HAUSMESSEN-ZEITUNG_2017_Making-of_gross
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Hauszeitung Lichtblick/Fot<strong>of</strong>achgeschäft - Mai <strong>2017</strong><br />
Die neue Faszination für das Bild<br />
Immer mehr Menschen wollen richtig fotografieren, anstatt einfach zu knipsen. Der Weg zum guten Bild ist dabei gar nicht so schwer.<br />
Lichtblick-Hausmesse<br />
Am 11. und 12. Mai, Donnerstag<br />
und Freitag, stellen alle namhaften<br />
Hersteller der Fotobranche<br />
ihr Programm bei der Hausmesse<br />
des Konstanzer Fachgeschäfts<br />
Lichtblick vor.<br />
Für einen Augenblick die Zeit an- und den<br />
Moment festhalten. Das Vertraute oder das<br />
Neue aussagekräftig dokumentieren. Einen<br />
Menschen auch in seinen Charakterzügen<br />
fassen oder eine Stimmung in einem einzigen<br />
Bild verdichten. Was die Menschen<br />
wollen, wenn sie das Konstanzer Foto-<br />
Fachgeschäft Lichtblick betreten, ist sehr,<br />
sehr unterschiedlich. Was sie aber suchen,<br />
das gleicht sich <strong>of</strong>t, sagt Inhaber Markus<br />
Wintersig: „Sie wollen fotografieren und<br />
nicht nur knipsen.“<br />
Ob im Hobby oder bei beruflichen Aufgaben:<br />
Zur Unterstützung beim Fotografieren<br />
bietetdie Industrie eine noch nie dagewesene<br />
Palette von Kameras, Objektiven, Zubehörteilen<br />
und Hilfsmitteln an. „Tatsächlich<br />
ist die Bandbreite im Moment enorm“,<br />
sagt Wintersig. Von wenig über 100 Euro<br />
bis weit über 10.000 Euro kann man für<br />
eine Kamera ausgeben, vom Modell für die<br />
Jackentasche bis zur 30 Kilogramm-Ausrüstung:<br />
Die Auswahl ist unübersichtlich<br />
geworden, und die Grenzen zwischen den<br />
klassischen Kamera-Konzepten schwinden<br />
zunehmend. Groß gleich gut gilt nicht mehr<br />
uneingeschränkt, Foto- und Video-Funktionen<br />
wachsen zusammen, und für<br />
einfache Schnappschüsse sind<br />
moderne Handys längst zur Alternative<br />
geworden.<br />
In dieser Lage, sagt Markus Wintersig,<br />
hilft nur: Beratung. Er und seine Mitarbeiter,<br />
alle langjährig erfahren und selbst<br />
engagierte Fotografen, wollen den Kunden<br />
Denn längst hat sich die Fotowelt in zwei<br />
BILDER FÜR SÜDKURIER BEARBEITEN!!!!!<br />
Hälften geteilt. Für Schnappschüsse gibt<br />
dann zur passenden Kamera verhelfen –<br />
und das, so Wintersig, ist vor allem die,<br />
die man immer dabei hat, anstatt sie zu<br />
Hause in der Schublade liegen zu lassen.<br />
es die immer leistungsfähigeren Smartphones,<br />
die man stets dabei hat. Und<br />
das, was man im Lichtblick-Team „echte<br />
Fotografie“ nennt, gibt es Fotoapparate.<br />
Werkzeuge für alle, die eine Idee davon<br />
haben oder entwickeln wollen,<br />
was sie eigentlich fotografieren<br />
möchten und w<strong>of</strong>ür. Dass<br />
Handys den echten Kameras<br />
irgendwann den Rang ablaufen<br />
könnten, sieht Wintersig<br />
nicht. Bei sich im Fachgeschäft<br />
am Augustinerplatz wie<br />
auch durch die vielen Anfragen<br />
über seine Internetpräsenz, sagt<br />
er, könne er „All die Aussagen über<br />
einen rückläufigen Fotomarkt nicht<br />
teilen. Im Gegenteil: Es fotografieren<br />
deutlich mehr Menschen als vor zehn<br />
Jahren, und sie betreiben es wirklich<br />
ernsthaft. Das merken wir auch am<br />
anhaltenden Erfolg von Spiegelreflexkameras.“<br />
Für die neue Ernsthaftigkeit spricht<br />
der Erfolg von Kameras, die eben<br />
keine Computer mit Optik sind,<br />
sondern die sich mit wenigen Handgriffen<br />
klassisch bedienen lassen.<br />
Auch die zunehmende Beschäftigung<br />
mit der Frage, was mit einem<br />
Bild geschehen soll, spricht dafür –<br />
Ausdruck, Projektion und Bildschirm<br />
sind derzeit große Themen. Gemeinschaften<br />
werden wieder wichtiger – ob<br />
klassische Fotoclubs oder Communitys in<br />
sozialen Medien. Und nicht zuletzt arbeiten<br />
auch viele Hersteller derzeit aktiv am<br />
Werkzeug-Charakter ihrer Produkte.<br />
Sie findet statt im Restaurant<br />
Il Boccone, Bodanstraße 20-22,<br />
nur wenige Schritte vom Ladengeschäft<br />
am Augustinerplatz<br />
entfernt. Auch zum Bahnh<strong>of</strong> und<br />
den großen Parkplätzen sind es<br />
nur wenige Minuten.<br />
Rund 30 Firmen zeigen Kameras,<br />
Objektive und die gesamte<br />
Bandbreite an Fotozubehör. Wie<br />
in den vergangenen Jahren, ist<br />
für Spiegelreflexkameras von<br />
Nikon und Canon der Pr<strong>of</strong>iservice<br />
vor Ort und bietet auch<br />
eine Überprüfung und Reinigung<br />
gegen eine Spende für einen<br />
guten Zweck an.<br />
Geöffnet ist an beiden Tagen von<br />
10.00 bis 18.00 Uhr.<br />
Ob Anfänger, Wiedereinsteiger oder Routinier:<br />
„Die Frage nach dem Kern eines Bildes<br />
ist das, was die Faszination am Foto ausmacht“,<br />
sagt Markus Wintersig. „Wir haben<br />
nun viele Jahre lang eine Faszination für die<br />
Technik erlebt, jetzt steht die Faszination für<br />
das Bild wieder im Vordergrund.“ Und weil<br />
aus dem Spaß an der Kamera auch der Erfolg<br />
mit dem Ergebnis erwachsen soll, setzen<br />
Wintersig und sein Team auf faire Beratung<br />
und eine umfassende Information der<br />
Kunden. Denn auch im Handel, zumal im<br />
stationären, davon sind die Lichtblick-Leute<br />
überzeugt, kann man sich den Erfolg nicht<br />
erknipsen, sondern nur erarbeiten.<br />
<strong>HAUSMESSEN</strong>-<strong>ZEITUNG</strong>_MAKING-OF_<strong>2017</strong>_290x440.indd 1 06.05.17 15:16
Sven Powalla |> D4U<br />
Im Innenleben der Kamera<br />
ist fast alles eine Frage der Größe<br />
Der Trend geht zu immer größeren Bildaufnahmesensoren. Das bringt die Qualität und die Möglichkeiten<br />
der Digitalfotografie ein weiteres Stück voran. Zugleich wachsen aber auch die Ansprüche an die Benutzer.<br />
ZUM BILD: Dieses Bild entstand im April 2016 während des jährlichen<br />
Auftritts der Tanzschule DANCE4YOU im Stadttheater, den ich<br />
fotografisch begleitet habe. Der Soloauftritt des Tanzlehrers Marvin<br />
stellt wie immer einen Höhepunkt der Aufführung dar, daher war<br />
die Konzentration meinerseits besonders hoch. Ich entschied mich<br />
für die Nikon D750 mit 24-70mm/2.8 und 70-200mm/2.8 und war<br />
erstaunt, wie gut diese Kamera in der Lage ist, selbst bei schwierigsten<br />
Bühnenlichtbedingungen und hohen ISO-Zahlen punktgenau die<br />
Schärfe zu finden. Beim Tanz hat man immer nur die eine Chance,<br />
diesen einen winzigen Augenblick, in der man einen Tanz auf ein einzelnes<br />
Foto reduzieren kann, das alles über den Tanz und den<br />
Tänzer zum Ausdruck bringt. Das Faszinierende an der Tanzfotografie<br />
ist das Spiel mit Zeit und Bewegung, die Jagd nach dem perfekten<br />
Moment, in dem sich die Bewegung des Tänzers, sein Ausdruck und<br />
die Gestik zu einem enigmatischen Szenario verbinden.<br />
ZUR PERSON: Sven Powalla startete seinen Berufsweg beim Fernsehen<br />
und war viele Jahre als Kameraassistent und Kameramann beim<br />
ZDF, bevor er vor über elf Jahren hier im Lichtblick anfing. Seitdem<br />
