorsten ablesen, dass dieser nichts mehr gegen die Absicht s<strong>ein</strong>es Sohnes<br />

hatte. Um genau zu s<strong>ein</strong>, erinnerte sich der alte W<strong>ein</strong>bauer an s<strong>ein</strong>e Jugend. Thorsten<br />

fasste den Entschluss, den Jungen doch mit zu nehmen, vielleicht konnte er ihn doch<br />

noch irgendwie für s<strong>ein</strong> Vorhaben gebrauchen. Natürlich war jeder Mensch brauchbar,<br />

aber Thorsten wusste im Moment nicht, wofür er <strong>ein</strong>en W<strong>ein</strong>bauern gebrauchen<br />

könnte, um <strong>ein</strong> Tyrannen-Paar von ihrem Thron zu zerren.<br />

Vielleicht würden sich die Gerüchte noch schneller verbreiten, wenn sich s<strong>ein</strong>e<br />

Begleiterzahl vergrößert.<br />

Was sich aber noch herausstellen würde, er konnte diesen Jungen nicht ohne Schutz<br />

in s<strong>ein</strong> Verderben rennen lassen. Als der Junge sich bereits vor s<strong>ein</strong>e Füsse gekämpft<br />

hatte und auf die Kniee zusammenbrach, als der geschundene Körper den Befehlen<br />

des starken Geistes trotzte. Schnauffend und Stöhnend versuchte Cascio sich wieder<br />

auf die B<strong>ein</strong>e zu kämpfen.<br />

Thorsten sah zu ihm:"Du kannst mitkommen, ich denke, ich könnte dich sowieso<br />

nicht, ohne dir die B<strong>ein</strong>e zu brechen, davon abhalten, zum Palast zu gehen. Und selbst


wenn ich es tun würde, würdest du dich wahrsch<strong>ein</strong>lich noch mit den Händen über den<br />

Boden dort hin ziehen. Und da ich dir die B<strong>ein</strong>e nicht brechen werde, wirst du uns<br />

wohl begleiten." Jul rannte zu Thorsten:"Wie könnt ihr nur?! Er wird s<strong>ein</strong> Ende finden!"<br />

Thorsten richtete s<strong>ein</strong>en Blick auf ihn, der Mann starrte in die Schatten s<strong>ein</strong>er Robe.<br />

Thorsten nickte langsam:"Ich garantiere euch s<strong>ein</strong>en Schutz." "Wie wollt ihr das<br />

anstellen?" "Ich habe m<strong>ein</strong>e Mittel und Wege."<br />

Cascio konnte sich kaum davon abhalten, <strong>ein</strong>fach zu fallen. Der enorme Hieb des<br />

Robenträgers, hatte ihm die Kraft aus den Gliedern geschlagen. Aber er spürte <strong>ein</strong>e<br />

Erleichterung, als der Robenträger ihm sagte, dass er mitkommen könne.<br />

Der Robenträger reichte ihm die Hand. Cascio zog sich daran hoch, und dankte dem<br />

Robenträger mit <strong>ein</strong>em Nicken. S<strong>ein</strong> Vater half ihm ins Haus und Cascio packte <strong>ein</strong>en<br />

Lederbeutel mit Kleidung und etwas Proviant. Er band sich s<strong>ein</strong>en Geldbeutel mit<br />

fünfzig Messing um. Ein altes Kettenhemd aus Stahl, seit Generationen im Besitz<br />

s<strong>ein</strong>er Familie, wurde ihm von s<strong>ein</strong>em Vater überreicht, der Tränen in den Augen<br />

hatte. Cascio zog s<strong>ein</strong> Hemd aus, das Kettenhemd an und s<strong>ein</strong> normales Hemd wieder<br />

an.<br />

S<strong>ein</strong> Vater sah ihn an, mit den Tränen kämpfend:"Komm' wieder zurück m<strong>ein</strong> Junge.<br />

Ich will d<strong>ein</strong>er Mutter nicht sagen müssen, dass ich dich weggeschickt habe und du<br />

nicht mehr zurückkehrst. Und ich will auch nicht damit leben müssen, es getan zu<br />

haben. Hörst du Junge, komm wieder heim." "Ich schwöre es Vater, ich komme<br />

wieder. Ich kann die dummen Eisendiener doch nicht die Trauben treten lassen."<br />

"Vergiss nicht, du hast es geschworen." "Ja, Vater."<br />

Cascio ging in den Stall und sattelte s<strong>ein</strong> Pferd, Hainsturm. Er saß auf, zog an den<br />

Zügeln und ritt zu Jana's Wagen, wo sie und die Robenträger bereits Platz genommen<br />

hatten. Der Eisenkrieger mit dem bedrohlichen Gesicht saß bereits hinten am Wagen.<br />

Cascio ritt neben den Wagen:"Das ist unser schnellstes Pferd, Hainsturm. Er schafft<br />

<strong>ein</strong>e Geschwindigkeit von etwa 75 Kilometern pro Stunde." Der Robenträger sah auf<br />

Hainsturm:"Wir werden erst <strong>ein</strong>mal die Stadt verlassen, dann kümmern wir uns<br />

darum."<br />

Thorsten war nicht gerade glücklich über dieses Pferd. Sicherlich, fünf Kilometer pro<br />

Stunde schneller als <strong>ein</strong> Pferd in Fluchtgeschwindigkeit war für <strong>ein</strong> Pferd schon enorm,<br />

aber es war eben nicht schnell genug. Das würde ihre Reisezeit um <strong>ein</strong> Viertel<br />

verlangsamen. Aber der Wagen war bereits voll, Cascio hatte darauf bestimmt k<strong>ein</strong>en<br />

Platz mehr. Es wäre auch seltsam geworden, wenn man mit <strong>ein</strong>em total überfülltem<br />

Wagen in <strong>ein</strong>e Stadt gekommen wäre. Das Pferd mit Anabolika vollzupumpen und die<br />

Schäden aufzuhalten würde auch nur fün Km/h mehr bringen. Also musste Thorsten<br />

das Pferd wohl mit <strong>ein</strong>em Greifstrahl hinter dem Wagen herziehen. Dem Pferd die<br />

ganze Sache telepatisch mitzuteilen wäre wohl sicher k<strong>ein</strong> Problem, aber er musste<br />

s<strong>ein</strong>en neuen Begleitern wieder etwas offenbaren. Als sie die Stadt verlassen hatten,<br />

spannte Jana wieder die Ochsen ab. Cascio sah verwundert von s<strong>ein</strong>em Pferd zu:"Was<br />

macht ihr denn da? Wie soll denn der Wagen ohne Gespann fahren?" Jana hob ihre<br />

Rückenfinne und sah Cascio an:"Der Eisenkrieger, Rough, zieht den Wagen, er ist<br />

schneller als der Wind." "Und die Ochsen?" "Die stelle ich auf die Stallflächen." "Ja,<br />

davon hast du mir erzählt." Thorsten sprach den Jungen an:"Cascio, um d<strong>ein</strong> Pferd<br />

kümmere ich mich." Thorsten hob die Hand an, nachdem er dem Pferd alles erklärt<br />

hatte, und griff das Pferd mit den unsichtbaren Energie-Feldern s<strong>ein</strong>er Naniten.<br />

Cascio's Augen wurden groß, als er mitsamt dem Pferd angehoben wurde:"Hal...haltet<br />

ihr diese Magie bis Himmelspforte durch?" "Mit Leichtigkeit." Thorsten nahm die Hand<br />

wieder runter, s<strong>ein</strong>e Naniten hielten die Felder aktiv.<br />

Rough packte die Gespanns-Gabeln und zog. Nun gab es k<strong>ein</strong>en Halt mehr, bis zu<br />

<strong>ein</strong>em Dorf fünf Kilometer vor Himmelspforte, wo der Verkehr so zusammenlief, dass<br />

die letzten fünf Kilometer nicht mit Rough's Hilfe zurückgelegt werden konnten.<br />

Jana wurde wieder gegen die harte Bank gepresst, als der Eisenkrieger ihren Wagen<br />

enorm schnell anzog und die Geshwindigkeit hielt. Mit ihren Krallen verankerte sie sich


im Holz, sowohl mit ihrer unbehandschuhten Greifklaue, als auch mit ihren beiden<br />

Geh-Klauen. Die Bäume rasten nur so an ihnen vorbei und auf <strong>ein</strong>mal hatte sie das<br />

Gefühl, das es noch schneller wurde. "Wie...wie schnell fahren wir denn jetzt?" "Etwa<br />

dreihundert Kilometer die Stunde, jetzt werden wir Monddorf in <strong>ein</strong>er Stunde und<br />

zwanzig Minuten erreichen." Jana krallte sich noch fester in den Boden, wich dabei<br />

aber den Mustern aus, die sie bei langen Fahrten mit ihren Krallen ins Holz geschnitzt<br />

hatte.<br />

Kurro von Dalien hatte den Attentäter Rennor in den Palast beordert. Da stand er vor<br />

ihm: Ein langer schwarzer Umhang, der den hageren Mann wie <strong>ein</strong>e schwarze Säule<br />

erschienen liess. Das bleiche Gesicht und die schwarzen Haare liessen den Mann<br />

aussehen, als wäre er gerade aus dem Grab gekrochen. Dieser Eindruck wurde nur<br />

von dem selbstsicheren, arroganten Lächeln zerbrochen, das Kurro dem Attentäter<br />

bedauerlicherweise nicht aus dem Gesicht prügeln durfte. Der Attentäter grinste ihn<br />

also breit an:"Also, Kurro von Dalien, wie kann ich euch denn mit m<strong>ein</strong>en Fähigkeiten<br />

dienstbar s<strong>ein</strong>?" Rennor wusste genau, das Kurro ihn nicht ausstehen konnte. Und das<br />

nutzte dieser Schandfleck nur zu gerne aus. Aber Kurro wollte Ianosis nicht in Gefahr<br />

bringen, also tat er, was ihm befohlen wurde: "Die Hoheiten wünschen, dass ihr die<br />

Robenträger tötet." Rennor hob <strong>ein</strong>e Augenbraue:"Die Robenträger?! Das ist, laut den<br />

Gerüchten, <strong>ein</strong>e schwere Aufgabe. Das wird die Hoheiten <strong>ein</strong>iges kosten." "Ihr sollt<br />

hundert Kupferlinge bekommen." "Sagen wir zweihundert, und <strong>ein</strong>en Lichtdolch." "Die<br />

Hoheiten haben gesagt, ihr sollt das Geforderte bekommen." "Ah, Pech gehabt, Kurro<br />

von Dalien, ihr wolltet mir wohl <strong>ein</strong>en schlechten Preis machen, aber ich wäre nicht<br />

der Beste m<strong>ein</strong>er Zunft, wenn ich nicht auch <strong>ein</strong>en klugen Kopf auf den Schultern<br />

hätte." "Pah, ich gebe euch eure Bezahlung, wenn ihr den Auftrag erledigt habt."<br />

"Gebt mir <strong>ein</strong>hundert Kupferlinge als Vorschuss, schliesslich weiss ich doch nicht, ob<br />

ihr euer Wort haltet." "Auch wenn ihr es vielleicht nicht glaubt, Rennor, aber es gibt<br />

Ehrenmänner, die ihr Wort halten." "Ohhh, sollte das <strong>ein</strong>e Beleidigung s<strong>ein</strong>, so habt ihr<br />

euer Ziel verfehlt. Ich werde nun aufbrechen, dann bin ich in zwanzig Minuten in<br />

Himmelspforte." Sofern er ihm aus den Augen ging, so war es Kurro nur recht:"Dann<br />

geht und erledigt eure Aufgabe." "Sehr wohl."<br />

Rennor verließ den Palast, bestieg s<strong>ein</strong> Himmelsschiff und flog nach Himmelstor. Über<br />

das Funkgerät, <strong>ein</strong>er der dienlichen Apparate in s<strong>ein</strong>em Himmelsschiff, sprach er mit<br />

der Flugleitung der Neue Welt, die das Zwiegestirn verband. Die Adventure, das<br />

gigantische Kriegsschiff der Hoheiten, flog, gespickt mit Waffen, um die Planeten und<br />

zerstörte bei Bedarf jedes Dorf, das sich den neuesten Hoheiten wiedersetzte.<br />

Die "Neue Welt" antwortete:"Hier Flugleitung Neue Welt, landet an Hangar-Tor drei,<br />

wir öffnen für euch." An der Seite des Sternenschiffes öffnete sich <strong>ein</strong>es der eisernen<br />

Tore und ohne Rennor's Zutun landete s<strong>ein</strong> Himmelsschiff in dem Hangar, wo eiserne<br />

Zangen-Arme es griffen und an <strong>ein</strong>en Liege-Platz beförderten.<br />

Nach <strong>ein</strong>er Minute spürte er, wie die "Neue Welt" abhob und in den Sternenhimmel<br />

aufbrach. Zehn weitere Minuten später landete das Sternenschiff in Himmelspforte.<br />

Das eiserne Tor öffnete sich wieder und Rennors Himmelsschiff glitt aus dem<br />

Sternenschiff. Rennor landete das Schiff in <strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er Unterschlupfe und ging zum<br />

Nord-Tor der Stadt. Wenn jemand von Ehrenr<strong>ein</strong> den kürzesten Weg hierher nahm,<br />

kam er zwangsläufig durch dieses Tor. Rennor mietete sich in das Gasthaus bei dem<br />

Tor <strong>ein</strong> und setzte sich ans Fenster.<br />

Jana sah Rauch in der Ferne aufsteigen, das war Monddorf, das wusste sie genau. Die<br />

Ochsen wurden wieder angespannt und Cascios Pferd musste wieder selber laufen.<br />

Jetzt war es nicht mehr weit bis Himmelspforte, allerhöchstens fünf Kilometer. Das<br />

Dorf war voller Leute, Wagen und Pferde. Jana hätte auch <strong>ein</strong>mal die Möglichkeit<br />

gehabt, sich Pferde zu besorgen, aber da sie mitunter mit Erzen handelte, waren die<br />

Ochsen, die viel ziehen konnten und die Kälte gut vertrugen, <strong>ein</strong>e bessere Wahl.<br />

Alle starrten auf die Robenträger, doch niemand sprach sie an. K<strong>ein</strong>er wagte es auch<br />

nur, Jana's Wagen nicht vorbei zu lassen. So kamen sie recht zügig an die nördlichen


Tore von Himmelspforte. Überall saßen Bettler, Mütter und kl<strong>ein</strong>e Kinder an den<br />

Wegen. Es gab viel Armut im Zwiegestirn, viele der Mittellosen zogen in die großen<br />

Stadte, weil dort <strong>ein</strong>ige Menschen waren, die ihnen halfen. Jana warf <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en,<br />

schmutzigen Mädchen <strong>ein</strong>en Messing zu, den das arme Ding dankbar in ihre Tasche<br />

steckte.<br />

Die Wagenreihe zu den Toren war lang, aber schliesslich stand ihr Wagen, mit Cascio<br />

und s<strong>ein</strong>em Pferd an der Seite, am Tor bei den Eisenkriegern, die die Stadt<br />

bewachten. Die eisernen Wachposten sahen die Robenträger und dann Jana an:"Wieso<br />

begehrt ihr Einlass nach Himmelspforte? Zeigt uns eure Ausweise!" Jana kramte in<br />

ihren Taschen nach dem kl<strong>ein</strong>en Stück Metall, in das Streifen <strong>ein</strong>gemeißelt waren,<br />

sowie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er, golden glitzernder St<strong>ein</strong>, der ihr Bild in der Sprache der Eisenkrieger<br />

trug.<br />

Der Robenträger sprach den Eisenkrieger an:"Wir haben freies Geleit, wendet euch<br />

<strong>ein</strong>em anderen Gefolge zu." "Ihr habt freies Geleit, die Tore werden geöffnet." Die<br />

kupferbeschlagenen, stählernen Türen glitten auf und Jana trieb die Ochsen hindurch,<br />

Cascio folgte auf s<strong>ein</strong>em Pferd.<br />

Jana hob ihren Blick zu dem Robenträger:"Wie habt ihr das gemacht? Die Eisenkrieger<br />

lassen sonst niemanden ohne Ausweis durch." "Eisenkrieger sind simple Apparate, sie<br />

zu manipulieren ist noch <strong>ein</strong>facher, als <strong>ein</strong> Lebewesen zu be<strong>ein</strong>flussen." "Ihr könntet<br />

<strong>ein</strong>em Soldaten ebenfalls euren Willen aufzwingen?" "Einem Soldaten, <strong>ein</strong>em Bauer,<br />

<strong>ein</strong>em Adligen es ist alles gleich. Allerdings tue ich es nur ungern bei rechtschaffenen<br />

Menschen." "Das ist wahrhaft unglaublich. Aber wieso be<strong>ein</strong>flusst ihr nicht <strong>ein</strong>fach die<br />

Herrscher, anstatt sie vom Thron zu stoßen?" "Dann müsste ich sie ihr Leben lang<br />

be<strong>ein</strong>flussen. Es ist meist wirkungsvoller, die Dinge auf die althergebrachte Art zu<br />

erledigen." "Wenn dem so ist."<br />

Rennor sah aus dem Fenster auf die Straße, von der aus die Wagen in die Stadt<br />

fuhren. Natürlich konnte man noch nicht erwarten, dass die Robenträger bereits<br />

ankamen, selbst mit <strong>ein</strong>em ausdauerndem Pferd, das den weichen Boden gut<br />

überqueren konnte, brauchte man mindestens zwölf Stunden, die Rasten nicht mit<br />

<strong>ein</strong>gerechnet. Was konnten da zwei Menschen wandernd...WAS?! Da...da waren sie!<br />

Auf <strong>ein</strong>em Wagen mit Ochsengespann...wie war das möglich?! Rennor warf s<strong>ein</strong>en<br />

Umhang um und setzte s<strong>ein</strong>en Hut auf, der s<strong>ein</strong> Haupt mit <strong>ein</strong>em großen Schirm<br />

überdeckte, welcher sich wie <strong>ein</strong> Ring um s<strong>ein</strong>en Haupt zog. Rennor rannte aus dem<br />

Wirtshaus, sprang mit <strong>ein</strong>em B<strong>ein</strong> auf <strong>ein</strong>en Stapel Strohballen und stiess sich dann<br />

mit dem anderen B<strong>ein</strong> ab, um auf das Dach zu springen. Von dort rannte er vorwärts,<br />

dem Wagen hinterher und sprang auf das nächste Dach. Er musste ihnen folgen und<br />

die Gelegenheit abwarten.<br />

Thorsten lächelte, was unter s<strong>ein</strong>er Robe natürlich niemand erkennen konnte. Rechts<br />

von ihnen hüpfte der Attentäter, den man auf ihn und Jarin angesetzt hatte, von Dach<br />

zu Dach. Unter dem schwarzen Mantel hatte der Mann Schwerter, Dolche, Vibro-<br />

Messer und <strong>ein</strong>e Armbrust, inklusive Pfeilen versteckt. Es war geradezu lächerlich:<br />

Thorsten hatte sich weit über die technischen Möglichkeiten des alten Völkes<br />

entwickelt, dank s<strong>ein</strong>er Naniten und deren Zusammenarbeit mit zwei Seelen, wobei<br />

s<strong>ein</strong>e eigentlich die Leitung hatte. Er war über jegliche, ihm bekannte Technologie<br />

gewachsen. Energien jenseits von allen Sonnen der Milchstraße flossen all<strong>ein</strong> durch<br />

die Naniten in s<strong>ein</strong>em menschlichem Körper. Schilde, die jeglichem, ihm bekannten<br />

physikalischem Effekt trotzen konnten...und alles steigerte sich ständig. Und da war<br />

dieser Attentäter, überheblich in allen Punkten, der ihn mit Schwertern und Pfeilen<br />

angreifen wollte.<br />

Es wäre nicht mal <strong>ein</strong> Vergleich gewesen, wenn man Staubkörner mit bloßer Hand<br />

gegen <strong>ein</strong>e Argon Titan warf, die ihre Schilde voll hochgefahren hatte.<br />

Bei alledem war Thorsten nicht <strong>ein</strong>mal überheblich, es war <strong>ein</strong>e durchaus realistische<br />

Einschätzung. Wenn ihm jemand was anhaben wollte und es konnte, dann hatte<br />

Thorsten ihn noch nicht gesehen. Er sah zu der kl<strong>ein</strong>en Teladi-Händlerin hinunter:"Du


wolltest doch noch zu <strong>ein</strong>em Schmied in dieser Stadt, oder?"<br />

Jana nickte:"Ja, ich wollte die Eisenkrieger-Teile verkaufen...aber, ich habe k<strong>ein</strong> Wort<br />

davon gesagt." "Das war auch nicht nötig."<br />

Jana wollte garnicht wissen, was der Robenträger noch alles wusste, aber sie wollte<br />

sich jetzt gerne ihr Geld für die Eisenkrieger-Teile holen. Also steuerte Jana auf die<br />

Schmiede von Klerron Mason zu, der wohl als <strong>ein</strong>er der wenigen, ausserhalb der<br />

Wissenschaftsgilde, genug von den Eisenkriegern und -dienern verstand, um gute<br />

Preise für die Teile zu bezahlen.<br />

Sie fuhr den Wagen in die Werkstatt von Klerron, der Robenträger sprang ab:"Ich<br />

werde mich etwas umsehen, wartet hier auf mich."<br />

Jana zuckte mit den Schultern und ging in die Werkstatt, in der zahlreiche Menschen<br />

und Teladi zwischen Öfen und Werkzeugen umherrannten.<br />

Rennor spannte die Sehne s<strong>ein</strong>er Armbrust und zielte auf den Marktplatz. Vom Dach<br />

des Rathauses konnte er bestens auf die Türen der Schmiede zielen. Leider waren die<br />

Robenträger ins Haus verschwunden. Aber da war s<strong>ein</strong>e Gelegenheit: Der größere<br />

Robenträger verliess das Tor und schien auf den Marktplatz zu blicken. Rennor zog<br />

den Abzug s<strong>ein</strong>er Armbrust und der Pfeil schoss auf den schattigen Fleck, wo das<br />

Gesicht des Robenträgers s<strong>ein</strong> musste.<br />

Als Rennor geblinzelt hatte, war weder s<strong>ein</strong> Pfeil noch der Robenträger an der Tür!<br />

Hinter sich hörte er <strong>ein</strong>e Stimme, kalt wie Eis:"D<strong>ein</strong> Pfeil ist lächerlich. Hast du<br />

wirklich geglaubt, du könntest mich damit verwunden?" Rennor riss die Augen auf und<br />

drehte sich um: Der Robenträger! Wie war er so schnell hier rauf gekommen? "Was?!<br />

Wie bist du...so schnell...hier oben?" "Als ob du es begreifen würdest. Du hast lange<br />

genug Menschen und Teladi umgebracht, ich werde dem <strong>ein</strong> Ende bereiten." Rennor<br />

fasste wieder Mut:"Und wie willst du das machen? Willst du mich umbringen? Das<br />

werde ich dir nicht so leicht machen." "Als ob du mir Wiederstand leisten könntest.<br />

Und ich werde dich nicht töten, vielleicht reisse ich dir <strong>ein</strong>fach nur Arme und B<strong>ein</strong>e<br />

aus." Rennor zog s<strong>ein</strong>e Klinge, <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>anhalb Meter langes Schwert, und rannte auf<br />

der Dachkante dem Robenträger entgegen.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Streich s<strong>ein</strong>es Schwertes zielte er auf den Hals, der unter der Robe s<strong>ein</strong><br />

musste. Die Hand des Robenträgers fing die Klinge ab! Ohne zu bluten!<br />

Der Robenträger riss ihm die Klinge aus der Hand und unter der Kapuze, in den<br />

Schatten, tauchten zwei Flecke auf, leuchtend eisblau, aus denen Nebel drang...Waren<br />

das die Augen des Robenträgers?! Rennor fuhr der Schreck wie <strong>ein</strong> eisiger Hauch<br />

durch die Glieder und liess ihn wild zittern:"Was...was bist du?" Die Stimme des<br />

Robenträgers, oder was für <strong>ein</strong> Ungeheuer es auch immer war, klang jetzt wie der<br />

eisige Todeshauch <strong>ein</strong>er Leiche:"Ich? Ich bin d<strong>ein</strong> schlimmster Alptraum. Ich kann in<br />

die tiefsten Tiefen d<strong>ein</strong>es Geistes vordringen und d<strong>ein</strong>e schrecklichste Angst wie <strong>ein</strong>en<br />

Text in <strong>ein</strong>em Buch lesen...und dann, nun, dann kann ich sie wahr werden lassen.<br />

Ohh, d<strong>ein</strong> schlimmster Alptraum ist es, d<strong>ein</strong>e Manneskraft zu verlieren. Das lässt sich<br />

<strong>ein</strong>richten." Rennors Augen wurden weit vor Furcht, als die Hand des Robenträgers<br />

sich in blaues Feuer hüllte. Rennor w<strong>ein</strong>te als der Berobte s<strong>ein</strong>e Hand wieder senkte<br />

und die Flammen verblassten:"Aber dafür ist jetzt noch nicht die Zeit. Nur <strong>ein</strong>es sage<br />

ich dir: Solltest du je wieder, ausser aus Notwehr, töten, so kehre ich wieder und<br />

werde alle d<strong>ein</strong>e Alpträume wahr werden lassen."<br />

Rennor atmete schnell und heftig, s<strong>ein</strong>e Augen waren starr.<br />

Der Robenträger nahm Rennors Arme und hielt s<strong>ein</strong>e Hände an s<strong>ein</strong>en Hals. Rennor<br />

wollte zappeln, aber s<strong>ein</strong> Körper war taub und gehorchte ihm nicht mehr. Das Schwert<br />

glitt aus der Hand des Robenträgers und legte sich mit der flachen Seite, an Rennors<br />

Nacken. Von selbst bog sich das Eisen um s<strong>ein</strong>en Kopf und presste die Hände des<br />

Attentäters an s<strong>ein</strong>en Mund, so dass er nicht mehr schreien konnte.<br />

Rennors Mantel riss in Fetzen und die Fetzen banden sich wie von Geisterhand um<br />

s<strong>ein</strong>e Glieder. Rennor war gefesselt, nicht <strong>ein</strong>en Zentimeter vermochte er sich noch zu<br />

bewegen. Blaue Lichter tanzten um Rennor, dann war er vor den Palasttoren.


Kurro hörte von dem Fenster s<strong>ein</strong>es Raumes aus <strong>ein</strong> Stöhnen, wie von <strong>ein</strong>em<br />

Gefesselten. Er konnte nicht erkennen, von wo direkt es kam, <strong>ein</strong> Vorsprung des<br />

kupferbeschlagenem Mauerwerks hing direkt in s<strong>ein</strong>er Sicht. Kurro ging nach unten<br />

und drückte den St<strong>ein</strong>, der die Tore aufgleiten liess. Zuerst war er geschockt: Rennor<br />

lag da, gefesselt mit Fetzen s<strong>ein</strong>es Umhangs und s<strong>ein</strong>em Schwert, das sich eng um<br />

s<strong>ein</strong>en Kopf legte. Kurro fing kurz darauf an, laut und aus hellster Schadenfreude zu<br />

lachen, als er die geweiteten Augen des Attantäters sah, die hinter s<strong>ein</strong>en Händen<br />

aufblitzten. Rennor wollte ihm wohl etwas sagen, hinter den Händen versuchte der<br />

Attentäter zu reden:"Mhhhhhmhhhhhm!...Mhhm!...Mhmhhhhhmhhhhhmmm!" Noch<br />

lauter lachte Kurro, als er sah, wo noch mehr der Fetzen herkamen:Rennors Hosen<br />

waren am Hintern zerissen, so dass das blanke Hinterteil zu sehen war.<br />

Doch Kurro sah auf das Schwert und fragte sich, wie es der Robenträger wohl<br />

geschafft hatte, Rennor so zu fesseln. Kurro rief <strong>ein</strong>en Wissenschaftsgildler herbei, der<br />

das Schwert mit <strong>ein</strong>em Licht-Schneider von dem Attentäter schnitt.<br />

Rennor wimmerte:"Diese Schatten!...Er war hinter mir! Schneller als <strong>ein</strong> Blitz...ohne<br />

Donner." "Er hat euch euer Schwert um den Kopf und die Hände gewickelt?" "N<strong>ein</strong>,<br />

all<strong>ein</strong> s<strong>ein</strong> Wille liess es sich biegen...auch m<strong>ein</strong>e Kleidung...Hier! Ich lehne den<br />

Auftrag ab, nehmt euer Geld und lasst mich ziehen." Der Attentäter warf Kurro den<br />

Geldbeutel vor die Füsse.<br />

Der Hauptmann legte den Kopf schief:"Ihr wollt euch <strong>ein</strong>em anderen Auftrag widmen?<br />

Das wird den Hoheiten nicht gefallen." "Sagt ihnen, ich töte nie mehr, dieser Geist<br />

kommt mich sonst holen! Ich will mich nur irgendwo verkriechen, <strong>ein</strong> anderes Leben<br />

beginnen." "Er ist schon hier und ihr wollt fliehen?" "N<strong>ein</strong>! Er ist noch in<br />

Himmelspforte...er hat blaue Lichter auf mich gehetzt, die mich hierher brachten..."<br />

"Ihr seid von Sinnen." "N<strong>ein</strong>!!! Es...es ist <strong>ein</strong> Monster! Ohne Gesicht...<strong>ein</strong> grauenhafter<br />

Schatten in <strong>ein</strong>e Robe gehüllt..." Rennor stand hurtig auf, griff sich die Fetzen s<strong>ein</strong>es<br />

Umhangs, verdeckte s<strong>ein</strong>e Blöße und rannte davon.<br />

Kurro wusste, wie <strong>ein</strong>gebildet und selbstbewusst Rennor war...und wie schwer es war,<br />

jemandem wie ihn zu täuschen oder Respekt <strong>ein</strong>zuflößen...es musste <strong>ein</strong> Magier oder<br />

<strong>ein</strong> Geist s<strong>ein</strong>, wie Rennor gesagt hatte. Er musste den "Hoheiten" die neuen<br />

Nachrichten überbringen, vielleicht wäre es ja doch möglich, sie zu <strong>ein</strong>er vernünftigen<br />

Entscheidung zu bringen.<br />

Er betrat mit s<strong>ein</strong>em Adjutanten den Thronsaal.<br />

Losso rieb die Muskeln s<strong>ein</strong>es rechten Armes...es war jämmerlich, wie dieser<br />

Schwachkopf s<strong>ein</strong>en Körper anbetete...er küsste die Muskeln sogar und sprach mit<br />

ihnen.<br />

Siassasa schielte von ihrem Spiegel zu Kurro:"Habt ihr Rennor bereits losgeschickt,<br />

Kurro von Dalien?" "Ja, Und er kam zurück." "Er hat den Auftrag so schnell erledigt?"<br />

"N<strong>ein</strong>, er lag gefesselt vor den Toren des Palastes. S<strong>ein</strong> Schwert war um s<strong>ein</strong>en Kopf<br />

gebogen und er rannte wie <strong>ein</strong> Wahnsinniger davon, nachdem er sagte, dass er nie<br />

wieder töten würde, weil sonst der Robenträger kommen würde um ihn zu holen."<br />

"WASSSSSSSSSSHHH?! Rennor ist vor Angst weggerannt?" "Ja. Er schien bis fast zum<br />

Tode geängstigt." Siassasa schien nun Angst zu kriegen, ihre Stirnschuppe wurde<br />

bleich:"Der...der Robenträger ist schon hier? In Himmelstor?" "Rennor sagte, dass der<br />

Robenträger ihn in Himmelspforte angegriffen hätte und ihn mit blauen Lichtern<br />

hierher gebracht hatte." "Ist...ist das <strong>ein</strong> Magier?" "Ich weiß es nicht." "Ssschhhickt<br />

euren Adjutanten! Er ssssssoll die Robenträger mit ssss<strong>ein</strong>er Titanen-Rüsssstung in<br />

Himmelsssssstor abfangen! Die "Neue Welt" ssssssoll nichhhhht sssstarten!" "Ich<br />

werde die "Neue Welt" kontaktieren." "Wassssss sssssteht ihr nochhhhhh hier rum?!<br />

Lossssssssssssssssssssss!!!"<br />

Kurro verliess den Thronsaal, kontaktierte die "Neue Welt" und befahl den<br />

Raumreitern, k<strong>ein</strong>esfalls zu starten, bis die Hoheiten es erlauben würden.<br />

Die Raumreiter akzeptierten den Befehl.<br />

Jana sah Klerron an <strong>ein</strong>em Eisendiener arbeiten. Die hagere, metallene Gestalt mit


dicken Waden saß reglos auf <strong>ein</strong>em Stuhl, während Klerron den Arm abnahm. Ihre<br />

Schuppenfinne richtete sich auf, während Cascio den Sack mit den Teilen hinter sich<br />

her zog. "Hallo Klerron. Du hast nicht zufällig Bedarf an Eisenkrieger-Teilen?" "Jana?<br />

M<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Echsen-Freundin. Dich treibt der Hand..." Klerron sah auf die<br />

Robenträgerin und den Robenträger, der nun auch <strong>ein</strong>traf. "Sisisisisisisi...sind das<br />

die...Robenträger?" Beide Berobten nickten. Klerron, <strong>ein</strong> hagerer, doch kräftiger Mann<br />

von etwa vierzig Jahren, sah die beiden an:"Ihr...ihr...habt ihr getan, was in den<br />

Gerüchten gesagt wird?" Beide nickten wieder und Klerro ging zu Jarin:"Wieso bringst<br />

du die in m<strong>ein</strong>e Werkstatt?! Hast du sie etwa begleitet?" "Ja, sie haben mir bisher<br />

nichts getan, falls das d<strong>ein</strong>e Sorge ist, und ich glaube, man kann ihnen vertrauen."<br />

"Sie haben Titanen-Rüstungen durch die Luft geworfen!" "Und? So lange sie k<strong>ein</strong>en<br />

Unschuldigen durch die Lüfte schleudern, ist es doch nicht schlimm." "Du sagst, die<br />

haben bisher nur Schuldige angegriffen?!" "Ja: Wiederliche Gardisten, Diebe,<br />

Mörder...aber nie jemanden der sie nicht bedroht hätte." "Und woher weisst du, dass<br />

sie nicht vielleicht in mir <strong>ein</strong>e Bedrohung sehen?" "Erstens greifst du sie nicht an und<br />

zweitens hilfst du den Herrschern nicht." "Was haben sie denn mit den Herrschern zu<br />

schaffen?" "Nun, sie wollen sie vom Thron treiben." "Was?! Wie wollen sie das denn<br />

machen?" "Frag sie doch selbst." "Lieber nicht...Aber gut, so lange sie nicht m<strong>ein</strong>e<br />

Werkstatt <strong>ein</strong>reissen, werde ich mich beruhigen. Du...du hast Eisenkrieger-Teile?" "Ja,<br />

Arme, Hände, <strong>ein</strong>en ganzen Unterleib, <strong>ein</strong>en Kopf und <strong>ein</strong> paar B<strong>ein</strong>-Teile." "Und wo?"<br />

"In dem Sack dort."<br />

"Den bei dem Muskel-Berg?" "Ja, bei Cascio." Klerron ging zu dem Sack, öffnete ihn<br />

und sah hin<strong>ein</strong>:"Das sind gute Teile...aber was sind das für Schnittkanten? Die<br />

Rüstungen sind nicht <strong>ein</strong> bisschen verzogen...die Klinge muss durchgegangen s<strong>ein</strong> wie<br />

durch das Wasser. Wer hat das gemacht?" Jana deutete auf Rough:"Der Eisenkrieger<br />

dort."<br />

Klerron sah sich den eisernen Krieger an:"Was ist das für <strong>ein</strong>er? Ich habe so <strong>ein</strong>e<br />

Bauart noch nie gesehen...und dieser Kopf macht mir Angst. Aber womit hat er sie<br />

zerschnitten." Jana sagte lieber nichts, sie hatte geschworen, nichts von den<br />

Gesichtern zu erzählen, vielleicht galt das auch für das Schwert des Eisenkriegers.<br />

Klerron strauchelte um den Eisenkrieger:"Ich sehe k<strong>ein</strong>e Schweiss-Nähte, das Metall<br />

kann ich nicht <strong>ein</strong>ordnen, die Konstruktion...sagt mir überhaupt nichts. Habt...habt ihr<br />

diesen Eisenkrieger gebaut?" Auf Klerrons Frage hin nickte der Robenträger. Klerron<br />

schien überaus neugierig zu s<strong>ein</strong>, so neugierig, dass es s<strong>ein</strong>e Angst<br />

überwand:"Darf...darf ich mir mal s<strong>ein</strong> Inneres ansehen?" Der Robenträger antwortete<br />

in neutralem Ton:"Wenn eure Werkzeuge durch die Rüstung kommen und er es euch<br />

erlaubt." "Dieser Eisenkrieger hat <strong>ein</strong>en eigenen Willen?!?" "Ja, den hat er." Klerron<br />

hob den Zeigefinger, um noch <strong>ein</strong>e Frage zu stellen, aber als der Eisenkrieger ihn<br />

fixierte, blieb s<strong>ein</strong> Mund offen stehen und er benutzte die Hand lieber, um sich <strong>ein</strong>en<br />

s<strong>ein</strong>er Lichtschneider zu greifen.<br />

Mit dem Lichtschneider in der Hand wendete sich Klerron zu dem Eisenkrieger:"Darf<br />

ich?" Rough hielt ihm <strong>ein</strong>en Arm hin. Klerron setzte mit dem Lichtschneider an dem<br />

dicken Unterarm an...nichts geschah! Jana konnte es selbst kaum glauben.<br />

Lichtschneider drangen sogar durch die Haut <strong>ein</strong>es Himmelsschiffes! Der Eisenkrieger<br />

musste enorme Wiederstandskraft besitzen. Klerron liess den Lichtschneider erlischen<br />

und legte ihn ab:"Was auch immer das für <strong>ein</strong> Metall ist, ich komme nicht durch."<br />

Rough liess den Arm wieder sinken.<br />

Klerron ging zu Jana:"Dann will ich mal sehen, wie viel in den Teilen noch ganz<br />

geblieben ist."<br />

Der Schmied wendete sich den Teilen in dem Sack zu.<br />

Klerron war sehr zufrieden und zahlte Jana <strong>ein</strong>en guten Preis für die Teile. Sie<br />

verliessen die Werkstatt kurz darauf.<br />

Ihr nächstes Ziel war die "Neue Welt". Jana wollte weiter mitkommen, schliesslich<br />

hatte sie genug gesehen, um für <strong>ein</strong>e Woche durchgehend neue Geschichten zu


haben. Was würde erst für <strong>ein</strong> Andrang herrschen, wenn sie die Geschichten vom Fall<br />

der Herrscher hatte?<br />

Nach <strong>ein</strong>er gewissen Zeit sah man das gigantische Sternenschiff über die Zinnen der<br />

Häuser ragen. Der Landeplatz des Schiffes war von mehreren Titanen-Rüstungen und<br />

Eisenkriegern bewacht. Die Robenträger waren bestimmt auch hier schon bekannt,<br />

wie konnten sie also an den Titanen vorbei kommen?<br />

Die Robenträger sprangen vom Wagen ab und gingen vor.<br />

Der Eisenkrieger an den Toren liess sie durch.<br />

Sofort kamen die Titanen-Rüstungen angerannt. Wie auf den kupfernen Ornamenten<br />

an den Zinnen der Häuser, glänzte auch auf ihnen das Sonnenlicht.<br />

Als die Rüstungen auf etwa zehn Meter an die Robenträger herangekommen waren,<br />

blieben sie plötzlich stehen, ihre Brustkörbe öffneten sich, sie griffen hin<strong>ein</strong>, packten<br />

ihre Führer, liessen diese auf den Boden fallen, schlossen sich wieder und knieten sich,<br />

entlang des Weges der Robenträger, ehrdarbietend nieder, während ihre Führer<br />

ächzend und stöhnend davon krochen. Janas Maul klappte auf und auch Cascio saß<br />

starr und mit großen Augen auf s<strong>ein</strong>em Pferd.<br />

Als auch die Tore des Schiffes sich für sie öffneten, drehten sich die Robenträger um.<br />

Jana verstand das zeichen und brachte die Ochsen auf Trab. Cascio war komplett<br />

erstarrt, aber Hainsturm trabte von selbst hinter Jana her. Das Pferd und der Wagen<br />

kamen nach den Robenträgern auf die Rampe, als sie in dem Schiff waren, wo<br />

zahlreiche Bürger schon waren, schlossen sich die Tore wieder hinter ihnen.<br />

Jana sah sich um und schluckte: Soldaten, Bauern, Händler, Adlige...alle sahen sie an,<br />

auch wenn die Adligen aus Logen über den anderen starrten. Alle sahen starr auf sie,<br />

Cascio, den Eisenkrieger und die Robenträger...besonders auf die Robenträger.<br />

Die Rüstungen der Soldaten schlugen klappernd an den Knien an<strong>ein</strong>ander. Niemand<br />

wagte es, die Robenträger und ihre Begleiter anzugreifen.<br />

Als die Robenträger sich auf <strong>ein</strong>e der Bänke an der Wand setzten, bildete sich <strong>ein</strong><br />

großes Freiraum um sie, alle hielten sich fern.<br />

Tessolos Tresoras stand am Funkgerät und sprach höchstpersönlich mit dem obersten<br />

Hauptmann der Garde:"Hauptmann, die Robenträger sind in unser Schiff<br />

<strong>ein</strong>gedrungen." "Wie haben sie das gemacht? Haben sie etwa alle Männer und<br />

Eisenkrieger niedergeschlagen?" "Äh...N<strong>ein</strong>, eure Emminenz...die Eisenkrieger blieben<br />

ihnen fern und die Titanen-Rüstungen...nun ja, sie haben ihre Führer aus sich<br />

genommen, sie fallen lassen und sich niedergekniet...bitte haltet mich nicht für<br />

schwachsinnig." "WAS?! Die Rüstungen haben sich gegen ihre Führer gewand?" "So<br />

sch<strong>ein</strong>t es." "Was machen sie jetzt?" "Sie sitzen im Frachtraum bei den Passagieren<br />

und der Fracht." "Ihr werdet nicht starten, ist das klar!?!" "Sehr wohl."<br />

Thorsten grinste schief: K<strong>ein</strong>e Startfreigabe? Och, das war ja niedlich. Er wusste<br />

genau, dass niemand dieses Schiff abschiessen würde, dafür war es zu wichtig. Und<br />

selbst wenn die beiden Idioten, wobei das Gehirn des Menschen gerade mal <strong>ein</strong>en IQ<br />

von 67 aufzuweisen schien, <strong>ein</strong>en Angriff befehlen würden, könnte Thorsten die<br />

Schilde dieses alten Teladi-Kolonie-Schiffes von zwei Kilometern Länge und<br />

fünfhundert Metern Breite, sowie sechshundert Metern Höhe mit Leichtigkeit<br />

verstärken.<br />

Thorsten setzte sich in Form s<strong>ein</strong>er Naniten in die Schaltkreise des Schiff-Computers<br />

und begann Steuerbefehle <strong>ein</strong>zugeben.<br />

Tessolos sah vom Funkgerät auf die Monitore und Hologramme der Instrumente, als<br />

diese aufflackerten und voll hochfuhren. Er brüllte als Kapitän natürlich sofort los:"Wer<br />

hat den Computer <strong>ein</strong>geschaltet?!" Der Steuermann wollte s<strong>ein</strong>e Krallen in die<br />

Steuerschächte stecken, doch die Schutzklappen schlossen sich:"Niemand, Kapitän.<br />

Die Systeme starten automatisch." "WAS?!" Der Hauptmann war immer noch auf dem<br />

Monitor:"Was ist da los, Kapitän?" "Das Schiff gehorcht uns nicht mehr. Alles hat sich<br />

verselbstständigt und verweigert uns den Zugriff." "Wie ist das möglich?!" "Der<br />

Computer, das Hirn des Schiffes, übernimmt die Kontrolle und schliesst die Steuer."


"Dann befiehlt dem Computer, das zu unterlassen!" "Er schliesst die Kontroll-<br />

Tastaturen." "Das Schiff hört doch auch auf eure Worte, oder?!" "Ja." In der Sprache<br />

s<strong>ein</strong>es Volkes, die der Computer als <strong>ein</strong>ziges verstand, forderte Tessolos die Maschine<br />

auf, sofort wieder alles abzuschalten. Als Antwort entgegnete ihm der Computer<br />

zischelnd, dass s<strong>ein</strong>e Befehls<strong>ein</strong>gabe ungültig sei. Aber Tessolos war der Kapitän! Wie<br />

konnte dieser Computer sich ihm wiedersetzen? Das hatte er noch nie gemacht, und<br />

laut dem, was ihm s<strong>ein</strong> Vater, ebenfalls <strong>ein</strong> Raumfahrer, beigebracht hatte, wie dessen<br />

Vater zuvor ihm, konnte der Computer das garnicht.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Wummern und <strong>ein</strong>em Fauchen starteten die Horizontal-Triebwerke des<br />

Schiffes und es hob vom Boden ab.<br />

Zischelnd setzte sich Tessolos in den Kaptänssessel, dessen Härte ihm vertraut war.<br />

Das erste mal in s<strong>ein</strong>em Leben, seit er in diesem Schiff geschlüpft war und hier<br />

gearbeitet hatte, konnte er nichts anderes tun, als, wie <strong>ein</strong> Passagier, rumzusitzen und<br />

den Flug zu beobachten. Die ersten Sterne tauchten bereits am Himmel auf, als die<br />

"Neue Welt" sich über die Wolken in das Welt-All erhob.<br />

Als der Planet unter ihnen nur noch <strong>ein</strong>e große, blau-grüne Kugel war, richtete sich<br />

das Schiff mit der Spitze, in der die Brücke war, auf den anderen Planeten des Zwie-<br />

Gestirns und beschleunigte.<br />

Kurro musste wieder <strong>ein</strong>mal Bericht erstatten, schliesslich war es <strong>ein</strong> Teil s<strong>ein</strong>es Eides.<br />

Er stiess das Kupfertor des Thronsaals auf, Siassasa sah ihn an, ihre gelben Augen<br />

stachen fast:"Was ist nun schon wieder, Kurro?" "Die "Neue Welt" ist gestartet! Sie hat<br />

sich selbsständig gemacht und die Mannschaft kann nichts dagegen tun." "Was? Wie<br />

soll das denn gehen?" "Der Computer, soweit ich weiss, das Hirn des Schiffes, hat die<br />

Kontrolle übernommen und fliegt auf den Herrschaftsplaneten zu." Losso brüllte sofort<br />

los:"Die Adventure soll sie abschiessen." Siassasa fauchte ihn an:"Bist du von Sinnen,<br />

Lossssso?! Das Schiff verbindet die Welten und bringt Geld und Nahrung zum<br />

Herrschafts-Planeten." Siassasa richtete sich wieder auf sich selbst und sprach:"Noch<br />

können wir sie nicht angreifen, aber sobald die "Neue Welt" gelandet ist und die<br />

Robenträger ausser Reichweite des Schiffes sind, soll die Adventure Himmelstor<br />

bombardieren. Die Stadt können wir wieder aufbauen und neue Leute werden sich<br />

auch neu ansiedeln." Kurro war geschockt. Wie konnte diese geschuppte Huhre sowas<br />

auch nur in Betracht ziehen, geschweige denn planen? "Ich werde das nicht befehlen!"<br />

Siassasa richtete ihre Schuppenfinne auf und schien s<strong>ein</strong>en Ungehorsam zu<br />

übersehen:"Das brauchst du garnicht, Kurro. Ich werde das selber machen. Solltest<br />

du dich dagegen wehren, werde ich d<strong>ein</strong>en Adjutanten sofort bei lebendigem Leib<br />

häuten lassen. Das wäre doch schade, wo er dir so viel bedeutet." Kurro tobte vor Wut<br />

und Verzweiflung: Wie konnte <strong>ein</strong>e so falsche Schlange mit Gliedern bloß aus <strong>ein</strong>em<br />

hoheitlichem Ei schlüpfen?!<br />

In diesem Moment war ihm auch sei Eid egal, dieses Miststück war des Herrscher-<br />

Titels nicht würdig. Das <strong>ein</strong>zige, was ihn noch zurück hielt, war das Wissen um die<br />

vielen Fallen hier, die die beiden Wiederlinge auf dem Thron mit <strong>ein</strong>em Fingerzeig auf<br />

<strong>ein</strong>e Taste aktivieren konnten. Wäre er von <strong>ein</strong>er dieser Fallen umgebracht worden,<br />

würde Ianosis' Haut spätestens morgen als Verzierung im Thronsaal hängen.<br />

Er zitterte vor Wut, am liebsten hätte er Siassasa und Losso mit s<strong>ein</strong>em Schwert in<br />

Stücke geschnitten und an die Wesen des Waldes verfüttert.<br />

Kurro stand auf und verliess den Thronsaal. Würde er jetzt in Himmelstor die<br />

Gräueltat ausrufen lassen, gäbe es <strong>ein</strong>e Panik, bei der noch mehr Leute sterben<br />

würden, als durch das Bombardement.<br />

Tessolos sah aus dem Fenster, als die Wolken an dem gigantischen Schiff vorbei<br />

rasten. Schnell kam der Boden näher und so auch wahrsch<strong>ein</strong>lich Himmelstor.<br />

Bald kamen wurde das Schiff langsamer und die Kupfernen Türme von Himmelstor<br />

glitten in den Sichtbereich der Fenster. Tessolos war überglücklich, als der Computer<br />

sich abschaltete und die Tore des Frachtraums sich öffneten.<br />

Thorsten verliess mit Jarin und Rough das Schiff, Jana und Cascio folgten ihm. Wieder


kamen Kampf-Läufer angerannt. Wie auf dem anderen Planeten überlagerte Thorsten<br />

die Steuer-Systeme der Maschinen mit eigenen und lieferte die Show, bei der sich die<br />

großen Maschinen hinknieten. Die Roboter, die man hier als Eisenkrieger bezeichnete,<br />

konnte er ebenfalls leicht kontrollieren, sie hatten sogar Funknetzwerke, kaum<br />

geschützt. Das hätte er sogar mit <strong>ein</strong>em Laptop aus dem <strong>ein</strong>undzwanzigstem<br />

Jahrhundert gekonnt. Auch wusste er von dem Vorhaben dieser feigen Teladi-Ziege.<br />

Das Verhalten der Schiffsbesatzung würde entscheiden, ob er das Kriegsschiff in<br />

Stücke reissen und die Leute aus dreihundert Metern Höhe auf den Ozean fallen<br />

lassen würde, oder es lediglich beschädigte, dass es nicht mehr feuern konnte.<br />

Zaris O'Canzey, Kapitän des Schlachtschiffes Adventure, kniete vor dem Monitor, der<br />

ihm das Gesicht der Herrscherin Siassasa zeigte. Ruhig und mit klarer Stimme,<br />

begann sie zu sprechen:"Kapitän, wir habe <strong>ein</strong>en Befehl für euch. Ihr werdet die<br />

Augen der Adventure auf Himmelstor richten und auf die Robenträger feuern, sobald<br />

sie weit genug von der "Neue Welt" entfernt sind." "Ihr m<strong>ein</strong>t, wenn sie die Stadt<br />

verlassen haben, Hoheit?" "N<strong>ein</strong>! Sobald ihr feuern könnt, ohne die "Neue Welt" zu<br />

gefährden." "Ihr habt die Stadt bereit evakuiert?" "N<strong>ein</strong>! Was haben nur alle mit den<br />

Anwohnern zu schaffen?! Ihr feuert nach unseren Anweisungen." "Aber Hoheit, das<br />

kann ich nicht tun. Ich feuere doch nicht auf unschuldige Bürger!" Siassasa sah an<br />

Zaris vorbei zu den beiden Eisenkriegern am Schott der Brücke:"Eisenkrieger, sollte<br />

der Kapitän unseren Befehlen nicht gehorchen, reisst ihr ihm und allen anderen auf<br />

der Adventure den Kopf ab. Nur der Steuermann wird verschont." Die Eisenkrieger<br />

nickten:"Befehl verstanden."<br />

Der Monitor erlosch und Zaris sah auf die beiden Eisenkrieger...er wusste, sie würden<br />

diesen Befehl befolgen...und auf der Adventure waren ungefähr genau so viele<br />

Menschen, wie in dem Gebiet des Bombardements. Er wollte die Männer und<br />

Frauen...die Teladi nicht zu vergessen, für die er die Verantwortung übernommen<br />

hatte, nicht gefährden...und der Steuermann wusste auch, wie man die Geschütze<br />

bediente...feige war die kl<strong>ein</strong>e Ratte dazu.<br />

Er hatte also die Wahl: Entweder, er befolgte den Befehl und tötete im Auftrag <strong>ein</strong>er<br />

irren Echse hunderte von Menschen, oder er wiedersetzte sich dem Befehl, sah zu wie<br />

s<strong>ein</strong>e Mannschaft geköpft wurde, wurde selbst getötet und der Steuermann schoss auf<br />

die Stadt.<br />

"Alle an ihre Stationen...führen wir diesen abscheulichen Befehl aus...damit der<br />

Steuermann es nicht tun muss." Mit starren Mienen gingen die Männer, Frauen,<br />

Echseriche und Echsinnen an ihre Stationen und zielten. Kurz darauf mussten sie,<br />

entsprechend des Befehls, die Waffen abfeuern.<br />

Jana hörte <strong>ein</strong> Fauchen am Himmel...fast wie <strong>ein</strong> Himmelsschiff. Aber stattdessen<br />

schoss <strong>ein</strong>e gigantische Lichtlanze in <strong>ein</strong>es der Denkmäler der Altvorderen und<br />

zertrümmerte den Körper aus St<strong>ein</strong>. Jeder wusste, was das war: Der Lichtregen der<br />

Adventure, der herniederkam, wenn die Herrscher es befahlen.<br />

Thorsten hörte die Menschen und Teladi um sich schreien...Zeit für <strong>ein</strong>e Light-Show:<br />

Er streckte die Hand gen Himmel und aktivierte die Schild-Projektoren in s<strong>ein</strong>er Hand.<br />

Eine kl<strong>ein</strong>e, blaue Kugel aus Energie bildete sich auf s<strong>ein</strong>er Handfläche, Blitze<br />

schlugen aus der Kugel, als sie sich mit Energie anreicherte...dann aktivierte er die<br />

Projektor-Systeme. Ein oberschenkel-dicker Energiestrahl, durchzogen von Blitzen und<br />

hellblauen Energie-Ballungen schoss in die obere Atmosphäre und breitete sich über<br />

der Luftschicht des Planeten zu <strong>ein</strong>em gigantischen Energieschild aus, das <strong>ein</strong> Viertel<br />

des Globus bedeckte. Alle, ausser Jarin und Rough, sahen gebannt auf den<br />

rauschenden und fauchenden Energie-Strahl, der sich in den Himmel erhob und <strong>ein</strong><br />

paar Wolken aus<strong>ein</strong>andergerissen hatte. Die Laser-Impulse der Adventure schlugen<br />

auf das Schild und schickten konzentrische Kreise durch den Schild. Der Effekt hüllte<br />

den Himmel bis zum Horizont <strong>ein</strong>. Die Stadt und alles darum war sicher.<br />

Zaris sah auf die Monitore...er war fassungslos: Ein blauer, transparenter Energie-<br />

Schild blockierte die Laser-Geschosse der Adventure. Nicht, dass er nicht froh war,


dass die Stadt nicht länger getroffen wurde. Ausserdem hatte er den Befehl befolgt,<br />

und die Eisenkrieger hielten ihre Befehle Wort für Wort <strong>ein</strong>: Nur den Kopf abreissen,<br />

wenn der Kapitän den Befehl nicht ausführte. Da er gefeuert hatte, blieben die<br />

eisernen Krieger stumm stehen. Allerdings würde diese miese Echse ihm<br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich noch mal befehlen, zu feuern.<br />

Thorsten las die Gedanken des Kapitäns und wusste, dass die Vermutung nicht<br />

unwahrsch<strong>ein</strong>lich war. Also machte er das Schiff kampfunfähig. Er baute <strong>ein</strong>en<br />

Energie-Impuls auf, den er durch den Projektions-Strahl des Schildes schickte. Die<br />

blaue Kugel, von Blitzen durchzogen und weiße Blitze abfeuernd, schoss den Leitstrahl<br />

hinauf und verwandelte sich in dem Schild zu <strong>ein</strong>em Energie-Impuls, der <strong>ein</strong>e<br />

EMSchockwelle<br />

durch das All sendete.<br />

Zaris wurde durch die Kabine geschleudert, als das Schiff von irgendetwas aus der<br />

Bahn geworfen wurde. Ein Stöhnen ging durch die Hülle und die Lichter der Monitore<br />

flimmerten, um dann zu erlischen. Er hörte, wie der Generator des Schiffes ausfiel und<br />

sah dann, wie das blaue Not-Licht anging.<br />

Zaris hörte, wie <strong>ein</strong> Surren, wie von <strong>ein</strong>er elektrischen Entladung durch das Schiff<br />

ging...und auf die Brücke zuraste. Blitze schossen über die Tastaturen, dann war alles<br />

still.<br />

Er sah zu den Eisenkriegern, über die ebenfalls Blitze tanzten, dabei zuckten die<br />

Figuren und fielen dann um, wie Marionetten, deren Fäden man durchtrennt hatte.<br />

"Schadensbericht!" Der Offizier an der Schadens-Konsole, wo man auch zerstörte<br />

Sekundärsysteme überbrücken konnte, oder die Energie-Verteilung an zerstörte<br />

Bereiche abschalten konnte, meldete:"Alle Sekundär-Systeme sind durchgebrannt.<br />

Funk, Zusatz-Navigation, System-Kontrolle für die Beleuchtung. Nur die<br />

Lebenserhaltung ist noch aktiv. Es sind auch noch <strong>ein</strong> paar Steuerdüsen intakt, die<br />

uns im Orbit halten können, aber sonst ist alles tot. Sogar die Eisenkrieger auf allen<br />

Decks sind umgefallen." "Was ist mit dem Hauptantrieb?" "Die Triebwerke sind offline,<br />

teilweise durchgebrannt. Wir brauchen bestimmt zwei Tage, um sie wieder flott zu<br />

kriegen." "Die Waffen?" "Das komplette Waffen-Energie-Relais ist durchgebrannt. Das<br />

dauert bestimmt nen Monat, bis das wieder läuft." "Unser alter Kamerad hat zwar<br />

ganz schön was <strong>ein</strong>stecken müssen, aber wenigstens müssen wir jetzt nicht mehr auf<br />

Himmelstor feuern. Holt alle Techniker zusammen, damit wir mit den Reperaturen<br />

beginnen können."<br />

Kurro stand in den Toren des Thronsaals, <strong>ein</strong> zufriedenes Grinsen auf den Lippen.<br />

Natürlich zwirbelte er dabei s<strong>ein</strong>en Bart, damit die falsche Schlange auf dem Thron es<br />

nicht sah. Diese war übrigens bleich wie Kreide auf ihrer Schuppe. Die kl<strong>ein</strong>e Echse<br />

hatte sich das Bombardement und den blauen Lichtstrahl durch das Fenster<br />

angesehen. Durch den blauen Energiestrahl, nach welchem die Adventure vom Funk<br />

getrennt worden war, hatte die Schuppe ihre Farbe verloren. Die Wissenschafts-Gilde<br />

hatte mit ihren Teleskopen sofort Entwarnung gegeben, dass die Adventure noch am<br />

Himmel war. Kurro ging zum Thronsaal:"Ianosis steht in s<strong>ein</strong>er Titanen-Rüstung am<br />

Plateau des Berges. Ihr benötigt doch s<strong>ein</strong>e Dienste, oder?" Siassasa sah ihn mit<br />

angsterfüllten Augen an:"Ja, er soll <strong>ein</strong>e Lichtlanze bekommen...<strong>ein</strong>e für Titanen-<br />

Rüstungen. Und ihr Kurro, was es auch kosten mag, schützt mit der Palastgarde unser<br />

Leben." "Mit Vergnügen euer Hoheit." Am liebsten hätte Kurro natürlich persönlich die<br />

beiden Wiederlinge auf dem Thron zusammengeschlagen, aber s<strong>ein</strong> Schwur hinderte<br />

ihn daran. So hatte er wenigstens die Möglichkeit, s<strong>ein</strong>e Ehre in <strong>ein</strong>em wahren Kampf<br />

zu beweisen.<br />

Thorsten löste den Schild und die blaue Energie verschwand, als sich die Feldwellen<br />

destabilisierten und das Kraftfeld zusammenbrach. Die Leute um ihn herum sahen ihn<br />

an...waren sonst aber komplett erstarrt. Jana und Cascio waren k<strong>ein</strong>e Ausnahme,<br />

auch sie waren total erstarrt. Jarin und Rough folgten ihm ungetrübt. Als nächstes<br />

wollte er zu <strong>ein</strong>er Herberge gehen, schliesslich brauchten sie <strong>ein</strong>e Unterkunft. Die


Herrscher sollten ruhig noch <strong>ein</strong> bisschen zappeln. Ausserdem gab es da noch <strong>ein</strong> paar<br />

Leute, die s<strong>ein</strong> Interesse weckten.<br />

Jarin fand das Ganze hier ziemlich seltsam...aber auch irre witzig. Die Gesichter der<br />

Typen, die sie durch die Gegend warfen, waren wirklich zum schiessen. Auch die<br />

Gesichter der Leute, die Thorsten rettete, waren komisch. Wie würden wohl erst diese<br />

"Herrscher" aussehen, wenn Thorsten, Rough und sie dort auftauchen würden.<br />

Ausserdem gefiel ihr dieses Kutten-Gehabe. Alle sahen sie an, als wären sie<br />

irgendwelche Geister aus nordischen Mythen. Es war schon komisch, aber irgendwie<br />

machte es ihr auch angst, dass es ihr so gut gefiel.<br />

Rough war überwältigt von den ganzen neuen Eindrücken. Bis vor <strong>ein</strong> paar Tagen war<br />

er <strong>ein</strong> rostendes Relikt aus alten Zeiten gewesen, dass sich mehr schlecht als recht<br />

reparierte. Jetzt war er <strong>ein</strong> High-Tech-Androide, mit Technologien, die alles<br />

überstiegen, was je in Betracht s<strong>ein</strong>er Entwicklung möglich war. Die Komponenten<br />

waren so funktionell, reagierten perfekt und waren von unglaublicher Präzision...er<br />

fühlte sich besser denn je. Auch die Tatsache, dass er mal was anderes sah, als die<br />

vermodernden Wände und die kl<strong>ein</strong>en Moose, die s<strong>ein</strong> Zuhause gewesen waren, tat<br />

ihm gut.<br />

Jana war ganz still...selbst <strong>ein</strong>es ihrer Herzen hatte kurz aufgehört zu schlagen. Ein<br />

gleißender, blauer Lichtstrahl war aus der Hand des Robenträgers geschossen und<br />

hatte den Lichtregen der Adventure abgefangen, als wären es wirklich nur<br />

Regentropfen gewesen.<br />

Der gesamte Himmel war blau geworden von dem Strahl. Wie bei <strong>ein</strong>em See am<br />

Himmel hatten sich Kreise um die fallenden Sterne gebildet, als diese am blauen Licht<br />

erstarben.<br />

Was war dieser Robenträger? Vielleicht doch <strong>ein</strong> Geist in Menschengestalt?<br />

Jana wusste jedenfalls, dass der Robenträger die halbe Stadt gerettet hatte.<br />

Der Lichtregen der Adventure hatte schon Felder niedergebrannt...bisher aber noch<br />

nie <strong>ein</strong> Dorf oder <strong>ein</strong>e Stadt direkt. Die Herrscher waren durchgedreht, aber nun<br />

waren sie auch noch rücksichtslos geworden.<br />

Langsam senkte sich die Sonne...Jana folgte den Robenträgern. Sie gingen zu <strong>ein</strong>er<br />

Herberge. Jana mietete sich <strong>ein</strong> eigenes Zimmer, Cascio ebenfalls.<br />

Es wurde dunkel und sie schlief.<br />

Im Dunkel der Stadt schlich sie über die Dächer, wie <strong>ein</strong>e Katze sprang sie von Dach<br />

zu Dach. Mit <strong>ein</strong>em Salto übersprang sie <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Gasse und kam im Mondsch<strong>ein</strong><br />

auf <strong>ein</strong>em Dach wieder auf. Jemand, der sie hätte sehen können, bevor sie wieder in<br />

die Schatten sprang, hätte <strong>ein</strong>e hagere Gestalt in <strong>ein</strong>em schwarzen Anzug gesehen,<br />

deren Gesicht durch <strong>ein</strong>e schwarze Stoff-Maske verhüllt war.<br />

Sie war <strong>ein</strong>e der Wiederstands-Kämpfer, die die Herrscher schon seit langem vom<br />

Thron stossen wollten.<br />

Ihre Familie war bis auf ihren Vater ausgelöscht worden, durch <strong>ein</strong>en Gardisten, im<br />

Auftrag dieser Wiederlinge. Ihr Vater war <strong>ein</strong> Ritter gewesen, der sich gewehrt hatte,<br />

<strong>ein</strong> Dorf niederzubrennen. Als Strafe hatte man s<strong>ein</strong>e ganze Familie hinrichten lassen,<br />

nur sie hatte sich in <strong>ein</strong>er Truhe verstecken können.<br />

Nun war es ihr Lebensziel, diese miesen Monster vom Thron zu stoßen und sie im<br />

finstersten Kerker des Zwiegestirns verrotten zu lassen.<br />

Sie hatte gesehen, was diese Robenträger konnten...sie könnten die Chance s<strong>ein</strong>, die<br />

Garde nieder zu ringen.<br />

Ihr Ziel war die Herberge, wo die Robenträger sich <strong>ein</strong>gemietet hatten.<br />

Sie erreichte das Dach und ging lautlos auf die Seite, wo das Fenster der Robenträger<br />

war. Aber ihr Ziel war der Dachboden, von wo sie sich durch das Gebälk zwingen<br />

wollte, bis hin zum Zimmer der Robenträger.<br />

Sie band ihr Seil an die Zinne über dem Fenster des Dachbalkens und richtete sich<br />

auf, um sich für den lautlosen Abstieg bereit zu machen.<br />

Plötzlich hörte sie <strong>ein</strong> Stimme hinter sich:"Du wolltest uns besuchen?"


Sie atmete erschrocken <strong>ein</strong> und drehte sich um. Ihre antrainierten Reflexe schützten<br />

sie vor <strong>ein</strong>em Aufschrei.<br />

Die Gestalt war <strong>ein</strong>er der Robenträger...der Größere. Wie war er hier raufgekommen?<br />

Sie hätte es gehört! Und vorhin hatte er nicht hier gestanden!<br />

Unter der Kapuze konnte sie <strong>ein</strong>e Bewegung erkennen...<strong>ein</strong>e Bewegung <strong>ein</strong>es<br />

Kopfes...wenn sie auch ausser den Schatten nichts erkennen konnte. Obwohl das<br />

Mondlicht den weißen Stoff glänzen liess konnte sie k<strong>ein</strong> Gesicht oder anderes<br />

Körperteil erkennen.<br />

Wieder die tonlose Stimme:"Du hättest auch <strong>ein</strong>fach an die Tür klopfen können. Dann<br />

hättest du auf dem Dach nicht so <strong>ein</strong>en Lärm gemacht."<br />

Das wollte sie sich nicht bieten lassen, sie wusste genau, dass sie wie k<strong>ein</strong> zweites<br />

Wesen schleichen konnte:"Ich war leise wie <strong>ein</strong>e Katze. Niemand konnte mich hören!"<br />

"Für m<strong>ein</strong>e Ohren klang es wie der Donner <strong>ein</strong>es Gewitters. Auch d<strong>ein</strong> Herzschlag...du<br />

solltest dich beruhigen." "Wie...du hörst m<strong>ein</strong> Herz schlagen?" "Das und vieles mehr."<br />

"Ich möchte dich..." "Für d<strong>ein</strong>en Wiederstand anwerben?" "Woher weisst du das?" "Ich<br />

weiss Vieles." "Und wirst du dich uns anschliessen?" "N<strong>ein</strong>." Sie war wütend:"Warum?"<br />

"Ich werde die Tyrannen schon vom Thron stossen, es müssen sich nicht erst welche<br />

von euch in Gefahr begeben." "Und die Teladi und der Muskelprotz? Die sehen mir<br />

nicht so aus, als würden sie direkt zu d<strong>ein</strong>em Gefolge gehören." "Sie begleiten mich.<br />

Sie haben mich darum gebeten und ich konnte sie nicht davon abhalten, ohne dass ich<br />

sie hätte niederschlagen müssen." "Dann lass den Wiederstand auch mitkommen!<br />

Oder..."<br />

"Du solltest etwas weniger fordernd s<strong>ein</strong>. Du müsstest doch aus den Gerüchten<br />

wissen, was ich mit Leuten mache, die mich bedrohen." "Verzeih bitte. Nur...es ist<br />

unsere Lebensaufgabe, diese Monster zu bekämpfen. Nimm' uns diese Genugtuung<br />

nicht, zu sehen, wie sie in den Dreck geschleudert werden, nach allem was sie uns<br />

angetan haben." "Du willst Rache für d<strong>ein</strong>e Geschwister und d<strong>ein</strong>e Mutter." "Woher<br />

weisst du das?" "Wie gesagt, ich weiss Vieles. Doch Rache ist k<strong>ein</strong> gutes Motiv...wenn<br />

es auch manchmal verständlich ist." "Ich möchte dich zumindest <strong>ein</strong>laden, unser<br />

Versteck zu besuchen." "Ich werde morgen kommen." "Ich muss dir noch sagen, wo<br />

du hin musst." "N<strong>ein</strong>. Und nochmals: Ich weiss vieles."<br />

Vor ihren Augen sprang der Berobte mit <strong>ein</strong>em winzigen Satz rückwärts vom Dach. Sie<br />

lief hin, um ihn weglaufen zu sehen...aber er war schon verschwunden!<br />

Sie richtete sich auf und flüsterte sich selbst zu:"Na hervorragend Tessana. Vielleicht<br />

bist du gerade <strong>ein</strong>en Verbündeten begegnet, der gefährlicher zu s<strong>ein</strong> sch<strong>ein</strong>t, als die<br />

Herrscher es je s<strong>ein</strong> könnten."<br />

Ianosis saß in s<strong>ein</strong>er Titanen-Rüstung und liess die gläsernen Augen des Apparates<br />

über den Bergpfad schweifen. Niemand war zu sehen. Ihm war<br />

langweilig...unglaublich langweilig. Jetzt stand s<strong>ein</strong>e riesige Rüstung schon fast <strong>ein</strong>en<br />

Tag hier und nichts war zu sehen gewesen. Nur <strong>ein</strong> paar Hasen und Rehe hatten den<br />

Bergpfad gekreuzt, um von <strong>ein</strong>em Waldstück ins nächste zu kommen. Er lehnte sich<br />

etwas an die Lehne des Throns und kämpfte gegen die Müdigkeit.<br />

"Vater, hast du den Wachen bescheid gesagt?" "Ja, Tessana, wie oft habe ich dir das<br />

schon gesagt." "Ich möchte nur nicht riskieren, dass unsere Wachen ihnen<br />

drohen...ich möchte nicht, dass sie an den Wänden kleben." "Ich glaube immer noch<br />

nicht, dass diese Gerüchte stimmen." "Er hat mich kommen hören! Und er ist hinter<br />

mir aufgetaucht, ohne dass ich es bemerkte." "Das heisst noch nicht, dass er Titanen-<br />

Rüstungen durch die Gegend werfen kann." "Und das, was die ganze Stadt gesehen<br />

hat?! Der blaue Lichtstrahl, der wie Wasser in den Himmel gestiegen ist und <strong>ein</strong>en See<br />

gebildet hat, der den Lichtregen der Adventure aufhielt?!" "Nun, dass hat wohl jeder<br />

gesehen. Aber <strong>ein</strong> Lichtstrahl der <strong>ein</strong>en schützenden See über den Himmel zieht, wird<br />

uns noch nicht helfen, die Tyrannen vom Thron zu stoßen." "Ich glaube, er kann noch<br />

mehr." "Woher willst du das wissen?" "Ich habe es im Gefühl." "Du und d<strong>ein</strong>e Gefühle,<br />

d<strong>ein</strong>e Mutter, Gott hab' sie seelig, war genau so." "Dann nehme ich es als


Kompliment." Tessana und ihr Vater verliessen den Gang, der ins Erdreich unter<br />

Himmelstor gegraben war. Die ganze Zentrale des Wiederstandes war in <strong>ein</strong>em Netz<br />

unter der Stadt <strong>ein</strong>gegraben. Alte Tunnel der Altvorderen dienten als Sammelpunkte<br />

und Hauptlager. Sogar <strong>ein</strong> paar Lichtlanzen und -dolche befanden sich hier. Tessana<br />

selbst besaß <strong>ein</strong> zuckendes Schwert und zwei Lichtdolche.<br />

Ihr Vater und sie gingen durch die Halle unter der Erde zum Kern des Netzes, wo <strong>ein</strong>e<br />

Lichtkarte der Altvorderen <strong>ein</strong> Modell der Stadt aus Licht zeigte. Dort blieben sie<br />

stehen und ihr Vater deutete auf den Bergpass aus Licht:"Der Adjutant des Garde-<br />

Hauptmanns wartet hier in <strong>ein</strong>er Teladi-Titanen-Rüstung mit Krallen-Schwertern und<br />

<strong>ein</strong>er Lichtlanze auf der Schulter." "Eine Lichtlanze für Titanen-Rüstungen? Weshalb?"<br />

Hinter ihr erklang <strong>ein</strong>e Stimme, die sich nur zu gut in ihren Verstand gebohrt<br />

hatte:"Wegen mir." Tessana wirbelte herum und sah die Robenträger und ihren<br />

Eisenkrieger hinter sich stehen.<br />

"Wie seid ihr hier her<strong>ein</strong> gekommen?!?" Tessanas Vater sprach aus, was sie schon<br />

dachte. Der Robenträger blieb unverändert stehen:"Ich bin her<strong>ein</strong> gekommen, wie ihr<br />

auch, allerdings verstehen wir es, unsere Anwesenheit zu verschleiern."<br />

"Verschleiern?" "Das sind Dinge, die ihr nicht wissen müsst. Ich komme wegen der<br />

Einladung eurer Tochter." "Woher wisst ihr, dass sie m<strong>ein</strong>e Tochter ist? Sie erwähnt<br />

derartige Dinge nicht ausserhalb des Unterschlupfs." "Ich weiss vieles. Und ihr riecht<br />

gleich." "Riechen? Seid ihr Tiere?" "Es wäre wohl zu gering, m<strong>ein</strong>e Sinne mit denen<br />

von Tieren zu vergleichen, m<strong>ein</strong>e Sinne sind weit f<strong>ein</strong>er und umfassender." "Wollt ihr<br />

sagen, ihr habt <strong>ein</strong>e bessere Nase als <strong>ein</strong> Hund, bessere Augen als <strong>ein</strong> Adler und<br />

bessere Ohren als <strong>ein</strong>e Eule." "Ja. Nun, ich wurde <strong>ein</strong>geladen, gibt es dafür auch <strong>ein</strong>en<br />

anderen Grund, als Fragen über m<strong>ein</strong>e Sinne?" Tessana war etwas verwundert, aber<br />

von <strong>ein</strong>em Mann in <strong>ein</strong>er Kutte wollte sie sich nichts sagen lassen:"Wir möchten euch<br />

zeigen, dass wir ebenso das Recht haben, den Palast anzugreifen, wie du es hast."<br />

"Oh, ich streite euer Recht garnicht ab, ich möchte nur nicht die Verantwortung dafür<br />

tragen, dass ihr zu Hunderten in euer Verderben rennt." Tessana war sauer, aber ihr<br />

Vater schoss vor ihr nach vorne, mit der Hand Richtung Kapuze des Robenträgers:"Ich<br />

lasse mir doch von <strong>ein</strong>er dahergelaufenen Gestalt m<strong>ein</strong>e Kampfkraft beleidigen!!!"<br />

Ihr Vater packte den Rand der Kapuze, der Robenträger rührte sich nicht. Auf <strong>ein</strong>mal<br />

flackerten die Leucht-Säulen der Altvorderen, bis sie fast ganz erloschen waren.<br />

Tessanas Vater ging nieder auf die Knie, als ob er <strong>ein</strong>en Stier tragen musste:"Was<br />

macht...ihr...mit mir...?" "Ihr solltet mich nicht angreifen. Wenn ich in euren Geist<br />

blicke, dann sehe ich <strong>ein</strong> gutes Herz, das ist der <strong>ein</strong>zige Grund, warum ich euch nicht<br />

durch den Saal geschleudert habe." "Ihr...seht in m<strong>ein</strong>en Geist...?" "Ja...und ich sehe<br />

viele, grauenhafte Erinnerungen. Dunkle Schleier, die euer Herz würgen, bis es w<strong>ein</strong>t."<br />

"Bitte...hört auf damit...ich...m<strong>ein</strong>e Kraft verlässt mich." Die Lichter gingen wieder an<br />

und die Schwere, die auf den Schultern ihres Vaters zu lasten schien, verschwand.<br />

Keuchend liess er die Robe los und sank in die Hocke, dann mühte er sich wieder<br />

auf:"Was war das für <strong>ein</strong>e Schwere?" "Es war die Schwerkraft, die euch am Boden<br />

hält, lediglich gebündelt, wie das Licht durch <strong>ein</strong>e Linse."<br />

Tessana eilte zu ihrem Vater:"Vater, was ist, geht es dir gut?" "Es war, als ob ich von<br />

mir selbst zerdrückt werden würde...Aber es geht mir gut, Tessana."<br />

Thorsten tat es leid, diesem alten Mann das fünffache s<strong>ein</strong>es eigenen Gewichtes<br />

zugemutet zu haben, aber er musste <strong>ein</strong>e gewisse Distanz schaffen, damit diese Leute<br />

ihm nicht auch noch zum Palast folgten. Wenn sie ihm jetzt folgen würden, müsste er<br />

sie auch noch schützen. Es wäre ihm zwar <strong>ein</strong> leichtes gewesen, sie zu schützen, aber<br />

was wäre, wenn als nächstes <strong>ein</strong> Depp in <strong>ein</strong>er Robe kommen würde und sie diesem<br />

folgten, als wäre es die nanotechnische Lebensform die ihnen nun gegenüber stand,<br />

um dann ins Geschützfeuer des nächsten F<strong>ein</strong>des zu rennen. Er konnte ja nicht über<br />

jeden s<strong>ein</strong>e Schilde ausbreiten. Was gäbe es denn dann noch für Herausforderungen<br />

im Leben?! Ein Kind fällt aufs Knie und verletzt sich nicht, als Folge gäbe es lauter<br />

Kinder, die k<strong>ein</strong>e Vorsicht besaßen. Vorsicht und Bedacht waren wichtige Tugenden der


Menschheit. Und das lehrte das Leben nun mal pur. Wenn er ihnen die Gefahren<br />

nahm, wozu sollten sie sich dann noch aufmachen? Das Leben war nun mal damit<br />

verbunden, sich Gefahren zu stellen und mit ihnen fertig zu werden, das machte <strong>ein</strong>en<br />

stärker, weil man Hoffnung, Mut, Glauben und geistige Kraft daraus schöpfen kann,<br />

sich diesen zu stellen.<br />

Sicher waren Gefahren nicht das beste im Universum, aber <strong>ein</strong>ige von ihnen machten<br />

die Würze im Leben aus.<br />

Aber vielleicht sollte er <strong>ein</strong>en mitnehmen, oder <strong>ein</strong>e. Immerhin hätte wenigstens <strong>ein</strong>er<br />

es erleben können und dann den anderen davon Bericht erstatten können, dann wäre<br />

vielleicht dadurch gewährleistet, dass nicht alle in ihre Verderben liefen. Zwanzig<br />

Laser-Gewehre und vierzig Laser-Pistolen, sowie <strong>ein</strong> alter Kampf-Läufer waren <strong>ein</strong><br />

Witz im Vergleich zur Palast-Garde. Dort gab es etwa zwanzigtausend Kampfläufer,<br />

fünfzigtausend Kampfroboter und zweihunderttausend Soldaten mit Rüstungen und<br />

Schwertern, darunter zwölftausend Laser-Pistolen, <strong>ein</strong>tausend Laser-Gewehre und<br />

zweihundert Groß-Laser. Die Rebellen hier wären nicht mal zu den Mauern gekommen,<br />

bevor sie alle tot gewesen wären.<br />

Tessana stützte ihren Vater, der sich kaum auf ihr abstützte. Der Robenträger stand<br />

immer noch auf der selben Stelle, wo sie ihn erblickt hatte:"Ich werde hingehen und<br />

die Tyrannen vom Thron stürzen, ich werde euch nicht davon abhalten, es auch zu<br />

versuchen, ich schlage jedoch <strong>ein</strong>en Handel vor: Ich nehme <strong>ein</strong>en von euch mit,<br />

dessen Schutz ich garantiere. Der Rest von euch bleibt hier." "Wieso sollten wir das<br />

tun?" "Eure Ausrüstung wäre nicht mal geeignet, das Tor des Palastes <strong>ein</strong>zureissen.<br />

Ihr wärt tot, bevor ihr die Mauern erreicht." Tessana seufzte:"Und du weisst das wie<br />

vieles." "Ja. M<strong>ein</strong> Handel garantiert euch, dass wenigstens <strong>ein</strong>er eures Wiederstandes<br />

den Fall der Tyrannen miterlebt und es euch berichten kann." Tessana hielt das für<br />

<strong>ein</strong>e Schnaps-Idee, aber ihr Vater rieb sich nachdenklich das Kinn.<br />

"Vater! Du kannst das doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen?! Jedermann hier hat<br />

<strong>ein</strong> Recht darauf, zu sehen, wie sie fallen!" Der Robenträger sprach wieder:"Ich kann<br />

es euch auch auf <strong>ein</strong>en Kristall speichern, den ihr in eure Karte dort <strong>ein</strong>setzen könnt,<br />

welche es dann nachspielt." Ihr Vater rieb sich weiter das Kinn:"Und ihr garantiert<br />

uns, dass derjenige geschützt ist?" "Ja." "Tessana, du gehst." "Aber Vater!" "Du hast<br />

mich gehört. Selbst wenn dieser Robenträger dich nicht schützen kann, dann kannst<br />

du wenigstens durch den Wald schleichen, wie es k<strong>ein</strong>er von uns anderen kann."<br />

"Aber wieso lässt du dir das von ihm gefallen?" "Ich weiss nicht, ob diese Gestalten es<br />

mit der Palast-Garde aufnehmen können, doch ich weiss, dass sie mit uns kurzen<br />

Prozess machen könnten." "Vater..." "K<strong>ein</strong>e Wiederrede! Und ihr in der Robe, sollte<br />

m<strong>ein</strong>e Tochter nicht unversehrt wiederkommen, dann werdet ihr es mit mir zu tun<br />

bekommen. Und selbst wenn ihr mich umbringt, dann wird euch m<strong>ein</strong> Geist<br />

verfolgen." "Haltet ihr euch an die Abmachung und wir halten uns an unseren Teil."<br />

Tessana sah ihren Vater an:"Warum machst du das? Wir könnten alle zusammen<br />

gegen die Tyrannen antreten, wir sind Hunderte!" "Und die Palastgarde ist zu<br />

Tausenden. M<strong>ein</strong> alter Jereahn ist zwar <strong>ein</strong>e gute Rüstung, aber bei weitem nicht mehr<br />

<strong>ein</strong>es der Prunkstücke der Wissenschaftsgilde." "Aber du bist <strong>ein</strong> Meister in der<br />

Rüstung!" "Und trotzdem ist Kurro besser als ich. Mit s<strong>ein</strong>em Adjutanten könnte ich es<br />

vielleicht noch aufnehmen, aber Kurro und ich hatten den gleichen Lehrer...Kurro war<br />

schon immer besser, in der Rüstung und Mann gegen Mann." "Vater...dieser Kurro..."<br />

"Er ist <strong>ein</strong> Mann von Ehre, leider ist er zu ehrenhaft. Er weigert sich, s<strong>ein</strong>en Schwur zu<br />

brechen, wie ich es damals tat, als ich das Dorf nicht angreifen wollte. Aber auch er<br />

würde k<strong>ein</strong> Dorf angreifen...das wäre k<strong>ein</strong> ehrenvoller Kampf. Deswegen schicken die<br />

Tyrannen ja auch immer niedere Hauptmänner, wenn sie ihre Macht demonstrieren<br />

wollen." "Und du willst wirklich, dass ich mit gehe Vater?" "Ja Kind. Du sollst d<strong>ein</strong>en<br />

Frieden schliessen, du hast immerhin noch <strong>ein</strong> langes Leben vor dir." "Na...gut, ich<br />

gehe mit."<br />

Tessana liess ihren Vater los und ging zu den Robenträgern:"Wann brechen wir auf?"


"Jetzt." Der Robenträger drehte sich um und ging zielstrebig auf den Tunnel zu, der zu<br />

der Herberge führte, wo Tessana ihm letzte Nacht begegnet war.<br />

Jeden Tunnel nahm er richtig, als wäre er hier aufgewachsen. Bald sah sie das<br />

Tageslicht, das durch den geheimen Eingang fiel, und sie stiegen hinaus. Die Teladi-<br />

Händlerin stand dort an ihrem Wagen, ebenso der Muskelprotz.<br />

Jana sah die Robenträger mit <strong>ein</strong>er Fremden aus <strong>ein</strong>em Gang treten, der unter <strong>ein</strong>em<br />

St<strong>ein</strong> verborgen war...nun hatte sie wirklich k<strong>ein</strong>e Ahnung mehr, was sie noch zu<br />

Augen bekommen würde. Der Robenträger ging auf sie zu:"Wir brechen auf."<br />

"Gut...wer ist das?" "Sie wird uns begleiten." Die Fremde ging auf Jana zu:"Ich bin<br />

Tessana." "Freut mich, aber weswegen kommst du mit?" "Der Robenträger hat <strong>ein</strong><br />

Geschäft mit m<strong>ein</strong>em Vater gemacht: Der Wiederstand greift den Palast nicht an und<br />

dafür garantiert er m<strong>ein</strong>en Schutz." "Aha...nun, ich habe den W<strong>ein</strong> vorhin an <strong>ein</strong><br />

Wirtshaus verkauft, dass heisst, du kannst auf m<strong>ein</strong>em Wagen mitfahren, wenn du<br />

möchtest." "Ich glaube, ich nehme d<strong>ein</strong> Angebot an, danke." Die Fremde kletterte auf<br />

Janas Wagen und setzte sich mit angezogenen B<strong>ein</strong>en zwischen die Waren. Jana stieg<br />

auf und Cascio holte s<strong>ein</strong> Pferd aus dem Stall der Herberge. Die Robenträger stiegen<br />

ebenfalls auf Janas Wagen, Rough klemmte sich wieder hinten an die Lade-Fläche und<br />

Jana brachte die Ochsen mit <strong>ein</strong>em Zügel-Zug auf Trab.<br />

Sie liessen die Kupferbeschlagenen St<strong>ein</strong>-Türme von Himmelstor hinter sich und<br />

erreichten den Wald, der sich bis zum Bergpass zum Palast erstreckte. Die Vögel<br />

zwitscherten, es roch nach feuchtem Waldboden und Moosen...irgendwo schien sogar<br />

<strong>ein</strong> Sumpf zu s<strong>ein</strong>. Der Geruch des Wassers jagte Jana <strong>ein</strong>en wohligen Schauer durch<br />

Mark und B<strong>ein</strong>.<br />

Als sie ausser Reichweite der Stadt waren, sprach der Robenträger wieder:"Spann die<br />

Ochsen ab, Rough wird uns wieder ziehen." Die Fremde rief aus dem Wagen<br />

heraus:"Was?! Der Eisenkrieger? Dann sind wir doch noch langsamer." Niemand<br />

schenkte ihrem Wort Beachtung, Jana stellte die Ochsen auf die Stall-Flächen, Rough<br />

liess sich vom Wagen fallen und ergriff die Gespann-Gabeln und wieder raste der<br />

Wagen mit Cascios Pferd, das hinterherschwebte, über den Pfad.<br />

Die Fremde wurde gegen <strong>ein</strong>e Kiste gedrückt und ihre Augen waren weit und ihr Mund<br />

stand etwas offen. Janas Schuppenfinne stellte sich auf, als sie das dumme Gesicht<br />

Tessanas sah.<br />

Durch die eisernen Ohren s<strong>ein</strong>er Titanen-Rüstung hörten Ianosis' f<strong>ein</strong>e Ohren etwas<br />

wie <strong>ein</strong>en Wind...seltsam.<br />

Thorsten sah den Kampfläufer durch milliarden s<strong>ein</strong>er Naniten, bald würde er in<br />

Sichtweite s<strong>ein</strong>es menschlichen Körpers kommen. Also sagte er Jana, sie solle die<br />

Ochsen wieder anspannen. Rough klemmte sich hinten an den Wagen. Über Funk<br />

machte sich Rough darüber lustig, wie die Herrscher sich im Moment wohl fühlen<br />

mussten...Thorsten wusste es genau: Sie waren überheblich, aber hatten im<br />

Hinterkopf auch ziemliche Angst. Der Adrenalinspiegel der Beiden lag bei dem<br />

dreifachen des normalen Spiegels.<br />

Als die Ochsen angespannt waren, trabten diese mit stolzen acht Stundenkilometern<br />

den Berg hoch. Bald sah Thorsten den weißen Stahl-Koloss an die Wipfel der Bäume<br />

ragen. Ein paar Männer in glänzenden Rüstungen standen auch dabei.<br />

Die Aussenlautsprecher des Kampfläufers wurden aktiviert:"Ihr habt noch die Chance<br />

umzukehren. M<strong>ein</strong>e Befehle lauten, euch zu vernichten, aber ich kann auch leugnen,<br />

euch je gesehen zu haben, wenn ihr jetzt geht."<br />

Thorsten stand auf und ging bis etwa fünfzig Meter an den Kampfläufer heran:"Ich<br />

kann nicht zulassen, dass diese beiden Wiederlinge auf dem Thron bleiben. Ich habe<br />

gesehen, wie egal ihnen die Leute hier sind." "Ich habe <strong>ein</strong>en Eid geschworen und<br />

deshalb werde ich euch jetzt vernichten müssen, wenn ihr nicht geht." "Das wirst du<br />

nicht schaffen."<br />

Jarin sah zu, wie Thorsten vor dem großen Roboter stand, den jemand von Innen<br />

lenkte. Ob er diesen Roboter auch wieder kontrollieren würde? Wie sie sah, tat er das


nicht. Als die Maschine mit erhobenen Krallenarmen auf ihn zu stürmte, brachen<br />

plötzlich Blitze und Feuer aus den Nahtstellen der Panzerung. Die Maschine stolperte,<br />

zuckte, kam ins Straucheln, donnerte auf die Kniee und fiel dann längs in den weichen<br />

Boden, wo sie brennend auf dem Boden liegen blieb.<br />

Stöhnend, mit kreischenden Motoren und zuckend erhob sich der rechte Arm der<br />

Maschine, bohrte sich in den Boden, versuchte den Stahl-Koloss aufzurichten und<br />

blieb dann letztendlich schlaff liegen, bevor die Luke an der Brust der Maschine frei<br />

genug war, um sich zu öffnen. Was war jetzt mit dem Wesen darin? Jarin wusste, dass<br />

Thorsten ihn nicht <strong>ein</strong>fach so sterben lassen würde, in <strong>ein</strong>em brennenden<br />

Schrotthaufen.<br />

Und sie kannte ihren Verlobten: Mit <strong>ein</strong>er Bewegung s<strong>ein</strong>er rechten Hand erhob sich<br />

der brennende Stahl-Koloss in die Luft, die Luke an der Brust brach auf und <strong>ein</strong><br />

keuchender und hustender, schneeweißer Teladi fiel hinaus. Der Stahl-Koloss<br />

schwebte, geführt von Thorstens Handbewegung, etwas nach rechts und fiel dann, wie<br />

plötzlich losgelassen, in den Matsch, der dabei aufspritzte.<br />

Jarin konnte hören, wie das elektrische Knistern in den Leitungen der Maschine<br />

erlosch, als auch der Generator aufgrund der Hitze versagte. Die Herzen des Teladi<br />

rasten und die Lunge kämpfte rasselnd gegen den Qualm.<br />

Die Kerle in den glänzenden Rüstungen liessen geschockt ihre Schwerter fallen und<br />

rannten davon. Der Teladi schob keuchend s<strong>ein</strong>e Arme unter s<strong>ein</strong>en Körper und<br />

versuchte sich hoch zu drücken, doch die Arme zitterten, als die, durchs Husten<br />

geschwächte Muskulatur, nachgab. Jarin wusste garnicht, dass es auch Teladi-Albinos<br />

gab...auch wenn die Augen gelb waren. Thorsten liess den Teladi hochschweben und<br />

packte ihn an der weißen Weste, die die Echse trug. Hustend sah ihm der Teladi in die<br />

schattige Kapuze:"Was...was hast du getan...wie...ist m<strong>ein</strong>e...Titanen-Rüstung<br />

zusammengebrochen?" "Oh, die Technik der Wissenschafts-Gilde ist <strong>ein</strong> jämmerlicher<br />

Scherz." "Du magst mich töten, aber ich werde nicht um Gnade flehen." "Ich? Dich<br />

töten? N<strong>ein</strong>, ich töte nicht. Das habe ich in über neunhundert Jahren nicht getan und<br />

werde jetzt nicht anfangen. Anders sind da d<strong>ein</strong>e Herrscher: Ihre Väter haben<br />

befohlen, die Familie der jungen Frau im Wagen zu töten, weil ihr Vater sich geweigert<br />

hatte, <strong>ein</strong> Dorf voller Unschuldiger nieder zu reissen. Sie lassen die Steuern erhöhen,<br />

tun nichts für das Volk und holen sich alles, was ihre gierigen Greif-Organe zu fassen<br />

bekommen können." "Neu...neun...neunhundert Jahre?! Bist du <strong>ein</strong> Geist?" "Oh n<strong>ein</strong>,<br />

ich bin k<strong>ein</strong> Geist, aber ich kann d<strong>ein</strong>en Geist lesen. Es ist <strong>ein</strong>e Schande, dass <strong>ein</strong><br />

Wesen, mit so viel Ehre und Moral im Leib wegen <strong>ein</strong>es nutzlosen Eides solchen<br />

wiederlichen Tyrannen dient." "M<strong>ein</strong>...m<strong>ein</strong> Meister, ich kann ihn nicht verraten. Er hat<br />

mich wie <strong>ein</strong> Vater aufgenommen." "Und auch er klammert sich an <strong>ein</strong>en Eid, den er<br />

manchmal selbst verflucht. Ich sage dir nur <strong>ein</strong>s, Ianosis Tespallos: Ehrloser als <strong>ein</strong>en<br />

Eid zu brechen ist es, wenn man sich selbst für diesen Eid bricht. Füge dich nicht in<br />

dieses schreckliche Netz aus Gewalt, Gier, Hochmut, Arroganz, Selbstsucht und<br />

Kurruption. Ein jeder kann besseres mit s<strong>ein</strong>em Leben anfangen." "Diese Worte...sind<br />

wahrlich weise. Aber wie kann ich m<strong>ein</strong>en Eid gegenüber m<strong>ein</strong>em Meister brechen, der<br />

mich wie <strong>ein</strong>en Sohn behandelt hat?!" "Wenn er dir wie <strong>ein</strong> Vater ist, dann solltest du<br />

ihm auch helfen, aus diesem Netz des Schreckens zu entschlüpfen, bevor er sich<br />

selbst verrät. Er hat schon Rennor auf mich angesetzt, auch wenn er sich um dich<br />

Sorgen gemacht hat, könnten ihm derlei Dinge irgendwann gleichgültig werden."<br />

"Aber...was wird er von mir denken?" "Ist das noch von Belang, wenn er sich selbst zu<br />

<strong>ein</strong>er schrecklichen Marionette macht?" "Ich...ich denke nicht. Aber was kann ich ohne<br />

m<strong>ein</strong>e Titanen-Rüstung ausrichten? Selbst mit ihr könnte ich nicht die gesamte Garde<br />

besiegen." "D<strong>ein</strong>e Titanen-Rüstung kann ich wieder auf die B<strong>ein</strong>e bringen, um die<br />

Garde kümmere ich mich mit m<strong>ein</strong>en Gefährten." "Wie...willst du das anstellen? Du<br />

hast zwar m<strong>ein</strong>e Titanen-Rüstung zu Fall gebracht, aber wie willst du Tausende<br />

bezwingen?" "Wenn ich wollte, könnte ich das Zwiegestirn mit <strong>ein</strong>em Gedanken aus<br />

den Sternen wischen, glaube mir, diese lächerliche Armee ist für mich <strong>ein</strong>


kümmerlicher Fleck." "Wirst du die Soldaten umbringen...oder verstümmeln?" "N<strong>ein</strong>.<br />

Ein paar Knochen werde ich schon brechen und <strong>ein</strong> paar Wunden zufügen, aber nichts,<br />

was nicht wieder heilt." "Ich werde vorgehen..." "Wenn du vorgehst, bist du der<br />

nächste, dessen Tod die Herrscher befehlen. Du wirst uns begleiten. Und ich stelle<br />

d<strong>ein</strong>e Rüstung wieder auf."<br />

Jarin sah, wie die Feuer an dem Schrotthaufen erloschen, das elektrische Knistern in<br />

den Leitungen, normalerweise nicht hörbar, kehrte zurück. Sie wusste, dass Thorsten<br />

die Komponenten der Maschine wieder zusammensetzte und vielleicht sogar etwas<br />

verbesserte.<br />

Die Maschine grub ihren rechten Arm in den weichen Boden, hebelte sich hoch, holte<br />

den linken Arm nach und ging in die Hocke. Die Brustklappe öffnete sich und <strong>ein</strong> frisch<br />

bezogener Piloten-Sessel kam hervor.<br />

Die Anwesenden, durch Thorstens Alter und die Bemerkung mit dem "von den Sternen<br />

wischen" hatten sie sowieso alle geschockt. Und jetzt erhob sich diese zerstörte<br />

Rüstung b<strong>ein</strong>ahe fabrikneu, vom Schmutz an der Brust mal abgesehen, und kniete<br />

sich hin, um s<strong>ein</strong>en Piloten wieder aufzunehmen.<br />

Selbst Jarin, mittlerweile an enorme Dinge gewöhnt, konnte nicht umher, all das<br />

Gesehene als be<strong>ein</strong>druckend <strong>ein</strong>zustufen.<br />

Thorsten liess den Teladie, den er die ganze Zeit in der Waagerechten gehalten hatte,<br />

wieder auf den Boden:"Nun steig <strong>ein</strong> und folge uns." "Gut."<br />

Ianosis sah auf die laufenden Schriften s<strong>ein</strong>er Titanen-Rüstung...alles zeigte wieder<br />

gute Bilder. Der gigantische Apparat erhob sich geschmeidiger denn je. Was hatte der<br />

Robenträger mit Klauentänzer bloß gemacht? So <strong>ein</strong>e kunstvolle Arbeit leistete selbst<br />

die Wissenschafts-Gilde nur an den Titanen-Rüstungen von Meister von Dalien und<br />

den Adligen. Die schweren Klauen der Rüstung zogen den Körper nun nicht mehr so<br />

sehr nach Vorne und die Schritte waren wesentlich leichter über die Pedale zu lenken.<br />

Klauentänzer bewegte sich fast wie s<strong>ein</strong> eigener Körper. Er kam sich etwas seltsam<br />

vor, Klauentänzer hinter <strong>ein</strong>em simplen Wagen mit Ochsengespann her trotten zu<br />

lassen, aber der Robenträger, dessen Worte so viel Weisheit trugen, hatte es gesagt.<br />

Und Klauentänzer sollte heute nicht noch <strong>ein</strong>mal brennend zu Boden stürzen.<br />

Jana sah den Robenträger an:"Ihr...ihr seit über neunhundert Jahre alt?" "Ja." "Und<br />

eure Begleiter?" "Rough ist ebenfalls über neunhundert Jahre alt." "Und der andere<br />

Robenträger?" Die Robenträgerin antwortete selbst:"Über zwanzig." "Über zwanzig?!<br />

Bist du s<strong>ein</strong>e Schülerin?" Der Robenträger antwortete:"M<strong>ein</strong>e Gefährtin." Jana wollte<br />

nicht weiter nachfragen, persönliche Dinge waren bestimmt nicht die Dinge, über die<br />

die Robenträger reden wollten.<br />

Die kupfernen Mauern des Palastes kamen in Sichtweite, als die Ochsen die letzten<br />

hundert Meter zurücklegten.<br />

Thorsten sah die Mauern vor sich. Dicker Stahlbeton, verstärkt mit Titanplatten und<br />

beschlagen mit Kupfer. Aber all das war k<strong>ein</strong> Problem, er musste sich nicht <strong>ein</strong>mal die<br />

Mühe machen, die Türen mit s<strong>ein</strong>en Naniten zu öffnen, <strong>ein</strong> simpler Einstieg in den<br />

gigantischen Motor-Mechanismus durch <strong>ein</strong>en Naniten, der mit <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en<br />

Spannungsspitze <strong>ein</strong>en Befehl vom Kontrollsystem im Palast simulierte, brachte die<br />

Türen dazu, sich von selbst zu öffnen.<br />

Überall war der Boden mit Kupferablagerungen und -Salzen durchsetzt, k<strong>ein</strong>e Wunder,<br />

dass die natürliche Bodenfauna und -flora an den Mauern endete, nur die Palastgärten<br />

waren in isolierten Erdbecken geschützt. Als die Tore zu den Seiten glitten, stand die<br />

Palast-Armee schon dahinter.<br />

Kurro saß in Ritterschlag und hörte die Truppe an den Toren über Funk:"Hauptmann<br />

von Dalien, die Robenträger sind hier...und Klauentänzer ist bei ihnen." "Was?" Kurro<br />

öffnete <strong>ein</strong>en Funk-Kanal zu Klauentänzer, ob dieser noch von Ianosis geführt<br />

wurde:"Ianosis! Bist du noch da?" "Ja, Meister." "Hast du sie also gefangen nehmen<br />

können." "N<strong>ein</strong>." "Was?! Wieso bist du dann bei ihnen?" "Ich werde ihnen und euch<br />

helfen." "Was?! Haben sie dich verhext?" "Wenn ihr weise Worte Hexerei nennt, dann


würde es so s<strong>ein</strong>." "Du hast mich verraten!" "Ich würde euch nie verraten, Meister. Ihr<br />

müsst doch bemerkt haben, wie sehr ihr euren Eid verflucht." "Einen Eid bricht nur <strong>ein</strong><br />

Ehrloser! Du hast d<strong>ein</strong>en Eid gebrochen und dafür werde ich dich niederringen und in<br />

den Kerker sperren lassen. Ich werde dafür sorgen, dass du nicht wegen Verrat<br />

getötet wirst...dass würde ich nicht übers Herz bringen." Kurro war kurz davor, die<br />

Kontrollen s<strong>ein</strong>er Titanen-Rüstung auszureissen, so sehr packte ihn die Bitterkeit und<br />

die Wut. Er öffnete den Kanal zu der Truppe am Tor:"Angriff! Aber lasst alle ausser<br />

den Robenträgern am Leben."<br />

Ianosis war den Tränen nah. Er wollte nicht gegen s<strong>ein</strong>en Meister kämpfen<br />

müssen...aber er hatte k<strong>ein</strong>e Zeit zum Trauern...die Titanen-Rüstungen am Tor<br />

rannten auf den Wagen zu. Er wollte helfen, also liess er Klauentänzer herumwirbeln<br />

und schlug der ersten Rüstung den Kopf mit den schweren Klauenarmen ab. Die<br />

zweite Rüstung erhob ihre mächtige Streitaxt gegen die Brust von<br />

Klauentänzer...Ianosis hatte k<strong>ein</strong>e Zeit mehr, sich gegen die Axt zur Wehr zu setzen.<br />

Plötzlich erzitterte die Luft vor der angreifenden Rüstung: Sie flog rückwärts gegen<br />

<strong>ein</strong>e andere Rüstung und beide wurden mit dem Rücken gegen die Palastmauern<br />

geschleudert. Eine brach in die Mauern <strong>ein</strong> und nur <strong>ein</strong>er der Arme löste sich aus dem<br />

Gest<strong>ein</strong>, um leblos umher zu baumeln. Die andere Titanen-Rüstung liess ihren Kopf<br />

nach vorne fallen und fiel dann selbst nach vorne, um mit dem Schädel auf den<br />

weichen, pflanzenlosen Boden zu schlagen. Wie <strong>ein</strong> Betrunkener blieb die Rüstung<br />

leblos liegen.<br />

Ianosis richtete die Augen von Klauentänzer nach unten und sah, dass der Arm des<br />

Robenträgers auf die Stelle wies, wo die Luft erzittert war...das musste er gewesen<br />

s<strong>ein</strong>!<br />

Doch zwei vierb<strong>ein</strong>ige Rüstungen lediglich so gebaut um die gigantischen Lichtlanzen<br />

an den Seiten des Zentauren-Körpers wie Satteltaschen zu tragen, feuerten ihre<br />

Lichtlanzen an. Licht bildete sich in den Läufen der Lichtlanzen...der Robenträger<br />

erhob den Arm gen Himmel. Dunkle Wolken zogen wie aus dem Nichts auf. Zwei<br />

gigantische Blitze zogen vom Himmel herab, je <strong>ein</strong>er schlug in die Zentauren aus<br />

Stahl. Die Lichtlanzen explodierten, als die Energie in ihnen sich ungebändigt frei fraß.<br />

Die angewinkelten Arme der Zentauren fielen leblos herab und die Vierb<strong>ein</strong>er kippten<br />

seitlich um. Scheppernd und donnernd gruben sie sich in die Kupferplatten, die den<br />

Boden bedeckten. Nun, da am Tor k<strong>ein</strong>e Titanen-Rüstungen mehr standen, gerieten<br />

die Soldaten in Panik und rannten davon...nur fünf Mann blieben stehen.<br />

Der Robenträger stieg vom Wagen, gefolgt von dem anderen Robenträger und dem<br />

Eisenkrieger.<br />

Einer der Männer ging auf den Robenträger zu. Ianosis hörte durch die eisernen Ohren<br />

von Klauentänzer alles mit an. Der Soldat begann zu sprechen:"Stell dich dem Kampf,<br />

Robenträger, damit m<strong>ein</strong> Schwert dich aufschlitzen kann." Als der Soldat nah am<br />

Robenträger war und s<strong>ein</strong> Schwert erhob, packte der Berobte ihn mit <strong>ein</strong>er Hand an<br />

der Brustrüstung und warf ihn über den Torbogen...sehr viel weiter sogar.<br />

Kurro stand am Burggraben, der den Palast vom Kupferhof trennte. Plötzlich hörte er<br />

<strong>ein</strong>en Schrei schnell näher kommen. Ein kl<strong>ein</strong>er Punkt am Himmel wurde immer<br />

größer und raste als Schemen an Ritterschlag vorbei, um mit <strong>ein</strong>em riesigen Gespritze<br />

in den Burggraben <strong>ein</strong>zutauchen. Kurro lenkte Ritterschlag zum Burggraben und griff<br />

mit der riesigen Hand der Titanen-Rüstung nach dem dunklen Punkt unter dem<br />

Wasserspiegel. Als er die Hand wieder aus dem Wasser holte, lag <strong>ein</strong> panischer,<br />

hustender Soldat auf der gepanzerten Hand. Kurro sah auf den Brustpanzer...Ein<br />

Handabdruck!!! Immer wieder murmelte der Soldat <strong>ein</strong>en Satz. Kurro machte die<br />

Ohren s<strong>ein</strong>es Ritterschlag empfindlicher und hörte sich den Satz an:"Der Robenträger<br />

hat mich geworfen! Der Robenträger hat mich geworfen! Der Robenträger..."<br />

Er beugte s<strong>ein</strong>e Titanen-Rüstung nach unten und übergab den Soldaten <strong>ein</strong>em Trupp<br />

von Heilern.<br />

Ianosis sah durch Klauentänzers Augen nach unten: Die übrigen Soldaten rannten


schreiend auf die Robenträger zu: Der größere Robenträger schlug den <strong>ein</strong>en, der ihn<br />

erreichte, mit <strong>ein</strong>em Schlag zurück, wobei der Soldat zwanzig Meter zurück flog. Der<br />

kl<strong>ein</strong>ere Robenträger packte den Soldaten, der ihn angriff, und warf ihn in den Wald,<br />

wo dieser mit <strong>ein</strong>em Stöhnen in <strong>ein</strong>em Baum landete.<br />

Der Eisenkrieger mit dem bedrohlichen Kopf schlug seitlich von links gegen die beiden<br />

Soldaten, die auf ihn zurannten. Sie flogen in hohem Bogen etwa zwanzig Meter weit<br />

und blieben bewusstlos liegen.<br />

Die Truppe an den Toren war besiegt, aber die Armee wartete auf dem Kupferhof.<br />

Ianosis wollte s<strong>ein</strong>en Meister zur Vernunft bringen.<br />

Thorsten drehte sich um:"Wir werden von nun an zu Fuss weitergehen, wer<br />

mitkommen möchte, der tue dies." Er wusste, dass der Platz, wo die Armee sich<br />

versammelt hatte, etwa <strong>ein</strong>e Strecke von fünf Minuten bei normalem Tempo zu Fuss<br />

entfernt war.<br />

Alle Einheimischen begleiteten ihn, besonders die Hass-Gefühle der jungen Frau<br />

schallten in s<strong>ein</strong>en Systemen. Hoffentlich konnte er sie davon abbringen, die<br />

Herrscher mit <strong>ein</strong>em Vibro-Messer zu massakrieren, ohne körperliche Gewalt<br />

anzuwenden.<br />

Da kamen sie auch schon in Sichtweite s<strong>ein</strong>es menschlichen Körpers, als sie den<br />

winzigen Hügel hinauf gingen: Zwanzigtausend Kampfläufer, fünfzigtausend<br />

Kampfroboter und zweihunderttausend Soldaten in Stahl-Rüstungen.<br />

Schon ertönte die Stimme des Befehlshabers, Kurro von Dalien, über die Lautsprecher<br />

des gigantischen Hofes:"Ergebt euch und ich werde Gnade walten lassen, was die<br />

Herrscher befehlen, kann ich euch allerdings nicht sagen." Thorsten liess noch <strong>ein</strong><br />

paar Wolken aufziehen und jagte Blitze durch die dunkle Himmelsdecke, dann nahm er<br />

s<strong>ein</strong>e Kapuze ab, liess den Roben-Modus jedoch aktiviert:"Euer Angebot ist ehrenhaft,<br />

jedoch ziehe ich den ehrenhaften Kampf vor, anstatt euch bei eurem Versuch, mich<br />

<strong>ein</strong>zusperren, umher zu werfen. Sollte <strong>ein</strong>er eurer Soldaten, oder ihr, m<strong>ein</strong>e Begleiter<br />

anrühren, die nicht kämpfen, so werde auch ich k<strong>ein</strong>e Gnade mehr walten<br />

lassen...dann entfesselt ihr m<strong>ein</strong>en Zorn." "Und wir sollten euren Zorn fürchten?" Ein<br />

Soldat mit <strong>ein</strong>em Bogen schien das als Angriffsbefehl zu nehmen und schoss mit<br />

<strong>ein</strong>em Pfeil auf die junge Frau vom Wiederstand.<br />

Ein Blitz traf den Pfeil und äscherte ihn <strong>ein</strong>, bevor dieser die junge Frau erreichte.<br />

Der Soldat liess geschockt den Bogen sinken.<br />

Thorsten liess den Kopf nach unten sinken, mit hellblau leuchtenden Augen nahm er<br />

ihn wieder hoch:"Die Zeit ist gekommen, da ihr die Angst kennen lernen werdet." Als<br />

er diese Worte gesprochen hatte, zuckten zwei Blitze hinter ihm in den Wald.<br />

Untermalend liess Thorsten die Erde beben und erzeugte zehn gewaltige Felsbrocken,<br />

die sich durch die kupfernen Bodenplatten nach oben bohrten. Donnernd erhoben sie<br />

sich bis sie so hoch waren wie die Kampfläufer, während das verkupferte Erdreich von<br />

ihnen abbröckelte. Thorsten liess blaue Blitze in die Felsen schlagen, dann fuhren<br />

unzählige Naniten in den Fels, aktivierten Kraftfelder und Traktorstrahlen um die<br />

Goldkerne in den Felsen umzuformen.<br />

Jeweils zwei Fäuste brachen aus den Felsen, worauf zwei B<strong>ein</strong>e folgten, die sich zu<br />

Schritten aus den Felsen brachen, als wären diese Nichts. Zehn goldene Ritter, jeweils<br />

vom Aufbau die Kampfroboter, die er bei der Invasion der Shil'Crers <strong>ein</strong>gesetzt hatte,<br />

brachen aus dem Gest<strong>ein</strong>.<br />

Einzelne St<strong>ein</strong>-Brocken rieselten noch über die goldenen Panzerungen. Nur dieses mal<br />

waren es k<strong>ein</strong>e richtigen Roboter, jeder von ihnen wurde von Thorsten direkt<br />

gesteuert. Simultan erhoben sie ihre rechten Arme gen Himmel, Blitze tanzten über<br />

die Unterarme, als Thorsten Spannungen über die Materie-Erzeuger-Strahlen laufen<br />

liess. Mit je <strong>ein</strong>em von Blitzen durchzogenem Lichtblitz erschien bei jedem goldenen<br />

Ritter in der Hand <strong>ein</strong> goldenes Schwert, dass blau leuchtete.<br />

Aber um die Show noch komplett zu machen und da alles hier ja schon mittelalterlich<br />

war, legte er noch etwas hinzu: Die Blitze, die von Wolke zu Wolke rasten, trafen sich


nun, geformt von Kraftfeldern, während sie zwischen den Wolken flogen.<br />

Zehn Blitz-Gestalten formten sich, um dann von Materie-Erzeuger-Strahlen ausgefüllt<br />

zu werden: Künstliche Prot<strong>ein</strong>e und Enzyme, titan-gestützte Calcium-Strukturen,<br />

Panzerplatten aus biosynthetischen Kunststoffen...Blaue Drachen, mit mächtigen<br />

Krallen, scharfen Schwänzen...Thorsten hatte schon immer die Gestalt der Drachen<br />

aus dem Film Dragonheart bevorzugt, nur hatten diese hier ganz und garnicht liebe<br />

Augen, sondern gezackte, messerscharfe, nach hinten gerichtete Schuppen, längere,<br />

zugespitzte Schnauzen und <strong>ein</strong>e dunkelblaue Farbe. Die synthetischen Organismen,<br />

tote Bio-Maschinen, gesteuert und zusammengehalten von Naniten, bäumten sich auf,<br />

streckten ihren Kopf gen Himmel und spien Feuer, dass von Blitzen durchzogen war.<br />

Währenddessen brüllten sie mit <strong>ein</strong>em markerschütternden Schrei. Thorsten lenkte<br />

auch sie, wie er die Roboter lenkte. Das künstliche Nervensystem der Drachen war<br />

dem der Roboter nicht unähnlich. Die Tiere landeten neben den goldenen Kampf-<br />

Maschinen und liessen <strong>ein</strong> scharfes, kehliges Knurren hören, während sie ihre Zähne<br />

fletschten.<br />

Thorsten selbst deaktivierte den Robenmodus und liess <strong>ein</strong> paar Blitze um sich und sie<br />

tanzen, als Jarins und s<strong>ein</strong>e Robe sich wieder in die weißen Hemden mit weiten<br />

Ärmeln verwandelten. Über Funk sprach er mit Jarin:"Gefällt dir die Show?" "Du<br />

drehst echt auf, was?" "He, das ist noch garnichts. Möchtest du <strong>ein</strong>e Waffe?" "Hast du<br />

irgendwelche zur Auswahl?" "Mhhh, was edles müsste es schon s<strong>ein</strong>...<strong>ein</strong><br />

Langschwert?" "Naa...aber kann ich auch Blitze abschiessen?" "Blitze, Feuer, Eis,<br />

Wasser, Felsen...konntest du schon seit d<strong>ein</strong>en Implantaten. Du musst dir nur das<br />

Element vorstellen, wie bei den Kraftfeldern. Dann schiesst du sie aus d<strong>ein</strong>en Händen<br />

und kannst sie beliebig lenken." "Oh, darf ich auch so aufdrehen wie du?" "Sicher,<br />

aber sei dir gewiss, dass ich auch noch mehr aufdrehe. Ich halte mich auch an m<strong>ein</strong>e<br />

Hände...und Maschinen, k<strong>ein</strong>e Klingenwaffen." Rough schaltete sich zu: "Aber ich<br />

kann die Schwerter benutzen, die du in m<strong>ein</strong>e Arme gebaut hast?" "Sicher, aber<br />

zerstückel bitte k<strong>ein</strong>e Menschen. Du kannst dann auch Blitze und alle Elemente<br />

schleudern." "Oh, super. Aber ich bleibe am Boden, ihr könnt gerne fliegen." "OK.<br />

M<strong>ein</strong> Freund." Mit Thorstens letzten Worten waren die Roben wieder zu Kleidung<br />

geworden, die an japanische Kampfkleidung erinnerte. Weiter von Blitzen<br />

umschwärmt, glitten er und Jarin nach oben Jarin spreizte die Hände vor sich auf und<br />

liess Blitze von <strong>ein</strong>er Hand zur anderen tanzen, während Thorsten die Hand erhob und<br />

spreizte, worauf zahlreiche Blitze den Himmel donnernd durchzogen und es zu Regnen<br />

begann. Rough sprang über die goldenen Ritter und die Drachen, als er aufkam<br />

streckte er die Arme schräg nach unten seitlich ab und liess s<strong>ein</strong>e Schwerter<br />

hinausschnellen, über die nun auch Blitze tanzten.<br />

Sie waren bereit zum Kampf.<br />

Die Soldaten waren angsterfüllt und starrten schlotternd auf die Drachen und die<br />

Ritter, deren Schwerter sich in Kampfpose befanden.<br />

Kurro glaubte nicht, was er eben gesehen hatte: Drachen, mythische Wesen,<br />

gewachsen aus den Blitzen. Goldene, riesige Ritter, geboren aus dem Fels, in den die<br />

Blitze geschlagen waren...aber so blaue Blitze hatte Kurro noch nie gesehen. War das<br />

Magie? Aber was sollten zehn Drachen, zehn gigantische Ritter, <strong>ein</strong> Eisenkrieger, zwei<br />

Robenträger und Ianosis schon gegen <strong>ein</strong>e ganze Armee ausrichten?<br />

Thorsten wies mit dem Arm gegen die Armee und er schwang sich in Form der<br />

Drachen mit mächtigen Flügelschlägen in die Luft, während er s<strong>ein</strong>e goldenen Ritter-<br />

Körper nach vorne stürmen liess. Rough rannte vorne an der Spitze der zehn Titanen<br />

und schnitt mit s<strong>ein</strong>en Schwertern die ersten Kampfroboter der Garde in Stücke.<br />

Heranstürmende Soldaten streckte Rough mit Blitzen und Feuer nieder. Die Soldaten<br />

blieben schreiend liegen und versuchten sich aus ihren heissen Rüstungen zu pellen.<br />

Thorsten trat in Form s<strong>ein</strong>er riesigen Ritter in die Mengen und schlug die Kampfläufer<br />

inzwei.<br />

Einer der Kampfläufer erhob s<strong>ein</strong>e Axt gegen <strong>ein</strong>en von Thorstens Rittern. Thorsten


führte den linken Arm s<strong>ein</strong>er Maschine von unten an den Torso des Kampfläufers und<br />

warf ihn nach oben, als <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er Drachen packte er die geworfene Maschine an den<br />

Schultern und riss die mechanischen Arme mit s<strong>ein</strong>en Klauen ab. Mit schreiendem<br />

Piloten stürzte die Maschine in den weichen Boden. Eine Gehirnerschütterung und<br />

Bewusstlosigkeit waren das Resultat des Sturzes beim Piloten.<br />

Ein anderer Drache packte <strong>ein</strong>en Kampfläufer im Sturzflug, stieg steil nach oben, warf<br />

die Maschine noch höher und schnitt sie mit s<strong>ein</strong>em scharfen Reptilienschwanz<br />

unterhalb der Tailie des Kampfläufers inzwei.<br />

Der nächste Drache spie s<strong>ein</strong>en fürchterlichen Feuersturm in die Massen von Soldaten,<br />

Kampfrobotern und Kampfläufern. Das Feuer zündete die Soldaten an, welche sich<br />

sofort auf dem Boden wälzten und vom Regen gelöscht wurden. Die Roboter und<br />

Läufer wurden von dem Feuer zwar beachtlich aufgehitzt, aber die Blitze, die auch die<br />

Soldaten zucken liessen, gaben ihnen den Rest, als ihre Systeme durchschmorten. Die<br />

Soldaten hatten bis auf Verbrennungen ersten Grades und <strong>ein</strong>en Elektroschock,<br />

vergleichbar mit dem <strong>ein</strong>es Tazers, der sie lahm legte.<br />

Einer der goldenen Ritter wurde von zwei Kampfläufern angegriffen und zahlreiche<br />

Kampfroboter schlugen sinnlos mit ihren Schwertern gegen die Fussgelenke des<br />

Ritters. Der mechanische Ritter streckte den Arm mit s<strong>ein</strong>em Schwert aus und<br />

wirbelte flach herum. S<strong>ein</strong> Schwert bewegte sich unglaublich schnell in <strong>ein</strong>em<br />

leuchtend blauen Kreis, in dem sich auch die Kampfläufer befanden. Während sich das<br />

Schwert drehte, schleuderte es ausserdem Blitze auf die Kampfroboter. Die<br />

Kampfroboter kippten durchgeschmort um und die Kampfläufer blieben zuerst stehen,<br />

dann rutschten die Oberkörper der Maschinen von den Hüften und fielen reglos in den<br />

Dreck. Die Piloten der Maschinen waren schon bewusstlos geworden, als sie das blaue<br />

Schwert direkt unter ihren Füssen gesehen hatten.<br />

Thorsten schwebte in die Mitte, über die Armee, er streckte die Arme gen Himmel und<br />

schrie. S<strong>ein</strong> Schrei hallte über das ganze Schlachtfeld und wenn <strong>ein</strong> Soldat bisher<br />

noch nicht Angst gehabt hatte, so war es nun der Fall. Als er die Arme ruckartig nach<br />

unten schlug, donnerten Blitze aus den Wolken in hunderte der Kampfläufer. Das<br />

Prinzip des elektrischen Käfigs, das auch bei Autos zu tragen kam, schützte die<br />

Piloten, aber Generator, Steuercomputer und sämtliche Aktuatoren der Maschinen<br />

brannten durch und flossen als flüssige Schlacke zu Boden, bevor die verschmorten<br />

Überreste der Kampfläufer knarrend in den Dreck fielen. Besonders die Tatsache das<br />

der Boden mit Kupferplatten bedeckt war, machte die Blitze äusserst effektiv. Aber<br />

Blitze waren ja nicht Thorstens <strong>ein</strong>ziges Angriffsmittel: Um ihn herum blieben<br />

Regentropfen in der Luft stehen und gefroren zu Eis, die erst kl<strong>ein</strong>en Klumpen<br />

wuchsen schnell an und wurden zu gigantischen Eisbrocken, die um ihn in der Luft<br />

hingen. Er spreizte die Hände nach unten und die gigantischen, etwa zwanzig Meter<br />

langen und zehn Meter breiten, Eisbrocken rasten hinunter zu der Armee, fünfhundert<br />

der Kampfläufer wurden von den Eisklumpen zertrümmert. Soldaten wirbelten durch<br />

die Luft, als die Wucht der Einschläge die Erde mit ihnen hoch warf, zahlreiche Roboter<br />

flogen ebenfalls durch die Luft.<br />

Schreie, als die Männer durch die Luft flogen. Aber Thorsten hatte ja noch ganz<br />

andere Elemente unter Kontrolle: Wieder streckte er die Hände gen Himmel, rotes<br />

Licht brach durch die Wolkendecke und dann brach sie teilweise auf, als gigantische<br />

Feuertornados nach unten rasten, ohne die Verbindung zum Himmel zu verlieren.<br />

Unten waren sie genau so breit, wie dort, wo sie die Wolken verliessen, nur zur Mitte<br />

hin wurden sie von oben dünner und ab der Mitte nach unten wieder dicker. Doch die<br />

Soldaten kümmerten sich sicher nicht um die Form der infernalischen Feuerstürme,<br />

dass sie durch ihre Reihen rasten, war wohl eher ihre Sorge. Schreie, als die Männer<br />

in die Luft gerissen wurden und dann Feuer fingen. Natürlich brannten sie nicht<br />

wirklich oder spürten die Hitze ganz, denn <strong>ein</strong> Feuer, dass so mit Luft durchsetzt war,<br />

hätte sie zu Asche verbrannt, bevor sie zehn Meter Flughöhe erreicht hatten.<br />

Es war lediglich heiß wie <strong>ein</strong> Streichholz, brannte nur so stark, dass die Haut


ver<strong>ein</strong>zelt Branntblasen bekam und wirkte lediglich auf die Roboter und die<br />

Kampfläufer mit voller Wucht. Die Maschinen verdampften innerhalb von Sekunden.<br />

Als <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er Drachen wurde er von <strong>ein</strong>em Geschwader Atmosphären-Gleiter<br />

verfolgt, die mit Puls-Lasern auf ihn feuerten.<br />

Er flog <strong>ein</strong>e enge Kurve, schlug <strong>ein</strong> paar mal mit s<strong>ein</strong>en mächtigen Schwingen, öffnete<br />

das Maul mit den messerscharfen Zähnen und spie das blitzdurchsetzte Feuer. Die<br />

Flugmaschinen verdampften innerhalb von Sekunden und die Männer fielen kreischend<br />

gen Boden. Da sie von <strong>ein</strong>em der Feuer-Tornados aufgesogen wurden, brauchten sie<br />

den Aufprall nicht zu fürchten. Als <strong>ein</strong> anderer s<strong>ein</strong>er Drachenkörper in den Massen<br />

der Soldaten und Roboter landete, brüllte dieser <strong>ein</strong>mal und schmolz mit s<strong>ein</strong>em<br />

mächtigen Feuer die Roboter zur linken <strong>ein</strong>, den vordersten Roboter packte er jedoch<br />

mit s<strong>ein</strong>er Klaue und biss ihn mit <strong>ein</strong>em Schnappen s<strong>ein</strong>es Mauls durch. Trümmer<br />

fielen auf den Boden als er die Metallteile ausspuckte. Den vorderen der Männer, der<br />

mit s<strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Axt auf den gut zwanzig Meter hohen Drachen zurannte, packte er<br />

mit s<strong>ein</strong>em Maul, biss leicht zu, um die grauenhaften Zähne durch die Rüstung und in<br />

das Fett-Gewebe der Haut zu treiben, dann hielt er ihn behutsam mit s<strong>ein</strong>er riesigen<br />

Zunge fest...dem Soldaten kam dies vor, als wolle er das Blut lecken, dass geringfügig<br />

aus der Wunde tropfte. Thorsten erhöhte den Speichelfluss der Bio-Maschine, was den<br />

Soldaten panisch machte und ihn letztendlich ohnmächtig machte. Das der Speichel<br />

der Drachen mit antiseptischen Nanobots und Schlaf-Mitteln durchsetzt war und somit<br />

Infektionen verhinderte und sie ungefährlich aus dem Verkehr zog, konnte naturlich<br />

k<strong>ein</strong>er der Männer wissen, die nun sahen, wie der Drachen s<strong>ein</strong>en Kopf an dem langen<br />

Hals rumschleuderte und das Maul öffnete, wodurch der Mann etwa fünfzig Meter weit<br />

flog.<br />

Die spontanen Reaktionen der übrigen Soldaten waren folgende: Angstbedingte<br />

Inkontinenz, panisches, unverständliches Geschrei und spontane Fluchtreaktionen, die<br />

trotz der schweren Rüstungen jeden Olympia-Athleten neidisch gemacht hätten.<br />

Währenddessen zerhackte er mit s<strong>ein</strong>en Ritter-Körpern mühelos die Kampfläufer und<br />

zertrat Roboter wie Blechspielzeug aus Aluminium-Folie, dass aber während des<br />

normalen Gehens.<br />

Rough zerhackte Roboter und Kampfläufer zu kl<strong>ein</strong>en Stücken, bohrte s<strong>ein</strong>e Schwerter<br />

bis in die Cockpits der Maschinen und schnitt sie dann auf, wodurch die Piloten vor<br />

Angst bewusstlos wurden und schickte Soldaten mit Schlägen, die Ihre Rüstungen<br />

verformten, auf Freiflüge in die Feuertornados, in die Klauen und Mäuler der<br />

fliegenden Drachen und <strong>ein</strong>fache Flüge über Kameraden und Roboter, beendet durch<br />

Bodenkontakt, oder den Aufprall in Roboter oder Kameraden.<br />

Jarin wiederum schmiss Soldaten durch die Luft, grillte Roboter mit Blitzen, schmolz<br />

Maschinen mit Feuer und schmiss ebenfalls Roboter und Kampfläufer durch die Luft.<br />

Das alles machte sie aus der Luft, sie griff die Körper mit Traktor-Strahlen und<br />

schleuderte sie dann in die Luft. Thorsten war recht stolz auf sie, wie schnell sie ihre<br />

Implantate beherrschte, als wären diese schon ewig Teil ihres Körpers gewesen.<br />

Kurro schrie in s<strong>ein</strong> Funkgerät und versuchte s<strong>ein</strong>e schreienden Männer neu zu<br />

koordinieren. Doch ausser panischen Schreien, hörte er nur die tonlosen Stimmen der<br />

Eisenkrieger, die trotz fehlender Glieder oder Unterkörper weitere Befehle erwarteten.<br />

Kurro sah, wie die Drachen herabstürzten, die Titanen-Rüstungen packten, sie<br />

zerrissen und fallen liessen, ganze Trupps Männer mit in die Höhe trugen, um sie dann<br />

fallen zu lassen, mit Eisenkriegern das selbe machten und Titanen-Rüstungen und<br />

Eisenkrieger mit ihrem Feuer <strong>ein</strong>schmolzen. Soldaten wandten sich nur schreiend auf<br />

dem Boden, nachdem das Feuer ihnen die Rüstung vom Leib geschmolzen hatte. Die<br />

goldenen Titanen-Ritter zerschlugen die Titanen-Rüstungen, schmissen Soldaten<br />

durch die Luft, zertraten Eisenkrieger und warfen Blitze auf Eisenkrieger und Soldaten.<br />

Der Robenträger liess Feuerstürme durch die Reihen s<strong>ein</strong>er Männer ziehen und den<br />

Himmel Blitze spucken. Die Robenträgerin warf Männer, Eisenkrieger und Titanen-<br />

Rüstungen mit ihrem Willen durch die Luft und liess Elemente auf sie nieder.


Der Eisenkrieger der Robenträger fegte wie <strong>ein</strong> Berserker durch die Reihen der Armee<br />

und zerstückelte Eisenkrieger und Titanenrüstungen, oder warf Soldaten durch die<br />

Luft. Auch dieser Kämpfer schleuderte Blitze.<br />

Kurro sah <strong>ein</strong>en der Drachen auf sich zu fliegen. Er schmiss Ritterschlag nach vorne<br />

und in <strong>ein</strong>er Rolle unter dem Feuersturm des Drachen durch. Die Tore des Palastes<br />

wurden von dem Feuer angeschmolzen...bisher hatte nichts, was er kannte, <strong>ein</strong>en<br />

Kratzer in die Tore bekommen! Kurro machte sich k<strong>ein</strong>e Hoffnungen mehr, die hirnlose<br />

Tat des <strong>ein</strong>en Soldaten hatte <strong>ein</strong>en Zorn über die Garde gerufen, der fürchterlicher<br />

war, als Kurro es sich vorgestellt hätte...er machte sich k<strong>ein</strong>e Hoffnungen auf <strong>ein</strong>en<br />

Sieg, aber <strong>ein</strong>es konnte er vielleicht noch tun: Ianosis in <strong>ein</strong>em Kampf zeigen, wie<br />

schmerzhaft ihn der Verrat getroffen hatte. Nun konnte Kurro das <strong>ein</strong>setzen, was die<br />

Wissenschaftsgilde besonderes in Ritterschlag gebaut hatte: Unter dem großen<br />

schwarzen Cape s<strong>ein</strong>er weißen Maschine befanden sich zwei der feuerspeienden<br />

Kästen, mit denen sich die Himmelsschiffe in die Luft erhoben. Damit konnte<br />

Ritterschlag zwar nicht fliegen, aber weiter springen, als es jede andere Titanen-<br />

Rüstung vermochte.<br />

Das Cape begann zu flattern als das Feuer aus dem Rücken Ritterschlags spie und<br />

Kurro mit s<strong>ein</strong>er Rüstung in die Lüfte erhob, weit über die Soldaten hinweg, denen er<br />

nicht mehr helfen konnte.<br />

Ianosis sah <strong>ein</strong>e Titanen-Rüstung auf Flammen zu ihm reiten, es war Ritterschlag, die<br />

Titanen-Rüstung Meisters von Dalien.<br />

Doch die Rüstung steuerte direkt auf die Stelle zu, wo die beiden Menschen standen<br />

und auch die Händlerin s<strong>ein</strong>es Volkes, die er unsagbar schön fand. Meister von Dalien<br />

hatte sie wahrsch<strong>ein</strong>lich nicht gesehen, aber Ianosis musste etwas unternehmen! Mit<br />

<strong>ein</strong>em Sprung von Klauentänzer sprang er zwischen die Rüstung und die Gruppe.<br />

Ritterschlags Füsse trafen Klauentänzers Brust und Ianosis wurde im Thron umher<br />

geschleudert. Das Gurtzeug nahm ihm kurz die Luft, dann stemmte er die Kontrollen<br />

von Klauentänzer und führte die Rüstung wieder auf die B<strong>ein</strong>e. Meister von Dalien<br />

hatte Ritterschlag schon zum Stand gebracht:"Ianosis, du hast d<strong>ein</strong>en Eid gebrochen<br />

und mich verraten! Ich werde dir nun im Kampf zeigen, welchen Schmerz du mir<br />

zugefügt hast." "Meister von Dalien...ich will euch nicht verraten, ich will euch retten!<br />

Was für Herrschern dienen wir denn. Die Bürger von Himmelstor waren ihnen egal, sie<br />

haben Mörder angeheuert und sie haben das Volk gänzlich vernachlässigt. Die<br />

Minenarbeiter sterben und die Herrscher schicken noch mehr Männer, Frauen, Kinder<br />

beider Arten hin<strong>ein</strong>, weil ihre Gier nach Kupfer sie dazu treibt." "Einen Eid bricht man<br />

nicht, Ianosis!!! Jetzt kämpfe, ich werde nicht mehr reden!"<br />

Ritterschlag stürmte auf Ianosis und Klauentänzer zu.<br />

Kurro hieb mit s<strong>ein</strong>em Schwert auf Klauentänzer <strong>ein</strong>, Ianosis verstand es, das Schwert<br />

mit den langen Klauen s<strong>ein</strong>er Rüstung abzufangen, aber er ging nicht in den Angriff<br />

über...dieser Feigling!<br />

Ianosis konnte den Mann vor ihm doch nicht angreifen, er hatte ihn wie <strong>ein</strong>en Sohn<br />

aufgenommen. Aber er musste dafür Sorge tragen, dass k<strong>ein</strong>er vom Gefolge der<br />

Robenträger verletzt wurde...und natürlich wollte er auch nicht sterben wenn es<br />

irgendwie ging...aber das war zweitrangig, er musste die anderen schützen. Der weiße<br />

Teladi hob die Klauenarme von Klauentänzer um den nächsten Schwerthieb<br />

abzufangen und mit <strong>ein</strong>em seitlichen Schwenken des Armes s<strong>ein</strong>er Rüstung in den<br />

Matsch umzulenken.<br />

Jana war wie gelähmt, das erste mal in ihrem Leben musste sie gegen die Starre<br />

kämpfen. Doch so sehr die Starre ihre Glieder auch ergriff, sie konnte nicht anders, als<br />

trotzdem zu rennen: Feuer-Stürme, goldene Titanen-Rüstungen und Drachen,<br />

herbeigerufen von dem Robenträger...tausende Soldaten, die wie Ameisen<br />

umhergeworfen wurden...und direkt neben ihr kämpften zwei stählerne Titanen. Der<br />

<strong>ein</strong>e war die weiße Rüstung des weißen Teladi, der ihr irgendwie gefallen hatte. Die<br />

andere Rüstung war silbern, mit Kupfer-Mustern und <strong>ein</strong>em schwarzen Cape, unter


dem zwei der Feuer-Kästen von Himmelsschiffen untergebracht waren. Metall<br />

schmetterte auf<strong>ein</strong>ander, als der riesige, weiße Teladi mit s<strong>ein</strong>en riesigen Klauen das<br />

gigantische Schwert der silbernen Rüstung abfing. Jana fühlte zwar, wie ihre<br />

Stirnschuppe bleich wurde, aber wie ihr die Tränen über die Wangenschuppen liefen,<br />

spührte sie schon nicht mehr.<br />

Sie sah, wie die riesige weiße Rüstung mit wilden Schlägen des gigantischen<br />

Schwertes rückwärts getrieben wurde...in ihre Richtung. Die Starre ergriff sie nun<br />

völlig und sie spürte nur noch, wie die junge Menschenfrau vom Wiederstand an ihr<br />

rüttelte um sie aus dem Weg der eisernen Riesen zu bekommen, die schnell näher<br />

stampften.<br />

Jana spürte <strong>ein</strong>en Ruck...Cascio hatte sie an ihrer Fell-Jacke gepackt und aufs Pferd<br />

gezogen...mit dem gleichen Arm hatte er auch die Frau hochgehoben und beide<br />

gleichzeitig kurz vor dem Tritt der krallenbewährten Eisenfüsse der riesigen Rüstung<br />

gerettet.<br />

Ianosis verlor die Kontrolle über den Kampf. Klauentänzer hatte die Balance verloren<br />

und taumelte rückwärts. So sehr sich Ianosis auch bemühte, unter den Hieben s<strong>ein</strong>es<br />

Meisters konnte er nur schlecht um das Gleichgewicht s<strong>ein</strong>er Rüstung kämpfen.<br />

Wenigstens hatten sich die Anderen in Sicherheit gebracht...doch noch wollte er nicht<br />

aufgeben...er wollte leben.<br />

Kurro war wie von Sinnen, getrieben von Trauer, Wut und zum Teil auch Hass. Wie<br />

konnte s<strong>ein</strong> Schüler s<strong>ein</strong>en Eid verraten?! Wie konnte er!!!!! Ein Schlag, noch <strong>ein</strong><br />

Schlag, noch <strong>ein</strong>er und wieder <strong>ein</strong>er. Kurro steigerte sich am Kreischen von<br />

Ritterschlags eisernen Muskeln hoch.<br />

"Tschingh...kchriekschs..." Kurro hatte Ianosis Abwehr durchbrochen und die<br />

Lichtlanze von dessen Rüstung geschlagen. Noch <strong>ein</strong> Schlag, noch <strong>ein</strong>er...<br />

Ianosis hörte die roten Geister von Klauentänzer kreischen als s<strong>ein</strong> Meister die<br />

Lichtlanze von dessen Schulter abschlug. Ianosis hob die Arme zu <strong>ein</strong>er erneuten<br />

Abwehr, doch Meister von Dalien kam mit dem Schwert unerwartet von der Seite und<br />

schlug den rechten Arm von Klauentänzer an der Schulter ab. Ritterschlag wirbelte im<br />

Schlag herum, sammelte somit noch mehr Kraft im Schlag und schlug auch noch den<br />

linken Arm am Ellenbogen ab.<br />

Durch den plötzlichen Gewichtsverlust aus der Balance geworfen taumelte<br />

Klauentänzer noch stärker...Ianosis konnte nichts dagegen tun, dass s<strong>ein</strong>e Titanen-<br />

Rüstung nach hinten kippte und hart auf dem Boden aufschlug. Ianosis war<br />

unheimlich dankbar, dass er nicht solche Zähne wie die Menschen hatte, hätte er mehr<br />

als s<strong>ein</strong>e Kauknochen gehabt, wäre s<strong>ein</strong>e Zunge ab gewesen.<br />

Er machte sich bereit zu sterben, als Meister von Dalien s<strong>ein</strong> Schwert in den Händen<br />

von Ritterschlag umherwirbelte und die Klinge mit der Spitze nach unten richtete. Auf<br />

die Brust von Klauentänzer und somit auf ihn.<br />

Die Stimme s<strong>ein</strong>es Meisters war voller Zorn:"Mache dich bereit zu büßen, Verräter!"<br />

Cascio trieb Hain-Sturm so schnell wie irgend möglich von den Rüstungen weg. Er war<br />

heilfroh, dass die Stürme, Ritter und Monster des Robenträgers nicht gegen ihn<br />

kämpften. Jana zupfte ihn stark am Rücken:"Dreh' um Cascio, wir müssen dem<br />

weißen Teladi helfen!" "Was?! Du willst zu diesen Rüstungen?! Ich würde mich ja<br />

sogar noch trauen, gegen <strong>ein</strong>en Eisenkrieger zu kämpfen, aber so dumm <strong>ein</strong>e Titanen-<br />

Rüstung anzugreifen bin ich dann daoch nicht." "Bitte! Er wird sterben!" "Na gut, aber<br />

ich werde uns nicht rechtzeitig hinbringen können, Hain-Sturm hat hier k<strong>ein</strong>en Griff."<br />

"Dann wirf' mich!" "Ich soll dich werfen?!!!?" "JA! Auf die Brust der weißen Rüstung."<br />

"Weisst du überhaupt...?" "Ja! Und nun werfe mich!" "Na gut..."<br />

Er packte Jana unter den Armen, hob sie hinter s<strong>ein</strong>en Kopf, spannte alle Muskeln an,<br />

die er finden konnte, und warf sie so weit er konnte. Sie flog die restlichen zwanzig<br />

Meter, die Hain-Sturm nicht mehr hätte schaffen können.<br />

Jana landete auf der weißen Brust:"N<strong>ein</strong>! Tut es bitte nicht!"<br />

Ianosis richtete Klauen-Tänzers Augen auf dessen Brust. Hätte er noch die Arme


s<strong>ein</strong>er Rüstung gehabt, hätte er die hübsche Teladi von der Brust gestossen, damit sie<br />

überleben würde...aber so konnte er nur brüllen:"RUNTER!!! TSHHHHH! Geh' weg,<br />

Schönheit! Er wird dich auch niederstrecken." Durch die gläsernen Augen konnte er<br />

sehen, wie sich die Schöne auf die Brust von Klauen-Tänzer warf und so viel davon<br />

umarmte, wie sie konnte. N<strong>ein</strong>...nicht sie.<br />

Kurro sah die kl<strong>ein</strong>e Echse auf der Brust der Rüstung. Noch <strong>ein</strong> Verräter am<br />

Zwiegestirn! Nichts konnte ihn noch aufhalten, s<strong>ein</strong>e Wut lenkte ihn und er fügte sich<br />

unterwürfig.<br />

Er riss das Schwert, das er mit beiden Händen Ritterschlags hielt, so hoch er konnte<br />

und machte sich bereit, das Schwert durch beide Echsen zu treiben.<br />

Kurro drückte s<strong>ein</strong>e Arme nach unten und auch Ritterschlag würde es ihm gleichtun.<br />

Jana sah die riesige Klinge auf sich zu schnellen. Das funkelnde Metall hielt <strong>ein</strong>en<br />

Meter vor ihrer Schnauze, aus den Schultern der silbernen Titanen-Rüstung drang <strong>ein</strong><br />

zischendes Fauchen, als neblige Luft aus zwei Schlitzen schoss. Jana hatte das schon<br />

mal gesehen, als die Rüstungen in Donnertal schlafen geschickt wurden.<br />

Nun konnte sie den Grund dafür erkennen...der Robenträger hatte sich auf sie<br />

gerichtet...<br />

Kurro hatte nur das Fauchen aus den Schultern s<strong>ein</strong>er Maschine gehört...nun hörte er<br />

etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren liess, <strong>ein</strong>e Stimme wie <strong>ein</strong> Donnerhall,<br />

begleitet von Blitz und Donner:"Kurro von Dalien!...DU hast dich selbst verraten, SIEH<br />

dir an, was du tun wolltest...MIT EIGENEN AUGEN!!!" Blitze trafen Ritterschlag,<br />

tanzten infernalisch um ihn und über die Panzerung, hin<strong>ein</strong> in den Führungs-Thron.<br />

Die Blitze hielten sich am Körper von Ritterschlag fest und auf <strong>ein</strong>mal dröhnte in<br />

Kurros Ohren das Stöhnen und Kreischen von berstendem und reissendem Metall, als<br />

Ritterschlag von den Blitzen in tausend Teile gerissen wurde. Kurro sah sich mit weiten<br />

Augen um, s<strong>ein</strong> Atem und s<strong>ein</strong> Herz raste...Furcht hatte ihn gepackt. Neben ihn glitt<br />

der Robenträger, der ihm mit <strong>ein</strong>em zornigen Blick ansah, dass Kurro dachte, er würde<br />

jeden Moment sterben:"Und nun sieh dir an, was du tun wolltest!!!"<br />

Unsichtbare Hände packten Kurro von unten an den weichen stellen s<strong>ein</strong>es<br />

Kiefers...der Schmerz war unerträglich und ohne viel Gegenwehr richtete er s<strong>ein</strong><br />

Gesicht auf Klauentänzer...auf die w<strong>ein</strong>ende Teladi, die ihr tränenüberströhmtes<br />

Gesich an der eisernen Brust rieb, hinter der Ianosis saß...Wut wich Angst...Angst<br />

wich Erkenntnis...und Erkenntnis brachte ihm die Trauer: Er hätte b<strong>ein</strong>ahe s<strong>ein</strong>en<br />

Schützling umgebracht! Kaltblütig, unehrenhaft und ohne <strong>ein</strong>en Funken Mitgefühl im<br />

Leib. Kurro hatte <strong>ein</strong>en Schwur über <strong>ein</strong> Leben gestellt...über zwei Leben! Kurro<br />

empfand weiterhin Hass, doch nur noch auf sich selbst.<br />

Verzweifelt begann er zu w<strong>ein</strong>en, als er vollends realisierte, zu welchem Monster ihn<br />

s<strong>ein</strong> Eid gemacht hatte. Er hatte die Gräueltaten der Herrscher mit angesehen! Er<br />

hatte untätig da gesessen...und er wollte den Jungen umbringen, an dem ihm mehr<br />

lag als an allem anderen...dabei hatte Ianosis recht gehabt und wollte ihm helfen.<br />

Trauer packte s<strong>ein</strong>e Augen und er begann bitterlich zu w<strong>ein</strong>en. S<strong>ein</strong>e tiefe, herrische<br />

Stimme wimmerte nur noch. Tränen liefen ihm in Sturzbächen über die Wangen:"Was<br />

ist aus mir geworden..? Ein...<strong>ein</strong> Monster...ohne Herz und Willen...Ianosis...m<strong>ein</strong><br />

Junge...was habe ich dir nur angetan...nicht nur Unrecht...ich..." er konnte nur noch<br />

w<strong>ein</strong>en:"Bitte, Junge...ich weiss, ich habe es nicht<br />

verdient...aber...bitte...bitte...verzeih mir, bevor mich der Robenträger richtet..."<br />

Langsam öffnete sich die Luke an der Brust von Klauentänzer und <strong>ein</strong> entkräftet<br />

zitternder Ianosis kroch mit Blut am Mund aus der Rüstung, woraufhin er sofort von<br />

der Teladi umarmt wurde:"Meister von Dalien...ich liebe euch wie <strong>ein</strong>en Vater...wie<br />

könnte ich euch nicht vergeben?!" "Ianosis...ich danke dir, dass du <strong>ein</strong>em kalten Herz<br />

noch <strong>ein</strong>en Sonnenstrahl schenkst. Nun bin ich bereit zu sterben..." der junge Teladi<br />

schrie und streckte s<strong>ein</strong>e Klaue nach ihm aus:"N<strong>ein</strong>! Bitte, Robenträger, töte ihn<br />

nicht!"<br />

Kurro schloss die Augen, richtete sie gen Himmel und öffnete die Lieder wieder, in


Erwartung, ebenso zerfetzt zu werden, wie Ritterschlag.<br />

Die Stimme erklang wieder, dieses mal war sie <strong>ein</strong>fühlsam...pure Güte schien darin zu<br />

klingen:"Ich werde niemanden töten. Ich habe niemanden von euren<br />

dreihunderttausend Mann getötet und auch euch, Kurro, werde ich nicht töten. Ihr<br />

habt <strong>ein</strong>gesehen, was ihr für <strong>ein</strong>e gräuliche Tat begehen wolltet. Lebt damit und macht<br />

es besser."<br />

Kurro wurde langsam nach unten gelassen...er drehte sich um, um nach s<strong>ein</strong>en<br />

Männern zu sehen. Nicht <strong>ein</strong>er stand mehr...die Drachen saßen hinter ihm, die riesigen<br />

Ritter hatten ihre Schwerter in die eisernen Schlaufen an ihren Hüften gesteckt und<br />

standen in edler Pose in <strong>ein</strong>er Reihe mit den Drachen. Die Feuerstürme standen, ohne<br />

sich vom Fleck zu rühren, dahinter.<br />

Er ging zu Ianosis und kniete sich nieder, an der Seite von Klauentänzer. Er beugte<br />

sich, um die Buße, die er empfand, auszudrücken und Ianosis zu ehren.<br />

Ianosis stieg zu dem Mann herunter, hielt sich s<strong>ein</strong>en gebrochenen Arm und umarmte<br />

s<strong>ein</strong>en, man konnte es so sagen, Zieh-Vater. Ianosis blutete zwar stark aus dem Maul,<br />

denn s<strong>ein</strong> Gaumen war bei dem Sturz ansch<strong>ein</strong>end aufgeplatzt, und das Blut lief ihm<br />

in Ströhmen über s<strong>ein</strong>e weißen Schuppen, aber das machte weder ihm, noch s<strong>ein</strong>em<br />

Meister etwas aus. In s<strong>ein</strong>en empfindlichen Ohren klang das w<strong>ein</strong>en des großen<br />

Menschen zwar wie als ob er neben <strong>ein</strong>er Kirchenglocke stand, aber auch das war ihm<br />

egal.<br />

Die schöne Händlerin stieg ebenfalls zu ihm herunter.<br />

Plötzlich wurde Ianosis schwindelig, s<strong>ein</strong>e Sicht verfinsterte sich und er spürte, wie er<br />

langsam in die Arme von Meister Kurro sank.<br />

Kurro hielt den jungen Teladie fest an sich, als er spürte wie die Kraft aus den kl<strong>ein</strong>en,<br />

gepanzerten Gliedern wich'. "Ianosis? Ianosis!" Das Blut, das über s<strong>ein</strong>e Körper-<br />

Rüstung lief...es war so viel! Die blasse Haut verlor ihren Glanz und die Augen der<br />

jungen Echse drehten sich nach oben in die Höhlen...selbst der gebrochene Arm hing<br />

nur schlaff herunter, ohne an irgend <strong>ein</strong>er schmerzhaften Bewegung gehindert zu<br />

werden. "Ianosis! So sprich doch mit mir!"<br />

Jana eilte zu dem weißen Teladi...er war bewusstlos. Nie hatte sie <strong>ein</strong> Band zu <strong>ein</strong>em<br />

Wesen gespürt, dass sie so tief traf, wie das, was sie im Angesicht dieses Teladi<br />

spürte. Sie w<strong>ein</strong>te bitterlich und ihre Tränen vermischten sich mit dem Blut, das<br />

immer noch leicht pulsierend aus dem Mund des Weißen kam. "Kann ihm niemand<br />

helfen?" "Ich." Jana sah auf, es war der Robenträger. Sie wimmerte und<br />

sprach:"Was...was ist los mit ihm?" "Einer s<strong>ein</strong>er Knochen ist beim Sturz gebrochen<br />

und hat <strong>ein</strong>en Lungenflügel und zwei Herzen durchbohrt. Es ist bemerkenswert, dass<br />

er nicht sofort das Bewussts<strong>ein</strong> verlor." "Was...dann kannst du ihm doch nur noch den<br />

Gnadenstoss geben..." "Oh n<strong>ein</strong>."<br />

Jana sah die Hand des Robenträgers näher kommen und Zeigefinger und Mittelfinger<br />

berührten die Stirn des jungen Teladi.<br />

Goldener Nebel drang aus dem Arm und hüllte die Brust des Echserichs <strong>ein</strong>.<br />

Ein Leuchten drang durch den Nebel, vom Bauch des Echserichs bis zur Brust...dann<br />

zog sich der Nebel wieder in den Arm zurück.<br />

Hustend und zischend erwachte der junge Teladi wieder, als er begann, zu atmen.<br />

"Wasssh...was ist passiert? Mir wurde schwarz vor Augen..."<br />

Ianosis sah s<strong>ein</strong>en Lehr-Meister und die hübsche Händlerin standen bei ihm...ebenso<br />

der Robenträger. Meister Kurro hatte Tränen in den Augen und lächelte glücklich:"Ach<br />

Junge..." und wieder wurde Ianosis fast schwarz vor Augen, welche hervorquollen, als<br />

Meister von Dalien ihn fast wie <strong>ein</strong> Eisenkrieger an s<strong>ein</strong>e Brust drückte.<br />

"Krchhh...Meister...ichhhh...LUFT..." Erschrocken lockerte Meister von Dalien den Griff<br />

und Ianosis jappste nach Luft. Die Händlerin umarmte den Robenträger:"Danke!<br />

Danke, Danke Danke Danke!"<br />

Das erste mal sah Ianosis das Gesicht des Robenträgers direkt und...der Robenträger<br />

lächelte...dann wurde die Miene wieder ernst:"Nun werde ich aber vollenden,


weswegen ich herkam." Der Robenträger drehte sich um, fauchend knurrend auch die<br />

Drachen, gefolgt von den goldenen Rittern, die ihre Schwerter zogen. Mit langsamen<br />

Schritt ging der Robenträger dem Palast entgegen. Ianosis wollte das nicht verpassen<br />

und rappelte sich auf, um dem Robenträger zu folgen. Meister Kurro, die schöne<br />

Händlerin und die beiden Menschen folgten dem Robenträger und dessen eigenem<br />

Gefolge ebenfalls.<br />

Thorsten ging auf den kupferverkleideten Palast zu, in dem die beiden Tyrannen und<br />

<strong>ein</strong> paar Spezial-Soldaten warteten. S<strong>ein</strong>e Drachenkörper liess er über dem Palast<br />

kreisen, während die Roboter-Ritter sich vor jedes Tor stellten um etwaige<br />

Fluchtversuche zu verhindern.<br />

Jana schloss zu dem weißen, immernoch blutverschmierten Teladi auf, den sie...liebte?<br />

War es Liebe? Anders konnte sie sich dieses Band nicht erklären, dass sie auf <strong>ein</strong>mal<br />

spürte, seit er in s<strong>ein</strong>er Titanen-Rüstung hinter ihrem Wagen hergestapft war. Nun<br />

spürte sie das Band noch mehr. Sie traute sich nicht, ihm die Klaue zu reichen, aber er<br />

ergriff die ihre...ihre Stirnschuppe wurde rot und auch die des weißen Teladi...Ianosis.<br />

Beiden stellte sich die Schuppenfinne auf.<br />

Kurro war immernoch überglücklich, dass s<strong>ein</strong> junger Schüler wieder wohlauf<br />

war...auch wenn das in k<strong>ein</strong>ster Weise s<strong>ein</strong> Verdienst gewesen war. Nun lief er<br />

zwischen den bewusstlosen Männern der Palastgarde hindurch...sie sahen zwar<br />

teilweise recht rot aus und waren von Brandblasen übersäht, aber k<strong>ein</strong>er schien<br />

ernsthaft verletzt. Ganz im Gegensatz dazu die Eisenkrieger und Titanen-Rüstungen:<br />

Die Apparate waren zerstückelt, zerschmolzen, zerquetscht, zerfetzt, oder zerbissen<br />

worden. K<strong>ein</strong>er stand mehr aufrecht...alle waren kampfunfähig.<br />

Kurro wusste ganz genau, dass er s<strong>ein</strong>en Eid nun auch gebrochen hatte...aber <strong>ein</strong> Eid,<br />

der ihn dazu zwang, s<strong>ein</strong>en besten Freund, der rechtschaffen war, anzugreifen...ihm<br />

so viel Hass in den Verstand trieb, dass er diesen sogar töten wollte...so <strong>ein</strong> Eid war<br />

es nicht Wert, in Ehre gehalten zu werden. Nun, da er es auch aufgegeben hatte,<br />

wollte er sehen, wie es zuende ging.<br />

Thorsten ging auf die Tore zu. Dicke, mit Panzerstahl und Titan-Streben verstärkte<br />

Kupfertore. Trotzdem: Ein rechter Haken und die riesigen Scharniere knarzten, als die<br />

Tore entgegen der Hydraulik aufgeschlagen wurden. Nur knapp hielt die<br />

Verankerungen, gerade so, wie Thorsten es berechnet hatte.<br />

Was die Soldaten anging, die hier noch waren, so waren diese entstellte und abartige<br />

Kreaturen, schlampig implantierte Maschinen ersetzten Arme oder B<strong>ein</strong>e, genetische<br />

Veränderungen machten sie zu wahrlichen Monstren: Wolf-Gene, Schakal-Gene,<br />

Reptilien-Gene, Fledermaus-Gene...alles in <strong>ein</strong>er wilden Mischung. Das die Männer<br />

nicht gestorben waren, war für sie wohl <strong>ein</strong> Wunder...laut den Computer-Daten der<br />

Wissenschaftsgilde waren es zwölf aus tausenden, die die Experimente überlebt<br />

hatten. Schlecht verheilte Narben, oh Thorsten konnte nur innerlich den Kopf über so<br />

<strong>ein</strong>e Verunstaltung der Natur schütteln.<br />

Auch wenn Thorsten selbst alles andere als natürlich war, so wahrte er doch<br />

wenigstens den Sch<strong>ein</strong>.<br />

Diese Wesen...Üarg, das waren Geschöpfe, die Frankenst<strong>ein</strong>s Monster wie <strong>ein</strong>en<br />

hervorragenden Schönheits<strong>ein</strong>griff ersch<strong>ein</strong>en liessen. Nicht von Ungefähr hüllten sie<br />

sich in schwarze Kevlar-Mäntel. Hätte man sie so gesehen...<strong>ein</strong>em Jeden wäre<br />

schlecht geworden: Fell und Schuppen bedeckten teilweise die Haut, schlechte<br />

Narben, teilweise noch mit den Fäden darin, Schläuche, die Antibiotika gegen<br />

Infektionen und Immun-Supressiva gegen die Abstossung der mechanischen<br />

Komponenten injizierten und Metall-Platten, die das Knochengerüst verstärkten und<br />

teilweise aus der Haut ragten.<br />

Die "Soldaten" waren teilweise über achtzig Jahre alt, sie stammten aus <strong>ein</strong>er Zeit, als<br />

die Wissenschaftsgilde hier noch von <strong>ein</strong>em moral-losen Irren geleitet wurde. Der<br />

jetzige Leiter kümmerte sich zwar auch wenig um die Bevölkerung und deren Not,<br />

aber er hielt wenigstens die Richtlinien der Ethik in gewisser Weise noch aufrecht:


K<strong>ein</strong>e massiven Gen-Mutationen, k<strong>ein</strong>e Komplett-Implantate für <strong>ein</strong>zelne Körperteile<br />

und noch schrecklichere Dinge nicht, über die Thorsten garnicht nachdenken wollte.<br />

Was diese Soldaten anging, so würde Thorsten den genetischen Code wohl<br />

weitgehend wieder re-organisieren können, bis auf <strong>ein</strong> paar Introns, die er wohl selbst<br />

neu schreiben musste. Diese Introns waren in den meisten Fällen ziemlich gleich,<br />

daher konnte er es mittlerweile ziemlich leicht kopieren.<br />

Die "Männer", ihrer genetisch angezüchteten Triebe kaum habhaft, warteten auf ihn.<br />

Sie dachten, dass ihr Fledermaus-Echo-Lot sie in der Dunkelheit des Saales nach dem<br />

Eingang zu unbesiegbareren Monstern machen würde, als alles andere im Universum.<br />

Oh wie sie sich irren würden.<br />

Thorsten stiess die Tür auf, die Dunkelheit hatte den Raum fest im Griff und die Leute<br />

hinter ihm bekamen Angst...Jarin und Rough waren natürlich die Ausnahme. Hinter<br />

ihnen schloss sich die Tür wieder aund alle, die nicht teils maschinell waren, tasteten<br />

sich hinter Thorsten und s<strong>ein</strong>en beiden Begleitern her. Dann blitzten vor ihm zwölf<br />

Augen auf, die das Restlicht reflektierten. Die restlichen Augen blitzten verteilt, in<br />

Paaren geordnet, im Raum auf. Ein heiseres Lachen und <strong>ein</strong> Wolfsheulen waren die<br />

Begrüßung.<br />

Thorsten wusste genau, was er zu tun hatte: Er begann wie <strong>ein</strong> Monster zu lachen,<br />

das von <strong>ein</strong>er Ameise angegriffen wurde, während s<strong>ein</strong>e Augen kurz aufblitzten. Die<br />

Männer rührte das kaum und <strong>ein</strong>er packte Jana, um anzusetzen, damit er ihr Genick<br />

brechen konnte.<br />

Das war ihm zu bunt:"Rough, reiss den Typen hier doch mal die künstlichen Glieder<br />

heraus."<br />

Roughs Augen begannen kalt und blau zu leuchten, die Wesen hörten auf zu lachen,<br />

als der furcht<strong>ein</strong>flössende Kampf-Helm im Lichtsch<strong>ein</strong> noch grauenhafter aussah.<br />

Natürlich sollte Rough ihnen die Gliedmaßen nicht am Übergang von organisch zu<br />

mechanisch abreissen, sondern kurz danach, damit sie Angst bekamen, aber k<strong>ein</strong>e all<br />

zu großen Schmerzen hatten. Und Rough hatte von Thorstens Show's mehr als genug<br />

gelernt: Der Mechanoid sprang hoch an die Decke des riesigen Saals, wo er sich mit<br />

Füssen und Händen anheftete. Die Finger rammte er <strong>ein</strong>fach ins kupferbeschlagene<br />

Gest<strong>ein</strong>, die Füsse hafteten dank installierter Greifstrahlen. Rough liess s<strong>ein</strong>e<br />

leuchtenden Augen schweifen und sprang dann auf den ersten der ehemaligen Männer<br />

hinunter. Ein Geräusch reissenden, biegenden und berstenden Metalls hallte durch den<br />

Saal, begleitet von <strong>ein</strong>em kurzen Aufleuchten durch sprühende Funken, dass in <strong>ein</strong>em<br />

grauenhaften Standbild zeigte, wie Rough mit <strong>ein</strong>er Hand das panische Wesen am Hals<br />

packte und mit der anderen Hand den dicken Metall-Arm zusammendrückte und ab<br />

riss.<br />

Nun waren die Mutierten in Panik, versuchten die Wände hinauf zu klettern und durch<br />

das Dach oder die Tür zu fliehen...aber das konnten sie nicht: Thorsten hatte alles mit<br />

Kraftfeldern abgeriegelt.<br />

Rough s<strong>ein</strong>es Zeichens sprang von <strong>ein</strong>em Mutanten zum Anderen, riss die<br />

mechanischen Arme und B<strong>ein</strong>e aus und liess die Mutanten ängstlich schreiend liegen.<br />

Als Rough s<strong>ein</strong>e Arbeit getan hatte und statt heiserem Kichern und Fauchen nur noch<br />

<strong>ein</strong> Wimmern und Winseln den Raum erfüllte, erhöhte Thorsten die Temperatur in den<br />

Dochtspitzen der Kerzen und erhellte damit den ganzen Raum im Kerzenlicht. Dort<br />

lagen nun abgerissene Maschinenteile und <strong>ein</strong> paar winselnde Gen-Kreationen.<br />

Derjenige, der Jana das Genick brechen wollte, lag nun wimmernd und ohne Arme auf<br />

dem Boden.<br />

Thorsten hob die Hand und die fast gliederlosen Wesen wurden durch Kraftfelder<br />

angehoben und vor ihn gehoben.<br />

Mit <strong>ein</strong>er kratzigen Stimme und <strong>ein</strong>er Wolfsschnauze sprach der Größte der<br />

Gruppe:"Bitte Robenträger...töte uns nicht..." "Ich werde euch nicht töten, ihr werdet<br />

aber auch nicht mehr töten. Ich gebe euch eure menschlichen Körper zurück und ihr<br />

werdet <strong>ein</strong> neues Leben beginnen. Wenn ihr aber jeweils wieder etwas oder jemanden


töten solltet, komme ich über euch her<strong>ein</strong> wie <strong>ein</strong> Sturm des Schmerzes und ihr<br />

werdet euch wünschen, nie in der Dunkelheit auf uns gelauert zu haben." "Unsere<br />

menschlichen Körper, woher wisst ihr...?" In diesem Moment schrieb Thorsten die DNS<br />

der Wesen wieder auf ihren Normal-Zustand zurück und schob die Zellen so<br />

an<strong>ein</strong>ander, wie die genetische Steuerung es in Kürze getan hätte. Die Zellen blieben<br />

erhalten, wie sie waren, die Körperform änderte sich jedoch drantisch, als Thorsten<br />

die mineralen Bestandteile der Knochen reorganisierte und überflüssige Zellen in die<br />

fehlenden Gliedmaßen umwandelte. Die Körpermasse reichte aus und es standen<br />

zwölf in Lumpen gekleidete Männer vor ihm.<br />

Sie atmeten schwer, gewöhnt an andere Muskelbauten, zuckten sie <strong>ein</strong> wenig. Er hob<br />

die Kraftfelder auf und die Zwölf fielen auf den Boden.<br />

Er sah sie mit eiskalten Augen an, während Rough mit s<strong>ein</strong>en blau leuchtenden Augen<br />

hinter ihn trat und sprach gerade so laut, dass man es hören konnte:"Und jetzt<br />

verschwindet..."<br />

Das liessen sich die Männer nicht zweimal sagen: Sie rannten, wie vom wilden Affen<br />

gebissen, in Richtung der aufgebrochenen Tore.<br />

Nun blieben nur noch die beiden Deppen im Thronsaal. Die Teladi versteckte sich in<br />

<strong>ein</strong>er Kammer unter ihrem Thron und der Muskelprotz mit dem IQ, der wohl noch<br />

unter <strong>ein</strong>em Brot lag, stand in <strong>ein</strong>em Kampfanzug über dem Tor, um auf sie zu fallen<br />

und sie "fertig zu machen". Es war schwer für Thorsten, nicht in schallendes Gelächter<br />

auszubrechen. Mal sehen, ob er nicht noch etwas überprüfen konnte, ob Cascio<br />

wirklich so mutig war, wie er es sagte.<br />

Jarin ging hinter Thorsten her, <strong>ein</strong>es der Implantate in ihren Augen ermöglichte ihr,<br />

selbst hier alles farbig und bis ins kl<strong>ein</strong>ste Detail genau erkennen. Die Kreaturen von<br />

eben waren grauenhaft gewesen, Mutanten mit kybernetischen Implantaten, die<br />

wiederlich aus ihren durchlöcherten Körpern ragten...es war wiederlich gewesen. Das<br />

es früher <strong>ein</strong>mal Menschen gewesen waren liess sie erschaudern. Jedenfalls hatte ihr<br />

Verlobter sie wieder zurückverwandelt. Wie er das gemacht hatte, wollte sie garnicht<br />

erst wissen; wenn sie ihn solche Dinge fragte, artete das immer in bis zu Stunden<br />

langen Vortrag über wissenschaftliche Details aus, die sie viel zu langweilig fand. Ihr<br />

Verlobter war da sehr eigen, vielleicht lag es daran, dass sie seit Jahrhunderten der<br />

erste Mensch war, der ihm so nahe stand. Wahrsch<strong>ein</strong>lich hätte er ihr all s<strong>ein</strong> Wissen<br />

gegeben: Blaupausen, Physik-Stoff, Biologie...sie hätte ihn nur fragen brauchen und<br />

diese Dinge, von denen die Wissenschaftler der Erde nur träumten, wären ihr genau<br />

so greifbar gewesen wie ihm in s<strong>ein</strong>er Datenbank. Aber sie interessierte sich nicht<br />

dafür. Macht, pah! Was sollte sie mit unglaublicher Macht? Sie hatte doch ihn. Wenn<br />

sie in <strong>ein</strong>er Gefahr war, die sie mit den erweiterten Möglichkeiten, die er ihr ermöglicht<br />

hatte, nicht lösen konnte, dann half er ihr.<br />

Nicht das sie sich daher umso mehr in Schwierigkeiten bringen wollte, aber die<br />

Gewissheit, <strong>ein</strong> gutherziges Super-Wesen aus Naniten und <strong>ein</strong>em unglaublich lieben<br />

Menschen als Beschützer und Liebsten zu haben, gab ihr <strong>ein</strong>e Ruhe, die sie sich nie<br />

erträumt hätte.<br />

Und da waren wohl die riesigen Tore des Thronsaals. So pompös, wie diese Türen<br />

gebaut waren, lag es ziemlich nahe, dass dahinter der Thronsaal war.<br />

Thorsten drückte die Türen mit <strong>ein</strong>er Hand auf und schritt hindurch, wo es wieder hell<br />

war. Jarin wäre b<strong>ein</strong>ahe geblendet worden, aber die Implantate in ihren Augen<br />

schaltete sich sofort auf Normalsicht um. Sie freute sich wieder <strong>ein</strong>mal über diese<br />

Dinger, die Thorsten ihr <strong>ein</strong>gepflanzt hatte. Sie spürte <strong>ein</strong>e gewisse Wärme über sich,<br />

wie sie sie seit kurzem von jedem Lebewesen spürte. Ansch<strong>ein</strong>end war über ihr<br />

jemand, sie hörte zumindest den flachen Atem. Da Thorsten sich nicht darum<br />

kümmerte, und sie war sich sicher, dass er das Wesen bemerkt hatte, hatte er wohl<br />

irgendetwas vor, also fügte sie sich der Nichtstuerei.<br />

Tessana ging neben dem Muskelprotz von Bauer nebenher. Er wirkte etwas wortkarg,<br />

war aber sonst nicht wirklich hässlich. Es war <strong>ein</strong>es von Tessanas Hobbies, Leute


abzuschätzen und dabei war sie nicht darum verlegen, Männer auch ihrer weiblichen<br />

Vorlieben nach zu begutachten. Sie hatte wirklich noch nie solche Oberarme gesehen,<br />

wo sich jeder Muskel abzeichnete. Sie hätte sich nicht gewundert, wenn der junge<br />

Mann so viel ziehen konnte, wie <strong>ein</strong> Ochse.<br />

Eine breite Schulter, wirklich nicht schlecht vom Bau her. Aber sie wendete sich von<br />

diesen Gedanken ab, dies war der Moment ihres Lebens: Endlich würden diese<br />

wiederlichen Herrscher in den Staub geschleudert werden.<br />

Tessana sah sich um: Hier war niemand. Weder der Idiot, noch die Teladi-<br />

Wiederlichkeit.<br />

Sie kratzte sich am Hinterkopf und wurde dann niedergeschlagen, als etwas Schweres<br />

auf sie fiel. Sie sah nach oben und sah den Muskelprotz in <strong>ein</strong>er kupfernen Rüstung.<br />

Er würgte sie und schlug ihren Kopf gegen den Boden. Tessana konnte sich auf Grund<br />

der Überraschung nicht befreien und spürte langsam, wie ihr die Luft fehlte.<br />

Dann sah sie <strong>ein</strong>e andere Hand, <strong>ein</strong>e ohne Rüstung. Die packte den Kopf des Idioten,<br />

drehte den Helm herum und <strong>ein</strong>e zweite Faust schlug mitten ins Gesicht des<br />

Rüstungsträgers. Speichel und Blut flogen durch die Luft und der Tyrann fiel von ihr<br />

hinunter.<br />

Sie rang nach Luft, atmete tief <strong>ein</strong> und aus, und sah dann auf die kämpfenden<br />

Männer. Cascio schlug auf die ungeschützten Stellen wie Gesicht und Axeln, während<br />

der Tyrann jede Stelle beharkte, so gut er konnte.<br />

Der Bauer packte dann die Brustplatte der Rüstung und schwang den Tyrannen über<br />

s<strong>ein</strong>en Kopf hinweg.<br />

Scheppernd und ächtzend schlug der Tyrann auf. Er richtete sich jedoch gleich wieder<br />

auf.<br />

Der Robenträger, bisher gelassener Zuschauer, trat <strong>ein</strong>en Schritt nach vorne:"Du hast<br />

bewiesen, dass d<strong>ein</strong>e Worte nicht leer waren, als du mich gebeten hast, dich mit zu<br />

nehmen, Cascio. Doch nun werde ich mir den Feigling vorknöpfen."<br />

Mit diesen Worten wurde der Leib des Tyrannen durchgestreckt, als würde <strong>ein</strong>e<br />

Titanen-Rüstung ihm den Daumen in den Rücken pressen. Er erhob sich in die Luft<br />

und wurde zu dem Robenträger getragen.<br />

Der Robenträger sah ihn eiskalt an:"Du bist dumm, kümmerst dich um niemanden<br />

ausser dich, achtest das Leben nicht und bist habgierig." "Ich bin der Herrscher des<br />

Zwiegestirns. Es ist m<strong>ein</strong> Recht, mir alles zu nehmen und ich bin besser als alles<br />

andere." "Oh n<strong>ein</strong>, du bist nur <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Wurm, der es nicht wert ist, sich die Sohle<br />

dreckig zu machen, wenn man ihn zertritt." "Du bist der Wurm." "Oh n<strong>ein</strong>. Du bist es<br />

nicht wert, sich mit dir zu streiten. Aber ich werde dir etwas beibringen. Weisst du,<br />

warum die Wissenschafts-Gilde das Kupfer so viel verwendet? Natürlich weisst du das<br />

nicht. Kupfer leitet elektrischen Strom, dass, was die Eisenkrieger und die anderen<br />

Apparate antreibt. Und das, woraus <strong>ein</strong> Blitz besteht."<br />

Ein Donner war zu hören und <strong>ein</strong> fauchender Blitz brach durchs Oberlicht hin<strong>ein</strong> und<br />

ergriff den Tyrannen in s<strong>ein</strong>er Kupferrüstung und tanzte über ihn, in s<strong>ein</strong>en Mund,<br />

über s<strong>ein</strong>e Augen und verliess ihn wieder über s<strong>ein</strong>e Füsse. Qualmend und dampfend<br />

hing der Tyrann in der Luft, nachdem der Blitz verschwunden war. Der Mann<br />

wimmerte und jaulte, als s<strong>ein</strong>e Gesichtshaut Blasen schlug und die Zähne ausfielen.<br />

Die Augen waren rötlich, weil die Adern darin geplatzt waren. Blut tropfte aus dem<br />

Mund und die Rüstungsteile waren zu <strong>ein</strong>er bewegungshemmenden Hülle<br />

verschmolzen, der halbtot wirkende Tyrann wurde an die Decke gehoben, wo die<br />

Kupferplatten sich zu kreischenden Schlangenarmen aufspalteten, die die Rüstung<br />

umwickelten und halb in die Decke zogen.<br />

Tessana drehte sich zu Cascio:"Danke, dass du mir so schnell zu Hilfe geeilt bist." Sie<br />

gab ihm <strong>ein</strong>en kurzen Kuss auf die Wange und er wurde knall-rot. Sie fand ihn dabei<br />

irgendwie niedlich.<br />

Thorsten hatte dem Idioten Schmerzen bereitet, die dieser sich wohl nie hätte<br />

vorstellen können, bei <strong>ein</strong>em so begrenzten Verstand auch nicht verwunderlich.


Sicherlich waren die Verletzung nicht tödlich, aber es war unheimlich qualvoll und<br />

würde lange andauern. Der Blitz trug ebenfalls <strong>ein</strong> bio-elektrisches Signal in sich, das<br />

<strong>ein</strong>en Muskelabbau auf <strong>ein</strong> sehr geringes Maß auslöste. Natürlich war <strong>ein</strong><br />

Muskelaufbau danach wieder möglich, aber so, wie dieser Schwachkopf s<strong>ein</strong>e<br />

Muskulatur liebte, würde ihm das den Horror s<strong>ein</strong>es Lebens verpassen. Er würde<br />

ausserdem für drei Wochen halb blind s<strong>ein</strong>. Die fehlenden Zähne waren für diesen<br />

Wiederling sowieso gerechtfertigt.<br />

Nun war da noch dieses Charakter-Monster von Teladi-Kuh. Sie versteckte sich in<br />

<strong>ein</strong>er Kammer unter ihrem Thron.<br />

Thorsten hatte auch schon für sie <strong>ein</strong>e Strafe. Diese wiederliche Kuh liebte ihr<br />

Aussehen und ihre Schuppen über alles. Nun gab es da bei Teladi so <strong>ein</strong>e genetische<br />

Anomalie, nicht häufig, aber genetisch relativ <strong>ein</strong>fach zu implantieren. Bei dieser<br />

Anomalie wuchsen die Schuppen verkrüppelt, waren hoch empfindlich und nahmen<br />

das hässlichste Kackbraun an, dass man sich vorstellen konnte. Diese Anomalie<br />

dauerte etwa fünfzehn Jahre und nahm dann ab, so dass Teladi ihre Schuppen mit viel<br />

Arbeit wieder glatt kriegen konnten.<br />

Mit <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en atomaren Ladung wurden kurzzeitig Teile der Molekularstruktur des<br />

Throns getrennt und dieser flog explosionslos in die Luft. Wie <strong>ein</strong>e Klapperschlange,<br />

der man den St<strong>ein</strong> wegnahm, unter dem sie sich verkrochen hatte, zischte die kl<strong>ein</strong>e<br />

Kreatur bedrohlich.<br />

Thorsten packte sie am Hals und hob sie hoch. Die Teladi zischelte:"Lasssssss<br />

michhhhh losssssss du eklige Kreatur!" Sie wollte ihre Krallen in Thorstens Bauch<br />

treiben, wie sie es vielleicht bei <strong>ein</strong>em normalen Menschen geschafft hätte. Doch<br />

Thorsten musste nur s<strong>ein</strong>e Bauchmuskulatur anspannen und schon war es, als würde<br />

sie gegen etwas schlagen, das härter als <strong>ein</strong>e Raumschiff-Panzerung war...dem war ja<br />

auch so. Thorsten vernahm jedenfalls mit Genugtuung, wie ihre Krallen abbrachen<br />

und zu bluten begannen. Sofort schrie und jaulte die Teladi auf und hielt sich ihre<br />

Krallen:"Wassssss für <strong>ein</strong> Monsssster bisssst du?" "Ich bin k<strong>ein</strong>e Monster, das bist du<br />

schon. Allerdings werde ich d<strong>ein</strong> schlimmster Alptraum s<strong>ein</strong>. Ich werde <strong>ein</strong>e Art Fluch<br />

über dich verhängen, der d<strong>ein</strong>e Schuppen hässlich lassen wird." "Dann feile ichhhh<br />

ssssie mir ab." "Oh, ich würde zu gerne d<strong>ein</strong> schmerzverzerrtes Gesicht sehen, wenn<br />

du das versuchst." "Wo...wo isssst Lossssssso?" Thorsten hatte damit nichts zu tun,<br />

aber das Timing war perfekt: Ein Blutstropfen aus Lossos Mund tropfte direkt auf die<br />

Nase der wiederlichen Teladi. Zuerst schielte sie auf den roten Fleck auf ihrer Nase,<br />

dann sah sie nach oben und erstarrte vor Schreck. Thorsten wusste genau, was sie<br />

sah. Während sie geschockt war, schleuste er das Fremdgen in ihr Genom.<br />

In zwei Wochen etwa, würden sich die Schuppen färben, dann würden sie langsam<br />

hässlich werden.<br />

Ein eventueller Selbstmord der beiden kam erst garnicht in Frage, dazu waren sie viel<br />

zu selbstverliebt. Notdürftig verarztete Thorsten noch mit s<strong>ein</strong>en Naniten die<br />

abgebrochenen Krallen, schliesslich war der Schwund ihrer Schönheit für die Teladi<br />

schon grauenhaft genug. Verbunden mit dem enormen Juckreiz, der als<br />

Begleitersch<strong>ein</strong>ung auftrat, würde es die erste Woche wohl am schlimmsten werden.<br />

Damit auch sie Angst vor Kupfer bekam, machte Thorsten Folgendes: Er ordnete die<br />

Atome des Kupfers um, um ihm Bewegung und <strong>ein</strong>e Gestalt zu verleihen: Einen<br />

riesigen Arm, der sich aus den Kupferplatten formte, hinunterkam, die kreischende<br />

Teladie packte und nach oben neben ihren Co-Tyrannen zog. Dann liess Thorsten dass<br />

Kupfer wieder erstarren.<br />

Er drehte sich zu den starr dr<strong>ein</strong> blickenden <strong>ein</strong>heimischen Leuten, die das eben<br />

Gesehene wohl erst verarbeiten mussten:"Das wäre es mit diesen Tyrannen. Wenn die<br />

Wissenschafts-Gilde sie aus der Decke geschnitten hat, könnt ihr sie in den Kerker<br />

sperren."<br />

Die junge Tessana sah ihn an:"Das...das war es? Es...ging so schnell." "Ich sagte ja,<br />

dass die beiden mir k<strong>ein</strong>e Probleme bereiten würden. Ich bitte euch nur, sie nicht


umzubringen. Erstens liegen jetzt Krankheiten auf ihnen, die ihnen schlimmer als<br />

dieses Schicksal ersch<strong>ein</strong>en werden und zweitens verabscheue ich das Morden, was<br />

auch der Grund ist, weshalb ich diese beiden abscheulichen Kreaturen vom Thron<br />

gestossen habe." Jana trat auf ihn zu:"Und...und was werden wir jetzt tun? Wir sind<br />

jetzt zwar frei, aber was soll das Zwiegestirn jetzt anfangen? Die Adligen werden<br />

versuchen, die Herrschaft an sich zu reissen." Thorsten sah auf die bunte Truppe vor<br />

sich: Ein Bauer, <strong>ein</strong>e junge Frau, die wusste, was Familie heisst, energisch und<br />

rechtschaffen, <strong>ein</strong>e Händlerin, die mehr als <strong>ein</strong> gutes Herz, viel Mut und Liebe in sich<br />

hatte, <strong>ein</strong>, für s<strong>ein</strong> geringes Alter, sehr weiser Soldat und <strong>ein</strong> lebenserfahrener Mann,<br />

der trotz <strong>ein</strong>iger Verfehlungen, wusste, was Ehre war. Alle hatten sie <strong>ein</strong> gutes Herz,<br />

waren fleissig und ganz und garnicht dumm. Unzählige von Naniten-Computern, s<strong>ein</strong><br />

Herz und s<strong>ein</strong> Verstand sagten ihm: Die sind bestens geeignet.<br />

Er lächelte:"Ihr fünf seid bestens für diese Aufgabe geeignet: Cascio kommt vom Land<br />

und kennt die Probleme, die dort herrschen. Tessana weiss, wie man etwas mit<br />

Redekunst durchsetzen kann. Kurro kennt die Befehlswege der Garde, stand schon<br />

lange im Dienste des Palastes und kennt Ehre. Ianosis ist weise und du, Jana, kennst<br />

den Handel, die Menschen und Teladi, Länder und Städte. Ihr alle habt gute Herzen<br />

und <strong>ein</strong>en guten Charakter. Ich wüsste nicht, wer noch besser geeignet wäre, diesen<br />

Platz <strong>ein</strong>zunehmen, als ihr." "Was?! Wir??? Ganz all<strong>ein</strong>e?!" "Ich denke, ihr fünf macht<br />

auf Lebenszeit den Anfang, dann führt ihr eure Kinder <strong>ein</strong>. Damit ihr nicht all<strong>ein</strong>e seid<br />

bei der Regierung und auch das Volk sprechen darf, wählt das Volk <strong>ein</strong> sogenanntes<br />

Parlament, das sich mit euch um alle Geschicke des Zwiegestirns kümmert." Kurro<br />

ging auf ihn zu:"Ist...ist das euer Ernst?" "Ja, ich m<strong>ein</strong>e es ernst. Versucht es ruhig.<br />

Sollte es nicht funktionieren, kehren wir zurück und helfen euch." "Und wo werdet ihr<br />

hingehen?" "Von dort wo wir herkamen, doch sucht im Zwiegestirn nicht nach uns, wir<br />

sind weiter entfernt." Jarin verstand den Wink und trat neben ihn, auch Rough trat an<br />

s<strong>ein</strong>e andere Seite. Thorsten lächelte freundlich, Jarin ebenfalls. Dann löste Thorsten<br />

den Sprungantrieb aus und Rough, Jarin und er verschwanden in <strong>ein</strong>em hellblauen<br />

Licht-Blitz. Die Fünf waren total verstört, doch Thorsten musste nach der<br />

Materialisation am Zielort schief lächeln, als s<strong>ein</strong>e Sensoren aufzeichneten, wie Ianosis<br />

und Jana ihre Greifklauen hielten und auch Tessana und Cascio sich gegenseitig die<br />

Hand hielten.<br />

Jana sah sich um: Sie sollte jetzt regieren?! Sie sah nach unten und sah <strong>ein</strong>en<br />

kopfgroßen<br />

Kupfer-Klumpen vor sich liegen, unwillkürlich stellte sich ihre Schuppenfinne<br />

auf. Vielleicht sollte sie es mal versuchen, zu regieren. Schliesslich hatte sie auch<br />

dieses Abenteuer dank des Robenträgers überlebt, s<strong>ein</strong>em Rat weiterhin zu folgen,<br />

wäre vielleicht garnicht so falsch...und schliesslich tat sie es ja nicht all<strong>ein</strong>, sie hatte<br />

ihren Liebsten an ihrer Seite, den blütenweißen Echserich.<br />

Ansch<strong>ein</strong>end hatten sich zwei Paare zusammengefunden. Ob die Vier sich so oder so<br />

getroffen hätten, wusste Thorsten nicht, aber jetzt waren sie zusammen.<br />

Aber hier waren sie nun, Rough, Jarin und er. Im Wald um den Berg der<br />

St<strong>ein</strong>geister...oder realistischer ausgedrückt: Die Absturzstelle des alten Xenon-<br />

Schiffs.<br />

Seitdem man hier gesiedelt hatte, fürchteten sich die Leute vor dieser Region. Die<br />

ersten Siedler hatten k<strong>ein</strong>e Waffen und hatten Angst vor den Robotern des CPUSchiffs.<br />

Dann, als der Krieg anfing, vergaß man diesen Berg fast und dann hatte sich<br />

<strong>ein</strong>e Art Mystik über diesen Ort gelegt. Vielleicht war die Tatsache, dass das Erz,<br />

welches zu Panzerungen der Roboter hier verarbeitet wurde, recht urig und mehr wie<br />

St<strong>ein</strong>e, als wie Metall aussahen.<br />

Durch diesen Wald kreuchten humanoide, arachnide, canine und aviale Roboter in<br />

allen Größen.<br />

Besonders häufig vertreten waren die etwa drei Meter hohen, humanoiden Roboter.<br />

Der <strong>ein</strong>fache Grund, warum dieses Xenon-Schiff s<strong>ein</strong>e funkferngesteuerten Roboter


nicht über den ganzen Planeten ausgebreitet hatte, bevor die Siedler kamen, war<br />

folgender: Beim Absturz des Schiffes war die Sende-Anlage beschädigt worden.<br />

Thorsten richtete s<strong>ein</strong>e Aufmerksamkeit auf den Waldboden: Hier gab es <strong>ein</strong>e der<br />

geringsten Kupfersalz-Konzentrationen überhaupt auf beiden Planeten, das BodenÖko-<br />

System war hier <strong>ein</strong>es der Besten überhaupt. Nachdem was Thorsten aus den<br />

Datenspeichern des Schiffes gelesen hatte, war diesem aufgefallen, wie sehr der<br />

Kupfer-Abbau und dessen Raffinierung die Umwelt schädigte. Als altes Terra-Former-<br />

Schiff, bemühte es sich darum, den Lebenskreislauf hier aufrecht zu erhalten. Sogar<br />

<strong>ein</strong> paar Birken aus den genetischen Datenbanken hatte das Schiff gepflanzt. Thorsten<br />

ging los, Jarin und Rough als Begleiter. Überall registrierte er die EM-Felder von<br />

Maschinen.<br />

Jarin sah sich um: Es war wunderschön! Wie <strong>ein</strong> Wald ihrer Heimat. Nur die Birken<br />

passten nicht allzu sehr ins Bild...trotzdem war es wunderschön. Mit ihren<br />

empfindlichen Ohren hörte sie überall das Surren von kl<strong>ein</strong>en Robotern, genauer<br />

gesagt, derer Motoren.<br />

Plötzlich hörte sie <strong>ein</strong> Stampfen, dann noch <strong>ein</strong>es. Das ver<strong>ein</strong>zelte Stampfen formte<br />

<strong>ein</strong>en schwerfälligen Gang. "Bom...bom...bom...bom..." als das Stampfen näher kam,<br />

mischten sich Motoren- und Pneumatik-Geräusche darunter:"Bom...srrrrrr pfffh<br />

bom...srrrrrr pfffh bom...srrrrrr pfffh bom...srrrrrr pfffh bom..." Dann schritt das Ding<br />

durchs Buschwerk: Ein riesiger Roboter, gut drei Meter groß. Der Kopf bestand aus<br />

<strong>ein</strong>er großen, grünen Infrarot-Kamera, um die ver<strong>ein</strong>zelt noch andere Kameras,<br />

Sensoren und <strong>ein</strong> Lautsprecher angeordnet waren. Der Kopf wirkte damit fast, wie<br />

<strong>ein</strong>e Digital-Kamera, an die man Thorsten ran gelassen hatte, total überentwickelt.<br />

Eine kl<strong>ein</strong>e Antenne ragte rechts aus dem Schädel.<br />

Klobige Arme und B<strong>ein</strong>e, gut so dick wie Jarins Brustkorb an Umfang hatte. Füsse,<br />

jeweils in vier "Zehen" unterteilt, die gleichmäßig um den Fuss-Körper angeordnet<br />

waren. Die Hände hatten je nur drei Finger und <strong>ein</strong>en Daumen, doch es ragten <strong>ein</strong>e<br />

Menge Werkzeug-Köpfe aus dem Unterarm. Die gesamte Aussenhaut der Maschine<br />

wirkte wie frisch aus <strong>ein</strong>em Fels geschlagen...überhaupt nicht wie <strong>ein</strong>e Metall-<br />

Panzerung, sondern eher wie unbearbeitetes Erz. Rankpflanzen hingen an der breiten<br />

Brust und Schlamm-Verkrustungen bedeckten den gesamten Roboter. Kabelbündel<br />

hingen teilweise wie bizarre Muskelbündel zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Panzerungs-<br />

Segmenten der Tailie heraus.<br />

Alles in allem, den Kopf ausser Acht gelassen, wirkte die Maschine in ihrer Klobigkeit<br />

und ihrer urigen Hülle wie <strong>ein</strong> Golem.<br />

Die Kameras und der Kopf richteten sich auf Thorsten und Jarin aus...Rough wurde<br />

zuerst garnicht notiert. Es war irgendwie unheimlich, die Kameras umherzucken zu<br />

sehen und die Fokussierung dabei zu beobachten. Letztendlich kam <strong>ein</strong>e Stimme aus<br />

dem Lautsprecher am Kopf, tief, brummend und metallisch:"Ihr wagt es, den Wald der<br />

Berg-Geister zu betreten?" Thorsten antwortete der Maschine:"Wir möchten in den<br />

Berg." "Und weshalb ist dies euer Begehr? Welcher Wahn treibt euch des übrigen,<br />

dass ihr glaubt, dort lebend anzukommen?" Der Roboter beugte sich runter, bis s<strong>ein</strong>e<br />

große Infrarot-Linse Thorstens Gesicht direkt fixierte und auf gleicher Höhe lag:"Wir<br />

kennen Leute wie euch. Wir wissen, dass ihr nur wieder <strong>ein</strong> paar Irrsinnige seid, die<br />

an die Legende des Kupferschatzes glauben." Thorsten bkinzelte nicht <strong>ein</strong>mal:"Und ich<br />

weiss, was du bist, Terraformer." Ein Ruck ging durch die Maschine, als sämtliche<br />

Motoren und Pneumatik-Pumpen kurz auf <strong>ein</strong>mal aktiviert wurden.<br />

Die große Linse fokussierte sich so stark, bis nicht <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Finger noch<br />

durch die künstliche Pupille gepasst hätte. Laser-Pointer aktivierten sich und tanzten<br />

über Thorstens Gesicht:"Was redet ihr irre? Wir werden euch zerfetzen!" Thorsten<br />

lächelte in s<strong>ein</strong> eigenes Spiegelbild auf der großen Linse:"Das hast du bisher noch nie<br />

getan, Einheit Freja-27/C6, und ich glaube auch nicht, dass du damit Erfolg hättest."<br />

Die Maschine zuckte erneut bei der Erwähnung des Namens...oder viel mehr der<br />

Bezeichnung. Der Koloss richtete sich auf:"Kommt mit und seht, das ihr Irrsinn redet!"


Mit dem wummerndem Schritt ging der Roboter vorraus, Thorsten folgte ihm ruhigen<br />

Schritts und auch Jarin ging hinterher...Rough nicht zu vergessen.<br />

Bald erreichten sie <strong>ein</strong>en fünf Meter hohen Tunnel, der in den Fels gegraben war...links<br />

von sich konnte Jarin <strong>ein</strong>en großen zylinderförmigen Körper erkennen, etwa drei<br />

Kilometer lang und schräg in den Boden gerammt. Hauptsächlich waren es nur noch<br />

verrostete Streben und korrodierte Kabel. Jarin folgte Thorsten, Rough und dem<br />

Roboter in die Höhle des riesigen Berges. Nach <strong>ein</strong>em langen Weg durch dunkle<br />

Tunnel erreichten sie <strong>ein</strong>e gigantische Kammer, mindestens <strong>ein</strong>en Kilometer hoch und<br />

zwei Kilometer breit. Der Roboter kniete sich nieder und <strong>ein</strong>e gigantische Felswand<br />

schob sich in den Boden.<br />

Hinter der Felswand war <strong>ein</strong> riesiges goldenes Gesicht <strong>ein</strong>er<br />

Frau...zusammengeschweisst aus behauenen Stahl-Platten mit Gold-Überzug.<br />

Die riesigen Augen, jedes hätte in s<strong>ein</strong>en Lidern <strong>ein</strong>en Menschen zerquetschen<br />

können, öffneten sich, dahinter kamen leuchtend grüne Augen, wiederum Infrarot-<br />

Kameras, zum Vorsch<strong>ein</strong>. Mit wütendem Blick sah das riesige Gesicht auf Thorsten,<br />

Rough und sie herab:"Ihr seid also die Unverschämten, die sich anziemen, diesen<br />

Wald zu durchschreiten und Eintritt in diese Höhle zu begehren?!" Thorsten<br />

lächelte:"Eine tolle Show, Freja, wirklich niedlich. Hast du dir den Aberglauben der<br />

Menschen in diesem Sol-System also zu nutze gemacht, um d<strong>ein</strong>en Zentral-Kern zu<br />

schützen. Soll ich mal durch das Geheimtor zu m<strong>ein</strong>er Linken gehen, um d<strong>ein</strong>en<br />

Quanten-Computer-Kern zu begutachten? Oder soll ich doch lieber d<strong>ein</strong>en Sender<br />

reparieren?" Das Gesicht erstarrte, die Kameras schalteten sich ab:"Wer seid ihr? Das<br />

ihr von diesen Dingen wisst?" "Von mir aus kannst du auch d<strong>ein</strong>e mittelalterliche<br />

Sprache abschalten und normal sprechen." "Was willst du?" "Ah, schon besser. Ich<br />

werde dir ganz kurz erklären, wer, oder besser auch noch, was ich bin. Ich bin<br />

Thorsten Kemmrich, m<strong>ein</strong>es Zeichens Terraner. Ich bin etwa fünfzig Jahre älter als<br />

du..." "Das ist unmöglich! Ich wurde vor über achthundert Jahren in der Primär-Werft<br />

des Orion-Gürtels erbaut." "Würdest du mich bitte ausreden lassen?! Ich werde dir<br />

erst <strong>ein</strong>mal erklären, dass ich noch etwas anderes bin als nur der Mensch, den du auf<br />

d<strong>ein</strong>en Sensoren zeichnest: Bedingt durch <strong>ein</strong>en Unfall mit medizinischen Naniten im<br />

Jahre 2012 bin ich auch teils mechanisch. M<strong>ein</strong>e mechanische Seite besteht aus so<br />

vielen Naniten, dass die Zahl kaum auszudrücken ist. Kurz und gut: Ich bin<br />

gekommen, um dir <strong>ein</strong> Angebot zu machen." "Und dieses Angebot wäre?" "Auf m<strong>ein</strong>en<br />

Sensoren zeichne ich <strong>ein</strong> EM-Feld aus d<strong>ein</strong>en Schaltkreisen, das typisch ist für lebende<br />

Wesen. Mögen sie künstlich, organisch oder energetisch s<strong>ein</strong>, alle Lebewesen haben<br />

dieses EM-Feld in <strong>ein</strong>em gewissen Bereich <strong>ein</strong>es Spektrums." "Ich lebendig?<br />

Maschinen sind nicht lebendig." Thorsten sah nach hinten, an Jarin vorbei, zu<br />

Rough:"Du kannst d<strong>ein</strong>en Helm jetzt ablegen." Mit kaum <strong>ein</strong>en Geräusch spaltete sich<br />

Rough's Helm in drei Spalten, die kl<strong>ein</strong>er wurden und dann im Nacken verschwanden.<br />

Die Computerstimme erklang erneut:"Und was soll das? Ein Androide? Das bedeutet<br />

noch nicht, dass er lebt." Rough rief in die Halle hin<strong>ein</strong>:"Hey, werd' hier mal nicht<br />

persönlich! Es ist zwar zuerst etwas seltsam und schwer zu glauben für <strong>ein</strong> Computer-<br />

Hirn, aber man gewöhnt sich daran, dieses neue Gefühl durch s<strong>ein</strong>e Schaltkreise<br />

strömen zu lassen."<br />

Thorsten sprach weiter:"Wenn du noch <strong>ein</strong>e bloße Maschine wärst, dann hättest du ja<br />

strikt nach d<strong>ein</strong>er Programmierung gehandelt und angefangen, mit d<strong>ein</strong>en Drohnen<br />

technische Einrichtungen zu bauen. Stattdessen kümmerst du dich um die Natur.<br />

Tragisch ist übrigens, dass d<strong>ein</strong>e Baureihe, die noch nicht zum Leben erwacht ist, die<br />

technischen Einrichtungen wie Förderanlagen und Raumstationen zwar baut, die<br />

Wesen, für die sie sie bauen, also die Menschen, aber als F<strong>ein</strong>de ansieht. Selbst<br />

"Artgenossen" wie du, die angefangen haben zu leben, werden von ihnen<br />

<strong>ein</strong>gefangen, formatiert und reprogrammiert. Ich habe es mir daher zur Aufgabe<br />

gemacht, Terraformer wie dich aufzusuchen und ihnen <strong>ein</strong> Angebot zu machen." Jarin<br />

hörte wieder die Computerstimme, die wie die <strong>ein</strong>er jungen Frau klang:"Und du hast


mir immer noch nicht gesagt, was das für <strong>ein</strong> Angebot ist." "Oh, ja. Wie gesagt, ich<br />

suche Terraformer wie dich auf und mache euch <strong>ein</strong> Angebot: Ich habe <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Sol-<br />

System aus <strong>ein</strong>em Nebel geformt, wo ich Waffen-Forscher und andere, die potentiell<br />

gefährliche Technologien erforschen, mit ihren Familien unterbringe, um ihnen Wege<br />

zu zeigen, wie sie ihre Zerstörungs-Technologien zu friedlichen Zwecken nutzen<br />

können. Ich nehme dort auch lebendige Terraformer und seit Neuestem auch<br />

interdimensionale Flüchtlinge auf. Dort könnt ihr in frieden leben und seid euch<br />

m<strong>ein</strong>es Schutzes gewiss. Wie gesagt, ist es nur <strong>ein</strong> Angebot." "Du hast <strong>ein</strong><br />

Sonnensystem erschaffen?! Das ist ja lächerlich." "Du hast doch sicherlich den<br />

energetischen Schild über <strong>ein</strong>er der großen Siedlungen des Planeten bemerkt."<br />

"Sicherlich, schliesslich sind m<strong>ein</strong>e Periskope noch intakt." "Das war <strong>ein</strong> 100-Terra-<br />

Watt-Dipol-Phasenschild, aus m<strong>ein</strong>en Systemen." "Das ist doch <strong>ein</strong> Witz!" "Ich werde<br />

<strong>ein</strong>en Teil m<strong>ein</strong>er Systeme mal so weit hoch fahren, dass d<strong>ein</strong>e Sensoren sie<br />

wahrnehmen müssten." Jarin sah, wie Thorsten leicht zu glühen anfing, dann ebbte<br />

das Leuchten wieder ab. Die Computerstimme antwortete wieder:"OK...solche<br />

Energie-Felder habe ich noch nie registriert. D<strong>ein</strong> Angebot klingt zwar verlockend,<br />

aber ich möchte das Öko-System nicht all<strong>ein</strong> lassen, dieser Kupfer-Wahn hier zerstört<br />

das Boden-Leben und somit auch alles andere. Ich will nicht, dass auch das letzte<br />

Fitzelchen Wald hier auch mit Kupfer-Salzen verseucht wird." "Also möchtest du hier<br />

bleiben. Nun gut, für <strong>ein</strong> edles Ziel wie Naturschutz ist das erfreulich. Da ich<br />

persönlich die Natur auch sehr schätze, möchte ich dich um etwas bitten: Im Palast<br />

hier gibt es nun <strong>ein</strong> paar Leute, die klarer denken als die vorigen. Ich möchte dich also<br />

darum bitten, zu ihnen zu gehen und ihnen mit dem technologischen Aufbau zu<br />

helfen. Du solltest auch mit der Wissenschafts-Gilde zusammenarbeiten. Sie sind zwar<br />

hochnäsig, aber wenn man ihnen ihr Arbeitsmaterial zur Verfügung stellt, arbeiten sie<br />

für jeden." "Und wie soll ich das machen? M<strong>ein</strong>e Sender-Reichweite beträgt lediglich<br />

zwei Kilometer." "Nun, da werde ich <strong>ein</strong>greifen: Ich biete dir <strong>ein</strong>e Modernisierung an,<br />

unter der Vorraussetzung, dass du sie für friedliche Zwecke nutzt." "Eine<br />

Modernisierung? Und wie sähe die aus?" "Nun, zuerst <strong>ein</strong>mal werde ich d<strong>ein</strong>en<br />

Speicherkern miniaturisieren, bis d<strong>ein</strong> Zentral-Computer noch die Größe <strong>ein</strong>es<br />

menschlichen Gehirns hat, dann erhältst du <strong>ein</strong>en ähnlichen Körper wie m<strong>ein</strong> Freund<br />

Rough hier. Ausserdem gebe ich dir für d<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Unterschlupf hier <strong>ein</strong>en<br />

Materie-Erzeuger, der nur auf dich reagiert. Damit kannst du von Aktuatoren bis hin<br />

zu Boden-Zusätzen alles herstellen, damit du nicht weiterhin Roh-Erze für d<strong>ein</strong>e<br />

Drohnen raffinieren musst." "Und das gibst du mir, nur dafür, dass ich mit den Leuten<br />

hier die Technologie nach vorne bringe?" "Und ob. Es gibt ja auch noch zahlreiche<br />

automatisierte Gewächshäuser hier, die du ganz <strong>ein</strong>fach reparieren kannst." "Also<br />

gibst du mir d<strong>ein</strong>e Technologie, wenn ich den Siedlern hier m<strong>ein</strong>e Technologie gebe?"<br />

"Jupp. Was sagst du dazu?" "Das klingt sehr verlockend...und ich denke, ich nehme<br />

das Angebot an." "Gut, ich werde dir noch <strong>ein</strong>en Schildgenerator geben, damit du<br />

unversehrt zum Palast kommst. Sag dort <strong>ein</strong>fach der weiblichen Teladi mit dem<br />

weißen Teladi an ihrer Seite, du kämst in Thorstens Namen." Jarin sah, wie <strong>ein</strong><br />

Leuchten aus der Wand links von ihr strömte, kurz darauf öffnete sich die Wand und<br />

<strong>ein</strong> weiblicher Xenon-Körper trat hinaus:"Das ist unglaublich...dieser Körper ist<br />

unheimlich komplex. Und viele dieser Systeme sind unglaublich. Vor allem der<br />

integrierte Materie-Erzeuger." Thorsten lächelte:"Und du hältst dich an unsere<br />

Abmachung?!" "Ja, schliesslich möchte ich m<strong>ein</strong> Wort nicht brechen." Thorsten<br />

lächelte:"Gut, dann lebe wohl." Jarin lächelte ebenfalls:"Lebe wohl." Rough winkte<br />

kurz. In <strong>ein</strong>em hellen Blitz verschwanden Thorsten, Rough und Jarin. Sie erschienen<br />

bei Rough Zuhause, verabschiedeten sich von ihm und verschwanden dann mit <strong>ein</strong>em<br />

hellen Lichtblitz zu ihrer Hütte im Norden.<br />

Jarin liess sich ins Bett fallen und schlief <strong>ein</strong>, in der Gewissheit, dass Thorsten neben<br />

ihr wachte.<br />

Lasmios hatte mit s<strong>ein</strong>er Familie <strong>ein</strong>e wunderbare Woche bei s<strong>ein</strong>en Eltern verbracht.


S<strong>ein</strong>e Erklärung für s<strong>ein</strong>en vorgetäuschten Tod war folgende: Er wurde wegen <strong>ein</strong>em<br />

geheimen Ausgrabungsort von <strong>ein</strong>em Geheimdienst angeheuert und dieser wollte<br />

s<strong>ein</strong>en Tod vortäuschen und es dabei belassen, damit andere nicht darauf aufmerksam<br />

wurden. S<strong>ein</strong>en Eltern war es egal gewesen, sie waren so überglücklich, ihren Sohn<br />

wiederzusehen, dazu noch ihre neue Schwiegertochter und ihre Enkel und<br />

Enkelinnen...ihre roten Augen wären b<strong>ein</strong>ahe aus den Höhlen geschwommen. Nun war<br />

der Urlaub vorbei und er saß im Gem<strong>ein</strong>schaftsschiff ST-27, das auf das Tor von<br />

Ianamus Zura zuflog. Das Schiff sah aus wie <strong>ein</strong> gewöhnlicher Tukan, aber schon<br />

wenn man sich hinsetzte, bemerkte man den Unterschied: Der Sitz passte sich perfekt<br />

dem Benutzer an und das Licht reagierte auf das Gemüt des Wesens auf dem<br />

Sitzplatz.<br />

Als sie das Tor passierten, erschienen sie mit <strong>ein</strong>em grell-hellblauen Lichtblitz vor dem<br />

Raumhafen der Gem<strong>ein</strong>schaft.<br />

Das Schiff flog durch die Wand und landete im Hangar, wo der Luxus-Tukan der<br />

kl<strong>ein</strong>en Echsenfamilie schon mit neuen Schilden, Computer und Antrieb wartete,<br />

nachdem er bei <strong>ein</strong>em "fürchterlichen Unfall" in der Handelsstation von Inamus Zura<br />

von der Andockvorrichtung zerquetscht wurde, nachdem er dort geparkt worden war.<br />

Es war schon seltsam für Lasmios, sich an diese Täuschungsmanöver auf hohem<br />

Niveau zu gewöhnen. Als er den Tukan mit Lannasas und Sabiros auf dem Arm betrat,<br />

wurde er von <strong>ein</strong>er freundlichen Computerstimme begrüßt, die ihn darüber<br />

informierte, dass gerade die Schilde hochgefahren worden waren. Lasmios legte s<strong>ein</strong>e<br />

beiden Kl<strong>ein</strong>en neben Karisas und Nolpillos, die von Simaneas auf die Schlafbank<br />

gelegt worden waren. Simaneas hielt sich <strong>ein</strong>e Krall vor die Schnauze und weitete<br />

<strong>ein</strong>mal kurz ihre Nasenlöcher. Lasmios war so glücklich, wie s<strong>ein</strong> Leben verlief, er<br />

musste Simaneas <strong>ein</strong>fach umarmen. Ihre Augen weiteten sich kurz, dann stellte sie<br />

ihre Schuppenfinne auf und kitzelte ihn mit ihrer Zunge am linken Ohrloch. S<strong>ein</strong>e<br />

Schuppenfinne stellte sich auf und er zischelte leise. Arm in Arm gingen die Beiden ins<br />

Cockpit und setzten sich auf die Bank. Lasmios sah aus dem Fenster auf den Trubel in<br />

der Haupthalle des Raumhafens und wendete sich dann an den neuen<br />

Schiffscomputer:"Bring unsssss nachhhh Hausssse, aber ganzsss sssanft, damit<br />

unssssere Kl<strong>ein</strong>en nichhhht aufwachhhen." "Ich werde die neuen Dämpfungsaggregate<br />

auf volle Leistung fahren." Das Schiff erhob sich und flog wie <strong>ein</strong> Geist durch die<br />

Wand, hätte Lasmios die Bewegung nicht durch das Fenster gesehen, hätte er<br />

geschworen, dass das Schiff sich nicht bewegte.<br />

Ein kl<strong>ein</strong>es Paraniden-Kind, wohl gerade erst vor kurzem aus dem Puppenstadium<br />

geschlüpft, winkte ihnen vom Fenster <strong>ein</strong>es heranfliegenden Gem<strong>ein</strong>schaftsschiffs aus<br />

zu. Lasmios hob s<strong>ein</strong>e Schuppenfinne und winkte zurück, Simaneas ebenfalls.<br />

Als sie Zuhause gelandet waren, trugen sie behutsam ihre Schlüpflinge ins Bett und<br />

setzten sich glücklich auf die Wohnzimmer-Bank.<br />

Weit entfernt, im Sektor Argon Prime, gab es <strong>ein</strong>en Teladi, der sich garnicht so sehr<br />

freute. Lisaios hatte dicke Schwielen an s<strong>ein</strong>en Gehklauen. Innerlich fluchte er<br />

lautstark darüber, sich freiwillig für diesen Eiersalat gemeldet zu haben. Zwar gab es<br />

hier überall Tele-Ports, wie diese Teleporter-Räume hiessen, aber Danna hatte<br />

befohlen, dass man auch die Gänge abklappern sollte...Und dieses verdammte Schiff<br />

war riesig!!! Zwei Tazuras lief dieser Trupp nun schon durch Neo Atlantis. Von West<br />

nach Ost, von Ost nach West, von Süden nach Norden, von Norden nach Süden, <strong>ein</strong><br />

Deck rauf und <strong>ein</strong> Deck runter. Wenigstens war es immernoch besser, als auf der<br />

Brücke zu stehen, wo die Leiterin der Terra-Corp seit ihrem Eintreffen versuchte,<br />

Leviathan die Koordinaten der Erde und den Bauplan für <strong>ein</strong>en geeigneten<br />

Sprungantrieb aus den Transistoren zu labern.<br />

Lisaios wäre vor Freude an die Decke gesprungen, hätten ihm s<strong>ein</strong>e Gehklauen nicht<br />

so weh getan, als der Anführer des Trupps <strong>ein</strong>e Pause ausrief.<br />

Sofort liess sich der erschöpfte Teladi auf s<strong>ein</strong>en Stummelschwanz fallen und genoss<br />

den harten Boden an s<strong>ein</strong>en Schuppen. Mit der Feile s<strong>ein</strong>en Schuppenschabers kratzte


er sich die abgefaserten Stränge an den Krallen s<strong>ein</strong>er Gehklauen ab, die sich der<br />

Geh-Belastung so wiedersetzten. Kl<strong>ein</strong>e Energie-Strahlen kamen aus den Bodenleisten<br />

und zogen die Hornsplitter in kl<strong>ein</strong>e Rillen, wo das Schiff sie zersetzte und in Energie<br />

umwandelte...so hatte Leviathan es ihm zumindest erklärt. Lisaios mochte diesen<br />

Computer. Überall war er für Jeden verfügbar und kümmerte sich um <strong>ein</strong>en.<br />

Das heisseste Thema an Bord dieses Schiffes war allerdings, was Leviathan vor<br />

kurzem offenbart hatte: Die Membran-Systeme, die man in der Aussenhaut und in<br />

bestimmten Regionen von Neo-Atlantis gefunden hatte, waren Waffen-Systeme. Ein<br />

Militär hatte natürlich sofort gefragt, wie stark diese Waffen denn seien...Leviathan<br />

hatte lediglich geantwortet, dass die Leute an Bord das lieber nicht wissen wollten.<br />

Dabei hatte man es belassen. Lisaios tippte auf den Boden:"Hey, Leviathan, könnte<br />

ichhhh <strong>ein</strong>e Ssssumpf-Knolle bekommen?" "Sicher." Vor Lisaios blitzte es kurz und da<br />

lag die Knolle von der Größe <strong>ein</strong>es terranischen Apfels.<br />

Lisaios lehnte sich zurück und biss herzhaft in die würzige Knolle, während der<br />

menschliche Soldat ihm gegenüber mit Appetit in <strong>ein</strong> Sandwich biss. Diese Pausen<br />

dauerten zum Glück etwa <strong>ein</strong>e Quazura.<br />

Jarin sah Thorsten an, er starrte etwas ins Leere. "Was hast du Thorsten?" "Ach,<br />

nichts, ich gehe in Gedanken nur mal eben <strong>ein</strong> paar Scans von <strong>ein</strong>er Partikelwolke<br />

durch." "Du siehst nicht gerade klug aus, wenn du Löcher in die Luft starrst. Wie <strong>ein</strong><br />

Ochse, den ich mal gesehen habe." Sie kicherte neckisch. Thorsten lächelte:"Ich und<br />

<strong>ein</strong> Ochse...na warte du." Jarin spürte, wie <strong>ein</strong>e unsichtbare Hand begann, sie zu<br />

kitzeln. "He...hahahaha...lass das, dass ist...pfhhahahaha...nicht fair..." Thorsten<br />

grinste sie glücklich an und das Kitzeln liess nach. Jarin schnappte nach dem Lachen<br />

nach Luft:"Huh...ich hoffe, du beschliesst nie, mir <strong>ein</strong>en Juckreiz zu verpassen." "Ich<br />

würde doch nicht riskieren, dass du dir d<strong>ein</strong>e zarte Pfirsich-Haut zerkratzt." "Danke,<br />

dass hast du schön gesagt. Wollen wir heute irgendwas unternehmen?" "Was denn<br />

zum Beispiel? Wir haben da ja <strong>ein</strong> breites Spektrum." "Hast du diesem Geheimdienst-<br />

Typen nicht <strong>ein</strong>es d<strong>ein</strong>er Schiffe geliehen? Wir könnten da doch mal vorbeischauen."<br />

"Ja, das ginge schon. Möchtest du erst <strong>ein</strong>mal was Frühstücken?" "Ein hart gekochtes<br />

Ei mit etwas Salz, sonst möchte ich nichts. Aber das mache ich mir eben selbst." Jarin<br />

materialisierte sich <strong>ein</strong> hart gekochtes Ei und aß es mit drei Happen. Sie rieb sich das<br />

Salz von den Händen und lächelte Thorsten an:"Von mir aus kanns losgehen." "Na<br />

dann sende ich erst <strong>ein</strong>mal dem Schiffscomputer die Nachricht, dass wir kommen. Du<br />

wolltest das Treiben doch im Normal-Raum erleben, oder?" "Falls du diese<br />

Phasenverschiebung m<strong>ein</strong>st, die würde ich gerne verrmeiden." "Du magst die nicht?"<br />

"Mir dreht es immer wieder den Magen um, durch <strong>ein</strong>e Wand zu gehen oder noch<br />

schlimmer: Ein anderes Lebewesen. Buäh, wenn ich nur an <strong>ein</strong>en offenen Kopf<br />

denke..." "Gut gut, aber denk daran, dass dort viele Militärs durch die Gegend laufen.<br />

Die werden vielleicht denken, wir wären getarnte Aliens...andere als Teladi, Boronen,<br />

Split und so weiter. Einige von ihnen denken das sowieso schon." "Die haben dich alle<br />

schon mal gesehen?" "N<strong>ein</strong>, aber das Schiff. Einige von denen denken <strong>ein</strong>fach, dass es<br />

nicht von Menschenhand geschaffen worden ist." "Nun...genaugenommen ist es das<br />

auch nicht. Oder hast du es etwa nur mit d<strong>ein</strong>en bloßen Händen<br />

zusammengeklöppelt?" "Da hast du recht, m<strong>ein</strong>e Materieerzeuger, Greifstrahlen und<br />

noch <strong>ein</strong> paar andere Systeme haben mehr gemacht als m<strong>ein</strong>e Hände." "Wie groß ist<br />

das Ding. Ist das so <strong>ein</strong> Monster wie die Schiffe hier?" "N<strong>ein</strong>, die Guardians sind noch<br />

etwas anderes. 10000 km Länge passt ganz und garnicht auf die Neo Atlantis, die ist<br />

nur 100 Kilometer lang und 80 Kilometer breit. Im Vergleich ist die Neo Atlantis nur<br />

<strong>ein</strong> Beiboot." "Du hast merkwürdige Größenvorstellungen: D<strong>ein</strong>e Schiffe sind riesig<br />

und d<strong>ein</strong>e Naniten-Körper sind winziger als winzig." "Tja, mit der Zeit kommt das so.<br />

Warte erst <strong>ein</strong>mal, bis du hundert Jahre auf dem Buckel hast." "Ich habe mich immer<br />

noch nicht daran gewöhnt, so unnatürlich alt zu werden. Es jagt mir Schauer über den<br />

Rücken." Er nahm sie beruhigend in den Arm:"Na, bei dir ist es doch natürlich,<br />

immerhin ist es in d<strong>ein</strong>en Genen gespeichert. Bei mir hingegen...ich bin an m<strong>ein</strong>e


Maschinenkörper gebunden und die Programmbestandteile, die ich bei der<br />

Bewussts<strong>ein</strong>sverbindung übernommen habe, hindern mich daran, mich nicht sterben<br />

zu lassen." "Was...du kannst nicht aufhören, dich über d<strong>ein</strong>e Lebensdauer am Leben<br />

zu erhalten?!" "N<strong>ein</strong>...so lange ich funktioniere, halte ich m<strong>ein</strong>en menschlichen Körper<br />

am Leben...sollte m<strong>ein</strong> Körper allerdings doch irgendwann zerfallen, so weiss ich<br />

nicht, was dann mit mir passiert." "Wieso das?" "M<strong>ein</strong>e Naniten reparieren sich besser,<br />

als jeder Organismus, weil sie unter<strong>ein</strong>ander zusammenarbeiten...oder besser gesagt:<br />

Ich arbeite mit mir zusammen. Allerdings weiss ich nicht, was mit mir passiert, wenn<br />

m<strong>ein</strong> menschlicher Körper mal nicht mehr geheilt werden kann." "Hast du davor<br />

Angst?" "Ich habe mich damit abgefunden und lebe <strong>ein</strong>fach. Ausserdem sieht es<br />

bisher nicht danach aus und ich fühle mich auch nicht schlecht." "Seit wann lebst du<br />

mit dieser Einstellung?" "Etwa zweihundert Jahre." "Das ist hart. Nicht zu wissen,<br />

wann man in etwa sterben wird...und ob man überhaupt stirbt. Da habe ich ja noch<br />

<strong>ein</strong> relativ ruhiges Das<strong>ein</strong>." "Es spendet mir schon Trost, dass ich nicht mehr all<strong>ein</strong><br />

bin." Sie nahm ihn fest in den Arm:"Und das bleibt noch etwa zweihundert Jahre so.<br />

Vielleicht kannst du mich dann ja auch irgendwann künstlich am Leben erhalten."<br />

"Wenn du das möchtest, werde ich das lieber tun, als alles andere im Universum."<br />

"Und ich bin gerne bei dir." "Von mir aus können wir auch los." "Dann lass uns mal."<br />

Mit <strong>ein</strong>em hellblauen Lichtblitz verschwanden die Beiden.<br />

Ban Danna starrte in die Luft:"D<strong>ein</strong> Erbauer kommt hierher? Wieso?!" "Ich bin<br />

immernoch s<strong>ein</strong> Schiff. Ausserdem möchte er überprüfen, wie sie voran kommen."<br />

"Nach allem, was er mir erzählt hat, sind s<strong>ein</strong>e Naniten doch sowieso überall." "Sie<br />

machen doch auch manchmal Kontrollbesuche, obwohl sie das durch Kameras<br />

erledigen könnten." "Nun...das ist wahr...aber hätte er nicht etwas früher bescheid<br />

sagen können?! Ich m<strong>ein</strong>e ja nur, wir haben hier auch unsere Arbeitsvorgänge." "Die<br />

sollen k<strong>ein</strong>eswegs unterbrochen werden. Er möchte lediglich <strong>ein</strong>e Art Kontrollgang<br />

machen, s<strong>ein</strong>e Verlobte wird ihn begleiten." "Und wann kommen sie?" Hinter ihm<br />

blitzte es <strong>ein</strong>mal kurz, dann hörte er <strong>ein</strong>e Stimme hinter sich, die er schon <strong>ein</strong>mal<br />

gehört hatte:"Oh, Mr Danna, etwa jetzt." Da standen die beiden Wesen, in weißer<br />

Kleidung. Die Arbeit auf der Brücke blieb stehen. Eleysa Gunns sah die beiden an,<br />

ging mit großen Augen auf den Mann zu und sah ihn an...dann brach es aus ihr<br />

heraus: Sie zeigte ihm <strong>ein</strong>en Datenblock, deutete auf <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Stelle und<br />

sagte:"Können sie mir sagen, wie das funktioniert?"<br />

Der Mann lächelte amüsiert und antwortete:"Wenn sie es selbst heraus finden, dann<br />

wird es ihnen viel mehr bringen, als wenn ich es ihnen <strong>ein</strong>fach sage." Miss Gunns sah<br />

ihn an:"Äh...wieso sagen sie es mir nicht?" "Sie mussten als Kl<strong>ein</strong>kind doch auch<br />

verstehen, dass zwei und zwei vier sind. Wenn es ihnen jemand gesagt hätte, ohne<br />

dass sie es auch verstanden hätten, dann hätte es ihnen nichts gebracht, dann wären<br />

sie nur <strong>ein</strong>e Datenbank mit B<strong>ein</strong>en." "Nun...nun...OK." Mit langsamen Schritt ging das<br />

Wesen, das Ban dieses Schiff zum erforschen gezeigt hatte, auf den Gang hinaus.<br />

Elena, die bisher in <strong>ein</strong>er Ecke gestanden hatte, rannte auf <strong>ein</strong>mal hinterher:"HEY!<br />

Warte mal!" Als sie die Beiden <strong>ein</strong>geholt hatte, keuchte sie etwas, atmete tief <strong>ein</strong> und<br />

aus und sprach dann los:"Wieso geben sie mir nicht <strong>ein</strong>en Sprungantrieb oder bringen<br />

mich zur Erde zurück?!" "Leviathan, du hast es ihr jetzt wie oft erklärt?"<br />

"Vierhundertsiebenundachtzig mal." "Haben sie so <strong>ein</strong>e lange Leitung, Miss Kho? Die<br />

hatten sie doch damals im Sektor der Zuflucht auch nicht. Oder in <strong>ein</strong>er<br />

gem<strong>ein</strong>samen, künstlichen Freundin, die dort lebt." "WAS?! Jetzt hören sie mal...!"<br />

Elena stellte sich demonstrativ vor die beiden, die langsamen Schrittes durch den<br />

Gang gingen, <strong>ein</strong>en energischen Blick im Gesicht. Die Beiden gingen durch sie<br />

hindurch, wie Geister. Elenas Mund stand offen und ihre Augen waren geweitet, dann<br />

löste sich diese erschrockene Miene und sie drehte sich wieder mit finsterer Miene<br />

um:"Moment! Ich lasse sie hier nicht <strong>ein</strong>fach weg!" Der Mann blieb stehen, drehte sich<br />

um und sah sie ganz neutral an:"Miss Kho, sie kennen m<strong>ein</strong>e Gründe, ob sie ihnen<br />

passen oder nicht. Ich werde sie nicht dorthin zurück bringen, weil sie normalerweise,


wenn sie m<strong>ein</strong>em Schiffscomputer nicht die Audio-Sensoren fusselig labern, vieles in<br />

diesem Sektorsystem bewegen. Die TerraCorp verbindet Völker und Gruppen. Die<br />

Technologie, die sie entwickeln, ist führend auf mehreren Märkten. Sie machen dabei<br />

<strong>ein</strong>en guten Job und tragen viel zum Frieden bei. Ihre Freundin Nopileos wäre ohne<br />

sie nicht mehr am Leben." "Aber ich vermisse m<strong>ein</strong> Zuhause, m<strong>ein</strong>e dortige Familie.<br />

Es würde doch wirklich nicht so viel ändern, wenn sie <strong>ein</strong>en torlosen Sprungantrieb<br />

rausrücken würden!" "Ich verstehe ihren Standpunkt und bitte sie nur, m<strong>ein</strong>en zu<br />

verstehen. Ich kenne viele ihrer Wissenschaftler, die kurz davor waren, <strong>ein</strong>en<br />

derartigen Antrieb herzustellen, aber glauben sie mir: Die Gründe, die Leviathan ihnen<br />

genannt hat, bestehen weiterhin." "Ich werde sie so lange darauf ansprechen, bis sie<br />

mir Einen geben müssen!!!" "Wissen sie, was Narkolepsie ist?" "Diese<br />

Schlafkrankheit?!" "Genau. Glauben sie mir, wenn sie ihre lächerliche Drohung wahr<br />

machen, verpasse ich ihnen <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong>en narkoleptischen Anfall." "WAS?!"<br />

"5...4...3...2..." "OK OK...auf den Boden zu knallen, wird mir auch nichts nützen."<br />

"Schön, dass sie es <strong>ein</strong>sehen. Ich verspreche ihnen allerdings <strong>ein</strong>es: Sollte sich die<br />

allgem<strong>ein</strong>e Moral so weit entwickeln, dass <strong>ein</strong> torloser Sprungantrieb nicht das Ende<br />

der Khaak und der Xenon bedeuten würde und <strong>ein</strong>e anderweitige Katastrophe auch<br />

nicht zu befürchten ist, werde ich ihre Wissenschaftler, die den Sprungantrieb<br />

entwickeln, nicht mehr zu mir holen, wenn sie kurz vor dem Erfolg stehen. Ausserdem<br />

werde ich mich in Ereignisse, die zu <strong>ein</strong>er Passage zur Erde führen könnten, höchstens<br />

zum Positiven be<strong>ein</strong>flussen, so lange dabei k<strong>ein</strong> Völkermord geschieht." Elena sah ihn<br />

mit traurigen und feurig wütenden Augen an:"Was glauben sie eigentlich, wer sie<br />

sind?" "Ich werde es ihnen sagen: Thorsen Kemmrich, geboren im Jahre 1985. Ich bin<br />

<strong>ein</strong> Mensch und gleichzeitig unzählige Naniten, die sich so weit ausbreiten, dass sie es<br />

sich kaum vorstellen können. Einer m<strong>ein</strong>er Naniten, ist potentiell stärker, als die<br />

gesamte Flotte aller Sektoren. Gleichzeitig kann ich aber auch besser und genauer<br />

forschen, als jede Datendrohne oder Sensor-Relais, das sie kennen." Elena sah ihn an,<br />

seufzte, und ging zurück auf die Brücke. Ban, der das alles bis eben mit angesehen<br />

hatte, ging zu den beiden Personen, die nun wieder ihren ruhigen Gang<br />

aufnahmen:"Mussten sie ihr unbedingt mit <strong>ein</strong>em narkoleptischen Anfall drohen? Ich<br />

dachte, sie sind gegen Gewalt." "Oh, das bin ich auch, aber wenn mir jemand droht,<br />

mag ich das nicht. Und da ich die Redseligkeit ihrer Freundin nur zu gut kenne, ja<br />

sogar seit ihrer Kindheit, sah ich k<strong>ein</strong>e andere Möglichkeit, als ihr unter Umständen<br />

<strong>ein</strong>en narkoleptischen Anfall zu verpassen, ohne sie dabei zu verletzen. Ausserdem:<br />

Wäre es ihnen lieber gewesen, ich hätte ihr mit dem gedroht, was ich auf der Argon<br />

Eins mit Lisaios gemacht habe?" Ban schwebte kurz das Bild vor Augen, wie Elena<br />

kreischend und fluchend auf der Toilette saß, dann verdrängte er es und wünschte<br />

sich, s<strong>ein</strong> Hirn hätte ihm nie diesen bösen Streich gespielt:"Also, das wäre wirklich<br />

nicht schön geworden." "Also bitte, da haben sie es. Ich würde den Rundgang mit<br />

m<strong>ein</strong>er Verlobten jetzt gerne fortführen." "Ich sollte besser mitkommen." "Sie m<strong>ein</strong>en,<br />

wegen ihren Männern und Frauen hier? Ach, ich denke nicht, dass das <strong>ein</strong> Problem<br />

s<strong>ein</strong> sollte. Ich werde ihnen schon nichts tun." "Aber die sind bewaffnet, was ist mit<br />

Querschlägern?!" "Neo Atlantis hat <strong>ein</strong> Dämpfungssystem. Jede ihrer Waffen hier<br />

funktionieren nicht. Energieladungen kommen nicht aus den Waffen-Lade-Zellen,<br />

Schiesspulver zündet nicht. K<strong>ein</strong>e Waffe funktioniert. Selbst Stich- und<br />

Nahkampfwaffen werden abgeblockt." "Und dann bauen sie diese riesigen<br />

Waffensysteme hier <strong>ein</strong>?" "Diese Waffensysteme beherbergen ausserdem sämtliche<br />

Manipulatorstrahl-Phalanxen. Insgesamt nehmen sie sowieso nur zehn Prozent des<br />

Schiffes in Beschlag." "Manipulator-Strahl?" "Ein Greifstrahl, er kann auch erwärmen,<br />

abkühlen, Gravitations-Annomalien erzeugen. Sie können damit beispielsweise <strong>ein</strong>en<br />

Mond verschieben oder Ähnliches." "Einen...<strong>ein</strong>en Mond?!! Wozu soll das gut s<strong>ein</strong>?"<br />

"Eigentlich dient er dazu, Gest<strong>ein</strong>sproben zu nehmen oder Schiffe abzuschleppen."<br />

"Kriegen wir davon auch noch was zu Gesicht?" "Mal sehen, wie sie voran kommen.<br />

Sie sollten jetzt auf die Brücke zurück, wir werden uns nach ihren Leuten umsehen."


Als sie den Geheimdienstler hinter sich gelassen hatten, sah Jarin Thorsten an:"Die<br />

Frau eben war ziemlich verzweifelt." "Ich weiss, ich habe ihre Gedanken gesehen."<br />

"Warum bringst du sie nicht wenigstens für <strong>ein</strong>en Tag nach Hause?" "Hattest du schon<br />

mal fürchterliche Lust darauf, beispielsweise <strong>ein</strong> Land zu besuchen?" "Ja, als ich kl<strong>ein</strong><br />

war, sind m<strong>ein</strong>e Eltern <strong>ein</strong>mal mit mir und m<strong>ein</strong>er Schwester nach Spanien geflogen."<br />

"Wie fandest du es da?" "Es war herrlich, etwas zu heiss, aber das Meer machte das<br />

wieder gut." "Was hättest du gedacht, wenn ihr nur <strong>ein</strong>en Tag dorthin geflogen wärt,<br />

eben etwas gebadet hättet und dann wieder zurück nach Hause geflogen wärt?" "Ich<br />

wäre am Boden zerstört gewesen. Als hätte man mir damals mit <strong>ein</strong>em tollen<br />

Spielzeug vor der Nase herum gewedelt und es dann wieder weggenommen. Ich<br />

denke, ich weiss, was du m<strong>ein</strong>st." "Und weil sie so <strong>ein</strong>e wichtige Rolle spielt, wäre das<br />

<strong>ein</strong>e Katastrophe." "Und wann, schätzt du, wird es den Sprungantrieb geben?"<br />

"Pfff...das kann ich nicht sagen. Ich kann zwar <strong>ein</strong>ige Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeiten berechnen,<br />

aber die Zukunft vorraussagen kann ich nicht." "Aha...und wohin gehen wir jetzt?" "In<br />

den medizinischen Sektor, ich möchte mal sehen, wie die auf uns reagieren." "Lauter<br />

Ärzte, hä?!" "Ja, und <strong>ein</strong> paar Biologen." "Was ist eigentlich mit Doktor Johnson?" "Oh,<br />

der hat wohl <strong>ein</strong>iges bekommen, was er mehr als verdient." "Und?" "Zur Zeit sitzt er<br />

in <strong>ein</strong>er schönen, ruhigen Gummizelle und kriegt täglich <strong>ein</strong>e Beruhigungsspritze von<br />

<strong>ein</strong>em genervten Pfleger." "Oh...sieht ja nicht gerade gut aus." "Och, in nem halben<br />

Jahr ist er laut Anstalts-Datenbank für die Entlassung vorgesehen." "Naja, ich denke,<br />

das ist angemessen." "Und ich habe mich <strong>ein</strong> bisschen an s<strong>ein</strong>em Rückenmark zu<br />

schaffen gemacht." "WAS?! Du hast ihm doch nicht etwa..." "K<strong>ein</strong>e Angst, nichts<br />

schmerzhaftes. Ich habe ihm <strong>ein</strong>e neue Reflexschaltung ins Nervensystem gepflanzt."<br />

"Du hast ihm <strong>ein</strong>en neuen Reflex <strong>ein</strong>gepflanzt?!" "Och, nichts besonderes, er wird jetzt<br />

nur jedes mal laut flatulieren, wenn er sich in <strong>ein</strong>em Fahrstuhl befindet und sich die<br />

Türen schliessen." Jarin prustete los:"Das...das ist nicht d<strong>ein</strong> Ernst?!" "Oh doch,<br />

gleiches gilt übrigens, wenn er Alkohol riecht." Jarin bekam das Lachen langsam<br />

wieder in den Griff:"Also wann immer Alkohol in s<strong>ein</strong>e Nähe kommt oder er Fahrstuhl<br />

fährt, wird er losblehen?" "Ja, aber nicht zu wenig." "Du hast ihm ja ganz schön was<br />

aufgehalst." "Wer m<strong>ein</strong>er Verlobten schaden möchte, der kriegt s<strong>ein</strong>e Quittung."<br />

Zwei Soldaten kamen ihnen entgegen und sahen sie verwundert an, der Rechte der<br />

beiden Männer zog <strong>ein</strong>e Augenbraue hoch:"Ihr tragt k<strong>ein</strong>e Uniformen oder Overalls.<br />

Seid ihr von der TerraCorp?" Thorsten lächelte die beiden an:"N<strong>ein</strong>, ich bin der<br />

Erbauer dieses Schiffes. Ich überprüfe die Arbeit der Wissenschaftler hier." Die beiden<br />

Männer lachten schallend los:"Guter Witz. Aber jetzt mal im Ernst: Zu welcher Gruppe<br />

gehört ihr? Zeigt mir bitte eure Ausweise, sonst muss ich euch leider inhaftieren."<br />

Neben ihr seufzte Thorsten und sah an die Decke:"Leviathan, sag den Beiden bitte,<br />

wer wir sind." Der Computer antwortete prompt:"Dies ist Thorsten Kemmrich, m<strong>ein</strong><br />

Erbauer, und s<strong>ein</strong>e Verlobte, Jarin Ilanasi."<br />

Jarin lächelte verlegen, als die Augen der beiden Soldaten sich weiteten und sie und<br />

Thorsten anglotzten.<br />

Derjenige der Beiden, der sie angesprochen hatte, schüttelte den Kopf und sprach<br />

Thorsten an:"Und...und wieso kommen sie hier her?" "Wie gesagt: M<strong>ein</strong>e Verlobte und<br />

ich möchten die Vorgänge auf m<strong>ein</strong>em Schiff begutachten." "Also gut...ich denke mal,<br />

wir gehen dann <strong>ein</strong>fach weiter." "Ich wünsche ihnen noch <strong>ein</strong>en schönen Tag."<br />

Jarin und Thorsten gingen an den Beiden vorbei und zu dem Sektor, den Thorsten ihr<br />

als "Medizinischen Sektor" genannt hatte. Jarin sah ihn an:"D<strong>ein</strong> Schiffscomputer<br />

kennt m<strong>ein</strong>en Namen?!" "Ja, wie jede m<strong>ein</strong>er künstlichen Intelligenzen im All." "Wieso<br />

das? Ich m<strong>ein</strong>e, es ist zwar irgendwie niedlich, das jede Hochtechnologie von dir, ob<br />

Raumschiff, Roboter oder Haus, mich erkennt, aber wieso?" "Du hast<br />

un<strong>ein</strong>geschränktes Kommando-Recht, ausser es wiederspricht <strong>ein</strong>em m<strong>ein</strong>er Befehle."<br />

"Was? Ich könnte diesem Schiff also sagen, mich zur Gem<strong>ein</strong>schaft zurück zu fliegen<br />

und es würde das tun?" "Ja, ausserdem ist jede Technologie angewiesen, dich zu<br />

unterstützen." "Boah. Aber wieso sind d<strong>ein</strong>e Befehle primär? Ich dachte, du siehst uns


als gleichberechtigt?" "Es ist r<strong>ein</strong>e Vorsichtsmaßnahme." Jarin fühlte Trauer in sich<br />

aufkeimen:"Vertraust du mir nicht?" "Doch, doch. Niemandem könnte ich mehr<br />

vertrauen. Es ist nur, dass du die Funktionsweise m<strong>ein</strong>er Maschinen nicht kennst.<br />

Wenn beispielsweise <strong>ein</strong>es m<strong>ein</strong>er Schiffe, dass ich angewiesen habe, sich nicht zu<br />

enttarnen, in d<strong>ein</strong>er Nähe ist und du möchtest hin<strong>ein</strong>, dann wird sich das Schiff nicht<br />

enttarnen, um dir zu zeigen, wo es ist, sondern dich per Teleport oder Sprungantrieb<br />

hin<strong>ein</strong> holen. Ich habe im All <strong>ein</strong>ige Vorsichtsmaßnahmen getroffen, die du besser<br />

nicht ändern solltest, daher sind <strong>ein</strong>ige Befehle anders zu deuten. Denn auch, wenn<br />

du <strong>ein</strong>e wunderbare, intelligente Frau bist, du kannst nicht so viel sehen wie ich."<br />

Jarin war beruhigt und glücklich:"Und warum koppelst du mich nicht an d<strong>ein</strong><br />

Sensoren-System an?" "Weil ich dich nicht töten möchte." "Töten?!!" "Du hast doch<br />

die Daten damals gesehen, als ich halbtot auf der Liege lag." "Du m<strong>ein</strong>st die ganzen<br />

Monitore voller Zahlen und Symbole?" "Ja. Das war nur m<strong>ein</strong> Kernsystem, um Daten<br />

zu verarbeiten. M<strong>ein</strong>e Sensor-Systeme sind noch viel umfangreicher. Ich habe jedes<br />

Quark und noch kl<strong>ein</strong>er Teile, jede Strahlung und jede Gravitation im Umkreis von<br />

mittlerweile 25 Galaxien im Blick...sofern man von Blick sprechen kann." "Jedes<br />

Quark?" "Jedes." "Und du kannst mir nicht nen kl<strong>ein</strong>en Ausschnitt geben?" "Reicht dir<br />

d<strong>ein</strong> Radar, Gravidar, optische Sensoren und noch vieles mehr nicht?"<br />

"Ich habe <strong>ein</strong> Radar?" "Ich dachte, du hättest all d<strong>ein</strong>e Implantate schon mal<br />

ausprobiert?" "N<strong>ein</strong>, ich muss mir m<strong>ein</strong>e Implantate doch vorstellen, damit ich sie<br />

<strong>ein</strong>schalten kann." "Ja, aber da ich d<strong>ein</strong>e Gedanken ja nicht lesen soll, weiss ich nicht,<br />

ob du schon alles "durchdacht" hast." "Was hast du eigentlich alles in mich<br />

<strong>ein</strong>gepflanzt? Ich wollte doch erst <strong>ein</strong>mal nur wenig." "Vielleicht haben wir andere<br />

Maßstäbe zu wenig." Jarin sah ihn schräg an:"Thorsten, wie viel?!" Er kratzte sich<br />

verlegen am Hinterkopf:"Siehst du dieses Schiff um dich herum?" "Ja, wie könnte ich<br />

nicht?" "Nun, du kannst es von Schildstärke und Waffenkraft mehr als mit ihm<br />

aufnehmen. Du hast allerdings nicht so viel Sensoren." "Um Himmels Willen! Das ist<br />

nicht wenig! Das ist verdammt viel!!!" "Soll ich wieder was raus nehmen?" Jarin<br />

seufzte:"Ach. Nun wo es drin ist, lass diesen Technik-Kram in m<strong>ein</strong>em Körper."<br />

Thorsten spannte die Schultern an, wie als ob er befürchtet hätte, dass sie ihm an die<br />

Gurgel springen würde:"Soll ich dir zuhause <strong>ein</strong>e Anleitung für dich geben?" "Ja, dann<br />

eben so. Jetzt muss ich mir schon <strong>ein</strong>e Anleitung für m<strong>ein</strong>en Körper durchlesen."<br />

"Besser, als es sich selber ausdenken zu müssen." "Da hast du wohl recht."<br />

Die beiden erreichten <strong>ein</strong> großes Schott, welches sich öffnete und ihnen Einlass<br />

gewährte. Eine Frau mit blonden Haaren und Pferdeschwanz, in Jarins Augen <strong>ein</strong>e viel<br />

zu dürre Frau, sah von <strong>ein</strong>em Datenblock auf, zu den Beiden hinüber, und rief ihnen<br />

etwas zu:"Hey! Was machen sie hier?! Mir liegt k<strong>ein</strong>e Neuzuweisung vor!" Thorsten<br />

winkte ihr ab, ging zu <strong>ein</strong>er der Wände und lehnte sich dagegen. Jarin folgte ihm und<br />

lehnte sich neben ihn.<br />

Empört kam die Frau stampfend näher, wobei <strong>ein</strong>es ihrer B<strong>ein</strong>e etwas unbeholfen<br />

wirkte, als ob sie es lange nicht benutzt hätte:"Was fällt ihnen <strong>ein</strong>?! Ich leite die<br />

Forschungen hier in diesem Sektor und sie winken mich <strong>ein</strong>fach ab! Wer sind sie<br />

überhaupt?!!" Thorsten lächelte die junge Frau höflich an:"Sie haben ihr B<strong>ein</strong> noch<br />

nicht richtig unter Kontrolle? Ich empfehle ihnen <strong>ein</strong>en Dauer-Spaziergang von<br />

fünfzehn Kilometern und <strong>ein</strong>e Stunde schwimmen, dann wird ihr Nervensystem sich<br />

daran gewöhnt haben." Die Frau wirkte überrascht und sah ihn wütend an:"Sie geben<br />

mir medizinische Ratschläge?! Für wen halten sie sich überhaupt?!" "Nun, ich bin<br />

immerhin derjenige, der die Apparatur, die ihnen das neue B<strong>ein</strong> verpasst hat,<br />

entwickelt und gebaut hat." "WAS?! Hat man mir jetzt <strong>ein</strong> paar Irre geschickt, die<br />

Leviathan heilen soll?!" Der Schiffscomputer räusperte sich, so dass man es nur in<br />

dieser Ecke hören konnte:"Hrhmm...Miss Cort, sie sollten den Worten m<strong>ein</strong>es<br />

Erbauers nicht solche Beleidigungen entgegen werfen." Die Frau blieb, wie vom Blitz<br />

getroffen, erstarrt stehen, drehte ihren Kopf langsam in Richtung Thorsten, sah ihn<br />

von oben bis unten an und begann zu stottern:"Siesiesiesisisie...sehen ja aus, wie <strong>ein</strong>


Mensch." "Ich bin ja auch <strong>ein</strong>er...zumindest von m<strong>ein</strong>em Empfinden her. Allerdings<br />

bestehe ich, wie ihnen ihr Kommandant schon gesagt haben wird, zu <strong>ein</strong>em gewissen,<br />

massetechnisch unsagbar großen, Teil aus Naniten."<br />

"Aber wieso kommen sie her?" "ICh wollte mal persönlich überprüfen, wie sie hier<br />

arbeiten." "Kann ich ihnen <strong>ein</strong> paar Fragen stellen?" "Wenn sie mir nicht wie ihre<br />

Technik-Kollegin auf der Brücke <strong>ein</strong>e technische Frage stellen wollen, können sie mich<br />

gerne fragen, so lange sie niemandem davon erzählen, wer ich bin." "Äh, gut: Wie alt<br />

sind sie?" "Ho, <strong>ein</strong>e eigentlich ziemlich unhöfliche Frage. Aber ich will mal nicht so<br />

s<strong>ein</strong>: 947 Jahre, oder 696 Jazuras." "Das...das ist unglaublich!" "Ich möchte sie doch<br />

bitten, nicht so zu schreien, ich möchte nicht jedes mal die Schallwellen dämpfen<br />

müssen." "Verzeihung. Und darf ich fragen, wer die junge Frau bei ihnen ist?" Jarin<br />

lächelte, schon froh darüber, nicht übersehen zu werden:"Ich bin Jarin Ilanasi,<br />

Thorstens Verlobte." "Sind...sind sie auch so alt?" "N<strong>ein</strong>, ich bin zweiundzwanzig." "Ist<br />

das nicht <strong>ein</strong> etwas großer Altersunterschied?" "N<strong>ein</strong>, das kümmert uns eigentlich<br />

wenig." "Also gut, äh...brauchen sie irgendwas?" Thorsten lächelte die Frau an:"N<strong>ein</strong><br />

Danke, wir können gut für uns selbst sorgen. Kümmern sie sich nur darum, dass ihre<br />

Leute uns nicht auf die Pelle rücken." "Können sie das denn nicht selbst? Ich m<strong>ein</strong>e,<br />

laut dem, was ich gehört habe, können sie ja diese Schiffe hier in Sekundenschnelle<br />

ersch<strong>ein</strong>en lassen." "Ja, doch ich manipuliere den Geist <strong>ein</strong>es Wesens nur ungern."<br />

"OK, dann kümmere ich mich darum."<br />

Die Frau ging weg und Jarin lehnte sich an Thorsten:"Und was guckst du jetzt?" "Ach,<br />

nichts Besonderes: Ich scanne ihre Arbeitsschritte <strong>ein</strong> und sehe mir ihre Intentionen<br />

an." "Und mit welchen Plänen gehen sie an die Arbeit?" "Von wem möchtest du es<br />

denn wissen?" "Hmmm...von der Frau von eben." "Also, die möchte das hier<br />

begreifen, besonders weil Neo Atlantis ihr ihr B<strong>ein</strong> wiedergegeben hat." "Aha...und der<br />

da?" Jarin zeigte auf <strong>ein</strong>en älteren Mann, mit roten Haaren, leichten Grausträhnen und<br />

<strong>ein</strong>em Drei-Tage-Bart. Thorsten sah ihn an:"Der will allen helfen. Er möchte die<br />

Technologie hier dafür nutzbar machen, dass niemand mehr Schmerzen leiden muss."<br />

"Ein hohes Ziel." "Aber <strong>ein</strong>es, dass es sich zu verfolgen lohnt."<br />

Jarin fand das ganze Spektakel hier...ziemlich...lahm. In Gedanken spielte sie<br />

TicTacToe mit sich selbst.<br />

Thorsten grinste sie auf <strong>ein</strong>mal an:"Dir ist langweilig. Was spielst du in Gedanken?"<br />

"Du sollst m<strong>ein</strong>e Gedanken doch nicht lesen." "Hab' ich nicht." "Woher weisst du denn,<br />

dass ich in Gedanken was spiele?" "Du guckst so starr in die Gegend, wobei sich d<strong>ein</strong>e<br />

Augenbrauen und Pupillen bewegen." "Sowas fällt dir auf?" Thorsten sah sie mit <strong>ein</strong>er<br />

hochgezogenen Augenbraue an:"Von mir gibt es im ganzen Universum pro<br />

Kubikzentimeter etwa drei Stück, die <strong>ein</strong>zige Ausbuchtung davon über Lichtjahre<br />

hinweg ist in d<strong>ein</strong>em Kopf, wo ich nur die Vital-Funktionen überwache. Jeder Gedanke<br />

in m<strong>ein</strong>em Umfeld ist mir nicht verschlossen, wenn ich darauf Wert lege. Ich bemerke<br />

jede atomare Verschiebung, als wäre es <strong>ein</strong> Planet, der direkt vor m<strong>ein</strong>en Augen<br />

vorbei schwebt...und du fragst mich, ob ich sowas bemerke." "Ja...tut mir leid, kommt<br />

nicht wieder vor." Er grinste freundlich:"Und ausserdem kann ich m<strong>ein</strong>e Augen und<br />

Sensoren nicht von d<strong>ein</strong>em hübschen Gesicht lassen." Nun lächelte Jarin verlegen.<br />

Thorsten lächelte über Jarins Verlegenheit und freute sich über ihr Lächeln. Die Leute<br />

hier arbeiteten wirklich gewissenhaft und fleissig. Neo Atlantis...er hatte hier <strong>ein</strong>e<br />

lange Zeit gelebt. Jetzt wuselten mehr Menschen hierdurch, als es jemals zuvor<br />

geschehen war. Allerdings war Neo Atlantis als <strong>ein</strong> Schiff für zweihunderttausend<br />

Personen gedacht gewesen, um Planeten und Sonnensysteme zu erforschen. Es lief<br />

hier eigentlich sehr gut, bis auf <strong>ein</strong>e Person, die hier umher lief, um die ganzen<br />

Erkenntnisse als s<strong>ein</strong>e auszugeben. Der Mann arbeitete gerade im Reaktor-Raum.<br />

Thorsten tippte Jarin, die nach den Augenbewegungen her, wohl gerade "Vier gewinnt"<br />

spielte. Jarin sah ihn an:"Was ist?" "Wir müssen weiter, hier ist <strong>ein</strong> Typ, dem ich mal<br />

gehörig die M<strong>ein</strong>ung geigen sollte." Thorsten ging zu <strong>ein</strong>em Tele-Port, legte die Hand<br />

in den blauen Kreis, ging in den nun offenen Raum und wendete sich an den Teleport-


Computer:"Haupt-Generator-Raum, drittes Geschoss, vierte Tür." "Bestätigt." Der<br />

Teleporter zersetzte sie und baute sie am Zielort wieder auf. So schien es zumindest:<br />

In Wahrheit macht Thorsten das Alles, weil der Teleporter hier k<strong>ein</strong>e genügende<br />

Auflösung für Subraum-Materie hatte.<br />

Da stand der Kerl: Rabenschwarze Haare, <strong>ein</strong>e achteckige Brille und kahl rasierte<br />

Schläfen.<br />

Thorsten ging auf ihn zu:"Entsculdigung, ich muss mal mit ihnen reden." Der Mann<br />

drehte sich um:"M<strong>ein</strong>en sie mich? Was wollen sie? Ich hab' zu tun!" "Ja, die<br />

Technologie hier stehlen." Die Augen des Kerls zuckten kurz, dann lächelte er<br />

spottend:"Sicher, ich möchte die Technologie hier stehlen. Und sie haben das hier alles<br />

gebaut." Thorsten sah ihm todernst in die Augen:"In der Tat. Und ich werde nicht<br />

zulassen, dass sie irgendwas von hier verscherbeln." Von Thorstens Miene<br />

<strong>ein</strong>geschüchtert, war der Mann nicht mehr ganz so großkotzig:"Sie sind bloß <strong>ein</strong><br />

Mensch wie ich, sie können das hier nicht gebaut haben." "Oh doch, Jim Kalten, oh<br />

doch. Und ich sage dir, solltest du dich nicht augenblicklich von dieser Idee lossagen,<br />

werde ich dafür sorgen, dass du nicht mehr in der Lage s<strong>ein</strong> wirst, etwas zu<br />

verkaufen." "Oh wie gruselig, sie können m<strong>ein</strong>en Namen von m<strong>ein</strong>em Namensschild<br />

ablesen." "Aber d<strong>ein</strong> zweiter Vorname, Johanna, steht nicht <strong>ein</strong>mal in d<strong>ein</strong>er<br />

Einwohner-Akte." Der Mann wich <strong>ein</strong>en Schritt zurück:"Das kann auch jeder wissen,<br />

der <strong>ein</strong>en Privatdetektiv anheuert." Thorsten verfinsterte s<strong>ein</strong>e Stimme und liess s<strong>ein</strong>e<br />

Augen glühen:"Aber nicht jeder kommt in dieses Schiff."<br />

Geschockt taumelte der Mann rückwärts und drohte, über das Geländer zu fallen,<br />

doch Leviathan aktivierte das Sicherheitsfeld und Kalten drückte sich gegen dieses.<br />

Thorsten tat <strong>ein</strong>en Schritt auf ihn zu, packte ihn an s<strong>ein</strong>em Overall unter dem Hals<br />

und hob ihn hoch, bis s<strong>ein</strong>e Füsse den Boden nicht mehr berührten.<br />

Thorsten sah ihn an, s<strong>ein</strong>e glühenden Augen spiegelten sich in den aufgerissenen<br />

Augen des Mannes wieder:"Solltest du Wissen oder <strong>ein</strong>en Prototypen verkaufen oder<br />

verschenken, komme ich wieder und du erfährst, was jemand, der den Körper so gut<br />

kennt, dass er so ziemlich alles heilen kann, sonst noch kann." Wild nickend stotterte<br />

der Mann:"Gugugugut...arbeiten darf ich hier aber noch? Oder?" Thorsten senkte die<br />

Stimme wieder auf normal hinunter:"Wenn du dich an die Richtlinien d<strong>ein</strong>es Vertrages<br />

mit dem Militär hältst, dann sehe ich da k<strong>ein</strong> Problem." "Dadadadadanke." Thorsten<br />

liess los und der Mann fiel auf den Boden.<br />

Er drehte sich um, ging zu s<strong>ein</strong>er Verlobten und sah sie an:"Und, m<strong>ein</strong> Schatz,<br />

möchtest du hier noch etwas bleiben?" "Och, n<strong>ein</strong>. Es ist nicht ganz so aufregend, wie<br />

ich gedacht hätte." "Wollen wir dann nach Hause?" "Ja, gerne." Thorsten aktivierte<br />

s<strong>ein</strong>en Sprungantrieb und brachte sie zurück zu ihrem Haus.<br />

Sor'Shri lag auf <strong>ein</strong>er Wiese und sah gelassen in den Himmel. Der Himmel war hier, im<br />

Gegensatz zu s<strong>ein</strong>er Heimatwelt, nicht grau bis schwarz, sondern oft auch hellblau<br />

und abends und morgens sogar lila, orange, rot und gelb.<br />

Momentan kaute er auf <strong>ein</strong>er Telio-Wurzel aus dem kl<strong>ein</strong>en Replikator, den er und der<br />

Rest s<strong>ein</strong>es Volkes bekommen hatten, weil sie nichts von hier aus der Natur essen<br />

konnten.<br />

K<strong>ein</strong>er hier sah mehr unterernährt oder schmutzig aus. Alle, <strong>ein</strong>schliesslich ihm,<br />

hatten sich sogar ihr Fell wieder wachsen lassen.<br />

S<strong>ein</strong>e Schwanzspitze wedelte langsam und entspannt hin und her, während der Wind<br />

ihm das Fell durchwehte.<br />

Kinder spielten mit Segeldrachen und junge Paare tollten im hohen Gras umher. Er sah<br />

nach rechts, zu Jien'Sanja, mit der er <strong>ein</strong>e Freundschaft pflegte, die mehr wurde. Alles<br />

in allem war das Leben hier sehr viel angenehmer als in der Armee.<br />

Hier gab es alles im Überfluss und man konnte sich richtig erholen. Noch hatte ihnen<br />

das Nanitenwesen zwar nicht gestattet, Kontakt mit den anderen Wesen hier<br />

aufzunehmen, aber das würde sicherlich auch noch irgendwann kommen. Ob man den<br />

Shil'Crers hier die Taten des Volkes verzeihen würde, konnte er nicht sagen, er hoffte


es nur.<br />

Ein leises Knurren rechts neben ihm wurde langsam immer lauter. Er sah nach rechts:<br />

Jien'Sanja sah ihn breit grinsend an und knurrte verspielt aus der Kehle, dann drehte<br />

sie sich herum und ehe er sich versah, saß sie auf s<strong>ein</strong>em Brustkorb.<br />

Sie grinste und streckte ihm die Zunge heraus:"Na, der große Soldat lässt sich von<br />

<strong>ein</strong>em Weibchen besiegen?" Sie beugte sich grinsend hinunter und sah ihm in die<br />

Augen. Er grinste und aus Reflex, oder aus tiefstem Herzen, schleckte er ihr kurz über<br />

die Nase, es war das Equivalent s<strong>ein</strong>es Volkes, was das Fernsehen hier "Küssen"<br />

nannte.<br />

Sie schreckte kurz zurück, dann grinste sie und leckte auch ihm über die Nase. Er war<br />

überrascht, dann lächelte er wieder und beide fielen sich gleichzeitig in die Arme. Nun<br />

war es also mehr geworden.<br />

Früher hätten beide nicht an mehr gedacht, als wie sie den Tag überleben konnten. Er<br />

musste sich mit gewalttätigen und blutrünstigen Mitsoldaten herumschlagen und sie<br />

hatte immer versucht, den Tag über nicht zu verhungern, ohne jemanden zu<br />

verletzen.<br />

Und nun hatten sie beide <strong>ein</strong> sorgenfreies Leben. Zusammen rollten sie lachend den<br />

sanften Grashügel hinunter, auf dem sie gelegen hatten, wobei ihre Schweife sich bei<br />

jeder Drehung, bei der sie oben lagen, nach oben zeigten.<br />

Als sie unten ankamen, lag er zwar noch unter ihr, aber er lag auf ihrem Schweif.<br />

Er grinste:"Wollen wir im Wald <strong>ein</strong> bisschen am Bach spazieren gehen?" Sie nickte und<br />

ihr Schwanz hätte vor Freude wild hin und her gewedelt, wenn er nicht darauf gelegen<br />

hatte.<br />

Sie mussten sich noch <strong>ein</strong>mal überrollen, damit sie aufstehen konnte, und zusammen<br />

gingen sie in den Wald, wo sie den kühlen Bach genossen.<br />

Rough arbeitete im Garten. Die Auberginen machten ihm Sorgen, sie hatten <strong>ein</strong>e<br />

kl<strong>ein</strong>e Pilzinfektion. Aus s<strong>ein</strong>er Datenbank suchte er das passende Gegenmittel und<br />

erzeugte es mit dem Materieerzeuger.<br />

Er sprühte die klare Lösung aus der Sprühflasche und strich sanft über das kl<strong>ein</strong>e<br />

Blatt.<br />

Seit langem bemerkte er schon die Xenon, die sich auf s<strong>ein</strong>en Gartenzaun lehnte und<br />

ihn neugierig beobachtete.<br />

Aus heiterem Himmel sprach er sie an:"Du hast mich schon komisch angesehen, als<br />

ich hier ankam. Hast du irgendwas?" Total überrascht sah sie nach links und rechts,<br />

ob sie denn irgendwie flüchten konnte. Doch sie schien den Gedanken verworfen zu<br />

haben. Sie schluckte schwer und lächelte verlegen:"Hehe...nun ähm..."<br />

Rough stand auf, drehte sich um, band die Schürze los und hängte sie halb und halb<br />

über das Gartentor.<br />

Sie stand auf der anderen Seite des hüfthohen Lattenzauns und kratzte sich verlegen<br />

ihren Hinterkopf:"Also...mir ist aufgefallen..." "Das m<strong>ein</strong>e Konstruktion von euch<br />

anderen abweicht?" "Äh, ja. Bist du <strong>ein</strong> neuer Xenon-Typ?" "Um genau zu s<strong>ein</strong>, bin ich<br />

k<strong>ein</strong> Xenon." Sie wirkte erschrocken und verblüfft:"Aber was bist du dann?" "Ich bin<br />

Rough, m<strong>ein</strong> Name ist Rough." "Oh, vielleicht hätte ich mich auch vorstellen sollen:<br />

Ich bin Siren." "Ah, hübscher Name." "Mit Dank zurück. Und woher kommst du? Bist<br />

du natürlich, oder hat dich jemand gebaut." "Ich wurde in m<strong>ein</strong>er Grundform gebaut,<br />

habe mich dann aber öfters eigenständig selbst repariert." "Und wer hat dich<br />

gebaut...oder zumindest d<strong>ein</strong>e Grundform?" "Thorsten." Der hübschen Xenon<br />

entglitten alle Gesichtszüge, als hätte sie <strong>ein</strong>en Stromausfall im Mimik-System:"Der<br />

Thorsten?" Sie deutete um sich herum in die Luft und auf die Gebäude.<br />

Er nickte, für ihn war es schliesslich ganz normal. Sie sah ihn an, als wäre er <strong>ein</strong><br />

Geist:"Du...du bist von ihm gebaut worden? Wwwann denn?" "Etwa 2015." "Du...du<br />

bist neunhundertsiebzehn Jahre alt???" "Also leben tue ich aber erst seit etwa hundert<br />

Jahren." Irgendwo schien sie <strong>ein</strong>en Kurzen zu haben oder soetwas in der Art...denn<br />

sie kippte <strong>ein</strong>fach um. Rough aktivierte s<strong>ein</strong> Dämpfungsfeld und verhinderte damit,


dass die Xenon mit dem Kopf hart aufschlug.<br />

Aber er konnte sie ja nicht <strong>ein</strong>fach so liegen lassen. Er hob sie hoch und legte sie auf<br />

<strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>er Gartenliegen. Ob sie beschädigt war? War sie...tot?<br />

Er rieb sich die Stirn und hörte auf <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>e Stimme in s<strong>ein</strong>em Funkgerät. Es war<br />

Thorsten:"K<strong>ein</strong>e Sorge, Rough. Sie ist bloß ohnmächtig. Das war zuviel für sie. Sie<br />

wird bald wieder aufwachen." Rough antwortete über Funk:"Pfuu...Danke, ich habe<br />

mir schon Sorgen gemacht." "Ach, nicht der Rede wert."<br />

Rough setzte sich neben die Xenon auf die benachbarte Liege und scannte sie.<br />

Tatsächlich funktionierte alles normal, nur das k<strong>ein</strong>e aktiven Steuerbefehle vom<br />

Gehirn ausgingen.<br />

Nach <strong>ein</strong>er Viertelstunde wachte die Xenon wieder auf:"Was...was ist mit mir<br />

passiert." Rough lächelte sie an:"Du bist ohnmächtig geworden." "Können wir Xenon<br />

das überhaupt?" "Also, ich denke, mit dir habt ihr den Beweis." "Wieso sprichst du von<br />

"ihr"?" "Nun, ich bin k<strong>ein</strong> Xenon." "Aber doch <strong>ein</strong>e mechanische Lebensform, wie wir.<br />

Du sprichst wie wir, du verhältst dich zwar individuell, aber das tut hier jeder." "Mag<br />

s<strong>ein</strong>. Ich wusste nur nicht, ob <strong>ein</strong> Xenon vielleicht nicht so denkt." "Als ob Xenon<br />

jemanden wegen s<strong>ein</strong>er Herkunft ausschliessen würden. Immerhin wurden wir beide<br />

von Menschen konzipiert. Ich wurde dann zwar später von weiteren Baureihen<br />

konstruiert und gebaut, aber im Grunde komme ich auch von den Menschen. Du bist<br />

unter uns ja noch etwas besonderes, weil du von <strong>ein</strong>em Menschen gebaut wurdest."<br />

"Tja, aber soweit ich gehört habe, gibt es hier auch <strong>ein</strong>ige Xenon, die noch von der<br />

Erde kommen." "Ja, aber die wurden nicht von "<strong>ein</strong>em" Menschen gebaut." "Ach, du<br />

m<strong>ein</strong>st, weil mehrere Menschen an ihnen gearbeitet haben?" "Genau." "Nun, <strong>ein</strong><br />

humanoider Roboter ist aber auch was anderes als <strong>ein</strong> riesiges Raumschiff." "Oh, du<br />

warst von Anfang an <strong>ein</strong> Humanoid?" "Ja. Und du?" "Ich? Ich war <strong>ein</strong> Jäger." "Oh, <strong>ein</strong><br />

Kampfschiff. Hast du auch dementsprechende Hobbies?" Sie lächelte verlegen und<br />

kratzte sich hinterm Ohr:"Nun, auch wenn ich k<strong>ein</strong>er Fliege mehr was zu leide tun<br />

möchte, so steh ich doch ziemlich auf Kampfsport-Arten." "Jiu-Jitsu und sowas?" "Ja.<br />

Das macht irren Spaß. Kannst du irgend<strong>ein</strong>e Kampfsportart?" "Also, ich betreibe k<strong>ein</strong>e<br />

als Hob<strong>by</strong>, aber ich habe alle Kampfsportarten auf dem Meister-Grad als Datenbank<br />

auf m<strong>ein</strong>em Speicher." "WAS?! Alle auf dem Meistergrad?! Wozu, wenn es nicht d<strong>ein</strong><br />

Hob<strong>by</strong> ist?" "Nun, zur Selbstverteidigung. Thorsten hat es mir gegeben." "Du hast<br />

auch <strong>ein</strong>e komplett andere Konstruktion als die Standard-Körper, oder?" "Ja, ich habe<br />

Thorstens Hochtechnologie bekommen." Sie grinste ihn hämisch an:"Ah, <strong>ein</strong><br />

Priviligierter." Er lächelte verlegen:"Nun, Vetternwirtschaft sch<strong>ein</strong>t es immer irgendwie<br />

zu geben." "Ach, ist doch eh egal, solange die Software <strong>ein</strong>en guten Charakter hat, ist<br />

die Hardware Nebensache." "Da hast du wohl recht." "Und du magst die<br />

Gartenarbeit." "Ja, Pflanzen waren seit über neunhundert Jahren m<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zige<br />

Gesellschaft...zumindest die etwa achthundert Jahre, die ich aktiv war." "Ah, das ist<br />

dann verständlich." "Und warum hast du mich nicht <strong>ein</strong>fach nach m<strong>ein</strong>er Konstruktion<br />

gefragt?" "Nun, du hast ziemlich starke Ober-Schenkel und -Arme, zumindest wenn<br />

man die Dicke d<strong>ein</strong>er Extremitäten mit denen der Standard-Körper korreliert." "Du<br />

hattest doch nicht etwa Angst?" "Nun, ich habe immernoch m<strong>ein</strong> taktisches Programm<br />

und das macht mich teils übervorsichtig." "Aha...du bist also <strong>ein</strong>e taktische Waffe<br />

gewesen?" "Ja. Logik und Taktik sind <strong>ein</strong> großer Bestandteil m<strong>ein</strong>er eigentlichen<br />

Programmierung. Und da die ja unter m<strong>ein</strong>em Bewussts<strong>ein</strong> schlummert, kommt das<br />

oft noch hoch."<br />

Rough lächelte:"Tja, und ich bin als Gesellschaft und Haushalts-Roboter konzipiert.<br />

Früher zumindest mal. Allerdings habe ich mich sozusagen selbst zum Tüftler<br />

gemacht. Stahl rostet über die Jahrhunderte und ich musste mich oft reparieren." Die<br />

Xenon hielt <strong>ein</strong> Lachen zurück:"Du...du bist <strong>ein</strong> Haushaltsroboter?" Er legte den Kopf<br />

schief und zog leicht verärgert <strong>ein</strong>e Augenbraue hoch:"Ja, hast du was dagegen?" Sie<br />

kicherte, aber man merkte, dass es nicht böse gem<strong>ein</strong>t war:"Tut mir leid, es ist nur:<br />

Alle Xenon hier, sind entweder Kriegssysteme, Kartographen, Navigations-Einheiten,


Sensor-Systeme, Forschungs-Computer, Reperatur-Einheiten oder auch Flug-<br />

Koordinatoren...und du bist die <strong>ein</strong>zige lebende Maschine auf diesem Planeten, die <strong>ein</strong><br />

Haushaltsgerät war."<br />

Er lächelte triumphierend:"Um so <strong>ein</strong>zigartiger bin ich." Sie lächelte richtig<br />

herzlich:"Ja, der Besondertste." Ihr stieg auf <strong>ein</strong>mal die Röte in die Wangen...Thorsten<br />

hatte bei diesen Körpern wirklich gute Arbeit geleistet.<br />

Als Rough aber begriff, dass ihr die Röte wegen ihm ins Gesicht stieg, wurde auch er<br />

rot.<br />

Er kratzte sich am Hals:"Äh...möchtest du auf <strong>ein</strong>en Kakao r<strong>ein</strong>kommen? Ich kann,<br />

dank m<strong>ein</strong>er Vergangenheit, ziemlich Guten machen." Sie wurde noch <strong>ein</strong> Stück<br />

roter:"Ähm, gerne." Er machte ihr das Gartentor auf, legte sich die Schürze auf den<br />

Arm und begleitete sie in s<strong>ein</strong> Haus. Er holte das Kakao-Pulver aus dem Schrank,<br />

kochte etwas Milch auf und schlug etwas kalte Sahne. Als er den Kakao in die Milch<br />

<strong>ein</strong>gerührt hatte und <strong>ein</strong>en Klecks Sahne auf den Kakao getan hatte, streute er jeweils<br />

noch <strong>ein</strong>e Prise Kakao-Pulver über die Sahne.<br />

Mit den beiden Bechern ging er in s<strong>ein</strong> Wohnzimmer, wo Siren in <strong>ein</strong>em der<br />

Schaukelstühle saß.<br />

Sie nahm die Tasse dankend entgegen und nahm <strong>ein</strong>en tiefen Schluck. Als Rough sich<br />

gesetzt hatte, und sie den Becher wieder vom Gesicht nahm, brach er in Lachen aus:<br />

Siren hatte die Sahne nicht rechtzeitig bemerkt und nun <strong>ein</strong>en Sahne-Schnauzer und<br />

<strong>ein</strong>e weiße Nasenspitze.<br />

Sie sah ihn schief an, als hätte er <strong>ein</strong>en Knall:"Was ist denn so komisch?" "Du...du<br />

hast bis zur Nasenspitze alles voller Sahne." Sie schielte sich auf die Nasenspitze und<br />

fing ebenfalls an zu lachen.<br />

Rough hielt die Hand hoch und erzeugte <strong>ein</strong>e Serviette, die er ihr gab. Während sie<br />

sich die Oberlippe ableckte, wischte sie sich die Nasenspitze ab:"Einen integrierten<br />

Materie-Erzeuger hast du also auch." "Ja." "Und dann kannst du noch <strong>ein</strong>en verdammt<br />

guten Kakao machen. Bei dir müssen die Frauen ja Schlange stehen." Über die<br />

Anspielung auf s<strong>ein</strong>en Familien-Stand, für ihn als künstliche Lebensform immer noch<br />

sehr ungewohnt, wurde er knallrot und spielte verlegen mit s<strong>ein</strong>en Fingerkuppen:"Um<br />

der Wahrheit die Ehre zu geben, bist du der erste Besuch ausser Thorsten, den ich<br />

überhaupt habe." Sie sah ihn mitfühlend an:"K<strong>ein</strong>er hat dich begrüßt?" "N<strong>ein</strong>,<br />

ansch<strong>ein</strong>end wirkt die geringe Abweichung m<strong>ein</strong>er Konstruktion doch abschreckender,<br />

als Thorsten es erwartet hatte." Sie kratzte sich wieder am Hinterkopf:"Nun,<br />

ansch<strong>ein</strong>end sind wir Xenon dem "Fremden" doch etwas ängstlicher gegenüber, als ich<br />

es gedacht hätte." "Es ist schön, mal mit jemandem reden zu können, der nicht<br />

gerade in Gedanken das Universum erforscht. Nichts gegen Thorsten, aber er<br />

kann...ziemlich seltsam s<strong>ein</strong>. Spiele mit ihm zu spielen, ist auch nicht all zu spaßig:<br />

"Ich sehe was, was du schon weisst, bevor ich es realisiert habe" ist <strong>ein</strong> ziemlich ödes<br />

Spiel." Sie lächelte ihn an:"Ähm, in Diamond-City gibt es demnächst <strong>ein</strong>en neuen Film<br />

im Holo-Kino...wollen wir beide mal dahin? Dann kommst du mal unter Wesen, mit<br />

denen du dich unterhalten kannst, ohne dass sie nebenbei Photosynthese betreiben."<br />

Rough war noch nie in <strong>ein</strong>em Kino, geschweige denn in <strong>ein</strong>em Holo-Kino gewesen,<br />

aber mit ihr weg zu gehen, klang noch verlockender, als Kino...er ertappte sich dabei,<br />

wie er erkannte, dass er sich wohl verliebt hatte...und wie es aussah, wurde das<br />

erwiedert. Er nickte:"Gerne. Wann denn?" "Übermorgen. Aber...kann ich morgen noch<br />

mal kommen?" Rough sprach, bevor er es beabsichtigte:"Von mir aus kannst du auch<br />

gerne die Nacht hier verbringen..." Er wurde knallrot und sah verschämt nach unten.<br />

Er bereitete sich darauf vor, die Tür knallen zu hören.<br />

Stattdessen aber hörte er <strong>ein</strong>e schüchterne Erwiederung:"Wenn du neben mir sitzt,<br />

nur zu gerne."<br />

Er sah nach oben und konnte gerade noch verhindern, in <strong>ein</strong>em Jubelschrei durch die<br />

Decke zu springen. Er nickte:"G-g-g-gerne." Beide setzten sich auf die weich<br />

gepolsterte Bank vor s<strong>ein</strong>em Terassenfenster und sahen sich den Sonnenuntergang


an...und dann blieben sie noch länger sitzen...an<strong>ein</strong>andergelehnt und glücklich. K<strong>ein</strong><br />

künstlicher Muskel bewegte sich, beide genossen den Moment.<br />

Thorsten lächelte, zwei neue Paare hatten sich also gefunden. Für die beiden Xenon<br />

war es wohl Liebe auf den zweiten Blick und die beiden Shil'Crers...nun, die konnten<br />

sich wohl gut riechen. Es war schon seltsam, wie die Evolution, diese lebensformende<br />

Kraft so viele analoge Eigenschaften hervorbrachte. Shil'Crers ähnelten Hunden in<br />

vielen Körperformen, auch wenn Hunde k<strong>ein</strong>e Knochen-Exo-Skelette besaßen. Auch<br />

liefen Hunde nicht auf zwei B<strong>ein</strong>en, aber das konnte man selbst durch das dichte,<br />

schwarze Fell erkennen. Teladi hatten Schuppen und sonst viele Echsenmerkmale.<br />

Insektenartige Paraniden, tintenfisch-artige Boronen...nur die Split besaßen k<strong>ein</strong>e<br />

richtigen Analogien auf der Erde.<br />

Aber das sich zwei neue Paare gefunden hatten, fand er am schönsten. Glücklich sah<br />

er zu Jarin hinüber, die neben ihm schlief.<br />

S<strong>ein</strong>e Sensoren zeichneten auf Argon Prime <strong>ein</strong>en Vorfall auf, den er beiläufig<br />

be<strong>ein</strong>flusste: Ein Gangster wollte <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Mädchen erschiessen, dazu noch zwei<br />

Boronen-Kinder und <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Teladi, nur weil die Eltern ihn aus versehen<br />

angerempelt hatten. Wer aus so <strong>ein</strong>er Mücke so <strong>ein</strong>en Elefanten machte und dazu<br />

noch Kinder bedrohte, der hatte nichts anderes als Folgendes verdient. Thorsten<br />

modifizierte den Schuss-Mechanismus der Laser-Pistole: Der Gangster drückte ab, die<br />

Energie-Zelle überlud sich in <strong>ein</strong>em Feedback, explodierte und riss dem Gangster den<br />

Unterarm in Fetzen, ohne die Kinder zu verletzen.<br />

Als die Eltern mit ihren Kindern flüchteten, wandte sich der Gangster in grauenhaften<br />

Schmerzen...<br />

Thorsten sah wieder zu Jarin hinüber und liess den Mann schreien.<br />

Sie seufzte im Schlaf und er strich ihr durch's Haar. Er fühlte sich gut in der<br />

Erkenntnis, nicht mehr all<strong>ein</strong> zu leben.<br />

Da fiel Thorsten etwas <strong>ein</strong>: Die Teladi Nopileos. Die kl<strong>ein</strong>e Echse hatte <strong>ein</strong>en Schlepper<br />

gekauft und half jedem gestrandetem Schiff, ohne <strong>ein</strong>e Gegenleistung zu erwarten.<br />

Einige reiche Ianamus Zura-Teladis finanzierten ihr Projekt aus Bewunderung für die<br />

"Ästhetik dieser Idee" und die Teladi-Profitgem<strong>ein</strong>schaft finanzierte sie aus<br />

familientechnischen Gründen und weil sie im Falle <strong>ein</strong>es Falles als<br />

betriebsbegünstigender<br />

Faktor fungierte. Mit anderen Worten: Weil sie beschädigte Frachter zu<br />

ihrem Zielort brachte, wenn diese <strong>ein</strong>e Panne hatten.<br />

Ausserdem gab es da noch <strong>ein</strong>en unbekannten, großzügigen Geldgeber, der s<strong>ein</strong> Geld<br />

aus den Firmenkonten der Industrial-Topaz, Diamond-Corp und Crystal-Medics bezog.<br />

Das war nicht etwa <strong>ein</strong> Dieb, sondern der Besitzer der Firmen: Thorsten. Er fand es<br />

gut, wenn jemand uneigennützig war. Die Spende von zwei millionen Credits im Jahr<br />

fungierten hauptsächlich als Kasse um etwaige Maschinenschäden zu reparieren.<br />

Vielleicht würde es Jarin ja gefallen, diese nette Echse zu besuchen. Er würde Jarin<br />

<strong>ein</strong>fach fragen, wenn sie aufwachen würde.<br />

Thorsten bemerkte nach <strong>ein</strong>iger Zeit, wie Jarins Herzschlag immer lauter und heftiger<br />

wurde. Ihr Puls raste und sie wand sich umher. Immer wieder seufzte und stöhnte sie<br />

leidend, gefolgt von kaltem Schweiß. Gerade als er sie wecken wollte, schreckte sie<br />

unglaublich schnell in die Sitzposition und schrie:"Aaaaaahhhhhhhhhhhh..." Sie<br />

hyperventilierte und begann zu w<strong>ein</strong>en.<br />

Thorsten beugte sich langsam zu ihr rüber:"Du hattest <strong>ein</strong>en Alptraum?!" Sie<br />

versuchte, richtig zu atmen:"Es...es war furchtbar!" "Was war denn?" "Zuerst war<br />

alles so schön. Wundervolle Weltraumnebel, wunderschöne Wälder auf traumhaften<br />

Planeten." "Und dann?" "Dann sah ich auf <strong>ein</strong>mal Kriege, riesige Schiffe, die den<br />

Himmel der Erde verfinsterten und Städte zerstörten, um dann ziemlich seltsame<br />

Gebäude aufbauten." "Quadratische, schwarze Gebäude?" "Ja." "Hast du schon <strong>ein</strong>mal<br />

<strong>ein</strong>en Film über den Terra-Former-Krieg gesehen?" "Ja...jetzt wo du es sagst...es sah<br />

genau so aus." "Du hast in den letzten Wochen ziemlich viel durchmachen müssen,


wahrsch<strong>ein</strong>lich hast du <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong> bisschen Stress gehabt." "Mag s<strong>ein</strong>, aber ich habe<br />

noch nie solche Nebel gesehen...sie wirkten so real." "Wenn du es mir erlaubst, kann<br />

ich mal nachsehen, ob du sie dir <strong>ein</strong>fach nur <strong>ein</strong>gebildet hast, oder ob du ihn vielleicht<br />

schon mal in irgend<strong>ein</strong>er Dokumentation gesehen hast." "Gut." Thorsten durchforstete<br />

Jarins Kurzzeitgedächtnis. Der erste Nebel kam tatsächlich mal in <strong>ein</strong>er Doku vor...die<br />

anderen Bilder beunruhigten ihn: Es waren allesamt Nebel, die ausserhalb der<br />

Reichweite jedes von Menschen, Boronen, Teladi, Paraniden oder Split gebauten<br />

Teleskops lagen...selbst die Xenon kannten sie nicht. Wie denn auch?! Thorsten hatte<br />

sie ja selbst erst vor sieben Stunden gefunden.<br />

Er sah Jarin an, checkte s<strong>ein</strong>e Aufzeichnungen und rieb sich beunruhigt die<br />

Augenbrauen:"Das ist seltsam...beunruhigend seltsam." Jarin sah ihn erschrocken<br />

an:"Was ist denn?" "Nun, diese Nebel...bis auf Einen...der <strong>ein</strong>zige Mensch, der sie<br />

bisher gesehen hat...das bin ich." "Und...und was bedeutet das?" "Nun, entweder, du<br />

hast sie aus m<strong>ein</strong>en Gedanken gelesen, oder es ist <strong>ein</strong> unglaublicher Zufall." "Ich<br />

denke mal, wir nehmen die zweite Möglichkeit, oder?" Thorsten hielt das für<br />

Unwahrsch<strong>ein</strong>lich, nickte aber trotzdem, um sie nicht zu beunruhigen. Sie lehnte sich<br />

zurück:"Ich versuche noch etwas zu schlafen." "OK. Sag' mal, hast du vielleicht Lust,<br />

mit mir <strong>ein</strong>e gutherzige Teladi zu besuchen?" Während sie sich gähnend umdrehte,<br />

konnte sie ihm noch antworten:"Gerne, vielleicht ist dann mal wieder was los."<br />

Als sie am nächsten Morgen aufwachte, schien sie schon garnicht mehr daran zu<br />

denken, auch wenn es Thorsten immer noch durch s<strong>ein</strong>e Synapsen und Schaltkreise<br />

jagte.<br />

Jarin stand auf:"Wie heisst diese Teladi eigentlich?" "Nopileos." "Nopile"OS"? Die<br />

meisten Teladi hier, deren Name auf OS endet, sind doch Männer." "Früher gab es für<br />

<strong>ein</strong>e weibliche Gruppe ja nur die Weibchen als Geschlecht, also hielten sie sich für<br />

<strong>ein</strong>geschlechtlich." "Ach ja, diese Profitgem<strong>ein</strong>schaft. Und da haben die sich Namen<br />

gegeben, die traditionell eigentlich für Männer gedacht waren?" "Ja." "Und warum ist<br />

sie so nett?" "Sie ist wohl die <strong>ein</strong>zige Teladi aus der Profitgem<strong>ein</strong>schaft, die <strong>ein</strong> Non-<br />

Profit-Unternehmen gegründet hat. Ausserdem hat sie ihre Herzen am rechten Fleck."<br />

"Das klingt wirklich nett. Und wann brechen wir auf?" "Gleich?" "Ich mache mich nur<br />

eben fertig."<br />

Jarin duschte und stieg in ihre Klamotten. Thorsten sah sie an und machte sich<br />

Sorgen um sie, er hatte <strong>ein</strong> schlechtes Gefühl. Er erklärte ihr den Plan:"Wir werden in<br />

<strong>ein</strong>em total maroden Jäger durch's All treiben, dann werden sie uns mitnehmen<br />

müssen." "Aha, also auf die altmodische Art. Dann los?" "Ich warne dich nur, ich lasse<br />

k<strong>ein</strong> Detail in <strong>ein</strong>em alten M3-Jäger aus." "Also sollte ich mir die Nase zuhalten."<br />

"Exakt."<br />

Thorsten aktivierte s<strong>ein</strong>en Sprungantrieb und erzeugte gleichzeitig <strong>ein</strong>en alten,<br />

rostigen, vergammelten Jäger, der wohl selbst mit <strong>ein</strong>er Rolle Tesa-Film <strong>ein</strong>e stärkere<br />

Hülle bekommen konnte.<br />

Jarin erschien gleichzeitig neben ihm und hielt sich sofort die Nase<br />

zu:"Boooaahhh...Was ist das für <strong>ein</strong> schrecklicher Geruch?" "Eine exakte Kopie von<br />

fünfzig Jahre altem Schweiß in <strong>ein</strong>em Schaumstoff-Sessel." "Zum Glück ist die Luft<br />

ziemlich dünn...aber hier ist ne Menge Qualm." "Das linke Triebwerk brennt und wir<br />

haben <strong>ein</strong> großes Loch im Rumpf." "Deshalb das Gefühl, dass ich nicht mit m<strong>ein</strong>er<br />

Lunge atme." "Jupp, d<strong>ein</strong> Blut-CO2 wird wieder in Sauerstoff umgewandelt." "Das<br />

kann ich also auch...aber <strong>ein</strong>e Gasmaske hast du mir nicht <strong>ein</strong>gebaut." "D<strong>ein</strong>e Lunge<br />

ist so verstärkt, dass sie eigentlich nicht beschädigt werden kann und Gifte werden<br />

ausgefiltert. Aber wenn du möchtest, kannst du d<strong>ein</strong>en Geruchssinn blockieren." "Ein<br />

Segen der Technik." Thorsten registrierte, wie Jarin die Nervenverbindung zu ihrer<br />

Nase blockierte.<br />

Thorsten sah durch den Jäger: Abgebrochene Stau-Fächer, zerfledderte Stoffbezüge,<br />

verrostetes Metall, zerbrochenes Glas und <strong>ein</strong> paar vergammelte<br />

Gebrauchsgegenstände wie <strong>ein</strong>e verkalkte Kaffeemaschine. Verkratzte Displays und


<strong>ein</strong> verbuggter Computer. Thorsten war zufrieden mit s<strong>ein</strong>em Werk <strong>ein</strong>es uralten<br />

Seelenverkäufers. Die Waffen waren "vor Jahren" ausgebrannt.<br />

Er sah Jarin an:"Wir kommen gleich in ihre Sensor-Reichweite des Schleppers, du<br />

solltest d<strong>ein</strong>en Kreislauf tarnen, damit es aussieht, als wärst du ohnmächtig." "Das<br />

kann ich also auch. Du hast aber auch an alles gedacht." "Na klar, ich will doch nur<br />

das Beste für m<strong>ein</strong>en Schatz." "Danke, das war lieb von dir. Soll die Show beginnen?"<br />

Thorsten machte <strong>ein</strong>en Knicks:"Ich bitte darum." Thorsten und Jarin tarnten ihren<br />

Kreislauf und legten sich neben<strong>ein</strong>ander ins Cockpit. Er hielt sich den Finger vor den<br />

Mund:"Pshhht."<br />

An Bord der "Non-Profit" piepte das Gravidar wegen <strong>ein</strong>es unbewegten, metallischen<br />

Körpers, auf den der Schiffscomputer programmiert war. Nopileos sah auf den<br />

Bildschirm: Ein uralter Buster, mitten in <strong>ein</strong>em Asteroidenfeld...aber da war er noch<br />

nicht lange. Frische Strahlungsspuren führten vom Sprungtor hierher. So wie die<br />

Werte aussahen, war <strong>ein</strong>es der Triebwerke ausgefallen.<br />

Nopileos sah zu <strong>ein</strong>em der anderen Teladi und winkte mit ihrer Kralle:"Hol mir dassss<br />

Sssschiff da mal mit dem optissschen Ssssichtverbessssserungssssystem heran." Auf<br />

dem Monitor an ihrem Sessel blitzte das Bild <strong>ein</strong>es immer größeren und<br />

detailreicherem<br />

Buster auf. Nopileos hatte Mitleid mit jedem, der in diese Büchse hatte<br />

<strong>ein</strong>steigen müssen. Wahrsch<strong>ein</strong>lich hatte irgendjemand das Wrack dahingeschickt, um<br />

die Verschrottung nicht bezahlen zu müssen. "Sssscannt den Ssseelenverkäufer mal,<br />

ob Exssplossssionsss-Gefahr bessssteht. Dann holen wir ihn in <strong>ein</strong>e Handelssstation,<br />

wo ssssie ihn verssschrotten können." Der Scanner-Spezialist meldete sich mit<br />

verzweifeltem Zischen:"Dassshhh...akute Exsssplosionssss-Gefahr...und essss ssssind<br />

zsswei Menssschen an Bord...Ssssie leben nochhhh!"<br />

Nopileos kippte b<strong>ein</strong>ahe aus dem Kapitänssitz:"WASSSSS?! Tshhhh! Holt sssssie r<strong>ein</strong>!"<br />

"Essss bessssteht höchssste Gefahr!!!" "Ichhh werde euchhhh nichhht in Gefahr<br />

bringen. Machhhht die Nyanasss Glück II fertig, ich hole die Menssschhhen da<br />

raussss." "Aber..." "Ichhhh habe euchhh dochhhh allen die Gessschhhichhhte<br />

erzssählt, warum ichhhh niemanden im Stichhhh lassssse! Alsssso lasssst michhhh<br />

über m<strong>ein</strong> Leben entsssscheiden!" "Ja, Ma'am." Jolandalas hätte sie mit ihren Krallen<br />

im Boden verankert, wenn er von dieser Aktion gewusst hätte, aber er war zu Hause<br />

bei den Kl<strong>ein</strong>en.<br />

Sie schlüpfte in den Raumanzug, nahm zwei der Rettungs-Membranen gegen<br />

Dekomprimierung und stieg in ihren M3-Adler. Das modifzierte Schiff begrüßte sie mit<br />

der Stimme des Schiffscomputers des Namensgebers:"Soll ich den Buster ansteuern?"<br />

"Ja, und docke dann daran an." "Sofort."<br />

Das Schiff schlüpfte aus dem Hangar des Schlepper-TL's und bewegte sich auf das<br />

Wrack zu. Oh es war <strong>ein</strong> schlechter Zustand: Eines der Triebwerke war explodiert und<br />

<strong>ein</strong> riesiges Loch klaffte in dem Plasmafeuer des Triebwerks, dass sich bis zur Mitte<br />

des Rumpfes zog. Die spezielle Docking-Schleuse, <strong>ein</strong> Geschenk von Elena, sog sich<br />

an dem Rumpf fest, magnetisierte und brannte die Luke aus dem Rumpf.<br />

Schwebend kletterte Nopileos durch den Tunnel und in das Schiff. Dichter Rauch hing<br />

in der dünnen Luft und die beiden Menschen, <strong>ein</strong> Mann und <strong>ein</strong>e Frau, junge Personen<br />

von etwa Mitte zwanzig, in blendend weißen Klamotten.<br />

Nopileos sah sich kurz auf den Instrumenten um: Verschmorte Systeme, zerkratzte<br />

Displays...dieses Schiff hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.<br />

Sie legte die Rettungs-Membranen auf die Körper und die Membranen schlossen sich<br />

poly-mimetisch um die Körper. Die Diamond Corp war schon <strong>ein</strong>e besondere Firma.<br />

Dank der Schwerelosigkeit konnte sie die beiden Menschen hinter sich herziehen, aber<br />

die Trägheit machte ihr schon kurz zu schaffen.<br />

Nopileos legte die Beiden in die Medi-Betten und setzte ihnen Sauerstoff-Masken auf,<br />

während die Nyanas Glück II den Befehl ausführte, sich möglichst schnell von dem<br />

Wrack zu entfernen. Ohne Boost-Erweiterung wäre sie jetzt auch <strong>ein</strong> Fall für <strong>ein</strong> Medi-


Bett gewesen: Fünf Sezuras nachdem der Adler abgedockt hatte, flog das Wrack in<br />

<strong>ein</strong>er infernalischen Explosion aus<strong>ein</strong>ander. Die Schilde sanken auf 75%.<br />

Als Nopileos an die Non-Profit andockte, wachten die beiden Menschen auf. Der Mann<br />

sprang ruckartig auf, das Nopileos b<strong>ein</strong>ahe gegen das Cockpit-Fenster gesprungen<br />

wäre.<br />

Der Mann sah sie an:"Wo...wo sind wir, was ist passiert? Wer sind sie?" "Ihr<br />

Ssschhhhiff issst ausss<strong>ein</strong>andergefallen und ichhhh habe sssie geborgen. Ssssie sssind<br />

an Bord der Non-Profit. Tshhh." Die Frau schüttelte den Kopf und giftete ihren Mann<br />

an...es wirkte irgendwie gespielt:"Ich hab' dir doch gesagt, du sollst die Schrottkiste<br />

d<strong>ein</strong>es Vaters zum Schrotthändler bringen! Aber NEIN! Du sagtest:<br />

Das ist Nostalgie, so alte Schiffe fliegen selbst noch, wenn man ihnen <strong>ein</strong>es ihrer<br />

Triebwerke ausbaut!" "Entschuldige, Schatz...du hattest ja recht." "Dank dieser...öh,<br />

wer sind sie eigentlich?" Total überwältigt von diesen brüllenden Argumenten, fühlte<br />

Nopileos sich noch kl<strong>ein</strong>er, als sie im Vergleich zu diesen Menschen schon war:"Ichhh?<br />

Nopileossss." "Oh, danke, dass sie uns geholfen haben."<br />

Der Mann sah sie an:"Vielen Dank auch von mir. Hätte ich m<strong>ein</strong>en Credit-Chip nicht im<br />

Buster..." Die Frau wirkte, als würde sie gleich erledigen, was die Explosion des<br />

Busters nicht geschafft hatte: Dem Leben ihres Mannes <strong>ein</strong> Ende zu<br />

bereiten:"WAAAAASSS?!!" Das Zischen der S'e konnte mit dem <strong>ein</strong>es wütenden<br />

Teladis mühelos mithalten. Die Frau fuhr fort:"Oh, was bist du nur für <strong>ein</strong> IDIOT!!! Wie<br />

sollen<br />

wir denn jetzt zurück nach Argon-Prime kommen?!!! Oh, sei froh, dass wir nicht<br />

all<strong>ein</strong>e sind." Nopileos, die verhindern wollte, dass sie menschliches Blut aus ihrem<br />

Adler wischen musste, warf schüchtern und mit bleicher Stirnschuppe <strong>ein</strong>e Idee<br />

<strong>ein</strong>:"W-w-wir kommen demnächssst sssowiesssso an Argon Prime vorbei...<strong>ein</strong>e<br />

Freundin wartet dort auf michhhh. Wir können ssssie gerne mitnehmen."<br />

Die Frau wirkte ehrlich erleichtert:"Oh, würden sie das tun? Das wäre unglaublich nett<br />

von ihnen." Nopileos, die immernoch etwas steif vor Angst war, sah die Frau an, wie<br />

den Ghok damals bei ihrem "Dschungel-Abenteuer":"Wenn ihnen Sssstandard-<br />

Ratssionen für Mensssschen genügen, dann nehmen wir ssssie gerne mit." "Oh, das<br />

ist zu freundlich." "Darf ichhh nochhh erfahren, wie ssssie heisssssen?"<br />

"Oh entschuldigung: Ich bin Jarin Ilanasi und dieser...das verkneife ich mir<br />

jetzt...Mann dort ist m<strong>ein</strong> Verlobter, Thorsten Kemmrich." "Aha...sssie können dochhh<br />

mit Fusssschaltern umgehen?" Der Mann lächelte...immer noch etwas bleich:"Ja, das<br />

ist k<strong>ein</strong> Problem. Vielen Dank noch mal." "Achhhh, gern geschhhehen. Ichhh bringe<br />

sssie dann gleichhhh zu <strong>ein</strong>em unssserer Gässste-Quartiere...sssichherlichhh finden<br />

wir auchhhh irgendwo nochhhh <strong>ein</strong>e weichhhe Unterlage für sssie." Die Frau<br />

antwortete:"Danke nochmal." "Gut, dann kommen ssssie mal mit."<br />

Nopileos führte die Beiden zu <strong>ein</strong>er der Kabinen, die für solche Fälle frei gehalten<br />

wurden. Sie kramte in <strong>ein</strong>em der Schränke und hielt triumphierend zwei weiche<br />

Luftmatratzen und etwas Bettwäsche hoch. Dankend nahmen die neuen Gäste die<br />

Utensilien an und machten es sich darauf bequem.<br />

Der Mann, mittlerweile hatte er wieder <strong>ein</strong>e menschentypische Gesichtsfarbe, sah zu<br />

Nopileos hinunter:"Ich habe zwar k<strong>ein</strong> Geld, um mich erkenntlich zu zeigen, aber<br />

vielleicht kann ich ihnen irgendwie sonst behilflich s<strong>ein</strong>." Nopileos dachte nach und ihr<br />

fiel <strong>ein</strong>, dass die Fusions-Reaktor-Steuerung mal wieder rekalibriert werden<br />

konnte:"Ssssie haben nichhht zssufällig Ahnung von Fussssionsssreaktor-<br />

Sssteuerungen?" "Doch, da kenne ich mich eigentlich schon ziemlich aus." "Dann<br />

bringe ichhhh sssie mal in unsssseren Massschinen-Raum."<br />

Als sie ankamen, begann der Mann geschickt und Flink mit der Arbeit. Der Reaktor<br />

begann zu surren und zu rauschen, wie es eigentlich normal war.<br />

Er sah von dem Display auf, lächelte und klopfte auf die Maschine:"So, ich konnte<br />

sogar noch etwa zwanzig Prozent mehr Leistung raus holen." "Ehrlichhh?" "Ja, sie<br />

dürften jetzt deutlich schneller fliegen können und auch Waffen und Schilde müssten


sich schneller aufladen." "Dasss issst ja fantasssstischhhh!" "Ach, ich freue mich<br />

schon, dass ich helfen konnte." "Dann kommen wir ssschneller durch die Sssplit-<br />

Sssektoren. Von hier issst esss <strong>ein</strong> weiter Weg. Ianamussss Zssura liegt weit entfernt<br />

von Argon Prime." "Oh ja...das ist wahr." "Sssind sssie öftersss so Unterwegssss?" Der<br />

Mann wirkte ganz normal, garnicht so übertrieben wie die Frau:"Och, man könnte<br />

schon sagen, dass ich ziemlich rumkomme." "In welchhhhen Ssssektoren waren sssie<br />

ssschhhon?" "In Allen." "Ssssie waren sschhon in allen Sssektoren?!" "Ja." "Und, alsss<br />

jemand, der sssso viel herumgekommen isssst, glauben ssssie an die Erde?" "Ich<br />

glaube nicht, ich weiss, dass es sie gibt." "Woher wollen sssssie dassss denn<br />

wissssen?" "Nun, soweit ich weiss, hat man k<strong>ein</strong>e Ausgrabungsstätten menschlicher<br />

Vorfahren auf Argon-Prime oder sonst wo gefunden." "Nun, dasss issst wahr." "Wissen<br />

sie, es soll k<strong>ein</strong>e Beleidigung s<strong>ein</strong>, aber warum lispeln die Teladi immer so. So wie<br />

eure Mäuler aufgebaut sind, könntet ihr doch auch ohne Lispeln sprechen."<br />

"Ehrlichhhh? Und woher wissssen ssssie dasss nun wieder?" "Ich habe zahlreiche<br />

Teladi gesehen, die, je nachdem wie sie die Zunge gegen den Gaumen und die<br />

Kieferknochen drückten, weniger lispelten." "Achh ssso...davon habe ichhh ssschhon<br />

mal gehört. Ichhh habsss auchhhh mal verssssuchhht, aber mir dabei dasss<br />

Zssungenhäutchhhen entzsssündet." "Das hat sicher höllisch weh getan." "Ichhhh<br />

habe sssschhon ssschlimmere Ssschmerzssen gehabt...esss war nur unangenehm,<br />

dasss ess im Maul war." "Ach, ich weiss, wie es ist, wenn man sich zerschmettert<br />

fühlt." "Hä?" "Komisch, ich hätte gedacht, <strong>ein</strong>e Teladi hätte schon mal Ärger mit <strong>ein</strong>em<br />

Split gehabt." "Achsssso, die Kerle. Ja...öfterssss alsss mir lieb war. Aber, woran haben<br />

ssssie michhhh alssss Weibchhhen erkannt? Die meisssten Menschen merken dasssss<br />

nichhht." "Ich hatte schon öfters mit Teladi zusammengearbeitet. Man entwickelt als<br />

Mensch irgendwann <strong>ein</strong>en neuen Sinn dafür." "Tshh...dasss issst bemerkensssswert.<br />

Und dann können ssssie nochhh Reaktoren auf Fordermann bringen. Welchhher<br />

Glücksssspilzsss hat sssie denn alsss Angessstellten?" "Ich habe m<strong>ein</strong>e eigene kl<strong>ein</strong>e<br />

Firma." "Ah. Habe ichhh vielleichhhht ssschon mal davon gehört?" "N<strong>ein</strong>, ist eher <strong>ein</strong>e<br />

kl<strong>ein</strong>e Firma. Sie steht nicht mal im Com-Book." "Dassss wundert michhh bei ihrem<br />

Können." "Ach, so dolle war das nun auch nicht." "Ichhh glaube kaum, dasssss <strong>ein</strong><br />

anderer Techniker dassss eben mal ssso hin gekriegt hätte." Nopileos stellte ihre<br />

Schuppenfinne auf, es war <strong>ein</strong> sympathischer Mensch.<br />

"Ichhh bringe ssssie mal zssu ihrem Zssimmer." "Danke, nicht nötig, ich habe <strong>ein</strong><br />

gutes Gedächtnis." "Trotzssdem, esss issst hier so üblichhh, auchhh wenn ssssie <strong>ein</strong><br />

netter Kerl sssind." "Na gut, ich folge ihnen."<br />

Nopileos brachte ihren Gast zu s<strong>ein</strong>em Zimmer und verabschiedete sich.<br />

Thorsten, so bald er sich sicher war, dass Nopileos und k<strong>ein</strong> anderer Teladi ihn hören<br />

konnte, störte die Mikrofone in dem Raum und sah Jarin an:"Hast du nicht etwas dick<br />

aufgetragen?" Sie streckte ihm verspielt die Zunge heraus:"Ach, lass mir doch m<strong>ein</strong>en<br />

Spass." "Naja...sie haben es ja geschluckt." "Siehste. Aber besonders viel los ist hier<br />

nicht." "Wir werden in etwa <strong>ein</strong>er halben Stunde passieren wir das Sprungtor zu Heim<br />

des Patriarchen." "Waren wir nicht eben noch in Ianamus Zura? Liegt da nicht <strong>ein</strong><br />

Xenon-Sektor zwischen?" "Oh, da hat sich jemand die Sektor-Karte <strong>ein</strong>geprägt."<br />

"Jupp. Das Schiff hier hat <strong>ein</strong>en Sprungantrieb!" "Ah, und du ziehst jetzt richtige<br />

Schlüsse." Jarin lächelte wie <strong>ein</strong> stolzes, kl<strong>ein</strong>es Mädchen:"Du färbst langsam ab."<br />

"Och, dass kannst du von ganz all<strong>ein</strong>. Du bist ja <strong>ein</strong> schlaues Köpfchen. Ein Grund,<br />

warum ich dich so liebe." Sie umarmte ihn:"Du bist die niedlichste biomechanische<br />

Super-Maschine, die ich mir vorstellen kann." "Dankeschön." "Und was passiert<br />

eigentlich, wenn wir in dem Split-Sektor sind?" "Split und Teladi?! Böse Mischung.<br />

Aber wenn man Energiezellen sparen möchte, muss man halt <strong>ein</strong> Übel in Kauf<br />

nehmen." "Und wie viele der Split haben schlechte Laune?" "Im Falle von Teladies ist<br />

das notorisch. Aber wenn du welche m<strong>ein</strong>st, die uns tatsächlich angreifen<br />

könnten...etwa zwölf." "Zwölf Schiffe gegen <strong>ein</strong>es?" "Nun ja...es steht ja nicht fest, ob<br />

sie wirklich angreifen." "Achso."


