WIEDERERÖFFNUNG JUGENDTREFF - Langenzersdorf
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GEMEINDENACHRICHTEN<br />
Zur Geschichte von <strong>Langenzersdorf</strong><br />
von Prof. Dipl.Ing. Erich Gusel<br />
Teil 207: Anton Hanak und Leopoldine Andrée (Forts.)<br />
Die vorhin genannte Verbindung mit dem Maler Kratky<br />
gibt uns einen Hinweis auf das große Interesse, das<br />
Frau Leopoldine Andrée der Kunst und den Künstlern als<br />
große Förderin zeitlebens entgegengebracht hatte. Neben<br />
dem genannten Maler war z.B. auch der Stockerauer<br />
Aquarellist und Graphiker Leopold Scheidl (1884-1958)<br />
ein häufiger und gern gesehener Gast in der Villa Andrée<br />
und zahlreiche seiner Werke hatte die kunstsinnige Hausfrau<br />
von ihm erworben. Aber auch mit der talentierten<br />
jungen Schauspielerin Mäda Primavesi-Butschek bzw. deren<br />
Eltern war sie in gutem Kontakt, hat sie doch die eingangs<br />
erwähnte so wichtige Verbindung Hanak–Primavesi<br />
hergestellt. Anton Hanak war auch der Taufpate des am 7.<br />
Februar 1910 geborenen Theodor Andrée (später Facharzt<br />
für Chirurgie und Oberarzt des Krankenhauses Baden),<br />
dem Sohn von Albert Andrée bzw. Enkel von Leopoldine<br />
Andrée. Hanak schreibt über sie in seiner 1912 verfassten<br />
Handschrift „Persönlichkeiten, die mein Leben positiv<br />
beeinflußten“: „Sie ist eine herzensgute Dame die mich<br />
mit mütterlicher Überzeugung behütet. Alles was mit mir<br />
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IM LAUF<br />
DER ZEIT<br />
1. Haus Andrée in der Hohlfeldergasse. Am rechten Bildrand<br />
die Straße „In Schiffeln“ mit Theodor („Dori“) Andrée, 1913<br />
oder 1914.<br />
vorgeht ist ihr interessant und für alles hat sie eine Erklärung.<br />
Ihre ausgesprochene Weiblichkeit bringt ihr die<br />
Sympathien der Männer wie der Frauen und Mädchen. In<br />
den ersten Zeiten meines selbständig Werdens hat sie mir<br />
oft Geld geliehen und es war ihr ein Bedürfnis die Leiden<br />
die mich bewegten mitzuerleben...“<br />
Schließlich soll noch Hanak’s Biografin Hedwig Steiner<br />
zu diesem Thema zitiert werden, sie schreibt dazu (Seite<br />
23/24 in ihrem Hanak-Buch): „In der kleinen Landgemeinde,<br />
wo der Zusammenhalt zwischen den Menschen<br />
stärker wirkt als in der Großstadt, fand Hanak das aufrichtige,<br />
selbstlose Verständnis einer reifen, gütigen, überschauenden<br />
Frau. Leopoldine Andrée nahm sich seiner und seiner<br />
jungen Familie an und blieb ihnen Freundin über<br />
Hanak’s Grab hinaus. Sie hätte an Jahren seine Mutter sein<br />
können und war es an Einsicht und Güte. Jahrelang war<br />
sie die Vertraute seiner künstlerischen Pläne und Versuche.<br />
Sie hat geholfen zu bauen, wie Hanak ihr als Widmung in<br />
ein geschenktes Buch schrieb. Sie war die Vertraute seiner<br />
menschlichen Nöte und Sorgen... Frau Andrée besaß<br />
die untrügliche Klugheit des Herzens, die immer auf den<br />
Grund des Geschehens blickt und unbedingt wahrhaft<br />
bleibt. Sie hat auch negative Urteile unbestechlich ausgesprochen.<br />
Nach dem Tode Hanaks noch bewiesen die Erinnerungen<br />
der damals Fünfundsiebzigjährigen ihre edle,<br />
herzensgute, strenge Gerechtigkeit. Die versunkene Kultur<br />
Alt-Wiens, die Kultur einer harmonischen, anmutigen,<br />
geistvollen Zeit, war in ihr lebendig geblieben. Es ist verständlich,<br />
daß diese mütterlich und künstlerisch fühlende<br />
Frau einem jungen Menschen Ehrfurcht, Vertrauen und<br />
Dankbarkeit abzwingen mußte....“<br />
Fortsetzung folgt. (Copyright und alle Rechte beim Verfasser)<br />
GEMEINDENACHRICHTEN LANGENZERSDORF 09/11<br />
Bild: z.V.g.