fotografiert er für die unterschiedlichsten Anlässe, aber hauptsächlich<br />
seine zwei Kinder. Das ist eine der größten Herausforderungen:<br />
Kinder und Tiere sorgten schon beim Film für die schwierigsten<br />
Drehtage. Als Ausgleich zur schnellen digitalen Fotografie nutzt er<br />
deshalb gerne seine umfangreiche Analogausrüstung und kann so<br />
über die Limitierungen des analogen Films sein Auge schulen.<br />
Je größer, desto besser? Stefan Arendt und Sven Powalla müssen nicht lange<br />
nachdenken. Ja, sagen sie. Je größer der Sensor ist, mit dem<br />
eine Digitalkamera ihr Bild aufzeichnet, desto besser ist das<br />
Ergebnis. Doch die beiden Mitarbeiter im Konstanzer Foto-Fachgeschäft<br />
Lichtblick sagen gleich noch etwas: „Das<br />
heißt nicht, dass kleine Sensoren schlecht wären – und es<br />
heißt auch nicht, dass jeder so eine Kamera haben sollte.“<br />
Denn obwohl manche Kamera mit großem Sensor – also<br />
vom 24x36-Millimeter-Kleinbildformat aufwärts –erschwinglich<br />
geworden ist: Das Arbeiten mit ihnen ist<br />
anspruchsvoll geblieben.<br />
Sven Powalla erinnert gerne an die Zeit, als analoge<br />
Filme allgegenwärtig waren. Ein<br />
Pocket-Film mit winzigem Negativ<br />
konnte nicht so scharfe und detailreiche<br />
Bilder aufzeichnen wie<br />
ein 24x36-Millimeter-Kleinbildfilm<br />
oder gar ein 6x6-Zentimeter-Dia.<br />
Trotzdem rannten nicht alle, die Interesse<br />
am Fotografieren hatten, mit einer Mittelformatkamera<br />
herum. Denn für manche Zwecke war sie<br />
schlicht überdimensioniert, für andere zu langsam.<br />
An beidem – der Physik und der Bandbreite der Interessen<br />
– hat sich nichts geändert. Und doch ist<br />
die Entwicklung hin zu immer größeren ren nicht zu übersehen.<br />
Für Stefan Arendt ist das nicht überraschend. Wer<br />
etwa eine Kamera mit einem Sensor von der Größe<br />
des klassischen Kleinbildfilms benutzt, „kann<br />
kreativer arbeiten“, ist er überzeugt. Die Bildpunkte<br />
sind auf dem Sensor weniger dicht gepackt als<br />
bei kleineren Formaten, der Detailreichtum wird<br />
größer, Tonwerte nuancenreicher und starke Kontraste<br />
leichter beherrschbar. Bei wenig Licht haben<br />
größere Sensoren <strong>of</strong>t den Vorteil, dass sie weniger<br />
Bildfehler erzeugen, die als Rauschen stören.<br />
Was Powalla und Arendt aber an Systemen mit<br />
großen Sensoren am meisten schätzen, sind<br />
die unübertr<strong>of</strong>fenen Möglichkeiten beim<br />
Spiel mit der Tiefenschärfe. Ob die räumliche<br />
Tiefe in einer Landschaftsaufnahme oder das plastisch vor einem unscharfen<br />
Hintergrund freigestellte Portrait – das geht umso besser, je größer der<br />
Sensor ist. Allerdings, räumt Arendt ein, werden auch die Objektive gerade<br />
bei hoher Lichtstärke wegen des größeren Bildkreises in der Regel volumi-<br />
Bildsensonöser<br />
und schwerer.<br />
Wenn der Sensor so groß sein soll wie das Kleinbildnegativ, haben Käufer<br />
die Wahl zwischen der klassischen Spiegelreflexkamera mit optischem Sucher<br />
und der spiegellosen Systemkamera, bei der die Benutzer durch das<br />
Okular auf einen Bildschirm blicken und schon vor dem Auslösen in allen<br />
Details erkennen können, wie das Bild anschließend wirkt. Beide Richtungen<br />
haben ihre Stärken, sagt Arendt. Pr<strong>of</strong>is entschieden sich in der Regel<br />
für die Spiegelreflex mit dem riesigen Objektivangebot, langen Akkulaufzeiten<br />
und robuster Technik. Doch die spiegellosen Kameras erobern<br />
auch das gehobene Segment; sie sind meist kompakter und bieten<br />
die Möglichkeit, auch Objektive fremder Systeme anzuschließen.<br />
Was beiden Konzepten zu eigen ist: Wer mit großen Sensor arbeitet,<br />
muss das sorgfältig tun. Fehler beim Scharfstellen (ob automatisch<br />
oder manuell) verzeihen die Kameras der Königsklasse weniger<br />
als Einsteigermodelle. Auch wer das kreative Potenzial seiner<br />
Kamera ausreizen will, sollte bereit sein, sich mit der Technik<br />
des Apparats und den Grundlagen der Fotografie zu beschäftigen.<br />
„Meistens geht das Hand in Hand, und an einer guten<br />
Kamera wachsen auch die Benutzer“, sagt Arendt. So eröffnen<br />
einerseits die neuen Möglichkeiten beim Spiel mit der Tiefenschärfe<br />
neue Freiräume in der Bildgestaltung. Andererseits lernen die Benutzer<br />
beim Spiel mit den neuen Optionen nicht nur etwas über Technik, sondern<br />
werden zunehmend auf die Frage der eigenen, vielleicht auch künstlerischen<br />
Bildgestaltung zurückgeworfen.<br />
Genau das gilt verstärkt für die digitalen Mittelformat-Kameras. Sie<br />
heißen so, weil sich ihre Sensorgrößen immer mehr an das klassische<br />
6x6-Zentimeter-Format annähern. Damit heben sie die Digitalfotografie<br />
auf die nächste Stufe, „und es gibt inzwischen mehrere gut ausgebaute<br />
Systeme, die für fast alle fotografischen Aufgaben die nötige Technik bereitstellen“.<br />
Spiegelreflex oder spiegellos – auch diese Frage stellt sich<br />
beim Mittelformat inzwischen, und <strong>of</strong>t ist die Handhabung einfacher als<br />
je zuvor. Das ist vor allem dem Siegeszug der elektronischen Sucher<br />
zu verdanken. In ihnen kann der Fotograf sehen, wie das Bild nach<br />
der Aufnahme wirken wird. Zugleich befördert die spiegellose Technik<br />
eine Miniaturisierung des Mittelformats, die vor wenigen Jahren<br />
noch vollkommen unvorstellbar gewesen wäre.<br />
Doch alles hat seinen Preis: „Mittelformat ist ehrgeizig“, räumt<br />
Sven Powalla ein, sowohl die Investition als auch die Größe der<br />
Fototasche sind beachtlich. Ein ganzes Lager an wenig benutzter<br />
Ausrüstung verbietet sich dabei fast von selbst, und die gebotene<br />
Sorgfalt wächst schneller heran, wenn die Benutzer sich mit nur<br />
wenigen Objektiven und deren Charakterzügen vertraut machen<br />
müssen. Genau darin sieht Sven Powalla aber auch eine große<br />
Chance: „Man beschränkt sich auf vielleicht drei Objektive, ist als<br />
Fotograf ganz neu gefordert und kommt dann aber auch zu einzigartigen<br />
Ergebnissen.“<br />
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<strong>HAUSMESSEN</strong>-<strong>ZEITUNG</strong>_MAKING-OF_<strong>2017</strong>_290x440.indd 2 06.05.17 15:16
Klassische Konzepte<br />
kommen wieder zurück<br />
Immer mehr Kameras sehen aus wie früher und lassen sich auch so bedienen.<br />
Nicht zuletzt der anhaltende Markterfolg solcher Systeme zeigt: Dahinter steckt viel mehr als ein Retro-Trend.<br />
Thomas Scheld |> Hessentag 2010<br />
Wer eine solche Kamera benutzt, hat die Fragen schon unzählige Male<br />
gehört. Ist die noch analog? Darf ich die mal in die Hand nehmen? Macht<br />
die so viel Spaß, wie sie aussieht? Die Antwort lautet dann meistens: Nein,<br />
ja gerne, ja unbedingt. Kameras, die wieder aussehen wie ein richtiger<br />
Fotoapparat und sich auch so bedienen lassen, haben sich einen festen<br />
Platz auf dem Markt und in den Händen (und Herzen) ihrer Nutzer erobert.<br />
Klassische Konzepte bei Design und Bedienung sind dabei viel mehr als ein<br />
