HAUSMESSEN-ZEITUNG_2017_Making-of

Jonas Schmidt |> Photoshooting
Wenn der Mensch ganz
im Fokus ist
Studiofotografie – das hört sich komplizierter an, als es ist. Unter kontrollierten Bedingungen
können außergewöhnliche Fotos entstehen, und für den Einstieg braucht es gar nicht so viel.
ZUM BILD: Das Foto habe ich letzten Herbst bei einem kleinen
Fotoshooting auf der Insel Reichenau gemacht. Zu sehen ist eine
gute Freundin von mir. Beim Fotografieren mache ich mir keinen
genauen Plan, zusammen mit dem Model wird die passende Location
gesucht und, wie in diesem Fall, spontan drauflos fotografiert und
viel experimentiert. Dabei versuche ich die Technik so weit wie möglich
in den Hintergrund rücken zu lassen, denn der Spaß an der Fotografie
und der Umgang mit dem Menschen stehen für mich immer an
erster Stelle
ZUR PERSON: Jonas Schmidt, seit 2012 bei Lichtblick. In erster
Linie interessiert mich fotografisch alles, was mit Menschen zu tun
hat. Egal ob Portait- oder Eventfotografie, der Reiz besteht für mich
darin, die Gefühle und Emotionen des Augenblicks in einem Bild für
den Betrachter greifbar zu machen.
Ein starkes Team |> Die Seelen des Ladens
Sie halten das Fotofachgeschäft
am Laufen. Ob
Bestellungen, telefonische
Anfragen oder die
Buchhaltung: Ohne diese
vier Frauen wäre kein
erfolgreiches Arbeiten im
Ladengeschäft möglich.
Manuela Wieruszewski
Darija Wintersig
Christine Eiermann
Christin Wintersig
(von links)
Schreiben mit Licht – das ist die wörtliche Übersetzung von Fotografie.
Ein Raum des eifrigen Strebens – so ließe sich Studio umschrieben.
Zusammen wird daraus das Fotostudio. Ein Raum, in dem eifrig arbeitend
mit Licht geschrieben wird. Und war ganz bewusst nicht mit
jenem Licht, das die Sonne oder andere vorhandene Lichtquellen bereitstellen.
Denn wer im Studio fotografiert, schreibt mit Licht,
das er selbst lenkt, gestaltet und dosiert. „Das ist eine Arbeit
unter komplett kontrollierten Bedingungen. Das macht die
Studiofotografie so interessant“, sagt Micha Kübler,
Mitarbeiter im Konstanzer Foto-Fachgeschäft
Lichtblick.
Die Sujets sind meist Menschen. Aussagekräftige
Portraits, die den Fotografierten charakterisieren,
die vielleicht sogar Wesenszüge herausarbeiten
und im Betrachter eine Emotion auslösen, entstehen
oft im Studio. Weil ihre Wirkung oft auf
der Beleuchtung beruht, betont Kübler: Wer
zwei oder drei Lichtquellen zur Verfügung hat
und deren Wirkung mit Lichtformern – zum Beispiel große
Softboxen für ganz weiches, ungerichtetes Licht oder Wabenfilter
für gerichteteres Licht – steuern kann, der kann nochmals
auf eine ganz andere Art mit Licht schreiben.
Doch es muss gar nicht immer das Fotostudio im engeren Sinne
sein: Eine temporäre Lichtschreibe-Werkstatt lässt sich auch
zu Hause relativ mühelos aufbauen. Gut ist es, wenn sich der
Raum verdunkeln lässt – für das Bild ist es in der Regel wichtig,
dass alles Licht aus derselben Art von Quelle kommt.
Denn das erleichtert die Kontrolle und es mischt sich nicht
Licht unterschiedlicher Farbcharakteristiken darunter. Die
seit Jahrzehnten eingeführten großen Blitzgeräte, die dank
Netzanschluss sehr hohe Leistungen bringen, sind dagegen
nicht immer erforderlich. „Mit zwei oder drei Aufsteckblitzen
und einem dafür gebauten Reflexschirm lässt sich
schon sehr viel machen“, sagt Micha Kübler.
