+ Anhang I: Referat von Andrea Jedich zum Thema
+ Anhang I: Referat von Andrea Jedich zum Thema
+ Anhang I: Referat von Andrea Jedich zum Thema
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Mounted Games Förderkonzept<br />
<strong>Anhang</strong> I: <strong>Referat</strong> <strong>von</strong> <strong>Andrea</strong> <strong>Jedich</strong> <strong>zum</strong> <strong>Thema</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />
„Öffentlichkeitsarbeit Mounted Games“<br />
Anregungen für Vereine und Turnierausrichter<br />
Ein <strong>Referat</strong> <strong>von</strong> <strong>Andrea</strong> <strong>Jedich</strong><br />
2. Vorsitzende des VRMGD und Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit<br />
Jesteburg, 6.November 2004-11-29<br />
.<br />
Öffentlichkeitsarbeit – Warum, Wieso ?<br />
Mounted-Games-Reiter wollen ihren Sport publik machen. Dazu sind sie <strong>zum</strong> einen durch<br />
ihre eigene Satzung verpflichtet. Zum anderen sind sie überzeugt, einen Sport zu betreiben,<br />
hinter dem nicht nur Action, Spannung und Athletik stecken, sondern auch vorbildliche,<br />
gesellschaftliche Werte.<br />
Öffentlichkeitsarbeit zielt darauf ab, auch andere Menschen <strong>von</strong> diesen positiven Mehrwerten<br />
zu überzeugen. Im besten Falle hat Öffentlichkeitsarbeit eine Mitgliedersteigerung zur Folge.<br />
In erster Linie aber soll das Image des Sports Mounted Games überprüft und verbessert<br />
werden. Ein positives Image verlockt Sponsoren und Förderer, eine Idee zu unterstützen.<br />
.<br />
Das Image – Wie sieht es aus?<br />
Eine Befragung unter den Chefredakteuren und leitenden Redakteuren der in Deutschland<br />
führenden Pferde-Fachsportzeitschriften (wie etwa „Cavallo“, „St. Georg“, „Reiter Revue“,<br />
etc.) hat ergeben, dass es um das Image der Reitsportart Mounted Games nicht <strong>zum</strong> besten<br />
gestellt ist. Zwei wesentliche Vorurteile haben sich offenbar über Jahre hinweg in den Fach-<br />
Redaktionen verfestigt:<br />
1. „Mounted Games reiten viel zu große Reiter auf viel zu kleinen Ponys“,<br />
2. „Bei den Mounted Games wird gebolzt und unkontrolliert geheizt.“<br />
Auch wenn führende Pferde-Fachsport-Zeitschriften nicht unbedingt repräsentativ sind, so<br />
spiegeln sie doch eine – verfestigte – Meinung wider, die sich in „Nicht-<br />
Berichterstattung“ oder möglicherweise sogar in „Negativ-Berichterstattung“<br />
niederschlagen könnte.<br />
Hier muss Öffentlichkeitsarbeit ansetzen. Allerdings: ein jahrelang verfestigtes Image ist<br />
nicht kurzfristig zu korrigieren.<br />
Öffentlichkeitsarbeit ist ein langwieriger, kontinuierlicher Prozess.<br />
Eine Arbeit, an der sich alle Reiter, Trainer und Turnierausrichter beteiligen können.<br />
.
