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RATGEBER<br />
RATGEBER<br />
Rechtsratgeber<br />
KINDER & Hunde<br />
Es ist von großer Bedeutung, dass Kinder wissen, dass ein<br />
<strong>Tier</strong> zwar ein Spielgefährte, aber kein Spielzeug ist, um allfälligen<br />
Verletzungen auf beiden Seiten vorzubeugen. Bedauerlicherweise<br />
kommt es aber dennoch zu Verletzungen.<br />
Von Mag. Rainer Radlinger, Rechtsanwalt<br />
Nicht nur die Verletzungen, die ein Kind durch<br />
ein <strong>Tier</strong> erleidet, regelt unser Gesetzgeber, sondern<br />
auch jene Fälle, in denen ein <strong>Tier</strong><br />
durch das unachtsame oder vorsätzliche<br />
Verhalten eines Menschen verletzt wird.<br />
Im bürgerlichen Gesetzbuch gibt es eine<br />
so genannte <strong>Tier</strong>halterhaftung. Es wird<br />
davon gesprochen, dass, wenn jemand<br />
durch ein <strong>Tier</strong> verletzt wird, derjenige<br />
da<strong>für</strong> verantwortlich ist, der es dazu<br />
angetrieben, gereizt oder zu verwahren<br />
vernachlässigt hat. Derjenige, der das <strong>Tier</strong> hält,<br />
So werde ich eine Pflegestelle<br />
Die gleichen Voraussetzungen wie bei einer Vermittlung<br />
gelten auch bei einer Pflegestelle. Es<br />
wird eine Vorkontrolle vom <strong>Tier</strong>heim bzw. Verein<br />
bei Ihnen durchgeführt und danach sollten<br />
alle offenen Fragen in einem persönlichen Gespräch<br />
geklärt werden. Klären Sie hier auch ab,<br />
ob das <strong>Tier</strong> über das <strong>Tier</strong>heim oder den Verein<br />
haftpflichtversichert ist. Setzen Sie am besten einen<br />
kleinen Vertrag auf, wo auch geregelt ist, wer<br />
welche Kosten übernimmt.<br />
Die Aufgaben einer Pflegestelle<br />
Die Pflegestelle nimmt das <strong>Tier</strong> auf und betreut<br />
es liebevoll, art- und verhaltensgerecht. Sie ist<br />
ist verantwortlich, wenn er nicht beweist, dass<br />
er <strong>für</strong> die erforderliche Verwahrung oder Beaufsichtigung<br />
gesorgt hat. Die Haftung<br />
betrifft die Fälle, in denen das <strong>Tier</strong> in<br />
Folge einer tierischen Eigenschaft Schäden<br />
anrichtet und zwar gleichgültig<br />
in welcher Weise. Halter ist derjenige,<br />
dem die Herrschaft über das Verhalten<br />
des <strong>Tier</strong>es zukommt.<br />
Im umgekehrten Fall, wenn beispielsweise<br />
ein <strong>Tier</strong> durch einen Menschen<br />
verletzt wird, sieht die Sache wie folgt aus:<br />
Wie werde ich eine<br />
Pflegestelle <strong>für</strong><br />
TIERE IN NOT?<br />
ein Aufenthalt zwischen dem <strong>Tier</strong>heim/Verein<br />
und der Endstelle – also der Familie, die sich <strong>für</strong><br />
das <strong>Tier</strong> entschieden hat. Wichtig ist dabei, dass<br />
diese Betreuung <strong>für</strong> den vollen Zeitraum bis zur<br />
Vermittlung möglich sein sollte. Man muss dabei<br />
bedenken, dass das <strong>Tier</strong> durchaus auch längere<br />
Zeit auf der Pflegestelle verbringen könnte.<br />
Die Pflegestelle sollte prinzipiell <strong>für</strong> die Futterkosten<br />
des Pflegetieres aufkommen und sorgt da<strong>für</strong>,<br />
dass das <strong>Tier</strong> bei Bedarf die notwendige medizinische<br />
Betreuung bekommt. Eine Absprache<br />
mit dem <strong>Tier</strong>heim/Verein ist dabei im Vorfeld<br />
unbedingt erforderlich. Sollte eine ärztliche Behandlung<br />
notwendig werden, sollten die Kosten<br />