Retro-Trend, sagt Michi Coppola aus dem Konstanzer Foto-Fachgeschäft<br />
Lichtblick. Denn nach einer Phase des Herumprobierens mit<br />
allen<br />
nur erdenklichen technischen Spielereien freuen sich viele<br />
Fotografen wieder über Einfachheit und Klarheit.<br />
Natürlich geht es bei der an klassischen Vorbildern orientierten<br />
Gestaltung von Kameras auch um Lifestyle,<br />
das räumt Coppola <strong>of</strong>fen ein. Die 60er- und 70er-<br />
Jahre stehen auch bei Fotoapparaten gerne Pate.<br />
„Aber“, fragt er, „was ist daranschlecht? Warum<br />
darf ein Fotoapparat nicht auch schön aussehen<br />
und Spaß machen?“ Und dass die Kameras<br />
weitaus mehr als Modeaccessoires sind, liest<br />
Coppolas Kollege Thomas Scheld aus zwei<br />
Tatsachen ab: Die Rückbesinnung auf klassische<br />
Tugenden hält seit mehreren Jahren an – und die<br />
Kameras werden aktiv genutzt, wie er aus vielen<br />
Kunden-Rückmeldungen weiß.<br />
Doch nicht nur die Formgebung ist klassisch –<br />
auch in der Bedienung setzen sich ebenso einfache<br />
wie bewährte Konzepte wieder verstärkt<br />
durch. Statt einer Vielzahl von Tasten und Einstellrädern,<br />
die sich die Benutzer auch noch in unzähligen<br />
Kombinationen programmieren können, gibt es<br />
wieder einen Ring für die Blende sowie eine griffige<br />
Einstellung für die Entfernung am Objektiv, ein Wählrad<br />
für die Verschlusszeiten auf der Gehäusekappe<br />
und ein weiteres für die Empfindlichkeit. „Selbst bei<br />
ausgeschalteter Kamera sind alle wichtigen Parameter<br />
s<strong>of</strong>ort und intuitiv ablesbar“, nennt Coppola einen<br />
Vorteil, der zunehmend Kunden Anspricht. Und Thomas<br />
Scheld ergänzt: „Wenn die Kamera wieder mehr<br />
zum Werkzeug wird, soll sie auch so aussehen und<br />
sich so bedienen lassen.“<br />
Zu einer klassisch anmutenden Kamera greifen<br />
dabei Kunden aller Altersschichten, so Coppola:<br />
„Ältere freuen sich, dass sie wieder dort anknüpfen können, wo<br />
sie Fotografieren gelernt und auch sehr viel Routine gewonnen<br />
haben“, sagt er. „Die Jungen finden das Design cool und haben <strong>of</strong>t<br />
auch Lust auf einen eher handwerklichen Ansatz beim Fotografieren.“ Dass<br />
die Kamera wieder mehr als Werkzeug gesehen wird und eben nicht mehr<br />
ein Hochleistungscomputer mit Objektiv sein soll – ist das auch eine Gegenbewegung<br />
zur immer weiter fortschreitenden Digitalisierung des Alltags?<br />
Coppola zögert, dann sagt er: „Für manche ist das vielleicht so, aber man<br />
sollte nicht vergessen, dass viele dieser Kameras zwar nostalgisch aussehen,<br />
aber den vollen Funktionsumfang aktueller Modelle haben.“<br />
Auffällig <strong>of</strong>t stehen die legendären Leica-Messsucherkameras der M-Serie<br />
beim Design Pate – aber mit die größten Erfolge feiert derzeit das Original.<br />
Wartezeiten von mehreren Monaten nehmen viele gerne in Kauf, um eine<br />
neue digitale Leica zu erhalten. In Funktionsprinzip, Bedienung und Aussehen<br />
seit mehr als 60 Jahren fast unverändert, lediglich der<br />
Film gegen einen Sensor getauscht und minimalistisch<br />
in der Bedienung: Das spricht nicht nur Sammler,<br />
sondern auch ambitionierte Fotografen an. „Wir verkaufen<br />
die Leicas in aller Regel an Kunden, die sie ganz<br />
aktiv nutzen“, räumt Lichtblick-Inhaber Markus Wintersig<br />
mit einem klassischen Vorurteil auf – und dann gleich noch<br />
mit einem zweiten: „Viele sparen sich ihre Ausrüstung über Jahre<br />
zusammen.“<br />
Der Wunsch, sich von der Masse abzuheben, mag ein Grund<br />
sein, sich für eine Leica-Messsucherkamera zu entscheiden.<br />
Doch Michi Coppola sagt, das allein sei es nicht. Die Leica-<br />
Objektive, hergestellt im hessischen Wetzlar, markieren die<br />
Weltspitze der Optik. Die Langlebigkeit von Leica-Produkten ist<br />
tatsächlich legendär, und an einer modernen digitalen Leica M lassen<br />
sich Objektive aus sechs Jahrzehnten verwenden. Und weil die Technik<br />
im klassischen Gehäuse ebenfalls auf Weltspitzen-Niveau ist, erhalten<br />
einerseits längst getätigte Investitionen einen ganz neuen Wert. Und nicht<br />
zuletzt bietet ein riesiger Gebrauchtmarkt vielfältige Möglichkeiten beim<br />
Kauf von Objektiven, deren historische Handschrift oder deren hochmoderne<br />
Konstruktion die hochauflösenden und großformatigen Sensoren in<br />
den digitalen Leicas erst richtig herausarbeiten.<br />
Was ist also dran am Mythos Leica, der immer wieder beschworen wird<br />
und der vielen ernsthaften Fotografen sehr viel wert ist? Macht eine Leica<br />
wirklich Bilder, die über das Plus der überragenden Objektive und der<br />
extrem gut entwickelten Aufnahmesensoren hinaus besser sind? „Eine<br />
solche Kamera in der Hand zu halten und als Werkzeug benutzen zu<br />
dürfen, empfinden viele auch als Verpflichtung zum besseren Bild“, hat<br />
der langjährige Fach- und Leica-Händler Markus Wintersig beobachtet.<br />
Höchste optische und feinmechanische Präzision, made in Germany, löst<br />
also bei vielen etwas aus: „Kunden erzählen mir dann, dass sie weniger<br />
fotografieren, aber bessere Bilder machen – und dass sie die Reduktion<br />
auf das Wesentliche nicht als Einschränkung, sondern als den größten<br />
denkbaren Gewinn empfinden.“<br />
ZUM BILD: Der Hessentag, Hessens Landesfest, findet seit 1961 jedes<br />
Jahr in einer anderen hessischen Stadt statt. 2010 war Stadtallendorf<br />
der Schauplatz, und das Motto lautete: „Im Grünen liegt die junge<br />
Stadt, die richtig was zu feiern hat!“ 1,1 Millionen Besucher waren<br />
vom 28. Mai bis zum 4. Juni da, es war einer der drei bestbesuchten<br />
Hessentage. Dieses Bild entstand am 28. Mai, am ersten Abend des<br />
Hessentags ins Stadtallendorf. Ich war dort als Pressevertreter über<br />
den Radiosender YOU FM akkreditiert und hatte die Gelegenheit,<br />
von einer Kranhebebühne aus von oben die Eröffnung des ersten<br />
Konzertes mit der Band Silbermond zu fotografieren.<br />
ZUR PERSON: Thomas Scheld lebt seit 2011 in Konstanz und arbeitet<br />
bei Lichtblick. Seit 2006 beschäftigt er sich mit der Konzertfotografie<br />
und hat schon bei verschiedenen Festivals und Konzerten in<br />
Deutschland für Agenturen fotografiert und Berichte veröffentlicht.<br />
Dieses Bild wurde mit der Canon EOS 5D Mark II mit dem 24-70<br />
mm/2.8 USM gemacht bei ISO 6400, Blende f4.0 und einer Belichtungszeit<br />
von 1/100 Sekunde.<br />
Impressum |> <strong>2017</strong><br />
HERAUSGEBER:<br />
Lichtblick-Fot<strong>of</strong>achgeschäft<br />
BILDER:<br />
Lichtblick-Fot<strong>of</strong>achgeschäft und deren MitarbeiterInnen<br />
DRUCK:<br />
Druckerei Konstanz GmbH<br />
PRODUKTION & GESTALTUNG:<br />
Max-Otto Kraus, www.demaex.com<br />
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Franz Höning |> Am Berninapass<br />
Die analoge Fotografie<br />
ist noch immer quicklebendig<br />
Es muss nicht immer digital sein: Alternative oder längst totgesagte Ideen feiern erstaunliche Erfolge.<br />
