SPECIAL
2oCa4n4
2oCa4n4
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Unter dem Titel »In neuer Pracht« nimmt<br />
Arne Schmitt das Kölner Gerling-Quartier ins Visier.<br />
(© Arne Schmitt / VG Bild-Kunst, Bonn 2017.<br />
Courtesy Arne Schmitt/ Jacky Strenz, Frankfurt/Main.)<br />
Der Nachkriegsarchitektur der westdeutschen Innenstädte gilt<br />
sein Interesse, jene Beton-Bausünden, die heute gern abgerissen<br />
oder umfunktioniert werden. Allerdings begnügt sich Schmitt<br />
K.WEST 04/17<br />
PAN kunstforum niederrhein<br />
Agnetenstraße 2, 46446 Emmerich am Rhein<br />
Tel.: +49(0)2822 5370110; Fax: +49(0)2822 5370122<br />
http://www.pan-forum.de<br />
nicht mit den ästhetischen Eigenheiten: »Es geht darum, eine<br />
These aufzustellen«, meint er. »Wie hängt die Architektur mit<br />
der Geschichte des Gebäudes zusammen? Warum entledigt<br />
sich eine Gesellschaft eines bestimmten Stils? Oder greift Jahrzehnte<br />
später auf ihn zurück?«<br />
Ein schlauchartiger Flur in einer Wohnung der Kölner Südstadt<br />
führt direkt ins Atelier. Kreatives Chaos sucht man vergeblich.<br />
Von Platznot keine Spur. Die minimalistische Einrichtung<br />
aus Schreibtisch, Kopierer und gerade mal zwei Regalen<br />
lässt auf ein gut sortiertes Gehirn schließen. Auch die Heizung<br />
muss jetzt als Ablage dienen. Schmitt ist mitten im Prozess der<br />
Motivauswahl. »In neuer Pracht« heißt die Arbeit, die in der<br />
Koje der Frankfurter Galerie Jacky Strenz zu sehen sein wird.<br />
Schwarz-weiße Aufnahmen dokumentieren nüchtern das Kölner<br />
Gerling-Quartier, darunter vor allem die skulpturalen Anteile,<br />
die Hitlers Lieblingsbildhauer Arno Breker als Freund der<br />
Gerling- Familie beigesteuert hatte.<br />
Der einstige Sitz des Versicherungskonzerns ist inzwischen<br />
zum Objekt der Begierde von Immobilienfirmen geworden,<br />
die das Gelände in eine neoklassizistische Abfolge aus Luxuseigentumswohnungen,<br />
hochpreisigen Büros und einem Hotel<br />
verwandeln. In den pathetisch-schwülstigen Werbespots, die<br />
Schmitt in seine Installation einbauen wird, preist man den Ort<br />
als einen, »an dem jeder Stein Geschichte atmet«. Die braunen<br />
Details bleiben aber geschichtsvergessen außen vor.<br />
Genau diese wechselnden ideologischen Konstellationen sind<br />
es, die Schmitt auch in anderen Serien, Buchprojekten und Videos<br />
recherche-intensiv seziert. Mal findet er auf Berliner Straßen<br />
von Albert Speer entworfene Peitschenlampen, die nach<br />
dem Krieg aus nicht bombardierten Depots herausgeholt wurden.<br />
Oder er geht den politischen Debatten um die Serra-Skulptur<br />
am Hauptbahnhof Bochum nach.<br />
Dabei sieht sich Schmitt nicht etwa in der Tradition der Becher-<br />
Schule. Die sind ihm in ihrer Neigung zu Großformaten zu<br />
»bildverliebt«. Eher in der Gefolgschaft des 2014 verstorbenen<br />
Essay-Filmers Harun Farocki, der nicht zuletzt auch den Einfluss<br />
der Werbung und der Medien auf den kapitalistischen<br />
Alltag analysierte. Und was greift mehr ins öffentliche Leben<br />
ein als der mit jeweiligem Zeitgeist kontaminierte Städtebau?<br />
Didaktik sei für ihn kein Angstbegriff mehr, sagt er. Deswegen<br />
setzt er bei aller Liebe zur Aussagekraft der jeweiligen<br />
architektonischen Situation zunehmend auf kommentierende<br />
Texte, um nicht zu nebulös rüberzukommen. Ein Architekt<br />
der Beunruhigung, der auf Nummer Sicher geht. Wie<br />
beruhigend!<br />
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11–16 Uhr<br />
Samstag und Sonntag 11–18 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
Erwachsene 9,50 € Familie 19,50 €<br />
Ermäßigt 7,50 € Gruppen pro Person 7,50 €<br />
Führungen Sonntags 14 Uhr und nach Ankündigung im<br />
Internet 2,- € + Eintritt<br />
Gruppenführungen nach Voranmeldung<br />
55,- € + Gruppeneintritt<br />
Große<br />
Sonderausstellung<br />
Große Sonderausstellung<br />
Dalí<br />
am Niederrhein<br />
am Niederrhein<br />
über 600 Exponate<br />
11. März — 3. September 2017<br />
PAN kunstforum niederrhein<br />
Emmerich am Rhein<br />
über 600 Exponate<br />
11. März bis<br />
3. September 2017<br />
PAN kunstforum<br />
niederrhein<br />
Agnetenstraße 2<br />
46446 Emmerich am Rhein<br />
Tel.: +49(0)2822 5370110<br />
pan-forum.de