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Holocaust-Gedenktag am 27.02.2017<br />

an der Gedenktafel auf dem Harald-Stender-Platz mit Kranzniederlegung.<br />

Etwa 350 Begleiter*innen fanden sich ein, die kalte (wettermäßig),<br />

kurze und knappe Ansprache (ca. 5 Minuten) von Justus aus dem<br />

Fanladen (Julius-Hirsch-Preis-Gewinner 2016, vom DFB ausgelobt),<br />

wurde abgerundet mit der Kranzniederlegung von Ann aus<br />

dem Ragazzi-Umfeld und mal wieder Jan-Philipp Kalla, unserem<br />

Vorzeigeprofi, wenn es um politische Veranstaltungen geht. Aber<br />

heute war es anders als sonst. Die gesamte erste Mannschaft und<br />

die Vereinsspitze waren angetreten für ein Mannschaftsfoto mit<br />

dem im Hintergrund befindlichen Banner „Kein Fußball den Faschisten“<br />

und den Gedenktafeln. Sehr schöne Geste, die hoffentlich<br />

nicht noch für irgendwelche Marketingaktionen missbraucht wird.<br />

Dann trafen wir uns in den Fanräumen, um dem Vortrag von Jörn<br />

Kreuzer (Mitglied St.-Pauli-Museum) zu lauschen. Thema „Wie<br />

die Hamburger Juden vor aller Augen aus der Stadt deportiert und<br />

ausgebeutet werden“. Er wurde bei dem Vortrag unterstützt von<br />

unserem Historiker und Buchautor Gregor Backes. Hier waren<br />

dann wieder nur ein paar wenige aus Mannschaft und Vereinsspitze<br />

zu sehen. Wer sonst außer der verschnupfte Jan-Philipp, Ewald,<br />

der zwischenzeitlich den Türsteher machte, und natürlich unser<br />

Tausendsassa Oke Göttlich mit seiner ganzen Familie. Oke, du bist<br />

wirklich überall, wenn es um den FCSP geht, Respekt! Außerdem<br />

gesehen wurden noch Tom Happe vom Präsidium, Roger (Aufsichtsrat),<br />

Tjark (Museums-Vorstand) und Sönke (St.-Pauli-Museum).<br />

Sind noch andere Spieler gesehen worden? ...<br />

Der Vortrag war recht interessant. Er befasste sich mit der Forschungsarbeit<br />

von Jörn in Zusammenarbeit mit der Staatsbibliothek<br />

(Stabi) Carl von Ossietzky. Ziel ist es, 8.500 von den Nazis<br />

beschlagnahmte Bücher zu durchsuchen und die Bücher deren<br />

jüdischen Eigentümer*innen oder Familien <strong>zur</strong>ückzugeben wollen.<br />

Bisher konnten erst 185 Bücher Familiennamen zugeordnet werden<br />

und es wurden gerade einmal 14 Bücher übergeben.<br />

Wir erfuhren die Geschichte des Hannoverschen Bahnhofs, der in<br />

der Nazizeit als Verladestelle der zum Tod Verdammten genutzt<br />

wurde. Bis zum Jahr 2019 soll an dieser Stelle (Lohsepark-Hafen-<br />

City) ein Denkmal fertiggestellt werden, das daran erinnert. Schon<br />

jetzt kann man die alten Gleise, die in die Vernichtungslager führten,<br />

und den Infocontainer wie auch Anzeigetafeln begutachten.<br />

Ein Ausflug dorthin lohnt sich, will man dem Trubel der Elphi in<br />

der HafenCity entkommen.<br />

Michael Pahl stellte auch die Lebenswege einiger St.-Pauli-Mitglieder<br />

in der damaligen Zeit kurz dar. Zum Beispiel von Mitglied<br />

Peter Jürs, der wegen „Wehrkraftzersetzung“ zunächst zum Tode,<br />

dann zu lebenslanger Zuchthausstrafe verurteilt wurde und wenige<br />

Tage vor Ende des Krieges bei der Bombardierung des Schiffes<br />

„Cap Arcona“ ums Leben kam. Oder von Dr. Otto Wolff, ehemals<br />

Spieler der 1. Mannschaft des FC St. Pauli, der als SS-Standartenführer<br />

eine steile NS-Karriere hinlegte und als Gauwirtschaftsberater<br />

unter anderem die „Arisierung“ der Hamburger Wirtschaft<br />

entscheidend mit organisierte. Über diese und andere Lebenswege<br />

werden wir demnächst mehr erfahren, bis dahin könnt ihr ja<br />

Gregors neues Buch „Mit deutschem Sportgruß - Der FC St. Pauli<br />

im Nationalsozialismus“ , ISBN 978-3-89771-825-8, Unrast Verlag<br />

abarbeiten.<br />

Beim Frage- und Antwortspiel wurde daran erinnert, dass es auch<br />

einige wenige gab, die damals jüdische Kinder retteten und sogar<br />

Deportationszüge begleiteten, um Kinder aus den Waggons zu<br />

befreien.<br />

Alles in allem, mal wieder, eine runde Veranstaltung. Wir freuen<br />

uns auf die angekündigte Ausstellung von FCSP-Mitgliedern<br />

aus der damaligen Zeit und welche Entscheidungen sie trafen.<br />

Historische Unterlagen können gern im Fanladen oder beim Verein<br />

abgegeben werden.<br />

Es soll auch ein Pädagogikprogramm erstellt werden, das für<br />

Schüler genutzt werden kann. Wir sind gespannt auf die Arbeit,<br />

die geleistet werden muss, um unsere „Freunde“ aus St. Ellingen<br />

endlich einmal im Rahmen der Vereinsgeschichtsaufarbeitung<br />

Paroli bieten zu können. Viel Erfolg wünschen wir dem St.-Pauli-Museum!<br />

//Doddel und hog<br />

Mit fachlicher Unterstützung von Michael Pahl, vielen Dank dafür!<br />

Fotos Stefan Groenveld und hog<br />

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