Warum Fotografen bis heute zur Analog- oder gar S<strong>of</strong>ortbildkamera greifen.<br />
ZUM BILD: Das Auge wandert etwas unsicher durch weiche, nicht<br />
klar geordnete Farbschichten. Es ist nicht so ganz zu erkennen,<br />
was die Übergänge der Farben bedeuten. Nur ein metallener Mast<br />
zeugt von der Anwesenheit der Menschheit, sonst nur Natur pur.<br />
Der metallene Mast sorgt auch für die einzige Information, die man<br />
aus dem Bild heraus erhält. Aber sie ist auch die einzig wichtige für<br />
Menschen, die immer wissen wollen, wo sie sind. Wollte man nur die<br />
Natursicht, wäre auch sie nicht vonnöten. Eine kalte und abweisende<br />
Natur. Wäre die Sicht klar, hätte man einen atemberaubenden Blick<br />
auf das Berninamassiv. Aber in einem sichtbaren Bergmassiv wären<br />
alle Strukturen klar gegliedert, alle Nuancen würden die Höhenlagen<br />
zuordnen, die Schattierungen würden dem Betrachter ein Gefühl<br />
von Abstand geben. So, in den nicht klar geordneten Farbschichten,<br />
ist kein Abstand vorhanden, kein Schätzen der Entfernung. Alles ist<br />
amorph. Das stellt unser Gehirn vor große Aufgaben – es will zuordnen,<br />
klären, ordnen. Aber die nicht mögliche rationale Vereinnahmung<br />
lässt den Raum frei zum Träumen. Das Auge verliert sich in<br />
einem Bild, in dem keine klaren Übergänge sichtbar sind. Nichts ist<br />
einschätzbar, kein Abstand kalkulierbar. Fast grafische monochromatische<br />
Flächen bestimmen das Bild, Raum und Zeit<br />
sind aufgehoben. Entstanden ist das Bild bei der Überquerung des<br />
Berninapasses mit der Berninabahn. Sie ist die einzige Alpenbahn,<br />
die ihren Scheitelpunkt auf 2328 Metern <strong>of</strong>fen überquert, also nicht<br />
durch einen Tunnel fährt.<br />
ZUR PERSON: Franz Hönig arbeitet seit 2011 bei Lichtblick.<br />
Was? Das gibt es alles noch? Schwarzweißfilme, Farbnegativfilme, Diafilme,<br />
Fotopapier zum Selbstentwickeln von Schwarzweiß-Abzügen, Chemikalien,<br />
Vergrößerer, Diaprojektoren: Viele, die zum ersten Mal in das Foto-Fachgeschäft<br />
Lichtblick am Konstanzer Augustinerplatz kommen, staunen. Im<br />
zweiten Jahrzehnt der Digitalfotografie hat die analoge<br />
Technik<br />
noch lange nicht ausgedient. „Und das wird auch so<br />
bleiben“, ist sich Lichtblick-Mitarbeiter Franz Höning<br />
sicher. Denn der Reiz der traditionellen<br />
Fotografie wird in Zeiten<br />
der Digitalisierung aller Lebensbereiche<br />
eher größer als kleiner.<br />
Gründe, ganz klassisch<br />
mit Film und Chemie zu<br />
arbeiten, gebe es viele, sagt<br />
Höning. Da sind die vielen<br />
analogen Kameras, die<br />
noch in vielen Haushalten<br />
schlummern:<br />
„Selbst<br />
wenn sie Jahrzehnte alt<br />
sind, reicht es <strong>of</strong>t, eine<br />
neue Batterie einzusetzen“,<br />
so seine Erfahrung.<br />
„Die Qualitätsstandards in<br />
den 70er- und 80er-Jahren<br />
waren hoch.“ Viele kommen<br />
aber auch durch ein Fotolabor<br />
an der Schule oder<br />
Hochschule in die analoge<br />
Welt. „Die Jungen wollen<br />
das dann einfach probieren,<br />
und viele bleiben dabei“,<br />
so Hönings Erfahrung. Und<br />
schließlich gibt es diejenigen,<br />
die schon immer analog fotografiert<br />
haben, ihren Film zur<br />
Entwicklung brachten und die<br />
Abzüge gerne in ein Fotoalbum<br />
einkleben.<br />
Der Reiz der traditionellen Fotografie<br />
erschließt sich erstaunlich<br />
schnell, so Franz Höning. Wer<br />
mit Film arbeitet und vielleicht<br />
sogar die Chance hat, die Abzüge<br />
selbst in der Dunkelkammer zu vergrößern, spürt intuitiv dem prozesshaften<br />
Charakter der Fotografie nach. Von der Auswahl des Filmmateri-<br />
als über die Gestaltung des Motivs mit Wahl von Standort und Brennweite,<br />
Entfernung, Belichtungszeit und Blende über die Filmentwicklung bis zum<br />
fertigen Papierbild entsteht eine Kette, deren Schritte einzeln kontrolliert<br />
werden können und müssen. Und weil das Filmmaterial begrenzt ist, ist<br />
Disziplin erforderlich. „Es ist eine ganz andere Art von Fotografieren“, sagt<br />
Höning, „man denkt vorher, und man ist dabei, wenn etwas entsteht. Das ist<br />
sehr erfüllend.“<br />
Nirgendwo ist das Fotografieren so handwerklich wie analog, und nirgendwo<br />
ist es so individuell. „Wer analog fotografiert, will kreativ einen Augenblick<br />
umsetzen, den er oder sie gerade erlebt“, glaubt Höning, und diese Chance<br />
spricht gerade Schüler und Studenten an – mit dem Nebeneffekt, dass<br />
sie für ein schmales Budget eine schöne Ausrüstung kaufen können.<br />
Lichtblick hat eine im Südwesten ziemlich einmalige Auswahl an gebrauchten<br />
Fotoartikeln, und Inhaber Markus Wintersig sagt: „Ich freue<br />
mich immer, wenn jemand mit einer analogen Kamera sich ein neues<br />
Hobby zu erschließen beginnt.“<br />
Der Weg zum guten Bild ist dabei nicht schwer, sagt Franz Höning.<br />
„Die klassische Technik ist viel zugänglicher, weil zwischen<br />
Benutzer und Ergebnis eben nicht viel Elektronik liegt. Analoges<br />
Fotografieren ist so simpel und einfach zu erlernen, dass man<br />
sich viel schneller auf die Bildaussage konzentrieren kann.“ Und<br />
nach dem Urlaub kommt man statt mit tausenden Bildern auf der<br />
Speicherkarte mit drei oder vier Filmen zurück. Wer will, kann<br />
sich beim Entwickeln übrigens gleich eine digitale Variante scannen<br />
lassen und die Bilder dann am Computer weiterbearbeiten.<br />
Den radikalsten Schritt machen freilich jene, die zur S<strong>of</strong>ortbildkamera<br />
greifen. Für die einen ist sie ein Partygag, für die anderen<br />
Werkzeug zur Herstellung von Unikaten, für wieder andere<br />
ein künstlerisches Ausdrucksmittel. Die Nachfrage nach S<strong>of</strong>ortbildkameras<br />
und –filmen ist jedenfalls anhaltend hoch. Am weitesten<br />
verbreitet sind Bilder im Scheckkartenformat. Junge Leute verschenken<br />
sie gerne und teilen damit den Augenblick nicht mit beliebig vielen<br />
Menschen in einem sozialen Netzwerk, sondern machen jemandem<br />
mit einem echten Einzelstück in Farbe und oder Schwarzweiß eine<br />
Freude. „Das ist in Zeiten der unendlichen Vervielfältigung wirklich<br />
etwas Besonderes geworden“, sagt Franz Höning. Und sogar die<br />
guten, alten Polaroid-Kameras erleben eine Renaissance, mit der<br />
niemand rechnete. Von Experten instand gesetzt, sind sie zu begehrten<br />
Plattformen geworden, um Impossibles-Filme zu nutzen, die<br />
bewusst Farben verfremden und die Welt auf eine ganz eigene Art<br />
wiedergeben. Während Instax-S<strong>of</strong>ortbilder binnen weniger Minuten<br />
entwickelt sind, braucht es bei den Impossibles eine halbe Stunde<br />
Geduld. Auch das ist, betont Franz Höning, etwas Außergewöhnliches<br />
geworden. Und er ermutigt zum Experiment: „Fotografie macht gerade<br />
dann Spaß, wenn man die ausgetretenen Pfade verlässt.“<br />
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Starke Bilder haben<br />
einen großen Auftritt verdient<br />
