10.12.2012 Aufrufe

Abgeordnetenhaus von Berlin Mitteilung – zur Kenntnisnahme –

Abgeordnetenhaus von Berlin Mitteilung – zur Kenntnisnahme –

Abgeordnetenhaus von Berlin Mitteilung – zur Kenntnisnahme –

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Abgeordnetenhaus</strong> <strong>von</strong> <strong>Berlin</strong> <strong>–</strong> 15. Wahlperiode Drucksache 15/76<br />

2. Einzeldarstellungen der Bezirke, Zahlenwerk<br />

und grafische Erläuterungen<br />

2.1 Kurzcharakteristik der Bezirke<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

Seit dem 1. Januar 2001 gibt es den neuen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.<br />

Der Kurfürstendamm ist jetzt nicht mehr die<br />

Grenze, sondern pulsierender Mittelpunkt des Bezirks, der viel zu<br />

bieten hat <strong>von</strong> der Gedächtniskirche bis zum Teufelsberg, vom<br />

Havelstrand bis <strong>zur</strong> Technischen Universität, vom Olympiastadion<br />

bis zum Horst-Dohm-Eisstadion, vom Schloss Charlottenburg<br />

bis zum Volkspark Wilmersdorf, <strong>von</strong> der Deutschen Oper<br />

bis <strong>zur</strong> Schaubühne. Am Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte<br />

sich mit dem Ausbau des Kurfürstendammes zum Großstadtboulevard<br />

in Charlottenburg und Wilmersdorf eine City-Filiale,<br />

die sich schnell <strong>zur</strong> lebhaften Konkurrenz <strong>zur</strong> alten Stadtmitte<br />

Unter den Linden und an der Friedrichstraße mauserte. Die<br />

Mischung aus Kultur, Kommerz und Gastronomie bei einem<br />

gleichzeitig hohen Anteil großzügiger Wohnungen entwickelte<br />

sich innerhalb weniger Jahre zu einem der Hauptanziehungspunkte<br />

<strong>Berlin</strong>s. 1896 entstand das Theater des Westens. 1907 das<br />

Schillertheater und das Kaufhaus des Westens. 1912 das Opernhaus,<br />

an dessen Stelle 1961 die Deutsche Oper <strong>Berlin</strong> neu eröffnet<br />

wurde.<br />

Die Bezirksfläche beträgt heute 6 472 ha, da<strong>von</strong> 4 511 ha für<br />

Siedlung und Verkehr. Die Bevölkerung <strong>von</strong> rd. 317 600 setzt sich<br />

aus 53,3 % männlichen und 46,7 % weiblichen Einwohnern<br />

zusammen. Der Ausländeranteil beträgt 15,5 %. Im Unterschied<br />

zum Rest des Bezirkes gibt es in den Neubausiedlungen im Norden<br />

kaum kulturelle Einrichtungen. Ansonsten ist die kulturelle<br />

Infrastruktur gekennzeichnet durch eine Fülle <strong>von</strong> überwiegend<br />

zentralen Kultureinrichtungen: große Theater und Musiktheater,<br />

Museen, Galerien, Kinos etc. Dazu kommt eine Vielzahl dezentraler<br />

Kultur- und Freizeitstätten, Veranstaltungsorte, Treffpunkte<br />

und Beratungsstellen.<br />

Diesen Einrichtungen gegenüber steht eine große Anzahl <strong>von</strong><br />

freischaffenden Künstlerinnen und Künstlern aller Sparten,<br />

freien Gruppen, Initiativen und Vereinen.<br />

Andererseits ist Charlottenburg-Wilmersdorf ein Bezirk<br />

mit ausgedehnter Wald- und Wasserfläche und hat Ortsteile<br />

<strong>–</strong> Schmargendorf und Grunewald <strong>–</strong>, in denen es kaum kulturelle<br />