Öffentlichkeits-Arbeit – Mit welchen Instrumenten?<br />
Instrument Nr. 1 – Die Selbstkritik<br />
Das erste und möglicherweise wichtigste Handwerkszeug, mit dem sich<br />
Öffentlichkeitsarbeit betreiben lässt, ist – das eigene, selbstkritische Auge.<br />
So weh die Vorurteile der Pferde-Fachsportredaktionen auch tun: man stelle sich mal<br />
(bewusst distanziert) an den Rand eines Ranglisten-Turnierspielfeldes. Kaum einer wird<br />
umhin kommen, zuzugeben, dass es dort unschöne Szenen zu sehen gibt. Ein<br />
Erscheinungsbild, das den o.g. Vorurteilen zuspielt – auch wenn „zu große und bolzende<br />
Reiter auf zu kleinen Ponys“ nicht die Regel sind.<br />
Die Ausnahmen und Auffälligkeiten bleiben (nicht nur Journalisten) haften.<br />
Gute Öffentlichkeitsarbeit beginnt zuhause, auf dem eigenen Trainingsgelände.<br />
Trainer sollten darauf achten, dass Reiter und Pony zusammenpassen. Gute<br />
Öffentlichkeitsarbeit setzt sich auf dem Turnier fort: Schiedsrichter sollten beherzter<br />
eingreifen, wenn unharmonische Pony-Reiter-Paarungen an den Start gehen – auch wenn<br />
das für manch einen „Schiri“ schon Mut bedeutet.<br />
.<br />
Instrument Nr. 2 – Souvenirs und PR-Artikel<br />
Fast jeder Mounted-Games-Reiter hat es am Auto kleben, hat es zu hause im Schrank oder<br />
unter Reiterfreunden längst verteilt : Das Sortiment an Aufklebern, Bechern, Uhren,<br />
Büchern – oder was auch immer das Mounted-Games-Repertoire so hergibt. „Wen sollten<br />
Werbe-Artikel in unserer eigenen Szene noch interessieren?“ – fragt sich der<br />
eingefleischte Mounted-Games-Reiter, Trainer und Veranstalter, und lässt alles, was der<br />
Markt so zu bieten hat, brav im Kofferraum oder einfach zu Hause.<br />
Eine unentdeckte Schatztruhe schlummert da vor sich hin.<br />
Öffentlichkeitsarbeit liegt an diesem Punkte brach.<br />
Denn: ein kleiner Versuch auf einem Ranglistenturnier 2004 in Gettorf hat gezeigt: Das<br />
Sortiment – nett aufgereiht, neben Kuchen und Limo am Kaffee-Stand – war am Turnier-<br />
Ende ausverkauft!<br />
Wer soll das wohl gekauft haben?<br />
Ganze Horden <strong>von</strong> Omas, Opas, Tanten und Onkeln, Zufalls-Besuchen und „Geschenke-<br />
Suchern“ (ja, auch aus den eigenen Reihen!) werden da unterschätzt.<br />
Vorschlag: Jeder Turnier-Veranstalter bittet den/die VerwalterIn des VRMGD-Werbe-<br />
Sortiments um eine kleine Auswahl-Kiste an Verkaufs-Material. Diese Sachen sollten am<br />
Kaffee-Stand (mit einer Extra-Kasse!) verkauft werden. Das Verkaufs-Sortiment könnte –<br />
z.B. – über den Hauptschiedsrichter an den Veranstalter gelangen (und über diesen Weg<br />
auch samt Abrechnung retour gehen).<br />
Öffentlichkeitsarbeit steckt hinter jedem MG-Aufkleber!<br />
.
Instrument Nr. 3 – Die örtliche Presse<br />
Man kennt sich seit Jahren: Den Herren <strong>von</strong> Lokalzeitung X, die Fotografin <strong>von</strong><br />
Heimatzeitung Y. „Die kommen immer!“ – sagt sich der routinierte Turnier-Veranstalter<br />
und hat das Gefühl, „die Öffentlichkeitsarbeit läuft.“ Aber: Es gibt keine Gewähr für<br />
Abonnement-Presse-Besuche. Es kann sein, dass ein Mounted-Games-Turnier den<br />
örtlichen Zeitungen durch das „alle Jahre wieder“ langweilig – und nichtberichterstattenswert<br />
geworden ist. Noch dazu konkurrieren an Sommer-Wochenenden<br />
zahlreiche Veranstaltungen (unbewusst!) gegeneinander. Das heißt: Die Gunst der<br />
Berichterstattung muss man sich wieder und wieder erarbeiten.<br />
Wer hat sich schon mal die Mühe gemacht, herauszufinden, wie viele Anzeigen-Blätter<br />
und Regional-Zeitungen es überhaupt im eigenen Umfeld gibt? Eine Recherche in eigener<br />
Sache lohnt sich. Denn meistens gibt es – mindestens – zwei konkurrierende Lokal-<br />
Zeitungen, plus die oft stiefmütterlich behandelten Anzeigenblätter. Hinter allen (noch so<br />
kleinen) „Blättern“ steckt ein ideales Werbe-Potential.<br />
Vorschlag: Presse-Verteiler aktualisieren. Und: sich mal die Mühe machen, zu<br />
entschlüsseln, wer eigentlich hinter den „Kürzeln“ unter den Zeitungs-Artikeln als<br />
Mensch so steckt. Nicht immer ist nur der Sport-Redakteur der beste Ansprechpartner für<br />
ein MG-Turnier. Lokale Berichterstatter können unverbraucht eine frischere, engagiertere<br />
Sichtweise in Wort und Bild zu Tage bringen. Das persönliche Gespräch und das Kennen<br />
lernen (auch mal ohne Anliegen!) lohnt sich.<br />
.<br />
Instrument Nr. 4 – Der Presse-Betreuer und der Waschzettel<br />
Öffentlichkeitsarbeit ist Personen-gebunden.<br />
Nichts ist für einen Journalisten schlimmer, als auf einer Veranstaltung sich selbst<br />
überlassen zu sein. Eigentlich gebietet es der normale menschliche Umgangston, dass man<br />
einen Berichterstatter bei seiner Arbeit betreut (damit ist übrigens auch die kostenfreie<br />
Bewirtung gemeint).<br />
Während der Saison 2004 habe ich einige Turniere auch aus der Presse-Sicht beobachtet.<br />
Leider sind diese Selbstverständlichkeiten und Zuständigkeiten auf vielen Veranstaltungen<br />
nicht gegeben.<br />
Das birgt Gefahren.<br />
Die Reporter, die zu den Turnieren kommen, sind nicht zwangsläufig enthusiastische<br />
Pferde-Freunde. Sie haben Wochenend-Dienst und arbeiten sehr oft dann, wenn andere<br />
ihrer Freizeit frönen. Als Veranstalter muss man ihre Begeisterung wecken. Zumindest<br />
aber müssen die nötigen „Eck-Daten“ vorgehalten werden, die alle wesentlichen „W-<br />
Fragen“ (wer? Was? Wann? Wie?) beantworten.
