Untitled - Cascade Art Space
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Unwillkürlich fühlt man sich an die Barocksonette eines<br />
Andreas Gryphius erinnert, oder an die Stelle im Faust,<br />
worin es heißt dass „alles was entsteht“ auch wert sei<br />
„dass es zugrunde geht“.<br />
Aber auch die Nähe zu Künstlern wie Tom Waits oder<br />
Jim Jarmusch wird zu Recht immer wieder konstatiert:<br />
der Mensch als Individuum inmitten der Gegebenheiten<br />
mehr oder weniger zufälliger Ereignisse, die sich nicht<br />
festhalten und kaum beeinflussen lassen.<br />
Entsprechend dem Motto De Chiricos, man müsse „das<br />
malen, was nicht sichtbar ist“, bildet Krieg in seinen Fotografien<br />
diese unsichtbaren Faktoren ab: das Flüchtige<br />
des Augenblicks, den kurzen Reiz der Sinne, das Geheimnisvolle,<br />
Verlockende, Irritirende, Sehnsuchtsvolle.<br />
Dabei erreicht er eine Bildsprache, die manchmal die<br />
Grenze der Abstraktion überschreitet - ein Prozess, den<br />
die Malerei vor hundert Jahren begann, den aber die<br />
Fotografie als Kunstform gerade erst im Begriff ist, in<br />
diesen Bildern zu vollziehen.<br />
Tilmann Krieg lehnt es ab, über Technik zu sprechen, da<br />
ihm seine Themen im Vordergurnd stehen.<br />
Dass seine Arbeiten rein digital entstehen, daraus<br />
macht er kein Geheimnis. Allerdings legt er Wert darauf,<br />
dass seine Bilder unmanipulierte Fotografien sind. Am<br />
Computer werden allenfalls Korrekturen der klassischen<br />
Dunkelkammertechnik vorgenommen: Helligkeit, Kontrast<br />
und Farbsättigung.<br />
Das Bild selbst entsteht aber aus dem reinen Akt der<br />
Fotografie vor dem Hintergrund klassischer Malerei.<br />
Tatsächlich gibt es einige junge Arbeiten, in denen sich<br />
die Malerei zeichenhaft wieder in den Vordergrund<br />
drängt und die Synthese verschiedener künstlerischer<br />
Techniken gekonnt vereint.<br />
Die Ausstellung im Museum Villa Haiss zeigt unter dem<br />
Titel „Passagen“ eine Auswahl von neuen und aktuellen<br />
Arbeiten von Tilmann Krieg aus einem Zeitraum von<br />
2003 bis heute.<br />
Walter Bischoff (Galerist)<br />
INOCÊNCIA, Salvador Bahia, 2008<br />
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