Angebote gibt. Mit der Künstlerkolonie am Ludwig-Barnay-Platz<br />

verfügt der Bezirk über ein herausragendes historisches Beispiel<br />

genossenschaftlicher Künstlerselbsthilfe in der Wohnraumfrage<br />

(Bühnengenossenschaft).<br />

Der Nationalsozialismus zerstörte vieles, vor allem durch die<br />

Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung. Charlottenburg<br />

und Wilmersdorf waren seit den 20er Jahren die<br />

beiden Bezirke mit dem höchsten Anteil jüdischer Bevölkerung.<br />

Viele Juden hatten als Unternehmer, Künstler, Intellektuelle,<br />

Schriftsteller und Mäzene einen großen Anteil an der internationalen<br />

Ausstrahlung des <strong>Berlin</strong>er Westens. Nachdem die inneren<br />

Grundlagen dieser Erfolgsgeschichte zerstört waren, wurde im<br />

Zweiten Weltkrieg auch äußerlich sichtbar viel wertvolle Bausubstanz<br />

vernichtet. Als Mahnmal gegen den Krieg zeugte der<br />

Ruinenturm der Gedächtniskirche da<strong>von</strong>.<br />

Mit der Teilung der Stadt wurde die frühere City-Filiale <strong>zur</strong><br />

neuen City West-<strong>Berlin</strong>s, zum „Schaufenster des Westens“. Neue<br />

Wahrzeichen entstanden wie das Europa-Center und das Internationale<br />

Congress Centrum. Seit dem Fall der Mauer 1989 gibt es<br />

wieder einen Wettbewerb zwischen den <strong>Berlin</strong>er Zentren <strong>–</strong> und<br />

das ist gut so. Denn die Vielfalt <strong>Berlin</strong>s macht den Reiz der Stadt<br />

aus. Von den Anziehungspunkten im neuen Regierungsviertel<br />

und in der alten Mitte profitiert auch die westliche City, und <strong>von</strong><br />

der ungebremsten Attraktivität des Westens profitiert auch das<br />

historische Zentrum.<br />

Aber auch heute gilt: Wer die westliche City kennt, der kennt<br />

noch lange nicht den neuen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.<br />

Der hat noch viel mehr zu bieten <strong>–</strong> <strong>von</strong> der Waldbühne bis <strong>zur</strong> Bar<br />

jeder Vernunft, vom Grunewaldturm bis zum Volkspark Jungfernheide.<br />

6<br />

Als bezirkliche Ausstellungsstätten sind das Kulturzentrum<br />

„KOMMUNALE GALERIE“ und die „Villa Oppenheim“ zu nennen.<br />

In den Sommermonaten steht für Ausstellungen die „Kleine<br />

Orangerie“ des Schlosses Charlottenburg <strong>zur</strong> Verfügung. Im<br />

Schloss veranstaltet bzw. unterstützt das Kunstamt ebenso Kulturveranstaltungen<br />

wie in der nahe gelegenen Freilichtbühne<br />

Jungfernheide.<br />

Die insgesamt unzulängliche Spielstättensituation wird durch<br />

die Einbeziehung des Theatersaals an der Schlesien-Oberschule<br />

(Oppenheim-Festsaal) nur unwesentlich verbessert. Der Saal wird<br />

vom Kunstamt/Villa Oppenheim genutzt für Konzerte, Podiumsveranstaltungen<br />

oder bezirkliche Feiern.<br />

Das Kunstamt betreibt als Proben- und Spielstätte das Theater<br />

Coupé, u. a. mit dem festen Ensemble der jüdischen Theaterbühne<br />

BAMAH. Vorwiegend Projektförderung wird über das<br />

Kulturbüro abgewickelt.<br />

Die Erforschung und Darstellung der Bezirksgeschichte obliegt<br />

dem Heimatmuseum und den Archiven. Das historische Denkmal<br />

Haus Schustehrusstraße wird ebenfalls vom Bezirk betreut.<br />

Die Ateliersituation im Bezirk hat sich wesentlich verbessert<br />

durch den Ausbau <strong>von</strong> Räumen im Dachgeschoss des Hauses<br />

Hohenzollerndamm 174/177. Stillgelegte und geeignete Räume<br />

des ehemaligen Krematoriums werden ebenfalls als Ateliers<br />

genutzt. Ein neues Atelierhaus ist für den Nonnendamm 17<br />

geplant. Hier soll ein bestehendes, ehemaliges Fabrikgebäude<br />

ausgebaut werden für Atelierzwecke.<br />

Friedrichshain-Kreuzberg<br />

Der fusionierte Bezirk hat 248 591 Einwohner/-innen auf einer<br />

Fläche <strong>von</strong> 20,2 Quadratkilometern. Beide bisherigen Bezirke<br />

