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bersteiger127 zur Korrektur

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Timbos Kleine Taktikschule<br />

Heute: Grundformationen<br />

Mit der Beschreibung von Grundformationen ist das so eine<br />

Sache. Haben die Bayern unter Guardiola ein 4-1-4-1 oder ein<br />

3-4-3 gespielt? Zählt eine abkippende Sechs <strong>zur</strong> Viererkette<br />

und der aufrückende Außenverteidiger ins Mittelfeld oder<br />

gar in den Sturm? Viele Fachleute können mit den Zahlenspielen<br />

in der Fußballjournalistik nichts anfangen, geht es<br />

doch um das Spielsystem in Defensiv- und Offensivsituationen<br />

und davon gibt es weit mehr als das übliche „Mannschaft<br />

xx spielt heute im 4-2-3-1.“. Es ist eher so: Nennt einfach drei<br />

oder vier Zahlen, die zusammen eine 10 ergeben, fangt mit<br />

einer Vier an und ihr könnt euch sicher sein, dass es diese<br />

Formation schon einmal im Weltfußball gegeben hat. Einig<br />

ist man sich immerhin darüber, dass die Mannschaften ihre<br />

Formation während des Spiels variieren, es jedoch zumindest<br />

eine Grundformation gibt.<br />

Wenn die eigene Grundformation mit der des gegnerischen<br />

Teams verglichen wird, geht es darum, wie viele Spieler*innen<br />

im Verhältnis zum gegnerischen Team im Raum verteilt<br />

sind. Das Ziel ist einfach: Mit der eigenen Formation soll eine<br />

Überzahl in den Fokusbereichen des Spielfelds geschaffen<br />

werden. Eine numerische Überzahl führt zwar nicht zwingend<br />

zu einem Torabschluss oder einem Ballgewinn, allerdings<br />

erhöht sich die Chance enorm. Doch welche Formation<br />

ist wann die beste? Wir zeigen die aktuell gängigsten Formationen<br />

mit ihren Vor- und Nachteilen.<br />

4-4-2 flach:<br />

„Flach“ bedeutet in diesem<br />

Fall, dass anstelle einer<br />

Raute, wie sie vor zehn<br />

Jahren angesagt war (und<br />

Bremen 2004 zum Double-Sieger<br />

machte), nun eine<br />

Doppel-Sechs aufgeboten<br />

wird. Dieses System besticht<br />

durch Variabilität,<br />

birgt aber auch Risiken. Während ein Stürmer durchgehend<br />

zentrumsfokussiert agiert, kann der zweite Stürmer als falsche<br />

Neun wirken und Räume für nachrückende Spieler<br />

schaffen. Meist lösen sich eine Sechs und ein Stürmer horizontal,<br />

es kann aus dieser Formation aber auch über das Zentrum<br />

aufgebaut werden, wenn die gegnerische Mannschaft nur<br />

eine Sechs aufbietet. In der Offensive steht und fällt der Erfolg<br />

des Teams mit der Leistung der falschen Neun, da nur diese<br />

Räume schaffen kann. Zur Unterstützung werden deshalb<br />

inzwischen häufig die äußeren Mittelfeldspieler nach innen<br />

gezogen, wodurch den Außenverteidigern eine zentrale Rolle<br />

im Spielaufbau zukommt. Gegen den Ball können leicht Pässe<br />

allerdings besteht gegen Teams im 4-2-3-1 eine numerische<br />

Unterzahl im Zentrum, welches diesen eine Vielfalt an Möglichkeiten<br />

bietet.<br />

4-2-3-1:<br />

Momentan der Shit in Liga<br />

Zwei. Im Offensivspiel<br />

können die drei offensiven<br />

Mittelfeldspieler bei Ballgewinn<br />

sofort in Szene gesetzt<br />

werden und sehr variabel<br />

verschieben. Eine Sechs<br />

kann ebenfalls einrücken,<br />

ohne dass bei Ballverlust<br />

zu große Lücken entstehen, da die zweite Sechs rückverteidigt.<br />

Die Sechsen und die Zehn führen zu enormer Präsenz<br />

im Zentrum. Diese muss vom gegnerischen Team, egal in<br />

welcher Formation, erst einmal zugestellt werden, was wiederum<br />

Räume auf den Außenbahnen ermöglicht, die mit geschicktem<br />

Verschiebeverhalten der Zehn in Überzahlsituationen<br />

münden können. Nachteilig ist die Einzelbesetzung der<br />

Stürmerposition, da dieser positionsgebunden ist und ohne<br />

Horizontalbewegungen agiert. Das führt dazu, dass Räume<br />

im Zentrum nur schwerlich geöffnet werden können. Einige<br />

Teams spielen daher mit einer einrückenden Sechs als Halbstürmer<br />

(siehe Rzatkowski 14/15). Im Spiel gegen den Ball<br />

sorgen die Sechsen ebenfalls für Präsenz im Zentrum und<br />

können auch abkippen, falls die gegnerische Mannschaft zwei<br />