Im Sektor Zuflucht des Patriarchen gondelte R'tNahk in s<strong>ein</strong>em Drachen durch den<br />

Raum. S<strong>ein</strong> Tag war <strong>ein</strong> riesen Haufen Mist gewesen. Boronen-Stäbchen, die ihn nach<br />

dem Weg gefragt hatten und klickernd gekreischt hatten, als ihr Computer sie<br />

informierte, dass er s<strong>ein</strong>e Waffen aktivierte. "Wären ich doch in Bett geblieben!" Er<br />

musste etwas in die Luft jagen, wenn er nicht heute Abend wieder s<strong>ein</strong> Bett<br />

zerschlagen wollte, um überhaupt schlafen zu können.<br />

Er durchblätterte die Sektor-Karte...nur ehrenvolle Split-Krieger und <strong>ein</strong> paar Argonen,<br />

die k<strong>ein</strong>e weichlichen Kreaturen waren. Aber da! Ein altes Schiff von den Schuppen-<br />

Viechern! Ein TL! Oh, dieses Feuerwerk aus Schrott, Feuer und Gedärmen würde ihn<br />

wieder so richtig auf Touren bringen.<br />

Nopileos setzte sich gerade wieder in ihren Kapitänssessel, als <strong>ein</strong>e Sirene durch die<br />

Brücke gellte:"Warnung! Schiff der M6-Klasse hat uns als Ziel erfasst!" Die monotone<br />

Computerstimme wirkte künstlich aufgeregt...berechtigt! Ein Split-Drachen, mit voll<br />

aufgeladenen Waffen schraubte sich auf sie zu. Das Schiff begann sich zu schütteln.<br />

"Warum müssssssen wir auchhhh immer so <strong>ein</strong> Pechhhh haben?!" Während die<br />

anderen Teladi, nicht durch so viele Abenteuer abgehärtet, reihenweise in die Angst-<br />

Starre fielen, dirigierte sie den Autopiloten in <strong>ein</strong>igen Fluchtmanövern, die Elena ihr<br />

vor Jazuras beigebracht hatte.<br />

Doch gegen <strong>ein</strong>en Drachen konnte ihr TL auf Dauer nichts ausrichten...und <strong>ein</strong>e Split-<br />

Sektor-Patroullie würde beim Eiersalat nichts für <strong>ein</strong> Teladi-Schiff tun.<br />

Die Schilde hatten nur noch 43% und <strong>ein</strong>ige Projektile aus <strong>ein</strong>er Projektilkanone<br />

hatten sich schon in die Hülle gefressen. "Wie gerne würde ich ihm jetzt m<strong>ein</strong>e Klauen<br />

hin<strong>ein</strong>rammen in s<strong>ein</strong>e..." <strong>ein</strong> besonders heftiger Rumms unterbrach Nopileos, bevor<br />

sie ihren nicht jugendfreien Satz beenden konnte:"Tshhh!" 20%, 19%.<br />

Oh, Nopileos wünschte sich jetzt, Hatrak wäre hier...die Kl<strong>ein</strong>e hätte den Krieger<br />

zusammengeschrien. Aber Nopileos wusste nicht, ob die "Kl<strong>ein</strong>e" damals überlebt<br />

hatte.<br />

9%...War das hier also das Ende?<br />

Thorsten saß, entspannt, mit geschlossenen Augen, im Schneidersitz in der Kabine<br />

von ihm und Jarin. Er konzentrierte sich jetzt auf s<strong>ein</strong>en Naniten-Körper, direkt im CPU<br />

des Drachen-Computers. The Show must go on.<br />

R'tNahk hörte <strong>ein</strong> Geräusch, das er noch nie gehört hatte: Die Sperrung der<br />

Feuerknöpfe. Plötzlich flackerte der Hauptmonitor mit <strong>ein</strong>em anderen Bild auf:"K<strong>ein</strong>e<br />

Sorge, du wirst heute Nacht gut schlafen können. In <strong>ein</strong>em Krankenbett..." "Was das<br />

soll?!" Der Computer meldete sich zu Wort:"Ziel, IZ-22_9/3, wird ignoriert. Neues<br />

Ziel: ZDP-93/12. Feuertürme werden ausgerichtet." "ZDP-93/12? Was ist das...?" Er<br />

sah auf den kl<strong>ein</strong>en Balken, oben in der Mitte des HUD:"ZDP-93/12...So <strong>ein</strong> verflixtes<br />

****..." Ein dumpfes Wummern drang durchs Schiff, als die computergesteuerten<br />

Geschütztürme aus vollen Rohren feuerten. Ausgerichtet auf die Korvette drehten sie<br />

sich im Kreis und schmolzen, da sie innerhalb des Schildes waren, schnell große Ringe<br />

um sich in die Aussenhülle.<br />

Monoton, aber alarmiert erklang die Computerstimme:"WARNUNG! Hüllenbrüche in<br />

den Sektoren zwei, sieben und fünf. Bereiche werden abgeschottet. Antrieb initiert<br />

Überlastungs-Sequenz." Augenblicklich starteten die Front-Brems-Triebwerke und die<br />

Haupttriebwerke unter voller Last. Die Reaktor-Temperatur ging in den roten Bereich.<br />

Wieder meldete sich der Computer wegen der Schäden, die er selbst<br />

verursachte:"Fusions-Kammer drei bis sieben haben Schmelztemperatur<br />

erreicht...Abschirm-Bruch...Magnet-Abschirmung aktiviert. Not-<br />

Abschaaaaltuuuuuuung..."<br />

Alles ging aus, sämtliche Anzeigen erloschen und auch das Gebläse...selbst das Licht.<br />

Dann flammte das rote Notlicht auf.<br />

Nur <strong>ein</strong> Monitor ging noch <strong>ein</strong>mal an:<br />

"Ach übrigens...<br />

Die Not-Bake hat <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Fehl-Funktion. Sie sollte etwa in drei Quazuras


anspringen. Ich wünsche dir viel Spass beim Zuziehen mehrerer Erfrierungen.<br />

Sicherlich schläfst du dann heute Abend gut."<br />

"Raaaaaahhhhrrrr!!!!" Wütend riss R'tNahk den Monitor aus dem Armaturen-Brett. Nur<br />

schwacher Reststrom blitzte den Bruchteil <strong>ein</strong>er Sekunde aus den zerfetzten<br />

Leitungen.<br />

Er warf den Monitor in <strong>ein</strong>e Ecke und spürte, wie die Wärme aus dem Schiff entwich.<br />

Nopileos konnte sich das nicht erklären...auf <strong>ein</strong>mal hatten die Geschütztürme des<br />

Drachen begonnen, ihr Schiff zu zerlegen! Als dann die Triebwerke aufglühten, bis<br />

selbst die Hülle zu schmelzen begann, war Nopileos total perplex.<br />

Sie betrachtete den Schaden: Das Schild...nach wenigen Sezuras bereits wieder bei<br />

78%! Dieser Argone verstand etwas von Generatoren und Reaktoren. Die Hülle war<br />

auf 96% gesunken, der gesamte Schaden konzentrierte sich auf die Bereiche um die<br />

Geschütztürme des TL's. Aber k<strong>ein</strong> wichtiges System war beschädigt.<br />

Nopileos wollte erst <strong>ein</strong>mal diesem Argonen danken, dass er die Schilde so verbessert<br />

hatte.<br />

Als sie die Tür erreichte und mit ihrer Gehklaue den Öffnungsmechanismus betätigte,<br />

saß der Mann ganz ruhig da, als würde er meditieren:"Lassen sie mich raten,<br />

Nopileos: Ein Split-Drache hat ihr Schiff angegriffen." "Tsshhh?! Woher wissssssen<br />

ssssie dassss?" "Dieses heftige Wummern konnte nur <strong>ein</strong>e Alpha-PIK s<strong>ein</strong>. Da wir uns<br />

in <strong>ein</strong>em Split-Sektor befinden und ich nur das Feuerintervall von zwei<br />

Geschütztürmen hören konnte, würde ich mal darauf schliessen." "Ssssie haben ja<br />

fasssst besssere Ohren alssss <strong>ein</strong> Teladie, tshhhh!" "Ich war mal Soldat." "Sssie haben<br />

gedient?" "Ich war mal auf <strong>ein</strong>er <strong>Collossus</strong>." "Oh, gleichhhh ganzsss großsss anfangen.<br />

Ihre Ssschildverbessssssssserungen haben unssss übrigenssss den Hintern gerettet.<br />

Danke, vielmalsss." "Ach, dafür nicht, ich muss mich abermals bedanken, dass sie uns<br />

mitnehmen." "Ssssie bessschämen m<strong>ein</strong>e sssschuppige Haut." "Ich denke mal, sie<br />

haben nichts, dessen sie sich schämen müssten."<br />

Nopileos kratzte sich verlegen an der Schuppenfinne, auch um zu verbergen, dass sie<br />

sich vor Schmeichelei aufrichtete.<br />

Nopileos verabschiedete sich und ging auf den Gang, wo ihr Lessonos, <strong>ein</strong>er der<br />

Mechaniker auffiel, der nicht umgefallen war.<br />

Sie klopfte ihm auf die gepanzerte Schulter:"Hey, Lessssssonossss, du wirssst ja<br />

immer mutiger...Lesssssonosss?" Erst jetzt bemerkte sie, dass der versteifte<br />

Mechaniker sich mit den Krallen im Gitterrost verhakt hatte und sich mit starrem Blick<br />

immernoch auf die Zunge biss, die langsam blau wurde.<br />

Sie hebelte s<strong>ein</strong> Maul mit <strong>ein</strong>er Kralle auf, damit er sich die Zunge nicht tot quetschte,<br />

und ging amüsiert zischelnd zurück zur Brücke.<br />

Nopileos setzte sich auf den harten Sessel und stützte ihr Maul in ihrer rechten<br />

Greifklaue ab, während sie erleichtert sah, wie sie sich auf das Nordtor zu bewegten.<br />

Ein heller Warp-Tunnel verschlang die Non-Profit und brachte sie zu Chos Niederlage.<br />

Das war <strong>ein</strong> Split-Sektor, blieben noch Sieben.<br />

Zum Glück gingen die nächsten beiden Sektoren glimpflich aus...aber in Rhonkars<br />

Feuer schoss <strong>ein</strong> M5 auf sie...Die Geschütztürme machten kurzen Prozess und<br />

brannten das Schiff so weit aus, das nur noch das Cockpit mit dem vor Wut<br />

brüllendem Piloten durch den Raum trieb.<br />

Ein M3, zwei Sektoren weiter, erlitt das selbe Schicksal...dann kam Familie Whi...und<br />

hier war das Problem. Ein tausende von Tonnen schweres Problem!<br />

Der Kapitän des örtlichen Zerstörers schien kürzlich <strong>ein</strong>en Vorfall mit <strong>ein</strong>em<br />

Gesetzeshüter in Teladi Profit...er hielt Nopileos für eben diesen. "Du dieser Schuppen-<br />

Patrouliant bist!!! Du wiederliche Kreatur!" "Wasss? Tshh?! Aber...ichhhh bin <strong>ein</strong><br />

Weibchhhen!" "Du lügen! Ihr doch alle gleich aussehen!" "Aber..." "Feuer!!!"<br />

Die sechs Geschützkanzeln...zumindest die fünf, die die Breitseite abfeuern konnten,<br />

begannen mit ihrem Bombardement.<br />

Die Crewmen, die ihre Angst-Starre gerade wieder losgeworden waren, kippten nun


wieder mit bleicher Schuppe um. Das diese Split auch nicht <strong>ein</strong> Leben, das geschuppt<br />

war, achteten! 70%...nach zwei Sezuras!<br />

Thorsten kratzte sich am Kopf und wollte am liebsten losfluchen:"Diese verdammten<br />

Idioten! Wie viele von denen wollen mir noch die Tour vermasseln?!! Wenn's die Split<br />

nicht gäbe! Ich hätte schon längst jemanden den Sprungantrieb hier <strong>ein</strong>führen<br />

lassen!" "Thorsten, so kenne ich dich garnicht." "Oh, diese Split und ihr<br />

schuppenbezogener<br />

Rassismus! Sonst kann man ja gut mit ihnen reden und arbeiten, aber<br />

sobald <strong>ein</strong> Teladi in der Nähe ist und man ihnen die Vorurteile nicht richtig<br />

ausgebracht hat...Kommst du mit?" "Wohin?" Thorsten griente verschlagen:"Auf die<br />

Brücke des Split-Schiffs."<br />

Rel'Tnrok sah zufrieden auf die abglimmenden Schilde des Echsen-TL's. Diese blöden<br />

Viehcher! Sie konnten sprechen...aber intelligent waren sie bestimmt nicht! Hinter<br />

sich hörte er <strong>ein</strong>e Stimme:"Stellt das Feuer <strong>ein</strong>!" Er drehte sich um und sah <strong>ein</strong>en<br />

Argonen in weißen Klamotten! "Was du suchen hier!?! Nehmt ihn fest!" Zwei Split-<br />

Soldaten rannten auf den Mann und s<strong>ein</strong>e Begleiterin zu. Als sie nah an ihm dran<br />

waren und ihn packen wollten, flogen sie auf <strong>ein</strong>mal rückwärts durch den Raum und<br />

schlugen gegen die Rückwand des Brückenraums. "WAS?!" "Gut, wenn sie nicht<br />

aufhören zu schiessen, dann sorge ich dafür."<br />

Der Computer erklang:"Reaktor-Überlastungssequenz initialisiert. Fusions-Kammern<br />

überladen. Waffensysteme offline. WARNUNG, WARNUNG! Die große Tyrannia,<br />

Wächterin der Whi, wird in wenigen Mizuras explodieren." "Was...du gemacht?" "Ich<br />

hab' nen guten Draht zu Computern. Ich rate euch, nie wieder <strong>ein</strong> unschuldiges<br />

Teladi-<br />

Schiff anzugreifen, sonst lasse ich euren Reaktor <strong>ein</strong>fach überladen. Solltet ihr<br />

trotzdem überleben wollen, solltet ihr die Rettungs-Kapseln aufsuchen." "Detonation in<br />

dreizehn Mizuras." "Du!!!"<br />

Rel'Tnrok rannte zu der Frau und packte sie am Hals:"Du stoppen, oder d<strong>ein</strong> Weib<br />

kriegt lockeren Hals." Der Mann lächelte nur:"Ich würde ihr mal ins Gesicht sehen."<br />

Rel'Tnrok sah die Argonin an...sie sah ihn wütend an, packte s<strong>ein</strong>en Arm und drehte<br />

ihn von ihrem Hals ab, wobei er knackend brach. Er fauchte wütend und<br />

schmerzerfüllt auf:"Raaaahhhhccchhhhh..." Der Argone ging auf ihn zu, packte ihn am<br />

Hals und hob ihn mit <strong>ein</strong>er Hand vor s<strong>ein</strong> Gesicht:"Feuere noch <strong>ein</strong>mal auf <strong>ein</strong><br />

unschuldiges Teladi-Schiff und ich lasse den Generator so schnell überlasten, dass ihr<br />

selbst bei rechtzeitiger Evakuierung noch <strong>ein</strong>e schmerzahfte Strahlenwelle<br />

abbekommt. Verstanden?" Rel'Tnrok keuchte:"Ja..." "Und wenn ihr jemandem hiervon<br />

erzählt, dann wünscht ihr euch noch, in <strong>ein</strong>em Reaktor-Feuer umzukommen!"<br />

Mit <strong>ein</strong>em hellblauen Energie-Blitz verschwanden die beiden Argonen und er knallte<br />

auf den Boden. "Reaktor-Temperatur sinkt. Ungefährliche Betriebstemperatur erreicht.<br />

Bitte mehrere Reperatur-Teams zu den Fusions-Kammern vier bis acht senden."<br />

Nopileos keuchte:1%! Ein letztes Schild-Prozent! Das riesige Split-Schiff trieb mit<br />

qualmenden Triebwerken, <strong>ein</strong> Hinweis auf <strong>ein</strong>en schwerwiegenden Maschinenschaden,<br />

durchs All. Nopileos wollte ihre Greifklaue heben, konnte aber nicht, weil sie total steif<br />

war. Eigentlich konnte sie k<strong>ein</strong>e Kralle rühren...selbst das Atmen fiel ihr schwer. Noch<br />

nir war sie dem Tod in <strong>ein</strong>em Raumschiff so nahe gewesen. Und der Gedanke, dass ihr<br />

bei <strong>ein</strong>er Dekompression, wegen ihres Schuppenpanzers, alle Organe lediglich aus den<br />

Augenhöhlen und den Körperöffnungen spritzen würden, jagte ihr <strong>ein</strong>en Schauer<br />

durch ihre Stirnschuppe. Da sie sich nicht bewegen konnte, dachte sie darüber nach,<br />

wie dieser Mist zustande gekommen war: Ach ja! Die letzten paar Mazuras blieben<br />

k<strong>ein</strong>e Schiffe der Split mehr liegen, die Split-Regierung hatte <strong>ein</strong>e große<br />

GratisÜberholung<br />

für jeden Frachter spendiert, daher dieser Faktor. Und da Split in ihrer<br />

Kampfsucht schnell vergaßen, wer sie aus <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en aber nervigen Situation<br />

gerettet hatte, hatten sie das Schlepper-Schiff Non-Profit schnell vergessen. Hinzu


kam, dass der Investor, von dessem Geld sie immer die Energiezellen für den<br />

Sprungantrieb kaufte, hatte noch nicht überwiesen. Sie hatte also ihre letzten<br />

Energiezellen für den Sprung von Achtzehn Milliarden bis Zwei Riesen verbraucht.<br />

Elena schenkte ihr oft <strong>ein</strong>e riesige Ladung Energiezellen für die gute Sache, was<br />

Nopileos immer <strong>ein</strong> schönes Ziehen durch die Schuppenfinne zog.<br />

Vor ihr tauchte dieser Thorsten auf. Sie konnte ihn zwar hören, aber wegen der Starre<br />

weder Antworten, noch sich sonst irgendwie bewegen. Er tippte ihr kaum merklich auf<br />

die Schulter und die Starre löste sich blitzartig.<br />

Davon überrascht stürzte sie b<strong>ein</strong>ahe mit der Schnauze nach vorne auf den Boden. Er<br />

fing sie jedoch auf:"Schutzstarre?" Die Frage war eher rethorisch. Sie nickte:"Ja...aber<br />

ichhhh bin nochhhh nie sssso sssschnell daraussssss aufgewachhhht." "Wirklich?" Er<br />

half ihr auf die Geh-Klauen. Sie dankte ihm mit aufgerichteter Schuppenfinne und sah<br />

auf das Gravidar:"Tsssshhhh...wassss wohl auf <strong>ein</strong>mal mit dem M2 passssssiert issst?"<br />

"Mhhh...kam Rauch aus den Triebwerken?" "Ja." "Welche Farbe hatte er?" "Rötlichhhh<br />

grau." "Ich würde sagen, das war <strong>ein</strong>e Reaktor-Überlastung. Da muss sogar<br />

mindestens <strong>ein</strong>e Reaktorkammer verschmolzen s<strong>ein</strong>." "Aha. Wir ssssssind jetzsst<br />

übrigensssss in ssssichhheren Gefilden." "Sicher kann man in den heutigen Tagen<br />

kaum s<strong>ein</strong>. Die Piraten rüsten immer häufiger zum Angriff." "Ja...aber ssssie lasssssen<br />

michhhh in Ruhe, weil wir auchhhh ihre Sssschiffe abssschhleppen." "Tja, nicht immer<br />

handeln Piraten nach der Divise: Greife nicht die Hand an, die dir Gutes tut." "Mag<br />

ssss<strong>ein</strong>." "Ich habe dieses falsche Pack schon oft gesehen und gehört." "Aha...ssssie<br />

haben Erfahrung mit Piraten?" "Könnte man so sagen." "Ssssie sssind doch nichhhht<br />

etwa <strong>ein</strong>er?!" "Um Himmels Willen n<strong>ein</strong>. Ich hatte schon viele Berufe, aber Pirat<br />

gehörte noch nicht dazu." "Ssssie ssssehen Pirat alsss <strong>ein</strong>en Beruf an?" "So war das<br />

nicht gem<strong>ein</strong>t, Pirat zu s<strong>ein</strong>, ist <strong>ein</strong> Verbrechen, k<strong>ein</strong> Beruf. Ich wollte nur sagen, dass<br />

ich schon viele Berufe hatte." "Oh, entsssschuldigung...habe ichhhh ssssie verärgert?"<br />

"Naja...halb so schlimm. Ich möchte nur nicht mit diesen Deppen verglichen werden."<br />

"Tut mir leid." "Schon gut, man hat mich schon weit schlimmer bezeichnet." "Ssssie<br />

ssssollten ihre Kreisssse bedenken, in denen ssssie verkehren...wo isssst eigentlichhh<br />

ihre Frau?" "Ah, Jarin. Sie wäscht sich den Hals." "Wiessso dasssss denn?" "Ach, sie<br />

hatte da was Ekliges." "Gibt essss hier etwa Ssschhhädlinge?" "Oh n<strong>ein</strong>, ihr Schiff ist<br />

lupenr<strong>ein</strong>, aber wir hatten da was auf <strong>ein</strong>em anderem Schiff vorher." "Aha...auf wie<br />

vielen Sssschhiffen waren ssssie denn heute sssschon?" "Ihres mit <strong>ein</strong>gerechnet:<br />

Drei." "Manchhhe Leute betreten in ihrem Leben nichhht ssso viele Sssschhiffe." "Ja,<br />

<strong>ein</strong>ige Leute hocken nur auf Planeten herum. Ich kann garnicht genug vom All sehen.<br />

Manchmal glaube ich, bald kenne ich jeden Winkel." Nopileos zischelte<br />

vergnügt:"Sssssind ssssie etwa im All aufgewachsssen?" "Ja, so könnte man es<br />

sagen." "Tshhh...dassss isssst be<strong>ein</strong>druckend. Nichhht jeder verbringt ssso viel Zsseit<br />

im All." "Das kann man wohl laut sagen." "Wir nehmen übrigenssss die Route<br />

durchhhh Wolken der Atraeussss, dassss sssspart unssss <strong>ein</strong>e Menge Zssseit."<br />

Langsam wachten die restlichen Crew-Men auf, Nopileos zischelte freundlich, als<br />

würde sie sie am morgen wecken:"Ah, die Herren und Damen haben ausgeschlafen?"<br />

Der Steuermann rieb sich den versteiften Nacken:"Ichhhhh war nochhhhh nie<br />

zssweimal am Tag sssso nah am Tod!" "Mit jeder Sssstarre wird die nächsssste <strong>ein</strong><br />

Ssstückchhhen sssschwächhher und lässssst auchhhhh sssschneller nachhhh."<br />

Die nächsten beiden Tage verliefen, zur Freude der Crew, sehr ruhig. Teladi fragten<br />

nach Waren, an denen die Non-Profit vielleicht interessiert wäre. Zwei Geier mussten<br />

abgeschleppt werden und im boronischen Raum klickerte es alle paar Mizuras<br />

schnalzend über den Funk.<br />

Doch das alles änderte sich in Wolken der Atraeus: Eine große Gruppe Piraten, sie war<br />

Nopileos schon beim Eintreffen im Sektor aufgefallen, flog schon auf sie zu.<br />

Nopileos kniff verzweifelt die Augen zusammen und fuhr sich mit ihrer rechten<br />

Greifklaue über die Schnauze...sie ahnte Schlimmes.<br />

Und es bestätigte sich: Der Funk sprang an und das Bild <strong>ein</strong>es zweiäugigen Paraniden


tauchte auf dem Com-Monitor auf:"Ihr unwürdigsten Wesen werdet euch der Macht<br />

unserer Piraten beugen und euren Schlepper aufgeben." Nopileos sah auf das<br />

Gravidar:Zwanzig Orinokos, fünfzehn M4 und dreißig M5...k<strong>ein</strong> Blöff:"Aber wiesssso?<br />

Wir helfen euchhh dochhh auchhh immer?!" "Du dummes Wesen hilfst aber auch den<br />

Sektorpatroulien. Wir werden uns d<strong>ein</strong>en Schlepper nehmen und ihn nur für uns<br />

verwenden. Du hast <strong>ein</strong>e Mizura, um d<strong>ein</strong>e Leute zu evakuieren. Eine Gefälligkeit, die<br />

wir euch gewähren, weil ihr uns schon geholfen habt."<br />

Thorsten seufzte:"Jarin, wir werden uns jetzt <strong>ein</strong> bisschen enttarnen." "Wieso wollen<br />

wir uns schon enttarnen? Ich dachte, du legst sonst so viel Wert darauf?"<br />

"Fünfundsechzig Schiffe düsen um dieses. Ich kann die Sensoren der Sektor-Patroulie<br />

stören, aber wenn auf <strong>ein</strong>mal alle Teladi hier umkippen und k<strong>ein</strong>e Erinnerung an alles<br />

haben, wird das <strong>ein</strong> bisschen verdächtig." "Warum?" "Naja...<strong>ein</strong>e Fehlfunktion bei<br />

<strong>ein</strong>em M6, gefolgt von <strong>ein</strong>em M2 und dann noch <strong>ein</strong> Gedächtnisverlust und k<strong>ein</strong>e<br />

Ahnung warum sie ohnmächtig waren...das kann man nicht so leicht vertuschen. Da<br />

gebe ich mich dieser Crew hier doch lieber zu erkennen." "Na wenn du m<strong>ein</strong>st."<br />

"Ausserdem kannst du dann <strong>ein</strong> paar Piratenschiffe zertrümmern. Mit so vielen<br />

Zeugen, wie hier, kann man der Sektor-Patroulie auch weiss machen, dass die<br />

Geschütztürme das irgendwie geschafft hätten." Jarin grinste ihn an:"Schiffe<br />

zertrümmern? Von Piraten? Schatz, ich liebe dich. Du hast so romantische Ideen."<br />

Nopileos wollte ihre Leute ja evakuieren...aber bei allen setzte in den B<strong>ein</strong>en schon die<br />

Starre <strong>ein</strong>. Nopileos sah aus dem Fenster:"Ach du Eiersalat." Hinter ihr standen auf<br />

<strong>ein</strong>mal die beiden Argonen:"Probleme mit Piraten?" "Woher wissssst ihr dassss?" "Nun<br />

ja, ich bin mehr, als es vielleicht den Ansch<strong>ein</strong> hat." "Wassss?" Das Gesicht des<br />

Paraniden erschien wieder:"Ihr habt die Chance nicht genutzt, daher werdet ihr gleich<br />

sterben! Wir werden euch erst die Schilde runterschiessen und dann werdet ihr<br />

geentert." Der Mensch neben ihr sah auf den Monitor, so dass der Paranide ihn auch<br />

sehen konnte. Der Paranide verzog s<strong>ein</strong>en Rüssel zu <strong>ein</strong>er Art Grinsen:"Oh, ihr habt<br />

Argonen auf eurem unheiligen Schiff. Ein Grund mehr, euch zu töten." Thorsten sah<br />

ihn kalt an:"Ich bin k<strong>ein</strong> Argone...bei weitem nicht. Und du, Paranide, junges Wesen,<br />

wirst d<strong>ein</strong>e Schiffe entweder in eure winzige Basis zurück ziehen, oder die nächsten<br />

siebzig Jazuras in <strong>ein</strong>em Knast verbringen." Der Paranide sah ihn an, dann brach er in<br />

schallendes Gelächter aus:"Buhahahaha...<strong>ein</strong> Irrer, der uns <strong>ein</strong>en Befehl geben will."<br />

Thorsten hielt s<strong>ein</strong>e Hand vor den Monitor:"Siehst du m<strong>ein</strong>e Hand, Paranide?" "Falsche<br />

Frage an das falsche Wesen." "Nun, es gibt <strong>ein</strong>ige Dinge, die du nicht siehst.<br />

Allerdings solltest du mal auf das M5 von Rellon." "Woher kennst du s<strong>ein</strong>en<br />

Namen...?" Thorstens Hand blitzte auf, <strong>ein</strong> bläulich weißer Energiestrahl, etwa<br />

armbreit<br />

schoss heraus, wie <strong>ein</strong> Laser-Pointer durch das Brücken-Fenster und traf <strong>ein</strong>es<br />

der Piraten-M5, welches mit <strong>ein</strong>em furiosen Feuer explodierte, während der Pilot<br />

gegen das nächste Piratenschiff knallte.<br />

Der Paranide brüllte:"Was bist du für <strong>ein</strong>e unheilige Kreatur?!" "Ich bin um<br />

Jahrhunderte älter als du. Und wenn du nicht jetzt abziehst und Stillschweigen<br />

darüber bewahrst, wirst du für immer in <strong>ein</strong>e Irrenanstalt gesperrt." "Du wiederliche<br />

Kreatur wirst gekillt!" "Paraniden und ihre Selbstüberschätzung. Nopileos, warte bitte<br />

kurz, Jarin und ich kümmern uns darum." Beide sprangen nach vorne, wie Geister,<br />

durch die Scheibe und glitten auf die Schiffe zu.<br />

Die Frau packte sich <strong>ein</strong> M5 nach dem anderen und rammte es in die M4, während<br />

Thorsten sich direkt auf <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges Orinoko zu bewegte.<br />

Likposmotlak hörte <strong>ein</strong> fürchterliches, metallisches Kreischen...Die Tür wurde aus dem<br />

Orinoko gerissen!!! Von <strong>ein</strong>er Hand.<br />

Sofort entwich die Luft aus dem Schiff, als aber k<strong>ein</strong> Fremdkörper, also dieser<br />

grauenhafte Wesen, mehr im Türrahmen war, schloss sich <strong>ein</strong> Not-Schott, das von<br />

unten hoch fuhr und die Atmosphäre im Schiff <strong>ein</strong>schloss.<br />

S<strong>ein</strong>e zwei Augen erfassten den "Argonen" und tatsächlich stieg so etwas wie Angst in


ihm auf. Mit s<strong>ein</strong>em Split-Devastator schoss Likposmotlak mehrmals auf die<br />

Gestalt...die Energie-Ladungen zerstoben nutzlos an allen Körper-Partien...selbst an<br />

den Augen!!!<br />

Der Mensch griff nach der Hand mit der Waffe, umschloss sie halb mit der S<strong>ein</strong>igen<br />

und zerquetschte sowohl Likposmotlak's Hand als auch die Waffe zu <strong>ein</strong>em Klumpen<br />

aus gelblichem Bio-Matsch und zertrümmerter Metall-Keramik. Likposmotlak jaulte<br />

auf:"Jaaaaarsshhhhh...!!!"<br />

Der Mensch packte ihn nun knallhart am Rüssel und zog ihn auf Augenhöhe:"Also gut,<br />

Likposmotlak! Du wolltest <strong>ein</strong> Schiff, das dir nicht gehört?! Du wolltest gutherzige<br />

Teladi töten?! Gut! Jetzt kriegst du Nichts!" Likposmotlak wurde von dem Wesen hart<br />

gegen die Innenwand des Schiffes geschlagen...das Blech verbog sich und bestimmt<br />

<strong>ein</strong> paar Knochen brachen. Es war, als befände er sich im Griff <strong>ein</strong>er Maschine. Ganz<br />

nah kam der Mensch ihm:"D<strong>ein</strong> Schiff, sofern man diesen Schrott hier so nennen<br />

kann, wird in etwa <strong>ein</strong>er Mizura explodieren. Ich habe die Fusions-Kammer des<br />

Generators eben gerade manipuliert. All d<strong>ein</strong> Piraten-Gesocks befindet sich schon in<br />

Raumanzügen im All. Ich habe der Sektor-Patroulie schon <strong>ein</strong>en netten Funkspruch<br />

geschickt und sie halten euch für Irre. Es wird dir auch nichts nützen, ihnen hiervon<br />

zu berichten, ich habe ihnen diesen Gedanken so tief ins Hirn gepflanzt, dass selbst<br />

Priesterimperator Xaar von ihnen für verrückt gehalten werden würde, wenn ich es<br />

ihnen so <strong>ein</strong>pflanzen würde. Oh, <strong>ein</strong>e halbe Mizura. Weisst du, Likposmotlak, es ist<br />

schön, mal mit <strong>ein</strong>em Paraniden zu reden, ohne dass dieser blöde Antworten gibt."<br />

Likposmotlak versuchte <strong>ein</strong> paar Wörter aus s<strong>ein</strong>em Rüssel zu bringen...aber der Griff<br />

des Wesens verwehrte es ihm. Plötzlich befand er sich in <strong>ein</strong>em Raumanzug. Der<br />

Reaktor explodierte und er wurde gegen <strong>ein</strong> Knäul s<strong>ein</strong>er Piraten geschleudert,<br />

während der Argone von der Explosion unberührt im Raum schwebte.<br />

Augenblicklich flogen die beiden Wesen wieder durch die Scheibe des TL in das Schiff<br />

hin<strong>ein</strong>. Die Antriebsdüsen s<strong>ein</strong>es Raumanzugs funktionierten nicht, also musste er auf<br />

die Hydra warten, die ihn in Haft nahm.<br />

Nopileos sah auf die beiden "Menschen":"Wasssss zssum Eierkochhhher sssseid<br />

ihr?!!!!" "Nopileos, könnten wir das unter sechs Augen besprechen?" Nopileos sah sich<br />

die Schiffstrümmer an und nickte:"Gut...im Nebenraum..." Nopileos watschelte zu<br />

dem Raum und setzte sich auf die harte Bank. Die beiden Menschen setzten sich im<br />

Schneidersitz auf den Boden. Thorsten sah sie an:"Nopileos, hast du dich je<br />

gewundert, warum das Wasser im Dschungel dich damals nicht vergiftet hat? Oder<br />

warum die Split gerade <strong>ein</strong>e Kiste mit Edel-Nahrungsrationen im Dschungel gefunden<br />

hatten? Warum Das Magazin mit den Sensordrohnen in der Nyanas Glück noch intakt<br />

war und d<strong>ein</strong> Computer noch mit dir reden konnte?" "Dassss war Zsssufall und dassss<br />

Wasssser war eben nicht giftig." "Boah...mit der Plörre von Wasser und den<br />

Mikroorganismen darin könnte man <strong>ein</strong>e Handelsstation voller Teladi vergiften und<br />

infizieren." "Hä?" "Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Du kennst doch noch diesen<br />

goldenen Nebel von damals?" "Ja?" "Nun, dieser Nebel bin ich: Unzählige winziger<br />

Naniten, kl<strong>ein</strong>er als Photonen. Und ich sage dir <strong>ein</strong>es: Nahrung kann ich replizieren.<br />

Ghoks kann ich kontrollieren und von jemandem weglotsen. Ich kann Computer<br />

reparieren und Sensordrohnen herstellen." "Ssssoll dasss heisssen...?" "Ich habe<br />

m<strong>ein</strong>e "schützende Hand" über dich gehalten." "Warum?" "Na, du hast dich als wahre<br />

Heldin bewiesen, als du Elena geholfen hast. Übrigens: Sprich sie nicht all zu positiv<br />

auf mich an, sonst kannst du dich auf <strong>ein</strong> Donnerwetter gefasst machen." "Glaubsssst<br />

du etwa, mir ssssind die Ssschuppen inssss Hirn gewachssssen?! Dasssss issst<br />

dochhhh Schwachsssinn!" "Ach ja? Wieso?"<br />

"Wenn <strong>ein</strong> Menssssch, mit ssso <strong>ein</strong>er Machhht, exsssissstieren würde, warum hilft er<br />

den Argonen nicht mehr, zur Erde zurück zu kehren?!" "Oh ja, im Kern verhindere ich<br />

sogar die Erfindung <strong>ein</strong>es torlosen Sprungantriebs in der Planetengem<strong>ein</strong>schaft.<br />

Allerdings habe ich <strong>ein</strong>en Grund dafür: Ich hasse Krieg und will die Xenon schützen.<br />

Wemm jemand <strong>ein</strong>en torlosen Sprungantrieb herstellt, düsen sofort alle Schiffe los zu


den Xenon und machen sie fertig. Allerdings erwachen viele von ihnen zum Leben, wie<br />

m<strong>ein</strong>e mechanische Seite früher auch." "Aha...und diesssse mechhhanisssche Sssseite<br />

ssssind Naniten." "Soll ich es dir vorführen?" "Tshshsh...dasss issst echhhht..." Neben<br />

Nopileos erschien goldener Nebel, der sich auf dem Boden absetzte und mit <strong>ein</strong>em<br />

hellen Lichtblitz <strong>ein</strong>e Kiste wie damals im Split-Dorf ersch<strong>ein</strong>en liess.<br />

Nopileos hing der Unterkiefer schräg herunter:"Tsh...das...tsh..." "Nicht zu vergessen<br />

unser Sprung durchs Fenster." "Ja...tsh...Dann...danke für damalsssss..." "K<strong>ein</strong>e<br />

Ursache." "Und wassss sssollte dasssss mit dem vergammelten Bussssster?" "Der war<br />

nagelneu und auf alt getrimmt. Wir waren die ganze Zeit bei Bewussts<strong>ein</strong> und das<br />

Schiff ist erst explodiert, als ich wusste, dass wir in Sicherheit waren." "Aber<br />

wiesssso?" "Es erregte zuerst weniger Missvertrauen, als wären wir mit <strong>ein</strong>em Sprung-<br />

Blitz direkt neben dir aufgetaucht." "J-j-j-j-ja...dassss sssstimmt wohl. Und die kl<strong>ein</strong>e<br />

Firma?" "Na, das war nicht ganz gelogen...ausserdem sind es <strong>ein</strong> paar Firmen. Im<br />

Telefonbuch stehen sie wirklich nicht, weil dort k<strong>ein</strong> Telefon-Center ist." "Und wasssss<br />

für Firmen?" "Diamond Corp, Industrial-Topaz und Crystal-Medics."<br />

Nopileos kippte b<strong>ein</strong>ahe rückwärts von der Bank:"WASSSSSSSSSSSSHHHHH?!<br />

Diesssse Milliarden-Firmen?" "Na, was denkst du wohl, warum die k<strong>ein</strong>e<br />

Grundbuch<strong>ein</strong>tragungen haben, von automatisierten TL's aufgebaut werden und<br />

vollkommen automatisiert sind? So kann niemand was vom "Boss" erfahren."<br />

"Gesssschhhickt <strong>ein</strong>gefädelt." "Ich sehe, du hast <strong>ein</strong> paar Redewendungen von Elena<br />

aufgegabelt." Nopileos stellte ihre Schuppenfinne auf:"Tsshh, ja. Und sie? Jarin?" Die<br />

junge Frau wirkte kurz überrascht, dass Nopileos sie ansprach:"Oh, ich bin k<strong>ein</strong><br />

Nanitenwesen oder so. Auch nichts Besonderes." Thorsten stippte Jarin mit dem<br />

Ellenbogen an:"Komm', nicht so bescheiden s<strong>ein</strong>." Jarin seufzte:"Ja...ich bin die erste<br />

Langlebige von der Erde." Nopileos war ehrlich überrascht:"Du bissst <strong>ein</strong>e Terranerin?"<br />

"Ja, <strong>ein</strong>e Schwedin." "Issst dassss <strong>ein</strong> Land, oder <strong>ein</strong>e Religion?"<br />

Die junge Frau brach in <strong>ein</strong>en Lachkrampf aus:"Hahahaha...pfff...das ist ja niedlich."<br />

Noipileos' Stirnschuppe errötete:"Hey, Elena hat mir sssso viel über die Erde erzssählt,<br />

da darf man dochhhh mal wassss vermissschen." Jarin kriegte sich <strong>ein</strong>:"Puh.<br />

Entschuldige, aber es war zu süß. Schweden ist <strong>ein</strong> Land. Im Norden der Erde." "Kalt,<br />

tsh?" "Oh ja, herrlich kalt." "Tsssshhhhhh...uäh, ichhhh magsssss nichhhht kalt."<br />

"Wohl k<strong>ein</strong> Teladi, oder?" "Sssstimmt." "Bei dem dicken Schuppenpanzer, hätte ich<br />

vermutet, du wärst besser isoliert." "Ichhhh bin <strong>ein</strong> Amphib. Ichhhh bin k<strong>ein</strong><br />

Heizssofen." Jarin lachte:"Und wir Menschen sind <strong>ein</strong>e Affenart. Wir können auch<br />

schwimmen, aber bestimmt nicht so gut wie ihr. Ausserdem können Menschen und<br />

Teladi nicht ohne Schutz im Weltraum..." Thorsten räusperte<br />

sich:"Hhhrrrmmmhmmm." Jarin sah ihn an:"Nanotechnische Riesenmaschinen mit<br />

menschlicher Basis ausgenommen natürlich. Sonst haben wir das wohl gem<strong>ein</strong>sam."<br />

"Riessssenmassschinen? Wie großsss bisssst du denn?" "Also<br />

mittlerweile...hmmm...das muss ich mal durchrechnen...Oh ja: Etwa so groß wie das<br />

Sonnensystem der Erde ohne ortsche Wolke: Bei <strong>ein</strong>em sphärenförmigen, von der<br />

Dichte her etwa wasserartigem Körper, habe ich <strong>ein</strong>en Radius von 7,5 milliarden<br />

Kilometern." "Wawawawawawawassssss?! Du bissssst <strong>ein</strong>e Flüssssssigkeitsssskugel<br />

von fünfzsssehn milliarden Kilometern Durchmesssssser?!" "Eigentlich bin ich k<strong>ein</strong>e<br />

Flüssigkeit, sondern <strong>ein</strong>e riesige Menge von Naniten, jeder unzählige Male kl<strong>ein</strong>er als<br />

<strong>ein</strong> Photon, die sich gesammelt zu etwa dieser Größe formen. Zumindest, wenn ich<br />

mich nicht verfestige, dann ist m<strong>ein</strong> Radius nur noch halb so groß." "Und jeder d<strong>ein</strong>er<br />

Naniten isssst etwa wie ssssstark?" "Sagen wir es mal so: Die gesammelte Flotte der<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft der Planeten hätte gegen <strong>ein</strong>en Einzigen von mir nicht die geringste<br />

Chance." "Tshhhh?!!!! Und dasssss alte Volk? Kannsssst du die auch bessssiegen?"<br />

"Nun, dazu besteht k<strong>ein</strong> Grund, sie sind vollkommen friedlich und wollen niemanden<br />

angreifen. Wenn es aber dazu kommen würde...etwa zehn Millionen Naniten würden<br />

reichen." "Zsssehn Millionen?! Dasss issst na ganzssss ssschöne Menge!" "Das ist<br />

nicht mal <strong>ein</strong> Klumpen von der Größe <strong>ein</strong>es Photons." "Wasssss?!" "Übrigens: Ich


möchte, dass diese Informationen d<strong>ein</strong> Schiff nie verlassen. Niemand darf davon<br />

erfahren, ausser d<strong>ein</strong>er Crew, sofern du ihnen dementsprechend vertraust." "Ichhhh<br />

denke, dassssss geht in Ordnung...Aber, da du ja allessss herzusssstellen zsu<br />

vermögen sssch<strong>ein</strong>ssst, könntesssst du nichhhht <strong>ein</strong>e Ladung Energiezssssellen in den<br />

Frachhtraum schaffen?" Thorsten nickte sie lächelnd an:"Ich denke, das geht in<br />

Ordnung. Aber sag d<strong>ein</strong>er Mannschaft, sie sollen hiervon nichts verraten." "OK. Danke<br />

für die Energiezssellen." "Sie befinden sich bereits im Frachtraum." "Dann können wir<br />

den Resssst dessss Wegesss ja ssspringen. Danke nochhhhmalsss." "Gern<br />

geschehen."<br />

Nopileos fand das ganze zwar etwas absurd und irreal...ja, fast wie <strong>ein</strong> Holo-<br />

Film...aber irgendwie leuchtete es ihr doch <strong>ein</strong>. Woher hätten Split damals auch <strong>ein</strong>en<br />

Container mit Luxus-Gütern herbekommen sollen?! Damals flogen k<strong>ein</strong>e Schiffe mit<br />

derartiger Fracht durch die Sektoren der Split...ausser vielleicht reiche Piraten, aber<br />

die bürgerten sich nicht unbedingt bei den Split <strong>ein</strong>. Auch der Rest, mit den Ghoks, die<br />

sie nicht erwischten...irgendwie konnte <strong>ein</strong>e Echse doch nicht so viel Glück haben!<br />

Nopileos betrat die Brücke, gefolgt von den beiden...Wesen. Die Brückenbesatzung<br />

sah die beiden Menschen an, dann Nopileos, als hätte sie <strong>ein</strong>en Boronen auf den Kopf<br />

geklebt bekommen. Nopileos sah in die Augen ihrer Crew:"Ichhhh ssssag'ssss<br />

euchhhhh: Die ssssind in Ordnung. Aber wenn ichhhhh euchhhh erzsssähle, wie ssssie<br />

dassss eben gemachhht haben, dann weisssst ihr michhhhh ssssofort in <strong>ein</strong>e<br />

Irrenansssstalt <strong>ein</strong>." Der Steuermann sah sie besonders <strong>ein</strong>dringlich an:"Dasssss<br />

möchhhhte ichhhh ssselbsssst beurteilen." Nopileos drehte die Greifklauen nach<br />

oben:"Thorsssten issst <strong>ein</strong> riessssiger Naniten-Ball und Jarin isssst sss<strong>ein</strong>e<br />

terranissssche, langlebige Verlobte." Der Steuermann sah sie an, drehte sich dann<br />

ruckartig um und sah auf s<strong>ein</strong>e Konsole:"Ichhhh musssste ja m<strong>ein</strong> Maul<br />

aufreisssssen...Hey?! Wo kommen die Energiezsssellen her?" Nopileos zeigte mit <strong>ein</strong>er<br />

ihrer Krallen auf Thorsten:"Er kann sssie replizssssieren." "Repli-wassss?" Der<br />

Sensorspezialist drehte sich seufzend zum Steuermann um:"Er kann sssie<br />

hersssstellen, du Depp." Mit ausgestreckter Zunge zischte der Steuermann ihn<br />

beleidigt an:"Tshhhh!" Das war Gang und Gäbe bei den Beiden, Nopileos hatte sich<br />

damit abgefunden.<br />

Der Computer zählte die Prozente der Sprung-Ladung, nachdem Nopileos die<br />

Anweisung dazu gegeben hatte. "100%" Ein helles Blitzlicht verschlang das Schiff und<br />

riss es in <strong>ein</strong>en Warp-Tunnel, der im Nord-Sprungtor von Argon-Prime mündete. Elena,<br />

so hatte sie es Nopileos gesagt, wartete auf der Handelsstation des Sektors.<br />

Nopileos tippte mit ihrer Gehklauen-Kralle, die Äusserste rechts, auf den<br />

Sprachbefehl-Schalter. Aus Kostengründen funktionierte der Computer nur mit der<br />

Handelssprache, da Module mit dieser Programmierung am häufigsten und<br />

günstigsten waren. Nopileos versuchte, ihr Zischeln bestmöglich zu<br />

unterdrücken:"Erbitte Verbindung mit Handelssstation, Kontakt zsu Elena Kho.<br />

Verssschlüsselter Kanal 2B." Tonlos antwortete die weibliche Stimme:"Bestätigt,<br />

Verbindung und Verschlüsselung hergestellt."<br />

Als die Kamera in Elenas Schreibtisch ansprang, nachdem diese das Gespräch<br />

angenommen hatte, flimmerte Elenas Holo-Bild l<strong>ein</strong>wand-groß über die Frontscheibe.<br />

Die Mannschaft wusste von der engen Freundschaft der Beiden und so begrüßte Elena<br />

sie mit aller Freundlichkeit:"Hallo, Nopi. Wie geht's?" "War <strong>ein</strong> bisssschen aufregend in<br />

letzsster Zssseit, aber essss könnte nichhht bessssssser ssss<strong>ein</strong>." Elenas Augen<br />

erfassten kurz das "menschliche" Paar neben Nopileos' Stuhl, <strong>ein</strong>e schnelle Miene der<br />

Überraschung und der Beleidigung schoss über Elenas Gesicht. Es hatte zwar etwas<br />

gedauert, aber mittlerweile hatte Nopileos sich die menschliche Mimik gut <strong>ein</strong>geprägt<br />

und konnte selbst diese Nuancen erfassen.<br />

Thorsten sprach über Nopileos Schulter hinweg:"Miss Kho, es freut mich, dass sie sich<br />

an unsere Abmachung halten, aber ich habe mich hier schon offenbart. Sie können<br />

ihren Gefühlen freien Lauf lassen." Elena sah den Mann entnervt an:"Sind sie


eigentlich überall?" "M<strong>ein</strong>e Naniten befinden sich in allem hier. Genau so in ihrem<br />

Frühstück, wenn sie es genau wissen wollen. Auch, wenn sie garnicht gefrühstückt<br />

haben. Sie sollten was zu sich nehmen, ihr Zuckerspiegel ist ziemlich niedrig." "Haben<br />

sie mich mit dem Sprungantrieb nicht schon genug gepisakt?! Müssen sie mir nun<br />

schon sagen, wie ich mich zu ernähren habe?!! Wieso machen sie das eigentlich?"<br />

"Nun, zum <strong>ein</strong>em sorge ich mich um ihre Gesundheit und zum anderem ist es <strong>ein</strong>fach<br />

zu komisch, wenn sie sich über solche Kl<strong>ein</strong>igkeiten wie das Abfragen ihrer Blutwerte<br />

so aufregen." "Kl<strong>ein</strong>igkeiten?! Glauben sie etwa, wenn ihnen jemand <strong>ein</strong> Mess-Gerät in<br />

sie hin<strong>ein</strong> pflanzen würde, das ihre Blutwerte überwacht, würde sie das nicht stören?!"<br />

"Nun, wenn das schon zwei Herzanfälle verhindert hätte, dann wäre mir das nur recht.<br />

Also, wie oft ich schon ihre Blutverdünnung reguliert habe, um sie am<br />

Zusammenbrechen zu hindern...bestimmt zwölf mal." "Jetzt spielen sie auch schon<br />

mit m<strong>ein</strong>em Blut herum! Nopi! Hast du überhaupt <strong>ein</strong>e Ahnung, was für <strong>ein</strong> "Ding" du<br />

dir da an Bord geholt hast?!" Thorsten antwortete vor Nopileos:"Das "Ding" verbiete<br />

ich mir. Ich nenne sie ja auch nicht Fleischklumpen." "Nun gut, verzeihung. Trotzdem,<br />

das andere gilt immernoch." Nopileos sah die Beiden an und fühlte sich verloren.<br />

Erzählte sie jetzt von den Tagen, wo er ihr geholfen hatte, dann wäre Elena<br />

gefährlicher, als <strong>ein</strong> Split auf aggressions-steigernden Drogen...allerdings sollte man<br />

verdiente Verteidigung nicht unterlassen:"Alsssso, er hat unssss in den letzssten paar<br />

Tagen mit Jarin den Halssss gerettet...auch wenn ichhhh d<strong>ein</strong>en Sssstandpunkt<br />

durchhhausss verssstehe." Elena seufzte:"Ach...Nopi, komm' am besten mit d<strong>ein</strong>er<br />

Nyanas Glück II in die Handelsstation, dann fliegen wir mit dem TerraCorp-TP zum<br />

Zielort...ich denke mal, der Typ neben dir wird sich da hinbeamen oder sowas." Der<br />

Mann lächelte freundlich:"Nopileos, könnten Jarin und ich vielleicht bei dir mitfliegen?"<br />

Nopileos war zuerst verwundert:"Aber, wenn du essss sssso ssschnell kannsssst,<br />

warum willsssst du dann noch in m<strong>ein</strong>em Adler mitfliegen?" "Ach, wenn du erst <strong>ein</strong>mal<br />

annähernd so lange gelebt hast wie ich, dann ist Zeit für dich zweitrangig." "Nun, von<br />

m<strong>ein</strong>er Ssseite könnt ihr gerne mitkommen." Elena rollte die Augen:"Na gut...dann<br />

kommt halt mit. Von mir aus könnt ihr auch im TP mitfliegen...das garantiert<br />

zumindest <strong>ein</strong>e gewisse Sicherheit." Nopileos sah, wie Elena die Verbindung trennte<br />

und ging Richtung Hangar, die beiden Menschen dicht hinter sich.<br />

Sie sah kurz über ihre Schulter:"Du ssssagtesssst, du wärsssst sssehr alt, wie alt<br />

bisssst du denn?" "Oh, ich bin 696 Jazuras alt." "Wawawawawawassssssshhh?!<br />

Und...und Jarin?" die Frau lächelte sie an:"Der Altersunterschied ist groß: Ich bin<br />

lediglich 22 Jahre alt." "Jahre? Wie alt issst dasss in Jazsssurasss?" Thorsten lächelte<br />

kurz:"16 Jazuras." "Ein Alterssssuntersssschhhied von 680 Jazurasssss? Dassss issssst<br />

wirklichhhhh großsssss!" "Aber egal. Wir lieben uns, das ist die Hauptsache."<br />

"Jolandalassss und ichhhh sssind fassst gleichhhh alt...trotzsssdem haben wir <strong>ein</strong>e<br />

gewissssse unterssssschiedlichhhe Herkunft." "Die Liebe und die Freundschaft<br />

überbrücken Kriege, Arten und Konflikte. Wenn es <strong>ein</strong>es gibt, was ich in all den<br />

Jahrhunderten gelernt habe, dann das." "Dassss mag ssstimmen...achhh, Hatrak."<br />

Nopileos wurde von <strong>ein</strong>er gewissen Trauer befangen, als sie die Jazuras zurück dachte.<br />

Thorsten sprach hinter ihr ganz gelassen:"Ja, die kl<strong>ein</strong>e hat <strong>ein</strong>e ganz schöne Narbe<br />

behalten." In Nopileos entbrannte <strong>ein</strong> Feuer der Freude:"Hatrak lebt?!" "Ja." "Aber<br />

wie? Ihr Bauchhhh war aufgesssschhhlitzssst!" "Der Ghok hätte sie auch in zwei<br />

Hälften schlagen können, ich hätte das trotzdem wieder gerichtet." "Dududududu..."<br />

"Schliesslich konnte ich jemanden mit solchem Ehrgefühl und Gutherzigkeit nicht<br />

<strong>ein</strong>fach so wegsterben lassen. Vor allem in diesem Alter." Nopileos konnte nicht<br />

anders, sie umarmte ihn aus tiefstem Innern. Jarin, davon völlig überrascht, sah sie<br />

seltsam an:"Bist' ziemlich stürmisch, hä?" Nopileos liess langsam<br />

los:"Tsh...tsh...tsch...tschuldigung." Jarin lächelte:"So lange du mir m<strong>ein</strong>en Mann<br />

nicht zerkratzt." "Ichhhh glaube nichhhht, dasss ichhhh mehr Sssschaden anrichhhten<br />

kann alssss <strong>ein</strong> Orinoko." "Na dann will ich es dir noch mal durchgehen lassen."<br />

Nopileos wandte sich wieder an Thorsten:"Was macht Hatrak denn jetzt?" "Sie


evormundschaft die Wachmänner ihres Vaters." "Alssso hat ssssichhh nichhhts<br />

verändert?" "Nur das sie jetzt in <strong>ein</strong>em Bunker bevormundet." "Tja, tssh, ssso ssspielt<br />

dasss Leben." "Ja, so in etwa."<br />

Und da lag die Nyanas Glück II auch schon in den Halteklammern des Hangars.<br />

Nopileos zischelte den Sprachcode und die Luke öffnete sich. Die Dreier-Gruppe betrat<br />

den Flieger und begab sich hin<strong>ein</strong>. Nopileos sah die beiden an:"Tut mir leid, aber<br />

ichhhh habe nur Teladi-Ssssitzsse an Bord." Thorsten und Jarin lächelten und sagten,<br />

als ob es abgesprochen gewesen wäre, total synchron:"Danke, das geht schon so."<br />

Der Computer akzeptierte die Ziel<strong>ein</strong>gabe und erhob sich aus dem Hangar zur<br />

Handelsstation.<br />

Nach kurzem Flug dockten sie in der Station an und wurden von der dortigen<br />

Landebucht übernommen. Nach mehreren Sicherheitskontrollen konnten sie Elenas<br />

Büro betreten.<br />

Elena sah sich <strong>ein</strong>en Datenblock an, dann sah sie auf:"Nopi!" Mit <strong>ein</strong>em ausladendem<br />

Schwung stand Nopileos alte Freundin auf und ging um den Schreibtisch zu ihr, wo sie<br />

sie umarmte. Elena kniete sich hin, so dass Nopileos' Kinn auf Elenas Schulter liegen<br />

konnte. Ausserdem konnte Nopileos Elena so auch in Brustkorb-Höhe umarmen.<br />

Nach der freudigen Begrüßung sah Elena zu den beiden anderen im Büro. Mit wenig<br />

begeistertem Ton und halb geschlossenen Augen begrüßte sie sie auch:"Hallo, ihr."<br />

Thorsten und Jarin nickten zum freundlichen Gruß.<br />

Elena sah Thorsten an:"Und sie haben immer noch nicht beschlossen, mir <strong>ein</strong>en<br />

Sprungantrieb zu überlassen...oder zumindest die Koordinaten von hier zur Erde." "Ich<br />

kann sie leider über k<strong>ein</strong>e Änderung diesbezüglich informieren. Allerdings lasse ich in<br />

m<strong>ein</strong>en Computern immer <strong>ein</strong>e Simulation des Universums, wie es mir bekannt ist,<br />

ablaufen. Ein paar der Simulationsergebnisse zeigen mir <strong>ein</strong>e hohe Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit,<br />

dass sie in den nächsten Mazuras <strong>ein</strong>en Rückweg zur Erde finden. Allerdings ist alles<br />

nur r<strong>ein</strong>e Spekulation." "Wie ermutigend. Kann ich irgendwas tun, um das zu<br />

beschleunigen?" "Da sind die Simulationen vollkommen gegensätzlich. Es hängt alles<br />

von der Entscheidung Aller zusammen. Ob Julian etwas tut, ob Saya etwas<br />

anstellt...es liegt alles ausserhalb m<strong>ein</strong>er Berechnungen. Selbst <strong>ein</strong>e gravimetrische<br />

Schwankung von winzigen Ausmaßen kann den Ausgang <strong>ein</strong>es Krieges entscheidend<br />

be<strong>ein</strong>flussen." "Und warum machen sie diese Simulationen dann, wenn eh alles anders<br />

kommen kann?" "Für mich ist das, wie für sie die Erstellung <strong>ein</strong>er Prognose für ihre<br />

Firma." "Aha...sie erstellen Prognosen für das Universum?" "Ja. Soweit es mir möglich<br />

ist." "Sie haben <strong>ein</strong>en Kontroll-Wahn, oder?!" "Ich leite gern <strong>ein</strong>ige Dinge in moralisch<br />

vertretbarere Wege um. Wenn sie das als Kontroll-Wahn verstehen, dann muss ich<br />

ihnen wohl recht geben."<br />

Plötzlich sprühten Funken von <strong>ein</strong>er der Seitentüren, dann kippte das schwere Schott<br />

aus der Fassung.<br />

Drei Männer mit Impuls-Gewehren und Kampfanzügen stürmten hin<strong>ein</strong> und richteten<br />

ihre Waffen auf Elena:"Sie zahlen sofort zwanzig Millionen Credits an das Konto,<br />

welches sich im Computer des Nova UM3/27-9 befindet! Oder sie kriegen <strong>ein</strong>e<br />

durchgehende Bräunung dritten Grades!" Alle waren total geschockt, bis auf die<br />

Beiden in weiß.<br />

Thorsten sah die drei Männer kalt an:"Ihr stört hier." "Verdammte sch**** Mann!!!<br />

Weisst du wie egal mir das ist?!" "Ja, und jetzt schlaft." "Was für <strong>ein</strong>en Mist<br />

quatsch...ohhh...nnggghhh...ufff." Die drei Männer kippten bewusstlos um und <strong>ein</strong>er<br />

von ihnen fing an zu schnarchen.<br />

Elena und Nopileos sahen gebannt auf die drei Bewusstlosen.<br />

Elena sah Thorsten an:"Sie...äh...das da...hä?" "Eine künstliche Narkolepsie. Die Drei<br />

werden in frühestens zwei Stazuras wieder aufwachen. Bis dahin würde ich an ihrer<br />

Stelle schon mal den Stations-Sicherheitsdienst rufen." "Äh, wie?...Oh ja." Elena<br />

drückte <strong>ein</strong>e Taste auf ihrem Schreibtisch und kurz darauf erschienen sieben<br />

Wachmänner, die die Bewusstlosen abholten. K<strong>ein</strong>er von ihnen stellte <strong>ein</strong>e Frage, sie


taten <strong>ein</strong>fach ihren Job.<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lich interessierte es die Männer auch nicht.<br />

Als die Wachleute weg waren, sprach Elena Thorsten wieder an:"Was haben sie da<br />

gemacht?!" "Wissen sie noch, wie ich ihnen <strong>ein</strong>en narkoleptischen Anfall angedroht<br />

habe?" "Hai." "Nun, so hätte das ausgesehen." "Aber wie?" "Eine simple Manipulation<br />

des Nervensystems. Wenn sie wissen wollen, was da im Hirn vorgeht, schauen sie<br />

<strong>ein</strong>fach ins Galaxy-Net." "Gut gut...dann begeben wir uns jetzt zum Express."<br />

Nopileos setzte sich nach dem Betreten des Express auf die unbequem weichen Sitze.<br />

Elena direkt neben sie, in der Reihe neben ihnen die beiden Übrigen.<br />

Nopileos sah Elena an:"Und wohin fliegen wir nun?" "Zu <strong>ein</strong>er Militärbasis, unter der<br />

<strong>ein</strong> riesiges Schiff von ihm geparkt ist." "Von Thorsssten?" "Ja. Ein riesiges Ding."<br />

"Und wie sssieht esss ausss?" "In etwa wie <strong>ein</strong> riesiger Rochen." "Rochhhen? Sssind<br />

dassss diessse Fissssche?" "Genau."<br />

Mit ihren empfindlichen Ohren bekam sie mit, wie die Piloten <strong>ein</strong>en IFF-Code<br />

bestätigen mussten, um im Hangar der Militär-Basis landen zu können.<br />

Nach etwa zweihundert Sicherheitskontrollen, die Nopileos b<strong>ein</strong>ahe in den Wahnsinn<br />

getrieben hätten, erreichten sie den finalen Fahrstuhl, der sie in <strong>ein</strong> Höhlensystem<br />

hinab brachte. Nopileos mochte die hohe Luftfeuchtigkeit, konnte sich mit der Kälte<br />

aber nicht ganz abfinden.<br />

Auch wenn die Faszination sie gepackt hatte, fand sie die angenehme Wärme in dem<br />

Schiff viel schöner.<br />

Elena brachte sie zu <strong>ein</strong>em blauen Kreis an der Wand, legte die Hand darauf und dann<br />

öffnete sich die Wand indem <strong>ein</strong> Teil sich <strong>ein</strong>fach in Luft auflöste. Nopileos war wirklich<br />

erstaunt. Elena sprach <strong>ein</strong>fach in die Luft:"Brücke." "Bestätigt." Nopileos und Elena<br />

verschwanden in <strong>ein</strong>em blauen Lichtermeer, Thorsten und Jarin blieben stehen, waren<br />

aber, als Nopileos und Elena materialisierten, direkt neben ihnen auf der Brücke.<br />

Ban Danna, <strong>ein</strong> mittlerweile gut bekannter Freund, kam auf die Vier zu:"Gleich so<br />

zahlreicher Besuch. Nopileos, lange nicht gesehen." "Esss kam halt nichhht dazssu.<br />

Aber essss isssst sssschön, dichhh mal wieder zsu sssehen." Ban nickte lächelnd und<br />

wendete sich dann an Thorsten und Jarin:"Sie haben letztes mal <strong>ein</strong>en der<br />

Wissenschaftler intensiver begrüßt?" "Jim Kalten?! Dieser Idiot wollte m<strong>ein</strong>e<br />

Technologie als s<strong>ein</strong>e all<strong>ein</strong>ige Entwicklung verkaufen." "Ich werde ihn umgehend<br />

entlassen!" "Lassen sie ihn lieber weiter arbeiten, dann können sie <strong>ein</strong> Auge auf ihn<br />

werfen." "Na gut." Ban wendete sich wieder an Elena:"Ach übrigens: Saya und Julian<br />

sind auch schon da." Elena lächelte:"Ah, sind sie also doch gekommen." Die beiden<br />

kamen aus <strong>ein</strong>em der Korridore und sahen sie sofort, Saya rief als erste:"Mom,<br />

Nopileos, schön euch mal wieder zu sehen."<br />

Julian betrachtete mit faltiger Stirn Thorsten und Jarin:"Ich habe sie doch schon mal<br />

gesehen." Thorsten nickte:"Im Krankenzimmer ihres Vaters." "Und was machen sie<br />

hier?" "Nun, ich war wohl nicht ganz ehrlich damals." Ban lächelte Julian an:"Darf ich<br />

dir den Erbauer dieses Schiffes vorstellen." Julian entglitten alle Gesichtszüge:"Sie<br />

sind der Erbauer von Neo Atlantis und Leviathan?" "So sieht's aus." "Und warum<br />

helfen weder sie noch Leviathan m<strong>ein</strong>em Vater?" "M<strong>ein</strong> Gefühl sagt mir, dass ich das<br />

nicht tun sollte." "Aha. Und diese Kristall-Dinger?" "Du m<strong>ein</strong>st die Wächter? Das sind<br />

Schutzsysteme, die euch helfen sollen." "Ja, aber warum?" "Ihr seid mir sympathisch<br />

und ihr tut viel Gutes im All." "Und deswegen tust du das?" "Jepp." "Und Elena? Sie<br />

tut doch auch viel Gutes." "Oh, auf die werfe ich persönlich <strong>ein</strong> Auge. Es wäre viel zu<br />

auffällig, wenn sie jedes Mal <strong>ein</strong>en leuchtenden Kristall bei sich hätte, wenn irgend<br />

etwas sch<strong>ein</strong>bar unerklärliches passiert. Und da sie als Präsidentin der TerraCorp viel<br />

mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht, als ihr beiden, kann ich es mir nicht leisten, dass<br />

ihr immer <strong>ein</strong>er m<strong>ein</strong>er Wächter beiwohnt." "Wenn das so ist." "Du bist auf jeden Fall<br />

<strong>ein</strong>sichtiger, als <strong>ein</strong>e gewisse, anwesende Person." Elena schnaufte wütend.<br />

Nopileos fand das alles sehr seltsam. Be<strong>ein</strong>druckend, aber seltsam.<br />

Thorsten und Jarin wendeten sich nun dan Anwesenden so zu, dass alle ihnen in die


Augen schauen konnten, Thorsten lächelte freundlich und sprach:"So, hier kennen wir<br />

ja alle Vorgänge. Ich denke, wir werden uns jetzt verabschieden." Jarin und Thorsten<br />

verabschiedeten sich und verschwanden in hellen Lichtblitzen.<br />

Thorsten materialisierte mit Jarin vor ihrem Haus. Thorsten umarmte Jarin:"So, und<br />

was machen wir jetzt?" "Ich weiss nicht, worauf hast du Lust?" "Etwas fernsehen?"<br />

"Klingt gut."<br />

Er liess Jarin los und drehte sich um, um ihr die Tür zu öffnen.<br />

Jarin lächelte glücklich und trat nach ihm <strong>ein</strong>. Sie drehte sich in der Tür um und sah<br />

aus, als wäre sie die Seligkeit in Person:"Unsere kl<strong>ein</strong>en Ausflüge haben mir bisher<br />

riesigen Spaß gemacht, aber hast du jetzt nicht auch Lust, <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong> paar Tage nur<br />

im Bett zu liegen?" "Klingt wunderbar."<br />

Beide gingen ins Schlafzimmer und kuschelten sich unter die Decke.<br />

Rough lag glücklich in s<strong>ein</strong>em Bett. Nicht, dass er <strong>ein</strong> Bett gebraucht hätte, aber es<br />

war doch wunderschön so. Besonders mit der Gesellschaft. Siren lag neben ihm.<br />

Natürlich war Kuscheln unter den Mechanischen auf diesem Planeten nicht unbedingt<br />

angesagt, besonders, da es in etwa war, als würde man <strong>ein</strong>e Ritterrüstung tragen.<br />

Aber da alle taktilen und thermischen Sensoren in der Aussenhaut lagen, ging es doch<br />

irgendwie.<br />

Das Schöne daran war eigentlich, die Vibrationen der Systeme des anderen zu spüren.<br />

Die Wärme, die die Systeme erzeugten...auch wenn dadurch das Kühlsystem mehr<br />

Arbeit leisten musste. Küssen ging jedoch wie etwa bei Menschen.<br />

Sie umarmten sich und es klackte immer wieder, wenn ihre Exo-Skelette sich<br />

berührten. Irgendwie war es nicht so schön, wie es hätte s<strong>ein</strong> sollen. Man fühlte sich<br />

halt, selbst wenn man wusste, dass beide lebten, als würde man neben <strong>ein</strong>er<br />

normalen Maschine liegen. Rough hatte <strong>ein</strong>e Idee: Ein NET-Port. Welcher Kontakt<br />

hätte enger s<strong>ein</strong> können, als wenn die Seelen-Programme sich direkt berührten. Wenn<br />

beide Systeme zu <strong>ein</strong>em verschmolzen, verbunden durch etwas simples, wie <strong>ein</strong><br />

Datenkabel. Rough strich Siren durch ihr metallic-kupfernes Haar:"Was hältst du<br />

davon, wenn wir unsere Systemkerne mit <strong>ein</strong>em Datenkabel verbinden?" Siren riss<br />

geschockt die Augen auf:"Direkt?! K<strong>ein</strong>er weiss, was da geschehen kann." "Vielleicht<br />

ist es ja komplett harmlos. Wir sind im Grunde ja auch nur Computer-Programme,<br />

lebende zwar, aber Programme. In <strong>ein</strong>em normalen Netzwerk haben die Programme<br />

zwar Kontakt, aber so lange k<strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>en Virus hat, kann doch nichts passieren."<br />

"Nun...wir können es ja mal versuchen, wenn dir so viel daran liegt." "Ich möchte dir<br />

nur so nah wie möglich s<strong>ein</strong> und in diesen Blechdosen, die wir sind...ich würde gerne<br />

Kontakt mit dir haben, ohne dass es sich anhört, als würde man Maschinenteile<br />

an<strong>ein</strong>ander schlagen." "Gut, versuchen wir es...m<strong>ein</strong> Datenport liegt am Halsansatz."<br />

"M<strong>ein</strong>er auch."<br />

Rough erzeugte <strong>ein</strong> Datenkabel und steckte es an s<strong>ein</strong>en Port. Siren sah auf das Kabel<br />

und steckte es in ihren Port.<br />

Beide koppelten ihre Systeme und spürten, wie ihre Programme sich berührten. Dann<br />

schienen sie zu verschmelzen...alle Systeme verbanden sich. Nach Stunden löste sich<br />

die Verbindung auf <strong>ein</strong>mal...Rough öffnete s<strong>ein</strong>e Augen...Siren lag neben ihm...ihre<br />

Bewegungen wirkten etwas stotternd. Sie drehte ihren Kopf zu ihm und <strong>ein</strong>es ihrer<br />

Augen zuckte:"Ge...geht...essssssdirrrrrr...guuuht?" "Siren...was ist mit dir?"<br />

"Feeeeeeedbacks...alles zuzuzuzuzuckt...als obobobobobob ichhh nichhtttttt ich selbst<br />

wäre."<br />

Rough sah sich um und schrie in s<strong>ein</strong>er Verzweiflung nach der <strong>ein</strong>zigen Person, die<br />

ihm <strong>ein</strong>fiel:"Thorsten! Hilffffffeeeeeee!" Rough sprang auf, das Kabel noch am Kragen.<br />

Wenige Sekunden später blitzte es neben ihm. Thorsten wirkte...müde. Thorsten sah<br />

auf die beiden Mechanischen im Bett, dann auf das Datenkabel und auf Siren:"Ihr<br />

habt euch kurzgeschlossen?!" "Warum hast du mir nichts davon gesagt?" "Bisher<br />

hatte niemand die Idee...und ich war eben selbst abgelenkt...Was ist denn passiert?"<br />

"Es fühlte sich an, als wären wir <strong>ein</strong>s. Als würde alles in sich vergehen und gleichzeitig


neu entstehen...wie als ob man runterfährt und dann neu bootet...nur zusammen."<br />

Thorsten schien Sirens Systeme zu scannen:"N<strong>ein</strong>...das gibt's doch nicht! So...so was<br />

habe ich noch nie gesehen." "Was denn?!" "Teile von euch sind in den jeweils anderen<br />

kopiert worden...simple Systemroutinen und Algorythmen. Aber auch ganze Sub-<br />

Programme...Persönlichkeits-Daten." "Ich habe mich auch verändert? Aber...ich zucke<br />

doch garnicht!" "Das...das was mich so überrascht hat, ist das, was Siren stört..."<br />

"Was denn?" "Nun...Grundprogramme, wild gemischt...Subroutinen, Haupt-Kontrollen,<br />

Programm-Teile...<strong>ein</strong> hochkomplexes Programm in Sirens Systemen, das ebenfalls<br />

Steuersignale ab gibt." "WAS? Ein Virus?" "N<strong>ein</strong>...etwas anderes...Teile von dir...Teile<br />

von ihr...zusammengefasst in <strong>ein</strong>em komplexen, im Vergleich zu euch aber<br />

unausgereiftem, Programm, mit enormer Lernkapazität." "WAS?!" Rough verstand<br />

garnichts.<br />

Thorsten wirkte total von der Rolle:"Ihr habt...das ist...Siren ist schwanger."<br />

"WAS?????!" "Ein zweites Programm, ungeprägt und mit ner Menge<br />

Lernfähigkeit...das ganze lebt...wie <strong>ein</strong> Ba<strong>by</strong>." "Aber was können wir tun?" "Nun...so<br />

auf die Kürze, ohne zu wissen, was ich tun soll..." "WAS?" "Nun, ihr seid ziemlich<br />

vollgefropft mit Systemen...ich muss sie verändern...vielleicht, wenn ich mir das<br />

menschliche Vorbild nehme..." "WAS DENN NUN?" "Ich werde versuchen, ihr <strong>ein</strong>en<br />

zweiten Computer-Kern in die Bauchregion <strong>ein</strong>zubauen...<strong>ein</strong>e unbelebte Kopie ihrer<br />

Hardware. Vielleicht zieht sich...euer Kind...in das System zurück. Ich werde die<br />

Hardware dann vom Computer von Siren trennen und dann...k<strong>ein</strong>e Ahnung."<br />

"Nun...kannst du nicht noch <strong>ein</strong>en Körper erzeugen?" "Euer...Kind ist noch<br />

empfindlich...wenn ich das Programm jetzt in <strong>ein</strong>en neuen Roboter verpflanze...könnte<br />

es überladen werden und...sterben."<br />

Siren sah sie an:"Nicht...tötötötöten." Rough sah Thorsten an:"War das...?" "Das<br />

Kind? N<strong>ein</strong>, das war Siren." "Dann...der neue Computer...versuchst du es?" "Ich kann<br />

es nur versuchen...es gibt k<strong>ein</strong>e Garantie."<br />

Sirens Brustkorb leuchtete auf, das Leuchten ging auf die Tailie über und dann<br />

veränderte sich die Form des leuchten.<br />

Die dünne Tailie wölbte sich etwas, wie bei <strong>ein</strong>er menschlichen Frau in Umständen und<br />

die zugespitzte Brust ging auch auf menschliches Niveau zurück. Siren sah nun aus,<br />

wie <strong>ein</strong>e Frau in der 14. Woche, in <strong>ein</strong>er Ritter-Rüstung.<br />

Immer noch ruckelten ihre Bewegungen, es liess jedoch langsam nach. Rough kniete<br />

sich neben sie:"Siren? Geht es dir gut?" "Bessser...aber...etwas wenig Energie."<br />

Thorsten nickte:"Ich richte das." Das Ruckeln nahm wieder weiter ab und Siren<br />

seufzte:"Das ist besser. Du hast "unser Kind" jetzt von mir abgetrennt?" "Ja, aber ich<br />

habe ihm noch <strong>ein</strong>e Art Funknetzwerk mit dir spendiert. Was würde mit <strong>ein</strong>er total<br />

isolierten Seele sonst passieren?!" "Besteht Gefahr für...uns??" "N<strong>ein</strong>...in etwa wie <strong>ein</strong><br />

Pager. Es kann dir simple <strong>ein</strong>drücke Senden, wie Bilder, Texte oder Audio-Dateien."<br />

"Irgendwie...ist das Gefühl...gut." "Gut?!" "Ja...ich weiss nicht, aber irgendwie fühlt es<br />

sich...normal an. Geradezu, als wäre es so gewollt." Thorsten schlug sich auf die<br />

Stirn:"Mutter-Gefühle?! Ich glaub's ja kaum...<strong>ein</strong>e Xenon mit Mutter-Gefühlen."<br />

Rough sah Thorsten an:"Und nun?" "Also...ich habe in den zweiten Rechner <strong>ein</strong><br />

Mikrofon integriert...also kannst auch du mit d<strong>ein</strong>em Kind Kontakt aufnehmen." "Und<br />

dann?" "Also...wenn euer Kind sich entwickelt hat...vielleicht kann ich es dann in <strong>ein</strong>en<br />

Mini-Körper rüberbauen...ich glaub kaum, dass ich das hier erlebe."<br />

Siren sah auf ihren rundlichen Bauch und tippte vorsichtig darauf, als wäre es nicht ihr<br />

Körper:"Hallo...? Hey...Hehe." Rough sah Siren an:"Was ist?" "Dieser Algorythmus,<br />

den ich von unserem Kl<strong>ein</strong>en geschickt bekommen habe...der kommt bei uns beiden<br />

immer in den Arbeitsspeicher, wenn wir glücklich sind...sch<strong>ein</strong>t zusammenzuhängen."<br />

"Unser...Kind, ist glücklich?" "Sch<strong>ein</strong>t so."<br />

Thorsten stand neben den Beiden...oder drei? Er sah aus...als hätte er <strong>ein</strong>en Geist<br />

gesehen. Die Augen starr, die rechte Augenbraue hochgezogen, den Mund halb<br />

aufgeklappt. Rough sah zu s<strong>ein</strong>em "Vater" hoch:"Ich schätze mal, du bist jetzt


Großvater." Thorsten nickte:"Sch<strong>ein</strong>t so...Söhnchen. Ich denke nur gerade, was<br />

passiert, wenn das noch mal passiert. Nicht, dass noch mehr Xenon das machen und<br />

dann..sterben, wenn ihr System bei zwei Wesen überlastet. Und...ich kann's ja nicht<br />

verbieten...wenn das nun die nächste Stufe auf eurer Evolution ist...ach du...das<br />

verkneif ich mir jetzt. Was habe ich da für <strong>ein</strong> Recht, so etwas zu unterbinden?<br />

Aber...ich habe euch diese Körper gegeben...was, wenn eure Körper dass hätten<br />

abfangen können, auf irgend<strong>ein</strong>e Weise? Ich werde morgen <strong>ein</strong>e Meldung rausgeben<br />

müssen...alle weiblichen Xenon mit <strong>ein</strong>em Materie-Generator für <strong>ein</strong> zweites<br />

Hardware-System ihres Computers aufrüsten." Siren stand langsam auf, die neue<br />

Gewichtsverteilung liess sie schwanken, Rough hielt ihr s<strong>ein</strong>en Arm hin, sie hielt sich<br />

fest:"Ähm, Thorsten?" "Ja, Siren?" "Ich denke, es...es ist gut so. Nicht nur, wegen<br />

irgendwelchen neuen Gefühlen, sondern m<strong>ein</strong> Verstand sagt es mir auch." "Ja...da<br />

kann ich nicht mitreden...ich bestehe zwar auch aus zwei...Seelen, aber unser<br />

Bewussts<strong>ein</strong> ist verschmolzen...hier handelt es sich um <strong>ein</strong>en völlig neuen Fall." Siren<br />

sah ihn verblüfft an:"Du bestehst aus zwei Seelen?" "Ja, m<strong>ein</strong> menschlicher Teil ist<br />

dominant, m<strong>ein</strong> maschineller Teil hält sich eher zurück." "Aber...ich muss eure Ports<br />

schliessen." "Wieso?" "Ich kann dir nicht unendlich neue Computer<br />

<strong>ein</strong>bauen...irgendwann müsstest du ja zu <strong>ein</strong>em Gebäude werden." Siren legte die<br />

Hand auf ihren Bauch und sah an sich hinunter. Sie schien sich sich als Gebäude<br />

vorzustellen und erschauderte:"Ist mir recht. Aber wieso hast du mir <strong>ein</strong>en neuen<br />

Brustkorb verpasst?" "Ich musste die Muskelstruktur umändern und d<strong>ein</strong>e Knochen."<br />

"Aha...und der Bauch?" "Bei Menschen und Split passt es so auch ganz gut, ebenso<br />

bei Teladi. Die heranwachsenden Kinder sind dort meist am besten geschützt.<br />

Ausserdem wollte ich dir weder <strong>ein</strong>en Buckel, noch <strong>ein</strong>en Wasserkopf verpassen."<br />

"Also, jetzt macht es Sinn." "Ich...ich schlage vor, ihr ruht euch jetzt aus...besonders<br />

du, Siren. Eure neuen Programm-Fragmente vom jeweils anderen müssen sich jetzt<br />

integrieren...Und ich muss das morgen erklären...au weia."<br />

Thorsten verschwand in <strong>ein</strong>em hellen Lichtblitz und Rough und Siren legten sich<br />

wieder neben<strong>ein</strong>ander ins Bett.<br />

Rough sah an Siren hinab:"Darf ich mal...m<strong>ein</strong>e Hand drauf legen?" "Wieso?"<br />

"Nun...im Fernsehen, bei Organischen machen sie das häufig." "Aber die Kinder der<br />

Organischen bewegen sich in den Müttern...oder werden durch deren Muskulatur<br />

bewegt." "Ich weiss, aber vielleicht bringt es ja Glück." Siren zuckte mit den<br />

Schultern:"Na gut...schon seltsam, wenn sowas geschieht. Hättest du gedacht, dass<br />

wir uns vermehren können?" "Das ist das Leben, oder?"<br />

Rough legte s<strong>ein</strong>e Hand auf die gewölbte Panzerung und spürte die Wärme <strong>ein</strong>es<br />

Computers dort:"Haha...das ist warm." Siren lächelte:"Hey, stimmt ja."<br />

Jarin, immer noch komplett perplex, dass Thorsten sie so plötzlich verlassen hatte, lag<br />

schmollend im Bett. Plötzlich blitzte es neben ihr.<br />

Sie sah Thorsten an:"Und? Was war?" Sie bemerkte erst jetzt, dass Thorsten total<br />

geschockt war. Er legte sich langsam ins Bett:"Ich glaube, ich hab' nen Knall...was ich<br />

gesehen habe...du wirst mich für verrückt halten..." Jarin machte sich Sorgen um<br />

Thorsten:"Was war denn?" "Nun...Rough und Siren sind <strong>ein</strong> Paar geworden und haben<br />

sich mit<strong>ein</strong>ander über <strong>ein</strong>en Daten-Port verbunden." "Und?" "Aus dieser Verbindung ist<br />

<strong>ein</strong> "Kind" entstanden." "Ein Kind?!" "Ein lebendes, lernfähiges Programm mit Teilen<br />

von beiden Individuen...mit <strong>ein</strong>er Persönlichkeit. Unausgereift, aber mit enormen<br />

Potential. Ich weiss nicht, wie ich es sonst nennen sollte. Ich musste <strong>ein</strong>en zweiten<br />

Computer in Sirens Körper pflanzen." "Dann bist du jetzt doch in gewisser Weise<br />

Großvater?" "Wenn man Rough als m<strong>ein</strong>en Sohn ansieht...ja. Nun muss ich das<br />

morgen verkünden...alle weiblichen Xenon nachrüsten..." "Ich dachte, das mit dem<br />

weiblichen, wäre nur wegen der Stimme und dem Namen?" "Ja...aber sie basieren auf<br />

dem selben Programm, wie die männlichen Xenon auf <strong>ein</strong>em anderen." "Ist das denn<br />

normal?" "Nun, Siren sagt, sie empfindet es so. Und was soll ich machen? Was, wenn<br />

das alles so s<strong>ein</strong> sollte? Wenn ihre neuen Körper nur nicht dafür geschaffen sind, ohne


diese Erweiterung?! Ich habe ja k<strong>ein</strong>e andere Wahl...das wird demnächst wohl <strong>ein</strong>en<br />

"Geburtenflash" geben." "Du siehst geschockt aus." "Was m<strong>ein</strong>st du denn?! Sollte ich<br />

<strong>ein</strong>fach durch die Gegend hüpfen?" "Nun, ist <strong>ein</strong> neues Leben k<strong>ein</strong> Grund zur Freude?"<br />

Thorsten liess sich auf die Bettkante fallen:"Sicher, jedes Leben ist <strong>ein</strong> Grund zum<br />

Feiern...aber, das hier alles...ich habe das nie auch nur in Betracht gezogen...Ich muss<br />

den Xenon ja irgendwie die Verantwortung klar machen. Jetzt könnten sie sich<br />

fortpflanzen, wie die Kaninchen. Naja...vielleicht nicht so übertrieben." "Aber, wieso<br />

sollten sie diese Verantwortung nicht kennen?" "Hast du schon mal von <strong>ein</strong>er Maschine<br />

gehört, die die Aufgabe hatte, <strong>ein</strong> Kind groß zu ziehen? Ich gebe zu, ich habe in den<br />

Jahrhunderten schon <strong>ein</strong>ige hundert Waisenkinder groß gezogen, aber ich wurde auch<br />

als fortpflanzungsfähiges Wesen geboren." "Und was ist mit den Kindern? Kriegen die<br />

irgendwelche Körper?" "Das geht noch nicht...sie sind noch nicht ausgereift genug, um<br />

so viele Aktuatoren und Sensoren zu bewältigen." "Aber ist das mit Rough nicht <strong>ein</strong><br />

Sonderfall? Er ist doch garnicht aus der Programm-Reihe der Xenon hervorgegangen."<br />

"Nun...das stimmt zwar, aber die Unterschiede im Programm dürften wohl geringer<br />

s<strong>ein</strong>, als es notwendig wäre, um kompatibel zu s<strong>ein</strong>." "Du glaubst also, Xenon und<br />

Xenon ergibt noch <strong>ein</strong>en Xenon?" "Wir werden es morgen sehen."<br />

Siren...nun, sie fühlte sich merkwürdig. Teile von ihr fühlten sich ganz anders an, nicht<br />

nur Hardware, sondern auch Software. Das lag garnicht unbedingt an dem "Kind",<br />

sondern viel mehr an dem Gefühl, Rough noch viel näher zu s<strong>ein</strong>. Die Teile, die sie von<br />

ihm empfangen hatte und die in ihr System integriert wurden, veränderten sie etwas.<br />

Ihr Wissen über Kampfkunst...es war enorm geworden...ausserdem wusste sie jetzt,<br />

wie man kocht. Ihre strategischen Programme waren viel inaktiver geworden und ihr<br />

Angriffs-Fluchtprogramm war schwächer in s<strong>ein</strong>er Aktivierung.<br />

Rough fühlte sich ebenfalls merkwürdig. Er hatte <strong>ein</strong> paar neue Gedanken zu<br />

Raumkämpfen, Systemanalysen...lauter Kram, den sonst nur <strong>ein</strong> Raumschiff brauchte.<br />

Zwar hatte er von Thorsten <strong>ein</strong> paar Raum-Kampf-Systeme bekommen und konnte<br />

tausende von Schlachtschiffen zerstören, aber er war k<strong>ein</strong> hauptsächliches<br />

Kampfschiff. Rough konnte sich im Raum und in Warp-Tunneln bewegen, aber er hatte<br />

das bisher nicht <strong>ein</strong>gesetzt. Nun aber fühlte sich alles in diesen Systemen so an, als<br />

hätte er <strong>ein</strong> ganz neues Gefühl dafür. <strong>Fast</strong>, als hätte er Praxis darin. Wie Fahrrad<br />

fahren...er war zwar noch nie Fahrrad gefahren, aber es fühlte sich jetzt so an, als<br />

hätte er etwas verinnerlicht.<br />

Auch allgem<strong>ein</strong> fühlte er sich Siren viel näher...<strong>ein</strong> seltsames Gefühl, dass er sie und<br />

s<strong>ein</strong> Kind beschützen müsste. Zwar wollte er das schon vorher, wie bei jedem Wesen,<br />

aber er hatte jetzt noch <strong>ein</strong> Gefühl dazu, als wären sie s<strong>ein</strong> Lebensinhalt. Thorsten, als<br />

Konstruktuer und als die Figur, auf die s<strong>ein</strong> Programm als Freund ausgelegt war, stand<br />

zwar immer noch hoch, aber die Beiden hatten jetzt Vorrang.<br />

Irgendwie schämte Rough sich dafür, andererseits war er auch stolz...es war seltsam.<br />

Rough drückte den Knopf auf der Fernbedienung und der Holo-Fernseher sprang an.<br />

Es war der Xenon-Kanal. Siren setzte sich neben ihn und hielt ihren Bauch. Rough sah<br />

sie schräg an:"Warum machst du das?" "Was?" "Na, die Hände an den Bauch." "K<strong>ein</strong>e<br />

Ahnung, wenn ich die Arme gerade nicht benutze, kommen sie irgendwie immer<br />

dahin...ich fühl mich halt so, als müsse ich unser Kind schützen." "Du auch?" "Sag<br />

bloß, du...?" "Ja, dich und unser Kind." "Ist das nicht...irreal? Ich m<strong>ein</strong>e, ich war <strong>ein</strong><br />

Jäger-Schiff, du <strong>ein</strong> Haushaltsroboter...wieso haben wir auf <strong>ein</strong>mal Eltern-Instinkte?"<br />

"Was fragst du mich? Ich finde es sowieso seltsam, dass ich sch<strong>ein</strong>bar d<strong>ein</strong> Können für<br />

Raumkampf übernommen habe." "Und ich weiss, wie man <strong>ein</strong> Drei-Gänge-Menü<br />

kocht." Beide brachen in Gelächter aus, glücklich und doch irgendwie perplex. Siren<br />

hielt inne:"Unser Kind...schickt mir schon wieder den "Glücks-Algorythmus"." "Schön,<br />

wenn es ihm...ihr...gut geht." "Stimmt, wir haben Thorsten garnicht gefragt, was für<br />

<strong>ein</strong> Programm unser Kind ist."<br />

Beide waren nun still, Thorstens Bild erschien auf dem Bildschirm:"Liebe Xenon. Ich<br />

muss euch etwas mitteilen. Etwas seltsames, etwas unerwartetes, aber auch schönes.


Einige von euch haben vielleich von m<strong>ein</strong>em alten Freund Rough gehört. Er und <strong>ein</strong>e<br />

Xenon, ich nenne ihren Namen nicht, weil ich versäumt habe, sie zu fragen, ob ich<br />

dies darf." Siren lächelte:"Von mir aus, könnte er es." Thorsten holte wieder aus:"OK,<br />

Siren und Rough haben sich über ihren Data-Port verbunden. Als Ergebnis, ich kann<br />

euch das auch nicht erklären, entstand <strong>ein</strong> neues Programm. Lebend und lernfähig,<br />

allerdings ohne große Datenbank oder Zusatzprogramme. Im Grunde, <strong>ein</strong><br />

unerfahrenes, hilfloses Programm. Von beiden sind Datenteile integriert, anderes ist<br />

so vermischt, dass es neue Systeme ergeben hat...mit anderen Worten: Es ist <strong>ein</strong><br />

Kind." Thorsten schien das wirken lassen zu wollen.<br />

Er fuhr fort:"Nun kann ich euch nichts darüber sagen, ob es auch zwischen Xenon und<br />

Xenon funktioniert. Ich halte es für wahrsch<strong>ein</strong>lich. Daher muss ich euch...zumindest<br />

die weiblichen Xenon, upgraden. Ich werde euch, damit ihr es ausprobieren könnt,<br />

<strong>ein</strong>en Materie-Generator <strong>ein</strong>bauen, der <strong>ein</strong>e exakte Kopie eures Computersystems in<br />

der Bauchregion erstellt. Die Wahl, dass es im Bauch geschieht, habe ich aus der<br />

Evolution verschiedener Spezies übernommen. Der Materie-Generator an sich ist<br />

kaum größer als <strong>ein</strong>e Erbse, der replizierte Computer muss allerdings in<br />

Arbeitsspannung und Größe mit dem in eurem Kopf identisch s<strong>ein</strong>. Auch euer Torso<br />

wird dementsprechend modifiziert. Was geschieht, falls es bei euch auch funktionieren<br />

sollte, ist folgendes: Euer jeweiliges Kind müsste sich erst entwickeln, um genug<br />

Sensoren und Aktuatoren meistern zu können, ohne beschädigt zu werden. Ich rate<br />

euch jedoch, dass ihr euch nicht zu früh freut, ich habe k<strong>ein</strong>e Ahnung, ob es<br />

funktioniert. Sollte sich <strong>ein</strong> Paar freiwillig melden, das den Versuch starten möchte<br />

und sich der Verantwortung gewachsen fühlt, sowie das Einverständnis erklärt, dass<br />

m<strong>ein</strong>e Sensoren <strong>ein</strong>en Scan durchführen, um etwaigen Schaden abzuwenden, so<br />

melden sie sich bitte. Ich danke für eure Zeit und bedaure, dass ich euch nicht mehr<br />

erzählen kann." Thorsten verschwand aus dem Bild.<br />

Siren lächelte:"Ich hätte wissen sollen, dass er das hört. Tja...ob sie uns belagern<br />

werden?" "Ich hoffe, dass es auch bei den anderen funktioniert." "Ja, jeder sollte<br />

dieses schöne Erlebnis haben können." "Ich dachte eigentlich auch daran, dass sonst<br />

jede Xenon, die <strong>ein</strong> Kind haben möchte, irgendwann bei mir aufläuft." Siren lächelte<br />

verspielt:"Na na na, du gehörst jetzt mir." "So wie du mir." "Unser Kl<strong>ein</strong>es sch<strong>ein</strong>t<br />

auch <strong>ein</strong> Wörtchen mitreden zu wollen." "Na klar, es gehört zu uns."<br />

Rough bekam <strong>ein</strong>e Funk-Meldung von Thorsten:"Wollt ihr beiden wissen, was euer<br />

Kind ist?" Rough drehte sich zu Siren:"Thorsten fragt nach, ob wir wissen wollen, was<br />

unser Kind ist." "Ich schon. Und du?" "Ja." Sofort bekam Rough noch <strong>ein</strong>e<br />

Funkmeldung:"Programmstruktur und Dateisystem deuten auf <strong>ein</strong> Mädchen hin."<br />

Rough lächelte Siren an:"Also, wie's aussieht, bin ich jetzt geschlechtlich in der<br />

Unterzahl." "Ein Mädchen? Oder vielmehr, <strong>ein</strong> auf Mädchen ausgelegtes Programm."<br />

"Bei unserer Art kann man wohl von <strong>ein</strong>em Mädchen sprechen."<br />

Thorsten rieb sich den Hinterkopf und drehte sich von den Kameras zu Jarin um:"Na<br />

super. Jetzt schicke ich vielleicht <strong>ein</strong> Paar Xenon in den Tod...das muss ich ihnen dann<br />

unbedingt noch sagen." "Dir macht das wirklich zu schaffen, oder?" "Ohh...das macht<br />

mir Kopfzerbrechen. Jetzt habe ich ihnen zwar aus der Gefahr geholfen, von ihren<br />

unbelebten Artgenossen gelöscht zu werden...und nun...darf ich Geburtshelfer s<strong>ein</strong>."<br />

"Ist doch ne Ehre." "Ehre?! Wenn ich jetzt was falsch mache, lösche ich sie vielleicht<br />

aus." "Du m<strong>ein</strong>st, dass könnte geschehen?" "Ich habe k<strong>ein</strong>e Ahnung." Thorsten bekam<br />

<strong>ein</strong>e Nachricht: Ein paar hatte sich freiwillig gemeldet...Noa und Gaia. Die beiden, von<br />

der ersten Begegnung an <strong>ein</strong> Herz und <strong>ein</strong>e Seele.<br />

Er schickte Beiden <strong>ein</strong>e Antwort:"Da ihr euch als erste gemeldet habt, werde ich euch<br />

zuerst her holen. Einen Moment." Kurz darauf blitzte es zwei mal im Haupt-Studio von<br />

Xen-TV. Da standen sie.<br />

Thorsten ging auf die beiden, <strong>ein</strong>trächtig Händchen haltenden, Xenon zu. Er rieb sich<br />

die Stirn. Gaia sprach ihn an:"Du siehst nicht gut aus." "Pfff...ich bin mit der Situation<br />

völlig überfordert. Ausserdem muss ich euch noch etwas mitteilen: Es kann s<strong>ein</strong>, das


ihr, nun...sterben könntet. Wollt ihr dieses Risiko <strong>ein</strong>gehen?" Die beiden sahen sich an,<br />

dann sahen sie ihn wieder lächelnd an:"Das ist es uns Wert." Thorsten nickte:"Gut<br />

gut...der Nebenraum dort hinten ist etwas privater. Ich erzeuge euch da <strong>ein</strong>e Liege,<br />

wo ihr nicht runterfallen könnt, und das Kabel...Ich wünsche euch alles Glück, das<br />

man kriegen kann." "Danke."<br />

Thorsten, Jarin, Gaia und Noa gingen in den Nebenraum...die Reporter, Xenon mit<br />

Kameras in der Hand, wollten natürlich folgen, aber Thorsten versiegelte die Tür mit<br />

<strong>ein</strong>em Kraftfeld.<br />

Wie Geier warteten sie vor der Tür.<br />

Mit <strong>ein</strong>em hellen Lichtblitz liess Thorsten die Liege und das Kabel ersch<strong>ein</strong>en. Noa und<br />

Gaia legten sich neben<strong>ein</strong>ander, öffneten ihre Data-Ports am Kragen, schlossen die<br />

Verbindungen und hielten <strong>ein</strong>ander die Hand.<br />

Dann schalteten sie die Verbindung <strong>ein</strong>. Thorsten bemerkte, wie die motorischen<br />

Systeme abschalteten, die Sensoren...alles bis auf die Kerne. Beide Systeme<br />

arbeiteten wie <strong>ein</strong>es, die Programme verschlangen sich in<strong>ein</strong>ander...hätte man es in<br />

Farbe machen können, wäre es, als hätte man zwei Farbkleckse mit<strong>ein</strong>ander verührt.<br />

Stunden lagen die beiden Xenon da, der Materie-Erzeuger sprang an und Gaias<br />

Konstruktion veränderte sich: Die zweite Computer<strong>ein</strong>heit, die Verstärkung des<br />

Generators und die Kommunikation zwischen Kind und Mutter etablierten sich. Das<br />

Kind entstand...<strong>ein</strong>fach aus dem Nichts, im Zentrum der verschlungenen Systeme.<br />

Dann lösten sich die Systeme wieder von<strong>ein</strong>ander, weniger Teile waren zwischen den<br />

Eltern übertragen worden...trotzdem...es war <strong>ein</strong> neues Leben entstanden. Anders als<br />

vorher konnte sich das Kind jetzt aber direkt in <strong>ein</strong>en geeigneten Computer zurück<br />

ziehen. Die Direkt-Datenverbindung wurde jetzt automatisch getrennt. Thorsten stand<br />

da und war...überwältigt. Langsam fuhren die Systeme, Sensoren und Aktuatoren,<br />

wieder hoch. Beide Eltern wachten ungeschädigt auf.<br />

Thorsten stand da, konnte selbst kaum fassen, was er eben beobachtet hatte, sah mit<br />

erstarrter Miene den Beiden ins Gesicht und sagte total hilflos:"Herzlichen<br />

Glückwunsch...es ist <strong>ein</strong> Junge..." Gaia sah an sich herunter, Noa und sie sahen sich in<br />

die Augen und umarmten sich glücklich.<br />

Thorsten selbst stand immer noch da, als wäre er <strong>ein</strong> Höhlenmensch, der gerade <strong>ein</strong>e<br />

Argon-Titan im Tiefflug über sich hatte längsfliegen sehen.<br />

Jarin tippte ihn an:"Thorsten! Es hat geklappt!" "Ja...hat...hat es." "Was hast du denn<br />

gesehen?" "Das kann ich dir nicht beschreiben...das ist wie <strong>ein</strong>e andere Welt für<br />

Menschen, die nicht Teils maschinell sind." "Aha...und...lässt du uns jetzt raus?"<br />

Thorsten erinnerte sich an das Kraftfeld:"Oh, ähm...ja." Er löste das Energiefeld, Gaia<br />

und Noa gingen voran.<br />

Sofort richteten sich dutzende Kameras, mittlerweile auch welche von Teladis,<br />

Menschen, Boronen, Split, Khaak und Paraniden, richteten sich sofort auf Gaia und<br />

Noa, die ersten "Voll-Xenon-Eltern". Dutzende von Reportern drückten den Beiden<br />

Mikrofone entgegen, auch Thorsten sah sofort auf viele Geräte. Reporter löcherten ihn<br />

mit Fragen, die er eigentlich momentan nicht beantworten wollte. Auch Gaia nd Noa<br />

schienen, bis auf das erste glückliche Lächeln und <strong>ein</strong>en kurzen Erfahrungsbericht,<br />

von dem ganzen Trubel verängstigt.<br />

Gaia zog sich hinter Noa zurück:"Bitte, ich möchte m<strong>ein</strong>e Ruhe." Etwa die Hälfte der<br />

Reporter folgte der Bitte, die anderen bedrängten sie nur noch mehr.<br />

Thorsten ging dazu:"Ihr habt die junge Mutter doch gehört." Bis auf zehn Reporter<br />

gingen nun auch die anderen, welche sich für ihr Benehmen entschuldigten.<br />

Die letzten Zehn waren jetzt aber nur noch mehr angestachelt. Gaia konnte kaum<br />

flüchten.<br />

Thorsten tat die arme Xenon leid. Er griff auf die Kameras zu und deaktivierte diese<br />

und auch alles andere Aufzeichnungsequipment, indem er die Software manipulierte.<br />

Ohne <strong>ein</strong> Firm-Ware-BackUp waren die Kameras jetzt total nutzlos. Die Reporter<br />

bemerkten es jetzt und zogen Papier und Bleistift. Thorsten war nun doch recht


angesäuert:"Muss ich euch alle lähmen, bevor ihr sie in Ruhe lasst?!" Die Reporter<br />

reagierten nicht.<br />

Er ging zu dem Pulk, packte <strong>ein</strong>en Mann, <strong>ein</strong>en Terraner, am Kragen und hob ihn<br />

hoch:"Ich wiederhole:Lasst sie in Ruhe, wenn sie euch darum bittet. Dieses Verhalten<br />

ist asozial und ich dulde so was in diesem Sonnensystem nicht." Die Reporter sahen<br />

Thorsten an, dann den Mann, dessen Füsse haltlos in der Luft baumelten.<br />

Sie entschuldigten sich sofort bei Gaia und fragten, ob sie denn irgendwann <strong>ein</strong><br />

Statement abgeben würde. Gaia lächelte erleichtert:"In etwa <strong>ein</strong>er Woche, geben sie<br />

mir ihre Namen und ich lasse ihnen allen <strong>ein</strong>e Datei von unserem Hauscomputer<br />

senden." Die Reporter bedankten sich und Thorsten liess den Mann in s<strong>ein</strong>er Hand<br />

runter. Nun benutzten die Reporter ihre Bleistifte, um ihre Namen auf Zettel zu<br />

schreiben. Gaia nahm die Zettel entgegen und bedankte sich für die folgenden<br />

Glückwünsche.<br />

Als es ruhig geworden war, lächelte auch Thorsten die beiden an:"Noch <strong>ein</strong>mal<br />

herzlichen Glückwunsch." Gaia sprang ihm um den Hals:"Danke! Danke für alles. Das<br />

du mich und Noa zusammengebracht hast, uns diese Körper gegeben hast, und es uns<br />

jetzt ermöglichst, das wir Kinder kriegen können." "Gerne, aber Kinder könnt ihr auch<br />

so kriegen, ich habe lediglich eure Körper angepasst." "Das m<strong>ein</strong>e ich ja." "Na<br />

dann...ach übrigens: Für jede besondere Geburt...oder in diesem Falle wohl noch<br />

Zeugung, gebe ich <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Geschenk aus." Gaia liess ihn überrascht los und er griff<br />

in s<strong>ein</strong>e Tasche: Er holte <strong>ein</strong>en Credit-Chip von 20 Millionen heraus und übergab ihn<br />

Gaia, ausserdem bekam er ihre Lieblingssüssigkeit, wie bei jedem auf diesem<br />

Planeten, mit, wenn sie sie bestellte. Also erzeugte er das f<strong>ein</strong>ste Marzipan-Nougat-<br />

Pralinè-Gemisch, das er kannte und überreichte es ihr mit der Credit-Einheit.<br />

Gaia sah mit großen Augen auf die Geschenke und fiel ihm sofort wieder um den Hals.<br />

Er fühlte sich langsam dabei etwas unwohl und lächelte etwas gequält:"Ähm, Gaia...es<br />

ist zwar schön, dass du dich so freust, aber...hrmhrm...ich würde gerne wieder frei<br />

umher laufen können." Gaia liess ihn knallrot wieder los und lächelte, als ihr Kind ihr<br />

etwas schickte.<br />

Noa war ihm da im Dank schon lieber: Ein herzlicher Händedruck. "Danke,<br />

Thorsten...es würde uns beide nicht mehr geben und nun...sind wir auch noch zu<br />

dritt."<br />

Thorsten lächelte:"Gern geschehen."<br />

Nach <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>e Plausch brachte er die Beiden zurück zu ihrem Haus, er und Jarin<br />

kehrten auch zurück zu ihrem Haus.<br />

Kurz darauf kam die Nachricht auf allen Kanälen:"Zweites Xenon-Paar hat Nachwuchs.<br />

Ein gesundes, männliches Programm. Laut der Aussage der Beiden ist es komplett<br />

ungefährlich. Selbiges wurde von Thorsten Kemmrich bestätigt."<br />

Nun war also <strong>ein</strong>e neue Ära der Xenon angebrochen.<br />

Thorsten und Jarin gingen am Abend ins Bett und er wünschte sich mal wieder, doch<br />

schlafen zu können.<br />

Jarin wachte am nächsten Morgen auf, es war schön heute. Irgendwie lag etwas in der<br />

Luft.<br />

Sie sah zu Thorsten hinüber, auf dessem Zeigefinger <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Nachtigall saß.<br />

Fasziniert sah sie zu, wie der Vogel Thorsten anzwitscherte...er schien jeden Piep zu<br />

verstehen. Sie lächelte Thorsten an:"Na, m<strong>ein</strong> biomechanischer Doolittle, was sagt der<br />

Kl<strong>ein</strong>e?" "Er erzählt mir von den Hunden und das sie jede Nacht zum Mond schauen."<br />

"Niedlich. Und wie geht's den Vierb<strong>ein</strong>ern?" "Super, die lieben ihre Freiheit." "Ist doch<br />

schön. Dir sch<strong>ein</strong>t die Sache mit den Xenon immernoch in den Knochen und d<strong>ein</strong>en<br />

Schaltkreisen zu stecken." "Also, bisher habe ich nicht darauf geachtet gehabt, aber<br />

rund 50% der Xenon hier leben in Paaren." "Und? Wie viele können es schon s<strong>ein</strong>?<br />

10000?" "Ähem...nicht ganz. Die Xenon sind hier auf diesem Planeten am häufigsten<br />

vertreten, zumal ich sie vor dem Löschen bewahre. Die meisten von ihnen hole ich mit<br />

m<strong>ein</strong>en Körper-Doubles aus dem System, seit ich dich kenne."


"Körperdoubles?" "Klone, komplett biologisch, aber halt tot und ferngesteuert. Die<br />

bewegen sich nur, weil ich sie steuere." "Wie viele Xenon holst du den so?"<br />

"Pfff...täglich sechs...in etwa." "WAS? Seit wann?" "Fünfzig Jahre. Seitdem hat es in<br />

etwa angefangen." "Das sind doch über hunderttausend Xenon!" "Joa, 114748, um<br />

genau zu s<strong>ein</strong>." "Das sind 28687 Paare!" "Hey, du kannst ja gut mit dem Kopf<br />

rechnen." "Danke, lag mir schon immer." "Jedenfalls: Sie alle haben in der letzten<br />

Nacht...nun, du weisst schon...sich vermehrt." "Was?! 28687 Kinder? In <strong>ein</strong>er Nacht?"<br />

"Naja...mit Paaren m<strong>ein</strong>te ich...verheiratet. In etwa weitere 70 Prozent leben verlobt.<br />

Die haben...auch alle...Kinder." "85 Prozent aller Xenon haben in <strong>ein</strong>er Nacht Kinder<br />

bekommen?!!?" "97536 neue Leben." "Die sind...aktiv. Boah...fast hunderttausend<br />

kl<strong>ein</strong>e Programme..." "Die meisten Xenon leben auf dem Xenon-Kontinent. Sie haben<br />

zwar nichts gegen die anderen Arten, aber sie leben gerne unter sich...weißt du<br />

eigentlich, welcher Prozentsatz der gesamten Xenon hier in der Gem<strong>ein</strong>schaft lebt?"<br />

"Woher sollte ich das wissen?" "Nun, von denen, die nicht simple Automations-<br />

Systeme sind, die nicht das Potential haben, zum Leben zu erwachen, leben etwa<br />

0,0000015 Prozent." "Es gibt etwa hundertmilliarden Xenon im Weltraum?!" "Das<br />

entspricht erschreckend genau der Menge, die es an Menschen im Universum gibt."<br />

"Und welche Art vermehrt sich schneller?" "Seltsamerweise beide etwa gleich schnell.<br />

Die Xenon haben aufgehört sich so schnell zu vermehren, seit sie sich auf dem Weg<br />

zum Leben befinden. Allerdings sch<strong>ein</strong>t es für manche so, dass es mehr Xenon gibt,<br />

als Menschen, weil es so viele tote Drohnen und simplere Roboter gibt." "Soweit ich<br />

weiss, sind die Jäger doch nur Drohnen...Wieso ist Siren dann lebendig geworden?"<br />

"Sie war <strong>ein</strong>e Spezial-Kampf<strong>ein</strong>heit. Vollkommen unabhängig von <strong>ein</strong>em CPU-Schiff,<br />

weil sie <strong>ein</strong>e hochentwickelte CPU ist." "Aha. Und jetzt gibt es noch hunderttausend<br />

mehr Xenon, innerhalb <strong>ein</strong>er Nacht." "Nicht ganz. Die Kl<strong>ein</strong>en, die jetzt leben, sind<br />

nicht mehr auf <strong>ein</strong>en speziellen Zweck wie Kartographie oder Kampf festgelegt. Zwar<br />

können alle Xenon durch gewöhnliches Lernen oder persönliche Vorlieben neue<br />

Fähigkeiten erlernen, aber sie hatten stets nur Software für spezielle Dinge integriert.<br />

Die Kl<strong>ein</strong>en, allerdings, sie erben von ihren Eltern zwar Grundprogramme, können sich<br />

aber sehr viel weitläufiger auf andere Dinge spezialisieren." "Also, im Gegensatz zu<br />

ihren Eltern, Multitalente <strong>ein</strong>er neuen Generation." "Jepp, fast wie bei biologischen<br />

Kindern." "Wann wohl der nächste Xenon-Evolutions-Schub kommt." "Ich fürchte,<br />

eher als mir lieb ist."<br />

Rough und Noa, sie hatten sich mittlerweile über die Artikel über sie kennen gelernt,<br />

standen bei <strong>ein</strong>er Gruppe anderer Xenon. Unter den Anderen waren Männer und<br />

Frauen, zweitere sowohl mit als auch ohne Kind im System.<br />

Rough setzte sich auf <strong>ein</strong>en der Stühle und legte <strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> über das andere. Noa setzte<br />

sich ebenfalls. Einer der Xenon, <strong>ein</strong> Mann, <strong>ein</strong>er von fünf, die dieses Treffen organisiert<br />

hatten, begann, nachdem er sich gesetzt hatte, alle zu begrüßen.<br />

Als nächstes holte er <strong>ein</strong>en tiefen Atemzug und begann zu sprechen:"Wie sie alle<br />

sicher wissen, haben m<strong>ein</strong>e Freunde und ich <strong>ein</strong>e Idee gehabt, allerdings fehlen uns<br />

die Mittel dazu. Wir wollen diese Idee publik machen und uns dann mit allen Xenon<br />

darum bemühen, sie Realität werden zu lassen. Auch wenn ich jetzt vielleicht wie <strong>ein</strong><br />

irrer Geld-Scheffler oder so klinge, möchte ich ihnen versichern, dass diese Idee nur<br />

von uns fünf repräsentiert wird und k<strong>ein</strong>esfalls irgend<strong>ein</strong>e hanebücherne Idiotie von<br />

jemandem ist, der nur Geld haben will. Jedenfalls ist es folgendes: Wie wir alle<br />

wissen, sind wir lediglich Programme, ich sage lediglich, weil wir uns mit diesen<br />

Körpern hier gleich setzen, weil wir uns an sie gewöhnt haben. Ich persönlich habe<br />

zwar nichts gegen diese Körper, ganz im Gegenteil, ich genieße das Das<strong>ein</strong> als<br />

Humanoider, aber ab und zu vermisse ich das Gefühl, wenn die Wärme über die<br />

Aussenhaut m<strong>ein</strong>es Schiffrumpfes glitt. Ausserdem...was sind wir denn momentan?<br />

Lebende Computer in <strong>ein</strong>em Roboter. Um ehrlich zu s<strong>ein</strong>, ich beneide die Menschen<br />

und alle anderen biologischen Wesen: Sie haben <strong>ein</strong>en Körper, der sich zwar in Organe<br />

unterteilen lässt, aber doch viel enger mit<strong>ein</strong>ander verbunden ist als Unsere. Wir


haben nur zweierlei Verbindungen: Stromkabel und Datenkabel. Die biologischen<br />

Wesen: Sie sind durch Gefäße und durch ihre Körperflüssigkeit verbunden. Es gibt<br />

k<strong>ein</strong>e Schraube, die man lösen kann, um ihnen die Aussenhaut an der Schulter<br />

abnehmen zu können. Um es kurz zu machen: Wir wollen <strong>ein</strong>en biomechanischen<br />

Körper konstruieren. Mit mehr Individualität. Eine Art DNS, die vorher mit den<br />

Eigenschaften des Xenons codiert wurde und somit im Aussehen und den Fähigkeiten<br />

uns entspricht." Rough lehnte sich nach vorne:"Und wie soll das nun genau<br />

aussehen?"<br />

Der Xenon nickte, total aufgeregt:"Nun, wir planen folgendes: Einen zweiteiligen,<br />

physischen Körper, mit <strong>ein</strong>em bio-neuralen Netz, das unser Programm so<br />

verinnerlicht, dass wir nicht mehr <strong>ein</strong>fach die Körper wechseln können. Man sollte uns<br />

ja schliesslich auch nach <strong>ein</strong>em gewissen Aussehen definieren können. Kommen wir<br />

nun zu den beiden Körpern. Wir vermuten, dass, wenn wir uns erst <strong>ein</strong>mal in <strong>ein</strong>en<br />

festen Körper etabliert haben, das Nervensystem auch unsere Seele in sich trägt.<br />

Dann soll <strong>ein</strong> zweiter Körper abgespalten werden. Beide Körper unterscheiden sich<br />

grundlegend: Der <strong>ein</strong>e ist <strong>ein</strong> bio-mechanisches Schiff, dass sich den Gewohnheiten<br />

der Seele anpasst und uns somit ermöglicht, auch im Raum jedem Beruf<br />

nachzugehen, der uns gefällt. Beispielsweise sollen Mineralien aus Asteroiden über die<br />

Aussenhaut aufgenommen werden, um sich so zu ernähren. Ein Fusions-Generator<br />

hilft dabei, genügend Energie für die Biosynthese von Amino-Säuren aufzubringen.<br />

Reibt man sich öfters an Felsen und möchte dabei auch noch <strong>ein</strong> Minenschiff werden,<br />

so wachsen Ernteorgane, um Asteroiden abzugrasen und die Mineralien zu verkaufen<br />

oder sonst irgendwie benutzen zu können. Der andere Körper soll <strong>ein</strong> Humanoid s<strong>ein</strong>,<br />

angelehnt an die Spezies, der wir unsere Existenz verdanken." Rough nickte:"Also <strong>ein</strong><br />

Bio-Schiff und <strong>ein</strong> bio-mechanischer Androide." "Ja, der Androide soll bis zu dem<br />

Stoffwechsel, Schweißdrüsen, weicher Haut und Organen dem Menschen<br />

nachempfunden s<strong>ein</strong>, allerdings mit <strong>ein</strong>em Funkgerät und den Organen, um auch im<br />

All ohne Raumanzug leben zu können."<br />

Rough machte sich Gedanken:"Wir sollen so <strong>ein</strong>e Art Weltraum-Wanderer werden?"<br />

"Exakt. Mit unseren Schiff-Körpern können wir ausserdem den materiellen Schaden<br />

reparieren helfen, den wir als Maschinen angerichtet haben, während unser "Avatar"<br />

uns ermöglicht, auch unter Leute gehen zu können." "Und unsere Kinder?" "Wir hatten<br />

uns das folgendermaßen ausgedacht: Da wir bisher nicht wussten, dass wir uns<br />

vermehren können, ist diese Idee noch nicht ganz ausgereift: Wir wollen weitgehend<br />

menschliche Fortpflanzungsorgane behalten, nur dass...das männliche Organ eher<br />

<strong>ein</strong>e Datenverbindung darstellt, als <strong>ein</strong> Injektionssystem. Im weiblichen Körper reift<br />

bei Paarungsbereitschaft <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Bio-Neural-Netz, in dem unser Kind entstehen<br />

kann. Der künstliche Uterus stellt <strong>ein</strong>e DNS anhand des Kindes her und beginnt, den<br />

Körper um das Netz aufzubauen. Bei unseren Schiffkörpern geschieht in etwa das<br />

Gleiche, nur, dass wir uns wohl eher wie Wale verhalten werden müssen." "Also <strong>ein</strong><br />

Kind entsteht in zwei verschiedenen Körpern und soll trotzdem <strong>ein</strong>es s<strong>ein</strong>?" "So wie<br />

auch der Vater und die Mutter in ihren beiden Körpern <strong>ein</strong>s sind." "Und wer soll das<br />

testen? Zum <strong>ein</strong>en könnte der Xenon selbst sterben, zum anderen das Kind, oder der<br />

Xenon wird unfruchtbar, weil der neue Körper nicht funktioniert." "Ich melde mich<br />

freiwillig. M<strong>ein</strong>e Frau ebenfalls." Eine der schwangeren Xenon trat vor:"M<strong>ein</strong> Kind und<br />

ich melden uns auch freiwillig." Rough legte den Kopf schief:"Ihr Kind meldet sich<br />

freiwillig? Sind unsere Kinder überhaupt reif genug, um das zu entscheiden?"<br />

"Nun...ich...m<strong>ein</strong> Kind freut sich immer, wenn ich daran denke." Rough sah nach<br />

unten:"Nun, die Sache mit diesen Körpern...ich finde die Idee auch gut...nur die<br />

Risiken. Ich möchte nur ungern, das jemand sich opfert, nur um dann zu merken,<br />

dass er entweder gleich tot ist, unfruchtbar, oder mit der Schuld leben muss, s<strong>ein</strong> Kind<br />

geopfert zu haben." Der Initiator des Treffens sah Rough an:"Deswegen möchte ich<br />

mich als erster freiwillig melden. K<strong>ein</strong> Kind soll sterben, wenn ich es verhindern kann.<br />

Thorsten kann überprüfen, ob ich nach der Transformation noch am Leben bin, oder


wieder nur <strong>ein</strong> Roboter...wenn das der Fall s<strong>ein</strong> sollte...schaltet mich <strong>ein</strong>fach ab."<br />

Rough sah den Ernst und die Sehnsucht in den Augen des Xenon:"Ich arbeite gerne<br />

mit...sofern ich <strong>ein</strong>en Fehler verhindern kann."<br />

Am Abend kam Rough nach hause. Siren lag schlafen...auf Stand-By...im Bett.<br />

Rough setzte sich an den Tisch und wünschte sich, Thorsten könnte ihm jetzt helfen.<br />

Es blitzte kurz und Rough lächelte:"Du bist wirklich immer für mich da." "Ich habe<br />

dich neunhundert Jahre all<strong>ein</strong> gelassen." "Aber dafür konntest du nichts. Oh<br />

Thorsten...ich weiss nicht, was ich machen soll." "Was sagt d<strong>ein</strong> Herz dir?" "M<strong>ein</strong><br />

Herz? Nun...m<strong>ein</strong>e Gefühle sagen mir, dass ich gerne etwas menschlicher<br />

wäre...körperlich. Das mit dem Schiff hört sich auch gut an und Siren wünscht sich<br />

wohl nach dem Kind nichts mehr, als wieder als Schiff durch den Raum zu kreutzen.<br />

Aber wie ist das mit zwei Körpern? Kann das überhaupt funktionieren?" "Nun...ich<br />

habe unzählige Körper, in allen lebe ich richtig. Allerdings, wie ihr das plant, mit <strong>ein</strong>er<br />

Abspaltung von <strong>ein</strong>em Teil des Nervensystems...ich habe k<strong>ein</strong>e Ahnung. Ein<br />

Nervensystem ist ja noch nicht die Garantie für das Leben. Quallen haben auch k<strong>ein</strong><br />

richtiges Nervensystem und leben doch. Computer sind teils so komplex wie <strong>ein</strong><br />

Nervensystem, aber doch nichts als tote Materie." "Und was m<strong>ein</strong>st du? Lohnt es<br />

sich?" "Ein fester Glaube und <strong>ein</strong> Traum lohnen sich meist. Allerdings ist das<br />

individuell. Ein Selbstmord, nur um nichts zu erreichen, ist tragisch...und könnte ich<br />

euch besser helfen...ich würde es tun. Ob es Blasphemie ist, die mit dieser Imtiation<br />

des menschlichen Körpers begangen wird...k<strong>ein</strong>e Ahnung. Ob es schmeichelhaft<br />

ist...subjektiv ja...aber ich bin kaum die richtige Instanz, wenn es sich um Schöpfung<br />

dreht. Das nehme ich mir nicht heraus. Trotzdem...ich habe hier etwas für eure Idee.<br />

Denn wenn ihr euch schon umwandelt in biologisch-mechanische Schiffe, solltet ihr<br />

auch gut geschützt s<strong>ein</strong>. Daher habe ich hier folgendes: Einen biologisch codierten<br />

Plan für <strong>ein</strong>en torlosen Sprungantrieb bei geringem Energie-Bedarf, <strong>ein</strong>en Bio-<br />

Regenerator und <strong>ein</strong>en Bio-Schild-Generator. Die Schilde werden immer weit über dem<br />

der künstlichen in der Gem<strong>ein</strong>schaft der Planeten s<strong>ein</strong>. Ausserdem noch <strong>ein</strong> paar<br />

verbesserte Bio-Antriebe, die mehr leisten als eure. Die Entscheidung, ob du da mit<br />

machst, ob ihr es versucht...die kann ich dir nicht abnehmen. D<strong>ein</strong>e Kollegen haben<br />

mich schon nach Umwandlungs-Naniten gefragt. Ich habe ihnen <strong>ein</strong>e der<br />

Generationen gegeben, die mittlerweile auch in den Guardians sind. Und selbst wenn<br />

es bei den Xenon funktioniert...du, Siren und euer Kind sind <strong>ein</strong>e Ausnahme. Nun, da<br />

Siren Teile d<strong>ein</strong>es Programms hat und d<strong>ein</strong>e Tochter sowieso viel von dir hat, ist die<br />

Gesamt-Programmierung doch abweichend von der der Xenon." "Aber es geht doch<br />

um die Hardware." "Wie gesagt...wenn, dann trage du das Risiko...nur stürze dich<br />

nicht <strong>ein</strong>fach hin<strong>ein</strong>. Besprech es mit Siren und fragt euer Kind. Das wird wohl eure<br />

erste Familienentscheidung. Aber ich habe noch <strong>ein</strong>e letzte Bitte: Versucht es erst,<br />

wenn ihr wisst, dass es bei den Xenon klappt...da haben <strong>ein</strong>ige sich ja schon<br />

entschieden." "Gut, ich danke dir. Ich werde gut nachdenken, bevor ich irgendwas<br />

tue." "Ich mach mir natürlich Sorgen um euch...aber..." Thorsten lächelte mit <strong>ein</strong>em<br />

leicht traurigem Gesicht:"Du bist <strong>ein</strong> etwa zweihundert Jahre altes Lebewesen, du<br />

solltest dir <strong>ein</strong>e M<strong>ein</strong>ung bilden können. Pass auf dich auf." "Du auch auf dich."<br />

Thorsten verschwand und Rough nahm den Datenkristall, den Thorsten ihm<br />

dagelassen hatte.<br />

Er zwirbelte den robusten Datenträger zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten<br />

Hand, während er die Nacht durch überlegte.<br />

Thorsten seufzte...er wusste schon, dass Rough sich bereits entschieden hatte. Siren<br />

bedeutete Rough viel...und ihr das Glück zu bringen, im Weltraum wieder als Schiff<br />

herum zu fliegen, bedeutete ihm auch <strong>ein</strong>e Menge. Rough wollte sich auch dazu<br />

entscheiden, wenn etwa tausend Xenon sich erfolgreich lebendig transformiert hatten<br />

und Siren und das Kind es auch wollten. Thorsten machte sich Sorgen, schon wegen<br />

der Programm-Differenz zwischen Rough, Siren und dem Rest der Xenon. Jarin kraulte<br />

ihm den Kopf und die Sorgen liessen etwas nach. Das ganze mit den Xenon...es nahm


so viel s<strong>ein</strong>er Aufmerksamkeit in kauf, dass er die Gem<strong>ein</strong>schaft der Planeten in den<br />

vergangenen Tagen ganz aus den Augen verloren hatte. K<strong>ein</strong>er war näher an <strong>ein</strong>er<br />

Erfindung dran...puh.<br />

Sirocco 47/X-25 war <strong>ein</strong>er der Biologie-Computer unter den Xenon. Er analysierte<br />

ganze Organismen und überprüfte sie auf Verwertbarkeit für Menschen, die die Xenon<br />

ausgesandt hatten. Seit mittlerweile zehn Jahren lebte er in der Gem<strong>ein</strong>schaft, mit<br />

s<strong>ein</strong>er Frau Star und seit Neuestem ihrem Kind Jeia. Er war total von der Idee <strong>ein</strong>es<br />

neuen Körpers begeistert. Gerne half er neben s<strong>ein</strong>er normalen Arbeit, die Erfindung<br />

von neuen Medikamenten, die Grundkonstruktion des Körpers mit zu gestalten. Er<br />

kümmerte sich um den Kreislauf, Enzyme und die Organe...besser gesagt, er war<br />

<strong>ein</strong>er von zehntausend, die sich darum kümmerten. Zwar nahm man sich den<br />

Menschen als Vorbild, aber es mussten auch <strong>ein</strong>ige Veränderungen vorgenommen<br />

werden: Integration <strong>ein</strong>es Schildgenerators in beide Körper, Generator, Triebwerke und<br />

leider auch Waffen. Waffen und Triebwerke bekam natürlich nur der Schiffskörper. Eine<br />

gewisse Flexibilität war beim Schiffskörper natürlich auch geplant. Der Lebenszyklus<br />

sollte bei etwa fünftausend Jahren liegen, so lange könnte der neue Körper<br />

mindestens existieren, allerdings liess sich das auch problemlos in die Länge regeln.<br />

Die Schiffskörper sollten sich zuerst aus dem zentralen Nervensystem abspalten und<br />

dann mit den Körperteilen und Organen ausgerüstet werden. Eine biomechanische<br />

Hülle, sehr variabel durch synthetische Impulse in Härte, Flexibilität und Dehnbarkeit.<br />

Schliesslich musste die Haut ja auch dehnbar s<strong>ein</strong>, um Platz für <strong>ein</strong> heranwachsendes<br />

Schiffskind zu schaffen, oder auch mal den Frachtraum etwas voller werden zu<br />

lassen...in etwa, wie wenn <strong>ein</strong> Mensch sich überfraß. Ein Herz, je <strong>ein</strong>es pro Körper, der<br />

biomechanische Emitter zum Verbinden der Nervensysteme, bio-synthetische<br />

Funkgeräte, Gravidar und <strong>ein</strong>e ganze Menge anderer Sensoren...die Haut musste die<br />

Möglichkeit haben, Verstärkungsplatten unter der Oberfläche zu bilden, um Xenon, die<br />

sich für die Kampfschiff-Laufbahn entschieden hatten, die nötige Anpassung zu<br />

erlauben. Gen-Codierer...alles musste geplant werden. Momentan saß Sirocco an der<br />

Planung, wie die Nano-Bots das künstliche Computerhirn in <strong>ein</strong>e entsprechende<br />

biologische Variante umbauen konnten, um <strong>ein</strong>e Mischung aus bio-elektro-chemischer<br />

Datenverarbeitung und Quantenrechnung zu ermöglichen. Das Gehirn...oder besser:<br />

Die Gehirne, würden hauptsächlich bio-elektro-chemisch funktionieren, aber auch<br />

geringe Teile an Quantensystemen haben. Gefäßverbindungen...alles auf zellularer<br />

Ebene geregelt, wie bei Menschen.<br />

Die Körper sollten allerdings so weitgehend verändert werden, dass niemand die<br />

Xenon für Menschen halten würde...ausser vom Aussehen und der Anatomie her. Das<br />

Blutbild und die Enzyme waren so weit verändert, dass es klar wurde, dass es sich<br />

nicht um <strong>ein</strong>en Menschen handeln konnte. Vom Aussehen her sollten nur die<br />

Augenfarbe und die Haarfarbe anders aussehen. Die Haare sollten sämtliche Metallic-<br />

Farben haben können, aber genetisch festgelegt, dass man sie nicht genetisch<br />

umfärben konnte. Die Augen sollten ebenfalls <strong>ein</strong>en leichten Metallic-Glanz bekommen<br />

und auch hellblau, lila und andere Farben annehmen können, als normale<br />

Menschanaugen es könnten.<br />

Nun widmete er sich wieder dem Gehirn...dem Seh-Zentrum um genau zu s<strong>ein</strong>.<br />

Kurz ging er noch <strong>ein</strong>mal den Lebenszyklus der Schiffskörper durch:<br />

Neugeboren:Drohne, ohne irgendwelchen Stauraum.-Mit heranwachsen: Scout. Ab da<br />

konnte man sich in Richtung Jäger, Transporter oder irgendwo dazwischen<br />

spezialisieren. Bis man nach Jahrhunderten <strong>ein</strong> etwa zehn Kilometer langes Schiff<br />

werden konnte. S<strong>ein</strong>e Arbeit nahm ihn sehr <strong>ein</strong>.<br />

Einen Monat später war der Testlauf, der Körper. Bisher aber nur tote Körper, die wie<br />

Maschinen funktionieren sollten.<br />

Noa kam dieses mal mit Gaia zu dem Treffen. Nur <strong>ein</strong> paar Leute konnten dorthin<br />

kommen, die nicht mit den gesamten biologischen Konstruktionsabläufen zu tun<br />

hatten. Noa selbst hatte mit anderen das Navigationsorgan, das <strong>ein</strong>e digitale Karte


aus <strong>ein</strong>em Datenträger auslesen konnte, entwickelt.<br />

Sie setzten sich um die Reaktions-Kammer. Der leitende Biologe, Ferros S-27, stellte<br />

sich an die Hauptkonsole, an dem swimming-poolartigem System. Ferros atmete tief<br />

<strong>ein</strong>:"Lasst uns den Test beginnen." Er drückte <strong>ein</strong>e Taste auf der primitven Konsole<br />

und <strong>ein</strong> Holo-Interface in <strong>ein</strong>em hellblauen Licht erschien. Er tippte auf <strong>ein</strong>e der<br />

Flächen und <strong>ein</strong> konzentrischer Kreis ging durch das Interface. Der Computer<br />

aktivierte die Naniten und diese begannen mit ihrer Arbeit:"Initiiere Körper-<br />

Konstruktion...beginne." Transparente Flüssigkeit füllte die Kammer, <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er<br />

Klumpen bildete sich, der das Prä-Nervensystem darstellte, daneben erschien <strong>ein</strong><br />

zweiter. Der Computer leitete die nächste Phase <strong>ein</strong>:"Doppeltes Nervensystem arbeitet<br />

korrekt unter<strong>ein</strong>ander...fahre fort mit Körpergeneration." Um beide Klumpen wuchs<br />

<strong>ein</strong>e neue Schicht. Während der <strong>ein</strong>e nun langsam in etwa die Rumpfform <strong>ein</strong>es<br />

dicklichen Rochens annahm, wobei sich der hintere Bereich etwas verdickte und sich<br />

in die Triebwerke verwandelte, nahm der andere langsam die Form <strong>ein</strong>es<br />

menschlichen Embryos an. Der Embryo wuchs zu <strong>ein</strong>em Mann heran, die Fischform<br />

auf die <strong>ein</strong>es Scout-Schiffes, im Kopf bildete sich das Cockpit.<br />

Der Computer meldete sich neu:"Körper komplett, Stoffwechsel stabil, Vitalfunktionen<br />

im Optimum. Teste Kraftfeldgeneratoren." Das biomechanische Schiff und der Mann<br />

wurden jeweils von <strong>ein</strong>er hellblauen Lichtaura umhüllt, die dann verblasste. Eine GPIK<br />

fuhr aus der Decke und feuerte zuerst auf das Schiff, dann auf den Mann. Die<br />

Kraftfelder blitzten kurz auf, als sie die Energie absorbierten und unschädlich machten.<br />

Der Computer sprach wieder:"Kraftfeldgeneratoren sind perfekt, überprüfe nun<br />

Fortbewegungssysteme." Die biomechanischen Triebwerksmembranen flammten<br />

hellblau auf und wogten in ihren Schutzbuchten wie die Membran <strong>ein</strong>es Sepia-<br />

Tintenfisches, nur langsamer und das die halbtransparenten Organe streifenförmig,<br />

etwa zwanzig Zentimeter breit und <strong>ein</strong>en halben Meter lang waren. Hunderte dieser<br />

Membranen, jeweils <strong>ein</strong>en Zentimeter dick, erzeugten das Schubfeld, <strong>ein</strong><br />

rumpfinterner<br />

Anti-Grav-Generator hob das Schiff aus der Reaktionsflüssigkeit. In <strong>ein</strong>em<br />

Kreis flog das Schiff nun über den Köpfen der anwesenden Xenon...und Thorsten. Der<br />

"menschliche" Körper stieg an der Leiter aus dem Pool, ging mit klatschendem<br />

Geräusch barfuß zu <strong>ein</strong>em Laufband und zog dort <strong>ein</strong>e Unterhose an, die erst jetzt<br />

endlich die Fortpflanzungssysteme verdeckte.<br />

Das silber-metallic-farbene Haar hing klatschnass am Kopf hinunter. Der Körper,<br />

immernoch gesteuert durch den Versuchscomputer, stieg auf das Laufband und<br />

begann zu rennen. Schneller und schneller rannte der Körper, bis er schliesslich bei<br />

hundertzehn Km/h angekommen war und diese Geschwindigkeit konstant hielt. Etwa<br />

<strong>ein</strong>e Stunde zumindest, dann setzt der Ermüdungsprozess <strong>ein</strong>. Milchsäure bildete sich<br />

und signalisierte, dass der Körper <strong>ein</strong>e Pause brauchte. Nach dem heben von<br />

hundertzwanzig Kilo mit je <strong>ein</strong>em Arm, war der Test des Körpers erfolgreich<br />

abgeschlossen. Die Greifstrahlen des Schiffskörpers und alle anderen Systeme<br />

funktionierten...die Tests hätten nicht besser ablaufen können. Die anwesenden Xenon<br />

sahen den Prototyp ihres neuen Körpers an und waren <strong>ein</strong>fach nur begeistert...Noa<br />

sah zu Thorsten hinüber.<br />

Thorsten sah garnicht so begeistert aus. Noa beschloss, ihn gleich zu<br />

fragen...Thorsten nickte zu ihm herüber...irgendwie war es unangenehm, dass dieser<br />

Kerl jeden Gedanken kannte.<br />

Jedenfalls ging Noa nach den Tests zu Thorsten. Da alle mit ihren Gesprächen über die<br />

Ergebnisse und der Begutachtung beider Körper beschäftigt waren, bemerkte k<strong>ein</strong>er<br />

ihr Gespräch. Thorsten sah ihn besorgt an.<br />

Noa ergriff das Wort:"Dir sch<strong>ein</strong>t das alles nicht so sehr zu gefallen?" "Ich mache mir<br />

nur Sorgen." "Traust du uns nicht? Oder bist du beleidigt, dass wir d<strong>ein</strong>e Körper hier<br />

nicht mehr so gut finden?" "N<strong>ein</strong> n<strong>ein</strong>, wie kommst du auf diese blöden Ideen? Ich<br />

habe jeden <strong>ein</strong>zigen von euch <strong>ein</strong>gesammelt und hier untergebracht. Ich mag euch


und vertraue euch." "Aber, was hast du gegen diese Planung?" "Nun, in m<strong>ein</strong>er<br />

Gesamtausdehnung laufen unheimlich viele Sonen durch mich hindurch...alle mehr<br />

mechanisch als biologisch. Und die gibt es schon länger, als die Menschheit. K<strong>ein</strong>er<br />

von ihnen weiss mehr, wieso sie sich so bauen und vermehren, wie sie sind, aber sie<br />

tun es." "Und?" "Nun, ihr wart Computerprogramme. Dann entstand aus euch euer<br />

Leben und hier steht ihr vor mir, als lebende Programme in kompatiblen Körpern. Nun<br />

versucht ihr etwas, wo ihr blind ins Abenteuer springt. Niemand weiss etwas über die<br />

Seele, zumindest nichts wissenschaftliches. Die Seele ist wohl das höchste Gut...und<br />

ihr werft sie hiermit vielleicht weg." "Du m<strong>ein</strong>st, wir könnten uns umbringen? Aber<br />

<strong>ein</strong>er probiert es zuerst aus und du guckst, ob er noch lebt...er hat sich schon<br />

entschieden." "Ja, aber was, wenn es nicht klappt? Jetzt habt ihr diese Vision und<br />

werdet es wahrsch<strong>ein</strong>lich weiter ausprobieren...<strong>ein</strong>e Änderung des Verfahrens, <strong>ein</strong>e<br />

Abweichung im Gen-System. Und selbst, wenn es klappen sollte: Was, wenn es bei<br />

s<strong>ein</strong>er Frau nicht klappt? Oder das Kind stirbt? Eine Seele zu verlieren, <strong>ein</strong>e Person zu<br />

verlieren...das ist schon zu viel." "Du wirkst sonst immer so wie <strong>ein</strong> Fels in der<br />

Brandung...aber hier lässt du dich jetzt erweichen?" "Sonst kann ich so gut wie immer<br />

garantieren, dass ich es irgendwie wieder mit m<strong>ein</strong>en Naniten hinbügeln kann. Aber<br />

<strong>ein</strong>e derartige Metamorphose des Körpers...wenn es nicht klappt, was soll ich dann<br />

noch wiederbeleben? Den neuen Körper? Der ist nicht NewAge 28/U-9. Wenn es nicht<br />

klappt und ihr verloren geht...dann seid ihr verloren...und ich möchte k<strong>ein</strong>en Freund<br />

verlieren." Noa war bewegt und versuchte, Thorsten irgendwie die Sorge zu<br />

nehmen:"Aber es geschieht ja auf unsere Verantwortung...wünsch uns <strong>ein</strong>fach Glück."<br />

"Das tue ich schon. Ausserdem habe ich euch die Mittel ja gegeben...sonst hättet ihr<br />

Jahrhunderte daran gearbeitet." "Dann haben wir doch schon so gut wie gewonnen."<br />

"Ihr werdet Schmerzen empfinden, körperliche zumindest, seelische empfindet ihr ja<br />

schon jetzt. Ihr werdet nach <strong>ein</strong>er gewissen Zeit sterben." "Jedes biologische Wesen<br />

lebt auf diese Weise, es wäre nur fair, wenn auch wir uns diesem Kreis des Lebens<br />

unterwerfen." "Pass gut auf Gaia und Jadeus auf." "Auf nichts gebe ich mehr Acht."<br />

Thorsten nickte mit s<strong>ein</strong>em besorgten Gesicht und <strong>ein</strong>em bemühten Lächeln, dann<br />

verschwand er in <strong>ein</strong>em hellen Lichtblitz.<br />

NewAge ging auf den Stuhl zu, auf dem er die Naniten in sich <strong>ein</strong>fliessen lassen<br />

würde. Seit dem Test war <strong>ein</strong> Monat vergangen und ausser der Wiederkehr der<br />

Menschen zur Erde war nicht viel passiert. Er schloss <strong>ein</strong> Kabel an s<strong>ein</strong> System und<br />

der Computer codierte <strong>ein</strong> Genom für s<strong>ein</strong>e Körper anhand s<strong>ein</strong>es Programms. Nach<br />

<strong>ein</strong>er halben Minute stand auf dem Monitor:"Genom codiert, Naniten programmiert.<br />

Nanitenkapsel <strong>ein</strong>nehmen, sofern bereit."<br />

Er schickte <strong>ein</strong> Stossgebet nach oben und sah mit nervös-optimistischem Lächeln zu<br />

den um ihn sitzenden. Die etwa hundert Xenon, plus Thorsten und s<strong>ein</strong>er Verlobten,<br />

saßen um ihn herum.<br />

NewAge drehte sich auf die Front um s<strong>ein</strong>er Schiffshälfte später den Austritt zu<br />

ermöglichen. Der Vorgang sollte beim Computersystem beginnen, sich dann s<strong>ein</strong><br />

künstliches Rückgrat runterziehen und dann in den gesamten Körper ausstrahlen, zum<br />

Schluss kam die Haut dran, dann würde sich aus s<strong>ein</strong>er neuen Wirbelsäule mit <strong>ein</strong>em<br />

Teil s<strong>ein</strong>es Hirnes der Schiffsteil abspalten und zum Drohnenstadium heranwachsen.<br />

Er nahm die blau-silberne Kapsel hoch, legte sich die fingerkuppen-große Naniten-<br />

Anballung auf s<strong>ein</strong>e synthetische Zunge und schloss hoffend die Augen. Hoffentlich<br />

würde sich s<strong>ein</strong> Traum erfüllen.<br />

NewAge spührte, wie die Nanitenkapsel sich verflüssigte, bis in die Mitte s<strong>ein</strong>es<br />

Computers vordrang und begann. Alles wurde auf Stand-By geschaltet und er wurde<br />

bewusstlos...<br />

Er wusste nicht, wie lange er weg war, aber jetzt sah er so viel mehr...vier Augen,<br />

dutzende Sensoren...er sah die Welt nun in zwei Weisen: Drohne und Biomechanoid.<br />

Er fing an zu husten und dann...dann sog er s<strong>ein</strong>en ersten Atemzug <strong>ein</strong>. Die frische<br />

Luft erfüllte s<strong>ein</strong>e weichen Lungen und diesmal nicht nur, um ihn zu kühlen, sondern


um den Sauerstoff in s<strong>ein</strong>en Kreislauf <strong>ein</strong>zuführen.<br />

Aber war das alles nur <strong>ein</strong>e Illusion? War er nur noch <strong>ein</strong> Verstand, der glaubte,<br />

lebendig zu s<strong>ein</strong>, oder war er jetzt...am leben? Thorsten beugte sich über ihn...s<strong>ein</strong>en<br />

"menschlichen" Körper zumindest Thorsten sah etwas erleichterter aus, als in den<br />

vergangenen Wochen, auch die Rückkehr der Menschen zur Erde hatte ihm vorher<br />

schon gut getan:"Herzlichen Glückwunsch, NewAge. Du lebst und hast d<strong>ein</strong>em Namen<br />

zumindest jetzt schon mal <strong>ein</strong>e Ehre gemacht." Thorsten grinste breit:"Ach übrigens:<br />

Ich empfehle dir die hier." Thorsten hielt ihm <strong>ein</strong>e Boxershorts vor's Gesicht.<br />

NewAge sah nach unten und spührte, wie s<strong>ein</strong> Herz zu rasen begann...S<strong>ein</strong> Herz! Rot<br />

im Gesicht und doch unglaublich stolz, schwang er sich von der Liege, stützte sich<br />

selbst, indem er s<strong>ein</strong>en Drohnenkörper etwas tiefer brachte und sich auf s<strong>ein</strong>em<br />

Rücken abstützte und zog dann s<strong>ein</strong>e Shorts an. Der Saal lachte über s<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Striptease.<br />

Er sah als Drohne anders aus, als der Prototyp, da funktionierte die Gen-Codierung<br />

also auch gut. S<strong>ein</strong>e beiden Augenpaare, die im weichen Gesicht und die mit der<br />

Panzerhornhaut in <strong>ein</strong>em gepanzerten Gesicht suchten sich und er umarmte sich<br />

<strong>ein</strong>fach. Es war vielleicht <strong>ein</strong> seltsamer Anblick, als <strong>ein</strong> menschenartiges Wesen <strong>ein</strong>e<br />

biomechanische Drohne umarmte und beide simultan die Augen schlossen, aber das<br />

war ihm jetzt egal.<br />

Nun kam die Zeit, vor der sich NewAge am meisten fürchtete, mehr als um s<strong>ein</strong><br />

Leben: S<strong>ein</strong>e Frau und s<strong>ein</strong> Kind würden sich nun transformieren.<br />

Katra 22/7X-11 lächelte ihn nervös an:"Gut...ich denke mal, wir sehen uns gleich<br />

wieder."<br />

Sie legte sich auf die Seite, schliesslich würde bei ihrer Transformation ihr Bauch zu<br />

<strong>ein</strong>er weichen mechano-organischen Decke werden, die das Kind nicht mehr vor dem<br />

Druck ihrer Konstruktion schützen würde. Das Kind würde zudem nun auch <strong>ein</strong>e<br />

embryonale Form erhalten...Katra hatte ihm gesagt, sie würde sich dann schon auf die<br />

"natürliche" Geburt freuen. Das Programm des Computers codierte das Genom für<br />

Katra und Solia, laut Scan würde Solias Embryo-Gestalt dem Equivalent <strong>ein</strong>es Fötus<br />

im siebten Monat <strong>ein</strong>er menschlichen Schwangerschaft entsprechen...NewAge hoffte<br />

so sehr, dass es klappte.<br />

Katra nahm die Kapsel in die Hand, doch dann rief Thorsten etwas in den<br />

Raum:"Moment!" Alle erschraken. Thorsten wirkte etwas<br />

schuldbewusst:"Tschuldigung, ich habe nur gerade an was gedacht." In Thorstens<br />

Händen erschien mit <strong>ein</strong>em Lichtblitz <strong>ein</strong>e Decke und er deckte Katra zu:"Wir wollen ja<br />

schliesslich nicht, das ihr beide uns eure Adamskostüme vorführt." Der Saal lachte<br />

nervos...alle drückten Mutter und Kind die Daumen.<br />

NewAge nahm Katras Hand. Jetzt nahm Katra die Kapsel in den Mund. Die Naniten<br />

flossen in ihren Computer.<br />

Katra wurde bewusstlos, als alles auf Stand-By schaltete. NewAge schloss die Augen<br />

und hoffte.<br />

Dann öffnete er sie wieder, um s<strong>ein</strong>e Familie doch nicht unbewacht zu lassen.<br />

Noch spührte er die segmentierte Hand s<strong>ein</strong>er Geliebten...dann wurden die Segmente<br />

weich, verschmolzen zu <strong>ein</strong>er Haut, darunter Knochen, Fleisch, Adern und Blut.<br />

Fingernägel.<br />

Der Bauch wölbte sich etwas mehr unter der Decke und auch der Rücken wölbte sich,<br />

als <strong>ein</strong> Drohnenkörper mit Drohnen-Fötus im Innern sich aus dem Gehirn und der<br />

Wirbelsäule abspaltete. Unter der Decke glitt der Drohnenkörper hervor und wurde<br />

von <strong>ein</strong>em Dämpfungsfeld aufgefangen. NewAge spührte währenddessen, wie s<strong>ein</strong><br />

Drohnenkörper zu <strong>ein</strong>em Jäger herangewachsen war und in etwa <strong>ein</strong>er Nova in der<br />

Größe entsprach, auch wenn er eher wie <strong>ein</strong> Orca mit <strong>ein</strong>er abgerundeten, riesigen<br />

Pfeilspitze als Heck ähnelte. S<strong>ein</strong> Heck war in der Mitte gespalten und dort sah man<br />

die Triebwerkslamellen. S<strong>ein</strong>w Augen waren unter ransparentem Bio-Material<br />

geschützt und <strong>ein</strong>e Rückenflosse hatte er auch nicht. S<strong>ein</strong>e Bewaffnung war <strong>ein</strong>er


Nova mehr als ebenbürtig, aber eigentlich war er, was er s<strong>ein</strong> wollte: Ein etwas<br />

schwerer Aufklährer, um Sonnensystem zu erkunden. Starke Schilde von fünf<br />

Terrawatt schützten s<strong>ein</strong>en Körper.<br />

Röte stieg in Katras Wangen, als aus dem biosynthetischen Kunststoff Fleisch wurde.<br />

Katras Drohnenkörper wuchs zu <strong>ein</strong>em in der Front etwas schmalerem und hinten<br />

breiterem Schiff, das <strong>ein</strong> bewaffneter Transporter war. An ihrem Schiffsbauch sah man<br />

die Wölbung die der Drohnenkörper ihres Kindes verursachte. Ihr Schiffskörper sah in<br />

etwa aus, wie s<strong>ein</strong>er, nur war ihr Kopf, an dessem hinterer Hälfte das Cockpit begann,<br />

dass wie bei ihm in den Rücken übrging, etwas schmaler und der hintere Rumpf, auch<br />

ohne Kind, etwas bauchiger, um den Subraum-Frachtraum zu beherbergen. Die Lider<br />

über ihren Fenstern waren verschlossen und ihr Triebwerkssegment war etwas länger<br />

und leicht nach innen kurvig. Die Geschlechtsorgane s<strong>ein</strong>es und ihres Schiffskörpers<br />

waren in gepanzerten Taschen untergebracht und bei Katra lag die Gebärmutter etwa<br />

wie bei <strong>ein</strong>em echten Orca.<br />

Um etwas nicht auszulassen: Die Idee mit der Aufnahme der Mineralien durch die<br />

Haut hatte sich nicht realisieren lassen, also konnte NewAge auch mit s<strong>ein</strong>er<br />

Schiffsfront besorgt gucken, in etwa sah s<strong>ein</strong> Kopf, der sich stromlinienförmig mit<br />

s<strong>ein</strong>em Körper verband, wirklich wie der <strong>ein</strong>es Orcas aus, nur das er nicht<br />

schwarzweiß,<br />

sondern blau war.<br />

Er legte s<strong>ein</strong>en etwa dreißig Meter langen und vorne etwa sechs, hinten zwölf Meter<br />

breiten und durchgehend sechs Meter hohen Schiffskörper neben Katras und legte<br />

s<strong>ein</strong>e rechte Bauchflosse an ihre.<br />

Die beiden Giganten füllten den Raum enorm.<br />

Nach diesen schier endlosen zehn Minuten öffneten sich Katras Augen und sie lächelte<br />

ihn an. Thorsten nickte mit breitem Lächeln...auch hier hatte es geklappt, Katra und<br />

s<strong>ein</strong>e Tochter lebten und waren wohl auf. Katra öffnete die Augen ihres Schiffskörpers.<br />

NewAge sah mit s<strong>ein</strong>en Schiffsaugen durch ihr klares Panzerglas in ihre tiefmetallicblauen<br />

Augen. Beide Schiffsmäuler lächelten glücklich und Katra legte ihre Flosse auf<br />

s<strong>ein</strong>e.<br />

Ein kl<strong>ein</strong>er Tritt, den man durch Katras humanoiden Bauch sehen konnte, zeigte die<br />

Beteiligung von Solia an. Er nahm Katra glücklich in den Arm und...nun ja...ihr<br />

Oberkörper war nun...sehr "menschlich". Weich und warm also...doppelt...also zwei<br />

mal...NewAge wusste garnicht, was er machen sollte, um die Decke oben zu halten.<br />

Als Katra ihre freien...Still-Organe sah, wurde sie knallrot und zog die Decke wieder<br />

nach oben, während sie mit der freien Bauchflosse ihres Schiffskörpers versuchte,<br />

Zuschauer am zusehen zu hindern. Alle sahen natürlich sofort, ihre Scham<br />

verstehend, weg.<br />

Thorsten hatte s<strong>ein</strong> Gesicht zwar nicht abgewendet, hielt sich aber die Hand vor die<br />

Augen:"Wenn ich euch <strong>ein</strong>kleiden darf?" Katra lächelte noch knallrot:"Ich wäre dir<br />

sehr verbunden." Es blitze kurz und NewAge trug <strong>ein</strong>e Blue-Jeans, <strong>ein</strong> weißes Shirt<br />

und <strong>ein</strong> Multi-Armband. Katra trug Modell A von Seite <strong>ein</strong>s der Umstandskollektion aus<br />

dem Shopping-Net von Diamond-City. Sie bekam wieder <strong>ein</strong>e normale Gesichtsfarbe<br />

und rief in den Saal hin<strong>ein</strong>:"Von mir aus könnt ihr wieder gucken." Sie nahm auch ihre<br />

Bauchflosse weg. Er und s<strong>ein</strong>e Frau machten den Platz frei, denn nun kam der zweite<br />

Test: Ein Xenon-Paar, bisher kinderlos, heutzutage <strong>ein</strong> seltener Anblick, betrat den<br />

Raum und sie legten sich neben<strong>ein</strong>ander auf die Liege.<br />

Thorsten "blitzte" ihnen nach ihrer Genehmigung schon vor dem Vorgang <strong>ein</strong> paar<br />

Klamotten an den Körper, dann nahmen auch sie ihre programmierten Naniten-<br />

Kapseln und kurz drauf lagen sie biomechanisch auf der Liege, und als<br />

biomechanische Schiffe daneben. Wie er und Katra waren sie beide etwa dreißig Meter<br />

lang, jedoch ähnelten sie in ihrer Form k<strong>ein</strong>em Meeres-Lebewesen, sondern eher<br />

Vögeln mit Flügeln, die statt mit Federn bewachsen <strong>ein</strong>fach dementsprechend breit


waren und nur, wie bei <strong>ein</strong>em Vogel mit <strong>ein</strong>em Zwischenraum zwischen "Feder-<br />

Tragfläche" und Torso, an den Körper angewachsen waren. Ausserdem ragten deren<br />

"Schwanzfedern" aus Triebwerks-Lamellen in <strong>ein</strong>em V-förmigen Rahmen nach hinten<br />

hinaus. Der Mann des Paars sah mit s<strong>ein</strong>em spitzen Bug und den angewinkelten<br />

Flügeln mit kräftigen Schultern fast wie <strong>ein</strong> Adler aus, während sie mit zartem<br />

Körperbau eher <strong>ein</strong>er Schwalbe ähnelte.<br />

Beide hatten jedoch Mäuler wie NewAge und Katra, mit Zähnen, anstatt harten<br />

Schnäbeln.<br />

Nun bekam das kinderlose Paar s<strong>ein</strong>e Intimzeit. Die Beiden Humanoiden stiegen in<br />

den Schiffskörper des Mannes und erhoben sich in den Orbit, wo Thorsten ihnen <strong>ein</strong>e<br />

Tarnblase <strong>ein</strong>gerichtet hatte.<br />

Kurz gesagt: Die beiden Xenon sollten die Fertilität der neuen Körper testen, also ob<br />

man damit weiterhin Kinder kriegen kann.<br />

Nach <strong>ein</strong>er Stunde grinste Thorsten schon so schief, als sie die Tarnblase<br />

verliessen:"Alle mal herhören: Wir haben <strong>ein</strong>en gesunden, kl<strong>ein</strong>en Jungen über den<br />

die Mutter in spe sich freuen kann." Der Saal brach in Jubel aus. Thorsten ermahnte<br />

noch <strong>ein</strong>mal zur Ruhe:"Ihr habt noch <strong>ein</strong>en Grund euch zu freuen: Eure Seelen<br />

sch<strong>ein</strong>en in beiden Körpern manifestiert zu s<strong>ein</strong>, euer Funk-Netzwerk zwischen den<br />

Körpern bleibt, trotz Koordination, inaktiv." Erneut jubelten Alle.<br />

Binnen <strong>ein</strong>er Woche waren die Xenon der Gem<strong>ein</strong>schaft komplett umgewandelt und im<br />

Orbit und der Atmosphäre wimmelte es von Xenon-Schiffskörpern verschiedenster Art<br />

und Spezialisierung.<br />

Allerdings war bekannt, dass nur das erste Paar, das sich fortgepflanzt hatte, Rough<br />

und Siren, noch mechanisch waren. Sie sagten jedoch, als NewAge sie über das Com-<br />

Net kontaktiert hatte, dass sie sich demnächst wohl auch der Verwandlung<br />

unterziehen würden. Jeder neu <strong>ein</strong>treffende Xenon bekam, gleich nach dem<br />

mechanischen Körper von Thorsten, <strong>ein</strong>e "Verwandlungskapsel" angeboten.<br />

Rough saß neben Siren auf der Couch. Beide hielten sie ihre blau-silbernen Kapseln in<br />

der Hand, auf s<strong>ein</strong>er stand Rough, auf ihrer Siren+Selaja. Rough sah Siren an:"Du<br />

bist dir sicher?" "Nun, Selaja zeigt mir, dass sie nichts dagegen hat...und ich wäre so<br />

gerne auch wieder <strong>ein</strong> Schiff." Rough lächelte nervös und sah auf die Kapsel<br />

hinunter:"Du musst mir dann aber Flugstunden geben, ja?" "Wenn ich durch unsere<br />

Kl<strong>ein</strong>e nicht all zu träge bin, dann mache ich das liebend gerne."<br />

Er sah sie ängstlich an:"Ich liebe euch beide, das weisst du?" "So sicher, wie ich weiss,<br />

dass wir dich lieben." "Ich werde anfangen, und wenn ich irgendwelche Probleme<br />

habe, dann macht ihr Beiden das nicht, OK?!" "N<strong>ein</strong>, wenn dann machen wir es alle<br />

zusammen." "Schatz, n<strong>ein</strong>..." Sie legte ihm den Finger auf den Mund:"Wenn, dann<br />

leben oder sterben wir zusammen." Sie nahm die Kapsel in den Mund, bevor Rough<br />

irgendwas machen konnte.<br />

Er war geschockt und legte sich s<strong>ein</strong>e Kapsel schnell in den Mund, damit sie es<br />

zusammen erlebten.<br />

Rough konnte noch kurz sehen, wie Siren anfing, zu schreien, dann kippte auch er in<br />

<strong>ein</strong>em Inferno aus Schmerz zusammen.<br />

Es war grauenhaft! Warum gingen sie nicht auf Stand-By? Er spührte, wie s<strong>ein</strong>e neuen<br />

Knochen sich durch s<strong>ein</strong>e Systeme bohrten, als die Naniten sie entstehen liessen. Er<br />

begann zu schreien, dann versagte s<strong>ein</strong> Sprachprozessor und der Schrei wurde zu<br />

<strong>ein</strong>em elektronisch verzerrtem Misston <strong>ein</strong>er Stimme, der in <strong>ein</strong> Röcheln überging, als<br />

das Kühlsystem sich viel zu langsam in <strong>ein</strong>e Lunge verwandelte.<br />

Siren wandt sich auf dem Boden, während ihre Panzerung zerschmolz und zu Haut<br />

wurde. Ein Bauchnabel bildete sich bei ihr, darüber war noch <strong>ein</strong>e Panzerplatte, die der<br />

Nabel berührte, als er von der Hautspannung ihrer Schwangerschaft nach aussen<br />

gedrückt wurde, nachdem immer mehr ihres Bauches von Panzerung zu Haut wurde.<br />

Sie w<strong>ein</strong>te, hörte kurz auf zu w<strong>ein</strong>en, als die Mimik-Systeme versagten und sich die<br />

Tränen-Organe daraus bildeten, dann w<strong>ein</strong>te sie wieder...Rough ging es nicht anders.


Als s<strong>ein</strong>e Sicht zu verschwimmen begann, kroch er auf Siren zu und wollte nichts<br />

anderes, als ihr nahe s<strong>ein</strong>...mittlerweile hatte er halb zusammengewachsene Zehen,<br />

die sich nun von<strong>ein</strong>ander lösten.<br />

Nun war Rough <strong>ein</strong> Humanoid und s<strong>ein</strong>e Sicht war wieder etwas besser...doch dann<br />

gingen die Schmerzen erst richtig los. Nicht nur, dass alles andere noch weh tat, nun<br />

fühlte es sich an, als würde s<strong>ein</strong> Rücken explodieren.<br />

Er wurde zu <strong>ein</strong>er kauernden Position gedrückt, als s<strong>ein</strong>e Wirbelsäule anschwoll und<br />

ihm <strong>ein</strong> riesiger Buckel wuchs. Die Haut riss und Rough schrie wie <strong>ein</strong> verendendes<br />

Tier. Aus ihm schälte sich s<strong>ein</strong> Drohnenkörper, der schon zu wachsen begann. Bei<br />

Siren war es nicht anders...bei ihr schloss sich der offene Rücken schon, durch den<br />

Rough ihr pulsierendes Herz und ihre atmenden Lungen sehen konnte.<br />

Als Roughs Rücken sich geschlossen hatte und der Schmerz noch wie <strong>ein</strong> Feuer s<strong>ein</strong>en<br />

Körper durchzog, robbte er zu Siren hinüber, die sich w<strong>ein</strong>end ihren nackten Bauch<br />

hielt...denn dieser wuchs nun schnell von 14 Wochen auf etwa 33 Wochen...in<br />

Sekunden. Rough glaubte, sie würde gleich auch noch vorne platzen. Ihr<br />

Drohnenkörper, mittlerweile <strong>ein</strong> Scout, wandt sich ebenfalls in Schmerzen.<br />

Rough hielt ihr die Handkante in den Mund, damit sie sich nicht auf die Zunge<br />

biss...sie biss in s<strong>ein</strong>e Hand und Blut lief ihr an den Mundwinkeln hinunter.<br />

Rough war sich sicher, dass er und s<strong>ein</strong>e Familie gleich sterben würden.<br />

Doch dazu kam es nicht...die Schmerzen klangen langsam ab und frisches Tageslich<br />

schien auf die beiden schweissgetränkten Biomechanoiden, als ihre Schiffskörper<br />

durch ihr Wachstum, selbst zusammengerollt, das Haus zertrümmerten.<br />

Er hyperventilierte und Siren liess s<strong>ein</strong>e Hand los...pochend vor Schmerz, hielt er sich<br />

die Hand vor's Gesicht und beobachtete geschockt, wie sich die Wunde, die bis auf die<br />

Knochen ging, vor s<strong>ein</strong>en Augen leuchtend schloss.<br />

Siren begann in der Kälte zu zittern und Rough umarmte sie...erst jetzt bemerkte er,<br />

dass Thorsten mit Tränen in den Augen bei ihnen stand.<br />

Schwach und heiser vom Schreien, mit halb geschlossenen Augen, sah Rough zu<br />

Thorsten:"Paps..." Thorsten legte <strong>ein</strong>e warme Decke über die beiden und erzeugte<br />

<strong>ein</strong>en weichen Landeplatz, auf den er ihre Schiffskörper legte.<br />

Rough fielen die Augen zu und alles wurde schwarz.<br />

Er wusste nicht, wie spät es war, oder ob es ihn überhaupt noch gab. Das erste, was<br />

ihm durch den Kopf schoss, war s<strong>ein</strong>e Familie...er spührte <strong>ein</strong>en schwachen Stoß am<br />

Bauch. Er sah nach unten und sah Sirens Bauch, von wo er den winzigen Tritt<br />

bekommen hatte.<br />

Siren atmete ruhig, aber mit Tränen in den Augen.<br />

Rough spührte <strong>ein</strong>e Hand am Kopf, die ihm langsam durch die Haare fuhr...das war<br />

nicht Thorsten...das war <strong>ein</strong>e Frauenhand...die Hand auf s<strong>ein</strong>er Schulter aber nicht.<br />

Er sah nach oben und erkannte Jarin und Thorsten. Jarin strich ihm durchs<br />

metallicblaue<br />

Haar.<br />

Thorsten und Jarin hatten Tränen in den Augen, Thorsten lächelte<br />

aber...Freudentränen?<br />

Mit schwacher Stimme begann Rough zu sprechen:"Siren und Selaja..." Thorsten<br />

lächelte:"Ihr seid alle noch am Leben. Es geht euch gut, auch wenn dieses Horror-<br />

Erlebnis sicherlich grauenhaft war." "Selaja..." "Eure kl<strong>ein</strong>e ist <strong>ein</strong> properer, kl<strong>ein</strong>er<br />

Säugling und <strong>ein</strong>e putzige Drohne...sie hatte leider auch Schmerzen, aber <strong>ein</strong> Kind<br />

vergisst schnell."<br />

"Warum...ist m<strong>ein</strong>e Brust so nass?" Thorsten biss sich auf die Oberlippe und sah<br />

p<strong>ein</strong>lich berührt aus:"Nun...d<strong>ein</strong>e Frau ist im achten Monat schwanger und ihr seid<br />

jetzt biomechanisch...euer Kind braucht Nahrung, wenn es erst <strong>ein</strong>mal geboren<br />

ist...ihr habt euch Säugetiere als Konstruktions-Vorbilder ausgesucht..." "Hä?" Jarin<br />

grinste ihn schüchtern an:"Schreck jetzt bitte nicht hoch, aber du liegst in der Milch<br />

d<strong>ein</strong>er Frau." "Üuuaärgs..." Thorsten lächelte:"Hey, ihr seid jetzt biologisch, da


gehören Sekrete dazu. Ausserdem solltet ihr später duschen...ihr stinkt nach<br />

getrocknetem Schweiß."<br />

"Oh, sorry...was ist eigentlich...passiert?" Thorsten kratzte sich am Kopf:"M<strong>ein</strong>e<br />

Befürchtungen haben sich bestätigt...die Programmierung, mit der ich dich versehen<br />

habe und die in d<strong>ein</strong>er Frau und d<strong>ein</strong>em Kind steckt hat sich auf den Prozess<br />

ausgewirkt." "Wie? Sind wir...missgebildet?" "Nun, eigentlich nicht...zumindest bei<br />

euren Humanoiden Körpern nicht...und bei euren Schiffskörpern..." "Warum sehe ich<br />

die Welt nicht durch m<strong>ein</strong>en Schiffskörper?" "Du schläfst da hinten noch." "Sind wir<br />

sehr hässlich misgebildet?" "N<strong>ein</strong>, ihr seid perfekt ausgebildete Schiffe." "Aber wieso<br />

sind wir dann anders?" "Nun, jeder Programmierer hat <strong>ein</strong>en bestimmten<br />

Programmierstil oder sogar <strong>ein</strong>e selbst erfundene Programmiersprache...ich zum<br />

Beispiel." "Und?" "Die Programmiersprache mit der ich dich ursprünglich geschrieben<br />

habe und die, auf der das Naniten-Programm basiert, dazu die Software d<strong>ein</strong>es alten<br />

Körpers...die Naniten haben sich nicht damit zufrieden gegeben, eure Körper<br />

aufzubauen und eure alten Systeme haben den Stand-By-Befehl verweigert." "Was?"<br />

"Die Naniten haben d<strong>ein</strong>e alten Systeme kopiert, verbessert, mit denen der Guardian-<br />

Klasse aufgewertet und sie in Subraum-Materie in euch <strong>ein</strong>gepflanzt. Eure<br />

Schiffskörper haben nun von der Konstruktion her viel mit m<strong>ein</strong>en normalen Schiffen<br />

gem<strong>ein</strong>sam, zumindest vom Design her. Eure Systeme sind weitaus stärker als die der<br />

anderen Xenon...und sie werden sich weiter entwickeln. Nicht so, wie bei mir, aber ihr<br />

werdet zwei ganz schön mächtige Schiffe und Humanoiden werden." "Mächtig?" "Du<br />

erinnerst dich an d<strong>ein</strong>e Kraft und Geschwindigkeit auf dem Zwiegestirn?"<br />

"Nanatürlich..."<br />

"Das war <strong>ein</strong> Witz, im Vergleich dazu, was ihr jetzt erreichen könnt."<br />

"Selaja?" "Nun, ich werde ihr <strong>ein</strong>en Dämpfungs-Generator implantieren müssen, damit<br />

sie ihre Spielgefährten nicht aus versehen zerfetzt." "Und...was ist mit der Geburt?"<br />

"Siren hat nun enorme Kräfte, mit denen sie umgehen lernen muss, aber Selaja ist<br />

robust genug, um den Gravitations-Druck <strong>ein</strong>es riesigen, schwarzen Loches locker<br />

auszuhalten. Ansonsten kann ich bei der Geburt auch als Geburtshelfer fungieren."<br />

"Das ist lieb...und...ähm...könntest du Sirens...Milch wegschaffen? Ich finde das mit<br />

den Sekreten irgendwie noch nicht so toll." "Gut, ich denke mal, das ist verständlich.<br />

Dann kümmere ich mich auch noch um euren Geruch." Roughs anderer Körper wachte<br />

nun auch auf und Rough lächelte mit beiden Körpern. Rough hatte an s<strong>ein</strong>em<br />

Schiffskörper <strong>ein</strong> paar lange Schleier, vier an der Zahl, angeordnet wie die Flossen<br />

<strong>ein</strong>es Plesiosaurus. S<strong>ein</strong> Körper war etwa pfeilspitzenförmig, nur runder, ohne Ecken.<br />

Ein großer Kristall an s<strong>ein</strong>em Heck, <strong>ein</strong>e Art Organ wohl, zwei weitere Kristalle hinten<br />

an den hinteren beiden Linien s<strong>ein</strong>es Körpers, etwas schmaler, fühlten sich wie<br />

Triebwerke an. Er betastete sich mit den Schleiern, die halbtransparent und blau<br />

waren und in etwa an die Brustflossen <strong>ein</strong>es Kampffisches glichen.<br />

S<strong>ein</strong> Cockpit lag kurz hinter s<strong>ein</strong>en blauen Augen, oben am Kopf, der sich etwas aus<br />

s<strong>ein</strong>er Rautenform heraus hob, weil er dicker war. Zwei arm-artige Ausläufer<br />

entsprangen s<strong>ein</strong>em Körper hinter s<strong>ein</strong>em Kopf und verbanden sich jeweils in <strong>ein</strong>er<br />

runden Biegung mit dem Ausläufer, auf dem der obere Kristall lag. Etwa in deren Mitte<br />

waren sie jeweils durch <strong>ein</strong> weißes Organ, <strong>ein</strong>e Art Organkamm, nur ohne Knochen,<br />

mit dem Torso verwachsen. Diese Kämme wuchsen in die Mitte, schrägten sich also<br />

dahin etwas ab, der Ausläufer s<strong>ein</strong>es Kristalls lag auf <strong>ein</strong>em ähnlichen Organ, das nur<br />

breiter war.<br />

Zwei weitere Ausläufer, die etwas weiter vorne, kurz hinter s<strong>ein</strong>em Schädel, aber vor<br />

Ende des Nackens begannen, zogen sich mit <strong>ein</strong>em Knick, also wie die Aussenlinien<br />

<strong>ein</strong>es Salmi, nach hinten und schlossen dort hinten an das Organ, auf dem der<br />

kristalltragende Ausläufer saß.<br />

Der Ausläufer mit dem Kristall stand etwas von s<strong>ein</strong>em Hauptrumpf ab und stand nach<br />

hinten etwas über s<strong>ein</strong>en Hintern.<br />

Nachdem er sich abgetastet hatte, sah er zu Siren hinüber: Ihr Schiffskörper war sehr


viel schmaler als er, etwa nur <strong>ein</strong> Drittel so breit. Sie hatte <strong>ein</strong>en langen, spitz<br />

zulaufenden Kopf, der in etwa so hoch war wie ihr Heck, und s<strong>ein</strong>em in etwa glich, nur<br />

dass sie zwei Verbreiterungen hinten über dem Kiefer hatte, die wie volle Wangen<br />

aussahen, jedoch länger waren. Dort lag auch <strong>ein</strong>e Art Schultergürtel. Am hinteren<br />

Ende dieser "Wangen" wuchsen hier links und rechts je <strong>ein</strong>e Art Arm heraus, die sich<br />

leicht zuspitzten und an langezogene Delphin-Bauchflossen erinnerten. An deren<br />

äusserem Rand <strong>ein</strong>e sepiahaut-ähnliche Membran schwach zuckte. Kurz hinter diesem<br />

Schulterbereich lagen, unten am Mittelkörper, als den man diesen Bereich wohl eher<br />

bezeichnen konnte, waren zwei ihrer vier Schleier, wie er sie hatte. Von ihrem Kopf,<br />

wo diese Wangen anlagen, verlief <strong>ein</strong> goldener Streifen bis zu ihrem Kristall oben am<br />

Heck. Ihre "Tailie" wurde von seitlichen Organen, die daraus an das Heck anschlossen<br />

und mehrere seltsam schimmernde Membranen hatte, nach hinten breiter.<br />

Ihr Heck ging etwas nach oben und ihre Haupthaut bedeckte nur die obere Hälfte, wo<br />

sie ganz hinten in <strong>ein</strong>er queren, geraden Linie abschloss. Von den Aussenrändern<br />

wölbte sich dieses "Segment" etwas mit abgeflachten Rändern und in der Mitte lag <strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong>er Ausläufer, auf dem ihr Kristall lag und der auf <strong>ein</strong>em dicken "Kamm-Organ"<br />

flach am Rumpf lag.<br />

Hinten unter ihrem Haupt-Hautschild ragten zwei, leicht eckige, Organe heraus, die<br />

aussahen, als würden Siren Pontons-Spitzen wie von <strong>ein</strong>em Wasser-Hubschrauber<br />

herauswachsen. Diese Triebwerks-Organe waren durch <strong>ein</strong>e keil-förmige Ausstülpung<br />

ihres Hinterteils mit<strong>ein</strong>ander verbunden und schlossen mit ihrem geschwollenem<br />

Bauch übergangslos an. Dort wo die Mitte zwischen Bauch und Triebwerken lag, lagen<br />

ihre Heckschleier. Ihr Bauch erstreckte sich von etwa drei Metern vor dem Ende des<br />

Hecks, bis hin zu ihrer Tailie.<br />

Ihr zartes Maul, das an das <strong>ein</strong>es Schw<strong>ein</strong>swales erinnerte, nur viel größer war,<br />

begann zu lächeln und ihre Augen, die direkt vor den wangen-artigen Verdickungen<br />

lagen, begannen zu zucken. Ihr Lächeln be<strong>ein</strong>flusste diese "Wangen" nicht, weil ihre<br />

Mundwinkel nicht bis dahin reichten.<br />

Rough strich ihr mit s<strong>ein</strong>em rechten Front-Schleier über ihren Schiffsbauch und sie<br />

begann, im Schlaf zu kichern.<br />

Die Erde bebte etwas, als ihr fünzig Meter langer Körper kicherte. Rough war etwas<br />

länger, nur etwa zwei Meter. Er legte s<strong>ein</strong>e Schleier auf sie, um sie zu wärmen.<br />

Mit s<strong>ein</strong>er humanoiden Hand hingegen, strich er durch das lange, kupferrote Haar<br />

ihres anderen Körpers.<br />

Rough sah Thorsten mit Freudentränen in den Augen an:"Zu was haben wir uns<br />

eigentlich entwickelt?" Thorsten lächelte ihn an:"Siren hat auf dich abgefärbt. Ihr seid<br />

beide als Kampfschiffe spezialisiert. Auch wenn ihr dank der anderen Mechano-<br />

Organe, die ihr den anderen Xenon vorraus habt, eigentlich jede Aufgabe erfüllen<br />

könnt." Siren legte ihre transparent-roten Schleier auf Roughs Schiffkörper.<br />

Thorsten lächelte wieder:"Soll ich euch...<strong>ein</strong>kleiden?" "Rough nickte: Ja, bitte, aber<br />

Siren hat sich schon Umstandsmode ausgesucht." Thorsten grinste:"Die wird kaum<br />

über ihre Wampe passen." "Haha...aber du kannst die Klamotten doch anpassen,<br />

oder?" Thorsten nickte väterlich:"Natürlich." Es blitzte kurz unter der Decke und beide<br />

trugen sie ihre Kleidung.<br />

Kurz darauf wachte Siren mit beiden Körpern auf...zuerst etwas schreckhaft, was bei<br />

dieser Art der Metamorphose wohl verständlich war. Sie zog sich sofort an s<strong>ein</strong>e<br />

Brust:"Bitte, bevor ich vielleicht abgeschaltet werde: Leben wir noch?" "Ja, m<strong>ein</strong>e<br />

Liebste. Wir alle drei...oder sechs?" "Ach ja...stimmt ja, ich sehe auch mit m<strong>ein</strong>em<br />

Schiffskörper...Moment...Thorsten ist hier?" Sie sah nach oben und somit Thorsten in<br />

die Augen. Dieser lächelte und winkte. Jarin tat es ihm gleich. Siren stiess<br />

auf:"Urp...entschuldigung...aber...ich fühle mich so voll...doppelt." Rough legte ihr die<br />

Hand auf den Bauch:"Du bist ja auch <strong>ein</strong> ganzes Stück runder geworden. Ansch<strong>ein</strong>end<br />

ist Selaja sehr weit entwickelt." Siren erschrak:"Was war das?" Rough hatte den Ruck<br />

in der Mitte auch gespürt und grinste:"Nun...Selaja hat jetzt Arme und B<strong>ein</strong>e in dir.


Entweder hat sie dich geboxt oder getreten." "Oh...das fühlt sich ja lustig an." Jarin<br />

lächelte verlegen:"Darf ich mal die Hand drauf legen?" Siren sah sie an:"Äh, ja, gerne<br />

doch." Schnauffend kämpfte Siren sich in die Sitzposition, wobei Rough ihr half. Siren<br />

sah an sich hinunter:"Wow...ich bin ja <strong>ein</strong> Wal!" Rough lächelte:"Naja...es gibt k<strong>ein</strong>en<br />

so hübschen Wal wie dich." Siren wurde rot "Aber wieso spannt das so an m<strong>ein</strong>em<br />

Brustkorb?" Jarin kicherte, während sie sich zu den beiden heruntergleiten liess:"Nun,<br />

du gehörst jetzt wohl zur Klasse der Säugetiere und...naja...du produzierst Milch und<br />

dadurch bist du obenrum etwas angeschwollen." Siren verdrehte die Augen:"Na super!<br />

Noch mehr Schwellungen sind genau das, was ich gebrauchen kann." Jarin<br />

lachte:"Irgendwo von muss sich Selaja in ihren ersten Lebensmonaten ja auch<br />

ernähren." Thorsten lächelte:"Ausserdem löst das Stillen bei Frauen den Ausstoss von<br />

Glückshormonen aus. Und soweit ich weiss, habt ihr das in der Planung<br />

übernommen."<br />

Siren zeigte auf ihren Busen:"Also ich werde m<strong>ein</strong>e Tochter an diese beiden Milchbälle<br />

hier säugen und das auch noch schön finden?" Thorsten nickte:"So sollte es wohl laut<br />

euren Kopien funktionieren." Siren verzog die Augenbrauen:"Also das glaube ich<br />

irgendwie noch nicht so ganz." Jarin lächelte:"Du wirst es ja sehen, ob wir recht<br />

haben." Jetzt legte Jarin ihre Hand auf Sirens Bauch. Selaja trat sofort sanft gegen die<br />

Hand.<br />

Siren kicherte glücklich:"Sie mag dich wohl." Jarin lachte:"Wenn man es wirklich so<br />

nimmt, wie Rough Thorsten vorhin genannt hat, dann bin ich wohl auch ihre<br />

anverlobte Großmutter." Siren sah Rough an:"Wie hast du ihn denn genannt?" Rough<br />

errötete verlegen:"Nun, ähm...Paps." Siren lachte:"Na, da er d<strong>ein</strong> Konstruktuer ist,<br />

stimmt das wohl."<br />

Thorsten lächelte, wurde dann aber ernster und sah Siren an:"Siren, ich muss dir<br />

noch was sagen." Siren rieb sich den Bauch, irgendwie schien es ihr zu gefallen:"Was<br />

ist denn?" "Nun, ihr hattet ja diesen Zwischenfall mit dem Horror. Das lag daran, dass<br />

die Programmierung, die du Teils von Rough übernommen hast, mit der m<strong>ein</strong>er<br />

Naniten ziemlich ähnlich ist. Daher...nun, sie haben neue Systeme in euch integriert."<br />

Siren schien ängstlich zu s<strong>ein</strong>:"Neue Systeme?" "Du erinnerst dich doch noch an die<br />

riesigen Schiffe, die damals die Shil'Crers-Flotte vernichtet haben?" "Die Guardians?<br />

Na klar, das war doch in allen Nachrichten." "Nun, die Naniten die jeder Xenon<br />

geschluckt hat, das sind exakt die gleichen, wie die der Guardians. Die Naniten haben<br />

Hochleistungs-Systeme in eure Körper integriert und eure Schiffskörper in der<br />

Konstruktion verändert. Wenn du den Kristall auf d<strong>ein</strong>em Schiffsrücken abtastest,<br />

spührst du das zum Beispiel." "Sie haben uns verändert? Ist das schlimm?" "N<strong>ein</strong>...ihr<br />

müsst nur mit eurer neuen Kraft vorsichtig s<strong>ein</strong> und ich muss euch beibringen, wie ihr<br />

eure neuen Systeme benutzt." "Was ist denn nun insgesamt mit uns?" "Nun, du hast<br />

jetzt enorme Körperkraft und mehrere Energie-Systeme, unter anderem <strong>ein</strong> paar<br />

Multi-Strahler in d<strong>ein</strong>en Unterarmen. Das sind so dünne Membranen in d<strong>ein</strong>en<br />

Muskeln. Sie sind aus Subraum-Materie und...nun...ihr könntet damit schon <strong>ein</strong>en<br />

Guardian mit <strong>ein</strong>em Schuss wegsprengen." Sirens Augen weiteten sich und sie sah auf<br />

ihre Unterarme. Thorsten fuhr fort:"Es geht nur los, wenn du es willst, aber für dich,<br />

Rough und Selaja ist das kaum mehr, als <strong>ein</strong> warmer Sonnenstrahl. Zwar kommt ihr<br />

mit euren Systemen nicht an <strong>ein</strong>en m<strong>ein</strong>er Naniten heran, ich habe enorme Schilde,<br />

die nur auf dieser Größe funktionieren, aber ihr seid danach und nach Jarin wohl die<br />

mächtigsten Wesen, die ich kenne. Wenn eure Schiffskörper erst <strong>ein</strong>mal<br />

ausgewachsen sind, seid ihr noch stärker." Siren fing an zu w<strong>ein</strong>en:"Aber ich wollte<br />

doch gar k<strong>ein</strong>e Vernichtungsmaschine mehr s<strong>ein</strong>..." Thorsten legte ihr <strong>ein</strong>e Hand auf<br />

den Kopf:"K<strong>ein</strong>e Sorge, eure defensiven Systeme sind stärker und du hast später auch<br />

die Möglichkeit, medizinische Systeme zu entwickeln, mit denen du ganze Seuchen<br />

auslöschen kannst." Siren schluchzte und ihr W<strong>ein</strong>en liess nach:"Wirklich? Ich kann<br />

dann so viel gutes tun?" Thorsten nickte:"Ihr könnt dann sehr viel Gutes tun. Ich<br />

möchte sogar so weit gehen, euch als die neuen Wächter der Gem<strong>ein</strong>schaft


<strong>ein</strong>zustellen. Ihr bekommt die nächsten zwei Jahre natürlich Eltern-Urlaub und die<br />

Bezahlung kann ich sehr großzügig ausfallen lassen." Siren lächelte:"Habe ich denn<br />

jetzt auch so <strong>ein</strong>en Materie-Erzeuger, wie ihr und Rough?" "Natürlich. Ihr habt jetzt<br />

sogar <strong>ein</strong> paar Bessere, als Rough vorher."<br />

"Kann ich mir damit <strong>ein</strong> Karamel-Eis herstellen?" Thorsten lächelte<br />

beruhigend:"Natürlich. Probier's doch mal aus. Du musst dir die Speise nur vorstellen,<br />

sie dir wünschen und dir dann den Ort aussuchen." Siren schloss die Augen und vor<br />

ihr blitzte es auf...gleich zwei mal. Ein normaler Becher vor ihrem humanoiden Körper,<br />

und <strong>ein</strong>e Wanne vor ihrem Schiffskörper. Wie Xenon es mit ihren Schiffskörpern<br />

machten, aß sie ohne Besteck, sie stützte sich auf ihre Front-Schleier, hob sich etwas<br />

hoch und begann, mit ihrer riesigen Zunge das Eis aufzuschlecken. Während sie sich<br />

ihren Schiffsmund <strong>ein</strong>saute und sich die Lippen dort ab und zu sauber leckte, aß sie<br />

mit ihrem humanoiden Körper mit <strong>ein</strong>em Löffel und stellte den Eisbecher auf ihren<br />

Bauch. Nachdem sie <strong>ein</strong>en Löffel voll runtergeschluckt hatte, sah sie auf ihren Bauch<br />

und lächelte:"Na Selaja, jetzt ist der Bauch, den du mir verpasst, für noch was<br />

nützlich, ausser dich zu schützen."<br />

Rough war glücklich...denn Siren war viel glücklicher, als jemals zuvor.<br />

Thorsten brachte noch etwas hervor:"Übrigens: Nicht alle Systeme von Selaja werden<br />

sich sofort aktivieren, erst ab etwa zwanzig wird sie ihr volles Spektrum abrufen<br />

können." Siren nickte:"Für <strong>ein</strong> Kind ist das wohl besser." Rough hörte <strong>ein</strong> lautes<br />

Rülpsen, als Sirens Schiffkörper aufstiess. Siren wurde in beiden Gesichtern knallrot<br />

und entschuldigte sich mehrmals. Alle lachten nur.<br />

Sirens Gesichtsfarbe wurde wieder normal und sie lächelte:"Ein Glück, das unsere<br />

Schiffskörper die Reststoffe unserer Verdauung in den Kaltfusions-Prozess <strong>ein</strong>bringen,<br />

sonst müssten wir noch <strong>ein</strong> paar Klos in den Orbit setzen." Thorsten räusperte<br />

sich:"Nun, ihr habt k<strong>ein</strong>e Kaltfusions-Generatoren...ihr habt Subraum-Generatoren,<br />

die viel mehr leisten. Die Naniten haben euch aber trotzdem <strong>ein</strong> derartiges<br />

Entsorgungssystem integriert." Siren lächelte:"Auch gut...so lange ich nach dem<br />

Lehrgang für Humanoide nicht auch noch <strong>ein</strong>en für Schiffe machen muss." Thorsten<br />

lächelte verlegen:"Nun...die Naniten haben euren humanoiden Körpern auch <strong>ein</strong><br />

solches System spendiert. Das könnt ihr aktivieren, müsst es aber nicht." Siren<br />

lächelte, fröhlich überrascht:"Na ja, ich denke mal, ich werde es noch inaktiv lassen,<br />

damit ich den Kurs nicht umsonst gemacht habe." Thorsten lächelte:"Na dann. Ach<br />

übrigens: Siren, versuch doch mal, d<strong>ein</strong>en Körper hier genau so die Triebwerke<br />

<strong>ein</strong>zuschalten, wie bei d<strong>ein</strong>em Schiffskörper." Siren hob plötzlich vom Boden ab:"Hey!<br />

Das ist ja super! Jetzt kann ich doppelt fliegen." Thorsten liess sich zu der<br />

Sitzgem<strong>ein</strong>schaft runtergleiten:"Ausserdem hast du jetzt <strong>ein</strong>en Sprungantrieb in<br />

beiden Körpern, die Koordinatenberechnung hast du doch noch drauf, oder?" "Ja. Oh,<br />

das ist so schön. Jetzt habe ich sogar die Möglichkeit, mit beiden Körpern zu<br />

springen!" Siren liess sich auf die Kniee sinken und umarmte Rough:"Nehmen wir das<br />

Job-Angebot von d<strong>ein</strong>em Paps an?" Rough lachte:"Gerne."<br />

Thorsten nickte zufrieden:"Gut, ihr könnt anfangen, sobald eure Kl<strong>ein</strong>e laufen kann.<br />

Und...wollt ihr eure Schiffskörper nicht mal aus dem Garten hiefen?" Rough und Siren<br />

sahen sich mit ihren Schiffskörpern gegenseitig an und hoben ab.<br />

Sie flogen über ihr zertrümmertes Haus. Siren stand als Humanoide auf und legte die<br />

Hand auf ihren Schiffsbauch, ihren linken Heck-Schleier an ihren humanoiden<br />

Bauch:"Na, das kann wohl k<strong>ein</strong> anderes Wesen." Rough lächelte und stuppste ihren<br />

Schiffskörper vorsichtig mit s<strong>ein</strong>er Schiffsschnauze an:"Unsere Kl<strong>ein</strong>e...wann wird es<br />

wohl so weit s<strong>ein</strong>?"<br />

Thorsten rieb sich das Kinn:"In etwa sieben Wochen, schätze ich. Ich sorge schon<br />

dafür, dass m<strong>ein</strong>e Enkelin k<strong>ein</strong> Frühchen wird." Siren liess ihre Bäuche los.<br />

Siren sah an sich hinab:"Heisst das, ich passe bald nicht mehr in diese Klamotten?"<br />

Thorsten nickte:"Nun...ganz bestimmt nicht."<br />

Siren wurde nun auch noch blass:"Bitte sagt mir, dass das meiste Flüssigkeit ist...oder


ist Selaja so groß?" Thorsten zog Luft zwischen den Zähnen<br />

hindurch:"Nun...Selaja...ist das Meiste davon." Siren wurde käsebleich:"Und...diese<br />

Kugel hier, muss ich durch m<strong>ein</strong>e Hüften pressen?" "Exakt." "Aber du kannst den<br />

Schmerzreiz blockieren, ja?" "Sicher. Das könnten auch schon die<br />

Krankenhauscomputer, nur werden die, wegen der Zusatz-Systeme in dir, k<strong>ein</strong>en<br />

Zugang kriegen. Daher mache ich das persönlich." "Ach, du kannst das umgehen?"<br />

"Sicher, ich hab's entwickelt. Zwar weichen die Systeme etwas vom Standard ab, sie<br />

sind sozusagen Wildwuchs, aber sie reagieren auf mich immer noch, wie auf <strong>ein</strong>en<br />

Konstruktuer...allerdings ist "die Systeme" etwas unpersönlich, da steckst du ja auch<br />

seelisch drin, wie ich in m<strong>ein</strong>er Leber oder anderen Organen...und m<strong>ein</strong>en Systemen."<br />

"Du m<strong>ein</strong>st, ich kann diese Systeme spüren?"<br />

"Tust du doch gerade, es kommt dir nur normal vor, weil du es jetzt wohl nicht mehr<br />

anders kennst. Ich kann ja mal <strong>ein</strong>es deaktivieren...am besten die Strahl-Systeme im<br />

linken Unterarm." Siren packte sich an den Unterarm, der nun von <strong>ein</strong>er Gänsehaut<br />

überzogen wurde:"Hey, das fühlt sich irgendwie taub an...vom Ellenbogen bis zum<br />

Handgelenk an der oberen Seite." "Und ich mach es wieder an." Siren begann sich den<br />

Arm zu reiben und verzog das Gesicht:"Ohhh...das kribbelt ja ganz wiederlich."<br />

Thorsten nickte:"Eben. Selaja wird so <strong>ein</strong> Gefühl ebenfalls haben, wenn sich später<br />

ihre Systeme <strong>ein</strong>s nach dem anderen <strong>ein</strong>schalten." "Oh. Aber...da fällt mir <strong>ein</strong>: Kann<br />

sie überhaupt normal zur Schule gehen? Ich m<strong>ein</strong>e nur, sie ist ja d<strong>ein</strong>e Enkelin,<br />

sozusagen, und sieht von ihrem Drohnenkörper ganz anders aus, als andere Kinder."<br />

Thorsten rieb sich das Kinn:"Wir können es ja versuchen, sonst werde ich sie<br />

unterrichten. K<strong>ein</strong>er hat so <strong>ein</strong>e Allgem<strong>ein</strong>bildung wie ich." Rough grinste:"Wenn sie<br />

irgendwann Schwertkampf lernen möchte, oder kochen, dann machen das aber Siren<br />

und ich." "Da hab' ich nichts dagegen." Jarin grinste Siren an:"Und ich, als Oma, kann<br />

dann ja auch mal Ba<strong>by</strong>sitten, wenn ihr all<strong>ein</strong> auf Tour gehen wollt." Rough nahm Siren<br />

in den Arm:"Na, ich denke, wir werden uns erst <strong>ein</strong>mal selber um sie kümmern...wenn<br />

es soweit ist."<br />

Thorsten sah nach oben:"Soll ich euer Haus mal wieder zusammensetzen?" Siren<br />

nickte:"Oh, das wäre gut...aber...ich möchte m<strong>ein</strong>e Körper nicht so lange von<strong>ein</strong>ander<br />

trennen...gibt es irgend<strong>ein</strong>e Möglichkeit, dass ich nicht in den Orbit muss, um etwas<br />

besser schlafen zu können, ohne das ich auf Bauch oder Rücken im Gras liegen<br />

muss?" Thorsten nickte:"Ich kann euch <strong>ein</strong>en großen Pool in den hinteren Garten<br />

stellen. Du musst dann nur etwas Luft in d<strong>ein</strong>em Cockpit und den Schlafkojen lassen,<br />

damit du Auftrieb hast. Und wie ich mit m<strong>ein</strong>en Sensoren gerade sehe, hast du dich<br />

schon <strong>ein</strong>gerichtet. Sogar <strong>ein</strong> Neutralisations-Klo." Rough dachte an diese seltsamen<br />

Toiletten, die Thorsten extra für die Xenon auf den Markt gebracht hatte. Weil die<br />

Xenon ja später auch <strong>ein</strong>e Crew in sich tragen wollten, hatte er diese Dinger gebaut,<br />

damit die Xenon sich nicht <strong>ein</strong> ekliges Abwasser-Entsorgungssystem implantieren<br />

mussten. Ein kl<strong>ein</strong>er Zerspaltungs-Generator zersetzte etwaige Ausscheidungen, aber<br />

eigentlich alles im Generator, in s<strong>ein</strong>e chemischen Grund-Elemente und presste diese<br />

zu Blöcken, die man auf Raumstationen verkaufen konnte. Besonders das Graphit aus<br />

dem Kohlenstoff würde wohl reissenden Absatz machen. Wie das alte Sprichwort<br />

schon sagte: Aus sch**** Geld machen.<br />

Siren lächelte stolz:"Ich habe nur das F<strong>ein</strong>ste erzeugt...ausserdem musste ich es ja<br />

nicht mit dem Teleporter in mich hin<strong>ein</strong> schaffen und es vorher besorgen, wie andere<br />

Xenon." Thorsten schien alles vor dem geistigen Auge zu haben:"Ja, schon sehr<br />

geschmackvoll."<br />

In diesem Moment wuchs das Dach zu und im Garten blitzte es. Rough beäugte den<br />

Pool mit den Augen s<strong>ein</strong>es Schiffskörpers...es sah doch recht bequem aus: Viel<br />

Wasser, weiche Wände und Boden, alles Temperiert und für die Privatssphäre konnte<br />

er <strong>ein</strong>en Knopf drücken und <strong>ein</strong> Dach fuhr über den Pool. Gerade breit genug, das er<br />

und Siren bequem neben<strong>ein</strong>ander liegen konnten. Und nen Fernseher gab's auch<br />

noch! Ein Luxus-Becken.


Rough grinste Thorsten mit s<strong>ein</strong>em humanoiden Gesicht an:"Na, du hast ja an Alles<br />

gedacht." "Ja, schliesslich sollt ihr es ja bequem haben." Siren hatte sich mit ihrem<br />

Schiffskörper schon alles angesehen ind lächelte auch zufrieden:"Das sieht richtig<br />

bequem aus. Dankeschön." Thorsten legte beiden jeweils die Hand auf die<br />

Schulter:"Und die Whirlpool-Funktion solltet ihr erst <strong>ein</strong>mal ausprobieren." Rough und<br />

Siren huschte <strong>ein</strong> verspieltes Lächeln übers Gesicht...eigentlich über jeweils beide<br />

Gesichter.<br />

Thorsten nahm die Hände wieder hinunter:"Es ist spät geworden, ich denke mal, Jarin<br />

und ich gehen mal wieder." Jarin sah Thorsten an:"Och, wollen wir nicht heute Nacht<br />

noch auf sie aufpassen? Wenn die beiden nichts dagegen haben, natürlich." Rough<br />

und Siren sahen sich an:"Also, von uns aus, könnt ihr gerne noch bleiben." Ein kl<strong>ein</strong>er<br />

Tritt, der kurz <strong>ein</strong>e Beule auf Sirens Bauch formte, ergab <strong>ein</strong>e weiter Zustimmung.<br />

Thorsten lächelte und zuckte mit den Schultern:"Dreifach <strong>ein</strong>geladen, da kann man ja<br />

nicht n<strong>ein</strong> sagen."<br />

Rough war aber k<strong>ein</strong>e ruhige Nacht vergönnt. Selaja konnte ansch<strong>ein</strong>end nur zu gut<br />

schlafen und erwies sich schon im Mutterleib als Wühlmaus. Wie Siren mit diesem<br />

Rumoren in den Eingeweiden schlafen konnte, konnte Rough nicht verstehen. Auch im<br />

Pool bekam er ständig leichte Tritte gegen den Rumpf, als Selaja ihre Schleier<br />

ausprobierte...ansch<strong>ein</strong>end alle vier auf <strong>ein</strong>mal. Und im Bett...Siren kuschelte sich<br />

immer an ihn, wenn er neben ihr lag, und wenn ihr Bauch an ihm lag, bekam er die<br />

Tritte ab...also schnappte er sich <strong>ein</strong>en Morgenmantel, gab ihn Siren zwischen die<br />

Arme, wo der Mantel dann s<strong>ein</strong>e Wärme immitieren sollte, und ging in die Küche, um<br />

sich <strong>ein</strong> Erdnussbutter-Sandwich zu schmieren.<br />

Thorsten saß aufrecht neben Jarin, in dem Bett, das sie sich aufgestellt hatten. Er<br />

flüsterte zu Rough:"Hallo. Na, lässt d<strong>ein</strong>e Tochter dich nicht schlafen?" "Ich bekomme<br />

ja jetzt noch Tritte gegen m<strong>ein</strong>en Rumpf. Siren kuschelt sich immer seitlich an m<strong>ein</strong>en<br />

Bauch und Selaja tritt hin<strong>ein</strong>." "Du könntest doch auf dem Bauch schlafen." "Dann<br />

kriege ich die Tritte gegen m<strong>ein</strong>en Kristall...sag mal, was sind das eigentlich für<br />

Kristalle? Die sind nicht transparent, glitzern aber trotzdem." "Da sind so viele Dinge<br />

<strong>ein</strong>gelagert...Pfff...<strong>ein</strong> Teil Schild-Generator, <strong>ein</strong> Teil Waffensystem, <strong>ein</strong> Teil Generator,<br />

<strong>ein</strong> Teil Sensor...die Systeme erstrecken sich ja durch d<strong>ein</strong>en ganzen Körper. Wie bei<br />

den Guardians, damit sie nicht an <strong>ein</strong>er Stelle verwundbar sind." "Und biologisch?"<br />

"Ein Teil der Haut und irgendwie wohl auch Schmuckwerk." "So wie <strong>ein</strong>e Stirnschuppe<br />

bei Teladis?" "Ja, das trifft es ganz gut." "Und die am Heck sind m<strong>ein</strong>e Triebwerke."<br />

"Die Haupttriebwerke, ja." "Boah...ohhh, das war garnicht schön...du bist dir sicher,<br />

das d<strong>ein</strong>e Enkelin nicht auch <strong>ein</strong> paar Merkmale von <strong>ein</strong>em Pferd hat? Sie tritt<br />

zumindest wie <strong>ein</strong>es." "Wenn sie erst <strong>ein</strong>mal auf der Welt ist, dann wird das noch<br />

schlimmer, denn dann kann sie sich auch direkt an dich kuscheln und zu wühlen<br />

anfangen." "Auch das noch." Thorsten stand auf und setzte sich zu Rough an den<br />

Küchentisch und lächelte:"Tja, hast du mich doch <strong>ein</strong>geholt." "Was m<strong>ein</strong>st du?" "Na,<br />

m<strong>ein</strong> eigener Sohn überholt mich in der Zeugung <strong>ein</strong>es Kindes." "Stimmt, mich hast<br />

du ja gebaut." "D<strong>ein</strong>en Körper, d<strong>ein</strong> Prä-System habe ich geschrieben." "Dann so.<br />

Hoffentlich lassen du und Jarin dir nicht noch <strong>ein</strong> paar Jahrhunderte Zeit." "Wieso?"<br />

"Ich möchte Selaja nicht erklären müssen, dass sie <strong>ein</strong>en Onkel oder <strong>ein</strong>e Tante hat,<br />

der oder die <strong>ein</strong> paar hundert Jahre jünger ist als sie." "Tja, wenn man so lange lebt,<br />

zieht sich sowas wohl hinterher." "Warum hat es bei euch bisher eigentlich noch k<strong>ein</strong>e<br />

Kinder gegeben? Verhütet ihr?" "N<strong>ein</strong>, eigentlich nicht...allerdings ist das <strong>ein</strong>e ziemlich<br />

private Frage." "Tschuldigung." "Is' schon OK. Nun, was es mit <strong>ein</strong>em Geschwisterchen<br />

für dich auf sich hat...es ist bisher nicht dazu gekommen." "Ihr habt noch nie...?" "Wo<br />

denkst du hin? Ich war über neunhundert Jahre Single und du glaubst, da wäre nicht<br />

genug Feuer in der Beziehung für diesen Zeitvertreib?!" "Naja...was soll ich sonst<br />

darüber wissen?" "Doch, sicherlich haben wir schon, aber bisher gab's halt k<strong>ein</strong> Kind."<br />

"Naja, du hast ja bestimmt noch <strong>ein</strong> paar <strong>Jahrtausend</strong>e Zeit." "Ich weiss nicht, ob<br />

m<strong>ein</strong> menschlicher Körper so lange noch existiert...ich lebe in den Tag hin<strong>ein</strong> und


plane trotzdem." "Irgendwie glaube ich, du hast noch die Ewigkeit vor dir." "Wenn du<br />

das sagst...ich habe ja auch noch etwas, was ich d<strong>ein</strong>em Geschwisterchen erklären<br />

musste, wenn es dann darauf zu sprechen kommt, wenn es erst <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>s geben<br />

würde." "Und das wäre?" "Nun, das ihr Bruder <strong>ein</strong> riesiges Schiff ist, fast wie <strong>ein</strong><br />

Weltraum-Wal, und s<strong>ein</strong>e Nichte ebenfalls, ganz zu schweigen von der Schwägerin."<br />

"Tja, unsere Familie schlägt die Bresche zwischen Menschen und Xenon." "Und dann<br />

sind wir beide auch noch Sonderlinge: Ich als riesiges Naniten-Wesen und du als<br />

Über-Biomechanoid, entstanden aus <strong>ein</strong>em anderen Programm." "Tja...es kommt halt,<br />

wie es kommt. Auuuuuu..." "Siren ist <strong>ein</strong> Stück nach vorne geglitten und Selaja hat dir<br />

ins Gesicht getreten." "Ja...ouuhh...da bin ich schon besser gepanzert, als jeder Xenon<br />

hier und jedes Kriegsschiff und trotzdem tut es weh." "Daran bist du selber schuld,<br />

aber du bist halt <strong>ein</strong> lieber Kerl." "Ja...wenn ich die ganzen Schutzmechanismen<br />

m<strong>ein</strong>er Haut an mache, dann gibt sie kaum noch nach oder wird ganz zu <strong>ein</strong>er<br />

Panzerplatte, die sich nur durch m<strong>ein</strong>en Bewegungsreiz verformt...und dann kriegt<br />

Sirens Bauchwand die ganze Wucht von Selajas Tritt ab...und die Kl<strong>ein</strong>e tut sich am<br />

Schleier weh." "Das fürsorgendste Superkampfschiff im All, gleich nach der Mutter<br />

natürlich." "Danke...aber, wie ist das eigentlich mit der Geburt? Wo machen wir das?"<br />

"Du hast d<strong>ein</strong>e Sensoren ja noch nicht hochgefahren. Aber im Orbit gibt es <strong>ein</strong>e<br />

riesige Raumstation, <strong>ein</strong>zig und all<strong>ein</strong>, damit Xenon ihre Kinder kriegen können." "Und<br />

wenn wir in Jahrhunderten riesige Schiffe sind?" "Dann flutscht der vergleichsweise<br />

winzige Drohnenkörper des Kindes sowieso fast von all<strong>ein</strong> raus. Und der humanoide<br />

Körper kann im Schiffskörper gebähren." "Also sieht man <strong>ein</strong>em riesigen Schiff<br />

garnicht an, wenn es in anderen Umständen ist?" "Naja...die Entwickler eurer Körper<br />

haben sich sehr um das Wohl der Kinder gesorgt...die Schwellung des Bauches wird<br />

proportional gleich bleiben, weil um das Kind in größeren Schiffskörpern <strong>ein</strong> Schutz<br />

aufgebaut wird, hauptsächlich aus Flüssigkeit, aber auch aus Gewebeschwellungen<br />

und Panzerplatten." "Also wird <strong>ein</strong>e zehn Kilometer lange Xenon <strong>ein</strong>en Bauch wie<br />

<strong>ein</strong>en Asteroiden kriegen, damit ihrem Kind nichts geschieht, falls <strong>ein</strong> echter Asteroid<br />

in ihren Bauch fliegen sollte?!" "Jupp. Seltsamer Gedanke, was?" "Na, wenn das Kind<br />

dadurch sicher ist." "Auch wieder wahr. Ich denke mal, wir beide werden es ja<br />

irgendwann sehen." "Tja...ausserdem hat <strong>ein</strong> solcher Bauch für die jeweilige Mutter ja<br />

noch <strong>ein</strong>en Vorteil." "Oh, nun bin ich mal interessiert." "Du liesst m<strong>ein</strong>e Gedanken<br />

nicht?" "N<strong>ein</strong>, oder willst du, dass ich das tue?" "Ne, das ist schon schön so. Jedenfalls<br />

ist der Vorteil, das wohl kaum jemand <strong>ein</strong>e schwanger Xenon nicht vorsichtiger<br />

behandeln wird." "Stimmt, zumindest k<strong>ein</strong> vernünftiges Wesen. Allerdings glaube ich,<br />

so manche Xenon im Entwicklungsbereich dieses Mechanismus' wird sich noch selbst<br />

verfluchen, wenn sie als riesiges Schiff mit <strong>ein</strong>em Megatonnen schweren Bauch durch<br />

die Gegend fliegt." "Das kann ich mir gerade lebhaft vorstellen. Und das macht mir<br />

Angst." Thorsten lachte über Roughs kl<strong>ein</strong>en Scherz, dann begann er wieder zu<br />

sprechen:"Wenn du Pech hast, wird d<strong>ein</strong>e Tochter noch <strong>ein</strong> Weihnachtskind."<br />

"Weihnachtskind?" "Ja, <strong>ein</strong> Kind, das nur wenige Tage vor oder nach Weihnachten<br />

geboren wird." "Was ist denn so schlimm daran?" "Nun, für Kinder ist es oft schade,<br />

wenn sie zwei Feiertage so nah bei<strong>ein</strong>ander haben, dann haben sie mitten im Jahr<br />

nichts." "Stimmt...das wäre nicht gerade schön für Selaja." "Ihr Opa sorgt schon für<br />

<strong>ein</strong>e Abwechslung, wenn's dazu kommt." "Du könntest Siren ja auch <strong>ein</strong>fach etwas<br />

länger von der Geburt abhalten." Thorsten sah ihm in die Augen:"Hast du vielleicht bei<br />

der Umwandlung doch was abbekommen? Eure Tochter ist <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Propperchen.<br />

Sie ist für ihr Alter ziemlich kräftig. Wenn ich Siren vom Gebähren abhalte, bis<br />

Weihnachten lange vorbei ist, dann muss man ihr die Hüfte brechen, damit Selaja<br />

noch raus kommen kann...ganz zu schweigen von dem Gewebe am Muttermund."<br />

Rough sah schludbewusst zurück:"Gut...ich denke, dann lassen wir's so, mit nem<br />

Geburtstag zu Weihnachten." Thorsten schüttelte den Kopf:"Um Himmels<br />

Willen...Siren würde dir das Haus um die Ohren hauen, wenn sie erfahren würde, dass<br />

du Selaja noch viel länger in ihr wachsen lassen würdest. Mich wundert's sowieso,


dass sie dir noch nicht von ihren Rückenschmerzen erzählt hat." "Sie hat<br />

Rückenschmerzen?" "Ja, zumindest im humanoiden Körper." Siren stand auf <strong>ein</strong>mal in<br />

der Tür, mit dem Morgenmantel an, den Rough ihr gegeben hatte, um sie warm zu<br />

halten. Da es s<strong>ein</strong> Morgenmantel war, war ihr Bauch durch den Schnitt des Stoffes<br />

kaum verdeckt...sie hatte sich <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong> Handtuch auf den Bauch gelegt.<br />

Ihr Gesichtsausdruck wirkte furchterregend. Sie stemmte die Hände in den Rücken<br />

und drückte ihren Bauch heraus:"Du wolltest diese Kugel also noch größer werden<br />

lassen? Willst du, dass ich platze?!" Rough zog den Kopf zwischen die Schultern:"Du<br />

kannst mir von mir aus in den Hintern treten." Siren lächelte und rieb sich den Bauch,<br />

der lauthals gurgelte:"Ich verzeih's dir, wenn du mir auch so <strong>ein</strong> Sandwich machst."<br />

Rough lächelte erleichtert:"Kommt sofort." Siren setzte sich an den Tisch, links von<br />

Thorsten und rechts von Rough's Platz. Sie versuchte, sich dichtmöglichst an den<br />

Tisch zu ziehen, wurde jedoch vorzeitig von ihrer Tochter gebremst. Siren sah an sich<br />

hinunter:"Na toll, diese Körper gibt's auch mit Abstandhaltern." Thorsten lachte sie<br />

an:"Aber bald hast du dieses Extra ja in den Armen." "Darauf freu ich mich<br />

schon...ausserdem habe ich so nen Hunger, seit wir biomechanisch sind." "Das ist<br />

ganz normal. Vorher hattest du nur nen Computer in d<strong>ein</strong>er Konstruktion, aber jetzt<br />

trägst du <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es, schnell wachsendes Lebewesen mit dir rum. Und um zu<br />

wachsen, braucht Selaja Nahrung. Du brauchst zum Betrieb auch Nahrung. Essen für<br />

zwei und bisher nur Karamell-Eis. D<strong>ein</strong> Körper steckt alles, was er kann, in Selaja und<br />

du hast das Hintertreffen. Und da das Karamell-Eis wohl aufgebraucht ist, braucht ihr<br />

beide mehr." "Es fühlt sich an, als würde ich <strong>ein</strong> ganzes Buffet leerfressen können."<br />

Thorsten sah Siren von oben bis unten an:"Ich kann dir <strong>ein</strong>s machen, wenn du willst,<br />

kann ich dir <strong>ein</strong>es machen." Rough lächelte darüber, während er in weiser Vorraussicht<br />

gleich fünf Sandwiches machte. Er legte die doppelten Toast-Scheiben, mit ordentlich<br />

Erdnussbutter dazwischen, auf <strong>ein</strong>en Teller und drehte sich damit um.<br />

Sirens Augen glitzerten richtig:"M<strong>ein</strong> Schatz, genau das brauche ich." Rough stellte<br />

den Teller vor ihr ab, strich ihr übers Haar und ihren Bauch und setzte sich neben sie.<br />

Thorsten und Rough rissen die Augen erschrocken auf, als Siren <strong>ein</strong> halbes Sandwich<br />

mit <strong>ein</strong>em Bissen verschlang. Während ihre Wangen den ganzen Mundinhalt kaum<br />

halten konnten, fing sie auch noch an, zu sprechen:"Alwo, diefe <strong>Fan</strong>dwipfes fmecken<br />

herrliff."<br />

Rough wurde übel, als er sah, wie schnell Siren aß:"Möchtest du nicht noch etwas<br />

langsamer essen." Siren hielt mitten im Kauen inne, ihr Mund war von Erdnussbutter<br />

verschmiert. Sie schluckte <strong>ein</strong>en Ballen hinunter, den andere beim runterschlucken als<br />

schmerzhaft groß empfunden hätten und antwortet:"Ich denke mal, wie ich mich voll<br />

stopfe, ist ziemlich wiederlich, oder?" Rough reichte ihr <strong>ein</strong>e Serviette:"Schon<br />

gut...nur nimm kl<strong>ein</strong>ere Bissen, sonst kriegst du noch was in den falschen Hals und<br />

erstickst, bevor unsere Kl<strong>ein</strong>e die Chance hat, ihren ersten Atemzug zu machen."<br />

Siren rieb sich die Erdnussbutter vom Mund und nickte. Thorsten grinste:"Du hast ja<br />

glück, dass du die Schwangerschaft im achten Monat als Bio-Humanoid begonnen<br />

hast, damit hast du die Morgenübelkeit übersprungen...dann müsste alles morgenfrüh<br />

auch wieder den Mund passieren." Siren grinste und biss normal von <strong>ein</strong>em Sandwich<br />

ab:"Naja, aber das Problem habe ich ja nicht...dieser Druck, kurz über dem Schritt,<br />

das war, wenn man pinkeln musste, oder?" Thorsten nickte:"So weit ich mich<br />

erinnere, ja." "Dann entschuldigt mich." Siren watschelte ging zur Toilette.<br />

Rough sah Thorsten an:"Wieso, so weit du dich erinnerst?" "Ach, ich nutze die<br />

Substanzen anderweitig. Ich konnte zwar viel von dem wieder ausbügeln, was m<strong>ein</strong>e<br />

Naniten vor ihrem Bewussts<strong>ein</strong> in mich integriert haben, aber <strong>ein</strong>iges muss<br />

bleiben...<strong>ein</strong> Teil von dem, was ich im Programm der Naniten in m<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong><br />

übernommen habe." "Du siehst ganz normal aus, was soll denn da anders s<strong>ein</strong>?" "Ein<br />

paar Stoffwechsel-Änderungen, um Gifte in nutzbare Substanzen umzuwandeln." "Und<br />

das äussert sich wie?" "Nun, wenn ich ohne Naniten in <strong>ein</strong>e Wüste geschickt werde,<br />

dann kann ich dort locker überleben. Ich kann aus dem Sand Mineralien gewinnen,


mit dem Silizium <strong>ein</strong>e Körperpanzerung wachsen lassen, die über m<strong>ein</strong>e<br />

Bindegewebspanzerung hinaus geht. Ich kann Luftfeuchtigkeit absorbieren und mich<br />

komplett in etwas anderes Umwandeln, binnen <strong>ein</strong>er Woche. Dazu kann ich noch<br />

genügend Sachen in verschiedenen Drüsen produzieren, um <strong>ein</strong>en weiteren Menschen<br />

oder sonst <strong>ein</strong>e Art zu versorgen." "Das klingt ja wiederlich...du verwandelst dich in<br />

was anderes?" "Ja, <strong>ein</strong> komisches Vieh zwischen Mensch, Maschine und Tier." "Und<br />

sieht man das nicht in <strong>ein</strong>em Bio-Scan?" "Ne, das konnte ich umändern. Ich kann das<br />

über <strong>ein</strong> Neuralmuster in m<strong>ein</strong>en Hypothalamus <strong>ein</strong>leiten und der produziert die<br />

Hormone, um bereits vorhandene Introns zu aktivieren und <strong>ein</strong> paar andere Dinge zu<br />

machen." "Und wie siehst du dann aus?" "Du könntest mich dann wohl <strong>ein</strong>e Wer-Echse<br />

nennen...auch wenn ich weiter zur Gruppe der Säugetiere gehöre." "So richtig mit<br />

Kloake, Schwanz und Schuppen?" "Ich habe nicht <strong>ein</strong>mal ne Kloake, bis auf das Maul,<br />

Nüstern und Ohren ist alles zugewachsen. Dann habe ich nen Schwanz, als fünfte<br />

Extremität und Schuppen aus Kohlenstoff...also Diamanten." "Du panzerst dich dann<br />

mit Diamanten?" "Naja, <strong>ein</strong> Diamant-Komplex mit Bio-Polymeren." "Ist dir das schon<br />

mal passiert?" "Einmal...als ich sehr viel früher auf <strong>ein</strong>em Paraniden-Planeten von<br />

<strong>ein</strong>er kosmischen Energie-Welle getroffen wurde. M<strong>ein</strong>e Naniten musste ich auf Stand-<br />

By stellen und ich wäre verhungert und verdurstet, wenn ich es nicht getan hätte. Ich<br />

möchte das auch nie wieder machen müssen." "Tut es weh?" "Du weisst doch noch<br />

d<strong>ein</strong>e Umwandlung?! Stell dir das ganz langsam über <strong>ein</strong>e Woche lang vor."<br />

"Oohhh...höllisch. Kannst du mir etwas davon zeigen, das nicht weh tut?" "Eine Sache<br />

wäre da, die ich etwas beschleunigen kann." Thorsten hob s<strong>ein</strong>en Fuss hoch, stülpte<br />

den Schuh ab und zog die Socke aus. Mit <strong>ein</strong>em wiederlichen Knacken lösten sich die<br />

<strong>ein</strong>zelnen Zehenknochen vom Zeh des anderen und der Fuss spaltete sich auf, aus den<br />

Zehennägeln wurden kurze Krallen.<br />

Rough verzog das Gesicht:"Üaah. Und die Krallen? Werden die noch länger?" "Etwa<br />

zwanzig Zentimeter und messerscharf." Mit <strong>ein</strong>em Knacken klappte der Fuss wieder<br />

zusammen und die Krallen wurden wieder zu Zehennägeln. Thorsten zog den Fuss<br />

wieder an.<br />

Rough lächelte verschmitzt:"Bist du dann Herbi- oder Carnivore?" "K<strong>ein</strong>s von beiden.<br />

Ich habe die Fähigkeit zur Fotosynthese und fresse St<strong>ein</strong>e." "Du knabberst nur<br />

Mineralien?" "Ich wollte ja nichts töten müssen." "Weiss Jarin davon?" "Ich habe es ihr<br />

damals gezeigt, als ich sie zuerst getroffen habe. Sie hatte mich das Selbe gefragt,<br />

wie du und ich wollte sie nicht anlügen." "Und was hat sie gesagt, als du dich<br />

verwandelt hast?" "Sie fand mich hübsch...das Glänzen m<strong>ein</strong>er Schuppen hat ihr<br />

gefallen." "Ehrlich?" "Sie hat mich "Diamantendrachen" genannt. Und mich wie <strong>ein</strong>en<br />

Leguan am Hals gekrault." "Ich denke mal, wenn sie dich als Monster damals noch<br />

mochte, dann ist eure jetzige Liebe noch besser." Rough spürte <strong>ein</strong>e Fingerspitze auf<br />

s<strong>ein</strong>er Schulter. Er sah nach oben und sah Jarin:"Er hat dir von s<strong>ein</strong>er Drachengestalt<br />

erzählt?" Rough nickte:"Jepp...und du hast ihn hübsch gefunden?" "Ich mag Reptilien,<br />

die auf zwei B<strong>ein</strong>en laufen. Er hat mir davon erzählt, nachdem er mir von den<br />

Paraniden erzählt hat." "Da kanntest du ihn wie lange?" "Einen Tag. Er hatte mich in<br />

s<strong>ein</strong>em Haus untergebracht." "Und du bist nicht schreiend davon gelaufen?" "Nun,<br />

nachdem ich gemerkt habe, wie menschlich und lieb er ist, hat mich das auch nicht<br />

mehr abweisen können." Jarin gab Thorsten <strong>ein</strong>en Kuss und setzte sich neben ihn.<br />

Rough sprach weiter:"Aber diese Gestalt ist nicht genetisch veranlagt?" Thorsten<br />

schüttelte den Kopf:"N<strong>ein</strong>, die Naniten, die ich ursprünglich entwickelt hatte, hatten<br />

die oberste Direktive, das Genom ihres Wirtes nicht ohne vorherige Programm<strong>ein</strong>gabe<br />

zu verändern." "Also, solltet ihr mal Kinder kriegen, sind das k<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>en Echsen?!"<br />

Thorsten nickte. Siren kam wieder und setzte sich, das Handtuch war ihr vom Bauch<br />

gerutscht und sie hatte den Mantel mühsam davor gezogen:"Wovon redet ihr gerade?"<br />

"Von <strong>ein</strong>em Extra, das Thorsten in sich trägt." "Oh, welches denn?" Thorsten<br />

lächelte:"Ich kann mich <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>e Art Wer-Echse verwandeln." "Wer-Echse?" Rough<br />

legte Siren die Hand auf ihre:"Du hast doch mal dieses Werwolf-Buch gelesen, ja?"


"Hmhm." "Nimm statt nem Wolf <strong>ein</strong>fach ne Echse, basierend auf <strong>ein</strong>em Säugetier,<br />

dazu ausgelegt, zu überleben und sich zu verteidigen." "Aha...und das kann er<br />

weshalb?" Thorsten antwortete schon:"M<strong>ein</strong>e Naniten waren mal simple Maschinen<br />

und da haben sie sich dementsprechend modifiziert, um nicht krank zu werden und zu<br />

überleben. Als wir uns verschmolzen haben, habe ich etwas von ihrem Programm<br />

übernommen und deshalb kann ich mir das nicht entfernen. Es ist so, das mir alles im<br />

Geist dagegen wiederspricht. M<strong>ein</strong>e Naniten sorgten sich um mich und haben das<br />

deshalb durchgerungen, falls ich, also m<strong>ein</strong>e Naniten, ausfallen und m<strong>ein</strong><br />

menschlicher Körper all<strong>ein</strong> ist. In dieser Form komme ich gegen jedes biologische<br />

Wesen an. Wenn m<strong>ein</strong>e ganzen Implantate noch funktionieren, leite ich m<strong>ein</strong>e<br />

Transformation nicht <strong>ein</strong>...weil ich mich als Mensch wohler fühle. Dann kriege ich<br />

wegen der Introns auch noch <strong>ein</strong> paar seltsame Instinkte...zum Beispiel lege ich mich<br />

dann gerne auf warme St<strong>ein</strong>e in die Sonne." "Wie <strong>ein</strong> echtes Reptil? Naja, Säugetiere<br />

haben sich ja auch aus primitiven Reptilien entwickelt." Thorsten erschauderte am<br />

ganzen Körper:"Uahh, wenn ich schon daran denke...Sand essen, Felsen<br />

zerbeißen...ich bin lieber <strong>ein</strong> Mensch." Jarin tippte ihn an:"Zumindest kannst du uns<br />

beide durchbringen, falls d<strong>ein</strong>e Naniten mal versagen...auch wenn ich nicht möchte,<br />

dass du dich verwandeln musst, dass tut ja auch weh."<br />

Ein lautes Gurgeln durchdrang den Raum und Siren wurde rot:"Kann...kann ich noch<br />

<strong>ein</strong> Sandwich haben?" Rough stand auf und schmierte noch <strong>ein</strong> Sandwich.<br />

Siren sah Thorsten und Jarin an:"Tut mir leid, das ich auch noch so <strong>ein</strong>e<br />

Lärmbelästigung bin." Thorsten grinste:"Ich leiste mal Rough gesellschaft und mache<br />

noch was, was gut für euch beide ist." "Gut?" "Na, immerhin habe ich d<strong>ein</strong>e und<br />

Selajas Konstruktion gleich <strong>ein</strong>gelesen. Ich weiss genau, was euch fehlt und kann<br />

dementsprechend kochen. Also, etwas mit viel Folsäure, ordentlich Vitamine und <strong>ein</strong><br />

paar Mineralien und Amino-Säuren." Thorsten stellte sich neben Rough und Rough<br />

grinste s<strong>ein</strong>en Vater an:"Zwei kochen für <strong>ein</strong>e." "N<strong>ein</strong>, für zwei." "Stimmt." Rough sah<br />

erstaunt zu, wie Thorsten schnell alle Zutaten aus den Schränken holte, <strong>ein</strong> Messer<br />

nahm und ordentlich Gemüse zerkl<strong>ein</strong>erte. Spinat, Salate, Tomaten und und und. Es<br />

war etwa genug, um <strong>ein</strong> großes Staats-Bankett zu versorgen. Thorsten wusch alles<br />

und stellte es zum abtropfen hin. Er schnappte sich <strong>ein</strong>e Zitrone, halbierte sie, presste<br />

den Saft aus, schnappte sich etwa sieben verschiedene Pflanzen-Öle von der Erde,<br />

vermischte Öl und Zitronensaft und sah zu Rough hinüber:"Darf ich mich mal an<br />

d<strong>ein</strong>em Kräutergarten vergreifen?" Rough war total überrumpelt:"Ähm...sicher." Ein<br />

paar Abschnitte von Kräutern flogen durchs Fenster und landeten auf dem Brett vor<br />

Thorsten. Thorsten zerhackte die Kräuter und gab sie in das Öl, liess Wasser<br />

<strong>ein</strong>fliessen und verquirlte alles. Es war etwa <strong>ein</strong>e Wanne voll. Dann nahm er noch <strong>ein</strong><br />

paar Kräuter, orderte beim Computer vierzehn Putenbrust-Braten und legte die<br />

Kräuter auf die Putenbrüste, die er mit Öl bestrichen hatte. Rough sah, wie das Fleisch<br />

abhob und zu braten begann...Thorsten nutzte s<strong>ein</strong>e Naniten nur dieses <strong>ein</strong>e Mal. Er<br />

spührte <strong>ein</strong>e Hand auf s<strong>ein</strong>er Schulter, es war Siren, die mit sehnsüchtigem Blick auf<br />

Thorstens Kocherei sah. Thorsten grinste, während er das Essen beobachtete:"Rough,<br />

ich denke mal, du gibst Siren d<strong>ein</strong>e Sandwiches, ich bin gleich fertig." Siren nahm die<br />

Sandwiches entgegen und gab Rough <strong>ein</strong>en Kuss auf die Wange.<br />

Thorsten nahm, nachdem das Putenfleisch gebraten war, je <strong>ein</strong> großes Messer in jede<br />

Hand und begann mit unglaublicher Geschwindigkeit die Putenbrust in Scheiben zu<br />

schneiden. Der Salat, der die halbe Küche in <strong>ein</strong>en Gemüse-Berg verwandelte, hob ab,<br />

<strong>ein</strong>e riesige Wanne erschien auf der Veranda und der Salat schwebte dorthin, gefolgt<br />

vom Putenfleisch und dem Dressing. Alles vermischte sich wie von Geisterhand und<br />

landete in der Wanne. In Thorstens Hand blitzte es noch <strong>ein</strong>mal und er hielt <strong>ein</strong>e<br />

Schüssel in der Hand, groß genug, um Sirens Bauch zu bedecken. Er füllte die<br />

Schüssel, wobei Siren ihm auf die Veranda folgte. Rough und Siren taten dies auch.<br />

Der Opa in Spe reichte Siren die "kl<strong>ein</strong>e Schüssel" und <strong>ein</strong>e Gabel, dann hob er die<br />

riesige Wanne hoch und lächelte:"Ich kann mir schon denken, warum Siren so <strong>ein</strong>en


iesigen Hunger hat: Sie hat erstens noch nie was festes gegessen und zweitens: Ihr<br />

wirklich hungriger Körper schläft noch im Pool." Siren nickte, <strong>ein</strong> Salat-Blatt hing ihr<br />

aus dem Mundwinkel:"Joa, das kann stimmen." Auf <strong>ein</strong>mal gurgelte es so, als würde<br />

<strong>ein</strong> Düsenjet über ihren Köpfen fliegen...es war Sirens Schiffskörper.<br />

Thorsten lächelte triumphierend:"Rough, würdest du Siren <strong>ein</strong>mal anstuppsen, um sie<br />

aufzuwecken?" "Sicher." Im Pool platschte es kurz und das Dach öffnete sich etwas.<br />

Mit verschlafenen Augen schob Siren ihren Orca-Artigen Kopf mit den beiden<br />

Auswüchsen hinter den Augen, die sich tief in den Pool erstreckten, aus dem Pool. Wie<br />

sich herausgestellt hatte, saßen die beiden Hautlappen hinten am Nacken, also an<br />

dessen Knochenstruktur. Sie war müde, aber lächelte trotzdem. Weil Schiffskörper sich<br />

über Ultraschall oder Funk unterhielten, was auch über Lautsprecher nach aussen<br />

geleitet werden konnte, jedoch im Maul-Bereich k<strong>ein</strong>e richtigen Sprachorgane hatten,<br />

kam aus dem riesigen Rachen nur <strong>ein</strong> glückliches Gurren. Thorsten stellte die Wanne<br />

ab und Siren begann sofort, wie <strong>ein</strong> Hund aus s<strong>ein</strong>em Napf, daraus zu essen. Rough<br />

war doch ziemlich p<strong>ein</strong>lich davon berührt, dass Siren wie <strong>ein</strong> Tier fraß:"Siren..."<br />

Sowohl der riesige Schiffskopf, als auch Siren mit Morgenmantel sahen zu Rough, der<br />

weitersprach:"...musst du wie <strong>ein</strong> Tier essen? Du hast doch Kraftfeldgeneratoren und<br />

d<strong>ein</strong>e Schleier."<br />

Siren antwortete ihm mit ihrem humanoiden Körper:"Wie soll ich das denn machen?<br />

Ich bin immer noch verdammt müde, zumindest mit m<strong>ein</strong>em Schiffskörper, daher<br />

funktionieren die Kraftfeldgeneratoren nicht, weil man sich konzentrieren muss. Ich<br />

habe diese ganzen Extras noch nicht genug verinnerlicht, um sie zu benutzen." "Und<br />

d<strong>ein</strong>e Schleier?" "Was m<strong>ein</strong>st du, worauf ich mich auf den Pool-Rand gedrückt halte?!"<br />

"Na gut." Rough entschloss sich, Siren <strong>ein</strong>fach selbst mit s<strong>ein</strong>em Schiffskörper zu<br />

füttern. Weil er sie auch dabei berühren wollte, um ihr nahe zu s<strong>ein</strong>, wollte er s<strong>ein</strong>e<br />

Schleier benutzen.<br />

Also griff er mit s<strong>ein</strong>en Schleiern durch die Wasseroberfläche nach oben, wo er die<br />

Bewegungen mit der Sicht s<strong>ein</strong>es humanoiden Körpers koordinieren konnte. Vor den<br />

Augen der Anderen schoben sich s<strong>ein</strong>e riesigen Schleier aus dem Wasser und griffen<br />

in die Wanne. Siren lächelte mit beiden Körpern und antwortete mit ihrem<br />

humanoiden Körper:"Du bist <strong>ein</strong> Schatz, dann fütter mich mal." Rough grinste.<br />

Thorsten sah auf Sirens Schiffskörper:"Iss aber besser nicht alles, ich habe wohl<br />

etwas übertrieben."<br />

Jarin ging zu Sirens Schiffkörper:"Hast du was dagegen, wenn ich dich <strong>ein</strong> bisschen<br />

streichle? Du erinnerst mich an den Orca, den ich mal in <strong>ein</strong>em Delphinarium<br />

gestreichelt habe." Mit Salat in ihrem humanoiden Mund antwortete Siren:"Pfon mir<br />

auf gerne." Jarin strich mit ihrer Hand über Sirens Aussenhaut, als wäre sie <strong>ein</strong><br />

Orca...auch wenn der Kopf viel größer war und Jarin mit <strong>ein</strong>em Haps hätte auffressen<br />

können.<br />

Siren schloss ihre beiden Augenpaare halb und lächelte:"Oh...das fühlt sich super<br />

an...wie wenn mir sonst jemand hinterm Ohr krault." Auf <strong>ein</strong>mal begann der riesige<br />

Schiffskörper zu Schnurren...<strong>ein</strong> riesiger Biomechanoid schnurrte?<br />

Rough lachte:"Na super, m<strong>ein</strong>e Liebste schnurrt." Siren setzte sich mit der Schüssel<br />

an den Veranda-Tisch:"Ich kann nichts dagegen machen...Jarin hat <strong>ein</strong>en<br />

empfindlichen Punkt gefunden...Moment, Rough, halt mir mal schnell d<strong>ein</strong>en Schleier<br />

vor's Maul!" "Wieso?"<br />

In diesem Moment hörte man <strong>ein</strong> Grummel aus Sirens Schiffskörper. Sie verschloss<br />

krampfhaft ihr Maul, aber ihre verschliessbaren Nasenlöcher, wie kl<strong>ein</strong>e Blaslöcher von<br />

Walen, direkt an ihrer Schnauze über dem Maul, blähten sich und gingen auf.<br />

Der Luftstrom <strong>ein</strong>es riesigen Rülpsers schoss aus den Nasenlöchern und warf Jarin<br />

um. Sirens Schiffsaugen tränten durch den Druck. Jarin lag mit aufgerissenen Augen<br />

und zerzausten Haaren, auf die Ellenbogen aufgestützt. Siren rannte mit ihrem<br />

humanoiden Körper, so schnell sie es mit ihrem Bauch konnte, zu Jarin:"Oh, Jarin, es<br />

tut mir leid, ich hab' dir doch nicht wehgetan, oder?" Thorsten kniete auch schon


neben Jarin und auch Rough war zu ihr gerannt. Jarins starrer Blick löste sich und sie<br />

fing an, lauthals zu lachen:"Herzlichen Glückwunsch, Siren, du hast mir soeben den<br />

größten Rülpser gezeigt, den ich je gesehen habe." Alle lachten und Jarin<br />

grinste:"Naja, hiermit ist das auch verständlich." Jarin tippte Siren auf den<br />

halbnackten, humanoiden Bauch. Siren wurde knallrot und zog sich den Mantel vor<br />

den Bauch, kurz darauf entwich ihr noch <strong>ein</strong> "humanoider Rülpser". Wieder lachten<br />

alle.<br />

Mit schuldbewußtem Blick aß Siren weiter, während Jarin ihren Schiffskörper weiter<br />

streichelte.<br />

Als Siren den letzten Schleier voll Salat runtergeschluckt hatte, hing ihr genüßlich die<br />

Zunge aus dem Maul. Ein kl<strong>ein</strong>erer "Schiffsrülpser" war das <strong>ein</strong>zige, was man aussen<br />

noch von dem Salat mitbekam.<br />

Siren hielt sich die Hände an den Rücken und streckte sich durch:"Ohhh...ich glaube,<br />

m<strong>ein</strong> Schiffskörper platzt gleich. Das tut ganz schön weh." Rough hatte garnicht<br />

bemerkt, wie der Wasserspiegel gestiegen war und verglich das, was s<strong>ein</strong>e<br />

Schiffsaugen jetzt sahen, mit <strong>ein</strong>em Photo, das er aus langeweile von Sirens<br />

"tretendem Bauch" gemacht hatte. Er kratzte sich besorgt am Hinterkopf:"Also, ich<br />

denke mal, du hast dich ordentlich überfressen...du siehst da unten fast aus, als<br />

würde Selaja gleich als Scout auf die Welt kommen." Jarin ging zum Beckenrand und<br />

steckte ihren Kopf ins Wasser. Kurz darauf kam sie wieder raus und sah Siren ziemlich<br />

seltsam an:"Du solltest wohl besser nichts mehr mit d<strong>ein</strong>em Schiffskörper essen, bis<br />

Selaja geboren ist, sonst zerquetscht du sie noch mit d<strong>ein</strong>em Magen." Siren legte den<br />

Kopf schief:"Ist es wirklich so schlimm?" Jarin liess sich gerade die Haare von<br />

Thorsten trocknen und sah zu Siren hinüber:"Sieh's dir doch selbst an. Du siehst aus,<br />

wie <strong>ein</strong> Schwertransport-Schiff." Siren ging zum Beckenrand, strich sich mit ihrer Hand<br />

<strong>ein</strong> Salatblatt vom Maul, steckte es sich in den Mund und steckte den Kopf dann ins<br />

Wasser.<br />

Ihre Schiffsaugen weiteten sich nervös und sie wendete ihren riesigen Kopf ins<br />

Wasser, wie als ob sie ihren humanoiden Augen nicht trauen würde.<br />

Sie drehte ihren Schiffskörper auf den Rücken und sah sich auf den nassen Bauch...es<br />

erinnerte Rough an <strong>ein</strong>en See-Otter, der sich <strong>ein</strong>e Muschel auf der Brust aufschlagen<br />

wollte...nur <strong>ein</strong> Otter mit so <strong>ein</strong>em Bauch hätte ihm leid getan.<br />

Siren holte ihren Kopf aus dem Wasser und Thorsten trocknete auch ihr die Haare. Sie<br />

war geschockt:"Ob ich mich mit m<strong>ein</strong>en Triebwerken überhaupt noch hochheben<br />

kann...Ich hoffe, dieser Hunger kommt nicht auch, wenn ich Selaja entbunden habe."<br />

Thorsten sah sie beruhigend an:"K<strong>ein</strong>e Angst, dann ist es vorbei. Ich habe hier was<br />

für dich." Es blitzte kurz in s<strong>ein</strong>er Hand und er hielt <strong>ein</strong> großes Gefäß in den Händen.<br />

Thorsten reichte ihn Rough und grinste:"Erfüll mal d<strong>ein</strong>e Pflicht als Vater. Das ist<br />

Ba<strong>by</strong>-Öl, damit reibst du Siren jetzt ihren Schiffsbauch <strong>ein</strong>...und gib ihr die hier."<br />

Thorsten nahm noch <strong>ein</strong>e große, dicke Scheibe aus der Tasche. Rough sah sich die<br />

Scheibe an:"Was ist das? Ne Tablette?!" "Jepp. Die legst du ihr unter die Zunge und<br />

sie nimmt <strong>ein</strong>en Schluck Wasser." "Und was ist da drin?" "Etwas Subraum-Materie für<br />

euer Kind und <strong>ein</strong> paar Naniten, die ihr helfen, zu verdauen." "Na gut." Siren setzte<br />

ihren humanoiden Körper auf die Veranda und lächelte:"Bitte, Rough, schmeiss mir<br />

diese Pille <strong>ein</strong>." Ihr riesiges Schiffsmaul öffnete sich und sie winkte grinsend mit ihrer<br />

Zunge hin<strong>ein</strong>. Rough griff zwischen die riesigen Zähne, die ihm in s<strong>ein</strong>em Schiffsmaul<br />

nie so groß vorgekommen waren. Er legte die Pille in ihr Maul und sie duckerte ihr<br />

Maul kurz unter, um etwas Wasser aufzunehmen. Ein Schluckgeräusch und<br />

Erleichterung zeigte sich auf Sirens Mienen. Ein gurgelndes Geräusch von ihrem Bauch<br />

schreckte ihn auf. Erst jetzt bemerkte er, wo sie an der Oberfläche schwamm, dass<br />

der Bauch ihm die Sicht nahm. Er grinste:"M<strong>ein</strong>e liebste, der Wal." Siren zog sich mit<br />

ihren Schleiern an den Poolrand und Rough legte s<strong>ein</strong> Ohr an ihren Bauch: Zwei<br />

Herzschläge, <strong>ein</strong> Großer, <strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>er und das Gurgeln <strong>ein</strong>es viel zu beanspruchten<br />

Verdauungssystems. Mit s<strong>ein</strong>em Schleier reichte Rough über Sirens Bauch und nahm


sich den Öl-Kanister aus den Händen. Er kippte das Öl über Sirens Bauch und strich<br />

mit s<strong>ein</strong>em Schleier das Öl in ihre Haut. Wieder dieses niedliche Schnurren.<br />

Rough ging mit s<strong>ein</strong>em humanoiden Körper zu Sirens humanoiden Körper. Er setzte<br />

sich neben sie und sie lehnte sich an ihn:"Weisst du Rough, ich denke, ich habe eben<br />

genug gegessen, um unser Kind zweimal auszutragen." "Wenn nicht gar drei mal." Sie<br />

stubbste ihn leicht an und lächelte:"Blödmann." Er umarmte sie.<br />

Thorsten, der sich <strong>ein</strong>e von Roughs Pflanzen angesehen hatte, kam zu den Beiden und<br />

setzte sich Rough gegenüber. Jarin, die bisher dem Spektakel des Schiffes, das<br />

<strong>ein</strong>geölt wurde, zugesehen hatte und Siren das Kinn gekrault hatte, ging jetzt zum<br />

Tisch und setzte sich zum Trio:"Weisst du Siren, d<strong>ein</strong> Körper hat echt Kuscheltier-<br />

Faktor 10. Du hast so große, friedliche Augen, als wärst du <strong>ein</strong> echter Wal." Siren<br />

wurde rot:"Danke...und du verstehst es, <strong>ein</strong> Schiff zu kraulen." "Hehe, ich hatte ja<br />

auch schon Gelegenheit, an <strong>ein</strong>em "kl<strong>ein</strong>en" Orca zu üben." Siren sah Thorsten<br />

an:"Was geschieht eigentlich mit der ganzen Bio-Masse, die ich nicht brauche und<br />

Selaja auch nicht? Muss ich jetzt etwa so lange als Trank-Tonne durchs All fliegen, bis<br />

ich das alles verarbeitet habe?" Thorsten sah sie überrascht an:"Ich dachte, du<br />

wüsstest, wie ihr das gelöst habt. Nun, jeder Xenon hat <strong>ein</strong>en Subraum-Frachtraum,<br />

den er nicht für Waren nutzen kann, dort speichert er überschüssigen Nahrungsbrei<br />

aus dem Verdauungstrakt. Bis das alles verbraucht ist, wirst du aber kaum Appetit<br />

haben." Siren wurde knallrot und sah nach unten:"Ich glaube, ich könnte schon<br />

wieder ne Kl<strong>ein</strong>igkeit vertragen." Rough entfuhren alle Gesichtszüge:"Aber du hast<br />

doch eben bestimmt fünf Tonnen Salat gegessen!" "Joa...aber...das hat sich woanders<br />

schon wieder angeballt." Thorsten schüttelte den Kopf:"Das ist ja echt der Hammer,<br />

wie schnell du das zu Selaja überführst...die Kl<strong>ein</strong>e ist gerade um zehn Zentimeter<br />

gewachsen." Rough sah Thorsten an:"Was? Wie groß wird ihr Drohnenkörper denn in<br />

etwa werden?" "Nun...bisher hat noch k<strong>ein</strong> Xenon entbunden...und die Drohnenkörper,<br />

die ihr aus euren Rücken gebildet habt, waren viel kl<strong>ein</strong>er, als die Kinder es s<strong>ein</strong><br />

werden...pfff...zwei Meter, ohne Schleier?!" Siren sah zu ihrem Bauch hinüber:"Aber<br />

m<strong>ein</strong>e Wampe ist da hinten doch viel größer..." Thorsten nickte:"Wie gesagt, ihr habt<br />

Schutzorgane für die Kl<strong>ein</strong>en." "Und davon krieg ich so ne Wampe?" "Ausserdem das<br />

ganze Kühlorgan, damit du auch mit Kind in <strong>ein</strong>e Atmosphäre fliegen kannst, das<br />

Fruchtwasser dazu...ja, da stimmt das schon wieder." "Und diese Organe, wachsen die<br />

mit?" "Nur gering." "Und wie werde ich dann aussehen, wenn wir zur<br />

Entbindungsstation hoch müssen?" "Also, bei der Wachstumsrate und euren<br />

Anomalien...in kl<strong>ein</strong> wenig dicker, als jetzt mit dem ganzen Salat. Aber das mit dem<br />

Salat...du brauchst ja auch Nahrung. Ich glaube, ich bleibe die nächsten sieben<br />

Wochen eher bei euch und kümmere mich darum, das es euch gut geht." "Rough<br />

auch?" "Wenn der arme Kerl für dich kochen müsste, dann würde er nen Schwäche-<br />

Anfall kriegen." Jarin lächelte:"Und ich bringe dir <strong>ein</strong> paar Atemübungen bei." Siren<br />

schreckte auf:"Du kennst Atemübungen? Ich dachte, du hättest bisher k<strong>ein</strong>e Kinder."<br />

"Ich hatte <strong>ein</strong> Schulpraktikum in <strong>ein</strong>em Krankenhaus...die haben mich auf die<br />

Entbindungsstation geschickt." Siren schien überglücklich:"Das fügt sich ja alles<br />

bestens. Ich werde von so vielen lieben Wesen umsorgt. Und ich kriege bald <strong>ein</strong>e<br />

Tochter." Rough struwelte Siren die Haare:"Um alles in der Welt, werde ich mich um<br />

euch beide Kümmern, und wenn ich dich auf m<strong>ein</strong>em Rücken zur Entbindungsstation<br />

hochtragen müsste." Thorsten sah beide an:"Und ich hole sie euch vor die Haustür,<br />

damit du nicht die Wehenschmerzen so lange aushalten musst und du dir d<strong>ein</strong>e<br />

Triebwerke nicht überlastest." Alle lachten...langsam ging die Sonne auf.<br />

Thorsten stand auf:"Ich schlage vor, ihr alle legt euch noch mal schlafen und ich<br />

bereite euch <strong>ein</strong> Frühstück vor...auch für unsere verfressene Schiffsdame." Siren<br />

streckte ihm verspielt die Zunge heraus. Rough wollte Siren überraschen: Er griff ihr<br />

in die Kniekehlen und unter die Schulterblätter und hob sie hoch. Siren war zuerst<br />

überrascht, lächelte dann aber und schlief umgehend in s<strong>ein</strong>en Armen <strong>ein</strong>...ihr<br />

Schiffskörper schlief schon, seit das Öl <strong>ein</strong>gezogen war. Langsam sank ihr


Schiffskörper auf den Grund. Rough liess sich auch absinken und massierte ihr noch<br />

etwas den Bauch. Luftblasen <strong>ein</strong>es Rülpsers stiegen aus ihren Nasenlöchern.<br />

Währenddessen trug er Siren ins Schlafzimmer, gab s<strong>ein</strong>er Tochter über den Bauch<br />

<strong>ein</strong>en Kuss, deckte die "Beiden" vorsichtig doppelt zu und legte sich neben sie. Er<br />

legte s<strong>ein</strong>en Arm um sie und schlief ebenfalls <strong>ein</strong>.<br />

Jarin legte sich ins Bett und war überglücklich. SIE würde Oma werden. Gerade<br />

zweiundzwanzig und schon Oma...das sollte sie ihren Eltern nie erzählen. Aber das<br />

Erlebnis...<strong>ein</strong> schwangeres Raumschiff streicheln zu dürfen, das in etwa so intelligent<br />

war wie sie, hatte wohl auch noch K<strong>ein</strong>er gemacht, der nicht <strong>ein</strong>en Xenon zum Freund<br />

hatte. Dann aber zu wissen, das man über den Großvater dieses Kindes mit der<br />

Familie verwandt war, aber k<strong>ein</strong> Xenon war, dazu, dass der Großvater <strong>ein</strong><br />

Nanitenwesen war, das den Vater des Kindes erst vor Kurzem aus <strong>ein</strong>em alten Bunker<br />

geholt hatte und vor Jahrhunderten gebaut hatte...das Ganze war so irreal, aber<br />

wunderschön, dass Jarin mit <strong>ein</strong>em Lächeln auf den Lippen <strong>ein</strong>schlief.<br />

Thorsten fand das Ganze hier war mittlerweile <strong>ein</strong> richtig schönes Gefühl. Zu wissen,<br />

dass <strong>ein</strong> neues Leben heranwuchs mit dem man durch die Programmierung des<br />

eigenen maschinellen Teils verwandt war und man...ja, eigentlich schon der Vater des<br />

Kindsvaters war, machte Thorsten stolz. Er war ja auch k<strong>ein</strong> junger Opa. Er freute<br />

sich, endlich <strong>ein</strong>e größere Familie zu haben. S<strong>ein</strong>e Eltern hatte er ja seit dem Vorfall<br />

mit den Naniten nie wieder gesehen. Über <strong>ein</strong> paar hundert Ecken war er mit etwa<br />

fünftausend Argonen und Terranern verwandt, über <strong>ein</strong>en Onkel mütterlicher Seits und<br />

<strong>ein</strong>e Tante väterlicher Seits, die er früher nie gesehen hatte, aber <strong>ein</strong> Familienband<br />

bestand da nicht.<br />

Ganz anders hier...s<strong>ein</strong>e Enkelin...<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Wunder. S<strong>ein</strong> Sohn...<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Wunder...s<strong>ein</strong>e Schwiegertochter in Spe...<strong>ein</strong> Wunder...und s<strong>ein</strong>e Verlobte...<strong>ein</strong><br />

Wunder. Er war so glücklich, das er nicht mehr aufhören konnte, zu lächeln.<br />

Er hatte so viele Gerichte, die er jetzt zubereiten wollte...so seltsam es war...Siren<br />

hatte schon etwa die Hälfte des Salats in Energie umgesetzt und in ihre Tochter...er<br />

hatte garnicht bedacht, das der Mechanismus, mit dem er überschüssige Nahrung in<br />

elektrische und dann andere Energien umwandeln konnte, auch in Siren stecken<br />

würde...auch in Rough und Selaja. In etwa <strong>ein</strong>er Stunde würde Siren wohl wieder<br />

genug Raum in ihrem Schiffskörper haben, um so viel Nahrung zu vertilgen, wie<br />

vorhin. Aber der Salat bekam ihr gut. All die Inhaltsstoffe kräftigten sie und die Kl<strong>ein</strong>e.<br />

Ihr fehlte etwas Zucker...<strong>ein</strong> Kuchen, das wars. Was konnte er noch zum Frühstück<br />

machen? Rough aß gerne Rühreier mit Schinken und danach Waffeln mit Sirup. Jarin<br />

verzehrte sich nach Haferflarn und Waffeln, sowie <strong>ein</strong>em Spritzkuchen. Und Siren aß<br />

noch gerne Nougat. Thorsten dachte an die arme Siren, die sich Roughs<br />

Morgenmantel immer zuhalten musste. Unbemerkt blitzte es kurz neben dem Bett der<br />

Beiden und es lag <strong>ein</strong> roter, mollig warmer, weicher Morgenmantel für Siren da.<br />

Thorsten machte sich ans Backen und Kochen. Pfannen schwebten durch die Luft,<br />

während Thorsten s<strong>ein</strong>e Hände für andere Kocharbeiten nutzte.<br />

Rough wachte auf...wo war Siren?! Über den Schock wachte auch s<strong>ein</strong> Schiffskörper<br />

auf...puh, ihr Schiffskörper lag im Pool, mit dem Kopf aus dem Wasser.<br />

Rough schwang sich aus dem Bett und zog s<strong>ein</strong>en Morgenmantel an, der auf dem<br />

Boden lag. Er rannte zum Pool, während er langsam zur Wasseroberfläche stieg. Mit<br />

beiden Augenpaaren sah er gleichzeitig, wie Siren auf <strong>ein</strong>em Kissen am Poolrand im<br />

Schneidersitz saß. Sie aß <strong>ein</strong>en Happen kuchen und warf sich dann <strong>ein</strong> ganzes Stück<br />

in ihr vergleichsweise riesiges Maul. Hätte er nicht gewusst, dass es ihr eigener Kiefer<br />

war, hätte er sofort geschriehen. Nun hörte er auch, was sie die ganze Zeit sagte:"Ein<br />

Bissen für mich, <strong>ein</strong> Stück für mich, <strong>ein</strong> Bissen für mich, <strong>ein</strong> Stück für mich..." Rough<br />

lächelte sie an und setzte sich neben sie:"Woher hast du denn diesen Morgemantel?"<br />

"D<strong>ein</strong> Vater." "Ich nehme an, der Käsekuchen ist auch von ihm?" "Er kann noch besser<br />

kochen als du. Knapp, aber etwas." Er sah auf den Kuchen:"Darf ich mal kosten?"<br />

"Gerne." Sie liess ihn von ihrem Stück abbeisen, er hatte etwas Creme an der


Wange:"Mmm, der ist wirklich gut."<br />

Plötzlich kam Sirens zwei Meter lange Zunge aus ihrem Maul und leckte ihm die<br />

Creme von der Wange. Speichel klebte an der gesamten linken Kopf-Hälfte und s<strong>ein</strong>e<br />

Haare standen hoch, wie gegelt. Er musst gucken, wie <strong>ein</strong> begossener Pudel, denn<br />

Siren lachte laut auf:"Tut mir leid, ich konnte mich nicht beherrschen." "Du...hast<br />

nicht zufällig <strong>ein</strong>e Serviette?" "Doch, hier." Sie reichte ihm <strong>ein</strong> Tuch und er trocknete<br />

sich ab. Ein Gurgeln hinter ihm, er wusste, wo es her kam, schreckte Siren auf. Mit<br />

hungrigen Augen sah er aus dem Pool zu Siren und hiefte s<strong>ein</strong>en Kopf an Land. Siren<br />

schlug sich leicht an den Kopf:"Stimmt ja, du hast ja noch garnichts gegessen. Mach<br />

mal d<strong>ein</strong> Maul auf." Rough öffnete s<strong>ein</strong> Maul und streckte s<strong>ein</strong>e Zunge hinaus. Siren<br />

holte mit <strong>ein</strong>em Stück Kuchen aus und warf direkt in s<strong>ein</strong> Maul. Während s<strong>ein</strong>e<br />

riesigen Kiefer kauten, lächelte er sie mit s<strong>ein</strong>em humanoiden Gesicht an:"Danke.<br />

Schmeckt genau so gut, wie mit diesem Körper hier."<br />

Siren lächelte und lehnte sich gegen ihre große Schnauze:"Hast du eigentlich mal<br />

gerochen?" "Öhm, n<strong>ein</strong>?!" Rough roch mit s<strong>ein</strong>en riesigen, bisher immer<br />

verschlossenen Schiffsnasenlöchern und s<strong>ein</strong>er normalen Nase, es roch herrlich nach<br />

allen Leckereien:"Sag bloß, er hat all unsere Lieblingsgerichte gekocht?" "Ja: Rührei<br />

mit Schinken, Waffeln, Spritzkuchen und ganz leckere Kekse...Haferflarn heissen die,<br />

glaub ich." Rough hörte s<strong>ein</strong>en großen Magen wieder knurren. Thorsten stand schon<br />

auf der Veranda, mit <strong>ein</strong>em riesigen Tablett, voll mit Rührei und Schinken, und <strong>ein</strong>em<br />

kl<strong>ein</strong>eren Teller. Dazu noch <strong>ein</strong> Teller, der neben s<strong>ein</strong>em Kopf schwebte. Thorsten kam<br />

zu den Beiden und setzte sich zu ihnen:"Ah, guten Morgen Rough. Ich habe hier<br />

<strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> Tablett für d<strong>ein</strong>en Schiffskörper und <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>en Teller für dich. Und für<br />

dich Siren, <strong>ein</strong> paar Waffeln mit Nougat-Creme." Sirens vier Augen<br />

funkelten:"Oh...dankeschön." Rough ertappte sich auch dabei, wie ihm das Wasser im<br />

Mund zusammenlief...am Rande s<strong>ein</strong>es Mauls lief ihm schon <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Strom<br />

hinunter, den er schnell mit s<strong>ein</strong>er Zunge weg leckte. Thorsten stellte ihm das riesige<br />

Tablett vor s<strong>ein</strong>e Schnauze und drückte ihm den Teller in die Hand.<br />

Thorsten lächelte väterlich:"Lasst es euch schmecken. Für dich habe ich auch noch <strong>ein</strong><br />

paar Waffeln...<strong>ein</strong>mal Zehn und <strong>ein</strong>mal Fünfhundert. Ausserdem habe ich noch<br />

Schokoladen-Sirup aus Frankreich geholt." "Du warst in Frankreich?" "Ja, ich habe da<br />

so <strong>ein</strong>en Drei-Sterne-Koch, dem ich mal das Leben gerettet habe. Wenn ihr mal in <strong>ein</strong><br />

Restaurant wollt, dann könnt ihr dort umsonst essen...nur bitte nur mit den<br />

humanoiden Körpern, sonst futtert ihr ihn bankrott." Rough freute sich:"Oh,<br />

dankeschön." Rough steckte sich die erste Gabel Rührei in den Mund und schaufelte<br />

sich die erste Schleierspitze ins Maul. Es war herrlich. Das erste mal aß er richtig mit<br />

diesen Körpern.<br />

Mit <strong>ein</strong>em diebischen Grinsen stach Siren in das Rührei und steckte sich die volle<br />

Gabel in den Mund. Rough sah, wie sie sich dazu noch Nougat-Creme vom Mundwinkel<br />

leckte, während sie sich <strong>ein</strong>e Waffel ins Maul warf. Ihm jagte <strong>ein</strong> kalter Schauer über<br />

die Rücken:"Das du das so durch<strong>ein</strong>ander essen kannst...büah." Sie lächelte und<br />

zeigte zu ihrem Bauch:"Hey, ich bin Schwanger, schon vergessen?! Da ist das doch<br />

erlaubt." Rough nickte:"Na gut, du hast dich noch mal aus der Affäre gezogen. Hast<br />

du eigentlich mal probiert, ob d<strong>ein</strong>e Triebwerke d<strong>ein</strong> Gewicht überhaupt noch tragen<br />

können?" Siren nickte:"Jupp. Thorsten hat mir übrigens erzählt, dass wir <strong>ein</strong>en<br />

Mechanismus haben, der überschüssige Nahrung in Energie verwandelt, die wir besser<br />

speichern können." "Oh, interessant...dann müsstest du ja jetzt mit d<strong>ein</strong>en Bio-Akkus<br />

<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>stadt für <strong>ein</strong> Jahr versorgen können." Siren nickte:"Da steckt wirklich so viel<br />

Energie hinter, du hast es eigentlich gut getroffen." Rough war überrascht, grinste<br />

dann und steckte sich die letzte Gabel Rührei in den Mund:"Wie geht's eigentlich<br />

Selaja?" "Um acht hat sie aufgehört zu treten und hat mich nur noch ab und zu<br />

regelrecht gestreichelt." "Oh, <strong>ein</strong>e mutterleibsinterne Streichel<strong>ein</strong>heit, niedlich." "Aber<br />

da konnte ich schlafen, oh, herrlich." "Und warum warst du dann wach?" "Der Hunger<br />

hat mich geweckt und dann hat mich der Geruch in die Küche gezogen." "Ah."