haben eine hohe Bebauungsdichte und einen großen Anteil Altbausubstanz<br />

in der „<strong>Berlin</strong>er Mischung“ aus Wohnen und Arbeiten,<br />

die Struktur des Hobrechtschen Bebauungsplanes ist noch<br />

sichtbar. Der Bezirk ist arm, hat aber eine sehr heterogene Sozialstruktur.<br />

Mit einem Anteil <strong>von</strong> 26,6 % Bevölkerung mit Fachhochschulreife<br />

oder Abitur liegt er an 4. Stelle in <strong>Berlin</strong>, mit 5,4 %<br />

ohne Schulabschluss aber auch an zweitletzter. Friedrichshain<br />

verfügt über große Industriebrachen, die zügig bebaut und umgenutzt<br />

werden, wie zum Beispiel die Oberbaum-City, bei diesem<br />

Prozess gehen aber auch Raumpotenziale für junge Szenen verloren,<br />

die den Stadtteil in den vergangenen Jahren überregional<br />

attraktiv gemacht haben. Die urbanen Altbaugebiete um den<br />

Boxhagener Platz bleiben wie seit Öffnung der Mauer ein Ort für<br />

Künstler/-innen, Student(inn)en und eine bunte Gastronomie.<br />

Der Bezirk ist inzwischen Ziel vieler junger <strong>Berlin</strong>-Touristen.<br />

Überregionale Anziehung besitzt auch die Karl-Marx-Allee als<br />

monumentales Relikt sozialistischer Baukultur. Die architektonisch-stadträumliche<br />

Attraktion muss in den kommenden Jahren<br />

zunehmend mit urbanen Funktionen gefüllt werden. Temporäre<br />

Kunstaktionen und Veranstaltungsreihen und eine Ausstellung<br />

<strong>zur</strong> Geschichte der Stalinallee werden diese Entwicklung ebenso<br />

unterstützen wie das neue Kulturhaus „Alte Feuerwache“.<br />

In Kreuzberg, dem ärmsten der bisherigen 23 Bezirke, hat ein<br />

Drittel der Bewohner/-innen keinen deutschen Pass, insbesondere<br />

SO 36 ist durch einen hohen Anteil an Zuwanderern aus der<br />

Türkei geprägt. Seit etwa einem Jahrzehnt gibt es in einigen Quartieren<br />

Segregationsprozesse. Der Stadtteil verfügt im Unterschied<br />

zu Friedrichshain über eine ganze Reihe überregionaler Kultureinrichtungen<br />

und daneben weiterhin über eine vielfältige kulturelle<br />

Szene: freie Spielstätten, eine Vielzahl an Theater/Tanzund<br />

Musikgruppen, neu entstandene Clubs, mehrere Hundert<br />

bildende Künstler/-innen. Die Zahl der Galerien hat dagegen im<br />

Vergleich <strong>zur</strong> Zeit vor Öffnung der Mauer drastisch abgenommen.<br />

Kreuzberg hat in den vergangenen Jahren kulturelles Potenzial,<br />

das nach Öffnung der Mauer an Prenzlauer Berg und Mitte<br />

verloren ging, <strong>zur</strong>ückgewonnen; die Gewerbemieten haben sich<br />

nach drastischen Steigerungen wieder nach unten bewegt, sehr<br />

billige unsanierte Raumpotenziale gibt es jedoch seit langem<br />

nicht mehr.<br />

Die Fördermittel für künstlerische, kulturelle und soziokulturelle<br />

Projekte wurden in den vergangenen Jahren, insbesondere<br />

in Friedrichshain, erheblich reduziert. durch den neu hinzugekommenen<br />

Landeskulturfonds steht für den neuen Bezirk jedoch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!