24.03.2017 Aufrufe

Intelligenter Pflanzenbau Teil II.4 - Kosten und Nutzen im Vergleich

Aus zahlreichen Vergleichen zwischen wendenden und nichtwendenden (Mulchsaat) Bodenbearbeitungsverfahren lässt sich zusammenfassend ableiten, dass man die Frage nach der Ertragsüberlegenheit nicht pauschal beantworten kann. Tatsache ist, dass Pflugverzicht auf ‚schweren‘ und ertragsschwächeren Böden, häufig aus Kostengründen, stärker verbreitet ist als auf tiefgründigen Marsch- und Lössböden.

Aus zahlreichen Vergleichen zwischen wendenden und nichtwendenden (Mulchsaat) Bodenbearbeitungsverfahren lässt sich zusammenfassend ableiten, dass man die Frage nach der Ertragsüberlegenheit nicht pauschal beantworten kann. Tatsache ist, dass Pflugverzicht auf ‚schweren‘ und ertragsschwächeren Böden, häufig aus Kostengründen, stärker verbreitet ist als auf tiefgründigen Marsch- und Lössböden.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Intelligenter</strong> <strong>Pflanzenbau</strong><br />

an diesem Standort, die sich ebenfalls auf die variablen<br />

<strong>Kosten</strong> auswirken.<br />

Neben Dieselverbrauch <strong>und</strong> Arbeitskosten spielt auch<br />

die Wettbewerbsfähigkeit bei der Verfahrensauswahl<br />

eine große Rolle. Dafür muss man die Erträge <strong>und</strong> <strong>Kosten</strong><br />

miteinander vergleichen. In Abb. 40 werden hierzu beispielhaft<br />

die Herstellungskosten von Stoppelweizen<br />

auf einem Lehmstandort für die Bearbeitungsverfahren<br />

Pflugsaat, Mulchsaat mit <strong>und</strong> ohne Lockerung, sowie die<br />

Direktsaat dargestellt. Bei dieser Vollkostenkalkulation<br />

ist unterstellt, dass die Maschinen an der Abschreibungsschwelle<br />

ausgelastet sind. Betriebsspezifische <strong>Kosten</strong><br />

wie Pacht, kalkulatorischer Unternehmergewinn<br />

<strong>und</strong> Gemeinkosten werden nicht berücksichtigt, da sie<br />

je nach Betrieb stark schwanken <strong>und</strong> durch die Bodenbearbeitung<br />

nicht beeinflusst werden. Weitere Berechnungsgr<strong>und</strong>lagen<br />

waren Preise von 11 ¤/dt Weizen<br />

sowie Harnstoffkosten < 1 ¤/kg N.<br />

Die höchsten <strong>Kosten</strong> von 8,00 ¤/dt entstehen bei Einsatz<br />

des Pflugs <strong>und</strong> bei der Mulchsaat mit Lockerung.<br />

Etwas günstiger schneidet die Mulchsaat ohne Lockerung<br />

mit 7,80 ¤/dt ab – vergleichbarer Ertrag <strong>und</strong> leicht<br />

reduzierte <strong>Kosten</strong> sind verantwortlich dafür. Die Lockerung<br />

war hier offenbar nicht ertragswirksam; die flache<br />

Stroheinarbeitung hat jedoch dazu geführt, dass es bei<br />

Feldaufgang <strong>und</strong> Wachstum nicht zu Negativ-Effekten<br />

kam.<br />

Die Direktsaat schneidet mit leicht geringerem Ertrag<br />

ab, der durch die <strong>Kosten</strong>einsparung jedoch mehr als ausgeglichen<br />

wird. Obwohl das Ergebnis der Direktsaat so<br />

günstig ausfällt, kann sie nicht generell empfohlen werden.<br />

Denn zum einen stehen für die Unkrautbekämpfung,<br />

die z.B. bei der Mulchsaat mechanisch durch die<br />

Bodenbearbeitung erfolgt, ausschließlich chemische<br />

Maßnahmen zur Verfügung. Zum anderen ist der Krankheitsdruck,<br />

der von Strohresten ausgeht, bei der Direktsaat<br />

am höchsten. Zum dritten ist der erzielbare, opt<strong>im</strong>ale<br />

Bodenschutz in mittleren Lagen nicht unbedingt<br />

erforderlich.<br />

Unter den gemäßigten Kl<strong>im</strong>averhältnissen Mitteleuropas<br />

gilt, dass man standortabhängig zwischen der Mulchsaat<br />

mit <strong>und</strong> der Mulchsaat ohne Lockerung wählen sollte, da<br />

hier <strong>im</strong> Sinne integrierter Landbewirtschaftung sowohl<br />

der Bodenschutz realisiert als auch das Infektionspotenzial<br />

für Krankheiten eingedämmt wird. So können beide<br />

Ziele – Wettbewerbsfähigkeit <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit<br />

– mit diesen Verfahren realisiert werden.<br />

4.2 <strong>Kosten</strong>-<strong>Nutzen</strong>-Analyse<br />

Für eine umfassende Beurteilung der verschiedenen<br />

Bearbeitungsverfahren reicht es nicht aus, nur Erträge,<br />

Marktpreise <strong>und</strong> <strong>Kosten</strong> zu betrachten. Da das Ziel<br />

heutiger Landbewirtschaftung nicht allein die Wettbewerbsfähigkeit,<br />

sondern auch die Umweltverträglichkeit<br />

ist, bedarf es einer umfassenderen Bewertung<br />

in Form einer Gesamt-<strong>Kosten</strong>-<strong>Nutzen</strong>-Analyse. In dem<br />

hier dargestellten Ansatz wird der positive Beitrag<br />

der Mulchsaat-Verfahren zur Erosionsbekämpfung am<br />

Beispiel von Zuckerrüben bewertet. Der Kalkulation<br />

liegen die Daten eines Betriebes mit einer Zuckerrüben-<br />

Tab. 4: Einzelbetrieblicher <strong>Nutzen</strong>-<strong>Kosten</strong>-<strong>Vergleich</strong> zum Erosionsschutz, Angaben in €/ha <strong>und</strong> Jahr (nach Brunotte et al., 1995)<br />

Verfahren <strong>Nutzen</strong> <strong>Kosten</strong> <strong>Vergleich</strong><br />

Bodenbearbeitungsverfahren<br />

Verfahren 1: konventionelle Saat mit<br />

Saatbettbereitung<br />

Verfahren 2: Mulchsaat mit<br />

Saatbettbereitung (Stroh)<br />

Verfahren 3: Mulchsaat mit Saatbettbereitung<br />

(Zwischenfrucht)<br />

Verfahren 4: Mulchsaat ohne<br />

Saatbettbereitung (Zwischenfrucht)<br />

Zwischenfrucht<br />

Gründüngung<br />

Einsparung<br />

Maschinen,<br />

Saatgut<br />

Umbruch/<br />

Neueinsaat,<br />

Dünge-, Pflanzenschutzmittel<br />

Bodenwerterhaltung<br />

(+ Erhöhung)<br />

(– Minderung)<br />

(+ <strong>Nutzen</strong>)<br />

(– <strong>Kosten</strong>)<br />

0 0 0 0 0 0<br />

0 20 4 8 –25 +57<br />

90<br />

40 bis 145<br />

90<br />

40 bis 145<br />

20 4 8 +50<br />

20 4 13 +30<br />

+72<br />

(+22 bis +127)<br />

+97<br />

(+47 bis +152)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!