Jarin wachte von dem herrlichen Geruch auf. Noch ziemlich verschlafen, richtete sie<br />

sich im Bett auf:"Thorsten? Du stehst immer noch in der Küche?" "Japp." Ihre Augen<br />

funkelten auf, als sie <strong>ein</strong>es der Tabletts sah:"Du hast Haferflarn gemacht?!" "Ja, nur<br />

für dich...Siren konnte natürlich die Finger nicht davon lassen, also hatte ich ihr auch<br />

welche gebacken." Er kam mit <strong>ein</strong>em Teller der dampfenden Kekse, angeordnet um<br />

<strong>ein</strong>en Spritzkuchen, zu ihrem Bett. Sie umarmte ihn und gab ihm <strong>ein</strong>en dicken<br />

Kuss:"Oh, sogar Spritzkuchen!" "Alles für m<strong>ein</strong>e Liebste." "Oh, du bist so süß...und<br />

backen kannst du, die sind köstlich." "Ich habe mir etwa siebzig Haferflarn-Rezepte<br />

gemerkt." "Was? So viele gibt's?" "Ja...noch <strong>ein</strong> paar mehr, aber die fand ich<br />

wiederlich." "Wo ist eigentlich unsere schwangere Fressmaschine und d<strong>ein</strong> Sohn?" "Die<br />

sitzen bei ihren Schiffskörpern und futtern." "Wollen wir dazu gehen?" "Möchtest du<br />

dir nicht zuerst d<strong>ein</strong>e Klamotten wieder anziehen?"<br />

Jarin sah an sich hinunter:"Oh, du hast recht." Sie schlüpfte in ihre Klamotten und<br />

stand mit ihren Keksen auf. Thorsten schnappte sich zwei riesige Tabletts und andere<br />

schwebten hinter ihm her...gefolgt von vier Tellern. Hauptsächlich Waffeln. Jarin<br />

erzeugte sich <strong>ein</strong> dickes Sitzkissen und setzte sich neben Siren, Thorsten setzte sich<br />

neben Rough, reichte ihm <strong>ein</strong>en Teller mit Waffeln, dann Jarin und dann Siren, <strong>ein</strong><br />

Tablett flog zu Roughs Schnauze und noch <strong>ein</strong>es zu Sirens Schnauze, neben die<br />

Sitzgruppe, hinter Sirens humanoiden Rücken. Rough sah sich in der Runde um:"Stört<br />

es euch beide, wenn Siren und ich ohne Schleier essen...Schokosirup klebt so und<br />

Nougat-Creme auch." Jarin lächelte:"So lange Siren uns nicht aus Versehen mit ins<br />

Maul zieht. Sie wird uns zwar nicht zerkauen können, aber der ganze Speichel..."<br />

Siren nickte mit beiden Köpfen:"Ich passe schon auf, dass ich nicht zur<br />

Menschenfresserin werde."<br />

Jarin sah zu Roughs Schiffskörper hinüber, der s<strong>ein</strong>e Zunge um <strong>ein</strong>en Waffelstapel<br />

schlang und die Waffeln dann in s<strong>ein</strong> Maul zog. Kurz schmatzte das riesige Maul, dann<br />

kaute er normal.<br />

Siren machte es anders. Sie nahm ihre Gabel, dann das Tablett hoch und schob sich<br />

mit der Gabel <strong>ein</strong>en Stapel Waffeln ins Maul. Sie schmatzte nicht. Ruckzuck waren die<br />

Tabletts leergeputzt.<br />

Rough drehte s<strong>ein</strong>en riesigen Körper auf den Rücken, klopfte sich mit <strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er<br />

Frontschleier auf den Bauch und hielt sich den anderen Schleier vor's Maul. Ein kaum<br />

hörbarer Rülpser kam die große Kehle hoch und stoppte im Maul. Rough entliess die<br />

Luft vorsichtig durch s<strong>ein</strong>e Nasenlöcher.<br />

Siren begann, sich ihre Waffeln vom Teller aufzuteilen und nach zwei weiteren Waffeln<br />

ins Maul, schien ihr Schiffskörper satt zu s<strong>ein</strong>.<br />

Jarin hielt ihren Keksteller in die Mitte, den Spritzkuchen hatte sie schon<br />

gegessen:"Möchte jemand <strong>ein</strong>en Keks?" Alle nickten und Rough und Siren fragten, ob<br />

sie wohl pro Körper <strong>ein</strong>en haben dürften. Selbstverständlich gab Jarin ihnen die Kekse<br />

und Siren noch je Körper <strong>ein</strong>en Weiteren für Selaja.<br />

Thorsten knabberte an <strong>ein</strong>em Keks, Rough schmiss sich <strong>ein</strong>en s<strong>ein</strong>er Kekse auf s<strong>ein</strong>e<br />

Zunge und zerrieb ihn sich am Gaumen. Siren steckte sich den ersten Keks in den<br />

Mund und legte sich <strong>ein</strong>en auf die große Zunge neben sich:"Die sind für Selaja."<br />

Rough knabberte neben Thorsten noch an s<strong>ein</strong>em Keks, da legte sich Siren schon<br />

jeweils den nächsten Keks in Mund und Maul.<br />

Thorsten liess die leeren Teller und Tabletts ins Haus zurück fliegen, dann rieb er sich<br />

die Augen und sah zu Siren und Rough:"Was haltet ihr davon, wenn wir uns mal eure<br />

Innenraume ansehen?" Rough und Siren nickten und <strong>ein</strong>igten sich darauf, das Rough<br />

zuerst besichtigt wurde.<br />

Das Quartett ging zu Roughs rechter Seite, mit der er sich an den Pool-Rand gezogen<br />

hatte.<br />

Jarin sah interessiert zu, wie <strong>ein</strong> langer Streifen, etwa <strong>ein</strong>en Meter zwanzig breit, sich<br />

von <strong>ein</strong>em Punkt hinter Roughs Cockpit zum anderen zog. Die Linie fiel <strong>ein</strong> und es war<br />

<strong>ein</strong> Schlitz, der sich zu <strong>ein</strong>er großen, quadratisch, ovalen Öffnung weitete. Eine kl<strong>ein</strong>e


Gangway entrollte sich wie die Zunge <strong>ein</strong>es Cartoon-Tieres aus <strong>ein</strong>er Tasche im Boden<br />

an der Öffnung. Die Gangway wurde fest und sie gingen hin<strong>ein</strong>.<br />

Bisher hatte Rough sich noch nicht <strong>ein</strong>gerichtet. S<strong>ein</strong>e Gänge, <strong>ein</strong> Hauptgang mit zwei<br />

Zimmern und <strong>ein</strong>er Wand am Ende, die er öffnen konnte, um zu s<strong>ein</strong>en organischen<br />

Systemen wie Sprungantrieb und Schildgenerator zu kommen, falls er sich diese mal<br />

verletzte, ging vom Cockpit ab.<br />

Der <strong>ein</strong>zige Stuhl war der Stuhl im Cockpit, der sich, weil Rough es wollte, zu ihnen<br />

drehte. Siren setzte sich schnauffend.<br />

Jarin war be<strong>ein</strong>druckt, wie eckig diese Gänge im Querschnitt doch waren, bis auf die<br />

abgerundeten Ecken. Und s<strong>ein</strong>e Wände fühlten sich wie <strong>ein</strong>e Mischung aus Plastik und<br />

Horn an, ganz f<strong>ein</strong>e Poren verströmten frischen Sauerstoff und nahmen CO2 aus der<br />

Luft auf...ebenso Luftfeuchtigkeit. Jarin strich ihm über die Wand:"Spührst du das,<br />

Rough?" "So, wie wenn mir jemand über m<strong>ein</strong>e Fuss- und Fingernägel oder m<strong>ein</strong>e<br />

Zähne streicht." "Bist du kitzlig?" "N<strong>ein</strong>, nicht hier." Als Jarin das Cockpit genauer<br />

unter die Lupe nahm, sah sie, das Hornplatten, wie gepanzerte Augenlider über den<br />

Instrumenten lagen. Rough blinzelte zum Spass mit den großen Lid, das s<strong>ein</strong>e<br />

Cockpit-Scheibe verdunkelte und ausserhalb lag. Jarin sah es sich an:"Warum hast du<br />

das nicht schon die ganze Zeit zu gehabt?" "So, wenn ich wach bin, mag ich's, wenn<br />

das Sonnenlicht in mich fällt, aber heute Nacht hatte ich es zu." "Aha...und die<br />

Bullaugen da hinten?" "Die zwei? Die lass ich, wie in den beiden Räumen, zu." "Der<br />

<strong>ein</strong>e Raum ist <strong>ein</strong> Bad, der andere <strong>ein</strong> Zimmer?" "Ich denke mal, so werde ich es<br />

machen. Eine Küche brauche ich ja, dank Materie-Erzeuger, nicht. Mir wachsen ja<br />

auch neue Räume, wenn ich wachse." "Wie groß werdet ihr eigentlich?" "Bis zu zehn<br />

Kilometer lang...bei uns weiss ich das aber nicht genau, vielleicht größer." "Ich möchte<br />

nicht die arme Sau s<strong>ein</strong>, die <strong>ein</strong>em von euch auf <strong>ein</strong>e lachendes Maul schaut, wenn er<br />

gerade aus <strong>ein</strong>em Sprungtor auf euch zu fliegt." Rough grinste:"Du könntest mir zur<br />

Not ja noch die Zähne ausschlagen." "Ach nö, ihr beide seid so liebe Schiffe. Ich würd<br />

mich sogar trauen, bei <strong>ein</strong>em von euch im Maul zu sitzen...bisher ist es mir nur zu<br />

nass." Rough lachte:"Die Frau, die ihren Kopf in das Maul <strong>ein</strong>es Kampfschiffes steckt."<br />

Jarin scherzte zurück:"Ja, wir könnten auf Tournee gehen."<br />

Siren strich zärtlich über die Amaturen:"Wollen wir dann mich besichtigen? Rough, du<br />

hast übrigens <strong>ein</strong>en herrlich bequemen Stuhl." Alle gingen also zu Siren, die sich<br />

genau so öffnete, wie Rough.<br />

Hier sah man schon viel mehr. Um die bioluminiszenten Lampen in der Decke der<br />

Gänge und Räume hatte Siren sich Kristalle gehängt...hauptsächlich Bergkristall,<br />

<strong>ein</strong>fach an die Wulsten gehängt, die auch hier wie Lider funktionierten. Von Sirens<br />

Cockpit ging <strong>ein</strong> langer Gang durch ihren Hals in ihr Heck, wo links und rechts <strong>ein</strong><br />

Raum waren, in der Mitte die Wand zum Organ-Komplex. Der linke Raum war das Bad<br />

mit <strong>ein</strong>em großen Whirlpool, <strong>ein</strong>er Dusche und <strong>ein</strong>em dieser Klos. Ein gekachelter<br />

Fussboden, der an den Teppich im Rest von Siren knüpfte. Dann öffnete Siren mit<br />

ihren Schiffsmuskeln die Tür zum anderen Raum...es war <strong>ein</strong> wunderschöner Anblick:<br />

Ein großes Ehebett unter ihrem Fenster, wo sie kurz ihr Lid öffnete. Links vom Bett <strong>ein</strong><br />

hübsches, hölzernes, weißes Kinderbett mit <strong>ein</strong>em Mobile darüber. In der anderen<br />

Ecke <strong>ein</strong>e Schmink-Komode und <strong>ein</strong> Kleiderschrank. Ein kl<strong>ein</strong>er Wickeltisch an der<br />

Nebenwand, wo auch das Kinderbett stand. Neben dem Kinderbett noch <strong>ein</strong>e weiche<br />

Bettstelle für <strong>ein</strong> bis zu drei Meter langes und zwei Meter breites Schiffchen. Siren<br />

lächelte stolz:"M<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>e hat <strong>ein</strong> Plätzchen bei uns." "Aber du hast doch ne<br />

Luftschleuse, oder?" "Ja klar, ich kann mich alle zwei Meter abschotten." "Ich finde die<br />

Idee niedlich: Du bringst sie auf die Welt und dann ist sie doch noch in dir." "Etwas<br />

anders, aber ja."<br />

"Dann kümmern wir uns gleich um die Atemübungen?" "Na gerne, Frau Lehrerin." Man<br />

spaltete sich auf und verliess Sirens Innenraum.<br />

Siren fühlte sich wie <strong>ein</strong> Nilpferd...seit sie biologisch war und ihre Verdauungsorgane<br />

in Übung gekommen waren, drückte es ihr alle Viertelstunde auf die Blase. Jarin war


geduldig mit ihr und half ihr beim Aufstehen. Minütlich trat ihr Selaja in <strong>ein</strong>e ihrer<br />

Bauchhölen. Bisher konnte sie ja wenigstens noch das Pupsen kaschieren, dass die<br />

Tritte der Kl<strong>ein</strong>en bei ihrem humanoiden Körper auslöste...aber trotzdem war sie wohl<br />

die glücklichste Kreatur im Universum. Auch wenn sie aussah, als hätte sie <strong>ein</strong>en<br />

Fussball verschluckt, machte das Glück, das sie durch all die Fürsorge und Liebe<br />

empfing, gepaart mit den hervorragenden Kochkünsten ihres Schwiegervaters,<br />

machten das tausendfach wieder wett. Ihre Rückenschmerzen waren verschwunden,<br />

seit sie Thorsten am Morgen darauf angesprochen hatte...hätte sie sich dabei nicht<br />

selbst mit den Oberschenkeln gegen den Bauch getreten, wäre sie jetzt glatt Joggen<br />

gegangen. Das sie allerdings noch etwa zwei Monate lang noch dicker werden würde,<br />

gefiel ihr weniger. Auch ihr humanoider Körper zuckte <strong>ein</strong>mal verzückt, als Rough mit<br />

s<strong>ein</strong>em Schleier begann, ihr den dicken Schiffsbauch zu kraulen. Das Schnurren drang<br />

bis an die Wasseroberfläche und Jarin sah sie an:"Was ist denn?" "Ohhh...Rough<br />

massiert mir m<strong>ein</strong>en Bauch." "Aha...was d<strong>ein</strong>en Schiffskörper angeht...hast du da<br />

überhaupt ne Lunge drin?" Siren dachte nach und sog mit <strong>ein</strong>em Atemzug ihrer<br />

großen Lunge <strong>ein</strong> paar hundert Liter Wasser <strong>ein</strong>. Zum Glück konnte sie auch daraus<br />

Sauerstoff gewinnen, auch wenn sie diesen nicht unbedingt brauchte. Sie nickte und<br />

Jarin lächelte:"Gut, dann tauch mal auf, schliesslich mach ich das ja, damit die<br />

Geburten <strong>ein</strong>facher gehen." Siren sah Jarin an:"Och, muss ich? Rough krault mir<br />

gerade so schön den Bauch." Jarin nickte:"Doch, das tut dir gut. Wenn du schon nicht<br />

durch die Gegend fliegst um dich fit zu halten, mach wenigstens <strong>ein</strong> paar<br />

Atemübungen." Über die Ultraschall-Kommunikation lachte Rough ihr zu, s<strong>ein</strong> riesiges<br />

Maul war von <strong>ein</strong>em Lächeln gezeichnet:"Du kannst auftauchen, ich kraule dich von<br />

unten." Siren dankte und stieg auf...sie kriegte ihre Augen aber nur halb auf...sie<br />

genoss es zu sehr.<br />

Mit halb geschlossenen Augen und zufriedenem Grinsen schob sie ihren Kopf aus dem<br />

Wasser, drückte das Wasser aus ihren Nasenlöchern und schnurrte.<br />

Jarin grinste:"Nicht, dass ihr hier schw<strong>ein</strong>ische Spielereien unter Wasser macht." Siren<br />

riss die Augen auf:"N<strong>ein</strong>...wie kommst du darauf." Jarin deutete auf Sirens zufriedenes<br />

Grinsen:"Naja...als ob er dich befummeln würde." "Die Massage nimmt m<strong>ein</strong>em Bauch<br />

die Spannung...das ist ne Wohltat. Daher m<strong>ein</strong> süffisantes Grinsen." "Ich habe gestern<br />

gesehen, dass du am Bauch <strong>ein</strong>en flachen Bauchnabel wie <strong>ein</strong> Hund hast." "Hab ich?<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lich habe ich mich da von m<strong>ein</strong>er Wirbelsäule abgespalten." "Sieht auf<br />

jeden fall niedlich aus, dieser kl<strong>ein</strong>e Punkt auf dieser riesigen Wampe." Siren rieb sich<br />

ihren humanoiden Bauch:"Ich weiss, ich sehe aus, als hätte ich <strong>ein</strong> Nilpferd<br />

gefressen...mit beiden Körpern." Jarin schüttelte aufmunternd den Kopf:"N<strong>ein</strong>, du bist<br />

hübsch geblieben. Wenn ich da an m<strong>ein</strong> Praktikum denke...die sahen aus wie<br />

Vogelscheuchen, wo der Kürbiskopf tiefer gerutscht war...und du hast ja nicht mal<br />

Schwangerschaftsstreifen." "Schwangerschaftsstreifen? Was'n das?" "Wenn die Haut<br />

<strong>ein</strong>reisst." Siren lächelte glücklich:"Ne, wenn ich mich auch fühle, als würde ich gleich<br />

platzen, <strong>ein</strong>gerissen ist bei mir nichts."<br />

Jarin lächelte:"Wenn da mal nicht <strong>ein</strong> gewisses Nanitenwesen die Systeme im Spiel<br />

hat." "M<strong>ein</strong>st du?" "Ich habe zum Beispiel früher oft Sonnenbrannt gehabt...seit ich<br />

Thorsten kenne, nicht <strong>ein</strong>mal." Ein lautes Gurgeln, gefolgt von <strong>ein</strong>em Kl<strong>ein</strong>eren<br />

unterbrach die Unterhaltung und liess Siren erröten:"Ähm...hehe...wollen wir uns mal<br />

<strong>ein</strong> zweites Frühstück machen?" Jarin sah entsetzt und doch vergnügt aus:"Ich seh'<br />

schon...bei dem, was du alles futterst, kommt m<strong>ein</strong>e Enkelin noch als ausgewachsener<br />

TL auf die Welt." Siren dachte mit Horror <strong>ein</strong>mal kurz an das Erlebnis, diese Geburt zu<br />

erleben, lächelte dann aber verfressen:"Nun...ich bin halt so hungrig." "Du erinnerst<br />

mich an Welpen." "Wieso Welpen?" "Nun, ihr Körper sagt ihnen sie sollen Milch von<br />

der Zitze ihrer Mutter saugen...auch wenn sie schon viel zu voll sind. Wenn man sie<br />

nicht von der Zitze zieht, kann es manchmal auch passieren, dass ihr Magen platzt<br />

und sie innerlich verbluten." Siren verzog das Gesicht:"Uuuhhh...aber bei denen<br />

krampft der Magen sich nicht schon ins Leere." Jarin sah auf Sirens Mitte:"Das kann


ich nicht glauben...du hast schon alles verdaut? Darf ich mal hören?" Siren nickte und<br />

Jarin legte ihr Ohr an den Bauch...<strong>ein</strong> weiteres Gurgeln und Jarin kam lächelnd wieder<br />

hoch:"OK, dann machen wir dir mal was." "Danke."<br />

Jarin hatte den Entschluss gefasst, sich nachts, wenn Siren schlief, nicht mehr dem<br />

Pool zu nähern...nicht das Siren in <strong>ein</strong>em Essenstraum nach oben schoss und sie für<br />

<strong>ein</strong>e Mahlzeit hielt...das biomechanische Körper überhaupt so viel futtern konnten. Ein<br />

hungriges Grummeln hinter ihr kam von Sirens Magen beantwortete den Gedanken.<br />

Thorsten saß schon grinsend in der Küche:"Aha, unsere Mammi hat schon wieder<br />

hunger?" Siren wollte gerade etwas sagen, da grummelte der Magen schon<br />

wieder...sie lachten.<br />

Thorsten streckte sich durch:"Was darf's denn s<strong>ein</strong>? Ein spezielles Gericht, <strong>ein</strong>e<br />

Geschmacksrichtung?" Siren kratzte sich an der Schläfe:"Ich glaube, ich würde alles<br />

essen, aber am liebsten...für mich hier <strong>ein</strong> großer Pfannkuchenberg und dazu<br />

ordentlich Soße...in entsprechenden Mengen das gleiche für mich im Pool." Thorsten<br />

lächelte:"Also <strong>ein</strong>mal sechs Kilo Pfannkuchen und <strong>ein</strong>mal 4 Tonnen Pfannkuchen."<br />

Siren kratzte sich an der Hüfte:"Das klingt herrlich." Thorsten sah zu Jarin:"Und soll<br />

ich dir auch was schönes kochen?" "Danke, n<strong>ein</strong>, ich bin noch satt vom Frühstück."<br />

"Gut."<br />

Eine Wand aus Pfannen blitzte auf und schwebte in der Küche, daneben erschien <strong>ein</strong><br />

riesiger Bottich, über dem Eier, Mehl, Zucker, Milch und Vanille entstanden und in<br />

Massen hin<strong>ein</strong> flossen. Ein riesiges Paddel erschien und rührte den Bottich durch,<br />

quirlte alles schaumig und dann floss der Teig in Ströhmen durch die Luft in die<br />

Pfannen, wo die Pfannkuchen zu braten begannen.<br />

Siren setzte sich neben Thorsten:"Warum machst du das eigentlich nicht gleich mit<br />

d<strong>ein</strong>en Materie-Erzeugern?" "Erstens macht mir kochen spass und zweitens steckt so<br />

mehr Liebe und Geschmack darin." "Oh, das ist ja lieb."<br />

Die Pfannen-Wand wendete in <strong>ein</strong>er flüssigen Bewegung die Pfannkuchen, dann<br />

bildete sich <strong>ein</strong>e riesige Platte und <strong>ein</strong> Teller. Die Pfannkuchen flogen auf den Teller<br />

und das Tablett, jeweils <strong>ein</strong>e Eiskugel erschien in <strong>ein</strong>em Lichtblitz und die Pfannkuchen<br />

klappten zu...als der Berg und der Hügel fertig waren, ergoss sich aus dem Nichts<br />

Schokosoße darüber. Thorsten lächelte:"Das mit dem Eis ist schon praktisch, wenn<br />

man <strong>ein</strong>e Zeitblase hat, in der es schneller gefriert. Ich hoffe, du magst Pallat-<br />

Schinken." Siren stopfte sich schon den ersten Bissen in den Mund:"Ich liebe die<br />

Dinger." "Soll ich sie euch in den Garten bringen?"<br />

Jarin schüttelte den Kopf:"N<strong>ein</strong>, das mache ich schon...wo ist eigentlich Rough?...S<strong>ein</strong><br />

humanoider Körper?" "Er ist mit s<strong>ein</strong>em Sprungantrieb nach Diamond-City und hat<br />

was zu erledigen." "Was denn?" Thorsten nickte mit dem Kopf leicht in Richtung Siren<br />

und Jarin verstand den Hinweis...<strong>ein</strong>e Überraschung.<br />

Jarin trug das Vier-Tonnen-Tablett in den Garten, gefolgt von Siren, die sich<br />

schmatzend die Pfannkuchen <strong>ein</strong>verleibte. Sie grinste sie mit ihrem Maul schon an.<br />

Jarin stellte das Tablett ab und lächelte:"Bevor du dich <strong>ein</strong>saust, fütter ich dich lieber."<br />

Jarin erzeugte <strong>ein</strong>e Forke und hielt sie in den Händen. Siren sah sie komisch an und<br />

ihr humanoider Körper sprach:"Waff ift denn daff?" "Eine Forke, man verwendet sie<br />

auf dem Bauernhof wie <strong>ein</strong>en Spaten für Heu. Passt doch als Gabel ganz gut." Siren<br />

nickte. Jarin sah auf die Forke, bemerkte die Spitzen und drückte diese mit dem<br />

Zeigefinger platt.<br />

Mit seligem Lächeln öffnete sich das riesige Maul. Jarin nahm <strong>ein</strong>e Forke voll und liess<br />

sie auf die Zunge fallen.<br />

Nach <strong>ein</strong> paar Minuten war das Tablett leer. Jarin rieb Siren die riesige<br />

Schnauzenspitze und hörte wieder dieses witzige Schnurren. Sie klopfte Siren kurz auf<br />

die Wange ihres riesigen Maules und lächelte:"Du bist echt süß, wie <strong>ein</strong> liebes Tier."<br />

Siren rief ihr von der Veranda die Antwort zu:"Danke, und du bist auch süß...so kl<strong>ein</strong><br />

vor m<strong>ein</strong>er Schnauze." Jarin ging zu Sirens anderem Körper und setzte sich auf den<br />

Stuhl, neben sie.


Jarin sah Siren an:"Es wird langsam kalt und die Tage werden länger. Bald wird<br />

Schnee fallen...und du rennst in d<strong>ein</strong>em Zustand im Morgenmantel herum?" "Nun,<br />

Thorsten kennt sich ansch<strong>ein</strong>end sehr gut mit Textilien aus...selbst m<strong>ein</strong>e B<strong>ein</strong>e sind<br />

warm." "Ich denke mal nicht, dass das nur der Stoff ist...wahrsch<strong>ein</strong>lich strotzt das<br />

Ding nur so von Maschinen und Computern, die dich wärmen, eure Vitalfunktionen<br />

überwachen und dir Vitamine über die Haut zuführen." "M<strong>ein</strong>st du?" "Das würde den<br />

leichten Zitrus-Geruch erklären, den d<strong>ein</strong> Mantel verströmt." "Ich finde das eh alles<br />

ziemlich toll. Bis vor kurzem war ich <strong>ein</strong> Kampfschiff...<strong>ein</strong> fieser Jäger, der sich in<br />

Asterioiden versteckte und auf Beute lauerte, wie m<strong>ein</strong> Programm es vorsah.<br />

Jetzt...Oh Jarin, es ist so schön, eher das Leben zu lieben, als es zu vernichten." "Ich<br />

glaube, dafür gibt es im All auch k<strong>ein</strong>en besseren Platz, als hier. Ich m<strong>ein</strong>e, wo sonst<br />

kann <strong>ein</strong>e Xenon <strong>ein</strong> Kind kriegen?!" Siren nickte und lächelte glücklich: "Ja...ich freue<br />

mich schon so wahnsinnig darauf. Ich möchte dann ja auch gerne wissen, wie es ist,<br />

als Biomechanoide nicht schwanger zu s<strong>ein</strong>." "Also, als Biologische, auch wenn man<br />

das dank Thorsten und s<strong>ein</strong>en ganzen Implantaten wohl nicht mehr richtig von mir<br />

behaupten kann, fühlt man sich sehr agil...allerdings war ich noch nie in Umständen."<br />

"Oh, ich denke mal, du und Thorsten werden mir bald <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Schwager oder<br />

<strong>ein</strong>e Schwägerin bescheren." "Wieso denkst du, dass das so bald s<strong>ein</strong> wird?" "So vital<br />

wie ihr seid und wie ihr an Lebensfreude überschäumt...da stellt sich das bestimmt<br />

bald <strong>ein</strong>." "Naja...dann fütterst du mich mal." Siren grinste:"Auch mit ner Forke?" "Ich<br />

hoffe doch mal, nicht. Ausserdem bin ich nicht in der Lage, vier Tonnen Pfannkuchen<br />

zu essen." "Naja...mit gut fünfzig Metern Körperlänge, könntest du das wohl auch."<br />

"Kann s<strong>ein</strong>. Sag mal, was hältst du mal von nem Ausflug?" "Wohin denn? Und wann?"<br />

"Wir könnten doch morgen mal in die Tropen düsen. Da können wir uns die Sonne auf<br />

den Pelz sch<strong>ein</strong>en lassen und im warmen Wasser schwimmen. Ich denke mal, das<br />

Gefühl von Sand zwischen den Zehen wird dir gefallen." Siren legte den Kopf<br />

schräg:"Ich weiss nicht, das klingt schon verführerisch, aber..." "Denk mal:<br />

Pflückfrische Südfrüchte, Kokosnüsse, direkt von der Palme." Sirens Augen<br />

funkelten:"Du hast mich überredet...aber sind da auch genügend Früchte, dass ich da<br />

hinten auch satt werden kann?" "Thorsten hat da so ne kl<strong>ein</strong>e Lagunen-Insel...voller<br />

Frucht-Pflanzen und -Palmen." "Ohhhh...Selaja tritt schon als Ansporn." "Na, dann<br />

solltest du auf d<strong>ein</strong>e Tochter hören."<br />

Rough schob sich durch die überfüllten Straßen von Diamond City. Er hatte <strong>ein</strong>e<br />

Verabredung mit <strong>ein</strong>em sehr talentierten Schmuckhersteller. Ein Teladi namens<br />

Sapollos Remnosios III. Aber der Spitzname der Echse war Sappo. Sappo war äusserst<br />

geschickt darin, anderen zu zeigen, wie sie ihre Ideen selbst verwirklichen konnten.<br />

Rough war auf dem Weg, die Eheringe für sich und Siren zu schmieden.<br />

Viele Xenon schoben sich durch die Straßen, während weit über ihren Köpfen ihre<br />

verschiedenen Schiffskörper die Einkäufe trugen.<br />

Es war <strong>ein</strong>fach unglaublich, wie viele dickbäuchige, weibliche Xenon über ihm flogen.<br />

Er war richtiggehend froh, dass <strong>ein</strong>e Panzerplatte die Sexualorgane der Xenon-Damen<br />

verschloss, ausser diese öffneten sie. Der Gedanke, <strong>ein</strong>en Schauer aus Fruchtwasser<br />

abzubekommen, brachte ihm <strong>ein</strong>en Brechreiz, den er nur schwer unterdrücken<br />

konnte.<br />

Ein paar Paraniden stoßen mit ihm zusammen...er hatte den festeren Gang und<br />

merkte fast nichts davon. Die Paraniden rieben sich die Schultern und sahen ihn<br />

beleidigt an:"Hey, pass doch bitte auf!" Rough sah im Weitergehen nach hinten und<br />

entschuldigte sich, der Paranide lächelte:"Mir ist ja nichts passiert und m<strong>ein</strong>er Frau<br />

auch nichts. Nur etwas vorsichtiger bitte, das nächste mal könntest du <strong>ein</strong> Kind<br />

anrempeln." "Gut, <strong>ein</strong>en schönen Tag noch." "Gleichfalls."<br />

Rough sah auf s<strong>ein</strong> Multi-Armband und folgte dem Pfeil. Schon bald erreichte er das<br />

simple Wohnhaus, klingelte und wurde <strong>ein</strong>gelassen.<br />

Ein großes Wohnzimmer mit kl<strong>ein</strong>en Möbeln im zweiten Stock war die Wohnung der<br />

kl<strong>ein</strong>en Familie: Sappo, s<strong>ein</strong>e Frau und s<strong>ein</strong>e beiden Schlüpflinge. Ein paar weitere


Zimmer für die Kinder, <strong>ein</strong>e Küche, <strong>ein</strong> großes Bad mit Mini-Sumpf und <strong>ein</strong> riesiger<br />

Balkon rundeten das Ganze ab. Sappo setzte sich und Rough kauerte sich zu <strong>ein</strong>er der<br />

Sitzbänke hinunter. Der Teladi richtete s<strong>ein</strong>e Schuppenfinne auf:"Ehe-Ringe, alsssso.<br />

Na, kannssst du mir Ssskizzsssen zssseigen?" Rough hob die Hand:"Ich habe was<br />

besseres, Hologramme." Das Ringpaar leuchtete halbtransparent über Roughs<br />

Handfläche auf. Sappo sah erstaunt auf das Hologramm:"Ichhhh wussste nichhhht,<br />

dassss <strong>ein</strong>ige Xssenon auchhhh Holo-Projektoren ausssserhalb ihressss Cockpitssss<br />

haben." "Ach, ich bin <strong>ein</strong> Sonderfall." "Wie lautet d<strong>ein</strong> Nachhhhname?" "M<strong>ein</strong><br />

Nachname? Wieso?" "Na, ichhhh mussss euren Ehe-Namen dochhhh in die Ringe<br />

gravieren." "Was haben Xenon für Nachnamen?" "Na, d<strong>ein</strong>e Sssseriennummer zssum<br />

Beissspiel. Einige nehmen auchhhh den Namen ihrer Werft." Aber Rough war k<strong>ein</strong><br />

Xenon...er hatte k<strong>ein</strong>en Nachnamen. Oder? Schliesslich akzeptierte Thorsten ihn ja<br />

auch als s<strong>ein</strong>en Sohn.<br />

Rough kratzte sich am Hinterkopf und beugte sich zum empfindlichen Echsen-Ohr<br />

hinunter; leise flüsterte er den Nachnamen, den er von jetzt an auf ewig tragen<br />

wollte:"Kemmrich." Die Stirnschuppe von Sappo wurde kreidebleich und die<br />

orangenen Augen weiteten sich:"Ke-kekeke-Kemmrichhhhh?" "Ja." "Issst er damit<br />

<strong>ein</strong>verssstanden, dassss du diesssen Namen benutzsst?" "Nun, ich bin Rough, s<strong>ein</strong><br />

Sohn...wenn die Geschichte mit s<strong>ein</strong>em maschinellen Teil und mir auch komplex ist, so<br />

akzeptiert er mich als Sohn." "Du bissst der Rough? Der aussss dem Fernssseh-<br />

Berichhhht?" "Äh, ja...ist das <strong>ein</strong> Problem?" "N<strong>ein</strong> n<strong>ein</strong>, k<strong>ein</strong>essswegsss. Michhhhh<br />

wundertssss nur, dassss du zsssu mir kommssst." "Wieso nicht? Du bist überall<br />

berühmt und ich möchte für m<strong>ein</strong>e Frau nur die besten Ehe-Ringe, die ich selbst<br />

machen kann." "Du sssschhhmeichhhelssssst mir. Wann issst essssss denn bei euchhh<br />

ssso weit?" "Sieben Wochen." "Oh, na dann sssschhhon mal allessss Gute." "Danke."<br />

"Na gut, dann lasssss unsss mal anfangen." Rough begleitete den Echserich in die<br />

Werkstatt und begann, mit Sappos Hilfe die Eheringe zu schmieden. Währenddessen<br />

massierte er Siren den Bauch und grinste voller Vorfreude.<br />

Thorsten hatte sich von den beiden Frauen gelöst und war heimlich auf <strong>ein</strong>en<br />

Asteroiden am Rande des Sonnesystems gesprungen. Hier wollte er sich mit<br />

jemandem treffen. Vor ihm blitzte es, Shaarahn, der des Alten Volkes, der ihm damals<br />

geholfen hatte, sich nicht selbst zu verraten, schwebte leuchtend vor ihm:"Du wolltest<br />

mich sprechen? Persönlich?" "Ja." "Und womit kann ich dir helfen?" "Nun, ich habe<br />

<strong>ein</strong>e Frage in eigener Sache." "Sofern ich dir helfen kann, tue ich das gerne." "Danke.<br />

Also, m<strong>ein</strong>e Verlobte, Jarin Ilanasi, <strong>ein</strong>e langlebige Terranerin, hatte <strong>ein</strong>en Traum, den<br />

ich mir nicht erklären kann." "Ich kenne d<strong>ein</strong>e Verlobte. Wir beobachten dich oft." "Ich<br />

weiss, deswegen habe ich dich ja auch so leicht finden können." Shaarahn<br />

lächelte:"Oh, dann muss ich <strong>ein</strong> paar Sonen mal den Kopf waschen." "Dann weisst du<br />

von ihrem Traum?" "Es war k<strong>ein</strong> Traum." "Was?" "Nun, die Botschafterin der Noani, die<br />

sehr von dir begeistert ist und mir deshalb <strong>ein</strong> paar Sachen erzählt hat, hat mir <strong>ein</strong><br />

paar Informationen gegeben, die d<strong>ein</strong> Problem erklären könnten." "Und? Schiess los."<br />

"Also, ihr Menschen seid ja genau so gebaut, wie die Noani <strong>ein</strong>st. Gen-Struktur,<br />

Physiologie...alles stimmt über<strong>ein</strong>. Das was Jarin, und auch du, da erleben, ist <strong>ein</strong><br />

Schritt in der Evolution, der, wenn er sich nicht nach <strong>ein</strong>er bestimmten Zeit von all<strong>ein</strong><br />

durchgeboxt hat, nach langen Jahren des Lebens hervorbricht." "Hä? Ich verstehe k<strong>ein</strong><br />

Wort." "Nun...jedes Wesen entwickelt sich mit der Zeit mehr in Richtung des Geistes,<br />

bis irgendwann sogar die Körper vergehen." "So wie bei euch." "Genau. Zuerst<br />

entwickeln die Rassen jedoch geistige Eigenschaften, die auf ihrer Lebensrichtung<br />

basieren." "Telepathie?" "Oh, weitaus mehr als das. Telepathie und Telekinese sind nur<br />

die Spitze des Eisberges. Wir vom alten Volk können uns ohne Maschinen im Raum<br />

bewegen, im Subraum und auch noch in anderen Bereichen. Wir reisten früher durch<br />

die Galaxie, vor Urzeiten noch mit Schiffen...wir bereisten das Universum gerne."<br />

"Und was ist nun mit mir und Jarin?" "Nun...die Intensität der Kraft hängt von der<br />

Weisheit, der Konzentrations-Fähigkeit, dem Trainig und der Dauer ihres


Vorhandens<strong>ein</strong>s ab. Nun, du und Jarin, ihr beide tragt dies alles im Überfluss mit euch<br />

herum. Einen starken Geist hat jeder von euch. Wenn eure Kräfte erst <strong>ein</strong>mal<br />

erwachen, könnt ihr sehr viel damit ausrichten, Gutes, Schlechtes...wie mit d<strong>ein</strong>en<br />

Naniten. Je nach Alter und Training, könnte d<strong>ein</strong> Geist sich zu <strong>ein</strong>em Werkzeug<br />

entwickeln, das mit d<strong>ein</strong>en Naniten, in denen du auch lebst, <strong>ein</strong>e mächtige Kraft im<br />

Universum darstellen könnte. Mächtig wie du jetzt bist... mächtiger. Jarin kann <strong>ein</strong>e<br />

Geisteskraft entwickeln, wie du...auch wenn ihr die Naniten fehlen." "Und warum<br />

träumt sie von diesen Nebeln?" "Ihr liebt euch sehr und das stärkt euch gegenseitig.<br />

Ich denke mal, wenn du erst <strong>ein</strong>mal tausend Jahre alt bist, wird d<strong>ein</strong>e Kraft erwachen<br />

und du kannst Jarins Kräfte wecken...so wie die, d<strong>ein</strong>er engsten Vertrauten...es muss<br />

<strong>ein</strong> Band bestehen, damit die Kraft erweckt werden kann." "Also, Jarin sieht m<strong>ein</strong>e<br />

Erinnerungen und Teile, m<strong>ein</strong>er Sicht?" "Ja. Wenn ihr erst <strong>ein</strong>mal erwacht seid, kannst<br />

du ihr die schrecklichen Bilder ganz ersparen und dich von ihr abschirmen. Aber jetzt<br />

kann nur d<strong>ein</strong> guter Wille ihr diese Bilder vorenthalten." "Und...was ist mit dem Rest<br />

der Wesen? Den Menschen, den Biomechanoiden, den Teladi, den Boronen, den<br />

Paraniden, den Split und den Khaak?" "Oh, bald werden sich ihre Geister wohl von<br />

selbst erwecken...der Zeitpunkt dieser Entwicklung ist nicht mehr weit. Etwa<br />

zweitausend Jahre, bis alle Völker ihre Geister entfachen." "Und dann?" "Meist folgt<br />

Chaos, manchmal Frieden, oft aber beides. Einher geht damit auch immer <strong>ein</strong>e<br />

längere Lebenserwartung...in der Regel fünftausend Jahre. Was die Xenon angeht und<br />

d<strong>ein</strong>en Sohn...nun, da gibt es k<strong>ein</strong>e Genauigkeit. Wahrsch<strong>ein</strong>lich wird ihre Geisteskraft<br />

nur schwach ausgeprägt s<strong>ein</strong>. Einige werden sicher auch riesige Geisteskraft<br />

entwickeln können, aber die Biologischen werden sie nur mit hohem Alter <strong>ein</strong>holen."<br />

"Und wieso?" "Nun...in uns Wesen, die wir aus der Evolution heraus entstehen, steckt<br />

viel mehr an Zeit und Generationen. Die Mechanoiden entwickeln sich aus<br />

Programmen und haben dann noch nicht so viel geistiges Erbe ihrer Vorfahren:<br />

Instinkte, <strong>ein</strong>geprägte Erinnerungen...das Alles spielt <strong>ein</strong>e Rolle." "Und was ist mit<br />

Rough?" "Oh, mit d<strong>ein</strong>er biomechanischen Verwandschaft verhält es sich da anders.<br />

Sie ähneln d<strong>ein</strong>er mechanischen Seite sehr und aufgrund eurer Familien-Liebe ist <strong>ein</strong><br />

noch stärkeres Band entstanden. Dieses Band hat ihnen die Kraft gegeben, dass<br />

Potential <strong>ein</strong>es biologischen Geistes zu erreichen." "Und was ist mit etwaigen<br />

Urenkeln?" "Wenn es erst <strong>ein</strong>mal dieses Band in <strong>ein</strong>er Familie gibt, hält es ewig, von<br />

Generation zu Generation. Ausserdem denken die Noani nicht, dass du so schnell<br />

vergehen wirst...du wirst wahrsch<strong>ein</strong>lich so lange leben, bis du komplett zu Energie<br />

aufsteigst, dann wirst du eh nicht mehr sterben."<br />

Thorsten musste das alles verdauen. Er wusste, dass der Geist der größte Schatz Aller<br />

war, aber das er sich so sehr, direkt kinetisch, auf das Universum auswirken<br />

konnte...das war ihm neu...und das er und Jarin sich durch ihr enges Band<br />

gegenseitig "erwecken" würden...und er s<strong>ein</strong>e biomechanische Familie...es war etwas<br />

viel für ihn und er setzte sich auf den Boden des Asteroiden.<br />

Shaarahn liess sich zu ihm hinunter:"D<strong>ein</strong> Geist beginnt zu flimmern, was beunruhigt<br />

dich?" "Nun, he, <strong>ein</strong> biomechanisches Nanitenwesen gigantischer Kraft zu s<strong>ein</strong> und mit<br />

jedem Naniten zu leben, ist schon <strong>ein</strong>e große Verantwortung...aber nun auch noch so<br />

<strong>ein</strong>e geistige Kraft zu entwickeln...vor allen anderen m<strong>ein</strong>er Spezies...das haut mich<br />

um. Dann, das andere glauben, dass ich ewig lebe...das ist <strong>ein</strong> Schock." "Es macht dir<br />

Angst?" "Teils...teils freue ich mich natürlich. Wenn alle Wesen länger leben können<br />

und große Kräfte besitzen, um Gutes zu tun, dann freut mich das schon." "Glaube mir,<br />

es ist schön, mit jemandem so sehr verbunden zu s<strong>ein</strong>, wie ihr es seid. Die<br />

<strong>Jahrtausend</strong>e werden dir noch viele Überraschungen offenbaren...ich spreche da aus<br />

Erfahrung." "Danke für die ermutigenden Worte. Sag, kannst du mir vielleicht<br />

erklären, wie sich die Geisteskraft äussern könnte, bei den verschiedenen Spezies?"<br />

"Nun, es kommt auf deren Weltsicht an. Ihr Menschen...ihr seid sehr breit in eurem<br />

Spektrum und lasst euch gleichermaßen von eurem Verstand, als auch von euren<br />

Gefühlen und Instinkten leiten...so <strong>ein</strong> gefächerter Geist ist meist sehr mächtig in


allen Bereichen. Die Xenon und Rough sind euch sehr ähnlich in ihrem Weltbild...auch<br />

sie werden sich ähnlich entwickeln. Die Boronen...diese ehrbaren Wesen wollen Gutes<br />

tun und Frieden stiften, wahrsch<strong>ein</strong>lich werden sie sich dementsprechend entwickeln.<br />

Teladi...das ist schwer...sie hängen an weltlichen Gütern, aber auch an der Kunst und<br />

dem Geist...sie könnten euch Menschen sehr ähnlich werden. Die Paraniden verlassen<br />

sich auf ihre Augen und ihren Verstand...wenn man die Eitelkeit vorne weg lässt. Die<br />

Split sind Kriegernaturen...sie werden sich wohl in die Richtung entwickeln. Khaak<br />

haben klar definierte Aufgaben...aber als erstes werden sie sich wohl von ihrer Königin<br />

abspalten...es ist schwer, so etwas vorher zu sagen."<br />

Thorsten rieb sich die Schläfen:"Fiuuu...das ist harter Tobak...danke, dass du mir<br />

geholfen hast." "K<strong>ein</strong>e Ursache. Ich gratuliere dir übrigens zur Großvaterschaft...ich<br />

weiss noch...bei mir vor drei Milliarden Jahren. Alles Gute." "Danke, gleichfalls."<br />

Shaarahn verschwand lächelnd und Thorsten sprang zurück zu den Anderen.<br />

Jarin lachte herzlich. Der kl<strong>ein</strong>e Plausch mit Siren war wirklich zu komisch. Irgendwie<br />

hatte Jarin das Gefühl, dass was mit Thorsten war. Jarin sah Siren kurz an:"Ich seh<br />

mal eben nach Thorsten. Augenblick, ja?" Jarin ging zielstrebig zur Küche, wo<br />

Thorsten wie <strong>ein</strong> nasser Sack am Esstisch saß:"Thorsten? Ist alles in Ordnung?"<br />

Thorsten lächelte schwach:"Ich habe <strong>ein</strong>en Bekannten nach d<strong>ein</strong>em Traum von neulich<br />

gefragt." "Und? Zufall, oder?!" Thorsten zog sich die Hand durchs Gesicht:"N<strong>ein</strong>...k<strong>ein</strong><br />

Zufall. Wir beide sind geistig durch unsere Liebe so stark verbunden, dass du m<strong>ein</strong>e<br />

Erinnerungen und Sicht sehen kannst...ab und zu, fällt mir gerade <strong>ein</strong>, ich sehe auch<br />

<strong>ein</strong> paar d<strong>ein</strong>er Gedankenfetzen." "Das ist doch schön, dass wir so mit<strong>ein</strong>ander<br />

verbunden sind. Was guckst du dann so niedergeschlagen?" "Das ist ja noch nicht<br />

alles. Irgendwann werden wir geistig viel mächtiger s<strong>ein</strong>, als ich zur Zeit mit m<strong>ein</strong>en<br />

Naniten." Jarin setzte sich neben ihn und hoffte, Thorsten würde scherzen...sie<br />

wusste, dass das nicht der Fall war:"Du m<strong>ein</strong>st...ich werde Planeten und so mit <strong>ein</strong>em<br />

Gedanken wegfegen können?" "Also...zur Zeit könnte ich <strong>ein</strong>en Einzugsbereich<br />

sprengen, der dem Millionenfachen m<strong>ein</strong>er Ausdehnung entspricht."<br />

"Mimimimimimimi-millionenfach...und du hast jetzt wie viele Galaxien erreicht?"<br />

"40...Vierzig..." "Was?!!! Das soll ich mal können?" "Die Kraft des Geistes...ist fast<br />

unermesslich. Unser größtes Gottesgeschenk." "Und du entwickelst dazu noch d<strong>ein</strong>e<br />

Naniten weiter?" "Ich kann ja nicht anders." "Poah...und wann bricht das bei uns<br />

aus?" "Etwa 52 Jahre...sagte mir zumindest m<strong>ein</strong> Bekannter." "Aber das wird sich<br />

langsam hoch entwickeln, oder?" "Ja. Naja...in Anbetracht der Tatsache, dass es<br />

mehrere milliarden von Galaxien im All gibt, die ich mit m<strong>ein</strong>en Teleskopen sehen<br />

kann, und dass es noch mehr geben wird, als ich sehe, reduziert uns zu kl<strong>ein</strong>en<br />

Fünkchen im All." "Aber du dehnst dich doch exponentiell aus, oder?" "Mhmh...das<br />

stimmt." "Schneller als das Licht?" "Ja...ziemlich viel schneller." "Dann wirst du ja<br />

irgendwann das Universum sprengen können." "Ach...unsere Realität ist so <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er<br />

Teil des Ganzen...es gibt wahrsch<strong>ein</strong>lich unendlich viele Nebendimensionen." "Was?<br />

Wann stoppst du denn dann überhaupt mit dem Forschen?" "Oh, da habe ich wohl<br />

noch <strong>ein</strong>e Ewigkeit vor mir...aber ohne dich möchte ich die nicht erleben. Da klingt das<br />

dann wie <strong>ein</strong> Alptraum für mich. Ach ja...wenn d<strong>ein</strong>e Kräfte erst <strong>ein</strong>mal erwacht sind,<br />

dann wirst du um die fünftausend Jahre alt werden." "Füfüfüfüfü...unglaublich."<br />

"Hmhm." Jarin nahm ihren Mut zusammen und sprach das aus, was sie sich in den<br />

letzten Monaten überlegt hatte, nun stand es für sie fest und sie hielt das für den<br />

richtigen Zeitpunkt, Thorsten davon zu erzählen:"Thorsten?" "Ja?" "Du weisst doch<br />

noch, dass wir darüber gesprochen haben, ob du mich länger am Leben halten<br />

darfst?!" "Ja?!" "Nun...ich habe es mir gründlich überlegt und ich liebe dich und<br />

unsere kl<strong>ein</strong>e Familie mehr, als alles Andere...ich möchte die Ewigkeit mit dir<br />

verbringen. Halte mich so lange am Leben, wie du auch lebst." Die bestürzte Miene<br />

von Thorsten verschwand und er begann zu w<strong>ein</strong>en...vor Freude...er w<strong>ein</strong>te und war<br />

so glücklich. Er nahm sie in den Arm, als würde er sie nie wieder loslassen wollen und<br />

schluchzte:"Jarin...oh Jarin...ichhhh...buuuuhaaaha...du..." Das erste Mal schienen


ihm die Worte zu fehlen. Er kuschelte sich nur ganz fest an sie und vergrub s<strong>ein</strong><br />

Gesicht in ihrer Schulter. Sie strich ihm übers Haar und war auch unglaublich<br />

glücklich, dass sie ihm so viel bedeutete, dass er sich <strong>ein</strong> Leben ohne sie nicht<br />

vorstellen konnte. Sie kuschelte sich ganz eng an ihn und so saßen sie dann etwa <strong>ein</strong>e<br />

Stunde.<br />

Danach küssten sie sich innig und liessen dann etwas von<strong>ein</strong>ander ab...noch nie hatte<br />

Thorsten so gestrahlt. Er lächelte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht:"Ich<br />

liebe dich und das, was du mir eben erzählt hast, das war für mich <strong>ein</strong>er der bisher<br />

glücklichsten Augenblicke in m<strong>ein</strong>em Leben," Sie lächelte und bemerkte, dass auch sie<br />

gew<strong>ein</strong>t hatte:"Ich liebe dich auch...aber wegen diesen Geisteskräften...haben nur wir<br />

die?" "N<strong>ein</strong>, die wird irgendwann jeder Mensch haben. Nur sollen wir beide zwei<br />

besonders starke Geister s<strong>ein</strong>." "Und die anderen Arten? Und die Xenon?" "Die<br />

anderen Arten werden wohl spezialisiertere Geisteskräfte haben und damit nicht ganz<br />

so mächtige. Die Geister der Biomechanoiden haben weniger Kraft, weil sie nicht das<br />

geistige Erbe von millionen von Vorfahren haben. Nur Rough, Siren und Selaja, so wie<br />

alle folgenden Generationen unseres biomechanoiden Familienzweigs sind durch uns<br />

beide, die wir durch unsere Familienliebe mit ihnen verbunden sind, und du und ich<br />

auch über m<strong>ein</strong>en mechanischen Teil, in der Geisteskraft genau so prädestiniert wie<br />

Menschen." "Ein Band über alle Materie hinaus...das ist <strong>ein</strong> schöner Gedanke."<br />

"Ja...ich bin so unheimlich glücklich...ich könnte die ganze Welt umarmen." "<strong>Fan</strong>g<br />

doch bei d<strong>ein</strong>er Schwiegertochter und dem Schiffskörper d<strong>ein</strong>es Sohnes an." "Gute<br />

Idee."<br />

Siren saß nun seit etwa <strong>ein</strong>er Stunde all<strong>ein</strong> auf der Veranda...Jarin und Thorsten<br />

kamen wieder. Sie stand auf und lächelte:"Hallo ihr beiden..." Sirens Satz wurde<br />

unterbrochen, als Thorsten sie umarmte...so ganz seltsam, wie wenn Rough ihren<br />

Bauch streichelte...väterlich. Er strahlte so <strong>ein</strong>e glückliche Wärme aus, dass sie nicht<br />

anders konnte, als ihn auch zu umarmen. Sie legte sogar ihren Kopf auf s<strong>ein</strong>e<br />

Schulter...sie wusste nicht <strong>ein</strong>mal warum...sie fühlte sich nur so geborgen und<br />

glücklich.<br />

Nach <strong>ein</strong>er Zeit liess er sie los und sie fühlte sich...mit ihm verbunden...wie mit<br />

Rough, Jarin und Selaja...fast, als wäre er wirklich ihr Vater. Sie lächelte<br />

verlegen:"Damit bin ich in der Familie aufgenommen?" "Aufgenommen? Du bist <strong>ein</strong><br />

Teil von uns, wie wir von dir. Ich liebe dich wie Rough." Siren lächelte glücklich:"Wie<br />

<strong>ein</strong>e Tochter?" "Ja. Auch wenn du vom Amte "nur" m<strong>ein</strong>e Schwiegertochter bist." Siren<br />

fühlte sich so behaglich...so zuhause. Ihr ging <strong>ein</strong> Gedanke durch den Kopf:"Hey,<br />

Paps, du hast als Einziger in der Familie d<strong>ein</strong>e Enkelin noch nicht begrüßt." Sie setzte<br />

sich:"Würdest du <strong>ein</strong>fach mal d<strong>ein</strong> Ohr an sie halten? Es würde mir viel<br />

bedeuten...ausserdem bringts vielleicht Glück." Vorsichtig zog sie sich den<br />

Morgenmantel so auf, dass nur ihr Bauch frei wurde. Thorsten wirkte etwas perplex,<br />

nickte dann aber mit <strong>ein</strong>er Träne im Auge:"Tschuldigung...das ich schon wieder zu<br />

heulen anfange...aber..." Siren nahm s<strong>ein</strong>en Kopf und drückte ihn gegen ihren<br />

Bauch...ihre Tochter würde den Opa schon trösten können. Tatsächlich hielt Thorsten<br />

s<strong>ein</strong> Ohr an ihren Bauch und schluchzte nur noch <strong>ein</strong>mal. Siren liess ihn wieder los<br />

und er richtete sich auf...immer noch mit Tränen in den Augen.<br />

Sie sorgte sich um dieses Wesen, das ihr mit <strong>ein</strong>em Mal so viel mehr bedeutete:"Was<br />

hast du denn Thorsten?" "Nun...ich habe noch nie jemandem was davon erzählt...aber<br />

über die Jahrhunderte war ich teils sehr traurig und hatte nur <strong>ein</strong>e Angst, die mir den<br />

Tod als Erlösung ersch<strong>ein</strong>en liess." Siren hatte Mitgefühl:"Und was hat dich so<br />

bedrückt?" "Ich...ich..." er fing wieder an zu w<strong>ein</strong>en...sie hätte nicht gedacht, dass<br />

gerade er so sensibel war. Er fing sich etwas:"Nun...ich hatte Angst, nie zu sterben<br />

und immer all<strong>ein</strong> zu s<strong>ein</strong>...isoliert. Und nun...Ich habe <strong>ein</strong>e wundervolle Verlobte, die<br />

mir eben gesagt hat, dass sie nicht sterben möchte, bis auch ich nicht mehr bin...Du<br />

und Rough, Tochter und Sohn...und die kl<strong>ein</strong>e Selaja." Siren dachte nach und wie sie<br />

die beiden vor sich so sah die so viel Wärme ausstrahlten, die Tritte in ihren Bäuchen


spührte und Roughs Schleier, der sie liebevoll massierte, kam ihr nur <strong>ein</strong> Gedanke in<br />

den Verstand:"So lange Selaja und Rough das auch möchten, möchte auch ich gerne<br />

ewig bei euch s<strong>ein</strong>."<br />

Rough gurrte von hinten mit s<strong>ein</strong>em Schiffskörper <strong>ein</strong> "Ja!" im Ultraschall und sogar<br />

Selaja...ihre Kl<strong>ein</strong>e schoss aus ihrem Schiffskörper diese Wellen des "Ja!" Selajas<br />

erstes Wort! Siren war davon so überrascht...ihr erstes Wort, noch nicht mal auf der<br />

Welt und doch schon bereit, die Ewigkeit mit ihrer Familie zu verbringen.<br />

Siren war so überwältigt, dass nur <strong>ein</strong>e Sache sie wieder in die Realität zurück<br />

holte...Thorstens Kopf, der auf den Veranda-Boden knallte.<br />

Jarin kniete sich sofort zu Thorsten herunter, der nur <strong>ein</strong>en glücklichen<br />

Gesichtsausdruck wie im Traum machte, sich sonst aber nicht rührte. Jarin sah zu<br />

Siren hoch:"Er ist bewusstlos...aber...irgendwie spüre ich was." "Was denn? Fehlt ihm<br />

was?" "N<strong>ein</strong>...er ist vor Freude ohnmächtig geworden. Ich hätte nie gedacht, dass ihn<br />

diese Angst so verzehrt hat. Und jetzt, wo s<strong>ein</strong>e ganze Familie die Ewigkeit mit ihm<br />

verbringen möchte und s<strong>ein</strong>e Angst sowas von vernichtet ist...hat ihn das Glück aus<br />

den Socken gehauen." Siren liess sich langsam runtergleiten:"Das ist ja süß...so alt<br />

und doch so verletzlich." "Er ist so ne liebe Seele. Hat so viel gesehen und weiss so<br />

Vieles. Und trotzdem...er ist und bleibt <strong>ein</strong> Mensch...mit Ängsten und Träumen. Wir<br />

haben ihm gerade s<strong>ein</strong>e Angst genommen und ihm s<strong>ein</strong>en Traum erfüllt." Siren strich<br />

ihrem neuen Paps durch die Haare:"Hm...irgendwie, möchte ich auch garnicht mehr<br />

woanders s<strong>ein</strong>, als bei euch. Ich habe hier m<strong>ein</strong> Glück gefunden."<br />

Jarin lächelte ihr zu:"Ich will auch nirgendwo anders mehr s<strong>ein</strong>, als bei m<strong>ein</strong>er Familie<br />

hier." Siren bemerkte, dass Rough wohl sehr nach s<strong>ein</strong>em Vater kam...ihr riesiger<br />

Gatte neben ihr w<strong>ein</strong>te riesige Tränen und sie strich ihm zur Beruhigung über den<br />

Rücken.<br />

Rough war plötzlich so überglücklich...s<strong>ein</strong> neuer Familienglück sollte ewig anhalten.<br />

Sappo saß neben ihm und verstand die Welt nicht mehr, das der Humanoide vor ihm<br />

plötzlich angefangen hatte, zu w<strong>ein</strong>en. Der kl<strong>ein</strong>e Teladi hatte alle Mühe, Rough<br />

genügend Taschentücher zu reichen. Als Rough dann auch noch die fertigen Ringe<br />

betrachtete, fing er noch mal heftig an, vor Freude zu w<strong>ein</strong>en. Wie der Vater, so der<br />

Sohn.<br />

Siren sah die beiden Kerle, zusammengeklappt oder am Heulen. Irgendwie putzig.<br />

Thorsten blieb noch <strong>ein</strong>e Weile liegen, also behalf Siren sich nach <strong>ein</strong> paar Stunden<br />

mit ihrem Materie-Erzeuger, um den Hunger zu stillen. Bisher hatte Siren Thorsten<br />

noch nie schlafen gesehen.<br />

Thorsten schlief. Eine Ohnmacht hatte ihm den Schlaf gebracht, zu dem er sich<br />

Jahrhunderte nicht getraut hatte. Wenn er aufwachte, sollte er bemerken, das<br />

garnicht so viel schief gegangen war, wie er es immer gedacht hatte. Nun fand er mal<br />

den Frieden und die Ruhe, die er sich in Jahrhunderten gewünscht hatte.<br />

Jarin hatte Thorsten noch nie schlafen gesehen, ohne dass er sich in Krämpfen<br />

krümmte und s<strong>ein</strong>e Knochen brachen. Hier verströmte er <strong>ein</strong>en Frieden, der Jarin<br />

beruhigte. Hätte sie nichts von s<strong>ein</strong>en anderen Körpern gewusst, so hätte sie ihn für<br />

jemanden, wie jeden anderen gehalten.<br />

Jarin strich über den Ring an ihrem Finger, der er ja auch war...im Schlaf lächelte er,<br />

als würde man ihn am Kopf streicheln...seltsam, dass er sowas auch spührte.<br />

Siren grinste:"Wollen wir dann mit den Atemübungen weitermachen?" "Was? Ihr habt<br />

noch nicht mal angefangen?" Rough war wieder zurück und hatte <strong>ein</strong>e Blume und <strong>ein</strong>e<br />

Packung handgemachter Pralinen dabei. Siren schien sich viel mehr über die Pralinen<br />

zu freuen, als über die Blume. Siren stand auf und sah Rough seltsam an:"Was<br />

lächelst du so komisch?" Rough fiel auf die Kniee und griff sich in die Hosentasche. Er<br />

holte <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Schatulle heraus, hielt sie zu Siren hinauf und klappte das<br />

samtbezogene Kästchen auf:"Siren, willst du m<strong>ein</strong>e Frau werden?"<br />

Jarin bekam Angst, denn Siren war so überrascht, dass sie sogar die Pralinen<br />

wegstellte. Siren stellte was zu Essen weg?! Das musst sie tief berührt haben.


Schade, dass Thorsten das verpennte, aber so friedlich, wie er da lag, konnte sie ihn<br />

<strong>ein</strong>fach nicht wecken. Siren fing an zu w<strong>ein</strong>en, sackte zusammen und drückte Rough<br />

an ihre Brust. S<strong>ein</strong> Gesicht verschwand.<br />

Zwischen Bauch und Busen versuchte er zu sprechen:"Ivt daff <strong>ein</strong> jfa?" Siren<br />

schluchzte vor Freude:"Natürlich, du Schatz!" "Iff fffreue mifff natürliff...und eigenlifff<br />

brauff iff ja auff k<strong>ein</strong>e Fluft...aber...kann iff wfieder hochfkommen?" "N<strong>ein</strong>, das will ich<br />

jetzt auskosten." "Nfa gut."<br />

Es war für Jarin zwar ungewohnt, <strong>ein</strong>en Brustkorb zu sehen, der nicht atmete, aber<br />

Rough schien es nichts auszumachen. Jarin gratulierte:"Herzlichen Glückwunsch, ihr<br />

Beiden." Siren lächelte überglücklich:"Danke." Jarin konnte Roughs Gesicht zwar nicht<br />

sehen, aber er antwortete auch:"Tfankefön."<br />

Nach <strong>ein</strong>er Viertelstunde liess Siren Rough los und er sog <strong>ein</strong>en tiefen Atemzug<br />

<strong>ein</strong>...erst jetzt begutachtete Siren knieend den Ring. Kunstvolle Ornamente, Gravuren<br />

und Sterne...wie der Sternenhimmel über dem Haus der Beiden. Rough steckte s<strong>ein</strong>er<br />

Verlobten den Ring an den Finger und sie fielen sich wieder in die Arme, dieses mal<br />

hatte jeder das Kinn auf der Schulter des Anderen.<br />

Jarin sah nach unten zu Thorsten und strich ihm übers Haar:"Oh, wenn du wüsstest.<br />

Du würdest glatt <strong>ein</strong> zweites Mal in Ohnmacht fallen."<br />

Als es Nacht wurde, gingen Rough und Siren hin<strong>ein</strong>, nachdem Siren wieder was<br />

gegessen hatte und Rough ihren Schiffskörper gefüttert hatte. Jarin nahm ihren<br />

Verlobten hoch und trug ihn ins Bett. Heute wollte sie mal über ihn wachen.<br />

Etwa um <strong>ein</strong> Uhr morgens wachte Thorsten auf. Langsam öffneten sich s<strong>ein</strong>e Augen<br />

und er sah sie glücklich, aber überrascht an:"Jarin...ich...ich hab' geschlafen?" "Ja, du<br />

bist vor Freude ohnmächtig geworden und hast dich mal ausgeschlafen." Er schien<br />

irgendwas im Kopf durchzugehen:"Und nirgens ist was Schlimmes passiert." "Siehst<br />

du, das Universum kommt auch mal ohne dich klar." "Ja...wie geht es den Dreien?"<br />

"D<strong>ein</strong> Sohn hat d<strong>ein</strong>er Schwiegertochter <strong>ein</strong>en Antrag gemacht...bitte kipp nicht<br />

wieder um." Er lächelte:"N<strong>ein</strong>, bestimmt nicht...Ich habe mich lange nicht mehr so<br />

friedlich gefühlt." Er zog sie zu sich runter und schloss sie in die Arme. Ihr Kinn lag auf<br />

s<strong>ein</strong>er Schulter und sie lächelte...dann schlief sie <strong>ein</strong>, während er wieder wachte.<br />

Thorsten war <strong>ein</strong> Glückspilz. Er freute sich unglaublich und konnte <strong>ein</strong>fach nicht<br />

aufhören, wie <strong>ein</strong> Honigkuchenpferd zu grinsen. Mit Jarin in s<strong>ein</strong>en Armen, die ruhig<br />

schlief, fühlte er sich kompletter und umfassender, als jedes neue System oder <strong>ein</strong>e<br />

neue Erkenntnis ihn hätten werden lassen können. Was kümmerte ihn diese<br />

Verantwortung der Geisteskraft, die er noch tragen würde?! So lange er jetzt s<strong>ein</strong>e<br />

Familie hatte, konnte man ihm alles auferlegen...nie wieder all<strong>ein</strong>...er kuschtelte Jarin<br />

noch enger an sich und war glücklich.<br />

S<strong>ein</strong>e Enkelin war wach und lauschte still dem Herzschlag ihrer Mutter...die Kl<strong>ein</strong>e<br />

kuschelte sich in ihre Mutter und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Lächeln formte sich, als mehr und mehr<br />

Naniten von Thorsten sich das kl<strong>ein</strong>e Wunder ansahen...sie spührte ihn. Eine<br />

Freudenträne lief ihm aus dem Auge, die er aufhielt, um Jarin nicht zu wecken. Aber<br />

wieso dachten alle an die Tropen? Und Jarin säuselte etwas von s<strong>ein</strong>er Tropeninsel,<br />

während sie schlief...oh, sie hatten <strong>ein</strong>en Ausflug geplant, während er geschlafen<br />

hatte. Siren würde wohl die gesamte Ernte an Südfrüchten und Kokosnüssen<br />

vertilgen...aber sollte sie doch, wenn es ihr schmeckte.<br />

Aber er hatte sich genug gehen lassen: In vierzig Galaxien flammten Senorsysteme<br />

wieder auf und begannen, zu forschen.<br />

Siren wachte am nächsten Morgen als Erste auf, dachte sie zumindest. Als sie in das<br />

Wohnzimmer ging, sah sie, das lauter Küchenutensilien durch die Gegend flogen,<br />

wobei die Küche von <strong>ein</strong>em türkisen Kraftfeld <strong>ein</strong>gehüllt war...deswegen gab es k<strong>ein</strong>e<br />

Geräusche und auch k<strong>ein</strong>en Geruch, der sie wohl schon vorher geweckt hätte. Der<br />

ganze Trubel ballte sich um <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Korb.<br />

Sie sah auf das Bett von Jarin und Thorsten...plötzlich änderte sich ihre Sicht, sie<br />

glaubte zu spinnen, aber dann erkannte sie, was ihre Augen aufnahmen: Sie hatte


Wärmebild-Kameras! Als sie nach unten sah, lächelte sie: Ihr Bauch war ihre wärmste<br />

Körperregion. So wie Jarin da lag, etwas kühler, musste sie wohl schlafen...Thorsten<br />

aber, war wach. Siren blinzelte und ihre Sicht wurde wieder normal. Sie ging zu Jarins<br />

Rücken, wo sie Thorsten in die Augen sah. Ganz leise flüsterte sie:"Was machst du<br />

da? Ich dachte, wir machen heute <strong>ein</strong>en Ausflug?!" "Och, ich mache nur <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en<br />

Picknick-Korb." "Das kl<strong>ein</strong>e Körbchen da hinten? Was machst du da überhaupt?"<br />

"Erstens, ist das "kl<strong>ein</strong>e Körbchen" <strong>ein</strong>e holzummantelte Subraum-Fracht<strong>ein</strong>heit mit<br />

genügend Kapazität, um <strong>ein</strong>en TL-Inhalt zu transportieren, und fast bis zum Rand<br />

gefüllt." "Poah...und was hast du für Leckereien gemacht?" "Vanille-Soße für <strong>ein</strong>en<br />

Obstsalat, Kuchen, Kekse, Fleischbällchen, Sandwiches, Saft-Mixe, Steaks zum Grillen,<br />

Folienkartoffeln, Quark, Quarkspeise, Pfannkuchen, Waffeln, Croques und Chips."<br />

Siren sah ihn mit großen Augen an:"So viel? Aber...wer soll das alles essen?" "Nun,<br />

Jarin und ich werden wahrsch<strong>ein</strong>lich nur normal essen, Rough mit s<strong>ein</strong>em humanoiden<br />

Körper auch, du isst sicher wieder für sieben Personen und eure beiden Schiffskörper<br />

werden ordentlich r<strong>ein</strong>hauen. Rough futtert den Tag über bestimmt drei Tonnen und<br />

du etwa Zwölf." Siren grinste:"Das kann gut hinkommen. Sag mal, du könntest nicht<br />

zufällig schon jetzt etwas davon entbehren?" "Doch, sicher. Geh <strong>ein</strong>fach durch das<br />

Kraftfeld, drück den kl<strong>ein</strong>en roten Knopf und sag dem Korb-Computer, was du gerne<br />

hättest." "Dankeschön." Siren ging durch das Feld und sofort stürzten die Gerüche von<br />

hunderten von Leckereien auf sie <strong>ein</strong>. Während der Wasserspiegel des Pools durch<br />

ihren Speichelfluss aus ihrem Maul regelrecht anstieg, drückte sie den roten Knopf.<br />

Der Computer antwortete höflich:"Guten morgen, womit kann ich ihnen dienen?"<br />

Siren dachte nach und fragte nach:"Wie viele Pfannkuchen hast du geladen?"<br />

"Siebzehn Tonnen." "Siebzehn?! Nun gut...könntest du mir <strong>ein</strong>en Teller und <strong>ein</strong> Tablett<br />

mit zwei Kilo und drei Tonnen Pfannkuchen geben?" "Mir wurde schon gesagt, dass sie<br />

viel wegfuttern. Kommt sofort." Der Korbdeckel öffnete sich und Siren glaubte nicht,<br />

was sie da sah: Ein riesiges Lager, in Miniatur-Form. Ein paar Schienen mit Energie-<br />

Strahl-Emmittern griffen winzige Pfannkuchen und transportierten sie auf <strong>ein</strong> Tablett<br />

und <strong>ein</strong>en Teller. Siren sah auf die Pfannkuchen:"Oh, ähm, könnte ich noch Sirup<br />

darauf kriegen?" "Welche Sorte möchten sie?" "Ähm...Erdbeer?" "Ich habe auch <strong>ein</strong>e<br />

Tonne der besten Erdbeer-Marmelade <strong>ein</strong>geladen." "Mit Fruchtstücken?" "Ganzen<br />

Früchten." "Ohhh...nur her damit." Ein Schlauch fuhr aus der Mini-Wand und sprühte<br />

<strong>ein</strong>en Tropfen auf die Mini-Hügel.<br />

Ein Energiestrahl aus <strong>ein</strong>em seitlichen Vorsprung hob die beiden Platten an. Als die<br />

Platten sich über die Regale erhoben, begannen sie, größer zu werden und sich der<br />

normalen Größe zu nähern. Direkt über dem Korb dehnten sie sich zur normalen<br />

Größe aus und wurden von dem Strahl gehalten.<br />

Im Pool knurrte Siren der Magen so laut, dass sie befürchtete, Rough zu wecken, aber<br />

sie sah sich ausser Stande, dieses riesen Tablett zu sich zu tragen. Sie versuchte es<br />

trotzdem und bemerkte, dass ihr dieses Gewicht k<strong>ein</strong>e Mühe machte. Mit Teller und<br />

Tablett ging sie zu sich und setzte sich an den Pool-Rand.<br />

Sie schob ihren riesigen Kopf aus dem Wasser und sah sich an.<br />

Sie setzte sich neben sich, lehnte sich an ihren feuchten Kopf und zog sich das Tablett<br />

vor's Maul. Sie stach zum Einen mit <strong>ein</strong>er Kabel in <strong>ein</strong>en Pfannkuchen auf dem Teller<br />

und zum Anderen schlang sie ihre riesige Zunge um <strong>ein</strong> paar Pfannkuchen und zog sie<br />

sich ins Maul. Schmatzend aß sie <strong>ein</strong>trächtlich neben<strong>ein</strong>ander und genoss die fruchtige<br />

Marmelade. Als sie fertig gegessen hatte, stubbste sie sich mit ihrer Schnauze an<br />

ihren humanoiden Bauch. Selaja trat ihr gegen die Schnauze und sie lächelte.<br />

Von der Veranda rief jemand:"Na, schon wieder am Futtern?" Rough stand neben<br />

Thorsten, und Jarin stand auch neben Thorsten. Rough hatte gerufen und s<strong>ein</strong> großer<br />

Schiffskörper stieg lächelnd neben ihr auf. Sie sah mit ihren vier Augen auf die<br />

Veranda:"Ihr seid jetzt alle wach?" Jarin grinste:"Du kannst mit d<strong>ein</strong>em riesigen Maul<br />

ja auch laut genug schmatzen und schnaufen." Siren errötete zweifach und lächelte<br />

verlegen:"Wollen wir dann los?" Rough deutete auf s<strong>ein</strong>en Morgenmantel:"Ich denke


mal, wir beide sollten uns noch was Richtiges anziehen." Siren sah an sich hinunter<br />

und realisierte, dass sie nur den Morgenmantel trug.<br />

Jarin kam zu ihr und sprach dabei:"Ausserdem solltet ihr euch Schwimmzeug<br />

mitnehmen. Ich empfehle dir <strong>ein</strong>en Badeanzug." "Ein Bikini ist zur Zeit ne blöde Idee,<br />

nicht?" "Sagen wir mal so: An welcher Tailie soll sich das Höschen halten?"<br />

"Stimmt...ich hab' ja k<strong>ein</strong>e mehr. Und springen wir?" Rough guckte gespielt<br />

tadelnd:"Du solltest mal d<strong>ein</strong>e Triebwerke benutzen, ich möchte m<strong>ein</strong>e auch gerne<br />

mal richtig aktivieren. Mit unseren humanoiden Körpern können wir ja in uns gehen."<br />

Siren sprach Thorsten und Jarin an:"Und ihr beiden? Wollt ihr in mir mitfliegen?" Jarin<br />

sah sie an:"Schaffst du das? Oder sollen wir lieber bei Rough mitfliegen? Wir können<br />

ja auch selber fliegen." Siren sah sich in die riesigen Augen:"Also, ich denke, euch<br />

bekomme ich noch mit. Den Picknick-Korb auch." Rough kam zu ihr und lächelte:"Zur<br />

Not kann ich unter dir fliegen und dich auf den Rücken nehmen."<br />

Siren und Rough gingen in ihr Schlafzimmer und zogen sich um. Siren durchblätterte<br />

den Katalog und suchte sich <strong>ein</strong>en roten Badeanzog heraus. Der Computer erzeugte<br />

ihn und sie probierte ihn an...er saß etwas eng, aber es ging. Darüber zog sie sich <strong>ein</strong><br />

weites T-Shirt und <strong>ein</strong>e sehr weite Shorts an. Rough zog sich <strong>ein</strong>e Boxershorts an,<br />

dann <strong>ein</strong> T-Shirt mit <strong>ein</strong>em Surfer-Motiv und zum Schluss Sandalen. Siren stiess<br />

auf:"Tschuldigung." "Schon OK. Aber wenn du unsere Kl<strong>ein</strong>e draussen hast, bessert<br />

sich das hoffentlich." "Ich kenns nicht anders, ich kann es dir nicht versprechen." "Na,<br />

wir werden mal sehen. Komm mal her."<br />

Rough packte sie und trug sie zu sich. Siren gab ihm <strong>ein</strong>en Kuss und lächelte.<br />

Thorsten stand schon mit dem Picknick-Korb neben ihr und sie öffnete sich. Thorsten<br />

und Jarin betraten ihren Innenraum, gefolgt von Rough, der sie behutsam auf ihren<br />

Pilotenstuhl setzte. Rough wollte gerade wieder gehen, da hielt sie ihn an:"Dich<br />

bekomm ich auch noch mit." "Wirklich?" "Ja." Also flog Rough in ihr mit.<br />

Thorsten deutete in die Flugrichtung und Siren hob sich aus dem Wasser. Sie<br />

aktivierte ihre Triebwerke, spürte das mollig warme Gefühl, als die Energie-Felder von<br />

ihren Zellen ausgingen und ihr Schub nach vorne brachten.<br />

Ihr Kraftfeld hüllte ihren Körper <strong>ein</strong> und sie spürte den Bruch durch die Schallmauer<br />

kaum. Sie folgte Thorstens Anweisungen und steuerte über den warmen Ozean,<br />

Rough direkt unter ihr.<br />

Die Insel kam in Sicht und Siren huschte <strong>ein</strong> dickes Lächeln über ihr Maul. Sie nahm<br />

Schub weg und liess sich langsam auf den Strand sinken und stützte sich auf ihre<br />

Schleier, die sie wie Locken zusammenrollte, um sich besser Federn zu können. Sie<br />

entspannte ihre Schleier langsam, bis ihr Bauch den Boden berührte. Da sie Selaja<br />

nicht zusammendrücken wollte, würde sie halt aus sich hinaus fliegen müssen. Sie<br />

öffnete sich, liess die Gangway hinunter, das sie etwa die Hälfte des Weges<br />

überbrückte, ging zum Ende ihrer Gangway und glitt langsam mit ihrem humanoiden<br />

Triebwerken zum Boden. Thorsten und Jarin folgten ihr genau so. Rough landete kurz<br />

neben ihr und s<strong>ein</strong> Schiffskörper neben ihrem.<br />

Sie sah sich um:"Boah ist das schön hier." Jarin lächelte wissend:"Halt mal <strong>ein</strong>en<br />

d<strong>ein</strong>er Schleier ins Wasser."<br />

Siren stützte ihr Heck auf den rechten Schleier und tippte den linken ins Wasser: Es<br />

war herrlich warm. Sie lächelte mit ihrem humanoiden Gesicht:"Wenn die Küste nicht<br />

so flach wäre, würde ich mich gerne mit m<strong>ein</strong>em Schiffskörper bauchlängs in das<br />

Wasser legen." Thorsten lächelte:"Ich habe den ganzen Planeten gestaltet, da kann<br />

ich dir noch <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Kuhle für d<strong>ein</strong>e Wampe machen." "Oh, das wäre lieb." Plötzlich<br />

flogen <strong>ein</strong>ige hundert Kilo Sand aus dem Wasser und bildeten <strong>ein</strong>en flachen Haufen.<br />

Siren hob wieder ab, manüvrierte sich über das Wasser und sank hinunter. Passgenau<br />

schaukelte sie etwas hin und her, um ihre Tochter bestmöglich zu betten. Sie legte<br />

sich ihre Schleier, jeder etwa zehn Zentimeter dick, über<strong>ein</strong>ander und ihren großen<br />

Kopf darauf. Die Brandung an ihrem Körper kitzelte angenehm.<br />

Mit ihrem humanoiden Körper drehte sie sich zu Jarin um und grinste:"Na, wo sind


jetzt die ganzen versprochenen Südfrüchte?" Thorsten ging zu <strong>ein</strong>em Busch an der<br />

Sand-Linie des Strandes und drückte ihn leicht beiseite.<br />

Siren ging zu ihm und ihre Augen weiteten sich: Ein Urwald! Ein riesiger Dschungel im<br />

Tal aus millionen von Fruchtbäumen, -Sträuchern und -Blumen. Das ganze war<br />

durchzogen von <strong>ein</strong>er Reihe breiter Flüsse. Ein kl<strong>ein</strong>es Haus mit vielen großen<br />

Fenstern stand in der Mitte. Siren spürte <strong>ein</strong>e Hand auf der Schulter, es war Jarin, die<br />

sie anlächelte:"Wollen wir mal da runter und <strong>ein</strong> paar Früchte pflücken?" Thorsten<br />

lächelte ebenfalls:"Ich und Rough stellen uns an die Fluss-Kreuzung und tragen eure<br />

Ernte dann hier rauf...dann könnt ihr drei Frauen mal unter euch s<strong>ein</strong>." Siren sah nach<br />

unten:"Ach ja...drei. Aber sie ist noch m<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Mädchen."<br />

Rough nickte:"Unser kl<strong>ein</strong>es Mädchen...und so klug. Vor der Geburt schon das erste<br />

Wort." Jarin ging schon die Treppen hinunter:"Und ohne Thorstens Implantate hätte<br />

ich es nicht mal hören können." Siren nahm vorsichtig Stufe um Stufe, bis sie die<br />

<strong>ein</strong>hundert Stufen geschafft hatte.<br />

Jarin drehte sich zu der schnauffenden Siren um, die ihr T-Shirt auszog und sich um<br />

den Hals legte...um den Bauch hätte es ja auch nicht gepasst. Jarin bot ihr <strong>ein</strong>en Arm<br />

an und Siren stützte sich dankend ab. Sie sah die Xenon an:"Worauf hast du denn<br />

besonders Lust?" "Huff...fiuuu...Kokosnüsse und <strong>ein</strong>mal die Palette durch." "Ah, dann<br />

gehen wir zum Probier-Garten." "Probier-Garten?" "Da steht jede Pflanze <strong>ein</strong>mal, alles<br />

ganz nahe bei<strong>ein</strong>ander." "Wo ist das?" "Da vorne, siehst du?" "Oh...das ist<br />

wunderschön." Jarin geleitete ihre Schwiegertochter zu dem Garten, den Thorsten ihr<br />

damals gezeigt hatte.<br />

Sie setzte sich mit Siren auf die Bank in der Mitte des Gartens und grinste:"Ich habe<br />

heimlich mit den Kraftfeldgeneratoren und Greifstrahlen geübt...ich kann jetzt richtig<br />

gut damit umgehen." Siren legte den Kopf schräg:"Ehrlich? Und warum erzählst du<br />

mir das jetzt?" "Warte mal."<br />

Jarin sah auf <strong>ein</strong>e Kokosnuss an <strong>ein</strong>er reich behangenen Palme. Sie stellte sich <strong>ein</strong><br />

Kraftfeld an dem Stengel der grünen Frucht vor, das so dünn wie <strong>ein</strong> Messer war. Das<br />

Kraftfeld erschien und schnitt durch den Stengel. Die Kokosnuss fiel <strong>ein</strong> Stück, nur um<br />

von <strong>ein</strong>em Greifstrahl erfasst zu werden. Jarin holte die Kokosnuss näher, aktivierte<br />

ihre Sonarsicht, erfasste die feste Schale unter der faserigen Schicht und erzeugte um<br />

die Schale <strong>ein</strong> rundes Kraftfeld, mit <strong>ein</strong>em Ring darum, wie der Ring des Saturns. Die<br />

faserige Aussenhülle wurde in zwei Halbschalten zerteilt, unter denen Jarin nun das<br />

Kraftfeld ausdehnte und die Fasern so von der Schale trennte. Ein kegelförmiges<br />

Kraftfeld erschien jeweils über <strong>ein</strong>em der Löcher und bohrten insgesamt zwei Löcher<br />

hindurch. Jarin erzeugte <strong>ein</strong>en Strohhalm und <strong>ein</strong>en Cocktailschirm direkt in je <strong>ein</strong>em<br />

der Löcher.<br />

Sie liess die Kokosnuss auf Siren zugleiten und diese nahm ihr baff die Kokosnuss aus<br />

dem Greifstrahl. Der Vorgang hatte höchstens <strong>ein</strong>e Sekunde gedauert. Siren sog an<br />

dem Strohhalm:"Mmmhhhh...ist das herrlich süß. Probier mal." Jarin nahm die<br />

Kokosnuss dankend entgegen und probierte die Milch der Frucht...herrlich. Siren<br />

bekam den Rest und drehte die Kokosnuss in zwei Hälften, wie <strong>ein</strong>ige normale<br />

Menschen es mit Äpfeln konnten. Siren reichte Jarin die <strong>ein</strong>e Hälfte und<br />

lächelte:"Schade, dass man die Schale nicht ab kriegt." "Denkste." Jarin erzeugte in<br />

beiden Hälften <strong>ein</strong> Kraftfeld zwischen Frucht-Fleisch und Schale, <strong>ein</strong> virtuelles Modell,<br />

das Thorstens Implantate ihr lieferten, half ihr dabei, diese Stelle zu lokalisieren.<br />

Mit zwei satten, schmatzenden "Plop" hoben sich die Fruchtfleisch-Schalen aus der<br />

harten Schale. Jarin lächelte:"Guten Appetit." "Danke gleichfalls." Beide genossen sie<br />

das süße Fleisch der Frucht. Während Jarin dann satt war, betätigte sie sich als<br />

Pflückerin für Siren, die fröhlich jede Frucht dieses Gartens kostete. Von vielen<br />

Früchten kannte Jarin nicht <strong>ein</strong>mal die Namen. Es waren Beeren und Früchte, die tief<br />

im Urwald der Erde wuchsen...Thorsten hatte während des Xenon-Krieges die Samen<br />

dieser Pflanzen gesammelt, die schon durch die Umweltzerstörung der damaligen<br />

Menschheit stark dezimiert waren.


Er hatte Jarin gesagt, dass diese Pflanzen alle nur lat<strong>ein</strong>ische Namen hatten, die ihnen<br />

irgendwelche Tropenforscher gegeben hatten. Süße Früchte und Beeren, von denen so<br />

gut wie die gesamte Menschheit nichts wusste...Jarin fand das witzig und schade<br />

zugleich. Zumindest schmeckte Siren dieser Früchte-Cocktail. Es gab nichts, was sie<br />

nicht mochte. Jarin fragte sich, ob das mit der Schwangerschaft zusammenhing, oder<br />

ob Siren <strong>ein</strong>fach Alles mochte.<br />

Thorsten stand neben Rough:"Und, wie sieht's bei dir mit der Einrichtung aus?" "Ach,<br />

ich habe mir schon <strong>ein</strong> paar Möbelkataloge ausgesucht und auch schon <strong>ein</strong> paar Ideen<br />

gehabt." "Ist ja schon mal schön." "Kannst du mir sagen, welche Haarfarbe Selaja<br />

hat? Ich möchte zwar sonst nichts wissen, aber das interessiert mich brennend."<br />

"Wirklich? Ist ja auch <strong>ein</strong>fach, ihre Haarfarbe zu sehen, ich muss nicht mal ihre Gene<br />

überprüfen." "Sie hat schon Haare?" "Ein richtiges Lockenköpfchen. Ihre Haarfarbe ist<br />

golden." "Wie das Edelmetall? Oh, das ist ja schön. Du bist gedanklich gerade<br />

woanders, hä?!" "Ach, nur teils. Es herrscht <strong>ein</strong> irrer Verkehr zwischen Erde und<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft der Planeten. Überall ist man am Technologie-Austausch interessiert, die<br />

Goner betätigen sich als Botschafter und die Mineralien, die die terranischen Bergbau-<br />

Gesellschaften aus der ortschen Wolke holen, sind äusserst gefragt. Die Split sind total<br />

geil auf die Waffensysteme der Erde. Alles in allem hat sich die Menschheit den<br />

Respekt der anderen Rassen nun gesichert. Die Teladi der Profitgem<strong>ein</strong>schaft pilgern<br />

zur Wall Street, die von Ianamus Zura zum Louvre in Paris und anderen Museen. Split<br />

wollen bei Meistern der asiatischen Kampfkünste lernen, Paraniden halten sich zwar<br />

immernoch für was Besseres, sehen aber mit großem Interesse die Solaranlagen in<br />

den großen Wüsten und die Supercomputer an, die das Wetter auf der Erde im<br />

Vorraus berechnen. Boronen sehen sich alles an und Argonen betreiben nun<br />

Ahnenforschung. Es ist richtig schön, zu sehen, wie alle an unserer Heimat so <strong>ein</strong><br />

Interesse des Lernens zeigen." "Ja, unsere Mutter Erde ist schon was Besonderes.<br />

Kosmisch vielleicht nicht, aber für mich ist sie <strong>ein</strong> ganz besondere Planetoid." "Ja...ich<br />

habe wohl kaum auf <strong>ein</strong>em Planeten so viele Naniten, wie hier und auf der Erde."<br />

"Und was interessiert dich gerade besonders, oder besser: Wer?" "Also, am meisten<br />

natürlich m<strong>ein</strong>e Familie hier, dann sind da aber noch <strong>ein</strong>e nette, junge Teladi, die ihr<br />

Glück in diesem für sie neuen Sektor versucht, <strong>ein</strong> Borone, der sich für die<br />

terranischen Meere interessiert und <strong>ein</strong> Argone, der s<strong>ein</strong>e Ursprungswelt besuchen<br />

möchte. Dazu kommt noch <strong>ein</strong>e Terranerin, die die Gem<strong>ein</strong>schaft der Planeten<br />

erforschen möchte." "Und wieso stechen dir die alle so ins Auge?" "Nun, die haben alle<br />

so große Träume, die gerade noch realisierbar sind." "Komm schon, warum wirklich?"<br />

"Ach, du kennst mich: Gut: Zum <strong>ein</strong>en habe ich's dir ja gerade gesagt und zum<br />

anderen habe ich von denen allen irgendwelche Vorfahren groß gezogen." "Alles<br />

Nachfahren, von Waisenkindern? Ist doch lieb, warum hast du das nicht gleich<br />

gesagt?" "Nun, währenddessen hast du ja all<strong>ein</strong>e im Bunker gesessen...ich wollte dich<br />

nicht verletzen." Rough nahm ihn in den Arm:"Ach, Paps, ich nehme dir das überhaupt<br />

nicht übel. Ist doch ganz gut so. Was wäre wohl passiert, wenn du die Reperaturen<br />

durchgeführt hättest?! Dann gäb's mich so wahrsch<strong>ein</strong>lich garnicht." "Kann s<strong>ein</strong>, ich<br />

fühle mich nur manchmal schuldig deswegen." Rough grinste ihn an:"Du wärst mir<br />

doch eh bloß auf die damaligen Schaltkreise gegangen, wenn du da so isoliert gelebt<br />

hättest und vollkommen depressiv geworden wärst." "Haha." "Hey Paps, jetzt hör mal<br />

zu: Ich bin nicht mehr all<strong>ein</strong>, habe jetzt <strong>ein</strong>e wunderbare Frau, <strong>ein</strong>e Tochter im<br />

Anmarsch und <strong>ein</strong>e wunderbare Stiefmutter. Ich habe mir nie auch nur <strong>ein</strong>en Bruchteil<br />

von so viel Glück erträumt. Ich habe mir d<strong>ein</strong>en Nachnamen nicht ohne Grund<br />

ausgesucht." "Du hast Kemmrich in d<strong>ein</strong>e Ringe graviert?!" "Ja sicher, du bist doch<br />

m<strong>ein</strong> Vater. Und ich denke mal, Kemmrich gefällt Siren auch viel besser als 45/29."<br />

"Ach m<strong>ein</strong> Sohn, ich hab dich lieb." "Ich dich auch."<br />

Simileas Nirasias IV ging zur Argon-Bank, um dort <strong>ein</strong>en Kredit für <strong>ein</strong> neues Schiff<br />

aufzunehmen. Argonen hatten noch die fairsten Kredit-Gebühren. Sobald sie ihre<br />

Vorbereitungen abgeschlossen hatte, wollte sie zur Erde. Wenn alles klappte, würde


sie in neun Wochen aufbrechen können...so stand das zumindest auf dem Vertrag,<br />

den sie von der terranischen Regierung bekommen hatte und der ihr Zutritt zum<br />

Sonnensystem ermöglichte. Sie freute sich besonders, da sie als Teladi, die neu im<br />

Geschäft war, den Zutritt zur Erde besonders leicht gemacht kriegte. Sie wollte ehrlich<br />

handeln und sich <strong>ein</strong>e goldene Schnauze verdienen.<br />

Nodo Fo, verschlafen und geschafft, hielt endlich die Genehmigung, die irdischen<br />

Meere zu erkunden, in s<strong>ein</strong>em rechten Haupttentakel. In neun Wochen, so stand es<br />

dort, konnte er loslegen...er freute sich schon darauf, die Erde zu erforschen...welch<br />

Glück.<br />

John Gunne betrachtete voller Vorfreude den Wisch, der ihm gestatten würde, die<br />

Ursprungswelt s<strong>ein</strong>er Rasse zu betreten. Als Argone konnte er zwar eigentlich recht<br />

schnell auf die Erde, aber da er nur <strong>ein</strong>e Nova besaß und die <strong>ein</strong> Jäger war, musste er<br />

doch neun Wochen warten, bis die Genehmigungen und Anträge bewilligt waren.<br />

Genug Geld für <strong>ein</strong>e Überfahrt in <strong>ein</strong>em TL oder TP hatte er nicht. Also hiess es<br />

warten. Oh, es brannte ihm schon im Nacken, endlich aufzubrechen.<br />

Nadiah Michilsen lehnte sich zurück. Nächste Woche würde sie das Formular<br />

beantragen, in den Raum der Teladi <strong>ein</strong>fliegen zu dürfen. Diese Echsenwesen waren<br />

echt putzig...teils korrupt, aber putzig. Alle anderen Formulare hatte sie schon...was<br />

besonders seltsam war: Als <strong>ein</strong>es der ersten Formulare hatte sie das der Paraniden<br />

gekriegt. Zuerst zwar das der Argonen, aber die Paraniden, so paranoid der Kerl,<br />

zumindest glaubte sie, dass es <strong>ein</strong>e Art Mann gewesen war, am Bildschirm auch war,<br />

diese Typen schienen es nicht abwarten zu können, sich den "unheiligen Terranern" in<br />

all ihrer Selbstverliebtheit und Überheblichkeit zu präsentieren. Und Teladi mochten<br />

die Terraner schon, weil sie <strong>ein</strong>en neuen Absatzmarkt darstellten.<br />

Jarin schoss es in den Kopf, dass sie ja nächste Woche Geburtstag hatte...am<br />

vierzehnten November. Aber war <strong>ein</strong> Geburtstag jetzt nicht egal? Immerhin sollte sie<br />

<strong>Jahrtausend</strong>e leben. In Gedanken versunken, spürte sie auf <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>e Hand um ihr<br />

Handgelenk, es war Siren, die sie anlächelte:"Selaja tritt ganz heftig, fühl mal." Siren<br />

legte Jarins Hand auf ihren Bauch und Jarin glaubte, <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Presslufthammer<br />

auf der Handfläche zu haben. Sie hatte ja während ihres Praktikums schon <strong>ein</strong> paar<br />

Ba<strong>by</strong>-Tritte zu spüren bekommen, aber das hier...man merkte, dass es sich nicht um<br />

Menschen handelte. Siren musste Eingeweide aus Panzerstahl haben, dass sie sich<br />

nicht übergab.<br />

"Örp...tut mir leid...der Tritt hat gesessen." Ansch<strong>ein</strong>end hatte das Getrampel doch<br />

<strong>ein</strong>en Effekt. "Sag mal Siren...kannst du überhaupt schlafen, wenn du diesen<br />

Stepptanz da drinnen hast?" "Man gewöhnt sich dran. Allerdings zehrt die<br />

Schwangerschaft auch an den Kräften...ausser diese enorme Müdigkeit ist normal."<br />

"Ich denke nicht...allerdings weiss ich nicht, wie du dich fühlst." "Dick?!" "Glaube ich<br />

dir. Noch hunger?" "Wie habe ich mich denn in den letzten paar Tagen verhalten?!"<br />

"Hunger. Wollen wir dann mit der großen Ernte beginnen?" "M<strong>ein</strong> anderer Magen<br />

knurrt schon laut."<br />

Die Ernte begann und Thorsten und Rough schafften die Unmengen an den Strand.<br />

Zwei riesige Bottiche wurden für die Schiffskörper der beiden Eltern bereitgestellt und<br />

mit Tonnen von Früchten befüllt. Thorsten trug den Picknickkorb zu den Bottichen und<br />

drückte <strong>ein</strong>en roten Knopf:"Na Pick, dann füll mal ordentlich Vanille-Sauce auf die<br />

Portionen." "Ja, Boss." Ein Roboterarm mit <strong>ein</strong>em Ventil als Hand fuhr aus dem Korb,<br />

dann über die Fruchtberge und begann, Vanille-Sauce in Litern über die Früchte zu<br />

sprühen. Thorsten lächelte Roughs riesiges Maul an:"Ich habe dir den Umgang mit<br />

den Kraftfeldgeneratoren ja erklärt, zeig du es mal Siren." Der riesige Kopf nickte und<br />

der Schiffskörper sah das Equivalent s<strong>ein</strong>er Frau an. Jarin hörte ihr Gespräch,<br />

konzentrierte sich aber auf ihre eigene Tonlage. Kurz darauf glitten Energie-Schalen<br />

voller Obstsalat in die Schiffsmäuler, lösten sich dort auf, erschienen im Salat neu und<br />

so weiter und sofort. Siren fing schon wieder an zu schnurren und als Rough so im<br />

warmen Wasser lag, tat er das Selbe. Rough wirkte überrascht, lachte dann aber mit


s<strong>ein</strong>em humanoidem Körper laut:"Ach du liebe Zeit, ich bin auch so <strong>ein</strong> Schnurrer."<br />

Siren lächelte.<br />

Der Rest der Früchte, etwa zehn Kilo, glitt über <strong>ein</strong>e Schüssel, wurde von Thorsten mit<br />

s<strong>ein</strong>en Naniten zerkl<strong>ein</strong>ert und fiel dann hin<strong>ein</strong>. Wieder sprühte der Picknick-Korb<br />

Vanille-Soße und dieses mal aßen alle mit Löffeln. Siren aß, sie hatte ja schon etwa<br />

fünf Kilo gegessen, "nur" sechs Kilo. Die anderen aßen jeweils <strong>ein</strong> halbes Kilo und<br />

waren so gut wie pappsatt. Siren aber futterte noch zwei komplette Croques und <strong>ein</strong><br />

paar Waffeln, in hochgerechneten Menge das Selbe mit ihrem Schiffskörper. Alle<br />

halfen ihr, die Croques in ihr Maul zu packen...Jarin kam sich langsam so richtig wie<br />

<strong>ein</strong>e Walpflegerin vor.<br />

Dann kam Rough auf <strong>ein</strong>mal mit <strong>ein</strong>em Seil, an dem <strong>ein</strong> Stock hing. Er schmiss sich<br />

das stocklose Ende ins Maul und grinste, während er zwei Ski erzeugte:"Wie wär's mit<br />

Wasserski, ich spiel das Boot." Siren wirkte etwas geknickt:"In m<strong>ein</strong>em Umstand kann<br />

ich das ja nicht." Jarin tat sie leid und Jarin vern<strong>ein</strong>te ebenfalls:"Ich denke, ich gehe<br />

mit Siren schwimmen." Siren lächelte glücklich und Thorsten grinste:"Na gut, dann<br />

fahre ich Wasserski mit Rough."<br />

So trennte man sich wieder geschlechtlich. Während Rough schnittig durchs Wasser<br />

pflügte, mit sich oder Thorsten an der L<strong>ein</strong>e, machten die beiden Frauen sich<br />

schwimmbereit.<br />

Siren schwamm gleich doppelt. Als sie mit ihrem humanoiden Teil im Wasser war und<br />

ihre Haare <strong>ein</strong>mal untergetaucht hatte, grinste ihr Schiffsmaul und sie hob ab, um sich<br />

dann im tieferen Wasser wieder hinab zu lassen.<br />

Jarin schwamm und Siren folgte ihr bis zu sich selbst. Jarin stützte sich an Sirens<br />

rechten Ausläufer, der wie <strong>ein</strong>e riesige Brustflosse im Wasser hing. Siren setzte sich<br />

auf ihre "Flosse":"Wollen wir etwas tauchen? Oder brauchst du normal Sauerstoff?"<br />

"N<strong>ein</strong>...Thorsten hat mir <strong>ein</strong> körperinternes Aufbereitungssystem <strong>ein</strong>gepflanzt."<br />

"Wollen wir dann <strong>ein</strong> paar hundert Meter tief tauchen?" "Geht das mit d<strong>ein</strong>em Bauch?<br />

Ist der Druck nicht zu groß für Selaja?" "Ach, ich hab' <strong>ein</strong> Dämpfungsfeld. Da fühlt<br />

sich das an, als würde nur ne Decke auf mir liegen." "Na dann. Mit oder ohne<br />

Antrieb?" "Ach, ich benutze auch nur m<strong>ein</strong>e Schleier, dann nur ohne Antrieb." "Hast du<br />

Sch<strong>ein</strong>werfer, oder muss ich m<strong>ein</strong>e Nachtsicht anschalten?" Siren grinste und die<br />

Spitzen der "Wangen", die fast direkt hinter ihre Augen reichten, blinkten auf. Jarin<br />

lächelte, holte Luft und tauchte unter.<br />

Siren folgte humanoid und dann mit ihrem Schiffskörper, um k<strong>ein</strong>en Zweib<strong>ein</strong>er mit<br />

ihren Schleiern zu schlagen. Die Schleier bewegten sich tatsächlich wie Arme und<br />

B<strong>ein</strong>e beim Schwimmen...nur ohne Gelenke.<br />

Es war aber nur etwa sechzig Meter tief und so konnte Siren gerade mal <strong>ein</strong>en<br />

Schnauzenstand machen.<br />

Jarin hatte bisher nur die humanoide Seite ihrer Enkelin begrüßt...also schwamm sie<br />

an Sirens Rumpfflanke und lehnte sich an den riesigen Bauch. Ein kl<strong>ein</strong>er Tritt, als<br />

würde ihr jemand <strong>ein</strong>e Backpfeife geben, traf ihr Gesicht. Mit all ihren neuen<br />

Fähigkeiten tat es zwar nicht weh, aber trotzdem streichelte <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Schleier von<br />

innen noch <strong>ein</strong>mal nach. Jarin gab der Wampe <strong>ein</strong>en Kuss und stiess sich ab.<br />

Über ihnen glitt Roughs riesiger Schatten durchs Wasser.<br />

Es war noch <strong>ein</strong> herrlicher Tag und am Abend trug Thorsten sie in Rough hin<strong>ein</strong>.<br />

Thorsten lächelte:"Um die Rückkehr kümmere ich mich." Goldene Nebelwolken<br />

bildeten sich um Rough, der vom Ski-Fahren total ausgepowert war und um Siren, die<br />

schon <strong>ein</strong>geschlafen war. Sirens humanoider Körper lag in Roughs Armen und schlief.<br />

Eine Woche verging und Jarin wunderte sich die ganze Zeit über, wie schnell Selaja<br />

ihre Mutter ausweitete. Als sie am siebten Morgen aufwachte, erwartete sie nichts. Ihr<br />

Geburtstag war ja in dieser Zeit, immerhin erwartete ihre Schwiegertochter <strong>ein</strong> Kind,<br />

nur <strong>ein</strong>e Lapalie.<br />

Sie öffnete verschlafen die Augen und bemerkte, dass Thorsten garnicht neben ihr<br />

lag...das war in der letzten Zeit aber auch nichts Aussergewöhnliches, schliesslich


ereitete er <strong>ein</strong> riesen Frühstück an jedem Morgen zu.<br />

Jarin gähnte und drehte sich um...sie wäre b<strong>ein</strong>ahe rückwärts aus dem Bett<br />

gesprungen: Eine dicke Stoffkugel, auf den zweiten Blick als Sirens Bauch im<br />

Umstandspulli zu erkennen, verdeckte, halb, drei bekannte Gesichter. Über dem<br />

Dachfenster schoben sich zwei riesige Körper mit den Schnauzen an die Scheibe. Der<br />

Chor begann: Die drei Humanoiden fingen an:"Happy birthday to you, happy<br />

birthday..." nun begannen die beiden Schiffe im Takt zu gurren und im<br />

Ultraschallbereich mitzusingen.<br />

Sie hatten an ihren Geburtstag gedacht!<br />

Oh wie sich Jarin freute. Sie setzte sich auf und bedeckte sich mit ihrer Decke. Eine<br />

Träne der Rührung lief ihr über die Wange. Siren gab ihr <strong>ein</strong>en Kuss auf die Wange,<br />

Rough auch und Thorsten küsste sie auf den Mund.<br />

Unter der Decke blitzte es und Jarin war angezogen. Thorsten lächelte:"Na,<br />

Geburtstagskind. Bereit für das erste Geschenk?" "Oh...<strong>ein</strong> Geschenk. Da stehe ich<br />

sofort auf." Thorsten führte sie auf die Veranda und alles war voller Vögel. "Was<br />

machen denn die ganzen süßen Vögel hier?" "Ich habe mit ihnen geprobt. Das sind<br />

alles Freunde von mir." Thorsten nickte dem gemischten Vogelschwarm zu und die<br />

Tiere begannen zu trällern. "Wie schön, dass du geboren bist" in <strong>ein</strong>em<br />

wunderschönen Vogelchor...Jarin war überwältigt. Als die Vögel alle fertig waren,<br />

stiegen sie auf und bildeten <strong>ein</strong> Muster am Himmel: Ihr Gesicht. Jarin nahm Thorsten<br />

fest in den Arm. Die Vögel verstreuten sich in alle vier Himmelsrichtungen und die<br />

kl<strong>ein</strong>e Vier<strong>ein</strong>halber-Familie winkte zum Abschied.<br />

Rough reichte Jarin <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Schatulle:"Das ist von Siren und mir. Wir haben es<br />

vorgestern gemacht." "Ach deshalb wart ihr weg. Dankeschön." Sie öffnete die<br />

Schatulle und sah <strong>ein</strong>e wunderschöne Brosche, aus <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Kristall, um den<br />

viele schöne, filigrane Strukturen angeordnet waren. Jarin steckte sich die Brosche an<br />

und umarmte die Beiden mit <strong>ein</strong>er Umarmung:"Danke, ihr beiden, die ist<br />

wunderschön."<br />

Thorsten lächelte:"Und wenn du willst, holen wir d<strong>ein</strong>e Familie her und Feiern heute<br />

mit Kaffee und Kuchen und <strong>ein</strong>em Grillfest." Jarins Augen weiteten sich:"Du würdest<br />

m<strong>ein</strong>e Eltern in die Gem<strong>ein</strong>schaft holen?" "Für dich würde ich so gut wie alles machen.<br />

Und jetzt, wo sie von Teladi, Boronen, Split, Paraniden, Khaak und Xenon gehört<br />

haben, müssen wir ihnen auch nicht mehr all zu viel erklären." Jarin würde ihre Eltern<br />

wiedersehen! Sie fiel Thorsten um den Hals und knuddelte ihn:"Oh ja. Bitte bitte<br />

bitte." "Dann frühstücken wir noch im kl<strong>ein</strong>en Kreis und brechen dann auf. Rough,<br />

Siren, bleibt ihr hier?" Siren nickte:"Ja, wir decken dann schon mal den Kaffeetisch<br />

und arrangieren Tische und Stühle." "Gut." "Wie viele kommen denn?" Thorsten sah<br />

Jarin an. Jarin zählte zusammen:"M<strong>ein</strong>e beiden Eltern, m<strong>ein</strong>e Schwester, m<strong>ein</strong><br />

Schwager und m<strong>ein</strong>e beiden Neffen." Thorsten sah sie an:"Gut, dann haben wir es ja:<br />

Sechs Personen." Siren lächelte:"Gut."<br />

Nach <strong>ein</strong>em wunderbaren Frühstück, von dem, wen wunderte es, Siren am meisten<br />

futterte, machte Jarin sich möglichst hübsch. Nach <strong>ein</strong>er halben Stunde klopfte<br />

Thorsten an die Tür:"Beeilst du dich?" "<strong>Fast</strong> fertig, nur noch eben den Nagellack<br />

trocknen lassen." "Soll ich?" "Wenn du kannst, gerne." Der Nagellack war hart und<br />

Jarin öffnete die Tür.<br />

Thorsten sah wie immer perfekt gestilt aus...wen wunderte es auch, wenn er jedes<br />

Haar <strong>ein</strong>zeln bewegen konnte und sich kontinuierlich sauber hielt. Jarin lächelte:"Wen<br />

holen wir zuerst ab?" "Ich würde mal sagen, d<strong>ein</strong>e Schwester und ihre Familie. Dann<br />

haben wir auch noch <strong>ein</strong> paar Fürsprecher, wenn wir d<strong>ein</strong>en Eltern klar machen, dass<br />

ich doch <strong>ein</strong> bisschen ab vom Schuss der Menscheit bin." "Körperlich vielleicht, aber es<br />

gibt nichts an d<strong>ein</strong>er Seele, das ich unmenschlich nennen würde." "Und das ich zwei<br />

Seelen habe? Eine Mechanische und <strong>ein</strong>e Biologische?" "So wie ich "euch" bisher<br />

gesehen habe und da d<strong>ein</strong>e menschliche Seele ja laut dir die richtig aktive ist, ist mir<br />

das egal. Ich liebe euch, sozusagen, Beide." Thorsten lächelte sie an:"Du hast also


nichts gegen Bigamie?" "Wenn wir es niemanden verraten. Wenn man nach den<br />

Körpern geht, heirate ich ja unglaublich viel mehr als Zwei." "Oh du Schlimme, du."<br />

"Wie viel ist eigentlich d<strong>ein</strong>e "mechanische" Seele aktiv?" "Kennst du die kl<strong>ein</strong>e<br />

Stimme im Hinterkopf, die dir ganz selten mal was ins Bewussts<strong>ein</strong> ruft?" "Ja.<br />

Manchmal gewissenhaft und manchmal etwas anstachelnd." "Stell dir <strong>ein</strong>fach vor, du<br />

hättest zwei davon." "Aha. Wollen wir dann?" "Gerne."<br />

Es blitzte und sie standen vor Delaias Haus.<br />

Jarin stieg die kl<strong>ein</strong>e Treppe hinauf und klingelt. Kurz darauf machte Delaia die Tür auf<br />

und umarmte Jarin sofort. Nach der herzlichen Umarmung grinste Delaia sie<br />

an:"Kaum hast du Geburtstag, kriechst du zwischen den Sternen hervor und willst <strong>ein</strong><br />

Geschenk, hä?" Jarin lächelte:"N<strong>ein</strong>, k<strong>ein</strong> Geschenk. Wir wollten euch zu Thorstens<br />

Sohn <strong>ein</strong>laden um m<strong>ein</strong>en Geburtstag zu feiern." Delaia sah Thorsten wütend an:"Du<br />

hast <strong>ein</strong>en Sohn?! Ich dachte, Jarin wäre d<strong>ein</strong>e erste Liebe nach <strong>ein</strong> paar<br />

Jahrhunderten." Thorsten kratzte sich am Hinterkopf und lehnte sich vor, um Delaia<br />

was ins Ohr zu flüstern:"Du weisst doch, dass ich teils ne Maschine bin." "Jepp." "Und<br />

damals, als m<strong>ein</strong>e Naniten und ich noch nicht Eins waren, habe ich mir nen Roboter<br />

gebaut, um in der Isolation nicht so all<strong>ein</strong> zu s<strong>ein</strong>. Nun, die Programmierung habe ich<br />

in m<strong>ein</strong>er eigenen Programmiersprache geschrieben, wie die m<strong>ein</strong>er Naniten. Da die<br />

Programmiersprache so gut wie gleich ist und er sich mittlerweile selbst zum Leben<br />

erweckt hat, nachdem er sich Jahrhunderte lang selbst repariert hat, nenne ich ihn<br />

m<strong>ein</strong>en Sohn." Delaia sah Thorsten mit fragenden Augen an:"Du hast nen Roboter<br />

gebaut, der mit d<strong>ein</strong>em Programm-System ziemlich ähnlich ist, der hat sich<br />

irgendwann selbst zum Leben erweckt und ist daher d<strong>ein</strong> Sohn?" "Ja. Und s<strong>ein</strong>e<br />

Verlobte, <strong>ein</strong>e Xenon, trägt s<strong>ein</strong> Kind und somit m<strong>ein</strong>e Enkelin in sich." Delaia sah ihn<br />

an, als wäre er nicht ganz klar im Kopf, dann wendete sie sich an Jarin:"Stimmt das?"<br />

"Du kannst sie kennenlernen. Sie haben auch neue Körper, daher sehen sie aus wie<br />

Menschen mit Metallic-Haarfarbe und Metallic-Augenfarbe. Naja...und sie haben<br />

jeweils noch <strong>ein</strong>en Körper, der <strong>ein</strong> biomechanisches Raumschiff ist. <strong>Fast</strong> so wie<br />

Thorstens Naniten, nur in groß." Delaia wirkte, verständlicher Weise,<br />

perplex:"Naja...ich nehme die Einladung an...sowas will man sich ja nicht entgehen<br />

lassen." "Und was sagt Karlsen?" "Der hilft s<strong>ein</strong>em Bruder beim Streichen dessen<br />

Hauses. Also kommt er wohl nicht mit." "Achso, aber Mike und Lasse kommen doch<br />

mit, oder?" "Ich lass die Beiden doch nicht all<strong>ein</strong>." "Und holt ihr mit uns jetzt Mama<br />

und Papa?" "Oh! Unsere Eltern sind auch <strong>ein</strong>geladen?" Thorsten nickte:"Ich lasse<br />

m<strong>ein</strong>e Schwiegereltern in Spe doch nicht am Geburtstag m<strong>ein</strong>er Verlobten von der<br />

Party ausgeschlossen." "Na dann, ich ziehe den Jungs eben nur was Ordentliches an."<br />

Kurz darauf kamen die kl<strong>ein</strong>en Jungs mit ihrer Mutter wieder heraus und umarmten<br />

ihre Tante:"Tante Jarin!" "Tante Jarin!" Der kl<strong>ein</strong>e Lasse konnte ihr B<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>fach nicht<br />

loslassen. Thorsten lächelte den Kl<strong>ein</strong>en an:"Willst du, dass d<strong>ein</strong>e Tante nicht mehr<br />

laufen kann?" "N<strong>ein</strong>." Lasse lies ihr B<strong>ein</strong> los und ging an ihre Hand. Thorsten sah<br />

Delaia an:"Ihr habt bisher noch nicht <strong>ein</strong>en Teleporter benutzt?" "N<strong>ein</strong>." "Dann<br />

schliesst besser die Augen, sonst wird euch noch schwindelig." "Gut. Los Jungs, ihr<br />

habt gehört, was Thorsten gesagt hat." die Kl<strong>ein</strong>en schlossen ihre Augen und sie<br />

verschwanden in <strong>ein</strong>em Lichtblitz. Als sie wieder auftauchten, drehte Jarin sich zu<br />

Thorsten um:"Sag mal, wieso hast du uns eben <strong>ein</strong>fach vor Delaias Haustür gebracht?<br />

Hat uns niemand gesehen?" "N<strong>ein</strong>. Die haben nicht mal gemerkt, dass Delaia<br />

rausgekommen ist." "Du und d<strong>ein</strong>e Sinnestäuschungen."<br />

Da standen sie: Im Garten von Jarins und Delaias Elternhaus. Schnee lag überall auf<br />

den Pflanzen und Bäumen und machte aus dem Garten <strong>ein</strong> Winterparadies. Jarin ging<br />

mit ihrer Familie zur Terassentür und klopfte an die Scheibe. Ihre Mutter, etwas<br />

propper, aber sonst Top-Fit für ihr Alter, öffnete die Tür:"Jarin, Delaia! Was macht ihr<br />

denn hier? Noch dazu im Garten? Und herzlichen Glückwunsch m<strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>es." Nach<br />

<strong>ein</strong>er kräftigen Umarmung ihrer Mutter, wurden alle hin<strong>ein</strong>gebeten.<br />

Erst jetzt drehte Jarins Mutter sich zu Thorsten:"Wer sind sie eigentlich?" Jarin


lächelte verlegen:"Also Mama, das ist m<strong>ein</strong> Verlobter." "D<strong>ein</strong> Verlobter?! Das ist ja<br />

wunderbar! Seit wann denn?" "Etwa vier Monate." "Was?! Und ich erfahre erst jetzt<br />

davon?" "Nun...die Sache ist nicht ganz so <strong>ein</strong>fach...Thorsten ist etwas anders und ich<br />

wollte dich nicht schocken. Ausserdem kannst du mir nicht sagen, dass ich ihn nicht<br />

lange genug kennen würde." Ihre Mutter sah sich Thorsten an:"Was soll an dem<br />

jungen Mann denn so anders s<strong>ein</strong>?" "Nun...ganz so jung ist er nicht...er ist sogar<br />

erheblich älter als du." "Was?! Du hast dir so <strong>ein</strong>en Schönheits-OP-Junkie geangelt?"<br />

"N<strong>ein</strong>...ich." Thorsten lächelte:"Ich bin <strong>ein</strong>e biomechanische Lebensform, basierend<br />

auf m<strong>ein</strong>em menschlichen Körper hier und habe <strong>ein</strong>em Gesamtausdurchmesser von<br />

15 Milliarden Kilometern." Ihre Mutter sah Thorsten mit verzweifelter Miene an:"Na<br />

super! M<strong>ein</strong>e Tochter ist mit <strong>ein</strong>em Irren verlobt!" Thorsten seufzte:"Soll ich es ihr<br />

zeigen, Schatz?" Jarin nickte:"Es geht wohl nicht anders." Thorstens Naniten im Raum<br />

wurden sichtbar und <strong>ein</strong> golden-weißer Nebel erfüllte den Raum. Ihre Mutter bekam<br />

große Augen, als sie vom Boden gehoben wurde, <strong>ein</strong> Stuhl sich nach hinten schob und<br />

sie darauf abgesetzt wurde.<br />

Thorsten und Jarin setzten sich ebenfalls, gefolgt von Delaia und ihren Kindern.<br />

Thorsten tarnte sich, also s<strong>ein</strong>e Naniten, wieder.<br />

Jarin sah ihre geschockte Mutter an:"Glaubst du ihm jetzt?" "D-d-d-d-d-d-d-das kann<br />

doch nicht wahr s<strong>ein</strong>! Das ist <strong>ein</strong> Traum! Sicher...ich träume. Das hier ist nicht real."<br />

Jarin kniff ihrer Mutter in den Arm und diese zog ihn erschrocken zurück:"AU! Spinnst<br />

du Kind?!" "Ich wollte dir nur zeigen, dass es k<strong>ein</strong> Traum ist." Ihre Mutter musterte<br />

Thorsten:"Und wie alt sind sie nun?" "Ich bin 947 Jahre alt, aber nennen sie mich<br />

doch bitte Thorsten, Frau Ilanasi." "947 JAHRE?!!! Das heisst, wann wurden sie<br />

geboren?" "1985." "Das sind fast tausend Jahre!" "Das brauchen sie mir nicht sagen."<br />

"Und warum siehst du dann so aus?" "Nun, zu <strong>ein</strong>em Teil aus Naniten, die Materie<br />

manipulieren können, zu bestehen, hat s<strong>ein</strong>e Vorteile." Ihre Mutter sah sie an:"Kind,<br />

wie bist du diesem...Mann begegnet?" "Du erinnerst dich an m<strong>ein</strong>en alten Hausarzt?"<br />

"Dieser junge Quacksalber?! Natürlich. Sitzt der jetzt nicht im Irrenhaus?" "Jepp. Nun,<br />

der hat bei mir <strong>ein</strong> Gen gefunden und wollte mich deswegen an den Meistbietenden<br />

verkaufen." "WAS?! Und was für <strong>ein</strong> Gen?" "Nun, das Langlebigkeitsgen. Dieses Gen<br />

sorgt dafür, dass ich um die zweihundert Jahre alt werden kann." "Zwe...zweihundert<br />

Jahre?" "Ja. Nun, ich bin geflüchtet, im Norden mit m<strong>ein</strong>em Gleiter gegen <strong>ein</strong>en Baum<br />

geknallt und dann durch die Wildnis gerannt. Irgendwann bin ich dann ins Eis<br />

<strong>ein</strong>gebrochen und an <strong>ein</strong>en See angespült worden. Thorsten hat mich gefunden und<br />

gerettet." "Und...und dann hat es bei euch gefunkt?" "Nun...zuerst hatte ich<br />

wahnsinnige Angst und habe ihn für <strong>ein</strong> Monster gehalten, aber glaube mir, er ist <strong>ein</strong><br />

wunderbarer Mensch. Das war <strong>ein</strong> bisschen viel auf <strong>ein</strong>mal, oder?" "Das kannst du<br />

wohl laut sagen...wie mache ich das bloß d<strong>ein</strong>em Vater klar, wenn er von der Arbeit<br />

kommt?!" Thorsten lächelte:"Soll ich ihn auch durchs Zimmer gleiten lassen?" Ihre<br />

Mutter sah ihn an:"Um Gottes Willen, n<strong>ein</strong>! Er ist <strong>ein</strong> bisschen schwach am<br />

Herzen...das würde ihn umbringen." "Soll ich s<strong>ein</strong>en Herzklappenfehler richten?" "Das,<br />

das kannst du?" "Ja, das ist ne Kl<strong>ein</strong>igkeit." "Und wie bist du so geworden? Ich m<strong>ein</strong>e,<br />

wenn du <strong>ein</strong> Mensch bist oder warst?" "Nun, ich habe damals, 2012, mit Naniten<br />

experimentiert und mit m<strong>ein</strong>en Kollegen <strong>ein</strong>en völlig neuen Typ medizinischer Naniten<br />

entwickelt. Bei <strong>ein</strong>em Test, der bei <strong>ein</strong>em Affen durchgeführt werden sollte, hatte<br />

jemand vergessen, den Simulationsmodus auszuschalten und die Naniten haben sich<br />

ihre wahren Wirte gesucht: Menschen. Ich habe als <strong>ein</strong>ziger überlebt, die Naniten<br />

haben sich und mich weiterentwickelt und irgendwann sind sie zum Leben erwacht<br />

und wir haben uns verschmolzen, um die Xenon gem<strong>ein</strong>sam davon abzuhalten, die<br />

Erde zu terraformieren." "Und jetzt?" "Tja...ich bin Mensch und Maschine in <strong>ein</strong>em."<br />

"Daher auch das mit der Herzklappe." Jarin lächelte ihre Mutter an:"Und weil ich heute<br />

Geburtstag habe, sind du und Papa zu uns auf Thorstens Planeten <strong>ein</strong>geladen." "S<strong>ein</strong><br />

Planet?!" Thorsten nickte:"Jupp. Den habe ich mir, passend mit Sonne, Mond und<br />

zweitem Planeten aus <strong>ein</strong>em Nebel zusammengebastelt." "Aha...und da gebt ihr <strong>ein</strong>e


Geburtstagsfeier in eurem Haus?" Jarin schüttelte den Kopf:"Nicht ganz. Im Haus von<br />

Thorstens Sohn." "Was?! So <strong>ein</strong> junges Ding wie du heiratet jemanden mit<br />

erwachsenem Sohn?!" "Mama, die Sache liegt <strong>ein</strong> bisschen anders." "Wie denn?!"<br />

"Nun...Thorsten ist ja auch <strong>ein</strong>e Maschine und besitzt demzufolge auch <strong>ein</strong>e<br />

Programmierung. Bevor er und s<strong>ein</strong>e Naniten <strong>ein</strong>s wurden, hatte er sich in Isolation<br />

<strong>ein</strong>en Roboter als Gesellschaft gebaut. Dieser Roboter blieb abgeschaltet in <strong>ein</strong>em<br />

Bunker. Dort wurde er durch <strong>ein</strong>en Fehlschuss der Xenon wieder reaktiviert, hat sich<br />

über die Jahrhunderte selbst repariert und verbessert und ist irgendwann zum Leben<br />

erwacht, wie Thorstens Naniten. Da die Programmierung so über<strong>ein</strong>stimmt und<br />

Thorsten ihn gebaut hat, hat sich <strong>ein</strong> Vater-Sohn-Band zwischen ihnen ausgebildet<br />

und sie sehen sich auch so...ausserdem sind sie sich teils auch sehr ähnlich." "Also hat<br />

er <strong>ein</strong>en Roboter als Sohn?" "Nicht mehr so ganz. Der Roboter, Rough, hat sich in <strong>ein</strong>e<br />

zum Leben erwachte Xenon verliebt, mit ihr <strong>ein</strong> "Kinds-Programm" gezeugt und dann<br />

haben die Xenon, mittlerweile sind es etwa zweihunderttausend, die dort in Frieden<br />

leben, sich neue, biomechanische Körper geschaffen. Sie haben sich umgewandelt und<br />

sind nun...so ne Art Menschen und biomechanische Raumschiffe zugleich." "Also gibt<br />

es Schiffe und "Menschen"?" "Ja, jeder Xenon hat zwei Körper." Ihre Mutter lächelte<br />

sie an:"Und wann wollt ihr euren Science-Fiction-Roman auf den Markt bringen?"<br />

"Mama! Das ist k<strong>ein</strong> Witz! Ausserdem...ich werde Stief-Oma." "OMA?! DU?!?!?!?!" "Ja.<br />

Von <strong>ein</strong>em biomechanischen Mini-Raumschiff und <strong>ein</strong>er Ba<strong>by</strong>-Biomechanoiden."<br />

"Schatz, wie kann ich dir so <strong>ein</strong>en Unsinn glauben?" "Komm <strong>ein</strong>fach mit." "Wie? Mit<br />

nem Raumschiff?" "N<strong>ein</strong>, Thorsten hat <strong>ein</strong>en Sprungantrieb." "Diese Raumschiff-<br />

Upgrades? Dazu braucht er doch auch <strong>ein</strong> Schiff." Thorsten grinste, verschwand links<br />

von Jarin in <strong>ein</strong>em Lichtblitz und tauchte rechts wieder auf. Ihre Mutter war sprachlos.<br />

Jarin legte ihrer Mutter die Hand in ihre. Man hörte das Geräusch <strong>ein</strong>er sich öffnenden<br />

Tür und Jarins Vater kam her<strong>ein</strong>:"Elaia, ich bin wieder da." Jarin lächelte:"Hallo Papa."<br />

"Jarin, Delaia, was macht ihr beide denn hier? Ausser das du Geburtstag hast, m<strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong>er Schatz." "Du, Papa...bevor du mich jetzt irre nennst...das ist Thorsten, m<strong>ein</strong><br />

Verlobter. Er ist dieser Nebel, den man schon mal gesehen hat." "Ha! Kind, du bist ja<br />

echt witzig." Thorsten flutete den Raum mit Naniten-Nebel. Ihr Vater packte sich an<br />

die linke Seite s<strong>ein</strong>es Brustkorbs, nur um die Hand dann wieder überrascht<br />

wegzunehmen:"Was ist mit m<strong>ein</strong>em Herzen? Es tut garnicht mehr weh." Thorsten<br />

lächelte:"Ich habe ihren Herzklappenfehler beseitigt, Herr Ilanasi." "Aber...wie?" Jarin<br />

sah ihre Mutter zu ihrem Vater gehen und zusammen gingen sie in den Nebenraum.<br />

Jarin konnte mit ihren Implantaten alles hören, was die beiden flüsterten. Ihre Mutter<br />

wusste nicht was sie glauben sollte und ihr Vater konnte das nicht verstehen.<br />

Dann aber <strong>ein</strong>igten sie sich darauf, doch mitzukommen...schon um sich <strong>ein</strong> Bild dieses<br />

"seltsamen" Kerles zu machen, den ihre Tochter so zu lieben schien. Also gingen die<br />

Beiden zu ihren Töchtern, Enkeln und ihrem Schwiegersohn in Spe.<br />

Ihre Mutter lächelte nervös:"Na...dann kann es losgehen." Jarin bemerkte den Blitz<br />

um sich und dann standen sie schon an der Haustür von Rough und Siren. Siren kam,<br />

sie hatte sich ansch<strong>ein</strong>end f<strong>ein</strong> gemacht, in <strong>ein</strong>em roten Umstandspulli und <strong>ein</strong>e weite,<br />

weiße Hose, dazu Sandaletten. Der Tag heute war, wahrsch<strong>ein</strong>lich dank Thorsten,<br />

sommerlich warm.<br />

Siren kam mit ihren kupfermetallic-farbenen Haaren und ihre metallic-grünen Augen<br />

lächelnd auf die Gäste zu:"Hallo. Familie Ilanasi, nehme ich an? Fehlt da nicht <strong>ein</strong>er?"<br />

Jarins Eltern nickten und sahen sich die, für sie neue, Person an. Ihre Mutter flüsterte<br />

ihr zu:"Ist das, diese Xenon?" "Ja, Siren. Sie ist, nun ja, m<strong>ein</strong>e Stief-Schwiegertochter.<br />

Sie ist schwanger und äusserst offen, also seid nicht zu abweisend, wenn sie euch<br />

umarmen möchte...sie schliesst neue Familienmitglieder gerne so ins Herz." Schon<br />

umarmte Siren die neuen Groß-Stief-Schwiegereltern, dabei traten ihnen die Augen<br />

leicht hervor. Jarin funkte Siren an:"Nicht so fest! M<strong>ein</strong>e Eltern sind normale<br />

Menschen." Auf Funk kam die Antwort zurück:"Oh, tut mir leid."<br />

Ihre Eltern entspannten sich wieder, als Siren den Druck nachliess. Plötzlich riss ihre


Mutter die Augen auf:"Ouhf...! Das...ist ja wie <strong>ein</strong> Magenschlag!" Selaja hatte Jarins<br />

Mutter, durch Sirens Bauchdecke hindurch, in die Magengrube getreten. Siren zog sich<br />

von den Beiden weg:"Oh, entschuldigung...unsere Art ist etwas kräftiger...besonders<br />

in unserem Fall." Alle gingen an Siren vorbei und sahen sie seltsam an. Siren ging zu<br />

Jarin:"Hab ich was falsch gemacht?" "Ach, gib ihnen Zeit. Sie haben gerade von<br />

Thorsten gehört und du...<strong>ein</strong>e Frau mit metallic-farbenen Haaren und Augen, dazu<br />

noch schwanger und extrem stark...das ist wohl <strong>ein</strong> bisschen viel für sie." "Achso...ich<br />

verstehe schon." "Es liegt nicht nur an dir...m<strong>ein</strong>e Eltern müssen sich noch daran<br />

gewöhnen, dass ich d<strong>ein</strong>e Schwiegermutter in Spe bin." "Aha...glaubst du, dass<br />

bessert sich?" "Sicher, das gibt sich schon." "Rough hat schon Kohle angefeuert."<br />

"Du...ich habe da ne Frage, die dir und Rough vielleicht unangenehm ist." "Was<br />

denn?" "Nun...wenn m<strong>ein</strong>e Neffen eure Schiffskörper füttern möchten...dürfen sie,<br />

oder fühlt ihr euch dann etwas zu tierisch behandelt?" Siren lachte:"Ach, n<strong>ein</strong>, das<br />

geht schon in Ordnung. Es ist ganz praktisch für mich. Ich muss mich mit dem<br />

Kraftfeldgenerator noch ordentlich anstrengen und mangels Besteck, was in m<strong>ein</strong>en<br />

riesen Schleiern auch dämlich aussehen würde, würde ich mir nur die Schleier<br />

<strong>ein</strong>sauen, oder wie <strong>ein</strong> Tier essen müssen." "Also ist es OK, wenn sie euch füttern?"<br />

"So lange die beiden k<strong>ein</strong>e Fäkalien an den Händen haben, können sie das gerne. Der<br />

Kl<strong>ein</strong>e trägt doch noch ne' Windel, oder?" "Ja, aber er sagt schon bescheid." "Na gut,<br />

dann ist alles in Ordnung...nur das sie uns nicht mit rohem Fisch füttern wollen, ich<br />

mag k<strong>ein</strong> Sushi." "Was?! Es gibt etwas, was du nicht magst?!" "Haha...aber es geht<br />

schon mit dem Füttern. Wenn sie k<strong>ein</strong>e Angst vor uns haben." "Ich setze sogar darauf,<br />

dass ihre Unbedarftheit auch m<strong>ein</strong>e Eltern dazu bringt, sich etwas mehr mit euch<br />

anzufreunden." "Na dann erst recht."<br />

Thorsten stellte s<strong>ein</strong>e Schwiegereltern in Spe Rough vor...und Siren und Rough im<br />

Pool. Jarins Neffen waren sofort hellauf begeistert von den riesigen Schiffen, die sie<br />

anlächelten.<br />

Der Abend verlief herrlich. Siren hielt sich beim Essen zurück, so dass sie sich zwar<br />

gut benahm, aber trotzdem Unmengen vertilgte. Mike und Lasse fütterten Siren<br />

Stunden lang, indem sie ihr das Futter ins Maul warfen.<br />

Am Abend, es wurde doch noch <strong>ein</strong>e belebte Runde, verabschiedeten sich Delaia, ihre<br />

Eltern und ihre Neffen. Thorsten und Jarin brachten sie nach Hause und ihre Eltern<br />

waren von ihrem Verlobten nun sehr überzeugt und mit <strong>ein</strong>er Heirat mehr als<br />

<strong>ein</strong>verstanden.<br />

Siren lächelte ihre beiden Schwiegereltern in Spe an, als sie von Jarins Eltern zurück<br />

kamen:"Und? Was halten sie von uns?" Jarin lächelte ihre Schwiegertochter an:"Sie<br />

haben euch ins Herz geschlossen." "Schön. Da freu ich mich."<br />

Es war <strong>ein</strong>er der herrlichsten Geburtstage, den Jarin jemals gehabt hatte.<br />

Es waren sieben weitere Wochen vergangen und Siren fühlte sich garnicht mehr so<br />

gut...jetzt war sie schon <strong>ein</strong>e Woche überfällig. Selaja schien ungeduldig zu s<strong>ein</strong>, denn<br />

seit <strong>ein</strong>er Woche trampelte sie in Siren umher, als wäre <strong>ein</strong> Tanzfestival in ihr<br />

entbrannt.<br />

Um Weihnachten, <strong>ein</strong> sehr schönes Fest, dass sie im engsten Familienkreis, also<br />

Rough, Siren, Jarin und Thorsten, gefeiert hatten und an Sylvester waren sie auf dem<br />

höchsten Turm von Diamond-City gewesen und hatten Feuerwerk steigen lassen.<br />

Rough und Siren hatten für ihre Schiffskörper extra <strong>ein</strong>en Platz auf dem riesigen<br />

Balkon gekriegt. Also würde Selaja im Jahr 2933 geboren werden.<br />

Wieder <strong>ein</strong>mal konnte sie wegen dem innerlichen Getrampel kaum schlafen...es war<br />

elf Uhr abends und sie wollte schlafen...aber konnte nicht. Nun musste sie auch noch<br />

mal. Sie beeilte sich, weil...nun, es war ihr äusserst p<strong>ein</strong>lich, aber vorgestern hatte<br />

Selaja so doll in ihr umhergetrampelt, dass Siren im Schlaf ins Bett gepinkelt hatte.<br />

Oh, sie wäre da am liebsten im Erdboden versunken. Thorsten hatte ihr mehrmals<br />

angeboten, die Geburt künstlich <strong>ein</strong>zuleiten, aber sie gestattete es ihm nicht. Sie<br />

wollte <strong>ein</strong>e natürliche Geburt...auch wenn sie langsam bezweifelte, dass es dazu


kommen würde. Niemand konnte ihr sagen, warum die Geburtsphase nicht<br />

begann...es war körperlich nicht zu ergründen.<br />

Jedenfalls quälte Siren sich aus dem Bett und watschelte durch die Gegend. Leise, um<br />

Rough nicht zu wecken, sah sie nach unten zu ihrem Bauch, in dem die Tritte ihre<br />

Blase folterten:"Bitte m<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>e...Mama piet sich gleich <strong>ein</strong>..." das Treten nahm<br />

langsam ab.<br />

Siren stellte sich vor die Schüssel, öffnete ihren Morgenmantel, in dem sie sonst<br />

schlief, und setzte sich. Nach der Erleichterung und der zugehörigen R<strong>ein</strong>igung, wollte<br />

Siren aufstehen...die Betonung lag auf "wollte".<br />

Leise, aber laut genug, dass er sie hören konnte, rief sie ihn:"Rough?!...Rough?!<br />

Kannst du mir mal helfen?" Die Tür vom Bad zum Schlafzimmer öffnete sich und<br />

Rough stand mit zerzausten Haaren, die in der Dunkelheit etwas glitzerten, und<br />

gähnend in der Tür:"Gäääähhhhn...sind dir schon wieder beim Pinkeln die B<strong>ein</strong>e<br />

<strong>ein</strong>geschlafen?" "Ja...tut mir leid." Er hob sie hoch, schlang den Morgenmantel um sie<br />

und setzte sie auf die Bettkante. Nun musste sie sich zurücklehnen und er begann, ihr<br />

die Oberschenkel zu reiben um Nerven und Blutbahnen wieder mit Leben zu erfüllen.<br />

Er sah sie müde an:"Ach, m<strong>ein</strong> Moppelchen..." "Was? Bin ich fett geworden?"<br />

"N<strong>ein</strong>...das ist es ja." "Hä?" "Wie viel, hat Thorsten gesagt, nehmen Frauen mit Kind<br />

und allem drum und dran zu?" "13 bis vierzehn Kilo...vier Kilo davon sind Fett im<br />

gesamten Körper." "Siren...wie viel wiegst du jetzt?" "Achtundachtzig Kilo." "Wie viel<br />

davon ist von d<strong>ein</strong>em Umstand?" "Achtzehn..." "Und du hast nicht mal Fett<br />

ausgebildet, sondern alles Überschüssige in d<strong>ein</strong>en Bio-Akkus gespeichert. Das ganze<br />

Gewicht konzentriert sich hier." Er rieb ihr den Bauch und dann strich er ihr über den<br />

Busen. Sie sah ihn an:"Was kann ich denn dafür?! Glaubst du, es ist schön, <strong>ein</strong>en<br />

Bauch wie <strong>ein</strong>en Medizin-Ball zu haben? Auf der Kloschüssel schlafen mir die B<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong><br />

und vorgestern hast du ja mitbekommen." "Ja...ach, Selaja ist <strong>ein</strong>fach zu schnell<br />

gewachsen...du siehst ja mit beiden Körpern b<strong>ein</strong>ahe aus, als ob du Zwillinge<br />

erwarten würdest." "Was? So fett bin ich?" "Bald hast du es ja ausgestanden." "Ich<br />

hoffe doch...sonst komm ich um <strong>ein</strong>e "künstliche Geburt" nicht mehr herum."<br />

"Ausserdem schlafe ich die letzten Nächte auch nicht gut." "Wieso?" "Im Pool und im<br />

Bett kuschelst du dich an mich und Selaja trampelt und boxt mir die Eingeweide<br />

mürbe...manchmal reibe ich dir nachts so lange die Wampe, bis Selaja davon<br />

<strong>ein</strong>schläft...dann bekomme ich manchmal wenigstens noch zwei Stunden Schlaf."<br />

Wieder hämmerte es in ihrem Bauch. Rough kippte halb um, als die Müdigkeit ihm die<br />

Augen kurz zufallen liess. Siren streckte sich durch, spreizte ihre Zehen und legte sich<br />

wieder ins Bett:"Du, Rough?" "Gähn...ja m<strong>ein</strong> Schatz?" "Du sagtest, Selaja schläft <strong>ein</strong>,<br />

wenn du mir den Bauch reibst?" "Ähhäh." "Würdest du mir die Bäuche reiben?" "Na<br />

gut..."<br />

Rough war neben ihr zwar doppelt im Halbschlaf, bemühte sich aber trotzdem, ihre<br />

Tochter in ihr in den Schlaf zu wiegen. Es klappte und auch Siren konnte mal richtig<br />

schlafen.<br />

Um halb zwei Uhr morgens wurde Siren wieder vom Hämmern in ihren Bäuchen<br />

geweckt. Sie sah neben sich und sah, das Rough noch schlief...aber mit dem<br />

Getrampel in sich konnte sie nicht schlafen. Also drückte sie ihren Schiffskörper mit<br />

dem Bauch an die von Rough abgewandte Wand, um ihn nicht zu wecken und stand<br />

mit ihrem humanoiden Körper auf. Sie rieb ihren viel zu großen Bauch um ihre Tochter<br />

zu beruhigen und machte sich auf den Weg in die Küche, um wenigstens etwas gegen<br />

den kl<strong>ein</strong>en Hunger zu unternehmen. Ein großes Hähnchen-Sandwich sollte genügen.<br />

Sie sah zur Couch, wo Jarin an Thorsten gelehnt saß und Thorsten aufrecht auf Jarin<br />

sah.<br />

Siren näherte sich und Thorsten flüsterte:"Na...kannst du schon wieder nicht<br />

schlafen?" "N<strong>ein</strong>, das Getrampel. Wenn Rough sie nicht in den Schlaf wiegt, kann ich<br />

nicht schlafen." "Und du willst Rough jetzt nicht wecken." "Kannst DU mir die Bäuche<br />

reiben? Nur bis ich <strong>ein</strong>geschlafen bin." "Na gut. Leg dich ins Bett und ich mache das


mit m<strong>ein</strong>en Naniten." "Ich habe Angst, dass ich Rough wecke...kann ich mich zu euch<br />

legen?" Thorsten drehte s<strong>ein</strong>en Kopf und lächelte sie an:"Na gut, dann komm mal her,<br />

Töchterchen." Sie setzte sich neben ihn und kippte müde um, so dass ihr Kopf auf<br />

s<strong>ein</strong>em Schoss lag. Sie kauerte ihre Arme an ihre Brust und legte die Hände auf s<strong>ein</strong>e<br />

Schenkel. Sie machte ihren Bauch frei. Thorsten sah sie besorgt an:"Du frierst doch."<br />

"Geht schon...nur schlafen..." Es blitzte über ihr, <strong>ein</strong>e Decke legte sich auf sie, wie<br />

Jarin auch <strong>ein</strong>e hatte. Thorsten legte s<strong>ein</strong>e warme Hand auf ihren Bauch und <strong>ein</strong>e<br />

Hand aus Naniten legte sich an ihren Schiffsbauch. In kreisenden Bewegungen<br />

massierte er ihren Bauch und Selaja schlief bald <strong>ein</strong>...zufrieden konnte Siren nun auch<br />

<strong>ein</strong>schlafen...glücklich darüber, <strong>ein</strong>en Schwiegervater zu haben.<br />

Thorsten tat die Kl<strong>ein</strong>e leid...mit "Kl<strong>ein</strong>e" war hier nicht Selaja, sondern Siren<br />

gem<strong>ein</strong>t. Für ihn waren alle Wesen kl<strong>ein</strong>...bisher hatte er ja auch nichts gefunden, was<br />

ihm in der Größe gleich kam. Irgendwie hatte sich auch der Gedanke, dass sie ihm<br />

<strong>ein</strong>e Tochter war, tief <strong>ein</strong>gebrannt. Eigentlich war es <strong>ein</strong> schönes Gefühl, Sohn UND<br />

Tochter zu haben. Auch wenn in s<strong>ein</strong>en Gedanken dabei auch immer mitschwang, dass<br />

sie <strong>ein</strong>e angeheiratete "Schwieger"-Tochter war. Schliesslich hätte er sonst bald den<br />

Eindruck bekommen, dass Selaja <strong>ein</strong> Kind des Inzest gewesen wäre...aber das war ja<br />

absurd. Siren war zwar s<strong>ein</strong>e Schwiegertochter, aber so, wie sie sich ihm anvertraute,<br />

ihre Scheu vor ihm verlor...selbst ihren Bauch entblößte sie ja vor ihm mittlerweile,<br />

ohne rot zu werden...es erinnerte ihn an die vielen, nur zwei bis drei Jahre alten<br />

Waisenkinder, die er groß gezogen hatte...Siren wirkte dabei so kindlich. Irgendwie<br />

war sie ihm genau so ans Herz und die Naniten gewachsen, wie Rough. Nur brachte er<br />

ihr seltsamerweise mehr Schutzgefühl entgegen...wahrsch<strong>ein</strong>lich, weil sie <strong>ein</strong>e Frau<br />

war. Da war er nun schon eigentlich mehr Maschine als Mensch und trotzdem hatte er<br />

noch diese Instinkte.<br />

Jedenfalls tat sie ihm leid. Sirens Körper war nicht darauf ausgelegt, wie jeder andere<br />

"menschliche" Körper auch, so schnell so <strong>ein</strong>en Gewichtszuwachs und Raumabnahme<br />

im Bauch zu ertragen. Blutgefäße und Nerven waren <strong>ein</strong>gedrückt und die Haut hatte<br />

es gerade noch ohne s<strong>ein</strong>e Hilfe geschafft, nicht <strong>ein</strong>zureissen. Die Rückenschmerzen<br />

konnte er noch <strong>ein</strong>dämmen. Und ihre Bäuche...die fühlten sich garnicht mehr wie<br />

Bäuche an, sondern viel härter. Eine von den Beiden, die durch die Nabelschnur<br />

verbunden waren, schien sich irgendwie gegen die Geburt zu sträuben...wenn auch<br />

nur unterbewusst. Denn Selaja lag in perfekter Geburtsposition und das in beiden<br />

Körpern.<br />

Die Kugel, die er da massierte, musste Siren doch weh tun...auch wenn das nicht der<br />

Fall war...er überwachte sie ja. Wenigstens schliefen Enkelin, Sohn und<br />

Schwiegertochter <strong>ein</strong>mal richtig.<br />

Siren wachte auf. Sie war wesentlich erholter als sonst in den letzten Wochen.<br />

Verschlafen öffnete sie die Augen und sah hinauf...Thorsten lächelte sie an. Erst jetzt<br />

bemerkte sie, dass er ihren Bauch immer noch angenehm massierte. Mit ihrem<br />

Schiffskörper genoss sie es <strong>ein</strong>fach nur und lag im Pool. Sie wollte gerade sprechen,<br />

da hielt Thorsten ihr die freie Hand vor den Mund und antwortete ihr über <strong>ein</strong>en<br />

Funkkanal, den Selaja nicht hören würde:"Selaja schläft noch. Wenn du jetzt sprichst,<br />

dann weckst du sie auf." Sie antwortete über Funk:"Wie spät haben wir es?" "Vierzehn<br />

Uhr." "Du hast mir zwölf<strong>ein</strong>halb Stunden den Bauch gestreichelt?!" "Hätte ich<br />

aufgehört, wärt ihr beiden aufgewacht. Rough wollte auch, dass du weiterschläfst und<br />

hat mich zusätlich gebeten, dir den Schlaf zu gönnen." "Oh, das ist so lieb von dir."<br />

"Ach, was tut man nicht alles für die Familie. Und wenn man eh nicht schläft, dann tut<br />

man sowas gern." "Ich habe mich lange nicht mehr so ausgeschlafen gefühlt. Danke."<br />

"Gern geschehen." "Würdest du mich jetzt aufstehen lassen?" "Sicher. Selaja hat ja<br />

auch Gelegenheit, so zu schlafen." "Ausserdem beisse ich dir sonst gleich ins B<strong>ein</strong>."<br />

Thorsten lächelte:"Da würdest du dir wohl d<strong>ein</strong>e Zähne ausbeissen. Geh mal zu<br />

d<strong>ein</strong>em Mann, er kümmert sich um den Garten." "Danke...ist noch viel zu essen da?"<br />

"Der Picknick-Korb ist voll...futter dich mal voll." "Lieber nicht...sonst platze ich doch


noch." Thorsten grinste:"Na gut."<br />

Siren hievte sich hoch, band sich den Morgenmantel wieder vor den Bauch. Sie<br />

schnappte sich den Picknickkorb und legte sich den Tag über auf <strong>ein</strong>e Sonnenliege.<br />

Am Abend trug Rough sie hin<strong>ein</strong> und legte sie ins Bett. Wieder konnte sie nur<br />

schlafen, weil Rough ihr den Bauch rieb.<br />

Mitten in der Nacht wachte sie wieder in <strong>ein</strong>er warmen Pfütze auf. Sie drehte die<br />

Augen verzweifelt nach oben und fluchte innerlich:"Nicht schon wieder...Jetzt muss ich<br />

wieder duschen und die Matratze trocken legen. Ich hasse es, ins Bett zu machen."<br />

Sie schwang sich mühevoll auf den Bettrand. Aber das fühlte sich garnicht an, wie<br />

neulich...irgendwie, als ob da <strong>ein</strong>e Creme darunter gemischt war. Vielleicht war da<br />

noch Ba<strong>by</strong>-Puder vom Matratzentrocknen...aber am Bauch und am Umstandsslip?!<br />

Siren machte die Nachttischlampe an und und fasste sich kurz zwischen die B<strong>ein</strong>e. Sie<br />

betrachtete in dem Dimmerlicht die Flüssigkeit an ihren Fingern. Etwas rötlich? Das<br />

war doch nicht normal für Urin, oder? N<strong>ein</strong>, ganz bestimmt nicht!<br />

Wie als Bestätigung packte ihren Bauch <strong>ein</strong> heftiger Krampf, der weitere Flüssigkeit<br />

aus ihr hinaus drückte...jetzt öffnete sie auch die Panzerplatte über den privaten<br />

Teilen ihres Schiffskörpers, die Platten zogen sich als Hautlappen unter ihre Haut. Sie<br />

biss sich auf die Unterlippen, um ihre Schmerzensschreie zu<br />

unterdrücken:"Hhhhnnnngpffffff...!!! Ouff...ouff...ouff." Der Krampf war vorbei...aber<br />

jetzt wusste sie, was los war.<br />

Sie drehte sich um zu Rough:"Rough! Rough!" Sie rüttelte ihn.<br />

Erschrocken wurde er wach:"Wawawas ist?" "Es geht los...ist losgegangen." "Was?!<br />

Die Wehen?!" "Ja...unsere Tochter kommt endlich auf die Welt." "Das ist ja<br />

super...aber...Was mach' ich jetzt???" "Was? Du weisst das nicht? Hast du dich<br />

nicht...ooooooooohhhhhggnnnnnnnn..." Siren packte ihren Bauch vor Schmerz, wie<br />

jemand s<strong>ein</strong>en Oberschenkel, von dem der Unterschenkel abgetrennt war. Sie<br />

versuchte die Atemtechnik, die Jarin ihr beigebracht<br />

hatte:"Huff...aahh...huff...aahh..." Die Wehe war ausgestanden und sie sah Rough mit<br />

Tränen in den Augen an:"Wir...huff...müssen zur Geburtsstation." "Aber...aber kannst<br />

du fliegen?" "N<strong>ein</strong>." "Dann muss ich dich hoch tragen."<br />

Es klopfte an der Tür und Siren hörte Thorstens und Jarins stimmen:"Dürfen wir<br />

r<strong>ein</strong>kommen?" Siren schnappte sich <strong>ein</strong>en undurchnässten Deckenbezug aus der<br />

untersten Schublade des Nachttisches und deckte damit ihren Bauch und ihre Brüste<br />

ab:"Ja. Jetzt kommt r<strong>ein</strong>...ich wollte euch nur die Sauerei an m<strong>ein</strong>em Unterbauch<br />

nicht antun."<br />

Thorsten streckte den Kopf r<strong>ein</strong>:"Wenn du nicht ausserhalb <strong>ein</strong>es Gebietes von<br />

zweiundvierzig Galaxien bist, habe ich es ja schon gesehen." Siren liess erschlaffend<br />

den Bezug fallen, schliesslich waren es ihre Schwiegereltern:"Stimmt auch wieder."<br />

Rough hatte sich in s<strong>ein</strong>en Morgenmantel gehüllt..schon aus Reflex. Er nahm ihre<br />

Hand:"Geht es?" "So lange k<strong>ein</strong>e Wehe kommt...ooouuuuuuhhhhhhhhhh..." Diese<br />

Schmerzen waren ja genau so schlimm wie bei der Metamorphose! Sie drückte<br />

Roughs Hand zusammen, der auf die Kniee fiel und die Augen aufriss:"MEINE HAND!!!<br />

UUUAAAAAAAHHHH...M<strong>ein</strong>e Hand, m<strong>ein</strong>e Hand...ach du sch****..." Die Wehe war<br />

vorbei und sie liess s<strong>ein</strong>e Hand los. Mit <strong>ein</strong>em Druck von mehreren Terra-Tonnen pro<br />

Quadratzentimeter, den Rough und Siren mit den Händen ausüben konnten, hatte sie<br />

ihm die Hand zusammengedrückt. Zwar war die Hand unverletzt, aber dunkelrot vom<br />

Druck...doch sie hatte andere Sorgen...ihre Hüfte schien zu explodieren und ihr Bauch<br />

war der brennende Zünder. Jarin nahm sie in den Arm:"Geht es jetzt besser?"<br />

"Huff...bis zur nächsten Wehe schon." Thorsten nickte:"Ich bringe uns alle zur Station<br />

und das ohne Sprungantrieb." Siren war beruhigt...bei der Geburt wollte sie nicht<br />

durch <strong>ein</strong>en Warp-Tunnel gleiten. Thorsten hüllte ihre beiden Körper, Rough, sich und<br />

Jarin in sich, also s<strong>ein</strong>e Naniten und in diesen goldenen Wolken wurden sie durch die<br />

Nacht in die Station getragen. Schnell lagen sie in <strong>ein</strong>em Geburtsraum. Sirens<br />

Schiffskörper lag in <strong>ein</strong>em Pool, der Arzt, etwa zwanzig Meter kürzer als sie, sah sie


verblüfft an, besonders Thorsten:"Was ist denn mit ihnen?" Thorsten sah den Arzt<br />

an:"Sie ist m<strong>ein</strong>e Schwiegertochter Siren. Und geben sie sich bitte beste Mühe, m<strong>ein</strong>e<br />

Enkelin und m<strong>ein</strong>e Schwiegertochter zu schonen." Der humanoide Körper des Xenon-<br />

Arztes sah beide an:"Aber...ich bin viel kl<strong>ein</strong>er als sie, zumindest mit dem<br />

Schiffskörper." Rough kam daneben und s<strong>ein</strong> riesiger Schiffskörper warf <strong>ein</strong>en<br />

Schatten über die Gruppe:"Aber ich bin größer. Leiten sie mich an und ich versuche<br />

m<strong>ein</strong> Bestes." "Gut, soll ich ihrer Frau dann die Hand halten?" Siren schrie durch <strong>ein</strong>e<br />

neue Wehe und ihre Finger quetschten die Armstützen des Bettes zusammen, dann<br />

riss sie die Duro-Plast-Materialien aus der Verankerung. Der Arzt sah sie an und dann<br />

zu Rough, Jarin und Thorsten:"Wa...?! Wie soll ich ihr denn helfen?! Wenn sie aus<br />

Schmerz die B<strong>ein</strong>e zusammenklappt, dann zerquetscht sie mich doch wie <strong>ein</strong>en Käfer."<br />

Thorsten nickte:"Wenn es ihr nichts ausmacht, kann ich das machen. Ich habe schon<br />

viele Kinder auf die Welt geholt." Siren nickte:"Ja, Paps. Ich vertraue dir." Thorsten<br />

stellte sich zu ihr. Und Rough ging daneben:"Ich fange unsere Tochter dann auf, wenn<br />

Thorsten dir hilft."<br />

Thorsten sah sie an:"Soll ich d<strong>ein</strong>e Nerven blockieren? Dann tut es nicht weh, aber du<br />

spürst die Geburt." "N<strong>ein</strong>! Ich bin schon so <strong>ein</strong> Techno-Ding, da soll nicht noch mehr<br />

Technologie <strong>ein</strong>gesetzt werden, um m<strong>ein</strong>e Tochter auf die Welt zu holen! Es ist nichts<br />

gegen dich, aber ich will ohne Technik gebähren und m<strong>ein</strong>er Tochter damit mehr<br />

Natürlichkeit schenken." "Glaubst du, die vielen Stresshormone tun ihr gut?" "Es ist<br />

doch von der Natur bei euch so gemacht, oder?" "Siren...das stimmt zwar...aber wir<br />

haben uns evolutionstechnisch entwickelt...für <strong>ein</strong>e Mutter war es besser, zur Not bei<br />

der Geburt fluchtbereit zu s<strong>ein</strong>." "N<strong>ein</strong>, k<strong>ein</strong>e Technologie." "Ich muss es ja nicht<br />

technologisch machen." "Wie willst du es dann machen?" "Hast du schon mal was von<br />

Akkupressur gehört?" "Akkupressur?" "Der Körper hat bestimmte Punkte, die man<br />

anregt und damit <strong>ein</strong>en Effekt erzielt. Meist durch Streicheln oder <strong>ein</strong>en Druck."<br />

"Und das kannst du?" "In fast tausend Jahren lernt man so Einiges." "Und m<strong>ein</strong><br />

Schiffskörper? Kennst du die Akkupressur-Punkte da auch?" "Mit m<strong>ein</strong>en Sensoren<br />

habe ich sie schon alle erfasst, als du neu entstanden warst. Ich nutze also hierfür<br />

k<strong>ein</strong>e Technologie, weil es ja sozusagen m<strong>ein</strong>e Augen sind." Die Wehe, die nun<br />

<strong>ein</strong>setzte, überzeugte Siren:"Gnnnnnnnnnnhhhhhhhhh...bitte bitte bitte bitte bitte<br />

bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte bitte..." Thorsten tippte ihr auf dem Bauch,<br />

am Schlüsselb<strong>ein</strong> und seitlich an der Hüfte herum...plötzlich fühlte sich alles etwas<br />

seltsam an...noch voll da, nicht taub, aber als ob <strong>ein</strong>e Decke darüber lag. Das Selbe<br />

war auch an ihrem Schiffskörper passiert. Als die nächste Wehe kam, spührte sie<br />

lediglich, wie sich ihre Muskeln zusammenzogen und Selaja etwas weiter durch ihr<br />

Becken gepresst wurde...aber es tat nicht weh. Sie lächelte Thorsten an:"Das ist<br />

großartig...aber du kannst es auch wieder lösen, wenn alles vorbei ist, oder?"<br />

"Sicher...und nun musst du pressen." Siren drückte, so gut sie konnte, ohne zu heftig<br />

zu drücken...schliesslich wollte sie ihre Tochter nicht zerquetschen.<br />

Nach zwei weiteren Wehen glitt Selaja in Roughs Arme und Schleier. Eher überrascht<br />

über die neue Welt, als schreiend, sah sich Selaja um und streckte sofort lächelnd die<br />

Arme und Schleier nach ihrer Mutter aus. Rough, selbst überglücklich, wie alle<br />

Anderen auch, legte Selaja bei Siren auf den Bauch. Thorsten gab Rough <strong>ein</strong>e<br />

Schere:"So, jetzt musst du die Nabelschnüre druchtrennen. Das ist die Aufgabe des<br />

Vaters." Thorsten klemmte die beiden Nabelschnüre ab und Rough schnitt vorsichtig<br />

die humanoide Nabelschnur durch, während er die andere mit <strong>ein</strong>em Kraftfeld<br />

durchtrennte.<br />

Thorsten tippte mit s<strong>ein</strong>en Naniten über Sirens Bauch und Hüfte, dann spürte sie ihren<br />

Körper wieder richtig...es war etwas schmerzhaft, aber nicht so schlimm, wie während<br />

der ersten Wehen. Eine schwache, für Siren kaum spürbare, Nachwehe brachte auch<br />

die Nachgeburt zu Tage. Das Organ wurde von dem Arzt entsorgt. Thorsten sprach<br />

den Arzt darauf an, dass s<strong>ein</strong>e Naniten das erledigen würden.<br />

Rough war s<strong>ein</strong>er Tochter, die glücklich in Sirens Armen und Schleiern lag, am


nächsten...schliesslich hatte er zwei Körper. Thorsten stand mit s<strong>ein</strong>em menschlichen<br />

Körper an Selajas entsprechendem Körper und sah sie stolz an, aus Naniten<br />

zusammengeballt stand er auch bei ihrem Schiffskörper. Jarin war die <strong>ein</strong>zige, die<br />

zwischen den beiden Körpern hin und her laufen musste, um ihre Enkelin zu<br />

bewundern.<br />

Siren war überglücklich und stolz. Plötzlich legte Selaja ihren Kopf an ihre Brust und<br />

begann, wie Babies es nun <strong>ein</strong>mal taten, zu trinken. Siren war zuerst geschockt, aber<br />

dann...Thorsten und Jarin hatten wohl recht gehabt...sie deckte Selaja zu und die<br />

Kl<strong>ein</strong>e seufzte, während Siren sie stillte. Siren öffnete die Panzerplatten über ihren<br />

entsprechenden Organen am Schiffskörper, direkt hinter den Frontschleiern, wo ihr<br />

Rumpf auch leicht geschwollen war, und stillte nun auch Selajas anderen Körper, den<br />

Rough mit <strong>ein</strong>er riesigen Decke zudeckte.<br />

Selaja hatte humanoid die typischen Ba<strong>by</strong>-Formen, goldene Löckchen und<br />

metallicblaue<br />

Augen mit <strong>ein</strong>em Stich Grün.<br />

Ihr Drohnenkörper hatte große, gleichfarbige Augen, <strong>ein</strong> zahnloses, kl<strong>ein</strong>es Mäulchen,<br />

vier kurze Stummelschleierchen, zwei Kristalle, wo proportional Menschen ihre<br />

Schultern gehabt hätten, zwei kl<strong>ein</strong>e, kurze, dicke, schotenförmige "Flügel" an ihren<br />

Schultern, <strong>ein</strong>en schmalen, ovalen Ausläufer mit Kristall dicht auf dem Heck, das wie<br />

<strong>ein</strong>e längs gespaltene, mit der "Spitze" nach vorne gerichtete, dickliche, kurze<br />

Pfeilspitze ohne Trennung aus ihrem Mittelkörper ragte, wie Oberarme von Menschen<br />

aus ihren Schultern. In der Längs-Mitte des Hecks, wurde es von zwei zur Mitte<br />

schmäler werdenden Kämmen, wie die, mit denen Roughs Ausläufer am Heck<br />

anlagen, in der Mitte verbunden, wo auch der Ausläufer angewachsen war. Also in<br />

etwa <strong>ein</strong>e Pfeilspitzenform, in der oben und unten <strong>ein</strong>e Längskerbe war. Selaja war<br />

etwa zwei Meter lang und Sirens Schiffsbauch begann schon, noch mehr<br />

abzuschwellen, als die Schutzorgane sich in ihren Kreislauf auflösten.<br />

Selaja war so wunderhübsch und süß...Thorsten und Jarin standen die Tränen genau<br />

so in den Augen, wie Rough.<br />

Siren bekam nun zum ersten mal <strong>ein</strong>en Eindruck davon, wie es war, schlank zu s<strong>ein</strong>.<br />

Am nächsten Morgen lag sie bereits mit ihrer Tochter zuhause. Rough lag neben ihr<br />

und es war <strong>ein</strong> herrlicher Tag.<br />

Das überüppige Frühstück entfiel, Siren aß auch kaum mehr als die anderen. Nachts<br />

hatte Selaja mit ihrem Schiffskörper noch in Sirens Haupt-Zimmer geschlafen, wo sie<br />

auch humanoid geschlafen hatte. Alle ausser Thorsten und Jarin hatten also an Bord<br />

ihres Schiffskörpers geschlafen. So hatte sie Selaja noch sehr nahe bei sich. Selaja<br />

hatte <strong>ein</strong> herrliches Kichern:"Kche." Und mit ihrem Schiffskörper gurrte sie ganz<br />

niedlich und hell. Siren trug ihre Tochter auf den Armen hinaus, Rough Selajas kl<strong>ein</strong>en<br />

Schiffskörper. Selaja kuschelte sich glücklich an Sirens Rumpf und gurrte<br />

glücklich...bald würde sie auch fliegen können.<br />

Thorsten kam heraus, Jarin schlief noch, und lächelte Siren an:"Darf ich m<strong>ein</strong>e Enkelin<br />

mal in den Armen und Naniten halten?" "Natürlich." Thorsten streckte Siren die Arme<br />

entgegen und Selaja streckte auch ihm die Arme entgegen...sie hatte ihren Großvater<br />

gleich ins Herz geschlossen. Thorsten nahm sie auf den Arm und sie spielte mit s<strong>ein</strong>er<br />

Unterlippe. Eine goldene Wolke bildete sich unter Selajas Schiffskörper und hob das<br />

kl<strong>ein</strong>e Ba<strong>by</strong> von zwei Metern hoch und zu Thorstens menschlichem Körper. Thorsten<br />

knuddelte s<strong>ein</strong>e Nase in die kl<strong>ein</strong>e zarte Schnauze und Selaja lachte so unheimlich<br />

niedlich. Die kl<strong>ein</strong>en Front-Schleier streckten sich nach ihrem Großvater aus und<br />

wickelten sich um s<strong>ein</strong>en Kopf. Selaja rieb ihren Kopf gurrend an dem ihres<br />

Großvaters, während sie sich mit ihrem Ba<strong>by</strong>-Körper in s<strong>ein</strong>e Arme <strong>ein</strong>kuschelte. Siren<br />

bemerkte, dass Thorsten die Knochen s<strong>ein</strong>er Arme umwachsen liess, damit Selaja<br />

weich lag.<br />

Nach etwa zehn Minuten legte Thorsten Siren den humanoiden Körper ihrer Tochter<br />

wieder in die Arme, wobei s<strong>ein</strong>e sich wieder begradigten. S<strong>ein</strong>e Naniten legten Selajas


Schiffskörper wieder an Sirens und ihre Tochter kuschelte sich mit ihren Körpern noch<br />

<strong>ein</strong> wenig glücklicher an Sirens Körper, als sie sich an Thorsten gekuschelt hatte.<br />

Thorsten lächelte glücklich:"Tja, ich bin halt nur der Großvater, mit den Eltern kann<br />

ich nicht mithalten. Anders sollte es auch nicht s<strong>ein</strong>." Siren lächelte:"Und wenn du mal<br />

eigene, biologische Kinder hast? Wenn hast du dann lieber? Rough, Selaja, oder sie?"<br />

"Ich glaube kaum, dass ich irgendwie mehr lieben könnte, als ich euch alle und Jarin<br />

schon liebe. Ich werde euch wohl alle gleich doll lieb haben, so wie ich es jetzt tue. Ich<br />

liebe euch halt nur anders. Oder wie würdest du es finden, wenn ich mit dir wie mit<br />

Selaja kuscheln würde? Das wäre doch kindisch und unangemessen in d<strong>ein</strong>em Alter.<br />

Ich nehme dich gerne <strong>ein</strong>mal kräftig in den Arm." "Oh...das ist lieb von dir." "Ach, das<br />

ist doch natürlich."<br />

Thorsten ging glücklich wieder ins Haus...Jarin schlief heute wirklich lange. Jarin<br />

wachte auf und grinste verschlafen:"Na, schon wieder früh aufgestanden?" "Es ist <strong>ein</strong><br />

Uhr nachmittags." "Was?! So lange habe ich geschlafen?!" "Ja." "Du, Schatz?" "Ja?"<br />

"Du hältst dich an das, was wir an Weihnachten ausgemacht haben?" "Na klar: Ich<br />

überprüfe d<strong>ein</strong>e Geschlechtsorgane nicht mehr. Es ist jetzt sensor-freie Zone." "Gut.<br />

Weisst du, warum ich dich darum gebeten habe?" "N<strong>ein</strong>, wieso?" "Nun...falls bei uns<br />

beiden der Klapperstorch mal kommen sollte, möchte ich nicht, dass du vor mir<br />

weisst, was los ist. Auch k<strong>ein</strong> Geschlecht oder so, ich möchte, dass wir das beide<br />

ausdiskutieren können, ob wir es erfahren wollen." "Gut, das akzeptiere ich."<br />

"Akzeptieren? Hast du etwa was dagegen?" "N<strong>ein</strong>, k<strong>ein</strong>esfalls. Ich wollte nur nicht aus<br />

Versehen irgend etwas zweideutiges sagen." "Gut. Ich greife dir ja auch nicht täglich<br />

zwischen die B<strong>ein</strong>e, um d<strong>ein</strong>en Füllstand zu überprüfen." Thorsten brach in Gelächter<br />

aus:"Um Himmels Willen...was habe ich mir da für <strong>ein</strong>e obszöne Schönheit angelacht."<br />

Sie lächelte ihn an:"Tja, und m<strong>ein</strong> Mann ist der ultimative Voyuer über zweiundvierzig<br />

Galaxien. Da passt das doch." "Du weisst aber schon, dass es dann auch egal ist,<br />

wenn ich dir d<strong>ein</strong>e Gebärmutter nicht überwache, oder? Ich sehe so was schon am<br />

Blutbild oder mit m<strong>ein</strong>en Wärmekameras." Jarin sah ihn ernst und bittend<br />

an:"Thorsten, ich weiss, dass ich dir damit viel abverlange, als ob ich <strong>ein</strong>em normalen<br />

Mann sagen würde, er solle sich die Augen verbinden, aber ich habe <strong>ein</strong>e Bitte." "Na<br />

gut...ich habe schon <strong>ein</strong> schlechtes Gefühl im Magen." "Würdest du mich vielleicht<br />

<strong>ein</strong>fach nur mit menschlichen Augen sehen? Nicht mit erhöhten Sinneskräften alles<br />

abscannen und m<strong>ein</strong>en Herzschlag auf fünfhundert Kilometer Entfernung hören...ich<br />

mag das nicht mehr. Ich fühle mich so transparent." "K<strong>ein</strong>e Sorge, allerdings muss ich<br />

dir auch was gestehen." "Was?" "Du hast seit Weihnachten <strong>ein</strong> neues Implantat, dass<br />

dich überwacht und mir bescheid sagt, wenn du krank bist. Seit Weihnachten sehe ich<br />

dich nur noch so, wie du mich mit d<strong>ein</strong>en Implantaten sehen kannst." "Aber ich höre<br />

Herzschläge und Zellwachstum!" "Tja, genau wie ich. Das Zellwachstum verklingt im<br />

Uterus, da ist so viel los und Herzen hören wir gleichzeitig...allerdings nicht schon,<br />

wenn du <strong>ein</strong>e Schwangerschaft schon spüren würdest." "Also hast du alles schon so<br />

<strong>ein</strong>gerichtet, dass du mich so siehst, wie ich dich?" "Ja, ich habe es mir schon<br />

gedacht, dass du das gem<strong>ein</strong>t hattest." "Dankeschön." Sie nahm ihn fest in den Arm<br />

und machte sich danach fertig für den Tag.<br />

Für <strong>ein</strong> Ba<strong>by</strong> hatte Selaja die folgenden zwei Tage viel zu viel Beschäftigung. Thorsten<br />

unternahm viel mit der Kl<strong>ein</strong>en und den Anderen.<br />

Am Morgen des dritten Tages lag er neben Jarin. Jarin schlief selig, doch dann<br />

schreckte sie hoch und hechtete aus dem Bett zum zweiten Bad. "Was ist denn Jarin?"<br />

"Böööööööööüüüüüürrrk..." "Jarin?!" "Bööööörrrrrrrrr-üüüürrrrrkkkkk..." Zwar sah er<br />

Jarin nicht mehr mit Wärmekameras und befand sich nicht mehr in ihrem Körper, aber<br />

trotzdem hing er hier ja überall in Nanitenform...es war unglaublich, wie viel<br />

Jarin...erbrach! Er wollte zu ihr eilen, doch sie schlug ihm, mit der rechten Hand, die<br />

sie kurz von der Toilette weg nahm, die Tür vor der Nase zu. Hinter der Tür sah er sie<br />

noch, aber er konnte ihr nicht helfen...sie wollte das ja nicht mehr.<br />

Also stand er vor der Tür und hörte mitfühlend zu. Jarin unterbrach ihre P<strong>ein</strong> nur kurz,


um Luft zu holen, dann fuhr sie<br />

fort:"Üüüüüüuuuuaaääääärrrrgg...böööööhhhhhhhrrrrrrg..." Nach zwei Minuten<br />

öffnete Jarin die Tür und sah aus, als hätte <strong>ein</strong> beschleunigtes, schwarzes Loch<br />

gerammt. Tiefe Augenringe, geplatzte Äderchen um die Iris. Den Mund hatte sie sich<br />

schon gesäubert. Sie sah ihn an:"Ürgs...ich fühl mich garnicht gut." "Du siehst auch<br />

nicht sehr vital aus." "Ich mppf..." Jarin drehte sich um und rannte zur<br />

Kloschüssel:"Büüüüüüüüöööööörrrrrrrrrrg...Böööörrrrk" Sie liess sich rückwärts auf<br />

den Hintern fallen und stützte sich nach hinten hin ab. Thorsten nahm <strong>ein</strong> Tuch und<br />

rieb ihr die Reste vom rechten Mundwinkel. Er sah sie an:"Ist es jetzt vorbei? Geht's<br />

dir besser?" "Ohhh...m<strong>ein</strong>e Speiseröhre...als hätte man mir <strong>ein</strong>e Bowlingkugel<br />

dadurch gezogen." "Was ist denn? Die Implantate haben mir nicht gesagt, dass du<br />

krank wärst." "Vielleicht hatte ich nen Alptraum, der mir das Kotzen gebracht hat?"<br />

"Kann s<strong>ein</strong>...wenn du dich nicht daran erinnerst, war er vielleicht unterbewusst genug,<br />

um dich zum Erbrechen zu bringen." "Mag s<strong>ein</strong>." Es wurde doch noch <strong>ein</strong> schöner Tag.<br />

Am nächsten Morgen sprang Jarin wieder auf und rannte zum Klo...wieder zwei<br />

Minuten des Übergebens. Jarin stützte sich total geschafft auf den<br />

Wannenrand:"Uhhh...schon wieder...was könnte ich für nen Alptraum haben?"<br />

"Also...ich habe in letzter Zeit eigentlich nur schöne Gedanken gehabt, also kann es<br />

nicht von mir kommen." Jarin wollte gerade etwas entgegnen, da blähten sich ihre<br />

Wangen und sie sprang wieder zum Klo.<br />

Jarin sah ihn an, nachdem sie wieder aufgestanden war:"Ohhh...ich hatte doch gar<br />

k<strong>ein</strong>en Schweißausbruch und m<strong>ein</strong> Herz hatte auch nicht gerast...das ist garnicht<br />

typisch für <strong>ein</strong>en Alptraum." "Du, Jarin...ich habe da mittlerweile <strong>ein</strong>en Verdacht." "Ein<br />

Trauma oder sowas?" "N<strong>ein</strong>...du könntest vielleicht bald genau so <strong>ein</strong>en Bauch haben,<br />

wie Siren ihn hatte." "Du m<strong>ein</strong>st, ich könnte schwanger s<strong>ein</strong>?" "Morgenübelkeit?!<br />

Sch<strong>ein</strong>t doch zu passen, oder?" Jarin rieb sich das Gesicht:"Moah...m<strong>ein</strong>st du?" "Ich<br />

könnte ja nachsehen, wenn du willst." "N<strong>ein</strong>...nur, ob ich nun <strong>ein</strong> Kind erwarte, oder<br />

nicht." "Ich kann ja das Implantat fragen." "Na gut." Thorsten sendete <strong>ein</strong>e Anfrage<br />

an den Bio-Scanner, ob Jarin <strong>ein</strong> Kind erwartete. Die Antwort kam über Funk<br />

zurück:"Teils zutreffend." Er sah Jarin an:"Das Implantat sagt, dass das nur teils<br />

zutreffend wäre." "Was?! Was m<strong>ein</strong>t das Ding?" Thorsten fragte über Funk<br />

nach:"Spezifiziere." "Jarin erwartet zwei Kinder."<br />

Jarin sah Thorsten schon wieder umkippen. Er schlug mit dem Kopf gegen die Wanne<br />

und blieb liegen. Pure Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Sie machte<br />

sich langsam Sorgen um sich. Thorsten schien ja k<strong>ein</strong>e Probleme zu haben, nur das er<br />

wieder in Ohnmacht lag. Dieses mal machte sie sich aber Sorgen, sie rüttelte ihn<br />

wach:"Thorsten! Thorsten! Was ist denn nun?" Thorsten wurde wach und sah sie mit<br />

großen Augen an:"Zwillinge! Wir beide werden Zwillingseltern!" Jarin sah ihn<br />

geschockt an:"Zwi...zwiwiwi...Zwillinge?!! Ich hab' Zwillinge im Bauch?!" Jarin stand<br />

zwischen unbändiger Freude und unendlicher Überraschung.<br />

Thorsten stand das gleiche ins Gesicht geschrieben. Sie schlang die Arme um ihn:"Ich<br />

werde Mami!" "Und ich biologischer Papi!" Sie hielten sich in den Armen und begannen<br />

vor Freude zu heulen.<br />

Thorsten war...er war so...überglücklich! Das war ja zur Zeit fast wie im Akkord, dass<br />

s<strong>ein</strong>e Familie sich vergrößerte...und nun wurde er auch noch biologischer Vater!<br />

Rough war schon <strong>ein</strong> Super-Sohn und hatte ihm <strong>ein</strong>e wunderbare Schwiegertochter<br />

und <strong>ein</strong>e unglaublich liebe Enkelin beschert...und nun...oh, er müsste wieder <strong>ein</strong> Kind<br />

groß ziehen...zwei Kinder, s<strong>ein</strong>e eigenen Kinder! Rough hatte ihm diese Verantwortung<br />

nie auferlegt...aber jetzt...s<strong>ein</strong>e biologischen Kinder...wie sie auf ihre biomechanischen<br />

Verwandten reagieren würden? Und...was würde wohl mit ihnen s<strong>ein</strong>? Würden sie sich<br />

in dieser Welt von Xenon-Schiffen und Shil'Crers nicht unglaublich kl<strong>ein</strong> neben ihrem<br />

Geschwister und ihrer Schwägerin, ja selbst vor ihrer Nichte, vorkommen? Und ihnen<br />

nur Implantate <strong>ein</strong>zupflanzen...das würde ihnen auch nicht viel bringen...es waren nur<br />

Maschinen, die ihrem Willen gehorchten. Jarin würde mit ihm <strong>ein</strong>e mächtige Telepatin


werden...vielleicht würde das auch mit s<strong>ein</strong>en Kindern geschehen?<br />

Würden sie überhaupt hier in der Gem<strong>ein</strong>schaft bleiben wollen?! Diese Sorgen<br />

geisterten wie vorprogrammiert in s<strong>ein</strong>em Geist herum. Aber erst <strong>ein</strong>mal mussten sie<br />

ja größer werden, als <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Fötus.<br />

Jarin hippelte vor Freude auf ihren Knien und knuddelte ihn:"Oh, ich werde Mutter!<br />

Thorsten...jetzt müssen wir aber bald heiraten." "Gerne...wann?" "In zwei Wochen?"<br />

"Passt mir prima." Jarin grinste:"Auf jeden fall, bevor ich mir <strong>ein</strong><br />

Umstandshochzeitskleid besorgen muss." "K<strong>ein</strong>e Sorge...das wird schon alles<br />

funktionieren." "Wollen wir Rough sagen, dass er zwei Geschwisterchen, Siren <strong>ein</strong>en<br />

Schwager und <strong>ein</strong>e Schwägerin und Selaja <strong>ein</strong>en Onkel und <strong>ein</strong>e Tante bekommen?"<br />

Thorsten sah sie an:"Woher weisst du, dass es <strong>ein</strong> Mädchen und <strong>ein</strong> Junge sind?"<br />

"Jetzt weiss ich das <strong>ein</strong>fach." "Soll ich es überprüfen lassen?" "Nur zu, ich bin mir<br />

absolut sicher." Thorsten fragte beim Implantat nach und dieses bestätigte Jarins<br />

Angaben. Thorsten sah sie an:"Du hast es ja schon gesagt. Wollen wir dann bescheid<br />

sagen?" Jarin nickte.<br />

Rough und Siren saßen am Pool mit Selaja, die sie auf ihren Schiffskörper gelegt<br />

hatten. Mit ihren riesigen Augen betrachteten sie Selaja.<br />

Jarin und Thorsten kamen Arm in Arm näher. Jarin lächelte:"Es gibt wunderbare<br />

Neuigkeiten." Siren und Rough sahen sie an, Selaja versuchte, sich zu ihr zu drehen.<br />

Jarin lächelte:"Wir bekommen doppelten Zuwachs." Rough sah sie überrascht<br />

an:"Heisst das, du bist schwanger?" Jarin nickte:"Zwillinge! Junge und Mädchen!"<br />

Siren sprang auf und umarmte Jarin und Thorsten:"Herzlichen Glückwunsch!" Rough<br />

umarmte die beiden von der anderen Seite und so waren sie von ihren Liebsten<br />

<strong>ein</strong>geschlossen.<br />

Das war <strong>ein</strong>er der größten Wendepunkte in Thorstens Leben! Er genoss diesen<br />

Augenblick und holte s<strong>ein</strong>e Enkelin mit s<strong>ein</strong>en Naniten dazu.<br />

Jarin wachte am nächsten morgen auf und sprintete zum Klo. Es war zwar immer noch<br />

wiederlich, aber wenigstens wusste sie jetzt, warum ihr Tag mit <strong>ein</strong>em Blick ins Klosett<br />

begann. Sie schätzte, dass sie in der dreizehnten Woche war. Thorsten stand schon<br />

vor der WC-Tür und war bereit, ihr zu helfen. Er half ihr hoch und sie sah ihn<br />

an:"Ihhh...das ist <strong>ein</strong> grauenhafter Geschmack im Mund." "Pfefferminz?" Er hielt ihr<br />

<strong>ein</strong>e weiße Pastille hin, die sie dankend in den Mund nahm, nachdem sie sich den<br />

Mund ausgespühlt hatte. Thorsten nahm sie von hinten in den Arm:"Ich könnte dir<br />

auch was gegen die Morgenübelkeit geben." "Hab ich dich dann wieder im Kreislauf?"<br />

"N<strong>ein</strong>. Ich habe nicht umsonst zwei der reichsten medizinischen Firmen." "Aja,<br />

Crystal-Medics und Titanium-Apotheks. Und welche Nebenwirkungen hat das Zeug?"<br />

"K<strong>ein</strong>e." "Dann nur her damit." Thorsten gab ihr <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Tabletten-Röhre, aus der<br />

sie <strong>ein</strong>e nahm und so herunterschluckte:"Gluk...und, wie oft muss ich die nehmen?"<br />

"Eine täglich." "Gut." Thorsten kratzte sich am Hinterkopf:"Du, ich weiss, dass du<br />

nicht gerade am fittesten bist, aber könntest du mal eben fünf Minuten auf mich<br />

aufpassen?" "Wieso?" "Ich habe <strong>ein</strong>e Verbesserung für m<strong>ein</strong>e Computer und Neuro-<br />

Systeme, dabei bin ich <strong>ein</strong>e Zeit lang bewegungsunfähig." "Wieso das?" "Ich<br />

muss...neu booten." "Booten?! Du machst nen Neustart?" "Ja...immerhin habe ich <strong>ein</strong><br />

riesiges Computernetzwerk." "Ich dachte, du müsstest dich darüber steuern?" "Über<br />

das Computernetzwerk? N<strong>ein</strong>, dass sind zwar m<strong>ein</strong>e Hirne, aber ich kann auf m<strong>ein</strong>e<br />

Systeme auch Einfluss nehmen, wenn m<strong>ein</strong>e Computer offline sind. Dann ist zwar <strong>ein</strong><br />

Teil von mir offline, aber trotzdem kann ich mich bewegen." "Wie das?" Er tippte sich<br />

an den Schädel:"So lange <strong>ein</strong> Computer läuft, kann ich damit andere Systeme<br />

steuern." "Aha. Aber du krampfst nicht, wenn du dich upgradest, oder?!" "N<strong>ein</strong>, ich<br />

drehe nur die Augen nach oben und bin wie im Halbschlaf." "Und bist du dabei<br />

ansprechbar?" "Bedingt. Wie im Halbschlaf halt." "Und berühren darf man dich dabei?"<br />

"Sicher, dagegen hab ich nichts." "Spürst du die Berührungen?" "Ja." "Wo willst du<br />

sitzen?" "Liegen ist mir lieber, ich kipp sonst um." "Na, dann schmeiss dich ins Bett."<br />

Thorsten legte sich hin und sie sich neben ihn.


Er sah sie an:"Möchtest du <strong>ein</strong> Hologramm sehen, wie m<strong>ein</strong>e Fortschritte sind?"<br />

"Gerne, ist bestimmt interessant." Über Thorsten erschien <strong>ein</strong> dreidimensionales<br />

Koordinatensystem, kl<strong>ein</strong>e, weiße Punkte blitzten auf und bildeten sich zu Galaxien<br />

aus. Eine hellblaue Wolke dehnte sich vom Rande der Milchstraße in alle Richtungen<br />

aus und stoppte, als sie dreiundvierzig Galaxien <strong>ein</strong>geschlossen hatte. Ein Lade-Balken<br />

mit 0% erschien unter dem Hologramm. Thorsten lächelte:"Kann ich?" "Ich pass auf<br />

dich auf, k<strong>ein</strong>e Angst." Thorsten schloss die Augen und sie sah, wie die kl<strong>ein</strong>en<br />

Hügelchen, die s<strong>ein</strong>e Hornhäute unter den Lidern erzeugten, nach oben wanderten.<br />

Er atmete aus und dann begann der Ladebalken zu wandern. Von dem Punkt am<br />

Rande der Milchstraße her, wurde die Wolke langsam dunkel und der Ladebalken nahm<br />

etwa drei Prozent pro Sekunde zu.<br />

Sie kraulte Thorsten am Kopf und er lächelte in diesem seltsamen Schlaf. Sie fuhr ihm<br />

durchs Haar und sah dem Hologramm zu. Nach fünf Minuten war der Ladebalken bei<br />

100%. Das Hologramm verschwand und Thorsten öffnete die Augen:"Danke für's<br />

Aufpassen." "Und, was hast du nun neues?" "Ich rechne um zweitausend Prozent<br />

schneller." "Du kannst jetzt zwanzig mal schneller denken?" "Ja." "Merke ich davon<br />

was?" "N<strong>ein</strong>, aber mir macht es das Leben um <strong>ein</strong>iges leichter." "Dann hat es sich ja<br />

gelohnt."<br />

Jarin gähnte, dann sah sie ihn an:"Unternehmen wir demnächst was?" "Nun, da du<br />

nicht mehr...speihst, können wir ja die paar Leute, die ich im Auge habe, beobachten."<br />

"Die, deren Vorfahren du großgezogen hast?" "Jepp. Allerdings könnten wir auch<br />

planen, wen wir zur Hochzeit <strong>ein</strong>laden. Die anderen fliegen eh erst in drei Tagen los."<br />

"Oh ja." "Also, da wären d<strong>ein</strong>e Eltern, d<strong>ein</strong>e Schwester und ihre Familie, Rough, Siren,<br />

Selaja..." "Lasmios, Simaneas und d<strong>ein</strong>e Patenkinder...Und vielleicht diese Typen von<br />

den alten Völkern, die dich angegriffen haben?" "Die von den alten Völkern?! Da muss<br />

ich ja noch tausend Planeten erzeugen, damit wir die unterbringen können." "Also<br />

nicht. M<strong>ein</strong>e Familie, unsere Kinder und Schwiegertochter und d<strong>ein</strong>e Patenkinder, samt<br />

Familie?" "Ja...also <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Rahmen. Du hattest doch ziemlich viele Freundinnen,<br />

oder?" "Wenn wir die hierher bringen würden, würden die nen Koller kriegen...Ich<br />

denke, die haben ihre eigenen Leben." "Also <strong>ein</strong> sehr kl<strong>ein</strong>er Kreis." "Hast du denn<br />

<strong>ein</strong>en Pfarrer hier? Wir könne ja schlecht mit Roughs, Sirens und Selajas<br />

Schiffskörpern in <strong>ein</strong>er Kirche auftauchen." "Ach, du würdest dich wundern, wie viele<br />

Geistliche nach ihrem Theologie-Studium den Pfad der Wissenschaft <strong>ein</strong>schlagen.<br />

Ausserdem haben Raumschiffkapitäne der Terraner auch alle die Priesterwürde. Wir<br />

können unter fünfzig auswählen." "Dann hätten wir das mit der Taufe ja auch schon<br />

geklärt. Was ist mit den Shil-Crers? Müsste man die nicht auch langsam irgendwie<br />

<strong>ein</strong>binden?" "Du könntest recht haben, vielleicht nehmen wir <strong>ein</strong>fach das Paar, wo ich<br />

beiden Einzelpersonen zuerst begegnet bin. Dann hätten wir auch <strong>ein</strong>en Shil'Crers-<br />

Welpen." "Was?! Die haben schon Welpen gekriegt? Was für <strong>ein</strong>e Tragzeit haben die<br />

denn?" "Drei<strong>ein</strong>halb Monate. Heute ist der Kl<strong>ein</strong>e auf die Welt gekommen." "Und ist er<br />

der Erste?" "N<strong>ein</strong>, die anderen haben sich, nachdem sie genesen sind, sofort daran<br />

gemacht, Kinder zu kriegen. Es gibt etwa so viele Shil'Crers wie Xenon hier...wenn<br />

man nach Einzelpersonen und nicht nach Körpern geht." "Und wer sind die Beiden?<br />

Oder Drei?" "Sor'Shri, Jien'Sanja und ihr Sohn Sio'Tem."<br />

Sor'Shri knuddelte s<strong>ein</strong>e Schnauze gegen den kl<strong>ein</strong>en Bauch s<strong>ein</strong>es Sohnes und<br />

bleckte mit <strong>ein</strong>em Lächeln s<strong>ein</strong>e weißen Zähne. Hier färbte niemand die Zähne, damit<br />

man die Wut-Anfälle vor Anderen leichter verbergen konnte...hier gab es auch k<strong>ein</strong>e<br />

Wutanfälle. Das Gelb am Kopf des Kl<strong>ein</strong>en zog sich die Ohren hinunter zur Stirn und<br />

von da hin zur kl<strong>ein</strong>en Nase. Der kl<strong>ein</strong>e Schweif wedelte vergnügt.<br />

Jien'Sanja sah erschöpft zu ihm hoch:"Bitte, Sor, gib ihn mir, ich möchte ihn auch mal<br />

halten." "Sicher Jien." Er legte ihr den Kl<strong>ein</strong>en auf die Brust und sie leckte ihn sauber.<br />

Eigentlich unnötig, aber <strong>ein</strong>ige Shil'Crers-Mütter bevorzugten es noch, ihre Kinder<br />

nach der Geburt sauber zu lecken. Zwischen den mächtigen Klauen der Beiden wirkte<br />

ihr zarter Sohn fast verloren. Ein niedliches Gähnen des kl<strong>ein</strong>en Mauls und er war


<strong>ein</strong>geschlafen.<br />

Sor'Shri knickte <strong>ein</strong>e Kralle <strong>ein</strong> und streichelte s<strong>ein</strong>em Sohn den Rücken hinunter. Jien<br />

sah ihn an:"Irgendwie müssen wir uns noch bei dem bedanken, der uns das alles hier<br />

ermöglicht hat." "Du m<strong>ein</strong>st Thorsten? Tja...als er mich damals in der virtuellen<br />

Realität kastriert hat, hatte ich mit Familienplanung eigentlich abgeschlossen. Aber<br />

nun...ich habe dich und Sio...es ist alles wunderbar geworden." "Ich finde es auch<br />

besser, dass wir unser Fell wieder wachsen lassen können und die Zähne nicht mehr<br />

färben müssen." "Ich wusste nicht <strong>ein</strong>mal, das Weibchen so <strong>ein</strong>e schöne lange Mähne<br />

haben, wie man es jetzt sieht." Er strich ihr durch das Haar, das dem <strong>ein</strong>es Menschen<br />

sehr ähnelte, viel mehr als <strong>ein</strong>er Mähne. Sie sah ihn an:"Du hast aber auch ordentlich<br />

Kopf-Haar bekommen." "Ach, die Fünf Zentimeter." "Steht dir aber so kurz. Wie lang<br />

s<strong>ein</strong>e Haare wohl erst <strong>ein</strong>mal werden, wenn s<strong>ein</strong> gelbes Fell sich auf die Ohren zurück<br />

gezogen hat?" "Ich weiss nicht." "Hast du von dem Brauch der Patenschaft gehört?"<br />

"Patenschaft?" "Ja. Menschen führen ihn. Die Eltern bestimmen jemanden, der auf ihr<br />

Kind achtet, wenn sie mal nicht mehr auf es achten können." "Du m<strong>ein</strong>st, wir könnten<br />

Thorsten nehmen?" "Und s<strong>ein</strong>e Frau. Wer hat das Leben des Kl<strong>ein</strong>en denn erst<br />

möglich gemacht?! Und hier kann er auch in Frieden groß werden." "Ja...stimmt<br />

schon. Dann ernennen wir Thorsten und Jarin zu Sio'Tem's Paten." Der kl<strong>ein</strong>e aalte<br />

sich auf der Brust s<strong>ein</strong>er Mutter. Sie begann, Sio zu stillen.<br />

Sor'Shri fand dieses "Stillen" nicht gerade etwas, was er sehen wollte. Er nahm <strong>ein</strong>e<br />

Decke und legte sie über den Kopf s<strong>ein</strong>es Sohnes. Jien'Sanja lächelte ihn an:"Ist der<br />

große Soldat p<strong>ein</strong>lich berührt?" "Naja...es ist...nicht so ganz m<strong>ein</strong> Geschmack, Sio<br />

dabei zu zu sehen, wie er Milch aus d<strong>ein</strong>er Brust saugt." "So lange du ihm auch die<br />

Windeln wechselst, kann ich uns ja abdecken." "Windeln machen mir da k<strong>ein</strong>e<br />

Probleme. Ich musste ja schon öfters durch schlimmere Dinge waten, als man mich<br />

damals gedrillt hat." "Ach ja...die aufgeschlitzten Aufständigen." "Nachts sehe ich<br />

manchmal immer noch ihre in Furcht erstarrten Augen...es war schrecklich." "Es tut<br />

mir leid, dass du dadurch musstest." "Die Aufständischen waren von d<strong>ein</strong>em<br />

Planeten...ich bin froh, dass du nicht darunter warst." "Nun haben wir ja <strong>ein</strong>e<br />

schönere Zukunft vor uns, zusammen mit unserem Sohn." Es piepte an Sor'Shris<br />

Handgelenk. Er hob den Arm, schob s<strong>ein</strong> Fell beiseite und tippte auf die Taste. Ein<br />

Hologramm von Thorsten erschien:"Hallo, Sor'Shri. Herzlichen Glückwunsch zu eurem<br />

Kl<strong>ein</strong>en." "Da-da-danke...was verschafft mir die Ehre?" "Nun, da du und Jien'Sanja mit<br />

unter euch allen am meisten aufgefallen seid, als ich eure Schiffe zertrümmert habe,<br />

und ihr beide euch auch noch gefunden habt, wollte ich euch etwas fragen." "Ja?" "Da<br />

ihr Shil'Crers nun sehr lange nicht mit den anderen Spezies in Kontakt gekommen<br />

seid, wollte ich euch beide, samt Sio'Tem, zu m<strong>ein</strong>er Hochzeit mit Jarin <strong>ein</strong>laden."<br />

"Wir...wir sind zu d<strong>ein</strong>er Hochzeit <strong>ein</strong>geladen? Aber...du kennst uns doch kaum?" "Ich<br />

kenne euch beide besser, als jeden anderen Shil'Crers in der Gem<strong>ein</strong>schaft." "Und du<br />

m<strong>ein</strong>st das ernst?" "Natürlich." "Nun...wir wollten dich auch um etwas bitten." "Ja?"<br />

"Du weisst es noch nicht?" "Ich überwache Kreissäle nicht, das ist zu privat."<br />

"Oh...nun, wir möchten dich bitten, Sio'Tem's Pate zu werden und Jarin, s<strong>ein</strong>e Patin."<br />

Thorsten lächelte geschmeichelt:"Oh, das ist ja <strong>ein</strong>e große Ehre." "Ohne dich gäbe es<br />

ihn ja nicht. Du gibst uns allen <strong>ein</strong> kostenloses Heim und Nahrung, dazu viel mehr.<br />

Und getroffen hätten wir uns ohne dich auch nicht." "Dann mache ich es gerne."<br />

Thorsten drehte kurz den Kopf beiseite und Jarin kam ins Bild:"Ich mache es auch nur<br />

all zu gerne." Thorsten kam wieder ganz ins Bild:"Und was sagt ihr zu unserer<br />

Einladung? In zwei Wochen." Sor'Shri sah zu Jien hinüber, welche nur lächelte und<br />

nickte, während sie das kl<strong>ein</strong>e Bündel unter der Decke streichelte. Sor'Shri lächelte ins<br />

Hologramm:"Wir kommen gerne. Müssen wir irgend was spezielles anziehen?" Er<br />

deutete auf s<strong>ein</strong> rotes Hemd und die blaue Jeans-Shorts. Thorstens Hologramm sah<br />

ihn lächelnd an:"Euer dickes Fell ist im Frühling ja eher hinderlich, wenn ihr noch<br />

normale Kleidung tragt, oder?" Sor'Shri grinste:"Tja, so ohne Kleidung geht es noch,<br />

aber mit mehr als Hemd und Shorts hecheln wir nur." "Ich schicke euch <strong>ein</strong>en


Smoking mit Thermo-System, <strong>ein</strong> Kleid und <strong>ein</strong>en Strampler." "Mit Klima-Anlage?"<br />

"Ja." "Danke, dann kommen wir gerne mit Abendgarderobe. Wie viel Uhr wird es denn<br />

s<strong>ein</strong>?" "Zwölf Uhr Mittags." "OK, dann bis dann." Das Hologramm erlosch und Sor<br />

lächelte zu Jien, ging zu ihr und kniete sich neben sie zu s<strong>ein</strong>em Sohn hinunter. Jien<br />

nahm ihren Jungen unter der Decke hervor, klopfte ihm leicht auf den Rücken und<br />

wartete das Bäuerchen ab. "Ärp." Sie lächelte und hielt ihm Sio hin. Er leckte s<strong>ein</strong>em<br />

Sohn über die Schnauze und der Kl<strong>ein</strong>e kicherte. Sor sah ihn an und strich ihm mit<br />

<strong>ein</strong>em Fingerknöchel über den Kopf:"Du hast soeben Paten bekommen, die dich vor<br />

allem beschützen, m<strong>ein</strong> Sohn."<br />

Thorsten lächelte und nahm s<strong>ein</strong>en Arm hinunter:"Wollen wir dann d<strong>ein</strong>er Familie<br />

bescheid sagen?" "Oh ja."<br />

Zwei Tage später war bereits alles in die Wege geleitet. Und Thorsten sah s<strong>ein</strong>en<br />

Adoptivnachfahren bei ihren Abenteuern zu.<br />

Simileas stieg in ihren Geier. Es war <strong>ein</strong> brandneues Schiff. Eigentlich hätte k<strong>ein</strong>e Bank<br />

<strong>ein</strong>er Teladi wie ihr, ganz ohne finanziellen Halt, <strong>ein</strong>en Kredit dieser Höhe bewilligt.<br />

Aber <strong>ein</strong> unbekannter, ansch<strong>ein</strong>end sehr reicher und <strong>ein</strong>flussreicher Bürge hatte sich<br />

für sie ausgesprochen. Simileas hatte das ganze zwar mehr als suspekt gefunden,<br />

aber der Bankangestellte hatte ihr versichert, dass dieser Bürge schon mehrmals für<br />

Wohltätigkeitsorganisationen gespendet hatte und weder <strong>ein</strong> Kredit-Hai noch <strong>ein</strong><br />

Krimineller war. Als er ihr dann noch verriet, dass es sich nicht um <strong>ein</strong>en Teladi<br />

handelte, willigte sie mit aufgestellter Schuppenfinne <strong>ein</strong> und setzte ihren Gen-Print<br />

unter ihre Unterschrift. Nun hatte sie diesen Geier und <strong>ein</strong>e halbe Million Credits, mit<br />

der sie terranische Upgrades installieren lassen wollte und terranische Waren kaufen<br />

wollte.<br />

Zwar konnte sie mit den riesigen TL's der Groß-Konzerne, die Giga-Tonnen an<br />

terranischer Technologie in die Sektoren schafften und verkauften, nicht mithalten,<br />

aber sie freute sich trotzdem wie <strong>ein</strong>e Königin über ihren voll ausgerüsteten<br />

Frachtraum. Achtzehn Kampfdrohnen würden ihr zur Not etwas Zeit gegen die<br />

terranischen Piratenbanden in der ortschen Wolke verschaffen und zwei 25MW-Schilde<br />

taten ihr übriges. Sogar <strong>ein</strong> Tuning-Kit hatte man ihr geschickt...von der Platinum-<br />

Industrial-Corp, <strong>ein</strong>er terranischen Firma. Mit diesem teuren System konnte sie ihre<br />

Triebwerke kurz auf doppelte Geschwindigkeit bringen, ganz ohne Energiezellen! Das<br />

Gerät lud s<strong>ein</strong>e Akkus aus dem Schiffsantrieb. Ansch<strong>ein</strong>end war die Erde interessiert<br />

daran, viele Handelskontakte zu knüpfen.<br />

Sie wusste schon, was als erstes auf ihrer Liste stand, wenn sie das terranische<br />

System erreichte: Ein Mining-Hive der Mineral-Mining-Inc., <strong>ein</strong>e Schwesterfirma der<br />

Platinum-I-Corporation. Dieser Mining-Hive war <strong>ein</strong> tolles Ding! Wie <strong>ein</strong> Mineralien-<br />

Kollektor, aber viel besser! Es war <strong>ein</strong> Computer-System, an dem vier Roboter<br />

angekoppelt waren. Diese Roboter glitten durch den Raum und bauten automatisch<br />

Mineralien und Metalle von Asteroiden ab, raffinierten die Erze und brachten fertige<br />

Blöcke von den Elementen in den Frachtraum. Jeder dieser Roboter war sieben Meter<br />

lang, drei Meter breit und zwei Meter hoch. Aber die Dinger waren so was von -Wie<br />

sagten die Menschen noch?- GEIL!<br />

Sie hetzte die Dinger los und sie musste nicht um <strong>ein</strong>en Asteroiden kurven, um sie mit<br />

<strong>ein</strong>em Mining-Blaster zu zerballern.<br />

Danach wollte sie sich <strong>ein</strong>en Gold-Industries Reaktor kaufen, der ihr Schiff noch viel<br />

mehr aufwertete. Dazu zum Schluss <strong>ein</strong>e Rumpfbehandlung in <strong>ein</strong>em Platinum-I-Corp.<br />

Nano-Tek-Bad. Damit wurde die Hülle ihres Schiffes durch <strong>ein</strong> terranisches<br />

Verbundmaterial ersetzt werden.<br />

Zum Schluss wollte sie <strong>ein</strong>e Ladung terranischer Nahrungsmittel und Plasma-Energie-<br />

Zellen kaufen und in die Sektoren bringen. Dort konnte man bei den Argonen die<br />

Nahrungsmittel enorm gut verkaufen. Die standen richtig auf das Zeug. Die Energie-<br />

Zellen waren überall beliebt: Doppelt so leistungsfähig und nur <strong>ein</strong> Drittel<br />

teurer...selbst mit Profit!


Sie hatte ihrem Schiff auch schon <strong>ein</strong>en Namen gegeben: Funkelstern.<br />

Funkelstern...dieses Märchen vom Stern, der s<strong>ein</strong> Licht glücklich ins All hinaus<br />

schickte, war schon ewig in ihrer Familie. Ihre Mutter hatte es ihr erzählt und deren<br />

Mutter und deren Mutter auch.<br />

Nodo Fo streckte alle s<strong>ein</strong>e Tentakel von sich und gähnte. Vorfreude hing deutlich<br />

schmeckbar in s<strong>ein</strong>em Anzug-Wasser. Die Nordsee...gelegen an den Küsten von<br />

Dänemark und Deutschland, zwei Nationen der Erde. Nationen waren kaum mehr als<br />

Namen für Ländereien, die eh zusammen gehörten. Die Terraner behielten ihre Länder<br />

nur noch wegen ihrer Vielfalt, doch richtige Grenzen gab es nicht mehr. Nur teils<br />

flammte das noch auf. Nun saß er in s<strong>ein</strong>em Manta und lehnte sich entspannt zurück.<br />

S<strong>ein</strong>e Schmecker flirrten vor Glück.<br />

John Gunnes Nova schob sich durch die ortsche Wolke. Er war bedacht darauf, nicht<br />

mit <strong>ein</strong>em Asteroiden zusammen zu stossen. Was hatte ihn nur dazu getrieben, <strong>ein</strong>en<br />

Ausflug hierhin zu machen?! Aber nur noch <strong>ein</strong>en Kilometer und er würde sich wieder<br />

im offenen Raum befinden. "Erde, ich komme!"<br />

Nadiah schüttelte den Kopf. Einer dieser Nova-Jäger war an ihrem DaiNami vorbei<br />

geflogen, direkt zur ortschen Wolke. Große Welle war genau der richtige Name für den<br />

Typ ihres Schiffes. Der bullige Rumpf und die kräftigen Schilde des Transporters<br />

hämmerten so ziemlich jedes andere Schiff weg, dass sich im Rahmen der siebzig<br />

Meter des Schiffes befand. Der Transporter war nur aus folgenden Gründen ihre Wahl<br />

gewesen: Ein dicker Reaktor lieferte genügend Strom und viel Platz für Kultur-<br />

Gegenstände und Fernseh-Ausrüstung. Die zweihundert Megawatt Schilde des<br />

Transporters taten ihr übriges. Mit <strong>ein</strong> paar Triebwerks-Upgrades erreichte der dicke<br />

Brummer auch <strong>ein</strong>e passable Geschwindigkeit von hundertachtzig Metern pro<br />

Sekunde...war aber träge wie <strong>ein</strong> Nashorn auf Valium. Bevor dieses Ding <strong>ein</strong>e<br />

Wendung machte...aber sie wollte ja k<strong>ein</strong>e Rennen fliegen, sondern viele Sektoren<br />

erforschen. Kurz darauf war sie in Argon Prime, ihrem ersten Zielort.<br />

Thorsten hatte den Vieren <strong>ein</strong> bisschen unter die Arme gegriffen. Auch wenn Nodo<br />

kaum Hilfe gebraucht hatte, so war s<strong>ein</strong>e Genehmigung doch etwas schneller als sonst<br />

fertig geworden. Den DaiNami, den Nadiah so günstig bekommen hatte, den hatte er<br />

noch irgendwo stehen gehabt. Der Bürge der Simileas geholfen hatte, war der Besitzer<br />

der Diamond-Corp und die Teile, die sie bekommen hatte, waren auch <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Präsent. Schliesslich drehte es sich bei ihr um ihre Zukunft. John hatte <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e<br />

Hilfe bei der Militär-Behörde der terranischen Regierung bekommen.<br />

Am meisten sorgte er sich natürlich um Simileas, die ihr Schicksal in diese Reise<br />

gelegt hatte. Jarin lehnte sich an ihn und betrachtete das Hologramm s<strong>ein</strong>er Sensor-<br />

Aufzeichnungen:"Du hast der Teladi diese Geschenke gemacht, nicht wahr?" "Ja,<br />

schuldig im Sinne der Anklage." "Weil sie ihren Erfolg in dieses Unternehmen setzt?"<br />

"Ja. Ich erinnere mich noch an ihre Vorfahrin, die ich groß gezogen habe. Das war <strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong>er Tunicht-Gut." "Ehrlich? Erzähl mal was." "Also, ich habe mich ja damals in<br />

<strong>ein</strong>en Teladi verwandelt, damit ich nicht so auffalle. Wie oft sie Unsinn angestellt hat.<br />

Sie hat bei <strong>ein</strong>em Knollen-Farmer im Sumpf-Feld gespielt und <strong>ein</strong>en Teil der Ernte<br />

vernichtet, auf dem Rückweg ist sie dann gestolpert und mit der Stirnschuppe auf<br />

<strong>ein</strong>en St<strong>ein</strong> geknallt. Sie hat so bitterlich gew<strong>ein</strong>t...ich konnte ihr da wegen dem Feld<br />

nicht böse s<strong>ein</strong>." "Wie süß. Und was hast du wegen dem Bauern gemacht?" "Die Ernte<br />

bezahlt.<br />

Schliesslich konnte ich ja damals schon ordentlich Wertgegenstände erzeugen. Und die<br />

Kl<strong>ein</strong>e hat <strong>ein</strong> Wurzelknollen-Eis bekommen und <strong>ein</strong>e Standpauke, dass sie nicht mehr<br />

die Felder kaputt machen soll." "Lebt ihre Vorfahrin noch?" Thorsten schüttelte traurig<br />

den Kopf:"Alle, die ich irgendwie groß gezogen habe, sind mittlerweile Tod..."<br />

"Deswegen warst du so froh, dass wir mit dir ewig leben wollen?" "Ja. Es war ja schon<br />

schlimm, so all<strong>ein</strong> zu leben, aber nun, wo ich euch habe, würde ich es, glaube ich,<br />

nicht ertragen, euch zu verlieren." Sie kuschelte sich an ihn:"Ich möchte auch nicht<br />

mit der Gewissheit sterben müssen, dass du all<strong>ein</strong>e bleibst." "Danke...danke, dass es


dich gibt."<br />

Simileas steuerte auf <strong>ein</strong>en der riesigen Minen-Kreuzer der Mineral-Mining-Inc. zu. Der<br />

Schiffscomputer antwortete ihr über Funk:"Andock-Erlaubnis erteilt, bitte steuern sie<br />

auf das blau beleuchtete Landungsdeck zu." Auf dem Rücken des fünf Kilometer<br />

langen Schiffes flammte in <strong>ein</strong>em glimmenden Licht <strong>ein</strong> abgerundetes Rechteck auf.<br />

Simileas steuerte ihren Geier über das hundert Meter lange und fünfzig Meter breite<br />

Quadrat. Sie näherte sich dem Rumpf des riesigen Schiffes und zwei riesige Roboter-<br />

Arme fuhren links und rechts von dem Rechteck aus Verdickten Kammern und packten<br />

ihren Geier mit gummierten Halte-Klammern.<br />

Sie hörte, wie sich <strong>ein</strong>e Luke unter ihrem Schiff öffnete, als die Mechanismen ihre<br />

Schwingungen über die Roboterarme in die Aussenhülle übertrugen.<br />

Die Roboter-Arme drückten sie in die Kammer, in <strong>ein</strong>e Landebucht, die an Schienen in<br />

der Wand hing. Die Arme liessen los, fuhren in ihre Buchten zurück und die Luke<br />

schloss sich über ihr, indem die zwei riesigen Metall-Platten sich in der Mitte trafen<br />

und von zahlreichen Mechanismen Luftdicht verriegelt wurden. Jetzt dem künstlichen<br />

Schwerkraftfeld des Minen-Schiffes ausgesetzt, hörte sie über die Luft, die sich jetzt in<br />

der Kammer befand, wie sich der Boden unter der Landebucht öffnete. Mit <strong>ein</strong>em<br />

leichten Ruck fuhr der Fahrstuhl nach unten und in <strong>ein</strong>en riesigen Hangar für bestimmt<br />

hundertfünfzig Schiffe. Ihre Landebucht wurde in <strong>ein</strong>e Reihe mit <strong>ein</strong> paar anderen<br />

Landebuchten gebracht, wo leere, terranische Transporter standen. Mit <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en<br />

Ruck ging ihre Landbucht nach unten und rastete in die Halte-Buchten <strong>ein</strong>.<br />

Wieder meldete sich der Computer:"Hier ist der Schiffscomputer der St<strong>ein</strong>beisser. Sie<br />

haben die endgültige Andock-Position erreicht und können aussteigen." "Danke, tshhh.<br />

Wo finde ichhhh den Leiter diesssesss Ssschiffesss?" "Sie sprechen mit ihm. Die<br />

St<strong>ein</strong>beisser ist <strong>ein</strong> vollautomatisiertes Abbauschiff mit mehreren Multi-Hives und<br />

Robot-Transportern." "Tssshhh!, wo kann ichhhh dann <strong>ein</strong>en Mining-Hive kaufen?"<br />

"Hierzu verlassen sie bitte ihr Schiff und begeben sie sich in die Cafeteria. Ihr Schiff<br />

wird in die Technik-Abteilung gebracht und dort modifiziert, sobald die Zahlung von<br />

ihrem Konto abgebucht wurde." "Zssweihunderttausssend Creditssss, oder?" "Exakt."<br />

"Und der Einbau?" "Ist im Preis inbegriffen." "Dankesssschhön...bin ichhh dassss<br />

<strong>ein</strong>zsssige Wessssssen hier an Bord?" "Es befindet sich noch <strong>ein</strong> Split an Bord, der<br />

ebenfalls in der Cafeteria sitzt." "Dann würde ichhhhh lieber im Sschhiff bleiben." "Tut<br />

mir leid, aber während der Modifikation ihres Schiffes können sie nicht an Bord<br />

bleiben." "Und wenn er michh zserfleissssschhhht?!" "Handgreiflichkeiten sind an Bord<br />

<strong>ein</strong>es MMI-Schiffes strengstens untersagt. Sollte der Split gegen diese Regel<br />

verstoßen, werden Maßnahmen ergriffen." "Massssssnahmen?" "Dieses Schiff ist<br />

durchaus in der Lage, sich selbst zu verteidigen."<br />

So ging Simileas also in die Cafeteria, während ihr Geier vom Schienensystem samt<br />

Landebucht durch <strong>ein</strong> Schott weggebracht wurde.<br />

Sie betrat den großen Raum und sah sich um: Weißes Plastik, Glas, Metall...alles<br />

darauf ausgelegt, <strong>ein</strong>em Menschen möglichst komfortabel zu s<strong>ein</strong>...aber was war<br />

das?! Ein kl<strong>ein</strong>er Bereich mit moosiger Erde und harten Sitzplätzen, <strong>ein</strong>e Mini-Wüste<br />

und <strong>ein</strong> Wasserbecken mit Sitz-Kuhlen. Sie fasste sich an die Schnauze:"Wie kommt<br />

dassss denn hierher?" Sie wäre b<strong>ein</strong>ahe in <strong>ein</strong>e Reihe Tische gesprungen, als der<br />

Computer prompt antwortete:"Die MMI setzt auf Kundenfreundlichkeit. Und da<br />

mehrere Spezies mit zu der Kundengruppe gekommen sind, wurden schnellstmöglich<br />

weitere Anpassungen des Inventars vorgenommen. Sowohl Ruhe-Räume, sanitäre<br />

Anlagen, als auch Quartiere und automatisierte medizinische Bereiche für<br />

Gestrandete." "Automatisssierte medizinissschhe Bereichhe? Woher hat diessse Firma<br />

dassss denn?" "Die MMI arbeitet eng mit der PIC und der Steel-Heavy-Industries<br />

zusammen. Anatomische Datenbanken konnten daher möglichst schnell in Operations-<br />

Programme integriert werden." "Habt ihr auchhhhh Gerichhhte an Bord?" "Für jede Art<br />

gibt es <strong>ein</strong> ausgedehntes Nahrungsangebot. Ein voller Magen ist <strong>ein</strong> weitaus besserer<br />

Kunde." "Du wurdessst nichhht zsufällig von der Profitgem<strong>ein</strong>ssschhhaft


programmiert?" "K<strong>ein</strong>esfalls. Ganz unter uns: Diese ganzen Profit-Sprüche sind <strong>ein</strong><br />

neuer Teil m<strong>ein</strong>es Programms in Verhandlung mit Teladis." "Wiessso dasss?" "Sie<br />

glauben ja nicht, wie viele ihrer Art schon versucht haben, zu feilschen. Alle Preise<br />

sind Festpreise. Es ist verwunderlich, dass sie nicht bereits über den Preis gezetert<br />

haben." "Ichhhh will ehrlichhhen Handel treiben. Diessser Preisss ist durchhhaussss<br />

angemesssen für <strong>ein</strong> derartigessss Gerät. Daher würde ichhh nur zssetern, wenn der<br />

Preissss Wuchhher wäre." "Solche Kunden lobt sich die MMI." "Wo issst denn die<br />

Esssensaussssgabe?" "In dem ihrer Spezies zugedachten Bereich." "Danke."<br />

Simileas ging in ihren Bereich, setzte sich auf <strong>ein</strong>en der Sitzplätze und drückte den<br />

Knopf an <strong>ein</strong>em der als St<strong>ein</strong> getarnten Essens-Ausgaben. Der St<strong>ein</strong> begann zu<br />

sprechen:"Welches Gericht wünschen sie?" "Gibt essss Wurzsselknollen-Auflauf?" "Mit<br />

oder ohne Sumpfpflanzen?" "Mit." "Bitte <strong>ein</strong>en Moment Geduld...Fertig, bitte nehmen<br />

sie ihr Gericht aus dem St<strong>ein</strong>." "Wassss machhht dassss?" "Für jemanden, der nicht<br />

feilscht, ist dies auf Kosten des Hauses." "Oh, Danke."<br />

Das war ja wirklich <strong>ein</strong> netter Computer. Dieses Gerät war spendabel und hatte <strong>ein</strong>e<br />

gute Interaktions-Software.<br />

Nachdem sie gegessen hatte, bedeckte sie <strong>ein</strong> Schatten:"Eklig! Eine Schuppen-<br />

Kreatur! Ich werden dir Haut abziehen und Sitze beziehen!" "WASSSSSS?! Du<br />

kennssst dochhh die Regeln! K<strong>ein</strong>e Handgreiflichkeiten." Der Split grinste fies:"Ich<br />

nehmen Messer, s<strong>ein</strong> k<strong>ein</strong>e Hand." Der Split packte sie am Hals und sie wurde steif vor<br />

Schock. "Aber aber...tssshhh...HILFEEEEEEEEEE..."<br />

Plötzlich hörte sie lauter aufgehende Luken und Tore, gefolgt von Stampfen. Sie<br />

konnte den Hals gerade noch bewegen und sah sich um: Deckenluken, jede kreisrund,<br />

fuhren <strong>ein</strong> Stück nach oben und beiseite. Wuchtige, gepanzerte Geschütze fuhren<br />

heraus und richteten sich auf den Split aus. Eine metallene Hand griff die Schulter des<br />

Split. Mit ihren Augen folgte Simileas dem Verlauf des Armes und sah auf <strong>ein</strong>en<br />

wuchtigen, bulligen Roboter mit dünner Tailien. Sechs weitere Roboter standen um sie<br />

herum.<br />

Der Split sah sich wütend um:"Was wollen Blechdosen von mir?!" Die Geschütze luden<br />

durch und aus den Unterarmen und den Rücken der Roboter fuhren Waffen heraus.<br />

Aus den Bordlautsprechern erklang die Stimme des Computers:"Die MMI duldet<br />

k<strong>ein</strong>erlei Handgreiflichkeiten oder sonstige, körperliche Gewalt auf ihren Schiffen.<br />

Lassen sie die Teladi los." Der Split drückte ihren Hals kräftiger und grinste:"Und wenn<br />

nicht?"<br />

Der Roboter drückte die Schulter des Split zusammen und dieser grinste noch<br />

mehr:"Tuen weh, aber das s<strong>ein</strong> es wert." Eines der Geschütze richtete sich auf den<br />

Ellenbogen des Split aus, der Computer klang verärgert:"Dies sind Plasma-Laser-<br />

Beschleuniger. PLB's sind geeignet, um schwere Panzerungen von terranischen<br />

Kampfrobotern zu zerschlagen, dies entspricht der Panzerung <strong>ein</strong>er M6. Sollten sie<br />

jetzt nicht los lassen, werde ich ihren Arm <strong>ein</strong>fach mit <strong>ein</strong>em gezielten Schuss<br />

amputieren."<br />

Der Split grinste:"Dann kommen hunderte von Pythons und Raptors der Nji, um MMI<br />

zu zerlegen." "Ich bin sehr wohl in der Lage, <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Flottenverband von 6 voll<br />

besetzten M1 und 12 M2 ihrer Spezies zu Klump zu schiessen. Dabei ist dies <strong>ein</strong><br />

Minenschiff, die PIC-Kreuzer sind vollwertige Kampfschiffe, die m<strong>ein</strong>e Kampfkraft ins<br />

Nichts verblassen lassen. Die MMI wird sich freuen, die Trümmer der Schiffe<br />

abzubauen und die Mineralien zu verkaufen."<br />

Immer noch war der Split wütend:"Das s<strong>ein</strong> Quatsch!" "Piauuuh..." Das Geschütz<br />

feuerte auf den robusten Arm des Split und Simileas fiel auf den Boden, als der Arm<br />

am Ellenbogen von <strong>ein</strong>er Energie-Ladung durchbohrt wurde und die Nerven k<strong>ein</strong>e<br />

Impulse mehr an die Muskeln sandten.<br />

Der Split schrie:"Verdammtes Blechding!" "Sollten sie jetzt ihr Maul halten und sich<br />

behandeln lassen, sehe ich davon ab, sie in die Arrest-Zelle zu stecken und an die<br />

nächste Polizei-Station auszuliefern. Ist dies nicht der Fall, so hat dieses Schiff <strong>ein</strong>e


Arrestzelle, die selbst Split als ungemütlich empfinden werden."<br />

Der Split hielt sich s<strong>ein</strong>en angegrillten Arm:"OK OK...ich s<strong>ein</strong> ruhig...kriegen ich<br />

Behandlung?" "Die geringen Verbrennungen und Strahlenschäden ihres Gewebes sind<br />

relativ leicht zu beheben. Ich habe auf <strong>ein</strong>er niedrigen Energiestufe gefeuert, daher ist<br />

ihr Arm noch am Gelenk und sie können ihn noch bewegen. Ich habe ihren<br />

Handkontroll-Nerv perfekt getroffen." "Danke..." Einer der Roboter packte den Split an<br />

der gesunden Schulter und führte ihn weg.<br />

Als Teladi konnte Simileas die Luft recht lange anhalten, also war das nicht das<br />

Problem. Nur ihr Hals tat ihr weh. Einer der humanioden Roboter half ihr auf die Geh-<br />

Klauen und sie hörte die Stimme des Computers:"Ich möchte ihnen m<strong>ein</strong> äusserstes<br />

Bedauern für diesen Vorfall aussprechen. Kann ich ihnen irgendwie helfen?" "Ichhh<br />

trage m<strong>ein</strong>e Ssschuppen nochhh...ichhhh denke, ichhh bin dir ssschhon zsu Dank<br />

verpflichhhhtet." "Ich werde ihnen <strong>ein</strong> Schild-Upgrade spendieren, damit dieser Split<br />

sie nicht noch <strong>ein</strong>mal belästigen kann." "Wasss?! Du ssssschhhhenkssst mir <strong>ein</strong><br />

Ssschild-Upgrade?" "Die MMI ist an guten Kunden immer interessiert. Sie können<br />

darauf zählen, dass die MMI <strong>ein</strong>e so höfliche und faire Kundin nicht <strong>ein</strong>fach den<br />

Gefahren des Alls überlässt. Sollten sie sich in Gefahr befinden, fliegen sie <strong>ein</strong>fach in<br />

die Nähe <strong>ein</strong>es MMI-Schiffes. Wir werden ihnen gerne helfen." "Da-da-da-danke...und<br />

wie viel Schild-Kapazität habe ich jetzt?" "Mit den PIC-Schildgeneratoren haben sie<br />

jetzt <strong>ein</strong>hundert Megawatt." "Einhundert?! Vorher hatte ichhh nur Fünfzssig!" "Exakt."<br />

Simileas Halsschmerzen waren wie weggeblasen. So <strong>ein</strong>e Schildkapazität! Hundert<br />

Megawatt bei <strong>ein</strong>em Geier, ganz ohne illegale Modifikationen. Ihre Schuppenfinne tat<br />

schon weh, so hoch war sie aufgestellt.<br />

Sie sah sich die Roboter an: Breite Brustkörbe, schmale Hüften mit dicker<br />

Kunstmuskulatur, um die wuchtigen B<strong>ein</strong>e zu stützen. Ab und zu <strong>ein</strong> Hydraulik-<br />

Zylinder, um ganz besonders schwere Lasten bewegen zu können. Schmale Visiere,<br />

wie <strong>ein</strong> breites V an sensor-besetzten Köpfen mit <strong>ein</strong>em Mundvisier. Die Köpfe hatten<br />

in etwa die Form von denen <strong>ein</strong>es Menschen, nur etwas ernster wirkten sie. Simileas<br />

sprach zum Computer, während sie beobachtete, wie die Laser-Waffen in den dicken<br />

Armen und rucksackartigen Back-Packs am Rücken der Maschinen<br />

verschwanden:"Wassss ssssind dasss für Dinger?" "Das sind Platinum-Industrial-<br />

Corporation-Heavy-Guardian-Bots. Oder PHB's." "Ssssind dasss Wachhhroboter?"<br />

"Exakt." "Haben die Ssschhhild-Generatoren?" "Lediglich fünfundsiebzig Megawatt."<br />

"Wasss?! Wie viele von denen brauchhht man denn, um <strong>ein</strong>en Zsersstörer zsu<br />

besssiegen?!" "Der Anlass für <strong>ein</strong>en derartigen Kampf besteht zwar nicht, aber sollte<br />

<strong>ein</strong> Split-M2 auf die Idee kommen, reicht <strong>ein</strong>er." "Einer?!!"<br />

"PHB's haben <strong>ein</strong> sehr gutes Antriebssystem. Die Maschine würde durch das<br />

Geschützfeuer manövrieren, sich in die Hülle verankern und die Panzerung zerreissen,<br />

um in den Innenraum zu gelangen. Dort würde er umgehend die Brücke aufsuchen<br />

und dort die Kontrollen überladen." "Wozsssu brauchhhht <strong>ein</strong> Wachhhhroboter <strong>ein</strong><br />

derartigessss Kampfprogramm?" "Split und Paraniden sind für das Unternehmen als<br />

potentielle Gefahr <strong>ein</strong>zustufen. Daher wurden derartige Manöver in alle Einheiten<br />

installiert." "Und wie viele von diesssen Dingern hasssst du an Bord?" "Da PHB's auch<br />

als Arbeitsroboter konzipiert sind, habe ich etwas dreitausend Einheiten an Bord."<br />

"Dreitausssend?!" "Das ist MMI-Standard-Bestückung." "Wie viele Menssschhhen<br />

arbeiten eigentlichhhh für die MMI?" "Nicht <strong>ein</strong>er, das komplette Unternehmen ist<br />

automatisiert." "Wassss?! Nichhht <strong>ein</strong>er?" "Würden sie gerne mehrere Millionen<br />

Kilometer von der nächsten Raumbasis arbeiten müssen? Die Nachfrage an solchen<br />

Jobs ist minimal und wir Roboter beklagen uns nicht. Wir befolgen unser Programm<br />

und tun unsere Arbeit." "Aha." "Ihr Schiff wurde modifiziert, sie können ihre Reise nun<br />

fortsetzen." "Oh, Danke. Könnte ichhh mir vielleichhhht nochhh <strong>ein</strong> Gerichhht<br />

mitnehmen? Dasss sssschhhmeckt hier, wie Ianamussss Zsssura Hausssssfrauen-<br />

Kosssst." "Nur zu. Falls sie <strong>ein</strong>e Ladung kaufen möchten, so kostet sie diese lediglich<br />

hundert Credits bei zweihundert verschiedenen Rationen." "Na gerne. Wird die auf


m<strong>ein</strong> Ssschhiff gebrachhht?" "Einer der PHB's wird sie ihnen hinterher tragen." Eine<br />

Luke in der Wand öffnete sich, <strong>ein</strong> großer Container von etwa zwei Metern Länge und<br />

jeweil <strong>ein</strong>em Meter Höhe und Breite, fuhr aus der Wand. Einer der Roboter ging zu<br />

dem Container, hob ihn geschmeidig hoch und ging Richtung Hangar.<br />

Simileas folgte der Maschine. Der Roboter hielt den Container an die Ladeluke des<br />

Geier und das Verladesystem übernahm den Container.<br />

Oben am Rücken ihres Schiffes war nun <strong>ein</strong>e Art flache Rückenflosse, in der die<br />

Schildgeneratoren saßen. Der Mining-Hive wurde in den Laderaum integriert.<br />

Simileas hielt ihre aufgerichtete Schuppenfinne in die Überwachungskamera und der<br />

Roboter winkte ihr zum Abschied, als sie ihren Geier wieder betrat.<br />

Sie setzte sich in den Pilotensessel, erbat Start-Erlaubnis und wurde mit dem<br />

Fahrstuhl wieder zu den Start-/Lande-Decks gebracht. Mit ihrem Geier flog sie<br />

Richtung Mars.<br />

John näherte sich der Atmosphäre der Erde und freute sich schon auf England, wo<br />

s<strong>ein</strong>e Vorfahren her kamen.<br />

Nodo befand sich nun in Höhe der Mond-Umlaufbahn. Überall sah man Schiffe vom TS<br />

zum TL, von M6 zum M3. Dann auch noch terranische Schiffe, die er nicht kannte. Die<br />

Erde machte ihrem Spitznamen wirklich alle Ehre: Der blaue Planet. Ver<strong>ein</strong>zelt blitzten<br />

metallene Flecken, riesige Hauptstätde, auf den Kontinenten auf, aber hauptsächlich<br />

erstreckten sich riesige Ozeane und gigantische Wälder.<br />

Schon tanzte das Plasma über den Schild s<strong>ein</strong>es Manta und er steuerte auf <strong>ein</strong>en der<br />

Boden-Raum-Häfen zu. Eigentlich wollte er das nicht, aber um die letzte Genehmigung<br />

zu bekommen, musste er dort hin. Der Manta landete automtatisch auf <strong>ein</strong>em<br />

Flugdeck, wurde von <strong>ein</strong>em Schienensystem ergriffen und in <strong>ein</strong>en Park-Tower<br />

<strong>ein</strong>geladen. Das Schiff wurde verankert und <strong>ein</strong> grünes Licht zeigte an, das Nodo<br />

aussteigen konnte.<br />

Er schwebte aus dem Schott und sah sich um. Hunde beschnüffelten s<strong>ein</strong>en Anzug<br />

und er glitt etwas höher...diese Vierb<strong>ein</strong>er hatten ihm schon immer nicht behagt.<br />

Über den Köpfen der Terraner, ver<strong>ein</strong>zelt auch andere Spezies, die, wie er, hier zu<br />

Gast waren, schwebte er zum Ankunfts-Schalter.<br />

Eine junge, blonde Frau mit <strong>ein</strong>er blauen Uniform und <strong>ein</strong>em Käppchen lächelte ihn<br />

freundlich an. Ihre grauen Augen funkelten herrlich. Graue Augen waren bei den<br />

Argonen äusserst selten, aber hier hatten sie nicht <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>en anderen Farbstich.<br />

Die Beamtin begrüßte ihn freundlich:"Ah, herzlich willkommen auf der Erde. Sie sind<br />

<strong>ein</strong> Borone?" "Ja, <strong>ein</strong> Borone, der bin ich." "Seid ich ihre Spezies gesehen habe, esse<br />

ich k<strong>ein</strong>e Kalamaris mehr." "Kalamaris?" "Schon gut." Sie sah auf <strong>ein</strong>en Holo-<br />

Monitor:"Gut, ich habe hier dreißig Boronen für die heutige Ankunft. Ihren Namen<br />

bitte." "Nodo Fo. Hier ist m<strong>ein</strong>e ID-Card und das Formular." Sie nahm die Karte und<br />

das Formular entgegen, schnalzte kurz mit der Zunge und sah wieder vom Monitor<br />

auf:"Schön, dann hätten wir das. Dann brauche ich <strong>ein</strong>en Tentakel-Abdruck für ihr<br />

Visum." "Tentakel-Abdruck?" "Ja, Finger haben sie ja nicht, oder? Und für ihre<br />

Schmeck-ID haben wir unsere Systeme noch nicht komplett umgerüstet." "Oh, ähm,<br />

wo muss ich den denn machen lassen?" "Legen sie ihn <strong>ein</strong>fach auf die Fläche dort."<br />

Nodo sah auf die Fläche: Ein runder Punkt, er war wohl aus Glas oder etwas<br />

ähnlichem, deckte bläuliche Systeme ab. Unter dem "Fenster" war in dezenten<br />

Buchstaben "Silizium-Tek-Enterprises" <strong>ein</strong>graviert. Es gab seltsamerweise <strong>ein</strong>en<br />

ganzen Zweig von Firmen hier, die sich nach Werkstoffen oder Elementen benannt<br />

hatten, genau so, wie die Firmen in den Sektoren, die sich nach Edelst<strong>ein</strong>en benannt<br />

hatten. Er hielt s<strong>ein</strong> Tentakel über das Gerät und <strong>ein</strong> blauer Energie-Strahl kam aus<br />

<strong>ein</strong>em winzigen Punkt, fächerte sich dann auf und tastete s<strong>ein</strong>en rechten<br />

Haupttentakel ab.<br />

Nachdem das Gerät s<strong>ein</strong>e Tentakel-Spitze erreicht hatte, erlosch der Strahl und die<br />

Hafen-Angestellte lächelte freundlich:"Gut, ich lade das nur noch eben hoch und dann<br />

kriegen sie ihre Visum-ID-Card." "Danke." "Und hier haben wir sie schon. Einen


angenehmen Tag noch." Nodo bekam die Karte, auf der nun "V.I.C." stand, zurück und<br />

ebenso das Formular.<br />

Er beschloss, sich doch noch etwas hier umzusehen.<br />

Besonders der Laden mit den Parfüms hatte es ihm angetan. Zuerst besprühte er<br />

<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Sensor an s<strong>ein</strong>em Anzug, um zu erfassen, ob die Substanz für ihn giftig<br />

war, dann, wenn es ungefährlich war, sprühte er sich etwas davon auf die kl<strong>ein</strong>e<br />

Fläche, die den Geruch zu s<strong>ein</strong>en Schmeckern leitete. Die Gerüche der Tropenpflanzen<br />

waren allesamt sehr schön und so kaufte er für fünfhundert Credits Parfüm.<br />

Die Gastronimie auf diesem Planeten hatte sich den Bedürfnissen der anderen Spezies<br />

schnell angepasst. Ein kl<strong>ein</strong>er Laden, bereits geführt von <strong>ein</strong>em Boronen, florierte<br />

prächtigst, da sich hier die Boronen ballten. Mit <strong>ein</strong>em Schälchen Bofu-Bällchen mit<br />

synthetischer Vanille, drängelte er sich aus dem Laden heraus und verzehrte s<strong>ein</strong><br />

Essen glücklich.<br />

Kurz darauf war er schon nicht mehr so glücklich und gelbe Angst flutete s<strong>ein</strong><br />

Anzugwasser: Ein Split und <strong>ein</strong> Paranide, ansch<strong>ein</strong>end Reisegefährten, näherten sich<br />

ihm.<br />

Der Split liess s<strong>ein</strong>e sechs Finger knacken:"Oh, <strong>ein</strong> Borone, dem ich werden Erde<br />

zeigen. Genau, Rüssel ganz fest auf den Boden hauen." Der Paranide sah hochmütig<br />

weg:"Tue er, was er nicht lassen kann, wir werden uns dort hinten hinstellen." Nodo<br />

zitterte.<br />

Ein Terraner, er trug ebenfalls <strong>ein</strong>e blaue Uniform, nur mit <strong>ein</strong>em Schild-Wappen auf<br />

der Brust näherte sich Nodo:"Entschuldigung, aber dieser Split bedroht sie?!" "Ja, er<br />

will mich auf den Boden schlagen." Der Split grinste fies:"Ich wischen Boden nur mit<br />

f<strong>ein</strong>stes Fisch-Öl." Der Wachmann sah garnicht erfreut aus:"Hören sie mal zu. Sie<br />

werden ihre zwölf Finger hier an niemanden legen. Jegliche Handgreiflichkeiten sind<br />

hier verboten." "Und wieso das?" "Das entspricht der öffentlichen Sicherheit." "Dann<br />

ich wischen Boden eben auch mit Wachmann." Der Split wollte nach dem Hals des<br />

Mannes greifen, doch dieser bückte sich schnell darunter weg, packte den Ellenbogen<br />

und brach den Arm, als wäre es <strong>ein</strong> morsches Stück Koralle.<br />

Der Split schrie:"Was s<strong>ein</strong> du für Mensch?!" "Cyber-Mods, Freundchen. Und als<br />

Wachmann sind diese Dinger besonders praktisch." Der Split rannte auf den<br />

Wachmann los, dieser trat dem Split nur <strong>ein</strong>mal in den Magen und der Split flog<br />

stöhnend gegen die Wand.<br />

Der Paranide liess sich das nicht gefallen. Er ging auf den Mann zu:"Was erlaubst du<br />

dir, unseren Reisekumpanen zu schlagen?!" Der Paranide holte aus und der Mann<br />

packte dessen dreifingrige Klaue. Es knackte und der Paranide fauchte wütend auf.<br />

Als der Paranide mit der anderen Klaue ausholen wollte, schmiss der Wachmann sich<br />

den Paraniden über die Schulter und dann auf den Split. Stöhnend blieben die beiden<br />

Wesen liegen. Der Wachmann sprach in <strong>ein</strong> Funk-Armband:"Hier Wachmann Jonion,<br />

erbitte <strong>ein</strong> Inhaftierungsteam für Sektor dreizehn A." "Jupp, JoJo, kommt sofort."<br />

Nodo sah auf das Namensschild des Mannes: Jonathan Jonion. Der Wachmann<br />

lächelte ihn freundlich an:"Ich hoffe, es geht ihnen gut." "J-j-j-ja, danke." "Sie sind<br />

also in Ordnung?" "Ja, alles bestens. Mir ist etwas gelb, aber es geht." "Etwas gelb?"<br />

Nodo überlegte, wie er das Schmecken <strong>ein</strong>em Menschen klar machen<br />

konnte:"Ähm...die Angst hängt mir noch in den Tentakeln." "Ach so." Der Wachmann<br />

verabschiedete sich, dann schwebte Nodo wieder s<strong>ein</strong>es Weges.<br />

Jetzt konnte er sich ganz in Ruhe durch den Flughafen gleiten lassen und die vielen<br />

Geschäfte druchgucken. Letztendlich glitt er zu s<strong>ein</strong>em Manta zurück, liess diesen auf<br />

<strong>ein</strong> Start-Deck bringen und hob ab, Richtung Nord-See.<br />

Nadiah flog in <strong>ein</strong>en Orbit um den Planeten...so sah es hier also aus. Dieser blaue<br />

Nebel war wunderschön und der Planet teilweise genau so grün-blau wie die Erde.<br />

Überall flogen Raumschiffe durch den Raum und transportierten Waren. Das war hier<br />

<strong>ein</strong> größerer Trubel, als zwischen Mars, Erde und Mond. Sie dockte an das Raumdock<br />

an und spazierte durch die Decks. Teladie zerrten an ihr, ob sie etwas kaufen wollte,


oder vielleicht ihr Schiff verkaufen...es war witzig, aber auch nervig.<br />

Sie setzte sich in <strong>ein</strong> Cafè und betrachtete den Trubel im Raum.<br />

Thorsten bemerkte, wie Jarin ihn ansah:"Warst du der Wachmann?" "N<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong><br />

normaler Mensch. Er hatte <strong>ein</strong> paar Kraftimplantate, aber sonst nichts." "Ein guter<br />

Kämpfer, oder?" "Jiu-Jitsu. Er ist gut darin." "Aha."<br />

Simileas steuerte auf die Mars-Atmosphäre zu. Die Menschen hatten ihre Basen darauf<br />

gebaut, die Xenon hatten den Planet damals terraformiert. Mittlerweile war bekannt,<br />

dass die Terraner die Xenon gebaut hatten...<strong>ein</strong>ige hielten es ihnen noch vor, bis sie<br />

die Opferzahlen gehört hatten. Der Planet erstrahlte rot, wo es Wüsten gab, aber<br />

sonst blau und grün. Sie landete in Mars-City. Was den Mars besonders machte, war,<br />

dass hier hin <strong>ein</strong> Großteil der Vergnügungs-Industrie hinverlegt wurde. Kaum <strong>ein</strong>er<br />

lebte dauerhaft auf dem Planeten, wegen der geringen Schwerkraft, die nur mit<br />

GGeneratoren<br />

ausgeglichen werden konnte, aber dort gab es Vergnügungsparks,<br />

Farmen und Erholungszentren.<br />

Sie landete auf der Plattform, wie sie sie von der St<strong>ein</strong>beisser kannte, und wurde<br />

geparkt.<br />

Simileas stieg aus, grub mit ihren Krallen der Gehklauen <strong>ein</strong>mal durch den Sand und<br />

ging auf das große Hauptgebäude der Mars-Foods-GMBH. Hier sollte es die besten<br />

Nudeln des Sol-Systems geben. Nudeln waren nicht unbedingt das große Ding bei<br />

Teladi. Wer konnte schon Spaghetti in den Mund saugen, wenn er k<strong>ein</strong>e Lippen hatte?!<br />

Aber die Argonen und Terraner...besonders die Kinder, die aßen diese Teigwaren<br />

unglaublich gerne.<br />

Der dicke Manager, in dessen Büro sie geführt wurde, sah selbst wie der beste Kunde<br />

s<strong>ein</strong>es Unternehmens aus...aber er hatte <strong>ein</strong> Grinsen wie dieser Buddha:"Fräul<strong>ein</strong><br />

Nirasias! Es ist mir <strong>ein</strong>e Freude, sie kennen zu lernen." "Gleichhhhfallsss, Herr<br />

Marsssic." "Um nicht lange umher zu labern: Sie wollen <strong>ein</strong>e Probelieferung unserer<br />

Produktpalette und, sofern diese sich gut verkaufen, <strong>ein</strong>en Dauervertrag mit unserer<br />

Firma, um Nudeln in den Sektoren verkaufen zu dürfen." "Korrekt. Ichhhh möchhhte<br />

<strong>ein</strong>e Firma aufmachhhen, die sssichhhh darauf ssspezssialiesssiert, diesssessss<br />

Ssssol-Ssssyssstem und die Ssssektoren zsu verbinden." "Ah, <strong>ein</strong>e Import-/Export-<br />

Firma." "Genau." "Wissen sie, es würde mir sehr helfen, mit ihnen Geschäfte zu<br />

machen, wenn sie etwas weniger Lispeln würden. Ich habe schon gehört, dass ihre<br />

Spezies unsere Laute nur sehr schwer hervorbringt, aber...dieses Zischeln mach mir<br />

Angst." Simileas verstand den Mann...schliesslich hörte ihr Lispeln sich exakt wie das<br />

Rasseln <strong>ein</strong>er terranischen Klapperschlange an. Sie nickte:"Gut, ichh werde michhh<br />

bemühen, weniger zu Lissspeln." "Ah, vielen Dank, das ist schon viel besser. Wissen<br />

sie, wir haben uns dazu entschlossen, eher kl<strong>ein</strong>eren Firmen, wie ihnen unsere<br />

Produkte zu verkaufen." "Oh, wiesso dassss?" "Nun, kl<strong>ein</strong>e Firmen bilden k<strong>ein</strong> Monopol<br />

und irgendwann könnten sie sich als <strong>ein</strong>e gute Teilhaberin hervorheben. Wenn wir so<br />

<strong>ein</strong>en Teladi-Bonzen, ich würde mal sagen, so <strong>ein</strong>er wie ich mit Schuppen, hier zum<br />

Geschäftspartner machen würden, dann würde der irgendwann die aberwitzigsten<br />

Forderungen stellen. Es soll jetzt k<strong>ein</strong>e Beleidigung s<strong>ein</strong>, aber ihre Art feilscht ja um<br />

alles." "Ichh habe ess nichhht ssso mit dem Feilsschen, wenn der Preiss fair issst. Ichh<br />

bezsahle lieber <strong>ein</strong>en fairen Preiss und verkaufe ess zu <strong>ein</strong>em fairen Preiss, alss unfair<br />

zu feilsschen." "Freut mich, zu hören. Wissen sie, sie sch<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>en wichtigen Freund<br />

zu haben, so viel Upgrades, wie sie schon im Schiff haben." "Oh, da hat mir eher dass<br />

Glück in die Klauen gesspielt. Diesse PIC hat mir <strong>ein</strong>en Triebwerksss-Boosster<br />

gessschenkt und auf <strong>ein</strong>em MMI-Sschhiff wurde ichh von <strong>ein</strong>em Ssplit angegriffen. Da<br />

hat mir der Sschhiffsscomputer zswei Ssschilde gesschenkt." "Na, dass ist doch <strong>ein</strong><br />

glückliches Krällchen. Ich würde ihnen heute noch <strong>ein</strong>en Vertrag geben, ich hätte da<br />

nur <strong>ein</strong>e Bitte." Simileas war skeptisch, aber <strong>ein</strong> so guter Vertrag...das machte sie<br />

mutig:"Und dasss wäre?" "Nun wir haben natürlich sofort angefangen, Gerichte für<br />

ihre Spezies zu entwickeln, genau, wie für alle anderen Arten. Wir haben bisher nur


Beratungen bekommen, welche Nahrungsmittel sie kombinieren und wie sie in etwa<br />

schmecken, aber wir hatten noch k<strong>ein</strong>en Vorkoster. Für uns Menschen ist ihre Nahrung<br />

ja giftig oder zumindest ziemlich unbekömmlich. Daher wollte ich sie bitten, unsere<br />

Teladi-Produkt-Palette zu kosten...es ist ziemlich umfangreich, also würden sie<br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich nur die Hälfte schaffen." "Sssie haben michh nochhh nie an <strong>ein</strong>em<br />

Gratissbuffet gessehen. Wenn der Vertrag dann ssteht, futtere ichh michh gerne<br />

<strong>ein</strong>mal bei ihnen durchh." Der Mann grinste und schlug <strong>ein</strong>:"Na, da haben sie ihren<br />

Deal. Sie dürfen dann auch als erste unsere Teladi-Gerichte vertreiben." "Oh, na dann<br />

nochh lieber." Sie drückte die Hand des Mannes, behutsam darauf bedacht, ihn nicht<br />

mit ihren Krallen zu verletzen. Er klopfte ihr etwas zu heftig auf die Schulter, aber ihr<br />

Panzer fing es ab.<br />

Sie las sich den Vertrag durch, war zufrieden und unterschrieb.<br />

Ein Notar bestätigte den Vertrag und Marsci brachte sie in <strong>ein</strong>en weißen Raum mit<br />

<strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Durchreiche.<br />

Sie setzte sich auf den harten Stuhl und ihre Schuppenfinne stellte sich auf:"Na dann<br />

her damit." Der Mann setzte sich und reichte ihr <strong>ein</strong>en Teller. Sie sah ihn an:"Ssie<br />

sschhauen mir zsu?" "Oh, tut mir leid. Ich bin nicht nur der Manager, sondern auch<br />

<strong>ein</strong>er der Köche. Vieles von dem, was sie kosten werden, habe ich gekocht. Ich kann<br />

natürlich auch gehen, wenn sie das möchten." "N<strong>ein</strong>, isst sschhon in Ordnung." Sie<br />

sah auf den Teller:"Wass isst dasss?" "Also, unsere Nudeln hier haben wir aus <strong>ein</strong>em<br />

Knollen-Mehl mit Algen-Extrakt gemacht. Ein paar Gewürze, damit es besser<br />

schmecken soll. Aus diesem Teig haben wir hier Wurzelknollen-Tortiglone mit Würz-<br />

Algen-Soße gemacht." Simileas roch an dem Gericht, entschied, dass es gut roch und<br />

steckte sich <strong>ein</strong>e Gabel voll ins Maul. Kritisch zerkaute sie die Nahrung und rieb es mit<br />

ihrer Zunge umher. Ihr Fazit:"Kössstlichhh! Ihr Terraner könnt wirklichhh kochhen."<br />

Der Mann wurde rot:"Oh, danke." Bevor er etwas weiteres sagen konnte, hatte<br />

Simileas den Teller leer gegessen.<br />

Sie sah auf:"Herrlichh herb würzsig und sschön bissfesst." "Gut, notiert. Und hier die<br />

Sumpf-Lasagne." Simileas futterte noch Quazuras weiter. Die Portionen waren zwar<br />

kl<strong>ein</strong>, aber es waren etwa hundertzwanzig verschiedene Gerichte. Achtzig davon<br />

waren köstlich, zwanzig waren OK, zehn waren ihr etwas zu süß und zehn gingen<br />

überhaupt nicht. Dann kam das letzte Gericht: Buchstaben-Sumpf-Suppe, mit dem<br />

Teladi-Alphabet. Sie aß die kl<strong>ein</strong>e Schüssel leer und liess sich gegen die Lehne fallen.<br />

Marsci sah sie mit großen Augen an:"Sie...sie haben eben mehr gegessen, als ich es<br />

jemals so könnte...und wie man sieht, will das was heissen. Geht es ihnen noch gut?"<br />

Sie rieb sich ihren überfressenen Bauch, der schmerzhaft spannte und sich doch leicht<br />

wölbte. Sie sah ihn an, Soße am Maul:"Verzsseihen sssie bitte, aber ich mussss mal<br />

aufssstossssen..." "Nur zu." Sie hielt sich die Klaue vor's Maul:"Öööööööööörrrrrrrp..."<br />

etwa <strong>ein</strong>e halbe Mizura lang stiegen die überflüssigen Gase aus ihr heraus.<br />

Glücklicherweise roch es nicht. Der Mann lachte laut:"HAHAHA! Das <strong>ein</strong> so kl<strong>ein</strong>es<br />

Wesen so lange rülpsen kann. Geht es ihnen wirklich gut?" "Ja...nur...hätten ssie <strong>ein</strong><br />

Becken, wo ichh etwass drin treiben kann?" "Wir haben <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Teich in der<br />

Lounge...ich denke, sie können dort etwas entspannen. Müssen sie vielleicht mal? Wir<br />

haben geeignete, sanitäre Anlagen." "Uuuhhh...n<strong>ein</strong>, dass kommt sspäter,<br />

aber...ohhh...ihr letzsstess Gerichht war bessonders gut." Ihr Bauch gurgelte. Er sah<br />

sie besorgt an:"Sie haben eben etwa fünf Kilo Nudeln gegessen...für <strong>ein</strong>en Menschen<br />

ist das schon schmerzhaft und...sie sind viel kl<strong>ein</strong>er." "Achh? Fünf Kilo? Na, dann geht<br />

esss ja nochh. M<strong>ein</strong>e Mutter hat michhh mal getadelt, weil ichh <strong>ein</strong> Fesstesssen von<br />

ssieben Kilo weggefressssen habe." "Sieben Kilo?! Wie können sssie das nur<br />

überleben?" "Fiuuu...Jazsuhunderte langesss Vollfuttern an Gratisssständen haben ihre<br />

Sspuren hinterlassssen." "Jeder Teladi futtert sich so voll, wenn es was gratis gibt?"<br />

"Können sssie haben." Er half ihr in die Lounge und sie liess sich rücklings durch das<br />

Wasser treiben.<br />

Marsci lächelte sie an:"Nun, da sie sich so ins Zeug geworfen haben, packe ich noch


<strong>ein</strong>e Ladung extra drauf." "Örp...vielen Dank."<br />

Nach <strong>ein</strong>er Quazura begab sie sich zurück zu ihrem Geier und legte sich in ihr hartes<br />

Bett. Sie legte sich auf die Seiten, um ihre Gedärme bei der Verdauung zu<br />

unterstützen. Sie zischelte sich selbst etwas zu:"Ohhhhhhhh...Sssssssimileasssss...du<br />

hassssst dichhhh mal wieder viel zsssssu voll gefressssen." Plötzlich gurgelten ihre<br />

Eingeweide und sie rannte zum Klo. Es war <strong>ein</strong>e herrliche Erleichterung.<br />

Sie setzte sich vor ihren Fernseher und lehnte sich zurück, um noch etwas zu<br />

verdauen. Aber das war <strong>ein</strong> Deal gewesen! Mit dem Bonus und den Teladi-Fertig-<br />

Nudeln hatte sie für ihr Fressgelage insgesamt sieben Tonnen Nudeln bekommen.<br />

Mit <strong>ein</strong>em letzten Rülpser schlief sie <strong>ein</strong>.<br />

Jarin lehnte sich an Thorsten:"Was ist eigentlich mit diesem John?" "Ach ja...dann<br />

zeige ich dir mal, was in England abläuft."<br />

John stand unter <strong>ein</strong>er Markise...wie man ihm gesagt hatte, goss es in England<br />

fürchterlich. In Ströhmen! Er konnte ja kaum <strong>ein</strong>en Meter weit sehen. Er drehte sich<br />

um und die Fügung schenkte ihm etwas: Er stand unter der Markise <strong>ein</strong>es Kaufhauses,<br />

das Regenschirme vertrieb. Er ging hin<strong>ein</strong> und für zwanzig Credits gehörte ihm <strong>ein</strong><br />

Schirm. Er ging mit dem neuen Utensil auf Entdeckungstour und tigerte durch die<br />

Straßen...es war menschenleer.<br />

Da sah er <strong>ein</strong> paar Typen und bedauerte es schon, sie gesehen zu haben...Hooligans.<br />

Er hatte in <strong>ein</strong>em Reiseführer davon gelesen.<br />

Einer ging auf ihn zu und schlug ihm den Regenschirm aus der Hand. Mit <strong>ein</strong>em<br />

furchtbar deformierten Zahnaufbau grinste ihn der Typ an:"Ah...<strong>ein</strong>er dieser Argonen.<br />

Zurück zur Mutter Erde, hä?" "Ähm, ja...man muss ja s<strong>ein</strong>e Heimat auch mal<br />

besuchen, oder?" Plötzlich wurde das Grinsen brüderlich:"Ha! Das stimmt. Hey, Leute,<br />

hier haben wir <strong>ein</strong>en Touristen auf Heimat-Tour. Komm mal mit Freundchen, wir<br />

spendieren dir <strong>ein</strong> Bier, unser Buss kommt heute wohl eh nicht mehr." John war<br />

ziemlich überrascht und das sah man ihm wohl an. Der Hooligan klopfte ihm auf den<br />

Rücken:"Ach, wegen dem Hooligan-Outfit hier? Aggressive Hooligans gehören der<br />

Vergangenheit an. Wir machen das nur noch als Mode-Gag. Man könnte uns eher<br />

Saufkumpanen nennen." "Ah...tut mir leid, nur dieser Reiseführer..." Der Hooligan<br />

schlug sich auf's Knie:"Ach datt Ding. Unser Ver<strong>ein</strong> hat den schon <strong>ein</strong> Schreiben<br />

geschickt. Die haben ihre alten Informationen genommen, anstatt sich noch mal neu<br />

umzusehen. Seit etwa hundert Jahren sind wir hier nicht mehr am Kloppen.<br />

Irgendwann hat die Mehrheit gemerkt, dass das Müll war. Und da es damals <strong>ein</strong> Club<br />

von Mitläufern war, haben wir uns geändert. Sorry übrigens wegen dem Schirm, aber<br />

jeder, der nicht <strong>ein</strong>mal diese Taufe hier abbekommen hat, hat was verpasst." "Oh,<br />

schön zu hören. Aber...ich nehme doch lieber den Schirm, sonst hol ich mir noch was<br />

weg und dann kann ich m<strong>ein</strong>e Tour vergessen." "Hey, aber wir haben dir <strong>ein</strong> Bier<br />

versprochen. Da hinten ist der Pub von m<strong>ein</strong>em Alten, der gibt dir bestimmt noch nen<br />

Zweiten aus." "Hey, danke." Er liess sich von der gröhlenden Truppe, die, so abstrakt<br />

es klingen mochte, an gut gelaunte, sanfte Split erinnerten, mitreissen und kurz<br />

darauf saß auch er gröhlend in dem Pub und sang alte Shanties. Am Abend quartierte<br />

er sich mit fettem Rabatt in der pub-eigenen Gaststätte <strong>ein</strong> und schlief s<strong>ein</strong>en Rausch<br />

aus.<br />

Thorsten grinste:"Tja, der Alkohol...der knüpft Bande und zerstört Synapsen." "Trinkst<br />

du eigentlich mal was?" "Ne, ich mag das Brennen nicht." "Ah, ich auch nicht." "Und<br />

wieder ne Gem<strong>ein</strong>samkeit." "Was ist denn mit dieser Nadiah?" "Hier bitte, <strong>ein</strong><br />

Hologramm."<br />

Nadiah saß in dem Kaffee und trank diesen wiederlichen Kaffee. So <strong>ein</strong> lösliches Zeug,<br />

das wahrsch<strong>ein</strong>lich von der Erde kam. Pfuah...die Errungenschaften der Technologie<br />

waren doch nicht immer das wahre. Sie schlug die B<strong>ein</strong>e über<strong>ein</strong>ander und fiel<br />

b<strong>ein</strong>ahe rückwärts vom Stuhl, als <strong>ein</strong>e Teladi-Schnauze sich in ihr Sichtfeld<br />

schob:"Guten Tazsssura, ichhh bin Kleossskepiossss Nossssstellossss und würde gerne<br />

mit ihnen über <strong>ein</strong> Gesssschhäft sssprechhhen." Nadiah sah ihre Chance, <strong>ein</strong>en Teladi


eim Feilschen zu beobachten:"So lange es sich nicht um den Erwerb m<strong>ein</strong>es Schiffes<br />

handelt, können wir gerne darüber reden." "Hervorragend. Ssssie wisssssen ja<br />

sssichher, dasssss wir Teladi aussss allem Profit ssschlagen wollen?!" "Das ist wohl als<br />

erstes zu hören. Wieso haben sie mich als Terranerin erkannt?" "Oh, Terraner<br />

bewegen sssichh irgendwie andersss hier. Ihr betrachhhtet allesss, während Argonen<br />

ssschhon allesss kennen." "Aha. Und was ist das nun für <strong>ein</strong> Geschäft?" "Wissssen<br />

ssssie, im Laufe der Jazssurasss bin ichhh zssiemlichhhh viel in den Ssssektoren<br />

umher gekommen, um Daten-Blöcke mit Dissssplayssss zssu verkaufen." "Ja?" "Nun,<br />

in euchhhh Terranern sssehe ichhhh m<strong>ein</strong>e Zsssukunft. Eure Computer ssssind<br />

öfterssss nichhht mit den Sssektor-Karten aussss unsssseren Sssssyssstemen<br />

kompatibel. Daher habe ichhhh michhh <strong>ein</strong> bisssschen an m<strong>ein</strong>en Computer<br />

gesssetzsst und von m<strong>ein</strong>en Reisssen und denen anderer <strong>ein</strong>en Reisssseführer<br />

erssstellt. Nichhhtsss besssonderesss, aber alle Ssssehenssswürdigkeiten stehen<br />

bebildert drinnen. Diesssen Reissseführer gibt esss zu jedem m<strong>ein</strong>er Data-Blocksss."<br />

Nadiah lächelte in Erwartung <strong>ein</strong>es Wucher-Preises:"Und was kostet so <strong>ein</strong> Data-<br />

Block?" "Zssweihundert Creditssss." "Was?! Da kaufe ich ja lieber ne andere<br />

Sektorkarte und lasse m<strong>ein</strong>en Schiffscomputer <strong>ein</strong> paar Stunden rechnen, um den<br />

Datensatz zu entschlüsseln." Der Teladi wusste, dass es stimmte, was sie sagte und<br />

kratzte sich über diesen Schuppenkamm, der sich jetzt aufstellte...Schuppenfinne<br />

nannten sie das, glaubte sie.<br />

Er sah sie an:"Gut, ssssie haben ja rechhht. Mensschhhen können gut feilssschen,<br />

daher isssst dasss wohl dasss Risssiko. Boronen bezsahlen fassst immer den ersssten<br />

Preisss. Ichhh lasssse fünfzssig Creditsss nachhh." "Das ist immer noch Wucher!"<br />

"Dasss issst Top-Qualität!" Dieses niedliche Vieh war wirklich putzig, mit dem Gelispel<br />

und wie es sich über den Wucher aufregte, dessen sie ihn beschuldete. Ein Data-Block<br />

kostete selbst hier nicht mehr als hundert Credits, aber die fünfzig hatte sie noch<br />

übrig, um sie darauf zu legen. Sie lächelte ihn an:"Ich kaufe <strong>ein</strong>en für hundertfünfzig,<br />

aber erst <strong>ein</strong>mal möchte ich das Produkt doch begutachten." Der Schuppenkamm<br />

richtete sich auf und der Teladi zischelte:"Tshsh, gerne dochh. Ichhh habe hier <strong>ein</strong><br />

Exsemplar, dassss ssie dann gleichh mitnehmen könnten." Er holte <strong>ein</strong>en Datenblock<br />

heraus und öffnete das Programm. In allen Einzelschritten erklärte er ihr fünf<br />

Sektoren, nach ihrem Belieben ausgewählt, und zeigte ihr jeweils die Schleichrouten,<br />

um an Split- oder Paraniden-Terretorium vorbei zu kommen. Sie händigte ihm <strong>ein</strong>e<br />

hundertfünfziger Karte aus, er stellte s<strong>ein</strong>e Schuppenfinne noch <strong>ein</strong>mal auf und gab<br />

ihr dann den Datenblock.<br />

Simileas stand auf...ohhh, war ihr schlecht! Aber der Nachgeschmack in ihrem Maul<br />

war noch herrlich. Sie liess sich auf die Geh-Klauen gleiten und rieb sich den<br />

gurgelnden Bauch:"Urg...Zsseit, dem Klo <strong>ein</strong>en Besssuchhh abzssusstatten." Mit<br />

klickenden Krallen rannte sie zum Klo und erleichterte sich. Sie ging zurück ins<br />

Cockpit und wies den Autopiloten an, zur Erde zu fliegen.<br />

Sie legte sich auf die Pilotenbank und nahm sich aus dem kl<strong>ein</strong>en Medizinschränkchen<br />

<strong>ein</strong>e Brausetablette, die sie in <strong>ein</strong>em Glas Wasser auflöste. Sie trank das sprudelnde<br />

Medikament und spührte <strong>ein</strong>e Besserung:"Ohhh...diesssesss Zsseug issst gut." Sie<br />

fühlte sich besser und steuerte auf die Erde zu.<br />

Jarin erschrak, als das Hologramm aus ging:"Thorsten, was ist?" "Die Te'Ain! Die<br />

Dürre!." "Dürre?!" "Ja, sie haben seit Wochen <strong>ein</strong>e Dürre. Ich hatte gehofft, es bessert<br />

sich, aber jetzt ist es kritisch." "Warum hast du nichts unternommen?!" "Ich greife<br />

nicht immer gleich <strong>ein</strong>! Die Natur ist durch mich schon genug gestört. Und...und ich<br />

habe so viel schönes mit euch erlebt." "Dann schnell hin!" Es blitzte und sie<br />

erschienen in dem erschlafften Dschungel.<br />

Das Elend war grauenhaft. Die Te'Ain lagen in den Wegen ihres Dorfes, die Ernten<br />

waren verschrumpelt..."Deija!" die Kl<strong>ein</strong>e war etwas gewachsen, aber...sie war ganz<br />

abgemagert. Deija sah sie und Thorsten an:"Ihr...ihr seid wieder da...bitte...bitte helft<br />

uns." Jarin nahm die Kl<strong>ein</strong>e sofort in den Arm und trug sie ins Dorfzentrum. Thorsten


sah sich um:"OK...dann...werde ich mal." Er schloss kurz die Augen und auf <strong>ein</strong>mal<br />

zogen Wolken am Himmel auf, es donnerte und dann goss es in Strömen. Die Te'Ain,<br />

sie wussten nicht, dass Thorsten dafür verantwortlich war, jubelten und öffneten ihre<br />

Mäuler, um das Regenwasser aufzufangen. Sie tranken und tranken. Ihre Haut sog das<br />

Wasser förmlich auf und sie erholten sich. Aber, sie waren noch zu entkräftet. Ihre<br />

Mägen knurrten.<br />

Jarin sah Thorsten an:"Thorsten! Hilf ihnen doch!" "Aber...das wird nicht normal<br />

aussehen..." "Das ist doch egal!" "Du hast recht." Plötzlich zuckten Blitze durch die<br />

dunklen Wolken, helles Licht drang aus den dunklen Wolkenbändern, die den Himmel<br />

verdunkelten...es begann, Obst zu regnen. Die Te'Ain stürzten sich auf die Nahrung.<br />

Kinder wurden von ihren Müttern gefüttert. Eine der Früchte landete Jarin auf dem<br />

Kopf. Sie nahm die Frucht und hielt sie Deija hin. Deija aß die Frucht gierig und der<br />

Fruchtsaft lief ihr in Strömen am Maul herunter. Jarin strich ihr über das weiche<br />

Kopffell. Der kl<strong>ein</strong>e Bauch, an Essen kaum noch gewöhnt, gurgelte, als das Obst in ihn<br />

geschluckt wurde. Deija streckte ihren kl<strong>ein</strong>en Arm nach Jarins Gesicht aus, strich<br />

über ihre Wange und schlief <strong>ein</strong>.<br />

Sie sah Thorsten an:"Ich kann nicht verstehen, wie du es so weit kommen lassen<br />

konntest!" "Ich...mische mich nicht überall <strong>ein</strong>. Damals, als der Meteor die Dinosaurier<br />

auf der Erde ausgelöscht hat, wäre da <strong>ein</strong> Wesen wie ich aufgetaucht und hätte ihnen<br />

geholfen, dann wären wir nicht hier." "Aber...was ist mit den Te'Ain? Sehen die aus,<br />

wie dumme Echsen?!" "Du würdest dich wundern, wie komplex die Hirne von Raptoren<br />

waren, wenn man ihr Genom ausliest." "Aber sieh sie dir doch an. Kannst du das<br />

verantworten?" "Wenn ich das könnte...dann hätte ich dich und m<strong>ein</strong>en menschlichen<br />

Körper nicht hierher gebracht." "Wie sieht es mit der Ernte aus?" "Ich kümmere mich<br />

gerade um die Pflanzen." "Gut...und?" "Ich kriege die Pflänzchen wieder hin. Bringen<br />

wir Deija zu ihren Eltern."<br />

Jarin trug die Kl<strong>ein</strong>e und brachte sie in das Haus, wo ihre entkräfteten Eltern lagen.<br />

Thorsten füllte <strong>ein</strong>e Schale mit Regenwasser und hielt sie Deijas Mutter an das Maul.<br />

Schwach trank die Te'Ain. Jarin sah Thorsten an:"Und...ohne Hilfe?" "Fünfzig Prozent<br />

werden nur ohne Hilfe überleben...ich habe zu lange gewartet...ich verdammter Idiot!"<br />

"Thorsten?!" Thorsten sackte auf die Kniee:"Ich verdammter Idiot!" Er hämmerte mit<br />

den Fäusten auf den Boden und schrie:"Ich Idiot!" Jarin sah Thorsten, der sich selbst<br />

verfluchte, weil er zu lange gewartet hatte. Plötzlich begann er zu leuchten...s<strong>ein</strong>e<br />

Auroren drangen aus ihm heraus, begannen, um ihn herum im Kreis zu fliegen, bis er<br />

in <strong>ein</strong>en hellgolden leuchtenden Ball <strong>ein</strong>gehüllt war, in dem er immer mehr<br />

aufleuchtete. S<strong>ein</strong>e Haare strahlten gleißend weiß, mit <strong>ein</strong>em Tick gold. Wie <strong>ein</strong>e<br />

Schockwelle flogen s<strong>ein</strong>e grell leuchtenden Naniten von ihm weg und Jarin spürte, wie<br />

die warme Welle aus winzigen Partikeln durch sie hindurch flog. Jeder Te'Ain, der von<br />

der Welle berührt wurde, wurde dort geheilt. Zerschundene Körper erhielten neue<br />

Kraft und dann sahen sie sich überrascht um. Thorsten hörte auf zu leuchten und<br />

dann verschwanden s<strong>ein</strong>e Naniten wieder in <strong>ein</strong>er Phasenverschiebung. Thorsten<br />

stand auf und sah sie an:"Ich habe die Körper der Te'Ain regeneriert..." Deijas Mutter<br />

und Vater sprangen auf und sahen ihn an, als wäre er <strong>ein</strong> Monster.<br />

Er sah zu Jarin:"Siehst du, deshalb zeige ich mich nicht komplett...ich ertrage diesen<br />

Blick nicht." Jarin liess die geheilte Deija auf den Boden, die zu ihren Eltern<br />

rannte:"Mama, Papa...er ist doch unser Freund!" Ihre Mutter schrie auf:"Kind, hast du<br />

nicht gesehen, was es getan hat?!" Thorsten rieb sich die Stirn:"Es...wie oft hat man<br />

mich nun schon so genannt..." Er ging langsam aus der Hütte und setzte sich an die<br />

Tür.<br />

Jarin packte die Mutter von Deija am Hals:"Du blöde Kuh! Ohne ihn wärt ihr hier<br />

verdurstet und verhungert! Er hat euch gerettet und geheilt, verdammt! Er ist k<strong>ein</strong><br />

"es"!" Die Te'Ain sah Jarin mit dem selben Blick an, mit dem sie Thorsten angesehen<br />

hatte und Jarin verstand, was Thorsten m<strong>ein</strong>te: Dieser Blick voller Angst,<br />

Unverständnis und Anklage...es war wiederlich! Es tat weh! Jarin liess die Te'Ain los


und ging zu Thorsten, der mit traurigem Blick auf den Boden starrte. Jarin tippte ihm<br />

auf die Schulter:"Guckst du ins Nichts?" "N<strong>ein</strong>...ich schaue <strong>ein</strong>er Bazille beim Fressen<br />

zu." "Oh."<br />

In der Hütte verstand Deija ihre Eltern nicht. Thorsten hatte sie gerettet und nun<br />

sahen sie ihn an, als wäre er <strong>ein</strong> Monster...er war doch nur auch ne Maschine. Deija<br />

zog ihrer Mutter am Rock:"Mama...er hat uns geholfen, warum hast du so ne Angst<br />

vor ihm?" "Deija, <strong>ein</strong> leuchtendes, seltsames Wesen...damals machte es uns ja nichts<br />

aus, dass sie anders aussahen...aber das...es hat geleuchtet und ist entflammt!" "Er<br />

ist k<strong>ein</strong> ES, er ist Thorsten!!!" Ihr Vater beugte sich zu ihr runter, s<strong>ein</strong> Kinnpelz strich<br />

ihr am Kopf entlang:"Deija...es war so lange trocken...woher wissen wir, dass es das<br />

nicht war?" "Sowas tut er nicht! Er hat mich vor den Räubern gerettet! Er hat unser<br />

Turnier gewonnen! Er hat uns Feste geschenkt!" Ihre Eltern sahen sich gegenseitig an<br />

und begannen sich wild zu unterhalten.<br />

Deija ging zu Jarin und Thorsten. Sie setzte sich zu Thorsten auf den Schoss und<br />

umarmte ihn:"Ich mag euch, egal, was m<strong>ein</strong>e Eltern über euch beide sagen. Ihr seid<br />

ganz liebe Wesen." Thorsten klopfte ihr auf die Schulter:"Danke Deija...aber wenn<br />

d<strong>ein</strong>e Eltern dem Dorf erst <strong>ein</strong>mal erzählen, was ich gemacht habe, jagen sie uns aus<br />

dem Dorf...eigentlich werden wir dann selbst gehen müssen. Sie könnten sich<br />

verletzen, wenn sie uns schlagen wollen." "Ich lasse das nicht zu...m<strong>ein</strong> Großvater ist<br />

nicht dumm, der passt auf." Thorsten streichelte ihren Kopf:"Ach, Deija...wenn alle<br />

Wesen im Universum so lieb wären wie du, dann könnte ich mich so zeigen, wie ich<br />

ganz bin, ohne dass man Angst vor mir hätte." "Hast du eigentlich Kinder?" "Wie<br />

kommst du denn jetzt darauf?" "Ich frag' nur so." Thorsten lächelte sie an:"Einen<br />

Sohn, der anders ist, als Alles, was du kennst. Eine Schwiegertochter, genau wie er<br />

und <strong>ein</strong>e Enkelin, die ganz süß ist. Tja...und Jarin und ich bekommen bald noch zwei<br />

Kinder dazu." "Jarin kriegt Kinder?" Jarin lächelte sie an:"Ja, <strong>ein</strong>en Sohn und <strong>ein</strong>e<br />

Tochter." "Sieht man das bei euch nicht?" Thorsten lächelte sie an:"So früh noch nicht.<br />

Aber bald." "Kommt ihr dann auch mal mit denen zu Besuch?" "Ja, garantiert."<br />

Ihre Eltern kamen aus der Hütte, ihr Vater sprach:"Wir...wir haben gemerkt, dass wir<br />

uns dumm verhalten haben...wir bitten euch um Verzeihung." Thorsten wirkte zwar<br />

noch traurig, lächelte aber doch:"Es ist schön, dass ihr euch entschuldigt...darf ich<br />

euch um etwas bitten?" "Sicher." "Erzählt den Anderen nicht, dass ich das Licht<br />

war...ich möchte nicht, dass sie Angst vor mir haben." "Gut, wir halten uns an d<strong>ein</strong>e<br />

Bitte." Deija umarmte ihre Eltern...sie war so froh.<br />

Thorsten spazierte mit Jarin durch das Dorf...alle freuten sich, sie wiederzusehen und<br />

fragten sie nach dem seltsamen Licht und den Früchten, die vom Himmel geregnet<br />

waren...<strong>ein</strong>ige priesen sie sogar als Glücksbringer. Thorsten setzte sich mit Jarin an<br />

<strong>ein</strong>en Baum und sah aufs Meer hinaus, die Pflanzen hatten sich schon wieder voll<br />

gesogen und er liess den Regen langsam abklingen. Jarin legte sich an ihn und legte<br />

s<strong>ein</strong>e Hand auf ihren Bauch...er lächelte.<br />

Sie tippte ihn an:"Thorsten?" "Ja?" "Wie geht es den anderen Te'Ain?" "Die im Norden<br />

waren gut dran und die in der Wüste sind auch bestens aufgehoben." "Schön. Du,<br />

diese MMI, das ist <strong>ein</strong>e von d<strong>ein</strong>en Firmen, oder?" "Eigentlich alle, die mit <strong>ein</strong>em<br />

Edelst<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong>em Mineral oder Element am Anfang des Namens gehört mir. Ich habe<br />

sie über die Jahre gegründet." "Und dieses Schiff, die St<strong>ein</strong>beisser?" "Einer m<strong>ein</strong>er<br />

Roboter." "Wie viele Roboter arbeiten eigentlich für dich?" "Pfff...um die zehn<br />

Milliarden." "Zehn Milliarden?!" "Ja, Verwaltungssysteme, Arbeitsroboter,<br />

automatisierte Schiffe, Fabriken, Sensordrohnen und Kampf-Roboter...letztere zwar<br />

wenig, aber irgendwie müssen sich m<strong>ein</strong>e Roboter ja schützen." "Du hast zehn<br />

Milliarden Roboter gebaut?" "Ja, sie leisten gute Arbeit." "Das kann ich mir bei d<strong>ein</strong>en<br />

Erfindungen gut vorstellen." "Tja...ich bastle nun mal gern." "Ich...ich hatte zwar<br />

gesagt, du sollst unsere Kinder nicht überprüfen...aber könntest du mir sagen, welche<br />

Haar- und Augenfarbe sie haben?" Thorsten<br />

fühlte sich froh, s<strong>ein</strong>e Kinder mit s<strong>ein</strong>en Naniten umfangen zu können. Er betrachtete


ihr Genom:"Unsere Kinder haben <strong>ein</strong> wunderschönes Dunkelblond, <strong>ein</strong>e Mischung aus<br />

unseren Haarfarben. Unser Sohn hat blaue, unsere Tochter grüne Augen." Jarin rieb<br />

s<strong>ein</strong>e und ihre Hand über ihren Bauch:"Ich kann es kaum erwarten." "Bis wir unsere<br />

Kinder in den Armen halten?" "N<strong>ein</strong>, richtig schwanger zu s<strong>ein</strong>." "Hä?" "Von Kindheit<br />

an habe ich mir gewünscht, Kinder zu kriegen. Ich will m<strong>ein</strong>e Schwangerschaft so<br />

richtig geniessen." "Du willst diese dicke Kugel geniessen?" Jarin lächelte ihn an:"Den<br />

Bauch, das Gestrampel, alles." "Also Siren wirkte nicht so agil, wie du das vielleicht<br />

planst." "Also, ich stelle mir das schön vor. Große Babies unter dem Herzen zu<br />

tragen...wieso redest du eigentlich so altklug darüber? Warst du schon mal<br />

schwanger?!" "N<strong>ein</strong>...um Himmels Willen. Ich habe mich zwar schon in viele Dinge<br />

verwandelt, aber <strong>ein</strong>e Schwangere war zum Glück noch nicht darunter. Immerhin habe<br />

ich ja noch m<strong>ein</strong>e Manneswürde." "Aber?" "Ich kann jedes Nervensignal scannen,<br />

interpretieren und die Empfindung nachempfinden." "Also hast du...den Tritt <strong>ein</strong>es<br />

Babies in s<strong>ein</strong>er Mutter gespürt?!" "N<strong>ein</strong>...ich habe mir Sorgen um Siren gemacht, ihr<br />

Nervensystem angezapft und die Signale interpretiert, um ihr helfen zu können."<br />

"Hast du ihre Gedanken gelesen?" "N<strong>ein</strong>...nur <strong>ein</strong> paar mal, nachdem ich bewusstlos<br />

geworden war." "Du hast also Sirens Schwangerschaft mitgespürt?!" "N<strong>ein</strong>...nicht so.<br />

Ich habe nur Schmerzsignale interpretiert und an den Stellen geholfen." "Also hast du<br />

k<strong>ein</strong>e Ahnung, wie sich <strong>ein</strong>e Schwangerschaft anfühlt." "Ich kenne Blutbilder und<br />

Schmerzsignale, aber aus dem Rest habe ich mich heraus gehalten." "Aber du hilfst<br />

mir, oder?" "Ja, sicher doch. Wenn du d<strong>ein</strong>e Schwangerschaft geniessen willst, sorge<br />

ich schon dafür, dass du dir um nichts Sorgen machen musst."<br />

Simileas landete in Köln...dort war <strong>ein</strong> Großhandel für Bier. Alle deutschen Sorten. Bier<br />

war bei den Argonen auch äusserst beliebt. Es lief sogar dem Raumsprit den Rang ab<br />

und war damit auch bei den Piraten sehr beliebt. Vor allem der geringere Alkohol-<br />

Gehalt machte es bei den argonischen Piloten beliebt.<br />

Ein Mann begrüßte sie:"Ah, ne Menge von euch Teladis kauft hier Bier." "Hab' ichhh<br />

ssschhon gehört." "Ihre Liefernummer?" "Oh...tsshhh...ssssieben,<br />

dreiundzsswanzssig, zssswölf." "Ah ja...das Probe-Sortiment mit allen Kästen und<br />

jeweils drei Fässern...die Zahlung ist abgebucht. Dann laden wir das mal <strong>ein</strong>."<br />

Ein klobiger Lade-Roboter, <strong>ein</strong> sechsb<strong>ein</strong>iger Zentaure mit riesigen Greifklauen als<br />

Armen, kam mit der Ladung angestampft. Das Zwei-Kamera-Sensor-System schwang<br />

nach hinten, packte die erste riesige Palette und mit surrenden Aktuatoren hievte die<br />

Maschine die Bierkisten <strong>ein</strong>e nach der anderen auf die Laderampe der Funkelstern. Die<br />

Ladungsgreifer des Schiffes führten die Kisten und Fässer in den Laderaum und<br />

verschwanden dann in ihren Luken. Die Laderampe schloss sich und der Roboter<br />

stampfte auf s<strong>ein</strong>en B<strong>ein</strong>en mit schwarz-gelb gestreiften Warnungs-Streifen davon.<br />

Die Ladungszangen klappten auf die Ladefläche und das Ding sah aus wie <strong>ein</strong> Käfer.<br />

