gangart_3_Glück
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SCHMETTERLINGE FANGEN<br />
Versuch über das Glück<br />
Alle reden vom Glück. Alle wollen es haben und an jeder Ecke wird es angeboten.<br />
Es gibt so etwas wie einen Terror des Glücks, der es dem Menschen schwer macht<br />
zuzugeben, wenn er sich einmal nicht wohlfühlt. Weil Glück mit Erfolg gleichgesetzt<br />
wird. Und Erfolg die Latte ist, über die wir zu springen haben.<br />
Ein Beitrag von Wolfgang Tonninger<br />
Du musst das Leben nicht verstehen,<br />
dann wird es werden wie ein Fest.<br />
Und lass dir jeden Tag geschehen,<br />
so wie ein Kind im Weitergehen<br />
von jedem Wehen sich viele<br />
Blüten schenken lässt.<br />
Rainer Maria Rilke<br />
Der griechische Philosoph Aristoteles meint, dass<br />
fast alles, was wir in unserem Leben tun, darauf<br />
abzielt, unser Glück zu vergrößern. Wenn dem so<br />
ist, dann tun wir es offensichtlich mit den falschen<br />
Mitteln – oder mit dem falschen Weltbild. Denn was<br />
sich vergrößert, sind nur Neid und Misstrauen, solange<br />
Menschen als Ego-Maschinen gedacht werden<br />
und ihr je eigenes Glück um jeden Preis suchen. Wer<br />
– so wie in unserer Kultur üblich – davon ausgeht,<br />
dass jeder Mensch nur aus Eigennutz handelt bzw.<br />
auf seinen persönlichen Vorteil aus ist, der schafft<br />
ein Monster, mit dem man zwar gut rechnen, aber<br />
ziemlich schwer leben kann. Folgerichtig hält Lynn<br />
Stout, Juristin und Finanzexpertin an der Cornell-<br />
Universität fest: "Der homo oeconomicus ist ein<br />
Soziopath."<br />
Fest steht, dass diese Art der Bedürfnisbefriedigung<br />
uns auf der Suche nach dem Glück nicht viel weiterbringt.<br />
Wir stecken sozusagen im Ich-Panzer fest,<br />
der uns vom Rest der Welt abschottet. Und wir sind<br />
ratlos, weil Besitzvermehrung und Glücksvermehrung<br />
sich keineswegs hochschaukeln wie versprochen.<br />
Das zeigt auch die Rangliste der glücklichsten<br />
Länder der Welt. Dort rangiert Mexiko vor Australien,<br />
obwohl sein Pro-Kopf-Einkommen von 7000 USD<br />
im Jahr fünf mal kleiner ist. Eine Erklärung liefert<br />
das Journal of Happiness Studies: „Sobald man einen<br />
annehmbaren Lebensstandard erreicht hat, ungefähr<br />
das heutige Niveau von Mexiko, vermehren weitere<br />
Wohlstandssteigerungen das Glück nicht mehr."<br />
Mit anderen Worten können Marktwirtschaften<br />
uns dabei helfen, aus dem Sumpf von Armut und<br />
Unterdrückung zu steigen. Güter, die darüberhinaus<br />
unser Wohlbefinden vermehren, produzieren<br />
sie nicht. Die isländische Psychologin Dóra Gudrun<br />
Gudmundsdottir, deren Land diese Rangliste anführt,<br />
kommt nach eingehender Analyse der ihr zur<br />
Verfügung stehenden Daten zu dem Ergebnis, dass<br />
nur 4% des Glücks auf Island mit dem Geldeinkommen<br />
zu tun hat. Über den Rest, also die 96%, sollten<br />
wir uns Gedanken machen. Die Isländer sind sich<br />
ihrer Sache jedenfalls sicher. So sicher, dass die „10<br />
Gebote der seelischen Gesundheit“ auf Kühlschrankmagneten<br />
gedruckt und an jeden Haushalt des<br />
Landes verschickt wurden.<br />
Innen und außen<br />
Die Frage ist: Bedeutet Glück für eine isländische<br />
Krankenschwester das gleiche wie für einen<br />
japanischen Autorennfahrer oder einen schweizer<br />
Rentner? Und ist Glück wirklich das, wonach alle<br />
streben? Oder ist es nicht vielmehr so, dass wir dem<br />
Erfolg, oder was die Gesellschaft uns als erstrebenswerte<br />
Ziele vorgibt, nachjagen und dabei auf das<br />