Wenn eine gelungene Aufnahme im Computer ist, muss und sollte sie dort nicht schlummern.<br />
Monitore, Drucker und Beamer helfen, Bilder zu betrachten und zu teilen.<br />
Micha Kübler |> Lichtexperiment<br />
Und was soll aus dem Bild nun werden? Dass sich gerade Hobbyfotografen<br />
über dieses Thema viel mehr Gedanken machen, wünscht sich Markus<br />
Wintersig schon länger. Denn zum Anschauen auf dem kleinen Kameradisplay,<br />
zum Durchwischen auf dem Handy oder zum einfachen Einstellen<br />
in ein soziales Netzwerk sind die mit viel Leidenschaft und <strong>of</strong>t auch<br />
erheblichem Aufwand erstellten Bilder viel zu schade, findet der Inhaber<br />
des Konstanzer Foto-Fachgeschäfts Lichtblick. Das muss nicht sein: „Es<br />
gibt ausgezeichnete Drucker, Projektoren und 4K-Fernseher, mit denen<br />
man zuhause ein digitales Labor oder Kino einrichten und die Ergebnisse<br />
der eigenen Arbeit auf ganz neue Weise genießen kann“, sagt Wintersig.<br />
Wie der chemische Prozess in der Dunkelkammer ist auch das Erzeugen<br />
eines Abzugs auf einem hochwertigen Drucker ein sehr handwerklicher<br />
Vorgang, ergänzt Lichtblick-Mitarbeiter Micha Kübler.<br />
Zugleich ist alles „viel kleiner und weniger aufwändig als<br />
ein klassisches Labor“, sagt er, zumal kein eigener und<br />
komplett verdunkelbarer Raum benötigt wird.<br />
Ein Fotodrucker macht den heimischen Schreibtisch<br />
zum Spielfeld für ein Hobby, das viele unterschätzen.<br />
Tatsächlich sind viele Fotografen enttäuscht, wenn sie<br />
einmal ein Foto auf einem normalen Bürodrucker ausgedruckt<br />
haben. „Geeignete Fotodrucker haben viel<br />
mehr verschiedene Tinten, <strong>of</strong>t auch mehrere Grautöne, und<br />
sie schaffen mindestens die Größe A3“, sagt Kübler. Noch mehr Vielfalt<br />
kommt in den Prozess durch die riesige Auswahl von verschiedenen pieren mit matten und hochglänzenden Oberflächen.<br />
„Wenn Bilder nur auf Festplatten schlummern, ist das die schlechteste<br />
Alternative“, ist Micha Kübler überzeugt. Markus Wintersig erinnert an<br />
den Reiz eines handgemachten Albums, aber auch Fotobücher und bei<br />
kommerziellen Labors hergestellte Abzüge zum Aufhängen ermöglichen<br />
es, Bilder nicht nur selbst zu betrachten, sondern<br />
sie auch anderen zu zeigen. Erst damit wird die Fotografie zu<br />
einem Kommunikationsmittel; Bilder erzählen erst dann ihre<br />
Geschichten, wenn sie jemand betrachtet. In allen Fällen ist aber<br />
klar: Wer Bilder zeigen will, braucht den Mut zur Auswahl.<br />
Das gilt auch, wer Bilder mit dem Projektor vorführen will. Beamer, sagt<br />
Wintersig, werden zu Unrecht etwas vernachlässigt: „Das liegt daran, dass<br />
Paviele<br />
nur die Beamer kennen, mit denen in Firmen Dokumente gezeigt<br />
werden.“ Ein guter digitaler Bildprojektor hat mit einem solchen Büro-<br />
Beamer wenig zu tun: Farbenreichtum, Kontrast und Auflösung guter Modelle<br />
können an die Standards von Diaprojektoren anknüpfen und werden<br />
auch erschwinglicher. Gut ausgewählt und leuchtend projiziert können Bilder<br />
ihre Kraft ganz neu entfalten, sagen Wintersig und Kübler.<br />
Eine attraktive Möglichkeit zum Betrachten der eigenen Bilder bietet<br />
schließlich auch ein Gerät, das vielen Haushalten gibt. Viele moderne<br />
Fernseher haben bereits 4K-Standard, also eine Auflösung von 4096 mal<br />
2160 Pixel – das sind viermal<br />
mehr Bildpunkte als ein normaler<br />
HD-Fernseher und etwa zwanzigmal<br />
mehr, als eine normale<br />
DVD bietet. „Wenn man ihn<br />
zum Betrachen und Zeigen<br />
von Fotos nutzen will, gilt für<br />
den Fernseher: je mehr Auflösung<br />
und je größer, desto<br />
besser“, sagt Wintersig. Moderne<br />
Geräte<br />
lassen sich direkt an den Computer anschließen,<br />
sodass nicht viel weitere Technik erforderlich ist. Besonders<br />
attraktiv sind Beamer und Fernseher für die Wiedergabe beweg-<br />
ter Bilder. In den hochwertigen Modellen bei Systemkameras, klassischen<br />
Spielreflexkameras sowie im Kompaktbereich hat der 4K-Standard für<br />
die Videoaufnahme weite Verbreitung gefunden. Auch diese Arbeiten, ist<br />
Kübler überzeugt, haben es verdient, technisch angemessen präsentiert<br />
zu werden. Während Pr<strong>of</strong>is stets den Verkauf eines Bildes im Blick haben<br />
müssen, rufen die Lichtblick-Experten auch Amateure auf, ihre Ergebnisse<br />
zu zeigen. Wintersigs rhetorische Frage lautet: „Was ist das Wesentliche,<br />
das Fotografieren oder das Bild?“ Für ihn ist die Antwort klar: Am<br />
Ende geht es immer um das Bild – und das will gezeigt sein.<br />
ZUM BILD: Wissen Sie, welches Bauwerk aus Konstanz hier zu sehen<br />
bzw. nicht zu sehen ist? Bei einem nächtlichen Streifzug durch<br />
Konstanz am Seerhein kam ich auf dem Weg zurück mal wieder über<br />
die Fahrradbrücke. Die alte Rheinbrücke sah wie immer wunderschön<br />
aus mit der Straßenbeleuchtung und den Reflexionen im<br />
Wasser. Nur hatte ich davon schon einige Bilder die, naja, die Brücke<br />
so zeigten, wie sie eben war. Also: Zeit für ein kleines Experiment.<br />
Stativ aufgebaut und probiert. Da lange Verschlusszeiten nötig waren<br />
und ich ein Zoomobjektiv dabei hatte, werkelte ich ein bisschen hin<br />
und her mit dem passenden Ausschnitt. Dann kam mir die Idee, den<br />
Zoom bei der Belichtung zu betätigen. Es brauchte ein paar Anläufe<br />
um das Ganze mit möglichst wenigen Verwacklungen hinzubekommen.<br />
Glauben Sie mir: Seitdem kommt mir immer ein kleines<br />
Grinsen, wenn ich mal wieder nachts über die Fahrradbrücke gehe<br />
und der Blick zum See wandert.<br />
ZUR PERSON: Micha Kübler ist ein Quereinsteiger. Nach einem ab-<br />
geschlossenen Studium der Pädagogik begann er vor neun Jahren bei<br />
Lichtblick. Er ist Spezialist für Studioequipment und Stative, Ferngläser<br />
und Spektive, Drucker und Fine Art-Papiere und vieles mehr.<br />
Sein Arbeitsmotto: Sich für den Kunden Zeit nehmen, um genau zu<br />
erfahren, was man eigentlich will, braucht und benötigt. „Jeder kann<br />
fotografieren!“ – mit dieser Grundeinstellung betreut er seit Jahren<br />
erfolgreich die Lichtblick-Einsteigerworkshops.<br />
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<strong>HAUSMESSEN</strong>-<strong>ZEITUNG</strong>_MAKING-OF_<strong>2017</strong>_290x440.indd 5 06.05.17 15:17
Michi Coppola |> Las Vegas<br />
Kleine Kameras<br />
mit ganz großen Ergebnissen<br />
Wer Fotos in pr<strong>of</strong>essioneller Qualität machen will, muss nicht mehr unbedingt eine schwere Tasche mitschleppen.<br />
In vielen Situationen leisten dies hochwertige Kompaktkameras - besonders beim Trend-Thema Street-Fotografie.<br />
ZUM BILD: Ein nächtlicher Spaziergang durch Las Vegas, die<br />
schillernde Metropole. Lichter, Casinos und Attraktionen wo man<br />
hinschaut. Doch das Stadtbild ist nicht immer so, wie es auf den<br />
ersten Blick scheint. Auch in Sin City gibt es neben den Schönen und<br />
Reichen eine Menge Menschen, denen es nicht so gut geht – perfekt<br />