Der Schadenersatz <strong>für</strong> <strong>Tier</strong>e wird ebenfalls im<br />
bürgerlichen Gesetzbuch geregelt. Wird ein<br />
<strong>Tier</strong> verletzt, so gebühren die tatsächlich aufgewendeten<br />
Kosten der Heilung oder versuchten<br />
Heilung auch dann, wenn sie den Wert des<br />
<strong>Tier</strong>es übersteigen, soweit auch ein verständiger<br />
<strong>Tier</strong>halter in der Lage des Geschädigten<br />
diese Kosten aufgewendet hätte.<br />
Außerdem gibt es auch strafgesetzliche Normen,<br />
die einer Verletzung eines <strong>Tier</strong>es entgegentreten,<br />
beispielsweise das Misshandeln oder<br />
unnötige Quälen eines <strong>Tier</strong>es.<br />
Nicht jedes gerettete <strong>Tier</strong> kann sofort vermittelt werden. Laufend werden<br />
deshalb private Pflegeplätze als Alternative zum <strong>Tier</strong>heim gesucht, um<br />
geretteten <strong>Tier</strong>en unkompliziert zu helfen und kurzfristig Notsituationen<br />
zu überbrücken.<br />
vom <strong>Tier</strong>heim/Verein übernommen werden.<br />
Die Vermittlung des <strong>Tier</strong>s<br />
Während das <strong>Tier</strong> bei Ihnen ist, versucht das<br />
<strong>Tier</strong>heim/der Verein über alle zur Verfügung stehenden<br />
Medien, ein endgültiges Zuhause <strong>für</strong> das<br />
<strong>Tier</strong> zu finden. Das <strong>Tier</strong>heim/der Verein ist Ihnen<br />
sicherlich sehr dankbar, wenn Sie sich auch<br />
darum bemühen, ein Zuhause <strong>für</strong> Ihren Schützling<br />
zu finden.<br />
Bitte bedenken Sie, dass Sie das <strong>Tier</strong> auch wieder<br />
abgeben müssen, sobald ein passender neuer<br />
Besitzer gefunden wurde, wenn Sie sich als Pflegestelle<br />
anbieten.<br />
Foto: www.shutterstock.com Foto: www.shutterstock.com<br />
Fotos: www.shutterstock.com<br />
DIE SACHE<br />
mit der Erziehung<br />
Katzen wird oft unterstellt, unerziehbar zu sein – aber das stimmt<br />
ganz und gar nicht. Sie haben nur einen ausgeprägten Willen und<br />
eine eher individualistische Veranlagung.<br />
Hunde begleiten den Menschen schon viele tausend<br />
Jahre. Und im Laufe der Domestikation hat<br />
der Mensch durch seine Zuchtwahl viele Eingriffe<br />
in den Körperbau und das Verhalten der<br />
Wolfsnachfahren vorgenommen. Der ge<strong>mein</strong>same<br />
Weg der Katze und des Menschen ist viel<br />
kürzer. Die Zoologen streiten sogar darüber, ob<br />
die Katze jemals domestiziert wurde oder sich im<br />
alten Ägypten „selbst domestiziert“ hat, indem<br />
sie die Nähe des Menschen suchte.<br />
Das erklärt, warum Hunde und Menschen mehr<br />
ge<strong>mein</strong>sam haben als Katzen und Menschen –<br />
und warum wir oft denken, Katzen wären unerziehbar.<br />
Tatsächlich aber basiert jede Erziehung<br />
auf Lernen und einer Verhaltensveränderung.<br />
Und lernen können die Haustiger bis ins hohe<br />
Alter.<br />
Allerdings lernen sie nie mehr so schnell, so viel<br />
und so gründlich wie in der Kittenphase. Ungefähr<br />
ab der zweiten bis zur achten Woche liegt die<br />
„sensible Phase“, in der der Grundstein <strong>für</strong> das<br />
weitere Leben gelegt wird. Hier lernen die jungen<br />
Katzen, was Artgenossen, andere <strong>Tier</strong>e oder<br />
Menschen bedeuten: entweder etwas Positives<br />
oder etwas Negatives. Das heißt nicht, dass man<br />
sie später nicht noch erziehen kann – nur bedarf<br />
