04.05.2017 Aufrufe

Intersport Pregenzer Wi/So 16/17

Imagemagazin 16/17 Intersport Pregenzer, Fiss. Spannende Berichte, Interviews, Infos zur Region, die neuesten Trends uvm.

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PETER BAUER UND DIE SUCHE NACH DEM PERFEKTEN RIDE<br />

Vor über zehn Jahren hast du dir den<br />

Traum deiner eigenen Snowboard- und<br />

Skimarke erfüllt. Welches waren die<br />

größten Herausforderungen zu Beginn<br />

und wie hat sich die Situation bis heute<br />

gewandelt?<br />

Nach zwanzig Jahren Burton war es für<br />

mich an der Zeit, etwas Eigenes zu starten.<br />

Entwicklung und Produktion aufzugleisen<br />

war eher einfach für mich, zumal<br />

wir ja in einer Burtonfabrik begonnen<br />

haben und ich mit diesen Abläufen sehr<br />

vertraut war.<br />

Die größte Herausforderung war eher, auf<br />

Markttrends reagieren zu müssen, die<br />

für den Kunden eigentlich keine Added<br />

Values bieten. Oder besser gesagt: Hart<br />

bleiben, nicht auf jeden Scheiß reagieren<br />

und Boards zu entwickeln, die den Ridern<br />

ein besseres Shrederlebnis bereiten.<br />

Snowboarden hat sehr viele Hypes hervorgebracht,<br />

die die Freiheit des Kunden<br />

eigentlich eher beschnitten haben: vom<br />

Highbackless bis zum Urban-True-Twin-<br />

Wahn. Diese Entwicklungen hatten alle<br />

Berechtigung, aber nur für eine homöopathisch<br />

kleine Zielgruppe.<br />

Plötzlich kauften sich Leute Material,<br />

welches für ihren Einsatzbereich völlig<br />

falsch gewählt war – diktiert von der Industrie<br />

und von den Medien. Momentan<br />

ist Snowboarding so frei wie schon lange<br />

nicht mehr. Die Style-Police hat sich selber<br />

weggesperrt, man darf wieder tun<br />

und fahren, was man will. Directionals<br />

sind legitim – man darf wieder vorwärts<br />

fahren. Boards haben wieder eine echte<br />

Nose – d. h. man respektiert die Gesetze<br />

der Physik, sprich „die des dynamischen<br />

Auftriebs“. Auch wenn Snowboarding<br />

gerade eher eine zyklusbedingte Delle in<br />

der Entwicklungskurve hat, Snowboarding<br />

hat sich momentan so dermaßen<br />

gefunden wie schon lange nicht mehr,<br />

und das ist gut so.<br />

Bei Amplid wird sehr viel experimentiert.<br />

<strong>Wi</strong>e lange dauert es, bis eine Idee zum<br />

fertigen Board wird? Testest du auch viele<br />

Konkurrenzprodukte?<br />

Wenn in der Prototypenwerkstatt gerade<br />

keine Rushhour ist, dann dauert’s von der<br />

zu Papier gebrachten Idee bis zum fahrfähigen<br />

Board ca. 3 Tage. <strong>Wi</strong>r produzieren<br />

in Österreich, das bedeutet kurze Wege<br />

und schnelle Entwicklungsprozesse. Für<br />

Freerideboards und -ski haben wir jedoch<br />

mit unserem „Blank Plank Project“<br />

die Möglichkeit, innerhalb von 5 Stunden<br />

10 Protoshapes zu erstellen und gleich zu<br />

testen. Das gibt uns einen weiteren Wettbewerbsvorteil<br />

in der Entwicklung anderen<br />

Marken gegenüber.<br />

Ein großes Thema für euch ist Gewicht,<br />

weshalb ihr kurzerhand das leichteste<br />

Board der Welt gebaut habt. Welche Komplikationen<br />

entseelten bei solch radikalen<br />

Bordkonzepten und was lernt man daraus<br />

für die Serienprodukte?<br />

Es ist sehr einfach, das leichteste Board<br />

der Welt zu bauen. Aber das leichteste<br />

Board, das gleichzeitig auch nicht bricht,<br />

ist eine Herausforderung. Unsere Standardboards<br />

liegen bereits deutlich unter<br />

der 3-Kg-Linie. Das kommt von der aufwändigen<br />

Holzsortierung im Kern.<br />

Für das MILLIGRAM, das besagte „leichteste<br />

Splitboard der Welt“ haben wir<br />

noch einige andere Register gezogen.<br />

Ein eigenspezifiziertes Carbongewebe,<br />

kombiniert mit einem exakt dosierbaren<br />

Low-Viscosity-Kleber und ein paar<br />

abgefahrenen Holzarten, eben an der<br />

strategisch richtigen Stelle im Kern. Der<br />

Prozess besteht aus Try and Error. Man<br />

kann in der Theorie sehr viel aufs Papier<br />

bringen, meistens führt das aber im<br />

Schnee und bei -20°C zur Enttäuschung.<br />

Investigation bei der Materialsuche, Experimente<br />

bei der Verarbeitung, alte Dogmen<br />

einfach mal über den Haufen werfen,<br />

und immer auf den Schnee mit dem<br />

nächsten Prototypen … so kommt man<br />

zum Resultat.<br />

Logischerweise sind wir mit diesem<br />

Board bei € 1.100.- angelangt. Aber beim<br />

Splitboarding zählt jedes Gramm. Deswegen<br />

haben wir diese Technologie auch auf<br />

einen neuen Tourfreerideski ausgeweitet<br />

– den Facelift. Der weltweit leichteste<br />

Tourenski in dieser Breitenklasse, also<br />

108 mm unter der Bindung. Und dieser<br />

Kunde ist bereit, das Geld auf den Tisch<br />

zu legen. Zumal er vor seinen Kollegen<br />

am Gipfel sein wird, und beim Abfahren<br />

wahrscheinlich auch eine bessere Figur<br />

machen wird.<br />

Was ist wichtiger? Dem Kunden exakt zu<br />

liefern, was er sich wünscht oder ihn aber<br />

mit bestimmten Eigenschaften eines<br />

Boards oder Skis zu überraschen und<br />

dadurch eventuell seinen Blickwinkel auf<br />

Freeriding zu erweitern?<br />

<strong>Wi</strong>e eingangs beschrieben: Die Wünsche<br />

des Kunden sind oft nicht seine eigenen,<br />

sondern von Industrie und Medien aufgezwungene.<br />

Logischerweise sind diese<br />

dadurch auch seine eigenen geworden,<br />

doch das Urverlangen – einfach einen<br />

besserern Tag im Schnee zu haben –<br />

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