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Alles für mein Tier 01-15

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MENSCH & TIER<br />

MENSCH & TIER<br />

Derzeit tourt sie mit ihrem Solo-Programm<br />

„Niedetzky-Marsch“ durch<br />

Österreich. Abseits der Bühne brillierte<br />

Angelika Niedetzky in zahlreichen<br />

Fernsehformaten wie „Echt Fett“ und<br />

„Schlawiner“ sowie in Kinofilmen.<br />

Ein Interview mit der beliebten Kabarettistin<br />

und Schauspielerin über die<br />

Herausforderungen ihres Berufs, ihre<br />

Mischlingshündin Rosa, die sie seit 12<br />

Jahren begleitet, und ihr Engagement<br />

<strong>für</strong> ein Orang-Utan-Rettungsprojekt<br />

auf Borneo, das ihr ganz besonders am<br />

Herzen liegt.<br />

Was machen Sie am liebsten, wenn Sie nicht<br />

arbeiten?<br />

Sport, lesen, im Internet shoppen.<br />

Sie lieben extreme Sportarten... Tauchen,<br />

Klettern, Marathons. Brauchen bzw. suchen<br />

Sie das Extreme?<br />

Ja. Erst, wenn <strong>mein</strong> Körper ans Limit kommt,<br />

spür’ ich ihn so richtig. Das ist jedes Mal ein<br />

großartiger Kick und Motivation, um weiterzumachen.<br />

Sie verreisen auch gerne. Haben Sie eine<br />

Traumdestination?<br />

Die Insel Derawan vor Borneo und Belize. An<br />

beiden Plätzen ist die Natur noch so richtig in<br />

Ordnung. Wenn man unter Wasser geht, hat<br />

man das Gefühl, man ist in einem Aquarium,<br />

so artenreich sind Flora und Fauna.<br />

Aber ich habe natürlich auch ein Netzwerk an<br />

Freunden hier in Wien und Umgebung, die jederzeit<br />

auf sie aufpassen, und nicht zu vergessen,<br />

<strong>mein</strong>e Eltern in Linz nehmen sie auch immer,<br />

wenn es einen Engpass gibt. Da kann ich mich<br />

auch wirklich drauf verlassen, dass es ihr gut geht.<br />

Somit musste sie noch nie in eine Hundepension.<br />

Sie engagieren sich auch <strong>für</strong> eine Orang-Utan<br />

Auffangstation auf Borneo – warum gerade<br />

dieses Projekt?<br />

2007 hab ich einen Bildband entdeckt von Willie<br />

Smits, dem Gründer von BOS (Borneo Orangutan<br />

Survival Foundation), da steht alles drin,<br />

was es über diese intelligenten Menschenaffen zu<br />

wissen gibt. Das hat mich gefesselt und seitdem<br />

einigen Jahren ganz großartig um die Erhaltung<br />

dieser massiv vom Aussterben bedrohten Spezies,<br />

die uns Menschen zu ca. 97% genetisch ident ist.<br />

Muttertiere mit Babys am Rücken werden aus 25<br />

Metern Höhe von den Bäumen geschossen – sofern<br />

das Kleine überlebt, wird es um horrendes<br />

Geld am <strong>Tier</strong>schwarzmarkt verkauft.<br />

Die Haltung von Menschenaffen als Haustiere ist<br />

seit 1924 verboten, wird aber nach wie vor praktiziert.<br />

Dann müssen die Affen in Käfigen dahinvegetieren,<br />

werden mit Süßigkeiten gefüttert, zum<br />

Rauchen und Alkohol Trinken gezwungen und<br />

müssen auf Partys mitgehen. Im Idealfall werden<br />

sie gerettet und kommen in eine Auffangstation.<br />

Hunderte Kleinkinder leben in solchen<br />

auf Borneo und Sumatra, den<br />

einzigen Orten, wo es noch freilebende<br />

Orangs gibt, dort müssen sie<br />

in der Waldschule jahrelang auf eine<br />

Auswilderung vorbereitet werden.<br />

Angelika Niedetzky<br />

ALLES IM LEBEN HAT<br />

zwei Seiten<br />

Ein Hauptproblem ist natürlich die<br />

rasante Abholzung des Regenwaldes,<br />

dem Lebensraum der Waldmenschen.<br />

Wie sieht Ihr Engagement hier<br />

genau aus?<br />

Ich war drei Wochen vor Ort und<br />

hab mir ein genaues Bild davon verschafft,<br />