dargestellt in diesem Bild. Diese Frau steht im krassen Kontrast zum<br />
Stadtbild dahinter. Sie war längst nicht die einzige Obdachlose, aber<br />
der Moment und ihr Gesichtsausdruck passten perfekt. Ein gelungener<br />
Schnappschuss, eine Momentaufnahme, ganz spontan und nicht<br />
gestellt, aus dem Alltag heraus. Das ist sinnbildlich für die Street<br />
Photography. Es ist eine Art der Fotografie, die nicht jeder versteht,<br />
aber sie ist „echt“ und bietet auch in gewisser Weise künstlerischen<br />
Freiraum … Man geht raus und fotografiert Menschen oder Geschehnisse,<br />
einfach das, was einem vor die Nase kommt.<br />
ZUR PERSON: Michi Coppola begann 2009 seine Ausbildung bei<br />
Lichtblick und hatte, wie er selbst sagt, vorher mit Fotografie absolut<br />
nichts zu tun. Das hat sich natürlich im Laufe der Zeit geändert, und<br />
inzwischen ist es zu einem kleinen Hobby geworden. Am liebsten beschäftigt<br />
er sich mich mit dem Thema Street Photography. Das Bild<br />
wurde mit einer Fujifilm X70 im Hochformat geschossen (28mm).<br />
Für mich die ideale Kamera, wenn es um solche Aufnahmen geht. Sie<br />
ist kompakt, unauffällig und bringt trotz allem eine starke Performance<br />
mit sich.<br />
Ein ganzer Rucksack voller Technik auf dem Rücken, eine<br />
große Fototasche mit Kamera, vielen Objektiven und<br />
Blitzgerät über der Schulter: Was für Berufsfotografen<br />
Standard ist und für viele Amateure über Jahrzehnte<br />
fast ausnahmslos die Bedingung für großartige Fotos<br />
zu sein schien, muss nicht mehr unbedingt sein. Auf<br />
kaum einem anderen Gebiet hat sich die Fototechnik<br />
so rasant weiterentwickelt wie bei den kleinen,<br />
hochwertigen Kompaktkameras. Bei ihnen ist<br />
alles, was man braucht, in einem Gehäuse<br />
verbaut, und man kann sie <strong>of</strong>t sogar ein die<br />
Jackentasche stecken. Möglich gemacht hat<br />
diese Miniaturisierung in erster Linie die Elektronik:<br />
Bauteile so winzig geworden, dass die<br />
Geräte drumherum ebenfalls deutlich abspecken konnten. Wenn Michi<br />
Coppola und Jonas Schmidt, Mitarbeiter im Konstanzer Foto-Fachgeschäft<br />
Lichtblick, über die guten Kompakten sprechen, sind sie ziemlich<br />
begeistert. Zwar werden auch System- und Spiegelreflexkameras im Amateursegment<br />
tendenziell kleiner und leichter. Doch ohne Einbußen in der<br />
Bildqualität können auch Kompaktkameras in der Top-Liga mithalten.<br />
„Wir haben da einen echten Qualitätssprung erlebt“, sagt Schmidt – nicht<br />
umsonst haben auch viele Pr<strong>of</strong>is längst eine kleine Kompakte als zusätzliche<br />
Kamera. Und zwar für bestimmte Ausgaben, was bereits zeigt: Die<br />
kleinen Kompakten können viel, haben aber wie jedes andere konzept auch ihre Grenzen.<br />
Dreh- und Angelpunkt gerade bei den Kompaktkameras ist die Sensorgröße.<br />
Coppola rät dringend dazu, mindestens auf den 1-Zoll-Standard zu<br />
setzen. Das ist ein Vielfaches der Fläche von typischen Einsteigerkameras<br />
oder gar Smartphones. Die zusätzliche Größe bringt bei gleicher Pixelzahl<br />
eine bessere Auflösung, eine plastischere Bildwirkung und eine deutlich höhere<br />
Bildqualität in Situationen mit wenig Licht. Weil aber größere Sensoren<br />
automatisch auch größere Objektive bedingen, müssen die Käufer von Kompaktkameras<br />
einen wesentlichen Kompromiss eingehen. Der Zoombereich<br />
ist eingeschränkt, um die Fotoapparate handlich zu halten. Einige Modelle<br />
haben sogar eine feste Brennweite, meist ist es ein gemäßigtes<br />
Weitwinkel. Was zunächst wie eine Einschränkung scheint, wirkt auf<br />
viele Anwender gerade zu befreiend, sagt Schmidt: „Auf einmal setzt<br />
man sich wieder mit den Möglichkeiten auseinander und überlässt nicht<br />
Kameraalles<br />
der Technik.“<br />
Während Kompakte mit 1-Zoll-Sensor mit einem Zoombereich vom ordentlichen<br />
Weitwinkel bis zum schwachen Tele noch taschentauglich sind<br />
(oder mit einem Superzoom aufwarten können), sind Modelle mit den etwa<br />
viermal so großen Sensoren in APS-C-Größe etwas voluminöser. Wer mit<br />
dem fixierten Bildwinkel des Festbrennweitenobjektivs etwas anfangen<br />
kann, bekommt aus einem sehr kompakten Fotoapparat Bilder, die sich mit<br />
den Aufnahmen von Spiegelreflexkameras jederzeit messen können. Fotos,<br />
die mit den noch hochwertigeren Kompaktkameras mit Vollformat-Sensor<br />
und Festbrennweite gemacht wurden, genügen technisch auch<br />
den höchsten Ansprüchen und können fast beliebig groß<br />
gedruckt und auch sonst für alle denkbaren Zwecke verwendet<br />
werden.<br />
Besonders geeignet sind die kompakten Kameras<br />
für ein Spielfeld, das sich für Fot<strong>of</strong>ans als nachhaltig<br />
attraktiv erweist: die Street Photography. Wenn der<br />
Fotograf mit einer kleinen, unauffälligen Kamera direkt<br />
ins Alltagsleben der Städte eintaucht, kommt<br />
er nahe an seine Themen und die Menschen heran.<br />
Die Weitwinkel-Brennweite lässt Bilder<br />
entstehen, die die Betrachter förmlich hineinziehen<br />
ins Geschehen. Und ein Klappdisplay<br />
mit Touch-Auslöser ermöglicht faszinierende<br />
Perspektiven von Szenen, die der Fotograf dann<br />
eben nicht durch sein Hantieren mit einer riesigen<br />
Kamera zerstört. Nicht umsonst war es der<br />
Triumph des Kleinbildformats, der nach den unhandlichen<br />
und unflexiblen Riesen-Kameras einst<br />
die Fotografie mit dem Siegeszug des Spontanen<br />
revolutionierte.<br />
Was nach Jonas Schmidts Überzeugung ebenfalls<br />
für eine Kompakte spricht: Wer sie besitzt, ist mit allem<br />
versorgt. Die Kamera ist genau so, wie sie ist; alle<br />
Komponenten sind optimal aufeinander abgestimmt,<br />
es gibt keinen Objektivwechsel mit der Gefahr des Eindringens<br />
von Staub, und ein kleiner Blitz zum Aufhellen<br />
in Gegenlicht-Situationen ist in aller Regel ebenfalls<br />
schon fest eingebaut. Für dunkle Räume ist die Bildqualität<br />
auch bei hohen ISO-Empfindlichkeitswerten ohnehin<br />
ausreichend. „Das ist ein in sich geschlossenes<br />
Produkt“, sagt Schmidt, „man kann das nicht ausbauen,<br />
aber man muss es eben auch nicht.“<br />
Freilich: Ein paar Kompromisse gibt es doch, räumt Micha<br />
Coppola ehrlich ein. Wer gerne mit großem Tele für<br />
Tier- oder Sportaufnahmen arbeitet, wer für Landschaftsfotos<br />
ein Superweitwinkel zu brauchen glaubt, für den kann<br />
die Kompakte zu viele Einschränkungen bringen. Trotzdem<br />
ist Coppola überzeugt, dass der jüngste Qualitätssprung bei<br />
den Kompakten diesem attraktiven Kamerakonzept eine zunehmende<br />
Verbreitung bescheren wird, ob nun als einzige<br />
oder doch als zusätzliche Kamera: „Klein, aber oho – das finde<br />
ich schon extrem smart.“<br />
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<strong>HAUSMESSEN</strong>-<strong>ZEITUNG</strong>_MAKING-OF_<strong>2017</strong>_290x440.indd 6 06.05.17 15:17
Die beste Kamera ist die,<br />
die man gerade dabeihat<br />
Die eine perfekte Kamera gibt es nicht. Wer gerne und viel fotografieren will, kommt aber<br />
