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EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

© Anja Jahn<br />

Mario Früh<br />

Verleger und<br />

Geschäftsführer<br />

ich habe mich gefragt, ob es so etwas wie eine<br />

„Korruption der Sprache" gibt. Dabei stieß ich<br />

auf einen Beitrag in Iablis Jahrbuch für europäische<br />

Prozesse. Der beginnt mit einer Beschreibung:<br />

„Zu den rätselhaften Sprachen der Welt,<br />

die gleichwohl jeder versteht, gehört die der<br />

Korruption: eine Sprache der einfachen Gesten,<br />

des Einverständnisses, das nicht vieler Worte<br />

bedarf, der Flunkerei, der Schönrednerei, des<br />

Betrugs und Selbstbetrugs genauso wie der ungeheuerlichsten<br />

Umwege und Verschleierungen".<br />

So werden selbst aus für alle sichtbaren<br />

Wahrheiten „alternative Fakten". Aber — „Wahrheiten<br />

sind Wegweiser, keine Wirtshäuser."<br />

(Hans Kudszus).<br />

Kann eine solche Sprachenwelt eine demokratische<br />

Gesellschaft verändern? Ja, sie kann. Hört<br />

man nur unkritisch auf die Schlagwörter der<br />

Populisten. „Hat das Denken Schlagseite, greift<br />

es zum Schlagwort" (Hans Kudszus). <strong>Das</strong> führt<br />

zu einer Welt des Geredes, weg von kritischer<br />

Betrachtung.<br />

In einem Gespräch mit Marie Wolf erfuhr ich,<br />

dass sie, obwohl von Hermann Hesse begeistert,<br />

die Kinderseele auch nicht kannte. So kam<br />

es zu dem Gedanken, dass sie diese Geschichte<br />

illustrieren sollte. Sie hat mir dann nach der<br />

Lektüre eine wunderbare Interpretation des Textes,<br />

wie sie ihn verstand, geschickt. Nun erlebt<br />

man sehr oft bei IllustratorInnen, dass sie mit ihrer<br />

Interpretation und ihrer Bildsprache uns im<br />

Verlag überraschen. In diesem Falle Marie Wolf.<br />

So haben wir dem Buch ihre ganz persönliche<br />

Zugangsweise als Illustratorin und Leserin nicht<br />

vorenthalten wollen und ihren Text beigegeben.<br />

Sie schreibt u. a.: „Es ist bedrückend und<br />

erstaunlich, welche Last das Kind bereits mit elf<br />

Jahren auf seinen Schultern trägt. Ich stolpere<br />

wieder über den Titel — Kinderseele. Kinderseele!<br />

Was hat mich bewegt, als ich in diesem Alter<br />

war? Was ist meine Kinderseele?"<br />

Viele von Ihnen kennen sie schon mit ihrem<br />

Buch Die Wahrheit und an der Seite von<br />

Mehrdad Zaeri aus dem Kalender Telling Time.<br />

Herzlich,<br />

Ihr Mario Früh<br />

Nun steht die Büchergilde von Beginn an für<br />

eine Welt des Lesens, einer Sprachenwelt, die<br />

aufklärt und im besten Sinne auch unterhält. So<br />

hat sie auch Zeiten des Missbrauchs der Sprache<br />

im NS-Staat überstanden. Aufmerksam kritisch<br />

achten wir auf das Programmangebot für unsere<br />

Leserinnen und Leser, wie Sie in diesem <strong>Magazin</strong><br />

wieder feststellen können.<br />

Ein für mich besonderes Buch möchte ich Ihnen<br />

ans Herz legen. Kinderseele von Hermann Hesse.<br />

Diese Erzählung hat mich vor vielen Jahren<br />

nachhaltig begeistert. Mir fiel auf, dass alle, denen<br />

ich davon berichtete, diese Erzählung von<br />

Hermann Hesse nicht kannten.<br />

PS.<br />

Übrigens: Am 30. November 2016 entschied sich<br />

der zwischenstaatliche Ausschuss der UNESCO,<br />

die Genossenschaft in die repräsentative Liste<br />

des immateriellen Kulturerbes der Menschheit<br />

aufzunehmen.<br />

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