wo Gelder hinfließen, was<br />

gemacht wird, wie es den Affen geht<br />

etc. Ich bin kein Freund davon,<br />

Geld auf irgendein Spendenkonto<br />

zu überweisen, ich schau’ mir das<br />

Projekt lieber direkt an.<br />

Frau Niedetzky, wann und wie hat sich Ihr<br />

schauspielerisches und komödiantisches Talent<br />

gezeigt?<br />

Bereits in der Schule entdeckte ich ein Talent,<br />

Lehrer zu parodieren. Damals war ich auch bereits<br />

ein großer Kabarett-Fan. Alfred Dorfers Programme<br />

konnte ich auswendig.<br />

Sie haben aber dann zu studieren begonnen<br />

– wie sind Sie doch noch beim Kabarett gelandet?<br />

Auf der Uni wusste ich endgültig, dass das nichts<br />

ist <strong>für</strong> mich. Ernährungswissenschaften interessieren<br />

mich zwar heute noch, aber ich möchte das<br />

niemals beruflich ausüben. Ich wollte eigentlich<br />

immer zum Schauspiel und Kabarett, hatte aber<br />

mit 18 noch nicht den Mumm.<br />

Wie begeistert waren Ihre Eltern über Ihre<br />

geänderten Zukunftspläne?<br />

Dreimal dürfen Sie raten...<br />

Kabarett, Film, Theater – wo liegt Ihr Schwerpunkt?<br />

Am liebsten ist es mir, die drei Komponenten halten<br />

sich in etwa die Waage. Mal bin ich <strong>für</strong> eine<br />

Zeit lang am liebsten auf der Bühne, dann fehlt<br />

mir wieder das Drehen. Und umgekehrt. Nur eines<br />

zu machen, wäre mir definitiv zu langweilig.<br />

Was ist das Schönste an Ihrem Beruf?<br />

Die Vielfältigkeit. Dass man bei jeder Produktion<br />

in eine andere Rolle schlüpfen darf. Dass manche<br />

Rollen in unterschiedlichen Produktionen<br />

wiederkehren, ist auch spannend. Mein Gott, wie<br />

oft war ich schon Krankenschwester (lacht). Ich<br />

liebe es auch, dass man viel herumkommt. Mir<br />

macht das Leben aus dem Koffer richtig Spaß!<br />

Man kommt mit vielen Leuten zusammen und<br />

lernt viel über Regionen.<br />

Sie waren Mitglied im Kabarett Simpl, machen<br />

jetzt aber Solo-Programme – ist es nicht<br />

schwieriger, alleine auf der Bühne zu stehen<br />

und einen Abend zu bestreiten?<br />

<strong>Alles</strong> im Leben hat zwei Seiten, so auch das. Lukrativer<br />

ist es alleine, anstrengender aber auch.<br />

Mann muss zwei Stunden alleine „stemmen“,<br />

ist immer dran, hat nie Pause. Das war im Simpl<br />

schon lockerer. Da<strong>für</strong> bin ich beim Solo <strong>mein</strong> eigener<br />

Herr, muss auf niemanden Rücksicht nehmen,<br />

kann das machen, was mir 100%ig Spaß<br />

macht und was ich will.<br />

Wie entstehen die Ideen zu Ihren Programmen?<br />

Sind es eigene Geschichten?<br />

Es sind definitiv viele autobiographische Dinge in<br />

<strong>mein</strong>en beiden Programmen drin, der Rest ist in<br />

<strong>mein</strong>em engeren Umfeld passiert oder wurde mir<br />

erzählt. Wenig ist ausschließlich erfunden. Ich<br />

beobachte viel, schaue gerne Menschen bei ver<strong>mein</strong>tlich<br />

alltäglichen Tätigkeiten zu – man muss<br />

die Augen nur offen halten, es ist fast jeden Tag<br />

ein Ereignis <strong>für</strong> eine gute Idee dabei.<br />

Was macht <strong>für</strong> Sie ein gutes Kabarett aus?<br />

Authentizität ist mir sehr wichtig im Kabarett.<br />

Und natürlich Pointen. Obwohl man über Humor<br />

ja streiten kann. Gott sei Dank.<br />

Es gibt mehr männliche als weibliche Kabarettisten.<br />

Woran liegt das? Haben Männer<br />

mehr Talent?<br />

Männer haben einen größeren Geltungsdrang.<br />

Das beginnt im <strong>Tier</strong>reich. Männliche <strong>Tier</strong>e sind<br />