mit einigen einfachen Fragen schnell zu einem Modell, das zum treuen Begleiter bei allen Aktivitäten wird.<br />
Stefan Arendt | Fingerzeig<br />
Wie schade, dass ich meine Kamera nicht dabei habe. Die plötzliche Lichtstimmung,<br />
die originelle Straßenszene, das überraschende Panorama<br />
oder der charakteristische Gesichtsausdruck: Viele Momente werden<br />
nicht angemessen festgehalten, weil der Fotoapparat just in diesem<br />
Moment in der Schublade liegt. Oft hören Thoms Scheld und Stefan<br />
Arendt sowie ihre Kollegen im Foto-Fachgeschäft Lichtblick<br />
in Konstanz solche Schilderungen. Viel zu <strong>of</strong>t, denn mit einigen<br />
Fragen und engagierter Beratung kommen Kunden zu jener<br />
Kamera, die sie dann auch wirklich mitnehmen.<br />
Im Kern, sagen die Lichtblick-Experten, gibt es drei Variablen.<br />
Eine Kamera kann besonders kompakt sein, besonders<br />
vielseitig sein und eine besonders hohe Bildqualität bieten.<br />
Über allem steht die Frage, wie hoch das Budget ist, doch<br />
„auch mit beschränkten Mitteln kann man sich eine hervorragende<br />
Kamera kaufen, an der man jahrelang Freude<br />
haben wird“, so Stefan Arendt.<br />
Kompaktheit, Vielseitigkeit, Bildqualität: Zwei<br />
dieser Bedingungen erfüllen viele Modelle in<br />
sehr hohem Maß. Wer es besonders handlich<br />
will und zugleich beste Bildqualität wünscht,<br />
wird zu einer hochwertigen Kompakten greifen<br />
und Abstriche bei der Vielseitigkeit gerne<br />
hinnehmen. Wer sich alle Optionen auf einen<br />
Ausbau des Systems <strong>of</strong>fenhalten möchte und<br />
nach Pr<strong>of</strong>i-Bildqualität strebt, ist mit einer<br />
Spiegelreflex-Ausrüstung gut bedient, hat<br />
aber zu schleppen. Maximale Vielseitigkeit<br />
bei geringem Gewicht und Volumen sprechen<br />
für die spiegellosen Systemkameras, deren<br />
kleinere Sensoren die Bildqualität allerdings<br />
etwas einschränken.<br />
Mit einigen Fragen können geschulte Berater<br />
den Kunden durch die Vielfalt von Modellen<br />
und Optionen lotsen; Thomas Scheld und<br />
Stefan Arendt stellen fest, dass es vielen Privat- anwendern vor allem<br />
darum geht, Momente im Familienleben und Eindrücke von Urlauben mit<br />
der Kamera festzuhalten. Wer nun also Bilder vom Fußballturnier des<br />
Sohnes in Pr<strong>of</strong>iqualität will, dem wird zur Spiegelreflex geraten werden.<br />
Wer die bunte Welt eines Marktes in einem fernen Land festhalten möchte,<br />
bekommt eine Kompaktkamera zum Testen in die Hand. Und wer beeindruckende<br />
Landschaftsaufnahmen von der Bergtour zurückbringen will,<br />
bekommt eine Systemkamera empfohlen.<br />
Wichtiger als alles andere, betonen Scheld und Arendt, ist das individuelle<br />
Erleben. Passt sich die Kamera gut der eigenen Hand an, wie wirkt ihr<br />
Gewicht, wie ist der Blick durch den Sucher? Ist das Zoom eine Hilfe oder<br />
lenkt es eher vom eigentlichen Fotografieren ab? Wie<br />
groß wird am Ende die Ausrüstung sein? Wer auf<br />
diese Fragen für sich selbst eine Antwort hat oder<br />
von einem kundigen Verkäufer zu ihr geführt wird,<br />
kommt an seine individuell perfekte Kamera sehr,<br />
sehr nahe heran.<br />
Viele Um- und Aufsteiger setzen auf<br />
Vielseitigkeit, sagen Scheld und Arendt.<br />
Sie haben die Wahl zwischen einem<br />
Zoomobjektiv oder Festbrennweiten.<br />
„Wer die wichtigsten Bildwinkel<br />
mit festen Brennweiten abdecken<br />
kann, wird bessere Bilder bekommen“,<br />
sagt Arendt, weil die höhere<br />
Lichtstärke ein kreatives<br />
Spiel mit der Schärfe zulässt.<br />
Für Landschaften empfiehlt er<br />
ein Weitwinkel, etwa mit 24<br />
Millimetern Brennweite, für<br />
Portraits ein kurzes Tele mit<br />
85 oder 100 Millimetern, für<br />
Sportaufnahmen eher ein Telezoom,<br />
das bis 200 oder 300<br />
Millimeter reicht. „All diese<br />
Werte gelten für Sensoren<br />
im vollen Kleinbildformat“,<br />
fügt er an. „Bei kleineren<br />
Sensoren werden die<br />
Brennweiten um einen<br />
festen Faktor kürzer.“<br />
Dennoch hat sich als Vergleichswert<br />
das Kleinbild-Äquivalent durchgesetzt.<br />
Wer seine kreativen Möglichkeiten erweitern<br />
will, kann zu umfassendem Zubehör greifen.<br />
Aus dem riesigen<br />
Angebot hat Stefan Arendt einen besonderen<br />
Tipp: Filter. Polfilter sorgen für knackige Kontraste, Verlaufsfilter dunkeln<br />
den Himmel bis ins Dramatische hinein ab, Neutralgraufilter ermöglichen<br />
selbst am helllichten Tag lange Belichtungszeiten. „Wenn man zwei bis<br />
vier Minuten belichtet, kann man sehr schöne Effekte von fließendem<br />
Wasser oder ziehenden Wolken erzielen“, sagt Ahrend. Auf belebten Plätzen<br />
lösen sich die Passanten scheinbar auf. Ausprobieren lohnt sich, so<br />
Arendt: „Es ist gar nicht so schwierig. Man braucht ein Filter, ein Stativ<br />
und eine Möglichkeit, die Kamera verwacklungsfrei aus der Ferne auszulösen.“<br />
Und wenn es das passende Modell ist, hat man sie im entscheidenden<br />
Augenblick ja auch dabei.<br />
ZUM BILD: Bei dem Bild „Fingerzeig“ kann jeder hinein interpretieren,<br />
was er möchte. Die Aufnahme entstand am letzten Abend<br />
unserer diesjährigen Norwegenreise im Januar/Februar. Wir hatten<br />
bei dieser Reise sehr viel Glück mit Nordlichtern. Von sieben Nächten<br />
konnten wir an fünf Nordlichter fotografieren. Am letzten Abend<br />
hatten wir sogar das Glück, dass die Aktivität sehr hoch war und wir<br />
einen wolkenlosen Tag sowie eine ebensolche Nacht erleben durften.<br />
Nach einer langen Tour nach Someroy [eher Sommarøy?] kamen wir<br />
am frühen Abend wieder in Tromsø an. Schon in der Dämmerung<br />
hatten wir die ersten Nordlichter gesehen. So ging es mit der Bergbahn<br />
auf den Hausberg. Drei Stunden verbrachten wir dort mit einer<br />
herrlichen Sicht auf Tromsø und natürlich mit beeindruckenden<br />
Nordlichtern. Es ging anschließend in unsere Unterkunft zur kurzen<br />
Stärkung. Danach fuhren wir in den Skulsfjord. Dort angekommen,<br />
war nichts mehr von den Nordlichtern zu sehen. Eine halbe Stunde<br />
passierte gar nichts und wir waren schon gewillt zu gehen. Dann<br />
fing das Himmelsspektakel an. Die Lichter tanzten, „waberten“ und<br />
waren sehr kräftig. Bei dieser Aufnahme war die Intensität zwar<br />
schon nicht mehr so stark, aber mir gefällt die Symbolik des „Fingerzeigs“.<br />
Danach ging es noch mehrere Stunden so weiter. Es war ein<br />
regelrechtes Kommen und Gehen und wir wechselten mehrfach den<br />
Standort. Gegen zwei Uhr war dann aber Schluss und wir machten<br />
uns auf den Weg in die Unterkunft. Am nächsten Morgen ging es<br />
dann mit dem Flieger leider schon wieder nach Hause.<br />
ZUR PERSON: Stefan Arendt entdeckte bereits früh seine Leidenschaft<br />
und auch sein Talent für die Fotografie. Zusammen mit Björn<br />
Kreuzer und Alexander Schnurer gründete Stefan Arendt 2010 die<br />
Photoakademie die seit <strong>2017</strong> nur noch von Alexander Schnurer und<br />
Stefan Arendt weitergeführt wird.<br />
