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Flugangst...<br />
was ist das?<br />
Mit diesem Thema war ich lange Zeit<br />
nie konfrontiert. Aus einem einfachen<br />
Grund, weil ich bis dahin noch<br />
nie geflogen bin. Warum? Auch hier<br />
war die Antwort banal, seit ich mich<br />
erinnern konnte, sind wir immer nur<br />
mit dem Auto in den Urlaub gefahren.<br />
Deshalb waren Themen rund<br />
ums Fliegen für mich exotisch und<br />
völlig fremd und schlicht egal. Doch<br />
das sollte sich bald ändern. Meine<br />
acht Freundinnen und ich wollten<br />
nämlich nach Mallorca in den Urlaub.<br />
Strand, Party machen, und ein<br />
wenig shoppen.<br />
Bekanntermaßen ist Mallorca eine<br />
Insel mitten im Mittelmeer - sehr<br />
umständlich zwar auch mit dem<br />
Auto per Fähre zu erreichen - aber<br />
am schnellsten und günstigsten geht<br />
es mit dem Flieger. Schon Ende Mai<br />
sollte es losgehen und die Reiseunterlagen<br />
waren bereits unterwegs,<br />
als ich urplötzlich Panik bekam<br />
wenn ich auch nur daran dachte, in<br />
ein Flugzeug zu steigen.<br />
Die Vorstellung den Boden unter den<br />
Füßen zu verlieren, völlig unkontrolliert<br />
in fremde Dimensionen zu<br />
schweben machte mir richtig Angst.<br />
Es war ein Dilemma: Ich musste mitfliegen<br />
- oder alleine zuhause bleiben.<br />
Da ich natürlich - wie jede Frau - auf<br />
keinen Fall einen Mallorca-Urlaub<br />
mit meinen Mädels verpassen wollte,<br />
nahm ich meinen ganzen Mut zusammen<br />
und stellte mich, mir dieser<br />
bisher unbekannten Angst.<br />
Der Flugangst!<br />
Schnell hatte es sich unter meinen<br />
Freundinnen rum gesprochen, dass<br />
ich meinen ersten Fug vor mir hatte.<br />
Und so kam ich in den Genuss<br />
von unzähligen Ratschlägen rund<br />
ums Fliegen: Angefangen, ob Fenster<br />
(„Super-Aussicht“) oder Gang<br />
(„schnell-draußen-falls-was-ist“),<br />
auf keinen Fall Mittelsitz („völlig-eingeengt“).<br />
Vorne („sehr-sicher“)<br />
oder Hinten („noch-sicherer“), bis<br />
hin zu Thrombose-Strümpfen und<br />
Nackenhörnchen und Duty-Free.<br />
Selbst ob der Start, der Flug an sich<br />
(„Luftlöcher!“) oder die Landung<br />
am schlimmsten/schönsten/besten<br />
sind, wurde hitzig diskutiert. Meine<br />
Mädels wussten einfach alles und<br />
waren offensichtlich Expertinnen für<br />
Flugreisen und ließen mir wochenlang<br />
immer wieder neue Tipps und<br />
Anekdoten rund ums Fliegen zukommen.<br />
Leider vergaßen meine Freundinnen,<br />
dass man besser rechtzeitig<br />
am Flughafen zum Check-in und<br />
der Gepäckaufgabe erscheint oder<br />
bereits vorher seine Sitzplätze reserviert.<br />
Wir waren wieder einmal<br />
spät dran, und so konnten wir leider<br />
nicht mehr zusammen sitzen und<br />
unsere Plätze waren im ganzen Flugzeug<br />
verstreut. Ich hatte einen Mittelsitz<br />
in der ersten Reihe und meine<br />
beste Freundin, saß in Reihe 6. Dahinter<br />
der Rest unserer Gruppe. Mir<br />
war mulmig - ich musste meine erstes<br />
Mal im Flieger völlig alleine und<br />
ohne Beistand überstehen.<br />
Anscheinend bemerkte das auch<br />
mein Sitznachbar, der am Fenster saß<br />
und mich fragte, ob ich schon mal<br />
geflogen bin. Ich sagte nein, und erzählte<br />
ihm auch, dass ich ein wenig<br />
ängstlich bin. Er bot mir an die Plätze<br />
zu tauschen und währenddessen<br />
erzählte er mir, er sei Flugbegleiter<br />
und auf dem Weg zur Arbeit. Er<br />
fliege später dienstlich von Mallorca<br />
nach Alicante. Und er erklärte mir,<br />
in aller Ruhe und aus viel eigener<br />
Erfahrung, wie sicher das Fliegen<br />
ist und ich mir ab jetzt keine Sorgen<br />
mehr machen müsse. Er wird mir<br />
während unseres Fluges jedes unbekannte<br />
Geräusch und jeden Vorgang<br />
erklären.<br />
Was soll ich sagen, der Start war<br />
aufregend: Die Beschleunigung und<br />
dann der Steigflug, das Wackeln<br />
beim Durchdringen der Wolken.<br />
Doch dann trat die Ruhe ein: In<br />
10.000 m Höhe mit dem Ausblick auf<br />
die schneebedeckten Alpen. Himmlisch!<br />
Jetzt verstehe ich auch warum<br />
es heißt; die Zeit vergeht wie im Fluge.<br />
Ich kam nicht einmal dazu mein<br />
Buch zu lesen. Timo, so hieß meine<br />
Reisebekanntschaft nahm mir alle<br />
meine Ängste – Im Gegenteil ich<br />
habe es genossen. Ich hätte noch<br />
Stunden weiterfliegen können. Doch<br />
schon fuhren die Landeklappen aus<br />
und wir setzten mit einem sanften<br />
Ruck auf dem spanischen Boden auf.<br />
„ Und, war es sehr schlimm?“ fragte<br />
mich Timo. “Nein, nur zu kurz“<br />
lachte ich erleichtert und bedankte<br />
mich für diese wirklich nette Betreuung.<br />
Wir verabschiedeten uns und er<br />
zeigte mir beim Rausgehen noch<br />
kurz den Weg zum Gepäck-Band,<br />
wo ich wie eine erfahrene Vielfliegerin<br />
auf meine Freundinnen wartete.<br />
Diese grinsten mich alle mit neugierigen<br />
Blicken an und fragten mich<br />
spitz wie denn mein erster Flug gewesen<br />
sei. Und natürlich wer der<br />
nette Mann war.<br />
Ich kann euch nur eins sagen, wenn<br />
Ihr einen Flug bucht, dann vergesst<br />
bitte euren Sitzplatz vorab zu reservieren!<br />
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