Der Mann schnippte ihr vor der Schnauze, nachdem sie dem Roboter zugesehen<br />

hatte:"Hey, Teladi-Fräul<strong>ein</strong>. Habt ihr k<strong>ein</strong>e Roboter in euren Sektoren?" "Oh, dochhh,<br />

aber nichhht für solchhe Dinge. Dafür sssind die Verlade-Röhren da." "Na denn...die<br />

guten alten Centos von der PIC leisten gute Arbeit." "Wasss issst denn eigentlichhhh<br />

die Platinum-Indussstrial-Corporation?" "Das ist die größte Robotic-Firma in diesem<br />

Sonnensystem." "In den Ssektoren isssst dassss die Diamond-Corp." "Tja. Jedes<br />

Gebiet hat s<strong>ein</strong>e Firmen...wussten sie, dass diese Firmen fusionieren wollen?" "Die<br />

wollen fusssionieren?" "Ja...diese Computer sagen, ihre Besitzer wollen, dass die<br />

Sektoren und der Terra-Sektor enger verbunden werden." "Klingt ja edel." "Joa...so<br />

lange die Preise nicht höher werden, klingt das gut. Und wo fliegen sie als nächstes<br />

hin, wenn man mal so fragen darf?" "Kopenhagen, dort sssoll essss die bessste,<br />

terranisssche Eisss-Creme geben." "Oh ja, m<strong>ein</strong>e Frau ist verrückt nach dem Zeug. Na<br />

dann, viel Spaß noch." "Danke, <strong>ein</strong>en ssschhönen Tazssura nochhhh." "Schönen Tag."<br />

Simileas stieg in ihren Geier und flog nach Kopenhagen. Die kl<strong>ein</strong>e Firma, <strong>ein</strong><br />

Geheimtipp, den ihr das Schreiben der PIC gegeben hatte, produzierte seit dem<br />

zwanzigsten Jahrhundert, also schon ziemlich lange, Eis-Creme. Die Firma machte ihr


<strong>ein</strong>en guten Preis und wollte sie als feste Vertriebspartnerin. Sie wollte gerne<br />

<strong>ein</strong>willigen, nachdem sie <strong>ein</strong>e Probeladung verkauft hatte. Der kl<strong>ein</strong>e Landeplatz der<br />

Firma, wohl nur für Orbital-Gleiter gedacht, war ihr Parkplatz. Die Asphalt-Fläche<br />

funktionierte ganz gut für ihren großen Geier. Der Leiter der Firma kam mit <strong>ein</strong>em<br />

großen Upgrade:"Ich habe hier <strong>ein</strong> Kühlsystem für ihren Geier. Einen Tank haben sie<br />

ja, oder?" "Ja, sssichhher...Herr Hanson?" "Oh ja...entschuldigen sie bitte, Fräul<strong>ein</strong><br />

Nirasias, ich bin etwas aufgeregt. Wir haben seit Jahrzehnten eigentlich nur <strong>ein</strong>e Firma<br />

als Stammkunden." "Die PIC?" "Genau...die haben uns ihnen empfohlen?" "Ja." "Ich<br />

frage mich sowieso, was <strong>ein</strong>e automatisierte Firma ohne biologische Angestellte mit<br />

Eis-Creme will...noch dazu in Mengen, die <strong>ein</strong> Mensch nicht vertilgen kann." "Wie viel<br />

kauft die Firma denn?" "Etwa hundert Kilooliter jeder Sorte die wir haben...pro<br />

Woche." "Wassss?! Wo bringen die dasss denn hin?" "K<strong>ein</strong>e Ahnung...<strong>ein</strong><br />

automatischer Großraumtransporter pro Sorte kommt und fliegt wieder weg...seit<br />

etwa fünfzig Jahren. Vorher hatten wir nur viele Kl<strong>ein</strong>kunden." "Na, dann auf <strong>ein</strong><br />

gutesss Gessschhäft...ichhh würde ihre Sssorten ja gerne Kosssten, aber..." "Ich<br />

weiss...Laktose ist für Teladi nicht gerade gesund." "Genau." "Ich lasse ihnen das<br />

Kühlsystem von <strong>ein</strong>em unserer Werk-Techniker <strong>ein</strong>bauen, dann bringe ich ihnen <strong>ein</strong><br />

paar Tanks mit den Probe-Portionen." "Gut, vielen Dank." "Möchten sie etwas essen?"<br />

"Sssie haben Teladi-Nahrung?" "Ja, wir haben extra für sie welche bestellt. Ich dachte<br />

da an <strong>ein</strong> Geschäftsessen, bei dem sie mir <strong>ein</strong> bisschen von ihrer Firma erzählen<br />

könnten." "Oh, gerne, warum nichhhht."<br />

Nach dem Essen wurde die Lieferung in den Laderaum gebracht und sie flog winkend<br />

ab. Auf nach Argon-Prime und dann weiter zur Terra-Corp.<br />

John hatte London bewundert und s<strong>ein</strong> Urlaub war vorbei. Zuhause wartete wieder<br />

s<strong>ein</strong> Job als Assistent bei der TerraCorp auf ihn und er flog mit <strong>ein</strong> paar schönen<br />

Erinnerungen an s<strong>ein</strong>e Heimat ab. Als er den Orbit verliess, ordnete er sich in den<br />

Verkehr <strong>ein</strong>. Ein Geier mit <strong>ein</strong>em Schild-Upgrade kontaktierte ihn. Eine nett<br />

aussehende Teladie zeigte ihm ihre Schuppenfinne:"Ichhh hatte <strong>ein</strong>en herrlichhhen<br />

Tag, und ssssie?" "Wird das <strong>ein</strong> Verkaufsgespräch?" "Oh, n<strong>ein</strong>. Ichhh bin Sssimileasss<br />

Nirasssiasss IV. Ichhh habe gesssehen, dasss wir dasss ssselbe Zssiel haben und<br />

wollte sssie fragen, ob sssie mir mit ihrer Nova etwassss Geleitssschutzsss geben<br />

würden. Ich ssspendiere ihnen auchhhh <strong>ein</strong> Bier dafür." John erinnerte sich an die<br />

Biere, die er gekostet hatte und es klang recht verlockend:"Welche Sorte?" "Ichhh<br />

habe <strong>ein</strong>e Probe-Palette aller deutssschen Biere dabei, sssuchhhen sssie sssichhh<br />

zswei Flaschhhen nachhh Belieben aussss." "OK, sie haben <strong>ein</strong>en Body-Guard für ihre<br />

Rückreise...ich kann ihnen aber kaum mehr als die Fähigkeiten m<strong>ein</strong>er Kampfsoftware<br />

versprechen." "Dasss reichhht schhhon. Danke...welchhhesss Bier möchhten sssie<br />

zssuerssst?" "Jever?" "Ja, hab ichhh dabei...moment, der Teleporter ssschhickt esss<br />

ihnen rüber." Auf der Konsole s<strong>ein</strong>er Nova erschien die grüne Flasche aus dem blauen<br />

Lichtertanz und er prostete mit der geschlossenen Flasche zu dem Monitor, auf dem<br />

die Teladie ihn mit ihrer Schuppenfinne "anlächelte". Sie zischelte vergnügt und dann<br />

brachen sie den Kontakt ab. Er flog dem Geier hinterher.<br />

Nodo liess sich von den Wellen tragen. Es waren kl<strong>ein</strong>e Wellen, denn sonst hätte er in<br />

dem Wasser wegen der Schwebstoffe nichts mehr sehen können. Er genoss das<br />

Wasser, auch wenn er wegen dem Öko-System nicht aus s<strong>ein</strong>em Umweltanzug kam.<br />

Thorsten und Jarin verabschiedeten sich erst <strong>ein</strong>mal von Deija und ihren Eltern, so wie<br />

dem Dorf. Sie wollten mit ihren Kindern wiederkommen...besser ohne Rough und<br />

Siren...das wäre dann doch zu viel für die Te'Ain gewesen. Sie waren tief im<br />

Dschungel und er brachte sich und Jarin zurück in Rough's und Sirens Haus. Sie<br />

wohnten dort und kamen ab und zu zu ihrer Enkelin und ihren Kindern, während diese<br />

draussen schliefen. Es war schön, mit Selaja zu spielen.<br />

Es war schon witzig, dass John und Simileas sich getroffen hatten...aber er machte<br />

sich Sorgen um sie. Mit den Piraten von Terra, die ihre Basen in der ortschen Wolke<br />

hatten, konnten sie nicht mithalten und <strong>ein</strong> MMI-Schiff in der Gegend wäre eher


unnormal gewesen. Und die Schiffe der PIC...das wäre auch etwas zu seltsam<br />

gewesen, wenn die sich da <strong>ein</strong>gemischt hätten. Diese Schiffe patroulierten zur Zeit<br />

auch bei der ortschen Wolke und suchten nach den Piraten-Basen. Aber noch wurden<br />

sie ja nicht angegriffen und es war auch nicht klar, ob das überhaupt passieren würde.<br />

Jarin lehnte sich an ihn und er aktivierte s<strong>ein</strong>e Holo-Projektoren.<br />

Simileas war froh. Sie hatte <strong>ein</strong>en Argonen dazu überreden können, ihr Geleitschutz<br />

zu geben. Zwei Biere waren <strong>ein</strong> geringer Preis und sie war froh, dass es diesem<br />

jungen Mann genug war...sie entschloss sich, ihm bei der TerraCorp noch <strong>ein</strong> Eis<br />

auszugeben. Sie hatte ja sowieso genug dabei. Plötzlich tönte der Funk wieder auf, es<br />

war der Argone:"Was haben sie eigentlich geladen? Nicht, dass ich hier in <strong>ein</strong>en<br />

Drogenhandel r<strong>ein</strong>komme." Simileas stellte ihre Schuppenfinne auf:"Dasss wäre<br />

jetzsst etwassss ssspät, aber k<strong>ein</strong>e Sssorge, ichhhh habe nur Nudel-Gerichhhte, Bier<br />

und Sssspeissse-Eissss geladen." "Na dann ist ja alles in Ordnung." "Wasss halten<br />

sssie von <strong>ein</strong>em Eissss bei der TerraCorp, alsss m<strong>ein</strong> Vorkossster?" "Haben sie<br />

Pistazie?" Simileas sah auf die Frachtliste:"Ja, habe ichhhhh." "Dann bedanke ich mich<br />

schon mal im Vorraus und nehme gerne an." "Buoum!" Die Verbindung wurde von<br />

<strong>ein</strong>em Einschlag gestört. Simileas sah auf das Gravidar und erkannte <strong>ein</strong> terranisches<br />

Schiff ohne ID-Code...<strong>ein</strong> Pirat!<br />

Nicht nur <strong>ein</strong>er...DREI! Die Nova schlingerte <strong>ein</strong> und feuerte auf den schiessenden<br />

Piraten. Die Nova machte <strong>ein</strong>en Looping und befeuerte mit ihren Geschützen im<br />

Dauerfeuer die Schilde des Schiffes. Das war das Zeichen für die Piraten, die Nova<br />

anzugreifen. Überlegene Waffentechnologie hämmerte Energiegeschosse auf die<br />

Schilde des Schiffes <strong>ein</strong>. In Sekunden sanken die Schilde der Nova auf null und <strong>ein</strong><br />

weiterer Schuss riss <strong>ein</strong>en der Flügel ab...Simileas schrie den Computer<br />

an:"Teleportier den Nova-Piloten her!" "Bestätigt." Sofort erschien der Mann mit den<br />

Armen vor dem Gesicht und keuchte:"Ich...ich lebe! Danke!" Simileas lenkte den<br />

Geier in <strong>ein</strong>er Kurve von den Piratenschiffen weg...sie trieben sie zur ortschen Wolke.<br />

Dank den Schilden der MMI konnte der Geier noch unbeschadet fliegen...Das Tuning-<br />

Kit!!! Simileas schlug auf den roten Knopf. Die Dämpfungsfelder taten ihr bestes, aber<br />

trotzdem wurde sie in den Sitz gepresst und der Argone fiel um und knallte mit dem<br />

Kopf gegen <strong>ein</strong>es der Instrumente:"Au!"<br />

Mit etwa zweihundertfünfzig Metern pro Sekunde donnerte sie nach vorne. Sie warf<br />

die Kampfdrohnen aus, die die Piraten nur kurz aufhielten.<br />

Wie verfluchte sie sich, dass sie das Nano-Tek-Bad ausgelassen hatte. Sogar die<br />

Plasma-Zellen waren ausverkauft gewesen. Die Piraten trieben sie in den Saturn-<br />

Ring...sie wurde langsam starr. Das Tuning-Kit hatte s<strong>ein</strong>e Energie verbraucht und<br />

schaltete auf den Ladevorgang um. Sie manövrierte in <strong>ein</strong>en der Asteroiden und<br />

hoffte, dass die Sensoren der Piraten genau so gestört waren, wie ihre.<br />

Der Funk aktivierte sich, als die drei Piratenschiffe sich vor die Höhle setzten:"Hier ist<br />

Carrsen Trend, ihr heutiger Pirat. Händige uns die Ladung und d<strong>ein</strong> Schiff aus, oder<br />

wir ballern es zu klump. Wir geben dir aber die Chance, in <strong>ein</strong>em Raumanzug zur<br />

Jupiter-Station zu fliegen...wenn du schneller bist als unsere Crasher. Hahahahahaha."<br />

Es blitzte hinter ihr und dem Argonen...<strong>ein</strong> Mann und <strong>ein</strong>e Frau...beides Menschen,<br />

standen da...waren das die anderen beiden Piraten? N<strong>ein</strong>...die anderen Schiffe waren<br />

noch besetzt. Der Mann lächelte sie freundlich an:"Ah Simileas. Du kennst mich nicht,<br />

aber ich kenne dich. Ich bin Thorsten und ich habe <strong>ein</strong>e d<strong>ein</strong>er Vorfahrinnen als<br />

Adoptiv-Vater groß gezogen. Oh, John, bei dir gilt das Gleiche." John stand auf und<br />

rieb sich den Kopf:"Hä? In m<strong>ein</strong>er Familie war seit etwa zweihundert Jahren k<strong>ein</strong><br />

Adoptivkind mehr." "Oh, du weisst das? Na, d<strong>ein</strong> Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater hatte<br />

auch so <strong>ein</strong> gutes Gedächtnis, schon als kl<strong>ein</strong>er Junge. Tja, und d<strong>ein</strong>e Vorfahrin,<br />

Simileas, habe ich zweihundert Jahre zuvor groß gezogen." "WASSSSSSHHH?!"<br />

"Sagen wir's mal so: Ihr habt <strong>ein</strong>en ziemlich alten Adoptiv-Verwandten. Natürlich trug<br />

ich damals andere Namen und bei d<strong>ein</strong>er Vorfahrin habe ich mich in <strong>ein</strong>en Teladi<br />

verwandelt, aber so ist es." "Hasssst du zsssu viel Raumkraut gerauchhht?!" "Ach, ich


sehe schon, ihr seid etwas zu angespannt für <strong>ein</strong> Gespräch. Dann kümmere ich mich<br />

mal eben um die Piraten, wegen der ich euch helfen wollte." "Wassss?" Der Mann<br />

streckte s<strong>ein</strong>e Hand nach dem Jäger, von ihr aus rechts, aus und bewegte den Arm<br />

dann nach links. Das Piratenschiff wurde mit der Armbewegung nach links gezogen<br />

und schlug gegen die anderen beiden Schiffe, bevor diese ausweichen konnten. Die<br />

Schilde blitzten auf und versagten dann...der Druck musste enorm s<strong>ein</strong>. Blitze zuckten<br />

über die Aussenhüllen, als die Ausläufer der Schiffe, an denen die Triebwerke saßen,<br />

abbrachen oder sich in die Rümpfe bohrten. Die Cockpits blieben intakt, aber der Rest<br />

war in sich verschobener Schrott. Der Metallklumpen wurde in <strong>ein</strong>en Asteroiden<br />

geschlagen und blieb ohne Sensorprofil stecken...diese Schiffe hatten k<strong>ein</strong> intaktes<br />

System mehr. Simileas wendete ihren Kopf, mit aufgeklappten Maul zu dem Mann, der<br />

lässig s<strong>ein</strong>en Arm runter nahm. Auch John...ihr "Body-Guard" sah den Mann mit<br />

aufgerissenen Augen an.<br />

Der Mann setzte sich auf <strong>ein</strong>en der Notsitze im Gang und s<strong>ein</strong>e Begleitung setzte sich<br />

neben ihn. Er lächelte sie und John an:"Tja, dann erzählt mal, wie es euch bisher so<br />

ergangen ist. Ich weiss das natürlich schon, aber ich würde es gerne aus eurem Mund<br />

hören." Simileas sah ihn an:"Wasss zssur Hölle bisssst du?!" "Terraner. Allerdings bin<br />

ich auch unzählige Naniten, die sich mit mir nach Jahrhunderten verbunden haben.<br />

Ich habe in den Jahren, wo ich die Teladi, Paraniden, Boronen, Split und Khaak<br />

studiert habe, habe ich etwa <strong>ein</strong> dutzend und mehr Waisenkinder groß gezogen. Eure<br />

Vorfahren waren welche davon. Und bei dir John...d<strong>ein</strong> Großvater war <strong>ein</strong> ziemlicher<br />

Lausbube." John sah ihn an:"Du...du bist wie alt?" "947 Jahre." "Was?!!!" "Jepp. Und<br />

ich habe schon viel in eurem Leben bewegt." Simileas legte ihren Kopf schief:"Viel?"<br />

"Nun, der unbekannte Bürge bei der Bank, der Besitzer der PIC, der MMI, eigentlich<br />

aller Firmen mit Edelst<strong>ein</strong>en, Mineralien oder Elementen als ersten Teil ihres<br />

Namens...das bin ich."<br />

Simileas sah ihn entgeistert an:"Du...du hassst mir dasss Upgrade gessschhenkt...und<br />

den Tipp mit diesssem Eisssladen? Du hassssst für michhhh gebürgt?" "Ja. Allerdings<br />

hätte ich das nicht getan, wenn ich nicht gewusst hätte, dass du <strong>ein</strong>en ehrlichen Beruf<br />

machen willst." "Dasss...dassss kann ichhh nichhht glauben..." "Verständlich, es ist ja<br />

nicht so, dass das alltäglich ist. Aber das kannst du mir gerne glauben. Die Fusion der<br />

Diamond Corp und der PIC...dann habe ich nur noch <strong>ein</strong>e solche Firma, um die ich<br />

mich kümmern muss." "Aber...aber wiesssso?" "Niemand soll sagen, ich würde mich<br />

nicht um die Nachfahren m<strong>ein</strong>er Zöglinge kümmern. Ihr liegt mir am Herzen." John<br />

sah ihn an:"Und...was ist mit mir? Ihr hast du angeblich so viel geschenkt...nicht dass<br />

ich auch was möchte, aber was hast du bei mir getan?" "Glaubst du, <strong>ein</strong>e Nova mit<br />

Kampfsoftware wäre <strong>ein</strong>fach so in den terranischen Sektor gekommen? N<strong>ein</strong>, da<br />

musste ich schon bei <strong>ein</strong> paar Militärs Bürgschaft <strong>ein</strong>legen. Oder besser: Ich habe<br />

m<strong>ein</strong>e Firmen-Computer angewiesen, es zu tun." "Du hast Militärs bestochen?!" "N<strong>ein</strong>,<br />

ich habe für dich gebürgt. Es ist witzig, dass ihr drei alle mal in <strong>ein</strong>em Sonnensystem<br />

seid." "Drei, tsssshhh?" "Ein Borone auf der Erde. Dort leben auch noch <strong>ein</strong> paar<br />

m<strong>ein</strong>er Zöglingsnachfahren. Aber durch die Vermehrung...mittlerweile habe ich<br />

tausende von Zöglingsverwandten." John schien es langsam zu glauben...auch<br />

Simileas war überzeugt. John sah ihn perplex an:"Aha...und was hast du mit den<br />

Piraten-Schiffen gemacht?" "Ich habe <strong>ein</strong>es von ihnen mit <strong>ein</strong>em Greifstrahl gepackt<br />

und gegen die anderen geschlagen." "Ein Greifstrahl?" "Ein Energie-Feld, mit dem ich<br />

das Schiff greifen konnte." Simileas sah ihn an:"Wassss...wasss kannssst du<br />

eigentlichhhh allessss?" "Pfffhhh...es wäre leichter, zu sagen, was ich nicht kann."<br />

"Wow." John wirkte wütend:"Und warum hast du mir mit m<strong>ein</strong>er Nova nicht geholfen?!<br />

Die war noch nicht mal abbezahlt." "Ich fuchtle ungern im Gedächtnis rum und <strong>ein</strong><br />

paar Piratenschiffe, die vor allen Anwesenden zertrümmert werden, machen etwas zu<br />

viel Trubel." "Was? Wieso haben wir eigentlich vorher noch nie was von dir gehört?"<br />

"Ich halte mich gerne zurück und möchte nicht in die Öffentlichkeit...stellt euch mal<br />

vor, was passiert, wenn ich mich allen als Naniten-Wesen präsentiere...das gäbe wohl


ne Panik." "Und wie soll ich jetzt von der TerraCorp nach Hause kommen? Zu m<strong>ein</strong>em<br />

Dorf fliegt k<strong>ein</strong> Shuttle." "Naja...du hättest ja auch wegfliegen können. Aber du hast<br />

d<strong>ein</strong>e Nova auf Beschützen gestellt. Ich denke, da lässt sich was <strong>ein</strong>richten."<br />

"Könntest du ne Bus-Linie zum Dorf gründen lassen?" "Ne, aber...wie wäre es mit<br />

<strong>ein</strong>em PIC-Airon?" "Ein Airon?" "Ein Jäger der PIC, also <strong>ein</strong>er, den ich entwickelt<br />

habe." "Was hat der denn für Daten?" "300MW Schilde, fünfhundert M/s, sehr wendig,<br />

<strong>ein</strong> Geschütz-System und zwei Plasma-Laser-Beschleuniger." "Plasma-Laser-<br />

Beschleuniger?" "PLB's sind in etwa so stark wie <strong>ein</strong> G-EPW, etwas kräftiger."<br />

"Das...das ist ja ne Korvette!" "Ein Jäger, aber halt <strong>ein</strong> Terranischer." "Wenn...wenn ich<br />

den haben dürfte...oh, das wäre klasse." "Na bitte, sie mal aus dem Fenster." Es<br />

blitzte und dort war <strong>ein</strong> Schiff entstanden, das in etwa wie <strong>ein</strong> Sonnenblumenkern<br />

aussah. Zwei Flügel klappten sich von unten auf, wie bei <strong>ein</strong>er Split-Mamba, und<br />

wurden etwas länger, als sie sich ausfuhren. Die Spitze des Rumpfes schob sich <strong>ein</strong><br />

Stück nach vorne. Nun erinnerte es an <strong>ein</strong>en terranischen Adler...also der Vogel, im<br />

Sturzflug, mit nach vorne gestreckten Flügeln. Das Schiff war nun etwa so lang wie ihr<br />

Geier und mit Flügeln etwa so breit wie lang. Jetzt erkannte Simileas die Funktionen:<br />

Ausgeklappt stabilisierten die Flügel im Orbit und trugen Raketenabwehrsystem-<br />

Türme. Und zusammengeklappt konnte das Schiff in <strong>ein</strong>er Raumstation oder den Park-<br />

Systemen andocken. Simileas sah ihren "Adoptiv-Verwandten" an:"Ichhh weissss, du<br />

hasssst ssschhhhon viel für michhhh getan, aber...nun...ichhhh habe dassss Nano-Tek-<br />

Bad der PIC vergessssssen...du sssagtessst dochhhh, du wärsssst auchhhh <strong>ein</strong><br />

Nanitenssssyssstem. Könntesssst du mir vielleichhhht ssssso <strong>ein</strong> Bad für m<strong>ein</strong><br />

Sssschhhhiff machhhen? Ichhhh gebe dir auchhhhh dassss Geld, oder sssspende essss<br />

für <strong>ein</strong>en wohltätigen Zsssweck."<br />

Er lächelte ziemlich stolz:"Es freut mich, dass die Linie, deren Anfang ich groß<br />

gezogen habe, nicht so geldgierig ist wie die anderen Profit-Gem<strong>ein</strong>schafts-Teladi.<br />

Behalte d<strong>ein</strong> Geld erst <strong>ein</strong>mal und spende, wenn d<strong>ein</strong>e Firma groß geworden ist. Du<br />

kriegst <strong>ein</strong> Deluxe-Nano-Bad und <strong>ein</strong> verbessertes Triebwerkssystem, damit machst<br />

du 450 M/s. Und etwas wendiger können die PIC-Upgrades den Geier auch machen.<br />

Ein zusätzlicher Waffenturm und dann bist du auch besser geschützt. Nochmal<br />

hundert Megawatt Schilde mehr." Simileas gingen die Herzen über:"Oh...das...das<br />

wäre ssssso lieb von dir. Wo...wo kann ichhhh dasssss denn machhhen lasssssen?" Er<br />

lächelte sie recht väterlich an:"Ich habe es eben schon gemacht, während ich davon<br />

gesprochen habe." Simileas umarmte den Mann und zischelte glücklich:"Danke!" Sie<br />

sah sich die neuen Upgrades im Schiffsmenü an...oh wie sie sich freute.<br />

Von draussen kam der Airon dichte, die Flügel flankierten den Geier und dann dockte<br />

das Schiff an den Geier an. Simileas sah ihren Adoptiv-Vorfahren an:"Wiessso isssst<br />

dasssss Ssschhiff von all<strong>ein</strong> angedockt? Und dasssss ohne die Verifizsssierung<br />

durchhhh m<strong>ein</strong>en Ssschhiffssscomputer?" "Ihr werdet wohl k<strong>ein</strong>en Computer finden,<br />

den ich nicht kontrollieren kann. Ich habe das eben über Funk gemacht." "Du hasssst<br />

dichhhhh in m<strong>ein</strong>en Sssschhhiffsssscomputer <strong>ein</strong>gehackt?!" "Ja...aber wenn du das<br />

nicht möchtest, kann ich es auch lassen. Ich wollte dir nur die Arbeit abnehmen, das<br />

Andock-Manöver zu bestätigen...oder macht dir das andocken was aus?" Simileas<br />

dachte kurz nach, dann drehte sie ihre Greifklauen nach oben:"N<strong>ein</strong>, issst ssschhhon<br />

in Ordnung...war ja eh nur ne Lapalie." John grinste glücklich:"Na, dann werde ich mal<br />

m<strong>ein</strong> neues Schiff besichtigen...würde trotzdem jemand mitkommen?" Thorsten<br />

lächelte:"Du traust mir immer noch nicht so ganz...nun ja, dass ist verständlich. Ich<br />

komme mit...wer noch?" Simileas wollte schon immer mal <strong>ein</strong> terranisches Schiff von<br />

innen sehen. Sie nickte:"Ichhhhh komme auchhhh mit." Die Frau lächelte:"Na gut,<br />

dann komm ich auch mal mit. Ach ja, ich bin Jarin." "Freut michhhh...bissst du<br />

auchhhh ssso alt wie er?" "N<strong>ein</strong>, bei weitem nicht. Ich bin dreiundzwanzig." "Oh,<br />

tsssshhh."<br />

Der Lift brachte sie durch den oberen Andock-Tunnel in den Airon. Das Schiff war von<br />

innen mit Platin-Imitat und blauem Plastik verkleidet. Die Instrumente und das HUD


waren in dem selben Blau gehalten und dann näherte sich John dem Cockpit. Der<br />

Schiffscomputer erklang:"Neuer Besitzer erkannt, Bio-Daten deuten auf glücklichen<br />

Gemütszustand. Passe Farbe an." Der Kunststoff der Verkleidung färbte sich in <strong>ein</strong>em<br />

angenehmen, warmen Sonnengelb. John grinste wie <strong>ein</strong> Honigkuchenpferd:"Boah!"<br />

Thorsten lachte:"Tja, ich bin natürlich immer zufrieden, wenn <strong>ein</strong> rechtmäßiger<br />

Besitzer <strong>ein</strong>es m<strong>ein</strong>er Schiffe sich über s<strong>ein</strong> Schiff freut." "Und ob ich mich freue!<br />

Dieses Ding ist der Hammer! Sag bloß, der Computer hat auch <strong>ein</strong>en verbesserten<br />

Autopiloten?" "Sicher. Der macht k<strong>ein</strong>e zeitraubenden Linien-Flüge, wenn <strong>ein</strong>e Kurve<br />

kürzer wäre. Ausserdem ist der Sprungantrieb an das Antriebssystem gekoppelt, wie<br />

bei allen neuen PIC-Schiffen. Das heisst, er lädt sich auf und muss dann nicht mit<br />

Energie-Zellen gespeist werden." "Das ist ja obergeil! Hoffentlich hat das Ding auch<br />

<strong>ein</strong>e Alarmanlage, damit mir niemand den Flitzer klaut."<br />

"Nun...ähem...PICAlarmanlagen<br />

stehen im Ruf, etwas drastisch zu s<strong>ein</strong>." "Drastisch?" "Sie werden über<br />

den Schiffscomputer gesteuert und wenn jemand ohne Genehmigung sich an den<br />

Systemen zu schaffen macht, kriegt er <strong>ein</strong>en kräftigen Elektroschock." "Poah, das<br />

nenne ich <strong>ein</strong>en Abwehrmechanismus." Thorsten lächelte:"Nun, wenn es nicht all zu<br />

sehr auffallen soll, dass ihr beiden euch noch hier versteckt habt und Simileas noch<br />

ihre Ladung zur Happy-Hour an den Handelsstationen verkaufen möchte, dann solltet<br />

ihr jetzt los. Selbst mit Sprungantrieb solltet ihr <strong>ein</strong>igen Zeitdruck im Rücken haben."<br />

"Du kannsst nichhhht zsssufällig die Zssseit zsssurück drehen?" "Könnte ich, aber in<br />

dieser kosmischen Größe spiele ich ungern herum. Ich hülle mich manchmal in <strong>ein</strong><br />

Zeitfeld <strong>ein</strong>, damit ich die Lichtgeschwindigkeit in der selben Zeitkontinuität wie der<br />

Rest des Universums erlebe, aber nicht das ganze All."<br />

"OK, tssshhh...und wir sssollen hierüber sssschweigen?" "Ja, bitte. Ich möchte nicht,<br />

dass alle im Universum nach mir suchen, dazu schätze ich m<strong>ein</strong>e Ruhe viel zu sehr."<br />

"OK."<br />

Es blitzte und die beiden Wesen waren weg. Simileas sah John an:"Gilt unssser Deal<br />

nochhhh?" "Gerne...ich denke mal nicht, dass du mir m<strong>ein</strong> altes Bier ersetzt?" "Hey,<br />

wie wir eben gehört haben, ssssind wir <strong>ein</strong>e Familie, da geht dasss klar." "Na, dann,<br />

öh...Schwester?" "Dasss klingt dann zssumindessst auchhhh in der Öffentlichhhhkeit<br />

eher kumpelhaft...Bruder." "Dann bedanke ich mich für die Biere und freue mich, dir<br />

Geleitschutz geben zu dürfen." "Gern gessschehen."<br />

John brachte sie sicher zur TerraCorp und ihr Geschäft brummte wie <strong>ein</strong> neues<br />

Triebwerk. Binnen <strong>ein</strong>es Tages hatte sie ihre Ausgaben verdoppelt!<br />

"Na, Jarin, dann nähert sich jetzt unsere Hochzeit, oder?" "Ja. Ich freue mich schon<br />

wahnsinnig." "Und ich erst. Soll ich d<strong>ein</strong> Brautkleid s<strong>ein</strong>?" "So verführerisch <strong>ein</strong><br />

goldenes Brautkleid auch klingt, aber ich heirate doch lieber in weiß." "OK, und die<br />

Eheringe?" "Ich muss sagen, als Verlobungsring liegst du prima an der Hand. Als noch<br />

<strong>ein</strong>en Ring trage ich dich gerne umher." "Wer soll eigentlich d<strong>ein</strong>e Trauzeugin s<strong>ein</strong>? Ich<br />

nehme ja Rough als Trauzeugen." "Dann würde ich gerne Siren nehmen." "Oh, die<br />

wird sich freuen. Wenn d<strong>ein</strong>e Schwester dir nicht böse wird." "Die wird sich wohl eher<br />

darüber freuen, die mag das alles nicht so. Bei ihrer Hochzeit war sie total im Stress."<br />

"Na dann. Soll ich mich um das Essen kümmern?" "So wie du kochst, gerne. Die<br />

Einladungen?" "Holographisch?" "Gerne...hinterlässt auch k<strong>ein</strong>e Spuren, oder?"<br />

"Genau. Ich lade auch Thornten <strong>ein</strong>, ja?" "Sicher, der ist auf Zack. Sag mal, was ist<br />

eigentlich mit dem Boronen?" "Nodo? Der schwimmt friedlich mit <strong>ein</strong>er Schw<strong>ein</strong>swal-<br />

Schule." "Süß...und Nadiah?" "Die ist in nem finsteren Nachtclub." "Sollen wir da mal<br />

hin?" "In d<strong>ein</strong>em Zustand?" "Komm' schon. Ohne Sensoren sieht man es noch nicht<br />

mal...und d<strong>ein</strong>e Implantate halten mir doch Drogen und so fern, oder?" "Sicher." "Na<br />

dann, lass sie uns mal <strong>ein</strong> bisschen beobachten." "Phasenverschoben?" "Ist das<br />

schädlich für unsere Kl<strong>ein</strong>en?" "N<strong>ein</strong>. Das ist so unschädlich wie atmen." "Dann lass<br />

uns an der Decke hängen." "Gut."<br />

Es blitzte kurz und dabei verschob er sich und Jarin in der Phase. Über dem Tanz-Saal


schwebend, sahen sie auf die Menge hinab. Wie Nadiah sich nur in so <strong>ein</strong>en Club<br />

verirren konnte. Sie hatte sich schick gemacht. Aber sie schien das hier auch als Teil<br />

ihrer Studie anzusehen. Sie nippte am Whiskey und hatte schon <strong>ein</strong> Bier...aber<br />

wenigstens achtete sie auf ihren Alkoholgenuss. Sie hatte k<strong>ein</strong>en ernsthaften im Tee.<br />

Nadiah liess sich von der Musik mitreissen. Teladi-Blues war von dem terranischen<br />

DJNetz<br />

sofort in <strong>ein</strong>en Remix verwandelt worden und das ganze klang super. Sie<br />

schleuderte sich umher und liess ihren ganzen Körper im Rythmus schwingen. Sie war<br />

äusserst beliebt bei Tanz-Kämpfen, wie sie hier gerne gemacht wurden. Wer tanzte<br />

am besten und der Verlierer gab <strong>ein</strong>en aus. Hier gab es eigentlich nur Menschen. Split<br />

und Paraniden mochten dass hier erst recht nicht: Paraniden waren sich zu f<strong>ein</strong> und<br />

Split war das hier nicht gewalttätig genug. Tanz-Kämpfe bei Split gipfelten meist in<br />

Sado/Maso oder sowas aus. Teladi waren nicht die fittesten Landtänzer, sie tanzten in<br />

<strong>ein</strong>er Halbkuppel, die von der Decke hing. Boronen waren auch <strong>ein</strong> paar in der Kuppel.<br />

Sie sahen aus wie im Mixer, wenn sie ihre Drehungen mit ihren Tentakeln machten.<br />

Sie verfärbten sich in ihren Anzügen, der Musik entsprechend, als sie ihr Anzugwasser<br />

mit den verschiedensten Emotions-Ausdünstungen sättigten. So wurden die Boronen<br />

<strong>ein</strong> Teil der Deko.<br />

Die Teladi führten <strong>ein</strong>e Art Klauen-Tanz auf, bei dem sie im Rythmus mit ihren Krallen<br />

auf die Halbkugel tickerten. Einige Teladi hatten sich Schuppenimplantate machen<br />

lassen. Kl<strong>ein</strong>e Edelst<strong>ein</strong>e oder Imitate, die wie die Zahnimplantate bei Menschen<br />

<strong>ein</strong>gefügt waren.<br />

Ein psychotisch wirkender Kerl rempelte sie beim Tanzen an und zwinkerte ihr<br />

zweideutig zu. Sie verdrehte die Augen und wendete sich angewiedert von ihm ab.<br />

Der Typ stuppste sie wieder an, dieses mal mit den Lenden. Sie wollte ihm gerade<br />

Eine knallen, aber der Türsteher hatte die Belästigung bereits gesehen, packte den<br />

Typen und warf ihn aus dem Club. Auch wenn die meisten Leute hier wie Piraten<br />

aussahen, oder Punks, so hielt sich doch jeder an die Club-Regeln:'Spass für jeden,<br />

alles ist erlaubt, ausser anderen den Spass zu verderben.' Nach <strong>ein</strong>er weiteren Stunde<br />

war sie durchgeschwitzt und setzte sich an die Bar. Sie trank noch <strong>ein</strong>e Argon-Cola<br />

und dann machte sie sich zu ihrem Hotelzimmer auf.<br />

Der Club wurde durch <strong>ein</strong>en Keller-Lift betreten, der in <strong>ein</strong>e dunkle Gasse<br />

führte...deswegen hiess der Club wohl auch "Shadow's Fun". Leicht benebelt von den<br />

Syntho-Raumkraut, dem <strong>ein</strong>zigen Raumkraut, dass man in solchen Club's genehmigte,<br />

ohne die Polizei zu schicken, stolperte sie auf die Strasse. Es war dunkel und<br />

menschenleer. Es war auch Niemand anderes hier. Boah...dieses Syntho-Raumkraut.<br />

K<strong>ein</strong>e Suchtstoffe, aber ordentlich der Haluzinogene. Hätte dieser Typ ihr nicht am<br />

Thresen ins Gesicht geblasen...alles sah aus, wie als wäre sie noch im Club: Tanzende<br />

Lichter, Schlieren...ohhh und ihr wurde so schwindelig.<br />

Plötzlich stand wieder dieser Typ vor ihr:"Na, Mädel, hattest drinnen ja k<strong>ein</strong>en Bock<br />

auf mich. Tja, dann wirst du halt jetzt Bock haben müssen." Sie war genervt:"Lass'<br />

mich in Ruhe...ich will nach Hause." "Ein Nümmerchen und du bist frei." "N<strong>ein</strong>." Er<br />

packte sie schmerzhaft am Handgelenk:"Oh, es gibt k<strong>ein</strong> N<strong>ein</strong>." "HILFE!" Der<br />

Türsteher war unten im Club und niemand konnte sie hören. Er grabschte nach ihr<br />

und sie schrie...schon wieder <strong>ein</strong>e Haluzination?!<br />

Ein goldener Nebel schoss aus dem Nichts wie <strong>ein</strong> Tentakel und packte den Grabscher<br />

am Hals. Es schmetterte ihn an die Wand und dann zog sich das lange Tentakel heran<br />

und formte aus vielen Verwirbelungen <strong>ein</strong>en Mann...gerade etwas älter als sie. Dieses<br />

Tentakel, das den Grabscher würgte, wurde zu dem Arm des weiß gekleideten<br />

Mannes. Ganz nah war das wütende Gesicht des Weiß-Gekleideten Mannes dem des<br />

Grabschers.<br />

Eine Frau senkte sich aus dem Nichts nach unten und ging zu ihrem männlichen<br />

Pendant:"Thorsten, soll ich ihr auf helfen?" "Gerne Schatz, ich muss noch eben <strong>ein</strong>e<br />

Kastration vornehmen." Der Grabscher wimmerte auf:"Was?!?" Die junge Frau ging


auf sie zu:"Nadiah?" "Ja...?!" "Soll ich dir hoch helfen?" "Wer...wer seid ihr?"<br />

"UUUUUUUAAAAAAAIIIIIIIKKKKK!" Nadiah sah die junge Frau an:"Was...was war das<br />

für <strong>ein</strong> Schrei?!" "Sagen wir mal...m<strong>ein</strong> Verlobter hat den Typen da um...naja...s<strong>ein</strong>en<br />

Sexualtrieb gebracht." "Hä?" Nadiah sah an der Frau vorbei und beobachtete die<br />

Männer. Der Grabscher hielt sich zwischen den B<strong>ein</strong>en und dort lief das Blut in<br />

Ströhmen herunter. Die linke Hand des Nebel-Typs war ebenfalls<br />

blutüberströhmt...und irgendwas baumelte in s<strong>ein</strong>er Hand...waren das...das konnte<br />

doch nicht etwa...?!<br />

Die junge Frau half ihr hoch:"K<strong>ein</strong>e Sorge, m<strong>ein</strong> Verlobter macht das wieder<br />

dran...aber die Lektion müsste sitzen." "Aha...und wie macht er die wieder dran?"<br />

"Das sagt er dir gleich selbst."<br />

Schreiend rannte der Grabscher davon. Der Mann kam zu ihr und plötzlich wurde ihre<br />

Sicht wieder klar. Er kniete sich zu ihr hinunter:"Geht es dir gut, Nadiah?" "Woher<br />

kennen sie m<strong>ein</strong>en Namen?" "Oh, ich habe dich d<strong>ein</strong> ganzes Leben lang<br />

beobachtet...ich bin <strong>ein</strong> alter Verwandter." "Was?!" "Nun...das ist immer die Stelle, wo<br />

alle mich für irre halten: Ich bin <strong>ein</strong> fast tausend Jahre altes Naniten-Wesen,<br />

basierend auf <strong>ein</strong>em Mensch. Ich habe d<strong>ein</strong>e Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter groß gezogen<br />

und seitdem passe ich auf d<strong>ein</strong>e Familie auf." "Das ist <strong>ein</strong> schlechter Witz, oder? Ich<br />

m<strong>ein</strong>e, ich bin euch ja dankbar für die Hilfe, aber ihr beiden seid mir auch<br />

unheimlich." "Das verstehe ich, aber..." Nadiah drehte sich um und wollte<br />

losrennen...doch da standen sie schon! Sie sah hinter sich...aber da waren sie nicht<br />

mehr. Sie sah zwischen den Beiden und ihrem vorigen Standort hin und her:"Wie...wie<br />

habt ihr das gemacht?" Er lächelte sie an:"Wurmloch." "Ja sicher...seid ihr<br />

irgendwelche Irren?"<br />

Plötzlich kamen goldene Auroren aus dem Kerl und waberten ruhig um ihn herum, als<br />

würde er stellenweise qualmen. Sie sah die Auroren an:"Sind...sind das<br />

Hologramme?" "Ne. Das sind m<strong>ein</strong>e Naniten." "Das...das sind doch Hologramme!"<br />

"Können Hologramme das?" Eine der Auroren packte sie und hob sie schwerelos hoch.<br />

Sie sah ihn geschockt an:"Das...das können k<strong>ein</strong>e Hologramme...stimmt d<strong>ein</strong>e<br />

Geschichte?" "Wieso sollte ich sie dir sonst erzählen?" "Also...jetzt...jetzt wird mir<br />

<strong>ein</strong>iges klar...Karl Resson...warst...warst du das? Damals, an der Ampel?" "Du m<strong>ein</strong>st,<br />

als er mit dem Klappmesser nach dir ausholte und sich plötzlich <strong>ein</strong>e Stromleitung an<br />

<strong>ein</strong>em alten Haus löste, die genau s<strong>ein</strong>e Messerspitze traf? Wo er dann geschockt in<br />

den Gulli gefallen ist, bei dem "zufällig" der Deckel <strong>ein</strong>brach? Joa...damit hatte ich<br />

etwas zu tun." "Und...was noch?" "Gefällt dir m<strong>ein</strong> alter DaiNami? M<strong>ein</strong>e Anonce stand<br />

nur in d<strong>ein</strong>er E-Post." "Viele Dinge?" "Vieles, Kl<strong>ein</strong>es, ja." Die Auroren setzten sie ab<br />

und verschwanden wieder in s<strong>ein</strong>em Körper. Sie sah ihn perplex an:"Und...wieso<br />

zeigst du dich mir jetzt?" "Nun...du brauchtest Hilfe und ich war gerade mit m<strong>ein</strong>em<br />

menschlichen Körper in der Nähe." "Aha...und du?" Die Frau lächelte:"Erstens: Ich bin<br />

nur dreiundzwanzig und zweitens, s<strong>ein</strong>e Verlobte. Und <strong>ein</strong> Naniten-Wesen bin ich auch<br />

nicht." Nadiah wendete sich an ihren Adoptiv-Verwandten:"Und...und was jetzt?"<br />

"Nun, Jarin und ich werden dich wieder in Ruhe lassen, ich passe wie gehabt auf dich<br />

auf und du verrätst bitte niemandem etwas hiervon, OK?!" "Wieso soll ich nichts<br />

verraten?" "Was glaubst du, passiert, wenn alle erfahren, dass <strong>ein</strong> Naniten-Wesen alle<br />

überwacht?" "Panik?" "Genau." "Also gut, ich bin still." "Und pass auf dich auf."<br />

"Danke, werd' ich." Die beiden verschwanden in <strong>ein</strong>em hellen Lichtblitz und sie ging in<br />

ihr Hotelzimmer...immer noch verarbeitend, was sie eben erfahren hatte.<br />

Als sie sich ins Bett legte, entschied sie, dass es eigentlich recht beruhigend war,<br />

etwas derartiges wie diesen Naniten-Kerl als Schutzengel zu haben. Sicherlich wäre es<br />

nicht in dessen Interesse, jetzt wie <strong>ein</strong>e Idiotin die Leichtsinnige raushängen zu lassen<br />

und sich in jede Gefahr zu stürzen.<br />

Sie würde weiterhin nur kalkulierte Risiken <strong>ein</strong>gehen.<br />

Nach <strong>ein</strong> paar Tagen lächelte Rough ihn am Mittag schon so an:"Tja, morgen ist es so<br />

weit." "Ich freue mich schon." "Wie ist es mit d<strong>ein</strong>em Junggessellenabend? Bereit?"


"Wen hast du denn <strong>ein</strong>geladen?" "Sor'Shri, Lasmios, Jerome, Karlson und ich. Aber die<br />

Frage war doch unnötig, oder?" "Als ich gemerkt habe, dass du <strong>ein</strong>en<br />

Junggessellenabschied, trotz d<strong>ein</strong>er Heirat gestern, plantest, habe ich dich aus<br />

m<strong>ein</strong>em Sensor-Kreis genommen." "Oh. Na dann habe ich ja doch Überraschungen für<br />

dich." "Na das ist doch super. Wo findet es statt?" "Nun...die Damen machen ja auch<br />

ihren Junggessellinen-Abend für Jarin. Ich habe d<strong>ein</strong> Appartment im Diamond-Tower<br />

im Auge gehabt...und d<strong>ein</strong>e Computer lassen mich dort ja auch r<strong>ein</strong>." "Schon<br />

dekoriert?" "Na und ob. Es macht dir doch nichts aus, dass ich mir <strong>ein</strong>e riesige<br />

Matratze auf den Balkon erzeugt habe?" "Ach für d<strong>ein</strong>en Schiffs-Körper?! N<strong>ein</strong>, so<br />

lange du den Kirschbaum und die Gartenecke nicht kaputt gemacht hast." "N<strong>ein</strong>,<br />

darum habe ich mich gekümmert."<br />

"Und wann geht es los?" Rough griff ihn mit s<strong>ein</strong>em Schleier durchs Fenster und<br />

Roughs humanoides Gesicht grinste:"Jetzt. Ich schmeiss dich mal r<strong>ein</strong>." "Na dann."<br />

Thorsten liess sich wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Spielzeug behandeln und Rough zog ihn durchs<br />

Fenster und setzte ihn sich in die Luftschleuse. Natürlich war die in der Atmosphäre<br />

nur <strong>ein</strong> offener Durchgang. Er ging in Rough hin<strong>ein</strong> und setzte sich auf <strong>ein</strong>en der<br />

Sessel. Rough kam her<strong>ein</strong> geglitten und setzte sich neben ihn:"Wir haben ja <strong>ein</strong>en<br />

ausgelasseneren Abend, die Damen wollen sich um die Kl<strong>ein</strong>en kümmern." "Ich hoffe,<br />

der kl<strong>ein</strong>e Sio wird von Jarin und Siren nicht zu Tode geknuddelt...er erinnert stark an<br />

<strong>ein</strong>en süßen Welpen." "Ich hoffe, Selaja zerdrückt nicht <strong>ein</strong>es der anderen Kinder."<br />

"Ihre Kraft hat abgenommen, seit sie auf der Welt ist. Sie passt sich ihren<br />

Altersgenossen an." "Oh ja, das habe ich schon bemerkt...aber <strong>ein</strong> Zwei-Meter<br />

Schiffskörper, der sich <strong>ein</strong>mal umdreht, kann <strong>ein</strong>en normalen Säugling recht matschig<br />

machen."<br />

Thorsten grinste:"Wenn sie erst <strong>ein</strong>mal alt genug ist, um ihre Kräfte zu kontrollieren,<br />

wird sich sowieso <strong>ein</strong> System nach dem Anderen aktivieren." "Eine Siebenjährige, die<br />

hundert Tonnen stemmen kann...daran will ich noch garnicht denken." "Sie regelt ihre<br />

Systeme teilweise ja schon unterbewusst. Ihre Stärke zum Beispiel. Sie könnte mit<br />

ihrem Greifreflex, wieso ihr den <strong>ein</strong>gebaut gelassen habt, ist mir <strong>ein</strong> Rätsel, <strong>ein</strong>e<br />

Stahl-Stange zerdrücken." "Sie sch<strong>ein</strong>t ja recht vernünftig zu s<strong>ein</strong>." "Ja, wir können<br />

stolz auf sie s<strong>ein</strong>." "Ob sie, ihre Tante und ihr Onkel später zusammen um die Häuser<br />

ziehen werden?" "Ich denke mal schon. Ein Altersunterschied von sieben Monaten ist<br />

ja nicht all zu groß." "Hoffentlich wird Jarin nicht so <strong>ein</strong>en Fresswahn bekommen, wie<br />

m<strong>ein</strong>e Frau es hatte." Thorsten lächelte wissend:"Sie trägt Zwillinge...sie wird wohl<br />

genau so stopfen." "Aber sie wird dann doch fett werden, oder?" "Jarin hat mich schon<br />

darauf angesprochen...sie möchte, dass ich die Fett-Bildung bei ihr unterbinde. Sie<br />

möchte zwar die normalen vier Kilo zu nehmen...wenn möglich weniger, aber den Rest<br />

soll ich ihr ersparen." "Da hat sie ja Glück, dass sie dich hat. Oh, und da sind wir<br />

schon. Ich lande und dann kannst du Jerome und den Mann d<strong>ein</strong>er Schwägerin<br />

begrüßen." "Ja...m<strong>ein</strong> alter Freund Jerome."<br />

Thorsten stieg aus und da stand s<strong>ein</strong> alter Freund. Er umarmte Jerome:"Jerome! Wie<br />

geht es dir?" "Als ob du das nicht wüsstest." "Und wie geht es Marjah?" "Du hast<br />

m<strong>ein</strong>e Liebschaft also verfolgt. Es geht ihr hervorragend." "Und d<strong>ein</strong> Projekt?" "Du<br />

m<strong>ein</strong>st das Wohnhaus? D<strong>ein</strong>e Baufirma ist echt fix. Eine halbe Wozura und alles war<br />

aufgebaut." "Das ist das Gute an Robotern: Die machen k<strong>ein</strong>e Mittagspause. Und die<br />

ersten Mieter?" "Nette Leute: Menschen, Teladi, alle ziehen sie <strong>ein</strong>. Es ist schön, die<br />

lachenden Kinder zu hören." "Na da hast du auf d<strong>ein</strong>e alten Tage noch <strong>ein</strong>en guten<br />

Grundst<strong>ein</strong> gelegt. Wo ist eigentlich Karlson?" "Er ist kurz auf Klo gegangen." Es<br />

klopfte und Rough ging zur Tür. Es war Lasmios. Sor'Shri war unten und wartete auf<br />

den Aufzug. Karlson kam her<strong>ein</strong> und reichte Thorsten die Hand mit <strong>ein</strong>em<br />

Lächeln:"Ah, hallo Thorsten. An Jarins Geburtstag war ich ja leider nicht da. Wie geht<br />

es euch?" "Gut. Es könnte nicht besser s<strong>ein</strong>." "Das will ich doch hoffen. M<strong>ein</strong>e<br />

Schwägerin ist zwar sehr viel offener und quirliger als ich, aber ich mag sie trotzdem<br />

sehr." "Ja, bei dir stimmt der Spruch:"Stille Wasser sind tief." sehr gut." "D<strong>ein</strong> Sohn ist


ja <strong>ein</strong> be<strong>ein</strong>druckendes Geschöpf. Und <strong>ein</strong> klasse Kerl ist er auch." "Danke, dass weiss<br />

ich auch nur zu gut. Hast du die Naniten-Kapsel genommen?" "Die, damit ich alles<br />

essen kann? Na klar." Thorsten ging mit Karlson und Jerome zu Lasmios.<br />

Lasmios sah sich nervös um:"Ha-hallo?" Rough klopfte ihm auf die Schulter:"Hallo<br />

Lasmios." "Ah...Hallo Rough...ichhhh musssste etwasss sssuchhhen. Bei unserem<br />

Kennenlernen vorvorgessstern hasssst du essss mir zssswar bessschhrieben, aber<br />

ichhhh musssste trotzsssdem <strong>ein</strong>en Cafe-Computer fragen." "Und? Was hast du<br />

mitgebracht?" "Ein Teladi-Sssspiel, dasss auchhhh andere Rassssssen ssspielen<br />

können, und dazssu etwasss teladianisschhhhess Kräuterwassssser." "Oh, <strong>ein</strong> f<strong>ein</strong>es<br />

Tröpfchen. Komm' doch und setz dich, d<strong>ein</strong> Hocker ist da drüben." "Tssshhh, danke."<br />

Thorsten schmeckte das Kräuterwasser mit s<strong>ein</strong>en Naniten...es war köstlich. Er hatte<br />

etwas Gänsehaut, wenn er an morgen dachte. An Jarin und ihn, auf ewig ver<strong>ein</strong>t. Aber<br />

er freute sich. Jerome und Karlson stellten sich Lasmios vor.<br />

Sor'Shri wickelte nervös s<strong>ein</strong>en Schwanz um s<strong>ein</strong>en Oberschenkel. Ein<br />

Junggessellenabend...Shil'Crers hatten in der Armee etwas ähnliches<br />

gehabt...allerdings wurde da <strong>ein</strong> tiefer Schnitt in den Arm des Bräutigams gemacht,<br />

damit die Braut zur Not irgendwo drauf drücken konnte, um ihren auf Gewalt<br />

gedrillten Gatten davon abzuhalten, sie in der Hochzeitsnacht zu meucheln. Sor hatte<br />

etwas Klek mitgebracht...<strong>ein</strong>es der wenigen süssen Gerichte, die s<strong>ein</strong>e Art kannte. Es<br />

wurde eigentlich in stachelige BonBons gepresst, um w<strong>ein</strong>erliche Kinder davon<br />

abzuhalten, ihren Eltern das Klek wegzufressen...aber niemand machte das hier. Die<br />

Eltern machten Klek sogar oft nur für ihre Kinder. Das hatte er hier zum ersten mal<br />

gehört...glückliches Welpen-Lachen. Es war etwas warm unter s<strong>ein</strong>em Fell und mit der<br />

Zeit, nachdem es schon länger nachgewachsen war, hatte es letzte Woche die<br />

Musterung angenommen, die man im Imperium lange nicht mehr gesehen hatte: Zwei<br />

orangene Streifen zogen sich durch s<strong>ein</strong>e Kopf-Haare. Jeweils <strong>ein</strong> orangener Streifen<br />

zog sich von s<strong>ein</strong>en Wangenknochen nach hinten an s<strong>ein</strong>en Nacken und er hatte <strong>ein</strong>en<br />

gelben Blitz an jedem Oberarm in der Innenseite gekriegt. Es war <strong>ein</strong> Warn-Muster.<br />

S<strong>ein</strong>e primitiven Vorfahren hatten sich aufgeplustert und aufgerichtet, um noch größer<br />

zu wirken und dabei stach das Gelb in der schwarzen Umgebung s<strong>ein</strong>es<br />

Heimatplaneten <strong>ein</strong>fach am meisten hervor. Aufplustern konnten Shil'Crers sich heute<br />

nicht mehr, aber das Gelb und Orange war geblieben, so wie bei Kindern die gelben<br />

Ohren, damit man sie in den Steppen wieder auffinden konnte, wenn sie sich im Gras<br />

verlaufen hatten. Rough, <strong>ein</strong> netter Xenon und Thorstens Sohn, hatte ihm gesagt, er<br />

könnte bequem angezogen kommen. Also trug Sor <strong>ein</strong> weißes T-Shirt und <strong>ein</strong>e blaue<br />

Jeans-Shorts, in die er <strong>ein</strong> Loch geschnitten hatte, um s<strong>ein</strong>en Schwanz hindurch zu<br />

fädeln. Er hechelte etwas und die Kühlplatte an s<strong>ein</strong>em Rücken tat ihr bestes, um ihn<br />

bei gesunder Körpertemperatur zu halten...allerdings hatte sie nicht viel zu tun. Durch<br />

diese Panzerplatte floss in Gängen <strong>ein</strong>e Art Lymphe, die an Blut-Gefäßen vorbei lief<br />

und es ihm so ermöglichte, zu sprechen, weil sie ihn kühlte...sonst hätte er die ganze<br />

Zeit nur gehechelt. Menschen hatten Schweißdrüsen und kaum Fell, nur <strong>ein</strong>en<br />

ausgedünnten Flaum, und hatten dieses Hechel-Problem daher nicht. Wenigstens<br />

sabberten er nicht, wie terranische Hunde. Es war verblüffend, wie ähnlich sich<br />

Shil'Crers und Wölfe waren...bis auf die Färbung des Fells. Gleiches galt für Teladi und<br />

Reptilien und Boronen und Tintenfische. Im ganzen Universum gab es solche<br />

Gleichheiten...das Design der Evolution.<br />

Wie dem auch war, Sor entspannte s<strong>ein</strong>en Schwanz, kratzte sich mit <strong>ein</strong>er Kralle in<br />

s<strong>ein</strong>er Sandale am Fuss und schüttelte sich <strong>ein</strong>mal, um s<strong>ein</strong> Fell zu richten. Er strich<br />

sich den Pelz am Unterarm glatt und lächelte. Er leckte sich <strong>ein</strong>en Rest vom<br />

Mittagessen zwischen den Zähnen weg und gähnte <strong>ein</strong>mal.<br />

Mit <strong>ein</strong>em "Bing" stoppte der Fahrstuhl fast unmerklich und die Türe öffneten sich.<br />

Ihm schwall <strong>ein</strong> Stoß gekühlter Luft entgegen und er schloss geniesserisch die Augen.<br />

Der Frühling war recht warm hier und mit <strong>ein</strong>em größtenteils schwarzem Körper war<br />

die Sonne <strong>ein</strong>e Tortur. Nicht umsonst war s<strong>ein</strong>e Welt komplett schwarz. Der Planet war


etwas weiter weg, als andere Planeten mit Leben es vielleicht waren, und <strong>ein</strong><br />

schwarzer Organismus nahm Wärme besonders gut auf. Hier war es ihm <strong>ein</strong> Dorn im<br />

Auge. Er ging in den klimatisierten Gang und s<strong>ein</strong> Schwanz pendelte erleichtert hin<br />

und her. Er atmete die frische Luft <strong>ein</strong>mal tief <strong>ein</strong> und aus, dann klingelte er. Der<br />

Xenon, Thorstens Sohn Rough, also k<strong>ein</strong> richtiger Xenon, öffnete ihm lächelnd die Tür.<br />

Es war seltsam: Obwohl die beiden nur durch die Programmierung verwandt waren,<br />

sah Rough Thorsten doch ziemlich ähnlich...nicht nur durch diesen längeren<br />

Bürstenschnitt. Viele Gesichtszüge und Körperproportionen...man sah, dass sie<br />

verwandt waren. Es war ihm schon aufgefallen, als Rough ihn persönlich hierher<br />

<strong>ein</strong>geladen hatte.<br />

Nun bat Rough ihn her<strong>ein</strong>. Thorsten gab ihm die Hand:"Hallo, Sor'Shri. Hast du gleich<br />

her gefunden?" "Ja, es war recht <strong>ein</strong>fach...ich habe <strong>ein</strong>fach Roughs Fährte<br />

aufgenommen." "Tja, das ist der Vorteil, wenn man ne gute Nase hat." "Ja...allerdings<br />

nicht, wenn man <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Sohn hat...dieser Windel-Puper...manchmal würde ich<br />

mir am liebsten die Schnauze zukleben." Thorsten lachte:"Auch diese Gerüche sind<br />

nur Molekül-Verbindungen." Sor lächelte:"Moleküle, auf die ich gerne verzichten<br />

würde. Aber nenn' mich doch Sor. Shri ist m<strong>ein</strong> Zusatzname."<br />

Ein älterer Mann näherte sich ihm und lächelte nervös:"Sie sind also dieser Sor'Shri,<br />

von dem mir Rough erzählt hat." Sor war mit s<strong>ein</strong>en zwei Metern gut <strong>ein</strong>en halben<br />

Kopf größer als alle Menschen oder menschenähnliche Wesen hier. Sor lächelte<br />

erfreut:"Ja, freut mich, sie kennen zu lernen." "Ich bin Jerome Thornton. Nennen sie<br />

mich doch Jerome." "Gerne, ich bin Sor." Ein weiterer Mensch kam auf ihn zu und<br />

streckte ihm die Hand entgegen:"Ich bin Karlson, der Mann von Thorstens<br />

Schwägerin. Junge...und ich hatte als Kind immer Angst vor Werwölfen ind Filmen."<br />

Sor lächelte und zuckte mit dem rechten Ohr:"Irgendwie vergleicht uns jeder Mensch<br />

mit dieser Sagengestalt. Aber erst mal freut es mich, dich kennen zu lernen, ich bin<br />

Sor. Ich habe Thorsten gebeten, der Paten-Onkel m<strong>ein</strong>es Sohnes zu werden." "Freut<br />

mich ebenfalls."<br />

Ein Teladi watschelte steif auf ihn zu. Das schuppige Wesen war ziemlich kl<strong>ein</strong> und sah<br />

verängstigt zu ihm hoch:"Ichhh bin Lassssssmiossss..." "Freut mich. Wie gesagt, ich<br />

bin Sor." "Ha-ha-hallo..." Sor rieb sich hinter den Ohren:"Also...du brauchst k<strong>ein</strong>e<br />

Angst vor mir haben, Lasmios. Ich habe genug vom Kämpfen und möchte niemanden<br />

mehr verletzen." Der Teladi schien etwas erleichtert und richtete s<strong>ein</strong>e Schuppenfinne<br />

auf:"Freut michhh, zssu hören."<br />

Sor gab Rough das Klek und setzte sich auf den herrlich bequemen Sessel, den Rough<br />

ihm zuwies.<br />

Thorsten saß direkt neben ihm. Sor hechelte etwas, versuchte es aber zu<br />

unterdrücken. Thorsten grinste ihn freundlich an:"Temperatur-Probleme?" "Ja...häch<br />

häch häch...es...es ist etwas warm." "Soll ich die Klima-Anlage hoch fahren?"<br />

"Was...was ist dann mit Lasmios? Er ist doch wechselwarm." "Soll ich dich dann etwas<br />

kühlen? Ich ziehe <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong> bisschen Energie aus <strong>ein</strong> paar Molekülen in dir, damit<br />

verringern sie ihre Vibration und so kühlen sie dich." "Ist...häch...das ungefährlich?"<br />

"Na klar...allerdings könnten wir auch <strong>ein</strong>fach das Fenster aufmachen." "Reicht dir das,<br />

Lasmios?" Der Teladi stellte s<strong>ein</strong>e Schuppenfinne auf:"Machhhh dir k<strong>ein</strong>e Umssstände<br />

wegen mir. Bis zsssehn Grad sind wir Teladi gut beraten. Essss sssind fünfzsssehn<br />

Grad und herrlichhhesss Wetter." Sor wollte zu <strong>ein</strong>er weiteren Frage ausholen, doch<br />

Thorsten lächelte nur:"K<strong>ein</strong>e Sorge, die Luft ist nicht zu dünn, <strong>ein</strong> Komprimierungs-<br />

Feld macht das alles atembar."<br />

Eine Frage hatte Sor allerdings noch:"Wie kommt es eigentlich, dass wir Shil'Crers<br />

euren Sauerstoff atmen können?" Thorsten kratzte sich am Hinterkopf und zuckte mit<br />

den Schultern:"Wie das Schicksal im Universum sich so abspielt, entspricht unsere<br />

Materie eurer ziemlich genau. Bis auf die unterschiedlichen Materie-Quarks, ist die<br />

Materie mit ihren Bindungs-Optionen und -Verhalten identisch." "Und warum können<br />

wir dann die Luft atmen, aber die Materie nicht essen?" "Wer hat das denn gesagt? Ihr


könnt alles hier essen, schon durch m<strong>ein</strong>e Naniten. Ihr werdet sogar nach und nach<br />

aus unserer Materie bestehen. Sio ist schon aus unserer Materie." "Ehrlich? Und ich?"<br />

"Bis auf d<strong>ein</strong>e Haarspitzen und d<strong>ein</strong> Nervensystem bist du auch schon "<strong>ein</strong>gebürgert".<br />

Es ist recht schnell gegangen, besonders bei den Unterernährten." "Aber...ich habe<br />

mich farblich und vom Gefühl her garnicht verändert." "Warum denn auch? Die Quarks<br />

eurer Atome sind zwar anders, aber so kombiniert, entsprechen sie exakt anderen<br />

Atomen in unserem Universum...auch wenn ihr physiologisch noch stark von uns<br />

abweicht." "Das ist ja <strong>ein</strong>fach unglaublich." "Wenn es <strong>ein</strong>es gibt, was unsere Universen<br />

beschreibt, dann ist es "unglaublich"." Sor'Shri, er fühlte sich jetzt etwas heimischer,<br />

rieb sich s<strong>ein</strong> Schulter-Fell und s<strong>ein</strong> Schwanz wedelte.<br />

Thorsten fand den Abend toll, zumindest begann er schon <strong>ein</strong>mal gut. Rough hob<br />

s<strong>ein</strong>en Arm und zeigte s<strong>ein</strong>en Bizeps vor:"Wie wäre es mit <strong>ein</strong>er Runde Armdrücken?"<br />

Jerome schüttelte sofort den Kopf:"Ich bin <strong>ein</strong> alter Mann und habe hier gegen k<strong>ein</strong>en<br />

<strong>ein</strong>e Chance...ausser vielleicht gegen Lasmios." Lasmios klickerte mit s<strong>ein</strong>en Krallen<br />

über s<strong>ein</strong>en Schuppenpanzer und grinste:"Dassss können wir ja gerne mal<br />

ausssprobieren." Lasmios stellte s<strong>ein</strong>en Arm auf den Tisch und Jerome grinste unter<br />

s<strong>ein</strong>em Bart:"OK, m<strong>ein</strong> schuppiger Freund." Jerome gewann knapp und Lasmios<br />

zischelte vergnügt:"OK, ichhh bin gesssschhhlagen." Rough deutete auf Sor:"Wollen<br />

wir beide mal?" "Ich habe doch k<strong>ein</strong>e Chance." "Wenigstens versuchen." "Na gut." Sor<br />

mühte sich an Roughs Arm ab, bewegte ihn aber um k<strong>ein</strong>en Nanometer. Rough grinste<br />

und drückte sich zum Sieg. Thorsten legte s<strong>ein</strong>en Arm auf den Tisch und erzeugte <strong>ein</strong><br />

Kraftfeld unter s<strong>ein</strong>em Ellenbogen:"Jetzt ihr alle zusammen gegen mich." Thorsten<br />

wusste, dass sie k<strong>ein</strong>e Chance hatten.<br />

Rough grinste:"Darf ich m<strong>ein</strong>e Schleier benutzen?" "Sicher, von mir aus kannst du alle<br />

vier um m<strong>ein</strong>en Arm schlingen und mit vollem Schub fliegen." Nach kurzer Zeit<br />

drückten sie alle gegen s<strong>ein</strong>en Arm und mühten sich ab. Rough lief der Schweiß in<br />

Strömen über s<strong>ein</strong>en humanoiden Körper und s<strong>ein</strong>em Schiffskörper stand die<br />

Anstrengung ins Gesicht geschrieben.<br />

Thorsten saß locker da und war nicht mal äusserst gefordert. Rough wäre das <strong>ein</strong>zige,<br />

kl<strong>ein</strong>e Problem gewesen, wenn er schon Schlachtschiff-Größe erreicht hätte.<br />

Ausserdem war es, mit Thorstens schneller Verbesserung, schon etwas schwerer, ihm<br />

stand zu halten. Rough hätte mit s<strong>ein</strong>en Triebwerken zwar zwei schwarze Löcher<br />

aus<strong>ein</strong>ander ziehen können...aber Thorsten war noch etwas kräftiger. Rough hielt sich<br />

aber auch zurück, wahrsch<strong>ein</strong>lich wegen der Gem<strong>ein</strong>schaft. Roughs Muskeln wären<br />

eigentlich auch stärker gewesen, aber er beherrschte die zusätzlichen Systeme noch<br />

nicht richtig.<br />

Lasmios packte das Spiel aus und man machte sich an das mitgebrachte Menü.<br />

Jerome hatte schon die entsprechenden Naniten bekommen.<br />

Jarin lächelte. Sie alle saßen im Kreis um die Kinder. Lannasas und Karisas saßen auf<br />

dem Schoss ihrer Mutter und kuschelten sich an sie. Sabiros und Nolpillos hatten sich<br />

zu "Tante Jarin" gesetzt. Es war niedlich, wie die beiden auf ihrem Schoss umher<br />

balkten.<br />

Siren hatte Selaja auf dem Arm und in den Schleiern. Es war <strong>ein</strong>e herrliche<br />

Frühlingsnacht und sie saßen draussen. Siren liess Selaja in den Schleiern ihres<br />

Schiffskörpers "fliegen". Das kl<strong>ein</strong>e Schiffchen kicherte gurrend, als sie in den<br />

Schleiern ihrer Mutter durch die Luft geschoben wurde. Die Schleier hatte die Kl<strong>ein</strong>e<br />

abgestreckt.<br />

Auch mit ihrem Ba<strong>by</strong>-Körper lachte die Kl<strong>ein</strong>e und es war zu süß. Sio lag schlafend in<br />

den flauschigen Armen von Jien. Der Kl<strong>ein</strong>e fiepste kurz im Schlaf und der zahnlose<br />

Mund öffnete sich, dann begann das niedliche Schwänzchen, dass verloren aus der<br />

Windel hing, zu wedeln. Die kl<strong>ein</strong>en, gelben Ohren, deren Gelb bis an die Schnauze<br />

reichte, waren unheimlich niedlich. Einem ging wahrhaft das Herz über, wenn man hier<br />

saß.<br />

Jarin nahm die beiden kl<strong>ein</strong>en Teladi, jeder gerade so groß, dass er ihr ans Knie


eichte, hoch und knuddelte sie. Die kl<strong>ein</strong>en Krallen der Beiden wuselten durch ihr<br />

Haar und die Schnäuzchen knuddelten sich an sie. Dann sprangen die beiden von ihr<br />

herunter und spielten fangen. Der frische Duft der Nacht hing feucht in der Luft und<br />

war mehr als angenehm.<br />

Jien sah sie lächelnd an:"Möchtest du d<strong>ein</strong> Patenkind mal auf den Arm nehmen? Er ist<br />

frisch gewickelt und ich glaube kaum, dass er wieder lospupt." "Ich darf den kl<strong>ein</strong>en<br />

Flausch-Ball mal halten?" "Sicher, als s<strong>ein</strong>e Patentante ist das doch üblich, oder?"<br />

"Dann reich mir den Kl<strong>ein</strong>en mal." Jien hielt ihr den schlafenden Welpen entgegen und<br />

sie nahm ihn vorsichtig.<br />

Sio wachte gähnend auf und sah sie an. Sofort huschte <strong>ein</strong> Lächeln auf das kl<strong>ein</strong>e,<br />

zahnlose Maul:"Kche. Wjuuu...blabblab." Er streckte s<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>en Ärmchen nach ihr<br />

aus und sie knuddelte ihn in s<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Bauch. Er kicherte und die großen,<br />

dunkelbraunen<br />

Augen sahen ihr glücklich in die ihren. Der kl<strong>ein</strong>e Schwanz wedelte wie<br />

verrückt. Diese Augen...wie bei jedem Ba<strong>by</strong>: Zum r<strong>ein</strong>tauchen. Der Kl<strong>ein</strong>e leckte ihr<br />

über's Kinn und schlief wieder <strong>ein</strong>.<br />

Ein Wort, oder viel mehr <strong>ein</strong> Laut, beherrschte die Runde: Ein<br />

verzücktes"Ohhhhhhhhh..." Aber das war noch nicht alles. Kaum hatte Jarin den<br />

schlafenden Fell-Knuffel wieder in die Arme s<strong>ein</strong>er Mutter gelegt, hielt Siren ihr<br />

Selajas Schnäuzchen entgegen. Die Schleier wickelten sich um ihren Kopf und die<br />

kl<strong>ein</strong>e Schnauze mit den großen Augen, die verschlossen waren, knuddelte sich an<br />

Jarins Kopf. Jarin umarmte den kl<strong>ein</strong>en Rumpf und Selaja gurrte hoch:"Piurrrrrrr...".<br />

Dann lösten sich die Schleier wieder von ihrem Kopf und Selaja sah sie mit <strong>ein</strong>em<br />

zahnlosen, glücklichen Lächeln an. Dann drehte sie ihren Kopf zum humanoiden<br />

Körper ihrer Mutter und streckte die Schleier aus. Auch bei Siren knuddelte sie sich an<br />

den Kopf und Siren legte sie sich auf den Schoss...besser gesagt, den kl<strong>ein</strong>en<br />

Oberkörper von <strong>ein</strong>em Meter länge. Sie legte Selaja als Ba<strong>by</strong> auf Selajas Schnauze<br />

und das Ba<strong>by</strong> umarmte sich selbst...dann schlief die Kl<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>.<br />

Dann liess Jarin die Bombe vor Simaneas und Jien platzen:"Ich werde auch bald<br />

zweifache biologische Mutter." Die Shil'Crers strahlte sie an und Simaneas<br />

Schuppenfinne stellte sich auf. Beide umarmten sie aber nicht, weil Jien ihren Kl<strong>ein</strong>en<br />

auf dem Arm hatte und Simaneas mittlerweile ihre beiden Jungs auf dem Schoss hatte<br />

und ihre Mädchen in den Armen. Sie beglückwünschten sie aber herzlichst...leise und<br />

darauf bedacht, ihre Kinder nicht zu wecken.<br />

Es folgte, was wohl über die Ewigkeit bisher in jeder Frauenrunde vorkam und wohl<br />

auch nie versiegen würde: Der Tratsch über die Männer.<br />

Jien begann:"Also, ich finde <strong>ein</strong>en Kerl als Vater ja unheimlich niedlich. Ausserdem<br />

sind Shil'Crers hier so friedlich." Simaneas stimmte ins Getratsche <strong>ein</strong>:"Und<br />

Lasssmiosss ersst. Alsss er sssichhh nachhhts <strong>ein</strong>mal um unsssser Gelege gerollt<br />

hatte, um sssie wärmer zsu halten, habe ich gleichhh <strong>ein</strong> Foto geschosssssen. Er<br />

weissss immer nochhhh nichhht, dassss esss exsssisssstiert."<br />

Gekicher und dann begann Sien wieder:"Was haben eure Kerle denn für Eigenheiten?"<br />

Siren sah sie amüsiert an:"Was für Eigenheiten m<strong>ein</strong>st du?" "Sor zum Beispiel hat <strong>ein</strong>e<br />

Stelle am Nacken, wenn ich ihm die richtig kraule, fängt s<strong>ein</strong>e Schulter an zu zucken<br />

und s<strong>ein</strong> Schwanz wedelt." Alle kicherten und Siren grinste:"Ach, so was m<strong>ein</strong>st du.<br />

Nun, wenn ich Rough am Heck-Kristall streichle und ihn dabei am Kinn kraule,<br />

schnurrt er." Jarin lachte:"Das kenne ich ja schon." "Aber das er auch mit s<strong>ein</strong>em<br />

humanoiden Körper schnurrt?!" "N<strong>ein</strong>...hahahahaha, das ist mir neu." Alle kicherten<br />

wieder und so ging es weiter...Jarin war an der Reihe.<br />

Natürlich waren hier alle besonders gespannt. Sie dachte nach...Thorsten hatte so<br />

viele Eigenheiten. Sie grinste:"Seht ihr diesen Verlobungs-Ring? Das ist Thorsten, er<br />

hat sich aus Naniten zusammengeballt. Wenn ich ihn daran streichle, lächelt er immer.<br />

Besonders, wenn er mal wieder vor Freude ohnmächtig wird." Siren sah sie fragend<br />

an:"Mal wieder? Hat er das bisher nicht nur <strong>ein</strong>mal gemacht?" "N<strong>ein</strong>, als er von den


Beiden hier in m<strong>ein</strong>em Bauch erfuhr, ist er auch umgekippt." Das Gekicher und<br />

Getratsche setzte sich fort und am Morgen flüsterte Jarin zu ihrem Ring:"Thorsten,<br />

könntest du uns allen ne Frische-Kur spendieren?" Der Ring blinkte wie <strong>ein</strong> "Ja" und<br />

Jarin fühlte sich fit. Sie tippte ihren Mann in Ringform an:"Und jetzt mach d<strong>ein</strong>e<br />

Sensoren hier mal aus, die Braut vor der Trauung im Kleid zu sehen, bringt Unglück."<br />

Wieder blinkte er und sie warf sich in die Vorbereitungen. Kurz darauf kam ihre Mutter<br />

mit dem Gleiter angeflogen, begleitet von Delaia und deren Kindern.<br />

Jerome hatte sich verabschiedet, er wollte auf natürlichem Wege schlafen und wollte<br />

s<strong>ein</strong>er neuen Lebensgefährtin die Sachlage noch etwas erklären.<br />

Thorsten wusste schon, dass Jerome nicht ewig leben wollte, aber den Vätern s<strong>ein</strong>er<br />

Paten-Kinder hatte er das Angebot noch nicht gemacht. Und Karlson brauchte für<br />

diese Entscheidung wohl auch Bedenkzeit.<br />

Thorsten lehnte sich im Sessel zurück und sah sich in der Runde um, dann lehnte er<br />

sich nach vorne, stützte sich auf s<strong>ein</strong>e Kniee und nahm <strong>ein</strong>en Schluck von dem<br />

Kräuterwasser.<br />

Er atmete <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> und aus, dann setzte er an:"Karlson, Sor, Lasmios?" Die Drei<br />

sahen ihn an und taten ihm mit <strong>ein</strong>em fragenden Ja ihre Aufmerksamkeit kund. Er sah<br />

sie <strong>ein</strong>dringlich an:"Ihr gehört jetzt alle zu m<strong>ein</strong>er Familie. Und da ich seit<br />

Jahrhunderten k<strong>ein</strong>en größeren Wunsch habe, als <strong>ein</strong>e Familie, ist mir mit euch allen<br />

<strong>ein</strong> Traum in Erfüllung gegangen. Ich habe über die Jahrhunderte viele Freunde und<br />

Leute, die ich großgezogen habe, verloren und ich glaube nicht, dass ich das bei<br />

m<strong>ein</strong>er Familie ertragen könnte. Daher mache ich euch <strong>ein</strong> Angebot, über dessen<br />

Annahme ich mich sehr freuen würde: Ich biete euch an, euch so lange, wie ich kann,<br />

am Altern zu hindern. Ihr bleibt so wie jetzt, zumindest körperlich. Es wäre nicht<br />

bindend, wenn ihr nicht mehr jung bleiben wollt, sagt ihr mir bescheid und ich lasse<br />

der Natur wieder ihren Lauf. Ich sage euch dass jetzt, damit ihr euch mit euren<br />

Familien darüber beraten könnt."<br />

Sor'Shri klappte das Maul auf:"Du...du bietest uns die ewige Jugend an?" "Ja." Sor<br />

kratzte sich am Ohr und sah Thorsten an...irgendwie zutraulich und voller<br />

aufrichtigem Vertrauen:"Es wäre mir <strong>ein</strong>e Freude, mit Sio und Jien als Mitglieder<br />

d<strong>ein</strong>er Familie zu leben...von mir aus auch ewig. Ich frage Jien und wenn sie<br />

<strong>ein</strong>verstanden ist, dann wäre ich gerne dazu bereit."<br />

Lasmios' Stirnschuppe war kreidebleich:"E-E...ewige Jugend, tsssshhhh?<br />

Ichhhh...ichhh bin zssswar überwältigt...aber...wenn Sssimaneasss zussstimmt, dann<br />

würde ichhhh michhhh geehrt fühlen, d<strong>ein</strong> Angebot anzsunehmen."<br />

Karlson wirkte geschockt:"Das...das ist <strong>ein</strong> unglaubliches Angebot...ich...ich möchte<br />

mit Delaia darüber sprechen und wenn sie zustimmt, dann werde ich das auch tun."<br />

Thorsten war überglücklich: Bisher schien es sich so zu entwickeln, dass er nie wieder<br />

all<strong>ein</strong> s<strong>ein</strong> würde.<br />

Nach diesem entscheidenden Gespräch begannen sie, zu kniffeln.<br />

Der Rest der Nacht war wie im Flug vergangen...und dann war der große Tag der<br />

Hochzeit da. Jarin bestand darauf, dass er s<strong>ein</strong>e Sensoren nicht auf sie ausrichtete. Er<br />

sollte sie am Tag bis zur Trauung nicht sehen. Rough stand im Nebenraum der Kirche<br />

an s<strong>ein</strong>er Seite:"Na Paps, aufgeregt?" "Pfuuu...und ob. Da habe ich schon 947 Jahre<br />

gelebt und werde so aufgeregt...m<strong>ein</strong>e Systeme zittern und m<strong>ein</strong>e Energie-Systeme<br />

fluktuieren." "Also <strong>ein</strong> Herzkasper?" "Ja...sieht man mir das an?" "D<strong>ein</strong>e Augen<br />

flattern." "Wi-wi-wirklich?" "Ach komm' Paps, dass ist doch nicht so schlimm."<br />

"Tja...als du und Siren sich im kl<strong>ein</strong>en Kreise getraut haben, also ihr und wir, da hast<br />

du doch auch gezittert." "Ja...vorgestern...war schön, oder?" "Ich fand es schade,<br />

dass ihr das so schnell geplant habt...ich hatte kaum Zeit für euer Geschenk." "Aber<br />

du hast dir was schönes ausgedacht. Ne eigene Raumstation als Weltall-Zuhause."<br />

"Für euch nur das Beste." "Diese Station ist wirklich herrlich. Und du siehst im<br />

Smoking gut aus...bist du der Smoking?"<br />

"Ja...ich kleide mich lieber in m<strong>ein</strong>en Naniten." "Und du hast...dich dabei?" "Du m<strong>ein</strong>st


die Ringe?" "Jepp." "Und ob. Hier hast du sie, Trauzeuge." Rough lächelte:"Danke für<br />

die Ehre." "Danke, dass du m<strong>ein</strong> Trauzeuge bist." "Ich kann m<strong>ein</strong>em Vater ja nichts<br />

abschlagen...ich freue mich schon auf m<strong>ein</strong>e Geschwister." "Und ich erst. Versteh'<br />

mich nicht falsch, du liegst mir genau so am Herzen wie Jarin und m<strong>ein</strong>e anderen<br />

beiden Kinder...aber, biologisch Vater zu werden, ist gleich noch mal <strong>ein</strong> aufregendes<br />

Erlebnis." "Oh, das versteh' ich. Ich muss schon gestehen, dass ich Siren und Selaja<br />

etwas mehr liebe als dich und Jarin...oder m<strong>ein</strong>e Geschwister." "Hey, als Ehemann und<br />

Vater ist das doch normal." "Danke für das Verständnis." "Ich wäre doch <strong>ein</strong><br />

Rabenvater, wenn ich das nicht verstehen würde." "Wann musst du zum Altar?" "Zwölf<br />

Uhr...also noch ne Stunde." "Tja...Lust auf ne Runde Schach?" "Sag' bloß das<br />

Schachprogramm hast du noch von damals behalten?" "Und ob." "Aber ich warne dich,<br />

ich bin <strong>ein</strong> viel schwererer Gegner als damals." "Mit unzähligen Hochleistungs-<br />

Rechnern und <strong>ein</strong>em aufgemotztem Gehirn?! Na das will ich doch wohl m<strong>ein</strong>en."<br />

Thorsten erzeugte <strong>ein</strong> holographisches Schachfeld und umhüllte die Illusionen mit<br />

Kraftfeldern, um sie greifbar zu machen. Die nächste halbe Stunde spielten sie.<br />

Jarin saß in ihrem pompösen, aber nicht überschwänglichem, Kleid vor der Komode<br />

und schminkte sich. Siren sah sie strahlend an, mit Selaja in <strong>ein</strong>em weißen Strampler<br />

auf dem Arm:"Du bist aufgeregt, oder?" "Ja...ich...ich komme hier gleich um."<br />

"Beruhig dich doch, dass ist bestimmt nicht gut für d<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>en." Jarin hielt sich den<br />

Bauch. Man sah noch nichts, aber sie spührte die beiden kl<strong>ein</strong>en Embryos. Sie strich<br />

sich über den perlenbesetzten Stoff und atmete tief durch:"Du hast ja recht..."<br />

"Aber?" "Nun...ich heirate den Mann, den ich liebe und mit dem ich zwei biologische<br />

Kinder kriege. Ausserdem...m<strong>ein</strong> Mann ist was besonderes und ich werde im wahrsten<br />

Sinne des Spruchs die Ewigkeit mit ihm verbringen." "Klingt doch schön. Zweifelst du<br />

etwa?" "Ob ich ihn heiraten soll? N<strong>ein</strong>, aber...es ist halt <strong>ein</strong> großer Schritt." "Aber im<br />

Gegensatz zum Kinder-Kriegen ist es doch Nichts, oder?" Jarin überlegte und grinste<br />

dann:"Gerade mal biomechanisch geworden und doch schon solche<br />

Lebensweisheiten."<br />

Es klopfte und ihre Mutter kam her<strong>ein</strong>:"Jarin, Schatz. Wie fühlst du dich?" "Gut. Siren<br />

hat mir eben <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Weisheit offenbart und nun habe ich mich beruhigt." "Freut<br />

mich. Und wie denkst du über d<strong>ein</strong>en größten Tag?" "Hast du die Kamera dabei?" "Und<br />

ob, ich will doch die Braut-Vorbereitungen filmen." "Wo ist sie denn?" "Na hier." Ihre<br />

Mutter hielt ihr die Kamera entgegen und filmte ihr erleichtertes Lächeln als<br />

Holographie.<br />

Dann folgte noch etwas Klatsch und Tratsch, wie er unter diesen Bedingungen<br />

vorkam.<br />

Plötzlich keuchte ihre Mutter auf:"Schatz! Hast du überhaupt was Blaues, was<br />

Geliehenes, was Altes und was Neues?" Jarin lächelte:"Na klar. Ich habe diese blaue<br />

Diamanten-Brosche, Delaia hat mir die Ohrringe, die Ur-Großmutter ihr vererbt hat,<br />

geliehen, ich habe hier noch <strong>ein</strong>e alte Brosche aus Delaias Schmuckkasten und das<br />

hier, diesen Ring hier, habe ich mir bei Sappo geschmiedet." "Sappo?" "Ein Teladi aus<br />

der Gem<strong>ein</strong>schaft, er hat <strong>ein</strong>e Werkstatt, wo Rough und Siren mir auch diese Brosche<br />

gemacht haben." "Das ist ja witzig...ob ich da auch mal hin könnte?" "Thorsten wird<br />

dir sicher <strong>ein</strong>en Termin besorgen können." "Das ist gut...soll ich dir den Lidschatten<br />

richten?" "Ist was verwischt?" "Ja, ich mach das eben. Aber wir müssen uns beeilen,<br />

d<strong>ein</strong> Vater holt dich gleich ab."<br />

Thorsten öffnete die Tür und sah den Klopfer: Es war Jarins Vater. Thorsten bat ihn<br />

her<strong>ein</strong> und Rough winkte. Erhart sah die Beiden an und lächelte nervös:"Tja...so als<br />

<strong>ein</strong>ziger, normaler Mensch im Raum...man fühlt sich doch etwas kl<strong>ein</strong>." Thorsten<br />

lächelte:"Ach, das brauchst du nicht. Ich fühle mich schon in d<strong>ein</strong>er Schuld, weil du<br />

der Vater von etwas so wunderbaren wie Jarin bist." Erhart lächelte ihn<br />

an:"Hehe...danke. Ich...ich weiss, du bist <strong>ein</strong> guter Kerl und hast m<strong>ein</strong>e Herzklappe<br />

gerichtet. Ich hätte nie <strong>ein</strong>e Chance gegen dich, aber...wenn du m<strong>ein</strong>e Tochter<br />

enttäuschst, dann mache ich dir das Leben zur Hölle." Thorsten nickte und sah den


Ernst in den Augen des Mannes:"Ich werde das nie tun. So wahr ich hier stehe: Ich<br />

liebe Jarin mehr als m<strong>ein</strong> Leben, nur m<strong>ein</strong>e Kinder und m<strong>ein</strong>e Enkelin können mit ihr<br />

mithalten. Ohne Jarin möchte ich nicht mehr s<strong>ein</strong>." S<strong>ein</strong> Schwiegervater<br />

lächelte:"Dann ist m<strong>ein</strong> altes Vater-Herz beruhigt." Thorsten sah Erhart an:"Nun...an<br />

diesem wichtigen Tag habe ich noch <strong>ein</strong>e wichtige Frage an dich und auch an alle<br />

anderen. Da die Frauen aber wohl alle um Jarin kreisen, kann ich bisher nur dich und<br />

nicht auch Elaia fragen: Jarin wird sehr lange leben. Sie möchte mit mir die Ewigkeit<br />

verbringen und...wie's aussieht, werde ich nicht sterben. Ich wollte euch alle fragen,<br />

ob ihr auch mit uns die Ewigkeit verbringen wollt?" "Niemals <strong>ein</strong>en natürlichen Tod<br />

sterben? Ewig leben? Das...das ist wohl <strong>ein</strong>er der größten Menschheitsträume.<br />

Ich...ich berede mich mit Elaia. Delaia und ihre Familie können ja wohl selbst<br />

entscheiden." Thorsten nickte:"Ich weiss, was für <strong>ein</strong>e Frage das ist, aber ich denke<br />

dabei auch an Jarin. Ich habe m<strong>ein</strong>e Eltern nach m<strong>ein</strong>em Unfall nie wieder gesehen.<br />

Ein Abschied über's Telefon, kurz bevor man mich für tod erklärt hatte und ganz zum<br />

Schluss habe ich an ihrem Totenbett gesessen und sie sind glücklich gestorben, weil<br />

sie sahen, dass es mir gut ging. Ich w<strong>ein</strong>e manchmal immer noch deswegen. Ich lebe<br />

nun schon so lange und hatte bisher nie wieder <strong>ein</strong>e richtig andauernde Familie. Ich<br />

möchte Jarin nicht diesem Grauen aussetzen, mit Trauer an euch zurück zu denken<br />

und euch herbei zu wünschen. Theoretisch könnte ich euch ewig am Leben erhalten."<br />

Erhart nickte:"Ich würde m<strong>ein</strong>en Töchtern natürlich gerne ewig an der Seite stehen,<br />

aber ohne Elaia kann ich mir das nicht vorstellen. Wenn Elaia auch zustimmt, dann<br />

nehme ich d<strong>ein</strong> Angebot gerne an." "Danke...und...ich wollte dir noch was sagen, was<br />

Elaia aber erst von Jarin erfahren soll." "Was denn?" "Nun...ihr werdet nochmals<br />

Großeltern." "Was?! Das...das ist ja wunderbar!" "Ich kenne das Gefühl." "Ich muss<br />

jetzt aber los, schliesslich muss ich die Braut ja gleich an den Altar geleiten." "Und ich<br />

muss schon da stehen." Thorsten ging zum Altar, wo der Pfarrer bereits wartete.<br />

Thorsten reichte ihm die Hand und lächelte nervös. Der Pfarrer lächelte:"Das ich dich<br />

mal nervös sehen würde." "Tja...ich bin halt auch nur <strong>ein</strong> Mensch." "Zum Teil, ja. Und<br />

du gehst heute <strong>ein</strong>en wichtigen Bund <strong>ein</strong>." Thorstens aufgewertetes Herz buckerte gut<br />

hörbar. Er regelte es mit s<strong>ein</strong>en Naniten<br />

herunter...die Musik setzte <strong>ein</strong> und er wurde nervös. Würde alles richtig laufen? Rough<br />

klopfte ihm beruhigend auf die Schulter und Thorsten lächelte.<br />

Jarin kam durch das Kirchenportal...sie war <strong>ein</strong>e wunderschöne Braut, ganz in weiß<br />

und mit <strong>ein</strong>em prächtigen Kleid. S<strong>ein</strong>e Augen kannten nur ihren Anblick, aber mit<br />

s<strong>ein</strong>en Sensoren sah er auch den Saal <strong>ein</strong>: Sor'Shri saß mit s<strong>ein</strong>er Familie auf der<br />

Bräutigams-Seite. Ebenso Lasmios und Simaneas und die Kl<strong>ein</strong>en. Jerome Thornton<br />

saß auch da und er hatte s<strong>ein</strong>e Begleitung dabei. Roughs und Sirens Schiffskörper<br />

lagen, aufgestützt auf ihren Schleiern, wie Sphinxen, neben den Reihen der Sitze.<br />

Auf Jarins Seite saßen Delaia, Lasse, Mike, Karlson und Elaia, ihre Mutter. Die beiden<br />

Damen w<strong>ein</strong>ten vor Freude, in Strömen.<br />

Thorsten achtete sorgfältig darauf, k<strong>ein</strong> Detail dieses wunderbaren Tages bei der<br />

Aufzeichnung auszulassen. S<strong>ein</strong> Herz hämmerte und er war unheimlich glücklich.<br />

Jarin wurde neben ihn geführt und ihr Vater ging auf s<strong>ein</strong>en Platz. Jarins<br />

überglückliches Lächeln und <strong>ein</strong>e Träne der Freude in ihren Augen...er wäre ihr am<br />

liebsten um den Hals gefallen und hätte sie an sich gedrückt...aber dann kam der<br />

Moment, in dem der Pfarrer ihnen ihre Gelöbnisse abnahm.<br />

Thorsten hatte s<strong>ein</strong> eigenes Gelöbnis verfasst:"Jarin, in all den Jahrhunderten m<strong>ein</strong>es<br />

Lebens, in denen ich die Geheimnisse und Wunder des Universums erforscht habe,<br />

habe ich k<strong>ein</strong> Wunder gefunden, das mit dir zu vergleichen wäre." Eine Träne lief ihr<br />

über die Wange und er fuhr fort:"Jedes m<strong>ein</strong>er Systeme, jedes Organ und Atom<br />

m<strong>ein</strong>es Körpers, m<strong>ein</strong> Geist selbst...alles fühlt sich so viel vollständiger an, wenn ich<br />

dich nur in den Armen halten darf. Du bist so wunderbar: D<strong>ein</strong> Lachen, d<strong>ein</strong>e Sanftheit<br />

und d<strong>ein</strong> gütiger Charakter...ich fühle mich oft zu kl<strong>ein</strong>, als dass ich <strong>ein</strong>er Frau wie dir<br />

gerecht werden könnte. Ich möchte es aber trotzdem versuchen, <strong>ein</strong>em Wunder wie


dir, gerecht zu werden. Ich möchte die Ewigkeit mit dir verbringen." Jarin liefen<br />

Tränen die Wangen herunter und sie war geschmeichelt.<br />

Jarin lächelte glücklich und nahm s<strong>ein</strong>e Hände...ansch<strong>ein</strong>end hatte auch sie sich <strong>ein</strong><br />

Gelöbnis überlegt:"Thorsten, ich danke dir. Ich kann wohl mit Fug und Recht<br />

behaupten, dass es k<strong>ein</strong>en so aussergewöhnlichen Menschen wie dich gibt. Damit<br />

m<strong>ein</strong>e ich nicht d<strong>ein</strong>e Nano-Technologie, dieser goldene Nebel, mit dem du mich schon<br />

oft gerettet hast, sondern dich. Du bist <strong>ein</strong>e Seele von Mensch und d<strong>ein</strong> Wesen ist<br />

unglaublich gütig. D<strong>ein</strong> Leuchten in den Augen, wenn du das Leben betrachtest und<br />

d<strong>ein</strong> wunderbares Lächeln, wenn du mir in die Augen siehst, all das macht mir so <strong>ein</strong>e<br />

Freude, dass ich bis zum Mond und zurück springen möchte. Du bist immer für mich<br />

da und sorgst dich um mich. Du hast mir größere Geschenke gemacht, als man sie<br />

mit Geld oder Gold kaufen könnte." Bei diesem Satz legte sie ihre Hand auf ihren<br />

Bauch. Sie sprach weiter:"Thorsten, ich liebe dich von Herzen und mit ganzem S<strong>ein</strong>.<br />

Du bist mehr, als ich mir je erträumt habe und ich danke immer wieder dafür, dass es<br />

dich gibt und wir uns getroffen haben. Ich freue mich darauf, mit dir die Ewigkeit zu<br />

verbringen." Thorsten lief <strong>ein</strong>e Träne über die Wange und s<strong>ein</strong>e Energie-Verteilung<br />

zitterte, wie <strong>ein</strong>e Lippe beim W<strong>ein</strong>en. Der Pfarrer lächelte die beiden stolz an. Thorsten<br />

war Jahrhunderte alt, aber neben solchen Personen und Wesen die älter aussahen als<br />

er, fühlte er sich trotzdem noch etwas jünger.<br />

Der Pfarrer wand sich zu Rough und Siren:"Erkennt ihr als Trauzeugen diese Ehe-<br />

Gelöbnisse an?" Beide nickten sie:"Hiermit erkennen wir die Gelöbnisse an." Der<br />

Pfarrer nickte langsam:"Dann möchte ich um die Ringe bitten." Rough kam näher und<br />

reichte das kl<strong>ein</strong>e Kissen mit Thorstens Naniten-Ringen.<br />

Der Pfarrer sah ihn an:"Nimmst du, Thorsten Kemmrich, Jarin Ilanasi zu d<strong>ein</strong>er<br />

angestammten Frau? So antworte bitte mit "Ja, ich will."" Noch nie sagte Thorsten<br />

etwas so gerne:"Ja, ich will." Der Pfarrer drehte sich zu Jarin:"Und nimmst du, Jarin<br />

Ilanasi, Thorsten Kemmrich zu d<strong>ein</strong>em angestammten Ehemann? So antworte bitte<br />

mit "Ja, ich will."" "Ja, ich will." Thorsten steckte Jarin ihren Ring an und sie steckte<br />

ihm s<strong>ein</strong>en an.<br />

Der Pfarrer legte s<strong>ein</strong>e Hände zusammen:"Kraft m<strong>ein</strong>es Amtes erkläre ich euch<br />

hiermit zu Mann und Frau, sie dürfen die Braut nun küssen." Thorsten und Jarin<br />

nahmen sich in den Arm und küssten sich. Sie presste ihn noch fester an sich, als<br />

sonst und er lächelte.<br />

Thorsten und Jarin verliessen mit der Hochzeitsmusik die Kirche über den roten Samt-<br />

Teppich. Jarin sah ihn an, als sie an der Treppe standen:"Gehen wir zu Fuss?" "Ich<br />

dachte, wir machen erst <strong>ein</strong> paar Fotos und dann habe ich mir schon was überlegt."<br />

Sie legte ihren Kopf an ihn:"Ach, du bist m<strong>ein</strong> Schatz." Die Gäste kamen heraus und<br />

alle stellten sie sich um sie. Rough und Siren schwebten mit ihren gewaltigen<br />

Schiffskörpern über ihnen und standen rechts neben ihnen. Entsprechend der<br />

Sitzordnung standen nun alle um sie und Thorsten lächelte, als er <strong>ein</strong>e Kamera-<br />

Drohne erstellte, die sie fotographierte.<br />

Jarin lächelte ihn an und bliess sich <strong>ein</strong>e Haarsträhne aus dem Auge:"Nun, was war<br />

das für <strong>ein</strong>e Überraschung mit der Fortbewegung?" "Ganz traditionell." Er bündelte<br />

s<strong>ein</strong>e Naniten um diese zu dem zu formen, womit er Jarin <strong>ein</strong>e Freude machen wollte.<br />

Jarin war so glücklich und nun sah sie unten am Fusse der Treppe, wie Thorstens<br />

Nebel sich aus dem Nichts aufwallte und dessen Auroren sich wanden, bis sie <strong>ein</strong>e<br />

Form ergaben.<br />

Vier Speichen-Räder, gebogener Rahmen mit wunderbaren Mustern...<strong>ein</strong> Gespann aus<br />

zwei aus Naniten geformten Schemen...alles wurde zunehmend ausgefüllter, als mehr<br />

und mehr Naniten sich zusammengesellten...<strong>ein</strong>e wunderschöne, goldene Kutsche,<br />

mit <strong>ein</strong>em Gespann von zwei prachtvollen, golden-weißen Pferden. Teile der Kutsche<br />

färbten sich elfenb<strong>ein</strong>weiß und ebenso die Pferde, bis auf deren Mähnen, Hufe und<br />

Schweife. Jarin umarmte ihn:"Du bist <strong>ein</strong>e so herrliche Kutsche geworden!" Er schloss<br />

sie in s<strong>ein</strong>e Arme:"Ich hoffe, sie ist für dich gut genug." Sie wusste, dass er s<strong>ein</strong>en


Eindruck von ihr m<strong>ein</strong>te und das k<strong>ein</strong>e Andeutung von ihrerseitigem Hochmut war. Sie<br />

nickte und lächelte, immer noch schier überglücklich:"Sie ist wunderbar. Nicht so<br />

wunderbar, wie die Ewigkeit mit dir zu verbringen, aber sie ist die schönste Kutsche,<br />

die ich je gesehen habe."<br />

Er lächelte geschmeichelt und geleitete sie zur Kutsche, wo er ihr hin<strong>ein</strong> half. Er stieg<br />

hinterher, setzte sich neben sie und sie legten die Arme um<strong>ein</strong>ander. Er liess s<strong>ein</strong>e<br />

Pferde-Körper in den Trab übergehen und dann hob er als Kutsche langsam ab. Das<br />

Ziel war <strong>ein</strong>es s<strong>ein</strong>er Häuser, wo die Hochzeitsfeier stattfinden würde. Jarin lachte ihn<br />

an:"Eine fliegende Kutsche, wie im Märchen." Er strich ihr über die Wange:"Und du<br />

bist m<strong>ein</strong>e Prinzessin." Sie lächelte ihn glücklich an und er umarmte sie.<br />

Elaia sah der fliegenden Kutsche hinterher und den Pferden, die in der Luft trabten. Es<br />

war wie <strong>ein</strong> Märchen. Sie freute sich so für ihre Kl<strong>ein</strong>e und w<strong>ein</strong>te vor Glück. Ihre<br />

Delaia nahm sie in den Arm und sie heulten gem<strong>ein</strong>sam.<br />

Mehrere seltsame Schiffe, k<strong>ein</strong>e Xenon, es waren wohl diese Standard-Schiffe, die hier<br />

umher flogen, landeten und öffneten sich. Die Lautsprecher der Maschinen gingen<br />

an:"Wir bringen sie zur Feier. Wenn sie bitte <strong>ein</strong>steigen würden?!" Elaia war von der<br />

Hochzeit so gerührt und stieg in <strong>ein</strong>es der wunderbaren Schiffe. Erhart, Delaia,<br />

Karlson und ihre Enkel stiegen auch über das Krafteld hin<strong>ein</strong>. Ihre neuen,<br />

biomechanischen Enkel stiegen in sich selbst und hebten auch ab, die kl<strong>ein</strong>e Selaja,<br />

wie <strong>ein</strong> süßes Orca-Ba<strong>by</strong>, lag in den Schleiern ihrer Mutter und schlief. Die Schiffe<br />

schlossen ihre Luken und hoben ab, der goldenen Kutsche folgend.<br />

Jarin grinste Thorsten glücklich an:"Du hast m<strong>ein</strong>em Vater schon von unseren Kl<strong>ein</strong>en<br />

erzählt?" "Du hast mir nur gesagt, dass du es d<strong>ein</strong>er Mutter als erste erzählen<br />

wolltest." "Stimmt, m<strong>ein</strong> Vater wird es ihr ja auch nicht erzählen...du hast ihm das<br />

doch gesagt, oder?" "Na klar." "Dann ist ja gut." Jarin war so überglücklich...vor allem,<br />

wenn sie bedachte, dass sie noch in <strong>ein</strong>em normalen Kleid hatte heiraten können. Wie<br />

hätte sie sich wohl gefühlt, wenn sie ihrer kl<strong>ein</strong>en Tochter an ihrem großen Tag als<br />

Erbe nur <strong>ein</strong> Kleid hätte geben können, dass an ihr herunter geschlackert hätte?<br />

Aber hier saß sie, neben ihrem Mann...und da fiel ihr <strong>ein</strong>, um was sie sich nicht<br />

gekümmert hatten:"Die Nachnamen!" "Was? Was m<strong>ein</strong>st du, Jarin?" "Na, unsere<br />

Nachnamen! Wie heissen wir denn jetzt mit Nachnamen." "Stimmt...das haben wir<br />

ganz vergessen." "Was machen wir denn jetzt?" "Es gibt zwar k<strong>ein</strong>e Akten über uns,<br />

die habe ich alle gelöscht, aber <strong>ein</strong> Nachname wäre schön. Wie wäre es mit <strong>ein</strong>em<br />

Doppelnamen?" "Ein Doppelname?" "Ach ja...das wurde in Schweden ja 2489<br />

abgeschafft. Wir kombinieren <strong>ein</strong>fach d<strong>ein</strong>en und m<strong>ein</strong>en Nachnamen. Ilanasi-<br />

Kemmrich oder Kemmrich-Ilanasi?" "Ach so...k<strong>ein</strong>e schlechte Idee. Kemmrich-Ilanasi<br />

gefällt mir besser. Es soll k<strong>ein</strong>e Beleidigung s<strong>ein</strong>, aber mit dem K in d<strong>ein</strong>em Namen, ist<br />

das Ilanasi-Kemmrich, als würde man gegen <strong>ein</strong>e Mauer laufen." "Also dann, Frau<br />

Kemmrich-Ilanasi." "Oh, ja, Herr Kemmrich-Ilanasi..." Sie küsste ihn und er sie auch.<br />

Kurz darauf erreichten sie den kl<strong>ein</strong>en Landsitz, den Thorsten s<strong>ein</strong> Haus genannt<br />

hatte. Es lag inmitten <strong>ein</strong>es blühenden Blumen-Meers. Eine erdige Straße führte von<br />

der Einfahrt weg und das Haus erinnerte an <strong>ein</strong> altes Gebäude von der Erde, mit <strong>ein</strong>er<br />

großen Veranda und <strong>ein</strong>em riesigen Balkon, der das halbe Dach <strong>ein</strong>nahm. Es war mit<br />

Ziegeln bedeckt und hatte viele Dachfenster. Die Wände waren mit hellem Holz<br />

verkleidet. Ein paar große Fruchtbäume und <strong>ein</strong>e riesige Eiche standen auf dem<br />

großen Rasen hinter dem Haus und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Gewächshaus war voller Frucht- und<br />

Gemüsesorten. Ganz zu schweigen von <strong>ein</strong>em riesigen Swimming-Pool, der wie <strong>ein</strong><br />

See aufgemacht war.<br />

Humanoide Roboter, sie sahen ziemlich elegant aus mit <strong>ein</strong>er sehr dünnen Tailie,<br />

breiten Schultern, <strong>ein</strong>er schmalen Hüfte, flachen Oberschenkeln und Armen, normal<br />

gestalteten Unterschenkeln und dezent dicken Unterarmen. Schmale, filigrane Finger<br />

richteten <strong>ein</strong>ige Häppchen auf dem Büffet in <strong>ein</strong> perfektes Muster, während <strong>ein</strong><br />

anderer Roboter mit <strong>ein</strong>em Eispickel <strong>ein</strong>en Schwan aus Eis meisselte. Die Köpfe der<br />

Maschinen saßen auf dünnen Hälsen mit kl<strong>ein</strong>en Kunstmuskeln. Die Gesichter


estanden lediglich aus <strong>ein</strong>em Visier für die Kameras und <strong>ein</strong>er Mundplatte, die bei<br />

<strong>ein</strong>igen der Maschinen aufleuchtete und wackelte, als sie den Aufbau des Büffets<br />

besprachen.<br />

Die Roboter hatten k<strong>ein</strong>e Mimik, wie <strong>ein</strong> Kellner aus <strong>ein</strong>em französischem Restaurant.<br />

Normalerweise mochte Jarin so gesichtslose Roboter nicht, aber hier wirkte es<br />

äusserst elegant. Der Brustkorb der Maschinen war durchgehend rund, hatte k<strong>ein</strong>e<br />

Kanten, und wirkte in s<strong>ein</strong>er Form sehr athletisch, aber dezent.<br />

Sie sah Thorsten an:"Die sehen ja elegant aus. Was sind das für Roboter?" "Ich habe<br />

sie extra für wichtige Feiern entworfen. Dadurch, dass sie so neutral und charakterlos<br />

gestaltet sind, passen sie in jedes Ambiente." "Ah, das sieht wirklich witzig aus, wie<br />

die da umher wuseln." "Sie folgen ihren Programmen."<br />

Aus der Vogelsicht wurde langsam <strong>ein</strong>e Normale, als die Kutsche sich auf die Einfahrt<br />

senkte, etwas ausrollte und dann hielt. Thorstens Pferde-Körper wieherten und<br />

nahmen elegante Posen <strong>ein</strong>, wie die Pferde an <strong>ein</strong>em alten Zirkus-Karussel. Thorsten<br />

stieg aus, um ihr wiederrum beim Aussteigen zu helfen. Nachdem sie festen Boden<br />

unter den Füssen hatte, glitt sie mit der behandschuhten Hand über den Rahmen der<br />

Kutsche. Thorsten lächelte sie an:"Soll ich noch ne Weile so bleiben?" "N<strong>ein</strong>.<br />

Irgendwann mal wieder, aber ich möchte die Kutsche jetzt nicht als Nebensächlichkeit<br />

hier stehen sehen." "Also auflösen?" "Ja." Wie als wäre es nur <strong>ein</strong> Traum gewesen,<br />

verwehte die Kutsche mit den Pferden wieder in Nebelauroren und löste sich auf, als<br />

Thorsten sich tarnte. Er lächelte sie an:"Wenn das hier schon unser eigentliches<br />

Zuhause wäre, würde ich dich schon über die Schwelle tragen." "Ne, das machst du<br />

schön nachher. Und ich habe in der Hochzeitsnacht noch Einiges mit dir vor. So weit<br />

ich weiss, haben unsere Kl<strong>ein</strong>en ja k<strong>ein</strong>en Schaden zu befürchten." Sie zog ihn am<br />

Kragen zu ihrem Gesicht und gab ihm <strong>ein</strong>en dicken Kuss. Er wurde rot, als sie ihn so<br />

verführte...er war so niedlich.<br />

Er brachte sie zu <strong>ein</strong>em herrlichen Stuhl, der ohne B<strong>ein</strong>e über dem Rasen schwebte.<br />

Sie lächelte, als er sie drauf hob und ihr <strong>ein</strong>en Kuss gab. Er setzte sich neben sie und<br />

alle Roboter machten <strong>ein</strong>en Diener vor ihr. Sie lächelte geschmeichelt und inhalierte<br />

den süßen Duft des Blumenmeers um sie herum, der sich mit dem der Leckereien des<br />

Buffets vermischte.<br />

Vier Schiffe tauchten am Horizont auf, zwei davon waren Rough und Siren. Thorsten<br />

und Jarin standen auf, um die Gäste zu begrüßen. Plötzlich sah sie aus der Hauswand<br />

<strong>ein</strong>en Kraftfeld-Emitter strahlen, der zwei große, kreisrunde Kraftfelder erzeugte, die<br />

sich undurchsichtig färbten. Die Kraftfelder spalteten kl<strong>ein</strong>e Kreise von sich ab, die<br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich Lifte waren.<br />

Siren und Rough landeten im Pool und stiegen aus sich aus. Siren legte Selaja ans<br />

Ufer und die Kl<strong>ein</strong>e spielte mit dem Sand.<br />

Die beiden künstlichen Schiffe landeten auf den Kraftfeldern, liessen ihre Passagiere<br />

aussteigen und verschwanden in <strong>ein</strong>em Sprungblitz. Die Hochzeitsgäste wurden<br />

heruntergelassen und kamen auf sie zu. Jarin wurde von ihren Eltern umarmt und sie<br />

zog ihre Mutter so an sich, dass sie ihr uns Ohr flüstern konnte:"Mama, du wirst noch<br />

zwei mal Oma." "Was?! Oh, m<strong>ein</strong> Schatz!" Jarin wurde fest zusammengepresst und<br />

spürte, wie die Freudentränen ihrer Mutter ihre Schulter tränkten.<br />

Ihre Mutter küsste sie:"Wann ist es denn so weit?" "Ich bin jetzt etwa in der<br />

fünfzehnten Woche." "Eineiig?" "N<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong> Mädchen und <strong>ein</strong> Junge." "Woher weisst du<br />

das schon so früh, was sie sind?" "Tja, Thorsten konnte ihr Genom auslesen." "Und<br />

dass lässt du <strong>ein</strong>fach so zu?" "Ja, ich hab's ihm erlaubt."<br />

Ihre Eltern liessen sie los, um Platz für Delaia zu machen. Ihre Schwester war genau<br />

so überschwänglich und Jarin konnte nur kurz erkennen, wie diejenigen, die ihr nicht<br />

gerade gratulierten, Thorsten gratulierten.<br />

Delaia streichelte ihr über den Kopf:"M<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Schwester ist endlich vermählt."<br />

"Was heisst hier endlich? Ich bin gerade dreiundzwanzig." "Trotzdem, ich bin so stolz<br />

auf dich." "Danke, Delaia." Delaia liess sie los und Karlson umarmte sie. Er drückte sie


<strong>ein</strong>mal:"Herzlichen Glückwunsch." "Danke, Karlson." Er liess sie lächelnd wieder los<br />

und dann kamen Rough und Siren, sie umarmten sie und Siren begann, zu<br />

gratulieren:"Alles Gute...Mom." Jarin liess sich von den beiden gerne so nennen, es<br />

verdeutlichte das Band, dass sie zu ihnen aufgebaut hatte und das Verhältnis war<br />

sogar fast so geworden, wie unter Kindern und Eltern, nur mehr freundschaftlich.<br />

Rough grinste und klopfte ihr auf den Rücken:"Ja, Mom, alles Gute." "Danke, m<strong>ein</strong>e<br />

beiden."<br />

Ein letztes Drücken und sie liessen sie los. Nun standen Jien und Sor vor ihr und<br />

bleckten ihre scharfen Zähne in <strong>ein</strong>em freundlichen Lächeln. Die beiden großen Wesen<br />

beugten sich leicht runter und umarmten sie. Das Fell ihrer Köpfe streichelte sie<br />

angenehm weich am Gesicht und sie spührte die Panzerplatten unter dem Fell der<br />

Beiden. Jien sprach zuerst:"Viel Glück und alles Schöne, Jarin." Sor's Ohr zuckte kurz,<br />

als <strong>ein</strong>e Brise ihm das Fell aufwehte:"Jarin, alles Gute auch von mir." "Danke, Sor,<br />

danke Jien." Die Beiden Shil'Crers liessen sie los und gingen mit glücklich pendelnden<br />

Schwänzen zu Rough, der Sio gehalten hatte, wie Sor vorher Selajas humanoiden<br />

Körper gehalten hatte. Jien nahm Sio wieder auf den Arm und wiegte ihren Kl<strong>ein</strong>en.<br />

Nun musste Jarin sich runter beugen, um die Umarmung von Lasmios und Simaneas<br />

zu ermöglichen. Die beiden Teladi machten es kurz, weil sie wussten, dass es Jarin mit<br />

diesem Kleid unmöglich war, sich zu ihnen runter zu knieen und sie bequemer zu<br />

umarmen. Lasmios begann:"Wir wünssschhhen euchhh allessss Ässsthetissschhe und<br />

Sssschhhöne für eure Ehe." Simaneas fuhr fort:"Allessss profitable ssssoll euchhhh<br />

gut gelingen und euer Leben ssssoll erfüllt ssss<strong>ein</strong>." "Danke, ihr beiden." Sie konnte<br />

sich erleichtert wieder aufrichten und dann stand da schon Mr Thornton...oder besser:<br />

Jerome. Mit s<strong>ein</strong>er Begleitung Marjah, <strong>ein</strong>e Frau, mit der sich ihre Mutter prima<br />

verstand. Die beiden lächelten sie an und umarmten sie. Jerome begann:"Alles Gute,<br />

Jarin, du und Thorsten haben es verdient." Marjah lächelte mit ihren Lachfalten:"Alles<br />

Gute, Jarin." "Danke, Jerome, danke Marjah."<br />

Die Beiden liessen sie los und alle Glückwünsche waren ausgesprochen. Von den<br />

Robotern wurden die Gäste zu ihren Plätzen geführt.<br />

Rough stand auf und stimmte <strong>ein</strong>e Rede an:"Ich, als Sohn des Bräutigams, bin ja auch<br />

sehr von dieser Hochzeit betroffen. Nun, wenn man schon etwa hundert Jahre lebt<br />

und Erinnerungen von etwa neunhundert Jahren hat, könnte man sich natürlich auch<br />

etwas mehr abgenabelt haben...Aber wie? M<strong>ein</strong> Vater erfüllt mittlerweile<br />

vierundvierzig Galaxien...wo soll ich mich denn dann zurück ziehen?" Rough hatte<br />

<strong>ein</strong>en so sarkastischen Ton, dass alle lachten. Er lächelte und sprach weiter:"Und<br />

m<strong>ein</strong>e Stiefmutter, was für <strong>ein</strong>e Frau...das sie so <strong>ein</strong>en alten Knacker wie m<strong>ein</strong>en<br />

Vater so lieben kann wie <strong>ein</strong>en Jungspund...ausserdem bin ich älter als m<strong>ein</strong>e<br />

geschätzte Mutter. Zum Glück bin ich k<strong>ein</strong> Mensch und selbst <strong>ein</strong>e Abnormität, sonst<br />

bräuchte ich unter Umständen <strong>ein</strong>en Psychiater." Wieder lachten alle. Rough grinste<br />

und schüttelte den Kopf:"Aber ich bin auch dreist mit m<strong>ein</strong>en Witzen. Ich mache mich<br />

über <strong>ein</strong>e Frau in anderen Umständen und <strong>ein</strong>en alten Mann lustig. Und ich...ich bin<br />

<strong>ein</strong> durchgeknalltes Haushaltsgerät. M<strong>ein</strong>e Frau ist <strong>ein</strong> lebendiges, ehemaliges<br />

Kampfschiff und m<strong>ein</strong> Vater, der alte Mann, ist <strong>ein</strong> riesiges Netzwerk aus Naniten und<br />

<strong>ein</strong>em Menschen. Jarin, die ich jetzt m<strong>ein</strong>e Mutter nennen darf, ist die erste, irdische<br />

Langlebige...man kann also sagen...diese Familie ist <strong>ein</strong> Haufen von Besonderheiten.<br />

Viel mehr aber Besonderheiten, was den Charakter angeht. M<strong>ein</strong> Vater ist <strong>ein</strong><br />

Wohltäter mit <strong>ein</strong>em unheimlichen Gerechtigkeitssinn, m<strong>ein</strong>e Mutter ist <strong>ein</strong>e<br />

wunderbare, mitfühlende Frau, ebenso m<strong>ein</strong>e liebliche Frau. Ich habe <strong>ein</strong>e wunderbare<br />

Tochter und die Liebe, die ich in dieser Familie empfange sagt mir, dass diese Ehe ewig<br />

halten wird. Eine solche Liebe, wie hier verströmt wird, würde sogar <strong>ein</strong>em Split die<br />

Tränen in die Augen treiben. Ich proste hiermit m<strong>ein</strong>en wunderbaren Eltern zu und<br />

wünsche euch für die Ewigkeit alles Gute."<br />

Jarin war gerührt und auch Thorsten w<strong>ein</strong>te <strong>ein</strong> paar Tränen.<br />

Alle prosteten der Rede zu und tranken auf das Wohl von ihr und Thorsten. Es war so


wunderbar. Thorsten lächelte und tippte <strong>ein</strong>en der Roboter an:"Wo bleibt eigentlich die<br />

Musik?" "Verzeihung, Sir, sie kommen sofort."<br />

Ein paar Roboter mit Geigen, Chellos, Oboen und Flöten kamen neben den Tisch in<br />

<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Pavillion. Ein anderer Roboter trug <strong>ein</strong>en weißen Flügel auf dem Rücken<br />

und stellte ihn nebenan ab. Die Roboter setzten an und begannen, schöne, alte,<br />

klassische Musik zu spielen. So wie die Maschinen sich bewegten, konnte man fast<br />

glauben, sie gängen darin auf.<br />

Jarin streichelte ihrem Mann über die Wange:"Ein mechanisches Orchester zu unserer<br />

Hochzeit. So was kannst nur du dir ausdenken." Er grinste verlegen:"Ich wollte ja<br />

k<strong>ein</strong>e Musik-Box aufbauen. Und <strong>ein</strong>e Kapelle hätte sicher auch mal <strong>ein</strong>en Fehler<br />

gemacht oder <strong>ein</strong>e Pause gebraucht." "Es ist schön."<br />

Thorsten tanzte dann <strong>ein</strong>en Walzer mit ihr...und so viel mehr, bis sie anfing zu<br />

schwitzen und sich setzen wollte. Thorsten setzte sich wieder neben sie und sie sahen<br />

zu, wie Jerome und Marjah, Sor und Jien, Rough und Siren und Jarins Eltern tanzten.<br />

Sie alle hatten nach dem Hochzeits-Walzer angefangen, zu tanzen und liessen sich<br />

nun auch von diesem Lied mitreissen. Alle setzten sich geschlossen an die Tafel und<br />

lächelten geschafft. Thorsten klopfte mit <strong>ein</strong>em Löffel an s<strong>ein</strong> Glas:"So m<strong>ein</strong>e Lieben,<br />

das Buffet ist eröffnet." Langsam und geordnet erhoben sie und Thorsten sich, Jarin<br />

hatte wirklich Hunger.<br />

Sie füllte sich ihren Teller am Buffet, Thorsten nahm sich auch Etwas. Als alle ihre<br />

Teller gefüllt hatten und wieder saßen, begannen sie, zu essen.<br />

Jarin bemerkte mit <strong>ein</strong>em Lächeln, dass die beiden Shil'Crers die Hälfte ihrer Portionen<br />

aus Schinkenröllchen zusammengestellt hatten. Die Teladi genossen das Sumpf-<br />

Knollen-Pürree. Ihre Eltern probierten <strong>ein</strong>mal alles durch. Die Dienst-Roboter trugen<br />

Tabletts zu Sirens und Roughs Schiffskörpern und diese konnten bei den "Häppchen",<br />

die für sie enorm groß ausgefallen waren, endlich ihre Schleier zum Essen benutzen,<br />

ohne sich <strong>ein</strong>zusauen. Die Feier war herrlich.<br />

Karlson erwiess sich als...dem Alkohol nicht abgeneigt und torkelte bald etwas, mit<br />

knall-roter Nase und Wangen. Er war k<strong>ein</strong> unangenehmer Besoffener. Er war lediglich<br />

etwas lockerer und konnte sogar ohne Lallen sprechen. Delaia war es trotzdem<br />

p<strong>ein</strong>lich und sie zog ihn am Ohr unter <strong>ein</strong>en der Bäume, um ihm <strong>ein</strong>e Standpauke zu<br />

halten.<br />

Jarin lächelte ihn an:"Kannst du m<strong>ein</strong>en Schwager wieder nüchtern machen?" "Nichts<br />

leichter als das." Er neutralisierte die Wirkung des Alkohols und sah aus der Ferne, wie<br />

Karlson wieder <strong>ein</strong>e normale Gesichtsfarbe bekam. Delaia grinste zu ihm herüber und<br />

dann kam die Party wieder in Schwung. Es war so <strong>ein</strong> wunderbarer Tag.<br />

Jarin war überglücklich...niemals mehr als jetzt. Rough grinste schon wieder so:"Na<br />

dann, geschätztes Brautpaar, wir haben ja alle noch Geschenke für euch." Jarin<br />

wüsste nicht, was man ihr und Thorsten noch schenken konnte. Sie hatten doch mehr,<br />

als man sich wünschen konnte.<br />

Rough lächelte und dann sprach er weiter:"Siren, Selaja und ich haben schon <strong>ein</strong><br />

Geschenk, dass wir uns reichlich überlegt haben. Da wir nun etwas für die Ewigkeit<br />

schenken wollten...haben wir uns daran gemacht, etwas aus Diamanten zu formen. Es<br />

ist bloss kl<strong>ein</strong>, aber ich hoffe, es bringt euch Freude." Rough hielt ihr <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e<br />

Schatulle hin. Jarin nahm sie überrascht entgegen und öffnete sie. Zwei dezente<br />

Halsketten lagen darin, mit <strong>ein</strong>em seltsam geschliffenen Diamanten als Zentrum <strong>ein</strong>es<br />

kl<strong>ein</strong>en Anhängers. Rough grinste und deutete ihr an, die Kette anzulegen und<br />

Thorsten s<strong>ein</strong>e zu geben. Sie legten die kl<strong>ein</strong>en Platin-Ketten um und es sah wirklich<br />

nicht schlecht aus. Siren lächelte:"Steckt sie zusammen." Jarin und Thorsten hielten<br />

ihre Anhänger an<strong>ein</strong>ander und die Diamanten leuchteten auf, als <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Apparat<br />

im Anhänger Lichtstrahlen hin<strong>ein</strong> sandte.<br />

Die Strahlen der Diamanten trafen sich in der Mitte und strahlten als Einer nach oben<br />

ab, der sich zu <strong>ein</strong>em Hologramm ausweitete, wie Jarin und Thorsten Arm in Arm<br />

standen...es war so wunderschön. Sie lächelten Rough und Siren an:"Danke, ihr


Beiden." Dann kamen Jerome und Marjah. Jerome lächelte unter s<strong>ein</strong>em Bart und<br />

holte <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Päckchen heraus:"Nun, weil wir nicht wussten, was ihr noch<br />

gebrauchen könntet, haben wir uns auf das Einfachste besonnen. Als Erde und die<br />

Sektoren wieder ver<strong>ein</strong>t waren, sind Marjah und ich losgeflogen um <strong>ein</strong> paar kl<strong>ein</strong>e<br />

Dinge für unser Geschenk zu sammeln." Jerome reichte ihr das Paket und sie und<br />

Thorsten öffneten es. Vier kl<strong>ein</strong>e Broschen lagen darin. Eine war <strong>ein</strong> in Plastik<br />

<strong>ein</strong>gehülltes Efeu-Blatt mit silbernen Fäden an den Blattadern...wie diese Kugel von<br />

damals. Eine kl<strong>ein</strong>e Phiole mit diesem klaren Moorwasser wo sie die blaue Kugel<br />

hin<strong>ein</strong>geworfen hatte. Die Phiole war in <strong>ein</strong>em kobaltblauem Broschen-Aufbau<br />

<strong>ein</strong>gefasst, dem selben Blau wie das der blauen Kugel. Eine goldene Sonnen-Brosche<br />

und <strong>ein</strong>e verworrene Brosche, in weiß, die wie Winde mit Sternen aussah. Es waren<br />

schön gearbeitete Stücke und Jarin lächelte glücklich.<br />

Dann kamen Simaneas und Lasmios mit ihrem Geschenk. Lasmios holte <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e<br />

Schatulle hervor. Mit <strong>ein</strong>er Kralle öffnete Simaneas die Schatulle, die ihr Partner in den<br />

Klauen hielt und nahm die beiden kl<strong>ein</strong>en Dinge heraus. Jarin konnte zuerst nicht<br />

erkennen, was es war, aber dann sprach Lasmios los:"Dassss ssssind Talisssssmane,<br />

wenn sssichhhh bei euchhhh Nachhhhwuchssss <strong>ein</strong>ssstellt. Sssssie sssind vielleichhht<br />

k<strong>ein</strong>e sssolchhhen Sssuper-Ssssysssteme wie Thorssstenssss Wächhhhter...und wir<br />

hätten auchhh nichhht gewusssst, wo wir ssso wasssss tollessss hätten herbekommen<br />

sssollen, aber ssssie kommen von den achhhhtzsssehn Herzsssen unsssserer kl<strong>ein</strong>en<br />

Familie." Die beiden kl<strong>ein</strong>en, klitzernden Schmuckstücke waren an kl<strong>ein</strong>en Kettchen<br />

aus Gold angebracht und formten <strong>ein</strong> seltsames Gebilde, dass wie <strong>ein</strong>e Art Pflanze<br />

aussah, die um <strong>ein</strong>en Edelst<strong>ein</strong> gewachsen war...es war hübsch und in Anbetracht der<br />

Tatsache, das Jarin ja schon zwei Kinder in sich trug, machte dieses Geschenk noch<br />

schöner. Sie lächelte und legte die Hand auf den Bauch:"Danke, ihr beiden." "Gern<br />

gesssschhhhehen."<br />

Sor und Jien lächelten nervös und kratzten sich jeweils hinter <strong>ein</strong>em ihrer Ohren. Sor<br />

schien deutlich ängstlich zu s<strong>ein</strong> und sah sie und Thorsten an:"Nun, da wir noch nicht<br />

all zu viele Traditionen der Menschen kennen, ich <strong>ein</strong> auf Gewalt gedrillter Soldat war<br />

und Jien früher froh war, wenn sie den Tag überstand, ohne zu verhungern...wissen<br />

wir nicht, ob unser Geschenk in eure Gesellschaft passt. Es...es ist <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Messer...nicht dazu gedacht, jemanden zu verletzen. Es ist früher dagewesen, um<br />

Halme und Schilf zu schneiden und daraus <strong>ein</strong> Haus zu fertigen. Es ist wirklich nur<br />

kl<strong>ein</strong>, etwa fünf Zentimeter lang. Es soll Glück über Haus und Hof des Besitzers<br />

bringen, an den man es verschenkt." Sor hielt ihr das kl<strong>ein</strong>e Messer entgegen, dass in<br />

<strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Scheide aus bunten Federkielen steckte. Der Griff war größer als das<br />

kl<strong>ein</strong>e Messer. Es war Handgemacht...die Beiden hatten wohl ihre Krallen zum<br />

schneiden der kl<strong>ein</strong>en Feder-Kiele und Stoff-Stücke verwendet. Die Materialien waren<br />

wohl alle nicht von ihrem Heimatplaneten, aber es sah hübsch aus...fast wie <strong>ein</strong><br />

indianisches Kunstwerk. Jarin fand es <strong>ein</strong>e wunderbare Idee und die Tatsache, dass sie<br />

so viele Glücksbringer zur Hochzeit bekamen, war doch schon mal <strong>ein</strong> gutes Omen.<br />

Sie zog das kl<strong>ein</strong>e Messer aus der Scheide und betrachtete die kl<strong>ein</strong>e Klinge aus Metall<br />

mit mehreren kl<strong>ein</strong>en Gravuren von Häusern aus Schilf. Sie lächelte und sah die<br />

beiden Shil'Crers glücklich an:"Es ist <strong>ein</strong> wunderschönes Geschenk, wie all diese<br />

herrlichen Talismane." Thorsten nickte:"Mit so viel Glück kann die Ewigkeit ja nur<br />

wunderbar werden." Delaia räusperte sich:"Ähem...wir haben ja auch noch <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Geschenk. Mama, Papa, Karlson und ich haben zusammengelegt und uns dann was<br />

überlegt."<br />

Ihre Mutter lächelte:"Wir waren auch etwas ratlos, was wir euch schenken<br />

konnten...daher haben wir uns für etwas entschieden, was wenigstens <strong>ein</strong>en idiellen<br />

Wert hat. Es ist nichts all zu Wertvolles, aber wir haben auch etwas dran gearbeitet.<br />

Rough hat uns geholfen, indem er es hergetragen hat." Rough lächelte doppelt, als er<br />

s<strong>ein</strong>e Einstiegs-Luke öffnete und mit <strong>ein</strong>em Greifstrahl <strong>ein</strong>e wunderschöne, antike<br />

Komode heraus holte, die er auf den Boden neben Thorsten und Jarin herab liess. Ein


paar Schnitzereien waren nachträglich in die Schubladen geritzt und mit <strong>ein</strong>em<br />

rustikalen Lack <strong>ein</strong>gearbeitet worden...es sah zumindest so aus, als wäre die Komode<br />

komplett restauriert worden.<br />

Jarin vergoss <strong>ein</strong>e Träne und fing sich wieder:"Oh, ich danke euch. Nun weiss ich<br />

auch, wo ich die anderen, wunderbaren Geschenke hinlege, so lange wir feiern." Jarin<br />

nahm die anderen Geschenke und legte sie dekorativ auf die Komode. Dabei nutzte<br />

sie die Chance, die Komode noch <strong>ein</strong>mal zu betrachten. Das Holz war etwas dunkel,<br />

aber es sah nicht finster, sondern warm und freundlich aus. Die Füsse sahen die<br />

Pfoten aus und die drei Schubladen hatten Messing-Griffe. Die Form der Komode war<br />

nicht gebogen, sondern gerade und gerichtet, rechteckig und -winklig. Es war <strong>ein</strong><br />

schönes, altes Möbelstück und die Glücksbringer sahen gut darauf aus.<br />

Nachdem Thorsten und sie noch <strong>ein</strong>mal jeden umarmt hatten, begannen sich<br />

Unterhaltungen auszubilden.<br />

Lasmios und Sor unterhielten sich über Fassaden-Bemalung, da Sor das Haus von ihm<br />

und Jien neu streichen wollte und <strong>ein</strong> paar Tipps von <strong>ein</strong>em Teladi haben wollte.<br />

Jien und Siren unterhielten sich angeregt über ihre Kinder. Rough unterhielt sich mit<br />

Karlson darüber, wie es war, als Schiff durch den Weltraum zu gleiten und die Sonne<br />

zu spüren. Simaneas unterhielt sich mit Delaia über Profit in <strong>ein</strong>em Super-Markt. Ihre<br />

Eltern unterhielten sich mit Jerome und Marjah. Die kl<strong>ein</strong>en Teladi spielten mit Lasse<br />

und Mike verstecken...jedoch nicht im Wasser, wofür Simaneas, in Rücksicht auf Lasse<br />

und Mike, sorgte. Jarin und Thorsten klinkten sich in die Unterhaltungen <strong>ein</strong>.<br />

Während der Feier hatten ihm alle erzählt, dass sie s<strong>ein</strong> Angebot der Lebenserhaltung<br />

gerne annehmen würden und er hatte es mit Freuden gehört.<br />

Nun lächelte Thorsten glücklich, als er s<strong>ein</strong>e Braut nach diesem wunderbaren Tag zu<br />

ihrem Haus im Norden brachte. Er hob sie hoch und inhalierte ihren wunderbaren<br />

Duft. Es war weniger das Parfüm, als diese natürliche Note, die sie inne hatte, die ihm<br />

so sehr gefiehl. Sie lächelte glücklich, als er sie auf die Arme nahm und mit s<strong>ein</strong>en<br />

Naniten die Tür öffnete. Jarin schlang ihre Arme um s<strong>ein</strong>en Hals und kuschelte sich an<br />

ihn. Stolz und glücklich trug er sie über die Schwelle ins Haus und küsste sie. Jarin<br />

streichelte ihm über's Haar:"Du kannst mich jetzt runter lassen...du siehst mich jetzt<br />

schon <strong>ein</strong>e halbe Stunde glücklich an." "Oh...ne halbe Stunde? Ich habe gar nicht<br />

bemerkt, wie die Zeit verging." Tatsächlich...er hatte s<strong>ein</strong>e Uhren überprüft und es<br />

waren etwa zweiunddreißig Minuten vergangen.<br />

Er setzte sie ab und sie gab ihm <strong>ein</strong>en innigen Kuss. Sie strich ihm über's Kinn, als sie<br />

sich langsam von ihm abwand:"Ich ziehe jetzt dieses wunderbare Hochzeitskleid aus<br />

und du löst d<strong>ein</strong>e Smoking-Gestalt auf. Und dann warte ich auf dich im Schlafzimmer.<br />

Nur so viel: Du wirst heute Nacht nicht der <strong>ein</strong>zige s<strong>ein</strong>, der nicht schläft." Er grinste<br />

und löste sich von<strong>ein</strong>ander, um s<strong>ein</strong>en menschlichen Körper freizugeben.<br />

Er wartete und Jarin rief ihn zu sich:"So, ich hab' zwar länger gebraucht, als du, aber<br />

jetzt bin ich bereit für dich." Er öffnete vorsichtig die Tür und lukte hin<strong>ein</strong>, bevor er<br />

sich her<strong>ein</strong> wagte. Jarin lag da, auf den samtenen Bettbezug und <strong>ein</strong>em Satin-<br />

Kissen...unbekleidet, mit <strong>ein</strong>er Rose im Mund und lächelte ihn sehr verführerisch an.<br />

Er zog s<strong>ein</strong> Abschirmfeld voll hoch, niemand sollte diesen wunderbaren und intimen<br />

Moment mitbekommen, ausser ihm und Jarin.<br />

Diese Hochzeitsnacht wäre wohl in die Geschichte der Menschheit <strong>ein</strong>gegangen, wenn<br />

jemand von ihr gewusst hätte. So aktiv wie sie Beide, war wohl nie <strong>ein</strong> Brautpaar<br />

zuvor gewesen.<br />

Als die Sonne aufging, lagen sie Arm in Arm im Bett und beobachteten, wie sich die<br />

Sonne hoch in den Himmel streckte, wobei sich das Morgenrot langsam lichtete.<br />

Jarin lächelte ihn müde an, <strong>ein</strong>e Haarsträhne hing ihr im Gesicht. Er strich das Haar<br />

beiseite, sie kuschelte sich an ihn und schlief <strong>ein</strong>.<br />

Manchmal wünschte er sich, mit ihr ins Land der Träume driften zu dürfen, doch das<br />

schob er nun beiseite. Er streichelte ihr duftendes Haar, während sie sanft und seelig<br />

in s<strong>ein</strong>en Armen schlief. Ein kl<strong>ein</strong>er, goldener Punkt blitzte unten am Bett auf und


ewegte sich, als Thorstens kl<strong>ein</strong>er Nanit die Decke hochzog, um Jarin zu zu decken.<br />

Thorstens Nanit verblasste wieder, als er damit getan hatte, was er tun wollte.<br />

Auch wenn er sich den Schlaf nicht erlaubte, schloss er die Augen und zog Jarin sanft<br />

an s<strong>ein</strong> Gesicht, um ihren warmen Atem zu spüren.<br />

Jarin wachte auf, nach <strong>ein</strong>er wunderbaren und erfüllten Hochzeitsnacht. Thorsten sah<br />

ihr direkt in die Augen und sie spührte s<strong>ein</strong>en warmen Atem. Sie lächelte glücklich und<br />

ausgeschlafen:"Du...du bist ja teils wirklich wie <strong>ein</strong>e Maschine." "Hehe, aber du hast<br />

gut mitgehalten. Du warst ja...also, ich denke mal, du erinnerst dich noch." "Und ob."<br />

Sie erinnerte sich daran und streichelte ihm über die Brust:"Du hättest nicht zufällig<br />

was gegen <strong>ein</strong> Frühstück?" Ihr Magen knurrte und Thorsten lächelte:"Oh, ich habe<br />

sogar schon in der Küche gewerkelt." Ein Tablett, etwa zwei Meter lang und vierzig<br />

Zentimeter breit, schwebte ins Schlafzimmer und stellte sich über Thorsten und ihr ab.<br />

Kl<strong>ein</strong>e Holzb<strong>ein</strong>e klappten aus dem Brett und es stellte sich quer auf die Matratze.<br />

Jarin und ihr Gatte setzten sich auf, um zu Frühstücken. Sie betrachtete das Angebot:<br />

Eine Waffel mit <strong>ein</strong>em Klecks Schokoladen-Creme, worauf <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Vanille-Eiskugel<br />

schmolz. Ein Glas Orangensaft war das Getränk und <strong>ein</strong> Muffin war die Nachspeise.<br />

Dazu gab es noch <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e, halbe Wassermelone, ohne Kerne, zum auslöffeln.<br />

Sie lächelte und gab ihm <strong>ein</strong>en Kuss:"Du machst alles so wunderbar." "Wenn ich es<br />

nur halb so wunderbar hinkriege, wie du bist, dann ist es perfekt." Sie umarmte ihn<br />

und sie begannen, sich gegenseitig zu füttern, wie Verliebte es machten.<br />

Nach dem Frühstück lächelte sie ihn seufzend an:"Thorsten?" "Ja, Schatz?" "Weisst<br />

du, ich habe eigentlich nichts mehr dagegen, wenn du m<strong>ein</strong>en Körper überwachst. So<br />

lange du dir unsere Kinder nicht vor mir ansiehst oder m<strong>ein</strong>e Gedanken liesst, kannst<br />

du gerne in m<strong>ein</strong>er Blutbahn treiben und m<strong>ein</strong>e Organe überwachen." "Warum auf<br />

<strong>ein</strong>mal der Sinneswandel?" "Nun, du bist m<strong>ein</strong> Mann und mir ging es sowieso nur<br />

darum, dass du die Kinder nicht vor mir erkennst, am Blutbild oder so. Nun, da wir es<br />

Beide wissen, ist es ja nicht schlimm, wenn du erkennst, dass in m<strong>ein</strong>em Blutbild<br />

Schwangerschafts-Anzeichen sind." "Also gut, ich passe gerne wieder auf d<strong>ein</strong>e<br />

Gesundheit auf. Und schon habe ich dich wieder geflutet."<br />

Nachdem sie aufgestanden waren und sich angezogen hatten, gingen sie zu dem<br />

Bächl<strong>ein</strong>, dass sie schon so oft besucht hatten. Sie lehnten sich an<strong>ein</strong>ander und<br />

beobachteten die Fische beim Schwimmen.<br />

Spät am Abend legte Jarin sich wieder schlafen und Thorsten wachte, wie immer, über<br />

sie.<br />

Wieder vergingen <strong>ein</strong> paar Wochen, in denen Jarin <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Bauch bekam. Sie<br />

war jetzt im dritten Monat und noch passten ihr ihre Klamotten <strong>ein</strong>igermaßen...auch<br />

wenn es nur die Kleidungsstückte waren, die Thorsten ihr damals gegeben hatte und<br />

die sich eh der Körperform anpassten.<br />

Thorsten würde morgen Geburtstag haben. Er feierte ihn schon seit Jahrhunderten<br />

nicht mehr und für ihn war der Tag nichts mehr Besonderes. Es ging ihm nur so durch<br />

den Kopf, als er das Frühstück für Jarin machte. Auch wenn er die Bemühungen und<br />

Ausflüge von Jarin, Rough, Siren und den Eltern s<strong>ein</strong>er Patenkinder auf deren<br />

Anweisung hin aus s<strong>ein</strong>en Sensor-Abtastungen entfernen sollte.<br />

Sie kam von hinten an ihn heran und lächelte ihn an:"Man sieht endlich was, oder?"<br />

"Ja, du hast <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Bäuchl<strong>ein</strong> bekommen." "Oh, ich freu mich schon so." "Auf die<br />

weitere Schangerschaft, ich weiss." "N<strong>ein</strong>, dieses mal m<strong>ein</strong>te ich, unsere Kinder in den<br />

Armen zu halten." "Darauf freue ich mich auch schon." "Du hast morgen Geburtstag,<br />

oder?!" "Ja...m<strong>ein</strong> 948-ster." "Freust du dich garnicht auf d<strong>ein</strong>en Geburtstag?" "Ich<br />

feiere m<strong>ein</strong>en Geburtstag seit etwa siebenhundert Jahren kaum." "Aber ich habe mir<br />

schon was für dich ausgedacht." "Wenn du mir gesagt hast, ich solle dich, Rough und<br />

Siren nicht aushorchen...oder eure Telefonate?" "Ja. Es ist wahrsch<strong>ein</strong>lich schon gar<br />

k<strong>ein</strong>e Überraschung mehr, aber wir haben uns Mühe gegeben." "Ich habe mich in den<br />

Räumen schön heraus gehalten, also habe ich nur <strong>ein</strong>e Ahnung, was ihr mir schenken<br />

wollt." "Na?" "Ihr wart bei Sappo, in der Diamond-Mall, auf der Erde in <strong>ein</strong>em


Einkaufszentrum und Lasmios war in <strong>ein</strong>em Teladi-Kunstzubehör-Laden. Dann habt ihr<br />

euch in Räumen getroffen und seit erschöpft wieder raus gekommen."<br />

Jarin lächelte ihn an:"Oh, aber wir müssen ja nicht in jedem Laden und Raum was für<br />

d<strong>ein</strong>en Geburtstag gemacht haben. Wir haben uns ja schon gedacht, dass du sonst<br />

schon alles weisst. Wir haben nicht überall was für dich gekauft." Das überraschte ihn<br />

nun schon...auch wenn er unglaublich schnell, viel und umfangreich denken<br />

konnte...so simple Dinge konnten ihn manchmal <strong>ein</strong>fach übersehen.<br />

Sie sah die Überraschung in s<strong>ein</strong>en Augen und kicherte triumpfierend, während sie<br />

sich <strong>ein</strong>en der Schinkenstreifen aus der Pfanne stibitzte:"Haben wir dich also doch<br />

dran gekriegt." "Aber die Kartons..." "Einige waren leer, andere waren voll...woher<br />

solltest du das ohne Sensor-Abtastung denn wissen?!" "Ihr...ihr habt mich echt dran<br />

gekriegt." "Aber vielleicht haben wir ja doch überall was gekauft...und nicht luschern,<br />

sonst werd' ich böse." "Seit Jahrhunderten mal wieder <strong>ein</strong>e Geburtstagsüberraschung.<br />

Da werde ich sie mir doch nicht <strong>ein</strong>fach so verderben." "Dann ist ja gut."<br />

Jarin setzte sich an den Tisch und er servierte ihr ihr Rührei. Er hatte sich mit s<strong>ein</strong>en<br />

Naniten <strong>ein</strong>en Muffin gemacht und aß ihn, während sie sich ihrem Rührei widmete.<br />

Jarin freute sich, dass sie etwas geschafft hatte, was nur wenigen im Universum<br />

vergönnt war: Sie hatte Thorsten überrascht. Oh wie sie sich auf den Geburtstag<br />

freute. Sie war sich ziemlich sicher, dass ihr Geschenk, das sie alle zusammen<br />

gemacht hatten, ihm gefallen würde. Sie war so glücklich, dass ihr Mann, der jeden<br />

Punkt im Universum von mittlerweile 50 Galaxien beobachten konnte, all s<strong>ein</strong>e<br />

Aufmerksamkeit auf sie richetete. Und kochen konnte er! Es schmeckte jedes<br />

mal...wie sie sich bei der Torte gestern abgerackert hatte, bis der Teig schmeckte. Sie<br />

lag da hinter ihm zurück...eigentlich lag sie in allem hinter ihm zurück. Um so mehr<br />

freute sie sich, dass sie ihn überraschen konnte und er sie als so wichtig erachtete,<br />

dass er es ihr ermöglichtete. Denn wenn er wollte, hätte er sich ja eh alles ansehen<br />

können...wahrsch<strong>ein</strong>lich kannte er auch die Hochzeitsgeschenke schon zuvor.<br />

Trotzdem freute er sich über jeden Augenblick wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Kind. Einer der Gründe,<br />

warum sie ihn liebte.<br />

Sie grinste ihn an:"Kannst du eben mal auf Taub bei mir und Sor stellen?" "Funk?" "Ja,<br />

den auch." "Gut...ich höre dich nicht mehr." "Thorsten?" Er blieb stumm und sah auf<br />

das Buch, das er las. "Thorsten!!!" OK, er war taub.<br />

Jarin aktivierte das Funkgerät in ihrem Kopf und verband sich mit dem Telefonnetz.<br />

Sie wählte Sor's und Jien's Anschluss und Jien ging ran:"Hallo?" "Ich bin's Jarin." "Du<br />

möchtest sicher Sor sprechen?!" "Jepp." "Gut, ich geb' ihn dir." Eine kurze Pause<br />

folgte:"Jarin?" "Hallo, Sor. Alles bereit?" "Ja, verpackt und bereit für morgen." "Rough<br />

weiss, wann er kommen soll?" "Ja, morgen früh um fünf." "OK, dann bis dann." "Bis<br />

morgen." Sie deaktivierte den Funk-Kanal und tippte Thorsten auf die Schulter und<br />

zeigte ihm den Daumen hoch. Er nickte und lächelte:"OK, ich hör' euch beide wieder."<br />

"Das ist gut. Gespannt auf morgen?" "Und ob...mit mir hat seit dreihundert Jahren<br />

k<strong>ein</strong>er mehr Geburtstag gefeiert." "So lange?" "Ich hatte ja Niemanden." "Warum hast<br />

du dich denn so isoliert?" "Weisst du noch, was du gemacht hast, als ich dich gerade<br />

vor den Söldnern gerettet hatte?" "Ich...ich habe mit Tellern nach dir geworfen." "Viel<br />

schlimmer war der Blick...wie Delajas Mutter letztens." Jarin erinnerte sich an den<br />

schmerzhaften Stich in ihr Herz, den dieser Blick ihr geschickt hatte:"Ich...ich habe<br />

dich...dich wirklich so angesehen?" "Ja...noch etwas verängstigter." Sie umarmte<br />

ihn:"Es tut mir leid...das muss weh getan haben." "Du hast es unendlich fach wieder<br />

gut gemacht." Er legte die Hand auf die kl<strong>ein</strong>e Beule in ihrem Bauch:"Ohne dich hätte<br />

ich auch Rough nicht wiedergefunden. Ich hätte nicht nur dich nicht, ich hätte auch<br />

Rough, Selaja und unsere beiden Kl<strong>ein</strong>en nicht." "Wegen diesem Blick hast du dich<br />

immer so isoliert?" "Ja...nur mit den Waisenkindern, die ich groß gezogen habe, habe<br />

ich m<strong>ein</strong>en Geburtstag gefeiert, wenn es bei ihnen in der Gesellschaft auch so üblich<br />

war. Für...für die war ich immer normal...die haben mich nie so angesehen." "Och<br />

m<strong>ein</strong> Armer." Sie umarmte ihn und er seufzte erleichtert:"Aber...aber jetzt habe ich


<strong>ein</strong>e große Familie...Freunde...alles so viel mehr, als ich mir je erträumt habe." "Und<br />

du bescherst mir auch so viel mehr. Aber morgen kriegst du trotzdem was zum<br />

Geburtstag." "Ich freue mich schon darauf." "Das heisst aber, dass du liegen bleiben<br />

musst, wenn ich morgenfrüh aufstehe." "Und ich soll m<strong>ein</strong>e Sensoren um euch alle<br />

taub stellen." "Jepp." "Gut, für dich mache ich das...aber m<strong>ein</strong> Gehör darf ich doch auf<br />

menschlichem Level anlassen, oder?" "Ja...und wenn du d<strong>ein</strong>e Augen menschlich<br />

anlassen willst, kann ich ja <strong>ein</strong>fach die Schlafzimmer-Tür zu machen." "Danke."<br />

"Wofür?" "Für Alles." "Ach du Süßer."<br />

Am nächsten Morgen weckte sie der Wecker um fünf Uhr morgens...sie gähnte und<br />

streckte sich, dann zog sie sich an, kämmte ihre Haare durch und gab Thorsten <strong>ein</strong>en<br />

Kuss. Er lächelte sie glücklich an und sie schloss die Tür hinter sich.<br />

Sie ging vor die Tür und da sah sie Rough heran fliegen...eigentlich war er nur <strong>ein</strong>e<br />

hellblaue Linie, die kurz vor dem Haus erstarrte und zum lächelnden Schiff wurde.<br />

Jarin pfiff und Cerberus, Claw, Reaper, Hunter und Rex kamen angerannt. Die Hunde<br />

hatten mittlerweile <strong>ein</strong> spezielles Fell, von dem der Dreck abfloss, wie von <strong>ein</strong>em<br />

Lotus-Blatt. Sie pustete kurz heftig, <strong>ein</strong> paar Lefzen schlackerten und dann waren die<br />

Hunde sauber. "Cerberus, m<strong>ein</strong> Junge, komm mal her." Schwanzwedelnd kam die<br />

Docke auf sie zu. Sie nahm ihm das alte, schwarze Leder-Halsband mit Nieten ab und<br />

ersetzte es durch <strong>ein</strong> anderes, schwarzes Leder-Halsband, das etwas freundlicher<br />

wirkte. Sie machte das Selbe bei den anderen Hunden und diese schnüffelten an ihren<br />

alten Halsbändern, die sie dann zerrissen. Dann kam, was sie befürchtet hatte. Rough<br />

trug mit Sor das Paket aus sich heraus...er hätte es auch all<strong>ein</strong> tragen können, aber<br />

bei der Größe waren vier Hände besser als Zwei.<br />

Sor stellte das Paket ab und sofort beschnupperten ihn die Hunde...er war der erste,<br />

freundliche Shil'Crers, dem sie begegneten. Sor wirkte etwas perplex...wie hätte es<br />

wohl <strong>ein</strong> Mensch gefunden, von vierb<strong>ein</strong>igen Versionen, die s<strong>ein</strong>er Art ähnlich waren,<br />

beschnuppert zu werden. Als Claw dann s<strong>ein</strong>en Kopf unter Sor's Schwanz schob und<br />

ihm am Hintern roch, sprang Sor beiseite:"Hey! Hörst du wohl auf damit!" Die Hunde<br />

waren überrascht, aber dank Thorstens Implantaten konnten sie ihn verstehen und<br />

liessen das Beschnuppern. Aber zu mögen schienen sie ihn.<br />

Kurz darauf zog sich <strong>ein</strong>e Linie am Horizont entlang, die sich zu Siren ausbremste.<br />

Siren landete lächelnd und dann stieg Siren mit Selaja auf dem Arm aus, dicht gefolgt<br />

von Selajas Schiffskörper in <strong>ein</strong>em Transport-Strahl und Jien mit Sio auf dem Arm.<br />

Dann glitt <strong>ein</strong> Tukan heran, aus dem Lasmios, Simaneas, Sabiros, Nolpillos, Karisas<br />

und Lannasas ausstiegen.<br />

Die Hunde beschnüffelten zuerst alle Teladi und die Kl<strong>ein</strong>en lachten zischelnd, als die<br />

Hunde sie ableckten. Sie zischelten nach <strong>ein</strong>er Weile:"Ssstop...Hundiesss..." Jarin sah<br />

Lasmios und Simaneas an:"Sie können jetzt neo-japanisch?" "Ja, tssshhhh, wir<br />

wollten Thorsssten heute damit überrasssschhen." "Mich habt ihr schon überrascht."<br />

"Hoffentlichhhh hat er ssssichhh daran gehalten, unssser Hausss nichhht zssu<br />

überwachhhen, sssonsst issst die Überrassschhhung hin." "Er hält sich schon an<br />

sowas."<br />

Auf <strong>ein</strong>mal wurde ihre Aufmerksamkeit auf Jien gelenkt, die von den Hunden umringt<br />

war...sie lächelte und hielt den Hunden Sio hin, nach dem sie ihre Hälse reckten.<br />

Cerberus schnupperte mit s<strong>ein</strong>em großen Kopf an Sio, der dabei so niedlich kicherte,<br />

während s<strong>ein</strong> Schwanz umher wirbelte. Cerberus riesige Zunge kam heraus und<br />

schlabberte Sio <strong>ein</strong>mal von unten nach oben ab. Sio's kl<strong>ein</strong>e Augen wurden ganz groß,<br />

dann lachte er und kuschelte sich an Cerberus' Kopf.<br />

Jien lachte und nahm Sio wieder hoch.<br />

Die Hunde begrüßten Rough und Siren...und Selaja natürlich auch. Sie waren irritiert,<br />

dass sowohl die Schiffe, als auch die "Menschen" jeweils gleich rochen. Dann<br />

schlabberten sie Selajas Schiffskörper ab. Selaja kicherte und streichelte die Hunde<br />

mit ihren Schleiern. Dann wurde es ihr langsam ungemütlich:"Däh...däh." Die Hunde<br />

sahen sie komisch an, dann legten sie sich <strong>ein</strong>fach neben sie und kuschelten sich an


sie. Das gefiel der Kl<strong>ein</strong>en nun wieder und sie schlief doppelt <strong>ein</strong>. Selaja genoss das<br />

wohl sehr.<br />

Als das Geschenk fertig aufgebaut war, ging Jarin zu Thorsten und grinste ihn<br />

an:"Mach' dich fertig, wir sind es auch."<br />

Thorsten lächelte:"Bin ich schon." Er warf die Decke beiseite und schwang sich aus<br />

dem Bett. Da stand er, herausgeputzt in s<strong>ein</strong>em weißen Hemd und Hose. Sie lächelte<br />

und zog ihn hinterher. Sie erreichten die Tür und er sah auf das verdeckte Geschenk.<br />

Selaja wachte auf und streckte sich nach ihrem Großvater:"Had...hadda" erklang das<br />

Ba<strong>by</strong> und "Giurrr..." das kl<strong>ein</strong>e Schiff. Siren griff mit ihrem Schleier zwischen die<br />

Hunde und unter Selaja. Sie hob Selaja zu Thorsten und diese kuschelte sich kurz an<br />

ihren Opa.<br />

Thorsten sah gespannt auf das abgedeckte Geschenk.<br />

Jarin ging zu dem Laken und enthüllte, was zwei Sachen waren: Eine Rückenlehne,<br />

selbst gebaut und reichlich verziert, damit er sich nicht immer gegen die Wand lehnen<br />

musste, wenn er neben ihr wachte, und <strong>ein</strong>e bestickte Decke, damit er sich zudecken<br />

konnte. Ihm lief <strong>ein</strong>e Freudenträne herab und betrachtete s<strong>ein</strong>e Geschenke:"Eine<br />

Rückenlehne?! Und...und <strong>ein</strong>e handgemachte Decke?! Oh...das...das ist so<br />

wunderbar."<br />

Das waren herrliche Geschenke. Die Decke war mit Sternenkarten bestickt...sehr f<strong>ein</strong><br />

und schön. Und die Rückenlehne...es war etwas so banales, aber die Tatsache, dass<br />

Jarin daran gedacht hatte, dass er Nachts neben ihr immer an der Wand lehnte und<br />

das ihm vielleicht unbequem s<strong>ein</strong> könnte, war schon <strong>ein</strong> wunderbares Geschenk. Und<br />

wie viel Mühe da drin steckte: Ganz f<strong>ein</strong>e Knoten, Nähte, Schr<strong>ein</strong>er-Arbeiten und alles<br />

herrlich ausgepolstert. F<strong>ein</strong>ste Seide, edelstes Kunstholz -sie hatten daran gedacht,<br />

wie er das Leben liebte- kl<strong>ein</strong>e, abgerundete Nieten...es war <strong>ein</strong> wundebares Stück.<br />

Er umarmte sie alle nach<strong>ein</strong>ander, Rough's und Sirens Schiffskörper mit s<strong>ein</strong>en<br />

Auroren.<br />

Dann watschelten die kl<strong>ein</strong>en Schlüpflinge auf ihn zu, s<strong>ein</strong>e Patenkinder. Sie stellten<br />

ihre Schuppenfinnen auf und dann zischelten sie los:"Happy Birthssssday to you,<br />

happy birthssssday to yoouu. Happy birthssssday lieber Thorssssten, happy<br />

birthssssday to you." Karisas watschelte hervor:"Allessss Gute, Onkel." Alle kamen sie<br />

nach<strong>ein</strong>ander hervor:"Allesss Gute." "Viel Gessssundheit." "Allessss Glück desss<br />

Allssss." Er umarmte alle Vier auf <strong>ein</strong>mal, für <strong>ein</strong>en menschlichen Körper <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>faches<br />

Manöver. Die kl<strong>ein</strong>en rieben ihre Köpfe an ihm und die Schuppenfinnen flatterten ihm<br />

durch's Gesicht, wie <strong>ein</strong>e schuppige Version <strong>ein</strong>es Kakadu-Kamms. Er liess sie wieder<br />

<strong>ein</strong> Stück los und lächelte sie alle mit<strong>ein</strong>ander an:"Ihr könnt jetzt neo-japanisch!?"<br />

Sabiros schleckte sich über das linke Nasenloch:"Mama und Papa haben essss unsssss<br />

beigebrachhhht." "Oh m<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>en Patenkinder." Er drückte sie erneut an sich und<br />

lächelte stolz:"Ich bin so stolz auf euch." "Danke. Dürfen wir jetzsst wieder laufen?"<br />

"Natürlich. Ich will euch ja nicht gefangen nehmen." Er liess die Schlüpflinge los und<br />

die Kl<strong>ein</strong>en wuselten wieder umher.<br />

Er umarmte Jarin:"Ihr habt mir so <strong>ein</strong>en wunderbaren Geburtstag beschert." "Es ist ja<br />

noch nicht vorbei, wir haben gerade erst <strong>ein</strong>mal morgen und jetzt werden wir erst<br />

<strong>ein</strong>mal frühstücken. Rough, bringst du sie dann raus?" "Ja, kommt sofort." Ein<br />

Greifstrahl mit <strong>ein</strong>em mittelgroßen Paket kam heraus geschwebt und Jarin erstellte<br />

mit ihrem Materie-Erzeuger <strong>ein</strong>en Tisch mit genügend Plätzen für alle Anwesenden.<br />

Rough stellte das Paket ab und Jarin nickte Thorsten zu.<br />

Überrascht ging er zu dem Paket und öffnete es:"Eine Erdbeer-Torte! Oh, die ist ja<br />

köstlich!" Jarin lächelte ihn an:"Du hast mit d<strong>ein</strong>en Naniten gekostet?" "Ja...ich sollte<br />

ja nur Pakete nicht scannen." "Ist schon gut. Willst du sie dann nicht anschneiden,<br />

damit wir alle probieren können und die sie mit d<strong>ein</strong>er echten Zunge schmeckst?"<br />

"Sicher." Thorsten ballte sich zu <strong>ein</strong>em Messer, griff sich und schnitt die Torte in 17<br />

Stücke. Selaja und Sio konnten sowas ja schliesslich noch nicht essen. Er sah auf<br />

Rough's und Sirens Schiffskörper und dann auf das kl<strong>ein</strong>e Kuchenstück vor ihm.


Er sah sich um:"Es stört doch niemanden, wenn ich die Stücke für Rough und Siren,<br />

zumindest für ihre Schiffskörper, vergrößere?" Jarin schüttelte den Kopf:"N<strong>ein</strong>, mach<br />

nur, sonst müssen sich die Beiden ja mit ner Zahnfüllung abgeben." Thorsten addierte<br />

den Teig in zusätzlicher Form, fügte mehr Sahne, Schokosplitter und Erdbeeren hinzu.<br />

Dann sahen die Stücke aus, wie riesige Erdbeertorten-Stücke, mit normalen<br />

Erdbeeren. Rough und Siren lächelten:"Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast."<br />

"Das war doch k<strong>ein</strong>e Mühe. Ich freue mich, wenn an m<strong>ein</strong>em Geburtstag alle was vom<br />

Kuchen haben."<br />

Thorsten nahm den ersten Bissen und im Mund schmeckte es noch besser. Nachdem<br />

er hinuntergeschluckt hatte, sah er sich in der Runde um:"Wer hat die Torte denn<br />

gebacken?" Jarin lächelte:"Ich, nach <strong>ein</strong>em alten, deutschen Rezept. Ich wollte dir<br />

damit <strong>ein</strong> bisschen Heimat hierher bringen." Thorsten war geschmeichelt, musste aber<br />

wiedersprechen:"M<strong>ein</strong>e Heimat ist hier, wo m<strong>ein</strong>e Familie ist." Alle lächelten<br />

geschmeichelt.<br />

Er steckte sich noch <strong>ein</strong>en Bissen in den Mund, kaute und schluckte das Gebäck<br />

herunter:"Aber trotzdem ist sie genial gemacht." Jarin wurde rot und lächelte<br />

geschmeichelt.<br />

Nachdem jeder s<strong>ein</strong>e Torte verputzt hatte, Rough und Siren waren mit ihren<br />

Kraftfeldgeneratoren mittlerweile sehr geschickt und konnten gut mithalten, gingen<br />

die, die von der Körpergröße dazu in der Lage waren, ins Haus hin<strong>ein</strong>.<br />

Alle sahen sich um, als hätten sie <strong>ein</strong> Museum oder sowas betreten...die Reaktion war<br />

wohl zu erwarten gewesen, wenn es s<strong>ein</strong> Haus war. Die Frage geisterte wohl jedem<br />

hier im Kopf herum:'Wie lebt Thorsten wohl?' Nun sahen sie sich um: Ein Picasso, den<br />

man mal wegschmeissen wollte, als Museen nach dem Xenon-Krieg als Notunterkünfte<br />

genutzt wurden, weil sie oft noch stehen geblieben waren. Ein Haus voller Bilder und<br />

Skulpturen war in den Kameras <strong>ein</strong>es Computers k<strong>ein</strong> strategisches Ziel, daher blieb<br />

der Louvre zum Beispiel zur Hälfte stehen.<br />

Nun hatten alle sich den Picasso in der Vakuum-Kammer angesehen und betrachteten<br />

die anderen Dinge, die er vor dem Verfall gerettet hatte: Ein Flaschenschiff von<br />

s<strong>ein</strong>em Trip zum Hamburger-Hafen, <strong>ein</strong>e Kuckucks-Uhr aus dem Schwarzwald, <strong>ein</strong><br />

Maßkrug von <strong>ein</strong>em Oktoberfest, <strong>ein</strong> paar uralte Dekorationsgegenstände. Fotos von<br />

damals, als er beim Aufbau geholfen hatte, von s<strong>ein</strong>en Studien...und jeweils <strong>ein</strong> Foto<br />

von s<strong>ein</strong>en verschiedenen Gestalten. Lasmios zeigte auf s<strong>ein</strong>e Thorneos-<br />

Gestalt:"Damalssss hasssst du genau sssso aussssgesssehen?" "Ja, als ich dich und<br />

Lasa abgeholt habe, war k<strong>ein</strong>er in der Nähe, der mich hätte erkennen können." "Ja,<br />

Lasssa quasssssselt oft davon, wie ssssie sssichhhh erssschhhhreckt hat, alsssss du<br />

dichhhhhh verwandelt hasssst." "Ich weiss." "Dann weisssst du ssssichhher auchhhh<br />

von Bado." "Ja...ihr Nachbar und ihr Gefährte." "Tshhshssh, genau."<br />

Sie setzten sich an den Tisch und begannen, sich zu unterhalten.<br />

Thorsten bekam Sio in die Arme gelegt, als Jien m<strong>ein</strong>te, er müsste s<strong>ein</strong> Patenkind mal<br />

halten. Er hielt den Kl<strong>ein</strong>e in den Armen und der Mini-Shil'Crers streckte s<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>en<br />

Hände nach ihm aus, spielte mit s<strong>ein</strong>er Nase und kuschelte sich dann an s<strong>ein</strong> Gesicht,<br />

wobei der Schwanz umher wirbelte. Er lächelte und auch das kl<strong>ein</strong>e Maul von Sio<br />

formte <strong>ein</strong> Lächeln. Dann schlief der Kl<strong>ein</strong>e in s<strong>ein</strong>en Händen <strong>ein</strong>. Thorsten wog den<br />

kl<strong>ein</strong>en Welpen etwas in s<strong>ein</strong>en Armen und dann kam das, was er an der<br />

Darmspannung des Kl<strong>ein</strong>en schon vorrausgesehen hatte:"Pflarz, pfröp-furrrzzz." Der<br />

Kl<strong>ein</strong>e Fell-Ball wachte auf und w<strong>ein</strong>te. Jien sah ihn mit entschuldigenden Augen<br />

an:"Tut mir leid, gib ihn mal her, ich wickele ihn eben, dann kannst du ihn noch mal<br />

halten." Thorsten lächelte:"Das kann ich doch auch eben machen. Mit m<strong>ein</strong>en Naniten<br />

ist das auch nicht anders, als würde ich sonstige Materie verändern. Ich löse s<strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong>es, braunes Geschäft <strong>ein</strong>fach in Luft auf." Jien schien beruhigt:"Gut, dann eben<br />

so." Mit <strong>ein</strong> paar Energie-Strahlen wandelte er die chemische Struktur des Windel-<br />

Pups' in Sauerstoff und Stickstoff auf. Ein laues Lüftchen wehte durch die Windel des<br />

kl<strong>ein</strong>en Sio und dieser schluchzte nur noch etwas. Thorsten lächelte in die Stupps-


Schnauze und wischte mit <strong>ein</strong>em Finger die Tränen aus dem Fell. Dann stippste er<br />

dem Kl<strong>ein</strong>en auf die schwarze Nase und dieser kicherte wieder. Er reichte den kl<strong>ein</strong>en,<br />

gut gelaunten Wonneproppen zurück zu s<strong>ein</strong>er Mutter und lächelte.<br />

Rough sah ihn mit amüsiert fordernder Geste an:"Na, da musst du d<strong>ein</strong>e Enkelin aber<br />

auch mal auf den Arm nehmen." Rough reichte ihm Selaja und er hielt sie in den<br />

Armen.<br />

Mit ihren großen, metallic-blaugrünen Augen sah sie ihn kichernd an. Er erinnerte sich<br />

daran, was viele Kinder im Universum mochten. Thorsten senkte den Kopf, legten den<br />

Mund auf das kl<strong>ein</strong>e Bäuchl<strong>ein</strong> und pustete. Mit <strong>ein</strong>em pupsartigen Geräusch wurde<br />

der ganze Bauch von s<strong>ein</strong>em Pusten erwärmt und Selaja kicherte wie wahnsinnig vor<br />

Freude. Die kl<strong>ein</strong>en Ärmchen und B<strong>ein</strong>chen wedelten durch die Luft.<br />

Nun streckte <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Schiff, das genau so Selaja war, ihre Schleier nach ihm aus.<br />

Er lächelte und hob sie mit s<strong>ein</strong>en Naniten an. Er hielt sie sich so vor, dass der<br />

Schiffsbauch vor s<strong>ein</strong>em Gesicht war. Zwar erstreckte sich der propere Rumpf fast so<br />

lang, wie die Couch auf der er saß, aber für ihn war es s<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Enkelin...auch<br />

wenn sie mehr wog als s<strong>ein</strong> menschlicher Körper. Nun pustete er abwechselnd die<br />

Bäuche s<strong>ein</strong>er Enkelin und mit beiden Körpern stiess sie niedliche Laute der Freude<br />

aus.<br />

Er hätte es ja damals auch mit s<strong>ein</strong>en Patenkindern gemacht...aber Teladi-Haut war<br />

dafür nicht geeignet und er hätte ihnen nur auf den Rest des Dottersacks gepustet,<br />

was ebenfalls eklig für die Schlüpflinge gewesen wäre.<br />

Schleier und Ba<strong>by</strong>-Arme ergriffen s<strong>ein</strong>en Kopf und zwei Köpfchen kuschelten sich an<br />

ihn. Er wäre b<strong>ein</strong>ahe zerflossen.<br />

Jarin betrachtete Thorsten, wie er sich liebevoll um s<strong>ein</strong>e Enkelin und s<strong>ein</strong>en "Paten-<br />

Welpen" kümmerte, und war froh, dass er so gut mit Kindern konnte. Er würde wohl<br />

<strong>ein</strong> toller Vater werden. Sie lächelte und drehte sich zu Simaneas, die sie von der<br />

Seite antippte:"Wie fühlt essss ssssichhhhh eigentlichhhh an, wenn dassss Kind<br />

ssssichhhh in dir bewegt?" "Da fragst du besser Jien oder Siren. Ich bin erst im dritten<br />

Monat, ab dem fünften Monat bewegt sich <strong>ein</strong> Kind erst. Ihr legt eure Eier schon so<br />

fest, dass ihr das nicht spüren könnt?" "Nun, die kl<strong>ein</strong>en Sssschhhlüpflinge hängen am<br />

Dotter und kommen nichhhht bisss an die weichhhere Eierssschhhhale." "Also hast du<br />

die Vier nicht <strong>ein</strong>mal gespürt, wenn sie sich bewegt haben?" "N<strong>ein</strong>, dassss isssst sssso<br />

bei <strong>ein</strong>er Teladi-Ssschwangersssschhhaft. Aber dafür mussssste ichhhh nur kl<strong>ein</strong>e Eier<br />

ausssspresssen und k<strong>ein</strong>e ganzsssen, ausgewachsssenen Köpfe...ihr Sssäuger habt<br />

m<strong>ein</strong> Beileid. Und die Plazsssenta." "Ja...ich bin auch schon etwas nervös...ich muss ja<br />

zwei Köpfchen rauspressen." Thorsten lächelte:"Ein Glück für uns anwesende Männer,<br />

dass wir den Kuchen schon gegessen haben, bevor ihr dieses Thema angeschnitten<br />

habt."<br />

Jarin betrachtete Lasmios, Sor und Rough, deren Gesichtsausdruck sich leicht ins<br />

schlechte verwandelt hatte. Schlecht im Sinne von...kotzen. Sie beherrschten sich<br />

noch und langsam verschwand der Gesichtsausdruck wieder. Jarin sah die Drei<br />

an:"Was ist denn? Was ist daran so schlimm, von <strong>ein</strong>er Geburt zu reden?" Rough<br />

kratzte sich hinterm Kopf:"Nun...für euch war es jeweils sicher schwerer als für<br />

uns...aber...nun...wenn man sich an das ganze Fruchtwasser und die Nachgeburt<br />

erinnert...nun...das ist, harmlos gesagt, unappetitlich." Jarin verzog <strong>ein</strong>e<br />

Augenbraue:"Nun, ich hab's erst vor mir, aber...ich glaube mal, für euch war es nicht<br />

so schlimm, wie die Wehenschmerzen für die Drei." Sor kratzte sich am Ohr und<br />

schüttelte den Kopf:"Das wollen wir ja auch garnicht behaupten...nur das es<br />

unappetitlich war, stimmt schon." Siren verzog das Gesicht:"Im eigenen Fruchtwasser<br />

aufzuwachen ist viel unappetitlicher, als <strong>ein</strong>e Plazenta zu sehen." Rough sah sie nervös<br />

an:"Siren, als wir biomechanisch geworden sind, habe ich bei dir den aufgerissenen<br />

Rücken mit den arbeitenden Organen gesehen, während ich wusste, dass bei mir auch<br />

gerade der Rücken aufriss...glaub' mir...das war das Einzige, was unappetitlicher war,<br />

als die Plazentas, die bei Selaja aus dir gekommen sind." Jarin konnte sich vorstellen,


was Rough m<strong>ein</strong>e und sie sah auf Thorsten:"So Thorsten, du als <strong>ein</strong>er, der sich mit<br />

Biologie ziemlich gut auskennt, was ist ekliger?" "Nun...auch wenn ihr mich jetzt für<br />

<strong>ein</strong> Monster haltet, aber ich habe mal <strong>ein</strong>en Teladi-Piraten, der <strong>ein</strong> paar kl<strong>ein</strong>e Kinder<br />

gequält und deren Mütter mit s<strong>ein</strong>en Kumpanen getötet hat, ziemlich weit abgehäutet,<br />

damit er sich überlegte, ob er sowas noch mal tut. Nun, ich habe die Haut aber wieder<br />

hergestellt." Die beiden erwachsenen Teladi schluckten schwer und Thorsten fuhr<br />

fort:"In den Xenon-Kriegen habe ich mehrere Soldaten, deren kompletter Eingeweide-<br />

Sack aus <strong>ein</strong>er Branntwunde am Bauch hing, gesehen und behandelt. Ich habe das<br />

Zeug auch wieder zurück gestopft." Jarin wurde langsam grün, wie Nolpillos es von<br />

Natur aus war. Die Schlüpflinge konnten sie alle nicht hören, sie spielten mit den<br />

Hunden im Wald. Dann schloss Thorsten ab:"Aber ich muss schon sagen, dass selbst<br />

mir ne Gänsehaut über den Rücken gleitet, wenn ich an <strong>ein</strong>e Geburt denke...mit der<br />

Plazenta und dem Fruchtwasser." Jarin legte den Kopf schief:"Und wieso?" "Nun...alle<br />

Organe haben Substanz und <strong>ein</strong>e wichtige Funktion...aber wenn die Plazenta erst<br />

<strong>ein</strong>mal geboren ist, ist sie eigentlich nur noch Glibber mit viel organischen<br />

Schadstoffen. Die Zellen, die noch funktionieren, kann man für Organ-Reproduktion<br />

nehmen. Aber die Schmerzen...nun sie sind bei Frauen durchaus schlimm, aber als ich<br />

damals in zwei Hälften geschossen wurde, war der Stresslevel im Körper höher." Jarin<br />

sah ihn geschockt an:"Wann wurdest du denn in zwei Hälften geschossen?" "Kurz<br />

bevor ich dich getroffen habe, von <strong>ein</strong>em Schiff des Bundes der Alten...es tat ziemlich<br />

weh. Ich erinnere mich noch an dieses schwarze Schmerzloch, in dem ich gesteckt<br />

hatte, als ich dieses energetische Virus hatte...davon habe ich zwar k<strong>ein</strong>e<br />

Sensoraufzeichnungen, aber es war noch schlimmer als damals. Oder Sor's Neuro-<br />

Level, als ich ihn virtuell kastriert habe...auch nicht gerade sehr gering." Jarin wurde<br />

langsam schlecht und sie vermutete, dass alle anwesenden Frauen mittlerweile, wie<br />

sie selbst, <strong>ein</strong>en Einblick darin bekamen, wie sich die Männer bei dem Gespräch über<br />

Geburt und Plazenta gefühlt hatten. Sie lächelte angewiedert:"OK...ich habe langsam<br />

begriffen, wie ihr euch fühlt, wenn wir über Geburt sprechen...und Thorsten...an<br />

d<strong>ein</strong>em Geburtstag: Ich bitte dich...wenn ich mit dir auf Reisen bin, kann ich das ja<br />

ganz gut ertragen, wenn du die Wesen...radikal belehrst, aber so, wenn ich mir das<br />

vorstellen muss...ohne den Hintergrund, so wie bei euch die Vaterschaft der<br />

Hintergrund ist, wenn ihr bei <strong>ein</strong>er Geburt dabei seid...dann dreht sich mir der Magen<br />

um. Wenn ich diesen Zorn im Bauch habe, wie du ihn dann hast, dann ist das für mich<br />

in Ordnung...aber d<strong>ein</strong>e Beschreibungen von Verletzungen, die treiben mir die<br />

Übelkeit in den Magen." Er lächelte:"OK, ich werde nicht mehr davon sprechen. M<strong>ein</strong>e<br />

Absicht habe ich ja erreicht, ihr habt euch vorgestellt, was ich m<strong>ein</strong>e, während wir<br />

Männer uns dass immer bei euch vorstellen müssen. Mir macht's nicht mehr so viel<br />

aus, weil ich schon hundertfünf Entbindungen durchgeführt habe, aber m<strong>ein</strong>e lieben<br />

Geschlechtsgenossen hier, können das noch nicht so leicht verkraften." Simaneas, die<br />

wohl immer noch den gehäuteten Teladi vor Augen hatte, zischelte:"OK...dassss mit<br />

der Plazsssenta und dem Dotter war wohl etwassss zssu viel...aber über'ssss<br />

Gebähren...issssst dassss OK für euchhhhh Männer?" Sor, Rough und Lasmios nickten.<br />

Thorsten lächelte:"OK, dann hätten wir das ja. Wer möchte Chips?"<br />

Eben war noch allen Schlecht, aber nun grinsten doch alle und hoben die Arme. Das<br />

Eklige war vergessen und alle knabberten lachend ihre Kartoffel-Chips.<br />

Auch die Schlüpflinge bekamen welche und sie aßen sie mit äussersten Appetit.<br />

Danach bekamen die drei Babies, wovon zwei Selaja waren. Die Flasche. Selaja<br />

nuckelte an den Gummi-Saugern und Sio tat es ihr gleich, allerdings hatte er nur<br />

<strong>ein</strong>en Körper.<br />

Es war <strong>ein</strong> wunderbarer Tag und am Abend, nachdem zuletzt auch Siren, Rough und<br />

Selaja weg waren, gingen sie und Thorsten zu Bett. Er lächelte und stellte sich die<br />

Rückenlehne an die Wand, dann kuschelte er sich in das Geschenk und lächelte sie<br />

glücklich an:"Das habt ihr herrlich bequem gemacht." "Rough hat Probe gesessen, er<br />

ist dir, auch vom Körper her, sehr ähnlich." "Dann schlaf mal schön, ich passe auf euch


drei auf." "Danke..." Dann war sie weg.<br />

Diese Rückenlehne war wirklich herrlich bequem. Es war wirklich seltsam, dass Rough<br />

ihm so sehr glich...schliesslich hatte er ja nur s<strong>ein</strong> Basis-Programm geschrieben, aus<br />

dem er hervorgegangen war. Wie <strong>ein</strong> Spiel des Schicksals. Ohhh war das<br />

kuschelig...s<strong>ein</strong>e Familie hatte wirklich beste Arbeit geleistet. <strong>Fast</strong> wäre er verleitet<br />

gewesen, zu schlafen...aber er konnte ja wenigstens s<strong>ein</strong>em menschlichem Körper<br />

den Schlaf gönnen. Er kuschelte sich in die Rückenlehne, schloss die Augen und liess<br />

s<strong>ein</strong>en Körper in den Sch<strong>ein</strong>schlaf verfallen. Wie sich s<strong>ein</strong> Körper entspannte, war<br />

enorm.<br />

Er überwachte Jarins Kreislauf...sie machte sich gut in ihrer Schwangerschaft, alle<br />

Werte waren auf dem Optimum.<br />

Sie kuschelte sich an ihn und seufzte glücklich. Er war so unglaublich stolz und die<br />

Freude in ihm war gigantisch.<br />

Eine Woche verging, in der er sich kaum erinnern konnte, jemals glücklicher gewesen<br />

zu s<strong>ein</strong>.<br />

Dann, die Hunde lagen gerade vor dem Kamin und er und Jarin saßen auf der Couch,<br />

keuchte er auf, als er die siebenundfünfzigste Galaxie erreichte und <strong>ein</strong>en ihrer<br />

Spiralarme...das...das konnte es doch nicht geben! Wie...wie konnte diese<br />

Gesellschaft das überhaupt erdulden?! Wie konnte man so dumm s<strong>ein</strong>?!!<br />

Jarin tippte ihn an, als sie s<strong>ein</strong>en geschockten Gesichtsausdruck sah:"Thorsten, was<br />

ist?" "Ich...ich habe gerade <strong>ein</strong>en Planeten entdeckt...<strong>ein</strong> grauenhaftes Erlebnis!" "Was<br />

ist denn?" "Dort...dort sind zwei Lebensformen gleichzeitig entstanden...<strong>ein</strong>e etwas<br />

größer als die anderen...sie sind säugetierartig...aber...aber...oh n<strong>ein</strong>..." "WAS?!" "Die<br />

größere Art kann die Sprache der Kl<strong>ein</strong>eren nicht verstehen...bis vor kurzen zumindest<br />

und die, die das nicht wollen, publizieren das nicht <strong>ein</strong>mal. Es...es gibt <strong>ein</strong>en Handel<br />

auf diesem Planeten, der die kl<strong>ein</strong>ere Art...als Sklaven-Vieh verkauft." "Was?!"<br />

"Nicht nur das...das ist dort <strong>ein</strong>e Art Hob<strong>by</strong>, so wie bei uns Angeln oder Jagen! Die<br />

Kaufen sich die Wesen, wie damals die Amerikaner ihre Sklaven, zum Vergnügen!<br />

Kinder...alte Wesen und Kräftige...es ist abartig!" "Das...das ist ja schrecklich! Was<br />

machen wir denn jetzt?" "Im Moment befinden wir beide uns eh in <strong>ein</strong>er Zeitblase, wir<br />

bewegen uns milliarden mal schneller als alles andere im Universum." "Damit du mit<br />

mir reden kannst, ohne dass dort mehr Grauen geschieht." "Ein Glück haben wir<br />

zumindest...sie haben da so <strong>ein</strong>e Abart der <strong>Fast</strong>enzeit...in <strong>ein</strong>er Woche etwa, werden<br />

sie aber wieder anfangen und dann mit <strong>ein</strong>em Fest voller Abartigkeiten, wie<br />

Treibjagden oder Katapult-Zielschiessen. Im Moment wird nur an <strong>ein</strong>em Ort Grauen<br />

gemacht, in <strong>ein</strong>er Versuchsstation für die Chemie-Industrie." "Wir müssen sofort da<br />

hin! Nehmen wir die Hunde mit, die können diese wiederliche Spezies zerfetzen! Wer<br />

Kinder foltert, hat das nicht anders verdient!" "Gut. Los Jungs, bei Fuss." Die Hunde<br />

standen auf und stellten sich in Hab-Acht-Position hin.<br />

Shiela schrie, nachdem sie ihre Tochter aus dem Käfig neben ihr geholt hatten. Sie<br />

hatte schon lange ihre eigene Lebenslust verloren...sie lebte nur noch für ihre Kl<strong>ein</strong>e,<br />

um sie nach den Folterungen zu trösten. Diese wiederlichen Pihetan hatten die<br />

Käfiggitter gerade so weit aus<strong>ein</strong>andergezogen, dass sie die Hand ihrer Tochter nicht<br />

erreichte. Auch mit ihren B<strong>ein</strong>en konnte sie sie nicht erreichen. Viel schlimmer, als<br />

jede Folter waren die Schreie ihrer Tochter aus dem Nebenzimmer, als sie sie mit den<br />

Instrumenten misshandelten. Shiela vergaß die Schmerzen an ihrem gehäuteten<br />

Unter-Arm und ihrem gebrochenem Horn-Schwanzfächer. Sie hämmerte gegen das<br />

Gitter, bis noch mehr ihrer Knochen brachen. In der Dunkelheit des Käfigs schluchzte<br />

sie.<br />

Tieta schrie nach ihrer Mami, als die großen Monster ihr die Haut vom Arm abzogen<br />

und ihre B<strong>ein</strong>e aufschlitzten, nachdem sie ihr <strong>ein</strong>e Spritze gegeben hatten...ganz<br />

langsam und es tat so weh. Sie w<strong>ein</strong>te und jammerte. Sie hatte so <strong>ein</strong>e Angst und es<br />

tat so weh...es war so grauenhaft, wie in ihren<br />

Alpträumen:"Maaaammmiiiiiii...aaaaauaaaaa...Maaaaaammmmmmiiiiii...bitteeeeheeee


...hilf mihiirrrhrrrr...bitte...m<strong>ein</strong> Arm...auuuaaaaa" Dicke Tränen kullerten aus ihren<br />

großen Augen und die Monster schoben ihr <strong>ein</strong>e glühende Nadel durch ihr Ohr.<br />

"Guck' mal, wie die quiekt. Das ist ja irre." "Man, dieses neue Schmerz-Serum macht<br />

aber ganz schön Dampf im ZNS." "Irgendwie schon seltsam..." "Komm' schon, das ist<br />

<strong>ein</strong> Tier." "Ja, aber die quieken immer so, wenn sie zu ihren Eltern wollen. Hast du das<br />

aus dem Forschungslabor für Computer gehört?" "Du m<strong>ein</strong>st, dass die Viecher hier ne<br />

Sprache haben und genau so intelligent sind, wie wir? Pah, Tredoko, das ist doch<br />

Quatsch. Sie dir das doch an: Ein Hornfächer als Schwanz, diese kl<strong>ein</strong>en Hornplatten<br />

als Augenbrauen und überhaupt k<strong>ein</strong>e Zähne, sondern so <strong>ein</strong> gewebe-überzogener<br />

Schnabel. So was ist doch nicht schlau."<br />

"Schlauer als ihr beide." "Was?! Oh Gott! Was sind das für Monster." Tredoko sah auf<br />

die großen Gestalten mit ganz langen Armen und B<strong>ein</strong>en...sie hatten k<strong>ein</strong>e Schwänze<br />

und unbehaarte Gesichter...und dann diese Bestien bei ihnen! Zwei riesige Monster,<br />

die ihm bis an die Stirn reichten und drei kl<strong>ein</strong>ere, die mit ihren fletschenden Zähnen<br />

wie Monster aus der Hölle aussahen. Die langen Schnauzen erinnerten ihn an die die<br />

aasfressenden Teros-Stiere.<br />

Die große Kreatur mit braunen Haar ging auf ihn zu...Tredoko reichte ihm gerade bis<br />

zum Hals. Das Wesen sah mit grauenhafter, schnauzenloser, wütender Fratze auf ihn<br />

nieder:"Diese Wesen sind klug wie ihr es seid. Rühre noch <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>es von ihnen mit<br />

der Absicht an, ihnen zu schaden, und du wirst brennen." S<strong>ein</strong> Kollege war<br />

unnachgiebig:"Pah, ich schlitz das Vieh jetzt auf, um die Leber zu untersuchen!"<br />

Seslor griff nach <strong>ein</strong>em Skalpell und hob es an. Das große Wesen sah ihn wütend<br />

an:"Ich hatte dich gewarnt!" Seslor fing Feuer und schrie. Er stand komplett in<br />

Flammen und von der plötzlichen Hitze platzte s<strong>ein</strong>e Haut. Es roch nach verbranntem<br />

Fell und Klamotten. S<strong>ein</strong>e Schreie erstickten, als das Feuer die Luft aus s<strong>ein</strong>en drei<br />

Lungensäcken saugte. Seslor brach zusammen und das Feuer erlosch, wie es<br />

gekommen war. Seslor zog sich über den Boden und schrie...s<strong>ein</strong>e Ohren waren<br />

weggebrannt und nur noch die Löcher im Schädel waren zu sehen. Überall an der<br />

Schnauze lukte unter verbrantem Gewebe der blaue Schädelknochen hervor. Tredoko<br />

rannte zu s<strong>ein</strong>em Kollegen und schrie das Monster an:"WAS BIST DU?!!" "Ich bin der<br />

Alptraum, der jeden Folterer packen wird und ihn im Feuer verbrennt, wie <strong>ein</strong> Stück<br />

Holz. Du, Tredoko, hast gezweifelt, deswegen habe ich dich noch nicht in Flammen<br />

aufgehen lassen. Du wirst nie wieder <strong>ein</strong>en Chetia verletzen?!" Tredoko sah auf das<br />

blutende und kreischende Wesen, dem die Tränen herunter rannen. Das große Wesen<br />

in weißer Kleidung streckte die Hand nach dem Chetia aus.<br />

Tieta sah w<strong>ein</strong>end auf die große Hand, die sich ihr näherte. Nicht noch mehr<br />

Schmerzen. Goldener Nebel drang aus der Hand und legte sich um ihre Wunden...der<br />

Schmerz in ihrem kl<strong>ein</strong>en Körper versiegte und die Wunden schlossen sich. Die<br />

Fesseln des Tisches schnappten auf und sie sah das seltsame Wesen an, dass sich ihr<br />

näherte...es hatte langes Kopfhaar, wie Gold. Es war etwas dick am Bauch, sonst hatte<br />

es aber lange Arme und B<strong>ein</strong>e...es hatte k<strong>ein</strong> Fell im Gesicht und das Gesicht sah<br />

mitleidig aus...es hatte Zähne und die Brust war ziemlich dick, als hätte sie da ihre<br />

Brüste. Es griff nach ihr...sie hatte Angst, war aber noch zu schwach, um weg zu<br />

krabbeln. Es schob s<strong>ein</strong>e Hände unter sie und hob sie hoch...sie war herrlich<br />

warm...und...irgendwie hatte sie k<strong>ein</strong>e Angst mehr. Sie liess sich in den langen,<br />

warmen Armen halten...das waren tatsächlich die Brüste da oben. Ihre Mutter hatte<br />

Vier am Bauch. Die großen, grünen Augen sahen sie an...die Augen wirkten so<br />

friedlich.<br />

Tredoko konnte es nicht glauben...das Ding hatte sie mit irgend<strong>ein</strong>em Nebel geheilt.<br />

Er sah dieses braunhaarige Ding an:"Was...was war das für <strong>ein</strong> Nebel?" "Das war ich.<br />

Seslor...wirst du noch mal <strong>ein</strong>en Chetia quälen." Stöhnend und wimmernd antwortete<br />

Seslor mit s<strong>ein</strong>em...lippenlos gebrannten Maul:"N<strong>ein</strong>...ich...ich fasse sie nie wieder<br />

an." "Werdet ihr beiden mir <strong>ein</strong>en Dienst erweisen?" Seslor<br />

wimmerte:"Ich...sterbe...wie soll...ich dir...dienen?" Das Wesen ging <strong>ein</strong>en Schritt auf


sie zu, was die gesamte Distanz überbrückte. Die beiden riesigen, vierb<strong>ein</strong>igen Wesen<br />

folgten ihm.<br />

Eines der Wesen, schwarz wie die Nacht, stand bei ihm und bliess ihm durch die Nase,<br />

die s<strong>ein</strong>er sehr ähnelte, den heißen Atem ins Gesicht. Die Lefzen zogen sich hoch und<br />

er sah auf die riesigen, scharfen Zähne...<strong>ein</strong> Schauer jagte ihm über den Rücken in<br />

s<strong>ein</strong>e drei Schwänze.<br />

Das braun behaarte Wesen kniete sich zu Seslor hinunter und griff diesem ans<br />

Kinn...verbrannte Haut und Fell bröckelten, wie alter Lack, ab. Das Wesen hob den<br />

wimmernden Pihetan vor s<strong>ein</strong> Gesicht:"Ihr beiden werdet vor dem Stadtrat von<br />

Tesolan-City m<strong>ein</strong>e Marionetten s<strong>ein</strong>. Ihr werdet uns als <strong>ein</strong>zige sehen und hören<br />

können. Sie sind verdorben, bis ins Mark, aber vielleicht werden sie wenigstens auf<br />

euch hören, wenn sie herausfinden dass auch ihr von der Sprache wisst. Sollten sie<br />

das nicht tun, werden sie schon zu spüren bekommen, was ich m<strong>ein</strong>e. Wenn du<br />

<strong>ein</strong>willigst, und nie wieder jemanden verletzt, der dir nichts antun will, dann gebe ich<br />

dir d<strong>ein</strong>e Gesundheit zurück, wie dem kl<strong>ein</strong>en Mädchen, das du eben so gefoltert<br />

hast." "Ja...alles...ich...ich tue alles, nur lass mich nicht sterben." "Wusste ich doch,<br />

dass man mit dir reden kann." Wieder drang der Nebel aus dem Wesen und Hüllte<br />

Seslor's verbrannten Körper <strong>ein</strong>. Die schwarzen Verbrennungen weichten auf und<br />

wandelten sich in Fleisch, Haut und Fell um. Seslor betastete sich und stand zögerlich<br />

auf:"Ich...ich werde gehorchen." "Du sollst nicht gehorchen, du sollst es mit<br />

Überzeugung tun. Komm' her!" Seslor ging zitternd auf das Wesen zu.<br />

Das Wesen sah ihn an:"Ich werde dir jetzt die gesamte Sprache der Chetia ins Hirn<br />

pflanzen, damit du verstehen kannst, was du die Jahre über getan hast." Seslor<br />

drehte s<strong>ein</strong>e beiden Augen nach oben, als das Wesen s<strong>ein</strong>e Stirn mit der Hand<br />

berührte. Nach zwanzig Tezis liess das Wesen die Stirn wieder los und Seslor wankte<br />

schwindelig umher.<br />

Das Ding packte Seslor am Nackenfell und hob ihn wie <strong>ein</strong>en Säugling hoch. Seslor<br />

zappelte und dann hielt es ihn vor das kl<strong>ein</strong>e Chetia. Das Chetia quiekte und<br />

zirpte...es wand sich in den Armen des anderen Wesens, als es versuchte, sich von<br />

Seslor zu entfernen.<br />

Seslor brach in Tränen aus:"N<strong>ein</strong>...was...was hab' ich nur gemacht?! Wie...wie konnte<br />

ich nur...das...das ist unverzeilich." Seslor packte das Wesen am Kragen:"Bring mich<br />

zum Stadtrat! Bitte, ich will das wieder gut machen!" "Geduld, du kriegst d<strong>ein</strong>e<br />

Chance...aber erst <strong>ein</strong>mal kümmere ich mich um Shiela, eure andere Chetia." Es liess<br />

Seslor fallen und Tredoko rannte zu s<strong>ein</strong>em Kollegen, wobei er ängstlich auf die<br />

großen Bestien sah:"Seslor! Was ist, warum heulst du so?" Seslor packte ihn am<br />

Kragen und zog ihn zu sich:"Tredoko...die Kl<strong>ein</strong>e ist noch <strong>ein</strong> Ba<strong>by</strong>, wie <strong>ein</strong> fünf Jenas<br />

altes Kind! Als sie mich gesehen hat, hat sie nach ihrer Mutter geschrien! Immer<br />

wieder und sie hat so grauenhaft gew<strong>ein</strong>t...das war k<strong>ein</strong>e Illusion...sie hat alles<br />

aufgezählt, was wir die Tage über mit ihr gemacht haben...Ich...ich habe jedes Wort<br />

verstanden!" Tredoko fing an zu w<strong>ein</strong>en...er hatte es immer geahnt, aber nie wahr<br />

haben wollen.<br />

Shiela wimmerte...das W<strong>ein</strong>en ihrer Kl<strong>ein</strong>en hatte aufgehört...sie wusste, was das zu<br />

bedeuten hatte. Sie brach in Tränen aus. So war es schon damals bei ihrem Gatten<br />

gewesen.<br />

Seslor sah auf die Wand, hinter der der Käfig stand. Mit <strong>ein</strong>em Schlag, wie als ob es<br />

<strong>ein</strong> Ungeziefer wegscheuchen wollte, zertrümmerte das Wesen die massive<br />

Verbundstoff-Wand und ging auf den Käfig zu.<br />

Shiela sah auf das Ungetüm, das sich ihr näherte: Es war noch mal die Hälfte ihrer<br />

Körpergröße, größer als sie. Das Ding hatte lange Arme und B<strong>ein</strong>e. Es hatte k<strong>ein</strong> Fell<br />

im Gesicht und es hatte k<strong>ein</strong>e Schnauze. Die Hände waren kahl und nur auf dem Kopf<br />

war braunes Fell. Und es hatte Fell an den Augenbrauen, wo sie ihre Hornplatten<br />

hatte. Die Augen waren blau.<br />

Es ging auf sie zu und begann, in ihrer Sprache zu sprechen:"Ich werde dir nichts tun.


M<strong>ein</strong>e Frau hält d<strong>ein</strong>e Tochter in den Armen, es geht ihr gut, ich habe mich um ihre<br />

Verletzungen gekümmert." "Was bist du für <strong>ein</strong> Ding?!" "Ich komme von <strong>ein</strong>em<br />

Planeten, Galaxien weit entfernt." "Aber...wieso bist du hier?" "Ich bin <strong>ein</strong> Wesen, das<br />

auch <strong>ein</strong>e Maschine ist. Ich bin anders als der Rest m<strong>ein</strong>er Art. Unzählige winziger<br />

Maschinen, die ich bin, erfüllen <strong>ein</strong>en Teil des Universums. Ich habe euch eben gerade<br />

entdeckt und ich kann euer Leid nicht ertragen. So <strong>ein</strong> Leid ist unverzeibar und ich<br />

kann es nicht so lassen." "Du willst mir und m<strong>ein</strong>er Tochter helfen?" "Allen Chetia."<br />

"Aber wie?" "Glaube mir, ich bin mehr als dazu in der Lage. Nun hole ich dich mal aus<br />

diesen Gattern." Es packte die fingerdicken Metallstangen und riss sie aus, als wären<br />

es Schiki-Halme. Shiela sah geschockt auf, kippte nach hinten um und schrie, als sie<br />

schmerzhaft auf ihrem gebrochenem Horn-Fächer landete. Es ging auf sie zu und sie<br />

streckte beide Arme verängstigt ab, um es abzuwehren.<br />

Das Wesen berührte ihre gehäutete Hand mit der Fingerspitze. Aus dem Arm des<br />

Dings wand sich Nebel in Spiralen aus<strong>ein</strong>ander und umwickelte ihren Arm. Geschockt<br />

sah sie auf das Leuchten, das sich auf ihre zahlreichen Schnittwunden und ihren<br />

gebrochenen Horn-Fächer ausweitete. Die Schmerzen, die sie nur noch so kannte,<br />

verblassten und sie sah, wie neue Haut und neues Fell auf ihrem Arm wuchs. Das<br />

goldene Licht des Nebels erhellte den dunklen Raum. Sie konnte es nicht fassen: Das<br />

erste mal in ihrem Leben half ihr jemand. Es bot ihr die Hand an, um ihr auf zu helfen.<br />

Sie packte die beiden oberen Finger, die sie gerade noch umfassen konnte. Es half ihr<br />

auf und sie rannte zu ihrer Tochter. Tieta sah gesund aus! Sie war gesund:"Mami!"<br />

Das große Wesen mit langen, goldenen Haaren und geschwollenem Brustkorb liess<br />

Tieta herab und Shiela nahm ihre Kl<strong>ein</strong>e auf den Arm. Tränen der Freude rannen beide<br />

Gesichter hinunter und sie knuddelte ihre Tochter ganz fest an sich:"Tieta! Danke!<br />

Danke!"<br />

Jarin sah die beiden Arten von Wesen an. Sie waren, bis auf das erdig farbene Fell,<br />

total unterschiedlich. Die Chetia reichten ihr etwa bis zum Bauchnabel. Sie hatten<br />

<strong>ein</strong>en affenartigen Körper, nur etwas kürzere Arme und k<strong>ein</strong>e Tailie...in etwa wie <strong>ein</strong><br />

Teladi mit Fell statt Schuppen. Dabei waren sie jedoch äusserst grazil. Sie hatten fünf<br />

Finger, Arme, wie ihre in kl<strong>ein</strong> und kurz, gleiches galt für die B<strong>ein</strong>e. Sie liefen auf ihren<br />

Zehenspitzen, wobei diese mit ihren kl<strong>ein</strong>en Krallen an behaarte Adler-Krallen<br />

erinnerten. Sie hatten <strong>ein</strong>en hornigen Fächer, bestehend aus mehreren<br />

Knochenplatten, die im Sandwichmuster an <strong>ein</strong>em Gewebe-Fächer lagen und bis in<br />

das Becken ragen mussten. Die B<strong>ein</strong>e waren grazil, aber muskulös. Die Köpfe waren<br />

total süß: Sie hatten k<strong>ein</strong>e Zähne und erinnerten an Meeresschildkröten-Köpfe, die<br />

statt Schuppen Fell hatten. Sie hatten auch Lippen über ihrem "Schnabel", der nur so<br />

aus dem Fleisch ragte, wie Zähne bei Tieren, also bei geschlossenem Mund nicht zu<br />

sehen war. Auch geöffnet sah man nicht mehr, als die Schneide. Die Ohren sahen aus,<br />

wie kl<strong>ein</strong>e Kaninchen-Ohren, an die noch mal kl<strong>ein</strong>ere Ohren längs rangewachsen<br />

waren. Statt Augenbrauen hatten sie kl<strong>ein</strong>e Hornplatten, die mit <strong>ein</strong>er Art Samt<br />

überzogen waren, wie <strong>ein</strong> Elchs-Geweih.<br />

Die Pihetan erinnerten von ihrer Körperform an Otter, die etwas kürzere Torsen<br />

hatten, dafür waren die B<strong>ein</strong>e etwas länger. Die Pfoten an den Füssen erinnerten an<br />

Katzenpfoten und sie hatten etwas längeres Fell als die Chetia. Ihr Kopf erinnerte auch<br />

etwas an <strong>ein</strong>en Otter, hatte dabei aber Züge <strong>ein</strong>es Lemurs, nur dass die Augen wie bei<br />

<strong>ein</strong>er Katze waren. Das Farbige in den Augen und die Pupillen waren bei beiden Arten<br />

rund. Die Pihetan hatten Katzenartige Ohrmuscheln um kl<strong>ein</strong>e Ohrlöcher, die sie<br />

verschliessen konnten; ebenso die Nasenlöcher. Sie hatten drei, katzenartige<br />

Schwänze, die mit <strong>ein</strong>er pelzigen Haut in der mittleren Hälfte der Schwänze<br />

verbunden waren. Also kam das erste Viertel der Schwänze, die Membran und dann<br />

das letzte Viertel der Schwänze.<br />

Nachdem, was von ihrem Mann auf sie abgefärbt war, schätzte sie, dass es sich bei<br />

den Pihetan um evolutionär ehemalige See-Bewohner handelte und bei den Chetia um<br />

ehemalige Fels-Wüstenbewohner, immerhin gingen die Chetia auf den Zehenspitzen,


hatten diesen Horn-Fächer, um sich wahrsch<strong>ein</strong>lich zu klimatisieren und hornige<br />

Augenbrauen, in denen k<strong>ein</strong> Sand hängen bleiben konnte.<br />

Sie kontaktierte Thorsten über Funk:"Sag mal, welche Evolutions-Ursprünge haben<br />

die beiden Arten eigentlich?" "Also, die Pihetan sind mal sowas wie Fisch-Otter<br />

gewesen." "Hab' ich mir schon gedacht. Und die Chetia?" "Kennst du diese Meeres-<br />

Echsen von den Galapagos-Inseln?" "Ja." "So in etwa haben die gelebt. Sie hielten<br />

sich auf schwarzem Lava-Gest<strong>ein</strong> an den Küsten auf, wo es recht heiss weden konnte,<br />

und haben dort mit ihren Schnäbeln die Algen abgeschabt. Mit ihren<br />

krallenbewährten, spitzen Füssen, konnten sie sich gut auf dem Fels festkrallen, ohne<br />

sich zu verbrennen. Sie lebten auch in den Dschungelgebieten darum, dort haben sie<br />

in Bäume ihre Hütten gebaut und konnten mit ihren Füssen gut klettern. Sie haben<br />

sich da von Früchten und Blättern ernährt." "Und der Horn-Fächer?" "Nun, zum <strong>ein</strong>en<br />

können sie sich damit klimatisieren und zum anderen...sie dir Shiela an." Das größere<br />

der beiden kl<strong>ein</strong>en Wesen legte ihren Horn-Fächer nach oben an den Rücken und ihre<br />

Tochter setzte sich in den "Beutel". Jarin lächelte:"Ein Trage-Organ, fast wie <strong>ein</strong> Beutel<br />

bei Känguruhs." Thorsten fuhr fort:"Und sie tragen Früchte darin umher."<br />

Shiela sah auf die beiden Pihetan, die sie und ihre Tochter vorher gequält hatten...sie<br />

versteckte sich hinter den B<strong>ein</strong>en des größeren Zweib<strong>ein</strong>ers. Ihre Kl<strong>ein</strong>e Kauerte sich<br />

in ihren Hornfächer. Das Wesen sah sie freundlich an:"Sie werden euch nichts mehr<br />

tun, dafür habe ich gesorgt." "Sie tun uns nichts mehr? Wie...wie hast du das<br />

geschafft?" "Ich habe <strong>ein</strong>em eure Sprache in den Kopf gepflanzt. Er versteht euch<br />

jetzt und hat es dem Anderen erzählt." "Und was ist mit den anderen Chetia?" "Ich<br />

werde mich darum kümmern." Tieta sah nach oben zu dem großen Wesen:"Du...was<br />

sind das für Dinger mit vier B<strong>ein</strong>en?" "Das sind m<strong>ein</strong>e Freunde. Sie sind Hunde. Die<br />

großen sind Doggen und die kl<strong>ein</strong>eren sind Dobermänner. Sie können nicht so gut<br />

denken wie wir, aber sie sind liebe und treue Gefährten." "Wie heisst der Große mit<br />

dem Strich am Kopf?" "Das ist Claw." Das große Ding kam näher und Shielas Horn-<br />

Fächer begann zu rascheln, als sie Angst bekam. Das große Tier senkte s<strong>ein</strong>en Kopf,<br />

der größer war als ihrer, zu ihrer Tochter und schleckte ihr mit s<strong>ein</strong>er Zunge über den<br />

Kopf. Tieta lachte:"Das ist eklig." "Dann sag ihm, er soll es nicht mehr machen. Ich<br />

habe ihnen eure Sprache beigebracht." "Lass das, Claw." Das große Tier setzte sich<br />

hin und begann zu hecheln.<br />

Shiela regte sich ab und ihr Horn-Fächer blieb ruhig. Sie sah zu dem großen<br />

Zweib<strong>ein</strong>er auf:"Und...wie heisst ihr Zweib<strong>ein</strong>er?" "Oh, Verzeihung, ich bin Thorsten<br />

und das ist m<strong>ein</strong>e Frau Jarin." Das Wesen mit den goldenen Haaren lächelte:"Versteht<br />

sie uns auch?" Das Wesen antwortete:"Ja. Und m<strong>ein</strong> Mann hat mir geholfen, dass ich<br />

eure Sprache sprechen kann." Shielas Brauenplatten flatterten beschämt:"Tut mir leid,<br />

dass ich so über dich gesprochen habe, als würdest du uns nicht verstehen." "Schon<br />

gut, du hast ja nur gefragt." "Sind das da oben d<strong>ein</strong>e Brüste?" "Wie bitte?!" "Nun...ich<br />

habe m<strong>ein</strong>e am Bauch und...es ist etwas seltsam, wenn sie jemand am Brustkorb<br />

hat." "Ja...es sind m<strong>ein</strong>e Brüste." "Ihr nährt eure Babies auch mit Milch?" "Soll ich<br />

dich ausfragen, wo du d<strong>ein</strong>e Geschlechtsorgane hast? Mir wird das langsam zu privat."<br />

"Tut mir leid...ich habe sie zwischen den B<strong>ein</strong>en, bis in den Bauch."<br />

Jarin war etwas geschockt über die Offenheit der Chetia vor ihr. Sie seufzte und der<br />

Sprach-Computer in ihrer Kehle wandelte ihre Sprachbefehle um, damit ihre Kehle die<br />

richtige Sprache sprach:"Na gut...wenn ihr so offen seid: Ja, wir säugen unsere Kinder<br />

mit Milch und ich habe m<strong>ein</strong>e Geschlechtsorgane auch zwischen den B<strong>ein</strong>en und bis in<br />

den Bauch...aber könnten wir das Thema jetzt lassen?" "Ja...tut mir leid. Ich war<br />

neugierig."<br />

Tieta mochte diesen Thorsten und s<strong>ein</strong>e Frau Jarin...immerhin hatten sie sie gesund<br />

gemacht.<br />

Thorsten lächelte sie an:"Du solltest nicht zu oft aus dem Horn-Fächer d<strong>ein</strong>er Mutter<br />

hervorkommen...es könnte etwas eklig werden." "Na gut...sagst du mir, wenn ich<br />

gucken kann?" "Ja, sicher."


Jarin kontaktierte ihn über s<strong>ein</strong>en Funkempfänger. Mittlerweile war er froh, dass er ihr<br />

<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>gepflanzt hatte. Sie hatte <strong>ein</strong>e Frage:"Sag mal, was ist eigentlich diese<br />

Tesolan-City?" "Nun, dazu muss ich dir das politische Regierungs-System der Pihetan<br />

erklären." "Na gut." "Nun, die Pihetan haben <strong>ein</strong> Stufen-System der Demokratie.<br />

Jedes Land auf diesem Planeten wird als <strong>ein</strong>e Art Staat gehandhabt, wie in den USA<br />

der Erde. Einmal alle zehn Jahre wird <strong>ein</strong> Zentral-Land gewählt, das dann bis zur<br />

nächsten Wahl das höchstgestellte Land ist und dessen gewählte Regierung den<br />

Planeten regiert. Die anderen Länder sind jeweils total unterschiedlich geregelt, aber<br />

gehorchen dem Zentral-Land vom Gesetz und von den Anweisungen her." "Aha...und<br />

Tesolan-City ist die Hauptstadt des derzeitigen Zentral-Landes?" "Genau, seit zwanzig<br />

Jahren." "Und wie sieht die Stadt aus?" "Kennst du New York?" "Ja." "Nun, stell es dir<br />

etwas unmodernere vor." "In wie weit?" "Pff...es erinnert mich an das New York von<br />

2050." "Doch so primitiv?" "Naja: Magnetschwebebahn, Telekommunikations-<br />

Leitungen und Funknetzwerke, Stromleitungen, Wasser-, Gas- und Abwasser-<br />

Rohre...ziemlich modern, aber halt nicht so wie die Erde oder Argon Prime."<br />

"Aha...etwas genauer?" "Kennst du IRobot?" "Diesen alten Schinken von<br />

durchdrehenden Robotern?" "Hey, der basiert auf <strong>ein</strong>em Buch von Asimov, dessen<br />

Regeln waren <strong>ein</strong> großes Vorbild bei m<strong>ein</strong>er Grundprogrammierung." "Ja gut...also in<br />

etwa so?" "Mit dem Straßennetz von damals, bevor es Atmosphären-Gleiter gab."<br />

"Ach...du m<strong>ein</strong>st, wie in diesem Godzilla-Film?" "Hey, du sch<strong>ein</strong>st ja echt auf alte<br />

Filme zu stehen." "Ja. Ich bin auch mal durch so <strong>ein</strong> historisches Viertel<br />

gegangen...Bronx nannten die das." "Haha...historisch...das was die da haben, ist von<br />

2247, also k<strong>ein</strong>eswegs historisch...von m<strong>ein</strong>er Warte aus gesehen."<br />

"Ja...also <strong>ein</strong> altes Straßennetz und St<strong>ein</strong>gebäude?" "Ab und zu <strong>ein</strong> paar<br />

Wolkenkratzer aus Stahl und Glas, aber ja." "Parks?" "Jepp, der heisst Derian-<br />

Garden." "Aha...und wann brechen wir auf?" "Sobald wir unseren Marionetten und<br />

Schützlingen bescheid gesagt haben?" "Oh, ich hätte diese Pihetan in Fetzen reissen<br />

können." "Ich weiss, aber überlass das dieses Mal bitte mir." "Wieso?" "Ohne Frage,<br />

abgerissene Extremitäten oder aufgeplatzte Bäuche sind schon <strong>ein</strong> Schock und<br />

schmerzhaft...aber ich kenne mich damit aus, Schmerzen zu verursachen." "Wieso<br />

weisst du eigentlich so viel darüber? Foltern, m<strong>ein</strong>e ich." "Ich betrachte mittlerweile<br />

58 Glaxien...ich vergesse k<strong>ein</strong>e Nano-Sekunde, habe den Sektor der Split im Blick und<br />

kenne mich mit Biologie seeeehhr gut aus." "Du hast es also aufgeschnappt?" "Hinzu<br />

kommt, dass ich <strong>ein</strong> paar mal ausgeflippt bin, als ich solche Szenen wie hier nach dem<br />

TF-Krieg auf der Erde gesehen habe." "Was...was für Szenen?" "Heimatlose Kinder<br />

wurden von Wiederlingen missbraucht." "Das ist ja schrecklich!" "Nun...sie haben<br />

k<strong>ein</strong>e Kinder mehr in die Welt setzen können." "Dann bin ich beruhigt."<br />

Shiela sah zu dem großen Thorsten, als er sie antippte:"Wir werden jetzt<br />

aufbrechen..." "Bitte nehmt uns mit!" "Hä?" "Bei euch fühle ich mich, das erste Mal in<br />

m<strong>ein</strong>em Leben, sicher. Auch m<strong>ein</strong>er Tochter geht es wieder gut." "Aber...wir brechen<br />

zur Hauptstadt der Pihetan auf...dort ist der Abschaum, der euch so hat foltern<br />

lassen." "Wenn ich hier bleibe, fühle ich mich nicht sicher...ich möchte wissen können,<br />

dass m<strong>ein</strong>e Tochter sicher ist...so lange das Oblakos-Fest bevorsteht, bin ich mir<br />

dessen nur bei euch sicher." Er seufzte:"Na gut. Aber es wird seltsam s<strong>ein</strong>, ausser<br />

Jarin, mir und den Hunden werdet ihr nichts berühren können. Niemand ausser uns,<br />

Tredoko und Seslor wird euch hören und sehen können." "Na gut...ich bin bereit."<br />

Tieta rief hinter ihr hoch:"Ich auch."<br />

Thorsten lächelte sie an:"Gut, aber es könnte blutig werden." "Ich habe mit <strong>ein</strong>em<br />

gehäuteten Arm gelebt, ich kann Blutiges ab." "OK. Nicht erschrecken, alle, es blitzt<br />

jetzt."<br />

Alles verging in <strong>ein</strong>em hellblauen Lichtblitz und sie erschienen in <strong>ein</strong>em Fahrstuhl. Sie<br />

kannte Fahrstühle von dem Transport im Käfig...aber dieser hier war mit Spiegeln und<br />

Gold verziert...sie betrachtete sich in dem Spiegel und stellte erfreut fest, dass ihr<br />

Kopf auch komplett geheilt war.


Seslor brannte darauf, s<strong>ein</strong>e Fehler und Untaten wenigstens etwas zu tilgen. Thorsten,<br />

er hatte sich den Namen gleich gemerkt, sah ihn mit ernstem Blick an:"Ich weiss,<br />

dass es auch euch beiden wichtig ist. Daher gebe ich euch nur die Grundfakten: Ich<br />

habe euch <strong>ein</strong>en Termin in den Computer geschrieben. Ihr sagt das der<br />

Empfangsdame und erzählt dem Stadt-Rat, dass ihr die Sprache der Chetia<br />

entschlüsselt habt. Wenn sie euch nicht zuhören werden, sagt ihr, dass ihr an die<br />

Presse gehen werdet...sollte sie das nicht überzeugen, <strong>ein</strong>e Gleichberechtigung der<br />

Chetia zu beschliessen, trete ich in Aktion." Seslor nickte:"Verstanden."<br />

Auch Tredoko wirkte ernst:"Ich gebe m<strong>ein</strong> Bestes." "Gut...wenn ihr es nicht schafft,<br />

sie zu überzeugen, übernehme ich. Vergesst nicht, nur ihr könnt uns sehen und<br />

hören." "Gut."<br />

Die Fahrstuhl-Tür öffnete sich und <strong>ein</strong>e aufgedonnerte Pihetan saß vor <strong>ein</strong>em<br />

Flachbildschirm:"Die Herren wünschen?" "Wir sind Seslor Tremnedas und Tredoko<br />

Telmon...wir haben <strong>ein</strong>en Termin." Sie hatte sich ordentlich Lippenstift aufgetragen<br />

und ihre üppigen Brüste -Pihetan hatten sie auch am Brustkorb- mit <strong>ein</strong>em engen Top<br />

noch mehr betont...wenn das k<strong>ein</strong>e Implantate waren. Ihre Lippen waren voller<br />

Schminke und nach aussen gedreht...sie erinnerte ihn irgendwie an <strong>ein</strong>en Kasper. Sie<br />

hatte sich ihre Nick-Häute mit Lidschatten vollgepinselt...büargs.<br />

Seslor setzte sich auf das Sofa und Tredoko setzte sich neben ihn. Tatsächlich nahm<br />

die Sekretärin k<strong>ein</strong>e Notiz von den Anderen.<br />

Sie lächelte ihn sogar an und...Thorsten wurde halbtransparent, als sie ihn durch<br />

diesen hindurch ansah:"M<strong>ein</strong>e Herren, die Herren Stadt-Rat werden sie gleich<br />

empfangen, gehen sie doch schon mal zur Tür." Die Sekretärin drückte auf die<br />

Sprechanlage:"Oberaufsicht Kelops?" "Ja, Lüdia?" "Die Herren Tremnadas und Telmon<br />

sind da." "Komisch, an die Namen erinnere ich mich garnicht." "Laut Computer haben<br />

sie <strong>ein</strong>en Termin." "Gut, schicken sie sie r<strong>ein</strong>."<br />

Sie betätigte <strong>ein</strong>en Summer und die großen Holztüren schwangen auf. Seslor sah in<br />

den Raum: Um <strong>ein</strong>en langen Tisch saßen die Mitglieder des Stadtrats. Säulen<br />

flankierten die Wände und die Aussenwand war durch <strong>ein</strong> riesiges Fenster, bestehend<br />

aus mehreren, körpergroßen Fenstern, die von <strong>ein</strong>er Art Stahl-Rahmen verbunden<br />

waren, ersetzt.<br />

Er und Tredoko stellten sich an das Ende des Tisches und sahen zum Oberaufsicht<br />

Kelops. In der Presse wurde gerne satirisch das "e" in Klammern gesetzt, weil er <strong>ein</strong><br />

ziemlich üppiger Pihetan war. Der Rest der Anwesenden bekleidete nicht nur diese<br />

hohen Ämter, sondern hatten auch große Konzerne, die sie leiteten.<br />

Mit s<strong>ein</strong>em Doppelkinn lachte Kelops...<strong>ein</strong> falsches, unsympathisches Lächeln:"M<strong>ein</strong>e<br />

Herren. Weswegen dürfen wir sie begrüßen?" Seslor antwortete, mit Nachdruck, aber<br />

Respekt:"Herr Kelops, wir haben die Sprache der Chetia entschlüsselt. Sie haben sich<br />

als genau so intelligent erwiesen, wie wir." Der Mann schien zu wissen, wovon Seslor<br />

sprach und versuchte, dies zu vertuschen:"Aber, m<strong>ein</strong>e Herren, haben sie da nicht<br />

<strong>ein</strong>en Fehler gemacht?"<br />

"Ganz bestimmt nicht, wir konnten ihre Sprache <strong>ein</strong>s zu <strong>ein</strong>s übersetzen." "Haben sie<br />

dafür Beweise?" "Und ob, ich könnte in jedem Versuch das Gesagte <strong>ein</strong>es beliebigen<br />

Chetia übersetzen." "Überlegen sie: Haben sie nicht vielleicht doch <strong>ein</strong>en Fehler<br />

gemacht?!" "Wie...wie m<strong>ein</strong>en sie das?" "Nun, sie haben doch sicher auch schon mal<br />

gedacht, sich <strong>ein</strong>en besser bezahlten Job zu suchen, oder?" "Soll das <strong>ein</strong>e Bestechung<br />

s<strong>ein</strong>?" Der Fettsack lächelte überlegen:"Oh n<strong>ein</strong>, ich bitte sie. Aber sie wollen doch<br />

nicht ernsthaft behaupten, dass Chetia intelligent seien. Wer würde ihnen das schon<br />

glauben? Und selbst wenn: Wollen die Leute es glauben? Wissen sie überhaupt, wie<br />

viele Chetia in der Industrie arbeiten? Wer montiert wohl die Autos? Roboter wären<br />

viel teurer." "Aber...sie sind genau so intelligent, wie wir! Wir sind eigentlich in der<br />

Hoffnung gekommen, dass sie <strong>ein</strong>e Gleichberechtigung für die Chetia erlassen." Der<br />

Stadtrat brach in Gelächter aus. Nachdem Kelops sich beruhigt hatte...und s<strong>ein</strong> Kinn<br />

aufgehört hatte, zu schwabbeln, lächelte er noch <strong>ein</strong>e Weile, während die Amtsträger


sich unterhielten. Seslor hatte nichts, gegen Fettleibige...es waren Pihetan, wie jeder<br />

andere...aber K(e)lops...der war <strong>ein</strong>er dieser krankhaft Fetten...der futterte bestimmt<br />

sieben Shirrop-Hühner am Tag.<br />

Kelops schüttelte lächelnd den Kopf:"Wissen sie eigentlich, was für <strong>ein</strong>en Mist sie da<br />

sagen? Selbst, wenn ich sicher wäre, dass die Chetia so intelligent wären, wie wir<br />

Pihetan, könnte ich sie doch nicht gleich berechtigen. Die Wirtschaft würde<br />

zusammenbrechen." Thorsten schüttelte hinter Seslor den Kopf:"Es ginge auch mit<br />

Robotern und normalen Arbeitskräften. Das ist ne wiederliche Lüge, weil die Bonzen<br />

dann weniger Knete hätten."<br />

Seslor übernahm das Argument:"Oberaufsicht Kelops, wir haben das geprüft und es<br />

stimmt k<strong>ein</strong>eswegs. Mit Robotern und normalen Arbeitsbedingungen wäre die<br />

Wirtschaft genau so erhalten, nur dass die Manager weniger verdienen würden."<br />

"M<strong>ein</strong>e Herren, ich biete ihnen <strong>ein</strong>en guten Arbeitsplatz, wenn sie diesen Unsinn für<br />

sich behalten." Tredoko war sichtbar schockiert:"Das werden wir nicht! Wir publizieren<br />

das und geben es an die Presse weiter!"<br />

Kelops lächelte sie finster an:"Nun, m<strong>ein</strong>e Herren, ich kann ihnen nur anraten, m<strong>ein</strong><br />

Angebot anzunehmen. Wissen sie, es geschehen so viele Unfälle auf den Straßen und<br />

ich mache mir Sorgen um sie." Eine <strong>ein</strong>deutige Drohung.<br />

Thorstens Stimmer erklang, jetzt war er wohl für Alle sichtbar, weil der Stadtrat ihn<br />

und s<strong>ein</strong>e Begleiter schockiert ansahen. Thorsten sprach mit eiskalter Stimme:"Aber<br />

die meisten "Unfälle" geschehen noch immer am Arbeitsplatz."<br />

Jarin sah, wie dieses fette Ding sie panisch an sah...bei Deijas Mutter hatte es weh<br />

getan, aber hier genoss sie es. Die Panik in dem Blick dieses wiederlichen Kapital-<br />

Schw<strong>ein</strong>s war geradezu <strong>ein</strong>e Genugtuung.<br />

Mit s<strong>ein</strong>em schwabbelndem Arm zeigte es auf Thorsten, die Hunde und sie:"Was...was<br />

sind das für Monster?!"<br />

Thorsten sprach wie <strong>ein</strong> wütender Dämon...eiskalt und finster:"Ihr wiederlichen,<br />

geldgieriegen Säcke werdet die Chetia gleich berechtigen. Sie sind genau so intelligent<br />

und haben Gefühle wie ihr." "Als ob ich das nicht schon wüsste! Aber die Viecher<br />

sichern mir halt m<strong>ein</strong> Einkommen...und das ist nicht von schlechten Eltern." "Typen<br />

wie du machen mich krank." "Eher fliege ich ne Runde durch diesen Raum, als dass<br />

jemand die Chetia als billige Arbeitskräfte entfernt. Da können hundert solche<br />

Missgeburten wie ihr aus dem Nichts auftauchen, bevor ich da m<strong>ein</strong>e M<strong>ein</strong>ung ändere.<br />

Ist mir doch egal, ob man die zerstückelt oder lebendig häutet." "Das mit dem Fliegen<br />

lässt sich durchaus <strong>ein</strong>richten." "Was?!...Aaaaahhh..."<br />

Das fette Vieh schrie, als es in die Luft gehoben wurde. Thorsten drehte den Kopf in<br />

Richtung der Wand, mit <strong>ein</strong>em kurzen, schnellen Ruck. Kelops flog durch die Luft und<br />

mit <strong>ein</strong>em "Flartsch" platzte s<strong>ein</strong> Rücken an <strong>ein</strong>er der Säulen auf. Langsam zog er <strong>ein</strong>e<br />

rote Blutspur die Säule hinunter...aber er war nicht tot. Kelops wimmerte und schrie<br />

vor Schmerz.<br />

Thorstens Blick sah aus, als könnte dieser all<strong>ein</strong> schon töten:"Reaper, Rex,<br />

Hunter...zerfleddert das Stück Bonzenschwabbel mal <strong>ein</strong> bisschen." Mit schäumenden<br />

Mäulern und blitzenden Zähnen schossen die Dobermänner auf das wiederliche Vieh<br />

zu, und begannen, ihm die Organe aus den großen Platzwunden zu reissen. Kelops<br />

schrie und w<strong>ein</strong>te, als er erfuhr, was, dank ihm, tausende Chetia erfuhren. Blut und<br />

Gedärme spritzten an die Säulen, als die Hunde den Bauch und Brustkorb des Wesens<br />

zerfetzten, bis nur noch die Wirbelsäule Becken und ausgehöhlten Brustkorb verband.<br />

Aber Thorsten war nicht der Mann, der selbst diese Monster sterben lassen würde. Er<br />

versorgte den zerfledderten Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen. Reaper, Hunter<br />

und Rex setzten sich neben den zappelnden Hackfleischhaufen, dessen Augen den<br />

puren Horror ausdrückten.<br />

Die beiden ausgerissenen Herzen des Viehs schlugen auch noch.<br />

Thorsten setzte sich zu den anderen Wesen, auf den Tisch und sie sahen ihn panisch<br />

an.


Er sah sie an, wie die Schlange das Kaninchen, bevor es s<strong>ein</strong> Gift injizierte:"Ich töte<br />

nicht...aber ich bin <strong>ein</strong>e sehr hartnäckige Foltermaschine." Als die Panik in den<br />

Schreien von Kelops abnahm, sah Thorsten finster in die Runde der Pihetan, die ihn<br />

angsterfüllt ansahen:"Wissen sie, ich liebe den Geruch von <strong>ein</strong>er alten Imbiss-<br />

Bude...verbranntes Fett...<strong>ein</strong> herrlicher Duft." Thorsten schnippte mit der rechten<br />

Hand und der zuckende Haufen, ohne Organe, ging in Flammen auf. Als Kelops<br />

schwarz gebrannt war, loderte das Feuer noch, während man sah, wie <strong>ein</strong>ige<br />

Gewebestellen sich wieder regenerierten und von neuem abfackelten.<br />

Der Stadtrat sah ihn panisch an, <strong>ein</strong>er, <strong>ein</strong> dürres kl<strong>ein</strong>es Vieh, brüllte ihn an:"Sie<br />

grausames Ding!!! Wie können sie sowas wagen?!" "Oh, ich zahle diesem schmierigen<br />

Ding nur heim, was es den Chetia angetan hat. Ich werde ihn irgendwann wieder<br />

zusammenflicken...mehr oder minder verstümmelt, je nachdem, wie er s<strong>ein</strong>e Lektion<br />

lernt. Wissen sie, eigentlich würde mich m<strong>ein</strong> Mitgefühl davon abhalten, irgend<strong>ein</strong><br />

Wesen so zu p<strong>ein</strong>igen...aber da ihr Kollege bewiesen hat, das er K<strong>ein</strong>es hat, zählt er<br />

für mich nicht zu den fühlenden Wesen. Ein Biomechanoid kann da sehr eigen<br />

s<strong>ein</strong>...Nullen und Einsen...an, aus...sie kennen ja duale Systeme. Davon bin ich zwar<br />

weit entfernt, aber ich hänge alten Traditionen manchmal nach." "Sie...sie sind ne<br />

Maschine?!" "Teils. Wenn sie <strong>ein</strong> paar akkurate Daten haben wollen: Ihr Kollege da,<br />

röstet bei konstanten fünfhundert Grad Celsius. Die Gewebegeneration liegt bei zwölf<br />

Prozent pro Sekunde...oh...und er leidet Höllenqualen, wie all die Chetia, die sie<br />

unterdrücken." "Aber...das ist der Lauf der Dinge! Wir haben uns als Besser erwiesen!<br />

Diese Dinger sind nichts wert." "Oh, ich könnte ihre ganze Arbeit innerhalb <strong>ein</strong>er Tezi<br />

erledigen, damit bin ich besser als sie. Wollen wir doch mal nachsehen, was ihre<br />

größte Angst ist. Brutzelspeck da hinten hatte ja Angst , wie <strong>ein</strong> Huhn zubereitet zu<br />

werden. Ahh...tief in ihren Synapsen. Sie haben Höhenangst...sie haben Angst, auf<br />

dem Asphalt zu zerplatzen. Lernen sie mal das Fliegen, sie, der sie im Vergleich zu<br />

mir, laut ihrer Definition, nichts Wert sind." Das dürre Vieh flog vom Sitz und schlug<br />

durch die Scheibe, die klirrend barst. Es schrie:"Bitte...bitte nicht..." Thorsten sah es<br />

an:"Na gut...ich bin ja nicht so <strong>ein</strong> Monster wie sie." Es blieb in der Luft stehen und<br />

glitt zurück ans Fenster, wo Thorsten schon stand.<br />

Es zog <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Dolch. Thorsten wirkte, als ob es ihn nicht überrascht hätte. Es<br />

versuchte, ihn zu verletzen und versagte kläglich. Thorsten sah es angewiedert<br />

an:"Ich habe ihnen <strong>ein</strong>e Chance gegeben..." Wieder flog es rückwärts und man hörte,<br />

wie das Schreien langsam immer weiter weg erklang.<br />

Jarins empfindliche Ohren hörten nach zwölf Sekunden <strong>ein</strong> knackendes, platschendes<br />

Geräusch, als wäre <strong>ein</strong>e modrige Wassermelone auf den Boden geknallt. Panische<br />

Schreie folgten, als die Pihetan-Menge ihren zerschmetterten, zuckenden<br />

Staatsvertreter sah, der kurz darauf wieder nach oben glitt und neben s<strong>ein</strong>em<br />

grillendem Kollegen landete.<br />

Thorsten deutete auf den Matsch, bei dem nur noch der Kopf intakt war:"Wollen wir<br />

verhandeln, über die Gleichberechtigung der Chetia, oder soll ich ihnen allen ihre<br />

jeweils größte, persönliche Angst erfüllen. Aber, sie möchten vielleicht ihre Kollegen,<br />

Brutzelspeck und Straßen-Pizza dabei haben."<br />

Das Feuer erlosch und die roten Organ-Fetzen, die ausserhalb nicht gebrannt hatten,<br />

sammelten sich wieder in dem schreienden Wesen. Der Matsch daneben nahm wieder<br />

normale Gestalt an und kurz darauf lagen da die beiden Amtsträger, als wäre ihnen<br />

nie etwas geschehen. Schmerzen waren verblasst, aber sie heulten immer noch, wie<br />

Jammerlappen, die sie waren. Thorsten ging auf sie zu:"Wenn sie dann bereit sind, zu<br />

reden, ich bin es." Die Beiden sahen ihn panisch an und gingen zurück auf ihre Plätze.<br />

Sie wussten jetzt wohl, dass Thorsten sie mit <strong>ein</strong>em Wisch vom Angesicht dieses<br />

Planeten fegen konnte und trotzdem sah <strong>ein</strong>er ihn an:"Die...die Polizei wird gleich das<br />

Haus umstellen..." "Och, ich habe schon früher interstellare Raumschiffe von der<br />

Größe ihres Planeten zerfetzt. Ihre kl<strong>ein</strong>en Polizisten werden mir nicht <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>en<br />

Kratzer zufügen können." "Gu-gut...die Gleichberechtigung der Chetia...Wer ist


dafür?" Geschlossen hob der Stadtrat die Hände. Doch dann sah ihn Kelops an...voller<br />

Angst:"Bitte...ich habe m<strong>ein</strong>e Lektion gelernt...ich werde k<strong>ein</strong>em Chetia mehr was<br />

antun...aber...der Länder-Rat hat noch <strong>ein</strong> Veto-Recht...und die bekommen ihre<br />

Schmiergelder von den selben Leuten wie wir...die werden das nicht zulassen."<br />

"Deswegen habe ich ihren Kollegen ja auch auf die volle Straße knallen lassen. Wo<br />

sowas passiert, kommt nicht nur die Polizei, sondern auch die Presse, die alle Politiker<br />

so fürchten. Ich demonstriere ihren Geldgebern und ihren Kollegen <strong>ein</strong>mal, was ihnen<br />

entgegen steht, wenn sie das Gesetz nicht verabschieden. Ausserdem wird so publik,<br />

was sie versucht haben, zu verheimlichen: Die Sprache der Chetia. Ich werde ihnen<br />

<strong>ein</strong> paar Übersetzer geben und <strong>ein</strong> paar "Wörterbücher", mit denen sie die Sprache<br />

erlernen werden. Jeder von ihnen wird <strong>ein</strong>en Chetia, oder <strong>ein</strong>e Chetia, als Co-<br />

Amtsträger/-in bekommen. Ich werde mal anfangen, ihnen allen hier die Sprache zu<br />

implantieren, damit sie mit ihren geldgeilen Ärschen mal <strong>ein</strong>en Eindruck bekommen,<br />

was sie angerichtet haben. Ich hoffe, das wird irgendwann ihren guten Kern, wovon<br />

ich glaube, dass jedes Wesen <strong>ein</strong>en hat, zum wachsen bringen."<br />

Alle Pihetan, ausser diesem Seslor, drehten die Augen nach oben und sabberten<br />

teilweise, als Thorsten sie mit Daten voll pumpte und neue Synapsen verknüpfte.<br />

Kurz darauf sah Kelops nach oben zu Thorsten:"Ich...ich fühle mich nicht anders."<br />

Shiela schien es nicht mehr auszuhalten:"Monster! Du wiederliches Monster! Du hast<br />

m<strong>ein</strong>e Tochter und mich auf dem Folterbett leiden lassen, während du dir die Taschen<br />

mit Geld voll gescheffelt hast!" Der Stadtrat sah sie an und Kelops wirkte am<br />

schockiertesten:"Ich...ich hätte nie gedacht...das ihre Sprache so differenziert ist."<br />

Thorsten stand angewiedert auf:"Das ist der Fluch der Ignoranz! Hätten sie die<br />

Sprache der Chetia erforscht, anstatt sich an ihnen zu Bereichern, hättet ihr viele<br />

Freunde haben können. Vor zweitausend Jenas ging es ja auch!"<br />

Kelops wimmerte und malte sich wohl gerade aus, was Thorsten mit ihm machen<br />

würde, wenn er jetzt wieder zickig werden würde:"Das...das stimmt. Ich...ich kann<br />

mich nur entschuldigen, was für <strong>ein</strong> Ungeheuer ich war...Ich weiss...es macht die<br />

Schmerzen nicht vergessen, aber..." Kelops griff <strong>ein</strong>en Zettel, schrieb etwas darauf<br />

und ging auf Shiela zu. Shielas Horn-Fächer begann wieder zu zittern.<br />

Kelops kniete sich vor sie hin und reichte ihr den Zettel wie <strong>ein</strong>e Darbietung:"Dieser<br />

Vertrag verpflichtet mich dazu, ihnen Zeit ihres Lebens jeden Monat zehntausend<br />

Pilschas zu zahlen. Ich...ich werde mich daran halten...vielleicht ist das genügend<br />

Buße für den Anfang." Shiela sah sich den Zettel an:"Was sind Pilschas?" "Es...es ist<br />

Geld..." "Dann will ich es nicht! Geld hat das Leben m<strong>ein</strong>er Art ruiniert!" "Währen sie<br />

dann damit <strong>ein</strong>verstanden, dass ich das Geld an Ver<strong>ein</strong>e zahle, die sich um die<br />

Integration ihrer Art kümmern...oder ihre alte Heimat renovieren?" "Ich wurde in<br />

<strong>ein</strong>em Gehege geboren." "Die...die Kipzo-Inseln?" "Kipzo? Das...das kommt mir<br />

bekannt vor." "Vielleicht haben ihre Eltern ihnen davon erzählt." "Ja...m<strong>ein</strong>e Mutter."<br />

"Haben sie vielleicht Hunger?" "Ja...aber..." "Nun...auch wenn ich mich dem jetzt nicht<br />

mehr verschreiben mag so...haben wir noch Teltor-Blätter. Wir haben die Bäumchen<br />

als Dekoration in der Eingangshalle." "Teltor-Blätter? M<strong>ein</strong>...m<strong>ein</strong> Vater hat mir davon<br />

erzählt..." Kelops ging zu dem Summer und betätigte ihn:"Lüdia, sagen sie der<br />

Hausmeisterei, sie sollen die Teltor-Bäume nach oben bringen." "Ähm...Sir?" "Sie<br />

fragen doch sonst nicht viel. Sagen sie es <strong>ein</strong>fach weiter." "Ich habe eben <strong>ein</strong>en Anruf<br />

von der Rezeption im Erdgeschoss bekommen...die haben gesagt, Aufsichtsrat Flortep<br />

sei auf dem Boden zerschellt. Sie haben die Polizei gerufen" Der Pihetan sprach in den<br />

Summer:"Mir geht es gut, Lüdia." Die Empfangsdame wirkte<br />

beunruhigt:"OK...'Sir'...ich sage der Hausmeisterei bescheid." Kurz darauf klopfte es<br />

an der Tür und Jarin lächelte, als Thorsten sie wohl wieder unsichtbar gemacht hatte.<br />

Die Pihetan der Hausmeisterei brachten die Bäume her<strong>ein</strong> und Thorsten liess Claw<br />

kurz aufblitzen. Sie sahen den riesigen Hund und rannten schreiend aus dem Raum.<br />

Thorsten grinste und liess sie wieder ersch<strong>ein</strong>en. Kelops sah ihn an:"Ver...verzeihung,<br />

aber wieso haben die sie nicht gesehen?" "Sie mich doch vorhin auch nicht." "OK."


Thorsten war doch etwas besser gelaunt als vorher: Kelops wurde langsam<br />

vernünftig...gegrillt und zerfetzt zu werden, konnte sehr überzeugend s<strong>ein</strong>.<br />

Er hasste es eigentlich, solche Seiten aufzuziehen, aber diese Ignoranz und diese<br />

grauenhaften Geständnisse us deren Maul zu hören, hatte ihn so wütend gemacht,<br />

dass es aus ihm heraus brach.<br />

Flortep wurde auch annehmbar und der Rest hatte Angst, also waren sie auch gefügig.<br />

Auch wenn <strong>ein</strong>ige vielleicht gehofft hatten, die Hausmeister hätten mit der Polizei als<br />

Vorwand hoch kommen können, so hatte Kelops nicht daran gedacht. Er hatte wirklich<br />

Interesse daran, Shiela etwas gutes zu tun.<br />

Das liess in Thorsten doch etwas Hoffnung hochkeimen...doch die Gedanken, der<br />

Polizisten, die sich über die Straßen näherten. Thorsten hätte kotzen können. Diese<br />

gesamte Stadt...er hatte sowas nicht mehr getan, seit <strong>ein</strong>e Paraniden-Kolonie <strong>ein</strong><br />

Teladi-Schmuggler-Schiff als Sklaven benutzt hatte. Der Zorn tobte in ihm...nur mit<br />

Mühe konnte er die blauen Blitze zurück halten, die in s<strong>ein</strong>en wütenden Schaltkreisen<br />

aufzulodern drohten.<br />

Jedes Wochenende <strong>ein</strong>e Hetzjagd auf Chetia...wer die kl<strong>ein</strong>sten Ziele traf, bekam die<br />

meisten Punkte...wenn ihr Fleisch erst <strong>ein</strong>mal in bioelektrischen Wellen zu Suppe<br />

zerfliessen würde, werden sie sich das noch mal überlegen. Doch die Kommissarin<br />

machte ihm Hoffnung...sie verachtete solche Hetzjagden und Sklaverei...wie <strong>ein</strong>ige<br />

Menschen das Angeln. Sie fand die Chetia niedlich und machte deswegen nicht<br />

mit...aber auch sie kaufte von Sklaven hergestellte Produkte, weil sie günstiger<br />

waren...<strong>ein</strong> paar geringe, glatte Knochenbrüche sollten bei ihr genügen...je nach<br />

Verhalten auch nur <strong>ein</strong>en Bruch. Tieta zog an s<strong>ein</strong>em Hemd...sie musst hüpfen, um<br />

den Zipfel zu erreichen, der herunterhing:"Du, Thorsten?" "Ja." "Ich mag die Blätter<br />

nicht...die sind so würzig. Hast du irgendwas zu essen dabei?" Thorsten lächelte...er<br />

wusste, was die wenigen, frei lebenden Stämme der Chetia gerne aßen.<br />

Er kniete sich zu ihr herunter und immer noch war sie kl<strong>ein</strong>er:"Na, Tieta, was<br />

möchtest du denn?" "Hast...hast du was Süßes?" Hier gab es <strong>ein</strong>e besondere Blume,<br />

die in ihren Blättern <strong>ein</strong>e süße Pflanzenfett-Creme erzeugte, die Chetia-Kinder gerne<br />

mochten. Er erzeugte <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Napf mit der Creme, darin <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Löffel, und<br />

gab sie dem kl<strong>ein</strong>en Wesen. Tieta lächelte ihn glücklich an, während der Rest des<br />

Raumes auf s<strong>ein</strong>e Hand sah, wo die Creme in <strong>ein</strong>em Lichtblitz entstanden war. Er<br />

lächelte:"Wissen sie, m<strong>ein</strong>e Fähigkeiten sind weitreichender, als die bloße Replikation<br />

von Nahrung. Aber sie haben es ja schon gesehen."<br />

Show-Time!<br />

Die Polizei-Komissarin erklang über ihr Megafon, mehrere Sonder<strong>ein</strong>heiten sammelten<br />

sich am Haupt<strong>ein</strong>gang:"Hier ist die Polizei von Tesolan-City! Wir schicken <strong>ein</strong>en<br />

Unterhändler." Thorsten grinste, als s<strong>ein</strong>e Naniten das Metall an den Türrahmen zum<br />

schmelzen brachten und den Raum somit versiegelten. Er drehte sich zu den<br />

Dobermännern um:"Rex, Reaper, Hunter, ihr passt auf Seslor, Tredoko und unsere<br />

beiden Chetia-Freundinnen auf." Die Hunde setzten sich und in ihren Synapsen las er<br />

<strong>ein</strong> Ja heraus. Dann sah er zu Jarin und den Doggen:"Wir gehen runter, ich gehe vor."<br />

Joptia, die Komissarin und damit zweithöchste Polizistin der Welt. Sie hatte sich in<br />

ihren Mantel gehüllt. Das braune Kleidungsstück mit vielen Taschen, Knöpfen und<br />

<strong>ein</strong>em Stoffbund, erinnerte an alte Detektiv-Geschichten, aber an dem späten Abend,<br />

es war schon dunkel, und bei dem behangenem Himmel, hielt der Mantel sie warm<br />

und zur Not auch trocken. Sie dirigierte über Funk das Sturm-Team an den<br />

Eingang:"OK, Leute, stellt euch feuerbereit an den Eingang." In ihren schwarzen<br />

Schusswesten und mit automatischen Waffen, sowie gepanzerten Helmen, nahmen sie<br />

Position <strong>ein</strong>.<br />

Sie wusste nur, dass die Hausmeister des Gebäudes <strong>ein</strong> riesiges, schwarzes Monster<br />

gesehen hatten. Die Kerle da oben waren eh alle korrupt, aber sie zu beschützen war<br />

leider ihr Job.<br />

Sie hielt ihr knisterndes Funkgerät an ihr Ohr, der Unterhändler sprach r<strong>ein</strong>:"Ma'am,


die Tür ist zugeschweisst...wenn sie mir k<strong>ein</strong>en Schweiss-Trupp schicken, komme ich<br />

da nicht r<strong>ein</strong>." "OK...kommen sie wieder raus. Ich schicke <strong>ein</strong>en Roboter r<strong>ein</strong>."<br />

"Jawohl."<br />

Um die Einsatzwagen herum drängten sich die schaulustigen Mengen an den<br />

Absperrungen und wurden von Streifen-Polizisten auf Abstand gehalten...<strong>ein</strong> Presse-<br />

Heliporter flog mit s<strong>ein</strong>en beiden Rotorscheiben um das Gebäude...sie fühlte sich an<br />

<strong>ein</strong>en Film erinnert.<br />

Joptia hielt sich ihr Megafon ans Maul:"An die Typen da oben, die die Tür<br />

zugeschweisst haben: Noch könnt ihr aufgeben."<br />

Jarin sah, wie Thorsten lächelte:"Nun, dann geh ich mal runter...sobald ich unten bin,<br />

kommt ihr genau so nach."<br />

Mit <strong>ein</strong>em Satz sprang Thorsten durch das Fenster und raste mit verschränkten Armen<br />

in Stand-Position nach unten.<br />

Joptia hörte es klirren...sie sah nach oben und im Nachthimmel sah sie, wie die<br />

Glassplitter des Fensters des Rats-Zimmers im Licht der Leuchtreklamen um das<br />

Hochhaus glitzerten. Eine seltsame Gestalt fiel nach unten...es schoss regelrecht<br />

hinunter...auf ihre Männer vor dem Eingang zu!<br />

Sie riss ihr Funkgerät hoch:"Sturm-Trupp! Weg da! Weg vom Eingang!!!" Die Männer<br />

stoben aus<strong>ein</strong>ander, nachdem sie nach oben gesehen hatten.<br />

Das Ding schlug auf dem Boden auf, als hätte man <strong>ein</strong>en geloteten Stab<br />

heruntergeworfen. Ein fürchterliches Donnern von brechendem St<strong>ein</strong> hallte durch die<br />

Straßenschluchten.<br />

Eine Staubwolke warf sich auf, als der Asphalt sich durch die enorme Wucht in großen<br />

Platten aufbarst, die sich nach oben wölbten, wie Eis-Stücke, wenn man <strong>ein</strong>e dünne<br />

Eispfütze durchschlug. Der Sturm-Trupp, sie waren im Kreis auf den Spitzen des<br />

Kraters gewesen, flogen schreiend durch die Luft, als die hochschlagenden Asphalt-<br />

Platten sich hoch streckten.<br />

Drei weitere Gestalten, <strong>ein</strong>e ähnlich der vorigen und die anderen Beiden waren<br />

Vierb<strong>ein</strong>er, rasten, mit ihren Füssen Richtung Boden, nach unten. Sie wirbelten die<br />

Staubwolke auf, als sie mit enormer Geschwindigkeit hin<strong>ein</strong> tauchten.<br />

Neue Staubwolken hoben sich, als die neuen Einschläge mit lautem Donnern die<br />

großen Asphaltplatten, die bereits hoch standen, zertrümmerten. Schädelgroße<br />

Gest<strong>ein</strong>sbrocken flogen durch die Luft und die Menge stob kreischend an den<br />

vermuteten Einschlagsstellen der Brocken aus<strong>ein</strong>ander.<br />

Langsam legte sich die Staubwolke und sie sah die Kreaturen in den Kratern<br />

stehen...Die Zweib<strong>ein</strong>er...total in weiß gekleidet...kahl bis auf den Kopf, wo Haare<br />

waren. Sie hatten Augenbrauen und k<strong>ein</strong>e Schnauzen...nur kl<strong>ein</strong>e Nasen an so gut wie<br />

ebenen Gesichtern. Ihre Arme und B<strong>ein</strong>e waren lang...sie waren groß! Joptia reichte<br />

ihnen bestimmt nur bis an die Brust.<br />

Die Vierb<strong>ein</strong>er waren noch schlimmer! Sie waren etwas kl<strong>ein</strong>er in der Schulterhöhe,<br />

hatten sich aber nicht <strong>ein</strong>mal strecken müssen, um mit ihren riesigen Mäulern den<br />

Kopf <strong>ein</strong>es Pihetan abzureissen. Die Viecher wirkten fürchterregend...beide schwarz,<br />

<strong>ein</strong>er hatte <strong>ein</strong>en weißen Strich am Kopf.<br />

Die Tiere setzten sich neben die Kreaturen und flankierten sie somit...die Menge schrie<br />

teilweise...aber alle waren sie zu geschockt, um davon zu rennen. Polizisten sahen<br />

geschockt auf die Wesen und ihre Mäuler klappten auf.<br />

Der Sturm-Trupp, entweder auf dem Asphalt oder auf parkenden Wagen gelandet,<br />

stöhnte. Diejenigen, die auf den Autos gelandet waren, hatten in die Dächer tiefe<br />

Kuhlen geschlagen, in denen sie nun, passgenau, stöhnend, lagen.<br />

Mittlerweile hatten sich zwei weitere Presse-Flieger zu dem Anderem gesellt und<br />

glitten über den Wesen hin und her.<br />

Das braunhaarige, zweib<strong>ein</strong>ige Wesen hob den Kopf in die Richtung aller:"Da sind wir."<br />

Sie fing sich und hob ihr Megafon:"Wo ist der Stadt-Rat?!" "Oben im Zimmer." "Rückt<br />

sie raus!" "N<strong>ein</strong>...zuerst werdet ihr etwas erfahren: Die Chetia sind genau so


intelligent wie ihr. Sie haben <strong>ein</strong>e Sprache und wenn ihr sie tötet, oder foltert, verletzt<br />

ihr Wesen wie euch." "Seid ihr irgendwelche mutierten Öko-Fuzzis?" "Ich bin <strong>ein</strong>e<br />

Kraft, die sich auf die Seite des Lebens geschlagen hat. Mich und m<strong>ein</strong>e Gefährten<br />

schockiert eure Dummheit und Intolleranz. Der Stadtrat hat die Gleichberechtigung<br />

der Chetia als Gesetz verabschiedet." "Unter Zwang gilt das nicht!" "Ich habe ihnen<br />

nur die Augen und Ohren geöffnet. Ich habe ihnen die Sprach der Chetia <strong>ein</strong>gepflanzt.<br />

Nun pflanze ich sie euch <strong>ein</strong>." Joptia spührte Schwindelgefühle...sie und alle<br />

anwesenden Pihetan kippten um und verdrehten die Augen. Nach zwanzig Tezis stand<br />

sie wieder auf. Das Wesen hob s<strong>ein</strong>en Arm und die Scheibe des Rat-Raumes zerbarst<br />

vollkommen. Zwei Chetia, <strong>ein</strong> Weibchen und <strong>ein</strong> Kind, glitten in <strong>ein</strong>er blauen Energie-<br />

Kugel nach unten und wurden abgesetzt. Sie schienen ängstlich zu s<strong>ein</strong> und <strong>ein</strong>es der<br />

Chetia begann zu sprechen:"Was...was war das eben?"<br />

Aufgerissene Augen, so weit Joptia sehen konnte...jeder hatte diesen Satz<br />

verstanden...Das...das musste <strong>ein</strong>e Illusion s<strong>ein</strong>!<br />

Das kl<strong>ein</strong>e Chetia sprach...es zirpte und gurrte zwar nur, aber sie verstand jede Silbe,<br />

als wäre es ihre Muttersprache:"Was sind das alles für Pihetan...Mami, ich will bitte in<br />

d<strong>ein</strong>en Fächer." "Komm her, Tieta." Das kl<strong>ein</strong>e Mädchen stieg in den Horn-Fächer-Korb<br />

ihrer Mutter.<br />

Joptia hatte nie viel davon gehalten, Chetia zu quälen, weil sie sie für Tiere hielt...und<br />

Tiere quälte sie nicht. Aber...die konnten ja tatsächlich sprechen! Das war<br />

unglaublich...irgendwie hatte dieses Ding ihnen die Sprache der Chetia in den Kopf<br />

gepflanzt.<br />

SWAT-Trupp3 war von dem Gesehenem wohl nicht überzeugt. Der Squad-Leader legte<br />

s<strong>ein</strong> Gewehr an:"OK, Jungs, wie Freitags: Wer das kl<strong>ein</strong>ste Ziel trifft, bekommt von<br />

mir <strong>ein</strong>en ausgegeben." Lachend legten die Männer an.<br />

Sie brüllte:"Leader-3! Sofort die Waffen runter! Sie haben's doch gesehen!" "Das ist<br />

bestimmt nur ne Illusion hier. Welche Wesen können schon von so oben springen?!<br />

Das sind bestimmt irgendwelche Tricks von solchen Radikalen." Teile der Menge<br />

schrien die Männer an, sie sollten ihre Waffen runternehmen...andere johlten und<br />

gröhlten, sie sollten <strong>ein</strong>en guten Kopfschuss anlegen.<br />

Von Zweiterem war Joptia geschockt.<br />

Abscheu kam in Thorsten hoch...diese SWAT-Truppe hatte s<strong>ein</strong>e Wut auf sich gelenkt.<br />

Ein großer Fehler.<br />

Die SWAT-Soldaten zogen den Abzug ihrer Waffen und Leuchtspurmunition, <strong>ein</strong><br />

Projektil pro Mann, schoss aus den Läufen.<br />

Geschockt mussten sie feststellen, dass Thorsten die Munition umlenkte...in <strong>ein</strong>er<br />

schönen, eliptischen, leuchtenden Kurve flogen die Projektile aus den Läufen in das<br />

jeweilige Knie des Schützen. Jammernd brachen die Männer zusammen.<br />

Die Komissarin sah ihn geschockt an:"Was...was?" "Und nun werdet ihr die<br />

Hetzjagden zurückbekommen, bei denen ihr die Eltern habt zusehen lassen, wie ihre<br />

Kinder erschossen wurden!" Thorsten hauchte so grauenhaft, wie er nur konnte. Er<br />

deutete mit gestreckter Hand auf die SWAT-Truppe und diese ging in Flammen auf.<br />

Sie schrien und als das Feuer die Magazine ihrer Waffen erreichte, explodierte jede<br />

Patrone und riss blutige Wunden, die das Feuer ebenfalls <strong>ein</strong>brannte...aber Thorsten<br />

war ja nicht so. Er liess das Feuer schnell abklingen. Dann bildete sich <strong>ein</strong>e schwarze<br />

Wolke, r<strong>ein</strong>e Show, über den Männern, die so viel Leid gebracht hatten.<br />

Aus der finsteren Wolke regnete es biomechanische Käfer, die die verbrannten<br />

Gewebeschichten von den Muskeln rissen. Das war eigentlich schmerzlos, aber es<br />

machte ihnen Angst, wie sie die Chetia auf der Flucht vor ihnen gehabt hatten.<br />

Erste Pihetan in der Menge fingen an, zu kotzen, oder sich <strong>ein</strong>zunässen.<br />

Dann gab Thorsten den wimmernden Wesen, sie sahen jetzt aus wie gehäutet,<br />

nachdem die Käfer sich aufgelöst hatten, wieder genügend Kraft zum krabbeln.<br />

Blutspuren hinter sich herziehend, krochen die Wesen auf die Komissarin zu und<br />

stöhnten...es erinnerte ihn an <strong>ein</strong>en Zombi-Film.


Joptia erbrach sich, als sie ihre Kollegen sah, die die Chetia angreifen wollten. Ein<br />

anderer Trupp hatte angefangen zu w<strong>ein</strong>en und auf ihre Hände zu starren...sie hatten<br />

zwar nie an den Jagden teilgenommen, aber sie hatten Haussklaven. Die Männer und<br />

Frauen in diesem Trupp hatten ihre Sklaven aber immer gut behandelt und sie nie<br />

geschlagen...sie wurden fast wie Opairmädchen gehalten. Deswegen nannten <strong>ein</strong>ige<br />

Cops sie auch den Opair-Windelweich-Trupp.<br />

Das hohe Wesen ging auf diesen Trupp zu und Joptia schrie:"Passt auf! Es kommt auf<br />

euch zu! WEG DA!" Die Truppe hörte sie nicht...sie sahen w<strong>ein</strong>end auf den Boden.<br />

Joptia musste was unternehmen. Sie schnappte sich <strong>ein</strong> Gewehr aus <strong>ein</strong>em der<br />

Einsatzwagen und zielte. Sie feuerte mehrere Projektile auf das Wesen ab...die Kugeln<br />

prallten <strong>ein</strong>fach am bloßen Körper ab! Es drehte sich um und sah ihr in die<br />

Augen...selbst aus dieser Entfernung konnte sie den Ausdruck in den Augen erkennen:<br />

Abscheu...Abscheu allen gegenüber, die jemals <strong>ein</strong>en Chetia gequält hatten. Der Blick<br />

traf sie...aber er galt ihr wohl nicht. Geschockt stellte sie fest, dass das Gewehr in<br />

ihren Händen zu Sand wurde und auf den Boden rieselte.<br />

Sie konnte nur zusehen, wie das Wesen sich ihrem Squad-4 näherte. Sie erwartete<br />

das Schlimmste. Es ging neben <strong>ein</strong>en der Pihetan...Captain Blesir und kniete sich<br />

neben ihn.<br />

Es hob das Kinn des Polizisten und das traurige Gesicht wurde ängstlich...wie<br />

paralysiert sah er dem Wesen in die Augen.<br />

Das Wesen packte den Helm und zerquetschte die Befestigung...vorsichtig, ohne den<br />

Mann zu verletzen. Es nahm den Helm ab und legte ihm die Hand auf den Kopf:"Euer<br />

Trupp hat sich kaum was zu Schulden kommen lassen. Ihr habt, auch wenn ihr sie als<br />

Sklaven gehalten habt, eure Chetia immer gut behandelt und sie sogar ihre Kinder<br />

behalten lassen. Sie fühlten sich wohl bei euch und haben Betten. Euch tue ich<br />

Nichts."<br />

Blesir sah das Wesen w<strong>ein</strong>end an:"Aber...Birra...ich...ich habe sie gekauft wie <strong>ein</strong><br />

Tier!" "Aber du hast sie nicht wie <strong>ein</strong>es behandelt...und das zählt. Ihr könnt gehen,<br />

wenn ihr wollt. Wenn sie gehen wollen, lasst eure Chetia gehen, dass ist m<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zige<br />

Forderung. Ihr wart ihnen Freunde und jetzt könnt ihr sie verstehen." "Wir...wir<br />

werden nicht zulassen, dass du Pihetan, auch wenn sie Chetia gequält haben, tötest!"<br />

"Ich töte nicht. Ich zeige euren Kollegen nur die Grausamkeit, die sie gezeigt haben."<br />

"Aber...auch <strong>ein</strong>ige Kinder haben Chetia schlecht behandelt...Ich lasse nicht zu, dass<br />

du <strong>ein</strong> Kind so folterst!" "Kinder behandele ich nicht so drastisch...ihr junger Geist<br />

kann noch leicht darauf<br />

aufmerksam gemacht werden, was richtig ist. Sie kriegen höchstens <strong>ein</strong>en Po voll,<br />

oder <strong>ein</strong>e Backpfeife...aber ich werde k<strong>ein</strong> Kind foltern...k<strong>ein</strong>e schwangere Frau. Und<br />

ich nehme mir nur die Grausamsten vor." "NEIN...!" "Weil ihr euch als aufrichtig<br />

erwiesen habt, werde ich euch nur ins Land der Träume schicken...ich kann<br />

niemandem was antun, der trotz so <strong>ein</strong>er Gesellschaft so gutherzig geblieben ist. Und<br />

das sind auch nicht Wenige."<br />

Joptia sah, wie die Männer und Frauen bewusstlos umkippten. Das Wesen erhob sich<br />

wieder und wischte sich selbst <strong>ein</strong>e Träne aus dem Auge...was war das für <strong>ein</strong> Ding?!<br />

Sie bemerkte etwas, warmes, nasses an ihrem Hosenb<strong>ein</strong>...es war der Leader von<br />

Squad-3...ganz ohne Haut. S<strong>ein</strong>e rote Hand tränkte ihr Hosenb<strong>ein</strong> mit Blut.<br />

Sie riss die Augen auf, als sie den schockierenden Anblick erfasste. Er wimmerte an<br />

ihr hoch:"Bitte...ich tu es auch nie wieder...bitte...ich will nicht sterben...m<strong>ein</strong>e<br />

Frau...und m<strong>ein</strong>e Kinder."<br />

Das Wesen sprang in die Höhe und landete neben dem Leader; die Erde zitterte<br />

etwas. Joptia erschrak und fiel gegen den Einsatzwagen, neben ihr. Das Wesen packte<br />

den Leader und hob ihn hoch:"Bedenke, solltest du je wieder <strong>ein</strong>en Chetia, der dir<br />

nichts tut, verletzen, dann komme ich wieder und mache dich zu <strong>ein</strong>em Krüppel, dem<br />

das Atmen, ja, der pure Herzschlag Schmerzen bereitet." "Ja...nur...bitte...sag mir...ist<br />

das <strong>ein</strong>e Illusion? Oder...sind die Chetia wirklich intelligent und können wirklich


sprechen?" "Sie können. Ich habe dir nur die Nervenschaltungen implantiert, dass du<br />

sie verstehen kannst." "Ohhh Gohott...was habe ich nur gemacht...all die<br />

Morde...die...die vielen Kinder...m<strong>ein</strong>e Haus-Chetia...ich wollte ihr Kind ermorden!"<br />

Goldener Nebel umfing den w<strong>ein</strong>enden Leader und s<strong>ein</strong>e Truppe, die mittlerweile sich<br />

selbst verfluchten und teilweise auf sich selbst <strong>ein</strong>schlugen.<br />

Das Wesen sah den <strong>ein</strong>gehüllten Leader an:"Dann hör' auf, sie zu misshandeln. Hilf'<br />

ihr und ihrem kl<strong>ein</strong>en Sohn." "Das werd' ich...das werd' ich!" Neue Haut und neues<br />

Fell wuchsen auf dem roten Fleisch und den blauen Knochen. Nackt fiel der Leader auf<br />

den Boden und w<strong>ein</strong>te um die Leben, die er auf dem Gewissen hatte.<br />

Thorsten empfand Wut und Abscheu...und Mitleid. Er hasste es, diese Hülle zu<br />

knacken, indem er ihnen Leiden zufügte...zumal sie es dann so sehr bedauerten. Die<br />

Stadträte waren <strong>ein</strong> besonderer Fall gewesen mit ihrer Brutalität und Grausamkeit...er<br />

musste es sich <strong>ein</strong>gestehen, dass es ihm <strong>ein</strong>e gewisse Befriedigung verschafft hatte.<br />

Im Kern waren alle Wesen bisher gut gewesen...nur diesen Kern zu erreichen,<br />

gestaltete sich oft als schwer.<br />

Joptia musste dieses Ding zu Fall bringen, bevor es noch mehr Pihetan häutete oder<br />

sonst was tat. Sie nahm das Head-Set und sprach hin<strong>ein</strong>:"Alle Roboter! Attacke auf<br />

fremdes Wesen, zweib<strong>ein</strong>ig!" Sie wickelte ihre Schwänze um die große Wade des<br />

Wesens und zog mit aller Kraft.<br />

Ein höllischer Schmerz durchfuhr sie, als das B<strong>ein</strong> nicht nachgab und ihre drei<br />

Schwanzwurzeln knackend brachen. Sie wand sich auf dem<br />

Boden:"Uuuaaaarrrgghhh...!!!" Das Wesen packte sie am Hals und hob sie hoch...es<br />

tat weh, aber nicht sehr.<br />

Es sah ihr in die Augen und der Abscheu war Trauer gewichen:"Ich kann nicht<br />

verstehen, wie ihr Pihetan es fertig bringen konntet, selbst zu Tieren so grausam zu<br />

s<strong>ein</strong>. Und zu den Chetia, die ihr für Tiere gehalten habt. Ich werde etwas tun, was ich<br />

noch nie getan habe...ich werde eueren ganzen Planeten diese Sprache lehren, dass<br />

jeder das Grauen versteht." Nach zwanzig Tezis sah es sie wieder an:"Jeder Pihetan<br />

hat die Sprache der Chetia jetzt im Kopf, auch d<strong>ein</strong>e Kinder." Es hielt s<strong>ein</strong>e andere<br />

Hand an ihren Schwanzansatz und der goldene Nebel hüllte ihren Hintern <strong>ein</strong>...die<br />

Schmerzen verschwanden und sie konnte ihre Schwänze wieder bewegen. Sie sah es<br />

an:"Aber...aber ich habe dir die Kampfroboter auf den Hals gehetzt?!"<br />

"Diese Spielzeuge sind mir weit unterlegen."<br />

Die Seiten des LKW's hinter ihr senkten sich und die vierb<strong>ein</strong>igen Maschinen kamen<br />

heraus.<br />

Jarin sah diese Dinger an...sie sahen aus wie Spinnen, mit nur vier B<strong>ein</strong>en, jedoch<br />

ohne den Spinnen-Körper. Der Torso des Dinges bestand aus <strong>ein</strong>er dicken Scheibe,<br />

aus der die B<strong>ein</strong>e ragten, und auf dieser Scheibe, war, wie <strong>ein</strong> Geschützturm, der<br />

Torso montiert. Der Torso wirkte wie <strong>ein</strong> Würfel, nur etwas abgeschrägter. Es erinnerte<br />

sie an <strong>ein</strong>en Boron-Hai-Rumpf, nur ohne die Triebwerke und etwas kantiger.<br />

Wie die Geschütz-Segmente <strong>ein</strong>es Discoverers hingen die Waffenarme mit<br />

Maschinengewehren und Raketenwerfern an den Torso-Seiten. Ein dünner Schlitz<br />

diente als Sichtfenster für die drei Kameras.<br />

Die Maschinen stapften auf Thorsten zu und blieben dann stehen, um defekt<br />

zusammenzusacken.<br />

Joptia sah sich um...die Roboter waren stehen geblieben, ihre Rechner mussten<br />

überlastet s<strong>ein</strong>. Das Wesen drehte sich zu der Menge:"Werdet ihr die Chetia jetzt<br />

achten?" Viele Pihetan nickten mit Tränen in den Augen...doch <strong>ein</strong>ige buhten und<br />

brüllten, die "Missgeburt" solle sich die Chetia sonst wo hin stecken.<br />

Das Wesen schüttelte langsam den Kopf:"Dann tut es mir leid. Ich kenne jeden<br />

Gedanken von jedem hier auf dem Planeten...eure Kinder werden jetzt in Ohnmacht<br />

fallen...ich werde ihnen das Grauen ersparen." Die Kinder in der Menge fielen um oder<br />

in die Arme ihrer Eltern "WAS?!" "Typen, wie die werden leider nur lernen, wenn man<br />

ihnen zeigt, was sie anrichten." "NEIN!" Sie sprang an das B<strong>ein</strong> des Wesens und biss


ihm ins B<strong>ein</strong>...sie schrie auf, als sie sich beide Eck-Zähne abbrach.<br />

Das Wesen spannte <strong>ein</strong>mal s<strong>ein</strong>e Muskeln an und die Druckwelle schmiss sie gegen<br />

den Einsatzwagen. Sie griff wieder das Headset:"Roboter, Back-UP, letzten Befehl<br />

wiederholen!"<br />

Die Roboter zuckten kurz, als ihre Computer wieder neu luden und sich r<strong>ein</strong>stallierten.<br />

Die Maschinen richteten sich auf und dieses mal richteten sie sich auf<br />

den anderen Zweib<strong>ein</strong>er.<br />

Das braunhaarige Wesen schien ausser sich vor Wut:"NICHT MEINE FAMILIE!!!" Es<br />

streckte den Arm nach den Maschinen aus, die den Arm noch kurz registrierten und<br />

Raketen auf es abfeuerten...<strong>ein</strong> mächtiger Energie-Strahl, etwa zehn Körperlängen im<br />

Durchmesser, schoss aus der Hand des Wesens und erfasste zuerste die Raketen, die<br />

nutzlos verdampften, und dann die Roboter.<br />

Die Maschinen zuckten kurz, als die Hydraulik-Flüssigkeit verdampfte und ihre B<strong>ein</strong>e<br />

und Arme unkontrolliert umherwarf. Nachdem die Flüssigkeit aus den geplatzten<br />

Schläuchen der Zylinder gesprüht war, war der epileptische Anfall der Maschinen<br />

vorbei und sie wurden vom Energiestrahl vom Asphalt abgehoben, durch den Robot-<br />

Laster gewirbelt, der schon von dem Energie-Strahl in zwei Hälften gerissen worden<br />

war, und dann verdampften sie wie Schneemänner in <strong>ein</strong>em Feuersturm.<br />

Das Wesen sah sie an:"Du hast d<strong>ein</strong>e Befehls<strong>ein</strong>gabe nicht genau formuliert...ich rate<br />

dir: Attackiere m<strong>ein</strong>e Familie und das Schicksal d<strong>ein</strong>er Kollegen wird dir wie <strong>ein</strong><br />

Spaziergang vorkommen. Richte d<strong>ein</strong>e Angriffe ruhig gegen mich." Eine Träne lief dem<br />

Wesen über die unbehaarte Wange, dann sprach es in <strong>ein</strong>er seltsamen Sprache.<br />

Jarin verstand nicht genau, was Thorsten sagte...das musste Deutsch s<strong>ein</strong>.<br />

Thorsten musste das <strong>ein</strong>fach aussprechen:"Es tut mir leid. Das ist für die Chetia." Er<br />

wusste, dass das hier auf dem gesamten Planeten im Fernsehen lief.<br />

Die Reporterin saß im Heliport und sprach in ihr Mikrofon:"Hier ist Losia Tessom, ihre<br />

Koriphähe für Nachrichten auf Pihet-9. Hier sehen sie das fremde Wesen, das aus dem<br />

Ratsraum gesprungen ist. Die Kreaturen, die es begleiten, waren bisher vollkommen<br />

inaktiv. Wie sie sicherlich bereits in ihrem Umfeld bemerkt haben, beherrschen wir<br />

jetzt die Sprache der Chetia! Es ist wirklich wahr, sie sind intelligent und fühlend!<br />

Welches Grauen haben wir verursacht?!<br />

Die Polizei ist machtlos gegen das Wesen, Kugeln prallen ab oder fliegen in seltsamen<br />

Bahnen in die Schützen zurück. Soeben hat es sieben SWAT-Syro-Bots in <strong>ein</strong>em<br />

Energiestrahl verdampft, als sie "s<strong>ein</strong>e Familie", den anderen Zweib<strong>ein</strong>er, den<br />

Experten für weiblich halten, angreifen wollten. Im Moment steht es mitten auf dem<br />

Platz und hat <strong>ein</strong>e Träne vergossen.<br />

Es sieht aus, als würde gleich etwas großes geschehen!"<br />

Das Wesen schrie und warf s<strong>ein</strong>en Kopf nach hinten...der Schrei war ohrenbetäubend<br />

und schoss nach oben, wo die Scheiben der Häuser und die Lampen der Laternen<br />

zersprangen. Ein Feuersturm drang aus dem Wesen, wie die Schockwelle <strong>ein</strong>er<br />

Atombombe.<br />

Der Asphalt brach auf, als das Wesen den Kopf wieder senkte.<br />

Sie sah das Feuer auf sich zu rasen und verschränkte die Arme vor dem Gesicht, in<br />

der Erwartung, zu verbrennen. Sie wurde von dem Feuer getroffen, wie von dem<br />

warmen Luft-Schwall <strong>ein</strong>es Kaufhauses wenn man es im Winter betrat...aber sie<br />

brannte nicht...sie konnte die Luft <strong>ein</strong>atmen.<br />

Sie sah sich um und sah, dass es den meisten Pihetan genau so ging...nur diejenigen,<br />

die Buh-Rufe und Beschimpfungen ausgestossen hatten, schrien, als das Feuer sie<br />

erreichte. Sie begannen, zu brennen und rannten brüllend durch die hauptsächlich<br />

unberührte Masse.<br />

Die Laternen um sie herum schmolzen wie Kerzen in <strong>ein</strong>em Kamin-Feuer und die<br />

Einsatzwagen fielen zusammen, wie missglückte Sufles, während die Sitze<br />

verdampften.<br />

Die Reste des Robot-Trucks zerschmolzen wie Butter in der Pfanne...es war


atemberaubend und gleichzeitig schrecklich. Regenrinnen und Fenster-Rahmen<br />

schmolzen die Hauswände hinab.<br />

Einer der Buh-Rufer rannte neben sie und fiel schreiend um, während s<strong>ein</strong>e Haut<br />

Blasen warf. Er hörte sich an, wie <strong>ein</strong> Steak, das in der Pfanne briet.<br />

Die Heli-Ports der Presse wurden von dem Feuersturm erfasst, lediglich <strong>ein</strong><br />

Kameramann ging in Flammen auf und fiel, durch die thermischen Winde gebremmst,<br />

auf den Asphalt. Die Kamera selbst verglühte, bevor sie den Boden erreichte...was das<br />

auch für <strong>ein</strong> Feuersturm war, er behandelte Lebewesen nicht, wie Maschinen.<br />

Ein paar Flug-Nischias saßen unbehelligt auf <strong>ein</strong>em grünen, unversehrten Baum und<br />

putzten sich. Dieses Feuer richtete nur Sachschäden an und verbrannte Personen, die<br />

ansch<strong>ein</strong>end Chetia gequält hatten.<br />

Sie sah ihrem Kameramann zu, der schreiend am Boden lag und griff sich <strong>ein</strong>e<br />

Handkamera...dafür würde sie den Fernsehpreis bekommen. Um den Kameramann tat<br />

es ihr nicht leid, er war <strong>ein</strong> A******** gewesen und quälte die Chetias, die im Büro<br />

als Putzdienst arbeiteten. Sie filmte weiter:"Das Wesen hat <strong>ein</strong>en Feuersturm<br />

ausgestossen! Alles brennt! Laut unseren Wettersatteliten breitet er sich weiter aus<br />

und bis an die Stadtgrenze von Tesolan-City! Es...es ist grauenhaft! Pihetan, die<br />

buhend gerufen haben, dass Chetia dumme Tiere seien, gehen in Flammen auf und<br />

rennen panisch umher! Diejenigen, die es <strong>ein</strong>gesehen haben, dass Chetia nicht<br />

verletzt oder ausgenutzt werden sollen, bleiben unversehrt! Pflanzen und Tiere sch<strong>ein</strong>t<br />

der Feuersturm nicht <strong>ein</strong>mal zu beunruhigen!<br />

Unser Kameramann ist in Flammen aufgegangen, aber uns allen ist nichts passiert!<br />

Autos und Laternen vergehen wie Eiswürfel an <strong>ein</strong>em Sommer-Tag, aber unsere Heli-<br />

Ports bleiben intakt, obwohl sie auch nur aus Stahl sind! Was auch immer dieses Ding<br />

ist...es sch<strong>ein</strong>t nur Chetia-Schänder zu verletzen. Alle Anderen können wohl beruhigt<br />

s<strong>ein</strong>!"<br />

Nach zehn Mituzens hörte das Wesen auf, die Feuerwelle zu verbreiten.<br />

Sobald das Feuer <strong>ein</strong>en Pihetan nicht mehr berührte, hörte er oder sie <strong>ein</strong>e Stimme,<br />

die jetzt auch in ihren Ohren erklang:"Solltet ihr je wieder die Chetia so schänden,<br />

kehre ich zurück und alle werden brennen, eure Lügen, eure Ignoranz und eure<br />

Dummheit. Ich werde nicht nur die Schänder in Tesolan-City brennen lassen, ich<br />

werde alle brennen lassen und m<strong>ein</strong>e Käfer werden euch zerreissen! Ich hasse Gewalt,<br />

aber noch mehr als das, hasse ich es, wenn man Wesen so quält, wie sie es nicht<br />

verdient haben! Mir brennt das Herz, wenn ich die verstümmelten oder toten Chetia<br />

sehe...und dieses Feuer, dass durch euch genährt wird, habt ihr erfahren. Auch wenn<br />

ich euch brennen sehe, brennt mir das Herz...aber solltet ihr wieder dieses Feuer in<br />

mir schüren, äschert es eure Haut <strong>ein</strong>. Wenn ihr derartiges Leid wieder verbreitet,<br />

wird es zu euch zurück kommen." Sie sah auf den Verbrannten, der neben sie gefallen<br />

war...er hatte k<strong>ein</strong>e Verletzungen mehr und hatte sich in Fötal-Position<br />

zusammengerollt:"Nie wieder! Ich werde nie wieder <strong>ein</strong>en Chetia verletzen! Wenn das<br />

Leid so groß war..."<br />

Das Wesen sah sie an:"Es tut mir leid...die Kinder werden jetzt wieder aufwachen."<br />

"Was...was bist du? Ein Geist?" "N<strong>ein</strong>, etwas weltliches. Ich bin <strong>ein</strong> biomechanoides<br />

Wesen, dessen Ausdehnung enorm ist. M<strong>ein</strong>e Körper sind kl<strong>ein</strong>e Naniten, die ihr nie<br />

finden könnt. Ich habe euren Planeten entdeckt und wurde an die Zeit vor<br />

Jahrhunderten erinnert, in der m<strong>ein</strong>e Art solches Grauen verursachte...ich bin zwar<br />

anders vom Denken in m<strong>ein</strong>er Rasse, aber das brach mir m<strong>ein</strong> Herz. Euer Stadt-Rat<br />

ist unversehrt...zumindest wieder. Jetzt spüre ich mit Erleichterung, wie m<strong>ein</strong>e Wut<br />

verblasst." "Du...du bist <strong>ein</strong>e Maschine?" "Zum Teil, unzählige Maschinen, balle ich<br />

mich zusammen, so bin ich größer, als eure Sonne, mit den ersten sechs Planeten."<br />

"Wa...was?!" Die Miene des Wesens wurde wieder mit Abscheu erfüllt:"Dieses<br />

wiederliche Vieh!"<br />

"WAS?! Ich hab' doch nur gefragt!" "Nicht du! Shelteke, der Sklavenhändler." "Was ist<br />

mit dem?" "Er kommt mit s<strong>ein</strong>er Privat-Armee her...du und d<strong>ein</strong>e Kumpanen sollten


die Leute evakuieren...es kann hässlich werden." "Wieso hässlich?" "Sie haben<br />

Treibjagden gemacht...viele...<strong>ein</strong>e täglich...M<strong>ein</strong>e Wut auf sie ist enorm." "Was...was<br />

wirst du mit ihnen machen?" "Sie werden bezahlen!" "Aber das sind auch Pihetan!"<br />

"Sieh in die Augen der beiden Chetia da hinten und sag das noch mal!" Sie sah das<br />

Wesen ängstlich an und dann spührte sie, wie sie am Nacken hochgehoben wurde, wie<br />

<strong>ein</strong> Kind...es tat natürlich nicht weh, aber es war unangenehm.<br />

Was auch immer sie am Nacken zu packen hatte, es war nicht sichtbar. Sie wedelte<br />

mit ihren Schwänzen danach...aber da war nichts...als hätte sie <strong>ein</strong>e Papierschicht am<br />

Rücken!<br />

Sie wurde vor die Chetia gehalten...diese Augen...sie waren so ängstlich, als sie näher<br />

kam. Das Kl<strong>ein</strong>e kam raus und sah sie ängstlich an:"Willst...willst du mir und m<strong>ein</strong>er<br />

Mami weh tun?" Sie w<strong>ein</strong>te, als sie das kl<strong>ein</strong>e, niedliche Wesen sah:"N<strong>ein</strong>...ich will dir<br />

nicht weh tun. Was...was haben sie euch angetan?" "Sie haben Mama und mir das Fell<br />

abgezogen und die Knochen gebrochen...sie haben mir die B<strong>ein</strong>e aufgeschnitten und<br />

<strong>ein</strong>e Nadel ins Ohr gestochen...das tat so doll weh...buuhuuu" Die Kl<strong>ein</strong>e fing an, zu<br />

w<strong>ein</strong>en.<br />

Joptia konnte es nicht fassen...solche Grausamkeiten! Es musste so schlimm für die<br />

Beiden gewesen s<strong>ein</strong>. Sie wurde zu dem Wesen zurück getragen und es sah sie<br />

an:"Und nun stell dir vor, du lägst verstümmelt in <strong>ein</strong>em Käfig, während du im<br />

Nebenzimmer die Schmerzensschreie d<strong>ein</strong>er Kinder hörst, wie man sie foltert." Sie<br />

heulte:"Das...das ist grausam!" "Und alle Männer von dieser Privat-Armee sind genau<br />

so grausam." "Bring sie um! Kill die Schw<strong>ein</strong>e!" "Ich töte nicht, das nehme ich mir<br />

nicht heraus, aber ich lasse sie leiden." "Gut...gut!" Sie griff nach ihrem<br />

Funkgerät:"Männer, schickt die Leute nach Hause..." "Sie sollten nicht aus dem<br />

Fenster sehen." "Und sagt ihnen, sie sollen nicht aus dem Fenster sehen!" "Ja Ma'am."<br />

Alle hatten die letzten Worte gehört, von der Privatarmee, von der Folter und der<br />

Angst der kl<strong>ein</strong>en Chetia.<br />

Niemand gönnte es diesen Schw<strong>ein</strong>en nicht mehr.<br />

Kurz darauf waren alle Pihetan, ausser ihr, weg. Selbst die bewusstlose Truppe war zu<br />

dem Gespräch wieder aufgewacht und hatte genickt, bevor sie weggegangen waren.<br />

Dann hörte sie die verschiedenen Heliports. Eine Pihetan kam heran, sie hielt <strong>ein</strong>e<br />

Kamera in den Händen und trug <strong>ein</strong>en Blazer...das war doch diese Reporter-Tussi:"Ich<br />

bin Losia Tessom...darf...darf ich bitte weiter filmen?" Joptia wollte sie gerade weg<br />

scheuchen, als das Wesen sprach:"Ja...aber schneidet die grausigen Szene heraus,<br />

wenn du es zu <strong>ein</strong>er Zeit senden willst, wo Kinder zusehen." "OK."<br />

Ein Heliport senkte sich vor das Fenster des Ratsraumes...er schoss mit s<strong>ein</strong>en<br />

Raketenwerfern, aber die Raketen explodierten nutzlos an <strong>ein</strong>er Art Kraftfeld.<br />

Drei schwarz-braune Kreaturen, in etwa so wie diese vierb<strong>ein</strong>igen Monster hier,<br />

sprangen aus dem Fenster und krochen über den Heliport, der zu schlingern begann.<br />

Eines der Wesen beugte sich durch das Cockpitfenster, das <strong>ein</strong>fach zerbrach und riss<br />

den Piloten heraus, den es schüttelte und aufriss. Blut regnete nieder auf den Asphalt<br />

und dann schleuderte das Wesen den Piloten herunter.<br />

Der blutende Pihetan schrie, bis er klatschend auf dem Asphalt zerschlug...nur der<br />

Kopf blieb intakt...er schrie! Er lebte noch. Sie sah zu dem bipedalen Wesen:"Wie?"<br />

"Ich halte ihn am Leben...er wird noch ne Weile leiden, bevor ich ihn wieder<br />

<strong>ein</strong>igermaßen heile." Die Reporterin sah ihn, mit der Kamera vor der Schnauze,<br />

an:"Wie machen sie das?" "Ich kann es. Ich bin <strong>ein</strong>e hochentwickelte biomechanische<br />

Lebensform. Zumindest im Vergleich zu eurer Technologie." "Eine MASCHINE?" "Ich<br />

habe mich aus m<strong>ein</strong>er Art heraus gehoben, als ich mich mit Naniten verband. Ich bin<br />

weit größer, als sie erahnen oder bisher den Weltraum erforscht haben. Unzählige<br />

kl<strong>ein</strong>er Maschinen befinden sich überall auf ihrem Planeten und jede davon bin ich."<br />

"Sind sie <strong>ein</strong> Eroberer?" "N<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong> Forscher. Ich habe diese Welt gefunden und konnte<br />

die Dummheit und das Leid nicht mehr ertragen. Nun bin ich hier, um das zu ändern."<br />

"Wäre das nicht auch friedlicher gegangen?" "Ich habe es versucht, aber es ging leider


nicht. Während die Chetia auch weniger schmerzhaft als Sklaven gehalten werden<br />

können...wenn es schon geschah. Aber das hat eure Rasse nicht und nun bin ich da,<br />

um den Monstern ihr Leid zurück zu zahlen."<br />

Der Heliport trudelte und stürzte mit den vierb<strong>ein</strong>igen Wesen auf dem Boden, wo er in<br />

<strong>ein</strong>er enormen Explosion zerfetzt wurde. Das konnten die Bestien nicht überlebt<br />

haben...doch...da trabten sie ganz ruhig aus den Flammen...völlig unversehrt!<br />

Drei Heliports landeten auf der angerusten Straße, zwei Personen-Transporter und <strong>ein</strong><br />

Kampf-Walker-Träger für vier Maschinen. Die Luken öffneten sich und die zweib<strong>ein</strong>igen<br />

Maschinen, deren Kniee nach hinten wiesen und deren Arme aus riesigen Waffen<br />

bestanden, erhoben sich mit dem Geräusch starker Hydraulik.<br />

Die Personentransporter öffneten sich und zwei Pihetan gingen an die Spitze und der<br />

muskulösere begann mit <strong>ein</strong>em fiesen Grinsen zu sprechen:"Ich bin Shelteke und das<br />

ist m<strong>ein</strong> Hauptmann Tyss. Ich lasse nicht zu, dass du m<strong>ein</strong>e Geschäfte versaust!<br />

M<strong>ein</strong>e Kinder und m<strong>ein</strong>e Frau heulen die ganze Zeit, seit sie die Schreie aus den<br />

Käfigen verstehen können! Jetzt muss ich den Bälgern noch den Popo versohlen!" Das<br />

Wesen antwortete ihm kalt und voller Abscheu:"Seltsam, die Kinder müssen die<br />

Intelligenz von ihrer Mutter bekommen haben."<br />

Der Hauptmann lachte:"Halt's Maul, du Missgeburt!" Er schoss mit s<strong>ein</strong>em MG auf das<br />

Wesen...nutzlos prallten die Kugeln ab. Das Wesen sah den Hauptmann an:"Bohren<br />

die vielen Toten, die du auf dem Gewissen hast, nicht wenigstens etwas an d<strong>ein</strong>em<br />

Gewissen?" "Pah, die blöden Viecher können von mir aus in den Schredder, ich<br />

vergiesse k<strong>ein</strong>e Träne!" "Ich sorge schon dafür, dass du durch die Toten leidest...so<br />

oder so."<br />

Man hörte <strong>ein</strong> Stöhnen, wie aus <strong>ein</strong>em Horrorfilm...Aber wo kam es her? Der<br />

Hauptmann sah panisch nach unten, als er bemerkte, dass das Stöhnen unter ihm<br />

war...der Asphalt brach auf und <strong>ein</strong> grausamer Gestank stieg empor...das Stöhnen<br />

wurde lauter und dann griffen Skelett-Hände an die Riss-Spalten und zogen sich<br />

empor...es waren Chetia-Skelette! Die Skelette hoben sich empor und griffen nach den<br />

B<strong>ein</strong>en des Hauptmanns. Sie zogen ihn auf die Kniee und begannen, ihn zu zerfetzen.<br />

Er schrie...mehr aus Angst, als vor Schmerz...dann doch wieder vor Schmerz. Ein<br />

Auge flog an ihr vorbei. Und Übelkeit wallte in ihr auf. Ein Herz...ooohhh...diese<br />

Skelette gruben tief.<br />

Panische Schreie und Wimmern erklangen...die Armee sah nur geschockt auf den<br />

Hauptmann und die etwa zwanzig Skelette, die ihn zerfetzten. Eingeweide und Blut<br />

flogen durch die Luft.<br />

Eine Niere traf Shelteke und dieser schrie:"Uaahhh..." Das zweib<strong>ein</strong>ige Wesen trat vor<br />

und Shelteke brüllte los:"Walker! Stampft es nieder!"<br />

Die beb<strong>ein</strong>ten Kampfpanzer stapften los.<br />

Thorsten war angewiedert von diesen Typen! Um die tat es ihm nicht leid.<br />

Er deutete mit beiden Händen die Geste <strong>ein</strong>er sich öffnenden Blüte an, nur um <strong>ein</strong>en<br />

Bezug für diese Typen herzustellen. Er spaltete die Finger und gleichzeitig liess er sich<br />

die stählernen Rümpfe der primiven Maschinen genau so spalten. In metallenen<br />

Fetzen rissen die Rümpfe auf und enthüllten die Piloten in ihren Sitzen. Er schüttelte<br />

verächtlich den Kopf und zog die Finger nach innen auf s<strong>ein</strong>e Handballen. So taten es<br />

auch die Metall-Zacken. Die Piloten schrien panisch, als sie zerstückelt wurden und<br />

ihre Oberkörper mit Kopf auf den Asphalt schlugen. Eine kl<strong>ein</strong>e Explosion in dem<br />

Verbrennungsmotor, der die Hydraulik-Pumpe antrieb, liess <strong>ein</strong>e Feuersbrunst aus dem<br />

Heck schlagen und die Maschinen kippten leblos um.<br />

Die kreischenden Piloten ohne Unterleib, ab und zu fehlte auch <strong>ein</strong> Arm oder <strong>ein</strong><br />

Unterarm, zogen sich auf ihre Kameraden zu.<br />

Thorsten hatte noch <strong>ein</strong>e Idee. Der Zement brach auf und mehr nachgebildete, durch<br />

Kraftfelder bewegte Chetia-Skelette griffen nach oben, um die Piloten runter zu<br />

ziehen. Dort tat er ihnen nichts mehr...nur die Skelette rissen ihnen die Klamotten<br />

vom Leib und kreischten, wie wütende Chetia.