Glück vergessen? Das wahre Glück wohlgemerkt und<br />
keine vergängliche Empfindung, die sich bei einem<br />
kühlen Bier einstellt oder wenn wir uns nach der<br />
Arbeit auf die Couch fallen lassen. Für den Psychologen<br />
Robert A. Cummins, der seit 2001 das Glücksniveau<br />
der Australier misst, ist Glück ein tiefgreifender<br />
emotionaler Zustand, der wie eine Gemütslage<br />
auch dann präsent ist, wenn wir nicht gerade eine<br />
akute Glückswallung erleben.<br />
Wenn zwei Menschen vom Glück reden, können sie<br />
ganz Verschiedenes meinen. Was im Englischen sauber<br />
getrennt wird – „Luck“ (Glück haben) und „Happiness“<br />
(glücklich sein) –, ist im Deutschen in einem<br />
Wort untergebracht, was die Sache nicht unbedingt<br />
erleichtert. Wir haben Glück im Lotto oder wenn wir<br />
> Fortsetzung nächste Seite<br />
<strong>gangart</strong> 9
am Wochenende dem Stau entkommen, sind aber deswegen<br />
noch lange nicht glücklich. Gleichzeitig verbringen<br />
wir viel Zeit damit, über Dinge zu klagen, die andere<br />
haben und wir nicht; oder über Dinge, die uns zugestoßen<br />
sind, und die wir nicht ändern können. Was wir<br />
dabei übersehen, ist, dass Glück nicht von außen kommt<br />
oder ohne unser Zutun passiert; dass wahres Glück kein<br />
Ziel ist, sondern eher eine Reise, zu der man aufbrechen<br />
muss. Dazu müssen wir aufhören, uns permanent mit<br />
anderen zu vergleichen und ihr nach außen schillerndes<br />
Glück argwöhnisch zu betrachten. Wie das Glück von innen<br />
aussieht, werden wir nur erfahren, wenn wir unsere<br />
eigenen Stärken erkennen und einen Weg finden, diese<br />
Stärken anzuzapfen.<br />
Erfolgreiche Sportler wissen, dass sie sich auf den Sieg<br />
konzentrieren müssen und nicht auf die Niederlage. Warum<br />
konzentrieren sich dann Menschen, die ihr Glück<br />
vermehren wollen, auf ihr Unglück? Oder ihre Defizite?<br />
Das Glück ist wie ein Muskel, der wächst, wenn man ihn<br />
trainiert. Einen entscheidenden Trainingshinweis dazu<br />
liefert erneut Aristoteles, der das Glück als Fähigkeit beschreibt,<br />
"als Person zu erblühen, das zu besitzen, was für<br />
einen Menschen am wertvollsten ist, seinem eigenen Geist<br />
treu zu bleiben." Glück als Gegenstück zur Entfremdung?<br />
Wir kommen der Sache näher.<br />
meint Wasundhara Joshi, Kinderäztin in Mumbai (Indien),<br />
die in ihrem Leben schon viel Unglück gesehen hat.<br />
Wasundhara Joshi erzählt von zwei Frauen, die das gleiche<br />
Schicksal teilen und trotzdem so verschieden sind<br />
in ihrem Wohlbefinden: "Der entscheidende Unterschied<br />
liegt in der Geschichte, die diese Frauen sich darüber<br />
erzählen, wer sie sind – die Umstände, in denen sie leben<br />
und darüber, ob sie sich selbst als kraftvoll genug sehen,<br />
etwas zu verändern."<br />
Geschichten verbinden Ereignisse und Menschen. Wir<br />
sind die Geschichten, die wir über uns erzählen. Und<br />
wir sind nicht allein. Andere Menschen geben unserem<br />
Leben einen Sinn, auf dessen Boden Glück wachsen<br />
kann. Im World Book of Happiness ist von einer zwischenmenschlichen<br />
Dimension des Glücks die Rede,<br />
die weltweit zu gelten scheint; unabhängig davon, ob<br />
man – wie in westlichen Kulturen – eher das Glück des<br />
Einzelnen betont, oder – wie in östlichen Kulturen – die<br />
Gemeinschaft eine stärkere Rolle spielt.<br />
Zwei italienische Psychologen machten mit ihren<br />
Studenten ein Experiment, um deren Glückniveaus zu<br />
messen. Es war ein Investitionsspiel, das vorsah, dass<br />
