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s-0042-101873
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154<br />
Leitlinie<br />
Die Empfehlungen zur antimikrobiellen Therapie sind in allen<br />
Schweregraden differenzierter ausgearbeitet, indem bei leichtgradigen<br />
Pneumonien die Implikationen der Komorbidität und<br />
bei allen Schweregraden Konstellationen eines Risikos für multiresistente<br />
Erreger ausgearbeitet worden sind. Ein weiterer Fokus<br />
liegt auch auf der Beschränkung der antimikrobiellen Therapie<br />
auf die kürzest mögliche Dauer. Ebenfalls neu sind die Empfehlungen<br />
zu präventiven Maßnahmen. Dies betrifft nicht nur eine<br />
veränderte Sicht auf die Impfungen, sondern den Einschluss weiterer<br />
Maßnahmen im Sinne einer Sekundärprävention zur Reduktion<br />
der Risikofaktoren für eine Rezidivpneumonie. Weiterhin<br />
ist bei den Empfehlungen das Thema palliative Behandlung<br />
dementsprechend berücksichtigt worden. Nicht mehr eingeschlossen<br />
sind Empfehlungen zur Behandlung von Patienten mit<br />
akuter Bronchitis und akuter Exazerbation der COPD; der Umfang<br />
des Datenzuwachses rechtfertigt hier ein eigenes Dokument.<br />
Sofern und solange ein kuratives Therapieziel besteht, entscheidet<br />
wie bisher die Einschätzung des Schweregrades über das<br />
Therapiesetting, und wie bisher bewegen sich auch die Empfehlungen<br />
zu Umfang und Art der Diagnostik und Therapie entlang<br />
der Schweregrade. Neu formuliert ist das Konzept der Pneumonie<br />
als Notfall, d.h. die Definition von Patienten, die, obwohl vermeintlich<br />
initial nicht unmittelbar vital bedroht, doch einer intensivierten<br />
Therapie bedürfen. Weiterhin nimmt die Leitlinie<br />
bewusst engen Bezug zum Programm der externen Qualitätssicherung<br />
in Deutschland und möchte diesem gleichermaßen<br />
als Maßstab dienen als auch dieses als Teil der Implementierung<br />
der Leitlinie anempfehlen.<br />
Tab. 1 Klassifizierung der Evidenz und Empfehlungsgrade nach GRADE [5, 6].<br />
Empfehlungsgrad Abwägung des Nutzens gegen Risiko/Aufwand Evidenzbewertung<br />
„soll“ oder „soll nicht“<br />
starke Empfehlung,<br />
hohe Evidenz (A)<br />
starke Empfehlung,<br />
moderate Evidenz (B)<br />
starke Empfehlung,<br />
schwache/sehr schwache Evidenz (C)<br />
„sollte“ oder „sollte nicht“<br />
moderate Empfehlung,<br />
hohe Evidenz (A)<br />
moderate Empfehlung,<br />
moderate Evidenz (B)<br />
moderate Empfehlung,<br />
schwache/sehr schwache Evidenz (C)<br />
„kann“ oder „kann nicht“<br />
schwache Empfehlung,<br />
hohe Evidenz (A)<br />
schwache Empfehlung,<br />
moderate Evidenz (B)<br />
schwache Empfehlung,<br />
schwache/sehr schwache Evidenz (C)<br />
erwünschte Effekte überwiegen eindeutig<br />
Risiken/Zusatzaufwand oder vice versa<br />
erwünschte Effekte überwiegen vermutlich<br />
Risiken/Zusatzaufwand oder vice versa<br />
kein ausreichender Anhalt für überwiegenden<br />
Nutzen/Risiko der Intervention<br />
Die Leitlinie richtet sich an alle in die Behandlung von Patienten<br />
mit ambulant erworbener Pneumonie involvierten Ärztinnen<br />
und Ärzte, insbesondere an Allgemeinärzte und Fachärzte für<br />
Innere Medizin im ambulanten Bereich sowie an im Krankenhaus<br />
tätige Ärzte wie Internisten, Pneumologen, Infektiologen und Intensivmediziner.<br />
Erstmals umfasst der Gültigkeitsbereich der Leitlinie zur ambulant<br />
erworbenen Pneumonie auch Österreich und die Schweiz,<br />
und entsprechend gehören der Leitliniengruppe auch von Fachgesellschaften<br />
delegierte Autoren aus Österreich und der Schweiz<br />
an.<br />
Die Datenbasis für die vorliegende Leitlinie ist um weitere sechs<br />
Jahre gewachsen. In dieser Zeit sind auch eine Vielzahl von neuen<br />
Daten durch das Kompetenznetzwerk CAPNETZ und durch Sonderauswertungen<br />
aus dem Qualitätssicherungsprogramm generiert<br />
worden, die es erlauben, wichtige Empfehlungen auf Daten<br />
aus Deutschland zu stützen.<br />
Um die Ziele der Leitlinie zu erreichen, wurden Empfehlungen<br />
zur Implementierung der Leitlinie bzw. von sogenannten „Bündeln“<br />
formuliert, die in jedem Krankenhaus individuell angepasst<br />
werden sollten.<br />
2 Struktur des Leitlinienprozesses<br />
!<br />
Die Erstellung dieser Leitlinie erfolgte nach den publizierten Vorgaben<br />
und Kriterien der AWMF, um dem Nutzer der Leitlinie evidenzbasierte<br />
Kriterien für eine rationale Entscheidungsfindung<br />
und gute ärztliche Praxis an die Hand zu geben [2 –4]. Es handelte<br />
sich um einen zweistufigen Prozess. Die für das Manage-<br />
konsistente Evidenz aus RCTs ohne methodische<br />
Schwächen oder außergewöhnlich starke Evidenz aus<br />
Beobachtungsstudien<br />
Evidenz aus RCTs mit methodischen Limitationen oder<br />
überzeugende Evidenz aus Beobachtungsstudien<br />
Evidenz für wenigstens einen zentralen Outcomeparameter<br />
aus Beobachtungsstudien, Fallserien oder<br />
methodisch stark limitierten RCTs<br />
konsistente Evidenz aus RCTs ohne methodische<br />
Schwächen oder außergewöhnlich starke Evidenz aus<br />
Beobachtungsstudien<br />
Evidenz aus RCTs mit methodischen Limitationen oder<br />
überzeugende Evidenz aus Beobachtungsstudien<br />
Evidenz für wenigstens einen zentralen Outcomeparameter<br />
aus Beobachtungsstudien, Fallserien oder<br />
methodisch stark limitierten RCTs<br />
konsistente Evidenz aus RCTs ohne methodische<br />
Schwächen oder außergewöhnlich starke Evidenz aus<br />
Beobachtungsstudien<br />
Evidenz aus RCTs mit methodischen Limitationen oder<br />
überzeugende Evidenz aus Beobachtungsstudien<br />
Evidenz für wenigstens einen zentralen Outcomeparameter<br />
aus Beobachtungsstudien, Fallserien oder<br />
methodisch stark limitierten RCTs<br />
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RCT: randomized controlled study.<br />
Ewig S et al. Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie und Prävention – Update 2016 … Pneumologie 2016; 70: 151–200