27.02.2017 Aufrufe

Heruntergeladen Urheberrechtlich

s-0042-101873

s-0042-101873

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Leitlinie 173<br />

tame [242], Makrolide [243–246] als auch Fluorchinolone [247]<br />

als Substanzklassen und schließen randomisierte Doppelblindstudien<br />

ein.<br />

Die Therapiedauer kann in Abhängigkeit von der gewählten antimikrobiellen<br />

Substanz und ihren spezifischen PK/PD-Charakteristika<br />

verkürzt werden. Beispiele sind Azithromycin (in unterschiedlichen<br />

Dosierungen Therapiedauer von drei Tagen gleich<br />

wirksam wie von 5 Tagen, ja sogar von einem Tag [248], Amoxicillin<br />

(3 Tage ausreichend [242]) und Levofloxacin (in unterschiedlichen<br />

Dosierungen Therapiedauer von 5 Tagen gleich<br />

wirksam wie 7 bzw. 10 Tage [247]). Nur die beiden letzten Beispiele<br />

stellen allerdings eine reale Therapiezeitverkürzung dar,<br />

da im Falle von Azithromycin lediglich die Applikationszeit, nicht<br />

aber die antimikrobielle Expositionszeit verkürzt wird.<br />

Auch bei höheren Schweregraden mit deutlich erhöhtem Letalitätsrisiko<br />

bei Patienten, die auf die initiale kalkulierte antimikrobielle<br />

Therapie ansprechen, scheint eine Therapiezeit von 7 Tagen<br />

möglich [249 –251]. Ebenso scheinen schwere Pneumonien<br />

mit Bakteriämien keine längere Therapiedauer als 7 Tage zu benötigen<br />

[252]. Dies gilt auch für Pneumonien mit Pneumokokken-Bakteriämie.<br />

Eine Ausnahme stellen Pneumonien mit S. aureus-Bakteriämie<br />

dar.<br />

Die Daten sind unzureichend, um zuverlässige Aussagen zur Therapiedauer<br />

nach Art des Pathogens zu machen. Die Zeit bis zum<br />

Ansprechen und zur klinischen Stabilisierung scheint ein wichtiger<br />

Hinweis auf die vermutlich benötigte Therapiedauer zu sein.<br />

Im Falle einer Legionellenpneumonie war diese Zeit bei Behandlung<br />

mit Fluorchinolonen im Vergleich zu Makroliden in<br />

der Mehrheit der Studien kürzer, sodass eine Therapiedauer von<br />

< 14 Tagen bei der Legionellose angemessen erscheint [253 –<br />

256]. Optionen zur weiteren Verkürzung der Therapiedauer bei<br />

Legionellose können sich durch die Gabe einer höheren Dosis<br />

von Levofloxacin (750 mg täglich) ergeben. Nach einigen Beobachtungen<br />

kann sogar eine Therapiedauer von 5 Tagen ausreichend<br />

sein [257, 258]. Eine hinreichend begründete Empfehlung<br />

besteht darin, dass die Therapiedauer in der Regel 7 –10 Tage betragen<br />

sollte.<br />

5.3.1 Sequenztherapie<br />

Unter „Sequenztherapie“ sollen alle antimikrobiellen Therapieformen<br />

verstanden werden, die initial intravenös verabreicht<br />

und nach klinischem Ansprechen auf eine orale Gabe umgestellt<br />

werden. Im engeren Sinne handelt es sich um Umstellungen der<br />

Darreichungsform derselben Substanz, im weiteren Sinne aber<br />

auch um solche mit anderen Substanzen und Substanzklassen.<br />

Grundsätzlich eignen sich Substanzen mit sehr hoher oraler Bioverfügbarkeit<br />

