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HAUSMESSEN-ZEITUNG_2017_Making-of_gross

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Franz Höning |> Am Berninapass<br />

Die analoge Fotografie<br />

ist noch immer quicklebendig<br />

Es muss nicht immer digital sein: Alternative oder längst totgesagte Ideen feiern erstaunliche Erfolge.<br />

Warum Fotografen bis heute zur Analog- oder gar S<strong>of</strong>ortbildkamera greifen.<br />

ZUM BILD: Das Auge wandert etwas unsicher durch weiche, nicht<br />

klar geordnete Farbschichten. Es ist nicht so ganz zu erkennen,<br />

was die Übergänge der Farben bedeuten. Nur ein metallener Mast<br />

zeugt von der Anwesenheit der Menschheit, sonst nur Natur pur.<br />

Der metallene Mast sorgt auch für die einzige Information, die man<br />

aus dem Bild heraus erhält. Aber sie ist auch die einzig wichtige für<br />

Menschen, die immer wissen wollen, wo sie sind. Wollte man nur die<br />

Natursicht, wäre auch sie nicht vonnöten. Eine kalte und abweisende<br />

Natur. Wäre die Sicht klar, hätte man einen atemberaubenden Blick<br />

auf das Berninamassiv. Aber in einem sichtbaren Bergmassiv wären<br />

alle Strukturen klar gegliedert, alle Nuancen würden die Höhenlagen<br />

zuordnen, die Schattierungen würden dem Betrachter ein Gefühl<br />

von Abstand geben. So, in den nicht klar geordneten Farbschichten,<br />

ist kein Abstand vorhanden, kein Schätzen der Entfernung. Alles ist<br />

amorph. Das stellt unser Gehirn vor große Aufgaben – es will zuordnen,<br />

klären, ordnen. Aber die nicht mögliche rationale Vereinnahmung<br />

lässt den Raum frei zum Träumen. Das Auge verliert sich in<br />

einem Bild, in dem keine klaren Übergänge sichtbar sind. Nichts ist<br />

einschätzbar, kein Abstand kalkulierbar. Fast grafische monochromatische<br />

Flächen bestimmen das Bild, Raum und Zeit<br />

sind aufgehoben. Entstanden ist das Bild bei der Überquerung des<br />

Berninapasses mit der Berninabahn. Sie ist die einzige Alpenbahn,<br />

die ihren Scheitelpunkt auf 2328 Metern <strong>of</strong>fen überquert, also nicht<br />

durch einen Tunnel fährt.<br />

ZUR PERSON: Franz Hönig arbeitet seit 2011 bei Lichtblick.<br />

Was? Das gibt es alles noch? Schwarzweißfilme, Farbnegativfilme, Diafilme,<br />

Fotopapier zum Selbstentwickeln von Schwarzweiß-Abzügen, Chemikalien,<br />

Vergrößerer, Diaprojektoren: Viele, die zum ersten Mal in das Foto-Fachgeschäft<br />

