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MENSCH & TIER<br />
MENSCH & TIER<br />
Derzeit tourt sie mit ihrem Solo-Programm<br />
„Niedetzky-Marsch“ durch<br />
Österreich. Abseits der Bühne brillierte<br />
Angelika Niedetzky in zahlreichen<br />
Fernsehformaten wie „Echt Fett“ und<br />
„Schlawiner“ sowie in Kinofilmen.<br />
Ein Interview mit der beliebten Kabarettistin<br />
und Schauspielerin über die<br />
Herausforderungen ihres Berufs, ihre<br />
Mischlingshündin Rosa, die sie seit 12<br />
Jahren begleitet, und ihr Engagement<br />
<strong>für</strong> ein Orang-Utan-Rettungsprojekt<br />
auf Borneo, das ihr ganz besonders am<br />
Herzen liegt.<br />
Was machen Sie am liebsten, wenn Sie nicht<br />
arbeiten?<br />
Sport, lesen, im Internet shoppen.<br />
Sie lieben extreme Sportarten... Tauchen,<br />
Klettern, Marathons. Brauchen bzw. suchen<br />
Sie das Extreme?<br />
Ja. Erst, wenn <strong>mein</strong> Körper ans Limit kommt,<br />
spür’ ich ihn so richtig. Das ist jedes Mal ein<br />
großartiger Kick und Motivation, um weiterzumachen.<br />
Sie verreisen auch gerne. Haben Sie eine<br />
Traumdestination?<br />
Die Insel Derawan vor Borneo und Belize. An<br />
beiden Plätzen ist die Natur noch so richtig in<br />
Ordnung. Wenn man unter Wasser geht, hat<br />
man das Gefühl, man ist in einem Aquarium,<br />
so artenreich sind Flora und Fauna.<br />
Aber ich habe natürlich auch ein Netzwerk an<br />
Freunden hier in Wien und Umgebung, die jederzeit<br />
auf sie aufpassen, und nicht zu vergessen,<br />
<strong>mein</strong>e Eltern in Linz nehmen sie auch immer,<br />
wenn es einen Engpass gibt. Da kann ich mich<br />
auch wirklich drauf verlassen, dass es ihr gut geht.<br />
Somit musste sie noch nie in eine Hundepension.<br />
Sie engagieren sich auch <strong>für</strong> eine Orang-Utan<br />
Auffangstation auf Borneo – warum gerade<br />
dieses Projekt?<br />
2007 hab ich einen Bildband entdeckt von Willie<br />
Smits, dem Gründer von BOS (Borneo Orangutan<br />
Survival Foundation), da steht alles drin,<br />
was es über diese intelligenten Menschenaffen zu<br />
wissen gibt. Das hat mich gefesselt und seitdem<br />
einigen Jahren ganz großartig um die Erhaltung<br />
dieser massiv vom Aussterben bedrohten Spezies,<br />
die uns Menschen zu ca. 97% genetisch ident ist.<br />
Muttertiere mit Babys am Rücken werden aus 25<br />
Metern Höhe von den Bäumen geschossen – sofern<br />
das Kleine überlebt, wird es um horrendes<br />
Geld am <strong>Tier</strong>schwarzmarkt verkauft.<br />
Die Haltung von Menschenaffen als Haustiere ist<br />
seit 1924 verboten, wird aber nach wie vor praktiziert.<br />
Dann müssen die Affen in Käfigen dahinvegetieren,<br />
werden mit Süßigkeiten gefüttert, zum<br />
Rauchen und Alkohol Trinken gezwungen und<br />
müssen auf Partys mitgehen. Im Idealfall werden<br />
sie gerettet und kommen in eine Auffangstation.<br />
Hunderte Kleinkinder leben in solchen<br />
auf Borneo und Sumatra, den<br />
einzigen Orten, wo es noch freilebende<br />
Orangs gibt, dort müssen sie<br />
in der Waldschule jahrelang auf eine<br />
Auswilderung vorbereitet werden.<br />
Angelika Niedetzky<br />
ALLES IM LEBEN HAT<br />
zwei Seiten<br />
Ein Hauptproblem ist natürlich die<br />
rasante Abholzung des Regenwaldes,<br />
dem Lebensraum der Waldmenschen.<br />
Wie sieht Ihr Engagement hier<br />
genau aus?<br />
Ich war drei Wochen vor Ort und<br />
hab mir ein genaues Bild davon verschafft,<br />
wo Gelder hinfließen, was<br />