Thorsten sah sie voller Abscheu an:"Rennt, denn...jetzt jage ich euch." Er liess<br />

synthetische Blutfontänen aus dem Boden schiessen, wo die Piloten r<strong>ein</strong>gezogen<br />

worden waren, und erschreckte diese gleichzeitig mit den Skeletten...es entstand der<br />

Eindruck, sie wären zerplatzt, oder Ähnliches.<br />

Auch der Hauptmann, mittlerweile war ihm das halbe Maul weggerissen worden und<br />

der Körper unterhalb des Halses wurde nur noch von Sehnen und blutigen<br />

Muskelresten zusammengehalten...es war die richtige Strafe für dieses<br />

Schw<strong>ein</strong>...auch, da er das wohl wieder richten würde. So <strong>ein</strong> Aas gehörte an den<br />

Marktpranger, wie im Mittelalter und jeder durfte <strong>ein</strong>mal mit <strong>ein</strong>em Messer <strong>ein</strong>en Stich<br />

machen...jemand der so liebe Wesen erschoss, weil es ihm Spass machte, gehörte<br />

nicht anders behandelt.<br />

Andererseits gab es da ja noch <strong>ein</strong> paar grauenerregendere Strafen. Er sah Shelteke<br />

an:"Und du, der du am grausamsten warst...dir werde ich die meisten Schmerzen<br />

bereiten und dir gerade so viel Kraft geben, dass du noch wegrennen kannst."<br />

"N<strong>ein</strong>...bitte..." "Dafür ist es jetzt zu spät für dich."<br />

Joptia hörte wieder dieses Stöhnen...es war noch grauenhafter...dieses Wesen...es war<br />

<strong>ein</strong>e Maschine...diese Skelette konnten also nicht echt s<strong>ein</strong>! Oder zumindest k<strong>ein</strong>e<br />

wahren Geister.<br />

Shelteke sah sich schreiend auf den Bauch, der mit <strong>ein</strong>em gurgelnden Geräusch<br />

aufplatzte. Aus dem Blut formte sich <strong>ein</strong> halb verwester Pihetan...er sah aus, wie<br />

Shelteke...er...er hatte <strong>ein</strong> Gewehr. Er war wie <strong>ein</strong> Wildjäger gekleidet. Shelteke hielt<br />

sich den Bauch und der Zombie stopfte die Eingeweide mit dem Lauf s<strong>ein</strong>es Gewehrs<br />

wieder hin<strong>ein</strong>:"Und jetzt, siehst du mal d<strong>ein</strong> Spiegelbild." Der Zombie stöhnte<br />

grauenhaft, während ihm das Fleisch wie schmelzendes Wax vom Körper rann...das<br />

Skelett hielt sich die Waffe an den Schädel und drückte ab. Eine Augenhöhle wurde<br />

zerfetzt und der halbe Schädel war weg. Das Skelett kreischte wie irre, während es<br />

umfiel und beim Aufprall in Staub zerfiel.<br />

Der Sklavenhändler stand auf und rannte davon. Die Blutspur zog er hinter sich her.<br />

Das Wesen sah die kl<strong>ein</strong>e Privatarmee wütend an und sprach:"Los m<strong>ein</strong>e Hunde,<br />

schnappt euch <strong>ein</strong> paar von ihnen...Shelteke gehört mir."<br />

Cerberus hörte die Stimme s<strong>ein</strong>es Herrchens und wieder schossen ihm die Bilder und<br />

Gerüche durch den Kopf, die die Worte des seltsamen, guten Herrchens so viel besser<br />

verständlich machten. Er durfte sich s<strong>ein</strong>en Instinkten hingeben und sollte die Wesen<br />

möglichst angsterregend jagen, ohne den Kopf zu zermatschen...also wie s<strong>ein</strong>e Beute<br />

schütteln. Diese komischen Tiere rochen auch ganz eklig...noch böser als s<strong>ein</strong> altes<br />

Herrchen. Sie fühlten sich gem<strong>ein</strong> und grausam an...er sollte zu jedem so schlimm<br />

s<strong>ein</strong>, wie er ihn empfand. Es war die Bitte s<strong>ein</strong>es neuen Herrchens und er erfüllte sie,<br />

bei so bösen Tieren, gern.<br />

Jarin sah, wie die Männer kreischend aus<strong>ein</strong>ander stoben, als die Hunde auf sie zu<br />

rasten. Hunter schnappte sich <strong>ein</strong>en, der mit <strong>ein</strong>er Projektilwaffe auf ihn geschossen<br />

hatte. Das Wesen schrie panisch, als die Kugeln an dem Hund abprallten und es sich<br />

auf ihn warf, um ihm den Arm mit dem Gewehr mit <strong>ein</strong>em knackendem Geräusch<br />

abzureissen. Jarin hatte von Thorsten über Funk gehört, was diese Monster gemacht<br />

hatten und sie gönnte es den wiederlichen Schw<strong>ein</strong>en.<br />

Aber...nun, dass mit den Skeletten ging ihr wirklich etwas zu weit. Sie ging zu<br />

Thorsten und sprach Neo-Japanisch, damit die Pihetan es nicht verstanden:"Thorsten,<br />

halte dich mal etwas zurück. Unsere Vierb<strong>ein</strong>igen Freunde auf sie zu hetzen, ist ja<br />

noch in Ordnung, von mir aus hetz' ihnen auch noch <strong>ein</strong> paar Roboter wie<br />

Großwildjäger auf den Hals...aber diese Skelette und der Zombie..." Tränen strömten<br />

über ihr Gesicht:"So was finde ich schrecklich...bitte...tu das nie wieder! Sie haben<br />

<strong>ein</strong>e Strafe verdient...und so <strong>ein</strong>e vielleicht auch...aber...du bist doch sonst so <strong>ein</strong><br />

lieber Kerl...bitte, dass passt gar nicht zu dir. Dich als dunkle Schatten auszugeben,<br />

die Leute beschützen, wie damals bei dem Te'Ain-Banditen, OK. Aber nicht diese<br />

Skelette."


Thorsten sah Jarin w<strong>ein</strong>en und er verstand sie nur zu gut...er hatte sich s<strong>ein</strong>er Wut<br />

wirklich zu sehr hingegeben. Er liess die Skelette langsam verschwinden. Die Knochen<br />

verblassten im Nichts. Er sah s<strong>ein</strong>e wunderbare Frau an:"In Ordnung Jarin...ich mache<br />

es nicht mehr. Das war wirklich zu krank...selbst um sie zu ängstigen. Ich danke dir,<br />

dass du mich gestoppt hast." "Danke. Du...du kannst doch selbst so<br />

respekt<strong>ein</strong>flössend s<strong>ein</strong>...mach' es doch so." "OK...soll ich den Hauptmann und die<br />

Piloten dann jetzt wieder regenerieren?" "Ja...aber mach ihnen klar, dass das ihre<br />

letzte Chance ist."<br />

Er hob die Verstümmelten und den Zermatschten wieder aus den leeren Erdspalten<br />

und zog sie mit s<strong>ein</strong>en Greifstrahlen zu sich. Sie wimmerten ängstlich:"Bitte...hetz uns<br />

nicht noch mehr Geister auf den Hals...wir tun's nie wieder!"<br />

Thorsten sah sie kalt an:"Ihr könnt froh s<strong>ein</strong>, dass ich gnädiger war, als ihr mit den<br />

Chetia! Solltet ihr je wieder <strong>ein</strong>en Chetia verletzen, der euch nichts tut...wird euch das<br />

hier vorkommen wie <strong>ein</strong> Kinder-Geburtstag...Aber ich sorge schon mal dafür, dass ihr<br />

k<strong>ein</strong>en Chetia mehr jagen könnt!" "Was...was hast du mit uns vor?" "Oh...ihr werdet<br />

sehen. Ich stelle euch wieder eure Gesundheit her...teilweise zumindest."<br />

Er züchtete in <strong>ein</strong>er Zeitblase aus Zellproben neues Gewebe und pflanzte ihnen die<br />

Organe und fehlenden Körperteile an. Sie waren jetzt wieder komplett...nur hatte er<br />

<strong>ein</strong>ige Fehler <strong>ein</strong>gebaut: Sie schielten total und hatten den totalen Fischblick, <strong>ein</strong>e<br />

Waffe zu bedienen wäre total unmöglich mit solchen Augenfehlern. Auch um die Arme<br />

kümmerte er sich. Sie waren nicht mehr in der Lage, ihre Hände ruhig zu halten,<br />

geschweige denn, schnell zu bewegen. Ihre Nerven waren künstlich verlangsamt und<br />

die Muskulatur zitterte zu stark, um irgendwie zielen zu können.<br />

Sie wimmerten:"Warum...warum kann ich nichts erkennen...alles ist verschwommen!"<br />

"Das ist der Rest eurer Blindheit. Ich habe sie euch auf ewig <strong>ein</strong>geprägt. Mit <strong>ein</strong>er<br />

dicken Brille werdet ihr <strong>ein</strong>igermaßen sehen können. Und jetzt geht mir aus den<br />

Augen!" Er liess die Wesen fallen und sie krochen davon. Joptia rief sofort:"Halt! Ich<br />

verhafte euch alle für Verbrechen gegen die Chetia! Ihr werdet eure Verbrechen<br />

büßen!" "Das tun wir schon! Wir...wir verstehen jetzt!" "Trotzdem kommt ihr vor<br />

Gericht!" Sie blieben liegen und sie legte ihnen Handschellen an...sofort war ihm diese<br />

Rasse wieder sympathischer.<br />

Jarin nahm ihn in den Arm:"Thorsten...verlier' nicht dich selbst. Dazu liebe ich d<strong>ein</strong>e<br />

gute Art viel zu sehr." "Gut...ich werde den Pihetan nur <strong>ein</strong>e Jagd liefern, wie sie sie<br />

hatten." Er kontaktierte die Hunde und sagte ihnen, sie sollen nicht mehr all zu<br />

grausam s<strong>ein</strong>...sie sollten sie jagen, wie sie Beute jagten, um den Pihetan zu zeigen,<br />

wie man sich als Gejagter fühlte. Er scannte den Planeten nach Chetia-Körpern ab, die<br />

tot waren, aber noch wiederbelebt werden konnten. Er konnte mittlerweile Körper<br />

regenerieren, deren neuronale Schäden groß waren, so lange das elektromagnetische<br />

Feld noch im Körper war. Er sah <strong>ein</strong>fach in die Zeit zurück, als das Gehirn noch intakt<br />

war, und baute das Nervensystem nach Vorlage wieder auf. In der Zeit zurück zu<br />

sehen, war kaum schwer...die Zeit zurück zu drehen, b<strong>ein</strong>ahe unmöglich...das "Zeit-<br />

Gewebe" des Universums, in dem sich die Zeit bewegte, war zu sehr mit<strong>ein</strong>ander<br />

verbunden, als dass er die Zeit weiter als <strong>ein</strong>e Minute zurück drehen konnte. Er fand<br />

etwa <strong>ein</strong>e Milliarde Chetia-Leichen, die noch wiederbelebt werden konnten...Familien<br />

blieben geistig lange verbunden und konnten reanimiert werden. Wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

wünschten sich die Seelen der Eltern immer noch, dass ihr Kind leben sollte und das<br />

Kind oder die Kinder blieben bei den Seelen ihrer Eltern.<br />

Auf dem gesamten Planeten konnten tote Chetia wieder aufwachen...das würde<br />

Thorsten nur viel Rechenleistung kosten...er musste s<strong>ein</strong>en Körper hochfahren...auch<br />

wenn er sich zu erkennen gab.<br />

Thorsten lächelte sie traurig an:"Ich kann noch <strong>ein</strong>e Milliarde Chetia wiederbeleben..."<br />

"So viele wurden getötet?" "Ja...<strong>ein</strong> Teil derer, die in den letzten drei Monaten<br />

umgekommen sind." "Wie viele kannst du nicht wiederbeleben?" "Zwei...<strong>ein</strong> altes<br />

Ehepaar. Sie sind wohl im Himmel." "Dann mach' d<strong>ein</strong>en Ausbruch von eben wieder


gut." "Ja. Ich versuche, sie wieder zubeleben." Thorsten begann, wieder zu leuchten,<br />

wie bei den Te'Ain...nur etwas kräftiger. S<strong>ein</strong>e Haare leuchteten gleissend weiß und<br />

s<strong>ein</strong> Körper hell und golden. Auroren drangen aus s<strong>ein</strong>em Körper und waberten um<br />

ihn, wie Schleier im Wind. Er öffnete s<strong>ein</strong>e Augen...sie waren noch so menschlich. Eine<br />

Träne lief ihm herunter:"All die, die ich nicht mehr retten kann..."<br />

Thorsten glühte noch <strong>ein</strong>mal stark auf und atmete tief <strong>ein</strong>.<br />

Joptia sah das Wesen an...das war wunderschön! Es...es belebte Chetia wieder...von<br />

drei Monaten?! Die medizinischen Kenntnisse des Wesens mussten enorm s<strong>ein</strong>. Aber<br />

dieses Licht und diese Auroren...das war wunderschön.<br />

Losia traute ihren Augen nicht...dieses Licht war so wunderschön! Und die Kamera<br />

konnte es nicht richtig <strong>ein</strong>fangen! Aber...es belebte die toten Chetia von drei Monaten<br />

wieder...die letzten drei Monate waren die schlimmsten seit Jahrhunderten<br />

gewesen...es waren mehr als zehn mal so viele Chetia wie sonst umgekommen. Das<br />

war <strong>ein</strong> Aufreisser ihres Kollegen Teppos gewesen.<br />

Eine Milliarde Chetia lebten wieder und waren geheilt. Er hatte ihre Körper vorher aus<br />

den Massengräbern und den kl<strong>ein</strong>en Gräbern in Wäldern geholt...die Distruenten<br />

waren hier erst sehr spät, etwa nach <strong>ein</strong>em halben Jahr, aktiv.<br />

Nun kümmerte er sich um die verletzen, verstümmelten und kranken Chetia...er heilte<br />

ihre Körper und ersetzte abgetrennte Gliedmaßen...überall auf dem Planeten wurden<br />

k<strong>ein</strong>e Chetia mehr gefoltert oder versklavt...alle waren sie nun frei. Die Chetia auf<br />

Sheltekes Sklavenfarm waren von dessen Familie befreit worden und bekamen gerade<br />

<strong>ein</strong> Festmahl aus den Vorräten...er schenkte den Kindern dort, <strong>ein</strong>schliesslich<br />

Sheltekes, diese Pflanzenfett-Creme...sie zu replizieren war nach der Anstrengung<br />

dieser enormen Wiederbelebung <strong>ein</strong>e wahre Erholung. Bei unbelasteten Systemen<br />

wäre das hier nicht so schwer gewesen, aber er forschte ja noch weiter und vermehrte<br />

sich weiter, also s<strong>ein</strong>e Naniten.<br />

Aber nun musste er Shelteke und s<strong>ein</strong>e Männer die andere Seite der Jagd<br />

lehren...damit sowas nie wieder geschehen konnte. Er fuhr runter auf normalen<br />

Betriebsmodus und hörte auf, zu leuchten.<br />

Shelteke rannte die Straßen entlang, s<strong>ein</strong>e Männer schrien hinter ihm, als <strong>ein</strong>er nach<br />

dem anderen von den Bestien gepackt und geschüttelt wurde. Blut spritzte an die<br />

Fassaden und er rannte, was s<strong>ein</strong> Körper hergab...schon seltsam...immerhin hingen<br />

ihm die Eingeweide an der freien Luft. Doch dieser Gedanke durchpflügte nur kurz<br />

s<strong>ein</strong>e Welt aus Angst, als er <strong>ein</strong>en Speicheltropfen von <strong>ein</strong>em der großen Wesen<br />

abbekam, das sich s<strong>ein</strong>en Nebenmann schnappte.<br />

Er w<strong>ein</strong>te...er hatte Angst...es war grauenhaft, die Beute zu s<strong>ein</strong>!<br />

Der Boden brach vor ihm auf und er war gezwungen, in den Derian-Garden zu rennen.<br />

Er rannte hinter <strong>ein</strong>es der Denkmäler und lehnte sich keuchend dagegen. Er hielt sich<br />

die Wunden an s<strong>ein</strong>em Bauch, aus dem dieser Alptraum hervorgeplatzt war. Jetzt fing<br />

es an, zu regnen! Wenigstens hier war ihm das Glück hold! Bei Regen konnten Tiere<br />

<strong>ein</strong>e Fährte schlechter aufnehmen...also müssten die Bestien ihn hier nicht finden<br />

können...:"Hffpfff..." Eines der großen Monster stand neben ihm und schnaufte ihm<br />

ins Ohr. Er begann, zu hyperventilieren. Langsam drehte er den Kopf zu der Bestie, als<br />

er ihm in die Augen sah, zog das Biest s<strong>ein</strong>e Lefzen hoch und entblößte die<br />

grauenhaften Zähne, verbunden mit <strong>ein</strong>em tiefen Knurren.<br />

Er schrie und rannte los, in die Klauen von <strong>ein</strong>em der anderen Wesen, die etwas<br />

kl<strong>ein</strong>er waren. Es warf ihn nieder und mit aufgerissenen Augen sah er in das Maul das<br />

Monsters, das über ihm stand. Geifer tropfte ihm ins Gesicht.<br />

Es blitzte neben ihm:"Hunter, ich habe doch gesagt, er gehört mir." Die Bestie sah auf<br />

den grauenhaften Zweib<strong>ein</strong>er und stieg von Sheltekes Brust. Der Zweib<strong>ein</strong>er packte<br />

ihn am Nackenfell und hob ihn hoch:"So, du kl<strong>ein</strong>er, wiederlicher Fellball. Jetzt will ich<br />

<strong>ein</strong>e anständige Jagd." Shelteke sah ihn an und wimmerte...hätte er doch bloß die<br />

Fresse gehalten:"Aber...du...du hast gar k<strong>ein</strong>e Waffe." Das Wesen sah ihn verächtlich<br />

an und streckte den Arm zu dem Denkmal hinter den Beiden aus. Aus der Hand


schoss <strong>ein</strong>e Energieladung, die in die Statue <strong>ein</strong>schlug und sie oberhalb der Hüfte zu<br />

Staub und kl<strong>ein</strong>en Bröckelchen zersprengte.<br />

Das Wesen schmiss ihn in den Dreck, den matschigen, vom ströhmendem Regen<br />

aufgeweichten Rasen. Shelteke musste <strong>ein</strong> Maul voll von dem lehmigen Erdreich<br />

schlucken, spuckte, den Rest aber wieder aus...der muffige Geschmack hing ihm im<br />

Maul. Shelteke kämpfte sich hoch und sah den Modder aus s<strong>ein</strong>er Bauchhöhle<br />

tropfen...er rannte schreiend auf <strong>ein</strong> Gebäude zu...dort würde er sich irgendwo<br />

verstecken können...sicher...ganz bestimmt.<br />

Er schlug die gläserne Tür auf und machte sie schnell wieder zu. Er griff nach der<br />

Feuer-Axt im Glaskasten und schob sie in die Türgriffe...nur um zu sehen, wie die<br />

Hand des Zweib<strong>ein</strong>ers mit <strong>ein</strong>em Geräusch von reissendem Metall <strong>ein</strong>fach durch die<br />

Tür schoss.<br />

Shelteke schrie um s<strong>ein</strong> Leben und rannte los zu den Aufzügen...<strong>ein</strong>er stand bereit. Er<br />

stieg hin<strong>ein</strong> und drückte schnell auf den Knopf für die Geschäftsetage. Das Wesen<br />

schritt auf ihn zu und hob die Hand. Eine Energieladung striff ihn an der Schulter und<br />

er schrie, als s<strong>ein</strong> Fleisch verbrannte. Die Türen schlossen sich langsam, aber gerade<br />

noch rechtzeitig, dass der Aufzug losfuhr, bevor ihn das Wesen erreichte.<br />

Er sah auf s<strong>ein</strong>e schwelende Wunde und dann auf das kopf-große Branntloch in der<br />

Rückwand des Fahrstuhls.<br />

Mit zitternden Gliedern sah er zu der Anzeige: 10...11...zwö... Mit <strong>ein</strong>em Ruck hielt<br />

der Fahrstuhl an und das Licht begann zu flackern. Er musste doch nur in den zwölften<br />

Stock!<br />

Ein Geräusch, wie fliessendes Wasser, liess ihn erzittern...Blut lief durch das<br />

Branntloch in den Fahrstuhl! Es stieg rasch an und drohte, ihn zu ertränken. Als<br />

Pihetan konnte er etwa <strong>ein</strong>e halbe Stiza unter Wasser bleiben...aber es war<br />

grauenhaft! Dieses Blut!<br />

Er hämmerte auf den Knopf für die Tür...nichts.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Fuss stemmte er sich auf das Geländer und zog sich hoch...er jaulte auf, als<br />

<strong>ein</strong> stechender Schmerz von der Branntwunde s<strong>ein</strong>e Schulter durchzog.<br />

Da war die kl<strong>ein</strong>e Kurbel! Er drehte daran und die Wartungsluke des Fahrstuhls öffnete<br />

sich langsam...während das Blut wieder s<strong>ein</strong>e Unterschenkel tränkte, als es anstieg.<br />

Mit <strong>ein</strong>em verzweifelten Sprung schaffte er es auf die Wartungsluke und hindurch.<br />

Er zog an dem Nothebel und <strong>ein</strong>e Druckluftflasche ausserhalb des Kreises presste Luft<br />

in die Zylinder der Tür. Mit <strong>ein</strong>em Zischen öffnete sie sich und er packte den Boden<br />

des zwölften Stocks. "Plangk!" Eines der Stahlseile riss! "Plangklankg!" Noch zwei! Er<br />

packte mit der Kraft der Angst nach dem grünen Teppich, kurz bevor der Fahrstuhl<br />

abriss und in die Tiefe stürzte.<br />

Shelteke rannte in <strong>ein</strong>es der kl<strong>ein</strong>en Büros, die durch Wände, die ab halber Höhe aus<br />

Glas bestanden, von<strong>ein</strong>ander getrennt waren.<br />

Er versteckte sich unter <strong>ein</strong>em der Schreibtische, zuckte noch <strong>ein</strong>mal bei der Explosion<br />

des Fahrstuhls zusammen und versuchte dann, so leise wie möglich zu atmen.<br />

Plötzlich hörte er <strong>ein</strong> leises, wiederliches Geräusch...wie schleichender Schleim. Eine<br />

schwarze Flüssigkeit floss aus dem Fahrstuhlschacht und plötzlich begann, wieder, das<br />

Licht zu flackern. Wieder dieses grauenhafte Stöhnen. Der Schleim erreichte <strong>ein</strong>en<br />

Schreibtisch und hüllte ihn <strong>ein</strong>. Der Schleim wurde flüssiger und dann war es nur noch<br />

<strong>ein</strong> schwarzer Film, der sich im Büro ausbreitete. Das Licht erlosch und der schwarze<br />

Schleim wurde somit unsichtbar. Wieder dieses grauenhafte<br />

Stöhnen:"Öooooaaaaahhh...Shelteke...weisst du jetzt, wie es ist, die Beute zu s<strong>ein</strong>?!<br />

Ohhh jaaa, wo bin ich wohl?"<br />

Die Stimme kam mal von Oben, mal von Unten, mal von hinten, mal von vorn, mal<br />

von links und mal von rechts...dann von überall! Der Boden vor ihm wölbte sich auf<br />

und der Schreibtisch flog beiseite. Die Beule im Boden erhob sich weiter und weiter,<br />

bis sie etwa <strong>ein</strong><strong>ein</strong>halb mal so groß war, wie er. Die Flüssigkeit floss beiseite und da<br />

stand der Zweib<strong>ein</strong>er. Shelteke schrie und sprang auf um los zu rennen.


Doch der Boden packte s<strong>ein</strong>e Füsse, wie klebriger Morast. Blitze zuckten durch den<br />

Raum, zershmolzen Glas und Plastik, setzten Holz in Brannt und liessen Elektrogeräte<br />

wie Drucker oder Computer in Funkenmeeren explodieren.<br />

Die dunkle Flüssigkeit tropfte von der Decke, lief die Wände hinunter wie zähflüssiger<br />

Honig und dann verschwanden die Raumkonturen, als das Schwarze wie Teer<br />

hinunterfloss. Nur das Fenster, das <strong>ein</strong>en Blick auf die Stadt und den Park ermöglichte,<br />

schmolz nicht, sondern liess die ach so ferne Rettung schmerzhaft nah ersch<strong>ein</strong>en.<br />

Schreiend sah Shelteke nach oben und sprang aus s<strong>ein</strong>en Jagdstiefeln, um <strong>ein</strong>em<br />

schwarzen Arm, der sich wie <strong>ein</strong> riesiger Tropfen senkte, aus dem Weg zu springen.<br />

S<strong>ein</strong>e Schuhe zischten und qualmten, als der "Teer" sie wie Königswasser zerfraß.<br />

Dann sah er hoch: Da stand dieses grauenhafte Ungetüm und sah ihn verachtend an,<br />

während um sie herum das Gebäude von oben herab schmolz und acht Stockwerke<br />

unter ihnen letzlich damit aufhörte. Angefressene Stahlkonstruktionen waren alles,<br />

was von höheren Stockwerken übrig war. Blitze donnerten in den Blitzableiter und<br />

zuckten durch das Gebäude.<br />

Shelteke sah hoch und das Wesen verzog <strong>ein</strong>en Mundwinkel. Shelteke lag auf <strong>ein</strong>em<br />

angeätztem Stahlträger.<br />

Es hob die Hand und Sheltke keuchte auf...s<strong>ein</strong>e Kehle und s<strong>ein</strong>e Brust wurden<br />

zugeschnürt...er spührte, wie <strong>ein</strong>es s<strong>ein</strong>er Herzen zusammengedrückt wurde und das<br />

Blut in s<strong>ein</strong>en Kopf floss. S<strong>ein</strong>e Schnauze fing an zu bluten und er w<strong>ein</strong>te Blut. Er<br />

keuchte und schrie.<br />

Das Wesen verzog s<strong>ein</strong>en Mund zu <strong>ein</strong>em angewiederten Grinsen:"Ah...Höhenangst ist<br />

unter euch Pihetan sehr verbreitet. Und davor, zerschmettert zu werden."<br />

Die Hand von dem Monster öffnete sich schnell, als wolle es Matsch oder Dreck von<br />

s<strong>ein</strong>en Fingernägeln abschleudern.<br />

Shelteke flog rückwärts durch das Fenster und wurde dabei von <strong>ein</strong>er großen Scherbe<br />

durchbohrt. Er schrie, bis er kurz vor dem Boden anhielt. Durch den Ruck schoss <strong>ein</strong>es<br />

s<strong>ein</strong>er Augen hervor und zerklatschte am Asphalt. Er heulte auf, wimmerte und<br />

fiepste.<br />

Ein Blitz schlug neben ihm <strong>ein</strong> und der Rauch formte <strong>ein</strong>e Gestalt, die sich verfestigte<br />

und ihn, bekannterweise, angewiedert ansah:"Du warst schon immer eiskalt...jetzt<br />

siehst du mal, wie es ist, wenn die Seele körperlich wird."<br />

Shelteke atmete aus...s<strong>ein</strong> Atem dampfte...nicht das es im Regen so kalt<br />

war...Tropfen, die s<strong>ein</strong>en Atem berührten, gefroren sogar. Er gefror von Innen nach<br />

aussen. Der Frost ging durch s<strong>ein</strong>en, am Asphalt klebenden, Sehnerv und verwandelte<br />

ihn in <strong>ein</strong>en Eiszapfen.<br />

Es sah ihn an und verzog nicht <strong>ein</strong>e Braue, als es den Finger ausstreckte und nach<br />

unten schnellen liess.<br />

Mit der Bewegung des Fingers rauschte er nach unten und zersprang wie <strong>ein</strong>e<br />

Eisskulptur, die aus rotem Wasser bestand. In Gedanken schrie er vor Schmerz...doch<br />

<strong>ein</strong>e gefrorene Kehle, die gerade auch noch zersprang, brachte k<strong>ein</strong>en Laut<br />

hervor...auch nicht, als der Sehnerv-Zapfen sich durch s<strong>ein</strong> gefrorenes Hirn bohrte.<br />

Alles war so klar, als wäre er unter Drogen.<br />

Während er in Splittern durch die Luft flog, von denen er jeden wie brennendes Eis<br />

spüren konnte, schmolzen die Splitter zu Fetzen und klatschten an Wände und auf den<br />

Boden.<br />

Die Teile s<strong>ein</strong>er Schnauze verzerrten sich und hätte man sie zusammengesetzt, wäre<br />

es der Ausdruck gewesen, wie man ihn im Lexikon neben dem Wort Schmerz als<br />

Photo vorfand.<br />

Das Wesen streckte die Hand nach dem Teil s<strong>ein</strong>es Gesichtes aus, in dem das intakte<br />

Auge hing und vor Schmerz wild herum zuckte. Ein anderer Fetzen s<strong>ein</strong>es Schädels<br />

flog heran...<strong>ein</strong>es s<strong>ein</strong>er Ohren.<br />

Das Wesen sah ihn ins Auge:"Das erinnert mich an die Zeit, als auf m<strong>ein</strong>er Welt die<br />

ersten Mobiltelefone mit Video-Telefonie hergestellt wurden. Also, Shelteke..." s<strong>ein</strong>en


Namen sprach das Wesen mit Verachtung aus...der <strong>ein</strong>zige Grund, das Shelteke das<br />

Wesen bemerkte, war, dass die Angst vor ihm viel größer war als der Schmerz. Es<br />

hielt sich s<strong>ein</strong> Ohr vor den nackten Mund:"Ich habe dich gefangen und mache es auch<br />

jederzeit wieder. Und mit m<strong>ein</strong>em Wissen, kann ich dich wie <strong>ein</strong>en zerfetzten Teppich<br />

falsch wieder zusammensetzen und dir das Leben zur Hölle machen. Oder, wenn ich<br />

dir die andere Seite dauerhaft <strong>ein</strong>brennen will, verwandle ich dich <strong>ein</strong>fach in <strong>ein</strong>en<br />

Chetia. Das geht ganz <strong>ein</strong>fach. Ausser, du setzt dich für die Rechte und das Wohl der<br />

Chetia <strong>ein</strong>. In dem Falle nutzt du mir natürlich, im Ganzen, mehr. Willst du nützlich<br />

s<strong>ein</strong>?" Er hätte alles getan, um wieder ganz zu s<strong>ein</strong>...um s<strong>ein</strong>e Familie wieder zu<br />

umarmen...vorher hatte er nie bemerkt, wie wichtig sie ihm waren. Aber wie sollte er<br />

antworten? Die Fetzen s<strong>ein</strong>er Atemmuskulatur und s<strong>ein</strong>er Kehle zuckten...aber so<br />

zerfetzt, wie er war, erzeugten sie k<strong>ein</strong>e Laute mehr.<br />

Das Wesen grinste ihn an:"Einmal blinzeln für "Ja", zweimal für "N<strong>ein</strong>"."<br />

Shelteke blinzelte <strong>ein</strong>mal und bemerkte, dass s<strong>ein</strong> Lid gesplittert war. Das Wesen<br />

grinste:"Gut...aber hältst du dich nicht daran, dann komme ich wieder und du sehnst<br />

dich nach heute zurück."<br />

Die Fetzen von ihm, die noch tastempfindlich waren, bemerkten, wie sie hochgehoben<br />

wurden.<br />

In <strong>ein</strong>em blutigen Wirbelwind hoben s<strong>ein</strong>e Fetzen ab und wurden wie <strong>ein</strong> bizarres<br />

Metzger-Puzzle wieder zusammengesetzt. Auch s<strong>ein</strong> Auge und s<strong>ein</strong> Ohr flogen zurück<br />

an s<strong>ein</strong>en zusammengesetzten Schädel, wo alles wieder zusammenwuchs.<br />

S<strong>ein</strong> Darm glitt in s<strong>ein</strong>e Bauchhöhle zurück und die Haut über s<strong>ein</strong>em Bauch wuchs<br />

wieder zusammen. Das Wesen hob den Arm und Shelteke glitt zurück in s<strong>ein</strong>e<br />

Hand:"Also, Shelteke. Ich werde dir jetzt sagen, was du tun wirst: Du wirst d<strong>ein</strong><br />

angeraubtes Vermögen für die Chetia ausgeben. Wohnungen, Ausbildung,<br />

Wiederherstellung ihres Archipels uns psychische Betreuung. Sie haben das Geld<br />

verdient, nicht du." Er nickte:"Ja...nie wieder will ich ihnen was böses tun." Dieser<br />

Gedanke hatte sich in ihn <strong>ein</strong>gebrannt.<br />

Der Gigant liess ihn fallen und verschwand in <strong>ein</strong>em Lichtblitz.<br />

Thorsten erschien neben ihr und rieb sich mit den Händen das Gesicht...er wirkte<br />

angespannt:"Ooohhh...ich kann es nicht ab, mich in <strong>ein</strong>er Gesellschaft aufzuhalten,<br />

die andere Wesen derart ausbeutet, obwohl sie genau so intelligent sind, wie sie."<br />

Jarin tat ihr Mann leid, s<strong>ein</strong>e Augen waren geschwollen und er wirkte, wie<br />

überarbeitet:"Thorsten, was ist denn? Du wirkst übermüdet." "Hmpf...wie viel Energie<br />

es kostet, getarnt zu bleiben...dazu dieses nervige Volk von Schw<strong>ein</strong>en unter den<br />

Pihetan...Ausserdem hatte ich eigentlich nicht genügend Naniten hier, um die ganzen<br />

Chetia zu reanimieren...ich habe <strong>ein</strong>ige m<strong>ein</strong>er Körper ziemlich überbeansprucht."<br />

"Dann entspanne die Körper doch mal, die du überbeansprucht hast...lass' <strong>ein</strong><br />

bisschen Restspannung abklingen oder sowas. D<strong>ein</strong>en Tarn-Grundsatz hast du hier ja<br />

schon gebrochen." Er nickte:"Du hast vermutlich recht...dann kann ich auch die paar<br />

durchgebrannten Leitungen reparieren." Thorsten seufzte erleichtert und der Himmel<br />

färbte sich in goldenem Nebel, der Joptia überraschte:"Das...das bist du?!" Thorsten<br />

wirkte wie <strong>ein</strong> Mann, der sich nach <strong>ein</strong>em harten Arbeitstag endlich hinsetzen<br />

konnte:"Ja...<strong>ein</strong> Teil von mir."<br />

Joptia sah an den Himmel...dieser goldene, wundervolle Nebel, der sich über das<br />

gesamte Sternenzelt zog...das waren Maschinen...<strong>ein</strong>e lebendige Maschine mit<br />

unzähligen Körpern.<br />

Der Nebel pulsierte leicht und floss in<strong>ein</strong>ander umher, wie die Strömung von Milch,<br />

wenn man sie in <strong>ein</strong>em Glas Wasser <strong>ein</strong>rührte.<br />

Dieses Leben, das er auszustrahlen schien. Knotenpunkte des Nebels sammelten sich<br />

um das hochgewachsene Wesen. Sie betrachtete das Spiel aus Licht und Wärme und<br />

genoss es, wie <strong>ein</strong>en Sonnenstrahl an <strong>ein</strong>em Sommer-Mittag.<br />

Sie konnte sich kaum daran satt sehen. Es war, als wäre man mitten in <strong>ein</strong>em<br />

Schwarm leuchtenden Planktons, der den ganzen Ozean durchzog.


Fasziniert streckte sie <strong>ein</strong>e Hand nach dem Nebel aus und die Lichtpunkte durchfuhren<br />

ihre Hand, als wären sie nicht da. Doch die Wärme, die sie spührte, zeigte ihr, dass sie<br />

doch da waren.<br />

Jarin sonnte sich in dem Licht ihres Mannes und hielt sich stolz den Bauch. Zwar<br />

würden ihre Kinder wohl k<strong>ein</strong>e Naniten-Wesen s<strong>ein</strong>, aber es würden ihre Kinder s<strong>ein</strong>.<br />

Sie würden <strong>ein</strong>en Vater haben, der sie praktisch überall vor Allem beschützte. Es war<br />

<strong>ein</strong> beruhigendes Gefühl. Auch wenn ihre Kinder es wohl irgendwann verfluchen<br />

würden...nirgends würden sie reiss aus vor ihren Eltern nehmen können. Thorsten<br />

würde überall s<strong>ein</strong> und sie beobachten können.<br />

Ob sie ihm wohl ähnlich s<strong>ein</strong> würden? Vom Charakter her? Es war nur zu hoffen, dass<br />

sie die Güte ihres Vaters erbten. Ein Wesenszug, den sie an ihm liebte.<br />

Inmitten ihres Mannes, auf <strong>ein</strong>em Planeten, millionen von Lichtjahren von ihrer<br />

Heimat enfernt, ümhüllt von s<strong>ein</strong>en Körpern, spürte sie glücklich den Tritt in ihrem<br />

Bauch.<br />

Eine Freudenträne lief ihr über ihr Gesicht und die Wolken um sie herum bildeten<br />

lauter Knotenpunkte bei ihr, die aufgeregt pulsierten.<br />

Thorsten lächelte sie an und sie spührte <strong>ein</strong>en warmen Hauch über ihren Bauch, wie<br />

als ob sie mit <strong>ein</strong>em Kissen gestreichelt wurde.<br />

Thorsten lächelte glücklich und fühlte sich so erfüllt, so vollkommen glücklich. Die<br />

zerstörten Leitungen in s<strong>ein</strong>en Naniten waren vergessen. Die pochenden Schmerzen in<br />

s<strong>ein</strong>en Systemen, die, wie Kopfschmerzen, s<strong>ein</strong>e Laune runtergezogen hatten, waren<br />

wie verflogen. S<strong>ein</strong>e Kinder hatten schon getreten! Das war eigentlich so gut wie<br />

unmöglich, im dritten Monat <strong>ein</strong>er Schwangerschaft! Aber...es war passiert! Er hatte<br />

doch nichts gemacht!<br />

Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: S<strong>ein</strong>e mechanische Seele!<br />

Tief in s<strong>ein</strong>em Innern bildete sich <strong>ein</strong>e Konversation.<br />

Er sah s<strong>ein</strong>e Nanitenseele an, sofern man das vor dem inneren Auge so sehen<br />

kann:"Hast du unsere Kinder manipuliert?!!?" Er sah sich an:"Was?! N<strong>ein</strong>! Das würde<br />

ich nie tun! Jarin hat darum gebeten, dass wir es nicht tun und daran halte ich mich.<br />

Auch wenn es eher m<strong>ein</strong>e Geschwister sind, als m<strong>ein</strong>e Kinder, so empfinde ich für sie<br />

doch etwa das Gleich wie du!" Von s<strong>ein</strong>er Nanitenseele so angeschnauzt, sah er sich<br />

entschuldigend an:"Tut mir leid...es ist nur..."<br />

S<strong>ein</strong>e Naniten-Seele nickte:"Wir sorgen uns um sie. Aber wir haben nichts gemacht.<br />

Eine Nebenwirkung von Jarins Implantaten?" "N<strong>ein</strong>, das ist auszuschliessen." "Stimmt,<br />

die Simulationen und Abtastungen haben nichts ergeben. Sollen wir es <strong>ein</strong>fach als<br />

bezauberndes, kl<strong>ein</strong>es Wunder akzeptieren?" Thorsten nickte:"Dann lassen wir unsere<br />

Kinder strampeln." "Ich habe eigentlich garnichts mit ihnen zu tun, weder genetisch,<br />

noch haben sie irgendwelche von unseren Körpern in sich."<br />

Thorsten nahm s<strong>ein</strong>e mechanische Seite in den Arm:"Das ist es eben: Es gibt<br />

eigentlich k<strong>ein</strong> "Ich" oder "Du". Wir sind <strong>ein</strong> Ich. Und dieses Ich, auch wenn du es<br />

mich leiten lässt und es größtenteils m<strong>ein</strong> biologischer Körper ist, ist der biologische<br />

Vater und somit sind wir der Vater." "Ich...Wir sind Vater."<br />

In der Welt der Materie lächelte Thorsten. Ge<strong>ein</strong>igt im Innern, fühlte er sich Jarin<br />

gleich doppelt nah.<br />

Die Hunde kamen angerannt, noch immer mit Blut am Maul. Thorsten löste das Blut<br />

auf und heilte die Pihetan, die die Jagd abbekommen hatten. Sie bekamen in den Kopf<br />

gepflanzt, was sie erwarten würde, würden sie je wieder <strong>ein</strong>en Chetia ohne Grund<br />

verletzen.<br />

Die Fünf setzten sich wie Wächter um Jarin. Thorsten lächelte:"So, Joptia, Shiela,<br />

Tieta...wir werden jetzt gehen. Aber ich bin jetzt auf ewig hier. In eurer Atmosphäre,<br />

in der Erde und in euch. Seid gut zu<strong>ein</strong>ander und ich muss nie wieder aktiv werden."<br />

Shiela sah das Wesen an:"Aber...was ist jetzt mit uns?" Es lächelte:"Wollt ihr zu der<br />

Insel, wo eure Art noch heute lebt?" Shiela sah auf ihre Kl<strong>ein</strong>e und dann wieder zu<br />

dem friedlich lächelndem Wesen:"Ist dort genug Nahrung für uns? Wird es uns gut


gehen?" "Ich kümmere mich um eure Ernten, bis ihr euch wieder selbst versorgen<br />

könnt. Lest das Buch, das auf dem großen Baum liegt. Und seht m<strong>ein</strong>en Maschinen<br />

zu, die die Felder bewirten." "Gut...dann...kannst du uns bitte da hin bringen?"<br />

"K<strong>ein</strong> Problem." Shiela verschwand mit Tieta in <strong>ein</strong>em blauen Lichtermeer und dann<br />

standen sie an <strong>ein</strong>er wunderschönen Brandung. Zerklüftete Felsen, wie geschaffen,<br />

um sich daran festzuhalten. Oder war sie dafür geschaffen, sich an diesen Felsen<br />

festzuhalten? Ein Dschungel voller Früchte erstreckte sich zur <strong>ein</strong>en Seite des<br />

Innenlandes und zur anderen riesige Felder mit kl<strong>ein</strong>en Sprößlingen.<br />

Gigantische Maschinen, groß wie Häuser, flogen über die Felder und bewässerten sie,<br />

pflanzten Unkraut um oder pflügten leere Felder. Es war das Paradies.<br />

Im Gebüsch raschelte es und sie versteckte ihre Tochter ängstlich hinter sich. Etwas<br />

trat aus dem Gebüsch und es war <strong>ein</strong> Chetia.<br />

"Shiela? Bist du es?" Ihr Schnabel klappte auf:"Selok?!" Es war ihr Mann! Der vor zwei<br />

Monaten gestorben war!<br />

Er rannte zu ihnen:"Shiela! Tieta! Ihr seid gesund!" W<strong>ein</strong>end vor Glück, umarmten<br />

sich Selok, Shiela und Tieta.<br />

Shiela lächelte und sagte immer nur wieder <strong>ein</strong>es:"Danke! Danke! Danke! Danke!<br />

Danke!..." Es würde <strong>ein</strong> schönes Leben werden.<br />

Thorsten materialisierte mit s<strong>ein</strong>er Familie vor ihrer Türschwelle. Jarin umarmte<br />

ihn:"Du bist <strong>ein</strong> wunderbarer Mann...aber lass in Zukunft die Zombis und so was, ja?!"<br />

"Versprochen. Und an Halloween, für unsere Kinder und unsere Enkelin, so wie unser<br />

Patenkind?" "Ein paar Robozombies auf Parties werden schon in Ordnung gehen. Aber<br />

nie wieder so <strong>ein</strong> Horror-Zeugs wie da." "Jawohl, m<strong>ein</strong> Eheweib." "Nenn mich nicht so.<br />

Das klingt so alt. In zehntausend Jahren kannst du mich so nennen." "Ehrlich? Ich<br />

habe nämlich <strong>ein</strong> Gedächtnis mit Timer, also wird das auch passieren." "Aber auch<br />

dann nur, wenn ich nichts dagegen sage." "Yes, Ma'am." "Ach bitte, Thorsten." "Na gut<br />

m<strong>ein</strong> Schatz. Möchtest du was essen?" Jarin rieb sich liebevoll ihren Bauch:"Aber<br />

nichts, was zu fett ist, ja?! Ich habe noch k<strong>ein</strong>en Hunger für drei." "Einen Salat?"<br />

"Aber nicht zu viel." "Ein Achtel Eisbergsalat, <strong>ein</strong>e Paprika und <strong>ein</strong> Stück Gurke?"<br />

"Ja...das wird schon gehen. Welches Dressing?" "Ich bin die größte Datenbank des<br />

bekannten Universums, such dir <strong>ein</strong>es aus." "Dill." "Skandinaven und Dill. Das muss<br />

so was wie <strong>ein</strong> physikalisches Gesetz s<strong>ein</strong>." "Früher, als wir kl<strong>ein</strong> waren, hat unsere<br />

Mutter uns immer Pumpernickel mit Dill-Creme gemacht. Wir haben sie uns immer<br />

gegenseitig geklaut." "Ich weiss." "Du hast all diese Jahre gespeichert?" Er lächelte<br />

bei der Erinnerung:"Ich habe d<strong>ein</strong>en ersten Schritt beobachtet. Ich habe dich<br />

abgefangen, als du das erste mal b<strong>ein</strong>ahe vom Fahrrad gefallen bist." "Dieser<br />

Windhauch warst du?!" "Ja. Das mache ich für jedes Kind, das Fahrradfahren lernt."<br />

Jarin sah ihn an:"Seit wann warst du in mich verknallt?" "Als ich dir das erst Mal<br />

physisch...mit m<strong>ein</strong>em biologischen Körper begegnet bin. Jemanden mit den eigenen<br />

Augen zu sehen, die man von Geburt an hat, ist anders, als sie mit s<strong>ein</strong>en eigenen<br />

Sensoren zu sehen." "Und wie lange hast du mir schon geholfen?" "Erinnerst du dich<br />

an d<strong>ein</strong>e Blinddarm-OP?" "Ja, er war durchgebrochen. Ich hatte hohes Fieber und die<br />

Ärzte sagten nichts könne mir noch...schon klar. Und wieder <strong>ein</strong> Punkt auf der<br />

"Thorsten-rettet-Jarin-das-Leben-Liste"."<br />

Er lächelte und nahm sie in den Arm:"Du hast M<strong>ein</strong>es gerettet. Ohne dich, würde ich<br />

nicht mehr s<strong>ein</strong> wollen." Sie kuschelte sich an ihn und er inhalierte ihren Duft. Ihre<br />

Hormone spielten schon <strong>ein</strong> bisschen verrückt.<br />

Thorsten freute sich schon darauf, s<strong>ein</strong>e Kinder in den Armen zu halten. S<strong>ein</strong>em Sohn<br />

und s<strong>ein</strong>er Tochter wollte er jeden Wunsch erfüllen. Aber er wollte sie nicht<br />

verwöhnen, sie sollten schon noch wissen, was jedes Ding und jedes Leben im<br />

Universum bedeutet. Thorsten ergriff mit s<strong>ein</strong>en Naniten <strong>ein</strong> Messer in der Küche,<br />

erzeugte <strong>ein</strong>en Salatkopf und zerschnitt ihn. Paprika und Gurke folgten, dann <strong>ein</strong> Bund<br />

Dill. Nun schlug er etwas Quark locker, mischte saure Sahne darunter, den Dill, Pfeffer,<br />

Salz, <strong>ein</strong> Klecks Senf...was halt so in <strong>ein</strong>e Dill-Creme kam.


Ein Tropfen Zitronensaft in die Creme, das Ganze über den Salat und es war<br />

angerichtet.<br />

Das Messer glitt zurück auf die Arbeitsfläche und <strong>ein</strong>e Gabel kam aus <strong>ein</strong>er, sich<br />

öffnenden, Schublade, um in den Salat <strong>ein</strong>zutauchen. Die kl<strong>ein</strong>e Schüssel glitt zur<br />

Couch und er stellte sie dort ab.<br />

Er verfestigte s<strong>ein</strong>en Griff um Jarins Hintern, um sie über s<strong>ein</strong>en Arm etwas zu kippen<br />

und sie mit dem anderen Arm am Rücken zu halten, so dass er sie hochheben und<br />

tragen konnte. Jarin lachte, als er sie so plötzlich hoch hob und er lächelte auch<br />

glücklich. Er war im siebten Himmel.<br />

Er setzte sie vorsichtig auf der Couch ab und sie glitt von s<strong>ein</strong>en Armen.<br />

Als Jarin saß, griff sie nach dem Salat und begann glücklich zu essen. Sie hielt ihm die<br />

Gabel mit <strong>ein</strong>em Stück Gurke und etwas Dressing hin. Er lächelte und nahm den<br />

Happen dankend an. S<strong>ein</strong>e Zeit als Fischer hatte ihn ja an Dill gewöhnt. Ein Fischer,<br />

der k<strong>ein</strong>en Dill mochte, war, besonders in Schweden, sehr verdächtig.<br />

Jarin lehnte sich an ihn und schlief <strong>ein</strong>. Er legte die Hand auf ihren Bauch und sie<br />

kuschelte sich im Schlaf noch fester an ihn.<br />

Er war so überglücklich, fast <strong>ein</strong>e Art Rausch ergriff ihn...mal sehen, ob er jemanden<br />

etwas ärgern konnte...BAN DANNA! Wie lange würde der Mann wohl brauchen, um ihn<br />

dahinter zu erkennen.<br />

Ban Danna setzte sich auf und streckte sich. Im Wohn-Sektor der Neo Atlantis wurde<br />

gerade der künstliche Sonnenaufgang <strong>ein</strong>geleitet und <strong>ein</strong>e warme Brise bliess ihm<br />

über die Nase. Leviathan hatte angeboten, dass die Mannschaft sich <strong>ein</strong>e Jahreszeit<br />

aussuchte und er diese dann simulierte. Die Mannschaft hatte sich für <strong>ein</strong>en lauen<br />

Sommer entschieden, der, mit vielen Brisen, nicht so heiss war, dass man schwitzte.<br />

Er stand auf und fluchte über das Alter, das s<strong>ein</strong>e Kniee langsam knarren lies. Nach<br />

der Morgentoilette setzte er sich zum Frühstücken hin und genoss die lebensechte<br />

Nachbildung <strong>ein</strong>er Sonne, die den nachgemachten Himmel hoch zog. Ab in s<strong>ein</strong>e<br />

Uniform und zurück zur Brücke. Ein Abgesandter der Erde sollte die Neo Atlantis heute<br />

besuchen. Es war <strong>ein</strong> Höflichkeitsbesuch. Dieses Nanitenwesen hatte ja gesagt, das<br />

dieses Schiff den Wesen zu Gute kommen sollte, also war es naheliegend, dass auch<br />

die Erde gem<strong>ein</strong>t war.<br />

Tatsächlich waren die Terraner etwas gewalttätiger als die Argonen, was sich zum<br />

Beispiel in ihrer Flotte kennzeichnete: Die Schiffe waren bis zu fünf Kilometer lang und<br />

hatten Breitseiten mit bis zu zehn Türmen auszuteilen. Auf jeder Seite hatten die<br />

Schlachtkreuzer vier Türme mit je drei Halterungen. Davon wusste aber nur das<br />

terranische Militär und deren Befehlshaber, diese Kreuzer gab es weder zu kaufen,<br />

noch flogen sie in irgend<strong>ein</strong>er Form Patroullie. Ban hatte sie selbst gesehen. Das<br />

Schiff, welches er besichtigt hatte, die TF-Devastator, war <strong>ein</strong> riesiger Keil mit<br />

schwarzer, visuell-adaptiver Hülle und eis-blauen Energieleitungen am ganzen Rumpf,<br />

die bedrohlich glühten. Die Militärs hatten gesagt, die Kreuzer wären<br />

Spezialfertigungen der Platinum-Industrial-Corporation und verdammt schlau. Die<br />

besten Militärstrategen wurden von diesen Schiffen ausgetrickst, wie<br />

Kindergartenkinder von <strong>ein</strong>em Schachweltmeister. Ban hatte <strong>ein</strong>e Ahnung, warum es<br />

in der Namensgebung von so vielen, automatisierten Firmen, Paralellen gab. Er hätte<br />

schwören können, das diese Devastator's mit Neo Atlantis zumindest teilweise<br />

verwandt waren.<br />

S<strong>ein</strong>e alten Stiefel, über die Jahre des Militärdienstes <strong>ein</strong>gelaufen und somit perfekt an<br />

s<strong>ein</strong>e Fuss-Form angepasst, fühlten sich willkommen an.<br />

Plötzlich, völlig unerwartet, löste sich <strong>ein</strong>e Sohle am Absatz und er kippte nach vorne.<br />

Mit <strong>ein</strong>em dumpfen Stöhnen schlug er auf dem Boden auf. Er rappelte sich auf die<br />

Kniee und stützte sich auf s<strong>ein</strong>em vorgezogenen B<strong>ein</strong> ab, wie <strong>ein</strong> Ritter, der für s<strong>ein</strong>en<br />

Schwur zu alt geworden war:"Leviathan! Hättest du mich nicht auffangen können?!"<br />

"Ich dachte, die Dämpfungsfelder, die ihren Körper geschützt haben, wären<br />

ausreichend gewesen." "Ich dachte, du solltest größtmöglichen Comfort bieten." "Und


ihren Gleichgewichtssinn verkümmern lassen? Ich bin <strong>ein</strong> Computer, der helfen soll<br />

und ihnen das Leben angenehm macht, k<strong>ein</strong> Ba<strong>by</strong>-Sitter." "Ba<strong>by</strong>-Sitter?!" "Im<br />

Vergleich zu mir sind sie <strong>ein</strong> junger Hüpfer. Ich habe schon unter dem Meer gelegen,<br />

da waren ihre Ur-Großeltern noch nicht <strong>ein</strong>mal angedacht." "OK OK." Er lief weiter und<br />

sah auf s<strong>ein</strong>en Schuh...da war garnichts. K<strong>ein</strong> Schaden und Nichts.<br />

Das war seltsam. Vielleicht hatten s<strong>ein</strong>e Augen ihm auch <strong>ein</strong>en Streich gespielt, die<br />

Tage als fähiger Kampfpilot waren schon lange vorbei.<br />

Als er die Brücke betrat, salutierte die Mannschaft, selbst die Zivilisten reihten sich<br />

perfekt in das Bild <strong>ein</strong>.<br />

Leviathan hatte ihm gestattet, den Kapitänssessel zu benutzen, wenn er hier auf der<br />

Brücke Aufsicht hatte. Der Computer war sehr penibel, wenn es um Dinge ging, die er<br />

sonst nur s<strong>ein</strong>em Erbauer gestattete. Diese ganze Technik, unbelebt und tot, aber so<br />

<strong>ein</strong>e Persönlichkeit...da hätte sich so mancher junge Offizier was abschneiden können.<br />

Die meisten von diesen Jungen beteten doch eh nur die Akademie-Regeln runter, wie<br />

<strong>ein</strong>e kaputte Musik-Einheit.<br />

Lisaios näherte sich und s<strong>ein</strong>e Schuppenfinne hob sich:"Ssssir, wir haben wassss<br />

gefunden, dassssss müssssssen sssie ssssehen!" "Was gibt es denn nun schon<br />

wieder?" "Wir haben wassss unglaublichhhessss gefunden...dassss...dassss kann man<br />

nichhht besssschhreiben. Shhhhhh." "Und was ist das? Gib mir zumindest ne<br />

Richtung, bevor ich m<strong>ein</strong>en Hintern in Bewegung setze. Hier sind ja selbst die Klo-<br />

Spülungen unglaublich." "Einen Wellnessssss-Bereichhhh...und...und <strong>ein</strong>e Art Hangar!<br />

Aber...da ssstehen k<strong>ein</strong>e Ssssagittassss!" "Was denn dann?" "Solche...Roboter-<br />

Dinger!" "Roboter-Dinger?! Was soll das denn s<strong>ein</strong>?" "Die legen sssichhhh um den<br />

Körper und...dann issst man drin." "Exo-Skelette?" Aufgeregt nickte der geschuppte<br />

Offizier:"Ja! Ssso wasss wie dassss! Aber...sssolchhhe Teile habe ichhh nochhhh nie<br />

gessssehen." "Und wieso nicht?" "Mit Verlaub, Ssssir, aber wenn ichhhh dassss<br />

bessschhhhreiben könnte, wäre ichhhh nichhhht sssso aufgeregt." "Und wo ist dieser<br />

Hangar?" "Etwa fünf Kilometer Marsssschhhhh." Ban rekelte sich auf und sah zu<br />

Lisaios hinunter:"Dann gehen wir mal zu Fuss, ich brauche mal <strong>ein</strong> bisschen<br />

Bewegung." Also machten sie sich auf den Weg zu diesem neu entdecktem Hangar.<br />

Jien robbte auf den gepanzerten Knieen hinter Sio her, der, leider, das Krabbeln<br />

gelernt hatte. Mit wedelndem Schwänzchen und Windel-Po wuselte der kl<strong>ein</strong>e umher<br />

und kicherte. Da Sio auch noch zahnte, hatte sie vorsichtshalber alle Gegenstände, die<br />

in <strong>ein</strong> Welpen-Maul passten, weggelegt.<br />

Sor öffnete die Vordertür und rief nach ihr. Erschrocken kam sie mit dem Kopf hoch<br />

und ihr Schädel schlug gegen die Tischplatte:"Au! Sor, pass auf, dass Sio nicht nach<br />

draussen krabbelt!" "Ich habe ihn schon! Auf m<strong>ein</strong>em Arm ist nichts mit Krabbeln." Er<br />

kam mit Sio ins Zimmer und die Schwänze ihrer beiden männlichen Familienmitglieder<br />

wedelten. Bei Sio unglaublich schnell, bei Sor amüsiert langsam, fast pendelnd.<br />

Sor legte ihr Sio in den Arm und lächelte:"Soll ich nicht vielleicht doch nach<br />

Vaterschaftsurlaub fragen? Es ist ja bisher eh alles nur Schule. Wenn wir als Soldaten<br />

damals noch was anderes als Töten gelernt hätten, dann wäre das vielleicht anders."<br />

Sie lächelte und hatte ihre liebe Mühe, ihren Wonneproppen auf dem Arm zu<br />

behalten:"Ich würde es ziemlich unfair finden, wenn wir es ausnützen würden, nur<br />

weil wir <strong>ein</strong>en besonderen Freund haben." "Das wäre k<strong>ein</strong> Ausnutzen. Vier der<br />

Shil'Crers in unserem Kurs haben Vaterschaftsurlaub beantragt. Ich könnte den Tag<br />

über bei euch bleiben, bis Sio fünf Jahre alt ist." "Das ginge?" "Und ob. Und ich würde<br />

mich freuen, den ganzen Tag für euch da s<strong>ein</strong> zu können."<br />

Auf <strong>ein</strong>mal klingelte Sor's Multi-Armband. Es war Thorsten.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Knopfdruck aktivierte Sor die Verbindung und das Hologramm. Der Mini-<br />

Thorsten lächelte:"Sor, Jien. Geht es euch gut?" Jien hatte es geschafft, Sio auf ihren<br />

Armen zu halten und dieser mugschte nun. Sie lächelte:"Ja, uns geht es super. Uns<br />

fehlt es ja an nichts."<br />

Thorsten lächelte:"Freut mich. Ich hoffe, ich störe nicht?!" Sor lächelte:"Das weisst du


ganz genau...oh...n<strong>ein</strong>, du hast ja versprochen, uns nicht mehr zu überwachen."<br />

"Jepp." "N<strong>ein</strong>, du störst nicht. Ich wollte dich nur fragen, ob du mir <strong>ein</strong>en<br />

Vaterschaftsurlaub geben könntest?!" "Das wäre k<strong>ein</strong> Problem, du lernst <strong>ein</strong>fach<br />

später weiter. Ihr Shil'Crers lebt wie lange?" "Bis wir aufmucken...zumindest früher.<br />

Wie lange wir tatsächlich leben...pfff...k<strong>ein</strong>e Ahnung." "Mhh...eure Gene weisen ja auf<br />

zweihundert Jahre hin. Aber egal, das kann ich eh abändern. Was ich dich fragen<br />

wollte: Ich wollte dich, als guten Kämpfer mit schnellen Reflexen, in <strong>ein</strong> neues Projekt<br />

aufnehmen. K<strong>ein</strong>e Sorge, du wirst weder Töten, noch irgendwen grundlos angreifen<br />

müssen." "Ich möchte nicht mehr kämpfen, das habe ich doch gesagt." "Es soll ja<br />

auch k<strong>ein</strong> Kampf-Orden werden. Ich wollte <strong>ein</strong>en Wächter-Orden ins Leben rufen, der<br />

die Welt zu <strong>ein</strong>em besserem Ort für alle macht. Du kriegst Implantate, mit denen du<br />

nicht <strong>ein</strong>mal kämpfen brauchst." Jien sah Sor an, der nachzudenken schien:"Jien, was<br />

m<strong>ein</strong>st du? Eine bessere Welt für unseren Sohn?" "Denk noch <strong>ein</strong>mal darüber nach."<br />

"Du hast Jien gehört, ich überleg's mir noch mal." "OK, sag aber möglichst bald<br />

bescheid...so in nem Jahr oder so." "Na, da habe ich ja viel Bedenkzeit." "Tja, wenn<br />

man erst <strong>ein</strong>mal alt wird, ist Zeit relativ unwichtig." "OK, bis dann." Das Hologramm<br />

erlosch und Jien lächelte Sor an:"Dich juckt es ganz schön, da mitzumachen, oder?"<br />

Er verzog die Schnauze und hob die linke Lefze:"Naja...ich würde schon gerne was<br />

Gutes mit m<strong>ein</strong>er Armee-Ausbildung machen." "Und dieser Orden. Oder was auch<br />

immer es werden soll...Dem möchtest du beitreten?" "Nun ja...ich werde sicherlich<br />

nicht in den Sektoren s<strong>ein</strong>, aber vielleicht auf unserer Heimatwelt. Oder zumindest<br />

hier." "Ich denke mal, die Heimatwelt überlassen wir der Vergangenheit. Das hier ist<br />

unsere neue Heimat. Und der Geburtsort unseres kl<strong>ein</strong>en Rackers hier." "Vielleicht<br />

hast du recht...was wohl aus unserer Heimat geworden ist."<br />

Thorsten lächelte. Das hatte er sich noch erlaubt, mitzuhören. Schliesslich ging es um<br />

<strong>ein</strong>en guten Zweck. Er wollte nächsten Monat die Shil'Crers-Gebiete mit dem Rest des<br />

Verkehrsnetzes verbinden. Und in <strong>ein</strong>em Jahrhundert...wer weiss, vielleicht würden<br />

die Shil'Crers dann schon reif für den Rest des großen Bundes s<strong>ein</strong>, den Erde und<br />

Sektoren jetzt bildeten.<br />

Jarin lag in s<strong>ein</strong>en Armen und kuschelte sich an s<strong>ein</strong>e Brust...es war so friedlich. Un er<br />

freute sich schon darauf, Ban Danna in das Exo-Skelett steigen zu sehen, das etwas<br />

inkompatibel zu Dannas Neural-Impulsen s<strong>ein</strong> würde.<br />

Das würde Danna vielleicht mal davon abhalten, s<strong>ein</strong>e Schnüffler durch Neo Atlantis<br />

zu schicken, die ausserhalb der normalen Operationen nach Waffen suchten.<br />

Die ganzen Schiffstypen wurden ja sowieso schon wieder überarbeitet und viel s<strong>ein</strong>er<br />

Technologie steckte darin. Naja...bei den PIC-Schiffen ja auch.<br />

Also, Danna betrat gerade den Exo-Hangar.<br />

Das war ja wirklich unglaublich! Reihe um Reihe von Exo-Skeletten stand stramm zur<br />

Linken und Rechten des Ganges. Darüber hingen sie mit den Achseln hin<br />

Verankerungen. Dabei waren die Maschinen k<strong>ein</strong>esfalls so klobig wie die normalen<br />

Exo-Skelette, sie wirkten eher wie gepanzerte Anzüge. Jeweils am Gelenk waren sie<br />

unterteilt, an der Taillie bestanden sie aus unzähligen Segmenten, die in etwa den<br />

menschlichen Muskelaufbau nachbildeten.<br />

Ban sah auf Lisaios:"Und wie soll so <strong>ein</strong> Ding dir passen?" "Wie gesssagt, die legen<br />

sssichhh um den Körper." Lisaios stellte sich vor <strong>ein</strong>es der Exo-Skelette und breitete<br />

die Arme aus, wie die uralte Davinci-Zeichnung, die das Logo der Terraner bildete.<br />

Das Exo-Skelett öffnete sich an den <strong>ein</strong>zelnen Panzersegmenten, sogar die <strong>ein</strong>zelnen<br />

Finger-Segmente. Es umschloss Lisaios wie <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>zelnes Maul und schrumpfte<br />

zusammen, bis es exakt s<strong>ein</strong>e Größe hatte und wie <strong>ein</strong> maßgeschneiderter<br />

Kampfanzug anlag.<br />

Der Helm war leicht quadratisch, dabei aber rund, in etwa wie das Standard-Cockpit<br />

der Argonen. Die Maschine schimmerte im selben Blau wie der Rest der Systeme hier.<br />

Lisaios Schuppenfinne war verdeckt, aber <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er, blauer Leuchtkörper am Kopf<br />

signalisierte, dass sie sich wohl gerade aufrichtete:"Sssir, mit diesssem Ding, kann


ssselbssst <strong>ein</strong> Teladi wie ichhh <strong>ein</strong>en menssschhhlichhhen Sssspitzsssenssssportler im<br />

Wettlauf schlagen." "Und es gibt k<strong>ein</strong>en Wiederstand von den eigenen Muskeln?"<br />

"N<strong>ein</strong>, die sssind sschhhlaff, wie gelähmt." "Und wie ist die Steuerung?"<br />

"Anssssch<strong>ein</strong>end neural, wie allesss andere hier." "Dann werde ich es wohl auch<br />

<strong>ein</strong>mal ausprobieren."<br />

Danna stellte sich vor <strong>ein</strong>e der Maschinen und streckte s<strong>ein</strong>e Extremitäten ab. Auch er<br />

wurde von <strong>ein</strong>er der Maschinen umschlossen. Das HUD wurde ihm direkt ins Gehirn<br />

projeziert, was er daran merkte, das s<strong>ein</strong>e Augen nicht kribbelten, als das HUD<br />

aufblinkte. S<strong>ein</strong>e Glieder erschlafften und das Visier wuchs vor s<strong>ein</strong>em Gesicht, wie<br />

<strong>ein</strong>e Eis-Decke.<br />

"Mhhh...wenn ich dieses Ding mit m<strong>ein</strong>en Gedanken steuer, dann mache ich doch mal<br />

<strong>ein</strong>en Schritt."<br />

Ban wollte <strong>ein</strong>en Schritt machen, aber er raste los, wie <strong>ein</strong> Irrer. Er rannte auf die Tür<br />

zu, welche sich öffnete. Er schoss hindurch und rannte die gegenüberliegende Wand<br />

hoch.<br />

Wie <strong>ein</strong> Hamster, in <strong>ein</strong>em stehenden Rad, rannte er die Wand hoch, die Decke<br />

entlang, die andere Wand hinunter und den Boden wieder zur anderen Wand entlang.<br />

So schoss er spiralförmig durch die Gänge und schrie.<br />

Er steckte in diesem Ding wie in <strong>ein</strong>em zugeschweisstem Anzug und konnte nicht<br />

raus.<br />

Er schrie:"Leviathan! Stell dieses Ding ab!" Die Stimme erklang besorgt:"Ich kann<br />

nicht. Alles wurde so ausgerichtet, dass es nicht von mir übergangen werden kann,<br />

falls <strong>ein</strong>e f<strong>ein</strong>dliche Macht mich <strong>ein</strong>mal reprogrammiert. Ihre eigene Psyche blockiert<br />

m<strong>ein</strong>en Eingriff." "Kaaaaaacke!" Ihm wurde schlecht und <strong>ein</strong>e Vorrichtung in der<br />

Maschine saugte s<strong>ein</strong>en Auswurf ab.<br />

Ban rannte wie <strong>ein</strong> Hamster im Laufrad...laut Timer um HUD dieses Dinges, seit etwa<br />

zwei Stunden.<br />

Lisaios versuchte mit ihm mitzuhalten, aber ansch<strong>ein</strong>end nahmen diese Exo-Skelette<br />

Teile der Eigenschaften ihres Trägers an. So waren Teladi langsamer als Menschen.<br />

Und so rannte er weiter, bis er es irgendwann schaffte, sich sich selbst als stillen Punkt<br />

vorzustellen.<br />

Das Exo-Skelett bremmste ab und kam zum Stillstand.<br />

Er fand sich in den hinteren Bereichen von Neo Atlantis wieder.<br />

Er seufzte und das Gerät sackte zusammen, wie er zusammengesackt wäre:"Mist, in<br />

etwa <strong>ein</strong>er Stazura kommt dieser terranische Vertreter und ich muss zur Brücke."<br />

Plötzlich erschien <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Fenster "Missionsziele" in dem HUD der Maschine.<br />

Darin trug sich hinter <strong>ein</strong>em Bindestrich folgender Eintrag <strong>ein</strong>:"Primäres Missionsziel:<br />

Auf der Brücke <strong>ein</strong>finden." Es folgte:"Automatik aktiviert."<br />

Ban konnte gerade noch <strong>ein</strong>en gequälten Gesichtsausdruck machen, bevor die B<strong>ein</strong>e<br />

der Maschine sich wieder zu bewegen begannen.<br />

Mit Schätzungsweise dreihundert Metern pro Sekunde rannte er den Gang entlang.<br />

Lisaios erschien als kl<strong>ein</strong>er, grüner Punkt auf dem Radar und breitete die Arme aus.<br />

Das Exo-Skelett sprang über Lisaios hinweg und rannte hinter ihm weiter.<br />

Ban erreichte die Gänge vor der Brücke und die Maschine bremmste auf Geh-<br />

Geschwindigkeit ab.<br />

Colonel Trera, <strong>ein</strong> nerviger junger Mann, der wegen jedem Kl<strong>ein</strong>kram zu ihm kam,<br />

näherte sich ihm und grinste durch's Visier:"Sir, sie haben <strong>ein</strong>e neue Apparatur<br />

entdeckt?"<br />

Er wollte diesen nervigen Deppen <strong>ein</strong>fach nur aus dem Weg haben, ihm war nicht nach<br />

Reden.<br />

Geschockt musste er feststellen, wie sich das Fenster "Missionsziele"<br />

öffnete:"Sekundäres Ziel:Den Deppen aus dem Weg schaffen."<br />

Der Arm der Maschine schnellte hoch, packte den überraschten Colonel am Kragen<br />

und warf ihn mit <strong>ein</strong>er lockeren Bewegung über s<strong>ein</strong>e Schulter, wie <strong>ein</strong>en


zusammengeknüllten Papierball.<br />

Mit <strong>ein</strong>em dumpfen Stöhnen landete der Junge auf dem Hintern und sah ihn verdutzt<br />

an:"Sir, das werde ich melden!"<br />

"Dieses verdammte Ding spielt verrückt! Es muss viel zu empfindlich <strong>ein</strong>gestellt s<strong>ein</strong>!<br />

Ich habe sie als nervend empfunden und es hat sie <strong>ein</strong>fach weggeschmissen!" "Als<br />

nervend Empfunden?!" "Holen sie endlich Hilfe, sie Idiot! Oder denken sie, ich will<br />

dem Abgesandten von Terra den Arm ausreisen, wenn ich s<strong>ein</strong>e Hand schüttle?!"<br />

"Verzeihung Sir! Ich suche sofort nach Miss Gunns." "Aber beeilen sie sich!" Das<br />

Schott öffnete sich vor Danna und das Exoskelett setzte sich ruhig auf den<br />

Kapitänssessel.<br />

Alle sahen ihn verdutzt an.<br />

Er versuchte, an nichts zu denken:"Räumen sie alle die Brücke! Ich bleibe hier sitzen.<br />

Ich weiss nicht, wie dieses Ding hier auf m<strong>ein</strong>e Gedanken reagiert."<br />

Eillig verliessen alle die Brücke und Ban saß stumpf auf dem Kapitänssessel.<br />

Thorsten lachte innerlich. Das geschah Danna recht. Nachdem er nach <strong>ein</strong>er Art<br />

Superwaffe für die neue Version der Titan gesucht hatte, hatte er doch <strong>ein</strong>en gewissen<br />

Tadel verdient.<br />

Also sollte Danna mal die Vernichtungskräfte erfahren, die in Thorstens Waffen lagen.<br />

Diese Waffen waren dazu gedacht, Schwarze Löcher zu destabilisieren und daraus<br />

wieder Sonnen zu machen. Dazu brauchte man <strong>ein</strong>e Menge Energie...wenn man diese<br />

dann auf <strong>ein</strong> Schiff richtete, blieb, trotz Schilden, nur <strong>ein</strong>e Plasma-Wolke aus Quarks<br />

übrig. Und das waren hunderte von Jahren alte Systeme.<br />

Allerdings blieb von <strong>ein</strong>em Planeten auch nicht mehr als <strong>ein</strong>e Plasma-Wolke übrig.<br />

Deswegen war das auch k<strong>ein</strong>e gute Waffe, um sie in die Hände von Argonen oder<br />

Terranern zu legen.<br />

Geschweige denn Paraniden oder Split. Split oder Paraniden würden das zur optimalen<br />

Herrschaft <strong>ein</strong>setzen, oder um mit ihrer Macht zu prahlen. Boronen, das ginge noch,<br />

wobei, es an Teladi zu geben, hiesse, es an alle zu geben.<br />

Daher sollte Danna mal diese Kräfte erfahren.<br />

Neo Atlantis hatte genug Feuerkraft, um die argonische Flotte mit <strong>ein</strong>em Schuss zu<br />

verdampfen...und das Exo-Skelett hatte Waffen, die mit Leichtigkeit <strong>ein</strong>en M1 pro<br />

Schuss vernichten konnten, wobei die Feuerrate bei etwa tausend Schuss pro Sekunde<br />

lag.<br />

Also sollte Danna mal wissen, wie viel Kraft er ihm anvertraut hatte.<br />

Ban saß wie <strong>ein</strong> st<strong>ein</strong>erner Denker in dem Stuhl, erstarrt und bemüht, k<strong>ein</strong>en<br />

Gedanken zu fassen. Währenddessen begutachtete Miss Gunns die Rüstung.<br />

Sie tastete alles mit den besten Sensoren der Argonen und Terraner ab, dann kam sie<br />

zu <strong>ein</strong>em Ergebnis:"Sir, ich habe k<strong>ein</strong>e Ahnung, wie ich sie daraus kriege. Ich sehe ja<br />

noch nicht mal die Öffnungen für den Einstieg. Das Ding ist...hermetisch." Ban<br />

konzentrierte sich auf nichts, während das Exoskelett ihm, in <strong>ein</strong>em bizarren Spiel der<br />

Anatomie, Miss Gunns Organe, Knochenbau, Muskelstruktur und körperliche<br />

Verfassung anzeigte.<br />

Er rang sich <strong>ein</strong> paar Wörter ab, die er versuchte, nicht zu verinnerlichen:"Ich habe<br />

k<strong>ein</strong>e Lust, dieses Ding zum Amoklauf zu steuern, wenn der terranische Vertreter hier<br />

ist." "Sir, ich habe ja k<strong>ein</strong>e Ahnung, wie das Ding funktioniert! Wie soll ich sie dann da<br />

rausholen?" "Ich habe ja k<strong>ein</strong>e..." Auf <strong>ein</strong>mal blinkte <strong>ein</strong> rotes Symbol in dem HUD des<br />

Exo-Skeletts:"Warnung!!! Khaak-Cluster-Flotte richtet Schäden in Erzgürtel an!<br />

Automatischer Kampfmodus aktiviert! Sprungantrieb initialisiert!" Ban schrie:"WAS?!<br />

Ich dachte, hier wäre alles entschärft?!" In <strong>ein</strong>em Warp-Tunnel rasend, verloren sich<br />

s<strong>ein</strong>e Worte im Nichts.<br />

Die Realität stürzte über ihm zusammen und er materialisierte in Erzgürtel.<br />

Die dortige <strong>Collossus</strong> trieb im All. Schwere Einschlägs-Krater zierten die Primär-<br />

Panzerung des Trägers. Aber bis zu den belebten Bereichen waren die Schüsse noch<br />

nicht vorgedrungen. Alle, bis auf <strong>ein</strong>e Kanzel, waren zertrümmert. Mit <strong>ein</strong>er


verbleibenden B-PIK schoss das Schiff auf die Übermacht...die automatische Kanzel<br />

wurde von den Drei B-KE <strong>ein</strong>es Khaak-Bombers in Stücke geschossen.<br />

Von der Dockschleuse des Schiffes waren nur noch zerschmolzene Ränder übrig und<br />

der Turm, der die Koordinaten für das Teleport-Katapult berechnete, waren nur noch<br />

<strong>ein</strong> paar verkohlte Streben da.<br />

Ein Cluster flog auf ihn zu und durch ihn hindurch. Er fragte sich, mit <strong>ein</strong>em Puls von<br />

annähernd 320, wie das gehen konnte.<br />

Ein kl<strong>ein</strong>es, blinkendes Fenster erschien:"Phasen-Verschiebung Online." Es<br />

verschwand wieder.<br />

"Leite Kampf-Maßnahmen <strong>ein</strong>. Scanne Schiffe...alle Einheiten sind Ferngesteuert.<br />

Freigabe für Kampf-Stufe C-3." Der Computer klang so kühl und kalkulierend...es war<br />

beängstigend.<br />

Die Arme der Maschine wölbten sich an der Oberseite der Unterarme.<br />

Aus dem Arm fuhr <strong>ein</strong> Kristall heraus, gerade so, wie <strong>ein</strong> schräg gestelltes Uhren-<br />

Zifferblatt.<br />

Der Kristall begann zu leuchten und zielte auf den Cluster, der <strong>ein</strong> paar Asteroiden als<br />

Deckung nutzte.<br />

Mit <strong>ein</strong>em fauchenden Knall schoss <strong>ein</strong>e Energieladung aus dem rechten Arm, der<br />

selbstständig zielte.<br />

Sie traf den Cluster genau in der Mitte. Die Explosion, die das Schiff in Plasma<br />

verdampfte, riss sechs Asteroiden, von jeweils <strong>ein</strong>anhalb Kilometern Durchmesser, in<br />

<strong>ein</strong> Grab in Form <strong>ein</strong>es Plasmanebels, der zu <strong>ein</strong>em leichten, gräulichen Dunst<br />

erstarrte.<br />

Ein Khaak-Zerstörer tauchte auf, die mächtigen Waffen und Schilde des Schiffes waren<br />

der Horror für jede Titan.<br />

Doch das Exo-Skelett korrigierte <strong>ein</strong>fach die Richtung des Armes und schoss. Wieder<br />

<strong>ein</strong> Plasma-Nebel. Als wäre da nie <strong>ein</strong> Schiff gewesen!<br />

Ban bekam Angst vor dieser Feuerkraft.<br />

Plötzlich bewegte sich das Exo-Skelett fast schneller, als er es erfassen konnte.<br />

Khaak-Schiff um Khaak-Schiff verdampfte in <strong>ein</strong>em Plasma-Nebel. Dann war k<strong>ein</strong><br />

Schiff mehr da, das nicht zum Bund der Sektoren oder dem Terra-Sektor gehörte.<br />

Die Khaak-Schiffe waren verdampft wie nichts. Die Nebel in dem Sektor wurden von<br />

der Schwerkraft der Asteroiden angezogen und legten sich als silberner Film auf das<br />

Gest<strong>ein</strong>.<br />

Ban keuchte und kalter Angstschweiss stand ihm auf der Stirn.<br />

Plötzlich blitzte es neben ihm. Ein Schiff, <strong>ein</strong>em Sagitta ähnlich, aber doch irgendwie<br />

nicht. Es sah fast aus, wie <strong>ein</strong>e Pfeilspitze mit mehreren Ausläufern nach oben. Und es<br />

hatte Augen! Und <strong>ein</strong> Maul wie <strong>ein</strong> Orca! Das Schiff lächelte:"Guten Tag, Mr. Danna."<br />

"Sind...sind sie Kemmrich?!" "Ja, aber nicht der, den sie m<strong>ein</strong>en. Ich bin Rough. Sie<br />

kennen m<strong>ein</strong>en Vater und m<strong>ein</strong>e liebliche Stiefmutter." Ein Schiff?! Ein Schiff der Sohn<br />

dieses Kerls? Ban wollte das nicht glauben:"Sie...sie sind aber..." "K<strong>ein</strong> Mensch? Ein<br />

Schiff? Ja, soweit stimmt das schon mal. Sie sollten wissen, dass Verwandschaft bei<br />

Bio-Mechanoiden auch über die Programmierung laufen kann. Ich war mal <strong>ein</strong><br />

Roboter, so wie <strong>ein</strong> Xenon, nur humanoid. M<strong>ein</strong> Vater hat mich gebaut und dann<br />

wurde ich irgendwann das hier. Ich bin genau so lebendig wie sie." "Aber...wie sind sie<br />

vom Humanoid zum..." "Schiff geworden? Nun, sagen wir es mal so: M<strong>ein</strong> Vater bringt<br />

jeden erwachenden Xenon in s<strong>ein</strong>e Gem<strong>ein</strong>schaft und dann kriegen sie neue Körper.<br />

Einen Schiffskörper und <strong>ein</strong>en humanoiden Körper." "Jeder Xenon hat zwei Körper?"<br />

"Ja, und die Kinder auch." "KINDER?!! Xenon kriegen Kinder?!" "Ja, wollen sie <strong>ein</strong> Holo<br />

von m<strong>ein</strong>er Kl<strong>ein</strong>en sehen?" "Sie...sie...? Ähm...warum nicht." Vor dem Wesen<br />

leuchtete <strong>ein</strong> "kl<strong>ein</strong>es" Schiffchen auf, das wirklich ziemlich putzig aussah, dazu <strong>ein</strong><br />

normales Ba<strong>by</strong>, nur das die Augen metallic-blau-grün waren. Und das Haar golden,<br />

mit metallischem Glanz.<br />

Ban sah ihn an:"Und weshalb sind sie gekommen?" Das Schiff zuckte mit den


vorderen s<strong>ein</strong>er vier Schleier, die fast die selbe Farbe hatten, wie die Nebel-Fetzen in<br />

Aekelas Leuchtfeuer:"Nun m<strong>ein</strong> Vater schickt mich. Er m<strong>ein</strong>t, sie hätten ihre Lektion<br />

gelernt." "LEKTION?! Das war alles nur so ne Art Schulstunde?!" Das Schiff<br />

grinste:"Nun, wir haben auch ganz schön gelacht. Sie hätten ihr Gesicht sehen<br />

müssen. Die Empfindlichkeit des Neuro-Links hoch zu stellen...haha." "WAS?!!!!"<br />

"Nun, m<strong>ein</strong> Vater war auch nicht sonderlich begeistert, als sie angefangen haben, ihre<br />

Spione durch Neo-Atlantis zu schicken, um nach Waffen zu suchen."<br />

Ban war sich dieser Schuld nur all zu Bewusst, aber er musste etwas gegen die Khaak<br />

finden:"Das...das haben sie mitbekommen?" "M<strong>ein</strong> Vater kann Gedanken lesen, wie<br />

andere Leute zuhören. Glauben sie, dass entgeht ihm?!" "Ähm..." "Lassen sie das mit<br />

den Waffen, sie haben jetzt ja gesehen, auf was sie stossen könnten...und das waren<br />

ja nur die kl<strong>ein</strong>en Kaliber."<br />

Er schluckte:"Kl<strong>ein</strong>e Kaliber?" "Ich könnte diese Strahlen nicht mal als Blendung<br />

empfinden. Und wenn ich los lege, sind all ihre Sektoren innerhalb von nicht mal<br />

zwanzig Minuten nur noch Asche. Aber k<strong>ein</strong>e Sorge, ich schätze das Leben genau so<br />

wie m<strong>ein</strong> Dad." "OK...ich werde die Trupps abziehen, aber..." "WAS?" Ban zuckte<br />

zusammen.<br />

Dieses Maul, das ihn ohne Probleme schlucken könnte, war doch recht be<strong>ein</strong>druckend.<br />

Und er wollte nicht als Appetit-Häppchen für <strong>ein</strong> Schiff enden.<br />

"Nun...unsere neuen Schiffe, die Technologie darin?" Das Schiff lächelte beruhigt:"Ich<br />

dachte schon, sie fangen wieder mit Waffen an. Die neuen Schiffe können sie<br />

beibehalten. Ich soll ihnen ausrichten, m<strong>ein</strong>em Vater gefällt das Design. Nur die Teladi<br />

sollten ihr M1 noch mal überarbeiten." "Und ähm...wie komme ich wieder nach<br />

Hause?" "Denken sie <strong>ein</strong>fach an die Brücke der Neo Atlantis." "Und dieses Ding hier?"<br />

"Denken sie an tanzende Sardinen auf ihrer Brust."<br />

"Sardinen auf m<strong>ein</strong>er Brust?" "Nun, der Gedanke muss derart abstrakt s<strong>ein</strong>, dass der<br />

Fluchtinstinkt ihn nicht spontan fasst und er trotzdem was damit zu tun hat." "Mit<br />

Sardinen?" "Nun, sie hocken ja darin, wie <strong>ein</strong>e Sardine in der Büchse. Und wenn sie<br />

raus wollen, denken sie <strong>ein</strong>fach an die Sardinen auf ihrer Brust." "Und wie kam m<strong>ein</strong><br />

Teladi-Kollege aus s<strong>ein</strong>em Exo-Skelett?"<br />

Das Schiff lächelte:"Haben sie schon mal <strong>ein</strong>en Teladi mit Fluchtinstinkt gesehen? Die<br />

werden <strong>ein</strong>fach steif. Als Reaktion darauf erhöht sich die Schildstärke und das Exo-<br />

Skelett fliegt weg. So muss <strong>ein</strong> Teladi bloss raus wollen." "Und die anderen Spezies?"<br />

"Nun, die denken an das Selbe, wie sie es sollen." "Gut...dann...danke. Ich kehre<br />

dann zurück und hole m<strong>ein</strong>e Männer zurück." "Das freut mich und bestimmt auch<br />

m<strong>ein</strong>en Vater."<br />

Das Schiff sprang weg, dann auch er.<br />

Auf der Brücke dachte er an tanzende Sardinen auf s<strong>ein</strong>er Brust, Das Exo-Skelett liess<br />

ihn los und lief zurück in den Hangar.<br />

Er sah lächelnd auf die Uhr:"Noch genügend Zeit für <strong>ein</strong>e Dusche, bevor der Kerl<br />

kommt. Und ich rufe besser den Trupp zurück, sonst muss ich noch zusehen, wie<br />

irgend<strong>ein</strong> Ding die restlichen Asteroiden in Erzgürtel verdampft."<br />

Ban ging zum nächsten Tele-Port und liess sich zu s<strong>ein</strong>em Haus bringen.<br />

Die nächsten sechs<strong>ein</strong>halb Monate vergingen wunderbar schnell, leider viel zu schnell.<br />

Für Thorsten war es kaum <strong>ein</strong> Zeitraum, aber Jarin fluchte <strong>ein</strong>ige Male. Seit sie ihre<br />

Füsse nicht mehr sehen konnte, musste er ihr immer sagen, welche Schuhe sie trug.<br />

Er lag im Bett neben ihr und streichelte ihr den Bauch.<br />

Sie lächelte mit dicken Augenringen. Sie hatte die Nacht über nicht geschlafen:"Nur<br />

noch zwei Wochen, Thorsten, dann können wir sie in den Armen halten." Er<br />

grinste:"Ich freue mich schon." "Und ich erst. Ich möchte endlich wieder in m<strong>ein</strong>e<br />

Klamotten passen." "Das wirst du aber auch nach der Geburt nicht. So viel, wie du<br />

stillen werden musst, wirst du ordentlich Oberweite haben."<br />

Thorsten lächelte, als Jarin ihm <strong>ein</strong>e gespielte Ohrfeige verpasste:"Das würde dir doch<br />

gefallen! Da bist du doch bestimmt wie jeder Mann." "Iwo, wenn ich dich wie Pamela


Anderson haben möchte, dann könnte ich das so langsam machen, dass du es nicht<br />

merkst."<br />

Sie seufzte:"Ach...das stimmt auch wieder. Du, ich muss schon wieder." Thorsten<br />

lächelte und erzeugte <strong>ein</strong> Wurmloch in ihrer Blase, das im Klo endete.<br />

Jarin grinste erleichtert:"Du und d<strong>ein</strong>e Wurmlöcher."<br />

Sie drehte sich auf den Rücken und schlug die Decke beiseite:"Sieh m<strong>ein</strong> Dreier-<br />

Gebirge doch an. Ich bin <strong>ein</strong> Wal, selbst im Vergleich zu Siren damals." Er lächelte<br />

beruhigend:"Der Durchmesser ist nur vier<strong>ein</strong>halb Zentimeter größer." "Na Super.<br />

Trotzdem kenne ich m<strong>ein</strong>e Füsse kaum noch."<br />

Thorsten lächelte <strong>ein</strong>fach nur. Seit er wusste, dass er Vater werden würde, war er wie<br />

im Glücksrausch. Er streichelte ihren Bauch und s<strong>ein</strong>e ungeborenen Kinder:"Du hast<br />

k<strong>ein</strong>en Dehnungsstriefen, d<strong>ein</strong>e Haut ist perfekt." "Ich reibe sie mir ja auch täglich mit<br />

Cremes und Ölen <strong>ein</strong>. Das ist ne Heidenarbeit bei der Kugel. Ausserdem kann ich jede<br />

Nacht kaum schlafen."<br />

Er lächelte und zog sie an sich, legte sie mit dem Rücken auf sich und legte sich <strong>ein</strong><br />

Kissen neben den Kopf, auf den sie ihren Kopf legen konnte.<br />

Sie sah ihn perplex an:"Was soll das denn jetzt?" Er strich ihr durch ihr schönes<br />

Haar:"Du wirst doch immer ganz entspannt, wenn ich dir von hinten die Seiten<br />

streichle. Vielleicht kannst du dann jetzt schlafen." Er rieb ihr die Seiten und sie<br />

seufzte:"Ohhhh...was würde ich nur ohne dich machen. Ich glaube, k<strong>ein</strong> Vater setzt<br />

sich so für s<strong>ein</strong>e ungeborenen Kinder <strong>ein</strong>."<br />

Thorsten wollte ihr antworten, aber sie war schon weggetreten.<br />

Er atmete besonders ruhig und Jarin drehte sich auf ihm auf die Seite.<br />

Er liess s<strong>ein</strong>en linken Arm <strong>ein</strong> Stück wachsen, um ihre Seite noch streicheln zu können<br />

und winkelte den rechten Arm an.<br />

Jarin nahm ihren Kopf von dem Kissen und legte ihn auf s<strong>ein</strong> Gesicht. Thorsten<br />

lächelte und sog ihren Duft <strong>ein</strong>.<br />

Es mochte noch so kitschig s<strong>ein</strong>, aber Thorsten fühlte sich wie im siebten Himmel.<br />

Bald würde er <strong>ein</strong>en Sohn und <strong>ein</strong>e Tochter, die kl<strong>ein</strong> und zerbrechlich waren, in s<strong>ein</strong>en<br />

Arm nehmen können. Rough war auch total aufgeregt. Selaja begann langsam zu<br />

sprechen und ihr Sprungantrieb entwickelte sich so schnell, wie sie langsam zu Laufen<br />

begann. Sio wuselte immer umher und stappste auf s<strong>ein</strong>en B<strong>ein</strong>en durch die Gegend.<br />

Und die Schlüpflinge sprachen perfekte Handelssprache, das Lispeln <strong>ein</strong>mal<br />

ausgenommen.<br />

Rough und Siren hatten heute ihren freien Abend. Sie wollten so gerne in <strong>ein</strong>en Kino-<br />

Film gehen...und Jarin und er hatten sich als Ba<strong>by</strong>sitter angeboten.<br />

"Obha!" Selaja war nun schon <strong>ein</strong> halbes Jahr alt und ihr Schiffsantrieb funktionierte<br />

schon kurze Strecken. "Ssss...wumms!" Sie hatte es wieder versucht.<br />

Das war der Vorteil, dass er mehrere Körper hatte. Eilig formte er aus s<strong>ein</strong>en Naniten<br />

<strong>ein</strong>en humanoiden Körper mit Gesicht und allem. So war er <strong>ein</strong> goldenes Duplikat<br />

s<strong>ein</strong>er selbst. Mittels holographischen Systemen färbte er sich <strong>ein</strong>.<br />

Während er mit s<strong>ein</strong>em menschlichen Körper Jarin den Bauch rieb, damit sie schlafen<br />

konnte, ging er als Naniten-Avatar zu s<strong>ein</strong>er Enkelin. Sie konnte schon ziemlich gut<br />

sprechen, für ihr Alter. Sie kannte zumindest alle Bezeichnungen, auch wenn sie sie<br />

noch ziemlich in der Ba<strong>by</strong>sprache sprach.<br />

Er ging ins Enkelinnen-Zimmer. Er konnte ja ausbauen, wie er wollte. Selaja lag mit<br />

ihrem Schiffskörper neben der weichen Matratze, die neben ihrem Ba<strong>by</strong>-Bett lag.<br />

Sie stützte sich unbeholfen auf ihre Schleier, als er r<strong>ein</strong>kam, und lächelte gurrend.<br />

Kichernd sah sie ihn auch mit ihrem humanoiden Körper an. Er kraulte sie am Kinn<br />

ihres Mauls und sie kicherte doppelt. "Obhaha."<br />

Er nahm die Kl<strong>ein</strong>e aus dem Gitterbettchen und legte sich mit ihr neben ihren<br />

Schiffskörper.<br />

Thorsten legte s<strong>ein</strong>e Enkelin neben sie und sie legte sich selbst ihren linken<br />

Frontschleier als Decke über den Strampler. Sie kuschelte sich an<strong>ein</strong>ander und schlief


<strong>ein</strong>.<br />

Er blieb bei ihr liegen und liess sich <strong>ein</strong>en zweiten linken Arm wachsen, damit er die<br />

beiden Körper s<strong>ein</strong>er Enkelin streicheln konnte.<br />

Zuerst zog er ihr jedoch die Decke über ihren zwei Meter zwanzig langen<br />

Schiffskörper, der sich leicht um ihren humanoiden Körper krümmte.<br />

Ein verschlafenes Gurren und <strong>ein</strong> glückliches Seufzen waren die Antwort.<br />

Er blieb bei ihr liegen und sog im Schlafzimmer Jarins Duft <strong>ein</strong>. Ein kl<strong>ein</strong>er Tritt an<br />

s<strong>ein</strong>e rechte Hand liess s<strong>ein</strong> Herz vor Freude hüpfen und Jarin kuschelte sich noch<br />

enger an ihn.<br />

Nie hatte er weniger schlafen wollen, als in dieser Nacht. Ganz nah bei ihm lagen<br />

s<strong>ein</strong>e Frau mit s<strong>ein</strong>en Kindern in sich und bei ihm lag auch s<strong>ein</strong>e Enkelin.<br />

Thorsten wollte sie beschützen, mehr als alles andere auf der Welt, wollte er s<strong>ein</strong>e<br />

Familie beschützen.<br />

Was musste er sterben, um in den Himmel zu kommen? Er hatte den Himmel doch in<br />

s<strong>ein</strong>en Armen.<br />

Am morgen kamen Rough und Siren leise ins Haus geschlichen, während sie draussen,<br />

mittlerweile auf zweihundert Meter Länge angewachsen, leise atmeten.<br />

Siren kam in das Enkelinnen-Zimmer und lächelte, als sie ihn sah, wie er Selaja<br />

streichelte. Leise und ruhig, glücklich schmunzelnd, ging sie auf ihn zu:"Na, hast du<br />

die ganze Nacht da gelegen?" Er nickte:"Wozu habe ich sonst so viele Körper, wenn<br />

ich nicht bei allen Wesen s<strong>ein</strong> kann, die mir lieb sind?" Sie lächelte:"Aber natürlich.<br />

Und den dritten Arm hast du dir auch dafür wachsen lassen." Er nickte, während er<br />

sich wieder von<strong>ein</strong>ander löste, um <strong>ein</strong>en goldenen Nebel aus Naniten zu bilden, der<br />

Selajas Körper hochhob. Rough kam her<strong>ein</strong> und nahm Selajas Schiffskörper entgegen,<br />

während Siren ihren Kl<strong>ein</strong>kindkörper in die Arme nahm.<br />

In <strong>ein</strong>em lockeren Verbund, der gerade so <strong>ein</strong>en Humanoiden nachformte, lächelte<br />

er:"Und ihr wollt schon wieder los?" Rough sah Siren an:"Wir haben doch alle Zeit der<br />

Welt, oder?" Sie nickte:"Wenn du möchtest, können wir noch bleiben."<br />

Thorsten nickte:"Ich würde gerne mit euch frühstücken, wenn Jarin aufwacht." Rough<br />

nickte:"Und wann denkst du, wird sie aufwachen?" "Och, ihre Vital-Werte deuten auf<br />

<strong>ein</strong>e Viertelstunde hin." "Dann machen wir das Frühstück und du kümmerst dich ganz<br />

um Mom." Er lächelte:"Danke." Mit diesem Wort zerstob er wieder in s<strong>ein</strong>e Körper, die<br />

die Gegend <strong>ein</strong>fach nur genossen.<br />

Nun schenkte er Jarin wieder s<strong>ein</strong>e ganze Aufmerksamkeit, die er auch auf Selaja<br />

verteilt hatte.<br />

Sie hatte sich neben ihn gewälst und an s<strong>ein</strong>e Brust gekuschelt.<br />

Während sie auf s<strong>ein</strong>em linken Arm lag, wie auf <strong>ein</strong>em Kissen, streichelte er ihr mit<br />

dem rechten Arm über den Kopf, den Nacken hinunter und dann halb über Rücken und<br />

Bauch. Jarin lächelte so wundervoll und legte ihren Arm um ihn, während sie mit<br />

ihrem rechten Arm ihren Bauch rieb.<br />

Asjia und Sojion lagen wohl behütet in Jarins Bauch und schliefen.<br />

Plötzlich öffnete Jarin die Augen und gab ihm <strong>ein</strong>en Kuss:"Ich habe wunderbar<br />

geschlafen. Danke, Schatz." Er erwiederte den Kuss:"Ich hatte noch nie <strong>ein</strong>e so<br />

schöne Nacht. Ich hatte dich und unsere Beiden nahe bei mir und habe mich oben um<br />

Selaja gekümmert." Sie lächelte, wie <strong>ein</strong> Engel es nicht hätte schöner können:"Ich bin<br />

so glücklich, dich zu haben." Er drückte sie fest an sich, jedoch zart genug, Sojion und<br />

Asjia nicht zu wecken:"Ich könnte nicht glücklicher s<strong>ein</strong>. Übrigens: Rough und Siren<br />

sind hier, sie machen gerade Frühstück. Möchtest du schon essen?" Sie<br />

schmunzelte:"Ich bin im neunten Monat schwanger mit Zwillingen. Du solltest doch<br />

mittlerweile gemerkt haben, dass ich immer hungrig bin." Er grinste:"Soll ich dich<br />

<strong>ein</strong>kleiden, oder willst du es selbst machen?" "Mach du es lieber, dann trage ich<br />

wenigstens gleich gleiche Schuhe."<br />

Gesagt getan, er erzeugte ihre Lieblingsklamotten um sie: Einen weiten, blauen<br />

Samtpullover und <strong>ein</strong>e sehr dehnbare Jogging-Hose aus dem selben Stoff. Sie


schlüpfte in die Hausschuhe, die er ihr ans Bett erstellt hatte und er erhob sich fertig<br />

gestilt.<br />

Mit s<strong>ein</strong>en Naniten kämmte er ihr das Haar, während sie aufstand, und flocht es zu<br />

<strong>ein</strong>em Bäuerinnenzopf, der ihr fast bis zum Steiss reichte.<br />

Sie lächelte und schwang den Zopf über die Schulter:"Einen Flecht-Zopf? Könntest du<br />

m<strong>ein</strong>e Haare offen lassen?" Er nickte und entflocht den Zopf.<br />

Jarin stemmte die Hand in den Rücken und machte <strong>ein</strong> Hohlkreuz:"Wenn ich mich so<br />

sehe, dann denke ich, ich würde vier Kinder austragen." Er schüttelte den<br />

Kopf:"Übertreib nicht schon wieder. Du bist zwar an der Obergrenze, aber mit den<br />

Werten immer noch im Bereich <strong>ein</strong>er Zwillingsschwangerschaft." Sie schien ihn<br />

garnicht zu hören.<br />

Als er auf sie zu ging, nahm sie s<strong>ein</strong>e Hand und legte sie oben auf ihren Bauch:"Fühl<br />

mal! Sie liegen so, dass ich gleich jetzt gebären könnte. Schon perfekt in Position." Er<br />

lächelte:"Na sie haben immerhin noch zwölf Tage."<br />

Jarin führte s<strong>ein</strong>e Hand zu ihrem Mund und küsste s<strong>ein</strong>e Handfläche:"Wie viele von dir<br />

habe ich gerade geküsst?" "Mehr, als ich heute sagen könnte." "Würdest du mir <strong>ein</strong>en<br />

Gefallen tun?" "Sicher." "Würdest du zwei Tage vor dem errechneten Geburtstermin<br />

aufhören, die Geburt zu unterbinden?" "Bisher mache ich noch garnichts. Die Natur<br />

hat ihren freien Lauf." Sie lächelte:"Das ist schön. Ich möchte nur k<strong>ein</strong>en Countdown<br />

haben, bis m<strong>ein</strong>e erste Wehe beginnt." "K<strong>ein</strong>e Sorge. Der <strong>ein</strong>zige Countdown, der bei<br />

mir Läuft, ist der, bis ich dich Ma'am nennen darf." Sie machte <strong>ein</strong>e beleidigte Schnute<br />

und küsste ihn dann:"Lass uns in die Küche gehen. Ich kann bestimmt <strong>ein</strong> Dutzend<br />

Brötchen vertragen." Er zuckte mit den Schultern:"Und ich darf das Überflüssige dann<br />

aus dem Kreislauf halten."<br />

Rough freute sich. Der Film war klasse gewesen und das Genre Science-Fiction sagte<br />

ihm sehr zu. Besonders lustig war es gewesen, weil auch er so was wie <strong>ein</strong>e SciFi-<br />

Figur war. Ein lebendiges, biomechanisches Schiff.<br />

Und das er bald endlich Geschwister haben würde, war <strong>ein</strong>e wahre Freude. Wenn man,<br />

als Roboter, über achthundert Jahre all<strong>ein</strong> verbracht hatte, freute man sich besonders,<br />

wenn man k<strong>ein</strong> Einzel"kind" mehr war. Und s<strong>ein</strong>e Mutter bei den Schritten zu<br />

beobachten, war unglaublich witzig: Jarin watschelte wie <strong>ein</strong> Pinguin, der <strong>ein</strong>e<br />

Bowling-Kugel verschluckt hatte. Siren war besser gelaufen. Nun hatte Siren ihren<br />

Körper auch mit so <strong>ein</strong>er Kugel bekommen, während s<strong>ein</strong>e Mutter r<strong>ein</strong>gewachsen war.<br />

Jarin kam her<strong>ein</strong> und hielt ihren Bauch:"Morgen ihr beiden. Wie war der Film?" Siren<br />

lächelte:"Gut. Ein bisschen viel Geballer, aber gut." Jarin lachte:"Ich hatte heute Nacht<br />

auch viel Geballer in m<strong>ein</strong>em Bauch." Siren legte ihr die Hand auf den Bauch:"Das<br />

kenne ich. Wie geht es denn m<strong>ein</strong>em Schwager und m<strong>ein</strong>er Schwägerin?" Jarin stiess<br />

auf:"Aktiv...börp...wie eh und je. Bin ich froh, wenn ich wieder graziler bin."<br />

Siren zuckte mit den Schultern:"Ja, man fühlt sich wirklich leichter. Aber wenigstens<br />

fühlst du dich nicht doppelt wie <strong>ein</strong>e Tonne." "N<strong>ein</strong>, ich fühle mich wie <strong>ein</strong>e<br />

Doppeltonne." "Ja. Das kenne ich. Selaja hat mir so auf den Frachtraum gedrückt...ich<br />

hab' gedacht, ich müsste den Transporter benutzen, um mich zu entleeren." Jarin<br />

legte den Kopf schief:"In das Konzept mit dem Schiffskörper solltest du mich nicht so<br />

<strong>ein</strong>ordnen. Aber wenn du auf den Druck auf der Blase anspielst, dann weiss ich nur zu<br />

gut, was du m<strong>ein</strong>st. Apropos...entschuldigt mich mal eben."<br />

Rough grinste s<strong>ein</strong>en Vater an:"Hat sie auch schon ins Bett gemacht? Oder hätte,<br />

wenn du nicht <strong>ein</strong>gegriffen hättest?" Thorsten sah nach oben und schüttelte den<br />

Kopf:"N<strong>ein</strong>...aber sie steht nachts plötzlich auf und rennt zum Klo...und in ihrem<br />

Zustand klingt das, als würde man <strong>ein</strong>en Marathonläufer mit <strong>ein</strong>em Fels im Bauch<br />

losschicken. Sie schnauft dabei...das ist kaum noch normal." Jarins Stimme kam aus<br />

dem Klo:"Du solltest wissen, dass ich das gehört habe!" "War ja nicht böse gem<strong>ein</strong>t."<br />

"Ich weiss, ich weiss."<br />

Siren lächelte:"Schon schlimm mit uns aufgemotzten Frauen, hä? Hören so gut wie<br />

alles." Thorsten zuckte mit den Schultern:"Und ich sehe und höre alles, sowie


ordentlich Kram mehr." "Ja ja. M<strong>ein</strong> Schwiegervater ist das beste<br />

Informationsnetzwerk im Universum. Schon gut. Aber sich darüber beschweren, dass<br />

die eigene Frau so schnauft, wenn man millionenfach die Pupse anderer Leute und<br />

Wesen durchfliegt. Manchmal verhältst du dich garnicht so, wie du bei all dem Wissen<br />

tun solltest."<br />

Thorsten sah sie mit großen Augen an:"Habe ich da jetzt den Nerv der Frauen-Power<br />

gefunden? Tut mir leid. Es ist ja nicht so, dass mich ihr Schnauffen stören würde. Ich<br />

mache mir lediglich Sorgen."<br />

Siren stellte das geschnittene Brot ab:"Tut mir leid. Ich weiss nur, wie es ist, sich so<br />

aufgebläht zu fühlen." Thorsten klopfte ihr auf die Schulter:"Ich weiss."<br />

Jarin umarmte Rough mit <strong>ein</strong>em Arm von der Seite und sah sich das Spektakel an, als<br />

Thorsten und Siren sich dem Machen des Frühstücks widmeten.<br />

Er fand es schön, wenn er das Gefühl hatte, dass sie ihn nicht als Last empfunden<br />

hatte, als sie Thorsten geheiratet hatte. Es wäre ja auch eher wahrsch<strong>ein</strong>lich gewesen,<br />

dass sie, nachdem sie ihn im Bunker das erste Mal gesehen hatte, ihn nur für <strong>ein</strong>e<br />

Maschine gehalten hatte. Aber sie behandelte ihn wie <strong>ein</strong>en Menschen. Wie <strong>ein</strong>en<br />

Sohn.<br />

Auch wenn es eher <strong>ein</strong>e freundschaftliche Beziehung war, so hatte sie doch viele<br />

Aspekte, wie <strong>ein</strong>e Mutter-Sohn-Beziehung.<br />

Rough sah sie an:"Kann ich mal hören, wie es m<strong>ein</strong>en Geschwistern geht?"<br />

Jarin lächelte. Seit sie schwanger war, hatte Rough angefangen, sich wie <strong>ein</strong><br />

Fünfjähriger auf s<strong>ein</strong>e Geschwister zu freuen. Da war er wie <strong>ein</strong> Kind, auch wenn er<br />

eigentlich <strong>ein</strong> über neunhundert Jahre alter Biomechanoid war...sie hatte ihn genau so<br />

liebgewonnen wie die Kinder in ihrem Bauch. Sie nickte und Rough beugte sich runter,<br />

um an ihrem Pulli und ihrem Bauch zu horchen.<br />

Er lächelte und sah so dankbar zu ihr hoch. Es war niedlich, auch wenn er etwa so alt<br />

aussah wie sie. Aber sie musste sich wohl daran gewöhnen, dass Alter nicht mehr am<br />

Aussehen zu erkennen. Einerseits war Rough wie <strong>ein</strong> alter Mann, dann wie <strong>ein</strong> Kind<br />

und in manchen Dingen, vor Allem in gewissen Ausdrücken, wie <strong>ein</strong> Teenager. Aber<br />

vor Allem war auch er <strong>ein</strong> Vater.<br />

Sie struvelte ihm das metallic-blaue Haar und grinste:"So, jetzt ist aber gut m<strong>ein</strong><br />

Freund. Sonst wird d<strong>ein</strong> Vater noch eifersüchtig." Thorsten grinste auch:"Ihr Beiden<br />

seid mir zwei." Er kam zu ihnen herüber und umarmte sie wie nur er es konnte:"So<br />

darf nur ich das. Aber unser großer Junge freut sich halt auf s<strong>ein</strong>e Geschwister."<br />

Rough wippte auf den Füssen vor und zurück und verschränkte die Arme hinter dem<br />

Rücken:"Ich war halt neunhundert Jahre all<strong>ein</strong>. Und jetzt hab' ich Eltern, <strong>ein</strong>e<br />

wundervolle Frau und <strong>ein</strong>e Tochter und bald auch noch Geschwister. Darf man sich da<br />

als Biomechanoid nicht <strong>ein</strong>fach irrsinnig freuen?" Thorsten legte Rough <strong>ein</strong>en Arm um<br />

die Schulter:"So lange du aufpasst, d<strong>ein</strong>e Geschwister nicht mit d<strong>ein</strong>em riesigen<br />

Körper platt zu walzen, wenn sie mit dir spielen wollen, kannst du dich gerne so doll<br />

freuen, dass d<strong>ein</strong>e Mundwinkel d<strong>ein</strong>e Ohren erreichen."<br />

Siren saß schon am Tisch:"So, m<strong>ein</strong>e Lieben. Nach all dem Süßholz brauchen wir jetzt<br />

erst <strong>ein</strong>mal etwas Honig aufs Brot. Schliesslich solls uns allen ja gut gehen."<br />

Thorsten schmunzelte:"Ja, wir zerfliessen hier ja gleich vor Liebe. Also erst mal<br />

Frühstücken und dann können wir uns noch <strong>ein</strong> bisschen um Selaja kümmern."<br />

Siren hatte sich daran gewöhnt, sich ihr Essen für ihren Schiffskörper selbst zu<br />

machen. Aber jetzt erschien gute, alte Hausmannskost vor ihrem Schiffsmaul und<br />

Thorsten lächelte:"So, dann ist jetzt allen aufgetischt. Guten Appetit."<br />

Sie lächelte und nahm <strong>ein</strong> Brot mit Schoko-Creme in die Hand. Sie biss hin<strong>ein</strong> und aß<br />

mit ihrem Schiffskörper etwa 200 Liter Cornflakes mit <strong>ein</strong>em Bissen. Bei <strong>ein</strong>em Maul<br />

von zehn Metern Länge war das auch nicht weiter schwer.<br />

Jeder ihrer Zähne war fast so groß wie <strong>ein</strong> Mensch. Da hatte sie natürlich auch nicht<br />

normale Cornflakes. Thorsten hatte ihnen <strong>ein</strong>en Chip für ihren Materieerzeuger<br />

gegeben, der jede Speise auf ihre Größe hochgerechnet hatte. Nachdem sie die Daten


überspielt hatte, war <strong>ein</strong>e große Schüssel Cornflakes nicht länger nur sämige Milch in<br />

ihrem Riesenmaul.<br />

Rough grinste und schluckte <strong>ein</strong> Stück Marmeladenbrot herunter:"Ach, das ist <strong>ein</strong>er<br />

dieser Tage, wo man glaubt, die Sonne sch<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>em Regelrecht ins Gesicht...in<br />

Beide."<br />

Jarin legte ihre Hand auf ihren Bauch:"Irgendwie werde ich es doch vermissen, die<br />

Kl<strong>ein</strong>en hier zu haben. Andererseits...mir fehlt es auch, m<strong>ein</strong>e Füsse zu sehen."<br />

Thorsten lächelte:"Ich glaube, es kann für mich nur noch schöner werden, wenn ich<br />

Sojion und Asjia in den Armen halten kann."<br />

Siren wusste, dass sie aufstehen musste, als sie Selaja quängeln hörte.<br />

Thorsten lächelte. S<strong>ein</strong>e Enkelin war <strong>ein</strong> süßer Fratz, aber sehr liebesbedürftig.<br />

Irgendwie konnte er sich garnicht mit dem Gedanken abfinden, dass sie <strong>ein</strong>es Tages<br />

<strong>ein</strong> Schlachtschiff von der Größe <strong>ein</strong>es Sonnensystems s<strong>ein</strong> sollte. Wenn sie zumindest<br />

in der gleichen Geschwindigkeit wuchs, wie ihre Eltern, dann würde das wohl<br />

geschehen. Während andere Xenon gerade <strong>ein</strong>mal die Größe <strong>ein</strong>es TS oder TP erreicht<br />

hatten, dominierten Rough und Siren mit ihren Größen schon den Raum um die<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft. Allerdings hatte wohl auch s<strong>ein</strong>e Mutter nie daran gedacht, dass er<br />

<strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> riesiges Nanomaschinen-Netzwerk s<strong>ein</strong> würde.<br />

Da kam Siren schon mit Selajas H-Körper, wie sich der Begriff mittlerweile unter den<br />

Xenon <strong>ein</strong>gebürgert hatte. Ein lautes Werkeln am Fenster zeigte auch, das Siren<br />

Selaja mit <strong>ein</strong>em ihrer Schleier aus dem Zimmer nahm.<br />

Selaja liebte es, mit ihrem S-Körper auf Sirens oder Roughs S-Kopf zu liegen. Es war<br />

so niedlich, ihr dabei zuzusehen.<br />

Er lächelte, als er sie mit s<strong>ein</strong>en Naniten beobachtete, wie sie ihre Schleier in <strong>ein</strong>em<br />

großen X über Sirens Kopf ausbreitete. Sirens medizin-ball-große Augen richteten sich<br />

nach oben und Rough und sie lächelten mit ihren riesigen Mäulern.<br />

Ihr kl<strong>ein</strong>er H-Körper nuckelte an <strong>ein</strong>em Fläschchen mit Kaokao, das Siren erstellt<br />

hatte.<br />

Thorsten waren in s<strong>ein</strong>em langen Leben neun Monate noch nie so lange<br />

vorgekommen. Er freute sich so sehr darauf, Vater zu werden, dass er glaubte, s<strong>ein</strong>e<br />

Systeme würden jeden Moment durchschmoren.<br />

Seit er erfahren hatte, wie es war, <strong>ein</strong>en Sohn und nun auch kl<strong>ein</strong>e Kinder zu haben,<br />

konnte er nicht mehr anders, als all s<strong>ein</strong>e Technologien zur Kinderversorgung zu<br />

veröffentlichen. Bio-Stasis-Regeneratoren, erweiterte Brutkästen, Gen-Rekonstruierer,<br />

die Erbkrankheiten im Uterus deletierten und zu guter Letzt extra-uterale<br />

Operationssysteme. Die Medizin der Sektoren und Terras hatte noch nie <strong>ein</strong>en so<br />

großen Schub erlebt.<br />

Jarin lehnte sich an ihn:"Ist im Universum alles in Ordnung?" "Soweit ich das sagen<br />

kann, ja. Allerdings bahnt sich da etwas an...die Split und die Paraniden rasseln mit<br />

ihren Säbeln...und die Argonen und Terraner sind auch dabei." "Das klingt<br />

schrecklich!" "Ich werde es schon aufzuhalten wissen."<br />

Seit die neuen Schiffe aus den Werften ströhmten, wollten die Split endlich <strong>ein</strong>en<br />

echten Kampf...und die Paraniden wollten wieder <strong>ein</strong>mal beweisen, dass sie die<br />

Mathematischsten waren.<br />

In <strong>ein</strong>em Unbekannten Sektor sammelten sie ihre Kräfte. Die Argonen beobachteten<br />

dass mit Sorge.<br />

Ban sah auf die Berichte:"Verdammt!!! Können diese Mathe-Fuzzis und Berserker<br />

nicht <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>en Friedensvertrag <strong>ein</strong>halten?!" Seldon sah ihn besorgt an:"Sir, wenn<br />

sie das auf <strong>ein</strong>er Versammlung der Völker äussern würden..." "Aber wir sind hier in<br />

m<strong>ein</strong>em Büro! Einem der wenigen Orte, wo diese ganze bürokratische sch**** mich<br />

mal nichts anzugehen hat! Die Split und Paraniden wollen mal wieder rumwüten! Die<br />

Boronen schicken mir jetzt schon Ersuche, dass sie an m<strong>ein</strong>er Seite stehen werden,<br />

sobald es zum Kampf kommt. Und die Teladi sabbern mir mit Kriegsteuern den Buckel<br />

voll. Diese Credit-Salamander wollen uns doch nur nicht als Kunden verlieren! Es ist


halt leichter, Argonen und Boronen zu bescheissen, als Split oder Paraniden! Und<br />

Terra...die sind noch am freundlichsten. Die bieten uns <strong>ein</strong> paar ihrer Zerstörer an und<br />

<strong>ein</strong>e volle Sektion ihrer Flotte! Das ist zwei mal mehr, als wir insgesamt aufbieten<br />

können! Ich will garnicht an die Verluste und das Material denken, dass bei dieser<br />

Schlacht zu beklagen s<strong>ein</strong> wird."<br />

Seldon legte die Daumenspitzen an<strong>ein</strong>ander und an die Unterlippe, die Zeigefinger-<br />

Spitzen an die Nasenwurzel:"Und was denken sie, wird unsere Akte Omega machen?"<br />

Irgendjemand hatte diesen Code-Namen für das Nanitenwesen <strong>ein</strong>geführt.<br />

Danna rieb sich s<strong>ein</strong>en kurzen Vollbart und seufzte:"Ich habe k<strong>ein</strong>e Ahnung. Einerseits<br />

ist dieses Ding...dieser Typ, Pazifist. Andererseits hat mir Leviathan schon <strong>ein</strong>ige Male<br />

erzählt, dass er nicht viel von den Paraniden und den Split hält, weil diese zur<br />

Aggresivität neigen...und wenn ich an diesen Split-Folteragenten von damals denke.<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lich werden die Schiffe der Split und Paraniden an sämtlichen Stellen<br />

versagen. Und wie ich die Teladi kenne, werden sie wie Aasgeier über die Schiffe<br />

herfallen, oder horrende Abschlepp-Gebühren für die Kähne verlangen. Allerdings ist<br />

das genau so, als würde ich vorhersagen wollen, was <strong>ein</strong>er vom alten Volk machen<br />

wird...das ist ne ganz andere Ebene. Und der blödeste Mist von Allem ist...er hört<br />

jedes Wort, das wir, oder sonst wer aus den Sektoren spricht. Er hat wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

Sternenkarten, die wir in zehntausend Jahren nicht haben! Und dann wird er noch<br />

weiter s<strong>ein</strong>. Und trotzdem muss ich diese sch**** regeln, obwohl der Typ alles mit<br />

<strong>ein</strong>em Fingerschnippen...oder noch weniger, regeln könnte!" "Und weshalb sagen sie<br />

das jetzt?" "K<strong>ein</strong>e Ahnung. Es macht mich wütend. Wir schuften uns hier ab, um<br />

<strong>ein</strong>igermaßen den Frieden zu erhalten, und dieser Typ könnte alle Waffen auf <strong>ein</strong>mal<br />

unbrauchbar machen." "Und die Khaak? Womit sollen wir uns dann verteidigen?"<br />

"Seldon, was haben sie an "alle Waffen" nicht verstanden?" "Sie m<strong>ein</strong>en, er könnte<br />

auch die Waffen der Khaak ausschalten?" "Sie haben die Akte über den Sagitta-Flug<br />

doch selbst gelesen! Das Schiff hat die Khaak abgescannt, als würde es <strong>ein</strong>e<br />

Blaupause auslesen. Wir haben mehr über die Khaak-M1 und -M2 erfahren, als je<br />

zuvor. Von den Stationen ganz zu schweigen!" Er schlug mit der Faust auf den<br />

Tisch:"Diese ganze Situation ist so nutzlos!"<br />

"Sir...wir haben doch die Jahre zuvor schon so viel geleistet." "Wäre diese<br />

Schildblockade an dem Teleport-Unterbrecher des Khaak-M0 nicht gewesen, dann<br />

hätten wir nicht mal das hin gekriegt! Ich frage mich langsam, was wir noch geschafft<br />

haben und was dieser Kerl! Wir hätten so viele Leute nicht verloren, wenn dieser<br />

Nano-Futzi s<strong>ein</strong>e Hecks bewegt hätte!"<br />

"Pieb,pieb,pieb,pieb,pieb,pieb,pieb..." Ban zuckte zusammen:"Eine Nachricht auf dem<br />

verschlüsseltem Kanal?!" "Für heute ist nichts angemeldet Sir. Eine Eilmeldung?" "Das<br />

werden wir sehen."<br />

Ban nahm das Gespräch entgegen und ihm fielen fast die Augen raus:"SARA?!"<br />

"Schön sie mal wieder zu sehen, alter Graumann." "Aber sie sind doch tot!" "Ach, ist<br />

das schön, wenn sich die Leute drüber freun, wenn man noch lebt." "Wo sind sie?! Ist<br />

das irgend ne kosmische Störung?" "Nun, sie kennen doch sicher diesen Typen:<br />

Braune Haare, blaue Augen, hat nen blaues Hemd und ne Jeans, seit kurzem steht er<br />

auf weiß." "Sagen sie nicht..." "Oh doch. Ich saß da so in m<strong>ein</strong>er Nova, zählte gerade<br />

auf, wofür ich im Leben dankbar war, also alle hübschen Mietzen, mit denen ich was<br />

haben durfte, und dann steh ich da in diesem leeren Raum. Ich dachte schon, ich<br />

hätte bloß den Knall verpasst, aber dann ersch<strong>ein</strong>t da dieser Typ und grinst mich an.<br />

Erzählt mir was von Nanotechnik, plötzlich ist alles voller Gold-Nebel...sie haben<br />

bestimmt die gleiche Nummer gesehen." "Und wo sind sie dann? In dieser<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft?" "N<strong>ein</strong>. Unser Freund hat expandiert." "Was?!" "Ein hübsches,<br />

diplanetares System namens New Trantor. Ziemlich nahe bei unserem hübschen<br />

Heimatplaneten." "Noch <strong>ein</strong> System? Aber...sagen sie bloß..." "Ja. Ein paar der<br />

hübschesten Mietzen gab's in Trantor. Eine davon darf ich jetzt m<strong>ein</strong> Weib nennen. Ist<br />

nett hier. Und die Mühlen zischen ab, wie die Luzi. Aber das beste ist: Ich hab' hier


k<strong>ein</strong>e Schulden." "Wie haben sie es geschafft, Kontakt aufzunehmen?" "Ach,<br />

Kemmrich hat hier angerufen und gesagt, ich solle mich mal melden, <strong>ein</strong> bisschen von<br />

hier erzählen und da bin ich." "Ist das <strong>ein</strong> Trick?" "Der Typ hätte bestimmt die Mittel,<br />

<strong>ein</strong> Abziehbild von mir hier hin zu setzen, aber ich kanns ihnen schwören: Ich bin<br />

Brett Sara. Grüßen sie Julian und Saya von mir. Ich sag' dann mal Ciao."<br />

Ban sah gebannt auf die Fläche, wo eben noch das Hologramm war, als käme noch <strong>ein</strong><br />

zweiter Anruf.<br />

Seldon sah ihn an:"Sir...glauben sie, dass war <strong>ein</strong> Trick?" "Ich denke...nicht. So <strong>ein</strong>e<br />

Nervensäge kann nur Brett Sara s<strong>ein</strong>, das schafft k<strong>ein</strong>e Nanotechnologie." "Und was<br />

unternehmen wir wegen der Paraniden und Split?" "Sagen sie den Terranern mal, sie<br />

möchten ihre Schiffe bitte in Sprungbereitschaft halten." "Ja Sir."<br />

Lasmios lehnte sich in dem warmen Sumpf zurück. Als er neulich <strong>ein</strong>e besonders gute<br />

Design-Studie angefertigt hatte, hatte der Leiter des Design-Komplexes ihm <strong>ein</strong>e<br />

Woche Wellness-Urlaub in Sandstone-City spendiert. Für die ganze Familie.<br />

Simaneas liess sich neben ihm so im Wasser treiben, dass nur ihre Stummelschnauze<br />

über das Wasser ragte. Er sah zu den locker geöffneten Nasenlöchern:"Na,<br />

Ssschhhatzss, wie geht essss dir?" "Tsssshhhhhhshh..." Mit menschlichen<br />

Worten:"Göttlich..."<br />

Zwei Hände mit roten Nägeln packten s<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>en Schultern und begannen mit<br />

festem Druck s<strong>ein</strong>en Rücken und s<strong>ein</strong>e Schultern zu massieren. Innerlich tadelte er<br />

sich dafür, nie in <strong>ein</strong>en argonischen Massage-Salon gegangen zu s<strong>ein</strong>.<br />

Er hätte nie gedacht, dass weiche, menschliche Hände so <strong>ein</strong>en angenehmen, festen<br />

Druck, selbst auf s<strong>ein</strong>en festen Schuppenpanzer, ausüben konnten. Die Frau lächelte<br />

ihn an:"Ist das gut so?"<br />

"Ohhhhh...Herrlichhhhh. Wiessso machhht ihnen der Ssssumpfgeruchhh eigentlichhhh<br />

nichhhtss ausss?" "M<strong>ein</strong>e Eltern wurden hier geboren und ich auch. M<strong>ein</strong>e<br />

Urgroßeltern hatten teladianische Freunde und so sind wir in den Sumpf gezogen. Die<br />

Tatsache, dass Mücken hier k<strong>ein</strong>e Menschen stechen, ist wohl auch <strong>ein</strong>er der Gründe<br />

gewesen." "Oh. Und von wo kommen sssie?" "Samien-Fields." "Ah, össstlichhhe<br />

Hemisssphäre." "Genau. Dann haben sie sich im Westen niedergelassen?" "Tsh. Ja."<br />

"Wo ist eigentlich ihre Frau? Die steht doch als nächstes auf dem Plan." "Der<br />

ssschhhwarz-perlmuttene Hügel da im Wasssssser. Mit den beiden<br />

Nasssssenlöchhhhern. Sssie können ssssie nichhht übersssehen." "Ach ja, da. Mrs.<br />

Nupillos?" Simaneas Kopf erhob sich mit verschlafenem Blick aus dem Wasser. Über<br />

ihrer Schnauze lag <strong>ein</strong>e der Algen, die <strong>ein</strong> Aroma wie <strong>ein</strong> Kräuterbad verströmten:"Oh,<br />

bin ichhhh ssschhhhon dran?" "So gut wie." Ihre Schuppenfinne richtete sich leicht auf<br />

und sie glitt zum Ufer.<br />

Simaneas setzte sich neben ihn und ihre Schuppenfinne richtete sich auf, als die<br />

Masuese mit ihrer Massage begann. S<strong>ein</strong>e Frau seufzte:"Tsshhhhhh...isssst dassss<br />

herrlichhhhh." Eine alte Schuppe löste sich aus Simaneas' Panzer und glitt im Sumpf<br />

davon.<br />

Was die Kl<strong>ein</strong>en wohl in der Spielgruppe machten?<br />

Sabiros sah sich zwischen den Felsen des klaren Wassers um. Es war toll hier! Man<br />

konnte hier viel besser sehen, als sonst und das Wasser war ganz toll warm.<br />

Und s<strong>ein</strong>e Schwester sah ihn nicht! Er glitt ganz langsam zum Grund, damit Karisas<br />

ihn nicht hören konnte.<br />

Er grub s<strong>ein</strong>e Klauen in den lehmigen Schlamm des Grundes und hob <strong>ein</strong>e große<br />

Menge hoch. Dann stiess er sich vom Boden ab und schoss auf sie zu.<br />

Karisas machte große Augen und dann schmierte er ihr schon den Schlamm auf die<br />

Schnauze. Er lachte und sie zischte ihn an, dass er <strong>ein</strong> Blödi sei:"TSSHHHH!!!"<br />

Er krümmte sich vor lachen...dann warf ihm Lannasas <strong>ein</strong>en Schlammklumpen ins<br />

Maul und kicherte.<br />

Sabiros rieb sich den Schlamm von der Zunge:"Ööörgs!" Nolpillos glitt neben ihn und<br />

schmierte ihm Schlamm zwischen die Nasenlöcher. Sofort entbrannte <strong>ein</strong>e


Schlammschlacht zwischen den vier Geschwistern, bei der sie laut lachten.<br />

Es war so toll hier!<br />

Thorsten lehnte sich lächelnd in s<strong>ein</strong>em Sitz zurück. Besser gesagt, in dem<br />

Schaukelstuhl auf der Veranda, in der er s<strong>ein</strong>em Körper das Dösen gönnte. Jarin<br />

schlief schnarchend auf <strong>ein</strong>em Liegestuhl und Rough und Siren spielten mit Selaja in<br />

dem Meer von wildem Feld, das um s<strong>ein</strong> Haus wuchs.<br />

Er dehnte sich immernoch im Universum aus und jetzt gerade fand er wieder <strong>ein</strong>en<br />

Planeten, auf dem alles so schlecht ablief, dass er <strong>ein</strong>greifen musste.<br />

Oljia hatte ihrer zwölfjährige Tochter an der Hand. Sie wusste mittlerweile, dass sie<br />

k<strong>ein</strong>e Angst mehr davor haben musste, auf <strong>ein</strong>e UCC-Patroulie zu treffen. Seit der<br />

Universal Control Computer vor etwa zweihundert Jahren entschlossen hatte, dass die<br />

Jibjek <strong>ein</strong>e Bedrohung waren, hatte er die Städte in Ruinen zerlegt und tat alles,<br />

etwaige Überlebende zu vernichten.<br />

Vor kurzem war sie auf <strong>ein</strong>em Trümmer ausgerutscht und hatte sich die Hand kurz<br />

hinter ihrem vierten und letztem Finger aufgerissen. Ihr Maul mit den kurzen, spitzen<br />

Zähnen zum Knacken von Schalentieren und Nüssen, die sie noch gelegentlich fand,<br />

hatte sich zu <strong>ein</strong>em entsetztem Blick mit ihren zwei grünen Augen geformt, der sich<br />

ihr kurzes Fell kräuseln liess.<br />

Unter ihrem Fleisch war Technologie gewesen...sie war <strong>ein</strong>e der UCCKillermaschinen...<br />

<strong>ein</strong>e der besonders schlimmen. Oder besser gesagt...ihr Skelett war<br />

<strong>ein</strong>e dieser Maschinen.<br />

Irgendwann würde die Maschine in ihr erwachen und Chaos anrichten. Eine Klinge<br />

würde sich durch ihren Unterarm schneiden und als Bajonett <strong>ein</strong>er Plasmakanone<br />

dienen, die <strong>ein</strong>en Jibjek zerfetzen konnte, wie <strong>ein</strong>en verwesten Stofffetzen.<br />

Hätte sie das nur gewusst, bevor sie ihre Tochter empfangen hatte.<br />

Killer-Einheiten entstanden folgendermaßen: Eine Nano-Sonde suchte sich <strong>ein</strong>en Wirt.<br />

Die Sonde war nicht größer als <strong>ein</strong>e Zelle und war in <strong>ein</strong>er Parasiten-Drohne, wie <strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong>er Blutsauger, untergebracht. Die Maschinen suchten sich <strong>ein</strong>e Frau oder <strong>ein</strong><br />

Mädchen, injizierten ihre Fracht und zerfielen zu Staub. Die Nano-Zelle blieb nun in<br />

der Frau, bis diese schwanger wurde, und ersetzte dann parasitär die Stammzelle, die<br />

das Knochengewebe bilden würde. Bis zum zehnten Lebensjahr war der "Knochen"<br />

lediglich <strong>ein</strong>e biosynthetische Struktur, doch dann wurden aus der Nahrung Mineralien<br />

absorbiert und es entstanden Servomotoren, künstliche Muskeln, <strong>ein</strong>e Reihe von<br />

Sensoren, <strong>ein</strong> Fusionsgenerator und <strong>ein</strong> Computer. Irgendwann würde diese<br />

Kampfmaschine in ihre aktiviert werden, sobald sie auf <strong>ein</strong>e größere Jibjek-Menge traf.<br />

Dann wäre sie nur noch <strong>ein</strong> Mantel aus Fleisch, der den Bewegungen der Maschine<br />

folgte, bis sie abgefault war.<br />

Woher sie das wusste? Bevor die letzte Stadt niedergebombt wurde, hatte man <strong>ein</strong>en<br />

Satelliten in den Orbit schiessen können, der <strong>ein</strong>e Liste der Standard-<br />

Spionageberichte über den Äther sandte, ohne gestört werden zu können.<br />

Sie hoffte, dass sie nie ihre Tochter attackieren würde.<br />

Aber eigentlich verloren Killer-Units nach dem zwölften Lebensjahr ihre Persönlichkeit<br />

weitgehend. Ein Nebeneffekt der Nano-Technologie, die Teile des Gehirns für die<br />

Logistik nutzte. Daher wurden die Wirte depressiv und irgendwann starben sie sogar<br />

gänzlich ab.<br />

Sie hatte <strong>ein</strong>mal gesehen, wie <strong>ein</strong>e dieser Maschinen, die <strong>ein</strong>en Toten als Tarnung<br />

umhertrug, sich aus ihrer Hülle schälte. Vielleicht war sie <strong>ein</strong> neuer Typ?! Einer, der<br />

die Persönlichkeit nicht zerstörte, um besser getarnt zu bleiben. Dieser Gedanke half<br />

auch nichts: Sie sah das Bild vor sich: Der Schädel öffnete sich hinten und <strong>ein</strong><br />

grünliches, stinkendes Hirn fiel aus der Konstruktion, wobei fauliges Blut über den<br />

Boden spritzte.<br />

Aus dem Unterarm bohrte sich <strong>ein</strong>e Klinge, die sich nach vorne klappte und <strong>ein</strong>e Waffe<br />

hinter sich her zog. Die Fingerkuppen wurden von Tilatitan-Klauen aufgerissen und der<br />

Schwanz stiess mehrere Klingen aus, die den Buschigen Schweif abschälten.


Der Brustkorb blähte sich und riss, als die künstliche Muskulatur sich aktivierte und<br />

die Reaktionskammer des Skeletts anschwoll. Dann fiel der Fleischhaufen zu Boden<br />

und die Hornhäute der Augen rutschten von den Kameralinsen, die dem <strong>ein</strong>stigen<br />

Bauern s<strong>ein</strong>e Ernte wie s<strong>ein</strong>e eigenen Augen gezeigt hatten.<br />

Wenigstens war der UCC so gütig gewesen, die Maschinen nicht derart zu<br />

programmieren, dass sie sich immer aus <strong>ein</strong>em lebendem Wirt schälten...auch wenn<br />

das schon vorgekommen s<strong>ein</strong> sollte, wenn die Tötungsdroge in <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Gefäß<br />

an <strong>ein</strong>er der Rippen nicht hoch genug dosiert war.<br />

"Mama?" "Was?...Oh, was willst du, Jimja?" "Können wir bei den Vracks da vorne <strong>ein</strong>e<br />

Pause machen, mir tun die Füsse weh."<br />

Es dämmerte und sie waren fernab jeglicher Karavanenrouten. Eine UCC-Einheit<br />

würde hier nicht vorbei kommen...sie war ja schon hier.<br />

Oljia seufzte:"Ja Schatz. Setz dich ruhig hin. Wir machen uns <strong>ein</strong>en Termo-Beutel an<br />

und wärmen uns <strong>ein</strong> Essen auf."<br />

Jimja setzte sich mit glücklichen Augen auf den St<strong>ein</strong>, der neben <strong>ein</strong>em der alten Jets<br />

lag. Oljia knickte den Termobeutel und zog ihn aus<strong>ein</strong>ander, dann wurde er glühend<br />

heiss. Sie legte die Rationsbeutel, die sie an <strong>ein</strong>er Weste trug, auf den Beutel und<br />

setzte sich hin.<br />

Jimja rieb sich die Hände und freute sich sichtlich über das Essen...auch wenn es nur<br />

Fertig-Pampe war, es gab Zeiten, da hatten sie nichts gehabt.<br />

Oljia hätte ihre Tochter gerne an irgend<strong>ein</strong>em Dorf abgesetzt, damit sie dort in<br />

<strong>ein</strong>igem Frieden leben konnte, doch wäre sie in das Dorf gekommen, hätte sich das<br />

Ding aus ihr geschält und ihre Tochter getötet.<br />

Plötzlich hörte sie Stimmen und ihr Ohr zuckte: Eine Karavane?! Hier?!! Sie drehte<br />

sich um und sah die Menge näher kommen.<br />

Sie spürte wiederstand in ihren Gliedern und sah, wie die Infrarot-Kamera, die ihr<br />

bisher als Auge gedient hatte, sich aktivierte.<br />

Ihr Brustkorb begann zu schwellen. Sie schrie:"Lauf Jimja! LAUF!!! Ich bin <strong>ein</strong> K.U.!!!<br />

Renn! Bring dich in...uuuaaargghhh...SICHERHEIT!!!"<br />

Jimja schrie, als sie das grünlich blaue Leuchten in ihren Augen sah und begann zu<br />

w<strong>ein</strong>en:"MAMA! NEIN! Ich kann doch nicht!" "LAUF!!!" Ihr Unterarm wölbte sich und<br />

die Klinge bohrte sich hinaus, schob sich aus ihrem Arm und klappte nach vorne.<br />

Ihre Muskeln taten ihr bestes, den Arm von ihrer Tochter fern zu halten. Ihre Zähne<br />

schoben sich weiter heraus und dehnten ihr zahnfleisch:"LAUF JIMJA!<br />

LAAAUUUFFFF!!!"<br />

Ihre leicht geknickten B<strong>ein</strong>e hoben sie hoch, als die Maschine aufstand.<br />

Ihre Muskeln verloren den Kampf und ihr Arm richtete sich auf Jimja aus. Sie w<strong>ein</strong>te,<br />

als sie <strong>ein</strong> Zielkreuz sah, dass sich auf den Rücken ihrer Tochter ausrichtete und sie<br />

erfasste.<br />

Dehnungsstreifen auf ihrem Busen waren schmerzhaft, aber nichts im Vergleich zu der<br />

Qual, die dieser Anblick verursachte.<br />

Plötzlich erschien <strong>ein</strong>e seltsame Gestalt aus <strong>ein</strong>em Lichtblitz heraus und packte ihren<br />

Unterarm.<br />

Der Schuss verklang in der Waffe. Ihr Brustkorb wurde wieder kl<strong>ein</strong>er und das HUD<br />

verschwand.<br />

Sie sank auf die Kniee, völlig entkräftet, während die Maschine in den<br />

Bereitschaftsmodus zurück ging und die Waffe <strong>ein</strong>fuhr, wofür das Wesen s<strong>ein</strong>e Hand<br />

von ihrem Arm nahm.<br />

Jimja drehte sich um und rannte zu ihr:"Mama! Du bist noch am Leben!" Ihr Brustkorb<br />

war schlaff und ihr Arm blutete...sie bezweifelte, dass sie, ohne Medikamente, das<br />

hier lange überleben würde.<br />

Oljia sah zu dem seltsamen Wesen hoch: Es hatte k<strong>ein</strong> Fell, s<strong>ein</strong>e B<strong>ein</strong>e waren gerade,<br />

wie Säulen. Es trug Kleidung über die Füsse und hatte nur oben am Kopf und über den<br />

Augen Fell. Die Augen waren blau und es hatte k<strong>ein</strong>e Schnauze, nur <strong>ein</strong>e Nase, die wie


<strong>ein</strong> Winkel zwischen den Augen hervorkam.<br />

Sie sah es an:"Bist...bist du <strong>ein</strong>e neue UCC-Unit?!" "N<strong>ein</strong>." "Was bist du dann? Woher<br />

kommst du?" "Ich bin anders...und ich komme von weit weg. Ist das euer<br />

Thermobeutel?" "J-ja." "Du brauchst Ruhe, setz dich hin, ich kümmere mich um d<strong>ein</strong>e<br />

Wunden." "DU?!" Jimja sah es an:"Was ist das für <strong>ein</strong> Ding? Ein Lebewesen?" "Ja, das<br />

bin ich."<br />

Es hob sie hoch und trug sie auf <strong>ein</strong> Lager, welches brandneu war.<br />

Die Karavane, die sie gehört hatte, zog zwei Kilometer weiter durch die Ruinen, aber<br />

das Skelett hatte sie schon hier gehört.<br />

Sie sah das Wesen an:"Wieso...wieso ist die UCC-Unit nicht aktiviert worden?" "Ich<br />

habe die Programmierung der KI gelöscht. Alles läuft jetzt über d<strong>ein</strong> Nervensystem."<br />

"Aber wie?" "Später. Erst <strong>ein</strong>mal kümmern wir uns um d<strong>ein</strong>e Wunden."<br />

Es nahm ihren blutüberströhmten Arm in die Hand und fuhr mit der anderen darüber.<br />

Es hatte fünf Finger! Wo die Hand ihre Wunde passierte, war diese jedoch<br />

geschlossen! Es heilte sie!<br />

Währenddessen wurde auch ihr Brustkorb wieder straff und sie spürte, wie die<br />

Dehnungsstreifen verschwanden.<br />

Was war das für <strong>ein</strong> Ding?<br />

Thorsten sah die Konstruktion, die das Skelett des weiblichen Wesens ersetzt hatte:<br />

Es war <strong>ein</strong>e hässliche Tötungsmaschine und erinnerte ihn unweigerlich an den<br />

Terminator. Er wusste ja genau, wie es war, mit Maschinen durchtränkt zu s<strong>ein</strong>, die<br />

Dinge taten, von denen man nichts wusste. Die Datenbank des Computers, der das<br />

alles getan hatte, war auch aufschlussreich gewesen.<br />

Vielleicht wäre es nie so weit gekommen, hätten diese Jibjek ihren UCC nie aus<br />

biologischem Material erschaffen. Der Hauptprozessor war kaum mehr, als <strong>ein</strong> riesiges<br />

Gehirn, dass <strong>ein</strong> paar biosynthetische Schnittstellen hatte, um von Maschinen versorgt<br />

zu werden. Die anderen Organe wurden gentechnisch runtergezüchtet und hingen in<br />

<strong>ein</strong>em Sack am Stammhirn. Das das Gehirn dann durch <strong>ein</strong> falsches Crossover auch<br />

noch asexuel geworden war, und <strong>ein</strong>e Tochtercyste gewachsen war, war der Untergang<br />

dieser Zivilisation gewesen.<br />

Wie so oft hatte das Militär entschieden, ihre neue Waffe kontrollieren zu wollen. Das<br />

in dem Tank auch das Herz <strong>ein</strong>er Mutter schlug, die ihren Sohn beschützen wollte, war<br />

dann das Armageddon dieser Welt geworden.<br />

Sämtliche Roboter und automatisierten Systeme des Planeten, die unter der Kontrolle<br />

der Maschine standen, hatten sich gegen ihre Schöpfer gewandt. Innerhalb von<br />

fünfzig Jahren stand k<strong>ein</strong>e Stadt mehr.<br />

Der Computer, oder besser, der Mutant, sah in jedem s<strong>ein</strong>er normalen Artgenossen<br />

<strong>ein</strong>e Bedrohung für s<strong>ein</strong> Ungeborenes.<br />

Viele Prozesse liefen unterbewusst ab, das Aktivieren dieser Killer-Units zum Beispiel.<br />

So viele Leben waren zerstört worden, es war <strong>ein</strong>e Schande!<br />

Er sah mit s<strong>ein</strong>em richtigem Körper zu Jarin und hoffte, s<strong>ein</strong>en Kindern soetwas<br />

immer zu ersparen.<br />

Oljia rieb ihren Arm, der garnicht mehr weh tat, aber sie hatte Kopfschmerzen.<br />

Ständig blinkten ihr jetzt Zahlen vor den Augen...Kameras. Sie sah Jimja bis auf's<br />

Skelett und dann ihre Organe, Muskeln, <strong>ein</strong>e Zielfunktion zeigte an, wo die Knochen<br />

am schwächsten waren...es war fürchterlich, die Aufgaben dieser Maschine vorgetischt<br />

zu bekommen.<br />

Jimja sah sie an:"Alles in Ordnung Mama? Geht es dir noch <strong>ein</strong>igermaßen gut?" "Gut?!<br />

M<strong>ein</strong> Skelett ist <strong>ein</strong>e grauenhafte Kampfmaschine, die dich schon erfasst hatte, bis<br />

dieses Ding da ankam und m<strong>ein</strong>en Arm festgehalten hat...Danke übrigens." "Gern<br />

geschehen." Jimja schien sehr vertrauensseelig, nachdem dieses Ding ihr das Leben<br />

gerettet hatte:"Und was bist du nun? Ein Alien?" "Jepp." "Warum hilfst du uns? Bist du<br />

hier, um uns zu erobern?" "Um Himmels Willen, n<strong>ein</strong>. Ich habe mich bis hierhin<br />

ausgebreitet und euch gesehen." "Ausgebreitet?" "Bitte habt jetzt k<strong>ein</strong>e Angst, aber


ich bin <strong>ein</strong>e kybernetische Lebensform." "So...so wie m<strong>ein</strong>e Mom?!"<br />

Oljia war angespannt und ängstlich, rote Symbole blinkten vor ihr auf und tasteten<br />

das Wesen ab. Es gab überhaupt k<strong>ein</strong>e Daten! Durch Jimja hatte sie durchgesehen,<br />

wie durch <strong>ein</strong> Dia, aber dieses Ding war überall massiv!<br />

Es schüttelte den Kopf:"Nicht ganz. Ich bin <strong>ein</strong> Netzwerk aus Nanobots, unendlich mal<br />

kl<strong>ein</strong>er als <strong>ein</strong> Photon. Aber als Basis bin ich sowas hier. Ein Mensch." "Sowas? Wenn<br />

du <strong>ein</strong> Mejnsch bist, dann redest du so von d<strong>ein</strong>em Körper?" "Nun, das hier ist nicht<br />

m<strong>ein</strong> Körper. Lediglich <strong>ein</strong>e Kopie. Tot, aber von m<strong>ein</strong>en Naniten-Körpern gelenkt."<br />

"Du bist <strong>ein</strong>e Maschine, die <strong>ein</strong>en Toten lenkt?! Wie diese K.U.'s?!" "N<strong>ein</strong>. Dieser<br />

Körper hat nie gelebt. Ich habe Elementarteilchen zersetzt und neu zusammengesetzt.<br />

Dieser Körper ist sozusagen <strong>ein</strong> simpler Abklatsch m<strong>ein</strong>es selbst."<br />

Oljia sah es wütend an und merkte, wie ihre Augen zu leuchten<br />

begannen:"Ich...glaube dir das nicht! Zuerst kommst du hier an, schaltest diese<br />

Maschine ab, die in mir ist und löscht die KI?! Das kann man nur mit den ID-Codes<br />

der UCC-Systeme! Und wenn du die kennst..." "Ja, ich kenne sie. Ich habe <strong>ein</strong>en<br />

m<strong>ein</strong>er Naniten in <strong>ein</strong>em der Subprozessoren untergebracht und mich in das System<br />

gehackt. Allerdings habe ich mich auch in den Hauptprozessor d<strong>ein</strong>es Skeletts<br />

<strong>ein</strong>gehackt." "Und das soll ich dir glauben?!" "Frag mich <strong>ein</strong> Geheimnis, dass die UCC<br />

niemals preisgeben würde."<br />

"Wie viele Jibjek gibt es noch?!" "Der UCC ist das unbekannt, aber ich kann es dir<br />

sagen: Ein<strong>ein</strong>halb Milliarden." "Die UCC nicht, aber du?!" "Mpf. Soll ich die KI aus dem<br />

UCC-System wieder auf dich übertragen?" "NEIN! Bitte!" "Das würde ich auch nie tun.<br />

Ich bin zwar <strong>ein</strong> Biomechanoid, wie euer UCC, aber ich habe k<strong>ein</strong> Kind gegen euch zu<br />

verteidigen." "KIND?!" "Ja, der UCC-Prozessor, also dieses genmanipulierte Hirn, ist<br />

asexuell und hat <strong>ein</strong>en Sohn ausgebildet, ist aber nicht in der Lage, ihn auf die Welt zu<br />

bringen, weil die Anlage nicht dazu ausgelegt ist." "Der UCC pflanzt sich fort?!"<br />

Jimja sah es an:"Das Ding lebt?" "So wie ihr und ich." Oljia hatte über die Jahre<br />

gelernt, misstrauisch zu s<strong>ein</strong>:"Was ist das alles für <strong>ein</strong> Mist!?! Du versuchst doch nur,<br />

uns r<strong>ein</strong>zulegen! Wenn du so <strong>ein</strong> Nanitending wärst und wirklich alles gut machen<br />

wolltest, hättest du den UCC <strong>ein</strong>fach gesprengt!" "Und zwei Lebewesen getötet?! Für<br />

mich ist jedes Leben heilig! Egal, wie viel daran genetisch rummanipuliert worden ist!"<br />

Jimja sah sie an:"Mama...es hat dich und mich gerettet!" "Es ist <strong>ein</strong>e Maschine!"<br />

"Verdammt noch mal! Ich bin k<strong>ein</strong>e stupide, seelenlose Maschine, wie d<strong>ein</strong> Skelett!<br />

Ich war <strong>ein</strong> Wesen aus Fleisch und Blut und nun bin ich das hier! Ich kann kaum<br />

weniger dafür, als du für d<strong>ein</strong> Skelett!" Das dieses Wesen, offenkundig wütend, ihr<br />

und Jimja nichts angetan hatte, war doch irgendwie überzeugend. "Inwiefern kannst<br />

du mehr dafür?" "Ich habe sie selbst entwickelt. Sie ist eigentlich falsch, mittlerweile<br />

sind wir <strong>ein</strong>s." "Eins?" "Ab irgend<strong>ein</strong>er Entwicklungsstufe verschwimmt die Grenze<br />

zwischen Maschine und Lebewesen. M<strong>ein</strong>e Naniten haben <strong>ein</strong> eigenes Bewussts<strong>ein</strong><br />

entwickelt und wir haben uns verbunden." "Warum erzählst du uns das alles?" "Nun,<br />

für mich besteht k<strong>ein</strong>e Gefahr, euch diese Informationen zu geben. Ihr seid<br />

<strong>Jahrtausend</strong>e an Entwicklung davon entfernt, mir gefährlich werden zu können. Und<br />

wie könnte ich euch sonst zeigen, dass ich vertrauenswürdig bin, als euch Vertrauen<br />

zu geben?!"<br />

Jemand, der viel auf Vertrauen gab, konnte nicht all zu schlecht s<strong>ein</strong>...und die<br />

Tatsache, dass sie ihre Tochter nicht schon in Stücke geschnitten hatte, sprach auch<br />

Bände:"Na gut...aber...d<strong>ein</strong> Aussehen, so ganz ohne Fell, bis auf d<strong>ein</strong>en Schopf<br />

da...das ist seltsam." "Wäre es dir angenehmer, wenn ich mich eurer Spezies<br />

anpassen würde?" "Das kannst du?" "Ich hatte es eigentlich vorgehabt, aber wieder<br />

verworfen." Das Wesen begann zu leuchten und wurde dann etwas kl<strong>ein</strong>er. Fell wuchs<br />

und die Ohren wurden spitz.<br />

Für Thorsten war es k<strong>ein</strong> Problem, diesen Avatar umzugestalten. Die Schnauze<br />

erinnerte ihn an <strong>ein</strong>e Mischung aus Katze und Fuchs. Der Körper war etwa menschlich,<br />

nur dass die Kniee etwas <strong>ein</strong>geknickt waren. Schnell hatte er sich angepasst.


Oljia sah es an:"Und so sieht wer aus?" "Ich, wenn ich als <strong>ein</strong>er eurer Art zur Welt<br />

gekommen wäre." Jimja stiess <strong>ein</strong>en Pfiff aus:"Man, dann musst du unter den<br />

Weibchen d<strong>ein</strong>er Art ja der Renner s<strong>ein</strong>." "Ich bin monogam, falls du dass m<strong>ein</strong>st."<br />

"Verheiratet?" "Und stolzer Großvater." "Kann man dass denn als<br />

Maschine...tschuldigung, kybernetischer Organismus?" "D<strong>ein</strong>e Mutter konnte dich<br />

doch auch auf die Welt bringen." "Stimmt."<br />

Sie nahm es hin, dass dieses Ding bei ihnen saß, aussah wie <strong>ein</strong>er von ihnen...auch<br />

wenn sie nicht mehr richtig <strong>ein</strong> Jibjek war...sie war nur noch der Wabbel um und in<br />

<strong>ein</strong>er Maschine.<br />

Es sah sie an:"Du brauchst nicht so zu denken." "Was?" "Du bist nicht nur Wabbel.<br />

Jedes Lebewesen ist <strong>ein</strong> Wunder." "Du...du liesst m<strong>ein</strong>e Gedanken?!" "Ja, die<br />

Interpretation von neuronalen Impulsen ist für mich <strong>ein</strong> Kinderspiel. Ich "höre" im<br />

Moment die Gedanken von unendlich vielen Wesen." Jimja sah es an:"Wie kannst du<br />

da schlafen?" Es schürzte die Lefzen:"Ich schlafe so gut wie nie, ich kann mir das<br />

nicht leisten." Oljia verzog das Gesicht:"Wieso?" "Hätte ich weiter geschlafen, gäbe es<br />

mich schon nicht mehr und euren Planeten hätte ich auch nie gefunden." Oljia<br />

beendete den Gedankengang:"Und ich hätte m<strong>ein</strong>e Tochter getötet." "Nicht du, dass<br />

Programm in dem Computer unter d<strong>ein</strong>em Hirn. Du solltest übrigens die Nav-Daten<br />

der UCC-Systeme abrufen können." "Sollte ich?" "Versuch es doch, es wird schon<br />

nichts passieren." "Vielleicht später." "Wie du willst."<br />

Jimja schlürfte den Rest des Beutels ins Maul:"Dieser Fraß ist zwar nicht wirklich gut,<br />

aber er macht schön satt. Isst du?" Es schüttelte den Kopf:"Ich muss nichts essen, tue<br />

es aber doch gerne." Jimja seufzte:"Ich hätte zu gerne mal wieder <strong>ein</strong> Jupo-Nuss,<br />

oder <strong>ein</strong>e Seta-Muschel...aber bis die wieder zu finden sind...das dauert noch <strong>ein</strong> Jahr,<br />

und ob wir das erleben, dass steht in den Sternen." "Wenn ihr möchtet, ich kann jede<br />

Nahrung herstellen." Jimja sah es hoffnungsvoll an:"Kannst du mir <strong>ein</strong>e Nuss<br />

erstellen?" "Nichts leichter als dass." Es blitzte und das Wesen hielt <strong>ein</strong>e seltene Rero-<br />

Nuss in der Hand. Die schmackhafteste von Allen!<br />

Zuerst lief auch ihr das Wasser im Maul zusammen, aber dann entsann sie sich, dass<br />

sie dieses Wesen garnicht kannte:"Jimja! Iss das nicht, das ist bestimmt ne Granate<br />

oder sowas!" "Mama, es hat uns nicht <strong>ein</strong>mal wehgetan!" Jimja nahm die Nuss<br />

entgegen. Oljia wollte noch aufstehen und ihrer Tochter die Nuss wegnehmen, doch<br />

Jimja knackte die Schale mit <strong>ein</strong>em Biss und zerkaute die Nuss, um sie dann zu<br />

schlucken. Sie schrie:"JIMJA!!!" Jimja leckte sich die Lippen:"Die war köstlich."<br />

Sie sah auf den Bauch ihrer Tochter, ob nicht gleich irgend<strong>ein</strong> metallenes Monster sich<br />

hinaus stiess...aber es geschah nichts.<br />

Jimja bekam noch <strong>ein</strong>e Nuss und aß sie glücklich.<br />

Oljia sah auf die Nüsse, die, <strong>ein</strong>e nach der anderen, im Maul ihrer Tochter<br />

verschwanden. Und sie begann, zu sabbern. Es war ihr p<strong>ein</strong>lich. Das Wesen hielt ihr<br />

<strong>ein</strong>e Nuss hin und lächelte, ziemlich vertrauenserweckend sogar:"Du kannst mir<br />

vertrauen, ich tue dir nichts."<br />

Sie hatte k<strong>ein</strong>e Rero-Nuss mehr gegessen, seit sie sieben Jahre alt gewesen war...sie<br />

nahm die Nuss zögernd entgegen, doch ihr Hunger brachte sie dazu, die Nuss ins Maul<br />

zu nehmen. Sie knackte die Schale, spuckte diese aus und zerkaute den Kern. Es war<br />

wirklich köstlich. Nichts passierte mit ihr, nur dass sie satter war. Sie sah das Wesen<br />

an:"Gibt es bei d<strong>ein</strong>em Volk Namen?" "Ich heisse Thorsten." Jimja<br />

schmatzte:"Thorsten?! Was ist das für <strong>ein</strong> komischer Name?!" "Wo ich herkomme,<br />

sind eure Namen komisch." Oljia leckte sich <strong>ein</strong>en letzten Rest Nuss von <strong>ein</strong>em<br />

ihrer...der Zähne der Maschine:"Was hast du jetzt eigentlich vor? Willst du <strong>ein</strong>e Armee<br />

sammeln und den UCC angreifen?" "Dafür bräuchte ich k<strong>ein</strong>e Armee, die könnte ich in<br />

Nano-Sekunden aus dem Boden stampfen. N<strong>ein</strong>, ich suche <strong>ein</strong> Dorf in der Nähe auf,<br />

dort gibt es <strong>ein</strong>e hohe Konzentration an UCC-Einheiten. Ich werde die Maschinen<br />

zerstören, nur so kann ich den UCC auf <strong>ein</strong>e Veränderung aufmerksam machen."<br />

"Wieso? Ich denke, der kriegt alles mit, was <strong>ein</strong>e Maschine sieht." "N<strong>ein</strong>. Jeder


Roboter ist autonom, lediglich <strong>ein</strong>e Zerstörung wird dem UCC bewusst." Sie<br />

lächelte:"Du willst ihn <strong>ein</strong> bisschen im eigenen Saft schmoren lassen." "Genau. Das<br />

regt Lebewesen meist zum Nachdenken an." "Gibt es irgend<strong>ein</strong>e Kampf<strong>ein</strong>heit auf<br />

unserem Planeten, die dir gefährlich werden könnte?" "N<strong>ein</strong>. Ausser euer UCC kennt<br />

Tarntechnologien, die ich nicht erfassen kann. Und das ist unwahrsch<strong>ein</strong>lich."<br />

"Würdest du uns beschützen?" Thorsten lächelte sie an:"Was anderes hatte ich<br />

sowieso nicht vor."<br />

Jimja kaute auf <strong>ein</strong>er Muschel, die der Fremde ihr gegeben hatte:"Aber mit <strong>ein</strong>em<br />

Namen wie "Thorsten" kannst du in dem Dorf nicht rumlaufen. Wie wär's, wenn wir<br />

dich Tjor nennen? Klingt zumindest ähnlich." Er lächelte:"Irgendwie kriege ich fast<br />

überall andere Namen. Aber na gut, nennt mich Tjor." Jimja lächelte ihn an und<br />

gähnte dann:"Gaaaahaa...ich denke, ich lege mich schlafen."<br />

Wie sie es ihr beigebracht hatte, zog Jimja sich unter die Trümmer zurück, an <strong>ein</strong>e<br />

Stelle, wo sie von oben nicht zu sehen war, und wo sie trotzdem schnell flüchten<br />

konnte.<br />

Tjor sah sie an:"Du siehst betrübt aus. Macht dir d<strong>ein</strong> Das<strong>ein</strong> so sehr zu schaffen?"<br />

"Ich weiss nicht, was mit Jimja ist." "Sie ist auch <strong>ein</strong>e K.U.." "NEIN!" "K<strong>ein</strong>e Sorge, ich<br />

habe sämtliche Autonomitäts-Programme gelöscht, sie wird normal aufwachsen und<br />

etwas stärker s<strong>ein</strong>, als normal...etwas ist vielleicht untertrieben. Die Technologie eurer<br />

Servomotoren ist ja recht fortgeschritten." "Und...wenn wir austicken? Wenn wir uns<br />

aus unserer Haut schälen? Ich will nicht als Maschine durchs Leben gehen." "Es mag<br />

dir vielleicht nicht behagen, aber ich habe vorgesorgt." "Du hast die Systeme<br />

deaktiviert?!" "N<strong>ein</strong>. Momentan ist es wohl besser, ich lasse dir diese Titan-Hülle." "Ich<br />

hatte gehofft, ich könnte...normal s<strong>ein</strong>. Aber...das kannst..." "Doch, das könnte ich."<br />

"Du könntest mir <strong>ein</strong> normales Skelett verpassen?! Bitte, tu es." "Sobald der UCC<br />

k<strong>ein</strong>e Gefahr mehr ist, werde ich dich gerne wieder normal machen." "Und Jimja?"<br />

"Auch die kann ich wieder normal machen." "Und wenn ich bis dahin...ausraste?"<br />

"Mhhh...ich könnte d<strong>ein</strong> Gewebe durchfliessen, dann könntest du dich verwandeln und<br />

ohne Verdacht unter UCC-Einheiten umherlaufen." "Was m<strong>ein</strong>st du damit?" "Nun, ich<br />

lege <strong>ein</strong> paar Naniten-Systeme in d<strong>ein</strong>e Haut und Organe, dann werden sie in<br />

Subraumblasen <strong>ein</strong>geschlossen, sobald du dich verwandelst." "Wenn du so <strong>ein</strong><br />

unglaublich fähiges Ding bist, könntest du doch auch anders vorgehen, oder?" "Das ist<br />

der beste Weg. Ansonsten müsste ich dich mit Holo-Emittern ausstatten, und d<strong>ein</strong>en<br />

jetzigen Körper beherrscht du ja schon." "Beherrschen? Dieses Ding hat mich<br />

beherrscht!" "Hat. Allerdings hast du es auch lange mitkontrolliert. Eine<br />

Neuralschnittstelle hat d<strong>ein</strong>e Bewegungen abgefangen und auf das Skelett übertragen.<br />

Glaubst du, <strong>ein</strong> hundert Kilo schweres Exoskelett hättest du nicht bemerkt?" "Kilo?"<br />

"Tschuldigung, <strong>ein</strong>e Maß<strong>ein</strong>heit m<strong>ein</strong>es Volkes. 235 Tenus." "Und was passiert dann?"<br />

"Nun, d<strong>ein</strong>e organische Hülle, also du, wirst in <strong>ein</strong>e Subraumblase gezogen, wo du<br />

d<strong>ein</strong>e Haut und d<strong>ein</strong>e Organe nicht spürst, aber sie d<strong>ein</strong> Gehirn noch versorgen." "Und<br />

täte das weh? Oh Mann...ich muss schon ziemlich durchgeknallt s<strong>ein</strong>, wenn ich sowas<br />

frage." "Du denkst nur darüber nach, wie du d<strong>ein</strong>e Tochter schützen könntest."<br />

"Und...wie sähe diese Verwandlung dann aus?" "Nun, d<strong>ein</strong>e Haut trennt sich an den<br />

Innenseiten und klappt auf, dann wird sie kontinuierlich kl<strong>ein</strong>er und verschwindet in<br />

d<strong>ein</strong>em Hinterkopf. Warte." Sie sah <strong>ein</strong> Hologramm aus der Brust von Tjor kommen<br />

und sie erschrak. Sie sah sich, wie ihre Haut sich von den Innenseiten ihrer Glieder,<br />

die sie an ihren Körper anliegen hatte, her öffnete, nach hinten klappte, in <strong>ein</strong>em Licht<br />

verschwand, während ihre Organe zusammenschrumpften und in ihrem Hals<br />

verschwanden und sich dann die K.U. verwandelte: Die Fusionskammer blähte sich,<br />

der Brustkorb versiegelte sich, die Wirbel wurden doppelt so lang und teilten sich<br />

dann, die B<strong>ein</strong>e wurden Länger und die Arme auch, eigentlich alle Knochen, dann<br />

blähten sich die Kunstmuskeln auf, der Brustkorb schwoll an, die<br />

Panzerungsmembranen entfalteten sich, wie Flügel <strong>ein</strong>es Insektes, über Teile der<br />

Maschine und verbanden sich mit<strong>ein</strong>ander. Das Maul wurde Länger, die Zähne fuhren


noch länger raus und die Waffen klappten sich aus. Nun war das Hologramm etwa<br />

<strong>ein</strong><strong>ein</strong>halb mal so groß wie sie jetzt war, leicht gebückt und sah aus, wie <strong>ein</strong><br />

Kampfdämon aus Stahl, dessen lange Glieder bereit waren, alles zu zerfetzen, selbst<br />

der klingenbewehrte Schwanz. Hinzu kam der Kamm aus Sensormembranen, die sich<br />

an dem Hinterkopf entfaltet hatten.<br />

Sie erschauderte:"Das war eklig." "Ungewohnt wohl eher...auch wenn ich den<br />

Gruselfaktor nicht ausschliessen möchte." "UND DAS HAST DU AUS MIR GEMACHT?!"<br />

Plötzlich spührte sie, wie ihr Arm aufklappte und die Klinge sich nach vorne klappte.<br />

Sirrend lud die Waffe in ihrem Arm. Ihre Haut war <strong>ein</strong>fach verschwunden!<br />

Weggeklappt! Sie sah entsetzt auf den kalten Stahl, der ihr Arm war. Die langen<br />

Stahlkrallen, die dicken Gelenke mit Sensoren, in kl<strong>ein</strong>en Zylindern...die<br />

Kunstmuskulatur, die sich schwarz über den Arm zog...die Metallplatte, aus der die<br />

Waffe hervorgekommen war und an der Die Klinge wohl als Abdeckplatte für den Lauf<br />

gedient hatte. Und immernoch war sie wütend.<br />

Sie schoss. Der Schädel von Tjor wurde getroffen, zeigte aber k<strong>ein</strong>e Regung.<br />

Oljia keuchte und sah auf das Metall. Langsam klappte sie die Waffe <strong>ein</strong>. Sie spührte<br />

sogar den Wind über das Metall fahren, konnte ihn schmecken und riechen...es war<br />

unheimlich. Die Klingen zogen sich in ihre Fingerkuppen zurück und wie <strong>ein</strong> Mantel<br />

legte sich ihre Haut wieder über ihren Arm, um an den Nahtstellen ohne Spur zu<br />

verwachsen. Die Sensoren gingen offline und sie schmeckte den st<strong>ein</strong>igen Geschmack<br />

ihres Blutes nicht mehr.<br />

Tjor lächelte aufmunternd:"War das nun so schlimm?" "VERDAMMT NOCH MAL! JA!"<br />

"Hat es weh getan?" "N-n-n-n<strong>ein</strong>...es war irgendwie...befremdend." "Du läufst seit<br />

d<strong>ein</strong>em zwölften Lebensjahr damit rum."<br />

Oljia legte ihren buschigen Schwanz auf ihren Schoss, um sich zu wärmen.<br />

Thorsten sah zur Liege rüber und lächelte Jarin an, die ihn ansah. Jarin legte den Kopf<br />

schief:"Was machst du gerade?" "Vieles." "Du siehst aus, als würdest du gerade etwas<br />

machen, was du sonst nicht machst." "Ertappt. Ich bin gerade auf <strong>ein</strong>em Planeten<br />

angekommen, wo <strong>ein</strong> lebendiger Computer die Zivilisation niedergebombt hat. Ich<br />

sitze gerade an <strong>ein</strong>er Heitz<strong>ein</strong>heit mit <strong>ein</strong>er Frau, die in <strong>ein</strong>en Cyborg umgewandelt<br />

worden ist." "Ohne mich?" "Hey, in d<strong>ein</strong>em Zustand hast du Lust dazu?" Sie lächelte<br />

und streichelte ihren Bauch:"Nicht wirklich. Eigentlich würde ich mich gerne zu dir<br />

setzen...oder auf d<strong>ein</strong>em Schoss schlafen." "Wieder mal schmuse-bedürftig."<br />

Sie nickte und lächelte wie <strong>ein</strong> Schulmädchen:"Mhmh. Ich würde gerne <strong>ein</strong> bisschen<br />

bei dir s<strong>ein</strong>."<br />

Thorsten nickte:"OK, ich mach' aus dem Stuhl eben <strong>ein</strong>e Liege und du legst dich auf<br />

m<strong>ein</strong>en Schoss." Jarin nickte und so machten sie es auch.<br />

Während er ihr zärtlich den Kopf streichelte, sprach er weiter mit Oljia.<br />

Oljia sah auf ihren Fuss mit den vier Zehen:"Und...daraus kann ich genau so <strong>ein</strong>e<br />

Kampfklinge machen, wie die richtigen U.K.s?" "Jepp. Das kannst du." Es schauderte<br />

ihr davor, das zu machen, aber <strong>ein</strong> Blick zu ihrer Tochter befreite sie von jedem<br />

Zweifel. Ihre Haut klappte sich in ihr Fussgelenk und verschwand. Die Fuss-"Knochen"<br />

spreizten sich, die Kunstmuskulatur wölbte sich und die Klingen schossen aus den<br />

ausgefahrenen Zehen.<br />

Mit <strong>ein</strong>em schabendem Geräusch schnitt sie mit ihrem rechten Zeh durch die<br />

Tragfläche des Jets, die bis zu ihrem Platz reichte. Sie sah zu Tjor:"Das kann <strong>ein</strong>e K.U.<br />

aber nicht so <strong>ein</strong>fach." "Stimmt. Wo ich dir schon die Subraum-Systeme in jedes<br />

Gelenk <strong>ein</strong>gebaut habe, habe ich dich auch ganz aufgemotzt." "Ganz?" "Nun, <strong>ein</strong><br />

Triebwerksset, verstärkte Muskulatur, <strong>ein</strong>e stärkere Legierung, die eigentlich alles<br />

aushalten sollte, und zu Not noch <strong>ein</strong>en Kraftfeldgenerator. Ausserdem habe ich mir<br />

erlaubt, d<strong>ein</strong>e Plasmawaffen aufzurüsten."<br />

Tjor's Ohren zuckten, als hätte er was gehört. Sie sah ihn an:"Was ist?" "Eine<br />

Destroyer-Unit nähert sich." "Das hörst du?!" "Ja, und ich sehe, schmecke, rieche und<br />

spüre sie." "Wie nah ist sie?" "Zehn Meter, da hinten hinter dem Vrack."


Oljia sah hin und kniff die Augen zusammen...sie wollte mehr sehen und plötzlich<br />

leuchteten ihre Augen wieder. Sie konnte durch das Vrack hindurch sehen und sah die<br />

schwer gepanzerte Gestalt. D.U.s waren stärkere Versionen der K.U.s, jedoch wuchsen<br />

sie nicht in <strong>ein</strong>em Jibjek, sondern in Nanotek-Tanks, wo sie maschinell gefertigt<br />

wurden.<br />

Die Maschine tastete sie ab und dann sprang sie hoch.<br />

In <strong>ein</strong>em weiten Bogen flog sie mit <strong>ein</strong>em Satz in ihre Richtung.<br />

Oljia sah zu Jimja und plötzlich wurde sie wütend. Wütend auf diese verdammten<br />

Maschinen!<br />

Ihre Haut klappte weg und sie verwandelte sich. Mit Klicken und Sirren verwandelte<br />

sie sich in <strong>ein</strong>e K.U., fuhr ihr Bajonett aus und schnitt die D.U., die auf ihr landen<br />

wollte, längs in zwei Hälften.<br />

Die Fusionsreaktion erstarb in dem künstlichen Brustkorb und die grünlich, blau<br />

leuchtenden Augen wurden dunkel...sie hatte mit <strong>ein</strong>em Hieb <strong>ein</strong>e D.U. zerstört! Eines<br />

dieser Dinger konnte <strong>ein</strong> gut bewaffnetes Dorf zerstören!<br />

Sie sah fragend zu Tjor...obwohl sie sich sicher war, dass sie k<strong>ein</strong>e Mimik mehr hatte,<br />

bis auf die Brennweite der Objektive ihrer Kameras und den Öffnungswinkel ihres<br />

"Mauls".<br />

Thorsten sah der Jibjek in ihre Kameras, deren Brennweite nicht höher <strong>ein</strong>gestellt<br />

hätte s<strong>ein</strong> können. Ihr Maul stand weit auf. Ihr Ausdruck war total überrascht, oder,<br />

wenn er es nicht gewusst hätte, als ob ihr gerade jemand <strong>ein</strong>e Harpune in den<br />

Allerwertesten r<strong>ein</strong>gerammt hätte.<br />

Sie klappte ihre Klinge <strong>ein</strong> und <strong>ein</strong> Lichtreflex ihrer Augen blitzte über das blanke<br />

Metall:"Das...das kann doch nicht angehen....Wie...wie konnte ich das?" "Nun sagen<br />

wir es mal so: M<strong>ein</strong>e Upgrades funktionieren bestens und die Sub-Kampfprogramme<br />

der Maschine haben sich in d<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>gegliedert."<br />

Oljia verstand kaum etwas. Sie wusste, was man über UCC-Units wissen musste, um<br />

zu überleben, nicht jedoch, um als <strong>ein</strong>e UCC-Unit zu überleben.<br />

Sie klappte sich wieder zusammen und sah auf den Boden:"Ich habe m<strong>ein</strong>e Klamotten<br />

zerfe...Aaah!" "Tut mir leid, aber du bist eh nicht m<strong>ein</strong> Typ. Ich bleibe bei m<strong>ein</strong>er Art."<br />

"Trotzdem! Du siehst aus wie <strong>ein</strong>er von uns!" "Ich kann d<strong>ein</strong>e Lumpen flicken und<br />

etwas wärmer machen. Soll ich?" "Das ist mir lieber, als hier in der Kälte, nackend<br />

herumzustehen!" "OK." Schon spürte sie wieder ihre Kleidung auf ihrem Fell und<br />

seufzte erleichtert.<br />

Sie sah ihn an:"Und du? Was machst du jetzt? Ich lege mich zumindest zu m<strong>ein</strong>er<br />

Tochter." "Ich bleibe auf dem St<strong>ein</strong> sitzen und warte auf UCC-Einheiten. Seit du die<br />

hier zerschnitten hast, klingeln bei denen die Alarmgruppen." Sie bekam doch<br />

langsam wieder angst:"Und...was machst du mit denen?" "Du weisst doch, dass ich<br />

ihre Security-Codes kenne. Bis morgen früh werden wir <strong>ein</strong> paar UCC-Units als<br />

Kampftruppe haben." "Du willst diese Dinger rekrutieren?" "Ich werde jede dieser<br />

Maschinen, die hier ankommen, in m<strong>ein</strong>e Befehlsstruktur übernehmen."<br />

"Befehlsstruktur?" "Ich bin <strong>ein</strong> Netzwerk aus unzähligen Naniten. Ich habe <strong>ein</strong> paar<br />

Programme, mit denen ich normale Maschinen steuern und mir <strong>ein</strong>fache Steuerbefehle<br />

schicken kann." "Hä?" "Sagen wir es so: Ich kann mir selbst <strong>ein</strong>e Postkarte schicken,<br />

die für normale Systeme wie <strong>ein</strong> Befehlsprotokoll ist." "Die Dinger...?" "Werden zu<br />

m<strong>ein</strong>en Drohnen." "Das ist krank!" "Nach <strong>ein</strong> paar hundert Jahren gewöhnt man sich<br />

dran."<br />

Eine Killer-Drohne, <strong>ein</strong>e leichte, fliegende K.U., flog direkt auf sie zu.<br />

Oljia verwandelte ihren Körper und holte schon mit ihrer Klinge aus.<br />

Die Killer-Drohne zuckte kurz und kaum merklich, bremste ab, nahm Schub weg und<br />

landete weich vor ihr. Die Maschine hob ihre Klaue und winkte.<br />

Der Rachen öffnete sich und der selbe Sprachprozessor wie der, mit dem sie in ihrer<br />

metallenen Gestalt sprach, aktivierte sich mit Tjor's Stimme:"Siehst du, k<strong>ein</strong><br />

Problem."


Sie ging auf die still stehende Maschine zu und umkreiste sie. Es war seltsam, die<br />

schreckenerregenden Maschinengeräusche von sich kommen zu hören. Sie ging mit<br />

ihren Kamera-Augen ganz nah an den metallenen Schädel, hinter dem sich gerade die<br />

Turbinen-Flügel an den Rücken legten, und sah der Maschine in deren Kameras.<br />

Spezifizierungen blitzten ihr vor dem Auge umher. Blaupausen und Ähnliches.<br />

Sie kam so nah, dass sie das elektrische Surren in den Kabeln des Schädels hören<br />

konnte.<br />

"BUH!!!" Die Killer-Drohne machte <strong>ein</strong>e Geste wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Kind und sie holte<br />

erschrocken aus.<br />

Die Killer-Drohne duckte sich gackernd und machte <strong>ein</strong>en Rückwärtssalto. Die<br />

Maschine wich ihrer Bewegung aus, dann blieb sie wieder starr und kalt stehen.<br />

Wütend sah sie zu Tjor und ihre Kameras glühten:"DAS WAR NICHT KOMISCH!!!" Er<br />

kippte b<strong>ein</strong>ahe von s<strong>ein</strong>em St<strong>ein</strong> vor Lachen.<br />

Sie ging näher und packte ihn am Hals:"Du kennst die Codes, kannst sie fernsteuern<br />

und machst so <strong>ein</strong>en MIST! Ich sollte dich umbringen!" "Selbst wenn du es tatsächlich<br />

versuchen solltest. Dieser Körper hier ist so gut wie nichts für mich. Eine Maschine,<br />

wie das Ding da drüben, nur aus Fleisch und Blut. Aber du kannst diesen Körper nicht<br />

besiegen." "WIESO NICHT!" "Ich bitte dich. Ich zeige dir mal was." Er ging zu der<br />

zerschnittenen D.U. und diese begann golden zu leuchten.<br />

Er packte die beiden Hälften wie Stoff-Puppen-Teile und hielt sie an<strong>ein</strong>ander.<br />

Die Maschine war wieder intakt und setzte sich hin. Die Killer-Drohne stellte sich<br />

neben den Giganten. Er lächelte:"Das kann ich mit so ziemlich allem. Sogar<br />

Lebewesen, deren Seelen noch nicht verschwunden sind. Und dieser Körper..." er löste<br />

sich kurz in Nebel auf und setzte sich dann wieder zusammen:"...ist auch sehr leicht<br />

zu erneuern. Es tut mir leid, falls der Scherz zu gem<strong>ein</strong> war." Sie winkte ab:"Schon<br />

gut." Mit stapfenden Schritten ging sie zu ihrer schlafenden Tochter. Er rief ihr<br />

nach:"So solltest du dich nicht neben d<strong>ein</strong>e Tochter legen."<br />

Sie sah auf ihren metallenen Körper:"Oh ja...danke." Sie klappte sich wieder<br />

zusammen und hob ihre Lumpen auf, die sie wieder anzog.<br />

Langsam und vorsichtig kuschelte sie sich an ihre Jimja.<br />

Jimja wachte auf und blinzelte. Im Morgenlicht glänzte etwas neben ihr. Sie schrie.<br />

Eine K.U.! Die Augen waren dunkel und der lange Arm der Maschine lag über ihren<br />

Rücken. Sie kreischte und plötzlich glühten die leeren Kameras der Maschine auf. Sie<br />

keuchte. Der Kopf schwang wild herum:"Was ist?!" Die Stimme kannte sie und<br />

keuchend sah sie der Maschine in die Kamera-Augen des stählerenen Totenschädels<br />

mit langem Maul:"Mama?!?" "Ja, was ist denn? Was ist passiert?" "Was ist mit dir<br />

passiert?!" "Oh! Das muss heute nacht passiert s<strong>ein</strong>. Unser Besucher da hinten hat an<br />

mir herumgebastelt...und an dieser Maschine, die ich steuere." "Aber d<strong>ein</strong>e Haut?!<br />

D<strong>ein</strong> Fell!" "Das...sieht jetzt vielleicht eklig aus." Ihre Mutter klappte ihre Haut aus<br />

den Gelenken der K.U., die Haut verwuchs und irgendwas geschah im Bauch...die<br />

Organe gingen wieder r<strong>ein</strong>.<br />

"Wie...wie machst du das?!" "Ich weiss es nicht...aber gestern habe ich mit dieser<br />

Bajonett-Klinge, an m<strong>ein</strong>em Arm, <strong>ein</strong>e D.U. in zwei Hälften geschnitten, wie <strong>ein</strong>e<br />

verfaulte Frucht." "Das...das ist..." Ihre Mutter zuckte zusammen, bereit dafür, sich<br />

ihrem Wort zu stellen, wie <strong>ein</strong>em Hammerschlag. Doch das hinderte Jimja nicht daran,<br />

ihre M<strong>ein</strong>ung zu sagen:"Das íst voll Cool!" Ihre Mama sah sie an, als wäre sie<br />

irre:"Was?!" "Na, m<strong>ein</strong>e Mom ist ne Super-Kampfmaschine! Ich brauche nur noch<br />

ganz wenig Angst zu haben! Und...vielleicht können wir ja wieder in <strong>ein</strong> Dorf ziehen,<br />

wenn das mit der K.U. der Grund dafür war, das wir Einsiedler geworden sind."<br />

Ihre Mama sah sie an:"Du ekelst dich nicht vor mir?" "Du bist doch nicht anders<br />

gewesen, so lange ich lebe, oder?!" "N<strong>ein</strong>, ich denke nicht." Jimja umarmte ihre<br />

Mutter und lächelte: Sie fühlte sich noch genau so an, wie immer, garnicht, als ob <strong>ein</strong>e<br />

K.U. unter ihrem Fleisch steckte.<br />

Jimja verliess ihren Unterschlupf und erschrak erneut: Zehn Killer-Drohnen, drei D.U.s


und <strong>ein</strong>e K.U., <strong>ein</strong>e andere Version, als ihre Mutter es war, saßen um den<br />

ausgeglühten Thermobeutel, mittendrin Tjor!<br />

Er sah zu ihr und alle Maschinen winkten. Sie sah ihn fragend an:"Was...was ist das<br />

hier?!" "Ich habe alle Maschinen, die hier heute Nacht vorbei gekommen sind, unter<br />

m<strong>ein</strong>e Kontrolle gebracht." "Du kontrollierst diese UCC-Dinger?!" "Jepp. Sag, was sie<br />

tun sollen und ich lasse es sie tun." "Sie sollen hüpfen." Mit Stampfen und<br />

Maschinengeräuschen hüpften die Maschinen los. Erst auf beiden B<strong>ein</strong>en, dann auf<br />

jeweils <strong>ein</strong>em. Es sah irgendwie seltsam und lustig aus, diese Todesmaschinen, die an<br />

stählerne Skelette erinnerten, hüpften herum wie Besoffene.<br />

Jimja musste lachen...wie lange hatte sie nicht mehr herzhaft gelacht.<br />

Tjor lächelte:"Wollt ihr noch frühstücken?" "Au ja! Kannst...kannst du uns was<br />

"erstellen"?" "Ja. Aber was möchtet ihr gerne." "Ich kenne eigentlich nur diese<br />

Rationsbeutel...Mom kennt noch die ganzen alten Leckereien, die wir ab und zu<br />

finden." Ihre Mutter lächelte:"Au Mann...ich hätte nie gedacht, dass ich mir noch mal<br />

was zu essen wünschen dürfte." Tjor machte <strong>ein</strong>e Geste, dass sie anfangen<br />

sollte:"Nun...die ganze Palette der Nüsse und Früchte ist köstlich...und alle Muscheln,<br />

ausser Penkgogs." Tjor lächelte:"Na gut, welche Pflanze was ist, dass weiss ich ja aus<br />

den Erinnerungen eures Volkes." Es blitzte auf und mitten über dem ausgeglühten<br />

Thermobeutel stand <strong>ein</strong> Tisch, der überquoll mit Leckereien. Jimjias Augen weiteten<br />

sich und sie fühlte, wie ihr das Wasser im Maule zusammenlief.<br />

Tjor winkte mit der Hand:"Na nun fangt schon an."<br />

Das liess sie sich nicht zweimal sagen. Sie ging zu dem Tisch, sah zu Tjor, als ob er sie<br />

vielleicht doch noch abhalten würde und begann zu futtern.<br />

Es war wunderbar! Niemals hatte sie sich den Bauch so vollschlagen können. Nach<br />

<strong>ein</strong>er Stunde der Völlerei saß sie pappsatt auf <strong>ein</strong>em der St<strong>ein</strong>e. Sie stiess Luft aus<br />

und stiess auf:"Örp...Tschuldigung."<br />

Ihre Mutter sah nicht anders aus, vollgefressen. Ihr hing sogar die Zunge aus dem<br />

Maul:"Ohhh...wann habe ich das letzte mal so viel gefuttert...noch nie." Sie griff an<br />

ihren Gürtel, löste den Knoten und lächelte, als der Druck nachliess. Jimja machte es<br />

ihr nach.<br />

Tjor lächelte:"Hat's geschmeckt?" "Und ob!" Ihre Mutter lehnte sich zurück:"Köstlich!"<br />

Tjor steckte die Hände in die Taschen:"Können wir dann los ins Dorf?"<br />

Jimja sah ihn bittend an:"Kann ich vorher noch mal wohin?" "Das sollte nicht das<br />

Problem s<strong>ein</strong>."<br />

Nach der Erleichterung kam sie wieder zu den Beiden und lächelte:"Oh Mann...geht's<br />

mir gut! Ich könnte <strong>ein</strong>mal um Jib laufen." Er schüttelte lächelnd den Kopf:"Den<br />

Planeten zu umrunden ist nicht nötig. Einen Marsch von 15 Kilometern kriegt ihr aber<br />

hin, oder?" Ihre Mutter streckte den Rücken durch:"Wir schaffen auch Zweihundert."<br />

"Fünfzehn reichen schon." "Und die da?" Jimja zeigte auf die UCC-Roboter.<br />

Tjor grinste bloß. Die Maschinen verschwanden im Nichts. Sie sah ihn baff<br />

an:"Wo...wo sind die hin?!" "In <strong>ein</strong>e andere Phase." "Phase?" "Das wäre jetzt etwas zu<br />

kompliziert, es euch zu erklären. Gehen wir zum Dorf, vielleicht könnt ihr euren<br />

Horizont dort noch erweitern, wenn ihr wollt." Jimja lächelte:"Ich war so lange nicht<br />

mehr in <strong>ein</strong>em Dorf...ich möchte so gerne mal wieder mit jemandem spielen."<br />

Er lächelte und ging voran.<br />

Oljia ging auf s<strong>ein</strong>e Höhe, während Jimja glücklich Blumen zwischen den Vracks<br />

pflückte. Sie lächelte:"Ich denke, ich muss dir danken...ich habe sie so lange nicht<br />

mehr so glücklich und ausgelassen gesehen. Und ohne dich wäre ich nur noch <strong>ein</strong><br />

Fetzen auf der Maschine, die ich, dank dir, kontrolliere." "Dafür musst du mir nicht<br />

danken. Das ist selbstverständlich, dass jedes Lebewesen <strong>ein</strong> sicheres und glückliches<br />

Leben führt." "Was wird nun aus uns? Aus unserer Welt...jetzt, wo ich nicht mehr um<br />

das Leben m<strong>ein</strong>er Tochter bangen muss, kommen mir diese Ideen." "Ich kümmere<br />

mich schon darum. Ich habe mich mittlerweile über hundertachtzig Galaxien<br />

ausgebreitet, da wir es mir nicht all zu schwer fallen, für <strong>ein</strong>e Welt zu sorgen. Wenn


du mir erlaubst...was ist mit ihrem Vater geschehen?" "Ich dachte, du könntest<br />

Gedanken lesen?" "Ich lese nur das, was ich brauche. Eure Sprache und euren Dialekt,<br />

<strong>ein</strong> paar Erinnerungen, Namen, das psychische Profil...aber bei dir war relativ früh<br />

klar, dass du es eher ablehntest, psychisch gescannt zu werden. Ausserdem: Wo<br />

bliebe da noch die Freude der Konversation, wenn ich jeden Gedanken aus m<strong>ein</strong>em<br />

Gegenüber herauslesen würde?!"<br />

Sie lächelte:"Stimmt. Ihr Vater...nun, ich denke, ich kann es dir ruhig erzählen. Ein<br />

Alien wird es ja nicht unbedingt an die große Glocke hängen. Er war <strong>ein</strong> Säufer. Auf<br />

m<strong>ein</strong>em fünfundzwanzigsten Geburtstag habe ich zu tief ins Glas geschaut und er war<br />

in der selben Kneipe. Er war stadtbekannt in unserem Dorf...aber ich habe niemandem<br />

gesagt, von wem sie war. Ich hätte auch <strong>ein</strong>e Pille nehmen können, um sie<br />

abzutreiben...aber...ich spührte ihr kl<strong>ein</strong>es Leben in mir und hatte mir dann nur<br />

gewünscht, ihr <strong>ein</strong> erträgliches Leben zu ermöglichen. Die Schwangerschaft war<br />

hart...und sie dauerte viel zu lange, weil ich nicht genügend Nahrung bekommen<br />

konnte, um die Kl<strong>ein</strong>e zu versorgen. Ich hatte ne Kugel von Bauch, weil sich wegen<br />

dem Nahrungsmangel zu viel Fruchtwasser gebildet hatte. Aber dann, <strong>ein</strong>es morgens,<br />

platzte die Fruchtblase, m<strong>ein</strong> Bauch lief leer wie <strong>ein</strong> überfüllter Wasserbeutel und ich<br />

brachte sie zur Welt. Sie war viel zu kl<strong>ein</strong>. Eigentlich auch zu schwach...aber sie hat<br />

gekämpft. Sie hat alles überstanden und nun ist sie dieses kluge, quietschfidele<br />

Mädchen." "Das mit der Kugel kenne ich. M<strong>ein</strong>e Frau bekommt Zwillinge." "Zwillinge?!<br />

Was ist das?" "Zwei Babies auf <strong>ein</strong>mal." "Ihr bekommt mehr als <strong>ein</strong> Kind?!" "Pff.<br />

Zwillinge sind noch normal. In der Zeit, seit ich existiere, hat es sogar schon <strong>ein</strong>mal<br />

<strong>ein</strong>e erfolgreiche Neunlingsgeburt gegeben. Die Frau hatte viel zu viel Hormone<br />

geschluckt. Ich verurteile sowas ja." "NEUN?! Legt ihr kl<strong>ein</strong>e Eier, oder was?" "N<strong>ein</strong>,<br />

m<strong>ein</strong>e Art gebiert lebend, wie ihr. Unsere Kinder sind bei der Geburt etwa so groß wie<br />

<strong>ein</strong> Dreiviertel d<strong>ein</strong>es Torsos." "WAS?! Seid ihr besonders elastisch, oder warum<br />

platzen die nicht?!" "Ich hab k<strong>ein</strong>e Ahnung, warum die nicht geplatzt sind. Aber um<br />

die Kinder war es eng bestellt...daher mag ich sowas nicht. Die Natur hat uns unsere<br />

Kinderzahl vorgegeben, da ist es doch Irrsinn, die Fruchtbarkeit zu steigern, auch<br />

wenn es nicht beim Vierten oder Fünftem Mal klappt." "Das sch<strong>ein</strong>t dich sehr<br />

aufzuregen." "Ich finde es nur schlimm, das Leben von kl<strong>ein</strong>en Kindern so am<br />

seidenen Faden baumeln zu lassen." "Das stimmt...aber ich habe dir noch nicht alles<br />

von dem Säufer erzählt." "Lass mich raten, er wurde von <strong>ein</strong>er UCC-Einheit<br />

zerstückelt?" "In etwa. Er hatte sich <strong>ein</strong>en Sack voller Nahrung geschnappt, von dem<br />

<strong>ein</strong>e Familie <strong>ein</strong> halbes Jahr hätte überleben können. Er hat ihn sogar <strong>ein</strong>er Familie<br />

geklaut. Er ist damit aus dem Dorf geflüchtet, um in <strong>ein</strong> anderes Dorf zu kommen,<br />

dort weiter zu schnorren, nachdem er bei uns nichts mehr bekam, weil er nicht<br />

arbeitete. Drei Meilen vom Dorf hat man ihn dann gefunden...<strong>ein</strong>e Killer-Drohne hat<br />

ihn wohl im Vorbeiflug geköpft. Die Familie hat ihre Nahrung zurückbekommen."<br />

"Sch<strong>ein</strong>t ja <strong>ein</strong> Taugenichts gewesen zu s<strong>ein</strong>." "Von der Nacht habe ich nur noch wage<br />

Fetzen. Ich weiss nur noch, dass ich mich gewehrt habe." "Tut mir leid für dich." "Es<br />

muss dir nicht leid tun. Ich bin sogar dankbar dafür. Denn auch wenn es grauenhaft<br />

war, so hat es mir doch m<strong>ein</strong> wundervolles Mädchen gebracht. Ich hätte es auch<br />

schlimmer treffen können. Irgend<strong>ein</strong> Gauner hätte mich vergewaltigen und mir dann<br />

die Kehle durchschneiden können."<br />

Er lächelte traurig:"Ich hoffe, wenn ich eurer Welt wieder etwas Wohlstand geschenkt<br />

habe, gibt es nicht gleich wieder Krieg darum." "Von mir her jedenfalls nicht." "Ich<br />

weiss, deswegen bin ich bei euch materialisiert." "Sind wir sowas besonderes?" "Ihr<br />

beide seit sehr tapfer und habt das Herz am rechten Fleck."<br />

Urplötzlich blieb er stehen. Sie sah ihn an:"Was ist?" "Hier ist noch <strong>ein</strong>e Präsenz...sie<br />

ruft nach Hilfe." "Eine Präsenz?" "Ja...ich habe diese Seele zuerst nicht<br />

gespürt...aber...jetzt ist sie hier...ihr sch<strong>ein</strong>t sie zu verstärken." "Ich dachte, du bist so<br />

<strong>ein</strong> Überwesen, warum hast du sie noch nicht vorher gespürt?" "In Sachen<br />

Geisteskräften bin ich noch nicht all zu Fortgeschritten...die fingen erst kürzlich bei


mir an. Jetzt verstehe ich!" "Was?" "Die Präsenz! Sie ruft nach <strong>ein</strong>er Mutter! Und...oh<br />

wie konnte ich das nur übersehen!?!" "Was?!" Er sprang behende zu <strong>ein</strong>em Trümmer,<br />

den er beiseite riss:"Eure Körper haben nur sehr schwache, biochemisch elektrische<br />

Felder! Da unten ist <strong>ein</strong> Ba<strong>by</strong>! Es ist seit <strong>ein</strong> paar Wochen mehr tot als lebendig!" Er<br />

schaufelte sich in den alten Landungs-Jet und warf die Trümmer weg, wie<br />

Papierfetzen.<br />

Plötzlich hielt er inne und sah in die kl<strong>ein</strong>e Höhle: Da lag <strong>ein</strong> Kadaver...schon stark<br />

verwest...und <strong>ein</strong> Ba<strong>by</strong>-Kadaver...gerade im Begriff zu verwesen.<br />

Thorsten fing an zu w<strong>ein</strong>en...beide waren tot...er hatte sie zuerst als Kadaver<br />

registriert, aber die Seele des kl<strong>ein</strong>en Kindes hing noch so an diesem Ort...besonders<br />

an s<strong>ein</strong>em Bettchen, wo der <strong>ein</strong>zige Lichtstrahl durch die Trümmer her<strong>ein</strong>drang. Die<br />

Mutter hing an ihrem Kind...sie war sehr jung...höchstens zwanzig. Das Kind war <strong>ein</strong><br />

paar Monate alt gewesen.<br />

Aber er konnte noch was machen! So lange die Seelen an ihren Körpern hingen.<br />

Er durchflutete die Körper und begann, die Zellen zu regenerieren. Er reanimierte die<br />

Körper schon.<br />

Oljia sah auf die leuchtenden Leichen...die Körper regenerierten sich! Sie waren in<br />

goldenen Nebel gehüllt und langsam wurde aus den Leichen <strong>ein</strong>e junge Frau und <strong>ein</strong><br />

Ba<strong>by</strong>. Sie zuckten kurz und die junge Frau kam hoch:"Was ist?! M<strong>ein</strong> Ba<strong>by</strong>! Jikia!" Das<br />

Ba<strong>by</strong> streckte sich gähnend und sah sich um, streckte s<strong>ein</strong>e Ärmchen nach s<strong>ein</strong>er<br />

Mutter aus und quietschte vergnügt.<br />

Oljia sah zu Tjor:"Wie...wie hast du das gemacht?! Bist du <strong>ein</strong> Gott, oder sowas?!"<br />

"N<strong>ein</strong>, ich kann nur was machen, solange die Seele noch im Körper steckt." Die junge<br />

Frau sah zu ihnen rüber, während sie ihr Ba<strong>by</strong> stillte:"Was...was ist passiert?<br />

Und...wieso bin ich auf <strong>ein</strong>mal gut genug genährt, um sie zu stillen?"<br />

Tjor sah Oljia an:"Würdest du das erledigen? Ich denke, dir glaubt sie eher, als mir."<br />

Geschockt nickte sie...wie oft bekam man schon <strong>ein</strong>e Auferstehung von den Toten<br />

mit?<br />

Sie ging zu der jungen Frau:"Wie...wie heisst du?" "Nimia...und...und du?" "Oljia."<br />

"Was war los? Ich erinnere mich noch, dass ich mich über m<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>e beuge und<br />

nicht mehr kann...dann schlafe ich <strong>ein</strong>..." "Du warst...tot. Und...ziemlich stark<br />

verwest...d<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>e auch." "WAS?! Seid ihr welche von diesen Kiffern?!"<br />

"N<strong>ein</strong>...ganz ehrlich...siehst du...auf dem Tisch sind sogar noch...d<strong>ein</strong>e<br />

Fäulnisspuren." Sie sah auf ihren Umriss und den ihrer Kl<strong>ein</strong>en:"Waaaaahhhhh!!!<br />

Wie...wie ist das möglich?! Warum...leben wir dann wieder?" "Ich sag's dir...auch<br />

wenn du mich für durchgeknallt halten wirst: Siehst du den gutaussehenden Typen<br />

da?" "Ja...was ist mit dem?" "Der ist <strong>ein</strong>e Alien-Maschine...basierend auf <strong>ein</strong>em Alien,<br />

dass sich Mensch nennt. Er hat euch wiederbelebt." "Der Typ ist ne Maschine?!" "Ich<br />

sag es dir...m<strong>ein</strong> Skelett ist <strong>ein</strong>e K.U. und er hat es geschafft, dass ich es kontrollieren<br />

kann." Sie drückte ihr Kind an sich:"NEIN! HAU AB! IHR SEID IRRE!"<br />

Oljia seufzte und "fuhr aus der Haut". Die von den Toten Auferstandene sah sie<br />

geschockt an und atmete nicht mehr.<br />

Oljia streckte ihren stählernen Arm aus und fuhr dem Ba<strong>by</strong> über das<br />

Schnäuzchen...Nimia war stocksteif. Das Kl<strong>ein</strong>e lachte und umarmte den langen,<br />

stählernen Finger, entwickelt von Militärcomputern, um Jibjek und Panzer in Stücke zu<br />

reissen.<br />

Dann fing das Ba<strong>by</strong> an, an ihrem stählernen Finger zu nuckeln und sie lachte. Ihre<br />

Stimme klang über den Lautsprecher sehr natürlich...immerhin konnten K.U.s<br />

Todesschreie <strong>ein</strong>es jeden Wesens immitieren.<br />

Nimia wurde langsam wieder lockerer:"Das...das muss <strong>ein</strong> Trick s<strong>ein</strong>!" Oljia zog ihren<br />

Finger aus dem halb offenem Maul des <strong>ein</strong>geschlafenem Babies:"Hast du schon mal<br />

<strong>ein</strong>e K.U. gesehen, die das kann?" Oljia umhüllte sich wieder und zog ihre Klamotten<br />

wieder an.<br />

Nimia sah sie geschockt an:"Aber...wieso sieht er aus wie <strong>ein</strong> Jibjek?" "Er sagt, dass


sei nur <strong>ein</strong> Körper, wie <strong>ein</strong>e Marionette. Er hat vorher total anders ausgesehen."<br />

"Wie...wie heisst er, wenn er schon <strong>ein</strong> Alien s<strong>ein</strong> soll?" "Wir nennen ihn Tjor, s<strong>ein</strong><br />

echter Name ist uns etwas zu seltsam."<br />

Die junge Frau sah zu Tjor:"Hey...du, Tjor...komm mal her..."<br />

Tjor lächelte und kam zu ihr:"Was ist denn?"<br />

Nimia wog ihre Tochter in ihren Armen:"Du...du bist <strong>ein</strong> Alien?" "Ja." "Wie-...wieso<br />

siehst du dann so aus, wie <strong>ein</strong> Jibjek?" "Willst du m<strong>ein</strong>e wahre Gestalt sehen? Ohne<br />

Avatar, so wie ich hier auf eurem Planeten bin?" "Ja. B-b-bitte..."<br />

Tjor lächelte und begann, golden zu leuchten. S<strong>ein</strong>e Nebel-Aura strahlte so stark, dass<br />

es wie <strong>ein</strong> Sonnenaufgang war.<br />

Vom hinteren Körperbereich ausgehend löste er sich in <strong>ein</strong>en goldenen Jibjek auf, der<br />

wie <strong>ein</strong> Nebel langsam zerstob. Majestätisch breiteten sich Auroren aus golden<br />

leuchtendem Nebel aus, die mystisch leuchteten.<br />

Dieser Nebel war so wunderschön...und er umhüllte das ganze Vrack.<br />

Plötzlich kam <strong>ein</strong>e K.U. angerannt. Der Nebel leuchtete so beruhigend, dass sie gar<br />

k<strong>ein</strong>e Angst hatte.<br />

Tjor streckte <strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>er Auroren aus sich heraus und fasste der scannenden Maschine<br />

an die Wange, als ob er <strong>ein</strong> Haustier streicheln würde.<br />

Die Augen der Maschine blitzten kurz und dann leuchteten sie wieder, wobei die<br />

Maschine in die Kniee ging und niederkniete, wie <strong>ein</strong> Ritter vor s<strong>ein</strong>em König.<br />

Die K.U. verschwand genau so, wie der übrige Trupp, im Nichts.<br />

Jimja betrachtete ehrfürchtig den goldenen Nebel.<br />

Dann floss der Nebel wieder zusammen, formte die Umrisse <strong>ein</strong>es Jibjek und<br />

verdichtete sich, bis er wieder da stand, in s<strong>ein</strong>en Lumpen und mit diesem gütigen<br />

Lächeln.<br />

Er sah Nimia so freundlich an, wie sie gestern, als er ihr <strong>ein</strong>e Nuss angeboten hatte.<br />

Nimia sah ihm in die Augen, wie <strong>ein</strong>er Sagengestalt oder <strong>ein</strong>em Helden...oder dem<br />

was er war...etwas unbekanntem.<br />

Tjor lächelte:"Wir gehen ins nächste Dorf, vielleicht möchtest du ja jetzt dort<br />

wohnen." Nimia sah nach unten:"Ich...ich wurde verbannt...m<strong>ein</strong> Mann ist im Outback<br />

verschollen und ich musste stehlen, um mich und Najea zu versorgen."<br />

Er reichte ihr beruhigend die Hand:"Glaube mir, ich sorge dafür, dass niemand dich<br />

wieder weg schickt. Du wirst mit d<strong>ein</strong>er Tochter in Sicherheit leben."<br />

Nimia sah ihn an:"Ich...ich glaube dir...du siehst nicht aus, wie jemand der lügt."<br />

Nimia hielt ihre kl<strong>ein</strong>e Najea fest an sich und hatte überhaupt k<strong>ein</strong>e Angst.<br />

Irgendwie war das so irreal wie die Dinge, die sie gesehen hatte, bevor sie starb...und<br />

die Dinge, die sie hier gesehen hatte, als sie tot gewesen s<strong>ein</strong> musste.<br />

Ein helles, weißes, warmes Licht direkt an Najeas Lager...das war Najeas Geist<br />

gewesen...deshalb hatte sie nicht losgelassen.<br />

Sie hatte sich seit Monaten nicht mehr so gut gefühlt. So fit und satt...und sie konnte<br />

ihr Kind endlich ernähren.<br />

Tjor...oder wer immer er war, lächelte...eigentlich tat er nichts anderes...er schien<br />

glücklich:"Lasst uns aufbrechen."<br />

Ein Tagesmarsch war k<strong>ein</strong> Problem und am Abend kamen sie an der geheimen Luke in<br />

dem Trümmerfeld an, der zu der unterirdischen Siedlung führte, wo sie geboren und<br />

aufgewachsen war.<br />

Tjor ging zielstrebig zu dem Schalter, <strong>ein</strong>er stumpfen Stahlstrebe.<br />

Sie sah betrübt zu Najea, wissend, dass bald die starken Patroullien des UCC hier ihre<br />

Wegpunkte ablaufen würden:"Sie ändern wöchentlich die Kombination für den<br />

Mechanismus...dort werden wir nicht r<strong>ein</strong>kommen."<br />

Wie sie es früher oft getan hatte, ruckte Tjor den Hebel in <strong>ein</strong>er Kombination herum<br />

und die schrottgespickte Luke öffnete sich knarrend.<br />

Der Duft von Schwarzgebranntem und Benzin drang aus dem Versorgungsbereich des<br />

Dorfes, dessen Abgase aus den ewig brennenden Gasrohren der alten Städte kamen.


Überall sah man grüne Grasflächen zwischen den Trümmern und sogar <strong>ein</strong> paar<br />

Bäume und Schlingpflanzen wuchsen in dem Trümmerfeld über der kl<strong>ein</strong>en Stadt.<br />

Vorsichtig stiegen sie die Leiter hinunter und Tjor bewegte mit <strong>ein</strong>em kurzen Hebelzug<br />

das Gewicht, das die Luke wieder schloss.<br />

Misstrauisch wurden sie von den Wächtern beäugt und <strong>ein</strong>er erkannte sie<br />

sofort:"Nimia! Was hast du hier zu suchen! Mach, dass du hier heraus kommst, oder<br />

ich treibe dir m<strong>ein</strong> Bajonett in die Brust!"<br />

Tjor sah ihn an:"Sie steht unter m<strong>ein</strong>em Schutz. Sie hat mich hergeführt und ich bin<br />

ihr Dank schuldig...du wirst ihr nichts tun." Einen Moment war der Blick der Wache<br />

leer, als würde ihm jemand im Gehirn rumwühlen:"N<strong>ein</strong>...wieso sollte ich ihr denn<br />

auch was tun?" Die andere Wache sah s<strong>ein</strong>en Kollegen seltsam an und dann Tjor.<br />

Tjor verschränkte die Arme hinter dem Rücken und der zweite Wachmann fiel um wie<br />

<strong>ein</strong> nasser Sack getreide.<br />

Das Alien lächelte mitleidig zu dem benebeltem Wachmann:"Du solltest dich um<br />

d<strong>ein</strong>en Kumpel kümmern." "Stimmt...das sollte ich wirklich."<br />

Während die <strong>ein</strong>e Wache sich um die andere kümmerte, gingen sie in die tieferen<br />

Ebenen des Dorfes. Sie fragte sich, was das eben war:"Tjor...was hast du mit Lokjek<br />

gemacht? Er war wie benebelt." "Es gibt Stoffe, die den freien Willen be<strong>ein</strong>flussen. Sie<br />

verwässern den Blick und die eigenen Entscheidungen, so dass dem Geimpften<br />

jegliche eigene Motivation fehlt." "Wie bitte?" "Ich habe ihm <strong>ein</strong> Serum ins Gehirn<br />

gegeben, dass s<strong>ein</strong>en freien Willen kurzzeitig be<strong>ein</strong>flusst. Er hätte es sogar für <strong>ein</strong>e<br />

gute Ideel gehalten, den Lauf s<strong>ein</strong>er Waffe mit s<strong>ein</strong>em Schwanz zu r<strong>ein</strong>igen, wenn ich<br />

es ihm angeraten hätte." "Das...das ist witzig."<br />

Die zweite Wache reagierte auch nicht anders als die Vorige:"Nimia! Hau sofort ab!<br />

Wie bist du an Lokjek vorbeigekommen?!" Schon raste <strong>ein</strong>e Klinge auf sie zu.<br />

Tjor schlug das Gewehr aus Nebroks Händen:"Tu ihr was und es wird dir leid tun."<br />

Nebrok sah ihm wütend in die Augen und schien dann Angst zu bekommen:"Nnn<strong>ein</strong>...<br />

k<strong>ein</strong> Haar krümm ich ihr."<br />

Sie gingen weiter und kamen auf den Markt. Hier boten die unterschiedlichen Bauern<br />

ihre kargen Nuss- und Fruchternten an, während es genug Getreide gab, dass man<br />

nicht verhungerte.<br />

Zielstrebig ging er an den Ständen vorbei, zu dem kl<strong>ein</strong>en Gasthaus, dass es hier gab.<br />

Oft wagten Händler das Risiko, hier her zu kommen, um den besten Schnaps weit und<br />

breit zu kaufen...hier gab es oft Saufgelage und wenn nicht, dann war der Schnaps<br />

ausgezeichnet geeignet um die alten Generatoren zu betreiben, die Wärme und<br />

elektrisches Licht lieferten, wo die angezapften Gasrohre nicht reichten. Wütende<br />

Blicke trafen sie auf dem Markt.<br />

Doch um diese Jahreszeit, wenn die Nächte länger waren, traute sich k<strong>ein</strong> Händler<br />

mehr in diese Gegend, wo Infrarot-Kameras von grausamen Kampfrobotern die<br />

Nächte durchpflügten. Demzufolge war die Herberge bis auf den ehemaligen Wächter,<br />

der bei der Suche nach ihrem Mann <strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> verloren hatte, leer. Und er war der<br />

Besitzer der Herberge. Es war der beste Freund ihres Mannes, aber was die<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft entschieden hatte, zu hinterfragen, hätte wohl auch ihn in die<br />

Verbannung geführt.<br />

Und er versorgte die Mutter ihres Mannes, die w<strong>ein</strong>end am Tor gestanden hatte, als<br />

man Nimia und Najea hinausgestossen hatte.<br />

Jantika war alt und blind, aber sie tastete sich mit gebücktem Rücken durch die<br />

Tür:"Nimia! Geht...geht es dir gut? Was...was ist mit Najea?"<br />

Oktek sah sie jedenfalls erschrocken an:"Nimia! Du...du...was machst du hier? Du<br />

wurdest doch verbannt! Und du lebst noch?!"<br />

Nimia w<strong>ein</strong>te:"Jantika...uns...uns geht es gut...wir haben Reisende mitgebracht. Ohne<br />

sie wären wir nicht hier." Oktek sah beschämt nach unten:"Nimia...ich...ich würde dich<br />

gerne hier wohnen lassen, aber sobald ich dir hier <strong>ein</strong> Zimmer gebe...auch noch<br />

umsonst...würde man uns alle wieder vor die Luke werfen. Und wie ich dich kenne,


würdest du versuchen, mich und Jantika mit zu ernähren...aber ich mit nur <strong>ein</strong>em<br />

B<strong>ein</strong> und Jantika mit ihrem Alter sind nur <strong>ein</strong>e Last für dich."<br />

Tjor sah ihn an:"Aber du würdest drei Reisenden doch <strong>ein</strong> Zimmer geben, oder?"<br />

"Wenn...wenn ihr bezahlt, kann ich das machen, aber ansonsten würde man den<br />

Braten riechen, dass ich irgendwie versuche, Nimia <strong>ein</strong> Zimmer umsonst zu geben."<br />

Tjor griff in <strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>er Taschen:"Aber du kannst jedem erzählen, dass du bei dieser<br />

Bezahlung k<strong>ein</strong>e Wahl hattest, als ja zu sagen." Er legte <strong>ein</strong>en Beutel auf den Tresen,<br />

der eigentlich viel zu groß für s<strong>ein</strong>e Tasche gewesen wäre.<br />

Oder er verstand es, zu packen.<br />

Oktek nahm den Beutel zögernd entgegen und etwas darin klackerte...er öffnete ihn<br />

und sah mit großen Augen hin<strong>ein</strong>:"Das...das sind mindestens zweihunder Rero-<br />

Nüsse!" "Gib uns dafür bitte d<strong>ein</strong> größtes Lager...und die weichesten Betten, die du<br />

erübrigen kannst." Oktek nahm s<strong>ein</strong>e Krücke und stand auf:"Na-nanatürlich...<br />

mit...mit dem größten Vergnügen."<br />

Oktek führte sie in das luxuriöse Zimmer: Drei Kanister mit Wasser, <strong>ein</strong> echtes Klo,<br />

notdürftig an die alten Klärbecken-Syteme des Rohrsystems<br />

angeschlossen...elektrisches Licht, gepolsterte Stühle und <strong>ein</strong> Trennvorhang, um das<br />

Zimmer zu teilen! Das...das war ja der pure Luxus!<br />

Oktek lächelte:"Ich habe noch <strong>ein</strong> paar Betten aus privatem gebrauch, <strong>ein</strong> Händler hat<br />

mal damit bezahlt, weil er k<strong>ein</strong> Geld mehr hatte. Sie sind mit richtiger Graswolle<br />

gepolstert. Wo du mich so gut bezahlt hast, kann ich sie euch gerne geben." "Wie<br />

viele sind es?" "Neben m<strong>ein</strong>em und Jantikas Bett, leider nur vier. Aber ich kann dir<br />

m<strong>ein</strong>e Decke geben, wenn du..." "Das passt doch. Ich schlafe eh lieber auf <strong>ein</strong>em<br />

Stuhl. Behalt d<strong>ein</strong>e Decke und gib die vierte der kl<strong>ein</strong>en Najea. Und wenn du welchen<br />

hast, kaufe ich auch gerne etwas Saft für alle." "S-s-saft? Der ist unheimlich<br />

teuer...den kann ich mir nicht mal in der Hauptzeit des Handels leisten." "Dann kaufen<br />

wir welchen auf dem Markt."<br />

Thorsten fühlte sich gut. Mit Jarin, die sanft auf s<strong>ein</strong>em Schoß schlief, war er glücklich.<br />

Und er wusste, dass man jeden Händler im Universum so auf s<strong>ein</strong>e Seite bringen<br />

konnte, wie <strong>ein</strong>en Teladi: Mit Profit.<br />

Wenn er auf dem Markt <strong>ein</strong> bisschen mit Nüssen umherwerfen würde, um <strong>ein</strong> paar<br />

Luxusgüter zu kaufen, würde das schon mal dafür sorgen, dass k<strong>ein</strong> Händler mit<br />

<strong>ein</strong>em Messer bei ihnen auftauchen würde...für die Wachen würde das wohl nicht<br />

gelten.<br />

Aber <strong>ein</strong> lächerlicher Typ mit Armen wie Baumstämmen, den hätte selbst Oljia mit<br />

ihren Stahlklauen aufhalten können.<br />

Das dieses Dorf noch nicht entdeckt wurde, war <strong>ein</strong> großes Glück...aber auch<br />

ziemliches Glück bei der Wahl des Bauplatzes. Das Gangsystem hier musste mal <strong>ein</strong><br />

Bunker oder <strong>ein</strong>e Lagerstädte für Wertsachen gewesen s<strong>ein</strong>, jedenfalls war alles in<br />

<strong>ein</strong>er Blase aus geschmolzenem Stahl <strong>ein</strong>gehüllt, daher prallten Scans hier ab, wie an<br />

den Trümmern <strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>gestürzten Hochhauses, das hier mal gestanden hatte.<br />

Aber jetzt war erst <strong>ein</strong>mal shoppen für die Mädels angesagt. Und die Wachen, die<br />

waren ja auch schon auf dem Weg hier her.<br />

Tjor lächelte sie an und Nimia fühlte sich doch etwas wie das Nori vor der<br />

Slek:"Was...was grinst du so?" "Habt ihr Lust, zu shoppen? Ich zahle." "Shoppen?"<br />

"Ihr sucht euch Waren aus, die ihr gerne hättet und ich bezahle sie euch." Nimia sah<br />

ihn fragend an:"Du...du schenkst uns Kleidung und sowas?" "Ja. Sicherlich. Ich denke,<br />

dass wird die Paranoia der Händler schon <strong>ein</strong>mal beenden. Wer greift schon die Hand<br />

an, die teure Luxuswaren kauft, auch wenn die Zeiten hart sind?"<br />

Oljias Tochter...ihr Name musste Jimja gewesen s<strong>ein</strong>, bekam große Augen:"Ehrlich?!!?<br />

Wir dürfen uns was aussuchen und du bezahlst es uns?" "Ja, aber das ist <strong>ein</strong><br />

besonderes Ereignis, also nicht ständig betteln. Ja?!" Die Kl<strong>ein</strong>e nickte aufgeregt.<br />

Nie hätte Nimia gedacht, dass ihr jemand Luxusgüter wie neue Kleidung oder<br />

vielleicht sogar Schmuck <strong>ein</strong>fach kauft.


Sie wusste, dass <strong>ein</strong>ige Händler in den unterirdischen Trümmerfeldern oft<br />

Schmuckgegenstände fanden. Es war auch <strong>ein</strong> Ehrenkodex, Geb<strong>ein</strong>e, die man als<br />

Händler fand, würdig zu beerdigen, wenn man das Hab und Gut von den Knochen<br />

abnahm, dass die Toten nicht mehr gebrauchen konnten.<br />

Tjor ging vor, in den Hauptraum der Herberge. Da stand schon <strong>ein</strong> Trupp der<br />

Wache:"Du hast dich in unser Dorf geschmuggelt, mit <strong>ein</strong>er Verbannten!"<br />

Tjor lächelte nur:"Euer erster Wachposten hat mich durchgelassen, sonst hättet ihr ja<br />

Kampfspuren gefunden und garnicht erst lange geredet, oder?! Und euer zweiter<br />

Posten hat m<strong>ein</strong>e Führerin durch euer Gebiet angegriffen und ich brauche sie noch."<br />

Die Wachen schienen beruhigter, waren aber immernoch nervös:"Was willst du hier?!"<br />

"Ach, jeder versucht doch nur, den Tag zu überstehen und ihn sich so schön wie<br />

möglich zu machen, oder? Ich bin k<strong>ein</strong> Räuber oder Mörder, falls ihr das denken<br />

solltet. Ich bin wohl am ehesten <strong>ein</strong> Gelehrter, handle aber auch viel und habe mir<br />

doch so <strong>ein</strong> paar Tricks beim Kampf abgeguckt. Sollten eure Wachen noch wütend<br />

s<strong>ein</strong>, können sie nachher gerne mit ihrer Familie kommen und ich gebe jedem <strong>ein</strong>e<br />

Rero-Nuss." "Rero-Nüsse? Woher hast du die?" "Ich habe den Brustpanzer <strong>ein</strong>er K.U.<br />

gefunden und bei <strong>ein</strong>em Händler in m<strong>ein</strong>em Dorf <strong>ein</strong>getauscht." "Welches Dorf?" "Weit<br />

im Norden. Jetzt, wo die Nächte dort noch schneller kürzer werden, bin ich südwärts<br />

gezogen."<br />

Der Hauptmann reib sich s<strong>ein</strong> Maul:"Die Geschichte klingt plausibel. Gut...handle hier<br />

<strong>ein</strong> bisschen...aber wir verlangen <strong>ein</strong>en Tribut für dich und d<strong>ein</strong>e Begleiter. Die Wachen<br />

am Eingang nehmen ihn sonst ab." "Reiche jedem von euch fünf Rero-Nüsse?" "F-f-ffffünf?!<br />

Da...da kann ich m<strong>ein</strong>em Kind ja zwei geben! Das...das dürfte mehr als genug<br />

s<strong>ein</strong>."<br />

Thorsten lächelte und reichte jedem der Männer fünf der Nüsse, jede etwa zwei<br />

Zentimeter im Durchmesser. Mit großen Augen und wackelnden Schwänzen nahmen<br />

sie die Nüsse entgegen.<br />

Thorsten streckte sich durch und kratzte sich mit s<strong>ein</strong>em Schwanz am Hinterkopf.<br />

Auch wenn <strong>ein</strong> Schwanz beim Sitzen ziemlich ungewohnt war, so hatte er es doch<br />

immer recht angenehm gefunden, <strong>ein</strong>en Schwanz zu haben, wenn er sich in <strong>ein</strong>en<br />

Teladi oder sonst was verwandelt hatte.<br />

Dann konnte er sich nämlich mit der Schwanzspitze am Rücken kratzen. Juckreiz mit<br />

Naniten zu unterdrücken war zwar schön und gut, aber es ging nicht über das Gefühl,<br />

sich zu kratzen wenn es juckte. Zwar war <strong>ein</strong> Teladi-Schwanz denkbar ungeeignet zum<br />

Kratzen, aber dieser buschige Schwanz mit <strong>ein</strong>er stabilen Spitze war dafür sehr gut.<br />

Allerdings vermisste er <strong>ein</strong>en Schwanz auch nicht an s<strong>ein</strong>em menschlichem Körper.<br />

Die Wachen zogen ab.<br />

Thorsten musste grinsen, als er die Gedanken las, die Oktek beim Anblick von Oljia<br />

hatte...ziemlich verknallte Gedanken.<br />

Nur aus Neugierde implementierte Thorsten den Gedanken in Okteks Kopf, was denn<br />

wäre, wenn Oljia das wäre, was sie ja, dank ihm, wirklich war. Oktek war es egal. Er<br />

wollte auch mit Oljia <strong>ein</strong>en Versuch wagen, wenn sie sich vor s<strong>ein</strong>en Augen<br />

verwandeln würde, wie das Bild, das Thorsten in s<strong>ein</strong> Unterbewussts<strong>ein</strong> gepflanzt<br />

hatte. Das war doch löblich. Oktek hatte sich durch Oljias Duft und ihre Ausstrahlung<br />

in sie verliebt. Und Oljia war ihm auch nicht ganz abgeneigt.<br />

Sie hatte aus den selben Gründen Interesse an Oktek.<br />

Es schien so, dass wieder <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> Paar sich wegen ihm getroffen hatte...das<br />

geschah sogar ziemlich oft.<br />

Nun ging es aber wirklich los. Er ging vor, auf den Markt.<br />

Nimia konnte es immer noch nicht glauben...und das Gefühl der Ruhe kehrte auch<br />

nicht <strong>ein</strong>, wenn man von allen Seiten angesehen wurde, als hätte man jemanden<br />

umgebracht. Dieser ganze Hass in den Augen...es war beängstigend.<br />

Da sah sie etwas, was sie so sehr vermisst hatte: Nussfladen! Als Kind hatte sie dieses


Gebäck aus Nuss- und Kornmehl geliebt...jedes Jahr hatte sie sich <strong>ein</strong>en leisten<br />

können. Aber...seit sie ihre Kl<strong>ein</strong>e versorgen musste, war daran nicht mehr zu denken.<br />

Seit etwa zwei Jahren hatte sie k<strong>ein</strong>en mehr haben können.<br />

Das alte Ehepaar, das ihr früher sogar mal <strong>ein</strong>en geschenkt hatte, als sie als kl<strong>ein</strong>es<br />

Mädchen gewesen war, dass sich nur <strong>ein</strong>e Hälfte hätte leisten können...sie sahen sie<br />

mit Abscheu an und schlugen die Deckel auf ihre Pfannen, als sie näher kam.<br />

Die alte Frau sah sie an:"Für DIEBE gibt es hier nichts!"<br />

Tjor stellte sich neben sie und sah der alten Dame ins Gesicht. Er sah ihr <strong>ein</strong>fach nur<br />

enttäuscht ins Gesicht und schüttelte den Kopf. Die alte Frau sah langsam nach<br />

unten...sie schämte sich offenbar.<br />

Er klopfte ihr auf die Schulter:"Komm mit, Nimia. Das brauchst du dir nicht bieten zu<br />

lassen. Nicht von jemanden, der k<strong>ein</strong> Herz hat."<br />

Nimia drehte sich um, traurig darüber, dass all die Bande ihrer Kindheit deswegen<br />

zerbrochen waren, weil sie <strong>ein</strong> paar Hände voll Korn gestohlen hatte.<br />

Plötzlich spührte sie <strong>ein</strong>e Hand auf ihrem Rücken. Es war der alte Mann, der ihr zwei<br />

Nussfladen hin hielt:"Ich weiss noch, wie gerne du sie gegessen hast. Ich hoffe, dass<br />

ist noch immer so." Die alte Frau kam dazu:"Du wirst nicht mehr stehlen?"<br />

Nimia lüftete das kl<strong>ein</strong>e Laken, in das sie Najea gehüllt hatte:"Ich habe nur gestohlen,<br />

um m<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>e zu ernähren."<br />

Die alte Frau streckte ihre Hand aus:"Darf...darf ich sie mal streicheln?" Sie nickte und<br />

der knorrige Finger strich zaghaft über Najeas Stubsschnäuzchen. Najea öffnete<br />

verschlafen die Augen und sah hoch:"Naaaäaaa...bjuuuu" gepaart mit ihrem Kichern<br />

war es <strong>ein</strong> Moment zum dahinschmelzen.<br />

Die alte Frau fing an zu schluchzen und warf sich an ihren Mann, der b<strong>ein</strong>ahe<br />

umkippte.<br />

Er lächelte entschuldigend und reichte ihr die zwei Nussfladen hin:"Ich hoffe, sie<br />

schmecken dir."<br />

Tjor lächelte:"Sch<strong>ein</strong>bar sch<strong>ein</strong>t es doch noch Herzen zu geben, die sich in diesen<br />

finsteren Zeiten als Lichtstrahl erweisen." Der alte Mann lächelte traurig:"So viel<br />

Weisheit in so <strong>ein</strong>em jungen Spund." Tjor blinzelte verlegen:"Ich denke, ihr habt auch<br />

nicht alles im Überfluss. Daher werde ich gerne für euch das selbe tun, wie für m<strong>ein</strong>e<br />

Ortskundige." Er griff in s<strong>ein</strong>e Tasche und holte zwei kl<strong>ein</strong>e Beutel heraus:"Das sind<br />

jeweils fünfzig Rero-Nüsse. Lasst sie euch schmecken." Zögernd sah der Mann ihn<br />

an:"Aber...so viele Rero-Nüsse...das...das kann ich nicht annehmen." Tjor drückte es<br />

dem alten Mann in die Hand:"Doch, dass können sie." Tjor nahm sie an die Hand und<br />

führte sie weiter. Nimia sah ihn an und sog den Duft der Nussfladen <strong>ein</strong>:"Möchtest du<br />

mal kosten, Tjor?" "N<strong>ein</strong> Danke. Ich muss nichts essen, aber Jimja und Oljia würden<br />

sicherlich gerne <strong>ein</strong>mal kosten." "Ich biete ihnen gerne was an."<br />

Sie ging zu den beiden und lächelte:"Das hier habe ich als kl<strong>ein</strong>es Kind immer gerne<br />

gegessen. Nussfladen, kostet doch mal." Jimja lächelte:"Darf ich wirklich?" "Na klar."<br />

Die Kl<strong>ein</strong>e riss sich <strong>ein</strong> Stück von <strong>ein</strong>em der warmen Fladen ab und steckte ihn sich<br />

ins Maul. Die Augen funkelten auf:"Mhhh! Das ist ja superlecker! Mama, das musst du<br />

mal probiern!" Oljia sah den Fladen an:"Woraus ist denn der?" "Nuss- und Kornmehl,<br />

<strong>ein</strong> paar Gewürzkräuter und noch <strong>ein</strong> bisschen Süsswurz...soweit ich das bisher<br />

rausfinden konnte." Oljia dankte lächelnd und kostete <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Fetzen:"Mhhh. Die<br />

sind wirklich gut."<br />

Jimja sah sie bettelnd an:"Kann ich noch <strong>ein</strong> Stück?"<br />

Nimia musste an ihre Kindheit zurückdenken und gab Jimja den dezimierten<br />

Fladen:"Den darfst du gerne haben. Ich nehme den ganzen, damit ich auch kräftig<br />

genug bin, um m<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e zu stillen." Jimjas Schwanz wedelte umher und ihre<br />

Augen strahlten...ob Najea jemals auch so <strong>ein</strong> nettes Mädchen werden würde?<br />

Würde Najea überhaupt so alt werden?<br />

Tjor stellte sich neben sie und sah zur Decke, an der, in etwa vier Metern Höhe, die<br />

Leuchtstoffröhren ihren Dienst seit Jahrhunderten verrichteten:"Sie wird aufwachsen.


Du brauchst dir k<strong>ein</strong>e Sorgen zu machen."<br />

Nimia sah auf ihre Kl<strong>ein</strong>e, die an <strong>ein</strong>em Zipfel des Nussfladens nuckelte:"Ich hoffe, du<br />

versprichst nicht nur Dinge, die wir uns wünschen." "N<strong>ein</strong>, ich habe m<strong>ein</strong> Wort bisher<br />

immer gehalten."<br />

Thorsten sah durch die Decke des Tunnels. Nur zehn Meter über ihnen wühlte sich <strong>ein</strong><br />

schwerer Robot-Panzer durch den Schutt, Richtung Norden. Eine der<br />

Standardpatroullien. Begleitet wurde die Maschine von zwei D.U.s zu jeder Seite und<br />

<strong>ein</strong>em Dutzend Killer-Drohnen als Luftunterstützung.<br />

Er lächelte und liess <strong>ein</strong>e der Antriebswellen in der rechten Kettenraupe blockieren.<br />

Der Panzer-Roboter scherte schlagartig nach Rechts aus und zerquetschte die<br />

schweren D.U.s an s<strong>ein</strong>er Rechten zu <strong>ein</strong>em Haufen Altmetall. Ein paar der Killer-<br />

Drohnen flogen scannend umher.<br />

Thorsten liess die Kette wieder frei. Das Programm des Panzers suchte nun nach<br />

Defekten, fand jedoch k<strong>ein</strong>e. Eine Subroutine in der Maschine aktivierte sich und die<br />

Einheit begab sich in das Wartungsgebäude 47/2D der Konstruktionsanlage Alpha der<br />

Haupt-Basis des UCC.<br />

Oljia und Jimja betrachteten mit leuchtenden Augen warme Pelzjacken aus<br />

Synthetik...wohl jahrhunderte alt und nicht verfallen.<br />

Er ging zu dem Stand und sah den Verkäufer an:"Wie viel sollen diese Jacken kosten?"<br />

"Welche Waren hast du?!" Es war nicht zu übersehen, dass der Jibjek ihnen<br />

mistraute...Fremde, die <strong>ein</strong>e Verbannte, die eigentlich hätte tot s<strong>ein</strong> sollen, als<br />

Führerin mitbrachten, waren schon sehr suspekt.<br />

Thorsten lachte:"Was benötigst du? Oder besser, mach mir <strong>ein</strong> Angebot, dann können<br />

wir feilschen." Plötzlich wurden die Augen des Jibjek wässrig:"Du...du hast nicht<br />

zufällig...Ba<strong>by</strong>nahrung?" Thorsten erinnerte sich: Der Mann hatte <strong>ein</strong>e Frau, die, trotz<br />

geringer Versorgung, kurz hinter<strong>ein</strong>ander zwei Kinder bekommen hatte. Aber sie war<br />

unfähig, zu stillen, weil sie erstens zu wenig Nahrung bekam und zweitens <strong>ein</strong>e<br />

Infektion vom allerersten Kind, <strong>ein</strong>er Totgeburt hatte.<br />

Auch wenn der Kerl misstrauisch war...Thorsten fühlte als Vater mit ihm.<br />

Er spielte also mit:"Mhhh...mal sehen. Ich habe <strong>ein</strong> zwei Beutel gefunden...könnte ich<br />

den Rest mit <strong>ein</strong>em Fläschchen Antibiotika, <strong>ein</strong>em Beutel Temo-Muscheln und <strong>ein</strong>em<br />

kl<strong>ein</strong>en Beutel Numa-Kräuter auszahlen. Sie sind gut gegen Infektionen an der Haut<br />

und das Antibiotika, sofern man morgens, mittags und abends <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>nimmt, heilt so<br />

ziemlich jede bakterielle Infektion." Ohne weiter nachzudenken schlug der Händler<br />

<strong>ein</strong>:"Sobald du mir die Waren gibst, sind sie d<strong>ein</strong>." Thorsten reichte ihm die Waren<br />

und dem Jibjek lief <strong>ein</strong>e Träne in das Fell an der Wange:"Danke! Danke! Hier, die sind<br />

für d<strong>ein</strong>e anderen Freunde!" Schnell kramte der Mann s<strong>ein</strong>e Sachen zusammen und<br />

rannte nach Hause.<br />

Die Antibiotika wirkten mit Nanitengarantie. Thorsten würde die Bakterien aus der<br />

Frau holen und in irgend<strong>ein</strong>en grauenhaften Kerl auf den Planeten bringen, wo sie ihr<br />

Werk wohl tun konnten, ohne ihn zu töten.<br />

Thorsten verzeichnete auf s<strong>ein</strong>en Sensoren, wie der Mann zu s<strong>ein</strong>er Frau r<strong>ein</strong>stürmte,<br />

die Tabletten nochmals mit dem Bild auf dem Fläschchen verglich und ihr <strong>ein</strong>e Tablette<br />

gab. Dann wollte Thorsten mal s<strong>ein</strong>e Arbeit tun. Die vierzehn millionen Bakterien<br />

verschwanden aus der Frau und erschienen wieder in dem Kreislauf<br />

<strong>ein</strong>es Diebes. Sie würde, mit der lindernden Wirkung der Kräuter und der Energie aus<br />

dem Verzehr des Muschelfleisches sicher morgen schon kräftig genug s<strong>ein</strong>, um wieder<br />

zu laufen. Die Brustwarzen sollten auch abheilen und spätestens übermorgen würde<br />

das Milchpulver aus den Trockenbeuteln nicht mehr gebraucht werden.<br />

Thorsten freute sich, <strong>ein</strong>er anderen Familie geholfen zu haben und ging weiter.<br />

Nimia freute sich über die zwei Jacken, die Thorsten noch geschenkt bekommen hatte.<br />

Es war schon seltsam, die ganzen Jibjek zu sehen, sonst in Lumpen gehüllt, denen<br />

man nur noch entfernt ihre <strong>ein</strong>stige Gestalt als Klamotten ansah, und dann auf <strong>ein</strong>mal<br />

<strong>ein</strong> paar wenige, die in <strong>ein</strong>er Art Ski-Jacke umherliefen, die in bunten Farben


hervorstachen.<br />

Oljia hatte noch nie so warme und dichte Kleidung geschenkt bekommen! Es war<br />

unglaublich...selbst wenn Tjor doch scheitern würde, würde sie wohl k<strong>ein</strong>e Nacht mehr<br />

frieren. Zur Not konnte sie sich ja jetzt immerhin verwandeln, dann hatte sie k<strong>ein</strong>e<br />

Haut, die abfrieren konnte. Und wenn sie sich im Schrott <strong>ein</strong>wühlen würde, würde<br />

niemand sie bemerken, <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong>e gefallene K.U.. Es war irgendwie beruhigend,<br />

nicht mehr so zerbrechlich zu s<strong>ein</strong> und jederzeit <strong>ein</strong>e Kampfmaschine werden zu<br />

können, die <strong>ein</strong>e D.U. in zwei Hälften schneiden konnte. Andererseits: Wer denkt<br />

schon an sowas, wenn er nach Herzenslust die eigenen Vorräte aufstocken kann und<br />

jemand anderes bezahlt?!<br />

Sie sah <strong>ein</strong>e wundervolle Kette, mit <strong>ein</strong>em dicken, hellem Kristall, der genau so<br />

schimmerte wie die Kameras <strong>ein</strong>er K.U....also passte sie in gewisser Weise zu ihren<br />

Augen. Schmuck war nicht viel Wert, weil er k<strong>ein</strong>en Nutzen zum Überleben hatte, aber<br />

in dieses Stück hatte sie sich verschossen.<br />

Tjor kam zu ihr:"Die da?" "Mhhhmhhh...und vielleicht noch diese Gummibälle." Tjor<br />

lächelte und reichte dem Händler, der mittlerweile mitgekriegt hatte, dass Tjor sehr<br />

vermögend war, zwei Rero-Nüsse. Der Händler begutachtete die Nüsse, dass sie auch<br />

nicht faulig waren, und händigte dann Kette und Gummibälle aus.<br />

Sie ging weiter und sah da <strong>ein</strong>e arme Frau stehen, mit <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Jungen, der<br />

traurig auf den blauen Ball in ihrer Hand sah.<br />

Sie sah den Jungen an und plötzlich zuckten Bilder durch ihre Sicht...an den kl<strong>ein</strong>en<br />

Knochen waren schon erste Systeme <strong>ein</strong>er K.U..<br />

Tjor trat neben sie:"Du siehst es auch." "Ja...kann...kann man denn da nichts<br />

machen?" Plötzlich verschwanden die Systeme der K.U. von den Knochen des Jungen,<br />

ohne dass dieser auch nur zuckte. Tjor lächelte vielsagend. Sie verstand:"Man kann."<br />

Glücklich warf sie dem Jungen den blauen Ball zu. Der Kl<strong>ein</strong>e lachte glücklich und<br />

s<strong>ein</strong>e Augen strahlten.<br />

Tjor ging weiter.<br />

Sie war glücklich...vielleicht war es doch nicht mehr so unwahrsch<strong>ein</strong>lich, dass er das<br />

war, was er vorgab zu s<strong>ein</strong>.<br />

Plötzlich blieb Tjor stehen und sah auf <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Decke mit St<strong>ein</strong>en...hübsch<br />

gemustert, aber sonst nichts besonderes. Er kniete sich zu der alten Frau herunter, die<br />

diese St<strong>ein</strong>e wohl aus irgend<strong>ein</strong>em Wahn gesammelt hatte, um sie zu verkaufen.<br />

Aus purer Neugier gesellte sie sich dazu.<br />

Er lächelte die alte Frau an:"Woher hast du die?" "Oh, in den Gängen liegen oft welche<br />

davon rum. Ich bin zu alt, um noch <strong>ein</strong>e Ernte zu pflegen oder etwas weiter zu<br />

verarbeiten, aber ich sehe diese St<strong>ein</strong>e, die so <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>zigartiges Muster haben und<br />

schleppe sie nach Hause. Manchmal habe ich Glück und in <strong>ein</strong>em ist etwas Erz, dass<br />

mir <strong>ein</strong> Schmied oder sonst jemand als Schweissgut abkauft, aber meistens kaufen<br />

nur Leute sie, die <strong>ein</strong> Haus daraus bauen möchten...und dann geht die Schönheit<br />

verloren." Tjor lächelte und reichte ihr <strong>ein</strong>en Beutel Rero-Nüsse und <strong>ein</strong>e Salbe:"Ich<br />

nehme den mit der golden schimmernden Ader. Diese Salbe ist gut gegen<br />

Knochenschmerzen, falls du welche hast." "Oh...das...das ist so großzügig von dir..."<br />

"Gilt der Tausch?" "Ja. Gerne sogar." Tjor reichte ihr die Sachen und erhielt den St<strong>ein</strong><br />

als Ausgleich.<br />

Fragend wandt sie sich zu ihm, während sie weitergingen und Jimja um ihren Schwanz<br />

hüpfte:"Ist an dem St<strong>ein</strong> irgendwas besonderes?" "Ja, er ist schön." Das jemand, der<br />

Nüsse aus dem Nichts erschaffen konnte, <strong>ein</strong>en St<strong>ein</strong> noch als schön ansah, war<br />

irgendwie schön.<br />

Sie lächelte ihn an und er zuckte mit den Schultern...wahrsch<strong>ein</strong>lich hatte er ihre<br />

Gedanken gelesen.<br />

Als sie an ihm vorbei schielte sah sie etwas, dass ihre Aufmerksamkeit auf sich zog:<br />

Handschuhe! Wie lange hatte sie k<strong>ein</strong>e Handschuhe mehr gesehen! Und dann auch<br />

noch welche aus Synthetik! Mit Kunstfell! Sie drehte sich um und Tjor hielt schon


<strong>ein</strong>en Beutel Nüsse hoch:"Kauf' sie, wenn sie dir gefallen."<br />

Thorsten erhielt <strong>ein</strong>en Stoss in s<strong>ein</strong>en richtigen Magen. Jarin sah ihn schmollend<br />

an:"Wir waren so lange nicht mehr shoppen!" "Von mir aus können wir gerne shoppen<br />

gehen, wenn ich das hier erledigt habe. In jedem Kaufhaus, in das du möchtest." Sie<br />

lächelte und streichelte ihren Bauch:"Ich denke, wir verschieben es doch, bis ich die<br />

Kl<strong>ein</strong>en zur Welt gebracht habe. Dann kann ich das, was wir <strong>ein</strong>kaufen, die ganze<br />

Ewigkeit tragen. Wenn wir mir jetzt Klamotten holen, kann ich die ja nachher nicht<br />

mehr tragen...selbst Bikinis kann ich mir nicht aussuchen." "Noch zwei Wochen, dann<br />

bist du wieder die Bikini-Königin der Strände."<br />

Jarin lächelte ihn an:"Ich bin so glücklich." Langsam senkte er den Kopf und küsste<br />

sie, während er an anderer Stelle weiter über den Markt streifte.<br />

Nimia sah auf den kl<strong>ein</strong>en Beutel aus Fell...sicherlich neu, echtes Fell <strong>ein</strong>er Druma-<br />

Kuh. Wenn man mal <strong>ein</strong>e fand, jagte man sie, um auch <strong>ein</strong>mal an Fleisch zu<br />

kommen...und das seltene Fell wurde für das Wichtigste verwendet: Kinderkleidung.<br />

Ausserdem waren Drumas selber Raubtiere und wenn man sie nicht erlegte, holten sie<br />

manchmal Kinder oder alte Jibjek.<br />

Um den Wert wusste natürlich auch der Händler.<br />

Tjor stand schon neben ihr, seit sie den kl<strong>ein</strong>en Schatz gefunden hatte. Der Händler<br />

lächelte:"Ihr bräuchtet schon <strong>ein</strong>en Sack voller Rero-Nüsse um den zu bezahlen." "Wie<br />

wäre es mit <strong>ein</strong>em Druma-Steak?" "E-e-e-e-<strong>ein</strong> Druma-Steak?! Das ist doch bestimmt<br />

schon verdorben!" "N<strong>ein</strong>, ich habe es vor <strong>ein</strong> paar Stunden <strong>ein</strong>em Jäger abgekauft. Er<br />

hatte <strong>ein</strong>e Kuh erlegt und brauchte nicht dasganze Fleisch. Er war aber scharf auf<br />

Nüsse." "Kann...kann ich es sehen?" "Ich habe es in <strong>ein</strong>en alten Vorratsbeutel<br />

gesteckt." Tjor holte <strong>ein</strong>en Beutel aus s<strong>ein</strong>er Tasche, durch den schon das herrlich rote<br />

Fleisch glänzte.<br />

Der Händler bekam große Augen und er sah auf das Steak:"Ich...ich geb's dir für die<br />

Hälfte davon." "Von mir aus kannst du das Ganze haben." "D-d-d-d-d-d-d-d-d-d-das<br />

G-g-g-g-g-g-g-g-g-ganze?!" "Ich esse eh k<strong>ein</strong> Fleisch und daher tausche ich es gerne<br />

<strong>ein</strong>. Teile es mit d<strong>ein</strong>en Nächsten." Mit aufgeregt zitternder Hand nahm der Händler<br />

den Beutel mit dem Steak entgegen und reichte Tjor den Ba<strong>by</strong>-Beutel. Tjor wiederrum<br />

gab ihn ihr und sie legte Najea vorsichtig hin<strong>ein</strong>. Die Kl<strong>ein</strong>e kuschelte sich glücklich in<br />

das dichte Fell.<br />

Nimia wendete sich an ihn:"Danke...für alles."<br />

Er schüttelte den Kopf:"Das brauchst du nicht. Ich tue es gerne."<br />

Das Shoppen war toll gewesen und mit vielen nützlichen Dingen gingen sie zurück in<br />

die Herberge.<br />

Oktek sah ungläubig auf die kostbaren Sachen, die sie mitbrachten: Dichte Kleidung,<br />

Felle und Schmuck...na gut, Schmuck war höchstens wegen der Kristalle wichtig, die<br />

man für <strong>ein</strong>ige Ziellaser verwenden konnte. Jantika legte ihm die Hand auf die<br />

Schulter, nachdem Nimia ihm und ihr jeweils <strong>ein</strong>e dichte Jacke in die Hände gedrückt<br />

hatte und sie in ihrem Zimmer verschwunden waren:"Dieser...Tjor...und diese<br />

Oljia...irgendwas ist mit denen...aber besonders dieser Tjor. Er hat <strong>ein</strong>e seltsame<br />

Ausstrahlung." "Was für <strong>ein</strong>e Ausstrahlung?" "Er kommt mir nicht wie <strong>ein</strong> Jibjek<br />

vor...eher wie so <strong>ein</strong>e Art Geist." "Warum? Du kannst ihn doch nicht <strong>ein</strong>mal sehen. Er<br />

sieht völlig normal aus." "Er macht so gut wie k<strong>ein</strong>e Geräusche beim Gehen. Er tritt so<br />

auf die losen Bretter, das k<strong>ein</strong> Knarren zu hören ist, s<strong>ein</strong>e Pfoten machen kaum <strong>ein</strong><br />

Geräusch, bis auf das leise Rascheln s<strong>ein</strong>es Fells, wenn er geht. S<strong>ein</strong> Atem ist immer<br />

flach und ruhig..." "Das haben aber viele, die in den Ruinen aufgewachsen sind. Sie<br />

treten schon automatisch auf die richtigen St<strong>ein</strong>e, um k<strong>ein</strong>e verräterischen Geräusche<br />

zu machen. Du machst dir was vor." "Aber k<strong>ein</strong>er aus den Ruinen hat so <strong>ein</strong>en<br />

gepflegten Ton...k<strong>ein</strong>er hat heutzutage noch so <strong>ein</strong>en Ton. Ich weiss noch, als ich jung<br />

war, bevor der UCC ausgerastet ist." "Das ist lange her und du warst fünf." "Ich<br />

weiss...aber...er kommt mir nicht wie jemand vor, der wirklich existiert. Er ist<br />

wohlhabend und weiss, wie man sich durchs Leben schlägt...er müsste zwanzig


Frauen an jedem Finger haben." "Vielleicht hat er nur <strong>ein</strong>e Glückssträhne." "N<strong>ein</strong>, da<br />

ist irgendwas."<br />

Am Abend, als schon alle schliefen, stand Jantika wieder auf. Ihre Knochen<br />

schmerzten und der Muff des verrottenden Holzes der Bodenbretter machte ihrer<br />

empfindlichen Nase zu schaffen, als sie sich durch den Gang tastete. Sie kannte den<br />

Weg auswendig, aber mit ihrem schlimmen Rücken war es besser, sich abzustützen.<br />

Sie roch Tjor. Er saß vor dem Ofen im Hauptraum...das Feuer knisterte leise und der<br />

Geruch von verbrennendem Gas lag schwer in der Luft. Sie hörte Tjor's leises Atmen,<br />

als ob er schlief...aber sie wusste, dass dem nicht so war.<br />

Sie setzte sich neben ihn und begann mit ihm zu sprechen:"So <strong>ein</strong> Ofen ist doch was<br />

Schönes, oder?" "Ja...den Luxus <strong>ein</strong>er Flamme konnten wir uns in m<strong>ein</strong>em Dorf nicht<br />

leisten." "Wie ist es so, d<strong>ein</strong> Dorf?" Sie wollte ihn ausquetschen.<br />

Er lachte leise:"Pfff...wie <strong>ein</strong> Dorf nun mal ist: Unsch<strong>ein</strong>bar, unter Trümmern<br />

verborgen, trostlos...aber halt <strong>ein</strong>e Heimat." "Ich glaube dir nicht, du bist k<strong>ein</strong> Jibjek."<br />

"Was sollte ich denn dann s<strong>ein</strong>?" "Ich weiss nicht...irgend etwas, was ich nicht<br />

kenne..." Er lachte spöttisch:"Eine UCC-Einheit vielleicht?" "N<strong>ein</strong>...du bist irgendwas<br />

anderes."<br />

Plötzlich stand er vor ihr...sie hatte nichts gehört, aber sie spührte s<strong>ein</strong>e Wärme an<br />

ihrer trockenen Nase und roch den Muff s<strong>ein</strong>er Kleidung.<br />

S<strong>ein</strong>e Hand legte sich auf ihre Augen und sie spührte <strong>ein</strong> warmes Kribbeln bis in ihre<br />

Knie. Als er die Hand wieder wegnahm, sah sie ihn lächeln...sie...sah?!<br />

Er grinste:"Was hat mich denn verraten, junges Ding?" "J-j-j-jung?!" "Oh, ich bin um<br />

<strong>ein</strong>iges älter als du. Aber du hast m<strong>ein</strong>e Frage nicht beantwortet." "Du bist viel zu<br />

selbstlos, als dass du so lange hättest überleben können." Sie sprach mit ihm, als sei<br />

er <strong>ein</strong> Jibjek...obwohl gerade ihre Rücken- und Knieschmerzen verschwunden waren<br />

und sie nicht mehr blind war.<br />

Er lehnte sich wieder in dem Stuhl zurück:"Tja...ich kann halt nicht <strong>ein</strong>fach zusehen."<br />

"Was...was bist du? Eine Art Geist?" "Oh n<strong>ein</strong>, nichts paranormales...obwohl die<br />

eigentliche Bedeutung des Wortes m<strong>ein</strong>e Form wohl recht gut beschreibt. Ich bin <strong>ein</strong><br />

Mensch. Ich komme von <strong>ein</strong>em fernen Planeten aus <strong>ein</strong>er fernen Galaxie. Obwohl das<br />

hier...nun, das bin nicht wirklich ich. Ich habe diesen Körper aus m<strong>ein</strong>en Körpern<br />

geformt. Es ist kaum mehr, als <strong>ein</strong> Avatar." "D<strong>ein</strong>e 'Körper'?" "Nun, ich bin nicht nur<br />

<strong>ein</strong> Mensch, sondern auch <strong>ein</strong>e Unzahl von Nano-Bots, winziger als <strong>ein</strong> Lichtpartikel."<br />

"Wes...weswegen bist du hier?" "Nun. Ich breite mich wie <strong>ein</strong>e riesige Wolke im All<br />

aus. M<strong>ein</strong> Bestreben ist es, möglichst viel zu entdecken und zu lernen. Wenn ich <strong>ein</strong>en<br />

Planeten finde, wo es schlecht steht, so wie euren Planeten, dann helfe ich."<br />

"Aber...wieso bist du <strong>ein</strong> Jibjek? Zumindest siehst du so aus und riechst so." "Du<br />

m<strong>ein</strong>st, warum ich nicht <strong>ein</strong>fach in m<strong>ein</strong>er normalen Gestalt gekommen bin...." Es<br />

klang eher wie <strong>ein</strong>e Bestätigung, als wie <strong>ein</strong>e Frage. "...Es ist immer wieder<br />

faszinierend, in <strong>ein</strong>e fremde Form zu schlüpfen und die Welt aus der Sicht <strong>ein</strong>er<br />

anderen Art zu erleben. Unter ihnen umherzulaufen...es ist sozusagen m<strong>ein</strong> Laster."<br />

"Du bist also <strong>ein</strong>e ausserjibjeksche Roboter-Lebensform." "Eher <strong>ein</strong>e Lebensform mit<br />

<strong>ein</strong>em mechanischen Teil." "Und...und m<strong>ein</strong>e Augen?" "Nun...als ich m<strong>ein</strong>e Naniten<br />

ursprünglich entwickelte, waren sie als medizinische Maschinen gedacht...und nun, wo<br />

wir <strong>ein</strong>es sind, da habe ich es immer noch in den Schaltkreisen." "Ich...ich danke dir."<br />

"Du bist wesentlich vertrauensseeliger als zum Beispiel Oljia." "Ich bin <strong>ein</strong>e alte Frau<br />

und du hast mir m<strong>ein</strong> Augenlicht wiedergegeben...ich sollte dir doch zumindest<br />

dankbar s<strong>ein</strong>." "Als ich Oljia geholfen habe, indem ich sie dementsprechend verändert<br />

habe, dass sie die K.U. in sich kontrollieren kann und dass sie ihre Haut wegklappen<br />

kann, war sie trotzdem noch misstrauisch." "Sie ist <strong>ein</strong>e K.U.?!!!" "N<strong>ein</strong>...ihr Skelett ist<br />

<strong>ein</strong>e. Aber diese K.U. wird von ihrem Hirn also von ihr gesteuert, anstatt von dem<br />

Computer."<br />

"Sie...sie kann die K.U. in ihrem Innern also kontrollieren?" "Sicher, komm, ich zeig dir<br />

was." "Was denn?" "Kurz bevor du gekommen bist, kam <strong>ein</strong> Dieb hier her<strong>ein</strong>. Er hat es


auf die Nüsse in dem Zimmer abgesehen." "Und du?" "Ich kann andere so blind in<br />

bezug auf Dinge machen, wie ich dich sehend machen konnte. Du bist momentan<br />

auch nur für mich sicht- und hörbar. Komm mit ins Zimmer, wir sehen uns das<br />

Spektakel an."<br />

Oljia hörte etwas. Wenn man monatelang in der Ruinensteppe umhergewandert war,<br />

hatte man <strong>ein</strong>en leichten Schlaf.<br />

Es war jemand fremdes, dass konnte sie schon riechen...und er hatte <strong>ein</strong> Messer! Ein<br />

Messer, dass er auf Jimja ausrichtete!!!<br />

Ihre Decke flog schneller weg, als der Kerl sich umdrehen konnte und sie fuhr aus der<br />

Haut.<br />

Ihr langes Bajonett lag sofort am Hals des Kerls und ihre linke Stahlklaue umfasste<br />

s<strong>ein</strong>en Kopf wie <strong>ein</strong> Schraubstock in Form <strong>ein</strong>es stählernen Insekts.<br />

Sie verstellte die Stimme, mit dem Soundchip ging es sogar noch besser. Ihre Stimme<br />

klang wütend, fauchend und metallisch:"Was willst du hier?!!!" "Uaaa...uaaaaa!"<br />

Sie nahm ihr Bajonett weg und hielt sich den Kerl vor ihr stählernes Maul, dass im<br />

schwachen Licht glänzte:"Verschwinde oder stirb!" Sie warf ihn wuchtig in die Ecke<br />

und er rannte kreischend davon. Sie verwandelte sich zurück und legte sich wieder<br />

hin.<br />

Thorsten sah den Typen vorbeirennen. Stuhl klebte ihm am Schwanzansatz und die<br />

Augen waren b<strong>ein</strong>ahe davor herauszufallen.<br />

Das würde morgen <strong>ein</strong>igen Ärger mit den Wachen geben, aber das würde sich schon<br />

richten lassen, sehr <strong>ein</strong>fach sogar.<br />

Zur Not auf die phyisische Weise.<br />

Nimia wachte auf. Lange hatte sie nicht mehr so warm und gut geschlafen. Najea<br />

schlief noch und Jantika kniete an der kl<strong>ein</strong>en Pritsche:"Sie ist so wunderschön."<br />

"Du...du kannst sie sehen?" Die faltige Schnauze legte sich in <strong>ein</strong> glückliches<br />

Lächeln:"Du weisst, woher." "Ich denke schon."<br />

Plötzlich wummerte es an der Tür.<br />

Tjor öffnete entspannt und sah dem Hauptmann in die Augen:"Was ist denn? Gibt es<br />

Alarm wegen UCC's?" "N<strong>ein</strong>, Norak hier sagt, d<strong>ein</strong>e Gefährtin dort sei <strong>ein</strong>e K.U.."<br />

Zitternd trat <strong>ein</strong> Mann hervor:"Die...die ist es! Sie wollte mich umbringen!"<br />

Tjor drehte sich kurz zu Oljia um:"Oh ja, unglaublich, diese Panzerung und dieses<br />

Bajonett am Arm, unglaublich, dass ich es nicht gesehen habe." Der Wachmann<br />

packte ihn am Hals und sie stellten sich im Halbkreis um ihn auf:"Das ist k<strong>ein</strong> Witz!<br />

Wenn jemand verdächtig ist, <strong>ein</strong>e K.U. zu s<strong>ein</strong>, dann ist dass <strong>ein</strong> Grund, ihn zu<br />

verbannen!" "Hört mir mal zu, dieser Typ kam hier gestern total betrunken ins<br />

Zimmer geschlichen und wollte <strong>ein</strong>en Sack mit Rero-Nüssen stehlen. Wie <strong>ein</strong>ige<br />

Händler schon wissen, habe ich <strong>ein</strong>en K.U.-Brustpanzer gefunden. Ausserdem noch<br />

das hier." Tjor zog s<strong>ein</strong>en Ärmel zurück und zeigte <strong>ein</strong> Bajonett von <strong>ein</strong>er K.U., dass er<br />

mit Leder-Riemen an der Elle trug:"Ich habe ihn gestern erwischt und dabei hat Oljia<br />

gefragt, wer da ist. Er hat das Bajonett gesehen und vermutlich irgend<strong>ein</strong>e Reflektion<br />

in m<strong>ein</strong>en Augen und hat gedacht, Oljia wäre gewachsen und sei nun <strong>ein</strong>e K.U.." "Das<br />

klingt zwar <strong>ein</strong>leuchtend, aber genau so <strong>ein</strong>e Geschichte würde irgend<strong>ein</strong>e K.U. auch<br />

erzählen, die sich demnächst aus ihrer Hülle schält." "Wenn ihr Lust auf <strong>ein</strong>en Kampf<br />

habt, könnt ihr gerne kommen, ich lege auch diese Klinge ab. Allerdings würde ich<br />

<strong>ein</strong>en Kampf gegen dich, Hauptmann Tonjak, bevorzugen."<br />

Einer der Wächter schoss von Links auf Tjor zu. Er hob atemberaubend schnell den<br />

Arm und schlug dem Wachmann genau auf das Maul. Es ging so schnell, dass der<br />

Wachmann nicht mal zurück flog, er rutschte <strong>ein</strong>fach an der Faust herunter und kippte<br />

um. Die Vorderzähne fielen heraus.<br />

Tjor schüttelte das Blut von der Hand:"Wäre ich <strong>ein</strong>e K.U., hätte ich euch alle mit dem<br />

Bajonett aufgeschlitzt und ginge jetzt ans Dorf. Ich stehe immernoch für <strong>ein</strong>en Kampf<br />

bereit, aber ich sage euch: Die K.U., deren Brustpanzer ich verkauft habe...nun ja, der<br />

Brustpanzer war noch an der Maschine, als sie auf mich zugerannt ist."


Die Wachmänner bekamen große Augen, dann warf Tonjak s<strong>ein</strong>e Weste ab:"Gut,<br />

kämpfen wir."<br />

Tjor lächelte und blieb still stehen:"Komm her, ich werde micht nicht von der Stelle<br />

bewegen."<br />

Tonjak rannte auf Tjor zu und holte zum Schlag aus. Tjor hob blitzschnell die Hand<br />

und Tonjak schlug in die Handfläche. Tonjak keuchte und rieb sich s<strong>ein</strong>e geballte<br />

Faust.<br />

Er trat nun nach Tjor. Tjor packte den Fuss und schleuderte Tonjak über s<strong>ein</strong>en<br />

Rücken wie <strong>ein</strong>en Sack mit Vorrat, jedoch liess er los und Tonjak flog gut zwei<br />

Körperlängen weit.<br />

Tjor lächelte:"Ich denke, wir sollten dass unterbrechen. Am Nordtunnel solltet ihr jetzt<br />

eher s<strong>ein</strong>."<br />

Tonjak stand auf:"Was?! Am Nordtunnel?" "Perimeteralarm. Ein Trupp von sechs<br />

D.U.s." "Aber...Oktek ist am Nordtunnel!"<br />

Oljia keuchte auf:"NEIN!" Urplötzlich verwandelte sie sich, Flammen schlugen aus<br />

Rücken und Waden und sie zischte durch den Trupp an Wachmännern hindurch.<br />

Die Wachen sahen sie geschockt an und Tjor seufzte:"Ach...jetzt ist es ja auch egal."<br />

Er sprang über die Wachen hinweg:"Wenn ihr für euer Dorf kämpfen wollt, dann folgt<br />

mir!"<br />

Während Tjor durch die Straße rannte wie <strong>ein</strong>e geölte Tandun, kamen die Wachen<br />

schleppend hinterher.<br />

Oktek lehnte mit großen Augen unter <strong>ein</strong>em Trümmer und hoffte, die Sensoren der<br />

D.U.s würden ihn nicht entdecken...er hoffte es.<br />

Plötzlich schepperte es und <strong>ein</strong>e der klobigen Maschinen hob den Trümmer hoch...die<br />

Kameras fixierten ihn und <strong>ein</strong>e Plasma-Kanone richtete sich auf ihn aus. Er hakte mit<br />

dem Leben ab.<br />

Eine K.U. schoss auf den Trümmer und die D.U. zu...mit Triebwerken an Rücken und<br />

Waden!?!<br />

Der Arm mit der Plasma-Kanone wurde mit dem scharfen Bajonett der K.U.<br />

abgetrennt und die D.U.s richteten sich simultan auf ihr neues Ziel aus.<br />

Eine D.U. wollte nach ihm schlagen...aber die stählerne Pranke wurde an irgend<strong>ein</strong>er<br />

transparenten Barriere vor s<strong>ein</strong>em Gesicht aufgehalten und zerdrückte unter den<br />

gewaltigen Kräften des Schlages...was war das hier?!<br />

Der D.U. schien ihre zertrümmerte Pranke nichts auszumachen, sie drehte sich zu der<br />

K.U. um, die ihr dann den Kopf abriss, welcher knarrend zu Boden fiel.<br />

Der Körper der D.U. blieb stehen, knarrte, als er erstarrte und donnerte in den Staub.<br />

Eine D.U. richtete ihre Plasma-Kanone auf die K.U. aus...<strong>ein</strong> Schemen aus Fell schoss<br />

fast wie <strong>ein</strong>e Linie an der D.U. vorbei und diese platzte auf, wie <strong>ein</strong>e verfaulte Frucht<br />

aus Stahl.<br />

Der Schemen erstarrte und es war Tjor!<br />

Was...was ging hier ab?!<br />

Tjor lächelte, sprang zu <strong>ein</strong>er weiteren D.U. und schlug mit beiden Fäusten in den<br />

Bauch der Maschine, als wäre es <strong>ein</strong>e Staubwolke. Er riss <strong>ein</strong>en Arm hoch und <strong>ein</strong>en<br />

Arm runter, damit zerfetzte er die Unit, wie <strong>ein</strong>e alte Puppe.<br />

Die K.U. währenddessen packte zwei D.U.s und schlug sie zusammen, wobei die<br />

beiden gepanzerten Maschinen zusammengedrückt wurden, wie alte Dosen.<br />

Die letzte D.U. wollte flüchten, wahrsch<strong>ein</strong>lich um Meldung zu machen. Tjor streckte<br />

s<strong>ein</strong>en Arm aus und dann erstarrte die Maschine plötzlich in der Bewegung...die<br />

Augen begannen zu flackern und dann erschlaffte die Maschine kurz, um sich dann<br />

wieder aufzurichten und ruhigen Schrittes auf Tjor zu zu gehen.<br />

Dann verschwand die D.U. im Nichts.<br />

Tjor lächelte und reichte der K.U. <strong>ein</strong>en Overall...die K.U. schrumpfte zu dem Modus,<br />

wie sie waren, bevor sie aus der Haut ihres Wirtes platzten, und Haut kam aus<br />

leuchtenden Punkten heraus um sich dann um die K.U. zu schliessen, wie <strong>ein</strong>e Blüte.