und nachgewiesener Wirksamkeit bei Pneumonie<br />

zur oralen Therapie. Problematisch können eine zur parenteralen<br />

Gabe nicht-äquivalente Dosierung und eine geringe orale Bioverfügbarkeit<br />

sein – dies ist häufig zugleich bei oralen Cephalosporinen<br />

der Fall. Auf Patientenseite sind Schluck- und Resorptionsstörungen,<br />

Begleitmedikationen, die die orale Bioverfügbarkeit beeinflussen,<br />

anamnestische Unverträglichkeiten und Allgemeinzustand<br />

oder Orientierung zu berücksichtigen [250, 259 –262].<br />

Geprüft und uneingeschränkt geeignet zur oralen – auch initial<br />

oralen – Therapie bei leichter bis mittelschwerer Pneumonie<br />

sind die Fluorchinolone Moxifloxacin (in einer Dosierung von<br />

400 mg pro Tag) und Levofloxacin (Dosierung 500 bis 1000 mg<br />

pro Tag). Sie haben eine exzellente orale Bioverfügbarkeit (>90 %).<br />

Darüber hinaus sind auch Doxycyclin (100 –200 mg pro Tag) und<br />

die neueren Makrolide Azithromycin (500 mg pro Tag, je nach<br />

Initialdosis) und Clarithromycin (2 × 500 mg pro Tag) für diese Indikation<br />

als orale Gabe geprüft. Clindamycin erscheint ebenfalls<br />

geeignet (3 × 600 mg pro Tag). Unter den Penicillinderivaten sind<br />

Amoxicillin (3 × 750 – 1000 mg pro Tag) und Amoxicillin-Clavulansäure<br />

(3 × 625 mg oder 2 – 3×1000 mg pro Tag) geprüft und geeignet.<br />

Die Datenlage bei der Pneumonie im Erwachsenenalter ist<br />

unzureichend für Sultamicillin [204]. Unter den Oralcephalosporinen<br />

sind es Cefuroxim-Axetil und Cefpodoxim-Proxetil, die in<br />

der Sequenztherapie als geeignet gelten können. Sie sind in ihrer<br />

In-vitro-Aktivität gegenüber Pneumokokken schwächer wirksam<br />

als Amoxicillin [263 –265]. Sie sind klinisch geprüft, ganz überwiegend<br />

jedoch als Sequenztherapie nach initialer parenteraler<br />

Erstbehandlung und oft in Studien, in denen auch Patienten mit<br />

AECOPD und akuter Bronchitis eingeschlossen waren [266, 267].<br />

In einer randomisierten Studie wurde eine frühe Umstellung auf<br />

eine orale Gabe (Tag 2) geprüft. Es wurden keine Unterschiede<br />

zwischen früher Umstellung (die meisten Patienten erhielten 2×<br />

200 mg Cefpodoxim-Proxetil plus 2×500 mg Clarithromycin täglich)<br />

und einer weitergeführten parenteralen Therapie beobachtet<br />

[268]. Eine weitere Studie hat diese Ergebnisse bestätigt. Hier<br />

wurde ebenfalls bei schwerer ambulant erworbener Pneumonie<br />

(Normalstation, ca. 80 % PSI-Klasse ≥ IV) am Tag 3 bei erfolgter klinischer<br />

Stabilisierung randomisiert [251]. Bei ca. 80 % der Patienten<br />

war am Tag 3 eine orale Therapie möglich (die meisten Patienten<br />

wurden mit Amoxicillin-Clavulansäure oral behandelt),<br />

signifikante Unterschiede in verschiedenen Endpunkten am Tag<br />

28 ergaben sich nicht. In der großen Mehrzahl der Fälle sollte<br />

eine Sequenztherapie bis zum Tag 3 –5 möglich sein, wenn sie<br />

zu diesem Zeitpunkt noch als erforderlich angesehen wird.<br />

5.3.2 Biomarker-gesteuerte Therapiedauer<br />

Die Steuerung der Therapiedauer über Biomarker (im Wesentlichen<br />

Procalcitonin, PCT) wurde in mehreren Studien untersucht,<br />

meist zusammen mit der Bestimmung der Indikation zur antimikrobiellen<br />

Therapie über Biomarker. Voraussetzung für eine<br />

solche Strategie ist, dass PCT im Verlauf in einem Protokoll sequenziell<br />

bestimmt wird und eindeutige Stopp-Empfehlungen<br />

entlang bestimmter Schwellenwerte definiert sind. In allen Studien<br />

stand dem Kliniker zudem ein „overruling“ offen, d.h. das<br />

Übergehen der Stopp-Empfehlungen entsprechend seinem klinischen<br />

Urteil. In der ● " Tab.15 sind exemplarisch drei entsprechende<br />

Studien dargestellt.<br />

Alle Studien konnten zeigen, dass eine PCT-gesteuerte antimikrobielle<br />

Therapie eine Verkürzung der Therapiedauer erzielen<br />

konnte, und zwar sowohl bei hospitalisierten Patienten als auch<br />

bei Patienten auf Intensivstation, ohne und mit schwerer Sepsis.<br />

Ein Unterschied hinsichtlich Therapieversagen bzw. in der Letalität<br />

bestand dabei nicht. Dieses Ergebnis wurde in einer Metaanalyse<br />

bestätigt, speziell auch bei Patienten mit ambulant erworbener<br />

Pneumonie [55].<br />

Problematisch erscheint bei diesen Studien, dass der Vergleichsarm<br />

der „Standardtherapie“ keine definierte Standardtherapiedauer<br />

vorgibt und das Ausmaß des Unterschieds zur Biomarkergesteuerten<br />

Strategie an der Standarddauer von 7 Tagen gemessen<br />

werden sollte, nicht an der tatsächlichen, oftmals beträchtlich<br />

längeren Therapiedauer, deren Berechtigung in jedem einzelnen<br />

Fall bezweifelt werden muss. Aber auch im Vergleich zu<br />

7 Tagen würde sich ein Unterschied von 1,5 –2 Tagen zugunsten<br />

der PCT-gesteuerten Strategie ergeben. Zusätzlich muss bemerkt<br />

werden, dass derartige Unterschiede bisher kaum außerhalb der<br />

mit diesen Studien erfahrenen Zentren (ganz überwiegend in<br />

einer Schweizer Gruppe) reproduziert werden konnten. Die externe<br />

Validität der Ergebnisse scheint damit eingeschränkt.<br />

<strong>Heruntergeladen</strong> von: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie. <strong>Urheberrechtlich</strong> geschützt.<br />

Ewig S et al. Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie und Prävention – Update 2016 … Pneumologie 2016; 70: 151–200

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!