gemacht wird, wie es den Affen geht<br />
etc. Ich bin kein Freund davon,<br />
Geld auf irgendein Spendenkonto<br />
zu überweisen, ich schau’ mir das<br />
Projekt lieber direkt an.<br />
Frau Niedetzky, wann und wie hat sich Ihr<br />
schauspielerisches und komödiantisches Talent<br />
gezeigt?<br />
Bereits in der Schule entdeckte ich ein Talent,<br />
Lehrer zu parodieren. Damals war ich auch bereits<br />
ein großer Kabarett-Fan. Alfred Dorfers Programme<br />
konnte ich auswendig.<br />
Sie haben aber dann zu studieren begonnen<br />
– wie sind Sie doch noch beim Kabarett gelandet?<br />
Auf der Uni wusste ich endgültig, dass das nichts<br />
ist <strong>für</strong> mich. Ernährungswissenschaften interessieren<br />
mich zwar heute noch, aber ich möchte das<br />
niemals beruflich ausüben. Ich wollte eigentlich<br />
immer zum Schauspiel und Kabarett, hatte aber<br />
mit 18 noch nicht den Mumm.<br />
Wie begeistert waren Ihre Eltern über Ihre<br />
geänderten Zukunftspläne?<br />
Dreimal dürfen Sie raten...<br />
Kabarett, Film, Theater – wo liegt Ihr Schwerpunkt?<br />
Am liebsten ist es mir, die drei Komponenten halten<br />
sich in etwa die Waage. Mal bin ich <strong>für</strong> eine<br />
Zeit lang am liebsten auf der Bühne, dann fehlt<br />
mir wieder das Drehen. Und umgekehrt. Nur eines<br />
zu machen, wäre mir definitiv zu langweilig.<br />
Was ist das Schönste an Ihrem Beruf?<br />
Die Vielfältigkeit. Dass man bei jeder Produktion<br />
in eine andere Rolle schlüpfen darf. Dass manche<br />
Rollen in unterschiedlichen Produktionen<br />
wiederkehren, ist auch spannend. Mein Gott, wie<br />
oft war ich schon Krankenschwester (lacht). Ich<br />
liebe es auch, dass man viel herumkommt. Mir<br />
macht das Leben aus dem Koffer richtig Spaß!<br />
Man kommt mit vielen Leuten zusammen und<br />
lernt viel über Regionen.<br />
Sie waren Mitglied im Kabarett Simpl, machen<br />
jetzt aber Solo-Programme – ist es nicht<br />
schwieriger, alleine auf der Bühne zu stehen<br />
und einen Abend zu bestreiten?<br />
<strong>Alles</strong> im Leben hat zwei Seiten, so auch das. Lukrativer<br />
ist es alleine, anstrengender aber auch.<br />
Mann muss zwei Stunden alleine „stemmen“,<br />
ist immer dran, hat nie Pause. Das war im Simpl<br />
schon lockerer. Da<strong>für</strong> bin ich beim Solo <strong>mein</strong> eigener<br />
Herr, muss auf niemanden Rücksicht nehmen,<br />
kann das machen, was mir 100%ig Spaß<br />
macht und was ich will.<br />
Wie entstehen die Ideen zu Ihren Programmen?<br />
Sind es eigene Geschichten?<br />
Es sind definitiv viele autobiographische Dinge in<br />
<strong>mein</strong>en beiden Programmen drin, der Rest ist in<br />
<strong>mein</strong>em engeren Umfeld passiert oder wurde mir<br />
erzählt. Wenig ist ausschließlich erfunden. Ich<br />
beobachte viel, schaue gerne Menschen bei ver<strong>mein</strong>tlich<br />
alltäglichen Tätigkeiten zu – man muss<br />
die Augen nur offen halten, es ist fast jeden Tag<br />
ein Ereignis <strong>für</strong> eine gute Idee dabei.<br />
Was macht <strong>für</strong> Sie ein gutes Kabarett aus?<br />
Authentizität ist mir sehr wichtig im Kabarett.<br />
Und natürlich Pointen. Obwohl man über Humor<br />
ja streiten kann. Gott sei Dank.<br />
Es gibt mehr männliche als weibliche Kabarettisten.<br />
Woran liegt das? Haben Männer<br />
mehr Talent?<br />
Männer haben einen größeren Geltungsdrang.<br />
Das beginnt im <strong>Tier</strong>reich. Männliche <strong>Tier</strong>e sind<br />