Lichtblick am Konstanzer Augustinerplatz kommen, staunen. Im<br />

zweiten Jahrzehnt der Digitalfotografie hat die analoge<br />

Technik<br />

noch lange nicht ausgedient. „Und das wird auch so<br />

bleiben“, ist sich Lichtblick-Mitarbeiter Franz Höning<br />

sicher. Denn der Reiz der traditionellen<br />

Fotografie wird in Zeiten<br />

der Digitalisierung aller Lebensbereiche<br />

eher größer als kleiner.<br />

Gründe, ganz klassisch<br />

mit Film und Chemie zu<br />

arbeiten, gebe es viele, sagt<br />

Höning. Da sind die vielen<br />

analogen Kameras, die<br />

noch in vielen Haushalten<br />

schlummern:<br />

„Selbst<br />

wenn sie Jahrzehnte alt<br />

sind, reicht es <strong>of</strong>t, eine<br />

neue Batterie einzusetzen“,<br />

so seine Erfahrung.<br />

„Die Qualitätsstandards in<br />

den 70er- und 80er-Jahren<br />

waren hoch.“ Viele kommen<br />

aber auch durch ein Fotolabor<br />

an der Schule oder<br />

Hochschule in die analoge<br />

Welt. „Die Jungen wollen<br />

das dann einfach probieren,<br />

und viele bleiben dabei“,<br />

so Hönings Erfahrung. Und<br />

schließlich gibt es diejenigen,<br />

die schon immer analog fotografiert<br />

haben, ihren Film zur<br />

Entwicklung brachten und die<br />

Abzüge gerne in ein Fotoalbum<br />

einkleben.<br />

Der Reiz der traditionellen Fotografie<br />

erschließt sich erstaunlich<br />

schnell, so Franz Höning. Wer<br />

mit Film arbeitet und vielleicht<br />

sogar die Chance hat, die Abzüge<br />

selbst in der Dunkelkammer zu vergrößern, spürt intuitiv dem prozesshaften<br />

Charakter der Fotografie nach. Von der Auswahl des Filmmateri-<br />

als über die Gestaltung des Motivs mit Wahl von Standort und Brennweite,<br />

Entfernung, Belichtungszeit und Blende über die Filmentwicklung bis zum<br />

fertigen Papierbild entsteht eine Kette, deren Schritte einzeln kontrolliert<br />

werden können und müssen. Und weil das Filmmaterial begrenzt ist, ist<br />

Disziplin erforderlich. „Es ist eine ganz andere Art von Fotografieren“, sagt<br />

Höning, „man denkt vorher, und man ist dabei, wenn etwas entsteht. Das ist<br />

sehr erfüllend.“<br />

Nirgendwo ist das Fotografieren so handwerklich wie analog, und nirgendwo<br />

ist es so individuell. „Wer analog fotografiert, will kreativ einen Augenblick<br />

umsetzen, den er oder sie gerade erlebt“, glaubt Höning, und diese Chance<br />

spricht gerade Schüler und Studenten an – mit dem Nebeneffekt, dass<br />

sie für ein schmales Budget eine schöne Ausrüstung kaufen können.<br />

Lichtblick hat eine im Südwesten ziemlich einmalige Auswahl an gebrauchten<br />

Fotoartikeln, und Inhaber Markus Wintersig sagt: „Ich freue<br />

mich immer, wenn jemand mit einer analogen Kamera sich ein neues<br />

Hobby zu erschließen beginnt.“<br />

Der Weg zum guten Bild ist dabei nicht schwer, sagt Franz Höning.<br />

„Die klassische Technik ist viel zugänglicher, weil zwischen<br />

Benutzer und Ergebnis eben nicht viel Elektronik liegt. Analoges<br />

Fotografieren ist so simpel und einfach zu erlernen, dass man<br />

sich viel schneller auf die Bildaussage konzentrieren kann.“ Und<br />

nach dem Urlaub kommt man statt mit tausenden Bildern auf der<br />

Speicherkarte mit drei oder vier Filmen zurück. Wer will, kann<br />

sich beim Entwickeln übrigens gleich eine digitale Variante scannen<br />

lassen und die Bilder dann am Computer weiterbearbeiten.<br />

Den radikalsten Schritt machen freilich jene, die zur S<strong>of</strong>ortbildkamera<br />

greifen. Für die einen ist sie ein Partygag, für die anderen<br />

Werkzeug zur Herstellung von Unikaten, für wieder andere<br />

ein künstlerisches Ausdrucksmittel. Die Nachfrage nach S<strong>of</strong>ortbildkameras<br />

und –filmen ist jedenfalls anhaltend hoch. Am weitesten<br />

verbreitet sind Bilder im Scheckkartenformat. Junge Leute verschenken<br />

sie gerne und teilen damit den Augenblick nicht mit beliebig vielen<br />

Menschen in einem sozialen Netzwerk, sondern machen jemandem<br />

mit einem echten Einzelstück in Farbe und oder Schwarzweiß eine<br />

Freude. „Das ist in Zeiten der unendlichen Vervielfältigung wirklich<br />

etwas Besonderes geworden“, sagt Franz Höning. Und sogar die<br />

guten, alten Polaroid-Kameras erleben eine Renaissance, mit der<br />

niemand rechnete. Von Experten instand gesetzt, sind sie zu begehrten<br />

Plattformen geworden, um Impossibles-Filme zu nutzen, die<br />

bewusst Farben verfremden und die Welt auf eine ganz eigene Art<br />

wiedergeben. Während Instax-S<strong>of</strong>ortbilder binnen weniger Minuten<br />

entwickelt sind, braucht es bei den Impossibles eine halbe Stunde<br />

Geduld. Auch das ist, betont Franz Höning, etwas Außergewöhnliches<br />

geworden. Und er ermutigt zum Experiment: „Fotografie macht gerade<br />

dann Spaß, wenn man die ausgetretenen Pfade verlässt.“<br />

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PXW-FS5<br />

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<strong>HAUSMESSEN</strong>-<strong>ZEITUNG</strong>_MAKING-OF_<strong>2017</strong>_290x440.indd 4 06.05.17 15:17

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