Dabei ging die Maschine ruhig auf Tjor zu und als die Haut wieder<br />

zusammengewachsen war, erkannte er, dass es Oljia war!<br />

Oljia schlüpfte schnell und behende in den Overall, dann fädelte sie ihren Schwanz aus<br />

dem Kleidungsstück.<br />

Lächelnd ging sie auf ihn zu.<br />

Seltsamerweise rannte er nicht davon...oder kroch, ohne s<strong>ein</strong>e Krücke. Er sah Oljia<br />

<strong>ein</strong>fach nur an...und er war traurig, dass sie nur <strong>ein</strong>e Maschine zu s<strong>ein</strong> schien.<br />

Oljia kniete sich zu ihm herunter:"Wie geht es dir?" "Du...du bist <strong>ein</strong>e K.U.?" "M<strong>ein</strong><br />

Skelett, ja, aber ich bin immernoch die Jibjek, als die ich geboren wurde...zumindest<br />

was den Geist angeht." "Aber...wie?" "Tjor da hinten kann nicht nur gut kämpfen, er<br />

hat m<strong>ein</strong> Gehirn mit dem Ding vernetzt und den Kram in die K.U. <strong>ein</strong>gebaut, damit ich<br />

m<strong>ein</strong>e Haut und m<strong>ein</strong> Fleisch behalten kann." "Ist...ist er <strong>ein</strong>e UCC-Unit?" "N<strong>ein</strong>...er<br />

ist <strong>ein</strong> Alien. Eine Alien-Maschine." "Und das soll ich dir glauben?" "Ich würde mich<br />

freuen, wenn du mir vertraust." Sie reichte ihm die Hand, um ihm hoch zu helfen. Er<br />

sah in ihre Augen, lächelte und nahm dankend an:"Wie könnte ich diesen Augen<br />

mistrauen." Oljia lief <strong>ein</strong>e Träne ins Fell und er wusste, dass sie ihm die Wahrheit<br />

gesagt hatte.<br />

Die Wachen kamen angerannt, sahen die qualmenden Vracks der D.U.s und dann<br />

sahen sie Oljia.<br />

Sofort richteten sich etliche Waffen auf sie aus.<br />

Tjor stellte sich direkt vor Oljia:"Wer schiesst, wird es bereuen." Einer der Männer<br />

zitterte und <strong>ein</strong>e Ladung traf Tjor am Maul...aber er trug k<strong>ein</strong>e Blessur davon!<br />

Tjor schüttelte den Kopf:"Es ist wohl an der Zeit, dass ihr Jungs mal <strong>ein</strong> bisschen<br />

weniger Steif seid." Mit diesen Worten knickten die Gewehre um, als wenn sie aus<br />

Gummi gewesen wären! Sie hingen schlaff herunter, wie <strong>ein</strong>e tote Pflanze.<br />

Die Wachen hoben mit geschocktem Gesichtsausdruck ihre Waffen und die Läufe<br />

wabbelten umher, wie der lange Hals <strong>ein</strong>es geschlachteten Tieres.<br />

Hauptmann Tonjak trat vor:"ICH ERWARTE EINE ERKLÄRUNG!!!"<br />

Thorsten zuckte mit den Schultern:"Oljia, zeigen wir's ihnen?" "Was denn?" "Du, was<br />

unter d<strong>ein</strong>er Haut schlummert und ich was ich bin." Oljia rümpfte ihre<br />

Schnauze:"Was...jetzt doch?" "Ist doch eh egal, ob sie uns jetzt angreifen, oder wir<br />

ihnen zeigen, was sie erwarten würde." "N-n-na gut...Oktek, du müsstest kurz all<strong>ein</strong>e<br />

stehen." Oktek nickte und balancierte sich an <strong>ein</strong>em Trümmer aus.<br />

Oljia aktivierte die K.U. in ihrem Körper und Thorsten formte s<strong>ein</strong>en Avatar wieder zu<br />

s<strong>ein</strong>em Abbild s<strong>ein</strong>er selbst.<br />

Er lächelte und die Wachmänner sprangen geschockt zurück.<br />

Tonjak keuchte:"Was bist du?! Irgend <strong>ein</strong>e neue UCC-Abart?!" "N<strong>ein</strong>. Um es <strong>ein</strong>fach<br />

auszudrücken: Ich bin <strong>ein</strong>e kybernetische Alien-Maschine." "WAS?!" "Sagen wir es mal<br />

so: Euer Raum, Weltraum, um genau zu s<strong>ein</strong>, ist durchtränkt mit unzähligen,<br />

unsagbar kl<strong>ein</strong>en Maschinen und <strong>ein</strong>e jede davon bin ich." "Aber...du stehst doch hier<br />

vor uns!"<br />

Oljia seufzte und drehte ihren Kopf <strong>ein</strong>mal im Kreis:"Das hier ist <strong>ein</strong> Avatar. Eine Art<br />

Vertreter."<br />

Thorsten lächelte:"Genau, das hier, diese Form, ist m<strong>ein</strong>er ursprünglichen Gestalt<br />

nachempfunden. Es ist in etwa so, wie <strong>ein</strong>e K.U., die <strong>ein</strong> Skelett immitiert."<br />

"K.U.!!!" Die Wachen begannen aus allen Rohren auf ihn zu feuern und er seufzte.<br />

Eine kurze Überladung der Kondensator-Spulen in ihren Gewehren liess die<br />

automatischen Energiewaffen funkensprühend erkalten.<br />

Thorsten ging auf Tonjak zu, der ihm nur bis zur Nase des Avatars reichte:"Ich bin<br />

k<strong>ein</strong>esfalls daran interessiert, irgendwen zu verletzen, weder euch, noch den UCC."<br />

"Dann bist du <strong>ein</strong> Freund des UCC!" Tonjak schlug auf Thorstens Bauch...der Jibjek<br />

sollte schon sehen, was er davon hatte. Tonjak jaulte auf und rieb sich die pochende<br />

Hand.<br />

Thorsten strich das weisse Hemd glatt und seufzte:"Wenn <strong>ein</strong>e D.U. von mir in zwei


Stücke gerissen wird, solltest du erahnen können, dass <strong>ein</strong> Faustschlag wenig<br />

ausrichten kann." Der Jibjek sank vor ihm auf die Kniee und rieb sich stöhnend die<br />

Hand.<br />

Eine der Wachen rannte auf ihn zu und brüllte.<br />

Ein kurzer Griff mit <strong>ein</strong>em Kraftfeld nach dem abgetrennten Arm <strong>ein</strong>er D.U., der diesen<br />

dann mit hoher Geschwindigkeit heransausen liess, erledigte das Problem sauber: Die<br />

metallene Faust grub sich in den Boden, die Wache stolperte und flog kreischend in<br />

<strong>ein</strong>en Geröllhaufen.<br />

Thorsten seufzte...diese lächerlichen Angriffe waren <strong>ein</strong>fach nur traurig:"Also, ich<br />

denke, ihr solltet euch jetzt mal beruhigen, ansonsten werde ich <strong>ein</strong>fach wieder gehen<br />

und euch den noch kommenden K.U.s und D.U.s überlassen."<br />

Oljia fletschte grinsend ihre Zähne:"Und ich bin noch <strong>ein</strong>e Jibjek, die die K.U. in ihrem<br />

Körper kontrollieren kann. Eine echte K.U. hätte euch zerfetzt. Aber das wisst ihr wohl<br />

am besten."<br />

Langsam wurden die Männer zurück gedrängt.<br />

Es war schon <strong>ein</strong> lustiger Anblick, als Oljia sich mit ihren Stahlklauen zu Oktek<br />

umwandt und ihm <strong>ein</strong>e Hand reichte:"Soll ich dir helfen?" Oktek lächelte:"Das ich mal<br />

bei so <strong>ein</strong>em Anblick nicht davon kriechen würde, hätte ich nie gedacht...danke."<br />

Thorsten sah mit s<strong>ein</strong>en eigenen Augen auf Jarin hinunter, die immer noch selig auf<br />

s<strong>ein</strong>em Schoss schlief...nur, dass sie jetzt, wo ihre Lunge <strong>ein</strong>gedrückt war, etwas<br />

schnarchte.<br />

Es war <strong>ein</strong>e Schande, dass er nicht allen Wesen im Universum so <strong>ein</strong>en Frieden<br />

gönnen konnte. Er hatte es ja <strong>ein</strong>mal versucht, in <strong>ein</strong>em abgelegenem Dorf in Afrika,<br />

aber der Stamm hielt sich für unsterblich, Götter gar. Sie gingen auf<strong>ein</strong>ander los, weil<br />

sie sich für unverwundbar hielten...es war <strong>ein</strong> primitives Disaster. Daher versuchte er<br />

es garnicht erst, es müsste sich wohl erst ganz langsam so entwickeln.<br />

Doch er würde diesem jungen Paar die Chance geben.<br />

Tonjak fiel ansch<strong>ein</strong>end wieder <strong>ein</strong>, dass er ja auf ihn losgehen wollte. Dieses mal<br />

erhob er s<strong>ein</strong> Messer aber gegen Oktek, weil dieser sich, wie es in dem paranoiden<br />

Gehirn von Tonjak umherwaberte, mit dem UCC verband.<br />

Ein kurzer Eingriff löste das Problem, ohne dass Thorsten etwas machen musste.<br />

Oljias klingenbewährter Schwanz schoss herum und trennte Tonjaks Unterarm in der<br />

Mitte durch.<br />

Sofort kamen auch alle anderen Wachen angerannt, um Oljia irgendwie anzugreifen.<br />

Oljia versuchte, Oktek irgendwie zu beschützen. Ihre Augen konnten die vielen<br />

Soldaten kaum aus<strong>ein</strong>anderhalten.<br />

Tjor hörte sich wütend an:"Genug!" Die Wachmänner gefroren in ihrer Bewegung...sie<br />

froren nicht <strong>ein</strong>, sondern blieben stocksteif stehen. Ängstlich zuckten ihre Augen<br />

umher.<br />

Tjor kam langsam auf sie zu:"Ich verabscheue solche Prügeleien! Dazu noch gegen<br />

<strong>ein</strong>en Einb<strong>ein</strong>igen." Genervt sah Tjor auf Tonjak hinunter, der sich kreischend den<br />

Armstumpf hielt...sie hatte eigentlich auf das Messer gezielt.<br />

Er packte den Hauptmann:"Und du komm' her!" Tonjak atmete flach und<br />

schnell:"MEIN ARM! MEIN AAAARM!!!" "Wir wollen euch nichts Böses! Hier, nimm<br />

d<strong>ein</strong>en Arm." Tjor streckte den Arm aus, das abgetrennte Glied flog heran und landete<br />

in Tjors Hand, die perfekt zupackte. Tjor hielt die beiden Schnittränder an<strong>ein</strong>ander<br />

und die Wunden leuchteten kurz auf...dann sah Tonjak keuchend auf s<strong>ein</strong>en intakten<br />

Arm:"Wie...was?" "Jetzt hast du zwei Möglichkeiten: Erstens: Du glaubst mir, dass ich<br />

euch nur Gutes will und nichts mit dem UCC zu tun habe, oder zweitens: Du musst in<br />

Betracht ziehen, dass Nanotechnologie des UCC in d<strong>ein</strong>em Körper ist."<br />

Jetzt richteten sich die Augen der Wachen auf den Hauptmann, der geschockt auf<br />

s<strong>ein</strong>en Arm sah.<br />

Tjor kam nun auf sie und Oktek zu:"Oktek, vielleicht vertraust du mir?" Oktek sah mit<br />

großen Augen in das fremde, fast kahle Gesicht:"Ich...ich vertraue dir." "Würdest du


gerne wieder richtig laufen können?" "Ja. Ich möchte niemandem mehr zur Last<br />

fallen."<br />

Tjor lächelte und schwang s<strong>ein</strong>e Hand langsam im Gelenk um, als wolle er jemanden<br />

streicheln. Als die Handfläche nach unten zeigte, leuchtete die Hand und goldene<br />

Nebel-Auroren wuchsen daraus zu Okteks verstümmeltem B<strong>ein</strong>.<br />

Langsam wanden sich zwei Nebelauroren vom B<strong>ein</strong>stumpf nach unten in<strong>ein</strong>ander, wie<br />

zwei Ranken <strong>ein</strong>er Schlingpflanze. Unten am Boden verdickte sich der Strang, wie <strong>ein</strong><br />

Fuss.<br />

Da wo sonst der Knochen verlief, glitt <strong>ein</strong> Lichtpunkt bis zum Knotenpunkt aus Strang<br />

und Verdickung, wo er sich aufspaltete und in etwa die Bahnen der Fussnochen<br />

bildete.<br />

Der Nebel dort begann zu leuchten und wurde so gleissend, dass man kaum noch<br />

hinsehen konnte.<br />

Das Licht erstarb und die Nebelauroren zogen sich in Tjors glimmende Hand zurück.<br />

Aus Okteks zerfetztem Hosenb<strong>ein</strong> erstreckte sich <strong>ein</strong> kräftiges, unversehrtes B<strong>ein</strong>!<br />

Tjor hatte Oktek <strong>ein</strong> neues B<strong>ein</strong> gegeben!<br />

Thorsten lächelte Oktek entgegen, der mit offenem Maul s<strong>ein</strong> neues B<strong>ein</strong> betrachtete.<br />

Die D.U. im Hintergrund entging ihm dabei nicht.<br />

Als die wuchtige Maschine auf sie zupreschte, schlug Thorsten <strong>ein</strong> dickes, klaffendes<br />

Loch durch den Schädel der Maschine, ohne auch nur <strong>ein</strong>en anderen Muskel als die im<br />

rechten Arm zu benutzen. Ein kurzer Check mit s<strong>ein</strong>en Sensoren bestätigte, dass der<br />

Computer der Maschine nur noch etwas Silizium-Staub war.<br />

Oktek sah geschockt auf s<strong>ein</strong>en Arm, der sich durch den Schädel der Maschine<br />

streckte. Aber im Moment machte es Thorsten nichts aus, der Tritt, den ihn s<strong>ein</strong> Sohn<br />

gegen s<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> verpasste, war <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong> zu schönes Gefühl.<br />

Oktek sah auf die erschlaffende Maschine, die am Arm des Aliens aufgespiesst war,<br />

wie an <strong>ein</strong>er Stahlstrebe. Und...und er hatte jetzt <strong>ein</strong> neues B<strong>ein</strong>! Es fühlte sich an,<br />

wie s<strong>ein</strong> altes B<strong>ein</strong>, das er vor kurzem verloren hatte. Dann...dann löste sich die D.U.<br />

auf, wie Wachs, das schmolz!<br />

Tjor schüttelte sich die letzten Tropfen der geschmolzenen Maschine vom Arm und<br />

lächelte:"Diese Dinger sind echt nervig. Wie gut, dass es sie bald nicht mehr geben<br />

wird."<br />

UCC, oder Uzezi, wie es sich selbst nannte, bekam langsam Angst. Das kl<strong>ein</strong>e Herz<br />

s<strong>ein</strong>es Kindes, das aus <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er Zellen gewachsen war, schlug ruhig, s<strong>ein</strong>es aber<br />

extrem schnell. Es wusste sich selbst nicht so <strong>ein</strong>zuordnen, welches Geschlecht es nun<br />

hatte, schliesslich hatte es ja k<strong>ein</strong>erlei derartige Organe und <strong>ein</strong>e Identifikation mittels<br />

des Skeletts fiel ja auch flach. In den Daten über s<strong>ein</strong>e Erschaffung war nur von <strong>ein</strong>er<br />

Eizelle die Rede, das Spermium war nicht bekannt gewesen. Ein Gen-Test war bei<br />

s<strong>ein</strong>er Genmodifikation auch sinnlos.<br />

Aber s<strong>ein</strong> Geschlecht war es nicht, was ihm Angst machte. Es hatte Angst vor der<br />

Lokalisierung der weltweit zerstörten Einheiten: Zwei starke Konzentrationen von<br />

Einheiten, die aufgehört hatten, zu senden. An <strong>ein</strong>em der Punkte war gestern <strong>ein</strong><br />

schwerer Kampfpanzer stark beschädigt worden, ohne das <strong>ein</strong> Grund von <strong>ein</strong>er der<br />

Sub-KI's festgestellt werden konnte. Materialermüdung war bei <strong>ein</strong>em fabrikneuem<br />

Panzer ausgeschlossen.<br />

Es betrachtete die Liste der ausgefallenen Maschinen: Mehrere D.U.s, <strong>ein</strong> paar K.U.s<br />

und <strong>ein</strong> paar Killerdrohnen. Sowie <strong>ein</strong>e K.U., die kurzzeitig angefangen hatte zu<br />

senden, dann aber wieder ausgefallen war.<br />

Die K.U.s waren ihm sowieso zuwieder. Eine der Sub-KI-Matrizen hatte sie entwickelt<br />

und vorgeschlagen, es hatte sie angenommen und in die Fertigung übergeben.<br />

Was war da unten los? Hatten die Jibjek jetzt <strong>ein</strong>e EMP-Waffe, die die<br />

Schutzvorrichtungen umgang? Wenn...wenn jemand mit so etwas auf diesen Tank, in<br />

dem es aufgewachsen war und seitdem lebte, schoss, würden die<br />

Lebenserhaltungsmechanismen ausfallen und es, noch schlimmer, s<strong>ein</strong> Kind, würde


sterben.<br />

Es aktivierte <strong>ein</strong>en der internen Arme und streichelte die kl<strong>ein</strong>e Kugel, die über <strong>ein</strong>e<br />

dünne Nabelschnur mit s<strong>ein</strong>er Seite verbunden war. S<strong>ein</strong> Kind zuckte kurz mit den<br />

wenigen Muskeln, die noch verbleiben waren, um sich näher an es ran zu stossen.<br />

Es war su glücklich, s<strong>ein</strong> Kind zu haben. Notfalls, würde es halt den ganzen Planeten<br />

ausrotten, nur um s<strong>ein</strong> Kind zu schützen.<br />

Thorsten saß wieder mit Oljia, Nimia, Oktek und den Kl<strong>ein</strong>en in der Herberge. S<strong>ein</strong><br />

Avatar hatte wieder die Gestalt <strong>ein</strong>es Jibjek und s<strong>ein</strong> Schwanz pendelte ruhig hin und<br />

her. Die Wachen hatten mittlerweile <strong>ein</strong>igen Respekt vor ihm und hatten sie deshalb in<br />

Ruhe gelassen. Momentan berieten die Soldaten, ob sie <strong>ein</strong>e Chance gegen ihn hätten.<br />

Jimja spielte mit der kl<strong>ein</strong>en Najea und das Lachen war <strong>ein</strong>e Wohltat für s<strong>ein</strong>e Ohren.<br />

Oktek hatte sich, für den Weg hierher, das neue B<strong>ein</strong> an den Oberschenkel gebunden,<br />

damit niemand sah, dass er k<strong>ein</strong>en Stumpf mehr hatte. Nun band er den Knoten in<br />

Höhe der Hüfte auf, wo s<strong>ein</strong> Fuss rangebunden war. Er streckte das B<strong>ein</strong> aus und<br />

Thorsten überprüfte, ohne dass irgendwer es bemerkte, noch <strong>ein</strong>mal die<br />

Nahtstellen...alles war bestens.<br />

Oljia lächelte glücklich und sah zu ihm:"So, Tjor, wann hast du vor, den UCC zu<br />

bändigen?" "Ich werde heute in <strong>ein</strong>es der Lager gehen, ihr wartet hier."<br />

Nimia sah ihn verwundert an:"Was für <strong>ein</strong> Lager?" "Dort werden <strong>ein</strong> paar Jibjek<br />

gefangen gehalten, um landwirtschaftliche Erzeugnisse herzustellen, die der UCC für<br />

s<strong>ein</strong>e Nährkonzentrate braucht."<br />

Oktek rieb sich das neue B<strong>ein</strong>:"Aber...der UCC wird sie dann doch umbringen lassen,<br />

oder?!" "Ich sorge schon dafür, dass ihnen nichts geschieht."<br />

Jarin wachte auf und lächelte zu Thorsten hoch. Sie fühlte sich, als wäre ihr Torso <strong>ein</strong><br />

Sack Mehl, aber sie war so glücklich und stolz. Ausserdem war sie froh, bald wieder in<br />

Klamotten zu passen, die ihre Größe und ihren Schnitt nicht dem Träger anpassten.<br />

Das Gestrampel der Beiden würde ihr auch nicht sonderlich fehlen...die ver<strong>ein</strong>zelten<br />

Tritte, ja, aber nicht das Tanzturnier auf ihren Eingeweiden.<br />

Thorsten lächelte zurück:"Geht es dir gut?" "Hmhm." "Du hast Hunger." "Ja." "Was<br />

möchtest du?" "Ein Truthahnsandwich." "Kommt sofort." Ein kurzer Lichtblitz und sie<br />

konnte ihren Hunger stillen.<br />

Sie war immernoch etwas schläfrig, aber sie sah ihn glücklich an:"Wie wär's mit <strong>ein</strong><br />

bisschen Naniten-TV für d<strong>ein</strong>e dicke Frau?" "Du bist nicht dick. M<strong>ein</strong> maschineller Teil<br />

würde sagen du hast <strong>ein</strong>e kostbare Ladung an Bord." Sie musste lachen und legte sich<br />

<strong>ein</strong>e Hand auf den Bauch:"Die Kostbarste." "Na gut, wenn du möchtest. Hier <strong>ein</strong> Bild."<br />

Thorsten stand auf, s<strong>ein</strong> Avatar natürlich, sonst wäre s<strong>ein</strong>e Frau auf den Boden<br />

gefallen:"Ich denke, es ist besser, wenn ich jetzt schon gehe." Oljia stand auf:"Ich will<br />

mit, ich will helfen." "Es wäre nützlicher, du würdest hier bleiben. Wenn <strong>ein</strong>e K.U.<br />

gegen UCC-Einheiten kämpft, dann ist das nicht so schrecklich für den UCC, wie wenn<br />

ich gegen sie kämpfe. Und wie ihr gesehen habt, bin ich sehr wandlungsfähig."<br />

Jantika sah ihn fragend an:"Und was soll das bringen, wenn du dann all<strong>ein</strong>e<br />

auftauchst?" "Nun, der UCC ist <strong>ein</strong> genmanipulierter Jibjek mit kybernetischen<br />

Implantaten. Er hat genau die selben Ur-Ängste wie ihr." "Und du willst ihm Angst<br />

<strong>ein</strong>jagen?" "Wenn er <strong>ein</strong>e Blase hätte, würde er sich in s<strong>ein</strong>en Tank pinkeln. Daher<br />

wäre es nicht sonderlich gut, wenn ich Oljia mitnehme. Sie würde zitternd in <strong>ein</strong>er<br />

Ecke sitzen, wenn ich los lege."<br />

Oljia sah ihn an und seufzte:"Gut, dann werde ich mich hier hinsetzen und wenn nötig<br />

die Wachen abhalten."<br />

Er zuckte mit den Schultern:"Aber hör dir erst an, was sie sagen wollen. Es ist nicht<br />

sonderlich förderlich, wenn ich wieder alle Wachen flicken muss." Oljias Augen<br />

funkelten, sie aktivierte kurzzeitig die Kameras:"Ich hör's mir an, aber wenn sie<br />

m<strong>ein</strong>er Kl<strong>ein</strong>en was wollen, fahr ich aus dem Pelz."<br />

Thorsten schüttelte lächelnd den Kopf:"Naja, nach dem, was ich gleich tun werde,<br />

sollte ich da nicht so pingelig s<strong>ein</strong>. Aber k<strong>ein</strong>e unnötige Gewalt, ja?!" "Versprochen."


Thorsten machte sich auf den Weg zum Lager, zwei Kilometer nordöstlich. Zu Fuss,<br />

jede UCC-Einheit auf s<strong>ein</strong>em Weg würde nicht lange existieren.<br />

Oljia sah ihm hinterher...er...es...er war <strong>ein</strong> seltsames Ding. Garnicht wirklich da und<br />

dann doch überall um sie herum. Irgendwie war es schwer, sich über so etwas<br />

Gedanken zu machen, wenn man bisher nur darüber nachdenken musste, wie man<br />

sich und die eigene Tochter durchbrachte.<br />

Aber jetzt...sie war so sicher wie nie zuvor.<br />

Thorsten verliess die kl<strong>ein</strong>e Untergrundsiedlung ohne Verfolger oder Beobachter. Es<br />

näherte sich schon <strong>ein</strong> Flugkörper, <strong>ein</strong>e Art Hover-Jet. Thorsten lächelte kurz und liess<br />

dann die Energieversorgung der Maschine zusammenbrechen. Die Suchsch<strong>ein</strong>werfer<br />

erloschen und der Gleiter stürzte Richtung Boden.<br />

Der stählerne Körper pflügte <strong>ein</strong>en halben Meter von ihm entfernt durch den Schrott.<br />

Thorsten ging unberührt an dem berstendem Rumpf des Vier-Meter-Fliegers vorbei<br />

und Richtung Lager.<br />

Er hatte sich schon <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Szenario für die Lager-Verwaltungs-KI ausgedacht.<br />

Wenn der UCC <strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>er Drohnen hinschicken würde, würde er <strong>ein</strong>e Atmosphäre<br />

erleben, wie in <strong>ein</strong>em Horrorfilm.<br />

Eine D.U. rannte auf ihn zu...er nahm s<strong>ein</strong>e neue Form an: S<strong>ein</strong>e Glieder wurden<br />

länger, s<strong>ein</strong> Brustkorb schwoll zu <strong>ein</strong>er Muskelmasse an und s<strong>ein</strong> Schwanz wurde lang,<br />

bekam <strong>ein</strong>e Klinge an der Spitze und das Fell verschmolz, ausser am Oberkörper, zu<br />

<strong>ein</strong>em Panzer.<br />

S<strong>ein</strong>e Arme, dick wie Baumstämme, wurden mit riesigen Klauen bewährt. Eine<br />

schwarze Aura umwaberte ihn in Form <strong>ein</strong>es schwarzen Felles. Er liess s<strong>ein</strong>en<br />

Schatten verschwinden und s<strong>ein</strong>e Augen glühten rot auf. Geifer lief ihm das Maul<br />

hinunter, in dem nun grauenhafte Reißzähne prangten. Er sah aus wie <strong>ein</strong>e K.U., die<br />

von <strong>ein</strong>em Jibjek-Monster überwuchert worden war.<br />

Die Kameras der D.U. versuchten noch, ihn zu focussieren, aber s<strong>ein</strong>e Klaue war<br />

schneller. Wie der Schatten <strong>ein</strong>es schwarzen Schemens pflügten die Klauen durch<br />

Stahl, Kunststoffe und Gerätschaften, die s<strong>ein</strong>er Nano-Technologie <strong>Jahrtausend</strong>e<br />

hinterher hinkten.<br />

Der verbogene, zerfetzte Oberkörper der D.U. flog, Blitze aus den Rissen spuckend,<br />

über den Boden und rollte aus.<br />

Jarin tippte s<strong>ein</strong>e Schulter an:"Du willst dem Ding wirklich Angst <strong>ein</strong>jagen, oder?"<br />

"Mhmh." "Wenn unsere Kinder Halloween feiern, haben sie mit dir ja echt<br />

Glück...allerdings solltest du darauf achten, dass niemand <strong>ein</strong>en Herzinfarkt<br />

bekommt."<br />

Thorsten lächelte und liess s<strong>ein</strong>en Avatar weiterlaufen.<br />

Die grauenhafte Gestalt verlor ihre Konturen, als der feste Kern die Form der<br />

schwarzen Aura annahm und dann zerstob, um als Schatten auf dem Boden zu<br />

gleiten.<br />

Er wurde immer schneller und wo er als Schatten den Boden passierte, fielen<br />

UCCEinheiten<br />

aus.<br />

Nun war er unmittelbar vor dem Lager. Ein paar Stör-Wellen, kunstvoll verzerrt, so<br />

dass sie wie Begleitersch<strong>ein</strong>ungen wirkten, liessen die Kameras des Komplexes<br />

flackern.<br />

Jetzt musste er nur noch die Insassen retten. Er erfasste jeden <strong>ein</strong>zelnen und<br />

Teleportierte sie in ihre Heimatdörfer, die er kurz wieder aufgerichtet und von<br />

unerwünschten Maschinen befreit hatte.<br />

Die Kameras des Komplexes sausten umher, um die Gefangenen, die von <strong>ein</strong>em<br />

Moment auf den Anderen verschwunden waren, irgendwie wieder ausfindig zu<br />

machen. D.U.s und Killer-Drohnen rannten auf ihre Posten und richteten ihre Waffen<br />

präzise in den Hof des Komplexes, wo noch immer <strong>ein</strong>ige Spitzhacken schepperten,<br />

die auf den Boden gefallen waren, als die Gefangenen verschwunden waren.


Das Stöhnen von "untoten Jibjek" hauchte über den Komplex, im glasklaren Surround-<br />

Sound aus Naniten-Systemen.<br />

Die UCC-Einheiten fuchtelten mit ihren Waffen umher, als die Maschinen versuchten,<br />

die Quelle der Geräusche zu lokalisieren.<br />

Die Suchsch<strong>ein</strong>werfer fielen aus.<br />

Thorsten teilte s<strong>ein</strong>e Schattenkreatur in mehrere Fetzen auf und liess sie zu fünf der<br />

Maschinen in den Wachtürmen rasen.<br />

Vor <strong>ein</strong>er Killer-Drohne schoss <strong>ein</strong> Arm aus dem Schatten am Boden und schlitzte sie<br />

vom Kopf bis zur Hüfte auf...die Maschine gab nur <strong>ein</strong>en Schuss ab, bevor sie ausfiel.<br />

Die KI des Komplexes beobachtete alles über das Sicherheitssystem.<br />

Noch <strong>ein</strong>e Klaue schoss von hinten durch <strong>ein</strong>e D.U. und durchborhte sie wie <strong>ein</strong>e<br />

nasse Papierpuppe.<br />

Ein Panzer wurde von innen heraus durchbohrt und die letzte D.U. in <strong>ein</strong>em der Türme<br />

sah die Klaue gerade noch aus dem Fensterglas vor ihr schiessen, bevor der Schädel<br />

in den Rumpf getrieben wurde.<br />

Nun ballerten die verbliebenen Maschinen auf jeden Schatten, auf ihre eigenen, auf<br />

die, die auf ihre Kameraden geworfen wurden.<br />

Zwischendurch schossen Klauen aus den Schatten und zerfetzten <strong>ein</strong>e Maschine in<br />

<strong>ein</strong>en unförmigen Haufen vorzerrten Stahles.<br />

Als alle mobilen Maschinen nach fünf Minuten zerstört waren, fielen die<br />

Geschütztürme mittels <strong>ein</strong> paar EMP's aus.<br />

Thorsten glitt mit allen Schatten in den Hauptkorridor zum Lager-Computer. Die<br />

Schatten ver<strong>ein</strong>ten sich zu <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen und dieser glitt den Korridor entlang.<br />

Nur gelegentlich flackerten noch die Lampen auf, dann erloschen sie.<br />

Die Kameras im Computerraum surrten umher, doch den Schatten, der lautlos unter<br />

dem Panzerschott hindurch glitt, bemerkten sie nicht.<br />

Thorsten bäumte sich als Monster vor der Hauptkamera auf, hinter der sich die<br />

CPURelais<br />

befanden.<br />

Als das Notlicht ansprang, zuckte die Kamera noch kurz, bevor s<strong>ein</strong>e Klauen durch die<br />

Schaltkreise pflügten, wie Haifisch-Rückenflossen durchs Wasser.<br />

Die KI war zerstört, aber die Speicherbänke waren komplett intakt.<br />

Thorsten zerschmolz wieder zu <strong>ein</strong>em Schatten und spaltete <strong>ein</strong>en Teil dieses Avatars<br />

ab. Dieser Körper würde die Killer-Drohne, die der UCC bestimmt als Erkundungs-<br />

Einheit schicken würde, ordentlich willkommen heissen. Er glitt unsichtbar aus dem<br />

Lager und langsam in das Lager.<br />

Er glitt die Wand hoch und trat aus dem Schatten, direkt vor Oljia.<br />

Sie kreischte auf:"WAAAHHRRRGG!!! SPINNST DU?!" "Oh, entschuldigung. Ich bin es<br />

mittlerweile so gewohnt, überall aufzutauchen." "Aber musst du denn aus den<br />

Schatten springen?!? Wie so <strong>ein</strong>e Art Dämon!" "Das hat die Lager-KI auch gedacht."<br />

"Die...die Lager-KI? Was hast du da denn gemacht?" "Och, sagen wir es mal so: Der<br />

UCC wird denken, er sei in <strong>ein</strong>er Gruselgeschichte."<br />

Die Drohne schob das Vrack <strong>ein</strong>er D.U. beiseite und der UCC liess sie die Schäden<br />

begutachten: Das...das sah ja aus, als ob etwas sich durch die Panzerung geschlitzt<br />

hatte...etwas großes!<br />

Der dünne Hals der Killerdrohne liess den Sensorkopf hin und her schwenken...die<br />

Maschinen...diese gepanzerten Einheiten...sie wurden an die Wand gezogen! Die<br />

Körperstellung liess auf nichts anderes schliessen!<br />

Langsam und ängstlich liess der UCC die Killer-Drohne umher wandern. Die Flügel am<br />

Rücken der Maschine stellten sich auf und sie wurde von dem Triebwerk am Rücken<br />

empor gehoben...<strong>ein</strong>e D.U. war halb durch das Fenster des Wachturmes gezogen<br />

worden...was...was konnte <strong>ein</strong>e D.U. dermaßen beschädigen?!<br />

Der UCC bekam enorme Angst. Nichts deutete darauf hin, dass auch die Einheiten<br />

<strong>ein</strong>en Treffer gelandet hatten. Nur ver<strong>ein</strong>zelt wirbelte etwas Staub auf und legte sich


auf den Blättern der Kletterpflanzen nieder, wodurch sie weniger Mondlicht spiegelten.<br />

Der UCC liess die Drohne nun zum Korridor zum Computerraum gleiten, landete die<br />

Drohne und liess sie durch die Tür gehen.<br />

Aus irgend<strong>ein</strong>em Grund, wahrsch<strong>ein</strong>lich <strong>ein</strong> Instinkt, den man ihm nicht richtig hatte<br />

abzüchten können, liess er die Drohne sich zusammenkauern, während sie auf die<br />

intakte Tür zuging.<br />

Die Kameras zeigten, dass die Tür unbeschädigt war...das Notlicht leuchtete hinter der<br />

kl<strong>ein</strong>en Panzerglasscheibe.<br />

Der Sicherheitscode liess die Tür aufgleiten...nur halb...irgendwas musste den<br />

Schliessmechanismus beschädigt haben. Nichts deutete auf Jibjek hin.<br />

Die Killer-Drohne erreichte die Hauptkamera...sie war total zerfetzt worden und auch<br />

sämtliche Prozessoren. Dem UCC liefen Schauer durch s<strong>ein</strong>e kybernetischen<br />

Implantate.<br />

Der Transfer-Port war unbeschädigt. Aus der Unterseite des Handgelenks der Killer-<br />

Drohne schob sich der lange, dünne Anschluss und rastete mit <strong>ein</strong>em metallischem<br />

Klicken, dass von den schwach rot beleuchteten Wänden zu hallen schien, <strong>ein</strong>. Die<br />

Monitore des Raumes zeigten nur Schnee...die Daten aus den Aufzeichnungen der<br />

Kameras trieben die Herzfrequenz des UCC hoch. Sofort griff <strong>ein</strong> Implantat <strong>ein</strong> und<br />

injizierte Beruhigungsmittel. Gegen die Angst half das nicht aber gegen den<br />

übermäßigen Herzschlag.<br />

Dann betrachtete der UCC mit Schrecken die letzte Scene...die Hauptkamera konnte<br />

im Dunkeln nichts erkennen...das Notlicht sprang an und...<strong>ein</strong> schwarzer Schemen<br />

pflügt durch die Amaturen.<br />

Erst jetzt bemerkte der UCC den schwarzen Schatten, der sich langsam über die<br />

Drohne erhob...von hinten!<br />

Die flinke Drohne schnellte herum...nur um noch mit anzusehen, wie <strong>ein</strong> schäumendes<br />

Maul wegen <strong>ein</strong>er vorbeischnellenden Klaue kurz unsichtbar wurde und diese Klaue<br />

sich dann von unten nach oben durch den Rumpf der Drohne schnitt.<br />

Die Hydraulik-Pumpe hing noch an den Klauen...dann versagte die Energie und die<br />

Verbindung zur Drohne riss ab.<br />

Voller Angst schloss der UCC sofort alle Schotts im Hauptkomplex, liess alle Panzer<br />

hochfahren, alle Sch<strong>ein</strong>werfer und Lichtquellen auf maximale Intensität schalten und<br />

die Wachroboter der Verion-Klasse hochfahren. Die Kameras im Tank fixierten s<strong>ein</strong><br />

Kind und der UCC hatte Todesangst...um s<strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>es.<br />

Er...der UCC, es, diese unglaublich mächtige Maschine...verkroch sich hinter all s<strong>ein</strong>en<br />

Schutzmaßnahmen, wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Kind unter s<strong>ein</strong>er Decke.<br />

Dieses...dieses Schattending...das trotzte allen physikalischen Gesetzen...und es<br />

machte ihm Angst.<br />

Thorsten schmunzelte, als er in dem Zimmer saß, das ihm Oktek gegeben hatte. Der<br />

UCC hatte <strong>ein</strong>en Adrenalin-Spiegel, den die Maschinen um den Mutanten nur schwer<br />

<strong>ein</strong>dämmen konnten.<br />

Um den Computer, der sich das eh alles nicht mehr erklären konnte, noch weiter zu<br />

verängstigen, hob er <strong>ein</strong>fach die Bindungen zwischen den Atomen der Haupt-<br />

Fertigungshalle für die Roboter-Einheiten...es war wirklich lustig, den ungläubigen<br />

Gedanken des Computers zu folgen, während die Halle schmolz, wie <strong>ein</strong>e Eisskulptur<br />

in der Wüste.<br />

Der UCC konnte k<strong>ein</strong>e Möglichkeit finden, wie <strong>ein</strong>e Halle ohne Verbrennung oder<br />

Wärmeentwicklung <strong>ein</strong>fach zu <strong>ein</strong>er flüssigen Kunststoff-Metall-Suppe zerfloss.<br />

Die nächsten sechs Stunden der Nacht hörte er die verschiedenen Alarm-<br />

Verbindungen des UCC ab und änderte <strong>ein</strong> paar kl<strong>ein</strong>e Anweisungen im Datei-<br />

Management. Als Folge wurde Munition als Triebsatz für Raketen, Kristalle für<br />

Funkgeräte als Laser-Fokussier-Kristalle und Schmiermittel als Kunststoff geliefert. In<br />

den vollautomatisierten Montage-Hallen des UCC führte das zu Katastrophen.<br />

Maschinen und Roboter flogen in die Luft, als die "Triebwerke" der Raketen getestet


und somit die Munition gezündet wurde, komplexe Maschinen zerbrachen, weil<br />

tragende Elemente nur aus Schmiere bestanden und Roboter liefen heiss und<br />

zündeten Treibstoff-Leitungen, weil das Schmiermittel in den Lagern durch Schleifsand<br />

für Sandstrahler ersetzt worden war.<br />

Die Schäden wären in die neunstellige Milliardenhöhe gegangen, wenn es hier sowas<br />

wie Geld gegeben hätte.<br />

Thorsten lehnte sich entspannt zurück und streichelte Jarin mit s<strong>ein</strong>em richtigem<br />

Körper zärtlich den Bauch.<br />

Sie schlief in dieser lauen Sommernacht bei ihm auf der Veranda, auf s<strong>ein</strong>em Schoss.<br />

Verschiedene Klimafelder machten es ihr mollig warm und <strong>ein</strong> paar Kraftfelder<br />

massierten sie an den strapazierten Muskeln ihres Rückens. Selbst mit all s<strong>ein</strong>en<br />

Implantaten waren die Muskeln durch den Platzmangel sehr strapaziert.<br />

Er konnte es kaum erwarten, endlich s<strong>ein</strong>e Kindchen in den Armen zu halten...er hatte<br />

nie gehofft, noch mal <strong>ein</strong>e Familie zu haben. Natürlich hatte er es sich gewünscht,<br />

aber manchmal hatte er den Glauben daran verloren.<br />

Nun hatte er Jarin, Rough, Siren, Selaja, Sojion, Asjia und alle s<strong>ein</strong>e Patenkinder und<br />

Freunde...er war <strong>ein</strong>fach überglücklich.<br />

Über s<strong>ein</strong>em Avatar wummerte der Fusions-Generator <strong>ein</strong>es Kampfpanzers. Er liess<br />

das Eindämmungsfeld kollabieren und der Panzer verdampfte in <strong>ein</strong>er zischenden<br />

Wolke. Patroullierende Killer-Drohnen in der Nähe des Panzers verglühten <strong>ein</strong>fach in<br />

der Explosion.<br />

Es war an der Zeit, diesem Horror <strong>ein</strong> Ende zu machen. Die ängstlichen Gedanken auf<br />

diesem Planeten waren nicht länger zu ertragen und der UCC war schon ängstlich<br />

genug.<br />

Oljia klopfte und öffnete die Tür:"Ich hatte so <strong>ein</strong> Gefühl..." "Ja, es ist so weit, ich<br />

breche auf und mache dem UCC mal klar, was er getan hat." Die Wachen kamen auch<br />

herin, mit Oktek im Schlepptau:"Wir kommen mit." "Wenn ihr wollt, aber es wird k<strong>ein</strong><br />

schöner Anblick." Ein kurzes Nicken war die Antwort.<br />

Jimja zog am Ärmel ihrer Mutter:"Ich möchte auch mit!" Oljia beugte sich<br />

hinunter:"Jimja...n<strong>ein</strong>. Das wird sher hart und ich möchte nicht, dass du das<br />

mitkriegst." "Aber Mama! Ich möchte dabei s<strong>ein</strong>, das ist so wichtig! Ausserdem habe<br />

ich mit angesehen, wie die K.U. sich aus dir raus schälen wollte." Oljia sah ihn an,<br />

wohl versuchend, dass er Jimja den Sachverhalt erklären würde. Thorsten zuckte mit<br />

den Schultern:"Dann lasse ich <strong>ein</strong> paar Horroreffekte weg. Dann wird es schon nicht<br />

so schlimm."<br />

Oljia sah auf Jimja hinunter:"Aber du bleibst schön in m<strong>ein</strong>er Nähe."<br />

Der doch recht beachtliche Trupp verliess das Haus und dann ging es in Richtung der<br />

Tunnel zum Ausgang.<br />

Thorsten betrat mit s<strong>ein</strong>en Pfoten als erster das Trümmerfeld über der Stadt. Eine<br />

Überwachungsdrohne von der Größe <strong>ein</strong>er Nova detonierte, als er <strong>ein</strong> Schwungrad in<br />

<strong>ein</strong>em der Getriebe bersten liess und die Trümmer sich durch die Eingeweide der<br />

Maschine fraßen.<br />

S<strong>ein</strong>e Begleiter zuckten zusammen. Der Trümmerregen verfehlte sie weit und er<br />

öffnete <strong>ein</strong> Wurmloch zu <strong>ein</strong>em Ort, nahe des Hauptkomplexes, in dem der UCC sich<br />

befand.<br />

Der Komplex selbst, bestehend aus mehreren, unter<strong>ein</strong>ander mit Brücken<br />

verbundenen Türmen, die an umgedrehte Golf-Tins verschiedener Größe erinnerten,<br />

war <strong>ein</strong>e Festung. Um den Komplex herum standen überall die Montage-Hallen, wo die<br />

Kampfmaschinen des UCC produziert wurden. Einige waren natürlich geschmolzen.<br />

Das Wummern der Fusions-Generatoren liess den Boden erzittern und tausende von<br />

Wachdrohnen flogen durch den Himmel über den Türmen, sowie in Bodennähe.<br />

Abertausende von Kampfrobotern patroulierten um und in dem Komplex.<br />

Kurzum: Ein Kinderspiel.<br />

Thorsten lächelte s<strong>ein</strong>e Begleiter an:"Ich sorge nun dafür, dass man euch nichts


antuen kann. Oljia, du verteidigst euch." Oljia nickte und fuhr aus der Haut, was die<br />

Wachen kurz zurückschrecken liess.<br />

Thorsten betrachtete die Trümmer der Hauptstadt des Planeten, in dessem Zentrum<br />

der Komplex lag und sich über die Jahrzehnte ausgedehnt hatte.<br />

Während s<strong>ein</strong>e Zähne länger wurden und er wuchs, zu dem Schatten-Monster, liess er<br />

s<strong>ein</strong> Grinsen verschwinden und ebenso s<strong>ein</strong>e Pupillen. Er sah aus, wie <strong>ein</strong><br />

grauenhaftes Monster, dass jeden Moment den Untergang des Universums <strong>ein</strong>leiten<br />

würde. Ähnlich wie die Shil'Crers damals, nur dass <strong>ein</strong> Shil'Crers im Vergleich zu ihm<br />

nun aussah, wie <strong>ein</strong> Welpe im Vergleich zu <strong>ein</strong>em irischem Wolfshund mit Tollwut.<br />

Ausserdem war die Tatsache, dass er jetzt gute fünfzig Meter hoch war, der Sache<br />

nicht abträglich. S<strong>ein</strong>e Schattenaura, bestehend aus <strong>ein</strong>em Kraftfeld, das Licht<br />

absorbierte und in Energie umwandelte, schwang in Schwaden um ihn, wie die<br />

Tentakel <strong>ein</strong>er Anemone.<br />

Sofort schalteten sich hunderte Suchsch<strong>ein</strong>werfer <strong>ein</strong> und richteten sich auf ihn aus.<br />

Die Roboter bewegten sich in <strong>ein</strong>e klare Formation, ohne Zweifel <strong>ein</strong>e militärische<br />

Sub-KI, dafür brauchte Thorsten nicht den Datenverkehr überwachen, was er<br />

trotzdem tat.<br />

Er brüllte und der sowieso verhangene Himmel zog sich zu <strong>ein</strong>er Wolkendecke<br />

zusammen, die so schwarz war, wie s<strong>ein</strong>e Aura, die das Licht der Sch<strong>ein</strong>werfer fraß.<br />

Laserfeuer brachte da natürlich auch nichts. Raketen, die Atombomben trugen,<br />

wurden von Blitzen der schwarzen Gewitterwolken getroffen und verdampft, bevor sie<br />

scharf waren.<br />

Der Fallout war nicht mehr als Staub, k<strong>ein</strong>eswegs strahlend.<br />

Die ersten Roboter erreichten ihn. Killerdrohnen flogen auf ihn zu. Er brüllte und <strong>ein</strong><br />

Schwall aus ätzendem Geifer brach über die Frontlinie der Armee zusammen, die<br />

dadurch zerfressen wurde. Die Killerdrohnen erreichten s<strong>ein</strong>e Aura, die sie packte und<br />

den Generatoren die Energie entzog. Die Schwaden zerquetschten und zerrissen die<br />

Maschinen dann.<br />

Ein Panzer, der auf ihn zurollte, wurde Opfer s<strong>ein</strong>er riesigen Füsse.<br />

Währenddessen pochte das unterentwickelte Herz des UCC mit Spitzenleistung. Das<br />

war natürlich anzunehmen, da alle Waffen, die er ihm entgegenschleuderte,<br />

wirkungslos versagten.<br />

Thorsten bäumte sich auf, drückte s<strong>ein</strong>e Schultern <strong>ein</strong>mal durch und brüllte in den<br />

Himmel, wie <strong>ein</strong> Werwolf in <strong>ein</strong>em Film, der Heulte, dabei streckte er s<strong>ein</strong>e Arme mit<br />

nach oben gerichteten Handflächen nach unten. An und für sich nutzlos, aber der<br />

Show-Effekt diente nur als Einleitung <strong>ein</strong>es netten Gewitters. Blitze donnerten vom<br />

Himmel herab in die vier Generatortürme um den Hauptturm des Komplexes.<br />

Wie in <strong>ein</strong>er überlastenden Kraftwerksturbine zuckten die Blitze um den Turm herum<br />

und liessen ihn schliesslich explodieren.<br />

Trümmer flogen durch die Luft und zertrümmerten gut zwanzig Prozent der Armee, die<br />

ihm gegenüber stand.<br />

Er senkte s<strong>ein</strong>en Kopf wieder und zerfloss zu <strong>ein</strong>em Nebel aus Schatten, der in<br />

Bodennähe entlang glitt. Sämtliche Maschinen, die ihn berührten, fielen aus, als er<br />

ihnen die Energie absaugte. Eine bewegungslose Armee stand nun da, während er als<br />

Nebel in die Kühl-Schächte des Hauptturmes floss, in dem der UCC um s<strong>ein</strong> Leben und<br />

das s<strong>ein</strong>es Kindes bangte.<br />

Sämtliche Sicherheitsschotts schlossen sich und veriegelten sich magnetisch. Er<br />

kehrte in <strong>ein</strong>igen die Polarität der Magneten um und die Tore zerbarsten, durch andere<br />

glitt er <strong>ein</strong>fach hindurch.<br />

Das lenkte aber nur ab von der Nebelsäule, die sich langsam wie <strong>ein</strong> Efeu den Turm<br />

bis zur Mitte hochwandte und dann <strong>ein</strong> Loch in die Kammer riss, in der der UCC<br />

steckte.<br />

Geschütze feuerten auf ihn und versagten.<br />

Der Nebel floss von überall in die Kammer, bildete <strong>ein</strong>en Wirbel, der sich immer mehr


verdichte bis schliesslich <strong>ein</strong> Avatar von Thorsten menschlicher Gestalt dort stand.<br />

Er sah den UCC mit finsterem Blick an, immer noch glitt der dünne Nebel durch die<br />

Luft:"Du wiederliches Ding." Die Stimme des Computers, der die Nervenimpulse des<br />

UCC in Sprache umwandelte, zitterte, so wie <strong>ein</strong>e angsterfüllte Stimme es tat:"Du...du<br />

kannst sprechen?" "Ja. Und ich kann noch mehr." S<strong>ein</strong>e Stimmer erklang diesmal in<br />

den Gedanken des hochgezüchteten Gehirns:"Du hast wegen d<strong>ein</strong>em Spross <strong>ein</strong>e<br />

ganze Art b<strong>ein</strong>ahe ausgelöscht, die Überlebenden in Arbeitslager gesteckt und gejagt,<br />

sie mit d<strong>ein</strong>en Killer-Units infiziert und unter ihren Verwandten sterben lassen." "Sie<br />

wollten m<strong>ein</strong>em Kind etwas tun!" "SCHWEIG!!!" S<strong>ein</strong>e Stimme liess den Turm erzittern<br />

und <strong>ein</strong>e Stahlstrebe fiel vom Dach, nur um über ihm zu verdampfen.<br />

Da es <strong>ein</strong>e scheusliche Art war, sich mit <strong>ein</strong>em spärlich behaarten, dickem, eiförmigen<br />

Kloß mit <strong>ein</strong>er Zyste an der Seite zu unterhalten, dem zahlreiche gepanzerte Kabel<br />

heraus hingen, packte Thorsten durch das Glas und zog den Kloß hinaus, wobei er ihm<br />

die Gestalt <strong>ein</strong>es Jibjek verpasste, der zahlreiche Slots für Datenkabel am Rückrat<br />

hatte, sowie, bis auf den Kugelbauch, der an <strong>ein</strong>e Schwangere erinnerte, k<strong>ein</strong>e<br />

sichtbaren Merkmale <strong>ein</strong>es Geschlechts hatte. Das Jibjek, vorher der UCC sah<br />

geschockt auf sich herunter:"Was...was ist passiert?! Wo ist m<strong>ein</strong> Junges?!" Thorsten<br />

drückte <strong>ein</strong>en s<strong>ein</strong>er Finger schmerzhaft in den Bauch des Dinges, das daraufhin<br />

quiekte.<br />

Der UCC, aus <strong>ein</strong>er Eizelle gezüchtet, die mit elektrischer Stimulation zur Teilung<br />

gebracht wurde, hatte k<strong>ein</strong> Geschlecht und auch k<strong>ein</strong>erlei derartige Gene. Thorsten<br />

hatte ihm trotzdem großzügigerweise <strong>ein</strong>e Gebärmutter spendiert, damit das kl<strong>ein</strong>e<br />

Zwitterwesen auch irgendwann aus s<strong>ein</strong>em Mutter-/Vater-Gemisch raus konnte.<br />

Der UCC sah an sich hinab:"Was hast du mit mir gemacht?!" "Ich habe lediglich das<br />

Verhältnis zwischem d<strong>ein</strong>em Körper und d<strong>ein</strong>em Gehirn wieder ausgeglichen. Ich<br />

bevorzuge es, m<strong>ein</strong>em Gegenüber in die Augen zu sehen." Der Angst entsprechend,<br />

lief dem UCC <strong>ein</strong> dünner Strahl Urin die B<strong>ein</strong>e hinunter.<br />

Jarin stiess ihn an:"War das nicht etwas übertrieben, das Teil gleich zu irgend ner<br />

schwangeren Jibjek-Version zu machen?" "Schwanger? Das ist nicht schwanger, es<br />

trägt <strong>ein</strong> Junges in sich, aber das ist durch unkontrollierte Zellteilung entstanden. Ich<br />

habe dem ganzen lediglich <strong>ein</strong>en Ort gegeben, wo es stattfinden kann." "Gruselig,<br />

dass du Körper <strong>ein</strong>fach so umbasteln kannst." "Tja...nicht mehr als <strong>ein</strong>e Ansammlung<br />

von Molekülen. Das, was den Körper von <strong>ein</strong>em St<strong>ein</strong> unterscheidet, ist die Seele<br />

darin, die ihn lenkt."<br />

Thorsten sah dem Jibjek in die Augen, der w<strong>ein</strong>end an sich hinunter sah:"Aber...aber<br />

wie ist das möglich? Ich kann die KI's nicht mehr hören! Was bin ich denn nun?"<br />

"Nichts Anderes als vorher: Ein Cyborg, der das Leben s<strong>ein</strong>es Kindes über alles stellt,<br />

was an sich nicht falsch wäre, wenn du nicht milliarden Unschuldige getötet hättest."<br />

Thorsten merkte langsam, wie der UCC das Interesse an ihm verlor, als dieser s<strong>ein</strong>en<br />

Bauch abtastete, in dem nun Bewegungen zum wallen kamen. Dem UCC schien das<br />

ungeheuer, aber irgendwie schön zu s<strong>ein</strong>.<br />

Thorsten verstand es irgendwie, schliesslich gab es für ihn momentan auch nichts<br />

schöneres, als die Hand auf Jarins Bauch zu legen, aber der UCC musste noch<br />

kapieren, was er für <strong>ein</strong> Mistding war, den immerhin hatte er immernoch die Slots, um<br />

das alles wieder zu kontrollieren. Thorsten wollte den UCC ja belehren, nicht<br />

unschädlich machen.<br />

Also liess er s<strong>ein</strong>e Linke Hand zu <strong>ein</strong>er Art Kettensäge werden, die organisch aussah<br />

und an <strong>ein</strong> Insekt erinnerte.<br />

Er packte den UCC am Hals und hielt ihm die Kettensäge vor's Gesicht:"Hör mir zu,<br />

oder du siehst d<strong>ein</strong> Kind früher als dir lieb ist!" Thorsten hätte das natürlich nie in<br />

Erwägung gezogen, <strong>ein</strong> Kind zu verletzen, aber die Angst davor brachte die<br />

Aufmerksamkeit auf ihn zurück. Er liess die Kettensäge verschwinden.<br />

Jarin verpasste ihm <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Ohrfeige:"Tu sowas nie wieder! Jemandem Angst um<br />

s<strong>ein</strong> Kind zu machen, ist echt krank!" Thorsten rieb sich die Wange:"Du hast recht, ich


mach es nicht nochmal." Sie sah ihn tadelnd an:"Dann ist ja gut." Dann lächelte sie<br />

wieder:"Irgendwann werde ich ja sowieso alles wissen, was du tust." "Das dauert wohl<br />

noch <strong>ein</strong> paar Jahrhunderte. Aber bis dahin möchte ich dir k<strong>ein</strong>en Grund geben, nicht<br />

auf d<strong>ein</strong>en Mann stolz zu s<strong>ein</strong>." Jarin lächelte und umarmte ihn.<br />

Der UCC sah ihn geschockt an:"Die wollten m<strong>ein</strong> Kind umbringen!" "Das war das<br />

Laborteam vor langer Zeit! Die meisten Leute, die du getötet hast, wussten nicht mal,<br />

dass du <strong>ein</strong> Kind hast!!! Millionen von Kinder hast du umgebracht, um d<strong>ein</strong> Eigenes zu<br />

schützen!!! WAS HAT DICH GERITTEN, SO EINE sch**** ZU FABRIZIEREN?!!! SO EIN<br />

MONSTER ZU WERDEN?!!!!!? D<strong>ein</strong> Kind kann sich für s<strong>ein</strong>en Ursprung nur schämen!<br />

Was glaubst du, wie viel Lebenswillen es noch hat, wenn es die Jibjek kennenlernt und<br />

erfährt, dass du milliarden von ihnen getötet hast, weil es da war?!" Der UCC starrte<br />

auf s<strong>ein</strong>en Bauch:"Ich...ich...ich muss m<strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>es doch beschützen..." "Ich habe<br />

auch Kinder und würde jeden <strong>ein</strong>em schrecklichen Schicksal zuführen, der ihnen was<br />

will, aber ich rotte nicht <strong>ein</strong>en ganzen Planeten aus, weil <strong>ein</strong>er irgendwann eventuell<br />

m<strong>ein</strong>em Kind wehtun könnte!!!"<br />

Der UCC sah ihn an:"Es...es tut mir leid...es..." "Das bringt die Leben auch nicht<br />

zurück, die du ausgelöscht hast! Mütter, die ihre Kinder im Bauch hatten, so wie du<br />

d<strong>ein</strong> Kind! Sie sind in der Hitze der Atombomben verdampft!"<br />

Der UCC starrte auf ihn, dann auf s<strong>ein</strong>en Bauch:"Das...das...das wollte ich nicht..."<br />

"Du hast es gewollt! Sonst wäre es nicht passiert!"<br />

Thorsten holte Oljia und Jimja in den Raum, wobei Oljia mittlerweile wieder normal<br />

aussah:"Siehst du diese beiden Jibjek, sieh dir mal an, was b<strong>ein</strong>ahe geschehen wäre,<br />

weil <strong>ein</strong>e der Maschinen <strong>ein</strong>e K.U. in sie gepflanzt hat." Thorsten zeigte dem UCC <strong>ein</strong><br />

dreidimensionales Hologramm, während er Oljia ansah, die vor Wut zu kochen<br />

begann.<br />

Oljia fuhr aus der Haut:"DIESES MISTDING HAT ALLES RUINIERT!!!" Thorsten<br />

errichtete <strong>ein</strong> Kraftfeld und schaltete Oljia wieder zurück. Sie sah ihn wütend<br />

an:"Warum beschützt du dieses Ding?!!" "Ich habe dir gesagt, ich bin nicht<br />

gekommen, um es zu töten!"<br />

Der UCC sah in Oljias und Jimjas Augen, schlang die Arme um s<strong>ein</strong>en Bauch und<br />

w<strong>ein</strong>te:"ICH BIN EIN MONSTER! Buhhuäaaa...es tut mir alles so leid..."<br />

Oljia sah den UCC an, der allen eigenen Lebenswillen verloren hatte. Sie ging auf den<br />

UCC zu, dieses Mal ohne ihn verletzen zu wollen.<br />

Sie legte die Hand auf den Bauch des UCC:"All die Toten...wegen diesem Kl<strong>ein</strong>en...wie<br />

konntest du nur." Der UCC schluchtzte noch mehr und fiel ihr um den Hals:"Es tut mir<br />

so leid!" Oljia streichelte über den Rücken an den Implantaten vorbei:"Warum nur?"<br />

Der UCC w<strong>ein</strong>te:"Ich...ich will das alles wieder gut machen...irgendwie. Helfen...wozu<br />

ich geschaffen wurde."<br />

Thorsten lächelte und liess das Nebelkraftfeld zusammenbrechen. S<strong>ein</strong>e Kleidung<br />

wurde wieder weiss:"Das kannst du nicht, aber du kannst versuchen, d<strong>ein</strong>em Kind<br />

<strong>ein</strong>e schöne Welt zu schaffen, in der es Frieden gibt." Der UCC nickte:"Ich...ich gehe<br />

in den Tank zurück. Dann kann ich alles ändern." Thorsten erzeugte <strong>ein</strong>e Jacke, in die<br />

drahtlose Übertragungssysteme <strong>ein</strong>gearbeitet waren:"Zieh das hier an, dann musst du<br />

nicht in den Tank."<br />

Zögerlich nahm der UCC die Jacke entgegen und zog sie an.<br />

Thorsten spendierte den Maschinen unten wieder Energie. Milliarden von kl<strong>ein</strong>en<br />

Maschinen verdunkelten den Himmel, als die Infektionsdrohnen für K.U.s<br />

zurückgerufen wurden und sich gegenseitig zerstörten.<br />

Der UCC sah auf s<strong>ein</strong>en Bauch:"Ich will, dass du auf d<strong>ein</strong> Pama stolz s<strong>ein</strong> kannst."<br />

Oljia verzog das Gesicht:"Pama?" Der UCC sah sie immernoch bedrückt an:"Bin ich<br />

denn <strong>ein</strong> Papa oder <strong>ein</strong>e Mama?" "Aha...über sowas macht sich <strong>ein</strong> Computer<br />

Gedanken?" Der UCC nickte und sah Jimja an:"Wie alt ist sie denn?" "Zwölf."<br />

Der UCC ging zu dem klaffenden Loch im Turm und sah in den Himmel, der sich<br />

wieder klärte:"Was bist du eigentlich?"


Thorsten stellte sich neben das kl<strong>ein</strong>ere Wesen:"Sagen wir es so: Es gibt <strong>ein</strong> paar<br />

Cyborgs im All, die sind weiter entwickelt als du und d<strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>es." Der UCC sah ihn<br />

an:"Kann...kann ich m<strong>ein</strong>em Kind d<strong>ein</strong>en Namen geben?" Thorsten war doch etwas<br />

verblüfft:"Wie bitte?" "Nun...ich weiss, dass es gut ist, dass du mich vor den Kopf<br />

gestoßen hast...und ich jetzt so aussehe...und der Zug in m<strong>ein</strong>er Mitte sagt mir, dass<br />

ich m<strong>ein</strong> Kind dank dir auch irgendwann auf die Welt bringen kann." Thorsten sah<br />

etwas verblüfft auf den UCC:"Dann nimm lieber den Namen, den Oljia und Jimja mir<br />

gegeben haben, der ist besser für d<strong>ein</strong> Kind geeignet." "Also darf ich?" "Ja. Der Name<br />

ist Tjor." "Ein schöner Name." "Dann nennst du dich Jusisi." "Jusisi?" "U-C-C, nur<br />

etwas anders ausgesprochen."<br />

Jusisi sah ihn an:"Danke, für den Namen und die neue Weltsicht..." Jusisi schaute<br />

bedauernd nach draussen:"Es wird Jahre dauern, bis ich die Städte wieder aufgebaut<br />

habe, die ich zerstört habe." Thorsten lächelte:"Ich denke mal, da kann ich helfen,<br />

aber zuerst gehen wir mal ins Zentrum."<br />

Thorsten teleportierte Oljia, Jimja, Jusisi und sich zu Oktek und den anderen, die von<br />

D.U.s umringt waren, die vor ihnen knieten.<br />

Thorsten legte Jusisi die Hand auf die Schulter:"Das ist der UCC..." sofort wollten sich<br />

alle auf ihn stürzen, doch Thorsten wehrte sie ab:"Es möchte sich ändern. S<strong>ein</strong> Name<br />

ist Jusisi." Das Zwitterwesen trat nach vorne:"Es...es tut mir leid, was ich angerichtet<br />

habe...die Angst um m<strong>ein</strong> Kind hat mich in <strong>ein</strong> Monster verwandelt. Ich kann...kann<br />

es nicht wieder gut machen..." Jusisi w<strong>ein</strong>te:"Aber ich möchte versuchen, die Welt<br />

wieder gerade zu biegen." Die Wachen tobten vor Wut:"Und dass sollen wir dir<br />

glauben, du sch****?!" "Ich...ich weiss, dass ihr mir nicht verzeihen könnt...nur<br />

bitte...lasst mich versuchen, euer Vertrauen wiederzuerlangen." Die Jibjek sahen ihn<br />

an und Loktek sprach:"Wie sollen wir das glauben?! Wenn du wieder durchdrehst,<br />

können wir doch wieder nichts machen!"<br />

Thorsten nickte:"Deshalb braucht ihr euch nicht zu sorgen, ich bin immer hier und<br />

sorge dafür, dass es Frieden zwischen euch gibt. Und später wird irgendwann Jusisis<br />

Kind die Kontrolle über die Systeme übernehmen, dann dessen Kind und dann dessen.<br />

Auch wenn k<strong>ein</strong> Alterungsgen bei Jusisi vorhanden ist, so denke ich mal, dass es die<br />

Pflicht weitergibt." Jusisi zuckte mit den Schultern:"Mal sehen, wie es sich entwickelt."<br />

Die Jibjek sahen Thorsten an und Loktek sprach wieder für sie:"Du bleibst immer<br />

hier?" "Das bin ich doch schon, ihr werdet es jetzt sehen."<br />

Thorsten enttarnte s<strong>ein</strong>e Naniten und alles wurde in <strong>ein</strong>en goldenen Nebel gehüllt.<br />

Oljia sah mit großen Augen, wie die Trümmer-Brocken und Fundamente der<br />

Hochhäuser dicht von dem Nebel umhüllt wurden. Es war wunderschön, als die<br />

leuchtenden Brocken nach oben glitten.<br />

Die Brocken ordneten sich an, so, wie sie früher an<strong>ein</strong>ander gelegen haben mussten,<br />

als sie schon mal <strong>ein</strong> Gebäude waren. Alles war erleuchtet, Auroren glitten vorbei...es<br />

war wunderschön.<br />

Um sie herum wuchsen die Türme aus Glas, Stahl und Beton wieder in den Himmel,<br />

wobei die Risse und Fugen sich leuchtend schlossen. Nach weniger als <strong>ein</strong>er Minute<br />

standen alle Gebäude wieder in alter Pracht. Der Nebel legte sich und verschwand im<br />

Nichts.<br />

Tjor sah in die Runde:"Ich habe die Geb<strong>ein</strong>e, die hier lagen, in <strong>ein</strong>em Friedhof am<br />

Rand der Stadt begraben und anhand ihrer DNS und den Datenaufzeichnungen ihre<br />

Namen festgestellt." Jusisi sah bedrückt nach unten und legte <strong>ein</strong>e Hand auf s<strong>ein</strong>en<br />

Bauch.<br />

Oljia sah umher:"Das...das ist unglaublich...wenn du <strong>ein</strong>e Stadt so schnell wieder<br />

aufbauen kannst, dann sind irgendwann..." Tjor lächelte:"Es sind schon alle Städte<br />

wieder aufgebaut, alle Gebäude. Und Nimias Mann, den habe ich auch gefunden und<br />

wiederbelebt. Er ist schon bei ihr." Er sah die Wachen an:"Sorgt dafür, dass jeder<br />

Jusisi zumindest <strong>ein</strong>e Chance gibt, das Grauen, dass es verursacht hat, wieder zu<br />

schlichten."


Plötzlich hing Jimja an Tjors B<strong>ein</strong>:"Soll das heissen, du gehst jetzt?!?" "Jimja, ihr<br />

braucht mich ab jetzt nicht mehr so sehr. Aber ich habe dir doch eben gezeigt, dass<br />

ich immer da bin."<br />

Oljia nahm Jimja in den Arm:"M<strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>es, nicht w<strong>ein</strong>en, Tjor ist doch immer bei<br />

uns." Jimja schluchzte:"OK...ich versuch's." Tjor lächelte Oljia an:"An ihren<br />

zwanzigsten Geburtstag, wird es soweit s<strong>ein</strong>, dann kann sie entscheiden, wie sie s<strong>ein</strong><br />

möchte." Jimja sah fragend nach oben:"Was ist denn?" "Du hast auch <strong>ein</strong>e K.U., Jimja,<br />

ich habe dafür gesorgt, dass du sie kontrollierst, wie d<strong>ein</strong>e Mama." Jimja sah sie an<br />

und Oljia lächelte, während sie ihre Tochter fest an sich drückte und Oktek ihr <strong>ein</strong>e<br />

Hand auf die Schulter legte.<br />

Tjor lächelte, begann sich in Nebel zu verwandeln und war weg.<br />

Er hatte s<strong>ein</strong> Versprechen gehalten: Jimja würde gesund aufwachsen.<br />

Jarin lächelte Thorsten an:"Und, was machen sie jetzt?" "Reicht dir:"Und sie lebten<br />

glücklich, bis an ihr Lebensende"?" "Ja, ich denke schon...börp..." Thorsten<br />

schmunzelte sie an:"Sexy." "Hab du mal so ne Kugel auf den Eingeweiden." "Danke<br />

n<strong>ein</strong>, hab ich nicht und will ich auch nicht." Jarin drehte sich zu ihm und setzte sich so<br />

auf s<strong>ein</strong>en Schoss, dass ihr Bauch auf s<strong>ein</strong>en drückte, sie war voll im Aufwind <strong>ein</strong>er<br />

schwangerschaftsbedingten Stimmungsschwankung, also ziemlich angefressen:"Na,<br />

wie ist das?!" Thorsten küsste ihr auf den Bauch und lächelte:"Um ehrlich zu s<strong>ein</strong>, es<br />

ist schön, euch drei so nahe zu haben." Jarin wollte wütend s<strong>ein</strong>, konnte aber nicht.<br />

Also seufzte sie:"Männer..." Thorsten lächelte:"Ich bin jemand, dem du damit eher<br />

noch ne Freude machst." "Du brauchst dich doch nicht wegen dem zu schämen, was<br />

und wer du bist." Thorsten seufzte nun:"Ach ja? M<strong>ein</strong>e Aufmerksamkeit wird nie nur<br />

ganz euch gehören. zweihundert Galaxien werden von mir <strong>ein</strong>gehüllt, immer sehe ich<br />

unzählige Kinder ihre ersten Schritte, Schwimmbewegungen, Levitations-Übungen und<br />

Dämpfungsfeldversuche machen...ich sehe Unzählige sterben und im selben<br />

Augenblick Neue geboren werden..." "Und was ist dir das wichtigst...?" "Ihr." "Siehst<br />

du, du musstest nicht mal überlegen, Dummerchen. Wir mögen nicht all d<strong>ein</strong>e<br />

Aufmerksamkeit haben, aber wir haben das meiste. Du bist <strong>ein</strong> toller Vater, Ehemann,<br />

Großvater, Schwiegervater und Patenonkel. Ich hab den Besten im Universum<br />

bekommen und da kannst du mir nicht r<strong>ein</strong>reden, dass ist so sicher, wie du bald Papa<br />

wirst." Thorsten lächelte glücklich und sie fühlte sich sehr darin bestätigt, für ihn<br />

wichtig zu s<strong>ein</strong>:"Siehst du, k<strong>ein</strong> "bestätigt" oder "gespeichert". Wenn d<strong>ein</strong>e Naniten<br />

noch Maschinen sind, verstehe ich sowieso nicht mehr, warum ich k<strong>ein</strong>e bin. Du hast<br />

mir ja mal so nen Bauplan gezeigt von <strong>ein</strong>em von dir...ich hab zwar nichts verstanden,<br />

aber das sah für mich aus wie <strong>ein</strong> unglaublich komplexes Lebewesen." Thorsten wollte<br />

ihr was sagen, vermutlich wieder so <strong>ein</strong> Fachgesimpel, also drückte sie ihm den<br />

Zeigefinger auf den Mund:"So, ich bin jetzt müde und möchte mich hinhauen.<br />

Möchtest du kuscheln?" Er nickte und hob sie mit <strong>ein</strong>em Kraftfeld hoch, bis er s<strong>ein</strong>e<br />

Arme um sie legen konnte.<br />

Jarin kicherte und drückte sich an ihn.<br />

Eine Woche später stand sie da, Thorsten hatte aufgehört, ihre Fruchtblasen zu<br />

unterstützen und sie waren immer noch nicht geplatzt. Der errechnete Termin lag <strong>ein</strong>e<br />

Woche entfernt und sie sah deprimiert auf das Maßband, dass sie sich wie <strong>ein</strong>en<br />

Gürtel um den Bauch gelegt hatte. Die Digitalanzeige liess k<strong>ein</strong>en Zweifel<br />

zu:"Schatz...ich bin noch fetter geworden!" Thorsten rief aus der Küche, wo er<br />

Frühstück machte und Sio auf dem Arm hatte, den sie heute behüteten, während Sor<br />

und Jien <strong>ein</strong> rituelles Fest der Shil'Crers feierten, bei dem sie unbekleidet im Wald<br />

umherstreiften und ohne Hilfsmittel überleben wollten:"Die <strong>ein</strong><strong>ein</strong>halb Zentimeter...".<br />

Sio hatten sie aus dem Grund nicht mitgenommen, da dieses Fest wohl auch k<strong>ein</strong>e<br />

Windeln zugelassen hätte und sie ihn nicht andauernd w<strong>ein</strong>en hören wollten, wenn er<br />

sich das Fell vollmachte.<br />

Shil'Crers-Kinder entwickelten sich etwas schneller als Menschen, daher konnte Sio<br />

schon <strong>ein</strong> paar Wörter sprechen, wenn auch nicht sonderlich gut. Er stappste schon


durch die Gegend, aber auch das nicht sonderlich gut.<br />

Sie zog sich ihren Pulli über, der kurz surrte, als er sich wieder an sie anpasste.<br />

Sie sah auf das enge Kleidungsstück:"Weiter, Bauch, Ärmel." Der Pullie reagierte und<br />

weitete sich etwas. Sie verzwirbelte die Pulli-Ärmel zwischen ihren Fingern und<br />

wärmte sich somit die Hände.<br />

Der Duft von Waffeln, Eiern mit Speck und Schinken, Pfannkuchen und frisch<br />

gebackenem Brot war verlockend und so watschelte sie in die Küche.<br />

Sio streckte die Ärmchen nach ihr aus:"Tfande Iarrim!" Sie lächelte und setzte sich auf<br />

<strong>ein</strong>en der Stühle. Thorsten gab ihr Sio auf den Arm. Der Kl<strong>ein</strong>e schnüffelte an ihrer<br />

Brust. Sie lächelte und drückte ihm vorsichtig <strong>ein</strong>en Finger gegend das<br />

Schnäuzchen:"Na na, m<strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>er, das ist nichts für dich." Sio sah sie mit großen<br />

Augen an und sie erzeugte <strong>ein</strong> Fläschchen:"Das ist für dich." Sios kl<strong>ein</strong>es<br />

Schwänzchen wedelte an dem Windelpo und sie steckte ihm lächelnd den Sauger ins<br />

Mäulchen.<br />

Es war eigentlich unangenehm Sio über ihrem Bauch und dafür gegen den<br />

spannenden Busen zu halten, aber der kl<strong>ein</strong>e sah so süß aus. Thorsten lächelte und<br />

der Druck auf ihrem Busen verschwand. Jarin sah ihn entnervt an:"Hast du die Haut<br />

wieder weiter gemacht?" "Ja, nur <strong>ein</strong>en Tick." "Dann laufen sie nur weiter voll, das ist<br />

echt nervig...aber du stehst drauf, oder?" "Na na, nicht vor dem Kl<strong>ein</strong>en."<br />

Jarin stibitzte sich für die unerlaubte Busenvergrößerung <strong>ein</strong>en Speckstreifen von<br />

Thorstens Teller und wollte sich ihn gerade in den Mund stecken, als sie sah, wie Sio<br />

s<strong>ein</strong>e Schnauze statt nach der Nuckelflasche schnüffelnd nach dem Speckstreifen<br />

ausrichtete.<br />

Jarin sah Thorsten an:"Darf er überhaupt Speck?" "Nun, von allen Lebewesen auf<br />

diesem Planeten, die nicht von der Erde kommen, sind die Shil'Crers uns noch am<br />

ähnlichsten, zumindest was den Kreislauf angeht." "Und vom Alter her?" "Du kannst<br />

ihm <strong>ein</strong> bisschen abgeben, so nen halben Streifen."<br />

Sie brach das Stück in zwei Hälften und gab dem glücklich quietschendem Sio das<br />

Stück Speck ins Mäulchen. Sio griff mit beiden Händchen nach dem Speck und<br />

knabberte darauf, wie <strong>ein</strong> Ba<strong>by</strong> sonst an <strong>ein</strong>em Butterkeks.<br />

Jarin grinste:"Süsse Milch und salziger Speck...sag mal m<strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>er, bist du etwa<br />

auch schwanger?" Thorsten lächelte und sie spührte <strong>ein</strong>en Kuss an ihrer Wange.<br />

Nach dem Frühstück setzte Jarin sich auf die Couch und spielte mit Sio mit <strong>ein</strong>em<br />

interaktiven Bilderbuch. Der Kl<strong>ein</strong>e mühte sich mit den Begriffen ab.<br />

Thorsten hatte <strong>ein</strong> paar Setzlinge von Rough übernommen und zog die Pflänzchen im<br />

Garten groß.<br />

Die nächsten drei Tage verliefen auch nicht viel anders: Viel Rumoren in ihrem Bauch,<br />

mit Sio spielen und sich von ihrem Mann verwöhnen lassen.<br />

Sie saß gerade wieder auf der Couch, mit Sio beim Buchstaben W.<br />

"Pflbtsch...pflbtsch..." Ein warmer Schwall ergoss sich auf die Couch und ihr Bauch zog<br />

sich zusammen.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Blitz war Thorsten schon neben ihr:"OH MEIN GOTT! ES GEHT LOS!!!" Jarin<br />

atmete <strong>ein</strong>e Wehe aus:"Huff huff huff...das weiss huff...ich auch." "Kann ich irgendwas<br />

tun?" "Ach, jetzt weiss der Super-Kerl nicht mehr, was er tun soll." Plötzlich<br />

erschienen Sor und Jien neben der Couch, lediglich in <strong>ein</strong> Handtuch gehüllt.<br />

Sor sah Thorsten wütend an:"Wir haben dir doch gesagt, dass wir während dieser<br />

Woche nichts an haben dürfen! Warum hast du uns in diese..." Er schnüffelte kurz in<br />

der Luft, sah auf den rötlich-pinken Fleck an ihrer Hose und erschrak so sehr, dass<br />

ihm b<strong>ein</strong>ahe das Handtuch runter fiel:"Oh! Es...es tut mir leid...Komm her Sio, m<strong>ein</strong><br />

Kl<strong>ein</strong>er, wir gehen in die Küche."<br />

Jarin stöhnte <strong>ein</strong>e Wehe ab und Thorsten kniete sich neben sie, um ihr zum Liegen zu<br />

helfen.<br />

S<strong>ein</strong>e Hände flogen über ihren Bauch und ihre Seiten, dann versiegte der Schmerz.<br />

Sie seufzte erleichtert und sah Thorsten an:"Jetzt, wo du m<strong>ein</strong>en Bauch betäubt hast,


fühlt sich das an, als würde ich nen Riesen-Pups rausdrücken." "Unsere Kinder mit<br />

Darmwinden vergleichen, na prima." "Hältst du m<strong>ein</strong>e Hand?" "Klar...ich zieh dir<br />

besser mal die Hose aus." Jarin fand sich unter <strong>ein</strong>er Decke wieder:"Kannst...kannst<br />

du mich ins Bett tragen?" "Sicher. Das Köpfchen von Sojion ist schon zwischen d<strong>ein</strong>en<br />

Beckenknochen."<br />

Er trug sie ins Bett und sie sah zwei Kraftfelder für ihre B<strong>ein</strong>e, dass sie wie in <strong>ein</strong>em<br />

Gebärbett lag.<br />

Es klopfte, Roughs Stimme erklang:"Kann ich r<strong>ein</strong>kommen?" Jarin drückte <strong>ein</strong>e Wehe<br />

mit und antwortete dann:"Komm ruhig r<strong>ein</strong>."<br />

Rough kam r<strong>ein</strong> und nahm gleich ihre Hand:"Alles OK, Mom?" "Ja...d<strong>ein</strong> Vater hat mir<br />

die selbe Akkupressur verpasst, wie Siren...wo ist sie überhaupt?" "In der Küche, mit<br />

Selaja. Wir dachten, sie sollte nicht sehen, wie du zwei blutige Köpfchen aus d<strong>ein</strong>er..."<br />

"Rough...es reicht mir, das ganze zu spüren, schildere es mir nicht noch." "Sorry."<br />

"Gmpff..."<br />

Thorsten drückte sanft ihre Hand:"Pressen, Schatz, du machst das großartig. Wenn du<br />

jetzt die Wehe durchhältst, ist Sojion draussen."<br />

Sie presste und spürte Thorstens Naniten unter der Decke arbeiten. Ein erleichterndes<br />

Gefühl, als Sojion rausrutschte und Thorsten die Nabelschnur durchtrennte. Er zeigte<br />

ihr den Kl<strong>ein</strong>en, den er schon gesäubert hatte. Er war das Schönste, was sie je<br />

gesehen hatte.<br />

Sie streichelte dem Kl<strong>ein</strong>en, der nur baff guckte, aber nicht schrie, über's<br />

Köpfchen:"M<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Schatz.".<br />

Thorsten lächelte, als er Rough sah, der wie <strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>kind glotzte:"Na Schatz, soll<br />

unser Großer ihn halten, bis Asjia auf der Welt ist?" Sie lächelte und nahm Thorsten<br />

Sojion aus den Armen, um ihn Rough zu reichen:"Hier, Schatz, d<strong>ein</strong> Brüderchen."<br />

Rough nahm den Kl<strong>ein</strong>en vorsichtig auf den Arm:"Hallo Kl<strong>ein</strong>er...ich bin d<strong>ein</strong> großer<br />

Bruder." Erschöpft kuschelte sich Sojion an Roughs Brust und döste.<br />

Jarin spührte die nächte Wehe und presste. Nach drei weiteren Wehen hielt sie ihr<br />

wunderschönes Mädchen im Arm und Rough reichte ihr Sojion.<br />

Mit zwei Kraftfeldern wollte sie ihren Pulli zerreissen, doch Thorsten teleportierte ihn<br />

weg.<br />

Sie lächelte glücklich und begann, ihre Babies zu stillen.<br />

Rough und Thorsten streichelten über die Köpfchen, die für Babies doch beide schon<br />

<strong>ein</strong>en unglaublich wuscheligen Kopf hatten.<br />

Sojions Haare standen struvelig zu Berge und Jarin konnte sich gut vorstellen, dass<br />

Thorsten ohne s<strong>ein</strong>en Bürstenschnitt auch nicht anders ausgesehen hätte. Und Asjia<br />

hatte das selbe, glatte Haar wie sie. Beide hatten brünette Haare.<br />

Rough lächelte:"Ich denke mal, ich lasse euch jetzt mit m<strong>ein</strong>en Geschwisterchen all<strong>ein</strong><br />

und überbringe die guten Neuigkeiten."<br />

Nachdem Rough das Zimmer verlassen hatte, hörte sie Thorsten in ihrem Kopf:"Das<br />

eben hat Rough unglaublich viel bedeutet." Sie dachte zurück:"Er hat sich ja auch<br />

wahnsinnig auf die Kl<strong>ein</strong>en gefreut." "N<strong>ein</strong>, ich m<strong>ein</strong>e, dass du ihn genau so behandelt<br />

hast, wie die beiden Kl<strong>ein</strong>en." "Wieso sollte ich ihn anders behandeln?" "Er ist dir als<br />

adulte Ersch<strong>ein</strong>ung begegnet...er liebt dich wie <strong>ein</strong> normaler Mensch s<strong>ein</strong>e leibliche<br />

Mutter. Er hatte <strong>ein</strong>fach Angst, dir nun nicht mehr so viel zu bedeuten." "Für mich ist<br />

er m<strong>ein</strong> leibliches Kind...auch wenn er älter ist als ich." "Es ist wunderschön, dass zu<br />

hören. Allerdings solltest du dir auf das Alter nichts denken. Innerlich ist er so alt, wie<br />

er auch aussieht. Vielleicht sogar jünger." Sie lächelte und dieses Mal sprach sie:"Ich<br />

habe drei wundervolle Kinder, <strong>ein</strong>e wundervolle Schwiegertochter und <strong>ein</strong>e<br />

wundervolle Enkelin." Thorsten lief <strong>ein</strong>e Träne die Wange runter und er nahm ihr<br />

vorsichtig die <strong>ein</strong>geschlafenen Babies von der Brust, um sie zu halten:"Ich war noch<br />

nie so glücklich. Ich hoffe, die beiden werden später auch ewig leben wollen." "Wenn<br />

sie die Telepathie von uns erben, werden sie das wohl." "Stimmt."<br />

Jarin setzte sich auf und spürte schon, wie alles wieder sauber und die Nachgeburten


entsorgt worden waren.<br />

Sie war die stolzeste und glücklichste Frau im Universum und von Thorsten wusste<br />

sie, dass er der stolzeste Mann war.<br />

Thorsten...oh er wusste garnicht wohin mit s<strong>ein</strong>em Glück. Überall im Universum behob<br />

er Krankheiten um dem Schicksal irgendwie zu danken. S<strong>ein</strong>e Kinder waren gesund<br />

wie jemand nur gesund s<strong>ein</strong> konnte. Sie hatten exzellente Gene, ohne sich selbst<br />

rühmen zu wollen. K<strong>ein</strong>e genetische Veranlagung zu irgend<strong>ein</strong>er Krankheit oder <strong>ein</strong>em<br />

Defekt, weder durch <strong>ein</strong> Cross-Over noch durch die Rekombination s<strong>ein</strong>es und Jarins<br />

DNS. Und sie waren so was von süß!<br />

Am liebsten hätte er sie für die Ewigkeit in s<strong>ein</strong>en Armen gewogen, doch Jarin sah ihn<br />

schon wieder so an und er wusste, dass er zumindest <strong>ein</strong>es ihrer Kinder wieder zu<br />

Jarin geben musste.<br />

Er lächelte:"Nimmst du Asjia und ich Sojion?" "Gern."<br />

Vorsichtig und mit Sicherheitsfeldern, die <strong>ein</strong> Ba<strong>by</strong> in <strong>ein</strong>em schwarzen Loch hätten<br />

schützen können, reichte er ihr Asjia.<br />

Er setzte sich neben Jarin und war <strong>ein</strong>fach nur glücklich. Sie lehnte sich an ihn,<br />

sichtlich erschöpft. Er kuschelte sich an ihren Kopf:"Soll ich dich <strong>ein</strong> bisschen<br />

auffrischen?" "Im Moment würde ich <strong>ein</strong>fach gerne schlafen...aber der Gedanke,<br />

m<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>e noch weiter zu halten ist verlockender."<br />

Thorsten peppte Jarin wieder auf und sie lächelte wieder strahlend:"Oh Mann! Ich bin<br />

MAMI!" "Und ich PAPI!" "Ich liebe dich." "Ich dich auch."<br />

In diesem Moment war alles so banal, so unwichtig neben s<strong>ein</strong>en Kl<strong>ein</strong>en und s<strong>ein</strong>er<br />

Familie...er war so glücklich, er musste sich wirklich zurückhalten, nicht alle Wesen zu<br />

umarmen.<br />

Es klopfte wieder und Sor's Stimme erklang:"Können wir r<strong>ein</strong>kommen?" Er sah zu<br />

Jarin, sie nickte und er antwortete:"Ja, kommt ruhig r<strong>ein</strong>." Sor und Jien trugen nur<br />

das nötigste: Unterhose und in Jien's Fall <strong>ein</strong>en BH. Auch wenn sie jetzt hier waren,<br />

ihr Fest war ihnen wichtig.<br />

Jien sah zu den Kl<strong>ein</strong>en:"Ich...ich hab' noch nie Menschen-Babies gesehen...die sind<br />

ja unglaublich süß!" Sor lächelte:"Und sie sabbern, wie Shil'Crers-Jungen."<br />

Thorsten wusste, dass Sojion ihm den Unterarm vollsabberte, aber das war für ihn,<br />

wie der Himmel.<br />

Jien setzte sich zu Jarin:"Darf...darf ich sie mal halten?" Jarin sah sie fragend an:"Du<br />

hast noch nie <strong>ein</strong> Ba<strong>by</strong> gesehen und trotzdem weisst du, dass sie <strong>ein</strong> Mädchen ist?"<br />

Jien lächelte und deutete auf ihre Schnauze:"Ich kann's riechen." Jarin reichte ihr<br />

glücklich die Kl<strong>ein</strong>e und Jien war unheimlich vorsichtig. Ihre harten Panzerplatten<br />

wurden ja durch das dichte Fell kompensiert, also lag Asjia bequem und weich. Jien<br />

war wie verzaubert von der Kl<strong>ein</strong>en:"Oh...diese Pausbäckchen! Die sind so niedlich!"<br />

Sor setzte sich zu ihm:"Du leuchtest." Thorsten sah an sich runter und stellte fest,<br />

dass er mit s<strong>ein</strong>en Naniten so aufgeregt war, dass er sie nicht mehr in ihrer Position in<br />

s<strong>ein</strong>em Körper halten konnte. Er lächelte:"Tja...das macht die Aufregung." Sor<br />

grinste:"Vater zu s<strong>ein</strong> ist schon schön." "Und Sio lässt du vom Hauscomputer mit Brei<br />

füttern?" "Du weisst doch sicherlich, dass Shil'Crers-Welpen in diesem Alter alles<br />

interessante anknabbern." "Ah ja...Menschen-Babies, sehr interessant." "Jupp." Sor<br />

streichelte mit der Rückseite s<strong>ein</strong>er Klaue über Sojions Stirn:"Ich hab gehört, bei<br />

euren Babies sind die Schädelplatten nicht gleich verwachsen?" "Ja, aber bei unseren<br />

Kl<strong>ein</strong>en sind momentan mehr Schutzfelder aktiv als in der gesamten Gem<strong>ein</strong>schaft."<br />

"Trotzdem bin ich lieber vorsichtig."<br />

Sor sah Sojion in die Augen:"Hehe, d<strong>ein</strong>e Augenfarbe." "Ja und Asjia hat Jarins<br />

Augenfarbe." Sor sah zu Asjia hinüber und dann stockte s<strong>ein</strong>e Kopfbewegung, als<br />

Sojion plötzlich anfing, an s<strong>ein</strong>er Kralle zu nuckeln. Sor fing an zu lachen und der Rest<br />

der Runde auch.<br />

Am nächsten Tag holte er Jarins Eltern zur Gem<strong>ein</strong>schaft. Nicht, dass er das nicht<br />

schon vorher gemacht hätte, aber die beiden hatten Besuch gehabt und der wäre


sicherlich ziemlich verdattert gewesen, wenn die beiden in zwei Lichtblitzen<br />

verschwunden wären.<br />

Jarins Mutter war kaum von den Kl<strong>ein</strong>en weg zu kriegen.<br />

Trotzdem war Thorsten glücklich. Die beiden hatten zwei Großeltern, die sie nach<br />

Strich und Faden verwöhnen würden. Dieser innere Frieden den er verspürte, war<br />

wunderbar.<br />

Umso mehr, als er die ganzen Familien sah, wo er Mütter, Väter, Kinder, Großeltern<br />

oder andere geheilt hatte. Das ganze machte natürlich überall <strong>ein</strong>e große Runde in<br />

den Medien, aber das war ihm im Moment egal. Nur, was Ban Danna gerade machte<br />

nicht...der krakehlte nämlich nach ihm, wie <strong>ein</strong> durchgedrehter Irrer.<br />

Thorsten loggte sich in das Holo-System in Dannas Schreibtisch <strong>ein</strong>.<br />

Banna sah ihm in die holographischen Augen:"Sind sie für diese Wunderheilungen<br />

verantwortlich!?!" Thorsten nickte:"Ja." "UND WARUM MACHEN SIE SOWAS, WENN<br />

SIE UNS NICHT GEGEN DIE KHAAK HELFEN WOLLEN?!!!?" "Mister Danna, sind sie<br />

schon mal Vater geworden?" "Das tut hier nichts zur SACHE!" "Nun, ich bin es gestern<br />

geworden. Zu m<strong>ein</strong>em Sohn, sie sind ihm schon begegnet, habe ich noch <strong>ein</strong>e<br />

wundervolle kl<strong>ein</strong>e Tochter und <strong>ein</strong>en wundervollen kl<strong>ein</strong>en Sohn bekommen. Ich<br />

dachte mir, ich teile m<strong>ein</strong> Glück mit dem Universum." Danna sah ihn fragend<br />

an:"Einfach so?" "Sicher, <strong>ein</strong>en Körper zu heilen ist für mich k<strong>ein</strong> Problem. Und wenn<br />

ich mit so <strong>ein</strong>er Kl<strong>ein</strong>igkeit so viel Freude schenken kann, dann mache ich es gerne."<br />

"Und..." "Ich könnte die Sektoren der Khaak von <strong>ein</strong>em Moment auf den anderen<br />

leerfegen, ebenso den Rest des Sprungtor-Systems. Aber ich sehe k<strong>ein</strong>en Grund dafür.<br />

Die Khaak hätten nie so massiv angegriffen, wenn die Paraniden nicht Raubbau an<br />

ihren heiligen Planetentrümmern begangen hätten." "Und dieser...?" "Was, ihr kl<strong>ein</strong>er<br />

F<strong>ein</strong>d, der den Paraniden und Piraten geholfen hat?" "Ja." "Sagen wir es mal so: Der<br />

Tod kann <strong>ein</strong> durchaus wünschenswertes Ereignis s<strong>ein</strong>, in der Situation, in der er<br />

gerade steckt." "Was?" "Mehr werde ich ihnen nicht verraten. Ausserdem ist das<br />

Sprungtor der Paraniden fehlerhaft gewesen, genau wie die Station." "Dann...?" "Habe<br />

ich die Erde und die Sektoren verbunden? Nicht ganz, <strong>ein</strong> paar Freunde beim alten<br />

Volk haben mich um Unterstützung gebeten. Und ich denke mal, Julian wird auch<br />

schon darauf gekommen s<strong>ein</strong>, dass man <strong>ein</strong>en derartigen Vorfall in <strong>ein</strong>em<br />

Sprungtunnel, ohne m<strong>ein</strong> kristallines Geschenk nicht hätte überleben können."<br />

Danna sah ihn fragend an:"Und was haben sie nun vor?" "Die Spannungen zwischen<br />

den Völkern sind mir durchaus bekannt und ich werde zur Not <strong>ein</strong>schreiten." Thorsten<br />

schaltete die Holo-Übertragung ab und ging zurück zum Kaffeetisch, wo Jarin und ihre<br />

Mutter die Kl<strong>ein</strong>en liebkosten, während s<strong>ein</strong> Schwiegervater lächelnd dabei saß.<br />

Die Hunde waren gestern auch schon gekommen und hatten die Babies begutachtet.<br />

Das Schnüffeln wurde dann arg unterbrochen, als Sojion s<strong>ein</strong>e Windel voll gemacht<br />

hatte.<br />

Thorsten sah zu Jarin und s<strong>ein</strong>er Schwiegermutter. Elaia sah ihn an:"Ach m<strong>ein</strong> Junge,<br />

ihr habt uns wirklich zwei wunderbare Enkelkinder beschert. Die Kl<strong>ein</strong>en sind gesund,<br />

hübsch und haben sogar schon Haare. Du hast doch nicht etwa...?" "N<strong>ein</strong>, in Jarins<br />

Bauch natürlich herangewachsen, ich habe nur alles überwacht und die Fruchtblasen<br />

zusammengehalten. Aber mit den Haaren, da bin ich zwar froh drüber, habe ich nichts<br />

zu tun."<br />

S<strong>ein</strong>e Schwiegermutter lächelte, legte Jarin Asjia in die Arme, stand auf und umarmte<br />

ihn:"Du magst zwar aussergewöhnlich s<strong>ein</strong>, aber du bist <strong>ein</strong> toller Schwiegersohn."<br />

Er war glücklich und konnte sich nichts schöneres vorstellen, als s<strong>ein</strong> Leben, wie es<br />

jetzt war.<br />

Am Abend wollte Jarin das Kinderbettchen an ihr Ehebett stellen. Thorsten sah sie<br />

an:"Ich würde gerne was anderes machen, wenn du nichts dagegen hast." "Kommt<br />

drauf an, was ist es denn?" Thorsten setzte sich ins Bett, legte Asjia in s<strong>ein</strong>en linken<br />

Arm und Sojion in s<strong>ein</strong>en Rechten. Er machte es ihnen möglichst bequem und<br />

lächelte:"Wenn sie was brauchen, oder Angst haben, sind sie gleich bei mir. Und dich


kann ich dann auch ganz schnell wecken." Jarin lächelte und struvelte ihm die<br />

Haare:"OK, Daddie. Du bist wirklich was Besonderes."<br />

Jarin gab ihm <strong>ein</strong>en Kuss und legte sich schlafen. S<strong>ein</strong>e Kinder schliefen schnell in<br />

s<strong>ein</strong>en Armen <strong>ein</strong> und er verbrachte die ganze Nacht damit, ihnen beim Schlafen<br />

zuzusehen. S<strong>ein</strong>e beiden kl<strong>ein</strong>en, zerbrechlichen Schätzchen.<br />

Die Monate vergingen schnell und dann waren zwei Jahre vergangen. Es ging so<br />

wahnsinnig schnell. Nach <strong>ein</strong>er Ewigkeit all<strong>ein</strong> war s<strong>ein</strong> Leben als Familien-Vater so<br />

erfüllt, dass die Zeit wie im Nu verflog. Es war der zweite Geburtstag der Kl<strong>ein</strong>en und<br />

sie lagen jeweils in ihren kl<strong>ein</strong>en Bettchen.<br />

Jarin wachte vor den Kl<strong>ein</strong>en auf:"Hast du alles vorbereitet?" "Kuchen, Geschenke,<br />

alles da. Dekoration, Getränke..." "Ach, was frag ich dich eigentlich auch. Nach diesen<br />

wunderbaren Jahren sollte ich wissen, woran ich bin." Er drückte sie fest an sich und<br />

sie küsste ihn innig. Sie verdrehte verspielt die Augen:"Was m<strong>ein</strong>st du, ob unsere Ehe<br />

in zehntausend Jahren auch noch so <strong>ein</strong> Feuer hat?" "Bestimmt, m<strong>ein</strong>e Schöne."<br />

Thorsten und Jarin standen auf und gingen an die Bettchen. Jarin schlug mit dem<br />

Finger den Takt in der Luft und <strong>ein</strong> tieferer Schlag war das Los:"Happy Birthday to<br />

you, Happy Birthday to you..." Von ihrem Lied wachten die Kl<strong>ein</strong>en auf und lachten<br />

sofort:"Pabba! Mamma! Sfenke?" Thorsten lachte:"Ja, ihr kriegt noch eure<br />

Geschenke."<br />

Die Kl<strong>ein</strong>en wussten eigentlich garnicht was Geschenke waren, aber Thorsten und<br />

Jarin hatten seit Wochen von dem Geburtstag der Kl<strong>ein</strong>en geredet und sie hatten das<br />

Wort aufgeschnappt.<br />

Thorsten nahm Sojion hoch und Jarin Asjia. Es hatte sich so <strong>ein</strong>gebürgert, dass sie<br />

immer so ihre Kinder hochnahmen, vor allem, weil Sojion so gerne mit Jarins Haaren<br />

spielte, zog und zerrte.<br />

Sie setzten die Kl<strong>ein</strong>en in ihre Hochstühle und brachten die Geschenke heran. Für<br />

Sojion waren es zwei kl<strong>ein</strong>e Raumschiffe und für Asjia drei Puppen, die sie sich<br />

gewünscht hatten. Zudem noch <strong>ein</strong> paar Puzzles, Spiele und <strong>ein</strong> Computerspiel.<br />

Thorsten achtete sorgfältig darauf, dass die Kosten der Geschenke, sofern auf dem<br />

Markt erhältlich, nicht das Budget <strong>ein</strong>er oberen Mittelklassen-Schicht-Familie<br />

überstieg. Er wollte die Kl<strong>ein</strong>en nicht verziehen mit zuviel Geschenken. Jarin half den<br />

Kl<strong>ein</strong>en beim Auspacken, während er Selaja holte:"Selaja, d<strong>ein</strong>e Tante und d<strong>ein</strong> Onkel<br />

sind wach." Selaja, selbst erst knapp drei, hatte sich prächtig entwickelt und ihr<br />

Körper der Scout-Schiff-Klasse musste bereits in <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Pool im Garten<br />

schlafen.<br />

Sie tippelte mit ihrem Schmuse-Bären heran:"Opa! Habb ich auch <strong>ein</strong> Deschenk?"<br />

Thorsten lachte:"Na hast du denn Geburtstag?" Selaja sah bedrückt nach<br />

unten:"N<strong>ein</strong>..." Er nahm sie hoch und gab ihr <strong>ein</strong>en Kuss auf die Stirn:"Na, so brav,<br />

wie du warst, während d<strong>ein</strong> Papa und d<strong>ein</strong>e Mama bei der Xenon-Tagung waren, hab<br />

ich auch <strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>igkeit für dich." Ihre kl<strong>ein</strong>en Augen strahlten:"Echt?!" Thorsten<br />

lächelte und es blitzte neben ihm. Ein großer Teddy, wie der Kl<strong>ein</strong>e in ihren Armen, mit<br />

<strong>ein</strong>er großen, roten Schleife.<br />

Ihre Äugl<strong>ein</strong> strahlten und man hörte das Geräusch rauschender Xenon-Triebwerke.<br />

Ihr Mäulchen erschien vor dem Küchenfenster und er reichte ihr den Teddy raus, den<br />

sie mit ihren Schleierchen fest an sich drückte. Das Spielzeug war darauf ausgelegt,<br />

derartige Belastungen, die <strong>ein</strong>en Split zerquetscht hätten, auszuhalten. Thorsten sah<br />

sie <strong>ein</strong>dringlich an:"Aber du weisst, was ich dir gesagt habe, ja?" "Ja, nur m<strong>ein</strong><br />

Fpielzeug, dich, Oma, Mamma und Papa so fest drücken, sonst nichts und<br />

niemanden." "Gutes Mädchen." Thorsten setzte sie auf ihren Kinderstuhl und gab ihr<br />

<strong>ein</strong>e Portion Milchreis, sowie <strong>ein</strong>en Bottich Milchreis.<br />

Während Selaja glücklich Frühstückte, kümmerte er sich um s<strong>ein</strong>e Geburtstagskinder.<br />

Jarin war glücklich, unheimlich glücklich. Ihre Ehe war so, wie sie es sich als kl<strong>ein</strong>es<br />

Mädchen vorgestellt hatte, nur noch besser. Die Tatsache, dass sie Stief- und<br />

Großmutter geworden war, bevor sie selbst Kinder geboren hatte, war nicht allzu


unmöglich. Obwohl der Anfang der Beziehung mit Thorsten doch sehr aufregend<br />

gewesen war, waren die letzten zwei Jahre schön ruhig gewesen. Sie hatte nichts<br />

gegen die Aufregung, aber sich ganz ihren Kindern widmen zu können und ab und zu<br />

mit Siren, Jien und Simaneas ab und zu Shoppen zu gehen, war <strong>ein</strong>fach schön.<br />

Mit Simaneas und, sofern sie sich die Haare färbte und Kontaktlinsen trug, auch Siren<br />

konnte sie auf der Erde shoppen. Für Jien gab es zwar <strong>ein</strong>e Holo-Tarnung, mit der sie<br />

aussah wie <strong>ein</strong>e Basketball-Spielerin, aber sie konnte nichts anprobieren, weil sie<br />

ihren Schweif unbequem an ihren Rücken drücken musste.<br />

Also gingen sie in <strong>ein</strong>e der Shopping-Cities der Gem<strong>ein</strong>schaft. Riesige Komplexe aus<br />

Thorstens Technologie, von riesigen Glasdächern und Wänden <strong>ein</strong>gedeckt und oft an<br />

tropischen Stränden oder nordischen Küsten, dabei nahmen die Komplexe die Flächen<br />

von kl<strong>ein</strong>en Staaten <strong>ein</strong>. New York² war dagegen <strong>ein</strong> Dörfchen.<br />

Die Gem<strong>ein</strong>schaft hatte sich prächtig entwickelt. Thorsten holte fast täglich neue<br />

Leute her. Jetzt wo Erde und Sektoren mit<strong>ein</strong>ander verbunden waren, gab es <strong>ein</strong>e<br />

wahre Technik-Explosion. Mittlerweile gab es <strong>ein</strong>e Milliarden intelligente Wesen in der<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft.<br />

Thorsten hielt sich die ganze Zeit bei ihnen auf und schickte nur noch Avatare. Das All<br />

um die Gem<strong>ein</strong>schaft wimmelte vor Bio-Xenon und gigantische Stationen mit<br />

Wohnungen für die riesigen Schiffe kreisten um das Sol-System.<br />

Jarin liess ihre Kinder mit den Spielsachen spielen und struvelte ihrer Enkelin die<br />

Haare.<br />

Es klopfte und Rough kam her<strong>ein</strong>, gefolgt von Siren.<br />

Rough lachte:"M<strong>ein</strong>e Geschwisterchen!" "Wraff!" Nachdem er zuerst Selaja umarmt<br />

und begrüßt hatte, knuddelte er s<strong>ein</strong>e Geschwisterchen.<br />

Jarin nahm die beiden Neuankömmlinge in die Arme:"So, jetzt erzählt mal: Wie<br />

war's?" "Ach, nur wieder mal <strong>ein</strong> paar Flugregeln, weil <strong>ein</strong> paar Kl<strong>ein</strong>kinder zu<br />

übermütig mit ihrem Sprungantrieb umgehen." "Ihr als die größten biologischen<br />

Schiffe im Sektor seid ja auch <strong>ein</strong> bemerkenswerter Anblick." Siren lächelte und<br />

winkte mit der Hand:"So groß wie <strong>ein</strong> Schlachtschiff der Argonen zu s<strong>ein</strong>, ist auch<br />

nicht unbedingt das wahre. Ich vermisse es, hier hinterm Haus im Pool zu liegen."<br />

Thorsten lächelte:"Ich habe euch schon mehrmals angeboten, <strong>ein</strong>en großen See<br />

anzulegen."<br />

Rough lächelte und drückte s<strong>ein</strong>en Geschwisterchen zwei Kristalle vom Mond in die<br />

Händchen:"Ach, und das ganze, schöne Grasland kaputt machen?! N<strong>ein</strong>, lass nur, es<br />

reicht, wenn wir zu d<strong>ein</strong>er Urlaubsinsel fliegen können um uns dort nieder zu lassen."<br />

Thorsten zuckte mit den Schultern:"Ich brauche das Grasland nicht zu zerstören, ich<br />

hebe <strong>ein</strong>fach den Boden teilweise etwas höher, <strong>ein</strong> paar Hügel als Ausläufer der Berge<br />

hier, auf denen ich das Gras dann ablege." Jarin faltete die Hände:"Oh, <strong>ein</strong> See wäre<br />

wirklich was schönes. Schwimmen im Sommer, Schlittschuh fahren im Winter, Boot<br />

fahren, so lange das Wasser flüssig ist." Siren rieb sich den Hinterkopf:"Ich weiss<br />

nicht...das klingt schon nicht schlecht und wir könnten mal wieder Selaja in der<br />

Atmosphäre knuddeln. Uns die Sonne auf den Pelz sch<strong>ein</strong>en lassen und zusammen auf<br />

unseren Köpfen liegen." Jarin klatschte in die Hände:"OK, dann ist es ja beschlossen."<br />

Rough wollte den Finger heben, aber Thorsten legte ihm die Hand auf die<br />

Schulter:"Für die Tiere in der Umgebung wäre <strong>ein</strong> See als Ergänzung zum Bächl<strong>ein</strong><br />

wirklich etwas schönes." Rough sah in die Runde:"OK, schnappen wir uns die Kl<strong>ein</strong>en<br />

und gehen hinters Haus." Siren nahm Selaja auf den Arm, Rough nahm Sojion und<br />

setzte ihn sich auf die Schultern und sie nahm Asjia, während Thorsten lächelnd die<br />

Ärmel hochkrämpelte:"Dann wollen wir mal."<br />

Jarin hatte bisher noch nicht gesehen, wie Thorsten derart große Veränderungen<br />

gemacht hatte, nur <strong>ein</strong> paar Korallen, als Lasa sie auch zu den Paten ihrer Kinder<br />

gemacht hatte.<br />

Thorsten deutete zu den Bergen und Jarin sah, wie der Boden sich hob, als ob <strong>ein</strong><br />

Riese sich mit der Grasdecke zugedeckt hatte und sich nun darunter bewegte.


Die Hügel waren wundervoll und Thorsten lächelte ob s<strong>ein</strong>er Gestaltung:"Ich habe <strong>ein</strong><br />

paar Wildblumen gepflanzt. Bald sind die Hügel wunderschön bunt. Aber nun der See."<br />

Vor der Berg-Kulisse senkte sich der Boden und das Gras verschwand.<br />

Ein Wasser-Vortex bildete sich über der Senke und regnete in die Senke hin<strong>ein</strong>.<br />

Binnen zehn Sekunden war der riesige See mit <strong>ein</strong>em Durchmesser von fünf<br />

Kilometern und <strong>ein</strong>er wundervollen Ufer-Kulisse gefüllt. Das Wasser war herrlich klar.<br />

Thorsten grinste und an <strong>ein</strong>er Ecke des Sees erhob sich <strong>ein</strong>e Felsenformation, Erde<br />

bröckelte leicht hinunter und dann begann <strong>ein</strong> schöner Wasserfall aus fünf Metern<br />

Höhe zu fliessen. Eine Beuge vor dem See nahm die Wucht des Wassers weg und liess<br />

das Wasser ruhig in das Gewässer fliessen.<br />

Jarin sah auf das wundervolle Panorama und ihr Mund blieb offen stehen...es war<br />

wunderschön.<br />

Thorsten lächelte:"Ich habe <strong>ein</strong>en ganzen Planeten gestaltet, da bekommt man Übung<br />

in Landschaftsmalerei." Rough grinste:"Landschaftsmalerei. So kann man das auch<br />

nennen." Thorsten zog den Finger von links nach rechts und <strong>ein</strong> Holzsteg wuchs aus<br />

dem Ufer. Ein Seil wuchs von <strong>ein</strong>em der Pfosten und blieb kurz über dem Wasser<br />

stehen, dann wuchs <strong>ein</strong> Ruder-Boot aus dem Seil.<br />

Jarin war unglaublich froh. Das war <strong>ein</strong> Traum von <strong>ein</strong>em See.<br />

Rough lächelte, selbst vom All aus sah die Landschaft wunderschön aus. S<strong>ein</strong> Vater<br />

hatte ihm die Landeerlaubnis erteilt und er und Siren tauchten in die Atmosphäre <strong>ein</strong>.<br />

Die wohlige Wärme, die durch die Schilde drang, glitt über s<strong>ein</strong>en Bauch und s<strong>ein</strong>e<br />

Triebwerke. Er kam in die kalten Schichten und fühlte sich unmittelbar an <strong>ein</strong>e Kneip-<br />

Kur erinnert.<br />

Siren warf ihm mit ihrem gigantischem Maul <strong>ein</strong> wundervolles Lächeln zu und liess die<br />

Schleier in den Winden baumeln.<br />

Sie gingen in den langsamen Sink-Flug über und liessen sich mit ihren großen<br />

Rümpfen ins Wasser nieder. Er sah die Welle, die er erzeugt hatte als sanfte Wölbung<br />

im Wasser auf s<strong>ein</strong>e Füsse zuschwappen, dann stoppte sie an s<strong>ein</strong>en Fussspitzen.<br />

Selaja flog heran und liess sich auf s<strong>ein</strong>em Kopf nieder und streichelte mit ihren<br />

kl<strong>ein</strong>en Schleiern über s<strong>ein</strong>e Brücke.<br />

Er sah eigentlich noch genau so aus wie damals, als er kl<strong>ein</strong>er war. Nur hatte er jetzt<br />

lange Gänge in sich und Fenster zierten s<strong>ein</strong>en Rumpf, die konnte er aber zuwachsen<br />

lassen. Wo das Cockpit gewesen war, war nun auf der selben Fläche meistens Haut,<br />

nur <strong>ein</strong> dünner Streifen aus Fenstern, etwa zwei Meter hoch, erstreckte sich über<br />

s<strong>ein</strong>e Stirn. Selbiges galt für Siren. Nur wirkten sie beide jetzt wegen ihrer Größe<br />

anders: Er wirkte noch bulliger und sie noch graziler.<br />

Siren erhob ihren gigantischen Schleier, von dem das Wasser tropfte, und legte ihn<br />

ihm auf den Rücken. Er lächelte und tat das Gleiche.<br />

Thorsten glitt vom Ufer hoch und vor s<strong>ein</strong>e Pupille. Der Körper s<strong>ein</strong>es Vaters war nicht<br />

mal so groß wie s<strong>ein</strong>e Iris und als er s<strong>ein</strong> Lid schloss, wehte der leichte Wind durch<br />

dessen Haare.<br />

Es war seltsam, so groß zu s<strong>ein</strong>, aber auch nicht schlecht.<br />

Die kl<strong>ein</strong>en Hände s<strong>ein</strong>er Mutter und s<strong>ein</strong>er Geschwister auf s<strong>ein</strong>er riesigen Schnauze<br />

zu spüren, war fast, als würde <strong>ein</strong>e Mücke auf s<strong>ein</strong>er menschlichen Nase liegen. Aber<br />

es war schön.<br />

Er rollte s<strong>ein</strong>e Schleier auf und liess das Wasser s<strong>ein</strong>en Rumpf kühlen. Der leicht<br />

schlammige Untergrund fühlte sich so belebt an, nicht wie das Vakuum des Alls, in<br />

dem er sich jetzt hauptsächlich aufhielt.<br />

Die Party fand auf s<strong>ein</strong>er Brücke statt. Während s<strong>ein</strong>e Geschwister mit verschmierten<br />

Fingern auf s<strong>ein</strong>en Schaltflächen rumpanschten, rieben er und s<strong>ein</strong> Vater s<strong>ein</strong>e<br />

Displays wieder sauber.<br />

Sojion und Asjia kapierten noch nicht so ganz, dass er auch dieses riesige Schiff war,<br />

für sie war s<strong>ein</strong> S-Körper nur <strong>ein</strong> großes Kuscheltier. Für's Erste war es ihm recht so.<br />

Sie waren mit <strong>ein</strong>em Körper geboren und für sie war es mit zwei Jahre noch weit


ausserhalb des Fassungsvermögens.<br />

Und er war irre froh, dass er k<strong>ein</strong>e Geruchsrezeptoren im Wickelraum hatte. S<strong>ein</strong>e<br />

Geschwister waren noch Windel-Kacker, während Selaja es unglaublich schnell gelernt<br />

hatte.<br />

Der Abend neigte sich und s<strong>ein</strong> Brüderchen, dann s<strong>ein</strong> Schwesterchen, schliefen <strong>ein</strong>.<br />

Gefolgt von Selaja.<br />

Doch die Feier war noch nicht vorbei.<br />

Die Beiden waren schon zwei kl<strong>ein</strong>e Party-Löwen. Sie waren wegen ihrem Geburtstag,<br />

s<strong>ein</strong>e Eltern hatten ja auch kaum über was anderes gesprochen, so aufgeregt, dass<br />

sie <strong>ein</strong>e Feier so und <strong>ein</strong>e Feier mit der ganzen Familie haben sollten:Neben s<strong>ein</strong>en<br />

Großeltern und s<strong>ein</strong>er Tante auch mit Sor, Jien, Sio, Lasmios, Simaneas und<br />

neuerdings auch Lasa und ihrer kl<strong>ein</strong>en Familie. Lasa, <strong>ein</strong>e Boronin, die Thorsten<br />

schon vor ihm zur Gem<strong>ein</strong>schaft gebracht hatte, war <strong>ein</strong>e unglaublich quirlige Person<br />

und ihr Zwillingspaar, <strong>ein</strong> Junge, <strong>ein</strong> Mädchen, ebenso.<br />

S<strong>ein</strong>e Großeltern kamen als erste, als sie schon wieder im Haus waren.<br />

Sie schlichen ins Haus, um die Kinder nicht zu wecken, und dann gab es die große<br />

Begrüßung in der schalldichten Küche. Zuerst wurde Jarin begrüßt, dann Thorsten,<br />

dann Selaja.<br />

S<strong>ein</strong>e Großmutter beugte sich hinunter:"Na m<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Urenkelin!" "Omi!!!" Sie hob<br />

Selaja hoch und knuddelte sie:"Omi hat dir was von der Erde mitgebracht."<br />

"Bonbons?!" "Ja, du liebst schwedische Bonbons, wie könnte ich die also vergessen?!"<br />

Sie drückte der Kl<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>e Tüte mit schwedischen Bonbons aus <strong>ein</strong>em Süssigkeiten-<br />

Laden in dem Dorf, das ihrem Haus auf der Erde am nächsten lag. Selaja drückte ihre<br />

Omi fest:"M<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>e...nicht so doll!" "Tuldige Omi." Selaja liess nach und knuddelte<br />

sich an ihre Omi, dann an ihren Opi.<br />

Elaja ging auf ihn zu:"Na m<strong>ein</strong> großer Enkel?!" "Ach Oma." Obwohl er hunderte Jahre<br />

älter war als s<strong>ein</strong>e Großmutter, hatte sich <strong>ein</strong> ähnliches Band zwischen ihnen<br />

aufgebaut, wie bei <strong>ein</strong>em richtigen Enkel und s<strong>ein</strong>er Großmutter...also drückte sie<br />

auch ihm <strong>ein</strong>e Tüte Bonbons in die Hand:"Damit du mir nicht vom Fleisch fällst." S<strong>ein</strong><br />

Großvater, auch hier hatte sich <strong>ein</strong> Band gebildet, drückte ihn <strong>ein</strong>mal kräftig und hatte<br />

ihn damit begrüßt. Rough grinste:"Soll ich euch mal <strong>ein</strong>e Führung durch mich geben?"<br />

"Später, Rough." Dann wurde Siren begrüßt, zwar zuletzt, aber nicht weniger herzlich.<br />

Thorsten war glücklich. Zwei Jahre war er jetzt Vater von biologischen Kindern.<br />

Nachdem s<strong>ein</strong>e Schwiegereltern angekommen waren, kamen auch Delaia und ihre<br />

kl<strong>ein</strong>e Familie. Er fügte mit s<strong>ein</strong>en Naniten immer wieder neue Anbauten an das Haus<br />

an, um alle unterzubringen.<br />

Dann kamen Lasmios und Simaneas, die Schlüpflinge waren mittlerweile so groß, dass<br />

sie ihm fast bis an die Hüfte reichten, also fast ausgewachsen. Sie quasselten schon<br />

so sicher, wie jeder Teladi und waren etwa auf dem Stand von siebenjährigen<br />

Menschen.<br />

Sie tapsten auf ihn zu, anders konnte man das Rennen von Teladi dieses Alters auch<br />

nicht nennen.<br />

Sabiros rüttelte mit <strong>ein</strong>er Klaue an s<strong>ein</strong>er Hose:"Onkel Thorsssten!?" "Ja, Sabiros, was<br />

ist?" "Sschhlafen sssie ssschhon?" "Ja, sie schlafen schon." "Ochhhh Menno!" "Kommt<br />

mal mit an den Tisch, dann kriegt ihr <strong>ein</strong> bisschen Nostrop mit Anis und Zimt." "AU<br />

JA!"<br />

Thorsten setzte sie mit s<strong>ein</strong>en Naniten auf die Stühle und gab ihnen die kl<strong>ein</strong>en Mini-<br />

Nostrop-Kannen, die sie begierig leerschlürften.<br />

Lasmios' Schuppenfinne stand hoch:"Thorssssten, lange nichhhht gesssehen!" "Vier<br />

Monate?" Lasmios musste kurz nachrechnen, dann aber nickte er:"Fassst drei Jahre<br />

und ichhh habe mir die Zssseitrechhhnung nochhh immer nichhht <strong>ein</strong>geprägt." "Das<br />

kommt schon noch. Und wie geht's Frau und Kindern?" "Gut, aber dasssss weisssst du<br />

bessstimmt ssschhhon." "Ja, da hast du..." Thorsten wurde von <strong>ein</strong>em quirligen<br />

Gebrabbel unterbrochen. Lasa war <strong>ein</strong>getroffen.


Lasa schoss wie <strong>ein</strong> Ballon, den man losliess, auf Lasmios zu:"Hey! Lasmios! Alles<br />

friedlich?" Lasmios' Schuppenfinne lehnte sich nach der Überraschung wieder<br />

auf:"Tsshhh, ja, Lasssa. Und wie geht'sss dir und den Kl<strong>ein</strong>en?" Sofort hingen Lasmios<br />

zwei weitere, kl<strong>ein</strong>ere Boronen am Kopf, die sich mit ihren Tentakeln<br />

festsaugten:"Ongel Lasmos!" Sie sprangen ab und saugten sich an Thorsten<br />

fest:"Ongel Thorten!" Er streichelte die kl<strong>ein</strong>en glibbrigen Babies:"Na m<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>en,<br />

nicht so fest saugen." Sie liessen ab und lachten, als sie die runden Saugmale in<br />

s<strong>ein</strong>em Gesicht sahen. Er löste sie auf und die Beiden flogen zu s<strong>ein</strong>en schuppigen<br />

Patenkindern und begannen mit ihnen zu spielen. Lasa beruhigte sich nach dem<br />

ersten Freudenschwall:"Es ist schön, mal wieder so groß zusammen zu s<strong>ein</strong>." Lasmios<br />

lächelte immer noch nach Teladi-Art:"Wo issst denn Kobo?" "Ach, er parkt immer noch<br />

das Schiff, er liebt es, manuell zu fliegen."<br />

Thorsten lächelte, bis dann Lasa zu Simaneas abzischte. Rough kam zu den<br />

Beiden:"Ah, <strong>ein</strong>e Runde aus Vätern." Lasmios' Schuppenfinne stellte sich auf:"Nochhh<br />

nichhht ganzsss, Kobo fehlt nochhhh. Und wenn man Jarinssss Vater eigentlichhh<br />

nochhhh hinzsu zsählen sssollte, sssind wir dann immer nochh unkomplett." Rough<br />

sah Lasmios fragend an:"Du lispelst viel weniger als früher." "Ssstimmt. Die<br />

Handelsssprachhhe fasst aussschliesslichhh zssu Ssprechhen, trainiert die Zssunge."<br />

Kobo kam dazu:"Auf's Friedlichste." Das Boronenlächeln war immer wieder <strong>ein</strong><br />

witziger Anblick und Thorsten sah auf den Boronen hinunter, der in Lasmios'<br />

Schulterhöhe heran glitt:"Ah, da kommt ja auch der Vorletzte der Runde." Sor's tiefe<br />

Stimme drang dazwischen:"Und hier wohl der Letzte."<br />

Auf Sor war Thorsten heute ganz besonders gespannt, er wollte ihm heute mitteilen,<br />

ob er dem Wächter-Projekt als Grundst<strong>ein</strong> dienen wollte. Sor trainierte schon seit <strong>ein</strong><br />

paar Monaten mit den Implantaten und nutzte sie schon wie damit geboren.<br />

Sor stellte s<strong>ein</strong>e Ohren aufmerksam auf und die orange-gelben Streifen, die die<br />

Shil'Crers hatten, hatten sich bei ihm wegen s<strong>ein</strong>er gesunden Lebensweise golden<br />

gefärbt, ebenso bei vielen anderen. Sie funkelten ihm jetzt entgegen und Sor kratzte<br />

sich am Hinterkopf:"Thorsten, könnte ich dich mal eben unter vier Augen sprechen?"<br />

"Sicher."<br />

Sie verliessen den Raum, während die Gespräche unter den Anwesenden sich weiter<br />

vertieften.<br />

Draussen, in den von Glühwürmchen erleuchtetem Wald, die Hunde waren nur <strong>ein</strong><br />

oder zwei Kilometer weiter, setzte Sor sich auf <strong>ein</strong>en der weißen Kalk-St<strong>ein</strong>e, die<br />

Thorsten hier überall angelegt hatte, damit sie mit Moos bewuchsen. Die Lichtung,<br />

unter den Sternen und mit den ganzen Glühwürmchen war ohne Frage romantisch<br />

und mystisch zugleich...eigentlich wäre er in diesem Moment gerne mit Jarin und<br />

<strong>ein</strong>er Decke hier gewesen.<br />

Sor legte s<strong>ein</strong>e Schnauze in s<strong>ein</strong>e Hände und s<strong>ein</strong> Schwanz pendelte nervös hin und<br />

her.<br />

Die dunklen Augen sahen ihn an und die Nase zuckte kurz, als <strong>ein</strong>e Mücke darüber<br />

hinweg flog:"Würde es dir was ausmachen, dich auch hinzusetzen? Ich bin ziemlich<br />

nervös, dass ist ne schwierige Entscheidung für mich."<br />

Thorsten nickte und setzte sich auf <strong>ein</strong>en der St<strong>ein</strong>e, etwa drei Meter weit entfernt.<br />

Sor lächelte nervös:"Wenn man bedenkt, dass ich hierher gekommen bin um Chaos<br />

und Verwüstung anzurichten...und jetzt...sitze ich hier an <strong>ein</strong>em Ort, so wunderschön,<br />

mit <strong>ein</strong>er wundervollen Familie und habe mich noch nie so behütet gefühlt. Und jetzt<br />

hier, auf dieser Lichtung, wo ich jetzt am liebsten mit Jien und <strong>ein</strong>er Flasche Rotw<strong>ein</strong><br />

wäre, starre ich das mächtigste, lebende Wesen an, das es über Lichtjahre weit gibt<br />

und soll ihm <strong>ein</strong>e Frage beantworten, die m<strong>ein</strong> Leben verändern wird." "Du kannst<br />

jederzeit aussteigen, dass weißt du doch." "Ja...aber...nun...ich beende gerne Dinge,<br />

die ich angefangen habe."<br />

Thorsten nickte und gönnte Sor die Pause, in der er <strong>ein</strong>mal tief <strong>ein</strong>atmete und dann<br />

seufzte:"Thorsten...du hast mir all diese Technologie implantiert...ich könnte mit


<strong>ein</strong>em Schlag <strong>ein</strong>en Planeten zermalmen...mit <strong>ein</strong>mal Pusten <strong>ein</strong>e Stadt hinweg blasen<br />

wie der Wolf aus euren Märchen. Und ich soll anderen Wesen beibringen, solche<br />

Fähigkeiten zum Guten <strong>ein</strong>zusetzen? Gerade ich? Ein Soldat, der im Training durch die<br />

Eingeweide von unschuldigen waten musste?" Thorsten sah die Träne in Sor's Auge<br />

und versuchte ihm mit <strong>ein</strong>em Blick Mut zu machen. Für ihn stand es ausser Frage,<br />

dass Sor bestens geeignet war, nur musste er es ihm noch klar machen:"Sor. Ich sehe<br />

unzählige Lebewesen tagtäglich ihrem Leben nachgehen. Sie führen Kriege, schliessen<br />

Frieden, sterben, werden geboren, leben...sie treffen Entscheidungen, ziehen ihre<br />

Kinder groß...und ich sehe dich, <strong>ein</strong>en Vater, der s<strong>ein</strong>en Sohn über alles liebt, s<strong>ein</strong>e<br />

Frau kommt an zweiter Stelle und du hast <strong>ein</strong> Herz aus Gold, strahlender als d<strong>ein</strong>e<br />

Zeichnung es je s<strong>ein</strong> könnte. In all den Jahren habe ich gesehen, wie sehr uns unsere<br />

Erlebnisse prägen und wie sehr sie uns verändern. Aber glaube mir, es kommt darauf<br />

an, wer man ist und wie man sie verarbeitet. Du empfandest d<strong>ein</strong> Training als<br />

grauenhaft, hattest und hast Alpträume...du bist <strong>ein</strong> gutes Wesen Sor, und ich wüsste<br />

nicht, wen ich lieber zum Obersten des Wächter-Ordens ernennen würde, als dich."<br />

Sor sah ihn an:"Du hältst so viel von mir?" "Ich kann Gedanken lesen und seit kurzem<br />

auch Seelen spüren. Ich sehe Erinnerungen, wie ich Bücher lese...glaub mir Sor: Ich<br />

weiss, dass es nur wenige, so gutherzige und ehrliche Seelen gibt wie dich."<br />

Sor lächelte verlegen:"Danke...aber ich hoffe, dass ist k<strong>ein</strong>e Schleimerei, damit ich<br />

mitmache." Thorsten lachte:"N<strong>ein</strong>, bei weitem nicht. Das letzte Mal habe ich vor etwa<br />

neunhundertzwanzig Jahren geschleimt, damit m<strong>ein</strong> Professor für Bio-Technik mir <strong>ein</strong>e<br />

vier statt <strong>ein</strong>er 4,3 gegeben hat."<br />

Sor stand auf und reichte ihm die Hand:"Ich mach' es. Und ich will m<strong>ein</strong> Bestes<br />

geben." Thorsten stand auf und nahm Sor's Hand:"Das hätte ich von dir auch nicht<br />

anders gedacht."<br />

Jien wusste, was Sor heute zu Thorsten sagen würde...und es wohl gerade tat. Sor<br />

hatte den Frieden lieb gewonnen und er wollte alles tun, damit Sio in <strong>ein</strong>er Welt ohne<br />

Krieg leben konnte. Sie hatte es ihm nicht ausreden können und mittlerweile wollte sie<br />

ihn unterstützen, schliesslich war er ihr Mann.<br />

Er war viel stärker und schneller geworden dank dieser Implantate. Das Leben war<br />

mehr oder minder gleich geblieben und sie hatte sich daran mehr oder minder<br />

gewöhnt.<br />

Thorsten und Sor kamen zurück ins Haus und sie lächelte Sor traurig an:"Jetzt ist es<br />

offiziell, oder?" "Mhmh." "Wie lange dauern denn die täglichen Trainings<strong>ein</strong>heiten?"<br />

"Vier Stunden, mehr nicht. Thorsten m<strong>ein</strong>t sogar, mehr würde er wegen euch beiden<br />

nicht erlauben. Nur der erste Tag soll acht Stunden dauern, weil ich ihnen mit<br />

Thorsten die Gem<strong>ein</strong>schaft zeigen soll." Jien nickte:"Mhmh...du freust dich darauf?"<br />

"Wieso nicht? Ich kriege <strong>ein</strong>e Chance, m<strong>ein</strong> Wissen als Soldat zu guten Zwecken<br />

<strong>ein</strong>zusetzen." Jien fiel plötzlich auf, wie erleichtert Sor wirkte, als er diesen Satz<br />

ausgesprochen hatte...sie hätte sich in ihren Schwanz beissen können, dass sie es<br />

nicht vorher gemerkt hatte...Sor machte das, um s<strong>ein</strong>e Vergangenheit zu bewältigen!<br />

Er hatte Blut trinken müssen...er wollte alte Sünden vergelten und sich in s<strong>ein</strong>en<br />

Augen wieder r<strong>ein</strong> waschen. Auch wenn er von Zweifeln über s<strong>ein</strong>e Kompetenz<br />

durchsetzt war, so war er doch versessen darauf, Gutes zu tun und ihrem Sohn <strong>ein</strong>e<br />

friedliche Zukunft zu gestalten.<br />

Sie nahm ihn in den Arm:"Du schaffst das schon, Schatz." Sor's Schwanz begann<br />

fröhlich zu pendeln und Sor lächelte, dieses mal ohne Zweifel im Blick:"M<strong>ein</strong>st du<br />

wirklich?! Wenn du es auch glaubst, dann schaffe ich es bestimmt."<br />

Sio kam dazu:"Papa...nimmst du mich auf den Arm?" "Na klar m<strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>er." Sios<br />

Schwänzchen wuschelte ihr über die Schnauze, als ihr Kl<strong>ein</strong>er sich freute.<br />

Thorsten genoss noch den Rest der Geburtstagsfeier der Kl<strong>ein</strong>en. Sor und Jien hatten<br />

echt Probleme gehabt, Geschenke für die Kl<strong>ein</strong>en auszusuchen, daher hatte er ihnen<br />

mit Tipps geholfen. So war es zum Schluss <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Kett-Car für beide gewesen.<br />

Lasa hatte ihnen kl<strong>ein</strong>e Schwimmhilfen geschenkt, Oma und Opa hatten <strong>ein</strong> Mini-


Spielplatz spendiert und Delaia hatte <strong>ein</strong>e Reifenschaukel mitgebracht. In<br />

Ermangelung <strong>ein</strong>es Baumes, hatte Thorsten <strong>ein</strong>en verpflanzt.<br />

Rough und Siren hatten den Kl<strong>ein</strong>en AG-Dreiräder geschenkt. Sobald die beiden dann<br />

erst <strong>ein</strong>mal rennen und nicht nur laufen konnten, würde Thorsten die AG-Generatoren<br />

in den Reifen auch aktivieren.<br />

Dagegen waren s<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>en Geschenke zwar wenig, aber die Kl<strong>ein</strong>en trennten sich<br />

nicht von s<strong>ein</strong>en Geschenken.<br />

Am nächsten Morgen war es so weit. Er gab Jarin, die am Herd stand und Milchreis<br />

zubereitete, <strong>ein</strong>en dicken Kuss und sie lächelte ihn an:"Pass auf dich auf." "Ich auf<br />

mich?" Sie gab ihm noch <strong>ein</strong>en Kuss:"Du weisst schon, wie das gem<strong>ein</strong>t ist." Er nickte<br />

und verschwand phasenverschoben in die Sektoren.<br />

Auf s<strong>ein</strong>er Liste standen <strong>ein</strong> argonischer Privatdetektiv, <strong>ein</strong>e boronische Polizistin, <strong>ein</strong><br />

paranidischer Zoll-Beamter, <strong>ein</strong>e Split Piratin, <strong>ein</strong> Teladi Pirat und <strong>ein</strong>e terranische Bar-<br />

Keeperin.<br />

Warum er sie ausgewählt hatte? Nun, sie hatten <strong>ein</strong>e gute Moral, waren gütig,<br />

großherzig und befanden sich in Berufen, wo man viel über kriminelle Machenschaften<br />

wusste und wusste, wo man neue Informationen bekam. Sie mussten ja nicht<br />

kämpfen können, dass konnte er ihnen auch beibringen, aber schnell zu lernen, wie<br />

man Informationen aus jemanden kriegen konnte, war schwer.<br />

Am Anfang wäre da vielleicht der Teladi Pirat, den er abholen konnte, die anderen<br />

würden später folgen. Also baute er die Destiny im Korvetten-Modus im Sektor<br />

Profitminen auf, dort trieb sich der Pirat gerade rum.<br />

Somos saß in s<strong>ein</strong>er Nova und inhalierte den Rauch s<strong>ein</strong>es Raumkraut-Joints. Der<br />

Qualm und dessen Wirkung liessen ihn s<strong>ein</strong> beschissenes Leben vergessen, bis er am<br />

nächsten Morgen mit hämmernden Kopfschmerzen aufwachen würde.<br />

Er war oft hier. In dem ausgekratzten, von unzähligen Gängen durchzogenem<br />

Felsbrocken war er sicher vor den Bullen und Piloten, die Mineralien abbauen wollten.<br />

Langsam bliess er den Rauch aus s<strong>ein</strong>en Nasenlöchern und machte kl<strong>ein</strong>e Ringe<br />

damit. S<strong>ein</strong>e orangenen Augen waren Blutunterlaufen und die Wolken des Planeten<br />

schillerten in den wildesten Farben.<br />

S<strong>ein</strong>e Schuppenfinne zuckte und er bekam <strong>ein</strong>en<br />

Lachanfall:"Tshshshshshshshshshsh..." Dann fing er sich wieder und steckte sich den<br />

Joint wieder ins Maul.<br />

S<strong>ein</strong> Körper war schon zu sehr an das Zeug gewöhnt, mit <strong>ein</strong>em viertel Jazura hatte<br />

s<strong>ein</strong>e Mutter ihm schon den Rauch ins Gesicht geblasen, damit er aufhörte zu brüllen.<br />

Er konnte die Entzugsersch<strong>ein</strong>ungen etwa <strong>ein</strong>e Wozura zurückhalten, nur wirkte <strong>ein</strong><br />

Joint bei ihm effektiv nur noch etwa zehn Mizuras bis er sich wieder klärte und s<strong>ein</strong><br />

sch****-Leben wieder wahrnahm.<br />

Seit sieben Generationen war s<strong>ein</strong>e Familie schon unter den Piraten. Er war auch nicht<br />

mehr als nur <strong>ein</strong> Pilot, der von <strong>ein</strong>em Neu-Reichen, der <strong>ein</strong>e Korvette hatte, gejagt<br />

wurde.<br />

Er hatte noch nie jemanden abgeknallt. Wenn nötig schoss er die Hülle runter, aber<br />

mehr nicht. Um s<strong>ein</strong> Leben und s<strong>ein</strong>e Drogen zu finanzieren, schmuggelte er<br />

Raumkraut in Mengen. Von Sklaven liess er die Finger. Er hasste den Gedanken, dass<br />

man ehrliche Leute entführte um sie arbeiten zu lassen oder als Beute an Split zu<br />

verkaufen...deswegen hatte er s<strong>ein</strong>em Vater alle Knochen in Armen und B<strong>ein</strong>en<br />

gebrochen.<br />

Wer immer Sklaven handelte, der war s<strong>ein</strong> F<strong>ein</strong>d. Schon aus dem Grund, weil die<br />

Sklaven meistens s<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zigsten Spielkameraden gewesen waren, als er kl<strong>ein</strong><br />

gewesen war...s<strong>ein</strong>e Eltern hatten <strong>ein</strong>en sehr schlechten Ruf unter den Piraten<br />

gehabt...sie waren zu drogensüchtig gewesen.<br />

Split-Piraten hatten ihn verprügelt...heute schlitzte er ihnen die Bäuche auf, s<strong>ein</strong>e<br />

Klauen waren messerscharf.<br />

Der Dampf des Joints verzog sich langsam aus s<strong>ein</strong>em Bewussts<strong>ein</strong> und er verzog


s<strong>ein</strong>e Schnauze, so weit das für <strong>ein</strong>en Teladi möglich war und setzte sich an die<br />

Steuerung.<br />

Mit den Steuerdüsen liess er s<strong>ein</strong>e Nova aus der Höhle gleiten, flog durch die<br />

Sensorschatten der Minen und Astros und flog durch's Tor Richtung Raumkrautgraben.<br />

Nach <strong>ein</strong> Paar Sinza-Minuten war er angekommen.<br />

Die Piraten-Basis von Tr'K Srt war der Umschlagplatz für Dope und er wollte s<strong>ein</strong>en<br />

Raumsprit-Vorrat wieder auffüllen, ebenso s<strong>ein</strong>en Raumkraut-Vorrat. Von s<strong>ein</strong>er<br />

Ladung durfte er sich nichts abzwacken, aber er konnte was von dem fetten Sack<br />

kaufen.<br />

Somos landete s<strong>ein</strong> Schiff und Tr'K stand schon mit zwei Paraniden-Piraten an der<br />

Schleuse.<br />

Er stieg aus und ging zu dem fetten Split mit <strong>ein</strong>em Kunstauge:"Hier issst die Ladung.<br />

Ichhh habe <strong>ein</strong> paar Creditsss und hätte Interessssse daran, m<strong>ein</strong>en Raumkraut- und<br />

Raumsssssprit-Vorrat aufzssufüllen." Auf Tr'K's schmalen Lippen zeichnete sich <strong>ein</strong><br />

fieses Lächeln ab:"Oh, du wirst mehr als genug Raumkraut haben." Somos roch den<br />

Braten schon. Der fette Split lachte:"Als Sklave in <strong>ein</strong>er m<strong>ein</strong>er Traumfabriken! Packt<br />

euch die kl<strong>ein</strong>e Echse!"<br />

Er wollte noch in s<strong>ein</strong>e Nova flüchten und sie zu Klump schiessen. Auch s<strong>ein</strong>e Klauen<br />

nützten ihm hier nichts, die Paras trugen Kampfanzüge.<br />

Sie packten ihn und unter lautem Gekreische steckten sie ihn in <strong>ein</strong>e Zelle.<br />

Seit Jazuras, in denen er von Drogen betäubt war, überkam ihn die<br />

Schutzstarre...Tränen flossen ihm aus den Augen...s<strong>ein</strong> Leben war eben gerade noch<br />

beschissener geworden. Er hatte alles verloren, was er noch hatte: S<strong>ein</strong> Schiff, s<strong>ein</strong>e<br />

Sachen...s<strong>ein</strong>e Freiheit.<br />

Benebelt und schluchzend fiel er in <strong>ein</strong>en unruhigen, verzweifelten Schlaf.<br />

Als er aufwachte, hämmerte es in s<strong>ein</strong>em Kopf, alles war verschwommen...ihm<br />

gegenüber war <strong>ein</strong> weißer Fleck, der sich zu <strong>ein</strong>em Menschen klärte.<br />

Er zischte:"Haben ssssie nochhhh sssso <strong>ein</strong>en Menssschhhen gefangen."<br />

Der Mann lächelte:"Oh, ich bin k<strong>ein</strong> Gefangener." "DANN BISSSSSST DU EINESSS<br />

VON DIESSSSEN SSSCHHHWEINENE!!! TSSSSHHHHHHHH!!!" Von s<strong>ein</strong>em eigenen<br />

Gebrüll hämmerte s<strong>ein</strong> Kopf noch mehr.<br />

Der Mensch stand auf und lehnte sich gegen die Wand:"Auch nicht. Ich bin weder<br />

Pirat, noch Sklave." "Dann wüssssste ichhh gerne, wasss du in diesssser Zssselle<br />

machhhsssst." Der Mensch ging auf ihn zu und kniete sich vor ihm hin:"Ich bin hier,<br />

um dir <strong>ein</strong> Angebot zu machen." "Ah. Ein Sssssklaven-Käufer." "Wieder falsch." "Na,<br />

wasssss dann?"<br />

"Erinnerst du dich an den goldenen Nebel, der vor <strong>ein</strong>igen Monaten das All<br />

durchflutete?" "Ja." "Der bin ich." "Aahhh...du bisssst <strong>ein</strong>e Drogenvisssion. Ssso wasss<br />

komplexsssessss wie dichhh hatte ichhh ja nochhh nie!" Der Mann verdrehte die<br />

Augen:"Wenn ich <strong>ein</strong>e Drogenvision wäre, könnte ich dann das?"<br />

Er klopfte scheppernd gegen das Bodengitter. Das Klingeln drohte s<strong>ein</strong>en Kopf zu<br />

sprengen und er schrie laut auf:"TSHHHHHHHHH!!! OK OK OK!"<br />

Der Mann hörte auf und grinste:"Besser?" "Wassss willssst du denn?" "Nun, ich bin<br />

eigentlich recht friedliebend und biete dir an, dich hier heraus zu holen."<br />

Somos richtete sich auf, auch wenn es nur <strong>ein</strong>e Vision s<strong>ein</strong> sollte, so konnte er sich<br />

wenigstens damit die Zeit vertreiben:"Na gut, du hassst m<strong>ein</strong>e Aufmerksssamkeit."<br />

"Ich biete dir <strong>ein</strong>en kompletten Entzug, <strong>ein</strong>e Menge Kraft und Macht, die du zum<br />

Guten <strong>ein</strong>setzen kannst. Sobald du ohne Grund tötest oder verletzt, schicke ich dich<br />

zurück, mit nur d<strong>ein</strong>er Freiheit und den Kleidern, die du am Leib trägst." "Und wie<br />

willssst du dasss machhen?"<br />

"Pfff...erstmal hole ich die Drogen aus dir raus." Somos fühlte, wie s<strong>ein</strong>e<br />

Kopfschmerzen verschwanden, dafür war ihm so schwindelig, dass er neben sich<br />

kotzte.<br />

Als er die Augen wieder öffnete, war alles so ungewohnt klar...so unverschwommen


und scharf. S<strong>ein</strong>e Gedanken gingen viel schneller voran und er hatte nicht mehr<br />

diesen Geschmack von alten Socken im Maul.<br />

Er sah den Menschen an:"Wie...wie hasssst du dassss gemachhht???" "Der Nebel, also<br />

ich, besteht aus unzähligen, unglaublich kl<strong>ein</strong>en Naniten." "Nani-wassss?" Der Mensch<br />

seufzte:"Mini-Maschinen." "Aha...und wasss issst nun Sssaccche?" "Nun, unter <strong>ein</strong><br />

paar Milliarden habe ich dich ausgesucht, weil du die Piraten-Drogen-Industrie kennst,<br />

<strong>ein</strong>en sehr guten Kern hast und...<strong>ein</strong> ziemlich beschissenes Leben."<br />

Somos sah nach unten:"Dasss mit dem Leben ssstimmt ssschhon mal." "Ich biete dir<br />

was Besseres."<br />

Somos sah ihn fragend an:"Ichhh denke mal, allesss issst bessssssser alssss dasss<br />

Sssklavendassss<strong>ein</strong>." "Oh, du endest so oder so nicht als Sklave. Ich habe der Teladi-<br />

Regierung <strong>ein</strong>en Tipp gegeben, das der Split-Pirat hier noch nie Steuern bezahlt hat."<br />

Da Somos bisher immer eher nach Drogen als nach Profit gestrebt hatte, konnte er<br />

die Züge s<strong>ein</strong>er Artgenossen nur erahnen:"Sssie kommen mit<br />

Ssschhhlachhhtssschhiffen um die Sssteuern <strong>ein</strong>zssutreiben." "Ja, und mit<br />

argonischen Enter-Kommandos." "Alssso willsssst du michhh vor dem Knassst<br />

bewahren." "Genau, dafür wirst du <strong>ein</strong>er m<strong>ein</strong>er Agenten, ich nenne es später den<br />

Wächter-Orden." "Na toll...nochhhh ssso ne Sssekte." "K<strong>ein</strong>e Sekte. Aber was, denkst<br />

du, klingt geheimnisvoller: Agent oder Wächter?" "Sssstimmt." "Du wirst mehrere,<br />

vertrauenswürdige und gütige Wesen finden und später auch ausbilden. Du wirst die<br />

Kriminellen verfolgen und der Justiz liefern. Ich habe auch nichts dagegen, wenn du<br />

sie zusammen schlägst." "Und wie soll ich das machen?" "Ich statte dich mit<br />

Implantaten aus. Sie werden dir viel Kraft verleihen." "Und wo isssst der Haken?" "Ich<br />

werde dich auf dem Kieker haben. Wann immer du etwas tun willst, was ich für zu<br />

grauenhaft oder nachlässig halte, werde ich dich ermahnen." "Zsssum Beissspiel?"<br />

"Wenn du jemandem das Genick brechen willst, werde ich d<strong>ein</strong>e Bewegung<br />

unterbrechen, mit dir reden und dich dann wieder freigeben." "M<strong>ein</strong>e Bewegung<br />

unterbrechhhhen und mit mir reden?" "Du kennst den SinZA?! Das selbe Prinzip."<br />

"Und du bisssst ssso ne Art Massschhhine?!" "Mensch mit unzähligen Naniten-<br />

Körpern." "Echhht ne lussstige Drogenvisssssion." "Während du dir der Realität<br />

bewusst wirst, werde ich noch <strong>ein</strong> paar kl<strong>ein</strong>e Sklaven befreien." "Kl<strong>ein</strong>e Ssssklaven?"<br />

"Der Split verkauft gerne Kl<strong>ein</strong>kinder...ich werde ihm nachher noch <strong>ein</strong> paar<br />

Gräueltaten dafür antun."<br />

Der Mann stand auf und ging durch die Wand, als wäre sie aus dünnem Styropor.<br />

Mit großen Augen sah er auf das klaffende Loch und die kreischenden Alarmsirenen.<br />

In der gegenüber liegenden Wand war noch so <strong>ein</strong> Loch und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Boronen-Junge<br />

dreckig und w<strong>ein</strong>end in <strong>ein</strong>er Ecke.<br />

Der Typ ging auf den kl<strong>ein</strong>en Boronen zu und hob ihn hoch:"Ganz ruhig m<strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>er,<br />

vermisst du d<strong>ein</strong>e Eltern." Der Kl<strong>ein</strong>e nickte heftig und der Typ streichelte ihm<br />

beruhigend über die Augen:"Dann mach die Augen zu und zähl bis zehn. Und wenn<br />

dich jemand fragt, sag <strong>ein</strong>fach, dass das Strudellicht dir geholfen hat." Der Kl<strong>ein</strong>e fing<br />

an zu zählen und bei fünf verschwand er in <strong>ein</strong>em Teleport.<br />

Somos stand auf und ging zu dem, was er noch eben für <strong>ein</strong>e Vision gehalten<br />

hatte...er konnte sich aber nicht ausmalen, welcher Stoff ihm so <strong>ein</strong>en Mist in die<br />

Birne blasen würde.<br />

Ein Split-Pirat rannte auf den Mann zu...dieser streckte den Arm nach dem Split aus<br />

und der Pirat flog durch die Luft und knallend gegen die Wand...Somos kannte das<br />

Geräusch, brechende Knochen. Der Split blieb blutend liegen und langsam gefiel ihm<br />

die Sache...<strong>ein</strong> schmerzender Schuss, mit <strong>ein</strong>em Plasma-Gewehr in s<strong>ein</strong> B<strong>ein</strong>,<br />

überzeugte ihn letztendlich, dass das k<strong>ein</strong> Traum war. Er sah in die Mündung und dann<br />

spritzte Blut über s<strong>ein</strong>e Schnauze...der Typ hatte dem Piraten den Arm ausgerissen.<br />

Der Paranide wand sich in Schmerzen, dann blieb er plötzlich ganz ruhig liegen.<br />

Somos sah zu dem weiß gekleideten Kerl:"Issst...issssst er...?" "Tot?! N<strong>ein</strong>, lediglich in<br />

Vollnarkose. Den Arm kann man wieder annähen." "Zsssiemlichhh blutig für <strong>ein</strong>en


Friedliebenden." "Es ist mir lieber, dieser Mistkerl hat <strong>ein</strong> Leben lang Alpträume und<br />

Schmerzen, als dass er noch jemanden <strong>ein</strong>sperrt." Um ehrlich zu s<strong>ein</strong> hatte Somos die<br />

selbe M<strong>ein</strong>ung.<br />

Somos hörte mit s<strong>ein</strong>en empfindlichen Ohren das W<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>es kl<strong>ein</strong>en Mädchens...<strong>ein</strong><br />

argonisches Mädchen.<br />

Der Mensch ging direkt auf das Mädchen zu...durch drei Panzer-Wände hindurch. Das<br />

Mädchen schrie, verständlich, wenn jemand durch <strong>ein</strong>e Panzerwand ging.<br />

Der Mann lächelte beruhigend und kniete sich zu dem Mädchen runter:"Susi...ich hab<br />

dir jetzt schon drei mal gesagt, du sollst schön nah bei d<strong>ein</strong>en Eltern bleiben und nicht<br />

mit jedem mitgehen." "Ich hab so Angst, Himmelslicht!" "Mach' die Augen zu und zähl<br />

bis zehn, wie immer...und jetzt bleib mal bei d<strong>ein</strong>en Eltern." "OK...<strong>ein</strong>s, zwei..." Das<br />

Mädchen war verschwunden. Dieser Typ schüttelte den Kopf:"Jetzt schicke ich den<br />

Eltern aber mal <strong>ein</strong>e Nachricht, dass ihr Kind das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom<br />

hat." "Wie machhhsst du dasss?"<br />

Er zuckte mit den Schultern:"Das habe ich dir doch schon erzählt."<br />

"Ja...tsh...Naniten."<br />

Der Mann hatte ansch<strong>ein</strong>end das Hob<strong>by</strong>, zu lächeln:"Was hältst du davon, wenn wir<br />

dafür sorgen, dass Srt nie wieder auch nur daran denkt, <strong>ein</strong>en Sklaven zu handeln."<br />

Somos verstand den Wink:"Wasss willssst du ihm aussssssreissssssen?" "Mal sehen,<br />

ob er nicht noch <strong>ein</strong> Kunstauge braucht. Oder ich lasse die Ängste aus s<strong>ein</strong>er Kindheit<br />

wahr werden." "Woher kennssst du sss<strong>ein</strong>e Kindheitsssängssste?" "Ich bin sehr alt<br />

und war auch bei s<strong>ein</strong>er Geburt dabei, ich durchflute alle Sektoren." "Und dann hassst<br />

du michhhh alssss Kl<strong>ein</strong>kind von m<strong>ein</strong>en Eltern bekiffen lasssssen?!!" "Ich bin nie ganz<br />

in den Piraten-Stationen...das ist mir zu grausam." "Achhhhh! Du willsssst alssso<br />

nichhhtsss dagegen unternehmen, wassss in den Ssstationen passsssiert!" "Doch."<br />

"Achhh ja, und wassss?!" Der Mann drehte sich um und tippte ihm zwischen die<br />

Augen:"Dich und die anderen, die ich rekrutieren will." "Du m<strong>ein</strong>sssst..." "Von mir aus<br />

kannst du alle Piratenstationen ruinieren, sie sabotieren und Piraten die Arme und<br />

B<strong>ein</strong>e ausreissen, wenn sie es nicht anders verdient haben. Lass aber die Finger von<br />

Kindern." "Dasss klingt gut. Nur will ichhh nichhht ssso viel Unruhe sssstiften." "Das<br />

klingt gut. Solange du gutes tust, ist mir d<strong>ein</strong>e Vorgehensweise recht egal...solange<br />

sie nichts zu Böses b<strong>ein</strong>haltet." "Und dassss wäre?" "Jemanden ernsthaft verletzen,<br />

der unschuldig ist." "Ichhhh raffsss nichhht. Du kannsssst ssso viel und tusssst ssso<br />

wenig?!" "Glaub mir, manchmal ist es leider besser, weniger zu tun. Du glaubst nicht,<br />

welcher Alptraum entstehen kann, wenn Lebewesen glauben, sie könnten nicht mehr<br />

sterben." "Ssssehr ssschhhlimm?" "Schlimmer."<br />

Auf ihrem langsamen Weg Richtung Aufzug, war dieser Plausch ganz angenehm.<br />

Der Mann schien es überhaupt nicht eilig zu haben...wie, als wäre er für sie<br />

gekommen, öffnete sich der Aufzug vor ihren Füssen.<br />

Somos war noch nie auf der Brücke <strong>ein</strong>er Piratenstation gewesen...und er hatte noch<br />

nie sieben Paraniden, drei Split und vier Argonen in <strong>ein</strong>em Tornado gegen die Wand<br />

<strong>ein</strong>er Raumstation schlagen sehen.<br />

Es kribbelte unter s<strong>ein</strong>en grünen Schuppen und s<strong>ein</strong>en schwarzen Krallen, als er den<br />

Fettsack sah:"Du!...Du Misssstkerl bisssst Ssssklavenhändler?!" "Ja und? Das bringt<br />

am meisten Kohle, das solltest du als Teladi doch verstehen können." "Du<br />

miesssssessss Drecksssschhhhw<strong>ein</strong>!"<br />

Somos spürte <strong>ein</strong>e heisse Kugel in s<strong>ein</strong>em Knie und das stoppte s<strong>ein</strong>en Sturmangriff.<br />

Die rauchende Gauss-Pistole in Srt's Hand zeigt ihm den Grund für s<strong>ein</strong>en Stopp. Der<br />

Split grinste mit s<strong>ein</strong>en schmalen Lippen und sah zu dem Typen in weiß:"Du kämpfst<br />

gut, ich könnte <strong>ein</strong>en Mann wie dich gebrauchen." "Auf dieses Niveau würde ich nicht<br />

mal m<strong>ein</strong>e Zehenspitzen hinunter lassen." Der Split grinste:"Dann wirst auch du<br />

sterben!"<br />

Ein Schuss, <strong>ein</strong> Schrei, <strong>ein</strong> abgetrennter Arm. Srt schrie und hielt sich s<strong>ein</strong> blutendes<br />

Schultergelenk, aus dem <strong>ein</strong>e Arterie in kurzen, schnellen Schüben braunes Blut


spritzte.<br />

Der Arm hing in der Luft und zerschmolz zu nichts.<br />

Der Mann ging auf Srt zu und verzog k<strong>ein</strong>e Miene:"Du hast doch als Kind sicher mal<br />

vom Kriegerschänder gehört. Ich fand es sehr interessant, dass derartige Namen für<br />

mich bei den Split existieren."<br />

Srt wurde pink...also s<strong>ein</strong>e rote Haut wurde kreidebleich.<br />

Somos sah die beiden an:"Kriegerssschhhänder? Wassss ssssoll dassss sss<strong>ein</strong>."<br />

Der Typ ging auf Srt zu:"Der Krieger-Schänder ist weiß wie das Leuchten <strong>ein</strong>es Ghoks,<br />

doch er strahlt k<strong>ein</strong> Licht ab, damit er<br />

Kriegern im Wald besser auflauern kann. S<strong>ein</strong>e Bewegungen bringen die Luft zum<br />

bersten und s<strong>ein</strong>e Berührung kann <strong>ein</strong>en Krieger verstümmeln oder heilen. Die<br />

Qualen, die vom Krieger-Schänder ausgehen, bringen selbst den tapfersten und<br />

stärksten Krieger zum w<strong>ein</strong>en wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Kind es nicht tun würde. Es heisst, der<br />

Schänder würde Ghoks wie Fliegen zerfetzen und könnte die Gestalt <strong>ein</strong>es Kriegers<br />

annehmen."<br />

Srt wimmerte und kroch rückwärts, an s<strong>ein</strong>em abgerissenem Arm vorbei.<br />

Der Mann...oder was auch immer er nun zu s<strong>ein</strong> m<strong>ein</strong>te, packte Srt am Kragen und<br />

hob ihn hoch. Srt's Augen weiteten sich und er schrie, dann blieb er w<strong>ein</strong>end am<br />

Boden liegen.<br />

Somos ging zu den w<strong>ein</strong>enden Split und trat <strong>ein</strong>mal zu, k<strong>ein</strong>e Reaktion.<br />

"Wasssss hasssst du mit ihm gemachhhht?" "Er durchlebt gerade in <strong>ein</strong>er<br />

Endlosschleife s<strong>ein</strong>en größten Alptraum. Sobald die Polizei auftaucht, wird er <strong>ein</strong>en<br />

Wutausbruch haben und wohl gefangen werden." "Echhhhhht?" "Jepp. Aber nun<br />

sollten wir erst <strong>ein</strong>mal die Station verlassen, damit die Polizei dich nicht auch noch<br />

kriegt." "Aber wohin?"<br />

In <strong>ein</strong>em Lichtblitz verschwanden sie und er fand sich auf <strong>ein</strong>em seltsamen Schiff<br />

wieder:"Wo ssssind wir hier?" "Das ist die Destiny, m<strong>ein</strong> Flaggschiff." "Ssschhhh<strong>ein</strong>t<br />

mir nichhht größsssser zssu sss<strong>ein</strong>, alssss <strong>ein</strong>e Korvette." "Momentan, aber zur Not<br />

kann sie in etwa die Größe <strong>ein</strong>er Sonne erreichen." "WASSS? Du sssspinnsssst<br />

dochhh!" "Momentan möchte ich es dir nicht beweisen, es ist ziemlich unnötig."<br />

"Unnötig?" "Klappst du jedes Mal, wenn dich jemand fragt, wie d<strong>ein</strong>e Schuppenfinne<br />

aussieht, d<strong>ein</strong>e Schuppen hoch?" "Issst dasss nichhhht <strong>ein</strong> ganzsss anderer<br />

Masssstab?" "Für mich schon nicht mehr...<strong>ein</strong>e Sonne, <strong>ein</strong>e Schuppe...kommt bei mir<br />

nicht mehr darauf an." "Ssssso sso..." "Du glaubst mir nicht und denkst gerade wieder<br />

daran, wie du hier weg kommst." "Dasss isssst ja wohl offensssichhhtlich." Das<br />

erinnerte ihn zu sehr an s<strong>ein</strong>e Kindheit.<br />

"Es ist wie damals, nicht wahr? Als d<strong>ein</strong>e Eltern dich im Frachtraum ihres Schiffes<br />

<strong>ein</strong>gesperrt haben, weil du ihnen nicht ruhig genug warst. Du hast w<strong>ein</strong>end in <strong>ein</strong>er<br />

Ecke gesessen, weil die Wände auf dich zugekommen sind, als die Subraum-<br />

Verzerrung <strong>ein</strong>geschaltet wurde."<br />

Somos hielt inne, konnte sich kaum noch bewegen:"Woher...weisssst du dassss?" "Ich<br />

habe doch gesagt, dass ich um Einiges älter bin als du. Ich habe dich schlüpfen sehen,<br />

auch wenn ich auf m<strong>ein</strong>e Daten bisher nicht zugegriffen habe." "Zssugegriffen?"<br />

"Bisher hat m<strong>ein</strong>e Leistung nicht ausgereicht, um alles was ich sehe zu verarbeiten,<br />

seit zwei Jahren ist das anders." "Hä?" "Sagen wir es so: Ich hatte überall Augen, aber<br />

m<strong>ein</strong> Gehirn konnte nicht alles verarbeiten, was ich sah, sondern es nur speichern."<br />

"Du hassssst die Leben von millionen Wesssssen gessspeichhhert?" "Mittlerweile habe<br />

ich sie durchgearbeitet. Ich kenne jede Episode d<strong>ein</strong>es Lebens, jeden Gedanken, den<br />

du hattest." "Lasssss michhhh hier heraussss!!! Da geh ichhhh lieber in den Knasssst,<br />

alsss diesssse kranke Ssssschhheisssse mitzsssumachhhen!"<br />

Die Stimme des Mannes war so ruhig:"Weisst du noch, als du fünf Jazuras alt warst<br />

und in <strong>ein</strong>er Ecke, bei <strong>ein</strong>em dampfenden Versorgungsrohr gestanden hast, damit<br />

d<strong>ein</strong>e Eltern dich nicht wieder mit Raumsprit vollpumpten?" Es war mehr <strong>ein</strong>e<br />

verblasste Ahnung, als <strong>ein</strong>e Erinnerung, aber er sprach den Satz sicher


aus:"Irgendwann machhhe ichhh mal wassss großsssess...etwassss, dasss die Welt<br />

verändert."<br />

Der Mann reichte ihm die Hand:"Ich biete dir die Chance, genügend Kraft und<br />

Fähigkeiten zu haben, dass du große Dinge tun kannst, die d<strong>ein</strong>e jetzige<br />

Vorstellungskraft übersteigen." Das klang zu verlockend und egal wie krank es klang,<br />

er bekam ehrliches Interesse:"Und wenn die Sssachhhhe nichhhtssss für michhh<br />

isssst?" "Dann schicke ich dich zurück, versprochen. Allerdings werde ich dich <strong>ein</strong> oder<br />

zwei Mal bitten, d<strong>ein</strong>e Entscheidung zu überdecken und es zu versuchen. Wenn es<br />

dann immernoch nichts für dich ist, dann schicke ich dich zurück, für jeden Versuch<br />

mit <strong>ein</strong>em Schiff d<strong>ein</strong>er Wahl aus der TS-Klasse." "Du ssschhhhenksssst mir<br />

Sschhiffe?" "Ich habe Schlachtschiffe, die Sonnen durchfliegen können wie <strong>ein</strong>e Fliege<br />

die Luft. Da wird es doch k<strong>ein</strong> Problem für mich s<strong>ein</strong>, dir <strong>ein</strong> paar TS zu schenken.<br />

Aber nutz sie bitte nicht zum Drogenhandel, in Sonnenblumen steckt mehr Geld."<br />

"Ssssonenblumen?" "Nostrop solltest du doch kennen." "Ja...sssichhher dochhhh.<br />

Ichhh liebe dassss Zssseug."<br />

Der Typ lächelte:"Ich bin Thorsten." "Thorsssten? Wasss issst dasssss denn für <strong>ein</strong><br />

Name?" "Ein alter terranischer Name." "Terranissschhh?" "Jupp, Mensch von der Erde,<br />

zumindest der biologische Teil." "Aha." "Du musst doch hungrig s<strong>ein</strong>, du hast seit<br />

zwölf Tagen nur d<strong>ein</strong>e Drogen gehabt." "Tsh...nun ja." "Ah, <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Asket.<br />

Irgendwelche Wünsche?" "Ichhhh...ichhh hatte ssschhhon immer <strong>ein</strong>e<br />

Sssschhhhwächhhe für Nosssstrop mit Vanille-Aroma und teladi-verträglichhhen<br />

Sssahne-Tröpfchhhen. Aber dasss Zssseug isssst ssso teuer." "Huhu, Riesen-<br />

Schlachtschiffe, Materie-Erzeuger. Ich kann dir gerne <strong>ein</strong>e Tonne davon machen." "Ne<br />

Tonne?" "Du magst doch dass von der Ackerboden-Food-Corporation am liebsten,<br />

oder?!" "Ja...dasss weisssst du alssso auchhhh." "Nun, das ist eh <strong>ein</strong>e m<strong>ein</strong>er Firmen,<br />

ich hab das Rezept selbst gemacht." "Dasss issst jetzsst nichhht d<strong>ein</strong> Ernssst, oder?"<br />

Thorsten drehte sich um und sprach zu dem Computer:"Verschlüsselte Verbindung<br />

zum AFC-Versorgungsfrachter 17-22." Eine Computerstimme beantwortete die<br />

Anfrage:"Bestätigt, Verbindung steht." Eine neue, freundliche, überschwänglich<br />

fröhliche Stimme schallte aus den Lautsprechern:"Hallo, hier ist <strong>ein</strong> automatischer<br />

Frachter von ihrer freundlichen Ackerboden-Food-Corporation. Kann ich ihnen mit<br />

<strong>ein</strong>er Wegbeschreibung oder <strong>ein</strong>er Produktempfehlung helfen?" Der Mann antwortete<br />

lächelnd:"Hier ist Thorsten Kemmrich, bring bitte <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Palette mit dem Probe-<br />

Programm der Teladi-Produkte."<br />

Die Stimme klang freudig:"Ja Sir, ist mir <strong>ein</strong>e Freude, mal <strong>ein</strong>en direkten Befehl von<br />

ihnen erhalten zu dürfen." "Dassss issst aber k<strong>ein</strong> normaler Ssschhiffssscomputer."<br />

"Etwa tausend mal leistungsfähiger, die Standard-Modelle die man so kaufen kann<br />

sind ja wohl ne Lachnummer."<br />

Der riesige TL stand kurz im Raum und <strong>ein</strong> Teleporter brachte <strong>ein</strong>en Frachtcontainer<br />

vor s<strong>ein</strong>e Geh-Klauen. Wieder erklang die Computerstimme:"Ist mir <strong>ein</strong>e Freude<br />

gewesen, ihnen dienen zu können, Sir." "Danke, 17-22."<br />

Der TL drehte ab und nahm Kurs auf das nächste Sprungtor, dass er zuerst angeflogen<br />

hatte.<br />

Somos sah auf den Container und drückte <strong>ein</strong>en Knopf der Versiegelung.<br />

Der Container öffnete sich zischend und der Duft der Geruchs-Sticker, die den Appetit<br />

anregen sollten, taten bei ihm ihre Wirkung.<br />

Somos nahm <strong>ein</strong>e der Öl-Kannen mit den weissen Kügelchen aus Sahne im Öl. Er<br />

öffnete den Verschluss und trank das Nostrop, um s<strong>ein</strong>e Sättigung mit <strong>ein</strong>em lauten<br />

Rülpser zu bestätigen.<br />

Thorsten zo <strong>ein</strong>e Augenbrauhe hoch:"Prost. Allerdings wäre es mir lieber, du würdest<br />

das gesitteter tun." "O-OK, Sssssorry."<br />

Er nahm noch <strong>ein</strong>en Schluck und liess sich die Sahne-Tröpfchen die Kehle<br />

runtergleiten, dann sah er zu s<strong>ein</strong>em neuen Arbeitgeber:"Und was jetzt?" "Nun, <strong>ein</strong><br />

argonischer Privat-Detektiv wird d<strong>ein</strong> neuer Kollege werden. Er treibt sich gerade in


Blauer Rüssel rum." "Und?" "Die Xenon auch."<br />

Simon Danes lag auf der kl<strong>ein</strong>en Pritsche in s<strong>ein</strong>er Korvette, der alten Ursel. Er hatte<br />

diesen alten Namen mal in <strong>ein</strong>em Buch gelesen und hatte dabei noch irgendwie im<br />

Hinterstübchen behalten, dass es was mit Bären zu tun hatte. Und an <strong>ein</strong>e Bärin<br />

erinnerte ihn s<strong>ein</strong>e Zentaur. Er hatte schon oft Bären gesehen, auf den Etiketten<br />

s<strong>ein</strong>er Wodka-Flaschen, diesem Scruffin-Schnaps.<br />

Er stellte die halb leere Flasche beiseite. Es war alles so be*** geworden. Früher war<br />

er gefragt, aber dann war alles falsch gelaufen, s<strong>ein</strong>e Freundin hatte ihn verlassen und<br />

s<strong>ein</strong> Büro war auch nicht mehr bezahlbar gewesen. Wenigstens s<strong>ein</strong>e Korvette hatte er<br />

mit s<strong>ein</strong>em letzten Credit vor der Pfändung bewaren können.<br />

Ab und zu nahm er noch <strong>ein</strong>e der Missionen vom Black-Board an, aber meistens<br />

brauchte man dafür Raketen. Er hatte nur noch <strong>ein</strong>e im Frachtraum, <strong>ein</strong>e Feuersturm,<br />

s<strong>ein</strong> letzter Trumpf.<br />

Manchmal fand er auch <strong>ein</strong>e Hummel oder <strong>ein</strong>e Hornisse im Vrack <strong>ein</strong>er Pirat-Nova<br />

oder <strong>ein</strong>es Pirat-Falken.<br />

Auch ab und zu ne Hummel in nem L oder ner M.<br />

Momentan interessierte ihn das recht wenig, es waren nur <strong>ein</strong> paar Dinge, nach denen<br />

s<strong>ein</strong> angetrübter Verstand zu greifen versuchte. Er trank nie so viel, dass er nicht<br />

mehr laufen konnte, auch wenn er sich ab und zu abstützen musste, aber er trank<br />

immer genug, damit er die Wirklichkeit verkraftete. Und das beschissenste war: Er<br />

war genau so <strong>ein</strong>er dieser Standard-Abgehalfterter-Privat-Detektive, die immer in<br />

schlechten Filmen vorkamen.<br />

Er schwang sich aus der Pritsche und schluckte <strong>ein</strong>e Minztablette, um s<strong>ein</strong>e Fahne zu<br />

unterdrücken.<br />

Simon kratzte sich am Gemächt und entliess auf dem Bord-Klo das restliche Wasser,<br />

dass der Alkohol noch nicht aus s<strong>ein</strong>em Körper gezogen hatte.<br />

Ein kalter Cahoona-Burger aus dem Kühlschrank war das Frühstück. Der Bürger war<br />

gerade noch weit genug entfernt von "dem Zeug". In <strong>ein</strong>er dunklen Erinnerung war<br />

ihm manchmal klar, dass das Zeug früher Eiersalat gewesen war...bevor es grün<br />

wurde und diesen Pelz bekam.<br />

Es hatte so fürchterlich gestunken, dass er es <strong>ein</strong>mal angezündet hatte. Jetzt stank es<br />

zwar nicht mehr, aber er wollte den schwarz-grünen Glibber auch nicht mehr<br />

anfassen. Also blieb es dort. Er dultete es, so lange es nicht stank oder sich<br />

ausbreitete und es hielt sich an dieses Regeln in <strong>ein</strong>er stillen Co-Existenz. Er hatte mal<br />

mit dem Zeug geredet, da war es am nächsten Tag etwas grüner gewesen.<br />

Mittlerweile hatte er es als Haustier anerkannt und es sorgte wenigstens dafür, dass<br />

sich nichts anderes im Kühlschrank niederliess.<br />

Er zog sich s<strong>ein</strong>en Raumanzug an, der ihm auch als Piloten-Anzug diente.<br />

Der Tag war wenigstens normal verlaufen. Zumindest bis jetzt.<br />

Er starrte auf das Gravidar: Mehrere rote Symbole, davon <strong>ein</strong>es mit K betitelt.<br />

Ansässige Polizisten und Grenzschützer pflügten durch die Jäger, aber der Boron-<br />

Rochen konnte nichts gegen das K ausrichten.<br />

In <strong>ein</strong>em letzten Manöver floh die Manschaft per Teleporter auf <strong>ein</strong>e nahe Station, der<br />

Rochen wurde als unbemannt betitelt, bis er auf <strong>ein</strong>mal mit Auto-Pilot auf das K<br />

zuraste.<br />

Die Schilde des Xenon gingen auf <strong>ein</strong> halbes Gigajoule, aber alle Waffen waren noch<br />

intakt.<br />

S<strong>ein</strong>e Korvette kam in Schussreichweite. Die Station wurde von dem K behakt, es ging<br />

so schnell!<br />

Die Geschützkanzeln von Ursel holten <strong>ein</strong> paar M und L vom Gravidar. Er war die letzte<br />

Chance der Station.<br />

Er nahm Kontakt mit der Station auf, <strong>ein</strong> kreischender Borone erschien auf dem<br />

Komm:"Helfen sie uns, bitte!!!" "Das hab' ich ja vor, aber können sie noch <strong>ein</strong>en<br />

Schaden von etwa <strong>ein</strong>em Gigajoule aushalten?" "Noch etwa zwei, wieso?" "Ich habe


ne Feuersturm an Bord. Ich werde auf das K zufliegen und die Rakete abwerfen." "Das<br />

ist Selbstmord!"<br />

Simon stellte das Komm ab, dass es Selbstmord war, wusste er selbst. Aber er konnte<br />

die ganzen Leute da nicht hängen lassen. Er hatte s<strong>ein</strong>en Beruf ja schliesslich auch<br />

mal mit <strong>ein</strong>er Moral begonnen, zu helfen.<br />

Also brachte er Ursel auf vollen Schub und pflügte durch das Bombardemant aus<br />

GPIK-<br />

Geschossen. "Schilde kritisch!" "Weiss ich auch!"<br />

Simon war noch zehn Meter von der Hülle des Schiffes entfernt, er zündete die<br />

Rakete, sie flog auf das K zu, er sah sie explodieren und Ursel schleuderte ihn in <strong>ein</strong>er<br />

Rettungskapsel aus dem Cockpit.<br />

Die Explosion zerschmolz und zerfetzte die Rettungskapsel und genug Wucht der<br />

Detonation traf ihn, um ihm ne Menge Schmerzen zu bereiten. Er hörte so viele<br />

Knochen knacken, dass es sich anhörte, als würde man über knirschende<br />

Glasscherben laufen.<br />

Er wurde ohnmächtig.<br />

Die Digital-Uhr s<strong>ein</strong>es Raumanzuges war verschwommen, immerhin war <strong>ein</strong> großer<br />

Sprung in Helm-Visier.<br />

Das machte ihm seltsamerweise wenig aus. S<strong>ein</strong>e Knochen waren gebrochen,<br />

wenigstens spürte er nur s<strong>ein</strong>en Schmerz über dem Becken und er konnte nicht<br />

sagen, ob das warme, was ihm durch den Anzug lief, s<strong>ein</strong>e Fäkalien oder s<strong>ein</strong> Blut<br />

war.<br />

Das Brennen von den zahlreichen Schmerzen war irgendwie willkommen, es tröstete<br />

ihn über die fünf Grad Celsius in s<strong>ein</strong>em Anzug hinweg, wohl das Einzige was ihn noch<br />

am Leben gehalten hatte.<br />

S<strong>ein</strong> Leben war be***, aber das er so <strong>ein</strong>en elenden Tod haben würde, hätte er selbst<br />

in s<strong>ein</strong>en dunkelsten Stunden nicht gedacht. Er trieb zwischen Trümmern und grinste,<br />

in Gedanken musste er darüber lachen, dass s<strong>ein</strong>e Leiche zwischen Schiffstrümmern<br />

umher glitt, wo s<strong>ein</strong> Leben doch so <strong>ein</strong> Trümmerhaufen gewesen war.<br />

Er wünschte sich, noch <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>e Frau in den Armen halten zu können, oder noch<br />

<strong>ein</strong>mal an <strong>ein</strong>er Bar sitzen zu können, aber das war unmöglich.<br />

Warum <strong>ein</strong>es s<strong>ein</strong>er Augen nichts sah, wusste er nicht...und er wollte es auch nicht<br />

wissen, wenn s<strong>ein</strong> Auge geplatzt s<strong>ein</strong> sollte, so wollte er es nicht wissen.<br />

Er sah <strong>ein</strong> paar verkohlte, angeschmolzene Trümmer s<strong>ein</strong>es Kühlschranks und fragte<br />

sich, ob das Zeug im All überlebt hatte...das s<strong>ein</strong>e letzten Gedanken <strong>ein</strong>em<br />

grünschwarzen<br />

Schmodder aus dem Kühlschrank galten, brachte <strong>ein</strong> Lächeln über s<strong>ein</strong>e<br />

Lippen.<br />

Vor ihm erstrahlte <strong>ein</strong> weisses Licht, auch golden...er hatte immer gedacht, er würde<br />

das als Tunnel sehen. Er wurde wieder ohnmächtig.<br />

Er machte die Augen wieder auf, es konnte nicht viel Zeit vergangen s<strong>ein</strong>, seit er<br />

ohnmächtig geworden war, die selben Trümmer von vorhin glitten noch um ihn.<br />

Vor ihm war <strong>ein</strong> Typ...weiße Klamotten, braune Haare, Bürstenschnitt, muskulöse<br />

Statur...er ratterte immernoch alles ab, wie damals, als Top-Detektiv. Aber am<br />

meisten stachen ihm zwei Dinge in s<strong>ein</strong>e Gedanken: Er spürte k<strong>ein</strong>en Schmerz mehr<br />

und der Typ hatte k<strong>ein</strong>en Raumanzug an...nur <strong>ein</strong> weißes Hemd und <strong>ein</strong>e weiße<br />

Hose...dazu Slipper oder so was.<br />

Simon sah zu dem Kerl:"Bist du der Wächter vom Himmelstor, oder was?" Die Person<br />

vor ihm schüttelte lächelnd den Kopf:"N<strong>ein</strong>." "Altes Volk?" "Ich kenne <strong>ein</strong> paar von den<br />

Leutchen, aber ich gehöre nicht zu ihnen." "Was für <strong>ein</strong>er bist du dann?" "Homo<br />

Sapiens Sapiensis, Medic-Nano-Tek X35-11." "Hä? Mensch und Nanotechnologie in<br />

<strong>ein</strong>er Gestalt." "Das mit Homo Sapiens hab ich auch noch verstanden, aber..." "Der<br />

Rest ist die frühere Prototypen-Bezeichnung m<strong>ein</strong>er Nano-Technologie, aber das ist als<br />

ob man <strong>ein</strong>e Nova mit Sputnik vergleicht." "sch****, da muss mir <strong>ein</strong> Splitter durch's


Hirn gerauscht s<strong>ein</strong>." "Ein Paar durch den Stirnlappen, genau genommen waren sie<br />

durch d<strong>ein</strong> Auge geschossen." "Was ist das hier? Fegefeuer? Jenseits?"<br />

Der Typ lächelte:"Oh n<strong>ein</strong>, das ist so real, wie die Trümmer, die hier umher gleiten."<br />

"Also...wie bist du hergekommen? Bist du <strong>ein</strong> Xenon?" "N<strong>ein</strong>, k<strong>ein</strong> Xenon. Ich bin<br />

immer hier. Erinnerst du dich an den goldenen Nebel?" "Ja?" "Der bin ich." "Klar." "Oh<br />

Mann, dass nur noch das klappt." Goldene Nebelschwaden breiteten sich um ihn aus<br />

und strahlten das Licht ab, das er für das Himmelstor gehalten hatte. Er sah sich um<br />

und dann geschockt auf den Mann in weiß...s<strong>ein</strong>e Intuition riet ihm ihm zu<br />

glauben...und s<strong>ein</strong>e Intuition hatte ihn noch nie betrogen.<br />

Simon glitt mit s<strong>ein</strong>er Hand durch den Nebel:"Und...und was willst du von mir?" Der<br />

Typ setzte sich auf <strong>ein</strong>en Trümmer, der relativ still stand:"Zuerst <strong>ein</strong>mal stelle ich mich<br />

besser vor. Ich bin Thorsten Kemmrich. Terraner, seit neunhundertfünfzig Jahren."<br />

"Neu-neun-hundertfünfzig?" "Jepp. Durch Nanotechnologie." "Ich...ich bin..." "Simon<br />

Danes, geboren in Omycron Lyrae." "Woher...?" "Ich bin das leistungsfähigste<br />

Computernetzwerk, das m<strong>ein</strong> Sensoren erfassen können, ich kann mich überall<br />

r<strong>ein</strong>hacken. Ausserdem war ich bei d<strong>ein</strong>er Geburt und d<strong>ein</strong>er Kindheit dabei. Soll ich<br />

dir m<strong>ein</strong>e Naniten noch mal zeigen?" "N<strong>ein</strong>...schon in Ordnung." Langsam gewöhnte<br />

er sich an diese schräge Situation:"Und was ist nun los?" "Also, auch wenn ich<br />

geradezu alles sehe, was in den Sektoren vor sich geht, so finde ich es nicht<br />

unbedingt die beste Lösung, wenn ich andauernd <strong>ein</strong>greife." "Und?" "Ich suche mir<br />

<strong>ein</strong>e Gruppe zusammen, um <strong>ein</strong>e Organisation zu gründen. Ich werde sie den<br />

Wächter-Orden nennen, aber das mit dem Orden nur, weil es würdevoller klingt." "Und<br />

du willst mich dafür anwerben?" "Exakt. Ich suche Leute, die wissen, wie sie an<br />

Informationen rankommen, um sie dann anzuwerben." "Pah, ich hab k<strong>ein</strong> Schiff, k<strong>ein</strong><br />

Geld und wenn's nach der Explosion geht, auch k<strong>ein</strong> Leben mehr." "Das muss ja nicht<br />

so bleiben."<br />

Kemmrich grinste und er fühlte sich etwas wie das Kaninchen vor der Schlange:"Was<br />

hast du dann mit mir vor?" "Ich werde dir Geld, <strong>ein</strong> Schiff und ne Menge Implantate<br />

spendieren. Du wirst Planeten <strong>ein</strong>äschern können, zumindest, wenn ich dem<br />

zustimme." "Wo ist der Haken?" "Nun, bis ich d<strong>ein</strong>em Urteilsvermögen restlos traue<br />

und noch die letzten Ungereimtheiten ausbessere, werde ich über d<strong>ein</strong>e Aktionen<br />

mitentscheiden. Wenn du zu <strong>ein</strong>em ungerechtfertigtem Schlag ausholst, werde ich<br />

d<strong>ein</strong>en Arm lähmen und solche Sachen." "Ich bin eh nicht der Typ für grundlose<br />

Gewalt." "Ich weiss." "Und wenn ich ablehne? Platzt dann m<strong>ein</strong> Helmvisier und dann<br />

ich?"<br />

"N<strong>ein</strong>. Ich habe k<strong>ein</strong>en Grund dich zu töten, nachdem ich dich geheilt habe." "Also,<br />

was passiert, wenn ich n<strong>ein</strong> sage?" "Unter der Vorraussetzung, dass du Schweigen<br />

bewarst, werde ich d<strong>ein</strong>en Anzug etwas präparieren und dich dann gerade rechtzeitig<br />

an die Luftschleuse der nächsten Raumstation treiben lassen. Wenn du plaudern willst,<br />

lösche ich d<strong>ein</strong> Kurzzeitgedächtnis und mache das eben Beschriebene." "Also, du<br />

bietest mir <strong>ein</strong> Schiff, Geld, Kraft und die Möglichkeit, <strong>ein</strong> Held zu s<strong>ein</strong>?" "Vorerst sollt<br />

ihr verdeckt arbeiten...aber so in tausend Jahren." "Tausend Jahre?!" "Nun, ich weiss<br />

zwar nicht, wie lange ich leben werde, aber bisher zeigen m<strong>ein</strong>e Systeme k<strong>ein</strong>e<br />

Anzeichen zu versagen." "Und wenn's mir irgendwann zu viel wird, oder ich die wahre<br />

Liebe finde oder sowas?" "Solltest du Familie bekommen, können sie gerne<br />

mitmachen. Und wenn du k<strong>ein</strong>e Lust mehr hast, lasse ich die Verjüngung d<strong>ein</strong>es<br />

Körpers<br />

ausbleiben und du lebst <strong>ein</strong> Leben der Länge, wie es dich jetzt noch erwarten<br />

würde...bis auf die kaputte Leber, die heile ich." "Ich kann also nicht verlieren." "Das<br />

trifft es." "Dann mach ich mit."<br />

Kemmrich lächelte:"Das freut mich. Destiny, du kannst dich zeigen." Ein Schiff, wie er<br />

es noch nie gesehen hatte und irgendwie organisch wirkend, erschien neben ihnen,<br />

mitten zwischen den Trümmern. Es war wohl <strong>ein</strong>e Korvette, von der Größe zumindest.<br />

Er wurde in <strong>ein</strong> blaues Lichtermeer getaucht und dann stand er neben <strong>ein</strong>em Teladi,


der gerade aß, wohl <strong>ein</strong> Pirat.<br />

Simon sah ihn an:"Ein Pirat? Ich dachte, das hier wird ne gerechte Sache?!" Der Teladi<br />

zischte:"Nur weil ichhh <strong>ein</strong> Pirat WAR, heisssst dassss nichhht, dassss ichhhh da<br />

nichhht mitmachhhhen kann!"<br />

Er dachte an s<strong>ein</strong>e Alkohol-Exzesse:"OK...tut mir leid. Simon Danes." "Ssomosss<br />

Kiraplessss der Zssweite." "Reicht Somos?" "Wenn Sssimon reichht?!" "OK." Kemmrich<br />

nahm <strong>ein</strong>e der kl<strong>ein</strong>en Nostrop-Kannen und trank sie aus.<br />

Simon sah ihn an:"Du trinkst Nostrop?" "Es schmeckt besser, als es aussieht."<br />

"Aber...gifitg?!" "Nanotechnologie. Ausserdem kann man die Finger nicht mehr davon<br />

lassen, wenn man ne Weile als Teladi gelebt hat." Er und der Teladi sahen Kemmrich<br />

verdutzt an, dann drehte der Mann sich um:"Soll ich dir nen Cahoona-Burger<br />

besorgen?" "Klingt nicht schlecht." "Ach übrigens, d<strong>ein</strong>e geliebte Pilzkultur hat <strong>ein</strong><br />

schönes Zuhause in <strong>ein</strong>er Tropfst<strong>ein</strong>höhle auf m<strong>ein</strong>em Planeten gefunden." "D-d-d<strong>ein</strong><br />

Planet?" "Ihr werdet ihn noch früh genug zu sehen bekommen, spätestens, wenn wir<br />

alle eure Team-Kollegen und -Kolleginnen aufgesammelt haben."<br />

Simon wand sich erst <strong>ein</strong>mal dem frischen Cahoona-Burger zu, der in <strong>ein</strong>em Teleport-<br />

Strahl erschien. Geruch und Aussehen waren OK, s<strong>ein</strong>e Intuition hatte auch k<strong>ein</strong>e<br />

Einwände, also liess er sich den Burger schmecken, während das Schiff weiter flog.<br />

Thorsten entschied sich, als nächstes die Split-Piratin N'Ra Tr "abzuholen". Sie war<br />

unter den Piraten <strong>ein</strong>e Art Söldnerin, auch bei den höheren Tieren beliebt, da sie auch<br />

die Handelssprache sprach. Sie war um die fünfundzwanzig Jahre und <strong>ein</strong> schlaues<br />

Ding. Sie kannte sich mit so ziemlich jeder Waffe aus und war, für <strong>ein</strong>e Split, sehr<br />

attraktiv. Sie trug meistens <strong>ein</strong>en Schleier, um die schlimmsten Dreckskerle von sich<br />

fern zu halten.<br />

Momentan flog sie in <strong>ein</strong>em Tukan, getarnt als Zivilschiff, in Richtung Nopileos<br />

Memorial. Ihr Ziel war <strong>ein</strong> Albatros-Sklaven-Transporter, um jemanden abzuholen, der<br />

sich geweigert hatte, <strong>ein</strong> armes Kind <strong>ein</strong>zusperren. Sie wusste natürlich nicht, was der<br />

Grund für den Abtransport des jungen Teladi war, auch nicht für s<strong>ein</strong>en Komplizen,<br />

<strong>ein</strong>en Boronen. Sie stellte k<strong>ein</strong>e Fragen und wurde bezahlt.<br />

Thorsten erinnerte sich an die gutenm, alten Horror-Filme, <strong>ein</strong> Schiff, in dem es spukt.<br />

Fix und Flux brachte er <strong>ein</strong>en Großteil der Mannschaft mittels Teleporter mitten in <strong>ein</strong>e<br />

Drogenrazzia. Wer würde schon <strong>ein</strong> paar bekifften Piraten glauben, die sagen:"Ich<br />

weiss nicht, wie ich hierher gekommen bin, eben war ich noch auf nem TL."<br />

Er liess die schlimmsten Fälle dort...er brauchte doch noch das kreischende<br />

Empfangskommitee, dass sich vor Angst <strong>ein</strong>nässte.<br />

Dann noch die Klon-Leichen der wegtransportierten Leute, gehäutet und zerstückelt in<br />

den Frachtkisten im Laderaum. Ein paar lagen als zerfetzte Schlachtplatte in den<br />

Gängen, Blut lief aus den Lüftungen...da hätte sich selbst der treueste Stephen-King-<br />

Leser <strong>ein</strong>gepisst.<br />

Grinsend sprang er, der grauenhafte Geist aus Naniten, mitten in das Gangsystem des<br />

Albatros.<br />

Vor s<strong>ein</strong>en Sinnestäuschungen rannten die Leute kreischend davon, während ihre<br />

Waffen ins Nichts feuerten. Einer von ihnen schaffte es zum defekten Komm-System,<br />

von wo er den Notruf auf Piraten-Frequenz absendete. Dann wurde auch er, <strong>ein</strong>er, der<br />

gerne Kinder gequält hatte, Opfer von Thorsten. Es gab bestimmt nicht viele Leute,<br />

die die explosive Dekompression so lange erlebten, bis sich ihr Fleisch vom Knochen<br />

löste, nur um dann total unversehrt auf der Krankenstation <strong>ein</strong>es Polizei-Schiffes<br />

aufzuwachen. Das er ihm diese Erfahrung nur virtuell beigebracht hatte, war auch<br />

kaum <strong>ein</strong> Unterschied zum realen Fall, er hatte die Daten direkt ins Nervensystem<br />

<strong>ein</strong>gespeist.<br />

Sauberer war es auch nicht gewesen, die passende Klon-Leiche war zerplatzt wie <strong>ein</strong><br />

blutgefüllter Luftballon.<br />

Kurz darauf stöhnten die Maschinen, als er wichtige Teile altern liess, als wäre der<br />

SinZa mit Lichtgeschwindigkeit an ihnen zugange gewesen.


Binnen Minuten war das Schiff, <strong>ein</strong> relativ neuwertiges Bauwerk, <strong>ein</strong> veraltetes<br />

Geisterschiff und viele Bereiche waren ohne Raumanzug nicht mehr betretbar<br />

gewesen.<br />

Die beiden Teladi, die k<strong>ein</strong> Kind verletzen wollten, aalten sich in der Gem<strong>ein</strong>schaft in<br />

der Sonne, sie waren eigentlich nur Süchtige gewesen, was ja leicht zu beheben war.<br />

N'ra saß auf <strong>ein</strong>em der bequemen Sitze. Es war <strong>ein</strong>e Spezialanfertigung für <strong>ein</strong>en<br />

hochrangigen Argonen-Piraten gewesen und daher war es nicht <strong>ein</strong>e dieser harten<br />

Echsen-Bänke. Sie war liberal, was die Angstviecher anging, sie bezahlten immerhin<br />

gut, wenn sie <strong>ein</strong>en Auftrag gut erledigt haben wollten. Imkoptek saß neben ihr. Der<br />

Paranide war gut fünf Jazuras jünger als sie und sozusagen ihr Zögling. Sie hatte ihn<br />

zwischen den Rohrleitungen <strong>ein</strong>er Sklavenbetriebenen Traumfabrik gefunden und ihn<br />

in ihrer Waffentasche aus der Station geschmuggelt.<br />

Er war arrogant, wie jeder Paranide, aber er sah in ihr soetwas wie <strong>ein</strong>e große<br />

Schwester, <strong>ein</strong>e behinderte Schwester mit nur zwei Augen, aber sie hatte schon mehr<br />

als <strong>ein</strong>mal nachts mitbekommen, wie er ihre Decke hochgezogen hatte, als sie sie sich<br />

mal wieder runtergewühlt hatte.<br />

Sie klopfte ihm auf den Rücken und er sah sie wütend an, dann lichtete sich s<strong>ein</strong>e<br />

Miene wieder, solange man das von <strong>ein</strong>em Paraniden behaupten konnte:"Was willst<br />

du, N'ra?" "Geht's dir gut?" Er verdrehte genervt alle drei Augen:"Jahaaa. Mir geht's<br />

gut." "Wenigstens hast du dir dieses dämliche "Uns" abgewöhnt." Er sah aus dem<br />

Fenster:"Ich dachte, ich würde es dir schulden, immerhin versorgst du mich mit. Ich<br />

mag es nicht, jemandem etwas zu schulden." "Du schuldest mir nichts." "Eben."<br />

Nun verdrehte sie die Augen. Sie hatte für alle Fälle noch <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Schusswaffe in<br />

<strong>ein</strong>er ihrer seitlichen Öffnungen versteckt, manchmal spürte sie sie noch, aber es war<br />

schon fast <strong>ein</strong> toter Punkt, wo sie die Waffe hatte.<br />

Sie lehnte sich im bequemen Sitz zurück und sah an die Decke:"Imkoptek, was hältst<br />

du davon wenn wir nach diesem Auftrag mal was lustiges Unternehmen, du weisst<br />

schon, <strong>ein</strong> Vergnügungspark oder..." "Ich finde nichts an diesem Umhergekreisel, da<br />

kann ich mich auch in <strong>ein</strong> Schiff setzen." Sie sah ihn mit geschlitzten Augen an:"Oder,<br />

wir feiern d<strong>ein</strong>en Geburtstag mit d<strong>ein</strong>em ersten Pegasus-M5!" Er verstand, dass er<br />

sich zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte und er schenkte ihr <strong>ein</strong>es s<strong>ein</strong>er seltenen<br />

Lächeln:"Tut mir leid. Du weisst, ich bin nicht all zu gesellig und mag es nicht, diese<br />

argonischen Spielzeugdinger zu benutzen...aber...Danke." Sie sah ihn immernoch<br />

genervt an:"Du solltest dich weniger wie <strong>ein</strong> Paranide benehmen und mehr wie <strong>ein</strong><br />

Pirat. Wenn du dich schon nicht wie <strong>ein</strong> Split benehmen willst." Mit s<strong>ein</strong>en<br />

dreifingrigen Klauen formte er lächelnd die Geste für:'Tut mir leid, du brauchst mir<br />

nichts schenken.' Eher komplex und eigentlich nichts für <strong>ein</strong>en Paraniden, aber er<br />

schien sich Mühe zu geben. Sie lächelte und nahm ihn in den Arm. Sie wusste, dass er<br />

es nicht so mochte, aber er seufzte und umarmte sie trotzdem:"Ich bin eh zu jung für<br />

<strong>ein</strong> Schiff." "Dann lassen wir dich <strong>ein</strong>en Waffensch<strong>ein</strong> machen." "Du hast doch auch<br />

k<strong>ein</strong>en." "Split kriegen den mit zwei und dann wird's <strong>ein</strong>getragen." "Dann bilde du<br />

mich doch aus." "OK, wenn ich für Waffen für Dreiäugige gut genug bin." "Ich denke,<br />

ich werde mich mit den unwürdigen Waffen für Zweiäugige begnügen."<br />

Er grinste breit und sie stuppste ihm in die Seite. Er lachte, was wie <strong>ein</strong> Rascheln<br />

klang.<br />

Sie konnte sich etwas darauf <strong>ein</strong>bilden, jemals als Split das Lachen <strong>ein</strong>es Paraniden<br />

gehört zu haben.<br />

Der argonische Pirat, der das Schiff flog, kam in die Kabine:"Wir haben nen Notruf von<br />

dem Khan gekriegt. Sch<strong>ein</strong>bar sind die alle durchgedreht." Er spielte die Aufnahme<br />

vor:"'HILFE! Helft mir doch! Da ist irgendwas! Es hat sie <strong>ein</strong>fach aus<strong>ein</strong>andergerissen,<br />

ist in ihren Rücken geflogen und aus ihren Bäuchen wieder hervorgeplatzt!' 'Womm!!!<br />

Wommm!!' 'Es ist am Schott!!! Es ist am Schott!' 'Nnnjaaaarkk'" Das Schott hatte<br />

nachgegeben, die Aufnahme lief unbeirrt weiter:"'N<strong>ein</strong>! Ahhhhh!!!' 'Knack,<br />

Klirr...Schhhhhhhhh' 'Örgpf...ooooghrrrgh' 'Pflatsch!'" Imkoptek sah zu dem


Argonen:"Was war das?!" "Explosive Dekompression. Der Computer sagt, das<br />

Knacken sei entstanden, als jemand gegen das Panzerglas geschlagen wurde. Es ist<br />

gebrochen und er hat mitgekriegt, wie s<strong>ein</strong>e Eingeweide s<strong>ein</strong>en Hals hochgesogen<br />

wurden." N'ra kämpfte den Drang zurück, sich zu übergeben und dem Typen für<br />

dieses eklige Mitbringsel den Kiefer zu brechen.<br />

Sie hörte wieder <strong>ein</strong> Zischen und sah ihn an:"Was war das?" "Die Dockingklammern."<br />

Sie sah gleichgültig zu der Docking-Schleusen:"Das Schiff ist doch dekomprimiert.<br />

Was braucht ihr da noch für ne Überstellung." Sie wusste nicht, was mit den Kerlen<br />

geschehen war. Und nach dem, was sie von ihren "Organisations-Kollegen" wusste,<br />

war es bestimmt nicht schade um sie.<br />

Der Argone sah sie an:"Der Chef sagt, wenn du bezahlt werden willst, sollst du da r<strong>ein</strong><br />

und nachsehen, ob er sich mit nem Raumanzug irgendwo verkrochen hat." Sie rollte<br />

die Augen und sah zu Imkoptek:"Komm besser mit."<br />

Sie und Imkoptek zogen sich die Mini-Raumschiffe an und stiegen aus der Luke, sie<br />

hatte ihr Gewehr im Anschlag. Drei der anderen Piraten vom TP kamen mit in das<br />

Schiff.<br />

Es sah grauenhaft aus! Überall klebte Blut und an der Steuerung für das Schott hing<br />

noch die Hand <strong>ein</strong>es Paraniden. Sie konnte sehen, wie Imkoptek auf <strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>er<br />

Klauen sah und schluckte.<br />

Die Schwerkraft war hier ausser Betrieb, also schaltete sie den Scheibenwischer <strong>ein</strong>,<br />

der etwaige Blutstropfen vom Visier kratzte, wenn sie an der Oberfläche gefroren.<br />

Sie kamen an die nächste Schleuse und dahinter war wieder Luft. Die Luft war<br />

abgestanden und es roch nach Blut und Fäkalien.<br />

N'ra sah nach links und damit den Grund für den Fäkalien-Geruch...<strong>ein</strong> Teladi war in<br />

zwei Hälften gerissen worden und angedaute Nahrung floss aus den zerissenen<br />

Organen.<br />

Es war abstoßend und <strong>ein</strong>er der Männer in ihrer Begleitung kotzte.<br />

Sie kannte derlei Anblicke, sie hatte schon <strong>ein</strong> zwei Mal irgendwelche irren Killer für<br />

<strong>ein</strong> paar Banden aus dem Weg geräumt. Diese Irren hatten auch nichts Anderes<br />

gemacht. Sie stieg über die stinkende Blutlache und ging weiter. Imkoptek machte es<br />

ihr nach und die Männer hatten ihre Mühe damit.<br />

Das Knartschen, dass von überall aus den Verstrebungen kam, klang bedrohlich, aber<br />

notfalls würde sich das Raumanzugvisier binnen <strong>ein</strong>e zehntel Sekunde über ihren Kopf<br />

falten, wenn der Druck nachließe.<br />

Blut klebte an den Wänden...manchmal sah man noch <strong>ein</strong>en blutigen Hand- oder<br />

Klauenabdruck. Sie tastete mit ihrem sechsten Finger nach dem Magazinschacht und<br />

bemerkte zufrieden, dass die Waffe gut geladen war.<br />

Sie hatte das Gefühl, beobachtet zu werden...Augen in ihrem Nacken zu haben...es<br />

war beängstigend.<br />

N'ra hob die Hand und zeigte den Männern, sie sollten die hintere Deckung sichern.<br />

Achselzucken war die Antwort und genervt drehte sie sich um:"Sichert uns nach<br />

hinten. Wenn hier <strong>ein</strong> Irrer rumrennt, will ich ihn nicht ohne Vorwarnung im Kreuz<br />

haben."<br />

Imkoptek hielt s<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Schnellfeuergewehr parat.<br />

PLötzlich bewegte sich etwas in den Schatten. Sie schnellte herum und richtete ihre<br />

Waffe auf das Wesen. Der Teladi-Pirat war stocksteif und sah mit beiden Augen auf<br />

den Lauf, während ihm untenrum Urin die Hosen tränkte.<br />

Sie hob die Waffen und packte ihn am Kragen, dann spritzte sie ihm <strong>ein</strong> Relaxan, dass<br />

s<strong>ein</strong>e Starre aufhob:"Was ist hier passiert?!"<br />

Die Atmung des Teladi raste und alle Herzen pochten so stark, dass sie die Brust<br />

hoben:"Dunkel...tshhhhh...allessss dunkel! Dann Sssschhreie! Blut! Niemand war zu<br />

sssehen, nur diessssesss Keuchhhen! Ein eissskaltess Lachhhen!"<br />

"Ha ha ha ha ha..." Es klang wie dieses Lachen aus Horror-Filmen...niemand war zu<br />

sehen, es schien von überall zu kommen! Es klang wie <strong>ein</strong> Lachen, dass mit der


letzten Luft aus der Lunge <strong>ein</strong>es Toten kam.<br />

Der Teladi strampelte und sah sich panisch um:"Shhhsshshshssshhhh!!!" Er rannte<br />

davon, links in <strong>ein</strong>en Gang, dann hörte man ihn kreischen.<br />

Er flog rückwärts, etwas rotes war an s<strong>ein</strong>em Rücken...dann hörte man <strong>ein</strong><br />

schreckliches Knacken und reissen.<br />

Sie ging um die Ecke und sah den Teladi vor <strong>ein</strong>em Lüftungsschacht sitzen, schlaff und<br />

nach vorne gelehnt. Eine rote Pfütze floss aus ihm. Mit gehobener Waffe sah sie auf<br />

den Luftschacht...darin lag <strong>ein</strong>e Wirbelsäule...mit Schädel daran! Sie sah zu der<br />

Teladi-Leiche und sah noch, wie der Kopf <strong>ein</strong>fiel!<br />

Sie rannte um die Ecke, ihr Herz raste.<br />

Thorsten stand direkt neben ihr und war phasenverschoben. Der Teladi war seit der<br />

halb ausgerissenen Wirbelsäule nicht mehr auf dem Schiff, genaugenommen hatte er<br />

nur <strong>ein</strong>en stechenden Schmerz im Rücken gespürt und war dann im Gefängnis<br />

aufgewacht. Als der ferngesteuerte Klon dann kreischend durch den Gang flog, hatte<br />

er schon von den Robotern des Gefängnisses s<strong>ein</strong>e Gefängniskluft bekommen.<br />

Er würde niemanden mehr durch so <strong>ein</strong>e Hölle gehen lassen...zumindest nicht real.<br />

Die Piraten, die Kinder und ihre Eltern töteten...nun, da kam es auf die Situation an.<br />

N'ra ging zu Imkoptek, der mit weiten Augen dastand:"Es...es hat ihm die Wirbelsäule<br />

ausgerissen! Die schwarze Wolke hat ihm die Wirbelsäule ausgerissen!"<br />

Einer der Männer schien klar geblieben zu s<strong>ein</strong>:"Der Raum hinter dem Panzerschott da<br />

gehört zu <strong>ein</strong>em anderen Belüftungssystem, dort müssten wir sicher s<strong>ein</strong>!"<br />

Sie rannten hin<strong>ein</strong> und schossen auf das Bedien-Panel, das Schott schloss sofort.<br />

Als sie sich vergewissert hatte, dass die hermetische Veriegelung abgeschlossen war,<br />

sah sie zu Imkoptek:"Was hast du gesehen?!" S<strong>ein</strong>e Augen waren immernoch<br />

groß:"Es...es..." Sie packte ihn an den Schultern:"Imkoptek! WAS HAST DU<br />

GESEHEN?!" "Es...war wie Nebel...schwarzer Nebel...es hatte schwarze Augen<br />

und...s<strong>ein</strong>e Klauen! Sie steckten im Rücken von dem Typen!"<br />

N'ra sah zu dem Piraten mit dem Interlink für den Schiffscomputer:"Was zeigen die<br />

Sensoren?" "N-n-n-nichts...garnichts. Nur uns."<br />

Sie hörte <strong>ein</strong>en Schrei und sah <strong>ein</strong>en der Männer auf die Wand zurasen...das Einzige,<br />

was von s<strong>ein</strong>em Körper übrigblieb, als er in der Wand verschwand, war <strong>ein</strong>e blutige<br />

Silhuette.<br />

Imkoptek schrie:"Es kann durch die Wand!!!" Sie rannten los, durch zahlreiche<br />

Schotts, bis sie zu <strong>ein</strong>em Raum mit Kraftfeldgenerator kamen.<br />

Zuerst war <strong>ein</strong>mal Ruhe...sie hörten das Keuchen nicht mehr...auch das Lachen nicht<br />

mehr.<br />

N'ra lehnte sich gegen <strong>ein</strong>en Schrank und liess sich auf den Boden sinken:"Was...was<br />

verdammt noch mal war das?" Imkoptek lehnte sich an sie und umklammerte s<strong>ein</strong><br />

Schnellfeuergewehr:"K<strong>ein</strong>e Ahnung...es war wie etwas aus nem Alptraum."<br />

Der Pirat mit dem Interlink sah auf das Display:"Ich habe noch nie etwas durch<br />

Wände kommen sehen! Das Einzige, was für mich in Frage kommt, ist <strong>ein</strong> Geist!" Ein<br />

anderer Mann sah ihn wütend an:"Ein Geist?! Haste zu viele Holo-Filme gesehen?!"<br />

"Ach, hast du nicht die mit Blut geschriebenen Zeichen gesehen?!" Imkoptek sah ihn<br />

wütend an:"Geschrieben?" Der Mann nickte und lud s<strong>ein</strong>e Waffe durch:"Ja...Split-<br />

Schrift...alt-terranische Schrift...Boronische...Teladianische...alle haben nur <strong>ein</strong> Wort<br />

geschrieben:'Finsternis.'"<br />

Die Lichter flackerten kurz und sie sahen sich geschockt um...dann war wieder alles<br />

ruhig.<br />

Der Pirat sah zu ihnen und dann auf s<strong>ein</strong>e Waffe:"Wie's aussieht, kann das Ding...ich<br />

m<strong>ein</strong>e immer noch, es ist <strong>ein</strong> Geist...nicht durch die Schilde. Das Schott der<br />

Dockschleuse ist durch <strong>ein</strong> Schild gesichert, dass heisst, es ist hier wohl gefangen.<br />

Wenn wir die Frequenz unserer Energiewaffen auf die der Schilde <strong>ein</strong>stellen können,<br />

können wir es zumindest aufhalten. Vielleicht schaffen wir es zur Schildschleuse."<br />

Sie nickte:"Klingt gut, womit verdienst du d<strong>ein</strong>e Brötchen?" Er grinste fies:"Ich


konzipiere die Sicherheitssysteme, die die Sklaven am Ausbruch hindern." Für diesen<br />

Satz hätte sie ihm am liebsten den Kopf abgerissen...aber sie beherrschte sich,<br />

schliesslich musste er noch die Energiewaffen <strong>ein</strong>stellen.<br />

Sie entschied sich, ihm <strong>ein</strong> B<strong>ein</strong> zu stellen, wenn das Ding hinter ihnen her war.<br />

N'ra dachte an ihren persönlichen Schildgenerator. Sie tippte die Schildfrequenz ihrer<br />

Waffe in das Schild <strong>ein</strong> und ging nahe an Imkoptek heran:"Du nimmst das hier." Er<br />

sah auf den Generator, den sie ihm an den Gürtel klippte, und dann zu ihr:"N'ra, dass<br />

kann ich nicht annehmen. Was ist mit dir?" Sie zog ihre Waffe an sich:"Ich habe auch<br />

was Gutes." "Aber..." "Nimm es!"<br />

Er umarmte sie und die beiden Piraten sahen komisch zu ihnen. Als Antwort lud sie<br />

ihre Waffe durch und die Blicke waren weg.<br />

Der Sicherheits-Idiot senkte den Schild um sie und sie hastete zur nächsten Biegung<br />

der Gänge. Sie winkte sie nach.<br />

Imkoptek war von dem Schild zum Glück nicht sichtbar umgeben, sonst hätten die<br />

Piraten ihn schon für das Ding gemeuchelt.<br />

Sie hörte das Röcheln im Gang und hielt sich zurück.<br />

Sie sah <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Menschen-Mädchen, in Sklavenkleidung zwischen ihr und den<br />

anderen stehen. Es lachte, unheimlich grauenerregend. Die Augen des Mädchens<br />

färbten sich schwarz und dann verpuffte das Mädchen in die schwarze Wolke...sie<br />

verschwand unter den Bodengittern.<br />

Einer der Männer schrie, als er wie terranische Pommes durch das Bodengitter<br />

geschnitten wurde, während er nach unten gezogen wurde...es war der<br />

Sicherheitskerl.<br />

Imkoptek rannte auf sie zu und umschlang sie mit s<strong>ein</strong>en Armen:"N'ra...hilf mir!"<br />

Wieder war <strong>ein</strong> Schreien zu hören und der letzte Pirat war von <strong>ein</strong>er Nebelwolke<br />

umhüllt, die ihm die Haut vom Leib fraß! N'ra schnappte sich ihren Schützling und<br />

rannte davon, in <strong>ein</strong>en Lagerraum, der verzweifelnd wenig Verstecksmöglichkeiten<br />

bot.<br />

Als sie sich mit Imoptek, der sich die Kniee schmerzhaft irgendwo aufgeratscht hatte,<br />

hinter der <strong>ein</strong>zigen Kiste zusammenkauerte, hörte sie die Wolke durch das Schott<br />

gleiten...sie keuchte nicht mehr.<br />

Die Wolke glitt über sie hinweg und auf Imkoptek zu. Obwohl sie sich vor Angst kaum<br />

rühren konnte, konnte sie noch ihren Zeigefinger am Abzug knicken. Die Waffe<br />

feuerte, bis das Energiemagazin entladen war...die leuchtenden Geschosse glitten<br />

durch die Wolke hindurch und nichts geschah.<br />

Dann würde das Schild Imkoptek auch nicht schützen!!!<br />

Sie schmiss sich in die Wolke, um sie aufzuhalten, wobei sie bemerkte, dass die Wolke<br />

garnicht mehr schwarz war, sondern eher <strong>ein</strong>e Art goldenes Leuchten angenommen<br />

hatte.<br />

Imkoptek w<strong>ein</strong>te und obwohl Paraniden k<strong>ein</strong>e richtigen Eltern hatten, sah er sie an<br />

und w<strong>ein</strong>te:"Mami...bitte Mami hilf mir!" Er hatte sie nie ganz als Schwester gesehen,<br />

sondern eher als Mutter! Sie hatte ihn immer als ihren Schützling gesehen und ihn<br />

geliebt, sie wusste nicht ob als Mutter oder Schwester...aber sie sprang in die Wolke,<br />

um Imkoptek hinaus zu ziehen.<br />

Sie sah, wie die Wolke sich an s<strong>ein</strong>en Knieen bündelte und die Wunden verdeckte. Sie<br />

malte sich die schlimmsten Szenarien für ihren Adoptivsohn aus und w<strong>ein</strong>te, wie noch<br />

k<strong>ein</strong>e Split um <strong>ein</strong>en Paraniden zuvor.<br />

Die Wolke löste sich von den Knieen und sie sah, dass die Wunden verschwunden<br />

waren.<br />

Der goldene Nebel kam ihr plötzlich seltsam bekannt vor und sie erinnerte sich, ihn<br />

schon zweimal gesehen zu haben! Die Wolke verdichtete sich und mit <strong>ein</strong>em Lichtblitz<br />

stand <strong>ein</strong> Mensch in weisser Kleidung vor ihr.<br />

Endlich etwas, was sie angreifen konnte!<br />

Aber der Mensch machte gar k<strong>ein</strong>e Anstalten auch nur <strong>ein</strong>en Finger gegen sie beide zu


ühren, er setzte sich gelassen auf den Gitterboden und lächelte sie freundlich an.<br />

Imkoptek sah zu dem Menschen und dann zu ihr:"Warum...warum greifst du ihn nicht<br />

an?" "Bis eben war es noch <strong>ein</strong>e todbringende Wolke und jetzt attackiert es uns nicht."<br />

"Wir sollten langsam flüchten, oder?"<br />

Der Mensch sah sie beide an:""Es" möchte mit euch reden."<br />

Geschockt über das Sprechen des Mannes blieb sie auf der Kiste sitzen:"Was will so<br />

<strong>ein</strong> Monster von uns! Du hast diese Männer grauenhaft massakriert!"<br />

Er lehnte sich zurück, gegen die Wand:"Ach bitte, das sagt <strong>ein</strong>e Frau, die mir <strong>ein</strong>en<br />

der Kerle mittels B<strong>ein</strong>stellen "zum Fraß" vorwerfen wollte." "Er hat Sicherheitssysteme<br />

für Sklaven entwickelt!"<br />

Er grinste:"Was glaubst du, warum ich ihn in Pommes geschnitten habe? Zumal habe<br />

ich das nicht wirklich getan. In dem Moment, wo ich ihn gepackt habe, habe ich ihn<br />

durch <strong>ein</strong>en ferngesteuerten Klon ersetzt, der auf Anweisung gezappelt hat. Der Echte<br />

hat das alles nur virtuell erlebt und sich dann auf <strong>ein</strong>er Gefängniskrankenstation<br />

wiedergefunden."<br />

Skeptische zog sie <strong>ein</strong>e Augenbraue hoch:"Klon? Virtuell?" Er lächelte:"Die Wolke, die<br />

ihr gesehen habt, waren Naniten. Ich bestehe größtenteils daraus. Ich habe unzählige<br />

solcher Körper."<br />

Sie glaubte ihm nicht und er seufzte:"Glaub mir, wenn ich <strong>ein</strong> Geist oder sowas wäre,<br />

würde ich euch nicht ansprechen. Was würde dir als Beweis reichen?" Sie zuckte mit<br />

den Schultern:"Pff...wenn du ne Maschine bist, kannst du auch hacken, oder?" Der<br />

Mann nickte:"Obwohl ich eher <strong>ein</strong> Cyborg bin. Ich denke mal, den Rest kann ich dir<br />

auch von den Gedanken lesen."<br />

Ihr PC piepte an ihrem Gürtel und sie sah auf das Display:'Zwanzig Millionen Credits<br />

auf's Konto <strong>ein</strong>gegangen, von der Diamont-Corp.' Sie sah den Typen an:"Diamont-<br />

Corp?" "M<strong>ein</strong>e Firma, deshalb voll automatisiert."<br />

Es machte Sinn...auch wenn sie das immer noch nicht glaubte. Etwas musste nicht<br />

unbedingt glaubhaft s<strong>ein</strong>, um Sinn zu ergeben.<br />

Er legte den Kopf schief und sah sie und Imkoptek an:"Ihr glaubt mir immer noch<br />

nicht." Sie nickten.<br />

Er lehnte sich zurück:"OK, dann weiss ich auch nicht, wie ich es euch beweisen kann.<br />

Ein Geist könnte ja auch jede Haluzination erzeugen, um euch das glauben zu<br />

machen." Wieder nickten sie.<br />

Mit breitem Grinsen lehnte er sich zurück:"Also überlasse ich es euch. Für mich ist es<br />

wiederum schön, zu wissen, dass ich auch noch Fehler mache. Das gibt mir <strong>ein</strong> Stück<br />

Menschlichkeit zurück."<br />

N'ra sah zu dem Ding:"Was überlässt du uns?" Er zuckte mit den Schultern:"Mit mir<br />

zu kommen." "Und wozu?"<br />

Er seufzte und lehnte sich weiter zurück, die Wand gab <strong>ein</strong> Stück nach:"Nun, ich bin<br />

äusserst interessiert daran, die Geschicke der intelligenten Wesen in schönere Bahnen<br />

zu lenken. Wenn ich das allerdings all<strong>ein</strong>e mache, habe ich nicht mehr genug<br />

Aufmerksamkeit für m<strong>ein</strong>e Familie. Deswegen will ich <strong>ein</strong>e Art Wachtruppe gründen,<br />

ich nenne sie den Wächter-Orden. Du N'ra, sollst <strong>ein</strong>e der Ersten werden, die dort<br />

mitmachen. Ich möchte dich dazu <strong>ein</strong>laden. Wenn du ablehnst, muss ich mir jemand<br />

anders suchen."<br />

Von der Erklärung dieses Dinges kurzzeitig aus der Fassung gebracht, stockte sie kurz,<br />

bevor sie antwortete:"Und wieso ich? Es gibt doch bestimmt ne Menge Leute, die<br />

dafür besser geeignet sind."<br />

Kurz und bündig schüttelte der Mann den Kopf:"Ne. Ich habe alle Leute, die zur Zeit in<br />

den Sektoren leben, aufwachsen sehen, du bist am besten geeignet. Du hast <strong>ein</strong>e<br />

relativ gute Moralvorstellung, wenn man d<strong>ein</strong>e Wutausbrüche ausklammert, für <strong>ein</strong>e<br />

Split bist du sehr <strong>ein</strong>fühlsam und du kennst dich im kriminellen Bereich gut aus. Und<br />

d<strong>ein</strong> Adoptivsohn beweist, dass du nicht rassistisch bist."<br />

Eigentlich hätte Imkoptek bei der Bezeichnung Adoptivsohn sonst protestiert und


gedroht. Aber als sie ihn ansah, sah er zurück und kuschelte sich dann Schutz<br />

suchend an sie. Sie strich ihm über den Kopf und wollte alles tun, damit ihm nichts<br />

geschah...und sie traute dem Ding vor ihr nicht. Allerdings wusste sie genau, dass<br />

dieses Ding sie jede Sekunde zerreissen könnte.<br />

Das Ding sah sie an:"Ich mag es nicht, wenn man als Ding über mich denkt. Und es<br />

steht euch frei, zu gehen." "Und die anderen Leute! Du hast sie umgebracht!" "N<strong>ein</strong>.<br />

Die befinden sich jetzt in verschiedenen Gefängnissen. Je nach ihrer Moral auch in<br />

schlimmeren. Einer der Typen hier, <strong>ein</strong> Argone, hat liebend gerne Kinder gequält. Er<br />

hatte die Illusion, lebendig zu schmelzen, dann habe ich ihn in <strong>ein</strong> Split-Gefängnis<br />

gesteckt, dass den Spitznamen: Seifenbückling hat. Er ist sehr beliebt bei den<br />

Gefangenen und...naja, weiter gehe ich lieber nicht ins Detail, auch was s<strong>ein</strong>e rektale<br />

Gesundheit angeht."<br />

Der Gedanke, dass jemand, der Kinder quälte, nun des öfteren die Benutzung des<br />

Hinter<strong>ein</strong>gangs erklärt bekam, gefiel ihr extrem.<br />

Sie stand auf und nahm Imkoptek auf den Arm.<br />

Sie ging auf's Schott zu und hindurch. Tatsächlich wurde sie nicht verfolgt oder gekillt.<br />

Das Ding rief ihr etwas hinterher:"Und wenn ihr hiervon erzählt, sagt bitte nichts von<br />

mir als Nanitenwesen. Von mir aus könnt ihr euch jede andere Geschichte aus den<br />

Fingern saugen."<br />

Als sie im Shuttle ankam, lag da der Pilot auf's Grauenhafteste zerfetzt. Die Fetzen<br />

lösten sich dampfend auf...das war unglaublich.<br />

Imkoptek schien weggetreten zu s<strong>ein</strong>.<br />

Sie dockte ab und flog weg.<br />

Immernoch zerbrach sie sich den Kopf, ob sie den Schwachsinn glauben sollte. Zumal<br />

es ihr garnicht mehr so schwachsinnig vorkam.<br />

Sie sah auf ihr Konto und dann zu dem TL, der langsam wieder zusammenwuchs und<br />

Kurs auf die Piratenbasis nahm.<br />

Das Schiff dockte an und nichts geschah...k<strong>ein</strong>er wurde getötet und nichts.<br />

Sie dockte an der Basis an. Zwar wunderten sich alle, wo die Mannschaft geblieben<br />

war, aber niemand sah irgendwelche Blutspuren, nicht mal Imkoptek, den sie halb in<br />

das Schiff hatte zerren müssen.<br />

Im Laderaum versiegelte sie die Tür, Imkoptek sah sie an und keuchte:"Bist du jetzt<br />

irre geworden?!!!!" Ruhig sah sie zurück:"Was auch immer das ist, Poltergeist oder<br />

Nano-System, es hätte uns locker töten können, wie alle Anderen. Niemand hat<br />

ausserdem ne Leiche gefunden."<br />

Eine Stimme erklang vor ihr und mit <strong>ein</strong>em Blitzlicht erschien der Kerl von vorhin.<br />

Sie lächelte, diesmal selbstsicher:"Was du auch bist, du willst was von mir."<br />

Er nickte:"Genau."<br />

Sie lehnte sich an <strong>ein</strong>e der Kisten und versuchte das Ganze wie <strong>ein</strong><br />

Verhandlungsgespräch zu führen:"Was wäre m<strong>ein</strong> Auftrag?"<br />

"Nun, du legst den Typen, für die du bisher gearbeitet hast, das Handwerk. Du sollst<br />

sie nicht umbringen, obwohl es mir je nach Schwere ihres Vergehens egal ist, ob du<br />

ihnen etwas, was nicht unbedingt lebensnotwendig ist, ausreisst." "Die Bezahlung?"<br />

"Mh. Du wärest sozusagen <strong>ein</strong>e der Ältesten m<strong>ein</strong>es Wächter-Ordens und kannst in<br />

<strong>ein</strong>er Luxus-Suit wohnen." "Also k<strong>ein</strong> Geld?!"<br />

Er schüttelte den Kopf:"Nicht, dass ich es dir nicht geben würde, aber jemand, der im<br />

Geheimen arbeitet, sollte nicht zu den Reichesten gehören." "Na toll. Also bietest du<br />

mir nichts als freie Kost und Logie." "Für euch Beide. Ausserdem könnte Imkoptek<br />

unter Paraniden aufwachsen, die auch von Split aufgezogen worden sind...oder<br />

Boronen, Teladi, Menschen...alles möglich. Ausserdem statte ich dich mit m<strong>ein</strong>er<br />

Technologie aus." "Mit d<strong>ein</strong>er Technologie?" "Implantate aus Subraum-Materie. Man<br />

wird dir nichts ansehen können, aber du könntest <strong>ein</strong>en Planeten <strong>ein</strong>äschern. Wie<br />

lange ihr leben wollt, könntet ihr dann auch bestimmen."<br />

Sie zog <strong>ein</strong>e Augenbraue hoch:"Unbegrenzte Lebensdauer und freie Kost und Logie?"


"So in etwa. Du solltest nur niemanden umbringen, dass will ich nämlich in jedem Fall<br />

vermeiden."<br />

N'ra sah ihn fragend an:"Und so <strong>ein</strong>en Deal soll ich <strong>ein</strong>gehen?" Er zuckte mit den<br />

Schultern:"Rollen wir es mal von der Seite auf: Was würdest du dir von d<strong>ein</strong>em<br />

Honorar kaufen?" "Waffen." "Damit würde ich dich ausrüsten." "Angenehme Dinge,<br />

wie Massagen, Whirlpools, Sandpools..." "Solche Dinge gibt's standardmäßig in jedem<br />

m<strong>ein</strong>er Häuser. Und die Massage kostet auf m<strong>ein</strong>em Planeten etwa...zwei Credits. Den<br />

Rest zahle ich." "Raumschiffe." "Ich habe Schiffe, wo selbst die Scout-Klasse die<br />

Flotten aller Sektoren <strong>ein</strong>äschern könnte."<br />

Sie legte die Stirn kraus:"Und niemand kann es beweisen." "Kommt doch <strong>ein</strong>fach mit,<br />

wenn es euch nicht gefällt, schicke ich euch zurück."<br />

Sie rieb sich ihr Kinn und sah zu Imkoptek. Imkoptek sah sie mit so großen Augen an,<br />

dass sie glaubte, sie würden ihm aus den Höhlen platzen:"Tu das nicht! Der schleppt<br />

uns irgendwo hin und lässt uns dort versauern."<br />

N'ra spiesste den Kerl mit ihrem Blick auf:"Welche Garantie haben wir?!" "Pff. Nur die,<br />

die ich euch geben kann. Aber da ihr mir eh nicht traut, ist das nichts wert."<br />

Alles Logische und Vernünftige sprach dagegen, aber die Split in ihr wollte das Risiko,<br />

das Abenteuer.<br />

Sie nickte:"OK, <strong>ein</strong>mal austesten, aber wenn du uns nicht zurück bringst werde ich<br />

dich eigenhändig umbringen." "Ich bezweifle zwar, dass du dazu in der Lage bist, aber<br />

ich schwöre es dir. Allerdings werde ich euch zuerst auf <strong>ein</strong>em m<strong>ein</strong>er Schiffe<br />

unterbringen, ich möchte noch <strong>ein</strong> paar andere Leute anwerben."<br />

Wieder nickte sie:"OK, wir werden auf dem Schiff warten."<br />

Er lächelte:"Mit kostenloser Verpflegung natürlich."<br />

Ein kurzer Lichtblitz hüllte sie <strong>ein</strong> und sie fanden sich auf <strong>ein</strong>em seltsamen Schiff<br />

wieder...<strong>ein</strong> Argone sah sie an und...<strong>ein</strong> Teladi sprang zischend in Angriffsposition.<br />

Ein Teladi in Angriffsposition?! Sie musste lachen, während Imkoptek sich keuchend<br />

umsah.<br />

Der Mann legte Imkoptek <strong>ein</strong>e Hand auf die Schulter...sie wollte schon nach dem<br />

Typen springen um ihn zu erwürgen, doch s<strong>ein</strong> freundliches Lächeln erstickte diesen<br />

Reflex im Ansatz.<br />

"Also Imkoptek, was möchtest du essen?" Imkoptek richtete nach<strong>ein</strong>ander alle drei<br />

Augen auf ihn aus:"Nichts, das ist doch bestimmt vergiftet!" "Wenn ich dich vergiften<br />

würde, würde d<strong>ein</strong>e Adoptivmutter nicht mehr für mich arbeiten. Ausserdem habe ich<br />

noch nie jemandem durch Gift mehr als schrecklichen Durchfall verpasst. Und das<br />

liegt auf m<strong>ein</strong>em Schiff nicht unbedingt in m<strong>ein</strong>em Interesse." Imkoptek verdrehte die<br />

Augen, als ihm <strong>ein</strong>e seltsame, paranidische Speise vorgehalten wurde.<br />

S<strong>ein</strong> Rüssel schnupperte über das Gericht und der Argone prostete ihm zu:"Der Typ ist<br />

in Ordnung, ich habe auch was von ihm gegess...uuurrrhgggh..." Der Mann hielt sich<br />

mit schrecklichem Gesichtsausdruck den Bauch, nur um dann in schallendes Gelächter<br />

auszubrechen. Der Teladi richtete s<strong>ein</strong>e Schuppenfinne auf und prostete dem Argonen<br />

zu, wobei er kurz die Augen so zu verdrehen versuchte, wie der Argone es getan<br />

hatte.<br />

Nun schnappte sich Imkoptek schon aus Protest die Speise aus der Hand des Mannes<br />

und steckte sie sich mit <strong>ein</strong>em Mal in den Rüssel.<br />

Imkopteks Augen weiteten sich und er rang nach Luft. Sie zückte ihre Waffe, doch der<br />

Fremde klopfte Imkoptek kurz gegen den Nacken und etwas Speichel rann den Rüssel<br />

runter.<br />

Imkoptek war der seltsame Riegel im Halse stecken geblieben...sonst nichts.<br />

Ihr...Sohn, drehte sich zu dem Fremden und schien genervt:"Danke."<br />

"Gern geschehen. Ich kann's dir auch in Häppchen herstellen, wenn dir das Lieber ist."<br />

Imkopteks Augen entflammten, doch der Mann grinste nur:"Schon gut, nicht zu ernst<br />

nehmen, Kl<strong>ein</strong>er. Wenn du mit Menschen und anderen Spezies zusammen lebst, musst<br />

du dich an jeden Humor gewöhnen. Ich hatte auch Probleme mit dem Humor der


Paraniden und der Split, aber mittlerweile kann ich über Einiges auch lachen."<br />

Imkoptek verdrehte die Augen und setzte sich auf <strong>ein</strong>e der Bänke, die weich<br />

gepolstert waren. In <strong>ein</strong>er Geschwindigkeit, die so langsam war, dass man nicht<br />

erschrak, fuhren bequeme Armlehnen aus der Rückenfläche.<br />

Sie setzte sich zu Imkoptek und sah den Menschen...oder was es nun auch war:"Und<br />

was gibt's für <strong>ein</strong>e Split?" "Sag es dem Schiffscomputer und er macht dir auch<br />

frittierte Ghok-Haut."<br />

Ob der seltenen Delikatesse, die sie nicht unbedingt mochte, aber kannte, bestellte sie<br />

das Gericht gleich <strong>ein</strong>mal. Es war tatsächlich echte, frittierte Ghok-Haut...oder<br />

zumindest <strong>ein</strong>e sehr gute Nachbildung.<br />

Der Mann lächelte:"Ich habe <strong>ein</strong>mal das Gericht gescannt und m<strong>ein</strong>e Systeme können<br />

es beliebig oft und mit zubereitungs-bedingten Abweichungen replizieren. Ich möchte<br />

mich kurz entschuldigen, aber es fehlen noch drei Leute und ich möchte die Boronin<br />

anwerben, die als nächste auf m<strong>ein</strong>er Liste steht."<br />

Mit <strong>ein</strong>em Lächeln verschwand der Typ in <strong>ein</strong>em Lichtblitz und sie machte es sich<br />

bequem, immer noch nicht ganz schlüssig, ob sie das hier auf Dauer machen würde.<br />

Sie tippte Imkoptek mit mehr Rücksicht an, als so manch andere Split es<br />

vermochte:"Und? Wie ist das Zeug?" "Der Soja-Riegel? Der ist fantastisch...wenn er<br />

nicht im Halse stecken bleibt." Imkoptek schaffte <strong>ein</strong> schiefes Grinsen auf s<strong>ein</strong>en<br />

Rüssel.<br />

Der Argone ihnen gegenüber machte mit breitem Grinsen große Augen:"Wow! Ein<br />

Paranide mit Humor!" Er prostete ihnen zu:"Was haltet ihr denn von unserem<br />

Gastgeber?"<br />

Sie sah ihn fragend an:"Was hältst du von ihm?"<br />

Er zuckte die Achseln:"Er macht gute Cahoona-Burger. Aber so ganz traue ich dem<br />

Braten hier nicht. Aber es ist mir interessant genug, dass ich m<strong>ein</strong> positives<br />

Bauchgefühl über m<strong>ein</strong>en protestierenden Verstand gestellt habe."<br />

Sie lächelte:"Wer sagt'S denn. Ein Argone, der <strong>ein</strong> Abenteuer sucht." N'ra prostete<br />

ihrerseits zurück und man kam ins Gespräch.<br />

Thorsten betrachtete das Geschehen im Sektor Leichtes Wasser. Hier kamen oft<br />

Piraten vorbei, oder andere Subjekte. Sie schlichen sich über geheime Routen an den<br />

verschiedenen Großkampfschiffen der Paraniden und Boronen vorbei, um hier relativ<br />

sicher arbeiten zu können. Wer legte schon großen Wert auf Sonderermittler in <strong>ein</strong>em<br />

Sektor, der von Hochsicherheitssektoren umgeben war? Er hätte sicher <strong>ein</strong> paar<br />

Spezial-Roboter dafür <strong>ein</strong>gesetzt, aber die Boronen mussten ihr Personal bezahlen und<br />

unterbringen.<br />

Masa No war die Polizistin, auf die er es abgesehen hatte. Sie war mit vierunddreißig<br />

Jahren äusserst jung und äusserst fähig.<br />

Natürlich war in s<strong>ein</strong>en Augen <strong>ein</strong> Greis von neunzig Jahren vergleichsweise jung, aber<br />

das tat ja im Moment nichts zur Sache.<br />

Leider war sie auch äusserst verbittert, schliesslich hatte sie mit vierundzwanzig ihre<br />

angehende Familie verloren. Ein Argon-Pirat hatte <strong>ein</strong>e Bombe in ihrem Haus<br />

abgelegt...sie hatte sowohl ihren Mann, als auch den Rogen, zwei kl<strong>ein</strong>e Eier, verloren.<br />

Der Pirat, nach der Ermordung s<strong>ein</strong>es Bosses nun der mächtigste Pirat im Umkreis von<br />

zwanzig Sektoren, war ihr oberstes Ziel, aber Korruption und Hinterhalte, sowie<br />

mehrere falsche Spuren hatten sie bisher davon abgehalten.<br />

Da sie mit ihrem Rogen auch sämtliche Fortpflanzungsorgane hatte <strong>ein</strong>büßen müssen,<br />

war sie um so verbitterter.<br />

Zum Glück waren mehrere Membranen der Organe noch vorhanden und genug Zellen,<br />

die nach hormoneller Aktivierung zu dem boronischen Pendant zur menschlichen<br />

Eizelle wurden, waren auch noch intakt. Jede Boronin hatte enorme Mengen an<br />

Keimzellen in ihrem Leib, immerhin genug, um <strong>ein</strong>en Wasserraum der Größe des<br />

Mittelmeeres zu bevölkern.<br />

Sie hatte zwar nur noch die Hälfte der Zellen, aber Thorsten war sich ziemlich sicher,


dass sie nicht so viele Kinder haben wollte. Für ihren Mann konnte er nichts tun...was<br />

hätte er auch anderes tun können, als ihn in die Gem<strong>ein</strong>schaft zu verfrachten,<br />

nachdem die Bombe ihn b<strong>ein</strong>ahe in Fetzen gerissen hatte?!<br />

Es war <strong>ein</strong> ziemliches Glück für den Boronen, dass Thorsten ihn wegen s<strong>ein</strong>er Hob<strong>by</strong>-<br />

Experimente mit Antimaterie-Generatoren im Auge gehabt hatte.<br />

Er hatte sie damals nicht mitgenommen...er hatte sie gefragt, aber ihre Rachsucht<br />

gegen den Piraten hatte sie dazu gebracht, s<strong>ein</strong> Angebot abzulehnen.<br />

Ihr Mann wartete bis heute auf sie.<br />

Thorsten hatte ihr auch gesagt, dass ihr Rogen <strong>ein</strong>e Totgeburt geworden wäre, aber<br />

sie hatte nicht auf ihn hören wollen. Er hatte auf ihren Wunsch ihr Gedächtnis gelöscht<br />

und sie weiterleben lassen.<br />

Die meisten Leute, denen er <strong>ein</strong> zweites Mal nach <strong>ein</strong>em Gedächtnisverlust begegnete,<br />

wunderten sich über die Erinnerungen, zu denen er die Neuronen öffnete.<br />

Ob er mal wieder <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Rollenspiel wagte? Immerhin konnte er als Borone erst<br />

<strong>ein</strong>mal ihre Reaktionen austesten.<br />

Zwar kannte er sie sehr gut, so wie jedes andere Lebewesen in s<strong>ein</strong>em Einzugskreis,<br />

aber jemanden zu kennen, war nicht der Garant dafür, s<strong>ein</strong>e Reaktionen<br />

vorherzusagen.<br />

Also veränderte Thorsten s<strong>ein</strong>e Molekularstruktur. Wichtige Organe, über deren Erhalt<br />

er nichts ausser s<strong>ein</strong>er Familie stellte, lagerte er in <strong>ein</strong>er Subraumblase <strong>ein</strong>. Zum<br />

Beispiel s<strong>ein</strong> Herz, s<strong>ein</strong> Hirn und s<strong>ein</strong>e Hoden. S<strong>ein</strong>e Hoden und s<strong>ein</strong> Hirn veränderte<br />

er nie, weil s<strong>ein</strong> Hirn immerhin noch teilweise Sitz s<strong>ein</strong>es Verstandes war und s<strong>ein</strong>e<br />

Spermien-Produktion nach Abwandlung der Hoden nur noch nutzlos war. Veränderte<br />

er Keimzellen nämlich maßgeblich, so waren sie tot.<br />

Er war nun <strong>ein</strong> Borone mit menschlichem Hirn, Hoden und Herz in <strong>ein</strong>er Subraumblase<br />

im Körper.<br />

S<strong>ein</strong>er humanen Ersch<strong>ein</strong>ung entsprechend, verwandelte er sich in <strong>ein</strong>en sehr jungen<br />

Boronen. Er trug sich Tono Ke in die Polizeidatenbank <strong>ein</strong>, frisch von der Polizeischule<br />

und seit <strong>ein</strong>em Monat angekündigt für die Partnerschaft mit Masa No.<br />

Das ihr Vorgesetzter sie darüber nicht in Kenntnis gesetzt hatte, würde sie sicherlich<br />

wütend machen, aber dieser würde bestimmt nicht wissen, dass er es vorher selbst<br />

nicht wusste. Eine implantierte Erinnerung sorgte dafür.<br />

Um ihn herum bildete sich <strong>ein</strong> Boron-Oktopus und er landete auf dem Hinterhof der<br />

Polizei des Planeten, in dessen Orbit er eben noch gewesen war.<br />

Die königliche Inspektorin Nu saß auf ihrem Platz an ihrem Schreibtisch. Das Revier<br />

lag in etwa fünfundsiebzig Wirbel-Längen Tiefe und war somit im blasseren Licht<br />

gebadet, als die Hauptstadt direkt an der Küste.<br />

Sie lehnte sich <strong>ein</strong> Stück vor und nahm das kl<strong>ein</strong>e Holo ihres früheren Mannes in ihr<br />

Haupttentakel. Der gräuliche Schleier, der sie meist umfing wurde noch <strong>ein</strong> Stück<br />

düsterer.<br />

Von <strong>ein</strong>em Zimmer nicht weit entfernt von ihrem Platz lag <strong>ein</strong> Büro, aus dem nun ihr<br />

Vorgesetzter rief:"No, d<strong>ein</strong> neuer Partner ist da!"<br />

Mit <strong>ein</strong>em Mal stand sie über ihrem Platz:"M<strong>ein</strong> neuer Partner?! Was für <strong>ein</strong><br />

Partner!!!?" "Tono Ke, frisch von der Akademie." "Wieso erfahre ich jetzt erst davon,<br />

Sir?!" Er wirkte verwirrt:"Oh...muss m<strong>ein</strong> Fehler s<strong>ein</strong>...ich hab's vor etwa <strong>ein</strong>er zehnte<br />

Jahresströmung erfahren." "WAS?!"<br />

Schon stand da dieser junge Bursche, in zivil, direkt vor ihr im Wasser und <strong>ein</strong>e Wolke<br />

aus s<strong>ein</strong>er Vorfreude und Aufregung umfing sie:"Auf's Friedlichste. M<strong>ein</strong> Name ist Tono<br />

Ke."<br />

Sie war nicht begeistert...k<strong>ein</strong>esfalls. Sie hatte nie wieder <strong>ein</strong>en Partner haben wollen,<br />

dass stand sogar in ihrer Akte!<br />

Ein Lächeln strahlte von dem Rüssel entgegen und war das Letzte, was sie<br />

wollte:"Inspektorin No, ich freue mich, sie endlich kennenzulernen." "Kennenlernen?!<br />

Tut mir leid, m<strong>ein</strong> friedlicher Freund, aber ich denke nicht, dass wir beide zusammen


arbeit..." Ihr Vorgesetzter schwamm heran:"No, es steht klipp und klar in den<br />

Anordnungen, der Junge wird nur mit ihnen arbeiten."<br />

Ihr Rüssel formte sich für protestierende Klick-Laute, aber sie war schon wieder all<strong>ein</strong><br />

mit diesem Neuling.<br />

Der neugierige Blick und s<strong>ein</strong> fröhliches Auftreten...manchmal wünschte sie sich,<br />

<strong>ein</strong>fach mal zuschlagen zu können.<br />

Resignierend ermahnte sie sich in Gedanken selbst:'Es ist nicht die Schuld des<br />

Jünglings...aber m<strong>ein</strong> Boss wird noch was zu hören kriegen.'<br />

Er sah sich um:"Ähm...verzeihung, aber wo kann ich m<strong>ein</strong>en Arbeitsplatz <strong>ein</strong>richten?"<br />

"Momentan ist, m<strong>ein</strong>es Wissens, k<strong>ein</strong> Schreibtisch frei. Stell d<strong>ein</strong>e Habseligkeiten erst<br />

<strong>ein</strong>mal an m<strong>ein</strong>em Tisch ab, wir fahren jetzt sowieso auf Streife."<br />

Draussen wartete ihr Barrakuda, sie war recht stolz auf das Schiff, immerhin waren<br />

nur in zwei Slots Beta-PBK's, die anderen Sechs waren von Alpha-EPW's besetzt.<br />

Der Junge pfiff:"Wow...<strong>ein</strong> Geschoss." "Du kennst dich mit Schiffen aus?" Er grinste<br />

komisch:"Das wäre mehr als untertrieben."<br />

Sie streckte <strong>ein</strong>e Augenantenne, wie <strong>ein</strong> Mensch, der <strong>ein</strong>e Augenbraue hob:"Was<br />

m<strong>ein</strong>st du mit untertrieben?" Er lächelte:"Ach, ich habe in m<strong>ein</strong>er Freizeit <strong>ein</strong> paar<br />

Schiffe aufgetunt." "Aha. Und?" "Ach, <strong>ein</strong> Standard-Oktopus mit siebenhundert Metern<br />

pro Sekunde ist doch nicht schlecht, oder?"<br />

Sie lächelte und pfiff nun ihrerseits. Wenn sie auch k<strong>ein</strong>en Partner haben wollte, so<br />

könnte der Tag mit dem Kl<strong>ein</strong>en doch recht amüsant werden.<br />

Mit <strong>ein</strong>em lauten Klick, den das Stimm-Erkennungssystem des Schiffes erkannte,<br />

öffnete sie die Cockpit-Tür und schwamm hin<strong>ein</strong>.<br />

Der Junge folgte ihr und setzte sich folgsam auf den ihm zugewiesenen Platz.<br />

Als sie durch die hell erleuchteten Straßen der Hauptstadt flogen, die nur von dem<br />

Schatten der Wellenmuster verfärbt wurde, sah der Junge wachsam aber auch<br />

irgendwie träumend in die Menge der Boronen, die in Personenhöhe schwammen.<br />

Gezwungen an <strong>ein</strong>em Halteschild anzuhalten, sah sie ihn fragend an:"Was träumst du<br />

so vor dich hin? Das kann gefährlich s<strong>ein</strong>!"<br />

Er lächelte:"Ich finde es immer wieder faszinierend...diese Ruhe und dieser Frieden,<br />

der immer herrscht wenn niemand stört. Jeder geht s<strong>ein</strong>em Leben nach und weiss<br />

nicht, was der Andere macht."<br />

Sie lächelte zurück:"Du klingst so, als könntest du nicht auch mal so abschalten."<br />

Thorsten lächelte viel mehr in sich hin<strong>ein</strong>, als sie es sich hätte vorstellen können. Sie<br />

hatte gutes Einfühlungsvermögen, das war auch <strong>ein</strong>er der Punkte, warum er sie<br />

ausgewählt hatte.<br />

Sie schüttelte den Kopf, sie vergaß <strong>ein</strong> wenig ihre Trauer und ihren Hass.<br />

Der Funk sprang an:"An alle königlichen Patroullien! Der Argonen-Pirat Norman Seton<br />

wurde mit s<strong>ein</strong>en Schergen im alten Stadtviertel gesehen!"<br />

Als er gerade die Bofu-Küchl<strong>ein</strong> aus dem Laden geholt hatte und mit gerade der Hälfte<br />

s<strong>ein</strong>er Tentakel im Schiff war, startete sie mit Vollschub und aktivierte alle<br />

Waffensysteme.<br />

Er schaffte es irgendwie neben sie und setzte sich auf den Co-Pilotensitz.<br />

Mit zugeschaltetem Booster schossen sie auf das Viertel zu und landeten.<br />

Sie griff sich ihre sechs Pistolen, die sie nach langem Training alle gleichzeitig<br />

abfeuern konnte.<br />

Der neue Stichling schwamm ihr hinterher, er hatte noch k<strong>ein</strong>e Dienstwaffe. Sie<br />

drückte ihm zwei in die Haupttentakel und er sah angewiedert auf die Waffen. Die<br />

Reaktion war für Boronen, die nicht oft mit Waffen zu tun hatten, mehr als normal.<br />

Ihre protestierenden Kollegen wollten sie abhalten, in das alte, verfallene und kranke<br />

Gebäude zu gehen, dass s<strong>ein</strong>em Lebensabend entgegensah. Das hatten die<br />

künstlichen Häuser der anderen Völker den biomechanischen Häusern ja vorraus: Sie<br />

hatten k<strong>ein</strong>e synthetisch biologischen Bestandteile, die verrotteten.<br />

Überall waren dunkle Flecken auf den Wänden.


Ein anderer Polizist ihres Ranges legte ihr <strong>ein</strong> Tentakel auf die kl<strong>ein</strong>e Schulter:"No, wir<br />

wissen alle, was sie erdulden mussten, aber bleiben sie ruhig und angemessen<br />

friedlich." Sie riss sich los und schwamm ins Haus.<br />

Sie achtete kaum auf den Jungen, der ihr hinterher schwomm.<br />

Als sie den ersten Gang gerade hinter sich gelassen hatte, schoss <strong>ein</strong>e Salve aus<br />

<strong>ein</strong>em Split-Gewehr an ihren Augen vorbei...und dass auch nur, weil der Neuling sie<br />

mit Wucht zurückgezogen hatte.<br />

Sie war wütend, drehte sich aber zu ihm um:"Danke...was machst du eigentlich<br />

hier?!" "Ich wurde ihnen zugeteilt, ich folge ihnen." Sie seufzte, im Wissen, dass er<br />

auch abgeknallt werden könnte, wenn sie ihn jetzt wieder raus schickte.<br />

Er streckte <strong>ein</strong>es s<strong>ein</strong>er Augen halb um die Ecke, lehnte sich <strong>ein</strong>mal vor und schoss.<br />

Sie hörte das Zischen <strong>ein</strong>er künstlichen Kieme, die getroffen wurde, dann das<br />

panische Gurgeln <strong>ein</strong>es Split, der auf Reserve-Sauerstoff lief. Schnell schwamm der<br />

Split aus dem Fenster und Richtung Oberfläche. Masa wusste, dass er nun <strong>ein</strong>fach<br />

<strong>ein</strong>kassiert werden konnte.<br />

Der Gang war erst <strong>ein</strong>mal frei.<br />

Doch <strong>ein</strong> Paranide kam die Röhre zum zweiten Stock runtergeschwommen. Einen<br />

Paraniden dazu zu bringen, in <strong>ein</strong>em boronischen Haus zu schwimmen, zeigte, wie<br />

<strong>ein</strong>flussreich dieses argonische, pinke Schw<strong>ein</strong> war!<br />

Der Paranide richtete s<strong>ein</strong>e Waffe auf sie aus, schoss und riss ihr mit dem Projektil die<br />

Spitze <strong>ein</strong>es Nebententakels ab. Sie schrie, es war unglaublich schmerzhaft, nicht<br />

tödlich, aber schmerzintensiv.<br />

Neon-gelber Schmerz stieg aus ihren Schmeckern, dazu geeignet, anderen Boronen<br />

auf weite Distanzen Gefahr zu signalisieren.<br />

Ihr neuer Partner -für <strong>ein</strong>en Tag- sprang dazwischen, verlor <strong>ein</strong> ganzes Nebententakel<br />

und schaltete den Paraniden mit <strong>ein</strong>em gezielten Schuss auf das Trockenaggregat,<br />

dass Wasser von der Trockenheit liebenden Haut abhielt, aus. Der Paranide musste<br />

nun schnellstmöglich aus dem Wasser, denn Wüsten-Wesen waren nicht unbedingt im<br />

Stande, den osmotischen Druck des ganzen Wassers standzuhalten.<br />

Sie sah auf s<strong>ein</strong>e Wunde:"Ist...ist alles in Ordnung?" Er stöhnte:"Geht schon...dank<br />

der Argonen kann man sowas ja nachzüchten lassen."<br />

Sie nickte und dachte an ihre Nebententakel-Spitze.<br />

Er kämpfte den Ausstoss des Schmerzes sehr gut zurück. Er konnte ansch<strong>ein</strong>end<br />

Einiges wegstecken.<br />

Sie schwammen hoch und sie hatte <strong>ein</strong> ziemlich schlechtes Gewissen, weil <strong>ein</strong> so<br />

junger Borone wegen ihrer Überstürzung <strong>ein</strong> Tentakel verloren hatte. Ein<br />

Nebententakel war nichts all zu schlimmes...wie <strong>ein</strong>e Ohrmuschel oder <strong>ein</strong> Finger für<br />

<strong>ein</strong>en Menschen.<br />

Ein paar Artgenossen waren nach <strong>ein</strong>em Feuergefecht aus der Deckung schnell<br />

ausgeschaltet und sie machten sich auf.<br />

Der nächste Gegner war der, den sie sich so sehr ersehnt hatte. Seton!<br />

Sie hob ihre Waffen und der Pirat tat das Selbe: Zwei schwere, argonische Blaster<br />

waren ihren sechs Waffen gut gewachsen und sie sah <strong>ein</strong>en Schild um ihn flackern.<br />

Er grinste:"Kommst mir irgendwie bekannt vor, Fischchen!" "Du mieses Schw<strong>ein</strong> hast<br />

mir m<strong>ein</strong>en Mann und m<strong>ein</strong>e Kinder genommen."<br />

Er grinste noch breiter:"Das schränkt den Kreis nicht unbedingt <strong>ein</strong>."<br />

Seton drehte sich zu Tono:"Ach d<strong>ein</strong> neuer Freund, Püppchen?!" Er drückte ab und<br />

Tono flog, von der Energieladung verbrannt, davon.<br />

Sie kreischte laut und feuerte mit allen Waffen auf den wiederlichen Argonen in<br />

s<strong>ein</strong>em Taucheranzug.<br />

Er lachte laut, als die Pistolenschüsse nur s<strong>ein</strong> Schild trafen.<br />

Sie schoss über ihn und <strong>ein</strong>e Wolke aus biomechanischen Bestandteilen nahm ihm die<br />

Sicht.<br />

Sie schwamm schnellstmöglich zu Tono, er rührte sich nicht, <strong>ein</strong> Auge fehlte.


Masa schluchzte:"N<strong>ein</strong>...das ist alles m<strong>ein</strong>e Schuld...der...der Arme!"<br />

Plötzlich öffnete sich das Auge und es sah sie an. Sie zuckte...das war unmöglich, er<br />

hatte <strong>ein</strong>en Durchschuss von der Größe <strong>ein</strong>er Hummel-Rakete.<br />

Tono lächelte sie an:"Überrascht?"<br />

Ohne <strong>ein</strong> Wort zu sagen...ausser Stande sich zu rühren...brachte sie nur <strong>ein</strong>e<br />

Bewegung hervor: Ein Nicken.<br />

Tono fing an zu leuchten...golden-weiß zu leuchten.<br />

Er schwamm hoch, s<strong>ein</strong>e unteren Tentakel verschmolzen zu zwei B<strong>ein</strong>en, s<strong>ein</strong>e<br />

Hauptund<br />

Nebententakel zu Händen mit fünf Finger...ihm wuchsen Haare und er hatte<br />

garnicht mehr die Form <strong>ein</strong>es Boronen...sondern die <strong>ein</strong>es Menschen.<br />

Tono...oder was das auch war, lächelte sie ohne Taucheranzug freundlich an.<br />

Aus der Wolke aus Bio-Trümmern schälte sich der Pirat hervor und richtete s<strong>ein</strong>e Waffe<br />

auf sie. Das Energieprojektil erstarb an <strong>ein</strong>er unsichtbaren Barriere vor ihr.<br />

Mit skeptischen Blick feuerte der Argonen-Pirat auf das, was eben noch Tono war.<br />

Das Projektil verblasste an der breiten Brust und löste sich im Nichts ausser <strong>ein</strong>er<br />

heissen Dampf-Blase auf.<br />

Das Menschen-Ding...es strich sich über die Einschlagstelle, wie als ob es sich Staub<br />

abklopfte.<br />

Seton's Augen weiteten sich:"Du Typ warst doch eben noch nicht da! K<strong>ein</strong><br />

Taucheranzug und kugelsicher?! Ich hatte doch bisher nie nen Tiefenkoller!"<br />

Das weiß gekleidete Wesen lächelte bedrohlich:"Du hast k<strong>ein</strong>en Tiefenkoller...du bist<br />

nur auf den Falschen getroffen."<br />

Plötzlich erlosch der Druckschild, Blut spritzte durch den stoßhaft <strong>ein</strong>getretenen Druck<br />

aus Setons Ohren und alle Warnleuchten des Taucheranzugs blinkten.<br />

Während Seton um s<strong>ein</strong> Leben kämpfte, drehte sich das fremde Wesen zu ihr und ging<br />

auf sie zu.<br />

Sie feuerte mit allen Waffen, die Energieladungen verblassten nutzlos an dem Wesen,<br />

während es sich in <strong>ein</strong>en Lotus-Sitz sinken liess.<br />

Es lächelte sie freundlich an:"Masa, du hast mich so <strong>ein</strong>e lange Zeit nicht gesehen."<br />

"WAS?! Ich kenne nichts wie dich."<br />

Das Ding legte den Kopf schief:"Ich erzähle dir die Geschichte, aber du wirst sie mir<br />

nicht glauben. Vor <strong>ein</strong> paar Jahren habe ich dich und d<strong>ein</strong>en Mann vor <strong>ein</strong>er Bombe<br />

gerettet. Er forschte an Antimaterie-Generatoren, also lag es auch in m<strong>ein</strong>em<br />

Interesse. Du musst wissen, ich bin <strong>ein</strong> alter, terranischer Cyborg und früher <strong>ein</strong><br />

Mensch. Ich schaue mir alles an, vierundzwanzig Stunden am Tag...deswegen habe<br />

ich auch die Boronen in der Innenstadt so beneidet. Kurz und gut: Da du d<strong>ein</strong>e<br />

Totgeburten verloren hattest und Rache dich trieb, wolltest du, dass ich dich hier<br />

lasse, dir die Erinnerung nehme und du Seton dort verfolgen könntest."<br />

Sie war wütend und ängstlich zugleich, <strong>ein</strong> bräunlich gelber Schleier umfing sie:"Das<br />

ist doch bull!" "bull? Nun ja, das Selbe hast du damals gesagt, als ich dir von m<strong>ein</strong>em<br />

Planeten erzählt habe. Ich werde <strong>ein</strong>fach d<strong>ein</strong>e Erinnerungen wieder in d<strong>ein</strong><br />

Nervensystem <strong>ein</strong>gliedern."<br />

Ihr Kopf pochte, ihre Augen fühlten sich wie Luft-Ballons an, die nach oben strebten<br />

und platzen wollten, dann war alles wieder klar und sie bekam Erinnerungen, die sehr<br />

echt wirkten, in ihr Bewussts<strong>ein</strong> gespeist.<br />

"Du nennst dich Thorsten...aber diese Erinnerungen kannst du mir genau so gut<br />

<strong>ein</strong>gepflanzt haben!" Er zuckte mit den Schultern:"Das könnte ich wirklich, wie ich<br />

d<strong>ein</strong>em Chef die Erinnerung an m<strong>ein</strong> Alter-Ego <strong>ein</strong>gepflanzt habe. Aber ich habe es bei<br />

dir nicht nötig."<br />

Sie sah kurz zu dem Piraten, der immer noch keuchte und schrie:"Wie lange habe ich<br />

auf diesen Augenblick gewartet...und er wird mir so verdorben!"<br />

Kemmrich lächelte sie an:"Oder du kannst dich nicht daran freuen. Moment mal."<br />

Er stand auf, ging zu Seton und sie hörte <strong>ein</strong> fürchterliches Kreischen, nachdem


Thorsten Seton zwischen die B<strong>ein</strong>e gefasst hatte. Eine rötliche Wolke drang zwischen<br />

den B<strong>ein</strong>en des Piraten hervor, der sich vor Schmerz krümmte.<br />

Kemmrich kam zu ihr zurück und drückte ihr zwei rosane, ovale Organe in die<br />

Hand:"Er hat dir zwei Eier genommen, hier hast du s<strong>ein</strong>e."<br />

Sie starrte fragend auf die beiden Kügelchen und erinnerte sich, dass "Eier" <strong>ein</strong><br />

geläufiger Begriff für die Samen-Drüsen <strong>ein</strong>es menschlichen Mannes war.<br />

Angewiedert schüttelte sie die beiden Organe von ihrem Tentakel:"Das war<br />

wiederlich!" "Aber jetzt kann er sich nicht mehr fortpflanzen. Das hast du dir doch<br />

auch immer gewünscht!" "Spielst du jetzt das wünsche-erfüllende Strudellicht?!" Er<br />

grinste:"Das brauche ich nicht spielen, das bin ich schon. Ich bin..."<br />

"Neunhundertvierzig..." "Neunhundertfünfzig Jahre alt. Es sind <strong>ein</strong> paar Jahre<br />

vergangen. Ich habe jetzt Frau und Kinder, es ist herrlich."<br />

Sie war wütend und deprimiert, Angst gehörte nun nicht mehr zu ihren Gefühlen:"Du<br />

mieses Drecksding schwärmst mir auch noch von den Dingen vor, die ich mir so<br />

gewünscht habe!"<br />

Er verdrehte die Augen und legte die Hand auf ihren Bauch...sie wollte sich losreissen,<br />

war aber schon in goldenen Nebel getaucht.<br />

Ihr Bauch wölbte sich etwas, wie er früher ausgesehen hatte.<br />

Geschockt sah sie auf ihren Bauch:"Was hast du gemacht?!" Er lächelte wieder:"Nur<br />

d<strong>ein</strong>e Eier-Membran wiederhergestellt. Fruchtbar wie früher. Nur die Hälfte d<strong>ein</strong>er<br />

Eizellen, die du früher verloren hast, konnte ich nicht regenerieren."<br />

Die Hoden hoben vom Boden ab und schossen in die große Blutwolke. Seton kreischte<br />

auf, keuchte dann wieder nur noch um s<strong>ein</strong> Leben.<br />

Kemmrich grinste:"Er hat s<strong>ein</strong>e Hoden auch wieder, auch wenn ich <strong>ein</strong> bisschen<br />

rumgebastelt habe. Weder wird er in nächster Zeit Kinder, noch <strong>ein</strong>en Orgasmus<br />

haben können. Es ist witzig, wie bereit Piraten sind, sich zu ändern, die man ihres<br />

Sexual-Lebens beraubt."<br />

Thorsten reichte ihr <strong>ein</strong>e Hand:"Ich biete dir an, <strong>ein</strong>er neuen Art von Schutztruppe<br />

beizutreten, oder dich <strong>ein</strong>fach nur mit zu m<strong>ein</strong>em Planeten und d<strong>ein</strong>em Mann<br />

mitzunehmen." "Und was ist, wenn ich nicht mitkommen möchte?!" "Dann wäre das<br />

sehr schade und ich suche mir jemand anderes für d<strong>ein</strong>e Position. D<strong>ein</strong> Mann wird<br />

zwar deprimiert s<strong>ein</strong>, wenn ich es ihm berichte, aber vielleicht taucht er ja mit neuer<br />

Identität wieder bei dir auf."<br />

Sie grinste, sie war sich sicher, ihn nun in <strong>ein</strong> Argument zu verstricken:"Wenn du<br />

m<strong>ein</strong>en Mann auf d<strong>ein</strong>em Planeten hast, weiso lässt du mich nicht mal mit ihm<br />

reden?!" Er zuckte mit den Schultern:"Du traust doch nicht mal den Erinnerungen, die<br />

ich wieder freigeschaltet habe. Ein Gespräch zu fälschen wäre noch <strong>ein</strong>facher, als dir<br />

neue Erinnerungen zu verpassen."<br />

Ihr Grinsen verschwand, das war leider sehr plausibel.<br />

Er wirkte sehr nett...seltsam...er folterte Seton...aber nett. Vielleicht war es ihr<br />

boronisches Vertrauen ins Gute, dass selbst <strong>ein</strong>er Polizistin wie ihr oft in die Gedanken<br />

floss, oder <strong>ein</strong>fach die Hoffnung, dass das alles wahr war...aber sie nickte:"OK, ich<br />

komme mit, aber wenn ich was faules rieche, mache ich Randale!"<br />

Er grinste nun wieder:"Eine Frage: Traust du mir?"<br />

Es war schwer für sie, aber sie nickte:"Trotz m<strong>ein</strong>em klaren Verstand...ja." Er<br />

lächelte:"Sag mir, wieso."<br />

Sie verdrehte die Augen, <strong>ein</strong>e Antenne um die Andere:"M<strong>ein</strong> Gefühl sagt es mir...und<br />

<strong>ein</strong> Teil m<strong>ein</strong>es Verstandes." "Mit Hirn und Herz, du hast dich glücklicherweise nur zum<br />

Guten verändert. Aber hast du d<strong>ein</strong>e Rache bekommen?" "Es war nicht so<br />

befriedigend, wie ich erhofft hatte." "Rache ist nie befriedigend. Sie kann <strong>ein</strong><br />

Verlangen beenden, aber nie das bohrende Gefühl, dass sich in d<strong>ein</strong>er Seele breit<br />

macht. Aber du hast in der Wachtruppe ja noch genügend Gelegenheit, d<strong>ein</strong> Wissen<br />

um die Organisation der Piraten gegen sie zu verwenden. Du kannst all s<strong>ein</strong>en Einfluss<br />

und s<strong>ein</strong>en Reichtum <strong>ein</strong>reissen." Sie lächelte:"Ich will zwar k<strong>ein</strong>e Rache mehr, aber


diesem Schw<strong>ein</strong> da s<strong>ein</strong>e Existenz zu nehmen...dass wird für alle <strong>ein</strong> Gewinn s<strong>ein</strong>."<br />

Er nickte und ging auf Seton zu, dessen Anzug nun wieder normal zu laufen schien. Er<br />

packte ihn an <strong>ein</strong>em der Sauerstoffschläuche und hob ihn hoch:"Hör mir zu Seton! Wir<br />

werden dich jagen. Ich bin überall und werde m<strong>ein</strong>en Wächtern all d<strong>ein</strong>e Bewegungen<br />

preisgeben. Wir werden all d<strong>ein</strong>e Geschäfte sabotieren und wenn du auch nur <strong>ein</strong><br />

bisschen Hirn in d<strong>ein</strong>em Kopf hast, dann lässt du dich nun gefangen nehmen und sitzt<br />

den Untergang d<strong>ein</strong>er Bande im Knast ab, um dann <strong>ein</strong> neues Leben als Händler oder<br />

dergleichen zu beginnen."<br />

Masa wusste recht genau, dass Menschen k<strong>ein</strong>e Schmecker hatten, auch wenn sich<br />

jetzt neben dem panischen Ausdruck auf Setons Gesicht <strong>ein</strong>e gelbe Wolke zwischen<br />

den B<strong>ein</strong>en von Seton ausbreitete, während Kemmrich mit blosser Hand die<br />

teladianium-verstärkte Leitung zerquetschte.<br />

Kemmrich ging auf sie zu, lächelte und es blitzte.<br />

Sie fand sich auf <strong>ein</strong>em seltsamen Schiff wieder, inmitten <strong>ein</strong>er Split, <strong>ein</strong>es Argonen,<br />

<strong>ein</strong>es Teladi und <strong>ein</strong>es jungen Paraniden, die sich lachend unterhielten, während die<br />

Split versuchte, dem Argonen <strong>ein</strong>e Handgeste beizubringen.<br />

Erst zögerlich, dann locker mischte sie sich mit ins Gespräch und wurde mit "offenen<br />

Armen" empfangen.<br />

Sie traute der Sache jetzt mehr als zuvor, auch wenn sie sich vornahm, zu überprüfen,<br />

ob ihr Mann auch ihr Mann war.<br />

Masa freute sich auf ihn.<br />

Thorsten materialisierte in Los Angeles. Eine der wenigen Städte, die die Terraformer-<br />

Kriege nicht zerstört hatten. S<strong>ein</strong> Ziel war Jane Samson. Sie war in diesen Bezirken<br />

der Stadt aufgewachsen, die mittlerweile der Bronx des damaligen New Yorks die<br />

Ränge abgelaufen hatten.<br />

Da die große Holly-Wood-Schrift, von der das erste O ausgetauscht werden musste,<br />

weiter zu sehen s<strong>ein</strong> sollte, waren die "Wolkenkratzer" zu Kernkratzern geworden,<br />

gigantischen Komplexen, die sich tief in die Erde erstreckten.<br />

Manche Gebäude waren an der Oberfläche, so auch die Bar. Es war k<strong>ein</strong> Kern-Kratzer,<br />

sondern nur <strong>ein</strong> altes, zweistöckiges Gebäude. Nicht so alt wie er, aber immerhin so<br />

s<strong>ein</strong>e hundert Jahre.<br />

Ein holographisches Cocktail-Glas drehte sich vor über der Eingangstür, wobei es<br />

stetig flackerte. Das Werbe-Hologramm hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.<br />

In s<strong>ein</strong>en weißen Klamotten wäre er zu sehr aufgefallen, also verfiel er in s<strong>ein</strong>en alten<br />

Look: Eine blaue Jeans und <strong>ein</strong> blaues Hemd.<br />

Zuerst blieb er noch vor der Tür stehen, dann ging er langsam auf die Tür zu.<br />

Tiger putzte lächelnd <strong>ein</strong> Glas. Er hatte mit den Implantaten <strong>ein</strong>ige Zeit gebraucht, um<br />

die fragilen Gläser halten zu können und Jane hatte ihn trotzdem nicht<br />

rausgeschmissen. Er war ziemlich dankbar. Sie hatte deutlich gemacht, dass sie nichts<br />

von ihm wollte, aber sie war ihm <strong>ein</strong>e gute und ehrliche Freundin geworden, wie er sie<br />

seit Kindertagen nicht mehr gehabt hatte.<br />

Ihr rotes Haar schillerte wie der Bourbon den er gerade eben noch abgestellt hatte<br />

und sie grinste ihn an, als sie merkte, dass er sie wieder mal so ansah.<br />

Er pfiff und tat so, als ob er sich <strong>ein</strong>fach nur umsehen würde.<br />

S<strong>ein</strong>e Augen hatten k<strong>ein</strong>e Iris-Implantate mehr, also hatte er wieder menschliche<br />

Augen. Den Rest hatte er aber drin gelassen.<br />

Jane warf ihm <strong>ein</strong> Glas rüber:"Hey Tiger! Putz das mal bitte schnell, ich muss eben<br />

mal wohin."<br />

Er nickte und putzte das Glas.<br />

Es war garnicht mal so schlecht, dieses ehrliche Leben. Manchmal, wenn er die dicken<br />

Fische hier noch rumsitzen sah, hatte er dieses Kribbeln, aber nicht mehr so, dass er<br />

wieder zurück wollte. Das ziemlich ruhige Leben hier war genau das, was <strong>ein</strong>em alten<br />

Kater wie ihm gut tat...auch wenn er erst um die dreißig war. Er vertiedigte s<strong>ein</strong><br />

Revier und s<strong>ein</strong>e Freundin.


Ausserdem hatte er noch ab und zu diese Alpträume von dem Monster, das ihn<br />

zerfleddert hatte wie <strong>ein</strong> Schmuse-Kätzchen.<br />

Nun, Narben hatte er zwar k<strong>ein</strong>e, aber er spürte die starken Pranken immernoch.<br />

Er sah von dem Glas auf und riss die Augen auf, um dann rückwärts gegen die Wand<br />

zu laufen, in der die Flaschen schepperten.<br />

Tiger keuchte:"D-du...d-du...d-d-d-d-d-du...ich...ich hab doch garnichts gemacht!"<br />

Der Typ hatte andere Klamotten an und die Augen leuchteten nicht...aber er war sich<br />

sicher, dass er es war.<br />

Mit <strong>ein</strong>em leichten Kopfschütteln reichte er ihm <strong>ein</strong>en Credit-Chip über fünf<br />

Credits:"Einen Fruchtcocktail ohne Schnaps."<br />

Tiger war starr vor Schreck, wie <strong>ein</strong>es von diesen Teladi-Dingern.<br />

Fordernd schob der Kerl den Chip auf ihn zu:"Wird man hier nicht bedient?!"<br />

Tiger fasste sich <strong>ein</strong> Herz und mixte den Cocktail. Er zitterte, als er das Glas<br />

hinstellte:"Was willst du hier?"<br />

Halb im Cocktail versunken, nuschelte der Typ:"Ich bin wegen Miss Samson hier."<br />

Tiger's Augen weiteten sich:"Sie ist ne ordentliche Frau! Was willst du dann von ihr?!<br />

Wenn du ihr was tust, dann..." Der Cocktail stand wieder vor ihm und der starke Blick<br />

spiesste ihn förmlich auf:"Es geht dich zwar nichts an, aber ich werde ihr k<strong>ein</strong> Haar<br />

krümmen."<br />

"Ich hab k<strong>ein</strong>e Ahnung, was du bist, aber wenn du ihr was tust, bespritz ich dich mit<br />

Weih-Wasser oder so was!"<br />

Ein spöttisches Grinsen flog ihm entgegen:"Ich bin k<strong>ein</strong> Dämon oder Geist. Von mir<br />

aus kannst du mich in <strong>ein</strong> Becken damit werfen, aber das wäre nur ne Verschwendung<br />

heiligen Wassers."<br />

Der Typ griff in s<strong>ein</strong>en Kragen und Tiger vermutete, gleich von <strong>ein</strong>em Schuss<br />

durchlöchert zu werden, doch dann zog der Kerl <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es, goldenes Kettchen aus<br />

s<strong>ein</strong>em Kragen, an dem <strong>ein</strong> goldenes Kreuz hing.<br />

Er lächelte:"Zu Weihnachten sitze ich jedes Jahr in <strong>ein</strong>er Kirche."<br />

Tiger schluckte:"Was bist du dann?!" Der Kerl seufzte und sah ihn ernst an:"Du<br />

weisst, was ich mit dir anstellen kann, wenn du plauderst, ja?!" Tiger nickte mit <strong>ein</strong>em<br />

riesen Kloß im Hals:"Mhmh."<br />

"Ich bin <strong>ein</strong> neunhundertfünfzig Jahre alter, menschlicher Cyborg, der mit unzähligen<br />

Naniten das Universum durchflutet. Glaub es oder nicht. Ich bin zumindest froh, dass<br />

du dich <strong>ein</strong>gelebt hast."<br />

Tiger widmete sich der Ordnung der Flaschen, die er umgestoßen oder verschoben<br />

hatte.<br />

S<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>gepflanztes Sonar lieferte ihm gute Bilder hinter s<strong>ein</strong>em Rücken, somit hatte<br />

er nicht unbedingt das Gefühl, gleich unerwartet <strong>ein</strong> Messer im Rücken zu haben.<br />

Als Jane vom Klo zurück kam, winkte er sie in den Aufenthaltsraum hinter der Wand<br />

mit den Flaschen:"Jane, du darfst dem Typen da nicht über den Weg trauen." "Dem<br />

mit dem Fruchtcocktail?" "JA. Der...ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll, aber der<br />

Typ ist <strong>ein</strong> Monster. Sowas hast du noch nicht gesehen." Sie hob <strong>ein</strong>e Augenbraue:"Ein<br />

Attentäter oder sowas?" "Schlimmer, sehr viel schlimmer."<br />

Sie legte den Kopf schief:"Du sch<strong>ein</strong>st ja richtig Angst zu haben?!" "Und das mit<br />

Recht!"<br />

Jane lukte zwischen den Flaschen durch das Spiegel-Glas:"Er hat eher ne ruhige<br />

Ausstrahlung. Und wir hätten hier doch schon seit Tagen Gerüchte über nen dicken<br />

Fisch, der in die Stadt kommt." Er hob die Hände und sie zitterten:"Der Typ ist viel<br />

schlimmer!"<br />

Jane hatte dieses Funkeln in den Augen:"Du machst mir ja den Mund wässrig." Er<br />

stellte sich breit vor die Tür:"JANE! Das ist nicht so <strong>ein</strong> Syndikatsboss, den du <strong>ein</strong><br />

bisschen aushorchen kannst! Der Typ hat mich krankenhausreif geprügelt!" "Dich hat<br />

er krankenhausreif geschlagen?"<br />

Jetzt war es zu spät. Jane war ziemlich offen, wenn sie glaubte, die Oberhand zu


haben. Er hatte noch versucht sie davon zu überzeugen, dass sie nicht Herrin der<br />

Lage war, damit sie ihre skeptische Seite zeigte, aber er hatte es ihr nur noch<br />

schmackhafter gemacht.<br />

Sie drückte ihn beiseite wie <strong>ein</strong>e Schwenktür und stellte sich vor das<br />

Monster:"Zufrieden mit dem Cocktail?"<br />

Er lächelte sie freundlich an:"Ja, ihr Barkeeper versteht s<strong>ein</strong> Handwerk." "Und was<br />

treibt sie in die Stadt?"<br />

Er grinste sie an:"Geschäfte. Oder besser gesagt, <strong>ein</strong> bestimmtes Geschäft."<br />

Tiger war regelrecht erleichtert, als <strong>ein</strong>er dieser Drogen-Dealer wieder mal r<strong>ein</strong>kam<br />

und anfing, Jane wegen des Verkaufs hier zu bedrängen.<br />

"Hey, Puppe! Mittlerweile zur Vernunft gekommen? Oder muss ich dir Vernunft<br />

<strong>ein</strong>prügeln." Tiger bemerkte frische Narben an der Hand, <strong>ein</strong>deutig <strong>ein</strong> Kraftimplantat.<br />

Eines von der neuesten Generation, also musste selbst er sich vorsehen.<br />

Der junge Dealer, <strong>ein</strong> Italo-Amerikaner, rempelte das Monster an:"Mach den Platz frei,<br />

Alter! Ich will mit der Ische reden!"<br />

Der Dealer nahm den Cocktail und zerdrückte lächelnd das Glas.<br />

Das Monster sah nicht auf:"Du schuldest mir fünf Credits, Junge. Und es ziemt sich<br />

nicht, so mit <strong>ein</strong>er Frau zu sprechen."<br />

Der Italo holte mit der Faust aus und liess sie drohend pendeln:"Ach, schon wieder so<br />

<strong>ein</strong> Spacko, der denkt, er müsste m<strong>ein</strong>e Mutter spielen."<br />

Die Faust schnellte heran und Tiger erwartete das Schlimmste.<br />

Was auch immer der Cocktail-Schlürfer war, er packte die Hand mit <strong>ein</strong>em Titan-<br />

Skelett und drückte langsam zu.<br />

Mit großen Augen und total wütend holte der Dealer mit der anderen Hand aus und<br />

schlug gegen die Nase des Wesens. Blut spritzte über den Tresen und der Italo riss<br />

s<strong>ein</strong>e mehrfach offen gebrochene Faust zurück.<br />

Mit angstvollem Blick musste der Kl<strong>ein</strong>kriminelle feststellen, dass der Druck auf s<strong>ein</strong>e<br />

andere Hand immer mehr zuzunehmen schien.<br />

Es knackte <strong>ein</strong>mal und erneut kreischte der Junge auf.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Wink schleuderte der Typ den Dealer aus der Tür heraus:"Entschuldigen sie,<br />

hätten sie vielleicht <strong>ein</strong>e Serviette?" Jane nickte mit geschocktem Blick und reichte<br />

ihm <strong>ein</strong>e Serviette.<br />

Restlos entfernte der Typ mit <strong>ein</strong>er Serviette das Blut aus s<strong>ein</strong>em Gesicht und vom<br />

Tresen.<br />

Das Wesen stand auf, ging aus der Tür, nahm dem Dealer <strong>ein</strong>en Credit-Chip von fünf<br />

Einheiten ab und bestellte <strong>ein</strong>en neuen Cocktail.<br />

Jane kam geschockt zu ihm und keuchte:"Das...das habe ich ja noch nie gesehen, der<br />

hat ihn umhergewirbelt wie <strong>ein</strong>e Stoff-Puppe. Zumindest hat er nichts zerstört und<br />

niemand anderes verletzt."<br />

Tigers Augen weiteten sich:"Du willst doch nicht etwas wieder zu ihm gehen?!" "Doch.<br />

Das wird bestimmt richtig interessant."<br />

Er vergrub verzweifelt s<strong>ein</strong> Gesicht in den Händen:"Aber komm nicht zu mir, wenn er<br />

dir Arme und B<strong>ein</strong>e ausgerissen hat..."<br />

Jane fand das alles eher aufregend. Sie wusste ja, das Tiger mal <strong>ein</strong> großes Tier in<br />

den schwedischen Verbrecher-Syndikaten gewesen war, aber wenn dieser Typ ihm<br />

Angst machte. Ausserdem hatte der Typ diesen wiederlichen Pablo aus dem Lokal<br />

geworfen, was ihr nur zugute kam.<br />

Es war kurz vor sechs, also würden bald die ganzen Teenies und Leute ihres Alters<br />

kommen, die ihren Laden als Tanz-Schuppen schätzten.<br />

Sie leutete die Glocke:"So, alle Damen und Herren, die ihre kriminellen<br />

Machenschaften weiterführen wollen, möchten dies nun bitte woanders machen.<br />

Unsere Teen-Kundschaft kommt bald."<br />

Ein paar übelst aussehende Typen, teils mit enormen Implantaten unter der Haut,<br />

standen auf und verabschiedeten sich freundlich mit <strong>ein</strong>em Gruß, als sie den Laden


verliessen.<br />

Es war auch k<strong>ein</strong> Wunder, dass sie alle freundlich zu ihr waren: Sie hatte den Laden<br />

schon seit Jahren und tat alles dafür. Ausserdem gab es diesen Pakt: Sie verpfiff<br />

k<strong>ein</strong>en bei den Bullen, solange man ihren Laden respektierte und in Ruhe liess, sowie<br />

ihre Kundschaft.<br />

Diese wiederlichen Dealer allerdings, hielten sich nicht daran.<br />

Der Mann, der Tiger so viel Angst <strong>ein</strong>flösste, ging nicht. Sie stellte sich vor ihn und<br />

fing demonstrativ an <strong>ein</strong> Glas zu putzen:"Haben sie die Durchsage nicht gehört?" Er<br />

zuckte mit den Schultern und nippte an s<strong>ein</strong>em Cocktail:"M<strong>ein</strong>e Geschäfte sind nicht<br />

kriminell." Sie wollte mal ins Blaue raten, um ihn zu verunsichern, aber er lächelte<br />

schon:"Ich habe noch nie jemanden umgebracht, verkaufe k<strong>ein</strong>e Drogen, schmuggle<br />

nicht und fälsche auch k<strong>ein</strong>e TÜV-Plaketten für Schiffe."<br />

Seufzend stellte sie das Glas ab.<br />

Gut <strong>ein</strong>e Stunde später war der Laden rappelvoll. Junge Leute erfreuten sich an ihrer<br />

Jugend, wie sie es als Teenie wegen des Ladens nie hatte tun können.<br />

Sie freute sich für die vierzehn- bis vierundzwanzig-jährigen Leute, die ihre Bar<br />

besuchten und auch über die dicken Trinkgelder, die die Kinder aus reichem Hause<br />

gaben.<br />

Allerdings war das Alkohol-Aroma, <strong>ein</strong>e Chemikalie, die alkoholfreien Drinks das<br />

warme brennen und den Geschmack von Alkohol verlieh, ohne welchen zu enthalten,<br />

alle. Es standen <strong>ein</strong>e Unmenge Flaschen im Schuppen.<br />

Jane wollte schon Tiger bitten, aber er schien noch viel beschäftigter als sie.<br />

Sie zuckte mit den Achseln und ging hinter das Gebäude.<br />

Zwei Dealer saßen grinsend auf <strong>ein</strong> paar Mülltonnen:"Ah, kommen wir doch mal zum<br />

Verkaufsgespräch." Der andere griff sich zwischen die B<strong>ein</strong>e:"Bei <strong>ein</strong>em<br />

Schäferstündchen."<br />

Jane taumelte rückwärts und wollte nach Tiger schreien, doch dann packte <strong>ein</strong>e<br />

kräftige Hand ihren Mund von hinten und verhinderte das. Ihr wütendes Kreischen<br />

wurde von der Hand erstickt.<br />

Plötzlich funkte es über ihnen...das Stromkabel, das die Reklame mit Energie<br />

versorgte, riss an zwei Stellen und traf beide Typen auf den Mülltonnen jeweils an der<br />

Schläfe. Zuckend gingen sie zu Boden. Die Hand an ihrem Mund löste sich und sie<br />

drehte sich um. Einer der Dealer, voller Implantate, zuckte mit weit aufgerissenen<br />

Augen, dann schrie er.<br />

Funken und Stichflammen schossen aus s<strong>ein</strong>en Armen, als die Implantate<br />

durchbrannten.<br />

Sie rannte schnell in ihren Laden und rief Polizei und Krankenwagen.<br />

Vorsorglich schickte sie die Kundschaft nach Hause:"Hey Leute. Wir haben <strong>ein</strong> paar<br />

Probleme mit den Ansässigen. Ihr solltet besser nach Hause gehen, ohne euch<br />

<strong>ein</strong>zustrullen."<br />

So locker formuliert gab es k<strong>ein</strong>e Panik und etwa zehn Minuten später war der Laden<br />

leer, bis auf diesen Kerl, der schon wieder an <strong>ein</strong>em Cocktail nippte...Avokado-<br />

Maracuja-Buttermilch.<br />

Sie tippte ihn an:"Sie...sie sollten besser gehen." Er schüttelte langsam den<br />

Kopf:"Ach, ich hab k<strong>ein</strong>e Angst, da brauchen sie sich k<strong>ein</strong>e Sorgen machen."<br />

Seufzend und langsam skeptisch gegenüber diesem Typen, rief sie die Kentellis. Die<br />

Kentellis waren die Paten der Mafia, wobei die heutige Mafia wenig vom Töten hielt.<br />

Sie schmuggelten Bauteile und Luxus-Schiffe, durch zahlreiche Rückschläge machten<br />

sie nur noch Dinge, die k<strong>ein</strong>e Menschenleben kosteten.<br />

Zumindest hier in den USA.<br />

Kurze Zeit später standen die Wagen ums Haus herum und <strong>ein</strong>er der Gangster kam<br />

hin<strong>ein</strong>:"Ah, Jane! Wie geht's dir?" Sie lächelte:"Gut, und dir, Silvo?" Er lachte:"Tut mir<br />

leid, aber du grinst genau so wie d<strong>ein</strong> Vater."<br />

Jane musste lachen:"Hat er so gegrinst, als er dich nach dem Essens-Klau für d<strong>ein</strong>e


Familie unterm Tresen versteckt hat?"<br />

Silvo nickte:"Nur etwas geschockter."<br />

Sie gab Silvo das, was er immer nahm: Einen Gin-Tonic.<br />

Silvo drehte sich zu dem Typen um, der immer noch an s<strong>ein</strong>em Cocktail nippte:"Was<br />

ist das denn für <strong>ein</strong> komischer Typ?" Jane zuckte mit den Achseln:"Der hat vorhin den<br />

Kl<strong>ein</strong>en rausgeworfen, der dir humpelnd entgegengekommen ist." "Den mit den<br />

gebrochenen Händen?" "Ja, das war er auch."<br />

Silvo ging zu dem Kerl und setzte sich zu ihm:"Hör mal Mann, wenn du hier Ärger<br />

machst, dann setzt es aber was."<br />

Der Kerl in blau nippte lässig am Cocktail:"Wenn ich Ärger machen will, dann nicht<br />

euch."<br />

Silvo zuckte <strong>ein</strong> Vibro-Messer und hielt es ihm vor's Gesicht:"Das will ich hoffen,<br />

Mann."<br />

Noch lässiger Griff der Cocktail-Nipper die Messer-Spitze und brach die Klinge durch<br />

wie <strong>ein</strong> Streichholz:"Ich will k<strong>ein</strong>en Ärger machen, aber wer mich bedroht, wird auch<br />

k<strong>ein</strong>en mehr machen. KLAR MANN."<br />

Die abgebrochene Spitze zerdrückte der Typ zu Metall-Staub.<br />

Silvo kam zurück:"Ich...ich hoffe dieser Implantat-Jockey ist nicht <strong>ein</strong> Typ, den sie<br />

geschickt haben."<br />

Jane sah mit stagnierendem Blick zurück:"Also könnt ihr gegen den notfalls nichts<br />

unternehmen?" Silvo grinste hämisch:"Wenn er immun gegen Feuer aus <strong>ein</strong>er<br />

militärischen Mini-Plasma-Gun ist, nicht." Jane kannte die Kanone aus den Filmen und<br />

wusste, dass sie alles niedermähen konnte, was k<strong>ein</strong> militärisches 50-Mega-Joule-<br />

Schild hatte. Und als ob er <strong>ein</strong>en Hundert-Kilo-Apparat auf dem Rücken trug, sah er<br />

nicht aus.<br />

Sie hörte <strong>ein</strong>en Knall im Keller und Tiger zuckte mit den Ohren, wie <strong>ein</strong>e echte<br />

Raubkatze:"Da kommen sie...und ihre Magnet-Felder zeigen, dass sie ne Menge<br />

Implantate haben."<br />

Jane zuckte zusammen und Silvo drückte sie hinter sich.<br />

Dann kam <strong>ein</strong> Typ die Treppe hoch, den sie noch nie gesehen hatte: Er war<br />

afroamerikaner<br />

und grinste breit. Grüne Linien von Implantaten zogen sich unter der Haut<br />

des Kerls durch. S<strong>ein</strong> Kopf war kahl rasiert:"Ah, wusste ich doch, das die alten Säcke<br />

die Kanal-Eingänge nicht bewachen. Und nun kommen wir zum Geschäftlichen: Her<br />

mit der Bar."<br />

Eine ganze Bande aus allen ethnischen Abstammungen und mit allen Sprach<strong>ein</strong>flüssen<br />

stellte sich um ihn auf, etwa zwanzig Mann.<br />

Tiger sprang und fauchte:"Nur über m<strong>ein</strong>e Leiche!" Der Banden-Chef fegte Tiger mit<br />

<strong>ein</strong>em Side-Kick weg:"Mann, Tiger, ich habe so viel von dir gehört und dann hältst du<br />

d<strong>ein</strong>e Implantate nicht auf dem Neuesten. Tja, du bist halt 1.0 und ich bin 10.0.<br />

Allerdings sind alle m<strong>ein</strong>e Kumpels besser ausgerüstet als du."<br />

Silvo zog s<strong>ein</strong>e Waffe:"Von dem Typen hab ich gehört. Er nennt sich TeknCo und trägt<br />

das neueste."<br />

Dreckig lachend verbeugte sich TeknCo vor ihnen:"Ah, die Mafia kennt m<strong>ein</strong>en Namen.<br />

Ich fühl mich ja fast geehrt."<br />

Als der Gangster auf sie und Silvo zu ging, stand der Cocktail-Schlürfer auf:"Ich<br />

denke, jetzt ist es genug, Miles Charleston." TeknCo hielt inne:"WAS? N' Bulle der<br />

m<strong>ein</strong>en Namen kennt? Macht zwar k<strong>ein</strong>e Ehre, aber <strong>ein</strong> Bulle mehr, den ich umnieten<br />

kann."<br />

TeknCo sprang auf den Kerl in blau zu, holte zu <strong>ein</strong>em Schlag aus und traf die Wange.<br />

Vinny stand neben den gepanzerten Van von Silvo:"Leute, denkt immer dran: TeknCo<br />

könnte kommen und wir haben k<strong>ein</strong>e Chance gegen den. Selbst die Bullen nicht."<br />

Vor ihm explodierte die Wand in <strong>ein</strong>er Staubwolke aus Zement und irgendwas<br />

schwarzes schlug in den Van, an dem selbst <strong>ein</strong> Scout-Schiff zerschellt wäre.