Stürmer aufbietet. Die Überzahl im Zentrum führt zwangsläufig<br />

zu einer Unterzahl auf den Flügeln, welche nur durch<br />

hohe Laufbereitschaft und geschlossenes Verschieben ausgeglichen<br />

werden kann.<br />

3-5-2:<br />

Eine Formation, die uns in<br />

Zukunft häufiger begegnen<br />

wird. Das System lässt sich<br />

mit einem Wort beschreiben:<br />

variabel. Eigentlich ist<br />

es eine Frechheit, es 3-5-2<br />

zu nennen, denn je nach<br />

Spielsituation ist es ein 5-3-<br />

2, 4-4-2, 3-3-4 oder 4-3-3.<br />

Die Dreierkette kann variabel durch die äußeren Mittelfeldspieler<br />

zu einer Vierer- oder Fünferkette anwachsen, was die<br />

Räume stark verengt. Hierbei werden allerdings die Flügel<br />

vernachlässigt. Die Unterzahl auf den Flügeln führt dazu,<br />

technisch höchste Qualität abverlangt wird. Ist diese Qualität<br />

vorhanden, erfüllt diese Formation alle Ansprüche: Zwei<br />

Stürmer besetzen dauerhaft die Tiefe. Das Zentrum ist mit<br />

drei Spielern ausreichend besetzt und die letzte Kette kann in<br />

Notsituationen aus fünf Spielern bestehen. Die taktische Feinabstimmung<br />

muss aber sitzen, ansonsten kann sich die gegnerische<br />

Mannschaft durch schnelles Verlagern oder strikt<br />

vertikales Umschaltspiel recht einfach in die Gefahrenzone<br />

kombinieren.<br />

18 nach Außen provoziert werden, anschließend wird gedoppelt, dass den äußeren Mittelfeldspielern läuferisch, taktisch und<br />

19<br />

4-3-3:<br />

Ein tolles System, weil es<br />

verwirrende Optionen im<br />

Umschaltspiel bietet. Nach<br />

Ballgewinn stehen drei<br />

tiefe Anspielstationen <strong>zur</strong><br />

Verfügung, welche die andere<br />

Mannschaft bei guten<br />

Passläufen in Unterzahl<br />

bringen. Durch hohes Verschieben<br />

der Stürmer können Räume geöffnet werden. Bei<br />

Ballverlust sind allerdings ebenfalls Kontersituationen denkbar,<br />

da die hohe Staffelung Probleme in der Rückverteidigung<br />

forciert. Der gegnerischen Mannschaft bieten sich bei Ballbesitz<br />

das Spiel über die Flügel als auch eine Formation mit zwei<br />

Stürmern (da meist nur eine Sechs) an. Das führt dazu, dass<br />

die Mittelfeldspieler gestaffelt verteidigen (4-2-1-3 oder 4-1-2-<br />

3) Auch hier besteht ein hoher spielerischer und läuferischer<br />

Anspruch an die Außenverteidiger, da die Mittelfeldspieler<br />

defensiv eng zusammenziehen, um ein Spiel durch das Zentrum<br />

zu unterbinden.<br />

4-1-4-1:<br />

Ebenfalls eine Formation<br />

mit Zukunft. Üblicherweise<br />

ist die Sechs am Offensivspiel<br />

unbeteiligt, der<br />

Spielaufbau erfolgt häufig<br />

vertikal über die Außenbahnen.<br />

Das risikoreiche<br />

vertikale Spiel legitimiert<br />

sich dadurch, dass zwei<br />

Zehner im Zentrum eine optimale Raumaufteilung für das<br />

Gegenpressing bieten. Daher sind eigene Ballverluste im<br />

Spielaufbau risikoarm und bieten weitere Offensiv-Option, da<br />

sofort mit dem Gegenpressing gestartet werden kann. Wenn<br />

sich allerdings die Zehner nicht gut im Raum bewegen, wird<br />

das Spiel statisch. Sollten die Zehner jedoch eine gute Raumaufteilung<br />

und –bewegung zeigen, werden die gegnerischen<br />

Ketten auseinandergezogen. In der Defensive bilden sich<br />

zwei Viererketten, was ein Doppeln auf den Flügeln ermöglicht.<br />

Eine Steuerung des gegnerischen Spielaufbaus ist kaum<br />

möglich, jedoch sind sowohl Zentrum als auch Außen ausreichend<br />

besetzt. Schwierig wird es nur, wenn das gegnerische<br />

Team einen zweiten Stürmer aufbietet oder die Ketten durch<br />

Schnittstellenpässe durchbrochen werden, weil die Abstände<br />

nicht stimmen.<br />

Auch bei unserem FC wurden in der Hinrunde viele Formationen<br />

probiert. Aus dem 4-2-3-1 der Vorsaison wurde ein 4-4-<br />

2 und später ein 4-1-4-1, teilweise sogar wieder ein 4-2-3-1.<br />

Es wurde deutlich, dass keine der Formationen greift, wenn<br />

Laufbereitschaft und taktische Disziplin nicht vorhanden<br />

sind und in der letzten Kette die Abstände nicht stimmen.<br />

Die richtige Einstellung muss also formationsunabhängig gegeben<br />

sein.

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