einige Geld ausgeben konnten, indem sie es anderen<br />
Der Filmemacher Chris Marker erzählt von einer chinesischen<br />
Prinzessin, die es liebte, Listen von Dingen<br />
zu erstellen, die ihr wichtig waren. Bis sie einmal die<br />
Liste der Dinge erfand, die ihr Herz schneller schlagen<br />
lassen. Könnte dies ein Motto sein, nicht nur für seinen<br />
Film, sondern auch für diesen Text? Wissenschaftler haben<br />
nachgewiesen, dass bei glücklichen Menschen das<br />
Blut schneller pulsiert. Drei bis fünf Herzschläge sollen<br />
das Glück vom Normalzustand trennen.<br />
Wo aber bitte liegt das Glück, wenn es nicht auf der<br />
Straße liegt?<br />
Glück hat mit Begeisterung zu tun und beginnt im<br />
eigenen Kopf. Genauer: in einem Zellhaufen im Mittelhirn.<br />
Hier wird der Botenstoff Dopamin hergestellt, ein<br />
Hormon, das nicht nur unser Glücksempfinden steigert,<br />
sondern auch dafür sorgt, dass neue Synapsenverbindungen<br />
entstehen. Wenn Kinder sich für etwas begeistern,<br />
bleibt die Zeit rund um sie stehen. Sie saugen die<br />
Umgebung auf und werden eins mit ihr. Sie zeigen uns,<br />
dass Glück im Hier und Jetzt zuhause ist oder nirgendwo;<br />
dass Glück ein Seinszustand ist, den es wiederzufinden<br />
gilt.<br />
"Glück ist, was wir tun und was wir zu erreichen versuchen,<br />
oft trotz all der Dinge, die um uns herum geschehen.<br />
Glück ist, feiern zu können, wer wir sind und was wir<br />
tun. Feiern zu können, sogar unter widrigen Umständen,“<br />
10 <strong>gangart</strong>
schenkten. Andere wiederum mussten warten, bis sie<br />
etwas bekamen, um ins Spiel einzusteigen. Die Ergebnisse<br />
zeigten deutlich, dass sich Menschen wohler<br />
fühlen, wenn sie zum sozialen Wohlergehen beitragen,<br />
selbst wenn dies ihren individuellen Gewinn schmälert.<br />
Dass Geben glücklicher macht als Nehmen, kann auch<br />
auf das Glück selbst angewandt werden. Nach dem I<br />
Ching (dem chinesischen Buch der Wandlungen) können<br />
Menschen ihr eigenes Glück nähren, indem sie andere<br />
glücklicher machen und harmonische Beziehungen mit<br />
ihrer Umwelt aufbauen.<br />
Die Lehre vom Bruttosozialglück<br />
Aber was, wenn diese Umwelt eine feindliche ist oder<br />
die Werte nicht teilt, die einem selbst wichtig sind? Die<br />
gute Nachricht: Sie haben keine andere Wahl. Sie müssen<br />
ohnehin bei sich selbst beginnen. Dass das im Großen<br />
genauso geht wie im Kleinen, zeigt das Königreich<br />
Buthan seit einigen Jahren der ganzen Welt. Im "Land<br />
des Donnerdrachens" hat man sich entschieden, der<br />
„Diktatur des Bruttoinlandsprodukts“ mit einer Philosophie<br />
des „Bruttosozialglücks" entschlossen entgegenzutreten<br />
und behauptet sich seitdem durchaus erfolgreich<br />
als kleine, widerständige Insel in einer globalisierten<br />
und entfesselten Marktwirtschaft.<br />
Der Psychologe David Watson nennt seine<br />
High Five des Glücks. Dem ist zumindest<br />
ein Punkt hinzuzufügen:<br />
1) Glück ist eine subjektive Gemütslage.<br />
Eine Frage der Einstellung.<br />
2) Neid ist ein besonders mächtiger Feind des Glücks.<br />
Am Anfang des Unglücks steht der Vergleich.<br />
3) Wir sind keine Ego-Maschinen!<br />
Der Mensch ist ein soziales Wesen, das darin Erfüllung<br />
findet, etwas mit anderen und für andere zu machen.<br />
4) Es ist wichtig, Ziele und Wertvorstellungen zu haben.<br />
Wer ein WARUM hat, hält jedes WIE aus (Viktor Frankl).<br />
5) Bewegung macht glücklich.<br />
Körperliche Aktivität steigert das Wohlbefinden.<br />
6) Konzentriere dich auf das, was du verändern kannst.<br />
