Jugendbündnis 1. Mai 2014 Braunschweig
Unser Protest ist grenzenlos - gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft
Unser Protest ist grenzenlos - gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
schnellstens und einfach geliefert. Als diese<br />
„Schädlinge“ gelten vor allem Roma als Feinde<br />
im Inland, doch auch Unternehmen aus dem<br />
Ausland, die in antisemitischer Tradition als<br />
Heuschreckenplagen dargestellt werden und<br />
nur das Ziel häten, die ungarische Bevölkerung<br />
“ausbluten” zu lassen. Stat zu erkennen,<br />
dass daraus die Parole “Ungarn sollten nur von<br />
Ungarn ausgebeutet werden” abgeleitet werden<br />
kann und sie damit weiterhin in einer kapitalistischen<br />
Gesellschat leben, in der eine vollkommene<br />
Abgrenzung in den wirtschatlichen<br />
Abgrund führen wird, akzeptiert ein großer Teil<br />
der Bevölkerung diese Politik freudigst. Auch<br />
weil es eher linke Parteien nicht schafen,<br />
Alternativen aufzuzeigen und mit einer ganzheitlichen<br />
Analyse zu antworten. Denn<br />
dieser herrschenden Politik steht eine<br />
schwache Opposition gegenüber, die sich nach<br />
längeren Streitereien zwar endlich vereinen<br />
konnte, im Nachgang der erfolglosen Parlamentswahlen<br />
<strong>2014</strong> aber schnell wieder<br />
zerbrach [7].<br />
Jobbik macht den Job<br />
Ganz anders dagegen der extrem rechte<br />
Flügel der Gesellschat, welcher in solch einem<br />
Klima gedeihen kann und von einem Rechtsruck<br />
auch dahingehend proitiert, dass eigene<br />
Positionen eher zu realisieren sind. Denn<br />
hinter Fidesz schate es die Jobbik (Jobbik<br />
Magyarországért Mozgalom - Bewegung für<br />
ein besseres Ungarn ) mit 20,5%, die meisten<br />
abgegebenen Stimmen als Einzelpartei auf sich<br />
zu vereinen. Jobbik besitzt (bisher) keine Regierungsgewalt<br />
und kann daher ihre Politik auf<br />
noch unverhohlenere Art betreiben; Hetze und<br />
Diskriminierung sind die Folge. Der<br />
ungarische Soziologe Pál Tamás meint dazu:<br />
„Die größte politische Innovation von Jobbik ist<br />
die Wiederaufnahme von ethnischen Fragen<br />
in ihre Agenda...und der Versuch das Feindbild<br />
(oder zumindest die Bedrohung) von den Juden<br />
auf eine andere ethnische Gruppe, die Roma,<br />
zu lenken.” (Koob, Marcks, Marsovszky, 2013,<br />
S.64). Ofenbar mit Erfolg, da in regionalen<br />
Wahlen auch einige Bürgermeister-Posten für<br />
Jobbik abgefallen sind. Im Gegensatz zu<br />
Fidesz versucht Jobbik die Politik nicht nur<br />
durch die demokratischen Instrumente eines<br />
Staates durchzusetzen. Sie verfügt über ihre<br />
eigene parteinahe, paramilitärische Organisation<br />
mit dem Namen Ungarische Garde (Magyar<br />
Gárda) [8], welche zwar 2009 verboten wurde,<br />
zugleich aber mit leichten Umstrukturierungen<br />
heute weiterhin existent ist. Diese sieht sich in<br />
einer Traditionslinie mit den ungarischen<br />
Faschisten während des 2. Weltkriegs und lehnt<br />
stark an deren Symbolik und Uniformierung<br />
an. Sie setzt die Politik der Jobbik radikal auf<br />
der Straße durch und organisiert Aufmärsche<br />
in kleineren Ortschaten und Städten, um vor<br />
allem Roma einzuschüchtern. Dass es dabei<br />
nicht bleibt, zeigen alleine sechs Tote durch<br />
Angrife im Zeitraum von Januar 2008 bis<br />
August 2009 [9].<br />
Jobbik und die Garde sind das Ergebnis einer<br />
Gesellschat, welche so stark nach rechts gerückt<br />
ist, dass faschistische Positionen<br />
alltäglich im Meinungsbild angekommen sind<br />
und und sie sich Nation, Identität und Kampf<br />
dem Werteverfall auf die Fahne geschrieben<br />
hat.<br />
Der Gewalt den Weg geebnet<br />
Ähnliche Entwicklungen sind in einem<br />
anderen europäischen Staat zu beobachten, der<br />
von der Wirtschatskrise noch härter getrofen<br />
wurde: Vom alten Synonym für Demokratie<br />
und Philosophie ist Griechenland heute zum<br />
Paradebeispiel für Generalstreiks und wirtschatlichen<br />
Sanktionen geworden. Kein Staat<br />
Europas hat solch harte Maßnahmen von der<br />
Troika (EU-Kommission, Europäische Zentralbank<br />
und Internationaler Währungsfond)<br />
29