gangart_4_Zukunft der Arbeit
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„Prognosen sind<br />
schwierig, beson<strong>der</strong>s<br />
wenn sie die <strong>Zukunft</strong><br />
betreffen.“<br />
Karl Valentin<br />
„Behandle deine Mitarbeitenden wie Erwachsene, dann verhalten<br />
sie sich auch so. Je mehr Freiheiten du ihnen gibst, desto<br />
produktiver, zufriedener und innovativer werden sie.“ So lautet<br />
<strong>der</strong> Leitspruch von Ricardo Semler, <strong>der</strong> 1982 seine Rockkarriere<br />
an den Nagel hängte und das marode Maschinenbauunternehmen<br />
seines Vaters in Sao Paolo/Brasilien übernahm. Er entließ in<br />
kurzer Zeit die Hälfte <strong>der</strong> Manager, reduzierte die Hierarchiestufen<br />
von zwölf auf drei, führte kurze Entscheidungswege ein, verzichtete<br />
auf Anwesenheitspflicht im Unternehmen und glänzt<br />
seit über 30 Jahren allen Prognosen zum Trotz mit Wachstumsraten<br />
von jährlich bis zu 40%. Wobei es nicht das Mehr war, das<br />
ihn leitete, son<strong>der</strong>n das Besser. "Vertrauen statt Kontrolle, Beteiligung<br />
statt Hierarchie, Entbürokratisierung, Selbstverantwortung<br />
statt Regeln und Vorschriften" – was nach <strong>der</strong> Wunschliste<br />
eines realitätsfernen Romantikers klingt, ist das Management-<br />
Credo eines Unternehmers, dem <strong>der</strong> Erfolg recht gibt.<br />
Solche Entwicklungen passieren natürlich nicht alle auf einmal<br />
und auf <strong>der</strong> grünen Wiese. Die Freiheiten, die Mitarbeiter in<br />
solchen Organisationsversuchen erfahren, müssen von einer<br />
Führungs- und Feedbackkultur flankiert werden,<br />
die dem Einzelnen Sicherheit und einen<br />
Rahmen bietet, den er für seine Entfaltung<br />
braucht. Ohne Vertrauen geht dabei natürlich<br />
gar nichts. Aber wer Vertrauen gibt, wird Engagement<br />
ernten. Das wi<strong>der</strong>spricht zwar <strong>der</strong> stillschweigenden<br />
Grundannahme des klassischen<br />
Managements, dass Menschen <strong>Arbeit</strong> vermeiden,<br />
wo immer dies ihnen möglich ist, funktioniert<br />
aber in <strong>der</strong> Praxis bestens. Übrigens: Das<br />
Argument, dass es Menschen gibt, die dieses<br />
Vertrauen ausnützen, sticht nicht, weil es betriebswirtschaftlich<br />
einfach keinen Sinn macht,<br />
eine Organisation nach solchen Härtefällen<br />
auszurichten. Folgerichtig definiert Wolf Lotter<br />
Vertrauen als "die Fähigkeit, nicht auf seinen<br />
schlechten Erfahrungen sitzen zu bleiben" und<br />
trifft damit den Nagel auf den Kopf.<br />
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<strong>gangart</strong> 11