oft bunt und plustern sich auf und sind laut, die<br />

Weibchen daneben sind halb so groß und grau.<br />

Das hat aber sicher nichts mit Talent zu tun.<br />

Sie sind auch Schauspielerin – sind Sie durch<br />

das Kabarett auf einen bestimmten Rollentyp<br />

festgelegt?<br />

Man ist schon in einer gewissen Schublade drin,<br />

das ist klar, wenn man viel in einem Bereich<br />

macht.<br />

Welche Rollen würden Sie gerne spielen?<br />

Eine Mörderin in einem Psychothriller!<br />

Themenwechsel: Sie haben eine Mischlingshündin,<br />

die Rosa. Wie sind Sie zu ihr<br />

gekommen? Wie alt ist sie?<br />

Ein Bekannter aus Lissabon hat Rosas Mutter<br />

mit auf Besuch in die Steiermark gebracht.<br />

Dort ist sie in den Wald gelaufen, war drei<br />

Tage verschwunden und hat im Schnee ein Loch<br />

gegraben und zehn Welpen zur Welt gebracht.<br />

Eine davon ist Rosa. Sie wird im März zwölf Jahre<br />

alt.<br />

Sie sind durch Ihren Beruf viel unterwegs –<br />

wer kümmert sich dann um Rosa?<br />

Meistens ist Rosa mit auf Tour und auch beim<br />

Drehen immer wieder dabei. Bei der Serie „Schlawiner“<br />

lag sie an einem der ersten Drehtage so<br />

stur auf einer Couch, auf der wir gerne ohne sie<br />

gedreht hätten, dass wir nach mehrmaligen Versuchen,<br />

sie da runter zu kriegen, beschlossen, sie<br />

spielt am besten mit. Das ist einfacher. So war es<br />

dann auch. Auch vergangenen September hab ich<br />

einen ZDF-Fernsehfilm in Bad Gastein gedreht,<br />

„Das Dorf des Schweigens“. Der Regisseur Hans<br />

Steinbichler hat Rosa vom Fleck weg engagiert.<br />

STECKBRIEF: ANGELIKA NIEDETZKY<br />

ALTER: 35<br />

BERUF: SCHAUSPIELERIN, KABARETTISTIN<br />

HOBBYS: TIERE, LAUFEN, REISEN<br />

LEBENSMOTTO: ALLES IM LEBEN HAT ZWEI SEITEN –<br />

DIE LUSTIGE IST DIE WICHTIGERE.<br />

konnte ich nicht aufhören, mich mit diesen Primaten<br />

zu beschäftigen. Seit ich 2009 direkt vor<br />

Ort war, im Osten der Insel Borneo, in einer Auffangstation<br />

<strong>für</strong> Orang-Utan Waisenkinder, weiß<br />

ich, dass ich dort wieder hin muss. Und dann<br />

am liebsten nicht nur <strong>für</strong> drei Wochen, sondern<br />

<strong>für</strong> länger. Die 4 Pfoten kümmern sich auch seit<br />

Wo<strong>für</strong> hätten Sie gerne mehr<br />

Zeit?<br />

Für die Orang-Utans, <strong>für</strong> Bücher,<br />

um mich weiterzubilden, um Sprachen<br />

zu lernen.<br />

Ihr größter Luxus?<br />

Groß ist er nicht, aber ich liebe ihn.<br />

Meine 1,45 x 1,45 Meter kleine<br />

Sauna in der Wohnung. Die sieht<br />

mich im Winter dreimal die Woche,<br />

mindestens.<br />

Zurück zu Ihrem Beruf: Was<br />

möchten Sie noch erreichen?<br />

Wo sehen Sie sich in<br />

<strong>15</strong> Jahren?<br />

In <strong>15</strong> Jahren bin ich in<br />

Deutschland Tatort Kommissarin,<br />

habe mehrere Horrorfilme<br />

gedreht, spiele in der Stadthalle<br />

<strong>mein</strong>e Soloprogramme,<br />

habe die Orang-Utans vor<br />

dem Aussterben gerettet, bin<br />

kerngesund und immer noch verliebt wie am ersten<br />

Tag. Das ist zwar nichts Berufliches, aber es<br />

trägt zur gesamten Zufriedenheit bei.<br />

Welche Vorsätze haben Sie <strong>für</strong> 2<strong>01</strong>5?<br />

Ich ziehe um, renn’ einen Marathon und lerne,<br />

nein zu sagen.<br />

20 FRESSNAPF <strong>Alles</strong> <strong>für</strong> <strong>mein</strong> <strong>Tier</strong><br />

FRESSNAPF <strong>Alles</strong> <strong>für</strong> <strong>mein</strong> <strong>Tier</strong> 21

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