> Fortsetzung nächste Seite<br />
Das Geheimnis des Flows<br />
Flow ist ein Begriff, den der Psychologe mit dem unaussprechlichen<br />
Namen Milhaly Csikszentmihalyi geprägt<br />
hat. Er bezeichnet eine Erfahrung, in der wir vollkommen<br />
aufgehen, dass die Zeit zu verfliegen scheint und wir<br />
nichts um uns herum wahrnehmen, nicht einmal Hunger,<br />
Hitze und Kälte oder Verlegenheit. Es wird vermutet, dass<br />
Flow extrem hilfreich für unser Glück ist. Diese Erfahrung<br />
tritt auf, wenn wir uns auf eine herausfordernde,<br />
aber handhabbare Tätigkeit einlassen, die ein großes Maß<br />
an Können erfordert. Aktivitäten, die Flow-Erfahrungen<br />
hervorbringen, sind in sich motivierend, weil sie einen<br />
Seinszustand bewirken, der einen Selbstzweck darstellen<br />
kann. Darüber hinaus nimmt man an, dass solche Aktivitäten<br />
einer Person erlauben, aufzublühen und auf ihrem<br />
höchsten Leistungsniveau zu arbeiten.<br />
Bücher:<br />
Peter Matthiessen: Auf der Spur des Schneeleoparden<br />
Leo Bormans: Glück. The World Book of Happiness<br />
Frank Schirrmacher: Ego-Maschine.<br />
Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein.<br />
Bild: © Charlotte Morse<br />
<strong>gangart</strong> 11
Im Gegensatz zu westlichen Vorstellungen hat Bruttosozialglück<br />
nichts mit Gute-Laune-Glück zu tun. Es ist im buddhistischen Konzept<br />
des Mitgefühls verankert, der Verbesserung des Glücks aller<br />
Wesen. Ganzheitlich. Nicht nur den Einzelnen, sondern auch den<br />
Menschen als Spezies übersteigend. Es ist Kultur, Entwicklungsstrategie<br />
aber auch Index, der Indikatoren wie psychisches Wohlbefinden,<br />
Gesundheit, Zeitverwendung, Bildung, kulturelle Vielfalt<br />
und Widerstandskraft, Vitalität, und gute Führung umfasst. Und es<br />
hat sehr konkrete Auswirkungen auf politischer Ebene. Bürger haben<br />
kostenlosen Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung.<br />
Die Alphabetisierung beträgt nahezu 100%. Ein Großteil des Waldes<br />
steht unter Schutz. Werbung im öffentlichen Raum ist verboten.<br />
Es gibt Maßnahmen für eine 100% Bio-Landwirtschaft bis 2020<br />
und Importbeschränkungen für Autos und Hubschrauber. Um<br />
seine Werte zu verteidigen hat sich Buthan entschieden, nicht der<br />
Welthandelsorganisation (WTO) beizutreten. Buthan schaut auf die<br />
anderen – aber ohne Neid, sondern mit einem gesunden Selbstvertrauen.<br />
Und die ganze Welt schaut staunend zurück.<br />
Die ganze Welt? Zumindest jener Teil, für den Glück keine leere<br />
Hülle ist, in die man beliebig Konsumzwänge packen kann. Die<br />
Versuchung ist groß, denn der Glücksmarkt boomt. Nichts lässt<br />
sich leichter verkaufen als ein Glücksversprechen, wie vage es auch<br />
ist. Die Frage ist, wie man da wieder herauskommt – in einer Welt,<br />
die in einer Flutwelle von Anweisungen zum schnellen Glücklichsein<br />
zu ertrinken droht, wie Paul Watzlawick festhält. Am Ende<br />
seiner berühmten „Anleitung zum Unglücklichsein“ steht ein<br />
Zitat aus den Dämonen von Dostojewski: „Alles ist gut ... Alles. Der<br />
Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist. Nur<br />
deshalb. Das ist alles, alles! Wer das erkennt, der wird gleich glücklich<br />
sein, sofort, im selben Augenblick ...“<br />
Vor etwa 50 Jahren entdeckte man bei Experimenten mit<br />
Ratten zufällig, dass diese von der elektrischen Stimulation<br />
eines bestimmten Gehirnareals gar nicht genug<br />
bekommen konnten. Die Ratten durften in diesen Experimenten<br />