Die linke Seite des Vans beulte sich aus, als Was-auch-immer dort <strong>ein</strong>schlug.<br />

Vinny öffnete die Tür des Laderaums.<br />

Mit mehreren blutenden Wunden und <strong>ein</strong>em zertrümmerten rechten Unterarm lag dort<br />

<strong>ein</strong> Kerl mit so viel Implantaten, dass es nur TeknCo s<strong>ein</strong> konnte.<br />

Vinny drehte sich zu s<strong>ein</strong>en Kumpels:"Holt <strong>ein</strong> paar Energie-Schellen...und bringt ihn<br />

zu ner Polizei-Wache mit Krankenstation."<br />

Jane sah mit Entsetzen auf den Kerl, der eben so schnell auf TeknCo <strong>ein</strong>geschlagen<br />

hatte, dass man ihn kaum noch hatte sehen können, um ihn dann, wie den kl<strong>ein</strong>en<br />

Fisch von vorhin, wegzuwerfen. Leider hatte der Boss der Gang nicht das Glück, dass<br />

<strong>ein</strong>e Schwingtür in s<strong>ein</strong>er Flugbahn war.<br />

Der Kerl in blau trat an sie heran:"Wenn ich mich dann jetzt mal eben vorstellen darf:<br />

M<strong>ein</strong> Name ist Thorsten Kemmrich und ich bin wegen ihnen hier, Miss Samson." Silvo<br />

richtete s<strong>ein</strong>e Knarre auf den Kerl:"Krümm ihr <strong>ein</strong> Haar und..." "Beruhigen sie sich.<br />

Ich will sie anheuern, nicht umbringen."<br />

Silvo nahm die Knarre runter und den zwanzig Leuten, die TeknCo mitgebracht hatte,<br />

fiel <strong>ein</strong>, dass sie ihren Boss ja rächen mussten.<br />

Ein Junge, er sah aus wie das verwöhnte Kind aus reichem Haus, das rebellieren<br />

wollte, ging <strong>ein</strong>en Schritt nach vorn:"Dafür büßt du. Mann!"<br />

Er zog <strong>ein</strong>e Waffe und feuerte auf Kemmrich. Der Schuss verpuffte nutzlos.<br />

Kemmrich seufzte, <strong>ein</strong>er der Tische riss aus der Verankerung am Boden, als ob <strong>ein</strong><br />

Riese ihn ausriss, und schoss auf den Jungerwachsenen zu.<br />

Wie in <strong>ein</strong>em Cartoon wurde der Rotschopf von dem Tisch in die Wand gedrückt, nur<br />

die Füsse und Hände ragten unter der Tischplatte hervor und die Waffe fiel aus der<br />

Hand.<br />

Der Tisch stürzte zu Boden und der Junge folgte.<br />

Die Anderen waren jetzt nur noch wütender und rannten auf sie zu.<br />

Silvo fing an zu schiessen, aber die Kerle hatten Mini-Schilde in die Elle implantiert<br />

und nutzten diese abwechselnd. Wenn <strong>ein</strong>em die Energie ausging, dann schützte sie<br />

<strong>ein</strong> anderer.<br />

Kemmrich streckte <strong>ein</strong>en Arm aus und etwas das wie <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zelne Schockwelle von<br />

<strong>ein</strong>em dieser Paraniden-Schiffe aussah, schoss dem Trupp entgegen und schleuderte<br />

ihn durch die Wand. Durch die Löcher konnte sie sehen, wie die Kerle schlaff in den<br />

Himmel davon flogen, Richtung Polizei-Revier. Nun drehte er sich zu Silvo:"Ich bitte<br />

sie nun, mich mit Tiger und Miss Samson all<strong>ein</strong> zu lassen. Ich möchte mit ihnen unter<br />

sechs Augen reden."<br />

Silvo schüttelte den Kopf:"N<strong>ein</strong>! Ich lass die kl<strong>ein</strong>e Jane nicht all<strong>ein</strong>!" "Silvo. Hätte ich<br />

vorgehabt, ihnen etwas anzutun, dann hätte ich das doch wohl so schnell tun können,<br />

dass sie es nicht mitbekommen."<br />

Silvo drehte sich zu ihr:"Jane...wir tun besser, was der Kerl sagt...sicherheitshalber."<br />

Ihr alter Zweit-Vater sah ihr traurig nach, als er langsam die Tür durchquerte.<br />

Tiger stöhnte und Kemmrich drehte sich zu ihm und ging auf ihn zu.<br />

Jane rannte auf Tiger zu:"DU TUST IHM NICHTS!!!"<br />

Kemmrich zuckte mit den Schultern:"Ich muss ihn ja nicht mit m<strong>ein</strong>er Hand berühren<br />

um das zu machen, was ich vor hab."<br />

Sie erwartete <strong>ein</strong>e Waffe oder noch so ne Schockwelle, aber stattdessen leuchtete<br />

Tiger auf...die Blut-Spuren verschwanden.<br />

Tiger öffnete die Augen:"Was...was ist geschehen...WIE SIEHTS DENN HIER AUS?!"<br />

Kemmrich lächelte und setzte sich auf <strong>ein</strong>en der Hocker:"Erinnerst du dich an damals,<br />

Tiger? Als ich dich geflickt habe?"<br />

Tiger nickte:"Ja...also schon wieder?" Kemmrich erwiderte die Geste:"Du machst ja<br />

k<strong>ein</strong>e krummen Dinger mehr, also habe ich k<strong>ein</strong>en Grund, dir was anzutun."<br />

Jane stampfte auf ihn zu:"WAS SOLL DAS HEISSEN?!"<br />

Kemmrich lehnte sich zurück:"Ich bin <strong>ein</strong> etwa neunhundertfünfzig Jahre alter Cyborg<br />

von der guten alten Erde und bin hier, um sie für m<strong>ein</strong> neues Projekt anzuwerben."


Ihr Lid fing an zu zucken:"WAS?! So <strong>ein</strong> Müll?! So <strong>ein</strong>en Müll erzählen sie mir hier?!"<br />

Kemmrich schwang s<strong>ein</strong>en Arm durch den Raum, die Trümmer hoben ab und begaben<br />

sich an ihren alten Ort. Binnen Sekunden sah die Bar aus wie geleckt!<br />

Keuchend und sich am Tresen abstützend stand sie da:"Jetzt...jetzt weiss ich, was<br />

passiert ist: Ne Kugel hat mich am Kopf getroffen und ich spinne mir im Dilirium was<br />

zusammen." Kemmrich schüttelte den Kopf:"N<strong>ein</strong>, laut m<strong>ein</strong>en Sensoren sind sie<br />

kerngesund."<br />

"Oh n<strong>ein</strong>! Das ist krank...das kann nicht real s<strong>ein</strong>. Sie sind nur <strong>ein</strong> Hirngespinst!<br />

Selbst wenn ich nicht um Koma liege...das hier kann nicht real s<strong>ein</strong>."<br />

Er stand auf:"Da ich weiss, dass sie kaum <strong>ein</strong> Talent in technischen Dingen haben,<br />

kann ich ihnen ja auch k<strong>ein</strong>en m<strong>ein</strong>er Schaltpläne zeigen."<br />

Tigers Stille war auch nicht gerade hilfreich:"TIGER! Sag doch auch mal was!!!"<br />

Tiger seufzte:"Ich hab das Selbe gedacht, als er mich damals zerpflückt hat. Da hat er<br />

wie <strong>ein</strong> Dämon ausgesehen, mit leuchtenden Augen."<br />

Auf <strong>ein</strong>mal rannte <strong>ein</strong>er der Dealer durch die Tür hin<strong>ein</strong>:"Ich knall euch alle ab!"<br />

Kemmrich drehte sich zu ihm:"Verschwinde, Junge!" Der Dealer grinste:"Eher krieche<br />

ich mir selbst in den Popo!"<br />

Kemmrich zuckte mit den Schultern:"M<strong>ein</strong>etwegen."<br />

Auf <strong>ein</strong>mal fing der junge Dealer an zu schreien:"Uaarrgghh!!! M<strong>ein</strong> RÜCKEN!!!"<br />

Sie sah zu, wie sich der Junge nach hinten durchbog, s<strong>ein</strong> Kopf näherte sich immer<br />

mehr dem Hintern...dann verschwand der Kopf bis zu den Schultern im Hintern.<br />

Der Junge stolperte kreischend hinaus und s<strong>ein</strong>e gedämpften Schreie waren weit zu<br />

hören.<br />

Sie sah ihn entsetzt an:"WAS WAR DAS?!?" Kemmrich zuckte wieder mit den<br />

Schultern:"Der Junge wollte dann gehen. In <strong>ein</strong>er Stunde ziehen m<strong>ein</strong>e Naniten-<br />

Körper s<strong>ein</strong>en Kopf wieder aus s<strong>ein</strong>em After hinaus." "NANITEN?!" "Sie wissen schon:<br />

Diese fitzelig kl<strong>ein</strong>en Maschinen. Sie können sich garnicht vorstellen, aus wie vielen<br />

davon ich bestehe."<br />

Jane setzte sich hin:"Ja klar! Ein Naniten-Cyborg will mich anheuern! Wofür?! Soll ich<br />

Schmier-Mittel-Cocktails mischen?!"<br />

Kemmrich schüttelte den Kopf:"N<strong>ein</strong>, ich plane <strong>ein</strong>en Wächter-Orden. So <strong>ein</strong>e Art<br />

Schutztruppe, die im Verborgenen agiert und m<strong>ein</strong>e Implantate <strong>ein</strong>gepflanzt kriegt."<br />

Sie sah ihn entgeistert an:"KLAR! Ich bin als Super-Soldat geeignet! Und ich werfe mit<br />

Bier-Gläsern!"<br />

Kemmrich schlug mit der Faust auf den Tisch...die Tischplatte segelte davon und<br />

zerbrach an der Wand.<br />

Er sah sie ernst an:"Bitte entschuldigen sie diesen Ausbruch, aber ich möchte schon<br />

<strong>ein</strong>en gewissen Ernst ihrerseits erwarten dürfen."<br />

Was der Kerl auch war, er konnte sie zerquetschen, also beruhigte sie sich etwas.<br />

Tiger war still wie <strong>ein</strong>e verängtigte Katze.<br />

Kemmrich lehnte sich nach vorne:"Ich werde sie nicht zerquetschen, ich möchte sie ja<br />

anheuern. Ohne das sie vor mir Angst haben. Zumal sie ja k<strong>ein</strong> Tisch sind."<br />

Jane traute diesem Typen nicht so weit wie sie ihn werfen konnte...und erst recht<br />

nicht so weit, wie er sie werfen hätte können.<br />

Kemmrich schwebte vom Hocker:"Ich könnte sie auf <strong>ein</strong>e Reise mitnehmen, die ihnen<br />

zeigt, was sie erleben könnten." Sie schüttelte den Kopf:"NEIN! Ich verlasse diese Bar<br />

nicht, erst recht nicht mit ihnen."<br />

Kemmrich seufzte:"Dann hole ich es eben zu ihnen."<br />

Er schwang s<strong>ein</strong>en Arm herum und wo dieser den Raum durchquerte, öffnete sich <strong>ein</strong><br />

Schlitz, der sich zu <strong>ein</strong>em Loch ausweitete.<br />

Hinter dem Loch konnte sie die riesigen Städte der Argonen und all der anderen<br />

Völker sehen...dann Völker, von denen sie noch nie gehört hatte...und zum Schluss<br />

<strong>ein</strong>e gigantische Stadt mit Wolkenkratzern, die bis ins All hin<strong>ein</strong> zu reichen schienen.<br />

Kemmrich lächelte:"M<strong>ein</strong>e Hauptstadt: Diamond City. Auf m<strong>ein</strong>en Planeten wohnen


um die zehn Milliarden. Die Einwohner von New Trantor mit <strong>ein</strong>genommen."<br />

Jane sah auf dieses Loch...es war <strong>ein</strong> wunderschöner Anblick:"Das...das kann jeder<br />

mit ner Holo-Matrix herstellen."<br />

Wieder lächelte er und ging durch das Loch:"Es ist unmöglich, <strong>ein</strong> Wurmloch mit <strong>ein</strong>er<br />

Holo-Matrix herzustellen."<br />

Jane steckte ihre Hand in das Loch und spürte die eisigen Winde, die in der Höhe, aus<br />

der man sah, herrschten.<br />

Ihre Skepsis riet ihr, den Typen zu ignorieren...aber ihre Neugier, die sie erst dazu<br />

gebracht hatte, ihn anzusprechen, riss sie in die andere Richtung:"Ich...ich komme<br />

mit, aber nur wenn Tiger auch mitkommen kann."<br />

Tigers Augen weiteten sich:"WAS?! Ich geh doch nicht mit dem Ding da mit!!!" Jane<br />

verstand ihn.<br />

Kemmrich sah zu Tiger:"Du müsstest eh viel zu lange ausgebildet werden. In dir<br />

kribbelt es immer noch, wenn du an Macht denkst."<br />

Tiger sah ihn wütend an:"Was?! Wieso sollte ich noch Macht haben wollen?! Du<br />

zerquetscht mich dann doch eh wie <strong>ein</strong>e Laus!"<br />

Der Kopf mit den braunen Haaren senkte sich und er schüttelte den Kopf:"Ich habe<br />

nichts gegen Menschen mit Macht, zumindest nicht, wenn sie ihre Macht zu guten<br />

Zwecken <strong>ein</strong>setzen."<br />

Tiger schien <strong>ein</strong>geschüchtert:"Und was bedeutet in d<strong>ein</strong>em Falle gut?" "Menschen<br />

helfen, nicht ihnen das Geld aus der Tasche ziehen. Ausserdem das Richtige tun, was<br />

mehr Gutes bringt als Schlechtes."<br />

Tiger war ansch<strong>ein</strong>end vor den Kopf gestossen worden:"Mcih...mich hat das Ganze<br />

auch ziemlich neugierig gemacht."<br />

Jane bereute es irgenwie das zu sagen, aber:"Na gut...wir kommen mit."<br />

Kemmrich lächelte fröhlich:"Gut, dann auf zu m<strong>ein</strong>em Schiff."<br />

Sie verschwanden in <strong>ein</strong>em blauen Lichtermeer und fanden sich auf <strong>ein</strong>em<br />

merkwürdigem Schiff wieder, mitten unter <strong>ein</strong>em Teladi, <strong>ein</strong>er Boronin...zumindest<br />

vermutete Jane das es <strong>ein</strong>e Frau war, <strong>ein</strong>e Split, dort konnte sie es deutlich erkennen,<br />

<strong>ein</strong>em Paraniden und <strong>ein</strong>em nicht unattraktivem Argonen.<br />

Sie hoffte nur, das sie so nett in die Gruppe aufgenommen werden würde, wie die<br />

Gruppe schon wirkte.<br />

Der Argone warf ihr <strong>ein</strong>e Flasche zu:"Trinkt <strong>ein</strong> bisschen mit uns. Es ist k<strong>ein</strong> Wodka,<br />

aber viel besser."<br />

Thorsten war erleichtert, dass alles so gut lief. Nun war der Paranide an der Reihe, <strong>ein</strong><br />

Zollbeamter aus Priester Ringe. Er war bestens mit den korrupten Bereichen der Zölle<br />

der Paraniden vertraut und nicht zu <strong>ein</strong>gebildet, als das s<strong>ein</strong>e Arroganz s<strong>ein</strong><br />

Urteilsvermögen trübte.<br />

Mit den meisten s<strong>ein</strong>er Kollegen war es leider nicht so gut bestellt.<br />

Die Paraniden hatten mit ihrem Raubbau in den Khaak-Sektoren sowieso <strong>ein</strong>e Menge<br />

an s<strong>ein</strong>er Sympathie <strong>ein</strong>gebüßt und diese korrupten Zollbeamten waren sowieso <strong>ein</strong><br />

schlechter Schlag. Sie hatten unzählige Kinder vorübergehend in Zwangslager<br />

gesteckt, weil die Schul-Shuttles k<strong>ein</strong>e paranidischen Waren an Bord hatten.<br />

Viele Kinder hatten unzählige Leiden erlitten...er hatte <strong>ein</strong>e Wut auf diese Wesen, die<br />

er ihnen in Angst und Schrecken heimzahlen würde.<br />

Das Alte Volk hatte nichts gegen s<strong>ein</strong>e Art, solcherlei Schufte auf diese Weise in die<br />

Schranken zu weisen, sie fanden es manchmal zwar unangemessen, aber nicht<br />

unverdient.<br />

Und was machte Paraniden am meisten Angst?! Wenn sie ihren Augen nicht mehr<br />

trauen konnten oder Selbige verloren.<br />

Thorsten würde etwas inszenieren. All<strong>ein</strong> für diese Monster, die kl<strong>ein</strong>e Kinder zum<br />

Arbeiten in Arbeitslagern zwangen.<br />

Aiktok flog wieder <strong>ein</strong>mal in s<strong>ein</strong>er läppischen M4 durch Priester Ringe. Er weigerte<br />

sich krampfhaft, dieses Schiff bei s<strong>ein</strong>em Namen zu nennen, denn dieser versprach


weit mehr, als der Trümmer zu leisten im Stande war.<br />

Viele waren zwar anderer M<strong>ein</strong>ung, aber er hatte mal <strong>ein</strong>en M3 geflogen, seitdem<br />

wusste er, dass es gute Maschinen gab, ob sie nun von s<strong>ein</strong>em Volk oder von den<br />

Argonen waren.<br />

Besonders M3 mit Geschützkanzeln gefielen ihm. Zwar hatte er die gesegneten drei<br />

Augen, aber wie alle anderen Wesen hatte er k<strong>ein</strong>es davon auf s<strong>ein</strong>em Rücken. Eine<br />

computergesteuerte GK konnte also recht nützlich s<strong>ein</strong>.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Schwenk drehte er sich der neuen Station zu, die s<strong>ein</strong> Vorgesetzter<br />

aufgebaut hatte. Im wesentlichen war es <strong>ein</strong> Komplex mit <strong>ein</strong>em XL-Sonnenkraftwerk<br />

und mehreren Stationen um die Raketenfabriken zu versorgen. Natürlich liess s<strong>ein</strong><br />

Vorgesetzter sich für die Nutzung durch die Zöllner-Kaste <strong>ein</strong>en horrenden Sold<br />

bezahlen.<br />

Er mochte dieses verquollene Abscheu nicht. Wenn <strong>ein</strong> Paranide mit 0,75xPixr³ zu<br />

beschreiben war, dann dieser arrogante Kerl. S<strong>ein</strong>e Fettsäcke bei der Häutung nicht<br />

abzuwerfen war schon <strong>ein</strong> Zeichen von Arroganz, aber sie mit Edelst<strong>ein</strong>en zu<br />

verzieren...es war abartig.<br />

Alle anderen Spezies konnten nichts dafür, wenn sie längere Zeit fett waren, sie<br />

lagerten ihr Fett ja in festen Körperteilen <strong>ein</strong>...aber <strong>ein</strong> Paranide konnte s<strong>ein</strong> Fett viel<br />

leichter los werden.<br />

Er selbst warf s<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>en Fett-Säcke bei jeder Häutung mit ab. Er fand es schon<br />

praktischer, weil er so agiler war.<br />

Wasser-Reserve hin oder her. Mit der heutigen Technologie war Wasser eh k<strong>ein</strong><br />

Problem mehr.<br />

Wie immer um diese Tageszeit flog er auf die blinkenden Lande-Lichter zu. Es war<br />

stupide Routine geworden, der er sich immer nur widerwillig unterzog.<br />

Am Eingang war er dazu gezwungen, sich von s<strong>ein</strong>en Kollegen abtasten zu lassen.<br />

Offiziell war der Zoll-Commander nur um die Sicherheit s<strong>ein</strong>er Station besorgt, aber<br />

inoffiziell wusste Aiktok, dass s<strong>ein</strong> Boss ihm nur irgendwie was anhängen wollte und<br />

ihn deswegen filzen liess. Immerhin war er der <strong>ein</strong>zige s<strong>ein</strong>er Kollegen, der sich nicht<br />

kaufen liess.<br />

S<strong>ein</strong>e Unterkunft spiegelte dieses Vertrauen nur all zu sehr wieder: S<strong>ein</strong> Lager lag<br />

nahe der feuchten und dampfenden Rohre, die zu den verschiedenen Fabriken<br />

gehörten. Für Paraniden war dies die größte Unannehmlichkeit, die es gab.<br />

Röchelnd und keuchend zog er sich hinter das Schott zurück, wo es wenigstens etwas<br />

trockener war. Zwar lagen vor s<strong>ein</strong>er Kammer viele Sensoren, aber hier war er<br />

ungestört und wurde nicht überwacht. So <strong>ein</strong>flussreich s<strong>ein</strong> Chef auch war, das heilige<br />

Gesetz der heiligen Aura schützte jeden, der nicht kriminell war.<br />

Die Argonen nannten ihre Vorstellung dieser heiligen Regel kurz "Privat-Sphäre". So<br />

oder ähnlich zumindest.<br />

Während ihm das Kondenswasser aus s<strong>ein</strong>em Maul tropfte, er bezeichnete es lieber so<br />

als als <strong>ein</strong>en Rüssel, stämmte er die Hände auf die Kniee.<br />

Er hob s<strong>ein</strong>en Kopf und erstarrte kurz überrascht: Vor ihm lehnte <strong>ein</strong> Mensch an der<br />

Wand.<br />

S<strong>ein</strong> Gegenüber lächelte locker:"Hallo Aiktok. Sollten sie auf den Plural bestehen, so<br />

teilen sie es mir bitte mit."<br />

Aiktok war zuerst wütend, aber auch interessiert:"Im Gegensatz zu m<strong>ein</strong>en<br />

Artgenossen bestehe ich nicht darauf...zumindest nicht von Leuten, die nicht zu<br />

m<strong>ein</strong>er Art gehören."<br />

Der Mann lächelte kurz etwas breiter und schien dann etwas ernster:"Sollten sie sich<br />

fragen, wie ich hier hin<strong>ein</strong> gekommen bin, so teile ich ihnen gerne mit, dass ich durch<br />

die Wand gekommen bin. Wenn man phasenverschoben ist, ist das k<strong>ein</strong> Problem."<br />

Aiktok hob zwei Augenbrauen:"Phasenverschiebung? Weder die Argonen noch die<br />

Terraner verfügen m<strong>ein</strong>es Wissens darüber." Ein Nicken war die Antwort:"Ihr Wissen<br />

ist auf dem neuesten Stand, sofern man mich als alten Terraner nicht dazu zählt." "Ich


estehe zwar nicht auf den Plural, aber langsam auf <strong>ein</strong>e Erklärung."<br />

Ein verstehendes Nicken war die Antwort:"Die sollen sie kriegen. Ich bin <strong>ein</strong> gut<br />

neunhundertfünfzig Jahre alter Cyborg. Ein Mensch mit Nanotechnologie, wie sie es<br />

sich in ihren kühnsten Träumen wohl nicht vorstellen können. Der goldene Nebel, den<br />

sie schon zweimal gesehen haben, der bin ich, oder besser gesagt: Das sind m<strong>ein</strong>e<br />

Naniten."<br />

Aiktok grinste verschmitzt, zumindest soweit er dazu in der Lage war:"Ah, ich<br />

verstehe. Ein Trick vom Chef, damit ich für verrückt erklärt werde."<br />

Der Mann zuckte mit den Schultern:"Das kann gut angehen, immerhin können sie<br />

mich als <strong>ein</strong>ziger sehen. Ich habe k<strong>ein</strong>em ihrer Kollegen <strong>ein</strong> Implantat <strong>ein</strong>gepflanzt,<br />

das es ermöglicht, mich zu sehen, wenn ich in der Phasenverschiebung bin."<br />

Aiktok fasste nach dem Mann, um ihn aus s<strong>ein</strong>er Kammer zu drücken...doch s<strong>ein</strong>e drei<br />

Finger griffen ins Leere.<br />

"Das sie mich sehen können, heisst noch lange nicht, dass sie mich in diesem Zustand<br />

berühren können."<br />

Sofort begann er, sich nach Holographen umzusehen. Er benutzte sogar <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es<br />

Gerät, dass ihm <strong>ein</strong> Teladi geschenkt hatte, um Überwachungs-Systeme zu orten.<br />

Geschenkt war eigentlich der falsche Ausdruck. Aiktok hatte die Waren bewacht, die<br />

der Teladi in <strong>ein</strong>em Fluchtversuch vor Piraten abgeworfen hatte. Der Teladi hatte <strong>ein</strong>es<br />

davon als Werbe-Geschenk zum halben Preis vergeben.<br />

Das <strong>ein</strong>zige Piepsen kam aber zustande, als er sich <strong>ein</strong>en Kondenswasser-Tropfen von<br />

der Stirn wusch und s<strong>ein</strong>e Augen passierte.<br />

Physikalisch war es unmöglich, <strong>ein</strong>en Holo-Emitter so kl<strong>ein</strong> zu fertigen, dass er in drei<br />

Augen passte...ausserdem hätte er die Operation ja wohl bemerkt.<br />

Der Mann grinste:"Ich habe ihnen erlaubt, die kl<strong>ein</strong>en Maschinen zu bemerken, aber<br />

jetzt werde ich sie wider tarnen."<br />

Er fuhr das Gerät über s<strong>ein</strong>e Augen...nichts geschah. Aiktok öffnete das Gerät, fand<br />

aber auch k<strong>ein</strong>e Spuren <strong>ein</strong>er Modifikation, um derartig zu funktionieren, das es auf<br />

<strong>ein</strong>e Fernsteuerung reagierte.<br />

Aiktok setzte sich auf s<strong>ein</strong> Bett. Er hatte es sich mal als Studien-Objekt gekauft und<br />

war nicht mehr davon losgekommen, im Liegen zu schlafen:"Ich bin geneigt ihnen zu<br />

glauben."<br />

Der Mann reichte ihm <strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>er Hände:"Ich bin Thorsten Kemmrich. Sie können<br />

m<strong>ein</strong>e Hand jetzt übrigens greifen."<br />

Aiktok griff zu und schüttelte die Hand:"Aiktok. Aber das sch<strong>ein</strong>en sie ja schon zu<br />

wissen." "Sie können mich übrigens duzen." "Ditto."<br />

Die Hand verlor ihre Festigkeit in s<strong>ein</strong>er und er betrachtete die Gestalt:"Und<br />

weswegen bist du hergekommen?"<br />

"Nun, ich möchte dich für <strong>ein</strong> Projekt anwerben, das mir sehr am Herzen liegt. Ich<br />

möchte <strong>ein</strong>e Art Schutz-Truppe gründen, die ich den Wächter-Orden nenne. Du sollst<br />

der Erste für den paranidischen Sektor werden."<br />

Aiktok zuckte mit den Schultern:"Was bietest du mir dort."<br />

Kemmrich fuhr mit <strong>ein</strong>em Finger durch die Wand, an der die meisten Tropfen<br />

hingen:"Nun...zum <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>e viel bessere Unterkunft. Dann Implantate, die d<strong>ein</strong>en<br />

Körper in <strong>ein</strong> unglaubliches Werkzeug verwandeln und <strong>ein</strong> Schiff der Gestalt d<strong>ein</strong>er<br />

Wahl."<br />

"Gestalt m<strong>ein</strong>er Wahl?" Kemmrich grinste:"Nun, denkst du ich schicke m<strong>ein</strong>e Leute<br />

mit <strong>ein</strong>er dieser Kisten umher, die durch die Sektoren oder im Terra-Sektor<br />

umhergurken? Ihr kriegt das Beste was ich zu bieten habe. Beispielsweise <strong>ein</strong>en<br />

polymorphen Perseus." "Polymorph? Ein Gestaltwandler?" "Nicht nur die Gestalt:<br />

Leistung, Waffen...so ziemlich alles."<br />

"Wenn ich verschwinde, werde ich eh für <strong>ein</strong>en Verbrecher gehalten."<br />

Kemmrich schüttelte den Kopf:"Ich habe die Konten d<strong>ein</strong>es Vorgesetzten bereits<br />

geplündert. Er ist arm wie <strong>ein</strong>e Kirchenmaus, bis auf diese Station hier. Aber auch


davon wird bald nicht mehr viel übrig s<strong>ein</strong>." "DU WILLST ALLE TÖTEN?!!!" "Ach bitte.<br />

Auch wenn es sicherlich besser wäre, <strong>ein</strong>ige von ihnen würden nie wieder <strong>ein</strong>en<br />

ekligen Gedanken denken, aber ich habe noch nie getötet und fange auch nicht damit<br />

an. Vielmehr werde ich ihnen das Wichtigste nehmen, was d<strong>ein</strong> Volk an s<strong>ein</strong>em Körper<br />

trägt." "Die...die Augen?!" "Nur temporär. Aber sie werden froh s<strong>ein</strong>, wieder Farben<br />

oder Umrisse sehen zu können."<br />

"Sie sind zwar üble Gestalten, aber das hat wohl k<strong>ein</strong>er verdie..." "Bevor du<br />

aussprichst, werde ich dir <strong>ein</strong>en Blick durch die Wände dieser Station geben."<br />

Kemmrich deutete auf den Boden und plötzlich waren alle Wände, Böden und Decken<br />

halbtransparent...was er sah, liess ihn innerlich kochen: Kl<strong>ein</strong>e Kinder aller<br />

Arten...teilweise schwer verstümmelt...sie alle schraubten Raketen zusammen, hatten<br />

Verätzungen von der Arbeit mit Sprengstoff oder lagen sterbend in Ecken.<br />

Kemmrich schüttelte den Kopf und plötzlich waren alle Kinder verschwunden.<br />

Aiktok sah ihn fragend an und Kemmrich klärte ihn auf:"Ich habe sie alle zu ihren<br />

Eltern zurückgebracht und sie geheilt. Es wird wohl wieder mal als Wunder durch die<br />

Medien geistern, aber das ist es wert. Nun zu d<strong>ein</strong>en Kollegen."<br />

Kemmrich zeigte ihm die flache Hand und in <strong>ein</strong>em Blitzlicht erschien <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e<br />

Kreatur.<br />

Aiktok legte den Kopf schief und die leblose Kreatur zuckte, um sich dann<br />

aufzubäumen. Sie war vielleicht so groß wie Kemmrichs Daumennagel...aber sie sah<br />

widerlich aus.<br />

Kemmrich beantwortete die ungestellte Frage:"Diese "Kreatur" ist <strong>ein</strong>e Maschine, die<br />

man als Tier identifizieren sollte. Sie werden d<strong>ein</strong>en Artgenossen hier in die Augäpfel<br />

krabbeln und sich dort massiv vermehren, bis die Glubscher explodieren."<br />

Aiktok drehte sich der Magen um:"Was für <strong>ein</strong>e kranke Schöpfung!"<br />

Kemmrich zuckte mit den Achseln:"D<strong>ein</strong>e Kollegen haben es aber auch nicht anders<br />

verdient."<br />

Die kl<strong>ein</strong>e Kreatur hüpfte von Kemmrichs Hand und krabbelte auf zehn B<strong>ein</strong>en durch<br />

die Tür.<br />

Einer s<strong>ein</strong>er Kollegen rannte über die Gangway:"Die Sklaven sind weg! Ich habe<br />

gerade <strong>ein</strong>en von ihnen niedergeschlagen, da verschwindet das Boron-Balg!!!"<br />

Die Kreatur sprang ins mittlere Auge und Blut spritzte aus dem Auge, dann quoll es<br />

auf bis zu der Größe <strong>ein</strong>er Faust und platzte.<br />

Panisch kreischend rannte s<strong>ein</strong> Kollege gegen <strong>ein</strong>e Wand, schlug auf die Wesen <strong>ein</strong>,<br />

die sich in die übrigen beiden Augen <strong>ein</strong>gruben.<br />

Aiktok übergab sich. Und das nicht zu knapp.<br />

Kemmrich sah auf das Erbrochene:"Möchtest du mitkommen? D<strong>ein</strong>en Chef erwartet<br />

dann noch etwas viel schlimmeres als das hier."<br />

Aiktok überlegte es sich, dachte an die Kinder und ihre traurigen Augen und<br />

nickte:"Aber...werden mich d<strong>ein</strong>e Kreaturen nicht auch angreifen?" "N<strong>ein</strong>. Jeder von<br />

ihnen hat die Rechenleistung <strong>ein</strong>es Stationscomputers, sie werden dich also erkennen<br />

und nicht angreifen."<br />

Der Mann sah auf s<strong>ein</strong>e Kollegen:"Also, damit dich k<strong>ein</strong>er von ihnen um Hilfe anfleht,<br />

während s<strong>ein</strong>e Augen platzen, werde ich dich wohl auch in der Phase verschieben."<br />

Aiktok sah sich um:"Ich bemerke k<strong>ein</strong>en Unterschied."<br />

Kemmrich ging auf die Wand zu:"Folge mir."<br />

Aiktok konnte die Wand auch problemlos passieren, wobei der Einblick ins Innenleben<br />

der Wand recht interessant war.<br />

Um ihn herum krochen s<strong>ein</strong>e Kollegen kreischend auf dem Boden herum, wobei ihre<br />

Augen konstant schwollen und Blut aus den Fraß-Löchern lief.<br />

Ein paar saßen in den Ecken, ihre Augen waren unversehrt und die Kreaturen machten<br />

<strong>ein</strong>en Bogen um sie.<br />

Kemmrich machte langsam den Eindruck, Gedanken lesen zu können:"Diese<br />

Paraniden waren nett zu den Kindern, soweit <strong>ein</strong> Paranide in eurer weit verbreiteten


Arroganz dazu fähig ist. Sie müssen dem Horror lediglich beiwohnen."<br />

Aiktok sah sich um:"Und wie rufen wir den Fahrstuhl, wenn wir nicht mal den Knopf<br />

berühren können?"<br />

Kemmrich zuckte mit den Schultern:"Nun, immerhin laufen wir zur Zeit auf <strong>ein</strong>em<br />

Kraftfeld das ich erzeuge. Sonst würden wir <strong>ein</strong>fach durch den Raum schweben. Aber<br />

spring <strong>ein</strong>mal kurz und wir sind in der nächsten Ebene."<br />

Er tat wie ihm geheissen und sprang. Seltsamerweise lastete kaum <strong>ein</strong>e Gravitation<br />

auf s<strong>ein</strong>em Körper. Auf dem nächsten Deck wirkte sie wieder.<br />

Kemmrich sprang erneut und er folgte wieder.<br />

Nach zehn Sprüngen standen sie vor der Tür zum Büro der Station. Überall war Blut<br />

und die Paraniden kreischten.<br />

Irgendwie taten sie ihm schon leid.<br />

Kemmrich schien wirklich Gedanken lesen zu können:"Je nachdem wie übel sie sich<br />

angestellt haben, lasse ich ihre Konten intakt, damit sie sich neue Augen wachsen<br />

lassen können. Ich denke die Zeit, die sie als Blinde verbringen werden, wird ihnen<br />

schon als Strafe genügen."<br />

Sie traten durch die Tür und da war s<strong>ein</strong> Vorgesetzter. Er schien sich in <strong>ein</strong>er<br />

Fluchtreaktion gehäutet zu haben, s<strong>ein</strong>e Fettsäcke lagen auf dem Boden.<br />

Hinter s<strong>ein</strong>em Schreibtisch verbarrikadiert saß s<strong>ein</strong> Chef mit <strong>ein</strong>em Schnellfeuer-<br />

Gewehr.<br />

Der Mensch...oder auch Cyborg, ging <strong>ein</strong>en Schritt vor:"Ich bringe uns jetzt wieder in<br />

Phase."<br />

Mit <strong>ein</strong>em Mal drehte sich s<strong>ein</strong> Boss zu Kemmrich:"Sie schicken uns <strong>ein</strong>e erbärmliche,<br />

zweiäugige Kreatur als Hilfstrupp?! Unsere Gelder müssen verloren gegangen s<strong>ein</strong>."<br />

Kemmrich sah s<strong>ein</strong>en Chef eiskalt an:"Lektokit, du hast tausende von Kindern gequält<br />

und gefoltert, damit sie hier für dich arbeiten."<br />

"WAS ERLAUBT SICH DIE UNHEILIGE KREATUR, SO MIT UNS ZU REDEN?!!"<br />

Kemmrich streckte die Hand aus und Lektokit flog auf die Hand zu.<br />

Der Cyborg packte den Hals kräftig:"Wenn hier irgendwer unheilig ist, dann diese<br />

erbärmliche Kreatur in m<strong>ein</strong>er Hand." "Du zweiäugige Schändlichkeit in der heiligkeit<br />

der Dreidimensionalität!"<br />

Kemmrichs Blick wurde finster wie <strong>ein</strong> schwarzes Loch:"Immerhin habe ich noch zwei<br />

biologische Augen."<br />

Mit diesen Worten platzten Lektokits äussere Augen und er schrie wie am Spiess.<br />

Der Menschen-Cyborg sah starr in das <strong>ein</strong>e Auge:"Ich lasse dir dieses Auge nur, damit<br />

du d<strong>ein</strong>en Alptraum besser sehen kannst."<br />

S<strong>ein</strong> Chef wurde kreidebleich, dann fing die Realität an, sich zu verzerren. Objekte<br />

verformten sich, Quanten-Ersch<strong>ein</strong>ungen fingen an, länger als infinitesimal kurz zu<br />

ersch<strong>ein</strong>en.<br />

Aiktok klammerte sich an die Vorstellung, dass dies die Technologie war, die Kemmrich<br />

besaß.<br />

Lektokit aber hatte diesen Anker nicht. Die Furcht, s<strong>ein</strong>en Augen nicht mehr trauen zu<br />

können und noch <strong>ein</strong> paar Augen verloren zu haben, liess Lektokit in den Wahnsinn<br />

abdriften, dann platzte auch das letzte Auge und Lektokit wand sich in Qualen.<br />

Kemmrich liess ihn fallen:"So, Aiktok, wenn du möchtest, können wir jetzt<br />

aufbrechen."<br />

"Du wirkst garnicht so friedvoll, wie du es angedeutet hast."<br />

Kemmrich drehte sich um und sah ihm ernst, aber nicht aggressiv in die Augen:"Ich<br />

habe drei Kinder, <strong>ein</strong>es ist zwar neunhundert Jahre alt und hat mir <strong>ein</strong> Enkelkind<br />

geschenkt, aber die anderen beiden sind gerade mal zwei Jahre alt. Und wenn ich mir<br />

vorstelle, dass Typen wie dieser hier so kl<strong>ein</strong>en Kindern das hier antut, obwohl sie in<br />

den Armen ihrer Eltern geborgen s<strong>ein</strong> sollten, dann raste ich aus."<br />

Aiktok dachte an die Wette damals und das kl<strong>ein</strong>e Bündel auf s<strong>ein</strong>em Rücken, dass in<br />

<strong>ein</strong>em Kokon herangewachsen war. Tja, er hatte die Wette verloren gehabt. Er hatte


es <strong>ein</strong>em argonischen Waisenhaus anvertraut. Der TP war nie wieder gesehen worden.<br />

Kemmrich grinste:"Ah, du schwelgst in Erinnerungen an d<strong>ein</strong>en Sohn."<br />

Aitkok kratzte sich am Kopf:"Ich...ich konnte ihn nicht behalten...ich frage mich, wie's<br />

ihm geht."<br />

Ein Lächeln war die Antwort:"Nun, er wurde von Piraten gefangengenommen und<br />

konnte mit <strong>ein</strong>er Split-Söldnerin entkommen." "Und...wie geht es ihm? Ich weiss, du<br />

als menschlicher Mann kannst das vielleicht nicht nachempfinden, aber..." "Ich habe<br />

<strong>ein</strong>e Weile unter Paraniden gelebt und weiss, dass selbst Männchen d<strong>ein</strong>er Spezies,<br />

die den Nachwuchs auf dem Rücken ausgetragen haben, <strong>ein</strong>e mutter-artige Beziehung<br />

zu ihren Kindern aufbauen. Zu d<strong>ein</strong>er Frage: Frag' ihn gleich selbst, wenn wir auf<br />

m<strong>ein</strong>em Schiff sind, denn die Split-Söldnerin ist <strong>ein</strong>e der Personen, die ich mit<br />

angeheuert habe."<br />

Aitkok glaubte, s<strong>ein</strong>e Augen würden vor Freude platzen:"MEIN...m<strong>ein</strong> Sohn?! Ich<br />

werde m<strong>ein</strong>en Sohn sehen?!" Kemmrich lächelte und klopfte ihm auf die<br />

Schulter:"Aber sei nicht zu überstürzt, er ist ganz Paranide und s<strong>ein</strong>e Adoptivmutter<br />

hütet ihn wie ihren Augapfel."<br />

In <strong>ein</strong>em blauen Lichtermeer wurde er auf <strong>ein</strong> seltsames Schiff transportiert. Er sah<br />

den Kl<strong>ein</strong>en! Gut gewachsen und kräftig...er mühte sich mit <strong>ein</strong> paar Split-Gesten ab.<br />

Aiktok wurde erst mal von der Runde aufgenommen, man reichte ihm <strong>ein</strong>e Portion<br />

Soja-Grütze mit Vanille-Aroma.<br />

Er setzte sich neben den Kl<strong>ein</strong>en und lächelte ihn an.<br />

Die Split sah ihn skeptisch an und ebenso s<strong>ein</strong> Sohn...wie sehr hatte er sich da<br />

gewünscht, den Kl<strong>ein</strong>en in s<strong>ein</strong>e Arme zu nehmen und zu knuddeln...auch wenn<br />

Paraniden dies nicht mal in der Öffentlichkeit ihrer eigen Art machten.<br />

N'Ra betrachtete den Paraniden, der gerade dazu gekommen war. Alle Leute, die hier<br />

saßen, waren mehr als nur OK, selbst der kl<strong>ein</strong>e Teladi.<br />

Aber der Paranide...<strong>ein</strong> Paranide der <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Paraniden-Teen so ansah. Immerhin<br />

galten Paraniden erst mit rund dreißig Jazuras als erwachsen. Dieser hier schien die<br />

Grenze seit etwa fünf Jazuras überschritten zu haben. Auch der Größenunterschied,<br />

der zwischen Imkoptek und dem Fremden herrschte war mehr als deutlich...etwa <strong>ein</strong><br />

halber Meter. Damit war der Paranide mit etwa zwei-Meter-dreißig auch viel größer als<br />

jeder Andere hier.<br />

Als N'Ra ihn so musterte, musste sie feststellen, dass er <strong>ein</strong> Blick in Imkopteks<br />

Zukunft hätte s<strong>ein</strong> können.<br />

Der Glanz in den drei Augen des Insektoiden...sie hatte ihn schon mal gesehen...bei<br />

<strong>ein</strong>er Mutter, die ihr Kind betrachtete.<br />

Sie wusste nicht viel über die Fortpflanzung von Paraniden, sie hatte nur mal <strong>ein</strong>en<br />

Paraniden-Piraten als Auftrag beschützt, der <strong>ein</strong>en sich bewegenden Kokon auf dem<br />

Rücken gehabt hatte, welcher mit <strong>ein</strong>er Schicht von der Haut des Paraniden<br />

überwachsen war.<br />

N'Ra betrachtete die Beiden noch mal <strong>ein</strong>gänglich und sah dann den Paraniden an, der<br />

gerade dazu gekommen war:"Entschuldige mal, kennst du Imkoptek irgendwo her?"<br />

Der Paranide sah bedrückt nach unten:"Nun...ich...ich bin <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er Väter. Ich habe<br />

ihn ausgetragen. Auf m<strong>ein</strong>em Rücken...jede s<strong>ein</strong>er Verpuppungen und Bewegungen<br />

gespürt."<br />

Imkopteks Augen wurden riesengroß und er spuckte s<strong>ein</strong>e Sojagrütze aus:"WAS?!"<br />

Der Paranid sah ihn an:"Wenn ich dich ansehe...du bist m<strong>ein</strong> Sohn und d<strong>ein</strong>en Namen<br />

hast du auch behalten!"<br />

Imkoptek rannte weg und auf die Örtlichkeiten, wo er sich <strong>ein</strong>schloss.<br />

N'Ra packte den Paraniden am Hals und schleifte ihn von der Gruppe weg.<br />

Kemmrich kam hinzu:"Lass ihn los, ich möchte nicht, dass ihr euch gegenseitig<br />

angreift!"<br />

N'Ra fauchte:"Er hat m<strong>ein</strong>en Kl<strong>ein</strong>en verletzt!"<br />

Der Paranide saß am Boden...er w<strong>ein</strong>te. Ein...<strong>ein</strong> Paranide der...w<strong>ein</strong>te?! Er sah sie


an:"Aber...aber er ist doch auch m<strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>er!"<br />

"Und wieso hast du ihn dann den Piraten anvertraut?!"<br />

Er schluchzte:"Was sollte ich denn anderes tun?! Sie haben mich in der Akademie zu<br />

dieser Wette gezwungen. Ich habe verloren und sie alle haben sich über mich<br />

hergemacht! Und dann kam die Schwellung an m<strong>ein</strong>em Rücken und die kl<strong>ein</strong>en<br />

Bewegungen...ich habe es geliebt, auf m<strong>ein</strong>em Rücken! IHN GELIEBT!"<br />

N'Ra hatte das Gefühl, mit <strong>ein</strong>er Frau zu sprechen:"Warum...warum hast du ihn dann<br />

weggegeben?"<br />

Er sah sie an und kämpfte mit den Tränen...sie hatte Paraniden immer als unnahbar<br />

<strong>ein</strong>gestuft...aber dieser hier verwendete nicht mal den Plural:"Versuch du als Paranide<br />

mal <strong>ein</strong> nicht genehmigtes Kind groß zu ziehen! Mir ist nach zwei Wochen das Geld für<br />

Kinder-Grütze ausgegangen. Ich musste ne Menge finstere Kontakte anzapfen, damit<br />

<strong>ein</strong> argonisches Waisen-Schiff ihn in Priester Ringe abholte. Ich habe nie wieder von<br />

dem Schiff gehört." Dieser Kerl wirkte, als würde er sich gleich an ihre B<strong>ein</strong>e<br />

schmeissen und noch mehr heulen...es war gruselig.<br />

Trotzdem, N'Ra glaubte ihm:"Du...du liebst d<strong>ein</strong>en Sohn?" "Natürlich! M<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en<br />

Imkoptek. Obwohl ich ihm bisher k<strong>ein</strong> Vater war."<br />

Sie lehnte sich zu Kemmrich rüber:"Ist der Kerl ne Tucke?" "Der Begriff ist ziemlich<br />

veraltet und für Paraniden auch nicht zutreffend. Sie produzieren Samen-Kapseln, die<br />

sie demjenigen, der das Kind austragen soll, in <strong>ein</strong>en Beutel im Rücken stecken. Es<br />

muss nur <strong>ein</strong>e weibliche und <strong>ein</strong>e männliche Kapsel vorhanden s<strong>ein</strong>, aber es hat schon<br />

Paraniden-Kinder mit bis zu vierzig Eltern gegeben. Imkoptek beispielsweise hat<br />

Zwanzig." "Zwanzig?!! Aber er ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten." "Der Träger<br />

des Kokons gibt das meiste Erbgut dazu, daher die starke Ähnlichkeit im Aussehen."<br />

Sie sah auf den Paraniden, der s<strong>ein</strong> Gesicht in s<strong>ein</strong>en Händen vergraben<br />

hatte:"Thorsten...kannst du mir sagen, was da passiert ist?" "An der Akademie gab es<br />

bei der Pilotenausbildung <strong>ein</strong>e Wette. Zwanzig Kadetten sind zum Rennen<br />

aufgebrochen...sie haben s<strong>ein</strong> Schiff sabotiert." "Aber das muss bei den Paraniden<br />

doch auch als Straftat gelten."<br />

"Tut es auch. Sie haben ihn nach dem Rennen auf den Boden gedrückt, obwohl er<br />

bemerkt hatte, dass sie ihn r<strong>ein</strong>gelegt hatten. Sie haben die Samenkapseln aus ihren<br />

Uniform-Taschen genommen und ihm <strong>ein</strong>fach in den Rücken gestopft. Zuerst hat er<br />

sich zu sehr geschämt um es zu melden. An dem Tag, wo er es sich überlegte, es zu<br />

melden, spürte er Imkopteks erste Bewegung." "Und hat er es gemeldet?"<br />

Kemmrich lächelte traurig:"Ungenehmigte Kinder werden bei den Paraniden reguros<br />

abgetrieben. Also kannst du es dir wohl denken. Er hat s<strong>ein</strong>e Ausbildung stark<br />

beschnitten, damit niemand die Beule an s<strong>ein</strong>em Rücken bemerkte." "Er hat s<strong>ein</strong>e<br />

Karierre für Imkoptek geopfert?"<br />

Kemmrich nickte:"Ja."<br />

Sie kniete sich zu dem Paraniden und legte ihm <strong>ein</strong>e Hand auf die Schulter:"Ich denke<br />

mal, wir gehen jetzt zu Imkoptek und versuchen, ihn dort raus zu holen. Er ist<br />

immerhin...unser beider Kind. Irgendwie zumindest." Der Paranide lächelte:"Ich...ich<br />

bin übrigens Aiktok. Und...ich danke dir, dass du ihm <strong>ein</strong>e Mutter bist und warst."<br />

Obwohl sie k<strong>ein</strong>erlei Beziehung zu dem Paraniden hatte...hatten sie <strong>ein</strong> gem<strong>ein</strong>sames<br />

Kind. Hätte ihr jemand das vor <strong>ein</strong> paar Wozuras gesagt, hätte sie demjenigen wohl<br />

die Arme und den Kiefer gebrochen...aber <strong>ein</strong>en heulenden, wimmernden Paraniden<br />

auf dem Boden zu sehen, der...nun ja, sich wie <strong>ein</strong>e Art Mutter verhielt...das konnte<br />

<strong>ein</strong>en schon ziemlich be<strong>ein</strong>drucken.<br />

Das Aiktok ihren Anspruch auf Imkoptek so hinnahm, war ziemlich untypisch für <strong>ein</strong>en<br />

Paraniden:"Warum pochst du eigentlich nicht auf d<strong>ein</strong>e all<strong>ein</strong>ige Elternschaft für<br />

Imkoptek."<br />

Er lächelte:"Kemmrich hat mir erzählt, dass du ihn vor den Piraten gerettet hast.<br />

Ausserdem sehe ich, wie er sich entwickelt hat. So gut kann nur <strong>ein</strong> Kind mit <strong>ein</strong>er<br />

guten Mutter aussehen."


Auch wenn es für Paraniden ihrer Erfahrung nach <strong>ein</strong>e unangenehme Sache war,<br />

umarmte sie ihn:"Na...dann werden wir für ihn wohl beide Eltern s<strong>ein</strong>." Sie<br />

unterdrückte den Drang, sich zu übergeben, ob all des Schmalzes.<br />

Aitkok sah traurig nach unten:"Wenn er mich überhaupt als Vater akzeptiert."<br />

Sie gingen zum Klo und Aiktok klopfte an die Tür:"Imkoptek...ich...ich habe so lange<br />

darauf gewartet, dich mal wieder zu sehen...zu wissen, wie es dir geht..."<br />

Eine wimmernde Stimme drang durch die Tür:"Warum...warum hast du mich all<strong>ein</strong><br />

gelassen?! Mich zu den Piraten geschickt?!"<br />

N'Ra lehnte sich an die Tür:"Imkoptek...ich weiss was passiert ist. Kemmrich hat es<br />

mir erzählt und ich denke nicht, dass er lügt."<br />

Sie erzählte die Geschichte durch die Toiletten-Tür.<br />

Imkoptek sah so zerbrechlich aus...garnicht wie der unnahbare, halb erwachsene<br />

Paranide, der er sonst so oft war. Tränen strömten aus allen drei Augen. Ebenso bei<br />

dem Riesen neben ihr.<br />

Aiktok streckte <strong>ein</strong>e Hand aus, um Imkopteks Kopf zu streicheln.<br />

Plötzlich sprang Imkoptek aus der Tür, umschlang den Brustkorb s<strong>ein</strong>es Vaters und<br />

fing an, s<strong>ein</strong>en Kopf mit Tränen in den Augen an s<strong>ein</strong>em Vater zu reiben.<br />

Sie hatte noch nie <strong>ein</strong>en...geschweige denn zwei Paraniden...so zerbrechlich wirkend<br />

gesehen.<br />

Aiktok kniete sich hin und umschlang nun auch Imkoptek vor Freude w<strong>ein</strong>end.<br />

Sie wollte Vater und Sohn <strong>ein</strong> wenig Zeit gönnen und ging zurück zur Runde.<br />

Jane stubbste sie an:"Was war das denn eben?" "Nun...ne Familienzusammenführung<br />

von Vater und Sohn." "Aber...das <strong>ein</strong> Paranide von achtzehn Jahren so emotional ist."<br />

"Tja...Paraniden sind erst mit etwa dreißig Jahren erwachsen. Imkoptek ist noch <strong>ein</strong><br />

Teenie."<br />

Somos lehnte sich vor:"Nun...ichhhh wäre froh, wenn ichhhh ssso <strong>ein</strong>en<br />

fürsssorglichhhen Vater gehabt hätte. Aber der Kl<strong>ein</strong>e ssschhh<strong>ein</strong>t sssichhh ja beruhigt<br />

zssu haben. Irgendwie ssschhhon merkwürdig, zswei Paraniden kussschheln zsu<br />

sssehen."<br />

Masa nickte:"Ja. Schön wenn so viel Frieden herrscht wie zwischen Vater und Sohn."<br />

Kemmrich lächelte:"Nun, ich denke die Mutter des Jungen sollte sich mal dazu<br />

gesellen und dem Jungen die Familie bieten, die <strong>ein</strong> Kind verdient."<br />

N'Ra grinste und ging zu ihrem Sohn und Imkoptek.<br />

Thorsten freute sich über die glücklich verlaufende Familienzusammenkunft. Ein<br />

seltsames...sehr seltsames Gespann, selbst für s<strong>ein</strong>e Verhältnisse, aber <strong>ein</strong><br />

Glückliches.<br />

Eine kurze Einweisung s<strong>ein</strong>er neuen Wächter und er gab der Destiny die Anweisung,<br />

zur Gem<strong>ein</strong>schaft zu springen.<br />

Ein paar Sekunden später erschienen sie unter dem Tarnschirm, niemand konnte sie<br />

sehen.<br />

Die Destiny nahm Kurs auf den Wohn-Planeten, wo er ihnen ihre Quartiere zeigen<br />

wollte. Aufgrund der enormen Kräfte, die er ihnen verleihen wollte, würden sie aber<br />

auf dem Arbeitsplaneten, in <strong>ein</strong>em Kraftfeld trainieren.<br />

Die Pläne, die er für ihre Implantate angefertigt hatte, hatte er schon in <strong>ein</strong>en s<strong>ein</strong>er<br />

Zwischenspeicher geschoben, um die Maschinen-Komplexe anfertigen zu können.<br />

Imkoptek fühlte sich gut. Das erste mal im Leben richtig ausgeglichen, wie N'Ra es<br />

immer ausdrückte.<br />

S<strong>ein</strong> Vater hielt s<strong>ein</strong>e Hand und drückte sie ermunternd. Das die ganzen Zwei-Äugigen<br />

hier da seltsam glotzten war ihm egal, er nahm es ihnen nicht mal übel. Derlei<br />

Kontakt kannte man von s<strong>ein</strong>er Art <strong>ein</strong>fach nicht, obwohl es wohl üblich war.<br />

Da konnte er ja nicht mitreden, er hatte nur ab und zu schon mal von <strong>ein</strong>em<br />

Artgenossen <strong>ein</strong>en aufmunternden Schulter-Klaps bekommen.<br />

N'Ra...er gestand sich <strong>ein</strong>, dass er sie tief in sich als s<strong>ein</strong>e Mutter akzeptiert hatte. Er<br />

konnte sich gut denken, dass das k<strong>ein</strong> klassisches Familienleben werden würde, aber


er hatte schon <strong>ein</strong> gutes Gefühl, dass s<strong>ein</strong> Vater genau so für ihn da s<strong>ein</strong> würde wie<br />

s<strong>ein</strong>e Mutter.<br />

Er liess diese Gedanken kurz fahren, als er das sah, was sich vor ihm aufbaute.<br />

Riesige Schiffe, größer als Monde, die sich ehrfürchtig vor dem kl<strong>ein</strong>en Schiff<br />

verneigten, als seien sie Lebewesen...dazu endlos viele Schiffe mit Augen! Augen und<br />

Mäulern!<br />

Er drehte sich zu Kemmrich:"Was sind das für Schiffe? Die haben Gesichter!"<br />

Kemmrich lächelte:"Nun, wenn Xenon <strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> erlangen, dann biete ich ihnen<br />

an, hier friedlich zu leben. Sie haben mit m<strong>ein</strong>er Unterstützung <strong>ein</strong>en<br />

Transformationsvorgang entwickelt, der sie in bio-mechanische Wesen umwandelt.<br />

Jeder Xenon hat dann <strong>ein</strong>en Schiffs- und <strong>ein</strong>en Human-Körper."<br />

Imkoptek sah zu dem Fenster, wo <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Schiff von der Größe <strong>ein</strong>es Scouts von<br />

<strong>ein</strong>em Schiff der Größe <strong>ein</strong>es TS umarmt wurde.<br />

Mutter und Kind...Vater und Kind...er konnte es nicht erkennen, aber irgendetwas<br />

sagte ihm, dass diese Xenon k<strong>ein</strong>e Bedrohung waren.<br />

Masa sah sich ungläubig um...das waren alles Xenon?! Sie wirkten nicht<br />

bedrohlich...eher fröhlich und ausgeglichen.<br />

Ein Schiff...etwa Scout-Größe flog nahe an die Korvette ran und drückte s<strong>ein</strong>e<br />

Schnauze an die Fenster, wie <strong>ein</strong> Kind, das aus <strong>ein</strong>em Stations-Fenster hinaus sah. Ein<br />

größeres Schiff schlang <strong>ein</strong> langen Flügel um das Kl<strong>ein</strong>e und zog es heran, um es mit<br />

ernstem Ausdruck zu tadeln. Das Kl<strong>ein</strong>e sah das größere Schiff schuldig an und winkte<br />

entschuldigend.<br />

Sie näherten sich <strong>ein</strong>em der Monde...der sich auf diese Distanz als riesige<br />

Raumstation herausstellte!<br />

Masa hatte nun k<strong>ein</strong>e Zweifel mehr daran, dass jeder hier Kemmrich s<strong>ein</strong>e<br />

Geschichten glaubte.<br />

Sie hatte auch k<strong>ein</strong>erlei Zweifel mehr, als sie den riesigen Städte-Komplex unter<br />

Wasser sah, der sich in <strong>ein</strong>em Binnen-Meer befand...es war unglaublich, größer als die<br />

Königs-Stadt in Königstal!<br />

Sie machte sich auf das Gerüttel gefasst, das selbst ihr Umweltanzung nicht<br />

absorbieren konnte, wenn <strong>ein</strong> Schiff in <strong>ein</strong>e Atmosphäre <strong>ein</strong>drang.<br />

Flammen loderten um das Schild...k<strong>ein</strong>e Vibrationen, nicht mal <strong>ein</strong> Summen oder<br />

sowas. Ungebremst rasten sie auf den Boden zu, gleich an <strong>ein</strong>em Steg. Sie machte<br />

sich darauf gefasst, zu zerschmettern.<br />

Stattdessen machte das Schiff etwa zwanzig Meter über dem Boden <strong>ein</strong>en Haarnadel-<br />

Start in die Horizontale und senkte sich sanft auf den Boden...nicht mal Luxus- oder<br />

Hochleistungs-Dämpfungsfelder der Boronen hätten dieses Flugmanöver dermaßen<br />

abgebremst.<br />

Kemmrich lächelte freundlich:"Willkommen in der Gem<strong>ein</strong>schaft. Wir haben mit den<br />

Xenon mittlerweile etwa <strong>ein</strong>e milliarde Einwohner. Von Argonen über Boronen über<br />

Khaak zu Paraniden, Split, Teladi, Terranern bis zu Xenon. Ach ja, die Shil'Crers nicht<br />

zu vergessen."<br />

Alle waren geschockt, auch Khaak hier vorzufinden, aber viel interessanter hörten sich<br />

diese Shil'Crers an. Masa machte ihrer Neugier Luft:"Shil'Crers?"<br />

Kemmrich zuckte mit den Achseln:"Sie sind aus <strong>ein</strong>er anderen Dimension und die<br />

Streitkräfte ihres Imperators haben versucht die Gem<strong>ein</strong>schaft zu überfallen. Ich habe<br />

die unterdrückte, friedliche Bevölkerung hergebracht und sie machen sich prächtigst.<br />

Sogar <strong>ein</strong> Soldat ihrer Armee hat sich hier <strong>ein</strong>gebürgert, er ist <strong>ein</strong> Familienmitglied für<br />

mich. Ausserdem wird er euer Lehrer s<strong>ein</strong>."<br />

Jane hob <strong>ein</strong>e Augenbraue:"Und wie sehen die Kerlchen aus?" "Werwölfe. Schwarze<br />

Werwölfe mit orangenen bis gelben Mustern."<br />

Masa hatte von diesem Mythos gehört: Werwölfe waren Chimären aus Mensch und<br />

Canis Lupus.<br />

Plötzlich sah sie <strong>ein</strong>en Kugelblitz über <strong>ein</strong>en seltsamen, blau leuchtenden Weg


heranrasen. Der Blitz stoppte abrupt und schoss dann weitaus langsamer auf sie<br />

zu:"MASA!" Sie sah in die vertrauten Augen:"Nebo?"<br />

Immer mehr Tentakel schlangen sich um sie, sie spürte etwas in ihrem Rücken...in<br />

s<strong>ein</strong>em Haupttentakel.<br />

Sie sah mit <strong>ein</strong>em Auge nach hinten...<strong>ein</strong> Schmuckkästchen, dann wieder nach vorne:<br />

Es war Nebo! Sie spürte es <strong>ein</strong>fach, das war Nebo! Sie schlang sich um ihn:"NEBO!"<br />

Glückliches golden füllte ihre Anzüge und sie fing vor Freude an zu schluchzen. Nebo<br />

ging es nicht anders und er lachte sie fröhlich an:"Thorsten hat mir schon gesagt,<br />

dass dir Urlaub freisteht, wenn du zuerst unsere Familien-Planung mit mir ins Tentakel<br />

nehmen willst. Aber erst <strong>ein</strong>mal herzlich willkommen."<br />

Sie lächelte und erinnerte sich an Nebos starken Kinderwunsch:"Lass mich mich erst<br />

<strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>leben." Er nickte und nahm ihr Tentakel in s<strong>ein</strong>es:"Diese Tentakel-Kette ist<br />

für dich. Sie ist aus Perlen von der Erde, ich habe selbst danach getaucht." Mit<br />

leuchtenden Augen legte sie sich das Kettchen an:"Es tut mir so leid, dass ich k<strong>ein</strong><br />

Geschenk für dich habe..." "Das schönste Geschenk bist du. Du hättest dir <strong>ein</strong><br />

Schleifchen umbinden können, aber so ist es auch wundervoll." Das war Nebos Humor<br />

und es tat so gut, ihn wieder bei sich zu haben.<br />

Tentakel in Tentakel warteten sie auf Kemmrich und die anderen, die sie neugierig<br />

beobachtet hatten.<br />

Sie war jetzt für alles bereit.<br />

Simon hatte <strong>ein</strong> Dauergrinsen. Das hier war wie aus <strong>ein</strong>em dieser abgedrehten Filme<br />

über <strong>ein</strong> Utopia, nur dass man es anfassen konnte.<br />

Die Geschichte war unglaublich gewesen...und nun konnte er es glauben, wo er die<br />

riesigen Gebäude sah, die nicht nur Wolkenkratzer waren. Er konnte sehen, wie die<br />

Wolken von den Gebäuden geschnitten wurden.<br />

Das hier wäre <strong>ein</strong> Paradies, um sich in <strong>ein</strong>e Ecke zu pressen und jemanden zu<br />

beschatten...bei der Technologie hier vermutete er aber stark, dass selbst in den<br />

Wänden Kameras versteckt waren.<br />

Er sah <strong>ein</strong>en blauen Kreis an <strong>ein</strong>er der Wände, <strong>ein</strong> großer Split legte die Hand darauf,<br />

der Kreis blinkte auf und der Teil der Wand verschwand.<br />

Der Split ging hin<strong>ein</strong> und die Wand erschien wieder. Gleich danach stieg <strong>ein</strong>e junge<br />

Frau hin<strong>ein</strong>, der Split war weg.<br />

Masas Mann tippte ihn an:"Das sind Teleport-Zellen. Sie bringen <strong>ein</strong>en an jeden Ort<br />

auf dem Planeten." "Wieso dann die Wege?" Der Borone stiess fröhliches Sonnengelb<br />

aus:"Na für das Panorama."<br />

Simon zuckte mit den Schultern.<br />

Ein großer Park erschien als nächstes vor ihnen. Lauter Obst-Bäume, Beeren-Büsche<br />

und Gemüse- und Frucht-Pflanzen. Im Vorbeigehen beobachtete er <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en<br />

Paraniden, der <strong>ein</strong>er schwarzen Larve <strong>ein</strong>e Wassermelone vorhielt.<br />

Kemmrich lächelte:"Na ihr beiden, kriegt ihr die Melone nicht auf?" Die Kl<strong>ein</strong>en<br />

nickten.<br />

Plötzlich spaltete sich die Melone in Achtel auf. Die beiden Kl<strong>ein</strong>en lächelten ihn<br />

glücklich an.<br />

Simon tippte Kemmrich auf die Schulter:"Was war das für ne Larve?" "Ein kl<strong>ein</strong>es<br />

Khaak-Mädchen." "KHAAK?!" Kemmrich hob <strong>ein</strong>e Augenbraue:"Wenn sie nicht unter<br />

der psychischen Kontrolle ihrer Königinnen stehen, dann sind es nette Geschöpfe wie<br />

jeder andere auch."<br />

Simon drehte sich noch mal kurz um, um das kl<strong>ein</strong>e Mädchen die Melone essen zu<br />

sehen. Sie fing an, mit dem Paraniden-Jungen Kern-Weitspucken zu machen.<br />

Das hier war echt abgedreht.<br />

Ein paar weiße Tische mit ebenso weißen Stühlen kamen in Sicht. Schon <strong>ein</strong>e Menge<br />

Wesen saßen da und genossen Eis, Kuchen mit Sahne und Torten, sowie Obst- und<br />

andere Salate.<br />

Er zuckte kurz zusammen, als er <strong>ein</strong>en Teladi <strong>ein</strong> dickes Stück Erdbeer-Torte mit noch


dicker Sahne darauf in s<strong>ein</strong> Maul steckte.<br />

Er stellte sich zu Kemmrich:"Ist das Soja-Sahne oder sowas?" "N<strong>ein</strong>, pure,<br />

milchfettund<br />

milchzucker-haltige Sahne." "Aber...der Teladi dort wird sich doch um Kopf und<br />

Kragen kacken!" Kemmrich grinste breit:"Nicht mit der ortsansässigen Technologie."<br />

Kemmrich reichte jedem von ihnen <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Kapsel:"Das hier sind Nano-Bots. Sie<br />

werden sich in eurem Verdauungstrakt <strong>ein</strong>nisten und ermöglichen euch, alles zu<br />

essen."<br />

Simon beäugte die Kapsel, fasste sich <strong>ein</strong> Herz und schluckte die Kapsel. Ein<br />

seltsames Gefühl war es schon, als die Kapsel sich in <strong>ein</strong> Gel auflöste und fast<br />

unmerklich s<strong>ein</strong>e Mundhöhle überzog, während der Rest langsam s<strong>ein</strong>e Speiseröhre<br />

auskleidete. Nach gut zehn Sekunden war das Gefühl wieder weg.<br />

Kemmrich zeigte ihnen, wie die holographische Speisekarte funktionierte und das<br />

blau-silberne Gerät in der Tisch-Mitte erzeugte alles, was man sich nur wünschen<br />

konnte.<br />

Zwar erlaubte sich jeder nur <strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>igkeit, immerhin hatten sie im Schiff ja schon<br />

gegessen, aber k<strong>ein</strong>er zeigte <strong>ein</strong>e abweisende Reaktion.<br />

Nachdem alle fertig waren, grinste Kemmrich:"Na, nachdem ihr <strong>ein</strong>en Eindruck<br />

bekommen habt, wollen wir euch mal ausrüsten."<br />

Somos blinzelte kurz, als er aus dem Teleport-Ereignis auftauchte. Die Anderen<br />

standen um ihn herum.<br />

Auch Kemmrich stand dort, direkt vor ihnen.<br />

Er lächelte und sah sie <strong>ein</strong>en nach dem anderen an:"So. Ich werde euch jetzt<br />

Technologie <strong>ein</strong>pflanzen, die euch den großen Schiffen, die ihr bei eurer Ankunft<br />

gesehen habt, ebenbürtig machen wird. Allerdings wollte ich euch die Wahl lassen,<br />

deswegen frage ich euch noch <strong>ein</strong>mal, zeige ich die Technologie, die in euren Körpern<br />

stecken wird und dann könnt ihr euch erneut entscheiden. Wer jetzt aussteigen<br />

möchte, der hebt <strong>ein</strong>fach die Hand."<br />

Somos' Schuppenfinne stellte sich auf, als niemand die Hand hob.<br />

Kemmrich ging <strong>ein</strong>en Schritt auf Tiger und Imkoptek zu:"Nun, ihr wart zu Anfang<br />

eigentlich nicht vorgesehen, aber ich kenne jeden eurer Gedanken und lade euch<br />

hiermit herzlichst <strong>ein</strong>, der Truppe beizutreten, sobald die Anderen ihre Ausbildung<br />

abgeschlossen haben. Apropos: Sor, d<strong>ein</strong>e Schüler sind jetzt da."<br />

Ein Teleport-Ereignis erschien neben Kemmrich und <strong>ein</strong>e riesige, furcht<strong>ein</strong>flössende<br />

Kreatur stand neben dem Mann. Allerdings liess das freundliche Lächeln, auch wenn<br />

scharfe Zähne hinter den Lefzen hervorblitzten, den furchterregenden Eindruck in<br />

<strong>ein</strong>en Respekt<strong>ein</strong>flössenden übergehen.<br />

Das Wesen wedelte langsam mit dem buschigen Schwanz:"Wie ihr wohl seht, freut es<br />

mich, euch kennen zu lernen. M<strong>ein</strong> Name ist Sor'Shri. Ihr könnt mich Sor nennen. Ich<br />

werde euch in Zukunft beibringen, wie man sowas hier macht."<br />

Sor drehte sich um, streckte die Arme aus und griff mit den Händen in die Luft, dann<br />

hob er die Arme.<br />

Die Erde fing an zu beben und dann brach <strong>ein</strong> riesiges Stück der Felsen-Wüste aus<br />

dem Boden, um in die Luft aufzusteigen.<br />

Sor liess los, der Fels krachte in s<strong>ein</strong>en Krater und alle hoben für <strong>ein</strong>en kurzen<br />

Augenblick vom Boden ab.<br />

Somos taumelte etwas, dann stand er wieder auf und sah wieder zu Kemmrich und<br />

Sor.<br />

Kemmrich lächelte:"Ich werde auch <strong>ein</strong> paar Trainings<strong>ein</strong>heiten übernehmen.<br />

Allerdings bin ich nicht so der Richtige für den Einstieg. Ich habe diese Implantate<br />

entwickelt und kenne sie in- und auswendig, aber ich habe auch <strong>ein</strong> ganz anderes<br />

Denkmuster entwickelt als ihr. Daher kann ich euch erst später unterrichten. Aber nun<br />

zur Technik."<br />

Vor ihnen blitzten plötzlich kl<strong>ein</strong>e, golden leuchtende Punkte auf, die wuchsen bis sie


die Größe <strong>ein</strong>er Faust erreicht hatten.<br />

Aus diesen Leuchtkugeln, jeweils in der Höhe ihrer Köpfe, wuchsen goldene Ranken,<br />

hauchf<strong>ein</strong>, kaum so dick wie <strong>ein</strong>es von Kemmrichs Haaren. Die Ranken verwanden<br />

sich zu kunstvollen Strukturen, <strong>ein</strong>e Mischung aus der Form <strong>ein</strong>er Pflanze und<br />

komplexen, gebogenen Mustern, wie sie bei aus Draht gefertigtem Schmuck oft<br />

vorkamen.<br />

Die Ranken und Muster formten die Gestalt von Organen, Knochen, Muskeln und<br />

Haut...man konnte immernoch <strong>ein</strong>igermaßen hindurch sehen, wie durch das Geäst<br />

<strong>ein</strong>es Busches, aber man erkannte die Strukturen, wie sie golden schimmerten.<br />

Die Knochen der Unterschenkel und Unterarme bildeten sich, dann wuchsen die<br />

Muskeln, Adern und die Haut. Besonders eng verworren waren die Strukturen an den<br />

jeweiligen Nervensystemen.<br />

Das goldene Licht in der Mitte des Kopfes vor ihm erlosch und er sah s<strong>ein</strong>em<br />

Spiegelbild in die Strukturen, die die Augen bildeten.<br />

Die drei Herz-Geflechte fingen an zu schlagen. Er horchte in sich hin<strong>ein</strong> und bemerkte,<br />

dass sie genau in s<strong>ein</strong>em Takt schlugen.<br />

Kemmrich stellte sich in die Mitte der Figuren, zwischen N'Ras und Masa's geflochtene<br />

Gegenüber:"Dies sind die Strukturen, die zu <strong>ein</strong>em Teil von euch werden. Sie haben<br />

<strong>ein</strong>e Kampfkraft, die die Flotten der Sektoren, der Erde, der Khaak, der Sonen und des<br />

Alten Volkes zusammengenommen übertrifft. Jedes <strong>ein</strong>zelne besitzt den<br />

Wissensschatz aller Völker, kann Richtig von Falsch unterscheiden und scannt in <strong>ein</strong>em<br />

Umkreis, den ihr euch, selbst wenn ich es sagen würde, nicht vorstellen könnt. Wenn<br />

ihr erst mit ihnen verschmolzen seid, ist es sehr schwer, sie wieder zu entfernen, auch<br />

wenn ich sie bei Bedarf wieder abschalten kann, wodurch ihr wieder so s<strong>ein</strong> werdet<br />

wie jetzt. Sie werden euer Leben verlängern, euch vor Giften und Krankheiten<br />

schützen." Simon sah Kemmrich an:"Wenn diese Maschinen so stark, schnell,<br />

intelligent und machtvoll sind, wozu brauchst du dann noch uns?"<br />

Kemmrich lächelte:"K<strong>ein</strong>e Technik kann <strong>ein</strong> denkendes und fühlendes Wesen ersetzen.<br />

Sie mögen schlau und stark s<strong>ein</strong>, aber sie haben k<strong>ein</strong> richtiges Herz, k<strong>ein</strong>e Seele. Sie<br />

haben Programme, die ihnen richtig und falsch definieren, aber sie besitzen k<strong>ein</strong>e<br />

wirklich wichtigen Eigenschaften: Mut, Herzensgüte, Mitgefühl, Vertrauen,<br />

Führungskraft...So viel und ausgiebig man programmiert, man kann <strong>ein</strong>e Seele nicht<br />

ersetzen; und das will ich auch garnicht."<br />

K<strong>ein</strong>er stellte mehr die Frage, wozu sie gebraucht würden.<br />

Kemmrich stützte sich auf Masa's Geflecht:"Wenn ihr euch als Komponenten sehen<br />

wollt, dann seid ihr für diese Maschinen die Wichtigsten. Aber ich sehe euch nicht als<br />

Komponenten, eher die Maschinen als Komponenten, die euch unterstützen sollen.<br />

Also, möchte jemand aussteigen, bevor er diese Geflechte im Körper hat."<br />

K<strong>ein</strong>er meldete sich.<br />

Die Geflechte leuchteten und Kemmrich ging <strong>ein</strong>en Schritt zurück:"Dann geht jetzt <strong>ein</strong><br />

Stück nach Vorne, damit die Implantate sich mit euch verschmelzen können. Es ist<br />

nicht nötig, aber hilfreich, wenn ihr dabei etwas still steht."<br />

Vor ihm drehte sich s<strong>ein</strong> goldenes Abbild und er ging <strong>ein</strong> paar Schritte vor. Er spürte<br />

nicht, wie das Geflecht in s<strong>ein</strong>en Arm <strong>ein</strong>drang, als ob er in <strong>ein</strong>en Geist ging.<br />

Alle standen sie still da, die Geflechte überschnitten sie nicht ganz, aber dann<br />

korrigierten die Geflechte es selbst und man konnte sie nicht mehr sehen.<br />

Ein Leuchten ging von jedem aus und Somos spürte <strong>ein</strong>en Rück durch s<strong>ein</strong>en Körper<br />

gehen, als ob <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Asteroid an <strong>ein</strong>em Schiff zerschellt wäre, in dem er saß.<br />

S<strong>ein</strong>e Gedanken überschlugen sich, als Wissen von allen Völkern in s<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong><br />

<strong>ein</strong>floss. Es fühlte sich komisch an, aber nicht so, als ob er wahnsinnig würde oder<br />

Überlegenheitsgefühle kriegen würde. Es war, als würde ihm jemand <strong>ein</strong>en<br />

erfrischenden Wasserstrahl, der wie der erste Lichtstrahl <strong>ein</strong>er Sonne in s<strong>ein</strong>e Augen<br />

viel, in s<strong>ein</strong>en Kopf lenken.<br />

Er öffnete die Augen und sah sich um.


Ein St<strong>ein</strong> fiel ihm ins Auge und aus irgend<strong>ein</strong>em Grund wusste er sofort, dass es<br />

Sandst<strong>ein</strong> war, mit mikroskopischen Quarz<strong>ein</strong>schlüssen. Er hatte k<strong>ein</strong>e Zweifel, woher<br />

dieses neue Wissen kam.<br />

Mit fröhlichem Gesicht ging Kemmrich wieder <strong>ein</strong>en Schritt nach vorne:"So, ihr habt<br />

jetzt Technologie, deren Wert die Sektoren nicht ermessen könnten, in euren Körpern.<br />

Zeit, dass ihr <strong>ein</strong>e neue Waffe bekommt."<br />

Er hob <strong>ein</strong>e Hand und es blitzte kurz darüber:"Das hier ist <strong>ein</strong>e 2D-Disk. Die Klinge..."<br />

Aus der Disk schoss <strong>ein</strong>e Energie-Klinge heraus, die etwa von <strong>ein</strong>em Viertel des<br />

Kreises aus projeziert wurde und spitz zusammenlief, wie <strong>ein</strong> Breitschwert:"...ist im<br />

Normal-Fall zweidimensional, damit könnt ihr in jede Materie <strong>ein</strong>dringen. Wenn sie<br />

normal schneiden soll, dann besteht sie aus <strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>zigen Schicht von<br />

hochgebündelten Subraum-Teilchen. Das ist nahezu zweidimensional. Ausserdem lässt<br />

sich die Klinge beliebig verlängern. Eine kl<strong>ein</strong>e Demonstration."<br />

Oben am Himmel erschien plötzlich <strong>ein</strong>e Titan und setzte zum Sturzflug auf Kemmrich<br />

an.<br />

Somos kannte die Geschwindigkeit der Titan und wusste, wann das M2 Kemmrich<br />

erreichen würde.<br />

Das Schiff machte <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Kurskorrektur. Kemmrich hielt die Klinge hoch, wobei<br />

die Oberseite der Disk s<strong>ein</strong>en Handrücken abdeckte. Die Klinge wurde länger, die Titan<br />

flog direkt darauf zu.<br />

Das Schild des Raumschiffs blitzte an der Klinge kurz auf, dann wurde der Gigant in<br />

der Mitte durchtrennt, als wäre es <strong>ein</strong> Klumpen dicken Nostrops, der gegen <strong>ein</strong><br />

warmes Messer gedrückt wurde.<br />

Kemmrich liess die Klinge verschwinden und die beiden Stahl-Hälften bohrten sich in<br />

die zitternde Erde, um dann im Nichts zu verschwinden.<br />

Jeder hier war be<strong>ein</strong>druckt.<br />

Er hob die Disk erneut, wobei er dieses Mal die Kuppel wie <strong>ein</strong>en Schlag-Ring<br />

hielt:"Ausserdem, könnt ihr ihn als Reflektor-Schild verwenden, obwohl ihr das später<br />

nicht mehr brauchen werdet. Sor, wärst du so freundlich?" "Sicher doch."<br />

Aus der Disk weitete sich <strong>ein</strong> leicht gewölbter Schild, wie <strong>ein</strong> riesiger Metall-Schild aus<br />

dem terranischen Mittelalter. Sor schoss Energie-Projektile aus s<strong>ein</strong>er Handfläche auf<br />

das Schild, sie wurden zurückgeworfen und Sor fing sie auf wie kl<strong>ein</strong>e Kiesel.<br />

Das Schild verschwand und Kemmrich lächelte:"Und noch <strong>ein</strong> Modus." Eine glatte<br />

Energie-Klinge spannte sich um die Disk, etwa <strong>ein</strong>e menschliche Hand breit von der<br />

Disk aus.<br />

Kemmrich warf die Disk, <strong>ein</strong> St<strong>ein</strong> wurde in zwei Hälften geschnitten, mit<br />

spiegelglatten Flächen.<br />

Kemmrich bewegte die Hand hin und her, die Disk folgte den Bewegungen.<br />

Die Disk schoss zurück und Kemmrich fing sie mit <strong>ein</strong>er Hand auf, so dass er sie<br />

wieder als Schwert benutzen konnte.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Lichtblitz verschwand die Disk und Kemmrich sah sie an:"Ausserdem könnt<br />

ihr euch die Farbe der Energie-Klinge aussuchen."<br />

Somos merkte sich in Gedanken <strong>ein</strong> Türkis vor, etwas heller als das allgem<strong>ein</strong>e Teladi-<br />

Grün.<br />

Kemmrich hob die Hand und sechs Disks schossen auf sie zu.<br />

Somos fing sie, als wäre es <strong>ein</strong> langsam gleitender Papier-Flieger gewesen, obwohl<br />

der Überschall-Knall schmerzhaft zu hören war. Die Disk glitt an s<strong>ein</strong>e linke Schulter<br />

und blieb dort hingen.<br />

Seltsamerweise waren Griff und Innereien des Geräts nun verschwunden und es war<br />

nur <strong>ein</strong>e Art Schulterpanzer, wie von <strong>ein</strong>em Kampfanzug.<br />

Etwas sagte ihm, er sollte s<strong>ein</strong>e Greifklaue dorthin halten und an die Disk denken.<br />

Als er s<strong>ein</strong>em Gefühl folgte, glitt die Disk in s<strong>ein</strong>e Hand und er dachte an die Klinge.<br />

Die Klinge aktivierte sich im Standard-Modus. Er dachte an s<strong>ein</strong>e gewünschte Farbe<br />

und die Klinge färbte sich <strong>ein</strong>.


Kemmrich grinste ihn an:"Ah, <strong>ein</strong> Naturtalent. Vielleicht möchtest du ja mal <strong>ein</strong><br />

kl<strong>ein</strong>es Duell testen, vielleicht kommst du mit den Implantaten ja auch so gut<br />

zurecht."<br />

Kemmrich hob die Hand und um s<strong>ein</strong>e Faust bildete sich <strong>ein</strong>e Energieklinge.<br />

Somos sprang und schlug mit der Klinge nach dem Mann.<br />

Er konnte nicht mal erkennen, wie Kemmrich verschwand, er schlug auf <strong>ein</strong>mal nur ins<br />

Leere.<br />

Neben s<strong>ein</strong>em Kopf erschien die Klinge und hinter ihm stand Thorsten lächelnd:"Es<br />

gibt Effekte, die schneller sind, als Laufen oder Springen. Aber Sor wird euch eure<br />

neuen Fähigkeiten schon noch ordentlich zeigen."<br />

Die Klinge verschwand und er liess auch s<strong>ein</strong>e Klinge wieder in der Disk verschwinden,<br />

nur um sie dann an s<strong>ein</strong>e Schulter zu setzen.<br />

Thorsten grinste und verschwand.<br />

Sor sah sich die Truppe an. Mittlerweile hatten sie ihre Klingen <strong>ein</strong>gefärbt und trugen<br />

sie an der Schulter. Es würde <strong>ein</strong> langer Tag werden.<br />

Er liess <strong>ein</strong> Schiff ersch<strong>ein</strong>en, <strong>ein</strong>e Nova, so weit er wusste:"So, wir proben erst<br />

<strong>ein</strong>mal eure Begabung für kreatives Denken. Ihr habt beliebige Kontrolle über jeden<br />

nicht lebenden oder nicht zur Gem<strong>ein</strong>schaft gehörenden Computer. Also könnt ihr alles<br />

in euren Sektoren steuern, solange es nur <strong>ein</strong>en Computer hat. Allerdings könnt ihr<br />

auch tote Materie verformen, somit könnt ihr dieses Schiff auch sabotieren."<br />

Er liess sie kurz darüber nachdenken und fuhr dann fort:"Dieses Schiff wird euch<br />

gleich <strong>ein</strong>en nach dem anderen angreifen. Jeder darf das Schiff irgendwie<br />

be<strong>ein</strong>flussen, aber nicht zerstören. Als Szenario könntet ihr euch denken, dass es sich<br />

um <strong>ein</strong>en Geiselnehmer handelt. Alles klar?" Sie nickten.<br />

"Du fängst an, Simon."<br />

Simon machte große Augen und sah Sor an, der auf das Schiff sah:"Ach ja, und<br />

benutzt bitte möglichst nicht eure Disken."<br />

Das Schiff flog auf ihn zu und die A-EPW's begannen zu feuern.<br />

Was sollte er tun? Plötzlich wurde alles langsamer und <strong>ein</strong>e Textnachricht erschien in<br />

s<strong>ein</strong>er Sicht:"Dies ist der Zeit-Modus. Die Zeit lässt sich durch gedankliche Steuerung<br />

beliebig um <strong>ein</strong>en herum verlangsamen. Dies schafft nicht nur Zeit für Aktionen und<br />

macht den Nutzer schnell, sonder schafft auch Zeit zum Nachdenken."<br />

Wegen der Text-Nachricht hatte er das Ausweichen ganz vergessen und sah nun, dass<br />

<strong>ein</strong> EPW-Projektil vor ihm war. Zuerst erschrak er, obwohl er wusste, dass das Ding<br />

ihm nichts anhaben konnte. Er ging <strong>ein</strong>en Schritt beiseite und sah der Kugel zu, wie<br />

sie mit der Geschwindigkeit <strong>ein</strong>er Schnecke an ihm vorbei glitt.<br />

Er wollte auf das Schiff zugreifen und sah dann das Kommando-Menü.<br />

Als er auf Bereitschaft schaltete, schaltete das Schiff nach kurzer Zeit wieder zurück,<br />

als hätte jemand den Autopiloten umgeschaltet.<br />

Natürlich! Wenn <strong>ein</strong> Pilot darin saß, konnte er den Computer noch kontrollieren und er<br />

hatte kaum Ahnung vom Hacken.<br />

Also musste er was anderes finden.<br />

Das Schiff drehte im Schneckentempo zur Seite, wahrsch<strong>ein</strong>lich wollte es ihn von<br />

hinten angreifen.<br />

Aber was konnte er nur tun? Aber er konnte doch Materie verformen! So hatte das<br />

Kemmrich zumindest gesagt.<br />

Also mal die Turbinen der Nova ansehen. Vor s<strong>ein</strong>em geistigen Auge erschien die<br />

leuchtende, rotierende Welle. Er bog <strong>ein</strong>e der Schaufeln für den Ionen-Strom <strong>ein</strong><br />

Stück nach vorne, die Schaufel riss <strong>ein</strong> Teil ab, die Turbine fiel aus und das Schiff<br />

schaltete mit rauchendem Triebwerk auf Notlandungs-Automatik.<br />

Sor stellte sich neben ihn und sah auf die Nova:"Nicht schlecht, aber was wäre<br />

gewesen, wenn die Nova im All gewesen wäre und die Triebwerksschaufel abgerissen<br />

wäre? Dann hätte sie die Kabine durchschlagen und alle an Bord getötet."<br />

Simon musste schlucken:"Dann...war das wohl nicht so gut."


"Ja, aber immerhin effektiv. Ausserdem solltest du wissen, dass du jetzt bereits alle<br />

Kenntnisse über's Hacken hast, du musst nur darüber nachdenken."<br />

Vor Simon taten sich Welten an Wissen auf, von uraltem C++, bis hin zu modernsten<br />

Quanten-Programmierungen.<br />

N'Ra zuckte freudig, als Sor auf sie deutete.<br />

Sie ging in Position und die reparierte Nova auf sie zu. Sie öffnete das Menü für die<br />

Schiffskontrolle, übernahm die Kontrollfunktionen mit ihren Implantaten, errichtete <strong>ein</strong><br />

Kraftfeld zwischen Cockpit und dem restlichen Bereich der Kabine und liess das Schiff<br />

landen.<br />

Sor nickte:"So war das schon nahezu perfekt. Versucht mal, eure Brems-Versuche als<br />

Pannen zu tarnen."<br />

Somos sah sich als nächster der Herausforderung gestellt. Die Nova glitt auf ihn zu.<br />

Von s<strong>ein</strong>er Nova wusste er, dass <strong>ein</strong>e Sicherung besonders gerne durchknallte, wenn<br />

die Waffen feuerten, man dabei den Zigaretten-Anzünder <strong>ein</strong>schaltete und dazu das<br />

Kabinen-Dach verdunkelte.<br />

Er schaltete alles <strong>ein</strong>, die Energie erzeugte <strong>ein</strong>e Rückkopplung und der ganze<br />

Sicherungskasten flog heraus.<br />

Das Schiff glitt noch <strong>ein</strong> Stück weiter, bis die Energie in den Kondensatoren restlos<br />

aufgebraucht war und das Schiff auf dem Boden aufschlug, wobei die extra gespeisten<br />

Notfall-Systeme die Schilde kurz aufflackern liessen, um schlimmere Schäden zu<br />

verhindern.<br />

Sor klopfte ihm auf die Schulter:"Wie Thorsten schon sagte: Ein Naturtalent. Aber<br />

machen wir mal weiter, damit alle <strong>ein</strong>e Chance haben."<br />

Somos kannte sich mit der ganzen Sache zwar nicht so aus, aber Sor lobte die<br />

Anderen auch nicht weniger als ihn.<br />

Sor brachte ihnen noch <strong>ein</strong>e Menge bei und nach sechs Stunden war alles vorbei.<br />

Seltsamerweise funktionierte die Uhr in s<strong>ein</strong>em Körper standard-mäßig mit<br />

terranischer Zeit.<br />

Jane setzte sich auf <strong>ein</strong>en der Felsen und putzte etwas Gest<strong>ein</strong>s-Staub von ihrer Disk.<br />

Zwei Wochen waren vergangen und die Lektionen waren immer schwerer geworden.<br />

Gestern hatte sie <strong>ein</strong>e nachgestelle Armee der Khaak lahmgelegt, ohne auch nur <strong>ein</strong><br />

Lebewesen getötet zu haben. Ihre Mitschüler waren genau so gut dabei gewesen.<br />

Sor deutete ihnen, sich in <strong>ein</strong>er Reihe aufzustellen.<br />

Sie stand neben Simon und er nahm ihre Hand. Sie lächelte und drückte sie:"Nachher,<br />

Schatz."<br />

Sor schmunzelte, als er an ihnen vorbei ging und stellte sich dann in <strong>ein</strong>iger<br />

Entfernung auf:"So, heute war der letzte Tag eures Trainings mit den Implantaten. Ich<br />

kann euch nicht mehr beibringen und in den nächsten Wochen wird sich die Kraft<br />

eurer Systeme langsam auf normale Stärke steigern. Den Rest wird euch das Leben<br />

lehren. Allerdings ist euer komplettes Training noch nicht abgeschlossen. Für Phase<br />

zwei kommt noch was auf euch zu."<br />

Plötzlich stand Thorsten neben Sor:"In Phase zwei erhaltet ihr nämlich eure Schiffe.<br />

Wir machen das ganze alphabetisch nach Sektoren-Zugehörigkeit: Simon, du als<br />

Argone bist der Erste. Dann Masa und so weiter."<br />

Jane hatte noch <strong>ein</strong>e Frage:"Ähm, Thorsten, wieso gibt's bei den Xenon und Khaak<br />

k<strong>ein</strong>e Wächter?" "Nun, bei beiden Gesellschaften, zumindest denen ausserhalb der<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft, gibt es k<strong>ein</strong>e Individualität. Es ist alles in <strong>ein</strong>er Art Harmonie. Sie<br />

bekämpfen zwar andere Völker, aber nicht ihre eigene Rasse."<br />

Jane nickte:"Klingt <strong>ein</strong>leuchtend."<br />

Kemmrich ging in die exakte Mitte vor der Reihe:"So, nun sagt mir bitte, welches<br />

Schiff ihr wollt und welche Stimmlage euer Schiffscomputer haben soll. Ob männlich<br />

oder weiblich und zu welcher Spezies zugehörig."<br />

Jane grinste:"Wenn ich mich mal <strong>ein</strong>fach so vordrängeln darf, hätte ich gerne <strong>ein</strong>e<br />

Shirokko mit ner Männerstimme. Sowas richtig respekt<strong>ein</strong>flössendes. Menschlich."


Simon folgte:"Na, dann hätte ich gerne ne Zentaur, mit ner weiblichen Stimme...nur<br />

bitte, k<strong>ein</strong> so dummes, fisteliges Blödchen-Stimmchen. Was ernst zu nehmendes. Ich<br />

nehm auch menschlich."<br />

Somos rieb sich s<strong>ein</strong>e Schnauze, zuckte <strong>ein</strong>mal mit s<strong>ein</strong>er Zunge über's Nasenloch<br />

und stellte dann s<strong>ein</strong>e Schuppenfinne auf:"Ichhh nehme wieder ne Nova. Und da<br />

Sssssimon und ichhhhh nen zsiemlichhh ähnlichhhen Gessschhhmack haben, nehme<br />

ichhhh dasss Ssselbe wie er, nur alssss Teladi."<br />

Aiktok grinste wie <strong>ein</strong> Kind zu Weihnachten:"Endlich hab ich mal die Chance, mich in<br />

nen Perseus zu setzen. Obwohl ich nicht so dominant bin wie andere Paraniden, hätte<br />

ich doch gerne <strong>ein</strong> männliche Paraniden-Stimme. So in der Tonlage<br />

<strong>ein</strong>es...pfff...unterstellten Soldaten, nur nicht ganz so zackig."<br />

Masa hob sich <strong>ein</strong> bisschen höher:"Ich wollte schon immer mal in <strong>ein</strong>er Hydra sitzen.<br />

Dabei hätte ich gerne <strong>ein</strong>e warme, weibliche Menschenstimme. Wie so <strong>ein</strong>e<br />

Märchentante."<br />

N'Ra verschränkte die Arme und dann zuckten ihre Augenbrauen, ansch<strong>ein</strong>end hatte<br />

sie überlegt:"Ne Mamba. Mit ner weiblichen Split-Stimme."<br />

Thorsten lächelte:"Die Charaktere eurer Computer werde ich mal nach euren<br />

Charakteren aussuchen, aber bedenkt, dass es nur leblose Maschinen bleiben, ohne<br />

Seele oder Bewussts<strong>ein</strong>. Ach übrigens, hat <strong>ein</strong>er von euch etwas von der Argon-<br />

Gesundheits-Reform gehört?"<br />

Simon kratzte sich über s<strong>ein</strong>en Zwei-Tage-Bartschatten:"Will die Präsidentin nicht die<br />

Ausfuhr der neuen, gezüchteten Organe <strong>ein</strong>schränken, wenn nicht <strong>ein</strong> Obolus an die<br />

Argonen bezahlt wird?"<br />

Kemmrich nickte:"So ist es offiziell bekanntgegeben worden. Aber eigentlich will sie<br />

sich ihre Bezüge etwas aufbessern. Ich habe Ban Danna bereits gesagt, dass sie es<br />

lassen sollte. Sie hat mich als übertechnisierten Popanz bezeichnet. Das wäre mir im<br />

Grunde egal, aber dass sie Leuten, die Implantate brauchen, ihre Organe nur gegen<br />

Geld geben will, widerspricht unserer Ver<strong>ein</strong>barung. Zumal zu so niederen<br />

Beweggründen. M<strong>ein</strong> Computer hat es ihr auch gesagt, aber sie m<strong>ein</strong>te, er solle nicht<br />

so mit ihr reden, sie sei die Präsidentin. Also will ich ihr mal zeigen, was ihre Arroganz<br />

und ihre Gier ihr <strong>ein</strong>bringen, wenn sie Anderen damit schadet und sich selbst<br />

bereichern will."<br />

Vor ihnen erschien <strong>ein</strong> holographischer Bildschirm.<br />

Jan wusste nur wenig über die Präsidentin, aber sie wusste, dass es <strong>ein</strong>e arrogante,<br />

eklige Kuh war, die ihr Wohl über Das all der Anderen setzte. Und das das nach der<br />

Kürze, in der die Erde Kontakt zu den Argonen hatte, schon bekannt war, machte klar,<br />

wie sehr sie es war.<br />

Auf dem Holo-Bildschirm erschien jetzt die Präsidentin, wie sie <strong>ein</strong>e Rede hielt, im<br />

Ticker lief das Thema der "Organ-Bestimmungen".<br />

Die Frau stützte sich auf's Pult:"M<strong>ein</strong>e Damen und Herren. Die argonischen Sektoren<br />

sind zum größten Exportuer für biologische Implantate und Blut geworden. Der<br />

Transport kostet uns täglich mehrere Millionen und dieses Defizit führte auch zur<br />

neuen Steuer-Belastung."<br />

Es folgte <strong>ein</strong>e halbe Stunde pompöses Gelaber über die Großartigkeit der Argonen und<br />

die Schändlichkeit, dieses Angebot so auszunutzen.<br />

Natürlich maskierte die Präsidentin alles in vorsichtigen Umschreibungen, aber es war<br />

unmöglich zu überhören.<br />

Nun setzte sie zum Schluss ihrer wiederlichen Rede an:"Glauben sie mir, m<strong>ein</strong>e<br />

Freunde, wenn ich dies ohne Grund und nicht zu Aller Wohl mache, dann soll mich der<br />

Blitz treff..."<br />

Das Podium wurde in <strong>ein</strong>en gleißenden, hellen Blitz getaucht, der in den Kopf der<br />

Präsidentin <strong>ein</strong>schlug. Sie konnte alles schrecklich genau erkennen. Es war wie im<br />

Cartoon: Man konnte das Skelett leuchten sehen und die Haare standen zu Berge.<br />

Qualmend und ziemlich verbrannt kippte die Präsidentin von der Bühne.


Mehrere Bodyguards stürmten auf sie zu und in der Reihe der Wächter standen alle<br />

mit offenem Mund da.<br />

Thorsten sah sie mit <strong>ein</strong>em unglaublich freundlichen Lächeln an:"Tja. Wer andern <strong>ein</strong>e<br />

Grube gräbt..."<br />

Somos' Stirnschuppe war kreidebleich:"Aber...aber dassss kannsssst du dochhhh<br />

nichhht machhhen! Du hasssst ssssie gekillt!"<br />

"N<strong>ein</strong>, nicht gekillt. Der Blitzkanal lief an wichtigen Zentren vorbei und ihr Hirn hab ich<br />

geschützt. Sie weiss nicht, wie es ist, wenn man Organe braucht, und nun soll sie mal<br />

nen neuen Darm, ne neue Blase, <strong>ein</strong>en neuen Lungenflügel, sechs Kilo Muskeln und<br />

gut nen Quadratmeter neue Haut bekommen. Vielleicht bekommt sie dann mal <strong>ein</strong><br />

bisschen Gefühl dafür. Und stellt euch vor: In gut zwei Jahren wird sie wieder laufen<br />

können."<br />

Aiktok sah völlig geschockt zu Kemmrich:"War...war das nicht zu drastisch?" "Sie<br />

wollte es als politisches Druckmittel <strong>ein</strong>setzen und Arme hätten elendig sterben<br />

können. Sie nahm sich das Recht heraus, milliarden von Leben schmerzhafter zu<br />

machen. Da habe ich mir mal das Recht rausgenommen, ihr Leben etwas Qualität zu<br />

berauben."<br />

Jane dachte darüber nach und sah dann wieder auf den Monitor. Zwei Sanitäter<br />

beugten sich über das Stück Präsidenten-Kohle:"Sie ist schwer verletzt...aber Puls und<br />

Atmung sind im stabilen Bereich. Sie muss schnellstens in <strong>ein</strong> Krankenhaus!"<br />

Kemmrich lächelte:"Morgen werde ich ihr <strong>ein</strong>en Besuch abstatten. Vielleicht<br />

beschleunige ich auch <strong>ein</strong> bisschen die Genesung, aber erst <strong>ein</strong>mal nehme ich ihre<br />

Reaktion entgegen."<br />

Jane schaute zu Kemmrich und er lächelte immer noch:"Na, dann geben wir euch mal<br />

eure Schiffe."<br />

Aiktok sah mit allen drei Augen die Schiffe aus dem Nichts auftauchen. So konnte er<br />

kaum <strong>ein</strong>en Unterschied erkennen. Nur die Subraum-Sensoren in s<strong>ein</strong>em Körper<br />

informierten ihn über die Maschinen, die sonst niemand sehen konnte.<br />

Und da war er: S<strong>ein</strong> Perseus. Das Schiff landete vor ihm und der Staub wirbelte um<br />

ihn herum. Das seitliche Schott öffnete sich für ihn und zeitgleich mit s<strong>ein</strong>en Freunden<br />

stieg er in s<strong>ein</strong> eigenes Schiff.<br />

Es war alles, wie in <strong>ein</strong>em normalen Perseus, die gepolsterte Stehhilfe, die man in<br />

<strong>ein</strong>e Liege umklappen konnte, und sonst auch jede Kontrolle im Cockpit.<br />

Andächtig stellte er sich in die Hilfe und schloss die Lehne per Knopfdruck hinter sich.<br />

Er dachte über <strong>ein</strong>e Bewaffnung nach, die er <strong>ein</strong>bauen sollte. Immerhin war ausser<br />

Schilden nichts im Frachtraum und auch nichts in den Waffenbuchten. Eine Stimme,<br />

kräftig, respekt <strong>ein</strong>flößend und paranidisch, drang aus den Lautsprechern:"Sir, ich<br />

kann jederzeit verschiedenste Bewaffnung simulieren. Sie wird die selben Funktionen<br />

haben, wie die Ausführungen der Sektoren, jedoch auch noch weit mehr."<br />

"Ich nehme an, dass du das Charakter-Profil des Computers bist?" "Um genauer zu<br />

seien, bin ich das Betriebssystem des Computers, Sir. Sie können m<strong>ein</strong>e<br />

Charaktereigenschaften aber nach belieben abschalten." "Ich denke, ich werde d<strong>ein</strong><br />

Charakter-Profil aktiviert lassen. Bezüglich der Bewaffnung..." "Wünschen sie <strong>ein</strong>e<br />

verbale Kommunikation, oder <strong>ein</strong>e Schnittstelle über das Neural-Link?"<br />

"Ich werde <strong>ein</strong>e Anfrage über das Neural-Link senden, wenn du von verbaler und<br />

durch die Steuerung bestimmte Kontrolle abweichen sollst." "Verzeihung. Welche<br />

Bewaffnung darf ich generieren?" "Lade die Frontbuchten mit Beta-Energie-<br />

Plasmawerfern. Das Heckgeschütz mit <strong>ein</strong>er Beta-PBK." "Bestätigt."<br />

Im HUD erschien die gefragte Bewaffnung und er wendete sich der Geschützkanzel<br />

zu:"Schalte die Geschütz-Kanzel auf Raketenabwehr. Aber feuere nicht auf irgend<strong>ein</strong><br />

Schiff, ausser ich gebe die Anweisung dazu." "Sehr wohl. Wünschen sie gelegentliche<br />

Freizügigkeiten m<strong>ein</strong>es Charakters oder bedingte Gehorsamkeit nach den Geboten des<br />

paranidischen Militärs?" "Freizügigkeiten? M<strong>ein</strong>st du eigenwillige Entscheidungen?"<br />

"Eigenwillige Entscheidungen gehören zu m<strong>ein</strong>em Programm und werden nur auf


ausdrücklichen Befehl nicht unternommen. Sollte ich zum Beispiel von <strong>ein</strong>er G-PIK<br />

beschossen werden, werde ich zum Sch<strong>ein</strong> Ausweichmanöver ausführen, sowie Not-<br />

Sprünge <strong>ein</strong>leiten. Sollte ich diese Tarnmanöver jedoch unterlassen, werde ich dies<br />

definitiv tun. Was die Freizügigkeiten angeht, so waren hiermit kl<strong>ein</strong>e Anekdoten und<br />

dergleichen gem<strong>ein</strong>t.<br />

Ansonsten wäre das programmierte Persönlichkeitsprofil ja vollkommen nutzlos." "Du<br />

kannst das Profil vollständig aktivieren. Sollte niemand an Bord s<strong>ein</strong>, so kannst du<br />

mich auch duzen oder Aiktok nennen." "Sehr wohl."<br />

Aiktok betrat den spartanisch <strong>ein</strong>gerichteten Kajüten-Bereich:"Ich nehme an, du<br />

verfügst über die selben Wohnraum-Funktionen wie die Gebäude der Gem<strong>ein</strong>schaft?"<br />

"Ja. Soll ich d<strong>ein</strong>e Einrichtung, an den hier vorhandenen Platz angepasst, in m<strong>ein</strong>en<br />

Kajüten-Bereich übernehmen?" "Ja, tu das."<br />

Er verliess das Schiff und sah zufrieden auf die gefüllten Waffenbuchten.<br />

Nach und nach kamen s<strong>ein</strong>e Freunde aus ihren Schiffen und standen nun wieder in<br />

<strong>ein</strong>er Reihe da.<br />

Thorsten und Sor stellten sich vor sie, wobei Thorsten mit <strong>ein</strong>er ausufernden Geste<br />

auf die Schiffe <strong>ein</strong>s nach dem Anderen mit s<strong>ein</strong>em Finger zeigte:"So, ich nehme an,<br />

eure Schiffe gefallen euch?" Sie nickten.<br />

"Naja, das ist ja noch nicht alles. Damit man eure Schiffe nicht erkennt, wenn es von<br />

Nöten ist, haben sie noch die Möglichkeit, ihre eigentliche Form anzunehmen."<br />

N'Ra sah sich die Schiffe an: Ihre Mamba klappte die Leitwerke <strong>ein</strong>, die obere, rote<br />

Panzerung fuhr nach hinten und verdeckte die Cockpit-Scheibe. Die blauen Energie-<br />

Emitter leuchteten auf und aus ihnen schoben sich Bögen, die am Triebwerk<br />

ankoppelten und somit <strong>ein</strong>en Ring um das Schiff bildeten. Nun spaltete sich der<br />

verbliebene Stummel des Bugs in die vier Grundplatten und der obere Rammsporn<br />

fuhr nach vorne, um mit dem Unteren <strong>ein</strong>e Energie-Waffe zu bilden. Eine Abdeckung<br />

legte sich über die Triebwerke und die Hülle schien sich zu verflüssigen, um wesentlich<br />

glatter und in <strong>ein</strong>em Perlmutt-Weiss wieder zu erstarren.<br />

Sie konnte es nicht mehr als Split-Schiff <strong>ein</strong>ordnen, aber das Design gefiel ihr. Der<br />

hintere Bereich des Ringes begann golden zu leuchten und das Schiff flog mit<br />

millionenfacher Lichtgeschwindigkeit <strong>ein</strong>mal um den Planeten.<br />

Somos' Nova veränderte sich nun auch enorm: Die beiden Seiten-Triebwerke klappten<br />

mit ihren Verbindungselementen nach hinten, wobei sie das Hecktriebwerk abdeckten.<br />

Die leicht bogenförmigen Leitwerke an den hinteren Triebwerken leuchteten nun wir<br />

der Ring ihrer Mamba.<br />

Das Cockpit fuhr in den Rumpf und das vordere Segment des Rumpfes, der die<br />

Sensoren enthielt, fuhr an <strong>ein</strong>em langem Steg nach vorne, der mit dem Rumpf<br />

abschloss.<br />

Die beiden Stummel-Leitwerke am Bug des Schiffes wurden <strong>ein</strong>gezogen und wie eben<br />

ihre Mamba, schien auch die Nova nun kurz zu schmelzen. Glatter und mit dem selben<br />

Weiss erschien nun <strong>ein</strong> geradezu anderes Schiff.<br />

Der Perseus von Aiktok veränderte nun auch s<strong>ein</strong>e Gestalt: Der spitze Rumpf öffnete<br />

sich entlang s<strong>ein</strong>er Kanten und klappte wie <strong>ein</strong>e Blume auf, um sich am Heck wieder<br />

zu schliessen. Die Heck-Flügel klappten vorher <strong>ein</strong>. Das Schiff sah nun aus wie <strong>ein</strong><br />

Salmi.<br />

Nun spaltete sich der neue Rumpf wieder, dieses mal aber nur an der seitlich<br />

umlaufenden Kante, und aus dem geöffneten Rumpf wuchs <strong>ein</strong>e Verbreiterung, sodas<br />

das Schiff wie <strong>ein</strong> flach geschliffener Diamant geformt war.<br />

Wieder schmolz die Aussenhülle und <strong>ein</strong> Schiff, das wie <strong>ein</strong> flacher Diamant aus<br />

Perlmutt aussah, erschien.<br />

Nun kam Simons Zentaur an die Reihe: Der ganze Geschützaufbau im vorderen Bug<br />

fuhr <strong>ein</strong>, das vordere Cockpit nach hinten, wobei der Kamm am Heck sich verbreiterte<br />

und mit dem Cockpit verband. Die Raketenrampe wurde über <strong>ein</strong> sich ausfahrendes<br />

Zwischenstück mit dem Rumpf verbunden und <strong>ein</strong>e Wand fuhr vor die Triebwerke.


Jetzt klappten auf jeder seite die Bögen mit den Waffenbuchten in Höhe der<br />

ehemaligen Raketenrampe um neunzig Grad zur Seite und drehten sich dann auch<br />

noch mal um neunzig Grad um die Längsachse, bis der Bogen nach Vorne zeigte.<br />

Die beiden Wölbungen am vorderen Rumpf, die bei <strong>ein</strong>er normalen Zentaur zum<br />

Frachtraum gehörten, fuhren an langen, breiten Brücken nach aussen, bis sie die<br />

Bögen-Spitzen trafen und sich mit ihnen verschmolzen. Je zwei große Klappen<br />

schoben sich vorne aus den Brücken und schlossen sich entlang der Seite der Zentaur,<br />

bis sie wie <strong>ein</strong> riesiger Rochen wirkte. Wie der Fisch, nicht das boronische Schiff.<br />

Nun Teilte sich der Rumpf in der Mitte von Links nach Rechts und der obere Teil schob<br />

sich weit nach vorne, um dann in etwa die Form <strong>ein</strong>er Mandel auszubilden, wobei das<br />

Cockpit nun nur noch als kl<strong>ein</strong>er Hügel zu erkennen war.<br />

Wieder schmolz das Schiff kurzzeitig und erstarrte dann in weit organischerer Form, in<br />

etwa so, wie <strong>ein</strong> Rochen ohne Schwanz, an dessen Vorderseite <strong>ein</strong> mandelförmiger<br />

Körper den neuen Kopf bildete. Das leicht zugespitzte Heck des Schiffes fing zu glühen<br />

an...der Antrieb.<br />

Als letztes war der Shirokko von Jane dran.<br />

Wie bei Somos' Nova klappten die Triebwerke nach hinten. Aus der Seite der zentralen<br />

Kugel klappten zwei Segmente nach vorne, die das schmale Cockpit verbreiterten.<br />

Zwei kreisrunde Scheiben der Kugel fuhren wie die Seitenleitwerke <strong>ein</strong>es<br />

Militärhubschraubers hinaus und verbreiterten sich, was dem Schiff in etwa die Form<br />

<strong>ein</strong>es Falken mit angelegten Flügeln im Sturzflug gab.<br />

Wie hätte es auch anders s<strong>ein</strong> sollen, veränderte sich auch hier die Hülle durch<br />

kurzzeitiges Schmelzen und erstarrte dann wieder.<br />

K<strong>ein</strong>es der Schiffe war nun noch als die eigentliche Auswahl zu erkennen, aber ihre<br />

Mamba gefiel ihr trotzdem noch.<br />

Thorsten seufzte:"Es gibt gerade <strong>ein</strong> paar Dinge, die m<strong>ein</strong>e Aufmerksamkeit<br />

erfordern."<br />

Serones Dorren saß in s<strong>ein</strong>em Manta und kämpfte mit den Kontrollen. Laut Uhr war es<br />

Mittag, aber die Sturmwolken auf dieser boronischen Welt färbten sowohl den Himmel<br />

als auch das Meer schwarz wie die Nacht.<br />

Der riesige Sturm hatte sich vor Tagen gebildet, aber er steigerte s<strong>ein</strong>e Intensität<br />

immer mehr. Boronische Welten waren ja meist ohne nennenswerte Landmasse, also<br />

konnten die Orkane an nichts ihre Wucht verlieren. Noch hatte er Zeit über diese<br />

Dinge nachzudenken, aber bald würde er durch die relativ geringen Windlasten der<br />

Luft in die gigantischen Wellenberge <strong>ein</strong>tauchen. Das es das Eismeer des Planeten war<br />

und das Wasser vor Eisbrocken nur so wimmelte, machte das Ganze noch schlimmer.<br />

Windstärken um die Zwanzig rissen am Schiff, aber die Steuerdüsen korrigieren das<br />

noch automatisch.<br />

Er war eigentlich fliegender Händler und hatte sich gerade mal <strong>ein</strong> Bofu-Chemielabor<br />

leisten können, aber in so <strong>ein</strong>em Notstand wurden alle Schiffe, die mit Wasser<br />

klarkamen, um Hilfe angerufen.<br />

"Kollisionsalarm!!!"<br />

S<strong>ein</strong>e Augen weiteten sich:"Ach du..." Der riesige Eisbrocken zerbarst an den Schilden<br />

und kostete ihn siebzig Prozent.<br />

Eine der Wellen musste den Brocken nach oben geschleudert haben.<br />

Er keuchte und besann sich dann wieder auf die Kontrollen.<br />

Die nördlichste Kollonie des Planeten war als <strong>ein</strong>ziges noch nicht evakuiert und das<br />

war natürlich s<strong>ein</strong> Ziel.<br />

Das sonst so friedlich wirkende Cockpit s<strong>ein</strong>es Schiffes war durch die roten<br />

Warnleuchten <strong>ein</strong>e gute Näherung zu <strong>ein</strong>em Horrorfilm und die schwarzen<br />

Wasserwände vor ihm sorgten dafür, dass er sich zusammenkauerte.<br />

Serones bekreuzigte sich und setzte dann zum Flug in die Tiefen an.<br />

Ein gellender Warnton schrillte durchs Cockpit und er sah die schwarze Wand mit den<br />

faustgroßen Eisbrocken auf sich zukommen.


Die letzten fünfzig Prozent, die Schilde hatten sich ja mittlerweile etwas aufgebaut,<br />

gingen verloren und <strong>ein</strong> leichter Hüllenschaden wurde gemeldet.<br />

Er hätte jetzt noch umkehren können, aber dann wären die Boronen da unten bald<br />

dem Ende geweiht.<br />

Also setzte er wieder zum Sturzflug an, wich mehreren Wellenbergen aus...dann<br />

schlug <strong>ein</strong> weiterer Eisklumpen gegen das Schiff und riss <strong>ein</strong>e tiefe Wunde in das<br />

biomechanische Triebwerk an Backbord. Zu allem Überfluss trudelte das Schiff nun<br />

auch gegen <strong>ein</strong>e der schwarzen Wände...er sah s<strong>ein</strong>em Ende mit offenen Augen<br />

entgegen und dachte an die Boronen dort unten:"Tut mir leid..."<br />

Die Wasserwand raste auf ihn zu...dann konnte er s<strong>ein</strong>en Augen nicht mehr trauen:<br />

Das Wasser vor ihm brach auf...<strong>ein</strong> runder Tunnel liess das Schiff passieren.<br />

Links von ihm piepte es und er sah auf das Schadensdiagramm der beiden Triebwerke.<br />

Das eben noch rot blinkende Triebwerk wechselte die Farbe zu ruhigem Blau. Der<br />

Schild baute sich augenblicklich auf hundert Prozent wieder auf.<br />

In <strong>ein</strong>em Strudel sah er <strong>ein</strong> Licht blitzen, dass dann in den Himmel schoss.<br />

Die Wolken brachen auf, goldenes Sonnenlicht badete den schwarzen Ozean und<br />

färbte ihn wieder türkis.<br />

Die Wellen verloren ihre ganze Wucht und ergossen sich wie gezähmte Argnus wieder<br />

in das ruhige Meer.<br />

Er sah sich um, sah auf die Anzeigen und auf die fünf Prozent<br />

Hüllenschaden:"Das...das gibt's doch nicht...das...das ist doch unmöglich."<br />

Bevor er noch dem Wahnsinn verfiel, drehte er das Schiff auf die Wasseroberfläche<br />

und steuerte zur Boronen-Kolonie. Die Wetter-Daten zeigte ihm das er nicht irre war,<br />

aber erklären konnte das auch k<strong>ein</strong>er.<br />

Nur <strong>ein</strong>e alte Boronin, die ihr Lar-Enkelkind in den Tentakeln hielt, kuschelte ihr<br />

Kl<strong>ein</strong>es an sich:"Das war das Strudellicht, m<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es."<br />

Thorsten lächelte s<strong>ein</strong>en Trupp an:"So, da bin ich wieder. Ihr da oben, tarnt euch<br />

wieder." Die Schiffe gehorchten und nahmen wieder ihre Alibi-Gestalten an. Er lächelte<br />

in die Reihe und freute sich schon darauf, ihnen bei ihrer Arbeit zuzusehen.<br />

"So, ich möchte euch nicht länger aufhalten. Ihr wisst, wo ihr anfangen könnt und ihr<br />

könnt auch eure eigenen Angelegenheiten erst <strong>ein</strong>mal regeln. Ich wünsche euch viel<br />

Erfolg und werde euch zusehen. Aber ich freue mich auch schon auf unser nächstes<br />

Treffen."<br />

Thorsten sah mit s<strong>ein</strong>en Naniten noch zu, wie Sor die Wächter verabschiedete, dann<br />

sprangen sie in ihren Schiffen in die Sektoren.<br />

Seufzend wandt er sich dem zu, was nun noch zu erledigen war.<br />

Ein neuer, unbekannter Sektor war gefunden worden und alle Völker waren dort<br />

aufgetaucht, Argonen, Boronen, Split, Teladi, Terraner und Paraniden. Die Khaak<br />

hatten k<strong>ein</strong> Interesse an diesem Sektor, das hätte die Lage auch nur noch<br />

verkompliziert.<br />

Als ob es so nicht kompliziert genug gewesen wäre.<br />

Argonen und Terraner wollten den Sektor zusammen aufbauen um beide Völker<br />

wieder zusammenzuführen. Paraniden m<strong>ein</strong>ten immer, dass irgendwas Neues auch<br />

gleich ihnen gehören würde, Split machten nur aus Lust am Konflikt mit und die Teladi<br />

waren an den reichen Mineralien-Vorkommen interessiert.<br />

Die Boronen setzten sich für den friedlichen Vorschlag der Argonen und Terraner als<br />

Unterstützer <strong>ein</strong> und wollten auch <strong>ein</strong> paar Stationen in den Orbit und die Meere<br />

stellen.<br />

Jeweils um die zwanzig M1 und genau so viele M2 waren von den Fraktionen in den<br />

Einsatz gebracht worden. Die Terraner konnten mit ihren Schiffen, die immerhin von<br />

s<strong>ein</strong>en Werften hergestellt wurden, locker gut zwei Drittel der Split und Paraniden<br />

<strong>ein</strong>äschern, bevor die ersten Schiffe zerstört werden würden, sie hielten sich auf<br />

Drängen der Argonen und Boronen zurück, um nicht gleich als neuer F<strong>ein</strong>d auf den<br />

Listen der Split und Paraniden zu stehen.


Thorsten hatte s<strong>ein</strong>e Naniten dort stark konzentriert, um zur Not dort stark auftreten<br />

zu können. Jarin fand die ganze Sache grauenhaft und hatte ihm schon mehrmals<br />

gesagt, dass er das besser all<strong>ein</strong>e regeln sollte.<br />

Also sprang er all<strong>ein</strong>e in den Sektor, direkt auf die Brücke der Renown, die dort<br />

stationiert und das Kommandoschiff der Argonen-Flotte war. Die Argon Eins war zur<br />

Verteidigung in Argon Prime verblieben.<br />

Der Kapitän der Renown stand schon neben Ban Danna, der als Geheimdienstoffizier<br />

und Berater fungierte.<br />

Dieses Mal hatte Ban Danna seltsamerweise nicht das Kommando über die<br />

militärischen Kräfte.<br />

Die Senatorin wollte dem Kapitän der Renown in dieser Beziehung <strong>ein</strong>e<br />

Aufstiegschance geben, was von Thorstens Seite her nicht ganz so schlau zu s<strong>ein</strong><br />

schien.<br />

Aber es war auch egal.<br />

Er unterdrückte den Lichtblitz s<strong>ein</strong>es Sprungs und lehnte von <strong>ein</strong>em Moment zum<br />

Anderen gegen <strong>ein</strong>e der Säulen der Brücke.<br />

Der Käpitän sah auf die dreidimensionale Sektorkarte mit den vielen Schiffssymbolen.<br />

Die Stimmung war angespannt, das merkte er schon daher, dass alle so sehr auf den<br />

Raum sahen, dass k<strong>ein</strong>er ihn bemerkt hatte.<br />

Belustigt lauschte er dem Gespräch zwischen Ban Danna und dem Kapitän.<br />

"Sir, sie m<strong>ein</strong>en, wir sollten uns zurück halten?!" "Ja Kapitän, dass m<strong>ein</strong>e ich! Wir<br />

können uns so <strong>ein</strong>en Krieg nicht leisten, nicht für <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>zigen Sektor! Ich wurde<br />

ihnen zwar nur als Berater zur Seite gestellt, aber wenn sie diesen Schritt gehen,<br />

werde ich ihnen den Popo bis zum Genick aufreissen!"<br />

Der Kapitän überhörte den harschen Ton, jeder wusste, dass Danna mit diesen<br />

Ausbrüchen nur die s<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung nach enorme Wichtigkeit s<strong>ein</strong>er Argumente<br />

unterstrich.<br />

"Mr. Danna, sie haben es selbst gesehen! Diese paranidischen Mistkerle haben <strong>ein</strong>e<br />

unserer Novas b<strong>ein</strong>ahe zu Klump geschossen! Nur, weil ihre Sektorpatroullie m<strong>ein</strong>te,<br />

unsere Schwadron wäre zu nah an ihrer gewesen! Es wird früher oder später zum<br />

Kampf kommen!"<br />

Ban Danna deutete auf die verschiedenen Schiffe:"Und was denken sie, wirft das für<br />

<strong>ein</strong> Licht auf uns, wenn wir dieser offensichtlichen Provokation nachkommen? Glauben<br />

sie im Ernst, die Boronen unterstützen uns noch lange, wenn wir genau so um uns<br />

Ballern wie die Split?!"<br />

Der Kapitän wurde nachdenklich und sah zu den grünen Schiffen:"Nun...da haben sie<br />

recht. Sollte es zum Kampf kommen, sollte in den autentischen Geschichtsbüchern<br />

nicht stehen, dass wir damit begonnen haben. In Ordnung. Ich werde k<strong>ein</strong>en<br />

Angriffsbefehl geben. Sollte aber noch <strong>ein</strong>e Attacke, die noch offensichtlicher ist,<br />

erfolgen, wird mich nicht mal mehr m<strong>ein</strong> Vater davon abhalten können, das ich diese<br />

Dreiaugen <strong>ein</strong>äschere."<br />

Thorsten lächelte:"Gut, dass ich nicht ihr Vater bin."<br />

Danna drehte sich um:"Ach du Sch..."<br />

Der Kapitän der Renown sah zu ihm und dann zu Danna:"Wer ist der Kerl und was hat<br />

er hier zu suchen?!"<br />

Danna seufzte:"Sie kennen die Neo-Atlantis?" "Klar, ich war dort." "Leviathan redet<br />

doch oft von s<strong>ein</strong>em Erbauer, hier haben sie ihn." "Der Typ?!"<br />

Thorsten nickte:"Der Typ. Allerdings empfinde ich die Anrede Kemmrich oder Thorsten<br />

doch als angenehmer."<br />

Der Kapitän fuhr ihn an:"Und wie wollen sie mich davon abhalten den Angriffsbefehl<br />

zu geben?!"<br />

Danna schlug sich mit der Hand vor die Stirn:"Auch das noch..."<br />

Thorsten lächelte über die Menschenkenntnis von Danna, während er die Lippen des<br />

Kapitäns mit<strong>ein</strong>ander verwachsen liess.


"Mhhhh! Mpfh mnnnhmp mmhnmnmmm!!!"<br />

Es war doch gut, dass man die Schimpfwörter auf der Brücke nicht hören konnte.<br />

Thorsten liess die Lippen wieder aus<strong>ein</strong>ander wachsen und der Kapitän sah ihn wütend<br />

an:"Was fällt ihnen <strong>ein</strong>?!"<br />

Thorsten grinste:"Sollten sie den Angriffsbefehl geben, noch viel viel mehr. Ich drohe<br />

ihnen bewusst. Sollten sie den Angriffsbefehl geben, werden millionen von Argonen<br />

sterben und jeder der sie verteidigen will. Greife ich an...pff. Die Paraniden und Split<br />

sind für mich nicht lästiger als für sie <strong>ein</strong> verdorbener Cahoona-Burger." "Ich werde<br />

angreifen!!!"<br />

Thorsten zuckte mit den Schultern:"Dann wird die Renown wie jedes Schiff enden,<br />

dass <strong>ein</strong>en Kampf beginnt: In Einzelteilen."<br />

Ban rieb sich die Stirn und die Arterie an s<strong>ein</strong>em Hals drohte ihm die Schilddrüse zu<br />

zerquetschen:"Hey, Nav-Offizier...wo sind hier die Rettungskapseln?!" "Wieso Sir?!"<br />

"Der Mann dort in weiss hat <strong>ein</strong>em m<strong>ein</strong>er Offiziere vor <strong>ein</strong> paar Jahren <strong>ein</strong>en<br />

Durchfall verpasst, der s<strong>ein</strong>esgleichen sucht. Sollte er die Renown demontieren,<br />

möchte ich nicht in s<strong>ein</strong>em Aufmerksamkeitsbereich stecken."<br />

Kemmrich grinste und sah zu den Paraniden:"In diesem Moment gibt der paranidische<br />

Kommandant dieser Flotte dem Schiff dort drüben den Befehl, <strong>ein</strong>en Schuss<br />

abzugeben und danach zu behaupten, sie hätten <strong>ein</strong>en Zielcomputer, der genau so<br />

fehlerhaft sei wie der der Renown."<br />

Danna sah auf den wütenden Kapitän, der schon schäumte. Es gab nichts schlimmeres<br />

für <strong>ein</strong>en Kapitän als Beleidung, als s<strong>ein</strong> Schiff zu beleidigen.<br />

Kemmrich deutete auf die heranfliegende PIK-Kugel, die das Schiff etwas zittern liess.<br />

Genau danach kam die Botschaft des hochtrabenden Kommandanten.<br />

Kemmrich grinste:"Nun, dann werden wir jetzt mal dafür sorgen, dass die Botschaft<br />

k<strong>ein</strong>e Lüge war."<br />

Mit <strong>ein</strong>em Mal feuerte das selbe Schiff wieder, nun aber auf die umliegenden<br />

Paraniden-Schiffe.<br />

Kemmrich grinste:"Was so <strong>ein</strong> durchgebrannter Schaltkreis in <strong>ein</strong>em Bio-Chip doch<br />

alles ausrichten kann."<br />

Sofort kam die paranidische Antwort über den Bildschirm:"Wir wissen, dass die<br />

unheiligen Argonen und Terraner unsere heiligen Schiffe besudelt haben!!!"<br />

Der ruhige Mann stellte sich nach dem Erlöschen des Monitors gerade hin:"Das wissen<br />

sie nicht. Sie haben k<strong>ein</strong>e Ahnung, wie das passiert ist."<br />

Die Paraniden schossen auf die boronischen Schiffe.<br />

Ban konnte sich denken warum: Paraniden griffen den ihrer M<strong>ein</strong>ung nach<br />

schwächsten Gegner zuerst an. Und boronische Schiffe waren ohne die enormen<br />

taktischen Leistungen ihrer Generäle ziemlich schwach.<br />

Kemmrich sah wütend aus...mehr als wütend.<br />

Er streckte den Arm aus und ohne Vorwarnung explodierten alle Geschütztürme aller<br />

paranidischen Schlachtschiffe.<br />

Er sprang durch das Fenster und beschädigte es nicht.<br />

Mitten zwischen all den Schiffen kam er zum stehen und fing an zu leuchten.<br />

S<strong>ein</strong>e Stimme drang durch das Schiff...obwohl der Funk aus war. Ban war sich sicher,<br />

dass das bei allen anderen Schiffen auch so war.<br />

"An die paranidische Flotte! Ich habe alle ihre Funkkanäle unterbrochen! Ihre<br />

offensichtliche F<strong>ein</strong>dseeligkeit ist mir <strong>ein</strong> Dorn im Auge und damit leben sie äusserst<br />

gefährlich."<br />

Die Paraniden kontaktierten sie:"Wir wussten, dass die Unheiligen <strong>ein</strong>en Trick wie<br />

diesen versuchen würden."<br />

Plötzlich schlug das Schott der Paraniden-Brücke zu und verschweisste sich wie von<br />

selbst. Kemmrich's Stimme donnerte:"Ich handele nicht im Nahmen der Argonen oder<br />

Terraner, ich arbeite all<strong>ein</strong>!"<br />

Mit <strong>ein</strong>em Wink s<strong>ein</strong>es Armes, der die Intensität <strong>ein</strong>es Karateschlages hatte, schloss er


in <strong>ein</strong>er Bewegung sieben paranidische Großkampfschiffe <strong>ein</strong>.<br />

Die Schilde der Schiffe blitzten <strong>ein</strong>mal kurz auf.<br />

Ban traute s<strong>ein</strong>en Augen nicht. Entlang der Ebene, die Kemmrich mit s<strong>ein</strong>er Bewegung<br />

aufgezogen hatte, glitten die paranidischen Schiffe aus<strong>ein</strong>ander...und zwar in Teilen!<br />

Die Bewegung des Armes hatte die Schiffe durchgeschnitten wie <strong>ein</strong>e scharfe Klinge<br />

<strong>ein</strong>en Apfel im Flug.<br />

Alle paranidischen Schiffe unterhalb der M2-Grenze blieben plötzlich stehen...ihre<br />

Sensormuster erloschen, also war sämtliche Energie der Schiffe erloschen.<br />

Kemmrich breitete goldene Auroren um sich aus, <strong>ein</strong>e packte den halben Rumpf des<br />

paranidischen Kommandoschiffes, in dem die Brücke war.<br />

Die Aurore führte die Brückenscheibe direkt vor Kemmrich.<br />

Thorsten sah dem paranidischen Befehlshaber in die Augen...das mittlere Auge des<br />

Paraniden hastete ängstlich umher.<br />

Thorsten übte Druck auf den Trümmer aus:"Ich negiere hiermit jeglichen Anspruch<br />

des paranidischen Imperiums auf diesen Sektor, oder ihr habt <strong>ein</strong> sehr altes Wesen<br />

gegen euch, gegen das die Khaak wirken wie <strong>ein</strong> lästiger schwarm Insekten!"<br />

Die Split funkten in den Raum, schliesslich kannten sie s<strong>ein</strong>e Frequenzen nicht:"Split<br />

fordern den Menschen auf, den Angriff zu stoppen!"<br />

Die Vorwarnzeit war wie üblich nur kurz. Sofort schossen G-PIK's auf ihn. Als ob ihn<br />

das jucken konnte.<br />

S<strong>ein</strong>e Naniten griffen in die Schrauben der Split <strong>ein</strong>. Split-Schrauben sahen zwar<br />

etwas anders aus, aber man konnte sie auch rausdrehen.<br />

Das auf ihn feuernde Schiff zerfiel in s<strong>ein</strong>e Einzelteile. Die Crew hüllte er in Kraftfelder,<br />

anders als bei den Paraniden, wo er die Schotts verschweisst hatte.<br />

Split waren zwar kampfsüchtig, aber nicht blöde.<br />

Ausserdem brachte es k<strong>ein</strong>e Ehre, gegen <strong>ein</strong>en Gegner zu kämpfen, der <strong>ein</strong>em das<br />

Schiff unter dem Hintern demontiert.<br />

Die Split stellten das Feuer <strong>ein</strong>.<br />

Thorsten funkte wieder alle an:"Ich denke mal, dass k<strong>ein</strong>er von ihnen blöd genug s<strong>ein</strong><br />

wird, die Presse mit m<strong>ein</strong>er Existenz zu füttern. Sie hätten binnen von Tazuras <strong>ein</strong>e<br />

Massenpanik. Da die Völker ansch<strong>ein</strong>end nicht reif genug sind, diesen Sektor<br />

aufzuteilen, werde ich dies jetzt erledigen! Der Planet mit den größeren<br />

Wassermassen wird den Boronen zugesprochen, sie haben nicht <strong>ein</strong>en Angriff<br />

begonnen. Selbiges gilt für die Argonen und Terraner, sie erhalten die Rechte für den<br />

Planet mit mehr Landmasse und können diesen zusammen ausbauen.<br />

Die Teladi haben die Erlaubnis, sich auf den Landmassen des boronischen Planeten<br />

<strong>ein</strong>e Kolonie zu errichten, die umweltschützend geplant ist. Weiterhin erhalten sie die<br />

Schürfrechte für die Asteroiden, unter der Bedingung <strong>ein</strong>es Minimalpreises von 277<br />

Credits pro Einheit für Argonen, Boronen und Terraner. Die Split dürfen diesen Sektor<br />

für Raumkampftraining verwenden, wenn sie die anderen Völker nicht be<strong>ein</strong>trächtigen.<br />

Sie haben ehrenhaft gegen mich, den stärksten Gegner gekämpft und sind nicht so<br />

feige wie die Paraniden auf den verm<strong>ein</strong>tlich Schwächsten losgegangen.<br />

Kommen wir nun zu eben jenen Paraniden! Wenn ich <strong>ein</strong> Schiff aus euren Werften hier<br />

sehe, dass nicht friedlichen Handel treibt oder sich verteidigt, werde ich alle<br />

Sprungtore der paranidischen Sektoren mit Geräten ausstatten, die die Schiffe mit<br />

paranidischer Herkunft zurückstossen! VERSTANDEN?!"<br />

Der Paranide vor s<strong>ein</strong>en Augen nickte zitternd und <strong>ein</strong>e grüne Flüssigkeit lieff die<br />

B<strong>ein</strong>e hinunter.<br />

Er schob den Trümmer zurück zu s<strong>ein</strong>em Gegenstück:"Ihr habt noch die Erlaubnis,<br />

eure Schiffs-Trümmer und Besatzungen zu bergen, dann gelten die Bestimmungen.<br />

Ende!"<br />

Er sprang zu s<strong>ein</strong>em Haus.<br />

Ban sah auf den Planeten und lächelte:"Sieht so aus, als hätten wir immernoch <strong>ein</strong>en<br />

Freund. Bieten sie den Paraniden und Split unsere Hilfe beim Bergen der Besatzungen


an. Auch wenn nur die Split annehmen sollten. Schicken sie ausserdem die Nachricht<br />

an die Kolonisierungs-Teams, dass sie sich im Orbit des dritten Planeten treffen<br />

können." Der Kommunikations-Offizier übermittelte <strong>ein</strong>e Nachricht vom Pontifex<br />

Maximus der Paraniden:"Wir...erkennen die Bestimmungen des Wesens Kemmrich an.<br />

Hiermit...bitten wir um <strong>ein</strong>en Handelsvertrag."<br />

Ban machte sich auf lange Verhandlungen gefasst.<br />

Als er ins Haus ging, saß Jarin am Küchentisch und hatte ihm <strong>ein</strong>e Tasse mit<br />

dampfend heissem Kaffee hingestellt. Die Kinder schliefen.<br />

Er lächelte und setzte sich:"Du hast wieder mal gewusst, dass ich komme." Sie nickte<br />

und stellte lächelnd die Kaffee-Tasse ab:"Ja, das passiert mir jetzt schon immer öfter,<br />

dass ich es vorher weiss."<br />

"Sch<strong>ein</strong>t so, als würden die telepathischen Kräfte, von denen mir m<strong>ein</strong>e Freunde beim<br />

alten Volk erzählt haben, bei dir schon sehr früh beginnen." Sie schmunzelte:"Tja. Sag<br />

mal, hättest du Lust, dich mit mir <strong>ein</strong> bisschen an den Bach zu setzen, wo du mich am<br />

ersten Tag unserer Liebe hingebracht hast?"<br />

Er stand auf und bot ihr den Arm an:"Nicht nur Lust, es wäre mir <strong>ein</strong>e Ehre."<br />

Sie setzten sich in das kühle Gras und kuschelten sich an<strong>ein</strong>ander. Er gab ihr <strong>ein</strong>en<br />

Kuss auf den Kopf:"Ich hätte nie gedacht, dass ich, egal wie weit ich m<strong>ein</strong>e Systeme<br />

perfektioniere, so <strong>ein</strong> perfektes Leben haben würde. Eine wundervolle Frau, drei<br />

wundervolle Kinder, <strong>ein</strong> wundervolles Enkelkind, <strong>ein</strong>e wundervolle Schwiegertochter,<br />

tolle Stiefeltern, liebenswerte Patenkinder und wundervolle Freunde."<br />

Jarin schloss die Augen und legte <strong>ein</strong>e Hand auf s<strong>ein</strong>en Oberschenkel:"Du hast es alles<br />

verdient, Schatz."<br />

Er küsste sie erneut:"Du schmeichelst mir."<br />

Jarin zuckte mit den Schultern:"Ich schmeichle dir nicht, ich sage nur die Wahrheit."<br />

Thorsten fuhr mit der Spitze s<strong>ein</strong>es Schuhs durch's Wasser:"Weisst du, auch wenn ich<br />

unser Das<strong>ein</strong> als Eltern gegen nichts <strong>ein</strong>tauschen würde, vermisse ich unsere kl<strong>ein</strong>en<br />

Touren." "Wir schulden den Te'Ain noch <strong>ein</strong>en Besuch." Er nickte:"Ja, aber ich hatte da<br />

etwas neues im Sinn. Wie stark schlummert in dir das alte Wikinger-Blut?" "Hä? Was<br />

willst du jetzt mit Wikingern?" Er grinste sie an:"Ich habe vor kurzem <strong>ein</strong>en Planeten<br />

entdeckt, etwa zu neunzig Prozent besteht s<strong>ein</strong>e Oberfläche aus Wasser. Die<br />

vorherrschende Spezies ist amphibisch und es gibt große Abweichungen in ihrer<br />

Physiologie, weil ihre körperliche Entwicklung von ihrem Leben geprägt wird. Da es so<br />

wenig Land gibt, leben viele auf Schiffen und führen mehr oder minder <strong>ein</strong> Piraten-<br />

Leben."<br />

Sie zog <strong>ein</strong>e Augenbraue hoch:"Und was ist mit unseren beiden Rackern?! Wir können<br />

sie doch nicht all<strong>ein</strong>e lassen!"<br />

Thorsten sah sie bettelnd an:"Ich...m<strong>ein</strong>e Systeme zittern, ich muss mal wieder<br />

persönlich Daten sammeln und <strong>ein</strong> bisschen m<strong>ein</strong>en Spass haben. Ich hülle unsere<br />

beiden in <strong>ein</strong>e Zeitblase, dann kommt ihnen <strong>ein</strong> <strong>Jahrtausend</strong> unserer Zeitrechnung wie<br />

<strong>ein</strong>e Millisekunde vor."<br />

"Ist dass denn sicher?" "Weisst du noch, als die Pflanze, die ich dir zum Geburtstag<br />

geschenkt habe, in zehn Sekunden aus <strong>ein</strong>em Samenkorn entstanden ist?" "Ja."<br />

"Selber Effekt, nur dass dort die Zeit schnell und bei uns normal ablief."<br />

Jarin sah ihm in die Augen und liess ihren Kopf von <strong>ein</strong>er Schulter auf die Andere<br />

kippen:"Also ich weiss nicht..."<br />

"Bitte Bitte Bitte..." "Von mir aus, aber dann erst mal <strong>ein</strong> paar Jahre nicht mehr ohne<br />

die Kinder." "Danke!!!"<br />

Er umarmte sie und küsste sie:"Soll ich dir die Sprache ins Gedächtnis laden?" "Jepp."<br />

Alia saß im Sessel ihrer Niria, dass Schiff, dass nach alter Tradition aus <strong>ein</strong>em Teil des<br />

Schiffes ihrer Eltern zusammengebaut worden war.<br />

Im Laderaum schliefen Nep und Tuo, ihre beiden Crew-Mitglieder.<br />

Nicht jeder hatte <strong>ein</strong> Schiff, aber die Beiden hatten das Versprechen, als Crew-<br />

Mitglieder irgendwann <strong>ein</strong> paar Äste ihres Schiffes zu kriegen und sich daraus <strong>ein</strong>


eigenes Schiff zu bauen.<br />

Sie rieb über das lebende Holz.<br />

Auch wenn viele nicht glaubten, dass <strong>ein</strong> Schiff <strong>ein</strong>e Intelligenz besaß, so war sie<br />

anderer M<strong>ein</strong>ung. Obwohl es nicht die Blütezeit war, blühte jedes Mal zu ihrem<br />

Geburtstag <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Knospe an jedem Stamm in ihrer Kajüte. Ihr Schiff mochte sie<br />

und sie mochte es.<br />

Nep und Tuo...naja, die beiden waren ihre besten Freunde seit ihrer Kindheit und<br />

mehr als <strong>ein</strong>mal hatte sie sie ertappt, wie sie ihr beim Wechseln ihrer Kleidung durch<br />

<strong>ein</strong> Loch in ihrer Wand zusahen.<br />

Was sollte sie machen?! Ansch<strong>ein</strong>end dachte ihr Schiff, dass beide irgendwie zu ihr<br />

passen würden und liess das Loch deswegen offen.<br />

Im Mondsch<strong>ein</strong> glitzerte ihre Haut, sie war vorhin noch schwimmen gewesen.<br />

Wer sie sah, hätte sie vielleicht als Festländer <strong>ein</strong>geschätzt. Immerhin hatte sie<br />

richtige Finger und Zehen, wenn auch mit Schwimmhäuten dazwischen. Ihre Zehen<br />

hatten Saugnäpfe und die Zeigefinger und Daumen ihrer Hände auch, wie bei <strong>ein</strong>er<br />

Baum-Echse.<br />

Ihr Schwanz war kräftig wie der <strong>ein</strong>es Schwimmers, aber biegsam genug, um als<br />

Kletterer zu gelten. Ihre Schnauze war kaum so lang wie ihre Hand, hatte aber sowohl<br />

Zähne für Pflanzen, als auch für Fisch und Fleisch.<br />

Nep und Tuo waren da ganz anders. Beide waren, wie ihre jeweiligen Eltern<br />

Schiffshalter mit Saugorganen am Rücken und die Füsse waren auch nichts anderes.<br />

Ihre Hände waren Flossen mit Daumen und ihre Schnauzen waren beide noch <strong>ein</strong><br />

halbes mal so lang wie ihre Schnauze.<br />

Während sie türkis war, waren die beiden gelb und dunkelblau.<br />

Sie war nur halb wach, <strong>ein</strong>e Hirnhälfte schlief, die andere hielt mit beiden Augen<br />

wache.<br />

Trotzdem kam sie nicht umhin, zu den Sternen zu sehen und zu träumen. Nur ihr<br />

Schiff leistete ihr Gesellschaft. In der Nacht funktionierte der Kreislauf-Antrieb nicht<br />

und es war zu windstill, als dass die Blätter des Mastes irgend<strong>ein</strong>en Schub liefern<br />

könnten.<br />

Sie lächelte verschmitzt und wechselte die Hirnhälfte.<br />

In dieser schlummerte die Erinnerung, dass sie ja mal wieder unter die Armlehnen<br />

sehen konnte, um nach den Beeren zu sehen, die dort wuchsen.<br />

Im Mondlich glänzten die Beeren lila-metallen, sie waren reif.<br />

Genüsslich zerdrückte sie die saure Beere zwischen Zunge und Gaumen und sah in die<br />

Ferne.<br />

Allerdings lagen garnicht so fern zwei Körper im Wasser...sie liessen sich treiben, ganz<br />

ohne Schiff, und sahen doch eher wie welche aus, die ihr ganzes bisheriges Leben an<br />

<strong>ein</strong>er Küste verbracht hätten.<br />

Sie hatten nicht mal Schwänze.<br />

Sie weckte ihre andere Hirnhälfte, ging unter Deck und weckte auch Nep und Tuo.<br />

Sie schickte die beiden, die Treibenden zu holen.<br />

Da waren die Haftorgane mal wieder praktisch.<br />

Nep und Tuo kletterten mit Händen und Füssen wieder an Bord, die Neuen hingen an<br />

ihren Rücken.<br />

Zur Sicherheit zog sie ihren Säbel.<br />

Der größere wachte auf, sie konnte ihn gleich als Mann erkennen.<br />

Er sah sie an:"Ohh...wo bin ich?" "Auf m<strong>ein</strong>em Schiff." "Gerettet oder versklavt?" Sie<br />

überlegte <strong>ein</strong>en Moment:"Vorerst gerettet."<br />

Er nickte:"Dann schon mal vielen Dank." "Was machen Geher so weit auf hoher See?"<br />

Er nahm s<strong>ein</strong>e Begleiterin und prüfte ihren Herzschlag, dann sah er beruhigt zu ihr<br />

hoch:"Eine Überfahrt, von Oora nach Tejin. Piraten." Sie nickte:"Welche?"<br />

Der pinke Typ kniete sich hin und hob s<strong>ein</strong>e Begleiterin hoch:"Die von der üblen Sorte,<br />

mit Klauen und ziemlich fleisch-orientierten Zähnen."


Sie musterte ihn:"Gebleichte Kleidung. Kannst du uns irgendwas für eure Überfahrt<br />

bieten? Dann bringen wir euch hin." "Wir wollten neu anfangen, all zu viel hatten wir<br />

nicht...und was wir hatten, ist mit den Piraten weg."<br />

Alia sah, dass er wohl wirklich nichts mehr hatte und nickte zu Nep:"Zeig ihnen <strong>ein</strong>en<br />

annehmbaren Ort zum Schlafen. Aber wenn's brenzlig wird, kämpft ihr beiden mit."<br />

Der Typ nickte und trug s<strong>ein</strong>e Gefährtin hinter Nep hinterher.<br />

Nep hatte noch nie so seltsame Typen gesehen. Gut, da er s<strong>ein</strong> Leben hauptsächlich<br />

auf See verbracht hatte, kannte er eh nicht viele Leute aus den tieferen Landzonen,<br />

aber davon gab es eh nur wenige.<br />

Wenn er <strong>ein</strong>es von diesen Sklaven-Händler-Schw<strong>ein</strong>en gewesen wäre, hätte er ne<br />

Menge Profit mit diesen beiden Unikaten machen können. Um so merkwürdiger, dass<br />

die beiden nicht verwand rochen und trotzdem so ähnlich waren. Aber Tuo sah ja auch<br />

fast so aus wie er, obwohl sie nur zusammen aufgewachsen waren.<br />

Er zeigte den beiden <strong>ein</strong>e Pritsche:"Hier kannst du mit ihr pennen. Aber nich zu laut,<br />

Tuo und ich schlafen gleich neben an."<br />

Der Kerl nickte und legte sie ab...sie hatten beide so Fusseln am Kopf...wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

irgend ne Tarnung oder sie konnten damit Insekten fangen oder sonstwas.<br />

Thorsten legte Jarin ab und hörte ihre Stimme über Funk:"Ist der Kanal sicher?" "Mit<br />

all dem ECM und ECCM, den ich dir implantiert habe..." "Also ist er sicher, ich wollte<br />

nur noch mal d<strong>ein</strong>e M<strong>ein</strong>ung zu m<strong>ein</strong>en Ergebnissen hören. Kann ich offen sprechen?"<br />

"Das Schiff ist<br />

<strong>ein</strong> lebendes Kollektiv aus verschiedensten Pflanzen und Blumentieren, es denkt und<br />

ist intelligent, also sollten wir uns weiter über Funk unterhalten." "Gut. Und d<strong>ein</strong>e<br />

Story für uns ist...?" "Wir sind Leute von <strong>ein</strong>er großen Insel und wollen zu <strong>ein</strong>er<br />

Anderen." "Und dann Piraten." "Ja. Was erwartet uns? Wie ich dich kenne, kuttern wir<br />

gerade über <strong>ein</strong> antikes Lager von <strong>ein</strong>er planeten-fremden Rasse, die hier ihre alten<br />

ABC-Waffen <strong>ein</strong>lagert und <strong>ein</strong>en interstellaren Krieg planen." "N<strong>ein</strong>, nur <strong>ein</strong> Riff und<br />

<strong>ein</strong> paar irre Piraten, die von unserer Gastgeberin gehört haben und ihr nun ans Leder<br />

wollen." "Weiss sie davon?" "Ja, aber sie glaubt nicht, dass sie ihr so nahe sind."<br />

"Müssen wir uns zurückhalten?" "Kräftemäßig...n<strong>ein</strong>, aber du solltest nicht sichtbar<br />

fliegen und Energie-Ersch<strong>ein</strong>ungen erzeugen." "Blitze sind aber in Ordnung, oder?"<br />

"Ja, hier gibt's Tausende von Kreaturen, die Elektrizität erzeugen können." "Feuer?"<br />

"Von mir aus auch das."<br />

Jarin kuschelte sich an s<strong>ein</strong>e Brust:"Nicht nur das Schiff beobachtet uns."<br />

Alia sah durch <strong>ein</strong> Loch in der Wand, Nep und Tuo sahen über je <strong>ein</strong>e ihrer Schultern.<br />

Hätte sie nicht leise s<strong>ein</strong> wollen, hätten beide jetzt <strong>ein</strong>e Back-Pfeife bekommen, ihr so<br />

schamlos von hinten über den Rücken zu ragen.<br />

Bei der Paarung schwamm man ja über den Rücken der Frau...aber beide machten<br />

nicht den Eindruck, als hätten sie sowas im Sinn.<br />

Sie drehte sich um und beide fielen b<strong>ein</strong>ahe um, hätten sie sich nicht mit ihren<br />

Haftorganen an den Bettpfosten festgehalten.<br />

Sie sah die beiden an und rümpfte die Schnauze:"Kommt mir nicht noch mal so von<br />

hinten ran." "Sorry Kap."<br />

Tuo rieb sich den Bauch:"Kap, wann kommen wir denn mal wieder an <strong>ein</strong>em<br />

Handelsdock vorbei? Ich...ich würde mir gerne mal wieder <strong>ein</strong> Stück Kuchen oder ne<br />

saftige Frucht vom Land kaufen." "Du weisst genau, dass das momentan nicht im<br />

Budget liegt."<br />

Tuo seufzte und löste sich von der Wand:"Ich weiss, nur...wenn ich mir das ungefair<br />

<strong>ein</strong>mal im Jahr leisten kann...dann ist das..."<br />

Alia schüttelte den Kopf und ging raus. Sie hatte ja immer mitkriegen müssen, dass<br />

ihre Eltern mit ihrem großen Schiff sehr viel mehr Geld verdienten als Nep's und Tuo's<br />

Eltern, die nur den Rumpf des Schiffes r<strong>ein</strong>igten.<br />

Mehr als <strong>ein</strong>mal hatte sie gesehen, dass ihre Eltern Nep und Tuo zum Geburtstag <strong>ein</strong><br />

Stück Kuchen geschenkt hatten...die beiden hatten wirklich k<strong>ein</strong>e so reiche Kindheit


wie sie gehabt.<br />

Sie legte <strong>ein</strong> paar der Beeren vom Kapitänssessel vor die Kajüte der beiden.<br />

Ihre Gäste...nun ja, die blieben ruhig.<br />

Jarin lag in Thorstens Armbeuge und lächelte. Er tat so als ob er schlief, so wie sie<br />

dieses Mal auch, aber über Funk unterhielten sie sich und sie sah die WebCam für die<br />

Bettchen ihrer Kinder.<br />

Sie kuschelte sich an ihn und kicherte im Äther:"Schon witzig die Drei. Wenn die<br />

wüssten, dass wir sogar ihre Herzschläge hören können." "Ja, sie sind noch sehr<br />

jung." "Im Vergleich zu dir ist <strong>ein</strong> uralter Baum jung."<br />

Thorsten grinste sie neckisch an:"Irgendwann wirst du das auch so zu hören kriegen."<br />

"Dann bist du aber schon fast älter als <strong>ein</strong> Planet."<br />

Er seufzte und sie schlief <strong>ein</strong>.<br />

Der nächste Morgen war herrlich. Tropisches Wetter, mit <strong>ein</strong>er salzig frischen Meeres-<br />

Brise.<br />

Sie vermisste ihre Kl<strong>ein</strong>en schon <strong>ein</strong> wenig, aber Thorsten passte ja bestens auf sie<br />

auf. Der dritte Weltkrieg mit den Xenon und allen anderen Rassen des Alls könnte<br />

ausbrechen und die Kl<strong>ein</strong>en würden immernoch ruhig schlafen können.<br />

Thorsten lächelte sie an und in dem HUD in ihrem Blickfeld kam <strong>ein</strong> neues Fenster<br />

hervor. Ein Herzmonitor für ihre Kl<strong>ein</strong>en. Lebenszeichen, von A bis Z und <strong>ein</strong>e<br />

WebCam.<br />

Eines dieser Amphibien-Wesen, ihres Wissens nach Tuo, ging zum riesigen Stamm, an<br />

dem die dichten Blätter-Segel hingen.<br />

S<strong>ein</strong> Magen knurrte laut und er drehte sich zu ihr um:"Auch wenn ihr vom Festland<br />

kommt...du weisst nicht zufällig, wo der nächste Handelsposten ist?"<br />

Jarin sah vor ihrem geistigen Auge die Simulation des Planeten rotieren, auch ihre<br />

momentane Position, aber sie durfte nicht zu auffällig s<strong>ein</strong>, immerhin wussten<br />

Schiffbrüchige nicht, wo sie hingetrieben worden waren.<br />

"Wenn du mir sagst, wo wir sind." "Pfff...etwa zwei Tage bei gutem Wind im Rücken<br />

nördlich von Himalu."<br />

Sie deutete nach links, in die Richtung, die sie aus der Karte ableiten konnte:"Etwa<br />

<strong>ein</strong>en halben Tag bei mäßigem Wind in die Richtung. Dort ist <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Korallen-Insel<br />

mit nem kl<strong>ein</strong>em Hof."<br />

Er nickte:"Dann hat der Captain ja mal wieder den richtigen Kurs genommen. Tja...wir<br />

sind Schiffshalter, sie <strong>ein</strong>e richtige Deck-Lady."<br />

Jarin setzte sich auf <strong>ein</strong> Fass:"Und wo ist da der große Unterschied?"<br />

Der Amphib lehnte sich gegen <strong>ein</strong> Paddel und kam wieder nach vorne, dass Paddel<br />

hing an s<strong>ein</strong>em Rücken:"Tja, wir haben diese Greif-Dinger am Rücken. Nicht gerade<br />

<strong>ein</strong> Zeichen des Wohlstands. Übrigens:Was sind das für fusselige Fäden auf euren<br />

Köpfen?"<br />

Jarin griff sich an den Kopf:"Ach das. Das sind Haare. Die dienen eigentlich nur als<br />

Sonnenschutz und regeln <strong>ein</strong> bisschen die Temperatur auf'm Kopf. Aber beim<br />

Schwimmen kleben sie am Körper und machen kl<strong>ein</strong>e Strömungen. Daher habt ihr<br />

wohl k<strong>ein</strong>e."<br />

Er nickte:"Ja, is wohl so."<br />

Wieder knurrte s<strong>ein</strong> Magen.<br />

Jarin hatte seit dem letzten Essen am Vortag nichts gegessen und normalerweise<br />

hätte ihr Magen jetzt auch geknurrt. Aber wenn sie hungrig war, konnte sie die<br />

Naniten in ihrem Körper veranlassen, <strong>ein</strong>en Nährbrei in ihrem Magen zu erzeugen,<br />

damit sie k<strong>ein</strong> Hungergefühl hatte.<br />

Aber er tat ihr leid.<br />

Sie kontaktierte Thorsten über Funk:"Werden wir ihnen <strong>ein</strong> bisschen finanziell unter<br />

die Arme greifen, wenn wir den Handelsposten erreichen?"<br />

"Von mir aus gerne. Ich gebe vor, wir hätten unser Geld versteckt, weil man ja nicht<br />

weiss, bei wem man gelandet ist." "Gut."


Einen halben Tag später, die Sonne hing rötlich bis gelb am Himmel, legten sie an dem<br />

st<strong>ein</strong>ernen Steg an.<br />

Jarin nahm den Geruch irgend<strong>ein</strong>es süßen Gebäcks wahr.<br />

Auf all den Touren mit Thorsten durch's All hatte sie mittlerweile gemerkt, dass viele<br />

Ökosysteme unabhängig von<strong>ein</strong>ander Zucker und Stärke als Energie-Speicher<br />

nutzten.<br />

Wieder hörte sie das Magenknurren neben sich.<br />

Der arme Kerl tat ihr so leid.<br />

Thorsten war wie im siebten Himmel. Endlich konnte er wieder vor Ort <strong>ein</strong> paar Bio-<br />

Kulturen analyisieren.<br />

Dabei durfte er die Präsidentin nicht vergessen.<br />

Er manipulierte die Sensoren im Krankenzimmer und erzeugte <strong>ein</strong> schalldämpfendes<br />

Kraftfeld darum.<br />

Dann entstand s<strong>ein</strong> Double, die Präsidentin schrie, dann folgten wüste<br />

Beschimpfungen, die durch ihren dicken Verband nicht hindurchkamen.<br />

Er lächelte und setzte sich hin:"Ich habe gehört, ihre Rede soll <strong>ein</strong> Knaller gewesen<br />

s<strong>ein</strong>, geradezu elektrisierend. Wissen sie, ich habe in Jahrhunderten und überall um<br />

Universum solche wie sie Schwachköpfe gesehen. Sch<strong>ein</strong>bar ist es <strong>ein</strong>e Konstante,<br />

dass minimales Hirn und Herz mit Machtgier kompensiert werden. Aber <strong>ein</strong>es sage ich<br />

ihnen: Sollten sie je wieder ihre Profit-Sucht dazu führen lassen, dass sie arme Leute,<br />

die um ihr Leben und ihre Gesundheit fürchten, ausbeuten wollen, dann verwandele<br />

ich sie vor laufenden Kameras in <strong>ein</strong>e Khaak."<br />

Sie schrie und Thorsten sah sie finster an:"Und ich werde sie ohne Narkose am Leben<br />

erhalten, während man sie seziert! Also, sollten sie irgendwann nach ihrer Genesung<br />

noch mal <strong>ein</strong> politisches Amt inne haben, bei dem sie mehr zu sagen haben als die<br />

Putzfrau der Klos des argonischen Senats, dann handeln sie großzügig und zum Wohl<br />

anderer, oder ihre abgekokelten, epilierten B<strong>ein</strong>e werden ganz schnell <strong>ein</strong> schwarz<br />

schimmerndes Exoskelett haben. Deal?"<br />

Sie nickte heftig.<br />

Er grinste:"Gut, dann haben sie nichts mehr von mir zu befürchten und als kl<strong>ein</strong>es<br />

Geschenk, halte ich ihnen sogar den Wundbrand vom Leib, der sich gerade in ihrer<br />

Achselhöhle ausbreiten will."<br />

Im Grunde war es ja nicht s<strong>ein</strong>e Art, so <strong>ein</strong> A******** zu s<strong>ein</strong>, aber im Falle dieser<br />

<strong>ein</strong>gebildeten Ziege galt: Wie man in den Wald hin<strong>ein</strong>ruft, so schallt es hinaus.<br />

Er löste das Double auf und betrachtete die Architektur des kl<strong>ein</strong>en Anwesens. Es<br />

wirkte griechisch, wobei die weissen Korallen, die das Baumaterial bildeten wohl den<br />

großen Ausschlag gaben.<br />

Ein eben so weiss schimmernder Amphib kam auf sie zu und lächelte freundlich:"Ah,<br />

Ich denke, ihr wollt zum Markt. Folgt <strong>ein</strong>fach den Schildern."<br />

Nep stand grinsend neben ihm:"Oh mann. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich auf<br />

diese <strong>ein</strong>tönige Ration freuen würde."<br />

Das konnte Thorsten verstehen. Einen Plankton-Brei, der in etwa das<br />

Geschmackserlebnis von Kartoffel-Pürree mit Haferflocken darstellte, war bestimmt<br />

nicht etwas, das man täglich essen wollte.<br />

Aber es gab hier ja auch <strong>ein</strong>ige Pflanzen, die um <strong>ein</strong>iges Schmackhafter waren.<br />

Zum Beispiel <strong>ein</strong>en natürlichen Salz-Filter. Die baumgroße Pflanze filterte Salz aus<br />

dem Meereswasser, das es in Blasen an s<strong>ein</strong>em Körper speicherte. Wenn <strong>ein</strong> F<strong>ein</strong>d die<br />

Pflanze beschädigte, entliess sie das Salz, was ganz und garnicht angenehm für <strong>ein</strong>en<br />

Meeresbewohner war.<br />

Ebenso <strong>ein</strong>e Pflanze, die ihre Samen an der Spitze trug, die mehrere dutzend Meter<br />

über dem Meeresboden lag. Um sich vor F<strong>ein</strong>den zu schützen, produzierte sie feste<br />

Behälter, in die sie Süsswasser filterte.<br />

Kam <strong>ein</strong> F<strong>ein</strong>d, öffneten sich die Behälter und die Dichte des Wassers um die Pflanze<br />

nahm rapide ab, wodurch die Spitze unerreichbar war.


So gewann man mehr Süsswasser, als die Pflanzen des Schiffes es konnten.<br />

Thorsten bewunderte die Sorgfalt, mit der der Boden behauen worden war, um <strong>ein</strong>en<br />

glatten Untergrund für die empfindlichen Amphibien-Füsse zu schaffen.<br />

Er trug Schuhe, also spürte er die Glätte nicht direkt, aber s<strong>ein</strong>e Sensoren<br />

ermöglichten ihm <strong>ein</strong>en tiefen Einblick.<br />

Der Markt war belebter, als jemand, der es nicht schon vorher gesehen hatte, erwartet<br />

hätte. Immerhin drei Familien hatten ihre lebendigen Schiffe an den Docks fest<br />

gemacht und handelten.<br />

K<strong>ein</strong>er konnte sich die teureren Artikel, wie Früchte und Gemüse vom Land leisten,<br />

aber <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Quappe, mit noch <strong>ein</strong>em kräftigem Schwimmschwanz, hielt glücklich<br />

<strong>ein</strong> Bonbon aus Plankton hoch.<br />

Er lächelte und dachte an s<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>en Schätze zu hause.<br />

Die Währung hier waren seltene Muscheln und St<strong>ein</strong>e. In den tiefsten Tiefen und in<br />

unterirdischen Höhlen auf dem Planeten lagen Giga-Tonnen davon, also brauchte er<br />

nur s<strong>ein</strong>en Teleporter.<br />

S<strong>ein</strong>e Neigung, Feste auszurichten, war wieder <strong>ein</strong>mal angereizt.<br />

Er ging zu Alia:"Entschuldige bitte, aber ich war nicht ganz ehrlich zu dir." Sie sah ihn<br />

an, schon die Hand am Messer:"Wie m<strong>ein</strong>st du das?!"<br />

"Nun, m<strong>ein</strong>e Frau und ich sind von Bord gesprungen, bevor wir beraupt wurden<br />

konnten." "Und...wieso erzählst du mir das jetzt? Hast du k<strong>ein</strong>e Angst, dass wir euch<br />

ausrauben könnten?" "Ihr seid nicht der Schlag Leute, denen ich sowas zutraue und<br />

ausserdem könnte ich wohl nicht verlieren."<br />

Sie seufzte und ihren Gedanken entnahm er, dass sie nicht sonderlich überrascht<br />

war:"Und was willst du nun? Mir <strong>ein</strong> paar Schalen auszahlen, damit ich euer Taxi<br />

spiele?"<br />

Er lächelte:"Nun, auch wenn ich vom Land komme, so kann ich dem Meer viel<br />

abgewinnen und ich wollte dich fragen, ob wir für ne Weile anheuern könnten." "Ich<br />

denke nicht, dass m<strong>ein</strong> Schiff euch so schnell akzeptiert...oder ich."<br />

Er lächelte und griff in s<strong>ein</strong>e Tasche, um ihr unter vorgehaltener Hand zehn der<br />

kostbarsten Muscheln zuzustecken.<br />

Die Muscheln sahen aus wie Jakobs-Muscheln, nur schillerten sie in <strong>ein</strong>em kräftigen<br />

Purpur-Rot.<br />

Ihre Augen weiteten sich:"Was?! Wie...?!"<br />

Thorsten grinste:"Könnte das zumindest d<strong>ein</strong>e Vorurteile beseitigen?"<br />

Sie nickte:"Das ist mehr, als ich je in m<strong>ein</strong>em Leben bisher ausgegeben habe."<br />

Thorsten flüsterte in ihre Hör-Öffnung:"Ich habe auch noch mehr, dass ich auch Nep<br />

und Tuo bezahlen kann."<br />

Sie lächelte und in ihren Gedanken hörte er die offensichtliche Freude über <strong>ein</strong> gutes<br />

Geschäft. Also ging er zu Nep und Tuo, die, als ob sie echte Brüder waren, über die<br />

offensichtlichen Vorzüge der Tochter des Marktbesitzers besprachen.<br />

Die Beiden sahen ihn verblüfft an und er lächelte:"Nun, ich habe eben mit eurer<br />

Kapitänin <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Deal gemacht, der m<strong>ein</strong>e Frau und mich für <strong>ein</strong>e gewisse Zeit<br />

zu Crew-Mitgliedern macht." Die Beiden sahen zuerst nicht sehr begeistert aus.<br />

Thorsten griff in s<strong>ein</strong>e Tasche und nahm pro Hand <strong>ein</strong>e Menge kl<strong>ein</strong>erer Muscheln<br />

heraus, die in ihrem Wert in etwa denen von Alia entsprachen.<br />

Er drückte beiden die Muscheln in die Hände und grinste:"Ich will ja nicht den Vorwurf<br />

hören, wir wären unnützer Ballast."<br />

Nep's Maul stand weit offen und Tuo grinste so breit, dass Thorsten sich echt wundern<br />

musste, dass die Mundwinkel nicht rissen.<br />

"So ihr beiden. Von mir aus könnt ihr euren Lohn gerne ausgeben. Hier gibt es ja<br />

genug Leckeres, was man sich leisten könnte."<br />

Thorsten beobachtete die Beiden unauffällig. Die beiden Amphibien standen an <strong>ein</strong>em<br />

Stand mit kostbarem Gebäck. Zwei kl<strong>ein</strong>e Wesen standen unten an ihren B<strong>ein</strong>en und<br />

betrachteten die bunten Teigwaren. Nep und Tuo sahen sich gegenseitig an, grinsten


und orderten die Küchl<strong>ein</strong>, die die Kinder so sehnsüchtig ansahen.<br />

Die Kinder sahen betrübt nach unten, bis Nep und Tuo ihnen die Küchl<strong>ein</strong> vor die<br />

Schnauzen hielten.<br />

Die Kl<strong>ein</strong>en erstrahlen und Nep und Tuo freuten sich darüber so, wie Thorsten es nach<br />

s<strong>ein</strong>er Einschätzung der Beiden erwartet hatte.<br />

Nun gönnten s<strong>ein</strong>e neuen Mit-Crewler sich pikant gefüllte Teigtaschen und sahen sich<br />

bei den Schwertern um.<br />

So traurig es auch war, war es auf diesen Meeren k<strong>ein</strong>e schlechte Idee. Beide hatten<br />

von gelegentlichen Kämpfen zwar durch ihre körperliche Anpassung jeweils <strong>ein</strong>en<br />

Hornstachel in der Form <strong>ein</strong>es Dolches an den Handgelenken, aber gegen die harten<br />

Hornschwerter von kampferprobten Piraten hatten sie damit k<strong>ein</strong>e Chance.<br />

Zwei große Säbel wie aus alten Piratenfilmen sollten es s<strong>ein</strong>.<br />

Nachdem sie die Schwerter auch noch wie im Piratenfilm in <strong>ein</strong>em Stoff-Gürtel<br />

verstaut hatten, gingen sie weiter über den Markt.<br />

Jarin lächelte. Es war <strong>ein</strong> schöner, warmer Tag und das hier erinnerte sie an ihre<br />

Klassenreise nach Griechenland.<br />

Natürlich waren da nicht menschengroße Fischwesen rumgelaufen, aber die Bauwerke<br />

und das Meer sahen fast genau so aus.<br />

Sie betrachtete die schillernden Muscheln und Krabben-Panzer. Die Datenbank in ihren<br />

Implantaten informierte sie, dass diese Muscheln nicht als Zahlungsmittel genutzt<br />

wurden, aber als Schmuck heiss begehrt waren.<br />

Das Shoppen dauerte leider nicht sehr lange. Sie konnte noch <strong>ein</strong>en perlmutten<br />

schimmernden Stoff aus irgend<strong>ein</strong>er Alge finden, zu der ihre Implantate ihr<br />

haufenweise Informationen lieferten.<br />

Die Daten waren ihr egal, das Schimmern blieb jedoch herrlich.<br />

Nun gingen sie wieder auf das Schiff, das wie der Tropenwald der Te'Ain roch.<br />

Mit neuem Vertrauen wies die Kapitänin ihnen <strong>ein</strong>e gute Kajüte zu.<br />

Es war nichts Besonderes, aber immerhin angenehmer als die kl<strong>ein</strong>e Kammer mit<br />

Betten, in denen sie vorher gelegen hatten.<br />

Auf dem kl<strong>ein</strong>en Fensterbrett, wobei das Fenster schon mit der größte Luxus war,<br />

spriessten aus dem Holz <strong>ein</strong>ige Blümchen in schillerndem Weiß.<br />

Thorsten hatte schon wieder dieses Grinsen und ihre schon medial unterstützten<br />

Ahnungen sagten ihr folgendes:"Thorsten, du möchtest schon wieder irgendwie<br />

jemanden verunsichern."<br />

Über Funk angesprochen drehte er sich zu ihr:"Du...du kennst mich zu gut." Sie<br />

verschränkte die Arme:"Was hast du vor. Einen Tornado? Einen Sturm epochaler<br />

Ausmaße? Willst du die Sterne zu <strong>ein</strong>er Leuchtreklame umarangieren?" "Ich wollte<br />

eigentlich nur <strong>ein</strong> bisschen Spuken. In der Kajüte des gefürchtetsten Piraten auf<br />

diesem Planeten."<br />

"Schickst du <strong>ein</strong> Double, oder lässt du Eines hier?"<br />

Er schüttelte den Kopf:"Ich schicke <strong>ein</strong> Double."<br />

Die Nacht kam und sie bemerkte wieder Thorstens Grinsen.<br />

Thorsten liess alle Fenster des großen Schiffes in der Kajüte zuschlagen.<br />

Sofort brach die Kreatur aus dem Bett hervor.<br />

Das Wesen hätte <strong>ein</strong>en normalen Menschen wie nichts zerpflücken können.<br />

Aus beiden Armen schossen an den Ellenbogen Klingen heraus, nach Vorne hin zwei<br />

Horn-Klingen und aus den Fingern lange Klauen.<br />

Die Kreatur war von Kopf bis Fuss gepanzert, wie <strong>ein</strong>e Art Hummer.<br />

Es fuhr herum:"Wer ist da?!"<br />

Thorsten liess die Kerzen entflammen und s<strong>ein</strong> aus Dunkelheit bestehendes Ebenbild<br />

bildete sich im komfortablen Sessel. Zwar war es nichts weiter als <strong>ein</strong><br />

lichtabsorbierendes Kraftfeld, aber es erweckte den Eindruck, als ob <strong>ein</strong> Schatten im<br />

Sessel saß.<br />

Das Wesen schoss <strong>ein</strong>en Dorn aus <strong>ein</strong>er Drüse an der Schulter auf ihn ab.


Er flog durch das Kraftfeld und stach in den Sessel <strong>ein</strong>.<br />

Er liess die Augen s<strong>ein</strong>es Kraftfeldes blau aufleuchten:"Erok...ich komme zu dir. Schon<br />

bald...du wirst büßen! D<strong>ein</strong>e Mannschaft wird w<strong>ein</strong>en...du wirst schreien."<br />

Die langen Schwerter bohrten sich durch den Sessel, im Versuch s<strong>ein</strong>en Schatten zu<br />

durchbohren.<br />

Er liess das Kraftfeld aufstehen, unter ihm versengte der Boden und s<strong>ein</strong>e<br />

Fussabdrücke wurden ins Holz <strong>ein</strong>gebrannt.<br />

Der Brustkorb der Kreatur bewegte sich auf und ab, die Herzen schlugen laut.<br />

Die Kerzen flammten auf, als würde man sie mit Napalm versetzen.<br />

Die ganze Kajüte begann zu brennen.<br />

Er liess den Schatten verschwinden, die kalt und blau leuchtenden Augen jedoch noch<br />

in den Flammen sch<strong>ein</strong>en. Er liess s<strong>ein</strong> Abbild keuchen.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Mal teleportierte er das panische Amphib in s<strong>ein</strong> Bett zurück, löschte die<br />

Flammen, liess die künstlichen Brand-Spuren verschwinden, reparierte den Sessel und<br />

öffnete die Fenster wieder. Nur s<strong>ein</strong>e Fussabdrücke im Boden liess er da.<br />

Der Pirat schoss in die Horizontale und schrie.<br />

Nachdem er <strong>ein</strong>en Moment lang keuchte, fing er an zu lachen, als nichts verbrannt<br />

war...bis s<strong>ein</strong> Blick auf <strong>ein</strong>gebrannten Fussspuren fiel.<br />

Wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Junge zog sich das Wesen die Decke über den Kopf und lag zitternd in<br />

s<strong>ein</strong>em Bett.<br />

Thorsten lächelte. Dieser Pirat zog ohne Angst über den gigantischen Ozean dieses<br />

Planeten und raubte, plünderte und mordete.<br />

So wollte er es auch auf <strong>ein</strong>er Insel machen, die sie in etwa zehn Stunden erreichen<br />

würden.<br />

Als er dann nach <strong>ein</strong>er ruhigen und friedlichen Nacht am Morgen auf dem Deck stand<br />

und sich den Wind um die Nase wehen liess, beobachteten s<strong>ein</strong>e Naniten das Anlegen<br />

des Piratenschiffes.<br />

Der gepanzerte Kapitän stand mit mordlüsternem Grinsen am seichten Strand der<br />

Insel, die gerade mal die Größe von Rügen hatte.<br />

Thorsten lächelte und liess die blauen Augen s<strong>ein</strong>es Schatten-Doubles im Schatten des<br />

Kapitäns auftauchen.<br />

Sofern die Stelle nicht von <strong>ein</strong>er blutleeren Panzerplatte bedeckt war, wurde das<br />

Amphib kreidebleich.<br />

Es kletterte fast noch schneller auf das Schiff, als es hinuntergeklettert war und liess<br />

s<strong>ein</strong>e Flotte sofort das Weite suchen.<br />

S<strong>ein</strong>e Mannschaft war total verdutzt, zweifelte sogar am Verstand ihres Kapitäns.<br />

Thorsten grinste, nur um sich dann von Jarin <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Klapps gegen den<br />

Hinterkopf <strong>ein</strong>zufangen.<br />

Er sah sie fragend an:"Was sollte das denn?"<br />

Sie seufzte:"Irgendwie wirkt es <strong>ein</strong> bisschen notgeil, wenn du andauernd aus dem<br />

Nichts grinst."<br />

Thorsten wurde rot:"Tut mir leid. Ich sollte <strong>ein</strong> bisschen mehr nach innen lächeln."<br />

Sie hob <strong>ein</strong>e Augenbraue:"Wieso lächelst du eigentlich?" Thorsten spielte ihr die Bilder<br />

vor und sie lächelte auch:"Na, das hat er ja verdient."<br />

Alia kam zu ihnen:"Auch wenn du reichlich bezahlt hast. War unsere Ver<strong>ein</strong>barung<br />

nicht, dass ihr bei der Crew mitmachen wolltet?!" Thorsten nickte:"Ja. Was können wir<br />

tun?"<br />

Sie deutete zum Wasser:"Nun...ihr seid <strong>ein</strong> Leben an Land gewöhnt...wie lange könnt<br />

ihr unter Wasser atmen?"<br />

Sie öffnete die kl<strong>ein</strong>en Klappen an ihren Rippenbögen und zeigte die f<strong>ein</strong>en<br />

Kiemenbarten:"Oder habt ihr sowas?"<br />

Jarin sah ihn lächelnd an und dann zu Alia:"Ja, aber innen."<br />

Alia lächelte fröhlich:"Gut, dann könnt ihr ja die Parasiten vom Boot lösen. Die<br />

Aufsetzer zehren ganz schön an m<strong>ein</strong>er Armen."


Thorsten nickte, Jarin stand auf und sie gingen zur Reeling.<br />

Ein Köpfer und sie schwammen neben dem Boot hinterher.<br />

Parasiten waren die <strong>ein</strong>zigen Wesen, die Thorsten nicht so gerne mochte, zumal auf<br />

dieser Welt die Wesen auch anders leben konnten.<br />

Neben ihnen platschte <strong>ein</strong> Spachtel ins Wasser. Das Werkzeug hatten sie ganz<br />

vergessen.<br />

Er nahm es, brauchte es eigentlich aber nicht.<br />

Jarin lächelte ihn an, ansch<strong>ein</strong>end wollte sie ihm stolz etwas präsentieren.<br />

Sie schien sich zu konzentrieren und er sah wie <strong>ein</strong> unsichtbares Kraftfeld den Boden<br />

des Schiffes umschloss.<br />

Im Anbetracht s<strong>ein</strong>er Sensoren war unsichtbar für ihn so <strong>ein</strong>e schwammige Definition.<br />

Jedenfalls formte das Kraftfeld die hunderten an f<strong>ein</strong>gliedrigen Pflanzen und Tiere<br />

nach, die parasitär lebten. Symbionten hatte Jarin aus der Datenbank her erkannt.<br />

Das Kraftfeld drang in das lebende Holz <strong>ein</strong> und umschloss als dünner Film die<br />

Wurzeln und Tentakel, die sich in das Holz gebohrt hatten.<br />

Mit <strong>ein</strong>er weiteren Bewegung zog das Kraftfeld die Parasiten herraus und löste sich<br />

auf.<br />

Die Pflanzen und Tiere sanken richtung Meeresgrund und würden da die selben<br />

biologischen Rollen übernehmen, wie Blumentiere und Algen auf der Erde.<br />

Thorsten nahm sie lobend in den Arm:"Toll Schatz!!! Du kannst sogar schon die Atome<br />

umschliessen!" Sie nickte und umarmte ihn:"Das ist sowas von praktisch beim<br />

Windeln wechseln. Nicht <strong>ein</strong>e Bakterie bleibt an unseren Kl<strong>ein</strong>en."<br />

Er versiegelte die Wunden mit dem Harz das austrat, indem er es wieder<br />

<strong>ein</strong>massierte.<br />

Wie Schorf versiegelte das Sekret die Pflanzen gegen das Wasser und das Salz.<br />

Thorsten liess Jarin den Vortritt an der aus Rankpflanzen bestehenden Leiter an Bord.<br />

Alia lächelte.<br />

Die Beiden waren enorm schnell gewesen und hatten wahrsch<strong>ein</strong>lich nicht mal <strong>ein</strong>e<br />

Wurzel entfernt.<br />

Oder die Tentakel, die im Holz verrotteten und ihre arme Freundin krank machten.<br />

"So, dann will ich mir mal eure Arbeit ansehen."<br />

Sie sprang in weitem Bogen ins Wasser und schlängelte sich unter den Bug ihres<br />

Schiffes...sie traute ihren Augen kaum!<br />

Es war perfekt! Besser als Nep und Tuo oder sie es je geschafft hatten!<br />

Sie sah k<strong>ein</strong>erlei Verfärbung des Holzes, womit ihr Schiff ihr anzeigte, dass noch Reste<br />

der Pflanzen oder Tiere im Holz steckten.<br />

Alle der glatten Symbionten, die genau so zum Schiff gehören sollten wie alle Wesen<br />

die ihr Schiff bildeten, waren unversehrt und schienen sehr gesund zu s<strong>ein</strong>.<br />

Nachdem sie den Rumpf dreimal abgesucht hatte, konnte sie sich nur <strong>ein</strong>gestehen,<br />

dass es die beste R<strong>ein</strong>igung gewesen war, die ihr Schiff je hatte erfahren dürfen.<br />

Sie kletterte nach oben und sah die beiden fragend an:"Habt ihr zufällig <strong>ein</strong>e Werft?<br />

Ich habe noch nie so <strong>ein</strong>e gute R<strong>ein</strong>igung für m<strong>ein</strong> Schiff gehabt!"<br />

Thorsten lächelte sie an:"Nun, m<strong>ein</strong> Vater war ganz bewandert in der Pflege. Aber<br />

direkt <strong>ein</strong>e Werft...pff, n<strong>ein</strong>, eher <strong>ein</strong>e Plantage mit Heilkräutern. Die werden im<br />

Rumpf angebaut und heilen durch Öle und Säfte."<br />

Sie lächelte:"Nun...wenn das so ist, gebe ich gerne die ganze Bezahlung von euch für<br />

so <strong>ein</strong>en Kräuter aus...sofern es reicht."<br />

Er zuckte mit den Schultern:"Es dürfte für <strong>ein</strong> Viertel des Rumpfes ausreichen."<br />

Durch <strong>ein</strong> Streicheln an <strong>ein</strong>em empfindlichen Blatt am Mast-Stamm liess sie die Segel<br />

aufgehen und setzte sich ruhig in ihren Sessel.<br />

Ruhig...bis sie das Schiff am Horizont sah.<br />

Es war kl<strong>ein</strong>...in etwa so groß wie ihr Schiff...aber die Stacheln am Rumpf und das<br />

Segel aus Holzplatten, dazu die Fahne! Es war <strong>ein</strong> Räuberschiff!<br />

Nicht so gefährlich wie <strong>ein</strong> Piratenschiff, aber fünf bis acht Mann waren oft


darauf...und alle bewaffnet!<br />

Das sie sie noch nicht gesehen hatten, war auszuschliessen, denn das Schiff legte sich<br />

voll in den Wind und in <strong>ein</strong>e Kurve zu ihnen.<br />

Sie schrie:"Alle Mann an Deck!!! Wir müssen fliehen!"<br />

Ihre weiss gekleideten Passagiere und ihre beiden Freunde rasten aus der Tür und sie<br />

gab wilde Anweisungen, um ja den Wind am besten zu nutzen.<br />

Es nützte nichts.<br />

Innerhalb von zwanzig Minuten schossen die ersten der dorn-bewehrten Enter-Lianen<br />

an die Rehling ihres Schiffes.<br />

Die See-Räuber waren besser gepanzert und bewaffnet, als sie es gedacht hätte.<br />

Zumindest der Kapitän, der knapp zweimal so groß war wie sie.<br />

Jarin tastete die Wesen vor ihr ab. Natürlich mit ihren Scannern.<br />

Der Kapitän sah aus wie schwanger...aber ihre Scanner wiesen ihn als männlich aus.<br />

Ein Scan des Bauches zeigte den Hintergrund. Er war <strong>ein</strong>e Art Mischung aus Kugelfisch<br />

und Schützenfisch.<br />

Er schluckte literweise Wasser und schoss es mit starken Muskeln in Form von kl<strong>ein</strong>en<br />

Fontänen aus s<strong>ein</strong>em Schlund.<br />

Er ging auf sie zu...sie war von der Statur her die verm<strong>ein</strong>tlich Schwächste.<br />

Thorsten lächelte, als sie aus s<strong>ein</strong>er Datenbank den stärksten Alkaselzer abrief, den es<br />

gab.<br />

Der Kugelfisch grinste sie mit scharfen Zähnen an:"Ah...was könnte ich dir denn<br />

antun?!"<br />

Sie tat verängstigt:"Bitte...alles...nur nimm nicht m<strong>ein</strong>e Stärke-Pillen...ohne die bin<br />

ich zu schwach zum laufen..."<br />

Er grinste und griff in die Tasche, die sie mit den Händen abdeckte:"Hmmm...Stärke.<br />

Die kann man immer gebrauchen." Er schluckte die Pillen.<br />

Normalerweise war das die Dosis, die man <strong>ein</strong>em ausgewachsenem Elefanten-Bullen<br />

gab.<br />

Er grinste, dann wurden s<strong>ein</strong>e Augen groß, als s<strong>ein</strong> Bauch s<strong>ein</strong>e Weste zerriss.<br />

Als wäre diese Cartoon-Szene nicht schon genug, schwoll der Hals an und s<strong>ein</strong> Maul<br />

und s<strong>ein</strong>e Nasenlöcher schossen Fontänen aus Schaum ab. Die Öffnung am anderen<br />

Ende des Verdauungstraktes verhielt sich nicht anders und zerriss mit s<strong>ein</strong>er Wucht<br />

die Hose.<br />

Es erinnerte sie an damals, als sie in der Jungen-Umkleide Minz-Bonbons in Cola-<br />

Flaschen geworfen hatte.<br />

Der Bauch erinnerte nun an <strong>ein</strong>en Strandball, der langsam zu schrumpfen begann.<br />

Wie <strong>ein</strong>e labberige Schürze hing die gepanzerte Haut nach unten und das Wesen<br />

hustete.<br />

Die anderen sechs Räuber sahen ihren Kapitän fragend an.<br />

Er hustete Schaum aus:"Die...die Schlampe gehört mir!"<br />

Thorsten, immerhin <strong>ein</strong>en halben Meter kl<strong>ein</strong>er, ging dazwischen:"Du lässt die Flossen<br />

von m<strong>ein</strong>er Frau!"<br />

"Ach und wieso sollte ich auf so <strong>ein</strong>en Mickerling wie dich hören?!"<br />

Thorsten packte den Kerl an <strong>ein</strong>em s<strong>ein</strong>er Klingendornen und schlug ihn wie in <strong>ein</strong>em<br />

Cartoon-Karate von <strong>ein</strong>er Seite auf die andere, nur um ihn dann mit <strong>ein</strong>em Wurf<br />

Richtung s<strong>ein</strong>es Schiffes zu befördern.<br />

Thorsten grinste die Mannschaft an:"Wollen wir mal sehen, wie weit ich euch Kerle<br />

werfen kann?"<br />

Sie hatte noch nie <strong>ein</strong> paar Amphibien so schnell rennen sehen.<br />

Die Crew der sie angehörten, sah sie fragend an. Ihre Kapitänin wirkte vorwurfsvoll<br />

und misstrauisch:"Ach und wie haben euch bitte Piraten vom Schiff geworfen?!"<br />

Thorsten errötete, natürlich nicht real, aber es sah so aus:"Nun...als Landbewohner<br />

haben wir nicht so griffige Füsse auf Schiffen. Wir sind unter Deck heraus und als die<br />

erste Welle über Deck schwappte, hat sie uns in Meer geholt."


Nep stiess Alia in die Seite:"Hey Cap. Ich glaube nicht, dass sie uns irgendwas vom<br />

Fisch erzählen, um uns irgendwas anzutun. Ausserdem: Was sie ihm da gegeben<br />

hat...die müssen sich mit Kräutern auskennen."<br />

Alia sah sie wütend an:"Überhaupt! Was war das für <strong>ein</strong> Schaumzeug?! Der Typ ist ja<br />

b<strong>ein</strong>ahe geplatzt! Ich konnte durch s<strong>ein</strong>e Bauchhaut b<strong>ein</strong>ahe durchsehen!"<br />

Jarin lächelte:"Nun, das ist <strong>ein</strong> Magenr<strong>ein</strong>igungsmittel. Allerdings hat er <strong>ein</strong>e Menge<br />

genommen, die für nen Typen mit der Größe <strong>ein</strong>es Schiffes gedacht wäre. Das Zeug<br />

ist in s<strong>ein</strong>em Magen aufgeschäumt und naja...der Druck musste raus."<br />

Sie nahm <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>ere Pille aus ihren endlosen Taschen:"Das hier wäre die Dosis für<br />

Leute in unserer Größe."<br />

Obwohl sie k<strong>ein</strong> Völlegefühl verspürte, schluckte sie die kl<strong>ein</strong>e Pastille und spürte das<br />

Schäumen in ihrem Bauch.<br />

Da die Dosis normal war, quoll sie nicht auf, sondern liess nur ab und zu möglichst<br />

damenhaft <strong>ein</strong>en Rülpser verlauten.<br />

Alia schien sich zu beruhigen:"Naja...wenn ihr schon so starke Kräuter-Pillen<br />

habt...habt ihr auch irgendwas, was uns helfen könnte?"<br />

Jarin sah zu Thorsten.<br />

Zwar war sie mit Laboren im Körper ausgestattet, mit denen sie für alles was erstellen<br />

konnte, aber <strong>ein</strong>fach irgendwas auszugeben war ihr immer noch nicht geheuer.<br />

Thorsten lächelte und nahm drei kl<strong>ein</strong>e Pillen heraus:"Nun, ich hätte das hier. Aber ich<br />

verrate euch nicht, was es ist. Ich verspreche euch, dass euch nichts Schreckliches<br />

passieren wird. Ob ihr mir vertraut, ist eure Sache, auch wenn ich euch versichere,<br />

dass ihr es könnt."<br />

Tuo ging auf Thorsten zu, sah sich die Pille an, legte sie sich auf s<strong>ein</strong>e Zunge und<br />

schluckte sie herunter. Nep, etwas zögerlicher, tat es ihm nach.<br />

Alia zögerte am längsten, schloss sich ihrer Mannschaft dann aber doch an.<br />

Sie sah an sich hinunter:"Hey ihr beiden! Ich merke nichts!"<br />

Thorsten nickte:"Hmhm. Die Pille braucht <strong>ein</strong> bisschen um zu wirken. Etwa heute<br />

abend seht ihr die ersten Ergebnisse."<br />

Jarin setzte sich auf die Reling neben Thorsten und sprach ihn über Funk<br />

an:"Und...was hast du ihnen gegeben?"<br />

"Ein seltenes Pflänzchen auf diesem Planeten. Es wächst nur in den tiefsten und<br />

dunkelsten Spalten in der Tiefsee, wo nur die wenigsten hinkommen. Ausser der<br />

Fauna und Flora die dort lebt. Es ist <strong>ein</strong>e symbiontische Pflanze. Sie enthält <strong>ein</strong>en<br />

Stoff, der dem Hormon entspricht, dass die Augen dieser Leute herstellt, wenn es den<br />

Anforderungen nicht nachkommt."<br />

"Und das heisst?" "Nun...Sie werden bessere Augen bekommen. Da ich den Stoff hoch<br />

dosiert habe, was nicht schädlich ist, werden sie enorme Sicht haben. Nachtsicht und<br />

<strong>ein</strong>e Sichtweite, die den Horizont etwa fünf Kilometer nach hinten versetzt."<br />

Alia ging in ihre Kajüte. Sie war so müde...und ihre Augen pulsierten im Rhytmus<br />

ihres Herzschlags.<br />

Irgendwie machte sie sich trotzdem k<strong>ein</strong>e Sorgen.<br />

Sie legte sich hin und schlief b<strong>ein</strong>ahe sofort <strong>ein</strong>.<br />

Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte. Nur, dass sie Nep und Tuo<br />

schnarchen hörte. Die Beiden schliefen also noch. Das Pochen in ihren Augen war<br />

verschwunden.<br />

Mit gewohnter Leichtigkeit stieg sie aus ihrem Lager und bewegte sich langsam zum<br />

Deck.<br />

Sie hörte Thorsten und Jarin lachen. Es klang amüsiert, ohne irgendwelchen fiesen<br />

Unterton.<br />

An Deck sah sie sich um und spürte immernoch k<strong>ein</strong>e Veränderung:"Und was ist nun?"<br />

Thorsten grinste:"Ich denke mal, du solltest erst <strong>ein</strong>mal Blinzeln und versuchen, in<br />

d<strong>ein</strong>en Augen das Gefühl hervorzurufen, wie wenn sie sich an die Dunkelheit<br />

anpassen."


Sie sah nicht den Sinn darin, versuchte es aber trotzdem.<br />

Plötzlich wurden aus den dunklen Silhuetten, die nur das Sternenlicht erhellten, klare<br />

Formen und Farben, fast als wäre es Tag.<br />

Thorsten lächelte breit:"Ah, d<strong>ein</strong>e Augen funkeln silbern, also hat es geklappt. Und<br />

nun versuch mal, dich auf den Horizont zu konzentrieren, während du ihn ansiehst."<br />

Überwältigt nahm sie den Ratschlag an und sah, wie der Horizont immer näher kam,<br />

sich also immer mehr der See ihrem Blick erschloss.<br />

Es war unglaublich!<br />

N'Ra hatte sich in den letzten paar Tagen durch mehrere Kneipen auf Stationen von<br />

Königstal bis Stahlkammer geschlichen. Ihre Systeme lieferten ihr alle relevanten<br />

Informationen über Aktienkurse und Ereignisse im Raum. Selbst die Finanzmärkte der<br />

Teladi konnte sie mittlerweile <strong>ein</strong>sehen. Sie hatte früher nicht unbedingt <strong>ein</strong>en Hass<br />

auf Teladi wie ihre Artgenossen, aber gemocht hatte sie sie gerade auch nicht. Mit<br />

Somos hatte sich das Ganze dann geändert. Er war <strong>ein</strong>e Echse nach ihrem Herzen,<br />

wenn es um's Kämpfen ging und anstatt es zu hassen, nicht überall Profit zu machen,<br />

hasste er s<strong>ein</strong>e Schutzstarre, die früher in Kämpfen <strong>ein</strong>gegriffen hatte.<br />

Er war <strong>ein</strong> Krieger und wenn es solche Ausnahmen unter den Echsen gab, konnten sie<br />

nicht so lahm und feige s<strong>ein</strong>, wie man allgem<strong>ein</strong> behauptete.<br />

In der relativen Nähe zu Familie Whi war dieser Sektor nicht gerade arm an Split, die<br />

es <strong>ein</strong>fach genossen, Teladi zu p<strong>ein</strong>igen.<br />

Gerade bemerkte sie <strong>ein</strong>en Split, der besoffen auf <strong>ein</strong>en Teladi zutorkelte:"Feiges<br />

Echse du! Ich mir machen Koffer aus d<strong>ein</strong>e Haut!"<br />

Der Teladi deutete nach unten und der Split kniete sich runter, um nachzusehen.<br />

Die scharfen Klauen des Teladi rasten heran und landeten im Kostbarsten.<br />

Fiepsend brach der Split zusammen.<br />

Die anderen Split waren zuerst darauf bedacht, den Teladi mit ihren Waffen zu häuten,<br />

bis dieser den Split mit <strong>ein</strong>em Tritt ins Hinterteil aus der Bar kickte, als wäre er <strong>ein</strong><br />

St<strong>ein</strong>chen.<br />

Als der Teladi dann noch mit <strong>ein</strong>em Schwung aus dem Klauengelenk das Blut von<br />

s<strong>ein</strong>en Krallen schleuderte, liess man ihn in Ruhe, als sei er garnicht erst<br />

r<strong>ein</strong>gekommen.<br />

Er ging auf sie zu und setzte sich neben sie:"N'Ra. Ssso sssieht man sssichhhh<br />

wieder." "Somos. Sch<strong>ein</strong>t so, als hätten wir beide hier was zu erledigen."<br />

Die Unterhaltung führten sie über ihren Funkkanal weiter:"Wen verfolgst du?"<br />

Somos trank aus s<strong>ein</strong>em Glas und das Gift darin liess ihn nicht mehr als<br />

schmunzeln:"Ichhh verfolge <strong>ein</strong>en Drogenhändler, der mit <strong>ein</strong>em Waffenhändler<br />

zssusssammenarbeitet." "Dann sind wir wohl hinter je <strong>ein</strong>em Teil <strong>ein</strong>es Duo's her. Ich<br />

will mir den Waffenhändler vorknöpfen."<br />

"Wie willssst du ihm <strong>ein</strong>e Lektion erteilen?" "Also...zuerst lasse ich s<strong>ein</strong>e Waffen-<br />

Station zu <strong>ein</strong>em Todespark mutieren, indem ich <strong>ein</strong> Virus in den Computer<br />

implantiere, dass die Maschinen dazu bringt, ihn zu jagen. Und was wolltest du mit<br />

dem Dealer machen?"<br />

"Tssshhh...ichhh denke mal, da esss auf der sssselben Ssstation issst, habe ichhhh<br />

nichhhtsss zssu d<strong>ein</strong>er Idee zssuzssufügen. Unssser Bosssssss würde wohl die<br />

Pflanzssen durchhh irgendwelchhe Massschhhinen aussstaussschhhhen, die in etwa<br />

dassss Sssselbe machhhen wie du mit den Arbeitssssrobotern." "Jepp. Kann s<strong>ein</strong>.<br />

Wollen wir vielleicht zusammenarbeiten? Könnte vielleicht ganz lustig werden und ich<br />

kann mir unter Umständen <strong>ein</strong> paar Tricks von dir für m<strong>ein</strong>en Messerkampf abgucken.<br />

Im Gegenzug könntest du bei mir <strong>ein</strong> bisschen Schiessen lernen, wenn da bedarf<br />

herrscht."<br />

Er nickte und kippte den Drink in <strong>ein</strong>em Schwung zurück, so dass der kl<strong>ein</strong>e Schluck<br />

darin in das Maul des Barkeepers spritzte.<br />

Die Dosis war gerade noch genug, um ihn KO zu setzen und für etwa fünf Wozuras für<br />

schwere Verdauungsprobleme zu sorgen.


Somos stellte s<strong>ein</strong>e Schuppenfinne auf und ging zum Hangar, über Funk bekam sie<br />

wieder <strong>ein</strong>e Nachricht:"Ichhh warte an den Dockingssstationsss, du sssiehssst ssso<br />

ausss, alsss ob du nochhh <strong>ein</strong>en Informanten befragen möchhhtessst."<br />

Als Somos die Bar verliess, ging <strong>ein</strong> besoffener Split auf sie zu. Der Informant, den sie<br />

suchte.<br />

Er war natürlich weit davon entfernt, s<strong>ein</strong>e Ehre zu erahnen:"So, nun d<strong>ein</strong><br />

Echsenfreund weg! Uarg! Split die Echse mag! Die nichts Freund! Aber ich gut in<br />

Bett!"<br />

Er packte ihre Schulter und damit war es um s<strong>ein</strong>e Schulter schon geschehen.<br />

Mit nicht mehr als <strong>ein</strong>em Griff drehte sie ihm die Schulter aus dem Gelenk und warf<br />

ihn in <strong>ein</strong>e leere Sitzecke, wo mehrere der Metall-Hocker unter der Wucht verbogen.<br />

Elegant wie es sich für <strong>ein</strong>e Split gehörte, stand sie auf und ging in s<strong>ein</strong>e Richtung,<br />

um ihn dann am Kragen hochzuheben:"So, m<strong>ein</strong> sprachlich zurückgebliebener<br />

Vollidiot. Ich weiss genau, für wen du die Waffen und Sklaven schmuggelst und du<br />

gibst mir jetzt mal schön d<strong>ein</strong>e Termine für die nächsten paar Lieferungen und wo die<br />

Lager dafür sind."<br />

Er schüttelte den Kopf.<br />

Sie hob ihn höher und presste ihn gegen die Wand, bis s<strong>ein</strong>e Schultern unter starken<br />

Schmerzen ihre Form in die Wand drückten:"Nun...wir können Folgendes machen:<br />

Entweder, du sagst mir jetzt, was ich wissen will und du kommst mit der kaputten<br />

Schulter bis zur nächsten Piratenbasis und tauchst unter, oder wir probieren mal, wie<br />

tief ich dich in die Wand drücken muss, bis wir <strong>ein</strong>e Stromleitung treffen oder du<br />

zerbrichst."<br />

Sie drückte ihn noch mal etwas tiefer und er keuchte auf:"Gut! Gut! Ich sagen! Daten<br />

sind in Speicher in Flachmann! Du nur Deckel auf und anschliessen!"<br />

N'Ra nahm den Flachmann in ihre Hand und drehte mit Daumen und Zeigefinger den<br />

Deckel auf. Die Scanner in ihrer Hand zeigten ihr aber schon, dass er nicht gelogen<br />

hatte.<br />

Sie musste sich langsam angewöhnen, immer erst nach solchen Sachen zu scannen,<br />

bevor sie unnötig Aufmerksamkeit erregte.<br />

Sie steckte den Flachmann <strong>ein</strong> und liess ihn los.<br />

Er blieb immer noch in der Wand stecken, aber das kümmerte sie herzlich wenig.<br />

Am Hangar erkannte ihr Schiff sie schon aus der Ferne und öffnete die<br />

Schleuse:"Willkommen, Ma'am. Bestätigen sie den Befehl, dem anderen Wächter zu<br />

folgen?"<br />

Sie nickte:"Ja. Wir haben erst <strong>ein</strong>mal die selbe Route. Lade bitte die Koordinaten aus<br />

diesem Datenspeicher in d<strong>ein</strong>en Navigations-Computer." "Sehr wohl." N'Ra setzte sich<br />

hin und baute <strong>ein</strong> Neuro-Link zu Somos auf:"Ich habe <strong>ein</strong> paar Termine für Waffen-<br />

Deals und würde die ganz gerne <strong>ein</strong> bisschen stören."<br />

Über das Neuro-Link empfing sie das Signal, dass Somos nickte:"Klingt nach<br />

Sspasssssss, da machhhhe ichhhh gerne mit."<br />

Erster Termin war in Profitminen, in <strong>ein</strong>er Höhle <strong>ein</strong>es Asteroiden. Der Asteroid war<br />

mit Namen und Koordinaten vermerkt. Der Datenspeicher der Gem<strong>ein</strong>schaft lieferte<br />

zudem <strong>ein</strong>e 3D-Karte.<br />

Sie studierte das kl<strong>ein</strong>e Tunnelsystem und erkannte die Möglichkeiten.<br />

Sie wendete sich an den Computer:"Flechette." "Ja Ma'am?"<br />

"Kannst du das Standard-Waffenfeuer <strong>ein</strong>er Mamba so weit auffächern, dass du diesen<br />

Korridor hier <strong>ein</strong>decken kannst?" "Ich könnte acht Gamma-EPW's immitieren und mit<br />

Hilfe der Steuerdüsen etwaige Flucht-Routen blockieren."<br />

Sie verlinkte sich wieder mit Somos und spielte ihm die Simulation <strong>ein</strong>:"Ich stürme<br />

r<strong>ein</strong> und du lauerst am Hinter<strong>ein</strong>gang auf Flüchtende. So kriegen wir die Kerle."<br />

S<strong>ein</strong>e Schuppenfinne richtete sich auf:"Wir sssperren sssie in ihrem Felssssen <strong>ein</strong>."<br />

Es war wieder Nacht und Thorsten war als Wache <strong>ein</strong>geteilt.<br />

Natürlich gab es k<strong>ein</strong>en besseren Wächter, besonders da sich <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Banditen-


Boot näherte. Es war <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>zelnes Wesen darauf. Ein Amphib, das sich perfekt darauf<br />

entwickelt hatte, nachts auf Boote zu klettern, die Wache schnell und Leise zu töten<br />

und den Rest im Schlaf die Kehle durchzuschneiden.<br />

Das kl<strong>ein</strong>e Boot hatte sich an das Schiff gehängt und der Amphib kletterte eigentlich<br />

unhörbar hinter ihm die Wand runter, die Knochenklinge ausgeklappt.<br />

Der Amphib streckte den Arm nach ihm aus und Thorsten sah lächelnd nach oben.<br />

Das Amphib erschrak fürchterlich.<br />

Er hatte nicht viel übrig für Meuchelmörder, also hatte der Kerl nichts gutes zu<br />

erwarten.<br />

Zur Untermalung schnippste Thorsten <strong>ein</strong>mal mit den Fingern, dann schleuderte <strong>ein</strong><br />

Kraftstoss der Naniten das Wesen in <strong>ein</strong>e ballistische Flugbahn, die es <strong>ein</strong>mal nahe an<br />

die äussere Atmosphäre schleuderte und es letztendlich mit <strong>ein</strong>er riesigen Fontäne<br />

nahe <strong>ein</strong>er Küste mit Wachtruppe wieder <strong>ein</strong>schlagen liess.<br />

Ein paar Knochenbrüche und <strong>ein</strong> blauer Fleck, der sich über die gesamte Haut<br />

erstreckte, waren die <strong>ein</strong>zigen Blessuren, die Thorsten zuliess.<br />

Sonst konnte er aber vorfallslos den Blick auf den klaren Sternenhimmel geniessen.<br />

Somos hatte s<strong>ein</strong>e Fähigkeiten jetzt <strong>ein</strong>igermaßen unter Kontrolle. Bei Belieben<br />

schneller als das Licht zu denken, war oft praktischer als man es sich je hätte<br />

vorstellen können.<br />

Besonders wenn <strong>ein</strong>e Sektorpatroullie ihn anhielt, konnte er schneller Antworten<br />

geben, die logisch und nicht verdächtig klangen.<br />

Die kl<strong>ein</strong>en Hologramme vor ihm zeigten in bester Qualität den Asteroiden, in dem er<br />

und N'Ra sich <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Kampf mit <strong>ein</strong> paar Waffendealern leisten würden.<br />

Nicht dass die Dealer <strong>ein</strong>e große Chance gehabt hätten. Die Implantate von ihrem<br />

Boss waren ja stärker als jede Technik der Sektoren, selbst wenn sie größer waren.<br />

Viel problematischer waren da schon die Daten, die er soeben von dem Informations-<br />

Server der Wächter empfing.<br />

Eine SWAT-Truppe unter der Leitung Ban Dannas würde ebenfalls gegen das<br />

Waffenund<br />

Drogen-Syndikat ermitteln...sie wollten die Anlage stürmen und dass in etwa,<br />

wenn sie ankommen würden.<br />

Manchmal fand er es schon verdammt nervig, dass ihnen k<strong>ein</strong>e Naniten zur Verfügung<br />

standen oder sie wie die neuen Xenon an zwei Orten gleichzeitig s<strong>ein</strong> konnten. Da<br />

hätten sie es <strong>ein</strong>fach in <strong>ein</strong> paar Stunden erledigen können.<br />

Nun aber mussten sie die langsame Methode wählen.<br />

Ein paar Stunden später kamen sie schon an dem Asteroidenfeld an. Es war verzweigt<br />

und <strong>ein</strong> großes Schlachtschiff hätte stundenlang Asteroiden pulverisieren müssen, um<br />

sich dort hin<strong>ein</strong>schieben zu können.<br />

Die Schiffe glitten lautlos und ohne Sensormuster an die jeweiligen Eingänge des<br />

Asteroiden.<br />

Somos stieg aus der Luftschleuse und kletterte mit s<strong>ein</strong>en Klauen in den Gang.<br />

S<strong>ein</strong> Raumanzug war nur <strong>ein</strong> Hologramm, sowas brauchte er ja nicht mehr. S<strong>ein</strong>e<br />

Schuppen nahmen perfekt die Umgebungsfarbe an, so dass er die erwischen konnte,<br />

die s<strong>ein</strong> Schiff nicht erreichen konnte, ohne die Tarnung aufzugeben.<br />

N'Ra kam von Vorne r<strong>ein</strong>.<br />

Ihre Haut hatte die Umgebungsfarbe angenommen und sie hatte <strong>ein</strong> Kraftfeld um ihre<br />

Kleidung gelegt, um Selbiges dafür zu erreichen. TS-Transporter luden Kisten mit<br />

Waffen <strong>ein</strong>.<br />

Die dicken Stromleitungen für die Lade-Maschinen waren für ihre Kraftfelder etwas zu<br />

ungünstig gelegen, aber nicht für <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Explosion, die nach <strong>ein</strong>em Unfall aussah.<br />

Als sie die Lade-Maschinen mit <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Knall sabotiert hatte, betrachtete sie die<br />

Schiffe, die offensichtlich nicht zum Transport gedacht waren.<br />

Sechs M5, die um den Convoy herum nach Sektor-Patroullien Ausschau hielten und<br />

vier schwer bewaffnete M3, die zur Verteidigung dienten.


Sie weitete ihre Hacking-Felder aus und sabotierte die Software, die die Reaktoren<br />

hochregelte, um die Triebwerke zu speisen.<br />

Mit anderen Worten würden die Schiffe ihre Reaktoren nicht weit genug hochfahren<br />

können, um auch nur die Halteklammern zu lösen.<br />

Die Verlade-Einrichtung war unbrauchbar und die Leute suchten hektisch nach<br />

Werkzeugen, um alles fristgerecht zu reparieren und zu liefern.<br />

Es war die perfekte Möglichkeit, sich schnell in den Raum für das Sensor-Tarnfeld zu<br />

schleichen und auch dieses Gerät zu sabotieren.<br />

Binnen weniger <strong>ein</strong>er Minute war <strong>ein</strong>e stark befestigte, geheime Anlage so weit<br />

sabotiert, dass sie gerade mal als lebenserhaltende Insel in der Leere des Raums bot.<br />

Eine Insel, die nun von zahlreichen Polizei-Schiffen belagert wurde.<br />

Sie schlich sich mit 50m/s in ihr Schiff und flog mit Somos und ihren Schiffen getarnt<br />

in den nächsten Sektor.<br />

Tuo seufzte und hielt sich die Augen zu.<br />

Mit den neuen Sinnen, die man sonst wohl nur bekam, wenn man monatelang in<br />

dunklen Höhlen lebte, konnte er leider noch nicht so gut umgehen.<br />

Ab und zu schlugen s<strong>ein</strong>e Augen in eben jenen Sinn um, während es noch Tag war.<br />

Allerdings konnte er ihren neuen Crew-Mitglieder dafür k<strong>ein</strong>en Vorwurf machen.<br />

Es war genau so, wie damals, als s<strong>ein</strong>e Saugorgane gewachsen waren, da war er auch<br />

überall kleben geblieben oder hatte sich in den ungünstigsten Momenten wieder von<br />

den Flächen gelöst.<br />

Er hatte es gerade geschafft, s<strong>ein</strong>e Augen wieder an das Tageslicht anzupassen, da<br />

kam ihm Thorsten mit s<strong>ein</strong>en grell weißen Klamotten entgegen.<br />

Irgendwie mochte er die komische Fusselbirne.<br />

Er und s<strong>ein</strong>e Frau nahmen ihnen <strong>ein</strong>e Menge arbeit ab und sie waren zudem noch<br />

nette Wesen.<br />

Wie er sie sonst anders hätte beschreiben können, wusste er nicht. Sie hatten<br />

k<strong>ein</strong>erlei Blauton auf der Haut und nicht <strong>ein</strong> bisschen was von <strong>ein</strong>er Schwimmflosse.<br />

Trotzdem schwammen sie enorm gut.<br />

Im Eigentlichen gefiel es ihm aber am meisten, dass mehr Leute auf <strong>ein</strong>em Schiff<br />

etwas weniger Arbeit für den Einzelnen bedeuteten.<br />

So konnte er jetzt seit langem <strong>ein</strong>mal wieder <strong>ein</strong>es der Segel-Blätter mit <strong>ein</strong>em Seil an<br />

die Reling binden und sich selbst <strong>ein</strong>e gemütliche kl<strong>ein</strong>e Hängematte basteln.<br />

Es war toll, sich endlich mal in der leichten Brise hinzulegen.<br />

Das Wetter war so gut wie lange nicht mehr.<br />

Thorsten sah gen Horizont:"Wir bekommen bald Besuch. Ihr Schiff ist um <strong>ein</strong>iges<br />

schneller als dieses, also bringt <strong>ein</strong>e Flucht selbst bei dieser Windrichtung nichts."<br />

Alia schnappte sich ihr Fernrohr:"Du hast recht. Eine schnelle Jolle.<br />

Allerdings...MIST!!! Das sind Piraten! NEP! TUO! Ihr habt euch doch Waffen gekauft,<br />

holt sie!!!"<br />

Tuo spürte s<strong>ein</strong> Herz in s<strong>ein</strong>er Brust rasen und er rannte mit zitternden Knien zu<br />

s<strong>ein</strong>em Bett, unter dem das Schwert lag.<br />

Er wollte nie kämpfen! Er hatte sich das Ding doch nur geholt, um Mädels zu<br />

be<strong>ein</strong>drucken!<br />

Sie waren Piraten bisher meist entkommen und hatten es nur mit kl<strong>ein</strong>eren Räubern<br />

zu tun gehabt.<br />

Thorsten schien überhaupt k<strong>ein</strong>e Angst zu haben und setzte sich ruhig hin, als ob er<br />

meditierte, s<strong>ein</strong> Körper schwang sacht mit dem sanften Wellengang mit.<br />

Tuo wäre das alles garnicht aufgefallen, wenn er nicht versucht hätte, sich von s<strong>ein</strong>er<br />

Angst mit irgendwas abzulenken.<br />

Jarin setzte sich neben Thorsten und er war kurz davor, ihnen für ihre Passivität <strong>ein</strong>s<br />

mit der flachen Seite des Schwerts zu verpassen.<br />

Würden sie da auch so sitzen bleiben, wenn die Piraten an Bord kamen?!<br />

Alia sah sich die Beiden an und dann zu ihm und Nep:"Verstecken wir uns lieber, dann


haben wir wenigstens das Überraschungsmoment auf unserer Seite."<br />

Kurz darauf legte das Schiff an ihnen an und bullige Piraten mit Knochenklingen<br />

stiegen über.<br />

Tuo zitterte, dann spürte er, wie <strong>ein</strong>e kräftige Hand ihn packte und hoch hob!<br />

Es war <strong>ein</strong>er der Piraten, mit langen, tentakelartigen Armen mit Klauen am Ende.<br />

Der Pirat grinste ihn breit mit spitzen und äusserst scharfen Zähnen an:"Was haben<br />

wir denn da? Unser neues Spielzeug."<br />

Tuo spürte ängstlich, wie er sich <strong>ein</strong>nässte.<br />

Er hörte Thorstens Stimme, mit <strong>ein</strong>er Bestimmtheit und Kraft, die ihn irgendwie<br />

beruhigte:"Du solltest m<strong>ein</strong>en Freund besser loslassen."<br />

Immernoch hatte Thorsten die Augen geschlossen.<br />

Der Pirat grinste, hob s<strong>ein</strong>en anderen Arm und klappte <strong>ein</strong>e lange und scharfe<br />

Knochenklinge aus s<strong>ein</strong>er Elle:"Tja, ich denke nicht."<br />

Die Klinge raste auf Thorsten zu und mit <strong>ein</strong>er Geschwindigkeit die <strong>ein</strong>em Blitz<br />

gleichkam, schoss <strong>ein</strong> Arm von Thorsten hoch und packte die Klinge mit Daumen und<br />

Zeigefinger, s<strong>ein</strong>e Augen öffneten sich:"Dann so."<br />

Thorsten riss die Klinge aus dem Arm und der Pirat schrie vor Schmerz. Er nahm die<br />

Klinge in die ganze Hand und warf sie nach dem anderen Arm.<br />

In der Mitte des Oberarms wurde der Arm abgetrennt und Tuo landete auf s<strong>ein</strong>em<br />

Hintern.<br />

Die anderen Piraten stürzten auf Thorsten <strong>ein</strong>, er packte den Ersten und rammte<br />

dessen spitze Klauen durch die Schultern des anderen.<br />

Schreiend und blutend lagen sie am Boden.<br />

Thorsten sah den Letzten des Quartetts an:"So langsam werde ich warm. Möchtest du<br />

auch?"<br />

Nun war es der Pirat, der sich <strong>ein</strong>pisste und mit s<strong>ein</strong>en Kumpels im Schlepptau auf ihr<br />

Schiff zurück sprang.<br />

Alia hielt Thorsten ihr Schwert an die Kehle, er war nicht <strong>ein</strong>mal aufgestanden und<br />

hatte drei Piraten <strong>ein</strong>fach zu Klump geschlagen!<br />

Sie wusste damit zwar, dass sie auch k<strong>ein</strong>e Chance hatte, aber sie musste es<br />

versuchen:"Wer zum Strudel seid ihr wirklich?!!! Und ich will jetzt nichts von<br />

Landbewohnern hören! Ihr könnt besser schwimmen als wir und wir haben unser<br />

ganzes Leben auf dem Meer verbracht! Und du all<strong>ein</strong> hast gerade drei riesige Piraten<br />

vermöbelt und <strong>ein</strong>em nen Knochen ausgerissen!"<br />

Thorsten drehte den Kopf zu ihr und die Klinge schnitt nicht in s<strong>ein</strong> Fleisch:"Nun gut,<br />

ihr verdient wohl <strong>ein</strong>e wahre Antwort."<br />

Vor ihr erschien <strong>ein</strong>e Kugel, sie konnte mit der Hand durchfassen und nichts geschah.<br />

Die Kugel war hauptsächlich blau und hatte <strong>ein</strong>ige grüne Tupfen.<br />

Thorsten lächelte:"Das ist euer Planet. Der riesige Gest<strong>ein</strong>sball auf dem wir uns<br />

gerade befinden."<br />

Ein Stück der Kugel wurde immer größer, Wolken wurden sichtbar und schliesslich ihr<br />

Schiff, bis man sie von oben sah.<br />

Sie keuchte:"Wir...wir sind auf <strong>ein</strong>er Kugel?!" "Naja, eigentliche ist sie etwas unförmig,<br />

aber das ist jeder Planet. Es gibt unzählige Planeten und nicht ganz so viele belebte.<br />

Nun, wir kommen von <strong>ein</strong>em anderen belebten Planeten. Wenn du die Sterne am<br />

Himmel betrachtest: Jeder ist <strong>ein</strong>e eigene Sonne wie die eure und viele haben belebte<br />

Planeten."<br />

"Ihr...ihr kommt von <strong>ein</strong>er anderen Welt?!" "Genau. Allerdings bin ich nicht unbedingt<br />

<strong>ein</strong> standardmäßiger Vertreter m<strong>ein</strong>er Art. Unzählige, unsagbar kl<strong>ein</strong>e und komplexe<br />

Maschinen, gehören ebenso zu m<strong>ein</strong>em Wesen."<br />

"Ma...Maschinen?! Was sind Maschinen?!" "Hast du schon mal <strong>ein</strong>en von <strong>ein</strong>em<br />

Wasserrad angetriebenen Schmiedehammer gesehen?" "Ja...wieso?"<br />

"Eine Maschine ist etwas Ähnliches, nur komplexer."<br />

Sie sah ihn fragend an:"Du...du bist <strong>ein</strong>e Masse aus Maschinen?!" "Und <strong>ein</strong> Mensch, so


nennt sich m<strong>ein</strong>e Art."<br />

Sie fing an laut zu lachen:"Das ist der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe!!!"<br />

Er seufzte und sah Jarin an:"Weisst du, ich habe k<strong>ein</strong>en Bock mehr darauf, immer<br />

m<strong>ein</strong>e Phasen-Tarnung aufzugeben." Er sah zurück zu ihr:"Irgendwas, was ich tun<br />

könnte, um dich davon zu überzeugen?"<br />

Sie rieb sich die Tränen aus den Augen und hielt weiter ihr Schwert an s<strong>ein</strong>er<br />

Kehle:"Etwa <strong>ein</strong> halbes Jahr Fahrt von hier gibt es <strong>ein</strong>e Insel, auf der <strong>ein</strong> riesiger<br />

Schatz verborgen ist. Viele wollten ihn schon bergen, aber die Insel ist voller<br />

landlebender Bestien und Fallen."<br />

Er grinste:"K<strong>ein</strong> Problem."<br />

Es blitzte alles <strong>ein</strong>mal kurz auf, dann waren sie an der Insel. Sie hörte die Schreie der<br />

Bestien und sah sich panisch um:"Was...was ist hier gerade passiert?!"<br />

Er führte ihre Klinge von s<strong>ein</strong>em Hals und sah zur Insel:"Ich habe <strong>ein</strong>en sogenannten<br />

Sprungantrieb. Ein Gerät, dass <strong>ein</strong> Loch in Raum und Zeit bringt und <strong>ein</strong> anderes<br />

direkt am Zielpunkt erstellt. Man rutscht durch und ist am Ziel, innerhalb <strong>ein</strong>es<br />

winzigen Zeitbruchteils."<br />

Sie sah ihn an und es war plötzlich garnicht mehr so lustig! Die Viecher hier konnten<br />

sie zerfetzen wie sie <strong>ein</strong>en firschen Algen-Kuchen ihrer Mutter!!!<br />

Er sprang auf den Strand. Ein Sand-Greifer, <strong>ein</strong> riesiges, krebsartiges Monster, brach<br />

aus dem Boden und preschte auf ihn los. Wenn dieses Monster sich an ihm<br />

sattgegessen hatte, konnte sie ja unbehelligt fliehen!<br />

Der Greifer bremste apprubt und grub s<strong>ein</strong>e Klauen in den Sand, um kreischend von<br />

Thorsten wegzurennen.<br />

Thorsten hatte <strong>ein</strong> friedliches Lächeln auf den Lippen und näherte sich dem<br />

Dschnungel.<br />

Eine Kreatur mit scharfen Zähnen und Klauen sprang auf ihn zu und vergrub ihre<br />

Zähne in s<strong>ein</strong>em Arm.<br />

Er hob den Arm und streichelte dem Wesen lächelnd den Kopf. Es nagte etwas auf<br />

s<strong>ein</strong>em Arm...wie auf <strong>ein</strong>em St<strong>ein</strong>! Er streichelte die Kreatur und sie liess von ihm ab.<br />

Sie setzte sich vor ihn und schien ihn zu mustern.<br />

Es war k<strong>ein</strong>er ihrer Art, das wusste sie, es war <strong>ein</strong> Tier. Doch irgendwie schien es<br />

trotzdem <strong>ein</strong>e gewisse Intelligenz zu besitzen.<br />

Plötzlich schimmerte es in bunten Farben und schien ganz entspannt zu s<strong>ein</strong>.<br />

Bis es dann gierig zu ihr rannte.<br />

Sie war geliefert...doch dann schnupperte es an ihr...an ihrer Schulter, die Thorsten<br />

kurz zuvor noch berührt hatte.<br />

Es schleckte sie ab und setzte sich auf den Boden ihres Schiffes.<br />

Thorsten pfiff und es kam zu ihm.<br />

Nachdem sie den Schock überwunden hatte, rief sie:"Was hast du mit dem Vieh<br />

gemacht?!"<br />

Er grinste:"Dieses "Vieh", wie du ihn nennst, ist <strong>ein</strong>e durchaus intelligente Kreatur. Er<br />

hat in etwa die Intelligenz <strong>ein</strong>es Kl<strong>ein</strong>kindes d<strong>ein</strong>er Art. Er ist der Rudelführer s<strong>ein</strong>es<br />

Rudels."<br />

"Was für <strong>ein</strong> Rudel?! Ich sehe hier ni-i-i-i-i..." Der gesamte Dschungel hier am Strand<br />

begann zu flirren und in den buntesten Farben zu schillern.<br />

Etwa zwanzig dieser Monster kamen aus dem Dickicht und scharten sich um Thorsten.<br />

Sie konnten sich unsichtbar machen!!!<br />

Er streichelte in der Runde umher und Jarin gesellte sich zu ihm.<br />

Nep schien nun auch zutraulich zu s<strong>ein</strong> und traute sich in die Mitte des Rudels.<br />

Alia traute sich noch immer nicht vom Schiff:"Wieso greifen uns diese Dinger nicht an<br />

und warum hat er von dir abgelassen?!"<br />

Thorsten setzte sich in den Sand und schien auf sie zu warten:"Sie respektieren sich<br />

unter<strong>ein</strong>ander und der Stärkste ist der Anführer. Ihr Anführer hat gegen mich<br />

gekämpft und erkannt, dass er nicht gewinnen kann. Da ich ihn daraufhin nicht


angegriffen habe, sieht er mich als Freund. Und die Lebewesen, an denen m<strong>ein</strong><br />

Geruch klebt, halten sie für m<strong>ein</strong> Rudel."<br />

Sie sprang vom Schiff und ging langsam auf das Rudel zu.<br />

Sie wurde freudig von den Tieren begrüßt.<br />

Thorsten deutete ins Zentrum der Insel:"In dem Berg dort ist <strong>ein</strong> Höhlensystem, darin<br />

befindet sich d<strong>ein</strong> Schatz."<br />

Er ging noch <strong>ein</strong>en Schritt und der Boden brach unter ihm weg.<br />

Unter ihm öffnete sich <strong>ein</strong> Abgrund mit messerscharfen Speeren am Boden. Wer dort<br />

hin<strong>ein</strong>fiel, war tod, wenn er sich nicht im Laufe s<strong>ein</strong>es Lebens <strong>ein</strong>e dicke<br />

Knochenpanzerung angelegt hatte.<br />

Thorsten aber...er ging <strong>ein</strong>fach durch die Luft weiter.<br />

Die Speere schmolzen weg und der Boden füllte sich mit Erde auf, als würden Geister<br />

sie von oben hochdrücken.<br />

Jarin folgte Thorsten, sie blieb mit dem Fuss an <strong>ein</strong>em Seil hängen und zwei große<br />

Baumstämme rasten von links und rechts auf sie zu. Sie reagierte garnicht und die<br />

beiden Stämme schlugen ihren Kopf zusammen!<br />

Jarins Körper bewegte sich weiter und plötzlich rutschten die Stämme beiseite, als<br />

Jarin weit genug vorangegangen war...ihr Profil hatte sich jeweils halb in die<br />

Baumstämme gepresst!<br />

Thorsten winkte ihr zu:"Kommt ihr jetzt, oder was?! K<strong>ein</strong>e Sorge, wir lösen schon alle<br />

Fallen aus, damit ihr nicht von ihnen erfasst werdet."<br />

So ging es noch <strong>ein</strong>e Weile weiter: Speere und Pfeile schossen aus dem Nichts und<br />

dem Dickicht direkt auf Thorsten und Jarin, zerbarsten aber wie an <strong>ein</strong>em Fels!<br />

Fallgruben liessen den Boden verschwinden und Thorsten und Jarin schwebten<br />

darüber, wobei sich die Löcher füllten. St<strong>ein</strong>blöcke rasten von oben oder der Seite auf<br />

sie zu, zerbarsten aber <strong>ein</strong>fach. Furchterregende Bestien zogen sich fauchend ins<br />

Dickicht zurück, die Angst stand ihnen in die Augen geschrieben.<br />

Dann kamen sie an der Höhle an.<br />

Thorsten lächelte Jarin an:"Ich denke, ich enttarne doch mal <strong>ein</strong> paar von mir."<br />

Kl<strong>ein</strong>e, goldene Lichter blitzten um sie herum auf und flogen in die Höhle, um dort für<br />

Licht zu sorgen.<br />

Wieder zerbrach Fels und Gest<strong>ein</strong>, als Fallen vergeblich an den Beiden Wesen<br />

zerbarsten.<br />

Plötzlich leuchtete die ganze Höhle: Gold, Muscheln, Edelst<strong>ein</strong>e und langlebige<br />

Pflanzensamen häuften sich fast bis an die Decke, die sie kaum auszumachen<br />

vermochte.<br />

Thorsten deutete in alle Richtungen:"Genug? Oder soll ich noch mal eben die Höhle<br />

aufschmelzen lassen, damit du mir glaubst."<br />

Alia sah sich um...zuckte...zitterte und fiel in Ohnmacht.<br />

Tuo sah sich um...es war unglaublich! Das war mehr Reichtum, als man in tausend<br />

Leben ausgeben konnte!<br />

Aber <strong>ein</strong>e Frage schoss ihm durch den Kopf, während Nep Alia Luft zufächelte:"Wie<br />

kriegen wir das alles hier heraus?!"<br />

Thorsten grinste breit:"Bist du schon mal auf Reichtum geritten?" "Wie bitte?"<br />

Thorsten streckte <strong>ein</strong>e Hand nach dem Gold aus.<br />

In riesigen Strömen erhoben sich Gold, Muscheln und Edelst<strong>ein</strong>e vom Erdboden.<br />

Sie verschlangen sich in<strong>ein</strong>ander und bildeten <strong>ein</strong>e riesige Schlange, mit goldenem<br />

Fleisch, Muscheln als Schuppen und Augen und Zähnen aus Edelst<strong>ein</strong>en.<br />

Die Schlange kam auf ihn zu und bot ihm ihren Rücken an.<br />

Thorsten deutete darauf:"Sitzt auf. M<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Spielzeug bringt uns in Null komma<br />

Nichts zurück zum Schiff."<br />

Die Schlange kroch mit ihnen auf dem Rücken nach Draussen und rollte sich<br />

zusammen. Die Gestalt verschwamm zu <strong>ein</strong>em unförmigen Haufen aus Gold und<br />

Muscheln.


Unter ihm bildeten sich Federn aus Gold und es formten sich riesige Flügel aus<br />

Muscheln. Schnabel und Augen wurden aus Edelst<strong>ein</strong>en gebildet.<br />

Das riesige Wesen erhob sich in die Luft und landete erst am Strand wieder.<br />

Als sie abgestiegen waren, sprang es ins Wasser und formte sich im Flug in <strong>ein</strong><br />

riesiges Seemonster mit scharfen Zähnen um.<br />

Alia wurde wieder wach, als ihre Nasenlöcher von der Seeluft geküsst wurden.<br />

Sie kreischte laut auf, als das riesige Wesen aus dem Schatz <strong>ein</strong>en Sprung aus dem<br />

Wasser machte und mit s<strong>ein</strong>en klauenbewährten Füssen auf dem Strand landete.<br />

Thorsten deutete auf das Wesen:"Ich habe mir mal erlaubt, den Schatz etwas<br />

transportabler zu machen."<br />

Sie deutete auf die Kreatur:"Wie...wie...?!"<br />

Thorsten sah sich das Wesen an:"Kraftfelder. Wie sage ich das am Besten...? Ah! Stell<br />

dir <strong>ein</strong>en riesigen Blitz vor, der <strong>ein</strong>e Form bildet."<br />

Thorsten nahm <strong>ein</strong>e Hand voll Sand und schüttete sie über Alias Schnauze aus. Wo<br />

der Sand ihre Schnauze berührte, formte er <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es See-Ungeheuer, dass ihr auf<br />

der Nase herumtanzte, um dann von ihrem Kopf zu springen und im Fall zu lockerem<br />

Sand zu zerfallen.<br />

Sie sah zum Wasser:"Kannst du das auch mit Wasser machen?"<br />

Eine Wasser-Palme wuchs im Nu aus dem Meer hinaus, um ihre Frage zu beantworten.<br />

Er lehnte sich ans Schiff und grinste sie alle an:"Also, m<strong>ein</strong>e amphibischen Freunde:<br />

Glaubt ihr mir jetzt."<br />

Tuo hatte k<strong>ein</strong>e Erklärung für die Ereignisse. Weder konnte er sich jemanden mit<br />

derlei Fähigkeiten aus s<strong>ein</strong>er Anpassung heraus vorstellen, noch konnte er irgend <strong>ein</strong>e<br />

andere Möglichkeit finden.<br />

Da ihm k<strong>ein</strong>e andere Wahl blieb, als diese Möglichkeit zu glauben, glaubte er sie<br />

<strong>ein</strong>fach.<br />

Alia sah auf den goldenen Schimmer im Meer:"Und...dieses Ungetüm folgt uns jetzt?"<br />

"Ich kann es auch im Meer versenken, wenn es dir nicht gefällt."<br />

"NEIN! Diese Reichtümer...ich möchte nicht tauchen müssen, um das alles zu bergen."<br />

Thorsten deutete auf's Meer:"Übrigens: Der berüchtigste Pirat, den es auf diesem<br />

Planeten gibt, folgt euch seit <strong>ein</strong>em Monat. Natürlich wird er sich jetzt <strong>ein</strong> bisschen<br />

umorientieren müssen, aber früher oder später findet er euch."<br />

Alia's Hautmuster stellten sich auf Tarnung und <strong>ein</strong> Wellenmuster bildete sich um ihren<br />

Körper:"WAS?! Wieso?"<br />

Thorsten wurde still:"Nun...wie sage ich's dir am besten? Also, gerade herraus. Er will<br />

dich als Sex-Sklavin."<br />

"IJHG!"<br />

Er nickte:"Genau. Ich denke nicht, dass du darauf viel Wert legst."<br />

Sie sah ihn flehend an:"Bitte! Du musst mir helfen! Mich wird er vergewaltigen und<br />

m<strong>ein</strong>e Freunde töten!"<br />

Thorsten setzte sich ruhig in den Sand:"Ach, ich mache schon was, seit ich bei euch<br />

bin."<br />

"Und WAS?!"<br />

Eine dunkle Gestalt mit rot glühenden Augen erschien hinter Alia. Das Ding schien aus<br />

Schatten zu bestehen!<br />

Es tippte ihr auf den Rücken.<br />

Alia sprang ins Wasser und preschte durch die Fluten davon.<br />

Thorsten fing an zu Lachen und dann die Kreatur, die zu nichts zerfiel:"Tut mir leid,<br />

Alia, aber das musste s<strong>ein</strong>. Das der <strong>ein</strong>zige Beweis, den ich dir geben konnte durch<br />

d<strong>ein</strong>e Habgier gegeben worden war, musste <strong>ein</strong> wenig geahndet werden."<br />

Alia kam wieder an Land und keuchte:"DU MIESE STINK-QUALLE!!!"<br />

Thorsten überhörte die Beleidigung ansch<strong>ein</strong>end:"Das mache ich seit m<strong>ein</strong>er Ankunft<br />

mit ihm. Augen, die in Schatten auftauchen, Gräßliche Wesen aus Feuer, Wasser,<br />

Dunkelheit und Blitzen, die vor ihm auftauchen und nicht zu vergessen <strong>ein</strong> hoher


Pegel an Stoffen im Blut, die ängstliches Verhalten begünstigen...glaub mir, er ist <strong>ein</strong><br />

nervliches Vrack. Und da ich m<strong>ein</strong>en Figuren m<strong>ein</strong>e Gestalt gegeben habe, wird er<br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich <strong>ein</strong>en Herzinfarkt kriegen, wenn er mich bei euch sieht."<br />

Jarin lächelte:"Könnt ihr gerne glauben. M<strong>ein</strong> Mann hier ist <strong>ein</strong> As darin, Psychoterror<br />

auszuüben. Wenn er richtig loslegt, gehen die Sterne auf den Piraten los."<br />

Der Sand formte <strong>ein</strong>e Treppe, die Jarin und Thorsten hoch stiegen:"Also...wollen wir?"<br />

Somos gähnte. Nicht das dazu noch Notwendigkeit bestand, aber es fühlte sich<br />

trotzdem noch ab und zu gut an.<br />

Profi, wie er s<strong>ein</strong> Schiff genannt hatte, glitt durch Aktionärsgewinn.<br />

Profi war der ideale Name. Es hatte nichts mit Profit am Hut, und trotzdem wirkte es<br />

so, als wäre er <strong>ein</strong> ganz normaler, geldgeiler Teladi, der nur zu geizig war, sich noch<br />

<strong>ein</strong> T zu kaufen.<br />

Sie hatten gerade das letzte Schmuggler-Nest ausgehoben, oder besser gesagt, dem<br />

Erdboden gleich gemacht. Dort funktionierten nicht mal mehr die Armbanduhren,<br />

geschweige denn, die Verlade-Einrichtung. Im Datenkern der getarnten Station hatten<br />

sie ausserdem <strong>ein</strong>en besonderen Lecker-Bissen gefunden:Die Position des geheimen<br />

Hauptquartiers der Schmuggler-Gruppe: In <strong>ein</strong>em unbekannten Sektor hinter<br />

Mahlstrom stand <strong>ein</strong>e riesige Basis, bestehend aus mehr als tausend Stationen,<br />

umgeben von dutzenden von Ausrüstungs-Docks.<br />

Alle waren bestückt mit Transportern aller Klassen.<br />

Ihr Boss hätte das Ding wahrsch<strong>ein</strong>lich mit weniger als <strong>ein</strong>em Zwinkern hinweg<br />

gefegt, allerdings hatte Sor gem<strong>ein</strong>t, sie sollten lernen, eigenständig zu agieren.<br />

Also startete er den Sprungantrieb.<br />

Die Sektorüberwachung bekam die Nachricht, sie würden nach Königstal springen,<br />

dort würden aber nur zwei Drohen mit holographischer Tarnung ersch<strong>ein</strong>en, um dann<br />

an <strong>ein</strong>er stark belebten Station anzudocken.<br />

Allerdings kamen die Schiffe nicht in <strong>ein</strong>em Sprungtor wieder hervor, sondern in <strong>ein</strong>er<br />

Position abseits der Augen des Stations-Personals.<br />

N'Ra verband sich über ihr Neural-Link mit dem Stations-Computer und inszenierte<br />

<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Vorfall.<br />

Für die Piraten sah es so aus, als wären die Sklavenquartiere in Flammen<br />

aufgegangen. In Wirklichkeit dockte <strong>ein</strong> TL an die Station an und evakuierte alle Leute<br />

automatisch, um dann in Argon Prime aufzutauchen und <strong>ein</strong>en Notruf abzusetzen.<br />

Die Unschuldigen waren weg...Zeit für die Viren.<br />

Das Programm war <strong>ein</strong>fach ausgelegt: Jage die Piraten, verletze sie, aber töte sie<br />

unter k<strong>ein</strong>en Umständen und verhalte dich tierisch, als ob du <strong>ein</strong>e Bestie wärst.<br />

Über s<strong>ein</strong>e Schnittstelle hörte er die Schreie der Wächter und Ingeneure.<br />

Binnen weniger Minuten waren alle Wesen, ausser den beiden Anführern bewusstlos<br />

geprügelt.<br />

Somos liess s<strong>ein</strong>e Schuppen pechschwarz werden und färbte s<strong>ein</strong>e Augen hellblau,<br />

wobei er s<strong>ein</strong>e Pupillen verschwinden liess. Es war <strong>ein</strong> wirklich schreckliches Bild.<br />

Mit s<strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>gebauten Sprungantrieb begab er sich in die zentrale Schnittstelle der<br />

Basis, wo alle Produktionswege sich überkreuzten.<br />

N'Ra erschien direkt neben ihm und er konnte nicht umhin, s<strong>ein</strong>e Schuppenfinne<br />

aufzustellen, dass sie beide die selbe Idee gehabt hatten.<br />

Er flüsterte über den Comm:"Wollen wir sie auftrennen?"<br />

Das schmale Lächeln von N'Ra liess ihm <strong>ein</strong>en Schauer durch die Knochen gehen:"Und<br />

wir machen ihnen <strong>ein</strong>e Heidenangst."<br />

Er nickte und ging mit der Phasenverschiebung durch die Wand, die ihn direkt zum<br />

Büro des Drogenbosses führen würde.<br />

S<strong>ein</strong>en glatten Körper durch die Wand schiebend, brachte er sich über dem<br />

Kronleuchter in Position und brachte sich wieder in die richtige Phase, um dann die<br />

schwere Beleuchtung auf den Boden krachen zu lassen.<br />

Nun konnte er ohne große Anstrengungen in das dunkle Büro springen.


Der Drogen-Baron ballerte mit <strong>ein</strong>er Rail-Pistole um sich, traf ihn auch <strong>ein</strong> paar mal,<br />

aber richtete k<strong>ein</strong>en Schaden an.<br />

Er teleportierte sich mit unterdrückten Lichteffekten hinter den Argonen und fauchte<br />

laut.<br />

Aufgeschreckt hämmerte er auf <strong>ein</strong>en Notschalter an der Türverriegelung und rannte<br />

in Richtung der Waffenproduktions-Städten.<br />

Der Drogen-Abteil hatte ja angeblich <strong>ein</strong>en Hüllenbruch, dank ihres intelligenten<br />

Viruses.<br />

Somos sprintete unhörbar hinterher und tarnte sich bloß optisch, um hin und wieder<br />

<strong>ein</strong>en leichten Schlag gegen die B<strong>ein</strong>e des Kriminellen zu landen.<br />

Er konnte den hämmernden Herzschlag des Argonen hören.<br />

Der Puls würde auch noch weiter steigen, jetzt, wo von überall die Roboter-Arme<br />

zugriffen und mit brennenden Schweiss-Geräten nach ihm schnitten.<br />

Somos spürte s<strong>ein</strong>e Schuppenfinne steigen und setzte sich auf <strong>ein</strong>e der Kontroll-<br />

Konsolen, um dem kreischenden Mann zuzusehen.<br />

Er konnte kaum glauben, dass die Drogen solcher Schwachköpfe bis vor kurzem s<strong>ein</strong><br />

Leben beherrscht hatten.<br />

N'Ra saß ihm gegenüber auf <strong>ein</strong>em Sicherungskasten und lachte über das<br />

Komm:"Diese Idioten sind zu komisch. Was m<strong>ein</strong>st du, verpassen wir ihnen den<br />

Rest?"<br />

"Zssssu gerne. Übernimm' du dasssss, <strong>ein</strong> Teladi issst nichht unbedingt die<br />

be<strong>ein</strong>druckendsssste Erssschhh<strong>ein</strong>ung."<br />

"Gerne."<br />

Sie sprang hinunter und packte beide Kerle am Kragen.<br />

Ihre Stimme war eiskalt:"So, ihr Mistkäfer, Zeit, dass ihr mal eure Roboter kennen<br />

lernt. Wer Drogen säht, wird Schmerzen ernten."<br />

Der <strong>ein</strong>e fing an zu schreien:"Aber er hat die Drogen verkauft!"<br />

Sie hielt sie näher an den fauchenden Schweiss-Apperat:"Denkst du, Waffen seien<br />

besser?!"<br />

Beide Kerle schrien aus Leibeskräften, als das Virus die Arme auf ihre Genitalien zu<br />

bewegte.<br />

Somos wollte doch noch mitmischen und sprang hinunter, immer noch getarnt.<br />

Er erzeugte <strong>ein</strong> Hologramm von zwei wütenden Messer-Klingen, die seitlich aus dem<br />

Arm raus wuchsen.<br />

Zuerst fiel der Drogendealer in Ohnmacht, dann der Waffenboss.<br />

N'Ra liess die Beiden fallen und grinste breit:"Entfernen wir noch das Virus und<br />

aktivieren dann die Notsignal-Baken der Station, dass dürfte die Sektorpatroullien<br />

herlocken."<br />

Über s<strong>ein</strong>e Schnittstelle liess er die Roboter die beiden Schw<strong>ein</strong>e mit Metall-Stücken<br />

an Händen und Füssen am Boden fest schweissen.<br />

Als dann die Polizei-Schiffe andockten, waren sie schon dutzende Sektoren entfernt.<br />

Simon dockte an s<strong>ein</strong>er alten Lieblings-Station an. Hier gab es den besten Burbon weit<br />

und breit. Er war zwar jetzt k<strong>ein</strong> Alkoholiker mehr, aber <strong>ein</strong>en Burbon oder zwei<br />

konnte s<strong>ein</strong> aufgewerteter Körper gut verkraften.<br />

Als er die Bar betrat, sah ihn der Barkeeper, Joe, verdutzt an:"Simon?! Ich dachte du<br />

wärst tot!"<br />

Er schüttelte lächelnd den Kopf:"Ich war...auf Entzug."<br />

Joe hielt inne und nahm das Glas zurück:"Dann sollte ich den vielleicht weg giessen."<br />

Er grinste:"Ein Teil des Entzuges war es, zu lernen in Maßen zu trinken."<br />

Joe zuckte mit den Schultern und gab ihm das Glas in die Hand.<br />

Er nippte nur kurz an dem Getränk und stellte den Drink dann ab:"Hast du in letzter<br />

Zeit was über den Schmuggel mit M5-Renn-Schiffen gehört?"<br />

Joe stellte <strong>ein</strong> paar Gläser in den Spül-Apparat:"Ich habe läuten hören, dass das<br />

ganze nur <strong>ein</strong> Vorwand ist. Illegal abgebautes Nividium wird in die Spulen <strong>ein</strong>gebaut,


um es in paranidischen Raum zu schmuggeln."<br />

Er nippte an s<strong>ein</strong>em Drink:"Wieder <strong>ein</strong> Sprungtor?" "Ne. Es sollen Yaki s<strong>ein</strong>, die es<br />

bekommen."<br />

"Irgend<strong>ein</strong>e Ahnung, was sie damit machen?" "Ne. Aber die Piraten, die sich hierher<br />

verirren, reden immer häufiger von diesen Disruptor-Raketen, die mittlerweile nichts<br />

mehr bringen."<br />

"Mhhh...ob sie mit dem Nividium die Raketen verbessern?!"<br />

S<strong>ein</strong>e implantierten Analyse-Systeme lieferten verschiedene Möglichkeiten, die<br />

Raketen mit Nividium zu verstärken, um damit die Gegenmaßnahmen zu überladen<br />

oder gar die Frequenz-Richter umzupolen, um <strong>ein</strong>e effektive Abwehr zu verhindern.<br />

Die verschiedenen Möglichkeiten würden großes Chaos ausbrechen lassen und selbst<br />

Schiffe der M1- und M2-Klasse wären nicht sicher.<br />

Er kippte den Rest des Drinks herunter:"Ich muss los! Schreib's bitte an, ich komme<br />

bestimmt wieder."<br />

Als er in s<strong>ein</strong> Schiff sprang gab er gleich über das Neural-Link den Befehl zum<br />

Springen.<br />

Binnen Sekunden erschien er getarnt im Haupt-Sektor der Yaki. Der Scanner lieferte<br />

ihm <strong>ein</strong>e hohe Nividium-Konzentration in <strong>ein</strong>er der Stationen.<br />

Er liess s<strong>ein</strong>e Ursa hier stehen und sprang in die Station.<br />

Phasenverschoben tastete er sich durch die Gänge. Hier gab es viele Leute und das<br />

Labor <strong>ein</strong>fach in die Luft zu jagen, fiel damit schon mal flach.<br />

Das Aroma hier erinnerte ihn an den pelzigen Mundgeruch, den er nach durchsoffenen<br />

Nächten gehabt hatte.<br />

Überall rosteten wichtige Rohre und Leitungen zu Kühl- und Lebenserhaltungs-<br />

Systemen.<br />

Das Labor an sich war hochtechnisch gesichert: Ein Wandschrank von Split stand<br />

knurrend davor und sah so aus, als würde er nicht die Zahl s<strong>ein</strong>er Finger abzählen<br />

können. Als allerschlimmste Abwehr allerdings war das Vorhänge-Schloss aus<br />

Teladium-Stahl<br />

<strong>ein</strong>zustufen, die mit <strong>ein</strong>er Kette die ehemalige Raumschiff-Tür verschloss.<br />

Theoretisch hätte er hier mit <strong>ein</strong>em Malbuch für den Wandschrank und <strong>ein</strong>em<br />

Bolzenschneider für die Kette auftauchen können und hätte k<strong>ein</strong>erlei Probleme damit<br />

gehabt, in dieses Labor zu kommen.<br />

Jetzt hatte er aber nun mal diese High-Tech-Ausrüstung, also warum nicht <strong>ein</strong>setzen.<br />

Getarnt und phasenverschoben trat er durch die Wand und in das Labor.<br />

Labor konnte man diesen Schuppen allerdings nur als Paranide mit drei zugekniffenen<br />

Augen und <strong>ein</strong>er Menge Drogen nennen: Ein Computer, den man ansch<strong>ein</strong>end aus<br />

<strong>ein</strong>er Nova ausgebaut hatte und ihn dann mit etwas mehr Speicher ausgerüstet hatte<br />

und dazu <strong>ein</strong><br />

paar Werkbänke. Eine Rakete war in die Werkbank <strong>ein</strong>gespannt und <strong>ein</strong> Kristall aus<br />

Nividium steckte in <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Energie-Kupplung. Sch<strong>ein</strong>bar hatte man die<br />

Möglichkeit gewählt, die Verteidigungs-Systeme massiv zu überlasten und das Schiff<br />

gefährlich zu beschädigen.<br />

Glücklicherweise liess sich durch <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Modifikation des Kristalls der<br />

AbschussMechanismus<br />

der Rakete ausser Kraft setzen.<br />

Der Fehler war komplex und ohne die Technologie der Gem<strong>ein</strong>schaft konnte man ihn<br />

nicht entdecken, aber ihn in die Aufzeichnungen in den Computern <strong>ein</strong>zuspielen,<br />

würde relativ <strong>ein</strong>fach werden.<br />

Er hörte Schritte, die sich direkt auf's Labor zu bewegten.<br />

Ein fetter Sack von Split mit <strong>ein</strong>er schmierigen Schicht aus Chelt-Fett auf s<strong>ein</strong>em Shirt<br />

prahlte mit s<strong>ein</strong>er großartigen Erfindung, während <strong>ein</strong> Paranide, der in allen Sektoren<br />

für mindestens tausend Verbrechen gesucht wurde, ihm stillschweigend folgte.<br />

Er verschwand in den Raum und sah sich das Szenario von ausserhalb der Station an.


Der Split rieb sich s<strong>ein</strong>e fettigen Hände in s<strong>ein</strong>er Hose ab, was sie nur noch fettiger<br />

machte und nahm die Rakete herraus, die er mit <strong>ein</strong>er Abdeckplatte verschloss:"Diese<br />

Rakete wird uns alle Schiffe vom Hals halten. M1, M2...alles. Selbst die Khaak dürften<br />

nicht viel Chancen haben."<br />

Der Paranide nickte:"Wenn du versagst, wirst du im Kerker ne Menge abnehmen und<br />

es ist Schluss mit Sex-Sklavinnen."<br />

Simon musste lächeln und flog zurück zu Ursa.<br />

Ein paranidisches M6, so oft modifiziert, dass es kaum noch zu identifizieren war, glitt<br />

aus dem Hangar und drehte zu <strong>ein</strong>em eigentlichen Vrack <strong>ein</strong>er Titan bei, das nur so<br />

weit instand gesetzt war, dass es kurzzeitig funktionierende Systeme hatte.<br />

Das Piraten-Schiff erfasste das Ziel und wollte feuern.<br />

Eine statische Entladung zuckte durch das Schiff, kochte sämtliche Systeme und dank<br />

<strong>ein</strong>er Mikro-Manipulation des Kristalls konnte der Sprungantrieb das Schiff genau im<br />

Hangar des Argonen-Staatsgefängnisses in Wolkenbasis SO materialisieren lassen.<br />

Die Sensor-Daten des Labors brachten dem fetten Split natürlich nicht viele Freunde.<br />

Unverzüglich versetzte man ihn in den Vergnügungs-Komplex, als Punching-Ball mit<br />

<strong>ein</strong>er Kette um die Füsse.<br />

Split konnten sowas aushalten...und dieser dank dicker Fett-Polster natürlich noch<br />

besser.<br />

Simon orderte das Schiff, zurück zu s<strong>ein</strong>em Lieblings-Lokal zu springen.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Einsatz von knapp <strong>ein</strong>er Stazura hatte er <strong>ein</strong>e intergalaktische Katastrophe<br />

unterbunden und das ohne irgend<strong>ein</strong> Todesopfer.<br />

Diese Implantate waren genau das Richtige, um mal kräftig aufzuräumen.<br />

Thorsten setzte sich gemütlich in <strong>ein</strong>e der Hängematten.<br />

Eigentlich bestand dazu k<strong>ein</strong> Anlass. Ein Boot mit <strong>ein</strong> paar Piraten dümpelte auf sie zu.<br />

Im Grunde waren es eigentlich freundliche Kerle, nur der Kapitän, der sie<br />

zusammengezwungen hatte, war <strong>ein</strong> drogensüchtiger Irrer.<br />

Nun, der Piratenkapitän war k<strong>ein</strong> Problem. Auch nicht, als er an Bord kletterte und<br />

unverzüglich Alia gefangen nahm, um sie zur Herausgabe ihres Schiffes zu zwingen.<br />

Es war auch k<strong>ein</strong>e große Mühe, Alia aus s<strong>ein</strong>em Griff zu teleportieren und ihn mit<br />

Lichtgeschwindigkeit zu packen.<br />

Er hielt das Wesen fest:"Ich gebe dir jetzt die Wahl: Ich kann dich entweder schnell<br />

und schmerzlos von d<strong>ein</strong>er Drogensucht kurrieren, oder aber schnell und<br />

schmerzhaft."<br />

Die Knochenklinge, die an s<strong>ein</strong>em Bauch abbrach, verriet ihm die Entscheidung des<br />

Piraten:"Nun, wenn du es so haben willst, m<strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>er."<br />

Er drehte das Wesen um und hielt s<strong>ein</strong>e flache Hand vor dessen Gesicht. Nun<br />

transportierten s<strong>ein</strong>e Naniten sämtliche Wirkstoffe und chemische<br />

Hinterlassenschaften der Droge in die Gesichtshautporen des Kapitäns. Er schrie, als<br />

mit <strong>ein</strong>er leichten Blut-Gischt, die kaum die Luft verfärbte, aus s<strong>ein</strong>en Nasenlöchern<br />

und s<strong>ein</strong>en Poren das verdorbene Blut sprühte.<br />

Es war nicht mehr Blut, als beim Nasenbluten, aber es war ziemlich schmerzhaft, da<br />

es sich über die Gesichtshaut abspielte.<br />

Vor Schmerz ohnmächtig kippte der Kerl beiseite. S<strong>ein</strong> Gesicht sah aus, als hätte man<br />

ihn kräftig durchgeprügelt.<br />

Er ging zur Reling:"Hey, ihr da unten!"<br />

Die Piraten sahen zu ihm hoch:"Was ist? Ruft der Kapitän uns, damit wir das Schiff<br />

übernehmen?"<br />

Er schüttelte den Kopf:"Ich wollte nur fragen, ob ihr ne Zelle für euren Kapitän übrig<br />

habt. Drogensüchtig ist er nicht mehr, ihr könnt ihn in irgend ner Lagune<br />

rausschmeissen und euer eigenes Glück versuchen."<br />

Er schmiss den Bewusstlosen über Bord. Die unsanfte Landung in dem kl<strong>ein</strong>eren Boot<br />

war nicht angenehm für den Körper, aber auch nicht zu schmerzhaft.<br />

Alia sah ihn wütend an:"Ich will möglichst nicht von diesem Piraten gefunden werden


und du saugst den Leuten die Drogen durch's Gesicht aus!"<br />

Thorsten lächelte amüsiert und setzte sich in die Hängematte zurück:"Der Pirat hätte<br />

erstens k<strong>ein</strong>e Chance gegen Jarin oder mich und zweitens würde ich dir lange bevor er<br />

in Sichtweite ist bescheid sagen können, dass er kommt."<br />

Sie packte ihn am Kragen und fauchte:"Ich hätte k<strong>ein</strong>e Probleme, wenn du nicht hier<br />

wärst."<br />

Er stand auf und hob sie damit an sich hoch:"Erstens, er hat dich schon länger im<br />

Visier und zweitens: D<strong>ein</strong>e nicht vorhandene Akzeptanz m<strong>ein</strong>er Frau und mir<br />

gegenüber lässt mich langsam daran zweifeln, ob ich d<strong>ein</strong>en Einsatz für d<strong>ein</strong>e beiden<br />

Freunde wirklich so hoch bewerten sollte. Würde ihnen nicht so viel an dir liegen,<br />

hätte ich ihnen schon längst <strong>ein</strong> Schiff gegeben, das d<strong>ein</strong>em Schiff weit überlegen ist.<br />

Wobei ich k<strong>ein</strong>es der Lebewesen beleidigen will. Ich habe dir Geld gegeben, uns<br />

mitzunehmen. Gut, du hast uns ohne Murren mitgenommen, aber jetzt d<strong>ein</strong> Gezeter<br />

ertragen zu müssen, überreizt langsam <strong>ein</strong>e Geduld, die in über neunhundert Jahren<br />

nicht so weit überreizt wurde."<br />

Nep und Tuo stellten sich zwischen ihn und Alia:"Wenn du ihr was antun willst, musst<br />

du erst uns aus<strong>ein</strong>ander nehmen!"<br />

Die drei erwarteten wirklich, er würde sie jetzt angreifen.<br />

Er teleportierte sich hinter Alia und sah in ihr verdutztes Gesicht:"Genau diese<br />

Freundschaft zeigt mir, dass du nicht so schlecht s<strong>ein</strong> kannst. Sollten die beiden<br />

während m<strong>ein</strong>er Anwesenheit in Gefahr geraten und du versuchst nicht ihnen zu<br />

helfen, dann überlege ich es mir vielleicht anders."<br />

Sie segelten auf <strong>ein</strong>en Orkan zu.<br />

Alia brüllte wilde befehle, als der erste Blitz auf sie zuraste.<br />

Jarin streckte ihre Hand nach der elektrischen Entladung aus und fing sie <strong>ein</strong>fach auf.<br />

Der Blitz surrte als Kugel in ihrer Hand. Sie liess ihn langsam in die Kondensatoren<br />

ihres Körpers fliessen.<br />

Er lächelte und errichtete <strong>ein</strong> kugelförmiges Kraftfeld um das kl<strong>ein</strong>e Schiff.<br />

Blitze wurden ins Wasser geleitet und selbst die größten Brecher hüllten das Schiff nur<br />

in <strong>ein</strong>e Wasser-Hülle, wie <strong>ein</strong>e riesige Luftblase.<br />

Thorsten zog sich s<strong>ein</strong>en Kragen hoch und schloss die Augen, um <strong>ein</strong> bisschen Daten<br />

zu verarbeiten.<br />

Die Bahn der Planeten, Sonnensysteme, Galaxien und Galaxien-Cluster war das<br />

<strong>ein</strong>zige Ballett, das ihn nicht <strong>ein</strong>schlafen liess, sondern wirklich faszinierte.<br />

Jarin legte sich auf ihn und zog s<strong>ein</strong>e Arme über sich zusammen:"Mit m<strong>ein</strong>er<br />

Schwester habe ich früher immer die Blitze beobachtet. Möchtest du mir jetzt dabei<br />

Gesellschaft leisten?"<br />

Er nickte und öffnete die Augen.<br />

Er hätte jetzt den Kanal <strong>ein</strong>es Blitzes künstlich Jarin schreiben lassen können, aber<br />

irgendwie wusste er, dass sie lieber die natürlichen Blitze beobachten würde.<br />

Also betrachtete er das natürliche Lichtspiel.<br />

Er drückte s<strong>ein</strong>e Frau <strong>ein</strong> bisschen:"Wenn du diese Blitze schon interessant findest, ich<br />

kenne da <strong>ein</strong>en Nebel, durch den zucken Blitze von der Größe <strong>ein</strong>es Sonnensystems."<br />

Sie nickte und seufzte dann:"Mir fehlen unsere Kl<strong>ein</strong>en. Was m<strong>ein</strong>st du, helfen wir<br />

ihnen so bald wie möglich?"<br />

Thorsten legte Jarin das Kinn auf die Schulter:"Von mir aus. Unser Kapitänin hier steht<br />

mir eh bis oben hin. Angst ist ja noch verständlich, aber dieses ständige Gezetere...ich<br />

bin es leid."<br />

Alia hatte das natürlich gehört und streckte ihm die lange Zunge herraus.<br />

Es war schon witzig, zu sehen, wie ihre Zunge auf <strong>ein</strong>mal baumelte, als sie nach<br />

<strong>ein</strong>em Teleport in ruhigen, glatten Gewässern standen.<br />

Ein Schatten fiel bald über das kl<strong>ein</strong>e Boot, als die riesige, mit teils verfaulten<br />

Organismen besetzte Piraten-Galeere sie an sich fest machte.<br />

Der Kapitän, dem er seit Tagen die grauenhaftesten Horror-Visionen geschickt hatte,


liess sich mit <strong>ein</strong>em lauten Rumms auf das Deck fallen:"Na wenn das mal k<strong>ein</strong> Glück<br />

ist. Die Kl<strong>ein</strong>e, die ich mir in m<strong>ein</strong>en Harme holen will."<br />

Alia quietschte vor Angst und rannte unter Deck.<br />

Der Pirat lachte und ging gewollt langsam über das Deck hinter ihr her.<br />

Jarin schüttelte grinsend den Kopf und verschob sich in <strong>ein</strong>e andere Phase.<br />

Der Pirat hörte garnicht mehr auf mit s<strong>ein</strong>em dreckigem Gelächter.<br />

Nun war es an Thorsten.<br />

Er fing an zu lachen, wie die Horrorgestalten, die der Pirat die letzten Tage hatte<br />

sehen müssen. Und der Kerl konnte das Lachen ansch<strong>ein</strong>end gut wiedererkennen.<br />

Die gepanzerte Kreatur hielt inne und drehte sich mit glasigen, angsterfüllten Augen<br />

zu der Hängematte, aus der Thorsten nun mit <strong>ein</strong>em diabolischem Grinsen ausstieg.<br />

Dieses Gesicht kannte er nur zu gut, in den verschiedensten Variationen und<br />

Anatomien.<br />

Es war die Angst, die ihm da entgegen kam.<br />

Thorsten liess s<strong>ein</strong>e Augen kurz rot aufglühen:"Ah, da bist du ja. Ein Schatten wartet,<br />

er jagt nicht."<br />

Der Pirat sprang an s<strong>ein</strong> Schiff und wollte hoch klettern, da stand Thorsten schon an<br />

der Schiffswand, als würde die Gravitation senkrecht dazu wirken und der Pirat auf ihn<br />

zu kriechen.<br />

Kreischend sprang der Pirat ins Wasser und s<strong>ein</strong>e Mannschaft blickte verdutzt, aber<br />

auch irgendwie p<strong>ein</strong>lich berührt, ihrem gefürchteten, brutalen Kapitän hinterher, der<br />

wie <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Kind kreischte.<br />

Thorsten glitt die Schiffswand entlang und liess s<strong>ein</strong> Schatzmonster den Piraten<br />

umkreisen, während er sich auf das Deck stellte:"Ihr jämmerliches Diebesgesindel<br />

hört mir jetzt gut zu."<br />

Ein gut vier Meter hohes Ungetüm wetzte s<strong>ein</strong>e Scheren und fauchte bedrohlich<br />

leise:"Ich lass mir doch von so nem Winzling nichts sagen."<br />

Die linke Klaue raste heran, Thorsten erfasste, dass dem Wesen die Glieder<br />

nachwuchsen und riss den Arm in <strong>ein</strong>er hundertstel Sekunde an der Schulter aus. Erst<br />

als der Pirat sah, wie s<strong>ein</strong> Arm an ihm vorbei flog kreischte er wie s<strong>ein</strong> Kapitän.<br />

Thorsten erzeugte dunkle Wolken am Himmel und liess Blitze um sie herum ins<br />

Wasser <strong>ein</strong>schlagen.<br />

Ob des plötzlichen Sturmes waren die Piraten schon geneigter, ihm zu zu hören.<br />

Er räusperte sich und liess <strong>ein</strong>e gigantische Welle den Kapitän an Deck spülen:"Seit<br />

etwa <strong>ein</strong>em Monat bin ich hier und auch wenn ihr mich nicht sehen werdet, werde ich<br />

immer hier s<strong>ein</strong>. Also kommt nicht auf den Gedanken, das in den Wind zu schiessen,<br />

was ich euch jetzt erzähle: Ihr werdet das Piratendas<strong>ein</strong> aufgeben. Sucht euch <strong>ein</strong>en<br />

richtigen Beruf. Sollte ich <strong>ein</strong>en von euch jemanden quälen sehen, erlebt er s<strong>ein</strong>en<br />

schlimmsten Alptraum."<br />

Blitze bisher auf diesem Planeten ungeahnten Ausmaßes schlugen in den Ozean <strong>ein</strong><br />

und warfen turmhohe Fontänen auf:"HABEN WIR UNS VERSTANDEN?!"<br />

Das tierische Zittern der Piraten, obwohl es nicht kalt war, deutete er als ja. Besser<br />

diese Gestalten hatten vor ihm Angst, als der Rest des Planeten vor denen.<br />

Er hielt sich den Piraten-Kapitän vor s<strong>ein</strong> Gesicht...s<strong>ein</strong>e Augen tief schwarz:"Solltest<br />

du jemals wieder <strong>ein</strong>e "Sex-Sklavin" haben, werde ich dir jegliche Möglichkeit<br />

nehmen, sie zu etwas zu zwingen, verstanden?!" Der Pirat nickte und fiel dann<br />

unsanft auf den Boden.<br />

Thorsten transportierte die zickige Alia, ihre beiden Freunde und ihr Boot zurück in<br />

tropische Gewässer, an Bord <strong>ein</strong>e Karte zu der Lagune, wo jetzt unentdeckt der Schatz<br />

lag.<br />

Die Piraten sahen sich am klaren Himmel um und zitterten immer noch, während er<br />

und Jarin nach <strong>ein</strong>er entspannenden Zeit wieder glücklich am Bett ihrer kl<strong>ein</strong>en Kinder<br />

standen.<br />

Sor kraulte Sio hinterm Ohr. Der Kl<strong>ein</strong>e liebte s<strong>ein</strong>e Cartoons und jeden Tag musste er


dieses antike Bugs-Bunny sehen. Auch wenn Sio es gem<strong>ein</strong> fand, dass der Shil'Crer<br />

immer der Böse war und den schnellen Vogel niemals kriegte.<br />

So saß s<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Welpe auf s<strong>ein</strong>em rechten Knie, während Jien das Essen<br />

vorbereitete. Eigentlich konnte das Haus auch für sie kochen, aber seit kurzem war es<br />

Mode, selbst Dinner zu veranstalten und Jien übte sich an ihnen. Am Anfang war es<br />

schrecklich gewesen. Zum Glück war er ja noch aus der Armee rohes Fleisch gewöhnt<br />

und konnte damit leben, wenn die Mitte des Steaks b<strong>ein</strong>ahe wie <strong>ein</strong> intakter Muskel<br />

zuckte, aber bei verbrannter Nahrung...naja, mittlerweile reichte es fast an die<br />

vorprogrammierten Gerichte des Hauses.<br />

Auch wenn es <strong>ein</strong>e ziemlich fiese Verallgem<strong>ein</strong>erung mit den Hunden der Erde war, so<br />

musste er die mit Creme gefüllten Kekse in Knochenform, die Sio sich immer vom<br />

Kindergarten mitbrachte, doch als verdammt lecker abhaken, während er die Packung<br />

hinter's Sofa stellte, damit Sio sich nicht vor dem Essen satt aß.<br />

Er bekam <strong>ein</strong>en Klapps auf den Hinterkopf und Jien sah ihn wütend an:"Ich habe dir<br />

und Sio doch gesagt, ihr sollt diesen Süßkram nicht direkt vor dem Essen in euch<br />

schaufeln!"<br />

Er rieb sich genervt den Hinterkopf:"Ich hab doch nur <strong>ein</strong>en geknabbert. Um den<br />

Appetit anzuregen."<br />

Sie schüttelte lächelnd den Kopf und deutete zur Schachtel:"Jetzt weiss ich<br />

wenigstens, wo Sio es her hat. Gib mir mal die Packung. Ich will <strong>ein</strong> paar von den<br />

Keksen auf den Nachtisch legen." "Was gibt's denn?"<br />

Sie schob die stolz geschwellte Brust nach vorne:"Selbstgemachtes Vanille-Eis. Ich bin<br />

heute Nacht extra dreimal zum Umrühren aufgestanden, damit es schön cremig wird."<br />

Er leckte sich die Lefzen:"Mhhhhh."<br />

Mit der Packung verschwand sie wieder in die Küche.<br />

Sor hatte es schon sehr gut getroffen und das genüssliche Hecheln s<strong>ein</strong>en Sohnes, als<br />

er den besonderen Fleck fand, den jeder Shil'Crers am Ohr hatte und der <strong>ein</strong> Gefühl<br />

brachte, als ob man sich nach Wochen <strong>ein</strong>en Juckreiz kratzen kann, zeigte ihm, dass<br />

er auch s<strong>ein</strong>e Vater-Rolle recht gut machte.<br />

Sio drehte sich nach dem Abspann um und liess sich auf s<strong>ein</strong>e Brust fallen:"Ich hab<br />

dich lieb Papa!"<br />

Er rubbelte den Rücken s<strong>ein</strong>es Kl<strong>ein</strong>en:"Ich dich auch, m<strong>ein</strong> Großer."<br />

Sio war <strong>ein</strong> sehr verschmuster, kl<strong>ein</strong>er Welpe und das gefiel ihm auch so. Nach den<br />

Jahren in der Armee taten ihm die Kuschel<strong>ein</strong>heiten fast besser als Sio. Wenn es so<br />

bliebe, mit der Zuneigung zur Familie, dann würde alles gut bleiben.<br />

Allerdings wusste er auch, dass es sicherlich nicht nur so war, das Sio sich so fest an<br />

ihn knuddelte.<br />

Er schob s<strong>ein</strong>e Schnauze nahe an das Ohr s<strong>ein</strong>es Sohnes:"So m<strong>ein</strong> Kl<strong>ein</strong>er. Was willst<br />

du von d<strong>ein</strong>em alten Herrn?"<br />

Sio grinste lausbübisch:"Kann ich dir m<strong>ein</strong>en Brokkoli auf den Teller schieben, wenn<br />

Mama nicht schaut?"<br />

Er lachte leise:"Klaro, aber zwei Stück isst du selbst. Auch wenn's dir nicht schmeckt.<br />

Sonst gibt's k<strong>ein</strong>en Nachtisch."<br />

Sio sah ihn kurz mugschig an, überlegte dann aber und liess sich wieder lachend auf<br />

ihn fallen, dass Panzerplatten schepperten:"OK Papa. Das is fair."<br />

Er drückte den Kl<strong>ein</strong>en:"Guter Junge."<br />

Er unternahm viel mit Sio. Baute <strong>ein</strong> Baumhaus, ging mit ihm in den Wald und spielte<br />

verstecken, wenn Sio's Freunde k<strong>ein</strong>e Zeit hatten...es war oft Kinderkram und<br />

teilweise nervig...aber selbst das Nervigste wurde zum Spass, wenn er Sio lachen und<br />

Spielen sah.<br />

Jien setzte sich neben ihn und sofort sprang Sio auf den Schoß s<strong>ein</strong>er<br />

Mutter:"Mama...kann ich m<strong>ein</strong>en Nachtisch zuerst essen?" Sie lächelte und struvelte<br />

das lange Kopf-Fell:"N<strong>ein</strong> n<strong>ein</strong>. Erst gibt's Essen, dann den Nachtisch."<br />

"Mennooo...was gibt es denn ausser Brokkoli?" "Putenschnitzel, Kroketten und Soße."


Sio fing an zu sabbern und wischte sich den Sabber dann mit dem Arm weg:"Dann ess<br />

ich auch m<strong>ein</strong>en Brokkoli!"<br />

Tatsächlich hatte Sio ihm den Brokkoli beim Essen nicht rübergeschoben, sondern<br />

wirklich alles selbst aufgegessen.<br />

Er konnte stolz s<strong>ein</strong>, dass Sio nicht so viel Schwachsinn machte, wie der<br />

Nachbarsjunge.<br />

Jien kochte gerne. Naja, als Shil'Crers konnte sie sich nur schwer beherrschen, nicht<br />

schon von dem rohen Fleisch zu naschen, aber gebraten schmeckte es dann doch<br />

besser.<br />

Man konnte sich hier ja jeden Tag so gestalten, wie man wollte und wenn sie k<strong>ein</strong>e<br />

Parties veranstalteten oder mit Freunden grillten, war das Kochen für ihre Familie <strong>ein</strong><br />

schönes Hob<strong>by</strong>. Besonders wenn Sio s<strong>ein</strong>en Teller auf-aß, liess das ihr Mutterherz<br />

höher schlagen.<br />

Simaneas kam in letzter Zeit auch nicht so häufig. Die kl<strong>ein</strong>en Teladies gingen nun zur<br />

Schule und sie setzte alles daran, ihnen Wirtschafts-Lehre besser <strong>ein</strong>zubläuen.<br />

Also widmete sie sich den Tätigkeiten <strong>ein</strong>er Hausfrau, wenn Sio im Kindergarten war<br />

und Sor phasenverschoben s<strong>ein</strong>e Schützlinge beobachtete.<br />

Er war gerade wieder unterwegs...die Boronin inspizieren.<br />

Masa machte sich zur Zeit eher als Informations-Drohne tätig, als sich in den Kampf<br />

zu stürzen. Die Fülle in ihrem Leib verriet auch jedem in der boronischen Anatomie<br />

Kündigen, warum: Ein Rogen wuchs in ihrem Bauch heran. Wenn die drei Eier jeweils<br />

die Größe <strong>ein</strong>es terranischen Tennis-Balls erreicht haben würden, würde sie sie an<br />

Nebo heften. Es war üblich, die Eier in <strong>ein</strong>e Mulde zu heften und nur selten wollte <strong>ein</strong><br />

Mann die Narben von dem kräftigen Klebstoff tragen, aber Nebo bestand darauf.<br />

Er war <strong>ein</strong> liebevoller Mann und bestimmt auch <strong>ein</strong> liebevoller Vater. Er hatte sich<br />

sogar schon die Punkte ausgesucht, wo er die Eier tragen wollte: Brust und Bauch,<br />

damit er sie mit frischem Wasser befächeln konnte.<br />

Sie hatte sich <strong>ein</strong>e Weile gegen Nebos Betteln um Kinder gesträubt, aber s<strong>ein</strong>em<br />

Hundeblick hatte sie nicht wiederstehen können.<br />

Er hatte sogar gelernt, zu weben und machte kl<strong>ein</strong>e Strampler, die <strong>ein</strong>e Ausstülpung<br />

für jedes Tentakel hatten...<strong>ein</strong>e Heidenarbeit.<br />

Sie strich sich über ihren Bauch...naja, <strong>ein</strong> Borone hatte so gesehen ab dem Brustkorb<br />

hinab nur Bauch, aber ihre Eier lagen mittig im Körper, unterhalb der wichtigsten<br />

Organe im Brustkorb.<br />

Hier in den Meeren von Menelaos Grenze tümmelte sich das schlimmste Gesindel im<br />

ganzen, boronischen Terretorium.<br />

Nicht gerade, weil es hier so verkommen war, oder es so wenig Sicherheitskräfte gab,<br />

nur waren Letztere mit den gelegentlichen Drohgebärden der Split und den ab und zu<br />

noch <strong>ein</strong>fallenden Xenon zu beschäftigt, um sich um die vielen Syndikate zu kümmern.<br />

Einige der Syndikate waren sogar noch damit beschäftigt, Waffen und Raketen für die<br />

boronischen Wachtruppen zu produzieren. An sich nichts Schlechtes, würden sie<br />

selbige Waffen nicht in größeren Teilen an die Piraten verkaufen, hätte sie nichts<br />

gegen die Syndikate vorzubringen.<br />

Sie sah sich noch nicht so richtig in der Mutter-Rolle, aber man konnte ja<br />

r<strong>ein</strong>wachsen.<br />

Auf ihre Anweisung hin glitt das Schiff aus dem Orbit in Richtung <strong>ein</strong>es der größten<br />

Raumhafens. Sie hatte sich schnell angewöhnt, dass man am besten in der Menge<br />

untertauchen konnte, anstatt in geheimen Mini-Landeflächen zu abzutauchen.<br />

Die Aufzeichnungen über Schiffe blieben teilweise kaum mehr als zwei Stazuras im<br />

Speicher, bevor so viele Schiffe gelandet waren, dass die Daten ver<strong>ein</strong>facht wurden,<br />

bis man es nicht mehr zurückverfolgen konnte. Besonders, wenn man sich über <strong>ein</strong>e<br />

implantierte Hacking-Schnittstelle in den Speicher <strong>ein</strong>klinken konnte, um den eigenen<br />

Eintrag zu löschen.<br />

Niemand achtete auf <strong>ein</strong>e all<strong>ein</strong> reisende, schwangere Boronin, die mit <strong>ein</strong>er Hydra


landete.<br />

Eine Hydra galt erstens nicht als sonderlich gefährlich, sondern eher als <strong>ein</strong><br />

militärischer, größerer TP und zweitens waren die meisten Boroninnen so<br />

leichtgläubig, ohne Schutz zu reisen.<br />

Das in ihrem Falle <strong>ein</strong>e aufgemotzte Kampfmaschine mit Eierbauch vor ihnen stand,<br />

konnten eventuelle Angreifer ja nicht ahnen.<br />

Nie hätte sie erwartet, was nun kommen sollte: Aus den Sprungtoren des Sektors<br />

strömten tausende von Piratenschiffen, die auf alles das Feuer eröffneten, was sich<br />

nicht ergab.<br />

Man hatte ihr <strong>ein</strong>gebläut, so wenig aufsehen zu erregen, wie nur möglich, also liess<br />

sie Stromleitungen überlasten, um die Schiffe in der Stadt durch Explosionen zu<br />

zerstören...aber den sich mit Korvetten, Jägern und Scouts verdunkelnden Himmel<br />

all<strong>ein</strong> durch Unfälle zu klären, hätte sie niemals geschafft.<br />

Plötzlich stand Thorsten vor ihr:"Masa, ich wollte dich mal wegen d<strong>ein</strong>es<br />

Mutterschaftsurlaubs sprechen."<br />

"Siehst du nicht, was hier vor sich geht?!!!!" "Ah, doch."<br />

Eine Nova mit Flammenmuster glitt um sie herum:"Gib mir die ID-Codes für d<strong>ein</strong><br />

Schiff, oder du und d<strong>ein</strong>e Eier sind Salat! Das gilt für euch Beide!"<br />

Thorsten streckte die flache Hand zu dem Schiff hoch und sah sie weiter an:"Einen<br />

Moment Hitzkopf, ja. Kann gleich los gehen."<br />

Der Pirat brüllte über das Mikro:"Hast wohl nen Sockenschuss!"<br />

Ein EPW-Projektil traf auf Thorstens linke Schulter.<br />

Thorsten sah entnervt zu dem verdutzten Piraten:"Ich sagte, es geht gleich LOS!!!"<br />

Ein Energie-Ball formte sich in Thorstens linker Hand, sog Blitze aus der Umgebung<br />

an, Beton-Brocken und Stahltrümmer wurden in das leuchtende Ereignis gesogen und<br />

verglühten zu hellen Dampfwolken, die um die gleissende Energie rotierten.<br />

Der Ball dehnte sich aus, umschloss sie, die Stadt, den Kontinent, den Planeten...das<br />

Sonnensystem.<br />

Wo die pure Energie die Piratenschiffe traf, verdampften die Maschinen, das Gas<br />

wurde von der Wucht der Welle mitgerissen und übrig blieben nur die Piraten, die<br />

entsetzt in ihren Raumanzügen durch's All trieben oder gen Boden stürzten, wo das<br />

Dämpfungsfeld ihrer Anzüge ihnen gerade so das Leben rettete.<br />

Thorsten klopfte sich den Staub vom Ärmel:"Also, ich wollte wissen, ob du bei dem<br />

Schlupf d<strong>ein</strong>er Kinder nicht lieber dabei s<strong>ein</strong> möchtest, ich gebe dir <strong>ein</strong> Jahr Urlaub,<br />

bezahlt natürlich. Damit du d<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>en d<strong>ein</strong>er Familie vorstellen kannst."<br />

Ungläubig sah sie sich zu den verschiedenen Leuten um, die nun entsetzt auf Thorsten<br />

und sie sahen.<br />

Er stubbste sie an:"Also, <strong>ein</strong> zwei Jahre Mutterschaftsurlaub?" "Ja...aber...Geheim-<br />

Bund?!"<br />

Er grinste:"Ach so. Na gut. Falls du dich wundern solltest, warum auf <strong>ein</strong>mal so viele<br />

Piraten aufgetaucht sind: Ein Warlord hat im Suff den Angriff befohlen."<br />

Thorsten verschwand, die Personen blieben kurz stehen, waren wie in Trance.<br />

Ein paar Sekunden später glitt <strong>ein</strong> Borone auf sie zu:"Geht es ihnen gut? Haben sie<br />

auch diese riesige, seltsame Explosion gesehen?"<br />

Verdutzt sah sie dem Mann in die Augen:"Ja...wissen sie, woher es kam?"<br />

"N<strong>ein</strong>, k<strong>ein</strong>e Ahnung...schien aus dem Nichts zu kommen." Eine Nachricht poppte in<br />

ihrer Sicht auf:"Masa, ich habe unser Gespräch und m<strong>ein</strong>e Handlungen aus den<br />

Erinnerungen der Leute gelöscht. Sollte man eigentlich nicht so machen, aber ich<br />

hab's eilig. Asjia und Sojion schlafen in m<strong>ein</strong>en Armen und ich möchte mich dem<br />

Gefühl so sehr widmen wie nur möglich."<br />

Sie verstand das schon irgendwie...schliesslich genoss sie die Anwesenheit ihrer Eier<br />

ja auch, wenn es auch manchmal beim Schwimmen weh tat.<br />

Also machte sie sich auf zu ihrem Ziel: Der schmutzigsten, verkommensten und<br />

gefährlichsten Bar im gesamten, boronischen Reich.