Tipp: Einem Journalisten sollte man einen „Mounted-Games-Presse-Waschzettel“ an die<br />
Hand geben. Der Zettel beantwortet auch für fach-fremde Berichterstatter (und das sind<br />
die meisten!) die häufigsten Fragen zu dem immer noch seltenen Sport. Der Waschzettel<br />
ist auf der VRMGD-Webside unter „Vorstands-Mitteilungen/Die 2. Vorsitzende<br />
informiert“ veröffentlicht. Dieser Zettel entbindet aber nicht <strong>von</strong> der Notwendigkeit, eine<br />
Extra-Person für die Presse-Betreuung an einem Turniertag abzustellen.<br />
.<br />
Instrument Nr. 5 – Die eigene Kreativität<br />
Warum eigentlich nur Presse-Berichte zu Turnier-Zeiten?<br />
Warum nicht mal aus dem Alltag heraus eine Berichterstattung über Mounted Games<br />
motivieren? Der eigenen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!<br />
Ein Beispiel:<br />
Im Sommer 2004 hat die Nachwuchs-Mannschaft „Bohnert-RC Damp“ aus Bohnert an<br />
der Schlei „die Probe aufs Exempel“ gemacht. Eine renommierte Fachsportzeitschrift<br />
(„St. Georg“) wurde durch das Buch „Mounted Games“ aus dem Cadmos Verlag auf den<br />
Sport aufmerksam. Dabei handelt es sich um eine Zeitschrift, die dem Sport durchaus<br />
kritisch gegenüberstand. Die Redaktion bat um eine Trainings-Reportage. Das MG-Team<br />
hatte sich vorbereitet: mit einer ordentlich organisierten Trainings-Stunde,<br />
herausgeputzten Ponys und fotogen gekleideten Reitern, mit einer schönen Kulisse am<br />
Wasser, einem Picknick-Korb, Zeit und Informations-Lust.<br />
Resultat:<br />
Aus dem Besuch wurde eine lebendige, 2-seitige Reportage auf den Jugend-Seiten<br />
„Georgie“ (Ausgabe August 2004).<br />
Dann kam ein „Schneeball-Prinzip“ in Gange. Die örtliche Presse (beide konkurrierende<br />
Tageszeitungen!) wurden über Reportage- und Foto-Arbeiten informiert – und ihrerseits<br />
mit Bildern und Texten versorgt (ohne, dass ein Reporter vor Ort sein musste, was dem<br />
Zeit- und Geld-Budget vieler Redaktionen entgegenkommt).<br />
Das Resultat war eine umfangreiche, auffallende Begleit-Berichterstattung – abseits der<br />
sportlichen Komponente. Effekt: Mounted Games waren über Tage hinweg Dorf-<br />
Gespräch in der näheren Umgebung. Die „Herzen und Horizonte“ vieler Menschen waren<br />
auf einmal geöffnet. Neue Reit-Interessenten meldeten sich nach der Berichterstattung.<br />
.<br />
Instrument Nr. 6 – Elektronische Medien<br />
Der Anruf bei Radio- und Fernseh-Sendern bedeutet für viele Turnier-Veranstalter eine<br />
Hemmschwelle. „Fernsehen? – Ist das nicht eine Nummer zu groß?“ – fragen sich viele<br />
Ausrichter <strong>von</strong> Veranstaltungen. Natürlich gibt es nach einer Bewerbung keine Sende-<br />
Garantie. Aber auch im Umgang mit elektronischen Medien gilt: steter Tropfen höhlt den<br />
Stein. Und noch einmal: Presse-Arbeit ist personen-gebunden! Die Namen <strong>von</strong><br />
Journalisten und deren Zuständigkeitsbereiche sollte man hüten. Die direkte<br />
Ansprechhaltung hilft.