es dann mehrerer Wiederholungen und größerer<br />
Geduld.<br />
Was können Katzen lernen?<br />
Wenn Katzen nicht sozial geprägt<br />
sind, wird es schwer werden, sie<br />
in der Gruppe zu halten – sie<br />
kommen nun mal nicht als<br />
Rudeltiere auf die Welt. Sehr<br />
wohl aber können sie mit<br />
konsequenter Erziehung<br />
Dinge des Alltags lernen.<br />
Etwa, nicht auf den<br />
Tisch oder die heiße<br />
Herdplatte zu springen,<br />
die Katzentoilette<br />
oder die Katzenklappe<br />
<strong>für</strong> den Freigang<br />
zu benutzen. Und mehr: Wer<br />
schon einmal Zirkusnummern<br />
mit Katzen gesehen hat, wird erstaunt sein, welche<br />
„Kunststücke“ die <strong>Tier</strong>e vollführen können.<br />
Allerdings immer nur solche, die sich mit ihrem<br />
Körperbau und ihren angeborenen Fähigkeiten<br />
vereinbaren lassen: klettern, springen, balancieren,<br />
etwas mit den Pfoten bewegen.<br />
Wie lernen Katzen?<br />
Viele Wiederholungen sind wichtig. Je öfter etwas<br />
wiederholt wird, desto eher prägt es sich ein.<br />
Das lässt sich in der Erziehung nutzen, indem bei<br />
einem ganz bestimmten Verhalten immer in der<br />
gleichen Art reagiert wird. Springt die Katze auf<br />
den Esstisch, gibt es das<br />
Signal „Nein“. Und zwar<br />
immer, ohne Ausnahme.<br />
Wer nur manchmal reagiert<br />
und manchmal toleriert,<br />
ist unberechenbar<br />
<strong>für</strong> das <strong>Tier</strong>. Das Ergebnis:<br />
Lernen dauert länger.<br />
Ebenso wichtig: Die Reaktionszeit.<br />
Die Samtpfoten<br />
lernen immer dann<br />
am besten, wenn zwei<br />
Dinge zeitgleich passieren:<br />
Die Katze soll sich<br />
neben ihren Menschen<br />
aufs Sofa setzen? Kaum<br />
hat sie das getan, wird sie sofort gelobt und belohnt<br />
– nicht erst fünf Minuten später.<br />
Modul: Klickern lernen<br />
Klickertraining verbinden viele Menschen eher<br />
mit Hunden als mit Katzen. Tatsächlich ist das<br />
Klickern nichts anderes als eine praktische Umsetzung<br />
der Lerntheorie. Deshalb können nahezu<br />
alle <strong>Tier</strong>e mithilfe des Klickers etwas lernen. Der<br />
Klick wirkt dabei als immer gleiches Signal, das<br />
mit einer Belohnung verknüpft wird – meist mit<br />
einem Leckerchen. Mit einiger Übung können<br />
Katzen lernen, Signal und Belohnung gleichzusetzen.<br />
Das ist dann eine klassische „Konditionierung“.<br />
In der zweiten Stufe gibt es dann den<br />
Klick in Verbindung mit einer Aufgabe: Wird sie<br />
gelöst, kommt der Klick als Belohnung.<br />
Das Klickertraining eignet sich gut, um <strong>Tier</strong>e zu<br />
beschäftigen und ist eine Methode, der Langeweile,<br />
vor allem bei Wohnungskatzen, entgegenzuwirken.<br />
Es lässt sich aber auch prima nutzen,<br />
um ein bestimmtes Verhalten zu trainieren. Etwa<br />
die friedliche Zusammenführung mit Artgenossen.<br />
Oder die Vergesellschaftung mit einem<br />
Hund. Hat die Katze den Klicker als positives<br />
Signal verankert, wird immer dann geklickert,<br />
wenn ein Hund oder eine andere Katze in der<br />
Nähe ist – so entstehen ge<strong>mein</strong>same positive<br />
Situationen und Erlebnisse, die verbinden.<br />
24 FRESSNAPF <strong>Alles</strong> <strong>für</strong> <strong>mein</strong> <strong>Tier</strong><br />
FRESSNAPF <strong>Alles</strong> <strong>für</strong> <strong>mein</strong> <strong>Tier</strong> 25