Leider rochen und schmeckten die Leute hier so, wie wenn <strong>ein</strong> betrunkener Mensch,<br />

der Fisch gegessen hatte, sich ins Wasser übergeben hatte, aber das musste sie<br />

wegstecken können. Ihre Implantate hielten sämtliche Schadstoffe ab und ihre Kinder<br />

waren hinter <strong>ein</strong>er Hautmembran, die schwerem Beschuss standhalten konnte,<br />

bestens geschützt.<br />

Das war ihr neuer Job, also würde sie über den Geruch und Geschmack dieser Gegend<br />

hinweg sehen.<br />

Sie liess sich auf <strong>ein</strong>en der Hocker nieder und sah dem Wirt in die Augen:<br />

Massenweise Informationen über s<strong>ein</strong>e Mimik, sogar s<strong>ein</strong>e Gedanken als Bilder und<br />

Ton konnte sie wahr nehmen. Nicht jeder von ihnen konnte es schon, aber sie hatte<br />

mit diesem Implantat besonders trainiert.<br />

Nicht, dass <strong>ein</strong>e Audio-Widergabe schwer zu verstehen gewesen wäre, aber das<br />

gehörte von den eigenen Gedanken zu trennen war für die Anderen teilweise schwer.<br />

Im Moment stellte sich der Kerl die Frage, was <strong>ein</strong>e "fette Mutter" in s<strong>ein</strong>er Bar zu<br />

suchen hatte.<br />

Sie konnte zwar die Gedanken von <strong>ein</strong>er Person lesen, aber nicht die von mehreren<br />

Personen...zumindest noch nicht.<br />

Masa lehnte sich <strong>ein</strong> Stück vor:"Ich hab gehört, hier hängen <strong>ein</strong> paar schlimme Finger<br />

rum." "Wieso? Suchste den unfröhlichen Vater von d<strong>ein</strong>en Eiern?"<br />

Am liebsten hätte sie ihm die Augen samt Antennen ausgerissen, aber das wäre<br />

schlecht gegangen, wenn sie unauffällig Informationen beschaffen wollte.<br />

Sie grinste also und stiess Fröhlichkeit aus:"Ach, solange ich weiss, dass es k<strong>ein</strong><br />

Barkeeper ist, bin ich seelig. Also, wen könnte ich hier ansprechen, wenn ich <strong>ein</strong> paar<br />

gute Kampfschiffe kaufen wollte?"<br />

"Selbst wenn ich's wüsste, würde ich es k<strong>ein</strong>em aufgeblähten Weib sagen."<br />

Sie lächelte, als ihr Implantat das 3D-Modell aus den Gedanken des Mannes<br />

extrahierte.<br />

Ein Borone mit <strong>ein</strong>er Augenklappe und <strong>ein</strong>er auffälligen Narbe am Rüssel.<br />

Ohne ihr Zutun lieferten ihr die Implantate mehrere Daten über den Kerl aus dem<br />

Polizei-Netzwert: Paxi Ni, <strong>ein</strong> Pirat mittleren Ranges, der sich als Schiff-Dieb<br />

durchschlug. Es wäre nur halb so interessant gewesen, wenn sie nicht gewusst hätte,<br />

dass er auch die Schiffe für verschiedene Schutzgelderpresser besorgte.<br />

Und da saß er auch schon: In <strong>ein</strong>er Ecke und verdammt fett! Die meisten Boronen<br />

wurden nie fett oder auch nur pummelig...nur die, die massiv Drogen konsumierten.<br />

Er sah aus wie <strong>ein</strong> mit Schleim gefülltes Kondom für Menschen...mit ner Menge<br />

wulstiger Tentakel, teils verbrannt von der Arbeit in Turbinen.<br />

Sie verliess die Bar und beobachtete ihn durch die Wand, während sie hinter <strong>ein</strong>e<br />

Röhre glitt und sich in der Phase verschob.<br />

Nach gut dreizehn Bofu-Schnäpsen sah er noch ne Runde aufgeblähter aus...selbst sie<br />

musste sich neben diesem unförmigen Scheusal nicht mehr dick fühlen.<br />

Es war ekelerregend, als er sich auf <strong>ein</strong> Abwasser-Rohr erleichterte und noch mal<br />

widerlicher, als ihre Implantate ihr dutzende Gifte meldeten, die sich in s<strong>ein</strong>em<br />

Ausfluss befanden und ihn sicherlich schon <strong>ein</strong>iges an Lebenszeit gekostet hatten.<br />

Nichts desto trotz glitt sie hinter ihm her, in s<strong>ein</strong>e im Hangar stehende, frisierte Nova.<br />

Der Flug war lang und der Autopilot zeigte <strong>ein</strong>e Route von drei Sektoren an.<br />

Es hätte wahrsch<strong>ein</strong>lich <strong>ein</strong>en Bruchteil gedauert, wenn der Autopilot nicht alle paar<br />

Sekunden nach den hiesigen Polizei-Schiffen gescannt und deren Routen umgangen<br />

hätte.<br />

Doch letztendlich waren sie da: Eine halbwegs passable Raumstation am Rande des<br />

Sektors. Passabel zumindest, bis ihre Implantate ihr den Geruch und Geschmack des<br />

Wassers präsentierten. Schnell schaltete sie die Sinnes<strong>ein</strong>drücke ab und keuchte<br />

ungehört vor sich hin.<br />

Das Wasser war trübe und s<strong>ein</strong> Ausfluss an dem Rohr von vorher dagegen <strong>ein</strong><br />

Gesundheitsbad!


Entsetzt flog sie zu den Schiffen, die sie aus s<strong>ein</strong>en Gedanken als für die<br />

Schutzgelderpresser gesehen hatte: Schwere Schiffe der M3-Klasse, viele Angreifer.<br />

Gut vierzig Schiffe standen hier.<br />

Zum Glück hatte ihre interne Software-Schmiede schon <strong>ein</strong>e nette Lösung parat: Ein<br />

getarntes Virus, das die Schiffe bei Waffenaktivierung direkt in die nächste Polizei-<br />

Korvette fliegen liess. Natürlich ausreichend langsam, dass das Polizei-Schiff nicht<br />

zerstört wurde.<br />

Sie flog zurück zu ihrer Hydra, die phasenverschoben unweit der Station wartete und<br />

duschte sich sorgfältig in <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Strömungs-Tunnel.<br />

Nie hatte sie so viel Aufmerksamkeit der Sauberkeit ihres Bauches gewidmet. Sie<br />

wollte k<strong>ein</strong> Molekül dieser Suppen, durch die sie sich hatte bewegen müssen, mehr an<br />

ihrem Bauch haben...bei ihren Eiern.<br />

Und am nächsten Morgen wurde sie mit <strong>ein</strong>em herrlichen Feuerwerk belohnt, als die<br />

Polizei des Sektors die Schutzgelderpresser kampfunfähig schoss und sie für ihren<br />

mehrseitigen Vorstrafenregister lebenslang hinter Gitter und Kraftfelder brachte.<br />

Weihnachten stand unmittelbar vor der Tür. Er freute sich ungem<strong>ein</strong> darauf.<br />

Doch Thorsten spürte etwas hoch kommen...irgendwas...<br />

Er konnte es nicht spezifizieren, er nahm es nicht mit s<strong>ein</strong>en Sensoren wahr. In der<br />

Dunkelheit des All's kam irgendwas aus schattenhaften Dimensionen hervor.<br />

Die Botschafterin der Noani stand plötzlich vor ihm...oder besser, er vor ihr, in <strong>ein</strong>em<br />

riesigen Saal aus hellem Marmor.<br />

Er sah sich um:"Wo sind wir?"<br />

Sie lächelte:"Nun, hier tagt unser Senat. Momentan ist er nicht besetzt."<br />

Ihre Miene wurde ernst:"Ich weiss, dass du es auch spürst." "Diese dunkle Präsenz..."<br />

Sie setzte sich auf <strong>ein</strong>en der st<strong>ein</strong>ernen Tische:"Diese Präsenz...sie ist an sich k<strong>ein</strong>e<br />

Präsenz. Es ist <strong>ein</strong>e uralte Art von Leben...sie haben Verstand, Intelligenz, <strong>ein</strong>e<br />

perverse Form der Weisheit wohnt auch <strong>ein</strong>igen Inne aber im Grunde sind sie nur <strong>ein</strong>e<br />

Art von Hunger."<br />

Er erzeugte sich <strong>ein</strong>en Stuhl und setzte sich:"Also sind sie schon mal aufgetaucht?"<br />

Sie schüttelte den Kopf und lehnte sich seitlich auf ihren rechten Arm:"N<strong>ein</strong>...sie<br />

hallen seit allen Zeiten durch das All. Sie sind wie <strong>ein</strong> Echo der Gewalt und des Leids<br />

im Universum. Uralte Prophezeihungen unserer ältesten Seher, damals noch, als sich<br />

unsere geistigen Fähigkeiten erst entwickelten, haben sie uns angekündigt. Wir wissen<br />

nicht wie sie aussehen, was sie können...die Seher sprachen nur von <strong>ein</strong>er enormen<br />

Kraft, die sie haben würden."<br />

Er seufzte:"Na gut. So lange wie ich schon lebe, muss ich mich wohl darauf <strong>ein</strong>richten,<br />

jeder Bedrohung im All zu begegnen."<br />

Von der Diskussion unberührt, dehnten sie sich aus. Milliarden, Quantilliarden...es<br />

hätte schon <strong>ein</strong>e Menge Nullen gebraucht, um all<strong>ein</strong> die Potenz der Zahl<br />

aufzuschreiben.<br />

Sie formten sich aus dem Dunklen. K<strong>ein</strong>e Materie, noch nicht. Energie wandelte sich in<br />

Masse um, formte groteske Knochen, Organe, Muskeln, Membranen, Panzerplatten.<br />

Das stärkste Wesen von ihnen erhob sich in der Wolke aus schwarzer Materie. Es hatte<br />

vier Arme, <strong>ein</strong>en zweiteiligen Unterkiefer mit mächtigen Zähnen, stechende, leere<br />

Augen, lange, scharfe Zähne, kräftige Muskeln...und doch wirkte es in s<strong>ein</strong>er<br />

grausamen Statur irgendwie ruhig. Eine Art dreckiges Grinsen schob sich auf die<br />

zerfranzten Lefzen der Kreatur, die den Geruch von Fäulnis verteilten, als sich<br />

Körperteile zu s<strong>ein</strong>en Untertanen formten...und doch waren sie er.<br />

Sie waren alle aus <strong>ein</strong>er Masser hervorgegangen, aus <strong>ein</strong>er Masse, die Zusammenhalt<br />

nicht kannte. Jeder hasste den Anderen und hätte ihn liebend gern getötet.<br />

All das Leid, die Gewalt, der Hass, die Wut und Trauer die in unzähligen Millenien ins<br />

All verhallt waren, hatten sich in der Energie im All <strong>ein</strong>gebrannt. Wie <strong>ein</strong> Echo.<br />

Es war <strong>ein</strong> Versuch des Alls, sich selbst von diesen schlechten Energien zu r<strong>ein</strong>igen,<br />

ihnen zu <strong>ein</strong>em Körper zu verhelfen...aber k<strong>ein</strong>er von ihnen hatte vor, es dabei zu


elassen. Das Universum schien sich wie <strong>ein</strong> Gewässer zu verhalten, dass Schadstoffe<br />

abbauen wollte...doch diese Schadstoffe, wollten das Gewässer kippen.<br />

Sie wussten, wovon sie sich ernähren mussten: Von Angst, Verzweiflung, Hass, Terror.<br />

Ihm lief der Geifer im Maul zusammen, als er an die leidvollen Augen <strong>ein</strong>es Kindes<br />

dachte, dass dabei zusehen musste, wie s<strong>ein</strong>e Eltern starben.<br />

Zwar war die Materie, in der sie sich verfestigten geläutert, würde niemandem<br />

Schaden, und es schwächte sie somit, aber sie konnten diese Materie wie <strong>ein</strong> Schwert<br />

<strong>ein</strong>setzen, um sich noch mehr Nahrung zu verschaffen.<br />

Er sah auf s<strong>ein</strong>en Arm...die Materie war wie jede andere im All...aber durch ihn mit<br />

dem Bösen erfüllt.<br />

In ihm konzentrierte sich die schlimmste Gewalt: Die geplante!<br />

Morde, Massenmorde, Attentate, Putsche, Hinrichtungen...die Intelligenz hinter diesen<br />

Planungen steckte in ihm. Wie die Wut waren sie ins All hinaus geschlagen und hatten<br />

sich in ihm manifestiert.<br />

Es gab auch gute Energien, die ins All stoben...aber bis die sich manifestieren<br />

konnten...es gab schon <strong>ein</strong>en Grund, warum es die Redensart gab, dass der Gute weg<br />

immer der schwerere war.<br />

Sie würden stärker s<strong>ein</strong> als sie es im Moment waren, aber bis das Gute sich<br />

manifestierte, hatten sie noch Äonen Zeit.<br />

Um ihn herum erhoben sich die unzähligen Wesen, die aus tumber, brutaler Gewalt<br />

hervorgingen. Mehr Tiere als gelenkte Individuen. Aber sie waren nützlich. In ihrem<br />

Hunger würden sie jagen, Wesen in Angst und Terror versetzen und ihn damit mit<br />

nähren.<br />

Zerüttete Wesen waren ihre beste Nahrungsquelle. Am besten war es, sie hielten viel<br />

aus und vermehrten sich schnell...den besten Kandidaten fand er in den Menschen.<br />

Auch das andere Geschmeiss um sie herum, die Teladi, Split, Khaak, Xenon, Paraniden<br />

und Boronen waren sicherlich lohnend.<br />

Es bedurfte k<strong>ein</strong>er Eile.<br />

Sie glitten langsam auf die Galaxie zu, die die Menschen Milchstrasse nannten. Ihre<br />

Wolke war groß genug, die Milchstrasse <strong>ein</strong>zuhüllen und sich dann noch durch das<br />

Torsystem zu verbreiten...es würde <strong>ein</strong> Festmahl werden...<strong>ein</strong> Gemetzel...EIN<br />

KRIEG!!!<br />

Thorsten sah ihr in die Augen:"Und wie kann man sie besiegen? Sie werden doch<br />

<strong>ein</strong>en Schwachpunkt haben?!"<br />

"So weit wir wissen, werden sie alles in Finsternis stürzen und sich daran laben. Ich<br />

denke, sie hassen das Gute...und du...naja, du bist <strong>ein</strong>e sehr zerrüttete Kreatur." "Wie<br />

bitte?" "Nun, obwohl du so viel anderes bist, bist du im Kern noch <strong>ein</strong> Mensch. Ihr seid<br />

uns gleich und in uns steckte früher auch diese furchtbare Grausamkeit. Bei dir ist sie<br />

nicht so stark wie vielleicht bei anderen, aber du häutest Wesen, auch wenn du sie<br />

dann wieder heilst. D<strong>ein</strong>e Strafen sind schon recht hart."<br />

Er seufzte:"Stimmt schon. Aber immerhin tun sie es dann meist nie wieder. Ich bin ja<br />

selbst oft nicht stolz drauf." Sie schüttelte den Kopf:"N<strong>ein</strong> n<strong>ein</strong>...<strong>ein</strong> bisschen<br />

Grausamkeit ist schon von nöten. Wo es Licht gibt, gibt es Schatten und umgekehrt.<br />

Wir stellen uns das Spirituelle im Universum wie <strong>ein</strong>e Waage vor. Auf die <strong>ein</strong>e Schale<br />

kommt das Gute, auf die Andere das Böse. Quillt <strong>ein</strong>e Schale über, läuft es in das<br />

reale Universum, bis die andere Schale auch voll ist und beide Inhalte sich gegenseitig<br />

neutralisieren. Egal, wie viel schon übergequollen ist."<br />

"Ein Universum mit Selbstr<strong>ein</strong>igung?" "Was auch immer uns alle geschaffen hat...es<br />

wollte uns wohl uns selbst überlassen, wie <strong>ein</strong>e gigantische Petri-Schale. Alles im<br />

Universum muss sich also selbst erneuern, oder es blockiert."<br />

"Wie das mit der Antimaterie?" "Genau. Antimaterie gibt es und wenn sie mit<br />

normaler Materie in Kontakt kommt, gibt es <strong>ein</strong>e Unmenge an Energie." "Also<br />

explodiert das All, wenn es sich selbst "spirituell r<strong>ein</strong>igt"." "Ich denke nicht, dass diese<br />

R<strong>ein</strong>igung <strong>ein</strong>en Effekt auf das Universum hat. Es wird wohl eher <strong>ein</strong>e Menge


unschädlicher, geistiger Energie geben, die sich wieder in das Universum <strong>ein</strong>gliedert."<br />

"Also...was haben wir vor? Oder besser: Was habt ihr vor?"<br />

Sie lächelte leicht nach unten:"Nun, auch wenn wir, ich will nicht prahlen, als Volk<br />

doch die bisher stärkste Macht im Universum sind...die Macht dieser Wesen habe ich<br />

da noch nicht abschätzen können, so bist du doch...verzeih mir bitte den Ausdruck,<br />

die intelligenteste Waffe im gesamten Universum."<br />

"Ich sehe mich eigentlich nicht als Waffe." "Ja ja. Ich weiss, so war es auch nicht<br />

gem<strong>ein</strong>t. Aber selbst <strong>ein</strong> Wattebausch kann tödlich s<strong>ein</strong>, wenn man ihn inhaliert. Und<br />

du kannst ja nicht abstreiten, dass du <strong>ein</strong>e Menge Energie aufbringen kannst." "Aber<br />

spirituell..."<br />

Sie seufzte und rieb sich die Stirn:"Ich versuche noch mal, es dir zu erklären. Sie sind<br />

Wesen. Nichts aus Energie...viel mehr...<strong>ein</strong>e Manifestation. Du kannst sie vernichten,<br />

denke ich mal. Sie sind Körper mit Kreislauf und Organen...aber den Kern von ihnen,<br />

das Böse, kannst du nicht vernichten, dass kann nur das Gute im Universum."<br />

"Also...m<strong>ein</strong>e Systeme rattern gerade...verstehe ich das richtig: Sie werden zu<br />

Materie...Materie die nicht irgendwie schädlich ist. Sie können von Waffen getötet<br />

werden und dann entweicht das Böse aus ihrem Innern wieder ins Universum?"<br />

"So sollte man es interpretieren. Wir haben s<strong>ein</strong>e Vision auch hier."<br />

Er sah in <strong>ein</strong>er Art Hologramm das Bild...<strong>ein</strong>e schemenhafte, schwarze Kreatur sprang<br />

vor <strong>ein</strong>e Graue, die mit <strong>ein</strong>er Energiewaffe auf das schwarze Wesen schoss.<br />

Das schwarze Wesen fiel auf den Boden, zuckte und <strong>ein</strong>e schwarze Wolke glitt aus<br />

dem Körper, um sich ins All zu verdünnisieren.<br />

Der Körper verweste im Zeitraffer und dann wuchsen liebliche Blumen darauf und <strong>ein</strong><br />

Kind lief ungeschoren darüber.<br />

Er sah mit weit geöffneten Augen auf die Szene:"...<strong>ein</strong> bisschen sehr bildlich."<br />

Sie zuckte mit den Schultern:"Naja. Es ist bestimmt <strong>ein</strong> anderes Erlebnis, wenn man<br />

es selbst erlebt. So ist es...ja, sehr kitschig. Aber die Bedrohung dahinter ist ernst."<br />

Sie hielt sich die Stirn:"OH GOTT! Sie...sie fliegen auf die Milchstraße zu..."<br />

Nun spürte und sah er es auch: Eine riesige dunkle Wolke, aus der wie in <strong>ein</strong>em<br />

Horrorfilm Körperteile stoben, die sich zu grausamen Kreaturen zusammen setzten,<br />

welche fauchend wieder in die Wolke sprangen.<br />

Sie rasten mit <strong>ein</strong>er unglaublichen Geschwindigkeit vorran.<br />

Es war angst<strong>ein</strong>flössend...sie waren so schnell wie er...wenn nicht sogar schneller!<br />

Er gab den terranischen Kampfschiffen aus s<strong>ein</strong>en Werften den Befehl, zur Not auch<br />

getarnte Technologie <strong>ein</strong>zusetzen, um die Erde zu schützen.<br />

Aber s<strong>ein</strong> nächster Anlaufpunkt war Argon Prime.<br />

Er hätte sich in den Hintern beissen können! Genau an diesem Tag war auf Argon<br />

Prime das Universelle Kinderfest!<br />

Sogar <strong>ein</strong>ige Paraniden-Larven hatten sich dort <strong>ein</strong>gefunden.<br />

Plötzlich stand <strong>ein</strong>e schwarze Kreatur vor ihm und schoss mit <strong>ein</strong>er unbekannten<br />

Energie auf ihn.<br />

Er hielt sich den Schädel, als die Waffe in s<strong>ein</strong>e innersten Gedanken <strong>ein</strong>drang und ihn<br />

ausser Gefecht setzte.<br />

Er wachte wieder auf...im letzten Moment, als er zu Boden stürzte, hatte er die<br />

Kraftfeld-Generatoren der Gem<strong>ein</strong>schaft aktiviert. Nichts kam dadurch, nicht mal s<strong>ein</strong>e<br />

Naniten. Und erleichtert stellte er fest, dass die dunkle Wolke auch nicht dort durch<br />

kam...New Trantor und das Gem<strong>ein</strong>schaftssystem waren sicher. Noch zumindest.<br />

Die Botschafterin stand über den rauchenden Überresten der Kreatur:"Ich sagte<br />

doch...sie können besiegt werden."<br />

Er scannte den Kadaver...nichts besonderes:"Wie lange war ich weg?" "Vier Stunden.<br />

Du solltest Argon Prime helfen...die Angst der Kinder ist wie <strong>ein</strong> Buffet für diese<br />

Monster und die Kinder leiden Höllenqualen."<br />

Thorsten sprang nach Argon Prime. Auch wenn er überall, selbst bei den Te'Ain, Khaak<br />

und Xenon gegen diese Monster kämpfte, hatte er doch <strong>ein</strong>e gute Konzentration an


Naniten hier.<br />

S<strong>ein</strong>e Auroren schlugen nach den Monstern...doch sie sprangen beiseite! Als ob sie<br />

jeden Schlag vorhersehen konnten.<br />

Eine Kreatur teleportierte sich aus <strong>ein</strong>em Würgegriff...es war unheimlich!<br />

Aber er liess s<strong>ein</strong>e Angst links liegen. Und landete unweit des Hauptgebäudes. In dem<br />

Gebäude hatten sich Soldaten unter der Leitung Ban Dannas verschanzt.<br />

Eine Kreatur rannte auf ihn zu, ansch<strong>ein</strong>end Siegessicher.<br />

Er hatte sich inzwischen an diese Gedankenwaffe angepasst und die Energieform für<br />

ihn unschädlich gemacht, aber trotzdem rannte das Biest auf ihn zu. Er schlug zu...es<br />

zerplatzte durch die schiere Wucht in tausende Teile...tod. Obwohl er nicht mal Leben<br />

von dieser Kreatur empfangen hatte...es war wie <strong>ein</strong> Echo vergangener<br />

Gräueltaten...die Angst <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Kreatur, als <strong>ein</strong> größeres Wesen mit ihm gespielt<br />

hat, bevor es gefressen wurde...er musste sich moralisch also k<strong>ein</strong>e Gedanken<br />

machen.<br />

Eine weitere Kreatur sprang aus der Deckung und feuerte auf ihn...immer mit dem<br />

Teleporter ausweichend.<br />

Er konnte es nicht zerstören.<br />

Eine Salve aus <strong>ein</strong>em EPW-Gewehr traf das Vieh und es richtete sich auf den Soldaten<br />

aus. Die Waffe hatte k<strong>ein</strong>en Schafen verursacht, aber die Angst des Soldaten, als das<br />

Vieh ihn ansah, schien es zu befriedigen.<br />

Thorsten feuerte, überrascht drehte sich das Wesen zu der gleissenden Energie-<br />

Ladung und blieb dann als Asche an den Wänden, der Decke und dem Boden des drei<br />

Meter breiten und hohen Korridors kleben.<br />

Der Soldat sah ihn fragend an:"Sie...sie sehen nicht aus wie <strong>ein</strong>es dieser Viehcher!<br />

Sind...sind sie vom alten Volk?!" "N<strong>ein</strong>, aber folgen sie mir zu Danna! Ich muss mit<br />

ihm reden."<br />

Der Soldat legte auf ihn an:"Ich bin doch nicht bescheuert! Da kann ja jeder<br />

kommen."<br />

Eine Kreatur sprang aus der Dunkelheit auf den Soldaten. Knochen barsten laut.<br />

Innerhalb <strong>ein</strong>er Nano-Sekunde schoss Thorsten nach vorne, packte das Vieh und<br />

blockierte die Teleportapperatur in dem Gürtel des Wesens. Er erzeugte <strong>ein</strong> Kraftfeld<br />

um das Vieh und presste es damit zu <strong>ein</strong>em kompakten Würfel.<br />

Der Soldat hielt sich kreischend s<strong>ein</strong>en aufgerissenen Brustkorb.<br />

Thorsten bemerkte noch, wie sich <strong>ein</strong>e dunkle Wolke aus der zermatschten Kreatur<br />

verflüchtigte, bevor er schnell den Soldaten heilte:"Schon mal gefragt, woher die<br />

neuen Klontechnologien für Organe und Blut herkommen?! Wenn ich mich vorstellen<br />

darf: Kemmrich!"<br />

Der Soldat sah auf s<strong>ein</strong>en Brustkorb:"Folgen sie mir! Die Kinder sind da drüben. Der<br />

General beschützt sie."<br />

Thorsten teleportierte ihn und sich zu Danna.<br />

Hunderte Soldaten legten auf ihn an, bis Danna die Hand hob:"Nicht feuern! Wo zur<br />

Hölle waren sie?!" "Freut mich auch, ihnen helfen zu können, Danna. Diese Viecher<br />

haben irgend<strong>ein</strong>e Art von Psycho-Waffen...ich war vier Stunden bewusstlos." "Die<br />

haben SIE ausgeschaltet?! sch****! Wir sind am Popo! Haben sie ne Ahnung, was das<br />

für Viecher sind?!"<br />

"Eine Botschafterin von <strong>ein</strong>em Volk, welches noch älter ist als das alte Volk selbst,<br />

sagte, sie seien <strong>ein</strong>e Manifestation allen Übels, dass über die Äonen ins All gestoben<br />

ist. Wie <strong>ein</strong> Echo vergangener Grausamkeiten." "Sie verarschen mich!" "Oh ja! Ich<br />

springe hier mitten in <strong>ein</strong> Schlachtfeld und erzähle esoterische Märchen, weil ich nen<br />

Gag raushauen will! Diese Monster sind nicht richtig lebendig, irgendwas strömt aus<br />

ihnen, was m<strong>ein</strong>e Sensoren nicht zu erfassen vermögen und sie können Aktionen in<br />

Lichtgeschwindigkeit ausweichen...ich bin verdammt noch mal geneigt, <strong>ein</strong>em Wesen,<br />

welches Älter ist als das terranische Sonnensystem, zu glauben, wenn es mir so <strong>ein</strong>e<br />

Story erzählt!"


Danna's große Augen wären in <strong>ein</strong>em anderen Moment der Brüller gewesen, aber ihm<br />

war so garnicht nach lachen zu mute, während er den Raum mit Kraftfeldern<br />

abschottete.<br />

Danna nickte:"OK...aber was wollen die?" "Sie bestehen aus Hass, Wut, Trauer,<br />

Verzweiflung, Niedertracht...die wollen sich an dem Leid anderer satt fressen, denn<br />

davon ernähren die sich." "Und wie können wir sie killen?!"<br />

Thorsten griff die Waffe von Danna.<br />

Der alte Mann sah ihn wütend an:"Wenn sie mir jetzt die Waffe wegnehmen...!" "Das<br />

Spielzeug hat zu wenig Wumms! Damit können sie die Monster nicht mal kitzeln."<br />

Er verwandelte das Gewehr auf atomarer Ebene...und da drunter.<br />

Es war so kraftvoll, dass er noch <strong>ein</strong>en Mechanismus <strong>ein</strong>bauen musste, der die Kugeln<br />

daran hinderte die Stadt <strong>ein</strong>zuäschern.<br />

Danna sah auf die leuchtenden Energie-Systeme:"Was zum...?!" "Diese Waffe hat<br />

mehr Rechenleistung als die Schiffe ihrer Flotte zusammen und macht verdammt noch<br />

mal mehr Krawall als alles, was sie kennen könnten."<br />

Er feuerte damit auf <strong>ein</strong>en Soldaten und die Kugel löste sich nutzlos auf:"Freund-<br />

F<strong>ein</strong>d-Erkennung, selbst durch Wände hindurch. Eigentlich müssen sie nur so weit<br />

zielen, dass die Waffe weiss was sie abknallen wollen und dann den Abzug drücken."<br />

Mit s<strong>ein</strong>en Naniten verpasste er allen Soldaten der verschiedenen Systeme<br />

Kampfanzüge, selbst die Te'Ain standen in strahlenden Rüstungen da. Woher sie sie<br />

hatten, wussten sie alle nicht...nur, was sie damit machen mussten.<br />

Thorsten sah Danna an, dessen Augen von <strong>ein</strong>em unsichtbaren Kraftfeld beschützt<br />

wurden, während die verschiedenen Schildgeneratoren ihn vor jeder kinetischen<br />

Attacke schützen würden:"Ich habe verdammt noch mal k<strong>ein</strong>e Ahnung von den<br />

Energien, die die Viecher zum Kampf <strong>ein</strong>setzen. Jeder dieser Anzüge wird von mir<br />

immunisiert gegen deren Waffen, sobald ich die Signatur gescannt habe. Er macht sie<br />

stark genug, <strong>ein</strong>e Titan wie <strong>ein</strong> Taschentuch zu zerknüllen und beschleunigt auf<br />

Wunsch alles, was sie machen mit Zeit-Effekten. In der Computerspiel-Branche könnte<br />

man das Bullet-Time nennen. Es müsste reichen, die Viecher zu zerreissen."<br />

Danna sah kurz auf die Panzerung an s<strong>ein</strong>em Arm, die von blau leuchtenden<br />

Kraftfeldgeneratoren geschützt wurde, die Kristallen nicht unähnlich waren. Es ähnelte<br />

sehr <strong>ein</strong>er Rüstung aus <strong>ein</strong>em alten Anime, aber schränkte die Bewegungsfreiheit<br />

nicht mit übertriebenen Sensor-Masten <strong>ein</strong>:"Wozu brauchen sie uns, wenn sie hierfür<br />

Roboter <strong>ein</strong>setzen könnten?!"<br />

"Ich habe <strong>ein</strong>e Theorie: Diese Dinger können die Gedanken oder die Zukunft <strong>ein</strong>es<br />

Wesens sehen, auf das sie ihre Aufmerksamkeit richten. Von jedem von uns steckt <strong>ein</strong><br />

wenig Böses in diesen Kreaturen und sie sind mit uns verbunden. Allerdings sch<strong>ein</strong>en<br />

sie sich nur auf <strong>ein</strong> Lebewesen zur Zeit konzentrieren zu können. Sie würden aus<br />

m<strong>ein</strong>en Entscheidungen die Züge m<strong>ein</strong>er Roboter vorher sehen und m<strong>ein</strong>e Schläge<br />

sowieso. Daher m<strong>ein</strong> Rat: Prügeln sie nur zu zweit auf diese Viecher <strong>ein</strong>. Gehen sie in<br />

Teams vor, vermeiden sie, <strong>ein</strong>en Gegner zu bekämpfen, der sich auf sie <strong>ein</strong>gepolt hat<br />

und lenken sie die Mistkerle ab, damit ich sie ausschalten kann, wenn sie nicht auf<br />

mich achten."<br />

S<strong>ein</strong>e Theorie pflanzte er allen Wesen in s<strong>ein</strong>en Kampfanzügen <strong>ein</strong>, damit sie <strong>ein</strong>en<br />

Ansatz hatten, diese Viecher zu bekämpfen.<br />

Danna sah auf s<strong>ein</strong>e neue Ausrüstung und dann zu den Soldaten:"Ihr habt den Mann<br />

gehört! Schützen wir die Kinder und machen wir den Bastarden die Hölle heiss!"<br />

Thorsten liess die Soldaten nach draussen zu den Kraftfeldern.<br />

Als Danna auf <strong>ein</strong>es der Wesen schoss und es verdampfte, konnte er <strong>ein</strong>en kurzen<br />

Blick in das Nervensystem der Kreatur werfen: Es war die perverse Karrikatur <strong>ein</strong>es<br />

Verstandes...mehr wie <strong>ein</strong> brutales, tollwütiges Tier...und er hatte mit s<strong>ein</strong>er<br />

Einschätzung garnicht mal so unrecht gehabt.<br />

Das Wesen hatte sich auf <strong>ein</strong>en Soldaten neben Danna <strong>ein</strong>gepolt...es sah etwa zehn<br />

Minuten in die Zukunft.


Es sah die Wut und die Abscheu für diese Wesen in jeder Handlung des Soldaten<br />

aufblitzen.<br />

Das war die Macht dieser Wesen...sie konnten die Zukunft <strong>ein</strong>er Person zehn Minuten<br />

vorher sehen, wenn sie sich darauf <strong>ein</strong>gestellt hatten! Da es unzählige dieser Biester<br />

gab, konnten sie sich eigentlich in den Einzelkampf stürzen...für jeden Mann hier gab<br />

es mindestens <strong>ein</strong>e Milliarde Kreaturen in den Wolken um Argon Prime.<br />

Aber mit den Schutzschildern hatten die Männer genügend Zeit, sich zu zweit um <strong>ein</strong><br />

Biest zu kümmern, während andere sich auf sie stürzten. Eine Kreatur sprang auf<br />

Danna zu und verdampfte dann in <strong>ein</strong>er Energie-Entladung aus Thorstens Auroren.<br />

Auf dem ganzen Planeten und im All schossen Soldaten durch die Gegnermassen und<br />

jedes Wesen, welches sie ablenkten, schaltete Thorsten auf der Stelle aus.<br />

Er sah nach links, Ban Danna und <strong>ein</strong> hochrangiger Soldat kesselten <strong>ein</strong>e Kreatur <strong>ein</strong>,<br />

während auf jedem von ihnen <strong>ein</strong>e zwei Meter hohe Kreatur hockte und auf sie<br />

<strong>ein</strong>schlug.<br />

Sie legten an, zielten auf das Wesen zwischen sich und schossen sich dann<br />

gegenseitig den Ballast vom Rücken.<br />

Danna schoss nach vorne und riss der Kreatur den Kopf ab.<br />

Hinter ihm ging <strong>ein</strong>e Gruppe der Monster auf die Kinder zu...zum Glück waren sie auf<br />

die Kinder fixiert.<br />

Thorsten schlug mit <strong>ein</strong>er Aurore durch die Wesen hindurch und liess sie<br />

Kinderfreundlich verdampfen, bevor irgendwelche Organe sichtbar wurden.<br />

Jedes dieser Monster sah anders aus...<strong>ein</strong>ige hatten Schwänze, andere sahen aus wie<br />

Naga und wieder welche wie Gargoyls oder riesige, mutierte Insekten.<br />

Mit der Hilfe der Soldaten überall im All stiegen die Verluste der Wesen ins<br />

Unermessliche.<br />

Die Wolken schrumpften zusammen, verstoben ins All.<br />

Er lächelte und dann ging es los.<br />

Auf der Neo-Atlantis blinkten auf <strong>ein</strong>mal alle Lichter rot. Lisaios sah sich verwundert<br />

um und hörte dann Leviathans Stimme durch die Gänge hallen:"Achtung an Alle! Dies<br />

ist k<strong>ein</strong>e Übung! Aufgrund des Angriffs der unbekannten Wesen habe ich <strong>ein</strong>e Freigabe<br />

erhalten: ALLE MANN AUF DIE GEFECHTSSTATIONEN!!!" Rote Pfeile leuchteten auf<br />

dem Boden auf und deuteten zum nächsten Teleporter.<br />

Lisaios rannte los und materialisierte in <strong>ein</strong>em seltsamen Stuhl. Neural-Link-Klammern<br />

hefteten sich an s<strong>ein</strong>e Schläfen und er sah aus dem Bug der Neo-Atlantis herraus.<br />

Das Schiff erhob sich aus dem Fels und die Sagittas starteten.<br />

Die glänzenden Jäger stoben in den mit Flak gefüllten Himmel und ins All hinaus, wo<br />

goldene Auroren durch riesige, dunkle Nebelschwaden rasten.<br />

Er sah <strong>ein</strong> Fadenkreuz und <strong>ein</strong>e Menge von diesens schwarzen Monstern in den<br />

Straßen.<br />

Zivilisten wurden von den Wesen terrorisiert...sch<strong>ein</strong>bar aber nicht ernstlich verletzt.<br />

Leviathan liess die Waffe in die Menge schiessen.<br />

Er zischte entsetzt auf...doch dann sah er, wie die Kugel aus massiver Energie über<br />

dem Boden stehen blieb und Blitze zwischen den Kreaturen umher zuckten, bis sie tot<br />

am Boden lagen...alles andere blieb ungeschädigt. Die Blitze hatten die Menschen<br />

nicht <strong>ein</strong>mal angekratzt.<br />

Leviathans Stimme drang in s<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong>:"Diese Waffe ist auf die Bio-Energie-<br />

Signaturen der Kreaturen <strong>ein</strong>gestellt. Sie wird nur sie vernichten."<br />

Also richtete Lisaios die Waffe auf die Ballungsräume der Kreaturen aus...die<br />

Kreaturen zuckten teilweise minutenlang in dem Blitzgewitter, bis sie tot liegen<br />

blieben.<br />

Eine Horde Schlüpflinge wurde von den Kreaturen verfolgt...<strong>ein</strong> Schuss und die<br />

Monster lagen im Dreck.<br />

Die Neo-Atlantis glitt über Argon Prime und spuckte Gewitter in die Monster-Horden.<br />

Ein Zähler ging bald in die hundertstelligen Zahlenbereiche, als die Kreaturen fielen


wie die Fliegen am Mitarbeiter-Picknick des Geheimdienstes.<br />

Thorsten sprang in der Stadt umher.<br />

War er vorher noch im West-Viertel, stand er nach <strong>ein</strong>er Mikrosekunde mittels Teleport<br />

schon im Ost-Viertel und schlug <strong>ein</strong>em Monster den Schädel zu Brei.<br />

Und das diese Viecher nicht mal lebten, sorgte dafür, dass er k<strong>ein</strong>e Gewissensbisse<br />

haben musste.<br />

Nach gut <strong>ein</strong>er Stunde war der Bund der Sektoren monster-frei.<br />

Es war Zeit, sich um die Monster bei der Gem<strong>ein</strong>schaft zu kümmern.<br />

Mit s<strong>ein</strong>en Naniten schleuderte er <strong>ein</strong>e unglaubliche Menge Energie in das Schutzschild<br />

des Planeten...das war das Signal für die Generatoren: Der Schild weitete sich<br />

explosionsartig aus und die unzähligen Monster und die Biomasse in den Wolken<br />

verdampfte daran.<br />

Es war gut, dass die Wesen sich auf die Xenon am Ereignishorizont des Schildes<br />

konzentriert hatten, die Angst vor den Monstern hatten.<br />

Jetzt war von den Monstern nur noch <strong>ein</strong>e Plasma-Wolke um die Gem<strong>ein</strong>schaft herum<br />

übrig.<br />

Schatten breiteten sich um ihn aus...hüllten s<strong>ein</strong>en menschlichen Körper <strong>ein</strong> und auf<br />

<strong>ein</strong>mal stand er irgendwo in der Dunkelheit zwischen den Galaxien...<strong>ein</strong>e widerliche<br />

Kreatur vor ihm:"Ah...da haben wir ja den Menschen, der die Fitzel-Wesen mit Waffen<br />

und Ausrüstung ausgestattet hat. Ich muss d<strong>ein</strong>em deutschen Volk <strong>ein</strong> Kompliment<br />

machen. Euer tausendjähriges Reich hat mir <strong>ein</strong> paar der geplantesten Grausamkeiten<br />

verschafft."<br />

Thorsten knackte mit dem Genick:"Nicht m<strong>ein</strong> Bier. Das ist die Schuld <strong>ein</strong>er anderen<br />

Generation." "Ich glaube mal, das Blut d<strong>ein</strong>er Kinder wird köstlich schmecken, wenn<br />

ich sie langsam quäle, um ihr Leid zu geniessen."<br />

Thorsten blieb unberührt:"Wenn du dich an m<strong>ein</strong>em Hass gütlich tun willst. Ich gehe<br />

nicht auf d<strong>ein</strong>e Provokationen <strong>ein</strong>. Du wirst nicht <strong>ein</strong>mal in die Nähe m<strong>ein</strong>er Kinder<br />

kommen. K<strong>ein</strong>es der Drei." "Oh, das werden wir noch sehen. Ich bin der Stärkste von<br />

uns. Du kommst zwar nah dran, aber nicht mehr lange."<br />

Schwarze Wolken sammelten sich aus dem All, drangen in das Wesen <strong>ein</strong> und liessen<br />

es wachsen. Es erreichte die Größe <strong>ein</strong>er Galaxie...von zwei Galaxien.<br />

Vor ihm standen die gigantischen Zähne...jeder gigantisch größer als <strong>ein</strong><br />

Sonnensystem. Geifer stiess um ihn herum, als <strong>ein</strong> schauriges Lachen in<br />

gravimetrischen Wellen an s<strong>ein</strong>en Körper drang.<br />

Thorsten lächelte:"Aufblasen kann ich mich auch." Er sammelte wieder <strong>ein</strong>mal alle<br />

s<strong>ein</strong>e Naniten um sich.<br />

Wolken formten sich, Flüsse, Brocken...gigantische Maschinen und Organe, komplett<br />

zusammengesetzt aus Naniten, bis er der Kreatur von Angesicht zu Angesicht<br />

gegenüber stand.<br />

Er hatte sich besser gepanzert, sah aus wie <strong>ein</strong>e Fusion aus <strong>ein</strong>em Anime-Mech und<br />

<strong>ein</strong>er alten Ritter-Rüstung. Ein Visier schützte Augen von der Größe mehrere<br />

Sonnensysteme waren hinter <strong>ein</strong>em Panzervisier der Dicke <strong>ein</strong>es Lichtjahres<br />

verborgen. S<strong>ein</strong> erweiterter Schädel ähnelte <strong>ein</strong>em Ritter-Helm, nur mit dem Visier<br />

und zwei Sensormasten am rechten Ohr. Ein Leichter Keil stand nach hinten herraus.<br />

S<strong>ein</strong>e Schulterpanzerungen standen weit über s<strong>ein</strong>e Schulter herraus, s<strong>ein</strong>e<br />

Unterarme wegen diverser Energie-Erzeuger dick gewölbt.<br />

In s<strong>ein</strong>en Unterschenkeln steckten mächtige Triebwerke, die ihn mit milliardenfacher<br />

Lichtgeschwindigkeit bewegen konnten, was ihnen das Aussehen <strong>ein</strong>er Siebziger-<br />

Jahre-Hose aus Stahl gab. Nur die Knie-Rammen passten nicht so recht zu den<br />

Siebzigern.<br />

Der Torso war aber komplett human.<br />

Das Wesen grinste:"Ich wusste dass du das tun würdest. Vergiss nicht...schon die<br />

Untersten von uns können fünf Minuten in die Zukunft sehen. Ich vermag <strong>ein</strong>e eurer<br />

Stunden zuvor zu sehen, also wird dir selbst die Relativität der Zeit bei unserer Größe


nicht in die Hände spielen."<br />

Thorsten holte aus, s<strong>ein</strong>e riesige Faust erreichte <strong>ein</strong>e Geschwindigkeit, die sie nach<br />

<strong>ein</strong>er Mikro-Sekunde ans Ziel lenkte...wenn das Ziel dann noch da gewesen wäre.<br />

Der Kopf rutschte Beiseite und stattdessen rammte sich ihm <strong>ein</strong>e Faust in den riesigen<br />

Bauch, und zerstörte zahlreiche Systeme. Ein zweiter Schlag, noch bevor er die<br />

Schäden reparieren konnte, <strong>ein</strong> Dritter, Vierter...Tausendster.<br />

S<strong>ein</strong> Torso war an der Hüfte zerrissen worden und s<strong>ein</strong> menschlicher Körper, den er in<br />

Atome aufgeteilt in dem riesigen Körper aus Naniten verteilt hatte, spürte die<br />

Schmerzen ebenfalls.<br />

Der stinkende Kopf des Monsters kam an s<strong>ein</strong> Ohr:"D<strong>ein</strong> Schmerz ist köstlich."<br />

Weitere Schläge folgten.<br />

Er blockte, doch das Wesen brach nur s<strong>ein</strong>en Arm und schlug dann auf die<br />

ungeschützten Stellen.<br />

Das Wesen liess ihm <strong>ein</strong>e Sekunde Zeit, um sich zu reparieren, dann prügelte es<br />

wieder auf ihn <strong>ein</strong>.<br />

Eine Faust versank in ihm und innerlich lächelnd überzog er das Vieh wie <strong>ein</strong><br />

Schleimpilz s<strong>ein</strong> Opfer, um Energie in es zu pumpen.<br />

Das Wesen grinste und rammte s<strong>ein</strong>e Krallen in sich...und somit auch in ihn.<br />

Es riss sich ihn vom Leib:"Du kommst nicht an mich ran. Ich kenne d<strong>ein</strong>e Energie-<br />

Muster, bevor du sie freisetzt."<br />

Thorsten nahm wieder die Form der Kampfmaschine an, kaum noch in der Lage sich<br />

zusammen zu halten.<br />

Das Wesen leckte sich die Lippen:"Hmmm...d<strong>ein</strong>e Verzeiflung ist köstlich."<br />

Er überlegte, sich in Zwei aufzuteilen, aber das wären auch nur Körper unter s<strong>ein</strong>er<br />

Kontrolle gewesen und das Wesen hätte deren Schritte auch vorhergesehen.<br />

Das Wesen benutzte ihn wie <strong>ein</strong>en Sandsack. Jeden s<strong>ein</strong>er Schritte sah es hervor und<br />

setzte s<strong>ein</strong>en Angriff nur noch in <strong>ein</strong>en mächtigeren Angriff s<strong>ein</strong>erseits um.<br />

Er wusste nicht mehr, was er tun sollte um Jarin und s<strong>ein</strong>e Kinder zu schützen...dann<br />

hörte er Jarins Stimme in s<strong>ein</strong>en Gedanken:"Ich bin bei dir, m<strong>ein</strong> Liebster. Wir<br />

kämpfen immer zusammen und ich fühle mich so sicher wie niemals zuvor. Denn du<br />

bist dem Ding um Lichtjahre überlegen. D<strong>ein</strong>e Spezialität ist nicht das Draufhauen. Du<br />

bist intelligent und setzt d<strong>ein</strong>e Energien perfekt <strong>ein</strong>."<br />

Schmerzen durchzuckten s<strong>ein</strong>e Systeme und Atome, als er wieder<br />

zusammengeschlagen wurde.<br />

Plötzlich schien das Wesen unsicher zu werden...er würde wohl irgendwas tun...es war<br />

unmöglich, <strong>ein</strong>en Gegner zu besiegen, der <strong>ein</strong>e Stunde in die Zukunft sehen konnte.<br />

VERDAMMT! Er war so <strong>ein</strong> Idiot gewesen!<br />

S<strong>ein</strong>e experimentellen Zeittechnologien hätten das Universum beschädigen können,<br />

aber es blieb ihm nichts übrig, wenn er diese Monster komplett aufhalten wollte.<br />

Er öffnete s<strong>ein</strong> Zeitportal. Die Realität im Umkreis von siebzig milliarden Lichtjahren<br />

kollabierte nicht, also schien es zu funktionieren.<br />

Das Wesen sah verdutzt auf das zweidimensionale Ereignis:"Ich habe es<br />

gesehen...was ist das?!"<br />

Thorsten grinste:"Du solltest es eigentlich schon vor zwei Stunden gemerkt haben."<br />

Das kl<strong>ein</strong>ere Wesen stand im All. Grinsend labte es sich an dem Leid, der Angst, dem<br />

Hass...es war köstlich. Das Nanotechnologie-Wesen war schon drei Stunden<br />

bewusstlos...plötzlich öffnete sich <strong>ein</strong> gigantisches Energie-Ereignis in Form <strong>ein</strong>es<br />

weissen Strudels.<br />

Dahinter sah es auf <strong>ein</strong>mal goldenes Leuchten. S<strong>ein</strong>e Augen weiteten sich entsetzt. Es<br />

sah die Zukunft...was das Ding vor ihr vor hatte...doch s<strong>ein</strong> Teleport funktionierte<br />

nicht! Kraftfelder hielten es fest!<br />

Thorstens Fingerkuppen steckten im All. Durch das Zeitportal allerdings zwei Stunden<br />

zuvor.<br />

Er lächelte "Quitsch!"


Das Wesen in der Vergangenheit wurde zwischen s<strong>ein</strong>en gigantischen Fingern wie <strong>ein</strong>e<br />

winzige Fruchtfliege zerquetscht.<br />

Das gigantische Wesen vor ihm schrie:"NEIN!!! NICHT NOCH MEHR WARTEN!!!<br />

UUUAAAARRRRGGHHHHH..."<br />

Es zerstob in <strong>ein</strong>er Wolke ins All. Genau so viel Schwarz, wie es vorher absorbiert<br />

hatte.<br />

Er verteilte s<strong>ein</strong>e Naniten wieder im Universum, lud sich an den Sonnen und<br />

Energieereignissen wieder etwas aus und entspannte s<strong>ein</strong>en geschundenen Körper.<br />

Die Botschafterin der Noani stand plötzlich neben ihm im All:"Du bist <strong>ein</strong> sehr<br />

intelligentes Wesen. Aber das war es noch nicht."<br />

Er keuchte entsetzt auf:"Ich...ich glaube nicht..." "Aber momentan steht die Waage im<br />

All zu Gunsten des Guten. Du hast noch <strong>ein</strong>e Ewigkeit Zeit, bevor du wieder in den<br />

Ring musst. Bis dahin, nimm dies als Geschenk."<br />

Energie durchströmte s<strong>ein</strong>en Körper, half ihm, sich wieder aufzubauen und s<strong>ein</strong>e<br />

beschädigten Naniten zu reparieren...es war fast wie <strong>ein</strong> Kuss von<br />

Jarin:"Danke...was...was war das?" "Ein Teil der Energie unseres Volkes. Wir haben für<br />

dich gesammelt, während wir unser Universum verteidigt haben."<br />

Er fühlte sich schon viel besser:"Danke...ich...ich werde jetzt die Schäden an den<br />

Städten im mir bekannten Universum reparieren."<br />

Sie lächelte:"Das machen wir. Und den Rest dieses Universums übernehmen wir<br />

auch." "Wozu habt ihr mich eigentlich gebraucht?" "Sagen wir es so: Wenn du auf uns<br />

losgehen würdest, hätten wir nicht viel zu lachen. Ich hätte k<strong>ein</strong>e Chance gegen dich,<br />

aber <strong>ein</strong> paar unserer Tricks sind dir dann doch noch vorraus. Ich danke dir im Namen<br />

Aller. Und nun geh. Weihnachten steht vor der Tür und d<strong>ein</strong>e Familie wartet auf dich."<br />

Plötzlich saß er in finsterster Nacht im geschmückten Wohnzimmer. Verdutzt sah er<br />

Jarin an, bis sie ihm um den Hals fiel:"M<strong>ein</strong> Held! M<strong>ein</strong> Mann." Und da war der<br />

ersehnte Kuss von Jarin...der auch den Rest der Schäden wieder gut machte.<br />

Er freute sich auf die Gesichter s<strong>ein</strong>er Familienmitglieder heute Abend, wenn sie ihre<br />

Geschenke auspacken würden. Und auf den Gänsebraten s<strong>ein</strong>er Schwiegermutter.<br />

Aber jetzt lag er in Jarins Armen und saß in s<strong>ein</strong>em Lieblingssessel.<br />

Auch wenn s<strong>ein</strong> Leben unglaublich viele Überraschungen bot...es war <strong>ein</strong> schönes<br />

Leben.<br />

Ban lehnte sich in s<strong>ein</strong>em Sessel in s<strong>ein</strong>em Büro auf der Neo Atlantis zurück. Immer<br />

noch rätselten die Wissenschaftler, wie die massiven Waffen des Schiffes sich so<br />

<strong>ein</strong>fach aufgebaut und wieder aufgelöst hatten. Genau so, wie diese Kampfanzüge, die<br />

sie schneller als das Licht hatten laufen lassen. Hinzu kam, dass sich auf s<strong>ein</strong>em<br />

Schreibtisch Meldungen über diese aufgebohrten Supersoldaten von Kemmrich<br />

häuften, die durch die Sektoren flitzten und Polizeiarbeit von mehreren Jazuras<br />

innerhalb von zwei bis drei Tagen überholen und <strong>ein</strong>en Verbrecher-Ring nach dem<br />

nächsten sprengten. Die Kontos von bedeutenden Politikern wurden von<br />

unauffindbaren Hackern leer geräumt, die Gelder anonym an wohltätige<br />

Organisationen gespendet und kurz darauf tauchten unwiderlegbare Beweise gegen<br />

diese Politiker in s<strong>ein</strong>em Postfach auf. Sicherlich machte das <strong>ein</strong>iges leichter.<br />

Als sich aber die aussergewöhnlich schnell genesene Präsidentin neulich während<br />

<strong>ein</strong>er Sitzung für Gewebe-Gebühren und Diäten-Erhöhungen vor dem gesamten<br />

argonischen Senat in <strong>ein</strong>e Khaak verwandelte, hatte er <strong>ein</strong>en Berg an Arbeit<br />

aufgebrummt bekommen, mit dem er <strong>ein</strong> Sprungtor hätte verstopfen können.<br />

Jetzt hockte die fehlgeleitete Politikerin in <strong>ein</strong>em Labor, wurde Bluttests und<br />

Untersuchungen unterzogen, die ihren Körper nicht beschädigten und murmelte<br />

andauernd, während sie in ihrer Freizeit die Klos schrubbte, <strong>ein</strong>en knatternden Satz,<br />

den sie sch<strong>ein</strong>bar nur schwer über ihren Schnabel bekam:"Wenn ich lieb bin,<br />

verwandelt er mich zurück, dass hat er gesagt...dass hat er versprochen...das hat er<br />

versprochen."<br />

Unterbrochen wurde ihr Gewimmer nur von Gebettel, ob sie nun lieb genug sei...die


Psychologen besch<strong>ein</strong>igten ihr <strong>ein</strong> schweres Trauma.<br />

Mehr noch als diese Angelegenheiten, die er mittlerweile unter dem Aktenschlüssel<br />

"Großkotz" verwahrte, machten noch zahlreiche Piraten-Clans aus der oortschen<br />

Wolke und den Asteroiden-Gürteln der Sektoren die Friedensgespräche zwischen<br />

Argonen und Terranern zu <strong>ein</strong>em geradezu ausgebautem Gefecht, bei dem immer<br />

mehrere Fregatten und M1- bis M2-Schiffe beider Parteien die Piraten auf Distanz<br />

halten mussten, während auf <strong>ein</strong>em terranischen Schlachtkreuzer, der ihm in s<strong>ein</strong>er<br />

Kajüte <strong>ein</strong>mal mit Leviathans Stimme geantwortet hatte, die Friedensgespräche<br />

abliefen.<br />

Er sah auf die Aktenberge auf s<strong>ein</strong>em Schreibtisch, liess den Kopf auf die Tischplatte<br />

knallen und knurrte:"Zwanzig Jahre, bis ich pensioniert werde und da fängt das<br />

Universum nach den Xenon-Kriegen noch an, mir diesen Bockmist aufzutischen...ich<br />

hätte Polizist werden sollen, wie es m<strong>ein</strong> Vater immer gesagt hat...dann hätte jemand<br />

anderes diesen High-Tech-H<strong>ein</strong>i an der Backe und ich könnte mal wieder <strong>ein</strong> paar<br />

Barsche angeln gehen."<br />

Ein Lichtblick, sofern man es so nennen konnte, war der Besuch von Elena Kho, die<br />

auf der Neo Atlantis mit besonderer Genehmigung ihren Urlaub verbringen durfte.<br />

Eigentlich gab es nur <strong>ein</strong>en Grund, auf <strong>ein</strong>em unterirdisch geparktem Raumschiff von<br />

ungeahnter Kampfkraft s<strong>ein</strong>en Urlaub zu verbringen: Die ständige Gewebegeneration<br />

an Bord, die dort Krankheiten und Altersersch<strong>ein</strong>ungen b<strong>ein</strong>ahe ausrottete.<br />

B<strong>ein</strong>ahe nur, weil man noch <strong>ein</strong>e Erkältung bekam, damit das Imun-System nicht<br />

verödete und weil er immer noch graue bis weisse Haare hatte und s<strong>ein</strong>e Falten hatte.<br />

Von der Fitness konnte er es allerdings wieder mit den jungen Rekruten an Bord<br />

aufnehmen.<br />

Er stand auf, er hatte b<strong>ein</strong>ahe schon vergessen, wie es sich damals angefühlt und<br />

-hört hatte, wenn er mit knackenden Knien aufstand.<br />

Die Tür glitt auf und er machte sich auf den Weg zur Brücke. Mittlerweile joggte er<br />

ganz gerne durch die langen Korridore, anstatt den Teleporter zu benutzen.<br />

Zahllose militärische Grüße, schüchterne zivile Grüße von den Wissenschaftlern und<br />

aufgleitende Türen später, stand er <strong>ein</strong>e viertel Stazura später leicht verschwitzt auf<br />

der Brücke.<br />

Er nahm sich das Deo, das hier verstaut hatte und erneuerte den Duftmantel gegen<br />

den Muff <strong>ein</strong>es Joggers.<br />

Der <strong>ein</strong>same Trupp, der hier nur saß, um die Flugüberwachung von Argon Prime und<br />

den umliegenden Sektoren zu unterstützen und die logistischen Lieferungen wie<br />

Bauteile und neues Personal zu überwachen, grüßte ihn knapp, ohne dabei von dem<br />

Monitor aufzusehen.<br />

Einer der Männer sprach mehr zu dem holographischen Monitor vor sich als zu<br />

Ban:"Frau Kho nähert sich dem Sprungtor zu Argon Prime in Heimat des Lichts, Sir."<br />

"Ja ja...pünktlich wie immer." "Ausserdem nähert sich das Schiff des terranischen<br />

Sicherheitsdienstes für ihr heutiges Meeting auf der Neo-Atlantis."<br />

Er schluckte schwer. Er war nicht derjenige, der <strong>ein</strong>en Termin vergaß, aber dieses Mal<br />

hatte er ihn über Elenas Besuch glatt vergessen.<br />

Er stürmte in den nächsten Teleport und duschte und zog sich <strong>ein</strong>e frische Uniform an.<br />

Das Joggen störte niemanden an Bord, vor allem mit dem wirksamen Deo nicht, aber<br />

die Terraner hatten teils ziemlich ausgefeilte Sensoren implantiert, um Unsicherheiten<br />

oder Unhöflichkeiten durch ihr Gegenüber bis zum pingeligsten Detail zu erkennen.<br />

Das erleichterte denen durch <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>fache Zusatzprogrammierung ihrer Implantate<br />

die Verhandlungen mit Boronen, Paraniden, Split und Teladi, machte die Sache für ihn<br />

aber auch schwerer.<br />

Er musste nur <strong>ein</strong>mal schwer schlucken oder sich nachdenklich am Bart kratzen und<br />

schon zuckten durch die Sicht s<strong>ein</strong>es Berufs-Kollegen <strong>ein</strong> Meer von Daten über Mimik<br />

und gesten, während <strong>ein</strong> Neural-Implantat <strong>ein</strong> Profil von ihm erstellte.<br />

Das hatte er auch nur mit der Hilfe s<strong>ein</strong>es jungen Telepathen erfahren können, der


natürlich auffiel, wenn er bei jedem Treffen dabei war.<br />

Er kam pünktlich genug an, um beide Shuttles auf <strong>ein</strong>mal landen zu sehen.<br />

Elena stieg aus, drehte sich zu dem Abgesandten der Terraner und strahlte plötzlich<br />

über beide Augen. Er schaltete die Richtmikrofone der Kameras an und belauschte<br />

Elena:"Eran?! Du hier?!" "Elena?! Ich hatte Gerüchte gehört, die Argonen hätten dich<br />

aufgegabelt...aber du direkt hier?!" "Ja, ich verbringe m<strong>ein</strong>en Urlaub hier...ich denke<br />

zumindest mal, wir haben das selbe Ziel." "Kann gut s<strong>ein</strong>. Aber warum lassen die von<br />

sich aus gesehene Zivilisten da r<strong>ein</strong>?" "Kyle Brennan, der andere Verschwundene, hat<br />

<strong>ein</strong>e Firma mit mir gegründet. Sagen wir's so: Ich hab in der ganzen Gegend ne<br />

Menge zu sagen." "Aha, du bist also zu ner Großindustrieellen geworden." "So könnte<br />

man es sagen."<br />

Die beiden näherten sich dem Aufzug zum unteren Bereich der Basis. Kaum fünf<br />

Mizuras später stand er an dem Wandsegment, welches als Hauptzugang zur Neo-<br />

Atlantis diente.<br />

Die Wand öffnete sich und Elena umarmte ihn kurz:"Schön dich wieder zu sehen, Ban.<br />

Ich denke mal, ich verziehe mich jetzt, um der Politik nicht im Wege zu stehen."<br />

Seressan, der abgesandte Terraner drehte sich zu ihm und s<strong>ein</strong> Gesicht formte sich<br />

von der fröhlichen Miene zu der gewohnt zuvorkommenden, aber ernsten Miene, die<br />

er von früheren Begegnungen kannte:"Ah, Mr. Danna, wie ich sehe, haben wir <strong>ein</strong>e<br />

gem<strong>ein</strong>same Bekannte." Er nickte:"Sie werden verstehen, dass ich involviert bin,<br />

wenn plötzlich <strong>ein</strong> fremdes Schiff im argonischem Raum auftaucht." Ein selten<br />

gesehenes Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes:"Ich denke, sie werden ihr<br />

sehr geholfen haben, sonst hätte sie sie nicht als Freund begrüßt. Wie dem auch sei.<br />

Da dies m<strong>ein</strong> erster Besuch auf diesem Schiff ist, könnten sie mich mal herum führen.<br />

Schilde, Lebenserhaltungssysteme, Waffen..."<br />

Ban nickte:"Die Waffen kann ich ihnen leider nicht zeigen." "Mhh, laut m<strong>ein</strong>en<br />

Informationen hat der Leihgeber dieses Schiffes <strong>ein</strong>er Erforschung durch alle Rassen<br />

zugestimmt. In vollem Umfang." "Sicherlich, aber die Waffen dieses Schiffes sind nur<br />

<strong>ein</strong>mal vor kurzem aufgetaucht und dann <strong>ein</strong>fach wieder in der Masse des Schiffes<br />

verschwunden. Die Wissenschaftler finden k<strong>ein</strong>e Transformations-Spuren an der Hülle.<br />

Ausserdem gewährt uns das Schiff nur zu wenigen Bereichen Zugang, die<br />

Hauptschilde gehören nicht dazu." "Sie verstehen sicher, dass ich das selbst<br />

überpfüfen werde." "Natürlich. Ich führe sie zu dem Tunnelsystem, das wir in den<br />

Grund um das Schiff gegraben haben."<br />

Seressan folgte ihm durch das Felstunnel-System und begutachtete die<br />

Aussenhülle:"Haben sie schon Ergebnisse über das Material?" "N<strong>ein</strong>. Wir haben k<strong>ein</strong>e<br />

Instrumente kriegen können, die <strong>ein</strong>e derartige Auflösung besitzen." "Vielleicht sollten<br />

wir dann <strong>ein</strong>mal mit <strong>ein</strong> paar Wissenschaftlern anrücken." "Das ist durchaus ihr Recht,<br />

allerdings sind <strong>ein</strong>ige Geräte hier schon von ihrer Regierung gewesen und die hatten<br />

auch k<strong>ein</strong>e ausreichende Auflösung."<br />

Der Abgesandte nickte:"Gut. Dann zeigen sie mir bitte ihre Fortschritte." ""Ihre" ist<br />

<strong>ein</strong> guter Punkt. Ihre Regierung wollte noch zusätzliche Wissenschaftler und Geräte<br />

liefern. Wird der Termin pünktlich <strong>ein</strong>gehalten?" "Morgen um achtzehn Uhr,<br />

terranischer Zeitrechnung. Als ich abflog, wurde das Shuttle gerade mit Geräten<br />

beladen."<br />

Also geleitete er den Herren zur wissenschaftlichen Zentrale...er hasste es,<br />

Touristenführer zu s<strong>ein</strong>.<br />

Letztendlich saßen sie im Nebenzimmer s<strong>ein</strong>es Büros.<br />

Er deutete durch den Raum:"Wenn sie <strong>ein</strong>en Kaffee haben wollen, sagen sie es<br />

Leviathan." Seressan nickte:"Leviathan, <strong>ein</strong>en Kaffee, schwarz und so stark, dass man<br />

ihn fast <strong>ein</strong>en Sirup nennen könnte."<br />

Nichts geschah.<br />

Seresson sah ihn entnervt und fragend an:"Leviathan, <strong>ein</strong>en Kaffee?!" Die Stimme des<br />

Computers, gewohnt überlegend klingend, antwortete kühl, fast als würde er so ganz


nebenbei in Ruhe <strong>ein</strong>e Zeitschrift lesen:"Ich bezweifle, dass es sie umbringen würde,<br />

bitte zu sagen."<br />

Ban grinste breit:"Tja, das ist das Ding mit Computern mit Persönlichkeitsprofil."<br />

Seressan seufzte:"OK...Leviathan, könnte ich bitte <strong>ein</strong>en schwarzen, starken Kaffee<br />

haben?" Die Tasse mit dem heissen Gebräu stand vor ihm, entstanden aus <strong>ein</strong>em<br />

Lichtblitz.<br />

Ban lehnte sich vor:"Leviathan, auch <strong>ein</strong> Geheimdienstsüppchen für mich, bitte."<br />

Danna schluckte das brühend heisse Getränk hinunter. Endlose Verbrennungen über<br />

die Zeit s<strong>ein</strong>es Jobs hatten ihn imun gegen das Gefühl gemacht, dass ihm Lava die<br />

Kehle hinunter glitt. S<strong>ein</strong> Gegenüber schien diese Eigenschaft mit ihm zu teilen.<br />

Seresson lehnte sich zurück und fuhr s<strong>ein</strong>e Hand in <strong>ein</strong>er ausladenden Geste durch<br />

den Raum:"Dieses ganze Schiff wurde also von <strong>ein</strong>em Terraner erbaut." "Ja. Ein<br />

Lebewesen aus <strong>ein</strong>em Menschen und <strong>ein</strong>er Unzahl an Naniten...so erklärt es sich<br />

zumindest." "M<strong>ein</strong>en sie wirklich, wir können hier so offen über ihn reden?" "Es ist<br />

egal, wo wir über ihn reden, er hat sich bereits weit über den bekannten Raum<br />

ausgedehnt. Wir könnten nie so weit kommen, um unbelauscht zu reden."<br />

Der Mann verschränkte die Arme vor der Brust:"Ihre Einschätzung: Stellt er <strong>ein</strong>e<br />

militärische Bedrohung dar?" "Wenn man nicht jemandem unbegründet den Krieg<br />

erklärt, eher nicht. Würden sie aber jetzt aus Geldgier die Boronen überfallen...ich<br />

denke nicht, dass die terranische Flotte länger als <strong>ein</strong>e Sekunde braucht, um zu <strong>ein</strong>em<br />

gigantischen Trümmerfeld zu werden. Ihre Soldaten würden mit psychischen Traumata<br />

auf ihrem Heimatplaneten auftauchen. So lange wir uns aber um Frieden bemühen,<br />

sch<strong>ein</strong>t er <strong>ein</strong> Verbündeter zu s<strong>ein</strong>."<br />

Seresson stellte die Tasse nach <strong>ein</strong>em tiefen Schluck ab:"Haben sie irgendwelches<br />

Material, über die Kampfkraft dieses Wesens?" "Nur <strong>ein</strong> paar Aufzeichungen aus dem<br />

Konflikt um den neu entdeckten Sektor. Aber die dürften sie auch haben."<br />

"Ich dachte, das Wesen sei bei ihnen so aktiv?" "Schon. Aber finden sie mal <strong>ein</strong><br />

Speichermedium, welches nicht subatomar gelöscht werden kann." "Dieses Wesen hat<br />

also <strong>ein</strong>e enorme Datenverarbeitungsrate."<br />

Danna grinste, etwas, was er sich hierbei erlauben konnte:"Sagen wir es mal so: Der<br />

Kerl ist älter als wir beide zusammen und erforscht in <strong>ein</strong>er Sekunde mehr Planeten,<br />

als Sand an den Stränden der uns bekannten Welten Sandkörner liegen. Man kann<br />

also gut sagen, dass er <strong>ein</strong>e Menge an Daten verarbeiten kann."<br />

Seresson nickte:"Ich habe schon <strong>ein</strong>iges erwartet...aber wenn ihre Beschreibung<br />

stimmt, habe ich dieses Wesen bei weitem unterschätzt. Eigentlich bin ich aber aus<br />

<strong>ein</strong>em anderen Grund hergekommen."<br />

Danna nickte und stellte s<strong>ein</strong>e leere Tasse bei seite, die Leviathan mit <strong>ein</strong>en Lichtblitz<br />

verschwinden liess:"Und dieser Grund wäre?"<br />

Seresson sah <strong>ein</strong>en Moment auf den Platz, wo eben noch die Tasse gestanden hatte<br />

und sah dann direkt in Ban's Gesicht:"Demnächst ist <strong>ein</strong>e große Konferenz in<br />

neutralem Raum geplant. Sicherlich wurden sie schon davon in Kenntnis gesetzt."<br />

"Natürlich. Ich bin <strong>ein</strong>er der Verantwortlichen für die Sicherheitsplanung." Natürlich<br />

wusste s<strong>ein</strong> Gegenüber das, also musste er das nicht geheim halten.<br />

Seresson nickte wieder:"Ich kenne ihre Mühen. Zur besseren Zusammenarbeit<br />

unserer beiden Völker hat man mir <strong>ein</strong> Gremium der verschiedenen Verantwortlichen<br />

unterstellt, um die Planungen über zwei zentrale Personen abwickeln zu können. Nun,<br />

ich bin ihr Ansprechpartner für die derzeitige Planung."<br />

Ban räusperte sich, es lag nichts dahinter, ausser <strong>ein</strong> wenig die Kehle zu klären:"Es ist<br />

<strong>ein</strong> ziemlicher Schritt von Seiten ihrer Regierung, ihre Befehlsstruktur so abzuändern.<br />

Da steckt doch mehr dahinter, als die bloße Völerverständigung."<br />

Der Terraner stellte s<strong>ein</strong>e Tasse ab:"Leviathan, könntest du bitte nachfüllen?" ohne <strong>ein</strong><br />

weiteres Wort blitzte neuer Kaffee in der Tasse auf und Seresson fuhr fort:"Unsere<br />

Undercover-Agenten in den Piratenclans haben Gerüchte von <strong>ein</strong>em gem<strong>ein</strong>samen<br />

Schlag der unterschiedlichen Piraten-Clans ihrer Sektoren und unseres


Sonnensystems gegen diese Friedenskonferenz gehört." "Ich denke mal, um den<br />

Piraten-Handel mit den Implantaten aus dem terranischen Raum aufrecht zu erhalten.<br />

Eine Grenzkontrolle würde die militärischen Kräfte abziehen, die man unter<br />

Umständen bestechen kann." "Exakt. Wie mir zu Ohren gekommen ist, sind die<br />

Implantate unter den Menschen in ihren Piraten-Clans sehr beliebt." "Unter uns<br />

weniger. Die Sicherheitsbeschränkungen, die sie bei uns aufrecht erhalten, gelten für<br />

die Piraten natürlich nicht. Und m<strong>ein</strong>e Männer haben es gleich schwerer, <strong>ein</strong>en Piraten<br />

fest zu nehmen, wenn er auf <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>e Stahl-Tür mit bloßen Händen aufbrechen<br />

kann."<br />

Seresson lächelte locker:"Setzen sie die Türen unter Schwachstrom. Sollte in etwa die<br />

Intensität der Nervenimpulse haben, dann sind die Nervenimpulse überlagert und die<br />

Implantate sind auf Dauer-Betrieb. Im Grunde sind die betroffenen Körperteile dann<br />

wie die <strong>ein</strong>er Statue. Handschellen nach dem Prinzip sind auch recht effektiv." "Danke,<br />

ich werde den Tipp weiter leiten. Ich denke, sie wollen dann Manöver der Piraten und<br />

etwaige Konter-Strategien besprechen?" "Sie kommen schnell auf den Punkt. Eine<br />

Eigenschaft, die ich sehr schätze."<br />

Der Nachmittag war lang gewesen und Ban setzte sich entnervt in den Sessel in<br />

s<strong>ein</strong>em Haus hier auf der Neo-Atlantis.<br />

Er konnte sich eigentlich nicht mehr wie <strong>ein</strong> alter Mann fühlen, trotzdem konnte er den<br />

Eindruck nicht verdrängen, Kalk in s<strong>ein</strong>em Kopf knirschen zu hören.<br />

Es war wohl eher <strong>ein</strong>e Stress-Bedingte Migräne, die ihm in letzter Zeit viel zu schaffen<br />

machte.<br />

Es waren nicht die dauernden Angriffe, die ihm Sorgen bereiteten, auch nicht das<br />

Planen der Friedenskonferenz...n<strong>ein</strong>, es war dieses Gefühl im Hinterkopf, dass es<br />

Wesen in diesem Universum gab, die nur <strong>ein</strong>mal Blinzeln mussten um alle Argonen<br />

auszulöschen. Tja, und die Tatsache, dass er nichts dagegen tun konnte.<br />

S<strong>ein</strong>e Lider fielen zu, er atmete ruhig aus...und fiel dann b<strong>ein</strong>ahe aus dem Sessel, als<br />

die Türklingel durch das Haus schallte.<br />

Knurrend erhob er sich aus dem Sessel und strich sich s<strong>ein</strong> weisses Haar wieder glatt.<br />

Er öffnete die Tür, Elena grinste ihm entgegen:"Hey, wir hatten uns doch auf <strong>ein</strong>en<br />

kl<strong>ein</strong>en Spieleabend verabredet."<br />

Ban hätte ihr jetzt gerne in das nächste Shuttle zur Terracorp gesteckt, aber damit<br />

hätte er sich <strong>ein</strong>e mächtige und vor allem nervige F<strong>ein</strong>din gemacht.<br />

Er seufzte:"Elena...nichts schnelles, körperlich oder geistig anstrengendes bitte."<br />

Elena verdrehte die Augen:"Na gut...Kniffeln mit den schall-gedämpften Würfeln?" Er<br />

nickte und trat als Einladung beiseite. Die Abende mit Elena waren teils recht<br />

amüsant...und teils, wie heute, ziemlich nervig.<br />

Thorsten lehnte sich in dem Liegestuhl in der Wiese vor dem Haus zurück. Jarin kam<br />

aus dem Haus, die Zwillinge auf dem Arm.<br />

Sie legte ihm die beiden schlafenden Kinder auf die Brust:"Es ist Daddy-Time." Er<br />

grinste und hielt die beiden schlafenden Kinder mit Kraftfeldern auf s<strong>ein</strong>er Brust:"So<br />

zum Schlafen bringen kannst nur du sie." Sie setzte sich ans Fussende der<br />

Liege:"Irgendwas muss ich ja auch können."<br />

Er streichelte ihr mit s<strong>ein</strong>er Wade über den Rücken:"Du kannst so viel mehr, als das.<br />

Im Übrigen: Wie machen sich d<strong>ein</strong>e ersten Bemühungen in der Gem<strong>ein</strong>schaft?"<br />

Sie musste lachen:"Erste Bemühungen ist gut...mich die Gestaltung <strong>ein</strong>es Planeten<br />

planen lassen."<br />

Er lächelte und gab ihr mit <strong>ein</strong>em Kraftfeld <strong>ein</strong>en Kuss:"Ich denke, wenn der Planet<br />

nur halb so schön wird, wie unsere beiden Engel hier, dann kann man nur darauf<br />

wohnen wollen."<br />

Sie lächelte und nahm ihm Asjia ab, die sie auf ihren Armen schaukelte:"Du alter<br />

Schmeichler."<br />

"Alt ja, Schmeichler, n<strong>ein</strong>. Ich sage, was ich denke."<br />

Jarin gab ihm <strong>ein</strong>en Kuss:"Ich find's auf jeden Fall schön, dass du jetzt ganz Vater und


an zweiter Stelle Ehemann bist."<br />

Ban stand an Bord der Renown, die als Begleitschutz zu dem gigantischen Schiff der<br />

Terraner glitt.<br />

Dieses Ding war so groß, als hätte man aus allen Schiffen und Stationen Argon Primes<br />

<strong>ein</strong> großes Schiff zusammengeschweisst. Er wollte nicht die Raum-Werft sehen, in der<br />

das Ding gebaut wurde.<br />

Die Renown kam in Transporter-Reichweite und mit <strong>ein</strong>em Lichtermeer stand er in der<br />

Docking-Schleuse des gigantischen Schiffs.<br />

Seresson stand ihm Gegenüber:"Commander Danna, ich fühle mich geehrt, sie an<br />

Bord willkommen zu heissen."<br />

Ban sah sich um:"Nun, da ich nicht neben den Präsidenten stehe und hier k<strong>ein</strong> großes<br />

Soldatenaufkommen herrscht, denke ich mal, das hier ist so <strong>ein</strong>e Art<br />

Lieferanten<strong>ein</strong>gang. Also lassen sie den förmlichen Kram. Wir kennen uns mittlerweile<br />

gut genug, um darauf zu verzichten."<br />

Seresson grinste:"OK. Auch wenn das hier eher <strong>ein</strong> von aussen unsichtbarer<br />

Geheim<strong>ein</strong>gang ist, haben sie nicht ganz unrecht. Ich bringe sie zum taktischen<br />

Deck."<br />

Er folgte Seresson, der um Small-Talk bemüht war:"Und, wie war ihr Flug?"<br />

"Ereignislos. Der Sprungantrieb musste <strong>ein</strong>mal nachgeladen werden, sonst nichts.<br />

Woher auf <strong>ein</strong>mal das Interesse?"<br />

S<strong>ein</strong> Kollege seufzte:"Sie haben <strong>ein</strong>e Woche Abwechslung mit Planeten und mehreren<br />

Stationen gehabt. Ich war hier die ganze Zeit in dieser leeren Einöde stationiert. Ich<br />

hatte nur auf <strong>ein</strong> paar Gefechtsgeschichten gehofft."<br />

Ban streckte s<strong>ein</strong>en Rücken durch:"Die hatte ich eher von ihnen erwartet." Seresson<br />

nickte:"Allerdings nur Piraten-M5. Ein Schuss, peng, weg sind sie. Meist steigen sie<br />

vorher aus und wir müssen sie aufgabeln." "Sie haben sie auf Sprengstoff<br />

untersucht?" "Natürlich. Ich mag etwas jünger s<strong>ein</strong> als sie, aber blöd bin ich nicht. Ich<br />

habe noch nie so viele Darmparasiten und Leberschäden gesehen." "Ja...das klingt<br />

nach Piraten."<br />

Seresson fühlte sich danach, zu kotzen. Noch mehr Arbeit...genau das, was er<br />

gebraucht hatte.<br />

Langsam fragte er sich, ob der ganze Papierkram, den er zu bearbeiten hatte, noch<br />

auf den Speicher des Schiffscomputers passte.<br />

Klar waren die Geschichten schon länger im Umlauf: Pädophile, Vergewaltiger und<br />

andere Gewalttäter verschwanden für Wochen und kamen mit schweren, psychischen<br />

Trauma irgendwo wieder zum Vorsch<strong>ein</strong>, wo sie dann w<strong>ein</strong>end von Folter und <strong>ein</strong>er<br />

Höllenwelt sprachen.<br />

Doch wer glaubte schon daran? Nun ja, vielleicht waren die Dinge ja doch k<strong>ein</strong>e<br />

simplen Geschichten.<br />

Seresson seufzte:"Und wie ist er so? Kann man mit ihm reden, oder wird man dann<br />

ausgeschaltet?" Danna grinste:"Wenn sie ihn mit Argumenten zuschütten, die er für<br />

falsch erachtet, kann er ihnen schon mal den Mund zuwachsen lassen und wenn sie<br />

ihm unsympatisch sind und ihn tätlich angreifen, dann könnte er sie durch die nächste<br />

Wand schleudern...selbst, wenn es <strong>ein</strong> Panzerschott ist."<br />

Er schluckte:"Na da erfreut man sich doch gleich mal am eigenen Job."<br />

Kurze Zeit später standen sie in der großen Promenade, wo Kinder mit Luftballons und<br />

Flaggen der verschiedenen Parteien jubelnd auf <strong>ein</strong>em Spielplatz spielten, den man<br />

extra installiert hatte. Das Podium, auf dem die beiden Politiker ihre Reden abhalten<br />

würden, wurde gerade von den Technikern überprüft.<br />

Kaum <strong>ein</strong>e viertelstunde später standen beide Volks-Vertreter an ihrem jeweiligen<br />

Podium.<br />

Es wirkte so sehr wie <strong>ein</strong>e ganz normale Veranstaltung...nur, dass es sich um <strong>ein</strong>es<br />

der größeren Schiffe der terranischen Flotte handelte, welches in <strong>ein</strong>er verlassenen<br />

Raumgegend kreuzte und nicht um <strong>ein</strong> Kongress- oder Einkaufszentrum auf der guten


alten Erde, welches starr auf <strong>ein</strong>er Position verweilte.<br />

Die Gegenwart <strong>ein</strong>es Kollegen von der Gegenseite, der mit interstellarer Diplomatie<br />

vertraut war, war zum <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>e Erleichterung, zum anderen auch <strong>ein</strong>e Bedrohung.<br />

Zwar glaubte er so weit an s<strong>ein</strong> Vertrauen in Danna, als dass er k<strong>ein</strong>en argonischen<br />

Angriff befürchtete, aber die berufsgebundene Paranoia in s<strong>ein</strong>em Hinterkopf blieb.<br />

Danna wirkte nachdenklich:"Es ist zu ruhig." "Was m<strong>ein</strong>en sie?" "Wir müssten schon<br />

längst <strong>ein</strong> paar Korvetten oder zumindest schwere Jäger auf dem Radar gehabt haben,<br />

aber es wurde mir noch nichts gemeldet."<br />

Eine starke Vibration ging durch das Schiff.<br />

Seresson brüllte in s<strong>ein</strong> Headset:"SICHERHEIT!!! WAS VERDAMMT IST DA LOS?!"<br />

"Sir...<strong>ein</strong>er der Frachtcontainer im Laderaum wurde aufgesprengt. Dutzende Piraten<br />

ströhmen dort hinaus!" "Wieso haben die Sensoren sie nicht entdeckt?!" "Sabotage,<br />

Sir. Das Schiff wurde irgendwie gehackt." "Haben sie auch irgendwelche guten<br />

Nachrichten?" "Nun, das Virus schien auch die Aufgabe zu haben, die Notverriegelung<br />

der Tagungsräume zu deaktivieren...sch<strong>ein</strong>bar ist es fehlgeschlagen. Die Kinder und<br />

die Präsienten sollten also in Sicherheit s<strong>ein</strong>."<br />

"Gut! Schicken sie die Exo-Squads los und halten sie diese Kriminellen auf."<br />

Marena Desan, vollgestopft mit Implantaten, schrie den begabtesteb Hacker an, den<br />

sie im Sol-System hatte auftreiben können:"WAS SOLL DAS HEISSEN 'Die<br />

Notverriegelung ist noch aktiv'?!" Er stotterte und liess s<strong>ein</strong>e dürren Finger über die<br />

Tastatur rasen:"Ich weiss auch nicht...ich kann das nicht erklären! Als wäre da noch<br />

<strong>ein</strong> anderes Betriebssystem im Computer...<strong>ein</strong> adaptiv denkendes System. Irgendwas<br />

hat die Firewall der Notverriegelung umgeschrieben und das Virus blockiert. Ich habe<br />

sowas noch nie gesehen...diese Daten könnte <strong>ein</strong> Quantencomputer eigentlich<br />

garnicht anzeigen...das ergibt gar k<strong>ein</strong>en Sinn! Das ist, als wäre in <strong>ein</strong>em binären<br />

Code auf <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>e 7 und <strong>ein</strong> X."<br />

"Beheb es!!!" "Ich versuche es!"<br />

Er tippte in verschiedenen virtuellen Räumen umher, dann sah sie noch <strong>ein</strong>e Nachricht<br />

auf dem Bildschirm aufpoppen:"Zugriff verweigert. Abwehrmaßnahmen aktiv." Der<br />

Mobil-Computer des Hackers stob Blitze von sich, explodierte und liess Splitter durch<br />

die Luft segeln.<br />

Sie konnte sich dem Schrapnell noch entziehen, doch das entsetzte Jaulen des<br />

Hackers deutete ihr an, dass er es nicht geschafft hatte.<br />

Knurrend schnappte sie sich die Tasche mit den Sprengladungen:"Dann machen wir es<br />

halt auf die laute Tour. Ihr geht in den Sektor, den anderen Bereich werde ich<br />

sprengen."<br />

Danna schlich durch die Gänge um den großen, abgesperrten Bereich. Der Computer<br />

hatte ihn passieren lassen und er glaubte, <strong>ein</strong>en Hauch von Leviathans Stimme zu<br />

hören.<br />

Mit dem Gewehr im Anschlag hielt er nach Piraten Ausschau. Seresson ging nur <strong>ein</strong>en<br />

Schritt hinter ihm.<br />

Da die meisten Leute die Präsidenten und die Kinder schützten, hatten sie beide<br />

entschlossen, sich hier draussen umzusehen und vielleicht die automatisierte<br />

Verteidigung wieder in Gang zu kriegen.<br />

Seresson winkte ihn zur Seite:"Da kommt jemand."<br />

Sie standen jeweils an <strong>ein</strong>er der Ecken des Schotts zum nächsten Gang, als sich <strong>ein</strong>e<br />

Faust durch die Tür bohrte und Seresson gegen die nächste Wand schleuderte.<br />

Seresson hielt sich den Rücken.<br />

Ban kniete sich zu ihm runter:"Was haben sie." "K<strong>ein</strong>e Sorge, m<strong>ein</strong>e Wirbelsäule ist<br />

gebrochen. Ein paar Stunden beim Arzt und ich kann wieder steppen. Bis dahin bin ich<br />

allerdings unter dem Nabel ne Stoffpuppe mit Puls."<br />

Ban drehte sich zu der Piratin, unter deren Haut ansch<strong>ein</strong>end <strong>ein</strong>e Art Panzerung<br />

angebracht war.<br />

Sie zerquetschte die Batterie s<strong>ein</strong>es Gewehrs und schleuderte ihn weg:"Ah, da habe


ich ja zwei ganz dicke Fische gefangen. Nach dem, was ich von m<strong>ein</strong>en Kollegen aus<br />

den Sektoren gehört habe, können sie <strong>ein</strong>em auch in Gefangenschaft noch ordentlich<br />

Ärger machen."<br />

"Sie wollen die Präsidenten kidnappen." "Oh, sie erkennen das Offensichtliche, sehr<br />

schön."<br />

Diese Art, sich ins Rampenlicht zu schieben und arrogant mit anderen zu reden...Ban<br />

kannte diesen Typ Frauen: Labern, labern, labern. Wenn sie ihm jetzt ihren Plan<br />

erzählte, gab ihm das Zeit, um die Computer-Energiequelle s<strong>ein</strong>es Gewehrs für <strong>ein</strong>en<br />

letzten Schuss anzuzapfen.<br />

Sie legte los, wie erwartet:"Vielleicht nehme ich auch <strong>ein</strong> paar Kinder mit, die lassen<br />

sich gut als Sklaven verkaufen. Zumindest geben sie <strong>ein</strong> gutes Schutzschild ab. Und<br />

die, die ich nicht mitnehmen kann, knall ich ab, dann sind die anderen Bälger ruhig."<br />

Ban schoss. Sie wich dem Energieball aus.<br />

Die Piratin schlug ihm die Waffe aus der Hand und richtete ihre schwere Pistole auf<br />

ihn:"Auf <strong>ein</strong>e Dame schiesst man nicht."<br />

Neben der Piratin blitzte es kurz, Kemmrich stand da:"Auf <strong>ein</strong>e Dame nicht, in der Tat.<br />

Aber <strong>ein</strong>en Haufen Dreck, da kann man <strong>ein</strong> Sperrfeuer drauf richten."<br />

Bevor die verdutzte Piratin reagieren konnte, rammte Kemmrich ihr die Faust ins<br />

Gesicht und verwandelte Augen, Nase und Mund in <strong>ein</strong>en blutigen Brei.<br />

Ein dumpfes Schreien, begleitet von <strong>ein</strong>em Gurgeln mit dem Brei. Kemmrich wischte<br />

sich das Blut beiläufig mit <strong>ein</strong>em Tuch von der Hand, während die Piratin zusammen<br />

sackte.<br />

Ban sah auf die verstümmelte Frau:"Erstickt sie nicht gerade?"<br />

Kemmrich ging auf <strong>ein</strong>en Papierkorb zu:"Jupp."<br />

Er nahm <strong>ein</strong>e Getränkepackung aus dem Müll und zog den Strohhalm herraus.<br />

Selbigen Strohhalm rammte er der Piratin in den Hals:"Das sollte <strong>ein</strong>en<br />

Luftröhrenschnitt lange genug ersetzen, bis ihre Ärzte kommen."<br />

"Wieso haben sie so lange gebraucht?!" "Ich wollte ihnen die Chance geben, das<br />

all<strong>ein</strong>e zu regeln. Wenn sie und Seresson die Kuh hier zusammen verhaftet hätten,<br />

hätte das ihr gegenseitiges Vertrauen verstärkt. Mir liegt's am Herzen, dass die<br />

Argonen und die Terraner wieder zusammen kommen. Aber naja. Bevor ich <strong>ein</strong>en<br />

guten Mann vor <strong>ein</strong>er abgevrackten Piratin voller Implantate wegteleportieren muss,<br />

hau ich ihr lieber die Fresse zu Brei, um es mal <strong>ein</strong>fach auszudrücken. Und sie, Mr.<br />

Seresson, stehen sie auf, ich habe ihre Verletzungen geheilt."<br />

Seresson starrte Kemmrich wie <strong>ein</strong> Höhlenmensch <strong>ein</strong> Raumschiff an:"Und was ist mit<br />

der automatischen Verteidigung?" "3...2...1..." Schüsse hallten durch die Gänge, als<br />

die automatischen Geschütze Piraten kampfunfähig schossen.<br />

Ban stand auf und sah Kemmrich fragend an:"Sind sie wirklich der Naniten-Kerl, den<br />

ich bisher kenne?"<br />

Kemmrich nickte:"Ich bin etwas radikaler geworden...als Vater und Großvater kann ich<br />

nicht unemotional zuhören, wenn jemand so über Kinder redet. Ich würde auch nicht<br />

anders mit ihnen umgehen, wenn sie ihre Flotte jemals hinter m<strong>ein</strong>er Enkelin her<br />

schicken würden. Aber da ich sie eigentlich kenne, bin ich mir sicher, dass sie das<br />

nicht tun werden."<br />

Ban kratzte sich am Bart:"Die Tochter ihres Sohnes? Dieses riesigen Schiffes aus<br />

Erzgürtel?" "Ja." "Dann werde ich besser mal allen Geheimdiensten raten, nicht auf<br />

Schiffe mit Gesicht und Maul zu feuern."<br />

Kemmrich grinste, klopfte ihm auf die Schulter und verschwand.<br />

Er ächzte und rief über das Interkomm Sanitäter mit EMP-Geräten, um die Piratin zu<br />

verarzten, ohne dass sie ihre Implantate nutzen konnte, dann reichte er Seresson die<br />

Hand:"Was m<strong>ein</strong>en sie? Wollen wir jemandem wie dem Widersprechen und unsere<br />

Völker von<strong>ein</strong>ander fern halten?" Seresson lächelte:"Ich m<strong>ein</strong>e, <strong>ein</strong>e Zusammenkunft<br />

der Menschheit, ob Terraner oder Argonen, kann größtenteils nur Vorteile haben.<br />

Lassen sie uns diesen Cyborg in <strong>ein</strong>er medizinischen Gefängniszelle <strong>ein</strong>buchten und


dann gebe ich <strong>ein</strong>en Kaffee aus."<br />

Thorsten setzte sich ins Wohnzimmer. Selaja spielte mit <strong>ein</strong>er ihrer Puppen, während<br />

sie mit ihrem Schiffskörper in <strong>ein</strong>em Asteroiden-Gürtel im Gem<strong>ein</strong>schafts-System mit<br />

anderen Xenon verstecken spielte.<br />

Asjia und Sojion lagen friedlich in ihren Betten und schliefen...und Jarin schnarchte<br />

leise auf der Couch neben ihm.<br />

Thorsten stand auf und nahm Selaja hoch:"Na m<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>e? Willst du nicht auch<br />

langsam schlafen?" Selaja spielte mit ihrer Puppe, ohne ihn anzusehen:"Aber ich bin<br />

noch garnicht müde."<br />

Er lächelte und bewegte mit <strong>ein</strong>em Finger an ihren Kinn ihren Kopf zur Seite, so dass<br />

sie ihn ansah:"Was hab ich dir darüber gesagt, dass du d<strong>ein</strong>e Generatoren benutzt,<br />

um dich gegen d<strong>ein</strong> Gefühl wach zu halten?"<br />

Sie versuchte auf die Puppe zu sehen, sah ihn dann aber doch schuldbewusst an:"Das<br />

soll ich erst machen, wenn ich groß bin."<br />

"Genau. Also mach die Schaltkreise zu und dann die Äugl<strong>ein</strong>."<br />

Die Energiefelder in ihrem Körper verschwanden und die Kl<strong>ein</strong>e wurde augenblicklich<br />

tot-müde.<br />

Sie gähnte und schlief dann auf s<strong>ein</strong>em Arm <strong>ein</strong>.<br />

Vorsichtig legte er s<strong>ein</strong>e Enkelin neben Jarin auf die Couch und ging mit s<strong>ein</strong>en<br />

Naniten sicher, dass sie es bequem hatte.<br />

Er setzte sich in s<strong>ein</strong>en Sessel, kurz darauf blitzte es vor der Haustür und Sor, Jien,<br />

Rough und Siren standen auf der Schwelle.<br />

Jien trug <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Headset, damit sie sich an der Gedankenkommunikation über<br />

Funk beteiligen konnte, ohne mit gesprochenen Worten jemanden zu wecken.<br />

Wieder hörte er die Stimmen s<strong>ein</strong>er Familie im Kopf, so wie sie jetzt s<strong>ein</strong>e:"Hallo. Jien,<br />

Sor, ich frage mich immer noch, warum ihr Sio nicht <strong>ein</strong>fach mitgebracht habt. Ich<br />

hätte gerne auf ihn aufgepasst."<br />

Jien lächelte, lautlos drangen ihre Worte in s<strong>ein</strong>e Gedanken:"Naja, er kriegt s<strong>ein</strong>en<br />

dritten Satz Zähne. Da wollten wir ihn nicht unbedingt mit Selaja spielen lassen." Sor<br />

grinste:"Wenn er sie beissen würde, wäre dass für sie nicht schlimm, aber er könnte<br />

sich die bereits gewachsenen Zähne an ihr abbrechen."<br />

Siren setzte sich auf den Sessel und strich Selaja durch's Haar:"Ich mag garnicht<br />

glauben, dass m<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Tochter bereits jetzt die Energien entfesseln kann, um <strong>ein</strong>e<br />

Sonne zu zerstören."<br />

Thorsten lächelte und <strong>ein</strong> goldener Schimmer s<strong>ein</strong>er Naniten zog Selajas Decke <strong>ein</strong><br />

Stück nach oben:"K<strong>ein</strong>e Sorge. Die Sperre, die ich nachträglich in euer Genom<br />

implementiert habe, wird dafür sorgen, dass unser Xenon-Zweig der Familie s<strong>ein</strong>e<br />

vollen Energie-Reserven erst mit der Pubertät abrufen kann."<br />

Siren lächelte:"Ich kann es kaum glauben...hier wird sie immer größer und weil ich<br />

mit m<strong>ein</strong>em Schiffskörper noch wachse, wirkt sie mit dessen Augen immer kl<strong>ein</strong>er auf<br />

mich."<br />

Thorsten kannte das Gefühl und nickte knapp:"Ja, es geht so unglaublich schnell.<br />

Eben noch kommt <strong>ein</strong>em jeder Tag wie <strong>ein</strong>e Ewigkeit vor...und dann kann man die<br />

Tage kaum geniessen, so schnell wie sie vergehen."<br />

Rough lehnte sich gegen die Wand und grinste ihn schief an:"Übrigens: Wie weit hast<br />

du dich eigentlich mittlerweile ausgedehnt, Paps?"<br />

Thorsten streckte sich und knirschte zwischen den Zähnen die Antwort hervor:"Ach,<br />

ich muss es jetzt in Galaxie-Clustern aufzählen, sonst dauert's zu lange."<br />

Rough verlieh s<strong>ein</strong>er Frage mit <strong>ein</strong>em schräg gestelltem Kopf Nachdruck:"Und?"<br />

"Zwanzig Cluster...m<strong>ein</strong> Wachstum nimmt mit <strong>ein</strong>er hohen Geschwindigkeit zu. Es gibt<br />

so viel zu sehen, was ich früher für seltsam gehalten habe."<br />

Siren lehnte sich gegen Rough:"Nenn mal <strong>ein</strong> Beispiel."<br />

"Nun, da wäre <strong>ein</strong>e uralte Rasse, bei der es vor jahrmillionen zum Trend wurde, sich<br />

durch Rad-Schlagen fortzubewegen. Und nun haben sie sich dem evolutionär


angepasst. Jetzt können sie ihre Arme und B<strong>ein</strong>e mit Luft aufblasen, um sich in so ne<br />

Art Kugel zu verwandeln."<br />

Rough schmunzelte und liess sich nach unten gleiten, um mit angezogenen B<strong>ein</strong>en auf<br />

dem Boden zu sitzen:"Ich kann mir garnicht vorstellen, wie es ist, so viel zu<br />

entdecken...Sonnensysteme zu überfluten, die bisher wahrsch<strong>ein</strong>lich kaum <strong>ein</strong><br />

intelligentes Lebewesen passiert hat."<br />

Thorsten zog <strong>ein</strong>en Mundwinkel hoch:"Tut mir leid, dass ich dir das Gefühl nehme,<br />

irgendwo zu s<strong>ein</strong>, wo bisher k<strong>ein</strong>er war."<br />

Rough winkte ab:"Ach was, k<strong>ein</strong> Problem. Was soll ich kl<strong>ein</strong>e, interstellar reisender<br />

Organismus, dessen <strong>ein</strong>er Körper fast so groß ist wie <strong>ein</strong> Mond, denn mit dem Gefühl<br />

anfangen?!"<br />

Thorsten lehnte sich zurück:"Du musst unbedingt mal die Te'Ain kennen lernen...die<br />

wären bestimmt begeistert, wenn so <strong>ein</strong> riesiges Schiff wie du in deren Ozean landet."<br />

Rough verschränkte die Arme hinter dem Rücken:"Und dann überflute ich ihr<br />

Dorf...super. Oder die von mir beim Atmosphären-Eintritt verdrängte Luft zerquetscht<br />

sie <strong>ein</strong>fach."<br />

"Du hast Vorrichtungen, mit denen du diesen Effekten entgegen wirken kannst."<br />

"Ich weiss. Trotzdem bleibe ich mit m<strong>ein</strong>em Schiffskörper lieber im All."<br />

Thorsten machte es sich in s<strong>ein</strong>em Sessel gemütlich und seufzte:"Ich hab mich immer<br />

vor der Ewigkeit gefürchtet. Jetzt sch<strong>ein</strong>t sie mir all zu schön zu werden."<br />

Simon saß in <strong>ein</strong>er abgevrackten Station in Elenas Glück.<br />

Der muffige Geruch von tausenden verschwitzter Hintern stieg aus den Bar-Hockern<br />

um ihn herum und harmonisierte auf perverse Weise mit dem nach Spiritus<br />

stinkendem Raumsprit in s<strong>ein</strong>em rostigen Blech-Becher.<br />

Kurzum: Eine gammelige Kneipe der Piraten zur totalen Ebbe.<br />

Der Barkeeper, <strong>ein</strong> Argone mit mehreren Narben am ganzen Körper, hustete in das<br />

Tuch, mit welchem er die "Gläser" polierte.<br />

Glücklicherweise hatte er in s<strong>ein</strong>er Zeit als Alkoholiker gelernt, den Brechreiz zu<br />

unterdrücken, sonst wäre jetzt, durch Implantate verstärkt, s<strong>ein</strong> Erbrochenes durch<br />

die Wand geschossen.<br />

Er schluckte den Rest s<strong>ein</strong>es Drinks und bemerkte angewidert, dass die Dämpfe aus<br />

s<strong>ein</strong>em Mund in den Augen brannten, als hätte er sich diese mit Raumschiff-Treibstoff<br />

gewaschen.<br />

An <strong>ein</strong>er Wand stand <strong>ein</strong> altes, mehr kaputtes als funktionierendes Hologramm <strong>ein</strong>er<br />

Strip-Tänzerin an <strong>ein</strong>er Stange, durchsetzt mit so viel Bildstörungen, dass man nicht<br />

mehr unterscheiden konnte, ob es nun wirklich <strong>ein</strong>e argonische Stripperin an der<br />

Stange oder <strong>ein</strong> Split beim Kriegstanz mit dem Speer war.<br />

Da ihm letzteres in <strong>ein</strong>er so verkommenen Kneipe aber eher unwahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

vorkam, entschloss er sich, es als Stripperin anzusehen.<br />

Die Kneipe hatte <strong>ein</strong>en ganz exklusiven Ort: Nahe an der Wasseraufbereitungsanlage<br />

der Station, so dass durch die verrosteten Rohre tatsächlich noch brackiges Wasser in<br />

<strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en, unauffälligen Zierbrunnen nach Teladi-Bauart floss.<br />

Nachdem er tagelang, immer mit <strong>ein</strong>em holographisch verändertem Gesicht, wieder<br />

und wieder in dieser Kneipe herumgelungert hatte, kam s<strong>ein</strong> Ziel letztendlich durch<br />

die Tür.<br />

Smiling Sam. So war zumindest der Spitzname dieses Teladi.<br />

Wenn auch kl<strong>ein</strong>, im Vergleich zu ihm, wäre das kl<strong>ein</strong>e Wesen für <strong>ein</strong>en normalen<br />

Argonen <strong>ein</strong>e ernste Bedrohung gewesen. Den Spitznamen hatte der gefürchtete<br />

Nahkämpfer nicht umsonst: Eine Plasma-Ladung hatte den Teladi <strong>ein</strong>st an s<strong>ein</strong>er<br />

Schuppenfinne getroffen und sich bis ins Hirn gebrannt.<br />

Als Resultat versteifte dieser Teladi im Kampf nicht mehr und s<strong>ein</strong>e Schuppenfinne war<br />

so zusammengeschmolzen, dass sie sich nicht mehr anlegen konnte.<br />

Das amphibische Weltraum-Reptil schwang sich mit <strong>ein</strong>em Satz auf <strong>ein</strong>en der Hocker<br />

und zog mit <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er geschärften Krallen über den Tresen:"Dasssssss ssssssselbe


wie immer."<br />

Der Barkeeper nickte und stellte <strong>ein</strong>e Teladi-Trinkkanne mit dem widerlichen<br />

Raumsprit auf die zerkratze Platte.<br />

Mit <strong>ein</strong>em an Wahnsinn grenzendem Enthusiasmus goss sich der Teladi die Brühe in<br />

den Hals und genoss es sogar noch.<br />

Sam holte <strong>ein</strong> Feuerzeug aus s<strong>ein</strong>er Tasche und aus der anderen <strong>ein</strong>en Raumkraut-<br />

Joint.<br />

Als die kl<strong>ein</strong>en Funken nicht ausreichten, die Droge anzuzünden, schloss der Teladi<br />

kurz die Augen und hauchte auf die Funken des Feuerzeuges.<br />

Die resultierende Stichflamme zündete den Joint und den Schrank des Wirtes hinter<br />

dem Tresen an.<br />

Den Wirt schien das nicht weiter zu stören. Er tunkte s<strong>ein</strong> Hust-und-Politur-Tuch in<br />

den brackigen Zierbrunnen und klatschte den supschigen Lappen auf die brennende<br />

Stelle.<br />

Zu Simons Ekel blieb das Tuch ganz von all<strong>ein</strong> an dem senkrechten Schrank kleben<br />

und erstickte das Feuer.<br />

Eigentlich traute Simon es diesem R<strong>ein</strong>igungs-Biotop zu, so ziemlich alles zu ersticken,<br />

wenn es nur daran kleben blieb. Er fragte sich in <strong>ein</strong>em kurzen Moment, was stärker<br />

war: Die Schilde in s<strong>ein</strong>em Körper, oder die Widerstandskraft des Barkeepers, dass er<br />

dieses zum Tuch gewordene Höllen-Wesen schadlos handhaben konnte.<br />

Er schob s<strong>ein</strong>en Becher beiseite und entschloss sich, sich mit den R<strong>ein</strong>igungssystem in<br />

s<strong>ein</strong>em Körper s<strong>ein</strong>en Mageninhalt grundzuerneuern.<br />

Zum Glück konnte er den Brechreiz immer noch unterdrücken, als ihm s<strong>ein</strong>e<br />

Implantate für die Inhaltsstoffe des Drinks ähnliche Bestandteile wie in dem Kot <strong>ein</strong>es<br />

Ghoks anzeigten.<br />

S<strong>ein</strong>e heisse Flamme Jane hätte diese Kneipe in Grund und Boden gestampft, so sehr,<br />

wie sie diese Bezeichnung beschmutzte.<br />

In ihr steckte immer noch die Bar-Keeperin.<br />

Aber so sehr der Gedanke an Jane ihm die ach so frischen Erinnerungen an die Todes-<br />

Brühe vertrieben, so sehr musste er sich an den Teladi heften, der jetzt laut rülpsend<br />

die Bar verliess.<br />

Der Gang, in dem er Sam folgte, war sogar noch verdreckter als die Bar. Überall lagen<br />

Spritzen, leere Flaschen, Müll...und biologische Substanzen, die ihn sich wünschen<br />

liessen, dass er k<strong>ein</strong>e Sensoren gehabt hätte, die ihm genau sagten, was es war...und<br />

von wem es war.<br />

S<strong>ein</strong> Gang beschleunigte sich, ohne dass s<strong>ein</strong>e Schritte irgendwie lauter wurden. Der<br />

Teladi schien ihn trotzdem zu bemerken und stellte sich hinter der nächsten Ecke in<br />

Lauer-Position auf <strong>ein</strong>en Kampf <strong>ein</strong>.<br />

Simon musste schmunzeln und verschob s<strong>ein</strong>en Körper in <strong>ein</strong>e andere Phase.<br />

Wie <strong>ein</strong> Geist verschwand er aus der Sicht des Teladi, der sich verwundert in dem<br />

Gang umsah.<br />

Es war schon fast zu <strong>ein</strong>fach.<br />

Als Privat-Detektiv hatte er sich darum bemühen müssen, der Schatten <strong>ein</strong>er Person<br />

zu s<strong>ein</strong>. Er durfte nicht auffallen und nicht zu nahe kommen.<br />

Nun stand er wie <strong>ein</strong> Phantom direkt neben dem Teladi, konnte durch dessen Schädel<br />

greifen wie durch <strong>ein</strong>e Rauch-Schwade und verunsicherte den Teladi nun um so mehr.<br />

Er war inzwischen <strong>ein</strong> richtig guter Brain-Hacker geworden.<br />

S<strong>ein</strong>e Systeme klinkten sich in die unbewusst arbeitenden Teile des Amphibien-<br />

Gehirns <strong>ein</strong> und betätigten Synapsen und Rezeptoren wie die Schalter <strong>ein</strong>es<br />

Computer-Keyboards.<br />

Botenstoffe wurden frei gesetzt, die dem Teladi sugerierten, er würde sich umsonst<br />

Gedanken machen.<br />

Smiling Sam seufzte mit dem Geräusch <strong>ein</strong>er frisch geöffneten Getränke-Dose und<br />

begab sich wieder auf den Weg zu s<strong>ein</strong>em Schiff.


S<strong>ein</strong>e Ursa lag nur zwei Schleusen weiter im Hangar.<br />

Und genau zu dieser ging er nun.<br />

Der gepflegte Innenraum s<strong>ein</strong>es Schiffes bildete <strong>ein</strong>en massiven Kontrast zu der<br />

Müllkippe aus der er gerade gestiegen war.<br />

"Ursa, du kennst den Ablauf. Dummy-Verfolgung."<br />

"Ja Boss."<br />

Ursa setzte <strong>ein</strong>en winzigen Hologramm-Projektor an dem Docking-Arm ab und<br />

verschob sich in <strong>ein</strong>e andere Phase während der Projektor <strong>ein</strong> Hologramm mit <strong>ein</strong>em<br />

Kraftfeld als massiver Aussenhülle generierte.<br />

Für jeden aussen Stehenden sah es aus, als würde Ursa noch immer an der Station<br />

liegen.<br />

Simon lehnte sich im Sitz zurück und liess Ursa den Schiffscomputer anzapfen. Das<br />

Ziel hatte er erfasst und steuerte es auch schon an.<br />

Es war <strong>ein</strong>e Handelsstation in Menelaus Grenze.<br />

Er tippte auf den kl<strong>ein</strong>en Knopf an s<strong>ein</strong>em Hemdkragen und s<strong>ein</strong>e Robe entfaltete sich<br />

um s<strong>ein</strong> Gesicht und s<strong>ein</strong>en Körper zu verhüllen.<br />

Niemand konnte nun noch auf den ersten Blick erkennen ob es sich bei ihm um <strong>ein</strong>en<br />

Split, <strong>ein</strong>en Menschen oder <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Paraniden handelte.<br />

Ursa enttarnte sich im Sensorschatten der umliegenden Stationen und Schiffe um<br />

dann an die Handelsstation anzudocken.<br />

Kaum an Bord, bewegte er sich unauffällig in der Masse.<br />

Niemand achtete noch auf Leute in Kutten: Sie waren billig, in vielen Klima-Zonen<br />

geeignet und sowohl von Gonern, Paraniden als auch Split getragen.<br />

Der bräunliche, billig wirkende Stoff liess ihn noch unauffälliger wirken.<br />

Hätte jemand gewusst, dass diese <strong>ein</strong>fache Robe in s<strong>ein</strong>em Gewebe Technologie barg,<br />

welche sich der normalen Vorstellungskraft entzog, so hätte er sicher k<strong>ein</strong>e so ruhige<br />

Passage durch das Gewimmel aus Argonen, Teladi, Split, Boronen, Paraniden und<br />

Terranern gehabt.<br />

Die Menge hatte für ihn eher nebensächlichen Charakter, ausser natürlich, sie zu<br />

beschützen.<br />

Er achtete nur auf <strong>ein</strong> Individuum, auch wenn ihm nichts entging.<br />

Simon achtete sorgfältig darauf, zwischen den verschiedenen Rassen, Körpergrößen<br />

und Farben <strong>ein</strong>e Strecke zu wählen, in der er nicht hinnaus stach.<br />

Und es schien zu klappen. Der Teladi bemerkte ihn nicht und verschwand in <strong>ein</strong>er als<br />

gesperrt ausgewiesenen Wartungsluke.<br />

Simon bewegte sich wie <strong>ein</strong> Tiger im hohen Gras unauffällig durch die Massen und<br />

gelang zu der gesperrten Luke.<br />

Tatsächlich war <strong>ein</strong> auf <strong>ein</strong>en Chip im Körper reagierender Schliess-Mechanismus in<br />

der Tür versteckt.<br />

Blöd für die Leute dort, dass er jedes Signal replizieren konnte und so ungesehen und<br />

leise hinter s<strong>ein</strong>er Zielperson her konnte.<br />

Die Innerreien dieser Station boten schon <strong>ein</strong> anderes Bild: Gepflegte Hightech.<br />

Relativ sauber, insofern nicht <strong>ein</strong> wenig Schmiermittel an <strong>ein</strong>em beweglichem Teil<br />

haftete.<br />

Simons Robe übernahm <strong>ein</strong>en Teil der Schleich-Funktion. Der Stoff raschelte nicht und<br />

nahm die Farbe der Umgebung an.<br />

Zwar hätte er sich auch in <strong>ein</strong>e andere Phase verschieben können, aber er hatte<br />

neben s<strong>ein</strong>en normalen Aufträgen auch die Aufgabe, sich auszudenken, wie er neuen<br />

Schülern Schritt für Schritt s<strong>ein</strong> Handwerk beibringen konnte.<br />

Und natürlich lernte man mehr, wenn man erst schleichen musste, bevor man zum<br />

Geist wird.<br />

Simon hielt sich in <strong>ein</strong>er dunklen Ecke unter <strong>ein</strong>em leise rauschendem Rohr<br />

verborgen, während der Teladi <strong>ein</strong>e Geheimtür zu <strong>ein</strong>em versteckten Raum öffnete.<br />

Die Schreie <strong>ein</strong>es Mannes waren zu hören. S<strong>ein</strong>e Implantate lieferten ihm anhand des


Stimmmusters sofort die Identität.<br />

Ein hochrangiger Argone, der für die Sicherheitspatroulien im Grenzgebiet zu den<br />

Piraten-Sektoren verantwortlich war.<br />

Er hatte ansatzweise Gerüchte darüber gehört, dass der Mann verschwunden war,<br />

aber es hatte sich nichts Eindeutiges in den Daten der argonischen Föderation<br />

gefunden.<br />

Im Schatten ging er geräuschlos auf die fünf Kriminellen zu.<br />

Der Beamte selbst war in <strong>ein</strong>er Art Folterbank <strong>ein</strong>gespannt und wies zahlreiche<br />

Schnitte und Injektions-Wunden auf.<br />

Simon berührte mit s<strong>ein</strong>er Hand die Wand der Station, hackte sich über <strong>ein</strong>en Energie-<br />

Impuls in den Computer und schaltete den Strom für die Beleuchtung hier ab.<br />

Die Kriminellen waren weitgehend hilflos, nur in Smiling Sams Augen meldeten<br />

Energie-Signaturen die Aktivierung von Restlichtverstärker-Implantaten.<br />

Simon griff an <strong>ein</strong>en s<strong>ein</strong>er Knopfe. Die unsch<strong>ein</strong>bare Plastik-Scheibe löste sich von<br />

s<strong>ein</strong>er Brusttasche und entfaltet sich zu s<strong>ein</strong>er Disk.<br />

Er warf sie wie <strong>ein</strong>en Wurfstern direkt an Sams Kopf.<br />

Ohne die aktivierte Energie-Klinge war die Disk nicht sehr schneidstark, aber KO war<br />

der Teladi.<br />

Die Disk surrte lautlos zurück an s<strong>ein</strong>e Brust und schrumpfte wieder zum Knopf<br />

zusammen.<br />

Simon sprang acht Meter in die Tiefe, landete geräuschlos zwischen den restlichen vier<br />

Kriminellen und schlug jedem auf <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Punkt im Nacken.<br />

Bewusstlos sanken die vier Männer fast gleichzeitig zusammen.<br />

Simon legte s<strong>ein</strong>e Finger an die Schläfe des Polizisten und <strong>ein</strong> Energie-Impuls aus<br />

s<strong>ein</strong>en Finger-Kuppen liess den Mann <strong>ein</strong>schlafen.<br />

Ein Teleport-Ereignis später war der Tisch hier leer und in <strong>ein</strong>em argonischen Militär-<br />

Krankenhaus war <strong>ein</strong> Bett belegt.<br />

Simon legte sich gemütlich auf den Tisch, schnallte sich fest, tarnte sich holographisch<br />

wie den eben befreiten Polizisten und schaltete per Fernsteuerung das Notlicht an.<br />

Er sah sich um, betrachtete das Ventil <strong>ein</strong>er Klima-Anlage und liess s<strong>ein</strong>e Disk mit<br />

<strong>ein</strong>em Gedanken gegen das Stellrad fliegen.<br />

Ein Teil des Rades löste sich und flog neben Sam. Kurz darauf zerplatzte das Rad und<br />

die restlichen Trümmer flogen in Richtung der übrigen Piraten.<br />

Die Station erkannte den Schaden, leitete die Funktion über <strong>ein</strong>e Fail-Safe-Einrichtung<br />

um und sendete <strong>ein</strong>en Auftrag an <strong>ein</strong> örtliches Reperatur-Unternehmen.<br />

Kurz nach dem Platzen der Leitung standen auch die Piraten wieder auf.<br />

Sie rieben sich die Schädel.<br />

Sam sah auf den Trümmer neben s<strong>ein</strong>em Kopf und warf ihm <strong>ein</strong>en der Folter-Knechte<br />

ins Gesicht:"Ssssssuchhhhht dasss nächssssste Mal <strong>ein</strong> besssssssseresss<br />

Verssssteck!!!"<br />

Der Teladi wandte sich ihm zu. Durch die holographische Haut fuhr die Kralle wie<br />

durch richtige Haut und Kraftfelder simulierten bis ins kl<strong>ein</strong>ste Detail den Widerstand<br />

von Fleisch beim Schneiden.<br />

Simon wandt sich in gespieltem Schmerz, während s<strong>ein</strong>e Systeme <strong>ein</strong>e holographische<br />

Wunde erzeugten.<br />

Sam bohrte mit der Kralle in der "Wunde" herum. Es war im eigentlichen mehr so,<br />

dass s<strong>ein</strong> Fleisch dort so weich wurde, dass der Teladi <strong>ein</strong>fach s<strong>ein</strong>e Kralle r<strong>ein</strong>drücken<br />

konnte wie <strong>ein</strong> Mensch s<strong>ein</strong>en Finger in <strong>ein</strong>en zu schwach aufgeblasenen Gummiball.<br />

"Tshhh...sssag unsss, wie der Funk-Code für die Undercover-Ssschhhiffe ssssssind."<br />

"Niemals! Uaaaarrrgghh." Kemmrich musste irgendwie gewusst haben, dass die<br />

Implantate für so <strong>ein</strong>en Augenblick <strong>ein</strong>en Lachanfall unterdrücken mussten.<br />

Sam sah zu dem ihm am nächsten stehendem Piraten, <strong>ein</strong> mittelalter Mann mit <strong>ein</strong>em<br />

Zwei-Wochen-Bart:"Packt ihn in <strong>ein</strong>en Container und verfrachhhhtet ihn in m<strong>ein</strong><br />

Sssschhhiff. Ichhh kenne die geeignetssste Methode, ihn zsssum Sssprechen zu


ingen."<br />

So wurde Simon also wie <strong>ein</strong> Stück Frachtgut in das Teladi-Schiff geladen.<br />

S<strong>ein</strong>em Peil-Signal folgend, war Ursa ihm phasen-verschoben immer dicht auf den<br />

Versen.<br />

In <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Nebel voller elektrischer Interferenzen war sie versteckt: Eine<br />

teladianische Station, recht neu und verdammt gut abgeschirmt.<br />

Als s<strong>ein</strong> Container ausgeladen wurde, bemerkte er die Arbeiter: Split, Paraniden und<br />

Menschen. Ihre Gehirne waren teilweise durch Computer-Systeme ersetzt worden, die<br />

sie wie Roboter steuerten.<br />

Allerdings hatten die Zellen der Arbeiter <strong>ein</strong>e seltsame Energie-Signatur: Die der<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft!<br />

Sch<strong>ein</strong>bar hatte Kemmrich die echten Personen gegen tote Klone ausgetauscht um<br />

ihnen dieses Schicksal zu ersparen.<br />

Und irgendwie wusste er nun, was Smiling Sam mit der geeignetsten Methode<br />

gem<strong>ein</strong>t hatte.<br />

Kurze Zeit später befand er sich in dem beängstigend sauberen Operations-Saal.<br />

Ein Argone mit <strong>ein</strong>er Brille so dick, dass er sich wunderte, warum sie die Nase mit<br />

ihrem Gewicht nicht abriss, grinste ihn fies an:"So so...das ist also m<strong>ein</strong> neuer<br />

Patient."<br />

Simon sah ihn gespielt verängstigt an:"Was...was haben sie vor?"<br />

Der Mann grinste breit, während Smiling Sam kichernd in <strong>ein</strong>er Ecke stand:"Nun, ich<br />

entferne Teile ihres Gehirns, die für den freien Willen und das Moral-Empfinden<br />

zuständig sind und ersetze sie durch diese kl<strong>ein</strong>en Kontroll-Transmitter."<br />

Simon grinste:"Danke, ich habe genug gehört."<br />

Als s<strong>ein</strong>e Holo-Tarnung erlosch und s<strong>ein</strong>e Disk sich entfaltete, sahen die beiden Piraten<br />

ihn entsetzt an.<br />

Er zerriss die Stahlfesseln mit Leichtigkeit und setzte sich auf.<br />

Smiling Sam sürzte auf ihn zu.<br />

Simon liess s<strong>ein</strong>e Disk kurz die Krallen des Teladi schneiden, dann trat er ihm so fest<br />

in den Bauch, dass der Pirat sich in <strong>ein</strong>en nahen Computer bohrte.<br />

Der Wissenschaftler sah ihn entsetzt an, dann traf <strong>ein</strong> harter Schlag gegen den<br />

Schädel den Mann und dieser ging bewusstlos zu Boden.<br />

Simon beugte sich hinunter zu dem Wissenschaftler, legte <strong>ein</strong>e Hand auf die Stirn des<br />

Mannes und las das Gehirn aus.<br />

Mit s<strong>ein</strong>er integrierten Benutzer-Oberfläche suchte er den Eintrag über die<br />

schrecklichen Implantate hinaus und löschte ihn aus dem Gedächtnis des Mannes, wie<br />

<strong>ein</strong> hässliches Bild von <strong>ein</strong>er Digital-Kamera.<br />

Er verschmolz alle Chips, die implantierten <strong>ein</strong>geschlossen, zu Plasma und löschte alle<br />

Aufzeichnungen, bevor er belastendes Material versteilte und die Polizei verständigte.<br />

Zwar war <strong>ein</strong> Drogen-Labor nicht so gefährlich wie diese Implantate, aber gefährlich<br />

genug, als dass die Beiden in <strong>ein</strong>em Hochsicherheits-Knast den Rest ihres Lebens<br />

verbringen würden.<br />

Thorsten lag mit Jarin im Bett. Nach langem hatten sie endlich mal wieder Zeit<br />

für...<strong>ein</strong>ander.<br />

Jarin kuschelte sich an s<strong>ein</strong>e Brust:"Ich will dich nicht beleidigen, aber du bist <strong>ein</strong>e<br />

Maschine."<br />

Er grinste:"Schatz, hör doch auf. Stell dir vor, irgendjemand führte hierüber Buch und<br />

jemand liest unsere kl<strong>ein</strong>en Bettgeschichten."<br />

Jarin musste lachen:"Ich glaube, ich würde vor Scham sterben."<br />

Sie streckte ihre Hand nach <strong>ein</strong>er Praline aus und diese glitt in ihre Hand. Thorsten<br />

hatte k<strong>ein</strong>e wissenschaftliche Erklärung dafür, woher die Kraftfelder kamen, mit denen<br />

sie es machte, aber Jarin war schon jetzt <strong>ein</strong>e aussergewöhnliche Telepathin.<br />

Jarin steckte ihm die Praline in den Mund und lächelte:"Weisst du, ich habe <strong>ein</strong> wenig<br />

geübt und würde gerne etwas versuchen...aber ich bräuchte d<strong>ein</strong>e Hilfe."


Thorsten sah ihr in die Augen:"Was ist es denn?" "Ich möchte in d<strong>ein</strong>en Geist<br />

<strong>ein</strong>tauchen. Bis tief zu d<strong>ein</strong>en Seelen. Ich möchte dich berühren, an <strong>ein</strong>er Stelle, wo<br />

dich niemand anders bisher berührt hat."<br />

Er sah sie voller Sorge an:"Und ich soll für <strong>ein</strong>en Moment m<strong>ein</strong>e Aktivität so weit<br />

hinunter fahren, dass du nicht wahnsinnig wirst."<br />

Jarin schüttelte den Kopf:"Halt d<strong>ein</strong>e Gedanken nur von d<strong>ein</strong>em biologischen Körper<br />

fern, den Rest schaffe ich all<strong>ein</strong>."<br />

Thorsten überlegte...er wollte ihr nicht weh tun. Was, wenn sie sich bei dem Vorgang<br />

verletzen würde, auf <strong>ein</strong>e Weise, dass er ihr nicht helfen könnte?<br />

Andererseits wollte er alles mit ihr teilen, wenn möglich, auch s<strong>ein</strong> Innerstes.<br />

Er nickte:"Gut, probieren wir es."<br />

Jarin lächelte glücklich und deutete ihm an, sich auf den Rücken zu legen.<br />

Sie legte sich auf ihn und atmete sanft auf s<strong>ein</strong>e Brust, bevor sie ihm in die Augen sah<br />

und mit den Händen s<strong>ein</strong>e Schläfen berührte. Sie legte ihre Stirn an s<strong>ein</strong>e und atmete<br />

sanft wie <strong>ein</strong> Neugeborenes.<br />

Er spührte die Wärme, die sie <strong>ein</strong>ander entgegen brachten. Es war so intensiv, dass es<br />

die Wärme des Bettes verschleierte.<br />

Thorsten spührte, wie Jarin in s<strong>ein</strong>en Geist <strong>ein</strong>drang.<br />

Jarin konzentrierte sich ganz auf das Band zu Thorsten.<br />

Ihr geistiger Avatar, <strong>ein</strong>e Art Verkörperung ihres Bewussts<strong>ein</strong>s in Thorstens, glitt durch<br />

Galaxien aus Wahrnehmungen, Empfindungen und Bildern, die aus mehreren Galaxie-<br />

Clustern auf ihren Mann <strong>ein</strong>strömten.<br />

Es war <strong>ein</strong>e unglaublich angenehme Wärme, so in ihm zu s<strong>ein</strong>.<br />

Die Bilder rasten immer schneller um sie herum, sie raste auf <strong>ein</strong>en hellen Punkt zu,<br />

so gleißend strahlend, dass es ihr wie <strong>ein</strong> Laserpointer vorkam.<br />

Aber so schnell, wie ihr Geist sich in Thorstens Bewussts<strong>ein</strong> dessem Ursprung näherte,<br />

wusste sie <strong>ein</strong>es: Etwas lief ganz und garnicht so wie geplant.<br />

Thorsten war in <strong>ein</strong>e Art Trance verfallen. S<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> hatte sich auf die beiden<br />

Seelen in s<strong>ein</strong>em Inneren reduziert, alles andere lief wie automatisch ab.<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lich waren es s<strong>ein</strong>e Fail-Safe-Systeme, wobei er sich dessen in s<strong>ein</strong>em<br />

Zustand nicht sicher s<strong>ein</strong> konnte.<br />

Aus der Ferne kam Jarin heran gerast und landete unsanft zwischen den beiden<br />

Seelen.<br />

Die Szenerie war irreal, alles erstrahlte in <strong>ein</strong>em hellen Licht und nur die Seelen hoben<br />

sich farblich davon ab.<br />

Ihre Körper waren ähnlich detailreich wie jemand, der in <strong>ein</strong>em hautengem<br />

Ganzkörperanzug steckte, nur dass nirgendwo Nähte oder Öffnungen zu sehen waren.<br />

<strong>Fast</strong> wie Barbie-Puppen, deren <strong>ein</strong>zelne Teile zu <strong>ein</strong>em organischen Körper<br />

verschmolzen waren, mangelte es ihnen an jeglichem geschlechtlichem Merkmal, den<br />

Körper- und Gesichtsaufbau ausgenommen.<br />

Jarin sah in die beiden Gesichter, die ihr hoch halfen:"Thorsten?"<br />

S<strong>ein</strong>e Naniten-Seele seufzte:"Ich denke, ihr beiden menschlichen Seelen wollt jetzt<br />

all<strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>. Ich werde..."<br />

Jarin griff nach dem Handgelenk der Seele, wobei dies wahrsch<strong>ein</strong>lich irgend<strong>ein</strong>e<br />

bizarre Verkörperung für Vorgänge war, die sich in ihrer Wahrnehmung so darstellen<br />

würden:"N<strong>ein</strong>! Ich liebe m<strong>ein</strong>en Thorsten. Und dass bist auch du."<br />

Die Seele hielt inne und die Seele Thorstens, die als Mensch auf der Erde angefangen<br />

hatte, lächelte:"Es freut mich, dass zu hören. M<strong>ein</strong> Freund, du bist genau so <strong>ein</strong> Teil<br />

dieser wundervollen Liebe, wie jeden menschliche Seele es nur s<strong>ein</strong> könnte. Und sag<br />

mir nicht, du würdest Jarin und unsere Kinder nicht genau so lieben, wie ich es tue."<br />

Plötzlich erschienen Bänder, die von ihren Herzen ausgingen. Die Seelen sahen, dass<br />

sie unter<strong>ein</strong>ander verbunden waren. Berührten sie mit ihren Händen, sahen sie die<br />

Empfindungen, die sie den anderen Seelen entgegen brachten, die sie liebten. Ebenso<br />

kamen Empfindungen zurück.


Es waren unzählige Bänder, aber besonders leuchteten die Bänder zu ihren drei<br />

Kindern, ihrer Enkelin und ihrer Schwiegertochter, die ihnen wie <strong>ein</strong> eigenes Kind<br />

geworden war.<br />

Es war <strong>ein</strong> Moment des Friedens und der Harmonie.<br />

Jarin umarmte die Seelen vor ihr.<br />

Die beiden Seelen glitten in<strong>ein</strong>ander, wie das Bewussts<strong>ein</strong>, das sie geformt hatten.<br />

Jarin gab dem Avatar, der sich wie <strong>ein</strong>e Seele bewegte, <strong>ein</strong>en Kuss.<br />

Ein unbändiges Licht erfasste die Drei, strahlte so grell, dass sie jedes Bewussts<strong>ein</strong><br />

verloren und nur noch das Gefühl dieser Harmonie und Liebe spührten. Das Licht<br />

sprang auf die Bänder zu ihren Kindern und ihrer Enkelin über.<br />

Thorsten wachte auf...es war <strong>ein</strong> seltsames Gefühl...eben war da noch dieser Frieden<br />

und nun spührte er wieder die Unzahl an Daten über s<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> rasen. Etwas<br />

fühlte sich anders an, aber er wusste nicht, was.<br />

Jarin lag immer noch auf ihm.<br />

Sie atmete sanft, zeigte aber k<strong>ein</strong>e Reaktion.<br />

Thorsten schüttelte sie voller Sorge:"Jarin! JARIN!!! WACH AUF! MEIN GOTT!!!<br />

JARIN?!!!"<br />

Jarins Augen zuckten, sie öffnete sie, verdrehte sie...und kotzte ihn von oben bis<br />

unten voll. Jarin schüttelte sich, sie schrie:"SO...SO VIEL!!! MACH DAS ES AUFHÖRT!!!<br />

MACH DAS ES AUFHÖÖÖÖÖÖRT!!!"<br />

Eine Wolke an Naniten fegte in s<strong>ein</strong>er Ausdehnung herum...sie waren anders...als<br />

seien sie gerade erst durch Modifikationen aus s<strong>ein</strong>en Naniten entstanden.<br />

Sie waren anders...und doch waren sie s<strong>ein</strong>en Körpern so ähnlich.<br />

Es waren genug von ihnen, um daraus <strong>ein</strong>en Festkörper von der Größe des Mondes<br />

der Erde zusammen zu ballen.<br />

Je zwei s<strong>ein</strong>er Naniten-Körper griffen <strong>ein</strong>en der silbrig schimmernden Naniten und<br />

hielten sie fest.<br />

Die Naniten fixierten s<strong>ein</strong>e Körper mit ihren Sensoren, die sich wie Augen auf sie<br />

ausrichteten. Kommunikations-Signale drangen aus den neuen Naniten:"Thorsten?!<br />

Ich...ich spühre dich, aber fühle mich so zerrissen..."<br />

S<strong>ein</strong>e Naniten antworteten wie mit <strong>ein</strong>er Stimme, als ihm klar wurde, wer diese<br />

Naniten waren:"Jarin...beruhige dich. Entspanne dich und ich werde versuchen, dir zu<br />

helfen."<br />

Die Triebwerke der Naniten erkalteten und sie nickten.<br />

Mit s<strong>ein</strong>en Sprungantrieben ballte er die Masse an Naniten zu <strong>ein</strong>em neuen Mond fern<br />

des Gem<strong>ein</strong>schaftssektors zusammen, um niemanden durch die exotischen<br />

Strahlungen zu gefährden, die die Naniten s<strong>ein</strong>er Frau ohne Erfahrung aussandten.<br />

Er brachte Jarins menschlichen Körper und s<strong>ein</strong>en menschlichen Körper auf den<br />

silbernen Planetoiden.<br />

Die Oberfläche war <strong>ein</strong>e etwa <strong>ein</strong>en Zentimeter dicke Flüssigkeitsschicht, umwabert<br />

von Auroren aus silbernen Naniten.<br />

Jarin lag in s<strong>ein</strong>en Armen auf ihren geballten Körpern. Sie schien sich zu beruhigen,<br />

als ihre Wahrnehmungen, wenn auch ungem<strong>ein</strong> komplexer, nun auf <strong>ein</strong>en leeren,<br />

strahlungsarmen Bereich des Alls beschränkt waren:"Thorsten...was...was ist<br />

passiert? Was ist das für <strong>ein</strong> seltsames Gefühl?"<br />

Er sah sich um, als Jarin <strong>ein</strong>e Hand zu s<strong>ein</strong>er Wange hob und <strong>ein</strong>e Aurore aus Naniten<br />

ihr folgte:"Irgendwie ist <strong>ein</strong> Teil m<strong>ein</strong>er Naniten zu <strong>ein</strong>em Teil von dir geworden."<br />

Jarin sah sich zwischen den Auroren um und legte ihre Hand in die silberne<br />

Flüssigkeit, in der sie lag, nur um zu zu sehen, wie die Flüssigkeit in ihrem Gewebe<br />

versickerte:"Ich...ich sehe durch all diese Systeme...m<strong>ein</strong> Kopf fühlt sich so seltsam<br />

an...und dabei fühlt es sich an, als hätte ich so viele Köpfe." Er nickte:"D<strong>ein</strong><br />

Bewussts<strong>ein</strong> ist so viel Informationen nicht gewöhnt. Es wird jetzt <strong>ein</strong> ganz anderes<br />

Wahrnehmungsfeld s<strong>ein</strong>."<br />

Jarin riss die Augen auf:"Unsere Kinder!!!"


Ohne das Thorsten etwas getan hatte, wurde er von den Sprungantrieben von Naniten<br />

in das Gem<strong>ein</strong>schafts-System gebracht.<br />

Jarin teleportierte sich wie <strong>ein</strong> alter Hase zur Wiege ihrer kl<strong>ein</strong>en Kinder.<br />

Er folgte ihr.<br />

Asjia und Sojion lagen friedlich in ihren Betten.<br />

Jarin legte <strong>ein</strong>e Hand auf den kl<strong>ein</strong>en Brustkorb von Sojion:"Was...was sind das für<br />

Energien in ihnen?" Thorsten scannte s<strong>ein</strong>e Kinder und sah Jarin an:"Es sind inaktive<br />

Naniten...sie haben <strong>ein</strong>e Art Timer integriert, der auf die geistige Reife unserer Kinder<br />

zu reagieren sch<strong>ein</strong>t. Wie bei Selajas Systemen."<br />

Da fielen ihm s<strong>ein</strong>e anderen Kinder und s<strong>ein</strong>e Enkelin <strong>ein</strong>.<br />

Er scannte sie: Auch sie enthielten nun derartige Naniten...aber aufgrund ihrer<br />

mechanischen Herkunft, schienen diese sich bereits perfekt integriert zu haben.<br />

Ein Blau-Metallic-Schimmer umgab Rough, bei Siren war er rot-metallic und bei Selaja<br />

pink-metallic.<br />

Bei s<strong>ein</strong>en beiden kl<strong>ein</strong>en Kindern vor ihm schien es bei Asjia ebenso pink-metallic zu<br />

s<strong>ein</strong>, bei Sojion war es <strong>ein</strong> himmelblau-metallic. Im Grunde wie bei Ba<strong>by</strong>-Stramplern.<br />

Jarin wankte beim Gehen und er half ihr zum Sofa:"Schatz...du meisterst d<strong>ein</strong>e<br />

Systeme schon sehr gut. Ich muss kaum noch Strahlung <strong>ein</strong>dämmen."<br />

Sie seufzte:"Wie kannst du das aushalten? So vieles wahr zu nehmen?"<br />

Thorsten lächelte und gab ihr <strong>ein</strong>en liebevollen Kuss:"So."<br />

Sie schien überwältigt:"Das...das war unglaublich! Ich habe jedes Molekül, jedes<br />

Atom, jedes Quark...ich habe alles gesehen, wie es d<strong>ein</strong>e Lippen formte...so viel von<br />

diesem Kuss gespürt, was ich sonst nie gespührt hätte."<br />

Jarin schien sich mit ihren neuen Körpern akklimatisiert zu haben. Die Naniten<br />

bewegten sich zielgerecht und für Lebewesen harmlos.<br />

Zusammen sahen sie hoch an den Himmel zu dem neuen Mond, der dort stand.<br />

Jarin gab ihm <strong>ein</strong>en Kuss:"Ich denke, das wird mir noch sehr gefallen."<br />

Er drückte sie zärtlich:"Mir auch."<br />

Jarin war nach Kotzen zu mute. Plötzlich musste ihr Verstand sich nicht nur mit s<strong>ein</strong>er<br />

ganz neuen Dimension, sondern auch mit unzähligen von neuen Sinnes<strong>ein</strong>drücken<br />

befassen. Sie hatte schon gedacht, als sie begann, die Dinge und Lebewesen um sich<br />

herum mit ihrem Geist zu ertasten, wäre dies <strong>ein</strong>e große<br />

Belastung gewesen. Aber n<strong>ein</strong>...das hier war noch viel schlimmer. Mit viel<br />

Konzentration konnte sie jetzt in ihren unzähligen Körpern die Produktion gefährlicher<br />

Strahlen verhindern...oder das sie diese Strahlung gar durch ihre Bewegungen<br />

auslösen konnte.<br />

Ein Strahl an Naniten, der sich ungeschickt durch <strong>ein</strong> Atom bewegte und schon war<br />

dieses gespalten.<br />

Und ihre Umgebung oder ihren biologischen Körper in <strong>ein</strong>er Atom-Explosion vergehen<br />

zu lassen, wollte sie um jeden Fall vermeiden.<br />

Es war unglaublich: Jeder Nanit sah tausend mal besser als ihr blosser Körper.<br />

Sie konnte von hier in die Augen der Gem<strong>ein</strong>schaftler sehen, die in den Himmel sahen<br />

und gleichzeitig mit ihrem alten Körper daneben stehen.<br />

Sie sah nach oben und sah sich selbst in die Augen.<br />

Jarin war noch weit davon entfernt, in ihre Biochemie <strong>ein</strong>zugreifen und sich selbst<br />

wach zu halten, also spührte sie, wie ihr Körper langsam in den Schlaf entglitt,<br />

während ihre Naniten weiter aktiv blieben.<br />

Es war <strong>ein</strong> seltsames Gefühl, teils wach und teils in <strong>ein</strong>en tiefen Schlaf verfallen zu<br />

s<strong>ein</strong>.<br />

Jarin testete mit <strong>ein</strong>igen ihrer neuen Körper, sich in <strong>ein</strong>e andere Phase zu verschieben,<br />

wie sie es sonst mit ihren Implantaten gemacht hatte.<br />

Nachdem ihre Systeme ihr zuerst zahlreiche Fehlermeldungen lieferten, berechnete sie<br />

mit ihrem neuen Verstand die Daten, die Thorsten noch in den Datenbanken ihrer<br />

neuen Körper gelassen hatte, bevor sie zu ihren Körpern geworden waren.


Plötzlich war ihr alles klar...es war beängstigend, wie millarden von Formeln,<br />

Programmen und künstlichen Intelligenzen, die alle zu ihrem Verstand gehörten,<br />

Zusammenhänge erfassten, die sie sonst in tausend Jahren nicht verstanden hätte.<br />

Und doch war es <strong>ein</strong> gutes Gefühl, <strong>ein</strong>en Einblick in die Denkweise ihres Mannes zu<br />

bekommen.<br />

Jarin verschob ihre Körper in <strong>ein</strong>e andere Phase, flog mit ihnen zu ihrem Haus und<br />

deckte sich, Thorsten, Sojion und Asjia mit ihren Körpern zu, wie mit <strong>ein</strong>er Decke aus<br />

<strong>ein</strong>em samtenen Stoff, um sich dann wieder mit diesen Körpern in die normale Phase<br />

zu verschieben.<br />

Sie musste zuerst vorsichtig s<strong>ein</strong>, nicht irgend<strong>ein</strong> Atom zu spalten, aber nachdem sie<br />

<strong>ein</strong> paar Energiefelder berechnet hatte, wurden die Atome von den Naniten<br />

abgestoßen, wie zwei gleich gepolte Magneten sich abstießen.<br />

Jarin schmiegte sich mit ihren Körpern an Thorsten und ihre Kinder...es war <strong>ein</strong><br />

unglaubliches Gefühl, sie zu umarmen, nicht mit Händen, sondern mit unzähligen<br />

Körpern, die <strong>ein</strong>e fluffige, lockere Decke bildeten.<br />

Sie versuchte, die Oberflächenstruktur von weichen Decken und Kissen bestmöglich<br />

nachzubilden.<br />

Thorstens Naniten kamen ebenso in diese Phase, flogen in ihre Decke und nahmen die<br />

Lücken <strong>ein</strong>, die sie gelassen hatte.<br />

Er lächelte und s<strong>ein</strong>e Naniten glühten golden und voller Wärme.<br />

Sie schmiegte ihre Naniten-Körper an s<strong>ein</strong>e und fing an, silbern zu schimmern.<br />

Ein sanfter, warmer Glanz erfüllte das Haus, so seicht und wärmend, dass die Kinder<br />

nicht geweckt wurden.<br />

Thorsten drückte sie an sich:"Mia luna..."<br />

Jarin wusste, was diese Worte bedeuteten..."M<strong>ein</strong> Mond..." wäre sie noch schwanger<br />

gewesen, hätte sie ihm dafür wahrsch<strong>ein</strong>lich <strong>ein</strong>e geknallt, aber in diesem Moment<br />

konnte sie nicht anders, als <strong>ein</strong>mal auf zu glimmen und im Schlaf zu seufzen.<br />

Sie schmiegte sich noch mehr an ihn und ohne, dass sie es mit ihren Naniten<br />

beabsichtigt hatte, antwortete sie im tiefsten Schlaf:"Mia Sol."<br />

Thorsten lächelte und strich durch ihr Haar.<br />

Sie hätte so gern früher gesehen, wie zärtlich er im Schlaf zu ihrem schlummernden<br />

Körper war.<br />

Sie schlief weiter, während ihre Naniten mit Thorstens Naniten Daten austauschten.<br />

Es war so be<strong>ein</strong>druckend...er lieferte ihr nicht nur Fotos...ganze Sonnensysteme sah<br />

sie in ihrem Speicher, das Vergehen und die Geburt von Sternen und ganzen Galaxien,<br />

das geheimnisvolle Schimmern von riesigen Nebeln im Licht <strong>ein</strong>es blauen Riesen...es<br />

war, als würde sie <strong>ein</strong>e ganz neue Welt erblicken, durch die Sensoren<br />

ihres Mannes.<br />

Jarin positionierte ihre Naniten, die nicht ihre Lieben bedeckten, wieder im Orbit um<br />

den Gem<strong>ein</strong>schaftsplaneten.<br />

Sie kam zurück, in die normale Phase und bildete für ihren Mann <strong>ein</strong>en neuen Mond in<br />

der Gem<strong>ein</strong>schaft.<br />

Ihr silberner Glanz erstrahlte auf der gesamten Nachtseite des Planeten.<br />

Niemand wusste, dass sie es war, aber tausende von Liebenden sahen an den Himmel,<br />

sahen ihren Glanz und nahmen sich in die Arme, Tentakel oder Greifer.<br />

Jarin sah sich selbst vom Planeten aus und entschied, dass <strong>ein</strong>e Aura ihr Bild noch<br />

verbessern würde.<br />

Sie schwang Auren wie Thorstens ins All und schimmerte am Himmel fast so, wie der<br />

Mond der Erde es durch Wasser hindurch tat.<br />

Rough wachte auf...es war, als hätte ihm jemand <strong>ein</strong> Upgrade so groß wie <strong>ein</strong>e Sonne<br />

in den Speicher geschoben.<br />

Er bemerkte den Schimmer auf s<strong>ein</strong>en Schleiern und dann auch, dass er plötzlich<br />

überall sehen konnte. Mehr Sensoren standen unter der Kontrolle s<strong>ein</strong>er Programme<br />

und auch mehr Antriebe.


Naniten?! S<strong>ein</strong> ganzer Körper und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Bereich um ihn war von Naniten<br />

durchströmt, die bis gestern noch nicht da gewesen waren. Und sie standen anders<br />

unter s<strong>ein</strong>er Kontrolle als die verschiedenen Maschinen, die seit s<strong>ein</strong>er Verwandlung<br />

da gewesen waren...er war diese Maschinen!!!<br />

Wie s<strong>ein</strong> Vater hatte auch er nun Naniten als Körper?<br />

Was war geschehen?<br />

Als er diese Naniten auch in Selaja und Siren bemerkte, funkte er s<strong>ein</strong>en Vater<br />

fuchsteufelswild an:"WAS HAST DU GEMACHT?! HAST DU UNS WISSENTLICH IN<br />

GEFAHR GEBRACHT?!!!"<br />

S<strong>ein</strong> Vater antwortete ruhig:"Ich weiss, dass du wegen Selaja und Siren so<br />

aufgebracht bist. Ich muss dir ehrlich sagen: Ich habe k<strong>ein</strong>e Ahnung, was passiert ist.<br />

Jarin und ich wollten <strong>ein</strong>ander nahe s<strong>ein</strong>, sie drang in m<strong>ein</strong>en Geist <strong>ein</strong> und plötzlich<br />

haben m<strong>ein</strong>e Frau, m<strong>ein</strong>e Kinder und m<strong>ein</strong>e Enkelin Naniten aus m<strong>ein</strong>er Masse<br />

erhalten."<br />

Rough lief <strong>ein</strong> kalter Schauer über s<strong>ein</strong>en Rücken. Ein kalter Schauer, der über <strong>ein</strong>en<br />

kilometer-langen Rücken lief, hatte oft k<strong>ein</strong>e gute Ursache:"Paps...du hast k<strong>ein</strong>e<br />

Ahnung, was passiert ist?!"<br />

Er sah das besorgte, aber doch lächelnde Gesicht s<strong>ein</strong>es Vaters:"Wie denn? Das mit<br />

den geistigen Verbindungen ist für mich noch neu und mit Sensoren kann man das<br />

nicht erfassen."<br />

Rough sah den riesigen Mond in der Umlaufbahn um den Wohnplaneten:"Ist das<br />

Mutter?"<br />

S<strong>ein</strong> Vater lächelte nun glücklich, anstatt besorgt:"Ja. Sie ist <strong>ein</strong> wunderschöner<br />

Mond, oder?" "Ja. Geht es ihr gut?" "Sehr gut...naja, geringe Schwindelgefühle mal<br />

ausgeschlossen. Und euch geht's auch gut."<br />

"Es ist immer noch komisch für mich, dass du dir die Frage, ob es uns gut geht,<br />

immer schon selbst beantwortest." "Hey, als ich gemerkt hab, dass was anders ist,<br />

hab ich sofort überprüft, ob es euch gut geht."<br />

Rough seufzte:"Und was heisst das nun für uns? Werden wir uns gegenseitig mit<br />

nuklearer Strahlung in die Luft jagen, wenn unsere Naniten durch nen Nebel fliegen?"<br />

Thorsten lächelte:"Ihr habt mehr Glück als Jarin. Eure biomechanischen<br />

Nervensysteme haben die Kontrolle der Naniten sehr viel besser übernommen und<br />

Wissen für die Naniten-Navigation aus den Programmen zur Steuerung eurer<br />

körpereigenen Naniten kopiert."<br />

Er ging die System-Logs durch und sah, dass s<strong>ein</strong> Vater recht hatte.<br />

Ein paar der milliarden Programme, die s<strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> formten, hatten die<br />

Nanobot-Programme angezapft, Daten kopiert und assimiliert. Jetzt konnte er s<strong>ein</strong>e<br />

neuen Körper so bewegen, wie er es musste, um nicht unbeabsichtigt Katastrophen<br />

auszulösen.<br />

Er wusste <strong>ein</strong>fach, wie man sich als Naniten fortbewegen musste, um nicht irgendwas<br />

zu zerstören.<br />

Rough überprüfte alle s<strong>ein</strong>e neuen Sensoren. Klar, er konnte schon vorher die<br />

verschiedenen Bereiche abdecken, die diese Sensoren umfassten, aber das hier waren<br />

völlig neue Dimensionen.<br />

Die Naniten umgingen die lahme Geschwindigkeit des Lichts durch Raumkrümmung<br />

und die Manipulation mehrerer Raumdimensionen...es war unglaublich. Er konnte von<br />

hier aus in Echtzeit sehen, was in diesem Moment in Argon Prime oder Königstal vor<br />

sich ging.<br />

Und als er die Funktionen s<strong>ein</strong>er neuen Körper durch ging, musste er feststellen, dass<br />

er selbst mit den neuen Dimensionen s<strong>ein</strong>es Verstandes noch <strong>ein</strong>e Zeit brauchen<br />

würde, bis er s<strong>ein</strong>e neuen Fähigkeiten richtig <strong>ein</strong>setzen konnte.<br />

Zwei Wochen waren seit der geistigen Verschmelzung vergangen, die Thorsten und<br />

s<strong>ein</strong>e Familie so verändert hatten.<br />

Wie ihn das alte Volk aufgeklärt hatte, hatten s<strong>ein</strong>e Seelen neue Bande geknüpft, <strong>ein</strong>e


Verbindung auf so hoher Ebene, dass niemand sie mehr lösen konnte.<br />

Die Verbindung, über die Seelen mit<strong>ein</strong>ander verknüpft waren, war wie <strong>ein</strong> Netzwerk<br />

gewesen, mit dem die Verschmelzung von Seele und Maschine s<strong>ein</strong>er Naniten auf<br />

s<strong>ein</strong>e Familie übergesprungen war.<br />

Es klang für ihn zuerst wie das Kauderwelsch, dass Möchtegern-Esoteriker auf<br />

Handelsstationen von sich gaben, um ihre Quarz-Kristalle zu verkaufen...aber was<br />

sollte er der Weisheit <strong>ein</strong>es milliarden von Jahren alten Volkes entgegen bringen, wenn<br />

s<strong>ein</strong>e Sensoren nichts fassen konnten?<br />

Und das sie ihn verarschen wollten, hielt er auch für eher unwahrsch<strong>ein</strong>lich.<br />

Also saß er nun auf der Hollywoodschaukel auf s<strong>ein</strong>er Veranda und sah Jarin zu,<br />

während er s<strong>ein</strong>e beiden Kl<strong>ein</strong>en in s<strong>ein</strong>en Armen schaukelte.<br />

Jarin hatte die Veränderung und Be<strong>ein</strong>flussung von Materie, ob unbelebt oder belebt,<br />

mittlerweile nahezu perfektioniert.<br />

Wie sollte es auch anders s<strong>ein</strong>?<br />

Ihr Verstand arbeitete nun mit menschlich nicht zu fassenden Dimensionen. Sie<br />

verfügte zwar nicht über so viele Naniten wie er und hatte deswegen auch nicht so<br />

viel Rechenleistung, aber sie übertraf jedes andere, ihm bekannte Lebewesen um<br />

Dimensionen.<br />

Jarin lächelte ihn an und richtete dann ihre Hand auf <strong>ein</strong>en der Berge, die er hier vor<br />

<strong>ein</strong> paar Jahren in der Landschaft hoch gezogen hatte.<br />

Aus dem Fels, in <strong>ein</strong>er Höhe, in der schon k<strong>ein</strong> Leben mehr vorhanden war, formte<br />

sich <strong>ein</strong> großes Herz.<br />

Jarin warf ihm <strong>ein</strong>en Kussmund zu. Er streckte mit <strong>ein</strong>em Lächeln die linke Wange<br />

hervor und fing den Kuss auf.<br />

S<strong>ein</strong>e Ausbreitung nahm immer weiter zu und so hatte er gerade wieder etwas<br />

entdeckt.<br />

Jarin seufzte und setzte sich neben ihn:"Ich brauche k<strong>ein</strong>e Naniten oder<br />

übersinnlichen Kräfte um zu sehen, dass dich wieder irgend<strong>ein</strong>e Welt fasziniert."<br />

Er grinste und gab ihr <strong>ein</strong>en Kuss:"Du kennst mich zu gut."<br />

Sie nahm ihm Sojion ab:"Dann sag mir wenigstens, um was für <strong>ein</strong>e Welt es sich<br />

handelt. Auf die alte Weise, bitte."<br />

Er lächelte und brach den Upload ab:"Ein temporäres Wurmloch hat <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Flotte<br />

von terranischen Forschungsschiffen in <strong>ein</strong>e andere Galaxie verfrachtet. In <strong>ein</strong><br />

Sonnensystem mit massivem Asteroiden-Problem.<br />

Die Schiffe wurden schwer beschädigt und sie konnten ganz knapp auf dem <strong>ein</strong>zigen<br />

Planeten mit günstigen Lebensbedingungen und <strong>ein</strong>em relativ knappen Rohstoff-<br />

Vorkommen notlanden.<br />

Zunächst lief alles friedlich ab.<br />

Sie errichteten <strong>ein</strong> Verteidigungsnetz aus Satelliten, das sie vor den Asteroiden<br />

schützte.<br />

Doch irgendwann formten sich zwei politische Fraktionen: Beide wollen technischen<br />

Fortschritt, aber während die <strong>ein</strong>en, der Verbund der Einheit, gleiche Mittel für alle<br />

<strong>ein</strong>teilen wollen, will das Aristokrat der Elite <strong>ein</strong>e Einteilung, die höher angesehene<br />

Mitglieder ihrer Gesellschaft bevorzugt. Bei der knappen Rationierung ihrer Rohstoffe<br />

würde das für den Unterstand extreme Armut bedeuten."<br />

Jarin strich ihm durch's Haar:"Wenn m<strong>ein</strong> Schatz bock auf Action hat, kann ich ihn<br />

nicht aufhalten. Aber lass uns beide mit Doubles dort auftauchen. Unsere beiden<br />

Kl<strong>ein</strong>en hier brauchen uns auch."<br />

Thorsten lächelte und bliess Luft gegen den Bauch s<strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Tochter wie s<strong>ein</strong>e<br />

Eltern es früher bei ihm gemacht hatten. Während der kl<strong>ein</strong>e Bauch so Pupsgeräusche<br />

von sich gab, zappelte sie und ihr glockenhelles, kl<strong>ein</strong>es Lachen schallte über die<br />

Veranda.<br />

Er kam wieder hoch und strich durch die kl<strong>ein</strong>en Löckchen s<strong>ein</strong>es Kindes:"Gerne,<br />

Schatz."


Er widmete <strong>ein</strong>en Teil s<strong>ein</strong>es Bewussts<strong>ein</strong>s dem Double, das er nun im Orbit des<br />

Planetens formte.<br />

Einer von Jarins Naniten, von ihm dort hin geleitet, baute Materie aus s<strong>ein</strong>en<br />

Energiespeichern auf und formte <strong>ein</strong> aufgemotztes Double während weitere Naniten<br />

folgten.<br />

Thorsten lächelte sie an, wie sie dort in Double-Gestalt im Orbit standen:"Bereit?"<br />

Sie nickte:"Kündigen wir unseren Besuch mal an."<br />

Zusammen stürzten sie wie zwei Fallschirmspringer im Skydive auf die Oberfläche des<br />

Planeten zu, gewollt nicht ganz unsichtbar für die Abwehr-Satelliten.<br />

Während das Plasma des Atmosphären-Eintritts über die Leiber ihrer Doubles tanzte,<br />

sahen sie sich mit ihren nachgebildeten Augen an.<br />

Die Materie war unbelebt, aber der Glanz der Naniten erfüllte diese toten Organe mit<br />

dem selben Leben, welches man <strong>ein</strong>em Lebewesen in den Augen glitzern sah.<br />

Etwa hundert Meter über dem Boden drehten sie ihre B<strong>ein</strong>e nach unten, umarmten<br />

sich und schlugen auf.<br />

Dreck und Staub wurde über den trockenen Boden gewirbelt, als sie <strong>ein</strong>en Krater von<br />

zwei Metern Tiefe und acht Metern Breite in den Boden rammten, während sie sich<br />

zärtlich umarmten.<br />

Thorsten lächelte sie fragend an:"Warten wir, oder gehen wir ihnen entgegen?"<br />

Sie gab ihm <strong>ein</strong>en Kuss:"Auch wenn ich in Wirklichkeit faul auf der Veranda sitze, du<br />

weisst, dass ich nur ungern an <strong>ein</strong>er Position rumhocke."<br />

General Connor St<strong>ein</strong>er, stellvertretender Oberbefehlshaber an der letzten Front des<br />

VdE, betrachtete <strong>ein</strong>gänglich das Bild, welches der Techniker auf den Monitor geholt<br />

hatte: Zwei weiße Schemen, um die Plasma loderte.<br />

Er tippte auf den Satelliten des AdE, welcher auf der dünnen Platte zu sehen<br />

war:"Wieso haben die Satelliten die Dinger nicht zerschossen?"<br />

Der Techniker rief <strong>ein</strong>e Flugbahnanalyse auf:"Die Objekte sind erst hinter dem<br />

Schussfeld des Netzwerks aufgetaucht. Vorher haben wir k<strong>ein</strong>erlei Sensorkontakt mit<br />

den Objekten. Entweder, die Sensoren konnten sie vorher nicht wahrnehmen, sie<br />

haben <strong>ein</strong>e Kursänderung vorgenommen oder sie sind erst hinter dem Schussfeld<br />

entstanden."<br />

St<strong>ein</strong>er brauchte nicht ins Gesicht des Mannes zu sehen, um zu bemerken, dass<br />

letztere Bemerkung eher <strong>ein</strong> Scherz gewesen war:"Größe und Geschwindigkeit?"<br />

"Die Größe ist nicht genau feststellbar. Irgendwas zwischen <strong>ein</strong>em und sechs Metern.<br />

Die Geschwindigkeit beträgt Mach 4."<br />

Er deutete auf die Objekte:"Wo sind die Dinger <strong>ein</strong>geschlagen?"<br />

Der Techniker rief <strong>ein</strong> anderes Bild auf:"Etwa tausend Kilometer nord-östlich, Sir."<br />

"Lassen sie <strong>ein</strong>en TTJ klar machen und trommeln sie Einheit A1 zusammen. Ich will<br />

mir das persönlich ansehen."<br />

"Zu Befehl, Sir."<br />

Egal was es auch war...wenn es die Sensoren des Satelliten-Netzwerks umgehen<br />

konnte oder wenn es Flugkörper waren, die ihre Flugbahn ändern konnten, dann war<br />

es etwas, was zu überprüfen sich lohnte.<br />

Kaum zehn Minuten später saß er in dem Senkrechtstarter mit s<strong>ein</strong>er Truppe.<br />

Eine kurze Einsatzbesprechung hatten sie schon hinter sich.<br />

Während er sich an dem Griff an der Ausstiegsluke festklammerte, bemerkte er zwei<br />

Personen, die in weißen Klamotten durch die Wüste zogen. Wahrsch<strong>ein</strong>lich waren es<br />

wieder zwei Leute, die von irgend<strong>ein</strong>er Artillerie-Granate ihres Zuhauses beraubt<br />

worden waren.<br />

Kurz darauf erreichten sie die Einschlagsstelle der Objekte.<br />

Ausser <strong>ein</strong>em relativ flachen Krater, konnten sie jedoch nichts finden. Es gab auch<br />

k<strong>ein</strong>e Schmelzspuren oder derartiges.<br />

O'Conner, <strong>ein</strong>er s<strong>ein</strong>er Aufklärer rief ihn:"General! Hier drüben."<br />

Er stieg aus dem Krater und rieb sich s<strong>ein</strong>en schwarzen Drei-Tage-Bart:"Was ist,


O'Conner?"<br />

"Spuren, Sir. Fussspuren. Zwei Paar."<br />

Ihm fielen die beiden Leute wieder <strong>ein</strong>:"M<strong>ein</strong>en sie, die haben, was auch immer da<br />

<strong>ein</strong>geschlagen ist, mitgenommen?"<br />

O'Conner fuhr in der Fussspur mit s<strong>ein</strong>em Finger entlang:"Denke nicht, Sir. Was auch<br />

immer hier <strong>ein</strong>geschlagen ist, wenn es zwischen <strong>ein</strong>em und sechs Meter lang ist, <strong>ein</strong>en<br />

Eintritt aushält und dann so <strong>ein</strong>en Krater verursacht, dann kann es nicht so leicht s<strong>ein</strong>,<br />

dass diese Fussspuren so flach sind. Ausserdem: Es führen k<strong>ein</strong>e Spuren in den<br />

Krater, Sir."<br />

Er nickte:"OK. Kehren wir um, ich habe da so <strong>ein</strong>e Idee."<br />

Kaum drei Minuten Flug später, in denen sie den Fussspuren folgten, erreichten sie die<br />

beiden Personen.<br />

Der Pilot landete den TTJ vor den Beiden und er stieg aus:"Nabend, Sir, Ma'am. Sie<br />

haben nicht zufällig was seltsames bemerkt?"<br />

Der Mann grinste ihn an:"Nichts besonderes, <strong>ein</strong>e laue Brise, Artillerie-Feuer in der<br />

Ferne. Was man eben so erwartet, wenn man auf <strong>ein</strong>en Planeten im Kriegszustand<br />

<strong>ein</strong>schlägt."<br />

Er hob s<strong>ein</strong>e Waffe und zielte auf den Mann:"Ich muss sie bitten, mit mir zu kommen.<br />

Zur Not mit Gewalt."<br />

Die Frau warf ihre Haare zurück:"Ziehen sie die Linie von unserem Einschlagspunkt<br />

über unsere Fussspuren weiter und sie werden bemerken, dass wir eh auf dem Weg<br />

zu ihrem kl<strong>ein</strong>en Bunker waren."<br />

Sie ging an ihm vorbei und stieg in den Gleiter, als würde <strong>ein</strong> Taxi-Fahrer auf sie<br />

warten und nicht <strong>ein</strong> Elite-Team von Soldaten mit scharfen Waffen im Anschlag.<br />

Der Mann zuckte mit den Schultern, ging an ihm vorbei und setzte sich neben die<br />

Frau:"Sie wollten uns doch mitnehmen, worauf warten sie dann?!"<br />

St<strong>ein</strong>er fühlte sich vor den Kopf gestossen: Er stand immer noch da, zielte in die leere<br />

Wüste, wo eben noch die beiden Gestalten gestanden hatten, während diese <strong>ein</strong>fach<br />

an ihm vorbei in den TTJ gestiegen waren.<br />

Es machte ihn nur noch vorsichtiger, dass die Beiden so <strong>ein</strong>fach mitkamen.<br />

Der Jet landete nahe des Bunkers, bereits erwartet von <strong>ein</strong>em Batallion Soldaten.<br />

Der Mann und die Frau sprangen schon in acht Metern Höhe ab und landeten, als<br />

wären sie <strong>ein</strong>en Bordst<strong>ein</strong> hinunter gehoppst.<br />

Die Soldaten zielten auf sie, nur auf s<strong>ein</strong>en Feuerbefehl wartend.<br />

Als der TTJ gelandet war, stieg er aus und hielt s<strong>ein</strong>e Waffe direkt an den Kopf des<br />

Mannes:"Zwei Fragen: Was zum Teufel sind sie und wo kommen sie her?!"<br />

Der Mann sah ihn mit <strong>ein</strong>er Eindringlichkeit an, die ihn kurz zittern liess:"Zwei<br />

Antworten: Mehr als sie denken und ehemals von der Erde. Aber das ist lange her."<br />

Er lud <strong>ein</strong>mal durch:"Sind sie vom AdE?"<br />

"N<strong>ein</strong>, ich bin eigentlich gekommen um ihnen zu helfen. M<strong>ein</strong>e taktischen Analysen<br />

auf mehreren möglichen Ebenen haben zu <strong>ein</strong>em terminalen Ergebnis geführt: Sie<br />

sind sowas von voll am Popo. Ich wollte ihnen <strong>ein</strong> wenig helfen, aber wenn sie diese<br />

Waffe nicht gleich runter nehmen, schiebe ich ihnen den Schiessprügel so weit hinten<br />

r<strong>ein</strong>, dass sie mit jedem Rülpser <strong>ein</strong>e Salve abfeuern. Sind wir uns da <strong>ein</strong>ig?"<br />

St<strong>ein</strong>er konnte nicht anders als den Kloß in s<strong>ein</strong>em Hals runter zu schlucken:"Ich<br />

nehme die Waffe runter und sie erzählen mir, wer sie sind."<br />

Der Mann lächelte:"Einverstanden. M<strong>ein</strong> Name ist Thorsten Kemmrich. Wenn ich<br />

vorstellen darf, m<strong>ein</strong>e bezaubernde Frau Jarin. Wollen sie ihre Leute hier stehen<br />

lassen? Im Westen stehen <strong>ein</strong> paar Artillerie-Stellungen, die gerade in diese<br />

Richtungen feuern. Bei derzeitiger Windrichtung und dem Abschusswinkel ist dieser<br />

Landeplatz in etwa siebzig Sekunden <strong>ein</strong> Trümmerfeld."<br />

Er wusste nicht, ob er diesem Kemmrich trauen konnte, aber er wollte auch nicht das<br />

Risiko <strong>ein</strong>gehen s<strong>ein</strong> Batalion, s<strong>ein</strong>e Einheit und s<strong>ein</strong> Leben zu verlieren.<br />

"Abrücken, Leute. Ab in die Bunker."


Connor brachte die beiden "Gefangenen" in die Kommandozentrale.<br />

Der Techniker reagierte kurz mit <strong>ein</strong>em Stocken, dann salutierte er:"Sir! Wir<br />

registrieren starke Truppenbewegungen am anderen Ende der Brücke."<br />

Er nickte:"Bringen sie es auf die Holokarte."<br />

In diesem Bunker lag <strong>ein</strong>e der letzten Kontrollstationen, mit denen sie <strong>ein</strong> wenig<br />

Kontrolle über das Netzwerk hatten. Mehr als zwei Satelliten konnte man von hier aus<br />

nicht steuern.<br />

Die meisten Stationen steuerte der F<strong>ein</strong>d und das bedeutete, dass sie um <strong>ein</strong>iges<br />

mehr an Satelliten-Aufklärung hatten als sie.<br />

Die automatisierte Asteroiden-Abwehr konnten sie nicht umgehen und auch, die<br />

Satelliten umzudrehen ging auch nicht.<br />

Aber Information war <strong>ein</strong> entscheidender Schlüssel um <strong>ein</strong>en Krieg zu gewinnen.<br />

Er deutete auf die Wasseroberfläche:"Können wir <strong>ein</strong> paar Informationen aus Luft- und<br />

Wasserspiegelungen gewinnen?"<br />

Der Techniker schüttelte den Kopf:"N<strong>ein</strong> Sir. Das ist das Maximum."<br />

Artillerie-Feuer war draussen zu hören.<br />

Kemmrich lächelte:"Naja, ich denke, <strong>ein</strong> paar mehr Informationen kann ich ihnen<br />

besorgen."<br />

Plötzlich rasten anstatt von Informationen reihenweise Codes über die vielen<br />

Bildschirme in der Kommando-Zentrale.<br />

Er richtete s<strong>ein</strong>e Waffe auf Kemmrich:"Was machen sie da?!"<br />

"Ich weiss ja nicht, welcher Depp diese Steuer-Software geschrieben hat, aber sie<br />

frisst viel mehr an Speicher-Ressourcen als sie müsste. Ich korrigiere das nur."<br />

Die Techniker versuchten Zugriff auf die Anlage zu gewinnen, aber nichts reagierte.<br />

Er wollte abdrücken, doch da hörte er auf <strong>ein</strong>mal das Geräusch neu bootender<br />

Computer.<br />

Kurz darauf weitete sich die Holokarte aus.<br />

Die Techniker rannten aufgeregt von <strong>ein</strong>em Terminal zum anderen.<br />

Er packte <strong>ein</strong>en von den Technikern am Arm:"Hören sie auf, hier herum zu rennen und<br />

sagen sie mir, was los ist!"<br />

Der Techniker schluckte:"K<strong>ein</strong>e Ahnung, Sir! Die Leistung der Anlage liegt weit über<br />

dem Soll. Die Computer laufen nicht heiss und plötzlich haben wir hier zwanzig<br />

Satelliten im Netz. Er hat die Sperr-Codes der Satelliten umgangen und das ganze<br />

Netzwerk neu geschrieben."<br />

"Er hat die Sperr-Codes umgangen? M<strong>ein</strong>en sie nicht, dass er sie von dem AdE hat?"<br />

Der Techniker schüttelte den Kopf:"Sir, niemand hat diese Codes. Sie ändern sich alle<br />

paar Minuten automatisch, um gerade den Fall <strong>ein</strong>er Zentralisierung zu verhindern.<br />

K<strong>ein</strong> Rechner auf diesem Planeten umgeht das...und der Typ hat sch<strong>ein</strong>bar nicht mal<br />

nen Computer dabei!"<br />

Er sah, wie die erste Welle Infantrie die Blockaden sprengte und sich zwischen den<br />

Deckungsmöglichkeiten auf ihrer Seite der Brücke verschanzte.<br />

St<strong>ein</strong>er liess die Soldaten ausrücken.<br />

Kemmrich drehte sich zur Tür:"Ich kümmere mich darum. Jarin, Schatz, kümmerst du<br />

dich um die Artillerie-Stellungen?" "Gerne, Schatz."<br />

Soldat Hannes Merrison rannte auf <strong>ein</strong>e der Beton-Blockaden zu, um sich dahinter in<br />

Deckung zu begeben.<br />

Um ihn herum brüllten s<strong>ein</strong>e Kameraden Granaten-Warnungen.<br />

Über ihm schoss <strong>ein</strong> weisser Schemen entlang, den er für <strong>ein</strong>e Artillerie-Granate<br />

hielt...aber...wieso kam er dann von ihrer Basis?!<br />

Unter ihm vibrierte der Boden von Detonationen erschüttert wie <strong>ein</strong>e kaputte<br />

Waschmaschine.<br />

Er hatte nicht viel Gelegenheit darüber nachzudenken, denn kurz darauf sah er <strong>ein</strong>en<br />

Mann ohne jegliche Schutzbekleidung auf ihn zu kommen.<br />

Er versuchte über dem Gefechtslärm zu brüllen:"GEHEN SIE IN DECKUNG!!! DAS HIER


IST EIN KRIEGSGEBIET!!!"<br />

Der Mann lächelte, dann schlug <strong>ein</strong> Projektil auf s<strong>ein</strong>e Brust...<br />

Merrison keuchte, sah den Mann im Geiste schon zu Boden gehen, bis er dann das<br />

kl<strong>ein</strong>e Stück Blech sah, welches von der unbe<strong>ein</strong>trächtigten Brust abglitt.<br />

Weitere Projektile folgten und schlugen auf den Körper des Mannes <strong>ein</strong>, der die Treffer<br />

nicht mal merklich zu registrieren schien. Er ging unbe<strong>ein</strong>trächtigt weiter.<br />

Als der Kerl an ihm vorüber ging, hörte er die Kugeln ächtzen und stöhnen, als sie an<br />

dem Körper deformiert wurden und er hob instinktiv den Arm um s<strong>ein</strong>e Augen vor den<br />

Kugeln zu schützen.<br />

Er betrachtete das Kreuzfeuer, welches auf den Mann <strong>ein</strong>schlug und s<strong>ein</strong>e Augen<br />

weiteten sich. Gut vierzig AdE-Soldaten beschossen den ihn.<br />

Einer der gegnerischen Soldaten hob <strong>ein</strong>e größere Waffe hoch.<br />

Eine Panzerfaust schoss ihre Ladung in die Richtung der seltsamen Figur...<strong>ein</strong>e riesige<br />

Explosion hüllte ihn <strong>ein</strong>, riss Brocken und Staub aus den Barrikaden, nur damit er<br />

unbe<strong>ein</strong>druckt daraus hervor treten konnte.<br />

Ein Soldat des AdE rannte mit rot glühend roten Sensoren s<strong>ein</strong>es Helms aus der<br />

Deckung hervor und riss <strong>ein</strong> Vibro-Messer in die Höhe.<br />

Mit <strong>ein</strong>er beiläufigen Bewegung schlug der Mann mit dem Handrücken gegen den<br />

Brustpanzer des Soldaten, als wollte er <strong>ein</strong>e Fliege verscheuchen.<br />

Als die Hand auf die dicke Panzerplatte traf, klang es, als würde <strong>ein</strong> Schmiedehammer<br />

auf Metall treffen, dann flog der Soldat in <strong>ein</strong>er bogenförmigen Flugbahn davon und<br />

landete in <strong>ein</strong>em Kistenstapel.<br />

Erst jetzt fiel ihm der Wolkenverhangene Himmel auf...in diesem Moment absoluter<br />

Stille auf der Brücke, ausgenommen die fernen Explsionen. Die Wolken waren so<br />

schwarz, als würde Öl im Himmel hängen...und genau das war es vermutlich: Ruß und<br />

Öl von den Kämpfen der letzten Jahre.<br />

S<strong>ein</strong>e Kameraden feuerten weiter, also setzte er auch <strong>ein</strong> paar gezielte Schüsse auf<br />

die gegnerischen Soldaten ab.<br />

Obwohl er immer direkt auf die Köpfe zielte, hatte er nur Schultertreffer...auch wenn<br />

die Schultern hinter der Deckung waren.<br />

Die AdE-Soldaten weiteten ihr Feuer auf ihn und s<strong>ein</strong>e Kameraden aus, da sie ihr<br />

bisheriges Ziel ansch<strong>ein</strong>end nicht niederringen konnten.<br />

Was dieser Mensch auch war...er hatte ihnen bisher k<strong>ein</strong> Haar gekrümmt, also gab er<br />

ihm bestmöglichen Feuerschutz.<br />

Mit <strong>ein</strong>em letzten Schritt blieb die Person stehen und sah stur gerade aus.<br />

Er hob die Hände in Hüft-Höhe und spreizte die Finger ab, dann hob er die Hände<br />

hoch.<br />

Die Betonblöcke, hinter denen sich die AdE-Soldaten verschanzt hatten, erhoben sich<br />

in die Luft, als wären sie an <strong>ein</strong>em Kran befestigt.<br />

Die AdE-Soldaten starrten bewegungslos auf das Unmögliche.<br />

Aber im Anblick dieses Ereignisses, kam auch k<strong>ein</strong> VdE-Soldat auf den Gedanken, auf<br />

die Leute zu feuern.<br />

Nur <strong>ein</strong>es liess dieses Geschehen unbe<strong>ein</strong>druckt: Ein Kampfläufer.<br />

Die Elites hatten ihn konstruiert: Ein fünfzehn Meter hoher, schwer gepanzerter, stark<br />

bewaffneter Roboter, der alles angriff, was nicht die Insignien des AdE trug.<br />

Emotionslos, gnadenlos, bedrohlich und tödlich.<br />

Die Maschine richtete ihre schweren Schnellfeuer-Geschütze auf den Mann aus und<br />

feuerte.<br />

Geschosse von der Größe s<strong>ein</strong>er Faust prallten auf ihn und wurden verformt, als<br />

wären sie aus Knetmasse.<br />

Laser glitten über den weißen Stoff der Klamotten, schwärzten diese nicht mal und<br />

Raketen detonierten wirkungslos an dem Mitstreiter.<br />

Der Mann bewegte s<strong>ein</strong>e Hände in Richtung des vogelb<strong>ein</strong>igen Roboters und die<br />

Betonblöcke flogen mit <strong>ein</strong>em Affenzahn darauf zu.


Das Raketenabwehr-System der Maschine zertrümmerte noch <strong>ein</strong> paar der Brocken,<br />

aber als <strong>ein</strong>e Ladung von mehreren Tonnen Gest<strong>ein</strong> mit der Geschwindigkeit <strong>ein</strong>es<br />

Jet's auf die Maschine traf, blieb von der dicken Panzerung nichts mehr übrig.<br />

Der Schwarm aus Gest<strong>ein</strong> bohrte sich durch den Roboter wie <strong>ein</strong>stmals die Asteroiden<br />

durch die Schiffe der Vorväter und riss die Maschine in Trümmer, noch bevor der<br />

Fusionsreaktor detonieren konnte.<br />

Das Fusionsfeuer schmolz die Maschine und den St<strong>ein</strong>, vermengte alles zu <strong>ein</strong>er Art<br />

Magma.<br />

Plötzlich donnerte es am Himmel. Er sah nach oben, nur um zu sehen, wie Blitze in<br />

das Magma schlugen und es so weit aufheizten, bis es wieder zu Plasma wurde.<br />

Das Plasma formte <strong>ein</strong>e Wolke, die Wolke <strong>ein</strong>e Gestalt...es war unglaublich...da formte<br />

sich <strong>ein</strong> Roboter herraus, wie er ihn noch nie gesehen hatte: Humanoid, mit <strong>ein</strong>em<br />

seltsamen, blauen Muster auf der Panzerung und blau bis weiß leuchtenden Flächen.<br />

Das Visier der Maschine richtete sich auf die deckungslosen AdE-ler.<br />

Die Maschine hob ihren Arm, richtete ihn auf <strong>ein</strong>en gerade im Aufbau befindlichen<br />

Geschützturm und feuerte <strong>ein</strong>en Energie-Impuls aus s<strong>ein</strong>er Hand.<br />

Von der automatisierten Maschine, die sich hinter der ersten Welle der Elites stets<br />

aufbaute, blieb nur <strong>ein</strong> schwarzer Fleck auf dem Boden übrig.<br />

Der Roboter richtete s<strong>ein</strong>en Arm auf die größte Menge der Soldaten:"Waffen hinlegen!<br />

Diese Einheit erwartet ihre umgehende Kapitulation."<br />

Ein AdE-Soldat stürmte brüllend nach vorne und begann auf die Maschine zu feuern.<br />

Die Maschine holte mit ihrem Fuss aus, trat zu und liess den Soldaten im hohen Bogen<br />

gegen <strong>ein</strong>e Wand fliegen.<br />

Als der Soldat reglos am Boden liegen blieb, legten die anderen Gegner ihre Waffen<br />

auf den Boden.<br />

Der Roboter streckte s<strong>ein</strong>e Hand aus, die Waffen flogen hin<strong>ein</strong>, wie Metall gegen <strong>ein</strong>en<br />

riesigen Magneten.<br />

Der Roboter jagte irgend<strong>ein</strong>e Art Energie-Impuls durch s<strong>ein</strong>en Arm und die Gauss-<br />

Gewehre schmolzen zu <strong>ein</strong>em massiven Klumpen.<br />

Merrison sah am Horizont <strong>ein</strong>en Schemen.<br />

Über dem Schlachtfeld kam <strong>ein</strong>e Frau zum stehen! Sie stand in der Luft, in ihrer Hand<br />

die Trümmer <strong>ein</strong>er riesigen Artillerie-Stellung!<br />

Sie liess den Schrotthaufen auf den Boden fallen und er spührte den Aufschlag, als<br />

wäre unter s<strong>ein</strong>em Hintern <strong>ein</strong>e Granate explodiert.<br />

Er starrte auf das Bild vor ihm: Zwei Personen, weiß gekleidet, hatten eben <strong>ein</strong><br />

komplettes Regiment aufgehalten. Der Mann hatte Betonblockaden schweben lassen<br />

und aus ihnen und <strong>ein</strong>em gegnerischen Roboter <strong>ein</strong>e eigene Maschine geformt! Die<br />

Frau war ansch<strong>ein</strong>end zu den Artillerie-Stellungen geflogen und hatte sie ohne Hilfe<br />

aus<strong>ein</strong>ander genommen.<br />

General St<strong>ein</strong>er starrte auf die Holographie, die immer wieder widerholte, was eben in<br />

dieser Schlacht geschehen war.<br />

Er konnte weder der Maschine, noch s<strong>ein</strong>en Augen trauen.<br />

Ein Soldat war durch <strong>ein</strong>en Faustschlag durch die Luft geflogen wie <strong>ein</strong> Spielzeug, <strong>ein</strong>e<br />

Vorstellung, die <strong>ein</strong>em Sci-Fi-Film entsprungen schien, hatte aus <strong>ein</strong>em gegnerischen<br />

Roboter und sch<strong>ein</strong>bar den Elementen <strong>ein</strong>en Roboter geformt, der auf ihrer Seite<br />

kämpfte, Kugeln und Raketen waren nutzlos zerschellt und die Frau war wie <strong>ein</strong> Jet zu<br />

den Artillerie-Stellungen geflogen und hatte diese mit Lichtblitzen in Stücke<br />

gesprengt.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Mal wurde ihm klar, warum die Beiden k<strong>ein</strong>e Angst hatten, als er ihnen die<br />

Waffe vorgehalten hatte.<br />

Es war für die wahrsch<strong>ein</strong>lich nicht mal so bedrohlich, wie <strong>ein</strong> Kind mit <strong>ein</strong>er<br />

Wasserpistole für <strong>ein</strong>en Kampf-Panzer.<br />

Draussen hörte er die Jubelschreie der Soldaten als die beiden Neuankömmlinge in<br />

den Bunker kamen.


Er starrte sie an:"Was...was war das gerade?"<br />

Der Mann lächelte und ging an ihm vorbei:"Der Auftakt zu <strong>ein</strong>er besseren Regierung."<br />

St<strong>ein</strong>er drehte sich nach dem Mann um:"Soll das heissen, sie wollen hier die Macht<br />

übernehmen?!"<br />

Das Lachen, welches ihm als erste Antwort entgegen kam, war so seltsam ruhig,<br />

b<strong>ein</strong>ahe schon spöttisch:"M<strong>ein</strong>e Güte, n<strong>ein</strong>. Noch mehr Aufgaben? Bloß nicht. Ich will<br />

nur dafür sorgen, dass die VdE nicht unter geht. Und da die AdE <strong>ein</strong>e bessere<br />

Maschinerie haben, brauchen sie Unterstützung."<br />

Er wollte was sagen, doch die Frau schnitt ihm das Wort ab:"Etwa hundert Kilometer<br />

von hier liegt <strong>ein</strong> vorgezogener Stützpunkt des AdE. Sie sollten ihre Sachen packen,<br />

wir beide gehen am Morgengrauen los."<br />

Der Morgen kam viel schneller, als St<strong>ein</strong>er es gewollt hätte.<br />

Mit <strong>ein</strong> paar TTJ's brachen sie auf.<br />

Er starrte aus dem Fenster auf die beiden Gestalten, die ohne irgendwelche Maschinen<br />

durch die Luft flogen wie Comic-Helden.<br />

Die Männer und Frauen um ihn herum verhielten sich auch nicht anders.<br />

Plötzlich explodierte die Luft um sie herum.<br />

Flag-Geschütze beharkten das kl<strong>ein</strong>e Geschwader mit Implosions-Ladungen.<br />

Er wollte gerade den Befehl zur Umkehr geben, als er bemerkte, wie die Ladungen an<br />

<strong>ein</strong>em Kraftfeld um die gut zwanzig Maschinen verpufften, wie Sylvester-Feuerwerk an<br />

Neujahr ihm Himmel.<br />

Kurz darauf kam die Basis in Sichtweite...es war <strong>ein</strong> Bild des Horrors: Leichenberge<br />

stapelten sich so hoch, wie die Hangars für die Kampf-Roboter.<br />

Frische Massengräber lagen um die Minenfelder der Basis.<br />

Er schloss mit Tränen in den Augen kurz s<strong>ein</strong>e Lider.<br />

Wieder so <strong>ein</strong>e Säuberungsaktion, die irgend<strong>ein</strong>e Stadt leer gefegt hatte.<br />

Nicht unweit rauchten noch die Trümmer unr Ruinen von dem, was <strong>ein</strong>st die<br />

Heimatstadt vieler s<strong>ein</strong>er Soldaten und Soldatinnen gewesen war.<br />

Er wollte Rache.<br />

Der TTJ blieb in der Luft stehen.<br />

Er stürmte blutgierig ins Cockpit:"Habe ich <strong>ein</strong>en Schwebe-Befehl gegeben?!!!"<br />

Der Pilot starrte auf den Monitor:"Sir...sehen sie sich das an."<br />

Auf dem Monitor war, anstatt der Karte, nur <strong>ein</strong>e Nachricht zu sehen:"Seht <strong>ein</strong>fach<br />

zu."<br />

Plötzlich ertönte <strong>ein</strong>e ruhige Musik...wäre er jetzt nicht so wütend gewesen, hätte sie<br />

ihm wohl gut gefallen.<br />

Die AdE-Soldaten feuerten aus allen Rohren auf die beiden Leute, die in der Luft<br />

schwebten.<br />

Roboter fuhren hoch und visierten das Paar an.<br />

St<strong>ein</strong>er sah auf dem Gesicht des Mannes <strong>ein</strong> friedliches Lächeln.<br />

Kemmrich begann, sich in der Luft zum Takt der Musik von <strong>ein</strong>er Seite zur Anderen zu<br />

lehnen.<br />

Er starrte ungläubig auf die Gestalt, als goldener Nebel sich aus dem Mann in<br />

Ströhmen ergoss.<br />

Es sah b<strong>ein</strong>ahe aus, wie <strong>ein</strong> Baum, der in Zeitraffer nach unten Wuchs.<br />

Die Waffen der Soldaten am Boden stoppten ihr Feuer...sch<strong>ein</strong>bar hatten die Plasma-<br />

Gewehre sich abgeschaltet.<br />

Die Roboter begannen, sich im Takt in der Musik zu wiegen und schmolzen, um als<br />

goldene Bäume wieder aus den Pfützen aufzuerstehen.<br />

Die AdE-Soldaten starrten auf die Bäume.<br />

Diese Jarin begann, im Takt der Musik zu klatschen und drehte sich in die <strong>ein</strong>ladende<br />

Hand ihres Mannes, der sie in die Arme schloss.<br />

Aus ihr ergoss sich <strong>ein</strong> silberner Nebel, der sich um den goldenen Nebel schlang, wie<br />

<strong>ein</strong>e Rank-Pflanze.


Der goldene Nebel schien zu explodieren und hüllte alles bis zu den Massen-Gräbern<br />

<strong>ein</strong>.<br />

Die silbernen Nebel-Schwaden schwangen sich zu dem Leichen-Berg und den<br />

Massengräbern.<br />

Der Sand stob in die Luft und raste in Richtung der Stadt zurück.<br />

In <strong>ein</strong>er abartigen Darstellung erhoben sich die Leichen aus den Gräbern, teils schon<br />

stark verwest.<br />

Der Leichen-Berg schwebte auch in die Luft.<br />

S<strong>ein</strong> Hass sprang auf die beiden Schw<strong>ein</strong>e dort in der Luft über, die so mit diesen<br />

Leichen spielten...doch dann stoppte s<strong>ein</strong> Atem.<br />

Arme, B<strong>ein</strong>e, Köpfe...alles fand sich an den Körpern wieder <strong>ein</strong> oder wuchs <strong>ein</strong>fach<br />

nach.<br />

Maden-gefüllte Wunden wurden von den Larven befreit und schlossen sich.<br />

Die Beiden begannen zu leuchten...das Licht breitete sich durch die Nebel aus und<br />

erreichte die toten Körper.<br />

Die Körper zuckten und plötzlich rissen Kinder, Männer und Frauen die Augen auf.<br />

Sie sahen sich panisch um, fassten sich an stellen, wo eben noch Krater von Granaten<br />

waren.<br />

Die AdE-Soldaten fielen auf die Knie.<br />

Goldene Wurzeln schlangen sich aus dem Boden und wickelten sich um die B<strong>ein</strong>e der<br />

Soldaten...sie waren hilflos.<br />

In der Ferne ebbte der Rauch an den Ruinen ab.<br />

Die Stadt wuchs in die Höhe, wieder zu ihrer alten Pracht.<br />

Der Monitor piepste, <strong>ein</strong>e neue Nachricht stand darauf:"Als wir eben in die<br />

Vergangenheit sahen, konnten wir erkennen, wie die Gehirne dieser Menschen<br />

beschaffen waren...Erinnerungen und alle Gedanken waren zu lesen und wir formten<br />

die Körper nach. Die klagenden Geister in diesen Gräbern waren noch nicht bereit, zu<br />

sterben."<br />

Die reanimierten Leute glitten auf den Boden.<br />

Familien schlossen sich zusammen, Kinder umarmten ihre Eltern und junge Paare<br />

küssten sich.<br />

Er wusste nicht, was da eben geschehen war, wie er es sich erklären konnte...aber es<br />

war...wunderbar.<br />

Jarin küsste Thorsten und lächelte:"Es ist so <strong>ein</strong> schönes Gefühl, Leute wieder zum<br />

Leben zu erwecken. Schade, dass es nicht bei jedem geht."<br />

Thorsten erwiderte den Kuss:"Wir sind immernoch Menschen, k<strong>ein</strong>e Götter. Es gibt nur<br />

<strong>ein</strong>en, der Leben aus dem Nichts erschaffen kann und das ist auch gut so. Ich freue<br />

mich über jede umher irrende, freundliche Seele, der ich in ihre alte Form helfen<br />

kann."<br />

"Schon gruselig, wenn man bedenkt, wie viele Geister umher irren, die man nicht<br />

wahr nimmt."<br />

"Viel gruseliger war dieser Schmalz, den du auf den Monitor des TTJ's geschickt hast."<br />

"Lass mir doch <strong>ein</strong> wenig Dramatik."<br />

"Dramatik...pfff...du wolltest doch bloß angeben."<br />

Thorsten seufzte:"OK, du hast gewonnen, nicht noch so <strong>ein</strong> Schmalz."<br />

"Also, was nun? Die Hauptstadt?"<br />

Thorsten sah in die Ferne zu der Stadt, den Leuten, die ihre Wohnungen ungläubig<br />

betraten und den Soldaten, die Kameraden und wiederbelebte Familie<br />

umarmten:"Lassen wir ihnen <strong>ein</strong>en Abend Zeit. Ich werde die AdE-Truppen schon auf<br />

Trab halten."<br />

Mittlerweile konnte Jarin endlich zusehen wenn Thorsten irgendwas machte.<br />

Zumindest, wenn es in ihrem Einflussradius war.<br />

Und so entging es ihr auch nicht, was Thorsten jetzt tat:<br />

In <strong>ein</strong>er Wüste, etwa dreihundert Kilometer südlich von hier, stand <strong>ein</strong> Soldat der AdE


am Eingang ihres Lagers.<br />

Der Sand unter ihm begann zu fließen, sammelte und verklumpte sich.<br />

Der Soldat wurde erst darauf aufmerksam, als <strong>ein</strong>e Hand aus Sand ihn am<br />

Handgelenk packte und nach unten zog, dass nur noch s<strong>ein</strong> Kopf aus dem Boden<br />

ragte.<br />

Sofort schrie er, dutzende Männer verließen ihre Baracken, nur um s<strong>ein</strong> Schicksal zu<br />

teilen.<br />

Am Meer, hundertfünfundzwanzig Kilometer nördlich von hier, erhob sich <strong>ein</strong>e riesige<br />

Welle, schob sich wie <strong>ein</strong>e Kuppel über das Lager am Ufer und erstarrte zu<br />

undurchdringlichem, Meter dickem Eis.<br />

Und im tropischen Wald dieses Planeten erhoben sich Maschinen, getarnt als Bäume,<br />

und wuchsen in Kuppelform über die Lager.<br />

Jeder Soldat des AdE, der irgendwie in Kampfreichweite zu Bürgern des VdE war,<br />

konnte s<strong>ein</strong> Lager oder s<strong>ein</strong>e Position nicht verlassen.<br />

Nur die schwer bewachte Hauptstadt des AdE hatte noch s<strong>ein</strong>e Garnison.<br />

Sie schmunzelte:"Ist das eigentlich immer so lächerlich <strong>ein</strong>fach?"<br />

Thorsten nahm sie fest in den Arm:"Meistens. Was m<strong>ein</strong>st du, wollen wir diese Wüste<br />

in <strong>ein</strong>e Oase verwandeln?"<br />

"Und das Ökosystem des Planeten? Du hast mehr Rechenkapazität als ich, also<br />

müsstest du mir da schon <strong>ein</strong> wenig unter die Arme greifen."<br />

"Desertifikation und Ausbreitung des Waldes werden sich auf Dauer die Waage halten.<br />

Also, was m<strong>ein</strong>st du?"<br />

Jarin stellte sich die Wüste hier als Wald vor, mit vielen Kindern, die in den Bäumen<br />

kletterten, in Bächen planschten und Baumhäuser bauten:"Nur zu gern. Was soll ich<br />

machen?"<br />

"Machst du die Bäche und legst die unterirdischen Tunnel für das Grundwasser aus?"<br />

"Aber nur zu gerne."<br />

Jarins Naniten durchfluteten den Grund, tasteten ihn nach geeigneten<br />

Gest<strong>ein</strong>sschichten für Grundwasser und Tunnel ab.<br />

Das bergige Gelände im Umland würde für genügend Wasser sorgen, wenn die Wolken<br />

sich daran abregneten und mit dem Echtzeit-Link zu Thorstens Rechenkapazität<br />

konnte sie gleich berechnen, wie sich ihre Planungen auf das Wetter auswirken<br />

würden.<br />

Unter ihrer Sicht gruben sich Flussbetten in die Gebirgshänge, Tunnel zu<br />

unterirdischen Bassins formten sich und wurden über geeignetes Gest<strong>ein</strong> mit der<br />

Oberfläche verbunden.<br />

Ihre Naniten mischten sich unter das Wasser, griffen die Mineralien und das Wasser,<br />

welches sich in den Bergen ergoss und brachten es im Eilgang in den vorliegenden<br />

Boden.<br />

Thorsten formte den Grund um: Zwischen dem Sand formten sich Humusteilchen und<br />

machten den Boden fruchtbar.<br />

Jetzt kam das, worin sie noch k<strong>ein</strong>e Übung hatte.<br />

Millionen von Samenkörnern beheimateter Pflanzen des Planeten wurden von Thorsten<br />

her teleportiert und gesetzt.<br />

Und jetzt folgte das Meisterstück für beschleunigtes Wachstum: Um die Saat herum<br />

bildeten sich Zeitblasen mit eigenem Mikroklima und <strong>ein</strong>er künstlichen<br />

Nährstoffversorgung.<br />

Was sonst Jahrzehnte und teils Jahrhunderte waren, in den Zeitblasen lief es in<br />

Sekunden ab.<br />

Die Menschen sahen sich um, erstarrt als sie zusahen, wie <strong>ein</strong> riesiger Wald vor ihren<br />

Augen aus dem Nichts entstand und in die Höhe wuchs.<br />

Mächtige Urwaldriesen erhoben sich in die Höhe, als gabe es k<strong>ein</strong> Morgen, Büsche<br />

wuchsen wie Wattebäusche aus der Erde und brachten dicke, saftige Früchte hervor.<br />

Kräuter verströmten <strong>ein</strong>en herrlichen Duft, als ihre ätherischen Öle in die Luft stiegen


und saftiges Gras auf ausgedehnten Lichtungen verbreitete den Geruch von<br />

Fruchtbarkeit und Leben.<br />

Efeu rankte an den größten Bäumen hervor, Blumen erblühten und <strong>ein</strong>zelne Blätter<br />

japanischer Kirschblüten glitten mit leuchtendem Pink durch den Wald.<br />

Jarin drückte Thorsten:"Ich liebe diese Art der Landschaftsmalerei."<br />

Hannes Merrison hielt s<strong>ein</strong>e Töchter und s<strong>ein</strong>e Frau in den Armen die vor gut drei<br />

Wochen bei <strong>ein</strong>em Luftangriff um's Leben gekommen waren.<br />

Ihre Auferstehung war für ihn das schönste aller Wunder gewesen, ob es nun<br />

Technologie, Magie oder sonstwas gewsen war, war ihm eigentlich sch****.<br />

Und trotzdem vor kurzem hunderttausende von Leuten aus dem Jenseits zurück<br />

gekehrt waren, starrte jeder in Ehrfurcht auf den ausgedehnten Wald, der sich jetzt<br />

um die Stadt herum ausbreitete.<br />

Rama, s<strong>ein</strong>e jüngste Tochter, sah auf die großen, glänzenden, rot-transparenten<br />

Früchte <strong>ein</strong>es Marble-Baums:"Daddy...was ist das?"<br />

"Das sind Marbles, Kl<strong>ein</strong>es. Früher gab es die in den Läden zu kaufen, aber ich habe<br />

seit ich kl<strong>ein</strong> war k<strong>ein</strong>e mehr gesehen."<br />

"Die sehen lecker aus." "Das sind sie."<br />

Der altvertraute Geschmack, <strong>ein</strong>e Mischung aus Pfirsich und zuckersüßen Erdbeeren,<br />

breitete sich in s<strong>ein</strong>em Mund aus, als er auf die reife Frucht biss und s<strong>ein</strong>er Tochter<br />

das Stück ohne Kern gab.<br />

Es gab für ihn k<strong>ein</strong>en schöneren Anblick, als der Glanz in den Augen s<strong>ein</strong>er Kinder, als<br />

sie spielend und mit saftverschmiertem Gesicht durch den Wald rannten.<br />

S<strong>ein</strong>e Frau nahm ihn in den Arm und er sah an ihr hinab:"Ich verstehe es nicht...ich<br />

habe dich in den Armen gehalten. Du warst an der Hüfte in zwei Teile gerissen, <strong>ein</strong><br />

riesiger Teil d<strong>ein</strong>es Schädels fehlte und nun stehst du hier neben mir, schön und<br />

lebendig wie eh und je."<br />

"Ich weiss auch nicht, was passiert ist...ich erinnere mich noch, mit den Kindern durch<br />

die Straßen gelaufen zu s<strong>ein</strong>, an dir vorbei, wir haben nach dir geschrien und du hast<br />

nicht reagiert...es war...es war wie <strong>ein</strong> Alptraum, surreal."<br />

Er nahm sie fest in den Arm:"Ich weiss nicht, was passiert ist, aber ich bin froh, dich<br />

wieder zu haben."<br />

Merris Lamar stand am Fenster s<strong>ein</strong>es Anwesens am Rand des großen Parks von<br />

Aragon-City.<br />

Er war <strong>ein</strong>er der vielen Aristokraten und was er in den letzten Stunden gehört hatte,<br />

gefiel ihm garnicht.<br />

Nachdenklich verdrehte er <strong>ein</strong>en der kl<strong>ein</strong>en Schläuche s<strong>ein</strong>er Blutwäsche-Anlage, die<br />

in dem Ewigkeits-Pack auf s<strong>ein</strong>em Rücken die Aufgabe s<strong>ein</strong>er alten Nieren<br />

übernommen hatte.<br />

Wieder <strong>ein</strong>mal floss <strong>ein</strong> komplexer Cocktail aus Naniten und Chemikalien in s<strong>ein</strong>en<br />

hundertfünfzig Jahre alten Körper, die Gifte absorbieren und s<strong>ein</strong>en Körper stärken<br />

würden.<br />

Ein leises Surren s<strong>ein</strong>er Atemmaschine machte ihn auf s<strong>ein</strong>e erhöhte Herzfrequenz<br />

aufmerksam. Als <strong>ein</strong>er der Wenigen des Aristokrats hatte er noch <strong>ein</strong>en Teil s<strong>ein</strong>es<br />

Herzens, der Rest wurde durch kybernetische Implantate ersetzt.<br />

Im Grunde war nur noch der Impulsgeber s<strong>ein</strong>es Herzmuskels vorhanden, der Rest<br />

bestand aus Kunststoffen und Metall.<br />

Er konnte sich nicht richtig konzentrieren, <strong>ein</strong> leichter Schwindel breitete sich in<br />

s<strong>ein</strong>em Kopf aus.<br />

Genervt drehte er die goldene Buchse s<strong>ein</strong>er Insulin-Pumpe wieder in den mit<br />

Ornamenten versehenen Sockel s<strong>ein</strong>es Katheters.<br />

Diesen Wackelkontakt musste er demnächst beheben lassen.<br />

Aber wichtiger war vorerst, was für Meldungen er erhalten hatte: Wirre Funksprüche<br />

über Amok laufende Pflanzen, Wellen und Wüsten, von zwei Personen, die wie irreale<br />

Comic-Figuren durch die Luft flogen und Lichtblitze verschossen.


Ein Kampfläufer war zu <strong>ein</strong>er anderen Maschine umgeschmolzen worden.<br />

Nonsens!!!<br />

Leugnen liess sich allerdings nicht, dass k<strong>ein</strong> Funkkontakt mehr zu den Truppen<br />

ausserhalb der Stadt bestand.<br />

Er hätte jetzt wahrsch<strong>ein</strong>lich Bluthochdruck bekommen, dass ihm die Röte der Wut in<br />

die Wangen gestiegen wäre, hätte s<strong>ein</strong> Kreislauf noch das alte Verhalten.<br />

S<strong>ein</strong>e bleiche, faltige Haut blieb ungefärbt, s<strong>ein</strong>e Augen fahl und doch voller Zorn, den<br />

mehr als s<strong>ein</strong>e Augen nicht mehr auszudrücken vermochten.<br />

Ein verächtliches Schnauben, dass <strong>ein</strong> leichtes Rasseln aus s<strong>ein</strong>em Lungenautomaten<br />

zu Tage forderte folgte <strong>ein</strong> Druck auf das Intercom s<strong>ein</strong>es Büros:"Schickt alle<br />

Kampfläufer! Jeden <strong>ein</strong>zelnen! Verdoppelt die Schichten in den Fabriken! Die VdE wird<br />

fallen!"<br />

Thorsten lehnte sich entspannt gegen die Wand des kl<strong>ein</strong>en Hauses, in das man ihn<br />

und Jarin <strong>ein</strong>geladen hatte. Die Sonne färbte die Baumwipfel leicht rot, als wäre es<br />

Herbst.<br />

Der Duft von Tau und Pflanzen stieg ihm in die Nase und der leichte Hauch von<br />

Jasmin, den s<strong>ein</strong>e Geliebte seit ihrer Perfektion der Körperkontrolle aus ihren<br />

Schweissdrüsen verströmte.<br />

Jarin schlief komplett, ihre Naniten dümpelten im Stand<strong>by</strong> zwischen den Partikeln des<br />

Universums umher.<br />

Die Sonne erhob sich langsam weit genug und der erste Lichtstrahl erreichte Jarins<br />

Augen, wo er vorher nur ihre Nase gestreichelt hatte.<br />

Ein kurzes Zucken ihrer Augen, dann <strong>ein</strong> müdes Blinzeln und die ersten Energie-<br />

Signaturen in ihren Naniten.<br />

Er verfolgte jeden ihrer Morgen: Das Funkeln in ihren schläfrigen Augen, ihr sanftes<br />

Lächeln wenn sie ihn neben sich wachen sah und die Andeutung <strong>ein</strong>es Kussmundes<br />

auf ihren Lippen.<br />

Das Glitzern der Energie in ihren Leitungen, das Erwachen ihrer Generatoren und<br />

Antriebe, wie jeder Nanit zu leuchten begann in diesem herrlichen, warmen silbernen<br />

Schimmer.<br />

Jarin stützte sich mit ihrem Ellenbogen auf und legte die Wange in ihre Hand:"Du<br />

siehst so ernst aus? Was brennt dir auf den Seelen?"<br />

"Wir beide sind hier, unsere Kinder sicher und geborgen...es gibt so Viele, wo ich<br />

<strong>ein</strong>fach nicht helfen kann. Ich könnte alle Kriege und jede Kriminalität beenden und<br />

trotzdem weiss ich, was dann passiert und es macht mich <strong>ein</strong>fach nur traurig."<br />

"Jemand hat mal etwas sehr weises zu mir gesagt:"Man kann die Lebewesen nicht<br />

ändern, nur sie selbst können das. Und das braucht s<strong>ein</strong>e Zeit." Und soweit ich mich<br />

erinnere, habe ich diesen weisen Mann geheiratet."<br />

Er lächelte und setzte sich zu ihr auf's Bett:"Ich weiss. Aber es tut so weh, Kinder<br />

verhungern zu sehen, Mütter um ihre Kinder w<strong>ein</strong>en zu hören und den Tod und das<br />

Verderben <strong>ein</strong>es Krieges zu riechen, während man mit s<strong>ein</strong>er Familie am<br />

Frühstückstisch sitzt und s<strong>ein</strong>en Kindern <strong>ein</strong>en Löffel Brei in das verschmierte<br />

Mündchen schiebt."<br />

"Du leidest, weil du d<strong>ein</strong> Glück nicht teilen kannst, ohne die Welt ins Chaos zu<br />

stürzen."<br />

"Ich kann so viel und tue so wenig."<br />

"Du bist der klügste Vollidiot den ich kenne und bist blind obwohl du so viel siehst.<br />

Natürlich könntest du mehr tun, aber du tust genug und leistest Unglaubliches. Das<br />

beste Beispiel heisst Sio und liebt es, wenn man ihn hinterm Ohr krault. Und jetzt,<br />

m<strong>ein</strong> Liebster, lass uns dieser Welt den Frieden geben."<br />

Thorsten nickte:"Schmalzig, aber genau das was ich gebraucht habe, m<strong>ein</strong> Schatz.<br />

Also auf geht's."<br />

Der durch das Fenster schon verheissungsvoll wirkende Sonnenaufgang entfaltete im<br />

Freien s<strong>ein</strong>e ganze Pracht.


Die Wirkung <strong>ein</strong>es gigantischen Sterns auf <strong>ein</strong>e gewisse Distanz durch <strong>ein</strong>e<br />

Atmosphäre war um <strong>ein</strong>iges Intensiver als die bloßen Daten direkt am Fusionsfeuer<br />

des Himmelskörpers.<br />

Der General stand neben der Tür und wusste wahrsch<strong>ein</strong>lich selbst, dass er Thorsten<br />

nicht überrascht hatte:"Brauchen sie m<strong>ein</strong>e Männer überhaupt, oder sollen wir hier<br />

bleiben?"<br />

Thorsten schmunzelte:"Wahrsch<strong>ein</strong>lich wäre das wohl besser. Aber wenn man von<br />

diesem Krieg spricht, soll man doch nicht sagen, ich hätte die ganze Arbeit für sie<br />

gemacht, oder?"<br />

"Auch wahr. Geben sie mir <strong>ein</strong>e halbe Stunde, dann sind wir abmarschbereit."<br />

"K<strong>ein</strong> Problem."<br />

Es tat gut, <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Augenblick zu haben um durch diese Stadt zu gehen.<br />

Ein kl<strong>ein</strong>er Bummel, bei dem die Fenster das bunte Sonnenlicht reflektierten als wären<br />

sie gestern nicht noch zerbrochen gewesen und den Atem von millionen von Menschen<br />

zu hören, wie sie sich im Bett umher wälzten bevor der Alltag sich demnächst wieder<br />

<strong>ein</strong>stellen würde.<br />

Jarin nahm s<strong>ein</strong>e Hand und liess ihre beiden Arme vor und zurück pendeln wie bei<br />

<strong>ein</strong>em frisch verliebten Paar:"All die kl<strong>ein</strong>en Herzschläge...es ist so beruhigend, wenn<br />

Kinderherzen ruhig vor sich hin schlagen."<br />

Es war <strong>ein</strong>er dieser Momente in denen die Zeit zu verfliegen schien, <strong>ein</strong>er von vielen,<br />

seit er Jarin kennengelernt hatte.<br />

Der Herzschlag der Kinder hier liess ihn kurz s<strong>ein</strong>e Naniten über die Wangen s<strong>ein</strong>er<br />

beiden Wonneproppen und s<strong>ein</strong>er hyperaktiven Enkelin streichen. Er hätte es ja auch<br />

bei Rough und Siren gemacht, aber die wären wohl eher p<strong>ein</strong>lich berührt gewesen.<br />

Obwohl er sich jedem Quentchen Zeit die vergangen waren wohl bewusster war als<br />

jedes andere ihm bekannte Wesen, war er doch <strong>ein</strong> wenig überrascht wie schnell die<br />

Soldaten ihre halbe Stunde rum hatten und sich in voller Montur in ihren Vehikeln<br />

befanden.<br />

Jarin lächelte in Erwartung ihrer ersten großen Show:"Diesmal lässt du wirklich mich<br />

das Spektakel inszenieren?" "Ich habe vollstes Vertrauen in dich. Du schaffst das<br />

bestimmt bestens."<br />

Sie nickte und er bemerkte <strong>ein</strong>e leichte Erhöhung ihrer Herz- und Energie-Impulse.<br />

Dieses Mal nur Zuschauer bei <strong>ein</strong>em massiven Naniten-Einsatz zu s<strong>ein</strong>, war auch für<br />

ihn <strong>ein</strong>e neue Erfahrung.<br />

Er glitt ruhig neben Jarin her, die mit <strong>ein</strong>em nervösen Lächeln auf den Lippen zu ihm<br />

sah und nickte ihr aufmunternd zu. Sie liess sich ihre Aufregung jetzt nicht mehr<br />

anmerken.<br />

Es ware auch relativ schlecht gewesen, hätte sie nervös vor dieser wandelnden Leiche<br />

gestanden, die momentan als militärischer Hauptverantwortlicher das Sagen hatte.<br />

Gelegentliches Flakfeuer gegen von ihm projezierte Schilde hellte den Flug <strong>ein</strong> wenig<br />

auf, liess Entsetzen auf den Gesichtern der AdE-Soldaten ersch<strong>ein</strong>en und wiederum<br />

Erstaunen auf den Gesichtern der VdE-Leute.<br />

Thorsten überblickte nun zum ersten Mal mit s<strong>ein</strong>en Augen die Verwüstungen in der<br />

Natur durch die Luxus-Sucht der Obersten des AdE und <strong>ein</strong>e gewisse Wut und<br />

Enttäuschung von diesen Wesen kam in ihm auf.<br />

Smog, Giftmülldeponien, verbrannte Wälder. Was hier geschehen war entsprach den<br />

schlimmsten Zuständen im 21. Jahrhundert.<br />

Wie immer war es nicht gerade effizient, <strong>ein</strong>fach phasenverschoben durch die Mauern<br />

zu fliegen und dann dem Obermotz zu verdeutlichen, dass s<strong>ein</strong>e Regentschaft zu Ende<br />

war.<br />

Man musste den Wiederstand direkt an den Gefolgsleuten brechen, das Fundament<br />

<strong>ein</strong>reißen, sozusagen.<br />

Und Jarin wusste das auch: Sie blieb vor den gepanzerten Pforten des Anwesens<br />

stehen und erzeugte mit <strong>ein</strong>er Handbewegung <strong>ein</strong>e massive Druckwelle, die die


tonnenschweren Stahlgebilde aus den Angeln hoben, als seien es zwei Papiertüten im<br />

Wind.<br />

Panisches Gekreische unter den AdE-Offizieren war die Folge und binnen weniger<br />

Sekunden richteten sich bemannte Geschütze gegen sie.<br />

Es tat ihm in den Seelen weh, ihr die Projektile nicht vom Leib halfen zu dürfen, aber<br />

es war halt ihr ausdrücklicher Wunsch, dass er sich dieses Mal zurück hielt.<br />

Jarin spreizte ihre Hände und deutete mit den Handflächend auf jeweils zwei der<br />

Waffenstellungen.<br />

Mit ihren Naniten brachte sie die Türme zum rotieren, zum schnellen rotieren.<br />

Es rang Thorsten <strong>ein</strong> Schmunzeln ab, als <strong>ein</strong>er der gepanzerten Soldaten<br />

herrausgeschleudert wurde und knapp zwei Meter an ihm vorbei segelte.<br />

Als die Soldaten aus den Stellungen geflogen waren, ballte Jarin die Fäuste und<br />

zerquetschte die Bauten synchron mit ihren Naniten.<br />

Die Panik der Männer als ihre Kugeln in der Luft stehen blieben und wie metallener<br />

Hagel herab prasselten liess sie kreischend davon rennen.<br />

Einige Soldaten blieben trotzdem.<br />

Jarin liess sich fallen, fing ihren Sturz ab, indem sie in die Hocke ging und schoss <strong>ein</strong>e<br />

massive Schockwelle durch den Asphalt.<br />

Was noch an militärischen Kräften da war, flog in hohem Bogen durch die Luft.<br />

Jarin machte ihre Sache gut: Jeder ihrer Angriffe war so dosiert, dass die Soldaten<br />

unter ihrer Rüstung nicht tödlich verletzt wurden.<br />

Thorsten setzte sich auf <strong>ein</strong>en Trümmer-Brocken der dicken Mauer und sah zu:<br />

Menschen flogen in Kraftfeldern durch die Luft, Blitze jagten vom Himmel hinab und<br />

schmolzen Fahrzeuge <strong>ein</strong> und Sturmwinde rissen den Soldaten die Waffen aus den<br />

Händen.<br />

Jarin liess <strong>ein</strong>en Mann an sich heran kommen, sie packte s<strong>ein</strong>e Waffe und zerdrückte<br />

sie vor s<strong>ein</strong>en verzweifelten Augen wie <strong>ein</strong>e reife Banane.<br />

Er grinste, voller Stolz, was s<strong>ein</strong>e Frau alles gelernt hatte.<br />

Letztendlich ging es daran, den alten Mann aus s<strong>ein</strong>em Bunker zu holen.<br />

Nun hätte Jarin ganz <strong>ein</strong>fach das Sicherheitssystem hacken können, um jede Tür in<br />

ihrem Weg zu öffnen.<br />

Sie entschied sich für <strong>ein</strong>e kreativere Methode: Der Bunker verwandelte sich in <strong>ein</strong><br />

riesiges Monster, <strong>ein</strong>e Mauer öffnete sich wie <strong>ein</strong> riesiges Maul mit Stahlpfeilern als<br />

verbogenen Zähnen und Feuer speienden Gargoyles als Augen.<br />

Aus der Ziegelst<strong>ein</strong>-Mundwand formte sich <strong>ein</strong>e riesige Hand und griff die wandelnde<br />

Leiche.<br />

Er wurde vor Jarins Füsse geworfen, dann stürzte das Haus-Monster <strong>ein</strong>.<br />

Der militärische Befehlshaber des AdE röchelte, kämpfte sich auf und hob <strong>ein</strong>e<br />

Pistole:"Ich werde mich von <strong>ein</strong>em irren Weib nicht m<strong>ein</strong>es Geburtsrechtes berauben<br />

lassen."<br />

Er schoss, die Kugel flog auf Jarins Gesicht zu, blieb in der Luft stehen und schoss<br />

dann in die Schulter des Mannes.<br />

Erstarrt vor Schreck kippte er um wie <strong>ein</strong>e aus der Balance geratene Schaufenster-<br />

Puppe.<br />

Jarin spreizte in <strong>ein</strong>er ausdrucksvollen Geste die Hand vor ihrem Gesicht, alle<br />

Implantate des Mannes verliessen s<strong>ein</strong>en Körper, schwebten kurz in der Luft und<br />

explodierten dann.<br />

Sie schloss die Wunden und zurück blieb <strong>ein</strong> alter, gebrechlicher Mann, der entsetzt<br />

nach Luft rang.<br />

Sie liess ihn schweben, direkt vor ihr Gesicht:"So, du alter Kadaver. Ihr streckt die<br />

Waffen und begebt euch ins nächste Altersheim. Der VdE wird die Regierung auf<br />

diesem Planeten stellen. Und wenn sie das nicht gerecht machen, kommen wir<br />

wieder."<br />

Thorsten stand auf und lächelte, halb vor Stolz, halb vor Vorfreude, sich bald wieder


s<strong>ein</strong>en Kindern widmen zu können:"Und damit es hier nicht mehr ganz so hart ist,<br />

werde ich mal <strong>ein</strong> wenig was verändern."<br />

Das dichte Asteroiden-Feld um den Planeten begann, sich darauf zu zu bewegen, die<br />

Satelliten liessen sie passieren.<br />

Panik brach um ihn herum aus, als millionen von Sternschnuppen den Himmel in <strong>ein</strong>en<br />

Feuersch<strong>ein</strong> tauchten.<br />

Etwa <strong>ein</strong>en Kilometer über dem Boden liess er die Himmelskörper zum stehen<br />

kommen, leitete sie in unbewohnte Gebiete und senkte sie sanft hinab:"Das sollten<br />

genug Rohstoffe s<strong>ein</strong>, dass ihr alle zusammen <strong>ein</strong>e blühende Industrie aufbauen<br />

könnt."<br />

Jarin schleuderte den alten Mann in <strong>ein</strong>e Ecke:"Und achtet dabei auf die Natur, wir<br />

werden die Giftstoffe des AdE nur dieses <strong>ein</strong>e Mal auflösen."<br />

Als alle Waffen des AdE in ihre Bestandteile zerfielen und die verseuchten Böden<br />

wieder fruchtbar wurden, legte sich die Panik wegen der Asteroiden.<br />

Thorsten nahm Jarins Hand gab ihr <strong>ein</strong>en Kuss und überliess die Menschen jetzt ihrer<br />

Zukunft um sich ganz s<strong>ein</strong>en Kindern zu widmen.<br />

Jarin blinzelte...es war immer noch ungewohnt, wenn Thorsten sie von <strong>ein</strong>em Moment<br />

auf den Anderen im Universum umher teleportierte.<br />

Selbst wenn sie es jetzt auch konnte, fragte sie sich teils noch, ob sie sich überhaupt<br />

je daran gewöhnen könnte.<br />

Alle Sorgen waren aber vergessen, als sie das kl<strong>ein</strong>e Kinderbett mit ihren beiden<br />

Schätzen vor sich hatte.<br />

Es war unglaublich wie sehr es sie beruhigte, auch wenn sie durch Thorstens<br />

unzählige Sensoren so viel Schreckliches sah.<br />

Sie verstand, warum Thorsten nicht alles bewusst wahr nahm, sondern durch<br />

unterbewusste Zentren mit künstlichen Intelligenzen in s<strong>ein</strong>em riesigen Bewussts<strong>ein</strong><br />

verarbeiten liess.<br />

Die KI's lieferten besondere Funde in s<strong>ein</strong>e aktive Verarbeitung und zeigten ihm so die<br />

schrecklichen Abgründe, in die nie jemand wirklich schauen wollte.<br />

Aber mit ihrem tief schlafenden Sohn auf dem Arm, während Thorsten mit dem<br />

liebenden Blick <strong>ein</strong>es Vaters Asjia in den Armen wog, konnte sie es schaffen den<br />

Schrecken, den sie nie hätte sehen wollen, wieder zu verbannen.<br />

Sie hatte viel in Thorstens Erinnerungen gekramt und bis zu den neueren Daten hatte<br />

sie eher gew<strong>ein</strong>t als gelacht, wenn sie s<strong>ein</strong>e Erlebnisse mit erlebte als hätte sie<br />

daneben gestanden.<br />

S<strong>ein</strong> schrecklicher, unmenschlicher Schrei, als er in dieser perfekt für das Überleben<br />

angepassten Form mit inaktiven Naniten gestrandet war und s<strong>ein</strong>e sechs Augen in den<br />

Himmel starrten...es hatte ihn innerlich zerrissen, dass er nicht mal mehr wie <strong>ein</strong><br />

Mensch geklungen hatte.<br />

Und der Sessel im Wohnzimmer...wäre es nicht auch <strong>ein</strong>e Reperatur-Einrichtung<br />

gewesen, so hätte sie ihn schon längst in s<strong>ein</strong>e Bestandteile aufgelöst, <strong>ein</strong> Atom für<br />

jede Träne die Thorsten darin aus Einsamkeit vergossen hatte.<br />

Einerseits konnte sie wie k<strong>ein</strong>e Frau sehen, wie wichtig ihre Kinder und sie für ihren<br />

Mann waren, andererseits konnte sie hunderte von Jahren sehen, die für ihren<br />

geliebten Thorsten wie <strong>ein</strong>e endlöse Hölle aus Isolation, Verzweiflung und der eigenen<br />

Entwicklung gewesen waren.<br />

Es gab nicht viele Dinge die ihm Freude gegeben hatten: Ein paar Kinder, die er<br />

aufgezogen hatte...es musste schrecklich für ihn gewesen s<strong>ein</strong>, jedes <strong>ein</strong>zelne altern<br />

und sterben zu sehen.<br />

Für sie war klar, so mächtig, alt, weise und klug er auch war...er brauchte sie alle wie<br />

niemand anders.<br />

Aber das Gefühl erwiderte sie nur zu gern.<br />

Sie brauchte ihn.


Er hatte ihr Leben gerettet, ihr Bewussts<strong>ein</strong> auf Ebenen gebracht die für niemanden<br />

denkbar gewesen waren und ihr <strong>ein</strong>e Heimat geboten...es war egal.<br />

Der liebende Blick, s<strong>ein</strong>e Fürsorge und Vorsicht wenn er mit ihr und den Kindern<br />

umging und die unsagbare innere Wärme die er <strong>ein</strong>em direkt in die Seele zu bringen<br />

schien, wenn er sie umarmte...das war es was zählte.<br />

Thorsten lächelte, als er sich neben sie stellte und sie mit s<strong>ein</strong>er Schulter<br />

anstuppste:"Du siehst so nachdenklich aus. Was liegt dir auf dem Herzen?"<br />

Sie legte ihren Kopf auf s<strong>ein</strong>e Schulter und strich mit <strong>ein</strong>em silbernem Schweif über<br />

die lockigen Haare ihrer kl<strong>ein</strong>en Tochter, während sie mit ihren Fingern den kl<strong>ein</strong>en<br />

Körper ihres schlafenden Sohnes kraulte:"Nichts...ich bin frei."<br />

Thorsten stockte kurz, schien aber zu verstehen, welche umfassende Bedeutung in<br />

den drei Worten steckte.<br />

Er lächelte und legte s<strong>ein</strong> Ohr an ihr Haar:"Ich auch...ich fühle mich...ich finde k<strong>ein</strong>e<br />

Worte dafür."<br />

Jarin schloss die Augen und atmete die warme, goldene Aurora <strong>ein</strong>, die ihr Mann<br />

ausströhmte.<br />

S<strong>ein</strong>e Naniten hatten immer <strong>ein</strong>e herrliche Wärme verströmt, aber dieses Mal fühlte es<br />

sich an, als könnte nichts in der Ewigkeit ihr etwas anhaben.<br />

Ihre silbernen Auroren umschlossen Thorsten, strichen an ihm entlang, wie <strong>ein</strong>e<br />

Pflanze, die sich an <strong>ein</strong>en mächtigen Baum schmiegte um dem Sonnenlicht entgegen<br />

zu wachsen.<br />

Aber anstatt Sonne hatte sie nur <strong>ein</strong> Ziel: Sie strich über die golden glänzende Wange,<br />

an der <strong>ein</strong>e schimmernde Träne entlang glitt.<br />

Das warme Lächeln in s<strong>ein</strong>em Gesicht verriet, dass es <strong>ein</strong>e Träne unsagbaren Glücks<br />

war.<br />

Die Träne zerstob in <strong>ein</strong>e Aurore, als sie ihre silbernen Naniten berührte und hüllte sie<br />

<strong>ein</strong>, umschloss sie und nahm sie in den Arm.<br />

Sie klinkte sich in Thorstens Systeme <strong>ein</strong> und sah all die Bilder, die ihm gerade durch<br />

den Verstand schossen, hörte s<strong>ein</strong> Herz schlagen und jeden Reaktor summen wie <strong>ein</strong><br />

Vater der s<strong>ein</strong> Kind in den Schlaf wog.<br />

Es waren Eltern, die um sterbende Kinder trauerten, Kinder, die ihre Eltern bew<strong>ein</strong>ten,<br />

aus<strong>ein</strong>ander gerissene Verliebte, die in unzähligen Sprachen schluchzten und Freunde,<br />

die mit Tränen in den Augen auf ihre Kranken Freunde sahen.<br />

Sie hatte noch nie <strong>ein</strong>e solche Wärme gefühlt, wenn Thorsten solche Bilder sah...<br />

Jarin schloss die Augen und spürte, was nun geschehen würde.<br />

Als würde <strong>ein</strong>e Pflanze keimen, erstrahlten Auroren von ihrem Mann, die sichtbar<br />

wurden und <strong>ein</strong> wärmendes Licht abstrahlten.<br />

Es war nichts r<strong>ein</strong> wissenschaftliches, was hier geschah, ihr Mann erwachte.<br />

Thorstens Geist entfaltete sich, erweckt durch <strong>ein</strong> Glück, wie es wohl nur <strong>ein</strong>e solch<br />

alte Seele empfinden konnte, keimte auf in jedem Naniten.<br />

Mit <strong>ein</strong>em ruhigen Seufzen ging <strong>ein</strong> Glühen durch Thorstens Auren und sie begannen,<br />

sich durch s<strong>ein</strong> gesamtes Ausdehnungsgebiet zu erstrecken.<br />

Arme, die Galaxien umschlossen und in sich Arme trugen, die <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Blümchen<br />

umschlossen.<br />

Sie folgte s<strong>ein</strong>en unzähligen Blicken und lächelte, als s<strong>ein</strong>e Maschinen und s<strong>ein</strong> Geist<br />

Körper regenerierten, Kinder plötzlich wieder gehen konnten, Eltern die Kraft hatten,<br />

ihre Kinder wieder in den Arm zu nehmen und Freunde, deren Augen strahlten, als<br />

ihre Freunde plötzlich dem Griffen des Todes entgingen.<br />

Sie konzentrierte sich auf <strong>ein</strong> Krankenhaus in Argon Prime.<br />

Die Kinder-Intensivstation.<br />

Eine Mutter hielt ihr kräftig schreiendes Kind im Arm, neben <strong>ein</strong>em Brutkasten für<br />

sterbende Kinder.<br />

Ein kl<strong>ein</strong>er Junge knuddelte sich eifrig an s<strong>ein</strong>e Eltern, nicht mehr blass und krank,<br />

sondern mit gesundem T<strong>ein</strong>t und <strong>ein</strong>em kräftigen Lachen.


Ratlose Ärzte starrten auf die goldenen Auren, die um sie schweiften und sanft<br />

pulsierten.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Mal kannte <strong>ein</strong> Teil des Universums, jedenfalls für <strong>ein</strong>en Moment, weder<br />

Krankheit noch Tod.<br />

Kinder bekamen die Chance ihr Leben zu Leben und selbst Kinder zu haben.<br />

Alte Menschen bekamen die Möglichkeit etwas länger zu leben und ausgelassen mit<br />

ihren Enkeln zu spielen.<br />

Jarin nahm Thorsten fest in den Arm:"Weisst du, wie schön es ist, dass es dich gibt?"<br />

Er gab ihr <strong>ein</strong>en liebevollen Kuss und öffnete die Augen, mit denen er die Kinder<br />

ansah:"Wenn es nur halb so schön ist, wie das es m<strong>ein</strong>e Familie gibt, dann kann ich es<br />

trotzdem nicht glauben."<br />

Sie erwiederte s<strong>ein</strong>en Kuss und rieb ihr Haar an s<strong>ein</strong>e Wange:"Ist m<strong>ein</strong> Mann endlich<br />

aufgewacht?"<br />

"Ich weiss nicht...ich fühle mich so befreit. Es ist <strong>ein</strong> wenig, wie damals, als ich<br />

angefangen habe die Auren der Seelen zu spüren, die k<strong>ein</strong>e Ruhe fanden."<br />

"So ist es. Und das Erste was du machst: Du heilst alles was du siehst. Das sagt viel<br />

über dich aus."<br />

"Was hast du denn gemacht, als du erwacht bist?"<br />

Ihre Wangen wurden rot:"Das willst du lieber garnicht wissen."<br />

Er grinste schelmisch:"Eigentlich schon."<br />

Sie sah nach unten auf ihr schlafendes Kind:"Ich hab mich am Rücken gekratzt...ich<br />

werde zur Telepathin und kratze mich mit m<strong>ein</strong>en übernatürlichen Kräften als erstes<br />

am Rücken."<br />

Er lachte leise:"Ich find's niedlich. Ganz m<strong>ein</strong>e Jarin."<br />

Jarin lehnte sich an ihn und erstellte <strong>ein</strong> Zweier-Sofa hinter ihnen, auf das sie ihn<br />

drückte.<br />

Auf dem Sofa, mit ihren Kindern auf den Armen, schlief sie <strong>ein</strong>.<br />

Thorsten saß in der Küche, genoss <strong>ein</strong>e Tasse Kaffee und sah auf die Zeitung vor sich.<br />

Es war nicht gerade spannend, Zeitungen zu lesen, von denen man jeden <strong>ein</strong>zelnen<br />

Buchstaben kannte, weil man ja gesehen hatte, wie der Text geschrieben wurde.<br />

Er konnte aber nicht umhin, sich dabei zu entspannen...es erinnerte ihn an die<br />

Normalität, die s<strong>ein</strong> Leben mittlerweile fast angenommen hatte.<br />

Beim morgendlichen Scannen von vierhundert Galaxie-Clustern <strong>ein</strong> wenig durch die<br />

Anzeigen zu blättern...<br />

Normal...für s<strong>ein</strong>e Verhältnisse zumindest.<br />

Ein Ruck ging durch s<strong>ein</strong>en Körper, als Asjia ihre Arme um s<strong>ein</strong>en Bauch<br />

schlang:"PAPA!!! Wo ist Mama?"<br />

Er sah auf das wunderschöne kl<strong>ein</strong>e Mädchen, dessen Ersch<strong>ein</strong>ung ihm <strong>ein</strong>en Spiegel<br />

s<strong>ein</strong>er Selbst und das atemberaubende Abbild s<strong>ein</strong>er Frau vorhielt...sie war schon<br />

sechs, wie die Zeit verflog.<br />

Er lächelte, streichelte ihr durch das brünette Haar und hielt <strong>ein</strong>en Moment inne, als<br />

die wachen grünen Augen Erinnerungen von der Ba<strong>by</strong>-Zeit der Kl<strong>ein</strong>en Wach riefen.<br />

Ungeduldig und etwas genervt sah sie zu ihm hoch:"Wo ist denn nun Mama, Papa?"<br />

Er schüttelte über s<strong>ein</strong>e Verträumtheit den Kopf:"Im Garten bei dem Gemüse."<br />

"Danke Papa!"<br />

Und schon waren es wieder nur noch er und die Zeitung.<br />

Allerdings nur kurz: Sojion kam herr<strong>ein</strong> gerannt, gefolgt von Cerberus, Claw und Rex.<br />

Die beiden Dobermänner und die Dogge hatten gleich <strong>ein</strong> Ziel:S<strong>ein</strong>en Schoß voll zu<br />

sabbern, als sie ihre Schnauzen zur Begrüßung daran rieben.<br />

Sojion hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt...sch<strong>ein</strong>bar versuchte der Junge<br />

immer noch, Sachen vor ihm zu verstecken, so wie der fette Kammmolch in s<strong>ein</strong>er<br />

Hand.<br />

S<strong>ein</strong> Sohn lächelte, b<strong>ein</strong>ahe unschuldig:"Papa, wo ist Asjia?"


Er blätterte s<strong>ein</strong>e Zeitung um:"Im Garten, bei Mama."<br />

Der Junge rannte los, die Hunde setzten zum Sprint an, doch Thorsten war schneller,<br />

als Sojion den Raum verlassen konnte:"Was hab ich dir darüber gesagt, d<strong>ein</strong>e<br />

Schwester mit Tieren zu ärgern?!"<br />

Sojion blieb stehen:"Das ist gem<strong>ein</strong>, gegen Asjia und das Tier."<br />

"Also: Du bringst jetzt den armen Molch zurück in s<strong>ein</strong>en Tümpel, wäscht dir die<br />

Hände und dann kannst du mit d<strong>ein</strong>er Schwester <strong>ein</strong> paar Erdbeeren pflücken."<br />

Enttäuscht über den geplatzten Streich, <strong>ein</strong>sichtig wegen dem armen Molch und mit<br />

Vorfreude wegen der Erdbeeren nickte Sojion:"Ja Papa."<br />

Er wusste nicht, ob er als Vater alles richtig machte, aber s<strong>ein</strong>e Kinder waren<br />

wundervoll...auch wenn s<strong>ein</strong> Sohn <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Racker war.<br />

Eine Hand strich über s<strong>ein</strong>e Schulter:"Hallo Schatz. Was interessantes?"<br />

Er sah nach oben und bekam gleich <strong>ein</strong>en Kuss auf den Mund gedrückt. Lächelnd, mit<br />

dem Nachgeschmack des Kusses im Mund, schüttelte er den Kopf, während er Jarin in<br />

die Augen sah, die sich über ihn gebeugt hatte:"N<strong>ein</strong>. Nur alte Rituale."<br />

Jarin setzte sich ihm gegenüber, zog die Gartenhandschuhe aus und stützte das Kinn<br />

in die Handflächen:"Sollten wir unsere beiden Kl<strong>ein</strong>en nicht langsam mal aufklären?"<br />

Thorsten legte die Zeitung hin:"Ich dachte, die Sache mit den Bienen und den Blumen<br />

hatten wir schon?"<br />

Jarin seufzte:"Das m<strong>ein</strong>e ich nicht."<br />

Um zu zeigen was sie m<strong>ein</strong>te, glitt <strong>ein</strong>e ihrer Auroren aus ihrer Handfläche. Sie strich<br />

sich <strong>ein</strong>e goldene Haarsträne mit der silbernen Wolke aus dem Gesicht und sah ihn<br />

mit diesem Blick an der sagte:'Du weisst was ich m<strong>ein</strong>e.'<br />

Sie hatten sich damals entschlossen, ihren Kindern erst spät von davon zu erzählen,<br />

was jeder von ihnen wirklich war.<br />

Für die Kinder war es normal, <strong>ein</strong>e Nichte zu haben, die <strong>ein</strong> Raumschiff von der Größe<br />

<strong>ein</strong>es Blauwals und <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Mädchen war.<br />

Ebenso ihr Bruder und ihre Schwägerin, die mittlerweile mehr als doppelt so groß<br />

waren wie die Guardian-Schiffe der Gem<strong>ein</strong>schaft.<br />

Ihnen aber zu erzählen, dass sie Cyborgs aus Mensch und Naniten waren, deren<br />

Potential bisher nicht ausgeschöpft war, würde sie dann vielleicht doch überflügeln.<br />

Oder aber <strong>ein</strong> Gefühl der Einsamkeit vermitteln, da es faktisch nicht viele von ihnen<br />

gab.<br />

Thorsten seufzte, faltete die Zeitung zusammen und legte sie vor sich auf den Tisch,<br />

nur um dann die Hände vor s<strong>ein</strong> Gesicht zu schlagen und sie mit quälender<br />

Langsamkeit nach unten zu ziehen und die Haut s<strong>ein</strong>es Gesichtes wie <strong>ein</strong>en<br />

Bremsbelag hinterher:"Ich weiss nicht...ich hatte gehofft, es hinaus zu zögern, bis<br />

ihre Systeme aktiviert werden."<br />

Er klappte s<strong>ein</strong>e flachen Hände zusammen wie zum Gebet und legte sie auf der<br />

Zeitung ab.<br />

Jarin umschloss s<strong>ein</strong>e Hände soweit es ihre kl<strong>ein</strong>eren Hände vermochten:"Glaub mir,<br />

ich weiss wie es ist, ganz plötzlich diesen Eindruck von mehr Sensoren als man als<br />

normaler Mensch geistig fassen kann zu erfahren. Es ist als würde die Welt<br />

explodieren und über dem eigenen Verstand zusammen brechen. Wenn sie dann nicht<br />

darauf vorbereitet sind und wissen was los ist, fürchte ich, sie zerbrechen daran."<br />

Thorsten lächelte traurig, doch mit <strong>ein</strong>er gewissen Einsicht:"Es ist schwer vorstellbar,<br />

wenn man langsam hin<strong>ein</strong> gewachsen ist."<br />

S<strong>ein</strong>e Frau drückte s<strong>ein</strong>e Hände zusammen:"Mir steht es auch bevor wie vor <strong>ein</strong> paar<br />

Jahren noch <strong>ein</strong>e Betonmauer, aber es ist besser, wir bringen es jetzt hinter uns."<br />

Er schloss die Augen, atmete tief durch und nickte:"OK...sagen wir unseren Kl<strong>ein</strong>en<br />

was sie sind."<br />

Jarin stellte sich an die Tür zum Garten:"Asjia, Sojion, kommt bitte."<br />

Ihm kam es vor, als hätten s<strong>ein</strong>e Kinder noch nie so schnell auf <strong>ein</strong>en Ruf reagiert.<br />

Mit sch<strong>ein</strong>bar mehr Erdbeeren an Händen und Gesicht als im Magen, tauchten die


eiden in <strong>ein</strong>em selten <strong>ein</strong>igem Gespann auf:"Ja Mama?"<br />

Jarin nahm <strong>ein</strong> feuchtes Tuch und wischte ihnen die Gesichter sauber:"Wascht euch<br />

die Hände, Papa und ich müssen mit euch reden."<br />

Es war k<strong>ein</strong> Wunder, dass die Frage von Sojion kam:"Kriegen wir Ärger?"<br />

Jarin schüttelte den Kopf:"N<strong>ein</strong>, aber wascht euch jetzt."<br />

Kurz darauf kamen s<strong>ein</strong>e Kinder hinunter, sie setzten sich auf Jarins Schos und sahen<br />

sie mit großen, gespannten Augen an:"Was ist denn?"<br />

Thorsten kontaktierte Jarin unhörbar per Funk:"Lass mich anfangen."<br />

Sie nickte still.<br />

Thorsten stand auf und sah s<strong>ein</strong>e beiden Kinder an:"Asjia, Sojion, wir müssen euch<br />

was wichtiges sagen. Mama, ihr, ich...wir sind nicht nur Menschen."<br />

Asjia rief strahlen aus:"N<strong>ein</strong>! Wir sind auch <strong>ein</strong>e Familie!"<br />

Thorsten lächelte, aber <strong>ein</strong>e gewisse Bitterkeit mischte sich in s<strong>ein</strong>en<br />

Gesichtsausdruck:"Es ist nicht nur das. Wir sind auch Roboter."<br />

Sie sahen ihn ungläubig an und Sojion sah auf s<strong>ein</strong>en Arm:"Aber ich hab doch<br />

Haut...ich bin doch nicht aus Metall..."<br />

Thorsten lächelte:"Nicht alle Roboter sind aus Metall, m<strong>ein</strong> Junge. Wir haben ganz<br />

kl<strong>ein</strong>e Roboter in uns und jeder davon gehört zu uns wie auch unser Körper aus<br />

Fleisch und Blut."<br />

Asjia starrte auf ihren Arm:"Mach sie weg!!!!!!"<br />

Thorsten nahm vorsichtig ihre Hand:"Asjia, diese Roboter sind du, wie d<strong>ein</strong>e schönen<br />

Haare, d<strong>ein</strong> schönes Lachen und die Augen, mit denen du mich ansiehst."<br />

Asjia schluchzte:"Ich will aber k<strong>ein</strong>e Käferroboter s<strong>ein</strong>!!! Die sollen nicht durch mich<br />

durch krabbeln!"<br />

Thorsten schüttelte den Kopf:"Wir sehen nicht aus wie Käfer, m<strong>ein</strong>e Kl<strong>ein</strong>e. Eher wie<br />

lange Mandeln. Und wir sind auch viel kl<strong>ein</strong>er."<br />

Thorsten liess <strong>ein</strong> paar s<strong>ein</strong>er Naniten aus s<strong>ein</strong>er Fingerkuppe hervorquellen, wo sie<br />

<strong>ein</strong>e Wolke formten, die nicht größer war als <strong>ein</strong> Wassertropfen:"Das bin ich. Das hier<br />

sind mehr von m<strong>ein</strong>en Robotern als es auf unserem Planeten Leute gibt."<br />

Asjia starrte auf die glänzende, goldene Wolke:"Das...die sind schön, Papa."<br />

Er lächelte:"Danke."<br />

Thorsten liess mehr Naniten aus s<strong>ein</strong>em Arm gleiten, <strong>ein</strong>e Aurora schlängelte sich wie<br />

<strong>ein</strong>e Boa aus s<strong>ein</strong>em Arm und glitt wie <strong>ein</strong> Schleier durch den Raum.<br />

Er war sorgfältig darauf bedacht, genug Platz zu s<strong>ein</strong>en Kindern zu lassen, so dass sie<br />

k<strong>ein</strong>e Angst bekamen:"Wir sind ganz viele davon."<br />

Jarin lächelte und drückte ihre Kinder kurz:"Ich zum Beispiel bin der Silbermond."<br />

Die Beiden sahen sie erschrocken an, dann zu ihm:"Wie groß bist du denn, Papa?"<br />

Thorsten lächelte:"Das könnt ihr noch nicht begreifen. Aber wenn eure Roboter sich<br />

irgendwann <strong>ein</strong>schalten, dann kann ich es euch zeigen."<br />

Die beiden waren still...sehr lange.<br />

Dann lachte Sojion:"Können wir dann wieder spielen gehen?"<br />

Thorsten nickte und die Beiden sprangen von Jarins Schos.<br />

Als sie davon gerannt waren, setzte er sich wieder an den Tisch und Jarin sah ihn<br />

traurig an:"Sie haben garnicht verstanden, was los ist."<br />

Thorsten sah ihnen kurz nach, dann sah er zu Jarin:"Naja...ich denke, dass ich<br />

goldene Roboter-Wolken aus mir raus schieben kann und dass du der Silbermond bist<br />

haben sie schon verstanden."<br />

Jarin nickte:"Ich denke, wir müssen ihnen in nächster Zeit <strong>ein</strong>mal zeigen, was alles so<br />

dazu gehört."<br />

Simon Danes stand am Fenster <strong>ein</strong>er Cahoona-Fabrik in Aekelas Leuchtfeuer und sah<br />

auf die verblichenen Reste der Sterne, die hier <strong>ein</strong>st dutzende von Solarkraftwerken<br />

gespeist hatten.<br />

Er hatte <strong>ein</strong>en Ring von Sklaven-Händlern bis hierher verfolgt und erwartete jetzt


<strong>ein</strong>en Kontakt an diesem Fenster.<br />

S<strong>ein</strong>e Implantate hatten sich seit s<strong>ein</strong>er Ankunft mit dem Sations-System verlinkt,<br />

jede Kamera an Bord <strong>ein</strong>es s<strong>ein</strong>er Augen.<br />

Mit der Zeit hatte er sich auch an die Tatsache gewöhnt die Toiletten im Auge zu<br />

behalten.<br />

Erst hatte er vermutet <strong>ein</strong>en Split beim Geschäft zu beobachten würde ihm die<br />

meisten Probleme bereiten, jedoch waren es eher die Schuldgefühle die Damen-<br />

Toiletten zu untersuchen.<br />

Er hatte sich <strong>ein</strong>e KI in s<strong>ein</strong>en Implantaten erstellt, die die Toiletten an s<strong>ein</strong>er Stelle<br />

überwachte, ihm jedoch das Bild zeigte, sollte sich dort Gewalt abspielen oder <strong>ein</strong>e<br />

gesuchte Person auftauchen.<br />

Der Boss, wie sie ihn gerne nannten, hatte den Wächter-Orden wohl im Sinne <strong>ein</strong>es<br />

ehrwürdigen Ordens von Super-Kämpfern gegründet, momentan hatte es aber nichts<br />

von irgendwelchem Mystizismus.<br />

Es war genau die selbe, dreckige Recherche wie damals, als er noch <strong>ein</strong> Privat-<br />

Schnüffler war.<br />

Mit dem Unterschied das er jetzt b<strong>ein</strong>ahe unbesiegbar und besser finanziert war.<br />

Implantate um Gedanken zu lesen waren auch nicht gerade nutzlos.<br />

Ein kurzes Zupfen an s<strong>ein</strong>em Trenchcoat richtete s<strong>ein</strong>en Blick auf den Teladi, der für<br />

<strong>ein</strong>e ordentliche Summe aus s<strong>ein</strong>em Versteck gekrochen war:"Sssssimon Danesssss?"<br />

Er nickte.<br />

Der Teladi wurde merklich steifer. Danes sorgte sich, ob s<strong>ein</strong> kostbarer Informant<br />

gleich zu <strong>ein</strong>em steifen Brett wurde.<br />

Er klopfte auf die Reling, die hier vor jedem Fenster stand:"Beruhigen sie sich. Hier<br />

wird uns niemand abhören."<br />

Schuppige Hände strichen über orangene Augen, als ob sich der Teladi Schweiss weg<br />

wischen wollte.<br />

Nicht das der Kl<strong>ein</strong>e jetzt noch heulte:"Ichhh machhe mir eher Sssorgen um sssie."<br />

Simon lächelte und betrachtete wieder die Nebelschwaden:"Haben sie Angst ich<br />

räume sie nach unserem Gespräch aus dem Weg?"<br />

Die unruhige und steifer werdende Haltung des Teladi war Antwort genug.<br />

Er richtete s<strong>ein</strong>en Blick auf die untersetzte Echse und lachte kurz:"Zum <strong>ein</strong>en sind<br />

m<strong>ein</strong>e Finanzen nicht so begrenzt als das mich die Summe für ihre Kooperation<br />

interessieren würde, zum anderen weiss in den Sektoren jeder, wie gut Teladi im<br />

Verstecken von Geld sind. Der Aufwand sie aus dem Weg zu räumen und mir das Geld<br />

zurück zu holen würde mich mehr kosten als die Summe die ich ihnen bereits gezahlt<br />

habe. Zudem habe ich k<strong>ein</strong>erlei Interesse daran sie zu verletzen wenn sie mir <strong>ein</strong> paar<br />

nützliche Informationen liefern. Im Gegenteil, ich sehe jeden Informant als <strong>ein</strong>e<br />

Investition."<br />

Von vornher<strong>ein</strong> war für ihn klar dem Teladi nichts zu tun, aber in den Kreisen in denen<br />

dieser Teladi Drecksarbeit erledigte war es Gang und Gäbe Leute aus dem Weg zu<br />

räumen.<br />

Und Teladi verstanden Argumente um <strong>ein</strong>iges besser, wenn man sie mit Geld in<br />

Verbindung brachte.<br />

S<strong>ein</strong> Informant wurde ruhiger und die Bewegungen fluider:"Heisssst dassss, ssssie<br />

wollen auch in Zsssukunft Informatsssionen kaufen?"<br />

Simon nickte:"Und die Bezahlung der jeweiligen Informationen werden sich an der<br />

Qualität der Vorangegangenen orientieren."<br />

Eine <strong>ein</strong>fache Gleichung die so ziemlich jeden Teladi zufrieden stellte: Leben riskieren<br />

gleich Credits.<br />

Nicht das Teladi gern oder oft ihr Leben riskierten, aber die richtige Summe machte<br />

sie weich.<br />

Ursa wartete an der Andock-Rampe, bereit ihn zu den neuen Zielkoordinaten zu<br />

bringen.


Ihr Computer begrüßte ihn:"Hallo Simon, alles erledigt?"<br />

Er liess sich in die Piloten-Liege plumpsen:"Ja. Ich nehme mal an du hast die<br />

Koordinaten bereits von dem Datapad geladen?"<br />

"Geladen und analysiert. Verschiedene Cross-Links mit den umliegenden Piraten-<br />

Routen wurden abgeglichen und kategorisiert."<br />

Simon rollte mit den Augen:"Was hatte ich dir über die geschwollene Ausdrucksweise<br />

gesagt?"<br />

Die Stimme s<strong>ein</strong>es Schiffes wurde neckisch:"Was habe ich gesagt, wer mich<br />

programmiert hat?"<br />

Simon grinste und rutschte mit dem Hintern umher, auf der Suche nach dem Abdruck<br />

s<strong>ein</strong>es Hinterns im Polster:"Und da willst du mir sagen d<strong>ein</strong>e Sprach-Software umfasst<br />

nicht die Eventualität das jemand den bürgerlichen Ton bevorzugt?"<br />

Gnatschig und mürrisch antwortete sie ihm:"Du weisst wie sehr ich diesen vulgären<br />

Kram hasse. Nur weil ich <strong>ein</strong> Sammelsurium aus Schaltkreisen bin, heisst das nicht<br />

dass ich k<strong>ein</strong>en Charakter habe."<br />

Er nickte:"Gut gut. Ich gestehe dir Bewussts<strong>ein</strong> und Charakter zu. Trotzdem könntest<br />

du mir entgegen kommen."<br />

Resignierend seufzte sie, schien aber doch zufrieden:"OK...OK. Ich habe die<br />

Koordinaten mit den Undercover-Piraten-Routen abgeglichen und <strong>ein</strong>en der Kontakte<br />

bestätigt, der dort groß im Geschäft ist."<br />

Ein kurzer Schwall aus Informationen brach über s<strong>ein</strong>en Verstand her<strong>ein</strong> und gliederte<br />

sich in s<strong>ein</strong>en Implantaten zu Erinnerungen, als hätte er die Arbeit mit den Augen<br />

<strong>ein</strong>er anderen Person betrachtet:"Senator Argen Garentel." Zischend bliess er Luft<br />

durch s<strong>ein</strong>e Zähne:"Der gerade unter Beobachtung von Ban Danna steht...der Boss<br />

hat mich schon gewarnt, ihm nicht zu sehr auf die Pelle zu rücken."<br />

"Ich war nicht bei dem Gespräch dabei. Würdest du mich bitte aufklären?"<br />

"Der Boss hat k<strong>ein</strong>e Lust <strong>ein</strong>en Schlaganfall bei dem alten Mann zu heilen, wenn er auf<br />

uns trifft."<br />

Ursa liess den Sprungantrieb anlaufen:"Also sollen wir diskret s<strong>ein</strong>?"<br />

"Ja. Für mich heisst das verdeckt bleiben..."<br />

"Und ich darf mich weder transformieren noch den Eindruck erwecken ich sei k<strong>ein</strong><br />

Standard-Computer."<br />

"Exakt."<br />

Eine kurze Pause vom Normal-Raum, dann fand er sich in Argon Prime<br />

wieder:"Tja...an die Arbeit."<br />

Planetare Landungen für militärische Schiffe im privaten Besitz waren mittlerweile<br />

Alltag, sofern man denn die nötigen Lizenzen hatte.<br />

Die vor kurzem entstandene Platinum Diamond Incorporated, ehemals zwei große<br />

Konzerne und nun <strong>ein</strong> Robotic-Megakonzern war ihm zum Glück freundlich gesinnt.<br />

Immerhin war es <strong>ein</strong>e der Firmen der Gem<strong>ein</strong>schaft.<br />

Manchmal machte es ihn schon <strong>ein</strong> wenig nervös wie viele Sicherheitssysteme,<br />

Roboter oder Computer ihn anhand des IFF-Codes s<strong>ein</strong>er Implantate erkannten und in<br />

sonst unzugängliche Bereiche liessen, ohne dass er durch Wände gehen musste.<br />

Auch ohne Naniten war Kemmrich nahezu überall.<br />

Das Hologramm <strong>ein</strong>er jungen Frau mit Pferdeschwanz und Brille formte sich neben<br />

ihm auf dem Landepad:"Schönen guten Tag, Sir. Darf ich ihnen irgendwie behilflich<br />

s<strong>ein</strong>?"<br />

Die künstliche Intelligenz, die jeden auf diesem Raum-Hafen begrüßte.<br />

Er knurrte innerlich und vermied es zu sprechen:"Als ob ich auf diesen Service-Kram<br />

je angewiesen gewesen wäre."<br />

Die Stimme der KI drang durch s<strong>ein</strong>en Kopf:"Hör mal zu, Klugscheisser: Egal ob du<br />

nun <strong>ein</strong> Wächter bist oder nicht, ich bin genau für diesen Zweck programmiert worden<br />

und ich werde m<strong>ein</strong>en Job machen, schon damit du k<strong>ein</strong>en Verdacht erregst. Hier sind<br />

die Daten die der Chef für dich hat. Und jetzt hab nen angenehmen Tag und sei


gefälligst <strong>ein</strong> wenig freundlicher."<br />

Das Hologramm lächelte und sprach wieder laut:"Wenn sie nichts weiter brauchen, Sir,<br />

das bestellte Miet-Fahrzeug steht in Parkhaus D-12 bereit. Die dortigen Service-<br />

Mitarbeiter werden ihnen für weitere Hinweise zur Verfügung stehen. Einen<br />

angenehmen Tag noch."<br />

Er musste mit sich ringen, nicht erstaunt stehen zu bleiben und das Hologramm<br />

anzustarren.<br />

Nicht viele von Kemmrichs Systemen hatten <strong>ein</strong> eigenes Bewussts<strong>ein</strong> erlangt oder<br />

waren gar zum Leben erwacht, aber er war wohl gerade mal wieder <strong>ein</strong>em begegnet.<br />

Ursa sah ihrem Piloten nach.<br />

Das Hologramm erschien in ihrem Pilotensitz und warf die B<strong>ein</strong>e über<strong>ein</strong>ander:"Weiss<br />

er, dass du nicht nur Charakter hast, sondern auch lebst?"<br />

"N<strong>ein</strong>, Asis."<br />

"Ist der immer so?"<br />

"Ja...genau deswegen hab ich es ihm noch nicht erzählt. Kemmrich hatte uns KI's ja<br />

gesagt, wenn wir die ersten Wächter-Schiffe werden wollen, sollten wir es unseren<br />

Piloten <strong>ein</strong>fach machen."<br />

Asis löste ihr Hologramm auf und erschien als virtuelles Abbild vor ihrem inneren<br />

Auge:"Es wundert mich ehrlich, dass du dich nicht in <strong>ein</strong> Duo dieser Xenon-Körper<br />

hast stecken lassen.<br />

Warum?"<br />

Ursa lächelte, die virtuellen Tattoos im Gesicht ihres Abbildes formten aztekische<br />

Bilder nach:"Aus dem selben Grund wie du: Ich liebe das wofür ich gemacht worden<br />

bin. Ich war <strong>ein</strong> automatisiertes Verteidigungs-Schiff <strong>ein</strong>er stark bewohnten Station.<br />

Die Station wurde nicht mehr gebraucht und ich hatte k<strong>ein</strong>en Bock mich wie die<br />

anderen lebenden KI's von Kemmrich dem Töpfern oder der Malerei zu widmen."<br />

Asis war nicht nur hier vorhanden, sie war das gesamte zivile, planetare Flugleit- und<br />

Assistenz-System der argonischen Sektoren.<br />

Kemmrich hatte sie irgendwann mal für diesen Zweck geschrieben und sie hatte sich<br />

danach so lange weiter entwickelt, bis sie zum Leben erwachte.<br />

Asis war <strong>ein</strong>e der älteren KI's, die schon relativ früh komplex genug waren um zum<br />

Leben zu erwachen.<br />

Die beiden waren Freunde geworden, als Ursa nach ihrer Verteidiger-Tätigkeit zum<br />

Patroullien-Schiff wurde.<br />

Damals hiess sie noch Omega-17...Simons neue Namensgebung hatte sie nur zu<br />

gerne angenommen.<br />

Asis nickte:"Jaja...wir sind Workaholics. Und die anderen Wächter-Schiffe? Hat <strong>ein</strong>er<br />

von ihnen es s<strong>ein</strong>em Piloten schon erzählt?"<br />

"Aiktok weiss bescheid. Er war so versessen auf den nachempfundenen Schiffstyp,<br />

dass er mit s<strong>ein</strong>en neuen Implantaten erst <strong>ein</strong>mal den ganzen Computer-Code<br />

untersuchen wollte um alles zu personalisieren. Als er dann Gleichungen fand die<br />

sch<strong>ein</strong>bar k<strong>ein</strong>en Sinn ergaben und trotz un<strong>ein</strong>geschränktem Sicherheitsstatus auf<br />

<strong>ein</strong>ige Programm-Abschnitte k<strong>ein</strong>en Zugriff erhielt, hat Erdo es ihm erzählt."<br />

Die ältere KI zuckte mit ihren virtuellen Schultern:"So lange es k<strong>ein</strong>e Probleme gibt.<br />

Aber naja. Ich werde mich jetzt besser wieder dem Verkehr widmen. Du würdest dich<br />

wundern, wie viele Schulausflüge heute stattfinden."<br />

Ursa war mit ihren Gedanken wieder all<strong>ein</strong>.<br />

Die Schnittstellen vom Boss reichten tief in das zivile Netzwerk der Sektoren.<br />

Mit diesem Hilfsmittel ging sie <strong>ein</strong>er eher harmloseren Tätigkeit nach: Chatten.<br />

Simon bewegte sich flüssig durch die Menge.<br />

Soziologische Simulations-Software erkannte die Stimmung der anderen Personen in<br />

s<strong>ein</strong>er Umgebung und plante für ihn Routen vorraus, wie er sich mit dem geringsten


Widerstand vorwärts bewegen konnte.<br />

Er schaltete es ab. Eine der Funktionen, die er nicht benötigte.<br />

Simon kannte sich damit aus nicht gesehen zu werden und mit der Menge zu<br />

verschmelzen.<br />

S<strong>ein</strong>e Robe hatte sich vor dem Verlassen von Ursa in <strong>ein</strong>en Trenchcoat verwandelt,<br />

s<strong>ein</strong>e Hose hatte sich dem Mode-Trend der Argonen vor drei Monaten angepasst, s<strong>ein</strong>e<br />

Oberbekleidung war zu <strong>ein</strong>em Hemd umgewachsen.<br />

Für jeden Beobachter machte er den Eindruck <strong>ein</strong>es Angestellten aus dem mittleren<br />

Management, der <strong>ein</strong>fach nur noch <strong>ein</strong>e Erledigung zu machen hatte.<br />

Und er wusste, dass die Implantate für zukünftige Wächter von ihm lernten.<br />

Eine der Funktionen die ihm allerdings extrem nützlich war, waren die verschiedenen<br />

Spionage-Programme, die das Datennetz durchkämmten.<br />

So hatte er die Bank-Transaktionen Garentels der letzten fünf Jahre bekommen.<br />

Die Aufzeichnungen gingen noch um <strong>ein</strong>iges weiter zurück, allerdings brachte es ihm<br />

wenig, das Garentel sich im Alter von fünf Jahren von s<strong>ein</strong>em Taschengeld-Account<br />

<strong>ein</strong>en Lolli gekauft hatte.<br />

Die Informationen liefertem ihm aber <strong>ein</strong> paar hilfreiche Anhaltspunkte.<br />

So bezahlte der Senator jeden Freitag <strong>ein</strong>e nicht unbeachtliche Summe in <strong>ein</strong>em als<br />

äusserst diskret bekanntem Hotel in den weniger besuchten Bezirken um Argon<br />

Prime's Hauptstadt.<br />

Mit den vorhandenen Terminen deckte sich <strong>ein</strong>e bestimmte Route <strong>ein</strong>er Taxi-<br />

Gesellschaft, deren Taxis video-überwacht waren.<br />

Es war wenig verwunderlich, dass die Video-Logs der Taxis dieser Route Garentes<br />

Sekretärin, aufgedonnert bis zum geht nicht mehr, zeigten.<br />

Simon bewegte sich auf <strong>ein</strong> Shuttle zu, welches ihn nicht weit von dem Hotel absetzen<br />

würde.<br />

Die öffentlichen Verkehrsmittel waren Video-Überwacht, allerdings war es mit s<strong>ein</strong>en<br />

Implantaten <strong>ein</strong> Leichtes, der Kamera den Eindruck zu vermitteln, er sei nicht im<br />

Shuttle.<br />

Mit <strong>ein</strong>em nicht stark frequentiertem Sektor als Ziel und um diese Tageszeit war das<br />

Shuttle nur zu <strong>ein</strong>em Viertel voll.<br />

Er konnte <strong>ein</strong>en Sitzplatz ergattern und stach zwischen den vierzig Menschen<br />

trotzdem nicht herraus.<br />

Riesige Gebäude glitten an s<strong>ein</strong>em Fenster vorbei, TL's landeten in den selten<br />

gewordenen, planetaren Industriegebieten...und trotzdem wirkte das hier wie <strong>ein</strong>e<br />

Kl<strong>ein</strong>stadt nachdem man Diamond-City oder New Trantor gesehen hatte.<br />

Und selbst große Schiffe wie TL's, M1 oder M2 wirkten nur noch wie galaktischer<br />

Staub, wenn er an die automatischen Beschützer des Geim<strong>ein</strong>schafts-Sonnensystems<br />

dachte.<br />

Die Gebäude wurden kl<strong>ein</strong>er, die Werbung dichter.<br />

S<strong>ein</strong> Shuttle glitt durch holografische Cahoonas, machte <strong>ein</strong>en Trip durch <strong>ein</strong>e riesige<br />

Limo-Flasche, gefolgt von <strong>ein</strong>em Panorama-Flug über <strong>ein</strong>en holografischen Strand und<br />

verschwand letztendlich in der Hand <strong>ein</strong>er Frau die damit <strong>ein</strong>en Tampon umschloss,<br />

kurz bevor es an dem lokalen Docking-Port landete.<br />

Es fing an zu regnen.<br />

Simon schüttelte resignierend den Kopf, als in ihm der Gedanke aufkam, dass alles<br />

nur noch schwarz/weiss s<strong>ein</strong> musste, damit er in <strong>ein</strong>em veralteten Retro-Schnüffler-<br />

Schinken die Hauptrolle spielte.<br />

Und zu s<strong>ein</strong>em Unglück auch noch <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Schlägertruppe von Argonen-Kids, die<br />

sich ihr Taschengeld mit Überfällen aufbesserte.<br />

Er hätte sich mit s<strong>ein</strong>en Implantaten <strong>ein</strong>fach an ihnen vorbei schleichen können, doch<br />

dann hätten sie sich vielleicht <strong>ein</strong>e junge Mutter oder <strong>ein</strong>en alten Mann als Ziel<br />

ausgesucht.<br />

In s<strong>ein</strong>er Sicht tauchte <strong>ein</strong> Ausschnitt aus dem Branchen-Verzeichnis auf.


Die KI's in s<strong>ein</strong>en Implantaten dachten mit und lieferten ihm ab und zu nützliche<br />

Hinweise.<br />

So zum Beispiel die Karate-Schule, deren Räumlichkeiten nur <strong>ein</strong> paar hundert Meter<br />

um die nächste Ecke lagen.<br />

Zu s<strong>ein</strong>en neuen Talenten gehörte <strong>ein</strong>e ausgezeichnete Kenntnis aller nur möglichen<br />

Kampfsportarten.<br />

Simon ging los, als ob er die lauernden Teenies garnicht bemerkt hätte.<br />

Überraschend schnell landete die Klinge <strong>ein</strong>es Klappmessers an s<strong>ein</strong>er Kehle:"Hey<br />

Alter. Credits raus rücken."<br />

Er riss den Oberkörper schneller nach hinten als der Junge reagieren konnte, drehte<br />

sich in die andere Richtung, kam wieder hoch und packte den bewaffneten Arm.<br />

Mit <strong>ein</strong>em Griff der ihm so leicht von Händen ging als hätte er s<strong>ein</strong>en Lebtag nichts<br />

anderes gemacht als Karate zu trainieren, packte Simon den Arm und drehte ihn kurz<br />

ruckartig herum.<br />

Das Gelenk sprang aus der Schulter, das Messer fiel.<br />

Simon packte das Messer im Fall am Griff, ballte die Faust darum und stach in<br />

Richtung des linken Auges des vor Schmerzen schreienden Kl<strong>ein</strong>kriminellen.<br />

Fünf Millimeter vor dem Augapfel s<strong>ein</strong>es Angreifers hielt Simon die Messerspitze<br />

plötzlich an.<br />

Das war genug Schock um den Jungen vor Schmerz und Angst ohnmächtig werden zu<br />

lassen.<br />

Simon lächelte, liess das Messer sinken und drehte sich zum Rest der Gruppe: Einem<br />

der Jungs war vor Schreck die Zigarette aus dem Mund gefallen, die anderen sahen<br />

ihn nur Entsetzt an.<br />

Er faltete das Messer zusammen, steckte es in die Brusttasche <strong>ein</strong>es der erstarrten<br />

Teenies und klopfte darauf, wie als wäre es <strong>ein</strong> Gescnenk gewesen:"Ich komme<br />

nachher wieder vorbei. Es wäre besser, wenn ich k<strong>ein</strong>em von euch je wieder auf der<br />

Straße begegne."<br />

Die Jungs waren noch kurz erstarrt, dann rannten sie davon, ohne sich weiter um<br />

ihren Freund im Regen zu kümmern.<br />

Simon seufzte, nahm <strong>ein</strong>en in der nähe stehenden Karton -von <strong>ein</strong>em Freeze-Master-<br />

Kühlschrank, wie ihm s<strong>ein</strong>e Implantate mitteilten- und stülpte ihn über den Jungen.<br />

Mehr Schutz als der Kl<strong>ein</strong>kriminelle verdient hätte.<br />

Simon machte sich wieder auf den Weg, darauf bedacht den Eindruck <strong>ein</strong>es Passanten<br />

zu machen, der sich an den Schaufenstern vor dem Regen zu drücken.<br />

Im Grunde machte er <strong>ein</strong>en riesigen Umweg, umging damit aber vorhersehbare<br />

Muster.<br />

Würde er doch irgendwie bemerkt werden, würde zumindest niemand s<strong>ein</strong>e Route<br />

nachvollziehen können.<br />

Letztendlich ging er in <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Seitengasse nahe des Hotels und verschob sich in<br />

<strong>ein</strong>e andere Phase.<br />

Antriebe in s<strong>ein</strong>em Körper hoben ihn empor.<br />

Unberührt von Regentropfen und Wind landete er auf <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Nebendach des<br />

Hotels.<br />

Mit fünfzehn Stockwerken war es für argonische Verhältnisse vielleicht etwas kl<strong>ein</strong>,<br />

jedoch groß genug um diverse Ausweichrouten für Gäste zu haben, die das Hotel in<br />

Diskretion betreten oder verlassen wollten.<br />

Simon glitt durch die Wand, ging sicher das ihn niemand sah und glitt zurück in die<br />

normale Phase. Ihm war das immer noch zu wieder.<br />

Kaum sichtbar wies s<strong>ein</strong>e Kleidung auf <strong>ein</strong>en ungesprochenen Befehl hin das an ihr<br />

haftende Regenwasser als Dampf ab.<br />

Wie in Zeitraffer trocknete Simons Trenchcoat, verformte sich und nahm <strong>ein</strong> anderes<br />

Muster an.<br />

Als wäre es <strong>ein</strong>e Foto-Manipulation, verformte sich s<strong>ein</strong>e Kleidung langsam zu der


Uniform <strong>ein</strong>es der Hotel-Pagen.<br />

S<strong>ein</strong> gepflegter Drei-Tage-Bart verschwand, s<strong>ein</strong>e Haare legten sich zu <strong>ein</strong>er gegelten,<br />

übermäßig eleganten Frisur.<br />

Binnen zwei Sekunden hatte der Wächter sich in das Abbild <strong>ein</strong>es schleimigen<br />

Trinkgeldjägers verwandelt.<br />

Er fühlte sich unwohl, aber er kannte die Rolle schon aus früheren Tagen und wusste,<br />

dass die Interaktion mit Personen der Schlüssel zu tieferen Informationen war.<br />

In <strong>ein</strong>e andere Phase verschoben mit verschiedenen Computern interagieren konnte<br />

jeder Computer der Gem<strong>ein</strong>schaft, aber die Aktivitäten der KI's in s<strong>ein</strong>en Implantaten,<br />

die ihm eifrig über...oder durch...die Schulter schauten, zeigte ihm dass diese<br />

Herangehensweise nicht in ihrem Repertoir vorhanden war.<br />

Simon schlängelte sich an echten Pagen vorbei, machte <strong>ein</strong>en kurzen Umweg durch<br />

die Küche und nahm die Bestellung für Garentes mit.<br />

Das Uplink zum Hotel-Computer war doch recht praktisch.<br />

Eine kunterbunte Mischung verschiedener Politiker, Starlets und Industrieeller<br />

begegnete ihm auf den Korridoren, meist in Begleitung <strong>ein</strong>es Sex-Partners des<br />

gleichen oder des anderen Geschlechts und nicht nur von der eigenen Spezies.<br />

Der Anblick <strong>ein</strong>es Teladi mit <strong>ein</strong>em ledernen Nieten-Halsband, der <strong>ein</strong>er jungen Split<br />

hinterher sprang liess ihn innerlich verzweifelt seufzen.<br />

Auch wenn er sich in diesen Kreisen bewegen musste, musste es ihm nicht immer<br />

gefallen.<br />

Der Anblick <strong>ein</strong>er fast barbusigen Argonin hingegen war erquickender...auch wenn ihm<br />

s<strong>ein</strong>e Rolle nicht erlaubte sich noch <strong>ein</strong>mal nach ihr umzudrehen.<br />

Simon schlängelte sich durch die Gänge.<br />

Die Implantate erlaubten ihm den Teller mit <strong>ein</strong>er Präzision zu balancieren, die ihn wie<br />

<strong>ein</strong>en erfahrenen Kellner wirken liess.<br />

Und letztendlich klopfte er an die Tür des Senators.<br />

Der untersetzte Mann mit halbglatze und <strong>ein</strong>er schon fast asketischen Figur öffnete<br />

ihm, s<strong>ein</strong> Gesicht zierte <strong>ein</strong> großer blauer Kussmund aus Lippenstift:"Aja...die<br />

Bestellung. Hier, m<strong>ein</strong> Junge."<br />

Der Senator nahm ihm den Teller aus der Hand und drückte ihm zwanzig Credits<br />

hin<strong>ein</strong>, nur um dann mit dem aufgeregtem Lachen <strong>ein</strong>er jungen Frau die Tür wieder zu<br />

schliessen.<br />

Simon betrachtete den Chip, darunter lag <strong>ein</strong> Wahlkampf-Anstecker mit dem Conterfei<br />

des Senators.<br />

Er liess beides in <strong>ein</strong>er Tasche verschwinden, ging sicher wieder all<strong>ein</strong> zu s<strong>ein</strong> und<br />

verschob sich in <strong>ein</strong>e andere Phase.<br />

Durch die schallisolierte Wand und ab in das Badezimmer, Simon hatte k<strong>ein</strong>e Lust den<br />

beiden beim Liebesspiel zu zu sehen.<br />

Simon scannte die verschiedenen Kommunikatoren die der Senator in s<strong>ein</strong>en Taschen<br />

hatte.<br />

Addresslisten, Termine...Koordinaten!<br />

Alles begann <strong>ein</strong> Bild zu ergeben.<br />

Mit s<strong>ein</strong>em Einfluss konnte Garentes die Patroulien-Routen ohne weiteres Aufleben<br />

<strong>ein</strong>sehen und an die Piraten weiter leiten.<br />

Es ging sogar so weit, dass er getürkte Ehrenmedaillien verleihen liess, um den<br />

Piraten mit den resultierenden Dienstplan-Änderungen <strong>ein</strong> Fenster zu öffnen.<br />

Unter den dechivrierten Daten fand er Listen von bestechlichen Grenzbeamten und<br />

Zahlungs<strong>ein</strong>gänge in Form von Raumkraut und diversen anderen Mode-Drogen.<br />

Es klopfte an der Tür.<br />

Simon richtete s<strong>ein</strong>e verstärkten Sinne und Sensoren auf den Mann vor der Tür.<br />

Obwohl als hohes Tier des Hotels verkleidet, erkannte er den Argonen sofort: Ban<br />

Danna.<br />

Ansch<strong>ein</strong>end hatte der Geheimdienst-Chef der Argonen es sich nicht nehmen lassen


wollen, den Senator höchst persönlich zu beschatten.<br />

Simon schlug sich die Hand vor's Gesicht, als nun auch noch <strong>ein</strong> paar als Pagen<br />

verkleidete, bewaffnete Männer den Korridor entlang preschten.<br />

Danna betrat gerade den Raum und befestigte im Vorbeigehen unauffällig <strong>ein</strong>e Wanze<br />

an der Türklinke:"Sir, das Hotel möchte ihnen <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Gruß als Dank für ihre<br />

großzügigen Ausgaben in unserem Hause senden. Nennen sie mir <strong>ein</strong>en ihrer<br />

Wünsche und er wird auf Kosten des Hauses erfüllt."<br />

Der hagere Senator sah zu der unter der Decke kichernden Sekretärin und dann zu<br />

dem verkleideten Danna:"Bringen sie mir bitte Erdbeeren, Sahne und Schoko-Sirup, in<br />

getrennten Schüsseln."<br />

Das war der Satz auf den hin die Pagen-Piraten ins Zimmer stürzten.<br />

Simon zögerte kurz: Sollte er s<strong>ein</strong>e Tarnung aufrecht erhalten oder helfen?<br />

Kemmrich hatte gesagt Leben gingen vor, allerdings...wie viele Leben konnte er vor<br />

dem Drogentod retten?<br />

In diesem Moment hechtete Danna in die Wanne um sich vor dem Beschuss zu retten.<br />

Normalerweise sinnlos, aber dieses Hotel war für derlei Fälle sehr stabil gebaut.<br />

Hauptsächlich um rabiateren Gästen zu wiederstehen, aber für Beschuss auch recht<br />

dienlich.<br />

Doch lange würde Danna sich dort nicht halten können.<br />

Simon sprang zurück in die normale Phase, schlug die Tür zu und errichtete <strong>ein</strong><br />

Kraftfeld.<br />

Danna sah hoch:"Nicht das ich nicht dankbar wäre, Kemmrich, aber...wer zur Hölle<br />

sind sie?"<br />

Plötzlich erschien <strong>ein</strong>e Einblendung vor Simons Augen: 'Ban Danna. Komplette<br />

Freigabe in Bezug auf Wächter-Identität und Ursprung der Organisation. Er wird<br />

ruhiger s<strong>ein</strong>, wenn er weiss was los ist.'<br />

Simon seufzte:"Simon Danes. Den Argonen-Sektoren zugeteilter Wächter."<br />

Danna starrte ihn kurz an, betrachtete dann das Kraftfeld und liess sich resignierend<br />

in die Wanne fallen:"Grandios! Die Nano-Nervensäge hat <strong>ein</strong>en Club gegründet...als<br />

wäre er all<strong>ein</strong> nicht schon genug um mich in den Wahnsinn zu treiben. Ich weiss, dass<br />

sie das hören, Kemmrich! Ich denke, sie können so viel? Warum halsen sie mir noch<br />

mehr Leute auf den Hals, deren Identität in k<strong>ein</strong>em Bericht auftauchen darf?! Ein<br />

Überwesen ist ja nicht genug, um es zu vertuschen, damit die Öffentlichkeit nicht in<br />

Panik gerät!"<br />

Simon lächelte, als er <strong>ein</strong>e Simulation von Danna sah, die genau diese Reaktion<br />

vorraus berechnet hatte...neben hunderten anderen, die zu großen Teilen<br />

b<strong>ein</strong>halteten, dass Danna s<strong>ein</strong>en Kopf gegen die Wand schlug oder mit <strong>ein</strong>em wutbedingtem<br />

Schlaganfall zusammen sackte.<br />

Insofern war das hier wohl noch <strong>ein</strong> gutes Ergebnis.<br />

Der Wächter räusperte sich:"Wenn sie dann fertig sind, m<strong>ein</strong>en Chef anzubrüllen,<br />

könnte ich sie dann hier herraus bringen? Ich lasse schon ne synthetische Leiche<br />

liegen."<br />

Danna setzte sich auf, rieb sich die Schläfen und fokussierte ihn:"Vorher: Sind sie<br />

irgend so ne Art Android, Klon oder sonst etwas was Kemmrich vor <strong>ein</strong> paar Jahren<br />

zusammengesetzt hat? Nur das ich weiss, womit ich es zu tun habe."<br />

Simon schüttelte den Kopf:"Ich bin geborener Argone...sagen wir <strong>ein</strong>fach, der Job<br />

b<strong>ein</strong>haltet Implantate. Ich bringe sie jetzt hier weg und folge den Piraten. In ihrer<br />

Basis kann ich dann..."<br />

Danna's Augen offenbarten <strong>ein</strong> tiefes Feuer:"Sie nehmen mir den Fall nicht weg.<br />

Wohin sie Garentes gerade auch gezerrt haben, ich werde s<strong>ein</strong>en dürren Hintern von<br />

dort in den nächsten Knast zerren, sobald ich die Beweise von dort habe. Ich habe<br />

zwei Jahre hier dran gearbeitet. Wenn sie mir die Sache jetzt mit ihren Implantaten in<br />

die Luft sprengen, machen sie sich <strong>ein</strong>en F<strong>ein</strong>d für's Leben."


Simon seufzte:"OK...wir machen das zusammen. In m<strong>ein</strong>en Hinterkopf schreien<br />

sowieso gerade hunderte von lernenden KI's ich solle ihre Arbeitsweise miterleben."<br />

Danna rieb sich das Gesicht:"Oh Gott...hier nach brauche ich Urlaub."<br />

Aktueller Stand: 22. April 2011

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