War bis vor wenigen Jahren die Arbeit mit mehreren Blitzgeräten
im Wesentlichen den Berufsfotografen vorbehalten,
können sich heute breitere Zielgruppen ins Thema Portrait
und Studio einarbeiten. Dies liegt zum einen daran, dass es
immer mehr Mietstudios gibt, in denen man nach Einweisung
auch die Spezialtechnik nutzen kann; auch das Foto-Fachgeschäft
Lichtblick bietet im eigenen Studio in Konstanz
solche Möglichkeiten an. Erfahrene Fotografen können
den Raum mieten und dort ihre Projekte verwirklichen.
Zum anderen ist der einfachere Zugang zum Thema Studio- und Portraitfotografie
darin begründet, dass viele Kamerahersteller in ihre hochwer-
tigeren Modelle bereits eine drahtlose Steuerung für mehrere Systemblitzgeräte
einbauen. So können Fotografen jene Ausrüstung nutzen,
die sie ohnehin schon haben und routiniert benutzen.
Und noch etwas gibt Micha Kübler zu bedenken: Das Studio
muss nicht ein eigens dafür eingerichteter Raum
sein – es muss unter Umständen sogar überhaupt
kein Raum sein. „Natürlich kann man mit portabler
Technik auch den Wald zum Studio machen oder vor
Ort ein Arbeitsplatzportrait unter studioähnlichen
Bedingungen fotografieren“, erklärt er. Weil gerade
bei Tageslicht Aufsteckblitze schnell an ihre
Grenzen geraten, sind im mobilen Einsatz akkubetriebene
Studioblitze besonders hilfreich. „Sie stehen
den Netzvarianten in nichts mehr nach“, betont
Micha Kübler. Und sie hätten gegenüber den beim
Filmen so populär gewordenen tragbaren Dauerlicht-
Quellen mit zahlreichen stromsparenden Leuchtdioden
noch immer große Vorteile bei der Gestaltung und Dosierung
des Lichts.
Und worauf sonst kommt es beim Fotografieren von
Menschen an? Ideal im Studio ist eine Kamera mit möglichst
großem Bildsensor, sagt Micha Kübler, weil so die
von raffinierter Beleuchtung herausgearbeiteten Details
auch in ihrer Tiefe wiedergegeben werden. Ein leichtes
Tele sorgt für einen konzentrierten Blick auf das Modell
und trägt dazu bei, unerwünschten Hintergrund auszublenden.
Ein einfarbiger Hintergrund in Form einer
großen Hohlkehle ist oft nützlich. Und je nachdem, wie
dynamisch es zugehen soll, kann ein Zoomobjektiv Spielräume
eröffnen oder ein stabiles Stativ noch die kleinsten
Erschütterungen abfangen.
Dass zahlreiche Fotografen einen großen Respekt vor der
Studio- und Portraitfotografie haben, das weiß Micha Kübler
aus vielen Kundengesprächen. Und er räumt ein: Ein
bisschen Theoriewissen ist fast unverzichtbar, wenn man
im Studio mit Blitzanlagen arbeitet. Doch wer verinnerlicht
hat, dass die Intensität des Lichts mit dem Quadrat
zur Entfernung abnimmt und wer immer daran denkt,
dass vom Portraitierten mindestens ein Auge („Immer
noch das Fenster zur Seele“, wie Micha Kübler betont)
zu sehen sein sollte, bringt schon viel Rüstzeug mit.
Nicht nur für Portraits: „Wer im Studio einen Menschen
gut fotografieren kann, für den sollten auch Produktaufnahmen
oder Food-Fotografie kein Problem sein“, ermutigt Micha
Kübler. „Ausprobieren lohnt sich auf jeden Fall.“
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