oft bunt und plustern sich auf und sind laut, die<br />
Weibchen daneben sind halb so groß und grau.<br />
Das hat aber sicher nichts mit Talent zu tun.<br />
Sie sind auch Schauspielerin – sind Sie durch<br />
das Kabarett auf einen bestimmten Rollentyp<br />
festgelegt?<br />
Man ist schon in einer gewissen Schublade drin,<br />
das ist klar, wenn man viel in einem Bereich<br />
macht.<br />
Welche Rollen würden Sie gerne spielen?<br />
Eine Mörderin in einem Psychothriller!<br />
Themenwechsel: Sie haben eine Mischlingshündin,<br />
die Rosa. Wie sind Sie zu ihr<br />
gekommen? Wie alt ist sie?<br />
Ein Bekannter aus Lissabon hat Rosas Mutter<br />
mit auf Besuch in die Steiermark gebracht.<br />
Dort ist sie in den Wald gelaufen, war drei<br />
Tage verschwunden und hat im Schnee ein Loch<br />
gegraben und zehn Welpen zur Welt gebracht.<br />
Eine davon ist Rosa. Sie wird im März zwölf Jahre<br />
alt.<br />
Sie sind durch Ihren Beruf viel unterwegs –<br />
wer kümmert sich dann um Rosa?<br />
Meistens ist Rosa mit auf Tour und auch beim<br />
Drehen immer wieder dabei. Bei der Serie „Schlawiner“<br />
lag sie an einem der ersten Drehtage so<br />
stur auf einer Couch, auf der wir gerne ohne sie<br />
gedreht hätten, dass wir nach mehrmaligen Versuchen,<br />
sie da runter zu kriegen, beschlossen, sie<br />
spielt am besten mit. Das ist einfacher. So war es<br />
dann auch. Auch vergangenen September hab ich<br />
einen ZDF-Fernsehfilm in Bad Gastein gedreht,<br />
„Das Dorf des Schweigens“. Der Regisseur Hans<br />
Steinbichler hat Rosa vom Fleck weg engagiert.<br />
STECKBRIEF: ANGELIKA NIEDETZKY<br />
ALTER: 35<br />
BERUF: SCHAUSPIELERIN, KABARETTISTIN<br />
HOBBYS: TIERE, LAUFEN, REISEN<br />
LEBENSMOTTO: ALLES IM LEBEN HAT ZWEI SEITEN –<br />
DIE LUSTIGE IST DIE WICHTIGERE.<br />
konnte ich nicht aufhören, mich mit diesen Primaten<br />
zu beschäftigen. Seit ich 2009 direkt vor<br />
Ort war, im Osten der Insel Borneo, in einer Auffangstation<br />
<strong>für</strong> Orang-Utan Waisenkinder, weiß<br />
ich, dass ich dort wieder hin muss. Und dann<br />
am liebsten nicht nur <strong>für</strong> drei Wochen, sondern<br />
<strong>für</strong> länger. Die 4 Pfoten kümmern sich auch seit<br />
Wo<strong>für</strong> hätten Sie gerne mehr<br />
Zeit?<br />
Für die Orang-Utans, <strong>für</strong> Bücher,<br />
um mich weiterzubilden, um Sprachen<br />
zu lernen.<br />
Ihr größter Luxus?<br />
Groß ist er nicht, aber ich liebe ihn.<br />
Meine 1,45 x 1,45 Meter kleine<br />
Sauna in der Wohnung. Die sieht<br />
mich im Winter dreimal die Woche,<br />
mindestens.<br />
Zurück zu Ihrem Beruf: Was<br />
möchten Sie noch erreichen?<br />
Wo sehen Sie sich in<br />
<strong>15</strong> Jahren?<br />
In <strong>15</strong> Jahren bin ich in<br />
Deutschland Tatort Kommissarin,<br />
habe mehrere Horrorfilme<br />
gedreht, spiele in der Stadthalle<br />
<strong>mein</strong>e Soloprogramme,<br />
habe die Orang-Utans vor<br />
dem Aussterben gerettet, bin<br />
kerngesund und immer noch verliebt wie am ersten<br />
Tag. Das ist zwar nichts Berufliches, aber es<br />
trägt zur gesamten Zufriedenheit bei.<br />
Welche Vorsätze haben Sie <strong>für</strong> 2<strong>01</strong>5?<br />
Ich ziehe um, renn’ einen Marathon und lerne,<br />
nein zu sagen.<br />
20 FRESSNAPF <strong>Alles</strong> <strong>für</strong> <strong>mein</strong> <strong>Tier</strong><br />
FRESSNAPF <strong>Alles</strong> <strong>für</strong> <strong>mein</strong> <strong>Tier</strong> 21