Wie wäre es, Presse-Vertreter elektronischer Medien einfach mal – ohne Mikrofon und<br />
Kamera – <strong>zum</strong> Training einzuladen? Viele Journalisten haben danach vielleicht eine viel<br />
bessere Vorstellung, in welchen Sende-Rahmen eine mögliche Reportage passt.<br />
Interessant für die Mounted Games sind dabei nicht die großen, überregionalen<br />
Sportsendungen, sondern die „lokalen Fenster“ der Sender. Öffentlich-rechtliche wie<br />
private Sender sollten dabei gleichermaßen angesprochen werden.<br />
Tipp: Wenn tatsächlich ein Fernseh- oder Radio-Sender sein Kommen angekündigt hat,<br />
dann muss sich unbedingt ein extra vorher ausgewählter Mensch um die Journalisten<br />
kümmern. Dabei ist der „Waschzettel“ das A und O. Noch wichtiger für ein Fernsehteam<br />
ist die Beratung für den Kameramann. Wo lassen sich bei bestimmten Spielzügen die<br />
besten Schnappschüsse machen?<br />
Ein Veranstalter sollte eine Mannschaft (nicht immer nur die eigene!) auf einer Spielbahn<br />
abseits des Turnier-Geschehens bestimmte Spielzüge demonstrieren lassen. Dann hat ein<br />
Kameramann die Chance, gute Szenen zu drehen. Das Filmen eines schnellen Sports ist<br />
ungleich schwieriger als das Fotografieren!<br />
Nicht vergesssen: Rücksicht nehmen auf die schwer schleppenden Kamerateams. Sie<br />
tragen eine Ausrüstung mit sich herum, die bis zu 30 Kilogramm wiegt. Vor oder nach<br />
einem MG-Turnier besuchen Fernsehteams meistens noch andere Veranstaltungen – sie<br />
tragen ihr Equipment also den ganzen Tag herum. „Schnell mal dahinten hin!“ – gibt es<br />
nicht.<br />
Mannschaften und Reiter, die für ein Fernsehteam reiten sollen, müssen vom Veranstalter<br />
schon im Vorwege ausgewählt sein. Streitigkeiten, Egoismen, Animositäten in<br />
Anwesenheit <strong>von</strong> Journalisten machen sich nicht gut.<br />
.<br />
Instrument Nr. 7 – Gäste und VIPs<br />
Warum nicht mal – gezielte Einladungen verschicken? Warum nicht mal den Direktor der<br />
örtlichen Sparkasse zu „Kaffee, Kuchen und Mounted Games“ bitten? Warum nicht mal<br />
den Chef eines Futtermittel-Handels auf ein Turnier locken (natürlich verbunden mit einer<br />
Einladung für seine Familie)? Warum nicht mal den Autohändler des Ortes auf einen<br />
„etwas anderen Sport“ aufmerksam machen?<br />
Neue Fans und Freunde werben – Auch das ist Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Und wer weiß, vielleicht ist der eine oder andere Gast schon im nächsten Jahr zu einer<br />
kleinen Spende bereit?<br />
.
Öffentlichkeitsarbeit – Immer schön „sachte und sudsche“ !<br />
Das Gießkannen-Prinzip funktioniert nicht in der Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Gezielte Ideen sind ungleich effektiver.<br />
Und – Öffentlichkeitsarbeit sollte man sehr vorsichtig dosieren. Es hat keinen Sinn, in<br />
kurzer Zeit wie wild die Presse-Trommel zu rühren. Manchmal ist weniger mehr. Kontakt-<br />
Pflege und das Aufbauen eines kleinen, aber feinen Presse-Netzwerkes bringen langfristig<br />
Erfolg.<br />
Eines steht fest: Die eine oder andere Idee ist für jeden Verein, für jede Reitgemeinschaft,<br />
für jeden Turnier-Veranstalter umsetzbar.<br />
Ach ja, noch was:<br />
Öffentlichkeitsarbeit kann richtig Spaß machen!<br />
Wenn Ihr Fragen habt: Ich stehe Euch gerne zur Seite.<br />
Viel Glück wünscht Euch<br />
<strong>Andrea</strong> <strong>Jedich</strong><br />
(Tel. 0171 – 34 36 995, a.jedich@ndr.de)