diesen elektrischen Reiz für diese Gehirnregion<br />
durch Drücken auf einen Hebel selbst auslösen und<br />
drückten in der Folge den Hebel immer häufiger. Manche<br />
Tiere vergaßen dabei sogar zu essen und zu trinken, und<br />
starben, offensichtlich süchtig danach, durch das Hebeldrücken<br />
belohnt zu werden.<br />
Die daraus entstandene Neurobiologie des Glücks hat<br />
in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends große Fortschritte<br />
gemacht, sodass man die neuronalen Strukturen<br />
ziemlich genau kennt, die an diesen Glückserlebnissen beteiligt<br />
sind: tief im Mittelhirn liegt eine kleine Ansammlung<br />
von Neuronen - im Fachjargon als A10 bezeichnet<br />
-, die den Botenstoff Dopamin produzieren und in den<br />
Nucleus accumbens und ins Frontalhirn weiterleiten.<br />
Diese Neuronen feuern immer dann, wenn ein Ereignis<br />
besser ausfällt als erwartet. Im Nucleus accumbens führt<br />
das Dopamin dazu, dass Endorphine produziert und<br />
ins Frontalhirn ausgeschüttet werden. Dieses Dopamin<br />
bewirkt, dass das Frontalhirn besser funktioniert, sodass<br />
man unter diesem Einfluss z.B. auch besser denken und<br />
lernen kann. Das Glücksempfinden ist vermutlich nur ein<br />
Nebenprodukt des menschlichen Lernvermögens und ist<br />
auch nicht auf "Dauerbetrieb" angelegt, denn Gewöhnung<br />
sorgt schon bald dafür, dass man sich nicht allzu lange<br />
glücklich fühlt oder wie Süchtige die Dosis erhöhen muss.<br />
Vielleicht verhält es sich mit dem Glück ja so wie mit dem Schneeleoparden,<br />
dem Peter Matthiessen im Himalaja auf der Spur ist. Am<br />
Ende kommt er zu einem Mönch, der völlig allein und offensichtlich<br />
zufrieden seit Jahren in einer Felsnische lebt. Der Forscher<br />
will von ihm wissen, wie er zu der Einsamkeit und dem Schweigen<br />
steht, und wie er damit umgeht, dass er aufgrund seiner kranken<br />
Beine diesen Ort wohl nie wieder verlassen wird können. Die Antwort,<br />
die er bekommt, ist eine Weisheit, die man nur lange genug<br />
kauen muss: "Darauf stimmt dieser heilige Mann in all seiner spontanen<br />
Einfachheit lauthals ein ansteckendes Gelächter an. Ohne eine<br />
Spur von Selbstmitleid oder Bitterkeit zeigt er auf seine verkrüppelten<br />
Beine, als gehörten sie uns allen, und breitet dann die Arme zum<br />
Himmel und zu den Schneebergen, zur Sonne und zu den tanzenden<br />
Schafen aus: 'Natürlich bin ich glücklich! Es ist wunderbar! Besonders,<br />
da ich keine andere Wahl habe.’ .... Mir ist, als hätte es mir einen<br />
Schlag in die Brust versetzt. Ich danke ihm, verbeuge mich und gehe<br />
dann langsam den Berg hinunter, die zusammengefaltete Gebetsfahne<br />
in meinem Anorak glüht wie Kohle. Buttertee und Windbilder,<br />
der Kristall-Berg und auf den Schneefeldern tanzende Schafe – es ist<br />
übergenug!<br />
Hast du den Schneeleoparden gesehen?<br />
Nein! Ist das nicht wunderbar?“<br />
Die „10 Gebote der seelischen Gesundheit“,<br />
die in Island auf jedem Kühlschrank kleben:<br />
1) Denke positiv.<br />
2) Schätze die Menschen, die du liebst.<br />
3) Lerne weiter, solange du lebst.<br />
4) Lerne aus deinen Fehlern.<br />
5) Bewege dich jeden Tag.<br />
6) Mache dein Leben nicht unnötig kompliziert.<br />
7) Versuche die Menschen in deiner Umgebung<br />
zu verstehen und zu ermutigen.<br />
8) Gib nicht auf – Erfolg im Leben<br />
ist ein Marathon, kein Sprint.<br />
9) Entdecke und entwickle deine Talente.<br />
10) Setze dir Ziele und strebe nach<br />
deinen Träumen.<br />
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