ASADI-Ausgabe-20-Mai-2017-2
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eines Zertifikates im Sprachniveau<br />
B1 vorlegen, auch meinen<br />
unterschriebenen Ausbildungsvertrag,<br />
einen unterschriebenen<br />
Mietvertrag, die Anerkennung<br />
meines Realschulabschluss und<br />
eine von mir bezahlte Krankenversicherung<br />
für die gesamte Zeit,<br />
alles bevor ich meine Ausbildung<br />
starte. Dazu kam auch, dass ich<br />
Deutschland verlassen und zurück<br />
nach Kosovo kehren musste.<br />
Obwohl ich das alles schon hatte,<br />
waren die Bestimmungen so, dass<br />
ich die Ausbildungserlaubnis nur<br />
von Kosovo aus beantragen darf.<br />
Sabine von AMS half mir meinen<br />
Realschulabschluss beim<br />
Ministerium für Schule und Berufsbildung<br />
in Kiel anerkennen<br />
zu lassen. Mein Schulabschluss<br />
aus dem Kosovo war dem deutschen<br />
Mittleren Schulabschluss<br />
(Realschulabschluss) gleichwertig.<br />
Einen Ausbildungsplatz und<br />
einen Vermieter zu finden, die<br />
einverstanden sind, die Verträge<br />
zu unterschreiben, für den Fall,<br />
dass ich das alles doch schaffe,<br />
war wirklich schwer. Wer macht<br />
so etwas ohne die Garantie, dass<br />
du wirklich hier sein wirst? Es<br />
grenzt an ein Wunder, dass ich<br />
das schaffte.<br />
Es waren schwierige Zeiten für<br />
mich, so oft dachte ich, es ist so<br />
viel zu beachten und ich schaffe<br />
das nicht. Angst, Traurigkeit, Hilflosigkeit<br />
waren meine Begleiter in<br />
der Zeit. Sabine Bleyer und mein<br />
Patin Christiane haben mich immer<br />
begleitet und ermutigt. Es ist<br />
ungerecht, dass ich erst ausreisen<br />
muss, es kostet Geld, der Antrag<br />
bei der Botschaft für ein Visum,<br />
die Unsicherheit, ob es klappt.<br />
„ Die einzelnen Schritte wurden<br />
mit der Ausländerbehörde Rendsburg<br />
noch vor der Ausreise abgestimmt<br />
und die Zusammenarbeit<br />
war somit auch grundlegend damit<br />
das Vorhabens gelingt. Wir<br />
haben Verantwortung gegenüber<br />
den Flüchtlingen und auch gegenüber<br />
den Arbeitgebern, die<br />
die Flüchtlinge einstellen möchten.<br />
Shaban hat sich nicht entmutigen<br />
lassen!“, sagt Sabine Bleyer.<br />
Dann flog ich am 03. Juni <strong>20</strong>16<br />
mit gemischten Gefühlen nach<br />
Skopje in Mazedonien, dort sollte<br />
mein Bruder Behar mich vom<br />
Flughafen abholen. Im Flughafen<br />
wurde ich festgenommen, weil<br />
mein kosovarischer Ausweis alt<br />
war. Ich sollte nach Hamburg abgeschoben<br />
werden. Abschiebung<br />
nach Deutschland? Mich verließen<br />
die Kraft und die Hoffnung.<br />
Ich hatte Angst. Ich war müde und<br />
fragte mich warum mit mir? Was<br />
habe ich so schlecht in meinem<br />
Leben gemacht, dass mir alles so<br />
schwer gemacht wird? Die Botschaft<br />
von Kosovo in Skopje war<br />
geschlossen, ich wartete dann in<br />
der Haft 26 Stunden ohne Wasser<br />
oder Lebensmittel, bis mein Bruder<br />
mit der Botschaft in Kontakt<br />
trat und Hilfe bekam. Die Botschaft<br />
selbst sagte, sie versuchen<br />
alles zu klären, aber sie könnten<br />
uns nicht wirklich versichern,<br />
dass sie helfen können. Aber es<br />
klappte. So durfte ich etwas essen<br />
und trinken und mit meinem<br />
Bruder nach Kosovo fahren. Dort<br />
beantragte ich die Ausbildungserlaubnis.<br />
Die deutsche Botschaft<br />
in Kosovo sagte mir, sie glauben<br />
nicht an die Wahrhaftigkeit meines<br />
B1 Zertifikats, ich sollte die<br />
Prüfung noch einmal machen<br />
bevor sie mir die Erlaubnis erteilen.<br />
Meine Patin Christiane und<br />
Sabine von UTS versuchten das<br />
zu klären. Ich musste drei Monate<br />
warten, bis mein B1 Zeugnis<br />
anerkannt wurde, und dann noch<br />
einen weiteren Monat, bis ich<br />
meine Erlaubnis kam.<br />
Ich glaubte wirklich, dass ich alles<br />
hinter mir habe und dass mein<br />
Traum eine Chance hier zu haben<br />
wirklich wahr geworden ist,<br />
als ich hier zurück war und meine<br />
Ausbildung begann. Es war im<br />
August <strong>20</strong>16. Es läuft gut, die Probezeit<br />
ist vorbei, in den letzten<br />
Prüfungen hatte ich eine eins und<br />
zwei zweien. In einigen Fächern<br />
war ich nicht so gut wie ich mir<br />
wünschte, aber es wird besser.<br />
In der Schule habe ich Freunde<br />
und die Lehrer helfen mir, wo sie<br />
können. Meine Ausbildung als<br />
Altenpfleger absolviere ich bei<br />
Pflege Lebens Nah in Rendsburg.<br />
Ich werde sehr gut begleitet, die<br />
Atmosphäre ist herzlich, freundlich<br />
und ich fühle mich willkommen.<br />
Ich bin sehr dankbar für alles<br />
was ich erreicht habe. Ohne<br />
die Hilfe so vieler Menschen hier<br />
in Deutschland hätte ich es nicht<br />
geschafft.<br />
Mein Kampf geht natürlich weiter.<br />
Ich muss viel lernen, denn<br />
Deutsch ist nicht meine Muttersprache.<br />
Deswegen ist es nicht<br />
nur für mich eine Herausforderung<br />
die Fachkompetenzen zu<br />
erwerben, sondern auch mein<br />
Deutsch gleichzeitig ständig verbessern<br />
zu müssen und in ein<br />
Niveau zu bringen, das mir ermöglicht<br />
mit sehr guten Noten<br />
meinen Abschluss zu machen.<br />
Ich liebe lernen und mein Ziel ist,<br />
meine Ausbildung mit einem sehr<br />
gut zu beenden und mich danach<br />
weiter zu bilden. Ich möchte meine<br />
Ausbildung sehr gut ausüben<br />
können. Das zu schaffen ist allerdings<br />
schwer. Ich möchte einen<br />
Computer kaufen, damit ich bei<br />
YouTube Videos sehen kann, die<br />
die Abläufe erklären, die ich lernen<br />
muss. Mit Bildern lernt man<br />
nämlich einfach und online kann<br />
ich auch mein Deutsch verbessern.<br />
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