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bayamo inside 2/2017

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Flugangst...<br />

was ist das?<br />

Mit diesem Thema war ich lange Zeit<br />

nie konfrontiert. Aus einem einfachen<br />

Grund, weil ich bis dahin noch<br />

nie geflogen bin. Warum? Auch hier<br />

war die Antwort banal, seit ich mich<br />

erinnern konnte, sind wir immer nur<br />

mit dem Auto in den Urlaub gefahren.<br />

Deshalb waren Themen rund<br />

ums Fliegen für mich exotisch und<br />

völlig fremd und schlicht egal. Doch<br />

das sollte sich bald ändern. Meine<br />

acht Freundinnen und ich wollten<br />

nämlich nach Mallorca in den Urlaub.<br />

Strand, Party machen, und ein<br />

wenig shoppen.<br />

Bekanntermaßen ist Mallorca eine<br />

Insel mitten im Mittelmeer - sehr<br />

umständlich zwar auch mit dem<br />

Auto per Fähre zu erreichen - aber<br />

am schnellsten und günstigsten geht<br />

es mit dem Flieger. Schon Ende Mai<br />

sollte es losgehen und die Reiseunterlagen<br />

waren bereits unterwegs,<br />

als ich urplötzlich Panik bekam<br />

wenn ich auch nur daran dachte, in<br />

ein Flugzeug zu steigen.<br />

Die Vorstellung den Boden unter den<br />

Füßen zu verlieren, völlig unkontrolliert<br />

in fremde Dimensionen zu<br />

schweben machte mir richtig Angst.<br />

Es war ein Dilemma: Ich musste mitfliegen<br />

- oder alleine zuhause bleiben.<br />

Da ich natürlich - wie jede Frau - auf<br />

keinen Fall einen Mallorca-Urlaub<br />

mit meinen Mädels verpassen wollte,<br />

nahm ich meinen ganzen Mut zusammen<br />

und stellte mich, mir dieser<br />

bisher unbekannten Angst.<br />

Der Flugangst!<br />

Schnell hatte es sich unter meinen<br />

Freundinnen rum gesprochen, dass<br />

ich meinen ersten Fug vor mir hatte.<br />

Und so kam ich in den Genuss<br />

von unzähligen Ratschlägen rund<br />

ums Fliegen: Angefangen, ob Fenster<br />

(„Super-Aussicht“) oder Gang<br />

(„schnell-draußen-falls-was-ist“),<br />

auf keinen Fall Mittelsitz („völlig-eingeengt“).<br />

Vorne („sehr-sicher“)<br />

oder Hinten („noch-sicherer“), bis<br />

hin zu Thrombose-Strümpfen und<br />

Nackenhörnchen und Duty-Free.<br />

Selbst ob der Start, der Flug an sich<br />

(„Luftlöcher!“) oder die Landung<br />

am schlimmsten/schönsten/besten<br />

sind, wurde hitzig diskutiert. Meine<br />

Mädels wussten einfach alles und<br />

waren offensichtlich Expertinnen für<br />

Flugreisen und ließen mir wochenlang<br />

immer wieder neue Tipps und<br />

Anekdoten rund ums Fliegen zukommen.<br />

Leider vergaßen meine Freundinnen,<br />

dass man besser rechtzeitig<br />

am Flughafen zum Check-in und<br />

der Gepäckaufgabe erscheint oder<br />

bereits vorher seine Sitzplätze reserviert.<br />

Wir waren wieder einmal<br />

spät dran, und so konnten wir leider<br />

nicht mehr zusammen sitzen und<br />

unsere Plätze waren im ganzen Flugzeug<br />

verstreut. Ich hatte einen Mittelsitz<br />

in der ersten Reihe und meine<br />

beste Freundin, saß in Reihe 6. Dahinter<br />

der Rest unserer Gruppe. Mir<br />

war mulmig - ich musste meine erstes<br />

Mal im Flieger völlig alleine und<br />

ohne Beistand überstehen.<br />

Anscheinend bemerkte das auch<br />

mein Sitznachbar, der am Fenster saß<br />

und mich fragte, ob ich schon mal<br />

geflogen bin. Ich sagte nein, und erzählte<br />

ihm auch, dass ich ein wenig<br />

ängstlich bin. Er bot mir an die Plätze<br />

zu tauschen und währenddessen<br />

erzählte er mir, er sei Flugbegleiter<br />

und auf dem Weg zur Arbeit. Er<br />

fliege später dienstlich von Mallorca<br />

nach Alicante. Und er erklärte mir,<br />

in aller Ruhe und aus viel eigener<br />

Erfahrung, wie sicher das Fliegen<br />

ist und ich mir ab jetzt keine Sorgen<br />

mehr machen müsse. Er wird mir<br />

während unseres Fluges jedes unbekannte<br />

Geräusch und jeden Vorgang<br />

erklären.<br />

Was soll ich sagen, der Start war<br />

aufregend: Die Beschleunigung und<br />

dann der Steigflug, das Wackeln<br />

beim Durchdringen der Wolken.<br />

Doch dann trat die Ruhe ein: In<br />

10.000 m Höhe mit dem Ausblick auf<br />

die schneebedeckten Alpen. Himmlisch!<br />

Jetzt verstehe ich auch warum<br />

es heißt; die Zeit vergeht wie im Fluge.<br />

Ich kam nicht einmal dazu mein<br />

Buch zu lesen. Timo, so hieß meine<br />

Reisebekanntschaft nahm mir alle<br />

meine Ängste – Im Gegenteil ich<br />

habe es genossen. Ich hätte noch<br />

Stunden weiterfliegen können. Doch<br />

schon fuhren die Landeklappen aus<br />

und wir setzten mit einem sanften<br />

Ruck auf dem spanischen Boden auf.<br />

„ Und, war es sehr schlimm?“ fragte<br />

mich Timo. “Nein, nur zu kurz“<br />

lachte ich erleichtert und bedankte<br />

mich für diese wirklich nette Betreuung.<br />

Wir verabschiedeten uns und er<br />

zeigte mir beim Rausgehen noch<br />

kurz den Weg zum Gepäck-Band,<br />

wo ich wie eine erfahrene Vielfliegerin<br />

auf meine Freundinnen wartete.<br />

Diese grinsten mich alle mit neugierigen<br />

Blicken an und fragten mich<br />

spitz wie denn mein erster Flug gewesen<br />

sei. Und natürlich wer der<br />

nette Mann war.<br />

Ich kann euch nur eins sagen, wenn<br />

Ihr einen Flug bucht, dann vergesst<br />

bitte euren Sitzplatz vorab zu reservieren!<br />

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