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6 Fragen an Susanne Gaensheimer<br />
INTERVIEW STEFANIE STADEL<br />
Die Vakanz hat ein Ende. Ab September wird Susanne<br />
Gaensheimer (50), zur Zeit noch Direktorin des Museums<br />
für Moderne Kunst (MMK) in Frankfurt, die Leitung der<br />
Kunstsammlung NRW in Düsseldorf übernehmen.<br />
k.west: Sie waren Leiterin des Kunstvereins in Münster und<br />
Kuratorin am Münchner Lehnbachhaus, sind noch Chefin des<br />
MMK in Frankfurt. Nebenbei haben Sie zweimal den deutschen<br />
Pavillon der Venedig Biennale kuratiert. Woran erinnern Sie<br />
sich besonders gern, worauf sind Sie stolz?<br />
SUSANNE GAENSHEIMER: Eigentlich fand ich<br />
alle Stationen toll. Ein Highlight war aber doch Venedig –<br />
natürlich ein besonderer Ort. Wir waren bei den Vorbereitungen<br />
beide Male mehrere Monate mit der ganzen Familie<br />
dort. Eine schöne Zeit, auch wenn der erste Aufenthalt eine<br />
sehr traurige Wendung nahm, als Christoph Schlingensief<br />
mitten in unserer Arbeit starb; das war ein Schlag von ungeheuer<br />
emotionaler Intensität, eine sehr prägende Erfahrung.<br />
k.west: Als die Anfrage aus Düsseldorf kam, wussten Sie gleich,<br />
dass die Leitung der Kunstsammlung das Richtige für Sie ist?<br />
SG: Nein, wir haben lange darüber nachgedacht. Die<br />
Findungskommission und ich waren fast ein halbes Jahr im<br />
Gespräch. Obwohl ich die Kunstsammlung NRW schon immer<br />
für eines der interessantesten Museen in Deutschland hielt,<br />
hatte ich zunächst überhaupt nicht den Wunsch, aus Frankfurt<br />
wegzugehen, weil es uns hier sehr gut geht – mir beruflich wie<br />
auch meiner Familie. Die Gespräche haben sich aber dann sehr<br />
schön entwickelt. Ich habe mich eingehender mit der Kunstsammlung<br />
beschäftigt und mit den Potentialen der drei Häuser<br />
K20, K21 und Schmelahaus, aber auch mit Düsseldorf und dem<br />
Land Nordrhein-Westfalen. Besonders spannend finde ich die<br />
Herausforderung, mit der Sammlung der Klassischen Moderne<br />
zu arbeiten und sie ins 21. Jahrhundert zu führen.<br />
k.west: Bisher waren Sie eigentlich nur befasst mit der Zeit nach<br />
1945 und vor allem mit Gegenwartskunst. Wie wollen Sie das<br />
Erbe der Klassischen Moderne angehen?<br />
SG: Hier in Frankfurt haben wir nun über Jahre unser<br />
Ausstellungprogramm und die Sammlung mit einer globalen<br />
Perspektive erweitert. Wir haben Künstlerinnen und<br />
Künstler aus aller Welt darin integriert. Diese globale Perspektive<br />
auf den Bereich der Klassischen Moderne zu übertragen,<br />
erscheint mir eine folgerichtige Fortsetzung meiner Arbeit in<br />
Frankfurt.<br />
Prof. Dr. Susanne Gaensheimer. Foto: Frank Blümler.<br />
k.west: Ihre Vorgängerin Marion Ackermann hat bereits in diese<br />
Richtung gearbeitet – zumal mit dem laufenden Projekt »Museum<br />
Global«, an dem auch Ihr MMK beteiligt ist. Gibt es weitere<br />
Aspekte und Elemente, die Sie aufgreifen möchten?<br />
SG: Auf jeden Fall. Marion Ackermann hat den Bereich<br />
Bildung und Vermittlung stark ausgebaut, wichtige neue Formate<br />
und überhaupt eine neue Haltung dazu etabliert. Das möchte ich<br />
aufgreifen und fortführen. Auch im Bereich der Digitalisierung<br />
hat sie einiges auf den Weg gebracht, das ich ebenfalls ausbauen<br />
möchte.<br />
k.west: Und eigene neue Akzente?<br />
SG: Ja, das betrifft vor allem das Feld der Gegenwartskunst.<br />
Zum Beispiel möchte ich das K21 wieder als Haus des<br />
21. Jahrhunderts profilieren. Das war ja ursprünglich die Idee<br />
– und ich fand sie toll. Das K21 soll zu einem lebendigen Ort<br />
werden, der internationale Gegenwartskunst zeigt. Das möchte<br />
ich interdisziplinär angehen und auch angrenzende Kunstgattungen<br />
in den Blick nehmen, Choreografie etwa oder Architektur<br />
und Film. Auch denke ich daran, ein regelmäßiges Performanceprogramm<br />
zu etablieren.<br />
k.west: Was sagt Ihre Familie – Sie haben auch zwei Kinder –<br />
zum Umzug nach Düsseldorf?<br />
SG: Die Kinder gehen inzwischen beide aufs Gymnasium.<br />
Wir haben uns umgeschaut und die Stadt hat ihnen sehr gut<br />
gefallen. Inzwischen freuen sie sich auf den neuen Ort. Gegen die<br />
Familie hätte ich die Entscheidung nicht durchsetzen wollen.<br />
4 <strong>SPECIAL</strong> KUNST<br />
K.WEST 04/17