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<strong>HAUSMESSEN</strong>-<strong>ZEITUNG</strong>_MAKING-OF_<strong>2017</strong>_290x440.indd 7 06.05.17 15:17
Jonas Schmidt |> Photoshooting<br />
Wenn der Mensch ganz<br />
im Fokus ist<br />
Studi<strong>of</strong>otografie – das hört sich komplizierter an, als es ist. Unter kontrollierten Bedingungen<br />
können außergewöhnliche Fotos entstehen, und für den Einstieg braucht es gar nicht so viel.<br />
ZUM BILD: Das Foto habe ich letzten Herbst bei einem kleinen<br />
Fotoshooting auf der Insel Reichenau gemacht. Zu sehen ist eine<br />
gute Freundin von mir. Beim Fotografieren mache ich mir keinen<br />
genauen Plan, zusammen mit dem Model wird die passende Location<br />
gesucht und, wie in diesem Fall, spontan drauflos fotografiert und<br />
viel experimentiert. Dabei versuche ich die Technik so weit wie möglich<br />
in den Hintergrund rücken zu lassen, denn der Spaß an der Fotografie<br />
und der Umgang mit dem Menschen stehen für mich immer an<br />
erster Stelle<br />
ZUR PERSON: Jonas Schmidt, seit 2012 bei Lichtblick. In erster<br />
Linie interessiert mich fotografisch alles, was mit Menschen zu tun<br />
hat. Egal ob Portait- oder Eventfotografie, der Reiz besteht für mich<br />
darin, die Gefühle und Emotionen des Augenblicks in einem Bild für<br />
den Betrachter greifbar zu machen.<br />
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Darija Wintersig<br />
Christine Eiermann<br />
Christin Wintersig<br />
(von links)<br />
Schreiben mit Licht – das ist die wörtliche Übersetzung von Fotografie.<br />
Ein Raum des eifrigen Strebens – so ließe sich Studio umschrieben.<br />
Zusammen wird daraus das Fotostudio. Ein Raum, in dem eifrig arbeitend<br />
mit Licht geschrieben wird. Und war ganz bewusst nicht mit<br />
jenem Licht, das die Sonne oder andere vorhandene Lichtquellen bereitstellen.<br />
Denn wer im Studio fotografiert, schreibt mit Licht,<br />
das er selbst lenkt, gestaltet und dosiert. „Das ist eine Arbeit<br />
unter komplett kontrollierten Bedingungen. Das macht die<br />
Studi<strong>of</strong>otografie so interessant“, sagt Micha Kübler,<br />
Mitarbeiter im Konstanzer Foto-Fachgeschäft<br />
Lichtblick.<br />
Die Sujets sind meist Menschen. Aussagekräftige<br />
Portraits, die den Fotografierten charakterisieren,<br />
die vielleicht sogar Wesenszüge herausarbeiten<br />
und im Betrachter eine Emotion auslösen, entstehen<br />
<strong>of</strong>t im Studio. Weil ihre Wirkung <strong>of</strong>t auf<br />
der Beleuchtung beruht, betont Kübler: Wer<br />
zwei oder drei Lichtquellen zur Verfügung hat<br />
und deren Wirkung mit Lichtformern – zum Beispiel große<br />
S<strong>of</strong>tboxen für ganz weiches, ungerichtetes Licht oder Wabenfilter<br />
für gerichteteres Licht – steuern kann, der kann nochmals<br />
auf eine ganz andere Art mit Licht schreiben.<br />
Doch es muss gar nicht immer das Fotostudio im engeren Sinne<br />
sein: Eine temporäre Lichtschreibe-Werkstatt lässt sich auch<br />
zu Hause relativ mühelos aufbauen. Gut ist es, wenn sich der<br />
Raum verdunkeln lässt – für das Bild ist es in der Regel wichtig,<br />
dass alles Licht aus derselben Art von Quelle kommt.<br />
Denn das erleichtert die Kontrolle und es mischt sich nicht<br />
Licht unterschiedlicher Farbcharakteristiken darunter. Die<br />
seit Jahrzehnten eingeführten großen Blitzgeräte, die dank<br />
Netzanschluss sehr hohe Leistungen bringen, sind dagegen<br />
nicht immer erforderlich. „Mit zwei oder drei Aufsteckblitzen<br />
und einem dafür gebauten Reflexschirm lässt sich<br />
schon sehr viel machen“, sagt Micha Kübler.<br />
War bis vor wenigen Jahren die Arbeit mit mehreren Blitzgeräten<br />
im Wesentlichen den Berufsfotografen vorbehalten,<br />
können sich heute breitere Zielgruppen ins Thema Portrait<br />
und Studio einarbeiten. Dies liegt zum einen daran, dass es<br />
immer mehr Mietstudios gibt, in denen man nach Einweisung<br />
auch die Spezialtechnik nutzen kann; auch das Foto-Fachgeschäft<br />
Lichtblick bietet im eigenen Studio in Konstanz<br />
solche Möglichkeiten an. Erfahrene Fotografen können<br />
den Raum mieten und dort ihre Projekte verwirklichen.<br />
Zum anderen ist der einfachere Zugang zum Thema Studio- und Portraitfotografie<br />
darin begründet, dass viele Kamerahersteller in ihre hochwer-<br />
tigeren Modelle bereits eine drahtlose Steuerung für mehrere Systemblitzgeräte<br />
einbauen. So können Fotografen jene Ausrüstung nutzen,<br />
die sie ohnehin schon haben und routiniert benutzen.<br />
Und noch etwas gibt Micha Kübler zu bedenken: Das Studio<br />
muss nicht ein eigens dafür eingerichteter Raum<br />
sein – es muss unter Umständen sogar überhaupt<br />
kein Raum sein. „Natürlich kann man mit portabler<br />
Technik auch den Wald zum Studio machen oder vor<br />
Ort ein Arbeitsplatzportrait unter studioähnlichen<br />
Bedingungen fotografieren“, erklärt er. Weil gerade<br />
bei Tageslicht Aufsteckblitze schnell an ihre<br />
Grenzen geraten, sind im mobilen Einsatz akkubetriebene<br />
Studioblitze besonders hilfreich. „Sie stehen<br />
den Netzvarianten in nichts mehr nach“, betont<br />
Micha Kübler. Und sie hätten gegenüber den beim<br />
Filmen so populär gewordenen tragbaren Dauerlicht-<br />
Quellen mit zahlreichen stromsparenden Leuchtdioden<br />
noch immer große Vorteile bei der Gestaltung und Dosierung<br />
des Lichts.<br />
Und worauf sonst kommt es beim Fotografieren von<br />
Menschen an? Ideal im Studio ist eine Kamera mit möglichst<br />
großem Bildsensor, sagt Micha Kübler, weil so die<br />
von raffinierter Beleuchtung herausgearbeiteten Details<br />
auch in ihrer Tiefe wiedergegeben werden. Ein leichtes<br />
Tele sorgt für einen konzentrierten Blick auf das Modell<br />
und trägt dazu bei, unerwünschten Hintergrund auszublenden.<br />
Ein einfarbiger Hintergrund in Form einer<br />
großen Hohlkehle ist <strong>of</strong>t nützlich. Und je nachdem, wie<br />
dynamisch es zugehen soll, kann ein Zoomobjektiv Spielräume<br />
eröffnen oder ein stabiles Stativ noch die kleinsten<br />
Erschütterungen abfangen.<br />
Dass zahlreiche Fotografen einen großen Respekt vor der<br />
Studio- und Portraitfotografie haben, das weiß Micha Kübler<br />
aus vielen Kundengesprächen. Und er räumt ein: Ein<br />
bisschen Theoriewissen ist fast unverzichtbar, wenn man<br />
im Studio mit Blitzanlagen arbeitet. Doch wer verinnerlicht<br />
hat, dass die Intensität des Lichts mit dem Quadrat<br />
zur Entfernung abnimmt und wer immer daran denkt,<br />
dass vom Portraitierten mindestens ein Auge („Immer<br />
noch das Fenster zur Seele“, wie Micha Kübler betont)<br />
zu sehen sein sollte, bringt schon viel Rüstzeug mit.<br />
Nicht nur für Portraits: „Wer im Studio einen Menschen<br />
gut fotografieren kann, für den sollten auch Produktaufnahmen<br />
oder Food-Fotografie kein Problem sein“, ermutigt Micha<br />
Kübler. „Ausprobieren lohnt sich auf jeden Fall.“<br />
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