Das Magazin
2017_2
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser,<br />
© Anja Jahn<br />
Mario Früh<br />
Verleger und<br />
Geschäftsführer<br />
ich habe mich gefragt, ob es so etwas wie eine<br />
„Korruption der Sprache" gibt. Dabei stieß ich<br />
auf einen Beitrag in Iablis Jahrbuch für europäische<br />
Prozesse. Der beginnt mit einer Beschreibung:<br />
„Zu den rätselhaften Sprachen der Welt,<br />
die gleichwohl jeder versteht, gehört die der<br />
Korruption: eine Sprache der einfachen Gesten,<br />
des Einverständnisses, das nicht vieler Worte<br />
bedarf, der Flunkerei, der Schönrednerei, des<br />
Betrugs und Selbstbetrugs genauso wie der ungeheuerlichsten<br />
Umwege und Verschleierungen".<br />
So werden selbst aus für alle sichtbaren<br />
Wahrheiten „alternative Fakten". Aber — „Wahrheiten<br />
sind Wegweiser, keine Wirtshäuser."<br />
(Hans Kudszus).<br />
Kann eine solche Sprachenwelt eine demokratische<br />
Gesellschaft verändern? Ja, sie kann. Hört<br />
man nur unkritisch auf die Schlagwörter der<br />
Populisten. „Hat das Denken Schlagseite, greift<br />
es zum Schlagwort" (Hans Kudszus). <strong>Das</strong> führt<br />
zu einer Welt des Geredes, weg von kritischer<br />
Betrachtung.<br />
In einem Gespräch mit Marie Wolf erfuhr ich,<br />
dass sie, obwohl von Hermann Hesse begeistert,<br />
die Kinderseele auch nicht kannte. So kam<br />
es zu dem Gedanken, dass sie diese Geschichte<br />
illustrieren sollte. Sie hat mir dann nach der<br />
Lektüre eine wunderbare Interpretation des Textes,<br />
wie sie ihn verstand, geschickt. Nun erlebt<br />
man sehr oft bei IllustratorInnen, dass sie mit ihrer<br />
Interpretation und ihrer Bildsprache uns im<br />
Verlag überraschen. In diesem Falle Marie Wolf.<br />
So haben wir dem Buch ihre ganz persönliche<br />
Zugangsweise als Illustratorin und Leserin nicht<br />
vorenthalten wollen und ihren Text beigegeben.<br />
Sie schreibt u. a.: „Es ist bedrückend und<br />
erstaunlich, welche Last das Kind bereits mit elf<br />
Jahren auf seinen Schultern trägt. Ich stolpere<br />
wieder über den Titel — Kinderseele. Kinderseele!<br />
Was hat mich bewegt, als ich in diesem Alter<br />
war? Was ist meine Kinderseele?"<br />
Viele von Ihnen kennen sie schon mit ihrem<br />
Buch Die Wahrheit und an der Seite von<br />
Mehrdad Zaeri aus dem Kalender Telling Time.<br />
Herzlich,<br />
Ihr Mario Früh<br />
Nun steht die Büchergilde von Beginn an für<br />
eine Welt des Lesens, einer Sprachenwelt, die<br />
aufklärt und im besten Sinne auch unterhält. So<br />
hat sie auch Zeiten des Missbrauchs der Sprache<br />
im NS-Staat überstanden. Aufmerksam kritisch<br />
achten wir auf das Programmangebot für unsere<br />
Leserinnen und Leser, wie Sie in diesem <strong>Magazin</strong><br />
wieder feststellen können.<br />
Ein für mich besonderes Buch möchte ich Ihnen<br />
ans Herz legen. Kinderseele von Hermann Hesse.<br />
Diese Erzählung hat mich vor vielen Jahren<br />
nachhaltig begeistert. Mir fiel auf, dass alle, denen<br />
ich davon berichtete, diese Erzählung von<br />
Hermann Hesse nicht kannten.<br />
PS.<br />
Übrigens: Am 30. November 2016 entschied sich<br />
der zwischenstaatliche Ausschuss der UNESCO,<br />
die Genossenschaft in die repräsentative Liste<br />
des immateriellen Kulturerbes der Menschheit<br />
aufzunehmen.<br />
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